Deutsch von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
1
Li
Ching-Chao, 1084-1155
Der
Wandersingvogel auf dem Ast mit dem Tau
Bringt
Tränen in meine Augen mit seinem melodiösen Trillern.
Dieser
frische Regenguss wäscht
Die
Flecken von älteren Verschmutzungen.
Weitere
Federn sind weg,
Und
immer noch kein Wort von dir.
2
Li
Ching-Chao, 1084-1155
In
diesem Jahr am Ende des Herbstes
Ich
finde in meinem Spiegel Grau an den Schläfen.
Jetzt,
wo der Abendwind an Kraft gewinnt,
Was
soll aus den Pflaumenblüten werden?
3
Tzu
Yeh (Chin-Dynastie)
I
Ich
werde meinen Mantel tragen und mich nicht setzen auf meinen Gürtel,
Mit
ungeschminkten Brauen werde ich am Fenster stehen.
Mein
lästiges Petticoat flattert,
Wenn
ich es ein wenig öffne, ist schuld der Frühlingswind.
II
Ich
hörte, mein Lieber würde nach Yang-chou gehen,
Und
ich ging mit ihm bis Chu-shan.
Für
einen Moment, als du mich in deinen Armen gehalten,
Ich
dachte, der Fluss bliebe stehen und würde nicht mehr fließen.
III
Voll
Sehnsucht, schaue ich aus dem offenen Fenster,
Meine
Schärpe losgebunden, lange Ärmel fließen.
Diese
Brise hebt die Gaze so leicht,
Wenn
mein Rock sich öffnet, ist schuld der warme Frühlingswind.
IV
Die
Winterhimmel sind kalt und tief
Mit
rauen Winden und gefrorenem Reif.
Aber
wenn wir Liebe machen unter unserer Steppdecke,
Wir
haben drei Sommermonate Wärme.
V
Als
Sie sich näherten auf der Straße,
Sie
konnten unmöglich Nein sagen.
Aber
Ihre Vernachlässigung ist für mich nichts Neues.
Scharniere
bald hängen an einer leeren Tür:
Es
wird nicht passen, eng wie zuvor.
4
Noch
kommt er nicht
von
Yau Ywe-Hwa (Tang Dynastie)
Ich
bin hier eine lange Zeit gewesen,
Wartend
Mit
Silber-Kerzen
Und
Sekt,
Zu
Fuß bis zu der Pforte
Und
wieder zurück,
Gerade
für ihn,
Bis
es fast Tag war.
Jetzt
ist der Mond untergegangen,
Die
Sterne sind nur wenige,
Und
immer noch kommt er nicht.
Plötzlich
Flügelschläge, Trommeln,
In
den nebligen Weiden,
Eine
Elster fliegt fort.
5
Frühling
in Wu-ling
von
Li Ching-jau (Südliche Sung-Zeit, 1135 n.Chr.)
Der
Wind war immer noch da,
Die
Erde duftete,
Die
Blumen alle haben hier gut gefallen.
Als
es Abend ward,
Niedergeschlagen,
Ich
kämmte mein Haar.
Seine
Sachen blieben hier,
Aber
er ist verschwunden.
Also
ist alles vorbei.
Wenn
ich versuche, zu sprechen,
Die
Tränen strömen.
Ich
höre, dass der Frühling
Immer
noch auf dem Höhepunkt ist
Bei
den Doppel-Hügeln.
Ich
denke, zu gehen, zu segeln,
Die
Lichter scheinen,
Aber
ach, ich fürchte,
Die
Heuschrecken-Boote
Bei
den Doppel-Hügeln
Konnten
nie ertragen
So
großes Gewicht
An
Trauer.
6
Nach
der Melodie "Hochfliegende Wolken"
von
Huang O (1498-1569)
Du
hieltest meine Lotus-Blüte
An
den Lippen und spieltest mit ihr.
Wir
nahmen ein Stück
Vom
magischen Rhinozeroshorn
Und
konnten die ganze Nacht lang nicht schlafen.
Die
ganze Nacht der herrliche Kamm des Hahnes
Stand
aufrecht. Die ganze Nacht die Biene
Klammerte
sich zitternd an der Blume
Staubblätter.
Oh mein süßes duftendes
Juwel!
Ich werde es ermöglichen,
Mein
Herr, dass du meinen heiligen besitzt,
Meinen
Lotus-Teich, und jede Nacht
Du
kannst Blüten in mir machen,
Blumen
aus Feuer.
7
Nach
der Melodie "Der Fall einer kleinen Wildgans"
von
Huang O (1498-1569)
Einst
war ich
Schön
und verführerisch,
Schwankend
hin und her
In
unserem Orchideenduft-Schlafzimmer.
Du
und ich zusammen verheddert
Hinter
unseren von Weihrauch gefüllten Gaze-
Bettvorhängen.
Ich zitterte,
Hielt
dich fest mit der Hand. Du gingst
Durch
mein Herz, wo immer
Du
gingst. Plötzlich
Eine
Kugel schlug die weibliche
Mandarin-Ente.
Die Musik
Der
Jade-Zither war vergessen.
Die
Phönixe wurden auseinandergetrieben.
Ich
allein in einem Raume sitzend,
Gefüllt
mit Lenz, und los geht es,
Liebe
machen mit einem anderen,
Glücklich,
wie zwei Fische im Wasser.
Die
unerträgliche kleine Hündin
Mit
ihren keuschen Tricks!
Sie
würde besser nicht vergessen!
Diese
alte Hexe kann immer noch
Eine
furiose Szene machen!
8
Li
Ching-Chao (1084-1155)
Rückwärts
die Schaukel,
Träge
sie glättet ihre weichen schlanken Hände,
Ihr
fadenscheiniges Kleid nass von lichtem Schweiß,
Eine
schlanke Blumen zitternd von schwerem Tau.
Der
Lotus ist verwelkt, nur ein schwaches Parfüm bleibt.
Auf
die Bambusmatte gibt es einen Hauch von Herbstfrost.
Sanft
nehm ich mein Seidenkleid
Und
schreite in meiner Orchideenkammer allein.
Wer
schickt mir den Brief aus Brokat
Von
jenseits der Wolken?
Wenn
die Wildgänse zurückkommen,
Der
Mond wird fluten durchs Westzimmer.
Blumen
fallen und lassen sich treiben,
Wasser
gleitet,
Alles
nach seiner Natur.
Unser
Wunsch ist die Art:
Beide
Seiten weit auseinander gespreizt -
Ein
melancholisches Gefühl gibt keinen Widerstand.
Sobald
es die Augenbrauen verlässt,
Verursacht
es Stöße in der Brust.
Ein
Durcheinander von Gedanken des Abschieds,
Dennoch
zögere ich am Rand der Äußerung
Aus
Angst und Bitterkeit.
In
der letzten Zeit bin ich dünn geworden,
Nicht,
dass ich mich selbst über habe,
Noch
von Lamentationen im Herbst.
Feiner
Nebel, dicke Wolken:
Ein
Tag der Trauer zieht dahin.
Der
Weihrauch in dem vergoldeten Tier-Käfig wird knapp.
Noch
einmal die festlichen Tage der doppelten Neun,
Und
mein Gaze-Bettvorhang und die juwelenbesetzten Kissen
Werden
in der Kälte der Mitternacht durchnässt.
Neben
der östlichen Hecke trink ich nach Einbruch der Dunkelheit,
Eine
subtiler Duft füllt meine Ärmel.
Sag
nicht, man ist nicht schmerzlich weit entfernt!
Wenn
der Westwind bläst die Vorhänge beiseite,
Ich
bin zerbrechlicher als die Chrysanthemen.
9
Kummer
des Abschieds
von
Li Ching-Chao (1084-1151)
Der
Lotus-Weihrauch verblasst, ein roter Fleck
Auf
schimmernden Vorhängen.
Der
Herbst kehrt zurück.
Freundlich
lass ich mein Seidenkleid
Und
schwimme, nackt, allein
Auf
dem Orchideen-Boot.
Wer
kann einen Brief von über den Wolken bringen?
Nur
die Wildgänse antworten,
Schreiben
ihrer rätselhaften Ideogramme
Auf
den dunkler werdenden Himmel,
Unter
dem Vollmond
Jetzt
überschwemmen sie des Westens Kammer.
Blumen,
nach ihrer Art, flattern
Und
verstreuen sich.
Wasser,
Nach
seiner Art,
Wir
verteilt, endlich
Sammelt
es sich an der tiefsten Stelle.
Kreaturen
der gleichen Art
Leben
lange für einander,
Aber
du und ich
Bleiben
weit auseinander
Und
ich bin klug durch mein gebrochenes Herz geworden.
Nichts
kann das Leid auflösen
Oder
es verschwinden lassen.
In
einem Moment ist es verbannt
Und
alle Freude aus den Augen.
Der
nächste Moment wiegt schwer in meinem Herzen.
10
Ein
Lied vom Abschied
von
Li Ching-Chao (1084-1151)
Warmer
Regen und eine leichte Brise
Sind
gerade angekommen
Und
vergessen den Winterfrost.
Feucht
wie die Weiden,
Blühend
wie die Pflaumenblüten,
Ich
fühle des Frühlings Geist sich erneuern.
Aber
wer wird mit mir trinken
Die
Freuden des Weines und der Poesie?
Tränen
trüben mein Rouge,
Meine
Spitze ist zu schwer.
Ich
habe meine neuen Stepp-Robe an,
Mit
hellen goldenen Faden genäht,
Und
auf einen Haufen Kissen werf ich mich,
Durchwühlend
mein Haar.
Allein,
alles, was ich umarmen kann, ist mein Schmerz,
Welcher
scheint unendlich.
Ich
weiß, gute Träume sind mir ein Mysterium,
So
bleibe ich wach bis Mitternacht
Und
lass in der Lampe rauchen den Docht.
11
Nach
der Melodie "Immerwährende Wonne"
von
Li Ching-Chao (1084-1151)
Die
Sonne geht unter, geschmolzenes Gold.
Die
Abendwolken bilden eine Jade-Platte.
Wo
ist er?
Ein
dichter weißer Nebel umhüllt die Weiden.
Eine
traurige Flöte spielt "Fallende Pflaumen-Blüten".
Wie
viele Frühlingstage bleiben?
Dieses
Fest der Laternen sollte fröhlich sein!
Das
Wetter ist ruhig und schön.
Aber
wer kann sagen,
Auch
wenn er es wolle,
Wind
und Regen zu beachten?
Eine
Freundin schickt ihren parfümierten Wagen
Und
hochgezüchtete Pferde, um mich abzuholen.
Ich
lehne die Einladung ab.
Meine
alter Poesie und junger Wein sind meine Begleiter.
Ich
erinnere mich an die glücklichen Tage
In
der seit dem verlassenen Hauptstadt.
Wir
hatten unsere Leichtigkeit in den Frauengemächern.
Das
Fest der Laternen wurde aufwendig gefeiert:
Goldener
Anhänger, smaragdgrüne Haarnadeln, Brokatgürtel,
Neue
Schärpen: Wir konkurrierten,
Wer
am modischsten gekleidet...
Jetzt
bin ich am Absterben:
Dünner
werdendes Haar, graue Schläfen.
Ich
schäme mich, hinzugehen heute Abend
Zu
den Mädchen in der Blüte ihrer Jugend...
Ich
bevorzuge es, hinter den Vorhängen zu bleiben,
Wo
man Klatsch hört und Lachen
Ich
kann mich nicht mehr mitteilen.
12
Herbst-Liebe
von
Li Ching-Chao (1084-1151)
Suchen!
Suchen! Suchen! Suchen!
Kalt!
Kalt! Klar! Klar!
Misere!
Misere! Schmerz auf Schmerz!
Hitzewallungen!
Schauer der Angst!
Stiche
der Reue! Plötzliche Qualen!
Hier
heute Abend
Kann
ich keine Freiheit finden.
Ich
trinke zwei Becher und drei Becher
Von
kristallinem Wein,
Und
doch kann ich nicht finden
Die
Stärke, fest zu stehen
Gegen
den Windstoß:
Ich
habe keinen Frieden.
Wildgänse
steigen hoch über mir,
Ihre
Schreie schrauben sich in mein Herz.
Sie
waren gute Freunde in den alten Tagen,
Jetzt
goldene Chrysanthemen liegen vor meinem Herd,
Hier
aufgetürmt auf dem Boden:
Alle
trocken, verblaßt und tot!
In
dieser Jahreszeit hab ich sie nicht mehr ertragen können,
Allein
in der Stille! Ich floh,
Um
aus dem Fenster schauen,
Wo
ich beobachtete die Versammlung der Schatten.
Feiner
Regen sichtet den Wu-tung-Baum
Und
tropft, Tropfen für Tropfen, durch die Dämmerung.
Was
kann ich jetzt überhaupt tun?
Wie
kann ich sagen dieses Wort:
Hoffnungslosigkeit!?
13
Einen
Brief an Lady Tao Chiu
von
Chiu Chin (1879 -1907)
Allein
mit meinem Schatten,
Ich
vertraue ih Geheimnisse an
Und
zeichne seltsame Symbole in die Luft,
Die
gefallen Yin Hao.
Es
ist nicht Krankheit, noch der Wein,
Noch
das Leid um die Verstorbene,
Um
Li Ching-Chao,
Daß
ein Reich des gebrochenen Herzens
Voller
Ängste in meinem Herzen entsteht.
Es
gibt niemanden, dem ich hier vertrauen kann;
Wer
kann mich verstehen?
Meine
Hoffnungen und Träume sind reicher
Als
die der Menschen, die mich umgeben,
Aber
die Wahrscheinlichkeit unseres Überlebens wird kleiner.
Was
nützt das Herz eines Helden
In
diesem femininen Kleid?
Mein
Schicksal geht nach einem gefährlichen Plan.
Ich
frage den Himmel:
Sind
die Heldinnen der Vergangenheit
Zugrunde
gegangen wie ich?
14
Neues
Korn
von
Tao Qian (372-427)
Fliehende
Jahre, bleibend in der Erinnerung!
Feierlich
die Stille dieses schönen Morgens!
Ich
werde mich ins Lenzkleid hüllen
Und
besuchen die Hänge der Hügel im Osten,
Wo
ein Nebel schwebt über dem Berg-Strom.
Er
schwebt für einen Moment, dann verstreut er sich.
Gibt
es einen Wind, der kommt, der bläst aus dem Süden,
Dann
rauschen die Felder des neuen Mais.
15
Wein
trinkend
Tao
Qian (372-427)
Ich
baute meine Hütte an einer Durchgangsstraße,
Das
Geräusch von Pferd oder Kutsche ist nie zu hören.
Wie
kann das sein?
Ein
entferntes Herz schafft eine Wüste um sich herum.
Ich
pflücke Chrysanthemen unter den östlichen Hecken,
Dann
schau ich eine lange Zeit zu den fernen Hügeln.
Die
Bergluft ist frisch in der Abenddämmerung.
Die
Vögel kommen zurück, zu zweit.
In
solchen Dingen liegt eine tiefe Bedeutung,
Aber
wenn ich versuche, sie auszudrücken,
Die
Worte fehlen mir.
16
Wartend
auf dich
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Zur
Melodie "Rote Lippen"
Einsam
in meiner einsamen Kammer,
Tausend
Sorgen füllen jeden Winkel
Meiner
sensiblen Seele.
Bedauern
darüber, dass der Frühling so schnell vergangen ist,
Dass
die Regentropfen haben die fallenden Blätter ereilt,
Ich
beuge mich über das Geländer,
Müde
und deprimiert.
Wo
ist mein junger Freund?
Nur
das verblassende Grünland
Erstreckt
sich endlos zum Horizont;
Ängstlich
guck ich auf die Straße nach deiner Wiederkunft.
17
Wenn
die Nacht kommt
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Nach
der Melodie "Aussprechend meine intimsten Gefühle"
Wenn
die Nacht kommt,
Ich
bin so überspült von Wein,
Ich
kämme meine Haare langsam zurück:
Einer
Pflaume Blütenkelch ist
An
einem beschädigten Zweig hängend.
Ich
wache benommen, weil der Rauch
Stört
mir den ruhigen Schlaf.
Der
Traum wird entfernt,
So
sehr weit entfernt;
Und
es ist ruhig, so sehr ruhig.
Der
Mond dreht sich und dreht sich.
Die
Eisvogel-Jalousien sind heraufgezogen;
Und
doch reibe ich die verletzten Knospen,
Und
doch habe ich in meinen Fingern diesen Duft,
Und
doch besitze ich diese Momente der Zeit!
18
Wie
im Traum
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Letzte
Nacht im Licht so raue Regen-Winde wehten,
Mein
betrunkener Schlaf ließ mir keine Ruhe.
Ich
frage mich, und eine, die den Vorhang hob,
Antwortete:
"Die wilden Quittenbäume sind, wie sie imer waren."
Aber
nein, aber nein!
Ihre
Rose ist im Schwinden begriffen und ihre grünen Blättern welken.
19
Trauer
Li
Ching Chao
(1084
- 1151)
Ich
in dem Spitzenkleid
Ruhelos
suche
Und
Trübsal blase zum Verweilen und schmachte,
Weiter
zu wandern und sich zu fragen,
Geblendet,
blickend, startend,
Mein
Fleisch erstarrt,
Mein
Geist ist begeistert
Von
grimmigen Pfeilen,
Und
scharfe Zungen
Bereiten
mir nagende Angst.
Plötzlich
ein Schimmer
Schönwetter,
Aber
es floh so schnell!
Und
die eiskalte Jahreszeit dauert an.
Wie
schwer ist in diesen Tagen
Ruhe
oder Erholung, Frieden oder Waffenstillstand.
Nippe
einen Schluck vom geschmacklosen Wein,
Das
ist der leichten Einsatz,
Um
dem entgegenzuwirken oder zu unterdrücken
Die
heftigen Hiebe, des Abends Spaß.
Die
Wildgänse - siehe -
Fliegen
über mir.
Ach,
da ist die Trauer!
Das
ist das Wichtigste - Trauer über das Bett!
Das
Wildgeflügel weit ergeht sich,
In
alten Tagen beschleunigt,
Bringen
zarte Gedanken meiner wahren Liebe zu mir.
O,
wie mein Rasen ist voll von goldenen Blüten
Der
gebündelten Chrysanthemen!
Müde
den Kopf verbeugen sie.
Wen
kümmert es, sie jetzt zu pflücken?
Während
ich die Flügel allein falte,
Muss
ich warten, warten die ganze Nacht,
Und
wie die Schatten fallen
Von
breiten Blättern, tropfen spärliche Regen-Tropfen.
Ach,
eine solche Not
Der
Trauer!
Kummer,
unerträglich, unsagbar!
20
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Lüfte
weich, Sonne gebrechlich, Frühling noch zu früh.
In
einem neuen gesäumten Kleid mein Herz aufgefrischt,
Aber
als ich aus dem Schlaf stieg, fühlte ich eine Erkältung.
Ich
legte Pflaumenblüten ins Haar.
Jetzt
sind sie verdorrt.
Wo
ist meine Heimat?
Ich
habe vergessen, weiß nur, wenn ich betrunken bin.
Der
Sandelholz-Weihrauch brannte aus, während ich schlief.
Nun
ist das Parfüm davongegangen,
Aber
der Wein ist nicht davongegangen.
21
Er
ist fortgegangen
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Der
Wind legt sich auf den duftenden Staub
Mit
den gefallenen Blumen.
Da
es heute schon spät ist, ich bin zu müde,
Meine
Haare zu machen.
Dinge
bleiben wie eh und je, doch ist er nicht mehr da,
Und
alles ist bereit.
Gerne
würde ich reden, aber Tränen fließen.
Sie
sagen, dass an den Zwillings-Teichen
Der
Frühling ist immer noch schön.
Auch
ich möchte ein Boot, dort zu rudern.
Aber
ich fürchte, dass der kleine Nachen
Auf
den Zwillings-Teichen
Könnte
nicht ertragen die schwere Last meiner Trauer!
22
Seide
waschend im Fluss
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Mein
Hof ist klein, das Fenster leer,
Das
Haar ist in die Jahre gekommen.
Schirme
aufgespannt geben viel Schatten.
In
meines oberen Stockwerks Kammer, sprachlos,
Ich
spiele auf meiner Jaspis-Laute.
Wolken
steigt vom fernen Berge
Und
beschleunigen den Fall der Abenddämmerung.
Freundlicher
Wind und Nieselregen
Verursachen
eine durchdringende Düsterkeit.
Birnenblüten
kaum sich des Welkens enthalten,
Sie
sinken nieder.
23
Wie
ein Traum
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Ich
erinnere mich an den Sonnenuntergang
Über
dem Pavillon am Fluss,
So
beschwipst
Konnten
wir unseren Weg nicht finden nach Hause.
Unser
Interesse war erschöpft, der Abend spät,
Wir
versuchten, das Boot nach Hause zu lenken.
Durch
Irrtum, tief im Lotusbett versunken.
Rudere!
Rudere das Boot!
Eine
Herde von Reihern, erschrocken,
Plötzlich
flog gen Himmel.
24
Ein
Morgentraum
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Heute
morgen habe ich geträumt, ich folgte
Weit
voneinander entfernten Glocken, läutend im Wind,
Und
durch den Nebel stieg ich zu rosige Wolken.
Ich
erkannte meine Bestimmung
Mit
Einem Chi-Spiel des alten Weisen.
Ich
traf unerwartet
Die
himmlische Jungfrau!
Gemeinsam
haben wir gesehen Lotuswurzeln, so groß wie Boote.
Gemeinsam
aßen wir Jujuben so groß wie Melonen.
Wir
waren die Gäste, die auf schwankende Lotussitzen saßen.
Sie
sprach eine herrliche Sprache,
Voll
von subtilen Bedeutungen.
Sie
argumentierte mit scharfen Worten über Paradoxien.
Wir
tranken Tee auf lebendigem Feuer gebraut.
Obwohl
dies dem Kaiser nicht helfen kann zu regieren,
Es
ist doch die unendliche Glückseligkeit.
Das
Leben der Menschen könnte so schön sein.
Warum
musste ich zu meiner ehemaligen Heimat zurückkehren,
Aufwachen,
bekleidet, sitzen in einsamer Meditation?
Schließe
die Ohren vor den ekelhaften Schlägern!
Mein
Herz weiß, nie wird mein Traum wahr.
Mindestens
kann ich mich erinnern
An
diese himmlische Welt und seufzen.
25
Lamentation
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Es
war tief in die Nacht, als ich berauscht
Zog
meine Ornamenten-Kleider an;
Die
Pflaumenblüte in meinem Haar verdorrt.
Von
Betrunkenheit erfrischt,
Der
anhaltende Geruch des Weines
Brachte
mir einen lieben Traum,
In
meinen Träumen die Seele finden konnte
Den
Weg nach Hause.
Alles
ist ruhig.
Der
Mond verweilt,
Und
der Smaragd-Bildschirm hängt niedrig.
Ich
streichle die verwelkte Blume,
Streichle
die duftende Blütenblätter,
Das
ist ein Versuch, die verlorene Zeit zurück zu bringen.
26
Der
Hof gefüllt mit Duft
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Duftendes
Gras neben dem Teich
Und
grüne Schatten über der Halle.
Eine
klare Kälte kommt
Durch
die Fenstervorhänge.
Halbmond
über den goldenen Balken
Und
Flötenklänge,
Als
ob jemand kommen würde.
Aber
ich bin allein auf meiner Matte mit einer Tasse
Und
traurig starre ich ins Nichts.
Ich
möchte zurückrufen
Die
Brombeerblüten,
Die
gefallen sind,
Obwohl
die Birnenblüten blieben.
Denn
in diesem späten Jahr
Bin
ich gekommen, um ihren frischen Duft zu lieben
Und
zu parfümieren die Ärmel,
Wie
Blütenblätter über dem Feuer.
So
weit das Auge reicht,
Waren
Drachenboote auf dem Fluss
Und
anmutige Pferde und freundliche Karren.
Wenn
ich nicht die irren Winde fürchten muss
Und
die Gewalt des Regens,
Wie
wir Freude tranken
Im
warmem Brombeerwein.
Jetzt
kann ich nicht begreifen,
Wie
man von dieser Zeit abberufen wird.
27
Seide
waschen im Fluss
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Tausende
von Licht-Flocken von knisterndem Gold
Um
duftende Blüten,
Getrimmte
Jade die Schichten von Blättern.
Diese
Blume hat die Art und Weise
Des
Gelehrten Yen Fu.
Einfach
genial!
Pflaumenblüten
sind zu gemein,
Flieder
zu grob im Vergleich.
Doch
sein durchdringender Duft
Führt
meine lieben Träume
Von
weit entfernten Orten fort.
Gnadenlos!
28
Das
Fest des neunten Monats
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Leichter
Nebel und schwere Wolken,
Melancholie
den langen trostlosen Tag.
Im
goldenes Räuchergefäß
Der
Weihrauch sterbend.
Es
ist wieder Zeit
Für
das schöne Fest des neunten Monats.
Die
Kühle der Mitternacht
Durch
meinem Schirm aus purer Seide dringt
Und
Schüttelfrost schüttelt mein Kissen aus Jade.
Nach
dem Trinken von Wein in der Dämmerung
Unter
der Chrysanthemen-Hecke,
Meine
Ärmel sind parfümiert
Vom
Duft der Blumen.
Oh,
ich kanns nicht sagen, es ist nicht liebenswert,
Nur,
wenn der Westwind rührt den Vorhang,
Ich
sehe, dass ich graziler bin
Als
die weißen Lilien.
29
Bei
einem Poeten-Wettbewerb
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Obwohl
ich die Poesie seit dreißig Jahren studiere,
Ich
versuche, meinen Mund zu halten
Und
vermeide den Ruhm.
Nun,
diese neugierigen Herren reden über meine Poesie
Wie
Yang Ching-chih,
Als
er über Hsiang Ssu sprach.
30
Unser
Boot fährt um Mitternacht los
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Unser
Boot fährt um Mitternacht los
Vom
Strand von Yen Kuang.
Große
Schiffe fahren nur für Profit,
Nur
kleine Boote kommen hierher wegen deines Ruhms.
Die
Passanten werden durch deine Tugend verlegen.
So
in der Nacht, wir stehlen uns durch den Ort,
Wo
du Fische gebraten.
31
Letzte
Nacht
Li
Ching Chao (1084 - 1151)
Letzte
Nacht
war
Dünn
Der
Regen,
Böig
Der
Wind.
Dichter
Schlaf
Konnte
nicht
Verblassen
lassen
Vom
Wein
Den
Kater.
Ich
rede
Zu
ihr,
Die
aufgerollt
Den
Vorhang.
Bist
du
Blind?
Ich
frage.
Inzwischen
Ist
sie
Fett
geworden
Und
scharlachrot.