Ein erotisches Poem
Von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
ERSTER
GESANG
I
Sing,
Muse, und so weiter! Siehe,
Ein
Majestätisch-Edler Graf
Mit
seiner Frau zur Morgenfrühe
Lag
rein und liebevoll im Schlaf
Und
ehelich das Fleisch verflocht er,
Gebar
die Gräfin eine Tochter,
Die
war wie lichter Sonnenschein,
Ein
transparenter Edelstein,
Man
rief sie Ai Wei, Beifuß-Rose!
So
schön war diese süße Maid,
Entzückend,
voller Lieblichkeit,
Rief
alles sie: die Makellose!
Sie
wars, die alle hoch entzückt,
Die
jedes Mannes Sinn beglückt!
II
Als
Ai Wei fünfzehn Jahre zählte,
War
unaussprechlich lieblich sie,
Das
Phönix-Auge, das beseelte,
Die
Seele voller Harmonie
War
schön, die Brauen, fern vom Spotte,
Wie
schwarze Fühler einer Motte,
Wie
Mandelform und wie Oval
Das
Antlitz voller Anmut, schmal,
Wie
Meteoriten, Mandelkerne
Der
Mandelaugen schmaler Schlitz,
Entzückend
durch den lichten Blitz
Der
makellosen Morgensterne!
Sie
war an Liebreiz-Zauber reich,
Des
Kaisers Favoritin gleich.
III
Die
zarte Jade ihre Knochen,
Die
weiße Haut so glatt wie Eis,
Ließ
alle Herzen höher pochen
Des
schmalen Händchens Finger weiß.
Das
Trippeln ihrer Lotosschritte
Im
süßen Reiz der reinen Sitte
Glich
einer Schwalbe in dem Lenz,
Die
fliegt in Äthers Transparenz.
Und
saß sie in dem Duftgemache,
So
hielt man ihr Gemach wohl gar
Für
einen Himmel offenbar.
Vor
Staunen jeder seine Sprache
Verlor,
selbst der gelehrte Mann,
Sah
er die Himmelsjungfrau an!
IV
Wenn
sie aus ihrem Jungfraun-Turme
Sah
einen Jüngling vor dem Haus,
Dann
kroch gleich einem Seidenwurme
Begierde
in ihr ein und aus.
Da
warf sie fort die Philosophen
Und
rief nach ihren Lieblingszofen,
Am
liebsten hätte sie sogar
Das
Zaubervogel-Phönix-Paar
Mit
ihren Zofen schon gefeiert.
Doch
schien ihr besser diese Zeit,
Zu
hüten die Jungfräulichkeit,
Das
Hymen, von der Scham verschleiert,
Duft-Schranke,
voll der Liebe Licht,
Bis
ihr ein Mann das Siegel bricht.
V
Und
Ai Wei nun befahl der Zofe,
Zu
richten ihr das Seidenbett.
Nun
singe ruhig, liebe Strophe,
Wie
Ai Wei sich entkleidet nett,
Das
Schweißhemd streift sie ab, das feuchte,
Den
Zaubergürtel auch. Es leuchte
Der
Jade-Mond aufs Lager ihr,
Sie
in des Jade-Leibes Zier
Lag
da im rosig-nackten Leibe,
Ihr
Herz war selig-sehnsuchtsvoll,
Der
makellose Busen schwoll,
Der
weiß war wie die Mondenscheibe,
Leis
seufzte sie und schon sie schlief,
Schlief
nackt im Bette, ruhte tief.
VI
Sie
sah im Traume einen Garten,
Wo
hundert Blumen blühten süß.
Sie
war im Traum in diesem zarten
Gefild,
dem Gartenparadies,
Wo
lichte Blumen blühten golden,
Wo
trunken schwollen Blumendolden,
Wo
leuchteten aus zartem Grün
Die
Weiden, deren Kätzchen blühn,
Und
murmelten kristallne Bäche
Und
Pfrischen strahlten prall und rot
(Wer
speist die Frucht, schmeckt nie den Tod)
Und
Vögel hüpften auf der Fläche
Und
lieblich sang die Nachtigall
Der
roten Rose süßen Schall.
VII
Sie
kam zu einem Pinienhaine,
Da
stand ein goldner Pavillon,
Sie
trat hinzu im Traum, alleine,
Zu
Balustrade und Balkon
Und
trat hinein. Da standen Tische,
Ein
Bett war da, das duftend-frische
Geflochten
war aus Bambusrohr,
Von
Stein ein Dreistuhl stand davor.
Hier
wohnte wohl ein Himmelswesen?
Sie
sah auch noch ein altes Buch,
War
Kalligraphie auf Seidentuch,
Sie
tat die Pinselzüge lesen,
Die
Pinselschwünge Schlangen gleich
Von
schwarzer Tusche sanft und weich.
VIII
Ein
Lied las sie in jenem Buche,
Das
schwungvoll hingepinselt war
Mit
Tusche auf dem Seidentuche,
Sie
las die Verse wunderbar:
Wie
fruchtbar hangen Weidenzweige
Aufs
grüne Gras mit sanfter Neige,
Wie
schlängelt sich als Schlange, ach,
So
wonnevoll dahin der Bach!
Die
Vögel aber in dem Lenze
Nicht
ohne liebendes Gefühl,
Sie
zwitschern zu dem Liebesspiel,
Die
Falter tanzen Hochzeitstänze,
Die
Vögel in dem Blütenhain
Sanft
schnäbelnd küssen sich so fein!
IX
Sie
sah im Pavillon im Tore
Nun
einen hochgewachsnen Mann,
Schön
wie ein Engel aus dem Chore
Der
Seraphim! Im Zauberbann
Des
Himmlischen begann zu schauen
Die
Maid, die Schönste aller Frauen,
Wie
mächtig er sein Flügelkleid
Ausstreckte
liebend allbereit,
Sein
Haupt bedeckt ein Käppchen ledern,
In
seiner Hand ein Federkiel,
Gleich
einer weißen Lilie Stiel,
Ein
Zepter dies von Schwanenfedern.
Nun
trat der Himmlische voll Schein
Zu
Ai Wei in die Hütte ein.
X
Da
neigte er sich vor der Dame
Und
sprach: Ich wartete schon lang
Auf
dich, ist Ai Wei doch dein Name,
Gebenedeite,
sei nicht bang.
Und
Ai Wei mit des Lächelns Süße
Erwiderte
des Engels Grüße.
Wie
lange, fuhr der Engel fort,
Sprach
liebevoll sein Sehnsuchtswort,
Erharrt
ich Ai Wei voller Wehmut
Und
schmachtete nach deinem Glanz
Des
Leibes, deinem Jungfraunkranz!
Empfang
den Engel voller Demut,
Du
reine Jungfrau schön und jung,
Zur
liebenden Vereinigung!
XI
Der
Himmlische der Maid umfasste
Die
Schultern mit dem Flügelarm,
Der
Liebe Feuerodem prasste,
Die
Jungfrau lächelte voll Charme,
Er
küsste ihr mit keuschem Nippen
Die
roten Lippen, süßen Lippen,
Da
zog er ihr das Schweißhemd aus
Vom
Glanz des lichten Körperbaus,
Und
zog ihr aus das Unterröckchen,
Da
stand vor ihm die Jungfrau nackt,
Der
Engel, voll Potenz zum Akt,
Beschaute
ihres Schamhaars Löckchen
Und
legte sie ins Kissen warm
Des
Bettes, nahm sie in den Arm.
XII
Er
packte sie im Sinnentaumel
Und
spielte Wolke-Regen-Spiel
Mit
seinem mächtigen Gebaumel
Und
ihrem weiblichen Gefühl.
Ihr
Herz, zur Liebeslust geschaffen,
Glich
einem ruhelosen Affen.
Sie
öffnete den roten Mund
Mit
weißen Perlenzähnen rund,
Dieweil
die weidenschlanken Hüften
Geschleudert
von dem Blumenherz
In
Liebeslust und Liebesschmerz
Aufdufteten
in Moschusdüften
Der
Hirte und die Weberin
Einander
gaben ganz sich hin!
XIII
Sie
schlang die Bambussprossenhände
Dem
Engel um die Hüften heiß,
Den
Lotosfuß und ihre Lende
Dem
Engel um die Schultern weiß,
Unsagbar
süße Wonneschauer!
Wie
Wollust, Wehmut, Traum und Trauer
Durchströmten
ihren weißen Leib,
Im
Paradiese war das Weib!
Wie
wenn nach langer Dürre Regen
Den
Durst der Mutter Erde stillt,
So
ward die Jungfrau nun erfüllt
Vom
Engelssamen, Himmelssegen.
Sie
fühlte sich erquickt und frisch
Und
wohlig wie im Meer ein Fisch.
XIV
War
Ai-Wei unberührtes Mädchen,
Als
er ihr die Melone brach,
Das
Hymen, fein wie Seidenfädchen,
Da
seufzte Ai-Wei leise Ach,
Da
sprach zu ihr der schöne Engel:
O
Ai-Wei, Jungfrau ohne Mängel,
Ich
habe hier ein Elixier,
Das
gibt durch mich der Himmel dir,
Das
Elixier verengt die Pforte,
Der
Schoß bleibt stets jungfräulich eng,
Bei
allem liebenden Gedräng
Bleibst
du mit dieser Pillensorte
Stets
eine Jungfrau eng gebaut,
So
eine wonnereiche Braut!
XV
Und
wieder drang der starke Engel
In
Ai-Wei ein mit sanftem Stoß,
Die
enge Pforte ohne Mängel
Empfing
den Engel in dem Schoß,
Und
ritsch-ratsch glitschte feucht der Schwengel
Im
Schoß der Jungfrau, und der Engel
Bearbeitete
ohne Ruh
Die
schöne Ai-Wei mit Sung-Dschou!
Die
Meisterin in Liebeskünsten
Abwechslungsreich
und Stoß um Stoß
Erblühen
ließ ihr Herz und Schoß,
Bis
sie zerschmolz in Feuersbrünsten
Mit
heiß wollüstigem Gestöhn,
Es
war so unaussprechlich schön!
XVI
Nachdem
die Wolke sich zerstreute,
Nachdem
der Regen sich ergoss,
Gesang
erklang vom Vogel-Volke,
Er
barg sein Haupt auf ihrem Schoß
Und
lag bei ihr auf ihrem Kissen
Und
koste sie mit keuschen Küssen,
Da
frug den Himmlischen die Magd,
Ob
er ihr seinen Namen sagt.
Er
sprach: Bu-Hun Dschen-I, so heiß ich,
Bin
eingegangen in das All,
Der
Liebe Engel voller Schwall,
Die
große Macht der Liebe preis ich
Mit
aller Inbrunst, aller Brunst,
Bin
Meister in der Liebeskunst.
XVII
Bin
ich vom Weibe angezogen
Und
wirkt die Lust den Samenfluss,
Im
Akt der Liebe auf den Wogen
Kommt
es doch niemals zum Erguss,
So
dass ich mich am Akt erfreue
Und
muss doch niemals fühlen Reue.
Mein
starkes Yang, so stark geschwänzt,
Wird
durch das sanfte Yin ergänzt.
So
bleibe ich verschont vorm Alter,
Mein
Körper bleibt mir immer jung.
In
liebender Begeisterung
Ich
schwebe sorglos wie ein Falter.
Und
dich, mein Duftlieb voller Brunst,
Dich
lehr ich nun die Liebeskunst.
ZWEITER
GESANG
I
Am
Nachmittag in feuchter Schwüle
Ging
Ai Wei in den Bambushain,
Der
Fächer fächelte ihr Kühle,
Da
trat ihr lieber Vetter ein,
Und
A Dar sah mit Freudenmiene
Die
lieblich-reizende Cousine,
Sie
saß auf einer Gartenbank
Im
Duftkleid und im Lichtleib blank.
Da
sprach er: Darf ich bei dir sitzen?
Ja,
sagte sie, hier ist es kühl
Im
Bambusschatten, nicht so schwül.
Der
Blitz aus Mandelaugenschlitzen
War
schelmisch und verführerisch
Und
sprach von Liebe blühend frisch.
II
Er
sagte: Ist es denn auch schicklich,
Wenn
ich mich setze hier zu dir?
Sie
aber sagte augenblicklich
Mit
süßer Zierlichkeit und Zier:
Stets
dürfen Vetter und Cousine
Sich
treffen und mit heitrer Miene
Mit
Lippenplaudern plappern viel,
Das
ist doch noch kein Liebesspiel.
Doch
A Dar war ein Wollustschüler,
Von
Wein und Weibern ganz betört,
Da
er die Flötenstimme hört,
Wird’s
ihm im Busen immer schwüler,
So
rückte er der Base nah,
Verzückt
von dem, was er da sah!
III
Sie,
einer Himmelsjungfrau ähnlich,
Schien
nicht gemeine Erdenfrau.
Er
schaute und er stöhnte sehnlich
Und
war verzückt von solcher Schau!
Und
die verführerischen Blicke,
Die
doch so keusch wie eine Ricke,
Zum
Wallen brachte das sein Blut
Voll
Liebesglut und Liebeswut,
Das
Wasser lief ihm um die Lippen!
War
niemand sonst in diesem Hain?
Fürwahr,
sie waren ganz allein!
Nur
Falter an den Rosen nippen,
Insekten
kopulieren nackt
Im
öffentlichen Liebesakt!
IV
Nun
Vetter und Cousine plaudern
Und
sprechen heiter dies und das
Und
A Dar ist vor Lust und Schaudern
Der
Wollust schon am Körper naß,
Und
sie bei dieser schwülen Hitze
Ein
Schweißhemd trägt, und schöne Schlitze
Ihm
machen heimlich offenbar
Der
hübschen Brüste süßes Paar!
Was
hast du doch für schöne Brüste!
Ruft
A Dar plötzlich hochentzückt,
Und
sie errötet, doch beglückt,
Durchströmen
beide süße Lüste,
Da
schaute sie so jugendfrisch
Und
lächelte verführerisch.
V
Willst
du an meinen Brüsten lutschen?
Da
riß er auf den trunknen Mund,
Er
sieht das Schweißhemd schon verrutschen
Und
sieht schon bloß des Busens Rund.
Sie
ohrfeigt ihn: Du Dieb der Diebe,
Ist
das denn heilig-keusche Liebe?
Er
aber knüpft ihr auf das Hemd,
Nichts
Menschliches ist ihm ja fremd,
Da
sieht er ihre Jungfraunbrüste
Wie
Enteneier frisch gepellt,
Die
Jadeknospen sind geschwellt,
O
wahrlich, Wonne voller Lüste,
Ja
wahrlich, solch ein Entenei
Bringt
jeden Mann zur Raserei!
VI
Dann
nahm er eine ihrer Zitzen,
Er
lutschte und er sog daran,
Sie
beide schon vor Wollust schwitzen,
Die
junge Frau, der junge Mann.
Er
nestelt schon an seiner Hose,
Der
Falterfühler vor der Rose
Schon
schwang sich auf zum Hochzeitstanz,
Schon
schlich heran der Schlangenschwanz,
Er
bringt hervor sein Ding des Mannes,
Das
einer Kriegerlanze glich,
Der
Speer nicht vor der Feindin wich,
Stand
auf vor Ai-Wei, ja, er kann es,
Ihn
zwischen ihre Schenkel zwingt,
Er
vor die Grotte Ai-Weis dringt.
VII
Sie
streift sich ab ihr schwarzes Höschen
Und
lässt sich nieder in dem Gras.
So
offen blühte auf das Röschen,
Er
starrte ohne Unterlass
Auf
ihre schlanken weißen Füße,
Die
Lotussproassen, o wie süße
War
doch der bloßen Füßchen Paar,
Und
an den Schenkeln erst das Haar,
Die
Lotussamenkapsel, herrlich!
Sie
war so zart und weiß und rot
Und
duftend wie ein frisches Brot
Und
er war überaus begehrlich,
Wie
vor der Braut der Bräutigam,
Beschaute
er die schöne Scham.
VIII
Er
warf auf Ai-Wei sich mit Stöhnen
Und
drang mit seinem Speer den Weg
Der
Spalte durch im Schoß der Schönen
Bis
zu dem exquisiten Fleck.
Obwohl
nun Ai-Wei's Blütengrotte
Von
A-Dar's Fühler einer Motte
Schon
feucht warvon dem Tau der Lust,
So
musst er doch aus voller Brust
Mit
aller Stärke sich bezwängen,
Dass
er mit mächtigem Gedräng
Sich
in der Jungfrau Spalte eng
Mit
seinem Mannesding kann drängen,
Er
hatte eben in den Ort
Der
Liebe sich hineingebohrt!
IX
Und
er begann mit Kraft zu werken,
Bis
er erspürte ihren Grund,
Das
Ziel von solchen Liebeswerken
Die
Perle ist im Jungfraunmund.
Und
er begann mit flachen Stößen
Sich
selbst der Jungfrau einzuflößen,
Er
schürfte am Gewölberand,
Goldsucher
im gelobten Land,
Er
kam zu einem Hahnenkamme
Und
dort fand er das Blütenherz,
Den
Grund, der voller Liebesscherz
Die
Quelle ist der Liebesflamme.
Und
A-Dar scheuerte und rieb:
Ach
Ai-Wei, du bist allzu lieb!
X
Und
Ai-Wei, trotz der heißen Brünste
Und
trotz der Wonne, nicht vergaß
Des
Engels weise Liebeskünste,
So
sog sie ohne Unterlass
Als
Weiseste der Minnedamen
Ins
Innerste den Mannessamen
Und
führte geistig voller Ruh
Ihn
ihrem Lebensatem zu!
Zusammen
presste sie die Grotte,
Die
Sinne schwanden ihm zuletzt
Und
er verging betört, ergötzt,
Schwand
wie im Feuer eine Motte,
Er
streckte aus sich voll Genuss
Und
weihte Ai-Wei den Erguss!
XI
Und
A Dar gleich erhob sich wieder
Und
war beseligt wunderbar,
Erlöst
sich fühlten alle Glieder.
Und
Ai Wei ordnete ihr Haar,
Das
aufgelöste Haar zu knüpfen,
Ließ
lässig eine Strähne schlüpfen,
Und
zog sich an ihr Schweißhemd fein,
Wie
Hauch der Morgenröte rein.
O
schöne Schwester, o Cousine,
Wann
sehen wir uns wieder, sag!
Sie
sprach: Komm immer, Tag für Tag,
Und
mir als Liebesritter diene,
Dann
schenk ich dir im Liebeskrieg
Auch
den Triumph, der Liebe Sieg!
DRITTER
GESANG
I
Die
schöne Ai Wei Hochzeit feiert
Mit
Yo Ko, einem schönen Mann.
Da
stand die Jungfrau keusch verschleiert
Vorm
Tempel, betet Gottheit an.
Dann
schwieg Musik, des Himmels Orgel,
Das
Flötenspiel, des Windes Gurgel.
Der
Vater mit der Gäste Schar
Stieg
aus dem Wagen. Offenbar
Ward
in der Sänfte nun das Bräutchen.
Da
saß sie bei dem Bräutigam,
Der
Bräutigam die Zügel nahm
Und
dachte schon ans Jungfernhäutchen.
Und
die Karosse und das Roß
Zur
ehelichen Wohnung schoß.
II
Und
sie verneigten sich vorm Himmel,
Sie
neigten dreimal sich vor Gott. –
Dann
traten beide im Getümmel
Der
Dienerinnen ohne Spott
Hinein
zur schönen Hochzeitshalle.
Der
Wein der Liebe überwalle
Aus
trocknen Kürbishälften, jung
Der
Schaumwein der Vereinigung!
Und
Yo Ko trank die Kürbisschale
Mit
Einem Zuge durstig leer
Und
dürstete sogleich nach mehr,
Doch
Ai Wei bei dem Hochzeitsmahle
Mit
süßen Lippen, süßem Mund,
Nur
leicht sog an der Schale Rund.
III
Dies
Ritual war nun beendet,
Der
Vater nun den Abschied nahm.
Und
Yo Ko ward das Glück gespendet,
Es
schaute an der Bräutigam,
Den
Schleier voller Perlentröpfchen
Hob
Yo Ko auf und sah das Köpfchen.
Da
er die offenbare Braut
Mit
ihrem Mondenantlitz schaut,
Meint
er, er schaut des Mondes Göttin!
Geblendet
taumelt er zurück,
Fragt
sich, wie er verdient dies Glück,
Daß
solche Frau ist seine Gattin,
Daß
solche Frau von Götterwert
Das
Schicksal ihm als Braut beschert!
IV
Des
Schoßes Pforte zu verengen,
Nun
Ai-Wei ihre Pille nahm.
Es
wollte sie des nachts bedrängen
Im
Liebesspiel der Bräutigam.
Sie
lag mit jadezarten Knochen
Und
Busenbeben, Herzenspochen
Im
Ehebette neben ihm,
Bereit,
zu sein mit ihm intim,
Die
Hand wie Weihnachtsschnee so weichlich
Und
klar und rein wie Neujahrs-Eis,
Wie
transparente Jade weoß.
Der
Wollust Feuer überreichlich
In
seinem Schwengel überschwoll,
Er
war vom Saft des Lebens voll!
V
Den
saftig-prallen Jadestengel
Er
bohrte in den Blütenkelch
Und
schwenkte seinen vollen Schwengel,
Doch
welche Liebeskraft auch, welch
Bemühen
auch mit starkem Drängen,
Er
konnte in das Loch nicht zwängen
Das
Instrument zum Hochzeitstanz,
Zu
eng die Spalte seinem Schwanz!
Er
glaubte, dass sein süßes Bräutchen
Noch
Jungfrau war, die splitternackt
Im
Bette lag, dass noch intakt
Das
makellose Jungfernhäutchen,
Dass
sie noch keinen Mann erkannt,
Die
Lust noch nicht in ihr gebrannt.
VI
Auch
hörte er den Mund der Schönen,
Die
unter ihm im Bette lag,
Gar
wie von Schmerzen leise stöhnen,
Da
ward der Gatte zärtlich, zag
Er
änderte die Taktik, sachte
Und
voller Sanftmut Liebe machte
Der
einfühlsame Bräutigam,
Er
fingerte an ihrer Scham
Und
streichelte die Blütenlippen,
Er
merkte, wie das Ai-Wei liebt,
Das
Glied er mit den Händen schiebt,
Um
an dem Blütenkelch zu nippen,
Zu
saugen Tau der Lust wie Wein,
Drang
schließlich triumphierend ein!
VII
Doch
drinnen war in großer Enge
Sein
Mannesding in Liebeswut,
Er
kam so richtig ins Gedränge,
Die
Grotte strahlte Liebesglut!
Es
war in diesem Schlitz der Schlitze
Von
Liebesfeuer heiße Hitze!
Und
er mit großer Leidenschaft
Ging
an das Werk mit aller Kraft.
Er
stieß mit dem Schildkrötenkopfe
Ans
Grotten-Ende, da er stieß,
Er
stöhnte: Wollust, überfließ,
Du
Tau der Liebe, tropfe, tropfe!
In
lodernder Glückseligkeit
Ergoss
er sich im Schoß der Maid!
VIII
Tagsüber
war entfernt der Gatte.
Und
Ai Wei in dem Goldgeschmeid
Die
leichte Galarobe hatte
Sich
angelegt, das leichte Kleid.
Nach
der Erquickung eines Bades
Erschien
im Glanz des Seidenstaates
Die
Frau, im Hauch von Seidenkleid,
Ein
Schleier nur aus Lieblichkeit,
Das
Schönheit schöner lässt erscheinen.
Als
Yo Ko abends wiederkam,
Er
Ai Wei auf dem Sofa nahm
Und
stillte seine Sehnsuchtspeinen
Mit
der Geliebten lässig leicht,
Der
Vielgeliebten schmelzend-feucht!
IX
Er
nahm nun immer Zauberdrogen,
Berauschte
sich an Zauberkraut.
So
haben sie der Lust gepflogen,
Der
müde Mann, die wilde Braut.
Kaum
konnte er sich noch erheben
Vom
Sofa, war so ohne Leben,
Er
war so ohne Lebenskraft,
In
ihm kein Blut, kein Liebessaft,
Er
schien nun vollends zu verderben.
Und
Ai Wei saß an seinem Bett
Und
schmeichelte ihm freundlich-nett,
Sie
wußt, er wird umgehend sterben
Und
sprach: Ach, stirbst du, Yo Ko, dann
Nehm
ich mir keinen andern Mann.
X
Mach
dir um mich nur keine Sorgen,
Verfalle
nicht der Traurigkeit,
Ich
bin beim Himmel wohl geborgen
Und
bleib der Liebe treu geweiht.
Ich
denk an dich stets ohne Reue
Und
halt dem Toten meine Treue.
Und
bist du in dem Jenseits, komm
Und
segne deine Gattin fromm.
Zwei
Herren kann man ja nicht dienen,
Wie
einst ein weiser Meister sprach.
Drum
bleib ich deine Gattin, ach,
Und
lieb nicht andre Männer. Ihnen
Sollt
ich mich schenken in dem Bett,
Wo
du gestorben? sprach sie nett.
XI
Als
Yo Ko hörte dies, ein Lächeln
Lief
leise ihm durch seinen Bart.
Schon
Todesschatten Abschied fächeln,
Das
Jenseits ward schon offenbart.
Schon
öffnet sich das Reich der Schatten
Dem
glückverwöhnten Ehegatten.
Und
schon kommt auch zu spät für ihn
Des
Priesters Segens-Medizin.
Und
still ist Yo Ko abgeschieden,
Er
wurde bis zum Grab geliebt!
Sag,
ob es schönern Heimgang gibt,
Als
von des Weibes Schoß zum Frieden
Zu
schweben in das Paradies?
Sie
– noch im Trauerkleide süß!
VIERTER
GESANG
I
Und
I war oft bei Lotosblüte,
Der
Zofe unsrer lieben Frau,
Und
führte sie sich zu Gemüte
Und
weihte ihr der Liebe Tau.
Der
Lange I, ein Liebesschüler,
Ward
immer sinnlicher und schwüler.
Er
sprach: Ich glühe, wenn ich seh
Die
Hohe Frau Majia He,
Die
früher Ai Wei hieß, die Schöne.
O
Lotosblüte, sei so lieb,
Weil
leidenschaftlich brennt mein Trieb
Und
treibt mit Schmachten zum Gestöhne,
Verschaff
mir eine Audienz
Bei
deiner Herrin diesen Lenz!
II
Und
Lotosblüte führte treulich
Den
Langen I bei Ai Wei ein.
Majia
He wars sehr erfreulich,
Der
Hohen Frau, dies Stelldichein.
Er
ward ihr Kavalier und Sklave.
Ach,
dass ich einmal mit ihr schlafe,
So
seufzte er voll Lustbegier,
Stand
er anstaunend stramm vor ihr!
Er
wollte auch zu süßen Träumen
Von
ihr ein Ding besitzen süß,
Ein
Feigenblatt vom Paradies.
Er
suchte in den Kleiderräumen,
Ein
schwarzes Unterhöschen fand,
Das
heimlich liebend er entwand.
III
Da
aber einmal Lotosblüte
Das
schwarze Unterhöschen sah,
Sie
lächelte in treuer Güte
Und
sagte es der Herrin. Da
Majia
He, die Witwe ledig,
Vielwissend
lächelte und gnädig
Mit
süßer Gnade ihrer Huld
Dem
Langen I zum Liebeskult
Sie
schenkte nun ein rotes Brusttuch.
Sie
trug es an der süßen Brust,
Ihm
wars ein Heiligtum der Lust.
(So
steht geschrieben es im Lustbuch,
Aus
dem ich meine Weisheit hab.)
Die
Schlange sich erhob am Stab.
IV
Wie
sinnlich ist doch alle Tugend
Geworden
in der Erde Saal!
Gleichgültig,
Alter oder Jugend,
Erotik
ist allein Moral!
Wie
alle jetzt die Liebe treiben
Und
wild und wahllos sich beweiben!
Man
öffentlich im Sonnenlicht
Ganz
sorglos eine Ehe bricht!
Und
wie auf Straßen und auf Gassen
Getanzt
wird wilder Huren Tanz
Und
wilde Huren rasch den Schwanz
Ganz
öffentlich der Hurer fassen!
Und
überall die Liebe frei
Geworden
ist zur Hurerei!
V
Will
einer mitternachts die Mauer
Voll
Wollust überspringen und
Im
Garten liegen auf der Lauer
Und
läufig wie ein wilder Hund
Nur
einen Blick aufs Weib erhaschen
Und
Schönheit mit den Augen naschen
Und
schauen sie im Bade nackt!
Ein
jeder drängt zum Liebesakt,
Am
liebsten mit dem Eheweibe
Des
Nächsten, um vom Abendrot
Zu
lieben bis zum Morgenrot!
Und
Liebe reimt sich nur auf Leibe,
Der
liebe Leib allein ist lieb
Dem
hemmungslosen Liebestrieb!
VI
Des
Mannes Opfer ist erkoren,
Und
wenn er sie gewonnen, schau,
Der
Gattin Ehre ist verloren,
Verlassen
steht die Ehefrau!
Auch
rauben alle gern die Tugend
Der
Mädchen schon in frühster Jugend,
Der
Freier aber nach dem Fest
Der
Lust das Mädchen bald verlässt!
Ach,
Dornen, Disteln nur und Nesseln
Nur
wachsen in der Liebe Hain,
Gebrochner
Herzen Liebespein,
Der
sinnlich-schwülen Wollust Fesseln
Ein
jeder Freier sklavisch trägt,
Er
spürt nur, dass die Ader schlägt!
VII
Der
Mann mit schönen schwarzen Locken,
In
seiner Hand hält er mein Herz,
Doch
läuten keine Hochzeitsglocken,
Doch
trommelt laut mein Liebesschmerz!
Ich
kann die Kühle gar nicht fassen,
Ich
mein, fast scheint er mich zu hassen!
Er
war am Anfang doch so lieb,
Da
ihn regiert sein Liebestrieb!
Nun
aber lässt er mich alleine,
Er,
der sonst gern mir beigewohnt,
Läßt
mich allein im Bett, der Mond
Nur
liebt mich mit dem Mondenscheine
Und
feuchtet meinen nackten Leib,
Wenn
einsam liebt sich selbst das Weib!
VIII
Ich
höre schon die Hähne krähen,
Das
ist ein Zeichen für Verrat,
Verraten
werden alle Ehen,
Und
Herren in der Liebe Staat
Sind
nur Begierde noch und Geilheit,
Das
Zepter ist der Schlange Steilheit,
Es
herrscht nur eine Fürstin noch,
Das
ist des Weibes schwarzes Loch!
Es
kräht der Hahn: Verrat an Liebe!
Die
Liebe wurde euch zum Fluch,
Der
Himmel flucht dem Ehebruch!
Regieren
euch denn nichts als Triebe?
Und
ist denn Er, schaut er die Sie,
Ist
er denn nur ein wildes Vieh?
IX
Im
Morgenrot die Hähne krähen!
Die
Liebe will das Ritual,
Die
Liebe will die Liebes-Ehen
Im
priesterlichen Tempelsaal,
Der
ehelichen Liebe Treue,
Den
Akt der Liebe ohne Reue,
Vom
reinen Geist regiert das Fleisch!
Im
Geist erst wird die Liebe keusch,
Wenn
Liebe wahrlich herrscht im Herzen
Und
Geist und Leib und Seele da
In
Liebe sprechen ganz ein Ja,
Ja,
dann kann Liebe lustvoll scherzen!
Doch
nun zurück zum Lied der Lust,
Diktiert
vom Geist in meiner Brust.
X
Majia
He, die Hohe Herrin,
Die
Zofe Lotosblüte frug,
Ob
schon mit I gefickt die Närrin,
Er
schon geleert der Närrin Krug?
Sprach
Lotosblüte von dem Glanze
Des
Langen I vom Haupt zum Schwanze,
Wie
seine Lendenkraft so groß,
Zu
schaffen Wollust einem Schoß!
Dann
sprach die Zofe Lotosblüte:
Der
Lange I wünscht, Hohe Frau,
Zu
weihen dir der Liebe Tau
Und
dich zu führen zu Gemüte!
Majia
He, voll Sinnlichkeit,
War
gleich zum Liebesakt bereit!
XI
Das
Wasser lief ihr schon zusammen
In
ihrem süßen Feigenmund.
Schon
loderten der Liebe Flammen
In
ihrem tiefsten Seelengrund!
Sie
dachte an die süßen Küsse,
An
die wollüstigen Genüsse,
Die
sie erwarteten zur Nacht.
Sie
flehte an der Liebe Macht!
Sie
gab sich aber keine Blöße
Und
nickte schämig-schüchtern Ja,
Errötend,
wie die Zofe sah,
Doch
glühte schon der Schoß der Schöße
In
süßer Freundschaft Sympathie
Für
die Gewalt des Langen I.
XII
Kaum
fing es draußen an zu dämmern,
Da
trat er in die Bücherei.
Die
Sterne glühn, die Kerzen flämmern,
Dem
Langen I war wohl dabei.
Er
wartete so ungeduldig
Und
war voll Liebeslust unschuldig,
Zwei
Stunden wartete er schon.
Die
Zofe kam zu seinem Lohn,
Sie
trug den Leuchter mit den Kerzen
Und
führte ihn, der seufzte, ach,
In
ihrer Herrin Brautgemach,
Er
möge dort in Liebe scherzen.
Da
war es dunkel, war es Nacht,
Nur
Ai Weis Leib war lichte Pracht!
XIII
Der
Lange I vorm Himmelsbette
Andächtig
stand und selig stumm,
Glückselig
an der Himmelsstätte
Und
innerlich und um und um
Und
an dem Herzen so glückselig,
Er
tastete erregt und fröhlich
Und
fühlte nun mit Wonnelust
Majia
He, die bloße Brust,
Die
straffe Pracht, das Paar von Schenkeln!
Da
rafft sich auf sein Mannesstück
Mit
jähem Ruck und großem Glück!
Und
er sah Scharen schon von Enkeln.
Er
riß sich von dem Leib das Kleid
Und
sprang ins Bett zur bloßen Maid.
XIV
Majia
He umarmte innig
Und
zärtlich I und voll Genuss
Und
sinnlich, selig, süß und sinnig
Sie
gab ihm einen feuchten Kuss.
Schon
lag er auf dem lieben Leibe,
Schon
lag er auf dem schönen Weibe,
Den
Stengel drückend in den Schoß,
Drang
in die Grotte ein sein Stoß,
Doch
war die Partnerin verschlossen
Und
trotz dem wütenden Gedräng
Jungfräulich
war die Spalte eng!
Und
so ist eine Zeit verflossen,
Wo
er sich mühte immer mehr,
Bis
eingebohrt ins Fleisch sein Speer.
XV
Höchst
seltsam ist das, dachte staunend
Der
Lange I voll Liebestau
Und
raunte in das Kissen raunend:
Schon
vierzig Jahre zählt die Frau,
Im
schwarzen Haar kein Silberfädchen
Und
eng die Spalte wie beim Mädchen,
Kein
Silberglanz im schwarzen Haar,
Sie
eng wie eben siebzehn Jahr!
Hat
sie nicht schon ein Kind geboren?
Des
Menschen Leben ist ein Hauch,
Doch
noch ist straff und schlank ihr Bauch
Und
eng das Tor, das lieben Toren.
Ist
sie denn vierzig Jahre alt
Und
noch jungfräulich eng der Spalt?
XVI
Mein
Liebling, was für eine Spalte!
So
lispelt er ihr in das Ohr.
Und
die Jungfräuliche, die Alte,
Sie
sprach: Geheimnis ist mein Tor,
Mein
Spalt, zu eng für deinen Stengel,
Mysterium
von einem Engel
Ward
Liebeskunst mir anvertraut,
Ich
bleibe immer Jungfrau-Braut.
Das
war dem Langen I zum Staunen.
Dann
aber werkte er drauf los
Im
Liebeskriege Stoß um Stoß
Im
Liebesbett aus Entendaunen,
Bis
sich der Samenstrom ergoss
Und
in die enge Jungfrau floss!
FÜNFTER
GESANG
I
Der
Herzog sah die schöne Dame
Majia
He, ihr Angesicht
War
schön (einst Ai Wei war ihr Name),
Ihr
Antlitz strahlte schön von Licht.
Der
Herzog schaute hingerissen
Und
wollte diese Lippen küssen!
Die
Himmelsjungfraun, ohne Spott,
Die
stehen vor dem Himmelsgott,
Sind
nicht so schön wie dieses Weibchen!
Auch
in des Herzogs Harem nicht
War
jemals solch ein Angesicht
Auf
einem solchen lieben Leibchen!
Nicht
Hauptfrau und nicht Nebenfrau
Glich
diesem Weib in seiner Schau!
II
Ich,
Euer Knecht, ich fuhr spazieren
Und
komm zufällig zu Besuch,
Sprach
er mit adlig-edlem Zieren,
So
lehrt es uns der Tugend Buch,
Ich,
sprach er, der geringste Sklave,
Vor
Eurer Pforte Architrave
Im
Staube kniee, Euch zu sehn,
Ihr,
Herrin, seid wie Vollmond schön!
Sie
sprach: Wie könnte ich Euch dienen,
O
Herzog, Eures Leibes Wohl?
Ich
habe Weißwein, grünen Kohl.
Mit
Euch ist solch ein Glanz erschienen
In
dieser Hütte Eurer Magd,
Vor
solchem Glanz steh ich verzagt!
III
Der
Herzog sprach: Euch zu besuchen,
Ist
mir ja Gnade schon genug,
Ich
frage nicht nach Feigenkuchen,
Dampfbrötchen,
die der Bäcker buk,
Nicht
nach des langen Lebens Nudeln,
Nach
Rehfleisch aus der Rehe Rudeln,
Nach
grünem Kohl und Schaumwein weiß,
Gemüsesuppe,
Fisch und Reis.
Im
Pavillon dies aufzutischen
Wird
noch gelegne Stunde sein.
Ich
komme einzig und allein,
Den
Garten anzuschaun, den frischen,
Die
Birnenbäume in dem Park,
Lenz-Garten
voller Saft und Mark!
IV
Majia
He sprach: Seit mein Gatte
Hinüber
schwebte in den Tod,
Verwildert
ist die Blumenmatte,
Zum
Dschungel ist der Hain verroht
Und
Unkraut wuchert in den Beeten,
Ich
hab ihn lang nicht mehr betreten,
Den
Birnbaumgarten, und gepflegt.
Majia
He den Mantel trägt
Von
rotem Stoff voll Stickereien,
Von
einem dichten festen Tuch.
Der
Herzog dachte: Welch ein Fluch,
So
dicken Mantel mir zu weihen!
Er
sprach: Heut ist es aber heiß!
Und
sie, was jener will, sie weiß!
V
Sie
war ja Kennerin der Männer
Und
zog zurück in ihren Raum
Sich
lächelnd, wissend wie ein Kenner,
Und
kam zurück in einem Traum
Von
Duftgewand aus feinster Seide,
Ein
Hauch nur um die Augenweide,
Ein
Duft nur um den lieben Leib,
Ein
Glanz nur um das schöne Weib!
Der
Frauenleib, der makellose,
In
Sommerseiden-Transparenz
Ist
Himmelslust in Evidenz!
Kristallner
Tau in weißer Rose
Ist
so, der Mond im Silbersee,
Die
Pflaumenblüte in dem Schnee.
VI
Die
Dame führt ihn in den Garten,
Zypressen,
Kiefern, Pinien reich,
Die
Falter schwebten hier, die zarten,
Da
lag auch still der Zierfischteich,
Das
Grün der Bäume und der Büsche
Erzeugte
süße Duftgemische.
Da
stand ein weißer Pavillon
Mit
Balustrade und Balkon,
Da
oft verköstigt werden Gäste.
Anschließend
grade die Allee,
Die
Straße ging zum Entensee,
Da
Enten feiern Wasserfeste.
Dann
kam der grüne Birnbaumhain
Mit
Blüten weiß und rosa fein.
VII
Nachdem
der Herzog und die Dame
Im
Pavillon sehr gut gespeist,
Die
Dame (Ai Wei war ihr Name)
Majia
He dem Herzog weist
Ein
Ruhebett zur Mittagsruhe.
Der
Herzog zog sich aus die Schuhe
Und
legte sich ins weiche Bett
Und
dachte noch: Die Frau ist nett,
Und
ist so denkend eingeschlafen.
Majia
He ging in das Bad,
Zog
aus den leichten Seidenstaat
Und
badete im Ruhehafen
Nackt
in des Wasser Transparenz
Und
in der Rosen-Duftessenz.
VIII
Dann
salbte sie das liebe Leibchen
Und
schminkte sich die Lippen rot,
Mit
scharlachrotem Mund das Weibchen
Gar
einen schönen Anblick bot,
Dann
zog sie an ein Seidenkleidchen,
Ein
Spitzenhöschen um das Scheidchen,
Und
trat zum Herzog an das Bett.
Wer
Ai Wei so gesehen hätt,
Der
dächte sich im Paradiese!
Ein
Mandarinen-Entenpaar
Gestickt
ins Seidenkissen war,
Der
Liebesharmonie sind diese
Symbol.
Mit schlanker weißer Hand
Strich
zärtlich sie des Bettes Rand.
IX
Mein
Leser, gerne wollt ich singen
Von
der geliebten schönen Frau,
Doch
Tränen in die Augen dringen,
Mein
Aug ist voll von Tränentau.
Wie
singt man von des Herzens Pochen
Mit
einem Herzen, das gebrochen?
Wie
singt man Lenz und Liebeslust
Mit
einem Schwerte in der Brust?
Wie
soll des Frühlings schöne Kinder
Ich
singen, denen Liebe lacht,
Ist
um mich finstre Mitternacht,
Der
Menschenkälte Frost im Winter?
Statt
A-ya! laut zu jubeln, ach,
Verstumm
ich, weil das Herz mir brach...
X
Majia
He, die schöne Dame,
Zwei
Doppelstunden saß am Bett.
Die
Dame, Ai Wei war ihr Name,
Sah
in die Kerze süß und nett
Und
wartete am Lagerrande,
Im
Busen Glut vom Liebesbrande.
Nun
wachte auf der Herzog sacht
Und
sah die Schönheit in der Nacht.
Der
Herzog sah das süße Weibchen
Im
Hauch des leichten Seidenkleids,
Das
graziöse Weib voll Reiz,
Im
Lichtgewand das liebe Leibchen,
Das
Spitzenunterhöschen auch
Durchschimmerte
der Seide Hauch.
XI
Da
war der Herzog voll Erregung,
Daß
es die Sprache ihm verschlug!
Mit
einer glühenden Bewegung
Die
Dame er aufs Lager trug
Und
packte sie bei ihren Hüften,
Berauschte
sich an ihren Düften,
Bedeckte
sie mit Kuß um Kuß
Im
heißen lüsternen Genuß,
Er
küsste Hals, Gesicht und Hände,
Er
küsste Nase, Augenlid,
Ihm
regte sich mit Macht sein Glied,
Die
Leidenschaft in seiner Lende!
Majia
He so freundlich nett,
Sie
legte sich zu ihm ins Bett.
XII
Kaum
lag sie unter weißer Decke,
Berauschend
war der Decke Duft,
Sprang
lüstern auf sie drauf der Kecke,
Wie
Tote steigen in die Gruft,
So
sprang er wie ein wilder Tiger,
Er
sei im Liebeskrieg ein Sieger!
Beim
Kosen der intimen Braut
Er
fühlte ihre Pfirsichhaut,
Da
er sie presste voller Wonne
Umarmend
an das heiße Herz,
Die
Liebe stach ihn wie ein Schmerz!
Lust
glühte in ihm wie die Sonne!
Er
presst das weib, die Wollust stark
Zum
Schmelzen bringt sein Knochenmark!
XIII
Er
war nun mit dem Mannesdinge
Gekommen
zu dem Stelldichein
Der
freien Liebe! Muse, singe,
Wie
er drang in die Dame ein,
Er
merkte doch im Lustgedränge,
Wie
ihre Spalte doch, die enge,
Die
Spalte einer Jungfrau war,
Das
war ein Wunder offenbar!
Er,
Held der blumigen Gefilde,
Die
Dame fragte, was das sei?
Da
sprach die Dame fröhlich-frei
Und
sanft-demütig, huldreich-milde:
Ein
Engel lehrte mich die Kunst
Jungfräulich-reiner
Liebesbrunst!
XIV
Ein
Himmlischer mir offenbarte
Der
Lust Geheimnis einst im Traum,
Der
Himmlische mich selbst gewahrte,
Er
kam zu mir vom Sternenraum
Und
lehrte mich, der Ewig-Alte,
Wie
Jungfrau bliebe meine Spalte
Und
trotz der Kindsgeburt Gedräng
Die
Spalte bleibt jungfräulich eng!
Da
sprach der Herzog: Welch ein Wunder!
Ich
liebte viele Frauen, schau,
Auch
eine Paradieses-Frau,
Jetzt
aber staune ich, bin Zunder,
Bekenne
auch an Wunder reich:
Majia
He ist keine gleich!
XV
Nun
wünschte sie zum Hochentzücken
Sich
einen femininen Ritt.
O
Herzog, leg dich auf den Rücken,
Ich
reite dich, mein Freund, ich bitt,
Mich
akzeptier als deine Herrin,
Ich
bin doch keine kalte Närrin,
Ich
bin dir nun im Liebeskult
Von
oben her des Himmels Huld!
Dann
presste sie die straffen Schenkel
Zusammen,
reitend auf und ab,
So
rauf und runter wie im Trab,
So
lehrte sie dereinst der Engel.
So
kann man Kirschen pflückend sehn
Die
Kinder strecken sich auf Zehn.
XVI
Dank
ihrer dauernden Bemühung
Spürt
er nach einer Weile schon,
Wie
sich vollendet die Verglühung
Und
er empfängt den Minnelohn,
Dass
ihm der heiße Samen spritze
Und
sich versenkt in ihre Ritze,
Er
speit aus seines Hengstes Maul,
Dann
lag er da, ein matter Gaul.
Hernach
in zärtlicher Umarmung
Sie
lagen in dem Brautgemach.
Sie
liebten sich noch siebenfach
In
ihrer herzlichen Erbarmung,
Weil
siebenfach mit Liebe gibt,
Wer
in der Liebe alles gibt!
SECHSTER
GESANG
I
Majia
He, die schöne Dame,
In
einem prächtigen Palast
Sie
wohnte (Ai Wei war ihr Name).
Der
Frühling war ihr Seelengast.
Sie
hatte einen Park und Garten,
Pfingstrosen
blühten aller Arten,
Päonien
schön in diesem Mai,
Pfingstrosen
in dem Garten frei,
Die
Blüte des Päonienstrauches
Die
Blüte war der Goldnen Zeit,
Da
herrschte noch Jungfräulichkeit,
Die
Rose dort im Duft des Hauches,
Die
Rose war tief scharlachrot,
Sie
hieß: Das neue Morgenrot.
II
Päonienpavillon
der Name
War
ihres schönen Pavillons.
Pfingstrosen
liebte sehr die Dame.
Dort
auf der Fläche des Balkons
Majia
He saß still am Abend,
Am
Mai sich wonnesam erlabend,
Es
war die Zeit der Dämmerung,
Der
blauen, da Begeisterung
Sie
überkam, die Friedensfeier
Der
ewig herrlichen Natur
Erregte
in der Kreatur
Begierde
nach der Jade-Leier,
Um
musisch kreativ zu sein
In
ihrem Frühlingsrosenhain.
III
Sie
bat die Zofe Lotosblüte:
Die
Jade-Leier bringe mir!
Die
mit treuherzigem Gemüte
Und
mit der Händchen schlanken Zier
Herbei
trug durch der Dämmrung Schleier
Der
Herrin schöne Jade-Leier.
Majia
He ließ schön und schlank
Sich
nieder auf der Gartenbank.
Und
mit den Bambussprossenfingern
Begann
sie auf dem Saitenspiel
Mit
inspiriertem Lustgefühl
Voll
Lieblichkeit verspielt zu fingern
Und
griff dann in der Saiten Darm
Und
sang mit ihres Stimmchens Charme:
IV
Schon
ist dahin des Tages Schwüle,
Die
Sonne still ins Meerbett geht,
Und
durch die abendliche Kühle
Das
laue Maienlüftchen weht,
Es
schweben durch die blauen Lüfte
So
schön der Lotosblumen Düfte,
Duft-Zauber
waltet in dem Hain,
Der
Vollmond kommt mit mildem Schein,
Zierfische
hör ich in den Wellen
Voll
Wonne spielen in dem Teich,
Die
schlanken Silberfische, gleich
Wie
Schlangen, durch das Plätschern schnellen.
Ich
lausch dem Saitenspiele nach,
Erinnerungen
werden wach.
V
Dieweil
sie dieses Lied gesungen,
Gekommen
in den Park ist Shi.
Der
Sang ist ihm ins Ohr gedrungen,
Mit
Flötenstimme seufzte sie
Und
sang so schön mit süßem Schallen.
Den
Rosen singen Nachtigallen
So
schön, verwundet von dem Dorn
Wird
so der Sang ein Wonneborn,
Die
Schmerzen werden Enkel rühmen!
Verklungen
kaum der letzte Ton
Des
Liedes war, da musste schon
Der
Dame mit dem Jungfraun-Hymen
Magd
Lotosblüte, weiß wie Schnee,
Der
Dame bringen grünen Tee.
VI
Die
Dame ihren Gürtel löste
Und
machte sich vom Umhang frei.
Der
schwarze Umhang Ehrfurcht flößte
Dem
Gaste ein, die Stickerei
Des
schwarzen Umhangs zeigte Fernen
Von
goldgestickten Himmelssternen.
Der
schwarze Umhang ihres Kleids
Sah
aus wie Trauer stillen Leids.
Nun
aber ließ sie licht erscheinen
Das
Schweißhemd, transparent und klar,
Das
Röckchen bis zum Schenkelpaar!
Das
Mondlicht glänzte auf den Beinen,
Im
Schweißhemd spitzte sich die Brust!
Sie
war der Inbegriff der Lust!
VII
Nun
nahte Zofe Lotosblüte
Und
brachte ihr den grünen Tee.
Die
Dame führte zu Gemüte
Aus
Porzellan gleich weißem Schnee
Den
grünen Tee, der sie so weckte,
Den
Tee, der nach Vanille schmeckte.
Da
trat zu ihr der edle Shi
Und
grüßte ehrerbietig sie:
Ein
schönes Lied hast du gesungen!
Sie
hörte seinen netten Gruß,
Empfing
auf ihrer Hand den Kuß,
Geheim
von Wollust schon durchdrungen.
Und
schüchtern sprach, demütig-bang,
Majia
He: Ist das Gesang?
VIII
Ich
sang ja nur zum Zeitvertreibe.
Er
rief: Wie herrlich ist der Mond,
Das
weiße Brot, die runde Scheibe,
Die
da im Mund des Himmels wohnt!
Wie
gerne, wie im Ruhehafen,
Wollt
ich in deinem Garten schlafen
Und
unter all der Rosen Zier
In
Ruhe lagern nah bei dir!
Da
sagte liebevoll die Dame:
Mein
Lieber, wie es dir beliebt!
Die
Dame mit der Zunge gibt
Nun
kunstvoll (Ai Wei war ihr Name)
Von
Neuigkeiten Rechenschaft,
Von
Traurigkeit und Leidenschaft.
IX
Und
da sie beide heiter plaudern,
Bringt
Zofe Lotosblüte schon
Die
Kissen. Shi durchströmt ein Schaudern,
Sieht
er des Kissenberges Thron.
Er
schnuppert an dem Duft der Kissen,
Hier
wird er seine Dame küssen,
Hier
ihm das Spiel der Liebe glückt!
Die
weichen Kissen sind bestickt
Mit
Mandarinen-Entenpaaren,
Symbol
der Liebesharmonie.
Verließ
nun Lotosblüte sie.
Und
Ai Wei mit den schwarzen Haaren
Und
mit charmantem Lächeln nett
Zog
Shi zur Liebe auf das Bett!
X
Willst
du im Mond den Kampf ausfechten,
Sprach
er, als Lotosblüte ging.
Und
Ai-Wei in den Maiennächten
Das
Herz im vollen Busen fing
Zu
klopfen an und heiß zu pochen.
Wie
süß die Kissen auch gerochen!
Rasch
streift sie ab den Hauch von Kleid
Und
splitternackt stand da die Maid
Und
legt sich mit der Beine Spreizen
Verführerisch
ins Bett im Gras!
In
ihrem lieben Leib besaß
Sie
solch ein Insgesamt von Reizen,
Dass
er betrunken ward und so
Hob
sachte er der Frau Popo!
XI
Schon
hat auch Shi sich ausgezogen.
Erst
baumelt noch sein Mannesding,
Dann
von der Wollust Feuerwogen
Erregt,
das Haupt des Gliedes fing
Erhebend
an sich zu bewegen,
Aufrichtend
an sich zu erregen
Und
stand von ihrer Liebe Hauch
Erhoben
da schon bis zum Bauch!
Er
in den Sattel stieg zu reiten,
Zu
dringen in die Grotte ein
Mit
seinem Haupt voll Blut und Wein
Und
in den engen Spalt zu gleiten!
Doch
trotz des Treibens im Gedräng,
Der
Jungfrau Spalte war zu eng!
XII
Im
Loch nun hin und her zu reiben
Er
an mit seinem Stengel fing,
Der
Liebe Wollust so zu treiben
Geschickt
war er, sein Mannesding
Den
Wein entflammte in der Schale,
Der
Doppelberg mit seinem Tale
Von
Wein und Feuer überfloss!
Unsagbar
Ai-Wei dies genoss
Und
seufzte: Ach, so will ich sterben!
Was
ist denn das für eine Kunst?
Da
sprach er: Diese Liebesbrunst
Zum
überseligsten Verderben
Heißt:
Liebesduft zu riechen keusch
Und
doch zu schmecken nicht das Fleisch.
XIII
Nun
sah er in dem Mondenscheine
Den
makellosen Jadeleib,
Ein
Schimmer fiel auf ihre Beine,
Von
Lichtglanz schien das nackte Weib!
O
Lust, die Schönste aller Frauen
Im
Mondschein nackend anzuschauen!
O
trunkne Wonne solcher Schau,
Die
nackte Frau in Mondes Tau!
Nun
drang er mit dem Jadestengel
In
ihre Wollustgrotte ein,
Vor
drang er bis zum Blümelein,
Beglückte
sie wie einst der Engel!
Sie
rief: Was ist das für ein Überschwall?
Er
sprach: Der Löwe rollt den Ball!
XIV
Nun
sollte sie sich niederbücken
Und
heben reizend den Popo,
Von
hinten wollt er sie beglücken,
Doch
liebte er das Spiel der Liebe so
Nicht
sehr, ablassend von dem Hintern
Ihn
konnte nun rein nichts mehr hindern,
Zu
legen auf den Rücken sich:
Ach
Ai-Wei, setz du dich auf mich
Und
lasse deine Brüste wallen
Hoch
über mir und reit das Ross
Und
stülpe auf das Glied den Schoß!
Das
Glied glitscht in den Schoß mit Schallen
Wie
Entenplätschern in dem Teich,
Der
Schoß ist warmes Wasser weich.
XV
So
reitet sie ihn galoppierend
Wie
eine Reiterin ihr Pferd,
Er
den Verstand und Sinn verlierend
Durchbohrt
das Herz ihr mit dem Schwert
Und
bohrte seinen Jadestengel
Gleich
einem Schwert von einem Engel
Der
Schönen in den lieben Leib,
Voll
Wollust stöhnte auf das Weib!
Da
hielt sie ein in der Bewegung.
Das
nennt man (sie voll Feuer haucht):
Der
Docht wird in den Wachs getaucht,
So
seufzte sie in Gluterregung.
Sie
liebten sich im Mondenschein
Und
schliefen tief befriedigt ein.
SIEBENTER
GESANG
DIE
PRINZESSIN
Die
Hände Unsrer Frauen
Sind
bambussprossenzart,
Die
schwarzen Augenbrauen
Von
Mottenfühlerart.
Wie
Rosenöl befeuchtend
Ihr
rotes Lippenpaar,
Wie
Lack, wie Seide leuchtend
Ihr
langes schwarzes Haar.
Es
sind die bloßen Füße
Kaum
unterm Saum zu sehn,
Die
Brüste sind so süße
Wie
Paradiesfrucht schön.
Sie
hat zum Liebesspiele
Am
Schenkelpaar versteckt
Den
Schatz, der weckt Gefühle,
Des
Mannes Liebe weckt.
I
Majia
He, die schöne Dame,
Nachts
träumte einen wilden Traum,
Die
Dame, Ai Wei war ihr Name,
Sah
in dem innern Seelenraum
Den
bösen Dämon ihr erscheinen!
Da
war ihr weh vor Seelenpeinen,
Als
sie so sah die Hässlichkeit,
Des
Dämons Ekelhaftigkeit!
Wild
die gelockten Feuerhaare
Und
finster war sein Angesicht,
Wie
Zorn die Stimme, wie Gericht!
Daß
sie des Dämons Zorn gewahre,
Goß
er dämonisch aus den Zorn
Auf
Ai Wei, diesen Wonneborn!
II
Ich
fluche dir, du falsche Dirne!
Der
Dämon wild in Rage schrie:
Du
Hure mit der frechen Stirne!
Bereust
du, tust du Buße nie?
Willst
du dich nur im Laster gründen,
Zugrunde
gehn in deinen Sünden?
Gibst
dich den Fleischeslüsten hin,
Verführerin!
Verführerin!
Und
lockst mit deinen Fleischeslüsten
Die
Männer zu der Fleischeslust,
Daß
sie, sich selber unbewusst,
Betört,
verwirrt von Schoß und Brüsten
Anbetteln
dich um Liebeshuld
Und
stürzen nur in tiefe Schuld!
III
Frau
Torheit bist du, eitle Dirne,
Bist
höllischen Dämonen gleich,
Verführerin
mit frecher Stirne,
Du
breiter Weg ins Totenreich!
Frau
Torheit, wer sich dir wird gatten,
Der
steigt hinab ins Reich der Schatten,
Verdammt
sich in den Höllenschlund!
Erst
süß wie Honig ist dein Mund
Dem
Freier, aber dann wie Wermut
Sind
bitter deine Lippen, Schwert
Die
Zunge dem, der dich begehrt,
Als
Schwert im Herzen schaffst du Schwermut!
Scheinst
Rosenkelches Wonneborn
Und
bist in Wahrheit nur der Dorn!
IV
Verflucht
sind alle, die dich suchen,
Die
dich besuchen! Der Besuch
Wird
Fluch, wo die Dämonen fluchen
Den
Freiern wilden Hohnes Fluch,
Wenn
sie verspottet von der Schönen
Vernehmen
Schimpfen, Schänden, Höhnen,
Der
Zicke Zank, des Schandmauls Spott!
Frau
Torheit, nein, du kennst nicht Gott,
Du
dienst nicht Gott und nicht der Liebe!
In
dir nur Lust und Laster flammt!
Frau
Torheit, die du bist verdammt,
Zur
Hölle führen deine Triebe!
Dein
Schoß, er flamme noch so rot,
Dein
Schoß bringt deinen Freiern Tod!
V
Er
holte aus mit seinem Schwerte,
Daß
er ihr schlage ab das Haupt!
Majia
He, die Vielbegehrte,
Sich
schon dem Tode nahe glaubt!
Da
kam der Himmlische, der hatte
Sie
eingeweiht dereinst! Ihr Gatte
Vom
Himmel, kam der Himmelsgeist,
Das
Schwert dem Dämon stark entreißt!
Der
Himmlische im lichten Kleide
Licht
strahlte wie der Blitze Licht,
Sein
Lichtgewand war rein und schlicht,
Von
lichter, gottgehauchter Seide.
Er,
der die Maid einst eingeführt,
Er
wars, der einst sie defloriert.
VI
Der
Engel sprach: Wenn voller Sünden
Auch
Ai Wei, eine Sünderin,
Ich
komme, froh ihr heut zu künden,
Daß
ich zu ihr voll Liebe bin!
Nie
nenn ich Ai Wei meine Feindin,
Majia
He ist meine Freundin!
Ich
habe einst die Maid begehrt,
Voll
Lust mit ihr im Traum verkehrt,
Sie
eingeweiht in Liebeskünste,
Sie
eingeweiht in Liebeskunst.
So
flammt in ihr die Liebesbrunst,
So
flammen in mir Liebesbrünste!
So
hab ich sie noch immer lieb!
Vom
Himmel stammt mein Liebestrieb!
VII
Du
Dämon aber aus der Hölle,
Der
du gewettert deinen Fluch,
Hör
zu, du finsterer Geselle:
Geschrieben
stehn im Lebensbuch
Wir
als ein Paar, der Liebe Engel
Und
Herrin Ai Wei ohne Mängel,
Im
Lebensbuche offenbar
Wir
eingeschrieben sind als Paar!
Wer
viel geliebt, der wird gereinigt.
Die
schöne Dame liebte viel.
Nun
in des Himmels Liebesspiel
Wird
sie dem Himmelsgeist vereinigt!
Der
Dämon aber im Gefecht
Verliert
an Ai Wei jedes Recht.
VIII
Da
sprach der Dämon: Ich verschwinde,
Da
war er fort mit einem Satz.
Der
Engel zu dem schönen Kinde
Majia
He nun sprach: Mein Schatz,
Es
werden kommen Todesleiden,
Doch
ich will nie mich von dir scheiden,
Und
musst du leiden, Liebe Frau,
Auf
meine Himmelskraft vertrau,
Ich
will dich aus dem Dunkel retten!
Bleib
nur befreundet treu mit Shi,
Bleib
Lotosblüte treu, laß sie
Nur
immer richten eure Betten,
Gewähre
Shi die Rose rot,
Denn
morgen kommt zu euch der Tod!
IX
Er
küsste Ai Wei auf die Stirne
Und
schwand in Nacht und Sternenraum.
Majia
He, die reine Dirne,
Erwachte
von dem dunklen Traum
Und
zitterte an allen Gliedern.
Was
soll ich auf den Traum erwidern?
Ob
ich des Traumes Deutung weiß?
So
dachte sie, ganz feucht von Schweiß.
Dann
rief sie Zofe Lotosblüte
In
den Päonienpavillon.
Dann
rief sie auch auf den Balkon
Den
edlen Shi, der lüstern glühte.
Der
hatte sie noch immer lieb,
Denn
unerschöpflich war sein Trieb.
X
Wie
lieblich war die Morgenröte,
Da
Ai Wei, Lotosblüte, Shi,
Vergessend
alle Todesnöte,
Zusammen
voller Sympathie
Den
wundervollen Tag erwarten
Im
sommerlichen Rosengarten.
Und
Ai Wei in dem Hauch des Kleids,
Fürwahr
von göttin-gleichem Reiz,
Ließ
schimmern ihre süßen Brüste
Und
glühn ihr straffes Schenkelpaar!
Sehr
schön frisiert ihr schwarzes Haar,
Der
rote Mund voll feuchter Lüste
Und
ihres Mandelauges Schlitz
Voll
Wollust blitzte heißen Blitz!
XI
Da
aber kamen in den Garten
Der
Priester und der General
Und
zornig wetternd vor der zarten
Gemeinde
in dem Gartensaal,
Der
Zofe und dem Bräutigame,
Vor
allem vor der schönen Dame,
Sie
zürnten mit erhitztem Blut
In
heißer Rage, wilder Wut:
Verdammt
sind eure Fleischeslüste!
Verdammt
ist eurer Sünden Schuld!
Verdammt
ist euer Wollustkult!
Verdammt
der Schoß, verdammt die Brüste,
Verdammt
die Lippen scharlachrot!
Verdammt
seid ihr zum zweiten Tod!
XII
Verklagt
die liebende Gemeinde
Von
einem jungen Manne war,
Der
Ai Wei ward zum bösen Feinde,
Er
liebte einst ihr schwarzes Haar,
Doch
wollte sie nicht mit ihm schlafen,
Sein
Schiff nicht lassen in den Hafen,
Nicht
ankern in der Wonnen Bucht!
Drum
war er voll von Eifersucht.
Und
dieser junge Mann, ein Bäcker,
Verklagte
Ai Wei vor dem Rat
Der
Priesterschaft und vor dem Staat.
Sie
leckte ihre Lippen lecker
Und
lächelte den Bäcker an,
Ganz
anders wurde da dem Mann.
XIII
Vom
Himmel aber kam ein Nebel
Und
eine dichte Wolke an.
Der
General mit seinem Säbel,
Mit
seinem Stab der Priestermann,
Sahn
im Gewölk, das purpurn glühte,
Nicht
Shi mehr und nicht Lotosblüte
Und
nicht in Seide weiß wie Schnee
Die
Liebe Frau Majia He.
Am
Himmel Stimmen heiter lachen,
Erklingt
ein sinnlicher Gesang:
Habt
keine Angst und seid nicht bang,
Denn
über euch die Engel wachen!
Die
Zofe ward mit Shi entrückt
Und
Ai Wei ward vom Geist verzückt!
XIV
Ein
Dichter nur an seinem Teiche,
Da
er mit Trauerschwänen sprach,
Majia
He zum Himmelreiche
Entschweben
sah, ins Brautgemach.
Die
schöne Dame ohne Mängel,
Es
hielt in Armen sie der Engel
Und
trug sie in das Paradies,
Majia
He, die Göttin süß! –
So
die erotische Geschichte
Zu
einem frommen Ende kommt,
Wie
es dem frommen Leser frommt,
Dem
Leser heiliger Gedichte.
Doch
fragst du mich: Wer war die Frau?
Majia
He ist – Mutter TAO!