PROSA


Von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


DIOTIMAS REDE IN PLATONS SYMPOSIUM

Und nun nehme ich meinen Abschied von euch, aber ich möchte euch eine Geschichte des Eros erzählen, die ich von Diotima von Mantineia, einer weisen Frau, weise in diesem Gebiet und in vielen anderen Arten von Wissen, die in den Tagen der Vorzeit, als die Athener opferten wegen dem Kommen der Pest, hielt die Krankheit zehn Jahre lang auf. Sie war meine Lehrerin in der Kunst des Eros, und ich sollte euch wiederholen, was sie mir sagte, beginnend mit den Reden des Agathon, die fast das selbe sagen, wenn nicht ganz dasselbe, das ich von der weisen Frau gehört, als ich sie befragte, ich denke, dass dies der einfachste Weg ist, und ich werde beide Teile mich, so gut ich kann, in Anspruch nehmen. Wie du, Agathon, vorgeschlagen, muss ich zunächst von dem Wesen und der Natur des Eros sprechen, und dann von seinen Werken. Zuerst sagte ich zu ihr in fast den gleichen Worten, die er an mich gerichtet, dass der Eros ein mächtiger Gott war, ebenso schön, und sie zeigte mir, wie ich bewies, dass durch meinen eigenen Auftritt Eros weder schön noch gut ist. "Was meinst du damit, Diotima," sagte ich, "ist Eros dann böse und übel?" "Stille", rief sie, "muss dass, was kein Übel ist, gleich schön sein?" - "Natürlich nicht", sagte ich. "Und ist das, was nicht ratsam ist, gleich ignorant? Siehst du nicht, dass es eine Mitte zwischen Weisheit und Unwissenheit gibt?" - "Und was kann das sein?" sagte ich. "Die richtige Meinung", sagte sie, ", die, wie du weißt, unfähige Angabe von Gründen ist nicht Wissen, denn wie kann Wissen ohne Grund sein? noch einmal, Unwissenheit kann nicht erreichen die Wahrheit, sondern es ist offenbar etwas, was einer mittleren Ebene zwischen Unwissenheit und Weisheit angehört." - "Wohl wahr", antwortete ich. "Bestehe nicht darauf," sagte sie, "dass das, was nicht schön ist, notwendigerweise schlecht ist, oder was nicht gut ist, dass es böse ist, oder schließe, dass, weil Eros nicht schön und gut ist, er daher schlecht und böse sei, denn er ist in einem bedeutenden Zwischenraum." - "Nun", sagte ich, "Eros ist sicherlich von allen angesehen als ein großer Gott." - "Von denen, die wissen, oder von denen, die nicht wissen?" - "Von allen." - "Und wie, Sokrates", sagte sie mit einem Lächeln, "kann Eros bestätigt werden, ein großer Gott zu sein, durch jene, die sagen, dass er nicht ein Gott überhaupt sei?" - "Und wer sind diese?" sagte ich. "Du und ich sind zwei von ihnen", antwortete sie. "Wie kann das sein?" sagte ich. "Es ist durchaus verständlich," antwortete sie, "denn du selbst würdest anerkennen, dass die Götter in glücklichen Verhältnissen leben, natürlich würdest du sagen, dass jeder Gott glücklich ist, nicht wahr?" - "Sicher", antwortete ich. "Und du würdest von den Glücklichen meinen, die die Besitzer sind aller Dinge, sind sie gut oder gerecht?" - "Ja." - „Und du gibst zu, dass Eros, weil er in Not ist, die guten und schönen Dinge begehrt, wegen denen er in Not ist?" - "Ja, das sage ich." - "Aber wie kann er ein Gott sein, wenn er keinen Anteil am Guten oder Schönen hat?" - "Unmöglich." - "Dann siehst du, dass du auch die Gottheit des Eros leugnest."

"Was also ist Eros?" fragte ich, "ist er sterblich?" - "Nein!" - "Was denn?" - "Wie im ersten Fall ist er weder sterblich noch unsterblich, sondern ein Mittelding zwischen den beiden." - "Was ist er, Diotima?" - "Er ist ein großer Dämon, und wie alle Dämonen, ist er in der Mitte zwischen dem Göttlichen und dem Sterblichen." - "Und was," sagte ich, "ist seine Macht?" - "Er vermittelt", antwortete sie, "zwischen Göttern und Menschen, Er nimmt für die Götter die Gebete und Opfer der Menschen an, und vermittelt den Menschen die Befehle und Antworten der Götter, er ist der Mittler, der die Kluft, die sie teilt, überbrückt, und so ist in ihm alles miteinander verbunden und durch ihn besteht die Kunst des Propheten und Priesters, ihre Opfer und Geheimnisse und Zauber, und alles, Prophetie und Beschwörungsformel, die den Weg zu Gott nehmen, der mischt sich nicht mit dem Menschen, aber durch die Eros kommt alle Vereinigung, und unterhält sich Gott mit dem Menschen, ob er wacht oder schläft, durch die Weisheit, das ist die geistige Erkenntnis, und alle andere Weisheit, wie die von Kunst und Kunsthandwerk, ist allgemein. Nun sind diese Dämonen aber Zwischenmächte, vielfältige, und einer von ihnen ist Eros " - „Und wer", sagte ich, "war sein Vater, und wer seine Mutter?" - "Die Geschichte", sagte sie, "wird einige Zeit dauern, dennoch werde ich sie dir sagen. Am Geburtstag der Aphrodite war ein Fest der Götter, an dem der Gott Poros oder Reichtum, der der Sohn von Metis ist, einer der Gäste war. Als das Fest vorüber war, Penia oder die Armut, wie die Art und Weise ist bei solchen Gelegenheiten, kam an die Tür, um zu betteln. Jetzt Reichtum, der trunken war von Nektar (es gab keinen Wein in diesen Tagen), ging in den Garten des Zeus und fiel in einen tiefen Schlaf, und Armut angesichts ihrer eigenen bescheidenen Verhältnissen, begehrte ein Kind von ihm, und dementsprechend legte sie sich an seine Seite und empfing den Eros, der zum Teil, weil er von Natur aus ein Liebhaber des Schönen ist, und weil Aphrodite selbst schön ist, und auch, weil er an ihrem Geburtstag geboren wurde, ist ihr Anhänger und Begleiter. Und wie seine Herkunft ist, so ist auch sein Glück. In erster Linie ist er immer schlecht, und alles andere als zart und schön, wie sich viele es von ihm vorstellen, und er ist rau und schmutzig, und hat keine Schuhe, auch ein Haus zum Wohnen, auf der nackten Erde ausgesetzt liegt er unter freiem Himmel, lebt auf der Straße oder an den Türen der Häuser und ruht dort, und wie seine Mutter ist er immer in Not. Wie sein Vater, dem er auch teilweise ähnelt, ist er immer begierig nach dem Schönen und Guten, er ist mutig, unternehmungslustig, stark, ein gewaltiger Jäger, immer spinnend einige Intrigen oder andere, scharf im Streben nach Weisheit, fruchtbare, ein Philosoph zu allen Zeiten, schrecklich wie ein Zauberer, Magier oder Sophist. Er ist von Natur aus weder sterblich noch unsterblich, aber lebendig und florierend in einem Moment, wenn er in vielen ist, und tot in einem anderen Moment, wieder wegen der Natur seines Vaters. Aber immer vieles in Strömen ausfließt von ihm, und so ist er nie in Not und nie in Fülle, und außerdem ist er in der Mitte zwischen Ignoranz und Wissen. Die Wahrheit der Sache ist die: Kein Gott ist ein Philosoph oder Sucher nach Weisheit, denn er ist bereits weise, auch nicht jeder Mann, der klug ist, sucht nach Weisheit. Auch nicht die Unwissenden suchen nach Weisheit. Denn hier ist das Übel der Unwissenheit, dass er, der weder gut noch weise ist, dennoch mit sich zufrieden ist. Er hat nicht den Wunsch, da er keinen Mangel fühlt." - "Aber, die dann, Diotima," sagte ich, "die Liebhaber der Weisheit sind, wenn sie weder die Weisen sind noch die Toren?" - "Ein Kind kann diese Frage beantworten, "antwortete sie,"sie sind diejenigen, die in einer Mitte zwischen den beiden sind; Eros ist einer von ihnen. Denn Weisheit ist eine sehr schöne Sache, und Eros ist von der schönen Art, und damit Eros ist auch ein Philosoph oder Liebhaber der Weisheit, und ein Liebhaber der Weisheit ist in einer Mitte zwischen den Weisen und den Toren. Und dieses von seiner Geburt ist die Ursache, denn sein Vater ist reich und klug, und seine Mutter arm und töricht. Solches, lieber Sokrates, ist die Natur des Dämons Eros. Der Fehler in der Vorstellung von ihm war sehr natürlich, und wie ich von dem, was du sagtest, mir vorstelle, ist aus einer Verwirrung der Liebe und der Geliebten, an die du denkst, die Vorstellung entstanden, dass Eros schön ist. Denn die Geliebte ist die wirklich schön und zart, und perfekt, und gesegnet; aber das Prinzip des Eros ist von anderer Art, und ist, wie ich es beschrieben habe."

(Fragment)


DIE SCHÖNE HELENA UND DER MORD IM HUNDEWÄLDCHEN

(für meine Putzfrau)

Die schöne Helena war siebzehn Jahre jung, sie hatte wunderschöne blonde Haare, war schlank wie eine Birke, sommerlich leicht bekleidet, alle Wünsche der Männer richteten sich auf sie. Sie stammte aus Bremerhaven und war nach einem langen Aufenthalt in Griechenland (wo sie die Ursache für den Trojanischen Krieg ward) nach Oldenburg in Oldenburg gezogen. Sie wurde einfach nicht älter, jedes Jahr feierte sie ihren siebzehnten Geburtstag. Das ist der Vorteil der mythologischen Frauen. Die schöne Helena inspirierte im neunzehnten Jahrhundert den achtzigjährigen Johann Wolfgang von Goethe und im einundzwanzigsten Jahrhundert den Dichter Josef Maria Mayer, der eigentlich chinesischer Abstammung war und mit Taufnamen Shi Tuo-Tang hieß.
Die schöne Helena ward zwar von allen Männern bewundert und begehrt, sie selbst aber liebte keinen Mann. Sie ging jeden Tag mit ihrer reinrassigen Hündin Susanna im Hundewäldchen spazieren. Susanna war der Schwarm aller Rüden. Und Susanna liebte sehr die süße Schokolade, die ihr die schöne Helena in großen Mengen gab. Aber Susanna konnte so viel Schokolade essen, wie sie wollte, sie blieb immer schlank wie ein Windhund. Und Susanna hatte eine sehr feine Nase.
Eines Nachts begann Susanna im Haus der schönen Helena unheimlich zu heulen. Helena dachte: Jemand ist gestorben, und meine sensible Hündin spürt die Seele des Toten, die gerade die Erde verlässt. Susanna lief vor der Haustür aufgeregt hin und her und bellte die Tür an. Helena warf sich einen Samtmantel über ihr Seiden-Negligé und ging mit Susanna nach draußen.
Helena ließ sich von ihrer Hündin führen. Sie vertraute auf Susannas Instinkt. So kamen sie an der kleinen Kapelle vorbei, die der heiligen Dymphna geweiht war, der Schutzpatronin der Geisteskranken. Und seltsam, plötzlich war die Kapelle um Mitternacht geöffnet und erleuchtet, und die Glocken schlugen um Mitternacht, dreizehn Mal. Helena aber war eine Heidin und sagte zu Susanna: Süße Susanna, da gehen wir nicht rein, denn der Priester dieser Kapelle hat sich, als du gerade geboren warst, geweigert dich zu taufen. Susanna bellte vor der Pforte der Kapelle, als wolle die kluge Kreatur ihren Schöpfer grüßen.
Dann aber lief Susanna schnell zum Hundewäldchen. Die schöne Helena lief hinter ihr her. Sie war sehr sportlich. Sie ernährte sich schließlich sehr gesund, denn die weise Hildegard sorgte für Helenas Ernährung. Da gab es Dinkelbrot und Walnussbutter, aber keine gebratene Ente und keinen Aal, dafür Kräutertees und gekochten Wein. So konnte die schöne Helena mit der flinken Susanna mithalten, und so standen sie bald vor dem Hundewäldchen.
Sie traten in das Dunkel des Tannenwaldes. Die Tannen waren schwarz und knirschten im Wind, Äste knackten. Es gab dort keine Laterne. Auch war der Mond schwarz, es war Neumond. Helena sah gar nichts. Der Wind war kalt. Sie sprach zu ihrer Hündin: Susanna, ich bin jetzt blind, sei du jetzt mein Blindenhund. Susanna schnupperte am Boden, lief den schmalen Weg in den Wald und begann zu bellen. Helena folgte ihr langsam. Der Wind klirrte mit den leeren Weinflaschen, die die Säufer liegen gelassen hatte. Nun war sie bei Susanna, da sah sie – und erschrak -
Ein Clown stand mitten im Wald in einem bunt karierten Rock und mit weißgepudertem Gesicht und einer dicken roten Nase. Seine Augen blitzten unheimlich. Er begann gruselig zu kichern. Hi hi, toter Mann, ha ha, Leiche im Wald, ha ha, geh nicht weiter, mein Mädchen, hi hi hi.
Susanna aber roch das tote Fleisch der Leiche. Da kam die Wölfin in ihr zum Vorschein. Bellend und heulend sauste sie auf die blutige Leiche zu und begann, von den Gliedern des Aases zu fressen. Helena war ihr gefolgt. Nun sah sie den blutigen Klumpen Menschenfleisch, er stank schon nach Verwesung. Das war zuviel für die schöne Helena und sie sprach ein Stoßgebet: Allmächtiges Schicksal, steh mir bei!
Susanna schnüffelte überall herum, als wollte sie die Fährte des Mörders aufnehmen. Sie schien etwas gefunden zu haben, nahm ein Ding mit den Zähnen auf und trug es zu ihrer Herrin. Ja, was hast du denn da? fragte Helena und nahm das Ding aus Susannas Maul, prüfte es mit der Hand und steckte es dann in die Manteltasche. Komm, Susanna, schnell nach Hause, flüsterte sie, und Susanna gehorchte, und so schnell es ging, kehrten sie nach Hause zurück.
In ihrer Küche bekam Susanna erst einmal ein Stück Schokolade. Helena trank auf den Schreck einen Schluck Kräuterlikör. Dann holte sie das merkwürdige Ding aus ihrer Manteltasche und besah es im Licht. Es war ein Stein mit einem eingeritzten Zeichen, das stellte ein Dreieck da, mit der Spitze nach oben, und in dem Dreieck war ein Auge. Hatte das der Mörder liegen gelassen? Was war das für ein geheimnisvolles Zeichen?
Aber Helena war todmüde und legte sich schlafen. Susanna ging in ihr Körbchen. Morgens kurz vor dem Erwachen träumte Helena allerlei wirres Zeug. Sie träumte von lachenden Leichen, von einem Neumond mit roter Nase, von einer leeren Weinflasche, die nach Kräuterlikör duftete und von einer geheimnisvollen alten Dame mit silbrigen Haaren, die über einem bellenden Wald schwebte. Diese Dame blieb ihr in Erinnerung, als sie aufwachte, aber sie wusste nicht, wer diese würdige alte Dame war.
Nachdem die schöne Helena einen frischen Salat und einen Kräutertee zum Frühstück zu sich genommen hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Freundin Brigitta. Sie nannte sie immer die heilige Brigitta, denn Brigitta sagte bei jedem zweiten Satz: Na, schöne Helena, wann bekehrst du dich endlich zu Jesus Christus? Nun hatte die heilige Brigitta eine große Büchersammlung, und Helena hoffte, Informationen über das geheimnisvolle Dreieck mit dem Auge zu finden.
Die heilige Brigitta holte aus ihrem Regal ein dickes schwarzes Buch mit dem Titel: Mystische Geheimbünde und ihre Symbole. Sie blätterte etwas in dem Buch und fand folgenden Artikel: Der mystische Geheimbund Abraxas ist ein Gesellschaft von Psychopathen, die ein höheres Wesen namens Abraxas verehren. Wer oder was Abraxas ist, konnte von der Wissenschaft bisher nicht ermittelt werden. Das Symbol der Abraxas-Gesellschaft ist ein aufrechtes Dreieck mit einem Auge darin. Der Geheimbund der Psychopathen galt im Mittelalter als dämonisch, wurde in der Zeit der französischen Revolution blutig verfolgt, zur Zeit des Nationalsozialismus kamen deren Mitglieder in Konzentrationslager und unter dem kommunistischen Regime in politische Psychiatrien, wo sie gefoltert wurden. Ob der Geheimbund heute noch existiert, ist nicht bekannt.
Das ist es! rief Helena, ich weiß nun, die Gesellschaft der Psychopathen existiert heute noch. Sie haben einen Mord im Hundewäldchen begangen. Die heilige Brigitta sah sie an und sagte: Das war sicher ein Ritualmord. Damit ist die Polizei überfordert. Du musst den Mord aufklären. Ja, rief Helena erregt, mit des Schicksals Hilfe.
Am nächsten Tag um die Mittagszeit klingelte die weise Hildegard bei der schönen Helena und brachte der Nachbarin einen Teller Spinat und für Susanna einen Knochen. Dazu brachte sie ihr die neuste Ausgab der Ostwest-Zeitung, denn sie wusste, dass die schöne Helena eine Arbeitsstelle suchte.
Helena las in aller Ruhe die Zeitung. In den Lokalnachrichten fand sie diese Meldung: Der bekannte Psychiater, Neurologe, Psychotherapeut und Meister der Akupunktur Doktor Weingärtner ist seit einer Woche spurlos verschwunden. Die Polizei geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Sachdienliche Hinweise bitte an die nächste Polizeidienststelle. Helena dachte nach: Ritualmord einer geheimen Gesellschaft von Psychopathen - eine Leiche - ein verschwundener Psychiater - das passt doch zusammen. Das ist ein Wink des Schicksals. Doktor Weingärtner muss die Leiche im Hundewäldchen sein. Aber wo finde ich die Mitglieder des Geheimbundes? Allmächtiges Schicksal, gib mir noch einen Wink!
Nun las Helena die lokalen Stellenanzeigen und fand ein interessantes Arbeitsangebot: Der staatliche Wohlfahrtsausschuss sucht charmante Gesellschafterin für Geisteskranke. Erforderlich ist ein angenehmes Äußeres und die Fähigkeit zum unterhaltsamen Plaudern.
Nur ernstgemeinte Stellengesuche richten Sie bitte an den Staatlichen Wohlfahrtsausschuß, zu Händen Frau Saubermann. Helena jauchzte auf: Schön bin ich! Und plaudern kann ich auch! Das ist die richtige Stelle für mich, da arbeite ich mich nicht tot.
Helena bekam den Job. Frau Saubermann war fasziniert von ihr und schickte sie eine Woche später zu einer alten Generalin außer Dienst, einer unheilbar Geisteskranken. Die Generalin gab den Befehl: Strammstehen, Soldatin! Fensterputzen, aber zack-zack! So hatte Helena sich das eigentlich nicht vorgestellt. Aber ergeben in ihr Schicksal putzte sie das Fenster. Aber da entdeckte sie ein Fensterbild: Ein aufrechtes Dreieck mit einem Auge darin. Sie sagte: Herrin Generalin verzeihen Eurer unwürdigen Dienerin eine Frage? Die Generalin brüllte: Rühren! Fragen Sie, Soldatin! Helena stammelte:: Gehören Euer Hochwürden Generalin zu der uralten mystischen Geheimgesellschaft Abraxas? Die Generalin lachte wie eine Irre und sagte: Jawohl! Aber höchste Stufe der Geheimhaltung! Bei Hochverrat – Todesstrafe!
Am nächsten Tag kam Helena zu ihrem nächsten Geisteskranken, einem russischen Mathematikprofessor, der vor lauter theoretischer Mathematik den Verstand verloren hatte. Der Professor stellte Helena eine Frage: Ist das Wahrheit, dass zwei mal zwei vier ist? Ist das in Wirklichkeit so? Oder ist das eine bloße Festlegung der alten Griechen? Helena sagte: Zu Pythagoras' Zeiten galt das noch, aber heute erzählen sie im Fernsehen immer, das zwei mal zwei fünf ist. Was ist nun wahr? Der Professor sagte: Und wieviel ist Pi mal Daumen? Helena sagte: Ungefähr drei komme drei fünf. Aber ich sehe, ihr Wäscheschrank quillt über. Helena trat an den Wäscheschrank, besah sich die Wäsche. Sonderbar! In jedes Kleidungsstück war ein Zeichen eingenäht: Ein aufrechtes Dreieck mit einem Auge darin. Herr Professor, fragte Helena, gehören Sie zur Abraxas-Geheimgesellschaft? Ja, sagte der irre Professor, ich bin ihr führender Theoretiker. Ich muss beweisen, dass drei mal eins - eins ist. Aber pst! Kein Wort darüber an den Staatlichen Wohlfahrtsausschuss. Wir werden verfolgt von den bürgerlichen Demokraten, weil wir die Monarchie wieder einführen wollen. Helena gelobte Stillschweigen.
Am dritten Tag kam Helena zu einem geisteskranken Poeten aus Ostfriesland. Die Wohnung war voller leerer Weinflaschen und Venus-Statuen. Der Dichter sagte: Darf ich Ihnen meine neuste Ode vorlesen? Ja, sagte Helena, ergeben in ihr Schicksal. Der Poet deklamierte pathetisch:


ODE AN DAS EUTER
MEINER LIEBLINGSKUH

O Euter meiner Lieblingskuh!
Das schönste Euter, das bist du!

Helena sagte: Sehr schön! Der Dichter sagte: Jolde Göttin, können Sie wohl meine Venus-Statuen abstauben? Helena staubte die Venus von Milo ab, die auf einem Altar stand. Da! In den Altar war das Symbol der Abraxasgesellschaft eingeritzt. Sie auch, verehrter Sohn der Muse, gehören zur Abraxas-Gesellschaft? Ja, lächelte der irre Dichter, ich bin ihr Oberer. Aber kein Wort zu niemand über Nichts! Wir sind drei Abraxisten und treffen uns Freitag Nacht im Hundewäldchen bei Vollmond zu einem geheimen Ritual. Wenn Sie dazukommen wollen, schöne Göttin, sind Sie herzlich willkommen. Helena fragte: Darf ich meine Hündin Susanna mitbringen? Gewiss, gewiss, lachte der irre Dichter, wir predigen das Evangelium von Abraxas aller Kreatur! Also Freitag bei Vollmond um Mitternacht im Hundewäldchen.
Freitag war gekommen. Um Mitternacht schminkte sich die schöne Helena die Lippen rot und lackierte ihre Fingernagel rot, kämmte ihre langen goldenen Locken, zog ein rotes kurzes Kleid an, scheuchte Susanna aus dem Körbchen und ging mit der Hündin in das Hundewäldchen und zwar auf jene Lichtung, wo sie noch vor einiger Zeit den toten Psychiater gefunfden. Tatsächlich, alle waren da, vom Vollmondlicht begossen, die Generalin, der zerstreute Professor und der irre Poet. Die Generalin rief: Stillgestanden, Soldatin Helena! Der Professor fragte: Wie viel ist drei mal eins? Eins, sagte Helena. Richtig, sagte der Professor. Herzlich willkommen, Göttin der Schönheit, sagte der Dichter. Nun lasst uns beginnen. Und der Dichter sprach ein Gebet in einem Wahnsinns-Latein:
Veni, spiritus Abraxas! Tu est axis muni, tu est anima mundi! Gloria patria et filia et spirita sancta! Totus tuus ego sum, anima mundi! Salve, fatum! O clemens, o pia, o dulcis diva domina!
Da spürte Helena den Duft von Rosen. Sie hörte die Musik von Mozart. Sie sah nach oben und sah – und siehe, was sie sah -
Das allmächtige Schicksal! Die Vorsehung Gottes! Die weise Dame aus ihrem Traum! Sie war etwa sechzig Jahre alt, trug eine blue jeans und ein rosa T-Shirt, hatte einen Heiligenschein von kurzen silbernen Haaren und stand mit Turnschuhen auf dem Vollmond. Die Dame, die Vorsehung Gottes, sprach: Meine liebe Tochter Helena! Sei gütig zu allen Menschen! Sei barmherzig und du wirst gebarmherzigt werden! Ich bin das ewige Schicksal, die Mutter der Götter, und ich gebe dir heute an deinem siebzehnten Geburtstag meinen mütterlichen Segen! Suche die Wahrheit, die Güte und die Schönheit! Tu was du willst, aber liebe die Vorsehung und die Menschen! Und nun geh und tu, was dein Herz dir gebietet.


PAPST ALEXANDER VI

Die Borgiafamilie stammte aus dem Dorf Borja in Aragon. Sie pflegten ihre Wurzeln und sprachen auch in Rom innerhalb der Familie die katalanische Sprache. Roderic de Borja wurde als Sohn des aus Valencia stammenden Jofre de Borja und der aus Aragonien stammenden Isabel de Borja geboren. Rodrigo nahm den Familiennamen Borgia an, als sein Onkel mütterlicherseits, Alonso de Borja, zum Papst gewählt wurde. Dieser regierte als Papst Kalixt III von 1455 bis 1458 und ermöglichte Rodrigo de Borja den Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie. Rodrigo Borgia studierte zunächst in Bologna kanonisches Recht, nachdem er von seinem Onkel bereits mit zahlreichen Pfründen ausgestattet worden war. Er war zwar kein Priester – das wurde er, wie damals nicht unüblich, erst Jahre später – dennoch ernannte ihn sein päpstlicher Onkel am 20. Februar 1456 zum Kardinaldiakon von San Nicola in Carcere und bereits im darauffolgenden Jahr zum Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche. Dieses auf Lebenszeit verliehene Amt und seine zahlreichen Pfründen – Rodrigo stand etwa 30 Bistümern als Titularbischof vor – machten ihn zu einem der reichsten Männer Europas.
Dem weiblichen Geschlecht war er trotz seiner Kirchenwürden sehr zugetan und verbarg dies – typisch für die Renaissance – kaum vor der Öffentlichkeit. Dass der freizügige Lebenswandel, bei vielen der zeitgenössischen Prälaten üblich, durchaus auch in der Kurie auf Widerspruch stieß, ist durch ein Schreiben von Papst Pius II dokumentiert, in dem er den jungen Prälaten wegen seines Liebeslebens rügte.
Mit Vanozza de Cattanei, der Mutter seiner Kinder Giovanni, Cesare, Lucrezia und Jofre, lebte er in seiner Zeit als Kardinal etwa 20 Jahre lang zusammen. Es sind zahlreiche Schilderungen über Orgien an seinem Hof überliefert, die allerdings auch der Phantasie seiner Widersacher entsprungen sein können.
Am 11. August 1492 wurde er zum Papst gewählt, was zeittypisch von Ämterkauf gefördert worden war. Er wählte für sich den Namen Alexander VI.. Der Papstname spielte offen auf Alexander den Großen an, das heißt er dokumentierte einen Machtanspruch. Da der zum Papst Gewählte mit seiner Krönung seine Pfründe abgeben musste, boten sich für reiche Kardinäle wie Rodrigo eine Vielzahl von gut dotierten Kirchengütern, die sich bei einer Wahl als Handelsgut einsetzen ließen.
Im Konklave standen sich mit dem Neffen von Papst Sixtus IV, Giuliano della Rovere, und Ascanio Sforza zwei mächtige Kardinäle gegenüber. Della Rovere, der nach dem Tod des nur kurz amtierenden Pius III tatsächlich als Julius II Papst werden sollte, hatte eine mächtige Gruppe von Verbündeten um sich gesammelt: Neben Florenz und Neapel unterstützte mit Venedig eine dritte italienische Großmacht seine Kandidatur, ebenso Genua und der französische König Karl VIII. Doch die Stimmenverteilung im Konklave entsprach nicht den Machtverhältnissen der Unterstützer. Die Gruppe der Gegner führte Ascanio Sforza, der Bruder des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza an, der eigentlich selbst Papst werden wollte, doch mit siebenunddreißig Jahren zu jung und als Bruder des Mailänders als zu stark politisch vorbelastet galt.
Schon frühzeitig hatten Rodrigo Borgia und Ascanio Sforza eine gemeinsame Vorgehensweise abgesprochen. Wie der Humanist Giovanni Lorenzi schon vor dem Konklave festhielt: „Der Vizekanzler Rodrigo Borgia und Ascanio haben den Weltkreis untereinander aufgeteilt, und zwar wie folgt: Der Vizekanzler soll Papst werden, Ascanio aber Über-Papst.“ Zusätzlich hatte Ascanio von seinem Bruder Ludovico eine Blankovollmacht zum Stimmenkauf erhalten, da sie hofften, dass Borgia eine willige Marionette an den Fäden Sforzas sein werde. Ascanio und Rodrigo setzten sich durch, naturgemäß standen aber die ersten Jahre des Pontifikats unter dem massiven Einfluss der Sforza. Von ihm konnte sich Alexander VI erst nach den Auseinandersetzungen um die neapolitanische Krone, die den Niedergang der Sforza zur Folge hatten, lösen.
Seinen Sohn Cesare ernannte er gegen dessen Willen zum Bischof von Valencia und später zum Kardinal; auch andere, von ihm ins Land geholte Spanier wurden begünstigt. Seinen Sohn Giovanni ernannte er zum Herzog des von Neapel für den Kirchenstaat zurückerworbenen Benevent.
Später nutzte die Familie Farnese den Einfluss der langjährigen Mätresse Julia Farnese auf den Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro Farnese in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter von 25 Jahren wurde dieser tatsächlich zum Kardinal ernannt. Der beim römischen Volk mit den Ausdrücken „Cardinale Gonella“ („Kardinal Röckchen“) und „Cardinal Fregnese“ („Kardinal Möse“) verhöhnte junge Mann sollte mehr als 30 Jahre später als Paul III zum mächtigen Papst der Gegenreformation werden. Diesen Aufstieg verdankte Alessandro Farnese vor allem seiner Schwester Julia, die schon mit 15 Jahren zur Geliebten Rodrigo Borgias wurde, als er noch Kardinal war. Wie der Schreiber der Kurie anmerkte, nannte der römische Volksmund die römische Schönheit, die sich auch während Alexanders Pontifikat an seiner Seite zeigte, „sponsa christi“ („Braut Christi“).
Die Vielzahl der dem neuen Papst nachgesagten Exzesse rief Kritiker auf den Plan. Ihr prominentester Vertreter wurde schließlich der Dominikanermönch Savonarola in Florenz, der sich anfangs noch um ein gutes Einvernehmen mit Alexander bemühte und keine Bedenken hatte, ihm offiziell zur Hochzeit seiner Tochter Lucrezia zu gratulieren. Er forderte jedoch später sowohl die Absetzung des Papstes wie auch kirchliche Reformen und predigte: „Ihr Kirchenführer, nachts geht ihr zu euren Konkubinen und morgens zu euren Sakramenten.“ Bei einer späteren Gelegenheit meinte er: „Diese Kirchenführer haben das Gesicht einer Hure, ihr Ruhm schadet der Kirche sehr. Ich sage euch, diese halten nichts vom christlichen Glauben.“
Um Savonarolas Schweigen zu erkaufen, bot ihm Alexander VI die Kardinalswürde an. Savonarola lehnte ab, woraufhin er exkommuniziert und in der von ihm abgefallenen Stadt Florenz verhaftet, erhängt und verbrannt wurde.
Giuliano della Rovere war nach seiner Niederlage im Konklave nach Frankreich geflüchtet und versuchte zusammen mit anderen Kritikern des Pontifikats den französischen König Karl VIII dazu zu bewegen, ein Konzil einzuberufen, das die Absetzung Alexanders beschließen sollte. Karl marschierte schließlich an der Spitze einer Armee 1495 nach Italien, um sich Neapel einzuverleiben, einigte sich aber dann mit dem Papst und sah von dessen Absetzung gänzlich ab.
Die zahlreichen Winkelzüge Alexanders, der nach Bedarf die Verbündeten wechselte, dienten in erster Linie dem Ziel, seinen Kindern ein erbliches Reich zu verschaffen. Wie schon sein Onkel Kalixt III hatte er zunächst das Königreich Neapel dazu ausersehen. Als sich die Situation durch die Intervention Karls vorübergehend änderte und der kinderlose Ferdinand II starb und seinen Onkel als Erben bestimmte, rückte zeitweise auch die Romagna in das Visier der Borgia. Als 1498 Karl VIII mit erst 28 Jahren starb, wurde Ludwig XII König von Frankreich. Dieser erhob, gestützt durch seine Verwandtschaft mit den Visconti, auch Anspruch auf das Herzogtum Mailand.
Ludwig, der kinderlos verheiratet war, betrieb nach der Thronbesteigung sofort die Annullierung seiner Ehe mit Jeanne de Valois, um die Witwe seines Vorgängers, Anne de Bretagne, zu heiraten und so deren Erbe, die Bretagne, weiterhin im französischen Königreich zu halten. Dazu benötigte er die Dispens des Papstes, und Alexander sah die Chance gekommen, für seinen Sohn Cesare ein Herzogtum zu erhalten. Am 17. September 1498 verzichtete Cesare auf das Kardinalsamt, ein unerhörter Skandal, den Alexander herunterzuspielen versuchte. Für die Dispens des französischen Königs erhielt Cesare das Valentinois verliehen, die zum Herzogtum erhoben wurde.
1498 versuchten die Sforza neuerlich – diesmal mit Deckung der Könige von Spanien – ein Konzil einzuberufen, das den Papst absetzen sollte. Doch die Franzosen brachten ein Bündnis mit Venedig zustande, das die Sforza, deren Stern im Sinken begriffen war, weiter unter Druck setzte. Cesare wurde in der Zwischenzeit mit Charlotte d’Albret verheiratet. Ihre Zustimmung zu der Ehe wurde ihr mit dem Kardinalshut für ihren Bruder belohnt. Die Sforza hatten sich in der Zwischenzeit mit Sultan Bayezid II verbündet, doch dessen Expeditionskorps, mit dem er Venedig angreifen sollte, war zahlenmäßig stark unterlegen. Nach dem Sturz der Sforza, die nach Österreich ins Exil gingen (Bianca Maria Sforza war mit Maximilian I verheiratet), wollte sich Ludwig XII nach Neapel wenden, um dort eine alte Rechnung mit den Aragonesen zu begleichen. Alexander VI, der noch immer hoffte, Neapel für seine eigene Familie in die Hand zu bekommen, versuchte daraufhin vergeblich von Venedig die Zustimmung zur Eroberung des Herzogtums Ferrara für seinen Sohn zu erhalten.
Daraufhin begann Alexander die Barone des Kirchenstaates unter Druck zu setzen. Er erklärte das Vikariat der Sforza-Riario in Forlì und Imola für erloschen und übertrug es Cesare. Dieser rückte mit französischen und italienischen Truppen vor, um sein neues Herrschaftsgebiet in Besitz zu nehmen. Imola ergab sich kampflos und Forlì konnte eingenommen werden. Dabei geriet die Vikarin von Forlì, Caterina Sforza in Gefangenschaft.
Die Herrschaft der Franzosen wurde in Mailand aber schon nach kurzer Zeit so unpopulär, dass die Mailänder Ludovico Sforza zurückriefen. Schon am 5. Februar 1500 zog er wieder in Mailand ein. Ohne französische Unterstützung musste Cesare die Kämpfe einstellen, und so kehrte er nach Rom zurück. Ludovico sollte jedoch schon bald seine Herrschaft endgültig verlieren: bereits im April wurde er von seinen Schweizer Söldnern an die Franzosen ausgeliefert.
Ende April 1500 kündete ein in Rom verbreitetes Flugblatt nicht nur vom ellenlangen Sündenregister des Pontifex Maximus, sondern dem Unbußfertigen auch den baldigen Tod an. Am Peter-und-Pauls-Tag, dem 29. Juni, tobte ein schwerer Sturm über Rom, der nicht nur die Decke des Palastes zum Einsturz brachte, sondern auch den Baldachin, unter dem der Papst thronte. Doch der Stützbalken hielt stand, und Alexander kam mit ein paar Abschürfungen davon. Natürlich beschäftigten sich die römischen Gerüchte eifrig mit dem Ereignis, und die Pilger, die Rom reichlich bevölkerten, rätselten, was die Vorsehung noch bereithalten sollte.
Alexander, der in der Zwischenzeit die Stellvertreter der Kirche im Norden Italiens summarisch ihrer Ämter enthoben hatte, versuchte, Venedig, das dort als Schutzmacht fungierte, zum Rückzug zu bewegen. Hatte Venedig sich bereit erklärt, Forlì, Imola und Pesaro den Borgia zu überlassen, so wollte Alexander auch die Preisgabe der Manfredi in Faenza und der Malatesta in Rimini erreichen. Um den nächsten Kriegszug in der Romagna zu finanzieren, wurden neue Kardinäle ernannt, die, wie damals üblich, für diese Würde zu bezahlen hatten. Pesaro und Rimini fielen kampflos in die Hände Cesares, nur die Manfredi wollten sich nicht kampflos geschlagen geben. Die Belagerung musste im Winter unterbrochen werden und führte erst im nächsten Frühjahr zum Erfolg. Doch entgegen den Kapitulationsvereinbarungen ließ Cesare den Astorre Manfredi und seinen jüngeren Bruder, denen freies Geleit zugesagt worden war, festnehmen und in der Engelsburg festsetzen.
Venedig versuchte 1500 den Pontifex zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu bewegen, aber vorerst hatte die Romagna als Borgia-Herrschaft Priorität. Ein Krieg gegen die Türken schien zwar damals für alle europäischen Herrscher wünschenswert, aber keiner machte es sich zu seinem Anliegen, da jedem die eigenen Interessen Vorrang hatten. So musste sich Alexander darauf beschränken, von den spanischen und französischen Königen zu verlangen, mit gutem Beispiel voranzugehen. Er organisierte zwar europaweite Hilfsmaßnahmen und erlaubte Sonderabgaben zur Finanzierung des Kreuzzuges, aber diese brachten knapp 40.000 Dukaten ein und damit lediglich ein Drittel jener Summe, die er aus der letzten Kardinalsernennung sich gesichert hatte. Als der venezianische Gesandte im März 1501 dem Papst ziemlich unverblümt Vorhaltungen machte, warf er den Venezianern vor, sie verfolgten mit dem Kreuzzug ausschließlich eigennützige Ziele.
Im Juni 1501 ließ Alexander den König von Neapel endgültig fallen, weil er einsehen musste, dass er die Borgia als Thronerben nicht würde etablieren können. Frankreich und Spanien hatten sich über eine Teilung des Gebietes verständigt, und König Federico wurde vom Papst abgesetzt. Schon im Juli 1501 wurde Capua eingenommen, und Federico begab sich nach Ischia, wo er sich dem französischen König unterwarf. Er erhielt dafür ein französisches Herzogtum, und die Geschichte der Aragonesen auf dem neapolitanischen Thron war damit endgültig zu Ende.
Zu dieser Zeit suchte Alexander auch nach einem passenden Ehemann für seine Tochter Lucrezia. Der vorige, der Herzog von Bisceglie, war ohne Wissen des Papstes, aber auf Befehl Cesares im Vatikan ermordet worden. Nach einigem Überlegen entschied er sich für Alfonso d’Este, den ältesten Sohn von Ercole I d’Este, und damit für den Erben des Herzogtums Ferrara und Modena.
In den Grenzgebieten zu Neapel und allen Teilen Latiums wurden jetzt die Burgen der Colonna und ihrer Verbündeten erobert und dem Besitz der Borgia zugeschlagen.
Im Frühjahr 1502 war das Einvernehmen zwischen Spanien und Frankreich in Neapel dem üblichen Krieg zwischen den beiden Mächten gewichen, und Cesare streckte seine Hand nach dem Herzogtum Urbino aus, das den Montefeltre gehörte.
Im Juni 1502 kündigte Alexander seinen Besuch von Ferrara in Begleitung aller Kardinäle an, aber dieses Manöver diente lediglich dazu, den Aufbruch seines Sohnes, der mittlerweile zum Bannerträger des Papstes befördert worden war, an der Spitze einer Armee in Richtung Spoleto zu verschleiern. Es sollte das Herzogtum von Urbino überfallen werden, und Cesare hatte sich einer grauenhaften List bedient, um die Eroberung auch der Stadt sicherzustellen. Er hatte sich zuvor über einen gedungenen Agenten die Artillerie und auch einige Söldnerkontingente vom Herzog von Urbino ausgeliehen.
Als Nächstes richtete sich Alexanders Begehren auf Bologna. Der venezianische Stadtschreiber jener Zeit, Marino Sanudo, berichtete, der Papst sei so versessen auf Bologna, dass er notfalls seine Mitra verkaufen würde, um die Stadt zu besitzen. Bologna war zwar de jure päpstliches Lehen und gehörte zum Kirchenstaat, aber Giovanni Bentivoglio, der Herrscher Bolognas, stand unter dem besonderen Schutz des französischen Königs.
Die Feinde der Borgia versuchten, den König, der sich im Sommer 1502 zur Ordnung seiner Angelegenheiten in der Lombardei aufhielt, auf ihre Seite zu ziehen. Cesare aber erreichte in einer persönlichen Unterredung mit dem König ein neuerliches Bündnis, indem Cesare die Eroberung Arezzos einer Eigenmächtigkeit seines Feldherren anlastete und der König die Unterstützung des Papstes im Kampf um Neapel begehrte.
Damit aber verloren die Bentivoglio und die Orsini ihren Schutzherrn. Die meisten glaubten aber, Cesare habe die Gunst des französischen Herrschers endgültig verspielt, und schmiedeten Rachepläne. Am 9. Oktober 1502 trafen sich in der Nähe des Trasimenischen Sees nicht nur Vertreter der Orsini, sondern auch der besagte Feldherr sowie die Herrscher von Perugia und ein Vertreter der Bentivoglio; sogar der Herr von Siena schickte einen Vertreter. Die Verbündeten machten sich rasch ans Werk. Am 14. Oktober 1502 gehörte Urbino wieder den Montefeltro, und die da Varano kehrten nach Camerino zurück.
Alexander wiegte seine Gegner durch Vergebung in Sicherheit. Ein Vertrag wurde unterzeichnet, der alle nun wieder mit Cesare Verbündeten in ihre alten Rechte einsetzte. Während Cesare seine Gegner unter einem Vorwand am 31. Dezember 1502 in der Romagna überraschend festsetzte, ließ Alexander am 3. Januar 1503 den Kardinal Giovanni Battista Orsini sowie Jacopo und Antonio Santa Croce im Vatikan festnehmen.
Als am 22. Februar Kardinal Orsini im Kerker starb – laut Johannes Burckard war er verrückt geworden – glaubte trotz einer öffentlichen Untersuchung des Toten jeder, Orsini sei Opfer eines Giftmordes geworden. Die Orsini, gegen die Cesare jetzt einen Vernichtungskrieg anzettelte, erfreuten sich aber wachsender Unterstützung und waren auch imstande, nicht nur päpstliche Bergwerke zu plündern, sondern ihre Ausfälle bis in die Ewige Stadt auszudehnen.
Mittlerweile jedoch fühlten sich sowohl der französische König als auch Venedig durch die Verbindungen mit Alexander massiv belastet. Ludwig, der in Neapel ins Abseits geriet und dem außerdem ein Gutteil der Borgia-Untaten angelastet wurden, und Venedig verlegten sich auf unverhohlene Drohungen gegen den Papst und seinen Sohn.
Alexander suchte nach neuen Verbündeten und wollte dafür Spanien gewinnen. Da dies den Finanzbedarf des Papstes neuerlich ansteigen ließ, wurde der greise venezianische Kardinal Giovanni Michiel vergiftet und sein Vermögen eingezogen. Zu Alexanders Enttäuschung hatte der alte Kardinal aber den größten Teil seiner Vermögenswerte bereits aus Rom wegschaffen lassen. Aus den Akten einer Gerichtsuntersuchung, die später Papst Julius II durchführen ließ, ist dieser Mord zweifelsfrei belegt.
Da in der Zwischenzeit ein spanischer Heerführer die Franzosen in Süditalien schlug und Neapel besetzte, wollte Alexander unbedingt das Bündnis mit den Spaniern zustande bringen. Die Ermordung des Heerführers hatte jedoch nur einen Bruchteil der erwarteten Summe eingebracht und so wurde eine neue Kardinalserhebung veranlasst, die geschätzte 120 000 Golddukaten in die päpstlichen Kassen spülte.
Doch nun zögerte Alexander, den Kurswechsel auch tatsächlich zu vollziehen. Einerseits hatte sich nämlich Ludwig nicht mit der Niederlage abgefunden und war dabei, ein neues Heer auszurüsten, und andererseits würde ein Wechsel ins spanische Lager auch die Zukunftsaussichten Cesares, der als Herzog von Valence Lehensmann des Franzosen war, massiv beeinträchtigen. Da Alexander während seines Pontifikats mit Entschiedenheit das Ziel verfolgte, seinen Kindern ein angemessenes Reich zu hinterlassen, vertrug sich ein Seitenwechsel nicht mit der Perspektive eines französischen Herzogtums. Da Neapel für die Borgia außer Reichweite lag, wandte sich Alexanders Interesse wieder der Toskana zu, die zwar kaiserliches Lehen war, was aber für Alexander nur eine Frage von Verhandlungen sein konnte. Angeblich hatte er Anfang August bereits die Fühler zum römisch-deutschen König Maximilian I ausgestreckt.
Während Cesare in Viterbo Truppen aushob, starb in Rom der dienstälteste Nepot der Borgia, Kardinal Juan de Borja, der Erzbischof von Monreale. Sein Vermögen, das mehr als 150 000 Dukaten betrug, fiel natürlich an den Papst. Mord dürfte hier nicht im Spiel gewesen sein, denn in diesen unruhigen Zeiten war eine sichere Stimme in der Kurie wichtiger als jeder Reichtum. Überdies hatte die Sommerhitze bereits eine Reihe wohlbeleibter Männer hinweggerafft, kein gutes Vorzeichen für den keineswegs schlanken und mittlerweile 71jährigen Papst. Sein Wahljubiläum 1503 wurde weniger imposant gefeiert als bislang üblich. Doch am nächsten Morgen begann er zu erbrechen, am Nachmittag kam Fieber. Die Nachricht von der Erkrankung ging wie ein Lauffeuer durch Rom, und natürlich wurde über Gift gemutmaßt.
Zunächst erholte er sich jedoch, ehe er einen schweren Rückfall erlitt. Dem schnell ansteigenden Fieber folgten schließlich Atembeschwerden und Bewusstlosigkeit.
Alexander starb schließlich in den Abendstunden des 18. August. Wie in Rom verbreitet wurde, sei der Körper des Toten binnen kürzester Zeit unnatürlich aufgequollen, habe sich schwarz verfärbt und übelriechende Flüssigkeiten abgesondert.
Alexander ist wahrscheinlich an Malaria gestorben, aber in den Augen der Rechtschaffenen – und natürlich seiner zahlreichen Gegner, die er sich durch seinen rücksichtslosen Nepotismus herangezogen hatte – durfte er nicht einfach eines natürlichen Todes gestorben sein. Da seine Widersacher nicht davor zurückschreckten, ihn als den Antichrist auf dem Papstthron, ja gar als mit dem Teufel im Bunde zu diffamieren, musste auch sein Tod als abschreckendes Beispiel zur moralischen Erbauung dienen.
Sein Lebenswandel führte wohl auch dazu, dass ihm ein ehrenvolles Grab zunächst verwehrt blieb. Im Jahre 1610 wurden seine Gebeine in die Kirche Santa Maria di Monserrato überführt; ein dort geplantes Grabmal wurde jedoch nicht ausgeführt. Erst im Jahre 1864 wurden seine Überreste zusammen mit denen seines Vorgängers Calixtus III von einem preußischen Diplomaten in einer Kiste auf einem Regal wiederentdeckt, das auch die Überreste anderer Verstorbener enthielt. 1889 wurde schließlich ein Grabmal für ihn errichtet.


JULIA FARNESE

Julia Farnese erblickte im Jahre 1474 im Palazzo Farnese als Tochter Pier Luigi Farnese dem Älterenund Giovanna Caetani in Canino im Norden von Rom das Licht der Welt. Einer ihrer Vorfahren mütterlicherseits war Papst Bonifatius VIII (1294–1303). Sie hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Ihr ältester Bruder Angelo wurde im Januar 1465 geboren und erbte nach dem Tod des Vaters im Jahr 1487 zusammen mit seinem Bruder Alessandro das Vermögen und die Immobilien. Angelo starb jedoch schon im Mai 1494 an der Pest, sodass sein jüngster Bruder Bartolomeo Farnese anstelle seines Bruders Graf von Montalto und Canino wurde. Bartolomeo starb im Jahr 1552 und war Begründer des Herzogtums Latera, das bis 1668 bestand. Der zweitälteste Bruder Alessandro wurde am 29. Februar 1468 geboren und war ein Notar, der aber eine kirchliche Laufbahn verfolgte und später sogar Papst wurde. Die Schwester Julias, Girolama, wurde 1466 geboren und wurde am 1. November 1505 von ihrem Stiefsohn Giovanni Battista dell’Anguillara im Schloss von Stabiae mit einem Schwert ermordet. Die andere Schwester, Beatrice, wurde 1469 geboren und war ab 1490 Nonne eines Benediktinerklosters. Sie starb 1507 als Äbtissin des Klosters San Bernardino in Viterbo. Laut den Beschreibungen von Cesare Borgia, Sohn von Alexander VI, soll Julia schwarze Augen, lange dunkle Haare, ein rundes Gesicht, einen klaren und hellen Teint und eine außergewöhnliche Ausstrahlung gehabt haben. Weiters soll sie sehr schön, energisch, elegant, schlank und von durchschnittlicher Größe gewesen sein.
Schon bei ihrer Geburt war vereinbart worden, dass sie ein Mitglied der Familie Orsini ehelichen sollte. Am 21. Mai 1489 heiratete sie Orsino Orsini, genannt „der Einäugige“. Die von den Familien arrangierte Hochzeit fand im Palast des Vormunds des Orsini, des valencianischen Kardinals Rodrigo Borgia, statt. Die Mitgift Julias betrug 3000 Goldgulden. Nach Abschluss des Ehekontrakts wurde am 21. Mai 1489 im Palast der Borgia die rechtliche Verbindung des jungen Paars gefeiert.
Julia und ihr Ehemann wohnten nach der Hochzeit abwechselnd im Schloss Bassanello und im Palast Orsini auf Monte Giordano. In diesem Palast hatten sich Rodrigo Borgia und Julia bereits vor ihrer Vermählung kennengelernt. Es ist aber ungewiss, wann genau Rodrigo sich leidenschaftlich in Giulia Farnese verliebte und die Affäre begann. Rodrigo Borgias Tochter Lucrezia Borgia und Julia wurden enge Freundinnen, und im Jahre 1492 schenkte Julia einer Tochter des Kardinals mit dem Namen Laura das Leben. Die Römer verspotteten die junge Geliebte des mächtigen Kardinals und Vizekanzlers des Papstes als „Braut Christi“, eine eigentlich Nonnen vorbehaltene Bezeichnung.
Nachdem Rodrigo Borgia am 11. August 1492 zum Papst Alexander VI gewählt worden war, nutzte die Familie Farnese den Einfluss Julias auf den Papst, um insbesondere deren Bruder Alessandro Farnese in der kirchlichen Hierarchie aufsteigen zu lassen. Im Alter von 25 Jahren wurde Alessandro tatsächlich zum Kardinal ernannt. Dieser beim römischen Volk mit dem Ausdruck „Cardinal Gonella“ („Röckchen“) und „Cardinal Fregnese“ („Möse“) verhöhnte junge Mann sollte mehr als 30 Jahre später als Paul III der mächtige Papst der Gegenreformation werden. Seinen Aufstieg verdankte er den Liebeskünsten seiner Schwester Julia.
Im Jahr 1494 zog sie kurzzeitig den Ärger des Papstes auf sich, als sie trotz Warnungen vor der drohenden französischen Invasion Italiens unter der Führung König Karls VIII das sichere Pesaro verließ und ihren todkranken Bruder Angelo Farnese in Capodimonte besuchte. Bei ihrer Rückkehr nach Rom wurde sie von einem französischen Hauptmann gefangengenommen, der vom Papst ein Lösegeld in Höhe von 3000 Dukaten für die sichere Rückgabe Julias forderte und auch erhielt. In einem Brief des Gesandten von Ferrara ist darüber nachzulesen:
„Der Papst würde auch mehr als fünfzigtausend Dukaten bezahlt haben, um Julia wieder an seiner Seite zu haben. Wie er sagt, ist sie sein Alles, sein Herz und seine Seele. Darum ging er ihr auch entgegen, gekleidet wie ein Galan im schwarzen Wams mit Borten aus Goldbrokat, mit einem schönen Gürtel spanischer Mode und Dolch und Degen im Gehänge.“
Die Beziehung zwischen Julia und Papst Alexander endete wahrscheinlich im Jahr 1500. Die Gründe für die Trennung sind unbekannt, doch wahrscheinlich wurde Julia aufgrund ihres Alters durch jüngere Geliebte ersetzt.
Nach dem Tod Alexanders VI im Jahre 1503 nahm das öffentliche Interesse an Julia rasch ab. Laura Farnese heiratete 1505 im Vatikan einen Neffen des Papstes Julius II. 1506 heiratete Julia in zweiter Ehe den neapolitanischen Edelmann Bozzato und wurde Gouverneurin von Carbognano. Nach dem Tod ihres ersten Mannes am 31. Juli 1500 und dem Tod ihres zweiten Gemahls im Jahr 1517 führte sie ein zurückgezogenes Leben und verwaltete als Witwe ihre Güter bis zu ihrer Rückkehr nach Rom im Jahr 1522, wo sie im Haus ihres Bruders Alessandro im Alter von fünfzig Jahren verstarb. In ihrem im Staatsarchiv Neapel aufbewahrten Testament vermachte sie all ihren Besitz der gemeinsamen Tochter mit dem Papst, Laura Farnese. Ihrem Bruder hinterließ sie einzig ihr Bett, ein zynischer Hinweis auf die Ursache seines Aufstieges.
Julia Farneses Grab ist unbekannt. Dennoch soll sich bis heute ein Abbild von ihr erhalten haben und zwar im Petersdom in Rom. Als Teil des links vom Hochaltar befindlichen Grabmals des Papstes Paul III, geschaffen vom Bildhauermeister Guglielmo della Porta, glaubten schon Zeitgenossen, eine Statue seiner Schwester, der „Bella Julia“, zu erkennen. Der Stein sei so lebendig und voll erotischer Ausstrahlung gewesen, dass immer wieder junge Männer vor ihm zu „unsittlichen Handlungen“ hingerissen wurden. Um 1600 ließ daher der Vatikan diese liegende, ursprünglich nackte Figur mit einem Metallhemd aus Blei bekleiden, das sich noch im 18. Jahrhundert gegen ein Trinkgeld entfernen ließ.


DIE VIER SCHÖNHEITEN CHINAS

1

Xi Shi

Xi Shi (geboren um 506 vor Christus; Todesjahr unbekannt) ist eine der Vier Schönheiten des antiken Chinas. Sie hat zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen in Zhuji, der Hauptstadt des antiken Staates Yue, gelebt.
Xi Shi war so schön, dass die Fische von ihrer Schönheit geblendet waren, wenn sie sich über den Balkon lehnte, um sich im Teich anzusehen, dass die Fische das Schwimmen vergaßen und langsam auf den Grund sanken. „Xi Shi lässt die Fische sinken“.
Xi Shis Vater war ein Holzfäller, der im Westen des Dorfes Huansha lebte; deshalb ist ihr Spitzname Xi „West“. Als Xi Shis Herr, König Guo-jian von Yue einen Krieg gegen König Fu-chai von Wu verlor, plante er mit seinem Berater Wen Zhong Rache, die sogenannte „Strategie der Schönheit“. Es war bekannt, dass König Fu-chai schönen Frauen nicht widerstehen konnte. Der Minister Fan Li stieß dann auf die hübschen Frauen Xi Shi und Zheng Dan. Beide wurden König Fu-chai von Wu übergeben, so dass er sich nicht mehr mit dem Regieren befasste und auch nicht auf die Warnungen seines Generals Wu Zi-xu reagierte. König Fu-chai ließ sogar den Guanwa-Palast (Palast der schönen Frauen) erbauen. König Guo-jian führte schließlich seinen Gegenschlag aus und besiegte die Armee von Wu. König Fu-chai wählte daraufhin den Freitod.
Xi Shi lernte mit einer außergewöhnlichen Grazie zu gehen und übte auf den Stadtmauern, so dass jeder sie sehen konnte. Die Menschen wurden so von ihrer Arbeit abgelenkt. Nach kurzer Zeit zahlten die Leute Geld, um Xi Shi auf Märkten zu sehen. Nach drei Jahren waren die Menschen und der König von Wu so abgelenkt und verweichlicht, dass es ein Leichtes für König Guo-jian war, das Wu-Reich zu besiegen.
Einige Gelehrte sind der Auffassung, dass Xi Shi und Zheng Dan nicht die Namen von zwei Frauen waren sondern lokale Begriffe für „Schönheit“ und „Exzellenz“.
In einigen Geschichten wurde Xi Shi später die Frau von Fan Li. Nach einer anderen Geschichte ertrank Xi Shi in einem Fluss.
Nach einer Anekdote lief Xi Shi aufgrund von Halschmerzen mit gerunzelter Stirn umher. Das hässlichste Mädchen des Dorfes, Dong Shi, ahmte diesen Gesichtsausdruck nach und wurde noch hässlicher. Bei ihrem Anblick suchten die Menschen das Weite. So entstand das Sprichwort „Dong Shi runzelt ihre Stirn“, was so viel bedeutet wie „blindes Kopieren mit groteskem Ergebnis“.
Die taiwanischen Betelnuss-Mädchen (Binlang Xi-shi) sind nach Xi Shi benannt.


2

Wang Zhaojun

Wang Qiang war die historische Gestalt zu der Legendenfigur Wang Zhaojun, die sich nicht einwandfrei voneinander trennen lassen. Die kaiserliche Gemahlin war eine der Vier Schönheiten des alten China, die im ersten Jahrhundert vor Christus während der Westlichen Han-Dynastie lebte.
Kaiser Han Yuan-di sandte diese Angehörige seines Harems − die er nicht persönlich kannte − als Braut an den Khan der Xiongnu, um den Frieden an der nordwestlichen Grenze des Reichs zu wahren.
Wang Qiang soll im Dorf Bao-pin in der Provinz Zi-gui geboren sein. Sie war hübsch, intelligent und in allen Künsten sehr begabt. Als der Kaiser Yuan den Thron bestieg, ließ er aus jeder Provinz des Reichs die schönste Frau aussuchen und in die Hauptstadt bringen. Wang Qiang wurde, obwohl noch minderjährig, als Schönste ihrer Provinz an den Kaiserhof in Tschang-an entsandt. Anders als die anderen Hofdamen weigerte sie sich, den korrupten Hofmaler Mao zu bestechen. Mao fertigte die Porträts der kaiserlichen Konkubinen an, nach denen der Kaiser seine Besuche auswählte. Aufgrund des unvorteilhaften Porträts durch Mao besuchte Kaiser Yuan die schöne Wang Qiang niemals.
Da besuchte der Khan Huhanye von den Xiongnu den Kaiserhof, um nach einer militärischen Niederlage Tribut an den Kaiser zu leisten. Um den Frieden mit dem Barbarenfürsten nachhaltig zu wahren, stimmte Yuan dem Ersuchen von Huhanye zu, ihm eine kaiserliche Tochter zur Frau zu geben. Als solche „Tochter“ kam eine tatsächliche Verwandte des Kaisers nicht in Frage, weshalb eine Freiwillige unter den Konkubinen gesucht wurde, die dem Khan als Kaisertochter präsentiert werden sollte. Wang Zhaojun erklärte sich dazu bereit, ihr Luxusleben im Harem gegen das Zelt eines barbarischen Fürsten zu tauschen.
Kaiser Yuan wurde erneut das offizielle, nicht ansprechende Bildnis Wangs vorgelegt, woraufhin er seine Zustimmung gab. Bei der offiziellen Präsentation der Braut an ihren künftigen Gemahl bekam Kaiser Yuan die schöne Wang erstmals selbst zu Gesicht, doch nun war es zu spät, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Der Hofmaler Mao wurde aufgrund seiner Täuschung des Kaisers enthauptet. Der Kaiser korrespondierte noch mehrmals mit der für ihn verlorenen Schönheit, bevor er im selben Jahr starb.
Am Hof der Hunnen wurde Wang die Lieblingsgefährtin des Khans und gebar ihm zwei Söhne und eine Tochter, von denen der Sohn Yituzhiyashi und die Tochter Yun überlebten; Yun wurde als Yimuo später eine wichtige Figur in den Xiongnu-Xin-Beziehungen. Nach dem Tod von Huhanye bat Wang Zhaojun um die Rückkehr in die Heimat, Kaiser Han Cheng-di verweigerte die Bitte. Somit wurde Wang nach Xiongnu-Brauch die Frau des folgenden Khans der Xiongnu. In dieser Ehe gebar sie zwei Töchter. In den Jahren, in denen Wang bei den Xiongnu weilte, gab es keine Auseinandersetzungen mit dem Han-Reich, weshalb sie als Ninghu Yanzhi („friedenssichernde Gemahlin“) verehrt wurde.
Die bekannteste Erzählung, nach der Wang Zhaojun auch ihren Beinamen erhielt, ist die, dass das traurige Klagelied der Exilierten auf ihrer Reise ins Lager der Xiongnu einen Schwarm Wildgänse anzog, die dann beim Anblick ihrer Schönheit vergaßen, mit ihren Flügeln zu schlagen und zu Boden stürzten.
In der inneren Mongolei existiert ein Grabhügel mit Pagoden und Statuen, der an Wang Zhaojun erinnert.


3

Diao-chan

Diao-chan ist die einzige der Vier Schönheiten Chinas, über die keine historischen Berichte vorliegen. Womöglich ist sie eine fiktive Gestalt. Sie soll unter der späten Östlichen Han-Dynastie gelebt haben und im Jahr 162 nach Christus geboren sein. Aus den Dokumenten dieser Zeit geht hervor, dass der General Lü Bu eine Affäre mit einem Dienstmädchen seines Herrn Dong Zhuo hatte. Diao war kein gebräuchlicher Familienname in China und bedeutete „Zobelschweif“, Chan bezeichnet „Jadeschmuck in der Gestalt von Zikaden“. Beides trugen die hohen Beamten zu dieser Zeit an ihrem Hut.
In dem Roman „Die Geschichte der Drei Reiche“ beteiligt sich Diao-chan an einer Verschwörung des Beamten Wang Yun, um den Krieger Lü Bu dazu zu bringen, seinen Herrn und Adoptivvater Dong Zhuo zu ermorden. Dazu wird sie gleichzeitig Dong Zhuos Konkubine und Lü Bus Verlobte. Sie bringt die beiden durch ihren Charme und die Eifersucht der zwei Männer gegeneinander auf. Li Ru durchschaut die Schliche der Tänzerin und empfiehlt seinem Herrn, sie lieber Lü Bu zu überlassen. Aber Dong Zhuo betont, dass kein Krieger ihm dasselbe bedeute wie Diao-chan, und droht Li Ru mit der Hinrichtung. Diao-chan wickelt indes Lü Bu um ihren Finger und sagt ihm, dass sie unglücklich mit Dong Zhuo sei und nur mit Lü Bu zusammen zu sein wünsche. Lü Bu gerät in Wut und tötet Dong Zhuo. Kurz darauf muss er fliehen und Diao-chan geht mit ihm. Sie begleitet ihn auf den Feldzügen gegen Cao Cao und der Eroberung von Puyang. Nachdem Lü Bu bei Xia-pi von Cao Cao geschlagen wird, wird Diao-chan nicht mehr im Roman erwähnt.


4

Yang Gue-fei

Yang Gue-fei (Zweite Konkubine Yang; geboren am 26. Juni 719; gestorben am 15. Juli 756), geborene Yang Yu-huan, war eine Konkubine Kaiser Xuan-zongs und zählte zu den Vier Schönheiten des alten China.
Geboren wurde sie in Yongle, doch stammt ihre Familie aus Huayin und Hongnong. Einer ihrer Vorfahren war Yang Xuan-yan, genannt Si-hu, ein hoher Finanzbeamter..
Ein paar Jahre nach dem Tod ihres Vaters heiratete die sechzehn Jahre junge Lady Yang den gleichaltrigen Prinzen Shou Li Mei, einen Sohn Kaiser Xuan-zongs.

 Drei Jahre nach dem Tod von Xuan-zongs Gemahlin Wu Hui-fei, arrangierte der hochrangige Eunuch Gao Li-shi für Xuan-zong ein Treffen mit Lady Yang im Wasserpalast zu Xingwen. Auf Geheiß des Kaisers ließ sie sich von ihrem prinzlichen Gatten scheiden und trat unter dem Namen Tai-zhen („Höchste Wahrheit“) in ein Nonnenkloster ein.
Prinz Shou heiratete schließlich erneut, nämlich die Tochter des Generals Yuan Zhao-xun. Lady Yang wurde seine Konkubine, unterhielt aber auch sexuelle Beziehungen zum alternden Kaiser Xuan-zong. Lady Yang hatte eine ausgeprägte Vorliebe für Litschis. Da sie nur in Südchina wuchsen, ließ sie der Kaiser von berittenen Eilboten-Staffeln von Guangdong und Sichuan nach Tschang-an schaffen. Zahllose Dichter besangen Yang Gue-feis Schönheit, darunter Li Tai-Bo und Bo Djü-I.
Etliche von Lady Yangs Verwandten rückten daraufhin in höchste Staatsämter auf. Als sie nach dem Tode der kaiserlichen Vertrauten Li Lin-fu versuchte, ihren Vetter Yang Guo-zhong in das Amt des Staatskanzlers zu hieven, kam es zum offenen Konflikt mit General An Lu-shan, der seinerseits Ambitionen auf diesen Posten hatte. Nach der Ernennung Yang Guo-zhongs brach die als An-Lu-shan-Aufstand bekannt gewordene Militärrevolte aus, die die Dynastie an den Rand des Abgrunds bringen sollte.
Zuletzt musste der Kaiser sogar samt Gefolge nach Chengdu in Sichuan fliehen. In der Nähe von Mawei in der Provinz Shaanxi verlangten die mitreisenden Soldaten, die den Yang-Clan für den Aufstand verantwortlich machten, den Tod von Yang Guo-zhong und Yang Gue-fei. Ob Yang Gue-fei freiwillig Selbstmord beging, zum Selbstmord gezwungen oder umgebracht wurde, ist unklar; jedenfalls starb sie durch Erhängen. Als Xuan-zong im folgenden Jahr Lady Yangs Leichnam in Mawei bergen lassen wollte, fand er ihn nicht mehr vor. Auf dieser Grundlage entstand der Mythos, sie sei gar nicht gestorben, sondern habe vielmehr nach Japan fliehen und dort unbehelligt bis ans Ende ihrer Tage leben können.
Angeblich hatte Yang Gue-fei leichtes Übergewicht, was damals aber durchaus gefragt war. Als „fettleibig“, wie dies in manchen Quellen kolportiert wird, war sie nicht zu bezeichnen. Oft wurde sie mit der erheblich zarteren, jedoch ebenfalls für ihre Schönheit weithin gerühmten Kaiserin Zhao Fei-yan verglichen, der Gemahlin des Han-Kaisers Han Cheng, die ebenfalls Selbstmord begangen hatte. Dies führte zu dem chinesischen Ausdruck „yan-shou huan-fei“, der noch heute, insbesondere im Zusammenhang mit Freudenmädchen, die ganze Bandbreite weiblicher Schönheit umreißt.


DAS EVANGELIUM NACH JUDAS ISKARIOTH

Der geheime Bericht über die Offenbarung, die Jesus während einer Woche, drei Tage bevor er das Osterfest feierte, dem Judas Iskarioth offenbarte.
Als Gottes Sohn auf Erden erschien, vollbrachte er ein großes Werk zur Rettung der Menschheit. Und einige beschritten den Weg der Heiligkeit, während viele die Straße der Sünde wandelten, und wurden von Jesus zwölf Apostel berufen.
Er begann, mit ihnen über die Geheimnisse des Himmelreichs und über das Geschehen am Ende der Zeit zu sprechen. Oft erschien er seinen Jüngern nicht in der Gestalt eines Mannes, sondern in der Gestalt eines Kindes...
Einst war Jesus mit seinen Jüngern in Judäa und sie lagen zu Tische in frommer Andacht. Als er sie sah, wie sie bei Tische lagen und im Gebet mit dem heiligen Brot die Danksagung darbrachten, lachte er vor Freude. Die Jünger sprachen zu ihm: "Meister, warum lachst du über unsere Danksagung? Wir haben getan, was heilig ist." Er antwortete und sprach zu Ihnen: "Ich lache euch ja nicht aus. Ihr habt diese Eucharistie nicht aus eigenem Antrieb getan, sondern zum Lobpreis eures Gottes". Sie sprachen: "Meister, du bist der Sohn Gottes." Jesus sprach zu ihnen: "Woher wisst ihr das? Gott hat euch das offenbart! Wahrlich, ich sage euch, es ist werden Menschengeschlechter kommen, die mich kennen werden wie ihr."
Als Jesus aber den Mangel an Erkenntnis bei den Jüngern sah, sprach er zu ihnen: "Warum werdet ihr so schnell zornig? Gott, der mit euch ist, hat Er eurer Seele Zorn hervorgerufen? Lasst jeden, der unter den Menschen mutig genug ist, den heiligen Menschen in sich schaffen und vor mein heiliges Antlitz treten." Die Jünger sprachen: "Wir haben die göttliche Kraft." Doch ihr Geist war zu demütig, vor Christus zu treten – das wagte nur Judas Iskariot. Er wagte es, vor Jesu heiliges Antlitz zu treten, wagte es aber nicht, Jesus in die Augen zu schauen, und Judas wandte den Blick von Jesus ab.
Und Judas sprach zu Jesus: "Ich weiß, wer du bist und woher du gekommen bist. Du kommst aus dem ewigen Reich der Göttin Barbelo, und ich bin es nicht wert, den Namen derer zu nennen, die dich gesandt hat."
Wohl wissend, dass Judas sich eine höheren Berufung als die Apostel einbildete, sprach Jesus zu Judas: "Tritt zur Seite! Ich werde dir die Geheimnisse des Himmelreichs offenbaren. Du könntest in den Himmel kommen, müsstest jedoch vorher schwere Leiden ertragen. Aber ein anderer wird deinen Platz einnehmen, und die zwölf Apostel werden mit ihrem Herrn und Gott eins werden."
Und Judas sprach zu Jesus: "Wann wirst du mir die Geheimnisse des Himmelreichs kundtun? Und wann wird der große Tag des Gerichts für dieses Menschengeschlecht anbrechen?" Als Judas dies sprach, verließ ihn Jesus.
Am Morgen danach erschien Jesus seinen Jüngern erneut. Sie sprachen zu ihm: "Meister, wo warst du, und was hast du getan?" Jesus sprach zu ihnen: "Ich ging zu einem erhabenen und heiligen Geschlecht."
Seine Jünger sprachen zu Jesus: "O Herr, was ist das für ein erhabenes und heiliges Geschlecht, das uns Menschen überlegen ist und das seliger ist als wir Jünger und das nicht von dieser Welt ist?" Als Jesus diese Worte hörte, lachte er fröhlich und sprach zu den Aposteln: "Wahrlich, ich sage euch, keiner, der auf Erden geboren wird, wird jenes Geschlecht schauen, und kein Engel der Sterne wird über jenes heilige und erhabene Geschlecht herrschen, und kein sterblicher Mensch kann mit jenem Geschlecht Umgang haben. Dieses Menschengeschlecht ist von dem Geschlechte Adams. Jenes Geschlecht ist von einem andern Geschlecht."
Als Jesu Jünger dies vernahmen, waren sie enttäuscht. Sie brachten kein Wort mehr heraus.
An einem anderen Tag trat Jesus zu den Aposteln. Sie sprachen zu Jesus: "Meister, wir haben Dich in einer Vision geschaut, als wir heilige Träume hatten.“ Jesus sprach: "Warum habt ihr, als ihr von mir geträumt habt, euch im Gebüsch versteckt?"
Die Apostel sagten: "Wir sahen ein schönes Gotteshaus mit einem erhabenen Altar darin; Priester waren da und der Name. Und eine Menschenmenge kniete vor jenem Altar, bis die Priester das Opfer dargebracht und die Menschen die Gabe empfingen. Und wir warteten weiter." Und Jesus sprach: "Wie waren die Priester, die ihr saht?"
Die Apostel sagten: "Einige schändeten Knaben und Mädchen, andere schwängerten ihre Mägde. Einige schliefen mit Männern. Einige waren an Morden beteiligt. Einige begingen eine Vielzahl von Sünden. Und die Priester, die vor dem Altar standen, riefen deinen Namen an und brachten dein Opfer dem Vater dar." Nachdem die Apostel dies gesagt hatten, schwiegen sie, denn sie waren sehr traurig.
Und Jesus sprach zu den Aposteln: "Warum seid ihr so traurig? Wahrlich, ich sage euch, alle Priester, die vor dem Altar standen, rufen meinen Namen an. Und wiederum sage ich euch, dass mein Name geschrieben steht auf den Stirnen der Priester alle Zeiten der Sterne durch alle Menschengeschlechter hindurch. Und einige von ihnen pflanzten in meinem Namen schlechte Feigenbäume, die keine Frucht bringen."
Und Jesus sprach zu den Aposteln: "Die Priester, die ihr am Altar das Opfer darbringen saht und die Gabe ausspenden, sind die Nachfolger der Apostel. Viele Menschen sind es, die von schlechten Priestern vom rechten Weg abgebracht werden. Aber die rechten Priester werden vor meinem Altar stehen und meinen Namen anrufen, und Generationen von Frommen werden mir treu bleiben. Aber es kommen Zeiten, da stehen am Altar Mönche, die gerne Huren betrachten oder Huren beschlafen oder Kinder schänden oder mit Männern schlafen, obwohl sie doch im Zölibat leben, und andere Menschen stehen um die schlechten Priester im Kreis herum, die sich des Kindesmordes, der Übertretung des Gesetzes und der Sünde hingeben und dennoch sagen: Wir sind wie Engel... Aber die Engel sind die Sterne, die alles zur Vollendung bringen. Denn dem Menschengeschlechtern wird gesagt: Siehe, Gott hat dein Opfer aus den Händen eines Priesters empfangen. Und es ist der Herr, der Herr des Universums, der verheißt: Für Priester und Mönche, die Kinder schänden, wäre es besser, sie würden mit einem Mühlstein um den Hals im Meer ersäuft!'"
Und Jesus sprach zu den Aposteln: "Bringt das rechte Opfer dar auf dem Altar, da über euch eure Sterne und eure Engel sind und alles bereits zur Vollendung gelangt ist. Schützt euch vor den Wölfen im Schafspelz und entsagt der Sünde. Ein einziger Bäcker kann die ganze Schöpfung unter dem Himmel ernähren.."
Und Jesus sprach zu den Aposteln: "Jeder von euch hat seinen eigenen Stern und jeder von euch hat seinen eigenen Engel. Und gekommen ist der Frühling für den Baum dieser Welt in einer gewissen Zeit, er muss kommen, in Gottes Paradies wird er stehen, und das Geschlecht, das leben wird, da es den Gang des Lebens nicht befleckt hat, das wird bis in alle Ewigkeit selig sein.“
Und Judas sagte zu Jesus: „Meister, was für eine Frucht wird das Menschengeschlecht hervorbringen?" Und Jesus sagte: "Die Körper aller Menschen werden sterben. Wenn die Menschen aber das Königreichs betreten haben und den Geist aushauchen, werden ihre Körper verwesen, doch ihre Seelen werden unsterblich sein und hinauffahren zu mir."
Und Judas sprach: "Und was werden die anderen Menschen tun?" Und Jesus sprach: "Es ist unmöglich, Samen auf Stein zu säen und Früchte zu ernten. Dies ist der Weg des befleckten Geschlechts. Aber Sophias Hand, die die sterblichen Menschen erschuf, wird sorgen, dass die Seelen der Gerechten in das ewige Reich aufsteigen. Wahrlich, ich sage dir, Engel führen die heiligen Geschlechter in den Himmel." Nachdem Jesus dies gesagt hatte, ging er von dannen.
Und Judas sprach: "Meister, da du nun alle Apostel angehört hast, höre auch mich an, denn ich hatte eine große Vision."
Als Jesus dies hörte, lachte er und sprach zu Judas: "Du dreizehnter Dämon! Warum mühst du dich so ab? Aber sprich dich aus, ich werde es ertragen können."
Und Judas sprach: "In der Vision sah ich, wie die zwölf Jünger mich erbarmungslos verfolgten. Und ich kam auch zu der Stelle, die nach dir benannt ist. Und ich sah ein goldenes Haus, und meine Augen konnten seine Größe nicht erfassen. Hohe Menschen standen um das Haus herum, das ein Laubdach hatte. In der Mitte des Hauses war eine Menschenmenge und die Menschen sagten: "Meister, führe uns zusammen mit dir."
Und Jesus antwortete und sprach: "Ach Judas, dein Stern hat dich in die Irre geführt. Kein Sünder ist würdig, das goldene Haus zu betreten, das du sahst, denn dieser Ort ist den Heiligen vorbehalten. Weder die Sonne noch der Mond werden dort scheinen, auch nicht das Licht einer Lampe, doch die Heiligen werden für immer dort wohnen, im ewigen Reich, mit den heiligen Engeln. Siehe, ich habe dir die Geheimnisse des Himmels offenbart, und ich habe dich darüber belehrt, dass dich dein Stern irregeführt hat. Es schicken die Sterne viel Irrtum in den zwölf Zeitaltern."
Und Judas sprach: "O Meister, könnte es sein, dass mein Samen unter der Gewalt des Herrschers der Lüfte steht?"
Jesus antwortete ihm und sprach: "Siehe, ich sehe, dass du dich sehr grämen wirst, wenn du das Himmelreich und das ganzes Geschlecht der Heiligen von Ferne sehen wirst."
Als Judas dies hörte, sprach er zu Jesus: "Wofür ist es gut, dass ich diese Offenbarung empfangen habe? Denn hast du mich nicht auserwählt für dieses Geschlecht?"
Jesus antwortete und sprach: "Du wirst der dreizehnte Dämon sein, und du wirst von den Geschlechtern der Heiligen verflucht werden. Am Ende aller Tage werden sie deine Erhebung in den Kreis der Apostel verfluchen."
Und Jesus sprach: "Komm, damit ich dich über die Geheimnisse belehren kann, die kein Mensch jemals zuvor erkannte. Denn es besteht ein großes, unendliches Reich, dessen Ausdehnung kein Engel jemals wahrnahm und in dem ein großer unsichtbarer Geist waltet,

Den niemals sah das Auge eines Engels,
Des Herzens Denken kann ihn nicht begreifen,
Es rief ihn niemand je bei seinem Namen.

Und dort erschien eine leuchtende Wolke. Der Vater sprach: Ich erschaffe mir einen Engel als Diener.
Der göttliche Ewige erschien in einer Wolke. Durch den Ewigen wurden vier Engel aus einer anderen Wolke geschaffen, und diese wurden Diener des göttlichen Ewigen. Der Ewige sprach: Ich lasse den Kosmos entstehen, und es entstand der Kosmos. Und er erschuf das erste Gestirn, den Kosmos zu beherrschen. Er sprach: Ich lasse Engel entstehen, mir zu dienen. Und es erschienen Engelscharen ohne Zahl. Er sprach: Ich lasse ein erleuchtetes Zeitalter entstehen. Und der Äon entstand. Er erschuf das zweite Gestirn, den Kosmos zu beherrschen, zusammen mit zahllosen Engelscharen, die dem Ewigen ihre Dienste anboten. So erschuf er auch die anderen erleuchteten Zeitalter. Er ließ die Engel über die Zeitalter herrschen, und er erschuf unzählige Engelscharen als Helfer.
Adam war in der ersten leuchtenden Wolke, die kein Engel jemals unter all jenen, die Götter' genannt werden, gesehen hat. Er ist das Bild nach dem Bilde des Ewigen. Der Ewige ließ das unbestechliche Geschlecht Seths erscheinen und die zwölf Geister und die vierundzwanzig Geister. Er ließ nach dem Willen des Geistes im unbestechlichen Geschlecht zweiundsiebzig Gestirne erscheinen. Die zweiundsiebzig Gestirne ließen nach dem Willen des Geistes dreihundertsechzig Gestirne erscheinen.
Die zwölf Zeitalter der zwölf Gestirne stellen ihren himmlischen Vater mit sechs Himmeln für jedes Zeitalter dar, so dass es zweiundsiebzig Himmel für die zweiundsiebzig Gestirne gibt und fünf Firmamente für insgesamt dreihundertsechzig Firmamente. Die Himmel erhielten die Herrschaft und eine große Heerschar von Engeln zu Ruhm und Ehre und unberührte Geister zu Ruhm und Ehre aller Zeitalter."
Die Vielzahl dieser Unsterblichen wird vom himmlischen Vater Kosmos genannt, und ebenso die zweiundsiebzig Gestirne, die mit dem Ewigen sind, und seine zweiundsiebzig Zeitalter. Im Kosmos erschien der erste Mensch mit seinen unverderblichen Kräften. Und das Zeitalter, das mit diesem Geschlecht anbrach, das Zeitalter, in welchem die Wolke der Weisheit und der Engel existiert, wird genannt das Zeitalter des Menschen. Und der Ewige sprach: Ich lasse zwölf Engel erscheinen, die das Chaos und die Unterwelt beherrschen. Und siehe, aus der Wolke erschien ein Engel, auf dessen Angesicht Flammen zuckten und dessen Erscheinung mit Blut besudelt war. Sein Name war Nebro, was Revolutionär bedeutet. Ein anderer Engel, Saklas, kam ebenfalls aus dieser Wolke. So brachte Nebro sechs Engel als Diener hervor, und diese schufen zwölf Engel in den Himmeln, wobei jeder einen Teil der Himmel empfing.
Die zwölf Herrscher sprachen zu den zwölf Engeln: Lasst einen jeden von herrschen über ein Geschlecht als Engel. Der erste Engel ist Seth, der zweite ist Harmathot, der dritte ist Galila, der vierte ist Yobel, der fünfte ist Adonaios. Dies sind die fünf Engel, die über die Unterwelt herrschten und über das Chaos.
Da sprach der Demiurg zu den Engeln: Lasst uns nach dem Bilde Gottes ein menschliches Wesen erschaffen. Und die Engel formten Adam und seine Gefährtin Eva, die in dem Himmel Zoe genannt wird. Denn mit diesem Namen suchen alle Geschlechter die Frau und rufen sie bei diesem Namen. Und der Herr sagte zu Adam: Du wirst mit deinen Söhnen lange leben.'"
Und Judas sprach zu Jesus: "Wie lange wird der Mensch leben?" Und Jesus sprach: "Warum wunderst du dich darüber, dass Adam mit seinem Geschlecht sein Leben lang an dem Ort gelebt hat, an dem er sein Königreich empfing, und zwar war er unsterblich wie sein Herr."
Und Judas fragte Jesus: "Kann der menschliche Geist nicht sterben?" Und Jesus sprach: "Dies ist der Grund dafür, dass Gott dem Erzengel Michael den Befehl gab, den Menschen ihren Geist als Gabe einzuhauchen, so dass die Menschen Gott dienen können. Doch der große Gott befahl auch dem Erzengel Gabriel, dem überirdischen Geschlecht Leben zu gewähren, das heißt Geist und Seele.
Geist ist in diesem Fleisch, das mitten unter den Geschlechtern der Engel wohnt. Doch Gott sah, dass Adam und die Frau und die beiden Söhne, die mit ihm waren, Weisheit empfingen, so dass die Könige des Chaos und der Unterwelt nicht über sie herrschen konnten."
Und Judas fragte Jesus: "Was werden die Geschlechter der Menschen tun?" Und Jesus sprach: "Wahrlich, ich sage euch, für sie alle werden die Angelegenheiten vom Himmel vollendet. Wenn der Demiurg die Zeit vollendet hat, wird der Stern erscheinen, und die Menschen werden nicht das tun, was sie zu tun versprochen haben. Sie werden die Ehe brechen und Kinder im Mutterschoß ermorden und werden meinen Namen entweihen, und es wird dein Stern über dem dreizehnten Zeitalter erscheinen."
Daraufhin lachte Jesus.
Und Judas sprach: "Meister, warum lachst du?"
Und Jesus antwortete und sprach: "Ich lache nicht meine Jünger aus, sondern lache über die die Irrsterne, denn diese Irrsterne ziehen mit Kämpfern umher, und sie alle werden gemeinsam mit ihren Dienern vernichtet werden."
Und Judas sprach zu Jesus: "Siehe, was werden die in deinem Namen Getauften tun?"
Und Jesus sprach: "Wahrlich, ich sage dir, diese Taufe ist das Bad der Wiedergeburt im Geist und verherrlicht meinem Namen und den Namen meines Gottes. Wahrlich, ich sage dir, Judas, viele von denen, die getauft sind, werden viel Böses tun. Doch du wirst sie alle übertreffen, denn du wirst den Menschen verraten, der Gott ist.

Erhoben wurde schon dein Horn,
Entfacht ist schon dein Grimm und Zorn,
Schon leuchtet auf dein finstrer Stern,
Dein Herz verraten wird den Herrn.

Wahrlich, in den letzten Zeiten wird der Mensch sich grämen, aber der Herrscher der Lüfte wird vernichtet werden. Und dann wird das Bild des großen Geschlechts Adams erhöht werden, denn vor dem Himmel, der Erde und den Engeln besteht das menschliche Geschlecht, das aus dem ewigen Reich stammt. Siehe, dir ist alles gesagt worden. Erhebe deine Augen und blicke auf die Wolke und das Licht in ihr und die zwölf Sterne, die sie umgeben. Der Stern, der dir vorangeht, ist dein böser Stern."
Judas erhob die Augen und sah die leuchtende Wolke. Die auf der Erde Stehenden vernahmen eine Stimme, die aus der Wolke kam und sagte: „Das Geschlecht Adams und Evas ist Gottes Bild.“
Aber die Hohepriester murrten, weil Jesus zum Beten in den Abendmahlssaal gegangen war. Einige Schriftgelehrte waren dort und beobachteten ihn aufmerksam, um ihn beim Beten gefangen zu nehmen, aber sie fürchteten sich vor dem Volk, da ihn alle für einen Propheten hielten.
Die Hohepriester traten an Judas heran und sprachen zu ihm: "Was tust du? Bist du auch einer der Jünger Jesu?"
Judas sagte ihnen, was sie hören wollten. Und er nahm Geld von ihnen und verriet Jesus, den Sohn Gottes.


DIE ZEICHEN DES GERICHTS IM ISLAM


1

Die kleineren Zeichen
Mohammed sagte: “Zu den Zeichen der Stunde gehört, dass unkeusche Taten weit verbreitet erscheinen, dass die Leute sich anstrengen, sie zu begehen, das Zertrennen der Verwandtschaftsbande und das Vertrauen in Betrüger.“
Mohammed sagte: “Zu den Zeichen der Stunde gehört die Überfülle des Reichtums, die Vermehrung der Unwissenheit, zahllose Versuchungen und weit verbreiteter Handel und Geschäfte.”


2

Eine Einleitung zu den großen Zeichen
“Der Gesandte Gottes kam plötzlich zu uns, als wir gerade in eine Diskussion vertieft waren. Er sagte: Worüber sprecht ihr? Die Gefährten sagten: Wie sprechen über die letzte Stunde. Daraufhin sagte er: Sie wird nicht eintreffen, bevor ihr zehn Zeichen seht. Und in diesem Zusammenhang nannte er den Rauch, den Dajjal, das Biest, das Aufgehen der Sonne vom Westen, die Wiederkunft Jesu, dem Sohn Marias (Friede sei mit Ihm), Gog und Magog und Erdbeben an drei Orten, einer im Osten, einer im Westen und einer in Arabien, am Ende derer ein Feuer brennen wird, das von Jemen kommt und die Menschen zum Ort ihrer Versammlung treibt.’”
Mohammed sagte: “Die letzte Stunde wird nicht eintreten, bevor die zehn Zeichen erschienen sind: ein Erdbeben im Osten und ein Erdbeben im Westen und ein Erdbeben auf der arabischen Halbinsel, der Rauch, der Dajjal, das Biest der Erde, Gog und Magog, das Aufgehen der Sonne vom Westen her und das Feuer, das vom niedrigeren Teil Jemens ausbricht.” In einem Hadith wird berichtete, dass Mohammed das zehnte Zeichen nicht erwähnte, aber er sagte, dass eines davon die Wiederkunft Jesu Christi, des Sohnes der Maria (Friede sei mit ihnen), sein wird, und in einer anderen Version ist es das Blasen des heftigen Sturmes, das die Menschen zum Meer treiben wird.
Mohammed sagte: “Beeilt euch, gute Taten zu verrichten, bevor sechs Dinge passieren: das Aufgehen der Sonne von Westen, der Rauch, der Dajjal, das Biest, und der Tod eines von euch oder der allgemeine Aufruhr.”
Bedenke, dass Mohammed in diesem Hadith den “Tod eines von euch” erwähnte. Dies ist auch eine Art „Stunde“. Obwohl es interessant und wichtig ist, die großen Zeichen der Stunde zu lernen und zu kennen, ist für diejenigen, die nicht Zeugen der letzten Tage werden, dies – ihr Tod – ihre Stunde, auf die sie sich vorbereiten müssen und die viele von ihnen vernachlässigen. Als ein Beduine zu Mohammed kam und ihn fragte: “Wann ist die Stunde?” zeigte Mohammed auf einen kleinen Jungen und sagte: „Wenn dieser Junge lebt, kommt die Zeit, wenn er alt und gebrechlich wird, dann wir deine Stunde bereits gekommen sein.”
Die erste Gruppe dieser Zeichen sind jene, die auf dieser Erde auftreten, ohne dass sich das Wesen der Erde vollständig verändert. Dies sind Zeichen, die die Menschen ganz deutlich wachrütteln und dazu bringen sollen, vor Gott zu bereuen. Während dieser Zeichen gibt es nichts, das ultimativ zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen unterscheidet, noch gibt es irgendwelche eindeutigen Begebenheiten, die darauf hinweisen, dass die Auferstehung bevorsteht. Die Zeichen dieser Gruppe umfassen das Auftauchen des Dajjal, die Wiederkunft Jesu, Gog und Magog und die Erdbeben.
Die zweite Gruppe dieser großen Zeichen lässt keinen Zweifel daran, dass das tatsächliche Auftreten der Auferstehung und das Ende dieser Schöpfung gekommen ist. Außerdem wird es ein Unterscheiden zwischen Gläubigen und Ungläubigen geben. Daher wird es während und nach allen diesen Zeichen keine Frage nach der Reue oder der Umkehr zu Gott mehr geben. Zu jener Zeit wird es für ein Bereuen, das von Gott akzeptiert wird, zu spät sein. Zu den Zeichen dieser Gruppe gehören das Auftauchen des Biests, der Rauch und das Aufgehen der Sonne von Westen.
Mohammed sagte: “Die Zeichen sollen eines nach dem anderen erscheinen, wie Perlen an einem Band eine der anderen folgen.”
Mohammed sagte: “Die Zeichen sind wie Perlen die, an einer Schnur aufgereiht sind. Wenn die Schnur reißt, folgen sie schnell eine nach der anderen.”


3

Der Antichrist I
Mohammed sagte: “Es gab keinen Propheten, der das Volk nicht vor diesem einäugigen Lügner gewarnt hätte (dem Dajjaal, dem Antichrist).”
Mohammed machte deutlich, dass der Antichrist ein menschliches Wesen sein wird. Im allgemeinen sollte der wahre Gläubige nicht vom Antichrist getäuscht werden, denn der Prophet hat so eine deutliche Beschreibung von ihm gegeben, dass ihm sehr wenig Raum bleibt, um einen Gläubigen zu täuschen. Allerdings betont dies auch, wie wichtig es ist, Wissen über den Islam zu sammeln. Wenn jemand überhaupt nicht wüsste, wie Mohammed den Antichrist beschrieben hat, dann wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn er auf einige der Betrügereien und Täuschungen dieses scheußlichen Wesens hereinfiele.
Mohammed sagte: “Gott ist nicht einäugig und beachtet, dass der Antichrist auf dem rechten Auge blind ist und dass sein Auge wie eine verfaulte Traube ist.”
Mohammed sagte: “Es werden drei arabische Buchstaben zwischen den Augen des Antichrist geschrieben sein: Kaaf, Faa und Raa. Diese drei Buchstaben in dieser Reihenfolge bilden die Grundlage für das arabische Wort Kaafir, was Ungläubiger bedeutet.” Mohammed sagte, dass jeder Gläubige in der Lage sein würde, diese Buchstaben zu lesen.
Mohammed sagte: “Der Antichrist wird bei sich Wasser und Feuer haben und sein Feuer wird die Wirkung kalten Wassers haben und sein Wasser wird die Wirkung des Feuers haben, also zerstört euch nicht selbst.”
Ein Gefährte Mohammeds sagte: “Ich weißs mehr als ihr, was mit dem Antichrist kommen wird. Mit ihm werden zwei Kanäle, einer mit fließendem Wasser und einer mit Feuer, sein und das, was ihr als Feuer seht, wird Wasser sein, und was ihr als Wasser seht, wird Feuer sein. Wer also von euch in der Lage sein wird, das zu sehen, und Wasser wünscht, der sollte von dem trinken, was er als Feuer sieht.”
Mohammed sagte: “Er wird kommen, aber es wird ihm nicht erlaubt sein, die Gebirgspässe nach Medina zu betreten. Daher wird er bei einigen Landstrichen zum Stehen kommen die hohe Konzentrationen an Salz enthalten und deren Sickerwasser sie unfruchtbar sein lässt, angrenzend an die Stadt Medina, und eine Person wird hinauskommen, wo der Antichrist ist, und zu ihm sagen: Ich bezeuge die Tatsache, dass du der Antichrist bist, über den der Gesandte Gottes gesprochen hat. Der Antichrist wird dann zu seinen Anhängern sagen: Was würdet ihr davon halten, wenn ich diese Person töten und sie dann wieder zum Leben bringen würde, würdet ihr dann noch an dieser Angelegenheit zweifeln? Sie werden antworten: Nein. Er wird die Person dann töten und dann wieder zum Leben bringen. Wenn er sie wieder zu Leben zurückbringt, wird die Person sagen: Bei Gott, ich hatte keinen besseren Beweis für die Tatsache dass du der Antichrist bist, als den gegenwärtigen. Der Antichrist wird dann einen Versuch machen, ihn wieder zu töten, aber es wird ihm nicht gelingen.”


4

Der Antichrist II
Einer der vielen Aspekte, die man von der Geschichte des Antichrist lernen kann, ist, dass weltlicher Reichtum und weltlicher Erfolg nicht das sind, was den Wert und die Bedeutung einer Person ausmachen. Jemand könnte tatsächlich alles besitzen, was es auf der Welt gibt, wenn ihm der Glaube in seinem Herzen fehlt, ist er in Wirklichkeit nichts.
Einer der Gefährten Mohammeds sagte: „Keiner befragte den Gesandten Gottes mehr über den Antichrist als ich. Er sagte mir: Er sollte dir keinen Anlass zur Sorge geben, denn er wird nicht in der Lage sein, dir zu schaden. Ich sagte: Gesandter Gottes, es wird gesagt, er habe im Überfluss Nahrung und Wasser bei sich. Daraufhin sagte er: Er und seine Fähigkeit, die Gläubigen irrezuführen mit dem, was Gott gestattet hat, mit des Antichrist eigenen Händen große Mengen Nahrung und Wasser zu schaffen, ist nichts im Vergleich zu Gottes Fähigkeit, diese Ereignisse zu einer Quelle für verstärkten Glauben der Gläubigen zu machen.“
Mohammed sagte: „Es wird kein Land geben, durch das der Antichrist nicht kommt oder das er nicht durchquert außer Mekka und Medina, und es wird keinen Einreise- und keinen Ausreiseweg geben, der nicht von Engeln bewacht wird, die in Reihen aufgestellt sind. Dann wird er in manchen Landesteilen auftauchen, die hohe Konzentrationen an Salz enthalten und deren Sickerwasser sie unfruchtbar sein lässt, angrenzend an die Stadt Medina, und die Stadt Medina wird heftig beben, so dass jeder Ungläubige und jeder Heuchler sie verlässt und zum Antichrist zieht.”
Mohammed sagte: “Dem Antichrist folgen siebzigtausend Juden von Isfahan, die persische Tücher tragen.”
Ein Gefährte Mohammeds sagte: „Mohammed erwähnte eines Morgens den Antichrist Mal beschrieb er ihn als unbedeutend und mal beschrieb er seinen Aufruhr als sehr bedeutsam, und wir fühlten uns, als wäre er so nah wie die Büschel der Dattelpalmen. Als wir am Abend zu ihm kamen und er die Zeichen der Furcht in unseren Gesichtern las, sagte er: Was ist los mit euch? Wir sagten: Gesandter Gottes, du hast am Morgen den Antichrist erwähnt, und mal beschriebst du ihn als unbedeutend und mal hast du ihm sehr viel Wichtigkeit beigemessen, bis wir zu denken begannen, er wäre so präsent wie die Büschel der Dattelpalmen in der Nähe. Daraufhin sagte er: Ich sorge mich um euch wegen so vieler anderer Dinge als dem Antichrist. Wenn er hervorkommt, während ich bei euch bin, werde ich in eurem Interesse mit ihm kämpfen; wenn er aber hervorkommt, wenn ich nicht bei euch bin, muss ein Mann in seinem eigenen Interesse kämpfen, und Gott wird in meinem Interesse auf jeden Muslim acht geben und ihn vor seinem Übel bewahren. Der Antichrist wird ein junger Mann sein, mit krausen, kurzen Haaren und auf einem Auge blind. Ich vergleiche ihn mit Abd−ul−Uzza ben Qatan. Derjenige von euch, der so lange lebt, dass er ihn sieht, soll die ersten Verse der Sure al-Kahf lesen. Er wird auf dem Weg zwischen Syrien und Irak erscheinen und rechts und links Unheil verbreiten. O Diener Gottes! Halte fest am Weg der Wahrheit. Wir sagten: Gesandter Gottes, wie lange wird er auf der Erde bleiben? Er sagte: Vierzig Tage. Ein Tag ist wie ein Jahr und ein Tag wie ein Monat und ein Tag wie eine Woche und der Rest der Tage ist wie eure normalen Tage. Wir sagten: Gesandter Gottes, wird das Gebet eines Tages genügen für einen Tag, der einem Jahr gleicht? Daraufhin sagte er: Nein, aber ihr müsst die Zeit abschätzen und dann das Gebet verrichten. Wir sagten: Gesandter Gottes, wie schnell wird er sich auf der Erde bewegen? Daraufhin sagte er: Wie eine Wolke, die vom Wind getrieben wird. Er wird zu den Menschen kommen und sie zu einer falschen Religion einladen, und sie werden ihren Glauben an ihn erklären und darauf eingehen. Er wird dem Himmel befehlen, und es wird auf die Erde regnen und die Feldfrüchte werden wachsen. Dann werden am Abend ihre Weidetiere zu ihnen kommen mit ganz hohen Höckern und ihren Eutern voller Milch und ausgedehnten Flanken. Er wird danach zu anderen Menschen kommen und sie einladen. Aber sie werden ihn zurückweisen und er wird von ihnen fortgehen und für sie wird es eine Dürre geben und nichts an Wohlstand wird ihnen bleiben. Er wird dann durch das wüste Land gehen und zu ihm sagen: Bring deine Schätze hervor, und die Schätze werden heraus kommen und sich vor ihm versammeln wie ein Schwarm Bienen. Dann ruft er einen Mann, strotzend vor Gesundheit, und schlägt ihn mit dem Schwert und teilt ihn in zwei Stücke und legt diese Teile in einer Entfernung aus, die normalerweise der eines Schützen und seines Ziels entspricht. Dann ruft er diesen jungen Mann, und er wird lachend und mit vor Freude strahlendem Gesicht hervorkommen, und genau zu dieser Zeit wird Gott Christus, den Sohn Marias, schicken.“


5

Die Wiederkunft Jesu

Ein weiteres der erstaunlichen Zeichen kurz vor dem Tag des Gerichts ist die Wiederkunft Jesu, Gottes Segen und Frieden seien auf Ihm, hier auf diese Erde. Gott sagt im Koran:
“Und wegen ihrer Rede voll Stolz: Wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Gottes, getötet, - während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben Jesus nicht mit Gewißheit getötet. Vielmehr hat Gott ihn zu sich emporgehoben, und Gott ist allmächtig, allweise. Und es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird; und am Tage der Auferstehung wird er ein Zeuge gegen sie sein.”
Wie deutlich aus dem letzten Hadith unter dem Abschnitt über den Antichrist hervorgeht, wird die Wiederkunft Jesu dann stattfinden, wenn der Antichrist auf der Erde ist. Der Hadith geht folgendermaßen weiter:
“Der Antichrist wird dann eine Person rufen, die vor Jugend strotzt, und schlägt ihn mit dem Schwert und teilt ihn in zwei Stücke und legt diese Teile in einer Entfernung aus, die normalerweise der eines Schützen und seines Ziels entspricht. Dann ruft er diesen jungen Mann, und der wird lachend und mit vor Freude strahlendem Gesicht hervorkommen, und genau zu dieser Zeit wird Gott Christus, den Sohn Marias, schicken und er wird am weißen Minarett auf der Ostseite von Damaskus herabsteigen, bekleidet mit zwei mit Safran gefärbten Kleidungsstücken, und er hat seine Hände auf den Flügeln zweier Engel. Wenn er seinen Kopf senkt, werden Schweißperlen von seinem Haupt fallen, und wenn er ihn anhebt, werden die Tropfen wie Perlen herabrieseln. Jeder Ungläubige, der den Duft seines Daseins riecht, wird sterben, und sein Atem reicht so weit seine Augen sehen können. Er wird den Antichrist suchen, und er wird ihn beim Tor von Lud erwischen und wird ihn töten.”
Mohammed sagte: “Bei dem, in dessen Hand mein Leben ist, der Sohn Marias (Friede sei mit ihm) wird bald als gerechter Richter unter euch herabkommen. Er wird euch die Kreuze abnehmen, das Schwein töten und Jizyah abschaffen, und der Wohlstand wird in einem solchen Ausmaß fließen, dass keiner ihn annehmen wird.”
Mohammed sagte: “Jesus wird die junge Kamelstute verlassen und keiner wird sich bemühen, dafür Steuer zu sammeln. Niedertracht, gegenseitiger Hass und Eifersucht auf einander werden mit Sicherheit verschwinden und wenn er den Menschen befiehlt, Schätze anzunehmen, wird es kein einziger akzeptieren.” - “Frieden wird herrschen, und die Leute werden ihre Schwerter als Sicheln benutzen. Sogar die schädlichen Bestien werden harmlos gemacht; der Himmel wird Regen im Überfluss herab senden, und die Erde wird ihren Segen hervorbringen. Ein Kind wird mit einem Fuchs spielen und keinen Schaden nehmen; ein Wolf wird mit einem Schaf weiden und ein Löwe mit Rindern, ohne ihnen zu schaden.“
Mohammed sagte: “Was wird euer Zustand sein, wenn der Sohn Marias zu euch herabsteigt und ein Imam mit euch sein wird?”
Mohammed sagte: “Ein Teil meines Volkes wird nicht aufhören, für die Wahrheit zu kämpfen, und wird sich bis zum Tag der Auferstehung durchsetzen.” Dann sagte Mohammed: „Jesus, der Sohn Marias, wird dann herabsteigen und ihr Führer wird ihn einladen zu kommen und das Gebet zu führen, aber er wird sagen: Nein, einige von euch sind Befehlshaber über andere von euch. Dies ist die Ehre Gottes für dieses Volk.”
Mohammed sagte: “Dann werden die Menschen sieben Jahre erleben, in denen es unter zwei Personen keine Boshaftigkeit geben wird. Dann wird Gott einen kalten Wind von der Seite Syriens schicken, den keiner auf der Erde überlebt, der einen Funken Gutes oder Glauben in sich hat, sondern alle werden sterben, so dass sogar, wenn irgendeiner von euch dass Innerste der Berge betreten würden, so würde der Wind diesen Ort auch erreichen und seinen Tod verursachen.” Mohammed sagte weiter: „Nur die schlechten Menschen werden überleben und sie werden so unbesorgt sein wie Vögel mit den Eigenschaften von Bestien. Sie werden weder das Gute erkennen, noch das Böse verurteilen.”


6

Der Koran sagt: “Hierauf folgte er dem gegebenen Weg, bis er zwischen die beiden Wälle gelangte; er fand hinter diesen ein Volk, das kaum eine Sprache verstehen konnte. Sie sagten: O Dhu-I-Qarnain, Gog und Magog stiften Unheil im Lande; sollen wir dir nun Tribut zahlen unter der Bedingung, daß du zwischen uns und ihnen einen Wall errichtest? Er sagte: Die Macht, die mein Herr mir gegeben hat, ist besser als euer Tribut. So helft mir denn mit all eurer Kraft, damit ich zwischen euch und ihnen einen Damm errichten kann. Bringt mir Eisenstücke. Als er die Kluft zwischen den beiden Bollwerken ausgefüllt hatte, sagte er: Blast! Als er es das Eisen feurig gemacht hatte, sagte er: Bringt mir geschmolzenes Kupfer, ich will es darüber gießen! So vermöchten sie es nicht, die Dämme zu erklimmen, noch konnten sie sie durchbrechen. Er sagte:"Das ist die Gnade meines Herrn; doch wenn die Verheißung meines Herrn in Erfüllung geht, wird er sie zu Schutt zerfallen lassen; und die Verheißung meines Herrn ist wahr. An jenem Tage, wenn sie herauskommen werden, werden Wir die einen von ihnen wie Wogen gegen die anderen anstürmen lassen, und es wird in den Sur gestoßen. Dann werden Wir sie allzumal vor Uns versammeln.”
Der Koran sagt: “Bis dann, wenn Gog und Magog freigelassen werden, und sie von allen Höhen herbeieilen. Und die wahre Verheißung, der Tag des Gerichts naht; siehe dann, wenn die Auferstehung stattfindet, werden die Augen derer, die ungläubig waren, starr blicken: O wehe uns, wir haben in der Tat nicht daran gedacht; ja, wir waren Frevler!”
Mohammed sagte: “Gog und Magog werden gehen, bis sie den Berg von al-Khamar erreichen, und das ist ein Berg von Bait-ul-Maqdis, und sie werden sagen: Wir haben die auf der Erde getötet. Lasst uns nun die töten, die im Himmel sind! Und sie werden ihre Pfeile gen Himmel abschießen, und die Pfeile werden blutverschmiert zu ihnen zurückkommen.”
Ein Gefährte Mohammeds sagte: “Jeden Tag versuchen Gog und Magog, einen Weg durch den Damm zu graben. Wenn sie anfangen, Sonnenlicht hindurch scheinen zu sehen, sagt der Anführer von ihnen: Geht zurück, ihr könnt morgen weiter graben! Und wenn sie zurück kommen, ist der Damm stärker, als er es zuvor gewesen war. Dies geht so weiter, bis ihre Zeit kommt und Gott wünscht, sie freizulassen. Sie werden graben, bis sie das Sonnenlicht zu sehen beginnen, dann wird der Anführer von ihnen sagen: Geht zurück, ihr könnt morgen weiter graben, wenn Gott es so will. In diesem Fall werden sie eine Einschränkung machen, indem sie sagen: wenn Gott es so will, die Angelegenheit dem Willen Gottes überlassend. Sie werden am folgenden Tag wieder kommen und das Loch so vorfinden, wie sie es verlassen hatten. Sie werden weiter graben und gegen die Menschen heraus kommen. Sie werden all das Wasser austrinken, und die Menschen werden sich in ihre Festungen zurückziehen. Gog und Magog werden ihre Pfeile in den Himmel abfeuern, und die Pfeile werden mit etwas wie Blut daran zurück auf die Erde fallen. Gog und Magog werden sagen: Wir haben die Leute auf der Erde geschlagen und die Leute des Himmels überwältigt! Dann wird Gott eine Art Wurm auf ihren Nacken schicken, und sie werden von ihm getötet. Bei Gott, in dessen Hand die Seele Mohammeds ist, die Bestien werden fett werden.”
Mohammed sagte: “Dann kommt ein Volk, das Gott beschützt hatte, zu Jesus, den Sohn Marias, und er wird über ihre Gesichter streichen und sie von ihren Rängen im Paradies unterrichten, und unter solchen Bedingungen wird Gott Jesus diese Worte offenbaren: Ich habe von meinen Dienern ein solches Volk hervor gebracht, gegen das niemand kämpfen können wird; du nimmst dieses Volk sicher mit zum Berg von Toor, und dann wird Gott Gog und Magog schicken und sie werden von jedem Hang herab schwärmen. Der erste von ihnen wird am See von Tiberius vorbei kommen und daraus trinken. Und wenn der letzte von ihnen daran vorbei kommt, wird er sagen: Es gab einmal Wasser dort. Jesus und seine Gefährten werden dann belagert werden bei Toor, und sie werden so hart bedrängt, dass der Kopf des Ochsen ihnen lieber wäre als hundert Denare, und Gottes Apostel Jesus und seine Gefährten werden Gott anflehen, der ihnen Würmer schickt, die die Nacken der Gog und Magog angreifen, und am Morgen werden sie zugrunde gehen wie eine einzelne Person. Gottes Apostel Jesus und seine Gefährten werden zur Erde herabkommen, und sie werden in der Erde nicht mal so viel Platz finden wie eine Spanne, die nicht von ihrer Fäulnis und ihrem Gestank erfüllt ist. Gottes Apostel Jesus und seine Gefährten werden dann wieder Gott anflehen, der Vögel schicken wird, deren Nacken wie die von Trampeltieren sein werden, und sie werden sie tragen und dorthin werfen, wo Gott will. Dann wird Gott Regen schicken, den kein Haus aus Lehm oder kein Zelt aus Kamelhaar abhält, und er wird die Erde davon schwämmen, bis sie wie ein Spiegel zu sein scheint. Dann wird der Erde befohlen, ihre Früchte hervorzubringen und ihre Gaben zurückzubringen, und als Ergebnis dessen wird ein so großer Granatapfel wachsen, dass eine Gruppe von Menschen davon essen und unter seiner Haut Schatten suchen könnte, und eine Milchkuh wird so viel Milch geben, dass eine ganze Gesellschaft davon trinken könnte. Und das Milchkamel wird eine solche Menge Milch geben, dass ein ganzer Stamm davon trinken könnte, und ein Milchschaf wird so viel Milch geben, dass die ganze Familie davon trinken könnte. Zu jener Zeit wird Gott einen angenehmen Wind schicken, der die Menschen sogar unter ihren Achseln besänftigt und das Leben eines jeden Muslim nimmt, und nur die Boshaften werden überleben, die Unzucht treiben wie die Esel im Freien und die Letzte Stunde wird über sie kommen.”
Mohammed sagte: “Es gibt keinen Gott außer Gott! Es steht Arabien ein Erdbeben bevor aufgrund der Wirren, die auf der Hand liegen. Der Damm der Gog und Magog hat sich weit geöffnet.”
„Und Einer machte ein Zeichen von zehn mit Hilfe seiner Hand, um die Weite der Spalte zu zeigen, und ich, Zainab, die Frau Mohammeds, sagte: Gesandter Gottes, werden wir vernichtet, trotz der Tatsache, dass unter uns gute Menschen sind? Er antwortete: Natürlich, aber nur, wenn das Böse vorherrscht.”


7

Die letzten von den großen Zeichen
Wie zuvor in einem Hadith zitiert, gehören die drei Erdbeben, die auftreten werden, zu den großen Zeichen für den Tag des Gerichts. Einer wird im Osten auftreten, einer im Westen und einer auf der arabischen Halbinsel.
Zu den großen Zeichen, die Mohammed erwähnte, gehört der Rauch. Im Koran heißt es: “Darum aber erwarte den Tag, an dem der Himmel einen sichtbaren Rauch hervorbringt.”
Mohammed sagte: “Wahrlich, euer Herr hat euch vor drei Dingen gewarnt: dem Rauch, der den Gläubigen und den Ungläubigen wie die Kälte überkommt und sie anschwellen lässt, bis er aus ihren Ohren heraus kommt.”
Mohammed sagte: “Warten sie etwa darauf, dass Engel zu ihnen kommen oder dass dein Herr kommt oder dass einige Zeichen deines Herrn kommen? Am Tag, an dem einige Zeichen deines Herrn eintreffen, soll der Glaube an sie niemandem nützen, der nicht vorher geglaubt oder in seinem Glauben Gutes gewirkt hat. Sprich: Wartet nur; auch wir warten.”
Mohammed sagte: “Die Stunde wird nicht kommen, bis die Sonne von Westen aufgeht; und wenn sie von Westen aufgeht und die Menschen es sehen, werden sie alle glauben. Und das ist die Zeit, in der es der Seele nichts Gutes tut, dann zu glauben.”
Mohammed sagte: “Derjenige, der die Reue bei seinem Herrn sucht, bevor die Sonne vor dem Tag der Auferstehung im Westen aufgeht, zu dem wendet sich Gott mit Barmherzigkeit zu.”
Mohammed sagte: “Wenn drei Dinge auftauchen, wird der Glauben einem, der zuvor nicht geglaubt hatte oder der von seinem Glauben nichts Gutes abgeleitet hat, nichts mehr nutzen: das Aufgehen der Sonne vom Ort ihres Untergangs, der Antichrist und die Bestie der Erde.”
Mohammed sagte: “Das erste Zeichen wird das Erscheinen der Sonne vom Westen sein, das Erscheinen des Tieres vor den Menschen am Vormittag, und welches der beiden auch zuerst auftritt, das zweite wird sogleich darauf folgen.”
Der Koran sagt: “Und wenn der Befehl gegen sie ergeht, dann werden Wir für sie ein Tier aus der Erde hervorbringen, das zu ihnen spricht, dass die Menschen nicht an Unsere Zeichen glaubten.”
Mohammed sagte: “Das Tier wird erscheinen, und es wird die Menschen an ihren Nasen brandmarken. Die Menschen werden dann mit ihren Brandzeichen weiter leben, so dass jemand ein Kamel kaufen wird, und wenn er gefragt wird: Von wem hast du es gekauft? wird er antworten: Von einem der gebrandmarkten Menschen.”
Mohammed sagte: “Zum Schluss wird ein Feuer von Jemen weiter brennen und die Menschen an den Ort ihrer Versammlung treiben.”


*

Der Name des Herrn Jesus Christus sei gepriesen!
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit sei gepriesen!



KINDHEITSEVANGELIUM DES HEILIGEN THOMAS

Die Geschichten von Toma dem Israeliten, dem Philosophen, über die Werke der Kindheit des Herrn.

Toma, der Israelit, sagt euch: So, alle Brüder, die aus den Heiden sind, euch werde kundgetan die Werke der Kindheit unseres Herrn Jesus Christus und seine großen Taten, auch alles, was er tat, als er geboren ward in unserem Land: dessen Anfang ist also:


Dieses kleine Kind Jesus, als er fünf Jahre alt war, spielte an der Furt eines Baches, und er versammelte die Gewässer, die in die Becken flossen, und machte sie sogleich sauber, und gebot ihnen durch sein Wort allein.
Und machte mit weichen Ton davon zwölf Spatzen, die er umgearbeitet. Und es war der Sabbat, als er diese Dinge getan. Und es gab auch viele andere kleine Kinder, um mit ihm zu spielen.
Und ein Jude, als er sah, was Jesus tat, zu spielen am Sabbat, ging sogleich und sagte seinem Vater Josef: Siehe, dein Kind spielt am Bach, und er hat Ton aufgenommen und gestaltet zwölf kleine Vögel, und hat den Sabbat verunreinigt.
Und Josef kam an den Ort und sah und rief zu ihm und sprach: Warum tust du diese Dinge am Sabbat, die nicht erlaubt sind zu tun? Aber Jesus klatschte in die Hände und rief zu den Spatzen und sprach zu ihnen: Geht! und die Spatzen flohen und zwitscherten.
Und als die Juden das sahen, waren sie erstaunt und gingen und erzählten es ihren Häuptern, was sie gesehen hatten, was Jesus tat.


Aber der Sohn von Annas, der Schreiber, stand dort mit Josed, und er nahm einen Zweig von einer Weide und teilte das Wasser, das Jesus gesammelt hatten.
Und als Jesus sah, was geschehen war, ward er zornig und sprach zu ihm: O böser und gottloser Narr, was haben die verhurten Schwimmbäder und das Wasser zu tun mit dir? Siehe, auch du wirst wie ein Baum verdorrt sein und sollst nicht Blätter, noch Wurzel, noch Früchte tragen.
Und alsbald war der Junge ganz verwelkt, aber Jesus hat ihn verlassen und ging zu Josefs Haus. Aber die Eltern dessen, der verdorrt war, hoben ihn auf, haben seine Jugend beklagt, und brachten ihn zu Josef und beschuldigte ihn: dass du ein solches Kind, das solche Taten tut, hast!


Danach ging er wieder durch das Dorf, und ein Kind lief zu ihm und hat auf seine Schulter geschlagen. Und Jesus rief und sprach zu ihm: Du sollst nicht beenden dein Leben. Und sofort fiel er um und starb. Aber sicher, als sie sahen, was geschehen war, sagten sie: Von wem ward dieses junge Kind geboren, dessen jedes Wort ist eine vollendete Arbeit? Und die Eltern des Verstorbenen kamen zu Josef und gaben ihm die Schuld und sprachen: Du hast ein solches Kind und weißt nicht mit uns in der Gemeinde zu wohnen, oder du solltest ihn lehren, zu segnen und nicht zu fluchen, denn er erschlägt unsere Kinder.


Und Josef rief das Kindlein und ermahnte ihn und sprach: Warum machst du so etwas, dass diese leiden und uns hassen und verfolgen? Jesus aber sprach: Ich weiß, dass diese deine Worte nicht deine sind, dennoch um deinetwillen werde ich Frieden halten, aber sie werden ihre Strafe tragen. Und alsbald wurden sie mit Blindheit geschlagen.
Und die Leute sahen es und fürchteten sich und waren sehr verwirrt und sagten über ihn, dass jedes Wort, das er gesagt hatte, ob es gut oder schlecht war, eine Tat wurde und wurde zu einem Wunder. Und als sie sahen, dass Jesus so getan hatte, erhob sich Josef und griff an Jesu Ohr und zog daran.
Und das Kindlein ward zornig und sprach zu ihm: Es genügt dir, zu suchen und nicht zu finden, und wahrlich, du hast unklug getan. Weißt du nicht, dass ich dein bin? Ärgere mich nicht.


Jetzt ein bestimmter Lehrer, Zachäus mit Namen, stand da und er hatte zum Teil zugehört, als Jesus diese Dinge zu seinem Vater sagte, und er verwunderte sich sehr, dass ein kleines Kind solche Dinge sprach.
Und nach ein paar Tagen kam er zu Joseph und sprach zu ihm: Du hast ein kluges Kind, und er hat Verständnis. Komm, bring ihn zu mir, dass er Buchstaben zu schreiben lerne. Und ich werde ihn mit den Buchstaben alles Wissen lehren, und dass er zu grüßen weiß alle Ältesten und sie zu ehren als Großväter und Väter, und sie zu lieben in seinen jungen Jahren.
Und er sagte ihm alle Buchstaben von Alpha bis Omega deutlich und stellte viele Fragen. Aber Jesus sah Zachäus, den Lehrer, und sprach zu ihm: Du, der nicht das Alpha seinem Wesen nach kennt, wie kannst du andere das Beta lehren? Du Heuchler, lerne erst das Alpha, und dann werden wir dir glauben über das Beta. Dann begann er, den Lehrer über die ersten Buchstaben zu belehren, und der Lehrer konnte ihm nicht antworten.
Und in der mündlichen Verhandlung von vielen jungen Kindern spricht Jesus zu Zachäus: Höre, Lehrer, die Verordnung des ersten Buchstabens und achten auf diesen, wie, dass es hat [was folgt, ist in diesem und in allen Paralleltexte wirklich unverständlich: eine wörtliche Version würde wie folgt ausgeführt: wie das A aus zwei Linien besteht, wobei die zweite aus der ersten hervorgeht, und einer dritten Verbindungslinie, so ist die Dreifaltigkeit. Das ist die Regel des Alpha.


Als nun der Lehrer Zachäus solches hörte und viele Allegorien +bner den ersten Buchstabe von dem jungen Kind, war er über seine Antwort verblüfft und dass seine Lehre so groß war, und sagte zu ihnen, die da waren: Wehe mir, dass ich Elender bin, denn ich bin verwirrt. Ich habe Schande über mich gebracht, indem mich diese kleinen Kind belehren kann.
Nimm ihn aus der Schule, deshalb bitte ich dich, mein Bruder Josef. Ich kann nicht ertragen die Schwere seiner Blicke, ich kann nicht einmal klar denken, mein Wort deutlich zu machen. Das kleine Kind ist nicht irdisch geboren: das ist einer, der sogar Feuer zähmen kann. Einer wie dieses Kind ist gezeugt vor der Erschaffung der Welt. Welcher Schoß hat dieses Kind getragen, welche Brüsze ihn genährt? Ich weiß es nicht. Wehe mir, o mein Freund, hat so verwirrt hat er meine Gefühle, ich kann ihm nicht mit Verständnis folgen. Ich habe mich getäuscht, dreimal elender Mensch, der ich bin! Ich suchte einen Schüler zu bekommen, und ich fand einen Meister.
Ich glaube, mein Freund, das ist zu meiner Schande, denn mein Alter ist von einem jungen Kind überwunden worden, und ich bin sogar bereit, in Ohnmacht zu fallen und aufgrund dieses Knaben zu sterben, denn ich bin nicht in der Lage, nach dieser Stunde ihm noch ins Gesicht zu sehen. Und wenn alle Menschen sagen, dass ich durch ein kleines Kind überwunden wurde, was habe ich weiter zu sagen? Und was kann ich über die Linien des ersten Buchstaben sagen, von denen er zu mir geredet hat? Ich bin unwissend, o mein Freund, ich kenne weder Anfang noch Ende davon.
Darum bitte ich dich, mein Bruder Josef, nimm ihn in dein Haus, denn er ist etwas Großes, ob Gott oder Engel, oder als was soll ich ihn bekennen, ich weiß es nicht.


Und als die Juden berieten mit Zachäus, lachte der junge Kind stark und sagte: Nun lasst diejenigen Früchte tragen, die unfruchtbar sind! Und lasst die sehen, die Blinde im Herzen sind! Ich bin von oben, dass ich sie zu verfluchen komme, und rufe aus die Dinge, die von oben gekommen sind, auch als Er es befahl, das ich um euretwillen gekommen von Dem, der mich gesandt.
Und als das kleine Kind zu sprechen aufgehört, sofort haben sie alles, das sie ganz unter seinem Fluch standen, vorgenommen. Und niemand nach diesem wagte es, ihn zu provozieren, damit er nicht fluche, und er sollte verstümmelt werden.


Nach bestimmten Tagen spielte Jesus in dem oberen Gemach eines bestimmten Hauses, und eins der Kleinkinder, die mit ihm gespielt hatten, stürzte aus dem Haus und starb. Und die anderen Kinder, als sie das sahen, flohen, und Jesus blieb allein.
Und die Eltern des Verstorbenen kamen und warfen ihm vor, dass er ihn niedergeschlagen hatte. Und Jesus sprach: Ich habe ihn nicht niedergeschlagen, aber sie schmähten ihn immer noch mehr.
Und Jesus sprang hinunter vom Dach und stand vor dem Körper des Kindes und rief mit lauter Stimme und sprach: Zeno (denn so wurde sein Name genannt) stehe auf und sage mir, habe ich dich herab geworfen? Und alsbald stand Zeno auf und sagte: Nein, Herr, du hast mich nicht herab gestoßen, sondern du hast mich auferstehen lassen. Und als sie es sahen, waren sie erstaunt, und die Eltern des Kindes priesen Gott für das Zeichen, das gekommen war, und übereigneten sich Jesus und beteten Jesus an.


Nach ein paar Tagen war ein junger Mann beim Holzhacken in der Nachbarschaft, und die Axt fiel und zerschlug den Fuß, und er verlor viel Blut und war nahe daran, auf der Stelle zu sterben.
Und da gab es einen Tumult und Hall, und das Kindlein Jesus lief dahin, und drang mit Gewalt durch die Vielzahl, und ergriff den Fuß des jungen Mannes, der getroffen wurde, und er war alsbald geheilt. Und er sprach zu dem jungen Mann: Steh auf jetzt und spalte das Holz und denk an mich. Aber als das Volk sah, was geschehen war, beteten sie das Kindlein an und sprachen: Wahrlich, der Geist Gottes wohnt in diesem kleinen Kind.


Als er sechs Jahre alt war, sandte ihn seine Mutter Maria, Wasser zu schöpfen und es ins Haus zu tragen, und sie gab ihm einen Krug, aber in der Kelter schlug er den Krug gegen einen anderen, und der Krug war gebrochen.
Jesus aber teilte das Kleidungsstück, das er trug, und füllte es mit Wasser und brachte es zu seiner Mutter Maria. Und als seine Mutter Maria die Geschichte sah, hat sie ihn geküsst, und sie hat in sich bewahrt die Geheimnisse, die sie sah, die er tat.


Auch in der Zeit der Aussaat ging das Kindlein hinaus zu seinem Vater, um Weizen ins Land zu säen, und wie sein Vater säte, säte das Kindlein Jesus auch ein Weizenkorn.
Und er erntete es und drosch es und hundert Haufen machte er davon und rief alle Armen des Dorfes zu der Tenne und gab ihnen den Weizen. Und Josef nahm den Rest des Weizens. Und er war acht Jahre alt, als er dieses Zeichen gewirkt.


Und sein Vater war Zimmermann und machte damals Pflüge und Joche. Und es wurde ihm durch einen reichen Mensch gesagt, der benötigte ein Bett, dass er es für ihn mache. Und da war eine Latte, die gemessen wurde, zu kurz, und Josef wußte nicht, was zu tun war, das Kindlein Jesus aber sagte zu seinem Vater Josef: Leg diese beiden Stücke aus Holz hin und mache sie gleich lang. Und Josef tat, wie das Kindlein zu ihm sprach. Jesus aber stand auf der anderen Seite und griff nach der kürzeren Latte und streckte sie und machte sie gleich mit der anderen Latte. Und sein Vater Josef sah es und wunderte sich, und er umarmte das Kindlein und küßte ihn und sprach: Wohl mir, denn Gott hat mir dieses kleine Kind gegeben.


Als aber Joseph sah das Verständnis des Kindes, und sein Alter, dass es auf die volle Zahl der Reife komme, sprach mit sich selbst und dachte wieder, dass er nicht unwissend über Buchstaben sein solle, und er nahm ihn und übergab ihn einem anderen Lehrer. Und der Lehrer sagte zu Josef: Zuerst werde ich ihn lehren die griechischen Buchstaben und danach die hebräischen. Denn der Lehrer wusste, dass die Fähigkeiten des Kindes groß waren, und hatte Angst vor ihm, doch er schrieb das Alphabet, und Jesus daraufhin überlegte lange und antwortete ihm nicht.
Und Jesus sprach zu ihm: Wenn du wirklich ein Lehrer bist und kennst die Buchstaben, sage mir die Kraft des Alpha und dann sage ich dir die Macht der Beta. Und der Lehrer war provoziert und schlug ihn auf den Kopf. Und das Kindlein war verletzt und verfluchte ihn, und er fiel alsbald ohnmächtig zu Boden auf sein Gesicht.
Und das Kind lief zurück zu dem Hause Josefs. Josef wurde traurig und rief die Mutter Maria und sprach: Lass ihn nicht aus der Tür, denn alle, die ihn provozieren, sterben durch seinen Zorn.


Und nach einiger Zeit kam noch ein anderer Lehrer, der ein treuer Freund Josefs war, und sagte zu ihm: Bring das Kindlein zu mir in die Schule, vielleicht kann ich ihn in den Buchstaben unterrichten. Und Josef sprach: Wenn du keine Angst hast, mein Bruder, nimm ihn mit dir. Und er nahm ihn bei sich auf, voller Angst und mit großer Mühe des Geistes, aber der junge Knabe folgte ihm gerne.
Und er ging mit Kühnheit in die Schule und fand ein Buch auf der Kanzel liegen und nahm es und las die Buchstaben nicht, die darin waren, aber tat seinen Mund auf und sprach von dem Heiligen Geist und lehrte das Gesetz denen, die dabeistanden. Und eine große Volksmenge kam zusammen und stand dort horchend und staunte über die Schönheit seiner Lehre und die Geschicklichkeit seiner Worte, dass ein Kind solche Dinge gesprochen.
Aber als Josef das hörte, fürchtete er sich und lief zu der Schule, ob dieser Lehrer ebenfalls ohne Geschick gewesen oder geschlagen mit Gebrechen. Aber der Lehrer sprach zu Josef: Wisse, mein Bruder, dass ich dieses Kindes Jünger bin, aber er ist voller Gnade und Weisheit, und jetzt bitte ich dich, Bruder, nimm ihn in dein Haus.
Und als das kleine Kind das hörte, lächelte er ihm zu und sagte: Weil du das gut gesagt hast und bist gewesen ein wahrer Zeuge, um deinetwillen soll auch der, der geschlagen wurde, geheilt werden. Und unverzüglich wurden die anderen Lehrer geheilt. Und Josef nahm das Kindlein und ging zu seinem Haus.


Und Josef schickte seinen Sohn Jakob, um Holz zu sammeln und es ins Haus zu tragen. Und das Kindlein Jesus folgte ihm auch. Und als Jakob Reisig sammelte, biss eine Viper die Hand Jakobs.
Und da er wund war, der Elende, und verdorben, kam Jesus in die Nähe und hauchte den Biss an, und alsbald haben die Schmerzen aufgehört, und die Schlange zerbarst, und alsbald war Jakob wieder heil.


Und danach, in der Nähe von Josef, ward ein kleines Kind krank und starb, und seine Mutter weinte sehr. Und Jesus hörte, dass da große Trauer und große Not war, und er lief schnell und fand das Kind tot, und er berührte seine Brust und sprach: Ich sage dir, Kind, sterbe nicht, sondern lebe und lebe mit deiner Mutter. Und alsbald blickte sie auf und lachte. Und er sprach zu dem Weib: Nimm ihn und gib ihm Milch, und denk an mich.
Und die Menge, die dabeistand, sah es und wunderte sich und sprach: Wahrlich, dieses junge Kind ist entweder ein Gott oder ein Engel Gottes; denn jedes Wort von ihm ist eine perfekte Arbeit. Und Jesus ging von dannen und ging mit anderen Kindern spielen.


Und nach einiger Zeit gab es Arbeit an einem Gebäude. Es gab aber ein großes Getümmel, und Jesus stand auf und ging dorthin, und er sah einen Mann tot und ergriff seine Hand und sagte: Mann, ich sage dir, erhebe dich und tu deine Arbeit. Und alsbald stand er auf und betete ihn an.
Und als die Menge das sah, entsetzten sie sich und sagten: Das kleine Kind ist aus dem Himmel, denn er hat viele Seelen gerettet vor dem Tod, und hat die Macht, sie alle sein Leben lang zu retten.


Und als er zwölf Jahre alt war, gingen seine Eltern nach dem Brauch nach Jerusalem zu dem Passahfest mit ihrer ganzen Sippe, und nach dem Passah kehrten sie zu ihrem Haus zurück. Und das Kind Jesus ging wieder nach Jerusalem zurück, aber seine Eltern nahmen an, dass er in ihrer Gesellschaft war.
Und als sie eine Tagereise weit gegangen waren, suchten sie ihn unter den Verwandten, und als sie ihn nicht fanden, erschraken sie und kehrten wieder in die Stadt und suchten ihn. Und am dritten Tag fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern und ihnen zuhörend und sie fragend. Und alle Männer gaben acht auf ihn und staunten, wie ein kleines Kind die Ältesten überwand und die Lehrer des Volkes zum Schweigen zu bringen wusste, den Häuptern eine Darlegung des Gesetzes und der Gleichnisse der Propheten gebend.
Und seine Mutter Maria trat herzu und sprach zu ihm: Kind, warum hast du so an uns getan? Siehe, wir haben dich mit Schmerzen gesucht. Und Jesus sprach zu ihnen: Was sucht ihr mich? Wisst ihr nicht, dass ich sein muß in dem, was meinem Vater gehört?
Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer sagten: Bist du die Mutter dieses Kindes? Und sie sagte: Ich bin's. Und sie sprachen zu ihr: Du bist gebenedeit unter den Frauen, weil Gott die Frucht deines Leibes gesegnet hat. Denn solche Herrlichkeit und Exzellenz und Weisheit haben wir bisher weder gesehen noch je gehört.
Und Jesus stand auf und folgte seiner Mutter Maria und war untertan seinen Eltern, aber seine Mutter Maria behielt ihn im Auge, wenn andre zum Spielen kamen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.