von Josef Maria von der Ewigen Weisheit nach Francois Villon
BALLADE VOM GIFTTOPF
Nimm dir Arsen und harten Stein dabei
Und nimm dir bleichen Kalk und nimm Salpeter
Und koche das zu einem dicken Brei
Und nimm dir Talg und Pech und Rabenfeder
Und Unterwäsche nimm und Pisse, Scheiße,
Den Topf mit Huren-Schamhaar anzufüllen,
Nimm dir den Saft von altem Achselschweiße
Und Schlangenblut und Stoff von Drogen-Pillen,
Von Wölfen, Füchsen, Dachsen nimm die Galle
Und schmor darin die Lästerzungen alle!
Nimm das Gehirn von Fischen und von Katzen
Und faules Zahnfleisch nimm und schwarze Zähne,
Dem alten Hund aus seinem Maul zu kratzen,
Und Hundespeichel nimm, Urin der Schwäne,
Den Samen eines alten Eselsgatten,
Das Glied sollst du mit einer Schere töten,
Nimm Schimmelfleisch, das angefressen Ratten,
Nimm Bestien, welche bissig sind, und Kröten,
Nimm Schlangen dir und Salamander-Jungen
Und dann frittier darin die Lästerzungen!
Sublime Dinge nimm, die explodieren,
Beim Nabel einer Schlange sollst du schwören,
Nimm trocknes Blut von abgestorbnen Tieren
Und Frauenhaar verschaff dir von Friseuren
Und Frühlingszwiebeln soll im Topf man finden
Und Krebsgeschwüre aus den prallen Eutern
Und von den Krankenschwestern Monats-Binden
Und junger Mädchen Blut, das sollst du läutern,
Dann gieße auf den ganzen Sud Bordeaux
Und dann frittier die Lästerzungen so!
Mein Prinz! Zum Leckerbissen eine Rose,
Das Monatsblut der Mädchen nimm, das reine,
Den braunen Boden jeder Unterhose
Und nimm den Mist dazu der reinen Schweine
Und sprich zuletzt noch einer Hexe Witz,
Die Zungen dann frittier wie Pommes frites!
BALLADE VON DER CARITAS
Kommt teuer mir zu stehn die falsche Schöne,
Ich bin sehr roh in heuchlerischer Trauer.
Die Liebe dauert nicht wie Eisen, jene,
O Schwester schrecklich, o mein Tränenschauer!
Ich schenke dir den Tod des armen Herzens,
Der Mensch zum Tod verurteilt, Fleisch ist Gras!
Erbarmungslose Augen, kalten Scherzens,
Doch besser das als schlechte Caritas!
Ich kannte bessre Fraun voll Leidenschaft,
Auch ihnen half ich gern in jedem Lande,
Nichts konnte mir zerstören meine Kraft,
Als Vagabund ich lebte in der Schande
Der große und der kleine Mann ist kühl.
Die allzu schnell errungne – willst du das?
Was willst du weiter noch? Mein Mitgefühl?
Doch besser das als schlechte Caritas!
Kommt eine Zeit, da ist es alles trocken,
Die Blumen deiner Schönheit welken herrisch,
Das Süßholz ist verzehrt und grau die Locken,
Ach ja, auch noch im Alter bin ich närrisch!
Ich bin gealtert, du bist kalt, mein Herz,
Geliebte, du bist hässlich, weißt du das?
Im Rotwein aber wird ersäuft der Schmerz!
Was besser ist als schlechte Caritas.
Prinz Amor ist noch immer voll der Hulden!
Nur widerwillig wird die Wollust nass!
Ein jeder Mann muss dies vom Herrn erdulden!
Doch besser dies als schlechte Caritas!
BALLADE GEGEN DIE FEINDE FRANKREICHS
Wirf Feuer auf das Tier, das schlimm gehandelt,
Das Goldne Vlies schon Jasons Augen sahn,
Für sieben Jahre in ein Tier verwandelt
War Nebukadnezar in seinem Wahn,
Verluste sind und Kriege sind auf Erden,
Trojaner kämpfen hart um Helena,
Mit Tantalus wirst du verschlungen werden,
Im Hades wartet schon Proserpina,
Du wirst dem Dädalus im Turme gleich.
Wer will das Böse in der Franken Reich?
Vier Monde lang im Lied und in dem Bade,
Das Bitterwasser und herab die Leiter,
Die Bank verkauft das Silber ohne Gnade,
Die Ströme reißen wütend immer weiter,
Und dreißig Jahre wie bei Magdalene,
Kein Tuch, kein Kleid, kein Linnen immerdar,
Und du bist wie Narzissus war, der Schöne,
Und wie bei Absalom ist lang dein Haar,
Im Sturze bist du Simon Magus gleich.
Wer will das Böse in der Franken Reich?
Und nach Oktavian kommt neue Zeit,
Der seinen Schatz saugt in des Magens Kühle,
Den Mühlstein um den Hals in Ewigkeit,
Und wie Sankt Viktor hangend an der Mühle,
Ersaufen ohne Odem in dem Meer,
Wie Jona oder wie im Wein Silenus,
Verbrannt von Phöbus und dem Himmelsheer,
Getröstet nur noch von der nackten Venus,
Sardanapal, dem König, wirst du gleich.
Wer will das Böse in der Franken Reich?
O Prinz, des Zephyr Sklave du hienieden,
Von Glaukos dominiert, dem Walde gleich,
Gut ist die Tugend, Hoffnung oder Frieden.
Wer will das Böse in der Franken Reich?
BALLADE VOM GUTEN RATSCHLAG
Die Männer sind gesunken auf den Grund,
Verzerrt die Leute, welche sonst verwandt,
Und sinnlos sinken sie in Wahnsinn und
Sind blinde Narren voller Unverstand!
Was hackst du gegen deiner Mutter Schoß?
Was suchst du dir die schlimmsten Todesarten?
Die Reue groß und auch die Feigheit groß,
Auf schreckliche Beschämung musst du warten.
Wie viele sind gestorben von den Frommen!
Wer mich beleidigt – Rache wird genommen!
Auf eigne Weise jeder eingeschlossen,
Noch räche ich mich nicht, ich üb Geduld.
Die Welt ist ein Gefängnis, ihr Genossen,
Man will mich plagen bis zur Ungeduld.
Nun auf zum Kampf! Zu rosten ist nicht weise!
Raub, Plünderung und Blutvergießen, Krämpfe!
Zu viel ist falsch an meines Körpers Speise.
Schon in der Jugend kämpft ich solche Kämpfe.
Die Faust geballt bin ich zum Kampf gekommen.
Wer mich beleidigt – Rache wird genommen!
Der Flötenspieler spottet der Verräter,
Wir liegen bettelnd, betteln voll Vertrauen,
Wir mischen Gift für Mütter und für Väter,
Die Existenz ist schuldhaft anzuschauen.
Und wir vertrauen nicht einmal den Freunden,
Nur mühsam wird das Gute je erreicht.
O Herz, getrost in Gott, trotz all den Feinden,
Ein Tag der Woche schon dem Himmel gleicht.
Uns sind die Eltern gar nicht gut bekommen!
Wer mich beleidigt – Rache wird genommen!
Und ohne Zwietracht leben wir im Frieden,
Vereint sind jung und alt im Gnadenstrom,
So sagte der Apostel es hienieden
Und schrieb es der Ecclesia von Rom.
Wie sind wir doch im Gnadenstrom geschwommen!
Wer mich beleidigt – Rache wird genommen!
BALLADE VON DEN TAVERNEN UND JUNGEN MÄDCHEN
Für Borstenvieh und die Trompetenbläser,
Für trunkne Meister bei dem Würfelspiel,
Für schlechte Schneider, ungelehrte Leser,
Für die Verbrannten, die gebrannt zu viel,
Für die Verräter, die den Herrn verraten,
Für Diebe, welche plünderten das Städtchen,
Für Profiteure aller reichen Staaten
Sind die Tavernen und die jungen Mädchen!
Für schlechte Reimer und für fette Spötter,
Für die Verrückten, welche schamlos sind,
Für Flötenbläser und für Tänzer-Götter,
Für Täter, die in Städten tätig sind,
Für Possenreißer, Spieler, Moralisten,
Für Sieger aus Verdun und andern Städtchen,
Für taube Ottern und für laue Christen
Sind die Tavernen und die jungen Mädchen!
Für Leute, welche schleudern Mist und Dreck,
Für alte Gärtner und für alte Bauern,
Für Pferdereiter, die da reiten weg,
Für die nicht lesen können, darum trauern,
Für die nicht dauerhaft wie Erz und Stein,
Für hanfberauschte Männer in dem Städtchen
Und für die Alkoholiker vom Wein
Sind die Tavernen und die jungen Mädchen!
Für Taugenichtse und für Doppelgänger
Und für die Hurenböcke aus dem Städtchen,
Für Dichter und für Kirchenliedersänger
Sind die Tavernen und die jungen Mädchen!
BALLADE VON DEN SCHÖNEN HUREN
So liebe immer, schöne Claudia,
Du Schülerin der älteren Sabine,
Du strahlendweiße Evi auch bist da,
Nimm dir für deine Fotze Vaseline,
Jetzt ist die Zeit, dass ich dich kennen lerne,
Nimm jeden Mann, ob Heide oder Christ,
Ob aus der Nähe oder aus der Ferne.
Ich klage, dass das Geld so wertlos ist.
Du Soßenköchin voller Freundlichkeit,
Wer, sag mir, ist dein Meister in dem Tanz?
Martina, sei zum table-dance bereit,
Versteh mich richtig, ich bin auch ein Schwanz,
Martina, du wirst schließen bald das Fenster,
Wenn alte Männer nahen voll Gelüst,
Ob Priester oder andere Gespenster.
Ich klage, dass das Geld so wertlos ist.
O Julie, Mannequin von frischer Jugend,
Halt deinen lieben Freier fest, du Perle!
Und Silke mit der alten Hexen-Tugend,
Ist grade gut genug für alte Kerle.
Doch wer so schön wie Julie, wird begehrt,
Begierde jeden trunknen Freier frisst,
Doch alter Weiber Liebe ist nichts wert.
Ich klage, dass das Geld so wertlos ist.
Fürsprecherinnen seid mir, junge Mädchen,
Und weint und schreit nicht, dass ihr mich vermisst,
Ich komm zu jeder Hure und zu Käthchen.
Ich klage, dass das Geld so wertlos ist.
BALLADE VON DER VOLLBUSIGEN KARINE
Ich will dich lieben und das Heil erharren,
Ich halte dich, nicht nur gemeine Narren,
Den Handel sollst auf meinen Wunsch beenden,
Für deiner Liebe Schild und Schirm und Lenden,
Wenn Männer kommen, schnapp ich mir den Topf,
Du weine, um zu sehen meinen Kopf,
Ich geb dir Wasser, Käse, Brot und Frucht,
Die Männer zahlen gut für deine Zucht,
Wir werden wohlig wohl im Wohlstand schweben
In diesem Freudenhaus, in dem wir leben.
Ja, es war toll und es war wirklich nett,
Und war kein Geld da, ging mein Weib ins Bett,
Sie nicht zu sehen, hasst ich wie den Bock,
Schon war sie halb umkreist vom Waffenrock,
Er schwor, er werde sich dem Preise neigen,
Den Arsch tat sie dem Antichristen zeigen,
Sie schwor jedoch auf Jesu Christi Tod.
Das geht nicht gut, mein Weib, in dieser Not,
Er wird als Narr nach Narren-Nachruhm streben
In diesem Freudenhaus, in dem wir leben.
Wir machen Frieden und ich furze toll,
So wie ein Butterkäse schwanger schwoll,
Ich setz mich lachend auf die Wirtin drauf,
Komm, sag ich, sie bewegt sich ab und auf,
Betrunken waren wir und kreiselnd schliefen,
Und morgens ihre großen Brüste triefen,
Ich sacht, dass nicht verdirbt die Leibesfrucht,
Doch werde steif ich unter ihrer Zucht,
Wir in zerstörerischer Unzucht beben
In diesem Freudenhaus, in dem wir leben.
Bei Frost und Hagel habe ich mein Brot,
Die Hure geht mit mir durch jede Not,
Es ist nicht schlecht, die Katze jagt die Ratte,
Wie süchtig sich berauscht der Hure Gatte,
Entjungferung, o Jungfrau, wird es geben
In diesem Freudenhaus, in dem wir leben.
BALLADE
DES DANKS AN DIE MENSCHEN
Ein
Karmeliter und Karine,
Der
Bettelmann und die Beguine,
Ein
Penner, Säufer aus dem Städtchen,
Ein
Knecht und hübsche junge Mädchen,
Ein
Waffenrock und ein Jackett,
Die
Blinden finden Taube nett,
Und
hohe Stiefel, will ich meinen,
Ich
dank den Menschen! Ich muss weinen!
Ein
Mädchen zeigt der Brüste Schwere,
Im
Staub marschieren große Heere,
Ein
Bauer und ein Zimmermann,
Jongleure,
Murmeltiere dann,
Verrückte,
die dem Geiste lauschen,
Sechshundertsechsundsechzig
rauschen,
Ein
Blasen will mir süß erscheinen,
Ich
dank den Menschen! Ich muss weinen!
Sonst
nur Verräter, sonst nur Hunde,
Wir
nagen am Baguette zur Stunde,
Man
kaut am Abend und am Morgen,
Sonst
Kot nur, finanzielle Sorgen,
Den
Hund als Haustier muss ich halten,
Ich
kann nicht wehren den Gewalten,
Kaum
kann ich schützen die Gemeinen,
Ich
dank den Menschen! Ich muss weinen!
Da
kränkeln ihre fünfzehn Rippen,
O
Manneskraft, o große Sippen,
Die
Bomben allzu schlimm erscheinen,
Ich
dank den Menschen! Ich muss weinen!
BALLADE
VON DEN SCHLECHT BERATENEN LIEBHABERN
Gebt
acht, wenn ihr zu hungern meint,
Dann
ist aktiv der Menschen Feind,
Zu
kauen nicht ein Bissen Fleisch,
Zu
schauen schwer der Schläfer keusch,
Das
Kapitalverbrechen schwer,
Gewiss
ist nur, die Angst herrscht sehr,
Gott
wird geleugnet in den Staaten,
Liebhaber
sind nicht gut beraten!
Von
Spielern ist das ein Geschlecht,
Das
klingt doch gut, o Mann, und recht,
Nach
einem Faustschlag nicht zu lachen,
Die
Schulden, die sich wichtig machen,
Und
nichts als Schmeichelei die Liebe,
Die
unerwidert-gro0e Liebe,
Beziehungslose
Kameraden,
Liebhaber
sind nicht gut beraten!
Und
ruhig mit den Sorgen leben,
Und
Ehre nehmen, Ehre geben,
So
prahlt doch nicht, ihr stolzen Nasen,
Gesund
sind Menschen aufgeblasen,
Und
manche wollen hoch hinaus,
Kein
Rat von Kriegern in dem Haus,
Wie
reizend ist die Frau geraten,
Liebhaber
sind nicht gut beraten!
Willst
du denn Wirbelkörper schlank?
Der
Spieler ist, der Mann ist krank.
Und
tragisch kommen Briefe an
Und
höflich ist der feige Mann,
Zum
Horror die Musik geraten,
Liebhaber
sind nicht gut beraten!
BALLADE
VON DEN FRAUEN DER VERGANGENEN ZEIT
So
sagt mir nun, in welchem Land sie lebt,
Die
einst die schöne Flora war von Rom.
Und
wo ist Thais, wo ihr Busen bebt,
Wo
meine Nichte, duftend wie Arom.
Wo
redet Echo hallendes Getön,
Die
bei dem Fluss im weißen Kleide war?
Sie
waren wahrlich übermenschlich schön!
Doch
wo ist nun der Schnee vom letzten Jahr?
Wo
ist die weise Heloise hin,
Für
welche ward kastriert und ward ein Mönch
Der
weise Abälard mit klugem Sinn,
Den
Penis opferte der weise Mensch!
Und
als die Königin mit großem Wissen
Es
so gebot, ward Einer wunderbar
In
einem Sacke in die Seine geschmissen!
Doch
wo ist nun der Schnee vom letzten Jahr?
Wo
ist die Heroine, weiße Lilie,
Die
sang mit der Sirenen-Stimme stark,
Wo
ist Alice, die Luna der Vigilie,
Und
wo um Gottes Willen ist Jeanne d'Arc,
Die
von der falschen Kirche ward verbrannt,
Wo
ist Virginia, die wunderbar
Bewahrte
die Jungfräulichkeit im Land?
Und
wo ist nun der Schnee vom letzten Jahr?
Mein
Prinz! Mein Bester! Wer hat uns gestohlen
Die
schönen Frauen all mit langem Haar?
Wir
können nur mit Trauer wiederholen:
Wo
ist denn nun der Schnee vom letzten Jahr?
BALLADE
VON DEN FRAUEN VON PARIS
Was
immer wir für schöne Frauen minnen,
Die
aus Florenz, die Venetianerinnen,
Genug,
wir lieben sie und wir sind Boten
Der
Lust an Jugendlichen und an Toten,
Wir
lieben Römerinnen ohne Fehle,
Und
die aus Genf, gefährlich meiner Seele,
Und
die aus der Toskana tun wir minnen.
Die
schönsten Fraun sind die Pariserinnen!
Chérie,
Chérie, wir wollen singen, minnen!
Die
heißen Neapolitanerinnen
Geeignet
sind sehr gut zum Kokettieren,
Die
Deutschen, ach, die Preußinnen sich zieren,
Die
Griechinnen und die Ägypterinnen
Wir
wollen und Zigeunerinnen minnen.
Die
Spanierinnen sind sehr schön zu schauen.
Die
schönsten aber sind Pariser Frauen!
Die
Frauen der Gascogne, die der Schweiz,
Die
Frauen aus Toulouse sind voller Reiz,
Fischweiber
lieben wir aus Hafenstädtchen,
Aus
Lothringen die reinen Wundermädchen,
Die
Frauen aus Britannien unermessen,
Und
sagt mir, habe ich ein Land vergessen?
Das
Baskenland ist fast ein Paradies!
Am
schönsten sind die Frauen in Paris!
Mein
Prinz, mein Lieber! Die Pariser Damen
Besitzen
allesamt der Schönheit Namen,
Ist
die Provence auch wie das Paradies,
Das
schönste Liebchen sah ich in Paris!
BALLADE
VOM PLAUDERER
Ich
kenne ihn sehr gut, er schwimmt in Milch,
Ich
kenn das schöne Kleid von diesem Knilch,
Kenn
gutes Wetter und kenn schlechtes Wetter,
Kenn
Edens Apfel und den Menschheitsretter,
Ich
kenn den Baum, der ist an Baumharz reich,
Ich
kenn den Mann, und mir ist alles gleich,
Ich
kenn des Mannes Pflicht, wie ich es nenne,
Ich
freue mich, doch nicht, dass ich ihn kenne.
Ich
kenne ihn an seinem steifen Kragen,
Ich
kenn die Mönchslegenden und die Sagen,
Ich
kenn den Meister und ich kenn den Schüler,
Den
Mönch, der schwärmt für Nonnen immer schwüler,
Ich
finde seine Gossensprache stark,
Er
ist verrückt, er liebt den Knoblauch-Quark,
Den
Wein der Tonne und das Brot der Tenne,
Ich
freue mich, doch nicht, dass ich ihn kenne.
Ich
kenn die Esel und ich kenn die Stuten,
Ich
kenne die Verwandten auch, die guten,
Ich
kenne Beatrice, kenn Anais,
Ich
kenne Diotima, kenne Thais,
Ich
kenn Visionen, bin mit Geld bekannt,
Kenn
die Bohème und das Böhmenland,
Ich
kenn den Vatikan, wie ich bekenne,
Ich
freue mich, doch nicht, dass ich ihn kenne.
Mein
lieber Prinz! Ich kenne ihn, ich weiß,
Ich
kenne Rot und Gelb und Schwarz und Weiß,
Ich
kenn die Todin, die ich Schwester nenne,
Ich
freue mich, doch nicht, dass ich ihn kenne.
BALLADE
UND FÜRBITTGEBET
O
Vater Noah, der den Weinberg baute,
O
Lot, der hob den Rock und sich vertraute
Den
Töchtern, welche waren in der Nähe!
Ich
will nicht schelten solche Inzest-Ehe,
Das
waren Männer, die die Menschen liebten!
Die
Patriarchen auch, die sehr beliebten,
Die
bitte ich, dass sich im Fegefeuer
Die
Seele Vater Eberhards erneuer!
In
frühern Zeiten warst du sportlich schlank,
Der
immer nur vom besten Weine trank,
Und
wenn dein Pinienzapfen war geschwellt,
Der
beste Bogenschütze du der Welt,
Du
zogest deine Hände aus dem Topfe,
Der
Spiritus stieg abends dir zu Kopfe,
Die
Geister bitt ich, dass im Fegefeuer
Der
Geist sich Vater Eberhards erneuer!
Du
wanktest als ein Greis, der Karten sammelt,
Der
selten faul in seinem Bett gegammelt,
Und
manchmal gab es Birnen in dem Trubel,
Wie
aufgeregt die Elster war vom Jubel,
Kurz,
wenn wir weg von dieser Welt versinken,
Sag,
gibt es dann noch guten Wein zu trinken?
Euch
Engel bitt ich, dass im Fegefeuer
Der
Geist sich Vater Eberhards erneuer!
Mein
Prinz! Wie unersättlich seine Seele,
Noch,
als es ihm zuletzt ging an die Kehle!
Ihr
Götter, sagt mir, gibt es auch noch Eier
Geschwollen
droben in dem Fegefeuer?
FINALE
BALLADE
Hier
schließt den letzten Willen, ihr Gelichter,
Maria
Josef Mayer ab, der Dichter.
Kommt
zur Beerdigung mit armen Leuten,
Nur,
wenn ihr liebt das fromme Glockenläuten.
In
Purpur tragt zu Grabe seine Sinne,
Er
starb als Märtyrer der heißen Minne.
Er
schwor zuletzt auf seinen Schwanz: Der steht!
Wenn
diese Erde aus den Fugen geht.
Es
macht doch keinen Sinn die Erdenpampe,
Verachtet
der Poet wie eine Schlampe!
Von
seiner Liebe hasserfülltem Schrein
War
er besoffen wie von schlechtem Wein.
Nicht
Schwamm noch Seife hat ihm je behagt,
Und
keiner hörte, was er weisgesagt
Von
Evas Slip, der an der Leine weht,
Wenn
diese Erde aus den Fugen geht.
Es
ist nun einmal so und leer der Humpen,
Er
hatte schließlich nur noch schlechte Lumpen,
Normalerweise
in dem Tode nicht
Ein
Schmerz so wie der Liebe Stachel sticht
So
scharf wie Rattenzähne in dem Pfühl.
Die
Liebe war ein Joch für sein Gefühl,
Und
ihr bewundert, was geschrieben steht,
Wenn
diese Erde aus den Fugen geht.
Mein
Prinz! Ein Gentleman geht in die Nacht,
Was
er euch zur Beerdigung vermacht,
Ist
Rotwein und gebratne Ente, seht,
Wenn
diese Erde aus den Fugen geht.
BALLADE
UND GEBET ZU UNSERER LIEBEN FRAU
Des
Himmels Kaiserin, der Erde Königin,
Der
grausen Unterwelt gestrenge Herrscherin!
O
nimm mich Christin an, ich komm bescheidner Demut,
Mit
Zähnen weiß und rein ich komm und stiller Wehmut,
Ich
bin zwar gar nichts wert und tauge wenig, schau,
Doch
groß ist dein Verdienst, o Königin, o Frau,
Und
größer dein Verdienst als alle meine Fehle.
Den
Himmel kann man nicht besitzen ohne Seele,
Erbarmungswürdig
bin ich nichtige Gestalt.
In
diesem Glauben leb ich und ich sterbe alt.
Sag
deinem Sohn, ich bin als Fleisch ihm doch verwandt,
Und
meine Sünden hab im Beichtstuhl ich bekannt.
Wie
der Ägypterin Maria mir verzeihe,
Wie
Bischof Theophil den Pakt, die Satansweihe.
Durch
dich bin ich erlöst und völlig absolviert.
Was
schloss er auch den Pakt? Der nur dabei verliert!
Bewahre
immer mich, den Teufelspakt zu schließen,
O
Jungfrau, denn ich will das Paradies genießen
So
wie das Sakrament in beiderlei Gestalt.
In
diesem Glauben leb ich und ich sterbe alt.
Ich
bin ein altes Weib, bin arm und krumm und schief,
Mit
schlechten Augen kann ich lesen keinen Brief,
Sieh
die Kapelle, wo ich zähle zur Gemeinde,
Die
Hölle ist gemalt und Feuer für die Feinde
Und
auch das Paradies, ich will dahin zurück,
Das
Feuer macht mir Angst, der Himmel ist mein Glück,
Ich
habe große Lust, o Göttin in dem Himmel!
Was
soll der Sünder Schar, das sündige Gewimmel?
Mein
Glaube ist doch fest und ist mein letzter Halt.
In
diesem Glauben leb ich und ich sterbe alt.
Du
Himmelspforte, Frau, wie man die Herrin nennt,
Im
Himmel herrscht der Herr, der keine Ruhe kennt,
Der
Herr der Heere, ach, da unsre Schwäche zittert,
Wenn
der Allmächtige in seinem Thron gewittert,
Dann
lass den Himmel du und komm im Jugendreiz,
Der
sich geopfert hat für uns am schlimmen Kreuz,
Denn
Jesus ist mein Herr, ich singe stets den Psalter.
In
diesem Glauben leb ich, sterb in hohem Alter.