Studie
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
Über
die Jungfrau China aus einem Roman der Ming-Dynastie:
„Oh
welch holdselige Erscheinung bot sich seinem Auge! Der zarte Schimmer
ihrer Haut ließ die herrlichste Blume neben ihr vor Scham vergehen!
An der Grazie ihrer Bewegung gemessen, erschien der zierliche Flug
der Schwalbe von lächerlicher Plumpheit! Der edle Schwung ihrer
Brauen beschämte die anmutigen Konturen lenzlicher Hügel!
Verglichen mit dem seelenvollen Feucht ihres Auges, war daas Blank
des Herbstsees matt und tot! Ihre Taille, zum Zerbrechen zart, stand
rank wie die zierliche Pagode, die dem Sturme trotzt! Mondglanz lag
auf ihrem Haare, dessen Spiegelglätte keiner Salbe bedurfte! Die
Reinheit ihres Teints ließ frisch gesottenen Reis schmutzig
erscheinen und machte Puder und Schminke entbehrlich! Ach, ihre
Schönheit zu beschreiben hieße, den Kranichflug im Bilde festhalten
zu wollen! Ihr göttlicher Anblick ließ dich bis ins Mark
erschauern!“
ERSTES
KAPITEL
KAISER
PUYI
Puyi
wurde am 7. Februar 1906 als ältester Sohn des Prinzen Chun II
Zaifeng und dessen Gemahlin Youlan im „Nördlichen
Herrschaftssitz“, einem Palast nahe Peking, geboren. Sein Vater war
ein jüngerer Halbbruder des amtierenden Kaisers Guangxu und
entstammte dem mandschurischen Fürstengeschlecht der Aisin Gioro,
die seit 1644 in der Qing-Dynastie die chinesischen Kaiser stellten.
Ende
1908 lag der kinderlose Kaiser Guangxu im Sterben. Daher ließ
Kaiserinwitwe Cixi, die eigentliche Machthaberin Chinas und bei Hofe,
den erst zweijährigen Puyi in die Verbotene Stadt nach Peking
bringen, um ihn als Thronerben einzusetzen. Cixi hielt seit 47 Jahren
die Fäden in der Hand. Sie war zunächst Nebenfrau des Kaisers
Xianfeng und hatte mit diesem einen Sohn Tongzhi, der seinem Vater
1861 als Minderjähriger auf den Thron folgte. Nach dessen
plötzlichem Tod im Alter von 18 Jahren – seine schwangere Ehefrau
starb zwei Monate nach ihm – setzte die Kaiserinwitwe ihren
dreijährigen Neffen Zaitian als Kaiser Guangxu durch. Dieser war
Puyis Onkel. Einen Tag nach der Ankunft des Jungen in der Verbotenen
Stadt, starb Guangxu und einen Tag später Cixi.
Mit
nur zwei Jahren war Puyi Kaiser von China und wurde am 2. Dezember in
einer hochoffiziellen, aufwändigen Zeremonie in der „Halle der
höchsten Harmonie“ inthronisiert. Fortan lebte der Kind-Kaiser
getrennt von seinen leiblichen Eltern als gottähnliche Person in der
Verbotenen Stadt, umgeben von Eunuchen, Dienstboten und Konkubinen
seiner Vorgänger. Jeder, der dem Kaiser gegenübertrat, musste den
Kotau vor ihm machen, Kritik an ihm war untersagt. Ein strenges
Protokoll regelte den Tagesablauf des Jungen.
Die
Regentschaft für seinen minderjährigen Sohn übernahmen Prinz Chun
und Guangxus Witwe Longyu. Chun erwies sich bald als unfähig, die
kaiserliche Zentralmacht zu festigen. In China herrschten chaotische
Zustände. Korruption und Misswirtschaft drohten, China unregierbar
werden zu lassen. Große Teile des Landes wandten sich von Peking ab,
kaiserliche Dekrete und Erlasse erzielten kaum noch Wirkung.
Regionale Kriegsherren bestimmten das Geschehen, die republikanische
Kuomintang-Bewegung hatte enormen Zulauf und ausländische Großmächte
strebten danach, ihren Einfluss in China auszubauen. Als im Herbst
1911 die Xinhai-Revolution ausbrach, war das Ende der Monarchie
absehbar. Am 1. Januar 1912 rief Sun Yat-sen die Republik China aus
und der sechsjährige Puyi musste am 12. Februar abdanken. Im Edikt
zur „Wohlwollenden Behandlung des Kaisers der großen
Qing-Dynastie“ wurde Puyi weiterhin Kaisertitel und -würden
zugestanden. Ihm wurde unbefristetes Wohnrecht in der Verbotenen
Stadt eingeräumt und zur Unterhaltung seines riesigen Hofstaates
erhielt er eine jährliche Apanage von vier Millionen Yuan.
Trotz
seiner formellen Abdankung änderten sich an Puyis Leben und
Behandlung vorerst nichts. Er durfte auch weiterhin seinen Titel
„Kaiser von China“ tragen und auch benutzen. Der von Eunuchen
dominierte Hofstaat hielt auch nach Ausrufung der Republik an dem
überkommenen Hofzeremoniell fest. Puyi lebte immer noch von seinen
leiblichen Eltern getrennt in der Abgeschiedenheit der Verbotenen
Stadt, wo die Amme Wang Momo seine wichtigste Bezugsperson bildete.
Verwandte (insbesondere sein Vater), hohe Beamte und Eunuchen
bereicherten sich persönlich an den zugewiesenen Geldmitteln und den
Kunstschätzen der Verbotenen Stadt. Inmitten von Korruption,
Missgunst und Intrigen oblag die Erziehung des Jungen seiner Amme und
ausgesuchten Eunuchen. Unterrichtet wurde er im Einzelunterricht von
Privatlehrern, die ihn hauptsächlich in traditioneller chinesischer
und konfuzianischer Literatur sowie Kalligraphie unterwiesen. Erst ab
1914 änderte sich Puyis isolierte Stellung, als sein jüngerer
Bruder Pujie als Spielkamerad an den Hof geholt wurde.
Politisch
spielte er erstmals 1917 wieder eine Rolle, als nach einem
Militärputsch die Monarchie kurzzeitig wieder eingeführt wurde.
General Zhang Xun nutzte die Instabilität der Republik aus, putschte
sich an die Macht und setzte im Juli 1917 Puyi wieder als Kaiser ein.
Nach zwölf Tagen jedoch war dieser Restaurationsversuch wieder
beendet und Puyis Berater hielten sich fortan politisch zurück.
Im
Frühjahr 1919 wurde der britische Kolonialbeamte und Sinologe
Professor Johnston neuer Privat- und Englischlehrer Puyis, der nun
gemeinsam mit seinem Bruder und ausgesuchten Aristokratenkindern
unterrichtet wurde. Johnston gewann schnell großen Einfluss auf
Puyi, prägte dessen Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig und
führte ihn an die westliche Denkweise heran. Dies ging sogar soweit,
dass sich Puyi seinen Zopf, die traditionelle Haartracht der
Mandschu, selbst abschnitt.
Politisch
blieb China ein Pulverfass. Im November 1924 putschte sich General
Feng Yuxiang an die Macht und revidierte unter anderem das Edikt
zwischen Republik und Kaiser. Auf seinen Druck hin musste Puyi die
Verbotene Stadt verlassen. Nach 16 Jahren setzte er wieder einen
Schritt vor die Tore und ging am 5. November 1924 mit kleinem Gefolge
zu seinem Vater in den Nördlichen Herrschaftssitz.
Mitte
der 1920er Jahre spitzte sich die Lage in China zu, es herrschten
Chaos und Anarchie, Bürgerkrieg drohte. Regionale Kriegsherren, die
Kommunisten und die republikanische Zentralmacht kämpften um die
Macht. Ausländische Mächte, allen voran Japan, wollten die Schwäche
Chinas ausnutzen und sich territoriale und wirtschaftliche Vorteile
verschaffen. In den Wirren dieser Zeit war die persönliche
Sicherheit Puyis gefährdeter denn je. Auf Anraten seines Gefolges
begab sich Puyi schließlich inkognito in das internationale
Botschafterviertel Pekings. Dort stellte er sich umgehend unter den
Schutz der japanischen Botschaft und bezog mit seinem Gefolge ein
eigenes Gebäude, wo er zunehmend japanischen Einfluss ausgesetzt
war.
Am
23. Februar 1925 übersiedelte Puyi nach Tianjin. Die kosmopolitische
Hafenstadt besaß ein großes internationales Viertel, wo Puyi sich
in japanisches Hoheitsgebiet begab und eine herrschaftliche Villa
bezog. Während der Jahre in Tianjin entwickelte Puyi den Wunsch,
eines Tages auf den chinesischen Kaiserthron zurückzukehren. Als
Privatmann nahm er rege am gesellschaftlichen Leben der großen
ausländischen Gemeinde teil.
Nach
der Mandschurei-Krise zwischen Japan und China bedrängten japanische
Agenten den psychisch labilen Puyi. In der Mandschurei sollte ein von
Japan abhängiger Satellitenstaat entstehen, mit Puyi an der Spitze.
Nach einigem Zögern stimmte dieser schließlich zu.
Nachdem
Puyi zugestimmt hatte, sich an die Spitze des neuen Staates zu
stellen, bereiteten die Japaner seine Umsiedlung in die Mandschurei
vor. Zu diesem Zweck wurde ihm am 24. Februar 1932 eine Bitte des
Volkes der Mandschurei vorgetragen, ihr neuer Präsident zu werden,
woraufhin Puyi nach Lüshun (Port Arthur) gebracht wurde. Dort
erlebte er mit, wie in der von japanischen Truppen befreiten
Mandschurei das unabhängige Mandschukuo errichtet wurde, woraufhin
Puyi feierlich in der neuen Hauptstadt Xinjing einzog. In Xinjing
bezog er den Gebäudekomplex der ehemaligen Salzsteuerbehörde,
richtete hier seinen Hof ein und wurde auch dort zum
Staatspräsidenten vereidigt. Bei der anschließenden Ausarbeitung
der Verfassung blieb Puyi außen vor, Mitspracherecht wurde ihm nicht
zugestanden.
Als
Staatspräsident hatte er formell zwar weitreichende exekutive,
judikative und legislative Befugnisse, konnte seine Regierung
ernennen, doch Mandschukuo war von Beginn an ein japanischer
Marionettenstaat. Japanisches Fernziel war es, Mandschukuo als
Sprungbrett für die Unterwerfung Gesamtchinas zu nutzen. Die
politische Macht des Staates lag beim „Staatsausschuss für
allgemeine Angelegenheiten“, der ausschließlich mit Japanern
besetzt war und seine Handlungsdirektiven aus Tokio erhielt.
Mandschukuo von den Japanern wirtschaftlich erschlossen, diente als
Rohstoffquelle und Fabrikationsstätte. Es gab viele Bodenschätze
und Rohstoffe, eine ertragreiche und fruchtbare Landwirtschaft und
die Infrastruktur war gut. Die Einwanderung japanischer Siedler wurde
forciert, Amtssprache wurde Japanisch und die Shinto-Religion
eingeführt.
Puyi
indes träumte insgeheim von der Rückkehr auf den Kaiserthron in
Peking, doch die Japaner ließen ihn mehr und mehr spüren, wer das
Sagen hatte. 1934 wurde Mandschukuo eine Monarchie und war fortan das
Kaiserreich Mandschukuo. Zu diesem Zweck wurde Puyi am 1. März 1934
zum Kaiser von Mandschukuo gekrönt. Die Krönungszeremonie fand im
Beisein Prinz Chichibus statt, des jüngeren Bruders Kaiser
Hirohitos, was lediglich unterstrich, dass Puyi Kaiser von Japans
Gnaden war. An seiner einflusslosen Stellung änderte dies indes
nichts. Im Gegenteil fühlte er sich an seinem Hof, der eine in sich
geschlossene, privilegierte Welt war, zunehmend wie ein Gefangener.
Umgeben von japanischen Spitzeln wurde er zunehmend von der Außenwelt
isoliert und zeigte in seinem Verhalten paranoide Züge. Vom Verlauf
des Zweiten Weltkriegs erfuhr er nur aus der allgemeinen japanischen
Kriegspropaganda.
1945
war Japan militärisch praktisch besiegt. Im August erklärte ihm die
Sowjetunion den Krieg und marschierte in Mandschukuo ein. Die
japanische Armee stellte sich nicht zum Kampf, sondern zog sich nach
Süden zurück. Das Land verfiel in Chaos, die Ordnung löste sich
auf. Am 11. August verließ Puyi seinen Palast in Xinjing und
versuchte sich mit wenigen Getreuen (unter anderem mit seinem Bruder
Pujie) nach Japan durchzuschlagen. Auf der Flucht dankte Puyi am 16.
August formell ab und erklärte die Rückkehr der Mandschurei nach
China. Anschließend wurde er am Flughafen von Mukden durch
sowjetische Fallschirmjäger gefangen genommen.
Die
Sowjets internierten Puyi im Kriegsgefangenenlager von Chabarowsk.
Zwischenzeitlich wurde Puyi 1946 als Zeuge beim Internationalen
Kriegsverbrechertribunal in Tokio angehört, erklärte allein die
Japaner für jegliche Kriegsverbrechen verantwortlich und sprach sich
selbst von aller Schuld frei.
Puyi
blieb bis zum August 1950 in sowjetischer Haft, ehe er nach dem Sieg
der Kommunisten unter Mao Zedong an die Volksrepublik China
ausgeliefert wurde. Die chinesischen Behörden internierten den
Ex-Kaiser im Gefängnis von Fushun. Dort traf er neben seinem Bruder
Pujie auf seinen Schwiegervater Prinz Su und drei Neffen. Ziel der
„Umerziehung“ war es, Puyi im Sinne des Kommunismus zu einem
loyalen Bürger der Volksrepublik zu machen. Er musste schriftlich
Selbstkritik üben und sich vor Parteikadern für seine Taten
verantworten. Nach neun Jahren im Gefängnis von Fushun wurde Puyi am
9. Dezember 1959 aus der Haft entlassen. Die Umerziehung war
„erfolgreich“ abgeschlossen und auf Anordnung Mao Zedongs war er
begnadigt worden. Anschließend ging er nach Peking, wurde von seinem
Halbbruder Puren aufgenommen und bekam eine Anstellung als Gärtner
im Botanischen Garten der Stadt zugewiesen, später als Archivar an
einem Institut für Geschichte einer Pekinger Universität. Fortan
führte er ein einfaches, zurückgezogenes Leben. Endgültig
rehabilitiert wurde er 1964, als er von der Politischen
Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes zum Mitglied ihres
Nationalkomitees gewählt wurde.
1964
wurde bei ihm Krebs diagnostiziert und fortan verschlechterte sich
sein Gesundheitszustand kontinuierlich, bis er schließlich am 17.
Oktober 1967 im Pekinger Kreiskrankenhaus verstarb.
Nach
den damaligen Gesetzen wurde sein Leichnam in einem Krematorium
eingeäschert und zunächst auf dem Pekinger Revolutionsfriedhof
Babaoshan beerdigt. 1995 erreichte seine Witwe die Verlegung der Urne
auf einen Friedhof außerhalb der Stadt, nahe den traditionellen
Grabstätten seiner Qing-Vorfahren. Dort wurden vier der neun
Qing-Kaiser, drei Kaiserinnen, 69 Prinzen und kaiserliche Konkubinen
bestattet.
ZWEITES
KAPITEL
SUN
YAT-SEN
Sun
Yat-sen wurde am 12. November 1866 als Sohn einer Bauernfamilie im
Dorf Cuiheng, Bezirk Xiangshan, Guangdong in Südchina geboren. Der
Bezirk wurde ihm zu Ehren in Zhongshan umbenannt. Über seine
Herkunft sagte Sun: „Ich bin ein Kuli und der Sohn eines Kulis. Ich
habe immer mit dem Kampf des Volkes sympathisiert.“
1878
ging er im Alter von 13 Jahren erstmals nach Hawaii und zog zu seinem
Bruder nach Honolulu, der dort bereits als Arbeiter angefangen und
als Händler reich geworden war. Von 1879 bis 1882 lernte er an der
anglikanischen Iolani School, danach noch an der Punahou-Schule.
Diese erste Berührung mit dem Christentum prägte ihn zutiefst.
Nach
seiner Rückkehr ins Dorf Cuiheng zerschlug er einen Götzen im
Dorftempel, um sein Aufbegehren gegen die herrschenden Umstände zu
demonstrieren. Dafür wurde er aus dem Dorf verbannt.
So
begann er im Jahr 1886, am Hong Kong College of Medicine for Chinese
Medizin zu studieren, wo er der erste Absolventen war. Danach
arbeitete er als Arzt in Hongkong.
Seine
Aufenthalte im Westen nährten in ihm die Unzufriedenheit mit der
Regierung der Qing-Dynastie und so begann er seine politischen
Aktivitäten damit, dass er Reformgruppen von Exilchinesen in
Hongkong organisierte. Im Oktober 1894 gründete er die Xing Zhong
Hui, die Vereinigung zur Wiederherstellung Chinas, mit dem Ziel, eine
Plattform für zukünftige revolutionäre Aktivitäten zu schaffen.
Im
Jahr 1895 schlug der von ihm geplante Kantoner Aufstand fehl. Die
Qing-Regierung setzte auf ihn ein Kopfgeld aus, so verbrachte Sun 16
Jahre im Exil in Europa, den USA, Kanada und Japan. Dort sammelte er
Geld für seine revolutionären Aktivitäten. In Japan trat er
chinesischen Dissidentengruppen bei und gründete dort im Jahr 1905
den Tongmenghui-Bund, den chinesischer Revolutionsbund, den Vorgänger
der Kuomintang. Er wurde dafür von Japan in die USA ausgewiesen. In
dieser Zeit begann er auch, westliche Anzüge zu tragen und ließ
sich den chinesischen Zopf abschneiden.
Am
10. Oktober 1911 begann der Wuchang-Aufstand, der den Auftakt zur
Xinhai-Revolution bildete und zum Ende der zweitausendjährigen
Herrschaft der Kaiserdynastien in China führte. Sun hörte von der
erfolgreichen Rebellion des Militärs gegen die Qing-Dynastie.
Daraufhin fuhr er zunächst nach Europa, um dort die Westmächte
davon zu überzeugen, den Qing keine Kredite mehr zu gewähren. In
London konnte er so einen wichtigen Erfolg verbuchen. Er kehrte zu
Weihnachten aus Frankreich nach China zurück.
Am
29. Dezember wurde Sun in einer Konferenz von Provinzrepräsentanten
in Nanjing zum Übergangspräsidenten der Republik China gewählt.
Obwohl
in der Geschichtsschreibung der Kuomintang die Rolle von Sun sehr
betont wird, bezweifeln Historiker, dass er im Umsturz von 1911 eine
große Rolle gespielt hatte, einfach aus dem Grund, weil er zu jener
Zeit im Ausland war. Vielmehr wurde er zum Übergangspräsidenten
gewählt, weil er geachtet, aber unbedeutend war und einen
Kompromisskandidaten zwischen Revolutionären und konservativem Adel
darstellte. Am 12. August 1912 gründet er im Hinblick auf die
bevorstehenden Parlamentswahlen aus zahlreichen kleineren politischen
Gruppierungen die Nationale Volkspartei Kuomintang.
Nach
seiner Vereidigung berief Sun Delegierte aus allen Provinzen ein, um
die Nationalversammlung der Republik China zu gründen. Das
Übergangsrecht wurde von dieser Versammlung zum Grundgesetz der
neuen Republik erklärt.
Die
Übergangsregierung war trotzdem in einer sehr schwachen Lage: Die
Südprovinzen hatten ihre Unabhängigkeit erklärt, während der
Norden dies noch nicht getan hatte. Die Übergangsregierung hatte
außerdem keine Streitkräfte, denn ihre Kontrolle über die neue
Armee war gering und es gab viele Truppen, die noch den Qing treu
waren. Daher brauchte Sun die Unterstützung von Yuan Shikai, dem mit
der Beiyang-Armee das Militär Nordchinas unterstand. Sun war
gezwungen, ihm das Präsidentenamt zu versprechen, damit er sich auf
die Seite der Revolution schlug und Kaiser Puyi zum Abdanken zwang.
Als
sich Yuan zum Diktator entwickelte, versuchte Sun 1913, eine Revolte
gegen ihn zu starten. Als sie fehlschlug, ging Sun ins Exil nach
Japan, wo er die Kuomintang neu organisierte.
1917
kehrte er nach China zurück und wurde 1921 zum Präsidenten der
selbstproklamierten Nationalregierung in Kanton gewählt. 1923
erklärte er seine drei Volksprinzipien in einer Rede zur Basis des
Staates und seine Fünf-Yuan-Verfassung zur Richtlinie für das
politische System.
Um
militärische Schlagkraft für eine Nordexpedition gegen die
Militaristen in Peking zu haben, gründete er die
Whampoa-Militärakademie in der Nähe von Kanton, mit Chiang Kai-shek
als Kommandeur und Parteigenossen wie Wang Jingwei und Hu Hanmin als
politischen Lehrern.
In
den frühen 20er Jahren bekam Sun Hilfe von der Kommunistischen
Internationale, um die Kuomintang in eine leninistische Partei
umzuorganisieren. Gleichzeitig handelte er die erste vereinigte Front
aus Kommunisten und Kuomintang aus. 1924 wurde diese Allianz noch
gestärkt, um das Land besser unter Kontrolle bringen zu können. Zu
diesem Zeitpunkt war Sun überzeugt davon, dass China nur mit Gewalt
von seiner Basis in Südchina aus vereinigt werden könnte. Nach
einer Periode politischer Vormundschaft sollte dann ein Übergang zur
Demokratie geschehen.
Am
10. November 1924 reiste Sun in den Norden und trat für eine
gesamtchinesische Konferenz sowie die Abschaffung der unfairen
Handelsverträge mit dem Westen ein. Zwei Tage später reiste er
trotz schlechten Gesundheitszustandes und Bürgerkriegs wieder in den
Norden, um über die Zukunft des Landes zu diskutieren.
Am
12. März 1925 starb er in Peking an Leberkrebs im Alter von 58
Jahren.
Seine
politische Philosophie, bekannt als dreifaches Volksprinzip, wurde im
August 1905 veröffentlicht und war stark an den amerikanischen
Progressivismus angelehnt.
In
seinem Werk Methoden und Strategien zum Aufbau des Landes, im Jahre
1919 fertiggestellt, schlug er vor, dieses Prinzip zu verwenden, um
endgültigen Frieden, Freiheit und Gleichheit in China zu erreichen.
Nach
Suns Tod brach ein Machtkampf zwischen seinem jungen Protegé Chiang
Kai-shek und dem älteren Wang Jingwei aus, der die Kuomintang
spaltete. Das lag zum Teil am zwiespältigen Erbe, das Sun Yat-sen
hinterlassen hatte. Als sich die Allianz zwischen Kommunisten und der
Kuomintang 1927 auflöste und der Bürgerkrieg ausbrach, behaupteten
alle von sich, seine wirklichen Erben zu sein. Diese Spaltung bestand
auch während des japanischen Krieges fort.
Sun
Yat-sen ist der einzige chinesische Politiker, der sowohl in Taiwan
wie in Rot-China großes Ansehen genießt. In Taiwan wird er als
Vater der Republik China betrachtet und sein Bild ist in fast allen
öffentlichen Räumen präsent. Da Sun Yat-sen nie in der Regierung
Taiwans war, ist er auch bei Befürwortern der taiwanesischen
Unabhängigkeit unverfänglich.
In
Rot-China wird er als chinesischer Nationalist und Vorkämpfer der
Republik und des Sozialismus gesehen. In den letzten Jahren wurde Sun
auch von der chinesischen Regierung in den Vordergrund gerückt,
nicht zuletzt um die Beziehungen zu Taiwan und den dortigen
Unterstützern einer Wiedervereinigung zu verbessern. Mittlerweile
gibt es zu den Mai-Feiern ein großes Bild von Sun Yat-sen auf dem
Tian-anmen-Platz, während Bilder von Marx und Lenin nicht länger zu
sehen sind.
DRITTES
KAPITEL
CHIANG
KAI-SHEK
Chiangs
Eltern waren Salzhändler und gehörten zur oberen Mittelschicht.
Sein Vater hatte Schwierigkeiten mit diesem Geschäft. Nach dem Tod
des Vaters 1896 geriet die Familie in Not. Chiang war Mitglied der
Methodistenkirche.
Chiang
versuchte erstmals 1906, eine militärische Ausbildung in Japan zu
beginnen. Diese wurde ihm aber verweigert, da er keine Erlaubnis der
chinesischen Qing-Regierung vorweisen konnte. Allerdings lernte er
bei seinem Aufenthalt in Japan Chen Qimei kennen, der ihm die
Tongmenghui-Bewegung näherbrachte, in die Chiang zwei Jahre später
eintrat. Chiang kehrte noch im Winter 1906 nach China zurück und
begann im Sommer des darauffolgenden Jahres eine Ausbildung an der
Baoding-Militärakademie, an welcher er nach einem Jahr eine Prüfung
ablegte, die ihm eine weitere Militärausbildung in Japan erlaubte.
Im Anschluss ging Chiang ein weiteres Mal nach Japan, wo er ein
Studium an einer speziell für chinesische Studenten eingerichteten
Militärschule aufnehmen konnte. Nach seinem dortigen Abschluss im
November 1909 wurde er mit einigen anderen Absolventen dem 19.
Feldartillerieregiment der Kaiserlich Japanischen Armee zugeteilt, da
er Felderfahrung sammeln musste, bevor er die Kaiserlich Japanische
Heeresakademie hätte besuchen dürfen.
Als
er 1911 vom Wuchang-Aufstand hörte, kehrte er nach China zurück, um
sich an der Bewegung zum Sturz der chinesischen Kaiserdynastie zu
beteiligen. Mit Hilfe seines Förderers Chen Qimei übernahm er in
Shanghai die Führung eines Regiments der revolutionären
Streitkräfte und wurde Gründungsmitglied der Kuomintang.
Nachdem
Chiang 1923 Sun Yat-sen und dessen Frau bei einem Attentat das Leben
rettete, wurde er Suns Protegé. 1923 leitete er eine Studienreise in
die Sowjetunion, der an einer Stärkung der jungen Republik China
gelegen war. 1924 wurde er von Sun zum Leiter der neugegründeten
Whampoa-Militärakademie ernannt. Whampoa wurde finanziell und
personell von der Sowjetunion unterstützt. Sowjetische Berater
halfen auch, die Kuomintang als Einheitspartei zu formen. Die
chinesischen Kommunisten wurden aufgefordert, der Kuomintang
beizutreten.
Nach
dem Tod von Sun Yat-sen übernahm Chiang 1925 die Kontrolle über die
Kuomintang. Seine Machtposition war aber bedroht, zum einen durch die
Kommunisten außerhalb der Partei und durch den linken Flügel in der
Partei, vertreten durch Wang Jingwei. Außerdem wurden viele Regionen
Chinas durch Kriegsherren wie die Nördlichen Militaristen beherrscht
oder waren gänzlich dem politischen Chaos verfallen. Unterstützung
erhielt Chiang Kai-shek von Du Yuesheng, dem Chef der Grünen Bande,
der 1925 in die Kuomintang eintrat.
1926
begann er als Kuomintang-Führer die Nordexpedition, einen Feldzug
gegen das Kriegsherren-Regime Zhang Zuolins in Nordchina. Das Ziel
war die Einigung Chinas unter der Kuomintang-Regierung. 1928 beendete
er diese Mission siegreich. Im April 1927 schlug Chiang mit Hilfe der
Grünen Bande im Shanghai-Massaker Aufstände in der Arbeiterschaft
Shanghais blutig nieder. Aufständische Arbeiter wurden exekutiert,
die Kommunisten verloren ihre wichtigste Wirkungsstätte.
Die
erfolgreiche Durchführung der Nordexpedition stärkten Chiangs
Position gegenüber seinen Gegnern wie Wang Jingwei. Auf Bitten
seiner Frau und nach „sorgfältiger Prüfung des Fragenkomplexes“
war Chiang Christ geworden, Methodist. Später hat er selbst eine
chinesische Bibelübersetzung redigiert und ein Vorwort zu einer
Psalmenübersetzung geschrieben.
Nach
der Ausschaltung der Kommunisten und der Wiedererlangung der
Kontrolle über Nordchina wurde Chiang auch vom Ausland als der neue
starke Mann Chinas anerkannt. Die Anzahl der ausländischen
Konzessionen verringerte sich. Die Kuomintang-Regierung gewann die
Kontrolle über Steuern und Zölle zurück, die unter der
Qing-Dynastie an die ausländischen Mächte abgetreten worden waren.
Mit
dem Mukden-Zwischenfall begann 1931 Japans Invasion der Mandschurei,
die schon seit 1895 zum japanischen Einflussbereich gehörte, in der
aber die chinesische Nationalregierung versuchte, ihren Einfluss
auszubauen. Um seine Machtposition zu schonen, befahl Chiang den
Rückzug. 1932 errichtete Japan dort seinen Satellitenstaat
Mandschukuo.
Um
Japans Dominanz zu begegnen und den innerchinesischen Konflikt mit
den Kommunisten für sich zu entscheiden, war es notwendig, die
Modernisierung von Wirtschaft und Militär voranzutreiben.
Unterstützung erhielt Chiang von Deutschland, das im Zuge seiner
Wiederaufrüstung auf chinesische Rohstoffe angewiesen war. Im Rahmen
der Chinesisch-Deutschen Kooperation waren Deutsche con 1933 bis 1938
als Militärberater für Chiang tätig.
Schon
seit 1930 versuchte er mit seiner national-chinesischen Partei
Kuomintang jegliche kommunistische Bewegung auszulöschen. Damit war
er in mehreren Feldzügen und mit weiträumigen Belagerungen relativ
erfolgreich, mit Ausnahme in den von Mao Zedong kontrollierten
Gebieten.
Am
12. Dezember 1936, im Zwischenfall von Xi’an, wurde Chiang von
General Zhang Xueliang, der zwar Chiangs Kommando unterstand, aber
als langjähriger Kriegsherr auch eigene Interessen verfolgte,
entführt. Um den Machtkampf für sich zu entscheiden, baute er auf
die Unterstützung der Sowjetunion und wollte im Gegenzug die
Bedrängung der chinesischen Kommunisten aufgeben. Aber schon am 14.
Dezember 1936 verurteilten die sowjetischen Zeitungen Prawda und
Iswestija die Entführung. Am 16. Dezember leitete die
Nationalregierung militärische Aktionen gegen Zhang Xueliang ein. Er
gab schließlich auf und ließ sich von Chiang unter Hausarrest
stellen, aus dem er erst 1990 wieder entlassen wurde. Zeitgleich
stellte die Sowjetunion aber in Aussicht, Chiangs Sohn Chiang
Ching-kuo aus der Sowjetunion ausreisen zu lassen, was von Chiang
Kai-shek sehnlichst erwartet wurde. Chiang entschloss sich zu einem
Bündnis mit den Kommunisten, das formal bis zum Ende des Krieges mit
Japan hielt.
Während
des Zweiten Chinesisch-Japanischen-Krieges von 1937–1945, eines
Teils des Zweiten Weltkriegs, konnte sich Chiang trotz der
Kampfhandlungen mit den Japanern einerseits und des Konfliktes mit
den Kommunisten andererseits an der Macht halten. Japans Militärs
meinten, China in drei Monaten besetzen zu können, was aber schon in
Shanghai am chinesischen Widerstand scheiterte; allein die Einnahme
der Stadt dauerte vier Monate. Entgegen der Meinung seiner
militärischen Berater befahl Chiang den Großteil seiner besten
Einheiten in die Schlacht um Shanghai. Die Japaner konnten zwar die
Stadt erobern, der erbitterte Widerstand stärkte aber die Moral der
Chinesen. Chiang musste sich nach dem Fall der Hauptstadt Nanjing
nach Wuhan und 1938 nach Chongqing zurückziehen, es gelang ihm aber,
den Japanern empfindliche Rückschläge zuzufügen, wie 1938 bei der
Schlacht um Tai’erzhuang oder bei den vier Schlachten um Changsha
zwischen 1939 und 1944.
Chiangs
Deichbruchaktion in der Provinz Henan am Gelben Fluss am 9. Juni 1938
mit der Idee, durch Flutung ganzer Provinzen die japanische Armee
aufzuhalten, forderte fast eine Million Tote. Die Flutungen schafften
es immerhin, den japanischen Feldzug gegen Wuhan für Monate zu
unterbrechen. Die Überlebenden wurden zum Wiederaufbau der Deiche
gezwungen; erst 1947 waren alle Deiche wieder aufgebaut.
Mao
Zedong und Chiang hatten zwar offiziell eine zweite Einheitsfront
gegen die Japaner geschmiedet. Dies war aber nur ein brüchiger
Frieden. Chiang und Mao wussten, dass sie ihre Armeen für den
absehbaren innerchinesischen Konflikt brauchen würden.
Nach
Kriegseintritt wurde Chiang trotz zunehmender Korruption und
abnehmenden Rückhalts in der Bevölkerung von den USA zunächst bis
1945 und anschließend bis 1949 mit Milliarden US-Dollar unterstützt.
Der
Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan ermöglichte es Stalin,
wieder Einfluss in China zu nehmen. Die von den Sowjets erbeuteten
Waffen sollten vertragsgemäß der chinesischen Regierung übergeben
werden. Stattdessen stattete die Rote Armee die Kommunistische Partei
Chinas nach der Niederlage Japans mit dem erbeuteten japanischen
Kriegsgerät aus. Damit endete die Allianz zwischen Chiang Kai-sheks
Kuomintang und Mao Zedongs Kommunistischer Partei und der Konflikt
entflammte erneut. Zwischenzeitlich wurden die Staatsorgane der
Republik China nach Nanjing zurück verlegt. Nachdem eine
Verfassungskommission ihre Arbeit beendet hatte, konnten 1947
landesweite Wahlen für die Nationalversammlung und die
Gesetzgebungskammer durchgeführt werden. Überraschenderweise
gewannen mehrheitlich unabhängige Kandidaten, gefolgt von der
Kuomintang, den Sozialdemokraten und der Jung-China-Partei. Wegen der
zunehmenden Auseinandersetzungen mit der Volksbefreiungsarmee
entschloss sich die Nationalversammlung gleich nach ihrer
Konstituierung zur Verabschiedung von Sondergesetzen, welche dem
künftigen Präsidenten faktisch diktatorische Vollmachten zur
Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung für den Zeitraum der
„kommunistischen Rebellion“ verleihen sollte. Erst danach wählte
die Nationalversammlung Chiang Kai-shek mit 2.430 Stimmen zum
Präsidenten.
Maos
militärische Siege führten zu systematischem Terror in den
eroberten Gebieten, wozu insbesondere die Verfolgung und Tötung von
als „Kapitalisten“ und „Großgrundbesitzern“ sowie
Geistlichen sämtlicher Religionsgemeinschaften, Personen mit
Auslandsverbindungen und Anhängern der Kuomintang und anderer
Parteien zählten. 1949 siegten die Kommunisten endgültig. Chiang
Kai-shek und seine Anhänger zogen sich nach Taiwan zurück.
Im
Dezember 1949 wurde auf Taiwan der neue Sitz der Verfassungsorgane
der Republik China, mit einer vorübergehenden Hauptstadt, Taipeh,
eingerichtet. In dieser Position erhob Chiang weiterhin Anspruch auf
ganz China.
Auf
Taiwan errichtete Chiang Kai-shek ein autoritäres Regime innerhalb
des rechtlichen Rahmens der Sondergesetze, die ihm die
Nationalversammlung 1948 übertragen hatte. Unter dieser
diktatorischen Führung konnten die Wirtschaft und das Bildungssystem
gefördert werden, weshalb Chiangs Herrschaft als
„Entwicklungsdiktatur“ bezeichnet wurde. Demokratische Prozesse
waren dagegen auf die Kommunen und Kreise beschränkt. Die Verehrung
Chiangs wurde häufig mit dem Personenkult seines Rivalen Mao Zedong
verglichen.
Chiang
Kai-shek betrieb in der Zeit zwischen 1950 und 1975 offiziell eine
Politik der Rückeroberung Chinas. Taiwan wurde von den USA
finanziell und materiell unterstützt. Chiangs Rumpfparlament –
nicht alle Mitglieder der republikanischen Nationalversammlung waren
nach Taiwan übergesiedelt – war ein dauerndes Provisorium ohne
eigentliche gesetzgebende Funktion. Nach dem Ausbruch des
Koreakrieges von 1950 erhielt Taiwan von den USA militärische
Unterstützung, um der Volksrepublik China – auch nach der
Besetzung Tibets – deutliche Grenzen zu setzen. Dabei hatten die
USA Schwierigkeiten, Chiangs militärische Blockaden der
Taiwan-Straße und die Gegenwehr durch Artilleriebeschuss aus der
Volksrepublik in einem Status quo zu halten. 1955 musste Taiwan die
Dachen-Inseln und Nanchi an die Volksrepublik China abtreten, die
Bewohner wurden zuvor mit US-amerikanischer Hilfe evakuiert.
Bis
zu seinem Tod 1975 blieb er Präsident der Republik China. Er wurde
von der letztmals 1947 noch gesamtchinesisch gewählten
Nationalversammlung viermal ohne Gegenkandidaten wiedergewählt.
Seine eigene Rolle als autoritär herrschender Präsident sah Chiang
lediglich als notwendiges Übel zur Verteidigung der Republik China
und der Verfassungsdoktrin der Lehren Sun Ya-sens (Staatliche
Unabhängigkeit, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Demokratie) an.
Gegenüber einem US-General erklärte Chiang deshalb: „Sollte ich
sterben, solange ich noch Diktator bin, werde ich sicherlich wie
andere Diktatoren in Vergessenheit geraten. Sollte ich aber auf der
anderen Seite darin erfolgreich sein, das stabile Fundament für eine
demokratische Regierung zu schaffen, werde ich für immer in jeder
Familie Chinas weiterleben."
Nach
dem chinesisch-sowjetischen Zerwürfnis und durch die Zündung von
Chinas erster eigener Atombombe von 1965 wurde die internationale
Machtposition der Republik China geschwächt. Die Volksrepublik China
wurde von immer mehr Staaten als Vertretung anerkannt. Nach dem
Verzicht auf Schadenersatz für Kriegsschäden gelang es der
Volksrepublik 1972 die diplomatische Anerkennung durch Japan zu
erreichen. 1973 wurde Taiwan nur noch von 39 Staaten, 2006 von 23
Staaten als offizielle Vertretung Chinas angesehen.
Chiang
Kai-shek starb 1975 in Taiwans Hauptstadt Taipeh an einem Herzanfall.
VIERTES
KAPITEL
MAO
ZEDONG
Mao
Zedong wurde am 26. Dezember 1893 als ältester Sohn einer
Bauernfamilie im zentralchinesischen Shaoshan, Provinz Hunan,
geboren. Seine Vorfahren lebten seit 500 Jahren in dieser Gegend.
Politisch war die Zeit durch den Verfall der Mandschu-Dynastie
geprägt. Doch wegen der Abgeschiedenheit des Dorfes, zu dem weder
Straßen noch schiffbare Flüsse führten, erfuhr die Bevölkerung
erst zwei Jahre nach dem Tod des vorletzten Kaisers im Jahr 1908 von
dessen Ableben. Aufgrund des bescheidenen Wohlstandes seiner Familie
konnte Mao zunächst im Hause eines Privatlehrers eine einfache
Schulausbildung genießen, die vor allem im Auswendiglernen
konfuzianischer Klassiker bestand, die das Begriffsvermögen Maos
überstiegen. Das Lesen wurde für das Kind zur Leidenschaft, die er
zeit seines Lebens beibehielt. Mit seinen Lehrern geriet Mao häufig
aneinander, so dass er aufgrund seiner Neigung zu ungehorsamem und
eigensinnigem Verhalten mehrerer Schulen verwiesen wurde. 1911, am
Vorabend der Xinhai-Revolution, trat er in die Mittelschule in der
Bezirkshauptstadt Changsha ein. Zu dieser Zeit begann sein
politisches Interesse zu erwachen. Er informierte sich mit Hilfe von
Zeitungen über die aktuellen Debatten und holte nach, was er bisher
versäumt hatte. Er schrieb seinen ersten politischen Aufsatz, in dem
er republikanische Positionen vertrat. Zusammen mit einem Kollegen
lauerte er anderen Schülern auf und schnitt diesen gewaltsam die in
der verhassten Mandschu-Dynastie gebräuchlichen Zöpfe ab.
Mao
Zedongs Muttersprache war Xiang. Er sprach Hochchinesisch nur unter
Anstrengungen und mit starkem Akzent.
Während
der Chinesischen Revolution von 1911 wurde er Mitglied der
anti-kaiserlichen Armee von Hunan, kehrte danach aber wieder in die
Schule zurück.
1918
folgte er seinem Lehrer Yang Changji nach Peking. Durch Vermittlung
dieses Lehrers fand er eine Anstellung als Hilfsbibliothekar an der
Peking-Universität und bekam unter anderem Kontakt zu Li Dazhao,
einem der wichtigsten frühen chinesischen Marxisten und Mitbegründer
der Kommunistischen Partei Chinas. Er lernte in Peking seine spätere
zweite Ehefrau Yang Kaihui, die Tochter seines Lehrers, kennen.
Liebesheiraten waren damals noch alles andere als der Normalfall,
dementsprechend wurde die Verbindung von den jungen linken
Intellektuellen in Changsha als Zeichen gesellschaftlichen
Fortschritts gefeiert.
Anders
als viele andere spätere Führungskräfte des chinesischen
Kommunismus verbrachte Mao die frühen 1920er Jahre nicht im Ausland,
sondern mit ausgedehnten Reisen durch Hunan und andere chinesische
Provinzen.
Mao
war keiner der Teilnehmer bei der Gründung der Kommunistischen
Partei Chinas 1920 in Shanghai, sondern lebte zu dieser Zeit bereits
wieder in Changsha. Die Gründung wurde angeregt durch die von Lenin
einberufene Dritte Kommunistische Internationale. Später wurde
dieses Treffen als die Neue Internationale, kurz Komintern
bezeichnet. Erst 1921 nahm Mao an dem durch die 2. Komintern
organisierten Ersten Kongress der kommunistischen Partei Chinas als
einer der 13 chinesischen Delegierten teil. 1923 wurde er auf dem
zweiten Parteikongress ins Zentralkomitee gewählt. Während der
Ersten Einheitsfront zwischen den Kommunisten und der Kuomintang war
er Direktor eines Instituts zur revolutionären Erziehung der Bauern
in Guangzhou.
Nach
dem Bruch zwischen Kuomintang und Kommunistischer Partei 1927
startete Mao einen Aufstand in Changsha, der aber schnell
niedergeschlagen wurde. Mit einigen anderen Überlebenden zog sich
Mao in das Jinggang-Gebirge zurück, wo er seine Truppen mit denen
von Zhu De, Chen Yi und Zhou Enlai vereinigte, die sich nach dem
Nanchang-Aufstand ebenfalls hierhin zurückgezogen hatten. Zu dieser
Zeit begann Mao seine Gegner und einen Teil der lokalen Bevölkerung
im Rahmen von „Säuberungen“ einzuschüchtern und zu töten.
Die
Times schrieb: „Der Name Mao ist seit zwei Jahren an den Grenzen
von Fukien und Kwangtung berüchtigt. Zweimal konnte man ihn in die
Berge vertreiben, wo er aber zu beweglich war, um ihn gefangen zu
nehmen, aber mit den ersten Anzeichen von Entspannung bei den
Behörden kommt er wieder herunter und verwüstet die Ebene. Mao
nennt sich selbst einen Kommunisten. Wohin auch immer Mao geht,
wendet er sich an die Bauern und sagt ihnen, sie sollen die
Kapitalisten zerstören. Dabei ist er selbst wirklich der übelste
Bandit.“
Die
Guerilla-Basis vergrößerte sich schnell; 1928 beherrschte sie
bereits ein Gebiet mit über 500.000 Einwohnern. Unter dem Druck der
Kuomintang wurde das Zentrum 1931 etwas nach Süden verlagert, und
die Jiangxi-Sowjetrepublik wurde gegründet. Die Zeit war allerdings
auch geprägt von andauernden Machtkämpfen zwischen Mao, der die
Revolution durch Guerillakrieg erreichen wollte, und an der Komintern
orientierten Gruppen, die auf eine Revolution des Proletariats
setzten.
In
Jinggangshan lernte Mao auch seine dritte Partnerin He Zizhen kennen.
Seine Geliebte Yang Kaihui hatte Mao in Changsha zurückgelassen, wo
sie von der Kuomintang verhaftet und 1930 hingerichtet wurde. Ihre
Kinder mit Mao mussten sich eine Zeit lang als Straßenkinder in
Shanghai durchschlagen, bevor sie außer Landes gebracht werden
konnten.
1934
wurde der Druck der Kuomintang schließlich so stark, dass die
Jiangxi-Sowjetrepublik aufgegeben werden musste. Die Kommunistischen
Truppen zogen im Langen Marsch nach Yanan, in der Provinz Shaanxi,
ständig auf der Flucht vor Truppen der Kuomintang noder feindlicher
lokaler Kriegsherren. Mao selbst legte den größten Teil des Weges
in einer eigens für ihn konstruierten Sänfte zurück. Unter den
Opfern waren wahrscheinlich auch mehrere Kinder von ihm und He
Zizhen, die bei Bauern untergebracht, aber nach 1949 nicht mehr
aufgefunden werden konnten. He Zizhen selbst überlebte zwar, aber
war gesundheitlich angeschlagen. Sie wurde 1937 in die Sowjetunion
geschickt, um sich zu kurieren, aber auch, um Mao nicht bei dessen
Affäre mit seiner späteren vierten Ehefrau, der Schauspielerin und
Politikerin Jiang Qing, im Wege zu stehen.
Während
des Langen Marsches konnte sich Mao auf der Konferenz von Zunyi mit
Hilfe von Zhou Enlai als Anführer der Kommunistischen Partei
durchsetzen.
In
Yanan konnte sich die Kommunistische Partei Chinas nur durch
finanzielle Hilfe aus Moskau und durch den großangelegten Mohnanbau
und den damit erzielten Einkünften aus dem Drogenhandel
stabilisieren. Auch war das Gebiet abgelegen genug, um erfolgreiche
Angriffe der Kuomintang zu verhindern, und außerdem führte der
Chinesisch-Japanische Krieg 1937 zur Zweiten Einheitsfront. Diese
entstand im Wesentlichen durch Vermittlung Stalins, der durch ein
starkes China Japan von einem direkten Angriff auf die Sowjetunion
abhalten wollte.
Nach
der Kapitulation Japans und dem Rückzug der japanischen Truppen aus
China flammte der Bürgerkrieg 1946 erneut mit voller Härte auf. Die
Kuomintang und ihr Führer Chiang Kai-shek hatten jedoch während des
Krieges an Stärke verloren, während die Kommunisten enorm an Stärke
gewonnen hatten. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China am 1.
Oktober 1949 zog sich die Kuomintang nach Taiwan zurück, wo sie die
Republik China fortführte.
Am
25. Juni 1950 hatte der Koreakrieg mit einer Offensive der
nordkoreanischen Volksarmee begonnen. Am 28. Juni wurde Seoul von
Nordkorea erobert. Amerikanische und verbündete Truppen schlugen den
Angriff zurück. Sie überschritten am 7. Oktober 1950 die
Demarkationslinie und nahmen Pjöngjang ein. Daraufhin antwortete die
Volksrepublik China am 19. Oktober mit einer Offensive gegen die
Vereinten Nationen und die südkoreanischen Truppenverbände.
Hintergrund waren die außenpolitischen Probleme mit den Vereinigten
Staaten und die Ablehnung einer Wiedervereinigung Koreas unter
amerikanischer Führung. Der Angriff wurde von zunächst etwa 200.000
chinesischen Soldaten unter widrigsten Umständen vorgetragen. Am 4.
Januar 1951 nahmen Chinesen und Nordkoreaner Seoul zum zweiten Mal
ein.
In
dieser verlustreichen Sturmeroberung, die hauptsächlich von
chinesischen „Freiwilligenverbänden“ ausgeführt wurde, wurden
die Truppen der Südkoreaner zurückgeschlagen. Der militärische
Erfolg, nach 100 Jahren der Machtlosigkeit gegenüber ausländischen
Invasoren, galt als einer der wichtigsten Erfolge Maos.
Im
Mai 1956 initiierte Mao die „Hundert-Blumen-Bewegung“: Er ließ
die Zensur für die Intellektuellen lockern, um neue Anregungen zu
erhalten, wobei er davon ausging, dass er nur drei Prozent der
Intellektuellen gegen sich habe. Aus Angst vor dem Regime setzte die
Kritik der Intellektuellen erst ein Jahr später ein, im Mai 1957 im
Zuge einer weiteren Kampagne.
Da
auch Maos Politik dabei heftig kritisiert wurde, ließ Mao durch Deng
Xiaoping die „Hundert-Blumen-Bewegung“ stoppen, diffamierte die
Intellektuellen in einem neuen Klassenkampf und ließ 300 000 von
ihnen inhaftieren. Weiterhin wurden 700 000 ihm als „Volksfeinde“
erscheinende Angestellte entlassen und durch neue kommunistische
Kader aus den Bauernschichten ersetzt. Aufgrund der neuen, zumeist
unqualifizierten Führungskader, die wissenschaftliche Ratschläge
und Methoden oftmals als „unproletarisch“ oder
„antikommunistisch“ brandmarkten, griffen Misswirtschaft und
Missmanagement in weiten Teilen der chinesischen Wirtschaft um sich.
In
einer Rede vor Parteiführern sagte Mao 1958: „Was ist so
ungewöhnlich an dem Kaiser Shi Huangdi aus der Qin-Dynastie? Er hat
nur 460 Gelehrte lebendig begraben, wir dagegen haben 46 000 Gelehrte
lebendig begraben. Wir sind dem Kaiser in Bezug auf die Unterdrückung
konterrevolutionärer Gelehrter hundertfach voraus!“
Der
„Große Sprung nach vorn“ war die offizielle Parole für die
Politik der Volksrepublik China von 1958 bis Anfang 1962. Ziel war
es, China auf schnellstem Weg zu einer industriellen Großmacht zu
machen, Ergebnis jedoch war die größte von Menschen ausgelöste
Hungersnot der Geschichte! Sie kostete etwa 45 Millionen Menschen das
Leben!
Deng
Xiaoping, der spätere Reformpolitiker, stritt seine Mitverantwortung
an dem „Großen Sprung“ nicht ab und warnte davor, alle Schuld
auf Mao zu schieben. Am 1. April 1980 sagte er dazu: „Maos Hirn ist
damals heißgelaufen. Unsere Köpfe aber auch. Keiner hat ihm
widersprochen, auch ich nicht“.
Da
die katastrophalen Folgen der Kampagne gegenüber der Bevölkerung
verschwiegen und diejenigen beseitigt wurden, die darüber zu
sprechen wagten, blieb der Nimbus Maos intakt. Nach der Zündung der
ersten chinesischen Atombombe im Jahre 1965 sowie nach der
Veröffentlichung der „Mao-Bibel“ mit von Lin Biao
zusammengestellten Zitaten Maos wuchs seine Verehrung bei der
Bevölkerung, und seine ideologische Stellung wurde zunehmend
unanfechtbar, obwohl er nach dem Scheitern des „Großen Sprungs“
einen Großteil seiner Macht eingebüßt hatte.
1966
startete Mao die „große Proletarische Kulturrevolution“ durch
seine Unterstützung kritischer Wandzeitungen und den Aufruf an
Schüler, Studenten und Arbeiter, neu etablierte
Gesellschaftsstrukturen zu brechen. Mit der Parole „Die Liebe zu
Mutter und Vater gleicht nicht der Liebe zu Mao Zedong“ forderte er
Kinder auf, ihre Eltern als „Konterrevolutionäre“ oder
„Rechtsabweichler“ zu denunzieren – wie überhaupt die
Förderung der Denunziation eines von Maos wirksamsten
Herrschaftsinstrumenten war. Das erklärte Ziel der Kampagne war die
Beseitigung reaktionärer Tendenzen unter Parteikadern, Lehrkräften
und Kulturschaffenden. In Wirklichkeit sollte durch das entstehende
Chaos die erneute Machtergreifung Mao Zedongs und die Beseitigung
seiner innerparteilichen Gegner erreicht werden, was Mao mit Hilfe
der Viererbande auch gelang. Seine innerparteilichen Gegner wurden
wegen Landesverrats verhaftet, getötet oder durch schwere
körperliche Arbeit „resozialisiert“. Die im Zuge der Revolution
aufgehetzten Jugendlichen schlossen sich zu „Roten Garden“
zusammen. In der Folgezeit schwänzten die Jugendlichen Schulen und
Universitäten, töteten und misshandelten zahlreiche Menschen,
insbesondere Menschen mit Bildung (Lehrer, Ärzte, Künstler,
Mönche), zerstörten Kulturdenkmäler, Tempel, Bibliotheken und
Museen, bekämpften sich untereinander und störten die öffentliche
Ordnung nachhaltig.
Mao
Zedong, der die Macht wieder fest im Griff hatte, rief daher bereits
1968 die randalierenden Jugendlichen dazu auf, ihren „wahren
Revolutionsgedanken“ in die spärlich besiedelten, bäuerlichen
Westprovinzen zu tragen, und sich die dortigen, hart arbeitenden
Bauern als proletarische Vorbilder zu nehmen. Da nur wenige
Jugendliche schulfreies Unruhestiften in chinesischen Großstädten
durch harte Feldarbeit in armen Westprovinzen ersetzen wollten,
musste in der Folgezeit die Armee eingesetzt werden, um die Roten
Garden offen zu bekämpfen und die neu eingeführte Schulpflicht zu
erzwingen. In der Folge wurden zahlreiche Rote Garden bei
Massenexekutionen erschossen. Die Kulturrevolution wurde erst nach
Maos Tod im Jahr 1976 offiziell als beendet erklärt und die
Viererbande für die Unruhen verantwortlich gemacht.
Außenpolitisch
war die Aufnahme der Volksrepublik China in die Vereinten Nationen
1971 Maos größter Erfolg. Auch der Besuch des amerikanischen
Präsidenten Nixon 1972 trug dazu bei, dass der „Bambusvorhang“
durchlässiger wurde. Nachdem Mao im selben Jahr einen ersten
Schlaganfall erlitt, wurde der Spitzenfunktionär Deng Xiaoping aus
der Verbannung geholt.
Nach
Maos Tod wurde eine neue Verfassung eingeführt und die Viererbande
sofort verhaftet. Die Mao-Witwe Jiang Qing wurde in einem Prozess
1981 zum Tod auf Bewährung verurteilt. Das Urteil wurde zwei Jahre
später in lebenslänglich umgewandelt. 1991 wurde sie aus
gesundheitlichen Gründen entlassen, doch zehn Tage später tötete
sie sich selbst.
Nach
der endgültigen Rehabilitierung von Deng Xiaoping 1977 und nach der
diplomatischen Anerkennung durch die Vereinigten Staaten am 1. Januar
1979 öffnete China die Grenzen und rehabilitierte die überlebenden
Mao-Opfer. Der Inhalt der Mao-Bibel wurde 1980 als Weisheit der
gesamten Führung durch Mao definiert.
1981
gestand die Kommunistische Partei schließlich erstmals offiziell die
Misserfolge der Kampagnen ein, sie schützt Mao aber weiterhin: Die
Kulturrevolution sei ein grober Fehler gewesen, Maos Wirken sei in
der Endabrechnung aber zu siebzig Prozent positiv zu bewerten, denn
die Leistungen würden die Irrtümer mehr als ausgleichen.
Außenpolitisch
band Mao China zunächst eng an die Sowjetunion an. Seine Zweifel an
der Tauglichkeit des sowjetischen Modells zur Entwicklung und
weltweiten Verbreitung des Kommunismus ließen ihn aber nach dem Tode
Stalins den allmählichen Bruch mit der Sowjetunion vorantreiben.
Sinn
und Zweck der permanenten innenpolitischen Kampagnen war
vordergründig, die sich immer wieder bildenden bürgerlichen
Strukturen durch eine „permanente Revolution“ zu zerschlagen.
Diese Säuberungen dienten allerdings hauptsächlich Maos
diktatorischem Machtanspruch, den er rücksichtslos gegen alle
tatsächlichen und vermeintlichen Feinde innerhalb und außerhalb der
Partei verteidigte.
Man
spricht von insgesamt 76 Millionen Toten, die Maos Politik gekostet
hat.
Der
Maoismus als politische Bewegung war nicht nur in China prägend,
sondern beeinflusste auch die europäische Studentenbewegung um 1968,
die Naxaliten in Indien, die Guerillabewegung Leuchtender Pfad in
Peru, die Kommunistische Partei der Philippinen und zahlreiche andere
Parteien, Gruppen und Splittergruppen. Einige Jugendliche im Westen
sahen Maos radikales Vorgehen gegen die Bürgerlichen als Modell für
die Bekämpfung „bourgeoiser“ Strukturen weltweit.
Rot-China
war während der gesamten dreißigjährigen Herrschaft Maos ein
wirtschaftlich darniederliegendes, von politischen Verfolgungen
gezeichnetes und bis 1972 außenpolitisch weitgehend isoliertes Land.
Mao
war viermal verheiratet und hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Der
Biografie seines Leibarztes zufolge hatte Mao darüber hinaus
sexuellen Verkehr mit hunderten weiteren Frauen. Dabei habe Mao
bewusst das Risiko in Kauf genommen, die Frauen mit seinen
Geschlechtskrankheiten, die er nie auskuriert hatte, zu infizieren.
FÜNFTES
KAPITEL
DER
CHINESISCHE CHRISTUS
Derzeit
gibt es in der Volksrepublik China etwa 80 Millionen Christen, das
wären bis zu sechs Prozent der Bevölkerung. Eine
evangelikal-christliche Missionsorganisation behauptet jedoch, dass
bis zu fast acht Prozent der Bevölkerung auf dem chinesischen
Festland Christen sind; das wäre ein höherer Anteil als in Taiwan.
In
China haben europäische Missionare lange mit wenig Erfolg versucht
zu missionieren. Nachdem die europäischen Missionare in den 1950er
Jahren des Landes verwiesen wurden und nachdem während der
Kulturrevolution das religiöse Leben streng verboten war, hat das
Christentum in den letzten dreißig Jahren ohne wesentliche
ausländische Unterstützung einen massiven Aufschwung genommen.
Inzwischen hat China eine der größten christlichen Gemeinden mit
weiterem stabilem Wachstum. Bisher hat die übrige Christenheit von
dieser äußerst lebendigen chinesischen Variante des Christentums
kaum Notiz genommen.
Katholizismus
und Protestantismus werden in der Volksrepublik China als
verschiedene Religionen angesehen. Es gibt wenig Ökumene. Die
Katholische Kirche und die protestantischen Gemeinden haben
untereinander kaum Kontakt.
Die
kirchliche Situation ist sehr kompliziert und abhängig von
Konfession, Denomination und Ort oder Diözese. Es herrscht eine
zunehmende Undurchschaubarkeit im Bereich der Katholischen
Untergrund-Kirche und den protestantischen „Hauskirchen“ bei
gleichzeitiger Entstehung von ausgedehnten Grauzonen zwischen dem
„Untergrund“ und der vom Staat offiziell anerkannten Kirchen. Es
gibt ein sehr intensives sakramentales Leben und unzählige
Aktivitäten, die eigentlich in keiner Entsprechung zum Personal und
zu den finanziellen Möglichkeiten der Kirche stehen. In der
chinesischen Christenheit gibt es eine Vitalität des christlichen
Lebens, die den europäischen Christen inzwischen meist fremd ist.
Die christliche Lehre ist noch nicht sehr gefestigt. Es besteht immer
noch theologische Unklarheit und Unsicherheit in den Gemeinden mit
der Gefahr, dass ganze Gemeinden von Sekten vereinnahmt werden. Es
gibt eine große Unversöhnlichkeit zwischen den Gruppierungen der
Kirchen wie zwischen der offiziellen katholischen Kirche und der
Katholischen Untergrund-Kirche.
Die
christliche Mission hat in China eine sehr lange Geschichte. Sie war
jedoch bis 1949 im Wesentlichen ein Misserfolg. Trotz
jahrhundertelanger Bemühung gab es bei der Gründung der
Volksrepublik China im Jahre 1949 nur etwa zwei Millionen Christen.
Die
Volksrepublik China wurde, gemäß der Verfassung, als ein
atheistischer Staat gegründet. Zu dem Ziel, eine klassenlose
Gesellschaft zu errichten, gehörte aber auch die Beseitigung der
Religionen, die dadurch zunehmend unter Druck gerieten. Bis Mitte der
1950er Jahre wurden alle ausländischen Missionare ausgewiesen. Den
Kirchen in China wurde der Kontakt zu Institutionen und Vereinigungen
im Ausland untersagt. Während der Kulturrevolution wurde die
Religionsausübung vollkommen unterdrückt.
Unter
Deng Xiaoping begann eine neue Periode der Öffnung, in der auch die
Religionsausübung wieder erlaubt wurde. Seit Mitte der 80er Jahre
gibt es in China ein massives Anwachsen der Religionsgemeinschaften.
Wissenschaftler sprechen von einem „Religionsfieber“. Inzwischen
kommen allein zur offiziellen protestantischen Gemeinde Chinas jedes
Jahr eine Million Menschen neu zu den Gemeinden hinzu. Nicht nur das
Christentum wächst im heutigen China, auch der Buddhismus, der
Taoismus und der Islam. Das Christentum hat sich aber in den letzten
Jahren am schnellsten entwickelt.
In
China gibt es fünf staatlich anerkannten Religionen: Katholizismus,
Protestantismus, Buddhismus, Taoismus und Islam, die jeweils eine
sogenannte „Patriotische Vereinigung“ besitzen müssen. Die
patriotischen Vereinigungen der Religionsgemeinschaften, die in den
50er Jahren entstanden sind, gründen auf den bereits in den 30er
Jahren des 20. Jahrhunderts von chinesischen Theologen formulierten
Drei-Selbst-Prinzipien. Diese sind: Selbsterhaltung, also finanziell
selbstständig zu sein und keine ausländische Hilfe annehmen,
Selbstverkündung, also das Evangelium durch einheimische Kräfte zu
verkünden, Selbstverwaltung, also die Kirche in China selbstständig,
ohne ausländischen Einfluss zu verwalten.
Zu
diesen staatlich geforderten Vereinigungen zählen die
protestantische „Patriotische Drei-Selbst-Bewegung“ und die
„Patriotische Vereinigung der Katholischen Kirche“, die beide
bereits 1951 gegründet worden waren. Gemäß der Satzung sind die
Patriotischen Vereinigungen nicht für den direkten religiösen
Bereich zuständig. Bei den Katholiken gibt es dafür die
Bischofskonferenz, für die Protestanten ist dies der „Chinesische
Christenrat“. Die Patriotischen Vereinigungen sollen die Kirchen im
materiellen wie politischen Bereich unterstützen, aber auch
kontrollieren. Die offiziellen Organisationen haben für die
Gemeinden selbst aber nur beschränkten Einfluss. Jede lokale
Gemeinde ist, auch finanziell, für sich selbst verantwortlich. Einen
Einfluss haben die staatlichen Kirchenorganisationen bei der
Ausbildung der Pfarrer und Priester und bei der Bereitstellung von
Arbeitsmaterialien. Religiöse Amtsträger dürfen religiöse
Aktivitäten nur nach der Bestätigung durch die Religiöse
Organisationen und der Registrierung bei den Abteilungen für
religiöse Angelegenheiten durchführen. Jeder Prediger muss also von
einer patriotischen Drei-Selbst-Bewegung anerkannt werden.
Neben
dieser offiziellen Kirche gibt es noch eine breite Grauzone von
Gemeinden, die teilweise toleriert, teilweise ignoriert, manchmal
auch schikaniert werden. Es kommt sowohl auf die lokalen Behörden
wie auch auf die jeweiligen Gemeinden an, und es gibt teilweise sehr
obskure Sekten. Die rechtliche Lage ist sehr unklar, bis heute gibt
es kein Gesetz für die Religionen. Auf jeden Fall gehört die
Mehrheit der chinesischen Christen keiner der beiden großen
offiziellen Kirchen an.
Die
Römisch-Katholische Kirche ist geteilt in die offizielle Kirche und
die Untergrund-Kirche. Beide Kirchen haben ungefähr 70 Bischöfe.
Die Strukturen der offiziellen und der inoffiziellen Kirche verlaufen
parallel, so dass die Diözesen oft doppelt besetzt sind. Beide
Organisationen haben eine vom Vatikan nicht anerkannte
Bischofskonferenz. Die meisten Bischöfe der offiziellen katholischen
Kirche sind inzwischen vom Papst anerkannt und legitimiert und in
einem Brief an die chinesischen Katholiken im Jahr 2007 erläuterte
Papst Benedikt XVI, dass er eine Vereinigung der beiden katholischen
Kirchenflügel Chinas wünscht, und dass es keine Bischofsernennungen
im Untergrund mehr geben wird. Die Zuständigkeit für die
Bischofsernennungen bleibt weiterhin umstritten. Der Papst ist der
Überzeugung, dass ihm das Recht auf Ernennung der Bischöfe zusteht,
die chinesische Regierung besteht auf dem Verfassungsartikel, dass
keine Kirche aus dem Ausland gesteuert werden dürfe. Es wird ein
Kompromiss angestrebt.
Innerhalb
der evangelischen Konfession wird zwischen den Kirchen der
patriotischen Drei-Selbst-Bewegung, den Versammlungspunkten im
Bereich der Drei-Selbst-Bewegung, halb unabhängigen ländlichen
Kirchen und den sogenannten Hauskirchen unterschieden.
Die
Kirchen der Drei-Selbst-Bewegung und ihre Versammlungspunkte sind
offiziell anerkannt und staatlich registriert. Ihre religiösen
Versammlungsstätten befinden sich meist in den Städten.
Die
halb unabhängigen ländlichen Kirchen sind nur teilweise staatlich
registriert, gehören aber nicht zur Drei-Selbst-Bewegung.
Die
so genannten „Hauskirchen“ entstehen aus ganz unterschiedlichen
Gründen. Ihre Gottesdienste sind nicht geheim.
Zwischen
Volksreligion und Protestantismus wachsen seit Beginn der 80er Jahre
Gruppierungen wie die „Lehre des Östlichen Blitzes“ oder die
„Apostelgemeinschaft“. Sie sind durch einen charismatischen
Anführer und eine komplexe und flexible Organisationsform sowie
sonderliche Erlösungslehren gekennzeichnet. Seit der Ming-Dynastie
gelten diese als ein Anzeichen für sozioökonomische Instabilitäten
und als politisches Unruhepotential. Sie werden vom chinesischen
Staat als eine Bedrohung der Stabilität betrachtet. Immer wieder
kommt es zu staatlichen Repressionen, manchmal auch zu Verhaftungen.
Es
gibt in China sehr verschiedene Formen des Christentums, so dass oft
von den verschiedenen Christentümern in China geredet wird. So
fallen das Christentum in ländlichen Gebieten und das Christentum in
den Städten aufgrund der verschiedenen Lebenswirklichkeiten oft weit
auseinander. Besonders auf dem Land gibt es charismatische, auf einen
einzigen Führer bezogenen Sekten mit vom klassischen Christentum oft
weit abweichenden Lehren.
Vertreter
des evangelischen Christenrats schätzen, dass mindestens die Hälfte
der Bekehrungen in den ländlichen Gebieten Chinas auf Geschichten
oder Erfahrungen mit Glaubensheilungen zurückgehen. Für die arme
Landbevölkerung stehen diese Heilungsgeschichten, bei denen ein
Gebet von einfachen Menschen von Gott erhört wurde, gegen die in
China weit verbreitete Haltung des fatalistischen „mei banfa“:
„da lässt sich nichts machen“.
Im
chinesischen Hinterland sind aber auch militante Sekten tätig, die
sich selbst mit christlichen Inhalten in Verbindung bringen und
versuchen christliche Gemeinden abzuwerben. Diese Sekten, wie etwa
„Der Blitz aus dem Osten“, die verkündet, dass Jesus in Form
einer chinesischen Frau wiedergeboren sei, sind ein ernstes Problem
für die christlichen Gemeinden.
In
den Städten Chinas gibt es einerseits die sozial Schwachen, die
Hilfe und moralische Unterstützung suchen, andererseits gibt es die
sogenannten Kulturchristen, die sich meist keiner Gemeinde
anschließen, die sich jedoch mit dem Christentum beschäftigen und
sich mit wesentlichen Aussagen des Christentums identifizieren. Im
Jahr 2001 führte die Universität in Peking eine Umfrage unter den
Studenten durch. Vier Prozent der Befragten erklärten, sie seien
Christen, sechzig Prozent der Befragten erklärten, sie seinen zwar
nicht Christen, jedoch durchaus am Christentum interessiert. In den
Städten und an den Universitäten haben sich in den letzten Jahren
nicht registrierte Hausgemeinden oder Gruppen zum Bibelstudium
etabliert.
Ein
wesentlicher Grund für das rasante Anwachsen des Christentums in
China liegt in der Auflösung bisheriger gesellschaftlicher
Strukturen und Moralstandards und in der Diskreditierung klassischer
Werte. Auch hat der Kommunismus als Staatsideologie inzwischen als
sinnstiftende Kraft keine Bedeutung mehr.
Die
Kirchen werden wie alle religiösen Gruppen von den staatlichen
Organen misstrauisch beobachtet. Sie sind dem Staat aufgrund ihres
für die Menschen in China attraktiven Erwartungs-, Hoffnungs- und
Handlungspotentials suspekt.
Die
Chinesen haben im Modernisierungsprozess materiell erstaunliche
Fortschritte erreicht. Doch der rapide gesellschaftliche Wandel hat
die ursprünglichen Moralsysteme zerstört und Wertestandards gingen
verloren. Menschen wurden in ihren Glauben erschüttert. Es kam zum
Ausbruch einer moralischen Krise, die in der chinesischen
Gesellschaft lange latent geschlummert hatte. Korruption und das
Fehlen eines auch nur minimal ausgeprägten Gemeinschaftssinns sind
inzwischen allgemeine Phänomene in China.
Die
massiven gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 30 Jahre
folgten auf die vorherigen Erschütterungen Chinas durch die
Kulturrevolution, die die bisherigen Werte nach Kräften zerstörte.
Die Dichterin Shu Ting schrieb im Jahr 1980, kurz nach dem Ende der
Kulturrevolution: „… nichts blieb in mir zurück als ein
Ruinenfeld.“
Familiäre
Beziehungen stehen im Zentrum der chinesischen Kultur. Doch
unglücklicherweise hat sich jeder politische und soziale Wandel in
der modernen chinesischen Geschichte auf die Familien belastend
ausgewirkt. Der Theologe Chen Xida zeigt am Beispiel des
Bibel-Gleichnisses vom Verlorenen Sohn, wie das Christentum gerade
die sozial Strauchelnden anspricht, die in der chinesischen Tradition
eher ausgegrenzt werden. Das Gleichnis Jesu zeichnet das Bild eines
Vaters, der das traditionelle chinesische Vatermodell herausfordert,
nach dem ein Vater seine Kinder disziplinieren, zum Erfolg führen
und dazu bringen muss, seinen Namen und den aller Vorfahren zu
glorifizieren. Damit ist Misserfolg im traditionellen Familienbild
ein Makel, aufgrund dessen sich viele Menschen schämen und nicht
mehr heimzukehren wagen. Dem steht im Gleichnis des verlorenen Sohns
ein Familienbild gegenüber, bei dem jeder immer zurückkehren kann
und willkommen ist.
Jedes
Jahr ruft die Katholische Kirche am 24. Mai zum Weltgebetstag für
China auf. Diesen besonderen Gebetstag hat Papst Benedikt XVI bewusst
auf den Tag der traditionellen Wallfahrt nach Sheshan, dem größten
Marienheiligtum in China nahe Shanghai, gelegt.
Die
Begriffe, die für Gott im Chinesischen verwendet werden, sind selbst
innerhalb des Christentums unterschiedlich. Als die ersten Missionare
während der Tang-Dynastie in China ankamen, sprachen sie von ihrer
Religion als Jing jiao („lichte Lehre“). Einige andere sprachen
von Shangdi („der Herrscher von oben“), da dies eher in der
chinesischen Sprache verwurzelt war. Schließlich entschied sich
jedoch die Katholische Kirche dazu, den konfuzianischen Begriff
Tianzhu („Herr des Himmels“) zumindest in offiziellen
Gottesdiensten und Texten zu verwenden. Als die Protestanten
schließlich im 19. Jahrhundert nach China kamen, bevorzugten sie
Shangdi gegenüber Tianzhu. Viele Protestanten benutzen auch den
Titel Shen, der im Allgemeinen „Gott“ oder „Geist“ bedeutet.
Die
moderne chinesische Sprache unterteilt die Christen im Allgemeinen in
zwei Gruppen: Die Anhänger des Katholizismus, Tianzhu jiao, und die
Anhänger des Jidu jiao – wörtlich „Christentumes“ – oder
Jidu Xinjiao, „Neu-Christentum“-Protestantismus. Chinesen sehen
Katholizismus und Protestantismus als unterschiedliche Religionen,
auch wenn diese Unterscheidung in der westlichen Welt nicht
vorgenommen wird. In der westlichen Welt fasst der Begriff
„Christentum“ alle Konfessionen zusammen, im Chinesischen
hingegen gibt es keinen Begriff, der dies ermöglicht. In der
heutigen Katholischen Literatur wird der Begriff Jidu zongjiao für
christliche Sekten benutzt. Der Begriff bedeutet wörtlich „Religion
Christi“. Die orthodoxen Ostkirchen werden Dongzheng jiao genannt,
welches die wörtliche Übersetzung von „östliche orthodoxe
Religion“ ins Chinesische ist.
EPILOG
Ich
weihe die katholischen Christen der offiziellen und der
Untergrund-Kirche sowie alle, die Jesus Christus ernsthaft suchen,
und das ganze geliebte chinesische Volk dem Unbefleckten Herzen der
Königin von China, der Jungfrau Maria.