Von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
DIOTIMAS
REDE IN PLATONS SYMPOSIUM
Und
nun nehme ich meinen Abschied von euch, aber ich möchte euch eine
Geschichte des Eros erzählen, die ich von Diotima von Mantineia,
einer weisen Frau, weise in diesem Gebiet und in vielen anderen Arten
von Wissen, die in den Tagen der Vorzeit, als die Athener opferten
wegen dem Kommen der Pest, hielt die Krankheit zehn Jahre lang auf.
Sie war meine Lehrerin in der Kunst des Eros, und ich sollte euch
wiederholen, was sie mir sagte, beginnend mit den Reden des Agathon,
die fast das selbe sagen, wenn nicht ganz dasselbe, das ich von der
weisen Frau gehört, als ich sie befragte, ich denke, dass dies der
einfachste Weg ist, und ich werde beide Teile mich, so gut ich kann,
in Anspruch nehmen. Wie du, Agathon, vorgeschlagen, muss ich zunächst
von dem Wesen und der Natur des Eros sprechen, und dann von seinen
Werken. Zuerst sagte ich zu ihr in fast den gleichen Worten, die er
an mich gerichtet, dass der Eros ein mächtiger Gott war, ebenso
schön, und sie zeigte mir, wie ich bewies, dass durch meinen eigenen
Auftritt Eros weder schön noch gut ist. "Was meinst du damit,
Diotima," sagte ich, "ist Eros dann böse und übel?"
"Stille", rief sie, "muss dass, was kein Übel ist,
gleich schön sein?" - "Natürlich nicht", sagte ich.
"Und ist das, was nicht ratsam ist, gleich ignorant? Siehst du
nicht, dass es eine Mitte zwischen Weisheit und Unwissenheit gibt?"
- "Und was kann das sein?" sagte ich. "Die richtige
Meinung", sagte sie, ", die, wie du weißt, unfähige
Angabe von Gründen ist nicht Wissen, denn wie kann Wissen ohne Grund
sein? noch einmal, Unwissenheit kann nicht erreichen die Wahrheit,
sondern es ist offenbar etwas, was einer mittleren Ebene zwischen
Unwissenheit und Weisheit angehört." - "Wohl wahr",
antwortete ich. "Bestehe nicht darauf," sagte sie, "dass
das, was nicht schön ist, notwendigerweise schlecht ist, oder was
nicht gut ist, dass es böse ist, oder schließe, dass, weil Eros
nicht schön und gut ist, er daher schlecht und böse sei, denn er
ist in einem bedeutenden Zwischenraum." - "Nun", sagte
ich, "Eros ist sicherlich von allen angesehen als ein großer
Gott." - "Von denen, die wissen, oder von denen, die nicht
wissen?" - "Von allen." - "Und wie, Sokrates",
sagte sie mit einem Lächeln, "kann Eros bestätigt werden, ein
großer Gott zu sein, durch jene, die sagen, dass er nicht ein Gott
überhaupt sei?" - "Und wer sind diese?" sagte ich.
"Du und ich sind zwei von ihnen", antwortete sie. "Wie
kann das sein?" sagte ich. "Es ist durchaus verständlich,"
antwortete sie, "denn du selbst würdest anerkennen, dass die
Götter in glücklichen Verhältnissen leben, natürlich würdest du
sagen, dass jeder Gott glücklich ist, nicht wahr?" - "Sicher",
antwortete ich. "Und du würdest von den Glücklichen meinen,
die die Besitzer sind aller Dinge, sind sie gut oder gerecht?" -
"Ja." - „Und du gibst zu, dass Eros, weil er in Not ist,
die guten und schönen Dinge begehrt, wegen denen er in Not ist?"
- "Ja, das sage ich." - "Aber wie kann er ein Gott
sein, wenn er keinen Anteil am Guten oder Schönen hat?" -
"Unmöglich." - "Dann siehst du, dass du auch die
Gottheit des Eros leugnest."
"Was
also ist Eros?" fragte ich, "ist er sterblich?" -
"Nein!" - "Was denn?" - "Wie im ersten Fall
ist er weder sterblich noch unsterblich, sondern ein Mittelding
zwischen den beiden." - "Was ist er, Diotima?" - "Er
ist ein großer Dämon, und wie alle Dämonen, ist er in der Mitte
zwischen dem Göttlichen und dem Sterblichen." - "Und was,"
sagte ich, "ist seine Macht?" - "Er vermittelt",
antwortete sie, "zwischen Göttern und Menschen, Er nimmt für
die Götter die Gebete und Opfer der Menschen an, und vermittelt den
Menschen die Befehle und Antworten der Götter, er ist der Mittler,
der die Kluft, die sie teilt, überbrückt, und so ist in ihm alles
miteinander verbunden und durch ihn besteht die Kunst des Propheten
und Priesters, ihre Opfer und Geheimnisse und Zauber, und alles,
Prophetie und Beschwörungsformel, die den Weg zu Gott nehmen, der
mischt sich nicht mit dem Menschen, aber durch die Eros kommt alle
Vereinigung, und unterhält sich Gott mit dem Menschen, ob er wacht
oder schläft, durch die Weisheit, das ist die geistige Erkenntnis,
und alle andere Weisheit, wie die von Kunst und Kunsthandwerk, ist
allgemein. Nun sind diese Dämonen aber Zwischenmächte, vielfältige,
und einer von ihnen ist Eros " - „Und wer", sagte ich,
"war sein Vater, und wer seine Mutter?" - "Die
Geschichte", sagte sie, "wird einige Zeit dauern, dennoch
werde ich sie dir sagen. Am Geburtstag der Aphrodite war ein Fest der
Götter, an dem der Gott Poros oder Reichtum, der der Sohn von Metis
ist, einer der Gäste war. Als das Fest vorüber war, Penia oder die
Armut, wie die Art und Weise ist bei solchen Gelegenheiten, kam an
die Tür, um zu betteln. Jetzt Reichtum, der trunken war von Nektar
(es gab keinen Wein in diesen Tagen), ging in den Garten des Zeus und
fiel in einen tiefen Schlaf, und Armut angesichts ihrer eigenen
bescheidenen Verhältnissen, begehrte ein Kind von ihm, und
dementsprechend legte sie sich an seine Seite und empfing den Eros,
der zum Teil, weil er von Natur aus ein Liebhaber des Schönen ist,
und weil Aphrodite selbst schön ist, und auch, weil er an ihrem
Geburtstag geboren wurde, ist ihr Anhänger und Begleiter. Und wie
seine Herkunft ist, so ist auch sein Glück. In erster Linie ist er
immer schlecht, und alles andere als zart und schön, wie sich viele
es von ihm vorstellen, und er ist rau und schmutzig, und hat keine
Schuhe, auch ein Haus zum Wohnen, auf der nackten Erde ausgesetzt
liegt er unter freiem Himmel, lebt auf der Straße oder an den Türen
der Häuser und ruht dort, und wie seine Mutter ist er immer in Not.
Wie sein Vater, dem er auch teilweise ähnelt, ist er immer begierig
nach dem Schönen und Guten, er ist mutig, unternehmungslustig,
stark, ein gewaltiger Jäger, immer spinnend einige Intrigen oder
andere, scharf im Streben nach Weisheit, fruchtbare, ein Philosoph zu
allen Zeiten, schrecklich wie ein Zauberer, Magier oder Sophist. Er
ist von Natur aus weder sterblich noch unsterblich, aber lebendig und
florierend in einem Moment, wenn er in vielen ist, und tot in einem
anderen Moment, wieder wegen der Natur seines Vaters. Aber immer
vieles in Strömen ausfließt von ihm, und so ist er nie in Not und
nie in Fülle, und außerdem ist er in der Mitte zwischen Ignoranz
und Wissen. Die Wahrheit der Sache ist die: Kein Gott ist ein
Philosoph oder Sucher nach Weisheit, denn er ist bereits weise, auch
nicht jeder Mann, der klug ist, sucht nach Weisheit. Auch nicht die
Unwissenden suchen nach Weisheit. Denn hier ist das Übel der
Unwissenheit, dass er, der weder gut noch weise ist, dennoch mit sich
zufrieden ist. Er hat nicht den Wunsch, da er keinen Mangel fühlt."
- "Aber, die dann, Diotima," sagte ich, "die Liebhaber
der Weisheit sind, wenn sie weder die Weisen sind noch die Toren?"
- "Ein Kind kann diese Frage beantworten, "antwortete
sie,"sie sind diejenigen, die in einer Mitte zwischen den beiden
sind; Eros ist einer von ihnen. Denn Weisheit ist eine sehr schöne
Sache, und Eros ist von der schönen Art, und damit Eros ist auch ein
Philosoph oder Liebhaber der Weisheit, und ein Liebhaber der Weisheit
ist in einer Mitte zwischen den Weisen und den Toren. Und dieses von
seiner Geburt ist die Ursache, denn sein Vater ist reich und klug,
und seine Mutter arm und töricht. Solches, lieber Sokrates, ist die
Natur des Dämons Eros. Der Fehler in der Vorstellung von ihm war
sehr natürlich, und wie ich von dem, was du sagtest, mir vorstelle,
ist aus einer Verwirrung der Liebe und der Geliebten, an die du
denkst, die Vorstellung entstanden, dass Eros schön ist. Denn die
Geliebte ist die wirklich schön und zart, und perfekt, und gesegnet;
aber das Prinzip des Eros ist von anderer Art, und ist, wie ich es
beschrieben habe."
(Fragment)
DIE
SCHÖNE HELENA UND DER MORD IM HUNDEWÄLDCHEN
(für meine Putzfrau)
Die
schöne Helena war siebzehn Jahre jung, sie hatte wunderschöne
blonde Haare, war schlank wie eine Birke, sommerlich leicht
bekleidet, alle Wünsche der Männer richteten sich auf sie. Sie
stammte aus Bremerhaven und war nach einem langen Aufenthalt in
Griechenland (wo sie die Ursache für den Trojanischen Krieg ward)
nach Oldenburg in Oldenburg gezogen. Sie wurde einfach nicht älter,
jedes Jahr feierte sie ihren siebzehnten Geburtstag. Das ist der
Vorteil der mythologischen Frauen. Die schöne Helena inspirierte im
neunzehnten Jahrhundert den achtzigjährigen Johann Wolfgang von
Goethe und im einundzwanzigsten Jahrhundert den Dichter Josef Maria
Mayer, der eigentlich chinesischer Abstammung war und mit Taufnamen
Shi Tuo-Tang hieß.
Die
schöne Helena ward zwar von allen Männern bewundert und begehrt,
sie selbst aber liebte keinen Mann. Sie ging jeden Tag mit ihrer
reinrassigen Hündin Susanna im Hundewäldchen spazieren. Susanna war
der Schwarm aller Rüden. Und Susanna liebte sehr die süße
Schokolade, die ihr die schöne Helena in großen Mengen gab. Aber
Susanna konnte so viel Schokolade essen, wie sie wollte, sie blieb
immer schlank wie ein Windhund. Und Susanna hatte eine sehr feine
Nase.
Eines
Nachts begann Susanna im Haus der schönen Helena unheimlich zu
heulen. Helena dachte: Jemand ist gestorben, und meine sensible
Hündin spürt die Seele des Toten, die gerade die Erde verlässt.
Susanna lief vor der Haustür aufgeregt hin und her und bellte die
Tür an. Helena warf sich einen Samtmantel über ihr Seiden-Negligé
und ging mit Susanna nach draußen.
Helena
ließ sich von ihrer Hündin führen. Sie vertraute auf Susannas
Instinkt. So kamen sie an der kleinen Kapelle vorbei, die der
heiligen Dymphna geweiht war, der Schutzpatronin der Geisteskranken.
Und seltsam, plötzlich war die Kapelle um Mitternacht geöffnet und
erleuchtet, und die Glocken schlugen um Mitternacht, dreizehn Mal.
Helena aber war eine Heidin und sagte zu Susanna: Süße Susanna, da
gehen wir nicht rein, denn der Priester dieser Kapelle hat sich, als
du gerade geboren warst, geweigert dich zu taufen. Susanna bellte vor
der Pforte der Kapelle, als wolle die kluge Kreatur ihren Schöpfer
grüßen.
Dann
aber lief Susanna schnell zum Hundewäldchen. Die schöne Helena lief
hinter ihr her. Sie war sehr sportlich. Sie ernährte sich
schließlich sehr gesund, denn die weise Hildegard sorgte für
Helenas Ernährung. Da gab es Dinkelbrot und Walnussbutter, aber
keine gebratene Ente und keinen Aal, dafür Kräutertees und
gekochten Wein. So konnte die schöne Helena mit der flinken Susanna
mithalten, und so standen sie bald vor dem Hundewäldchen.
Sie
traten in das Dunkel des Tannenwaldes. Die Tannen waren schwarz und
knirschten im Wind, Äste knackten. Es gab dort keine Laterne. Auch
war der Mond schwarz, es war Neumond. Helena sah gar nichts. Der Wind
war kalt. Sie sprach zu ihrer Hündin: Susanna, ich bin jetzt blind,
sei du jetzt mein Blindenhund. Susanna schnupperte am Boden, lief den
schmalen Weg in den Wald und begann zu bellen. Helena folgte ihr
langsam. Der Wind klirrte mit den leeren Weinflaschen, die die Säufer
liegen gelassen hatte. Nun war sie bei Susanna, da sah sie – und
erschrak -
Ein
Clown stand mitten im Wald in einem bunt karierten Rock und mit
weißgepudertem Gesicht und einer dicken roten Nase. Seine Augen
blitzten unheimlich. Er begann gruselig zu kichern. Hi hi, toter
Mann, ha ha, Leiche im Wald, ha ha, geh nicht weiter, mein Mädchen,
hi hi hi.
Susanna
aber roch das tote Fleisch der Leiche. Da kam die Wölfin in ihr zum
Vorschein. Bellend und heulend sauste sie auf die blutige Leiche zu
und begann, von den Gliedern des Aases zu fressen. Helena war ihr
gefolgt. Nun sah sie den blutigen Klumpen Menschenfleisch, er stank
schon nach Verwesung. Das war zuviel für die schöne Helena und sie
sprach ein Stoßgebet: Allmächtiges Schicksal, steh mir bei!
Susanna
schnüffelte überall herum, als wollte sie die Fährte des Mörders
aufnehmen. Sie schien etwas gefunden zu haben, nahm ein Ding mit den
Zähnen auf und trug es zu ihrer Herrin. Ja, was hast du denn da?
fragte Helena und nahm das Ding aus Susannas Maul, prüfte es mit der
Hand und steckte es dann in die Manteltasche. Komm, Susanna, schnell
nach Hause, flüsterte sie, und Susanna gehorchte, und so schnell es
ging, kehrten sie nach Hause zurück.
In
ihrer Küche bekam Susanna erst einmal ein Stück Schokolade. Helena
trank auf den Schreck einen Schluck Kräuterlikör. Dann holte sie
das merkwürdige Ding aus ihrer Manteltasche und besah es im Licht.
Es war ein Stein mit einem eingeritzten Zeichen, das stellte ein
Dreieck da, mit der Spitze nach oben, und in dem Dreieck war ein
Auge. Hatte das der Mörder liegen gelassen? Was war das für ein
geheimnisvolles Zeichen?
Aber
Helena war todmüde und legte sich schlafen. Susanna ging in ihr
Körbchen. Morgens kurz vor dem Erwachen träumte Helena allerlei
wirres Zeug. Sie träumte von lachenden Leichen, von einem Neumond
mit roter Nase, von einer leeren Weinflasche, die nach Kräuterlikör
duftete und von einer geheimnisvollen alten Dame mit silbrigen
Haaren, die über einem bellenden Wald schwebte. Diese Dame blieb ihr
in Erinnerung, als sie aufwachte, aber sie wusste nicht, wer diese
würdige alte Dame war.
Nachdem
die schöne Helena einen frischen Salat und einen Kräutertee zum
Frühstück zu sich genommen hatte, machte sie sich auf den Weg zu
ihrer Freundin Brigitta. Sie nannte sie immer die heilige Brigitta,
denn Brigitta sagte bei jedem zweiten Satz: Na, schöne Helena, wann
bekehrst du dich endlich zu Jesus Christus? Nun hatte die heilige
Brigitta eine große Büchersammlung, und Helena hoffte,
Informationen über das geheimnisvolle Dreieck mit dem Auge zu
finden.
Die
heilige Brigitta holte aus ihrem Regal ein dickes schwarzes Buch mit
dem Titel: Mystische Geheimbünde und ihre Symbole. Sie blätterte
etwas in dem Buch und fand folgenden Artikel: Der mystische
Geheimbund Abraxas ist ein Gesellschaft von Psychopathen, die ein
höheres Wesen namens Abraxas verehren. Wer oder was Abraxas ist,
konnte von der Wissenschaft bisher nicht ermittelt werden. Das Symbol
der Abraxas-Gesellschaft ist ein aufrechtes Dreieck mit einem Auge
darin. Der Geheimbund der Psychopathen galt im Mittelalter als
dämonisch, wurde in der Zeit der französischen Revolution blutig
verfolgt, zur Zeit des Nationalsozialismus kamen deren Mitglieder in
Konzentrationslager und unter dem kommunistischen Regime in
politische Psychiatrien, wo sie gefoltert wurden. Ob der Geheimbund
heute noch existiert, ist nicht bekannt.
Das
ist es! rief Helena, ich weiß nun, die Gesellschaft der Psychopathen
existiert heute noch. Sie haben einen Mord im Hundewäldchen
begangen. Die heilige Brigitta sah sie an und sagte: Das war sicher
ein Ritualmord. Damit ist die Polizei überfordert. Du musst den Mord
aufklären. Ja, rief Helena erregt, mit des Schicksals Hilfe.
Am
nächsten Tag um die Mittagszeit klingelte die weise Hildegard bei
der schönen Helena und brachte der Nachbarin einen Teller Spinat und
für Susanna einen Knochen. Dazu brachte sie ihr die neuste Ausgab
der Ostwest-Zeitung, denn sie wusste, dass die schöne Helena eine
Arbeitsstelle suchte.
Helena
las in aller Ruhe die Zeitung. In den Lokalnachrichten fand sie diese
Meldung: Der bekannte Psychiater, Neurologe, Psychotherapeut und
Meister der Akupunktur Doktor Weingärtner ist seit einer Woche
spurlos verschwunden. Die Polizei geht von einem terroristischen
Hintergrund aus. Sachdienliche Hinweise bitte an die nächste
Polizeidienststelle. Helena dachte nach: Ritualmord einer geheimen
Gesellschaft von Psychopathen - eine Leiche - ein verschwundener
Psychiater - das passt doch zusammen. Das ist ein Wink des
Schicksals. Doktor Weingärtner muss die Leiche im Hundewäldchen
sein. Aber wo finde ich die Mitglieder des Geheimbundes? Allmächtiges
Schicksal, gib mir noch einen Wink!
Nun
las Helena die lokalen Stellenanzeigen und fand ein interessantes
Arbeitsangebot: Der staatliche Wohlfahrtsausschuss sucht charmante
Gesellschafterin für Geisteskranke. Erforderlich ist ein angenehmes
Äußeres und die Fähigkeit zum unterhaltsamen Plaudern.
Nur ernstgemeinte Stellengesuche richten Sie bitte an den Staatlichen Wohlfahrtsausschuß, zu Händen Frau Saubermann. Helena jauchzte auf: Schön bin ich! Und plaudern kann ich auch! Das ist die richtige Stelle für mich, da arbeite ich mich nicht tot.
Nur ernstgemeinte Stellengesuche richten Sie bitte an den Staatlichen Wohlfahrtsausschuß, zu Händen Frau Saubermann. Helena jauchzte auf: Schön bin ich! Und plaudern kann ich auch! Das ist die richtige Stelle für mich, da arbeite ich mich nicht tot.
Helena
bekam den Job. Frau Saubermann war fasziniert von ihr und schickte
sie eine Woche später zu einer alten Generalin außer Dienst, einer
unheilbar Geisteskranken. Die Generalin gab den Befehl: Strammstehen,
Soldatin! Fensterputzen, aber zack-zack! So hatte Helena sich das
eigentlich nicht vorgestellt. Aber ergeben in ihr Schicksal putzte
sie das Fenster. Aber da entdeckte sie ein Fensterbild: Ein
aufrechtes Dreieck mit einem Auge darin. Sie sagte: Herrin Generalin
verzeihen Eurer unwürdigen Dienerin eine Frage? Die Generalin
brüllte: Rühren! Fragen Sie, Soldatin! Helena stammelte:: Gehören
Euer Hochwürden Generalin zu der uralten mystischen
Geheimgesellschaft Abraxas? Die Generalin lachte wie eine Irre und
sagte: Jawohl! Aber höchste Stufe der Geheimhaltung! Bei Hochverrat
– Todesstrafe!
Am
nächsten Tag kam Helena zu ihrem nächsten Geisteskranken, einem
russischen Mathematikprofessor, der vor lauter theoretischer
Mathematik den Verstand verloren hatte. Der Professor stellte Helena
eine Frage: Ist das Wahrheit, dass zwei mal zwei vier ist? Ist das in
Wirklichkeit so? Oder ist das eine bloße Festlegung der alten
Griechen? Helena sagte: Zu Pythagoras' Zeiten galt das noch, aber
heute erzählen sie im Fernsehen immer, das zwei mal zwei fünf ist.
Was ist nun wahr? Der Professor sagte: Und wieviel ist Pi mal Daumen?
Helena sagte: Ungefähr drei komme drei fünf. Aber ich sehe, ihr
Wäscheschrank quillt über. Helena trat an den Wäscheschrank, besah
sich die Wäsche. Sonderbar! In jedes Kleidungsstück war ein Zeichen
eingenäht: Ein aufrechtes Dreieck mit einem Auge darin. Herr
Professor, fragte Helena, gehören Sie zur
Abraxas-Geheimgesellschaft? Ja, sagte der irre Professor, ich bin ihr
führender Theoretiker. Ich muss beweisen, dass drei mal eins - eins
ist. Aber pst! Kein Wort darüber an den Staatlichen
Wohlfahrtsausschuss. Wir werden verfolgt von den bürgerlichen
Demokraten, weil wir die Monarchie wieder einführen wollen. Helena
gelobte Stillschweigen.
Am
dritten Tag kam Helena zu einem geisteskranken Poeten aus
Ostfriesland. Die Wohnung war voller leerer Weinflaschen und
Venus-Statuen. Der Dichter sagte: Darf ich Ihnen meine neuste Ode
vorlesen? Ja, sagte Helena, ergeben in ihr Schicksal. Der Poet
deklamierte pathetisch:
ODE
AN DAS EUTER
MEINER
LIEBLINGSKUH
O
Euter meiner Lieblingskuh!
Das
schönste Euter, das bist du!
Helena
sagte: Sehr schön! Der Dichter sagte: Jolde Göttin, können Sie
wohl meine Venus-Statuen abstauben? Helena staubte die Venus von Milo
ab, die auf einem Altar stand. Da! In den Altar war das Symbol der
Abraxasgesellschaft eingeritzt. Sie auch, verehrter Sohn der Muse,
gehören zur Abraxas-Gesellschaft? Ja, lächelte der irre Dichter,
ich bin ihr Oberer. Aber kein Wort zu niemand über Nichts! Wir sind
drei Abraxisten und treffen uns Freitag Nacht im Hundewäldchen bei
Vollmond zu einem geheimen Ritual. Wenn Sie dazukommen wollen,
schöne Göttin, sind Sie herzlich willkommen. Helena fragte: Darf
ich meine Hündin Susanna mitbringen? Gewiss, gewiss, lachte der irre
Dichter, wir predigen das Evangelium von Abraxas aller Kreatur! Also
Freitag bei Vollmond um Mitternacht im Hundewäldchen.
Freitag
war gekommen. Um Mitternacht schminkte sich die schöne Helena die
Lippen rot und lackierte ihre Fingernagel rot, kämmte ihre langen
goldenen Locken, zog ein rotes kurzes Kleid an, scheuchte Susanna aus
dem Körbchen und ging mit der Hündin in das Hundewäldchen und zwar
auf jene Lichtung, wo sie noch vor einiger Zeit den toten Psychiater
gefunfden. Tatsächlich, alle waren da, vom Vollmondlicht begossen,
die Generalin, der zerstreute Professor und der irre Poet. Die
Generalin rief: Stillgestanden, Soldatin Helena! Der Professor
fragte: Wie viel ist drei mal eins? Eins, sagte Helena. Richtig,
sagte der Professor. Herzlich willkommen, Göttin der Schönheit,
sagte der Dichter. Nun lasst uns beginnen. Und der Dichter sprach ein
Gebet in einem Wahnsinns-Latein:
Veni,
spiritus Abraxas! Tu est axis muni, tu est anima mundi! Gloria patria
et filia et spirita sancta! Totus tuus ego sum, anima mundi! Salve,
fatum! O clemens, o pia, o dulcis diva domina!
Da
spürte Helena den Duft von Rosen. Sie hörte die Musik von Mozart.
Sie sah nach oben und sah – und siehe, was sie sah -
Das
allmächtige Schicksal! Die Vorsehung Gottes! Die weise Dame aus
ihrem Traum! Sie war etwa sechzig Jahre alt, trug eine blue jeans und
ein rosa T-Shirt, hatte einen Heiligenschein von kurzen silbernen
Haaren und stand mit Turnschuhen auf dem Vollmond. Die Dame, die
Vorsehung Gottes, sprach: Meine liebe Tochter Helena! Sei gütig zu
allen Menschen! Sei barmherzig und du wirst gebarmherzigt werden! Ich
bin das ewige Schicksal, die Mutter der Götter, und ich gebe dir
heute an deinem siebzehnten Geburtstag meinen mütterlichen Segen!
Suche die Wahrheit, die Güte und die Schönheit! Tu was du willst,
aber liebe die Vorsehung und die Menschen! Und nun geh und tu, was
dein Herz dir gebietet.
PAPST
ALEXANDER VI
Die
Borgiafamilie stammte aus dem Dorf Borja in Aragon. Sie pflegten ihre
Wurzeln und sprachen auch in Rom innerhalb der Familie die
katalanische Sprache. Roderic de Borja wurde als Sohn des aus
Valencia stammenden Jofre de Borja und der aus Aragonien stammenden
Isabel de Borja geboren. Rodrigo nahm den Familiennamen Borgia an,
als sein Onkel mütterlicherseits, Alonso de Borja, zum Papst gewählt
wurde. Dieser regierte als Papst Kalixt III von 1455 bis 1458 und
ermöglichte Rodrigo de Borja den Aufstieg in der kirchlichen
Hierarchie. Rodrigo Borgia studierte zunächst in Bologna kanonisches
Recht, nachdem er von seinem Onkel bereits mit zahlreichen Pfründen
ausgestattet worden war. Er war zwar kein Priester – das wurde er,
wie damals nicht unüblich, erst Jahre später – dennoch ernannte
ihn sein päpstlicher Onkel am 20. Februar 1456 zum Kardinaldiakon
von San Nicola in Carcere und bereits im darauffolgenden Jahr zum
Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche. Dieses auf Lebenszeit
verliehene Amt und seine zahlreichen Pfründen – Rodrigo stand etwa
30 Bistümern als Titularbischof vor – machten ihn zu einem der
reichsten Männer Europas.
Dem
weiblichen Geschlecht war er trotz seiner Kirchenwürden sehr zugetan
und verbarg dies – typisch für die Renaissance – kaum vor der
Öffentlichkeit. Dass der freizügige Lebenswandel, bei vielen der
zeitgenössischen Prälaten üblich, durchaus auch in der Kurie auf
Widerspruch stieß, ist durch ein Schreiben von Papst Pius II
dokumentiert, in dem er den jungen Prälaten wegen seines
Liebeslebens rügte.
Mit
Vanozza de Cattanei, der Mutter seiner Kinder Giovanni, Cesare,
Lucrezia und Jofre, lebte er in seiner Zeit als Kardinal etwa 20
Jahre lang zusammen. Es sind zahlreiche Schilderungen über Orgien an
seinem Hof überliefert, die allerdings auch der Phantasie seiner
Widersacher entsprungen sein können.
Am
11. August 1492 wurde er zum Papst gewählt, was zeittypisch von
Ämterkauf gefördert worden war. Er wählte für sich den Namen
Alexander VI.. Der Papstname spielte offen auf Alexander den Großen
an, das heißt er dokumentierte einen Machtanspruch. Da der zum Papst
Gewählte mit seiner Krönung seine Pfründe abgeben musste, boten
sich für reiche Kardinäle wie Rodrigo eine Vielzahl von gut
dotierten Kirchengütern, die sich bei einer Wahl als Handelsgut
einsetzen ließen.
Im
Konklave standen sich mit dem Neffen von Papst Sixtus IV, Giuliano
della Rovere, und Ascanio Sforza zwei mächtige Kardinäle gegenüber.
Della Rovere, der nach dem Tod des nur kurz amtierenden Pius III
tatsächlich als Julius II Papst werden sollte, hatte eine mächtige
Gruppe von Verbündeten um sich gesammelt: Neben Florenz und Neapel
unterstützte mit Venedig eine dritte italienische Großmacht seine
Kandidatur, ebenso Genua und der französische König Karl VIII. Doch
die Stimmenverteilung im Konklave entsprach nicht den
Machtverhältnissen der Unterstützer. Die Gruppe der Gegner führte
Ascanio Sforza, der Bruder des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza an,
der eigentlich selbst Papst werden wollte, doch mit siebenunddreißig
Jahren zu jung und als Bruder des Mailänders als zu stark politisch
vorbelastet galt.
Schon
frühzeitig hatten Rodrigo Borgia und Ascanio Sforza eine gemeinsame
Vorgehensweise abgesprochen. Wie der Humanist Giovanni Lorenzi schon
vor dem Konklave festhielt: „Der Vizekanzler Rodrigo Borgia und
Ascanio haben den Weltkreis untereinander aufgeteilt, und zwar wie
folgt: Der Vizekanzler soll Papst werden, Ascanio aber Über-Papst.“
Zusätzlich hatte Ascanio von seinem Bruder Ludovico eine
Blankovollmacht zum Stimmenkauf erhalten, da sie hofften, dass Borgia
eine willige Marionette an den Fäden Sforzas sein werde. Ascanio und
Rodrigo setzten sich durch, naturgemäß standen aber die ersten
Jahre des Pontifikats unter dem massiven Einfluss der Sforza. Von ihm
konnte sich Alexander VI erst nach den Auseinandersetzungen um die
neapolitanische Krone, die den Niedergang der Sforza zur Folge
hatten, lösen.
Seinen
Sohn Cesare ernannte er gegen dessen Willen zum Bischof von Valencia
und später zum Kardinal; auch andere, von ihm ins Land geholte
Spanier wurden begünstigt. Seinen Sohn Giovanni ernannte er zum
Herzog des von Neapel für den Kirchenstaat zurückerworbenen
Benevent.
Später
nutzte die Familie Farnese den Einfluss der langjährigen Mätresse
Julia Farnese auf den Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro
Farnese in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter
von 25 Jahren wurde dieser tatsächlich zum Kardinal ernannt. Der
beim römischen Volk mit den Ausdrücken „Cardinale Gonella“
(„Kardinal Röckchen“) und „Cardinal Fregnese“ („Kardinal
Möse“) verhöhnte junge Mann sollte mehr als 30 Jahre später als
Paul III zum mächtigen Papst der Gegenreformation werden. Diesen
Aufstieg verdankte Alessandro Farnese vor allem seiner Schwester
Julia, die schon mit 15 Jahren zur Geliebten Rodrigo Borgias wurde,
als er noch Kardinal war. Wie der Schreiber der Kurie anmerkte,
nannte der römische Volksmund die römische Schönheit, die sich
auch während Alexanders Pontifikat an seiner Seite zeigte, „sponsa
christi“ („Braut Christi“).
Die
Vielzahl der dem neuen Papst nachgesagten Exzesse rief Kritiker auf
den Plan. Ihr prominentester Vertreter wurde schließlich der
Dominikanermönch Savonarola in Florenz, der sich anfangs noch um ein
gutes Einvernehmen mit Alexander bemühte und keine Bedenken hatte,
ihm offiziell zur Hochzeit seiner Tochter Lucrezia zu gratulieren. Er
forderte jedoch später sowohl die Absetzung des Papstes wie auch
kirchliche Reformen und predigte: „Ihr Kirchenführer, nachts geht
ihr zu euren Konkubinen und morgens zu euren Sakramenten.“ Bei
einer späteren Gelegenheit meinte er: „Diese Kirchenführer haben
das Gesicht einer Hure, ihr Ruhm schadet der Kirche sehr. Ich sage
euch, diese halten nichts vom christlichen Glauben.“
Um
Savonarolas Schweigen zu erkaufen, bot ihm Alexander VI die
Kardinalswürde an. Savonarola lehnte ab, woraufhin er exkommuniziert
und in der von ihm abgefallenen Stadt Florenz verhaftet, erhängt und
verbrannt wurde.
Giuliano
della Rovere war nach seiner Niederlage im Konklave nach Frankreich
geflüchtet und versuchte zusammen mit anderen Kritikern des
Pontifikats den französischen König Karl VIII dazu zu bewegen, ein
Konzil einzuberufen, das die Absetzung Alexanders beschließen
sollte. Karl marschierte schließlich an der Spitze einer Armee 1495
nach Italien, um sich Neapel einzuverleiben, einigte sich aber dann
mit dem Papst und sah von dessen Absetzung gänzlich ab.
Die
zahlreichen Winkelzüge Alexanders, der nach Bedarf die Verbündeten
wechselte, dienten in erster Linie dem Ziel, seinen Kindern ein
erbliches Reich zu verschaffen. Wie schon sein Onkel Kalixt III hatte
er zunächst das Königreich Neapel dazu ausersehen. Als sich die
Situation durch die Intervention Karls vorübergehend änderte und
der kinderlose Ferdinand II starb und seinen Onkel als Erben
bestimmte, rückte zeitweise auch die Romagna in das Visier der
Borgia. Als 1498 Karl VIII mit erst 28 Jahren starb, wurde Ludwig XII
König von Frankreich. Dieser erhob, gestützt durch seine
Verwandtschaft mit den Visconti, auch Anspruch auf das Herzogtum
Mailand.
Ludwig,
der kinderlos verheiratet war, betrieb nach der Thronbesteigung
sofort die Annullierung seiner Ehe mit Jeanne de Valois, um die Witwe
seines Vorgängers, Anne de Bretagne, zu heiraten und so deren Erbe,
die Bretagne, weiterhin im französischen Königreich zu halten. Dazu
benötigte er die Dispens des Papstes, und Alexander sah die Chance
gekommen, für seinen Sohn Cesare ein Herzogtum zu erhalten. Am 17.
September 1498 verzichtete Cesare auf das Kardinalsamt, ein
unerhörter Skandal, den Alexander herunterzuspielen versuchte. Für
die Dispens des französischen Königs erhielt Cesare das Valentinois
verliehen, die zum Herzogtum erhoben wurde.
1498
versuchten die Sforza neuerlich – diesmal mit Deckung der Könige
von Spanien – ein Konzil einzuberufen, das den Papst absetzen
sollte. Doch die Franzosen brachten ein Bündnis mit Venedig
zustande, das die Sforza, deren Stern im Sinken begriffen war, weiter
unter Druck setzte. Cesare wurde in der Zwischenzeit mit Charlotte
d’Albret verheiratet. Ihre Zustimmung zu der Ehe wurde ihr mit dem
Kardinalshut für ihren Bruder belohnt. Die Sforza hatten sich in der
Zwischenzeit mit Sultan Bayezid II verbündet, doch dessen
Expeditionskorps, mit dem er Venedig angreifen sollte, war
zahlenmäßig stark unterlegen. Nach dem Sturz der Sforza, die nach
Österreich ins Exil gingen (Bianca Maria Sforza war mit Maximilian I
verheiratet), wollte sich Ludwig XII nach Neapel wenden, um dort eine
alte Rechnung mit den Aragonesen zu begleichen. Alexander VI, der
noch immer hoffte, Neapel für seine eigene Familie in die Hand zu
bekommen, versuchte daraufhin vergeblich von Venedig die Zustimmung
zur Eroberung des Herzogtums Ferrara für seinen Sohn zu erhalten.
Daraufhin
begann Alexander die Barone des Kirchenstaates unter Druck zu setzen.
Er erklärte das Vikariat der Sforza-Riario in Forlì und Imola für
erloschen und übertrug es Cesare. Dieser rückte mit französischen
und italienischen Truppen vor, um sein neues Herrschaftsgebiet in
Besitz zu nehmen. Imola ergab sich kampflos und Forlì konnte
eingenommen werden. Dabei geriet die Vikarin von Forlì, Caterina
Sforza in Gefangenschaft.
Die
Herrschaft der Franzosen wurde in Mailand aber schon nach kurzer Zeit
so unpopulär, dass die Mailänder Ludovico Sforza zurückriefen.
Schon am 5. Februar 1500 zog er wieder in Mailand ein. Ohne
französische Unterstützung musste Cesare die Kämpfe einstellen,
und so kehrte er nach Rom zurück. Ludovico sollte jedoch schon bald
seine Herrschaft endgültig verlieren: bereits im April wurde er von
seinen Schweizer Söldnern an die Franzosen ausgeliefert.
Ende
April 1500 kündete ein in Rom verbreitetes Flugblatt nicht nur vom
ellenlangen Sündenregister des Pontifex Maximus, sondern dem
Unbußfertigen auch den baldigen Tod an. Am Peter-und-Pauls-Tag, dem
29. Juni, tobte ein schwerer Sturm über Rom, der nicht nur die Decke
des Palastes zum Einsturz brachte, sondern auch den Baldachin, unter
dem der Papst thronte. Doch der Stützbalken hielt stand, und
Alexander kam mit ein paar Abschürfungen davon. Natürlich
beschäftigten sich die römischen Gerüchte eifrig mit dem Ereignis,
und die Pilger, die Rom reichlich bevölkerten, rätselten, was die
Vorsehung noch bereithalten sollte.
Alexander,
der in der Zwischenzeit die Stellvertreter der Kirche im Norden
Italiens summarisch ihrer Ämter enthoben hatte, versuchte, Venedig,
das dort als Schutzmacht fungierte, zum Rückzug zu bewegen. Hatte
Venedig sich bereit erklärt, Forlì, Imola und Pesaro den Borgia zu
überlassen, so wollte Alexander auch die Preisgabe der Manfredi in
Faenza und der Malatesta in Rimini erreichen. Um den nächsten
Kriegszug in der Romagna zu finanzieren, wurden neue Kardinäle
ernannt, die, wie damals üblich, für diese Würde zu bezahlen
hatten. Pesaro und Rimini fielen kampflos in die Hände Cesares, nur
die Manfredi wollten sich nicht kampflos geschlagen geben. Die
Belagerung musste im Winter unterbrochen werden und führte erst im
nächsten Frühjahr zum Erfolg. Doch entgegen den
Kapitulationsvereinbarungen ließ Cesare den Astorre Manfredi und
seinen jüngeren Bruder, denen freies Geleit zugesagt worden war,
festnehmen und in der Engelsburg festsetzen.
Venedig
versuchte 1500 den Pontifex zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu
bewegen, aber vorerst hatte die Romagna als Borgia-Herrschaft
Priorität. Ein Krieg gegen die Türken schien zwar damals für alle
europäischen Herrscher wünschenswert, aber keiner machte es sich zu
seinem Anliegen, da jedem die eigenen Interessen Vorrang hatten. So
musste sich Alexander darauf beschränken, von den spanischen und
französischen Königen zu verlangen, mit gutem Beispiel
voranzugehen. Er organisierte zwar europaweite Hilfsmaßnahmen und
erlaubte Sonderabgaben zur Finanzierung des Kreuzzuges, aber diese
brachten knapp 40.000 Dukaten ein und damit lediglich ein Drittel
jener Summe, die er aus der letzten Kardinalsernennung sich gesichert
hatte. Als der venezianische Gesandte im März 1501 dem Papst
ziemlich unverblümt Vorhaltungen machte, warf er den Venezianern
vor, sie verfolgten mit dem Kreuzzug ausschließlich eigennützige
Ziele.
Im
Juni 1501 ließ Alexander den König von Neapel endgültig fallen,
weil er einsehen musste, dass er die Borgia als Thronerben nicht
würde etablieren können. Frankreich und Spanien hatten sich über
eine Teilung des Gebietes verständigt, und König Federico wurde vom
Papst abgesetzt. Schon im Juli 1501 wurde Capua eingenommen, und
Federico begab sich nach Ischia, wo er sich dem französischen König
unterwarf. Er erhielt dafür ein französisches Herzogtum, und die
Geschichte der Aragonesen auf dem neapolitanischen Thron war damit
endgültig zu Ende.
Zu
dieser Zeit suchte Alexander auch nach einem passenden Ehemann für
seine Tochter Lucrezia. Der vorige, der Herzog von Bisceglie, war
ohne Wissen des Papstes, aber auf Befehl Cesares im Vatikan ermordet
worden. Nach einigem Überlegen entschied er sich für Alfonso
d’Este, den ältesten Sohn von Ercole I d’Este, und damit für
den Erben des Herzogtums Ferrara und Modena.
In
den Grenzgebieten zu Neapel und allen Teilen Latiums wurden jetzt die
Burgen der Colonna und ihrer Verbündeten erobert und dem Besitz der
Borgia zugeschlagen.
Im
Frühjahr 1502 war das Einvernehmen zwischen Spanien und Frankreich
in Neapel dem üblichen Krieg zwischen den beiden Mächten gewichen,
und Cesare streckte seine Hand nach dem Herzogtum Urbino aus, das den
Montefeltre gehörte.
Im
Juni 1502 kündigte Alexander seinen Besuch von Ferrara in Begleitung
aller Kardinäle an, aber dieses Manöver diente lediglich dazu, den
Aufbruch seines Sohnes, der mittlerweile zum Bannerträger des
Papstes befördert worden war, an der Spitze einer Armee in Richtung
Spoleto zu verschleiern. Es sollte das Herzogtum von Urbino
überfallen werden, und Cesare hatte sich einer grauenhaften List
bedient, um die Eroberung auch der Stadt sicherzustellen. Er hatte
sich zuvor über einen gedungenen Agenten die Artillerie und auch
einige Söldnerkontingente vom Herzog von Urbino ausgeliehen.
Als
Nächstes richtete sich Alexanders Begehren auf Bologna. Der
venezianische Stadtschreiber jener Zeit, Marino Sanudo, berichtete,
der Papst sei so versessen auf Bologna, dass er notfalls seine Mitra
verkaufen würde, um die Stadt zu besitzen. Bologna war zwar de jure
päpstliches Lehen und gehörte zum Kirchenstaat, aber Giovanni
Bentivoglio, der Herrscher Bolognas, stand unter dem besonderen
Schutz des französischen Königs.
Die
Feinde der Borgia versuchten, den König, der sich im Sommer 1502 zur
Ordnung seiner Angelegenheiten in der Lombardei aufhielt, auf ihre
Seite zu ziehen. Cesare aber erreichte in einer persönlichen
Unterredung mit dem König ein neuerliches Bündnis, indem Cesare die
Eroberung Arezzos einer Eigenmächtigkeit seines Feldherren anlastete
und der König die Unterstützung des Papstes im Kampf um Neapel
begehrte.
Damit
aber verloren die Bentivoglio und die Orsini ihren Schutzherrn. Die
meisten glaubten aber, Cesare habe die Gunst des französischen
Herrschers endgültig verspielt, und schmiedeten Rachepläne. Am 9.
Oktober 1502 trafen sich in der Nähe des Trasimenischen Sees nicht
nur Vertreter der Orsini, sondern auch der besagte Feldherr sowie die
Herrscher von Perugia und ein Vertreter der Bentivoglio; sogar der
Herr von Siena schickte einen Vertreter. Die Verbündeten machten
sich rasch ans Werk. Am 14. Oktober 1502 gehörte Urbino wieder den
Montefeltro, und die da Varano kehrten nach Camerino zurück.
Alexander
wiegte seine Gegner durch Vergebung in Sicherheit. Ein Vertrag wurde
unterzeichnet, der alle nun wieder mit Cesare Verbündeten in ihre
alten Rechte einsetzte. Während Cesare seine Gegner unter einem
Vorwand am 31. Dezember 1502 in der Romagna überraschend festsetzte,
ließ Alexander am 3. Januar 1503 den Kardinal Giovanni Battista
Orsini sowie Jacopo und Antonio Santa Croce im Vatikan festnehmen.
Als
am 22. Februar Kardinal Orsini im Kerker starb – laut Johannes
Burckard war er verrückt geworden – glaubte trotz einer
öffentlichen Untersuchung des Toten jeder, Orsini sei Opfer eines
Giftmordes geworden. Die Orsini, gegen die Cesare jetzt einen
Vernichtungskrieg anzettelte, erfreuten sich aber wachsender
Unterstützung und waren auch imstande, nicht nur päpstliche
Bergwerke zu plündern, sondern ihre Ausfälle bis in die Ewige Stadt
auszudehnen.
Mittlerweile
jedoch fühlten sich sowohl der französische König als auch Venedig
durch die Verbindungen mit Alexander massiv belastet. Ludwig, der in
Neapel ins Abseits geriet und dem außerdem ein Gutteil der
Borgia-Untaten angelastet wurden, und Venedig verlegten sich auf
unverhohlene Drohungen gegen den Papst und seinen Sohn.
Alexander
suchte nach neuen Verbündeten und wollte dafür Spanien gewinnen. Da
dies den Finanzbedarf des Papstes neuerlich ansteigen ließ, wurde
der greise venezianische Kardinal Giovanni Michiel vergiftet und sein
Vermögen eingezogen. Zu Alexanders Enttäuschung hatte der alte
Kardinal aber den größten Teil seiner Vermögenswerte bereits aus
Rom wegschaffen lassen. Aus den Akten einer Gerichtsuntersuchung, die
später Papst Julius II durchführen ließ, ist dieser Mord
zweifelsfrei belegt.
Da
in der Zwischenzeit ein spanischer Heerführer die Franzosen in
Süditalien schlug und Neapel besetzte, wollte Alexander unbedingt
das Bündnis mit den Spaniern zustande bringen. Die Ermordung des
Heerführers hatte jedoch nur einen Bruchteil der erwarteten Summe
eingebracht und so wurde eine neue Kardinalserhebung veranlasst, die
geschätzte 120 000 Golddukaten in die päpstlichen Kassen spülte.
Doch
nun zögerte Alexander, den Kurswechsel auch tatsächlich zu
vollziehen. Einerseits hatte sich nämlich Ludwig nicht mit der
Niederlage abgefunden und war dabei, ein neues Heer auszurüsten, und
andererseits würde ein Wechsel ins spanische Lager auch die
Zukunftsaussichten Cesares, der als Herzog von Valence Lehensmann des
Franzosen war, massiv beeinträchtigen. Da Alexander während seines
Pontifikats mit Entschiedenheit das Ziel verfolgte, seinen Kindern
ein angemessenes Reich zu hinterlassen, vertrug sich ein
Seitenwechsel nicht mit der Perspektive eines französischen
Herzogtums. Da Neapel für die Borgia außer Reichweite lag, wandte
sich Alexanders Interesse wieder der Toskana zu, die zwar
kaiserliches Lehen war, was aber für Alexander nur eine Frage von
Verhandlungen sein konnte. Angeblich hatte er Anfang August bereits
die Fühler zum römisch-deutschen König Maximilian I ausgestreckt.
Während
Cesare in Viterbo Truppen aushob, starb in Rom der dienstälteste
Nepot der Borgia, Kardinal Juan de Borja, der Erzbischof von
Monreale. Sein Vermögen, das mehr als 150 000 Dukaten betrug, fiel
natürlich an den Papst. Mord dürfte hier nicht im Spiel gewesen
sein, denn in diesen unruhigen Zeiten war eine sichere Stimme in der
Kurie wichtiger als jeder Reichtum. Überdies hatte die Sommerhitze
bereits eine Reihe wohlbeleibter Männer hinweggerafft, kein gutes
Vorzeichen für den keineswegs schlanken und mittlerweile 71jährigen
Papst. Sein Wahljubiläum 1503 wurde weniger imposant gefeiert als
bislang üblich. Doch am nächsten Morgen begann er zu erbrechen, am
Nachmittag kam Fieber. Die Nachricht von der Erkrankung ging wie ein
Lauffeuer durch Rom, und natürlich wurde über Gift gemutmaßt.
Zunächst
erholte er sich jedoch, ehe er einen schweren Rückfall erlitt. Dem
schnell ansteigenden Fieber folgten schließlich Atembeschwerden und
Bewusstlosigkeit.
Alexander
starb schließlich in den Abendstunden des 18. August. Wie in Rom
verbreitet wurde, sei der Körper des Toten binnen kürzester Zeit
unnatürlich aufgequollen, habe sich schwarz verfärbt und
übelriechende Flüssigkeiten abgesondert.
Alexander
ist wahrscheinlich an Malaria gestorben, aber in den Augen der
Rechtschaffenen – und natürlich seiner zahlreichen Gegner, die er
sich durch seinen rücksichtslosen Nepotismus herangezogen hatte –
durfte er nicht einfach eines natürlichen Todes gestorben sein. Da
seine Widersacher nicht davor zurückschreckten, ihn als den
Antichrist auf dem Papstthron, ja gar als mit dem Teufel im Bunde zu
diffamieren, musste auch sein Tod als abschreckendes Beispiel zur
moralischen Erbauung dienen.
Sein
Lebenswandel führte wohl auch dazu, dass ihm ein ehrenvolles Grab
zunächst verwehrt blieb. Im Jahre 1610 wurden seine Gebeine in die
Kirche Santa Maria di Monserrato überführt; ein dort geplantes
Grabmal wurde jedoch nicht ausgeführt. Erst im Jahre 1864 wurden
seine Überreste zusammen mit denen seines Vorgängers Calixtus III
von einem preußischen Diplomaten in einer Kiste auf einem Regal
wiederentdeckt, das auch die Überreste anderer Verstorbener
enthielt. 1889 wurde schließlich ein Grabmal für ihn errichtet.
JULIA
FARNESE
Julia
Farnese erblickte im Jahre 1474 im Palazzo Farnese als Tochter Pier
Luigi Farnese dem Älterenund Giovanna Caetani in Canino im Norden
von Rom das Licht der Welt. Einer ihrer Vorfahren mütterlicherseits
war Papst Bonifatius VIII (1294–1303). Sie hatte drei Brüder und
zwei Schwestern. Ihr ältester Bruder Angelo wurde im Januar 1465
geboren und erbte nach dem Tod des Vaters im Jahr 1487 zusammen mit
seinem Bruder Alessandro das Vermögen und die Immobilien. Angelo
starb jedoch schon im Mai 1494 an der Pest, sodass sein jüngster
Bruder Bartolomeo Farnese anstelle seines Bruders Graf von Montalto
und Canino wurde. Bartolomeo starb im Jahr 1552 und war Begründer
des Herzogtums Latera, das bis 1668 bestand. Der zweitälteste Bruder
Alessandro wurde am 29. Februar 1468 geboren und war ein Notar, der
aber eine kirchliche Laufbahn verfolgte und später sogar Papst
wurde. Die Schwester Julias, Girolama, wurde 1466 geboren und wurde
am 1. November 1505 von ihrem Stiefsohn Giovanni Battista
dell’Anguillara im Schloss von Stabiae mit einem Schwert ermordet.
Die andere Schwester, Beatrice, wurde 1469 geboren und war ab 1490
Nonne eines Benediktinerklosters. Sie starb 1507 als Äbtissin des
Klosters San Bernardino in Viterbo. Laut den Beschreibungen von
Cesare Borgia, Sohn von Alexander VI, soll Julia schwarze Augen,
lange dunkle Haare, ein rundes Gesicht, einen klaren und hellen Teint
und eine außergewöhnliche Ausstrahlung gehabt haben. Weiters soll
sie sehr schön, energisch, elegant, schlank und von
durchschnittlicher Größe gewesen sein.
Schon
bei ihrer Geburt war vereinbart worden, dass sie ein Mitglied der
Familie Orsini ehelichen sollte. Am 21. Mai 1489 heiratete sie Orsino
Orsini, genannt „der Einäugige“. Die von den Familien
arrangierte Hochzeit fand im Palast des Vormunds des Orsini, des
valencianischen Kardinals Rodrigo Borgia, statt. Die Mitgift Julias
betrug 3000 Goldgulden. Nach Abschluss des Ehekontrakts wurde am 21.
Mai 1489 im Palast der Borgia die rechtliche Verbindung des jungen
Paars gefeiert.
Julia
und ihr Ehemann wohnten nach der Hochzeit abwechselnd im Schloss
Bassanello und im Palast Orsini auf Monte Giordano. In diesem Palast
hatten sich Rodrigo Borgia und Julia bereits vor ihrer Vermählung
kennengelernt. Es ist aber ungewiss, wann genau Rodrigo sich
leidenschaftlich in Giulia Farnese verliebte und die Affäre begann.
Rodrigo Borgias Tochter Lucrezia Borgia und Julia wurden enge
Freundinnen, und im Jahre 1492 schenkte Julia einer Tochter des
Kardinals mit dem Namen Laura das Leben. Die Römer verspotteten die
junge Geliebte des mächtigen Kardinals und Vizekanzlers des Papstes
als „Braut Christi“, eine eigentlich Nonnen vorbehaltene
Bezeichnung.
Nachdem
Rodrigo Borgia am 11. August 1492 zum Papst Alexander VI gewählt
worden war, nutzte die Familie Farnese den Einfluss Julias auf den
Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro Farnese in der
kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter von 25 Jahren
wurde Alessandro tatsächlich zum Kardinal ernannt. Dieser beim
römischen Volk mit dem Ausdruck „Cardinal Gonella“ („Röckchen“)
und „Cardinal Fregnese“ („Möse“) verhöhnte junge Mann
sollte mehr als 30 Jahre später als Paul III der mächtige Papst der
Gegenreformation werden. Seinen Aufstieg verdankte er den
Liebeskünsten seiner Schwester Julia.
Im
Jahr 1494 zog sie kurzzeitig den Ärger des Papstes auf sich, als sie
trotz Warnungen vor der drohenden französischen Invasion Italiens
unter der Führung König Karls VIII das sichere Pesaro verließ und
ihren todkranken Bruder Angelo Farnese in Capodimonte besuchte. Bei
ihrer Rückkehr nach Rom wurde sie von einem französischen Hauptmann
gefangengenommen, der vom Papst ein Lösegeld in Höhe von 3000
Dukaten für die sichere Rückgabe Julias forderte und auch erhielt.
In einem Brief des Gesandten von Ferrara ist darüber nachzulesen:
„Der
Papst würde auch mehr als fünfzigtausend Dukaten bezahlt haben, um
Julia wieder an seiner Seite zu haben. Wie er sagt, ist sie sein
Alles, sein Herz und seine Seele. Darum ging er ihr auch entgegen,
gekleidet wie ein Galan im schwarzen Wams mit Borten aus Goldbrokat,
mit einem schönen Gürtel spanischer Mode und Dolch und Degen im
Gehänge.“
Die
Beziehung zwischen Julia und Papst Alexander endete wahrscheinlich im
Jahr 1500. Die Gründe für die Trennung sind unbekannt, doch
wahrscheinlich wurde Julia aufgrund ihres Alters durch jüngere
Geliebte ersetzt.
Nach
dem Tod Alexanders VI im Jahre 1503 nahm das öffentliche Interesse
an Julia rasch ab. Laura Farnese heiratete 1505 im Vatikan einen
Neffen des Papstes Julius II. 1506 heiratete Julia in zweiter Ehe den
neapolitanischen Edelmann Bozzato und wurde Gouverneurin von
Carbognano. Nach dem Tod ihres ersten Mannes am 31. Juli 1500 und dem
Tod ihres zweiten Gemahls im Jahr 1517 führte sie ein
zurückgezogenes Leben und verwaltete als Witwe ihre Güter bis zu
ihrer Rückkehr nach Rom im Jahr 1522, wo sie im Haus ihres Bruders
Alessandro im Alter von fünfzig Jahren verstarb. In ihrem im
Staatsarchiv Neapel aufbewahrten Testament vermachte sie all ihren
Besitz der gemeinsamen Tochter mit dem Papst, Laura Farnese. Ihrem
Bruder hinterließ sie einzig ihr Bett, ein zynischer Hinweis auf die
Ursache seines Aufstieges.
Julia
Farneses Grab ist unbekannt. Dennoch soll sich bis heute ein Abbild
von ihr erhalten haben und zwar im Petersdom in Rom. Als Teil des
links vom Hochaltar befindlichen Grabmals des Papstes Paul III,
geschaffen vom Bildhauermeister Guglielmo della Porta, glaubten schon
Zeitgenossen, eine Statue seiner Schwester, der „Bella Julia“, zu
erkennen. Der Stein sei so lebendig und voll erotischer Ausstrahlung
gewesen, dass immer wieder junge Männer vor ihm zu „unsittlichen
Handlungen“ hingerissen wurden. Um 1600 ließ daher der Vatikan
diese liegende, ursprünglich nackte Figur mit einem Metallhemd aus
Blei bekleiden, das sich noch im 18. Jahrhundert gegen ein Trinkgeld
entfernen ließ.
DIE
VIER SCHÖNHEITEN CHINAS
1
Xi
Shi
Xi
Shi (geboren um 506 vor Christus; Todesjahr unbekannt) ist eine der
Vier Schönheiten des antiken Chinas. Sie hat zur Zeit der Frühlings-
und Herbstannalen in Zhuji, der Hauptstadt des antiken Staates Yue,
gelebt.
Xi
Shi war so schön, dass die Fische von ihrer Schönheit geblendet
waren, wenn sie sich über den Balkon lehnte, um sich im Teich
anzusehen, dass die Fische das Schwimmen vergaßen und langsam auf
den Grund sanken. „Xi Shi lässt die Fische sinken“.
Xi
Shis Vater war ein Holzfäller, der im Westen des Dorfes Huansha
lebte; deshalb ist ihr Spitzname Xi „West“. Als Xi Shis Herr,
König Guo-jian von Yue einen Krieg gegen König Fu-chai von Wu
verlor, plante er mit seinem Berater Wen Zhong Rache, die sogenannte
„Strategie der Schönheit“. Es war bekannt, dass König Fu-chai
schönen Frauen nicht widerstehen konnte. Der Minister Fan Li stieß
dann auf die hübschen Frauen Xi Shi und Zheng Dan. Beide wurden
König Fu-chai von Wu übergeben, so dass er sich nicht mehr mit dem
Regieren befasste und auch nicht auf die Warnungen seines Generals Wu
Zi-xu reagierte. König Fu-chai ließ sogar den Guanwa-Palast (Palast
der schönen Frauen) erbauen. König Guo-jian führte schließlich
seinen Gegenschlag aus und besiegte die Armee von Wu. König Fu-chai
wählte daraufhin den Freitod.
Xi
Shi lernte mit einer außergewöhnlichen Grazie zu gehen und übte
auf den Stadtmauern, so dass jeder sie sehen konnte. Die Menschen
wurden so von ihrer Arbeit abgelenkt. Nach kurzer Zeit zahlten die
Leute Geld, um Xi Shi auf Märkten zu sehen. Nach drei Jahren waren
die Menschen und der König von Wu so abgelenkt und verweichlicht,
dass es ein Leichtes für König Guo-jian war, das Wu-Reich zu
besiegen.
Einige
Gelehrte sind der Auffassung, dass Xi Shi und Zheng Dan nicht die
Namen von zwei Frauen waren sondern lokale Begriffe für „Schönheit“
und „Exzellenz“.
In
einigen Geschichten wurde Xi Shi später die Frau von Fan Li. Nach
einer anderen Geschichte ertrank Xi Shi in einem Fluss.
Nach
einer Anekdote lief Xi Shi aufgrund von Halschmerzen mit gerunzelter
Stirn umher. Das hässlichste Mädchen des Dorfes, Dong Shi, ahmte
diesen Gesichtsausdruck nach und wurde noch hässlicher. Bei ihrem
Anblick suchten die Menschen das Weite. So entstand das Sprichwort
„Dong Shi runzelt ihre Stirn“, was so viel bedeutet wie „blindes
Kopieren mit groteskem Ergebnis“.
Die
taiwanischen Betelnuss-Mädchen (Binlang Xi-shi) sind nach Xi Shi
benannt.
2
Wang
Zhaojun
Wang
Qiang war die historische Gestalt zu der Legendenfigur Wang Zhaojun,
die sich nicht einwandfrei voneinander trennen lassen. Die
kaiserliche Gemahlin war eine der Vier Schönheiten des alten China,
die im ersten Jahrhundert vor Christus während der Westlichen
Han-Dynastie lebte.
Kaiser
Han Yuan-di sandte diese Angehörige seines Harems − die er nicht
persönlich kannte − als Braut an den Khan der Xiongnu, um den
Frieden an der nordwestlichen Grenze des Reichs zu wahren.
Wang
Qiang soll im Dorf Bao-pin in der Provinz Zi-gui geboren sein. Sie
war hübsch, intelligent und in allen Künsten sehr begabt. Als der
Kaiser Yuan den Thron bestieg, ließ er aus jeder Provinz des Reichs
die schönste Frau aussuchen und in die Hauptstadt bringen. Wang
Qiang wurde, obwohl noch minderjährig, als Schönste ihrer Provinz
an den Kaiserhof in Tschang-an entsandt. Anders als die anderen
Hofdamen weigerte sie sich, den korrupten Hofmaler Mao zu bestechen.
Mao fertigte die Porträts der kaiserlichen Konkubinen an, nach denen
der Kaiser seine Besuche auswählte. Aufgrund des unvorteilhaften
Porträts durch Mao besuchte Kaiser Yuan die schöne Wang Qiang
niemals.
Da
besuchte der Khan Huhanye von den Xiongnu den Kaiserhof, um nach
einer militärischen Niederlage Tribut an den Kaiser zu leisten. Um
den Frieden mit dem Barbarenfürsten nachhaltig zu wahren, stimmte
Yuan dem Ersuchen von Huhanye zu, ihm eine kaiserliche Tochter zur
Frau zu geben. Als solche „Tochter“ kam eine tatsächliche
Verwandte des Kaisers nicht in Frage, weshalb eine Freiwillige unter
den Konkubinen gesucht wurde, die dem Khan als Kaisertochter
präsentiert werden sollte. Wang Zhaojun erklärte sich dazu bereit,
ihr Luxusleben im Harem gegen das Zelt eines barbarischen Fürsten zu
tauschen.
Kaiser
Yuan wurde erneut das offizielle, nicht ansprechende Bildnis Wangs
vorgelegt, woraufhin er seine Zustimmung gab. Bei der offiziellen
Präsentation der Braut an ihren künftigen Gemahl bekam Kaiser Yuan
die schöne Wang erstmals selbst zu Gesicht, doch nun war es zu spät,
seine Entscheidung rückgängig zu machen. Der Hofmaler Mao wurde
aufgrund seiner Täuschung des Kaisers enthauptet. Der Kaiser
korrespondierte noch mehrmals mit der für ihn verlorenen Schönheit,
bevor er im selben Jahr starb.
Am
Hof der Hunnen wurde Wang die Lieblingsgefährtin des Khans und gebar
ihm zwei Söhne und eine Tochter, von denen der Sohn Yituzhiyashi und
die Tochter Yun überlebten; Yun wurde als Yimuo später eine
wichtige Figur in den Xiongnu-Xin-Beziehungen. Nach dem Tod von
Huhanye bat Wang Zhaojun um die Rückkehr in die Heimat, Kaiser Han
Cheng-di verweigerte die Bitte. Somit wurde Wang nach Xiongnu-Brauch
die Frau des folgenden Khans der Xiongnu. In dieser Ehe gebar sie
zwei Töchter. In den Jahren, in denen Wang bei den Xiongnu weilte,
gab es keine Auseinandersetzungen mit dem Han-Reich, weshalb sie als
Ninghu Yanzhi („friedenssichernde Gemahlin“) verehrt wurde.
Die
bekannteste Erzählung, nach der Wang Zhaojun auch ihren Beinamen
erhielt, ist die, dass das traurige Klagelied der Exilierten auf
ihrer Reise ins Lager der Xiongnu einen Schwarm Wildgänse anzog, die
dann beim Anblick ihrer Schönheit vergaßen, mit ihren Flügeln zu
schlagen und zu Boden stürzten.
In
der inneren Mongolei existiert ein Grabhügel mit Pagoden und
Statuen, der an Wang Zhaojun erinnert.
3
Diao-chan
Diao-chan
ist die einzige der Vier Schönheiten Chinas, über die keine
historischen Berichte vorliegen. Womöglich ist sie eine fiktive
Gestalt. Sie soll unter der späten Östlichen Han-Dynastie gelebt
haben und im Jahr 162 nach Christus geboren sein. Aus den Dokumenten
dieser Zeit geht hervor, dass der General Lü Bu eine Affäre mit
einem Dienstmädchen seines Herrn Dong Zhuo hatte. Diao war kein
gebräuchlicher Familienname in China und bedeutete „Zobelschweif“,
Chan bezeichnet „Jadeschmuck in der Gestalt von Zikaden“. Beides
trugen die hohen Beamten zu dieser Zeit an ihrem Hut.
In
dem Roman „Die Geschichte der Drei Reiche“ beteiligt sich
Diao-chan an einer Verschwörung des Beamten Wang Yun, um den Krieger
Lü Bu dazu zu bringen, seinen Herrn und Adoptivvater Dong Zhuo zu
ermorden. Dazu wird sie gleichzeitig Dong Zhuos Konkubine und Lü Bus
Verlobte. Sie bringt die beiden durch ihren Charme und die Eifersucht
der zwei Männer gegeneinander auf. Li Ru durchschaut die Schliche
der Tänzerin und empfiehlt seinem Herrn, sie lieber Lü Bu zu
überlassen. Aber Dong Zhuo betont, dass kein Krieger ihm dasselbe
bedeute wie Diao-chan, und droht Li Ru mit der Hinrichtung. Diao-chan
wickelt indes Lü Bu um ihren Finger und sagt ihm, dass sie
unglücklich mit Dong Zhuo sei und nur mit Lü Bu zusammen zu sein
wünsche. Lü Bu gerät in Wut und tötet Dong Zhuo. Kurz darauf muss
er fliehen und Diao-chan geht mit ihm. Sie begleitet ihn auf den
Feldzügen gegen Cao Cao und der Eroberung von Puyang. Nachdem Lü Bu
bei Xia-pi von Cao Cao geschlagen wird, wird Diao-chan nicht mehr im
Roman erwähnt.
4
Yang
Gue-fei
Yang
Gue-fei (Zweite Konkubine Yang; geboren am 26. Juni 719; gestorben am
15. Juli 756), geborene Yang Yu-huan, war eine Konkubine Kaiser
Xuan-zongs und zählte zu den Vier Schönheiten des alten China.
Geboren
wurde sie in Yongle, doch stammt ihre Familie aus Huayin und
Hongnong. Einer ihrer Vorfahren war Yang Xuan-yan, genannt Si-hu, ein
hoher Finanzbeamter..
Ein
paar Jahre nach dem Tod ihres Vaters heiratete die sechzehn Jahre
junge Lady Yang den gleichaltrigen Prinzen Shou Li Mei, einen Sohn
Kaiser Xuan-zongs.
Drei
Jahre nach dem Tod von Xuan-zongs Gemahlin Wu Hui-fei, arrangierte
der hochrangige Eunuch Gao Li-shi für Xuan-zong ein Treffen mit Lady
Yang im Wasserpalast zu Xingwen. Auf Geheiß des Kaisers ließ sie
sich von ihrem prinzlichen Gatten scheiden und trat unter dem Namen
Tai-zhen („Höchste Wahrheit“) in ein Nonnenkloster ein.
Prinz
Shou heiratete schließlich erneut, nämlich die Tochter des Generals
Yuan Zhao-xun. Lady Yang wurde seine Konkubine, unterhielt aber auch
sexuelle Beziehungen zum alternden Kaiser Xuan-zong. Lady Yang hatte
eine ausgeprägte Vorliebe für Litschis. Da sie nur in Südchina
wuchsen, ließ sie der Kaiser von berittenen Eilboten-Staffeln von
Guangdong und Sichuan nach Tschang-an schaffen. Zahllose Dichter
besangen Yang Gue-feis Schönheit, darunter Li Tai-Bo und Bo Djü-I.
Etliche
von Lady Yangs Verwandten rückten daraufhin in höchste Staatsämter
auf. Als sie nach dem Tode der kaiserlichen Vertrauten Li Lin-fu
versuchte, ihren Vetter Yang Guo-zhong in das Amt des Staatskanzlers
zu hieven, kam es zum offenen Konflikt mit General An Lu-shan, der
seinerseits Ambitionen auf diesen Posten hatte. Nach der Ernennung
Yang Guo-zhongs brach die als An-Lu-shan-Aufstand bekannt gewordene
Militärrevolte aus, die die Dynastie an den Rand des Abgrunds
bringen sollte.
Zuletzt
musste der Kaiser sogar samt Gefolge nach Chengdu in Sichuan fliehen.
In der Nähe von Mawei in der Provinz Shaanxi verlangten die
mitreisenden Soldaten, die den Yang-Clan für den Aufstand
verantwortlich machten, den Tod von Yang Guo-zhong und Yang Gue-fei.
Ob Yang Gue-fei freiwillig Selbstmord beging, zum Selbstmord
gezwungen oder umgebracht wurde, ist unklar; jedenfalls starb sie
durch Erhängen. Als Xuan-zong im folgenden Jahr Lady Yangs Leichnam
in Mawei bergen lassen wollte, fand er ihn nicht mehr vor. Auf dieser
Grundlage entstand der Mythos, sie sei gar nicht gestorben, sondern
habe vielmehr nach Japan fliehen und dort unbehelligt bis ans Ende
ihrer Tage leben können.
Angeblich
hatte Yang Gue-fei leichtes Übergewicht, was damals aber durchaus
gefragt war. Als „fettleibig“, wie dies in manchen Quellen
kolportiert wird, war sie nicht zu bezeichnen. Oft wurde sie mit der
erheblich zarteren, jedoch ebenfalls für ihre Schönheit weithin
gerühmten Kaiserin Zhao Fei-yan verglichen, der Gemahlin des
Han-Kaisers Han Cheng, die ebenfalls Selbstmord begangen hatte. Dies
führte zu dem chinesischen Ausdruck „yan-shou huan-fei“, der
noch heute, insbesondere im Zusammenhang mit Freudenmädchen, die
ganze Bandbreite weiblicher Schönheit umreißt.
DAS
EVANGELIUM NACH JUDAS ISKARIOTH
Der
geheime Bericht über die Offenbarung, die Jesus während einer
Woche, drei Tage bevor er das Osterfest feierte, dem Judas Iskarioth
offenbarte.
Als
Gottes Sohn auf Erden erschien, vollbrachte er ein großes Werk zur
Rettung der Menschheit. Und einige beschritten den Weg der
Heiligkeit, während viele die Straße der Sünde wandelten, und
wurden von Jesus zwölf Apostel berufen.
Er
begann, mit ihnen über die Geheimnisse des Himmelreichs und über
das Geschehen am Ende der Zeit zu sprechen. Oft erschien er seinen
Jüngern nicht in der Gestalt eines Mannes, sondern in der Gestalt
eines Kindes...
Einst
war Jesus mit seinen Jüngern in Judäa und sie lagen zu Tische in
frommer Andacht. Als er sie sah, wie sie bei Tische lagen und im
Gebet mit dem heiligen Brot die Danksagung darbrachten, lachte er vor
Freude. Die Jünger sprachen zu ihm: "Meister, warum lachst du
über unsere Danksagung? Wir haben getan, was heilig ist." Er
antwortete und sprach zu Ihnen: "Ich lache euch ja nicht aus.
Ihr habt diese Eucharistie nicht aus eigenem Antrieb getan, sondern
zum Lobpreis eures Gottes". Sie sprachen: "Meister, du bist
der Sohn Gottes." Jesus sprach zu ihnen: "Woher wisst ihr
das? Gott hat euch das offenbart! Wahrlich, ich sage euch, es ist
werden Menschengeschlechter kommen, die mich kennen werden wie ihr."
Als
Jesus aber den Mangel an Erkenntnis bei den Jüngern sah, sprach er
zu ihnen: "Warum werdet ihr so schnell zornig? Gott, der mit
euch ist, hat Er eurer Seele Zorn hervorgerufen? Lasst jeden, der
unter den Menschen mutig genug ist, den heiligen Menschen in sich
schaffen und vor mein heiliges Antlitz treten." Die Jünger
sprachen: "Wir haben die göttliche Kraft." Doch ihr Geist
war zu demütig, vor Christus zu treten – das wagte nur Judas
Iskariot. Er wagte es, vor Jesu heiliges Antlitz zu treten, wagte es
aber nicht, Jesus in die Augen zu schauen, und Judas wandte den Blick
von Jesus ab.
Und
Judas sprach zu Jesus: "Ich weiß, wer du bist und woher du
gekommen bist. Du kommst aus dem ewigen Reich der Göttin Barbelo,
und ich bin es nicht wert, den Namen derer zu nennen, die dich
gesandt hat."
Wohl
wissend, dass Judas sich eine höheren Berufung als die Apostel
einbildete, sprach Jesus zu Judas: "Tritt zur Seite! Ich werde
dir die Geheimnisse des Himmelreichs offenbaren. Du könntest in den
Himmel kommen, müsstest jedoch vorher schwere Leiden ertragen. Aber
ein anderer wird deinen Platz einnehmen, und die zwölf Apostel
werden mit ihrem Herrn und Gott eins werden."
Und
Judas sprach zu Jesus: "Wann wirst du mir die Geheimnisse des
Himmelreichs kundtun? Und wann wird der große Tag des Gerichts für
dieses Menschengeschlecht anbrechen?" Als Judas dies sprach,
verließ ihn Jesus.
Am
Morgen danach erschien Jesus seinen Jüngern erneut. Sie sprachen zu
ihm: "Meister, wo warst du, und was hast du getan?" Jesus
sprach zu ihnen: "Ich ging zu einem erhabenen und heiligen
Geschlecht."
Seine
Jünger sprachen zu Jesus: "O Herr, was ist das für ein
erhabenes und heiliges Geschlecht, das uns Menschen überlegen ist
und das seliger ist als wir Jünger und das nicht von dieser Welt
ist?" Als Jesus diese Worte hörte, lachte er fröhlich und
sprach zu den Aposteln: "Wahrlich, ich sage euch, keiner, der
auf Erden geboren wird, wird jenes Geschlecht schauen, und kein Engel
der Sterne wird über jenes heilige und erhabene Geschlecht
herrschen, und kein sterblicher Mensch kann mit jenem Geschlecht
Umgang haben. Dieses Menschengeschlecht ist von dem Geschlechte
Adams. Jenes Geschlecht ist von einem andern Geschlecht."
Als
Jesu Jünger dies vernahmen, waren sie enttäuscht. Sie brachten kein
Wort mehr heraus.
An
einem anderen Tag trat Jesus zu den Aposteln. Sie sprachen zu Jesus:
"Meister, wir haben Dich in einer Vision geschaut, als wir
heilige Träume hatten.“ Jesus sprach: "Warum habt ihr, als
ihr von mir geträumt habt, euch im Gebüsch versteckt?"
Die
Apostel sagten: "Wir sahen ein schönes Gotteshaus mit einem
erhabenen Altar darin; Priester waren da und der Name. Und eine
Menschenmenge kniete vor jenem Altar, bis die Priester das Opfer
dargebracht und die Menschen die Gabe empfingen. Und wir warteten
weiter." Und Jesus sprach: "Wie waren die Priester, die ihr
saht?"
Die
Apostel sagten: "Einige schändeten Knaben und Mädchen, andere
schwängerten ihre Mägde. Einige schliefen mit Männern. Einige
waren an Morden beteiligt. Einige begingen eine Vielzahl von Sünden.
Und die Priester, die vor dem Altar standen, riefen deinen Namen an
und brachten dein Opfer dem Vater dar." Nachdem die Apostel dies
gesagt hatten, schwiegen sie, denn sie waren sehr traurig.
Und
Jesus sprach zu den Aposteln: "Warum seid ihr so traurig?
Wahrlich, ich sage euch, alle Priester, die vor dem Altar standen,
rufen meinen Namen an. Und wiederum sage ich euch, dass mein Name
geschrieben steht auf den Stirnen der Priester alle Zeiten der Sterne
durch alle Menschengeschlechter hindurch. Und einige von ihnen
pflanzten in meinem Namen schlechte Feigenbäume, die keine Frucht
bringen."
Und
Jesus sprach zu den Aposteln: "Die Priester, die ihr am Altar
das Opfer darbringen saht und die Gabe ausspenden, sind die
Nachfolger der Apostel. Viele Menschen sind es, die von schlechten
Priestern vom rechten Weg abgebracht werden. Aber die rechten
Priester werden vor meinem Altar stehen und meinen Namen anrufen, und
Generationen von Frommen werden mir treu bleiben. Aber es kommen
Zeiten, da stehen am Altar Mönche, die gerne Huren betrachten oder
Huren beschlafen oder Kinder schänden oder mit Männern schlafen,
obwohl sie doch im Zölibat leben, und andere Menschen stehen um die
schlechten Priester im Kreis herum, die sich des Kindesmordes, der
Übertretung des Gesetzes und der Sünde hingeben und dennoch sagen:
Wir sind wie Engel... Aber die Engel sind die Sterne, die alles zur
Vollendung bringen. Denn dem Menschengeschlechtern wird gesagt:
Siehe, Gott hat dein Opfer aus den Händen eines Priesters empfangen.
Und es ist der Herr, der Herr des Universums, der verheißt: Für
Priester und Mönche, die Kinder schänden, wäre es besser, sie
würden mit einem Mühlstein um den Hals im Meer ersäuft!'"
Und
Jesus sprach zu den Aposteln: "Bringt das rechte Opfer dar auf
dem Altar, da über euch eure Sterne und eure Engel sind und alles
bereits zur Vollendung gelangt ist. Schützt euch vor den Wölfen im
Schafspelz und entsagt der Sünde. Ein einziger Bäcker kann die
ganze Schöpfung unter dem Himmel ernähren.."
Und
Jesus sprach zu den Aposteln: "Jeder von euch hat seinen eigenen
Stern und jeder von euch hat seinen eigenen Engel. Und gekommen ist
der Frühling für den Baum dieser Welt in einer gewissen Zeit, er
muss kommen, in Gottes Paradies wird er stehen, und das Geschlecht,
das leben wird, da es den Gang des Lebens nicht befleckt hat, das
wird bis in alle Ewigkeit selig sein.“
Und
Judas sagte zu Jesus: „Meister, was für eine Frucht wird das
Menschengeschlecht hervorbringen?" Und Jesus sagte: "Die
Körper aller Menschen werden sterben. Wenn die Menschen aber das
Königreichs betreten haben und den Geist aushauchen, werden ihre
Körper verwesen, doch ihre Seelen werden unsterblich sein und
hinauffahren zu mir."
Und
Judas sprach: "Und was werden die anderen Menschen tun?"
Und Jesus sprach: "Es ist unmöglich, Samen auf Stein zu säen
und Früchte zu ernten. Dies ist der Weg des befleckten Geschlechts.
Aber Sophias Hand, die die sterblichen Menschen erschuf, wird sorgen,
dass die Seelen der Gerechten in das ewige Reich aufsteigen.
Wahrlich, ich sage dir, Engel führen die heiligen Geschlechter in
den Himmel." Nachdem Jesus dies gesagt hatte, ging er von
dannen.
Und
Judas sprach: "Meister, da du nun alle Apostel angehört hast,
höre auch mich an, denn ich hatte eine große Vision."
Als
Jesus dies hörte, lachte er und sprach zu Judas: "Du
dreizehnter Dämon! Warum mühst du dich so ab? Aber sprich dich aus,
ich werde es ertragen können."
Und
Judas sprach: "In der Vision sah ich, wie die zwölf Jünger
mich erbarmungslos verfolgten. Und ich kam auch zu der Stelle, die
nach dir benannt ist. Und ich sah ein goldenes Haus, und meine Augen
konnten seine Größe nicht erfassen. Hohe Menschen standen um das
Haus herum, das ein Laubdach hatte. In der Mitte des Hauses war eine
Menschenmenge und die Menschen sagten: "Meister, führe uns
zusammen mit dir."
Und
Jesus antwortete und sprach: "Ach Judas, dein Stern hat dich in
die Irre geführt. Kein Sünder ist würdig, das goldene Haus zu
betreten, das du sahst, denn dieser Ort ist den Heiligen vorbehalten.
Weder die Sonne noch der Mond werden dort scheinen, auch nicht das
Licht einer Lampe, doch die Heiligen werden für immer dort wohnen,
im ewigen Reich, mit den heiligen Engeln. Siehe, ich habe dir die
Geheimnisse des Himmels offenbart, und ich habe dich darüber
belehrt, dass dich dein Stern irregeführt hat. Es schicken die
Sterne viel Irrtum in den zwölf Zeitaltern."
Und
Judas sprach: "O Meister, könnte es sein, dass mein Samen unter
der Gewalt des Herrschers der Lüfte steht?"
Jesus
antwortete ihm und sprach: "Siehe, ich sehe, dass du dich sehr
grämen wirst, wenn du das Himmelreich und das ganzes Geschlecht der
Heiligen von Ferne sehen wirst."
Als
Judas dies hörte, sprach er zu Jesus: "Wofür ist es gut, dass
ich diese Offenbarung empfangen habe? Denn hast du mich nicht
auserwählt für dieses Geschlecht?"
Jesus
antwortete und sprach: "Du wirst der dreizehnte Dämon sein, und
du wirst von den Geschlechtern der Heiligen verflucht werden. Am Ende
aller Tage werden sie deine Erhebung in den Kreis der Apostel
verfluchen."
Und
Jesus sprach: "Komm, damit ich dich über die Geheimnisse
belehren kann, die kein Mensch jemals zuvor erkannte. Denn es besteht
ein großes, unendliches Reich, dessen Ausdehnung kein Engel jemals
wahrnahm und in dem ein großer unsichtbarer Geist waltet,
Den
niemals sah das Auge eines Engels,
Des
Herzens Denken kann ihn nicht begreifen,
Es
rief ihn niemand je bei seinem Namen.
Und
dort erschien eine leuchtende Wolke. Der Vater sprach: Ich erschaffe
mir einen Engel als Diener.
Der
göttliche Ewige erschien in einer Wolke. Durch den Ewigen wurden
vier Engel aus einer anderen Wolke geschaffen, und diese wurden
Diener des göttlichen Ewigen. Der Ewige sprach: Ich lasse den Kosmos
entstehen, und es entstand der Kosmos. Und er erschuf das erste
Gestirn, den Kosmos zu beherrschen. Er sprach: Ich lasse Engel
entstehen, mir zu dienen. Und es erschienen Engelscharen ohne Zahl.
Er sprach: Ich lasse ein erleuchtetes Zeitalter entstehen. Und der
Äon entstand. Er erschuf das zweite Gestirn, den Kosmos zu
beherrschen, zusammen mit zahllosen Engelscharen, die dem Ewigen ihre
Dienste anboten. So erschuf er auch die anderen erleuchteten
Zeitalter. Er ließ die Engel über die Zeitalter herrschen, und er
erschuf unzählige Engelscharen als Helfer.
Adam
war in der ersten leuchtenden Wolke, die kein Engel jemals unter all
jenen, die Götter' genannt werden, gesehen hat. Er ist das Bild nach
dem Bilde des Ewigen. Der Ewige ließ das unbestechliche Geschlecht
Seths erscheinen und die zwölf Geister und die vierundzwanzig
Geister. Er ließ nach dem Willen des Geistes im unbestechlichen
Geschlecht zweiundsiebzig Gestirne erscheinen. Die zweiundsiebzig
Gestirne ließen nach dem Willen des Geistes dreihundertsechzig
Gestirne erscheinen.
Die
zwölf Zeitalter der zwölf Gestirne stellen ihren himmlischen Vater
mit sechs Himmeln für jedes Zeitalter dar, so dass es zweiundsiebzig
Himmel für die zweiundsiebzig Gestirne gibt und fünf Firmamente für
insgesamt dreihundertsechzig Firmamente. Die Himmel erhielten die
Herrschaft und eine große Heerschar von Engeln zu Ruhm und Ehre und
unberührte Geister zu Ruhm und Ehre aller Zeitalter."
Die
Vielzahl dieser Unsterblichen wird vom himmlischen Vater Kosmos
genannt, und ebenso die zweiundsiebzig Gestirne, die mit dem Ewigen
sind, und seine zweiundsiebzig Zeitalter. Im Kosmos erschien der
erste Mensch mit seinen unverderblichen Kräften. Und das Zeitalter,
das mit diesem Geschlecht anbrach, das Zeitalter, in welchem die
Wolke der Weisheit und der Engel existiert, wird genannt das
Zeitalter des Menschen. Und der Ewige sprach: Ich lasse zwölf Engel
erscheinen, die das Chaos und die Unterwelt beherrschen. Und siehe,
aus der Wolke erschien ein Engel, auf dessen Angesicht Flammen
zuckten und dessen Erscheinung mit Blut besudelt war. Sein Name war
Nebro, was Revolutionär bedeutet. Ein anderer Engel, Saklas, kam
ebenfalls aus dieser Wolke. So brachte Nebro sechs Engel als Diener
hervor, und diese schufen zwölf Engel in den Himmeln, wobei jeder
einen Teil der Himmel empfing.
Die
zwölf Herrscher sprachen zu den zwölf Engeln: Lasst einen jeden von
herrschen über ein Geschlecht als Engel. Der erste Engel ist Seth,
der zweite ist Harmathot, der dritte ist Galila, der vierte ist
Yobel, der fünfte ist Adonaios. Dies sind die fünf Engel, die über
die Unterwelt herrschten und über das Chaos.
Da
sprach der Demiurg zu den Engeln: Lasst uns nach dem Bilde Gottes ein
menschliches Wesen erschaffen. Und die Engel formten Adam und seine
Gefährtin Eva, die in dem Himmel Zoe genannt wird. Denn mit diesem
Namen suchen alle Geschlechter die Frau und rufen sie bei diesem
Namen. Und der Herr sagte zu Adam: Du wirst mit deinen Söhnen lange
leben.'"
Und
Judas sprach zu Jesus: "Wie lange wird der Mensch leben?"
Und Jesus sprach: "Warum wunderst du dich darüber, dass Adam
mit seinem Geschlecht sein Leben lang an dem Ort gelebt hat, an dem
er sein Königreich empfing, und zwar war er unsterblich wie sein
Herr."
Und
Judas fragte Jesus: "Kann der menschliche Geist nicht sterben?"
Und Jesus sprach: "Dies ist der Grund dafür, dass Gott dem
Erzengel Michael den Befehl gab, den Menschen ihren Geist als Gabe
einzuhauchen, so dass die Menschen Gott dienen können. Doch der
große Gott befahl auch dem Erzengel Gabriel, dem überirdischen
Geschlecht Leben zu gewähren, das heißt Geist und Seele.
Geist
ist in diesem Fleisch, das mitten unter den Geschlechtern der Engel
wohnt. Doch Gott sah, dass Adam und die Frau und die beiden Söhne,
die mit ihm waren, Weisheit empfingen, so dass die Könige des Chaos
und der Unterwelt nicht über sie herrschen konnten."
Und
Judas fragte Jesus: "Was werden die Geschlechter der Menschen
tun?" Und Jesus sprach: "Wahrlich, ich sage euch, für sie
alle werden die Angelegenheiten vom Himmel vollendet. Wenn der
Demiurg die Zeit vollendet hat, wird der Stern erscheinen, und die
Menschen werden nicht das tun, was sie zu tun versprochen haben. Sie
werden die Ehe brechen und Kinder im Mutterschoß ermorden und werden
meinen Namen entweihen, und es wird dein Stern über dem dreizehnten
Zeitalter erscheinen."
Daraufhin
lachte Jesus.
Und
Judas sprach: "Meister, warum lachst du?"
Und
Jesus antwortete und sprach: "Ich lache nicht meine Jünger aus,
sondern lache über die die Irrsterne, denn diese Irrsterne ziehen
mit Kämpfern umher, und sie alle werden gemeinsam mit ihren Dienern
vernichtet werden."
Und
Judas sprach zu Jesus: "Siehe, was werden die in deinem Namen
Getauften tun?"
Und
Jesus sprach: "Wahrlich, ich sage dir, diese Taufe ist das Bad
der Wiedergeburt im Geist und verherrlicht meinem Namen und den Namen
meines Gottes. Wahrlich, ich sage dir, Judas, viele von denen, die
getauft sind, werden viel Böses tun. Doch du wirst sie alle
übertreffen, denn du wirst den Menschen verraten, der Gott ist.
Erhoben
wurde schon dein Horn,
Entfacht
ist schon dein Grimm und Zorn,
Schon
leuchtet auf dein finstrer Stern,
Dein
Herz verraten wird den Herrn.
Wahrlich,
in den letzten Zeiten wird der Mensch sich grämen, aber der
Herrscher der Lüfte wird vernichtet werden. Und dann wird das Bild
des großen Geschlechts Adams erhöht werden, denn vor dem Himmel,
der Erde und den Engeln besteht das menschliche Geschlecht, das aus
dem ewigen Reich stammt. Siehe, dir ist alles gesagt worden. Erhebe
deine Augen und blicke auf die Wolke und das Licht in ihr und die
zwölf Sterne, die sie umgeben. Der Stern, der dir vorangeht, ist
dein böser Stern."
Judas
erhob die Augen und sah die leuchtende Wolke. Die auf der Erde
Stehenden vernahmen eine Stimme, die aus der Wolke kam und sagte:
„Das Geschlecht Adams und Evas ist Gottes Bild.“
Aber
die Hohepriester murrten, weil Jesus zum Beten in den Abendmahlssaal
gegangen war. Einige Schriftgelehrte waren dort und beobachteten ihn
aufmerksam, um ihn beim Beten gefangen zu nehmen, aber sie fürchteten
sich vor dem Volk, da ihn alle für einen Propheten hielten.
Die
Hohepriester traten an Judas heran und sprachen zu ihm: "Was
tust du? Bist du auch einer der Jünger Jesu?"
Judas
sagte ihnen, was sie hören wollten. Und er nahm Geld von ihnen und
verriet Jesus, den Sohn Gottes.
DIE
ZEICHEN DES GERICHTS IM ISLAM
1
Die
kleineren Zeichen
Mohammed
sagte: “Zu den Zeichen der Stunde gehört, dass unkeusche Taten
weit verbreitet erscheinen, dass die Leute sich anstrengen, sie zu
begehen, das Zertrennen der Verwandtschaftsbande und das Vertrauen in
Betrüger.“
Mohammed
sagte: “Zu den Zeichen der Stunde gehört die Überfülle des
Reichtums, die Vermehrung der Unwissenheit, zahllose Versuchungen und
weit verbreiteter Handel und Geschäfte.”
2
Eine
Einleitung zu den großen Zeichen
“Der
Gesandte Gottes kam plötzlich zu uns, als wir gerade in eine
Diskussion vertieft waren. Er sagte: Worüber sprecht ihr? Die
Gefährten sagten: Wie sprechen über die letzte Stunde. Daraufhin
sagte er: Sie wird nicht eintreffen, bevor ihr zehn Zeichen seht. Und
in diesem Zusammenhang nannte er den Rauch, den Dajjal, das Biest,
das Aufgehen der Sonne vom Westen, die Wiederkunft Jesu, dem Sohn
Marias (Friede sei mit Ihm), Gog und Magog und Erdbeben an drei
Orten, einer im Osten, einer im Westen und einer in Arabien, am Ende
derer ein Feuer brennen wird, das von Jemen kommt und die Menschen
zum Ort ihrer Versammlung treibt.’”
Mohammed
sagte: “Die letzte Stunde wird nicht eintreten, bevor die zehn
Zeichen erschienen sind: ein Erdbeben im Osten und ein Erdbeben im
Westen und ein Erdbeben auf der arabischen Halbinsel, der Rauch, der
Dajjal, das Biest der Erde, Gog und Magog, das Aufgehen der Sonne vom
Westen her und das Feuer, das vom niedrigeren Teil Jemens ausbricht.”
In einem Hadith wird berichtete, dass Mohammed das zehnte Zeichen
nicht erwähnte, aber er sagte, dass eines davon die Wiederkunft Jesu
Christi, des Sohnes der Maria (Friede sei mit ihnen), sein wird, und
in einer anderen Version ist es das Blasen des heftigen Sturmes, das
die Menschen zum Meer treiben wird.
Mohammed
sagte: “Beeilt euch, gute Taten zu verrichten, bevor sechs Dinge
passieren: das Aufgehen der Sonne von Westen, der Rauch, der Dajjal,
das Biest, und der Tod eines von euch oder der allgemeine Aufruhr.”
Bedenke,
dass Mohammed in diesem Hadith den “Tod eines von euch” erwähnte.
Dies ist auch eine Art „Stunde“. Obwohl es interessant und
wichtig ist, die großen Zeichen der Stunde zu lernen und zu kennen,
ist für diejenigen, die nicht Zeugen der letzten Tage werden, dies –
ihr Tod – ihre Stunde, auf die sie sich vorbereiten müssen und die
viele von ihnen vernachlässigen. Als ein Beduine zu Mohammed kam
und ihn fragte: “Wann ist die Stunde?” zeigte Mohammed auf einen
kleinen Jungen und sagte: „Wenn dieser Junge lebt, kommt die Zeit,
wenn er alt und gebrechlich wird, dann wir deine Stunde bereits
gekommen sein.”
Die
erste Gruppe dieser Zeichen sind jene, die auf dieser Erde auftreten,
ohne dass sich das Wesen der Erde vollständig verändert. Dies sind
Zeichen, die die Menschen ganz deutlich wachrütteln und dazu bringen
sollen, vor Gott zu bereuen. Während dieser Zeichen gibt es nichts,
das ultimativ zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen
unterscheidet, noch gibt es irgendwelche eindeutigen Begebenheiten,
die darauf hinweisen, dass die Auferstehung bevorsteht. Die Zeichen
dieser Gruppe umfassen das Auftauchen des Dajjal, die Wiederkunft
Jesu, Gog und Magog und die Erdbeben.
Die
zweite Gruppe dieser großen Zeichen lässt keinen Zweifel daran,
dass das tatsächliche Auftreten der Auferstehung und das Ende dieser
Schöpfung gekommen ist. Außerdem wird es ein Unterscheiden zwischen
Gläubigen und Ungläubigen geben. Daher wird es während und nach
allen diesen Zeichen keine Frage nach der Reue oder der Umkehr zu
Gott mehr geben. Zu jener Zeit wird es für ein Bereuen, das von Gott
akzeptiert wird, zu spät sein. Zu den Zeichen dieser Gruppe gehören
das Auftauchen des Biests, der Rauch und das Aufgehen der Sonne von
Westen.
Mohammed
sagte: “Die Zeichen sollen eines nach dem anderen erscheinen, wie
Perlen an einem Band eine der anderen folgen.”
Mohammed
sagte: “Die Zeichen sind wie Perlen die, an einer Schnur aufgereiht
sind. Wenn die Schnur reißt, folgen sie schnell eine nach der
anderen.”
3
Der
Antichrist I
Mohammed
sagte: “Es gab keinen Propheten, der das Volk nicht vor diesem
einäugigen Lügner gewarnt hätte (dem Dajjaal, dem Antichrist).”
Mohammed
machte deutlich, dass der Antichrist ein menschliches Wesen sein
wird. Im allgemeinen sollte der wahre Gläubige nicht vom Antichrist
getäuscht werden, denn der Prophet hat so eine deutliche
Beschreibung von ihm gegeben, dass ihm sehr wenig Raum bleibt, um
einen Gläubigen zu täuschen. Allerdings betont dies auch, wie
wichtig es ist, Wissen über den Islam zu sammeln. Wenn jemand
überhaupt nicht wüsste, wie Mohammed den Antichrist beschrieben
hat, dann wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn er auf einige der
Betrügereien und Täuschungen dieses scheußlichen Wesens
hereinfiele.
Mohammed
sagte: “Gott ist nicht einäugig und beachtet, dass der Antichrist
auf dem rechten Auge blind ist und dass sein Auge wie eine verfaulte
Traube ist.”
Mohammed
sagte: “Es werden drei arabische Buchstaben zwischen den Augen des
Antichrist geschrieben sein: Kaaf, Faa und Raa. Diese drei Buchstaben
in dieser Reihenfolge bilden die Grundlage für das arabische Wort
Kaafir, was Ungläubiger bedeutet.” Mohammed sagte, dass jeder
Gläubige in der Lage sein würde, diese Buchstaben zu lesen.
Mohammed
sagte: “Der Antichrist wird bei sich Wasser und Feuer haben und
sein Feuer wird die Wirkung kalten Wassers haben und sein Wasser wird
die Wirkung des Feuers haben, also zerstört euch nicht selbst.”
Ein
Gefährte Mohammeds sagte: “Ich weißs mehr als ihr, was mit dem
Antichrist kommen wird. Mit ihm werden zwei Kanäle, einer mit
fließendem Wasser und einer mit Feuer, sein und das, was ihr als
Feuer seht, wird Wasser sein, und was ihr als Wasser seht, wird Feuer
sein. Wer also von euch in der Lage sein wird, das zu sehen, und
Wasser wünscht, der sollte von dem trinken, was er als Feuer sieht.”
Mohammed
sagte: “Er wird kommen, aber es wird ihm nicht erlaubt sein, die
Gebirgspässe nach Medina zu betreten. Daher wird er bei einigen
Landstrichen zum Stehen kommen die hohe Konzentrationen an Salz
enthalten und deren Sickerwasser sie unfruchtbar sein lässt,
angrenzend an die Stadt Medina, und eine Person wird hinauskommen, wo
der Antichrist ist, und zu ihm sagen: Ich bezeuge die Tatsache, dass
du der Antichrist bist, über den der Gesandte Gottes gesprochen hat.
Der Antichrist wird dann zu seinen Anhängern sagen: Was würdet ihr
davon halten, wenn ich diese Person töten und sie dann wieder zum
Leben bringen würde, würdet ihr dann noch an dieser Angelegenheit
zweifeln? Sie werden antworten: Nein. Er wird die Person dann töten
und dann wieder zum Leben bringen. Wenn er sie wieder zu Leben
zurückbringt, wird die Person sagen: Bei Gott, ich hatte keinen
besseren Beweis für die Tatsache dass du der Antichrist bist, als
den gegenwärtigen. Der Antichrist wird dann einen Versuch machen,
ihn wieder zu töten, aber es wird ihm nicht gelingen.”
4
Der
Antichrist II
Einer
der vielen Aspekte, die man von der Geschichte des Antichrist lernen
kann, ist, dass weltlicher Reichtum und weltlicher Erfolg nicht das
sind, was den Wert und die Bedeutung einer Person ausmachen. Jemand
könnte tatsächlich alles besitzen, was es auf der Welt gibt, wenn
ihm der Glaube in seinem Herzen fehlt, ist er in Wirklichkeit nichts.
Einer
der Gefährten Mohammeds sagte: „Keiner befragte den Gesandten
Gottes mehr über den Antichrist als ich. Er sagte mir: Er sollte
dir keinen Anlass zur Sorge geben, denn er wird nicht in der Lage
sein, dir zu schaden. Ich sagte: Gesandter Gottes, es wird gesagt, er
habe im Überfluss Nahrung und Wasser bei sich. Daraufhin sagte er:
Er und seine Fähigkeit, die Gläubigen irrezuführen mit dem, was
Gott gestattet hat, mit des Antichrist eigenen Händen große Mengen
Nahrung und Wasser zu schaffen, ist nichts im Vergleich zu Gottes
Fähigkeit, diese Ereignisse zu einer Quelle für verstärkten
Glauben der Gläubigen zu machen.“
Mohammed
sagte: „Es wird kein Land geben, durch das der Antichrist nicht
kommt oder das er nicht durchquert außer Mekka und Medina, und es
wird keinen Einreise- und keinen Ausreiseweg geben, der nicht von
Engeln bewacht wird, die in Reihen aufgestellt sind. Dann wird er in
manchen Landesteilen auftauchen, die hohe Konzentrationen an Salz
enthalten und deren Sickerwasser sie unfruchtbar sein lässt,
angrenzend an die Stadt Medina, und die Stadt Medina wird heftig
beben, so dass jeder Ungläubige und jeder Heuchler sie verlässt und
zum Antichrist zieht.”
Mohammed
sagte: “Dem Antichrist folgen siebzigtausend Juden von Isfahan, die
persische Tücher tragen.”
Ein
Gefährte Mohammeds sagte: „Mohammed erwähnte eines Morgens den
Antichrist Mal beschrieb er ihn als unbedeutend und mal beschrieb er
seinen Aufruhr als sehr bedeutsam, und wir fühlten uns, als wäre er
so nah wie die Büschel der Dattelpalmen. Als wir am Abend zu ihm
kamen und er die Zeichen der Furcht in unseren Gesichtern las, sagte
er: Was ist los mit euch? Wir sagten: Gesandter Gottes, du hast am
Morgen den Antichrist erwähnt, und mal beschriebst du ihn als
unbedeutend und mal hast du ihm sehr viel Wichtigkeit beigemessen,
bis wir zu denken begannen, er wäre so präsent wie die Büschel der
Dattelpalmen in der Nähe. Daraufhin sagte er: Ich sorge mich um euch
wegen so vieler anderer Dinge als dem Antichrist. Wenn er
hervorkommt, während ich bei euch bin, werde ich in eurem Interesse
mit ihm kämpfen; wenn er aber hervorkommt, wenn ich nicht bei euch
bin, muss ein Mann in seinem eigenen Interesse kämpfen, und Gott
wird in meinem Interesse auf jeden Muslim acht geben und ihn vor
seinem Übel bewahren. Der Antichrist wird ein junger Mann sein, mit
krausen, kurzen Haaren und auf einem Auge blind. Ich vergleiche ihn
mit Abd−ul−Uzza ben Qatan. Derjenige von euch, der so lange lebt,
dass er ihn sieht, soll die ersten Verse der Sure al-Kahf lesen. Er
wird auf dem Weg zwischen Syrien und Irak erscheinen und rechts und
links Unheil verbreiten. O Diener Gottes! Halte fest am Weg der
Wahrheit. Wir sagten: Gesandter Gottes, wie lange wird er auf der
Erde bleiben? Er sagte: Vierzig Tage. Ein Tag ist wie ein Jahr und
ein Tag wie ein Monat und ein Tag wie eine Woche und der Rest der
Tage ist wie eure normalen Tage. Wir sagten: Gesandter Gottes, wird
das Gebet eines Tages genügen für einen Tag, der einem Jahr
gleicht? Daraufhin sagte er: Nein, aber ihr müsst die Zeit
abschätzen und dann das Gebet verrichten. Wir sagten: Gesandter
Gottes, wie schnell wird er sich auf der Erde bewegen? Daraufhin
sagte er: Wie eine Wolke, die vom Wind getrieben wird. Er wird zu den
Menschen kommen und sie zu einer falschen Religion einladen, und sie
werden ihren Glauben an ihn erklären und darauf eingehen. Er wird
dem Himmel befehlen, und es wird auf die Erde regnen und die
Feldfrüchte werden wachsen. Dann werden am Abend ihre Weidetiere zu
ihnen kommen mit ganz hohen Höckern und ihren Eutern voller Milch
und ausgedehnten Flanken. Er wird danach zu anderen Menschen kommen
und sie einladen. Aber sie werden ihn zurückweisen und er wird von
ihnen fortgehen und für sie wird es eine Dürre geben und nichts an
Wohlstand wird ihnen bleiben. Er wird dann durch das wüste Land
gehen und zu ihm sagen: Bring deine Schätze hervor, und die Schätze
werden heraus kommen und sich vor ihm versammeln wie ein Schwarm
Bienen. Dann ruft er einen Mann, strotzend vor Gesundheit, und
schlägt ihn mit dem Schwert und teilt ihn in zwei Stücke und legt
diese Teile in einer Entfernung aus, die normalerweise der eines
Schützen und seines Ziels entspricht. Dann ruft er diesen jungen
Mann, und er wird lachend und mit vor Freude strahlendem Gesicht
hervorkommen, und genau zu dieser Zeit wird Gott Christus, den Sohn
Marias, schicken.“
5
Die
Wiederkunft Jesu
Ein
weiteres der erstaunlichen Zeichen kurz vor dem Tag des Gerichts ist
die Wiederkunft Jesu, Gottes Segen und Frieden seien auf Ihm, hier
auf diese Erde. Gott sagt im Koran:
“Und
wegen ihrer Rede voll Stolz: Wir haben den Messias Jesus, den Sohn
der Maria, den Gesandten Gottes, getötet, - während sie ihn doch
weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur
vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind
wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern
folgen nur einer Vermutung; und sie haben Jesus nicht mit Gewißheit
getötet. Vielmehr hat Gott ihn zu sich emporgehoben, und Gott ist
allmächtig, allweise. Und es gibt keinen unter den Leuten der
Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird; und am Tage der
Auferstehung wird er ein Zeuge gegen sie sein.”
Wie
deutlich aus dem letzten Hadith unter dem Abschnitt über den
Antichrist hervorgeht, wird die Wiederkunft Jesu dann stattfinden,
wenn der Antichrist auf der Erde ist. Der Hadith geht folgendermaßen
weiter:
“Der
Antichrist wird dann eine Person rufen, die vor Jugend strotzt, und
schlägt ihn mit dem Schwert und teilt ihn in zwei Stücke und legt
diese Teile in einer Entfernung aus, die normalerweise der eines
Schützen und seines Ziels entspricht. Dann ruft er diesen jungen
Mann, und der wird lachend und mit vor Freude strahlendem Gesicht
hervorkommen, und genau zu dieser Zeit wird Gott Christus, den Sohn
Marias, schicken und er wird am weißen Minarett auf der Ostseite von
Damaskus herabsteigen, bekleidet mit zwei mit Safran gefärbten
Kleidungsstücken, und er hat seine Hände auf den Flügeln zweier
Engel. Wenn er seinen Kopf senkt, werden Schweißperlen von seinem
Haupt fallen, und wenn er ihn anhebt, werden die Tropfen wie Perlen
herabrieseln. Jeder Ungläubige, der den Duft seines Daseins riecht,
wird sterben, und sein Atem reicht so weit seine Augen sehen können.
Er wird den Antichrist suchen, und er wird ihn beim Tor von Lud
erwischen und wird ihn töten.”
Mohammed
sagte: “Bei dem, in dessen Hand mein Leben ist, der Sohn Marias
(Friede sei mit ihm) wird bald als gerechter Richter unter euch
herabkommen. Er wird euch die Kreuze abnehmen, das Schwein töten und
Jizyah abschaffen, und der Wohlstand wird in einem solchen Ausmaß
fließen, dass keiner ihn annehmen wird.”
Mohammed
sagte: “Jesus wird die junge Kamelstute verlassen und keiner wird
sich bemühen, dafür Steuer zu sammeln. Niedertracht, gegenseitiger
Hass und Eifersucht auf einander werden mit Sicherheit verschwinden
und wenn er den Menschen befiehlt, Schätze anzunehmen, wird es kein
einziger akzeptieren.” - “Frieden wird herrschen, und die Leute
werden ihre Schwerter als Sicheln benutzen. Sogar die schädlichen
Bestien werden harmlos gemacht; der Himmel wird Regen im Überfluss
herab senden, und die Erde wird ihren Segen hervorbringen. Ein Kind
wird mit einem Fuchs spielen und keinen Schaden nehmen; ein Wolf wird
mit einem Schaf weiden und ein Löwe mit Rindern, ohne ihnen zu
schaden.“
Mohammed
sagte: “Was wird euer Zustand sein, wenn der Sohn Marias zu euch
herabsteigt und ein Imam mit euch sein wird?”
Mohammed
sagte: “Ein Teil meines Volkes wird nicht aufhören, für die
Wahrheit zu kämpfen, und wird sich bis zum Tag der Auferstehung
durchsetzen.” Dann sagte Mohammed: „Jesus, der Sohn Marias, wird
dann herabsteigen und ihr Führer wird ihn einladen zu kommen und das
Gebet zu führen, aber er wird sagen: Nein, einige von euch sind
Befehlshaber über andere von euch. Dies ist die Ehre Gottes für
dieses Volk.”
Mohammed
sagte: “Dann werden die Menschen sieben Jahre erleben, in denen es
unter zwei Personen keine Boshaftigkeit geben wird. Dann wird Gott
einen kalten Wind von der Seite Syriens schicken, den keiner auf der
Erde überlebt, der einen Funken Gutes oder Glauben in sich hat,
sondern alle werden sterben, so dass sogar, wenn irgendeiner von euch
dass Innerste der Berge betreten würden, so würde der Wind diesen
Ort auch erreichen und seinen Tod verursachen.” Mohammed sagte
weiter: „Nur die schlechten Menschen werden überleben und sie
werden so unbesorgt sein wie Vögel mit den Eigenschaften von
Bestien. Sie werden weder das Gute erkennen, noch das Böse
verurteilen.”
6
Der
Koran sagt: “Hierauf folgte er dem gegebenen Weg, bis er zwischen
die beiden Wälle gelangte; er fand hinter diesen ein Volk, das kaum
eine Sprache verstehen konnte. Sie sagten: O Dhu-I-Qarnain, Gog und
Magog stiften Unheil im Lande; sollen wir dir nun Tribut zahlen unter
der Bedingung, daß du zwischen uns und ihnen einen Wall errichtest?
Er sagte: Die Macht, die mein Herr mir gegeben hat, ist besser als
euer Tribut. So helft mir denn mit all eurer Kraft, damit ich
zwischen euch und ihnen einen Damm errichten kann. Bringt mir
Eisenstücke. Als er die Kluft zwischen den beiden Bollwerken
ausgefüllt hatte, sagte er: Blast! Als er es das Eisen feurig
gemacht hatte, sagte er: Bringt mir geschmolzenes Kupfer, ich will es
darüber gießen! So vermöchten sie es nicht, die Dämme zu
erklimmen, noch konnten sie sie durchbrechen. Er sagte:"Das ist
die Gnade meines Herrn; doch wenn die Verheißung meines Herrn in
Erfüllung geht, wird er sie zu Schutt zerfallen lassen; und die
Verheißung meines Herrn ist wahr. An jenem Tage, wenn sie
herauskommen werden, werden Wir die einen von ihnen wie Wogen gegen
die anderen anstürmen lassen, und es wird in den Sur gestoßen. Dann
werden Wir sie allzumal vor Uns versammeln.”
Der
Koran sagt: “Bis dann, wenn Gog und Magog freigelassen werden, und
sie von allen Höhen herbeieilen. Und die wahre Verheißung, der Tag
des Gerichts naht; siehe dann, wenn die Auferstehung stattfindet,
werden die Augen derer, die ungläubig waren, starr blicken: O wehe
uns, wir haben in der Tat nicht daran gedacht; ja, wir waren
Frevler!”
Mohammed
sagte: “Gog und Magog werden gehen, bis sie den Berg von al-Khamar
erreichen, und das ist ein Berg von Bait-ul-Maqdis, und sie werden
sagen: Wir haben die auf der Erde getötet. Lasst uns nun die töten,
die im Himmel sind! Und sie werden ihre Pfeile gen Himmel abschießen,
und die Pfeile werden blutverschmiert zu ihnen zurückkommen.”
Ein
Gefährte Mohammeds sagte: “Jeden Tag versuchen Gog und Magog,
einen Weg durch den Damm zu graben. Wenn sie anfangen, Sonnenlicht
hindurch scheinen zu sehen, sagt der Anführer von ihnen: Geht
zurück, ihr könnt morgen weiter graben! Und wenn sie zurück
kommen, ist der Damm stärker, als er es zuvor gewesen war. Dies geht
so weiter, bis ihre Zeit kommt und Gott wünscht, sie freizulassen.
Sie werden graben, bis sie das Sonnenlicht zu sehen beginnen, dann
wird der Anführer von ihnen sagen: Geht zurück, ihr könnt morgen
weiter graben, wenn Gott es so will. In diesem Fall werden sie eine
Einschränkung machen, indem sie sagen: wenn Gott es so will, die
Angelegenheit dem Willen Gottes überlassend. Sie werden am folgenden
Tag wieder kommen und das Loch so vorfinden, wie sie es verlassen
hatten. Sie werden weiter graben und gegen die Menschen heraus
kommen. Sie werden all das Wasser austrinken, und die Menschen werden
sich in ihre Festungen zurückziehen. Gog und Magog werden ihre
Pfeile in den Himmel abfeuern, und die Pfeile werden mit etwas wie
Blut daran zurück auf die Erde fallen. Gog und Magog werden sagen:
Wir haben die Leute auf der Erde geschlagen und die Leute des Himmels
überwältigt! Dann wird Gott eine Art Wurm auf ihren Nacken
schicken, und sie werden von ihm getötet. Bei Gott, in dessen Hand
die Seele Mohammeds ist, die Bestien werden fett werden.”
Mohammed
sagte: “Dann kommt ein Volk, das Gott beschützt hatte, zu Jesus,
den Sohn Marias, und er wird über ihre Gesichter streichen und sie
von ihren Rängen im Paradies unterrichten, und unter solchen
Bedingungen wird Gott Jesus diese Worte offenbaren: Ich habe von
meinen Dienern ein solches Volk hervor gebracht, gegen das niemand
kämpfen können wird; du nimmst dieses Volk sicher mit zum Berg von
Toor, und dann wird Gott Gog und Magog schicken und sie werden von
jedem Hang herab schwärmen. Der erste von ihnen wird am See von
Tiberius vorbei kommen und daraus trinken. Und wenn der letzte von
ihnen daran vorbei kommt, wird er sagen: Es gab einmal Wasser dort.
Jesus und seine Gefährten werden dann belagert werden bei Toor, und
sie werden so hart bedrängt, dass der Kopf des Ochsen ihnen lieber
wäre als hundert Denare, und Gottes Apostel Jesus und seine
Gefährten werden Gott anflehen, der ihnen Würmer schickt, die die
Nacken der Gog und Magog angreifen, und am Morgen werden sie zugrunde
gehen wie eine einzelne Person. Gottes Apostel Jesus und seine
Gefährten werden zur Erde herabkommen, und sie werden in der Erde
nicht mal so viel Platz finden wie eine Spanne, die nicht von ihrer
Fäulnis und ihrem Gestank erfüllt ist. Gottes Apostel Jesus und
seine Gefährten werden dann wieder Gott anflehen, der Vögel
schicken wird, deren Nacken wie die von Trampeltieren sein werden,
und sie werden sie tragen und dorthin werfen, wo Gott will. Dann wird
Gott Regen schicken, den kein Haus aus Lehm oder kein Zelt aus
Kamelhaar abhält, und er wird die Erde davon schwämmen, bis sie wie
ein Spiegel zu sein scheint. Dann wird der Erde befohlen, ihre
Früchte hervorzubringen und ihre Gaben zurückzubringen, und als
Ergebnis dessen wird ein so großer Granatapfel wachsen, dass eine
Gruppe von Menschen davon essen und unter seiner Haut Schatten suchen
könnte, und eine Milchkuh wird so viel Milch geben, dass eine ganze
Gesellschaft davon trinken könnte. Und das Milchkamel wird eine
solche Menge Milch geben, dass ein ganzer Stamm davon trinken könnte,
und ein Milchschaf wird so viel Milch geben, dass die ganze Familie
davon trinken könnte. Zu jener Zeit wird Gott einen angenehmen Wind
schicken, der die Menschen sogar unter ihren Achseln besänftigt und
das Leben eines jeden Muslim nimmt, und nur die Boshaften werden
überleben, die Unzucht treiben wie die Esel im Freien und die Letzte
Stunde wird über sie kommen.”
Mohammed
sagte: “Es gibt keinen Gott außer Gott! Es steht Arabien ein
Erdbeben bevor aufgrund der Wirren, die auf der Hand liegen. Der Damm
der Gog und Magog hat sich weit geöffnet.”
„Und
Einer machte ein Zeichen von zehn mit Hilfe seiner Hand, um die Weite
der Spalte zu zeigen, und ich, Zainab, die Frau Mohammeds, sagte:
Gesandter Gottes, werden wir vernichtet, trotz der Tatsache, dass
unter uns gute Menschen sind? Er antwortete: Natürlich, aber nur,
wenn das Böse vorherrscht.”
7
Die
letzten von den großen Zeichen
Wie
zuvor in einem Hadith zitiert, gehören die drei Erdbeben, die
auftreten werden, zu den großen Zeichen für den Tag des Gerichts.
Einer wird im Osten auftreten, einer im Westen und einer auf der
arabischen Halbinsel.
Zu
den großen Zeichen, die Mohammed erwähnte, gehört der Rauch. Im
Koran heißt es: “Darum aber erwarte den Tag, an dem der Himmel
einen sichtbaren Rauch hervorbringt.”
Mohammed
sagte: “Wahrlich, euer Herr hat euch vor drei Dingen gewarnt: dem
Rauch, der den Gläubigen und den Ungläubigen wie die Kälte
überkommt und sie anschwellen lässt, bis er aus ihren Ohren heraus
kommt.”
Mohammed
sagte: “Warten sie etwa darauf, dass Engel zu ihnen kommen oder
dass dein Herr kommt oder dass einige Zeichen deines Herrn kommen? Am
Tag, an dem einige Zeichen deines Herrn eintreffen, soll der Glaube
an sie niemandem nützen, der nicht vorher geglaubt oder in seinem
Glauben Gutes gewirkt hat. Sprich: Wartet nur; auch wir warten.”
Mohammed
sagte: “Die Stunde wird nicht kommen, bis die Sonne von Westen
aufgeht; und wenn sie von Westen aufgeht und die Menschen es sehen,
werden sie alle glauben. Und das ist die Zeit, in der es der Seele
nichts Gutes tut, dann zu glauben.”
Mohammed
sagte: “Derjenige, der die Reue bei seinem Herrn sucht, bevor die
Sonne vor dem Tag der Auferstehung im Westen aufgeht, zu dem wendet
sich Gott mit Barmherzigkeit zu.”
Mohammed
sagte: “Wenn drei Dinge auftauchen, wird der Glauben einem, der
zuvor nicht geglaubt hatte oder der von seinem Glauben nichts Gutes
abgeleitet hat, nichts mehr nutzen: das Aufgehen der Sonne vom Ort
ihres Untergangs, der Antichrist und die Bestie der Erde.”
Mohammed
sagte: “Das erste Zeichen wird das Erscheinen der Sonne vom Westen
sein, das Erscheinen des Tieres vor den Menschen am Vormittag, und
welches der beiden auch zuerst auftritt, das zweite wird sogleich
darauf folgen.”
Der
Koran sagt: “Und wenn der Befehl gegen sie ergeht, dann werden Wir
für sie ein Tier aus der Erde hervorbringen, das zu ihnen spricht,
dass die Menschen nicht an Unsere Zeichen glaubten.”
Mohammed
sagte: “Das Tier wird erscheinen, und es wird die Menschen an ihren
Nasen brandmarken. Die Menschen werden dann mit ihren Brandzeichen
weiter leben, so dass jemand ein Kamel kaufen wird, und wenn er
gefragt wird: Von wem hast du es gekauft? wird er antworten: Von
einem der gebrandmarkten Menschen.”
Mohammed
sagte: “Zum Schluss wird ein Feuer von Jemen weiter brennen und die
Menschen an den Ort ihrer Versammlung treiben.”
*
Der
Name des Herrn Jesus Christus sei gepriesen!
Die
Allerheiligste Dreifaltigkeit sei gepriesen!
KINDHEITSEVANGELIUM
DES HEILIGEN THOMAS
Die
Geschichten von Toma dem Israeliten, dem Philosophen, über die Werke
der Kindheit des Herrn.
Toma,
der Israelit, sagt euch: So, alle Brüder, die aus den Heiden sind,
euch werde kundgetan die Werke der Kindheit unseres Herrn Jesus
Christus und seine großen Taten, auch alles, was er tat, als er
geboren ward in unserem Land: dessen Anfang ist also:
Dieses
kleine Kind Jesus, als er fünf Jahre alt war, spielte an der Furt
eines Baches, und er versammelte die Gewässer, die in die Becken
flossen, und machte sie sogleich sauber, und gebot ihnen durch sein
Wort allein.
Und
machte mit weichen Ton davon zwölf Spatzen, die er umgearbeitet. Und
es war der Sabbat, als er diese Dinge getan. Und es gab auch viele
andere kleine Kinder, um mit ihm zu spielen.
Und
ein Jude, als er sah, was Jesus tat, zu spielen am Sabbat, ging
sogleich und sagte seinem Vater Josef: Siehe, dein Kind spielt am
Bach, und er hat Ton aufgenommen und gestaltet zwölf kleine Vögel,
und hat den Sabbat verunreinigt.
Und
Josef kam an den Ort und sah und rief zu ihm und sprach: Warum tust
du diese Dinge am Sabbat, die nicht erlaubt sind zu tun? Aber Jesus
klatschte in die Hände und rief zu den Spatzen und sprach zu ihnen:
Geht! und die Spatzen flohen und zwitscherten.
Und
als die Juden das sahen, waren sie erstaunt und gingen und erzählten
es ihren Häuptern, was sie gesehen hatten, was Jesus tat.
Aber
der Sohn von Annas, der Schreiber, stand dort mit Josed, und er nahm
einen Zweig von einer Weide und teilte das Wasser, das Jesus
gesammelt hatten.
Und
als Jesus sah, was geschehen war, ward er zornig und sprach zu ihm: O
böser und gottloser Narr, was haben die verhurten Schwimmbäder und
das Wasser zu tun mit dir? Siehe, auch du wirst wie ein Baum verdorrt
sein und sollst nicht Blätter, noch Wurzel, noch Früchte tragen.
Und
alsbald war der Junge ganz verwelkt, aber Jesus hat ihn verlassen und
ging zu Josefs Haus. Aber die Eltern dessen, der verdorrt war, hoben
ihn auf, haben seine Jugend beklagt, und brachten ihn zu Josef und
beschuldigte ihn: dass du ein solches Kind, das solche Taten tut,
hast!
Danach
ging er wieder durch das Dorf, und ein Kind lief zu ihm und hat auf
seine Schulter geschlagen. Und Jesus rief und sprach zu ihm: Du
sollst nicht beenden dein Leben. Und sofort fiel er um und starb.
Aber sicher, als sie sahen, was geschehen war, sagten sie: Von wem
ward dieses junge Kind geboren, dessen jedes Wort ist eine vollendete
Arbeit? Und die Eltern des Verstorbenen kamen zu Josef und gaben ihm
die Schuld und sprachen: Du hast ein solches Kind und weißt nicht
mit uns in der Gemeinde zu wohnen, oder du solltest ihn lehren, zu
segnen und nicht zu fluchen, denn er erschlägt unsere Kinder.
Und
Josef rief das Kindlein und ermahnte ihn und sprach: Warum machst du
so etwas, dass diese leiden und uns hassen und verfolgen? Jesus aber
sprach: Ich weiß, dass diese deine Worte nicht deine sind, dennoch
um deinetwillen werde ich Frieden halten, aber sie werden ihre Strafe
tragen. Und alsbald wurden sie mit Blindheit geschlagen.
Und
die Leute sahen es und fürchteten sich und waren sehr verwirrt und
sagten über ihn, dass jedes Wort, das er gesagt hatte, ob es gut
oder schlecht war, eine Tat wurde und wurde zu einem Wunder. Und als
sie sahen, dass Jesus so getan hatte, erhob sich Josef und griff an
Jesu Ohr und zog daran.
Und
das Kindlein ward zornig und sprach zu ihm: Es genügt dir, zu suchen
und nicht zu finden, und wahrlich, du hast unklug getan. Weißt du
nicht, dass ich dein bin? Ärgere mich nicht.
Jetzt
ein bestimmter Lehrer, Zachäus mit Namen, stand da und er hatte zum
Teil zugehört, als Jesus diese Dinge zu seinem Vater sagte, und er
verwunderte sich sehr, dass ein kleines Kind solche Dinge sprach.
Und
nach ein paar Tagen kam er zu Joseph und sprach zu ihm: Du hast ein
kluges Kind, und er hat Verständnis. Komm, bring ihn zu mir, dass er
Buchstaben zu schreiben lerne. Und ich werde ihn mit den Buchstaben
alles Wissen lehren, und dass er zu grüßen weiß alle Ältesten und
sie zu ehren als Großväter und Väter, und sie zu lieben in seinen
jungen Jahren.
Und
er sagte ihm alle Buchstaben von Alpha bis Omega deutlich und stellte
viele Fragen. Aber Jesus sah Zachäus, den Lehrer, und sprach zu ihm:
Du, der nicht das Alpha seinem Wesen nach kennt, wie kannst du andere
das Beta lehren? Du Heuchler, lerne erst das Alpha, und dann werden
wir dir glauben über das Beta. Dann begann er, den Lehrer über die
ersten Buchstaben zu belehren, und der Lehrer konnte ihm nicht
antworten.
Und
in der mündlichen Verhandlung von vielen jungen Kindern spricht
Jesus zu Zachäus: Höre, Lehrer, die Verordnung des ersten
Buchstabens und achten auf diesen, wie, dass es hat [was folgt, ist
in diesem und in allen Paralleltexte wirklich unverständlich: eine
wörtliche Version würde wie folgt ausgeführt: wie das A aus zwei
Linien besteht, wobei die zweite aus der ersten hervorgeht, und einer
dritten Verbindungslinie, so ist die Dreifaltigkeit. Das ist die
Regel des Alpha.
Als
nun der Lehrer Zachäus solches hörte und viele Allegorien +bner den
ersten Buchstabe von dem jungen Kind, war er über seine Antwort
verblüfft und dass seine Lehre so groß war, und sagte zu ihnen, die
da waren: Wehe mir, dass ich Elender bin, denn ich bin verwirrt. Ich
habe Schande über mich gebracht, indem mich diese kleinen Kind
belehren kann.
Nimm
ihn aus der Schule, deshalb bitte ich dich, mein Bruder Josef. Ich
kann nicht ertragen die Schwere seiner Blicke, ich kann nicht einmal
klar denken, mein Wort deutlich zu machen. Das kleine Kind ist nicht
irdisch geboren: das ist einer, der sogar Feuer zähmen kann. Einer
wie dieses Kind ist gezeugt vor der Erschaffung der Welt. Welcher
Schoß hat dieses Kind getragen, welche Brüsze ihn genährt? Ich
weiß es nicht. Wehe mir, o mein Freund, hat so verwirrt hat er meine
Gefühle, ich kann ihm nicht mit Verständnis folgen. Ich habe mich
getäuscht, dreimal elender Mensch, der ich bin! Ich suchte einen
Schüler zu bekommen, und ich fand einen Meister.
Ich
glaube, mein Freund, das ist zu meiner Schande, denn mein Alter ist
von einem jungen Kind überwunden worden, und ich bin sogar bereit,
in Ohnmacht zu fallen und aufgrund dieses Knaben zu sterben, denn ich
bin nicht in der Lage, nach dieser Stunde ihm noch ins Gesicht zu
sehen. Und wenn alle Menschen sagen, dass ich durch ein kleines Kind
überwunden wurde, was habe ich weiter zu sagen? Und was kann ich
über die Linien des ersten Buchstaben sagen, von denen er zu mir
geredet hat? Ich bin unwissend, o mein Freund, ich kenne weder Anfang
noch Ende davon.
Darum
bitte ich dich, mein Bruder Josef, nimm ihn in dein Haus, denn er ist
etwas Großes, ob Gott oder Engel, oder als was soll ich ihn
bekennen, ich weiß es nicht.
Und
als die Juden berieten mit Zachäus, lachte der junge Kind stark und
sagte: Nun lasst diejenigen Früchte tragen, die unfruchtbar sind!
Und lasst die sehen, die Blinde im Herzen sind! Ich bin von oben,
dass ich sie zu verfluchen komme, und rufe aus die Dinge, die von
oben gekommen sind, auch als Er es befahl, das ich um euretwillen
gekommen von Dem, der mich gesandt.
Und
als das kleine Kind zu sprechen aufgehört, sofort haben sie alles,
das sie ganz unter seinem Fluch standen, vorgenommen. Und niemand
nach diesem wagte es, ihn zu provozieren, damit er nicht fluche, und
er sollte verstümmelt werden.
Nach
bestimmten Tagen spielte Jesus in dem oberen Gemach eines bestimmten
Hauses, und eins der Kleinkinder, die mit ihm gespielt hatten,
stürzte aus dem Haus und starb. Und die anderen Kinder, als sie das
sahen, flohen, und Jesus blieb allein.
Und
die Eltern des Verstorbenen kamen und warfen ihm vor, dass er ihn
niedergeschlagen hatte. Und Jesus sprach: Ich habe ihn nicht
niedergeschlagen, aber sie schmähten ihn immer noch mehr.
Und
Jesus sprang hinunter vom Dach und stand vor dem Körper des Kindes
und rief mit lauter Stimme und sprach: Zeno (denn so wurde sein Name
genannt) stehe auf und sage mir, habe ich dich herab geworfen? Und
alsbald stand Zeno auf und sagte: Nein, Herr, du hast mich nicht
herab gestoßen, sondern du hast mich auferstehen lassen. Und als sie
es sahen, waren sie erstaunt, und die Eltern des Kindes priesen Gott
für das Zeichen, das gekommen war, und übereigneten sich Jesus und
beteten Jesus an.
Nach
ein paar Tagen war ein junger Mann beim Holzhacken in der
Nachbarschaft, und die Axt fiel und zerschlug den Fuß, und er verlor
viel Blut und war nahe daran, auf der Stelle zu sterben.
Und
da gab es einen Tumult und Hall, und das Kindlein Jesus lief dahin,
und drang mit Gewalt durch die Vielzahl, und ergriff den Fuß des
jungen Mannes, der getroffen wurde, und er war alsbald geheilt. Und
er sprach zu dem jungen Mann: Steh auf jetzt und spalte das Holz und
denk an mich. Aber als das Volk sah, was geschehen war, beteten sie
das Kindlein an und sprachen: Wahrlich, der Geist Gottes wohnt in
diesem kleinen Kind.
Als
er sechs Jahre alt war, sandte ihn seine Mutter Maria, Wasser zu
schöpfen und es ins Haus zu tragen, und sie gab ihm einen Krug, aber
in der Kelter schlug er den Krug gegen einen anderen, und der Krug
war gebrochen.
Jesus
aber teilte das Kleidungsstück, das er trug, und füllte es mit
Wasser und brachte es zu seiner Mutter Maria. Und als seine Mutter
Maria die Geschichte sah, hat sie ihn geküsst, und sie hat in sich
bewahrt die Geheimnisse, die sie sah, die er tat.
Auch
in der Zeit der Aussaat ging das Kindlein hinaus zu seinem Vater, um
Weizen ins Land zu säen, und wie sein Vater säte, säte das
Kindlein Jesus auch ein Weizenkorn.
Und
er erntete es und drosch es und hundert Haufen machte er davon und
rief alle Armen des Dorfes zu der Tenne und gab ihnen den Weizen. Und
Josef nahm den Rest des Weizens. Und er war acht Jahre alt, als er
dieses Zeichen gewirkt.
Und
sein Vater war Zimmermann und machte damals Pflüge und Joche. Und es
wurde ihm durch einen reichen Mensch gesagt, der benötigte ein Bett,
dass er es für ihn mache. Und da war eine Latte, die gemessen wurde,
zu kurz, und Josef wußte nicht, was zu tun war, das Kindlein Jesus
aber sagte zu seinem Vater Josef: Leg diese beiden Stücke aus Holz
hin und mache sie gleich lang. Und Josef tat, wie das Kindlein zu ihm
sprach. Jesus aber stand auf der anderen Seite und griff nach der
kürzeren Latte und streckte sie und machte sie gleich mit der
anderen Latte. Und sein Vater Josef sah es und wunderte sich, und er
umarmte das Kindlein und küßte ihn und sprach: Wohl mir, denn Gott
hat mir dieses kleine Kind gegeben.
Als
aber Joseph sah das Verständnis des Kindes, und sein Alter, dass es
auf die volle Zahl der Reife komme, sprach mit sich selbst und dachte
wieder, dass er nicht unwissend über Buchstaben sein solle, und er
nahm ihn und übergab ihn einem anderen Lehrer. Und der Lehrer sagte
zu Josef: Zuerst werde ich ihn lehren die griechischen Buchstaben und
danach die hebräischen. Denn der Lehrer wusste, dass die Fähigkeiten
des Kindes groß waren, und hatte Angst vor ihm, doch er schrieb das
Alphabet, und Jesus daraufhin überlegte lange und antwortete ihm
nicht.
Und
Jesus sprach zu ihm: Wenn du wirklich ein Lehrer bist und kennst die
Buchstaben, sage mir die Kraft des Alpha und dann sage ich dir die
Macht der Beta. Und der Lehrer war provoziert und schlug ihn auf den
Kopf. Und das Kindlein war verletzt und verfluchte ihn, und er fiel
alsbald ohnmächtig zu Boden auf sein Gesicht.
Und
das Kind lief zurück zu dem Hause Josefs. Josef wurde traurig und
rief die Mutter Maria und sprach: Lass ihn nicht aus der Tür, denn
alle, die ihn provozieren, sterben durch seinen Zorn.
Und
nach einiger Zeit kam noch ein anderer Lehrer, der ein treuer Freund
Josefs war, und sagte zu ihm: Bring das Kindlein zu mir in die
Schule, vielleicht kann ich ihn in den Buchstaben unterrichten. Und
Josef sprach: Wenn du keine Angst hast, mein Bruder, nimm ihn mit
dir. Und er nahm ihn bei sich auf, voller Angst und mit großer Mühe
des Geistes, aber der junge Knabe folgte ihm gerne.
Und
er ging mit Kühnheit in die Schule und fand ein Buch auf der Kanzel
liegen und nahm es und las die Buchstaben nicht, die darin waren,
aber tat seinen Mund auf und sprach von dem Heiligen Geist und lehrte
das Gesetz denen, die dabeistanden. Und eine große Volksmenge kam
zusammen und stand dort horchend und staunte über die Schönheit
seiner Lehre und die Geschicklichkeit seiner Worte, dass ein Kind
solche Dinge gesprochen.
Aber
als Josef das hörte, fürchtete er sich und lief zu der Schule, ob
dieser Lehrer ebenfalls ohne Geschick gewesen oder geschlagen mit
Gebrechen. Aber der Lehrer sprach zu Josef: Wisse, mein Bruder, dass
ich dieses Kindes Jünger bin, aber er ist voller Gnade und Weisheit,
und jetzt bitte ich dich, Bruder, nimm ihn in dein Haus.
Und
als das kleine Kind das hörte, lächelte er ihm zu und sagte: Weil
du das gut gesagt hast und bist gewesen ein wahrer Zeuge, um
deinetwillen soll auch der, der geschlagen wurde, geheilt werden. Und
unverzüglich wurden die anderen Lehrer geheilt. Und Josef nahm das
Kindlein und ging zu seinem Haus.
Und
Josef schickte seinen Sohn Jakob, um Holz zu sammeln und es ins Haus
zu tragen. Und das Kindlein Jesus folgte ihm auch. Und als Jakob
Reisig sammelte, biss eine Viper die Hand Jakobs.
Und
da er wund war, der Elende, und verdorben, kam Jesus in die Nähe und
hauchte den Biss an, und alsbald haben die Schmerzen aufgehört, und
die Schlange zerbarst, und alsbald war Jakob wieder heil.
Und
danach, in der Nähe von Josef, ward ein kleines Kind krank und
starb, und seine Mutter weinte sehr. Und Jesus hörte, dass da große
Trauer und große Not war, und er lief schnell und fand das Kind tot,
und er berührte seine Brust und sprach: Ich sage dir, Kind, sterbe
nicht, sondern lebe und lebe mit deiner Mutter. Und alsbald blickte
sie auf und lachte. Und er sprach zu dem Weib: Nimm ihn und gib ihm
Milch, und denk an mich.
Und
die Menge, die dabeistand, sah es und wunderte sich und sprach:
Wahrlich, dieses junge Kind ist entweder ein Gott oder ein Engel
Gottes; denn jedes Wort von ihm ist eine perfekte Arbeit. Und Jesus
ging von dannen und ging mit anderen Kindern spielen.
Und
nach einiger Zeit gab es Arbeit an einem Gebäude. Es gab aber ein
großes Getümmel, und Jesus stand auf und ging dorthin, und er sah
einen Mann tot und ergriff seine Hand und sagte: Mann, ich sage dir,
erhebe dich und tu deine Arbeit. Und alsbald stand er auf und betete
ihn an.
Und
als die Menge das sah, entsetzten sie sich und sagten: Das kleine
Kind ist aus dem Himmel, denn er hat viele Seelen gerettet vor dem
Tod, und hat die Macht, sie alle sein Leben lang zu retten.
Und
als er zwölf Jahre alt war, gingen seine Eltern nach dem Brauch nach
Jerusalem zu dem Passahfest mit ihrer ganzen Sippe, und nach dem
Passah kehrten sie zu ihrem Haus zurück. Und das Kind Jesus ging
wieder nach Jerusalem zurück, aber seine Eltern nahmen an, dass er
in ihrer Gesellschaft war.
Und
als sie eine Tagereise weit gegangen waren, suchten sie ihn unter den
Verwandten, und als sie ihn nicht fanden, erschraken sie und kehrten
wieder in die Stadt und suchten ihn. Und am dritten Tag fanden sie
ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern und ihnen zuhörend und
sie fragend. Und alle Männer gaben acht auf ihn und staunten, wie
ein kleines Kind die Ältesten überwand und die Lehrer des Volkes
zum Schweigen zu bringen wusste, den Häuptern eine Darlegung des
Gesetzes und der Gleichnisse der Propheten gebend.
Und
seine Mutter Maria trat herzu und sprach zu ihm: Kind, warum hast du
so an uns getan? Siehe, wir haben dich mit Schmerzen gesucht. Und
Jesus sprach zu ihnen: Was sucht ihr mich? Wisst ihr nicht, dass ich
sein muß in dem, was meinem Vater gehört?
Aber
die Schriftgelehrten und Pharisäer sagten: Bist du die Mutter dieses
Kindes? Und sie sagte: Ich bin's. Und sie sprachen zu ihr: Du bist
gebenedeit unter den Frauen, weil Gott die Frucht deines Leibes
gesegnet hat. Denn solche Herrlichkeit und Exzellenz und Weisheit
haben wir bisher weder gesehen noch je gehört.
Und
Jesus stand auf und folgte seiner Mutter Maria und war untertan
seinen Eltern, aber seine Mutter Maria behielt ihn im Auge, wenn
andre zum Spielen kamen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und
Gnade. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.