DIE GÖTTIN – ERSTER TEIL

Ein Epos von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


ERSTER GESANG


1

Göttin der hohen furchterregenden göttlichen Kräfte,
Göttin, in Terror gekleidet, reitend auf göttlichen Kräften,
Göttin Inanna, durch die Kraft der göttlichen Waffe
Bist du in Blut getränkt und hetzend in schrecklichen Schlachten,
Mit dem Schild auf dem Boden ruhend, in Hochwasser, Sturmflut,
Große Herrin Inanna, bekleidet mit Leinen, wohl wissend,
Wie Konflikte zu planen sind, mächtige Länder mit Pfeilen
Und mit Kraft zerstörst du und überwältigst die Länder.

Du in Himmel und Erde brüllst wie die brüllende Löwin
Und verwüstest die Menschen. Wie ein Wildstier du feierst
Riesentriumphe über Ländereien, dir feindlich.
Wie eine furchterregende Löwin bedrohst du die Sklaven,
Unbotmäßige, Ungehorsame, bitterer Galle.

Meine Herrin von der Statur des herrschenden Himmels,
Jungfrau Inanna, immer so groß wie die Erde, die Mutter,
Und wie Utu bei deinem Kommen den König verehrte,
Dehntest du deine Arme aus, mit den Füßen im Himmel,
Trägst die furchterregenden Schrecken und trägst auf der Trage
Herrlich das Licht des Tages und die Brillanz unsrer Erde,
Mit dem anderen Fuß auf den Bergen und strahlende Strahlen
Schön erzeugend, die du die Pflanzen der Berge hervorbringst,
Die geboren auf heiligem Berg, am heiligen Orte,
Du bist stark mit der Keule wie eine fröhliche Herrin,
Eine begeisterte Herrin, frohlockend in Kämpfen mit Waffen.
Menschen mit schwarzen Haaren singen dir Hymnen und alle
Länder besingen dich in süßen heiligen Hymnen.

Ich will die Herrin des Kampfes, die Tochter Suens besingen,
Ich will loben und preisen die Göttergeburt der Inanna.

Sie hat angekündigt: Als ich, die Göttin, herum ging
In den Himmeln und auf der Mutter Erde herum lief,
Als ich, Inanna, ging herum im Himmel der Himmel
Und auf der Mutter Erde herum lief, als ich zu Fuß ging
In den Ländern Elam und Subir, als ich zu Fuß ging
In die Berge Lulubi, als ich mich wandte in Richtung
Der Gebirge, so wie ich, die Göttin, mich nahte dem Berge,
Zeigte er mir keinen Respekt, so wie ich, Inanna,
Mich dem Berge näherte, zeigt er mir keinerlei Ehrfurcht,
So wie ich, Inanna, mich näherte, zeigte der Berg mir
Keinerlei Ehrfurcht, als ich zu der Bergkette Ebih
Kam, da zeigte die Bergkette Ebih mir keinerlei Ehrfurcht.

Jene Berge Ebih zeigten mir keinerlei Ehrfurcht,
Da sie nicht vor mir die Nase neigten zum Boden,
Da sie nicht vor mir ihre Lippen rieben im Staube,
Will ich persönlich die steigenden Berge erfüllen mit Schrecken!

Gegen seine herrlichen Seiten werde ich starke
Sturmböcke aufstellen, gegen seine geringeren Seiten
Werde ich kleine Sturmböcke aufstellen. Ich will ihn stürmen
Und beginnen das Spiel der heiligen Göttin Inanna.
Im Gebirge will ich Schlachten beginnen und Kriege.

Ich will Pfeile im Köcher vorbereiten, ich werde
Schleudersteine mit dem Seile schleudern, ich werde
Mit dem Polieren meiner Lanze beginnen, ich werde
Wurfholz und Schild vorbereiten zu dem heiligen Kriege.

Und ich will Feuer auf seinen dichten Wald werfen, ich will
Eine Streitaxt auf seine Bosheit schlagen. Und Gibil
Mach ich, der reinigt die Luft, der gebar seine heiligen Zähne
An dem Wasserfall. Und ich werde den Terror verteilen
Durch die unzugänglichen Bergbereiche und werde
Arrata einnehmen durch das Kriegsheer der Göttin Inanna.

Wie die Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wieder
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.

Und Inanna legte der Königinnen Gewand an
Und umgürtete sich mit Freude, sie schmückte die Stirne
Mit gewaltigem Terror und furchterregenden Strahlen.
Und sie arrangierte Rosenkränze um ihren
Nacken, Rosenkränze von Karneol. Und sie schwang die
Siebenköpfige Waffe kräftig zur göttlichen Ehre,
Legte an ihre Füße Lapislazuli-Riemen.

In der Dämmerung kam sie königlich, folgte dem Wege
Zu der Pforte der Wunder. Sie brachte Anu ein Opfer,
Adressierte ein Gebet an den himmlischen Vater.

Vater Anu, in der Freude an Tochter Inanna,
Vater Anu trat vor und nahm seinen Platz ein. Er füllte
Mit sich selber den Ehrenplatz des Himmels der Himmel.

Und Inanna hat angekündigt: Anu, mein Vater,
Sei gegrüßt, und leihe dein Ohr meinen betenden Worten.
Du hast mich erschreckend zu einer der Gottheiten droben
In den Himmeln gemacht. Aufgrund deiner Macht hat mein Reden
Keine Rivalen im heiteren Himmel, auf schwärzlicher Erde.
Du hast mir die Waffe und die Embleme gegeben.

Du hast den Sockel in Position gesetzt und du machtest
Fest den Thron und sein Fundament, die Stärke der Waffe,
Die sich beugt wie ein Baum. Die Überfälle der Mörder
Hast du verbreitet und militärische Kriegerkampagnen
Hast du verfolgt, um vor diesen schrecklichen Königen in der
Schlacht des Himmels wie Mondlicht zu erscheinen, die Pfeile
Von dem Bogen zu schießen und zu fallen auf Felder,
Obstgärten, Wälder, wie der Zahn der Heuschrecke furchtbar,
Um das rebellierende Land zu erobern, die Riegel
Du entfernst von den Stadttoren, dass die Türen sich öffnen.
König Anu, du hast wahrlich mir alles gegeben.

Du gabst mir den Ehrenplatz zu der Rechten des Königs,
Um die Rebellen zu vernichten, so kann er mit meiner
Hilfe Köpfe zerschmettern wie ein Falke des Berges,
König Anu, und ich kann dich loben und preisen, o Vater,
Und dein Name ist im Lande ein blutroter Faden.

Darf er das Land zerstören, wie im Felsspalt die Schlange?
Er ließ sie stürzen wie eine Schlange herab vom Gebirge!

Möge er die Kontrolle über den Berg haben, möge
Er seine Höhe prüfen und wissen, möge er gehen
Auf dem heiligen Kampffeld umher, der kennt seine Tiefen.
Aber die himmlischen Götter, die Anuna-Gottheiten, helfen!

Wie kann's sein, dass der Berg mich nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Dass der Berg mich nicht fürchtet, Inanna, im Himmel, auf Erden,
Dass die Bergkette mich nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Mich der Ebih nicht fürchtet? Denn er zeigt keine Ehrfurcht,
Denn er neigte nicht seine Nase herab auf den Boden,
Denn er rieb nicht seine Lippen im Staube der Erde.
Möge ich füllen meine Hand mit dem steigenden Berge
Und das Gebirge übergeben dem Schrecken der Göttin.

Gegen seine herrlichen Seiten aufstellen lass mich
Rammböcke, gegen die kleineren Seiten aufstellen lass mich
Kleine Rammböcke. Lass mich stürmen, lass mich beginnen,
Lass mich beginnen das Kriegsspiel der heiligen Göttin Inanna,
Im Gebirge lass mich den Kampf beginnen und lass mich
Vorbereiten Konflikte mit dem gottlosen Gegner.

Lass mich vorbereiten Pfeile im silbernen Köcher,
Lass mich Schleudersteine mit dem Seil schleudern, lass mich
Meine Lanze polieren, Wurfholz und Schild vorbereiten.

Lass mich in Brand setzen seine dichten Wälder und lass mich
Eine Streitaxt auf seine Bosheit schlagen und lass mich
Gibil, der reinigt die Lüfte, einsetzen, der seine Zähne
An dem Wasserfall gebar, und lass diesen Terror
Mich durch die unzugänglichen Bergbereiche verteilen.

Wie eine Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wieder
Hergestellt werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.

Anu, der König der Götter, gab Antwort der Tochter Inanna:
Meine Kleine verlangt die Zerstörung dieses Gebirges!
Was Inanna verlangt, ist die Zerstörung des Berges,
Was sie fordert, ist die Zerstörung dieses Gebirges,
Das ists, was übernehmen will die Göttin Inanna.

Furchterregender Schrecken war in der Wohnung der Götter.
Es war Angst in der Wohnung der Anuna-Gottheiten droben.
Ebih hat seinen Schrecken und seine Grausamkeit über
Dieses Land ergossen, er hat die Strahlen des Berges
Und die Angst über alle nahen Länder gegossen,
Seine Arroganz erstreckt sich zur Mitte des Himmels.

Furcht hängt in den herrlichen Gärten des Ebih-Gebirges,
Üppigkeit breitet sich aus, seine prächtigen Bäume sind selber
Eine Quelle der Wunder, wachsend zum Ursprung des Himmels,
Und in Ebih die Löwen sind zahlreich unter den Bäumen
Und die Löwenkinder unter den Blättern der Bäume.
Er lässt wilde Widder und freie Hirsche in Menge
Da vorhanden sein, und es stehen Wildstiere weidend
In dem blühenden Gras und Reh-Paare unter Zypressen.

Man kann den Gegner nicht überwinden durch Angst und durch Terror,
Denn beängstigend ist die Bergkette, ausstrahlend Schrecken.
Jungfrau Inanna, widersetze dich nicht, sprach der Vater.

Doch die Herrin in ihrer Wut, ihrem göttlichen Zorne,
Tat das Arsenal auf und die Lapislazuli-Tore,
Und sie brachte herrlichen Kampf herbei und sie rief den
Großen Sturm hervor. Die heilige Göttin Inanna
Griff nach dem Köcher. Sie hob ein aufragendes Hochwasser mit dem
Bösen Schlick, sie rührte den tobenden Wind auf mit Scherben.

Meine Dame konfrontierte die Bergkette drohend.
Sie ging Schritt für Schritt. Sie schärfte die Schneide des Dolches.
Und sie packte Ebihs Hals, als ob sie zerreiße
Gras, sie drückte den Dolch in sein Herz, sie brüllte wie Donner.

Felsen bilden den Körper von unten. Es klapperten Ebih
Seine Flanken. Von den herrlichen Seiten und Spalten
Spuckten Schlangen Gift. Inanna verdammte die Wälder
Und verfluchte die Bäume und mordet durch Dürre die Eichen,
Sie goss Feuer auf seine Flanken und machte den Rauch dicht.
Und die Göttin etablierte die Autoritäten
Über den Berg. Die heilige Göttin tat, was sie wollte.

Sie ging an des Ebih Bergkette, sprach zu dem Berge:
Bergbereich, wegen deiner Höhe und Größe des Körpers,
Wegen deiner Attraktivität, deiner Schönheit,
Wegen deinem heiligen Kleid und dem Reich in dem Himmel,
Und weil du deine Nase nicht geneigt auf den Boden,
Weil du nicht gerieben die Lippen im Staube der Erde,
Darum hab ich dich getötet und machte dich niedrig.

Wie bei einem Elefanten die Stoßzähne, hab ich
Deine Zähne beschlagnahmt, wie beim Wildstier die Hörner,
Habe ich deine Hörner auf den Boden geworfen.
Wie bei einem Stier hab ich deine mächtige Stärke
Auf den Boden gezwungen und brutal dich verfolgt und
Ich hab Klagen in dein Herz gelegt und die Vögel
Bauen Nester auf deinen Flanken, die Vögel der Trauer!

Und ein zweites Mal, mit Jubel im schrecklichen Terror,
Sprach die Göttin rechtschaffen: Anu, mein himmlischer Vater,
Großen Schrecken goss er über die Mitte der Berge.
Mir zur Rechten platzierte er eine Waffe, zur Linken
Eine andere Waffe. Meine Wut, einer Egge
Scharfe Zähne, hat den Berg auseinander gerissen.

Ich hab einen Palast gebaut und mehr noch geschaffen.
Ich hab einen Thron in Kraft gesetzt und ich machte
Seinen Grund fest. Ich hab den Darstellern heiliger Kulte
Dolche gegeben, ich habe den Darstellern heiliger Kulte
Keulen gegeben und ihre Kopfbedeckung geändert.

Sieg! Mein Sieg eilte auf den Berg. Im Siegestriumphe
Gegen Ebih stürzte ich seine Bergkette schließlich.
Ich ging nach vorn wie einer brandenden Meeresflut Wogen
Und mit steigendem Wasser hab ich den Damm überspült und
So verhängte ich meinen Sieg übers Ebih-Gebirge.
Ich hab meinen Sieg auferlegt dem Ebih-Gebirge.

Für die Zerstörung des Ebih sei Inanna gepriesen,
Lobgesang werde der großen Göttin, der Jungfrau Inanna!


2

Herrin aller göttlichen Kräfte, strahlende Herrin,
Helle, rechtschaffene Frau, in strahlenden Lichtglanz gekleidet,
Die du geliebt bist von Anu und Uras! Herrin des Himmels,
Du mit dem großen Diadem, dem Kopfschmuck der Fürstin,
Die du das Amt der Priesterin liebst, die dient in dem Tempel,
Die du alle sieben göttlichen Kräfte ergriffen!
Meine Dame, du bist die Hüterin göttlicher Kräfte!
Du hast göttliche Kräfte, es soll deine Hand sie verteilen.
Du hast göttliche Kräfte, mögest du göttliche Kräfte
Sammeln an deinen Brüsten, an deinem heiligen Herzen!

Wie ein Drache sprühst du Gift auf die Länder der Fremden.
Wenn du wie Iskur über die Erde braust, Jungfrau Inanna,
Kann keine Vegetation vor dir bestehen. Wie Fluten
Bist du, wie Fluten, strömend herab in die Länder der Fremden,
Kraftvolle Eine von Himmel und Erde, o Göttin Inanna!
Regnend loderndes Feuer nach unten auf gottlose Länder
Und mit göttlichen Kräften ausgestattet, o Dame,
Die du auf einem Löwen reitest, dein Wort wird gesprochen
Nach dem Befehl von Anu, dem Wort des himmlischen Vaters.

Dir gehören die heiligen Riten, wer kann sie ergründen?
O Zerstörerin du der Fremden, verleihe uns Stärke
Mit dem Sturm, Geliebte des Enlil, Herrscherin mit dem
Superterror! Du stehst im Dienst von Anus Kommando.
Deinem Schlachtruf folgend, meine streitende Dame,
Achte ich gering die Grenzen der Länder der Fremden.

Wenn die Menschen kommen zu dir in heiliger Ehrfurcht,
Vor den erschreckenden Strahlen und dem Sturm deiner Hoheit,
Fasst du nach der schrecklichsten aller göttlichen Kräfte.
Wegen dir wird die Schwelle der bitteren Tränen geöffnet,
Und die Leute gehen mit Wehklagen heim in die Häuser.
In den Schlachten wird alles aufschreien, Frau, wenn du zuschlägst.
Meine Dame, mit deiner Kraft, mit den Zähnen zerschlage
Alle Feuersteine. Du strebtest vorwärts wie Stürme,
Brüllst mit dem brüllenden Sturm und donnerst mit donnerndem Wetter.
Du verbreitest Erschöpfung mit den Sturmwinden, Herrin,
Während unermüdlich sind deine eigenen Füße.
Mit den Klagen der Trommel wird die Klage geschlagen.

Meine Dame, es tragen die großen Anuna-Götter
Dich wie Fledermäuse zu den Ruinen der Hügel.
Sie ertragen nicht deine schrecklich blickenden Augen
Und sie wagen es nicht, deinem Zorngesicht zu begegnen.
Wer kann kühlen dein rasendes Herz? Dein zorniger Ingrimm
Ist zu groß, um sich abzukühlen, zornige Herrin,
Und wie kann deine Stimmung beruhigt werden, o Göttin?

Herrin, kann ich dein Herz erfreuen? Älteste Tochter
Suens, möge dein Zorn sich niemals abkühlen, Herrin!
Du bist die Höchste in den fernen Ländern der Fremden,
Die sich alle Gaben aus deinem Bundes-Land nehmen.
Du hast deine Provinz über allen Hügeln erweitert.
Wenn man sich aber all der Berge Stirnrunzeln anschaut,
Sieht man, die Vegetation ist ruiniert in der Gegend.

Deine großen Pforten der Paläste verbrennen.
Blut wird in die Flüsse gegossen, das trinken die Leute.
Du musst deine Truppen gefangen nehmen, bevor du
Sie zusammen führst. Du musst die Elitesoldaten
Deiner Regimenter verstreuen, alle zusammen.
Du musst deine jungen wehrfähigen Männer zusammen
Stehen lassen. Stürme haben in Tänzen erobert
Deine Städte. Du nimmst die jungen Männer gefangen.
Dein Befehl komme über die Stadt, sie sich nicht dir geweiht hat.
Alle Fremden sind dein, die alle sich nicht dir vertrauten.
Alles liegt am Vater! Dein Fuß zertritt deine Feinde.

Fürsorge in Verantwortung ist vom Schafstall entfernt, die
Frau spricht nicht mehr mit ihrem Manne liebevoll, mitten
In der Nacht, sie berät sich nicht mehr mit ihrem Gemahl und
Offenbart ihm nicht mehr ihre reinen Gedanken des Herzens.
O du wilde Kuh, du tolle Tochter von Suen,
Dame, du kannst alles aus deinem Bundes-Land nehmen,
Große Königin aller Königinnen, der Schoß der
Mutter für die gerechten göttlichen Kräfte, o Mutter,
Weise und gesalbt, o Herrin der Länder der Fremden,
Lebenskraft der Menschen, ich werde dir singen die Hymne!

Deine Äußerungen sind herrlich, Göttin der Kräfte,
Großherzig bist du, gute Frau mit dem strahlenden Herzen,
Ich werde aufzählen alle deine göttlichen Kräfte.
Ich, die Priesterin Anus, tat meinen Priesterberuf in
Deinem Dienst. Ich trug den Ritualkorb und stimmte
An das Lied der Freude. Die Grabbeigaben und gleichfalls
Auch das Ritualmahl hab ich gebracht in den Tempel,
So als hätte ich nie gelebt. Ich näherte mich dem
Licht, das Licht war glühend heiß. Ich näherte mich dem
Schatten, aber ich wurde von einem Sturme vertrieben.
Und mein honigsüßer Mund wurde bitterer Abschaum.
Meine Fähigkeit, Stimmungen zu beruhigen, schwand mir.
Tochter Suens, meine Anu, mein Gott und mein Schicksal!
Kann es Anu ungeschehen machen, das Unheil?
Wenn du Anu davon erzählst, wird er mich befreien!

Ja, die Frau wird das Schicksal von Lugal-Ane erfahren,
Fremde Länder und Hochwasser liegen ihr sklavisch zu Füßen.
Auch die Frau ist erhaben und lässt die Städte erzittern.
Ein Schritt nach vorn, so dass sie ihr heiliges Herz für mich kühle.
Ich, die Priesterin, werde ein Gebet zur Königin sprechen,
Und vor dir, Inanna, lass ich strömen die Tränen,
Tränen wie süßen Wein. Ich werde täglich dich grüßen.

Sei nicht besorgt über Ashimbabbar, denn in der Verbindung
Mit den Reinigungsriten des heiligen Anu ward alles
Anders. Eanna ist abgefallen. Er stand nicht in Ehrfurcht
Vor der großen Gottheit. Er hat diesen Tempel verwandelt
Und zerstört. Während er vor mir einher ging, als ob er
Mir ein Partner wäre, näherte er sich voll Missgunst.
Meine gute göttliche Kuh, o fange die Menschen!

An der Stelle des göttlichen Zuspruchs, wo ist mein Ruhm jetzt?
Ausgeliefert wird das Land, ein böser Rebell ists
Gegen meinen Nanna. Möge Anu zerschlagen
Diese Stadt! Möge Enlil verfluchen den gottlosen Bösen!
Mögen seine weinenden Kinder nicht von der Mutter
Zärtlich getröstet werden! Herrin, beginn mit der Klage,
Möge deine Klage im Feindesgebiete ertönen!

Muss ich denn sterben wegen meinen heiligen Liedern?
Nanna hat nicht geachtet auf mich. Er hat mich völlig vernichtet
Im abtrünnigen Land. Und Ashimbabbar hat sicher
Nicht ein Urteil über mich gesprochen. Was ist es
Denn für mich, wenn er ausgesprochen das Urteil? Was ist es
Denn für mich, wenn er nicht ausgesprochen das Urteil? Er stand da
Im Triumph und vertrieb mich aus dem heiligen Tempel.
Er hat mich fliegen lassen wie eine Schwalbe vom Fenster.
Ich hab meines Lebens Kraft erschöpft! Und er hat mich
Durch die Dornbüsche auf die Berge gehn lassen, und er
Zerrte mir an der Krone und zerrte an der Priesterin Mantel.
Er gab mir ein Messer und einen Dolch und er sagte:
Das sind geeignete Zierden für dich, o Priesterin Gottes!

Du am meisten geliebte Edeldame, Geliebte
Gottes, dein heiliges Herz ist groß, es werde getröstet
Vom Gebet. Geliebte Ehepartnerin Anus,
Du bist die große Dame des Horizonts und des Zenites
An dem Himmel. Die Götter liegen vor dir hingeworfen.
Von Geburt an warst du die Junior-Königin! O wie
Bist du nun die Höchste über alle die Götter!
Siehe, die Götter küssen vor dir mit den Lippen die Erde!

Aber meine eigene Seele ist noch nicht vollendet,
Wenn auch ein feindliches Urteil mich umgeben, als ob es
Wäre mein eigenes Urteil. Ich habe noch nicht erreicht mit
Meinen Händen mein erblühtes Bett, meinen Himmel.
Ich tat nicht die Verlautbarung Ningals jemandem kund. O
Meine liebe Frau, geliebt vom Vater im Himmel,
Möge dein Herz von mir beruhigt werden mit Lobpreis,
Mit Gebeten der brillanten Priesterin Gottes!
Ja, es muss bekannt sein, es muss bekannt sein, denn Nanna
Ist noch nicht genug verkündet. Zu mir sagte Nanna:
Ich bin dein, ich bin dein! O schenk mir dein Herz, meine Tochter!

Man muss wissen, dass du hoch wie der Himmel bist, Herrin!
Man muss wissen, dass du breit wie die Erde bist, Mutter!
Es muss bekannt sein, dass du zerstörst die rebellischen Länder!
Man muss wissen, dass du brüllst in die Länder der Fremden!
Sei es bekannt, dass du Schädel zerquetscht und Schlangen vernichtest!
Man muss wissen, dass du Leichen verschlingst wie Schakale!
Man muss wissen, dass dein Auge schrecklich ist, Göttin!
Sei es bekannt, dass du erhebst deine schrecklichen Blicke!
Man muss wissen, Geliebte, du hast blitzende Augen!
Man muss wissen, dass du unerschütterlich bist und
Unnachgiebig und dass du letztendlich wirst triumphieren!

Nanna ist noch nicht verkündet. Er sagte: Ich bin der Deine!
Du hast mehr getan, meine Dame, du bist die Größte!
Meine liebe Frau, geliebt vom himmlischen Vater,
Göttin, ich werde all deinen Ingrimm aussprechen, siehe,
Ich hab die Kohlen im Weihrauchfass gehäuft und die Gluten,
Und ich bereite die Reinigungsriten. Es wartet der Goldschrein.
Könnte dein Herz mich nicht besänftigen, göttliche Mutter?
Allzu voll ist mein Herz, o tolle heilige Dame,
Und da hab ich eben dies Lied für Inanna gesungen.
Möge ein Dichter es wiederholen zum Mittag, o Göttin,
Was ich dir in der Nacht gesungen, o heilige Jungfrau!

Weil gefangen dein Ehepartner und weil auch dein Söhnchen
Ist gefangen, ist groß deine Wut im heiligen Herzen.
Kraftvolle Dame, in der Versammlung der Herrscher geachtet,
Du hast ihr Opfer akzeptiert. Inannas gesalbtes
Unbeflecktes Herz ward gestillt. Das Licht war dir lieblich,
Freude erstreckte sich über dich, voller göttlicher Schönheit
War die Jungfrau. Wie das Licht aufgehenden Mondes
Strahlte sie Freude aus. Und Nanna kam, blickte sie an und
Ihre Mutter Ningal segnete sie und der Vater.

Jede Botschaft der himmlischen Frau ist erhaben und heilig.
Lob des Feindes Zerstörerin in den Ländern der Fremden!
Meine Dame, du bist begabt mit göttlichen Kräften
Und in goldene Schönheit getaucht, o göttliche Jungfrau!


3

Großherzig ist die Dame, die ungestüme Geliebte,
Stolz ist die Herrin unter den himmlischen Anuna-Göttern,
Sie ist herausragend unter den Ländern, die Tochter von Suen,
Sie ist erhaben unter den großherzoglichen Göttern,
Sie ist die prächtige Dame, die sammelt die göttlichen Kräfte
In dem Himmel und auf Erden, Rivalin des Vaters,
Mächtigste unter den Göttern, ihr Urteil ist endgültig, ewig.

Alle Götter kriechen vor ihr, wenn sie göttlich ihr Wort spricht,
Anu wagt es nicht, anzugehn gegen ihre Befehle,
Sie verändert ihr eigenes Handeln, und niemand kann wissen,
Wie sie auftreten wird. Sie vervollkommnet göttliche Kräfte,
Hält den Hirtenstab.Sie ist prächtig, herausragend, herrlich,
Sie ist die riesige Herrschaft über die Götter des Landes.

Ihre hohe Schrecklichkeit deckt die großen Gebirge
Und die Ebnen der Straßen. Bei ihrem schallenden Schreien
Kriegen die Götter des Landes Angst. Ihr Brüllen lässt Götter
Zittern wie ein einsames Schilfrohr. Beim Grollen der Göttin
Gleich verstecken die Götter sich alle. Ohne Inanna
Fällt der Vater keine Entscheidung und Enlil kein Schicksal.

Wer erhebt sich gegen die Geliebte, die ihren Kopf hebt,
Die erhaben ist über den Bergen? Wo immer sie wütet,
Sind die Städte Ruinen geworden und Spuk-Orte schaurig
Und sind die Schreine auf dem Abfallhaufen gelandet.
Wenn ihr Zorn die Menschen erzittern lässt, Feuer und Nöte
Ihnen verursacht, sind die Menschen vom Dämon besessen.
Sie rührt Verwirrung und erschreckendes Hochwasser an und
Ist in erschreckenden Glanz gekleidet. Ihr furchtbares Spiel ist,
Mit Geschwindigkeit Konflikte und Krieg zu erregen,
Unermüdlich schreitend in ihren goldnen Sandalen.
Sie ist bekleidet mit einem wütenden Wirbelwind, Stürme
Trägt sie als Kleid des Himmels von erschreckenden Gnaden.
Wenn sie einen berührt, ist gleich da die tiefste Verzweiflung,
Wenn sie den Weg zurückgelegt hat mit dem glühenden Südwind.

Sie sitzt auf angespannten Löwen und schneidet in Stücke
Jene Gottlosen, die ihr keinerlei Ehrfurcht erweisen.
Unsre Herrin ist wie ein Leopard von den Hügeln,
An dem Eingang der Straßen ist rasend und schnaubend die Herrin,
Wie ein Stier im Vertrauen auf seine Kraft, seine Stärke,
Niemand wagt es, sich gegen sie zu wenden. Die Herrin
Aller großherzoglichen Götter, ein Fallstrick den Sündern,
Eine Falle für den Bösen, ein Strick für die Feinde,
Sie versprüht ihr Schlangengift überall, wo sie wandelt.

Unserer Herrin Zorn ist wie verheerende Fluten,
Niemand kann widerstehen diesen verheerenden Fluten.
Wie ein großer Wasserlauf erniedrigt sie jenen,
Der sie verachtet. Die Herrin ist wie ein Adler am Himmel,
Dem sich niemand entziehn kann. Inanna, ein Falke der Jagd, sie
Jagt mit den Göttern. In Stücke reißt Inanna die Rinder
Und die geräumigen Rinderställe. Die Felder der Städte,
Die Inanna im Zorn sah, wurden aufgewühlt und die
Furchen der Felder wurden zerrissen wie schwächliche Gräser.

Anu geht ihr entgegen, er sitzt am lodernden Feuer
In der Hochebne unserer göttlichen Herrin Inanna.
Unsere Herrin beschleunigt die Kämpfe, des Krieges Konflikte.
Siehe, die Göttin singt ein Lied. Der Gesang folgt dem Plane,
Weinend um die Honigmilch und die Speise des Todes.
Wer verspeist sie? Inannas Milch und Speise des Todes
Wird nicht lange dauern. Galle wird brennende Schmerzen
Denen bereiten, denen sie zu essen gibt, in den
Mund gibt sie ihnen die Speise. In ihrem fröhlichen Herzen
Singt sie das Lied vom Tod auf der Ebne, das Lied ihres Herzens.

Sie wäscht ihre Waffen mit Blut, ihre Streitäxte haben
Köpfe zerschlagen, Speere dringen durch und die Keulen
Werden mit Blut befleckt. Den bösen Mund halten Krieger.
Blut vergießt sie bei ihrem ersten heiligen Opfer
Und der Tod erfüllt sie. Auf der breiten und stillen
Ebne, bei der Verdunklung des hellen Lichtes des Tages,
Wendet sie sich am Mittag in das finstere Dunkel.

Menschen suchen im Zorn sie, suchen sie dann nach dem Kriege.
Ihr Geschrei stört die Ebene, stört die Weide, die Wiese.
Ihr Geheul ist wie Iskur und lässt das Fleisch aller Länder
Zittern. Niemand kann ihrem Krieg entgegen sich stellen,
Auch nicht ihre Rivalen. Niemand in heftigen Kämpfen
Kann sie besiegen, die sie beschleunigt die Schlacht, das Gemetzel.
Wasser rasend fegt über Mutter Erde und lässt nichts
Hinter sich zurück. Die Herrin des Pfluges den Boden
Öffnet, den harten. Die Stolzen heben nicht länger die Hälse.
Ihr großmütiges Herz verkündet ihre Gebote,
Die Geliebte, die allein ist die herrschende Göttin.
In dem Werk allmächtig, nimmt sie den Ehrenplatz ein und
Demütigt riesige Berge, als wären es Berge von Abfall,
Sie zertrümmert sie, bringt Zerstörung über das Bergland.

Steine schleudert Inanna, so erhält sie den Siegspreis.
Steine schleudert sie so, als ob es Tonscherben wären.
Unsere stolze Herrin hält den Dolch in der Rechten,
Strahlt eine Ausstrahlung aus, die bedeckt die irdische Landschaft.
Sie setzt Netze aus für die Fische der Tiefe des Meeres,
Sie verlässt nicht die Fische der unterirdischen Wasser.
Wie eine kluge Vogelfängerin fängt sie die Vögel
Mit dem Netz, das sie aufhängt in den Wipfeln der Bäume.

Sie ist der Ort der göttlichen Pläne des Himmels, der Erde.
Ihres Wortes Absicht widersteht nicht der Vater.
In dem verwirrenden Rat der großen Götterversammlung
Ist ihr Vorsitz bekannt nur wenigen. Unsere Herrin
Ist ein Panther unter den Göttern, hochmütig, herrisch,
Ihr wurde Macht gegeben vom höchsten Vater der Götter.

Nicht zum Kampf empfängt sie die jungen niedlichen Mädchen
In der Kammer, sie empfängt sie mit liebendem Herzen,
All der jugendlichen Mädchen leibliche Reize.
Sie ist böse auf die Frau, die sie ablehnt voll Hochmut.
In dem gesamten Lande lässt sie laufen die Mädchen
In den Städten auf den Märkten herum. Eine Hausfrau
Aber sieht ihre Kinder. Die Göttin segnet die Hausfrau.

Diese Hausfrau zerbrach den Speer, als wär sie ein Krieger.
Unsere Herrin gab der heroischen Hausfrau die Waffe.
Zwar die Frau hatte eine büßende Strafe erduldet,
Dann aber wurde sie nicht mehr gestraft von der Herrin und Göttin.
Unsere Herrin öffnet die Tür zum Schatzhaus der Weisheit,
Sie macht bekannt das Interieur der Halle der Weisheit.
Die aber, die sie nicht ehren, die entgehn nicht der Strafe.
Unsere Göttin fängt in ihren Netzen die Menschen.

Aber der Mann, den sie bei seinem Namen gerufen,
Aber der sie nicht ehrt, der wird bestraft und gezüchtigt.
Aber die männlichen Freier und die weiblichen Huren,
Wenn sie schon ihre Strafe erlitten, stöhnen vor Wollust!
Die ekstatischen, transformierten Weiber der Klagen
Lamentieren und singen Gesang. Sie erschöpfen sich völlig
Mit dem Weinen und Trauern, sie lamentieren und klagen,
Weinende schütten täglich ihr Herz aus vorm Herzen der Göttin:
Ach, mein Herz, ach du kennst ja keine Entspannung und Ruhe!

O geliebte Dame des heiligen Vaters im Himmel,
Zu dir kommen die Klageweiber mit Heulen und Jammern.
Du bist im Himmel. Makellos sind deine milchweißen Brüste!
Du bist majestätisch, es haben Himmel und Erde
Nichts Vergleichbares, o du Rivalin des himmlischen Vaters
Anus und Enlils, du besetzt ihren Ehrenplatz droben.
Du bist herausragend in den Kultstätten. Mögest du sitzen
In dem prächtigen Sessel. Iskur, brüllend vom Himmel,
Seine dicken Wolken bersten. Die göttliche Macht des
Himmels und der Erde triumphiert, o Inanna,
Dein Triumph ist erschreckend, die Götter beugen sich sklavisch.

Göttin, du reitest auf sieben Tieren, kommend vom Himmel.
Siehe, ein Großfürst fürchtete deinen zaubrischen Gürtel
Und er ward von deiner himmlischen Wohnung erschreckt und
Ließ dich einen Thronstuhl einnehmen droben bei Anu,
Und du fürchtetest dich nicht, zu sagen dem Großfürst:
Ich will die heiligen Riten beschützen, die göttlichen Riten!
Und die Götter küssten die Erde und warfen sich nieder.

Und das Hochgebirgsland, das Lapislauli-Land und
Karneol-Land verbeugte sich tief vor der herrschenden Göttin,
Aber der Ebih beugte sich nicht vor dir, du Erhabne,
Und der Ebih grüßte dich nicht, o heilige Jungfrau!
Auf, zerbrich ihn in deinem Zorn, zerschlag ihn mit Sturmwind!
Du bist herausragend durch die Kraft von Anu und Enlil,
Ohne dich wird kein Schicksal bestimmt, kein Ratschlag gegeben.

Laufen, entkommen, beruhigen und besänftigen, Göttin,
Das ist dein, und hetzen, erheben, fallen, verstärken,
Das ist dein, o Göttin, Erschließung von Straßen und Wegen,
Orte der Ruhe für die Reisenden, Helfer der Schwachen,
Das ist dein, o Göttin, die Wege in Ordnung zu halten,
Und die Erde zu erschüttern, zu festigen, alles
Das ist dein, o Göttin, zerstören, aufbauen, reißen,
Regeln, das ist dein, o Göttin, den Mann zum Weibe zu bringen
Und das Weib zum Manne zu bringen in Treue und Freundschaft,
Das ist dein, o Göttin, Erwünschtheit, Erregung, ist alles
Dein, o Göttin, Profite, Rechnungen, Renten, Gewinne,
Alles ist dein, o Göttin, finanzielle Verluste,
Reichtum und Armut, Schulden und Ersparnisse, Bettler,
Alles ist dein, o Göttin, die Beobachtung, Schönheit,
Wahl und Opfer sind dein, o Göttin, Männlichkeit, Würde,
Schutzengel, Schutzfrauen, Schutzgötter, Kultzentren, Gnade und Mitleid,
Alles ist dein, o Göttin, Herzensergießungen, Krankheit,
Das ist dein, o Göttin, die Lieblingsfrau zu verehren,
Einer Zweitfrau zu dienen, Jubel, Hochmut und Ehre,
Ruhm, ist alles dein, o Göttin, Pflege, Erziehung,
Demut ist dein, o Göttin, ein Hauskauf, ein Schlafzimmer, Betten,
Sofas für die Geliebte, kleine Knaben zu küssen
Auf die Stirne, ist dein, o Göttin, wandeln und rennen,
Planung und Erfolg, der Grobe, Brutale und Starke
Und der Schwache und Sanfte und der Machtlose, Zarte,
Alles das ist dein, o Göttin, die Gipfel, die Täler,
Thron und Krone und Königszepter, Demut und Größe,
Alles ist dein, die Kleinen, die Dicken, die Opfer, o Göttin!

Göttliche und auch königliche Riten beachten,
Durchführung der entsprechenden Anweisung, Ratschlag, Verleumdung,
Unwahre Worte, Missbrauch, Sprache und feindlicher Hochmut,
Alles ist dein, o Göttin, die falsche, die richtige Antwort,
Die Gewalt, das Grinsen, der Spott, feindselige Sprüche,
Lächelnd Gutes tun und dennoch gedemütigt werden,
Unglück, Not und Trauer, andre glücklicher machen,
Aufklären oder verdunkeln, Unruhe, Terror und Panik,
Schreckensbrillanz und strahlender Glanz, Triumph und Verfolgung,
Heillose Krankheit, Schlaflosigkeit und Unruhe, Heulen,
Streit und Chaos, Unterwerfung, Liebesgeschenke,
Opposition und Kampf und Beschleunigung schlimmen Gemetzels,
Alles wissen, sich selber stärken, ein Nest für die Zukunft
Bauen, Angst in der Wüste, Feinde, giftige Schlangen,
Lassen und lieben, alles ist dein, o himmlische Göttin.

Läufer, wenn du den Mund öffnest, sich verwandeln in Lahme
Und auf deinen Blick hin können hören die Tauben
Und durch deinen Ärger, was hell ist, verdunkelt sich, Herrin,
Und du wendest den Mittag in das finstere Dunkel.
Als die Zeit gekommen war, sahst du die Stätte in deinen
Reinen Gedanken zerstört, du ließest die Plätze erzittern.
Nichts kann deinem Ziel verglichen werden, o Göttin,
Niemand kann deinen Taten sich widersetzen, denn du bist
Die Gesalbte des Himmels und unserer Mutter, der Erde!

Du bist im Palast der unbestechliche Richter,
Unter den zahllosen Menschen fällst du Entscheidungen. Deines
Namens Anruf erfüllt die Berge, es kann nicht ein Dämon
Mit dir konkurrieren. Dein weises Verständnis erfüllt die
Götter. Du allein bist großartig. Du bist die große
Kuh unter all den Göttern des Himmels und unserer Erde.
Wenn du deine Augen den Göttern zuwendest, Herrin,
Dann erhöhst du sie, die Götter erwarten dein Wort und
Stehen und beten an dem Ort, wo du lebst, o Geliebte!

Große Herrin, unsterblich ist dein Ruhm, o Geliebte!
Möge dein Lobpreis nicht aufhören! Wo wär dein Name nicht herrlich?
Dein Gesang ist Trauer und Klage, dein Leiden kann niemand
Ändern. Dein Ärger ist erdrückend. Die Schöpfung ist niemals
Ohne dich. Deine Befehle werden erfüllt mit der Hilfe
Anus und Enlils. Als Geschenk an die fromme Versammlung
Hast du Gnade erteilt. O Gott: Anu, Enlil, Inanna!


ZWEITER GESANG

Gib zehn Schekel Silber, einen Schekel des Goldes
Für die Dekoration des Bildes der Ishala-Göttin.

Eine Mine Gold für Schmuckstücke, siebzehn der Minen
Gold für Ohrringe gab die Herrin der Ishala-Göttin.

Siehe, sechs Schekel Silber für drei geringere Becher,
Ein Geschenk der Mutter des Herrn für die Ishala-Göttin.
Sieben Schekel Silber, der Preis einer heiligen Jungfrau,
Ein Geschenk der Königin für die Ishala-Göttin.

Eine Mine Silber und zwanzig Schekel für eine
Dattelfeigenpalme, Geschenk für die Ishala-Göttin.

Siehe, ein Schekel Gold für ihres Antlitzes Lichtglanz,
Für den zaubrischen Gürtel, für die flatternden Bänder.

Siehe, der König weiht ein Bildnis der Ishala-Göttin,
Ihr Gesicht ist gestaltet aus Buchsbaum, ihr Gürtel aus Silber,
Sie hält in der Hand einen Becher, den Becher des Bundes.

Kleider von allerfeinstem Stoff für die Ishala-Göttin.

Siehe, zwei Becher aus Buchsbaum für die Ishala-Göttin.

Ein Tablett mit Brot für die treue Ishala-Göttin.

Siehe, ein Lamm für Ishala, die Geliebte des Königs,
Siehe, ein unbeflecktes Lamm für das Reinigungsopfer.

Siehe, schöne Kleidungsstücke für alle die Frauen
Des Gesalbten, des Geliebten der Ishala-Göttin.

Siehe, zwei kurze Röckchen für die Sklavin der Liebe
In der dunklen Kapelle der heiligen Ishala-Göttin.

Eine Armreif für die süße, reizende Hure,
Für die Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin.

Weißes Linnen für unsere liebe Königinmutter
An dem Tage des Pilgerns zur heiligen Ishala-Göttin.

Opfer des Königs an dem Festtag der Ishala-Göttin.

An dem Tage der Ishala-Göttin hauchfeine Stoffe
Von der reinsten Qualität für die liebliche Freundin.

Anordnung: In dem Monat der heiligen Ishala-Göttin
Für die geliebte Freundin sieben hauchfeine Stoffe.

Siehe, zwei kleine Lämmer im Monat der Ishala-Göttin
Für den Herrn des Landes, für unseren heiligen König.

Eine Mehlration für den Diener des heiligen Königs
In dem festlichen Monat unserer Ishala-Göttin.

Sei beschworen, o Land, und sei beschworen, o Wasser,
Siehe, es erscheint uns die schöne Ishala-Göttin.

Bei der heiligen Ishala-Göttin will ich dich beschwören:
O bis unsere Hälse aneinander sich schmiegen,
Sollst du keine Ruhe finden im Bette, Geliebte!

Eine Matratze aus gekämmter Wolle des Lammes,
Sieben Minen schwer: Das Bett der Ishala-Göttin.

Gunst der Ishala-Göttin! Fülle der Ishala-Göttin!
Mutter ist Ishala! Lichtglanz der schönen Ishala-Göttin!
Meine geliebte Freundin ist meine Ishala-Göttin!

Siehe, ein Garten im Bezirk der Ishala-Göttin.

Siehe, zwei Liter Mehl für den Tempel der Ishala-Göttin.

In Bezug auf den Anteil und die Rationen des Mannes
Und des Tempels der Ishala-Göttin frage die Mutter.

Illu, Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin!

Siehe, die Schlange des Zornes der heiligen Ishala-Göttin
Kam ins Gerichtshaus hinein zu den beiden unheiligen Richtern.

Diener der Ishala-Göttin! Mann der Ishala-Göttin!
Du bist entgegen gekommen der lieblichen Ishala-Göttin.
Siehe, die Göttin ist Ratgeberin zum heiligen Leben.

Retterin Ishala! Göttin Ishala! Königin! Herrin!
Ich bin dein Eigentum! Schön bist du, Ishala-Göttin!

Ishala möge meine Lenden eintauchen selig
In die weibliche Scham der geliebten reizenden Freundin!

Unsere Ishala-Göttin ist unsre fürsorgliche Hirtin.

Illu betet: Ob dir mein Freund dir Figur eines Stieres
Und den Becher des Bundes gebracht, o Göttin, das sag mir.

Dies betrifft einen Brief, dessen Vorderseite noch nicht war
Schön beschriftet, ein Siegel des Freundes, an die Geliebte,
Doch der Brief ist abgesandt und ward auch gelesen.

Illu spricht: Ich habe meinem Freund und Geliebten
Einen Schekel Silber gegeben, als er zum Tempel
Unserer Göttin Ishala ging, das hat dann der Priester
Dargebracht auf dem Opfer-Altare der heiligen Göttin.

Es sind heute leider nur noch wenige Menschen,
Die hinaufsteigen zu dem Tempel der Ishala-Göttin.

Eine Halskette ward von Lapislazuli-Perlen
Vom Palast genommen und angelegt der Geliebten,
Und ein Künstler machte einen Talisman klug aus
Kupfer und Malachit für die heilige Ishala-Göttin.

Ishala, meine Göttin, ist meine Ärztin der Seele!
Ishala ist die Kraft, die Güte, die Retterin, herrlich,
Ishala ist die schöne Liebe, die heilige Schutzfrau,
Ishala voll der Gnade ist meine Beraterin, weise,
Sie ist mein Leben, sie erhört mich, sie liebt mich von Herzen!
Ishala legt sich zur Ruhe! Sie hat mich zu sich gerufen!

Für die Göttin Ishala ward ein Bett hergerichtet
Und der König legt sich in der Nacht zur Geliebten.

Bei der Hochzeit mögest du dich freuen im Hause.
Nenne Ishala immer wieder die Ewige Liebe!
Sieben Nächte soll deiner Hochzeit Freudenfest dauern.

Wenn an der Brust des Vogels zwischen rechtem und linkem
Flügel ein roter Fleck zu sehen ist an dem Busen,
So verlangt die Göttin Ishala neue Gewänder.

Wenn beim Öl am Rande ist ein Grüngelb zu sehen,
Dann ist da ein Wohnort der heiligen Ishala-Göttin.
Wenn die Galle wie Malz ist in dem Innern des Tieres,
Dann wird den Menschen traurig machen die Ishala-Göttin.

Wenn ihr Angesicht wachsgelb ist, wenn bleich ist ihr Antlitz,
Wird die Hand der Ishala-Göttin nicht wieder genesen.

Göttin Ishala, Herrin unseres Wohnhauses, Herrin,
In dem Kampf sollst du den bösen Feind nicht erhören.

Göttin Ishala, Königin unseres Wohnhauses, Herrin!

Ishala hat uns gerettet! Ishala schenkte uns Gnaden!
Ishala sprach von der Weisheit! Sie war schön und liebreizend!

Einen Becher voll Balsam für die Ishala-Göttin!

Alles für Ishala, für die Herrin der Stadt und des Landes!
Alles für Ishala, für die Göttin des heiligen Königs!
Alles für Ishala, für die Inspiration des Propheten!

Göttin Ishala, du bist die Seele des weisen Propheten!

Eine Kette aus Gold von einem Schekel Gewicht für
Ishala, unsere heilige Göttin, als zierenden Halsschmuck.

Illu stellte die Sonnenfrau und Ishala-Göttin
Mitten in den Garten auf die Äste des Baumes.
Links vom Teiche stand ein Hirsch, der aus Ton war gestaltet,
Und ein weicher Faden dem Hirsch an die Schnauze gebunden,
Diesen Faden hält fest die Sonnenfrau strahlender Schönheit.

Ich will singen von der Schönen der Ishala-Göttin.
Ich sprech zu Ishala, Ishala spricht zu mir in der Stille.

Geh in die Thronstadt! Mache groß und schön deine Worte!
Sag, was du zu sagen hast! Ruf immer wieder die Göttin!

Siehe, man opfert ein reines Lamm der Ishala-Göttin.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit dem weisen Propheten,
Ist das Zeichen günstig, es ist ein gutes Orakel.
Geht der Knabe der Nebenfrau mit dem Priester des Tempels,
Ist das Zeichen ungünstig, es ist ein böses Orakel.

Abends trank ich mit Ishala, lag im gemütlichen Sofa,
Schwarzbrot war nicht vorhanden. Der Sänger sang. Es gab Früchte.

Nachts aber trank ich auf das Bildnis der Ishala-Göttin.

Man nimmt ein Schöpfgefäß voll Wein, einen goldenen Becher,
Einen silbernen Becher für die Ishala-Göttin.

Wenn ein König für die Schlangenfrau Ishala opfert,
Opfert er ein Lamm, eine Taube der Schlangenfrau-Göttin,
Und er wasche die Hände im Allerheiligsten, aber
Essen sollen das Opfer im Tempel die heiligen Frauen.
Siehe, ein Lamm als Speiseopfer, jeder soll essen,
Ferner ein Trankopfer blutroten Weines im Innern des Hauses
Für die Schlangenfrau, für die reizende Ishala-Göttin.
Alles dies geschehe an Einem heiligen Tage.

Siehe, ein universales All-Kleid für Ishalas Nacktheit!

Weihrauch ist aufgestiegen. Ruhe nun, Ishala-Göttin!
Möge deine Seele sich ewig beruhigen, Herrin!

Jener Stern, der wandelt hinter der himmlischen Venus,
Ist der Skorpion-Stern der heiligen Ishala-Göttin.

O Skorpion-Frau Ishala, du bist die Herrin des Hauses!

Ich beschwöre den Skorpion, die Ishala-Göttin,
Ich beschwör die Barmherzigkeit, die erhört die Gebete,
Die das Leben schafft, die barmherzige Mutter der Menschen!

Ishala, ich verneig mich vor deiner heiligen Gottheit,
Herrin der Länder, ich schwöre dir ewige Treue der Liebe,
Du entferne den Bösen, die Sünde von meinen Gebeinen!

Siehe, das Kraut der Ishala ist die Cannabis-Pflanze.

Ishala, Herrin der Liebe, mögest du uns erlösen!

Ich beschwör die Potenz des Mannes: Ein Bett für die Liebe,
Wo die Göttin der Liebe liebt ihren Freund und Geliebten,
Wo die Ishala-Göttin liebt den Freund und Geliebten!
Mann! Dein Fleisch erschaure! Richte hoch deinen Phallus!
Nicht zur Ruhe komme dein Inneres alle die Nächte
Auf Befehl der tüchtigen Herrin der Lüste der Liebe!

Aber am Kopf der Kranken stellten die Götter sich auf, die
Söhne, deren göttliche Mutter ist Ishala ewig.

Drei Maß Brot und drei Maß Wein für die Ishala-Göttin.

O barmherzige Mutter, große Ishala-Göttin!
O barmherzige Mutter aller Kinder der Menschen!

Ishala, du der Brautgemachs Bewohnerin, Liebste!

DRITTER GESANG

Daniel war ein Seher, ein Heros, war der Geweihte
Donnernden Gottes. In Linnenkleidern dient er den Göttern
Und bringt Speise- und Trankopfer dar den himmlischen Göttern.
Daniel trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.

Siehe, einen Tag und noch einen zweiten Tag dient er
In den reinen Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen dritten Tag und auch einen vierten
Diente er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe, einen fünften Tag und auch einen sechsten
Diente er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Er trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.
Siehe, am siebenten Tag im reinen Linnengewande
Bracht er im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Da trat Baal, der Herr, zu El, dem himmlischen Vater:

Ist es dir gleich, was aus Daniel wird, dem Seher, dem Heros,
Dem Geweihten des himmlischen Vaters, des donnernden Gottes?
Denn er hat keinen Sohn wie seine Brüder wohl haben,
Er hat nicht einen Erben wie seine besitzende Sippe.
Willst du ihn nicht segnen, El, o himmlischer Vater?
Willst du nicht Segen ausschütten über ihn, Schöpfer der Welten?
Möge doch ein Sohn in seinem Hause sein, Vater,
Und ein Erbe in seiner Residenz, o mein Vater,
Dass der treue Sohn das Grab des Vaters auch pflege
Und die Opfer darbringe für die Seele des Vaters,
Weihrauch opfere für die unsterblichen Seelen der Ahnen
Als den Behütern der Häuser und den Geistern der Erde,
Strafen soll er die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und des gestorbenen Vaters Widersacher verjagen.
Er soll opfern im Tempel des Baal, des himmlischen Königs,
Anbeten soll er im Tempel des El, des himmlischen Vaters.

Nass ist die Straße nach dem Regentag, und die Gewänder
Werden gewaschen vom Schmutz. Und El nimmt zur Hand seinen Becher,
El nimmt in die Rechte den heiligen Kelch seines Segens,
Und so segnet er Daniel, den Propheten, er segnet
Seinen Knecht, spricht Segensworte seinem Geweihten:

Ich, ich schwöre bei meinem Geist: Der Seher soll leben!
Daniel, der Prophet soll leben! Ich schwör es bei meiner
Kraft: Der geweihte Heros soll dauern, immerdar leben!
Er und kein andrer erhebe sich vom einsamen Lager
Und besteige das Bett der Liebe! Er küss die Geliebte,
Küss die Geliebte und zeuge in ihrer reizenden Schönheit!
Ja, sein Atem wird hitzig, wenn er die Liebste befruchtet!
Er und kein andrer wird zeugen in ihrer fruchtbaren Vulva,
Wenn er voller Liebe befruchtet die Herrin des Sehers!
Dann wird ein Sohn in seinem Haus sein, ein Erbe des Vaters,
Dann wird ein Erbe in seiner Residenz sein, ein Sprössling,
Der wird das Grab des Vaters pflegen und opfern den Geistern
Der unsterblichen Ahnen, im Tempel flehn für die Sippe.
Er wird Weihrauch opfern für den gestorbenen Vater
Und wird strafen die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und wird des toten Vaters Widersacher verjagen.
Er wird als Sohn des Vaters Hand ergreifen voll Liebe,
Wenn der Vater von altem rotem Wein ist betrunken!

Daniels Stirn ward erleuchtet, seine Braue ward heiter
Und sein Antlitz strahlte vor Freude. Da lachte er fröhlich,
Streckte die Füße hin auf dem Schemel und hob seine Stimme:

Ah, ich sitz hier und ruhe, die Seele hat Frieden im Busen.
Wie die Brüder werde auch ich einen Sprössling bekommen,
Einen Erben, so wie die ganze besitzende Sippe.
Er wird mir meinen Grabstein errichten von lichtem Granitstein
Und meiner Seele Gebete opfern wie Weihrauch im Tempel.
Er wird meine Feinde bestrafen, die Gegner verjagen.
Wenn ich betrunken bin vom alten purpurnen Weine,
Fasst der Sohn voll Liebe die Hand des taumelnden Vaters,
Und er führt mich, wenn ich torkle, betrunken vom Rotwein.
Er wird beten für mich im Tempel des himmlischen Königs,
Er wird opfern für mich im Tempel des himmlischen Vaters.

Nass ist die Straße nach dem Regentag, und die Gewänder
Werden gewaschen vom Schmutz. Und Daniel eilte nach Hause,
Daniel ruhte in seiner Wohnung. Die heiligen Huren
Kamen in sein Haus, die strahlenden Töchter des Mondes.

Daniel, der Prophet, der Geweihte des donnernden Gottes,
Schlachtete für die heiligen Huren ein Rind, und er briet es
Und bereitete lecker ein Mahl für die heiligen Huren,
Und er schenkte Rotwein in die durstigen Becher
Für die heiligen Huren, die strahlenden Töchter des Mondes.

Einen Tag und einen zweiten er machte ein Essen
Für die heiligen Huren, er schenkte Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter des Mondes, die heiligen Huren.
Und ein dritter Tag und ein vierter verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für die heiligen Huren, die strahlenden Töchter des Mondes.
Und ein fünfter Tag und ein sechster verging und er machte
Für die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für die strahlenden Töchter des Mondes, die heiligen Huren.
Siehe, am siebenten Tag verließen die heiligen Huren
Seine Wohnung, es nahmen Abschied die Töchter des Mondes,
Die geliebten und lieblichen Wärterinnen des Bettes.
Daniel setzte sich nieder und biss sich fest auf die Zunge.

Und ein Mond, zwei Monde vergingen, drei Monde, vier Monde,
Und im neunten Monde geschah es: Ein Kind ist erschienen
Und ein Sohn ist geboren! Ich werde spannen den Bogen
Und die spitzen Pfeile im silbernen Köcher bewahren.

Und am siebenten Tag geschah es, dass Daniel einnahm
Seinen Sessel, der Seher, der Geweihte des Vaters,
Seinen Sessel einnahm in dem Tor der Gemeinde,
Und er war da ein Richter der verlassenen Witwen
Und er sorgte sich um die Waisenkinder als Vater!
Und da hob er sein Antlitz und siehe, er hatte Visionen:

Tausend Engel sah er, zehntausend Heerscharen Engel!
Und da sah er unter den Engeln den heiligen Knaben,
Das geliebte Kind, seinen Sohn! Ich spanne den Bogen
Und bewahre die spitzen Pfeile im silbernen Köcher.
Daniel sprach, der Geweihte des Donnergottes, der Seher,
Daniel sprach, der Heros, zu seiner schönen Geliebten:

Höre, o Herrin Danty! Nimm ein Lamm von der Herde
Und bereit es für die Tafel des heiligen Knaben,
Unseres lieben Sohnes, lecker bereite die Mahlzeit
Für den großen Appetit des Sehers, der Sängers,
Und bereite das Speiseopfer und das Trankopfer Gottes!
Ehre Gott mit diesem Gottesdienst, El ist der Herr des
Weltalls und der Gott der Erde, unserer Mutter!

Herrin Danty hörte auf den Seher, den Sänger,
Nahm ein Lamm von der Herde und bereitet das Lammfleisch
Für die Tafel des heiligen Knaben, des lieblichen Sohnes,
Lecker sie bereitet das Mahl für den Hunger des Sehers.

Jetzt kam der Sohn zur Tafel, Koschar-Hasis, der Knabe
Daniels, des Propheten, und Dantys, der lieblichen Herrin.
Auf die Schenkel Daniels legte der herrliche Knabe
Pfeil und Bogen, auf Daniels Schoß den silbernen Köcher.

Und die liebliche Herrin Danty bereitet das Mahl für
Gott, das ungesäuerte Brot und den blutigen Rotwein
Für den Gott, denn El ist des Universums Gebieter
Und der regierende Gott der Erde, unserer Mutter.

Koschar-Hasis aber ging in sein Zelt, um zu ruhen,
Ja, der Sohn des Sängers ging in sein Bett, um zu schlafen.

Daniel, der Prophet und Heros, nahm Pfeile und Bogen
Und er spannte den Bogen und legte den Pfeil an die Sehne
Und er sah übers Land und sprach zum herrlichen Sohne:
Siehe, mein lieber Sohn, dies ist nun der strahlende Anfang
Deiner Karriere als großer Jäger vorm Herrn! Also nimm nun
Pfeil und Bogen und jage das keusche Damwild des Waldes!

Und nun grüßte Daniel seine geladenen Gäste.
Daniel grüßte vor allem die Göttin Anath, die Jungfrau!

Esst das Fleisch, ja, fresst das Fleisch und trinkt von dem Schaumwein
Reichlich, Genossen und Genossinnen! Saug an den Brüsten,
Säugling, nuckle an den Zitzen des Euters des Weibes!
Ah, und sie zechten den Schaumwein aus großen Bechern in Menge,
Tranken gegorenen Apfelmost aus riesigen Bechern,
Tranken Becher über Becher Unmengen Rotwein,
Wahrlich, auch Anath, die Göttin, leerte den heiligen Becher
Und sie trank aus dem Becher, der Rotwein stieg ihr zu Kopfe!
Ah, und der Rauschtrank löste ihren bezaubernden Gürtel!

Anaths Haut war so transparent wie Eis oder Jade!
Ihre schwarzen Augen blickten wie zuckende Blitze!
Sie war ein rauschendes Meer, war eine brausende Brandung!
Sie sah den straffen Bogen und schaute den Pfeil auch, den spitzen.
Ihre Augen sahn wie die Augen der heiligen Schlange!
Und ihr Becher fiel aus der Hand ihr, er fiel auf den Boden.
Und sie hob ihre flüsternde Stimme und sagte die Worte:

Höre, mein lieber Sohn! Du darfst um Silber mich bitten
Und ich gebe dir Silber, bitte um Gold und ich gebs dir.
Aber weih deinen straffen Bogen der göttlichen Jungfrau!
Weihe deinen spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!

Da sprach der liebe Sohn von Danty und Daniel: Anath,
Nimm das beste Almuggimholz vom Libanonberge
Und die Kraft des Hornes des Wildstiers, des Horns der Gazelle,
Nimm das Schilf vom Teiche und nimm die Hoden des Bullen!
Gib das alles dem Koschar-Hasis, o göttliche Anath,
Dann wird er weihen den straffen Bogen der göttlichen Jungfrau,
Dann wird er weihen den spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!

Antwort gab ihm Anath darauf, die göttliche Jungfrau:
Bitte um Leben, um langes Leben für immer und ewig,
Bitte mich, mein Sohn, um das wahre, ewige Leben!
Siehe, Unsterblichkeit der Seele, ich will sie dir geben!
Siehe, Fülle des Lebens in Ewigkeit will ich dir schenken!
Du wirst wandeln auf Erden mit Baal, dem König des Himmels,
Du wirst dein Leben leben mit den unsterblichen Göttern!
Wer aber lebt, wie Baal lebt, das Leben selbst wird ihm dienen
Und er wird essen das Leben und trinken das ewige Leben!
Er wird gefeiert in Gedichten, gefeiert in Epen,
Er wird gefeiert in Liebesliedern, gefeiert im Drama.
Dies will ich dir geben, Koschar-Hasis, Geliebter!

Da sprach Koschar-Hasis, der Heros sprach zu der Göttin:
Anath, erzähl mir keine Märchen, o göttliche Jungfrau,
Denn für einen Heros wie mich sind Mythen und Märchen
Nur wie die spitzen scharfen Dornen der purpurnen Rose.
Ach, ein spitzer scharfer Dorn mir steckt in dem Herzen!
Was wird nach dem Tod sein, was nimmt ein Mensch mit ins Jenseits?
Nur ein Schweißtuch wird mein gestorbenes Antlitz bedecken,
Nur ein Linnentuch wird meinen toten Körper bedecken.
Ja, ich werde sterben wie alle Menschen der Erde,
Wahrlich, alle Menschen müssen sterben auf Erden.
Aber mit deiner Erlaubnis, o Herrin, red ich noch einmal:
Pfeil und Bogen ist die Waffe eines Kriegers auf Erden,
Aber ist die Jagd denn eine Sache für Frauen?

Siehe, da lächelte Anath zwar, die göttliche Jungfrau,
Innerlich aber war sie erfüllt vom grimmigsten Zorne!
Auf denn, nimm Abschied von mir, o Koschar-Hasis, mein Heros,
Auf denn, nimm Abschied von mir und geh, du törichter Knabe!
Auf dem Wege der Arroganz muss ich leider dich sehen,
Auf der Straße des Stolzes muss ich leider dich sehen.
Ich aber werde dich zertreten mit nackigen Füßen,
O du Weisester aller Menschensöhne auf Erden!
Und sie sprang auf die Füße und ließ den Boden erbeben.

Anath eilte zu El, dem Vatergott, über den Jordan
Und der Unterwelt Flussbett, sie sah die Wohnungen Gottes,
Sie erreichte den schimmernden Thronsaal des himmlischen Gottes,
Trat vor den weißen Thron des Vaters der göttlichen Throne,
Und sie kniete vor El und erwies ihre Ehrfurcht dem Vater,
Denn demütigen wollte sie Koschar-Hasis, den Heros,
Koschar-Hasis, des Sehers und Sängers Daniels Liebling.
Da sprach die göttliche Jungfrau Anath und hob ihre Stimme
Und sie sprach im Zorn: Ich unterwerfe den Heros!

Jungfrau Anath sagte zu El, dem himmlischen Vater:
In der Höhe deines himmlischen Hauses, o Vater,
In dem Hause spiel nicht, nicht in der lieblichen Wohnung!
Siehe, ich stürze dir die goldene Krone vom Haupte,
Und dein schneeweißes Haupthaar will ich beschmieren mit Blute,
Und dein schneeweißes Barthaar will ich bespucken mit Speichel!
Rufe doch den Knaben zu Hilfe, den Liebling des Sehers
Daniel, er soll dich retten vor dem Zorne der Göttin!

Da sprach der gnädige Gott: Ich weiß, o heilige Tochter,
Ja, ich weiß, dass du hart sein kannst wie die herrischen Männer!
Ja, ich weiß, dass keine von den Göttinnen allen
So ein zorniges Temperament hat wie Anath, die Herrin!
Aber lass die Erregung deine Seele verlassen,
Lasse ab vom Zorne in deinen mächtigen Brüsten!
Er, der dich ärgert, er wird werden nieder geworfen!

Anath ging fort von dem Vater El und kam zu dem Heros
Koschar-Hasis, tausend, zehntausend Meilen entferntem.
Jungfrau Anath lächelte, hob die Stimme und sagte:
Höre, Heros Koschar-Hasis, du bist mein Bruder,
Ich deine Schwester-Braut! Ich lieb deiner Leidenschaft Fülle!
Ja, ich liebe deine Milchfülle in den Oliven!
Du hast baumelnde Hoden wie der kraftvolle Wildstier!
Du hast eine Potenz wie der allmächtige Vater!
Ich bin jetzt eine Hure für dich und deine Geliebte!
Geh an meiner Seite, Geliebter, höre, du Froher,
Öffne deine Ohren, Geliebter, ich lehre die Jagd dich,
Siehe, bei der Burg von Abitim will ich dich treffen,
Das ist die Burg der Majestät, es steht dort ein Turm auch
Und ein Fluss strömt rauschend zur Rechten des ragenden Turmes.

Ah! Und ihre Nacktheit tauchte rein aus dem Bade!

Und die göttliche Anath ging wieder fort und sie ging zu
Ytipin, einem mächtigen Krieger. Da hob sie die Stimme,
Sagte: Geh nun, Ytipin, o du herrlicher Krieger,
Gehe nach Abitim, geh zur Burg des himmlischen Mondes,
Gehe, wenn Neumond ist, das Horn des Mondes erglühte,
Gehe, wenn das Horn des Mondes aufstrahlt am Himmel,
Dann erscheint das Licht auf der Stirne des Gottes des Mondes.
Und der Heros Koschar-Hasis wird kommen, wird kommen,
Kommen nach Abitim, in die Burg des himmlischen Mondes,
Er wird Pfeil und Bogen halten fest in den Händen,
Er wird halten seinen schärfsten Pfeil in der Rechten!
Ich aber werde ihn schlagen wegen des spitzigen Pfeiles,
Werde ihn niederschlagen wegen des spannenden Bogens,
Ich zerschmettre den sanften Heros, sein Pfeil wird zerbrochen!

Da sprach Ytipin, sprach der herrliche Krieger: O Jungfrau,
Du wirst ihn schlagen wegen seines spitzigen Pfeiles,
Niederschlagen wegen seines spannenden Bogens,
Du wirst den Pfeil zerbrechen dem sanften, zärtlichen Heros!
Darauf bereitete Ytipin ein köstliches Festmahl
Von gebratenem Fleisch und reichte den Becher voll Rotwein.

Da sprach Anath zu Ytipin: Setze dich nieder, sei stille!
Wie den Falken stecke ich dich in den zaubrischen Gürtel!
Wie den Vogel Milan ich stecke dich unter mein Röckchen!
Siehe, der sanfte Heros wird essen, der Liebling des Sehers
Daniel, über dem Heros werden fliegen die Geier,
Eine Heerschar von Geiern, und mitten unter den Geiern
Schwebe ich! Ich schlag ihm zweimal hart auf den Schädel,
Schlag ihm dreimal ans Ohr, verschütte wie Wasser sein Blut und
Opfre den zärtlichen Heros wie ein Opferlamm Gottes!
Seine Seele verschwinde wie ein Hauch in den Lüften,
Seine Kraft verwelke wie der Krokus im Sommer,
Rauch steige auf von seiner Nase wie qualmende Dünste
Und sein Leichnam zerfällt zu Staub. Das wird mein Triumph sein!

Und die Jungfrau Anath nahm Ytipin, nahm sich den Krieger,
Steckt ihn wie einen Falken in ihren zaubrischen Gürtel
Und wie einen Vogel Milan in ihr reizendes Röckchen!
Aber der Liebling des Sehers Daniel speiste das Festmahl.

Geier werden über ihm fliegen, die Heerschar der Geier,
Unter den Geiern die Göttin. Sie wird ihn schlagen am Haupte,
Wird ihn schlagen am Ohr, sein Blut verschütten wie Wasser,
Wird den zärtlichen Heros opfern, ein Opferlamm Gottes,
Seine Seele wird verwehn wie ein Hauch in den Lüften,
Seine Kraft wird verwelken wie der Krokus im Sommer,
Rauch steigt auf von seiner Nase in qualmenden Dünsten.

Anath sah, wie der Heros starb. Da weinte sie bitter,
Wie die liebende Mutter den einzigen Säugling beweinte!
Traurig bin ich wegen seines spannenden Bogens,
Traurig bin ich wegen seines spitzigen Pfeiles,
Ach, du lebtest nicht lange genug, mein einzig Geliebter!
Ach, du wurdest gepflückt wie ein Blümchen gepflückt wird im Frühling,
Ach, deine Blätter sind gefallen vom Baume des Lebens!

Anath eilte, versank in tief abgründigem Wasser,
Und sein Bogen, der hing an ihrer Hüfte, der Bogen
Aber zerbrach. Und so wie eine zerbrochene Leier
War der Ruhm des Heros dahin, des Lieblings des Sehers.
Aber die Jungfrau kehrte heim zu ihrem Gebirge.

Sie bestieg das Gebirge wie eine springende Gämse!
Ihre schlanken Hände strahlten wie zuckende Blitze!
Ihre nackten Füße glühten wie Flammen des Feuers!
Und sie legte Gummi in seinen Mund und sie setzte
Ihm eine Krone auf gemäß dem Willen der Götter,
Nach dem Willen der Erdgötter und der Götter des Todes.
Und vom Loch seines Grabes ging der zärtliche Heros
Koschar-Hasis zum Herzen der dunklen Nacht in der Tiefe.

Weh! Der Heros ist tot! Gestorben der Liebling des Sehers!


VIERTER GESANG

Gott, der selbst sich erzeugte, Re erstrahlte am Himmel,
Als er angetreten sein Königtum droben am Himmel,
Da die unsterblichen Götter und sterblichen Menschen vereinigt.
Damals sannen die Menschen einen Anschlag auf Gott, weil
Gott war alt geworden, die Knochen zu Silber,
Glieder zu Gold, zu Lapislazuli wallende Locken.

Aber die göttliche Majestät durchschaute die Pläne
Jener Menschen, da sprach er zu denen in seinem Gefolge:

Ruft mein Auge zu mir und Schu und Tefnut mir anruft,
Geb und Nut und die Väter und Mütter, die bei mir waren,
Als ich mich noch befunden im chaotischen Urmeer!
Ruft mir Nun, und er möge mit sich bringen die Jünger,
Aber heimlich, auf dass die Menschen sie nicht erblicken
Und ihre Herzen nicht erschrecken. Kommt zum Palaste,
Kommt mit Nun, damit ich ihm und den heiligen Jüngern
Einen Rat erteile im Urmeer, wo ich gezeugt ward.

Also holte man jene Götter. Es stellten die Götter
Sich an seiner Seite auf und berührten die Erde
Vor der göttlichen Majestät. Und seine Probleme
Lege der Sohn dar in Gegenwart seines älteren Vaters,
Der die Menschen geschaffen, jenem König des Volkes.

Und die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs
Re: O Herrscher, rede, deine Dienenden hören.

Re sprach zu Nun: O alter Gott, aus dem ich gezeugt bin,
Und ihr unsterblichen Götter und ihr seligen Ahnen,
Seht, die sterblichen Menschen, aus meinen Augen entstanden,
Planen einen Anschlag auf mich. Was wollt ihr dagegen
Tun? Ich kann die sterblichen Menschen nimmer vernichten,
Bis ich euren Ratschlag gehört, ihr Götter und Ahnen.

Da sprach Nun, die göttliche Majestät sprach zum Sohne:
Re, mein geliebter Sohn, du Gott, der du größer als ich bist,
Größer als die ältere Gottheit, die dich gezeugt hat,
Gott, der du älter bist als die Götter, die dich erschaffen,
Nimm deinen Platz wieder ein. Groß ist die Furcht vor dem König,
Wenn sich dein Auge wendet gegen die sterblichen Menschen,
Wenn sie Böses planen und rebellieren auf Erden.

Und die göttliche Majestät des Re sprach im Zorne:
Jene bösen Menschen sind in die Wüste geflohen,
Denn ihre Herzen sind voller Angst vor dem himmlischen König.
Aber die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs:
Lass dein Auge wandern und stelle bloß jene Menschen,
Übeltäter und Bösewichter, die sich verschworen.
Da ist kein Auge deinem Aug überlegen im Weltall,
Nur dein Auge ist mächtig, die Widersacher zu schlagen.
Lass dein Auge vom Himmel kommen als Hathor, die Göttin!

Hathor, die Göttin, kam zurück, nachdem in der Wüste
Sie die feindlichen Menschen vernichtet. Da sagte der König:
Heil dir, Hathor! Friede sei mit dir! Die Gnade ist mit dir!
Du hast dem Schöpfer geholfen, als ich um Hilfe gebeten.

Da sprach die Göttin Hathor: So wahr der Herr ist lebendig!
Als ich die Feinde vernichtet, da war es süß meinem Herzen.
Und die göttliche Majestät des Re sprach zu Hathor:
Siehe, ich werde herrschen über die sterblichen Menschen.
So entstand die Göttin Sachmet, der Wein in der Nacht, die
Göttin, die ihre Füße badet im Blute der Feinde.

Re sprach: Ruft die Boten, ruft die eilenden Boten,
Ruft die eilenden Boten, schnell wie der Schatten des Körpers!
Und so kamen die Boten. Und der göttliche König
Sagte: Geht nach Elephantine und bringt mir von dorther
Rötliche Erde. Und man brachte ihm rötliche Erde.

Und die göttliche Majestät gebot, der Gelockte
Solle mit seinen Händen die rötliche Erde zerreiben.
Und die Dienerinnen machten Wein aus den Trauben,
Ja, sie machten zum Rotwein jene rötliche Erde,
Da sah der Rotwein aus wie Ströme purpurnen Blutes!
Sieben tausend Becher voll des purpurnen Blutes!
Da kam die göttliche Majestät mit allen den Göttern,
Jenen Wein zu betrachten aus den purpurnen Trauben.
Da brach der Tag an, an dem die himmlischen Götter im Zorne
Sollten die bösen Menschen vernichten, die frevelnden Sünder.

Und die göttliche Majestät sprach: Wie schön sind die Menschen!
Ich will die Menschen schützen vor dem Zorne der Göttin!
Bringe die Menschen doch an den Ort im sonnigen Süden,
Wo sie vernichten wollte der Grimm der zornigen Göttin.
Früh erhob sich der Sonnengott und den Schlummertrunk goss er
Vor sich aus, da wurde die Mutter Erde bedeckt vom
Blutigen Wein aus der Kelter des zornig richtenden Gottes!

Morgens die Göttin schaute die Überschwemmung der Erde
Und sie trank vom Wein, da glühte ihr Antlitz vor Schönheit!
Lustig ward der Göttin am Morgen im Herzen zumute!
Trunken war die Göttin, erkannte nicht mehr die Menschen.

Da sprach Re zur Göttin: Der Friede sei mit dir!
Sei willkommen, o liebliche Schönheit der göttlichen Hathor!

Da sprach Re zur Göttin: Schlummertrunk mache den Menschen
Und bereite den Schlummertrunk an den jährlichen Festen!
Meine Dienerinnen sollen sich sorgen um diesen
Schlummertrunk! Und so ward der Schlummertrunk klüglich bereitet
Von den Dienerinnen. Am Tag des Festes der Göttin
Hathor ward er bereitet für alle sterblichen Menschen.

Da sprach Re zur Göttin: Pein ist im schmerzhaften Feuer!
Da verging eine Zeit der Pein und der Qualen im Feuer!

Gott sprach: So wahr ich lebe! Mein heiliges Herz ist es müde,
Bei den Menschen zu sein! Ich will sie alle vernichten!
Groß ist meine Macht! Und die Götter sprachen zum König:
Ziehe dich nicht zurück in deiner Müdigkeit, König,
Wirkungsvoll nämlich sind deine Wünsche. Re sprach zum Vater
Nun: Mein Körper ist nun zum ersten Mal kraftlos, o Vater,
Menschen greifen mich an, ich will nicht zurück zu den Menschen.

Und die göttliche Majestät des älteren Vaters
Sprach: Mein geliebter Sohn! Dein Auge diene dem Vater,
Diene dem Vater als Schutz! Und Nut, meine göttliche Tochter,
Göttin, nimm meinen Sohn auf deinen tragenden Rücken!

Da sagte Nut, die Tochter Gottes: Wie meinst du das, Vater?
Da sprach der Vater Nun: Nicht weigre dich, göttliche Tochter!
Da ward die Göttin zu einer himmlischen Kuh voller Schönheit
Und der göttliche Re bestieg ihren tragenden Rücken.

Aber die Menschen kamen wieder und sahen den König
Re auf dem Rücken der himmlischen Kuh reiten! Also die Menschen
Sprachen zum Gott: Die bösen Menschen empörten sich wütend,
Haben einen Anschlag ersonnen gegen den Schöpfer.
Komm zu uns, Herr, und hilf, dass wir nun stürzen die Feinde!
Re ging in seinen Palast. Er ritt auf dem Rücken der Kuh. Und
Re ging nicht mit den Menschen. Die Welt lag im finstersten Dunkel.

Als am frühen Morgen die Erde ward wieder erleuchtet,
Waren die guten Menschen ausgezogen, bewaffnet,
Trugen Pfeil und Bogen, zu kämpfen gegen die Bösen.
Da sprach die göttliche Majestät: Ihr tatet das Böse,
Böse Menschen, ihr habt das Blut von Menschen vergossen!
Ferne bleibe das Morden von den Kindern der Menschen!

Re sprach zur Göttin: Ich bin auf deinem tragenden Rücken
Und bin erhöht. Da sagte die Göttin: Wie meinst du das? Und die
Göttin sich verwandelte in die Bewohner des Himmels.

Da sprach der Gott zur Göttin Nut: Komm zu mir, Geliebte!
Sei mir nah und schaue mich an! Da wurde die Göttin
Sich verwandelnd zum wunderschönen Himmel der Liebe!
Da tat der Gott einen Blick in das Innre der lieblichen Göttin.
Und sie seufzte: Mein Gott, bitte gib mir befruchtenden Samen!
So entstanden das Universum, des Himmels Äone.

Und die göttliche Majestät sprach voll Heil und voll Leben:
Friedlich, friedlich ist das hohe Gefilde des Himmels!
Da entstanden die schönen Gefühle der Seligen droben
In den Himmeln und die Opfergärten auf Erden.
Gott sprach: Ich will Kräuter wachsen lassen auf Erden.
Und so entstand das rauschende Schilf am Rande des Teiches.

Und es sprach die göttliche Majestät: Mein Geliebter,
O mein Sohn, du sollst liegen unter der lieblichen Göttin!
Leben sollen in Dämmerungen Millionen von Göttern!
Nimm die Götter auf deine Arme, mein Sohn, mein Geliebter,
Auf dass die Götter leben! Und so ist entstanden die Sitte,
Dass ein liebender Vater umarmt die Söhne von Herzen.

Diese Verse soll man singen vorm heiligen Bild der
Himmlischen Kuh. Die kleinen Götter sind vor ihr, die kleinen
Götter sind neben ihr. Eine Neunheit von himmlischen Sternen
Schmückt ihren Leib. Ein Schwanz ist ihr zwischen den Beinen.

Schu ist unter ihrem Bauch, seine Arme umfassen
Alle Sterne ihres Leibes, sein Name ist unter
Ihre Sterne versetzt. Schu selbst ist gesetzt zu den Sternen.

Und der Kahn des Gottes und der Goldschrein des Gottes
Sind auf ihrem Körper gebildet, und Gott selbst, die Sonne,
Und auch Schu berührt sie mit seiner Rechten. Ihr Euter
Baumelt ihr zwischen den Beinen und bemalt ist ihr Euter
Und auf dem Euter steht geschrieben: Ich bin, der ich sein werd!

Auf dem Kahn des Gottes steht geschrieben: O werde
Nimmer müde, mein Sohn, du hast doch das ewige Leben!
Vater, ich bin ja dein Sohn, und Heil und ewiges Leben
Möge glänzen an jener deiner erhabenen Nase!

Auf dem rechten Auge des Schu, siehe, da steht geschrieben:
Hüte die Menschenkinder! Auf der Flanke geschrieben
Steht: O Göttin der Wahrheit, o Maat, o Göttin der Wahrheit!
Auf der Unterseite des Armes, da steht geschrieben:
Die Geheimnisse sind versiegelt! Wer öffnet die Siegel?
Auf dem Haupte geschrieben steht, dem Haupte, das unter
Ihrem Euter ist, zwischen ihren länglichen Beinen:
Ausgang ist Eingang! Über dem Gott und der himmlischen Kuh steht
Dies geschrieben auf seinem Haupte und auf ihren Schenkeln:
Gott ist im Jenseits! Jubel wird angestimmt, Jubelgesänge,
Wenn die unsterbliche Seele einzieht im Jenseitsgefilde!
Dies ist, was über den Stirnen geschrieben der Kuh und des Gottes:
Siehe, der wahre lebendige Gott ist die Achse des Kosmos!

Re sprach zu Thot, dem Gott der Weisheit: Rufe du mir den
Erdgott Gleb mit diesen Worten: O komm, Gott, o komm, Gott!
Und der Erdgott kam. Und da sprach der göttliche König:
Hüte dich wegen der Schlange, sie steckt innen ja in dir,
Siehe, ich fürchte mich vor der Schlange, der listigen Schlange!
Thot, du kennst ihre magische Macht, ihre magischen Kräfte!

Eile auch du an den Ort, wo lebt der heilige Vater,
Sage dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Wasser!
Sage dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Garten!
Setze ein Schreiben auf und schicke das magische Schreiben
An den Ort, wo die Schlange lebt, die listige Schlange,
Sage: Treib nicht dein Spiel mit uns, du listige Schlange!

Siehe, die Schlange weiß, dass ich lebe, doch leucht ich auch strahlend
Für die Schlange. Was eure Bedürfnisse angeht, so sorge
Ich mich um euch auf Erden bis zum Letzten der Tage.
Hüte dich vor der Magie und ihren magischen Sprüchen,
Denn die düstre Magie ist in den magischen Sprüchen.
Aber ich bins, der ich mir einverleibe die Schlange!

Ich übergebe meine Macht meinem Sohne Osiris,
Der die Jüngsten hütet, erfüllt die Wünsche der Alten.
Gib die magischen Sprüche, die du machtest mit eignem
Zauber, gib die Magie in dir den Enden der Erde!

Da sprach die göttliche Majestät: So rufe der Weisheit
Gott! Und Thot kam herbei. Zu Thot sprach der göttliche König:

Ich bin da! Ich wohne droben im Himmel der Himmel!
Siehe, ich kleide mich in Licht und Glorie herrlich!
Ich bin das Leben der Toten auf der Seligen Insel!
Schreibe! Wir bringen jene zur Ruhe, die jetzt ist im Jenseits,
Die ich geschaffen habe, die sich empörte auf Erden,
Und die dem dreisten Geist der Revolutionen gefolgt ist.
Du sei an meiner Stelle Stellvertreter des Gottes!
Dich soll man nennen Gott der Weisheit, Vikarius Gottes!
Du sollst Boten schicken, die mächtiger sind als du selber.
So ist entstanden der Ibis des Thot, des Gottes der Weisheit.

Strecke deine Hand aus in Gegenwart uralter Götter,
Die sind größer als du. Gut steht es um deine Belange,
Wenn du wirkst. So entstand der Ibis des Gottes der Weisheit.
Ich will den Himmel umfangen mit meinem vollkommenen Lichtglanz!
So entstand der Mond des Thot, des Gottes der Weisheit.
Ich verjage die Feinde, verjage die gottlosen Feinde!
So entstand der Affe des Thot, des Gottes der Weisheit.
Du bist mein Fürst, du bist mein Stellvertreter auf Erden!
Menschenherzen, die dich erblicken, werden geöffnet!
Alles, was ich geschaffen habe, ist alles dir dankbar!

Mensch, sprich diese Verse, nachdem du gesalbt wurdest heilig,
Sprich diese Verse, nachdem du den heiligen Weihrauch geräuchert,
Deine Stirn ist mit Myrrhe gesalbt, Gesalbter der Götter,
Myrrhe tropft von deiner Rechten, Gesalbter der Götter,
Deine Lippen fließen über von tropfender Myrrhe!

Deine Kleidung sei stets von weißem heiligen Linnen,
Wenn du dich gereinigt im Bad und bist wiedergeboren,
Zieh an die Füße neue Sandalen, goldne Sandalen,
Sei das Zeichen der Göttin der Wahrheit dir stets auf der Zunge!

Ist es der Wunsch des Gottes der Weisheit, die magischen Verse
Vor der Gottheit zu lesen, dann sollst du dich reinigen, Dichter,
Auch die Diener der Menschen sollen sich reinigen badend.

Wer diese Verse liest, soll das heilige Bildnis betrachten,
Wie es zu sehen ist im heiligen Buche der Götter.
Dann verbringst du dein Leben im Verein mit der Schönheit,
Und du wirst von vielen Menschenkindern gesegnet.
Deine Augäpfel werden ergötzt, erquickt deine Glieder,
Deine Schritte werden nicht gleiten. Dann sagen die Menschen:
Er ist wie der Gott am Tage der Totenerweckung!
Dein Besitz wird nicht vermindert, dein Eigentum bleibt dir,
Deine Pforte wird nicht verschlossen, bleibt gastfreundlich offen.
Diese Verse sind Verse des Heiles seit zehntausend Jahren,
Sie sind erprobt vom Leben und im Feuer geläutert.

Und der alte Gott umarmte den jüngeren Gott und
Sprach zu den Göttern des Ostens: Singt Lobpreis dem älteren Gotte,
Durch den alles entstanden ist, was da ist in der Schöpfung!
Ich bins, der den Himmel erschuf und die Seelen der Götter
In den Himmel versetzt. Und ich bin bei euch, ihr Götter,
Bis ans Ende der Zeit. Magie ist mein heiliger Wille,
Die Magie ist älter als ich. Magie ist der Anfang.
Siehe, die Seele des Schu ist der heitere himmlische Äther
Und die Seele der Zeit, das ist der strömende Regen,
Und die Seele der Dunkels sind die finsteren Nächte,
Und die Seele des Nun ist das Urgewässer des Chaos,
Und des Osiris Seele ist das Mondhorn am Himmel,
Und die Seele der Götter ist die magische Schlange,
Und die Seele der Sonne erleuchtet die Welt und die Menschen.

Sprechen soll der Mensch und sich schützen durch magische Verse.
Ich bin die reine Magie, die ist im Munde des Gottes.
Geister, bleibt mir ferne, ich bin eine Gottheit des Lichtes!

Dann sollst du sprechen am Abend, wenn es dunkelt im Westen:
Fluch deinem Antlitz, Feind Gottes! Fluch sei dem hässlichen Bösen!
Ich bin Gottes Magie, ich bin die Seele der Gottheit!

O du Gott der Ewigkeit, der du die Zeit hast erschaffen,
Der du vergehen lässt die langen Jahre der Götter,
Vater Gottes, der du den göttlichen Sohn selbst erzeugt hast,
Mögen die Götter dich lieben, mögen die Menschen dich lieben!

Magier, der du rein bist, forme ein Weib aus dem Süden,
Forme eine Göttin, die in der Mitte glüht, forme
Dazu den Schlangengott, der den Schwanz in das eigene Maul nimmt,
Lass der Göttin Hand ruhn auf des Schlangengotts Körper,
Lass des Gottes Schwanz sein in der Höhle der Erde!

Siehe, der Gott der Weisheit wird dem Schlangengott geben,
Dass die Ehre des Himmels auf ihm ruhe mit Segen.
Schu streckt ihm seine Arme entgegen, so wird er gerettet
Vor den alten Göttern des Ostens. Und Himmel und Erde
Hüten das immerwährende tiefe Geheimnis der Schlange.
Er ist groß, der Schlangengott, wenn er von unten heraufsteigt,
Um zu schauen das ewige Urgewässer des Chaos.

Diese Verse möge rezitieren ein Priester
An dem dreizehnten Tag jedes Monats. Wer diese Verse
Rezitiert, der bleibt auch am Leben im Totenreich drunten.
Größer ist die Ehrfurcht vor Gott als vor weltlichen Menschen.
Wenn sie Gottes Namen aussprechen heiliger Ehrfurcht,
Dann ist Gottes Name in alle Ewigkeit herrlich!
Sagen sollen sie: Er ist Gott! Dann sollen sie sagen:
Gott hat uns erreicht auf dem Weg zum ewigen Leben.

Ja! Ich kenne den Namen Gottes, das Angesicht Gottes.
Ich bin ein Mann, der einen Talisman trägt an dem Halse.
Ich bin Gott in meiner Einheit und heiligen Neunheit,
Meine Jünger sind Magier, Kenner von magischen Versen.
Ich bin heil und ziehe vorüber. Ich bin die Flamme
Und die Seele des Feuers, für mich gibts nicht mächtige Feinde
Unter den Verdammten der Erde, ich will sie besiegen.

Dies ist zu sprechen vor den fortgegangenen Geistern:
Lasst die Götter es wissen, die hegen ihr Antlitz in Händen,
Dass sie die Seele passieren lassen, die Seele des Toten,
Dass die Seele zur Flamme werde im heiteren Himmel!

Jeder tüchtige Dichter, der kennt die Worte des Gottes
Und sie in seinem Mund trägt, wird ausgehn und eingehn
In dem Himmel. Ihn halten nicht auf die Bewohner des Abends
Und ihm mangelt nicht Trank des Mundes, die Weine des Rausches.
Doch sein Kopf ist kein Kuchen, den man essen kann hungrig,
Und er beugt sich auch nicht vor dem ungerechten Gerichtshof,
Sondern schreitet an der Spitze der Göttlichverklärten,
Schreitet zusammen mit allen, die kennen die göttlichen Sprüche.
Untaten lässt er nicht gelten auf Erden unter den Menschen,
Er wird versorgt von Gott, und keiner kann ihn besiegen.

Wenn ihr diesen Gesang irgendeiner Hoheit gebt oder
Irgendeinem Seligen, wird er behüten die Kinder,
Die kein Brot zu essen haben, die wird er versorgen,
Er wird den Hut nicht abnehmen vor den älteren Geistern,
Sondern sie sehen ihn an wie eine Blüte des Frühlings.

Siehe, es spricht die verherrlichte Mutter: Komm, mein Geliebter,
Komm, mein Sohn, den ich liebe, komm, o heiliger König!
Komm, dass du zusammen bist mit dem heiligen Vater
Als ein Gott unter Göttern. Die Götter folgen dem Vater
Und sie gehen zur Seite deiner himmlischen Mutter.

Siehe, der König lebt, es ist lebendig der König!
Er stirbt nicht den zweiten Tod! Er lebt nach dem Tode!

Gott ist König aller Welten! Im Namen der Götter:
Gott ist König in Ewigkeit! Gott führt zum ewigen Leben!
Gott gibt dir Atem, Gott gibt dir das Reinigungsbad und
Gott gibt dir das heilige Opfer in Ewigkeit, Sela!


FÜNFTER GESANG

Gott Anubis ist angekommen am Berge der Toten,
Onnophris feiert, alle Götter des heiligen Landes
Jauchzen und frohlocken, die Herzen voll seliger Wonne.
Schu ist aus der Unterwelt in den Himmel gegangen
Und die Musen frohlocken. Die heilige Isis, die Göttin,
Freut sich, nachdem sie ihren Sohn gesehen, und Horus
Bleibt im Amt, und Isis ist die himmlische Schutzfrau,
Süden und Norden, Westen und Osten gehören dem Horus,
Re macht seinem Sohne eine Vermögensverfügung.

Siehe, die Göttinnen kommen zu dir mit Lobpreis und Liedern,
Mit des Himmels Musik, die Edeldamen frohlocken,
Wenn du ankommst, die Geister jubeln über dein Herz, die
Musen spielen Harfe dem majestätischen König,
Männer und Frauen preisen dein vollkommenes Wesen.

Göttin Muse, Herrin mit schwarzen Brauen der Augen
Und mit blaugrünen Augen, dein Vater frohlockt bei
Deinem Anblick, er freut sich über dein liebliches Duften
Und sein Herz erfreut sich an deinem süßen Parfüme.
Dich verehren die seligen Geister und freudig ergötzen
Sich an dir die heiligen Affen, die göttlichen Musen
Musizieren täglich, es musizieren im Himmel
Und auf Erden die Göttinnen auf den schallenden Trommeln.

Hathor, Göttin der Schönheit, große Mutter der Mütter,
Du bist herrlich im Palast der göttlichen Neunheit
Und du ruhst zur Rechten von Re, dem Vater im Himmel,
Und er freut sich an dir. Es musizieren die Musen
Für die majestätische Göttin. O herrliche Hathor,
Möge dein Antlitz gnädig über mir leuchten, o Schönheit!

Selige Götter freun sich an deiner Seele, die Musen
Streichen die Harfe, die Heiligen neigen verschleierten Hauptes
Sich vor dir, die Toten eilen, dich strahlend zu sehen,
Hohepriester küssen die Erde, auf der du gewandelt,
Und das Land ist unter deine fürstlichen Aufsicht,
Unser Friedefürst, Sohn der Hathor, der Göttin der Schönheit.

O ich preise deine Seele, seit ich gesehen,
Vielgeliebte, wie liebevoll deine Seele ist, Freundin!

Kaiser Augustus kommt zu dir, o du König Osiris,
König der Götter, die Sänger des Ostens besingen dein Wesen.
Tefnut schlägt die Trommel. Hathor bringt dir Monatsblut dar und
Götter beten dich an und verkünden dich als den Vollkommnen.
Göttinnen kommen, verehren dein vollkommenes Wesen,
Wenn du dein Heiligtum heimsuchst am Festtag des heiligen Stieres.
Du kommst in Frieden und vereinst dich dem heiligen Tempel,
Und dein Antlitz strahlt vor Freude, es feiert der Himmel
Und die Erde ist voller Frohsinn, es feiert das Weltall.
Du bist der vollkommene Gott, der Herr mit der Krone,
Dein geliebter Sohn betet vor dir, der Selbstherrscher Horus.

Kaiser Augustus kommt zu dir, Osiris, König der Götter,
Und er bringt zu dir die unterägyptische Muse,
Die deine Majestät verherrlicht. Die westlichen Sänger
Preisen deine Seele, es jubeln die Sänger von Osten.
Töchter spielen die Zymbeln, die Edlen erweisen dir Ehre,
Fremde reichen die Hände dir, dich fürstlich zu ehren.
Über dich freuen sich die heiligen Herzen der Götter,
Selige Freude eines Festes ist droben im Himmel,
Fröhlich freun sich die Alten, wenn du erscheinst in den Städten,
Ihre Herzen heißen dich freudig willkommen, o König,
Wenn du vom Himmel zur Erde kommst, vollkommene Gottheit,
Friedefürst im Haus der Geburt. Dein Sohn, dein Geliebter,
Betet zum Vater, Gottes Sohn, der Selbstherrscher Horus.

Ich auch bete dich an, o Herr, ich schaue dein Antlitz,
Jauchze und juble über deine Kraft, o mein König,
Du bist der große Gott, der den Anfang aus Nichts hat erschaffen.

Siehe, es kommt der Sohn des Re, der Kaiser der Länder,
Er bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter Nacht macht für dich die heimlich bedeutsame Geste.
Aus dem Gemach kommt die Frau und vereinigt dem Bruder sich liebend.
Östliche Seelen bejubeln deine unsterbliche Seele.
Isis, die große Göttin, schlägt die schallende Trommel.
Hathor, die Göttin der Liebe und Schönheit, gibt dir die Hand, die
Götter ehren dich, künden dein vollkommenes Wesen,
Göttinnen ehren deine Autorität, mein Osiris,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Festes,
Wenn du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Feuers.

Herr, du kommst in Frieden, vereinigst dich deiner Geliebten,
Freudevoll strahlt dein Antlitz, der Himmel feiert ein Festmahl,
Mutter Erde freut sich, die Welt ist in festlicher Stimmung.
Du bist der große Gott, der gekrönte Herrscher und König,
Dein geliebter Sohn ist der König und Selbstherrscher Horus.

Siehe, ich juble von dir, du Fürst der himmlischen Götter,
Siehe, ich juble vor deinem Antlitz, dem strahlenden Antlitz,
Juble mit denen, die lieben deinen heiligen Namen.
Du freust dich über Musik, das Musizieren der Muse.

Zu dir kommt der König, der Autokrator des Himmels.
Sohn des Re, du bist groß, die Götter sind alle dir gnädig.
Er bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter Nacht macht Musik und Tefnut kommt voll Begierde
Aus dem Gemach und vereinigt sich ihrem liebenden Bruder.
Alle Sänger des Ostens und Westens verehren dich, Herrgott.
Frauen freuen sich, wenn sie schauen dein strahlendes Antlitz.
Alle Länder sind in höchster festlicher Stimmung,
Wenn du dich niederlässt im heiligen Hause des Jauchzens,
Musikantinnen spielen und Prophetinnen singen,
Preisen dein vollkommenes Wesen und sprechen: Die Kinder
Sind voller Ehrfurcht vor deiner Autorität, o du Herrgott!
Musikantinnen jubeln vor deinem Antlitz, o Vater,
Zymbeln lassen sie tönen, verhüllen die Scham mit dem Schleier,
Sängerinnen lieben deinen heiligen Namen,
Lassen deinen heiligen Gottesnamen erschallen.
Und Kaisarion ist dein Sohn, den liebst du von Herzen.

Nimm dir den Becher, dass deine Seele sich freue beim Weine,
Dass deine Seele sich freue über das Auge des Horus,
Sauge den blutroten Wein ein, dass er das Herz dir ergötze,
Dass der Weingöttin Werk ergötze dein fürstliches Herz dir,
O du Herrin der Trunkenheit, trinke mit mir aus dem Becher,
O du Göttin Muse, du himmlische Herrin der Harfe,
Singe Lieder des Jubels zum Lobpreis der göttlichen Neunheit!

Roten Wein für deine Geistseele, Herrin der Länder,
Deiner Majestät das grünblaue Auge des Horus.

Siehe, die unterägyptische Muse, die Herrin der Kehle,
Herrin des Singens zur Harfe, die Herrin der Jubelmusik ist,
Sie lässt hören ihren Gesang, der gefällt allen Göttern.

Und der König vollzieht das Opfer als heiliger Mundschenk
Für die Königinmutter, indem er Wein reicht der Mutter
Und indem er der Königin gibt das Auge des Horus.
Er gibt der Königin Rauschtrank und bringt den Wein dar als Opfer.

Reiche den Rotwein! Nimm den Becher, ehrwürdige Herrin,
Gut ist sein Geschmack, es soll dir besser ergehen.

Siehe, ich komme zu dir, o Herrin der Trunkenheit, Goldne.
An dem Sitz der Trunkenheit bring ich dir purpurnen Rotwein,
Um dein Herz zu erfreuen, dass deine Seele erquickt sei
Und zufrieden über das Werk der Weingöttin. O du
Bist die Herrin der Trunkenheit, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Deine Liebe ist süßer als Honig, dein Antlitz voll Gnade!

So spricht die Herrin der Trunkenheit, spricht die Herrin der Freuden,
Herrin des Jauchzens, Herrin des Tanzes, Herrin der Myrrhe,
Herrin des Kranzes: Ich gewähre dir, Freund, mein Geliebter,
Tag für Tag die Trunkenheit, dass sich dein Herze erquicke!

Sei willkommen im Frieden, spricht Horus mit grünblauem Auge,
Sei willkommen, o Sohn der Erde, die Weingöttin stillte
Dich an ihren berauschenden Brüsten! Ich nehme den Wein an
Als die Opfergabe von dir. Ich freue mich allzeit
An dem Opferwein. Ich gewähre dir Trunkenheit, Bruder,
Tag für Tag, mein Freund, dein Kummer werde gebrochen!

Siehe, die oberägyptische Muse ist auch die Herrin
Schöner Musik, die Herrin harmonischen Singens zur Harfe,
Sie singt mit goldener Kehle und mit lieblichem Atem,
Und mit ihrem Gesang ist die höchste Gottheit zufrieden.
Reiche den Rotwein! O du Allerschönste der Frauen,
Nimm in Empfang das grünblaue Auge des göttlichen Horus.

Siehe, der König kommt zur Königin aller Geschöpfe:
Du Allmächtige! Ohnegleiche! Ich bring dir das Gute
Aller Trauben und Beeren, den Becher des Reiches der Himmel!
Herrin der Trunkenheit, Herrin des wunderschönen Gesanges,
Herrin, ergötze dich an der Wonne, o Göttin der Liebe!

Ich verheiße dem Sänger, ich verheiße dem Dichter
Trunkenheit über Trunkenheit, unvergängliches Jauchzen!

Siehe, der König im Thron erfreut das Herz seiner Herrin!

O du Herrin des Tanzes, o Herrin der Freude des Herzens,
Siehe, es jubelt die heilige Jungfrau in ihrer Kapelle,
Fröhlich freut sich ihr Herz an deiner vollkommenen Schönheit,
Fürstin des ewigen Friedens, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Du bist Tag für Tag die Herrin der Lüste und Wonnen!

Und ich reiche den Kranz der heiligen Königinmutter.

Sei willkommen, sei willkommen im ewigen Frieden,
Fürstin der schönen Frauen, Herrin der herrlichen Kinder!
Ich spiel dir die Harfe vor deinem gnädigen Antlitz,
Göttin der Göttinnen, lass dein Antlitz über mir leuchten,
Möge dein Herz frohlocken, befriedigt sei deine Seele!

Horus kommt als ein Held, zufrieden ist Vater Osiris.
Trommeln ertönen, Ägypten feiert, weil Horus geboren!
Alle Göttinnen kommen, den schönen Horus zu sehen.
Horus, der Sohn des Osiris, ist auf dem Throne des Vaters.

Isis, man ruft zu dir, die du ernährst alle Länder,
Und man kränzt dein Haupt, die du regierst alle Länder,
Und man spielt dir die Harfe, die du die Länder machst fruchtbar,
Und man spielt dir mit magischer Macht die magische Harfe,
Fürstin des feurigen Hauses, glänzende Herrin der Sonne.
Herrliche, Einzigartige, Horus ist satt und zufrieden.

Isis spricht: Ich gebe dir edelsteinerne Berge
Und das Königtum Gottes auf der schwärzlichen Erde.

Deine Stirne werde gekränzt, ehrwürdige Fürstin,
Dass du die Stadt erleuchtest wie am Himmel die Sonne.

Siehe, die Goldene glänzt in der Stadt, wie sie leuchtet am Himmel,
Sie schickt ihre Strahlen aus und erleuchtet die Länder,
Sie schickt ihr strahlendes Licht zu allen Kindern der Menschen,
Sie ist die große Sonnengöttin, die Fürstin der Erde,
Die ihr Licht strahlt tief in das Herz des finsteren Dunkels.

Siehe, die unterägyptische Muse, die Herrin der Brüste,
Herrin der Kehle, Herrin des Singens zur himmlischen Harfe,
Siehe, die unterägyptische Muse ist Herrin des Jubels.

Hathor, wir jubeln über deine göttliche Schönheit,
Hathor, wir jauchzen über deine gewaltigen Brüste,
Hathor, ich freu mich am Tag, da der göttliche Horus geboren.

Ich bin der Musikant und Sänger der goldenen Göttin,
Der ich Tag für Tag das Herz meiner Herrin erfreue.

Ich vernehme das Liebesflüstern der göttlichen Muse,
Ich will deine Majestät vor dem Dämon beschützen.

Ich verkünde mit erhabener Zunge die Weisheit,
Öffne meine Kehle, beginne die Harfe zu streichen
Und lass ertönen die heilige Hymne der göttlichen Muse.

O der Himmel ist erfüllt von festlicher Freude
Und die schwärzliche Mutter Erde ist festlich gesonnen,
Wie die Sonne strahlen die grünblauen Augen des Horus
Und die Schlange ist befriedigt, befriedigt die Schlange
An der Stirn der Gottheit. Horus sitzt auf dem Throne.

Unsere Göttin spricht: Ich geb dir im Überfluss Speise,
Geb dir als Nahrung den Ertrag des Vogelfangs. Also
Lobe zur magischen Harfe die unterägyptische Muse,
Die auch vergangenes Jahr deine Seele vollkommen befriedigt!

Ich tanz der Herrin im Heiligtum ihrer heiligen Seele.
O es jauchzt ihr Körper, wenn sie mich ansieht am Morgen!
Was die Göttin Muse betrifft, so freut sich ihr Herz, wenn
Hathor sie anschaut, Hathor, die Göttin mit mächtigen Brüsten!

Und man sagt von meiner Muse, ihr Elend und Leid sei's,
Was sie singt im Ritual. Nun komm, lichter Herrgott,
Der du den Bösen vernichtest, wenn dein Licht siegt am Morgen!


SECHSTER GESANG

Ich bin kein Apostel der Isis, ich bin ein Weiser
Der platonischen Schule. Da auch anknüpfte Platon
An die orphischen oder pythagoreischen Lehren,
Deute auch ich die religiösen Lehren der Vorzeit
Und betrachte ihre Einsicht ins Wesen der Dinge.
Man muss die Lehren der Alten ernst nehmen, aber sie deuten
In dem Geist der platonischen philosophischen Weisheit.
So ist die Lehre der Isis auch ein Wissen der Alten,
Und wenn die Lehre philosophisch gedeutet wird, passt sie
Gut zusammen mit der Religion von der Wahrheit.
Ich hab mit meiner Freundin über Isis gesprochen,
Sie war eingeweiht in die Mysterienkulte
Und ich erklärt ihr, wie Isis philosophisch zu deuten.
Da bat meine Freundin mich, meine Weisheit der Isis
Zu beschreiben in einem großen Gesang von der Göttin.

Siehe, die Gottheit ist für alle Menschen die Gleiche,
Alles, was uns das Leben möglich macht, spendet die Gottheit,
So das tägliche Brot und den allnächtlichen Wein auch,
Wärmendes Feuer, erfrischendes Wasser, und Hölzer und Wolle.
Ein und dieselbe ist die Gottheit in Westen und Osten,
So wie die Sonne allen gemeinsam leuchtet am Himmel,
So ist dieselbe Gottheit bei Griechen und bei den Barbaren,
So wie es eine Sonne nur gibt in der Milchstraße droben,
So gibts nur einen Logos, der lenkt den unendlichen Kosmos.
Wir entnehmen der Philosophie der Idea des Logos,
Dass der Logos als Mystagoge zur Gottheit uns führe,
Dass wir gläubig und philosophisch deuten die Mythen.

Dieser Mythos ist eine Erscheinung des Logos im Spiegel,
Mythen sind gebrochene Strahlen des Lichtes des Logos.
Man darf die Mythen aber niemals buchstäblich glauben,
Sondern entnehme nur, was entspricht der göttlichen Wahrheit.
So die Suche nach der inneren Einsicht der Mythen
Ist so heilig wie die Taufe, der Gottesdienst kultisch.
So sind die Zeremonien des heiligen Kultes der Isis
Voll von geheimem Sinn. Was die Gesetze des Kultes
Uns beschreiben, das will ich auf den Logos beziehen.
Was die alten Ägypter von Göttin Isis erzählen,
Liebe Freundin, nimm es nicht wörtlich, nicht buchstäblich, sondern
Tief erkenne den philosophischen Sinn dieses Mythos.

Dreierlei macht den Menschen aus: Geist und Seele und Körper,
Heimat des Geistes ist der Himmel der schönen Ideen,
Diese Ideen sind unvergänglich und immer sich gleichend,
Da ist nicht Vergangenheit, Zukunft, sondern das ewige Heute
Ewigen Seins, des unsichtbaren göttlichen Daseins,
Alles im Denken erkennbar. Aber die Körper der Menschen
Sind im Werden und Vergehn, unterworfen dem Wandel,
Sind geboren zum Werden, nicht zum ewigen Sein, sind
In die Materie eingeboren und sichtbar den Augen
(O du begehrte Schönheit, du bist sichtbar den Augen).
So ist der Geist das Sein, der Körper aber das Werden,
So ist der Geist das Selbige und der Körper das Andre,
So der Geist gehört zum Einen, der Körper zum Vielen.
Dieser Gegensatz zwischen dem Geist und dem Kerker des Körpers
Ist bestimmend in Platons philosophischer Weisheit.
Nur der Geist gehört zum Einen, welches das Gute
Ist und als das Gute und Wahre die ewige Schönheit.

Psyche steht in der Mitte zwischen dem Einen, dem Vielen,
Als die heilige Weltseele ist sie das ewige Eine,
Als die menschliche Seele im Körper ist sie das Viele.
Psyche hat Anteil am ewigen Einen, sie ist unsterblich,
Aber die vielen Seele leben veränderlich wandelnd
Und in den Körpern im vergänglichen Vielerlei irdisch.
Aber die Seele ist unsterblich, ist selbst sich bewegend,
Aber die Körper sind sterblich, denn es bewegt sie die Seele.

Aber die einige Dreiheit von Geist und Seele und Körper
Gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Kosmos.
Geist weilt im Ideenhimmel, im Königreich jenseits.
Körper des Kosmos sind die Dinge, die stofflichen Welten.
Dieser Körper des Kosmos ist ein lebendiges Wesen,
Ist begabt mit Seele und Geist. Die Weltseele aber
Schwebt nun zwischen dem höchsten Geist und dem Körper des Kosmos.

Das ist nun die Aufgabe einer menschlichen Seele,
Sich aus dem Körper zu befreien und wieder zu kehren
In den Himmel zu der seligen Gottesschau droben.
So steigt die Seele des Menschen von der Betrachtung der Schönheit
Eines schönen weiblichen Leibes auf zur Betrachtung
Seelischer Schönheit, zur Betrachtung der Tugend, der Güte,
Steigt hinan bis zur seligen Schau der göttlichen Schönheit
Als dem Höchsten Gut der platonisch liebenden Seele.
In der irdischen Höhle schaut die Seele nur Schatten,
Aber bekehrt sie sich zum Licht, so tritt sie ins Freie,
Schaut die Sonne. Die Seele fährt hinan in den Himmel
Über den Fixsternhimmel hinaus zur seligen Schau der
Absoluten Liebe und der ewigweiblichen Schönheit!

Aber es gibt auch zwischen dem Seienden, nämlich dem Geiste,
Und dem Werdenden, nämlich den vergänglichen Körpern,
Noch ein Drittes, eine Wesenheit, schwer zu beschreiben,
Undeutlich nur zu beschreiben ist sie mit menschlichen Worten.
Sie hat das Wesen und die Kraft, sie ist die Empfängnis
Göttlichen Geistes und die Amme der werdenden Wesen.
Sie ist der Raum, der allem Dasein zuweist die Heimat,
Sie ist die Wesenheit, die empfängt alle Körper,
Die Ernährerin ist sie der Welt und Amme des Weltalls,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die wallenden Locken,
Sie ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die strotzenden Brüste,
Sie ist Mutter aller Gewordenen, Mutter des Werdens,
Mutter aller sichtbar wahrzunehmenden Wesen,
Selbst eine unsichtbare Wesenheit, ohne Gestalt und
Dennoch alles empfangend, das Prinzip der Empfängnis,
Mutter, Amme, Nährmutter, ewigweibliches Wesen
In der Natur, der Raum als Sitz der Erscheinungen,
Und ich nenne sie Urmaterie, nenne sie Hyle.
Aber sie ist nicht tote Materie voll von Atomen,
Wie die Atomisten lehren, die unweisen Denker,
Sondern Urmaterie in dem selbigen Sinne,
Wie die Psyche des Menschen der Stoff ist der menschlichen Einsicht.

Psyche steht in der Mitte zwischen dem Geist und dem Körper,
Zwischen Sein und Werden. Die empfangende Psyche
Steht auch zwischen dem Guten und dem Bösen, und Psyche
Wendet sich ab vom Bösen und bekehrt sich zum Guten.
Strebe voller verzehrender Sehnsucht allein nach dem Guten,
Wahren und Schönen, werde schwanger von göttlicher Gutheit,
Liebe die Gutheit der Gottheit mit der höchsten Begierde!

Nun, das Eine, das Sein, das Gute, nenn ich Osiris,
Der ist der Bräutigam-Gott. Und die empfangende Psyche
Oder der Raum, das Strebende, nenn ich Isis, die Mutter
Aller Geschöpfe. Aber der werdende Körper heißt Horus,
Horus der Sohn. Das Böse, die Sünde, der Tod heißt
Seth der Dämon. Die Isis-Psyche steht zwischen dem Guten
Und dem Bösen. Ihre Lebensaufgabe ist es,
Abzuschwören der Pracht des Bösen, dem Luxus des Dämons,
Nachzufolgen dem Guten, Gottes Jüngerin werdend.

Denn Osiris nannten einst die weisen Ägypter
Gott den Bräutigam, ihn, den einzigseienden Einen,
Immergleichen, unbefleckt von jeglichem Stoffe
War er der Erste, der Allmächtige, Herr alles Guten,
Der die Gottesvernunft ist in der heiligen Psyche,
Einzig dem Denken erreichbar, der Anfanglose, der Erste,
Gott, zu dem die Seelen der Menschen aufsteigen sollen
Nach der philosophischen Lehre platonischer Weisheit.

Seth, der Dämon, ist das lebensfeindliche Böse,
Aufgeblasen, hochmütig und tyrannisch, der Tod bringt,
Ihm fehlt das rechte Maß, der Unordnung bringt und Zerstörung.
In der Seele ist Seth die ungeordnete Wollust,
Unbeherrschtheit, Unkeuschheit, zügellose Begierde.

Zwischen Osiris, dem Gott des Guten, und Seth, dem Zerstörer,
Steht die heilige Isis, die ewigweibliche Seele
Der Natur. Sie wendet sich ab vom zerstörenden Dämon
Und begehrt und liebt den Gott als Bräutigam-Bruder
Und wird schwanger vom zeugenden Samen des Gottes des Guten.

Und der Name der Isis bedeutet: Schwung und Bewegung.
Sie ist die Göttin der Bewegung, des Strebens zum Guten.
Schwungvoll bewegt sich die Psyche zum göttlichen Bräutigam-Bruder.
Isis ist die Psyche des Alls, ist als Weltseele schwungvoll.

Und der Name der Isis bedeutet heiliges Wissen,
Nämlich Isis ist Sophia, die Göttin der Weisheit!
Ziel der Isis-Religion ist Erkenntnis des Ersten,
Ist Erkenntnis des anfanglosen Gottes, des Schöpfers.
Isis zu verehren bedeutet, Erkenntnis des Ersten
Zu erlangen und Wissen über den seienden Vater.

Was aber ist Eros? Seherin, wer ist der heilige Eros?
Vater des Eros ist der schaffende, zeugende Schöpfer,
Mutter des Eros ist Frau Armut. Es wünschte Frau Armut
Sich ein Kind, sie legte sich zum schaffenden Vater
Und empfing im keuschen Schoß vom göttlichen Geiste
Und gebar den Eros. Der Vater ist wissend und weise
Und sich selber genug, die Mutter ist ruhelos, lüstern.

Aber der Schaffende ist der Erste, der Bräutigam-Bruder,
Der ägyptische Gott Osiris. Frau Armut ist Isis,
Ist die Psyche des Alls, die schwungvoll ist in Bewegung.
Und der Sohn ist Eros, der Sohn ist der göttliche Horus,
Er ist der sichtbare Kosmos, nicht unveränderlich, ewig,
Sondern immer neu entstehend. Im Wandel und Umlauf
Seiner Leidenschaften bleibt er doch ewig ein Knabe,
Bleibt ein ewiger Knabe und geht auch niemals zugrunde.

Eros ist also der sichtbare Kosmos, ein ewiger Knabe,
Sohn des Gottes und der Weltseele, schön wie die Sonne,
Er ist die Freudenzeit des neu erwachenden Frühlings
Und die Mischung der lieblichen Düfte in lenzlichen Lüften.

Durch den Eros steigt die Seele zur Güte und Schönheit.
Unter einem Baum am stillen Wasser der Weise
Sprach vom Eros, von den niedlichen Nymphen begeistert
Bis zum göttlichen Wahnsinn des Sehers, lehrte der Weise,
Dass unsterblich die Psyche. Sie gleicht einem Wagengespanne,
Von zwei Rossen gezogen, vom Wagenlenker gesteuert.
Weiß und stolz ist das rechte Ross und schwarz ist das linke,
Voll Begierde und Leidenschaft. Der Wagenlenker jedoch ist
Die Vernunft oder Einsicht. Der Wagenlenker beherrscht die
Kunst, die beiden Rosse des Wagengespannes zu lenken.

Führe der Mensch sein Leben so, dass er Erkenntnis gewinne,
Dass er zur Einsicht gelangt in die göttliche Güte und Weisheit.
Nun, der Weg zur Einsicht führt über die Liebe zur Weisheit,
Die intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit.
Diese intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit
Ist die glühendheiße Liebe zur göttlichen Schönheit.
Liebe zur göttlichen Schönheit ist das Wesen des Eros.
Philosophie ist also Erotik. Eros lässt aber
Wieder Flügel wachsen dem Menschen, dem liebenden Menschen,
So schwingt die Seele hinan sich zur Erkenntnis der Gottheit.

Und der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Luna
Mit ihrem Meere des Honigs und ihrem Meere der Ruhe,
Und der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Venus
Mit ihrer Erde Aphrodites und Krone Mariens,
Und der Mensch steigt hinan zum Himmel der schönen Ideen.

Mit der heiligen Isis-Psyche verschmolzen ist Eros
Und so strebt er hinan zum Ersten, zum göttlichen Guten.
Nach dem Höchsten Gut sehnt sich Isis und jagt nach der Gutheit.
Und sie neigt sich zum Besseren, bietet sich selbst an als Gabe,
Dass er in ihr zeuge und sie schwängere liebend,
Dass sie dann sich freue an ihrer Leibesfrucht, Gottes
Sohn, denn diese Geburt bedeutet das göttliche Dasein
In dem Stoff. Alles Werdende Bild ist des seienden Vaters.

So soll man sich die Göttin Isis denken in Weisheit,
Dass sie mit dem Höchsten Gut vereint ist erotisch,
Ist vereinigt in göttlicher Schönheit und göttlicher Liebe.,
Nämlich Schönheit und Liebe ist die Aura des Gottes.
Nun, die ewigweibliche Seele der Mutter Natur hat
An sich gerissen die göttliche Schönheit der göttlichen Liebe!
Die Erkenntnis Gottes fährt wie ein Blitz in die Psyche
Und gewährt ihr, Gott zu schauen in trunknen Visionen
Und den Gott zu berühren und den Vater zu küssen!
Das nennt Platon Schau des tiefen Mysteriums Gottes.
Wenn man so mit Hilfe des Logos über das Denken
Weit hinaussteigt und schaut die Schönheit der göttlichen Weisheit,
Schaut und genießt, dann ist der Weise am Ziel seines Strebens.

Der Poet singt von der Schau der göttlichen Isis.

Ich war eingekehrt in das Haus des Jünglinges Milon,
Und die Frau des Hauses war eine Zauberin weise.
Ich begehrte, kennen zu lernen die magischen Künste
Und so bat ich die Freundin der Frau um Fürsprache freundlich.
Aber die Freundin zog mich in ihr Bett und verführte
Mich zur Unzucht. Da ward ich zum Esel mit riesigem Phallus.
Ach, allein die Rose der Isis kann mich erlösen!

Ich lag am Strande und schaute im nächtlichen Dunkel
Weiß die himmlische Luna aus dem Meere auftauchen.
Es war der Vollmond des Frühlingsäquinoktiums eben.

Bei dem Anblick Lunas schöpfte wieder ich Hoffnung.
Auch meine menschlichen Angelegenheiten regiert die
Göttliche Providentia. Ach, das ewige Schicksal
Hat sich an all meinem Elend und großen Unglück gesättigt!
Nun hab ich wieder Hoffnung auf Erlösung und Rettung!
Ich bat um Befreiung von der Gestalt eines Esels,
Stürzte mich zu einem heiligen Tauchbad ins Wasser,
Tauchte siebenmal unter mein Haupt im Reinigungsmeere.

Damals wusst ich noch nicht, dass der Name der himmlischen Luna
Isis ist, die Göttin der Weisheit. Ich nannte sie damals
Anadyomene oder auch Jungfrau Diana.

Himmelskönigin, bist du Demeter heiligen Brotes?
Hilf mir in meiner Trübsal! Richt mein zerschlagnes Gemüt auf!
Seelenfrieden gewähre mir und Ruhe der Seele,
Der ich die harten Schläge des ewigen Schicksals erlitten!
Nun sei's genug des Leidens! Erlös mich vom Körper des Esels!

Und da legt ich mich nieder und schlief am Strande des Meeres.
Aus dem Meer erhob sich die Göttin, ganz wie die Göttin
Aphrodite, die schaumgeborne Göttin der Liebe!

Da sah ich im Traum vor mir erscheinen die Göttin,
O die Himmelskönigin, lang und schwarz ihre Haare
Und mit Blumenkränzen geschmückt, eine goldene Krone
Auf dem Haupt, eine Mondscheibe wie ein schimmernder Spiegel
Glänze um ihr Haupt, von Ähren und Trauben umgeben,
Ihr Gewand war weiß, bestickt mit Blütenverzierung,
Drüber trug sie einen meerblauen Mantel mit Sternen,
Sie war gegürtet mit einem zaubrischen Gürtel der Anmut,
In der Rechten hielt sie eine klingende Zymbel,
In der Linken hielt sie einen heiligen Becher,
An den bloßen Füßen trug sie goldne Sandalen,
Lieblich wie Weihrauch war ihr Duft. Sie erwies mir die Gnade
Und begann zu sprechen zu mir mit himmlischer Stimme:

Siehe, mein Sohn, auf dein Flehn hin bin ich dir erschienen,
Ich, die Mutter der Schöpfung, ich, die Herrin der Scharen,
Erstgeborene aller Zeiten, Fürstin der Throne,
Mutter der seligen Toten, Erste der himmlischen Geister,
Göttin der Göttinnen, die ich das Schweigen der seligen Toten
Mit dem gnädigen Nicken meines Hauptes regiere!

Magna Mater nannte man mich in Asien, nannte
Mich Athene im weisen Athen und Kypris auf Zypern,
Jungfrau Diana auf Kreta in dem Matriarchate,
Aber mein ewiger Name ist Himmelskönigin, Jungfrau!

Ich bin gekommen voll Mitleid mit deinem elenden Unglück!
Ich bin gekommen zu dir voll Wohlwollen, Liebe und Gnade.
Lass dein Klagen und Weinen, denn jetzt durch die Vorsehung Gottes
Kommt zu dir der selige Tag des Heils und der Rettung.

Du wirst einen Priester treffen, den Rosenkranz tragend,
Reihe dich ein in die Prozession zu Ehren der Mutter,
Küsse dem Priester die Hand und iss die mystische Rose!
Dann wirst du ablegen deine Eselsgestalt, mein Geliebter.
Auch zum Priester kam ich und gab ihm Weisung im Traume.

Und vergiss nicht, dass du mein bist, vollkommen mein bist!
All dein Leben bis zum letzten Atemzug mein bist!
Und ich bin dein! Da du durch meine lächelnde Gnade
Wieder zum Menschen wurdest, verdankst du dein Leben mir, Liebling!
Du führst unter meinem Mantel ein ruhmreiches Leben!
Wenn sich deine Zeit erfüllt, erschein ich dir wieder
Strahlend in der dunklen Nacht deiner Stunde des Todes!
Ich, ich führe dich dann hinan in Elysiums Garten!
Wenn du durch Gehorsam mir gegenüber und Beten
Und das lebendige Opfer meine Gnade verdienst, dann
Schenk ich dir das ewige Leben, die Wonnen der Liebe!

Ja! Ich aß die mystische Rose der göttlichen Isis.


SIEBENTER GESANG

Herrlich ist diese schöne Seele dem Wächter des Himmels!
Öffnet der Göttin Anna, bereitet der Göttin die Straße,
Dass sie vorüberziehe, siehe, sie ist vergöttlicht!
Öffnet ihr den geheimnisvollen Platz und habt Ehrfurcht
Vor der Göttin, die ihr mit ihr redet, singt Lobpreis
Anna, denn auferstanden ist die göttliche Anna!

Dessen Gesicht zur Erde hängt, siehe, so ist der Name
Jenes Wächters des ersten Tors. Der Verhörende hütet
Dort die erste Pforte. Der mit der klagenden Stimme
Meldet Anna an bei der ersten himmlischen Pforte.

Der die Brust entgegenstreckt, siehe, so ist der Name
Jenes Wächters der zweiten Pforte. Sein Angesicht aufstrahlt
Hüter der Pforte, der Glühende meldet die göttliche Anna.

Der das Fleisch speist, so ist der Name des Wächters der dritten
Pforte, der Wachsame hütet die dritte himmlische Pforte,
Siehe, der Segnende meldet an die göttliche Anna.

Siehe, der Sohn des Vaters ist der Wächter der vierten
Pforte, der mit dem schnellen Herzen, der hütet die Pforte,
Der mit der Großmut im Antlitz, der meldet die göttliche Anna.

Der vom Brote lebt, siehe, das ist der Wächter der fünften
Pforte, der Feurige hütet die fünfte himmlische Pforte,
Siehe, der Rasende meldet an die göttliche Anna.

Der mit deutlicher Stimme spricht, ist der Wächter der sechsten
Pforte, der die Flamme nimmt vom Feuer-Altare,
Dieser hütet die sechste Pforte. Der mit dem Scharfblick
Meldet an der sechsten Pforte die göttliche Anna.

Siehe, der Schärfste von allen, das ist der Name des Wächters
An der siebenten Pforte. Der mit der lieblichen Stimme
Hütet die siebente Pforte, der Schützende meldet die Göttin.

O ihr sieben Pforten und ihr, die ihr steht in den Pforten,
Die ihr dient der Göttin, die ihr den Zustand der Länder
Meldet der Göttin Anna an jedem Tage des Lebens,
Siehe, die Göttin Anna kennt euch, sie kennt jeden Wächter
Namentlich. Siehe neugeborn ist die göttliche Anna,
Die Verklärung ist ihr beschieden vom Herrn in dem Himmel.
Ihre Würde ist ihre Reinheit. Die göttliche Anna
Droben empfängt die anderen seligen Toten im Himmel
Und sie lebt im Kreis der andern unsterblichen Götter,
Anna regiert den Hofstaat der Göttinnen dort und der Götter,
Eine von ihnen ist jetzt geworden die göttliche Anna.

Siehe, die Göttin Anna ist eine Verklärte, die Herrin
Aller Verklärten. Die Göttin feiert das Mondfest des Frühlings
Und die Feier der Wintersonnenwende. Die Göttin
Hat jetzt Adleraugen und schaut die himmlische Sonne.
Siehe, der Gott der Weisheit setzte die Sonne ins Dunkel
Dunkler Nacht. Die Göttin Anna reist durch den Himmel,
Reist durch den Himmel und jauchzt triumphierenden Jauchzens!

Lasst die Göttin Anna in Frieden reisen gen Himmel,
Wenn sie fährt in der Gondel der Sonne. Die Schutzmacht der Göttin
Anna ist die Schutzmacht der goldenen Gondel der Sonne.
Göttin Anna, so nennen wir die erhabene Gottheit,
Die auf Erden die lieblichen Menschenkinder geboren.
Siehe, die Göttin Anna ist größer als ihre Geschöpfe,
Anna wandelte auf dem Wege der ewigen Wahrheit.
Anna hat einen Ekel vor Menschen, die anderen schaden.
Schutzmacht Annas ist die Schutzmacht des Sohnes des Gottes!
Anna wird nicht zurückgeschickt von der Pforte des Himmels.

Anna, die Göttin, ist reinlich unter den Göttinnen allen,
Ihre Landschaft bringt Opfergaben zum Opfer-Altare,
Opfer von goldenem Brot und rubinrotem Wein am Altare,
Opfer den Wissenden, die freuen die Geistseele Annas,
Die erfreuen das Herz der göttlichen Anna mit Opfern,
Opfern von Brot und Wein. Die Himmlische handelt als Muse
Und steht zur Rechten des Schreibers Gottes, Hilfe beim Opfer.
Gott, der im Opfer ist, gebot mir, für Anna zu opfern.

Göttin Anna ist erhaben am Horizont, himmlisch
Kündigt die Göttin Anna den Höchsten an, segnet den Höchsten
An den Pforten des himmlischen Horizonts. Jubelnde Göttinnen singen,
Jubelnde Götter singen beim Nahen der göttlichen Anna.
Denn der Weihrauch gebührt der neugeborenen Anna
Und die Schadenstifter werden besiegt auf der Erde!
Alle Torwächter segnen Anna, die göttliche Anna,
Sie ist mit verschleiertem Antlitz im Innern der Halle
Gottes, im Inneren des Palastes des Heiligtums Gottes,
Dort zu jener Stunde der Ewigkeit, da wird vereinigt
Anna durch Liebe mit der Himmelskönigin droben.

Anna ist eine, die die Wahrheit zum Höchsten gebracht hat
Und die Kraft des Bösen vernichtet, des Mörders der Kinder!
Anna eröffnet die Galaxien und hindert den Hagel
Und erhält die lieblichen Kinder Gottes am Leben.
Göttin Anna brachte ein Opfer vom heiligen Brote
An dem Ort, wo sie lebt. Sie fuhr in dem Schiffe der Sonne.
Eben ist der Weg bereitet für Anna, sie schreitet zum Höchsten.

Siehe, das Antlitz der Göttin ist der Antlitze Schönstes!
Anna verfügt über Kraft, die Göttin ist froh und zufrieden.
Anna hat einen starken Willen, vernichtet den Bösen,
Ihren Freunden und Freundinnen sie bereitet die Pfade,
Göttin Annas Pfade zu Gott, dem Höchsten im Himmel.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Kenne deinen Namen und auch den Namen des Gottes,
Der dich behütet. O Herrin des immerwährenden Betens,
Du mit deiner festen Burgmauer, oberste Herrin,
Herrin des Eindringens, die du vorhersiehst die kommenden Zeiten,
Die du die Armen rettest, ob nah sie oder ob fern sind.
Ehrfurchtgebietender ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Myrrheöl salbte,
Ich bin gekleidet in weißes Linnen der heiligen Werke,
Und ich halte das Zepter in meinen Händen der Herrschaft,
Das von Almuggimholz. So ziehe dahin, du bist Gottes.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet,
Herrin des Himmels und der Erde Gebieterin, Anna,
Herrin der ganzen Welt, die du erhöhst, wen du lieb hast.
Sohn des Atems, so ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, und ich räuchere Weihrauch,
Bin gekleidet in feinstes Linnen heiliger Werke,
In der Rechten mein Zepter ist aus Sandelholz, Anna,
So nun ziehe dahin, Geliebte, denn du bist Gottes.

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin des Altares vom ewigen heiligen Opfer,
Die du Brot und Wein herbeischaffst, göttliche Anna!
Siehe, die Götter machen es sich bequem bei dir, Anna.
Tag der großen Flucht, so ist der Name des Wächters,
Lichtglanz, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Narde gesalbt hat,
Ich bin gekleidet in zartes Linnen heiliger Werke,
Und von Elfenbein ist mein Zepter. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Machtvoll bist du durchs scharfe Schwert des göttlichen Wortes,
Herrin des Südens und Herrin des Nordens, von Westen und Osten,
Die du den Bösen und alle gottlosen Feinde vernichtest
Und die Wünsche der Reinen erfüllst, der Leiber Verlangen!
Wildstier, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, ich trank Rotwein aus Tarsis,
Bin gekleidet in weiße Seide liebender Taten,
Und mein Zepter ist von Ebenholz. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Schutzfrau, Herrin des Lobpreises, Freudige, dir will ich schenken,
Herrin mit langen Haaren, zu der kein Kahlkopf hat Zutritt,
Die du den Übeltäter zurücktreibst, den Mörder der Kinder!
Ich bin gesalbt mit Myron, gekleidet in Pantherfell, Anna,
Und mein Zepter in meiner Hand ist vom Holze der Eiche,
Von dem Stamme der Donner-Eiche. Ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin der Gnade, voller Ruhm, deren Höhe und Tiefe,
Länge und Breite ist unbekannt und die nicht Geschöpf ist,
Deren Schlangen sind zahllos, die wurde geboren im Anfang!
Bruder, so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich hat der Herr getauft, der mich mit Olivenöl salbte,
Ich bin gekleidet ins feinste Gaze. Das Zepter in meiner
Rechten ist vom Dorne der Rose. So ziehe von hinnen!

Dies sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen gelangt ist: Ich kenne dich und den Namen des Gottes,
Der dich beschützt, o brennendes Feuer, den Busch nicht verbrennend,
Brennend mit raschen Gluten, Pein der Liebe dein Name!
Der seinen Körper bewahrt, so ist der Name des Wächters.
Ich bin gereinigt im Wasserbad, ich bin wiedergeboren,
Mich hat der Herr gebadet, der mich mit Aloe salbte,
Ich bin gekleidet in Duftgewänder, mein Zepter in meiner
Rechten ist aus Zypressenholz. So ziehe von hinnen!

Siehe, mit Brot und Salz will ich grüßen die göttliche Anna.
Anna, die Göttin, ist gesalbt mit fließender Myrrhe,
Ist beräuchert mit Weihrauch. Ich bin gereinigt und ich bin
Rein durch die Verklärungen ewig göttlichen Wortes.
Rein bin ich wie das Gefieder des schneeweißen Schwanes,
Keusch bin ich wie der Fisch, keusch wie die Jungfrau im Tempel!

Rein sind die Verklärungen alle der göttlichen Anna,
Ehrwürdig schön ist die Göttin Anna! Gott hat die Gnade
Ihr erwiesen, ihr sind die Götter günstig gesonnen,
Alle Göttinnen sind ihr wohlgesonnen in Freundschaft.
Anna, deine Schönheit gleicht dem rauschenden Meere,
Anna, deine Schönheit gleicht dem schäumenden Meere,
Du bist wie die Brandung, die den Felsen umgischtet!
Deine Schönheit ist wie ein Festsaal der heiligen Hochzeit,
Wie ein Festsaal, in dem der Herr verherrlicht wird, Anna,
Deine Schönheit ist wie die Säule im Heiligtum Gottes,
Anna, die Göttin, hat eine aufrechte Säule errichtet
Und eine Vase aufgestellt für die Liebe des Gottes!

Wisse, Anna, du wirst beweint! Verklärt bist du, Anna!
Du bist erhoben von magischer Macht. Erhebe dich, Anna,
Richte dich auf und erhebe dich gegen den gottlosen Bösen!
Siehe, dein Feind ist gestürzt, siehe, Gottes Feind ist gestürzt und
Triumphiert hat die Frau und über den Bösen gesiegt hat
Anna! Ich bin deinen Worten gehorsam und folg deiner Weisung.
Du bist gerechtfertigt vorm Gericht durch die göttliche Gnade!
Wisse, du wirst betrauert, wir weinen über dich, Anna!

Göttin Anna, gesalbt ist deine strahlende Stirne,
Die du trägst die Haare lang, dein Antlitz ist mondgleich,
Deine Brüste sind aus Lapislazuli beide,
Und dein Haar ist schwarz wie die Nacht, die Haare umrahmen
Schön dein Antlitz wie Lapislazuli droben den Mond kränzt,
O dein Antlitz ist Gold, die Augenbrauen, die feinen,
Sind wie befreundete Schwestern. Zorn schnaubt die liebliche Nase
Und deine Augen schaun Gottes Berg, und lang sind die Wimpern
Und die Augenlider wie Lapislazuli, deine
Augenlider voll Schminke. Deine Lippen, sie küssen
Gottes Wahrheit und reden Wahrheit vor Gott in den Himmeln.
Deine Zähne sind Schlangenzähne, geschickt ist die Zunge,
Deine Zunge flötet so wie die Nachtigall flötet,
Deine Brüste hüpfen, o deine Brüste, sie hüpfen,
Wenn du die Wiesen durcheilst, dann hüpfen die mächtigen Brüste!

Siehe, dein Hals ist golden, mit Elektron umhangen,
Deine Kehle ist nicht zusammengeschnürt wie bei andern,
Deine Wirbelsäule ist eine Schlange, dein Rückgrat
Ist aus Gold, deine Lungenflügel sind voll von dem Atem
Gottes, deine Augen sind wie himmlische Sterne,
Und dein Po aus Karneol ein Doppel-Ei, Anna!

Lieblich duftet dein Rachen, dein runder Körper ist golden,
Deine Brüste zwei Eier aus Karneol, deine Brüste
Sind geschmückt mit Lapislazuli. Schön deine Schultern
Leuchten als Fayence. Und deine Arme so herzlich
Breiten sich aus. Dein Herz ist immer freundlich und zärtlich,
Deine beiden Brüste, o deine mächtigen Brüste
Sind das schöne Meisterwerk eines allmächtigen Schöpfers!
Deine Muskeln öffnen und schließen sich, göttliche Anna,
Und dein Leib ist der Himmel! Wenn du zur Ruhe gehst, Anna,
Ist dein Nabel das Jenseits, dein Schoß mein Himmel der Himmel!


ACHTER GESANG

Meditieren will ich über die Mutter, die Göttin,
Mahakali, zehn Gesichter, zehn Beine hat sie, und
In den Händen hält sie das Schwert, die Scheibe, die Pfeile
Und die Muskatblüte und den Bogen, den Speer und die Keule
Und die Rakete und die Muschel und menschliche Schädel,
Dreiäugig ist sie, geschmückt mit Ornamenten auf allen
Gliedern, und leuchtend wie ein blaues Juwel und von Brahma
Benedeit, um Madha und Kaithaba zu töten.
Als noch Vishnu im mystischen Schlaf war, da sagte der Meister
Markandeya zu Krasutuki Bhaguri, dem Schüler:

Sohn des Surya, Savarni, du bist der siebente Mani.
Hör mir zu, dieweil ich seine Geburt dir beschreibe,
Dir beschreibe, wie der berühmte Sprössling von Surya,
Wie Savarni geborn durch die Gnade der göttlichen Mutter.

In den früheren Zeiten lebte König Suratha,
Er war geboren der Chitra-Dynastie, der die Herrschaft
Über die ganze Erde innehatte zu Zeiten
Svarocisas. Er schützte seine Völker gebührend
So als wären es seine eigenen Kinder. Es wurden
Damals die Könige, die Zerstörer waren, ihm Feinde.
Er bekämpfte die Träger der mächtigen Waffen und eine
Schlacht schlug er mit all den Zerstörern der Kolas, er wurde
Aber von ihnen besiegt, obwohl sie nur wenige waren.
Und er kehrte zurück in seine Stadt und regierte
Über sein gewonnenes Land. Dann wurde der hehre
König angegriffen von seinen mächtigen Feinden.

Selbst in seiner eigenen Stadt ward der König jetzt kraftlos,
Der seine Schatzkammer und Armee beraubt sah durch seine
Eigenen mächtigen bösen Minister. Damals beraubt der
Souveränität, verließ der König alleine
Auf dem Rücken des Pferdes die Stadt und ritt in den dichten
Wald, unterm Vorwand, er wollte alleine gehen zu jagen.

Dort sah er die Einsiedelei, von Medhas, dem höchsten
Unter den zweimal gebornen, bewohnt, und von den wilden
Tieren, die friedlich waren, und gesegnet mit Jüngern
Dieses Weisen. Unterhalten vom Weisen, verbrachte
Einige Zeit Suratha, sich bewegend in jener
Einsiedelei des Weisen. Zu überwinden die alte
Anhänglichkeit, verfiel er auf den frommen Gedanken:
Ich weiß nicht, ob das Erbe, das von den Vätern bewahrt ward
Und von mir vor kurzem verlassen, rechtschaffen oder
Nicht ist, durch meine Knechte bewacht der Bösen Verhalten,
Und ich weiß nicht, ob mein Elefant jetzt heroisch
Immer begeistert ist, jetzt in den Händen der Feinde.
Meine treuen Anhänger hatten doch Reichtum und Nahrung,
Jetzt sicher bringen sie Ehrerbietung anderen Herren.
Und die Schätze, die ich mit großer Sorgfalt gesammelt,
Werden von konstanten Verschwendern, die süchtig nach Geld und
Süchtig nach sinnlosen Ausgaben sind, wohl sinnlos verschwendet.

Und der König dachte nach über dieses und andres.
In der Nähe der Einsiedelei des frommen Brahmanen
Sah er einen Kaufmann und sagte: Sag mir, wer bist du?
Was ist der Grund für dein Kommen in diese Einsiedelei hier?
Du erscheinst mir von Trauer geplagt und von Depressionen?
Hörend diese Rede des Königs, sagte der Händler
Zu ihm im freundlichen Geist und verneigte voller Respekt sich
Und gab Antwort dem Könige. Und so sagte der Händler:

Ich bin ein Kaufmann namens Samadhi. Ich bin in einer
Reichen Familie geboren. Ich hab mich getrennt von der Gattin
Und den Söhnen, die böse sind durch Habgier geworden.
Meine Gattin und Söhne haben den Reichtum veruntreut
Und so machten sie mich frei von dem Reichtum. Verworfen
Ich von meinen vertrauten Verwandten, bin ich nun trauernd
Hierher gekommen in diesen Wald, um Wohnung zu nehmen.
Ich weiß nicht, was im Hinblick auf meine gierigen Söhne,
Meine Gattin und meine Verwandten gut ist. Ob Wohlstand
Oder Unglück bei ihnen zuhaus ist, ich kann es nicht sagen.
Sind meine Söhne gut oder böse? Da sagte der König:

Warum liebt dein Herz so sehr die begehrlichen Leute,
Deine Söhne und deine Frau und die andern Verwandten,
Die dich beraubt haben deines Vermögens? Da sagte der Händler:

Dieser Gedanke kam mir auch, so wie du gesprochen.
Was kann ich tun? Mein Verstand ist nicht hart, ich fühle doch tiefe
Zuneigung zu den Personen, die mich vertrieben in ihrer
Gier nach Reichtum, die gaben die Liebe zum Vater auf. Ach, ich
Kanns nicht begreifen, obwohl ich es wissen müsste. O König,
Wie nur kommt es, dass mein Herz noch Liebe empfindet
Für die Verwandten? Wegen ihnen seufze ich schwere
Seufzer und fühle mich niedergeschlagen. Was soll ich nun machen,
Da ich nicht hart genug bin gegenüber den lieblosen Leuten?

Und der Händler und der edelmütige König
Näherten sich zusammen dem Medhas, dem weisen Brahmanen,
Und nach der Etikette Beobachtung, würdig, gebührend,
Setzten sie sich und sprachen mit ihm über einige Themen.

Da sprach der König: Meister, ich möchte dich bitten um etwas.
Freue dich, Antwort geben zu können. Unkontrolliert wird
Meine Seele mir heimgesucht, ach, von Kummer und Schwermut.
Ich hab das Reich verloren wie ein törichter König,
Dennoch möchte ich sammeln alle Schätze des Reiches.
Was ist das, o Bester der Weisen? Und hier dieser Händler
Ward von Frau und Kindern und Dienern verleugnet, verlassen,
Dennoch weiß er von ihnen nichts als Liebes zu sagen.
So ist er und so bin ich noch anhänglich an die
Liebesobjekte, deren Defekte dennoch wir kennen,
Und so müssen wir überaus unglücklich sein und voll Kummer.
Wie dies geschieht, o Meister, obwohl wir uns dessen bewusst sind,
Kommt doch zu uns die Täuschung? Ach, diese Täuschung bedrängt uns,
Ich bin geblendet wie er in Bezug auf Diskriminierung.

Da sprach der Weise: Mein König, jedes Wesen hat Wissen
Von Objekten, wahrnehmbar durch die menschlichen Sinne.
Und das Objekt erreicht sie in vielfältiger Weise.
Einige Wesen blind sind am Tage, andere Nachts blind,
Und bei Tag und Nacht können sehen andere Wesen.
Menschliche Wesen sind begabt mit sicherem Wissen,
Aber die Menschen sind nicht die einzigen wissenden Wesen,
Rinder und Vögel und Tiere erkennen Objekte der Sinne.

Wissen, das Menschen, Rinder und Vögel und Tiere besitzen,
Was sie haben, das haben auch die wissenden Menschen,
Auch der Rest wie Essen und Schlafen ist allen gemeinsam.
Schau dir die Vögel an, obwohl sie doch Kenntnis besitzen,
Sind sie unglücklich über den Hunger, weil sie im Wahne
Sich allein beschäftigen mit dem Füttern der Küken,
Körner fallen zu lassen in die Schnäbel der Jungen.
Menschliche Wesen sind, o Tiger unter den Männern,
Die sich an ihre Kinder wenden wegen der Habgier.
Siehst du das nicht? Und trotzdem sind Menschen im Strudel versunken
Ihrer Anhänglichkeit, in die Grube der Täuschung geschleudert,
Durch die Macht der Illusion, der göttlichen Maya,
Die allein doch die Existenz der Welten ermöglicht.
Wundre dich nicht über Maya. Diese göttliche Maya
Ist die Yoganidra von Vishnu, dem König der Welten.
Von der Maya getäuscht wird die Welt, die göttliche Maya
Zieht in ihren Bann selbst die allerweisesten Männer,
Wirft sie in den Wahnsinn! Sie schafft das unendliche Weltall,
Was in Bewegung ist und was ist in friedlicher Ruhe.
Sie, wenn sie gnädig ist, wird ein Segen den sterblichen Menschen,
Dann führt sie die sterblichen Menschen zur letzten Befreiung.
Sie ist die höchste Erkenntnis, die Ursache aller Befreiung,
Ewig, die Ursache sie der Seelenwanderung Schicksal
Und die Herrscherin aller Herren. Da sagte der König:

Würdiger Herr, wer ist die Devi, die göttliche Maya?
Wer hat sie ins Leben gerufen, wo ist ihr Wirken,
Was macht ihr Wesen aus, was ist ihre Form, woher stammt sie?
Das ist alles, was ich von dir zu hören begehre,
O du höchster unter den weisen Kennern des Brahma!

Da sprach der Weise: Sie ist ewig, verkörpert das Weltall,
Alles ist von ihr durchdrungen. Sie ist verkörpert
Trotzdem in mancherlei Weise. Als sie sich manifestierte,
Um die Pläne der Götter zu erfüllen, da sollte
Sie in der Welt geboren werden, obwohl sie ist ewig.
An dem Ende eines Zeitalters, wenn nun das Weltall
Ward ein mächtiger Ozean mit den Wassern der Sintflut
Und der anbetungswürdige Vishnu ausgestreckt da lag
Und im mystischen Schlummer nahm in Schlepptau die bösen
Geister der Asuras, die bösen Kaithaba und Madhu,
Die ins Leben gesprungen aus dem Schmutze der Ohren
Vishnus, da suchten sie zu töten den göttlichen Brahma.
Brahma, der ewige Vater der Wesen, saß auf dem Lotos,
Der kam aus Vishnus Nabel. Die erbitterten Teufel
Waren aktiv, doch Vishnu schlief den mystischen Schlummer.
Da hat, mit Blick auf Vishnu, Brahma mit Geistkraft gepriesen
Yoganidra, die wohnte in Vishnus himmlischen Augen.
Prachtvoll Brahma pries die unvergleichliche Göttin,
Unterstützerin aller Welten, Herrin des Kosmos,
Grund der Bildung und Auflösung sie des unendlichen Weltalls.

Brahma sagte zur Göttin: Du bist Svaha und Svadha,
Du bist wahrlich die Vasatkara, Verkörperung Svaras,
Du bist der Nektar, ewige, unvergängliche Göttin,
Die du die Verkörperung bist des dreifachen Mantras.
Du bist ein halbes Mantra, obwohl du ewig bist, du bist
Wahrlich das, was nicht ausgesprochen werden kann, du bist
Herrin Savitti und die oberste Mutter der Götter.

Du trägst das Universum, indem du das Weltall geschaffen.
Von dir wird doch das Weltall geschützt, o göttliche Devi,
Du wirst das Universum immer verbrauchen am Ende.
O du bist die Form des ganzen unendlichen Weltalls,
Zu dem geheimen Zeitpunkt der Erschaffung des Weltalls
Existierst du in der Form der schöpfrischen Allmacht,
Zu dem Zeitpunkt der treuen Erhaltung des herrlichen Kosmos
Existierst du in der Form der himmlischen Schutzmacht,
Und zum Zeitpunkt der Auflösung des unendlichen Weltalls
Bist du da in der Form der Zerstörerin und der Vernichtung.
Du bist das höchste Wissen und die unendliche Torheit,
Du bist die göttliche Intelligenz, die Kontemplation und
Große Täuschung, göttliche Devi und böse Dämonin.

Du bist der Urgrund von allem, das Inkrafttreten aller
Qualitäten, die dunkle Nacht der Auflösung bist du
Periodisch, die Nacht der letzten Auflösung und die
Schreckliche Nacht des Wahnsinns! Du bist die Göttin des Glückes,
Göttin des Herrschers, Göttin der Bescheidenheit, Göttin
Großer Intelligenz durch Wissen, der Schüchternheit Göttin
Und der Nahrung Göttin, der Zufriedenheit Göttin
Und der Ruhe Göttin und die Göttin der Dulder.
Du bist bewaffnet mit Schwert und Speer und Keule und Diskus,
Pfeil und Bogen, Eisenwaffen, Steinschleuder, Muschel,
Du bist schrecklich und zu gleicher Zeit auch holdselig,
Ja, erfreulicher bist du als alle erfreulichen Dinge,
Außerordentlich schön bist du, die höchste Isvari,
Du bist gesetzt über alle hohen und niedrigen Geister.

Wo auch immer es etwas gibt, ob unwirklich oder
Wirklich, was Macht besitzt, bist du, die Seele von allem,
Wie kann ich rühmen dich mehr als das, die Seele des Weltalls?
Du erschaffst die Welt und erhältst die Welt und verschlingst sie
Und versetzt in den Ruhezustand am Ende den Kosmos.
Wer war je in der Lage, o Devi, dich würdig zu preisen?
Du hast uns allen Brahma gebracht und Vishnu und Shiva,
Die wir durch dich nur einnehmen unsre verkörperten Formen.
Devi, du wirst damit gepriesen, dass du betörst die
Beiden Teufel Kaidhaba und Madha, mit höheren Mächten.
Bitte lass Vishnu, den König und Meister des Weltalls, erwachen
Aus dem Schlaf und wecke seine Natur, dass er töte
Diese beiden mächtigen Teufel. Da sagte der Rishi:

Da ist also die Devi der Täuschung durch Brahma den Schöpfer
Aufgestanden, zu wecken Vishnu, dass er zerstöre
Madhu und Kaidhaba. Er richtet sich auf aus den Augen,
Aus dem Mund, der Nase, den Armen, dem Herzen und Busen,
Und erschien in den Augen Brahmas unendlich geboren.
Vishnu, der Herr des Universums, von Devi verlassen,
Nun erhob sich von seinem Lager im ewigen Meere,
Und er sah die beiden Teufel Kaidhaba und Madhu,
Die verfügten über Macht und des Heldentums Stärke,
Rot ihre Augen vor Zorn, bemüht, den Gott zu verschlingen.
Da stand der alles durchdringende Vishnu auf von dem Lager
Und er kämpfte mit den Dämonen für fünftausend Jahre,
Kämpfte mit seinen eigenen Waffen. Sie, rasend im Zorne,
Wurden getäuscht durch Maha-Maya, die göttliche Devi,
Und sie riefen: Herr, gib uns Gaben! Da redete Vishnu:

Wenn ihr mit mir zufrieden seid, o ihr bösen Dämonen,
Müsst ihr zuerst durch mich getötet werden! Ein andrer
Segen ist nötig! Mächtig ist meine Gnadenwahl wahrlich!

Und die beiden Dämonen, verhext durch die göttliche Maya,
Blickten aufs ganze Universum, das sich verwandelt
Hatte in Wasser, da sagte der lotosäugige Vishnu:
Sterben sollt ihr hier auf der Stelle, wo die Erde, die Mutter,
Nicht überflutet wird von den mächtigen Wassern der Sintflut!

Sprachs und so sollte es sein. Und Vishnu, der Träger der Muschel
Und des Diskus und der Keule, nahm die Dämonen
Auf die Lenden und trennte die Köpfe ab mit dem Diskus.
So ist also die göttliche Maya selber erschienen,
Als sie gebenedeit ward von dem ewigen Brahma.


NEUNTER GESANG


1

O ehrwürdige Göttin, höre meine Gebete,
Denn die Wehen sind deine ganz besondere Pflege.
Und in dir, liegt eine auf dem Bette der Schmerzen,
Das Geschlecht wie in einem Spiegel sich tröstend entlastet.
Schütze die Rasse, die mit sanftem Geiste begabte,
Jene hilflosen Jugendlichen, wohlwollend freundlich,
Gütige Nährerin, deiner tollen Natürlichkeit Schlüssel
Eignet keiner anderen Gottheit, dir nur alleine.
Du wohnst in allen immanent in den Spiegeln der Augen
Und die feierlichsten Festivals sind deine Freude.
Dein ist die keusche Rede auf die Jungfrauen-Zone,
Du wirst in jeder Kunst gesehen und bist die Berühmte.
Mit Geburten sympathisierst du und liebst das Gebären,
So gefallen dir die zahlreichen Nachkommen fruchtbar.
Wenn es in der Natur des Weibes Schmerzen bringt aber
Und Verwundete und Notleidende schreien vor Schmerzen,
Rufen dich die Geschlechter, dass du bringst Ruhe den Seelen.
Du allein kannst Erleichterung schaffen den Müttern,
Schmerzen erleichtern, sonst versucht man solches vergebens.
Eileithyia, du große unterstützende Göttin,
Ehrwürdig deine Macht, du bringst Erleichterung Frauen
In den schrecklichen Stunden der Wehen des Kindergebärens.
Höre, gebenedeite Diana, meine Gebete,
Mach das geliebte Kindlein zu deiner ständigen Pflege!


2

Nacht, o mütterliche Göttin, Quelle der Ruhe,
Von der die ersten seligen Götter und Menschen entsprungen,
Höre, gesegnete Venus, kostbar bekleidet mit Sternlicht,
Schlafend liegt die Wohnung der schwarzen Nacht in der Stille.
Träume sind in deinem dunklen Zug, schwarze Mutter,
Da sich tiefe Schwermut und schwere Lasten ergötzen.
Löse die ängstlichen Sorgen, o du Freundin der Freuden,
Mit dem dunklen Renner reite rund um die Erde.
Göttin der Phantome und Schattenspiele, o Göttin,
Deren schläfrige Macht teilt alle geborenen Tage,
Durch das Ewige Schicksal hast du die Götterbestimmung,
Dauernd zu senden Licht in die Tiefe der unteren Hölle,
Fern von der Sichtbarkeit durch die sterblichen Augen der Menschen,
Denn die Notwendigkeit, die eherne, alles erhaltend,
Sie umgibt die Welt mit diamantenen Banden.
Sei mir nahe, Himmlische, denn dein Diener erfleht es
In Gebeten, von allen gleichermaßen Verehrte,
Selige gütige Hilfe, treuer freundlicher Beistand,
Zu zerstreuen die schrecklichen Ängste der Schatten des Zweifels!


3

Höre, Göttin Königin, streue silbernen Lichtglanz,
Kuhhörner tragend, wandernd durch das nächtliche Dunkel.
Sterne umgeben dich und tiefe Nächte mit Fackeln,
Durch die Himmel schreitest du, Göttin des silbernen Mondes.
Weiblich und männlich, mit geborgten Strahlen, du schimmerst,
Und jetzt voller Sterne, jetzt wirst du wieder versinken.
Mutter der Alten, Früchte produzierender Mondschein,
Deine gelbliche Kugel macht die Nacht hell, o Herrin.
Liebhaberin schöner Pferde, herrliche Herrin der Nächte,
Alles sehende Macht, bedeckt mit den Sternen des Himmels,
Liebhaberin der Wachsamkeit, Freundin der Feinde des Streites,
Du bist im Frieden und lebst ein ganz umsichtiges Leben.
Lampe der Nacht, du gestaltest Ornamente den Freunden,
Der Natur gibst du das Ende des ewigen Zieles,
Königin himmlischer Sterne, selige Allfrau Diana!
Schön geschmückt mit herrlicher Robe und schimmerndem Schleier,
Komm, gesegnete Göttin, Weisheit des Himmels der Sterne,
Lichte, komm mit der Mondleuchte, keuschem und glorreichem Lichtglanz,
Scheine auf diese heiligen Riten mit segnenden Strahlen,
Akzeptiere deines Beters mystischen Lobpreis.


4

O Natur, du Mutter von allen, uralte Göttin,
Totus tuus ego sum, vielschaffende Mutter!
Heimlich geschaute, reiche und ehrwürdige Dame,
Heilige Herrin in jedem Teil deiner herrlichen Herrschaft!
Ungezähmte, alles Zähmende, herrlicher Lichtglanz,
Alles Urteil ehrend und überaus hellstrahlend bist du,
Protogeneia, Erstgeborene, ewige Mutter!
Immer noch der gleiche nächtliche Himmel der Sterne,
Glänzende, herrliche Dame, o du Herrin des Weltalls,
Deine Füße zeigen noch Spuren kreisender Welten
Und sind natürlich von dir gemacht, unermüdlicher Stärke.
Reine Ziele aller himmlischen göttlichen Mächte,
Endlich und unendlich gleichermaßen erstrahlend,
Allen Dingen gemeinsam, in allen Dingen Erkannte,
Aber unmitteilbar und allein, du mystische Göttin.
Ohne Vater deines staunenswertesten Rahmens,
Dich hat der Vater gezeugt, von dem dein Wesen entsprungen.
Immerblühende, Allesverbindende, Seelen vermischend,
Führerin du und Herrscherin dieses mächtigen Ganzen!
Lebensträgerin, alle tragend, verschieden Benannte,
Du allein kannst befehlen aller Anmut und Schönheit.
O Justitia, Höchste in der Kraft und der Stärke,
Dir gehorchen die schwankenden Wasser der ruhlosen Tiefe.
Irdische und Ätherische, für den Frommen die Frohe,
Süßigkeit für den Guten, aber bitter dem Bösen,
Allfrau, alle gnadenreich unterstützend, o Göttin,
Reiche Erhöhung aller Nahrung ist deine Begnadung.
Vater unser, der du dazu bringst die Mutter und Jungfrau,
Reichlich gesegnet, alle Samen genau zu betrachten,
Reife, Impulsive, aus deren fruchtbaren Samen
Und der Kunst der Hände kommen die wandelnden Szenen.
Mächtige Allmutter, unsichtbar den sterblichen Augen,
Ewigbewegte, gleichfalls allweise Königin-Mutter!
Siehe, die Welt ist durch dich, es fließen die Teilchen,
Rasche sinkende Ströme, die kennen nicht Pause des Atems,
Sondern auf stetem Scharnier, im ewig-steten Verlaufe
Umgewirbelt mit unvergleichlichen, nie müden Kräften.
Thronend hoch auf einem kreisenden Wagen voll Lichtglanz,
Hält deine mächtige Hand das Weltall und lenkt das Geschaffne,
Deine Hände halten die Zügel der tiefen Gebote.
Deines Wesens Gleiche, du Hochgeehrte und Beste,
Deinem Urteil gehört das allen gemeinsame Ende.
Alles bindende Dame, Parze ewigen Lebens,
Ewige Vorsehung, du Fatale, die Welt ist dein eigen.
Du bist alles, die göttliche Architektin des Kosmos!
Selige Göttin, höre deines Beters Gebete,
Mache mein Leben in Zukunft deine ständige Pflege,
Gib mir segensreiche Jahreszeiten und Reichtum,
Kröne meine Tage mit dauerndem Frieden und Segen.


5

Tochter des großen Protogonus, göttliche Rhea,
Heilige und illustre Rhea, höre mein Beten!
Du fährst auf deinem heiligen Wagen, von Löwen gezogen,
Mit Geschwindigkeit, von den starken schrecklichen Löwen.
Mutter des Zeus, dessen mächtiger Arm kann ausüben Rache,
Zeus, der schüttelt die schreckliche Ägis, der donnernde Vater,
Trommelschläge schlägt er, wild, mit herrlicher Miene,
Du mit klingenden Zymbeln Geehrte, Zymbeln des Jubels,
Des Saturnus selige Königin, heilige Rhea!
Du erfreust dich an den Bergen und stürmischen Kämpfen
Und es begeistert dich der Menschheit schreckliches Heulen.
Du warst die Mutter, Mächtige, majestätischen Körpers,
Trügerische Retterin und befreiende Dame.
Mutter der himmlischen Götter und unsterblichen Menschen,
Die du geboren jene des Himmels und diese der Erde,
Die ätherischen Winde, die tiefe Göttin des Meeres
Stammen von dir, sie alle mit ätherischen Körpern.
Komm, erfreue dich an Pilgerreisen, besuch uns,
Göttliche und Gebenedeite, schenke uns Ruhe
Nach den Mühen schenke unseren Seelen den Frieden,
Und wo der Lauf der Welt ward krank und krank ward die Menschheit,
Binde du die Erde der entferntesten Enden.


6

Königliche Juno mit majestätischer Miene,
Luftgestalt, o Göttliche, Jupiters selige Herrin,
Thronend auf dem Schoß der kreisenden Lüfte des Äthers,
Ist der Weltlauf der Sterblichen deine ständige Pflege.
Deine Macht allein inspiriert die Kühlung der Stürme,
Du nährst alles Lebendige, alles Leben begehrst du,
Göttliche Mutter von himmlischen Wolken und stürmischen Winden,
Siehe, von dir allein kommt die Erschaffung der Dinge,
Die Erschaffung alles bekannten sterblichen Lebens.
Alle Naturen sind untertan deinem Temperamente,
Untertan deiner universalen göttlichen Herrschaft.
Mit der Schaffung der Windstöße, Schwellung des Meeres
Und der rollenden Flüsse Brüllen warst du beschäftigt.
Komm, gesegnete Königin, komm, allmächtige Göttin,
Komm mit einem Verhältnis der Art von Freude und heiter!


7

Tethys ruf ich, mit den Augen voll himmlischem Lichtglanz,
Sie verbirgt sich im Schleier vor den menschlichen Blicken,
Großen Ozeans Kaiserin ruf ich, die göttliche Tethys,
Wandernd in Tiefen, erfreut an Stürmen, die Erde zu fegen.
Deine gesegneten Wellen wandern in rascher Bewegung,
Peitschen die felsige Küste mit den endlosen Fluten,
Freude ist es dir, in dem heiteren Meere zu spielen,
Mit den Schiffen jauchzend auf den wässrigen Wegen.
Mutter der göttlichen Venus und des Dunkels der Wolken,
Große Schwester der Tiere und Quelle reinlicher Brunnen,
O ehrwürdige Göttin, höre meine Gebete,
Mache mein Leben wohlwollend deine stetige Sorge,
Sende, gesegnete Königin, Schiffen günstige Brisen,
Wehe sie sicher dahin auf dem hohen stürmischen Meere.


8

Töchter des Nereus, wohnhaft in Grotten drunten im Meere,
Sportliche Nereiden, tümmelnd durch spielende Wellen,
Ihr fanatischen fünfzig Nymphen, des Ozeans Nymphen,
Die mit der wichtigen Freude folgen dem Zug der Tritonen,
Freuden ziehen einher hinter euren Wagen aus Muscheln.
Eure Körper sind wild und genährt durch die Tiefe des Meeres,
Ihr springt mit anderen Nymphen unterschiedlichen Grades
Und ihr wandert durch die Flüssigkeit rauschenden Meeres,
Lichte Delphine folgen euch, singend, voll Liebe zum Menschen,
Gut für den Sport und gut für bacchantische Spiele.
Nymphen mit schönen Augen, ihr seid begeistert von Opfern,
Sendet reiche Fülle auf unsere mystischen Riten,
Denn ihr seid die Ersten bei den heiligen Riten
Der Proserpina und des heiligen göttlichen Bacchus
Und der schönen Muse Kalliope, die mich begeistert,
Und des lichten Apollo, des Königs der Chöre der Musen.


9

Göttin Erde, Quelle der seligen Götter und Menschen,
Fruchtbare Mutter, begabt mit allen zerstörenden Kräften,
Allmutter, Grenzenlose, deren schöpfrische Mächte
Schaffen einen Markt von bunten Blumen und Früchten,
Allmagd, Ewige, weltweit feste Basis, unsterblich,
Du bist gebenedeit und gekrönt mit jeglicher Gnade.
O von deiner tiefen Gebärmutter, göttliche Mutter,
Wie aus einer endlosen Wurzel, kommen die Früchte,
Früchte mit vielen Formen, reife und reifende Früchte,
Göttin mit großem Busen, gesegnet mit Wiesen und Feldern,
Süßem und gutem Geruch und erfreut von fruchtbarem Regen.
Alle Blumen-Dämonen um einen Mittelpunkt kreisend,
Alle Sterne bewegen sich um deinen Planeten
Mit den schnellsten Wirbeln, ewige göttliche Mutter,
Deren Körper geschmückt ist mit unvergleichlichen Gaben
Und mit dem überhimmlischen Glanz der göttlichen Weisheit!
Komm, gesegnete Göttin, höre meine Gebete,
Mache die Zunahme reifen Obsts deine ständige Pflege,
Nahe mir mit dem gnädigen Zug der fruchtbare Horen
Und mit gnädigem Geist den geringsten Diener erhöre.


10

Große Mutter der Götter, Schwester aller Geschöpfe,
Nähere dich, o göttlich Geehrte, höre mein Flehen!
Thronend auf einem Wagen, von herrlichen Löwen gezogen,
Bullenzerstörenden Löwen, schnellen und mächtigen Tieren,
Lenkst du den Wagen göttlich mit der Stange des Zepters.
Dein ist der Welten mittlerer Sitz, von vielen bewohnter,
Darum ist die Erde dein und die sterblichen Wesen
Haben ihre ständige Nahrung von dir und die Pflege,
Ja, aus dir sind die ersten Götter und Menschen entsprungen,
Von dir stammt das Meer und alle fließenden Flüsse.
Vesta bist du und die Quelle des heiligen Guten,
Und dein heiliger Name ist allen sterblichen Menschen
Eine Freude und bewegt sie zu freundlichen Taten.
Alles Gute zu geben ist die Lust deiner Seele.
Komm, o mächtige Kraft, sei gnädig unseren Riten.
Allherrin, komm, Gesegnete, phrygische Retterin, Göttin,
Des Saturnus Königin, freu dich am Dröhnen der Trommeln,
Himmlische, Uralte, alles Leben tragendes Mädchen,
O fanatische Göttin, hilf deinem elenden Sklaven,
Schau mit freudigen Augen auf unsern steigenden Weihrauch
Und voll Freude akzeptiere das göttliche Opfer.


11

Tochter des Zeus, allmächtige göttliche Herrin und Jungfrau,
Komm, gesegnete Königin, komm zu unseren Riten,
Eingeborene Quelle, des Pluto geehrte Gemahlin,
O ehrwürdige Göttin allen ewigen Lebens.
Es ist an dir, in der Erde untersten Tiefe zu wohnen,
Schnell zu gehn durch die breiten düsteren Pforten der Hölle,
Jupiters heiliger Nachkomme, du mit gnädiger Miene,
O fatale höllische Herrin mit herrlichen Schlössern.
Quelle der Furien bist du, deren seliger Körper
Stammt aus Jupiters unaussprechlichem heimlichem Samen,
Mutter des Bacchus bist du, Mutter der trunkenen Reben,
Göttliche, Vielgestaltete, Mutter berauschenden Weines.
Tanzende Horen sind um dich, o du Essentielle,
Richterin, Jungfrau, die du trägst den himmlischen Lichtglanz,
Du Illustre, Gehörnte, voll freigebigen Geistes,
Einzig und allein begehrt von den sterblichen Menschen.
Frühlingshafte Königin, Freude der grasgrünen Wiesen,
Süß an Geruch und angenehm dein Körper den Augen!
In dem Herbst Gefreite, Leben und Tod ist dein eigen,
Elenden Sterblichen ist bekannt deine schreckliche Stärke,
Dein ist die Aufgabe ja nach deinem eigenen Willen,
Leben zu produzieren und alles Leben zu töten.
Höre, gesegnete Göttin, sende reichen Ertrag uns
Von verschiedenen Früchten der Erde und Frieden im Lande,
Sende Gesundheit mit sanfter Hand, du Ärztin des Leibes,
Sende die Krone meines Lebens mit seliger Fülle
Und befrei mich vom lärmenden Streite zänkischer Narren.
Schließlich im reifen Alter werde ich Beute des Todes,
Dann entlasse mich, ich kehr zu den Reichen der Schatten,
Komm zu deinem schönen Palast, glückseligen Gärten,
Wo die seligen Geister leben und Pluto ist König.


12

Eingeborene, edle Rasse von Jupiter, Wilde,
Benedeite, die du dich freust, in den Höhlen zu tanzen,
Kriegerische Pallas, unaussprechlichen Wesens,
Von illustrer Art, Großmütige, weithin Berühmte,
Felsige Höhen und Haine und schattige Berge erfreun dich.
In den Armen der Freude, mit Furien Schreckliche, Wilde,
Inspirierend die Seelen aller sterblichen Menschen,
Du gymnastische Jungfrau tollen heiligen Geistes,
Die du die Gorgonen bannst und die grause Medusa,
Unvermählt, gesegnet und von göttlichem Wesen.
Mutter der schönen Künste und gleichfalls herrische Jungfrau,
Du verstehst den zornigen Grimm über gottlose Sünder,
Du erkennst die göttliche Weisheit der frommen Gerechten.
Weibliche Jungfrau und gleichfalls männliche Kriegerin, Pallas,
Dein, fanatische Göttin, sind die Künste des Krieges,
Vielgestaltete Drachenmutter, o Pallas Athene.
Über den phlegräischen Riesen erhebst du dich grimmig,
Reitend auf deinem Renner, voll des Zorns der Zerstörung,
Die du entsprungen bist aus des Zeus Haupt, Tritogeneia,
Mit der herrlichen Miene, uns vom Übel erlösend,
Du über alle siegreiche Königin, göttliche Jungfrau.
Höre mich, Göttin, wenn ich zu dir bete, o Jungfrau,
Bete mit flehender Stimme Tag und Nacht, meine Herrin,
Und in meiner letzten Stunde, der Stunde des Todes,
Schenke mir Herzensfrieden und Gesundheit der Seele,
Gnädige Ewigkeit und die einzig notwendigen Schätze,
Sei mir immer gegenwärtig mit rettender Hilfe,
Vielbeschäftigte Mutter der Kunst, blauäugiges Mädchen.


13

Leistungsstarke Viktoria, von den Männern Begehrte,
Du mit negativen Brüsten vom Ingrimm Entflammte,
Zu dir ruf ich, deren Macht allein kann besiegen
Streitenden Zank und die Belästigung durch die Verfluchten.
Dein ist im Kampf um die Krone der herrliche Siegespreis, Göttin,
Dir ist das Zeichen von einem schönen Triumphe verliehen,
Göttin Viktoria, die du regelst alle die Dinge.
Herrlicher Kampf und Jubel sind dein des höchsten Triumphes.
Komm, o mächtige Göttin, und segne deinen Verehrer,
Komm mit funkelnden Augen und beschwingt vom Triumphe.
Mögen deine Taten berühmt werden, siegreiche Schutzfrau,
Möge ich finden durch dich, meine Herrin, unsterblichen Nachruhm!


14

Dunkelverschleiert, Latona, vielangerufene Fürstin,
Zwillings-Lager-Göttin, mit einer heiligen Miene,
Tolle Koiantis, ein mächtiger Geist ist dein inneres Wesen,
Deine Nachkommen sind sehr fruchtbar, Apoll und Diana,
Von dem göttlichen Jupiter über die Maßen gesegnet.
Phöbus, der Erlöser, der Gott des Lichts ist dein Sprössling
Und Diana, die Schöne, die liebt die geflügelten Pfeile,
Sie in Ortygias schönen Regionen vor Jahren geboren,
Er in Delos, die Berge hoch zu schmücken mit Lichtglanz.
Höre mich, heilige Göttin, voll der gnädigen Geistes,
Und vollende diese heiligen mystischen Riten
Doch mit einem Verhältnis heiliger Art, o Latona.


15

Höre mir zu, o Jupiters Tochter, ruhmreiche Herrin,
Du Bacchantische, du Titanin, mit heiliger Miene,
Jubel machen dir Pfeile und allen weißt du zu leuchten,
Fackel-Lager-Göttin, große Göttin Dictynna.
Über die Geburten hast du den Vorsitz, o Jungfrau,
Dir vertraut ein Mädchen, ein junges liebliches Mädchen,
Bei den Qualen der Wehen bereitest du Beihilfe gütig,
Löse die Gürtel und schenke Pflege werdenden Müttern,
Heftige Jägerin, Ruhm in dem Krieg in den rauschenden Wäldern.
Sanft in Bewegung und geschickt in schrecklichen Pfeilen,
Wandernd durch die Nacht, bringst du leuchtende Freude den Feldern,
Du hast den freien Geist, deine männliche Form zu errichten,
O illustre Dämonin, große Amme der Menschheit.
Irdische und Unsterbliche, Flüche der Monster dich trafen.
Es ist dein, gesegnete Magd, im Walde zu wohnen,
Feindin des Hirsches, Freude des Waldes, der jagenden Hunde,
Du in ewiger Jugend, schön und strahlend gedeihend,
Universelle Königin, göttliche Herrin, Augusta,
Eine vielfältige Form der Macht ist dein Eigentum, Jungfrau.
Schreckliche Schutzgöttin, Unbekümmerte, gnädigen Geistes,
Komm zur Einweihung unserer heiligen mystischen Riten,
Gib der Erde einen Markt voll von köstlichen Früchten,
Sende süßen Frieden und Gesundheit mit wallenden Haaren,
Über die Berge lass fahren die Pflege der kranken Gemüter!


16

Universal-Mutter Deo, weltberühmte Augusta,
Quelle des Reichtums und Göttin mit verschiedenen Namen,
Große Schwester, voll der Gnade, gebenedeit, göttlich,
Du erfreust dich am Frieden, du ernährst das Getreide.
Große Göttin der Samen und der reichlichen Früchte,
Ernten und Dreschen, Deo, sind deine ständige Pflege,
Die du wohnst ein Eleusina, dort sitzt du im Throne,
Schöne herrliche Fürstin, von allen Begehrte, o Göttin,
Amme aller Sterblichen, deren Geist voller Gnade
Lehrte als Erste zu pflügen mit dem Joche der Ochsen,
Und du gabest den Menschen, was die Natur hat gefordert,
Reichliche Mittel der gewünschten Glückseligkeit allen.
Grünpflanzen stets gedeihen zu deinen Ehren im Lichte,
Beistand des großen Bacchus du, lichtertragende Göttin,
Künstlerin mit den Sicheln der Schnitter, luzid die Natur ist,
Irdische, was wir finden bei dir ist die Reinheit des Herzens,
O Pro-Leben-Mutter, ehrwürdige göttliche Amme,
Deine Tochter liebst du innig, die heilige Kore.
Dein Triumphwagen wird von schrecklichen Drachen gezogen,
Heilige Orgien singt man an deinem strahlenden Throne,
Eingeborene, vieles produzierende Fürstin,
Dein sind die Blumen und die Früchte des kraftvollen Grünen.
Lichte Göttin, komm mit dem Sommer, dem Siege der Sonne,
Schwanger mit Schwellungen, spende uns allen lächelnd den Frieden.
Komm mit schönen Gnaden und imperialer Gesundheit,
Komm mit dieser einzigen nötigen Gabe der Wohlfahrt.


17

O Getreide-Göttin mit den herrlichen Namen,
Die unsterblichen Götter und Menschen sind dir entsprungen,
Häufig wandernde, einmal mit Trauer mächtig geschlagen,
In dem Eleusina-Tal du fandest Erleichtrung,
Da entdeckend Proserpina, deine göttliche Tochter,
Reinen Schreckens im Avernus, düster und dunkel.
Während du irrtest in der Welt, der heilige Jüngling
Bacchus war dir Teilnehmer und dir Führer des Weges.
Siehe, die Hochzeit des terrestrischen Zeus ging vorüber,
Während der Kummer dich hart geschlagen, o Göttin des Kornes.
Komm, oft eingeladene, und zu den Riten dich neige,
Deinen mystischen Knecht segne favorisierender Gnade!


18

Töchter des Jupiter und der Themis, ihr wandelnden Horen!
Lob sei dir, du Jungfrau der Gerechtigkeit, Dike,
Dir, gebenedeite Jungfrau des Friedens, Eirene,
Lob sei dir, rechtmäßige Jungfrau des Rechts, Eunomia,
Lob euch grasgrünen und lebendigen heiligen Mächten,
Deren lauer Atem atmet in lieblichen Blumen,
Bunte Jahreszeiten, reich erhöht ihr die Pflege,
Kreisende, ihr seid ewig blühend und ewig liebreizend!
Ihr seid verhüllt mit einem glänzenden tauigen Schleier,
Einem duftend blühenden Schleier, herrlich zu schauen.
Feiert Proserpina, wenn sie wieder kommt aus dem Dunkel,
Wenn die Grazien und die Moiren sie führen ins Helle,
Die in harmonischen Banden vorher lebten, die fröhlich
Waren und glücklich und tanzten heiter selige Tänze.
Triumphiert mit Ceres und mit Jupiter-Vater,
Gebt der Erde einen Markt von Früchten zu tragen,
Stellt in eure Obhut ein neues mystisches Leben!


19

Kadmische Göttin, universale Königin, Herrin,
Dich, o Semele, rufe ich an, dein heiliges Antlitz,
Du mit großem Busen und wallenden Locken, o Mutter
Gottes, glücklich und selig bist du, o Mutter des Bacchus!
Dein gewaltiger Sohn, dessen Liebe vom Blitz ward erleuchtet,
Er brach unreif und bang ins Licht, o Mutter des Gottes,
Vom unsterblichen Ratschluss, vom hohen Geheimnis geboren,
Göttlicher Sohn des Jupiter, des Regenten im Himmel!
Und Proserpina ward es ermöglicht, zu sehen den Lichtglanz.
Suche sie heim die Sterblichen aus den nächtlichen Reichen!
Immer nimm teil an unseren heiligen Riten und Festen,
Komm zu unseren Kulten, die deine Seele erfreuen,
Wenn dein Sohn die Wiedergeburt der Menschheit vollendet
Und wir Mysterien tief und heilig feiern im Tempel.
O ich rufe dich heute, kadmische Königin, hör mich,
Meinen Kult mit deinem Antlitz voll Seligkeit segne!


20

Große Schwester des Bacchus, höre meine Gebete,
Denn auch dein sind die heimlichen Riten des heiligen Jacchos,
Unsre mystischen Riten der nächtlichen Chöre des Bacchus,
Wenn die heiligen, lauterschallenden Feuer ertönen.
Hör mich, terrestrische Mutter, mächtige Königin, hör mich,
Ob du wirst auf Phrygiens heiligen Bergen gesehen
Oder ob du lieber wohnst auf dem Tmolus-Gebirge,
Komm mit heiliger Gnade und segne die mystischen Riten.


21

Nymphen, Nymphen, die ihr aus des Ozeans Strome
Leitet eure Geburt ab, ihr wohnt in Grotten der Erde,
Krankenschwestern der Leidbetrunknen, Ammen des Bacchus,
Heimlich jagende Mächte, die Früchte des Herbsts zu erhalten
Und zu ernähren jede Blume im lachenden Frühling!
Irdisch, freudig, in Wiesen wohnend, in Höhlen und Grotten,
Deren Tiefe erstreckt sich in die finstere Hölle,
Heilige, welche schnell aufsteigen durch Lüfte des Äthers,
Stehn ja in eurer Pflege Tau und Quellen und Ströme.
Unsichtbar, sichtbar, die Freude ihr habt an den Wandrungen weithin
Und uns sanft natürlich durch blühende Täler geleitet,
Jubelnd mit Pan auf den hohen Bergen, den Bergen der Hirten,
Städtegründungen sind von euch, wahnsinnige Nymphen,
Die euch mit schallender Echo Felsen und Wälder begeistern.
Nymphen, duftend, weiß, deren Brisen atmen erfrischend,
Die euch der laue Wind raubt, es raubt euch Zephyrus lachend,
Die ihr an Ziegen und Weideflächen erfreut seid und Panthern,
Ammen der Früchte, unbewusst des Verfalls in dem Herbste,
Voller kühler Freude und wandernd sportlich im Meere.
Nysische Nymphen, fanatische Nymphen, wahnsinnige Nymphen,
Freuden der Eichen, Liebhaberinnen des lachenden Lenzes,
Ihr päonischen Jungfrauen, die ihr hell seid und strahlend,
Hört, mit Ceres und Bacchus, hört meine frommen Gebete!
Kommt, ihr Nymphen, und segnet reichlich die sterbliche Menschheit,
Oft lasst hören eure lieblichen Stimmen, kommt eilend,
Freut euch voll Gnade an diesem meinem mystischen Ritus,
Gebt uns fruchtbare Jahreszeiten und ausreichend Wohlstand,
Und ergießt in dauerhaften Strömen das Heil und den Segen!


22

Himmelskönigin, lachenliebende Königin Venus,
Meergeborne, Urania, nächteliebende Göttin,
Herrin du mit deinem schrecklich heiligen Antlitz,
Kraft, von der die Notwendigkeit kam, o Kraft, meine Göttin,
Schöpferin, nächtliche Liebe, allverbindende Dame!
Es ist an dir, alle Welten harmonisch schön zu verbinden,
Alle Dinge entspringen dir, o Kraft, meine Göttin,
Dein Dekret regiert das weise dreifaltige Schicksal,
Alle Geschöpfe der Welten sind dir völlig ergeben!
Was auch die hohen Himmel umgeben, alles enthaltend,
Früchteproduzierende Erden, stürmische Meere,
Alles bekennt deine Herrschaft und gehorcht deinem Nicken,
Auch die schrecklichen Dienerinnen bacchantischen Gottes!
Göttin der Ehe, charmant zu schauen, liebende Mutter,
Die sich an Festbanketten erfreut, o Quell der Verführung,
Mysteriöse, favorisierende Königin, Venus,
Du illustre Schaumgeborene, unsichtbar, sichtbar,
Braut, die sich zuneigt den Menschen, Produktivste der Götter,
Die am meisten Begehrte, Leben spendendes Wesen,
Großen Zepters Fahnenträgerin himmlischer Götter,
Dein Amt ist, die Menschen mit festen Band zu verbinden,
Jeden Stamm der Monster mit magischen Ketten zu fesseln
Durch die verrücktesten Wünsche und die schlimmsten Begierden.
Komm, in Zypern geborene, meine Gebete erhöre,
Ob erhaben in dem Himmel der Himmel du leuchtest
Oder in Syrien präsidierst in dem heiligen Tempel
Oder den Wagen lenkst über ägyptische Wüsten,
In dem Goldglanz, oder nah des heiligen Wassers,
Fruchtbar und berühmt lebst du an gesegneten Orten,
Oder wenn heitere Freude lebt an meerblauen Küsten,
In der Nähe, wo brüllend das Meer mit schäumenden Wellen,
Kreisende Chöre der sterblichen Menschen sind da deine Freude,
Oder hübsche junge Nymphen mit lichtblauen Augen
Sind erfreut durch die sandigen Ufer des ruhmreichen Meeres,
Wenn dahinfährt dein schneller goldener Wagen, o Venus,
Oder wenn in Zypern du zelebrierst mit der Mutter,
Wo vermählte Frauen dich loben jährlich und Mädchen,
Niedliche Jungfrauen stimmen in den Refrain ein, o Göttin,
Rein zu singen Adonis und dich, o weinende Venus.
Allanziehende Venus, komm zu meinen Gebeten,
Denn ich rufe dich an, o Venus, im heiligen Geiste!


ZEHNTER GESANG

1

Muse! Erzähle mir die Taten der goldenen Kypris,
Die die süßen Leidenschaften erregt in den Göttern,
Unterwirft die Arten der sterblichen Menschen und Vögel,
Die in den Lüften fliegen, und all die vielen Geschöpfe,
Dass das dürre Land erblüht und was in dem Meer lebt,
Diese lieben die Werke der goldengekrönten Cythere.

Doch es gibt drei Herzen, die kann die Göttin nicht beugen,
Auch nicht umgarnen. Erstens ist es die Tochter Kronions,
Der den Ägis-Schild hält, mit strahlenden Augen Athena,
Sie hat keine Wonne an Werken der goldenen Kypris,
Aber köstlich sind ihr die Kriege, die Arbeit des Ares,
Streitigkeiten und Kämpfe und Werke des ruhmreichen Handwerks.
Diese lehrte zuerst die irdischen Handwerker, Wagen
Und Gespanne des Krieges verschieden von Bronze zu machen,
Und sie lehrte die schönen jungen Mädchen im Hause
Und gab Kenntnisse prächtiger Künste in jeglichem Sinne.
Auch die lachenliebende Aphrodite hat niemals
Artemis sterblich verliebt gemacht, die Jägerin-Jungfrau
Mit den goldenen Pfeilen. Sie liebt das Schießen des Bogens
Und das Töten von wilden Tieren auf hohen Gebirgen
Und die Leier auch und den Tanz und die spannenden Schreie
Und die schattigen Wälder und Städte und aufrechte Menschen.
Auch entzieht sich die reine Jungfrau Hestia immer
Sinnlicher Liebe, Aphrodites mächtigem Werke.
Sie war das erstgeborene Kind des listigen Kronos
Und die Jüngste durch den Willen des Zeus in dem Himmel,
Der den Ägis-Schild hält, eine Prinzessin und Jungfrau,
Magd, die Poseidon und Apollon zu heiraten suchten.
Sie war abgeneigt, hartnäckig hat sie sich geweigert
Und berührte das Haupt des Vaters Zeus, der den Schild hält,
Dass die liebliche Göttin schwöre förmliche Eide,
Die in Wahrheit sich auch erfüllten, sie blieb eine Jungfrau
Alle ihre Tage. So Zeus der Vater gab Ruhm ihr
Statt der Ehe. Sie hat ihren Platz in der Mitte des Hauses
Und verfügt über reichliche Opfer. In allen den Tempeln
Aller Götter hat sie ihren Anteil an Ehre
Und unter allen Sterblichen ist sie der Göttinnen Herrin.
Diese drei konnte Aphrodite niemals verbiegen
Oder umgarnen die Herzen. Aber die anderen Götter
Oder Sterblichen konnten Kypris niemals entgehen.
Auch das Herz des Zeus, der ist am Donner begeistert,
Ward in die Irre von ihr geführt, obwohl er der Größte
Aller Götter ist, der majestätische König.
Aphrodite betörte sein weises Herz wann sie wollte
Und vereinigte ihn mit reizenden sterblichen Frauen,
Ohne dass Hera es wusste, seine Schwester und Gattin,
Die doch so großartig ist, die schönste Göttin des Himmels,
Die der listige Kronos mit Mutter Rhea gezeugt hat,
Zeus aber, dessen Weisheit ist ewig, machte die Göttin
Hera zu seiner keuschen, fürsorglichen Ehegemahlin.

Aber Aphrodite selbst warf in Zeus die Begierde
Und die süße Lust der Liebe zu sterblichen Frauen,
Mit den sterblichen Frauen vereinigt zu werden in Liebe,
So dass Zeus nicht einmal unschuldig Sterbliche liebte.
Und die lachenliebende Aphrodite des Tages
Leise lächelte, sie war spöttisch unter den Göttern,
Da sie die Götter sah voll Liebe zu sterblichen Frauen,
Nackte Kinder des Todes mit unsterblichen Göttern,
Den unsterblichen Göttinnen paarten sich sterbliche Männer!

Und so legte Zeus ihr ins Herz die schmachtende Sehnsucht
Nach Anchises, der weidete an den Hängen des Hügels
Waldreichen Idas das Vieh, an Form wie die herrlichen Götter.
Als die lachenliebende Aphrodite ihn schaute,
Liebte sie ihn gleich, und furchtbare Wünsche der Wollust
Packten sie im Herzen. Sie ging nach Zypern, nach Paphos,
Wo ihr Revier ist und der süße Altar ihres Tempels,
Und sie ging hinein in den weihrauchduftenden Tempel,
Schloss die mächtigen Pforten. Und die Grazien salbten
Ihr mit himmlischem Salböl ihren blühenden Körper,
Diesen Körper der ewigen Gottheit von göttlicher Süße.
Und die lachenliebende Aphrodite das leichte
Kleidchen legte an und schmückte mit goldenem Schmucke
Ihren Busen, und so verließ sie das duftende Zypern,
Ging in aller Eile in Richtung Troja, in Eile
Reiste sie hoch in den Wolken. Sie kam zum waldreichen Ida,
Mutter von wilden Geschöpfen, und ging zum Gehöft im Gebirge.
Da kamen graue Wölfe, mit Kriecherei vor der Göttin,
Grimmig-blickende Löwen und Panther und brüllende Bären,
Schnelle Leoparden mit heißem Hunger auf Rehe.
Aphrodite ward froh im Herzen, sie alle zu sehen,
Und sie bemerkte den Wunsch in ihrer Brust in dem Busen,
Dass sich alle wilden Tiere begatteten rasend,
Jeweils zwei zusammen, in den schattigen Höhlen.

Aber sie selbst kam zu dem gutgebauten Gehöfte,
Und sie fand allein im Hofe den Helden Anchises,
Schön wie die Götter! Alle anderen sind mit den Herden
Über die grasbewachsnen Weiden des Ida gezogen,
Er blieb allein im Gehöft, sprang hin und her, und erregend
Spielte er auf der Leier. Und Aphrodite, die Tochter
Gottes, stand vor ihm, ein reines Mädchen, erhaben
Stand sie in der Höhe, mit holder lächelnder Miene,
Dass er nicht erschrocken sein musste, als er beherzigt
Sie mit seinen Augen wahrnahm. Als nun Anchises
Sah Aphrodite an, bemerkte er gut ihre Schönheit,
Wunderte sich über ihre holdselige Miene, ihr Lächeln,
Ihre Größe und ihr licht erstrahlendes Kleidchen,
Denn sie war in ein Kleidchen verhüllt von goldener Farbe,
Bunter Stickereien, dass wie der silberne Mondschein
Floss lasziv über ihre majestätischen Brüste,
Oh ein Wunder zu schauen, und mit Schimmer bereichert.
Auch trug sie Armspangen, auch trug sie Ohrringe blumengestaltig,
Zwischen ihren Brüsten glänzte die Kette mit Perlen.

Und Anchises wurde von heißer Liebe ergriffen,
Sprach zu ihr: Heil dir Herrin! Wer von den Seligen bist du?
Bist du Artemis, Leto, oder die goldene Kypris,
Oder die hochgeborene Themis, oder Athena
Mit den strahlenden Augen, oder eine Charitin,
Die der Götter große Werke begleiten und werden
Als Unsterbliche angesehen, eine der Nymphen
Bist du vielleicht, die die angenehmen Wälder besuchen,
Oder von denen, die bewohnen das schöne Gebirge
Oder die Flüsse oder die grasbewachsenen Wiesen.
Ich will dir einen Altar errichten am Gipfel des Berges,
An dem weithin sichtbaren Ort, und reichliche Gaben
Will ich dir opfern zu allen Zeiten des kreisenden Jahres.
Fühle dich gut und sei mir wohlgesonnen und gib mir,
Dass ich als Mann hervorragend bin im Kreis der Trojaner,
Gib mir starke Nachkommen für die kommenden Zeiten.
Gib mir auch selbst, dass lang ich lebe und glücklich auf Erden,
Hier zu sehen das Licht der Sonne, und lass mich gelangen
In das Greisenalter, wohlhabend unter den Menschen.

Drauf sprach zu ihm Aphrodite, die Tochter des himmlischen Vaters:
O Anchises, Herrlichster aller Männer auf Erden!
Wisse, dass ich keine Göttin bin. Warum denn willst du
Mich vergleichen den unsterblichen Göttinnen droben?
Nein, ich bin eine Sterbliche, eine Frau war die Mutter,
Die mich geboren, der berühmte Otreus mein Zeuger,
Wenn du von ihm gehört hast, der in Phrygien Herrscher
Über Festungen ist. Ich kenne gut deine Sprache,
Wie meine eigene Sprache, die Schwester eines Trojaners
Trug mich zuhause, sie nahm mich von der liebenden Mutter,
Trug mich fortan, als ich ein kleines Kindlein gewesen,
Daher kommt es, dass ich kenn die trojanische Sprache.
Aber der Jäger von Argos hat mich gefangen genommen
Aus dem Tanzchor der Jägerin Artemis, bogenbewehrter.
Denn es waren viele von uns, liebreizende Nymphen,
Heiratsmündige Jungfrauen, die zusammen da spielten,
Eine unzählige Zahl von lieblichsten Mädchen umgab mich.
Doch der Jäger von Argos mit dem goldenen Stabe
Raffte mich hinweg. Er trug mich über die Länder
Sterblicher Menschen und unbebaute Weiden und Auen,
Wo die wilden Bestien streifen durch schattige Höhlen,
Bis ich dachte, nie wieder die lebensspendende Mutter
Erde mit den Füßen zu berühren. Er sagte,
Dass ich werde genannt die Ehefrau von Anchises,
Und ich solle dir gebären herrliche Knaben!
Als er das gesagt, da ging der Jäger von Argos
Wieder heim zur Familie der unsterblichen Götter,
Während ich jetzt zu dir gekommen bin, lieber Anchises,
Denn unbeugsamer Zwang liegt auf mir. Ich beschwöre bei Zeus dich
Und beschwöre dich bei deinen leiblichen Eltern –
Keine gemeinen Eltern können ja solch einen Sprössling
Zeugen wie dich - oh nimm mich, nimm mich eilend, Geliebter!
Ich bin keusch und unerfahren in Künsten der Liebe...
Zeig mir deinen Vater und deine fürsorgliche Mutter,
Deine Brüder auch, gezeugt in eben dem Bette,
Ich will nicht übel gefallen ihnen als Tochter und Schwester.
Weiter sende Boten schnell zu den Phrygiern, meinem
Vater und meiner traurigen Mutter alles zu sagen.
Und sie schicken dir Geld in Fülle und reiche Geschenke.
Die nimm als Brautgabe an. Und dann bereite die süße
Ehe, ehrenvoll in den Augen der Menschen und Götter.

Als sie so gesprochen hatte, da legte die Göttin
Eine süße Begierde in sein Herz. Und Anchises
Ward von großer Liebe gepackt! Er tat seinen Mund auf,
Und er sagte: Wenn du eine Sterbliche bist und
Eine Frau deine Mutter war, die dich geboren, und Otreus
Ist dein berühmter Zeuger, wie du sagst, wenn du hierher
Kamst durch den Willen des Hermes, des unsterblichen Führers,
Und man soll dich nennen meine Gattin für immer,
Dann hält kein Gott und kein sterblicher Mensch mich zurück, bis ich liebend
Mit dir geschlafen habe, selbst wenn der Schütze Apollon
Selbst sollte schwere Pfeile schießen vom silbernen Bogen.
Gerne wollt ich hinunter gehen zum Hause des Hades,
O meine Dame, schön wie die Göttinnen, wär ich nur einmal
In dein Bett gestiegen, mit dir mich in Liebe zu mischen!

Er nahm ihre Hand. Die lachenliebende Kypris,
Abgewandten Gesichts und niedergeschlagener Augen,
Kroch auf das herrliche reiche Lager, mit weichlichen Decken
Für den Helden belegt, drauf lagen Felle von Bären,
Felle von Löwen, die er selbst in den Bergen erschlagen.
Und als sie auf das herrliche breite Bett sich gebettet,
Nahm Anchises ihr den Schmuck ab, die Spangen und Broschen,
Nahm ihre Ohrringe ab und Perlenketten, genüsslich
Löste er ihren Gürtel und zog das Kleidchen aus, nackend
Legte er sie nieder. Und durch den Willen der Götter
Und durch den Willen des allmächtigen Schicksals beschlief er
Sie, ein sterblicher Mann schlief mit der unsterblichen Göttin
Aphrodite. Es ward ihm nicht deutlich, was da geschehen.

Aber zu der Zeit, da die Hirten die Rinder und Schafe
Führten zurück auf die Weide, Aphrodite goss Schlaf aus
Auf Anchises. Sie selbst zog wieder das Kleidchen an. Darauf,
Als die Göttin sich komplett bekleidet, da stand sie
Von dem Bett auf, ihr Kopf berührte die Balken des Daches,
Ihre Wangen leuchteten überirdischer Schönheit,
Wie es sich gehört für die goldengekrönte Cythere.
Und dann weckte sie ihn aus dem Schlaf und tat ihren Mund auf
Und sie sagte: Auf nun, Sohn des Dardanus, auf nun!
Warum schläfst du so lange? Denk, wie ich ausgesehn habe,
Als du mich zuerst mit deinen Augen gesehen.

Also sprach sie. Er erwachte im Augenblick folgsam.
Aber als er sah den Hals und die glühenden Augen
Aphrodites, erschrak er, wandte die Augen ab, barg sein
Schönes Gesicht in dem Mantel. Dann sprach er geflügelte Worte:

Als ich dich sah mit meinen Augen, reizende Göttin,
Wusst ich, dass du göttlich warst. Du hasts geleugnet.
Aber bei Zeus, ich flehe dich an, lass mich nicht erlahmen
Und nicht ein lahmes Leben führen unter den Menschen,
Sondern hab Erbarmen mit mir, denn wer hat beschlafen
Eine Göttin im Bett und blieb nicht zurück als Gelähmter?

Aphrodite, die Tochter des Zeus antwortete lächelnd:
Mein Anchises, Herrlichster du von den sterblichen Menschen,
Hab nur Mut und sei nicht ängstlich verzagenden Herzens!
Hab keine Angst vor einem Schaden durch mich oder andre
Selige Götter, du bist lieb den seligen Göttern,
Du sollst haben einen lieben herrlichen Knaben,
Der soll herrschen in Troja, und Kinder werden ihm folgen.
Er wird heißen Äneas. Ach, ich leide entsetzlich,
Dass ich mich legte in das Bett eines sterblichen Mannes.
Doch sind die Menschen von eurer Rasse immer die liebsten
Allen Göttern in der Schönheit der Körpergestalung.

Wahrlich, wahrlich, der weise Zeus entführte den Knaben
Ganymedes wegen seiner goldblonden Schönheit,
Dass er unter den Himmlischen sei und gieße den Wein ein
In dem Hause Gottes – ein wahres Wunder zu schauen –
Und ist geehrt von allen Unsterblichen, wenn er den Nektar
Ausgießt aus goldener Schale. Aber, o trauter Anchises,
Leider fand keinen Frieden das Herz seines trauernden Vaters
Tros, er wusste ja nicht, wohin der Wirbelwind hatte
Seinen geliebten Sohn entführt, er trauerte immer,
Unaufhörlich trauerte er, bis Zeus sich erbarmte,
Gab ihm zur Entschädigung für den Sohn, den geliebten,
Rosse, wie sie tragen die unsterblichen Götter,
Diese gab er ihm zum Geschenk. Auf Weisung des Höchsten
Sagte der Jäger von Argus ihm alles, sein Sohn sei unsterblich,
Unvergänglich wie auch die unvergänglichen Götter.
So, als Tros diese Botschaft hörte vom himmlischen Vater,
Hörte er auf zu trauern, sondern freute sich herzlich
Und ritt fröhlich mit seinen sturmesfüßigen Rossen.

So auch Eos raffte hinweg den Tithonus, welcher
Doch von deiner Rasse war, wie die menschlichen Götter
Golden thronend. Und sie ging zum dunkel bewölkten
Sohn des Kronos, dass er ewig lebe, unsterblich,
Zeus zu bitten, Zeus senkte den Kopf, ihr Gebet zu erfüllen,
Zeus erfüllte ihr den Wunsch. Zu einfältig aber
War die königliche Eos, sie dachte im Herzen
Nicht daran, auch ewige Jugend für ihn zu erbitten
Und ihm abzustreifen den Sumpf des tödlichen Alters.
Während er also die süße Blüte des Lebens genossen,
Lebte er verzückt mit der goldenthronenden Eos,
Dieser frühegeborenen, an des Ozeans Strömen,
An den Enden der Erde, aber zu grauen begannen
Schon die erstes Haare des Hauptes, des Bartes am Kinne,
Und die königliche Eos hielt sich nun fern von
Seinem Bett, obwohl sie ihn pflegte zuhause und nährte
Ihn mit Nahrung von Ambrosia, gab ihm auch Kleidung.
Aber das abscheuliche Alter drückte ihn nieder
Und er konnte nicht mehr bewegen noch heben die Glieder.
Da beriet sie sich in ihrem innersten Herzen,
Und sie legte ihn in ein Zimmer und legte sich vor die
Glänzende Tür. Da liegt er und plappert endlos, ist kraftlos,
Der einst kraftvoll gewesen in seinen geschmeidigen Gliedern.

Ich will dich nicht versetzen zu den unsterblichen Göttern
Als Unsterblichen, dass du lebst auf solcherlei Weise.
Doch wenn du aufstehst, wie du jetzt lebst in Aussehn und Form, ich
Würde dich meinen Gatten nennen, es fehlte die Trauer
Dann in meinem fürsorglichen Herzen. Aber es ist so,
Dass das graue Alter dich bald wird einhüllen, dieses
Rücksichtslose Alter, das eines Tags an der Seite
Eines jeden sterblichen Menschen steht, tödlich ermüdend,
Ja, das Alter wird gefürchtet sogar von den Göttern.

Jetzt aber werde ich wegen dir sehr traurig, Geliebter,
Immer trauernd unter den unsterblichen Göttern.
Früher haben sie doch meine List gefürchtet, ich hatte
Die Unsterblichen oft gepaart mit sterblichen Frauen,
Was auch gerne nach meinem Willen taten die Götter.
Aber jetzt hab ich nicht mehr diese Macht bei den Göttern,
Groß ist mein Wahnsinn, mein elender schrecklicher Wahnsinn!
Ach, ich ging in die Irre mit meinem irrenden Kopfe
Und ich trag einen Knaben unter dem Gürtel der Reize
Aus der geschlechtlichen Paarung mit einem sterblichen Manne.

Für den Knaben, sobald er das Licht der Welt wird erblicken,
Stehen bereit die schönen Bergnymphen, vollbusig jede,
Die bewohnen dieses heilige große Gebirge,
Diese ziehen ihn auf. Mit Sterblichen rechnen sie nicht und
Nicht mit Unsterblichen. Lange leben sie, himmlische Speise
Essen sie und tanzen mit den Unsterblichen, trunken
Ist Silenus bei ihnen und der Jäger von Argus
In den Tiefen der angenehmen Höhlen des Berges.
Aber bei ihrer Geburt die Fichten wachsen, die Eichen
In dem Frühling mit ihnen auf der fruchtbaren Erde,
Schöne, grünende Bäume, hochaufragend auf Bergen.
Menschen nennen sie heilige Stätten unsterblicher Geister
Und die Sterblichen fällen sie nie mit der Axt und dem Beile.
Aber wenn das Schicksal des Todes nahe zur Hand ist,
Werden die schönen Bäume verdorren, da wo sie stehen,
Und die Rinde schrumpft, die Zweige fallen und schließlich
Schwindet das Leben der Nymphe unter dem Lichte der Sonne.
Diese Nymphen werden bei sich behalten mein Kindchen,
Und sobald er zu einem schönen Knaben geworden,
Werden die Göttinnen ihn hierher bringen, um dir zu zeigen
Deinen Knaben. Aber, das kann ich dir sagen, ich werde
Alles, was ich im Sinn habe, tun und werde auch wieder
Kommen im siebenten Jahr und bring dir den lieblichen Knaben.
Und so schnell, wie du jemals gesehn einen Sprössling,
Deine Augen an ihm zu ergötzen, wirst du ihn schauen
Und an dem Anblick dich freuen, denn er ist gottähnlich, wahrlich!
Bring ihn zum stürmischen Ilion. Wenn dich dann einer
Von den Sterblichen fragt, wer dir das Kindlein getragen
Unter dem reizenden Gürtel, denke daran, ihm zu sagen,
Was ich dir gebiete, er sei der Spross einer Nymphe,
Einer der Bergnymphen, die den bewaldeten Hügel bewohnen.
Aber wenn du vor allen dich rühmst ruhmrediger Torheit,
Dass du mit der goldgelockten Aphrodite geschlafen,
Dann wird Zeus in seinem Zorn mit Blitzen dich töten.
So, jetzt hab ich dir alles gesagt. Nun siehe, verzichte,
Nenne mich nicht, sonst trifft dich der Zorn der strafenden Götter.

Als die Göttin dies gesprochen, fuhr sie gen Himmel.
Sei gegrüßet, Liebesgöttin, Königin Zyperns!
Ich begann mit dir, jetzt will ich dir noch einmal singen.


2

Singen will ich von der göttlichen Aphrodite,
Dieser goldengekrönten und schönen, deren Regierung
Sind die ummauerten Städte des meerumgürteten Zypern.
Siehe, der feuchte Atem des Westwinds wehte die Göttin
Über die Wellen des lautaufstöhnenden Meeres im Schaume.
Dort die goldengeschmückten Horen begrüßten sie freudig.
Und die Horen kleideten sie mit himmlischen Kleidern.
Auf den Kopf setzten sie eine feine goldene Krone.
In die Ohrlöcher hingen sie Verzierung von Goldschmuck
Und mit silbernen Kettchen schmückten den schneeweißen Busen.
Und die goldengeschmückten Horen, wann immer des Vaters
Himmlisches Haus sie betraten, sahen die Göttinnen tanzen.
Als die Horen nun Aphrodite geschmückt und bekleidet,
Brachten sie sie zu den Göttern, die sie freudig begrüßten.
Jeder von den Göttern betete, dass er die schönste
Göttin der Göttinnen dürfe nach Hause führen als Gattin,
So sehr staunten sie über die Schönheit der goldnen Cythere.

Sei gegrüßet, keusche, süßgewinnende Göttin!