DAS ROLANDSLIED DES PFAFFEN KONRAD

Hochdeutsch von Josef Maria von der Ewigen Weisheit 


(Fragment)

Schöpfer aller Dinge,
Kaiser über alle Könige,
Du oberster Walter,
Lehre mich dein Wort!
Sende mir in den Mund
Deine heilige Urkunde,
Dass ich die Lüge vermeide,
Dass ich die Wahrheit schreibe
Von einem ehrlichen Kriegsmann.

Wie er Gottes Reich gewonnen!
Das ist Karl der Große, der Kaiser,
Der ein guter Mann war,
Der mit Kraft überwunden
Die Heiden in ihren Ländern.
Er hat die Christen gerettet,
Wie uns lehrt das Buch.
Karl war Pippins Sohn,
Voller Ehre und fromm
Hat er den Herrn für sich gewonnen.

Er hat die grimmigen Heiden bezwungen,
Dass sie erkannten das wahre Licht,
Die wussten vorher nicht,
Wer der Hirte ist,
Der waltet für und für.

Stieg Karl in Tugend
Von der Kindheit zur Jugend,
Von der Jugend ins Alter,
Und Gott hat ihn getragen
Und bewahrt in seinem Reich.

Da lebt er für immer und ewig.
Da der Gottesknecht
In Spanien überwunden
Die unkundigen Leute,
Die ihren Abgott verehrten,

Die Gott nicht fürchteten,
Die hatte er überwunden,
Über die klagte der Kaiser,
Er wollte Gott ehren,
Der von einem Menschen geboren ward.
Der war am Kreuz gestorben,
Dass er uns erlöst,
Dass er tröste
Die vielen Heiden,
Die umnebelte Finsternis.
Dass er die Tod vernichte
Und den Teufel besiege!
Karl betete lange
Mit tiefen Herzensseufzern,
So die Leute schliefen alle ein.
An der Tür rief er zu Gott
Mit tränenden Augen
Und sah mit fleischlichen Augen
Den himmlischen Engel,
Der sprach zum König:
Karl, du Gottesknecht,
Eile nach Spanien,
Gott hat dich erhört,
Dass die Leute sich bekehren,
Die dir entgegen stehen.
Die sind des Teufels Kinder
Und sind alle verloren,
Die schlägt nun Gottes Zorn
An Leib und Seele.
Die Hölle peinigt sie ewig!
Karl lag im Gebet
Bis zur Morgenröte,
Da lud er zwölf Herren ein,
Die weise waren
Und Heerführer ihrer Heere.

In starker Tugend lebten sie
Und waren Gottesknechte.
Des Kaisers Vorrecht
Wollten sie verteidigen
Gegen der Weltkinder Schande.
Sie waren herrliche Helden,
Der Kaiser war mit ihnen zufrieden.
Sie waren keusch und rein.
Den Leib regierten sie
Durch den Willen des Geistes.
Sie begehrten nichts mehr,
Als selig zu sterben
Und durch ihr Martyrium
Das Paradies zu verdienen.
Der Kaiser sagte ihnen nun,
Dass er den festen Vorsatz habe,
Die Heiden zu vertilgen,
Die Christen zu stärken.
Er sprach: Wollt ihr meine Liebe,
So müsst ihr dem Herrn dienen
Mit reinem Gemüt.
Euch guten Helden
Hat Gott ja gegeben
Ein Leben im Glauben,
Und da er euch das gegeben,
Will er euren Dank sehen.
Wer für den Herrn arbeitet,
Seinen Lohn wird er empfangen,
Wie der Kaiser des Himmels
Es euch allen verheißen,
Einen ewigen Urlaub,
Wenn ihr vor dem Richter steht.
Wer in Gottes Gnade stirbt,
Ich sag euch, was er verdient:
Einen Siegeskranz
Im Chor der Märtyrer.
Da leuchtest du wie der Morgenstern,
Dort wollt ich gerne leben.
Bei der Rede zugegen waren
Herzöge und Grafen,
Und da war der Heros Roland

Und Oliver der Krieger,
Samson, der Herzog,
Der stand in hohem Ansehen,
Herr Anseis war da zugegen,
Der war klug und weise,
Da war Gregor der Sänger,
Der war beredt und sprachgewaltig,
Da war auch voller Ehre
Werner, der Graue,
Der führte die Waschonier an,

Der war ein lobenswürdiger Held,
Engelir war auch da
Von Britannias Eiland,
Der hatte Tugend im Gemüt,
Der war ein guter Held.
Und Anselm war gegenwärtig,
Ein kundiger Held und schnell,
Von Moringen kam
Mit seinen herrlichen Jünglingen
Gottfried, des Kaisers Krieger.
Das waren die zwölf Auserwählten,
Die den Kaiser nie verließen
In allen seinen Nöten,
Sie dienten ihm bis zum Tod.
Also war die Rede vollendet.
Die Herren sprachen nun darüber.
Sie berieten sich,
Ob jemand unter ihnen wäre,
Der nicht helfen wolle?
Sie sagten, er solle sagen
In aufrichtig-rechter Weise,

Welchen Trost er begehre?
Sie redeten alle miteinander,
Sie wollten einander nie verlassen.
Was sie durchstehen müssten,
Wollten sie bestehen mit Gottes Kraft.
Das gelobten sie mit Handschlag.
Da sprach der Heros Roland:
Wie selig ist der Mann,
Der diesen Krieg beginnt
Mit starkem Willen!
Den wird Gott im Himmel belohnen,
Das wird ein süßer Trost sein.
Ist aber hier ein böser Mann,
Der viel Geld an sich raffen will,
Der stirbt in seiner Sünde!
Tut immer des Kaisers Willen!
Das merkt euch, Knaben!

Der Kaiser hörte das,
Wie willig seine Männer waren,
Die Boten zogen durchs Land.
Jeder ward gesandt,
Sie sagten gute Nachrichten an:
Das Land wird beschützt!
Da ward diese Freudenbotschaft
Von allen geliebt und gelobt.
Ob einer Freier oder Sklave sei,
Er möge kämpfen gegen die Heiden!
Sie machten das Zeichen des Kreuzes.
Da war unterm Volk
Viel Lob für die Ritter.
Sie riefen alle zu Gott,
Er möge sie beschützen
In allen Gefahren
Und nicht lassen die Heiden
Siegreich sein gegen die Christen.
Mit vielen männlichen Kriegern
Kamen sie zusammen,
Die durch Gottes Ruf gekommen,
Die vernommen Gottes Ruf,
Und ernst war ihre Zucht.
Der Kaiser trat auf eine Anhöhe
Und sagte: Alle, die gekommen sind,
Den lohne unser Herr und Heiland,
Wie er uns verheißen hat,
Wenn wir Weiber und Kinder verlassen!
Wenn wir Haus und Hof verlassen,
Das will ich euch sagen,
Dass Gott es euch lohnen wird,
Es gilt auch in der zwölften Stunde,
Er wird euch führen ins Paradies!
Nun wollen wir fröhlich sein
Und uns opfern dem Herrn!
Er ist immer bereit,
Uns zu sich zu erheben.
Nun lasst uns heimgehen.

Wir wollen vom Alten erben,
Dass wir uns verdienen
Die Gnade des Himmelreichs,
Darum vertrauen wir Gott.

Nun will ich vor euch klagen!
Die Heiden tun uns großen Schaden,
Sie reiten durch das Land,
Sie streifen umher als Räuber
Und plündern und brandschatzen,
Sie zerstören Gottes Kirchen,
Sie führen die Christen gefangen
Und opfern sie ihrem Abgott,
Das ist des Teufels Hohn.
Viele Märtyrer gibt es!
Sie nehmen die Christen zum Ziel
Und schießen auf sie.

Das wir was dagegen tun,
Das lehrt uns die Not.
Ich bitte euch in Gottes Namen,
Dass ihr kraftvoll handelt
Und immer mutig seid!

Seid voller Zucht,
Seid voller Demut,
Dient immer Gott dem Herrn,
Er ist euer Meister,
Und so sollt ihr kommen
Und das Paradies wird euer Lohn
Aus Gottes ewiger Gnade.
So sprachen sie alle.
Da stand der Erzbischof auf,
Die Zierde des Kaiserhofes.
Er war einer der Zwölf,
Die sich nicht gedulden wollten,
Die hatten keine Angst vorm Schwert,
Gott schützte sie ja,
Den Herrn allein sie begehrten.
Sie dienten Gott im Leben,
Waren bereit zum Martyrium,
Wollten gen Himmel fahren!
Bis dahin wollten sie fröhlich leben.
Die gaben nun guten Rat.
Das haben sie von Gott empfangen,
Dass sie ohne Sorgen leben.
Zwar es in jeder Not geschah,
Dass man sie schlug und stach,
Doch sorgten sich nicht die Zwölf.

Auserkorene Helden waren sie.
Man fand sie stets an vorderster Front,
Sie waren der Trost der Christen.
Da sprach der Bischof,
Der ganze Kaiserhof freute sich:
Wohl euch, ihr heiligen Pilger,
Nun sollt ihr strahlen,
Die ihr gekommen seid
Und das Kreuz auf euch genommen habt,
Das ist der Dämonen ewige Qual!
Die Dämonen werden nie so gequält
Als wenn sie das Kreuzeszeichen sehen,
Dann entweichen sie.
Der Herr trug sein Kreuz
Und ihr müsst tragen euer Kreuz.
Das hat der Meister uns gelehrt,
Wir sollen ihn imitieren
Und wandeln auf seinem Kreuzweg
Und trinken den Kelch der Leiden
Wie er den Kelch geleert hat.
Meine lieben Leute,
Betet zu jeder Hore,
Da singt uns der König David,
So betet morgens und abends
Und Gott wird euch erhören.
Euer Brot teilt mit der Gemeinde
Und haltet rein euer Herz,
Und hört was ich euch sage:
Euer Selbst sei der Leib des Herrn,
Eure Seele Unsre Liebe Frau!
Vertraut dem Herrn,
Tut gute Werke in der Welt,
Dann wird euch segnen Gott.
Das hörten sie alle
Und die Christen machten sich bereit.
Sie siegten in dem Land,
Das die Heiden verbrannt hatten.
Sie wussten alles
Und waren voller Trost
Und arbeiteten für den Kaiser.
Sie hörten alles aus der Ferne
Bis an die tiefsten Gründe,
Bis an des Wassers Ufer,
Sie waren getröstet,
Die Betrüger trieben sie zurück.
Die dummen Heiden
Bliesen ihre Hörner,
Da tanzten die Heidenkrieger,
Sie waren voller Hochmut
Und waren übermütig und frech.
So die Unseligen
Von den Enden der Erde
Waren hergekommen
Aus ihren heidnischen Reichen
Und waren maßlos hart.
Sie fuhren auf der Straße,
Sie maßten sich an,
Die Allerbesten zu sein,
Die bis zu den Wolken reichten
Und standen da stark und stolz.
Und ein Heide kam,
Er kam durch eine tiefe Furt,
Er wies die Ritter zu einer Burg,
Genannt Tortolose,
Da waren ihre Besten böse.
Da nahm der Heros Roland
Sein Horn in die Hand,
Er blies mit vollen Lungen,
Zum Trotz dem Gott Apollon
Und seinem Propheten Mohammed!
Da eilten sie davon
Vor seiner starken Stimme
Und hatten große Angst.
Die Steine waren heroisch,
Die Heiden waren verzagt.
Die Erde bebte,
Die Fische sprangen an den Strand,
Die Vögelein sangen,
Die Berge dröhnten,
Alle lagen da wie Tote.
Da war großer Jammer!
Da war ein alter Heide,
Der hieß Josia,
Er rief seine Genossen zusammen
Und spracht: Werdet Helden!
Ihr sollt das Erbe eurer Väter
Nicht verachten,
Ihr werdet entrinnen,
Ohne Sünde werdet ihr erlangen
Eigentum und Leben.
Da liefen die beiden zusammen,
Sie bliesen die Hörner,
Sie waren voller Wut,
Dass die Christen nahe waren,
Sie begannen harten Streit.
Sie hielten sich für die Gerechten
Und wollten gegen die Christen Krieg führen.
Aber Gottfried
Ging zum Burggraben
Mit den Heldenknaben,
Sie stießen das Burgtor auf,
Die beiden Heiden flohen voll Angst.
Da war drinnen und draußen
Ein großes Gedränge,
Die beiden Heiden fielen.
Und viele Heiden sahen
Die vielen schwarzen Dämonen,
Die in die Seelen fuhren.
Das war Gottes Gericht.
Da ergaben sich die Heiden.
In des Kaisers Gnade
Taufte sie der Bischof.
So steht es geschrieben:
Im Namen des Vaters und des Sohnes
Und des Heiligen Geistes.

Sie liebten die gesunde Doktrin
Und sangen lauten Lobpreis
Und priesen Gottes Wunder,
Weiber und Männer,
Alle, die an der Stätte waren.
Sie sangen: Deo gratias!

So wohnte da
Der Kaiser in Spanien
Mit vielen starken Männern
In seinem großen Reich.
Helden in Dörfern und Burgen,
Grafschaften, Herzogtümern,
Türme auf den Mauern
Und verschlossene Pforten
Auf der Mutter Erde.
Wer nicht Christ werden wollte,
Wurde abgeschlachtet im Dorf.
Und wären auch alle Berge aus Gold
Und in der festesten Urform,
Nichts hielt die Christen auf.
So war die Christenheit gekommen
Nach Saragossa,
Da waren viele Heiden
Und über ihnen thronte
Ein maßloser König,
Der hieß Marcilius.
Die Gebirge waren hoch
Und das Land war fest,
Da zogen die Christen hindurch.

Da wollte des Kaisers Armee
Sich aufstellen gegen die Heiden,
Alle abzuschlachten.
Die Christen hatten keine Angst vorm Tod,
Die Heiden zitterten vor ihrem Abgott.
Da war der Kaiser nah.
Marcilius bedachte sich,
Ob er aus den vielen Ländern
Einen Helden rufen könne
Zu seinem eigenen Schutz.
Der Tag war heiß,
Die Mutigen schwitzten,
Da ward der König gewahr
Einen Ölbaum, der spendete Schatten,
Unter dem Ölbaum saß er
Auf einem Marmorblock.
Er dachte an seinen Tod,
Er faltete die Hände,
Dann ließ er zu sich kommen
Sechs weise Herzöge.
Er rief noch sechs Grafen,
Die seine Räte waren.
Er sprach: Mein Herz ist voll
Von Sorgen und Ängsten.
Ihr habt es doch gehört,
Dass der Kaiser gekommen ist.
Er will mich schänden,
Das kann ich nicht verhindern.
Er hat so getan dem Volk,
Er wird auch die Edlen besiegen.
Er hat seine Heroen gesammelt,
Wir widerstehen nicht seiner Kraft,
Wenn er über die Berge kommt,
Unser Erbe vergewaltigt
Und uns alle zu Christen macht.
Wie soll ich mich retten?
Nun, ihr starken Helden,
Ratet mir in der Not
Durch eure Weisheit,
Ich will hören auf euren Rat.
Da sprang ein Heide auf,
Der war gebeugt vom Alter,
Sein Bart war geflochten,
Er sprach: Nur nicht zweifeln, Herr!
Ich rate dir zu deiner Ehre,
Ich geb dir einen guten Rat,
Dann wird hier Friede werden,
Wenn du mir folgen wirst,
Du und deine Holden.
Dann behalten wir das Leben,
Wir und unsre Weiber und Kinder,
Und behalten unsre Ehre.

Da dankte ihm sein Herr,
Die Heiden verneigten sich alle.
Da sprachen die Leute des Landes,
Was er immer raten würde,
Das wollten sie alles befolgen.
Da sprach Blond-candis:
Das Land hinterließ mir mein Vater.
Hier möchte ich wohnen bleiben.
Der Kaiser will uns verjagen.
Das ärgert mich sehr,
Mein Herr, und ich sage dir:
Wir können nichts dagegen tun.
Das Kämpfen führt zu nichts!
Wie sehr wir uns auch ausbreiten,
Es kommt der Tod geritten.
Sorgen warnen uns:
Wir müssen Land und Leute verlassen.
Das Leben müssen wir lassen!
Herr, ich sag dir, was du tun sollst:
Wähle dir aus all deinen Helden
Die zwölf Weisesten,
Tu, als wolltest du dem Kaiser dienen,
Tu, als ob du ihn liebtest,
Als wolltest du seine Gunst gewinnen,
Biete dem Kaiser aus Liebe
Dein Leben und dein Gut,
Ob er es nehmen möchte,
Biete ihm Stuten ohne Zahl
Und alle edlen Hengste,
Tausende Esel,
Tausende Maulesel,
Tausende Mulis,
Biete ihm Hab und Gut,
Siebenhundert Wagen,
Die du zu ihm sendest,
Mit lauter Gold beladen,
Mit Silber, Kristall und Edelsteinen,
Dazu fünfzig Wagen
Zu seinem Hof,
Mir roten Fellen,
Zu Ehren der Ritter,
Dazu auch Geiseln,
Und sage seinen Weisen,
Du wärest gerne sein Mann,
Dass du ihm Reichtum schenken möchtest,
Dass er seine Kinder
Beschere mit deinem Segen,
Und schenk ihm heidnische Länder.
Das rat ich dir treu.
Der König Marsilius
Redete darauf:
Wie sanft uns auch der Kaiser zwingt,
So soll er die Geiseln bekommen.
Er ist so zornig.
Und wenn der Kaiser merkt,
Dass wir ihm nicht alles schenken,
Was wir ihm versprochen,
Die Geiseln soll er doch haben.
So wird er sich uns gnädig nähern,
Wir werden seiner Kinder Herz gewinnen,
So wir es mit Ehre beginnen,
Dann wird es besser werden als es war.
Über die Heiden reden sie,
Wir hätten Böses getan.
Wir wollen uns darum bewahren,
Dass wir nicht verraten werden. -
Und Blond-Kandis antwortet ihm:

So sagt mir mein Herz,
Wir zerstören sein Heer.
Wir müssen mit List
Unsre Ehre vor ihm retten.
Und kommt der Kaiser in dies Land,
Er nimmt sich alles,
Er nimmt unsre Leiber,
Kinder und Weiber,
Und unser aller Ehre.
Nun folge mir, Herr,
Und warte nicht länger,
Bis deine Leute gefangen sind,
Die Burgen erobert,
Wir werden hart bedrängt.
Ich hab selbst drei Kinder,
Die hab ich sehr gern.
Wie gerne wollt ich einen Sohn geben,
Dass den andern Friede werde.
Ich sage dir, Herr,
Gib auch du deinen Sohn!
Dass uns der Kaiser freigebe.
Das rat ich dir treu.

Da sprach der Alte:
Der Kaiser kommt mit Gewalt,
Dagegen sind wir machtlos.
Meinen Sohn gäb ich gerne hin,
Dass der Kaiser umkehrt.
Nun folge du meiner Weisung,
Dass ich deine Söhne
Als Geiseln hingebe.
Und wir wollen alles geben,
Was wir verheißen haben.
Wir gehen zu ihm nach Aachen,
Da gebietet er
Mit hundert Helden,
Königen und Adligen.
Kommst du sicher an
Zu Sankt Michaels Messe,
Da wird die Christenheit feiern
Und den Engel um Gnade bitten

Da wirst du sein Mann.
Du machst ihm untertan
Manches heidnische Land,
Dass sie ihm dienen in Furcht.

Da sprach der Wächter,
Der Gott nicht fürchtete:
Herr, gefällt dir mein Rat,
So sag ich dir, wie es geht:
Der Kaiser kommt wieder,
Er kommt von dem Gebirge,
Da trennen sie sich,
Er fährt männlich
In seine Heimat zurück,
So groß ist sein Reich,
Das er hier zurücklässt,
So besetze du die Straße,
Die er gehen muss,
Und alle, die Waffen haben,
Sollen sich da sammeln,
So erlösen wir die Geiseln.
Dann leben wir ewig in der Gnade. -
Den Rat lobten alle Ratsherren.

Der Rat war erteilt.
Marsilius ließ seine Männer.
Als erstes ließ er kommen
Klargis von Parguel,
Dann Herrn Estropiz
Und dessen Sohn Stramaritz,
Dann Priamur von der Festung
Und Gerglant mit dem Bart,
Dann kamen Baiziel
Und Malbrant vom Meer
Und Matthäus, sein Onkel,
Der war einer von den Weisen,
Dann kam auch noch Jomel,
Der war ein Heide stark und schnell,
Dann war da Blond-Kandis,
Der König befahl ihm zu reden.
Er gab des Königs Willen kund,
Da schworen alle Männer Treue.