AN DIE MUTTER DES NEUGEBORENEN KNABEN

Von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


1

Wie lange doch die Heiligen gebetet,
Die Mutter mehr noch diesen Sohn ersehnte,
Wie Weihrauch aufwärts ihr Gebete wehtet,
Wie kaum die Mutter noch Erhörung wähnte,

Doch Gott berechnet anders die Äone
Und plötzlich ist der liebe Sohn gekommen.
Wir freun uns mit der Mutter und dem Sohne,
Die frohe Mutter feiern alle Frommen.

Wie herrscht auf dieser Erde doch der Arge,
Vulkane speien und die Meere beben,
Und mancher Schoß von Müttern ward zum Sarge,
Da aber aus der Liebe kam das Leben.

Dies Leben feire ich beim Blut im Becher
Und bin der frommen Mutter Seligsprecher.


2

Ein Bote sprach: Der Knabe ist geboren!
Ich eilte, um den Knaben anzuschauen.
Ich bin zum treuen Zeugen auserkoren,
Ich bin der treue Zeuge unsrer Frauen,

Die wickelte in Windeln ihren Knaben.
Ein wahrer Mensch, der in die Windeln scheißt!
Verzeih das Wort, o Herrin hocherhaben,
Das nur die Menschheit deines Sohnes preist.

Der Mutter Ehemann steht auch dabei
Und prägt sich ein das Bild von diesem Kind.
Was war des Kindes erstes Wort? Ein Schrei!
So Fürsten auch zur Welt gekommen sind,

Auch Salomo, als erstes musst er weinen,
Das zeigt das Kreuz der Erde, will ich meinen.


3

Wer zeugte denn die Seele dieses Knaben
Bei der Empfängnis in dem Mutterschoß?
Der Ewig-Vater tat es hocherhaben,
Der hauchte seine Seele nackt und bloß.

Im Augenblicke der Empfängnis ward
Des Sohnes Seele aus dem Nichts geschaffen.
Des Menschen Geist, gottähnlich ist die Art,
Er kommt von Gott, nicht aus dem Fleisch der Affen.

O dieses Kindes Seele hochgepreist,
Der Funke, den ich in den Augen seh,
Sie war von Ewigkeit in Gottes Geist,
Sie war vorhergesehene Idee!

Und nun ist die Person im Fleisch gekommen,
Des jauchzen und frohlocken alle Frommen!


4

Ein jeder Mensch ist von Natur ein Christ,
Der Logos ist die Urform jeder Seele.
So singe ich den Knaben, dass ihrs wisst,
Ich folge nur dem göttlichen Befehle.

Schon höre ich das Kindlein in der Wiege:
Tut Buße, denn das Himmelreich ist nah!
Und feiern die Muslime heute Siege,
Seht, im Koran auch ist der Knabe da!

Der Mutter sing ich dieses Lied zum Gruße,
Das Kindlein preis ich als Mysterium.
Die Mutter spricht zur ganzen Welt: Tut Buße!
Tut Buße! Glaubt ans Evangelium!

Ein Kind ist uns geschenkt, ein Sohn geboren!
Ich bin zu seinem Sänger auserkoren.


5

Zur Mutterschaft sind Frauen ja berufen,
Gott machte jede Frau zu einer Mutter.
So dich die sieben Elohim auch schufen,
Gelobtes Land von Honigseim und Butter.

Die Mütter können Leben nur gebähren,
Des Lebens Mutter, so heißt jede Frau.
Ich will die Mutter und das Leben ehren,
Der Gottheit aller Mütter ich vertrau.

So lebe die Berufung fromm und treu
Und opfre Gott das Kreuz der Muttersorgen.
Am neuen Leben selig dich erfreu
Und schau in ihm den neuen Weltenmorgen.

Frau, Muttersein ist eine Gottestugend,
Du nährst die Kindheit und du stärkst die Jugend.


6

O Muse, preise mir das süße Stillen,
Das schenkt dem kleinen Kinde Urvertrauen!
Die Mutterbrüste sind nach Gottes Willen
Gefüllt mit Milch und Honig unsrer Frauen.

Wie selig saugt das Kind, wie selig schaut
Er seiner lieben Mutter in die Augen!
Wie selig macht das Kind die Mutter-Braut,
Wie selig weiß das Kind die Milch zu saugen!

Geschaffen ist von Gott für seinen Mund
Die Mutterbrust, wie füllte Gott die Brust!
Des Kindes Leib und Seele sind gesund
Durch dieser Mutterbrüste süße Lust!

Ich aber darf, ein Sohn der Himmelsmusen,
Glückselig trinken an der Weisheit Busen.


7

Was sagt Frau Welt? Was sagen Feministen?
Die Mutterschaft ist ihnen eine Schande,
Für Kinder, Küche, Kirche stünden Christen,
Wo Gottes Vaterrecht regiert im Lande.

Die Mutter, sagen sie, ist nur ein Sklave
Des Vatergottes und des Ehemannes.
Satanisch streiten sie mit Vater Jahwe,
Mit Jesus, Petrus, Paulus und Johannes.

O Mutter, Freundin, hör nicht auf den Teufel,
Nicht auf Frau Welt, nicht auf den Feminismus.
Sie kämpfen gegen Mütter, ohne Zweifel,
Krieg gegen Mutterschaft ist Satanismus!

Doch Christus lehrt in Petri Fischerkutter:
Heil Kinder! Ehe und Familie! Mutter!


8

Der Teufel liebt es, Kinder zu ermorden,
Sie aus dem Mutterschoße auszukratzen!
Die Feministinnen von Satans Orden
Zerfleischen ihre eigne Frucht mit Tatzen!

Sie wollen Kinder aus dem Schoße saugen
Und werfen Kinder auf den Abfallhaufen!
Der Kinder Engel sehen Gott mit Augen
Und Christus liebt es, schon das Kind zu taufen!

Wir leben in der Endzeit, in der Schlacht
Des Teufels gegen Mütter und Familien!
O große Welten-Angst, o Welten-Nacht!
Wir wollen wachen, beten in Vigilien,

Gott weihen wir die Kleinsten, die sind groß!
Wir weihn dem Schöpfer jeden Mutterschoß!



9

Du stille deinen Sohn, so lang er will,
Er wird dann fähig sein zu treuer Bindung,
Mit Urvertrauen seine Seele still,
So kriegt er Kraft zu starker Überwindung.

Das Stillen bildet seinen Intellekt,
Das Stillen macht ihn zum sozialen Wesen.
O welche Weisheit in den Brüsten steckt,
An denen wir die Liebe Gottes lesen!

Und wenn das Knäblein einmal Erde frisst,
Die Brüste nehmen auf das Gift der Erde,
Ein Gegengift sogleich bereitet ist
Und durch die Milch dem Knäblein inne werde.

O Schöpfungswonne und o Schöpferlust!
Gott spendet Liebe durch die Mutterbrust!


10

Dein Sohn wird leiden müssen, liebe Frau,
Und eines Tages wird er dich verlassen.
Ich sehe morgens visionärer Schau
Das kleine Kindlein schon das Kreuz umfassen.

Die Schmerzen stehn treuherzig bei der Wiege.
Fürwahr, wer ist so treu denn wie die Schmerzen?
So, Mutter, dich dem Kreuz des Sohnes füge
Und leide mit in deinem Mutterherzen.

Noch schwerer als das eignes Kreuz zu tragen
Ists leiden sehen den geliebten Sohn
Und helfen nicht zu können, nur zu klagen.
Die Klage klagt ja an der Wiege schon.

Doch sei getrost, nach all den Erdenleiden
Gott will uns auf den grünen Auen weiden.


11

Frau, wenn du deines Sohnes Tränen siehst,
Ich weiß, das alle Kinder weinen müssen,
Wenn seine Quelle Perlen rein ergießt,
Dann willst du ihn mit deiner Seele küssen.

Ja, große Mutter, küsse deinen Sohn,
Den Trost in seiner Seele zu entfachen,
Die Tränen trocknen auf den Wangen schon
Und klar des Sohnes lichte Augen lachen.

O Mutter, alle Tränen deines Knaben
Wird Gott in seinem Kelche sorgsam sammeln.
Und deine Trauer, Mutter hocherhaben,
Dein Mitleid wird dem Sohn von Liebe stammeln.

Wenn eure Perlen sich im Kelche lösten,
Wird Gott die Mutter und den Knaben trösten.


12

Nun nimmt der Dichter Abschied von der Mutter,
Es ruft der Geist ihn in die Einsamkeit.
Noch Einmal will ich sehen, große Mutter,
Bevor ich scheide in die Dunkelheit,

In deines Kindes offne lichte Augen,
Ich hab den Logos Gottes drin gesehen!
Um an der Nacht geweihter Brust zu saugen,
Muss ich hinab ins Tal der Tränen gehen.

Der Mutter und dem Knaben Gottes Segen!
Auf euch ruht Gottes mütterliche Liebe!
Ich gehe einsam auf den dunklen Wegen,
So gern ich auch im Licht der Liebe bliebe,

Wo Gott mir aus des Knaben Augen lacht.
Doch bin ich ganz geweiht der dunklen Nacht.