Text
und Kommentar
Fragment
von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
Sprüche
Salomonis, Sohnes Davids,
König
Israels war Salmone,
David
heißt der Geliebte, ein Hinweis auf Gott, der Liebe ist, wie
Johannes sagt, Gott ist der Geliebte, Gott ist, wie die Propheten und
Jesus sagen, der Bräutigam, Gott ist der Geliebte des Hohenliedes
Salomos und seine Braut ist des Menschen Seele. Der Sohn Davids ist
ein Hinweis auf den Messiaskönig Jesus, dem die Kinder zuriefen:
Hosanna dem Sohne Davids. Der Messias Jesus sagt von sich selbst:
Hier ist einer, der mehr ist als Salomo. Denn Salomo ist der Gemahl
der Göttlichen Weisheit, aber Jesus ist die Göttliche Weisheit
selbst. Salomo wurde als Knabe vom Propheten Nathan, seinem
Pädagogen, Jedidja genannt, das heißt Geliebter oder Liebling
Jahwes. Gott liebt den Gemahl der göttlichen Weisheit, wer mit der
Weisheit zusammen lebt, ist ein Liebling Jahwes, denn die Weisheit
selbst ist Gottes Liebling. Der Name Salomo oder Schlomo leitet sich
ab vom Wort Schalom, Friede. Jesus oder Immanuel, der Sohn der
Jungfrau, ist der Friedefürst. Gott ist, wie Paulus sagt, kein Gott
des Chaos, sondern ein Gott des Friedens. Der Friede, Schalom, oder
griechisch die Eirene, ist eine Hypostase Gottes. Der Friede in der
Welt kann nur von Gott kommen, und zwar von dem Gott des Friedens.
Der Gott des Friedens ist der wahre König Israels. Das Israel des
neuen und ewigen Bundes ist die Kirche Christi aus allen Völkern.
Jesus, der Friedefürst, ist König aller Völker, und Maria, die
Jungfrau, die Mutter des Immanuel, ist die Frau aller Völker und die
Königin des Friedens.
Zu
verstehen Weisheit und Erziehung,
Einsicht
zu gewinnen in die Weisheit,
In
die Sprüche der Vernunft und Klugheit,
Zu
erwerben die Erziehung, merkend
Auf
Gerechtigkeit und Recht und Wahrheit,
Zu
verstehen die Weisheit Gottes und die Erziehung Gottes. Gott ist der
Allweise, der allein weise Gott, wie Paulus sagt. Die Göttliche
Weisheit ist eine Hypostase Gottes. Sie ist nicht nur eine poetische
Personifikation, wie manche meinen, sondern sie ist eine göttliche
Person, nämlich die zweite Person der Allerheiligsten
Dreifaltigkeit. Der allweise Gott als zärtlich liebender Vater ist
ein weiser Pädagoge. Wen der Vater liebt, den erzieht er, sagt
Paulus. Einsicht oder hebräisch Binah in die Weisheit ist eine
Gnadengabe Gottes, eine Gabe des Heiligen Geistes. Allein Gott kennt
die Weisheit, und Gott hat sie Jakob, seinem Knecht, Israel, seinem
Geliebten, verliehen, wie Baruch sagt. Jesus sagt: Niemand kennt den
Vater, als wem es der Sohn offenbart, und Gott offenbart sich nicht
den Weisen dieser Welt, sondern den Unmündigen, nämlich denen, die
nicht aus menschlichem Grübeln sich einen Gott erdenken, sondern den
Unmündigen, die das Wort des Vaters nachsprechen. Die falsche
Theosophie von Madame Blavatsky und Rudolf Steiner ist eine
menschliche Erfindung, die wahre, christliche Theosophie begründet
ihre Einsicht in die Weisheit mit dem offenbarenden Wort Gottes. Das
Wort Gottes, des allweisen und liebenden Pädagogen, erzieht zu
Gerechtigkeit und Wahrheit. Die gelebte Gerechtigkeit, das heißt das
Befolgen des Gesetzes Gottes, ist Voraussetzung für die Einsicht in
die Weisheit. Die Weisheit kommt nicht in ein sündiges Herz, wie
Salomo im Buch der Weisheit sagt. Aber wer die Gebote Gottes, das
Gesetz Christi erfüllt, der wird, wie Moses sagt, als ein weiser und
intelligenter Mensch gelten, denn die Weisheit offenbart sich im
moralischen Sittengesetz. Die Gnostiker irrten darin, da sie meinten,
die göttliche Erkenntnis des Pneumatikers befreie diesen vom
moralischen Sittengesetz.
Unerfahrenen
zu geben Klugheit,
Jugendlichen
heilige Erkenntnis
Und
Besonnenheit.
Den
Unerfahrenen, den Jugendlichen mit wenig Lebenserfahrung, soll
Klugheit gegeben werden. Aber auch Alter schützt vor Torheit nicht.
Das wahre Alter und das wahre graue Haar ist die Weisheit des Weisen.
Die Erfahrung, die der Weise den Unerfahrenen mitteilt, ist eine
Erfahrung Gottes. Ein sorgfältiges Studium der Heiligen Schrift, ein
intensives Gebetsleben, geduldig Gott aufgeopferte Leiden und
praktische Werke der Nächstenliebe geben dem Weisen den Schatz der
Erfahrung. Der Gelehrte ist wie eine Kuh, die gemolken werden will.
Den Kindern wird er erzählen von Josef, Moses, David und Jesus, aber
auch von Odysseus, Äneas, König Arthur und Siegfried. Der Weise,
der sich erziehen lässt vom göttlichen Pädagogen, wird selbst zum
Pädagogen. Wer in die Schule der Weisheit geht, wird selbst zum
Lehrer und wird die Jugendlichen einführen in die Geheimnisse der
Heiligen Schrift und auch in die Kultur der Weltweisheit. Der
Mystiker, in der spirituellen Ehe der mystischen Vereinigung mit der
göttlichen Weisheit, wird zum Mystagogen und wird die Jugendlichen
Erkenntnisse lehren. Vor allem sollen die Jugendlichen Besonnenheit
lernen, griechisch Sophrosyne, eine sokratische Tugend. Paulus wurde
vorgeworfen, das viele Wissen habe ihn wahnsinnig gemacht, aber er
entgegnete: Ich spreche Worte der Vernunft, Logos, und der
Besonnenheit, Sophrosyne. Besonnenheit ist eine Form der Herrschaft
der Vernunft, eine Form der Selbstbeherrschung, das Gegenteil von
zuchtlosem Wesen, von kopflosem Getriebenwerden durch die
ungeordneten Leidenschaften und Begierden, was die Versuchung der
Jugend ist.
Es
lausch der Weise
Und
vermehre Einsicht und Erkenntnis,
Der
Verständige erwerbe Künste,
Einsicht
zu gewinnen in die Sprüche,
Weise
Worte, heilige Orakel.
Zuerst
muss der Weise lauschen. Es gibt einen Dreischritt: Hören oder
horchen, gehorchen und dann gehören. Eva hörte auf die Schlange,
gehorchte der Schlange, gehörte der Schlange. Maria hörte auf Gott,
gehorchte Gott – mir geschehe nach deinem Wort – und gehörte
Gott – ich bin die Magd des Herrn. Man muss es machen wie der Knabe
Samuel: Rede, Herr, dein Knecht hört. Wie vermehrt man Einsicht und
Erkenntnis? Durch das intensive Studium der Heiligen Schrift und der
Überlieferungen der Kirche. Die Heilige Schrift muss betend und
betrachtend gelesen werden. Der Heilige Geist erschließt dem Beter
neue Erkenntnisse. Der sicherste Weg ist, die Jungfrau Maria, Sitz
der Weisheit, als Lehrmeisterin anzunehmen. Dann sind auch Künste zu
erwerben. Die Kunst ist beides, Charisma und Talent. Es braucht zum
einen die Inspiration, wie die Alten sagten, durch die Muse, wie
Milton sagte, durch den Heiligen Geist, das ist das Charisma, doch
Kunst ist auch Talent und muss erlernt und geübt werden, bis der
Schüler zum Meister wird. Auch in der Kunst muss man in der
Tradition bewandert sein und sich, wie Goethe sagt, über dreitausend
Jahre Kunstgeschichte Rechenschaft geben können. Dann gilt es
Einsicht zu gewinnen in die Sprüche. Hier werden die zu
betrachtenden Verse dreifach beschrieben: Sprüche, weise Worte,
heilige Orakel. An erster Stelle sind dies die Verse der Heiligen
Schrift. Einsicht in die Heilige Schrift erfordert Beistand des
Heiligen Geistes, betrachtendes Gebet und Studium der Lehre der
Kirche. Jesus Sirach sagt: Wer die Worte der Schriften studieren
will, darf sonst nichts zu tun haben. Handwerker, Techniker,
Kaufleute sind wichtig für die Gesellschaft, aber ihnen fehlt die
Muße, die Worte der Weisheit zu erforschen. Wer aber die weisen
Worte studieren will, der erlerne die Sprüche der Alten. Wo er einen
weisen Mann findet, dort lasse er sich nieder. Zu dem Studium der
Orakel der Heiligen Schrift komme dann auch das Studium der
Theologen, Philosophen und prophetischen Dichter. Denn wahre,
inspirierte Dichtkunst ist immer eine Form von Prophetie. Es ist auch
wichtig, die Schriften, die in anderen Religionen als heilige
Schriften gelten, zu kennen, wie den Talmud, den Koran, den Rig-Veda,
die Bhagavad-Gita, das Tao-Te-King und die Reden Buddhas.
Ehrfurcht
Jahwes ist Erkenntnis-Anfang.
Jesus
Sirach sagt: Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit.
Gottesfurcht ist Ehrfurcht vor dem dreimal heiligen Gott und die
Scheu, ihn zu beleidigen. Gottesfurcht ist das Fundament des
Glaubens, die Anbetung Gottes als Allerhöchsten, als alles
übersteigenden, alles umfangenden, alles durchdringenden Geist, als
Ursprung und Ziel der Schöpfung und des Menschen. Platon sagt:
Staunen ist der Anfang der Weisheit. Johannes Scotus sagt: Das
Staunen vor der Schönheit der Schöpfungen Gottes und das Staunen
vor der Schönheit Gottes ist der Anfang der Weisheit. Das Staunen
vor der Schönheit der Schöpfung können wir von den Kindern lernen.
Das Staunen vor der Schönheit einer Frau ist der Anfang der Poesie.
Adams Staunen, als er die eben erschaffene Eva erblickte, lies ihn in
einen Hymnus der Liebe ausbrechen: Sie ist es! Endlich! Sie ist
Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinem Bein! Das ist das
erste Liebesgedicht der Menschheitsgeschichte. Das Staunen vor den
Wundern der Natur ist auch der Anfang der Naturwissenschaft. Das
Staunen vor Gott geht über in Bewunderung Gottes, die Bewunderung
geht über in anbetende Liebe, die anbetende Liebe drängt zur
Vereinigung.
Narren
schmähen Weisheit und Erziehung.
Als
in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die
sexual-kommunistische Kulturrevolution stattfand, war es wie eine
Illustration zu diesem Vers. Man lehnte nicht die autoritäre
Erziehung ab, sondern negierte jede Art von Autorität. Die alten
Dichter sprachen oft davon, dass eine Rebe verwildert und keine
Früchte bringt, wenn sie nicht der Ulme anvertraut wird. Man
überließ die Kinder sich selber und schmähte jede Form von
Erziehung. Auch die Erwachsenen anerkannten keine Autorität, weder
die Autorität Gottes, noch die Autorität der kirchlichen
Hierarchie, noch die Autorität des Staates. Man schmähte auch die
Weisheit, indem man die zweitausendjährige christlich-abendländische
Kulturtradition negierte. Diese Bewegung war eine tabula rasa der
Narren.
Höre,
o mein Sohn, die Zucht des Vaters,
Lausch
der Unterweisung deiner Mutter,
Wie
ein Kranz sind sie auf deinem Haupthaar
Und
am Hals wie eine Silberkette.
In
den zehn Geboten heißt es: Du sollst Vater und Mutter ehren. Der
Christ als ein alter ego Christi hat Gott zum Vater und Maria zur
Mutter. Der Christ soll hören die Zucht des Vaters, das ist der
pädagogische Unterricht des Wortes Gottes. Aber er soll auch
lauschen der Unterweisung der Mutter. Wir können die Unterweisung
der Mutter Maria in ihren zahllosen prophetischen Botschaften auf der
ganzen Welt hören. Maria spricht seit ihrer Himmelfahrt zu den
Heiligen, Mystikern und Sehern. Aber gerade seit dem neunzehnten
Jahrhundert häufen sich ihre Erscheinungen und prophetischen
Botschaften. So wie Maria dem ersten Kommen Jesu vorausging, so geht
sie auch seinem zweiten Kommen voraus, wie der heilige Grignion von
Montfort sagt. Unter all diesen prophetischen Botschaften ragen die
Botschaften Mariens in Medjugorje heraus. Es ist sehr bedauerlich,
dass die protestantischen Christen diesen Unterweisungen ihrer Mutter
partout nicht zuhören wollen, es ist schlechthin unweise. Denn das
prophetische Wort des Vaters wird für unsere apokalyptische Zeit
aktualisiert durch das Wort der Mutter Gottes. So empfiehlt die
himmlische Mutter das Tragen einer geweihten Medaille der Jungfrau an
einer Silberkette um den Hals, um sich so unter den Schutz der guten
Mutter zu stellen, wie in der Rue du Bac in Paris im neunzehnten
Jahrhundert es sich ereignete, was, wie es scheint, schon Salomo
prophezeit hatte mit dem Vers: Die Unterweisug deiner Mutter ist wie
eine Silberkette an deinem Hals. Das soll der Ruhmeskranz des Weisen
sein, dass er den Prophezeiungen des himmlischen Vaters und der guten
Mutter lauscht und sie befolgt und lebt. Das soll dein Ruhmeskranz,
dein Siegeskranz sein, deine Krone der Gerechtigkeit.
Sohn,
wenn dich die bösen Kerle locken,
Wenn
dich Männer der Gewalt bereden,
Schenke
ihnen nimmer deine Ohren.
Wenn
sie sagen: Folg uns auf den Raubzug,
Lauern
wollen wir aufs Blut der Menschen,
Den
Unschuldigen die Netze stellen,
Wollen
sie verschlingen wie die Hölle,
Blühende
ins Grab hinunterziehen.
Großen
Reichtum werden wir erlangen,
Unsre
Häuser füllen mit der Beute.
Und
du wirfst das Los in unsrer Mitte,
Soll
Ein Beutel sein für alle Räuber.
Sohn,
dann gehe nicht auf ihren Wegen,
Deinen
Fuß entferne ihren Steigen,
Ihre
Füße laufen rasch zum Bösen,
Sie
vergießen leicht das Blut der Menschen.
Denn
vergeblich wird das Netz geworfen
Vor
den Vogelaugen aller Vögel,
Auf
das eigne Menschenblut sie lauern,
Stellen
ihren Seelen eine Falle.
So
ist das Ergehen aller Räuber.
Denn
die Seele nimmt es dem Besitzer.
Wir
haben gesehen, wie im zwanzigsten Jahrhundert die mörderischen
Verbrecherbanden der national-sozialistischen wie der
international-sozialistischen Revolution die Menschen verführt
haben. Sie sprachen von dem Gemeinsinn der auserwählten Rasse oder
Klasse. Sie verherrlichten Gewalt, Hass, Terror, Krieg und
Massenmord. Sie waren sich einig im Hass auf den Gott Israels und die
Kirche Jesu Christi. Sie waren Materialisten und von unersättlicher
Habgier getrieben. Sie wollten die ganze Welt zum Machtbereich ihrer
Parteiführer machen. Sie versprachen das Paradies auf Erden, das
Paradies der Arbeiter und Bauern oder das tausendjährige Reich des
Übermenschen, aber sie verwandelten die Welt in eine Hölle. Vor
diesen bösen Kerlen warnte schon Salomo. Und selbst, nachdem sie die
Welt in eine Hölle verwandelt haben und Europa in ein Leichenfeld,
laufen immer noch junge Leute ihren satanischen Ideologen ins Netz.
Marxismus und Faschismus sind Ideologien für Narren, für Gottlose,
für böse Kerle.
Ewge
Weisheit laut ruft auf der Straße,
Auf
dem Platz erhebt sie ihre Stimme,
Durch
den Lärm der Kreuzung ruft sie, rufend
In
den Toren steht sie, predigt Umkehr.
In
den Städten spricht sie ihre Sprüche:
Tut
Buße und glaubt an das Evangelium! So begann seine Predigt Jesus von
Nazareth, die menschgewordne Weisheit Gottes. Die Weisheit predigte
in den Synagogen, auf den Bergen und Hügeln Israels, am See
Genezareth, im Tempel Jahwes, an den Zollstationen, auf den Märkten
und an den Stadttoren, predigte den Pharisäern, Sadduzäern und
Schriftgelehrten, predigte den Fischern und den Kranken, predigte den
Steuereintreibern und den Prostituierten, predigte den Juden, den
Samaritern und den Heiden, und predigte immer die Umkehr zu Gott. So
auch die Jungfrau Maria in ihren Botschaften auf der ganzen Welt, in
Asien, Afrika, Amerika, Europa predigt Buße, Glauben an das
Evangelium und fordert zum Gebet und zur Bekehrung auf. Jesus
Christus als die ungeschaffene Weisheit und die Jungfrau Maria als
die geschaffene Weisheit rufen mit Einer Stimme: Tut Buße und glaubt
an das Evangelium!
Ach
wie lange liebt ihr Toren Torheit,
Ach
wie lang ihr Lüsternen die Wollust,
Hasst
ihr Gottvergessenen Erkenntnis?
Wie
die Weisen die Liebhaber der Frau Weisheit sind, so sind die Toren
die Liebhaber der Frau Torheit. Was ist Torheit? Maria sagte einmal:
Die bürgerlichen Regierungen verbreiten Atheismus, Materialismus,
Spiritismus und alle möglichen Arten von Lastern. Das ist eine sehr
gute Beschreibung der Torheit. Torheit ist die falsche Weisheit, die
Jakobus beschreibt als eine sinnliche, weltliche (kosmische) und
dämonische Weisheit. Das ist die Weisheit dieser Welt, die Torheit
vor Gott ist. Die sinnliche Weisheit besteht heute in der
Hyper-Sexualisierung der Kultur. Die weltliche Weisheit ist das
Denken in rein innerweltlichen Kategorien, ohne Gedanken an
Transzendenz und Ewigkeit. Die kosmische Weisheit findet sich im New
Age als die Anbetung des Universums und der kosmischen Energien. Die
dämonische Weisheit findet sich in gottlosen Ideologien wie
Marxismus und Faschismus, findet sich in religiösem oder politischem
Terrorismus, findet sich im esoterischen Okkultismus und der
Verehrung gefallener Engel und findet sich im offen praktizierten
Satanismus. Von all diesen Torheiten ist die Welt heute voll. Und wie
lange, fragt die göttliche Weisheit, wollt ihr Lüsternen die
Wollust lieben? Diese Wollust ist die sinnliche Weisheit, es ist, wie
Platon sagen würde, die Lebensphilosophie der Aphrodite Pandemos,
der Göttin der Tempelprostitution, der Hurerei, des Ehebruchs, der
Pornographie (Venus Porné), der Homosexualität, des
Kindesmissbrauchs, der Abtreibung, der vorehelichen Liebesvereinigung
(Unzucht oder porneia). Und auch davon ist unsere Welt heute voll.
Der moderne Götze ist die heidnische Sexgöttin. Und wie lange,
fragt Frau Weisheit, hasst ihr Gottlosen die Erkenntnis, nämlich die
Erkenntnis Gottes? Was heißt Erkenntnis Gottes und wie erlangt man
sie? Das biblische Wort für Erkenntnis bezeichnet sowohl eine
intellektuelle Einsicht als auch die erotische Liebesvereinigung.
Wahrhaft erkennen kann Gott nur der, der Gott liebt. Aber wahrhaft
lieben kann Gott auch nur der, der den wahren Gott erkennt. Diese
liebende Erkenntnis ist eine Gnadengabe Gottes, ein Geschenk des
Herrn. Niemand kann den Vater erkennen, als wem es der Sohn
offenbart. Und niemand kann zum Sohn kommen, es sei denn, der Vater
ziehe ihn. Der Glaube ist eine Gnadengabe des Heiligen Geistes und
muss ersehnt und erbeten werden. Ein französischer Kommunist betrat
einmal aus Langeweile eine katholische Kirche und kam fünf Minuten
später heraus und sagte: Jetzt bin ich ein katholischer Christ. Wir
Gläubigen können die Ungläubigen nicht zum Glauben überreden. Wir
können beten, dass Gott sich ihnen offenbart. Zum Glauben bewegen
kann allein der Heilige Geist.
Kehrt
zu meiner Weisung um, spricht Weisheit,
Denn
ich werde meinen Geist ergießen,
Wissen
lassen euch der Weisheit Worte.
Umkehr,
also Buße oder Metanoia, das heißt Sinnesänderung, fordert die
Weisheit, Umkehr von einem Leben ohne Gott zu einem Leben Gott, also
Bekehrung und, wenn man so will, Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist.
Die erste Bekehrung ist die Taufe, da die göttliche Gnade
eingegossen wird, das Leben der Dreifaltigkeit im Herzen des
Menschen. Die zweite Bekehrung ist die persönliche Annahme des
Glaubens, ie persönliche Entscheidung für Gott, das Ja-Wort. Viele
Heilige haben noch eine Bekehrung in der Bekehrung erlebt und eine
spezielle Berufung bekommen. Auch ist wichtig die tägliche
Bekehrung, denn der Satan und die Welt und das Fleisch wollen uns
immer wieder vom Leben im Stand der Gnade wegziehen, da braucht es
jeden Morgen die erneute Entscheidung, Gott den Thron im eigenen
Herzen anzubieten, Gott die Priorität zu geben. Nun fordert die
Weisheit die Umkehr zur Weisung. Die Weisung ist die Tora oder das
Gesetz Gottes. Die Tora wird von den jüdischen Mystikern als eine
Jungfrau angesehen. Der Allmächtige König sucht für seine Tochter,
die Jungfrau Tora, einen Bräutigam. Der Rabbi oder Schriftgelehrte,
der sich mit der Jungfrau Tora vermählt, wird zum Baal-Shem, zum
Ehegatten des göttlichen Namens. Die Jungfrau Torah wird von ihrem
Liebhaber zuerst wegen ihrer schönen Kleider geliebt. Er sieht die
wörtliche, historische, buchstabengetreue Bedeutung der Heiligen
Schrift. Dann wird der Liebhaber der Jungfrau mehr und mehr
fasziniert von dem nackten Körper der Braut. Er sieht nun die
tiefere, moralische und allegorische Bedeutung der Schrift. Mehr und
mehr liebt der Liebhaber die Jungfrau Tora dann wegen ihrer schönen
Seele. Da tut sich der tiefe mystische Sinn der Heiligen Schrift auf.
Zuletzt liebt der Liebhaber die Jungfrau Tora, weil Gott in ihrem
Geist wohnt. Dann erkennt der Ehemann des göttlichen Namens, das
jedes Wort in der Heiligen Schrift ein Name Gottes ist, und Gott
offenbart sich unverschleiert. Die Rabbinen sagen auch, dass die
Jungfrau Tora im himmlischen Palast des Allmächtigen Königs wohnt
und sich nur manchmal am Fenster sehen lässt. Von diesen kurzen
Augenblicken der Vision der Jungfrau wird ihr Liebhaber angezogen und
er sehnt sich, ihre Schönheit wiederzusehen. Und so schleicht er um
den Himmelspalast und hofft, die schöne Jungfrau zeige sich noch
einmal. Wenn die Jungfrau sieht, dass ihr Liebhaber sehnlich nach ihr
verlangt, öffnet sie ihm die Tür zum Himmelspalast und lädt ihn
ein zum Mahl. Dann führt sie ihn in ihr geistliches Brautgemach und
vollzieht die Ehe mit ihm. So wird der Ehemann der Tora (sie bleibt
Jungfrau) zum Schwiegersohn des Allmächtigen Königs. Die Rabbinen
sagen auch im Talmud, die Jungfrau Tora sei eng gebaut am Muttermund
wie eine Hirschkuh, denn auch dem fünfzigjährigen Schriftgelehrten
erscheint die Jungfrau immer noch so frisch und reizend, so
jungfräulich, lieblich und entzückend, als sei sie immer noch
siebzehn Jahre jung. Die Jungfrau Tora ist die immerwährende
Jungfrau und Gott hat ihr ewige Jugend und Schönheit verliehen. Zu
dieser Jungfrau Tora, und das ist die ganze Heilige Schrift oder das
Wort Gottes, sollen wir uns bekehren, will die Weisheit. Dann wird
die Weisheit ihren Geist ergießen. Beim ersten Pfingsten waren die
Apostel, die Frauen und die Brüder Jesu um die Gottesmutter Maria,
die Braut des Heiligen Geistes versammelt, als der Heilige Geist –
ruach – auf die Erde kam und die Kirche gebar. Joel sagt für die
letzten Zeiten eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes voraus. Die
Jungfrauen und Jünglinge werden Visionen haben, die Alten werden
Träume haben. Am Himmel geschehen Zeichen an Sonne und Mond. Auf der
Erde gibt es Blut und Rauch. In Fatima tanzte 1917 die Sonne. Viele
Marienstatuen weinen blutige Tränen. Die Propheten der Kirche sagen
ein Neues Pfingsten voraus, wie es schon die Freikirche der
Pfingstler erwartete. Ein neue Ausgießung des Heiligen Geistes, ein
Pfingsten der Schönen Liebe, wird erhofft, ein neuer Frühling der
Kirche, ja, ein Menschheitsfrühling, eine globale Zivilisation der
Liebe. Der Geist der Weisheit, sagt Salomo, ist ein
menschenfreundlicher Geist. Die Menschheit darf sich baden im Meer
der Menschenfreundlichkeit Gottes. Und die Weisheit wird uns ihre
Worte wissen lassen. Sie wird dir tiefe Einsicht in die Heilige
Schrift schenken. Sie unterrichtet dich in den Mysterien der Ägypter,
der Götterlehrer der Chaldäer, in der indischen Gymnosophie, im
chinesischen Universalismus, in griechischer Philosophie und Poesie,
in römischer Literatur, in der Kabbala, in der Gnosis, in den
Kirchenvätern, in der Scholastik, im christlichen Neuplatonismus, in
der deutschen Mystik des Mittelalters, in der Mystik des Karmel, in
der Literatur des Minnesangs und der Renaissance, im deutschen
Idealismus und der Literatur der Geniezeit, in arabisch-persischer
Mystik und Poesie, in den Lehren der Päpste, in den prophetischen
Botschaften Mariens und in vielem anderen mehr. Du wirst Heinrich
Seuse, Hildegard, Jakob Böhme, Gottfried Arnold, Grignion von
Montfort, Saint Martin, Franz von Baader, Novalis und Wladimir
Solowjew als ihre persönlichen Favoriten lesen. Die Jungfrau Maria
wird deine Lehrmeisterin in der Weisheit sein, denn ohne Maria ist
jede Weisheit nur Torheit, wie Jesus zu Don Bosco sagte.
Weil
ich rief, ihr doch nichts wissen wolltet,
Meine
Hand ausstreckte, niemand merkte,
Nicht
befolgtet ihr der Weisheit Ratschlag
Und
habt Weisungen nicht angenommen,
Darum
lache ich bei eurem Unglück,
Spotte
beim Eintreffen eures Grauens,
Wenn
das Grauen eintrifft wie Gewitter,
Unglück
kommt herbei wie eine Windsbraut,
Wenn
hereinbricht Drangsal und Bedrückung.
Ruft
ihr dann, so geb ich keine Antwort,
Suchen
werdet ihr und doch nicht finden.
Dafür
daß ihr hasstet die Erkenntnis
Und
die Ehrfurcht nicht vor Gott erwähltet,
Angenommen
nicht der Weisheit Ratschlag,
Alle
meine Weisungen verschmähtet.
Essen
werdet ihr des Weges Früchte,
An
den Planungen euch überfressen.
Denn
der Toren Abfall wird sie töten,
Tödlich
ist der Narren eitle Einfalt.
Doch
wer mir gehorcht, wird sicher wohnen,
Sorglos
vor dem Grauen alles Übels.
Wir
leben in einer Zeit, nachdem die antichristlichen Diktaturen des
Nationalsozialismus und des Kommunismus die Welt und die Seelen
verwüstet haben. Die Menschheit hat nicht Buße getan, sondern
pflegt weiter Materialismus, Atheismus, Hedonismus, und wenn sie
religiös sein will, den Spiritismus. Da bietet Jesus Christus der
Menschheit eine besondere Gnadenzeit an, die von zwei Merkmalen
gekennzeichnet ist: Die Barmherzigkeit Gottes offenbart sich als
grenzenlos und unerschöpflich, und die Mutter Gottes erscheint auf
der ganzen Welt, um die Menschheit zur Umkehr zu rufen. Die Kirche
Christi ist der heilige Rest, aber sie bringt auch außerordentlich
große Heilige hervor, wie Mutter Teresa von Kalkutta oder Johannes
Paulus den Großen. Die uferlose Barmherzigkeit ruft alle Sünder zum
Vertrauen in ihr allverzeihendes Herz auf. Aber dieses gegenwärtig
sperrangelweite Tor der Barmherzigkeit wird eines Tages geschlossen,
die Erscheinungen der Gottesmutter nehmen dann ein Ende, und der Herr
Jesus Christus kommt in seiner Gerechtigkeit. Die Gnade Gottes wird
jedem Sünder sein ganzes Leben lang immer wieder angeboten. Wer aber
bis ans Ende verstockt bleibt, für den ist es dann eines Tages zu
spät. Noch in der Todesstunde begegnet dem Sünder ein letztes Mal
die unerschöpfliche Barmherzigkeit Gottes, und die letzten
Entscheidungen der Seelen sind den Hinterbliebenen unbekannt, darum
dürfen wir keinen Menschen verdammen. Aber wer bis zum Thron des
Richters Christus in der Sünde gegen den Heiligen Geist als
verstockter Sünder verharrt, über den wird die Weisheit Gottes dann
das Urteil fällen: Hinweg von mir, ihr Verfluchten, hinweg in das
ewige Feuer der Hölle!
Söhnlein,
wenn du meine Worte annimmst,
Meine
Weisungen bei dir bewahrest,
Daß
dein Ohr aufmerket auf die Weisheit,
Wirst
dein Herz du lenken zum Verständnis.
Wenn
du die Verständigkeit erflehest,
Dem
Verständnis hingibst deine Stimme,
Suchest
das Verständnis du wie Silber
Und
verborgne Schätze in der Tiefe,
Dann
wirst du verstehen Ehrfurcht Jahwes
Und
erfinden die Erkenntnis Gottes.
Höre
die Worte und Weisungen der Weisheit mit Verständnis, und du findest
die Erkenntnis Gottes. Die Worte und Weisungen der göttlichen,
offenbarten Weisheit ist die ganze Heilige Schrift (einschließlich
der deutero-kanonischen Schriften). Die Bibel ist das Buch der Bücher
und mit keinem anderen Buch zu vergleichen. Die Bibel ist
hervorgegangen als Altes Testament aus der Tradition des auserwählten
Gottesvolkes Israel und als Neues Testament aus dem Schoß der
Tradition der Kirche Christi. Das Neue Testament ist verfasst von
Hagiographen der heiligen Kirche, und der Kanon des Neuen Testamentes
ist definiert worden von Bischöfen der heiligen Kirche. Die Bibel
ist also ein Buch der Kirche und muss darum auch im Geist dieser
Kirche ausgelegt werden. Die Protestanten irren, wenn sie die Bibel
außerhalb der Kirche lesen. Die Bibel ist in der Kirche verfasst
worden und kann auch nur in der Kirche richtig verstanden werden.
Darum ist zum rechten Verständnis der Worte und Weisungen der
Weisheit in der Heiligen Schrift notwendig die Kenntnis der Tradition
der Kirche und der Dogmen des Lehramtes der Kirche. Wenn man aber die
Worte der Weisheit versteht im Geist der Kirche, gelangt man durch
das betende Betrachten der Heiligen Schrift zur Ehrfurcht Gottes, das
heißt zum ehrfürchtigen Gottesdienst des Dreimal-Heiligen Gottes,
und zur Erkenntnis Gottes. Erkenntnis Gottes aber, wie oben schon
gesagt, bedeutet im biblischen Sprachgebrauch nicht allein
intellektuelles Verständnis, sondern auch liebende Vereinigung.
Denn
die Gottheit Jahwe spendet Weisheit,
Jahwes
Mund Verständnis und Erkenntnis,
Jahwe
ist Gott. Aus Jahwe geht die Weisheit hervor. JHWH wird auch JAH
genannt, JH, wobei J Gott und H Hochmah, also die Weisheit,
bezeichnet. Die Weisheit ist also in Gott, ein Name Gottes. Die
Weisheit ist eine Hypostase Gottes. Salomo in seinem Gebet um die
Gabe der Weisheit nennt die Weisheit Throngenossin Gottes, sie steht
zur Rechten Gottes, und Salomo bittet Gott Jahwe, von seinem Thron
die Weisheit zum Beter zu senden. Die Weisheit kommt, wie Jesus
Sirach sagt in seinem Hohelied der Weisheit, aus Gottes Mund. Sie
ist, wie Salomo sagt, ein Hauch Gottes. Sie ist das Wort Gottes.
Logos und Sophia sind eins. Die Weisheit ist Gott von Gott, Licht vom
Licht Gottes, eines Wesens (con-substantial) mit dem Vater. In der
Kabbala ist die unerforschliche Gottheit en-soph genannt, die
unergründliche Gottheit. Das ist nach Dionysius Areopagita der
Schlaf Gottes, sein ewig unergründliches Wesen. Gott aber geht aus
sich selbst heraus und offenbart sich nach der Lehre der Kabbala in
Weisheit (Hochmah) und Vernunft (Binah). Darum, weil Christus Gottes
Weisheit und Gottes Wort ist oder als Logos auch Gottes Vernunft,
kann allein Christus, der als Gott im Schoß des Vaters ist, das
innere Wesen Gottes offenbaren. Und darum gibt es außerhalb der
Offenbarung Christi keine wahre Gotteserkenntnis.
Jahwe
speichert Redlichen die Hilfe,
Ist
ein Schild für die vollkommen wandeln,
Zu
bewahren die gerechten Pfade,
Zu
beschützen Wege seiner Frommen.
Der
Vater ist der Schutzgott seiner Kinder. Er ist die Hilfe der
Gerechten, so wie Eva die Hilfe für Adam ist und wie der Name Jesus
oder Jehoschua heißt: Jahwe ist die Hilfe. Der Vater ist der
Schutzheilige, der Schutzhelfer. Er ist ein Held, ein Krieger, der
für sein Volk kämpft, der Schild. Unter deinen Schutz und Schirm
fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin. Die Mutter Gottes breitet
ihren Schutzmantel aus. Wladimir Solowjew nennt die heilige Sophia
den Schutzengel des Universums. Gott schützt seine Kinder durch den
Schutzengel. Die Voraussetzung aber, um die große Schutzmacht des
Allmächtigen zu erfahren ist, dass man zu den Redlichen gehört, zu
den Frommen, zu den Vollkommenen, die auf gerechten Pfaden gehen, auf
dem Weg der Gläubigen. Und was ist der Weg der Gläubigen? Ich bin
der Weg, sagt Jesus. Die Nachfolge und Nachahmung Jesu ist der
gerechte Pfad, der Weg der Frommen.
Dann
wirst du Gerechtigkeit verstehen
Und
Geradheit, jeden Weg des Guten,
Die
Gerechtigkeit ist eine der vier Kardinaltugenden. Salomo sagt, die
vier Kardinaltugenden sind Gnadengaben der göttlichen Weisheit,
nämlich Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung. Diese
Kardinaltugenden waren auch Platon bekannt. Er spricht in seiner
Republik über Gerechtigkeit und sagt: Ein Mensch, der in seinem Kopf
die Klugheit hat, in seinem Herzen den Mut hat, in seinem Leib die
Mäßigung hat, der hat in seiner ganzen Person Gerechtigkeit. Platon
überträgt diesen Mikrokosmos eines gerechten Menschen auf den
Makrokosmus eines gerechten Staates. Der Kopf sind die Philosophen
als Regierende, das ist die Tugend der Klugheit, das Herz sind die
Krieger als Wächter, das ist die Tugend der Tapferkeit, der Leib
sind die Arbeiter und Bauern, das ist die Tugend des Maßhaltens, und
ist der Staat so geordnet, verwirklicht der Staat die Tugend der
Gerechtigkeit. Im Judentum gibt es den Begriff des Gerechten, eines
Zaddik. Der Zaddik ist ein Rabbi, ein Meister, ein Lehrer, ein weiser
Mann, das Haupt der Gemeinde, der Führer der Unwissenden. Moses ist
im Judentum der wichtigste Zaddik. Auch Jesus von Nazareth wurde
Rabbi genannt, und er sagte Ihr sollt niemanden Rabbi nennen, denn
nur Einer ist euer Rabbi, Jesus Christus. Auch der heilige Josef
wurde im Neuen Testament ein Gerechter genannt, ein Mann nach dem
Herzen Gottes.
Weisheit
wird dir in die Seele fließen
Und
Erkenntnis deinem Geiste wohltun.
Die
Besonnenheit wird dich bewachen,
Die
Verständigkeit wird dich behüten,
Die
Weisheit wird dir in die Seele fließen, das heißt, die Weisheit
wird eingegossen. Wie oder wo oder wann wird die Weisheit
eingegossen? Johannes vom Kreuz sagt, die Weisheit wird der Seele in
der dunklen Nacht eingegossen, im Mit-Leiden der Passion Jesu. Vom
Kreuz her wird die übernatürliche Weisheit der mitgekreuzigten
Seele unmittelbar vom Herrn eingegossen. Dann wohnt die Erkenntnis in
deinem Geiste. Das heißt, der Geist ist bereit zur Liebesvereinigung
mit Gott. Denn das Kreuz ist das Ehebett der Braut Jesu, wie
Katharina von Siena sagt. Nur wer mit Christus gelitten hat, erkennt
den gekreuzigten Bräutigam der Seele. Und erst wer den Gekreuzigten
erkennt, erkennt die Liebe Gottes. Wenn dann die eingegossene
Weisheit in deine Seele geflossen ist und dein Geist den Gott der
Liebe erkennt, dann werden Besonnenheit und Vernunft dich einen
sicheren Weg leiten. Besonnenheit und Vernunft werden dich bewachen
und behüten vor den Torheiten der Gottlosen. Denn Gott liebt
Besonnenheit und Vernunft, der Satan hingegen ruft Wahnsinn hervor.
Wen Gott verderben will, sagt das Sprichwort, dem nimmt er den
Verstand. Glaube und Vernunft, fides et ratio, sind die beiden
Flügel, mit denen der Mensch sich zu Gott erhebt. Eine Vernunft ohne
Glaube ist beschränkt und unerleuchtet, und ein Glaube ohne Vernunft
wird zum Fanatismus.