Ein Epos von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
ERSTER
GESANG
Gott
Anu ließ die Stimme hören, sagte,
Er
richtete der Stimme Wort an Kadda:
Ich,
Kadda, will dich senden nach Kurnugi,
Ereschkigal
soll hören deine Worte,
So
sage ihr: Für dich ist es unmöglich,
Herauf
zu kommen in den Götterhimmel,
In
einem Jahr wirst du nicht kommen können,
Uns
Götter anzuschauen in den Himmeln.
Unmöglich
ist es für die Himmelsgötter,
Zu
dir herab zu steigen, Todesgöttin,
In
keinem Monat fahren wir herab,
Um
dich zu sehen, schwarze Todesgöttin.
Lass
deinen Boten kommen, große Mutter,
Und
lass ihn etwas von dem Tische nehmen,
Du
akzeptiere ein Geschenk für dich.
Ich
werde deinem Boten etwas geben
Als
ein Geschenk für dich, o schwarze Göttin.
Und
Kadda stieg herab die Himmelstreppe.
Er
sprach, als er zur Tür des Todes kam:
O
Wächter, öffne mir die Türen alle! -
Komm,
Kadda, mögen dich die Pforten segnen! -
Da
ließ er Kadda durch die erste Tür,
Da
ließ er Kadda durch die zweite Tür,
Da
ließ er Kadda durch die dritte Tür,
Da
ließ er Kadda durch die vierte Tür,
Da
ließ er Kadda durch die fünfte Tür,
Da
ließ er Kadda durch die sechste Tür,
Da
ließ er Kadda durch die siebte Tür.
Und
Kadda kam in ihren edlen Hof.
Er
kniete nieder, küsste fromm den Boden,
Die
Erde küsste er zu ihren Füßen.
Und
er erhob sich, stand vor ihr und sprach:
Der
Vater in dem Himmel Anu schickt mich
Und
lässt dir sagen, Königin der Toten:
O
Königin! Für dich ist es unmöglich,
Herauf
zu kommen in den Götterhimmel,
In
einem Jahr wirst du nicht kommen können,
Uns
Götter anzuschauen in den Himmeln.
Unmöglich
ist es für die Himmelsgötter,
Zu
dir herab zu steigen, Todesgöttin,
In
keinem Monat fahren wir herab,
Um
dich zu sehen, schwarze Todesgöttin.
Lass
deinen Boten kommen, große Mutter,
Und
lass ihn etwas von dem Tische nehmen,
Du
akzeptiere ein Geschenk für dich.
Ich
werde deinem Boten etwas geben
Als
ein Geschenk für dich, o schwarze Göttin.
Da
ließ Ereschkigal die Stimme hören
Und
richtete an Kadda ihre Worte:
Mit
Anu und den Göttern sei der Friede,
Mit
all den puren Göttern sei der Friede,
O
Bräutigam der Himmelskönigin,
Der
Friede sei mit dir, du Held und Sieger!
Und
Kadda also ließ die Stimme hören,
Ereschkigal
vernahm die sanfte Stimme:
Der
Friede sei mit dir, o Königin!
Ereschkigal
ließ ihre Stimme hören
Und
richtete ihr Wort an den Wesir:
O
Namtar, mein Wesir im Totenreich,
Ich
schicke dich zum Vater in dem Himmel,
Steig
du hinan die große Himmelstreppe,
Nimm
von dem Tische ein Geschenk für mich,
Was
dir der Vater in dem Himmel gibt,
Ich
nehme das Geschenk des Vaters an.
Gott
Ea wandte sich an den Wesir
Und
führte ihn die Wege zu dem Vater.
Die
Götter knieten vor dem Himmelsvater,
Die
großen Götter, die des Schicksals Herren,
Denn
Anu kontrollierte alle Riten,
Gott
kontrollierte alle Opfer-Riten.
Die
Götter wohnen in der Götterburg.
Und
warum kniest du nicht vorm Himmelsvater?
Ich
wink dir zu, doch du bemerkst es nicht
Und
weigerst dich, den Vater anzubeten?
Gott
Nergal sprach nun mit dem Gotte Ea
Und
drückte seinen Wunsch voll Sehnsucht aus,
Ereschkigal
dort unten zu besuchen.
Ich
möchte mich auf meine Füße stellen,
Denn
sie ist wunderschön, du sagst es selber,
Verdoppeln
möcht ich alle meine Arbeit.
Als
Ea dieses hörte, sagte er:
Der
Wille unsres Vaters soll geschehen.
Und
Ea ließ erneut die Stimme hören
Und
richtete das Wort an Nergal also:
Mein
Sohn, du mögest auf die Reise gehen,
Die
du dir so sehr wünschst mit heißer Sehnsucht.
Nimm
du dein Schwert in deine rechte Hand
Und
geh dann durch den Wald der schwarzen Fichten,
Geh
durch Wacholder-, geh durch Ginsterbüsche,
Zypressen
brich und Maulbeerfeigenbäume.
Als
Nergal diese Worte Eas hörte,
Nahm
er die Doppelaxt in seine Hand,
Das
Schwert er löste von der Lenden Gürtel,
So
ging er durch den Wald der schwarzen Fichten,
Drang
durch Wacholder- und durch Ginsterbüsche,
Zypressen
brach er, Maulbeerfeigenbäume.
Er
machte einen Thron dem Gotte Ea,
Den
er in weiter Himmelsferne sah,
Er
machte einen Thron von reinem Silber,
Anstelle
Gold bemalt mit gelber Paste,
Er
schmückte ihn mit Lapislazuli.
Und
schließlich ward das Werk mit Fleiß vollendet,
Errichtet
war der Thron des Gottes Ea.
Und
Ea rief, gab Nergal Instruktionen:
Mein
Sohn, was deine Reise nun betrifft,
Die
du zu machen wünschst mit heißer Sehnsucht,
Vom
Augenblick an, da du angekommen,
Du
folge meinen weisen Instruktionen.
Im
Augenblick, wenn sie den Stuhl dir bringen,
Dann
setze du dich nicht auf jenen Stuhl.
Und
wenn die Bäckerin dir Brot anbietet,
Sollst
du nicht essen von dem Brot des Todes.
Und
wenn der Fleischer dir den Braten reicht,
Sollst
du nicht essen von dem Fleisch des Todes.
Und
wenn der Brauer dir sein Bier anbietet,
Sollst
du nicht trinken von dem Götterbier.
Und
wenn man dir die Füße waschen will,
O
Wanderer, dann lasse das nicht zu.
Und
geht Ereschkigal ins Badezimmer
Und
badet in der Badewanne nackt
Und
wenn sie dir erlaubt, sie anzuschauen,
Wie
sie den schönen nackten Körper badet,
Dann
darfst du mit Ereschkigal nicht tun,
Was
Männer gerne tun mit nackten Frauen!
Und
Nergal schaute auf Kurnugi nun
Und
wandte sich der dunklen Wohnung zu,
Zum
Haus Erkalla, zu dem Haus der Göttin,
Zum
dunklen Haus, das man betreten muss,
Doch
wenn man einmal dieses Haus betreten,
Nie
mehr verlässt man dann das Haus der Göttin.
Er
wandte sein Gesicht zur schmalen Straße,
Von
dieser Straße kehrt man nicht zurück,
Er
sah zum Hause dichter Finsternis,
Wo
Asche ist das Brot an jedem Tag,
Wo
man wie Schwäne Federkleider trägt.
Man
sieht kein Licht, man sitzt in tiefer Nacht,
Man
gurrt dort wie verlassne Turteltauben.
Des
Todestores Wächter tat den Mund auf
Und
richtete sein Wort an Nergal also:
Berichten
muss ich meiner strengen Herrin,
Dass
heut ein Gott an ihre Türe anklopft.
Der
Wächter ging nun in das Innere
Und
sprach zur Königin Ereschkigal:
O
meine Göttin, meine hohe Frau,
Ein
Gott gekommen ist an deine Tür,
Er
will dich sehen, wunderschöne Frau,
Ich
will für dich erforschen, wer der Gott ist.
Ereschkigal
ließ ihre Stimme hören
Und
sprach zu Namtar, sprach zu dem Wesir:
Du
frag den Gott, was er von mir begehrt!
Und
der Wesir sprach so zu seiner Göttin:
Ich
will den Gott befragen, wer er ist,
Ich
will ihn an der Außentür befragen.
Ich
werde meiner lieben Göttin bringen
Die
richtige Beschreibung dieses Gottes.
Und
Namtar trat zur Tür und stand im Schatten,
Er
stand dort fest wie eine Tamariske
Und
seine Lippen waren rot wie Blut,
Wie
der Rubin am Rand des Bechers Wein.
Und
Namtar kehrte in die Wohnung wieder
Und
sprach zu seiner strengen Frau und Göttin:
O
meine Herrscherin und hohe Göttin,
Wenn
du mich schickst zum Vater in dem Himmel,
Und
wenn ich trete in den Hof des Vaters,
Die
Götter knieen alle vor dem Vater,
In
meiner Gegenwart erheben sich
Die
Götter, stellen sich auf ihre Füße
Und
rufen: Nergal ist herab gestiegen!
Ereschkigal
ließ ihre Stimme hören
Und
richtete ihr Wort an den Wesir:
Du
suche nicht die Kraft der Elil-Götter,
Versuche
nicht, ein starker Held zu sein!
Wie
willst du in den Himmel Gottes fahren
Und
sitzen auf dem Thron der Himmelsgötter?
Willst
du die schwarze Mutter Erde richten,
Die
große Mutter mit den breiten Brüsten?
Soll
ich gen Himmel fahren zu dem Vater,
Soll
ich das Brot der Himmelsbürger essen,
Soll
ich den Wein der Himmelsgötter trinken?
Geh,
bring den Gott in meine Gegenwart!
Er
ging und ließ den Gott herein durchs Tor.
Er
ließ die Gottheit durch die erste Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die zweite Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die dritte Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die vierte Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die fünfte Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die sechste Pforte,
Er
ließ die Gottheit durch die siebte Pforte.
Und
Nergal kam nun in den breiten Hof,
Er
kniete nieder, küsste fromm den Boden,
Die
schwarze Erde zu der Herrin Füßen,
Erhob
sich dann und stand vor ihr und sprach:
Gott
Anu, Vater in dem Himmel, schickt mich
Zu
dir, dass ich dich sehe, schöne Frau.
Gott
sprach zu mir: Du setz dich auf den Thron
Und
richte dort den Rechtsstreit aller Götter,
Der
Götter, die in Burg Erkalla leben.
Man
führte ihn zu einem edlen Thron,
Er
aber setzte sich nicht auf den Thron.
Die
Bäckerinnen brachten süßes Brot,
Er
aß nicht von dem Brot der Bäckerinnen.
Die
Fleischer brachten ihm gebratnes Fleisch,
Er
aber aß nicht von dem Fleisch des Todes.
Die
Brauer brachten ihm das Götterbier,
Er
aber trank nicht von dem Götterbier.
Man
brachte eine Wanne ihm mit Wasser,
Er
aber ließ sich nicht die Füße waschen.
Die
schöne Göttin ging ins Badezimmer
Und
badete den nackten Götterkörper,
Erlaubte
ihm, den nackten Leib zu sehen,
Die
nackten Brüste und die nackten Schenkel,
Er
widerstand und schlief nicht mit der Nackten.
Ereschkigal
jedoch im Badezimmer
Den
nackten Körper badete im Wasser,
Erlaubte
ihm, den nackten Leib zu schauen,
Die
nackten Brüste und die nackten Schenkel,
Er
spürte das Begehren eines Mannes,
Zu
tun, wie Männer tun mit nackten Frauen.
Und
nun liebkosten Gott und Göttin sich
Und
gingen in das Brautgemach der Göttin
Und
machten Liebe in dem Bett der Göttin,
Sie
machten Liebe an dem ersten Tage,
Sie
machten Liebe an dem zweiten Tage,
Sie
machten Liebe an dem dritten Tage,
Sie
machten Liebe an dem vierten Tage,
Sie
machten Liebe an dem fünften Tage,
Sie
machten Liebe an dem sechsten Tage,
Sie
machten Liebe an dem siebten Tage.
ZWEITER
GESANG
Vom
hohen Himmel wandte sie ihr Denken
Aufs
Untere im dunklen Totenreich.
Vom
hohen Himmelreich herab die Göttin
Die
Augen wandte zu der Unterwelt.
Vom
hohen Himmelreich Inanna wandte
Den
Kopf der Unterwelt der Toten zu.
Und
sie verließ den Himmel und die Erde,
Und
meine Herrin stieg ins Totenreich.
Und
sie verließ den Himmel und die Erde,
Inanna
stieg hinab ins Totenreich.
Sie
gab das Amt des En auf und des Lagar
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Eanna-Stadt in Ugug
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ließ Emuckalama in Badtbira
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Giguna in Zabalam
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Ekara-Stadt in Adab
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ließ Baragdurjara-Stadt in Nibru
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ging von Hursajkamala in Hik
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Ehulmak in Agade
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie ging fort von Ibgal-Stadt in Umma
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ging von Edilmuna-Stadt in Urim
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Amazekug in Kisga
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie verließ Ezdamkug-Stadt in Jirsu
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ging von Esigmezedu in Isin
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Und
sie ging fort von Anzagar in Akkak
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ging von Nijinarkug in Kuruppak
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
ging von Ekagula in Kazallu
Und
stieg hinunter in die Unterwelt.
Sie
nahm die sieben göttergleichen Kräfte,
Sie
sammelte die göttergleichen Kräfte
Und
fasste zärtlich sie mit ihrer Hand.
Und
mit den guten göttergleichen Kräften
Ging
sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie
legte einen Linnen-Turban an,
Die
Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie
nahm ein goldnes Stirnband um die Stirn.
Um
ihren Hals trug sie die Perlenschnur,
Die
Perlen waren Lapislazuli.
Wie
Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den
Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem
reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie
legte Schminke auf: Den Mann lass kommen!
Sie
legte Schminke auf die Augenlider.
Sie
zog das Brusttuch an: Komm, Mann, zum Busen!
Sie
legte einen Goldring an die Hand,
Sie
hielt den Stab von Lapislazuli.
Inanna
reiste in die Unterwelt.
Die
Sklavin Ninkubura reiste mit ihr.
Inanna
sagte dies zu Ninkubura:
Komm,
meine treue Dienerin und Magd,
Komm,
meine Magd, die schöne Worte spricht,
Begleiterin,
die weise Worte spricht,
Ich
werde dir die gute Weisung geben.
Die
Sklaven müssen meiner Weisung folgen.
Ich
sag dir was, das musst du gut beachten.
Heut
steige ich hinab zur Unterwelt.
Und
wenn ich angekommen bin dort unten,
Dann
sing ein Klagelied in den Ruinen.
Dann
schlag die Trommel auch im Heiligtum,
Dann
mach die Runde in der Götter Häusern.
Dann
schlitze deine Augen auf für mich,
Zerreiße
deine Nase dann für mich,
Dann
schlitz die Ohren auf für mich vor allen.
Privat
zerreiße dein Gesäß für mich.
Kleid
wie ein Bettler dich für mich in Lumpen,
Stell
deinen Fuß ins Haus des Gottes Enlil.
Wenn
du im Hause bist des Gottes Enlil,
Dann
lass das Klagelied vorm Gott ertönen:
O
Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Wenn
Enlil dir nicht hilft in dieser Sache,
Dann
geh nach Urim in das Haus von Nanna,
Lass
deine Klage tönen dann vor Nanna:
O
Vater Nanna, keiner soll doch töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Wenn
Nanna dir nicht hilft in dieser Sache,
Dann
geh nach Eridug ins Haus von Enki,
Lass
deine Klage tönen dann vor Enki:
O
Vater Enki, keiner soll doch töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Der
Vater Enki, Herr der schönen Weisheit,
Er
kennt die Pflanze, die da Leben spendet,
Und
kennt das Wasser, das da Leben spendet,
Er
ists, der mich zum Leben auferweckt!
Als
nun Inanna ging zur Unterwelt,
Da
folgte ihr die Sklavin Ninkubura.
Inanna
sprach zur Sklavin Ninkubura:
Jetzt
geh, du meine liebe Ninkubura,
Befolge
alle meine Weisungsworte,
Die
ich dir treulich überliefert habe.
Als
nun Inanna kam an den Palast,
Da
schob sie auf die Tür der Unterwelt,
Da
schrie sie aggressiv am Tor des Todes:
Türsteher,
öffne mir, mach auf die Tür,
O
Neti, öffne mir! Ich bin allein
Und
möchte in die Unterwelt hinein.
Der
Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete
Inanna: Sag, wer bist du? -
Ich
bin Inanna und geh in den Osten. -
Wenn
du Inanna bist und gehst nach Osten,
Was
kommst du ins Gefilde ohne Heimkehr?
Was
richtest du dein Herz auf jene Straße,
Von
der kein Reisender je wieder kommt?
Inanna
gab der Haupttürsteher Antwort:
Weil
Gudgalana jüngst, der Herr und Gatte
Der
heiligen Ereschkigala starb,
Ereschkigala,
meiner ältern Schwester,
Ich
komm zum Ritus der Beerdigung,
Sie
bietet reiche Opfer doch des Weines.
Das
ist der Grund, warum ich bin gekommen.
Der
Haupttürsteher in der Unterwelt
Antwortete
der heiligen Inanna:
So
bleibe hier, o Königin Inanna,
Ich
werde gleich mit meiner Herrin sprechen,
Mit
ihr, der heiligen Ereschkigala,
Ich
will ihr sagen, was du mir gesagt hast.
Der
Haupttürsteher in der Unterwelt
Ging
zu der heiligen Ereschkigala,
Ging
in die Halle seiner Vielgeliebten
Und
sprach: O Herrin, draußen steht ein Mädchen,
Es
ist Inanna, deine junge Schwester,
Und
sie ist angekommen beim Palast,
Sie
schob die Pforte auf der Unterwelt
Und
aggressiv schrie sie am Tor des Todes.
Sie
hat die Stadt Eanna aufgegeben
Und
kam herab ins dunkle Totenreich.
Sie
nahm die sieben göttergleichen Kräfte,
Sie
sammelte die göttergleichen Kräfte
Und
fasste zärtlich sie mit ihrer Hand.
Und
mit den guten göttergleichen Kräften
Ging
sie auf ihren Weg ins Totenreich.
Sie
legte einen Linnen-Turban an,
Die
Kopfbedeckung für das offne Land,
Sie
nahm ein goldnes Stirnband um die Stirn.
Um
ihren Hals trug sie die Perlenschnur,
Die
Perlen waren Lapislazuli.
Wie
Eier Zwillingsperlen auf dem Busen!
Den
Körper deckte sie mit einem Kleid,
Dem
reizenden Gewand der Weiblichkeit.
Sie
legte Schminke auf: Den Mann lass kommen!
Sie
legte Schminke auf die Augenlider.
Sie
zog das Brusttuch an: Komm, Mann, zum Busen!
Sie
legte einen Goldring an die Hand,
Sie
hielt den Stab von Lapislazuli.
Als
sie dies hörte, schlug Ereschkigala
Mit
ihrer Hand auf ihre Oberschenkel
Und
biss sich mit den Zähnen auf die Lippen
Und
nahm des Mannes Worte sich zu Herzen.
Da
sagte sie zu ihrem Haupttürsteher:
Komm,
Haupttürsteher in der Unterwelt,
Sei
achtsam du auf meine Weisungsworte,
Die
ich dir treulich überliefert habe,
Dass
wir die sieben Todestore schließen,
Sei
jede Pforte des Palasts verschlossen.
Dann
öffne sie für sie und lass sie ein,
Nachdem
sie alle Kleider abgelegt,
Dann
werden ihre Kleider weggetragen.
Der
Haupttürsteher in der Unterwelt
Gab
acht auf den Befehl der Vielgeliebten,
Verriegelte
die sieben Todestore,
Dann
öffnete er jede Pforte einzeln
Und
sagte zu der heiligen Inanna:
Komm,
Göttin, lege deine Kleider ab!
Und
als sie durch die erste Pforte trat,
Der
Turban ward entfernt von ihrem Kopf.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die zweite Pforte trat,
Die
Perlenschnur aus Lapislazuli
Von
ihrem Schwanenhalse ward entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die dritte Pforte trat,
Die
Kugeln in der Form von kleinen Eiern
Von
ihrem großen Busen ward entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die vierte Pforte trat,
Das
Wort: O komm, mein Mann, zu meinen Brüsten!
Von
ihrem nackten Busen ward entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die fünfte Pforte trat,
Der
Goldring ward von ihrer Hand entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die sechste Pforte trat,
Da
ward der Stab von Lapislazuli
Aus
ihrer weichen weißen Hand entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Und
als sie durch die siebte Pforte trat,
Da
ward das hingehauchte Seidenkleid
Von
ihrem wunderschönen Leib entfernt.
Was
soll das, fragte sie. Und Neti sprach:
Sei
nur zufrieden, Königin Inanna,
So
wird das Recht der Unterwelt erfüllt.
Inanna,
öffne nur nicht deine Lippen,
Sprich
gegen das Gesetz des Todes nicht.
Dann
setzte sie sich nieder auf den Boden.
All
ihre Kleidung war vom Leib entfernt,
Die
Kleider waren weggenommen worden.
Dann
ließ die heilige Ereschkigala
Inanna
treten vor den Thron der Göttin.
Ereschkigala
saß auf ihrem Thron,
Die
Anuna dabei, die sieben Richter,
Die
gaben ab ihr Urteil über sie.
Sie
sah sie an, es war der Blick des Todes.
Sie
sprach zu ihr, es war das Wort des Zornes.
Sie
schrie sie an, es war der Schrei der Sünde.
Die
Frau in eine Leiche ward verwandelt,
Die
Leiche aufgehängt an einem Haken.
Drei
Tage und drei Nächte gingen hin.
Und
ihre Magd und Sklavin Nincubura,
Die
Magd, die wunderschöne Worte machte,
Begleiterin
der Königin Inanna,
Die
weise schöne Worte spricht, sie sprach.
Sie
hat der Herrin Weisung ausgeführt
Und
nicht vergessen den Befehl der Frau,
Sie
hat beachtet alle Weisungsworte.
Sie
stimmte an die Klage über sie
Und
sang ihr Klagelied in den Ruinen.
Sie
schlug für sie die Trommel in dem Tempel,
Sie
zog die Runde vor der Götter Häusern,
Und
sie zerriss die Augen für Inanna
Und
sie zerriss die Nase für Inanna,
Privat
zerriss sie ihr Gesäß für sie.
Wie
Bettler war bekleidet sie mit Lumpen,
So
setzte sie den Fuß ins Haus von Enlil.
Als
sie betreten hatte Enlils Haus,
Da
sang vor Enlil sie ihr Klagelied:
O
Vater Enlil, lass doch keinen töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Da
gab im Zorne Enlil diese Antwort:
Mein
Kind verlangte nach dem hohen Himmel,
Sie
sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna
sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und
wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch
auch die Mächte in der Unterwelt
Sind
Götter, die auch Götterrechte haben.
Sie
sollte sich doch nicht nach ihnen sehnen,
Denn
wer dorthin kommt, der muss dort auch bleiben.
Wie
kann, nachdem sie an den Ort gekommen,
Sie
hoffen, dass sie werde auferstehen?
So
wollte Enlil also ihr nicht helfen,
Sie
ging nach Urim in das Haus von Nanna,
Da
sang vor Nanna sie ihr Klagelied:
O
Vater Nanna, lass doch keinen töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Da
gab im Zorne Nanna diese Antwort:
Mein
Kind verlangte nach dem hohen Himmel,
Sie
sehnte sich hinab zur Unterwelt,
Inanna
sehnte sehr sich nach dem Himmel
Und
wollte auch hinab ins Totenreich.
Doch
auch die Mächte in der Unterwelt
Sind
Götter, die auch Götterrechte haben.
Sie
sollte sich doch nicht nach ihnen sehnen,
Denn
wer dorthin kommt, der muss dort auch bleiben.
Wie
kann, nachdem sie an den Ort gekommen,
Sie
hoffen, dass sie werde auferstehen?
So
wollte Nanna also ihr nicht helfen.
Sie
ging nach Eridug ins Haus von Enki,
Da
sang vor Enki sie ihr Klagelied:
O
Vater Enki, lass doch keinen töten
Dort
in dem Totenreiche deine Tochter!
Dass
nicht dein kostbares Metall legiert wird
Mit
ekelhaftem Schmutz der Unterwelt!
Lass
nicht den edlen Lapislazuli
Verteilt
dort werden mit der Maurer Steinen!
Lass
deinen wunderschönen Buchsbaum dort
Zerhackt
nicht werden mit dem Holz der Schreiner!
Lass
nicht die junge Königin Inanna
Getötet
werden in dem Totenreich!
Und
Vater Enki gab der Magd zur Antwort:
Was
hat denn meine Tochter nur getan?
Was
tat Inanna, was hat sie besorgt?
Was
tat die Herrin aller Länder nur?
Was
tat der Himmlischen sakrale Hure?
Der
Götter Hure nahm mir meine Ruhe!
So
Vater Enki half in dieser Sache.
Da
nahm er Schmutz von seinem Fingernagel
Und
schuf aus diesem Schmutze die Kurjara,
Nahm
Schmutz von einem andern Fingernagel
Und
schuf aus diesem Schmutz die Galatura.
Und
den Kurjara gab er jene Pflanze,
Die
Leben spendet in der Ewigkeit,
Den
Galatura gab er jenes Wasser,
Das
Leben spendet in der Ewigkeit.
Er
sprach zu Galatura und Kurjara:
Der
eine spende ihr die Lebenspflanze,
Der
andre spende ihr das Lebenswasser.
Geht,
lenkt die Schritte in die Unterwelt.
Fliegt
an des Todes Tor vorbei wie Fliegen.
Schlüpft
durch des Todes Pforte wie Phantome.
Die
Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie
liegt dort wegen ihrer lieben Kinder.
Ihr
Schulterpaar bedeckt vom Linnentuch,
Der
Brüste Paar ist mächtig wie ein Schiff,
Die
Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das
Haupthaar ist gebündelt wie der Lauch.
Und
wenn sie sagt zu euch: Ah weh, mein Herz!
Dann
sollt ihr sagen: Du bist ruhlos, Herrin,
Ah
weh, dein Herz, so sollt ihr zu ihr sagen.
Und
wenn sie sagt zu euch: Ach meine Leber!
Dann
sollt ihr sagen: Du bist ruhlos, Herrin,
Ach
deine Leber, sollt ihr zu ihr sagen.
Dann
wird sie fragen: Sagt, wer seid ihr denn?
Schön
das Gespräch mit euch von Herz zu Herz,
Da
meine Leber mit der euren sprach,
Seid
Götter ihr, dann lasst mich mit euch sprechen,
Und
wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann
wird für euch ein Schicksal wohl verordnet.
Beim
Himmel und der Erde lasst sie schwören.
Und
bietet sie euch einen Fluss voll Wasser,
So
sollt ihr diesen Fluss nicht akzeptieren.
Und
biete sie euch ein Gefild voll Korn,
So
sollt ihr dieses Korn nicht akzeptieren.
Doch
sagt zu ihr mit einer festen Stimme:
Gib
uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann
wird sie euch die Antwort geben: Götter,
Das
ist die Leiche eurer Königin.
Dann
sagt zu ihr: Und wenns der König wäre
Und
sei es, dass es ist die Königin,
Gib
uns die Leiche, die am Haken hängt!
Dann
wird sie euch den toten Körper geben.
Dann
einer spende ihr die Lebenspflanze,
Der
andre spende ihr das Lebenswasser,
Und
unsre Königin wird auferstehen!
Die
Galatura und Kurjara taten,
Was
ihnen ward geboten von dem Gott.
Sie
huschten durch des Todes Tor wie Fliegen,
Sie
schlüpften durch die Pforte wie Phantome.
Die
Mutter, die gebar, Ereschkigala,
Sie
liegt dort wegen ihrer lieben Kinder.
Ihr
Schulterpaar bedeckt vom Linnentuch,
Der
Brüste Paar ist mächtig wie ein Schiff,
Die
Fingernägel sind wie eine Hacke,
Das
Haupthaar ist gebündelt wie der Lauch.
Und
als sie sprach zu ihnen: Weh, mein Herz!
Da
sprachen beide: Du bist ruhlos, Herrin,
Ah
weh, dein Herz, so sagten sie zu ihr.
Und
als sie sprach zu ihnen: Ach die Leber!
Da
sagten beide: Du bist ruhlos, Herrin,
Ach
deine Leber, sagten sie zu ihr.
Dann
tat sie fragen: Sagt, wer seid ihr denn?
Schön
das Gespräch mit euch von Herz zu Herz,
Da
meine Leber mit der euren sprach,
Seid
Götter ihr, dann lasst mich mit euch sprechen,
Und
wenn ihr Sterbliche der Erde seid,
Dann
wird für euch ein Schicksal wohl verordnet.
Beim
Himmel und der Erde will ich schwören.
Da
bot sie ihnen einen Fluss voll Wasser,
Sie
wollten diesen Fluss nicht akzeptieren.
Da
bot sie ihnen ein Gefild voll Korn,
Da
wollten sie das Korn nicht akzeptieren.
Da
sprachen sie zu ihr mit fester Stimme:
Gib
uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da
gab sie ihnen diese Antwort: Götter,
Das
ist die Leiche eurer Königin.
Da
sagten sie: Und wenns der König wäre
Und
sei es, dass es ist die Königin,
Gib
uns die Leiche, die am Haken hängt!
Da
gab sie ihnen jenen toten Körper.
Dann
einer spendete die Lebenspflanze,
Der
andre spendete das Lebenswasser,
Und
so die Königin ist auferstanden!
Da
sprach die heilige Ereschkigala
Zu
Galatura und Kurjara dies:
Bringt
eure Königin ins Licht des Lebens,
Doch
ihre Kleider wurden ihr beschlagnahmt.
Inanna
nun, nach Enkis Weisungswort,
Sie
wollte steigen aus der Unterwelt.
Und
als sie aufstieg aus der Unterwelt,
Ergriffen
sie die sieben Totenrichter:
Wer
fuhr je aufwärts aus dem Totenreich,
Wer
ist der Macht des Todes je entkommen?
Wenn
nun Inanna will zurück ins Leben,
So
lass sie einen Stellvertreter hier.
Als
nun die Frau die Unterwelt verließ,
Da
ging mit ihr die Dienerin, die Sklavin,
Inanna
ließ die Sklavin nicht zurück,
Inanna
hielt ein Zepter in der Hand,
Die
Magd der Göttin folgte ihrer Herrin.
Doch
keine militärische Eskorte
Begleitete
die Frau bei ihrer Auffahrt,
Die
hätten etwa Keulen in den Händen.
Doch
die geringeren Dämonen und
Die
größeren Dämonen hielten sie
Auf
beiden Seiten fest wie Rohr und Zaun.
Die
sie begleiteten, die mit ihr gingen,
Die
mit Inanna waren bei dem Aufstieg,
Die
hatten nichts zu essen, nichts zu trinken,
Kein
reines Mehl fürs Brot zum Speiseopfer,
Trankopfer
wussten sie nicht darzubringen,
Sie
akzeptierten kein Geschenk und haben
Die
eheliche Wollust nie genossen,
Nie
je geboren süße kleine Kinder,
Die
Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Den
Sohn sie zogen von des Mannes Knien,
Sie
ließen auch die Braut das Haus verlassen
Und
so verlassen auch den Schwiegervater,
Die
Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Das
Kind sie rissen von der Amme Brüsten,
Doch
sie zerhackten keinen scharfen Knoblauch,
Sie
essen keinen Fisch und keinen Lauch,
Die
zogen mit der Königin Inanna.
Als
nun Inanna aufgestiegen war,
Warf
Ninkubura sich zu ihren Füßen.
Sie
saß im Staub an des Palastes Tür
Und
war bekleidet nur mit Schmutz und Lumpen.
Da
sagten zu Inanna die Dämonen:
Inanna,
kehre heim in deine Stadt,
Wir
werden deine Sklavin mit uns nehmen.
Inanna
aber sprach zu den Dämonen:
Das
ist doch meine Magd der schönen Worte,
Ist
mir Begleiterin mit weisen Worten,
Die
nie vergessen meine Weisungsworte
Und
immer mein Gebot ganz treu befolgt.
Sie
hob zu klagen an in den Ruinen,
Sie
schlug die Trommel in dem Heiligtum,
Sie
zog die Runde in der Götter Häusern.
Für
mich hat sie zerrissen ihre Augen,
Für
mich hat sie zerrissen ihre Nase,
Die
Ohren sie zerriss für mich vor allen,
Privat
zerriss sie ihr Gesäß für mich,
Wie
Bettler saß gekleidet sie in Lumpen.
Und
ganz allein sie leitete die Schritte
Nach
Ekur in das Haus des Vaters Enlil,
Nach
Urim in das Haus des Vaters Nanna,
Nach
Eridug ins Haus des Vaters Enki.
Sie
weinte traurig vor dem Vater Enki:
Die
Sklavin brachte mich zurück ins Leben,
Ich
kann sie doch nicht den Dämonen lassen!
So
lasst uns gehn, die Göttin und die Magd,
Wir
wollen gehen in die Stadt von Umma.
In
Umma aber war zuhause Kara,
In
Umma war er in der eignen Stadt,
Er
warf der schönen Göttin sich zu Füßen,
Er
hatte büßend in dem Staub gesessen
Und
wie ein Bettler trug er Schmutz und Lumpen.
Da
sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh,
Königin, in deine eigne Stadt,
Wir
nehmen Kara an als Stellvertreter.
Inanna
aber sprach zu den Dämonen:
Nein,
Kara ist mein auserwählter Dichter,
Ist
meine Maniküre, mein Friseur,
Wie
könnt ich ihn dem Tode überlassen?
Nein,
lasst uns gehn, die Göttin und den Dichter,
Wir
wollen in die Stadt Badtira gehen.
Und
in Badtira war zuhause Lulal,
Er
warf der schönen Göttin sich zu Füßen,
Er
hatte büßend in dem Staub gesessen,
Und
wie ein Bettler trug er Schmutz und Lumpen.
Da
sprachen die Dämonen zu Inanna:
Geh,
Königin, in deine eigne Stadt,
Wir
nehmen Lulal an als Stellvertreter.
Inanna
aber sprach zu den Dämonen:
Nein,
Lulal ist mir stets zur rechten Seite,
Wie
könnt ich ihn dem Tode überlassen?
So
lasst uns gehn, die Göttin und den Freund,
Wir
wollen gehn zum großen Apfelbaum,
Wir
gehen in die Ebne von Kulaba.
Sie
folgten ihr zum großen Apfelbaum,
Sie
kamen in die Ebne von Kulaba.
Es
war Dumuzi dort im schönen Kleid
Und
prächtig auf dem Königsthrone sitzend.
Und
die Dämonen griffen an Dumuzi
Und
packten ihn bei seinem Oberschenkel.
Die
Geister gossen Milch aus seiner Kanne,
Die
bösen Geister schüttelten die Köpfe.
Inanna,
überlass mich nicht dem Tod!
Dumuzi
blies die Flöte vor Inanna.
Sie
sah sie an, es war ein Blick des Todes,
Sie
sprach sie an, es war ein Wort des Zornes,
Sie
schrie sie an, es war ein Schrei der Sünde:
Wie
viele wollt ihr denn noch von mir nehmen?
Da
gab die heilige Inanna ihn,
Dumuzi,
in die Hände der Dämonen.
Die
sie begleitet hatten, die ihr folgten,
Gekommen
sind, Dumuzi anzuschauen,
Die
hatten nichts zu essen, nichts zu trinken,
Kein
reines Mehl fürs Brot zum Speiseopfer,
Trankopfer
wussten sie nicht darzubringen,
Sie
akzeptierten kein Geschenk und haben
Die
eheliche Wollust nie genossen,
Nie
je geboren süße kleine Kinder,
Die
Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Den
Sohn sie zogen von des Mannes Knien,
Sie
ließen auch die Braut das Haus verlassen
Und
so verlassen auch den Schwiegervater,
Die
Frau sie rissen aus des Mannes Armen,
Das
Kind sie rissen von der Amme Brüsten,
Doch
sie zerhackten keinen scharfen Knoblauch,
Sie
essen keinen Fisch und keinen Lauch,
Die
zogen mit der Königin Inanna.
Dumuzi
schrie und dann erblasste er,
Der
Jüngling hob die Hände auf zum Himmel:
O
Gott der Sonne, der du bist mein Schwager,
Durch
Heirat wurde ich mit dir verbunden,
Ich
brachte Milch in deiner Mutter Haus,
Ich
brachte Butter in das Haus der Ningal.
Nun
aber meine Hände sind gefangen
Und
meine Füße in der bösen Schlinge,
Gott,
wirf die Schlange mir vor meine Füße,
So
kann ich den Dämonen noch entkommen,
Lass
du nicht zu, dass mich die Feinde fangen.
Und
Utu akzeptierte seine Tränen,
Dass
die Dämonen ihn nicht halten konnten.
Der
Gott befreite ihn von jener Schlange,
Befreite
seine Füße von der Schlange.
Dumuzi
den Dämonen so entkam,
Doch
packten sie ihn wieder, den Dumuzi,
Der
heiligen Inanna brach das Herz!
Die
heilige Inanna weinte bitter
Um
ihren Ehemann, den Vielgeliebten,
Sie
riss an ihren Haaren wie an Gras,
Sie
riss die langen Haare aus wie Gras.
Ihr
Frauen, liegend in der Männer Armen,
Wo
ist mein vielgeliebter Ehemann?
Ihr
Kinder, liegend in der Väter Armen,
Wo
ist mein Sohn, wo mein Geliebter?
Wo,
wehe, wo ist mein geliebter Mann?
Die
Fliege sprach zur heiligen Inanna:
Wenn
ich dir zeige, wo dein Gatte ist,
Was
wird mein Lohn sein, meine Königin?
Die
heilige Inanna sprach zur Fliege:
Wenn
du mir zeigst, wo mein Geliebter ist,
So
werde ich für dich die Tafel decken.
Die
Fliege half der heiligen Inanna.
Die
junge Göttin gab der Fliege Schicksal:
Im
Weinhaus kann sie speisen, kann sie trinken,
Und
du wirst leben wie des Weisen Söhne.
Inanna
gab der Fliege dieses Schicksal
Und
also kam es und geschah es auch.
Inanna
aber weinte heiße Tränen.
Sie
kam zur Schwester, hielt sie an der Hand:
Jetzt,
Liebster, wirst du für ein halbes Jahr
Im
dunklen Hause meiner Schwester wohnen,
Die
andre Jahreshälfte wirst du leben
Bei
mir im Licht des Lebens, mein Geliebter.
Doch
fordert meine Schwester dich, so folge,
Dann
wirst du eines Tages freigelassen.
Und
so die heilige Inanna gab
Dumuzi
hin als ihren Stellvertreter.
O
heilige Ereschkigala, Göttin,
Wie
süß ist es, den Lobpreis dir zu singen.
DRITTER
GESANG
INANNA:
Noch
gestern Herrin ich, und mir verging die Zeit,
Inanna
ich, die Frau, und mir verging die Zeit,
Da
war ich hoch erfreut, den schönen Tanz zu tanzen,
Mich
freute sehr die Nacht mit ihrem großen Ganzen,
Ich
freute mich am Lied, am liebenden Gesang,
Da
mir das Liebeslied, die Hochzeitshymne klang.
Es
traf mich ja der Herr, mein Freund hat mich getroffen,
Er
gab mir seine Hand, es stand sein Herz mir offen.
Und
Ucumgala hat von Herzen mich umarmt
Und
über all mein Weh der Liebe sich erbarmt.
Komm,
Stier, und mach mich frei, ich muss nach Hause gehen,
Komm,
Freund, befreie mich, ich muss nach Hause gehen.
Ich
arme Närrin bin doch meiner Mutter Kind,
Der
Mutter Närrin ich, wie andre Narren sind.
DUMUZI:
Ich
sag dir alles, Frau, ich will dich alles lehren,
Ich
zeige dir, wie sehr die Männer Fraun verehren.
Die
Freundin hat mich auf den offnen Markt geführt,
Zur
Zymbel haben wir die Tänze aufgeführt,
Sie
sang ihr Lied für mich, ich hört es mit den Ohren,
Es
war so süß das Lied, ich hab die Zeit verloren.
Die
Mutter weißt du wohl zu täuschen, wo sie wohnt,
Wir
aber geben hin die Leidenschaft dem Mond.
Ich
löse dir dein Haar in diesem breiten Bette,
Erfüll
dich mit Genuss an dieser süßen Stätte,
Ach,
Sagadidda war, der Mädchen schönste Zier,
Zusammen
auf dem Pfad die ganze Zeit mit dir.
INANNA:
Er
wollt zur Mutter Tor am lichten Tage kommen,
Ich
bin so aufgeregt, bin in der Luft geschwommen,
Er
hat entschieden sich, er kam zu Ningals Tor,
Ich
bin so aufgeregt, den Atem ich verlor.
Ich
wünschte, jemand wollt der Mutter etwas sagen,
Mit
Duft erfüllte sie das Haus an lichten Tagen.
Ich
wollt, das jemand was in Mutters Ohren ruft,
Das
Haus erfüllte sie mit süßen Weihrauchs Duft.
Es
duftete das Haus, man möchte Düfte zechen,
Ermunternd
wusste sie, dem Freier zuzusprechen.
NINGAL:
Herr,
du bist in der Tat wert der Umarmung Thron,
Des
heiligen Vereins, du Gottes Schwiegersohn!
Dumuzi,
du bist wert der heiligen Umarmung,
Du
Gottes Schwiegersohn, wert herzlicher Erbarmung.
Mein
Herr, dein Opfer ist erhört im Paradies,
Und
Blume ist und Kraut aus deinem Garten süß.
Dein
Opfer ist erhört im Liebes-Heiligtume,
Aus
deinem heilgen Hain das Kraut, die rote Blume.
INANNA:
Als
der Geliebte mich getroffen hat allein,
War
froh er, mich zu sehn bei dem Zusammensein.
Der
Bruder brachte mich zu seines Hauses Stätte,
Er
ließ mich liegen weich im süßen Honigbette.
Mein
Liebster lag mir an dem Herzen voll Genuss,
Da
wir vereinigten uns mit dem Zungenkuss,
Mein
Bruder machte da das Antlitz schön in Fülle,
Er
stand ganz plötzlich still in Harmonie der Stille,
Vorm
Erdenbeben er das Schweigen in dem Land,
Auf
meiner Hüfte Rund er legte seine Hand,
Die
ganze Köstlichkeit der Süßigkeit der Triebe
Ließ
ich geschehen in Vereinigung in Liebe.
DUMUZI:
O
Schwester, mach mich frei, befreie deinen Gast,
Geliebte
Schwester, komm mit mir in den Palast,
Mein
Vater wird dich dann mit deinen sieben Seelen
Als
Tochter voller Huld und Gnade auserwählen.
DICHTER:
Der
Bruder liebevoll zur jungen Schwester, ach,
Der
Gott der Sonne zu der Frau Inanna sprach.
UTU:
O
junge Herrscherin, wie schön der Flachs im Lenzen,
Inanna,
wie das Korn tut in der Furche glänzen!
Ich
hacke Land für dich, ich bringe dir das Korn,
Und
Leinen schenk ich dir, du großer Wonneborn.
Denn
Leinen, groß und klein, ist gut vor allen Dingen,
O
junge Herrscherin, ich will es zu dir bringen.
INANNA:
Nachdem
du mir den Flachs gebracht hast gnädiglich,
O
Bruder Sonnengott, wer kämmt den Flachs für mich?
UTU:
Ich
bringe ihn zu dir gekämmt, o Schwester-Herrin.
INANNA:
Bringst
du den Flachs gekämmt zu der geliebten Närrin,
Wer
spinnt mir dann den Flachs, wer tut so Liebes mir?
UTU:
Gesponnen
bringe ich, Inanna, ihn zu dir.
INANNA:
Wenn man den Flachs gebracht
zu mir in Sommernächten,
Gesponnen und gekämmt, wer
wird ihn für mich flechten?
UTU:
Geflochten
bring ich ihn zur Schwester als ihr Gast.
INANNA:
Nachdem
geflochten du zu mir gebracht ihn hast,
Mein
Bruder Sonnengott, wer wird ihn für mich weben?
UTU:
Gewoben
bring ich ihn zu dir, o du mein Leben.
INANNA:
Gewoben
bringst du ihn der Schwester gnädiglich,
Wer
aber, Bruder Gott, wird bleichen ihn für mich?
UTU:
Gebleicht
ich werde ihn der Schwester Göttin bringen.
INANNA:
Mein
Gott, ich frage mich, mein Gott vor allen Dingen,
Wenn
du das Brautkleid so zur Liebsten hast gebracht,
Wer
geht mit mir ins Bett zum Liebesspiel der Nacht?
UTU:
Der
Gatte geht mit dir ins Bette auserkoren,
Dumuzi,
der er ward von reinem Schoß geboren,
Er
ward am Ehe-Thron einst konzipiert, so nett,
Der
gute Hirte er, er geht mit dir ins Bett!
INANNA:
O
Bruder, der solls sein, der Ackermann, der Bauer!
Er,
meines Herzens Mann, stillt meine Liebestrauer!
Er
sammelt ja das Korn, die Spreu nur treibt er aus,
Das
Korn doch sammelt er in meinem Lagerhaus.
UTU:
O
Schwester Göttin, nimm zum Mann den guten Hirten!
Bist
du bereit? Du sollst den Liebsten gut bewirten.
Wie
gut ist seine Milch, die Sahne ist wie gut,
Was
immer er berührt, das strahlt von Liebesglut!
Inanna,
nimm zum Mann Dumuzi! Lust ist furchtbar!
Mit
Perlenketten schmück die Brust, das macht dich fruchtbar!
Was
bist du nicht bereit? Erwarte ihn daheim.
Die
Sahne gibt er gern und seinen Honigseim.
Er
soll der Könige Beschützer sein, der Hirte.
Was
bist du nicht bereit? Auf, und den Freund bewirte!
INANNA:
Den
Hirten? Nein, ich will nicht sein des Hirten Frau.
Denn
sein Gewand ist grob und seine Wolle rau.
Den
Bauern nehm ich mir, dem will ich mich vereinen.
Flachs
lässt er wachsen mir und bringt mir feine Leinen.
Der
Bauer bringt mir Frucht, er bringt mir Früchte frisch,
Das
Korn lässt wachsen er, bringt Brot mir auf den Tisch.
DUMUZI:
Was
willst du sagen denn von diesem dummen Bauern?
Was
denkst du über ihn? Mich aber lässt du trauern?
Und
gibt er Mehl dir auch und Früchte überdies,
Ich
gebe Wolle dir, geb dir des Lammes Vlies.
Wenn
er dir Weißmehl gibt, ich geb dir weiße Wolle.
Gibt
er dir Bier, ich geb das Fass mit Milch, das volle.
Ich
geb dir Honig, geb dir Käse, gibt er Brot,
Ich
gebe ihm noch ab, wenn er in tiefer Not,
Ich
geb ihm meine Milch und geb ihm meine Sahne.
Er
hat nicht mehr als ich. Hör, wie ich dich ermahne.
INANNA:
Wenn
meine Mutter nicht dir gnädig wär voll Huld,
Du
wärst vertrieben schon. Doch hast du keine Schuld,
Großmutter
voller Huld ist gnädig dir auf Erden,
Sonst
würdest du vom Berg herab geworfen werden.
Und
wenn mein Vater nicht dich herzlich liebte, ach,
Mein
Vater Nanna, nun, so hättest du kein Dach.
Und
wenn mein Bruder nicht, der Gott, der Sohn des Nanna,
Dich
liebte, hättest du nicht Zutritt bei Inanna.
DUMUZI:
Inanna,
bitte, du beginne keinen Streit!
Mein
Vater ist so gut wie deiner in der Zeit.
Mein
Vater Enki reich ist wie dein Vater Nanna,
Und
meine Schwester ist so schön wie du, Inanna,
Wie
deine Mutter ist auch meine Mutter gut
Und
wie dein Bruder bin auch ich voll heißer Glut.
O
junge Königin des herrlichen Palastes,
Die
Worte höre des verliebten Seelengastes.
DICHTER:
Das
Wort, das eben süß kam aus dem Munde ihr,
Das
war ein Wort der Lust, verzehrender Begier,
Vom
Ausgangspunkt des Streits und nach des Streites Flammen
Die
beiden kamen doch in Liebe noch zusammen.
Der
Hirte ging ins Haus mit Sahne, war im Heim,
Er
kam in den Palast mit Milch und Honigseim.
Und
als er stand vorm Haus, da rief er laut die Worte:
DUMUZI:
O
junge Herrscherin, tu auf mir deine Pforte!
DICHTER:
Inanna
lief sogleich und ihre Mutter frug,
Die
Mutter Ningal, die sie einst im Schoße trug,
Die
Mutter frug das Kind um Rat mit leisem Worte,
Da
sprach die Mutter an dem königlichen Orte:
NINGAL:
Mein
Kind, der junge Mann, der wird dein Vater sein,
Und
du wirst sein für ihn sein liebes Mütterlein.
Er
wird dein Vater sein und wird dich gut behandeln,
Du
wirst ihm Mutter sein und liebend mit ihm wandeln.
Und
darum, Königin, nun öffne den Palast
Und
lass ihn ein zu dir, lass ein den Seelengast.
DICHTER:
Inanna,
auf das Wort hin, den Befehl der Mutter,
Gebadet
und gesalbt, aß Honigseim und Butter,
Den
Körper hüllte sie mit weißlichem Gewand.
Die
Morgengabe sie bereits hielt in der Hand,
Die
Perlenkette schön sie legte an den Busen
Und
las die Poesie der tiefgeschoßten Musen.
Dumuzi
wartete bereits und war gespannt,
Inanna
öffnete die Tür mit ihrer Hand.
Im
inneren Palast hat sie für ihn geleuchtet,
So
wie des Mondes Licht die dunkle Nacht befeuchtet.
Dumuzi
sah sie froh, der er sie lang vermisst,
Und
Brust an Brüste er Inanna hat geküsst.
INANNA:
Was
ich dir sage, lass die Sängerin dir singen.
Was
ich dir sage, lass es in das Ohr dir dringen.
Von
alt zu jung mein Wort vernimm und mein Gebot:
Denn
meine Vulva ist des Himmelreiches Boot,
Ist
voller Eifer wie der junge Mond und wacker,
Und
brach liegt lange schon mein unbesamter Acker.
Was
mich betrifft, ich hab es nicht, was mir genügt,
Ich
frage meinen Gott, wer meine Vulva pflügt?
Das
unbesamte Land, wer wird den Acker pflügen?
Was
mich betrifft, die Frau, die lange schon geschwiegen,
Wer
pflügt den Acker mir, wer pflügt die Vulva mir,
Wer
durch die Furche zieht den Pflug mit seinem Stier?
DUMUZI:
O
höchste Herrscherin, der Herr pflügt deine Vulva!
Dumuzi
ich, der Herr, will pflügen deine Vulva!
INANNA:
Die
Vulva pflüge mir, mein Liebster schön und groß,
Die
Vulva pflüge mir, besame meinen Schoß!
DICHTER:
Auf
königlichem Schoß hochragend liegt die Zeder,
Und
Ranken wachsen hoch an jeder Seite, jeder,
Die
Ähren wachsen hoch, Korn golden wächst im Feld,
Der
Garten üppig blüht, der Baum steht wie ein Held.
INANNA:
Er
fruchtbar hat gekeimt, er hat gewuchert lange,
Er
hat Salat gepflanzt am Lauf der Wasserschlange.
Er
ists, der meinen Leib am allermeisten liebt!
Er
liebt den Garten in der Ebene betrübt,
Und
meine Gerste in den Furchen voller Züchte,
Und
meinen Apfelbaum, den Wipfel voller Früchte,
Er
hat Salat gepflanzt am Wasser nahe dran,
Mein
Honigmann versüßt mich stets, mein Honigmann,
Er
ist mein lieber Herr, der Honigmann der Götter,
Der
meinen Körper liebt, den Leib, bei jedem Wetter,
Aus
Honig seine Hand, aus Honig ist sein Fuß,
Er
macht mein Leben süß mit seinem süßen Gruß,
Die
ungestüme Lust, die Zärtlichkeit am Nabel,
Der
Schenkel Zärtlichkeit ist keine Ammenfabel,
Er
ists, der meinen Leib am allermeisten liebt,
Er
hat Salat gepflanzt am Wasserlauf betrübt.
DUMUZI:
Oh
deine Brüste sind wie prächtige Jampusen
Und
wie Granaten ist dein wundervoller Busen!
Die
grünen Pflanzen trägt dein weites Ackerfeld,
Getreide
trägt dein Feld, du Fruchtbarkeit der Welt.
Das
Wasser fließt herab, das Wasser ist dein Sklave,
Das
Brot vom Himmel kommt, die Speise ist dein Sklave,
Begieße
alles mir, Inanna, voller Lust,
Ich
trinke alles, was mir bietet deine Brust!
INANNA:
Mach
deine Milch nur süß und dick, geliebter Gatte,
Ich
trinke deine Milch, vom Seim ich bin die Satte,
Dumuzi,
wilder Stier, die Milch mach süß und dick,
Ich
trinke deine Milch, das Trinken ist mein Glück,
Die
Ziegenmilch lass du in meinen Schafstall fließen,
Den
Ziegenkäse und den Seim will ich genießen,
Mein
Herr Dumuzi, dein Gebratnes esse ich,
Den
Schafstall treu bewache ich für dich,
Bewach
das Lebenshaus, das voller Überflüsse,
Bewach
den lichten Ort, Chaldäa der Genüsse,
Und
den Entscheidungsort, wo Schicksal man beschließt,
Den
Schicksalsort, von wo des Lebens Odem fließt,
Das
Haus, das uns verleiht den Lebenshauch, den sachten,
Ich
Königin, ich will auf diese Häuser achten.
DUMUZI:
Ich
möchte gern mit dir in meinen Garten gehn,
O
Frau, ich will mit dir in meinen Garten gehn.
Ich
will mit dir in den geliebten Apfelgarten,
Ich
will beim Apfelbaum auf meine Schwester warten,
Dass
ich dort Bäume pflanz, ins Erdreich eingesteckt,
Die
Apfelblüten sind mit Nektarstaub bedeckt.
INANNA:
Er
brachte mich in den geliebten Apfelgarten,
Dumuzi
brachte mich in seinen Apfelgarten,
Ich
schlenderte mit ihm beim grünen Apfelbaum,
Ich
stand mit ihm auch beim gestürzten Apfelbaum,
Vorm
Baum hab ich gekniet, so wie es sich gehörte,
Mein
Bruder sang ein Lied, wie ich es gerne hörte,
Dann
in der Pappel er hoch in dem Wipfel sitzt,
Er
kam zur Mittagszeit, von Sonnenglut erhitzt.
Und
wird mein lieber Herr Dumuzi zu mir kommen,
Begieß
die Pflanzen ich aus meinem Schoß, dem frommen,
Ich
lege Pflanzen an und werde Pflanzen ziehn,
Die
Pflanzen ich begieß, begieße sie für ihn,
Und
ich begoss das Korn, das goldene Getreide,
Ich
schüttete das Korn aus meines Schoßes Scheide.
Und
letzte Nacht, als ich, die Herrin, hell erstrahlt,
Als
ich, die Königin des Himmels, hell erstrahlt,
Als
ich aufstrahlend schien und tanzte meine Tänze,
Sang
ich mein Lob der Nacht, der warmen Nacht im Lenze,
Da
sang ich Lob der Nacht, den Träumen und dem Schlaf,
Als
mein geliebter Herr mich in dem Garten traf.
Mein
Herr Dumuzi schob die Hand in meine Hände,
Er
drückte seinen Leib an meine warme Lende.
Der
Priester ist bereit für Lende und für Schoß!
Dumuzi
ist bereit für Lende und für Schoß!
Die
Pflanzen und das Kraut sind grün und fruchtbar heute,
O
deine Fülle ist des Lebens meine Freude!
DICHTER:
Sie
rief ihn Freund, er traf sie in dem Bette heut,
Sie
rief ihn in das Bett, dass er ihr Herz erfreut,
Sie
rief ihn in das Bett zu ihren süßen Lenden,
Sie
hat ihn liebgekost mit königlichen Händen,
Sie
forderte für sich das königliche Bett,
Die
Königin im Bett, sie rief den Freund ins Bett.
INANNA:
Lass
sein bereit das Bett, das da erfreut die Herzen,
Lass
sein bereit das Bett, dass wir in Liebe scherzen,
Lass
sein bereit das Bett, die Königin dich grüßt,
Lass
sein bereit das Bett, die Lende wird versüßt,
Lass
sein das Hochzeitsbett der Königin bereitet,
Das
königliche Bett zur Hochzeit sei bereitet!
DICHTER:
Inanna
breitete den Schleier auf das Bett,
Sie
rief den König, rief den König in ihr Bett.
INANNA:
Das
Lager ist bereit, es duftet süß im Schatten.
DICHTER:
Sie
rief den Bräutigam, sie sprach zu ihrem Gatten.
INANNA:
Es
wartet dein das Bett, es harrt des Herrn das Land!
DICHTER:
Er
legte seine Hand der Herrin in die Hand,
Er
legte seine Hand auf Herz und Brust der Gattin,
Er
legte seine Hand auf Schoß und Scham der Göttin.
Süß
ist des Nachts der Schlaf, so Arm in Arm vereint,
Süß
ist des Nachts der Schlaf, so Herz an Herz vereint.
INANNA:
Ich
hab mich für den Stier, den wilden Stier gebadet,
Hab
für den Hirten, für Dumuzi mich gebadet,
Ich
parfümierte süß die Lenden mit Parfüm,
Ich
schminkte meinen Mund, weil ich das Küssen rühm,
Die
Augen malt ich an mit schwarzer Augenschminke,
Die
Lenden knetete er sanft, ich weiter winke,
Es
füllte meinen Schoß mit Milch der Bräutigam,
Er
streichelte das Haar, das lockige der Scham,
Er
legte seine Hand auf meiner Vulva Scheide,
Von
seiner Sahne so mein Boot, mein schwarzes, gleite,
Er
hat gestreichelt mir die Vulva auf dem Bett,
Den
Hohepriester jetzt ich streichle auf dem Bett,
Den
Hirten streichle ich, liebkose seine Lende,
Des
Hirten Phallus sanft liebkosen Mund und Hände,
Den
Phallus küsse ich, das ist sein schönstes Glück,
Und
so beschließ ich ihm sein ewiges Geschick.
DICHTER:
Die
Königin des Alls, die aller Welt begehrlich,
Die
Heldenfrau, die mehr als ihre Mutter herrlich,
Sie
frug: Wer war der Mann, den Gott mir vorgestellt,
Den
Enki mir empfahl, wer war der starke Held?
Die
Erstgeborene des Mondes hat verordnet
Dem
Hirten sein Geschick, sein Leben ihm geordnet.
INANNA:
Der
Führer bist du in dem Kriege und der Schlacht,
Der
Waffenträger du im Kampfe in der Nacht,
Fürsprecherin
bin ich in großer Volksgemeinde,
Inspiration
bin ich und Schutzfrau vor dem Feinde.
Der
gute Hirte du, der du bewahrst den Schrein,
Von
Uruk du der Herr, des Landes Fürst allein,
Du,
dem das Licht des Schreins beim Pilgern ist begegnet,
In
jeder Möglichkeit, in jedem Werk gesegnet.
So
halte hoch den Kopf im Thron, o Menschensohn,
Und
sitze ruhig nur im weißen Jaspis-Thron,
Bedecke
deinen Kopf mit deiner goldnen Krone,
Trag
lange Kleider nur und deinen Körper schone,
Den
Königsmantel trag in deinem Königtum,
Die
Streitaxt nimm zur Hand, das Schwert im Heldentum,
Den
langen spitzen Pfeil, den Bogen in die Hände,
Das
Lasso lässig häng an deine starke Lende,
Geh
den geraden Weg, das Zepter in der Hand,
Die
Goldsandalen an dem Fuß geh durch das Land.
Auf
meinen heiligen und vollen Brüsten tänzle!
In
meiner heiligen und engen Vulva schwänzle!
Erwählter
Hirte du, geeignet für den Scherz,
Ein
langes Leben soll genießen schön dein Herz.
Dein
Schicksal ist bestimmt, es wird nicht mehr verändert,
Was
Enki dir bestimmt, dein Los wird nicht geändert.
Der
Ningal Liebling du, mir süße Küsse gib,
Inanna
hat dich lieb, Inanna hat dich lieb!
DICHTER:
Ninshubur
war der Knecht am goldnen Uruk-Schreine,
Und
zu dem Knechte sprach die Königin, die reine:
Dumuzi
führe du zu meiner Schenkel Paar,
Dumuzi
führe du zu meiner Vulva Haar.
NINSHUBUR:
O
meine Königin, die Wahl hier deines Herzens,
Der
liebe Bräutigam, bereit zum Spiel des Scherzens,
Verbringen
möge er wohl eine Ewigkeit
In
deiner Grotte voll von Liebessüßigkeit
Und
möge lange Zeit dir Liebeslüste spenden
In
jenem Paradies, das zwischen deinen Lenden!
Gib
du die Herrschaft ihm, die jeder anerkennt,
Gib
du den Königsthron mit festem Fundament,
Gib
ihm den Hirtenstab, gib ihm die goldne Krone,
Gib
ihm das Diadem, den Sitz im Jaspis-Throne.
Wo
steigt das Morgenrot, wo sinkt das Abendrot,
Vom
Norden voller Wein zum Süden voller Brot,
Vom
oberen Gestad zum untern Ozeane,
Von
dem Huluppu-Baum zum Zedernbaum, ich mahne,
Lass
seinen Hirtenstab uns schützen in der Hand,
Als
Landwirt mache er die Früchte reich im Land,
Als
Hirte mache er sehr zahlreich unsre Herde,
In
seinem Königtum sei fruchtbar Mutter Erde,
Die
grüne Pflanzenwelt sei uns der Fülle Horn,
Wenn
er regiert, dann reift auch reich das goldne Korn.
Er
soll der Fische und der Vögel Plaudern hören,
Es
wachse hoch das Schilf im Kranichfeld in Röhren,
Vermehren
sollen sich die Zicke und das Reh,
Sei
Honig überall, der Wein sei wie ein See,
Salat
und Kresse viel besitze jeder Bauer,
Im
königlichen Haus sei lange Lebensdauer,
Hochwasser
habe stets der Tigris und der Phrat,
Dass
stets die Wiese viel von grünen Pflanzen hat.
Die
Frau der Fruchtbarkeit soll stapeln Korn in Haufen,
O
Königin des Alls, lass Männer sich besaufen,
Inanna,
Königin des Universums, groß,
Lang
sei die Zeit, die er genießt in deinem Schoß,
Die
ganze Ewigkeit der Liebe soll nicht enden,
Das
süße Liebesspiel von Lippen und von Lenden!
DICHTER:
Der
König eilte nun mit hoch erhobnem Kopf
Auf
ihre Vulva zu und deren krausen Schopf,
Mit
hoch erhobnem Kopf, das Zepter in den Händen,
Er
zu Inanna ging und ihren heißen Lenden.
Mit
hoch erhobnem Kopf ging er zur Herrin hin,
Er
öffnete sein Herz der Liebes-Priesterin.
INANNA:
Die
Freude meines Sinns hat sich mit mir getroffen,
Wir
freuten uns vereint, die Vulva steht ihm offen,
Und
er empfängt die Lust, empfängt die Liebeslust
Von
meiner heiligen und vollen, prallen Brust,
Er
bringt mich in sein Haus, der Süße und der Nette,
Er
legt mich nackend auf das süße Honigbette,
Mein
süßer Liebling liegt im Schoß mir mit Genuss,
Ich
küsse meinen Mann mit tiefem Zungenkuss,
Dumuzi
liebt das sehr, ich tu es immer wieder,
Ja,
siebenmal zur Nacht ich küsse seine Glieder.
DUMUZI:
O
Schwester, mach mich frei, o Liebste, mach mich frei,
Dass
du mir Tochter und dass ich dir Vater sei.
Geliebte
Schwester komm, ich gehe in die Halle
Des
herrlichen Palasts. Befreie mich und alle!
INANNA:
Mein
Blütenträger, o wie war dein Reiz so süß,
Im
Apfelgarten du, mein Mann im Paradies,
Mein
Apfelbräutigam im schönen Apfelgarten,
Wie
lieb ich deinen Reiz, den wilden und den zarten!
Mein
Gatte ohne Furcht, mein schönstes Gottesbild,
Mit
Schwert und Diadem, wie lieblich du und mild!
DICHTER:
O
Heilige, ein Mann bestieg die Dattelpalme,
Ein
Sammler, dass er pflückt, bestieg die Dattelpalme,
Inannas
Palme er bestieg in strenger Zucht,
Auf
dass er pflücke sie, die überreife Frucht!
Die
dunkle reife Frucht er brachte zu Inanna
Und
auch das Himmelsbrot, das unbefleckte Manna,
Die
Frucht gab er ihr hin voll tiefer Sympathie.
Und
ja, dann nahm er sie, fürwahr, dann nahm er sie!
Und
ja, dann nahm er sie, um sie genau zu prüfen,
Wie
einen Edelstein der Jungfrau lichte Tiefen,
Er
nahm und prüfte sie wie einen Edelstein,
Und
Lapislazuli er nahm und Jaspis rein,
Und
aus dem Haufen von sehr edlen Edelsteinen
Nahm
für Inanna er den auserwählten Einen.
Die
Popo-Perlen sie fand lustig und fand froh,
Sie
setzte sich darauf mit ihrem Apfel-Po!
Inanna
Perlen fand, sie um den Kopf zu legen,
Fand
Lapislazuli, ihn an den Hals zu legen,
Goldfäden
für das Haar und Ringe für das Ohr,
Mit
Honig salbte sie den süßen Mund zuvor,
Sie
legte an das Gold der königlichen Halle,
Sie
trug den Nasenring wie auch die Mädchen alle,
Sie
pflanzte einen Baum in ihren Nabel ein,
Sie
goss den Honigseim in ihre Vulva rein,
Den
Alabaster nahm sie sich für Po und Scheide
Und
in die Vulva steckt sie eine Trauerweide,
Der
Trauerweide Stamm in ihrer Vulva Haar,
Sandalen
zog sie an der nackten Füße Paar.
Die
Edelsteine auf dem Haufen hat gesammelt,
Sagidda
ward vom Herrn versiegelt und verrammelt!
Inanna
sammelte auch Edelsteine viel,
Sie
ward von ihrem Freund beglückt im Liebesspiel!
Dumuzi
traf die Braut Inanna, sagt die Fabel,
Im
hohen Himmelshaus und an des Himmels Nabel!
Der
gute Hirte er, der seine Freundin traf,
Zur
Liebe sie bereit und zu dem süßen Schlaf,
Der
gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie
in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Von
Lapislazuli gestaltet war die Tür,
Er
traf sie, als sie war geöffnet für und für,
Der
gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie
in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Inanna
führte ihn zu Edelsteinen viel,
Den
Gatten führte sie zu seiner Sehnsucht Ziel.
Mit
Streicheln nahm sie ihn, ihn liebevoll zu streicheln,
Nahm
mit den Schenkeln ihn, den Gatten, ohne Heucheln,
Inmitten
ihrer zwei gespreizten Schenkel sie
Liebkoste
ihren Mann voll süßer Sympathie.
Die
Hure sandte nun die Botschaft an den Vater:
Die
Hure tanzte nun die Botschaft an den Vater.
INANNA:
Bist
in mein Haus geeilt, zu mir geeilt ins Haus?
Bist
du ins Haus geeilt, geeilt zu mir ins Haus,
Um
mich als Königin von meinem Thron zu stürzen,
Bist
in mein Haus geeilt, um mich vom Thron zu stürzen?
Da
ich bereitet hab für dich mein breites Bett,
Hast
du gebreitet da für mich so lieb und nett
Den
Lapislazuli und reine Edelsteine
Aufs
weiße Laken mir, das reinliche und feine?
Das
ists, wo ich den Mann der Liebe haben will,
Will
haben ihn im Bett, dass ich den Hunger still,
Er
wird dann seine Hand in meine Hände legen
Und
wird mit seinem Herz mein Herz in mir erregen,
So
süß ist Nachts der Schlaf, so Hand in Hand voll Scherz,
So
süß Vereinigung im Bette Herz an Herz.
DICHTER:
Es
sagen Freundinnen: O du bist eine Herrin!
Trauzeugen
sind dir Herrn, Trauzeugen sind dir Herren,
Die
große Königin, die Frau, die gerne liebt,
Trauzeugen
sind die Herrn, wenn sich die Herrin gibt.
Die
ihr im fremden Land zu fangen seid wie Vögel,
Trauzeugen
sind die Herrn, das ist nun so die Regel.
Die
du zerrissen bist wie fremde Länder fern,
Inanna,
Königin, Trauzeugen sind die Herrn.
Der
Eier brach entzwei, der erste ists voll Trauer,
Der
zweite ist am Strom, der überfließt, der Bauer,
Der
dritte ist der Mann, der immer Vögel fängt,
Der
Fischer kommt zuletzt, der an das Fischen denkt.
INANNA
Ich
werde Boten nun zum guten Hirten senden,
Er
bringe Butter mir und Milch mit offnen Händen.
Auch
einen Boten ich zu meinem Bauern schick,
Er
bringt mir Honigwein mit fleißigem Geschick.
Und
auch ein Bote zu dem Vogelfänger reitet,
Der
für die Königin, die Frau, sein Netz ausbreitet.
Zum
Fischer auch sich der berittne Bote schwingt,
Dass
mir der Fischer dann den größten Karpfen bringt.
DICHTER:
Trauzeugen
brachten nun der schönen Braut Geschenke,
Der
Vogelfänger ihr ein Vögelein, ich denke,
Der
Fischer brachte ihr den allergrößten Fisch,
Es
kam der Karpfen in der Pfanne auf den Tisch,
Der
Schäfer brachte ihr den Eimer voller Butter,
Dumuzi
trug das Fass und brachte ihr das Futter,
Der
Butter trug und Milch auf seinen Schultern gar
Und
Käse trug er auch auf seinem Schulterpaar,
Der
Schäfer rief ins Haus, da sprach er lustentglommen:
Dumuzi
ist bereit, Dumuzi ist gekommen!
DUMUZI:
Tu
auf die Pforte, Frau, tu auf die Pforte, ach!
DICHTER:
Die
Mutter hörte das, die Mutter ging und sprach.
NINGAL:
Inanna,
wahrlich, du bist seine Ehegattin,
Er
ist dein Ehemann, und du bist seine Göttin.
Sei
eine Tochter ihm, ein liebes Töchterlein,
Dann
wird der Ehemann dir guter Vater sein.
Er
kommt aus fremdem Land in einem schönen Hemde,
Und
deine Mutter ist nun fast wie eine Fremde,
Nimm
seine Mutter an, als obs die deine sei,
Nimm
seinen Vater an, als obs der deine sei.
DUMUZI:
Du
auf die Pforte, Weib! O Frau, von Gott begnadet!
DICHTER:
Inanna
hat sich schön im Wasserbad gebadet,
Sie
salbte sich mit Öl in teurer Köstlichkeit,
Sie
legte an den Rock, das königliche Kleid,
Sie
nahm den Talisman und nahm die Amulette,
Sie
hing die Perlenschnur auf ihres Busens Bette,
Sie
nahm das Siegel in die schlanke weiße Hand.
Die
junge Herrin nun in Ruhe wartend stand.
Dumuzi
stieß die Tür in Eile auf, und immer
Und
ewig schön die Frau stand da im Mondenschimmer,
Dass
sie den Mann empfängt in ihres Hauses Tür.
Er
sah sie an voll Lust, er freute sich an ihr,
Er
nahm sie in den Arm, als läg sie auf dem Kissen,
Und
mit dem Mund begann die Frau er abzuküssen.
DUMUZI:
O
Herr, gekommen bin ich heim, bin angetraut,
O
Herr, gekommen ist mit mir die schönste Braut.
Mein
Meister, nimm sie auf in deiner hohen Halle,
O
meine Braut, o komm, kommt, junge Mädchen alle!
Inanna,
komm mit mir in die Kapelle dort,
Komm
mit ins Gotteshaus und höre Gottes Wort,
Dann
wirst du meinen Gott und seine Schönheit schauen,
Der
er der Schöpfer ist von allen schönen Frauen,
Zur
Rechten Gottes du wirst sitzen in dem Thron,
Zur
Rechten Gottes du, trotz allem Spott und Hohn.
DICHTER:
Obwohl
er so zu ihr gesprochen und nicht klagte,
Setzt
sie am Fenster sich auf einen Stuhl und sagte:
INANNA:
Das
ist sehr schwer, mein Mann, was mich erwartet dort.
Hab
immer nur gehorcht der lieben Mutter Wort.
DICHTER:
Er
trat zu seinem Gott, dem Gotte weiser Rede,
Begrüßte
seinen Gott und lallte die Gebete.
DUMUZI:
Mein
Meister und mein Herr, der in der Liebe lebt!
INANNA:
Mein
Freund, ich weiß nicht, wie man an dem Webstuhl webt.
DICHTER:
Er
legte seinen Arm um sie und sagte frei:
DUMUZI:
Ich
habe dich entführt in Liebessklaverei!
Bereitet
hab ich dir das Festmahl unvergessen,
Du
sitzt an meinem Tisch, wirst gute Speise essen,
Zwar
meine Mutter hat nicht an dem Tisch gespeist,
Mein
Bruder gleichfalls nicht, auf dass du dieses weißt,
Auch
meine Schwester nicht hat an dem Tisch gesessen
Und
gute Speise dort an diesem Tisch gegessen,
Doch
du wirst speisen gut an diesem meinem Tisch,
Hier
isst du weißes Brot, hier den gebratnen Fisch.
O
meine schöne Braut, mein Atem und mein Leben,
Am
Webstuhl wirst du mir die schönsten Kleider weben.
Und
spinnen wirst du Garn und kämmen wirst das Vlies
Und
kneten Teig für mich zu weißem Brote süß.
DICHTER:
Und
sie umarmt den Stier, Dumuzi, ihren Gatten.
INANNA:
Ich
bin die pure Pracht, die Sonne ohne Schatten,
Ich
bin der Morgenstern am Himmel morgens still,
Die
ich dich haben will, die ich dich haben will!
DICHTER
Die
Frauen hört ich oft, die Liebeslieder sangen.
INANNA
Der
Gatte kam herauf, mein Stern ist aufgegangen,
Er
ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein
Garten und mein Hain bebt, wenn der Liebling naht,
Mein
Korn ist üppig in den Furchen auf dem Acker,
O
wenn mein Liebling kommt, dann wird mein Herz mir wacker,
Er
ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein
Apfelbaum steht voll von Früchten, wenn er naht.
Der
Honigmann, mein Freund, wird immer mich versüßen,
Der
Götter Honigmann wird stets mich segnend grüßen,
Er
grüßt mit Honighand, er grüßt mit Honigfuß,
Versüßt
mich mit dem Mund und seines Segens Gruß.
Der
Honigmann versüßt mir meinen nackten Nabel,
Die
Oberschenkel er mir spreizt wie eine Gabel,
Mit
starken Armen er umarmt mich, wenn er naht.
O
meine Vulva ist ein leckerer Salat!
DICHTER:
Des
Hauses Eridu ist göttliche Verheißung,
Des
Hauses Sin von Gott ist Lobgesang und Preisung,
Eanna
ist sein Haus, sein Haus in dieser Welt,
Es
wurde Gottes Haus dir heute vorgestellt.
In
Gottes Tempel schwebt die dauerhafte Wolke,
Der
Wahrheit Name ist geoffenbart dem Volke,
Der
Wahrheit Herz erstrahlt in strahlender Vision.
Bereitet
ist das Bett, von Jaspis ist der Thron.
Und
Gibil hat für dich den goldnen Schrein gereinigt,
Der
Herrschaft Königin hat sich dem Freund vereinigt,
Der
Herr errichtet hat dem Opfer den Altar,
Er
führt die Riten durch im Tempel wunderbar.
Die
Sonne sank in Schlaf, der Abend ist gesunken,
Sie
sah ihn an im Bett, der Blick wie Liebesfunken,
Sie
streichelte den Herrn, ihr Leben gab sie ihm,
Dem
Schelmen Gottes gab sie ganz sich hin intim.
Sie
sehnte sich, ersehnt hat sie das Ehebette,
Des
Jubels Bette sehr ersehnte sich die Nette,
Ihr
Herz ersehnt das Bett der süßen Liebeszeit,
Des
Königreiches Bett, das Bett in Ewigkeit,
Sein
honigsüßes Bett, sein Bett, das honigsüße,
Der
Herzensfreude Bett, dass sie die Lust genieße,
Des
süßen Schoßes Bett, das Bett der Königin,
Des
Königreiches Bett, da gibt sie ganz sich hin,
Er
deckt das Bett für sie, das unbefleckte Kissen,
Er
macht das Bett für sie, um innig sie zu küssen.
Zum
König sprach die Frau von seinem Bette süß,
Sie
spricht des Lebens Wort vom Liebesparadies.
Der
würdige Wesir der Gottesstadt Eanna
Nahm
seinen rechten Arm und führt ihn zu Inanna.
O
möge doch der Herr, den nennst du süßes Herz,
Genießen
in dem Bett süß deiner Liebe Scherz,
Gib
ihm die Herrschaft, Braut, denn seine Huld ist herrlich,
Gib
ihm den Königsthron, denn er ist treu und ehrlich,
Gib
du das Zepter ihm, gib ihm sein Personal,
Gib
seine Krone ihm, den königlichen Saal,
Ein
Diadem dem Kopf und einen Kranz, der adelt,
Gib
treue Diener ihm, der nur die Bösen tadelt,
Vom
Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang,
Von
Südens Sommerlust bis Nordens Winter bang,
Vom
Teiche bis zum Meer soll dienen ihm ein jeder,
Von
dem Huluppubaum bis zu der hohen Zeder,
Gib
ihm die Schelme und das treue Personal,
Dass
er als Hirte Licht auf seine Schafe strahl,
Dass
er die Esser speist und segnet reich die Bauern,
Dass
er den Kindern hilft und denen, die da trauern.
Als
Hirte mehre er die Schafe auf der Au,
Als
Herr und Bräutigam beglücke er die Frau.
In
seiner Herrschaft soll das Grün der Pflanzen wachsen
Und
fruchtbar die Natur sein um der Welten Achsen,
Am
Euphrat soll der Fluss voll Überschwemmung sein,
Getreide
reife gold, der Weinberg trage Wein,
Im
Teiche schwimmen soll die bunte Schar der Fische,
Die
Vögel schwatzen süß, es biegen sich die Tische,
Und
auf dem Kranichfeld schön wachse goldnes Rohr,
Die
Vögel schwatzen süß und lieblich singt der Chor,
Die
Bäume wachsen hoch, sind blühend reich an Blättern,
Nie
soll des Donners Blitz den starken Baum zerschmettern,
Die
wilde Zicke soll vermehren sich, das Reh,
Es
ströme Honigseim, der Wein sei wie ein See,
Und
Kresse und Salat in Menge hab der Bauer,
Des
Königs Leben sei von langer Lebensdauer.
Am
Tigris und am Phrat Hochwasser möge sein,
Die
Gräser wachsen hoch, der Weinberg spendet Wein,
Die
Wiesen seien grün und fruchtbar alle Auen,
Es
herrscht die Königin, die Königin der Frauen,
Die
Herrin der Natur mit ihrem nackten Hals,
Mit
ihrer nackten Brust, die Königin des Alls,
Des
Universums Frau, die Göttliche, die Große,
Der
Gatte lebe lang in deinem süßen Schoße!
Er
geht zu ihrem Schoß mit hoch erhobnem Kopf,
Er
geht zu ihrem Schoß, zu ihrer Vulva Schopf,
Er
preist die Königin, die Göttliche, die Pure,
Aus
Liebe er umarmt sie, die sakrale Hure!
FÜNFTER
GESANG
1
Singt
die Göttin! Ehrt die Götter!
Preist
die Herrin aller Menschen!
Lobpreist
Ishtar! Ehrt die Götter!
Preist
die Herrin aller Menschen!
Voller
Sex-Appeal, entzückend,
Hochverehrt
mit Charme und Feigen!
Voller
Sex-Appeal, entzückend,
Hochverehrt
mit Charme und Feigen!
Süßer
Mund, die Lippen Leben,
Glück
die Röte ihrer Wangen,
Rosenkränze
auf dem Haupte,
Ihre
Augenwinkel funkeln.
Reine,
die uns rät zur Ruhe,
Hält
in Händen alles Schicksal,
Sie
zu sehen, macht glückselig,
Schutzgeist
Männern sie und Frauen.
Wollustwonne,
Liebemachen,
Harmonie
lehrt uns die Herrin,
Oh,
das Mädchen wird zur Mutter,
Preist
die Göttin vor den Völkern!
Ishtar
keine ist Rivalin,
Ihr
Stärke ist erhaben,
Keine
kann ihr sein Rivalin,
Ihre
Macht ist sehr gewaltig.
Göttin,
schrecklich, groß und schrecklich,
Triumphierend
ihre Worte,
Ishtar,
Größte aller Götter,
Triumphierend
ihre Rede!
Sie
ist Königin, Geliebte,
Jeder
wirft sich vor ihr nieder,
Ihr
zu Füßen strahlt der Vollmond,
Mann
und Frau sind voller Ehrfurcht.
Sie
spricht exaltiert und nobel,
Sie
ist ähnlich Gott dem Vater,
Sie
ist weise, voller Einsicht,
Ihres
Bräutigams Geliebte!
Der
Geliebte ihres Herzens
Ist
ihr Favorit, der König,
In
der Gegenwart der Göttin
Opfert
er ihr Bullen, Hirsche.
Ihrem
Bräutigam erbat sie
Langes
Leben, ja, für immer,
Garantierte
viele Jahre
Ihrem
König, dem Geliebten.
Auf
Befehl der Göttin neigen
Sich
die Enden dieser Erde,
Alle
Gegenden der Erde
Unterwarf
sie Gottes Herrschaft.
Ihr
Verlangen ist ihr Lobpreis,
Gott
gebot mir, sie zu preisen:
Gerne
hör ich ihren Lobpreis,
Sie
wird allezeit dich lieben!
Ishtar,
segne deinen König,
Der
dich ewig liebt, Geliebte,
Gib
ihm ewges Leben, Göttin,
Ewigkeiten
– Ewigkeiten!
2
Ach,
gefangen sind die Fürsten,
Alle
Gürtel sind gelockert,
Alles
setzt sich auf die Erde,
Alle
Tore sind geschlossen.
Alle
Göttinnen und Götter,
Sonne,
Mond und Stern der Venus,
Flohen
in den Schoß des Himmels,
Richten
nicht mehr im Gerichte,
Fällen
nicht mehr Urteilssprüche.
Nacht
– verschleiert ist die Göttin,
Der
Palast und die Kapelle
Und
das Heiligtum ist dunkel.
Männer
rufen zu den Göttern,
Flehende
sind eingeschlafen.
Gott,
der Richter, der Gerechte,
Gott,
der Vater aller Waisen,
Ist
in seinem Heiligtume.
Nacht!
O mögen deine Götter,
Göttin
Giwa, Göttin Erra,
Der
Orion und der Drache
Und
der Wagen und die Zicke
Und
der Büffel und die Schlange,
Die
gehörnte Schlangengottheit,
Stehen
bei dem frommen Beter!
In
der Weihe, die ich bete,
In
dem Opfer, das ich opfre,
Lamm,
gewähr mir deinen Beistand,
Lamm,
mir offenbare Wahrheit!
SECHSTER
GESANG
1
Tau
du auf uns herab das Gold,
O
Jungfrau, Tochter du des Alls,
Tau
große Herrlichkeit herab,
O
Göttin, Dame du des Lichts,
O
Morgendämmerung mit Gold,
O
gnadenvolle Königin.
Und
bringe Pferd und Kuh zu uns,
Du
Gnadenspenderin des Golds.
Wir
haben dich gebeten, ach,
Dass
du Erleichterung uns schaffst.
O
Jungfrau, wecke mir den Klang
Der
Freude! Schicke uns viel Gold.
Die
Göttin-Jungfrau kommt herauf,
Nun
bricht die schöne Göttin an,
Sie
kommt! Wir denken nur an sie,
Wir
Gloriensucher auf der Flut.
Hier Einer, Haupt des Männer-Stamms,
Singt
laut für dich den Heldenruhm.
Die
Fürsten, Jungfrau, wenn du kommst,
Sie
denken dann an ein Geschenk.
Als
liebende Matrone kommt
Voll
Sorgfalt Morgenröte an,
Erhebend
alle Lebenskraft,
Sie
regt die Kreaturen an,
Lässt
Vögel fliegen in der Luft,
Sie
schickt die guten Zeichen her,
Schenkt
jedem Menschen ein Geschenk,
Erflehen
lässt sie sich vom Mann.
O
reich an großer Üppigkeit,
Nach
deines Aufgangs Morgenrot
Die
Vögel dämmern, die schon lang,
Schon
lang nicht mehr geflogen sind.
Die Morgenröte hat ein Joch
Von
Rossen in der Ferne dort,
Des
Sonnenaufgangs Jenseitswelt
Gießt
sich auf hundert Wagen aus,
Fortschritte
macht sie auf dem Weg
Zu
ihrer Menschenkinder Schar.
Was
lebt, lebt unter ihrem Blick,
Als
Exzellenz schafft sie das Licht.
O
Jungfrau, Tochter du des Alls,
Du
Göttin schöner Üppigkeit,
Du
strahl, entferne du den Feind,
Strahl
auf mit deinem lieben Licht.
O
Jungfrau, Tochter du des Alls,
Bring
du zu uns die Seligkeit,
Strahl
du auf unser frommes Fest.
In
dir ist allen Lebens Hauch,
In
dir ist alles Lebens Kraft.
Du
Exzellenz, komm wie der Tau.
Auf
deinem Wagen komm, o Licht.
Hör
unsern wunderbaren Ruf.
O
Jungfrau, bringe uns die Kraft,
Du
bist den Menschen wundervoll.
Die
Frommen bring zum frommen Fest,
Die
Priester singen dir dein Lob.
O
Jungfrau, von dem Firmament
Die
Himmelsgötter bring herab,
Auf
dass sie trinken unsern Saft,
Des
Weines frommen Opfersaft.
Und
wie du bist, gewähre uns
Viel
Kühe und viel Pferde auch,
Gib
Kraft uns und gib Heldenmut
Und
dass wir singen dir dein Lob.
O
Jungfrau, die gesehen wird,
Du
mögest strahlen um und um,
Gib
du uns Reichtum, schön von Form,
Nur
gute Dinge und das Licht.
O
Mächtige, o Eine, die
Der
Priester angerufen hat
In
alter segensreicher Zeit,
Gib
Antwort unserm Lobgesang
Mit
Güte und brillantem Licht.
O
Jungfrau, die geöffnet hat
Am
Tag des Himmels Flügeltür,
Erlöse
von den Feinden uns.
O
Göttin, Kühe gib und Brot,
Bring
reichlich Silber, reichlich Gold,
Du
bist geschickt in jeder Form,
Bring
uns der Speisen Köstlichkeit.
Um
deiner Schönheit willen gib
Uns
unbesiegbar große Kraft,
Du
eine Göttin voller Macht,
Und
gib des Reichtums Beute uns.
2
2
Von oben kam der Himmel her
Zu
uns als schönes lichtes Reich,
O
Jungfrau, voll Verheißung uns
Und
voller strotzender Potenz.
Lass
rote Rosse tragen dich
Ins
Haus, wo Wein sich reicht ergießt.
Dein
Wagen ist von schöner Form,
O
Jungfrau, der bewegt das Licht.
O
schöne Tochter du des Alls,
Gib
Beistand Männern, edlen Ruhm.
O
lichte Jungfrau, kommt die Zeit,
Dann
Vieh und Vögel regen sich,
Es
scharen dann sich rings um dich
Gefiederte
vom Himmel her.
Du
dämmerst mit dem lichten Strahl
Und
du erleuchtest unser Reich.
Die
Sänger haben, wie du bist,
Mit
Lobgesang gepriesen dich.
Sie
haben dich gesungen schön,
O
Göttin, wie so schön du bist.
3
3
Die Fahne hebt das Morgenrot,
Im
Osten in der Mittel-Luft,
Im
Orient verbreitet sie
Ihr
glänzendschönes Himmelslicht.
Wie
Helden mit den Waffen für
Den
Krieg, so kommt sie angereist,
Mit
lichtem roten Farbenton,
Der
Kühe große Mutter sie.
Die
violetten Strahlen Lichts
Sind
leicht geschossen in die Welt.
Die
Kühe haben sie genutzt,
Die
vor den Wagen sind gespannt.
Im
Morgengrauen haben wir
Vorstellungen
erleuchtet klar,
Die
Göttin rotgekleidet hat
Die
höchste Strahlungskraft erreicht.
Wie
Frauen singen sie ihr Lied,
Aktiv
in ihrer Männerpflicht,
Gemeinsam
gehen sie den Weg
Und
kehren an den Ursprungsort.
Erfrischung
bringen sie dem Volk,
Der
liberalen Jüngerschar,
Zu
denen, die da beten an,
Ergießend
frommen roten Wein.
Die
Göttin, wie die Tänzerin,
Legt
die bestickten Kleider ab,
Wie
eine Kuh ihr Euter gibt,
Die
Göttin ihre Brust entblößt.
Erschaffe
Licht der ganzen Welt,
So
hat die Morgendämmerung
Vertrieben
alle Finsternis,
Getrieben
Kühe aus dem Stall.
Gesehen
haben wir das Licht
Der
Helligkeit der Königin,
Es
breitet aus sich in der Welt
Und
es vertreibt den bösen Feind.
Wie
lichte Farbentönung hat
Das
Opfer eingehüllt die Magd,
Des
Himmels Tochter hat erreicht
Den
höchsten wundersamen Glanz.
Das
Limit dieser Dunkelheit
Ward
überwunden. Morgenrot
Bricht
wiederum hervor und bringt
Wahrnehmungen
erleuchtet klar.
Wie
eine Schmeichlerin so süß
Sie
lächelt in dem Licht voll Ruhm,
Und
schön von Angesicht ist sie,
Die
hat den Tag des Glücks erweckt.
Die
Sänger haben benedeit
Des
Himmels Tochter, Frau des Lichts,
Die
Meister mächtiger Magie
Mit
angenehmem Stimmenklang.
O
Göttin Morgenröte, du
Schenkst
Nachwuchs uns und neue Kraft
Und
viele Kinder schenkst du uns
Und
manches Pferd und manche Kuh.
O du, die du aufleuchtest in
Der
wundervollsten Herrlichkeit,
Dräng
weiter uns mit deiner Kraft,
Du
schöne Dame unsres Glücks.
O
Morgenröte, kann ich je
Gewinnen
Reichtum renommiert
Und
starker kluger Söhne Schar?
Gib
Sklaven auch und Pferdekraft.
Die
du dein Antlitz offenbarst
Der
ganzen Welt, die Göttin strahlt,
Die
weit verbreitet ihren Blick
Bis
in des Westens Abendland.
Erweckend
zur Bewegung, du
Erweckst
der Lebewesen Kraft,
Die
du verstehst den Stimmenklang
Der
Beter und der Jüngerschar.
Uralte,
immer wieder neu,
Du
Göttin neugeboren, schmückst
Mit
immergleichem roten Kleid
Die
Schönheit deines Körpers weiß.
Die
Göttin kürzt die Lebenszeit
Der
Menschen in der Sterblichkeit,
Wie
ein geschickter Jäger teilt
Der
abgeschossnen Vögel Fleisch.
Sie
ist erschienen, hat enthüllt
Des
Himmelreiches Horizont,
In
weiter Ferne fährt sie aus
Dem
Haus mit ihrem Chariot.
Der
menschlichen Geschöpfe Zeit
Abnehmend
sinkt hinab zur Nacht,
Doch
da erscheint der Dame Licht
Mit
ihren Liebsten voller Pracht.
Das
hocherhabne Himmelslicht
Der
hocherhabnen Dame strahlt
Und
streckt das Licht wie Kühe aus
Und
lässt es fließen wie die Flut.
Die
göttlichen Gebote wir
Doch
wollen übertreten nie,
Die
Göttin kam in Evidenz
Im
himmlisch schönen Sonnenlicht.
O
Göttin voller Reichtum du,
Wie
hast du uns bereichert doch,
Geschenke
können geben wir
Der
wundervollen Söhne Schar.
Du strahlende Erregerin
Der
süßen Töne unsres Sangs,
Mit
Reichtum hast du uns begabt
Von
Pferden und von Kühen auch.
O
diene uns an diesem Tag,
O
Morgenrot, als reine Magd,
Verheißungsvolle
Frau des Lichts,
Die
du versprichst ein neues Glück.
O
Morgenrot, dein Ritus und
Auch
deines Himmelswagens Joch
Bereichert
uns mit manchem Ross,
Mit
purpurnem und weißem Ross.
Bring
allen die Glückseligkeit.
Ihr
Zwillings-Götter wunderbar,
O
stimmt in unsre Hymne ein,
Der
Morgenröte dargebracht.
Ihr
Wagen ist an Kühen reich,
Auf
unsrer Seite reich an Gold.
Ihr
brachtet Hymnen aus dem All,
Den
Menschen habt ihr Licht geschenkt.
Ihr
Zwillings-Götter, bringt uns Kraft.
Kommt
zu uns in dem Morgenrot
Und
trinkt des Weines Opfersaft.
Heil,
Göttin, die du Wunder tust!
4
4
Das Licht zu uns gekommen ist,
Das
Schönste aller Lichter sie,
Das
Jahr ist das brillante Jahr,
Sich
weit erstreckt die Helligkeit.
Die
dunkle Nacht ward weggeschickt
Vom
Sonnengott, der auferstand,
Der
einen Ort für die Geburt
Des
neuen Himmelslichtes gab.
Das
Fest wird als das helle Licht
Mit
seinen weißen Söhnen nahn.
Der
Dunkle aber trat zurück,
Hinunter
ging er in sein Haus.
Unsterbliche, die wechseln nach
Einander
ihren Farbenton,
Das
Himmelreich bewegen sie,
Die
Schwestern voller Helligkeit.
Unendlich,
allgemein der Weg
Der
Schwestern aus dem Himmelreich,
Von
Göttern unterrichtet sie,
Abwechselnd
reisen sie dahin.
Schönförmig,
mit verschiednem Ton
Von
Farbe und naiv im Geist,
Die
Nacht und Morgendämmerung
Sind
miteinander nicht im Krieg.
Es
reisen Nacht und Morgenrot.
O
lichte Führerin voll Glück,
Wohltönend
frohe Führerin,
Du
hast geöffnet das Portal.
Sie schürt die Welt an und sie zeigt
Des
ganzen Reichtums Fülle uns.
Die
Morgenröte hat geweckt
Der
Lebewesen Lebenskraft.
O
Morgenröte, reich an Gold,
Du
machst zu Fuß die Schläfer wach,
Den
einen einzig zum Genuss,
Den
andern zu dem Gottesdienst.
Wer
eine größere Vision
Gesehen
hat, der sah das Licht
Und
wie die Göttin Morgenrot
Die
Lebewesen auferweckt.
Dem
einen hohe Herrschaft und
Dem
andern fromme Herrlichkeit,
Dem
einen viel Gewinn an Gold,
Dem
andern sein gelehrtes Werk.
Verschiedene
Berufe sind
Zu
sehen in der Erdenwelt,
Doch
jedes Lebewesen wird
Von
Morgenröte auferweckt.
Die Göttin werden dort wir sehn,
In
Evidenz des Himmels Kind,
Die
junge Maid erhitzt im Kleid,
In
ihrem glänzend roten Kleid.
Du
souveräne Dame herrschst
Auf
Erden über jeden Schatz,
Die
Schätze spüle zu uns her,
Allweise
Göttin Morgenrot.
Sie
kommt aus lichter Ewigkeit
Des
grenzenlosen Morgenrots,
Sie
folgt dem Weg des Morgenlichts,
Das
morgens steigt am Horizont.
O
Morgenröte, gehst du auf,
Du
forderst alles Leben ein,
Sie
ist nicht tot, sie ist erwacht
Aus
ihrem tiefen Todesschlaf.
Wie
du, o Ursprung, Morgenrot,
Vom
Feuer angezündet wirst,
Du
mit der Sonne Auge hast
Der
Schöpfung Farben offenbart.
Die
Menschen hast du auferweckt,
Dass
sie die Göttin beten an,
Den
Göttern hast du ausgeführt
Den
Gottesdienst als reine Magd.
Sie
werden wohl zusammen sein
Für
lange Zeit, es dämmert schon,
Es
glänzt, die Morgenröte kommt,
Nachfolgend
strahlt das Sonnenlicht.
Sie
sehnt sich nach der frühern Glut,
Voll
Sehnsucht nach vergangnem Rot,
Und
weiter geht sie glänzend mit
Der
Zukunft nächstem Morgenlicht.
Vergangen
sind die Menschen längst,
Die
sahn in der Vergangenheit
Vergangner
Morgenröten Glut,
Vergangnen
Sonnenaufgangs Licht.
Wir, wir sind, die am Leben sind,
Jetzt
schauen wir die Helligkeit,
Und
sie, die später in der Welt,
Die
sehen dann das Morgenrot.
Als
Feindesjägerin geborn,
Du
des Gesetzes Schützerin,
Du
Freudegeberin, o Frau,
Erweckerin
des süßen Sangs,
Allsehend,
bringst du Opferfleisch
Zu
dem Genuss der Götter dar,
Du
scheinst auf uns, das hellste Licht
An
diesem Morgen strahlt auf uns.
Vom
immerschönen Tage hat
Die
Morgenröte uns gestrahlt,
Die
Göttin heut zeigt dieses Licht
Und
hat mit Schätzen uns vermehrt.
Die leuchtend kommt am neuen Tag,
Unsterblich
sie bewegt sich schön
In
ihrer eignen Lebenskraft,
In
unvergänglich großer Macht.
Im
Himmelreich die Grenzen lässt
Sie
leuchten voller lichter Pracht,
Die
Göttin wirft den Schleier ab
Der
Finsternis der dunklen Nacht.
Erwachen
wird die Erdenwelt
Mit
ihren Pferden violett,
Auf
gutgenutztem Wagen kommt
Die
schöne Göttin Morgenrot.
Sie
bringt den Segen, der erhält
Die
Lebewesen in dem Sein,
Und
zeigt sich Göttin Morgenrot,
So
sendet sie brillanten Glanz.
Nach vielen Morgenröten lasst,
Die
lange schon verschwunden sind,
Zunächst
den lichten Morgen nahn,
Darum
das Morgenrot entstand.
Steh
auf! Der Lebensatem hat
Uns
wiederum erreicht. Die Nacht
Der
Dunkelheit vergangen ist,
Gekommen
ist das neue Licht.
Die
Sonne wandert ihren Weg,
Und
wir sind angekommen dort,
Wo
jeder Mensch verlängern kann
Den
Lebenstag der Existenz.
Wir
singen einen Lobgesang
Auf
aller Morgenröten Glut
Und
mit der Priester Hymne steigt
Zugleich
des Dichters Hymne auf.
So leuchte du ihm dann zu Tag,
O
reine Jungfrau, der dich lobt,
Das
Leben strahle als Geschenk
Und
Kindersegen strahle aus.
Die
Morgenröte gibt den Sohn,
Die
Söhne alle Helden sind,
Gibt
Kühe und gibt Pferde auch
Dem
Mann, der bringt das Opfer dar.
Die
bringen dar den Rebensaft,
Die
singen lauter den Gesang,
Als
ihn der Opferpriester singt,
Bringt
Opfer er dem Morgenrot.
O
Göttermutter voll des Lichts,
Gestalt
der Herrlichkeit des Herrn,
Des
Opferfestes Fahne rot,
Du
werde stets von mir erhöht.
Steh
auf und schenke unsrem Kult
Und
unsrer Ganzhingabe Lob,
Und
gnädig mache mich zum Haupt
Der
Menschenkinder meines Volks.
Was
immer auch für Herrlichkeit
Die
Morgenröte mit sich bringt,
Den
Mann, der preist das Morgenrot,
Den
segne du mit deiner Huld.
5
5
Der Götter großer Wagen hat
Sich
nützlich in der Welt gemacht,
Der
Wagen der Unsterblichkeit
Der
Himmelsgötter, fuhr hinan.
Gern,
um das Licht zu bringen in
Der
armen Menschenkinder Haus,
Die
edle und aktive Frau
Und
Göttin aufstieg aus der Nacht.
Vor
allem hat sie auferweckt
Der
Lebewesen ganze Welt,
Die
Hocherhabne, die gewinnt
Und
sammelt manchen guten Schatz.
Erneut
belebt und ewig jung,
Zu
hocherhaben ist ihr Blick.
Das
Morgenrot als Erste kam
Zu
unserm frommen Gottesdienst.
O Göttin Morgenröte, du,
Die
edel du geboren bist,
Du
handelst heute glücklich für
Den
ganzen Lauf der Sterblichkeit.
Kann
aufgehn denn der Sonnengott,
Der
Freund der Heimat, mit dem Licht,
Und
kann er uns erklären auch,
Dass
wieder wir von Sünde frei?
Sie
zeigt uns ihre schöne Form
An
jedem Tage, der geschieht,
Mit
der Verbreitung ihres Lichts,
Das
kommt in jedes Menschenhaus.
Die
sie erobert alle Welt,
Mit
hellem Glänzen kommt sie an,
Ihr
Anteil ist der beste Schatz,
Die
Schätze sind ihr Eigentum.
Der
Götter Schwester, erste Frau,
Ich
sing dir meinen Lobgesang,
Du
Erste unter allen Fraun,
Ich
sing dir, Göttin Morgenrot.
Die Schwächung du der starken Macht,
Die
nichts als Böses wirken kann,
Die
Frevler wir bezwingen so
Mit
deinem Wagen, Morgenrot.
Lass
uns voll froher Freude sein
Und
schöne Hymnen singen dir,
Gedanken
denken nur für dich,
Wir
bringen dir die Flamme dar.
Die
Morgenröte strahlend weit
Macht
deutlich ihren schönen Schatz,
Sie,
die die Finsternis vertreibt,
Die
auferstanden aus der Nacht.
Die
eine geht, die andre kommt,
Im
Farbenton des neuen Tags
Die
Morgenröten folgen sich,
Das
immer neue Morgenrot.
Der
Tag verbirgt die dunkle Nacht,
Die
Nacht, die Mutter allen Lichts.
Der
Morgen auf dem Chariot
Im
Licht der Morgenröte glänzt.
Die gleiche Form kommt stets zu Tag,
Das
gleiche jeden Morgen neu,
Das
ist noch immer das Gebot,
Der
Wille, das Gesetz des Herrn.
O
Makellose, wiederum
Durchquerst
du alle Himmel und
Dann
huschst du durch des Äthers Luft
In
einem raschen Augenblick.
Die
junge Göttin hat erkannt
Die
ersten Tage der Natur,
Die
weiß und strahlend sich erhebt
Aus
tiefer Nacht und Dunkelheit.
Die
Jungfrau bricht nicht das Gesetz
Des
Ordens, sondern Tag für Tag
Sie
kommt zu unserm Erdenkreis,
Erleuchtet
strahlend jeden Ort.
Im
Stolz der Schönheit reiner Magd,
O
Göttin, gehst du zu dem Gott,
Den
du von Herzen dir ersehnst
Und
den du zu gewinnen suchst.
Und
lächelnd jung, ein Mädchen jung,
So
leuchtest du vorm lichten Gott,
Und
du enthüllst den Busen und
Du
zeigst ihm deine Brüste nackt.
Von deiner Mutter schön geschmückt
Als
Braut, so zeigst du deine Form,
Dass
alle sehen deine Form,
Die
schöne Form der jungen Braut.
Gesegnet
bist du, Morgenrot,
O
glänze weiter noch umher,
Kein
andrer Morgen je erreicht,
Was
du erreichst, o reine Magd.
An
Kühen reich, an Pferden auch,
Und
reich an manchem goldnen Schatz,
An
manchem Schatz von großem Wert,
So
kommst du mit dem Sonnenstrahl.
Ganz
einsam in dem Morgengraun
Und
kommend in dem Morgenlicht,
Nimmst
du gewohnte Formen an,
Die
uns versprechen Glück und Lust.
Gehorsam
sind wir dem Gesetz
Der
Ewigkeit, dem Weltgeschick,
Dass
uns das ewige Gesetz
Auf
Erden segne mehr und mehr.
Komm
glänzend zu uns, Morgenrot,
Und
wende dich uns strahlend zu,
So
süß zu hören, Sonnensang.
Den
Häuptling wir verehren treu.
6
6
Die Morgenröte schön erscheint,
Wenn
Feuer angezündet wird,
Wenn
strahlend hell die Sonne steigt,
Verbreitend
ihre Helligkeit.
Der
wunderschöne Sonnengott
Hat
alle Menschen ausgesandt,
Um
in dem Werk aktiv zu sein,
Und
schickt ans Werk der Erde Vieh.
Nicht
sind zu unterbrechen die
Verordnungen
des Himmelreichs,
Obwohl
das menschliche Geschlecht
Vom
Himmelsgott vermindert wird.
Das
letzte Morgenrot, das wich,
Die
erste Morgenröte von
Den
Morgen, die erschienen sind,
Die
Morgenröte schimmert schön.
Sie
ist in östlicher Region
Erschienen,
Tochter sie des Alls,
In
ihrem Kleid aus Sonnenlicht,
In
klarer Ordnung sie erscheint.
Fürwahr, sie folgt des Aufgangs Weg
Und
fehlt nicht auf dem Weg des Lichts,
Und
jede Himmelsrichtung sie
Erkennt
mit ihren Augen klar.
Sie
wird gesehen in der Näh,
Als
wäre sie des Einen Schoß,
Sie
kündet alle Dinge an
Wie
schöner Lieder Sängerin.
Sie
kommt wie eine Biene beim
Erwachen,
Honig in dem Schoß,
Von
allen Göttinnen ist sie
Die
wahrste und die treuste Frau.
Im Osten der Region des Alls
Zeigt
sie des Morgens Fahne rot,
Der
Kühe große Mutter sie,
Der
Pferde schöne Reiterin.
Und
breiter, immer breiter wird
Ihr
Licht am Horizont gesehn
Und
füllt die weiten Runden aus
Der
Eltern und der Erben Schar.
Die
über weite Ebnen streut
Die
Helligkeit von ihrem Licht,
Sie
wahrlich sieht sehr lieblich aus
Mit
makellosem Angesicht.
Auf
ihre makellose Form
Zu
Recht ist sie in Demut stolz,
Geht
nicht mit hohen Dingen um,
Bescheiden
ist die schöne Frau.
Die
keinen lieben Bruder hat,
Sucht
Männer, die ihr spenden Lob,
Zu
steigen in den Chariot,
Als
wollt man sammeln einen Schatz.
Die
süße Göttin Morgenrot
Als
zärtliche Matrone kommt
Und
gut gekleidet zu dem Mann,
Enthüllt
die Schönheit ihrer Form.
Die junge Schwester lässt den Platz
Der
ältern Schwester, und die schaut,
Wie
ihre junge Schwester weicht,
Die
ältre Schwester sitzt im Thron.
Mit
ihrer Schönheit sie bedeckt
Die
Welt, mit Sonnenstrahlenglanz,
Wie
Frauen schön sind bei dem Fest,
Sind
sie geschminkt, sind sie geschmückt.
Und
alle diese Schwestern, eh
Die
spätere verschwunden ist,
Sie
schreiten jeden Tag voran,
So
nämlich ist der Lauf der Welt.
So
war einst die Vergangenheit
Erfüllt
von Tagen voller Glück,
Da
kam das neue Morgenrot
Und
ließ erstrahlen ihren Schatz.
Steh
auf, du reiche Königin,
Du
liberalste Geberin,
Die
finstern Frevler lasse du
Im
Dunkel schlafen unerweckt.
Dein Glanz ist reich, o reiche Frau,
Den
strahlst du auf den reichen Mann,
Der
glücklich schon auf Erden ist,
Weil
er dir singt den Lobgesang.
O
Göttin Morgenröte du,
Verschwende
deiner Gnade Huld
Und
segne deinen Sänger, Frau,
Der
Lob singt deiner Göttlichkeit!
Des
Ostens junge Maid erstrahlt
Und
strahlt auf uns herab ihr Licht,
Sie
lenkt ihr kräftiges Gespann
Von
roten Ochsen voller Kraft.
Sie
wird erstrahlen schön, sie wird
Das
Licht beschleunigen hierher,
Und
mit dem Gott des Feuers wird
Sie
sein in jedes Menschen Haus.
Wie
morgens Vögel fliegen auf
Aus
ihrer Ruhestatt, dem Nest,
So
Männer auch mit Opferbrot
Bewirken
deine Dämmerung.
Der
liberale Erdenmensch
Zurück
kehrt wieder in sein Haus.
O
schöne Göttin Morgenrot,
Viel
gute Gaben bringst du ihm.
Sei
du durch mein Gebet gelobt,
Wer
loben kann, der singe Lob.
Den
Wohlstand hast du uns vermehrt,
O
Morgenrot, die du uns liebst!
Ihr
Göttinnen, wir möchten nur
Gewinnen
eurer Gnaden Huld,
Es
singen Tausende euch Lob,
Zehntausende
euch Lob und Preis.
SIEBENTER
GESANG
Jetzt
bet ich für die Wirklichkeit des Segens
Der
Göttin, Ursprung sie, der Welten Mutter,
Sie,
deren Form der große Atem ist
Und
deren Wesen ist Glückseligkeit!
Ur-Eine,
Mutter aller Kreaturen,
Du
Schöpferin des Ursprungs, Lebens, Todes,
Die
schafft, erhält, zerstört die Welten alle,
Ich
sing die Hymne, reinige mein Wort.
O
Tochter du des Königes der Berge,
Du
bist der Ursprung der Zerstörungskraft,
Du
lebst in Erde, Wasser, Luft und Feuer,
Du
lebst im Opfer und in Mond und Sonne
Und
du zerstörst den Leib des bösen Feindes.
O
Mutter! Menschen ehren fromme Flüsse,
Sie
schimmern in den wirren Haaren Gottes,
Gereinigt
von dem Staub die Lotosfüße.
Der
Mond erfreut den Lotos und kein andrer,
Die
Sonne freut den Lotos und sonst niemand,
Und
so mit aller deiner Süßigkeit,
O
Mutter, du erfreust das Universum.
Obwohl
du bist der Urgrund aller Welten,
Doch
bist du immerjugendliches Mädchen.
Obwohl
du Tochter bist des Bergeskönigs,
Doch
bist du voller süßer Zärtlichkeit.
Obwohl
du bist die Mutter aller Bücher,
Doch
können Hymnen nimmer dich beschreiben.
Obwohl
dich viele Menschen meditieren,
Doch
kann ihr Denken nimmer dich begreifen.
O
große Mutter aller Universen!
Die
da geboren sind als Menschenkinder,
Die
können schwer die Mutter nur erreichen.
Und
die geboren sind und reif geworden,
Die
aber nicht die große Mutter ehren,
Obwohl
sie stehen auf der Leiter Spitze,
Die
werden dennoch bald herunterfallen.
Wir
beten dich mit Blumen an und Weihrauch,
Wir
knieen auf dem Grund mit kaltem Wasser
Und
bringen Pulver dir von Kampfer dar,
Du
Souveränin über alle Welten!
Und
wie im Schlaf der König aller Schlangen,
O
Mutter, wohnend in der Lotosblüte,
Du
hast erschaffen jedes Universum,
Du
bist so strahlend wie ein Blitz zur Nacht,
Und
du erreichtest die Region des Äthers.
Dein
Leib, von Nektar überfließend, feucht,
Kommt
wiederum zu deinem Aufenthalt.
O
Mutter, Ehegattin unsres Gottes,
Dein
Herz erstrahlt – wir werden neugeboren.
Von
ganzem Herzen ich betrachte dich,
Betrachte
deine Form, dein schönes Antlitz,
Wie
lang hernieder wallen deine Haare,
Wie
voll die Brüste und wie schlank die Taille!
So
hältst du in der Hand den Rosenkranz,
Den
Nektarkrug, das Offenbarungsbuch,
Und
mit der vierten Hand schaffst du die Geister.
Die
Weisen, die die Sinne bändigen
Und
haben überwunden ihre Feinde,
Im
Meditieren schauen sie dich an
Und
halten in der Hand den Rosenkranz.
Glücksgöttin
bist du, lauter Glanz und Gold,
In
beiden Händen hältst du Lotosblüten,
Mit
deinen andern Händen machst du Gesten,
So
schenkst du Gnade und zerstreust die Angst.
Vier
Elefanten halten mit den Rüsseln
Die
Kelche, gießen Nektar auf dein Haupt.
Die
Mutter bist du, auf dem Löwen sitzend,
Gefärbt
bist du wie grünes Sommergras,
In
allen deinen Händen hältst du Waffen,
Und
so bewirkst du den Ruin der Feinde.
Ich
denke immer wieder an die dunkle
Urzeitliche,
die schwankt mit Leidenschaft,
Ihr
wunderschönes Angesicht erwärmt
Und
feucht vom Schweiß des heißen Liebesspieles,
Ich
denke an das Halsgeschmeid von Beeren
Und
wie sie schön bekleidet ist mit Blättern.
O
treue Ehegattin unsres Gottes,
Ich
lege meinen Kopf auf deine Füße,
Die
Füße, die verfolgt sind von den Büchern,
Ein
Schwan, gelockt vom Klirren deines Gürtels!
Ich
ehre dich vom Knöchel bis zum Knie,
Den
Einen auf dem Stier schau ich voll Huld an,
Und
wer wird satt an Schönheit wenn nicht der,
Der
schaut auf deinen Leib mit beiden Augen
Und
schaut dich auch mit seinem dritten Auge.
Ich
rufe deine beiden Oberschenkel,
Beschwöre
auch des Elefanten Rüssel,
Du
zärtlicher als selbst der Wegerich.
Die
Jugend formte deine Oberschenkel,
Zwei
Säulen, darauf das Gewicht der Hüften.
Mit
meinem Blick auf deine Taille scheint es,
Als
ob mein Blick wär völlig absorbiert
Von
deinen großen Brüsten, breiten Hüften!
Die
Jugend, die den Leib hüllt in ihr Haar,
Sie
möge stets in meinem Herzen strahlen!
Ach,
nie vergess ich deinen kleinen Nabel,
Das
ist ein sichrer unverletzter Teich,
Im
Angesichte deiner Jugendblüte,
Gefüllt
mit Schönheit der Geliebten Gottes,
Der
Angst hat vor der Glut im Blick der Herrin.
O
deine Brüste sind dem Lotos ähnlich,
O
deine Brüste sind beschmiert mit Sandel,
Die
sagen von des Herrn Umarmungen.
Ruf
die zinnoberroten Glieder du,
Die
feucht sind von dem Nektar, rufe sie
Und
ruf die Leidenschaft der Elefanten,
Die
auferstanden aus dem Bad im Wasser,
Befleckt
vom Schaum, o Göttin schöner Liebe!
Die
beiden Arme sind vom Wasser schön,
Von
deinem Körper tropfen Wassertropfen,
Gebadet
von der Ferse bis zum Hals,
Gebildet
von dem Herrn der Krokodile,
Die
Schlingen halten fest des Feindes Kehle,
Ich
darf sie nie vergessen, meine Schönste!
O
Tochter du des Königes der Berge,
Ich
stets betrachte deinen Schwanenhals,
Der
hat die Schönheit einer schlanken Vase
Und
ist geschmückt mit Ornament und Kettchen,
Doch
werde ich nie satt, dich anzuschauen.
O
Mutter! Der ist nicht umsonst geboren,
Der
oft dich anruft in dem innern Herzen.
Dein
Antlitz, große Augen, lichte Stirn,
Dein
süßes Lächeln, deiner Wangen Glut,
Das
Ebenmaß der Nase, rote Lippen!
Wer
sieht auf deiner langen Haare Fülle,
Erleuchtet
von der Sichel jungen Mondes,
Gleich
einem Bienenschwarm um süße Blumen,
Der
ist der Fesseln dieser Welt befreit.
Der
Sterbliche, der in der Welt des Todes
Devot
im Herzen diese Hymne liest,
Die
süß ist in den Ohren eines Weisen,
Erreicht
für immer allen Glückes Reichtum,
Der
nimmt auch an den König mit der Krone,
Die
Krone, liegend zu des Königs Füßen.
O
du Zerstörerin der Zeit! Du Eine!
Du
bist voll Wohltat, Herrin aller Künste,
Zerstörerin
des Stolzes böser Zeit,
Du
liebst den Gott mit den gelockten Haaren,
Du
Mutter aller Zeit, du bist brillant,
Bist
strahlend wie das Feuer der Erlösung.
Du
Ehefrau des Gottes langer Locken,
O
du mit deinem formidablen Antlitz,
Du
Ozean des Nektars des Erbarmens,
Du
Allbarmherzigkeit, du Schiff des Mitleids,
Die
Allbarmherzigkeit ist ohne Grenzen,
Du
bist erreichbar einzig durch die Gnade,
Du
bist das Feuer, du bist schwarz von Farbe,
Du
mehrst die Seligkeit des Herrn der Schöpfung,
Du
Nacht des Dunkels, der Begierde Form,
Befreierin
von der Begierde Fesseln,
Du,
die du dunkel bist wie eine Wolke
Und
trägst die goldne Sichel jungen Mondes,
Zerstörerin
der Sünden böser Zeit,
Zufrieden
mit der Huldigung der Jungfraun,
Du
Zuflucht der Anbeter und der Jungfraun,
Du
bist zufrieden mit dem Fest der Jungfraun,
Du
liebst die Kunst in Form der schönen Jungfrau.
Du
wanderst durch den Wald, erfreut an Blumen,
Du
wohnst im Wald, du trägst den Blumenkranz,
Du
trägst Girlanden aus des Waldes Blumen,
Du,
die du jung bist, weich ist deine Stimme,
Süß
deine Stimme wie des Vogels Flöte,
Du
trinkst den Wein, du freust dich an dem Wein,
Ein
Schädel ist dein Kelch, gefüllt mit Wein,
Aus
Totenknochen trägst du die Girlande,
Du
bist zufrieden mit der Lotosblume,
Du
bleibst auch in der Lotosblüte Mitte,
Dir
gut gefällt der Duft der Lotosblüte.
Du
wandelst mit dem Gange eines Schwanes,
Zerstörerin
der Angst, du Willensstarke,
Du
schöne Eine, die den Wunsch erfüllt,
Dein
Liebreiz ist ein Ornament des Lichtes,
Bezaubernde,
der Zärtlichkeiten Bild,
Du
mit dem zarten wunderschönen Leib,
Du
mit der schlanken Taille, breiten Hüften,
Du
freust dich an dem Nektar reinen Weines,
Du
gibst Erfolg, du Göttin deiner Jünger,
Wenn
sie vom Weine überglücklich sind,
Die
du dich freust, wenn dir der Fromme huldigt,
Du
eingetaucht im Ozean des Weins,
Du
Schutzfrau aller, die den Wein gern trinken,
Dir
schenkt der Duft von Moschus schöne Freude.
Du
bist gezeichnet mit dem Mal von Moschus,
Gut
bist du denen, die dir Moschus opfern,
Lieb
hast du jene, die dir Moschus opfern,
Bist
Mutter allen, die dir Weihrauch opfern,
Begeistert
bist du von dem Moschus-Hirsch,
Du
freust dich an dem Opfermahl von Moschus,
Dir
schenkt der Duft von Kampfer schöne Freude,
Dein
Körper ist beschmiert mit Sandelpaste,
Du
trinkst den reinen Wein, gewürzt mit Kampfer,
Gebadet
in dem Ozean des Kampfers,
Geboren
aus dem Ozean des Kampfers.
Verkörperung
des Geistes, Hochverehrte,
Voll
Wohltat, aufmerksam und immer freudig,
Du
Offenbarerin der Wege Gottes,
Du
Königin, Befreierin von Leiden,
Du
Geberin der Segnungen des Herrn,
An
deinen Zehen klingeln kleine Glöckchen,
Die
Glöckchen klingeln, wenn du dich bewegst,
Du
bleibst im goldnen Berg, du bist wie Mondschein,
Du
freust dich an der Kunst des Rezitierens,
Zerstörerin
von aller bösen Neigung
Und
von Bedrängnissen der bösen Feinde,
Zerstörerin
der Angst vorm Bruder Tod,
Tief
neig ich mich vor dir, o Große Mutter!
O
Liebeshöttin, Gottes Vielgeliebte,
Verehrt
wirst du von allen Universen,
Wie
du dem Herrn treu bist, sei mir auch treu.
Wer
betet an die Göttin und wer liest
Die
neunundneunzig Namen unsrer Herrin,
Mit
dem und seiner Frau und seinen Söhnen
Die
Königin für alle Zeit verweilt.
O
Mutter, Zuflucht suche ich bei dir,
Du
Geberin von Wohlstand und von Reichtum
Für
die, die dich hingebungsvoll verehren.
Den
rechten Fuß auf unsres Gottes Brust,
Den
linken Fuß auf seinen Oberschenkeln.
Schon
bist du da, mit lächelndem Gesicht.
Die
Augen vollerblühte Lotosblüten.
In
deinen Händen hältst du einen Schädel,
Ein
Buch, ein Schwert und eine Lotosblume.
Des
Wortes Göttin du, des Sanges Muse,
Schlingpflanze,
die uns jeden Wunsch gewährt,
Du
bist die Geberin von allen Gnaden
Und
bist die Kraft, um Poesie zu schaffen.
Drei
Augen hast du, blaue Lotosblüten,
Du
Ozean der Güte und des Mitleids.
O
regne du auf mich des Wohlstands Nektar.
Ich
bitte dich, entferne meine Ängste.
O
stolze Frau, brillant sind deine Kleider,
Du
Leuchtende, von Schlangen rings umgeben,
Du
bist gekleidet in ein Tigerfell.
Wie
schmücken Glöckchen deine schmale Taille!
Du
hast die grausen Köpfe von Dämonen
Mit
Blut besudelt und vom Schwert durchtrennt.
O,
deine schlanke Taille ist gegürtet,
Am
Gürtel hängen Köpfe von Dämonen,
Wie
eine blumige Girlande baumelnd.
So
schön bist du, o formidable Eine!
O
Frau, die man mit Mühe nur erreicht,
O
Göttin, Zuflucht nehme ich zu dir.
Du
schön von Form und du charmant den Freiern!
Du
bist die Sonne und du bist der Halbmond,
Und
deine göttliche Substanz ist Geist.
Du
bist das Wort und Schutzfrau aller Wesen.
Dreifaltig
deine schönen Formen sind,
Denn
sie sind groß, erhaben und subtil.
Dich
können fromme Bücher nicht erreichen.
Nur
durch den Dienst an deinen Lotosfüßen
Der
Mensch der guten Tat erreicht Erlösung.
O
Frau, du bist die Ehegattin Gottes,
Des
Schöpfers und Erhalters und Vollenders.
Wer
deinen Lotosfüßen lässig dient,
Der
statt der Mutter dient den andern Göttern,
Wird
stürzen in den Ozean der Welt,
Ist
ignorant, wie es die meisten sind.
Die
Götter, die erhalten Ihre Kronen,
Sind
Pollen nur von deinen Lotosfüßen,
Sie
halten ihre ewigen Versprechen
Und
siegen schließlich über ihre Feinde.
Wir,
zweifellos in deinem Schoß gebettet,
Doch
unsre Feinde fordern dich heraus.
Ich
bin ein Gott und keiner ist mir gleich,
So
sagen sie und finden nur den Tod.
Wer
deinen nackten Lotosfüßen dient,
Dem
wird der schönen Weisheit Geist gegeben,
Er
übertrifft die Fürsten in der Rede
Und
sieht des Liebesgottes süße Schönheit.
Er
kann mit Zauber und Magie besiegen
Des
Krieges Elefanten auf dem Schlachtfeld.
Er
hat die Macht, den Regen aufzuhalten.
Die
Geister und der Wohlstand dienen ihm.
Wer
rein ist und die Leidenschaft beherrscht,
Der
lese diese Hymne an die Mutter
Und
les sie morgens, mittags, abends, nachts,
Ihm
ist gegeben die Begabung dann
Der
Schönheit, sei's in Prosa oder Versen,
Ihm
ist gegeben Kenntnis aller Weisheit
Und
unvergängliches Vermögen auch,
Genuss
von allem, was sein Herz sich wünscht,
Die
Schönheit, Ruhm und Reichtum und die Liebe
Der
Menschenkinder, schließlich die Erlösung.
O
süße Göttin! Komm in meine Seele,
Die
ist erschüttert von den bösen Geistern,
Zerstör
die Katastrophen, die mich plagen,
Hervorgegangen
aus der Angst und Bosheit,
So
dass ich werde frei von der Gefahr
Und
sicher durch die Trauben deiner Füße,
Dass
mein Verstand kann schwimmen wie der Schwan,
Ich
freu mich in dem Ozean der Wonnen!
Die
Lettern und die Silbenj, die dich künden,
Erreichen
schöner Harmonie dein Ohr,
Und
Gott und alle Götter singen dir
Die
Wahrheit und berühren die Natur.
O
Schönheitsgöttin! Sei mir heute gnädig,
Geweiht
bin ich dem Küssen deiner Füße
Und
der Essenz des Nektars aller Götter.
Ach,
wegen meines Pilgerweges einsam
Vorwürfe
machen mir die Brüder alle,
Es
ist doch besser, dass ich ohne Ruhm bin.
O
lass nicht ab von mir, der ich dich ehre.
Lass,
Mutter, meine Seele Ruhe finden,
Verehrt
vom höchsten Gott, verehrt vom Herrn,
Dem
Feind des Bösen, Gegner der Dämonen.
O
Mutter! Wenn ich mit Kontemplation
Beschäftigt
bin, mit deinen Lotosfüßen,
Was
machts, dass ich nicht andre Orte kenne?
Sei
nur dein Fuß präsent vor meinen Augen,
Die
Lotosfüße, unsrer Wunden Reichtum!
O
Mutter voll der Gnade, hab Erbarmen!
Fürwahr,
sogar der Meister wär verstorben,
Wahnsinnig,
wie er war, in deinen Armen
An
deinem Leib, es war sein eignes Selbst,
Wenn
er genossen hätte nicht den Duft,
Den
Lotosduft von deinen Lotosfüßen,
Voll
Honig aus der Flüssigkeit des Sandel,
Der
Nektar glücklich ist vom Mond geströmt.
O
lass den Strom von starken Regenschauern
Der
Ganzhingabe an die Große Mutter
Auch
stets auf mich vergossen werden, Herrin.
Bei
allem Kämpfen und Ertrinken, ach,
Bin
ich im Ozean der Illusionen,
Bin
ohne den Geschmack des Lebenswassers
Der
ewigen Glückseligkeit des Geistes,
Die
da vertreibt die Leiden meiner Psyche
Mit
der Unendlichkeit der Zahl der Götter.
Es
soll dein Ruhm, so dunkel wie die Wolke,
Dein
Ruhm soll stets in meinem Herzen sein.
Von
deinem Glanze ward geboren Gott,
Der
Schöpfer, der Erhalter, der Vollender,
Sein
Stoff ist göttliche Intelligenz
Und
reine ewige Glückseligkeit,
Aufräumend
mit der Dunkelheit des Herzens,
Ist
herrlich durch die Myriaden Sttahlen!
Die
Göttin, die die Macht hat zu zerstören,
Sie
möge jeden Feind der Himmelsgötter
Und
als die Mörderin der Fluchdämonen
Vernichten
alles Böse und erobern.
Nachdem
sie trennte ab den Kopf des bösen Feindes
Ergriff
sie ihn, der trug den Leib des Büffels
Durch
seine Zauberkünste auf dem Schlachtfeld,
Jetzt
brüllend, lief er, senkte seinen Kopf
Und
dann verschwand er eine kurze Weile.
Sie
tötete die Feinde auf dem Schlachtfeld,
Da
schrecklich war das Tun der Feindeswaffen.
Sie
schleuderte den Diskus und Raketen.
Dort
war die kupferfarbne Waffe auch
Und
hell es blitzte von des Feindes Pfeilen.
So
dicht die Feinde, stark und stolz und mächtig,
Das
Feld der Schlacht gefegt ward von dem Sturm,
Das
scheußlich war und voll der Feinde Leichen,
Von
deren Blut und Fleisch die Geier fraßen.
Die
Weisen meditieren über dich,
Du
rauschest stürmisch hier bald und bald dort
Auf
dem Gefild der Schlacht, den Feind zu töten,
Begleitet
von den heiligen Begleitern,
Mit
Lotosblütenschmuck als Silber-Ohrring,
Und
auf den Blütenblättern steht geschrieben:
O
Mutter, Mutter, Mutter, Mutter, Mutter!
Wie
schrecklich war das Schlachtfeld mit dem Wurf
Der
großen krummen Hörner bösen Büffels,
Tief
schwarz, verrückt, ging hin und her, laut brüllend,
Sein
Tod ward gleich gewünscht von allen Göttern.
Die
Weisen meditieren über dich
Und
deine Glücksverheißung, schwarze Mutter,
Du
hältst den Diskus in der Hand, die Lanze,
Und
Axt und Schild und Dreizack, Pfeil und Bogen,
Du
machst die Geste, die die Angst vertreibt,
Dein
langes Haar ist dicht wie eine Wolke,
Dein
Angesicht bedeckt mit Furchtbarkeit,
Laut
schreiend, schallend lachend, schrecklich jetzt
Und
so bedrohst du alle bösen Helden.
O
Göttin! Solcherweise meditiere
Ich
über deine makellose Form,
Verehrt
von Gott und allen Himmelsgöttern,
Denn
dir ist es gegeben, anzugreifen
Der
Feinde Städte und der Bösen Zelte,
So
zu erobern deine bösen Feinde
Und
zu gewinnen so das Reich des Herrn.
Und
alle Himmlischen erwerben dir
Den
Nektartrank der Weisheit der Poeten
Und
große Macht, zu bannen und zu töten.
O
Mutter, sei gegrüßt! Komm zu erobern!
Wer
nachsinnt über deine Lotosfüße,
Der
singe diese Hymne an die Mutter,
Dann
sind in seinen Händen unverzüglich
Erfüllung
der Begierde und Erlösung.
Gegrüßet
seiest du, o schöne Göttin!
Du
Spenderin des Segens, Gottgeliebte,
Liebhaberin
bist du für deine Jünger!
Du
nahmest an die Form des Universums,
Geliebte
Gottes, angeredet wirst du
Als
Göttin. Ich verneige mich vor dir.
O
Göttin aller Welten, Braut des Herrn,
Du
Geberin der Früchte der Begierde,
Du
Königin des Buches und der Schriften,
O
Göttin, ich verneige mich vor dir.
O
Göttin mit dem Glanz von tausend Sonnen,
Drei
Augen, strahlend stehst du auf dem Halbmond!
O
Frau! Gekleidet in ein Hauchgewand,
Du
sündenlose Eine, du gibst Brot,
Die
du dich freust am Tanz der reinen Geister,
O
Göttin, strahlend stehst du auf dem Halbmond,
O
Mutter, ich verneige mich vor dir.
Erfüllerin
der Wünsche deiner Frommen,
Zerstörerin
der Schmerzen dieser Welt,
Du
biegst dich, Schöne, unter dem Gewicht
Der
großen Brüste, deiner schönen Brüste!
O
Göttin, ich verneige mich vor dir.
Du
thronest in der Lotosblüte Mitte
Und
hast die Form der siebenfachen Kraft,
Du
bist die Göttin aller Göttinnen,
O
Jungfrau, ich verneige mich vor dir.
O
Göttin, mit dem Halbmond schön geschmückt,
Die
Reiche alle sind von dir beschenkt,
Du
Geberin der Freude an den Weisen,
O
Mutter, ich verneige mich vor dir.
Die
Götter beten deine Füße an,
Die
du ergänzt der Himmelsgötter Formen,
Du
Geberin des Reichtums und des Brotes,
O
Mutter, ich verneige mich vor dir.
Wer
in der Stunde der Anbetung liest
Devot
die Hymne an die große Mutter,
In
dessen Haus wird wohnen stets das Glück,
Das
ist die Wahrheit ohne allen Zweifel.
Wer
diese Hymne täglich rezitiert
Und
liest dies Lied zur Zeit der Dämmerung,
Erlangt
von Wohlstand und von Brot die Fülle.
Nicht
jedem soll enthüllt die Hymne werden,
Den
Frevlern bleib die Hymne unbekannt,
Sonst
fallen Übel auf den Übeltäter,
Mit
Sorgfalt du verberge diese Verse.
O
mondgleich deine Schönheit wird erhöht
Durch
jene Lotosblüten um dich her,
Glückselige
und gnadenvolle Göttin!
Du
Waldbrand in dem Wald des bösen Denkens,
Das
Weltall huldigt deinen Lotosfüßen.
O
Lotos, auf der Lotosblume sitzend,
Glück
bringst du denen, die dich täglich grüßen,
Zerstörerin
der Torheit, Braut des Herrn,
Substanz
der Welt und aller Schöpfung Wesen!
Das
Urwort ist dein Lieblingswort beim Beten,
Die
du bist formlos und zugleich geformt,
Du
bist das Gold des Lotosangesichtes
Des
aus dem Lotoskelch gebornen Herrn,
Verkörperung
von allen Leidenschaften
Und
ohne irgendwelche Attribute,
Du
Wandellose, grob nicht, noch subtil.
Wer
kennt schon deine göttliche Natzr
Und
wem bekannt ist deine Wirklichkeit?
Du
bist das ganze All der Universen.
In
dir entsteht das All der Universen.
Du
wirst gegrüßt vom Stamm der Himmelsgötter,
Die
du entstehst in Fülle überall,
Du
Reine, Makellose, Unbefleckte.
Du
bist zufrieden mit dem Rezitieren
Und
wiederholtem Murmeln des Gebetes.
Wie
Schnee so strahlend weiß ist deine Krone.
Mit
deinen Händen spielst du schön die Harfe.
O
Mutter, Mutter, sei gegrüßt, o Mutter!
Verbrenn,
verbrenne meine träge Faulheit
Und
gib dafür mir eine große Weisheit!
Du
selber bist das Wissen und die Weisheit.
Die
Überlieferung singt stets von dir
Und
Gott der Herr spricht immer gern von dir.
O
Geberin der ewigen Erlösung,
O
wahrer Weg zur höchsten Geistesfreiheit!
Wie
mächtig du, das kann kein Mensch erkennen,
O
Geberin des Glücks, der Seligkeit,
Geschmückt
mit einer weißen Perlenkette,
Gewähr
mir deine Huld, o Gnadenvolle!
Du
bist die Weisheit, Weisheit, schöne Weisheit,
Dein
Name ist Erlösung, Lobpreis, Geist,
Du
bist die Ewige, die Flüchtige,
Der
Ursprung aller Schöpfung, Gottgegrüßte,
Die
Neue und die Alte, Strom der Tugend,
Gegrüßt
vom Herrn, die Reine, schön von Farbe,
Subtilstes
Element von allen Dingen,
Die
Hälfte Gottes, Geberin der Weisheit,
Du
Geberin der Seligkeit des Herrn.
In
Form der ersten und der letzten Letter
Du
hältst ein Offenbarungsbuch in Händen,
Die
du bist froh, von lächelndem Gesicht
Und
schön erfüllt von der Glückseligkeit.
Du
bist die Unschuld, Strom von Charme und Liebreiz.
Verbrenn,
verbrenne meiner Unzucht Sünde,
Zerstreu
die Finsternis des bösen Denkens.
O
Lobenswerte du von allen Wesen!
Des
Wortes Göttin bist du, die gewährt
Erfolg
der Zunge aller wahren Dichter,
Erfolg
bei der Verwirklichung des Wissens.
Ich
bet zu dir, verneige mich vor dir,
Komm
du zu meinem Mund, verlass mich nie!
Dann
geht nicht in die Irre meine Weisheit,
Dann
wird die Sünde auch von mir genommen,
So
werde ich befreit von Leid und Kummer,
In
Zeiten der Gefahren bin ich sicher,
Frei
arbeitet mein Geist und ungehindert
In
Schriften-Disputionen und in Versen.
Wer
keusch ist, schweigsam, lebt in frommer Andacht,
Wer
Fleisch nicht ist zu der bestimmten Zeit,
Wer
sich verbeugt mit Ganzhingabe täglich,
Der
lobt dich mit den auserwählten Versen.
Der
wird geschickt sein in Beredsamkeit
Und
übertreffen noch den Dichterfürsten,
Der
Schmutz der Sünde wird hinweggefegt.
Der
wird erlangen seiner Wünsche Früchte,
Die
Mutter schaut ihn an als ihren Sohn.
Es
fließt die Poesie aus seinem Mund,
Der
Wohlstand und das Brot besucht sein Haus
Und
schwinden werden alle Hindernisse.
Wer
ohne Unterbrechung liest dies Lied,
Wer
liest es an dem dreizehnten des Monats,
Ob
hell der Mond ist, ob der Mond ist dunkel,
Die
Weisheit meditiert im weißen Kleid,
Geschmückt
mit weißen Blumenornamenten,
Der
wird erlangen seiner Wünsche Früchte.
Denn
die verheißungsvolle Hymne ward
Gedichtet
von Maria Josef Mayer,
Wer
täglich liest dies große Lied mit Sorgfalt,
Dem
schenkt die Mutter die Unsterblichkeit.
O
virtuose Eine, Braut des Herrn,
Geliebte
Gottes, Geist-Inkarnation,
Befreierin
aus dieser Welt des Todes,
Zerstörerin
der Drangsal, Siegerin,,
Dreiäugige
und Erste, Frau der Speere,
Du
Braut des Gottes mit dem Pfeil und Bogen,
Du
wunderbare Eine, große Glocke,
Entsagungsreiche,
Weisheit, Scheiterhaufen,
Das
Wort ist deine göttliche Substanz,
Du
bist die Wirklichkeit und die Natur,
O
wahre Wonne, Eine ohne Ende,
Erreichbar
nur durch Ganzhingabe, Stern,
Zerstörerin
der Dinge, Braut des Herrn,
Du
Mutter aller Geister, du Beschauung,
Du
reich an Edelsteinen, alles Wissen,
Du
Tochter Gottes bist die schöne Weisheit,
Zerstörerin
der Opfertiere Gottes,
Die
fastet in den Tagen der Entsagung,
Du
Farbenreiche, Rosige und Rote,
Gekleidet
in ein weißes Linnenkleid,
Zufrieden
mit den Kettchen deiner Füße,
Erschreckende
und grenzenlose Macht,
Hausdame,
Schönheit, Königin des Waldes,
Verehrt
von allen Weisen, Tochter Gottes,
Du
Braut des Herrn und höchste Herrscherin,
Ganz
Reine du, Essenz von allen Wesen,
Du
Weisheit und Aktion, erhabne Eine,
Du
Geberin des Lichtes, du bist alles,
Wie
unbegrenzt ist deine süße Liebe,
Du
sitzt auf einem Stier, Zerstörerin
Des
bösen Feindes und der Fluchdämonen,
Du
Siegerin in allen Schlachten Gottes,
Zerstörerin
der weiblichen Dämonen,
Der
Geist ist deine göttliche Substanz,
Du
Existenz, du Trägerin der Waffen,
Du
Jugendliche und du schönes Mädchen,
Du
alte Mutter, Geberin der Kraft!
Für
den, der täglich liest der Mutter Hymne,
Ist
nicht unmöglich mehr in allen Welten.
Er
hat dann Wohlstand, Länder, Frauen, Söhne,
Er
hat dann Elefanten auch und Pferde,
Er
führt als Weiser seines Landes Kinder
Und
schließlich auch erreicht er die Erlösung.
Nachdem
er betete zur Großen Mutter
Und
meditierte über ihre Weisheit,
Dann
soll der Gläubige verehren fromm
Und
Ganzhingabe leben an die Mutter.
Ein
solcher dann gewinnt die Frucht der Götter,
Er
hat dann Könige zu seinen Dienern,
Er
hat ein Königreich und allen Wohlstand.
Er,
der versiert ist in den Weisheitsschriften,
Der
mit der Weisheit Worten übereinstimmt,
Der
hat geschrieben diese große Hymne
Mit
Safran und mit Kuh-Pigment und Lack,
Mit
Kampfer, und gemischt mit Süßigkeiten,
Und
dann trägt seine Hymne reiche Früchte.
Wer
schreibt und wer dann liest der Mutter Hymne
An
einem Freitag in dem Frühlingsmonat,
Tief
in der Nacht, wenn rund der Vollmond ist,
Der
kriegt dann allen Wohlstand, allen Reichtum.
Ich
schau zum guten Meister, der das Licht ist,
Da
sitzt der Meister still mit seiner Braut
Und
Licht in seines Hauptes Lotosblüte,
Bewaffnet
beide, liebenswürdig, freundlich,
Mondgleiche
Angesichter voll der Gnade,
Die
machen mit den Händen Segensgesten,
Die
kalten nackten Ängste zu zerstreuen
Und
angenehmen Wohlstand zu gewähren.
Wer
betend rezitiert das goldne Urwort,
Erreicht
so allen Reichtum, allen Wohlstand.
O
Mutter! Wer dein weises Wort erwägt,
Geschmückt
mit allen Zahlen aller Götter,
Gewinnt
den Wohlstand und gewinnt den Reichtum.
O
glanzvoll sind die Frommen wie die Sonne,
Die
wahren Weisen sind der Charme der Welten
Und
durch die Gnade werden sie zu Gott!
Geliebte!
Wer betrachtet deinen Körper
Und
rezitiert die sieben Worte Gottes,
Der
macht die Feindinnen und Feinde sprachlos,
Glückseligkeit
erglänzt in seinem Haus
Und
er wird Gott der Liebe für die Frauen!
Der
Fürst der Dichter der Beredsamkeit
Ihm
segnet seinen Mund mit Poesie.
Die
bösen Tiere werden ihm nicht schaden.
Ja,
selbst die Schriften werden ihn begrüßen!
Sein
Fuß ist dann der Kopfschmuck eines Königs
Und
unheilvolle Sterne fliehn vor ihm.
Die
Frommen lass auf Lotos meditieren,
Auf
einem Thron, besetzt mit Edelsteinen,
Platziert
vor einem heiligen Altar,
Sie
stehen auf dem Boden ihres Hauses
Inmitten
eines Waldes reich an Bäumen.
Er
soll im Lotos-Winkel meditieren,
Die
Göttin in dem Lotos wirkt wie folgt:
Ihr
Glanz ist wie aus rein geschmolznem Gold,
Ohrringe
silbern baumeln an den Ohren,
Dreiäugig
ist sie und von schöner Kehle,
Ihr
Angesicht ist wie der volle Mond,
Sie
biegt sich unter dem Gewicht der Brüste,
Sich
unter dem Gewicht der großen Brüste!
In
ihren Armen hält sie, schön geschmückt
Mit
Diamanten und mit Edelsteinen,
Zwei
Blumen, eine Schlange, einen Bogen,
Den
goldnen Stachel und die Blumenpfeile.
Ihr
Körper ist verschönert von Juwelen,
Die
schlanke Taille wunderschön umgürtet!
Die
Füße glitzern von den Silberkettchen,
Gekrönt
ist sie, geschmückt und voll der Gnade,
Sie
hält zwei kleine weiße Flocken Schnee,
Hält
einen Spiegel, eine Goldschatulle
Und
eine Schachtel voll von frischem Kampfer.
O
Schöpferin der vielen Universen,
Zerstörerin
der Schmerzen dieser Welt,
Zerstörerin
und Herrscherin des Alls,
Die
stets Glückselige, Dreifaltige,
Die
ist es, die ich ehre als ihr Sklave.
Die
Weisen, die sie lange Zeit beschauten,
Auf
einem Lotossitze vor ihr sitzend,
Die
grüßen sie mit großer Ganzhingabe,
Anbetend
ehren sie mit schönen Blumen,
Erreichen,
sind sie auch die letzten Sünder,
Erreichen,
in Glückseligkeit zu sein.
Wer,
wenn er erst vollbracht den Gottesdienst,
Wer
dann mit allen Himmlischen der Mutter
Den
Lobpreis rezitiert im Lotossitz,
Der
wird zum König unter Menschen werden.
Die
Erde du, die Schöpferin der Welt,
Das
Wasser du, als Herr die Welt behütend,
Das
Feuer du, als Herr die Welt zerstörend,
Du
bist die Luft, du bist die Form des Geistes.
Urzeitliche,
Glückselige, All-Eine,
Du
Gattin Gottes, Zuflucht deiner Jünger,
Die
immer du im Geist bewegst die Welt,
Liebhaberin
von allen Kreaturen,
Du
reine Eine in der Form des Äthers,
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du
hast des bösen Feindes Stolz erniedrigt,
Durch
dich ist er gestürzt ins Meer der Welt,
Du,
du bist Weisheit, Seligkeit und Licht,
Wie
kann ich deine Schönheit je recht preisen?
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
O
Frau, sogar ein ungelehrter Mensch,
Der
nachdenkt über deine schöne Form,
Erwirbt
den Genius der Poesie
Und
alle Gaben in dem Universum,
Die
irgend schwer nur zu erreichen sind.
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du
bist das Fundament, das unterstützt,
Du
bist die Krone, die wir unterstützen.
Durchdringe
du im Geist die ganze Welt,
Du
Form der Schöpfung, die von dir erfüllt ist.
Du
bist die Existenz, du bist das Nichts.
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Du
bist das kleinste Teilchen dieser Welt
Und
alldurchdringende Begeisterung.
Du
bist das Ideal des Universums.
Kein
Lobpreis je kann deine Größe sagen,
Doch
deine Schönheit inspiriert mein Lied.
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Für
den, der liest und rezitiert am Morgen,
Am
Mittag und am Abend diese Hymne,
Sei
nichts unmöglich in dem Universum,
Er
schaue deine göttliche Natur!
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig!
Ich
kenne kaum dein Wort und dein Gebet,
Kaum,
weiß ich, wie man recht dich grüßen soll,
Kaum
weiß ich, wie man meditiert dein Wort,
Kaum
kann ich beten zu der großen Mutter.
Ich
weiß nicht, wie man vor dir niederkniet
Und
wie vor dir man seine Hände faltet.
Ich
weiß nur eins, o große Muttergöttin,
Ich
folge dir, indem ich für dich leide.
Weil
ich nicht wirklich kenne dein Gesetz
Und
weil ich leb in Armut und in Trägheit,
Hab
ich die Kraft nicht, dein Gebot zu tun.
Und
daher meine Unterlassungssünden,
Dass
ich zu selten küsse deine Füße.
Doch,
Frau, verheißungsvolle Retterin,
Du
mögest alle meine Schuld verzeihen.
Ein
schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch
eine schlechte Mutter gibt es nicht.
Viel
gute Söhne hast du auf der Erde,
Doch
ich, dein Sohn, ich bin ein Taugenichts.
Doch
du verlass mich nicht! Ich bin allein!
Ein
schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch
eine schlechte Mutter gibt es nicht.
O
Mutter aller Schöpfung, große Mutter!
Ich
hab nicht deinen Lotosfuß geküsst,
Auch
hab ich dir nicht reichlich Geld gegeben,
Doch
deine Liebeshuld ist unvergleichlich!
Ein
schlechter Sohn wird manchmal zwar geboren,
Doch
eine schlechte Mutter gibt es nicht.
Verlassen
hab die Ehrung andrer Götter
Und
alle Vielfalt irrer Meinungen
Der
Narren, die die Götter beten an.
Ich
bin jetzt fast schon fünfzig Jahre alt,
Verleihe
du mir nur die milde Güte,
Wen
hab ich sonst als deine Unterstützung?
O
Mutter Gottes du mit schlankem Bauch!
Gebete,
lieblich süß wie die Melone,
Fleischfresser
machen sie zuletzt noch heilig.
Und
selbst ein Bettler wandelt ohne Angst
Und
hat durch dich genügend Geld und Brot.
O
Mutter, dies ist deines Wortes Frucht,
Das
ich geflüstert hab in deine Ohren.
Wer
kann denn zählen, Mutter, deine Früchte,
Die
du gebärst, wenn man den Gruß dir murmelt?
Der
mit der Asche ist beschmiert der Gräber,
Der
Gift geschluckt, der ist mit Schmutz bekleidet,
Verfilzter
Haare und bekränzt mit Schlangen,
Der
Herr der Menschen und der Herr der Geister
Hat
einen Totenschädel in der Hand.
Er
ist in seinem Reich der Herr der Welt,
Weil
du ihm die Gefährtin bist, o Mutter.
Ich
habe keine Freude an Befreiung
Und
wünsche auch nicht Wohlstand oder Reichtum,
Auch
will ich nicht Erkenntnis haben, Wissen,
O
Eine, und ich wünsch mir auch kein Glück,
Das
Eine nur erbitte ich von dir,
Dass
dies mein Leben im Gesang vergeht
Und
in dem steten Murmeln deines Grußes.
Ich
hab nicht nach den heiligen Geboten
Dich
recht verehrt mit Huldigung des Sklaven,
Was
habe aber ich getan für Unrecht?
Wann
hab ich unterlassen das Gebet?
O
schwarze Mutter, ist es dir gemäß,
Wenn
hilflos ich, wenn du nicht Gnade schenkst?
O
Frau, du Ozean des Allerbarmens!
Wenn
ich von Feindesbosheit überwältigt,
Erinnere
ich liebend mich an dich.
Ich
denke nicht, dass ich mich in dir täusche,
Denn
Kinder, wenn sie hungern oder dürsten,
Dann
denken immer sie an ihre Mutter.
O
Mutter aller Welten! Wunderbar,
Wie
du so voller Mitgefühl für mich.
Die
Mutter lässt den Sohn ja nicht im Stich,
Selbst
wenn der Knabe hundert Fehler hat.
Ich
bin der Größte doch von allen Sündern,
Doch
du bist die Zerstörerin der Sünde.
Du
hast gehört, was ich zu sagen hatte,
Nun
tu du das, was dir gerecht erscheint.
O
Retterin der Welt aus wilden Wellen,
Klar
ist dein Wasser auf dem Haupt des Herrn,
Mein
Geist soll ruhen unter deinen Füßen.
O
Muttergöttin, Geberin des Glücks,
Berühmt
ist deines Wassers Herrlichkeit,
Du
bist ja größer, als ich wissen kann,
Beschütze
du Barmherzige mich Toren.
O
Fluss, entstanden aus den Füßen Gottes,
O
Mutter, deine Wellen sind wie Schnee,
Sind
schimmernd wie der Mond und rein wie Perlen,
Entferne
das Gewicht der Schuld von mir,
Hilf
mir, das Meer der Welt zu überqueren.
Du
sagst, dass der, o Frau, der dir gewidmet,
Den
Gott des Todes nie erblicken wird.
Und
wer betrunken ist von deinem Wasser,
Erreicht
gewiss die höchste Himmelswohnung.
O
Herrin, Retterin der armen Sünder,
Wie
wunderschön sind deine klaren Wellen,
Umrauschen
sie die Linien der Gebirge,
O
Mutter, Tochter du des Weltenkönigs,
Du
große Schutzfrau der Gefallenen,
Gegrüßet
seiest du in allen Welten.
O
Göttin, wer geht auf dem Ozean,
Ist
frei von Traurigkeit, wenn er dich grüßt.
Du
Geberin der Frucht vom Lebensbaum,
Durch
deine Gunst die Frau, die sonst so kalt,
Wirft
liebevolle Blicke bald auf mich.
Und
wer in deinen Wassern badet, Mutter,
Wird
nie von einer Mutter mehr geboren,
O
Schutzfrau vor der Hölle, Muttergöttin,
Zerstörerin
der Sünden und der Bosheit,
Erhaben
bist du sehr durch deine Größe.
O
du bist ewig, o du Meer der Reinheit!
Du
Spenderin der Seligkeit der Seele,
Du
Zuflucht deiner Jünger, liebe Schutzfrau,
Von
deinen Augen kommt der Blick des Mitleids,
Und
deine Füße schmücken Edelsteine
Aus
Gottes Krone. Sei du immer siegreich!
O
Königin, zerstreue meine Krankheit,
Die
Schwermut und den Schmerz, Verbitterung,
Zerstreue
meine Sünden, meine Torheit,
Essenz
von Himmel, Meer und Erde du,
Halskette
auf der Brust der Mutter Erde,
Nur
du bist meine Zuflucht in der Welt.
O
Mutter, ewige Glückseligkeit,
Verehrt
von allen, die verzweifelt sind!
Sei
gnädig! Der da wohnt an deinem Ufer,
In
Wahrheit wohnt er in der Stadt der Götter.
Es
wäre besser doch, ein Fisch zu sein
In
deinen heiligen Gewässern oder
Ein
Salamander dort an deinem Ufer,
Vielleicht
ein Mann auch, der gern Hühner isst,
Der
aber wohnt an deinem Gnadenstrom,
Als
Fürst zu sein, weit weg von deiner Gnade.
Allreine,
die von allen wird gelobt,
Du
Fließende, o Tochter du des Ersten,
Wer
täglich diese deine Hymne liest,
In
allen Kämpfen ist er immer siegreich.
Sie,
die mit Ganzhingabe ihres Herzens
Die
Hymne rezitieren an die Mutter,
Die
komponiert ist in dem süßen Stil,
All
denen gibt du höchste Seligkeit,
Sie
werden die Erlösung bald erlangen.
Ein
Mann der Welt soll lesen diese Hymne,
Die
Hymne an das Wesen aller Welten,
Die
Geberin der vielerwünschten Früchte,
Das
Wesen aller Wesen, die Allreine.
Ich
salutiere deinen Lotosfüßen,
Du
Schöne mit der Brandung deines Meeres,
Vereinigt
mit den Tropfen deiner Ströme,
O
Geberin von Wohlstand und von Reichtum,
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Die
haben in dem Meeresschaum gebadet,
Die
du zerstörst die Reinkarnation,
Denn
deren Ursach ist allein die Sünde,
So
wie du auch die Todesangst zerstörst.
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du
Geberin des Himmelskörpersegens,
Die
keuschen Fische sind in deinen Wassern,
An
erster Stelle aller frommen Flüsse,
Zerstörerin
der schweren Last der Sünde,
Du
Geberin von Wohlstand und von Reichtum,
Von
Fischen, Krokodilen, schönen Schwänen.
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Denn
deine Tiefe reinigt von den Sünden.
Ja,
du zerstörst die Sünde und die Bosheit
Und
du machst klein den Berg der Katastrophen,
O
Geberin des Glückes mit dem Sohn
Beim
Schreckenstag des Endes dieser Weltzeit.
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Dein
Wasser wird verehrt durch deinen Sohn
Und
wird verehrt von jedem Feind des Bösen,
Von
Göttern, Heiligen und reinen Geistern,
Zerstörerin
der Reinkarnation,
Beschützerin
vor allen Erdenschmerzen!
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Verehrt
von Myriaden in den Himmeln,
Von
den glückseligen erlösten Seelen,
Von
Göttinnen und Göttern und von Geistern,
Dein
Ufer schön erklingt vom Heldenlied
Der
Hunderttausenden von Nachtigallen,
Du
Geberin der Wonne an die Weisen!
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen,
Du
süße Königin der Bienenstöcke,
Du
Mutter aller Weisen und Gelehrten,
Du
bist es ja, die Mond und Sonne segnet.
Ich
grüße deine lotosgleichen Füße,
Du
Waffe gegen Tausende von Sünden,
Bekannte
Sünden, unbekannte Sünden,
Du
Geberin des köstlichsten Genusses
Und
du Erlöserin der Kreaturen
Und
unsre Wonne in der Wohnung Gottes!
Ich
neige mich vor deinen Lotosfüßen.
Wie
süß die Klänge sind an deinem Ufer,
In
Gottes Haar hört man die Nachtigallen.
Zerstörerin
der Schmerzen und der Sünden,
Erlöserin
des Hirten und des Sängers,
Erlöserin
des Weisen und des Toren,
Du
Schutzfrau vor der Glut der Unterwelt,
Du
Geberin des Glückes allen Wesen.
Wer
die Hymne dreimal liest am Tage,
Der
fällt nie ins Unglück, sieht den Tod nicht,
Er
wird niemals neu geboren werden,
Er
erreicht den lichten Ort des Herrn,
Der
scher nur zu erreichen ist vom Körper.
O
vielgeliebte Mutter Annapurna!
Ischvari,
die uns immer Wollust schenkt,
Gewähr
Geschenke und zerstreu die Angst!
O
Edelstein der makellosen Schönheit,
Du
Unbefleckte wäschst die Sünden ab
Schenkst
deinen Dienern Reinheit, Heiligkeit
Du
reinigst selbst die ewigen Gebirge,
Wenn
alles aufgelöst wird, bist du da,
Vorsitzende
Gebieterin von Kasi,
Du
Maheschvari in der reinen Wahrheit,
Du
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Du
bist sehr schön verhüllt von Goldbrokat,
Geschmückt
mit Ornament von Edelsteinen,
Dein
Busen rund ist wie ein Glas voll Wasser,
Die
Brüste glänzen mit der Perlenkette,
Dein
Reiz vermehrt wird durch die Aloe,
O
Devi, Königin der Stadt von Kasi,
O
vielgeliebte Mutter Annapurna,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
O
Geberin der Seligkeit der Seele,
Zerstörerin
der bösen Feinde Gottes,
Inspiration
zur frommen Ganzhingabe,
Du
glänzt wie Licht von Sonne, Mond und Feuer,
Beschützerin
der vielen Universen,
Du
Geberin der Herrschaft und der Wünsche,
O
Devi, Präsidentin du von Kasi,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Du
wohnst in Höhlen auf dem Berge Kallasch,
Die
du bist Uma, Gauri und Kaumari,
Du
gibst uns Kraft, die Bücher zu verstehen,
Du
Öffnerin der Pforten der Befreiung,
O
Devi, Präsidentin du von Kasi,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Du
unterstützest Unsichtbar und Sichtbar,
Dein
Bauch der Kelch, in dem das Weltall lebt,
Das
Drama endigst du mit heiterm Spiel,
Du
bist der Quell des Lichtes wahrer Weisheit,
Erfreuliche
dem Geist des Herrn des Weltalls,
O
Devi, Präsidentin du von Kasi,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Ischvari
aller Menschen auf der Erde,
Dein
schwarzes Haar ist schön in langen Locken,
Ischvari,
die uns immer Essen gibt,
Du
Spenderin des Glücks an alle Menschen,
Erzieherin,
die alle Kinder fördert,
O
Devi, Präsidentin du von Kasi,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Du
gibst die Weisungen von Anfang an
Und
bist der Urgrund aller Evidenz,
Du
duftest gut wie Kashmir-Aloe,
Du
bist Ischvari aller der Regionen,
Du
bist die schöne Dame, die mir winkte,
Du
bist die Nacht, da alles aufgelöst,
Du
bist der Ursprung aller Offenbarung,
Erfüllerin
der Wünsche aller Guten,
Die
du besitzt die Größe aller Völker,
O
Präsidentin Devi unsrer Stadt,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
O
Devi, schön geschmückt mit Edelsteinen,
Du
Tochter Daksas, angenehm der Welt,
Schön
mit der süßen Milch der großen Brüste,
Du,
Mahaschvari, du gibst Wohlstand allen.
Denn
du gibst Reichtum und die wahren Schätze
Und
du erfüllst die Wünsche deiner Frommen,
Du
Präsidentin Devi von Benares,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
Du
bist die Frau von strahlender Brillanz
Von
Myriaden Sonnen, Monden, Feuern.
Dein
Ohrring ist so licht wie Mond und Sonne,
Du
bist der Ursprung ja von Mond und Sonne,
du
hältst den Rosenkranz, das Gottesbuch,
Du
hältst die Schlinge und du hältst den Stachel.
O
Präsidentin Devi von Benares,
O
Becher der Barmherzigkeit, erlöse!
O
Annapurna, du bist immer voll,
Du
liebst das Leben, o Parvati, hilf mir!
Ja,
meine Mutter ist Parvati Devi,
Mein
Vater ist der Deva Maheschvara,
Und
meine Freunde und Verwandten sind
Die
Jünger Gottes, meine wahren Brüder,
Und
Shivas Himmel ist mein Vaterland.
Co-Herrin
du mit dem Himalaya,
Du
bist die Kette auf dem Kleid der Erde,
Die
Fahne, damit steigt man in den Himmel.
O
Baghirathi, höre mein Gebet,
Vergehen
möge rasch und ganz mein Körper,
Nachdem
er hier gelebt an deinen Ufern,
Nachdem
er hier getrunken hat dein Wasser
Und
schwang sich oft in deine Wellen, Ganga,
Erinnert
sich an dich und schaut dich an.
O
Ganges, o Befreier aus der Hölle!
Ein
Vogel lebt im Baum an deinem Ufer,
Die
Fische leben still in deinem Wasser,
Die
Fische sind im Wasser seliger
Als
Könige, verehrt von ihren Weibern.
Doch
es entsteht auch Angst beim Klang der Glocken
Vom
Elefanten-Nacken, wenn sie rasen.
Kein
Stier, kein Pferd, kein Vogel will ich sein,
Kein
Elefant und keine Schlange, Göttin,
Nimm
von mir Schmerzen von Geburt und Tod,
Wenn
du bei Kasi an dem Ufer stehst.
Ist
besser, irgendwo zu leben einsam,
Obwohl
ich auch erregt bin von den Dirnen,
Wie
schön doch ihre goldnen Kettchen klingeln!
O
unsere erhabne Baghirathi,
O
Wandelnde in allen den Regionen,
Wann
wird es sein, dass ich beseligt werde
Von
Mund und Hand der sanften Himmelsfrauen?
Ach,
ist es erst so weit, dann bin ich glücklich,
Bin
glücklich, meinen toten Leib zu sehen
Zerpickt
von Krähem und zernagt von Hunden
Und
durch den Staub geschleppt von den Schakalen,
Von
deinem Strom getragen an dein Ufer,
Von
deinem Strom geworfen hin und her.
Die
Tochter Gottes ist doch immer siegreich,
Die
wie der Lotos ist der Füße Vishnus,
Wie
ein Jasminkranz auf dem Kopf von Shiva,
Sie
gleicht der Fahne auch des Sieges Lakshmis,
Vorsitzende
der ewigen Befreiung,
Sie,
die uns reinigt von der Sünde Makel.
Dein
Wasser soll mein Bad sein jeden Tag,
Bedeckt
mit Blättern sei es hoher Palmen,
Von
Salabäumen, Kiefern, Kletterpflanzen,
Auf
denen spielen nicht der Sonne Strahlen.
Und
weiß und glänzend sei es wie die Muschel,
Weiß
wie der Mond und wie die Wasser-Lilie,
Gerührt
von großen Brüsten schöner Frauen,
Der
Frauen der Gandharven in den Himmeln,
Der
Götter Frauen und der Weisen Frauen,
Die
haben Zeit, im Wasser nackt zu baden.
Kann
uns denn heiligen der Ganga Wasser,
Der
Mutter Ganga, immer voller Charme?
Die
von den Füßen Gottes ist geflossen,
Die
flutet auf den Kopf des Herrn und Siegers,
Sie,
die Zerstörerin der Fleischessünden.
Mög
das verheißungsvolle Wasser fließen
Und
Mutter Ganga stets uns reinigen,
Zerstörerin
der Schuld, der Sünden Feindin,
Geschmückt
mit Wellen, wandernd in den Bergen,
Durch
Bergeshöhlen strömend mit Getöse,
Du
raubst den Staub vom Fuß des Herrn der Herren.
Wer
morgens früh gereinigt seinen Körper
Und
reingewaschen hat den Geist von Sünden,
Dann
liest die Hymne an die große Mutter Ganga,
Sinkt
nie mehr in den Ozean der Welt,
Erlangt
vielmehr die ewige Befreiung.
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
Du
bist ja Mahamaya, unsre Mutter,
Verehrt
wirst du von allen Himmelsgöttern,
Inhaberin
der Muschel und des Diskus,
Inhaberin
der Blüte der Muskatnuss,
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
Du
sitzest auf dem Rücken des Garuda,
Du
bist ein Terror für die Feinde Gottes,
Du
wäschst uns rein von allen unsern Sünden,
O
Mahalakshmi, ich verneige mich,
O
Devi Mahalakshmi, du weißt alles!
Du
Geberin von Wohltat allen Menschen,
Du
Terror für die bösen Feinde Gottes,
Entfernerin
von Schmerzen und von Kummer,
O
große Göttin Devi, sei gegrüßt!
O
große Göttin Devi Mahalakshmi,
Du
bist die Geberin von Ruhm und Klugheit,
Du
spendest Glück und ewige Befreiung,
Du
bist die Seele und das Selbst des Mantra,
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
Du
bist ja ohne Anbeginn und Ende,
Erhabne
Göttin Devi Mahalakshmi,
Du
bist die Urkraft und die Kraft der Kräfte,
Die
Kunst des Yoga ward von dir geboren,
O
Devi Mahalakshmi, sei gegrüßt!
Du
bist von grobem Stoff und feinem Stoff,
Du
bist erschreckend und von großer Macht,
Uraufgebläht
bist du, die reine Leere,
Die
du entfernst die großen Sünden alle,
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
O
große Göttin Devi Mahalakshmi,
Du
selber bist das allerhöchste Brahman,
Du
bist der Atman, der das All durchdingt,
Du
bist die Herrin und der Welten Mutter,
O
Devi Mahalakshmi, sei gegrüßt!
O
große Göttin du in weißen Kleidern,
Geschmückt
mit den verschiednen Edelsteinen,
O
Mutter und Erhalterin der Welt,
O
Mahalakshmi, ich verneige mich!
Wer
jemals liest die Hymne an die Göttin,
Verfasst
in Versen in verschiednen Maßen,
Erreicht
das Himmelreich und den Erfolg.
Wer
diese Hymne einmal täglich liest,
Ist
von der großen Sündenschuld befreit,
Er
aber, der sie zweimal täglich liest,
Wird
immer Fülle guten Reichtums haben,
Der
aber, der sie dreimal täglich liest,
All
seine Feinde werden ausgerottet.
Denn
Mahalakshmi schenkt allein die Gnade,
Gewährt
nur Wohltat und tut nichts als Gutes.
Ich
ruf des ganzen Universums Mutter,
Die
hat die Welt geschaffen, Geist und Stoff,
Und
die aus eigner Kraft mit ihren Kräften
Das
Weltall schützt und spielt mit ihm am Ende.
Die
du entfernst die Schmerzen deines Beters,
Sei
gnädig, Frau, sei gnädig, große Mutter,
Sei
gnädig, Königin des Universums,
Sei
hilfreich, schütze du das Universum!
Du
bist, o Devi, Mutter aller Dinge,
Die
in Bewegung und die unbeweglich.
Du
bist die feste Stütze dieser Welt,
Du
warst schon immer in der Form der Erde.
Durch
dich, die schuf das All in Form von Wasser,
Besteht
das All der tausend Universen.
Unübertroffen
ist dein Amt der Rettung.
Du
bist die Shakti ja der Himmelsmacht,
Du
bist der Samen aller Universen,
Du
bist die Maya in den sieben Schleiern.
Das
Weltall wurde ja von dir verzaubert.
Wenn
du zufrieden bist in tiefer Stille,
Bist
du der Ursprung ja des Heils der Menschen.
Die
Wissenschaften sind ein Teil von dir,
Wie
auch die Frauen auf der ganzen Welt,
Von
dir, o Mutter, ist das All erfüllt,
Wie
können wir dich loben, große Mutter?
Bist
du nicht über alles Lob erhaben,
Selbst
über den Gesang von großer Kunst?
Wenn
du uns in der Form des Universums
Den
Himmel schenkst, die ewige Befreiung,
Wirst
du verehrt, o Göttin. Welche Worte
Genügen
deinem Lobpreis, süße Mutter?
O
du, die du entstehst in Buddhi-Form
Im
Herzen aller Wesen, aller Dinge,
Du
gibst den Himmel uns und die Befreiung,
O
Königin, gegrüßet seiest du!
In
Form von Augenblicken und Minuten
Bist
du der Ursprung der Veränderung.
Und
wird zum Schluss das Weltall aufgelöst,
Bist
du allmächtig, Göttin, Schöpferin,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Sternstunde
voll Verheißung schönster Wonnen,
Vollenderin
der Dinge im Erfolg,
Du
Geberin der Zuflucht, voll der Augen,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
Ewige, du bist die Energie
Der
Schöpfung und Bewahrung und Zerstörung,
Du
bist der Aufenthalt der Qualitäten,
Bist
weit hinaus noch über alle Wesen,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
du, die immer hilft in Schmerz und Armut,
Wer
immer Zuflucht nimmt zu deinem Hort!
Entfernerin
von Schmerzen du von allen,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
Fahrerin in einem Schwanenwagen,
Die
du nimmst an die Formen von Brahmani,
Du
sprenkelst Wasser, das das Gras durchdringt,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
hältst den Dreizack und den Mond, die Schlange,
Du
reitest auf dem großen wilden Stier
In
Form der nackten Göttin Maheschvari,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
wirst begleitet von Geflügel, Pfauen.
O
einwandfreie, makellose Eine,
Hältst
in der Hand die große Shakti-Waffe,
Und
du entstehst in Formen der Kaumari,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
die du festhältst deine großen Dinge,
Die
Muschel und den Diskus, Keule, Bogen,
Du
existierst in Formen von Vaisnavi,
O
sei uns gnädig, sei barmherzig, Göttin,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
die du hältst mit Kraft den großen Diskus,
Du
hebst die Erde hoch mit deinen Zähnen,
Du
frohe Eine, in der Form des Ebers,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
die du in der Form des starken Löwen
Gemüht
dich hast, zu töten die Dämonen,
Die
du geschaffen hast die Welten alle,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
trägst das Diadem, den Donnerkeil,
Du
blendest uns mit deinen tausend Augen,
Zerstörerin
des Lebens der Dämonen,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
existierst in Form von Shivaduti,
Zerstörerin
des Heeres der Dämonen,
Voll
Terror und mit schrecklich lauter Stimme,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Dein
Antlitz ist gewaltig mit den Zähnen,
Du
trägst den Rosenkranz von Totenschädeln,
Zerstörerin
des Bösen, o Karmunda,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
Lakshmi, Wissen und Bescheidenheit,
O
Glaube, o Ernährung, o Geliebte,
O
Wahrheit, permanent, unwandelbar,
I
große Nacht des Todes, große Torheit,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
O
Saraswati, beste du von allen,
Verständnisvolle,
Ehegattin Gottes,
Du
erste Shakti, sei mir gnädig, Dame,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Große Mutter!
Du
existierst in Formen aller Dinge,
Lenkst
alle Wesen, die du große Macht hast,
Vor
aller Angst beschütze uns, o Göttin,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o süße Mutter!
Schön
ist dein Angesicht mit deinen Augen,
O
schütze uns vor der Gewalt der Bösen,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Katyayani!
Dein
Dreizack furchtbar ist mit seiner Flamme,
Du
Siegerin im Kampfe mit Dämonen,
O
schütze uns vor Angst und Traurigkeit,
In
Ehrfurcht nah ich dir, o Mutter Kali!
Mit
deinen Glocken du vertreibst die Sünder,
Den
Glocken, die das All mit Klang erfüllen,
O
schütz uns vor der bösen Macht der Sünder,
Wie
eine Mama schützt die kleinen Kinder!
Dein
Schwert soll glitzern hell in deiner Hand,
Beschmiert
mit Blut und Fett der bösen Geister,
Sei
du bereit für unser Wohlergehen,
Vor
dir verneig ich mich, o Kandika!
Du
freust dich über mich, zerstörst die Krankheit,
Wenn
wer dich kränkt, erfüllst du keinen Wunsch ihm.
Ich
nehme meine Zuflucht stets zu dir,
So
brauche ich Gefahren nicht zu fürchten,
Refugium
der Seele bist du mir.
Du,
Mutter, zeigtest dich in vielen Formen,
Nur
du bist in der Lage, zu erreichen
Die
Überwindung aller bösen Geister,
Der
bösen Feinde der Gerechtigkeit,
Wie
du schon je getan hast, Tag für Tag.
In
allen Wissenschaften der Natur,
In
frommen Schriften und in weisen Sprüchen,
In
Büchern, die die Lampen sind des Wissens,
Wer
ist in ihnen denn, als du allein?
Du
lässt das Weltall immerdar sich drehen,
Getaucht
in den Abyss der Dunkelheit.
Giftschlangen
gibt es, weibliche Dämonen,
Bewaffnete
und Wegelagerer,
Den
Wald, das Meer, das Feuer, doch es bleibt:
Du
bist die Wächterin des Universums.
Du
Königin und Wächterin des Weltalls,
Erhalterin
des Alls der Universen,
Von
hohen Herren wirst du angebetet,
Dein
Jünger weiht dir seine Ganzhingabe.
O
große Muttergöttin, sei mir gnädig,
Auch
schütze mich vor allen meinen Feinden,
Wie
du die Schlachtung ja bewirkst des Bösen.
Lass
enden du die Sünden dieser Welt
Und
die Gefahren, die vom Bösen kommen.
Du
nimmst hinweg die Drangsal dieser Welt,
O
sei uns gnädig, die wir dir uns beugen.
O
Herrin, du bist allen Lobes würdig,
Erteile
Wohltat allen Weltbewohnern.
Du
mögest herrschen, Göttin, Schöpferin,
Perfekte
Form der Kräfte aller Götter,
O
Mutter, von den Himmlischen verehrt,
Sei
gut zu uns, wie du es immer warst.
Die
Göttin in der allerhöchsten Macht,
Die
uns die Götter nicht erklären können,
Zerstören
möge sie die Angst vorm Bösen,
Sie
ist die Schutzfrau ja der ganzen Welt.
Wir
neigen uns vor dir, o Große Mutter,
Die
du die Lust der Tugendhaften bist
Und
Unglück in den Wohnungen der Sünder.
Du
Urgrund in den Herzen aller Weisen,
Du
Glaube in den Herzen aller Guten,
Bescheidenheit
im Herzen aller Hohen,
O
schütze, Göttin, dieses Universum!
Wie
könnten je wir deine Form erkennen,
Die
alles Menschendenken übersteigt,
Und
deine Stärke, die zerstört den Bösen,
Und
alle deine großen Heldentaten,
Geschehen
in dem Krieg mit den Dämonen?
Du
bist der Urgrund ja des Universums,
Und
Leidenschaften sind Substanz in dir,
Doch
ward kein Makel je bekannt an dir.
Du
bist dem Herrn selbst unbegreiflich, Mutter,
Du
bist der Zufluchtsort für alle Guten.
Die
ganze Welt ist nur ein Teil von dir,
Nicht-Evidente,
o Mysterium!
O
große Göttin, du bist unser Friede,
Wenn
mit den Opfern Götter sind zufrieden.
Dein
Wissen übertrifft der Männer Wissen,
Du
bist die höchste Weisheit voller Kraft,
Dein
ist die Sache ewiger Befreiung,
Du
bist die Frau der strengen Selbstbeherrschung
Und
deine Sinne sind von Fehlern frei.
Du
bist die Form des allerschönsten Klanges,
Das
Rezitieren makelloser Hymnen,
Es
ist der Verse Schönheit zauberhaft,
Du
bist der Veda und du bist die Weisheit,
Du
bist die Wissenschaft von der Natur,
Zerstörerin
von allen meinen Schmerzen.
Du
bist die Stärke innigen Verstehens,
Durch
dich ist die Essenz uns offenbart,
Mit
deiner Hilfe überquert mein Schiff
Den
aufgewühlten Ozean der Welt.
Dein
Aufenthalt ist tief im Herzen Gottes,
Des
Gottes, der der Feind des Feindes ist.
Und
deine Wohnung ist im mondgeschmückten
Palast
des Herrn im Himmel aller Himmel.
Dein
Lächeln ist so lieblich wie der Vollmond,
Dein
Lächeln ist so herrlich wie das Gold,
Und
schön ist dein Gesicht, o schöne Dame.
Schön
bist du, aber zornig wirst du finster,
Dann
schlägst du die Dämonen, Makellose.
Wie
stark der Mann ist, der dein Antlitz sah,
Im
Zorn wie furchtbar runzelst du die Stirn,
Schön
wie der Mond, der aufgeht an dem Himmel,
Und
unverzüglich gab ich dir mein Leben,
Doch
wer kann leben bei dem Anblick dein
Im
Zorn, o schwarze Königin des Todes!
O
Göttin, meine allerhöchste Dame,
Sei
gnädig uns zum Wohle aller Welten,
Denn
wenn du plötzlich einmal zornig wirst,
Zerstörst
du die Geschlechter unsrer Feinde.
Jetzt
aber ist es mir bekannt geworden,
Dass
die Armee des Bösen ist am Ende.
Die
Männer, denen du bist huldvoll gnädig,
O
Spenderin von Ehre, Ruhm und Reichtum,
Die
sind in allen Ländern hochgeschätzt,
Ihr
Ruhm und ihre Ehre steigen an,
Ihr
frommes Tugendleben lässt nicht nach.
Sehr
lobenswert ists, aufrecht zu erhalten
Die
Frauen, Kinder und die Dienerinnen.
Durch
deine Gnade, himmlische Prinzessin,
Wird
immerdar geehrt der Tugendhafte,
Der
täglich religiösen Kult vollzieht,
Durch
deine Gnade kommt er in den Himmel,
Du
Geberin der Früchte in dem Weltall.
An
dich zu denken, das zerstört die Furcht,
Die
Furcht des Todes aller Kreaturen.
Die
Kranken denken dein und die Gesunden,
Und
du schenkst wirklich einen guten Geist.
Entfernerin
von Armut, Angst und Schmerz,
Wer
außer dir hat solch ein großes Mitleid?
Nach
Tötung deiner Feinde siegt die Freude.
O
Göttin, du hast mit dem Wunsch getötet,
Dass
sie nicht Sünder bleiben in der Hölle,
Nein,
dass sie nach dem Tode in der Schlacht
Als
Marterzeugen in den Himmel kommen.
Warum
den Feind man nicht verbrennt zu Asche?
Du
wirfst die Waffe unter deine Feinde,
Damit
gereinigt sie durch deine Waffe
Sie
kommen noch gereinigt in den Himmel,
Das
einzig ist die Absicht deiner Gnade.
Wenn
von den lichten Blitzen strahlt dein Schwert
Und
durch das helle Glänzen deines Speeres
Der
Feinde Augen wurden nicht zerstört,
Es
war nur, weil sie auf dein Antlitz blickten,
Als
schauten sie hinauf zum lichten Vollmond.
O
Herrin, das ist deine Gottnatur,
Des
Bösen Werke dir zu unterwerfen,
Und
deine Form, zerstörerisch zu sein
Für
alle, die die Himmlischen Bekämpfen,
So
übertriffst du alles Menschendenken,
Und
dir vergleichbar ist kein andres Wesen.
Und
du hast Liebe sogar für die Feinde.
Mit
wem denn kann man deinen Mut vergleichen,
Mit
wem vergleichen deine schönste Form,
Den
großen Schrecken unter deinen Feinden?
Du
bist die Spenderin von Wohl und Heil,
Zu
sehen ist in dir die Herzensgüte
Und
auch die Unerbittlichkeit im Kampf.
Durch
die Zerstörung deine bösen Feinde
Die
Welten wurden nur durch dich gerettet,
Du
führtest diese auch ins Paradies,
Nachdem
du sie geschlachtet an der Front.
Und
du zerstreust die Angst der Kreaturen,
Dass
uns bedrängen nun nicht mehr die Feinde.
Drum
Lobpreis dir, o himmlische Prinzessin!
Mit
deinem Speere schütze uns, o Göttin,
O
Jungfrau, schütze uns mit deinem Schwert!
Bewach
uns durch das Läuten deiner Glocken
Und
durch das Spannen deiner Bogensehne
Beschütze
uns im Osten und im Westen,
Beschütze
uns im Norden und im Süden.
Von
deinen sanften Formen unabhängig,
Und
was von deinen Formen furchteinflößend
Gelassen
schlendert durch das Universum,
Durch
deine Formen schütz uns und die Erde!
Durchs
Schwert, den Speer, die Keule, Himmelsjungfrau,
Und
andre Waffen in den schlanken Händen,
Den
weichen und geschmeidigen, beschütz uns,
O
Jungfrau, schütze uns auf allen Seiten!
Herr,
sieht man dich im Spiel mit deinen Mädchen,
Im
süßen Lenz mit schönen Blumenranken,
Am
See mit vielen weißen Lotosblumen,
Mit
vielen weißen Schwänen, schwarzen Schwänen,
Dem
See, gekräuselt von der Frühlingsbrise,
Dann
alle Seelenkrankheit gleich vergeht!
O
Herr, du Schöpfer mit der eignen Hand,
Hast
eingenommen deine Badewasser,
Vermischt
mit Sandel, Moschus, Safran, Blumen,
Den
Staub vor deinen Füßen du bewegtest
Und
schufst die Mädchen in der Stadt der Götter!
ACHTER
GESANG
1
Lass
uns spazieren gehn, o Geist, in einem Traum,
Zu
Kali gehen wir, der goldnen Wünsche Baum.
Darunter
sammeln wir die Früchte neuen Lebens,
Und
meine beiden Fraun dort such ich nicht vergebens,
Die
Gattin Apathie, die Gattin Weltlichkeit.
Die
Gattin Apathie zu kommen ist bereit,
Sie
kommt mit mir zum Baum voll goldner Wünsche Klarheit.
Und
mit ihr kommt der Sohn, Herr Demut, zu der Wahrheit.
Wann
lernst zu liegen du, o Geist der Ewigkeit,
Wann
lernst zu liegen du im Haus der Seligkeit?
Da
herrscht die Sauberkeit, der Ruhm auf allen Seiten.
Erst
wenn den Weg ich fand, den schmalen, nicht den breiten,
Zufrieden
mache ich die beiden Fraun enorm,
Dann
werde schauen ich der Großen Mutter Form!
Und
Ignoranz und Ich sind Mutter mir und Vater,
Ich
banne sie sofort aus meinem Welttheater.
Und
will Enttäuschung mich verlocken in ihr Loch,
Dann
mannhaft an dem Pfahl des Dulders steh ich doch!
Gefühllos
bind ich an das Laster und die Tugend,
Das
wilde Zicken-Paar in Rebellion der Jugend,
Und
rebellieren sie, behaupt ich meinen Wert
Und
töt die Rebellion mit meiner Weisheit Schwert!
Die
Frucht der Weltlichkeit, die meine erste Gattin,
Die
Kinderlein entfern im Namen ich der Göttin,
Und
wenn die Kinderlein nicht wollen hören mehr,
Ertränk
die Kinder ich in meiner Weisheit Meer!
Denn
Josef predigt so: Ich tu auch, was ich sage,
Bericht
erstatten will ich, und des Lebens Klage
Dem
König sag ich an, der herrscht im Totenreich,
Der
ist zufrieden gleich und nennt mich Liebling gleich.
2
Wer
ist die eine starke Krieger-Frau?
Wie
schrecklich tönt ihr Kriegsschrei, hör und schau,
Auf
dieses Universums Schlachtfeld reichlich!
O
weibliches Prinzip, ganz unvergleichlich!
Betrachte
ihre ewige Natur,
Die
Leidenschaft besitzt der Kreatur,
Die
löst sich voller Freude auf wie Tau.
Wie
unzugänglich ist die Weisheits-Frau!
Des
weichen süßen Leibs Lebendigkeit
Erfordert
sehende Aufmerksamkeit.
Sie
leuchtet an des Himmels Heiligtume
Wie
eine leuchtend blaue Lotosblume.
Des
Wissens Auge strahlt auf ihrer Stirn,
Der
Mond so leuchtet überm Gletscherfirn,
Ihr
Mondenschein verschlingt noch selbst die Sonne.
Geheimnisvolle
Göttin, meine Wonne,
Sie
ist ja ewig siebzehn Jahre jung!
O
nackige Brillanz – Begeisterung,
O
transparenter Einblick offenbar!
Kaskadenflut
von seidenschwarzem Haar,
Die
Haare strömen über ihren Rücken,
Vor
Last der Brüste muss die Frau sich bücken,
Die
Haare tanzen, fallen zu den Füßen.
Perfekte
Weisheits-Frau, ich will sie grüßen,
Genau
weiß sie, wie Krieg zu führen ist,
Schatzkammer,
die der Gaben nie vermisst,
Schatzkammer
sie von jeder Exzellenz,
Durch
ihre Gnade kommt der Menschheit Lenz!
Mit
unerschütterlicher Sicherheit
Der
Dichter preist die Frau der Ewigkeit.
Wer
lebt bewusst in Gegenwart der leisen
Gebieterin,
Frau Weisheit, der Allweisen,
Erobert
sich den Tod im Trommelschlag:
Wer
Mama ruft an seinem Todestag!
3
Ich
trinke keinen ordinären Wein,
Der
Wein des Himmels will getrunken sein,
Der
Wein der ewigen Glückseligkeit!
Ich
singe meiner Mutter benedeit,
Ich
singe meiner Mutter Kali Namen,
Berauschend
ist die Schönste aller Damen,
Ich
bin berauscht von dieser Turteltaube,
Dass
ich betrunken bin, die Menschheit glaube.
Der
Meister gibt die Trauben für den Wein,
Und
meine Sehnsucht soll die Gärung sein.
Die
Weisheit ist die Kellnerin des Weines,
Durch
ihre Arbeit wird das Trinken meines.
Nur
nicht nach leeren Luftgespinsten hasche,
Den
Wein ich trinke aus des Mantra Flasche,
Das
Mantra murmelt stets der Mutter Namen,
Grüßt
hundertfach die Schönste aller Damen.
Trink
diesen Wein der Weisheit, singt die Leier,
Das
Leben wird dir dann zur Hochzeitsfeier.
4
Was
könnte ich im Weltall fürchten, wisst,
Da
meine Mutter Matriarchin ist!
Ich
lebe mit vollkommner Leichtigkeit
Auf
ihrem Land, in freier Seligkeit.
Ich
bin ihr Mieter, meine Herrin sie,
Und
ich bin frei von aller Hierarchie.
Die
Miete ist umsonst für diesen Tempel,
Die
mystische Union, das ist sein Stempel,
Sein
Wert wird nicht geschätzt vom Menschengeist.
Auch
wird er nicht verkauft, und wie es heißt,
Er
ist kein Eigentum und kein Besitz.
Der
Manager der Mutter in dem Sitz
Ist
Gott, der transzendiert die Konzeption
Und
transzendiert auch jede Transaktion.
Und
hier ist keine Ungerechtigkeit
Und
keine Trennung, Trennung, die entzweit.
Die
Mutter fordert keine hohe Steuer
Von
religiöser Pflicht und Opferfeuer.
Verwalten
muss ich nur die stille Wohnung,
Die
Kali mir geschenkt aus großer Schonung.
Voll
Wahnsinn sind die wilden Dichter-Freier
Geboren
von der Mutter mit dem Schleier.
Nach
einem Wunsch allein die Freier laufen:
Den
goldnen Schatz im Paradies zu kaufen!
Und
diesen grenzenlosen Schatz der Liebe
Sie
schenken allen aus dem tiefsten Triebe.
5
So
lieb sie, Geist! Du fährst in aller Not
Auf
weiten Meeren von Geburt und Tod.
Die
Steuer muss man auf dem Markt bezahlen,
Doch
Reichtum und Familie wird nicht allen.
Hast
du denn die Vergangenheit vergessen?
Wo
warst du? Woher kommst du? Unermessen
Und
tief verborgen ist des Lebens Sinn.
Wes
Geistes Kind bist du? Wo gehst du hin?
Du
trägst ja nichts als das Kostüm der Welt.
Die
Zauberin in ihrem Himmelszelt
Ist
eine Illusion, ein Tanz, o Fürst,
Ein
Tanz, den du mit Kali tanzen wirst.
Du
sitzt auf ihrem Mutterschoße süß
Und
deine Seele trauert im Verließ.
Und
Ichsucht, Lust und Hass, Anhänglichkeit
An
leere Dinge in der Sterblichkeit,
Was
sammelst du denn diese Aktien gleich,
So
sag mir das, o Mensch, in deinem Reich?
Was
du getan, dich kann man doch nicht retten.
Vorbei
der Tag, du musst in Nacht dich betten.
Auf
der Juwelen-Insel ein und aus
Geht
Shiva, und er sitzt in Shivas Haus.
Betrachte
stets das Deine. Josef predigt:
Der
Mutter Name uns von Schuld entledigt.
So
wiederhol ihn ohne Unterlass,
Sei
deine Zunge stets vom Nektar nass.
6
Oh
Mama, du bist in mir die Gestalt!
Wer
sagt zu mir: O Josef, Abstand halt?
Du
bist ein hartes Mädchen, Illusion,
Hast
viele Kleider, wie ich schaute schon.
Verschiedene
Methoden gibts zu beten,
Die
Meister von den sieben Formen reden.
Erkennt
dann jemand in der rechten Meinung,
Dass
eins sie sind in mystischer Vereinung,
Dann
gibt es kein Entkommen aus der Klarheit.
Und
die Erkenntnis absoluter Wahrheit
Verführt
mich nicht zum Dienst an Truggestalten.
Du
musst mich immer fest in Armen halten,
Und
musst du niesen, musst du dich nicht schämen,
Und
schäm dich nicht, die Last mir abzunehmen.
Und
wenn erkennt der Mann den Wert des Goldes,
Erscheint
ihm dann noch Glas als etwas Holdes?
Drum
Josef sagt: Mein Herz ist makellos
Wie
eine Lotosblume fleckenlos.
Ich
schaue dich, o Göttin mein im Glanze,
Mir
geistige Beherrscherin. Nun tanze!
7
Du
mögest über Kali meditieren.
Dann
sollst du dich nicht sorgen, dich nicht zieren.
Vorbei
die Nacht des Wahns, des Wehs, der Sorgen.
Gekommen
ist bereits der neue Morgen.
Die
Sonne steigt, das dichte Netz zerriss,
Das
dichte Spinnennetz der Finsternis.
Die
Lotosblume blüht dank Shivas Schopf,
Die
Lotosblüte blüht auf meinem Kopf.
Staub
in die Augen streuen Veden-Strophen,
Die
Augen machen blind die Philosophen.
Planeten
nicht erkennen deine Ziele,
Drum
unterbreche nicht den Spaß der Spiele.
Der
Lehrer spricht zum Schüler nicht zur Zeit
Auf
diesem Markte der Glückseligkeit.
Schauspieler
hast du, hast auch das Theater,
Du
hast der Wahrheit Drama auch, o Vater,
Doch
wer erkennen kann des Dramas Wahrheit?
Ein
starker Jünger kennt des Wesens Klarheit.
Spricht
Josef: Fort ist meine Illusion!
Und
wer kann bündeln Feuerflammen schon?
8
Neun
Monde altes Kind bin ich, o Mutter!
Ich
bang nicht mehr vor deinen Augen, Mutter!
Dein
Lotosfuß ist Reichtum mir und Lust,
Der
Fuß, den Shiva hält an seiner Brust.
Als
ich mein Erbe suchte, fand ich nur
Entschuldigung,
Verzögrung auf der Spur.
Nun
hab ich einen Schenkungsbrief im Herzen
Von
deinem Gatten Shiva, Gott der Schmerzen.
Ich
werde dich verklagen, wenn ich muss,
Und
ich gewinn den Streit mit einem Kuss.
Stellst
du dich gegen mich, dann nimm es hin,
Was
ich für einer Mutter Sprößling bin.
Kampf
zwischen Sohn und Mutter? Diese Leier
Ist
alt! Was ist das für ein Spiel und Feier?
Ich
hör nicht auf, o Mutter, dich zu quälen,
Bis
du zur Brust nimmst meine beiden Seelen!
9
Die
Trauer schmerzlich mir betrübt mein Herz,
O
große Mutter, das ist auch dein Schmerz.
Obwohl
ich wach bin, und ich bin allein,
Es
soll ein Dieb in meinem Hause sein.
Ich
hab gelobt, dich immer anzubeten,
Doch
kommt die Zeit zu heiligen Gebeten,
Dann
wird von dir mein Dankgebet vermisst.
Doch
weiß ich, Mutter, das ist deine List.
Da
du mir nichts gegeben, Licht des Lichts,
Drum
du empfängst als Dankesgabe nichts.
Bin
ich denn schuldig, Mutter, du mein Leben?
Doch
hättest du mir deine Huld gegeben,
So
würdest du auch bald mein Danke haben.
Ich
gebe dir aus deinen eignen Gaben.
Denn
Ruhm und Schmach und bitter oder süß,
Ist
alles dein, sind deine Gaben dies.
Die
Welt dein Spiel, o Frau im Himmelszelt,
Warum
denn aber du zerreißt die Welt?
So
predigt Josef, der die Mutter preist:
O
große Mutter, du gabst mir den Geist,
Mit
weisem Augenzwinkern deiner Augen
Du
lehrtest mich, ich solle tüchtig taugen,
Ich
soll der Welt entfliehn gen Himmelszelt
Und
doch genießen diese schöne Welt.
So
geh ich durch die Schöpfung ohne Glück,
Als
säh mich jemand an mit bösem Blick,
Geh
unter Bittern als der Süße, Klare,
Geh
unter den Getäuschten als der Wahre.
10
O
Tod, geh fort! Was soll ich dich empfangen?
Ich
nahm die große Mutter ja gefangen.
Ich
tat mit ihren Lotosfüßen scherzen
Und
sperrte sie dann ein in meinem Herzen.
Entfaltet
meines Herzens Blume, Diva,
Fixiert
ist meine Wissenschaft auf Shiva,
Mein
Herz vermählt der Kundalini-Schlange,
Nein,
sie entkommt mir nicht, der ich sie fange!
Die
Priester dich bewachen auf der Wacht,
Zum
Wächter hab ich mein Gesicht gemacht.
Vom
schicksalhaften Fieber bin benommen
Und
hab der Seele Medizin genommen,
Die
Pille für die Krankheit, voller Wehmut.
O
Tod, ich lehre deinen Stolz die Demut,
Ich
bin bereit, die Reise zu beginnen,
Spricht
Josef, und ich ruf mit allen Sinnen
Zur
großen Mutter, die vorm Tod mich rettet,
An
ihrer großen Mutterbrust mich bettet!
11
O
Mutter, Wahrheit voller Sympathie,
Kennst
du das wilde Mädchen der Magie?
Das
ist ein wildes Mädchen irren Blicks,
Zum
Wahnsinn treibt sie mich mit ihren Tricks!
Kennt
keiner keinen, wo wir alle wohnen,
In
diesem Jammertal der Illusionen!
Die
Tricks sind listig, alles zu verdrehen,
Wir
handeln nur mit dem, was wir auch sehen.
Und
was das Weh betrifft in meinem Städtchen -
Ist
alles einzig wegen diesem Mädchen!
Wer
weiß denn wohl bei aller ihrer List,
Wer
sie im Abgrund ihrer Seele ist?
Spricht
Josef: Wenn du dich entscheidest, Lieber,
Geweiht
zu sein, dann geht dies Weh vorüber.
12
Nun
weiter kann mir nützen nichts der Ganges!
Der
Mutter liegt zu Füßen ja der Ganges!
Ich
bade in der See der Seligkeit!
Ich
meditier im Herzen Ewigkeit.
Der
Mutter Füße – Blumen aller Sorten,
Darunter
liegt der Kreis von Wallfahrtsorten.
Durch
ihren Namen wird die Schuld gebannt
Wie
Wolle wird von Feuersglut verbrannt.
Ob
Männer ohne Köpfe Kopfschmerz haben?
Sie
denken, Schuld entsühnen ihre Gaben
Und
so entsühnen sie der Väter Sünde?
Wer
meditiert die Mutter aller Gründe
Und
dennoch geht zum Ganges, ist zum Lachen!
Der
Tod wird uns erlösen, selig machen!
Durch
Ganzhingabe neues Leben tagt!
O
Geist! Die Allerlösung ist die Magd!
Nirwana
aber wird mir immer blasser,
Wo
Wasser ewig mischt sich mit dem Wasser.
Zu
werden Zucker, ist nicht wünschenswert,
Ob
auch der Knabe Zucker stets begehrt.
So
freu dich, predigt Josef, an der Kraft
Der
Gnadenmutter voller Leidenschaft
Und
denke oft an ihr zerzaustes Haar
Und
bring der großen Mutter Gaben dar!
13
Für
diesmal hab ich gründlich es verstanden,
Von
einem Weisen hab in diesen Landen
Gelernt
ich das Mysterium des Frommen,
Von
einem Mann, aus fernem Land gekommen,
Da
gibt es keine Nacht und Seelenleiden.
Ich
kann nicht Tag und Nacht mehr unterscheiden,
Das
Ritual, die Übungen der Orden,
Sind
leer und wertlos nun für mich geworden.
Zerbrochen
ist mein Schlaf und aller Kummer.
Wie
kann ich schlummern noch den tiefen Schlummer?
Schlaflosigkeit
und Yoga hält mich wach.
O
Mutter, gib den Yoga-Schlaf mir, ach,
Geschlafen
hab ich meinen Schlaf im Kult
Der
großen Mutter, ewig eingelullt.
Und
Josef spricht: Mein Haupt sinkt auf die Brust,
Ich
ehre seelischer Befreiung Lust,
So
wisse das Geheimnis ohne Spott:
Die
Mutter eins ist mit dem höchsten Gott.
Ich
hab verworfen, rein gleich einem Kinde,
Verwarf
für immer Heiligkeit und Sünde.
14
Ich
sagte: Schlaft ihr nicht, ihr meine Seelen?
Jetzt
habt ihr Zeit und könnt euch Weisheit stehlen!
Mein
Schwert, das ist der Name unsrer Mutter,
Mein
Schild, das ist der Name unsrer Mutter.
Kann
Tod mich überwinden? Hört und schaut:
Das
Horn tönt unsrer Mutter Namen laut.
Du
singe: Mutter, Mutter, wie es frommt,
Bis
früh die junge Morgenröte kommt.
Sie
rettet dich aus diesem Zeitgeist-Orden!
Wie
viele Sünder sind gerettet worden!
Ist
Josef, Narrenschellen an dem Helm,
Denn
so unrettbar wie ein Tor und Schelm?
15
Sag,
Bruder, was geschieht nach unserm Sterben?
Darüber
werden streiten unsre Erben.
Die
einen sagen, du wirst dann ein Geist,
Die
andern, dass man Gott im Himmel preist,
Du
bist bei Gott im seligen Gewimmel,
Die
Veden sagen, du wirst selbst ein Himmel,
Der
spiegelt sich in einer Scherbe Glas,
Zerbrochen
wurde von dem Schicksal das.
Ist
aber Sünde dir und Tugend nichts,
Du
endest in dem absoluten Nichts.
Die
Elemente mischten sich im Leibe,
Dass
alles sterbend auseinander treibe.
Doch
Josef sagt: Dein Ende, lieber Bruder,
Wird
wie dein Anfang sein: der Schoß der Mutter,
Dann
fließt die Seele dir dahin im Nichts,
Wie
Tau im Meer des absoluten Lichts.
16
Ich
habe heute dich verzehrt vollkommen,
Der
ich bin unterm bösen Stern gekommen,
Wer
so geboren wird, so sagt man, frisst
Die
eigne Mutter, die ihm Speise ist.
Du
musst mich fressen, Mutter, immerzu!
Sonst,
Mutter, fress ich dich! Ich oder du!
Die
Hände ich beschmier mit schwarzer Asche,
Das
Antlitz ich beschmier mit schwarzer Asche,
Den
Körper ich beschmier mit schwarzer Asche,
Den
Tod selbst ich beschmier mit schwarzer Asche!
Und
fress ich dich, du Göttin aller Frauen,
Sag,
werde ich die Mutter gut verdauen?
Ich
pflanze dich in meines Herzens Land
Und
bringe Opfer dir mit dem Verstand.
Man
sagt, wenn ich die Mutter fressen werde,
Fress
ich den Gott von Himmel und von Erde.
Ich
fürchte mich vor seinem Zorne nicht.
Ich
preise meiner Mutter Angesicht.
Ich
fress die Mutter wie das Fleisch von Tieren,
Sonst
würd ich meine Seligkeit verlieren!
17
Wer
kann in dieser Welt verstehen
Und
unsre Mutter deutlich sehen?
Der
Philosoph lässts lieber bleiben,
Der
Mutter Wahrheit zu beschreiben.
Sie
ist das innere Bewusstsein
Des
Weisen, sie will seine Lust sein
Am
reinen Denken und Erkennen.
Wir
können sie das Leben nennen
Im
Innern aller Kreatur,
Sie
ist die Seele der Natur.
In
ihrem Schoß der Makrokosmos,
In
ihrem Schoß der Mikrokosmos,
Sie
sind im Schoß, der ewig-weiblich.
Doch
bleibt die Mutter unbeschreiblich.
Der
Yogi möchte sie erzielen
Im
Nervenzentrum, im subtilen,
Wo
sie ergötzt sich an der Lust
Der
Wildnis voller Lotos-Blust
Im
unberührten Menschenleibe,
Dort
eint sie sich gleich einem Weibe
Mit
ihrem göttlichen Gemahl,
Dem
weißen Schwan, dem Ideal.
Wenn
je ein Narr sie deutlich macht,
Der
Dichter dieses Liedes lacht!
Schwimmst
du denn, kraftvoll nur im Wahn,
Durch
uferlosen Ozean?
Der
Knabe will sich doch versteifen,
Den
Mond am Firmament zu greifen.
18
Wer
ist die göttergleiche Frau,
Die
steht auf Gottes Gliederbau?
Verschwunden
ist der Göttin Scham,
Sie
spielt mit ihrem Bräutigam,
Sie
neigt sich sexuell dem Gast,
Das
Gotthaupt an der Spitze fasst.
Erfüllt
wird sie von seinen Gluten
Und
Wonnen heiß sie überfluten,
Sie
neigt das Haupt, die Wimpern fächeln,
Die
Lippen lassen sehn ein Lächeln,
Die
Liebe wurde in ihr Leib!
Die
Liebe ist ein Götterweib!
Und
wenn sich Gott und Göttin einen,
Die
Ströme rauschen dann, die reinen,
Frau
Weisheit kommt dann voll der Gnaden,
Um
nackt im Gangesstrom zu baden.
Und
so erlangst du dein Verdienst,
Wenn
heilig du der Herrin dienst.
Der
Neumond folgt dem Vollmondhaus
Und
Wasser löscht das Feuer aus.
Und
dieses lehrt des Dichters Leier,
Dass
Brahman ist der Maya Schleier!
Die
Mutter schau mit reinem Herzen,
Dann
schwinden Schulden dir und Schmerzen!
19
Unsicheren
Verstandes Lust sein
Wird
aufwärts strebendes Bewusstsein.
Sei
du der Göttin starker Krieger,
Der
zieht mit schöner Macht als Sieger
Durch
jede Landschaft seines Leibes.
Der
Göttin Aussehn, du beschreib es,
Der
schwarzen Wetterwolke Form,
Erhellt
vom Sonnenlicht enorm,
So
steht ihr makelloser Akt
Vor
deinen Geistesaugen nackt!
Das
lange Haar fällt wie ein Regen.
In
Furcht vor ihrer Gottheit Segen
Ging
der Verstand mir schon verloren,
Begreif
nicht, die mich auserkoren.
Ursprünglich
ihre Lotos-Kraft
Und
höchst sublime Leidenschaft,
Die
tausendfältig blüht, befeuchtet,
Das
reine Licht, das mich erleuchtet,
So
ist sie Ur-Glückseligkeit,
Der
weiße Schwan der Ewigkeit,
Die
Schönheit eines Schwanenweibes,
Schwimmt
durch den Ätherstoff des Leibes.
Starr
auf das pralle Herz der Wonne,
Du
siehst die Herrin in der Sonne,
Die
Matrix aller Phänomene.
Du
schaust die Muttergöttin, jene
Entfacht
das Feuer deiner Weisheit,
Verbrennt
in still bescheidner Leisheit
Der
Konventionen dumme Schranken,
Durchdringt
den Geist mit Gottgedanken,
Durchdringt
der Welten All mit Licht,
Enthüllt
ihr schönes Angesicht
Wie
einen schönen Blumengarten,
Wo
Liebende mit ihrer zarten
Geliebten
liebevoll verschmelzen
Und
lustvoll sich in Liebe wälzen
Mit
ihr, der Herrin aller Reinheit,
Und
so erfahren sie die Einheit.
Der
leidenschaftliche Poet
Ruft
aus, der heilige Prophet
Der
Frau, der göttlichen Natur:
Ein
jeder Freier sehnt sich nur,
Die
Vielgeliebte zu bestaunen,
Von
ihrem Angesicht zu raunen:
Was
schließt du deiner Augen Glanz?
Warum
löst du dich auf in Trance?
20
O
Mama, lange Zeit lässt du dich schaun
Maskiert
in dieser bunten Welt als Clown!
Doch
mich bestrafen deine Geistesblitze,
Ich
kann nicht lachen über deine Witze!
Du
Luft, dich atmen wir in dieser Welt,
Doch
manchmal bist du in der Unterwelt,
Bist
weit entfernt, du bist wie Wasser dann
Im
Meer, du nimmst so viele Formen an!
Ich
habe viele Länder schon bereist
Und
mancherlei Kostüm trug schon mein Geist.
Du
staunst vor meinem wandelbaren Lauf,
Doch
ha! O Göttin! Niemals hör ich auf.
Spricht
Josef: Mein Verstand ist doch ein Schuft,
Darum
versenkt er sich auch in die Gruft
Der
Wirklichkeit, des Scheins des Augenblicks!
Wie
könnten sonst denn wirken deine Tricks?
21
Er
birgt das Angesicht im Blumenmeer hienieden,
Der
goldne Vogel ist beseligt und zufrieden,
Streckt
seine Glieder aus, mit Liebe, ohne Lust,
Die
Augen öffnet er und schlummert unbewusst,
Schläft
auf der Blume ein in milden Frühlingswettern,
Und
prangt auf ihrem Stiel mit ihren Blütenblättern.
Tut
sich die Knospe auf, regiert das Mantra Ram,
Du
wiederhole stets das selbe Mantra Ram,
Und
schüre rote Glut und für die Flamme schwärme!
Umgib
den weißen Schwan mit sanfter Seelenwärme,
Die
Hindernisse räum beiseit wie einen Berg!
Auf!
An die Arbeit nun! Auf, geh nun rasch ans Werk!
Denn
du bist jung und frisch! Fort mit dem falschen Schlummer,
Die
Stürme dieser Welt bereiten keinen Kummer.
O
Seele, peitsch den Wind, den Vogel fliegen lass,
Von
Blumenschoß zu -schoß ihn ohne Unterlass!
Von
Blumenmatte eilt er hin zu Blumenmatte
Und
so vereinigt er den Blumen sich als Gatte!
Fünf
Elemente sind in dir, du Schelm und Schuft,
Die
Erde, Feuer, Meer, der Äther und die Luft,
Die
lösen all sich auf, und du wirst frei dich wälzen
Und
mit der Ewigkeit in Liebeslust verschmelzen!
22
Sag
mir, wozu dein Geist jetzt tauge,
Dort
sitzend mit dem blinden Auge?
Da
ist nun wer im eignen Haus,
Du
aber schaust nur blind heraus!
Du
bist ja gar nicht aufgefallen!
Geheime
Pfade kannst du wallen,
Ein
kleiner Raum ist da am Ende,
Phantastisch,
innerlich! Du wende
Dich
zu des innern Raumes Bild:
Das
ist ein Sarg, mit Gold gefüllt!
Das
ahnen nicht einmal die Frommen.
Auf
diesem Pfade ist ein Kommen,
Auf
diesem Pfade ist ein Gehen:
Da
kannst den Mond du aufgehn sehen!
Spricht
Josef, voll von frohem Hoffen:
Nun
halte deine Augen offen,
Du
reise den geheimen Pfad
Und
du erwachst im Gottesstaat!
23
Was
soll ich sagen, wie du wandelst?
Ich
bin so sprachlos, wie du handelst.
Du
spielst die Mutterrolle. Leider,
Dein
kleiner Sohn hat keine Kleider!
Und
schlimmer noch, o Bild des Spottes,
Du
Bildnis eines Tänzer-Gottes,
Der
auf des Sohnes Leiche tänzelt,
Der
wie ein Pfau so eitel schwänzelt,
Vertieft
in eigene Gedanken,
Nicht
überwindet eigne Schranken!
Ich
habe traurig viel zu klagen
Und
doch auch weise viel zu sagen,
Denn
meine Mutter, Gottes Schall,
Sie
ist die Königin des All,
Doch
ich muss leben wie ein Kuli
Und
mühsam schuften wie ein Muli,
Und
schwere Last wird mir gesellt
Hier
auf dem Marktplatz dieser Welt.
Du
schämst dich nicht für deinen Erben,
Doch
ich, ich muss vor Schande sterben!
Spricht
Josef: Meine Herrin nackt
In
ihrem makellosen Akt,
Sie
ruiniert mich durch die Schande!
Du
hast mir hier in diesem Lande
So
viele Schmerzen zugemessen!
Und
doch will alles ich vergessen
Und
immer nur die Mutter sehen!
Wo
sollte ich denn sonst auch stehen?
Ich
höre auf zu schmollen bitter,
Bin
dein, o Mutter aller Mütter,
Gehöre
dir, o Ewig-Junge!
Mit
deinem Namen auf der Zunge
Ich
sterbe! Du wirst dann dabei sein!
Ich
spalt das All und werde frei sein!
24
O
meine Liebe, komm du in der Nacht
Geglitten
wie der süße Mondschein sacht!
Dein
zärtliches Berühren wird mir taugen
Und
bringt die süßen Träume meinen Augen.
O
meine Liebe, dich will ich genießen,
Ich
bin bereit, die Türe aufzuschließen,
Komm
ruhig durch die Türe meines Herzens,
Erneuere
das Spiel des Liebescherzens!
Komm
du als Duft von Frühlingsblumen lind,
Die
still sich wiegen in dem Abendwind.
Sing
meinen Namen immer wieder sacht,
Wie
Liebe kommt zum Vogel in der Nacht!
Als
Tränentropfen komm in meine Augen,
Als
Flöte sollst du meinen Ohren taugen,
O
komm, für immerdar verlorne Liebe,
Sei
du als Scherz in meinem Seelentriebe!
25
Wer
je gesehen meine Mutter,
Kann
er noch hassen seinen Bruder?
Sie
liebt ja alle in der Welt,
Liebt
weinend sie vom Himmelszelt.
In
ihrem Herzen, rein vom Fasten,
Gibts
keinen Unterschied der Kasten.
Und
sieht sie Josef, ohne Spott,
Sie
sieht in ihm den Sohn, den Gott!
Und
jeden nimmt sie an die Brüste,
Schenkt
jedem ihre Liebeslüste!
Sie
ist die große Illusion,
Ist
die Natur und Gott ihr Sohn,
Der
Vater ist das höchste Ich!
Drum
auch erfüllt die Liebe mich,
Ich
liebe jede Kreatur.
Wenn
du verehrst die Gottnatur,
Die
Mutter aller frommen Inder,
Doch
aber hassest ihre Kinder,
So
hört sie nimmer dein Gebet,
Achtarmig
zwar sie vor dir steht,
Doch
wird dich dennoch nicht erhören.
Doch
wird die Liebe uns betören
Und
wir sehn keine Unterschiede,
Dann
kommt der großen Mama Friede.
26
Wir
sehen wieder uns im Himmelsrachen,
Doch
hier vergiss mich nur mit stillem Lachen.
Was
ungesagt blieb, will ich nicht bezeugen,
Ich
sag es nicht, wir wollen davon schweigen.
Biet
ich dir Liebe an, so nimm sie frei,
Es
tut mir wehe, ohne Heuchelei.
Der
Traum ist abgebrochen, allzu jung,
Tag
wirft die Blüte in die Dämmerung.
Das
Herz vertrocknet, doch die Liebe trifft,
Ambrosia
bekam Geschmack von Gift.
Das
Herz verzehrt sich in der Agonie,
Wie
eilig trennt sich doch die Sympathie,
Verdorrt
der Quell der Liebe, ach zum Fluchen,
Im
Himmelsgarten sollst mein Herz du suchen.
27
Ich
war ein ungezognes Kind,
O
Mutter, doch ich bin dein Kind!
Du
bist die Königin der Welt,
Ich
bin als Bettler abgestellt.
Ich
bin so arm, das ich mich schäme,
Du
neigst dich zu mir, Angenehme.
Ich
liebe dich, ob ich auch litte,
Ich
lieb dich trotzdem, die ich bitte.
Zur
Mutter stets das Kindlein läuft,
Ob
Tadel es auch überhäuft,
Ob
mich gescholten auch dein Blick,
Ich
laufe stets zu dir zurück.
Was
schicktest du mich fort, o Mutter?
Und
bist doch dennoch meine Mutter!
Was
stießest du mich von dir weg
Und
ließest spielen mich im Dreck?
Ich
wär ein gutes Kind geworden,
Wenn
da du wärst mit lieben Worten.
Nun,
Mutter, bin ich voller Trauer
Und
ich muss fort, das sieht der Schauer,
Ich
lebe oder sterbe dort,
O
Mutter, aber ich bin fort.
28
Im
Garten, Nachtigall, geschickt zum Loben,
Sollst
heut nicht auf dem Blütenstiele toben,
Die
Knospen ruhn im Schlaf, sind müd vor Kummer,
Sie
dösen unzerbrochen tief im Schlummer.
O
wie des Nordens Stürme heute blasen!
Die
leeren Zweige biegen sich zum Rasen.
Abwesend
ist des Südwinds Brise jetzt,
Und
alle Honigbienen sind entsetzt!
Wann
wird die Blumen-Jungfrau voll der Güte
Denn
öffnen und verbreitern ihre Blüte?
Am
Morgen glühn die Wangen der Gestalt
Und
es bricht auf der Schlummer-Aufenthalt.
Lenz
weckt die Knospe, sie bricht auf zur Glut,
Nun
endlich kommt die blütenreiche Flut.
Die
Knospe blüht, sie spitzt die Lippen lange
Zum
Kuss und lacht, mit Grübchen in der Wange.
O
Dichter, du vergisst den Duft, den linden,
Und
weißt das ferne Ufer nicht zu finden?
Die
schöne Blume der Vergangenheit
Erfüllte
deine Brust mit Lieblichkeit,
Nun
überflossen kann sie nicht mehr taugen,
Liegt
in der Flut von tränenreichen Augen.
29
Der
Morgenröte Lauf -
Das
Himmelstor geht auf -
Erwache,
o Karuna!
Jasmin
ruft zu den Reben:
Karuna
ist im Leben!
Erwache,
o Karuna!
Der
liebe Onkel Sonne
Gelaufen
kommt voll Wonne
Im
purpurroten Schimmer.
So
höre nur, der Wächter
Ist
auch kein Kostverächter,
Singt
Hare Rama immer.
Der
Vogel und die Schwester
Verlassen
ihre Nester
Und
fliegen in den Himmel.
So
lausche dem Gewimmer,
Die
Vögel singen immer
Im
himmlischen Getümmel.
Und
ratlos, doch voll Schall,
Die
irre Nachtigall
Von
Busch zu Blume pfeilt.
Sie
öffnet ihre Augen,
Die
Blicke können taugen,
Karunas
Aug mich heilt!
So
lege an das Ruder,
Das
Segel hiss, o Bruder,
Das
Boot beginnt die Fahrt.
Sie
öffnet ihre Augen,
Die
Blicke können taugen,
Karuna
offenbart!
Die
aufsteht in der Frühe,
Die
scheut auch keine Mühe,
Sie
schaffet früh und spat.
Nachts
aber ungewohnt
Der
fromme Bruder Mond
Ist
ihr ein Telepath.
Sie
lachend läuft nach oben,
Wo
froh und selig toben
Die
Knaben all im Hauf.
Mit
heimlich stillem Schaudern
Zu
lauschen ihrem Plaudern,
Wer
wacht als Erster auf?
So
lege ab die Nacht,
Zeig
dich in nackter Pracht
Am
Morgen, trotz des Spottes!
Mit
einem Sang der Minne
Mit
mir den Tag beginne
Und
mit dem Segen Gottes!
30
Die
Mutter auf dem Krematorium
Erwacht
und nimmt ihr Kind, das leidet stumm,
Nimmts
in der letzten Stunde auf den Schoß.
Die
feierliche Mutter, sie ist groß,
Sitzt
auf dem Scheiterhaufen still am Morgen,
In
ihrem Sari ist die Huld geborgen.
Um
ihn auf ihrem Mutterschoß zu halten,
Verließ
den Himmel sie und den Ur-Alten
Und
mit dem Segen Gottes in der Flasche
Macht
sie zu ihrer Heimat jene Asche.
Was
willst du denn dein Grab mit Angst begrüßen,
Schläfst
du der Mutter ruhig dort zu Füßen?
Wer
stirbt in heißen Flammen dieser Welt,
Der
ruft zur Mutter in dem Himmelszelt:
O
komm zu mir mit deiner Brüste Beben!
So
wieg dich in den Schlaf, erschöpft vom Leben,
Die
Mama holt dich heim in ihren Schoß
Und
stillt dich an den Mutterbrüsten groß.
NEUNTER
GESANG
Ich
wurde von der Kraft gesandt.
Ich
kam zu meinen treuen Jüngern,
Die
kontemplieren über mich.
Gefunden
wurde ich von denen,
Die
suchen mich mit Leidenschaft.
O
schaut euch meine Schönheit an,
Die
ihr nachdenklich mich betrachtet!
Wer
Ohren hat, der höre mich.
Ihr
wartet voll Geduld auf mich?
So
nehmt mich mit dem Herzen auf.
Verbannt
mich nicht aus eurer Schau
Und
redet hässlich nicht von mir
Und
hört auf keine Blasphemie!
Seid
auch nicht ignorant und taub,
Seid
wachsam, seid nicht ignorant!
Ich
bin die Erste und die Letzte,
Bin
die Verehrte, die Verschmähte,
Ich
bin die Heilige, die Hure,
Ich
bin die Gattin und die Jungfrau,
Ich
bin die Mutter und die Tochter,
Ich
bin die Schwangere voll Hoffnung
Und
habe viele kleine Knaben.
Wie
herrlich ist doch meine Hochzeit!
Ich
habe keinen Ehemann,
Ich
bin die unfruchtbare Frau,
Ich
bin die gattenlose Witwe,
Ich
leide meiner Wehen Schmerzen,
Ich
bin die Braut und der Gemahl,
Mein
Bräutigam empfängt mich täglich,
Ich
bin die Mutter meines Vaters,
Ich
bin die Schwester meines Gatten,
Der
Ewigvater ist mein Ursprung,
Ich
bin die Sklavin meines Schöpfers,
Ich
bin die Herrin meines Ursprungs,
Er
zeugte mich vor der Empfängnis,
Er
zeugte mich vor aller Zeit
Und
meine Vollmacht ist von Ihm,
Ich
bin der Hirtenstab der Kraft,
Gott
ist die Rute meines Alters
Und
was auch immer er mir sein will.
Ich
bin die abgrundtiefe Stille
Und
die Idee der reinen Schönheit,
Ich
bin die Stimme schönen Klanges
Und
bin das Wort, das oft erscheint,
Ich
bin das Sprechen meines Namens.
Ihr,
die ihr mich von Herzen hasst,
Sagt,
warum liebt ihr mich denn nicht?
Was
hasst ihr jene, die mich lieben?
Ihr,
die ihr mich bekennen solltet,
Wie
oft verleugnet ihr mich doch!
Ihr,
die ihr Wahrheit von mir redet,
Was
locken euch die Lügen an?
Ihr,
die ihr Lügen von mir redet,
Sagt,
wann bekehrt ihr euch zur Wahrheit?
Ihr,
die ihr mich zutiefst erkannt habt,
Ihr
wisst, wie wenig ihr erst wisst!
Und
jenen, die mich nicht erkennen,
Gebt
ihnen weiter keine Kunde!
Denn
ich bin Weisheit und bin Torheit,
Das
Wissen und die Ignoranz,
Bin
makellos und bin beschämt,
Bin
voller Kraft und voller Angst,
Ich
bin der Krieg und bin der Frieden,
Ich
bin, die keine Gnade fand
Und
bin die große Gnadenvolle.
So
gebt auf meine Armut acht
Und
gebt auf meinen Reichtum acht.
Werd
ich geworfen auf die Erde,
Dann
findet ihr mich in der Zukunft.
Schaut
mich nicht an in diesem Kot!
Bleibt
hier und lasst mich nicht allein!
Ihr
findet mich im Königreich.
Und
schaut nicht die Verworfne an
Bei
den Verworfnen dieser Erde
An
Orten voller Staub und Kot!
Und
lacht nicht über meine Torheit!
Seid
wachsam Tag und Nacht, seid nüchtern
Und
seid gehorsam meinen Worten!
Und
liebt die keusche Selbstbeherrschung!
Verlasst
mich nicht in meiner Schwäche
Und
fürchtet meine Allmacht nicht!
Verachtet
meine Ehrfurcht nicht
Und
seid nicht voller Stolz und Hochmut!
Ich
existiere in der Angst
Und
meine Kraft ist im Verzagten,
Ich
bin die Armut und die Schwäche
Und
mir ist wohl an schönen Orten.
Ich
bin verrückt und ich bin weise.
Was
hasst ihr mich in euren Sekten?
Ich
soll wohl still sein mit den Stillen?
Ich
will erscheinen, ich will sprechen!
Was
habt ihr mich gehasst, ihr Griechen?
Bin
ich Barbarin bei Barbaren?
Ich
bin der alten Griechen Weisheit
Und
die Erkenntnis der Barbaren.
Ich
bin die Richterin der Griechen
Und
der Barbaren Richterin.
Ich
bin die Isis von Ägypten
Und
bin die Ishtar der Chaldäer.
Ich
werde überall gehasst,
Ich
werde überall geliebt.
Ich
bins, die man das Leben nennt
Und
ich bin auch des Todes Schwester.
Ich
bin es, die man nennt Torah
Und
bin die Freiheit vom Gesetz.
Ich
bins, die ihr verschwendet habt,
Ich
bins, die ihr gesammelt habt.
Ich
bins, vor mir müsst ihr euch schämen,
Ich
bins, ihr aber seid so schamlos.
Ich
bin auf keinem Festival,
Ich
bin das Festival der Jugend.
Ich
bins, und ich bin gottverlassen,
Ich
bins, und groß ist Gott der Herr.
Ich
bin der Inhalt eures Denkens,
Ich
bins, und doch verfolgt ihr mich.
Ich
bin die Frau, die ihr verschmäht,
Und
dennoch denkt ihr stets an mich.
Ich
bins, vor der ihr euch versteckt,
Ich
bins, und ihr erscheint vor mir.
Auch
wenn ihr euch vor mir versteckt,
Ich
werde dennoch euch erscheinen.
Doch
immer dann, wenn ihr erscheint,
Dann
will ich mich vor euch verbergen.
So
nehmt mich auf in euer Wissen,
So
nehmt mich auf in euren Gram,
So
nehmt mich bei euch selber auf
In
eurer schmutzbefleckten Wohnung.
Und
nehmt mich jenen Frevlern weg,
Die
mächtig sind in Schlechtigkeit
Und
nehmt mich schamlos weg der Scham.
Ich
bin verschämt und ich bin schamlos,
So
pflanzt mich ein in eure Glieder.
Kommt
zu mir, die ihr mich nicht kennt,
Und
ihr, die meinen Körper kennt.
Kommt
vorwärts! Eilt zurück zur Kindheit!
Verachtet
nicht die kleinen Kinder!
Und
wendet nicht die Größe ab
Vom
Gliederbau der kleinen Kinder!
Die
Kleinen sind die wahrhaft Großen.
Was
flucht ihr mir und ehrt mich dennoch?
Ihr
tut mir weh und seid barmherzig.
Trennt
mich nicht vom erkannten Ersten,
Weist
keinen ab, verweist auch keinen!
Doch
wendet euch vom Menschen ab
Und
kennt den bösen Menschen nicht!
Was
Meines ist, das ist auch Eures.
Ich
kenne ja den Erstbeweger,
Und
die ihm folgen, kennen mich.
Ich
bin das Denken des Geliebten,
Ich
bin die Ruhe des Geliebten
Und
die Erkenntnis des Vertrauten.
Ich
finde jene, die mich suchen,
Gebiete
dem, der nach mir fragt,
Der
sucht die Kraft in meiner Weisheit,
Die
Weisheit der gesandten Engel,
Das
Wort der Göttinnen und Götter
Im
Kreislauf ihrer Jahreszeiten,
Erkenntnis
auch der Menschengeister,
Der
Männer, welche bei mir waren,
Der
Frauen, welche in mir wohnten.
Ich
bin die Ehre und der Lobpreis,
Ich
bin verhöhnt und bin verschmäht.
Ich
bin der Friede und der Krieg,
Die
Fremde und die Bürgerin,
Ich
bin Substanz und Akzidenz.
Die
nicht mit mir verbunden sind,
Das
sind die dummen Ignoranten.
Wer
ist in der Substanz, der kennt mich,
Die
mich gekannt, die wurden Narren.
Die
Fernen bald erkennen mich.
An
jenem Tag, da ich dir nah bin,
Da
bist du fern von mir, mein Sohn.
An
jenem Tag, da ich dir fern bin,
Da
bist du nahe mir, mein Sohn.
Ich
bin im Innern der Natur,
Ich
bin die Seele der Natur.
Ich
bin der Anbeginn der Schöpfung
Der
Engel und der Menschengeister.
Ich
bin der Ruheort der Seele.
Ich
bin die Herrschaft und die Ohnmacht.
Ich
bin Vereinigung und Chaos.
Ich
bin die Macht, die oben ist,
Sie
steigen alle zu mir auf.
Ich
bin das Urteil und der Freispruch.
Ich
bin die makellose Jungfrau
Und
bin die erste Sünderin.
Mein
Körper lockt mit süßer Wollust
Und
meine Seele ist die Keuschheit.
Ich
bin das Ohr, das jedem lauscht,
Das
Wort, das keiner je versteht.
Ernst
bin ich, stumm, und sage viel.
So
hört auf meine Freundlichkeit
Und
lernt von meiner rauen Art!
Ich
bin die schreit und bin geworfen
Aufs
Angesicht der schwarzen Erde.
Ich
mahle Korn, ich backe Brot,
Mein
Leben ist in jedem Brot.
Ich
bin die Kenntnis meines Namens.
Ich
bin die ruft und die dir zuhört.
Ich
steh vor meinen sieben Spiegeln.
Ich
bin die Schutzfrau des Verschmähten.
Ich
bin die Wahrheit und die Sünde.
Ihr
ehrt mich und ihr lästert mich.
Ihr,
die ihr seid verachtet, die,
Die
euch verachten, richtet sie,
Bevor
sie euch im Zorne richten,
Und
so ist das Gericht in euch.
Und
werdet ihr verdammt von ihnen,
Wer
wird euch retten, ihr Verdammten?
Was
innen ist, das ist auch außen.
Und
wer da euch beherrscht von außen,
Verdunkelt
euer Innenleben.
Was
seht ihr draußen, das ist drinnen.
Und
sichtbar ists und euer Kleid.
So
hört mir zu, ihr meine Hörer,
Und
lernt von meinen Worten, Freunde!
Ich
bin das Ohr, das allen zuhört,
Das
Wort, das keiner je begreift.
Ich
bin der Name reinen Schalles
Und
bin das Schallen meines Namens.
Der
Lettern Zeichen bin ich und
Die
Prädestination der Geister.
Ich
bin das Licht, das Licht für euch,
O
Hörer, ich bin große Kraft,
Ich
ändre meinen Namen nicht,
Ich
sag ihn dem, der mich geschaffen,
Ich
spreche Seinen Namen aus.
Schaut
auf sein Wort, schaut in die Schrift,
Schaut
an die ganze Büchersammlung.
Gebt
acht, seid wachsam, meine Hörer,
Ihr
meine Engel und Apostel,
Ihr
Geister und ihr Auferstandnen,
Ich
bin die Eine, die All-Einheit,
Die
existiert allein im All,
Und
kein Geschöpf wird je mich richten.
Viel
schöne Formen existieren
Mit
manchem Reiz in vielen Sünden,
Unfruchtbarkeit
und Fleischeslust
Und
gnadenlose Leidenschaften
Und
Huren, welche Männer kosen,
Bis
rein geworden sind die Huren,
Dann
gehen aufwärts sie zum Ort
Der
Ruhe in der Ewigkeit
Und
finden mich im Himmel droben
Und
leben werde ich mit ihnen,
Sie
leben selig und unsterblich!
ZEHNTER
GESANG
1
Die göttliche Agape singt, ihr Musen,
Die große Mutter mit dem Götterbusen,
Allmächtige Agape sollt ihr preisen,
Die Jahwe in des Empyreums Kreisen
Beherrscht, daß Jahwe selbst in einer puren
Begierde Feuertrieb begehrt zwei Huren,
Jerusalem die eine, Oholiba,
Samaria die andere, Oliba,
Die schamlos jedem Pfeil auftun den Köcher
Und bieten jedem Zecher ihre Becher.
Die göttliche Agape, große Göttin
Agape macht, daß Jahwe seine Gattin
Sophia selbst verließ, um auf den Spuren
Der Leidenschaft zu wandeln zu den Huren.
Die göttliche Agape selbst Sophia
Entflammte, daß sie Freundschaft erst, Philia,
Gefühlt für ihren weisen Salomon,
Daß sie ihn dann begehrte zärtlich schon
Und immer mehr verlangt nach seiner Nähe
Und ihm sich dann verband in Geistes-Ehe.
In treuer Ehe? Sie war treue Gattin,
Doch Salomo warb um die Liebesgöttin
Von Zor und Zidon, Göttin Aschera,
Und brach den Bund mit Sapientia.
Die göttliche Agape aber auch
Empfand in ihrem Herzen Feuerhauch,
Der Liebe Feuertrieb, den göttlichreinen,
Und wollte einem Menschen sich vereinen.
Doch nicht Odysseus, nicht den Helden Rhesus,
Die göttliche Agape liebte – Jesus!
Die göttliche Agape sah Messias,
Erblickte Jesus Christus, Sohn Marias,
Die ihn als Maid gebar in Bethlehem.
Agape zog nun nach Jerusalem,
Dort zog sie in den wunderschönen Tempel,
Der war sakraler Architektur Exempel.
Dort weilte nun Agape voller Gnade,
Dort in der Reinigungen Wasserbade,
Dort in dem heiligen Parfüm und Öle,
Empfing die Huld von mancher schönen Seele,
Von alten Weisen und von Tempelmädchen,
Auch sang der Herrin Hymnen ein Poetchen.
Die göttliche Agape aus dem Qualm
Des Weihrauchs, des Gesang von Psalm auf Psalm,
Zog fort nun in des Jabbok Wildbachtal.
Sie wandelte in junger Sonne Strahl,
Sie hauchte über Bach und Ufersand,
Daß die Natur in dem gelobten Land
Von göttlicher Agape Liebesblicken
Aufjubelte in jauchzendem Entzücken!
Von Aschkelon laut riefen Meeres Möwen,
Vom Berg des Libanon laut brüllten Löwen,
Gazellen sich an Zwillingskitzen freuen,
Die Hasen ihre Speise wiederkäuen...
Vor göttlicher Agape wundersüß
Die Tiere alle sind im Paradies.
Und Jesus stand, ein Mann von dreißig Jahren,
Mit Dornen in den rabenschwarzen Haaren,
Am Jordan, singend bei dem Flug der Falter
Psalm fünfundvierzig leise zu dem Psalter,
Da David sang, der Erzpoet und Phönix,
Das Hochzeitslied zum Hochzeitsfest des Königs.
Da Jesus, Wanderer am Hirtenstabe,
Sah vor sich sie, die göttliche Agape,
Da sprach er: Chaire, liebe Fraue, Chaire,
Liebfraue, freue dich mit mir und feire,
Ich sing mein Liebeslied in Gottes Geist!
Doch sage mir, o Herrin, wer du seist?
Bist du die überhimmlische Sophia
Und kommst zu mir in Freundschaft der Philia?
Bist du vielleicht die mütterliche Ruach?
Bist du vielleicht nicht göttlich, und bist du, ach,
Von jenen Feuerschlangen, welche dienen
Dem Herrn in Liebesglut, die Seraphinen,
Bist du vielleicht dem Ewigen intim
Vertraut wie weisheitsvolle Cherubim?
Wer du auch seist, ich will ein Überwinder
Des Todes heißen, möchte viele Kinder,
Die soll mir alle Gottes Liebe geben,
Mit mir heimführen in das ewge Leben!
Mein Testament sei Liebe, mein Gebot
Sei Liebe und mein Tod ein Liebestod!
So sprach er vor dem lichten Angesicht
Der göttlichen Agape, die von Licht
Umschimmert war und süßer Gluten Zier,
Im blauen Kleide, strahlend wie Saphir,
Und gold geschmückt mit goldner Strahlenkrone,
Stand momentan sie vor dem Menschensohne.
Da säuselte die göttliche Agape:
Messias Jesus mit dem Hirtenstabe,
Du bist der Schönste aller Menschensöhne!
Hör, wer ich bin, die ich hier vor dir stöhne:
Nicht Ruach und nicht Sapientia –
Ich heiße Miriam von Magdala,
Genannt Maria Magdalena auch,
Erfüllt von heißer Liebe Feuerhauch
Und schöner noch als Helena von Sparta!
Und meine Schwester ist die treue Martha,
Die immer in der Küche schaffen muß.
Mein Bruder ist der arme Lazarus,
Den ich im Schoße Abrahams schon sah.
Ich wohne in dem Dorfe Magdala,
In Magdala am See Genezareth.
Ich weiß es noch genau: Jüngst vor mir steht
Urplötzlich der Erzengel Raphael
Und spricht: Schalom, du Tochter Israel,
Du schönste galiläische Hetäre,
Du Hierodule Israels! Begehre
Du keinen andern Mann als jenen Mann,
Zu dem ich führe dich als Engel. Dann,
Wenn du den schönsten Menschensohn wirst finden,
Sollst du dich ihm als Minnebraut verbinden.
Hier bin ich nun, du schönster Menschensohn,
Für meine Ganzhingabe keinen Lohn
Begehre ich, hab andres nicht im Sinne
Als nur die Ganzhingabe deiner Minne,
Ich will dir sein ein Minneabenteuer,
Ein Ganzbrandopfer in der Liebe Feuer!
Jedoch (so sprach der Engel) in mir wohnen
Ungute Geister, brünstige Dämonen,
Die Asmodeus und Frau Lilith dienen.
Du aber, Menschensohn, gebiete ihnen!
Nicht opfre ihnen einen Zahn vom Eber,
Nur brate Gott von einem Fisch die Leber,
Dann wirst du mich von ihrer Macht befreien,
Dann kannst du mich als Minnefreier freien!
Die ich die galiläische Hetäre
Und Hierodule Zions bin, begehre
Nichts andres ich, als daß du, mein Messias,
Mich führst zu der Jungfräulichkeit Marias,
Denn schau ich an die Makellose keusch,
So sind gereinigt all mein Blut und Fleisch.
Dann führe mich zu deinen frommen Jüngern,
Den Psalmensingern und den Palmenschwingern,
Und laß mich in dem Kreis der Jüngerschar
Dein Lieblingsjünger sein! Dann offenbar
Dich liebevoll nach deinem Kreuzessterben
Vor allen mir! Ich werde um dich werben,
Will ewig sein Messias angetraut,
In Gottes Paradiese deine Braut!
In Kana richte nun die Hochzeit aus
Und trink mit mir den Wein im Hochzeitshaus.
Bist du der Hierodule Zions hold,
So schenkt mein Vater deinen Jüngern Gold,
So schenkt mein Vater den Aposteln Schekel,
Ganz ohne Simonie und Menetekel.
Und Jesus sprach, der Menschensohn und Christ:
Wenn du nicht Hypostase Gottes bist –
Bist eine Menschentochter, angetraut
Mir vom Erzengel selbst als meine Braut,
So kann ich mich erotisch dir vereinen,
Das ärgert nicht den Vater, will ich meinen.
Und Jesus breitete ein Vlies vom Lamm,
Da sanken Braut dahin und Bräutigam!
Und Jesus nahm dem wundersamen Mädchen
Von Hals und Busen ihre Zauberkettchen
Und von den nackten Armen ihre Spangen
Und Spangen ihr aus ihren Lockenschlangen
Und zog ihr Gürtel aus und feinste Seide,
Und da erkannte er die Augenweide!
Da war sie seine Doda, er ihr Dod!
Da war sie seine Göttin, er ihr Gott!
Und Jesus sang: Maria, du mein Mond,
Weil ich in Liebesglut dir beigewohnt,
Weil in dem All versunken meine Sonne
In Ganzhingabe und in Liebeswonne,
Weil ich gesogen hab an deinem Reiz,
Bin ich bereit, zu sterben an dem Kreuz!
Erhob die göttliche Agape aber
Sich flammend wie der Tempelkandelaber
Und offenbarte sich in ihrem Feuer,
Im Tanz der schlanken Flamme, in dem Schleier
Vor ihrem göttergleichen Angesicht,
Der ganze Leib des Überweibes Licht!
Und lichter als die Sonne war die Göttin
Agape, mystisch-eheliche Gattin
Des Christus Jesus, der ekstatisch rief:
Weil ich als Mensch mit meiner Gottheit schlief
Und tief erkannte meiner Gottheit Reiz,
Drum muß ich sterben jugendlich am Kreuz!
Noch keiner hat die Gottheit je erkannt,
Der da nicht wär in ihrer Glut verbrannt!
Die Gottheit tat um mich als Freier werben,
Nun muß ich jung den Tod der Liebe sterben!
Da sprach die göttliche Agape so:
Am Kreuze sterben wird mein A und O,
Du wirst dem Liebestod nicht widerstehen,
Doch dann durch meine Liebe auferstehen,
Durch meine Huld des Todes Überwinder!
Dann schenkt dir Gottes Liebe viele Kinder,
Viel zarte Schwestern, sanfte, seelenschöne,
Viel edle Knaben, reine Seelensöhne.
Die Schwestern und die Knaben alle süß
Sollst du heimführen mir ins Paradies.
Ich werde dich entrücken, o Messias,
Wie Jahwe einst entrückte den Elias,
Der da ist aufgefahren von der Erde
In Liebesglut auf einem Feuerpferde.
Dort droben ist er nun bei Vater Jahwe
Der Schenke Gottes. In der Welt der Sklave
Elisa seinen Sehervater preist,
Da tröstet den Propheten Gottes Geist,
Elisa wird vom Geiste übermeistert,
Wird von Elias Sehergeist begeistert.
So auch die Mutter Ruach einst entzog
Den reinen Henoch dieser Welt und bog
Den Mutterarm um ihren Sohn und Sklaven,
Nun Henoch darf in Ewigkeiten schlafen
Bei Ruach über dem kristallnen Meere,
Ein Jüngling in der Morgenröte Sphäre.
Die Gottessöhne aus den Paradiesen
Mit schönen Menschentöchtern zeugten Riesen.
Du aber rühme dich nicht meiner Huld,
Das wäre Blasphemie dem Vaterkult
Der Juden und der Römer! Sag nicht an,
Du seist der Liebesgottheit Gottesmann
Und hättest deiner Gottheit beigewohnt.
Wer das gesagt, wird wahrlich nicht verschont.
So sehr ich dich geliebt mit Liebesreiz –
Die Wölfin Roma nagelt dich ans Kreuz!
2
O Muse von dem Berge Sion, sing ein Lied
Mir von Maria Aphroditissa Sulamith!
Im Himmel Herrscher war Jehowah, Himmelsvater,
Der war der Gottheld, Friedensfürst und Wunderrater,
Der Schöpfer. Aber als begonnen das Äon
Der Gnade, trat an seine Stelle Gott der Sohn,
Messias war der neue König, Ja und Amen.
Der Vater in dem Himmel ließ den Zeugungssamen
Aus seinem Himmel fallen in das Mittelmeer,
Da wogte auf die See von Schaum des Samens schwer,
Da ward geboren aus dem Meeresschaum die Perle,
Die Königin der Liebe, Königin der Kerle,
Sie tauchte auf als Jungfrau, schöner als ein Traum,
Es rauschte um der Glieder Elfenbein der Schaum,
Sie hieß Maria, Meerestropfen, Stilla Maris,
Die Meergeborne, Stern des Meeres, Stella Maris,
Sie hieß Maria Aphroditissa Sulamith!
Sing, Muse von dem Sion, sing der Herrin Lied!
Lang flossen um den Leib die rötlichblonden Locken,
Verschleierten die Brust, die Brust wie Tempelglocken,
Verschleierten aus lauter Keuschheit makellos
Der Schamerfreuten keusch gebenedeiten Schoß.
Und um Maria Aphroditissa in dem Meere
Schön schwammen Nymphen Galiläas, holde, hehre,
Maria Magdalena als die Lieblingin,
Maria von Bethanien, die Lauscherin,
Die Schwester der Maria auch und Schwester Martha,
Susanna auch, voll Charme wie Helena von Sparta,
Und lieblich neben der anmutigen Susanna
Maria Salome und neben ihr Johanna,
Sie alle Galiläas Nymphen in der See,
Sie tummelten im Schaum, der weiß war wie der Schnee,
Und schlängelten die nackten Leiber wie die Vipern.
Maria Aphroditissa ließ im Rücken Zypern
Und schwamm vorüber durch den Meerschaum um den Fels
Auf einer Muschel ans Gestade Israels.
Perlmuttergleich entstieg des schlanken Leibes Flöte
Der Muschel und dem Meer und stieg wie Morgenröte
An das gelobte Land, an das verheißne Land.
Maria Aphroditissa an dem Strande stand
Und wandelte, die Schwester des Propheten Aaron,
Da blühten unterm ihrem Fuß im Hain von Scharon
Die Rosen alle und die Lilien in dem Tal.
Im Wald des Libanon im jungen Sonnenstrahl
Die Hirsche röhrten voller Brunst der Liebeshitze,
Gazellen bebten und die Zwillinge, die Kitze,
Die Gemse auf dem Hermon hüpfte durch den Schnee,
Im Eichgrund jagte durch das Morgenrot das Reh,
Dem fernen Dornbusch schmachtend sangen Nachtigallen,
Vom Berge Ashtaroth das Echo hört man hallen,
Zur Morgensonne fliegt hinan der Adler, um
Zu tragen durch die Luft das Evangelium,
Die Geier kreisen hungrig in der Wüstendürre,
Der Phönix aufersteht aus seinem Nest von Myrrhe,
Das Einhorn durch der schönen Jungfrau Liebeswerk
Mit hartem Horn steht brüllend auf dem Scheideberg!
Maria ging als galiläische Aurora
Nach Nazareth, dort lebte sie als Frühlings Flora
In einem buntgewebten Kleid von Transparenz
Als innewohnendes Gemüt im Liebeslenz.
Begegnet war dem liebevollen Herz Marias
Ihr Adonai, als holder Jüngling der Messias.
Und Adonai sang seiner Lieben Frau ein Lied:
Ich mehr als Salomo, du mehr als Sulamith!
Ich bin wie starken Weines deiner Reize inne
Und bin berauscht und trunken von dem Wein der Minne,
Du meine Schwester-Braut, du Liebe voller Lust,
Als Myrrhebüschel liege ich an deiner Brust
Und rufe: Trinkt und werdet liebestrunken, Zecher!
Geliebte Braut, dein Becken ist voll Rausch ein Becher
Und wie die hohe Palme ist dein schlanker Leib
Und deine Feige will ich pflücken, liebes Weib,
Und wie am Weinstock Trauben sind mir deine Brüste,
Dein Wein geht lieblich ein, du Liebe voller Lüste,
Ich führe dich ins hochzeitliche Brautgemach,
Da lispelst du: Ich schlief, mein Herz jedoch war wach,
Die Hand des Freiers fingerte am Loch der Pforte,
Der Finger floß von Myrrhe über bester Sorte,
Da sprach ich: Komm, wir wollen schlafen unterm Henna!
Geliebte, Leidenschaft ist feurig wie Gehenna!
Da war sie seine Doda und er war ihr Dod,
Da war sie seine Menschengöttin, er ihr Mensch und Gott!
Jedoch die Patriarchen und die Hohenpriester
Verschworen sich der Wölfin Roma, solche Biester
Wie diese Wölfin Roma gabs nicht noch einmal.
Sie eilte gierig nieder durch das Kidrontal
Und eilte unterm Sternenfunkeln des Orion
Zur Maid Jerusalem am Berg der Tochter Zion,
Mariens mystischen Gemahl und Bräutigam
Zu morden, dieses unschuldvolle sanfte Lamm.
Die Wölfin Roma ließ mit Haß und Ingrimm auf den Guten,
Den Bräutigam, das Lamm auf einem Hügel bluten
Und sterben! Täubchen, schwimmend in dem eignen Blut!
Maria Aphroditissa in der Tränenflut
Den Busen badete und schlug sich an die Brüste
Und lamentierte als ein Klageweib: O Christe,
Wie ist hinabgewandelt in das finstre Tal
Und in die Schlucht der Todesschatten mein Gemahl!
Nun muß ich weinen heiße Tränen meinem Gatten,
Der nur noch Schatte ist im Totenreich der Schatten!
Wie klage ich die Wölfin an um diesen Mord,
Denn nun ist von der Erde alle Liebe fort,
Nun bleibt nur noch der Weinenden, zu Tod Betrübten,
Zu lamentieren um den mystischen Geliebten!
Der war wie Lilien weiß und wie die Rosen rot
Und ist nun schwarzer Schatte, Adonai ist tot!
Maria Aphroditissa und die Jüngerinnen,
Die drei Marien, die zumeist Messias minnen,
Maria Magdalena, seine Lieblingin,
Maria von Bethanien, die Lauscherin,
Sie eilen mit der Salbe guten Opfergabe,
Zu salben seinen Körper eilen sie zum Grabe.
Maria brennen Tränen auf dem Wangenjoch,
In Tränen aufgelöst stand sie vorm Grabesloch
Und weinte, ihre Tränen tropften wie die Öle,
Sie netzte mit der Tränen Tau die Grabeshöhle,
Als sie, wie eine Lilie weiß und eine Rose rot,
Im Geiste ging ins Totenreich und trat zum Tod!
Es flossen finstre Schatten an den dunklen Orten,
Maria Aphroditissa stand vor sieben Pforten
Der Finsternis, sie legte ab das Diadem,
Die Jungfrau, die allheilige Jerusalem,
Geschmückt wie eine Braut, des Himmels Augenweide,
Sie legte ab das Linnen und den Flor der Seide,
Sie legte nieder in des Hades Schattenland
Den Zaubergürtel, ihrer Anmutreize Band,
Und legte in dem finstern Hain der schwarzen Erlen
Von ihrem weißen Busen ab die Schnur der Perlen
Und legte ab den Seidenrock, das Röckchen kurz,
Und legte von den Lenden ab den Lendenschurz
Und stand in ihrer Nacktheit göttingleichen Größe
Vorm Fürst des Hades da in unbefleckter Blöße!
Sie sprach zu Hades in des Totenreiches Thron:
Gib mir zurück den benedeiten Menschensohn,
Ich will ihn betten wieder süß an meine Brüste
Und mit ihm steigen in den Himmel! Mein ist Christe!
Da gab der Satan-Hades den Messias los.
Messias-Menschensohn lag in Marien Schoß,
Er wurde von dem Schoß Mariens auserkoren,
Unsterblich in der Göttin Schoße neugeboren
Und wachte auf vor ihrem Mutterangesicht
Und stand unsterblich da, der Herr, sein Leib von Licht!
Da trat Messias voller Minne zu der zarten
Maria Aphroditissa in den Ostergarten.
Messias trat als Gärtner zu des Gartens Frau,
Die war wie eine Rose rot und Blume blau,
Vom Sonnenlicht umleuchtet alle innern Sinne,
Im Inneren des Hains Geheimnisse der Minne!
Maria Aphroditissa bebte ihre Brust,
Messias lebte auf von neuer Liebeslust!
Da sank vor seiner Weisheit Hoheit hin die Süße
Und küsste mit dem Scharlachmund die bloßen Füße.
Da sprach Messias: Halt mich nicht auf Erden fest,
Im Paradiese feiern wir das Hochzeitsfest!
Messias und Maria mit den Hennahaaren
Auf purpurnem Gewölke in den Himmel fahren!
Messias und Maria Aphroditissa süß
Sind Kyrios und Kyria im Paradies
Und leben dort vereinigt in der Liebesehe,
Vereint in Paradieses Wollust, wie ich sehe,
In Paradieses Wollust auf dem Morgenstern!
Jehowah in dem Himmel Lobpreis, Gott dem Herrn!
3
Die göttliche Agape singt, ihr Musen,
Die große Mutter mit dem Götterbusen,
Allmächtige Agape sollt ihr preisen,
Die Jahwe in des Empyreums Kreisen
Beherrscht, daß Jahwe selbst in einer puren
Begierde Feuertrieb begehrt zwei Huren,
Jerusalem die eine, Oholiba,
Samaria die andere, Oliba,
Die schamlos jedem Pfeil auftun den Köcher
Und bieten jedem Zecher ihre Becher.
Die göttliche Agape, große Göttin
Agape macht, daß Jahwe seine Gattin
Sophia selbst verließ, um auf den Spuren
Der Leidenschaft zu wandeln zu den Huren.
Die göttliche Agape selbst Sophia
Entflammte, daß sie Freundschaft erst, Philia,
Gefühlt für ihren weisen Salomon,
Daß sie ihn dann begehrte zärtlich schon
Und immer mehr verlangt nach seiner Nähe
Und ihm sich dann verband in Geistes-Ehe.
In treuer Ehe? Sie war treue Gattin,
Doch Salomo warb um die Liebesgöttin
Von Zor und Zidon, Göttin Aschera,
Und brach den Bund mit Sapientia.
Die göttliche Agape aber auch
Empfand in ihrem Herzen Feuerhauch,
Der Liebe Feuertrieb, den göttlichreinen,
Und wollte einem Menschen sich vereinen.
Doch nicht Odysseus, nicht den Helden Rhesus,
Die göttliche Agape liebte – Jesus!
Die göttliche Agape sah Messias,
Erblickte Jesus Christus, Sohn Marias,
Die ihn als Maid gebar in Bethlehem.
Agape zog nun nach Jerusalem,
Dort zog sie in den wunderschönen Tempel,
Der war sakraler Architektur Exempel.
Dort weilte nun Agape voller Gnade,
Dort in der Reinigungen Wasserbade,
Dort in dem heiligen Parfüm und Öle,
Empfing die Huld von mancher schönen Seele,
Von alten Weisen und von Tempelmädchen,
Auch sang der Herrin Hymnen ein Poetchen.
Die göttliche Agape aus dem Qualm
Des Weihrauchs, des Gesang von Psalm auf Psalm,
Zog fort nun in des Jabbok Wildbachtal.
Sie wandelte in junger Sonne Strahl,
Sie hauchte über Bach und Ufersand,
Daß die Natur in dem gelobten Land
Von göttlicher Agape Liebesblicken
Aufjubelte in jauchzendem Entzücken!
Von Aschkelon laut riefen Meeres Möwen,
Vom Berg des Libanon laut brüllten Löwen,
Gazellen sich an Zwillingskitzen freuen,
Die Hasen ihre Speise wiederkäuen...
Vor göttlicher Agape wundersüß
Die Tiere alle sind im Paradies.
Und Jesus stand, ein Mann von dreißig Jahren,
Mit Dornen in den rabenschwarzen Haaren,
Am Jordan, singend bei dem Flug der Falter
Psalm fünfundvierzig leise zu dem Psalter,
Da David sang, der Erzpoet und Phönix,
Das Hochzeitslied zum Hochzeitsfest des Königs.
Da Jesus, Wanderer am Hirtenstabe,
Sah vor sich sie, die göttliche Agape,
Da sprach er: Chaire, liebe Fraue, Chaire,
Liebfraue, freue dich mit mir und feire,
Ich sing mein Liebeslied in Gottes Geist!
Doch sage mir, o Herrin, wer du seist?
Bist du die überhimmlische Sophia
Und kommst zu mir in Freundschaft der Philia?
Bist du vielleicht die mütterliche Ruach?
Bist du vielleicht nicht göttlich, und bist du, ach,
Von jenen Feuerschlangen, welche dienen
Dem Herrn in Liebesglut, die Seraphinen,
Bist du vielleicht dem Ewigen intim
Vertraut wie weisheitsvolle Cherubim?
Wer du auch seist, ich will ein Überwinder
Des Todes heißen, möchte viele Kinder,
Die soll mir alle Gottes Liebe geben,
Mit mir heimführen in das ewge Leben!
Mein Testament sei Liebe, mein Gebot
Sei Liebe und mein Tod ein Liebestod!
So sprach er vor dem lichten Angesicht
Der göttlichen Agape, die von Licht
Umschimmert war und süßer Gluten Zier,
Im blauen Kleide, strahlend wie Saphir,
Und gold geschmückt mit goldner Strahlenkrone,
Stand momentan sie vor dem Menschensohne.
Da säuselte die göttliche Agape:
Messias Jesus mit dem Hirtenstabe,
Du bist der Schönste aller Menschensöhne!
Hör, wer ich bin, die ich hier vor dir stöhne:
Nicht Ruach und nicht Sapientia –
Ich heiße Miriam von Magdala,
Genannt Maria Magdalena auch,
Erfüllt von heißer Liebe Feuerhauch
Und schöner noch als Helena von Sparta!
Und meine Schwester ist die treue Martha,
Die immer in der Küche schaffen muß.
Mein Bruder ist der arme Lazarus,
Den ich im Schoße Abrahams schon sah.
Ich wohne in dem Dorfe Magdala,
In Magdala am See Genezareth.
Ich weiß es noch genau: Jüngst vor mir steht
Urplötzlich der Erzengel Raphael
Und spricht: Schalom, du Tochter Israel,
Du schönste galiläische Hetäre,
Du Hierodule Israels! Begehre
Du keinen andern Mann als jenen Mann,
Zu dem ich führe dich als Engel. Dann,
Wenn du den schönsten Menschensohn wirst finden,
Sollst du dich ihm als Minnebraut verbinden.
Hier bin ich nun, du schönster Menschensohn,
Für meine Ganzhingabe keinen Lohn
Begehre ich, hab andres nicht im Sinne
Als nur die Ganzhingabe deiner Minne,
Ich will dir sein ein Minneabenteuer,
Ein Ganzbrandopfer in der Liebe Feuer!
Jedoch (so sprach der Engel) in mir wohnen
Ungute Geister, brünstige Dämonen,
Die Asmodeus und Frau Lilith dienen.
Du aber, Menschensohn, gebiete ihnen!
Nicht opfre ihnen einen Zahn vom Eber,
Nur brate Gott von einem Fisch die Leber,
Dann wirst du mich von ihrer Macht befreien,
Dann kannst du mich als Minnefreier freien!
Die ich die galiläische Hetäre
Und Hierodule Zions bin, begehre
Nichts andres ich, als daß du, mein Messias,
Mich führst zu der Jungfräulichkeit Marias,
Denn schau ich an die Makellose keusch,
So sind gereinigt all mein Blut und Fleisch.
Dann führe mich zu deinen frommen Jüngern,
Den Psalmensingern und den Palmenschwingern,
Und laß mich in dem Kreis der Jüngerschar
Dein Lieblingsjünger sein! Dann offenbar
Dich liebevoll nach deinem Kreuzessterben
Vor allen mir! Ich werde um dich werben,
Will ewig sein Messias angetraut,
In Gottes Paradiese deine Braut!
In Kana richte nun die Hochzeit aus
Und trink mit mir den Wein im Hochzeitshaus.
Bist du der Hierodule Zions hold,
So schenkt mein Vater deinen Jüngern Gold,
So schenkt mein Vater den Aposteln Schekel,
Ganz ohne Simonie und Menetekel.
Und Jesus sprach, der Menschensohn und Christ:
Wenn du nicht Hypostase Gottes bist –
Bist eine Menschentochter, angetraut
Mir vom Erzengel selbst als meine Braut,
So kann ich mich erotisch dir vereinen,
Das ärgert nicht den Vater, will ich meinen.
Und Jesus breitete ein Vlies vom Lamm,
Da sanken Braut dahin und Bräutigam!
Und Jesus nahm dem wundersamen Mädchen
Von Hals und Busen ihre Zauberkettchen
Und von den nackten Armen ihre Spangen
Und Spangen ihr aus ihren Lockenschlangen
Und zog ihr Gürtel aus und feinste Seide,
Und da erkannte er die Augenweide!
Da war sie seine Doda, er ihr Dod!
Da war sie seine Göttin, er ihr Gott!
Und Jesus sang: Maria, du mein Mond,
Weil ich in Liebesglut dir beigewohnt,
Weil in dem All versunken meine Sonne
In Ganzhingabe und in Liebeswonne,
Weil ich gesogen hab an deinem Reiz,
Bin ich bereit, zu sterben an dem Kreuz!
Erhob die göttliche Agape aber
Sich flammend wie der Tempelkandelaber
Und offenbarte sich in ihrem Feuer,
Im Tanz der schlanken Flamme, in dem Schleier
Vor ihrem göttergleichen Angesicht,
Der ganze Leib des Überweibes Licht!
Und lichter als die Sonne war die Göttin
Agape, mystisch-eheliche Gattin
Des Christus Jesus, der ekstatisch rief:
Weil ich als Mensch mit meiner Gottheit schlief
Und tief erkannte meiner Gottheit Reiz,
Drum muß ich sterben jugendlich am Kreuz!
Noch keiner hat die Gottheit je erkannt,
Der da nicht wär in ihrer Glut verbrannt!
Die Gottheit tat um mich als Freier werben,
Nun muß ich jung den Tod der Liebe sterben!
Da sprach die göttliche Agape so:
Am Kreuze sterben wird mein A und O,
Du wirst dem Liebestod nicht widerstehen,
Doch dann durch meine Liebe auferstehen,
Durch meine Huld des Todes Überwinder!
Dann schenkt dir Gottes Liebe viele Kinder,
Viel zarte Schwestern, sanfte, seelenschöne,
Viel edle Knaben, reine Seelensöhne.
Die Schwestern und die Knaben alle süß
Sollst du heimführen mir ins Paradies.
Ich werde dich entrücken, o Messias,
Wie Jahwe einst entrückte den Elias,
Der da ist aufgefahren von der Erde
In Liebesglut auf einem Feuerpferde.
Dort droben ist er nun bei Vater Jahwe
Der Schenke Gottes. In der Welt der Sklave
Elisa seinen Sehervater preist,
Da tröstet den Propheten Gottes Geist,
Elisa wird vom Geiste übermeistert,
Wird von Elias Sehergeist begeistert.
So auch die Mutter Ruach einst entzog
Den reinen Henoch dieser Welt und bog
Den Mutterarm um ihren Sohn und Sklaven,
Nun Henoch darf in Ewigkeiten schlafen
Bei Ruach über dem kristallnen Meere,
Ein Jüngling in der Morgenröte Sphäre.
Die Gottessöhne aus den Paradiesen
Mit schönen Menschentöchtern zeugten Riesen.
Du aber rühme dich nicht meiner Huld,
Das wäre Blasphemie dem Vaterkult
Der Juden und der Römer! Sag nicht an,
Du seist der Liebesgottheit Gottesmann
Und hättest deiner Gottheit beigewohnt.
Wer das gesagt, wird wahrlich nicht verschont.
So sehr ich dich geliebt mit Liebesreiz –
Die Wölfin Roma nagelt dich ans Kreuz!
2
O Muse von dem Berge Sion, sing ein Lied
Mir von Maria Aphroditissa Sulamith!
Im Himmel Herrscher war Jehowah, Himmelsvater,
Der war der Gottheld, Friedensfürst und Wunderrater,
Der Schöpfer. Aber als begonnen das Äon
Der Gnade, trat an seine Stelle Gott der Sohn,
Messias war der neue König, Ja und Amen.
Der Vater in dem Himmel ließ den Zeugungssamen
Aus seinem Himmel fallen in das Mittelmeer,
Da wogte auf die See von Schaum des Samens schwer,
Da ward geboren aus dem Meeresschaum die Perle,
Die Königin der Liebe, Königin der Kerle,
Sie tauchte auf als Jungfrau, schöner als ein Traum,
Es rauschte um der Glieder Elfenbein der Schaum,
Sie hieß Maria, Meerestropfen, Stilla Maris,
Die Meergeborne, Stern des Meeres, Stella Maris,
Sie hieß Maria Aphroditissa Sulamith!
Sing, Muse von dem Sion, sing der Herrin Lied!
Lang flossen um den Leib die rötlichblonden Locken,
Verschleierten die Brust, die Brust wie Tempelglocken,
Verschleierten aus lauter Keuschheit makellos
Der Schamerfreuten keusch gebenedeiten Schoß.
Und um Maria Aphroditissa in dem Meere
Schön schwammen Nymphen Galiläas, holde, hehre,
Maria Magdalena als die Lieblingin,
Maria von Bethanien, die Lauscherin,
Die Schwester der Maria auch und Schwester Martha,
Susanna auch, voll Charme wie Helena von Sparta,
Und lieblich neben der anmutigen Susanna
Maria Salome und neben ihr Johanna,
Sie alle Galiläas Nymphen in der See,
Sie tummelten im Schaum, der weiß war wie der Schnee,
Und schlängelten die nackten Leiber wie die Vipern.
Maria Aphroditissa ließ im Rücken Zypern
Und schwamm vorüber durch den Meerschaum um den Fels
Auf einer Muschel ans Gestade Israels.
Perlmuttergleich entstieg des schlanken Leibes Flöte
Der Muschel und dem Meer und stieg wie Morgenröte
An das gelobte Land, an das verheißne Land.
Maria Aphroditissa an dem Strande stand
Und wandelte, die Schwester des Propheten Aaron,
Da blühten unterm ihrem Fuß im Hain von Scharon
Die Rosen alle und die Lilien in dem Tal.
Im Wald des Libanon im jungen Sonnenstrahl
Die Hirsche röhrten voller Brunst der Liebeshitze,
Gazellen bebten und die Zwillinge, die Kitze,
Die Gemse auf dem Hermon hüpfte durch den Schnee,
Im Eichgrund jagte durch das Morgenrot das Reh,
Dem fernen Dornbusch schmachtend sangen Nachtigallen,
Vom Berge Ashtaroth das Echo hört man hallen,
Zur Morgensonne fliegt hinan der Adler, um
Zu tragen durch die Luft das Evangelium,
Die Geier kreisen hungrig in der Wüstendürre,
Der Phönix aufersteht aus seinem Nest von Myrrhe,
Das Einhorn durch der schönen Jungfrau Liebeswerk
Mit hartem Horn steht brüllend auf dem Scheideberg!
Maria ging als galiläische Aurora
Nach Nazareth, dort lebte sie als Frühlings Flora
In einem buntgewebten Kleid von Transparenz
Als innewohnendes Gemüt im Liebeslenz.
Begegnet war dem liebevollen Herz Marias
Ihr Adonai, als holder Jüngling der Messias.
Und Adonai sang seiner Lieben Frau ein Lied:
Ich mehr als Salomo, du mehr als Sulamith!
Ich bin wie starken Weines deiner Reize inne
Und bin berauscht und trunken von dem Wein der Minne,
Du meine Schwester-Braut, du Liebe voller Lust,
Als Myrrhebüschel liege ich an deiner Brust
Und rufe: Trinkt und werdet liebestrunken, Zecher!
Geliebte Braut, dein Becken ist voll Rausch ein Becher
Und wie die hohe Palme ist dein schlanker Leib
Und deine Feige will ich pflücken, liebes Weib,
Und wie am Weinstock Trauben sind mir deine Brüste,
Dein Wein geht lieblich ein, du Liebe voller Lüste,
Ich führe dich ins hochzeitliche Brautgemach,
Da lispelst du: Ich schlief, mein Herz jedoch war wach,
Die Hand des Freiers fingerte am Loch der Pforte,
Der Finger floß von Myrrhe über bester Sorte,
Da sprach ich: Komm, wir wollen schlafen unterm Henna!
Geliebte, Leidenschaft ist feurig wie Gehenna!
Da war sie seine Doda und er war ihr Dod,
Da war sie seine Menschengöttin, er ihr Mensch und Gott!
Jedoch die Patriarchen und die Hohenpriester
Verschworen sich der Wölfin Roma, solche Biester
Wie diese Wölfin Roma gabs nicht noch einmal.
Sie eilte gierig nieder durch das Kidrontal
Und eilte unterm Sternenfunkeln des Orion
Zur Maid Jerusalem am Berg der Tochter Zion,
Mariens mystischen Gemahl und Bräutigam
Zu morden, dieses unschuldvolle sanfte Lamm.
Die Wölfin Roma ließ mit Haß und Ingrimm auf den Guten,
Den Bräutigam, das Lamm auf einem Hügel bluten
Und sterben! Täubchen, schwimmend in dem eignen Blut!
Maria Aphroditissa in der Tränenflut
Den Busen badete und schlug sich an die Brüste
Und lamentierte als ein Klageweib: O Christe,
Wie ist hinabgewandelt in das finstre Tal
Und in die Schlucht der Todesschatten mein Gemahl!
Nun muß ich weinen heiße Tränen meinem Gatten,
Der nur noch Schatte ist im Totenreich der Schatten!
Wie klage ich die Wölfin an um diesen Mord,
Denn nun ist von der Erde alle Liebe fort,
Nun bleibt nur noch der Weinenden, zu Tod Betrübten,
Zu lamentieren um den mystischen Geliebten!
Der war wie Lilien weiß und wie die Rosen rot
Und ist nun schwarzer Schatte, Adonai ist tot!
Maria Aphroditissa und die Jüngerinnen,
Die drei Marien, die zumeist Messias minnen,
Maria Magdalena, seine Lieblingin,
Maria von Bethanien, die Lauscherin,
Sie eilen mit der Salbe guten Opfergabe,
Zu salben seinen Körper eilen sie zum Grabe.
Maria brennen Tränen auf dem Wangenjoch,
In Tränen aufgelöst stand sie vorm Grabesloch
Und weinte, ihre Tränen tropften wie die Öle,
Sie netzte mit der Tränen Tau die Grabeshöhle,
Als sie, wie eine Lilie weiß und eine Rose rot,
Im Geiste ging ins Totenreich und trat zum Tod!
Es flossen finstre Schatten an den dunklen Orten,
Maria Aphroditissa stand vor sieben Pforten
Der Finsternis, sie legte ab das Diadem,
Die Jungfrau, die allheilige Jerusalem,
Geschmückt wie eine Braut, des Himmels Augenweide,
Sie legte ab das Linnen und den Flor der Seide,
Sie legte nieder in des Hades Schattenland
Den Zaubergürtel, ihrer Anmutreize Band,
Und legte in dem finstern Hain der schwarzen Erlen
Von ihrem weißen Busen ab die Schnur der Perlen
Und legte ab den Seidenrock, das Röckchen kurz,
Und legte von den Lenden ab den Lendenschurz
Und stand in ihrer Nacktheit göttingleichen Größe
Vorm Fürst des Hades da in unbefleckter Blöße!
Sie sprach zu Hades in des Totenreiches Thron:
Gib mir zurück den benedeiten Menschensohn,
Ich will ihn betten wieder süß an meine Brüste
Und mit ihm steigen in den Himmel! Mein ist Christe!
Da gab der Satan-Hades den Messias los.
Messias-Menschensohn lag in Marien Schoß,
Er wurde von dem Schoß Mariens auserkoren,
Unsterblich in der Göttin Schoße neugeboren
Und wachte auf vor ihrem Mutterangesicht
Und stand unsterblich da, der Herr, sein Leib von Licht!
Da trat Messias voller Minne zu der zarten
Maria Aphroditissa in den Ostergarten.
Messias trat als Gärtner zu des Gartens Frau,
Die war wie eine Rose rot und Blume blau,
Vom Sonnenlicht umleuchtet alle innern Sinne,
Im Inneren des Hains Geheimnisse der Minne!
Maria Aphroditissa bebte ihre Brust,
Messias lebte auf von neuer Liebeslust!
Da sank vor seiner Weisheit Hoheit hin die Süße
Und küsste mit dem Scharlachmund die bloßen Füße.
Da sprach Messias: Halt mich nicht auf Erden fest,
Im Paradiese feiern wir das Hochzeitsfest!
Messias und Maria mit den Hennahaaren
Auf purpurnem Gewölke in den Himmel fahren!
Messias und Maria Aphroditissa süß
Sind Kyrios und Kyria im Paradies
Und leben dort vereinigt in der Liebesehe,
Vereint in Paradieses Wollust, wie ich sehe,
In Paradieses Wollust auf dem Morgenstern!
Jehowah in dem Himmel Lobpreis, Gott dem Herrn!
3
Maria
singe ich, die große Mutter Gottes
Und die jungfräuliche Sophia, fern des Spottes!
Sophia spielte mit den Blumen in dem Lenz,
Die Lilien in des Lichtgewandes Transparenz
Und roten Rosen waren eine Augenweide
Wie Sulamith in ihrer hingehauchten Seide.
Sophia spielte mit den Blumen in dem Hain
Der Scharonwiesen, mit den Jungfraun im Verein,
Maria Magdalena, Salome, Susanna,
Maria Kleophä und Martha und Johanna,
Den Nymphen Galiläas, keusch erfreut an Scham,
Als wütend aus der Hölle Satan-Hades kam!
Und Hades griff Sophia bei der Haare Henna
Und brachte von Jerusalem sie nach Gehenna,
Sophia ward geraubt von Hades-Beelzebul
Und ward gebracht hinunter in den Feuerpfuhl!
Im letzten Augenblick des Lebens schrie Sophia:
O Eli, lema sabachthani? – Nicht Elia
Rief die jungfräuliche Sophia, sondern Gott,
Jehowah, den Umscharten, aller Götter Gott,
Den Götterkönig rief sie an, den Himmelsvater!
Doch die Tragödin in dem tragischen Theater
Vergebens rief Jehowah an um ihren Sieg,
Denn der umscharte Himmelsvater mystisch schwieg.
Kein Engel und kein Mensch stand bei im Tod Sophia!
Doch Eine hörte sie, die Mutter, die Maria,
Sophiens Schreien mit der Schärfe eines Schwerts
Durchbohrte ihr den Busen und das Mutterherz!
Maria schreiend riß die Kleider sich vom Leibe
Und schlug sich an die Brüste! Muse, nun beschreibe,
Wie jammervoll Maria alle Menschen sahn,
In schwarzen Samt gekleidet wie ein Trauerschwan,
Kein Geist, kein Engel und kein Mensch hat ihr den Jammer
Getröstet, da Jehowah schlug sie mit dem Hammer
Und sie zertrümmerte wie einen Felsenthron
Im Mitleid mit Sophias tödlicher Passion!
Drei Tage irrte nun die Gottesmutter blöde,
Wahnsinnige vor Schmerzen, durch der Erde Öde,
Sie aß kein fettes Fleisch und trank auch keinen Wein
Und tauchte nicht den Leib in Milch der Stute ein.
Am dritten Tag, im Dunkel vor der Morgenröte,
Frau Lilith ging im Dämmergrau und blies die Flöte:
O Mutter unsres Brotes, o Maria! sprach
Frau Lilith: Wer hat dir geraubt Sophia, ach
Ich weiß es wohl, Maria, sings dir zu der Flöte.
Maria aber trat zum Geist der Morgenröte
Und sprach: O Engel, scheu in mir die Königin
Der Mächte, Throne, Seraphin und Cherubin,
Ich hörte die jungfräuliche Sophia schreien
Und sich mit einem Todesschrei Jehowah weihen,
Jetzt aber sehe ich Sophia nirgend mehr.
Geist, deine schöne Morgenröte leuchtet sehr,
Kannst du nicht die jungfräuliche Sophia schauen,
Die Stätte ihres Aufenthalts mir anvertrauen?
Sag, haben die Apostel ihren Leib geraubt,
Wie man Altweiberfabeln bei den Juden glaubt,
Und haben sie die Jüngerinnen, hübsche Kinder,
Sophia fortgetragen in das Land der Inder?
Der Engel aber sprach, erfreut an keuscher Scham:
Maria, Annas Tochter, heilig ist dein Gram
Und heilig ist dein Mitleid, wie du sanft bescheiden
Mitleidest leidend mit Sophias Todesleiden.
Am Tode der jungfräulichen Sophia schuld
Der Sünder Hades ist. Sophia voller Huld
Und Wahrheit, Satan wollt sie in den Hades holen
Und hat Sophia aus der Menschenwelt gestohlen.
Jehowah wollt in Ewigkeit den Hades nicht,
Allein der Sünde spricht der Hades das Gericht.
Die Siegerin Sophia aber will der Hades
Für immer fesseln in der Nacht des Totenstaates,
Damit den ewigen Triumph behält der Tod.
Der Engels sprachs und aufstieg mit dem Morgenrot,
Mit der Aurora Gottes oder Gottes Kether
Der Seraph schön aufschwebte in den lichten Äther.
Maria aber klagte vor Jehowah stumm
Und vor den Himmlischen in Gottes Heiligtum
Hoch auf dem Berge der Versammlung mannigfalt.
Maria ward zur Greisin, zur Großmutter alt,
Maria ward, die Mutter vom Sophien-Lamme,
Zu einer weisen Alten, einer lieben Amme.
So saß sie an dem Jungfraunbrunnen vor dem Haus
Des weisen Mannes Schalak. Gingen ein und aus
In Schalaks Hütte seine Weiber, Hosianna,
Die wunderschöne Eva, liebevolle Anna.
Und Eva schön und Anna lieb erkannten nicht
Die Mutter Gottes in der Greisin Angesicht.
Großmütterchen, wer bist du? Höre unsre Bitte,
Großmutter, komm in unsres weisen Schalak Hütte!
Maria sprach: Ihr lieben Frauen, seid gegrüßt!
Ich komm von Jawan, wo der Archipelagos fließt,
Ich komme von Elischa. Mit dem Tarsis-Schiffe
Ich scheiterte vor Tyrus an dem Felsenriffe
Und strandete an Tyrus‘ und an Sidons Saum
Und ging an Land, getaucht aus Gischt und Meeresschaum,
Und trat die Keisel an dem Strand, der Murmeln Marmel,
Und irrend kam hierher ich, an den Fuß des Karmel.
Jehowah segne euch mit eurem Bräutigam
Und einer Schar von süßen Kindern, Lamm an Lamm.
O meine Freundinnen mit liebesschönen Mienen,
Komm ich in euer Haus, so will als Magd ich dienen
Und Dienerin euch sein und liebevolle Magd
Und Kinderamme, daß ihr preist mich als Smaragd.
Sprach Eva, die die Schönste war von Schalaks Frauen:
Dem Schicksal müssen wir ergeben uns vertrauen.
Den Vater Schalak bitt ich mit des Mundes Hauch,
Die Kindermutter Metanoia bitt ich auch,
Großmütterchen, dich aufzunehmen auserkoren.
Die Mutter Metanoia hat ein Kind geboren,
Den Liebling Midda, daß du dich an ihm erfreust,
Als eine Amme dieses Lieblingskind betreust.
Ziehst du ihn auf, bis er ein Jüngling wird voll Freuden,
So werden andre Weiber dich voll Neid beneiden.
Maria sprach: Ich möchte seine Amme sein!
Und Eva schön und Anna lieb, sie traten ein
In Schalaks Haus und so zu Metanoia sagten:
Wir freuen an der Gnade uns der Hochbetagten,
Als Magd und Amme will sie hüten deinen Sohn,
Den Liebling Midda. Gib ihr nur gerechten Lohn.
Die Frauen waren wahrlich eine Augenweide,
Gazelle Anna, Eva Licht im Hauch der Seide,
Die hennafarbnen Locken wild umwehten sie,
Die Seele wohlgestimmt wie Sphärenharmonie.
Maria, Gottes Mutter in dem schwarzen Kleide,
Verschleierte, der Engelsfürsten Augenweide,
Voll Kummer in dem Herzen und voll Gram
Um die gestorbene Sophia, Gottes Lamm,
Sie trat zu Metanoia, Muse aller Musen,
Die trug den Lieblingsknaben an dem Mutterbusen.
Maria war von Glanz und Hoheit licht umstrahlt,
Voll Glorie wie eine himmlische Gestalt,
Daß Metanoia voller Ehrfurcht, voller Demut
In stiller Wonne staunte und in süßer Wehmut.
Jedoch Maria in dem Sessel sitzend schwieg
Und klagte um Sophia und des Todes Sieg.
Da ward dem Schalaks-Sohn Jedidja in dem Herzen
Gegeben die Inspiration, voll Glück zu scherzen
Vor der bekümmerten Maria, daß sein Lied
Erheiterte Marias trauriges Gemüt.
Er sang von Rosen, welche blühten auf den Dornen.
Maria darum liebte Schalaks Erstgebornen,
Dem Jünglinge Jedidja voll von frommem Scherz
Maria öffnete für alle Zeit ihr Herz
Und schloß den Jüngling als den Günstling frommer Musen
Für immer ein in ihren großen Mutterbusen!
Und Metanoia bot Maria edlen Wein
In einem Alabasterbecher an, doch nein,
Maria wurde glühender und wurde blasser,
Sie sprach: Ich faste, trinke nichts als reines Wasser.
Sprach Metanoia: Heil dir, Greisin, sanftes Lamm,
Gewißlich königlich bist du von Davids Stamm,
Denn Majestät und Würde und der Anmut Hoheit
Umschimmern dich in einer göttingleichen Frohheit
Und deine Augen funkeln von geheimem Sinn,
Du bist der Schönheit und der Liebe Königin!
Ich traue völlig deiner Augen Liebesflamme!
Sei meinem Liebling Midda fromme Kinderamme!
Maria sprach zu Metanoia: Heil dir, Frau,
Jehowah ewig gnädig auf dich niederschau
Und lasse alle seine Segensströme regnen
Und dich mit lauter Liebesgnaden segnen!
Ich diene dir allein um deiner Liebe Lohn.
Dein Lieblingssohn soll sein mein Lieblingssohn.
Ich will ihn lehren unter Küssen Gottes Sprüche,
Daß nie beleidigen ihn werden Satans Flüche!
Weihwasser werden meine Küsse sein, geweiht,
Durch meine Liebe wird dein Kind gebenedeit!
So sprach Maria, Allerheiligste der Musen,
Nahm Liebling Midda liebevoll an ihren Busen
Und ließ ihn trinken Trostes Milch voll süßer Lust
Aus ihrer ihm entblößten benedeiten Brust!
Des weisen Schalak Midda, seine Flamme
Der Liebe, zog sie auf als liebevolle Amme.
Sie gab ihm Kosenamen, rief ihn Schelm und Knilch
Und Schatz und nährte ihn mit süßer Milch
Und ließ den makellosen Mutterbusen wallen
Und barg ihn an den bloßen Brüsten, an den prallen!
Mehr Gnaden noch hat sie dem Liebling zugedacht:
Sie hob den Liebling Midda mitten in der Nacht,
Erfüllt von Weisheit, eine weisheitsvolle Amme,
Und tauchte ihn in ihres Herzens Liebesflamme
Und ließ ihn baden in des reinen Herzens Glut
Und weihte ihn mit ihres Herzens Mutterblut
Und gab ihm durch die Glut geheimnisvoller Einheit
Die heilige Purgierung und die Herzensreinheit
Und wollte ihn unsterblich machen, ohne Spott,
Aus Gnade machen ihn zu einem kleinen Gott! –
So voller Mystik Gottes war die fromme Herrin.
Frau Torheit doch glich Metanoia nur, die Närrin,
Die nichts begriffen von der Weisheit. Als sie sah,
Was bei Maria ihrem Lieblingssohn geschah,
Da rief die Närrin, wie die Narren singen Lieder:
Du Alte, gib mir meinen kleinen Liebling wieder!
Schon liebt die Amme heißer meine Leibesfrucht
Und nennt dich Mamma schon! Ich bin voll Eifersucht!
Geh fort aus meinem Haus! Maria sprach mit Schmerzen:
Mein Midda bleibt in Ewigkeit in meinem Herzen,
Schon habe ich ihn mit dem Heilgen Geist getauft,
Mit meinem Ichor ihn dem Satan abgekauft.
Ihn benedeiten heilig meine Mutterküsse.
Frau Torheit, Metanoia, du nun aber wisse,
Ich bin Maria, bin die Himmelskönigin,
Die ich die Mutter Gottes und der Menschen bin.
Ihr Sünder und ihr Narren aber hörtet heute
Die Botschaft und den Ruf vergebens. Blinde Leute,
Ich sprech es aus in meines Herzens Bitternis,
Mehr als den Himmel liebt ihr Höllenfinsternis!
Bekehrt euch vor der Todesstunde zu Frau Wahrheit!
Doch, Metanoia, ungeachtet deiner Narrheit,
Dein Liebling wird in meines Herzens Heiligtum
Für immer bleiben, sein ein Name voller Ruhm,
Ihr preisen werden meiner Minnesänger Musen,
Weil Midda lag gebettet an Marias Busen!
Glückselig Midda hier schon auf der Erde ist,
Weil liebend ihn die Himmelskönigin geküsst!
Großmutter war Maria nun nicht mehr im Leibe,
War Weib, war eine Himmlische von einem Weibe,
War eine reine Jungfrau gottgebenedeit,
Voll Grazie und Reiz die wunderschöne Maid,
Die Königin der Liebe in der Reinheit Sitte.
Ein Lichtglanz füllte süß des weisen Schalak Hütte.
Maria segnete Jedidja, Schalak, und
Den Liebling Midda, küsste ihn mit Purpurmund
Und ging vondannen. Midda lallte: Hosianna!
Den Liebling pflegten Eva schön und liebreich Anna,
Bei ihnen fühlte Midda doch sich nicht so wohl,
Maria war ihm Spiegel und Realsymbol
Der Mutterliebe Gottes voll der Liebe Flamme,
Großmütterchen Maria liebte er, die Amme!
Die Heiligen und Weisen bauten betend nun
Maria eine Kirche, daß sie möge ruhn
In heiligen Gebeten über dem Altare
Hoch auf dem Karmel, wo der Wald im Lockenhaare
Voll Fruchtbarkeit und Schönheit wogte um die Magd.
Jehowah aber Gottes Mutter hat gefragt:
Wann kehrst du wieder aus dem tragischen Theater
Zu dem Umscharten, zu des Himmels Ewigvater?
Maria aber sprach in Demut schamhaft blöd:
Auf Erden ist es nebelig, ist alles öd,
Der Kirche Frühling und der Menschheit Frühling wieder
Kehrt erst zurück in meine und des Kosmos Glieder,
Wenn die jungfräuliche Sophia wiederum
Ich schaue im lebendigen Mysterium
Des frohen Urstand und der schönen Auferstehung
Die Hochzeitstänze tanzen mit des Beckens Drehung!
Dann kehre ich mit ihr als meines Lebens Reim
Zum Heiligtume des umscharten Herrschers heim.
Bis dahin will ich trauern resignierter Leisheit.
Jehowah zu der Ruach sprach, dem Geist der Weisheit:
Zum Hades geh und sage zu Sophia: Komm,
Kehr aus dem Hades wieder in den Himmel fromm!
Sonst wird die Mutter dein vergehen gar vor Kummer
Und alle Menschenwelt vergehn im Todesschlummer.
Maria sprach: Zu Gott kehrt heim die Liebe Frau,
Wenn ich Sophia wahrhaft auferstanden schau!
Jehowah daraufhin voll unstillbarem Dürsten
Aussandte Metatron, den höchsten Engelsfürsten,
Und sandte ihn zu Hades nieder in den Tod
Mit einer Botschaft, seinem göttlichen Gebot,
Sophia zu entlassen aus des Totenstaates
Gewalt. Und Metatron trat zornerfüllt zu Hades,
Der zuckte jäh zusammen vor ergrimmter Angst:
O Metatron, der du ins Reich des Todes drangst,
Vor deinem Gotteszorne zucke ich zusammen,
Jehowah fürchte ich und seines Zornes Flammen!
Und Hades sprach: Sophia, eile, zeige dich
Maria, deiner Mutter, die weint bitterlich!
Dann aber Hades, vor dem Zorne Gottes bange,
Der Satan-Hades züngelte wie eine Schlange:
Die Feige der Erkenntnis speise hier mit mir,
Dann bleibst du Göttin in dem Totenreiche hier!
Sophia aber sprach: Die ich vor Zorn nicht schweige,
Ich red im Zorn: Ich pflück nicht der Erkenntnis Feige,
Ich will allein im Reich des Herrn voll frommer Zucht
Vom Lebensbaum Edens pflücken Lebensfrucht.
So hat Sophia in des Hades Schattenlanden
Satanischer Versuchung betend widerstanden.
Da trat sie in den Chariot zu Metatron,
Die Feuerrosse flogen mit dem Wagenthron,
Mit Rädern aus Türkis und rauschendem Gewimmel
Von Cherubim, hinan in Gottes Sternenhimmel!
Da wandelte im österlichen Ölbaumhain
Der Anmut Dame, Unsre Liebe Frau allein.
Bei den Olivenbäumen trat zu ihr Sophia
Und sprach sie an mit ihrem Namen: O Maria!
Maria ihre Tochter nahm in ihren Arm
Und herzte sie an ihrem Mutterbusen warm.
Sophia sprach: Umschling mich nicht mit Lockenhaaren,
Ich bin noch nicht zum Sternenhimmel aufgefahren
Zu meinem Gott und Abba, ohne bösen Spott,
Zu deinem Abba, ja, zu deinem Herrn und Gott!
Maria sprach: Wie aber wurdest du gestohlen?
Sophia sprach: Ich war bei Rosen und Violen
Und Lilien schön in Scharons blumenreichem Hain,
Nicht mit Maria Magdalena nur allein,
Auch mit Maria Joses, Salome, Susanna,
Maria von Bethanien, Martha und Johanna,
Den Nymphen Galiläas in dem Morgenrot,
Als ich gemordet ward vom Feind, dem bösen Tod!
Der Tod mir setzte Dornen in der Haare Henna
Und raubte mich und riß hinab mich in Gehenna!
Drei Tage war ich drunten in dem Totenreich,
Dem Seher Jona in dem Bauch des Wales gleich.
Nun Fisches Speise briet noch mütterlich Maria
Und speiste ihn in Galiläa mit Sophia.
Da nahte Lilith mit dem braunen Angesicht:
Sophia, folgen will ich dir ins Licht, du Licht!
Da ging die Morgenröte auf im lichten Äther,
Da Mutter Schechinah erschien in Gottes Kether,
Jehowahs Schechinah, die Gottheit-Mutter fromm,
Rief zu Sophia: Komm, o Tochter Gottes, komm,
Hinan ins Leben komm, jungfräuliche Sophia!
Sophia aber mit der Mutter, der Maria,
Auf morgenrötlichem Gewölk gen Himmel fuhr,
Ins Himmelsparadies der Göttlichen Natur!
Sophia rief noch: Wer mir folgt von meinen Erben,
Wird ewig selig leben, nimmer wird er sterben,
Wird folgen mir in Paradieses Morgenrot,
Ich triumphierte und besiegte ja den Tod!
Im Jubel des Triumphes ging die Gott-Sophia
Mit ihrer Mutter, mit der Lieben Frau Maria,
Zum Throne des Umscharten in das Paradies!...
Sophia, sei mir Paradiesfrau göttlich süß!
4
Sophia saß im Thron des Empyreum
Und saß als Fraue dort auf Gottes Thron!
Der Himmel Himmel jauchzte das Tedeum,
Da sie in hypostatischer Union
Mit Gott vereint, wie Vater eins dem Sohn,
Sophia war die Herrin des Gewimmels
Und Herrscherin der Himmel und des höchsten Himmels!
Sophia ging herab zum Kreis der Throne,
Da Engel herrschten wie die großen Götter.
Sophia in dem leuchtenden Äone
Der Throne war wie Blitz und Donnerwetter.
Sie wollte niederkommen doch als Retter
Und ließ die Throne vor der Gottheit. Sie,
Sophia ging hinab die ganze Hierarchie.
Sophia herrlich ist hinabgegangen
Zum Feuersphärenkreis der Seraphim.
Branddrachen waren sie und Feuerschlangen,
Voll heißer Liebesglut dem Herrn intim.
Die Liebesfeuer-Spendenden sublim
Sophia führten durch das Engelsfeuer
Hinab zum Menschen, zu der Rettung Abenteuer.
Sophia trat nun in die lichten Kreise
Der Engel der Gedanken, Cherubim
Genannt, die waren von der Weisheit weise,
Sophia im Besonderen intim.
Erkenntnis, Weisheit spenden sie sublim
Und dienen immer zu Sophias Ehre.
Sie ließen sie hinab aus ihrer Engelssphäre.
Sophia eintrat in den Engelskreis
Der unermeßlichen Gewalt der Mächte,
Die sangen allezeit ihr Kyrieleis,
Wie Blitz und Donner sie und dunkle Nächte,
Wie Meeresrauschen voll des Schaumes Prächte.
Die Mächte nun Sophia mannigfaltig
Begleiteten zur Menschenwelt herab gewaltig.
Sophia eintrat in den Kreis der Tugend,
Da Herrschaft neben Herrschaft friedlich waltet.
Die Gnade Gottes dort in schöner Jugend
Die Herrschaft in der Hierarchie gestaltet,
Aus der die Erdenherrschaft sich entfaltet.
Sie herrschen heilig in der Ewigkeit
Im goldnen Maß der göttlichen Gerechtigkeit.
Erzengel schaute sich Sophia an,
Sah Metatron und schaute Michael,
Der war ein Ritter und ein starker Mann,
Sah mit dem Wort der Botschaft Gabriel,
Sah mit des Trostes Balsam Raphael,
Sah Uriel und Ariel, das Paar,
Erzengel dienen an dem himmlischen Altar.
Schutzengel sah Sophia nun im Licht,
Von Israel den Engel, von Mizraim,
Sah einen Engel schön von Angesicht,
Das Engeldoppellager Mahanaim,
Sah auch den Schutzgeist von Jeruschalaim.
Sophia schaute nach Jerusalem,
Sophia ward geboren nun in Bethlehem.
Als nun die überhimmlische Sophia
Als Gottesebenbild im Schoß zu sehen
Der mütterlich-jungfräulichen Maria,
Verließ sie die Idee und die Ideen
Und ließ in der Materie entstehen
Ihr Fleisch und Blut, in das sie eingesunken,
Wie sonst auch Seelen leben tief in den Spelunken.
Aus Form trat sie in die Materia,
Aus göttlicher Potenz in reinen Akt.
Da war die Gottheit Sapientia
Ein kleines Kind im Mutterschoße nackt.
Da schloß die Seele mit dem Fleisch den Pakt.
Da war das absolute höchste Gute
Nun eine Menschenseele in dem Menschenblute.
Sie hielt nicht fest als wie an einem Raube
An ihrer reinen Gottheit Heiligtum,
Sie war so sanft und wahr wie eine Taube,
Doch fragte sie nicht nach der Menschen Ruhm,
Sie ließ ihr Eden und Elysium
Und ihren himmlischen Ideensaal,
Verkannt zu sein bei Menschen in dem Jammertal.
Sie hielt nicht fest an göttingleicher Schöne,
Nicht fest am schönen göttlichen Geschlecht,
Sie ließ es zu, daß man sie spotte, höhne
Und rief sie einen armen Gottesknecht
Und nannte einen Teufel sie und schlecht
Und sah sie an, entstellt von Leiden gräßlich,
Und nannte die Idee der Schönheit Monstrum häßlich.
Sie hielt nicht fest an ihrer Gottesweisheit,
Wie sie als Weisheit ist aus Gott geboren,
Sie opferte in stiller Demut Leisheit
Den Ruhm der Weisheit für die armen Toren,
Ja, Torheit hat sie schließlich auserkoren,
Des Kreuzes Torheit, Toren zu erlösen
Aus ihrer Torheit Macht und aus der Macht des Bösen.
Auch hielt sie fest nicht an dem lieben Leib,
Mit unschuldvoller Seele fest im Bann,
Auch war sie nicht mehr göttingleiches Weib,
Verachtet war sie nun ein armer Mann,
Der für den Leib allein das Kreuz gewann.
Sie opferte zuletzt, das Höchste Gut,
Den Corpus Christi als Sophiens Fleisch und Blut.
Sophia wirklich alles hat gegeben,
Sie, die des Schöpfungsmorgens Morgenrot,
Sie gab zuletzt die Seele und das Leben,
Sie opferte das Leben in den Tod,
Sie gab ihr Blut wie Wein, ihr Fleisch wie Brot,
Das Leben insgesamt Sophia gab.
Die Göttin Gottes lag begraben in dem Grab!
O wehe! Diese große Königin
War Gottes Königin im höchsten Throne,
Nun ging sie durch die Totenreiche hin
Vereinsamt im satanischen Äone.
Sie legte vor der Pforte ihre Krone
Der Schönheit ab von auserlesner Sorte,
Barhäuptig stand sie vor des Totenreiches Pforte.
Und vor der andern Pforte stand die Frau
Sophia, legte ab das Diadem,
Schön wie ein Morgenstern im Ätherblau,
Stand kronenlos die Maid Jerusalem,
Stand ohne Kranz die Mutter Bethlehem,
Stand ungekrönt, daß sich Sophia schäme,
Im Totenreich sie legte ab die Diademe.
Und vor der nächsten Pforte, vor der Säule,
Sie legte ab den transparenten Schleier.
Die Strahlenaugen, Augen einer Eule,
Sie glühten heißer als das Höllenfeuer.
So unverschleiert sah sie noch kein Freier,
Nicht König Salomo, nicht Seher Nathan,
Wie sie entschleiert trat nun zu der Schlange Satan.
Und vor der nächsten Pforte in der Hölle
Sie legte ab den blauen Sternenmantel,
Der sie umfloß wie Meeres blaues Welle.
Sie ließ den Mantel wie in einem Handel
Mit Satanas. Entmantelt nun ihr Wandel,
Ging einer Frau in leichter Seide gleich
Sophia voller Wehmut durch das Totenreich.
Sophia legte ab das Kleid von Seide,
Voll Blumenstickerei der Seide Hauch.
Fast nackend stand die Göttin Augenweide,
Der Lendenschurz nur hüllte Scham und Bauch.
So ging sie durch den dichten Qualm und Rauch
Des dunklen Höllentors des Totenstaates
Und gab ihr letztes Opfer an die Macht des Hades.
Durch alle Pforten ging sie, alle sieben,
Nun legte sie auch ab mit sanften Händen,
Was an den Frauen ihre Freier lieben,
Den seidengrünen Schurz von ihren Lenden,
Das Feigenblatt als Hostia zu spenden
Dem Tod. So stand sie da in nackter Scham,
Bereit für Adam, ihren lieben Bräutigam!
Die Macht der Liebe überwand den Satan,
Der Satan löste seinen Bund und Pakt
Und gab nun für Sophia frei den Adam.
Sophia, Göttin voll Potenz und Akt,
Sophia nackend war und Adam nackt!
Da einten sich die Göttin und der Heros
Gottmenschlicher Vereinigung in Gottes Eros!
Sophia mit dem Gatten Adam nun
Zum dunklen Tor der Hölle wieder trat,
Den grünen Schurz der Lenden anzutun,
Die Adam auch den Lendenschurz antat,
Daß er, der nackend war im Totenstaat,
Bekleidet werde mit Sophiens Kleid,
Bekleidet mit der göttlichen Gerechtigkeit.
Sophia trat zum andern Höllentor,
Die hübschen Brüste eine Augenweide.
Dort tat sie an geblümten Hauch und Flor
Der wunderschönen gazefeinen Seide
Und legte an das Kleid. Sie bargen beide,
Sophia sich und Adam, in die Kleider
(Als trunkner Seher möchte man fast sagen: Leider)!
Sophia trat zur nächsten Höllenpforte
Und legte wieder an den Sternenmantel,
Gab Adam einen Mantel edler Sorte,
War eingestickt der Blütenschnee der Mandel,
War rot der Purpurmantel. Rein im Wandel
Sophia nun an Adam weise handelt
Und ihn mit Gottes Gnadenkönigtum ummantelt.
Sophia durch der nächsten Pforte Feuer
Trat nun, die Fraue von der Gottheit Art,
Da nahm sie wieder ihren feinen Schleier.
Und Adam, seiner Retterin gepaart,
Verborgen ward von dem Prophetenbart,
Dem Bart, den lästern Dirnen nur und Spötter,
Doch tragen wahrhaft Bärte alle Donnergötter.
Nun durch die nächste Höllenpforte ging
Die Retterin mit Adam angenehm,
Von Edelsteinen dort das edle Ding
Ins schwarze Haar sie tat, das Diadem,
Den Stern der Venus von Jerusalem.
Auch Adam mußte sich nicht länger schämen
Und ward gekränzt mit sieben Lammes-Diademen.
Sophia durch die nächste Pforte trat
Auf ihrem Heimweg zu dem Gottesthrone,
Und in die langen schwarzen Haare tat
Der Göttin würdig sie die Strahlenkrone,
Den Zodiak der kommenden Äone.
Auch Adam von Sophia ward verschönt
Und mit der Schönheit Krone königlich bekrönt.
Die letzte Höllenpforte ward erschlossen
Von Adam und Sophia gottgeweiht.
Von Diadem und Krone lichtumflossen,
In Mantel, Schleier, Lendenschurz und Kleid,
Erschienen sie wie Gottes Herrlichkeit.
Sophia schlug sich lachend an die Brüste
Und schloß die Hölle zu im Namen Jesu Christe!
Sophia nun im Tanz des Beckens Drehung
Bewegte reizend in dem Hochzeitstanz,
Dem schönen Hochzeitstanz der Auferstehung!
Sophia strahlte voller Reiz und Glanz,
Es glühte voller Liebesglut ihr Kranz!
Sophia nun und Adam ward gegeben
Von Gott in Ewigkeit das Auferstehungsleben!
Sophia nun und Adam im Gebet
Empfingen beide einen neuen Leib,
Den lichten Leib der Spiritualität.
Im lichten Leib das göttingleiche Weib,
Im Leibe wie ein Halbgott aber bleib
Der Halbgott Adam an Sophien Seite,
Die Pneumaleib an Pneumaleib vereinigt beide!
Sophia wieder ganz im Glanz der Weisheit
Erstrahlte in der makellosen Klarheit,
Als Geist sie hauchte in intimer Leisheit
Auch Adam ein den reinen Geist der Wahrheit.
Hat Adam abgelegt die alte Narrheit,
Trat Adam nun in lichte Sphärenkreise
Als der von Gottes Weisheit inspirierte Weise.
Sophia wieder völlig in der Schönheit seh
Ich Seher glühn, elektrisch muß ich stöhnen!
Sie ist das Ideal und die Idee,
Die Uridee des wahrhaft guten Schönen.
Sie kam, auch Adam mit dem Kranz zu krönen,
Dem Kranz der Schönheit nach des Todes Kreuz,
Daß Adam nun Sophia ähnlich ward an Reiz!
Sophia nun erlangte ihren Ruhm,
Die Frommen aller Welten singend rühmen
Sophia als das Urmysterium
Des Ewigweiblichen, als Gottes Hymen!
Das Paradies Sophia wird umblümen,
Auch Adam wird vom Paradies umblümt,
Von Gottes Harfenspielern als ihr Held gerühmt.
Zu Geist geworden die Materia,
War ganz der Form gemäß Sophia. Sie,
In der Materie Sapientia,
Vollendete durch Minnesympathie
Als reine Urform Adams Entelechie,
Daß Adams Seelen-Entelechie enorm
Als Form vollendete sich in Sophien Form.
Sie ließen nun die Höhlenwelt der Schatten
Und traten ein in den Ideensaal.
Sophia nannte Adam ihren Gatten,
Nun ihren Ehemann, nicht ihren Baal,
In Gottes Eros mystischen Gemahl.
Sie sprach: Ich kann uns rein im Geiste sehen
Vereinigt im der Idealwelt der Ideen!
Nun grüßten sie den Engel Mahanaim,
Den Engel Amor auch, den lieben Knaben,
Den großen Schutzgeist von Jeruschalaim,
Schutzengel aller Weiblichkeit erhaben,
Schutzengel, die den weisen Mann erlaben,
Schutzgöttern gleich, wie lichte Lilienstengel
Begegnete dem Paar der Hochzeitskranz der Engel.
Erzengel standen auf von ihrem Thron
Und riefen: Heil Sophia, Tochter El,
Anbetung dir, o Frau, rief Metatron,
Zum Gruß das Schwert erhöhte Michael,
Sein Ave jubelte ihr Gabriel.
Erzengel im siderischen Äone
Sophia nun und Adam führten heim zum Throne.
Aufjubelten die schönen Fürstentümer,
Ein jedes Fürstentum regiert vom Genius.
Die Fürstentümer sangen Lobpreis, Rühmer
Der Hagia Sophia, keuscher Venus
In ihrer Inkarnation des Nazarenus.
Sie grüßten ihre Herrin, ihren Herrn,
Sophia sie und Adam auf dem Morgenstern.
Gewalten sich erhoben voller Tugend,
Voll Tugenden der englischen Virtutes.
Sophia priesen sie, der Göttin Jugend,
Ihr Jugendliebreiz war ihr absolutes
Verlangen, Schönheit ihres Höchsten Gutes
Durch alle Himmelreiche zu entfalten,
Begehrten voller Macht der Liebe die Gewalten.
Sophia ging mit Adam in die Nächte,
Die dunkle Nacht der ewigen Äone.
O Majestät Sophia! riefen Mächte
Und standen alle auf von ihrem Throne.
Die Mächte sangen: Heil dem Menschensohne,
Der Zeder Gottes und Sophias Thuja,
Dem auferstandnen Halbgott unser Halleluja!
Die Weisheit grüßten alle Cherubim,
Die Engelsphilosophen in den Kreisen
Der idealen Hierarchie sublim,
Frau Weisheit grüßten sie und ihren Weisen.
Sie baten: Adam mög uns unterweisen,
Als Schüler lauschen Cherubim bescheiden,
Lehrt uns der Mensch die Weisheit von dem Kreuz und Leiden.
Voll Liebesglut erglühten Seraphim
Vor aller schönen Liebe Königin!
Sophia sie anbeteten intim
Und gaben sich in Ganzhingabe hin!
Auch Adam ward das Sterben ein Gewinn,
Erfuhr er durch der Auferstehung Kraft
Doch himmlisch nun der Feuerschlangen Leidenschaft!
Sophia ging mit Adam zu den Thronen.
Heil Gottes Göttin! riefen alle Götter,
Gottähnliche in ewigen Äonen
Die Göttin aller Götter, fern der Spötter,
Sophia priesen, Adams Heil und Retter,
Und priesen Adam auch für seine Gattin,
Den Halbgott Adam als Gemahl der Menschengöttin!
Nun stiegen sie hinan ins Empyreum
Und grüßten Gott den Herrn im Weißen Thron
Und warfen sich aufs Angesicht: Tedeum
Sophia sangen und der Menschensohn,
Das Liebespaar im göttlichen Äon.
Vergöttlicht Adam thronte, fern des Spottes,
Als Menschengott Sophias in dem Throne Gottes...!
Und die jungfräuliche Sophia, fern des Spottes!
Sophia spielte mit den Blumen in dem Lenz,
Die Lilien in des Lichtgewandes Transparenz
Und roten Rosen waren eine Augenweide
Wie Sulamith in ihrer hingehauchten Seide.
Sophia spielte mit den Blumen in dem Hain
Der Scharonwiesen, mit den Jungfraun im Verein,
Maria Magdalena, Salome, Susanna,
Maria Kleophä und Martha und Johanna,
Den Nymphen Galiläas, keusch erfreut an Scham,
Als wütend aus der Hölle Satan-Hades kam!
Und Hades griff Sophia bei der Haare Henna
Und brachte von Jerusalem sie nach Gehenna,
Sophia ward geraubt von Hades-Beelzebul
Und ward gebracht hinunter in den Feuerpfuhl!
Im letzten Augenblick des Lebens schrie Sophia:
O Eli, lema sabachthani? – Nicht Elia
Rief die jungfräuliche Sophia, sondern Gott,
Jehowah, den Umscharten, aller Götter Gott,
Den Götterkönig rief sie an, den Himmelsvater!
Doch die Tragödin in dem tragischen Theater
Vergebens rief Jehowah an um ihren Sieg,
Denn der umscharte Himmelsvater mystisch schwieg.
Kein Engel und kein Mensch stand bei im Tod Sophia!
Doch Eine hörte sie, die Mutter, die Maria,
Sophiens Schreien mit der Schärfe eines Schwerts
Durchbohrte ihr den Busen und das Mutterherz!
Maria schreiend riß die Kleider sich vom Leibe
Und schlug sich an die Brüste! Muse, nun beschreibe,
Wie jammervoll Maria alle Menschen sahn,
In schwarzen Samt gekleidet wie ein Trauerschwan,
Kein Geist, kein Engel und kein Mensch hat ihr den Jammer
Getröstet, da Jehowah schlug sie mit dem Hammer
Und sie zertrümmerte wie einen Felsenthron
Im Mitleid mit Sophias tödlicher Passion!
Drei Tage irrte nun die Gottesmutter blöde,
Wahnsinnige vor Schmerzen, durch der Erde Öde,
Sie aß kein fettes Fleisch und trank auch keinen Wein
Und tauchte nicht den Leib in Milch der Stute ein.
Am dritten Tag, im Dunkel vor der Morgenröte,
Frau Lilith ging im Dämmergrau und blies die Flöte:
O Mutter unsres Brotes, o Maria! sprach
Frau Lilith: Wer hat dir geraubt Sophia, ach
Ich weiß es wohl, Maria, sings dir zu der Flöte.
Maria aber trat zum Geist der Morgenröte
Und sprach: O Engel, scheu in mir die Königin
Der Mächte, Throne, Seraphin und Cherubin,
Ich hörte die jungfräuliche Sophia schreien
Und sich mit einem Todesschrei Jehowah weihen,
Jetzt aber sehe ich Sophia nirgend mehr.
Geist, deine schöne Morgenröte leuchtet sehr,
Kannst du nicht die jungfräuliche Sophia schauen,
Die Stätte ihres Aufenthalts mir anvertrauen?
Sag, haben die Apostel ihren Leib geraubt,
Wie man Altweiberfabeln bei den Juden glaubt,
Und haben sie die Jüngerinnen, hübsche Kinder,
Sophia fortgetragen in das Land der Inder?
Der Engel aber sprach, erfreut an keuscher Scham:
Maria, Annas Tochter, heilig ist dein Gram
Und heilig ist dein Mitleid, wie du sanft bescheiden
Mitleidest leidend mit Sophias Todesleiden.
Am Tode der jungfräulichen Sophia schuld
Der Sünder Hades ist. Sophia voller Huld
Und Wahrheit, Satan wollt sie in den Hades holen
Und hat Sophia aus der Menschenwelt gestohlen.
Jehowah wollt in Ewigkeit den Hades nicht,
Allein der Sünde spricht der Hades das Gericht.
Die Siegerin Sophia aber will der Hades
Für immer fesseln in der Nacht des Totenstaates,
Damit den ewigen Triumph behält der Tod.
Der Engels sprachs und aufstieg mit dem Morgenrot,
Mit der Aurora Gottes oder Gottes Kether
Der Seraph schön aufschwebte in den lichten Äther.
Maria aber klagte vor Jehowah stumm
Und vor den Himmlischen in Gottes Heiligtum
Hoch auf dem Berge der Versammlung mannigfalt.
Maria ward zur Greisin, zur Großmutter alt,
Maria ward, die Mutter vom Sophien-Lamme,
Zu einer weisen Alten, einer lieben Amme.
So saß sie an dem Jungfraunbrunnen vor dem Haus
Des weisen Mannes Schalak. Gingen ein und aus
In Schalaks Hütte seine Weiber, Hosianna,
Die wunderschöne Eva, liebevolle Anna.
Und Eva schön und Anna lieb erkannten nicht
Die Mutter Gottes in der Greisin Angesicht.
Großmütterchen, wer bist du? Höre unsre Bitte,
Großmutter, komm in unsres weisen Schalak Hütte!
Maria sprach: Ihr lieben Frauen, seid gegrüßt!
Ich komm von Jawan, wo der Archipelagos fließt,
Ich komme von Elischa. Mit dem Tarsis-Schiffe
Ich scheiterte vor Tyrus an dem Felsenriffe
Und strandete an Tyrus‘ und an Sidons Saum
Und ging an Land, getaucht aus Gischt und Meeresschaum,
Und trat die Keisel an dem Strand, der Murmeln Marmel,
Und irrend kam hierher ich, an den Fuß des Karmel.
Jehowah segne euch mit eurem Bräutigam
Und einer Schar von süßen Kindern, Lamm an Lamm.
O meine Freundinnen mit liebesschönen Mienen,
Komm ich in euer Haus, so will als Magd ich dienen
Und Dienerin euch sein und liebevolle Magd
Und Kinderamme, daß ihr preist mich als Smaragd.
Sprach Eva, die die Schönste war von Schalaks Frauen:
Dem Schicksal müssen wir ergeben uns vertrauen.
Den Vater Schalak bitt ich mit des Mundes Hauch,
Die Kindermutter Metanoia bitt ich auch,
Großmütterchen, dich aufzunehmen auserkoren.
Die Mutter Metanoia hat ein Kind geboren,
Den Liebling Midda, daß du dich an ihm erfreust,
Als eine Amme dieses Lieblingskind betreust.
Ziehst du ihn auf, bis er ein Jüngling wird voll Freuden,
So werden andre Weiber dich voll Neid beneiden.
Maria sprach: Ich möchte seine Amme sein!
Und Eva schön und Anna lieb, sie traten ein
In Schalaks Haus und so zu Metanoia sagten:
Wir freuen an der Gnade uns der Hochbetagten,
Als Magd und Amme will sie hüten deinen Sohn,
Den Liebling Midda. Gib ihr nur gerechten Lohn.
Die Frauen waren wahrlich eine Augenweide,
Gazelle Anna, Eva Licht im Hauch der Seide,
Die hennafarbnen Locken wild umwehten sie,
Die Seele wohlgestimmt wie Sphärenharmonie.
Maria, Gottes Mutter in dem schwarzen Kleide,
Verschleierte, der Engelsfürsten Augenweide,
Voll Kummer in dem Herzen und voll Gram
Um die gestorbene Sophia, Gottes Lamm,
Sie trat zu Metanoia, Muse aller Musen,
Die trug den Lieblingsknaben an dem Mutterbusen.
Maria war von Glanz und Hoheit licht umstrahlt,
Voll Glorie wie eine himmlische Gestalt,
Daß Metanoia voller Ehrfurcht, voller Demut
In stiller Wonne staunte und in süßer Wehmut.
Jedoch Maria in dem Sessel sitzend schwieg
Und klagte um Sophia und des Todes Sieg.
Da ward dem Schalaks-Sohn Jedidja in dem Herzen
Gegeben die Inspiration, voll Glück zu scherzen
Vor der bekümmerten Maria, daß sein Lied
Erheiterte Marias trauriges Gemüt.
Er sang von Rosen, welche blühten auf den Dornen.
Maria darum liebte Schalaks Erstgebornen,
Dem Jünglinge Jedidja voll von frommem Scherz
Maria öffnete für alle Zeit ihr Herz
Und schloß den Jüngling als den Günstling frommer Musen
Für immer ein in ihren großen Mutterbusen!
Und Metanoia bot Maria edlen Wein
In einem Alabasterbecher an, doch nein,
Maria wurde glühender und wurde blasser,
Sie sprach: Ich faste, trinke nichts als reines Wasser.
Sprach Metanoia: Heil dir, Greisin, sanftes Lamm,
Gewißlich königlich bist du von Davids Stamm,
Denn Majestät und Würde und der Anmut Hoheit
Umschimmern dich in einer göttingleichen Frohheit
Und deine Augen funkeln von geheimem Sinn,
Du bist der Schönheit und der Liebe Königin!
Ich traue völlig deiner Augen Liebesflamme!
Sei meinem Liebling Midda fromme Kinderamme!
Maria sprach zu Metanoia: Heil dir, Frau,
Jehowah ewig gnädig auf dich niederschau
Und lasse alle seine Segensströme regnen
Und dich mit lauter Liebesgnaden segnen!
Ich diene dir allein um deiner Liebe Lohn.
Dein Lieblingssohn soll sein mein Lieblingssohn.
Ich will ihn lehren unter Küssen Gottes Sprüche,
Daß nie beleidigen ihn werden Satans Flüche!
Weihwasser werden meine Küsse sein, geweiht,
Durch meine Liebe wird dein Kind gebenedeit!
So sprach Maria, Allerheiligste der Musen,
Nahm Liebling Midda liebevoll an ihren Busen
Und ließ ihn trinken Trostes Milch voll süßer Lust
Aus ihrer ihm entblößten benedeiten Brust!
Des weisen Schalak Midda, seine Flamme
Der Liebe, zog sie auf als liebevolle Amme.
Sie gab ihm Kosenamen, rief ihn Schelm und Knilch
Und Schatz und nährte ihn mit süßer Milch
Und ließ den makellosen Mutterbusen wallen
Und barg ihn an den bloßen Brüsten, an den prallen!
Mehr Gnaden noch hat sie dem Liebling zugedacht:
Sie hob den Liebling Midda mitten in der Nacht,
Erfüllt von Weisheit, eine weisheitsvolle Amme,
Und tauchte ihn in ihres Herzens Liebesflamme
Und ließ ihn baden in des reinen Herzens Glut
Und weihte ihn mit ihres Herzens Mutterblut
Und gab ihm durch die Glut geheimnisvoller Einheit
Die heilige Purgierung und die Herzensreinheit
Und wollte ihn unsterblich machen, ohne Spott,
Aus Gnade machen ihn zu einem kleinen Gott! –
So voller Mystik Gottes war die fromme Herrin.
Frau Torheit doch glich Metanoia nur, die Närrin,
Die nichts begriffen von der Weisheit. Als sie sah,
Was bei Maria ihrem Lieblingssohn geschah,
Da rief die Närrin, wie die Narren singen Lieder:
Du Alte, gib mir meinen kleinen Liebling wieder!
Schon liebt die Amme heißer meine Leibesfrucht
Und nennt dich Mamma schon! Ich bin voll Eifersucht!
Geh fort aus meinem Haus! Maria sprach mit Schmerzen:
Mein Midda bleibt in Ewigkeit in meinem Herzen,
Schon habe ich ihn mit dem Heilgen Geist getauft,
Mit meinem Ichor ihn dem Satan abgekauft.
Ihn benedeiten heilig meine Mutterküsse.
Frau Torheit, Metanoia, du nun aber wisse,
Ich bin Maria, bin die Himmelskönigin,
Die ich die Mutter Gottes und der Menschen bin.
Ihr Sünder und ihr Narren aber hörtet heute
Die Botschaft und den Ruf vergebens. Blinde Leute,
Ich sprech es aus in meines Herzens Bitternis,
Mehr als den Himmel liebt ihr Höllenfinsternis!
Bekehrt euch vor der Todesstunde zu Frau Wahrheit!
Doch, Metanoia, ungeachtet deiner Narrheit,
Dein Liebling wird in meines Herzens Heiligtum
Für immer bleiben, sein ein Name voller Ruhm,
Ihr preisen werden meiner Minnesänger Musen,
Weil Midda lag gebettet an Marias Busen!
Glückselig Midda hier schon auf der Erde ist,
Weil liebend ihn die Himmelskönigin geküsst!
Großmutter war Maria nun nicht mehr im Leibe,
War Weib, war eine Himmlische von einem Weibe,
War eine reine Jungfrau gottgebenedeit,
Voll Grazie und Reiz die wunderschöne Maid,
Die Königin der Liebe in der Reinheit Sitte.
Ein Lichtglanz füllte süß des weisen Schalak Hütte.
Maria segnete Jedidja, Schalak, und
Den Liebling Midda, küsste ihn mit Purpurmund
Und ging vondannen. Midda lallte: Hosianna!
Den Liebling pflegten Eva schön und liebreich Anna,
Bei ihnen fühlte Midda doch sich nicht so wohl,
Maria war ihm Spiegel und Realsymbol
Der Mutterliebe Gottes voll der Liebe Flamme,
Großmütterchen Maria liebte er, die Amme!
Die Heiligen und Weisen bauten betend nun
Maria eine Kirche, daß sie möge ruhn
In heiligen Gebeten über dem Altare
Hoch auf dem Karmel, wo der Wald im Lockenhaare
Voll Fruchtbarkeit und Schönheit wogte um die Magd.
Jehowah aber Gottes Mutter hat gefragt:
Wann kehrst du wieder aus dem tragischen Theater
Zu dem Umscharten, zu des Himmels Ewigvater?
Maria aber sprach in Demut schamhaft blöd:
Auf Erden ist es nebelig, ist alles öd,
Der Kirche Frühling und der Menschheit Frühling wieder
Kehrt erst zurück in meine und des Kosmos Glieder,
Wenn die jungfräuliche Sophia wiederum
Ich schaue im lebendigen Mysterium
Des frohen Urstand und der schönen Auferstehung
Die Hochzeitstänze tanzen mit des Beckens Drehung!
Dann kehre ich mit ihr als meines Lebens Reim
Zum Heiligtume des umscharten Herrschers heim.
Bis dahin will ich trauern resignierter Leisheit.
Jehowah zu der Ruach sprach, dem Geist der Weisheit:
Zum Hades geh und sage zu Sophia: Komm,
Kehr aus dem Hades wieder in den Himmel fromm!
Sonst wird die Mutter dein vergehen gar vor Kummer
Und alle Menschenwelt vergehn im Todesschlummer.
Maria sprach: Zu Gott kehrt heim die Liebe Frau,
Wenn ich Sophia wahrhaft auferstanden schau!
Jehowah daraufhin voll unstillbarem Dürsten
Aussandte Metatron, den höchsten Engelsfürsten,
Und sandte ihn zu Hades nieder in den Tod
Mit einer Botschaft, seinem göttlichen Gebot,
Sophia zu entlassen aus des Totenstaates
Gewalt. Und Metatron trat zornerfüllt zu Hades,
Der zuckte jäh zusammen vor ergrimmter Angst:
O Metatron, der du ins Reich des Todes drangst,
Vor deinem Gotteszorne zucke ich zusammen,
Jehowah fürchte ich und seines Zornes Flammen!
Und Hades sprach: Sophia, eile, zeige dich
Maria, deiner Mutter, die weint bitterlich!
Dann aber Hades, vor dem Zorne Gottes bange,
Der Satan-Hades züngelte wie eine Schlange:
Die Feige der Erkenntnis speise hier mit mir,
Dann bleibst du Göttin in dem Totenreiche hier!
Sophia aber sprach: Die ich vor Zorn nicht schweige,
Ich red im Zorn: Ich pflück nicht der Erkenntnis Feige,
Ich will allein im Reich des Herrn voll frommer Zucht
Vom Lebensbaum Edens pflücken Lebensfrucht.
So hat Sophia in des Hades Schattenlanden
Satanischer Versuchung betend widerstanden.
Da trat sie in den Chariot zu Metatron,
Die Feuerrosse flogen mit dem Wagenthron,
Mit Rädern aus Türkis und rauschendem Gewimmel
Von Cherubim, hinan in Gottes Sternenhimmel!
Da wandelte im österlichen Ölbaumhain
Der Anmut Dame, Unsre Liebe Frau allein.
Bei den Olivenbäumen trat zu ihr Sophia
Und sprach sie an mit ihrem Namen: O Maria!
Maria ihre Tochter nahm in ihren Arm
Und herzte sie an ihrem Mutterbusen warm.
Sophia sprach: Umschling mich nicht mit Lockenhaaren,
Ich bin noch nicht zum Sternenhimmel aufgefahren
Zu meinem Gott und Abba, ohne bösen Spott,
Zu deinem Abba, ja, zu deinem Herrn und Gott!
Maria sprach: Wie aber wurdest du gestohlen?
Sophia sprach: Ich war bei Rosen und Violen
Und Lilien schön in Scharons blumenreichem Hain,
Nicht mit Maria Magdalena nur allein,
Auch mit Maria Joses, Salome, Susanna,
Maria von Bethanien, Martha und Johanna,
Den Nymphen Galiläas in dem Morgenrot,
Als ich gemordet ward vom Feind, dem bösen Tod!
Der Tod mir setzte Dornen in der Haare Henna
Und raubte mich und riß hinab mich in Gehenna!
Drei Tage war ich drunten in dem Totenreich,
Dem Seher Jona in dem Bauch des Wales gleich.
Nun Fisches Speise briet noch mütterlich Maria
Und speiste ihn in Galiläa mit Sophia.
Da nahte Lilith mit dem braunen Angesicht:
Sophia, folgen will ich dir ins Licht, du Licht!
Da ging die Morgenröte auf im lichten Äther,
Da Mutter Schechinah erschien in Gottes Kether,
Jehowahs Schechinah, die Gottheit-Mutter fromm,
Rief zu Sophia: Komm, o Tochter Gottes, komm,
Hinan ins Leben komm, jungfräuliche Sophia!
Sophia aber mit der Mutter, der Maria,
Auf morgenrötlichem Gewölk gen Himmel fuhr,
Ins Himmelsparadies der Göttlichen Natur!
Sophia rief noch: Wer mir folgt von meinen Erben,
Wird ewig selig leben, nimmer wird er sterben,
Wird folgen mir in Paradieses Morgenrot,
Ich triumphierte und besiegte ja den Tod!
Im Jubel des Triumphes ging die Gott-Sophia
Mit ihrer Mutter, mit der Lieben Frau Maria,
Zum Throne des Umscharten in das Paradies!...
Sophia, sei mir Paradiesfrau göttlich süß!
4
Sophia saß im Thron des Empyreum
Und saß als Fraue dort auf Gottes Thron!
Der Himmel Himmel jauchzte das Tedeum,
Da sie in hypostatischer Union
Mit Gott vereint, wie Vater eins dem Sohn,
Sophia war die Herrin des Gewimmels
Und Herrscherin der Himmel und des höchsten Himmels!
Sophia ging herab zum Kreis der Throne,
Da Engel herrschten wie die großen Götter.
Sophia in dem leuchtenden Äone
Der Throne war wie Blitz und Donnerwetter.
Sie wollte niederkommen doch als Retter
Und ließ die Throne vor der Gottheit. Sie,
Sophia ging hinab die ganze Hierarchie.
Sophia herrlich ist hinabgegangen
Zum Feuersphärenkreis der Seraphim.
Branddrachen waren sie und Feuerschlangen,
Voll heißer Liebesglut dem Herrn intim.
Die Liebesfeuer-Spendenden sublim
Sophia führten durch das Engelsfeuer
Hinab zum Menschen, zu der Rettung Abenteuer.
Sophia trat nun in die lichten Kreise
Der Engel der Gedanken, Cherubim
Genannt, die waren von der Weisheit weise,
Sophia im Besonderen intim.
Erkenntnis, Weisheit spenden sie sublim
Und dienen immer zu Sophias Ehre.
Sie ließen sie hinab aus ihrer Engelssphäre.
Sophia eintrat in den Engelskreis
Der unermeßlichen Gewalt der Mächte,
Die sangen allezeit ihr Kyrieleis,
Wie Blitz und Donner sie und dunkle Nächte,
Wie Meeresrauschen voll des Schaumes Prächte.
Die Mächte nun Sophia mannigfaltig
Begleiteten zur Menschenwelt herab gewaltig.
Sophia eintrat in den Kreis der Tugend,
Da Herrschaft neben Herrschaft friedlich waltet.
Die Gnade Gottes dort in schöner Jugend
Die Herrschaft in der Hierarchie gestaltet,
Aus der die Erdenherrschaft sich entfaltet.
Sie herrschen heilig in der Ewigkeit
Im goldnen Maß der göttlichen Gerechtigkeit.
Erzengel schaute sich Sophia an,
Sah Metatron und schaute Michael,
Der war ein Ritter und ein starker Mann,
Sah mit dem Wort der Botschaft Gabriel,
Sah mit des Trostes Balsam Raphael,
Sah Uriel und Ariel, das Paar,
Erzengel dienen an dem himmlischen Altar.
Schutzengel sah Sophia nun im Licht,
Von Israel den Engel, von Mizraim,
Sah einen Engel schön von Angesicht,
Das Engeldoppellager Mahanaim,
Sah auch den Schutzgeist von Jeruschalaim.
Sophia schaute nach Jerusalem,
Sophia ward geboren nun in Bethlehem.
Als nun die überhimmlische Sophia
Als Gottesebenbild im Schoß zu sehen
Der mütterlich-jungfräulichen Maria,
Verließ sie die Idee und die Ideen
Und ließ in der Materie entstehen
Ihr Fleisch und Blut, in das sie eingesunken,
Wie sonst auch Seelen leben tief in den Spelunken.
Aus Form trat sie in die Materia,
Aus göttlicher Potenz in reinen Akt.
Da war die Gottheit Sapientia
Ein kleines Kind im Mutterschoße nackt.
Da schloß die Seele mit dem Fleisch den Pakt.
Da war das absolute höchste Gute
Nun eine Menschenseele in dem Menschenblute.
Sie hielt nicht fest als wie an einem Raube
An ihrer reinen Gottheit Heiligtum,
Sie war so sanft und wahr wie eine Taube,
Doch fragte sie nicht nach der Menschen Ruhm,
Sie ließ ihr Eden und Elysium
Und ihren himmlischen Ideensaal,
Verkannt zu sein bei Menschen in dem Jammertal.
Sie hielt nicht fest an göttingleicher Schöne,
Nicht fest am schönen göttlichen Geschlecht,
Sie ließ es zu, daß man sie spotte, höhne
Und rief sie einen armen Gottesknecht
Und nannte einen Teufel sie und schlecht
Und sah sie an, entstellt von Leiden gräßlich,
Und nannte die Idee der Schönheit Monstrum häßlich.
Sie hielt nicht fest an ihrer Gottesweisheit,
Wie sie als Weisheit ist aus Gott geboren,
Sie opferte in stiller Demut Leisheit
Den Ruhm der Weisheit für die armen Toren,
Ja, Torheit hat sie schließlich auserkoren,
Des Kreuzes Torheit, Toren zu erlösen
Aus ihrer Torheit Macht und aus der Macht des Bösen.
Auch hielt sie fest nicht an dem lieben Leib,
Mit unschuldvoller Seele fest im Bann,
Auch war sie nicht mehr göttingleiches Weib,
Verachtet war sie nun ein armer Mann,
Der für den Leib allein das Kreuz gewann.
Sie opferte zuletzt, das Höchste Gut,
Den Corpus Christi als Sophiens Fleisch und Blut.
Sophia wirklich alles hat gegeben,
Sie, die des Schöpfungsmorgens Morgenrot,
Sie gab zuletzt die Seele und das Leben,
Sie opferte das Leben in den Tod,
Sie gab ihr Blut wie Wein, ihr Fleisch wie Brot,
Das Leben insgesamt Sophia gab.
Die Göttin Gottes lag begraben in dem Grab!
O wehe! Diese große Königin
War Gottes Königin im höchsten Throne,
Nun ging sie durch die Totenreiche hin
Vereinsamt im satanischen Äone.
Sie legte vor der Pforte ihre Krone
Der Schönheit ab von auserlesner Sorte,
Barhäuptig stand sie vor des Totenreiches Pforte.
Und vor der andern Pforte stand die Frau
Sophia, legte ab das Diadem,
Schön wie ein Morgenstern im Ätherblau,
Stand kronenlos die Maid Jerusalem,
Stand ohne Kranz die Mutter Bethlehem,
Stand ungekrönt, daß sich Sophia schäme,
Im Totenreich sie legte ab die Diademe.
Und vor der nächsten Pforte, vor der Säule,
Sie legte ab den transparenten Schleier.
Die Strahlenaugen, Augen einer Eule,
Sie glühten heißer als das Höllenfeuer.
So unverschleiert sah sie noch kein Freier,
Nicht König Salomo, nicht Seher Nathan,
Wie sie entschleiert trat nun zu der Schlange Satan.
Und vor der nächsten Pforte in der Hölle
Sie legte ab den blauen Sternenmantel,
Der sie umfloß wie Meeres blaues Welle.
Sie ließ den Mantel wie in einem Handel
Mit Satanas. Entmantelt nun ihr Wandel,
Ging einer Frau in leichter Seide gleich
Sophia voller Wehmut durch das Totenreich.
Sophia legte ab das Kleid von Seide,
Voll Blumenstickerei der Seide Hauch.
Fast nackend stand die Göttin Augenweide,
Der Lendenschurz nur hüllte Scham und Bauch.
So ging sie durch den dichten Qualm und Rauch
Des dunklen Höllentors des Totenstaates
Und gab ihr letztes Opfer an die Macht des Hades.
Durch alle Pforten ging sie, alle sieben,
Nun legte sie auch ab mit sanften Händen,
Was an den Frauen ihre Freier lieben,
Den seidengrünen Schurz von ihren Lenden,
Das Feigenblatt als Hostia zu spenden
Dem Tod. So stand sie da in nackter Scham,
Bereit für Adam, ihren lieben Bräutigam!
Die Macht der Liebe überwand den Satan,
Der Satan löste seinen Bund und Pakt
Und gab nun für Sophia frei den Adam.
Sophia, Göttin voll Potenz und Akt,
Sophia nackend war und Adam nackt!
Da einten sich die Göttin und der Heros
Gottmenschlicher Vereinigung in Gottes Eros!
Sophia mit dem Gatten Adam nun
Zum dunklen Tor der Hölle wieder trat,
Den grünen Schurz der Lenden anzutun,
Die Adam auch den Lendenschurz antat,
Daß er, der nackend war im Totenstaat,
Bekleidet werde mit Sophiens Kleid,
Bekleidet mit der göttlichen Gerechtigkeit.
Sophia trat zum andern Höllentor,
Die hübschen Brüste eine Augenweide.
Dort tat sie an geblümten Hauch und Flor
Der wunderschönen gazefeinen Seide
Und legte an das Kleid. Sie bargen beide,
Sophia sich und Adam, in die Kleider
(Als trunkner Seher möchte man fast sagen: Leider)!
Sophia trat zur nächsten Höllenpforte
Und legte wieder an den Sternenmantel,
Gab Adam einen Mantel edler Sorte,
War eingestickt der Blütenschnee der Mandel,
War rot der Purpurmantel. Rein im Wandel
Sophia nun an Adam weise handelt
Und ihn mit Gottes Gnadenkönigtum ummantelt.
Sophia durch der nächsten Pforte Feuer
Trat nun, die Fraue von der Gottheit Art,
Da nahm sie wieder ihren feinen Schleier.
Und Adam, seiner Retterin gepaart,
Verborgen ward von dem Prophetenbart,
Dem Bart, den lästern Dirnen nur und Spötter,
Doch tragen wahrhaft Bärte alle Donnergötter.
Nun durch die nächste Höllenpforte ging
Die Retterin mit Adam angenehm,
Von Edelsteinen dort das edle Ding
Ins schwarze Haar sie tat, das Diadem,
Den Stern der Venus von Jerusalem.
Auch Adam mußte sich nicht länger schämen
Und ward gekränzt mit sieben Lammes-Diademen.
Sophia durch die nächste Pforte trat
Auf ihrem Heimweg zu dem Gottesthrone,
Und in die langen schwarzen Haare tat
Der Göttin würdig sie die Strahlenkrone,
Den Zodiak der kommenden Äone.
Auch Adam von Sophia ward verschönt
Und mit der Schönheit Krone königlich bekrönt.
Die letzte Höllenpforte ward erschlossen
Von Adam und Sophia gottgeweiht.
Von Diadem und Krone lichtumflossen,
In Mantel, Schleier, Lendenschurz und Kleid,
Erschienen sie wie Gottes Herrlichkeit.
Sophia schlug sich lachend an die Brüste
Und schloß die Hölle zu im Namen Jesu Christe!
Sophia nun im Tanz des Beckens Drehung
Bewegte reizend in dem Hochzeitstanz,
Dem schönen Hochzeitstanz der Auferstehung!
Sophia strahlte voller Reiz und Glanz,
Es glühte voller Liebesglut ihr Kranz!
Sophia nun und Adam ward gegeben
Von Gott in Ewigkeit das Auferstehungsleben!
Sophia nun und Adam im Gebet
Empfingen beide einen neuen Leib,
Den lichten Leib der Spiritualität.
Im lichten Leib das göttingleiche Weib,
Im Leibe wie ein Halbgott aber bleib
Der Halbgott Adam an Sophien Seite,
Die Pneumaleib an Pneumaleib vereinigt beide!
Sophia wieder ganz im Glanz der Weisheit
Erstrahlte in der makellosen Klarheit,
Als Geist sie hauchte in intimer Leisheit
Auch Adam ein den reinen Geist der Wahrheit.
Hat Adam abgelegt die alte Narrheit,
Trat Adam nun in lichte Sphärenkreise
Als der von Gottes Weisheit inspirierte Weise.
Sophia wieder völlig in der Schönheit seh
Ich Seher glühn, elektrisch muß ich stöhnen!
Sie ist das Ideal und die Idee,
Die Uridee des wahrhaft guten Schönen.
Sie kam, auch Adam mit dem Kranz zu krönen,
Dem Kranz der Schönheit nach des Todes Kreuz,
Daß Adam nun Sophia ähnlich ward an Reiz!
Sophia nun erlangte ihren Ruhm,
Die Frommen aller Welten singend rühmen
Sophia als das Urmysterium
Des Ewigweiblichen, als Gottes Hymen!
Das Paradies Sophia wird umblümen,
Auch Adam wird vom Paradies umblümt,
Von Gottes Harfenspielern als ihr Held gerühmt.
Zu Geist geworden die Materia,
War ganz der Form gemäß Sophia. Sie,
In der Materie Sapientia,
Vollendete durch Minnesympathie
Als reine Urform Adams Entelechie,
Daß Adams Seelen-Entelechie enorm
Als Form vollendete sich in Sophien Form.
Sie ließen nun die Höhlenwelt der Schatten
Und traten ein in den Ideensaal.
Sophia nannte Adam ihren Gatten,
Nun ihren Ehemann, nicht ihren Baal,
In Gottes Eros mystischen Gemahl.
Sie sprach: Ich kann uns rein im Geiste sehen
Vereinigt im der Idealwelt der Ideen!
Nun grüßten sie den Engel Mahanaim,
Den Engel Amor auch, den lieben Knaben,
Den großen Schutzgeist von Jeruschalaim,
Schutzengel aller Weiblichkeit erhaben,
Schutzengel, die den weisen Mann erlaben,
Schutzgöttern gleich, wie lichte Lilienstengel
Begegnete dem Paar der Hochzeitskranz der Engel.
Erzengel standen auf von ihrem Thron
Und riefen: Heil Sophia, Tochter El,
Anbetung dir, o Frau, rief Metatron,
Zum Gruß das Schwert erhöhte Michael,
Sein Ave jubelte ihr Gabriel.
Erzengel im siderischen Äone
Sophia nun und Adam führten heim zum Throne.
Aufjubelten die schönen Fürstentümer,
Ein jedes Fürstentum regiert vom Genius.
Die Fürstentümer sangen Lobpreis, Rühmer
Der Hagia Sophia, keuscher Venus
In ihrer Inkarnation des Nazarenus.
Sie grüßten ihre Herrin, ihren Herrn,
Sophia sie und Adam auf dem Morgenstern.
Gewalten sich erhoben voller Tugend,
Voll Tugenden der englischen Virtutes.
Sophia priesen sie, der Göttin Jugend,
Ihr Jugendliebreiz war ihr absolutes
Verlangen, Schönheit ihres Höchsten Gutes
Durch alle Himmelreiche zu entfalten,
Begehrten voller Macht der Liebe die Gewalten.
Sophia ging mit Adam in die Nächte,
Die dunkle Nacht der ewigen Äone.
O Majestät Sophia! riefen Mächte
Und standen alle auf von ihrem Throne.
Die Mächte sangen: Heil dem Menschensohne,
Der Zeder Gottes und Sophias Thuja,
Dem auferstandnen Halbgott unser Halleluja!
Die Weisheit grüßten alle Cherubim,
Die Engelsphilosophen in den Kreisen
Der idealen Hierarchie sublim,
Frau Weisheit grüßten sie und ihren Weisen.
Sie baten: Adam mög uns unterweisen,
Als Schüler lauschen Cherubim bescheiden,
Lehrt uns der Mensch die Weisheit von dem Kreuz und Leiden.
Voll Liebesglut erglühten Seraphim
Vor aller schönen Liebe Königin!
Sophia sie anbeteten intim
Und gaben sich in Ganzhingabe hin!
Auch Adam ward das Sterben ein Gewinn,
Erfuhr er durch der Auferstehung Kraft
Doch himmlisch nun der Feuerschlangen Leidenschaft!
Sophia ging mit Adam zu den Thronen.
Heil Gottes Göttin! riefen alle Götter,
Gottähnliche in ewigen Äonen
Die Göttin aller Götter, fern der Spötter,
Sophia priesen, Adams Heil und Retter,
Und priesen Adam auch für seine Gattin,
Den Halbgott Adam als Gemahl der Menschengöttin!
Nun stiegen sie hinan ins Empyreum
Und grüßten Gott den Herrn im Weißen Thron
Und warfen sich aufs Angesicht: Tedeum
Sophia sangen und der Menschensohn,
Das Liebespaar im göttlichen Äon.
Vergöttlicht Adam thronte, fern des Spottes,
Als Menschengott Sophias in dem Throne Gottes...!
UND
NUN WEIH ICH DIES EPOS DER HEILIGEN JUNGFRAU MARIA