von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
HORAZ
ZWEITE SATIRE
Flötenblasende
Mädchen, Drogen-Quacksalber, Bettler,
Schauspielerinnen,
Clowns und all diese Rasse sind traurig,
Trauern
über den Tod des Sängers Tigellius. Dieser
War
so großzügig! Auf der anderen Seite ist einer,
Der
aus Angst, zugrunde zu gehen, würde den Freund noch
Grollend
verdammen, bittere Kälte und Hunger zu leiden.
Solltest
du andere fragen in ihrer undankbaren Fresssucht,
Rücksichtslos
sie durchstreifen die Ländereien der Väter,
Kaufen
alles Herrliche mit geliehenen Geldern,
Sagen,
dass es nichts bedeutet der ärmlichen Seele.
Einige
loben solche, andre beschuldigen solche.
Und
Fufidius, reich an Land und reich auch an Geld durch
Wucher,
fürchtet die Werte der verlorenen Gelder,
Fünfmal
das Interesse jagte er weg von dem Haupte.
Und
je näher ein Mann gekommen ist bis zum Ruine,
Unterdrückt
er ihn härter, denn er möchte bekommen
Geld
von Jugendlichen, die eben angelegt haben
Ihrer
Männlichkeit Toga und haben hartherzige Väter.
„Großer
Jupiter!“ Nicht so schnell, wie wir weinen, der Gott hört.
Hört
der Herr mich? „Gewiss in Prozenten verbirgt den Gewinn er?“
Aber
du würdest nicht zwei Prozent verdienen im Jahre,
Doch
Fufidius nimmt im Voraus Prozente, Gewinne,
Nimmt
vom Darlehensnehmer fünfzig Prozent des Kredites.
(Fragment)
KAROL
WOJTYLA
ÜBER
DIESEM DEINEM WEISSEN GRAB
Über
diesem deinen weißen Grab
Die
Blumen des Lebens in Weiß -
So
viele Jahre ohne dich -
Wie
viele sind vergangen?
Über
diesem deinem weißen Grab,
Jahrelang
bedeckt, gibt es ein Aufschaun
In
der Luft, erhebend
Und
wie der Tod unbegreiflich.
Über
diesem deinen weißen Grab,
O
Mutter,
Kann
es einen solchen liebevollen
Waffenstillstand
geben?
Für
alle meine kindliche Verehrung
Ein
Gebet:
Gib
ihr den ewigen Frieden!
Krakau,
Frühjahr 1939
KAROL
WOJTYLA
DER
STEINBRUCH
Er
war nicht allein.
Seine
Muskeln wuchsen in das Fleisch der Menge, seine Energie in ihren
Puls,
Solange
er einen Hammer hielt, solange die Füße den Boden spürten.
Und
ein Stein zertrümmerte seine Schläfen und hat durch seine
Herzkammer geschnitten.
Sie
nahmen seinen Körper und gingen in einer stillen Reihe,
Noch
über ihn blieb ein Gefühl von Unrecht.
Sie
trugen graue Blusen, die Stiefel knöcheltief im Schlamm.
Dabei
zeigten sie sich dem Ende.
Wie
heftig seine Zeit anhielt: die Zeiger auf dem Zifferblätter brachen,
fielen dann wieder auf Null.
Weißer
Stein nun auf ihm, fraß in sein Wesen, genug von ihm, um ihn zu
Stein werden zu lassen.
Wer
wird heben den Stein, entfalten seine Gedanken wieder unter dem
zerrissenen Tempel?
So
putze die Risse an der Wand.
Er
legte sich mit dem Rücken auf Kies.
Seine
Frau kam, von Sorge getragen; sein Sohn kam von der Schule zurück.
Sollte
seine Wut nun in den Zorn der anderen fließen?
Es
wurde ihm Reife geschenkt durch seine eigene Wahrheit und Liebe.
Sollte
er von denen, die danach kommen, der Substanz beraubt, einzigartig
und tief seinem eigenen Sinn verwendet werden?
Die
Steine waren wieder unterwegs; ein Wagen Blut, die Blumen.
Auch
der elektrische Strom schneidet tief in die Wände.
Aber
der Mann mit ihm, der die weltweite innere Struktur gefunden hat,
weiß, je größer die Wut ist, desto höher ist die Explosion der
Liebe.
KAROL
WOJTYLA
JOHANNES
BETET ZU MARIA
Die
Welle meines Herzens senkt sich nicht,
Sie
schwillt um deine Augen, Mutter;
Nicht
verändere die Liebe, sondern bringen die Welle mir
In
den durchscheinenden Händen.
Er
bat um dies.
Ich
bin Johannes der Fischer. Es gibt nicht viel
In
mir zu lieben.
Ich
fühle mich immer noch an diesem See,
Kies
knirscht unter meinen Füßen -
Und
plötzlich – Er.
Du
wirst sein Geheimnis in mir nicht mehr umarmen,
Doch
ruhig breitete ich mich rings um deine Gedanken wie Myrte.
Und
rufe dich Mutter - Sein Wunsch ist es -
Ich
ermahne euch: Lasst dieses Wort
Nie
weniger werden für euch.
Es
stimmt, es ist nicht leicht, die Bedeutung zu ermessen
Der
Worte, die er in uns hauchte,
So
dass alle früheren Lieben in diesen Worten
Geborgen
werden sollten.
MADONNA
MIT SCHOSSHUND
Goldene
Locken, schmales Antlitz mit meerblauen Augen,
Kusslicher
Mund mit lieblichem Lächeln, so saß Madonna,
Zweiundzwanzig
Jahre jung, neben dem Lehrer der Bibel,
Auf
dem Schoß im Körbchen den Schoßhund, den spielenden Welpen,
Als
der Lehrer der Bibel deutete Gottes Propheten
Joel,
sprach von der Eifersucht göttlichen Liebhabers Jahwe,
Da
sah Madonna ihn an, begeistertes Licht in den Augen,
Sagte:
O Lehrer der Bibel, du sprichst so weise prophetisch,
Dass
mein Schoßhund ganz ruhig genießt die Gemeindeversammlung.
Und
Madonna trat ins Freie und tanzte im Garten,
Tanzte
mit ihrem Schleier, der Schoßhund haschte den Schleier,
Und
der Schoßhund tanzte froh mit der tanzenden Jungfrau,
Und
Madonna warf den Schleier zum Lehrer der Bibel,
Sprach:
Verzeih mir, dass ich dir zugeworfen den Schleier!
Das
ist mein Minnelohn für deine prophetische Weisheit.
AN
DEN PIETISTEN
Du
Pietist, du tust der Gottesmutter Willen,
Lädst
mich zu Pfingsten ein, wir werden Würste grellen.
JESAJA
11
1
Ein Spross wächst aus dem Baumstumpf Isai,
ein
neuer Trieb schießt hervor aus seinen Wurzeln.
2
Ihn wird der HERR mit seinem Geist erfüllen,
dem
Geist, der Weisheit und Einsicht gibt,
der
sich zeigt in kluger Planung und in Stärke,
in
Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem HERRN.
(in
der lateinischen Bibel ist Furcht des Herrn übersetzt mit Ehrfurcht
und Frömmigkeit. So kommt man auf 7 Gaben des Heiligen Geistes.)
Die
Gabe der Weisheit ist ein tiefes Erkennen des Herzens Gottes und der
Herzen der Menschen. Mit der Weisheit versteht man den tiefen Sinn
der Heiligen Schrift. Salomo bat den Herrn einzig um Weisheit, und
Weisheit wurde ihm gegeben und alles andere dazu. Die Gabe der
Erkenntnis zeigt dir in allen Problemen und Schwierigkeiten die
rechte Lösung. Jesus besaß diese Gabe, als die Ältesten eine
Ehebrecherin zu ihm brachten und sie steinigen wollten, da sagte
Jesus: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Die Gabe der Einsicht oder des Verständnisses wird dich vor
Missverständnissen bewahren. Besonders in den Familien gibt es viele
Mißverständnisse. Mit der Gabe des Verständnisses wirst du die
Menschen und die Lehren der Kirche verstehen. Die Gabe der Stärke
gibt dir die Kraft der Sünde zu widerstehen. Manche Menschen haben
diese Gabe nicht und sagen zu allem Ja, zu Satan und Gott und zur
Sünde und zur Heiligkeit, aber mit der Gabe der Stärke kannst du
kämpfen gegen das Böse in der Welt. Die Märtyrer, die für
Christus starben, besaßen die Gabe der Stärke. Die Gabe des Rates
ist besonders wichtig für Eltern in der Kindererziehung und ist auch
wichtig in der Seelsorge. Mit dieser Gabe kannst du immer den
richtigen Ratschlag zur jeweiligen Situation geben. Die Gabe der
Gottesfurcht ist die wahre Ehrfurcht vor Gott, der die Liebe ist. Du
fürchtest dich allein, den all-liebenden Gott zu beleidigen. Die
rechte Gottesfurcht befreit von Menschenfurcht. Die Gabe der
Frömmigkeit ist die tiefe Liebe zu Gott, dem himmlischen Vater, und
zu Jesus, dem Bräutigam der Seele. Willst du diese sieben Gaben des
Heiligen Geistes besitzen, so bitte Gott darum, und er wird sie dir
geben.
Jesus
war gesalbt mit dem Heiligen Geist. Jesus hatte die Gabe der
Weisheit. Er sagte einmal: Hier ist mehr als Salomo! Denn Salomo war
der Bräutigam der göttlichen Weisheit, aber Jesus die Inkarnation
der göttlichen Weisheit. Die apostolischen Väter sagten, ich meine,
es war Justin der Märtyrer: Jesus ist unser Philosoph und das
Evangelium unsere Philosophie. Jesus ist mehr als ein bloß
menschlicher Weisheitslehrer, er ist der göttliche Weisheitslehrer.
In unserer Zeit suchen viele Menschen nach Weisheitslehrern, sie
suchen vor allem bei fernöstlichen Meistern. Ihnen müssen wir
sagen, dass Christus der wahre Meister, Lehrer, Philosoph ist, unser
göttlicher Guru.
HYMNE AN DIE SCHÖNHEIT
1
Die
Schönheit ja beruht doch größtenteils
Auf
den Wahrnehmungen der Menschenaugen,
Doch
auch auf den Wahrnehmungen der Ohren,
Wie
wenn man Wort um Wort zusammenstellt
Und
in dem Klang harmonischer Musik.
Denn
Melodieen sind und Rhythmen schön.
Wir
steigen aufwärts von der Sinnlichkeit,
Da
gibt es ja auch andre schöne Dinge,
Zustände,
Taten oder Wissenschaften,
Und
endlich gar die Schönheit frommer Tugend.
Und
ob es andre Schönheit auch noch gibt,
Das
will ich weiter in der Hymne sagen.
Was
aber ist der Ursprung alles dessen,
Dass
Körper werden angeschaut als schöne,
Die
Ohren zu den Tönen der Musik
Zustimmung
geben als zu schönen Tönen?
Und
was zusammenhängt dann mit der Seele,
In
wie fern eigentlich sind schön die Seelen?
Und
sind denn alle diese schönen Dinge
Nur
schön durch eine und die selbe Schönheit?
Sagt,
oder ist da auf besondre Weise
Ein
Körper schön und andre Dinge anders?
Was
sind denn die verschiednen schönen Dinge
Und
was die eine und die selbe Schönheit?
Denn
Dinge sind nicht durch sich selber schön,
Zum
Beispiel Körper, sondern sie sind schön
Durch
Anteilhabe an der Einen Schönheit,
Doch
andre Dinge sind von sich aus schön,
Wie
es das Wesen ist der frommen Tugend.
So
auch erscheinen doch die selben Körper
An
einem Tage schön, am andern nicht,
So
ist ihr körperliches Sein verschieden
Von
ihrem Sein als einem schönen Körper.
Was
ist nun das, was die bestimmte Art
Und
Eigenschaft des schönen Körpers ausmacht?
Das
nämlich will ich hier betrachten. Also,
Was
macht denn einen solchen starken Eindruck
Auf
des Beschauers Augen, was ihn fesselt
Und
an dem Anblick finden lässt Gefallen?
Und
finde ich den Grund für diesen Reiz,
Vorstufe
solls mir sein zu weiterm Denken.
Fast
alle Menschen doch behaupten, dass
Die
Symmetrie der Teile zu einander,
Die
Symmetrie der Teile zu dem Ganzen,
Und
dazu auch noch eine schöne Farbe
Die
Schönheit für des Menschen Augen ausmacht.
Für
diese Menschen, wie gewöhnlich meistens,
Ist
Schönheit nur so viel wie Symmetrie
Und
ist gebunden an gewisse Maße.
Wenn
man so denkt, dann kann das Einfache
Nicht
schön sein, sondern einzig das Zusammen-
Gesetzte,
Einzelnen kann dann nicht schön sein,
Nur
wie es in Beziehung steht zum Ganzen,
Nur
dies Verhältnis dann bestimmt die Schönheit.
Und
dennoch müssen, wenn das Ganze schön ist,
Vielmehr
doch auch die Einzelteile schön sein.
Es
kann doch nicht aus Hässlichem bestehen,
Die
Schönheit muss doch jedes Teil ergreifen.
So
werden für die Jünger dieser Meinung
Die
schönen Farben und das Sonnenlicht
Als
einfache und solche Dinge, die
Nicht
schön sind wegen einer Symmetrie,
Dann
außerhalb des Reichs der Schönheit liegen.
Wie
soll zum Beispiel dann das Feingold schön sein?
Und
wodurch wäre schön der lichte Blitz,
Der
leuchtend hell die dunkle Nacht erleuchtet?
Und
auch auf dem Gebiet der schönen Töne
Käm
in Betracht dann nicht die Einfachheit,
Obwohl
bei einer schönen Melodie
Doch
jeder Ton auch einzeln Schönheit hat.
Und
wenn nun, ohne dass die Symmetrie
Geändert
wird, das eine Angesicht
Heut
schön erscheint, doch morgen nicht so schön,
Muss
man nicht sagen, dass die Schönheit nicht
Allein
aus Maß und Symmetrie besteht
Und
dass auch selbst die Symmetrie des Maßes
Durch
eine andre Schönheit Schönheit ist?
Und
wenn ich mich nun wende zu den Dingen
Wie
schönen Reden, ist da Symmetrie
Da
Grund der Schönheit? Wie kann man Gesetze
Und
Wissenschaften und Erkenntnisse
Und
gute Taten denn symmetrisch nennen?
Wie
kann ein Gegenstand der Theorie
Symmetrisch
sich verhalten zu dem Ganzen?
Nur
weil der Gegenstand der Theorie
Mit
andern Gegenständen übereinstimmt?
Auch
Schlechtes weiß doch übereinzustimmen
Und
gleicher Art zu sein mit anderm Schlechten.
Wenn
einer sagt: Die Keuschheit wäre Einfalt,
So
stimmt das überein mit jenem Satz:
Gerecht
zu sein ist nichts als pure Dummheit.
Die
Sätze stehn im Einklang miteinander
Und
sie entsprechen sich in ihrer Art.
Die
Seelenschönheit aber ist die Tugend,
Die
steht der wahren Schönheit näher noch
Als
schöne Körper oder schöne Töne.
Doch
ist die Tugend etwa auch symmetrisch?
Die
Seele nicht besteht als Zahl und Größe,
Wenns
auch verschiedne Seelenteile gibt.
In
welcher Art Verhältnis sollten dann
Bestehn
die Mischungen der Seelenteile
Und
worin sollte dann bestehn die Schönheit
Der
in sich selbst versunkenen Vernunft?
2
Ich
möchte nun den Faden der Betrachtung
Erneut
ergreifen und bestimmen, was
Ist
eigentlich ursprünglich jene Schönheit,
Die
ich an einem schönen Körper sehe.
Da
gibt es nämlich etwas, das ich gleich
Beim
ersten Anblick offenbar erblicke.
Die
Seele denkt es sich als längst bekanntes,
Sie
sieht es auch als etwas Angenehmes,
Sie
tritt gleich in Beziehung zu der Schönheit.
Doch
trifft die Seele auf die Hässlichkeit,
So
wendet sie sich angewidert ab,
Erkennts
nicht an und weist es ab von sich
Als
ihrem Wesen fremd und widersprechend.
So
ich behaupte nun, dass meine Seele
Der
eigenen Natur entsprechend und
Weil
sie von einem höhern Wesen ist
Im
Reich des Seienden, wenn meine Seele
Nun
etwas ihr Verwandtes anschaut oder
Nur
eine Spur von ihr Verwandtem schaut,
So
freut sie sich mit heftiger Bewegung,
Sie
setzt sich in Beziehung zum Geschauten,
Wird
wiederum bewusst sich ihres Wesens.
Was
ist da nun für eine Ähnlichkeit
Zu
sehen zwischen der diesseitigen
Und
der jenseitigen der schönen Art?
Denn
wenn da eine Ähnlichkeit besteht,
So
Diesseits auch und Jenseits sind sich ähnlich.
Auf
welche Weise sind denn beide schön?
Durch
Anteilhabe an der Ur-Idee,
Behaupte
ich. So ist das Diesseits schön,
Ists
auch gestaltlos, doch dazu bestimmt,
Gestalt
und Ur-Ideen aufzunehmen,
Doch
ist es ohne die Ideen und
Vernunft,
dann bleibt es hässlich, außerhalb
Der
göttlichen Vernunft ist alles hässlich.
Nun
hässlich ist auch, was von der Vernunft
Ist
nicht durchdrungen, ungestalter Stoff.
Wenn
aber die Idee herantrit, dann
Fasst
das sie, was aus vielen Teilen durch
Zusammensetzung
Einheit werden soll,
Dann
fasst sie es zusammen und sie führt es
Zu
einer ganz realen Zweckbestimmung
Und
machts zu Einem durch die Harmonie
Im
Innern, da sie selber Eine war
Und
auch das zu Gestaltende soll werden
Zu
einem Eins, soweit dies möglich ist
Im
Angesicht der Vielheit seiner Teile.
Wenn
es gefasst zu einer Einheit ist,
Dann
thront die Schönheit auf dem Thron des Lichts,
Teilt
sich den Teilen und dem Ganzen mit.
Triffst
sie auf eins, das eins ist von Natur,
So
teilt sie sich allein dem Ganzen mit.
So
die natürliche Beschaffenheit
Und
auch die Kunst verleiht dann einem Haus
Mit
allen seinen Teilen diese Schönheit
Und
dann auch wieder jedem Steine einzeln.
So
nun entsteht der wahrhaft schöne Körper
Durch
Anteilhabe an der Götter Schönheit.
3
Die
Schönheit aber wird erkannt durch ein
Besonders
dazu eignendes Vermögen,
Das
da vollkommen fähig ist zum Urteil,
Sobald
die Seele seinem Urteil zustimmt.
Vielleicht
entscheidet auch die Seele selbst,
Indem
sie den geschauten Gegenstand
Bemisst
nach einer inneren Idee,
Und
sie bedient sich der Idee beim Urteil.
Wie
aber stimmt die körperliche Schönheit
Mit
dem unkörperlichen Geist zusammen?
Wie
denn bemisst der Architekt ein Haus
Nach
der ihm inneren Idee des Hauses,
So
dass er dieses Haus als schön bezeichnet?
Doch
darum, weil das Haus im Äußeren,
Mal
abgesehen von den Einzelsteinen,
Nichts
ist als jene innere Idee,
Geteilt
zwar durch die äußerliche Masse,
Doch
in der Vielheit zur Erscheinung kommt
Die
ungeteilte geistige Idee.
Wenn
nun die Augen die Idee erblicken,
Die
in den schönen Körpern inne wohnt,
Wie
sie die ungestaltete Natur
Bewältigt
und vereint zu einer Einheit,
Wie
nun die Augen die Gestalt erblicken,
Die
ist in feiner Weise aufgetragen
Auf
andere Gestalten, fasst der Mensch
Zusammen
dann das Viele zu dem Einen,
Hebt
dies empor und setzt es in Verbindung
Mit
der bereits vorhandenen Idee
Im
Inneren und führt das Vielerlei
Als
ein Totales der Idee dann zu
Als
ein Verwandtes und Befreundetes.
So
wie es auch für einen edlen Mann
Ein
schöner Anblick ist, wenn auf dem Antlitz
Des
Knaben eine Spur erscheint von Tugend,
Die
übereinstimmt mit der innern Wahrheit
Im
Geist des Mannes. Nun, der Farbe Schönheit
Ist
durch Gestaltung und Bewältigung
Des
Dunkels der Materie erschienen
Weil
körperlos hinzugekommen ist
Der
geistigen Idee Vernunft und Licht.
Daher
denn auch das Feuer wirklich schön ist,
Verglichen
mit den körperlichen Dingen,
Weil
im Verhältnis zu den Elementen
Von
Wasser, Luft und Erde nun das Feuer
Den
Rang einnimmt der geistigen Idee,
Weil
ganz nach oben es gerichtet ist,
Der
dünnste Körper es von allen Körpern,
Gleichsam
der Übergang zum Körperlosen.
Das
Feuer nimmt nichts andres in sich auf,
Doch
selbst durchdringt es alle andern Dinge.
Die
Dinge werden durch das Feuer warm,
Die
Dinge machen doch nicht kalt das Feuer.
Die
andern Dinge haben von dem Feuer
Und
von dem Lichte schlechthin ihre Färbung.
(Fragment)
LUKREZ
Große
Mutter von Roma, o Wonne der Götter und Menschen,
O
geliebte Venus, die du die segelnden Sterne
Lässt
am Himmel wimmeln, die weithin reisenden Häupter,
Und
gibst fruchtbare Erde für alle lebendigen Wesen,
Die
ist von dir allein konzipiert für ewige Zeiten,
Durch
dich allein sind aufgestiegen die Sonnen des Himmels,
Einzig
von dir, o Schöpferin Göttin, sind sie gekommen,
Auch
der stürmische Wind, der vertreibt die finsteren Wolken,
Nur
durch dich trägt die Erde die vielen duftenden Blumen,
Nur
durch dich die Wasser der unergründlichen Tiefe
Lächeln
und auch die hohlen Räume des heiteren Himmels
Glühen
mit diffusem Glanz für dich, heilige Venus!
Nämlich
wie bald kommt der Frühling mit dem Antlitz des Tages
Und
die schöpfrischen Lüfte wehn aus dem milderen Westen,
Erste
Vögel der Lüfte umhüpfen dich heiteren Herzens,
Nehmen
voraus deinen schöpfrischen Willen, göttliche Mutter,
Und
es springen die wilden Herden auf glücklichen Feldern
Oder
sie schwimmen in begrenzenden Wildbächen fröhlich.
Wieder
vom Zauber ergriffen, folgen dir alle Geschöpfe,
Wohin
immer du gehst, der Geschöpfe Führerin,Venus,
Und
von dort durch Meere und Berge und reißende Bäche,
Durch
die grünen Häuser der Vögel und Ebenen eilend,
Mit
dem Funken der verlockenden Liebe im Busen,
So
erschaffst du ewige Generationen, o Göttin,
Arten
um Arten. Und du allein vergoldest den Kosmos,
Ohne
dich ist nichts je auferstanden im Lichte,
Um
zu erreichen die glänzenden Küsten des seligen Lichtes,
Oder
etwas freudig geboren und Schönes geboren,
Dir
allein ich weihe meine gedichteten Verse,
Wie
ich vermute, dass komponiert die gewaltige Schöpfung,
Das
will ich singen für Memmius, den du zum Bruder gewollt hast
Mir
und zum treuen Genossen voll Gnade in jeglicher Stunde,
Darum
wahrlich, o heilige Göttin, gib meinen Worten
Einen
unsterblichen Charme! Und lass uns rechtzeitig ruhen
An
dem Meere, lass ruhen die wilden Werke des Krieges,
Du
allein hast die Macht der öffentlichen Befriedung
Und
den sterblichen Menschen zu helfen, da sie die Regeln
Und
die wilden Werke der Schlacht des grausamen Mars tun,
Der
wie oft gegen deinen Busen schleudert die Kraft und
Ist
zugleich übermannt von der ewigen Wunde der Liebe,
Der
mit den Augen und der rasselnden Kehle gesunken,
Wirft
den Blick mit offenem Mund auf die Göttin der Schönheit,
Weidet
an deinem Liebreiz seine gierigen Augen
Und
sein Atem hängt an deinen kusslichen Lippen,
Du
erfüllst ihn von oben mit deinem heiligen Körper!
Gieße
von diesen deinen Lippen zärtliche Worte
Ewigen
Friedens für die Römer, herrliche Dame!
Denn
in einer ruhlosen Jahreszeit hier in dem Staate
Kann
ich meine Arbeit nicht ohne Beschwerde erfüllen
Noch
den berühmten Spross des Hauses Memmius preisen.
Während
der Menschheit Länder liegen kläglich zerkleinert
Vor
den Augen aller durch die Religionen,
Die
das Haupt erheben möchten hoch in den Himmel,
Finster
auf die Sterblichen schauend abscheulich und grausam,
War
es ein Grieche zuerst, der gewagt, vor den Religionen
Stolz
zu erheben die Augen, zu widerstehen dem Terror,
Wenn
die Ehre der Götter droht mit zückenden Blitzen
Und
der ominöse Himmel droht mit dem Donner,
Diese
Götter beschämte er, rieb mit wütender Wonne
Unerschrocken
sein Herz und öffnete weit der Natur Tor.
So
hat er seinen Willen und kräftige Weisheit gewonnen,
Und
so ging er vorwärts der Ferne entgegen, ging jenseits
Brennender
Mauern der Welt und wanderte weit durch das Weltall,
Um
von dort als ein Erobrer zu bringen Berichte,
Welche
Dinge und welche nicht zum Sein steigen können
Und
mit welchem Recht wird der ganze Umfang beschrieben,
Jener
Grenzstein des Weltalls, der so tief in der Zeit hängt.
Darum
liegen die Religionen jetzt unter den Füßen,
Und
uns sterbliche Denker erhebt der Sieg in den Himmel.
Ach,
ich weiß, wie schwer es ist, in Hexametern fließend
Schön
zu sagen die dunklen Entdeckungen seliger Griechen,
Da
ich in meiner Bettler-Sprache finden muss Worte
Und
Begriffe, die passen zu der Fremdheit der Sache.
Aber
du belohnst mich und die erwarteten Freuden
Heiliger
Freundschaft lassen mich reden und Mühsal ertragen
Und
geduldig stets durchwachen die sternklaren Nächte.
Und
so such ich unter den Wörtern, dass ich im Liede
Dir
am herrlichsten kann entwölken den Lichtglanz der Weisheit,
Und
dir nennen den Kern des Seins in der Mitte des Weltalls.
Und
die Anderen bitt ich um wahrhaftiges Urteil,
Unverstopfte
Ohren und kindliche Einfalt des Geistes,
Frei
von Sorgen, damit auch diese meine Geschenke,
Angeordnet
für dich mit aller eifrigen Arbeit,
Du
nicht verachtest, wenn ich beweise das höchste Gesetz der
Götter
und Himmel, ursprüngliche Keime entfalte,
Wie
die Mutter Natur alles schafft und vielfach gestaltet,
Alles
fördert, wohin die Auflösung führt an dem Ende.
Darum
habe ich mir auch ersonnen den trefflichen Namen
Schöpferischer
Atome oder der Samen der Dinge
Oder
Urkörper, ursprünglich für die Gesamtheit des Weltalls.
BABYLONISCHE GENESIS
ERSTER
GESANG
Als
droben noch geschaffen nicht der Himmel,
Noch
unten nicht genannt der feste Boden,
Ur-Apsu,
ihr Erzeuger und desgleichen
Die
Mummu Tiamat, der Welten Mutter,
Die
Wasser noch vermischt zu einem Leib nicht,
Als
keine Hütte war von Schilf errichtet,
Als
noch kein Sumpf erschienen war auf Erden,
Da
noch die Götter nicht gebracht ins Dasein,
Da
keiner einen Eigennamen trug
Und
nirgends noch ein Schicksal war bestimmt,
Da
wurden dann die Himmlischen gebildet
Und
Lahamu und Lachmu kamen vor
Und
wurden nun mit Namen auch genannt.
Bevor
sie alt und groß geworden waren,
Gebildet
wurden Anshar da und Kishar,
Die
übertrafen alle andern Götter.
Und
lange Zeit verging. Und dann kam Anu,
Der
Götter Erbe, der Rival der Väter.
Der
Erstgeborene war Anshar und
Ihm
ebenbürtig war der Vater Anu,
Der
schuf in seinem Bilde Nudimmud,
Und
Nudimmud, das war der Väter Meister,
Von
großer Weisheit, groß an Kraft und Klugheit,
Der
mächtiger als seines Vaters Vater,
Da
war auch kein Rivale bei den Göttern.
Und
so geboren ward die Schar der Götter.
Sie
störten Tiamat, die wogte drunten,
Ja,
voller Unruh ward der Mutter Stimmung,
Weil
heiter war die hohe Burg des Himmels.
Auch
Apsu konnt nicht mindern ihr Geschrei
Und
Tiamat war sprachlos allerwegen.
Sie
waren ekelhaft und überheblich.
Und
Apsu kam, der großen Götter Schöpfer,
Er
weinte, wandte sich an seinen Diener:
O
Mummu, mein Wesir, dir jauchzt mein Geist,
Komm,
Mummu, gehen wir zu Tiamat!
Sie
gingen, setzten sich zu Tiamat,
Sie
tauschten Ratschlag aus um Ratschlag über
Die
Götter, ihre erstgebornen Kinder.
Und
Apsu öffnete den Mund und sagte
Zu
Tiamat, die prangte voller Schönheit:
Der
Götter Weg ist wirklich ekelhaft!
Tagsüber
find ich nicht Erleichterung
Und
komme nicht zur Ruhe in der Nacht.
Zerstören
werde ich der Götter Wege,
So
wird die Ruhe wieder hergestellt.
Lasst
uns in Ruh! Dies hörte Tiamat
Und
wurde wütend und rief ihren Mann an.
Sie
heulte auf als die Geschädigte,
Die
ganz allein und einsam wütete,
Stieß
einen Fluch aus und sprach so zu Apsu:
Wie,
sollten wir zerstören das Erbaute?
Ihr
Weg ist lästig! Lasst uns doch in Ruhe!
Dann
Mummu gab dem Apsu diesen Ratschlag,
Ungnädig
war der Mummu Ratschlag, böse:
Mein
Vater, du zerstörst der Meutrer Wege,
Dann
findest du Erleichterung bei Tag
Und
wirst auch ruhen können in der Nacht.
Als
Apsu dieses hörte, strahlte er,
Er
plante etwas gegen seine Söhne,
Die
Götter, wegen ihrer Übeltaten.
Und
er umarmte Mummu an dem Hals,
Sie
setze sich auf seinen Schoß, ihn küssend.
Was
immer zwischen ihnen ward geplant,
Ward
von den Göttersöhnen wiederholt.
Die
Götter hörten dies, sie standen auf,
Verstummten
dann und blieben still und stumm.
In
Weisheit größer, einfallsreicher, klüger
War
Ea, der Allwissende, der Gott
Der
Weisheit, er durchschaute ihren Plan.
Ein
Meisterplan ward gegen ihn ersonnen,
Geschickte
Pläne, ihn in Bann zu tun.
Er
rezitierte sie und ließ sie hören,
Der
ausgegossen hat auf Apsu Schlag,
Und
so er lag in tiefem Schlaf und Schlummer.
Als
Apsu war nun tief getränkt mit Schlaf,
War
Mummu machtlos, konnte sich nicht rühren.
Er
lockerte des Apsu Bande, riss
Ihm
die Tiara von dem Haupt herab,
Nahm
seinen Heiligenschein und zog ihn an
Und
dann erschlug er den gebundnen Apsu.
Und
Mummu ward gefesselt und allein
Zurückgelassen
drunten in dem Schloss.
So
hat auf Apsu er sein Haus gegründet,
Ergriff
nun Mummu, hielt ihn an der Nase.
So
Ea siegte und zertrat die Feinde,
Gesichert
hatte Ea den Triumph,
Nun
ruhte er in seinem Haus voll Frieden,
Nun
nannte er sein Haus nach Apsus Namen.
Am
selben Ort er gründete sein Kultzelt,
Dort
wohnten Ea und sein Weib Damkina.
Und
in des Schicksals Wohnung, Schicksals Kammer
Ein
Gott ward nun gezeugt, die klügste Gott.
Im
Herzen Apsus Marduk ward geschaffen,
Im
Heiligtume Marduk ward gezeugt.
Der
ihn erzeugte, war sein Vater Ea,
Die
ihn gebar als Mutter, war Damkina,
Er
sog die Mutterbrust von Göttinnen,
Die
Ammen, die ihn pflegten, schreckten ihn,
Verführerisch
sein Leib, die Augen funkelnd,
Sein
Gang war fürstlich, er war Kommandant.
Sah
Ea ihn, der Vater, der ihn zeugte,
So
jubelte und strahlte er voll Freude.
Er
machte ihn perfekt und gab dem Sohn
Die
höchste Vollmacht einer Doppel-Gottheit.
Er
war erhöht, mehr als die andern alle,
Perfekt
die Glieder, völlig unverständlich,
Schlecht
zur Verständigung, schwer zu erkennen,
Vier
Augen hatte er, dazu vier Ohren,
Wenn
er den Mund bewegte, flammte Feuer,
Groß
waren seine Ohren, und die Augen
In
großer Zahl durchschauten alle Dinge.
Er
war der Höchste aller Himmelsgötter
Und
übertraf an Größe alle andern.
Die
Glieder waren riesig, er war riesig.
Mein
kleiner Sohn! Mein lieber kleiner Sohn,
Mein
Sohn, die Sonne! Also ist der Himmel!
Er
trug die Gloriole von zehn Göttern.
Er
war sehr stark, und alle sahn ihn an.
Und
Anu zeugte viermal starken Sturm,
Die
Stürme lieferten die Macht dem Herrn aus.
Er
stationierte auch den Wirbelwind,
Er
schuf auch Ströme, Tiamat zu stören.
Die
Götter gaben keine Ruhe, sondern
Sie
litten an der Widrigkeit des Sturmes.
Und
ihre Herzen sprachen voll des Bösen
Zu
Mutter Tiamat, der Göttermutter:
Als
sie erschlagen Apsu, deinen Gatten,
Hast
du ihm nicht geholfen, doch du bliebest.
Und
als er schuf den vierfach starken Sturm,
Da
wurden deine Eingeweide schwach
Und
daher können wir nicht Ruhe finden.
Lass
Apsu, deinen Mann, in deinem Kopf sein
Und
Mummu auch, der überwunden worden!
Du
bist allein gelassen, Tiamat!
Da
wurden sie verstört in großem Tempo
Und
ohne Unterlass. Sie lieben nicht!
Und
unsre Augen sind nun eingeklemmt
Und
ohne Unterlass. Lasst uns in Ruhe!
Wir
wollen kämpfen! Rächen wir die Götter!
Und
machen wir die Götter wie den Sturm!
Als
Tiamat das hörte, war ihr wohl.
Sie
gaben alles. Lasst uns nur die Monster
Und
lasst in unsrer Mitte alle Götter.
Und
lasst uns kämpfen gegen Anus Götter!
Und
sie verbanden sich zu einem Bund
Und
dann marschierten sie mit Tiamat.
Sie
machten Pläne ohne Unterlass.
Sie
waren kampfbereit, sie knurrten, tobten,
Sie
haben auf den Kampf sich vorbereitet,
Und
Mutter Hubur, Wesen aller Wesen,
Gab
Waffen auch dazu und Monsterschlangen
Mit
scharfen Zähnen, schonungslos im Biss.
Mit
Schlangengift hat sie gefüllt den Körper,
Und
Drachen hat mit Schrecken sie bekleidet,
Gekrönt
die Drachen auch mit goldnen Kronen,
So
sahen fast wie Götter aus die Drachen,
Und
wer die Drachen sah, der wurde ängstlich,
Die
Drachen bäumten sich mit ihrem Leib auf,
Es
konnte keiner schicken sie zurück.
Die
Vipern, Drachen und die Lilith-Monster
Und
Löwen, irre Hunde und Skorpione
Und
Panther und Libellen und Centauren
Mit
Waffen stellte sie zum Kampfe auf.
Fest
ihr Befehl und stark der Widerstand,
Und
alle diese Arten sie gebar.
Und
von den Göttern der Versammlung sie
Erhöhte
Kingu, machte ihn zum Chef.
Die
Führer des Kommandos der Versammlung,
Die
Waffen zu der Förderung des Kampfes,
Den
Kampf zu kontrollieren und zu leiten,
Vertraute
sie ihm an, der saß im Rat:
Ich
hab für dich die Zauberei gewirkt,
Nun
preis in der Versammlung meinen Zauber.
Zum
Rat der Götter gab ich euch Verdienste,
Du
bist der Herr, mein einziger Genosse!
Und
du wirst herrschen über alle Himmel!
Da
gab sie ihm die alte Schicksalstafel
Und
er befestigt sie an seiner Brust:
Herr,
deiner Weisung jeder wird gehorchen!
Er
hatte nun die Hoheit eines Vaters,
Sein
war der Götter Schicksal, seiner Söhne.
Dein
Wort lässt alle Feuer bald erlöschen,
Du
bist die Power-Waffe voll Potenz!
DER TOD DES SOKRATES
von Lamartine
Die
Wahrheit ist göttlich!
Die
Sonne stieg schon auf die Höhen von Hymettos,
Des
Theseus Tempel strahlte droben auf dem Gipfel,
Und
heiße Winde wehten um das Pantheon
Zum
Abschied, als er wanderte in das Gefängnis.
Da
sahen wir die goldnen Segel auf dem Meer,
Beim
Klang der frommen Hymnen segelnd nach Piräus
Und
dieses Schiff auch, dessen Rückkehr tödlich war,
Es
war dazu verurteilt, seinen Tod zu künden,
Denn
das Gesetz verbot es, dass sein Leben abnahm
Wie
eine sanfte Sonne über Jonien sinkt,
Doch
waren da des Lichtes Strahlen voller Leben
Noch
unentweiht von jenen blindgebornen Augen,
Noch
unentweiht von Toren, die die Augen schließen.
Wir
mussten zweimal weinen über Licht und Leben!
So
der Verbannte ging in das Gefild der Ahnen,
Als
Morgenröte leuchtete am Horizont.
Inzwischen
war hereingetreten auch sein Sohn
Und
Trauernde, die wanderten auf der Veranda,
Und
seine Frau, mit seinem Kind auf ihrem Schoß,
Dem
zarten Kinde, dessen Hand mit Schlüsseln spielte,
Beschuldigend
die schrecklichen Gefängniswärter,
Die
schlugen an die Türen unbeugsames Messing.
Die
Menge gab nicht acht auf laute Schmerzensschreie,
Sie
gaben acht nicht auf die heißen Trauertränen,
Er
war schon wieder ausgesetzt der Narren-Rasse,
Die
sich versammelt hat auf Märkten und auf Gassen,
In
Gruppen sich versammelnd voll von eitlem Lärm,
Sie
sprachen von zerstörten heiligen Altären
Und
Blasphemie und Lästerung der alten Götter,
Der
neue Glaube korrumpiere ihre Jugend,
Der
Glaube an den Unbekannten Griechenlands.
Wie
dumpf und wie abscheulich waren diese Monster,
Oreste
waren sie, geblendet von den Göttern,
Die
harrten auf das Ende der Gerechtigkeit
Und
wollten auf der Erde opfern für den Himmel
Den
weisen Sokrates, den sie in Ketten schlossen.
Er
starb für die Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes!
In
dem Gefängnis wurden aufgetan Scharniere,
Und
seine Augen wanderten zu seinen Freunden.
Da
sah der weise Sokrates in weite Ferne
Und
zeigte auf das Segelschiff, das kam von Delos:
So
schaut euch an, wie blütenreich des Schiffes Heck,
Ein
heiliges Gefäß, das Glück der Theorie!
Willkommen,
sprach er, dieser Schleier ist der Tod!
O
meine Seele, bald gelangst du in den Hafen!
Doch
sprechen wollen wir und heut am hohen Tag
In
unsern Reden sprechen, wie wir sonst getan.
Nicht
in den Wind verstreut den Überrest des Festes!
Der
Götter Gaben lasst uns bis zum Schluss genießen!
Das
Schiff ist glücklich, dessen Fahrt zu Ende geht
Und
seine Fahrt nicht unterbricht beim Schaun der Küste.
Gekröntes
Lachen! Segel bauschend in den Lüften!
Das
Schiff kommt in den Hafen rauschend mit Gesang!
Poeten
sagen, dass vor seiner letzten Stunde
Harmonisch
klagt und weinend singt der weiße Schwan.
O
Freunde! Glaubt es nicht! Melodisch dieser Vogel
Ward
mit erhabenem Instinkt beschenkt von Göttern.
Sie
lachen, wenn sie des Eurotas Ufer fliehen,
Wenn
ihre Seele ihrem schönen Leib entflieht,
Sie
schreiten Schritt für Schritt in eine Wunderwelt,
Beginnen
schon, den Tag der Ewigkeit zu sehen,
Und
in der lieblichen Ekstase, wenn sie schauen,
Am
Lande sterbend, strahlen sie vor Himmelswonne!
Ihr,
die zum Grab gekommen seid, mir zuzuhören,
Ich
bin ein Schwan, und wenn ich sterbe, will ich singen!
Nun
unterm Bogen dieser Worte strömten Tränen.
Und
einer aus dem Kreise seiner Freunde sprach:
Ach,
du wirst sterben! Ach, zu früh verstorbner Freund,
Sprich
von der Hoffnung und von der Unsterblichkeit!
Das
tu ich gerne, sprach er. Schickt die Weiber weg,
Denn
ihre Seufzer nur beschweren unsre Seelen.
Jetzt
müssen wir verschmähn des Grabes schwarze Schrecken,
Jetzt
gehn wir mutig schreitend in die neue Welt!
Wisst,
liebe Freunde, dass von meiner Kindheit an
Ein
heimliches Genie mir einhaucht Gottes Weisheit,
Mein
inneres Gesetz entdeckt das Reich der Zukunft.
Hat
Gott verborgen in der Stimme still gesprochen?
Hat
mich umarmt ein Schatte in geheimer Freundschaft?
War
es der Zukunft Echo? Des Poeten Muse?
Ich
weiß es nicht. Doch leise sprach der Genius,
Auch
nun, da um die Ecke kommt mein Lebensende,
In
schönem Schall er spricht zu mir und tröstet mich.
Ich
nehm zur Kenntnis seine frühern Gottesworte,
Befreit
ist nun mein Herz vom Aufruhr meiner Sinne
Und
in der ungeheuren Stille hör ich ihn.
So
wie ein Vogel dieses heimliche Genie
Verdoppelt
abends seine schönen Harmonien,
Und
besser noch gesagt, den Tag zuletzt vergessend,
Mein
Geist ist an dem Rand der Zukunft ausgesetzt
Und
unterscheidet nun den Klang der andern Welt,
So
wie der Fährmann abends auf dem Flusse fährt,
So
wie es schöne Mode ist am Rand der Zeit,
Ich
unterscheide schönre Töne aus dem Hafen.
Der
unsichtbare Genius verließ mich nie,
Und
seine Stimme immer tönt in meinem Ohr,
Und
seine Stimme spricht zu meinem Ohr auch heute,
O
Freunde, hört, ich bin es nicht, es ist der Geist!
Gelassen
seine Stirn, sein Auge strahlte Hoffnung,
Macht
Sokrates ein Zeichen, hieß die Freunde sitzen.
Die
Freunde seinem stummen Zeichen gleich gehorchen
Und
an dem Rand des Bettes saßen alle schweigend.
Und
Simmias das Aug verhüllte mit dem Mantel
Und
Kriton sah nachdenklich zu dem Himmel auf
Und
Kebes neigte melancholisch seine Stirn
Und
Anaxagoras tat laut und zynisch lachen
Und
schien den Weisen um sein Schicksal zu beneiden,
Der
er verspottete das Glück, dem Tode trotzend!
Es
lehnte an die Tür der Knecht sich, armverschlungen,
Und
Zweifel kämpfte wiederum in ihm mit Mitleid
Und
also sprach er dumpf: Was nützt ihm seine Tugend?
Doch
Phaidon, der Freund, bedauerte den Weisen
Und
unterm wirren Haar barg er sein schönes Antlitz,
Saß
nahe an der Bahre, zu des Meisters Füßen,
Auf
sein gebognes Knie gelagert wie ein Sohn,
Hob
er den Blick auf zum geliebten Freund, verschleiert,
Er
schämte sich zu weinen, doch er weinte wieder.
Der
Weise aber voll der wehen Erdenschmerzen
Nicht
änderte sein Aussehn oder seiner Farbe.
Er
schien uns wertzuschätzen, schien in uns zu lesen.
Sein
Mund, der freundlich lächelte voll Ruhe,
War
nun bereit zu sprechen, öffnete sich halb.
Die
Ohren lauschten auf den unsichtbaren Freund.
Die
Haare wurden von dem Herbstwind leicht bewegt,
Es
schien auf seinem Haupte eine blasse Krone,
Und
in der Morgenluft der ruhelosen Zeit
Verteilte
sich auf seiner Stirne Silberglanz.
Und
auf der Stirne, wo die Seele sichtbar ward,
Da
sahn wir strahlen die erhabenen Gedanken,
Als
wie durch transparenten Alabaster, Kupfer,
Die
Lampe brannte auf dem heiligen Altar,
Verschleiert
aber war die strahlende Brillanz,
Es
wurden reflektiert im Streite matte Flecken.
Das
Auge sah verschleiert auf den Ozean,
Ein
Licht erschien auf seiner feierlichen Stirn,
Für
ihn allein bekannt, kaum atmete der Weise,
Die
aufmerksamen Freunde hielten an den Atem.
Die
klaren Augen sahen nun zum letzten Mal.
Sie
wollten diese Stimme uns für immer nehmen!
Die
Welle tat sich auf dem Hauch des Äolus,
Die
Seelen ungeduldig harrten auf sein Wort.
Zuletzt
vom Himmel senkte er herab den Blick
Und
lächelte nun wieder wie vorher und sprach:
Ihr
weint, o Freunde, weint, wenn meine schöne Seele
Steigt
wie der Weihrauch, den die Priesterin entzündet,
Für
immer von der Schwere meines Leibs befreit,
Zu
Göttern fliegt, zur seligen Vereinigung?
Begrüßt
den reinen Tag, wenn ihr nur ahnen könnt!
Die
Wahrheit sucht, um sie zu sehen und zu kennen!
Wie,
leben wir denn nicht, um dann zuletzt zu sterben?
Und
warum leide ich für die Gerechtigkeit?
Warum
in diesem Immer-Sterben namens Leben
Hab
ich gekämpft denn mit der Sklaverei der Sünde,
Den
Kampf, den meine Seele mit den Sinnen kämpfte'?
Wie,
Freunde, findet ohne Tod die Tugend Lohn?
Das
ist der Preis des Kampfes, ist die Himmelskrone,
Wie
sie der Richter uns nach gutem Laufe schenkt.
Erinnert
euch nur an die Donnerstimme Gottes,
Gott
segne euch, o Freunde, ich hab Zeus gehört!
Ich
finde nach des Lebens Streit nun meine Ruhe
Und
wiederhole mir des Himmels Ordnung so:
Die
Götter mögen mich empfangen nach dem Lauf!
Mich
aufmerksamen Sklaven rufen sie, ich eile!
Und
ihr, wenn ihr mich liebt, bei diesem schönsten Fest,
O
Freunde, bringt den Göttern euren Weihrauch dar!
Und
bringt ein Opfer hier in den Gefängnismauern!
Und
kränzt die Stirne euch mit schönen Pilgermuscheln,
So
wie ein Bräutigam sich schmückt vorm Publikum,
Und
streut die keuschen Blumen an des Harems Schwelle,
Man
führt mich nach dem Bade in das Hochzeitsbett,
Der
Tod nimmt meine Hand und führt mich zu der Hochzeit!
(Fragment)
HOMEROS
Von
Derek Walcott
In
den Hügelstädten von San Fernando bis nach Mayagüez
der
gleiche Sonnenaufgang rührt die gefiederten Lanzen von Rohr
unten
Autobahnen des Archipels. Die erste Brise
rasselte
die Speere und deren Lärm war wie ferner Regen,
es
marschierten die von den Hügeln, wie eine Muschel auf den Ohren.
In
den kühlen Asphalt sonntags der Antillen
das
Licht brachte die bittere Geschichte des Zuckers
über
die quadratischen Felder, Steigerung der Ernte,
zu
den gebleichten Flaggen der indischen Diaspora.
Das
nieselnde Licht blies durch die Savanne,
Verdunkelung
versteckt die Rennpferde, Nebel langsam löscht
die
Königspalmen auf den Kämmen der Hügel und die
Hügel
selbst. Die braunen Flecken die Pferde grasten
und
leuchteten so nass wie ihre Haut. Ein brünstiger Hengst
an
seinem Zaumzeug riss, der Donner-Marmor beäugte
und
dämpfte die Hügel, aber der Bräutigam gezeichnet
wie
ein Fischer, das Einwickeln der 'Fische in
eine
Faust, dann mit dem weiteren Anziehen der Zügel
die
Einengung des Kreises. Der Himmel auseinander gerissenen
und
ein Gabelbaum blitzte, und plötzlich, der schwarze Regen,
das
kann eine ganze Inselgruppe verlieren,
am
hellichten Tag in Strömen von Zinnnägeln auf dem Dach,
Hämmern
auf dem Balkon. Ich schloss das französische Fenster
und
habe der Pferde gedacht, im Stall mit einem Huf
geneigt,
beobachtend die Seile des Regens. Ich lag im Bett
mit
dem Strom der Bett-Lampe und hörte das Gebrüll
der
Winde schütteln die Fenster, und ich erinnerte mich
an
Achilles auf eigene Matratze und den verzweifelten Hektor,
von
Helena versucht, sein Boot zu retten, da dachte ich,
wie
meine Insel verloren im Nebel, und ich war sicher,
ich
würde sie nie wiedersehen. Plötzlich
der
Regen hat aufgehört und ich hörte die Schleuse voll Wasser
auf
der Dachrinne. Ich öffnete das Fenster, als
die
Sonne heraus kam. Sie ersetzt die kleinen Besen
von
Palmen auf den Kämmen. Auf dem roten verzinkten
Dach
des Fahrerlagers das Nasse funkelte, dann der Bräutigam
führte
die Pferde über das neue Gras und übte
sie
wieder, und es gab eine andere Helligkeit
in
allem, in den Blättern, in der Pferde Augen.
*
Ich
roch die Blätter gedroschen an der Spitze des Jahres
im
grünen Januar über den Orangen-Villen
und
Militärbaracken, wo die Plunketts waren,
der
Hafen, der Wind, der mit Weihnachten kommt gesprenkelt,
eingefasst
mit der Arktis, war getauft Noël,
er
blieb bis zum März und, mit etwas Glück, bis Ostern.
Er
erfrischt die Zedern, die gewachsene Lorbeerkirsche,
und
versteckte die Afrikaner schnell. Ich roch den Nieselregen
auf
dem Asphalt, verlassen am Morgen, es war der Geruch
von
Eisen auf feuchten Tuch. Ich hörte das Zischen
der
gebratene Makrelen in Öl mit ihrer kupferfarbenen Haut.
Ich
roch Schinken mit Nelken, die verkrusteten Fische besetzt,
das
Wachs in der lackierten Bude: Komm herein!
Der
Arm des Morris-Stuhls klebrig von Lack.
Ich
sah ein Segel ausziehen und ein Segel herbeikommen,
und
ein Kind so frisch, es hob die Spitzenvorhänge
wie
ein Petticoat, wie ein Segel in Richtung Ithaka.
Ich
roch einen toten Rinnsal in den verstopften Abflüssen.
*
Ah,
Doppelkopf-Januar seh ich angespannt:
eine
Vergangenheit, versichert sie uns, im Abbau geboren,
und
ein Geschenk, das uns mit dem Wind hob,
Lärm
in den Brotfruchtblättern mit einer solchen Begeisterung,
dass
es widerspricht, was vorbei ist! Die Kanonenkugeln
wie
faule Brotfrucht aus dem Kampf der Heiligen,
die
Sternchen von Kugellöchern in den Backsteinmauern
der
Redoute. Ich lebte dort mit allen Sinnen.
Ich
roch mit meinen Augen, mit meiner Nase sehend.
*
Eine
Seite der Küste stürzt seine Abgründe
in
den Atlantik. Wendungen erfordern große Schlösser,
da
die Schulter scharf ist und die Kurve gerade vermisst
einen
langen Abfall über die windgebogenen Bäume und die Felsen
zwischen
den Bäumen. Es gibt einen weiten Blick über Dennery
mit
seinen Steinkirchen und rohen Ockerfelsen, auf deren Basis
die
afrikanischen Brecher enden. Über das gesprenkelte Meer
wehen
Schleier und enthüllen die Felsen mit ihren Spitzen,
der
nächste Hafen ist Dakar. Der ununterbrochene Wind
Schlägt
unter die Flügel der Fregatten, sie sind gebogen
von
einer Kraft, die die Welt durchquert hat, Klippen zu finden
in
den plötzlichen Abwinden ihrer aktuellen Reise.
Die
Brise hat gedroschen die Hand im kühlen Dezember der Straße,
wo
der Komet raste mit leeren Leoparden-Sitzen,
so
schnell, ein Mann auf einem Esel zu lesen versucht,
seine
entgegenkommendem Feuerzeichen werden gehört,
zwei
dumpfe Beats der Band, die Stereo gespielt,
wenn
er um eine Brücke kreischte und begann zu steigen
weg
von den Palmwedeln und ihren Schatten der Töpferwaren,
links
die Windschutzscheibe klar, wie es um die Kurve geht,
wo
Hektor plötzlich sah das trabende Ferkel
und
dachte an Plunketts Warnung, als er es quieken hörte
mit
dem gleichen Ton, dass die Reifen des Kometen
die
Runden der Kurve genommen mit dem schweißnassen Lenkrad.
Die
Hinterräder drehen zum Stillstand, wie ein Helm.
Das
Ferkel trabte auf die sicherere Seite der Straße.
In
deine Äste reichte der gekräuselten Buchstaben Flamme.
Hektor
hatte beide Hände am Lenkrad. Den Kopf gesenkt
unter
der schwankenden Statue der Madonna
der
Felsen, ihr Lächeln unter dem blauen Schleier schwankte,
und
als ihre Robe beruhigt war, blieb das Lächeln in ihrem
Grübchen
von Porzellan. Sie sah, ein Mann verbeugte sich,
die
Ruhe des Gebets im üblichen Winkel des Kopfes
über
den Kirchenstuhl des Armaturenbretts. Ihre Hand erhoben,
klein
wie eine Puppe in ihrem himmelblauen Mantel,
deutet,
dass er genug an der Spitze gebetet,
Schaum
umrundet der Klippe Altar, jetzt, wenn er wollte,
er
den Kopf heben könnte, aber er blieb an der gleichen Stelle,
wie
ein Mensch bleibt, wenn die Messe abgeschlossen ist,
nicht
seine Hände zu befreien oder einen Weg zu überqueren,
Stirn,
Herz und Schultern schnell und dann zu knien
mit
Blick auf den Altar. Er verbeugte sich in endloser Reue,
um
ihre Gnade bittend, was er getan hatte, Achilles,
sein
Bruder. Aber sein Bogen war, der Kurs
jedes
Kometen ist so. Der Halbmond selig
wurde
auf dem Weg durch die sengenden Reifen gedrückt.
Eine
Salzträne lief die Porzellanwange herab und es ging
in
einem langsamen Rückgang auf die geballten Knöchel,
ergreifend
das Rad. Auf dem fleckigen Meer der ununterbrochene
Wind
trieb die langen afrikanischen Maschinen,
die
kleine Flagge der Insel auf der silbernen Speerspitze.
*
Der
Fahrer beugte sich über die Reling. Einer packte mein Gepäck
aus
dem Korb des Portiers. Der Rest ging in Patois,
mit
Gesten der Verzweiflung über die verlorenen Privilegien.
Mein
Fahrer wandte sich dann an andere Kunden.
Am
Abend auf den Weiden grasten Pferde, ihre Haut nass
von
Licht, die ihre Lanzen aus den Maschinen schossen.
Ich
hatte den Transport ganz für mich allein.
"Habt ihr euch
alle gesetzt?
Gut.
Ein guter Freund von mir starb in diesem Wagen
namens
Komet".
Er
drehte sich auf dem Vordersitz um,
bewegte
die Luft mit der freien Hand. Ich saß, ausgestreckt
ihm
im Rücken, entmutigend redend, mit gekreuzten Füßen.
"Man
weiß nie, wann und wie? Ich war auf dem Flughafen
an
diesem Tag. Ich sehe ihn abheben wie eine Rakete.
Ich
habe immer gesagt, dass er zu viel PS hat.
Und
wie gesagt, so getan. Das gleiche Hotel, Chef, stimmts?"
Ich
sah die Küstendörfer zurückweichen, als
Die
Autobahn-Zunge übersetzte die Buchsbäume in Wald,
die
wilde Savanne in moderate Weiden,
das
andere Leben geht in seiner "Änderung zum Besseren",
seine
Ruhe in einer Postkarte bewahrt, eine konkrete
Zukunft
vor allem, in der Asche-Blöcke
der
Hotelentwicklung zusammen stehen mit dem veralteten
Handwerk
des Zimmermanns, als ich spürte in den ordentlichen
Yachthäfen
der Fischer Phantom. Alte Dollen
und
rostige Laubsägen. Mein Handwerk benötigt die gleiche
hockende
Pflege, das gleiche Krabbeln, natürliche Hingabe
der
Hand, die einen blühenden Fensterrahmen gestempelt
oder
gehobelt ein elegantes Kanu; seine Zeit war weg
mit
dem Geist im Holz, Holz wuchs überholt
und
Gipser glättete die leere Seite aus weißem Beton.
Ich
beobachtete das Meer. Hab nicht gewollt, dass die Armen
in
dem gleichen Licht bleiben, so dass ich sie bannen könnte
in
Bernstein, das Nachglühen eines Reiches,
lieber
einen Schuppen mit Palmstrohdach auf umgekippten Stöcken
als
diese blaue Bushaltestation? Habe ich nicht lieber eine Straße
mit
Spuren in der Verdickung der Syntax, kletternd
koloniale
Reisende, die gemessene Prosa, doe las ich
als
Schüler? Die Bucht mit ihren braunen Untiefen
dort
in Praslin? Den Reiher? Hatten sie auf mich gewartet,
um
mein Handwerk zu entwickeln? Warum diesen Heiligenschein
bewahren,
was sie verbindet, die Heuchelei,
zu
lieben sie im Hotel, mit einem Zinn-Zaun
von
Liebes-Reben erstickt, Szenen, denen ich angeschlossen war,
so
blind wie Plunkett mit seiner reumütigen Forschung?
Kunst
ist Geschichte der Nostalgie, ein Strohdach zieht man
auf
ein Betonwerk, und die riesigen Kirche
über
ein gebleichtes Dorf. Die Kluft zwischen dem Treiber
und
mir stieg, als er sagte:
"Den Ort wechseln,
nicht wahr?"
Wo
ein alter Rumausschank war, war der Fluss gegangen, aber nicht
mit
seinen verstopften Schatten. Das würde ein Fremder machen.
"All
die Guten", sagte er. Ich sagte: "All die Guten",
dann,
"wer auch immer sie sind," für mich. Ich fing die Augen
im
Spiegel. Wir waren von Micoud herab geklettert.
Hatte
ich nicht ihre Armut zu meinem Paradies gemacht?
Sein
Rücken wäre Hektors, zu überführen die Touristen
in
die andere Richtung nach Hause, der Leopard-Sitz
kratzte
ihre feuchten Rücken wie die pelzbezogenen Armlehnen.
Er
hatte seine ausgebrannte Ladung angetrieben, müde von Schweiß,
für
Schnee auf dem Mond, und sehnte sich nicht zu kämpfen
und
zu haben die Wärme der sinkenden Sonne, die ein Klima war
so
eintönig wie man nur produzieren könnte,
von
einer unveränderlichen Vegetation blinkend,
ein
Ur-Einblick wie diese rote Lilien-Säulen,
dass
sein Schuss kurz davor war, ihre getrockneten Kalebassen
von
gefälschten afrikanischen Masken für den gefälschte Achilles
mit
den Samen, die aus anderen Geistern kamen rasselnd.
So
lass sie denken. Wer brauchte Kunst an diesem Ort,
wo
noch die alten Frauen gehen mit steifen Rücken,
und
die Fischer haben so geschickte Daumen, wie voll der Gnade
diese
Menschen, aber was sie am meisten beneidet wird an ihnen,
war
der Kalypso-Teil der Karibik
noch
in den Schalen der Ohren, wie Rhythmus der Brandung,
bis
zu viel Glück mit Schuld beschattet ward
wie
jedes Eden, und sie seufzten bei dem Schild:
Hewannorra,
das Gold-Meer,
flach
wie eine Kreditkarte, erweitert seine Linie
zum
Strand, der jetzt genauso aussah wie überall sonst,
Griechenland
oder Hawaii. Nun ist dies gottverdammte Souvenir
absurd
und übertrieben. Die bemalten Kürbisse, die Schalen.
ERNESTO
CARDENAL GEDICHTE
1
Wenn
ich dich verliere, haben du und ich verloren:
Ich,
weil du die bist, die ich am meisten liebe,
Und
du, weil ich derjenige bin, der dich mehr geliebt.
Aber
wir beide verlieren, aber du mehr als ich:
Denn
ich kann andere lieben, wie ich dich geliebt habe,
Aber
du wirst nie mehr geliebt werden, wie ich dich geliebt.
2
Schon
singen Hähne.
Er
hat seinen Schwanz der Patin Natalia gesungen,
Er
hat, Genosse, nur dich gesungen.
Erhebt
eure Rückgrate!
Ich
glaube, ich höre die Küste im Kongo erwachen.
Wir
können es und blasen einen Brand -
Kochen
das Töpfchen.
Bring
eine Kerze, dass wir einander sehen.
Er
schlug einen Hund auf einer Ranch
Und
einen anderen auf einer anderen Ranch.
Es
ist Zeit, den Ofen der Patin Juana zu beleuchten.
Die
Dunkelheit ist dunkler am Tag.
Chico
taucht auf, es ersteht Pancho.
Es
ist ein Pony zu reiten,
Wir
müssen singen im Boot.
Träume
hatten uns auseinander gewirbelt, Scheren
Und
Matten (die kratzen einen im Schlaf)
Aber
sie werden das Erwachen bringen.
In
der Nacht folgten sie ihren Seguas
Und
ihre Cadejos wurden entfernt.
Wir
werden sehen die sehr blauen Wasser:
Jetzt
sehen wir nicht.
Und
das Land mit seinen Obst, das wir nicht sehen.
Nicaragua!
Steh auf, nimm die Machete!
Es
gibt viel Unkraut zu schneiden
Ich
schnappe mir die Machete und die Gitarre.
Es
war eine Eule um Mitternacht und noch eine Eule.
Der
Mond hatte keinen Abend- oder Morgenstern.
Der
Tiger brüllte auf dieser Insel
Und
die Küste gab Antwort.
Bereits
verlassen, sagte Pocoyo: Ficken, Ficken!
Nachdem
die Klarinetten in den Händen sangen,
Singen
wir: Partnerin,
Genossin!
Bevor
das Licht geht, der Schatten fliegt wie ein Vampir.
Steht
auf, du und du!
(Schon
singen Hähne.)
Gott
gebe euch einen schönen Morgen!
3
Letzte
Nacht träumte ich
Vom
Geschlechtsverkehr, realistisch,
Einen
hyperrealistischen Traum.
Ich
meinte im Fleisch
Dich
mehr zu lieben,
Aber
nicht engherzig.
4
Dies
geschah, durch diese Straßen zu gehen,
Ohne
Arbeit und ohne Gewicht.
Nur
Dichter und Huren waren da,
Sie
kannten seine Verse.
Er
war nie im Ausland.
Er
wurde inhaftiert.
Jetzt
ist er tot.
Es
gibt kein Denkmal...
Aber:
Erinnert
wird er bei Betonbrücken,
Großanlagen,
Traktoren, Scheunen, Silber,
Guter
Regierung.
Weil
er die Sprache seines Volkes sprach
Und
sie gereinigt in seinen Gedichten,
Einen
Tag ein Handelsabkommen geschrieben,
Die
Verfassung, Liebesbriefe
Und
Gebote.
Ihre
eigenen Gesichter so braun wie Kürbisse. Meins so fremd
wie
an der Theke das Gefühl des Körpers sich verändert.
MÄNNER
Der
eine schlägt die Frau, der andre schlägt das Kind!
Wie
roh doch in der Welt die harten Männer sind!