Ein Epos von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
ERSTER
GESANG
1
Göttin
der hohen furchterregenden göttlichen Kräfte,
Göttin,
in Terror gekleidet, reitend auf göttlichen Kräften,
Göttin
Inanna, durch die Kraft der göttlichen Waffe
Bist
du in Blut getränkt und hetzend in schrecklichen Schlachten,
Mit
dem Schild auf dem Boden ruhend, in Hochwasser, Sturmflut,
Große
Herrin Inanna, bekleidet mit Leinen, wohl wissend,
Wie
Konflikte zu planen sind, mächtige Länder mit Pfeilen
Und
mit Kraft zerstörst du und überwältigst die Länder.
Du
in Himmel und Erde brüllst wie die brüllende Löwin
Und
verwüstest die Menschen. Wie ein Wildstier du feierst
Riesentriumphe
über Ländereien, dir feindlich.
Wie
eine furchterregende Löwin bedrohst du die Sklaven,
Unbotmäßige,
Ungehorsame, bitterer Galle.
Meine
Herrin von der Statur des herrschenden Himmels,
Jungfrau
Inanna, immer so groß wie die Erde, die Mutter,
Und
wie Utu bei deinem Kommen den König verehrte,
Dehntest
du deine Arme aus, mit den Füßen im Himmel,
Trägst
die furchterregenden Schrecken und trägst auf der Trage
Herrlich
das Licht des Tages und die Brillanz unsrer Erde,
Mit
dem anderen Fuß auf den Bergen und strahlende Strahlen
Schön
erzeugend, die du die Pflanzen der Berge hervorbringst,
Die
geboren auf heiligem Berg, am heiligen Orte,
Du
bist stark mit der Keule wie eine fröhliche Herrin,
Eine
begeisterte Herrin, frohlockend in Kämpfen mit Waffen.
Menschen
mit schwarzen Haaren singen dir Hymnen und alle
Länder
besingen dich in süßen heiligen Hymnen.
Ich will die Herrin des Kampfes, die Tochter Suens besingen,
Ich
will loben und preisen die Göttergeburt der Inanna.
Sie
hat angekündigt: Als ich, die Göttin, herum ging
In
den Himmeln und auf der Mutter Erde herum lief,
Als
ich, Inanna, ging herum im Himmel der Himmel
Und
auf der Mutter Erde herum lief, als ich zu Fuß ging
In
den Ländern Elam und Subir, als ich zu Fuß ging
In
die Berge Lulubi, als ich mich wandte in Richtung
Der
Gebirge, so wie ich, die Göttin, mich nahte dem Berge,
Zeigte
er mir keinen Respekt, so wie ich, Inanna,
Mich
dem Berge näherte, zeigt er mir keinerlei Ehrfurcht,
So
wie ich, Inanna, mich näherte, zeigte der Berg mir
Keinerlei
Ehrfurcht, als ich zu der Bergkette Ebih
Kam,
da zeigte die Bergkette Ebih mir keinerlei Ehrfurcht.
Jene
Berge Ebih zeigten mir keinerlei Ehrfurcht,
Da
sie nicht vor mir die Nase neigten zum Boden,
Da
sie nicht vor mir ihre Lippen rieben im Staube,
Will
ich persönlich die steigenden Berge erfüllen mit Schrecken!
Gegen
seine herrlichen Seiten werde ich starke
Sturmböcke
aufstellen, gegen seine geringeren Seiten
Werde
ich kleine Sturmböcke aufstellen. Ich will ihn stürmen
Und
beginnen das Spiel der heiligen Göttin Inanna.
Im
Gebirge will ich Schlachten beginnen und Kriege.
Ich will Pfeile im Köcher vorbereiten, ich werde
Schleudersteine
mit dem Seile schleudern, ich werde
Mit
dem Polieren meiner Lanze beginnen, ich werde
Wurfholz
und Schild vorbereiten zu dem heiligen Kriege.
Und
ich will Feuer auf seinen dichten Wald werfen, ich will
Eine
Streitaxt auf seine Bosheit schlagen. Und Gibil
Mach
ich, der reinigt die Luft, der gebar seine heiligen Zähne
An
dem Wasserfall. Und ich werde den Terror verteilen
Durch
die unzugänglichen Bergbereiche und werde
Arrata
einnehmen durch das Kriegsheer der Göttin Inanna.
Wie
die Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wieder
Hergestellt
werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine
Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge
der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih
mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.
Und Inanna legte der Königinnen Gewand an
Und
umgürtete sich mit Freude, sie schmückte die Stirne
Mit
gewaltigem Terror und furchterregenden Strahlen.
Und
sie arrangierte Rosenkränze um ihren
Nacken,
Rosenkränze von Karneol. Und sie schwang die
Siebenköpfige
Waffe kräftig zur göttlichen Ehre,
Legte
an ihre Füße Lapislazuli-Riemen.
In
der Dämmerung kam sie königlich, folgte dem Wege
Zu
der Pforte der Wunder. Sie brachte Anu ein Opfer,
Adressierte
ein Gebet an den himmlischen Vater.
Vater
Anu, in der Freude an Tochter Inanna,
Vater
Anu trat vor und nahm seinen Platz ein. Er füllte
Mit
sich selber den Ehrenplatz des Himmels der Himmel.
Und
Inanna hat angekündigt: Anu, mein Vater,
Sei
gegrüßt, und leihe dein Ohr meinen betenden Worten.
Du
hast mich erschreckend zu einer der Gottheiten droben
In
den Himmeln gemacht. Aufgrund deiner Macht hat mein Reden
Keine
Rivalen im heiteren Himmel, auf schwärzlicher Erde.
Du
hast mir die Waffe und die Embleme gegeben.
Du
hast den Sockel in Position gesetzt und du machtest
Fest
den Thron und sein Fundament, die Stärke der Waffe,
Die
sich beugt wie ein Baum. Die Überfälle der Mörder
Hast
du verbreitet und militärische Kriegerkampagnen
Hast
du verfolgt, um vor diesen schrecklichen Königen in der
Schlacht
des Himmels wie Mondlicht zu erscheinen, die Pfeile
Von
dem Bogen zu schießen und zu fallen auf Felder,
Obstgärten,
Wälder, wie der Zahn der Heuschrecke furchtbar,
Um
das rebellierende Land zu erobern, die Riegel
Du
entfernst von den Stadttoren, dass die Türen sich öffnen.
König
Anu, du hast wahrlich mir alles gegeben.
Du
gabst mir den Ehrenplatz zu der Rechten des Königs,
Um
die Rebellen zu vernichten, so kann er mit meiner
Hilfe
Köpfe zerschmettern wie ein Falke des Berges,
König
Anu, und ich kann dich loben und preisen, o Vater,
Und
dein Name ist im Lande ein blutroter Faden.
Darf
er das Land zerstören, wie im Felsspalt die Schlange?
Er
ließ sie stürzen wie eine Schlange herab vom Gebirge!
Möge
er die Kontrolle über den Berg haben, möge
Er
seine Höhe prüfen und wissen, möge er gehen
Auf
dem heiligen Kampffeld umher, der kennt seine Tiefen.
Aber
die himmlischen Götter, die Anuna-Gottheiten, helfen!
Wie
kann's sein, dass der Berg mich nicht fürchtet, im Himmel, auf
Erden,
Dass
der Berg mich nicht fürchtet, Inanna, im Himmel, auf Erden,
Dass
die Bergkette mich nicht fürchtet, im Himmel, auf Erden,
Mich
der Ebih nicht fürchtet? Denn er zeigt keine Ehrfurcht,
Denn
er neigte nicht seine Nase herab auf den Boden,
Denn
er rieb nicht seine Lippen im Staube der Erde.
Möge
ich füllen meine Hand mit dem steigenden Berge
Und
das Gebirge übergeben dem Schrecken der Göttin.
Gegen
seine herrlichen Seiten aufstellen lass mich
Rammböcke,
gegen die kleineren Seiten aufstellen lass mich
Kleine
Rammböcke. Lass mich stürmen, lass mich beginnen,
Lass
mich beginnen das Kriegsspiel der heiligen Göttin Inanna,
Im
Gebirge lass mich den Kampf beginnen und lass mich
Vorbereiten
Konflikte mit dem gottlosen Gegner.
Lass
mich vorbereiten Pfeile im silbernen Köcher,
Lass
mich Schleudersteine mit dem Seil schleudern, lass mich
Meine
Lanze polieren, Wurfholz und Schild vorbereiten.
Lass
mich in Brand setzen seine dichten Wälder und lass mich
Eine
Streitaxt auf seine Bosheit schlagen und lass mich
Gibil,
der reinigt die Lüfte, einsetzen, der seine Zähne
An
dem Wasserfall gebar, und lass diesen Terror
Mich
durch die unzugänglichen Bergbereiche verteilen.
Wie
eine Stadt, die Gott verflucht hat, kann er nie wieder
Hergestellt
werden, wie die Stadt, bei der Enlil gerunzelt
Seine
Stirn mißbilligend, kann er den Hals nicht mehr heben.
Möge
der Berg erzittern, wenn ich mich nähere, möge
Ebih
mich ehren und mich loben mit heiligen Hymnen.
Anu,
der König der Götter, gab Antwort der Tochter Inanna:
Meine
Kleine verlangt die Zerstörung dieses Gebirges!
Was
Inanna verlangt, ist die Zerstörung des Berges,
Was
sie fordert, ist die Zerstörung dieses Gebirges,
Das
ists, was übernehmen will die Göttin Inanna.
Furchterregender
Schrecken war in der Wohnung der Götter.
Es
war Angst in der Wohnung der Anuna-Gottheiten droben.
Ebih
hat seinen Schrecken und seine Grausamkeit über
Dieses
Land ergossen, er hat die Strahlen des Berges
Und
die Angst über alle nahen Länder gegossen,
Seine
Arroganz erstreckt sich zur Mitte des Himmels.
Furcht hängt in den herrlichen Gärten des Ebih-Gebirges,
Üppigkeit
breitet sich aus, seine prächtigen Bäume sind selber
Eine
Quelle der Wunder, wachsend zum Ursprung des Himmels,
Und
in Ebih die Löwen sind zahlreich unter den Bäumen
Und
die Löwenkinder unter den Blättern der Bäume.
Er
lässt wilde Widder und freie Hirsche in Menge
Da
vorhanden sein, und es stehen Wildstiere weidend
In
dem blühenden Gras und Reh-Paare unter Zypressen.
Man
kann den Gegner nicht überwinden durch Angst und durch Terror,
Denn
beängstigend ist die Bergkette, ausstrahlend Schrecken.
Jungfrau
Inanna, widersetze dich nicht, sprach der Vater.
Doch
die Herrin in ihrer Wut, ihrem göttlichen Zorne,
Tat
das Arsenal auf und die Lapislazuli-Tore,
Und
sie brachte herrlichen Kampf herbei und sie rief den
Großen
Sturm hervor. Die heilige Göttin Inanna
Griff
nach dem Köcher. Sie hob ein aufragendes Hochwasser mit dem
Bösen
Schlick, sie rührte den tobenden Wind auf mit Scherben.
Meine Dame konfrontierte die Bergkette drohend.
Sie
ging Schritt für Schritt. Sie schärfte die Schneide des Dolches.
Und
sie packte Ebihs Hals, als ob sie zerreiße
Gras,
sie drückte den Dolch in sein Herz, sie brüllte wie Donner.
Felsen
bilden den Körper von unten. Es klapperten Ebih
Seine
Flanken. Von den herrlichen Seiten und Spalten
Spuckten
Schlangen Gift. Inanna verdammte die Wälder
Und
verfluchte die Bäume und mordet durch Dürre die Eichen,
Sie
goss Feuer auf seine Flanken und machte den Rauch dicht.
Und
die Göttin etablierte die Autoritäten
Über
den Berg. Die heilige Göttin tat, was sie wollte.
Sie ging an des Ebih Bergkette, sprach zu dem Berge:
Bergbereich,
wegen deiner Höhe und Größe des Körpers,
Wegen
deiner Attraktivität, deiner Schönheit,
Wegen
deinem heiligen Kleid und dem Reich in dem Himmel,
Und
weil du deine Nase nicht geneigt auf den Boden,
Weil
du nicht gerieben die Lippen im Staube der Erde,
Darum
hab ich dich getötet und machte dich niedrig.
Wie
bei einem Elefanten die Stoßzähne, hab ich
Deine
Zähne beschlagnahmt, wie beim Wildstier die Hörner,
Habe
ich deine Hörner auf den Boden geworfen.
Wie
bei einem Stier hab ich deine mächtige Stärke
Auf
den Boden gezwungen und brutal dich verfolgt und
Ich
hab Klagen in dein Herz gelegt und die Vögel
Bauen
Nester auf deinen Flanken, die Vögel der Trauer!
Und
ein zweites Mal, mit Jubel im schrecklichen Terror,
Sprach
die Göttin rechtschaffen: Anu, mein himmlischer Vater,
Großen
Schrecken goss er über die Mitte der Berge.
Mir
zur Rechten platzierte er eine Waffe, zur Linken
Eine
andere Waffe. Meine Wut, einer Egge
Scharfe
Zähne, hat den Berg auseinander gerissen.
Ich
hab einen Palast gebaut und mehr noch geschaffen.
Ich
hab einen Thron in Kraft gesetzt und ich machte
Seinen
Grund fest. Ich hab den Darstellern heiliger Kulte
Dolche
gegeben, ich habe den Darstellern heiliger Kulte
Keulen
gegeben und ihre Kopfbedeckung geändert.
Sieg!
Mein Sieg eilte auf den Berg. Im Siegestriumphe
Gegen
Ebih stürzte ich seine Bergkette schließlich.
Ich
ging nach vorn wie einer brandenden Meeresflut Wogen
Und
mit steigendem Wasser hab ich den Damm überspült und
So
verhängte ich meinen Sieg übers Ebih-Gebirge.
Ich
hab meinen Sieg auferlegt dem Ebih-Gebirge.
Für
die Zerstörung des Ebih sei Inanna gepriesen,
Lobgesang
werde der großen Göttin, der Jungfrau Inanna!
2
2
Herrin
aller göttlichen Kräfte, strahlende Herrin,
Helle,
rechtschaffene Frau, in strahlenden Lichtglanz gekleidet,
Die
du geliebt bist von Anu und Uras! Herrin des Himmels,
Du
mit dem großen Diadem, dem Kopfschmuck der Fürstin,
Die
du das Amt der Priesterin liebst, die dient in dem Tempel,
Die
du alle sieben göttlichen Kräfte ergriffen!
Meine
Dame, du bist die Hüterin göttlicher Kräfte!
Du
hast göttliche Kräfte, es soll deine Hand sie verteilen.
Du
hast göttliche Kräfte, mögest du göttliche Kräfte
Sammeln
an deinen Brüsten, an deinem heiligen Herzen!
Wie
ein Drache sprühst du Gift auf die Länder der Fremden.
Wenn
du wie Iskur über die Erde braust, Jungfrau Inanna,
Kann
keine Vegetation vor dir bestehen. Wie Fluten
Bist
du, wie Fluten, strömend herab in die Länder der Fremden,
Kraftvolle
Eine von Himmel und Erde, o Göttin Inanna!
Regnend
loderndes Feuer nach unten auf gottlose Länder
Und
mit göttlichen Kräften ausgestattet, o Dame,
Die
du auf einem Löwen reitest, dein Wort wird gesprochen
Nach
dem Befehl von Anu, dem Wort des himmlischen Vaters.
Dir
gehören die heiligen Riten, wer kann sie ergründen?
O
Zerstörerin du der Fremden, verleihe uns Stärke
Mit
dem Sturm, Geliebte des Enlil, Herrscherin mit dem
Superterror!
Du stehst im Dienst von Anus Kommando.
Deinem
Schlachtruf folgend, meine streitende Dame,
Achte
ich gering die Grenzen der Länder der Fremden.
Wenn
die Menschen kommen zu dir in heiliger Ehrfurcht,
Vor
den erschreckenden Strahlen und dem Sturm deiner Hoheit,
Fasst
du nach der schrecklichsten aller göttlichen Kräfte.
Wegen
dir wird die Schwelle der bitteren Tränen geöffnet,
Und
die Leute gehen mit Wehklagen heim in die Häuser.
In
den Schlachten wird alles aufschreien, Frau, wenn du zuschlägst.
Meine
Dame, mit deiner Kraft, mit den Zähnen zerschlage
Alle
Feuersteine. Du strebtest vorwärts wie Stürme,
Brüllst
mit dem brüllenden Sturm und donnerst mit donnerndem Wetter.
Du
verbreitest Erschöpfung mit den Sturmwinden, Herrin,
Während
unermüdlich sind deine eigenen Füße.
Mit
den Klagen der Trommel wird die Klage geschlagen.
Meine
Dame, es tragen die großen Anuna-Götter
Dich
wie Fledermäuse zu den Ruinen der Hügel.
Sie
ertragen nicht deine schrecklich blickenden Augen
Und
sie wagen es nicht, deinem Zorngesicht zu begegnen.
Wer
kann kühlen dein rasendes Herz? Dein zorniger Ingrimm
Ist
zu groß, um sich abzukühlen, zornige Herrin,
Und
wie kann deine Stimmung beruhigt werden, o Göttin?
Herrin,
kann ich dein Herz erfreuen? Älteste Tochter
Suens,
möge dein Zorn sich niemals abkühlen, Herrin!
Du
bist die Höchste in den fernen Ländern der Fremden,
Die
sich alle Gaben aus deinem Bundes-Land nehmen.
Du
hast deine Provinz über allen Hügeln erweitert.
Wenn
man sich aber all der Berge Stirnrunzeln anschaut,
Sieht
man, die Vegetation ist ruiniert in der Gegend.
Deine
großen Pforten der Paläste verbrennen.
Blut
wird in die Flüsse gegossen, das trinken die Leute.
Du
musst deine Truppen gefangen nehmen, bevor du
Sie
zusammen führst. Du musst die Elitesoldaten
Deiner
Regimenter verstreuen, alle zusammen.
Du
musst deine jungen wehrfähigen Männer zusammen
Stehen
lassen. Stürme haben in Tänzen erobert
Deine
Städte. Du nimmst die jungen Männer gefangen.
Dein
Befehl komme über die Stadt, sie sich nicht dir geweiht hat.
Alle
Fremden sind dein, die alle sich nicht dir vertrauten.
Alles
liegt am Vater! Dein Fuß zertritt deine Feinde.
Fürsorge
in Verantwortung ist vom Schafstall entfernt, die
Frau
spricht nicht mehr mit ihrem Manne liebevoll, mitten
In
der Nacht, sie berät sich nicht mehr mit ihrem Gemahl und
Offenbart
ihm nicht mehr ihre reinen Gedanken des Herzens.
O
du wilde Kuh, du tolle Tochter von Suen,
Dame,
du kannst alles aus deinem Bundes-Land nehmen,
Große
Königin aller Königinnen, der Schoß der
Mutter
für die gerechten göttlichen Kräfte, o Mutter,
Weise
und gesalbt, o Herrin der Länder der Fremden,
Lebenskraft
der Menschen, ich werde dir singen die Hymne!
Deine
Äußerungen sind herrlich, Göttin der Kräfte,
Großherzig
bist du, gute Frau mit dem strahlenden Herzen,
Ich
werde aufzählen alle deine göttlichen Kräfte.
Ich,
die Priesterin Anus, tat meinen Priesterberuf in
Deinem
Dienst. Ich trug den Ritualkorb und stimmte
An
das Lied der Freude. Die Grabbeigaben und gleichfalls
Auch
das Ritualmahl hab ich gebracht in den Tempel,
So
als hätte ich nie gelebt. Ich näherte mich dem
Licht,
das Licht war glühend heiß. Ich näherte mich dem
Schatten,
aber ich wurde von einem Sturme vertrieben.
Und
mein honigsüßer Mund wurde bitterer Abschaum.
Meine
Fähigkeit, Stimmungen zu beruhigen, schwand mir.
Tochter
Suens, meine Anu, mein Gott und mein Schicksal!
Kann
es Anu ungeschehen machen, das Unheil?
Wenn
du Anu davon erzählst, wird er mich befreien!
Ja,
die Frau wird das Schicksal von Lugal-Ane erfahren,
Fremde
Länder und Hochwasser liegen ihr sklavisch zu Füßen.
Auch
die Frau ist erhaben und lässt die Städte erzittern.
Ein
Schritt nach vorn, so dass sie ihr heiliges Herz für mich kühle.
Ich,
die Priesterin, werde ein Gebet zur Königin sprechen,
Und
vor dir, Inanna, lass ich strömen die Tränen,
Tränen
wie süßen Wein. Ich werde täglich dich grüßen.
Sei
nicht besorgt über Ashimbabbar, denn in der Verbindung
Mit
den Reinigungsriten des heiligen Anu ward alles
Anders.
Eanna ist abgefallen. Er stand nicht in Ehrfurcht
Vor
der großen Gottheit. Er hat diesen Tempel verwandelt
Und
zerstört. Während er vor mir einher ging, als ob er
Mir
ein Partner wäre, näherte er sich voll Missgunst.
Meine
gute göttliche Kuh, o fange die Menschen!
An
der Stelle des göttlichen Zuspruchs, wo ist mein Ruhm jetzt?
Ausgeliefert
wird das Land, ein böser Rebell ists
Gegen
meinen Nanna. Möge Anu zerschlagen
Diese
Stadt! Möge Enlil verfluchen den gottlosen Bösen!
Mögen
seine weinenden Kinder nicht von der Mutter
Zärtlich
getröstet werden! Herrin, beginn mit der Klage,
Möge
deine Klage im Feindesgebiete ertönen!
Muss
ich denn sterben wegen meinen heiligen Liedern?
Nanna
hat nicht geachtet auf mich. Er hat mich völlig vernichtet
Im
abtrünnigen Land. Und Ashimbabbar hat sicher
Nicht
ein Urteil über mich gesprochen. Was ist es
Denn
für mich, wenn er ausgesprochen das Urteil? Was ist es
Denn
für mich, wenn er nicht ausgesprochen das Urteil? Er stand da
Im
Triumph und vertrieb mich aus dem heiligen Tempel.
Er
hat mich fliegen lassen wie eine Schwalbe vom Fenster.
Ich
hab meines Lebens Kraft erschöpft! Und er hat mich
Durch
die Dornbüsche auf die Berge gehn lassen, und er
Zerrte
mir an der Krone und zerrte an der Priesterin Mantel.
Er
gab mir ein Messer und einen Dolch und er sagte:
Das
sind geeignete Zierden für dich, o Priesterin Gottes!
Du
am meisten geliebte Edeldame, Geliebte
Gottes,
dein heiliges Herz ist groß, es werde getröstet
Vom
Gebet. Geliebte Ehepartnerin Anus,
Du
bist die große Dame des Horizonts und des Zenites
An
dem Himmel. Die Götter liegen vor dir hingeworfen.
Von
Geburt an warst du die Junior-Königin! O wie
Bist
du nun die Höchste über alle die Götter!
Siehe,
die Götter küssen vor dir mit den Lippen die Erde!
Aber
meine eigene Seele ist noch nicht vollendet,
Wenn
auch ein feindliches Urteil mich umgeben, als ob es
Wäre
mein eigenes Urteil. Ich habe noch nicht erreicht mit
Meinen
Händen mein erblühtes Bett, meinen Himmel.
Ich
tat nicht die Verlautbarung Ningals jemandem kund. O
Meine
liebe Frau, geliebt vom Vater im Himmel,
Möge
dein Herz von mir beruhigt werden mit Lobpreis,
Mit
Gebeten der brillanten Priesterin Gottes!
Ja,
es muss bekannt sein, es muss bekannt sein, denn Nanna
Ist
noch nicht genug verkündet. Zu mir sagte Nanna:
Ich
bin dein, ich bin dein! O schenk mir dein Herz, meine Tochter!
Man
muss wissen, dass du hoch wie der Himmel bist, Herrin!
Man
muss wissen, dass du breit wie die Erde bist, Mutter!
Es
muss bekannt sein, dass du zerstörst die rebellischen Länder!
Man
muss wissen, dass du brüllst in die Länder der Fremden!
Sei
es bekannt, dass du Schädel zerquetscht und Schlangen vernichtest!
Man
muss wissen, dass du Leichen verschlingst wie Schakale!
Man
muss wissen, dass dein Auge schrecklich ist, Göttin!
Sei
es bekannt, dass du erhebst deine schrecklichen Blicke!
Man
muss wissen, Geliebte, du hast blitzende Augen!
Man
muss wissen, dass du unerschütterlich bist und
Unnachgiebig
und dass du letztendlich wirst triumphieren!
Nanna
ist noch nicht verkündet. Er sagte: Ich bin der Deine!
Du
hast mehr getan, meine Dame, du bist die Größte!
Meine
liebe Frau, geliebt vom himmlischen Vater,
Göttin,
ich werde all deinen Ingrimm aussprechen, siehe,
Ich
hab die Kohlen im Weihrauchfass gehäuft und die Gluten,
Und
ich bereite die Reinigungsriten. Es wartet der Goldschrein.
Könnte
dein Herz mich nicht besänftigen, göttliche Mutter?
Allzu
voll ist mein Herz, o tolle heilige Dame,
Und
da hab ich eben dies Lied für Inanna gesungen.
Möge
ein Dichter es wiederholen zum Mittag, o Göttin,
Was
ich dir in der Nacht gesungen, o heilige Jungfrau!
Weil
gefangen dein Ehepartner und weil auch dein Söhnchen
Ist
gefangen, ist groß deine Wut im heiligen Herzen.
Kraftvolle
Dame, in der Versammlung der Herrscher geachtet,
Du
hast ihr Opfer akzeptiert. Inannas gesalbtes
Unbeflecktes
Herz ward gestillt. Das Licht war dir lieblich,
Freude
erstreckte sich über dich, voller göttlicher Schönheit
War
die Jungfrau. Wie das Licht aufgehenden Mondes
Strahlte
sie Freude aus. Und Nanna kam, blickte sie an und
Ihre
Mutter Ningal segnete sie und der Vater.
Jede
Botschaft der himmlischen Frau ist erhaben und heilig.
Lob
des Feindes Zerstörerin in den Ländern der Fremden!
Meine
Dame, du bist begabt mit göttlichen Kräften
Und
in goldene Schönheit getaucht, o göttliche Jungfrau!
3
3
Großherzig
ist die Dame, die ungestüme Geliebte,
Stolz
ist die Herrin unter den himmlischen Anuna-Göttern,
Sie
ist herausragend unter den Ländern, die Tochter von Suen,
Sie
ist erhaben unter den großherzoglichen Göttern,
Sie
ist die prächtige Dame, die sammelt die göttlichen Kräfte
In
dem Himmel und auf Erden, Rivalin des Vaters,
Mächtigste
unter den Göttern, ihr Urteil ist endgültig, ewig.
Alle
Götter kriechen vor ihr, wenn sie göttlich ihr Wort spricht,
Anu
wagt es nicht, anzugehn gegen ihre Befehle,
Sie
verändert ihr eigenes Handeln, und niemand kann wissen,
Wie
sie auftreten wird. Sie vervollkommnet göttliche Kräfte,
Hält
den Hirtenstab.Sie ist prächtig, herausragend, herrlich,
Sie
ist die riesige Herrschaft über die Götter des Landes.
Ihre
hohe Schrecklichkeit deckt die großen Gebirge
Und
die Ebnen der Straßen. Bei ihrem schallenden Schreien
Kriegen
die Götter des Landes Angst. Ihr Brüllen lässt Götter
Zittern
wie ein einsames Schilfrohr. Beim Grollen der Göttin
Gleich
verstecken die Götter sich alle. Ohne Inanna
Fällt
der Vater keine Entscheidung und Enlil kein Schicksal.
Wer
erhebt sich gegen die Geliebte, die ihren Kopf hebt,
Die
erhaben ist über den Bergen? Wo immer sie wütet,
Sind
die Städte Ruinen geworden und Spuk-Orte schaurig
Und
sind die Schreine auf dem Abfallhaufen gelandet.
Wenn
ihr Zorn die Menschen erzittern lässt, Feuer und Nöte
Ihnen
verursacht, sind die Menschen vom Dämon besessen.
Sie
rührt Verwirrung und erschreckendes Hochwasser an und
Ist
in erschreckenden Glanz gekleidet. Ihr furchtbares Spiel ist,
Mit
Geschwindigkeit Konflikte und Krieg zu erregen,
Unermüdlich
schreitend in ihren goldnen Sandalen.
Sie
ist bekleidet mit einem wütenden Wirbelwind, Stürme
Trägt
sie als Kleid des Himmels von erschreckenden Gnaden.
Wenn
sie einen berührt, ist gleich da die tiefste Verzweiflung,
Wenn
sie den Weg zurückgelegt hat mit dem glühenden Südwind.
Sie
sitzt auf angespannten Löwen und schneidet in Stücke
Jene
Gottlosen, die ihr keinerlei Ehrfurcht erweisen.
Unsre
Herrin ist wie ein Leopard von den Hügeln,
An
dem Eingang der Straßen ist rasend und schnaubend die Herrin,
Wie
ein Stier im Vertrauen auf seine Kraft, seine Stärke,
Niemand
wagt es, sich gegen sie zu wenden. Die Herrin
Aller
großherzoglichen Götter, ein Fallstrick den Sündern,
Eine
Falle für den Bösen, ein Strick für die Feinde,
Sie
versprüht ihr Schlangengift überall, wo sie wandelt.
Unserer
Herrin Zorn ist wie verheerende Fluten,
Niemand
kann widerstehen diesen verheerenden Fluten.
Wie
ein großer Wasserlauf erniedrigt sie jenen,
Der
sie verachtet. Die Herrin ist wie ein Adler am Himmel,
Dem
sich niemand entziehn kann. Inanna, ein Falke der Jagd, sie
Jagt
mit den Göttern. In Stücke reißt Inanna die Rinder
Und
die geräumigen Rinderställe. Die Felder der Städte,
Die
Inanna im Zorn sah, wurden aufgewühlt und die
Furchen
der Felder wurden zerrissen wie schwächliche Gräser.
Anu
geht ihr entgegen, er sitzt am lodernden Feuer
In
der Hochebne unserer göttlichen Herrin Inanna.
Unsere
Herrin beschleunigt die Kämpfe, des Krieges Konflikte.
Siehe,
die Göttin singt ein Lied. Der Gesang folgt dem Plane,
Weinend
um die Honigmilch und die Speise des Todes.
Wer
verspeist sie? Inannas Milch und Speise des Todes
Wird
nicht lange dauern. Galle wird brennende Schmerzen
Denen
bereiten, denen sie zu essen gibt, in den
Mund
gibt sie ihnen die Speise. In ihrem fröhlichen Herzen
Singt
sie das Lied vom Tod auf der Ebne, das Lied ihres Herzens.
Sie
wäscht ihre Waffen mit Blut, ihre Streitäxte haben
Köpfe
zerschlagen, Speere dringen durch und die Keulen
Werden
mit Blut befleckt. Den bösen Mund halten Krieger.
Blut
vergießt sie bei ihrem ersten heiligen Opfer
Und
der Tod erfüllt sie. Auf der breiten und stillen
Ebne,
bei der Verdunklung des hellen Lichtes des Tages,
Wendet
sie sich am Mittag in das finstere Dunkel.
Menschen
suchen im Zorn sie, suchen sie dann nach dem Kriege.
Ihr
Geschrei stört die Ebene, stört die Weide, die Wiese.
Ihr
Geheul ist wie Iskur und lässt das Fleisch aller Länder
Zittern.
Niemand kann ihrem Krieg entgegen sich stellen,
Auch
nicht ihre Rivalen. Niemand in heftigen Kämpfen
Kann
sie besiegen, die sie beschleunigt die Schlacht, das Gemetzel.
Wasser
rasend fegt über Mutter Erde und lässt nichts
Hinter
sich zurück. Die Herrin des Pfluges den Boden
Öffnet,
den harten. Die Stolzen heben nicht länger die Hälse.
Ihr
großmütiges Herz verkündet ihre Gebote,
Die
Geliebte, die allein ist die herrschende Göttin.
In
dem Werk allmächtig, nimmt sie den Ehrenplatz ein und
Demütigt
riesige Berge, als wären es Berge von Abfall,
Sie
zertrümmert sie, bringt Zerstörung über das Bergland.
Steine
schleudert Inanna, so erhält sie den Siegspreis.
Steine
schleudert sie so, als ob es Tonscherben wären.
Unsere
stolze Herrin hält den Dolch in der Rechten,
Strahlt
eine Ausstrahlung aus, die bedeckt die irdische Landschaft.
Sie
setzt Netze aus für die Fische der Tiefe des Meeres,
Sie
verlässt nicht die Fische der unterirdischen Wasser.
Wie
eine kluge Vogelfängerin fängt sie die Vögel
Mit
dem Netz, das sie aufhängt in den Wipfeln der Bäume.
Sie
ist der Ort der göttlichen Pläne des Himmels, der Erde.
Ihres
Wortes Absicht widersteht nicht der Vater.
In
dem verwirrenden Rat der großen Götterversammlung
Ist
ihr Vorsitz bekannt nur wenigen. Unsere Herrin
Ist
ein Panther unter den Göttern, hochmütig, herrisch,
Ihr
wurde Macht gegeben vom höchsten Vater der Götter.
Nicht
zum Kampf empfängt sie die jungen niedlichen Mädchen
In
der Kammer, sie empfängt sie mit liebendem Herzen,
All
der jugendlichen Mädchen leibliche Reize.
Sie
ist böse auf die Frau, die sie ablehnt voll Hochmut.
In
dem gesamten Lande lässt sie laufen die Mädchen
In
den Städten auf den Märkten herum. Eine Hausfrau
Aber
sieht ihre Kinder. Die Göttin segnet die Hausfrau.
Diese
Hausfrau zerbrach den Speer, als wär sie ein Krieger.
Unsere
Herrin gab der heroischen Hausfrau die Waffe.
Zwar
die Frau hatte eine büßende Strafe erduldet,
Dann
aber wurde sie nicht mehr gestraft von der Herrin und Göttin.
Unsere
Herrin öffnet die Tür zum Schatzhaus der Weisheit,
Sie
macht bekannt das Interieur der Halle der Weisheit.
Die
aber, die sie nicht ehren, die entgehn nicht der Strafe.
Unsere
Göttin fängt in ihren Netzen die Menschen.
Aber
der Mann, den sie bei seinem Namen gerufen,
Aber
der sie nicht ehrt, der wird bestraft und gezüchtigt.
Aber
die männlichen Freier und die weiblichen Huren,
Wenn
sie schon ihre Strafe erlitten, stöhnen vor Wollust!
Die
ekstatischen, transformierten Weiber der Klagen
Lamentieren
und singen Gesang. Sie erschöpfen sich völlig
Mit
dem Weinen und Trauern, sie lamentieren und klagen,
Weinende
schütten täglich ihr Herz aus vorm Herzen der Göttin:
Ach,
mein Herz, ach du kennst ja keine Entspannung und Ruhe!
O
geliebte Dame des heiligen Vaters im Himmel,
Zu
dir kommen die Klageweiber mit Heulen und Jammern.
Du
bist im Himmel. Makellos sind deine milchweißen Brüste!
Du
bist majestätisch, es haben Himmel und Erde
Nichts
Vergleichbares, o du Rivalin des himmlischen Vaters
Anus
und Enlils, du besetzt ihren Ehrenplatz droben.
Du
bist herausragend in den Kultstätten. Mögest du sitzen
In
dem prächtigen Sessel. Iskur, brüllend vom Himmel,
Seine
dicken Wolken bersten. Die göttliche Macht des
Himmels
und der Erde triumphiert, o Inanna,
Dein
Triumph ist erschreckend, die Götter beugen sich sklavisch.
Göttin,
du reitest auf sieben Tieren, kommend vom Himmel.
Siehe,
ein Großfürst fürchtete deinen zaubrischen Gürtel
Und
er ward von deiner himmlischen Wohnung erschreckt und
Ließ
dich einen Thronstuhl einnehmen droben bei Anu,
Und
du fürchtetest dich nicht, zu sagen dem Großfürst:
Ich
will die heiligen Riten beschützen, die göttlichen Riten!
Und
die Götter küssten die Erde und warfen sich nieder.
Und
das Hochgebirgsland, das Lapislauli-Land und
Karneol-Land
verbeugte sich tief vor der herrschenden Göttin,
Aber
der Ebih beugte sich nicht vor dir, du Erhabne,
Und
der Ebih grüßte dich nicht, o heilige Jungfrau!
Auf,
zerbrich ihn in deinem Zorn, zerschlag ihn mit Sturmwind!
Du
bist herausragend durch die Kraft von Anu und Enlil,
Ohne
dich wird kein Schicksal bestimmt, kein Ratschlag gegeben.
Laufen,
entkommen, beruhigen und besänftigen, Göttin,
Das
ist dein, und hetzen, erheben, fallen, verstärken,
Das
ist dein, o Göttin, Erschließung von Straßen und Wegen,
Orte
der Ruhe für die Reisenden, Helfer der Schwachen,
Das
ist dein, o Göttin, die Wege in Ordnung zu halten,
Und
die Erde zu erschüttern, zu festigen, alles
Das
ist dein, o Göttin, zerstören, aufbauen, reißen,
Regeln,
das ist dein, o Göttin, den Mann zum Weibe zu bringen
Und
das Weib zum Manne zu bringen in Treue und Freundschaft,
Das
ist dein, o Göttin, Erwünschtheit, Erregung, ist alles
Dein,
o Göttin, Profite, Rechnungen, Renten, Gewinne,
Alles
ist dein, o Göttin, finanzielle Verluste,
Reichtum
und Armut, Schulden und Ersparnisse, Bettler,
Alles
ist dein, o Göttin, die Beobachtung, Schönheit,
Wahl
und Opfer sind dein, o Göttin, Männlichkeit, Würde,
Schutzengel,
Schutzfrauen, Schutzgötter, Kultzentren, Gnade und Mitleid,
Alles
ist dein, o Göttin, Herzensergießungen, Krankheit,
Das
ist dein, o Göttin, die Lieblingsfrau zu verehren,
Einer
Zweitfrau zu dienen, Jubel, Hochmut und Ehre,
Ruhm,
ist alles dein, o Göttin, Pflege, Erziehung,
Demut
ist dein, o Göttin, ein Hauskauf, ein Schlafzimmer, Betten,
Sofas
für die Geliebte, kleine Knaben zu küssen
Auf
die Stirne, ist dein, o Göttin, wandeln und rennen,
Planung
und Erfolg, der Grobe, Brutale und Starke
Und
der Schwache und Sanfte und der Machtlose, Zarte,
Alles
das ist dein, o Göttin, die Gipfel, die Täler,
Thron
und Krone und Königszepter, Demut und Größe,
Alles
ist dein, die Kleinen, die Dicken, die Opfer, o Göttin!
Göttliche
und auch königliche Riten beachten,
Durchführung
der entsprechenden Anweisung, Ratschlag, Verleumdung,
Unwahre
Worte, Missbrauch, Sprache und feindlicher Hochmut,
Alles
ist dein, o Göttin, die falsche, die richtige Antwort,
Die
Gewalt, das Grinsen, der Spott, feindselige Sprüche,
Lächelnd
Gutes tun und dennoch gedemütigt werden,
Unglück,
Not und Trauer, andre glücklicher machen,
Aufklären
oder verdunkeln, Unruhe, Terror und Panik,
Schreckensbrillanz
und strahlender Glanz, Triumph und Verfolgung,
Heillose
Krankheit, Schlaflosigkeit und Unruhe, Heulen,
Streit
und Chaos, Unterwerfung, Liebesgeschenke,
Opposition
und Kampf und Beschleunigung schlimmen Gemetzels,
Alles
wissen, sich selber stärken, ein Nest für die Zukunft
Bauen,
Angst in der Wüste, Feinde, giftige Schlangen,
Lassen
und lieben, alles ist dein, o himmlische Göttin.
Läufer,
wenn du den Mund öffnest, sich verwandeln in Lahme
Und
auf deinen Blick hin können hören die Tauben
Und
durch deinen Ärger, was hell ist, verdunkelt sich, Herrin,
Und
du wendest den Mittag in das finstere Dunkel.
Als
die Zeit gekommen war, sahst du die Stätte in deinen
Reinen
Gedanken zerstört, du ließest die Plätze erzittern.
Nichts
kann deinem Ziel verglichen werden, o Göttin,
Niemand
kann deinen Taten sich widersetzen, denn du bist
Die
Gesalbte des Himmels und unserer Mutter, der Erde!
Du
bist im Palast der unbestechliche Richter,
Unter
den zahllosen Menschen fällst du Entscheidungen. Deines
Namens
Anruf erfüllt die Berge, es kann nicht ein Dämon
Mit
dir konkurrieren. Dein weises Verständnis erfüllt die
Götter.
Du allein bist großartig. Du bist die große
Kuh
unter all den Göttern des Himmels und unserer Erde.
Wenn
du deine Augen den Göttern zuwendest, Herrin,
Dann
erhöhst du sie, die Götter erwarten dein Wort und
Stehen
und beten an dem Ort, wo du lebst, o Geliebte!
Große
Herrin, unsterblich ist dein Ruhm, o Geliebte!
Möge
dein Lobpreis nicht aufhören! Wo wär dein Name nicht herrlich?
Dein
Gesang ist Trauer und Klage, dein Leiden kann niemand
Ändern.
Dein Ärger ist erdrückend. Die Schöpfung ist niemals
Ohne
dich. Deine Befehle werden erfüllt mit der Hilfe
Anus
und Enlils. Als Geschenk an die fromme Versammlung
Hast
du Gnade erteilt. O Gott: Anu, Enlil, Inanna!
ZWEITER
GESANG
Gib
zehn Schekel Silber, einen Schekel des Goldes
Für
die Dekoration des Bildes der Ishala-Göttin.
Eine
Mine Gold für Schmuckstücke, siebzehn der Minen
Gold
für Ohrringe gab die Herrin der Ishala-Göttin.
Siehe,
sechs Schekel Silber für drei geringere Becher,
Ein
Geschenk der Mutter des Herrn für die Ishala-Göttin.
Sieben
Schekel Silber, der Preis einer heiligen Jungfrau,
Ein
Geschenk der Königin für die Ishala-Göttin.
Eine
Mine Silber und zwanzig Schekel für eine
Dattelfeigenpalme,
Geschenk für die Ishala-Göttin.
Siehe,
ein Schekel Gold für ihres Antlitzes Lichtglanz,
Für
den zaubrischen Gürtel, für die flatternden Bänder.
Siehe,
der König weiht ein Bildnis der Ishala-Göttin,
Ihr
Gesicht ist gestaltet aus Buchsbaum, ihr Gürtel aus Silber,
Sie
hält in der Hand einen Becher, den Becher des Bundes.
Kleider
von allerfeinstem Stoff für die Ishala-Göttin.
Siehe,
zwei Becher aus Buchsbaum für die Ishala-Göttin.
Ein
Tablett mit Brot für die treue Ishala-Göttin.
Siehe,
ein Lamm für Ishala, die Geliebte des Königs,
Siehe,
ein unbeflecktes Lamm für das Reinigungsopfer.
Siehe,
schöne Kleidungsstücke für alle die Frauen
Des
Gesalbten, des Geliebten der Ishala-Göttin.
Siehe,
zwei kurze Röckchen für die Sklavin der Liebe
In
der dunklen Kapelle der heiligen Ishala-Göttin.
Eine
Armreif für die süße, reizende Hure,
Für
die Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin.
Weißes
Linnen für unsere liebe Königinmutter
An
dem Tage des Pilgerns zur heiligen Ishala-Göttin.
Opfer
des Königs an dem Festtag der Ishala-Göttin.
An
dem Tage der Ishala-Göttin hauchfeine Stoffe
Von
der reinsten Qualität für die liebliche Freundin.
Anordnung:
In dem Monat der heiligen Ishala-Göttin
Für
die geliebte Freundin sieben hauchfeine Stoffe.
Siehe,
zwei kleine Lämmer im Monat der Ishala-Göttin
Für
den Herrn des Landes, für unseren heiligen König.
Eine
Mehlration für den Diener des heiligen Königs
In
dem festlichen Monat unserer Ishala-Göttin.
Sei
beschworen, o Land, und sei beschworen, o Wasser,
Siehe,
es erscheint uns die schöne Ishala-Göttin.
Bei
der heiligen Ishala-Göttin will ich dich beschwören:
O
bis unsere Hälse aneinander sich schmiegen,
Sollst
du keine Ruhe finden im Bette, Geliebte!
Eine
Matratze aus gekämmter Wolle des Lammes,
Sieben
Minen schwer: Das Bett der Ishala-Göttin.
Gunst
der Ishala-Göttin! Fülle der Ishala-Göttin!
Mutter
ist Ishala! Lichtglanz der schönen Ishala-Göttin!
Meine
geliebte Freundin ist meine Ishala-Göttin!
Siehe,
ein Garten im Bezirk der Ishala-Göttin.
Siehe,
zwei Liter Mehl für den Tempel der Ishala-Göttin.
In
Bezug auf den Anteil und die Rationen des Mannes
Und
des Tempels der Ishala-Göttin frage die Mutter.
Illu,
Liebesdienerin unserer Ishala-Göttin!
Siehe,
die Schlange des Zornes der heiligen Ishala-Göttin
Kam
ins Gerichtshaus hinein zu den beiden unheiligen Richtern.
Diener
der Ishala-Göttin! Mann der Ishala-Göttin!
Du
bist entgegen gekommen der lieblichen Ishala-Göttin.
Siehe,
die Göttin ist Ratgeberin zum heiligen Leben.
Retterin
Ishala! Göttin Ishala! Königin! Herrin!
Ich
bin dein Eigentum! Schön bist du, Ishala-Göttin!
Ishala
möge meine Lenden eintauchen selig
In
die weibliche Scham der geliebten reizenden Freundin!
Unsere
Ishala-Göttin ist unsre fürsorgliche Hirtin.
Illu
betet: Ob dir mein Freund dir Figur eines Stieres
Und
den Becher des Bundes gebracht, o Göttin, das sag mir.
Dies
betrifft einen Brief, dessen Vorderseite noch nicht war
Schön
beschriftet, ein Siegel des Freundes, an die Geliebte,
Doch
der Brief ist abgesandt und ward auch gelesen.
Illu
spricht: Ich habe meinem Freund und Geliebten
Einen
Schekel Silber gegeben, als er zum Tempel
Unserer
Göttin Ishala ging, das hat dann der Priester
Dargebracht
auf dem Opfer-Altare der heiligen Göttin.
Es
sind heute leider nur noch wenige Menschen,
Die
hinaufsteigen zu dem Tempel der Ishala-Göttin.
Eine
Halskette ward von Lapislazuli-Perlen
Vom
Palast genommen und angelegt der Geliebten,
Und
ein Künstler machte einen Talisman klug aus
Kupfer
und Malachit für die heilige Ishala-Göttin.
Ishala,
meine Göttin, ist meine Ärztin der Seele!
Ishala
ist die Kraft, die Güte, die Retterin, herrlich,
Ishala
ist die schöne Liebe, die heilige Schutzfrau,
Ishala
voll der Gnade ist meine Beraterin, weise,
Sie
ist mein Leben, sie erhört mich, sie liebt mich von Herzen!
Ishala
legt sich zur Ruhe! Sie hat mich zu sich gerufen!
Für
die Göttin Ishala ward ein Bett hergerichtet
Und
der König legt sich in der Nacht zur Geliebten.
Bei
der Hochzeit mögest du dich freuen im Hause.
Nenne
Ishala immer wieder die Ewige Liebe!
Sieben
Nächte soll deiner Hochzeit Freudenfest dauern.
Wenn
an der Brust des Vogels zwischen rechtem und linkem
Flügel
ein roter Fleck zu sehen ist an dem Busen,
So
verlangt die Göttin Ishala neue Gewänder.
Wenn
beim Öl am Rande ist ein Grüngelb zu sehen,
Dann
ist da ein Wohnort der heiligen Ishala-Göttin.
Wenn
die Galle wie Malz ist in dem Innern des Tieres,
Dann
wird den Menschen traurig machen die Ishala-Göttin.
Wenn
ihr Angesicht wachsgelb ist, wenn bleich ist ihr Antlitz,
Wird
die Hand der Ishala-Göttin nicht wieder genesen.
Göttin
Ishala, Herrin unseres Wohnhauses, Herrin,
In
dem Kampf sollst du den bösen Feind nicht erhören.
Göttin
Ishala, Königin unseres Wohnhauses, Herrin!
Ishala
hat uns gerettet! Ishala schenkte uns Gnaden!
Ishala
sprach von der Weisheit! Sie war schön und liebreizend!
Einen
Becher voll Balsam für die Ishala-Göttin!
Alles
für Ishala, für die Herrin der Stadt und des Landes!
Alles
für Ishala, für die Göttin des heiligen Königs!
Alles
für Ishala, für die Inspiration des Propheten!
Göttin
Ishala, du bist die Seele des weisen Propheten!
Eine
Kette aus Gold von einem Schekel Gewicht für
Ishala,
unsere heilige Göttin, als zierenden Halsschmuck.
Illu
stellte die Sonnenfrau und Ishala-Göttin
Mitten
in den Garten auf die Äste des Baumes.
Links
vom Teiche stand ein Hirsch, der aus Ton war gestaltet,
Und
ein weicher Faden dem Hirsch an die Schnauze gebunden,
Diesen
Faden hält fest die Sonnenfrau strahlender Schönheit.
Ich
will singen von der Schönen der Ishala-Göttin.
Ich
sprech zu Ishala, Ishala spricht zu mir in der Stille.
Geh
in die Thronstadt! Mache groß und schön deine Worte!
Sag,
was du zu sagen hast! Ruf immer wieder die Göttin!
Siehe,
man opfert ein reines Lamm der Ishala-Göttin.
Geht
der Knabe der Nebenfrau mit dem weisen Propheten,
Ist
das Zeichen günstig, es ist ein gutes Orakel.
Geht
der Knabe der Nebenfrau mit dem Priester des Tempels,
Ist
das Zeichen ungünstig, es ist ein böses Orakel.
Abends
trank ich mit Ishala, lag im gemütlichen Sofa,
Schwarzbrot
war nicht vorhanden. Der Sänger sang. Es gab Früchte.
Nachts
aber trank ich auf das Bildnis der Ishala-Göttin.
Man
nimmt ein Schöpfgefäß voll Wein, einen goldenen Becher,
Einen
silbernen Becher für die Ishala-Göttin.
Wenn
ein König für die Schlangenfrau Ishala opfert,
Opfert
er ein Lamm, eine Taube der Schlangenfrau-Göttin,
Und
er wasche die Hände im Allerheiligsten, aber
Essen
sollen das Opfer im Tempel die heiligen Frauen.
Siehe,
ein Lamm als Speiseopfer, jeder soll essen,
Ferner
ein Trankopfer blutroten Weines im Innern des Hauses
Für
die Schlangenfrau, für die reizende Ishala-Göttin.
Alles
dies geschehe an Einem heiligen Tage.
Siehe,
ein universales All-Kleid für Ishalas Nacktheit!
Weihrauch
ist aufgestiegen. Ruhe nun, Ishala-Göttin!
Möge
deine Seele sich ewig beruhigen, Herrin!
Jener
Stern, der wandelt hinter der himmlischen Venus,
Ist
der Skorpion-Stern der heiligen Ishala-Göttin.
O
Skorpion-Frau Ishala, du bist die Herrin des Hauses!
Ich
beschwöre den Skorpion, die Ishala-Göttin,
Ich
beschwör die Barmherzigkeit, die erhört die Gebete,
Die
das Leben schafft, die barmherzige Mutter der Menschen!
Ishala,
ich verneig mich vor deiner heiligen Gottheit,
Herrin
der Länder, ich schwöre dir ewige Treue der Liebe,
Du
entferne den Bösen, die Sünde von meinen Gebeinen!
Siehe,
das Kraut der Ishala ist die Cannabis-Pflanze.
Ishala,
Herrin der Liebe, mögest du uns erlösen!
Ich
beschwör die Potenz des Mannes: Ein Bett für die Liebe,
Wo
die Göttin der Liebe liebt ihren Freund und Geliebten,
Wo
die Ishala-Göttin liebt den Freund und Geliebten!
Mann!
Dein Fleisch erschaure! Richte hoch deinen Phallus!
Nicht
zur Ruhe komme dein Inneres alle die Nächte
Auf
Befehl der tüchtigen Herrin der Lüste der Liebe!
Aber
am Kopf der Kranken stellten die Götter sich auf, die
Söhne,
deren göttliche Mutter ist Ishala ewig.
Drei
Maß Brot und drei Maß Wein für die Ishala-Göttin.
O
barmherzige Mutter, große Ishala-Göttin!
O
barmherzige Mutter aller Kinder der Menschen!
Ishala,
du der Brautgemachs Bewohnerin, Liebste!
DRITTER
GESANG
Daniel
war ein Seher, ein Heros, war der Geweihte
Donnernden
Gottes. In Linnenkleidern dient er den Göttern
Und
bringt Speise- und Trankopfer dar den himmlischen Göttern.
Daniel
trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf
dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.
Siehe,
einen Tag und noch einen zweiten Tag dient er
In
den reinen Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte
im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe,
einen dritten Tag und auch einen vierten
Diente
er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte
im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Siehe,
einen fünften Tag und auch einen sechsten
Diente
er in Linnengewändern den himmlischen Göttern,
Brachte
im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Er
trug seine reinen Gewänder und lag im Gewande
Auf
dem Bett und weinte und sank in traumreichen Schlummer.
Siehe,
am siebenten Tag im reinen Linnengewande
Bracht
er im Allerheiligsten Speise- und Trankopfer Gott dar.
Da
trat Baal, der Herr, zu El, dem himmlischen Vater:
Ist
es dir gleich, was aus Daniel wird, dem Seher, dem Heros,
Dem
Geweihten des himmlischen Vaters, des donnernden Gottes?
Denn
er hat keinen Sohn wie seine Brüder wohl haben,
Er
hat nicht einen Erben wie seine besitzende Sippe.
Willst
du ihn nicht segnen, El, o himmlischer Vater?
Willst
du nicht Segen ausschütten über ihn, Schöpfer der Welten?
Möge
doch ein Sohn in seinem Hause sein, Vater,
Und
ein Erbe in seiner Residenz, o mein Vater,
Dass
der treue Sohn das Grab des Vaters auch pflege
Und
die Opfer darbringe für die Seele des Vaters,
Weihrauch
opfere für die unsterblichen Seelen der Ahnen
Als
den Behütern der Häuser und den Geistern der Erde,
Strafen
soll er die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und
des gestorbenen Vaters Widersacher verjagen.
Er
soll opfern im Tempel des Baal, des himmlischen Königs,
Anbeten
soll er im Tempel des El, des himmlischen Vaters.
Nass
ist die Straße nach dem Regentag, und die Gewänder
Werden
gewaschen vom Schmutz. Und El nimmt zur Hand seinen Becher,
El
nimmt in die Rechte den heiligen Kelch seines Segens,
Und
so segnet er Daniel, den Propheten, er segnet
Seinen
Knecht, spricht Segensworte seinem Geweihten:
Ich,
ich schwöre bei meinem Geist: Der Seher soll leben!
Daniel,
der Prophet soll leben! Ich schwör es bei meiner
Kraft:
Der geweihte Heros soll dauern, immerdar leben!
Er
und kein andrer erhebe sich vom einsamen Lager
Und
besteige das Bett der Liebe! Er küss die Geliebte,
Küss
die Geliebte und zeuge in ihrer reizenden Schönheit!
Ja,
sein Atem wird hitzig, wenn er die Liebste befruchtet!
Er
und kein andrer wird zeugen in ihrer fruchtbaren Vulva,
Wenn
er voller Liebe befruchtet die Herrin des Sehers!
Dann
wird ein Sohn in seinem Haus sein, ein Erbe des Vaters,
Dann
wird ein Erbe in seiner Residenz sein, ein Sprössling,
Der
wird das Grab des Vaters pflegen und opfern den Geistern
Der
unsterblichen Ahnen, im Tempel flehn für die Sippe.
Er
wird Weihrauch opfern für den gestorbenen Vater
Und
wird strafen die Feinde seines gestorbenen Vaters
Und
wird des toten Vaters Widersacher verjagen.
Er
wird als Sohn des Vaters Hand ergreifen voll Liebe,
Wenn
der Vater von altem rotem Wein ist betrunken!
Daniels
Stirn ward erleuchtet, seine Braue ward heiter
Und
sein Antlitz strahlte vor Freude. Da lachte er fröhlich,
Streckte
die Füße hin auf dem Schemel und hob seine Stimme:
Ah,
ich sitz hier und ruhe, die Seele hat Frieden im Busen.
Wie
die Brüder werde auch ich einen Sprössling bekommen,
Einen
Erben, so wie die ganze besitzende Sippe.
Er
wird mir meinen Grabstein errichten von lichtem Granitstein
Und
meiner Seele Gebete opfern wie Weihrauch im Tempel.
Er
wird meine Feinde bestrafen, die Gegner verjagen.
Wenn
ich betrunken bin vom alten purpurnen Weine,
Fasst
der Sohn voll Liebe die Hand des taumelnden Vaters,
Und
er führt mich, wenn ich torkle, betrunken vom Rotwein.
Er
wird beten für mich im Tempel des himmlischen Königs,
Er
wird opfern für mich im Tempel des himmlischen Vaters.
Nass
ist die Straße nach dem Regentag, und die Gewänder
Werden
gewaschen vom Schmutz. Und Daniel eilte nach Hause,
Daniel
ruhte in seiner Wohnung. Die heiligen Huren
Kamen
in sein Haus, die strahlenden Töchter des Mondes.
Daniel,
der Prophet, der Geweihte des donnernden Gottes,
Schlachtete
für die heiligen Huren ein Rind, und er briet es
Und
bereitete lecker ein Mahl für die heiligen Huren,
Und
er schenkte Rotwein in die durstigen Becher
Für
die heiligen Huren, die strahlenden Töchter des Mondes.
Einen
Tag und einen zweiten er machte ein Essen
Für
die heiligen Huren, er schenkte Wein in die Becher
Für
die strahlenden Töchter des Mondes, die heiligen Huren.
Und
ein dritter Tag und ein vierter verging und er machte
Für
die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für
die heiligen Huren, die strahlenden Töchter des Mondes.
Und
ein fünfter Tag und ein sechster verging und er machte
Für
die heiligen Huren ein Mahl, goss Wein in die Becher
Für
die strahlenden Töchter des Mondes, die heiligen Huren.
Siehe,
am siebenten Tag verließen die heiligen Huren
Seine
Wohnung, es nahmen Abschied die Töchter des Mondes,
Die
geliebten und lieblichen Wärterinnen des Bettes.
Daniel
setzte sich nieder und biss sich fest auf die Zunge.
Und
ein Mond, zwei Monde vergingen, drei Monde, vier Monde,
Und
im neunten Monde geschah es: Ein Kind ist erschienen
Und
ein Sohn ist geboren! Ich werde spannen den Bogen
Und
die spitzen Pfeile im silbernen Köcher bewahren.
Und
am siebenten Tag geschah es, dass Daniel einnahm
Seinen
Sessel, der Seher, der Geweihte des Vaters,
Seinen
Sessel einnahm in dem Tor der Gemeinde,
Und
er war da ein Richter der verlassenen Witwen
Und
er sorgte sich um die Waisenkinder als Vater!
Und
da hob er sein Antlitz und siehe, er hatte Visionen:
Tausend
Engel sah er, zehntausend Heerscharen Engel!
Und
da sah er unter den Engeln den heiligen Knaben,
Das
geliebte Kind, seinen Sohn! Ich spanne den Bogen
Und
bewahre die spitzen Pfeile im silbernen Köcher.
Daniel
sprach, der Geweihte des Donnergottes, der Seher,
Daniel
sprach, der Heros, zu seiner schönen Geliebten:
Höre,
o Herrin Danty! Nimm ein Lamm von der Herde
Und
bereit es für die Tafel des heiligen Knaben,
Unseres
lieben Sohnes, lecker bereite die Mahlzeit
Für
den großen Appetit des Sehers, der Sängers,
Und
bereite das Speiseopfer und das Trankopfer Gottes!
Ehre
Gott mit diesem Gottesdienst, El ist der Herr des
Weltalls
und der Gott der Erde, unserer Mutter!
Herrin
Danty hörte auf den Seher, den Sänger,
Nahm
ein Lamm von der Herde und bereitet das Lammfleisch
Für
die Tafel des heiligen Knaben, des lieblichen Sohnes,
Lecker
sie bereitet das Mahl für den Hunger des Sehers.
Jetzt
kam der Sohn zur Tafel, Koschar-Hasis, der Knabe
Daniels,
des Propheten, und Dantys, der lieblichen Herrin.
Auf
die Schenkel Daniels legte der herrliche Knabe
Pfeil
und Bogen, auf Daniels Schoß den silbernen Köcher.
Und
die liebliche Herrin Danty bereitet das Mahl für
Gott,
das ungesäuerte Brot und den blutigen Rotwein
Für
den Gott, denn El ist des Universums Gebieter
Und
der regierende Gott der Erde, unserer Mutter.
Koschar-Hasis
aber ging in sein Zelt, um zu ruhen,
Ja,
der Sohn des Sängers ging in sein Bett, um zu schlafen.
Daniel,
der Prophet und Heros, nahm Pfeile und Bogen
Und
er spannte den Bogen und legte den Pfeil an die Sehne
Und
er sah übers Land und sprach zum herrlichen Sohne:
Siehe,
mein lieber Sohn, dies ist nun der strahlende Anfang
Deiner
Karriere als großer Jäger vorm Herrn! Also nimm nun
Pfeil
und Bogen und jage das keusche Damwild des Waldes!
Und
nun grüßte Daniel seine geladenen Gäste.
Daniel
grüßte vor allem die Göttin Anath, die Jungfrau!
Esst
das Fleisch, ja, fresst das Fleisch und trinkt von dem Schaumwein
Reichlich,
Genossen und Genossinnen! Saug an den Brüsten,
Säugling,
nuckle an den Zitzen des Euters des Weibes!
Ah,
und sie zechten den Schaumwein aus großen Bechern in Menge,
Tranken
gegorenen Apfelmost aus riesigen Bechern,
Tranken
Becher über Becher Unmengen Rotwein,
Wahrlich,
auch Anath, die Göttin, leerte den heiligen Becher
Und
sie trank aus dem Becher, der Rotwein stieg ihr zu Kopfe!
Ah,
und der Rauschtrank löste ihren bezaubernden Gürtel!
Anaths
Haut war so transparent wie Eis oder Jade!
Ihre
schwarzen Augen blickten wie zuckende Blitze!
Sie
war ein rauschendes Meer, war eine brausende Brandung!
Sie
sah den straffen Bogen und schaute den Pfeil auch, den spitzen.
Ihre
Augen sahn wie die Augen der heiligen Schlange!
Und
ihr Becher fiel aus der Hand ihr, er fiel auf den Boden.
Und
sie hob ihre flüsternde Stimme und sagte die Worte:
Höre,
mein lieber Sohn! Du darfst um Silber mich bitten
Und
ich gebe dir Silber, bitte um Gold und ich gebs dir.
Aber
weih deinen straffen Bogen der göttlichen Jungfrau!
Weihe
deinen spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!
Da
sprach der liebe Sohn von Danty und Daniel: Anath,
Nimm
das beste Almuggimholz vom Libanonberge
Und
die Kraft des Hornes des Wildstiers, des Horns der Gazelle,
Nimm
das Schilf vom Teiche und nimm die Hoden des Bullen!
Gib
das alles dem Koschar-Hasis, o göttliche Anath,
Dann
wird er weihen den straffen Bogen der göttlichen Jungfrau,
Dann
wird er weihen den spitzen Pfeil der göttlichen Jungfrau!
Antwort
gab ihm Anath darauf, die göttliche Jungfrau:
Bitte
um Leben, um langes Leben für immer und ewig,
Bitte
mich, mein Sohn, um das wahre, ewige Leben!
Siehe,
Unsterblichkeit der Seele, ich will sie dir geben!
Siehe,
Fülle des Lebens in Ewigkeit will ich dir schenken!
Du
wirst wandeln auf Erden mit Baal, dem König des Himmels,
Du
wirst dein Leben leben mit den unsterblichen Göttern!
Wer
aber lebt, wie Baal lebt, das Leben selbst wird ihm dienen
Und
er wird essen das Leben und trinken das ewige Leben!
Er
wird gefeiert in Gedichten, gefeiert in Epen,
Er
wird gefeiert in Liebesliedern, gefeiert im Drama.
Dies
will ich dir geben, Koschar-Hasis, Geliebter!
Da
sprach Koschar-Hasis, der Heros sprach zu der Göttin:
Anath,
erzähl mir keine Märchen, o göttliche Jungfrau,
Denn
für einen Heros wie mich sind Mythen und Märchen
Nur
wie die spitzen scharfen Dornen der purpurnen Rose.
Ach,
ein spitzer scharfer Dorn mir steckt in dem Herzen!
Was
wird nach dem Tod sein, was nimmt ein Mensch mit ins Jenseits?
Nur
ein Schweißtuch wird mein gestorbenes Antlitz bedecken,
Nur
ein Linnentuch wird meinen toten Körper bedecken.
Ja,
ich werde sterben wie alle Menschen der Erde,
Wahrlich,
alle Menschen müssen sterben auf Erden.
Aber
mit deiner Erlaubnis, o Herrin, red ich noch einmal:
Pfeil
und Bogen ist die Waffe eines Kriegers auf Erden,
Aber
ist die Jagd denn eine Sache für Frauen?
Siehe,
da lächelte Anath zwar, die göttliche Jungfrau,
Innerlich
aber war sie erfüllt vom grimmigsten Zorne!
Auf
denn, nimm Abschied von mir, o Koschar-Hasis, mein Heros,
Auf
denn, nimm Abschied von mir und geh, du törichter Knabe!
Auf
dem Wege der Arroganz muss ich leider dich sehen,
Auf
der Straße des Stolzes muss ich leider dich sehen.
Ich
aber werde dich zertreten mit nackigen Füßen,
O
du Weisester aller Menschensöhne auf Erden!
Und
sie sprang auf die Füße und ließ den Boden erbeben.
Anath
eilte zu El, dem Vatergott, über den Jordan
Und
der Unterwelt Flussbett, sie sah die Wohnungen Gottes,
Sie
erreichte den schimmernden Thronsaal des himmlischen Gottes,
Trat
vor den weißen Thron des Vaters der göttlichen Throne,
Und
sie kniete vor El und erwies ihre Ehrfurcht dem Vater,
Denn
demütigen wollte sie Koschar-Hasis, den Heros,
Koschar-Hasis,
des Sehers und Sängers Daniels Liebling.
Da
sprach die göttliche Jungfrau Anath und hob ihre Stimme
Und
sie sprach im Zorn: Ich unterwerfe den Heros!
Jungfrau
Anath sagte zu El, dem himmlischen Vater:
In
der Höhe deines himmlischen Hauses, o Vater,
In
dem Hause spiel nicht, nicht in der lieblichen Wohnung!
Siehe,
ich stürze dir die goldene Krone vom Haupte,
Und
dein schneeweißes Haupthaar will ich beschmieren mit Blute,
Und
dein schneeweißes Barthaar will ich bespucken mit Speichel!
Rufe
doch den Knaben zu Hilfe, den Liebling des Sehers
Daniel,
er soll dich retten vor dem Zorne der Göttin!
Da
sprach der gnädige Gott: Ich weiß, o heilige Tochter,
Ja,
ich weiß, dass du hart sein kannst wie die herrischen Männer!
Ja,
ich weiß, dass keine von den Göttinnen allen
So
ein zorniges Temperament hat wie Anath, die Herrin!
Aber
lass die Erregung deine Seele verlassen,
Lasse
ab vom Zorne in deinen mächtigen Brüsten!
Er,
der dich ärgert, er wird werden nieder geworfen!
Anath
ging fort von dem Vater El und kam zu dem Heros
Koschar-Hasis,
tausend, zehntausend Meilen entferntem.
Jungfrau
Anath lächelte, hob die Stimme und sagte:
Höre,
Heros Koschar-Hasis, du bist mein Bruder,
Ich
deine Schwester-Braut! Ich lieb deiner Leidenschaft Fülle!
Ja,
ich liebe deine Milchfülle in den Oliven!
Du
hast baumelnde Hoden wie der kraftvolle Wildstier!
Du
hast eine Potenz wie der allmächtige Vater!
Ich
bin jetzt eine Hure für dich und deine Geliebte!
Geh
an meiner Seite, Geliebter, höre, du Froher,
Öffne
deine Ohren, Geliebter, ich lehre die Jagd dich,
Siehe,
bei der Burg von Abitim will ich dich treffen,
Das
ist die Burg der Majestät, es steht dort ein Turm auch
Und
ein Fluss strömt rauschend zur Rechten des ragenden Turmes.
Ah!
Und ihre Nacktheit tauchte rein aus dem Bade!
Und
die göttliche Anath ging wieder fort und sie ging zu
Ytipin,
einem mächtigen Krieger. Da hob sie die Stimme,
Sagte:
Geh nun, Ytipin, o du herrlicher Krieger,
Gehe
nach Abitim, geh zur Burg des himmlischen Mondes,
Gehe,
wenn Neumond ist, das Horn des Mondes erglühte,
Gehe,
wenn das Horn des Mondes aufstrahlt am Himmel,
Dann
erscheint das Licht auf der Stirne des Gottes des Mondes.
Und
der Heros Koschar-Hasis wird kommen, wird kommen,
Kommen
nach Abitim, in die Burg des himmlischen Mondes,
Er
wird Pfeil und Bogen halten fest in den Händen,
Er
wird halten seinen schärfsten Pfeil in der Rechten!
Ich
aber werde ihn schlagen wegen des spitzigen Pfeiles,
Werde
ihn niederschlagen wegen des spannenden Bogens,
Ich
zerschmettre den sanften Heros, sein Pfeil wird zerbrochen!
Da
sprach Ytipin, sprach der herrliche Krieger: O Jungfrau,
Du
wirst ihn schlagen wegen seines spitzigen Pfeiles,
Niederschlagen
wegen seines spannenden Bogens,
Du
wirst den Pfeil zerbrechen dem sanften, zärtlichen Heros!
Darauf
bereitete Ytipin ein köstliches Festmahl
Von
gebratenem Fleisch und reichte den Becher voll Rotwein.
Da
sprach Anath zu Ytipin: Setze dich nieder, sei stille!
Wie
den Falken stecke ich dich in den zaubrischen Gürtel!
Wie
den Vogel Milan ich stecke dich unter mein Röckchen!
Siehe,
der sanfte Heros wird essen, der Liebling des Sehers
Daniel,
über dem Heros werden fliegen die Geier,
Eine
Heerschar von Geiern, und mitten unter den Geiern
Schwebe
ich! Ich schlag ihm zweimal hart auf den Schädel,
Schlag
ihm dreimal ans Ohr, verschütte wie Wasser sein Blut und
Opfre
den zärtlichen Heros wie ein Opferlamm Gottes!
Seine
Seele verschwinde wie ein Hauch in den Lüften,
Seine
Kraft verwelke wie der Krokus im Sommer,
Rauch
steige auf von seiner Nase wie qualmende Dünste
Und
sein Leichnam zerfällt zu Staub. Das wird mein Triumph sein!
Und
die Jungfrau Anath nahm Ytipin, nahm sich den Krieger,
Steckt
ihn wie einen Falken in ihren zaubrischen Gürtel
Und
wie einen Vogel Milan in ihr reizendes Röckchen!
Aber
der Liebling des Sehers Daniel speiste das Festmahl.
Geier
werden über ihm fliegen, die Heerschar der Geier,
Unter
den Geiern die Göttin. Sie wird ihn schlagen am Haupte,
Wird
ihn schlagen am Ohr, sein Blut verschütten wie Wasser,
Wird
den zärtlichen Heros opfern, ein Opferlamm Gottes,
Seine
Seele wird verwehn wie ein Hauch in den Lüften,
Seine
Kraft wird verwelken wie der Krokus im Sommer,
Rauch
steigt auf von seiner Nase in qualmenden Dünsten.
Anath
sah, wie der Heros starb. Da weinte sie bitter,
Wie
die liebende Mutter den einzigen Säugling beweinte!
Traurig
bin ich wegen seines spannenden Bogens,
Traurig
bin ich wegen seines spitzigen Pfeiles,
Ach,
du lebtest nicht lange genug, mein einzig Geliebter!
Ach,
du wurdest gepflückt wie ein Blümchen gepflückt wird im Frühling,
Ach,
deine Blätter sind gefallen vom Baume des Lebens!
Anath
eilte, versank in tief abgründigem Wasser,
Und
sein Bogen, der hing an ihrer Hüfte, der Bogen
Aber
zerbrach. Und so wie eine zerbrochene Leier
War
der Ruhm des Heros dahin, des Lieblings des Sehers.
Aber
die Jungfrau kehrte heim zu ihrem Gebirge.
Sie
bestieg das Gebirge wie eine springende Gämse!
Ihre
schlanken Hände strahlten wie zuckende Blitze!
Ihre
nackten Füße glühten wie Flammen des Feuers!
Und
sie legte Gummi in seinen Mund und sie setzte
Ihm
eine Krone auf gemäß dem Willen der Götter,
Nach
dem Willen der Erdgötter und der Götter des Todes.
Und
vom Loch seines Grabes ging der zärtliche Heros
Koschar-Hasis
zum Herzen der dunklen Nacht in der Tiefe.
Weh!
Der Heros ist tot! Gestorben der Liebling des Sehers!
VIERTER
GESANG
Gott,
der selbst sich erzeugte, Re erstrahlte am Himmel,
Als
er angetreten sein Königtum droben am Himmel,
Da
die unsterblichen Götter und sterblichen Menschen vereinigt.
Damals
sannen die Menschen einen Anschlag auf Gott, weil
Gott
war alt geworden, die Knochen zu Silber,
Glieder
zu Gold, zu Lapislazuli wallende Locken.
Aber
die göttliche Majestät durchschaute die Pläne
Jener
Menschen, da sprach er zu denen in seinem Gefolge:
Ruft
mein Auge zu mir und Schu und Tefnut mir anruft,
Geb
und Nut und die Väter und Mütter, die bei mir waren,
Als
ich mich noch befunden im chaotischen Urmeer!
Ruft
mir Nun, und er möge mit sich bringen die Jünger,
Aber
heimlich, auf dass die Menschen sie nicht erblicken
Und
ihre Herzen nicht erschrecken. Kommt zum Palaste,
Kommt
mit Nun, damit ich ihm und den heiligen Jüngern
Einen
Rat erteile im Urmeer, wo ich gezeugt ward.
Also
holte man jene Götter. Es stellten die Götter
Sich
an seiner Seite auf und berührten die Erde
Vor
der göttlichen Majestät. Und seine Probleme
Lege
der Sohn dar in Gegenwart seines älteren Vaters,
Der
die Menschen geschaffen, jenem König des Volkes.
Und
die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs
Re:
O Herrscher, rede, deine Dienenden hören.
Re
sprach zu Nun: O alter Gott, aus dem ich gezeugt bin,
Und
ihr unsterblichen Götter und ihr seligen Ahnen,
Seht,
die sterblichen Menschen, aus meinen Augen entstanden,
Planen
einen Anschlag auf mich. Was wollt ihr dagegen
Tun?
Ich kann die sterblichen Menschen nimmer vernichten,
Bis
ich euren Ratschlag gehört, ihr Götter und Ahnen.
Da
sprach Nun, die göttliche Majestät sprach zum Sohne:
Re,
mein geliebter Sohn, du Gott, der du größer als ich bist,
Größer
als die ältere Gottheit, die dich gezeugt hat,
Gott,
der du älter bist als die Götter, die dich erschaffen,
Nimm
deinen Platz wieder ein. Groß ist die Furcht vor dem König,
Wenn
sich dein Auge wendet gegen die sterblichen Menschen,
Wenn
sie Böses planen und rebellieren auf Erden.
Und
die göttliche Majestät des Re sprach im Zorne:
Jene
bösen Menschen sind in die Wüste geflohen,
Denn
ihre Herzen sind voller Angst vor dem himmlischen König.
Aber
die Götter sprachen vorm Antlitz des göttlichen Königs:
Lass
dein Auge wandern und stelle bloß jene Menschen,
Übeltäter
und Bösewichter, die sich verschworen.
Da
ist kein Auge deinem Aug überlegen im Weltall,
Nur
dein Auge ist mächtig, die Widersacher zu schlagen.
Lass
dein Auge vom Himmel kommen als Hathor, die Göttin!
Hathor,
die Göttin, kam zurück, nachdem in der Wüste
Sie
die feindlichen Menschen vernichtet. Da sagte der König:
Heil
dir, Hathor! Friede sei mit dir! Die Gnade ist mit dir!
Du
hast dem Schöpfer geholfen, als ich um Hilfe gebeten.
Da
sprach die Göttin Hathor: So wahr der Herr ist lebendig!
Als
ich die Feinde vernichtet, da war es süß meinem Herzen.
Und
die göttliche Majestät des Re sprach zu Hathor:
Siehe,
ich werde herrschen über die sterblichen Menschen.
So
entstand die Göttin Sachmet, der Wein in der Nacht, die
Göttin,
die ihre Füße badet im Blute der Feinde.
Re
sprach: Ruft die Boten, ruft die eilenden Boten,
Ruft
die eilenden Boten, schnell wie der Schatten des Körpers!
Und
so kamen die Boten. Und der göttliche König
Sagte:
Geht nach Elephantine und bringt mir von dorther
Rötliche
Erde. Und man brachte ihm rötliche Erde.
Und
die göttliche Majestät gebot, der Gelockte
Solle
mit seinen Händen die rötliche Erde zerreiben.
Und
die Dienerinnen machten Wein aus den Trauben,
Ja,
sie machten zum Rotwein jene rötliche Erde,
Da
sah der Rotwein aus wie Ströme purpurnen Blutes!
Sieben
tausend Becher voll des purpurnen Blutes!
Da
kam die göttliche Majestät mit allen den Göttern,
Jenen
Wein zu betrachten aus den purpurnen Trauben.
Da
brach der Tag an, an dem die himmlischen Götter im Zorne
Sollten
die bösen Menschen vernichten, die frevelnden Sünder.
Und
die göttliche Majestät sprach: Wie schön sind die Menschen!
Ich
will die Menschen schützen vor dem Zorne der Göttin!
Bringe
die Menschen doch an den Ort im sonnigen Süden,
Wo
sie vernichten wollte der Grimm der zornigen Göttin.
Früh
erhob sich der Sonnengott und den Schlummertrunk goss er
Vor
sich aus, da wurde die Mutter Erde bedeckt vom
Blutigen
Wein aus der Kelter des zornig richtenden Gottes!
Morgens
die Göttin schaute die Überschwemmung der Erde
Und
sie trank vom Wein, da glühte ihr Antlitz vor Schönheit!
Lustig
ward der Göttin am Morgen im Herzen zumute!
Trunken
war die Göttin, erkannte nicht mehr die Menschen.
Da
sprach Re zur Göttin: Der Friede sei mit dir!
Sei
willkommen, o liebliche Schönheit der göttlichen Hathor!
Da
sprach Re zur Göttin: Schlummertrunk mache den Menschen
Und
bereite den Schlummertrunk an den jährlichen Festen!
Meine
Dienerinnen sollen sich sorgen um diesen
Schlummertrunk!
Und so ward der Schlummertrunk klüglich bereitet
Von
den Dienerinnen. Am Tag des Festes der Göttin
Hathor
ward er bereitet für alle sterblichen Menschen.
Da
sprach Re zur Göttin: Pein ist im schmerzhaften Feuer!
Da
verging eine Zeit der Pein und der Qualen im Feuer!
Gott
sprach: So wahr ich lebe! Mein heiliges Herz ist es müde,
Bei
den Menschen zu sein! Ich will sie alle vernichten!
Groß
ist meine Macht! Und die Götter sprachen zum König:
Ziehe
dich nicht zurück in deiner Müdigkeit, König,
Wirkungsvoll
nämlich sind deine Wünsche. Re sprach zum Vater
Nun:
Mein Körper ist nun zum ersten Mal kraftlos, o Vater,
Menschen
greifen mich an, ich will nicht zurück zu den Menschen.
Und
die göttliche Majestät des älteren Vaters
Sprach:
Mein geliebter Sohn! Dein Auge diene dem Vater,
Diene
dem Vater als Schutz! Und Nut, meine göttliche Tochter,
Göttin,
nimm meinen Sohn auf deinen tragenden Rücken!
Da
sagte Nut, die Tochter Gottes: Wie meinst du das, Vater?
Da
sprach der Vater Nun: Nicht weigre dich, göttliche Tochter!
Da
ward die Göttin zu einer himmlischen Kuh voller Schönheit
Und
der göttliche Re bestieg ihren tragenden Rücken.
Aber
die Menschen kamen wieder und sahen den König
Re
auf dem Rücken der himmlischen Kuh reiten! Also die Menschen
Sprachen
zum Gott: Die bösen Menschen empörten sich wütend,
Haben
einen Anschlag ersonnen gegen den Schöpfer.
Komm
zu uns, Herr, und hilf, dass wir nun stürzen die Feinde!
Re
ging in seinen Palast. Er ritt auf dem Rücken der Kuh. Und
Re
ging nicht mit den Menschen. Die Welt lag im finstersten Dunkel.
Als
am frühen Morgen die Erde ward wieder erleuchtet,
Waren
die guten Menschen ausgezogen, bewaffnet,
Trugen
Pfeil und Bogen, zu kämpfen gegen die Bösen.
Da
sprach die göttliche Majestät: Ihr tatet das Böse,
Böse
Menschen, ihr habt das Blut von Menschen vergossen!
Ferne
bleibe das Morden von den Kindern der Menschen!
Re
sprach zur Göttin: Ich bin auf deinem tragenden Rücken
Und
bin erhöht. Da sagte die Göttin: Wie meinst du das? Und die
Göttin
sich verwandelte in die Bewohner des Himmels.
Da
sprach der Gott zur Göttin Nut: Komm zu mir, Geliebte!
Sei
mir nah und schaue mich an! Da wurde die Göttin
Sich
verwandelnd zum wunderschönen Himmel der Liebe!
Da
tat der Gott einen Blick in das Innre der lieblichen Göttin.
Und
sie seufzte: Mein Gott, bitte gib mir befruchtenden Samen!
So
entstanden das Universum, des Himmels Äone.
Und
die göttliche Majestät sprach voll Heil und voll Leben:
Friedlich,
friedlich ist das hohe Gefilde des Himmels!
Da
entstanden die schönen Gefühle der Seligen droben
In
den Himmeln und die Opfergärten auf Erden.
Gott
sprach: Ich will Kräuter wachsen lassen auf Erden.
Und
so entstand das rauschende Schilf am Rande des Teiches.
Und
es sprach die göttliche Majestät: Mein Geliebter,
O
mein Sohn, du sollst liegen unter der lieblichen Göttin!
Leben
sollen in Dämmerungen Millionen von Göttern!
Nimm
die Götter auf deine Arme, mein Sohn, mein Geliebter,
Auf
dass die Götter leben! Und so ist entstanden die Sitte,
Dass
ein liebender Vater umarmt die Söhne von Herzen.
Diese
Verse soll man singen vorm heiligen Bild der
Himmlischen
Kuh. Die kleinen Götter sind vor ihr, die kleinen
Götter
sind neben ihr. Eine Neunheit von himmlischen Sternen
Schmückt
ihren Leib. Ein Schwanz ist ihr zwischen den Beinen.
Schu
ist unter ihrem Bauch, seine Arme umfassen
Alle
Sterne ihres Leibes, sein Name ist unter
Ihre
Sterne versetzt. Schu selbst ist gesetzt zu den Sternen.
Und
der Kahn des Gottes und der Goldschrein des Gottes
Sind
auf ihrem Körper gebildet, und Gott selbst, die Sonne,
Und
auch Schu berührt sie mit seiner Rechten. Ihr Euter
Baumelt
ihr zwischen den Beinen und bemalt ist ihr Euter
Und
auf dem Euter steht geschrieben: Ich bin, der ich sein werd!
Auf
dem Kahn des Gottes steht geschrieben: O werde
Nimmer
müde, mein Sohn, du hast doch das ewige Leben!
Vater,
ich bin ja dein Sohn, und Heil und ewiges Leben
Möge
glänzen an jener deiner erhabenen Nase!
Auf
dem rechten Auge des Schu, siehe, da steht geschrieben:
Hüte
die Menschenkinder! Auf der Flanke geschrieben
Steht:
O Göttin der Wahrheit, o Maat, o Göttin der Wahrheit!
Auf
der Unterseite des Armes, da steht geschrieben:
Die
Geheimnisse sind versiegelt! Wer öffnet die Siegel?
Auf
dem Haupte geschrieben steht, dem Haupte, das unter
Ihrem
Euter ist, zwischen ihren länglichen Beinen:
Ausgang
ist Eingang! Über dem Gott und der himmlischen Kuh steht
Dies
geschrieben auf seinem Haupte und auf ihren Schenkeln:
Gott
ist im Jenseits! Jubel wird angestimmt, Jubelgesänge,
Wenn
die unsterbliche Seele einzieht im Jenseitsgefilde!
Dies
ist, was über den Stirnen geschrieben der Kuh und des Gottes:
Siehe,
der wahre lebendige Gott ist die Achse des Kosmos!
Re
sprach zu Thot, dem Gott der Weisheit: Rufe du mir den
Erdgott
Gleb mit diesen Worten: O komm, Gott, o komm, Gott!
Und
der Erdgott kam. Und da sprach der göttliche König:
Hüte
dich wegen der Schlange, sie steckt innen ja in dir,
Siehe,
ich fürchte mich vor der Schlange, der listigen Schlange!
Thot,
du kennst ihre magische Macht, ihre magischen Kräfte!
Eile
auch du an den Ort, wo lebt der heilige Vater,
Sage
dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Wasser!
Sage
dem heiligen Vater: Bewache die Schlange im Garten!
Setze
ein Schreiben auf und schicke das magische Schreiben
An
den Ort, wo die Schlange lebt, die listige Schlange,
Sage:
Treib nicht dein Spiel mit uns, du listige Schlange!
Siehe,
die Schlange weiß, dass ich lebe, doch leucht ich auch strahlend
Für
die Schlange. Was eure Bedürfnisse angeht, so sorge
Ich
mich um euch auf Erden bis zum Letzten der Tage.
Hüte
dich vor der Magie und ihren magischen Sprüchen,
Denn
die düstre Magie ist in den magischen Sprüchen.
Aber
ich bins, der ich mir einverleibe die Schlange!
Ich
übergebe meine Macht meinem Sohne Osiris,
Der
die Jüngsten hütet, erfüllt die Wünsche der Alten.
Gib
die magischen Sprüche, die du machtest mit eignem
Zauber,
gib die Magie in dir den Enden der Erde!
Da
sprach die göttliche Majestät: So rufe der Weisheit
Gott!
Und Thot kam herbei. Zu Thot sprach der göttliche König:
Ich
bin da! Ich wohne droben im Himmel der Himmel!
Siehe,
ich kleide mich in Licht und Glorie herrlich!
Ich
bin das Leben der Toten auf der Seligen Insel!
Schreibe!
Wir bringen jene zur Ruhe, die jetzt ist im Jenseits,
Die
ich geschaffen habe, die sich empörte auf Erden,
Und
die dem dreisten Geist der Revolutionen gefolgt ist.
Du
sei an meiner Stelle Stellvertreter des Gottes!
Dich
soll man nennen Gott der Weisheit, Vikarius Gottes!
Du
sollst Boten schicken, die mächtiger sind als du selber.
So
ist entstanden der Ibis des Thot, des Gottes der Weisheit.
Strecke
deine Hand aus in Gegenwart uralter Götter,
Die
sind größer als du. Gut steht es um deine Belange,
Wenn
du wirkst. So entstand der Ibis des Gottes der Weisheit.
Ich
will den Himmel umfangen mit meinem vollkommenen Lichtglanz!
So
entstand der Mond des Thot, des Gottes der Weisheit.
Ich
verjage die Feinde, verjage die gottlosen Feinde!
So
entstand der Affe des Thot, des Gottes der Weisheit.
Du
bist mein Fürst, du bist mein Stellvertreter auf Erden!
Menschenherzen,
die dich erblicken, werden geöffnet!
Alles,
was ich geschaffen habe, ist alles dir dankbar!
Mensch,
sprich diese Verse, nachdem du gesalbt wurdest heilig,
Sprich
diese Verse, nachdem du den heiligen Weihrauch geräuchert,
Deine
Stirn ist mit Myrrhe gesalbt, Gesalbter der Götter,
Myrrhe
tropft von deiner Rechten, Gesalbter der Götter,
Deine
Lippen fließen über von tropfender Myrrhe!
Deine
Kleidung sei stets von weißem heiligen Linnen,
Wenn
du dich gereinigt im Bad und bist wiedergeboren,
Zieh
an die Füße neue Sandalen, goldne Sandalen,
Sei
das Zeichen der Göttin der Wahrheit dir stets auf der Zunge!
Ist
es der Wunsch des Gottes der Weisheit, die magischen Verse
Vor
der Gottheit zu lesen, dann sollst du dich reinigen, Dichter,
Auch
die Diener der Menschen sollen sich reinigen badend.
Wer
diese Verse liest, soll das heilige Bildnis betrachten,
Wie
es zu sehen ist im heiligen Buche der Götter.
Dann
verbringst du dein Leben im Verein mit der Schönheit,
Und
du wirst von vielen Menschenkindern gesegnet.
Deine
Augäpfel werden ergötzt, erquickt deine Glieder,
Deine
Schritte werden nicht gleiten. Dann sagen die Menschen:
Er
ist wie der Gott am Tage der Totenerweckung!
Dein
Besitz wird nicht vermindert, dein Eigentum bleibt dir,
Deine
Pforte wird nicht verschlossen, bleibt gastfreundlich offen.
Diese
Verse sind Verse des Heiles seit zehntausend Jahren,
Sie
sind erprobt vom Leben und im Feuer geläutert.
Und
der alte Gott umarmte den jüngeren Gott und
Sprach
zu den Göttern des Ostens: Singt Lobpreis dem älteren Gotte,
Durch
den alles entstanden ist, was da ist in der Schöpfung!
Ich
bins, der den Himmel erschuf und die Seelen der Götter
In
den Himmel versetzt. Und ich bin bei euch, ihr Götter,
Bis
ans Ende der Zeit. Magie ist mein heiliger Wille,
Die
Magie ist älter als ich. Magie ist der Anfang.
Siehe,
die Seele des Schu ist der heitere himmlische Äther
Und
die Seele der Zeit, das ist der strömende Regen,
Und
die Seele der Dunkels sind die finsteren Nächte,
Und
die Seele des Nun ist das Urgewässer des Chaos,
Und
des Osiris Seele ist das Mondhorn am Himmel,
Und
die Seele der Götter ist die magische Schlange,
Und
die Seele der Sonne erleuchtet die Welt und die Menschen.
Sprechen
soll der Mensch und sich schützen durch magische Verse.
Ich
bin die reine Magie, die ist im Munde des Gottes.
Geister,
bleibt mir ferne, ich bin eine Gottheit des Lichtes!
Dann
sollst du sprechen am Abend, wenn es dunkelt im Westen:
Fluch
deinem Antlitz, Feind Gottes! Fluch sei dem hässlichen Bösen!
Ich
bin Gottes Magie, ich bin die Seele der Gottheit!
O
du Gott der Ewigkeit, der du die Zeit hast erschaffen,
Der
du vergehen lässt die langen Jahre der Götter,
Vater
Gottes, der du den göttlichen Sohn selbst erzeugt hast,
Mögen
die Götter dich lieben, mögen die Menschen dich lieben!
Magier,
der du rein bist, forme ein Weib aus dem Süden,
Forme
eine Göttin, die in der Mitte glüht, forme
Dazu
den Schlangengott, der den Schwanz in das eigene Maul nimmt,
Lass
der Göttin Hand ruhn auf des Schlangengotts Körper,
Lass
des Gottes Schwanz sein in der Höhle der Erde!
Siehe,
der Gott der Weisheit wird dem Schlangengott geben,
Dass
die Ehre des Himmels auf ihm ruhe mit Segen.
Schu
streckt ihm seine Arme entgegen, so wird er gerettet
Vor
den alten Göttern des Ostens. Und Himmel und Erde
Hüten
das immerwährende tiefe Geheimnis der Schlange.
Er
ist groß, der Schlangengott, wenn er von unten heraufsteigt,
Um
zu schauen das ewige Urgewässer des Chaos.
Diese
Verse möge rezitieren ein Priester
An
dem dreizehnten Tag jedes Monats. Wer diese Verse
Rezitiert,
der bleibt auch am Leben im Totenreich drunten.
Größer
ist die Ehrfurcht vor Gott als vor weltlichen Menschen.
Wenn
sie Gottes Namen aussprechen heiliger Ehrfurcht,
Dann
ist Gottes Name in alle Ewigkeit herrlich!
Sagen
sollen sie: Er ist Gott! Dann sollen sie sagen:
Gott
hat uns erreicht auf dem Weg zum ewigen Leben.
Ja!
Ich kenne den Namen Gottes, das Angesicht Gottes.
Ich
bin ein Mann, der einen Talisman trägt an dem Halse.
Ich
bin Gott in meiner Einheit und heiligen Neunheit,
Meine
Jünger sind Magier, Kenner von magischen Versen.
Ich
bin heil und ziehe vorüber. Ich bin die Flamme
Und
die Seele des Feuers, für mich gibts nicht mächtige Feinde
Unter
den Verdammten der Erde, ich will sie besiegen.
Dies
ist zu sprechen vor den fortgegangenen Geistern:
Lasst
die Götter es wissen, die hegen ihr Antlitz in Händen,
Dass
sie die Seele passieren lassen, die Seele des Toten,
Dass
die Seele zur Flamme werde im heiteren Himmel!
Jeder
tüchtige Dichter, der kennt die Worte des Gottes
Und
sie in seinem Mund trägt, wird ausgehn und eingehn
In
dem Himmel. Ihn halten nicht auf die Bewohner des Abends
Und
ihm mangelt nicht Trank des Mundes, die Weine des Rausches.
Doch
sein Kopf ist kein Kuchen, den man essen kann hungrig,
Und
er beugt sich auch nicht vor dem ungerechten Gerichtshof,
Sondern
schreitet an der Spitze der Göttlichverklärten,
Schreitet
zusammen mit allen, die kennen die göttlichen Sprüche.
Untaten
lässt er nicht gelten auf Erden unter den Menschen,
Er
wird versorgt von Gott, und keiner kann ihn besiegen.
Wenn
ihr diesen Gesang irgendeiner Hoheit gebt oder
Irgendeinem
Seligen, wird er behüten die Kinder,
Die
kein Brot zu essen haben, die wird er versorgen,
Er
wird den Hut nicht abnehmen vor den älteren Geistern,
Sondern
sie sehen ihn an wie eine Blüte des Frühlings.
Siehe,
es spricht die verherrlichte Mutter: Komm, mein Geliebter,
Komm,
mein Sohn, den ich liebe, komm, o heiliger König!
Komm,
dass du zusammen bist mit dem heiligen Vater
Als
ein Gott unter Göttern. Die Götter folgen dem Vater
Und
sie gehen zur Seite deiner himmlischen Mutter.
Siehe,
der König lebt, es ist lebendig der König!
Er
stirbt nicht den zweiten Tod! Er lebt nach dem Tode!
Gott
ist König aller Welten! Im Namen der Götter:
Gott
ist König in Ewigkeit! Gott führt zum ewigen Leben!
Gott
gibt dir Atem, Gott gibt dir das Reinigungsbad und
Gott
gibt dir das heilige Opfer in Ewigkeit, Sela!
FÜNFTER
GESANG
Gott
Anubis ist angekommen am Berge der Toten,
Onnophris
feiert, alle Götter des heiligen Landes
Jauchzen
und frohlocken, die Herzen voll seliger Wonne.
Schu
ist aus der Unterwelt in den Himmel gegangen
Und
die Musen frohlocken. Die heilige Isis, die Göttin,
Freut
sich, nachdem sie ihren Sohn gesehen, und Horus
Bleibt
im Amt, und Isis ist die himmlische Schutzfrau,
Süden
und Norden, Westen und Osten gehören dem Horus,
Re
macht seinem Sohne eine Vermögensverfügung.
Siehe,
die Göttinnen kommen zu dir mit Lobpreis und Liedern,
Mit
des Himmels Musik, die Edeldamen frohlocken,
Wenn
du ankommst, die Geister jubeln über dein Herz, die
Musen
spielen Harfe dem majestätischen König,
Männer
und Frauen preisen dein vollkommenes Wesen.
Göttin
Muse, Herrin mit schwarzen Brauen der Augen
Und
mit blaugrünen Augen, dein Vater frohlockt bei
Deinem
Anblick, er freut sich über dein liebliches Duften
Und
sein Herz erfreut sich an deinem süßen Parfüme.
Dich
verehren die seligen Geister und freudig ergötzen
Sich
an dir die heiligen Affen, die göttlichen Musen
Musizieren
täglich, es musizieren im Himmel
Und
auf Erden die Göttinnen auf den schallenden Trommeln.
Hathor,
Göttin der Schönheit, große Mutter der Mütter,
Du
bist herrlich im Palast der göttlichen Neunheit
Und
du ruhst zur Rechten von Re, dem Vater im Himmel,
Und
er freut sich an dir. Es musizieren die Musen
Für
die majestätische Göttin. O herrliche Hathor,
Möge
dein Antlitz gnädig über mir leuchten, o Schönheit!
Selige
Götter freun sich an deiner Seele, die Musen
Streichen
die Harfe, die Heiligen neigen verschleierten Hauptes
Sich
vor dir, die Toten eilen, dich strahlend zu sehen,
Hohepriester
küssen die Erde, auf der du gewandelt,
Und
das Land ist unter deine fürstlichen Aufsicht,
Unser
Friedefürst, Sohn der Hathor, der Göttin der Schönheit.
O
ich preise deine Seele, seit ich gesehen,
Vielgeliebte,
wie liebevoll deine Seele ist, Freundin!
Kaiser
Augustus kommt zu dir, o du König Osiris,
König
der Götter, die Sänger des Ostens besingen dein Wesen.
Tefnut
schlägt die Trommel. Hathor bringt dir Monatsblut dar und
Götter
beten dich an und verkünden dich als den Vollkommnen.
Göttinnen
kommen, verehren dein vollkommenes Wesen,
Wenn
du dein Heiligtum heimsuchst am Festtag des heiligen Stieres.
Du
kommst in Frieden und vereinst dich dem heiligen Tempel,
Und
dein Antlitz strahlt vor Freude, es feiert der Himmel
Und
die Erde ist voller Frohsinn, es feiert das Weltall.
Du
bist der vollkommene Gott, der Herr mit der Krone,
Dein
geliebter Sohn betet vor dir, der Selbstherrscher Horus.
Kaiser
Augustus kommt zu dir, Osiris, König der Götter,
Und
er bringt zu dir die unterägyptische Muse,
Die
deine Majestät verherrlicht. Die westlichen Sänger
Preisen
deine Seele, es jubeln die Sänger von Osten.
Töchter
spielen die Zymbeln, die Edlen erweisen dir Ehre,
Fremde
reichen die Hände dir, dich fürstlich zu ehren.
Über
dich freuen sich die heiligen Herzen der Götter,
Selige
Freude eines Festes ist droben im Himmel,
Fröhlich
freun sich die Alten, wenn du erscheinst in den Städten,
Ihre
Herzen heißen dich freudig willkommen, o König,
Wenn
du vom Himmel zur Erde kommst, vollkommene Gottheit,
Friedefürst
im Haus der Geburt. Dein Sohn, dein Geliebter,
Betet
zum Vater, Gottes Sohn, der Selbstherrscher Horus.
Ich
auch bete dich an, o Herr, ich schaue dein Antlitz,
Jauchze
und juble über deine Kraft, o mein König,
Du
bist der große Gott, der den Anfang aus Nichts hat erschaffen.
Siehe,
es kommt der Sohn des Re, der Kaiser der Länder,
Er
bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die
verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter
Nacht macht für dich die heimlich bedeutsame Geste.
Aus
dem Gemach kommt die Frau und vereinigt dem Bruder sich liebend.
Östliche
Seelen bejubeln deine unsterbliche Seele.
Isis,
die große Göttin, schlägt die schallende Trommel.
Hathor,
die Göttin der Liebe und Schönheit, gibt dir die Hand, die
Götter
ehren dich, künden dein vollkommenes Wesen,
Göttinnen
ehren deine Autorität, mein Osiris,
Wenn
du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Festes,
Wenn
du das Heiligtum heimsuchst an dem Tage des Feuers.
Herr,
du kommst in Frieden, vereinigst dich deiner Geliebten,
Freudevoll
strahlt dein Antlitz, der Himmel feiert ein Festmahl,
Mutter
Erde freut sich, die Welt ist in festlicher Stimmung.
Du
bist der große Gott, der gekrönte Herrscher und König,
Dein
geliebter Sohn ist der König und Selbstherrscher Horus.
Siehe,
ich juble von dir, du Fürst der himmlischen Götter,
Siehe,
ich juble vor deinem Antlitz, dem strahlenden Antlitz,
Juble
mit denen, die lieben deinen heiligen Namen.
Du
freust dich über Musik, das Musizieren der Muse.
Zu
dir kommt der König, der Autokrator des Himmels.
Sohn
des Re, du bist groß, die Götter sind alle dir gnädig.
Er
bringt dir herbei die oberägyptische Muse,
Die
verherrlicht deine Majestät, mein Osiris.
Mutter
Nacht macht Musik und Tefnut kommt voll Begierde
Aus
dem Gemach und vereinigt sich ihrem liebenden Bruder.
Alle
Sänger des Ostens und Westens verehren dich, Herrgott.
Frauen
freuen sich, wenn sie schauen dein strahlendes Antlitz.
Alle
Länder sind in höchster festlicher Stimmung,
Wenn
du dich niederlässt im heiligen Hause des Jauchzens,
Musikantinnen
spielen und Prophetinnen singen,
Preisen
dein vollkommenes Wesen und sprechen: Die Kinder
Sind
voller Ehrfurcht vor deiner Autorität, o du Herrgott!
Musikantinnen
jubeln vor deinem Antlitz, o Vater,
Zymbeln
lassen sie tönen, verhüllen die Scham mit dem Schleier,
Sängerinnen
lieben deinen heiligen Namen,
Lassen
deinen heiligen Gottesnamen erschallen.
Und
Kaisarion ist dein Sohn, den liebst du von Herzen.
Nimm
dir den Becher, dass deine Seele sich freue beim Weine,
Dass
deine Seele sich freue über das Auge des Horus,
Sauge
den blutroten Wein ein, dass er das Herz dir ergötze,
Dass
der Weingöttin Werk ergötze dein fürstliches Herz dir,
O
du Herrin der Trunkenheit, trinke mit mir aus dem Becher,
O
du Göttin Muse, du himmlische Herrin der Harfe,
Singe
Lieder des Jubels zum Lobpreis der göttlichen Neunheit!
Roten
Wein für deine Geistseele, Herrin der Länder,
Deiner
Majestät das grünblaue Auge des Horus.
Siehe,
die unterägyptische Muse, die Herrin der Kehle,
Herrin
des Singens zur Harfe, die Herrin der Jubelmusik ist,
Sie
lässt hören ihren Gesang, der gefällt allen Göttern.
Und
der König vollzieht das Opfer als heiliger Mundschenk
Für
die Königinmutter, indem er Wein reicht der Mutter
Und
indem er der Königin gibt das Auge des Horus.
Er
gibt der Königin Rauschtrank und bringt den Wein dar als Opfer.
Reiche
den Rotwein! Nimm den Becher, ehrwürdige Herrin,
Gut
ist sein Geschmack, es soll dir besser ergehen.
Siehe,
ich komme zu dir, o Herrin der Trunkenheit, Goldne.
An
dem Sitz der Trunkenheit bring ich dir purpurnen Rotwein,
Um
dein Herz zu erfreuen, dass deine Seele erquickt sei
Und
zufrieden über das Werk der Weingöttin. O du
Bist
die Herrin der Trunkenheit, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Deine
Liebe ist süßer als Honig, dein Antlitz voll Gnade!
So
spricht die Herrin der Trunkenheit, spricht die Herrin der Freuden,
Herrin
des Jauchzens, Herrin des Tanzes, Herrin der Myrrhe,
Herrin
des Kranzes: Ich gewähre dir, Freund, mein Geliebter,
Tag
für Tag die Trunkenheit, dass sich dein Herze erquicke!
Sei
willkommen im Frieden, spricht Horus mit grünblauem Auge,
Sei
willkommen, o Sohn der Erde, die Weingöttin stillte
Dich
an ihren berauschenden Brüsten! Ich nehme den Wein an
Als
die Opfergabe von dir. Ich freue mich allzeit
An
dem Opferwein. Ich gewähre dir Trunkenheit, Bruder,
Tag
für Tag, mein Freund, dein Kummer werde gebrochen!
Siehe,
die oberägyptische Muse ist auch die Herrin
Schöner
Musik, die Herrin harmonischen Singens zur Harfe,
Sie
singt mit goldener Kehle und mit lieblichem Atem,
Und
mit ihrem Gesang ist die höchste Gottheit zufrieden.
Reiche
den Rotwein! O du Allerschönste der Frauen,
Nimm
in Empfang das grünblaue Auge des göttlichen Horus.
Siehe,
der König kommt zur Königin aller Geschöpfe:
Du
Allmächtige! Ohnegleiche! Ich bring dir das Gute
Aller
Trauben und Beeren, den Becher des Reiches der Himmel!
Herrin
der Trunkenheit, Herrin des wunderschönen Gesanges,
Herrin,
ergötze dich an der Wonne, o Göttin der Liebe!
Ich
verheiße dem Sänger, ich verheiße dem Dichter
Trunkenheit
über Trunkenheit, unvergängliches Jauchzen!
Siehe,
der König im Thron erfreut das Herz seiner Herrin!
O
du Herrin des Tanzes, o Herrin der Freude des Herzens,
Siehe,
es jubelt die heilige Jungfrau in ihrer Kapelle,
Fröhlich
freut sich ihr Herz an deiner vollkommenen Schönheit,
Fürstin
des ewigen Friedens, Herrin frohlockenden Jauchzens,
Du
bist Tag für Tag die Herrin der Lüste und Wonnen!
Und
ich reiche den Kranz der heiligen Königinmutter.
Sei
willkommen, sei willkommen im ewigen Frieden,
Fürstin
der schönen Frauen, Herrin der herrlichen Kinder!
Ich
spiel dir die Harfe vor deinem gnädigen Antlitz,
Göttin
der Göttinnen, lass dein Antlitz über mir leuchten,
Möge
dein Herz frohlocken, befriedigt sei deine Seele!
Horus
kommt als ein Held, zufrieden ist Vater Osiris.
Trommeln
ertönen, Ägypten feiert, weil Horus geboren!
Alle
Göttinnen kommen, den schönen Horus zu sehen.
Horus,
der Sohn des Osiris, ist auf dem Throne des Vaters.
Isis,
man ruft zu dir, die du ernährst alle Länder,
Und
man kränzt dein Haupt, die du regierst alle Länder,
Und
man spielt dir die Harfe, die du die Länder machst fruchtbar,
Und
man spielt dir mit magischer Macht die magische Harfe,
Fürstin
des feurigen Hauses, glänzende Herrin der Sonne.
Herrliche,
Einzigartige, Horus ist satt und zufrieden.
Isis
spricht: Ich gebe dir edelsteinerne Berge
Und
das Königtum Gottes auf der schwärzlichen Erde.
Deine
Stirne werde gekränzt, ehrwürdige Fürstin,
Dass
du die Stadt erleuchtest wie am Himmel die Sonne.
Siehe,
die Goldene glänzt in der Stadt, wie sie leuchtet am Himmel,
Sie
schickt ihre Strahlen aus und erleuchtet die Länder,
Sie
schickt ihr strahlendes Licht zu allen Kindern der Menschen,
Sie
ist die große Sonnengöttin, die Fürstin der Erde,
Die
ihr Licht strahlt tief in das Herz des finsteren Dunkels.
Siehe,
die unterägyptische Muse, die Herrin der Brüste,
Herrin
der Kehle, Herrin des Singens zur himmlischen Harfe,
Siehe,
die unterägyptische Muse ist Herrin des Jubels.
Hathor,
wir jubeln über deine göttliche Schönheit,
Hathor,
wir jauchzen über deine gewaltigen Brüste,
Hathor,
ich freu mich am Tag, da der göttliche Horus geboren.
Ich
bin der Musikant und Sänger der goldenen Göttin,
Der
ich Tag für Tag das Herz meiner Herrin erfreue.
Ich
vernehme das Liebesflüstern der göttlichen Muse,
Ich
will deine Majestät vor dem Dämon beschützen.
Ich
verkünde mit erhabener Zunge die Weisheit,
Öffne
meine Kehle, beginne die Harfe zu streichen
Und
lass ertönen die heilige Hymne der göttlichen Muse.
O
der Himmel ist erfüllt von festlicher Freude
Und
die schwärzliche Mutter Erde ist festlich gesonnen,
Wie
die Sonne strahlen die grünblauen Augen des Horus
Und
die Schlange ist befriedigt, befriedigt die Schlange
An
der Stirn der Gottheit. Horus sitzt auf dem Throne.
Unsere
Göttin spricht: Ich geb dir im Überfluss Speise,
Geb
dir als Nahrung den Ertrag des Vogelfangs. Also
Lobe
zur magischen Harfe die unterägyptische Muse,
Die
auch vergangenes Jahr deine Seele vollkommen befriedigt!
Ich
tanz der Herrin im Heiligtum ihrer heiligen Seele.
O
es jauchzt ihr Körper, wenn sie mich ansieht am Morgen!
Was
die Göttin Muse betrifft, so freut sich ihr Herz, wenn
Hathor
sie anschaut, Hathor, die Göttin mit mächtigen Brüsten!
Und
man sagt von meiner Muse, ihr Elend und Leid sei's,
Was
sie singt im Ritual. Nun komm, lichter Herrgott,
Der
du den Bösen vernichtest, wenn dein Licht siegt am Morgen!
SECHSTER
GESANG
Ich
bin kein Apostel der Isis, ich bin ein Weiser
Der
platonischen Schule. Da auch anknüpfte Platon
An
die orphischen oder pythagoreischen Lehren,
Deute
auch ich die religiösen Lehren der Vorzeit
Und
betrachte ihre Einsicht ins Wesen der Dinge.
Man
muss die Lehren der Alten ernst nehmen, aber sie deuten
In
dem Geist der platonischen philosophischen Weisheit.
So
ist die Lehre der Isis auch ein Wissen der Alten,
Und
wenn die Lehre philosophisch gedeutet wird, passt sie
Gut
zusammen mit der Religion von der Wahrheit.
Ich
hab mit meiner Freundin über Isis gesprochen,
Sie
war eingeweiht in die Mysterienkulte
Und
ich erklärt ihr, wie Isis philosophisch zu deuten.
Da
bat meine Freundin mich, meine Weisheit der Isis
Zu
beschreiben in einem großen Gesang von der Göttin.
Siehe,
die Gottheit ist für alle Menschen die Gleiche,
Alles,
was uns das Leben möglich macht, spendet die Gottheit,
So
das tägliche Brot und den allnächtlichen Wein auch,
Wärmendes
Feuer, erfrischendes Wasser, und Hölzer und Wolle.
Ein
und dieselbe ist die Gottheit in Westen und Osten,
So
wie die Sonne allen gemeinsam leuchtet am Himmel,
So
ist dieselbe Gottheit bei Griechen und bei den Barbaren,
So
wie es eine Sonne nur gibt in der Milchstraße droben,
So
gibts nur einen Logos, der lenkt den unendlichen Kosmos.
Wir
entnehmen der Philosophie der Idea des Logos,
Dass
der Logos als Mystagoge zur Gottheit uns führe,
Dass
wir gläubig und philosophisch deuten die Mythen.
Dieser
Mythos ist eine Erscheinung des Logos im Spiegel,
Mythen
sind gebrochene Strahlen des Lichtes des Logos.
Man
darf die Mythen aber niemals buchstäblich glauben,
Sondern
entnehme nur, was entspricht der göttlichen Wahrheit.
So
die Suche nach der inneren Einsicht der Mythen
Ist
so heilig wie die Taufe, der Gottesdienst kultisch.
So
sind die Zeremonien des heiligen Kultes der Isis
Voll
von geheimem Sinn. Was die Gesetze des Kultes
Uns
beschreiben, das will ich auf den Logos beziehen.
Was
die alten Ägypter von Göttin Isis erzählen,
Liebe
Freundin, nimm es nicht wörtlich, nicht buchstäblich, sondern
Tief
erkenne den philosophischen Sinn dieses Mythos.
Dreierlei
macht den Menschen aus: Geist und Seele und Körper,
Heimat
des Geistes ist der Himmel der schönen Ideen,
Diese
Ideen sind unvergänglich und immer sich gleichend,
Da
ist nicht Vergangenheit, Zukunft, sondern das ewige Heute
Ewigen
Seins, des unsichtbaren göttlichen Daseins,
Alles
im Denken erkennbar. Aber die Körper der Menschen
Sind
im Werden und Vergehn, unterworfen dem Wandel,
Sind
geboren zum Werden, nicht zum ewigen Sein, sind
In
die Materie eingeboren und sichtbar den Augen
(O
du begehrte Schönheit, du bist sichtbar den Augen).
So
ist der Geist das Sein, der Körper aber das Werden,
So
ist der Geist das Selbige und der Körper das Andre,
So
der Geist gehört zum Einen, der Körper zum Vielen.
Dieser
Gegensatz zwischen dem Geist und dem Kerker des Körpers
Ist
bestimmend in Platons philosophischer Weisheit.
Nur
der Geist gehört zum Einen, welches das Gute
Ist
und als das Gute und Wahre die ewige Schönheit.
Psyche
steht in der Mitte zwischen dem Einen, dem Vielen,
Als
die heilige Weltseele ist sie das ewige Eine,
Als
die menschliche Seele im Körper ist sie das Viele.
Psyche
hat Anteil am ewigen Einen, sie ist unsterblich,
Aber
die vielen Seele leben veränderlich wandelnd
Und
in den Körpern im vergänglichen Vielerlei irdisch.
Aber
die Seele ist unsterblich, ist selbst sich bewegend,
Aber
die Körper sind sterblich, denn es bewegt sie die Seele.
Aber
die einige Dreiheit von Geist und Seele und Körper
Gilt
nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Kosmos.
Geist
weilt im Ideenhimmel, im Königreich jenseits.
Körper
des Kosmos sind die Dinge, die stofflichen Welten.
Dieser
Körper des Kosmos ist ein lebendiges Wesen,
Ist
begabt mit Seele und Geist. Die Weltseele aber
Schwebt
nun zwischen dem höchsten Geist und dem Körper des Kosmos.
Das
ist nun die Aufgabe einer menschlichen Seele,
Sich
aus dem Körper zu befreien und wieder zu kehren
In
den Himmel zu der seligen Gottesschau droben.
So
steigt die Seele des Menschen von der Betrachtung der Schönheit
Eines
schönen weiblichen Leibes auf zur Betrachtung
Seelischer
Schönheit, zur Betrachtung der Tugend, der Güte,
Steigt
hinan bis zur seligen Schau der göttlichen Schönheit
Als
dem Höchsten Gut der platonisch liebenden Seele.
In
der irdischen Höhle schaut die Seele nur Schatten,
Aber
bekehrt sie sich zum Licht, so tritt sie ins Freie,
Schaut
die Sonne. Die Seele fährt hinan in den Himmel
Über
den Fixsternhimmel hinaus zur seligen Schau der
Absoluten
Liebe und der ewigweiblichen Schönheit!
Aber
es gibt auch zwischen dem Seienden, nämlich dem Geiste,
Und
dem Werdenden, nämlich den vergänglichen Körpern,
Noch
ein Drittes, eine Wesenheit, schwer zu beschreiben,
Undeutlich
nur zu beschreiben ist sie mit menschlichen Worten.
Sie
hat das Wesen und die Kraft, sie ist die Empfängnis
Göttlichen
Geistes und die Amme der werdenden Wesen.
Sie
ist der Raum, der allem Dasein zuweist die Heimat,
Sie
ist die Wesenheit, die empfängt alle Körper,
Die
Ernährerin ist sie der Welt und Amme des Weltalls,
Sie
ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die wallenden Locken,
Sie
ist voll Schwung und Bewegung und schüttelt die strotzenden Brüste,
Sie
ist Mutter aller Gewordenen, Mutter des Werdens,
Mutter
aller sichtbar wahrzunehmenden Wesen,
Selbst
eine unsichtbare Wesenheit, ohne Gestalt und
Dennoch
alles empfangend, das Prinzip der Empfängnis,
Mutter,
Amme, Nährmutter, ewigweibliches Wesen
In
der Natur, der Raum als Sitz der Erscheinungen,
Und
ich nenne sie Urmaterie, nenne sie Hyle.
Aber
sie ist nicht tote Materie voll von Atomen,
Wie
die Atomisten lehren, die unweisen Denker,
Sondern
Urmaterie in dem selbigen Sinne,
Wie
die Psyche des Menschen der Stoff ist der menschlichen Einsicht.
Psyche
steht in der Mitte zwischen dem Geist und dem Körper,
Zwischen
Sein und Werden. Die empfangende Psyche
Steht
auch zwischen dem Guten und dem Bösen, und Psyche
Wendet
sich ab vom Bösen und bekehrt sich zum Guten.
Strebe
voller verzehrender Sehnsucht allein nach dem Guten,
Wahren
und Schönen, werde schwanger von göttlicher Gutheit,
Liebe
die Gutheit der Gottheit mit der höchsten Begierde!
Nun,
das Eine, das Sein, das Gute, nenn ich Osiris,
Der
ist der Bräutigam-Gott. Und die empfangende Psyche
Oder
der Raum, das Strebende, nenn ich Isis, die Mutter
Aller
Geschöpfe. Aber der werdende Körper heißt Horus,
Horus
der Sohn. Das Böse, die Sünde, der Tod heißt
Seth
der Dämon. Die Isis-Psyche steht zwischen dem Guten
Und
dem Bösen. Ihre Lebensaufgabe ist es,
Abzuschwören
der Pracht des Bösen, dem Luxus des Dämons,
Nachzufolgen
dem Guten, Gottes Jüngerin werdend.
Denn
Osiris nannten einst die weisen Ägypter
Gott
den Bräutigam, ihn, den einzigseienden Einen,
Immergleichen,
unbefleckt von jeglichem Stoffe
War
er der Erste, der Allmächtige, Herr alles Guten,
Der
die Gottesvernunft ist in der heiligen Psyche,
Einzig
dem Denken erreichbar, der Anfanglose, der Erste,
Gott,
zu dem die Seelen der Menschen aufsteigen sollen
Nach
der philosophischen Lehre platonischer Weisheit.
Seth,
der Dämon, ist das lebensfeindliche Böse,
Aufgeblasen,
hochmütig und tyrannisch, der Tod bringt,
Ihm
fehlt das rechte Maß, der Unordnung bringt und Zerstörung.
In
der Seele ist Seth die ungeordnete Wollust,
Unbeherrschtheit,
Unkeuschheit, zügellose Begierde.
Zwischen
Osiris, dem Gott des Guten, und Seth, dem Zerstörer,
Steht
die heilige Isis, die ewigweibliche Seele
Der
Natur. Sie wendet sich ab vom zerstörenden Dämon
Und
begehrt und liebt den Gott als Bräutigam-Bruder
Und
wird schwanger vom zeugenden Samen des Gottes des Guten.
Und
der Name der Isis bedeutet: Schwung und Bewegung.
Sie
ist die Göttin der Bewegung, des Strebens zum Guten.
Schwungvoll
bewegt sich die Psyche zum göttlichen Bräutigam-Bruder.
Isis
ist die Psyche des Alls, ist als Weltseele schwungvoll.
Und
der Name der Isis bedeutet heiliges Wissen,
Nämlich
Isis ist Sophia, die Göttin der Weisheit!
Ziel
der Isis-Religion ist Erkenntnis des Ersten,
Ist
Erkenntnis des anfanglosen Gottes, des Schöpfers.
Isis
zu verehren bedeutet, Erkenntnis des Ersten
Zu
erlangen und Wissen über den seienden Vater.
Was
aber ist Eros? Seherin, wer ist der heilige Eros?
Vater
des Eros ist der schaffende, zeugende Schöpfer,
Mutter
des Eros ist Frau Armut. Es wünschte Frau Armut
Sich
ein Kind, sie legte sich zum schaffenden Vater
Und
empfing im keuschen Schoß vom göttlichen Geiste
Und
gebar den Eros. Der Vater ist wissend und weise
Und
sich selber genug, die Mutter ist ruhelos, lüstern.
Aber
der Schaffende ist der Erste, der Bräutigam-Bruder,
Der
ägyptische Gott Osiris. Frau Armut ist Isis,
Ist
die Psyche des Alls, die schwungvoll ist in Bewegung.
Und
der Sohn ist Eros, der Sohn ist der göttliche Horus,
Er
ist der sichtbare Kosmos, nicht unveränderlich, ewig,
Sondern
immer neu entstehend. Im Wandel und Umlauf
Seiner
Leidenschaften bleibt er doch ewig ein Knabe,
Bleibt
ein ewiger Knabe und geht auch niemals zugrunde.
Eros
ist also der sichtbare Kosmos, ein ewiger Knabe,
Sohn
des Gottes und der Weltseele, schön wie die Sonne,
Er
ist die Freudenzeit des neu erwachenden Frühlings
Und
die Mischung der lieblichen Düfte in lenzlichen Lüften.
Durch
den Eros steigt die Seele zur Güte und Schönheit.
Unter
einem Baum am stillen Wasser der Weise
Sprach
vom Eros, von den niedlichen Nymphen begeistert
Bis
zum göttlichen Wahnsinn des Sehers, lehrte der Weise,
Dass
unsterblich die Psyche. Sie gleicht einem Wagengespanne,
Von
zwei Rossen gezogen, vom Wagenlenker gesteuert.
Weiß
und stolz ist das rechte Ross und schwarz ist das linke,
Voll
Begierde und Leidenschaft. Der Wagenlenker jedoch ist
Die
Vernunft oder Einsicht. Der Wagenlenker beherrscht die
Kunst,
die beiden Rosse des Wagengespannes zu lenken.
Führe
der Mensch sein Leben so, dass er Erkenntnis gewinne,
Dass
er zur Einsicht gelangt in die göttliche Güte und Weisheit.
Nun,
der Weg zur Einsicht führt über die Liebe zur Weisheit,
Die
intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit.
Diese
intime Freundschaft mit der ewigen Weisheit
Ist
die glühendheiße Liebe zur göttlichen Schönheit.
Liebe
zur göttlichen Schönheit ist das Wesen des Eros.
Philosophie
ist also Erotik. Eros lässt aber
Wieder
Flügel wachsen dem Menschen, dem liebenden Menschen,
So
schwingt die Seele hinan sich zur Erkenntnis der Gottheit.
Und
der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Luna
Mit
ihrem Meere des Honigs und ihrem Meere der Ruhe,
Und
der Mensch steigt hinan noch über die himmlische Venus
Mit
ihrer Erde Aphrodites und Krone Mariens,
Und
der Mensch steigt hinan zum Himmel der schönen Ideen.
Mit
der heiligen Isis-Psyche verschmolzen ist Eros
Und
so strebt er hinan zum Ersten, zum göttlichen Guten.
Nach
dem Höchsten Gut sehnt sich Isis und jagt nach der Gutheit.
Und
sie neigt sich zum Besseren, bietet sich selbst an als Gabe,
Dass
er in ihr zeuge und sie schwängere liebend,
Dass
sie dann sich freue an ihrer Leibesfrucht, Gottes
Sohn,
denn diese Geburt bedeutet das göttliche Dasein
In
dem Stoff. Alles Werdende Bild ist des seienden Vaters.
So
soll man sich die Göttin Isis denken in Weisheit,
Dass
sie mit dem Höchsten Gut vereint ist erotisch,
Ist
vereinigt in göttlicher Schönheit und göttlicher Liebe.,
Nämlich
Schönheit und Liebe ist die Aura des Gottes.
Nun,
die ewigweibliche Seele der Mutter Natur hat
An
sich gerissen die göttliche Schönheit der göttlichen Liebe!
Die
Erkenntnis Gottes fährt wie ein Blitz in die Psyche
Und
gewährt ihr, Gott zu schauen in trunknen Visionen
Und
den Gott zu berühren und den Vater zu küssen!
Das
nennt Platon Schau des tiefen Mysteriums Gottes.
Wenn
man so mit Hilfe des Logos über das Denken
Weit
hinaussteigt und schaut die Schönheit der göttlichen Weisheit,
Schaut
und genießt, dann ist der Weise am Ziel seines Strebens.
Der
Poet singt von der Schau der göttlichen Isis.
Ich
war eingekehrt in das Haus des Jünglinges Milon,
Und
die Frau des Hauses war eine Zauberin weise.
Ich
begehrte, kennen zu lernen die magischen Künste
Und
so bat ich die Freundin der Frau um Fürsprache freundlich.
Aber
die Freundin zog mich in ihr Bett und verführte
Mich
zur Unzucht. Da ward ich zum Esel mit riesigem Phallus.
Ach,
allein die Rose der Isis kann mich erlösen!
Ich
lag am Strande und schaute im nächtlichen Dunkel
Weiß
die himmlische Luna aus dem Meere auftauchen.
Es
war der Vollmond des Frühlingsäquinoktiums eben.
Bei
dem Anblick Lunas schöpfte wieder ich Hoffnung.
Auch
meine menschlichen Angelegenheiten regiert die
Göttliche
Providentia. Ach, das ewige Schicksal
Hat
sich an all meinem Elend und großen Unglück gesättigt!
Nun
hab ich wieder Hoffnung auf Erlösung und Rettung!
Ich
bat um Befreiung von der Gestalt eines Esels,
Stürzte
mich zu einem heiligen Tauchbad ins Wasser,
Tauchte
siebenmal unter mein Haupt im Reinigungsmeere.
Damals
wusst ich noch nicht, dass der Name der himmlischen Luna
Isis
ist, die Göttin der Weisheit. Ich nannte sie damals
Anadyomene
oder auch Jungfrau Diana.
Himmelskönigin,
bist du Demeter heiligen Brotes?
Hilf
mir in meiner Trübsal! Richt mein zerschlagnes Gemüt auf!
Seelenfrieden
gewähre mir und Ruhe der Seele,
Der
ich die harten Schläge des ewigen Schicksals erlitten!
Nun
sei's genug des Leidens! Erlös mich vom Körper des Esels!
Und
da legt ich mich nieder und schlief am Strande des Meeres.
Aus
dem Meer erhob sich die Göttin, ganz wie die Göttin
Aphrodite,
die schaumgeborne Göttin der Liebe!
Da
sah ich im Traum vor mir erscheinen die Göttin,
O
die Himmelskönigin, lang und schwarz ihre Haare
Und
mit Blumenkränzen geschmückt, eine goldene Krone
Auf
dem Haupt, eine Mondscheibe wie ein schimmernder Spiegel
Glänze
um ihr Haupt, von Ähren und Trauben umgeben,
Ihr
Gewand war weiß, bestickt mit Blütenverzierung,
Drüber
trug sie einen meerblauen Mantel mit Sternen,
Sie
war gegürtet mit einem zaubrischen Gürtel der Anmut,
In
der Rechten hielt sie eine klingende Zymbel,
In
der Linken hielt sie einen heiligen Becher,
An
den bloßen Füßen trug sie goldne Sandalen,
Lieblich
wie Weihrauch war ihr Duft. Sie erwies mir die Gnade
Und
begann zu sprechen zu mir mit himmlischer Stimme:
Siehe,
mein Sohn, auf dein Flehn hin bin ich dir erschienen,
Ich,
die Mutter der Schöpfung, ich, die Herrin der Scharen,
Erstgeborene
aller Zeiten, Fürstin der Throne,
Mutter
der seligen Toten, Erste der himmlischen Geister,
Göttin
der Göttinnen, die ich das Schweigen der seligen Toten
Mit
dem gnädigen Nicken meines Hauptes regiere!
Magna
Mater nannte man mich in Asien, nannte
Mich
Athene im weisen Athen und Kypris auf Zypern,
Jungfrau
Diana auf Kreta in dem Matriarchate,
Aber
mein ewiger Name ist Himmelskönigin, Jungfrau!
Ich
bin gekommen voll Mitleid mit deinem elenden Unglück!
Ich
bin gekommen zu dir voll Wohlwollen, Liebe und Gnade.
Lass
dein Klagen und Weinen, denn jetzt durch die Vorsehung Gottes
Kommt
zu dir der selige Tag des Heils und der Rettung.
Du
wirst einen Priester treffen, den Rosenkranz tragend,
Reihe
dich ein in die Prozession zu Ehren der Mutter,
Küsse
dem Priester die Hand und iss die mystische Rose!
Dann
wirst du ablegen deine Eselsgestalt, mein Geliebter.
Auch
zum Priester kam ich und gab ihm Weisung im Traume.
Und
vergiss nicht, dass du mein bist, vollkommen mein bist!
All
dein Leben bis zum letzten Atemzug mein bist!
Und
ich bin dein! Da du durch meine lächelnde Gnade
Wieder
zum Menschen wurdest, verdankst du dein Leben mir, Liebling!
Du
führst unter meinem Mantel ein ruhmreiches Leben!
Wenn
sich deine Zeit erfüllt, erschein ich dir wieder
Strahlend
in der dunklen Nacht deiner Stunde des Todes!
Ich,
ich führe dich dann hinan in Elysiums Garten!
Wenn
du durch Gehorsam mir gegenüber und Beten
Und
das lebendige Opfer meine Gnade verdienst, dann
Schenk
ich dir das ewige Leben, die Wonnen der Liebe!
Ja!
Ich aß die mystische Rose der göttlichen Isis.
SIEBENTER
GESANG
Herrlich
ist diese schöne Seele dem Wächter des Himmels!
Öffnet
der Göttin Anna, bereitet der Göttin die Straße,
Dass
sie vorüberziehe, siehe, sie ist vergöttlicht!
Öffnet
ihr den geheimnisvollen Platz und habt Ehrfurcht
Vor
der Göttin, die ihr mit ihr redet, singt Lobpreis
Anna,
denn auferstanden ist die göttliche Anna!
Dessen
Gesicht zur Erde hängt, siehe, so ist der Name
Jenes
Wächters des ersten Tors. Der Verhörende hütet
Dort
die erste Pforte. Der mit der klagenden Stimme
Meldet
Anna an bei der ersten himmlischen Pforte.
Der
die Brust entgegenstreckt, siehe, so ist der Name
Jenes
Wächters der zweiten Pforte. Sein Angesicht aufstrahlt
Hüter
der Pforte, der Glühende meldet die göttliche Anna.
Der
das Fleisch speist, so ist der Name des Wächters der dritten
Pforte,
der Wachsame hütet die dritte himmlische Pforte,
Siehe,
der Segnende meldet an die göttliche Anna.
Siehe,
der Sohn des Vaters ist der Wächter der vierten
Pforte,
der mit dem schnellen Herzen, der hütet die Pforte,
Der
mit der Großmut im Antlitz, der meldet die göttliche Anna.
Der
vom Brote lebt, siehe, das ist der Wächter der fünften
Pforte,
der Feurige hütet die fünfte himmlische Pforte,
Siehe,
der Rasende meldet an die göttliche Anna.
Der
mit deutlicher Stimme spricht, ist der Wächter der sechsten
Pforte,
der die Flamme nimmt vom Feuer-Altare,
Dieser
hütet die sechste Pforte. Der mit dem Scharfblick
Meldet
an der sechsten Pforte die göttliche Anna.
Siehe,
der Schärfste von allen, das ist der Name des Wächters
An
der siebenten Pforte. Der mit der lieblichen Stimme
Hütet
die siebente Pforte, der Schützende meldet die Göttin.
O
ihr sieben Pforten und ihr, die ihr steht in den Pforten,
Die
ihr dient der Göttin, die ihr den Zustand der Länder
Meldet
der Göttin Anna an jedem Tage des Lebens,
Siehe,
die Göttin Anna kennt euch, sie kennt jeden Wächter
Namentlich.
Siehe neugeborn ist die göttliche Anna,
Die
Verklärung ist ihr beschieden vom Herrn in dem Himmel.
Ihre
Würde ist ihre Reinheit. Die göttliche Anna
Droben
empfängt die anderen seligen Toten im Himmel
Und
sie lebt im Kreis der andern unsterblichen Götter,
Anna
regiert den Hofstaat der Göttinnen dort und der Götter,
Eine
von ihnen ist jetzt geworden die göttliche Anna.
Siehe,
die Göttin Anna ist eine Verklärte, die Herrin
Aller
Verklärten. Die Göttin feiert das Mondfest des Frühlings
Und
die Feier der Wintersonnenwende. Die Göttin
Hat
jetzt Adleraugen und schaut die himmlische Sonne.
Siehe,
der Gott der Weisheit setzte die Sonne ins Dunkel
Dunkler
Nacht. Die Göttin Anna reist durch den Himmel,
Reist
durch den Himmel und jauchzt triumphierenden Jauchzens!
Lasst
die Göttin Anna in Frieden reisen gen Himmel,
Wenn
sie fährt in der Gondel der Sonne. Die Schutzmacht der Göttin
Anna
ist die Schutzmacht der goldenen Gondel der Sonne.
Göttin
Anna, so nennen wir die erhabene Gottheit,
Die
auf Erden die lieblichen Menschenkinder geboren.
Siehe,
die Göttin Anna ist größer als ihre Geschöpfe,
Anna
wandelte auf dem Wege der ewigen Wahrheit.
Anna
hat einen Ekel vor Menschen, die anderen schaden.
Schutzmacht
Annas ist die Schutzmacht des Sohnes des Gottes!
Anna
wird nicht zurückgeschickt von der Pforte des Himmels.
Anna,
die Göttin, ist reinlich unter den Göttinnen allen,
Ihre
Landschaft bringt Opfergaben zum Opfer-Altare,
Opfer
von goldenem Brot und rubinrotem Wein am Altare,
Opfer
den Wissenden, die freuen die Geistseele Annas,
Die
erfreuen das Herz der göttlichen Anna mit Opfern,
Opfern
von Brot und Wein. Die Himmlische handelt als Muse
Und
steht zur Rechten des Schreibers Gottes, Hilfe beim Opfer.
Gott,
der im Opfer ist, gebot mir, für Anna zu opfern.
Göttin
Anna ist erhaben am Horizont, himmlisch
Kündigt
die Göttin Anna den Höchsten an, segnet den Höchsten
An
den Pforten des himmlischen Horizonts. Jubelnde Göttinnen singen,
Jubelnde
Götter singen beim Nahen der göttlichen Anna.
Denn
der Weihrauch gebührt der neugeborenen Anna
Und
die Schadenstifter werden besiegt auf der Erde!
Alle
Torwächter segnen Anna, die göttliche Anna,
Sie
ist mit verschleiertem Antlitz im Innern der Halle
Gottes,
im Inneren des Palastes des Heiligtums Gottes,
Dort
zu jener Stunde der Ewigkeit, da wird vereinigt
Anna
durch Liebe mit der Himmelskönigin droben.
Anna
ist eine, die die Wahrheit zum Höchsten gebracht hat
Und
die Kraft des Bösen vernichtet, des Mörders der Kinder!
Anna
eröffnet die Galaxien und hindert den Hagel
Und
erhält die lieblichen Kinder Gottes am Leben.
Göttin
Anna brachte ein Opfer vom heiligen Brote
An
dem Ort, wo sie lebt. Sie fuhr in dem Schiffe der Sonne.
Eben
ist der Weg bereitet für Anna, sie schreitet zum Höchsten.
Siehe,
das Antlitz der Göttin ist der Antlitze Schönstes!
Anna
verfügt über Kraft, die Göttin ist froh und zufrieden.
Anna
hat einen starken Willen, vernichtet den Bösen,
Ihren
Freunden und Freundinnen sie bereitet die Pfade,
Göttin
Annas Pfade zu Gott, dem Höchsten im Himmel.
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Kenne
deinen Namen und auch den Namen des Gottes,
Der
dich behütet. O Herrin des immerwährenden Betens,
Du
mit deiner festen Burgmauer, oberste Herrin,
Herrin
des Eindringens, die du vorhersiehst die kommenden Zeiten,
Die
du die Armen rettest, ob nah sie oder ob fern sind.
Ehrfurchtgebietender
ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich
bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich
hat der Herr gebadet, der mich mit Myrrheöl salbte,
Ich
bin gekleidet in weißes Linnen der heiligen Werke,
Und
ich halte das Zepter in meinen Händen der Herrschaft,
Das
von Almuggimholz. So ziehe dahin, du bist Gottes.
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und
ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet,
Herrin
des Himmels und der Erde Gebieterin, Anna,
Herrin
der ganzen Welt, die du erhöhst, wen du lieb hast.
Sohn
des Atems, so ist der Name des Wächters der Pforte.
Ich
bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich
hat der Herr gebadet, und ich räuchere Weihrauch,
Bin
gekleidet in feinstes Linnen heiliger Werke,
In
der Rechten mein Zepter ist aus Sandelholz, Anna,
So
nun ziehe dahin, Geliebte, denn du bist Gottes.
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und
ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin
des Altares vom ewigen heiligen Opfer,
Die
du Brot und Wein herbeischaffst, göttliche Anna!
Siehe,
die Götter machen es sich bequem bei dir, Anna.
Tag
der großen Flucht, so ist der Name des Wächters,
Lichtglanz,
so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich
bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich
hat der Herr gebadet, der mich mit Narde gesalbt hat,
Ich
bin gekleidet in zartes Linnen heiliger Werke,
Und
von Elfenbein ist mein Zepter. Ziehe von hinnen!
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und
ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Machtvoll
bist du durchs scharfe Schwert des göttlichen Wortes,
Herrin
des Südens und Herrin des Nordens, von Westen und Osten,
Die
du den Bösen und alle gottlosen Feinde vernichtest
Und
die Wünsche der Reinen erfüllst, der Leiber Verlangen!
Wildstier,
so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich
bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich
hat der Herr gebadet, ich trank Rotwein aus Tarsis,
Bin
gekleidet in weiße Seide liebender Taten,
Und
mein Zepter ist von Ebenholz. Ziehe von hinnen!
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und
ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Schutzfrau,
Herrin des Lobpreises, Freudige, dir will ich schenken,
Herrin
mit langen Haaren, zu der kein Kahlkopf hat Zutritt,
Die
du den Übeltäter zurücktreibst, den Mörder der Kinder!
Ich
bin gesalbt mit Myron, gekleidet in Pantherfell, Anna,
Und
mein Zepter in meiner Hand ist vom Holze der Eiche,
Von
dem Stamme der Donner-Eiche. Ziehe von hinnen!
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Gib mir den Weg frei, ich kenne dich, Anna,
Und
ich kenne den Namen des Gottes, der dich behütet.
Herrin
der Gnade, voller Ruhm, deren Höhe und Tiefe,
Länge
und Breite ist unbekannt und die nicht Geschöpf ist,
Deren
Schlangen sind zahllos, die wurde geboren im Anfang!
Bruder,
so ist der Name des Wächters der himmlischen Pforte.
Ich
bin gereinigt durch das Wasserbad, wiedergeboren,
Mich
hat der Herr getauft, der mich mit Olivenöl salbte,
Ich
bin gekleidet ins feinste Gaze. Das Zepter in meiner
Rechten
ist vom Dorne der Rose. So ziehe von hinnen!
Dies
sag ich von der Göttin Anna, wenn sie zum müden
Herzen
gelangt ist: Ich kenne dich und den Namen des Gottes,
Der
dich beschützt, o brennendes Feuer, den Busch nicht verbrennend,
Brennend
mit raschen Gluten, Pein der Liebe dein Name!
Der
seinen Körper bewahrt, so ist der Name des Wächters.
Ich
bin gereinigt im Wasserbad, ich bin wiedergeboren,
Mich
hat der Herr gebadet, der mich mit Aloe salbte,
Ich
bin gekleidet in Duftgewänder, mein Zepter in meiner
Rechten
ist aus Zypressenholz. So ziehe von hinnen!
Siehe,
mit Brot und Salz will ich grüßen die göttliche Anna.
Anna,
die Göttin, ist gesalbt mit fließender Myrrhe,
Ist
beräuchert mit Weihrauch. Ich bin gereinigt und ich bin
Rein
durch die Verklärungen ewig göttlichen Wortes.
Rein
bin ich wie das Gefieder des schneeweißen Schwanes,
Keusch
bin ich wie der Fisch, keusch wie die Jungfrau im Tempel!
Rein
sind die Verklärungen alle der göttlichen Anna,
Ehrwürdig
schön ist die Göttin Anna! Gott hat die Gnade
Ihr
erwiesen, ihr sind die Götter günstig gesonnen,
Alle
Göttinnen sind ihr wohlgesonnen in Freundschaft.
Anna,
deine Schönheit gleicht dem rauschenden Meere,
Anna,
deine Schönheit gleicht dem schäumenden Meere,
Du
bist wie die Brandung, die den Felsen umgischtet!
Deine
Schönheit ist wie ein Festsaal der heiligen Hochzeit,
Wie
ein Festsaal, in dem der Herr verherrlicht wird, Anna,
Deine
Schönheit ist wie die Säule im Heiligtum Gottes,
Anna,
die Göttin, hat eine aufrechte Säule errichtet
Und
eine Vase aufgestellt für die Liebe des Gottes!
Wisse,
Anna, du wirst beweint! Verklärt bist du, Anna!
Du
bist erhoben von magischer Macht. Erhebe dich, Anna,
Richte
dich auf und erhebe dich gegen den gottlosen Bösen!
Siehe,
dein Feind ist gestürzt, siehe, Gottes Feind ist gestürzt und
Triumphiert
hat die Frau und über den Bösen gesiegt hat
Anna!
Ich bin deinen Worten gehorsam und folg deiner Weisung.
Du
bist gerechtfertigt vorm Gericht durch die göttliche Gnade!
Wisse,
du wirst betrauert, wir weinen über dich, Anna!
Göttin
Anna, gesalbt ist deine strahlende Stirne,
Die
du trägst die Haare lang, dein Antlitz ist mondgleich,
Deine
Brüste sind aus Lapislazuli beide,
Und
dein Haar ist schwarz wie die Nacht, die Haare umrahmen
Schön
dein Antlitz wie Lapislazuli droben den Mond kränzt,
O
dein Antlitz ist Gold, die Augenbrauen, die feinen,
Sind
wie befreundete Schwestern. Zorn schnaubt die liebliche Nase
Und
deine Augen schaun Gottes Berg, und lang sind die Wimpern
Und
die Augenlider wie Lapislazuli, deine
Augenlider
voll Schminke. Deine Lippen, sie küssen
Gottes
Wahrheit und reden Wahrheit vor Gott in den Himmeln.
Deine
Zähne sind Schlangenzähne, geschickt ist die Zunge,
Deine
Zunge flötet so wie die Nachtigall flötet,
Deine
Brüste hüpfen, o deine Brüste, sie hüpfen,
Wenn
du die Wiesen durcheilst, dann hüpfen die mächtigen Brüste!
Siehe,
dein Hals ist golden, mit Elektron umhangen,
Deine
Kehle ist nicht zusammengeschnürt wie bei andern,
Deine
Wirbelsäule ist eine Schlange, dein Rückgrat
Ist
aus Gold, deine Lungenflügel sind voll von dem Atem
Gottes,
deine Augen sind wie himmlische Sterne,
Und
dein Po aus Karneol ein Doppel-Ei, Anna!
Lieblich
duftet dein Rachen, dein runder Körper ist golden,
Deine
Brüste zwei Eier aus Karneol, deine Brüste
Sind
geschmückt mit Lapislazuli. Schön deine Schultern
Leuchten
als Fayence. Und deine Arme so herzlich
Breiten
sich aus. Dein Herz ist immer freundlich und zärtlich,
Deine
beiden Brüste, o deine mächtigen Brüste
Sind
das schöne Meisterwerk eines allmächtigen Schöpfers!
Deine
Muskeln öffnen und schließen sich, göttliche Anna,
Und
dein Leib ist der Himmel! Wenn du zur Ruhe gehst, Anna,
Ist
dein Nabel das Jenseits, dein Schoß mein Himmel der Himmel!
ACHTER
GESANG
Meditieren
will ich über die Mutter, die Göttin,
Mahakali,
zehn Gesichter, zehn Beine hat sie, und
In
den Händen hält sie das Schwert, die Scheibe, die Pfeile
Und
die Muskatblüte und den Bogen, den Speer und die Keule
Und
die Rakete und die Muschel und menschliche Schädel,
Dreiäugig
ist sie, geschmückt mit Ornamenten auf allen
Gliedern,
und leuchtend wie ein blaues Juwel und von Brahma
Benedeit,
um Madha und Kaithaba zu töten.
Als
noch Vishnu im mystischen Schlaf war, da sagte der Meister
Markandeya
zu Krasutuki Bhaguri, dem Schüler:
Sohn
des Surya, Savarni, du bist der siebente Mani.
Hör
mir zu, dieweil ich seine Geburt dir beschreibe,
Dir
beschreibe, wie der berühmte Sprössling von Surya,
Wie
Savarni geborn durch die Gnade der göttlichen Mutter.
In
den früheren Zeiten lebte König Suratha,
Er
war geboren der Chitra-Dynastie, der die Herrschaft
Über
die ganze Erde innehatte zu Zeiten
Svarocisas.
Er schützte seine Völker gebührend
So
als wären es seine eigenen Kinder. Es wurden
Damals
die Könige, die Zerstörer waren, ihm Feinde.
Er
bekämpfte die Träger der mächtigen Waffen und eine
Schlacht
schlug er mit all den Zerstörern der Kolas, er wurde
Aber
von ihnen besiegt, obwohl sie nur wenige waren.
Und
er kehrte zurück in seine Stadt und regierte
Über
sein gewonnenes Land. Dann wurde der hehre
König
angegriffen von seinen mächtigen Feinden.
Selbst
in seiner eigenen Stadt ward der König jetzt kraftlos,
Der
seine Schatzkammer und Armee beraubt sah durch seine
Eigenen
mächtigen bösen Minister. Damals beraubt der
Souveränität,
verließ der König alleine
Auf
dem Rücken des Pferdes die Stadt und ritt in den dichten
Wald,
unterm Vorwand, er wollte alleine gehen zu jagen.
Dort
sah er die Einsiedelei, von Medhas, dem höchsten
Unter
den zweimal gebornen, bewohnt, und von den wilden
Tieren,
die friedlich waren, und gesegnet mit Jüngern
Dieses
Weisen. Unterhalten vom Weisen, verbrachte
Einige
Zeit Suratha, sich bewegend in jener
Einsiedelei
des Weisen. Zu überwinden die alte
Anhänglichkeit,
verfiel er auf den frommen Gedanken:
Ich
weiß nicht, ob das Erbe, das von den Vätern bewahrt ward
Und
von mir vor kurzem verlassen, rechtschaffen oder
Nicht
ist, durch meine Knechte bewacht der Bösen Verhalten,
Und
ich weiß nicht, ob mein Elefant jetzt heroisch
Immer
begeistert ist, jetzt in den Händen der Feinde.
Meine
treuen Anhänger hatten doch Reichtum und Nahrung,
Jetzt
sicher bringen sie Ehrerbietung anderen Herren.
Und
die Schätze, die ich mit großer Sorgfalt gesammelt,
Werden
von konstanten Verschwendern, die süchtig nach Geld und
Süchtig
nach sinnlosen Ausgaben sind, wohl sinnlos verschwendet.
Und
der König dachte nach über dieses und andres.
In
der Nähe der Einsiedelei des frommen Brahmanen
Sah
er einen Kaufmann und sagte: Sag mir, wer bist du?
Was
ist der Grund für dein Kommen in diese Einsiedelei hier?
Du
erscheinst mir von Trauer geplagt und von Depressionen?
Hörend
diese Rede des Königs, sagte der Händler
Zu
ihm im freundlichen Geist und verneigte voller Respekt sich
Und
gab Antwort dem Könige. Und so sagte der Händler:
Ich
bin ein Kaufmann namens Samadhi. Ich bin in einer
Reichen
Familie geboren. Ich hab mich getrennt von der Gattin
Und
den Söhnen, die böse sind durch Habgier geworden.
Meine
Gattin und Söhne haben den Reichtum veruntreut
Und
so machten sie mich frei von dem Reichtum. Verworfen
Ich
von meinen vertrauten Verwandten, bin ich nun trauernd
Hierher
gekommen in diesen Wald, um Wohnung zu nehmen.
Ich
weiß nicht, was im Hinblick auf meine gierigen Söhne,
Meine
Gattin und meine Verwandten gut ist. Ob Wohlstand
Oder
Unglück bei ihnen zuhaus ist, ich kann es nicht sagen.
Sind
meine Söhne gut oder böse? Da sagte der König:
Warum
liebt dein Herz so sehr die begehrlichen Leute,
Deine
Söhne und deine Frau und die andern Verwandten,
Die
dich beraubt haben deines Vermögens? Da sagte der Händler:
Dieser
Gedanke kam mir auch, so wie du gesprochen.
Was
kann ich tun? Mein Verstand ist nicht hart, ich fühle doch tiefe
Zuneigung
zu den Personen, die mich vertrieben in ihrer
Gier
nach Reichtum, die gaben die Liebe zum Vater auf. Ach, ich
Kanns
nicht begreifen, obwohl ich es wissen müsste. O König,
Wie
nur kommt es, dass mein Herz noch Liebe empfindet
Für
die Verwandten? Wegen ihnen seufze ich schwere
Seufzer
und fühle mich niedergeschlagen. Was soll ich nun machen,
Da
ich nicht hart genug bin gegenüber den lieblosen Leuten?
Und
der Händler und der edelmütige König
Näherten
sich zusammen dem Medhas, dem weisen Brahmanen,
Und
nach der Etikette Beobachtung, würdig, gebührend,
Setzten
sie sich und sprachen mit ihm über einige Themen.
Da
sprach der König: Meister, ich möchte dich bitten um etwas.
Freue
dich, Antwort geben zu können. Unkontrolliert wird
Meine
Seele mir heimgesucht, ach, von Kummer und Schwermut.
Ich
hab das Reich verloren wie ein törichter König,
Dennoch
möchte ich sammeln alle Schätze des Reiches.
Was
ist das, o Bester der Weisen? Und hier dieser Händler
Ward
von Frau und Kindern und Dienern verleugnet, verlassen,
Dennoch
weiß er von ihnen nichts als Liebes zu sagen.
So
ist er und so bin ich noch anhänglich an die
Liebesobjekte,
deren Defekte dennoch wir kennen,
Und
so müssen wir überaus unglücklich sein und voll Kummer.
Wie
dies geschieht, o Meister, obwohl wir uns dessen bewusst sind,
Kommt
doch zu uns die Täuschung? Ach, diese Täuschung bedrängt uns,
Ich
bin geblendet wie er in Bezug auf Diskriminierung.
Da
sprach der Weise: Mein König, jedes Wesen hat Wissen
Von
Objekten, wahrnehmbar durch die menschlichen Sinne.
Und
das Objekt erreicht sie in vielfältiger Weise.
Einige
Wesen blind sind am Tage, andere Nachts blind,
Und
bei Tag und Nacht können sehen andere Wesen.
Menschliche
Wesen sind begabt mit sicherem Wissen,
Aber
die Menschen sind nicht die einzigen wissenden Wesen,
Rinder
und Vögel und Tiere erkennen Objekte der Sinne.
Wissen,
das Menschen, Rinder und Vögel und Tiere besitzen,
Was
sie haben, das haben auch die wissenden Menschen,
Auch
der Rest wie Essen und Schlafen ist allen gemeinsam.
Schau
dir die Vögel an, obwohl sie doch Kenntnis besitzen,
Sind
sie unglücklich über den Hunger, weil sie im Wahne
Sich
allein beschäftigen mit dem Füttern der Küken,
Körner
fallen zu lassen in die Schnäbel der Jungen.
Menschliche
Wesen sind, o Tiger unter den Männern,
Die
sich an ihre Kinder wenden wegen der Habgier.
Siehst
du das nicht? Und trotzdem sind Menschen im Strudel versunken
Ihrer
Anhänglichkeit, in die Grube der Täuschung geschleudert,
Durch
die Macht der Illusion, der göttlichen Maya,
Die
allein doch die Existenz der Welten ermöglicht.
Wundre
dich nicht über Maya. Diese göttliche Maya
Ist
die Yoganidra von Vishnu, dem König der Welten.
Von
der Maya getäuscht wird die Welt, die göttliche Maya
Zieht
in ihren Bann selbst die allerweisesten Männer,
Wirft
sie in den Wahnsinn! Sie schafft das unendliche Weltall,
Was
in Bewegung ist und was ist in friedlicher Ruhe.
Sie,
wenn sie gnädig ist, wird ein Segen den sterblichen Menschen,
Dann
führt sie die sterblichen Menschen zur letzten Befreiung.
Sie
ist die höchste Erkenntnis, die Ursache aller Befreiung,
Ewig,
die Ursache sie der Seelenwanderung Schicksal
Und
die Herrscherin aller Herren. Da sagte der König:
Würdiger
Herr, wer ist die Devi, die göttliche Maya?
Wer
hat sie ins Leben gerufen, wo ist ihr Wirken,
Was
macht ihr Wesen aus, was ist ihre Form, woher stammt sie?
Das
ist alles, was ich von dir zu hören begehre,
O
du höchster unter den weisen Kennern des Brahma!
Da
sprach der Weise: Sie ist ewig, verkörpert das Weltall,
Alles
ist von ihr durchdrungen. Sie ist verkörpert
Trotzdem
in mancherlei Weise. Als sie sich manifestierte,
Um
die Pläne der Götter zu erfüllen, da sollte
Sie
in der Welt geboren werden, obwohl sie ist ewig.
An
dem Ende eines Zeitalters, wenn nun das Weltall
Ward
ein mächtiger Ozean mit den Wassern der Sintflut
Und
der anbetungswürdige Vishnu ausgestreckt da lag
Und
im mystischen Schlummer nahm in Schlepptau die bösen
Geister
der Asuras, die bösen Kaithaba und Madhu,
Die
ins Leben gesprungen aus dem Schmutze der Ohren
Vishnus,
da suchten sie zu töten den göttlichen Brahma.
Brahma,
der ewige Vater der Wesen, saß auf dem Lotos,
Der
kam aus Vishnus Nabel. Die erbitterten Teufel
Waren
aktiv, doch Vishnu schlief den mystischen Schlummer.
Da
hat, mit Blick auf Vishnu, Brahma mit Geistkraft gepriesen
Yoganidra,
die wohnte in Vishnus himmlischen Augen.
Prachtvoll
Brahma pries die unvergleichliche Göttin,
Unterstützerin
aller Welten, Herrin des Kosmos,
Grund
der Bildung und Auflösung sie des unendlichen Weltalls.
Brahma
sagte zur Göttin: Du bist Svaha und Svadha,
Du
bist wahrlich die Vasatkara, Verkörperung Svaras,
Du
bist der Nektar, ewige, unvergängliche Göttin,
Die
du die Verkörperung bist des dreifachen Mantras.
Du
bist ein halbes Mantra, obwohl du ewig bist, du bist
Wahrlich
das, was nicht ausgesprochen werden kann, du bist
Herrin
Savitti und die oberste Mutter der Götter.
Du
trägst das Universum, indem du das Weltall geschaffen.
Von
dir wird doch das Weltall geschützt, o göttliche Devi,
Du
wirst das Universum immer verbrauchen am Ende.
O
du bist die Form des ganzen unendlichen Weltalls,
Zu
dem geheimen Zeitpunkt der Erschaffung des Weltalls
Existierst
du in der Form der schöpfrischen Allmacht,
Zu
dem Zeitpunkt der treuen Erhaltung des herrlichen Kosmos
Existierst
du in der Form der himmlischen Schutzmacht,
Und
zum Zeitpunkt der Auflösung des unendlichen Weltalls
Bist
du da in der Form der Zerstörerin und der Vernichtung.
Du
bist das höchste Wissen und die unendliche Torheit,
Du
bist die göttliche Intelligenz, die Kontemplation und
Große
Täuschung, göttliche Devi und böse Dämonin.
Du
bist der Urgrund von allem, das Inkrafttreten aller
Qualitäten,
die dunkle Nacht der Auflösung bist du
Periodisch,
die Nacht der letzten Auflösung und die
Schreckliche
Nacht des Wahnsinns! Du bist die Göttin des Glückes,
Göttin
des Herrschers, Göttin der Bescheidenheit, Göttin
Großer
Intelligenz durch Wissen, der Schüchternheit Göttin
Und
der Nahrung Göttin, der Zufriedenheit Göttin
Und
der Ruhe Göttin und die Göttin der Dulder.
Du
bist bewaffnet mit Schwert und Speer und Keule und Diskus,
Pfeil
und Bogen, Eisenwaffen, Steinschleuder, Muschel,
Du
bist schrecklich und zu gleicher Zeit auch holdselig,
Ja,
erfreulicher bist du als alle erfreulichen Dinge,
Außerordentlich
schön bist du, die höchste Isvari,
Du
bist gesetzt über alle hohen und niedrigen Geister.
Wo
auch immer es etwas gibt, ob unwirklich oder
Wirklich,
was Macht besitzt, bist du, die Seele von allem,
Wie
kann ich rühmen dich mehr als das, die Seele des Weltalls?
Du
erschaffst die Welt und erhältst die Welt und verschlingst sie
Und
versetzt in den Ruhezustand am Ende den Kosmos.
Wer
war je in der Lage, o Devi, dich würdig zu preisen?
Du
hast uns allen Brahma gebracht und Vishnu und Shiva,
Die
wir durch dich nur einnehmen unsre verkörperten Formen.
Devi,
du wirst damit gepriesen, dass du betörst die
Beiden
Teufel Kaidhaba und Madha, mit höheren Mächten.
Bitte
lass Vishnu, den König und Meister des Weltalls, erwachen
Aus
dem Schlaf und wecke seine Natur, dass er töte
Diese
beiden mächtigen Teufel. Da sagte der Rishi:
Da
ist also die Devi der Täuschung durch Brahma den Schöpfer
Aufgestanden,
zu wecken Vishnu, dass er zerstöre
Madhu
und Kaidhaba. Er richtet sich auf aus den Augen,
Aus
dem Mund, der Nase, den Armen, dem Herzen und Busen,
Und
erschien in den Augen Brahmas unendlich geboren.
Vishnu,
der Herr des Universums, von Devi verlassen,
Nun
erhob sich von seinem Lager im ewigen Meere,
Und
er sah die beiden Teufel Kaidhaba und Madhu,
Die
verfügten über Macht und des Heldentums Stärke,
Rot
ihre Augen vor Zorn, bemüht, den Gott zu verschlingen.
Da
stand der alles durchdringende Vishnu auf von dem Lager
Und
er kämpfte mit den Dämonen für fünftausend Jahre,
Kämpfte
mit seinen eigenen Waffen. Sie, rasend im Zorne,
Wurden
getäuscht durch Maha-Maya, die göttliche Devi,
Und
sie riefen: Herr, gib uns Gaben! Da redete Vishnu:
Wenn
ihr mit mir zufrieden seid, o ihr bösen Dämonen,
Müsst
ihr zuerst durch mich getötet werden! Ein andrer
Segen
ist nötig! Mächtig ist meine Gnadenwahl wahrlich!
Und
die beiden Dämonen, verhext durch die göttliche Maya,
Blickten
aufs ganze Universum, das sich verwandelt
Hatte
in Wasser, da sagte der lotosäugige Vishnu:
Sterben
sollt ihr hier auf der Stelle, wo die Erde, die Mutter,
Nicht
überflutet wird von den mächtigen Wassern der Sintflut!
Sprachs
und so sollte es sein. Und Vishnu, der Träger der Muschel
Und
des Diskus und der Keule, nahm die Dämonen
Auf
die Lenden und trennte die Köpfe ab mit dem Diskus.
So
ist also die göttliche Maya selber erschienen,
Als
sie gebenedeit ward von dem ewigen Brahma.
NEUNTER
GESANG
1
O ehrwürdige Göttin, höre
meine Gebete,
Denn die Wehen sind deine ganz
besondere Pflege.
Und in dir, liegt eine auf dem
Bette der Schmerzen,
Das Geschlecht wie in einem
Spiegel sich tröstend entlastet.
Schütze die Rasse, die mit
sanftem Geiste begabte,
Jene hilflosen Jugendlichen,
wohlwollend freundlich,
Gütige Nährerin, deiner
tollen Natürlichkeit Schlüssel
Eignet keiner anderen
Gottheit, dir nur alleine.
Du wohnst in allen immanent in
den Spiegeln der Augen
Und die feierlichsten
Festivals sind deine Freude.
Dein ist die keusche Rede auf
die Jungfrauen-Zone,
Du wirst in jeder Kunst
gesehen und bist die Berühmte.
Mit Geburten sympathisierst du
und liebst das Gebären,
So gefallen dir die
zahlreichen Nachkommen fruchtbar.
Wenn es in der Natur des
Weibes Schmerzen bringt aber
Und Verwundete und Notleidende
schreien vor Schmerzen,
Rufen dich die Geschlechter,
dass du bringst Ruhe den Seelen.
Du allein kannst Erleichterung
schaffen den Müttern,
Schmerzen erleichtern, sonst
versucht man solches vergebens.
Eileithyia, du große
unterstützende Göttin,
Ehrwürdig deine Macht, du
bringst Erleichterung Frauen
In den schrecklichen Stunden
der Wehen des Kindergebärens.
Höre, gebenedeite Diana,
meine Gebete,
Mach das geliebte Kindlein zu
deiner ständigen Pflege!
2
Nacht, o mütterliche Göttin,
Quelle der Ruhe,
Von der die ersten seligen
Götter und Menschen entsprungen,
Höre, gesegnete Venus,
kostbar bekleidet mit Sternlicht,
Schlafend liegt die Wohnung
der schwarzen Nacht in der Stille.
Träume sind in deinem dunklen
Zug, schwarze Mutter,
Da sich tiefe Schwermut und
schwere Lasten ergötzen.
Löse die ängstlichen Sorgen,
o du Freundin der Freuden,
Mit dem dunklen Renner reite
rund um die Erde.
Göttin der Phantome und
Schattenspiele, o Göttin,
Deren schläfrige Macht teilt
alle geborenen Tage,
Durch das Ewige Schicksal hast
du die Götterbestimmung,
Dauernd zu senden Licht in die
Tiefe der unteren Hölle,
Fern von der Sichtbarkeit
durch die sterblichen Augen der Menschen,
Denn die Notwendigkeit, die
eherne, alles erhaltend,
Sie umgibt die Welt mit
diamantenen Banden.
Sei mir nahe, Himmlische, denn
dein Diener erfleht es
In Gebeten, von allen
gleichermaßen Verehrte,
Selige gütige Hilfe, treuer
freundlicher Beistand,
Zu zerstreuen die
schrecklichen Ängste der Schatten des Zweifels!
3
Höre, Göttin Königin,
streue silbernen Lichtglanz,
Kuhhörner tragend, wandernd
durch das nächtliche Dunkel.
Sterne umgeben dich und tiefe
Nächte mit Fackeln,
Durch die Himmel schreitest
du, Göttin des silbernen Mondes.
Weiblich und männlich, mit
geborgten Strahlen, du schimmerst,
Und jetzt voller Sterne, jetzt
wirst du wieder versinken.
Mutter der Alten, Früchte
produzierender Mondschein,
Deine gelbliche Kugel macht
die Nacht hell, o Herrin.
Liebhaberin schöner Pferde,
herrliche Herrin der Nächte,
Alles sehende Macht, bedeckt
mit den Sternen des Himmels,
Liebhaberin der Wachsamkeit,
Freundin der Feinde des Streites,
Du bist im Frieden und lebst
ein ganz umsichtiges Leben.
Lampe der Nacht, du gestaltest
Ornamente den Freunden,
Der Natur gibst du das Ende
des ewigen Zieles,
Königin himmlischer Sterne,
selige Allfrau Diana!
Schön geschmückt mit
herrlicher Robe und schimmerndem Schleier,
Komm, gesegnete Göttin,
Weisheit des Himmels der Sterne,
Lichte, komm mit der
Mondleuchte, keuschem und glorreichem Lichtglanz,
Scheine auf diese heiligen
Riten mit segnenden Strahlen,
Akzeptiere deines Beters
mystischen Lobpreis.
4
O Natur, du Mutter von allen,
uralte Göttin,
Totus tuus ego sum,
vielschaffende Mutter!
Heimlich geschaute, reiche und
ehrwürdige Dame,
Heilige Herrin in jedem Teil
deiner herrlichen Herrschaft!
Ungezähmte, alles Zähmende,
herrlicher Lichtglanz,
Alles Urteil ehrend und
überaus hellstrahlend bist du,
Protogeneia, Erstgeborene,
ewige Mutter!
Immer noch der gleiche
nächtliche Himmel der Sterne,
Glänzende, herrliche Dame, o
du Herrin des Weltalls,
Deine Füße zeigen noch
Spuren kreisender Welten
Und sind natürlich von dir
gemacht, unermüdlicher Stärke.
Reine Ziele aller himmlischen
göttlichen Mächte,
Endlich und unendlich
gleichermaßen erstrahlend,
Allen Dingen gemeinsam, in
allen Dingen Erkannte,
Aber unmitteilbar und allein,
du mystische Göttin.
Ohne Vater deines
staunenswertesten Rahmens,
Dich hat der Vater gezeugt,
von dem dein Wesen entsprungen.
Immerblühende,
Allesverbindende, Seelen vermischend,
Führerin du und Herrscherin
dieses mächtigen Ganzen!
Lebensträgerin, alle tragend,
verschieden Benannte,
Du allein kannst befehlen
aller Anmut und Schönheit.
O Justitia, Höchste in der
Kraft und der Stärke,
Dir gehorchen die schwankenden
Wasser der ruhlosen Tiefe.
Irdische und Ätherische, für
den Frommen die Frohe,
Süßigkeit für den Guten,
aber bitter dem Bösen,
Allfrau, alle gnadenreich
unterstützend, o Göttin,
Reiche Erhöhung aller Nahrung
ist deine Begnadung.
Vater unser, der du dazu
bringst die Mutter und Jungfrau,
Reichlich gesegnet, alle Samen
genau zu betrachten,
Reife, Impulsive, aus deren
fruchtbaren Samen
Und der Kunst der Hände
kommen die wandelnden Szenen.
Mächtige Allmutter,
unsichtbar den sterblichen Augen,
Ewigbewegte, gleichfalls
allweise Königin-Mutter!
Siehe, die Welt ist durch
dich, es fließen die Teilchen,
Rasche sinkende Ströme, die
kennen nicht Pause des Atems,
Sondern auf stetem Scharnier,
im ewig-steten Verlaufe
Umgewirbelt mit
unvergleichlichen, nie müden Kräften.
Thronend hoch auf einem
kreisenden Wagen voll Lichtglanz,
Hält deine mächtige Hand das
Weltall und lenkt das Geschaffne,
Deine Hände halten die Zügel
der tiefen Gebote.
Deines Wesens Gleiche, du
Hochgeehrte und Beste,
Deinem Urteil gehört das
allen gemeinsame Ende.
Alles bindende Dame, Parze
ewigen Lebens,
Ewige Vorsehung, du Fatale,
die Welt ist dein eigen.
Du bist alles, die göttliche
Architektin des Kosmos!
Selige Göttin, höre deines
Beters Gebete,
Mache mein Leben in Zukunft
deine ständige Pflege,
Gib mir segensreiche
Jahreszeiten und Reichtum,
Kröne meine Tage mit
dauerndem Frieden und Segen.
5
Tochter des großen
Protogonus, göttliche Rhea,
Heilige und illustre Rhea,
höre mein Beten!
Du fährst auf deinem heiligen
Wagen, von Löwen gezogen,
Mit Geschwindigkeit, von den
starken schrecklichen Löwen.
Mutter des Zeus, dessen
mächtiger Arm kann ausüben Rache,
Zeus, der schüttelt die
schreckliche Ägis, der donnernde Vater,
Trommelschläge schlägt er,
wild, mit herrlicher Miene,
Du mit klingenden Zymbeln
Geehrte, Zymbeln des Jubels,
Des Saturnus selige Königin,
heilige Rhea!
Du erfreust dich an den Bergen
und stürmischen Kämpfen
Und es begeistert dich der
Menschheit schreckliches Heulen.
Du warst die Mutter, Mächtige,
majestätischen Körpers,
Trügerische Retterin und
befreiende Dame.
Mutter der himmlischen Götter
und unsterblichen Menschen,
Die du geboren jene des
Himmels und diese der Erde,
Die ätherischen Winde, die
tiefe Göttin des Meeres
Stammen von dir, sie alle mit
ätherischen Körpern.
Komm, erfreue dich an
Pilgerreisen, besuch uns,
Göttliche und Gebenedeite,
schenke uns Ruhe
Nach den Mühen schenke
unseren Seelen den Frieden,
Und wo der Lauf der Welt ward
krank und krank ward die Menschheit,
Binde du die Erde der
entferntesten Enden.
6
Königliche Juno mit
majestätischer Miene,
Luftgestalt, o Göttliche,
Jupiters selige Herrin,
Thronend auf dem Schoß der
kreisenden Lüfte des Äthers,
Ist der Weltlauf der
Sterblichen deine ständige Pflege.
Deine Macht allein inspiriert
die Kühlung der Stürme,
Du nährst alles Lebendige,
alles Leben begehrst du,
Göttliche Mutter von
himmlischen Wolken und stürmischen Winden,
Siehe, von dir allein kommt
die Erschaffung der Dinge,
Die Erschaffung alles
bekannten sterblichen Lebens.
Alle Naturen sind untertan
deinem Temperamente,
Untertan deiner universalen
göttlichen Herrschaft.
Mit der Schaffung der
Windstöße, Schwellung des Meeres
Und der rollenden Flüsse
Brüllen warst du beschäftigt.
Komm, gesegnete Königin,
komm, allmächtige Göttin,
Komm mit einem Verhältnis der
Art von Freude und heiter!
7
Tethys ruf ich, mit den Augen
voll himmlischem Lichtglanz,
Sie verbirgt sich im Schleier
vor den menschlichen Blicken,
Großen Ozeans Kaiserin ruf
ich, die göttliche Tethys,
Wandernd in Tiefen, erfreut an
Stürmen, die Erde zu fegen.
Deine gesegneten Wellen
wandern in rascher Bewegung,
Peitschen die felsige Küste
mit den endlosen Fluten,
Freude ist es dir, in dem
heiteren Meere zu spielen,
Mit den Schiffen jauchzend auf
den wässrigen Wegen.
Mutter der göttlichen Venus
und des Dunkels der Wolken,
Große Schwester der Tiere und
Quelle reinlicher Brunnen,
O ehrwürdige Göttin, höre
meine Gebete,
Mache mein Leben wohlwollend
deine stetige Sorge,
Sende, gesegnete Königin,
Schiffen günstige Brisen,
Wehe sie sicher dahin auf dem
hohen stürmischen Meere.
8
Töchter des Nereus, wohnhaft
in Grotten drunten im Meere,
Sportliche Nereiden, tümmelnd
durch spielende Wellen,
Ihr fanatischen fünfzig
Nymphen, des Ozeans Nymphen,
Die mit der wichtigen Freude
folgen dem Zug der Tritonen,
Freuden ziehen einher hinter
euren Wagen aus Muscheln.
Eure Körper sind wild und
genährt durch die Tiefe des Meeres,
Ihr springt mit anderen
Nymphen unterschiedlichen Grades
Und ihr wandert durch die
Flüssigkeit rauschenden Meeres,
Lichte Delphine folgen euch,
singend, voll Liebe zum Menschen,
Gut für den Sport und gut für
bacchantische Spiele.
Nymphen mit schönen Augen,
ihr seid begeistert von Opfern,
Sendet reiche Fülle auf
unsere mystischen Riten,
Denn ihr seid die Ersten bei
den heiligen Riten
Der Proserpina und des
heiligen göttlichen Bacchus
Und der schönen Muse
Kalliope, die mich begeistert,
Und des lichten Apollo, des
Königs der Chöre der Musen.
9
Göttin Erde, Quelle der
seligen Götter und Menschen,
Fruchtbare Mutter, begabt mit
allen zerstörenden Kräften,
Allmutter, Grenzenlose, deren
schöpfrische Mächte
Schaffen einen Markt von
bunten Blumen und Früchten,
Allmagd, Ewige, weltweit feste
Basis, unsterblich,
Du bist gebenedeit und gekrönt
mit jeglicher Gnade.
O von deiner tiefen
Gebärmutter, göttliche Mutter,
Wie aus einer endlosen Wurzel,
kommen die Früchte,
Früchte mit vielen Formen,
reife und reifende Früchte,
Göttin mit großem Busen,
gesegnet mit Wiesen und Feldern,
Süßem und gutem Geruch und
erfreut von fruchtbarem Regen.
Alle Blumen-Dämonen um einen
Mittelpunkt kreisend,
Alle Sterne bewegen sich um
deinen Planeten
Mit den schnellsten Wirbeln,
ewige göttliche Mutter,
Deren Körper geschmückt ist
mit unvergleichlichen Gaben
Und mit dem überhimmlischen
Glanz der göttlichen Weisheit!
Komm, gesegnete Göttin, höre
meine Gebete,
Mache die Zunahme reifen Obsts
deine ständige Pflege,
Nahe mir mit dem gnädigen Zug
der fruchtbare Horen
Und mit gnädigem Geist den
geringsten Diener erhöre.
10
Große Mutter der Götter,
Schwester aller Geschöpfe,
Nähere dich, o göttlich
Geehrte, höre mein Flehen!
Thronend auf einem Wagen, von
herrlichen Löwen gezogen,
Bullenzerstörenden Löwen,
schnellen und mächtigen Tieren,
Lenkst du den Wagen göttlich
mit der Stange des Zepters.
Dein ist der Welten mittlerer
Sitz, von vielen bewohnter,
Darum ist die Erde dein und
die sterblichen Wesen
Haben ihre ständige Nahrung
von dir und die Pflege,
Ja, aus dir sind die ersten
Götter und Menschen entsprungen,
Von dir stammt das Meer und
alle fließenden Flüsse.
Vesta bist du und die Quelle
des heiligen Guten,
Und dein heiliger Name ist
allen sterblichen Menschen
Eine Freude und bewegt sie zu
freundlichen Taten.
Alles Gute zu geben ist die
Lust deiner Seele.
Komm, o mächtige Kraft, sei
gnädig unseren Riten.
Allherrin, komm, Gesegnete,
phrygische Retterin, Göttin,
Des Saturnus Königin, freu
dich am Dröhnen der Trommeln,
Himmlische, Uralte, alles
Leben tragendes Mädchen,
O fanatische Göttin, hilf
deinem elenden Sklaven,
Schau mit freudigen Augen auf
unsern steigenden Weihrauch
Und voll Freude akzeptiere das
göttliche Opfer.
11
Tochter des Zeus, allmächtige
göttliche Herrin und Jungfrau,
Komm, gesegnete Königin, komm
zu unseren Riten,
Eingeborene Quelle, des Pluto
geehrte Gemahlin,
O ehrwürdige Göttin allen
ewigen Lebens.
Es ist an dir, in der Erde
untersten Tiefe zu wohnen,
Schnell zu gehn durch die
breiten düsteren Pforten der Hölle,
Jupiters heiliger Nachkomme,
du mit gnädiger Miene,
O fatale höllische Herrin mit
herrlichen Schlössern.
Quelle der Furien bist du,
deren seliger Körper
Stammt aus Jupiters
unaussprechlichem heimlichem Samen,
Mutter des Bacchus bist du,
Mutter der trunkenen Reben,
Göttliche, Vielgestaltete,
Mutter berauschenden Weines.
Tanzende Horen sind um dich, o
du Essentielle,
Richterin, Jungfrau, die du
trägst den himmlischen Lichtglanz,
Du Illustre, Gehörnte, voll
freigebigen Geistes,
Einzig und allein begehrt von
den sterblichen Menschen.
Frühlingshafte Königin,
Freude der grasgrünen Wiesen,
Süß an Geruch und angenehm
dein Körper den Augen!
In dem Herbst Gefreite, Leben
und Tod ist dein eigen,
Elenden Sterblichen ist
bekannt deine schreckliche Stärke,
Dein ist die Aufgabe ja nach
deinem eigenen Willen,
Leben zu produzieren und alles
Leben zu töten.
Höre, gesegnete Göttin,
sende reichen Ertrag uns
Von verschiedenen Früchten
der Erde und Frieden im Lande,
Sende Gesundheit mit sanfter
Hand, du Ärztin des Leibes,
Sende die Krone meines Lebens
mit seliger Fülle
Und befrei mich vom lärmenden
Streite zänkischer Narren.
Schließlich im reifen Alter
werde ich Beute des Todes,
Dann entlasse mich, ich kehr
zu den Reichen der Schatten,
Komm zu deinem schönen
Palast, glückseligen Gärten,
Wo die seligen Geister leben
und Pluto ist König.
12
Eingeborene, edle Rasse von
Jupiter, Wilde,
Benedeite, die du dich freust,
in den Höhlen zu tanzen,
Kriegerische Pallas,
unaussprechlichen Wesens,
Von illustrer Art, Großmütige,
weithin Berühmte,
Felsige Höhen und Haine und
schattige Berge erfreun dich.
In den Armen der Freude, mit
Furien Schreckliche, Wilde,
Inspirierend die Seelen aller
sterblichen Menschen,
Du gymnastische Jungfrau
tollen heiligen Geistes,
Die du die Gorgonen bannst und
die grause Medusa,
Unvermählt, gesegnet und von
göttlichem Wesen.
Mutter der schönen Künste
und gleichfalls herrische Jungfrau,
Du verstehst den zornigen
Grimm über gottlose Sünder,
Du erkennst die göttliche
Weisheit der frommen Gerechten.
Weibliche Jungfrau und
gleichfalls männliche Kriegerin, Pallas,
Dein, fanatische Göttin, sind
die Künste des Krieges,
Vielgestaltete Drachenmutter,
o Pallas Athene.
Über den phlegräischen
Riesen erhebst du dich grimmig,
Reitend auf deinem Renner,
voll des Zorns der Zerstörung,
Die du entsprungen bist aus
des Zeus Haupt, Tritogeneia,
Mit der herrlichen Miene, uns
vom Übel erlösend,
Du über alle siegreiche
Königin, göttliche Jungfrau.
Höre mich, Göttin, wenn ich
zu dir bete, o Jungfrau,
Bete mit flehender Stimme Tag
und Nacht, meine Herrin,
Und in meiner letzten Stunde,
der Stunde des Todes,
Schenke mir Herzensfrieden und
Gesundheit der Seele,
Gnädige Ewigkeit und die
einzig notwendigen Schätze,
Sei mir immer gegenwärtig mit
rettender Hilfe,
Vielbeschäftigte Mutter der
Kunst, blauäugiges Mädchen.
13
Leistungsstarke Viktoria, von
den Männern Begehrte,
Du mit negativen Brüsten vom
Ingrimm Entflammte,
Zu dir ruf ich, deren Macht
allein kann besiegen
Streitenden Zank und die
Belästigung durch die Verfluchten.
Dein ist im Kampf um die Krone
der herrliche Siegespreis, Göttin,
Dir ist das Zeichen von einem
schönen Triumphe verliehen,
Göttin Viktoria, die du
regelst alle die Dinge.
Herrlicher Kampf und Jubel
sind dein des höchsten Triumphes.
Komm, o mächtige Göttin, und
segne deinen Verehrer,
Komm mit funkelnden Augen und
beschwingt vom Triumphe.
Mögen deine Taten berühmt
werden, siegreiche Schutzfrau,
Möge ich finden durch dich,
meine Herrin, unsterblichen Nachruhm!
14
Dunkelverschleiert, Latona,
vielangerufene Fürstin,
Zwillings-Lager-Göttin, mit
einer heiligen Miene,
Tolle Koiantis, ein mächtiger
Geist ist dein inneres Wesen,
Deine Nachkommen sind sehr
fruchtbar, Apoll und Diana,
Von dem göttlichen Jupiter
über die Maßen gesegnet.
Phöbus, der Erlöser, der
Gott des Lichts ist dein Sprössling
Und Diana, die Schöne, die
liebt die geflügelten Pfeile,
Sie in Ortygias schönen
Regionen vor Jahren geboren,
Er in Delos, die Berge hoch zu
schmücken mit Lichtglanz.
Höre mich, heilige Göttin,
voll der gnädigen Geistes,
Und vollende diese heiligen
mystischen Riten
Doch mit einem Verhältnis
heiliger Art, o Latona.
15
Höre mir zu, o Jupiters
Tochter, ruhmreiche Herrin,
Du Bacchantische, du Titanin,
mit heiliger Miene,
Jubel machen dir Pfeile und
allen weißt du zu leuchten,
Fackel-Lager-Göttin, große
Göttin Dictynna.
Über die Geburten hast du den
Vorsitz, o Jungfrau,
Dir vertraut ein Mädchen, ein
junges liebliches Mädchen,
Bei den Qualen der Wehen
bereitest du Beihilfe gütig,
Löse die Gürtel und schenke
Pflege werdenden Müttern,
Heftige Jägerin, Ruhm in dem
Krieg in den rauschenden Wäldern.
Sanft in Bewegung und
geschickt in schrecklichen Pfeilen,
Wandernd durch die Nacht,
bringst du leuchtende Freude den Feldern,
Du hast den freien Geist,
deine männliche Form zu errichten,
O illustre Dämonin, große
Amme der Menschheit.
Irdische und Unsterbliche,
Flüche der Monster dich trafen.
Es ist dein, gesegnete Magd,
im Walde zu wohnen,
Feindin des Hirsches, Freude
des Waldes, der jagenden Hunde,
Du in ewiger Jugend, schön
und strahlend gedeihend,
Universelle Königin,
göttliche Herrin, Augusta,
Eine vielfältige Form der
Macht ist dein Eigentum, Jungfrau.
Schreckliche Schutzgöttin,
Unbekümmerte, gnädigen Geistes,
Komm zur Einweihung unserer
heiligen mystischen Riten,
Gib der Erde einen Markt voll
von köstlichen Früchten,
Sende süßen Frieden und
Gesundheit mit wallenden Haaren,
Über die Berge lass fahren
die Pflege der kranken Gemüter!
16
Universal-Mutter Deo,
weltberühmte Augusta,
Quelle des Reichtums und
Göttin mit verschiedenen Namen,
Große Schwester, voll der
Gnade, gebenedeit, göttlich,
Du erfreust dich am Frieden,
du ernährst das Getreide.
Große Göttin der Samen und
der reichlichen Früchte,
Ernten und Dreschen, Deo, sind
deine ständige Pflege,
Die du wohnst ein Eleusina,
dort sitzt du im Throne,
Schöne herrliche Fürstin,
von allen Begehrte, o Göttin,
Amme aller Sterblichen, deren
Geist voller Gnade
Lehrte als Erste zu pflügen
mit dem Joche der Ochsen,
Und du gabest den Menschen,
was die Natur hat gefordert,
Reichliche Mittel der
gewünschten Glückseligkeit allen.
Grünpflanzen stets gedeihen
zu deinen Ehren im Lichte,
Beistand des großen Bacchus
du, lichtertragende Göttin,
Künstlerin mit den Sicheln
der Schnitter, luzid die Natur ist,
Irdische, was wir finden bei
dir ist die Reinheit des Herzens,
O Pro-Leben-Mutter, ehrwürdige
göttliche Amme,
Deine Tochter liebst du innig,
die heilige Kore.
Dein Triumphwagen wird von
schrecklichen Drachen gezogen,
Heilige Orgien singt man an
deinem strahlenden Throne,
Eingeborene, vieles
produzierende Fürstin,
Dein sind die Blumen und die
Früchte des kraftvollen Grünen.
Lichte Göttin, komm mit dem
Sommer, dem Siege der Sonne,
Schwanger mit Schwellungen,
spende uns allen lächelnd den Frieden.
Komm mit schönen Gnaden und
imperialer Gesundheit,
Komm mit dieser einzigen
nötigen Gabe der Wohlfahrt.
17
O Getreide-Göttin mit den
herrlichen Namen,
Die unsterblichen Götter und
Menschen sind dir entsprungen,
Häufig wandernde, einmal mit
Trauer mächtig geschlagen,
In dem Eleusina-Tal du fandest
Erleichtrung,
Da entdeckend Proserpina,
deine göttliche Tochter,
Reinen Schreckens im Avernus,
düster und dunkel.
Während du irrtest in der
Welt, der heilige Jüngling
Bacchus war dir Teilnehmer und
dir Führer des Weges.
Siehe, die Hochzeit des
terrestrischen Zeus ging vorüber,
Während der Kummer dich hart
geschlagen, o Göttin des Kornes.
Komm, oft eingeladene, und zu
den Riten dich neige,
Deinen mystischen Knecht segne
favorisierender Gnade!
18
Töchter des Jupiter und der
Themis, ihr wandelnden Horen!
Lob sei dir, du Jungfrau der
Gerechtigkeit, Dike,
Dir, gebenedeite Jungfrau des
Friedens, Eirene,
Lob sei dir, rechtmäßige
Jungfrau des Rechts, Eunomia,
Lob euch grasgrünen und
lebendigen heiligen Mächten,
Deren lauer Atem atmet in
lieblichen Blumen,
Bunte Jahreszeiten, reich
erhöht ihr die Pflege,
Kreisende, ihr seid ewig
blühend und ewig liebreizend!
Ihr seid verhüllt mit einem
glänzenden tauigen Schleier,
Einem duftend blühenden
Schleier, herrlich zu schauen.
Feiert Proserpina, wenn sie
wieder kommt aus dem Dunkel,
Wenn die Grazien und die
Moiren sie führen ins Helle,
Die in harmonischen Banden
vorher lebten, die fröhlich
Waren und glücklich und
tanzten heiter selige Tänze.
Triumphiert mit Ceres und mit
Jupiter-Vater,
Gebt der Erde einen Markt von
Früchten zu tragen,
Stellt in eure Obhut ein neues
mystisches Leben!
19
Kadmische Göttin, universale
Königin, Herrin,
Dich, o Semele, rufe ich an,
dein heiliges Antlitz,
Du mit großem Busen und
wallenden Locken, o Mutter
Gottes, glücklich und selig
bist du, o Mutter des Bacchus!
Dein gewaltiger Sohn, dessen
Liebe vom Blitz ward erleuchtet,
Er brach unreif und bang ins
Licht, o Mutter des Gottes,
Vom unsterblichen Ratschluss,
vom hohen Geheimnis geboren,
Göttlicher Sohn des Jupiter,
des Regenten im Himmel!
Und Proserpina ward es
ermöglicht, zu sehen den Lichtglanz.
Suche sie heim die Sterblichen
aus den nächtlichen Reichen!
Immer nimm teil an unseren
heiligen Riten und Festen,
Komm zu unseren Kulten, die
deine Seele erfreuen,
Wenn dein Sohn die
Wiedergeburt der Menschheit vollendet
Und wir Mysterien tief und
heilig feiern im Tempel.
O ich rufe dich heute,
kadmische Königin, hör mich,
Meinen Kult mit deinem Antlitz
voll Seligkeit segne!
20
Große Schwester des Bacchus,
höre meine Gebete,
Denn auch dein sind die
heimlichen Riten des heiligen Jacchos,
Unsre mystischen Riten der
nächtlichen Chöre des Bacchus,
Wenn die heiligen,
lauterschallenden Feuer ertönen.
Hör mich, terrestrische
Mutter, mächtige Königin, hör mich,
Ob du wirst auf Phrygiens
heiligen Bergen gesehen
Oder ob du lieber wohnst auf
dem Tmolus-Gebirge,
Komm mit heiliger Gnade und
segne die mystischen Riten.
21
Nymphen, Nymphen, die ihr aus
des Ozeans Strome
Leitet eure Geburt ab, ihr
wohnt in Grotten der Erde,
Krankenschwestern der
Leidbetrunknen, Ammen des Bacchus,
Heimlich jagende Mächte, die
Früchte des Herbsts zu erhalten
Und zu ernähren jede Blume im
lachenden Frühling!
Irdisch, freudig, in Wiesen
wohnend, in Höhlen und Grotten,
Deren Tiefe erstreckt sich in
die finstere Hölle,
Heilige, welche schnell
aufsteigen durch Lüfte des Äthers,
Stehn ja in eurer Pflege Tau
und Quellen und Ströme.
Unsichtbar, sichtbar, die
Freude ihr habt an den Wandrungen weithin
Und uns sanft natürlich durch
blühende Täler geleitet,
Jubelnd mit Pan auf den hohen
Bergen, den Bergen der Hirten,
Städtegründungen sind von
euch, wahnsinnige Nymphen,
Die euch mit schallender Echo
Felsen und Wälder begeistern.
Nymphen, duftend, weiß, deren
Brisen atmen erfrischend,
Die euch der laue Wind raubt,
es raubt euch Zephyrus lachend,
Die ihr an Ziegen und
Weideflächen erfreut seid und Panthern,
Ammen der Früchte, unbewusst
des Verfalls in dem Herbste,
Voller kühler Freude und
wandernd sportlich im Meere.
Nysische Nymphen, fanatische
Nymphen, wahnsinnige Nymphen,
Freuden der Eichen,
Liebhaberinnen des lachenden Lenzes,
Ihr päonischen Jungfrauen,
die ihr hell seid und strahlend,
Hört, mit Ceres und Bacchus,
hört meine frommen Gebete!
Kommt, ihr Nymphen, und segnet
reichlich die sterbliche Menschheit,
Oft lasst hören eure
lieblichen Stimmen, kommt eilend,
Freut euch voll Gnade an
diesem meinem mystischen Ritus,
Gebt uns fruchtbare
Jahreszeiten und ausreichend Wohlstand,
Und ergießt in dauerhaften
Strömen das Heil und den Segen!
22
Himmelskönigin,
lachenliebende Königin Venus,
Meergeborne, Urania,
nächteliebende Göttin,
Herrin du mit deinem
schrecklich heiligen Antlitz,
Kraft, von der die
Notwendigkeit kam, o Kraft, meine Göttin,
Schöpferin, nächtliche
Liebe, allverbindende Dame!
Es ist an dir, alle Welten
harmonisch schön zu verbinden,
Alle Dinge entspringen dir, o
Kraft, meine Göttin,
Dein Dekret regiert das weise
dreifaltige Schicksal,
Alle Geschöpfe der Welten
sind dir völlig ergeben!
Was auch die hohen Himmel
umgeben, alles enthaltend,
Früchteproduzierende Erden,
stürmische Meere,
Alles bekennt deine Herrschaft
und gehorcht deinem Nicken,
Auch die schrecklichen
Dienerinnen bacchantischen Gottes!
Göttin der Ehe, charmant zu
schauen, liebende Mutter,
Die sich an Festbanketten
erfreut, o Quell der Verführung,
Mysteriöse, favorisierende
Königin, Venus,
Du illustre Schaumgeborene,
unsichtbar, sichtbar,
Braut, die sich zuneigt den
Menschen, Produktivste der Götter,
Die am meisten Begehrte, Leben
spendendes Wesen,
Großen Zepters Fahnenträgerin
himmlischer Götter,
Dein Amt ist, die Menschen mit
festen Band zu verbinden,
Jeden Stamm der Monster mit
magischen Ketten zu fesseln
Durch die verrücktesten
Wünsche und die schlimmsten Begierden.
Komm, in Zypern geborene,
meine Gebete erhöre,
Ob erhaben in dem Himmel der
Himmel du leuchtest
Oder in Syrien präsidierst in
dem heiligen Tempel
Oder den Wagen lenkst über
ägyptische Wüsten,
In dem Goldglanz, oder nah des
heiligen Wassers,
Fruchtbar und berühmt lebst
du an gesegneten Orten,
Oder wenn heitere Freude lebt
an meerblauen Küsten,
In der Nähe, wo brüllend das
Meer mit schäumenden Wellen,
Kreisende Chöre der
sterblichen Menschen sind da deine Freude,
Oder hübsche junge Nymphen
mit lichtblauen Augen
Sind erfreut durch die
sandigen Ufer des ruhmreichen Meeres,
Wenn dahinfährt dein
schneller goldener Wagen, o Venus,
Oder wenn in Zypern du
zelebrierst mit der Mutter,
Wo vermählte Frauen dich
loben jährlich und Mädchen,
Niedliche Jungfrauen stimmen
in den Refrain ein, o Göttin,
Rein zu singen Adonis und
dich, o weinende Venus.
Allanziehende Venus, komm zu
meinen Gebeten,
Denn ich rufe dich an, o
Venus, im heiligen Geiste!
ZEHNTER
GESANG
1
Muse!
Erzähle mir die Taten der goldenen Kypris,
Die
die süßen Leidenschaften erregt in den Göttern,
Unterwirft
die Arten der sterblichen Menschen und Vögel,
Die
in den Lüften fliegen, und all die vielen Geschöpfe,
Dass
das dürre Land erblüht und was in dem Meer lebt,
Diese
lieben die Werke der goldengekrönten Cythere.
Doch
es gibt drei Herzen, die kann die Göttin nicht beugen,
Auch
nicht umgarnen. Erstens ist es die Tochter Kronions,
Der
den Ägis-Schild hält, mit strahlenden Augen Athena,
Sie
hat keine Wonne an Werken der goldenen Kypris,
Aber
köstlich sind ihr die Kriege, die Arbeit des Ares,
Streitigkeiten
und Kämpfe und Werke des ruhmreichen Handwerks.
Diese
lehrte zuerst die irdischen Handwerker, Wagen
Und
Gespanne des Krieges verschieden von Bronze zu machen,
Und
sie lehrte die schönen jungen Mädchen im Hause
Und
gab Kenntnisse prächtiger Künste in jeglichem Sinne.
Auch
die lachenliebende Aphrodite hat niemals
Artemis
sterblich verliebt gemacht, die Jägerin-Jungfrau
Mit
den goldenen Pfeilen. Sie liebt das Schießen des Bogens
Und
das Töten von wilden Tieren auf hohen Gebirgen
Und
die Leier auch und den Tanz und die spannenden Schreie
Und
die schattigen Wälder und Städte und aufrechte Menschen.
Auch
entzieht sich die reine Jungfrau Hestia immer
Sinnlicher
Liebe, Aphrodites mächtigem Werke.
Sie
war das erstgeborene Kind des listigen Kronos
Und
die Jüngste durch den Willen des Zeus in dem Himmel,
Der
den Ägis-Schild hält, eine Prinzessin und Jungfrau,
Magd,
die Poseidon und Apollon zu heiraten suchten.
Sie
war abgeneigt, hartnäckig hat sie sich geweigert
Und
berührte das Haupt des Vaters Zeus, der den Schild hält,
Dass
die liebliche Göttin schwöre förmliche Eide,
Die
in Wahrheit sich auch erfüllten, sie blieb eine Jungfrau
Alle
ihre Tage. So Zeus der Vater gab Ruhm ihr
Statt
der Ehe. Sie hat ihren Platz in der Mitte des Hauses
Und
verfügt über reichliche Opfer. In allen den Tempeln
Aller
Götter hat sie ihren Anteil an Ehre
Und
unter allen Sterblichen ist sie der Göttinnen Herrin.
Diese
drei konnte Aphrodite niemals verbiegen
Oder
umgarnen die Herzen. Aber die anderen Götter
Oder
Sterblichen konnten Kypris niemals entgehen.
Auch
das Herz des Zeus, der ist am Donner begeistert,
Ward
in die Irre von ihr geführt, obwohl er der Größte
Aller
Götter ist, der majestätische König.
Aphrodite
betörte sein weises Herz wann sie wollte
Und
vereinigte ihn mit reizenden sterblichen Frauen,
Ohne
dass Hera es wusste, seine Schwester und Gattin,
Die
doch so großartig ist, die schönste Göttin des Himmels,
Die
der listige Kronos mit Mutter Rhea gezeugt hat,
Zeus
aber, dessen Weisheit ist ewig, machte die Göttin
Hera
zu seiner keuschen, fürsorglichen Ehegemahlin.
Aber
Aphrodite selbst warf in Zeus die Begierde
Und
die süße Lust der Liebe zu sterblichen Frauen,
Mit
den sterblichen Frauen vereinigt zu werden in Liebe,
So
dass Zeus nicht einmal unschuldig Sterbliche liebte.
Und
die lachenliebende Aphrodite des Tages
Leise
lächelte, sie war spöttisch unter den Göttern,
Da
sie die Götter sah voll Liebe zu sterblichen Frauen,
Nackte
Kinder des Todes mit unsterblichen Göttern,
Den
unsterblichen Göttinnen paarten sich sterbliche Männer!
Und
so legte Zeus ihr ins Herz die schmachtende Sehnsucht
Nach
Anchises, der weidete an den Hängen des Hügels
Waldreichen
Idas das Vieh, an Form wie die herrlichen Götter.
Als
die lachenliebende Aphrodite ihn schaute,
Liebte
sie ihn gleich, und furchtbare Wünsche der Wollust
Packten
sie im Herzen. Sie ging nach Zypern, nach Paphos,
Wo
ihr Revier ist und der süße Altar ihres Tempels,
Und
sie ging hinein in den weihrauchduftenden Tempel,
Schloss
die mächtigen Pforten. Und die Grazien salbten
Ihr
mit himmlischem Salböl ihren blühenden Körper,
Diesen
Körper der ewigen Gottheit von göttlicher Süße.
Und
die lachenliebende Aphrodite das leichte
Kleidchen
legte an und schmückte mit goldenem Schmucke
Ihren
Busen, und so verließ sie das duftende Zypern,
Ging
in aller Eile in Richtung Troja, in Eile
Reiste
sie hoch in den Wolken. Sie kam zum waldreichen Ida,
Mutter
von wilden Geschöpfen, und ging zum Gehöft im Gebirge.
Da
kamen graue Wölfe, mit Kriecherei vor der Göttin,
Grimmig-blickende
Löwen und Panther und brüllende Bären,
Schnelle
Leoparden mit heißem Hunger auf Rehe.
Aphrodite
ward froh im Herzen, sie alle zu sehen,
Und
sie bemerkte den Wunsch in ihrer Brust in dem Busen,
Dass
sich alle wilden Tiere begatteten rasend,
Jeweils
zwei zusammen, in den schattigen Höhlen.
Aber
sie selbst kam zu dem gutgebauten Gehöfte,
Und
sie fand allein im Hofe den Helden Anchises,
Schön
wie die Götter! Alle anderen sind mit den Herden
Über
die grasbewachsnen Weiden des Ida gezogen,
Er
blieb allein im Gehöft, sprang hin und her, und erregend
Spielte
er auf der Leier. Und Aphrodite, die Tochter
Gottes,
stand vor ihm, ein reines Mädchen, erhaben
Stand
sie in der Höhe, mit holder lächelnder Miene,
Dass
er nicht erschrocken sein musste, als er beherzigt
Sie
mit seinen Augen wahrnahm. Als nun Anchises
Sah
Aphrodite an, bemerkte er gut ihre Schönheit,
Wunderte
sich über ihre holdselige Miene, ihr Lächeln,
Ihre
Größe und ihr licht erstrahlendes Kleidchen,
Denn
sie war in ein Kleidchen verhüllt von goldener Farbe,
Bunter
Stickereien, dass wie der silberne Mondschein
Floss
lasziv über ihre majestätischen Brüste,
Oh
ein Wunder zu schauen, und mit Schimmer bereichert.
Auch
trug sie Armspangen, auch trug sie Ohrringe blumengestaltig,
Zwischen
ihren Brüsten glänzte die Kette mit Perlen.
Und
Anchises wurde von heißer Liebe ergriffen,
Sprach
zu ihr: Heil dir Herrin! Wer von den Seligen bist du?
Bist
du Artemis, Leto, oder die goldene Kypris,
Oder
die hochgeborene Themis, oder Athena
Mit
den strahlenden Augen, oder eine Charitin,
Die
der Götter große Werke begleiten und werden
Als
Unsterbliche angesehen, eine der Nymphen
Bist
du vielleicht, die die angenehmen Wälder besuchen,
Oder
von denen, die bewohnen das schöne Gebirge
Oder
die Flüsse oder die grasbewachsenen Wiesen.
Ich
will dir einen Altar errichten am Gipfel des Berges,
An
dem weithin sichtbaren Ort, und reichliche Gaben
Will
ich dir opfern zu allen Zeiten des kreisenden Jahres.
Fühle
dich gut und sei mir wohlgesonnen und gib mir,
Dass
ich als Mann hervorragend bin im Kreis der Trojaner,
Gib
mir starke Nachkommen für die kommenden Zeiten.
Gib
mir auch selbst, dass lang ich lebe und glücklich auf Erden,
Hier
zu sehen das Licht der Sonne, und lass mich gelangen
In
das Greisenalter, wohlhabend unter den Menschen.
Drauf
sprach zu ihm Aphrodite, die Tochter des himmlischen Vaters:
O
Anchises, Herrlichster aller Männer auf Erden!
Wisse,
dass ich keine Göttin bin. Warum denn willst du
Mich
vergleichen den unsterblichen Göttinnen droben?
Nein,
ich bin eine Sterbliche, eine Frau war die Mutter,
Die
mich geboren, der berühmte Otreus mein Zeuger,
Wenn
du von ihm gehört hast, der in Phrygien Herrscher
Über
Festungen ist. Ich kenne gut deine Sprache,
Wie
meine eigene Sprache, die Schwester eines Trojaners
Trug
mich zuhause, sie nahm mich von der liebenden Mutter,
Trug
mich fortan, als ich ein kleines Kindlein gewesen,
Daher
kommt es, dass ich kenn die trojanische Sprache.
Aber
der Jäger von Argos hat mich gefangen genommen
Aus
dem Tanzchor der Jägerin Artemis, bogenbewehrter.
Denn
es waren viele von uns, liebreizende Nymphen,
Heiratsmündige
Jungfrauen, die zusammen da spielten,
Eine
unzählige Zahl von lieblichsten Mädchen umgab mich.
Doch
der Jäger von Argos mit dem goldenen Stabe
Raffte
mich hinweg. Er trug mich über die Länder
Sterblicher
Menschen und unbebaute Weiden und Auen,
Wo
die wilden Bestien streifen durch schattige Höhlen,
Bis
ich dachte, nie wieder die lebensspendende Mutter
Erde
mit den Füßen zu berühren. Er sagte,
Dass
ich werde genannt die Ehefrau von Anchises,
Und
ich solle dir gebären herrliche Knaben!
Als
er das gesagt, da ging der Jäger von Argos
Wieder
heim zur Familie der unsterblichen Götter,
Während
ich jetzt zu dir gekommen bin, lieber Anchises,
Denn
unbeugsamer Zwang liegt auf mir. Ich beschwöre bei Zeus dich
Und
beschwöre dich bei deinen leiblichen Eltern –
Keine
gemeinen Eltern können ja solch einen Sprössling
Zeugen
wie dich - oh nimm mich, nimm mich eilend, Geliebter!
Ich
bin keusch und unerfahren in Künsten der Liebe...
Zeig
mir deinen Vater und deine fürsorgliche Mutter,
Deine
Brüder auch, gezeugt in eben dem Bette,
Ich
will nicht übel gefallen ihnen als Tochter und Schwester.
Weiter
sende Boten schnell zu den Phrygiern, meinem
Vater
und meiner traurigen Mutter alles zu sagen.
Und
sie schicken dir Geld in Fülle und reiche Geschenke.
Die
nimm als Brautgabe an. Und dann bereite die süße
Ehe,
ehrenvoll in den Augen der Menschen und Götter.
Als
sie so gesprochen hatte, da legte die Göttin
Eine
süße Begierde in sein Herz. Und Anchises
Ward
von großer Liebe gepackt! Er tat seinen Mund auf,
Und
er sagte: Wenn du eine Sterbliche bist und
Eine
Frau deine Mutter war, die dich geboren, und Otreus
Ist
dein berühmter Zeuger, wie du sagst, wenn du hierher
Kamst
durch den Willen des Hermes, des unsterblichen Führers,
Und
man soll dich nennen meine Gattin für immer,
Dann
hält kein Gott und kein sterblicher Mensch mich zurück, bis ich
liebend
Mit
dir geschlafen habe, selbst wenn der Schütze Apollon
Selbst
sollte schwere Pfeile schießen vom silbernen Bogen.
Gerne
wollt ich hinunter gehen zum Hause des Hades,
O
meine Dame, schön wie die Göttinnen, wär ich nur einmal
In
dein Bett gestiegen, mit dir mich in Liebe zu mischen!
Er
nahm ihre Hand. Die lachenliebende Kypris,
Abgewandten
Gesichts und niedergeschlagener Augen,
Kroch
auf das herrliche reiche Lager, mit weichlichen Decken
Für
den Helden belegt, drauf lagen Felle von Bären,
Felle
von Löwen, die er selbst in den Bergen erschlagen.
Und
als sie auf das herrliche breite Bett sich gebettet,
Nahm
Anchises ihr den Schmuck ab, die Spangen und Broschen,
Nahm
ihre Ohrringe ab und Perlenketten, genüsslich
Löste
er ihren Gürtel und zog das Kleidchen aus, nackend
Legte
er sie nieder. Und durch den Willen der Götter
Und
durch den Willen des allmächtigen Schicksals beschlief er
Sie,
ein sterblicher Mann schlief mit der unsterblichen Göttin
Aphrodite.
Es ward ihm nicht deutlich, was da geschehen.
Aber
zu der Zeit, da die Hirten die Rinder und Schafe
Führten
zurück auf die Weide, Aphrodite goss Schlaf aus
Auf
Anchises. Sie selbst zog wieder das Kleidchen an. Darauf,
Als
die Göttin sich komplett bekleidet, da stand sie
Von
dem Bett auf, ihr Kopf berührte die Balken des Daches,
Ihre
Wangen leuchteten überirdischer Schönheit,
Wie
es sich gehört für die goldengekrönte Cythere.
Und
dann weckte sie ihn aus dem Schlaf und tat ihren Mund auf
Und
sie sagte: Auf nun, Sohn des Dardanus, auf nun!
Warum
schläfst du so lange? Denk, wie ich ausgesehn habe,
Als
du mich zuerst mit deinen Augen gesehen.
Also
sprach sie. Er erwachte im Augenblick folgsam.
Aber
als er sah den Hals und die glühenden Augen
Aphrodites,
erschrak er, wandte die Augen ab, barg sein
Schönes
Gesicht in dem Mantel. Dann sprach er geflügelte Worte:
Als
ich dich sah mit meinen Augen, reizende Göttin,
Wusst
ich, dass du göttlich warst. Du hasts geleugnet.
Aber
bei Zeus, ich flehe dich an, lass mich nicht erlahmen
Und
nicht ein lahmes Leben führen unter den Menschen,
Sondern
hab Erbarmen mit mir, denn wer hat beschlafen
Eine
Göttin im Bett und blieb nicht zurück als Gelähmter?
Aphrodite,
die Tochter des Zeus antwortete lächelnd:
Mein
Anchises, Herrlichster du von den sterblichen Menschen,
Hab
nur Mut und sei nicht ängstlich verzagenden Herzens!
Hab
keine Angst vor einem Schaden durch mich oder andre
Selige
Götter, du bist lieb den seligen Göttern,
Du
sollst haben einen lieben herrlichen Knaben,
Der
soll herrschen in Troja, und Kinder werden ihm folgen.
Er
wird heißen Äneas. Ach, ich leide entsetzlich,
Dass
ich mich legte in das Bett eines sterblichen Mannes.
Doch
sind die Menschen von eurer Rasse immer die liebsten
Allen
Göttern in der Schönheit der Körpergestalung.
Wahrlich,
wahrlich, der weise Zeus entführte den Knaben
Ganymedes
wegen seiner goldblonden Schönheit,
Dass
er unter den Himmlischen sei und gieße den Wein ein
In
dem Hause Gottes – ein wahres Wunder zu schauen –
Und
ist geehrt von allen Unsterblichen, wenn er den Nektar
Ausgießt
aus goldener Schale. Aber, o trauter Anchises,
Leider
fand keinen Frieden das Herz seines trauernden Vaters
Tros,
er wusste ja nicht, wohin der Wirbelwind hatte
Seinen
geliebten Sohn entführt, er trauerte immer,
Unaufhörlich
trauerte er, bis Zeus sich erbarmte,
Gab
ihm zur Entschädigung für den Sohn, den geliebten,
Rosse,
wie sie tragen die unsterblichen Götter,
Diese
gab er ihm zum Geschenk. Auf Weisung des Höchsten
Sagte
der Jäger von Argus ihm alles, sein Sohn sei unsterblich,
Unvergänglich
wie auch die unvergänglichen Götter.
So,
als Tros diese Botschaft hörte vom himmlischen Vater,
Hörte
er auf zu trauern, sondern freute sich herzlich
Und
ritt fröhlich mit seinen sturmesfüßigen Rossen.
So
auch Eos raffte hinweg den Tithonus, welcher
Doch
von deiner Rasse war, wie die menschlichen Götter
Golden
thronend. Und sie ging zum dunkel bewölkten
Sohn
des Kronos, dass er ewig lebe, unsterblich,
Zeus
zu bitten, Zeus senkte den Kopf, ihr Gebet zu erfüllen,
Zeus
erfüllte ihr den Wunsch. Zu einfältig aber
War
die königliche Eos, sie dachte im Herzen
Nicht
daran, auch ewige Jugend für ihn zu erbitten
Und
ihm abzustreifen den Sumpf des tödlichen Alters.
Während
er also die süße Blüte des Lebens genossen,
Lebte
er verzückt mit der goldenthronenden Eos,
Dieser
frühegeborenen, an des Ozeans Strömen,
An
den Enden der Erde, aber zu grauen begannen
Schon
die erstes Haare des Hauptes, des Bartes am Kinne,
Und
die königliche Eos hielt sich nun fern von
Seinem
Bett, obwohl sie ihn pflegte zuhause und nährte
Ihn
mit Nahrung von Ambrosia, gab ihm auch Kleidung.
Aber
das abscheuliche Alter drückte ihn nieder
Und
er konnte nicht mehr bewegen noch heben die Glieder.
Da
beriet sie sich in ihrem innersten Herzen,
Und
sie legte ihn in ein Zimmer und legte sich vor die
Glänzende
Tür. Da liegt er und plappert endlos, ist kraftlos,
Der
einst kraftvoll gewesen in seinen geschmeidigen Gliedern.
Ich
will dich nicht versetzen zu den unsterblichen Göttern
Als
Unsterblichen, dass du lebst auf solcherlei Weise.
Doch
wenn du aufstehst, wie du jetzt lebst in Aussehn und Form, ich
Würde
dich meinen Gatten nennen, es fehlte die Trauer
Dann
in meinem fürsorglichen Herzen. Aber es ist so,
Dass
das graue Alter dich bald wird einhüllen, dieses
Rücksichtslose
Alter, das eines Tags an der Seite
Eines
jeden sterblichen Menschen steht, tödlich ermüdend,
Ja,
das Alter wird gefürchtet sogar von den Göttern.
Jetzt
aber werde ich wegen dir sehr traurig, Geliebter,
Immer
trauernd unter den unsterblichen Göttern.
Früher
haben sie doch meine List gefürchtet, ich hatte
Die
Unsterblichen oft gepaart mit sterblichen Frauen,
Was
auch gerne nach meinem Willen taten die Götter.
Aber
jetzt hab ich nicht mehr diese Macht bei den Göttern,
Groß
ist mein Wahnsinn, mein elender schrecklicher Wahnsinn!
Ach,
ich ging in die Irre mit meinem irrenden Kopfe
Und
ich trag einen Knaben unter dem Gürtel der Reize
Aus
der geschlechtlichen Paarung mit einem sterblichen Manne.
Für
den Knaben, sobald er das Licht der Welt wird erblicken,
Stehen
bereit die schönen Bergnymphen, vollbusig jede,
Die
bewohnen dieses heilige große Gebirge,
Diese
ziehen ihn auf. Mit Sterblichen rechnen sie nicht und
Nicht
mit Unsterblichen. Lange leben sie, himmlische Speise
Essen
sie und tanzen mit den Unsterblichen, trunken
Ist
Silenus bei ihnen und der Jäger von Argus
In
den Tiefen der angenehmen Höhlen des Berges.
Aber
bei ihrer Geburt die Fichten wachsen, die Eichen
In
dem Frühling mit ihnen auf der fruchtbaren Erde,
Schöne,
grünende Bäume, hochaufragend auf Bergen.
Menschen
nennen sie heilige Stätten unsterblicher Geister
Und
die Sterblichen fällen sie nie mit der Axt und dem Beile.
Aber
wenn das Schicksal des Todes nahe zur Hand ist,
Werden
die schönen Bäume verdorren, da wo sie stehen,
Und
die Rinde schrumpft, die Zweige fallen und schließlich
Schwindet
das Leben der Nymphe unter dem Lichte der Sonne.
Diese
Nymphen werden bei sich behalten mein Kindchen,
Und
sobald er zu einem schönen Knaben geworden,
Werden
die Göttinnen ihn hierher bringen, um dir zu zeigen
Deinen
Knaben. Aber, das kann ich dir sagen, ich werde
Alles,
was ich im Sinn habe, tun und werde auch wieder
Kommen
im siebenten Jahr und bring dir den lieblichen Knaben.
Und
so schnell, wie du jemals gesehn einen Sprössling,
Deine
Augen an ihm zu ergötzen, wirst du ihn schauen
Und
an dem Anblick dich freuen, denn er ist gottähnlich, wahrlich!
Bring
ihn zum stürmischen Ilion. Wenn dich dann einer
Von
den Sterblichen fragt, wer dir das Kindlein getragen
Unter
dem reizenden Gürtel, denke daran, ihm zu sagen,
Was
ich dir gebiete, er sei der Spross einer Nymphe,
Einer
der Bergnymphen, die den bewaldeten Hügel bewohnen.
Aber
wenn du vor allen dich rühmst ruhmrediger Torheit,
Dass
du mit der goldgelockten Aphrodite geschlafen,
Dann
wird Zeus in seinem Zorn mit Blitzen dich töten.
So,
jetzt hab ich dir alles gesagt. Nun siehe, verzichte,
Nenne
mich nicht, sonst trifft dich der Zorn der strafenden Götter.
Als
die Göttin dies gesprochen, fuhr sie gen Himmel.
Sei
gegrüßet, Liebesgöttin, Königin Zyperns!
Ich
begann mit dir, jetzt will ich dir noch einmal singen.
2
Singen
will ich von der göttlichen Aphrodite,
Dieser
goldengekrönten und schönen, deren Regierung
Sind
die ummauerten Städte des meerumgürteten Zypern.
Siehe,
der feuchte Atem des Westwinds wehte die Göttin
Über
die Wellen des lautaufstöhnenden Meeres im Schaume.
Dort
die goldengeschmückten Horen begrüßten sie freudig.
Und
die Horen kleideten sie mit himmlischen Kleidern.
Auf
den Kopf setzten sie eine feine goldene Krone.
In
die Ohrlöcher hingen sie Verzierung von Goldschmuck
Und
mit silbernen Kettchen schmückten den schneeweißen Busen.
Und
die goldengeschmückten Horen, wann immer des Vaters
Himmlisches
Haus sie betraten, sahen die Göttinnen tanzen.
Als
die Horen nun Aphrodite geschmückt und bekleidet,
Brachten
sie sie zu den Göttern, die sie freudig begrüßten.
Jeder
von den Göttern betete, dass er die schönste
Göttin
der Göttinnen dürfe nach Hause führen als Gattin,
So
sehr staunten sie über die Schönheit der goldnen Cythere.
Sei
gegrüßet, keusche, süßgewinnende Göttin!