SPRÜCHE SALOMOS


Text und Kommentar

Fragment

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


Sprüche Salomonis, Sohnes Davids,
König Israels war Salmone,

David heißt der Geliebte, ein Hinweis auf Gott, der Liebe ist, wie Johannes sagt, Gott ist der Geliebte, Gott ist, wie die Propheten und Jesus sagen, der Bräutigam, Gott ist der Geliebte des Hohenliedes Salomos und seine Braut ist des Menschen Seele. Der Sohn Davids ist ein Hinweis auf den Messiaskönig Jesus, dem die Kinder zuriefen: Hosanna dem Sohne Davids. Der Messias Jesus sagt von sich selbst: Hier ist einer, der mehr ist als Salomo. Denn Salomo ist der Gemahl der Göttlichen Weisheit, aber Jesus ist die Göttliche Weisheit selbst. Salomo wurde als Knabe vom Propheten Nathan, seinem Pädagogen, Jedidja genannt, das heißt Geliebter oder Liebling Jahwes. Gott liebt den Gemahl der göttlichen Weisheit, wer mit der Weisheit zusammen lebt, ist ein Liebling Jahwes, denn die Weisheit selbst ist Gottes Liebling. Der Name Salomo oder Schlomo leitet sich ab vom Wort Schalom, Friede. Jesus oder Immanuel, der Sohn der Jungfrau, ist der Friedefürst. Gott ist, wie Paulus sagt, kein Gott des Chaos, sondern ein Gott des Friedens. Der Friede, Schalom, oder griechisch die Eirene, ist eine Hypostase Gottes. Der Friede in der Welt kann nur von Gott kommen, und zwar von dem Gott des Friedens. Der Gott des Friedens ist der wahre König Israels. Das Israel des neuen und ewigen Bundes ist die Kirche Christi aus allen Völkern. Jesus, der Friedefürst, ist König aller Völker, und Maria, die Jungfrau, die Mutter des Immanuel, ist die Frau aller Völker und die Königin des Friedens.

Zu verstehen Weisheit und Erziehung,
Einsicht zu gewinnen in die Weisheit,
In die Sprüche der Vernunft und Klugheit,
Zu erwerben die Erziehung, merkend
Auf Gerechtigkeit und Recht und Wahrheit,

Zu verstehen die Weisheit Gottes und die Erziehung Gottes. Gott ist der Allweise, der allein weise Gott, wie Paulus sagt. Die Göttliche Weisheit ist eine Hypostase Gottes. Sie ist nicht nur eine poetische Personifikation, wie manche meinen, sondern sie ist eine göttliche Person, nämlich die zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Der allweise Gott als zärtlich liebender Vater ist ein weiser Pädagoge. Wen der Vater liebt, den erzieht er, sagt Paulus. Einsicht oder hebräisch Binah in die Weisheit ist eine Gnadengabe Gottes, eine Gabe des Heiligen Geistes. Allein Gott kennt die Weisheit, und Gott hat sie Jakob, seinem Knecht, Israel, seinem Geliebten, verliehen, wie Baruch sagt. Jesus sagt: Niemand kennt den Vater, als wem es der Sohn offenbart, und Gott offenbart sich nicht den Weisen dieser Welt, sondern den Unmündigen, nämlich denen, die nicht aus menschlichem Grübeln sich einen Gott erdenken, sondern den Unmündigen, die das Wort des Vaters nachsprechen. Die falsche Theosophie von Madame Blavatsky und Rudolf Steiner ist eine menschliche Erfindung, die wahre, christliche Theosophie begründet ihre Einsicht in die Weisheit mit dem offenbarenden Wort Gottes. Das Wort Gottes, des allweisen und liebenden Pädagogen, erzieht zu Gerechtigkeit und Wahrheit. Die gelebte Gerechtigkeit, das heißt das Befolgen des Gesetzes Gottes, ist Voraussetzung für die Einsicht in die Weisheit. Die Weisheit kommt nicht in ein sündiges Herz, wie Salomo im Buch der Weisheit sagt. Aber wer die Gebote Gottes, das Gesetz Christi erfüllt, der wird, wie Moses sagt, als ein weiser und intelligenter Mensch gelten, denn die Weisheit offenbart sich im moralischen Sittengesetz. Die Gnostiker irrten darin, da sie meinten, die göttliche Erkenntnis des Pneumatikers befreie diesen vom moralischen Sittengesetz.


Unerfahrenen zu geben Klugheit,
Jugendlichen heilige Erkenntnis
Und Besonnenheit.

Den Unerfahrenen, den Jugendlichen mit wenig Lebenserfahrung, soll Klugheit gegeben werden. Aber auch Alter schützt vor Torheit nicht. Das wahre Alter und das wahre graue Haar ist die Weisheit des Weisen. Die Erfahrung, die der Weise den Unerfahrenen mitteilt, ist eine Erfahrung Gottes. Ein sorgfältiges Studium der Heiligen Schrift, ein intensives Gebetsleben, geduldig Gott aufgeopferte Leiden und praktische Werke der Nächstenliebe geben dem Weisen den Schatz der Erfahrung. Der Gelehrte ist wie eine Kuh, die gemolken werden will. Den Kindern wird er erzählen von Josef, Moses, David und Jesus, aber auch von Odysseus, Äneas, König Arthur und Siegfried. Der Weise, der sich erziehen lässt vom göttlichen Pädagogen, wird selbst zum Pädagogen. Wer in die Schule der Weisheit geht, wird selbst zum Lehrer und wird die Jugendlichen einführen in die Geheimnisse der Heiligen Schrift und auch in die Kultur der Weltweisheit. Der Mystiker, in der spirituellen Ehe der mystischen Vereinigung mit der göttlichen Weisheit, wird zum Mystagogen und wird die Jugendlichen Erkenntnisse lehren. Vor allem sollen die Jugendlichen Besonnenheit lernen, griechisch Sophrosyne, eine sokratische Tugend. Paulus wurde vorgeworfen, das viele Wissen habe ihn wahnsinnig gemacht, aber er entgegnete: Ich spreche Worte der Vernunft, Logos, und der Besonnenheit, Sophrosyne. Besonnenheit ist eine Form der Herrschaft der Vernunft, eine Form der Selbstbeherrschung, das Gegenteil von zuchtlosem Wesen, von kopflosem Getriebenwerden durch die ungeordneten Leidenschaften und Begierden, was die Versuchung der Jugend ist.

Es lausch der Weise
Und vermehre Einsicht und Erkenntnis,
Der Verständige erwerbe Künste,
Einsicht zu gewinnen in die Sprüche,
Weise Worte, heilige Orakel.

Zuerst muss der Weise lauschen. Es gibt einen Dreischritt: Hören oder horchen, gehorchen und dann gehören. Eva hörte auf die Schlange, gehorchte der Schlange, gehörte der Schlange. Maria hörte auf Gott, gehorchte Gott – mir geschehe nach deinem Wort – und gehörte Gott – ich bin die Magd des Herrn. Man muss es machen wie der Knabe Samuel: Rede, Herr, dein Knecht hört. Wie vermehrt man Einsicht und Erkenntnis? Durch das intensive Studium der Heiligen Schrift und der Überlieferungen der Kirche. Die Heilige Schrift muss betend und betrachtend gelesen werden. Der Heilige Geist erschließt dem Beter neue Erkenntnisse. Der sicherste Weg ist, die Jungfrau Maria, Sitz der Weisheit, als Lehrmeisterin anzunehmen. Dann sind auch Künste zu erwerben. Die Kunst ist beides, Charisma und Talent. Es braucht zum einen die Inspiration, wie die Alten sagten, durch die Muse, wie Milton sagte, durch den Heiligen Geist, das ist das Charisma, doch Kunst ist auch Talent und muss erlernt und geübt werden, bis der Schüler zum Meister wird. Auch in der Kunst muss man in der Tradition bewandert sein und sich, wie Goethe sagt, über dreitausend Jahre Kunstgeschichte Rechenschaft geben können. Dann gilt es Einsicht zu gewinnen in die Sprüche. Hier werden die zu betrachtenden Verse dreifach beschrieben: Sprüche, weise Worte, heilige Orakel. An erster Stelle sind dies die Verse der Heiligen Schrift. Einsicht in die Heilige Schrift erfordert Beistand des Heiligen Geistes, betrachtendes Gebet und Studium der Lehre der Kirche. Jesus Sirach sagt: Wer die Worte der Schriften studieren will, darf sonst nichts zu tun haben. Handwerker, Techniker, Kaufleute sind wichtig für die Gesellschaft, aber ihnen fehlt die Muße, die Worte der Weisheit zu erforschen. Wer aber die weisen Worte studieren will, der erlerne die Sprüche der Alten. Wo er einen weisen Mann findet, dort lasse er sich nieder. Zu dem Studium der Orakel der Heiligen Schrift komme dann auch das Studium der Theologen, Philosophen und prophetischen Dichter. Denn wahre, inspirierte Dichtkunst ist immer eine Form von Prophetie. Es ist auch wichtig, die Schriften, die in anderen Religionen als heilige Schriften gelten, zu kennen, wie den Talmud, den Koran, den Rig-Veda, die Bhagavad-Gita, das Tao-Te-King und die Reden Buddhas.

Ehrfurcht Jahwes ist Erkenntnis-Anfang.

Jesus Sirach sagt: Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit. Gottesfurcht ist Ehrfurcht vor dem dreimal heiligen Gott und die Scheu, ihn zu beleidigen. Gottesfurcht ist das Fundament des Glaubens, die Anbetung Gottes als Allerhöchsten, als alles übersteigenden, alles umfangenden, alles durchdringenden Geist, als Ursprung und Ziel der Schöpfung und des Menschen. Platon sagt: Staunen ist der Anfang der Weisheit. Johannes Scotus sagt: Das Staunen vor der Schönheit der Schöpfungen Gottes und das Staunen vor der Schönheit Gottes ist der Anfang der Weisheit. Das Staunen vor der Schönheit der Schöpfung können wir von den Kindern lernen. Das Staunen vor der Schönheit einer Frau ist der Anfang der Poesie. Adams Staunen, als er die eben erschaffene Eva erblickte, lies ihn in einen Hymnus der Liebe ausbrechen: Sie ist es! Endlich! Sie ist Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinem Bein! Das ist das erste Liebesgedicht der Menschheitsgeschichte. Das Staunen vor den Wundern der Natur ist auch der Anfang der Naturwissenschaft. Das Staunen vor Gott geht über in Bewunderung Gottes, die Bewunderung geht über in anbetende Liebe, die anbetende Liebe drängt zur Vereinigung.

Narren schmähen Weisheit und Erziehung.

Als in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die sexual-kommunistische Kulturrevolution stattfand, war es wie eine Illustration zu diesem Vers. Man lehnte nicht die autoritäre Erziehung ab, sondern negierte jede Art von Autorität. Die alten Dichter sprachen oft davon, dass eine Rebe verwildert und keine Früchte bringt, wenn sie nicht der Ulme anvertraut wird. Man überließ die Kinder sich selber und schmähte jede Form von Erziehung. Auch die Erwachsenen anerkannten keine Autorität, weder die Autorität Gottes, noch die Autorität der kirchlichen Hierarchie, noch die Autorität des Staates. Man schmähte auch die Weisheit, indem man die zweitausendjährige christlich-abendländische Kulturtradition negierte. Diese Bewegung war eine tabula rasa der Narren.

Höre, o mein Sohn, die Zucht des Vaters,
Lausch der Unterweisung deiner Mutter,
Wie ein Kranz sind sie auf deinem Haupthaar
Und am Hals wie eine Silberkette.

In den zehn Geboten heißt es: Du sollst Vater und Mutter ehren. Der Christ als ein alter ego Christi hat Gott zum Vater und Maria zur Mutter. Der Christ soll hören die Zucht des Vaters, das ist der pädagogische Unterricht des Wortes Gottes. Aber er soll auch lauschen der Unterweisung der Mutter. Wir können die Unterweisung der Mutter Maria in ihren zahllosen prophetischen Botschaften auf der ganzen Welt hören. Maria spricht seit ihrer Himmelfahrt zu den Heiligen, Mystikern und Sehern. Aber gerade seit dem neunzehnten Jahrhundert häufen sich ihre Erscheinungen und prophetischen Botschaften. So wie Maria dem ersten Kommen Jesu vorausging, so geht sie auch seinem zweiten Kommen voraus, wie der heilige Grignion von Montfort sagt. Unter all diesen prophetischen Botschaften ragen die Botschaften Mariens in Medjugorje heraus. Es ist sehr bedauerlich, dass die protestantischen Christen diesen Unterweisungen ihrer Mutter partout nicht zuhören wollen, es ist schlechthin unweise. Denn das prophetische Wort des Vaters wird für unsere apokalyptische Zeit aktualisiert durch das Wort der Mutter Gottes. So empfiehlt die himmlische Mutter das Tragen einer geweihten Medaille der Jungfrau an einer Silberkette um den Hals, um sich so unter den Schutz der guten Mutter zu stellen, wie in der Rue du Bac in Paris im neunzehnten Jahrhundert es sich ereignete, was, wie es scheint, schon Salomo prophezeit hatte mit dem Vers: Die Unterweisug deiner Mutter ist wie eine Silberkette an deinem Hals. Das soll der Ruhmeskranz des Weisen sein, dass er den Prophezeiungen des himmlischen Vaters und der guten Mutter lauscht und sie befolgt und lebt. Das soll dein Ruhmeskranz, dein Siegeskranz sein, deine Krone der Gerechtigkeit.

Sohn, wenn dich die bösen Kerle locken,
Wenn dich Männer der Gewalt bereden,
Schenke ihnen nimmer deine Ohren.
Wenn sie sagen: Folg uns auf den Raubzug,
Lauern wollen wir aufs Blut der Menschen,
Den Unschuldigen die Netze stellen,
Wollen sie verschlingen wie die Hölle,
Blühende ins Grab hinunterziehen.
Großen Reichtum werden wir erlangen,
Unsre Häuser füllen mit der Beute.
Und du wirfst das Los in unsrer Mitte,
Soll Ein Beutel sein für alle Räuber.
Sohn, dann gehe nicht auf ihren Wegen,
Deinen Fuß entferne ihren Steigen,
Ihre Füße laufen rasch zum Bösen,
Sie vergießen leicht das Blut der Menschen.
Denn vergeblich wird das Netz geworfen
Vor den Vogelaugen aller Vögel,
Auf das eigne Menschenblut sie lauern,
Stellen ihren Seelen eine Falle.
So ist das Ergehen aller Räuber.
Denn die Seele nimmt es dem Besitzer.

Wir haben gesehen, wie im zwanzigsten Jahrhundert die mörderischen Verbrecherbanden der national-sozialistischen wie der international-sozialistischen Revolution die Menschen verführt haben. Sie sprachen von dem Gemeinsinn der auserwählten Rasse oder Klasse. Sie verherrlichten Gewalt, Hass, Terror, Krieg und Massenmord. Sie waren sich einig im Hass auf den Gott Israels und die Kirche Jesu Christi. Sie waren Materialisten und von unersättlicher Habgier getrieben. Sie wollten die ganze Welt zum Machtbereich ihrer Parteiführer machen. Sie versprachen das Paradies auf Erden, das Paradies der Arbeiter und Bauern oder das tausendjährige Reich des Übermenschen, aber sie verwandelten die Welt in eine Hölle. Vor diesen bösen Kerlen warnte schon Salomo. Und selbst, nachdem sie die Welt in eine Hölle verwandelt haben und Europa in ein Leichenfeld, laufen immer noch junge Leute ihren satanischen Ideologen ins Netz. Marxismus und Faschismus sind Ideologien für Narren, für Gottlose, für böse Kerle.

Ewge Weisheit laut ruft auf der Straße,
Auf dem Platz erhebt sie ihre Stimme,
Durch den Lärm der Kreuzung ruft sie, rufend
In den Toren steht sie, predigt Umkehr.
In den Städten spricht sie ihre Sprüche:

Tut Buße und glaubt an das Evangelium! So begann seine Predigt Jesus von Nazareth, die menschgewordne Weisheit Gottes. Die Weisheit predigte in den Synagogen, auf den Bergen und Hügeln Israels, am See Genezareth, im Tempel Jahwes, an den Zollstationen, auf den Märkten und an den Stadttoren, predigte den Pharisäern, Sadduzäern und Schriftgelehrten, predigte den Fischern und den Kranken, predigte den Steuereintreibern und den Prostituierten, predigte den Juden, den Samaritern und den Heiden, und predigte immer die Umkehr zu Gott. So auch die Jungfrau Maria in ihren Botschaften auf der ganzen Welt, in Asien, Afrika, Amerika, Europa predigt Buße, Glauben an das Evangelium und fordert zum Gebet und zur Bekehrung auf. Jesus Christus als die ungeschaffene Weisheit und die Jungfrau Maria als die geschaffene Weisheit rufen mit Einer Stimme: Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

Ach wie lange liebt ihr Toren Torheit,
Ach wie lang ihr Lüsternen die Wollust,
Hasst ihr Gottvergessenen Erkenntnis?

Wie die Weisen die Liebhaber der Frau Weisheit sind, so sind die Toren die Liebhaber der Frau Torheit. Was ist Torheit? Maria sagte einmal: Die bürgerlichen Regierungen verbreiten Atheismus, Materialismus, Spiritismus und alle möglichen Arten von Lastern. Das ist eine sehr gute Beschreibung der Torheit. Torheit ist die falsche Weisheit, die Jakobus beschreibt als eine sinnliche, weltliche (kosmische) und dämonische Weisheit. Das ist die Weisheit dieser Welt, die Torheit vor Gott ist. Die sinnliche Weisheit besteht heute in der Hyper-Sexualisierung der Kultur. Die weltliche Weisheit ist das Denken in rein innerweltlichen Kategorien, ohne Gedanken an Transzendenz und Ewigkeit. Die kosmische Weisheit findet sich im New Age als die Anbetung des Universums und der kosmischen Energien. Die dämonische Weisheit findet sich in gottlosen Ideologien wie Marxismus und Faschismus, findet sich in religiösem oder politischem Terrorismus, findet sich im esoterischen Okkultismus und der Verehrung gefallener Engel und findet sich im offen praktizierten Satanismus. Von all diesen Torheiten ist die Welt heute voll. Und wie lange, fragt die göttliche Weisheit, wollt ihr Lüsternen die Wollust lieben? Diese Wollust ist die sinnliche Weisheit, es ist, wie Platon sagen würde, die Lebensphilosophie der Aphrodite Pandemos, der Göttin der Tempelprostitution, der Hurerei, des Ehebruchs, der Pornographie (Venus Porné), der Homosexualität, des Kindesmissbrauchs, der Abtreibung, der vorehelichen Liebesvereinigung (Unzucht oder porneia). Und auch davon ist unsere Welt heute voll. Der moderne Götze ist die heidnische Sexgöttin. Und wie lange, fragt Frau Weisheit, hasst ihr Gottlosen die Erkenntnis, nämlich die Erkenntnis Gottes? Was heißt Erkenntnis Gottes und wie erlangt man sie? Das biblische Wort für Erkenntnis bezeichnet sowohl eine intellektuelle Einsicht als auch die erotische Liebesvereinigung. Wahrhaft erkennen kann Gott nur der, der Gott liebt. Aber wahrhaft lieben kann Gott auch nur der, der den wahren Gott erkennt. Diese liebende Erkenntnis ist eine Gnadengabe Gottes, ein Geschenk des Herrn. Niemand kann den Vater erkennen, als wem es der Sohn offenbart. Und niemand kann zum Sohn kommen, es sei denn, der Vater ziehe ihn. Der Glaube ist eine Gnadengabe des Heiligen Geistes und muss ersehnt und erbeten werden. Ein französischer Kommunist betrat einmal aus Langeweile eine katholische Kirche und kam fünf Minuten später heraus und sagte: Jetzt bin ich ein katholischer Christ. Wir Gläubigen können die Ungläubigen nicht zum Glauben überreden. Wir können beten, dass Gott sich ihnen offenbart. Zum Glauben bewegen kann allein der Heilige Geist.

Kehrt zu meiner Weisung um, spricht Weisheit,
Denn ich werde meinen Geist ergießen,
Wissen lassen euch der Weisheit Worte.

Umkehr, also Buße oder Metanoia, das heißt Sinnesänderung, fordert die Weisheit, Umkehr von einem Leben ohne Gott zu einem Leben Gott, also Bekehrung und, wenn man so will, Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist. Die erste Bekehrung ist die Taufe, da die göttliche Gnade eingegossen wird, das Leben der Dreifaltigkeit im Herzen des Menschen. Die zweite Bekehrung ist die persönliche Annahme des Glaubens, ie persönliche Entscheidung für Gott, das Ja-Wort. Viele Heilige haben noch eine Bekehrung in der Bekehrung erlebt und eine spezielle Berufung bekommen. Auch ist wichtig die tägliche Bekehrung, denn der Satan und die Welt und das Fleisch wollen uns immer wieder vom Leben im Stand der Gnade wegziehen, da braucht es jeden Morgen die erneute Entscheidung, Gott den Thron im eigenen Herzen anzubieten, Gott die Priorität zu geben. Nun fordert die Weisheit die Umkehr zur Weisung. Die Weisung ist die Tora oder das Gesetz Gottes. Die Tora wird von den jüdischen Mystikern als eine Jungfrau angesehen. Der Allmächtige König sucht für seine Tochter, die Jungfrau Tora, einen Bräutigam. Der Rabbi oder Schriftgelehrte, der sich mit der Jungfrau Tora vermählt, wird zum Baal-Shem, zum Ehegatten des göttlichen Namens. Die Jungfrau Torah wird von ihrem Liebhaber zuerst wegen ihrer schönen Kleider geliebt. Er sieht die wörtliche, historische, buchstabengetreue Bedeutung der Heiligen Schrift. Dann wird der Liebhaber der Jungfrau mehr und mehr fasziniert von dem nackten Körper der Braut. Er sieht nun die tiefere, moralische und allegorische Bedeutung der Schrift. Mehr und mehr liebt der Liebhaber die Jungfrau Tora dann wegen ihrer schönen Seele. Da tut sich der tiefe mystische Sinn der Heiligen Schrift auf. Zuletzt liebt der Liebhaber die Jungfrau Tora, weil Gott in ihrem Geist wohnt. Dann erkennt der Ehemann des göttlichen Namens, das jedes Wort in der Heiligen Schrift ein Name Gottes ist, und Gott offenbart sich unverschleiert. Die Rabbinen sagen auch, dass die Jungfrau Tora im himmlischen Palast des Allmächtigen Königs wohnt und sich nur manchmal am Fenster sehen lässt. Von diesen kurzen Augenblicken der Vision der Jungfrau wird ihr Liebhaber angezogen und er sehnt sich, ihre Schönheit wiederzusehen. Und so schleicht er um den Himmelspalast und hofft, die schöne Jungfrau zeige sich noch einmal. Wenn die Jungfrau sieht, dass ihr Liebhaber sehnlich nach ihr verlangt, öffnet sie ihm die Tür zum Himmelspalast und lädt ihn ein zum Mahl. Dann führt sie ihn in ihr geistliches Brautgemach und vollzieht die Ehe mit ihm. So wird der Ehemann der Tora (sie bleibt Jungfrau) zum Schwiegersohn des Allmächtigen Königs. Die Rabbinen sagen auch im Talmud, die Jungfrau Tora sei eng gebaut am Muttermund wie eine Hirschkuh, denn auch dem fünfzigjährigen Schriftgelehrten erscheint die Jungfrau immer noch so frisch und reizend, so jungfräulich, lieblich und entzückend, als sei sie immer noch siebzehn Jahre jung. Die Jungfrau Tora ist die immerwährende Jungfrau und Gott hat ihr ewige Jugend und Schönheit verliehen. Zu dieser Jungfrau Tora, und das ist die ganze Heilige Schrift oder das Wort Gottes, sollen wir uns bekehren, will die Weisheit. Dann wird die Weisheit ihren Geist ergießen. Beim ersten Pfingsten waren die Apostel, die Frauen und die Brüder Jesu um die Gottesmutter Maria, die Braut des Heiligen Geistes versammelt, als der Heilige Geist – ruach – auf die Erde kam und die Kirche gebar. Joel sagt für die letzten Zeiten eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes voraus. Die Jungfrauen und Jünglinge werden Visionen haben, die Alten werden Träume haben. Am Himmel geschehen Zeichen an Sonne und Mond. Auf der Erde gibt es Blut und Rauch. In Fatima tanzte 1917 die Sonne. Viele Marienstatuen weinen blutige Tränen. Die Propheten der Kirche sagen ein Neues Pfingsten voraus, wie es schon die Freikirche der Pfingstler erwartete. Ein neue Ausgießung des Heiligen Geistes, ein Pfingsten der Schönen Liebe, wird erhofft, ein neuer Frühling der Kirche, ja, ein Menschheitsfrühling, eine globale Zivilisation der Liebe. Der Geist der Weisheit, sagt Salomo, ist ein menschenfreundlicher Geist. Die Menschheit darf sich baden im Meer der Menschenfreundlichkeit Gottes. Und die Weisheit wird uns ihre Worte wissen lassen. Sie wird dir tiefe Einsicht in die Heilige Schrift schenken. Sie unterrichtet dich in den Mysterien der Ägypter, der Götterlehrer der Chaldäer, in der indischen Gymnosophie, im chinesischen Universalismus, in griechischer Philosophie und Poesie, in römischer Literatur, in der Kabbala, in der Gnosis, in den Kirchenvätern, in der Scholastik, im christlichen Neuplatonismus, in der deutschen Mystik des Mittelalters, in der Mystik des Karmel, in der Literatur des Minnesangs und der Renaissance, im deutschen Idealismus und der Literatur der Geniezeit, in arabisch-persischer Mystik und Poesie, in den Lehren der Päpste, in den prophetischen Botschaften Mariens und in vielem anderen mehr. Du wirst Heinrich Seuse, Hildegard, Jakob Böhme, Gottfried Arnold, Grignion von Montfort, Saint Martin, Franz von Baader, Novalis und Wladimir Solowjew als ihre persönlichen Favoriten lesen. Die Jungfrau Maria wird deine Lehrmeisterin in der Weisheit sein, denn ohne Maria ist jede Weisheit nur Torheit, wie Jesus zu Don Bosco sagte.

Weil ich rief, ihr doch nichts wissen wolltet,
Meine Hand ausstreckte, niemand merkte,
Nicht befolgtet ihr der Weisheit Ratschlag
Und habt Weisungen nicht angenommen,
Darum lache ich bei eurem Unglück,
Spotte beim Eintreffen eures Grauens,
Wenn das Grauen eintrifft wie Gewitter,
Unglück kommt herbei wie eine Windsbraut,
Wenn hereinbricht Drangsal und Bedrückung.
Ruft ihr dann, so geb ich keine Antwort,
Suchen werdet ihr und doch nicht finden.
Dafür daß ihr hasstet die Erkenntnis
Und die Ehrfurcht nicht vor Gott erwähltet,
Angenommen nicht der Weisheit Ratschlag,
Alle meine Weisungen verschmähtet.
Essen werdet ihr des Weges Früchte,
An den Planungen euch überfressen.
Denn der Toren Abfall wird sie töten,
Tödlich ist der Narren eitle Einfalt.
Doch wer mir gehorcht, wird sicher wohnen,
Sorglos vor dem Grauen alles Übels.

Wir leben in einer Zeit, nachdem die antichristlichen Diktaturen des Nationalsozialismus und des Kommunismus die Welt und die Seelen verwüstet haben. Die Menschheit hat nicht Buße getan, sondern pflegt weiter Materialismus, Atheismus, Hedonismus, und wenn sie religiös sein will, den Spiritismus. Da bietet Jesus Christus der Menschheit eine besondere Gnadenzeit an, die von zwei Merkmalen gekennzeichnet ist: Die Barmherzigkeit Gottes offenbart sich als grenzenlos und unerschöpflich, und die Mutter Gottes erscheint auf der ganzen Welt, um die Menschheit zur Umkehr zu rufen. Die Kirche Christi ist der heilige Rest, aber sie bringt auch außerordentlich große Heilige hervor, wie Mutter Teresa von Kalkutta oder Johannes Paulus den Großen. Die uferlose Barmherzigkeit ruft alle Sünder zum Vertrauen in ihr allverzeihendes Herz auf. Aber dieses gegenwärtig sperrangelweite Tor der Barmherzigkeit wird eines Tages geschlossen, die Erscheinungen der Gottesmutter nehmen dann ein Ende, und der Herr Jesus Christus kommt in seiner Gerechtigkeit. Die Gnade Gottes wird jedem Sünder sein ganzes Leben lang immer wieder angeboten. Wer aber bis ans Ende verstockt bleibt, für den ist es dann eines Tages zu spät. Noch in der Todesstunde begegnet dem Sünder ein letztes Mal die unerschöpfliche Barmherzigkeit Gottes, und die letzten Entscheidungen der Seelen sind den Hinterbliebenen unbekannt, darum dürfen wir keinen Menschen verdammen. Aber wer bis zum Thron des Richters Christus in der Sünde gegen den Heiligen Geist als verstockter Sünder verharrt, über den wird die Weisheit Gottes dann das Urteil fällen: Hinweg von mir, ihr Verfluchten, hinweg in das ewige Feuer der Hölle!

Söhnlein, wenn du meine Worte annimmst,
Meine Weisungen bei dir bewahrest,
Daß dein Ohr aufmerket auf die Weisheit,
Wirst dein Herz du lenken zum Verständnis.
Wenn du die Verständigkeit erflehest,
Dem Verständnis hingibst deine Stimme,
Suchest das Verständnis du wie Silber
Und verborgne Schätze in der Tiefe,
Dann wirst du verstehen Ehrfurcht Jahwes
Und erfinden die Erkenntnis Gottes.

Höre die Worte und Weisungen der Weisheit mit Verständnis, und du findest die Erkenntnis Gottes. Die Worte und Weisungen der göttlichen, offenbarten Weisheit ist die ganze Heilige Schrift (einschließlich der deutero-kanonischen Schriften). Die Bibel ist das Buch der Bücher und mit keinem anderen Buch zu vergleichen. Die Bibel ist hervorgegangen als Altes Testament aus der Tradition des auserwählten Gottesvolkes Israel und als Neues Testament aus dem Schoß der Tradition der Kirche Christi. Das Neue Testament ist verfasst von Hagiographen der heiligen Kirche, und der Kanon des Neuen Testamentes ist definiert worden von Bischöfen der heiligen Kirche. Die Bibel ist also ein Buch der Kirche und muss darum auch im Geist dieser Kirche ausgelegt werden. Die Protestanten irren, wenn sie die Bibel außerhalb der Kirche lesen. Die Bibel ist in der Kirche verfasst worden und kann auch nur in der Kirche richtig verstanden werden. Darum ist zum rechten Verständnis der Worte und Weisungen der Weisheit in der Heiligen Schrift notwendig die Kenntnis der Tradition der Kirche und der Dogmen des Lehramtes der Kirche. Wenn man aber die Worte der Weisheit versteht im Geist der Kirche, gelangt man durch das betende Betrachten der Heiligen Schrift zur Ehrfurcht Gottes, das heißt zum ehrfürchtigen Gottesdienst des Dreimal-Heiligen Gottes, und zur Erkenntnis Gottes. Erkenntnis Gottes aber, wie oben schon gesagt, bedeutet im biblischen Sprachgebrauch nicht allein intellektuelles Verständnis, sondern auch liebende Vereinigung.

Denn die Gottheit Jahwe spendet Weisheit,
Jahwes Mund Verständnis und Erkenntnis,

Jahwe ist Gott. Aus Jahwe geht die Weisheit hervor. JHWH wird auch JAH genannt, JH, wobei J Gott und H Hochmah, also die Weisheit, bezeichnet. Die Weisheit ist also in Gott, ein Name Gottes. Die Weisheit ist eine Hypostase Gottes. Salomo in seinem Gebet um die Gabe der Weisheit nennt die Weisheit Throngenossin Gottes, sie steht zur Rechten Gottes, und Salomo bittet Gott Jahwe, von seinem Thron die Weisheit zum Beter zu senden. Die Weisheit kommt, wie Jesus Sirach sagt in seinem Hohelied der Weisheit, aus Gottes Mund. Sie ist, wie Salomo sagt, ein Hauch Gottes. Sie ist das Wort Gottes. Logos und Sophia sind eins. Die Weisheit ist Gott von Gott, Licht vom Licht Gottes, eines Wesens (con-substantial) mit dem Vater. In der Kabbala ist die unerforschliche Gottheit en-soph genannt, die unergründliche Gottheit. Das ist nach Dionysius Areopagita der Schlaf Gottes, sein ewig unergründliches Wesen. Gott aber geht aus sich selbst heraus und offenbart sich nach der Lehre der Kabbala in Weisheit (Hochmah) und Vernunft (Binah). Darum, weil Christus Gottes Weisheit und Gottes Wort ist oder als Logos auch Gottes Vernunft, kann allein Christus, der als Gott im Schoß des Vaters ist, das innere Wesen Gottes offenbaren. Und darum gibt es außerhalb der Offenbarung Christi keine wahre Gotteserkenntnis.

Jahwe speichert Redlichen die Hilfe,
Ist ein Schild für die vollkommen wandeln,
Zu bewahren die gerechten Pfade,
Zu beschützen Wege seiner Frommen.

Der Vater ist der Schutzgott seiner Kinder. Er ist die Hilfe der Gerechten, so wie Eva die Hilfe für Adam ist und wie der Name Jesus oder Jehoschua heißt: Jahwe ist die Hilfe. Der Vater ist der Schutzheilige, der Schutzhelfer. Er ist ein Held, ein Krieger, der für sein Volk kämpft, der Schild. Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin. Die Mutter Gottes breitet ihren Schutzmantel aus. Wladimir Solowjew nennt die heilige Sophia den Schutzengel des Universums. Gott schützt seine Kinder durch den Schutzengel. Die Voraussetzung aber, um die große Schutzmacht des Allmächtigen zu erfahren ist, dass man zu den Redlichen gehört, zu den Frommen, zu den Vollkommenen, die auf gerechten Pfaden gehen, auf dem Weg der Gläubigen. Und was ist der Weg der Gläubigen? Ich bin der Weg, sagt Jesus. Die Nachfolge und Nachahmung Jesu ist der gerechte Pfad, der Weg der Frommen.

Dann wirst du Gerechtigkeit verstehen
Und Geradheit, jeden Weg des Guten,

Die Gerechtigkeit ist eine der vier Kardinaltugenden. Salomo sagt, die vier Kardinaltugenden sind Gnadengaben der göttlichen Weisheit, nämlich Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung. Diese Kardinaltugenden waren auch Platon bekannt. Er spricht in seiner Republik über Gerechtigkeit und sagt: Ein Mensch, der in seinem Kopf die Klugheit hat, in seinem Herzen den Mut hat, in seinem Leib die Mäßigung hat, der hat in seiner ganzen Person Gerechtigkeit. Platon überträgt diesen Mikrokosmos eines gerechten Menschen auf den Makrokosmus eines gerechten Staates. Der Kopf sind die Philosophen als Regierende, das ist die Tugend der Klugheit, das Herz sind die Krieger als Wächter, das ist die Tugend der Tapferkeit, der Leib sind die Arbeiter und Bauern, das ist die Tugend des Maßhaltens, und ist der Staat so geordnet, verwirklicht der Staat die Tugend der Gerechtigkeit. Im Judentum gibt es den Begriff des Gerechten, eines Zaddik. Der Zaddik ist ein Rabbi, ein Meister, ein Lehrer, ein weiser Mann, das Haupt der Gemeinde, der Führer der Unwissenden. Moses ist im Judentum der wichtigste Zaddik. Auch Jesus von Nazareth wurde Rabbi genannt, und er sagte Ihr sollt niemanden Rabbi nennen, denn nur Einer ist euer Rabbi, Jesus Christus. Auch der heilige Josef wurde im Neuen Testament ein Gerechter genannt, ein Mann nach dem Herzen Gottes.

Weisheit wird dir in die Seele fließen
Und Erkenntnis deinem Geiste wohltun.
Die Besonnenheit wird dich bewachen,
Die Verständigkeit wird dich behüten,

Die Weisheit wird dir in die Seele fließen, das heißt, die Weisheit wird eingegossen. Wie oder wo oder wann wird die Weisheit eingegossen? Johannes vom Kreuz sagt, die Weisheit wird der Seele in der dunklen Nacht eingegossen, im Mit-Leiden der Passion Jesu. Vom Kreuz her wird die übernatürliche Weisheit der mitgekreuzigten Seele unmittelbar vom Herrn eingegossen. Dann wohnt die Erkenntnis in deinem Geiste. Das heißt, der Geist ist bereit zur Liebesvereinigung mit Gott. Denn das Kreuz ist das Ehebett der Braut Jesu, wie Katharina von Siena sagt. Nur wer mit Christus gelitten hat, erkennt den gekreuzigten Bräutigam der Seele. Und erst wer den Gekreuzigten erkennt, erkennt die Liebe Gottes. Wenn dann die eingegossene Weisheit in deine Seele geflossen ist und dein Geist den Gott der Liebe erkennt, dann werden Besonnenheit und Vernunft dich einen sicheren Weg leiten. Besonnenheit und Vernunft werden dich bewachen und behüten vor den Torheiten der Gottlosen. Denn Gott liebt Besonnenheit und Vernunft, der Satan hingegen ruft Wahnsinn hervor. Wen Gott verderben will, sagt das Sprichwort, dem nimmt er den Verstand. Glaube und Vernunft, fides et ratio, sind die beiden Flügel, mit denen der Mensch sich zu Gott erhebt. Eine Vernunft ohne Glaube ist beschränkt und unerleuchtet, und ein Glaube ohne Vernunft wird zum Fanatismus.