Nachgedichtet
von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
I,
5
Was
für ein schlanker Jüngling, o Pyrrha,
Ertrunken
in flüssigen Düften,
Fordert
dich auf
Unter
Schauern von Rosen
In
der angenehmen Höhle?
Für
wen denn frisierst du dein Haar
Mit
schlichter Eleganz?
Wie
oft wird er weinen,
Weil
du die Treue gebrochen
Oder
über den Willen der Götter!
Ah,
er wird sich wundern,
Vom
Regen überrascht
Und
von dunklen Stürmen,
Der
heute noch dich genießt
Und
glaubt, du seist die goldene Venus,
Der
denkt, du seist die immerwährende Jungfrau
Und
dass deine Schönheit nie verwelkt
Durch
die tückischen Kinder.
Elend
ist der, den du blendest,
Während
du immer noch unerprobt bist.
Was
mich betrifft:
Die
Votiv-Tafel häng ich im Tempel auf
Und
meinen nassen Mantel
Der
Gottheit, die Macht übers Meer hat.
I,
8
O
Lydia, sag mir, bei allen Gottheiten,
Warum
ruinierst du Sybaris
Mit
den Stürmen der Leidenschaft!
Warum
kann er plötzlich nicht mehr leiden
Den
sonnigen Marktplatz,
Der
sonst so sehr geliebt
Den
Staub und die Sonne!
Warum
reitet er nicht mehr
Mit
seinen frommen Freunden
Und
warum liebt er nicht mehr
Die
französische Zunge!
Warum
fürchtet er nun,
Die
Tiber zu berühren!
Warum
enthält er sich des Salböls der Athleten,
Als
wäre es Venom von Vipern!
Er
erscheint nicht im Kampf mit den Waffen
Und
nicht mehr mit dem Diskus
Und
schleudert die Lanze nicht mehr!
Warum
muss er sich verstecken
Wie
Achill, der Meeresgöttin Thetis Sohn,
Bevor
er Troja ruinierte!
Hat
man ihn etwa weggeschleppt
Zur
Schlachtbank,
Zur
lykischen Armee?
I,
13
Lydia,
wenn du lauthals lobst
Des
Telephos rosigen Nacken,
Des
Telephos wächserne Arme,
Beginnt
meine brennende Leidenschaft
Sich
zu erregen in mir
Mit
Unruh und mit Zorn!
Weder
meine Gefühle
Noch
meine Hautfarbe
Bleiben
wie zuvor,
Und
auf meine Wange schleicht sich eine Träne,
Was
deutlich beweist,
Wie
mich im Innern ein Feuer verzehrt!
Ich
brenne wie im Irrenhaus
Von
innerem Streit
Die
Betrunkenen brennen,
Wenn
ich sehe die Bisse
Deiner
Zähne auf seiner Schulter
Und
auf seinen Lippen!
Wenn
du mich nur wolltest!
Du
würdest dir nicht so große Mühe geben,
Zeichen
der Treue
Als
Wunden zu hinterlassen
Mit
deinem süßen, wilden Mund!
Deine
roten Lippen hat Venus
Mit
ihrem Nektar geschminkt!
Dreimal
selig aber ist der Mann,
Der
nie die Treue gebrochen,
Der
die Liebe nie zerstört hat
Durch
bösen Zank,
Sondern
dessen Liebe lebt
Bis
zum Jüngsten Tag!
I,
16
O
schöne Tochter einer frommen Mutter!
Am
Ende, was willst du?
Dass
ich meine Sünden im Feuer verbrenne
Oder
im adriatischen Meer ersäufe?
Kybele
ist nicht so
Und
so ist nicht Apollo,
Der
aufwühlt die Priesterin
Pythia
in dem Heiligtum,
Selbst
Bacchus ist nicht so,
Noch
sind so die Korybanthen
Mit
ihren Klapperblechen.
Der
Schmerz nun wütet in mir
Wie
Schwerter oder Sturmflut,
Wie
Strandräuber an dem Meer,
Oder
wie Feuersbrunst
Oder
das Gewitter Jupiters,
Wenn
er dahinstürmt in blitzendem Zorn!
Man
sagt, dass Prometheus,
Als
er die ersten Menschen
Aus
Lehm geknetet,
Ihnen
den Geist eingeblasen
Eines
zornigen Löwen!
Der
Zorn hat Thyestes erniedrigt
Bis
zum äußersten Ruin,
Der
Zorn ist der Grund, dass große Städte
Völlig
vernichtet, völlig verschwunden,
Und
Armeen, verachtet,
Pflügen
mit feindlichem Pflug
Und
ebnen die Mauern ein
Und
rauben sich die Beute.
Beruhige
deine Seele!
Die
Leidenschaft des Herzens
Hat
sich an mir ausgetobt
In
meiner reizenden Jugend
Und
mich wahrlich verrückt gemacht,
Aber
auch mir Verse geschenkt.
Ich
möchte die bitteren Worte
In
süße Worte verwandeln,
In
magische Worte,
Dass
ich dich bezaubern kann:
Werde
meine Freundin
Und
schenke mir Einmal dein Herz!
I,
18
Kultiviere
deine Felder, mein Varus,
Mit
den Reihen der heiligen Reben,
In
Tiburs weichen Boden gesteckt,
Durch
die Mauern aufgerichtet.
Was
Gott verordnet, ist schwer zu tragen
Für
den, der keinen Wein trinkt!
Gott
gab uns keinen besseren Weg,
Unsre
Sorgen zu verjagen!
Tief
im Weinrausch, wer bemerkt noch
Den
Weltkrieg und die hässliche Armut?
Wer
nicht recht den Bacchus genießt,
Der
kann nicht preisen die Schönheit der Venus!
Und
damit ich nicht überschreite die Grenze
Der
Vernunft beim Genuss des roten Weines,
Denk
ich an Lapithen und Kentauren,
Die
gekämpft im vollen Weinrausch
Mit
dem rasenden Thraker,
Der
den Bacchus verschmähte.
So
will ich Wahrheit von Irrtum scheiden,
Wenn
mich die Leidenschaft überwältigt!
Schöner
Bacchus, ich bin nicht der,
Der
gegen deinen Willen handelt,
Ich
bring auch nicht ans Licht des Tages,
Was
heimlich im Gebüsch geschieht.
Halte
zurück die wilden Trommeln
Und
die berycinthischen Hörner,
Und
bewahre mich vor solchen Werken,
Die
aus blinder Selbstliebe nur getan,
Bewahre
mich vor Hochmut und Stolz,
Dass
ich mich nicht über andre erhebe,
Und
dass ich nicht verschwende
Die
Mysterien unseres Glaubens
An
einen transparenten Becher!
I,
19
O
grausame Venus, des Gottes Mutter,
Bacchus
befielt mir,
Der
Jungfrau Semele Sohn,
Und
du gebietest mir
Die
zügellose Wollust,
Dass
ich Amors Zeuge bin!
Siehe,
ich brenne für Glykeras Schönheit,
Die
viel schöner ist
Als
Bilder aus parischem Marmor!
Ich
brenne für ihre stolze Schönheit!
Ihr
Antlitz ist viel zu blendend,
Als
dass man es anschauen könnte!
Venus
gebietet mir,
Ihr
auf Zypern zu dienen,
Und
nicht zu singen die Kriege
Von
Parthern und Skythen,
Die
rasen auf Kriegspferden wild,
Noch
sonst etwas andres als Liebe!
Seht
hier den grünen Wiesen-Altar,
Ihr
Knaben,
Und
die heiligen Ranken von Efeu
Und
orientalischen Weihrauch,
Stellt
hier ein Fass voll altem Wein auf!
Wenn
ich das Opfer geopfert,
Wird
die Geliebte mir gnädiger sein!
I,
21
Ihr
zärtlichen Jungfraun,
Singt
das Lob der Jungfrau Diana!
Und
ihr lieben Knaben,
Preist
Apollo mit den goldnen Locken!
Und
feiert die Mutter Latona,
Innig
geliebt vom alles überwindenden Höchsten!
Singt
ihr Mädchen die Jungfrau,
Die
die Flüsse und Wälder liebt
Und
heilige Haine und den Hang des Algidus
Und
dunkle erymanthische Bäume
Und
den Wald auf dem grünen Cragus!
Ihr
Knaben, lasst Lobpreis-Lieder erschallen
Von
Tempe und Delos,
Apollos
Heimatinsel,
Der
an der Hüfte den Köcher trägt
Und
des Merkurius Lyra.
Der
Gott wird von uns vertreiben
Krieg
und Hunger und Elend!
Er
wird die Seuche vertreiben von unserem Volk,
Und
wird Cäsar segnen, unsern Monarchen,
Durch
unsre Fürbitt-Gebete gesegnet,
Und
ihn senden zum Krieg mit den Persern!
I,
22
Der
Mann, der rein lebt
Und
frei von schwerer Sünde ist,
Der
hat nicht nötig,
Mein
lieber Fuscus,
Maurische
Wurfspeere
Oder
Bogen und Köcher
Voll
vergifteter Pfeile,
Ob
sein Weg durchs schwüle Syrien geht
Oder
zum schroffen Kaukasus
Oder
ob er seinen Weg sogar nimmt
Zu
der fabelhaften Region
Der
Gewässer des Hydaspes,
Während
ich wandre
Über
die Grenzen
Meines
Landguts hinaus,
Durch
den Sabiner-Wald,
Und
singe sorglos,
Leicht
bewegt
Von
meiner lieben Lalage,
Flüchtet
ein Wolf vor mir,
Ein
Monster von Apulien,
Das
sich ernährt in den Eichenwäldern,
Oder
ist es vielleicht ein numidisches
Löwenjunges?
Stelle
mich auf öde Ebenen,
Wo
keine Bäume stehen
Unterm
glühenden Hochsommerhimmel,
Oder
stelle mich auf breite Straßen,
Wo
Nebelschwaden schweben
Unter
einem finsteren Himmel,
Stell
mich in ein menschenleeres Land,
Wo
der Sonnenwagen die Erde verbrennt,
Ich
werde überall
Mit
der Liebe lachen können,
Mit
meiner heiter plaudernden Lalage!
I,
23
Du
fliehst vor mir wie ein Rehkitz, o Chloe,
Suchst
auf den pfadlosen Hügeln
Verängstigt
deine Mutter,
Ziellos
vor dem Terror fliehend
In
dem sturmbewegten Wald.
Wenn
der Frühling kommt
Und
die Blätter rauschen,
Die
zitternden Blätter,
Oder
wenn eine grüne Eidechse schlüpft
In
den Brombeerbusch am Wegesrand,
Dann
zitterst du in Herz und Seele.
Und
doch jag ich dich nicht
Und
will dich nicht zerreißen
Wie
ein wilder Tiger
Oder
ein gätulischer Löwe.
Folge
nicht weiter deiner Mutter,
Du
bist doch schon geschlechtsreif
Für
einen liebevollen Bräutigam!
I,
26
Freund
der Musen,
Werde
ich Trauer und Angst werfen
In
den Sturm, der überm kretischen Meer weht,
Unbekümmert,
wer auch immer der König ist?
Ob
wir vor den eisigen arktischen Küsten uns fürchten,
Oder
was auch immer uns schrecken mag,
O
süße Muse, mit Freude an frischen Quellen
Flechte
die Blumen zu einem Kranz,
Zu
einer Girlande für meine Lamia!
Ohne
dich, o Muse, ist wertlos mein Lobpreis,
Doch
du und alle deine Schwestern
Sollen
sie mit neuem Ruhm verewigen,
Die
ich besinge zum Lied,
Gespielt
mit dem Plektrum auf der lesbischen Lyra.
I,
30
O
Venus, Königin du von Knidos und Paphos,
Verschmähe
dein geliebtes Zypern,
Fordere
reichlichen Weihrauch,
Komm
zu dem schönen Heiligenschrein
Meiner
Glykera!
Und
lass den leidenschaftlichen Knaben Amor
Und
die Grazien mit gelösten Gürteln
Und
die Nymphen und die Jugend,
Die
nicht reizend ist ohne dich,
Beeile
dich und komm mit Merkurius!
I,
37
Jetzt
ist es Zeit zum Zechen,
Jetzt
ist die Zeit, die Erde zu treten
Mit
uneingeschränkten Füßen,
Jetzt
ist die Zeit
Für
der Götter heilige Sofas,
Meine
Freunde, und dass wir
Bereiten
ein köstliches Fest!
Es
wäre falsch, heute zu sparen
Den
cäcubischen Wein aus alten Fässern!
Eine
verrückte Königin
Will
das Kapitol und das Reich ruinieren,
Mit
ihrer Schar von schlimmen Kreaturen,
Krank
vor Verworfenheit,
Ist
sie voll heftiger Hoffnung
Und
berauscht von Fortunas Gnade.
Aber
ihre Raserei bewirkte,
Dass
kaum ein Schiff den Flammen entkam,
Cäsar
ward von Gedanken abgelenkt,
Betört
vom maretoischen Wein
Und
voller Furcht.
So
verfolgte er ihre Nähe,
Als
sie aus Rom geflohen,
Um
u fangen das tödliche Monster
Und
sie zu fesseln,
Wie
der Sperber verfolgt das Täubchen
Oder
der Jäger jagt den Hasen,
Über
die schneebedeckten Ebenen von 'Thessalien.
Aber
sie beabsichtigte,
Edler
zu sterben,
Sie
zeigte keine Zeichen von weibischer Angst
Vor
dem scharfen Schwert.
Noch
versuchte sie zu gewinnen
Mit
ihren schnellen Schiffen
Zu
einem verborgenen Ufer.
Und
sie wagte es,
Ihr
gefallenes Königreich zu bestaunen
Mit
ruhigem Antlitz,
Und
sie berührte die giftige Natter
Mit
tödlichem Heldenmut,
So
dass sie trank das tödliche Gift
In
den Tiefen ihres Herzens,
Trank
die Lösung, um zu sterben,
Verachtend
die feindlichen Galeeren.
Keine
gewöhnliche Frau,
Sondern
eine wahre Königin,
Die
man nicht einher führen konnte
Im
stolzen Triumph.
II,
4
O
phokischer Xanthis,
Schäme
dich nicht der Liebe
Für
eine einfache Magd,
Hat
doch auch das Mädchen Briseis,
Die
trojanische Sklavin mit schneeweißer Haut,
Gerührt
den Achilles!
Und
auch die Gefangne Tekmessa
Hat
mit ihrer Lieblichkeit
Ihren
Herrn Ajax bewegt,
Den
Sohn des Telamon,
Und
Agamemnon, auf der Höhe seines Triumphs,
Glühte
für ein geraubtes Mädchen!
Während
das Heer der Barbaren besiegt ward,
Siegte
die Armee der Griechen,
Und
Hektor ging verloren,
Übergab
Troja den müden Thessaliern,
Eine
leichte Beute.
Weißt
du nicht, dass deine blonde Phyllis
Keinen
Vater mehr hat,
Der
wohlhabend ist
Und
dich als Schwiegersohn annehmen könnte?
Sicherlich
ist sie eine geborene Königin
Und
trauert um ihre göttlichen Ahnen!
Glaube
mir, das Mädchen, dass du liebst,
Stammt
nicht vom gottlosen Pöbel!
Ein
Mädchen, das so treu ist
Und
das so schwer zu erobern ist,
Stammt
von keiner sündigen Mutter!
Ich
bin unvoreingenommen
Und
lobe ihre bemalten Arme
Und
ihr schlankes Gesicht
Und
ihre formschönen Hände,
Sie
ist frei von jedem Verdacht
Und
wert eines Freiers,
Der
im rasch verschwindenden Leben
Sie
erkennt in seinem fünfzigsten Jahr!
II,
8
Wenn
eine Strafe dich jemals heimgesucht,
Treulose
Barine,
Für
alle deine Meineide,
Wenn
dir jemals in der finsteren Zeit
Ein
verwöhnter Fingernagel weh getan hat,
Dann
würde ich dir vertrauen.
Doch
kaum hast du verpflichtet
Deine
treulose Seele
Durch
falsche Versprechungen,
Als
du schon erschienen bist
Als
die leuchtendste, schönste,
Ein
süßes junges Ding!
Es
hilft dir, zu schwören
Bei
der Asche der begrabenen Mutter,
Bei
stillen Konstellationen der Nacht,
Bei
allen Himmeln und allen Göttern,
Die
frei sind von der eisigen Kälte des Todes.
Venus
selbst lächelt, wenn sie dich sieht!
Die
schmucklosen Nymphen lächeln dir zu
Und
der grausame Amor,
Der
immer schärft den brennenden Pfeil
An
einem blutbefleckten Stein.
Hinzuzufügen
ist, dass alle Jünglinge
Dich
gerne pflegen
Und
werden zu deinen frischen Sklaven,
Während
die alten Liebhaber
Fliehen
aus dem Haus
Ihrer
gottlosen Geliebten.
Alle
Mütter fürchten für ihre Söhne,
Und
die geizigen Väter
Und
die anderen Bräute,
Die
einst Jungfrauen waren,
Denn
wegen deiner erotischen Ausstrahlung
Verweilen
die Männer gerne bei dir.
III,
10
Wenn
du das Wasser des fernen Don trinkst, Lyce,
Mit
einem gewissen grimmen Mann vermählt,
Würde
ich mich aussetzen den klagenden Winden
Deiner
nordischen Mutter-Heimat,
Vor
deine grausame Pforte hingestreckt.
Höre,
wie der Rahmen knarrt,
Wie
die gepflanzten Bäume
In
deinem schönen Garten im Winde stöhnen,
Und
wie die pure Kraft des Gottes Jupiter
Eisig
weht über den gefallenen Schnee.
Deine
Verachtung beiseite gelassen,
Sie
ist verhasst der liebenden Venus,
Das
Seil soll fliegen, während sich das Rad dreht,
Doch
du bist nicht Penelope,
Treu
auch angesichts der Freier,
Auch
bist du nicht von etruskischen Eltern.
O,
schone deine Bittsteller,
Obwohl
dich keiner bewegt,
Keine
Geschenke bewegen dich,
Auch
mein Gebet bewegt dich nicht
Und
nicht die Blässe deines Liebhabers,
Der
blau gefärbt ist,
Und
dich bewegt nicht der Mann,
Der
von den Pieriden gezeichnet ist.
Du
bist eine unbeugsame Eiche,
Nicht
sanfter als eine maurische Schlange.
Ich
werde nicht immer auf deiner Schwelle liegen
Im
Regen, der vom Himmel fällt.
III,
12
Mädchen
sind erbärmlich,
Die
nicht zulassen wollen
Die
Spiele der freien Liebe
Oder
ertränken ihre Sorgen
In
dem lieblichen Wein,
Erschrocken
und voller Angst
Verschlingen
ihre Zunge vor einem,
Der
ihr Onkel sein könnte.
O
Neobule, Kythera entreißt dir
Den
geflügelten Knaben
Und
nimmt dir die Wolle weg
Und
nimmt dir deinen Arbeitsplatz,
Da
du Minerva dienst,
Wenn
dein Liebhaber kommt,
Der
leuchtende Hebrus,
Der
sein gesalbtes Haupt
In
des Tibers Bad getaucht.
Er
ist ein besserer Reiter
Als
der Reiter Bellerophon,
Nie
geschlagen im Faustkampf,
Klug,
zu jagen das Reh,
Wie
es flieht im erschrockenen Rudel,
Oder
den wilden Eber zu töten
Im
Dickicht des Waldes.
III,
22
Jungfrau!
Beschützerin des Berges und des Waldes,
Dreimal
gepriesenes junges Mädchen,
Die
du bewirkst die Geburt und rettest vorm Tod,
O
dreifaltige Göttin!
Dir
bring ich diese Fichte meines Bauernhofs,
Damit
ich glücklich bin auf der Reise,
Und
ich opfre dir das Blut eines Ferkes,
Das
gerade seine ersten Schritte getan.
III,
23
Phidyle,
mein Mädchen vom Land,
Wenn
du deine Hände gen Himmel hebst,
Der
neugeborenen Luna entgegen,
Wenn
du die Ahnen mit Brot versöhnst
Und
mit dem Opfer eines Tieres,
Deine
fruchtbaren Reben leiden nicht
Den
Südwind und deine Pflanzen
Werden
vernichtet von Ungeziefer,
Und
die kleinen Lämmer werden geboren
Kränklich
in dieser Jahreszeit.
Da
das Lamm zum Opfer bestellt ist,
Lass
es weiden auf der Aue
Des
schneebedeckten Algidus-Berges
Unter
den Eichen und Steineichen
Oder
weide es auf den Albaner Bergen,
Bis
es die Priester bluten lassen.
Es
gibt keinen Grund für dich,
Gott
zu versöhnen mit dem Opfer des Lammes,
Während
du bekränzt die Ikonen
Mit
Myrte und Rosmarin.
Wenn
du mit reinen Händen zum Altar trittst,
Wenn
du Gott auch nicht mit Opfern versöhntest,
Wirst
du die feindlichen Väter im Jenseits versöhnen
Mit
dem heiligen Brot und dem kultischen Tanz.
IV,
1
O
Venus, ich habe lange
Dir
zu opfern unterlassen,
Verzeih
mir und erbarme dich meiner!
Ich
bin nicht mehr das Opfer der Macht
Cinaras,
wie ich es früher war.
Ich
bin im fünfzigsten Jahr,
O
schreckliche Mutter des Amor,
Lass
sie jetzt zu mir kommen,
Die
lange deinen Geboten sich widersetzt,
Und
bringe sie zurück von dort,
Wohin
sie die verführerischen
Gebete
der jungen Männer gelockt.
Es
wäre besser für dich, o Venus,
Von
Schwingen weißer Schwäne getragen,
Zum
Abenteuer zu kommen
In
des großen Paulus Haus,
Wenn
du ein würdiges Herz entflammen willst,
Denn
er ist edel und schön,
Und
er ist auch beredsam
Vor
den ängstlichen Kunden,
Ein
Mann von hundert Fähigkeiten,
Er
wird deine Fahne treu tragen,
Er
wird lachen,
Wenn
er erfolgreich ist,
Trotz
der teuren Geschenke seines Rivalen,
Und
er wird dich erheben
An
der Albaner See,
In
einer Marmorstatue,
Unter
einem Holzdach.
Du
wirst guten Weihrauch riechen
Und
Freude finden beim Klang der Leier,
Vermischt
mit dem Klang der Flöte
Und
dem Klang von Zungenpfeifen,
Während
süße feiernde Mädchen
Dir
die Ehre geben,
Und
zweimal am Tag siehst du den Mann
Im
Tanz den weißen Boden treten,
Im
rechten Dreischritt, ein heiliger Tänzer,
Es
tanzen Mädchen und Männer,
Voll
unschuldiger Hoffnungen
Und
gegenseitiger Liebe,
Wetteifernd
im Weintrinken!
Ihre
Stirnen sind gekränzt
Von
frisch gepflückten Blumen.
Aber
warum, ach Ligurinus, warum
Müssen
sich Tränen sammeln auf meinen Wangen?
Warum
muss meine Zunge,
Sonst
so eloquent,
Manchmal
stottern und stammeln?
In
nächtlichen Träumen
Umfang
ich die hartherzig Schöne
Oder
folge der fliehenden Frau
Auch
bis zu den Auen des Mars
Und
folg ihr bis zu den Wassern des Styx!
IV,
3
O
Muse Melpomene,
Den
du bei seiner Geburt
Mit
gnädigen Augen angesehen,
Der
wird nie Ruhm erringen als Ringer,
Und
keine starken Pferde werden ihn ziehen
Im
griechischen Streitwagen,
Noch
werden ihn kriegerische Taten
Führen
auf den Kapitol,
Auch
trägt er nicht den Lorbeer der Könige.
Aber
das Wasser des fruchtbaren Tibur
Und
das dichte Laub der heiligen Haine
Wird
er gewinnen durch äolische Lieder.
Es
wird erwartet, dass ich würdig Rom
Und
Romas Söhne singe,
Die
Erste der Städte,
Ich
im ersten Rang
Im
Chor der wahren Poeten,
Schon
hacken nach mir die Zähne des Neides.
O
pierisches Mädchen du,
Befiel
mir, süße Melodien zu spielen
Auf
der Schildpatt-Lyra.
O
ihr Musen, wenn ihr wollt,
Singen
wie der sterbende Schwan
Selbst
die stummen keuschen Fische,
Alles
ist Gnade.
Aber
die Bürger weisen darauf hin:
Der
da ist ein Poet Roms!
Aber
du bist es, die mich inspiriert,
Und
was mir gelingt, ist alles deine Gnade.
IV,
13
O
Lyce, haben die Götter
Meine
Gebete erhört?
Die
Götter erhörten mich!
Lyce,
du bist alt geworden,
Aber
immer noch wünschst du,
Die
Macht der Schönheit zu besitzen,
Und
noch spielst du mit mir
Und
trinkst so schamlos süßen Wein,
Und
wenn du betrunken bist,
Dann
flieht gelangweilt Amor von dir,
Und
wenn du betrunken singst.
Denn
immer wacht Amor nur
Über
die schöne Wangen von Chia,
Die
jung und schön ist,
Die
als Expertin die Lyra spielt.
Er
flieht voll Verachtung
Vor
der knorrigen Steineiche,
Er
läuft weg von dir,
Denn
du bist entstellt
Von
deinen gelben Zähnen
Und
von den Falten und Runzeln
Und
dem grauen Haar.
Jetzt
deine teuren ägyptischen Kleider
Und
all die Diamanten
Bringen
nicht zurück die Jugend,
Die
Pforte der Zeit hat sich geschlossen,
Und
begraben ist die Jugend,
Von
keinem öffentlichen Interesse mehr.
Wohin
ist Venus geflohen
Und
wohin ist deine Schönheit?
Wo
sind jetzt deine reizenden Gesten?
Was
ist aus dem Mädchen geworden,
Dem
Mädchen, das atmete Amor,
Der
mir nun entwendet ist,
Wie
auch Cinara dahin ist,
Die
berühmt war für ihre Schönheit
Und
für ihr charmantes Wesen.
Das
Schicksal hat Cinara
Nur
kurze Jugend gewährt
Und
schier endlose Leiden,
So
lang zu leben wie eine alte Krähe,
So
dass die einst lodernden Jünglinge lachen,
Die
hier sehen ein heißes Feuer
Zu
Asche zerfallen.