DIE WELT EIN IRRENHAUS

Satire
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


PROLOG

Der zehnjährige Tom meinte, ein gutes Buch beginne immer mit einem Prolog und ende mit einem Epilog. So will ich es halten. Hat doch auch Johannes sein Evangelium mit einem Prolog eingeleitet. Apropos Johannes: Zwar ist die Bibel das Buch mit der größten Verbreitung in der Welt, aber wer liest sie? Man lässt sie sich zur Hochzeit schenken, stellt sie ins Regal zu den Krimis und Kochbüchern, und damit gut. Die Katholiken kennen die Bibel auch nicht. Auch bei lutherischen Pastorinnen findet man keine Weisheit. Und die eingebildeten Wiedertäufer und Biblizisten halten am Buchstaben fest und erfassen den Geist nicht. Und wer liest schon Augustinus und Gregor von Nazianz und Dionysios Areopagita? Die Bücher findet man alle im Internet, aber die Leute schauen ja lieber Seifenopern. Die Welt ist ein Irrenhaus. Ich will die Irren beschreiben, die ich traf, und ich will sie mit Namen nennen. Da sind Schizophrene, Manisch-Depressive, Psychotiker, Missbrauchsopfer, Alkoholiker und Drogenwracks und ausgebrannte Manager. Und die schlimmsten Irren von allen sind die Psychiater. Ich will sie alle geißeln. Dazu werde ich manche Nacht wachen. Die Informatiker schnarchen dann neben ihren frigiden Ehefrauen, die Sekretärinnen sind vorm Fernseher eingeschlafen, die esoterischen Hausfrauen liegen im versüfften Bett inmitten von Mäusen und Ratten, aber ich, ich und meine Muse der Satire, wir wachen. Wir werden alle die Männer beschreiben, die ohne Weisheit sind, doch aufgebläht, aber ich werde auch die Weiber nicht verschonen, die zänkischen und die dummen und die bösen. Nicht einmal die Mädchen werde ich verschonen, die sich dick mit Schminke bemalen, barbusig im Minirock durch die Innenstadt spazieren. Da tragen sie ihre reizenden Fotzen spazieren und haben im Kopf nur Seifenopern. Und wenn diese Satire gelesen wird, soll man sich an den Namen nicht stören, sondern immer denken: Das bin ja ich! Ich bin der Irre! Wirklich, die psychisch Kranken sind die Visionäre Gottes, aber die stumpfen Weltmenschen sind die eigentlichen Irren. Um mich manchmal zu erholen, werde ich ab und an die göttliche Sophia preisen, ob sie auch nur wenigen bekannt ist, wie Jesus Sirach sagt. Aber wer liest schon Jesus Sirach?

VON DEN DUMMEN BÜCHERN

Ich habe schon als Kind viel gelesen. Meine Wohnung ist voll von Büchern. Ich bin, wie der Chinese sagt, parfümiert von Bücherstaub. Aristoteles las den ganzen Tag und noch nachts im Bett. Dabei hielt er in der Hand eine Metallkugel, und neben seinem Bett stand eine Metallschale. Wenn er beim Lesen nachts einschlief, fiel die Kugel in die Schale, davon wachte Aristoteles auf und las weiter. Aber was sollen all die Bücher? Es sind nur eine Handvoll Dichter, die ich immer wieder, ja, täglich lese: Dante, Ben Jonson, Goethe, Klopstock, Hölderlin, Puschkin und Else Lasker-Schüler. Das reicht mir. Wenn ich auf eine einsame Insel nur ein einziges Buch mitnehmen dürfte, so wählte ich die Bibel. Die Christin Susanne aber versteht die Bibel nicht, sie liest lieber schwedische Krimis. Der pietistische Prediger Marco liest nichts anderes als amerikanische Science-fiction. Die Christin Dineke schaut nur Seifenopern, und wenn sie liest, dann triviale Liebesromane. Die Christin Meike wünscht sich eine Bibliothek, aber sagte: Um Gottes willen, nicht Homer, Goethe und Nietzsche. Die Esoterikerin Evi liest nur esoterische Ratgeber, am liebsten über die Eigenliebe oder über die Dämonin Lilith. Die sterbende Karine las vor ihrem Tod nur noch triviale Liebesromane. Der alte Kommunist Konrad hatte sein Haus voller Bücher, die gesammelten Werke des Kommunismus. Ich war einmal in Satans Bücherei, aber der Satan ist dumm, denn ich fand dort Miltons Paradise Lost.


VON DEN RATGEBERN

Als ich in der Umnachtung bodenloser Traurigkeit nach dem Tod meiner Jugendfreundin Karine war und jede Nacht Ströme heißer Tränen weinte, sagte die behinderte Christin Birgit: Wenn du so viel weinen muss, dann trinke auch genügend Gemüsebrühe, damit du genügend Flüssigkeit im Körper hast. Als ich mich von Weihnachten bis Sankt Agnes im Zustand der Gottverlassenheit finden musste, riet mir meine Mutter, Obst zu essen. Als ich einmal vor Liebeskummer fast gestorben wäre, riet mir der Pietist Marco, mir eine Berufsarbeit zu suchen, dann hätte ich keine Zeit mehr, Liebeskummer zu haben. Als ich meinem Evangelikalen Mark meine Gottverlassenheit klagte, bewies er mir mit der Bibel, dass es so etwas gar nicht gibt. Als ich meiner Mutter meinen Liebeskummer klagte, sagte sie: Wasche immer schön dein Geschirr ab, dann findest du auch einmal eine Dame. Als ich der Esoterikerin Evi erzählte, mein seelisches Leiden sei erlösendes Leiden Christi, sagte sie: Du wirst nie glücklich, solange du an Christus festhältst. Als ich Evi sagte: Ich liebe dich und sehne mich nach deiner Liebe, sagte sie: Liebe dich selbst! Es ist die Erfahrung Hiobs: Er hatte alles verloren, war krank und klagte Gott sein Leid. Seine Freunde saßen eine Woche schweigend mit ihm zusammen, das linderte seinen Kummer. Aber dann kamen die Schriftgelehrten und neunmalklugen Doktoren mit ihren frommen Zurechtweisungen, und so vermehrten sie nur noch Hiobs Schmerzen. Das Trauerspiel setzt sich nur noch fort, wenn die katholischen Priester dumme Ratschläge geben. Denn Teresa von Avila sagte: Wie wichtig ist auf dem mystischen Weg ein Seelenführer, aber wie schwer ist ein solcher zu finden.


VON DER HABSUCHT

Nach dem Tod meines Vaters erzählte meine Mutter, dass mein Vater in seiner Jugend zum Konfirmationsunterricht eingeladen war. Er aber ging nicht hin, denn Gott interessierte ihn nicht. Nur kurz vor der Konfirmation meldete er sich noch an, denn er wollte die Geschenke haben. Der Pastor nahm ihn noch auf und er bekam die Geschenke. Das fand meine Familie sehr schlau. Als ich einmal Depressionen hatte, waren meine Eltern gerade in Andalusien, sie schickten mir einen Geldschein und nannten ihn einen Bliedmaker, einen Glücklichmacher. Wo dein Schatz ist, ist dein Herz. Auch am Knaben Tom sah ich die Habsucht. Er wollte immer ein Spielzeug nach dem andern. Kaum war der erste Wunsch erfüllt, entstand ein neuer Wunsch. Der Wunsch, sobald erfüllt, bekommt er gleich Kinder. Tom war unersättlich. Er konnte sich an dem Geschenk gar nicht freuen, weil gleich die nächste Begierde entstand. So will der Mensch alles und mehr. König Midas liebte auch das Gold und erbat sich von den Göttern die Gabe, dass alles, was er berührt, sich in Gold verwandelt. Da gewährten ihm die Götter diese Gabe. Nun, wenn er Brot essen wollte oder Wasser trinken, verwandelte dieses sich in Gold. So starb er. Ein Mann hatte eine große Ernte, er war sehr reich. Er sagte sich: Nun will ich ein großes Vorratshaus bauen, dann setz ich mich zur Ruhe und genieße den Rest meines Lebens. Da sagte Gott zu ihm: Du Narr! Heute Nacht wirst du sterben! Und so starb auch mein Vater plötzlich. Er sprach noch auf dem Sterbebett vom Geld und dachte nicht an Gott. Ihr könnt nur einem Gott dienen: Dem Gott im Himmel, der die Liebe ist, oder dem Gott auf Erden, der das Geld ist. Weh dem, der Schätze sammelt auf Erden und nicht Schätze sammelt im Himmel. Wer Geld liebt, wird vom Geld nie satt. Die Wurzel allen Übels ist die Liebe zum Geld. Die ganze kapitalistische Wirtschaft beruht auf dem Prinzip der Habsucht.


VON DER MODE

Der Neuheidin Evi Mode war so: Einmal trug sie ein leichtes geblümtes Seidenkleidchen, das fast durchsichtig war. Der untere Saum reichte eben auf die Oberschenkel, der obere Saum ließ viel von den nackten Brüsten sehen. Einmal trug sie ein schwarzes Hemdchen mit kurzen Ärmeln und einen schwarzen Minirock und an den Beinen durchsichtige schwarze Strümpfe. Einmal stand sie im Garten, sie trug ein T-Shirt und einen Minirock, und wenn sie sich zu dem Blumen bückte, konnte man ihre nackten Brüste von vorne sehen oder von hinten ihren Slip aus schwarzer Seide mit Spitzen. Die jungen Mädchen, die im Sommer durch die Innenstadt spazieren, tragen kurze Höschen, die kaum den Po bedecken, und möglichst enge und kurze Hemdchen, die die Form der Brüste betonen und den Bauchnabel frei lassen. Sie tragen auch kurze Sommerkleidchen, die die Nacktheit mehr enthüllen als verhüllen. In der sexuellen Revolution von 1968 ist ja der Minirock eingeführt worden. Die jungen Frauen senden wie verrückt erotische Reize aus, um Macht über die Männer zu bekommen. Führend im Modetrend sind ja die Idole der Popmusik. Und so sieht man denn Sängerinnen wie Britney Spears, Christina Aguilera, Kylie Minogue oder Rhianna in Reizunterwäsche auf der Bühne mehr nackt als bekleidet tanzen, sich auf Betten räkeln, mit Schlangen kopulieren. Das ist die Mode der Hure Babylon. Ich sah auch einmal Männer einer Rockband splitternackt auf der Bühne stehen, nur die Penisse waren verhüllt. Ich denke dagegen oft an die Mode der Madonna. Sie trägt lange Kleider in Weiß oder Hellblau, manchmal in Rot oder Gold, oft noch einen andersfarbigen Mantel. Das Kleid reicht bis zu den Füßen. Sie ist meistens gegürtet. Das Kleid betont nicht Brüste und Schoß, ist aber eindeutig feminin-anmutig. Sie trägt am Gürtel oft den Rosenkranz. Sie hat lange Haare, meistens schwarz, manchmal goldblond, auf dem Haupt trägt sie den Schleier der mystischen Braut, der aber nicht ihr Gesicht verschleiert, sondern die Haare bedeckt. Die Madonna strahlt keine erotischen Reize aus, aber zeigt ihre feminine Schönheit und Anmut in einer makellosen Mode.


VON DEN ALTEN DUMMKÖPFEN

Wer in seiner Jugend nicht Kommunist war, hat kein Herz, aber wer in seinem Alter noch Kommunist ist, ist ein Narr. So lernte ich den alten Kommunisten Konrad kennen. Er hatte ein schweres Nervenleiden in den Beinen und verachtete die Ärzte, er ging lieber in den Wald, die Bäume zu umarmen, um die Energie der Bäume in sich aufzunehmen. Auf Rügen war ich mit ihm und seiner Familie, da öffnete er die Arme zur Sonne, um die Sonnenenergie aufzunehmen, dann breitete er die Arme zu den Mitmenschen aus, um die Sonnenenergie zu den Mitmenschen umzulenken, und dann tyrannisierte er mit seiner Egomanie die Exfrau, die verlassene Tochter und den ungeliebten Enkel. Im Gespräch mit mir brach er immer einen Streit über den Glauben vom Zaun. Verteidigte ich die Unbefleckte Empfängnis, die er angriff, ohne zu wissen, was es ist, so sagte er: Du echauffierst dich! Aber wenn er Papst Benedikt XVI in Deutschland die Jugend zur Heiligkeit rufen hörte, schimpfte er wie ein Rohrspatz, nannte den Papst einen Scheinheiligen und echauffierte sich. Er hatte viel Geld, aber aus Prinzip klaute er im Supermarkt Senf. Eines Abends erzählte er mir beim Pernod in einem unendlichen Monolog sein Leben. Er erzählte, wie er die Frau und die dreijährige Tochter verlassen hatte, um für die Weltrevolution zu kämpfen. Er beichtete mir wie in einer Generalbeichte ein langes Leben voller Sünden, nur war er stolz darauf und ich konnte ihm die Absolution nicht erteilen.


VON DER KINDERERZIEHUNG

Die Eltern könnten erzogene Kinder gebären, wenn die Eltern selbst erzogen wären. Leider sind die Eltern nicht erzogen, wenn sie sich vom Herrn nicht erziehen lassen. Das Kind wird als Unglück empfunden, nicht mehr als Geschenk des Herrn. Meine Tante Petheda besuchte eines Tages meine Eltern. Mein Vater sagte: Doris ist krank. Meine Tante trat zu meiner Mutter: Was hast du denn? Ach, klagte meine Mutter, ich bin schwanger! Schwanger war sie mit mir. Als Karine schwanger war mit Zwillingen, sagte ihr Mann, der satanische Detlef jeden Tag: Mach sie weg! Karine ließ sich von der Schwangerschaftsberatung über eine Abtreibung beraten, während der Beratung saß ich draußen und betete den Rosenkranz für das Leben der Kinder. Sie kamen auch zur Welt. Die Zwillinge Milan und Simon sind Marienkinder. Karine bat mich dann, die Kinder zu erziehen. Ein liebender Vater ist der beste Weg zum Glauben an Gott. Die teuflischsten Ideologen der jüngsten Zeit hatten alle einen abwesenden oder grausamen Vater. Wer den Kindern weniger gibt als Gott, der gibt ihnen zu wenig. Die Kinder haben ein Recht darauf, im Glauben erzogen zu werden. Die Wiedertäufer Mark und Marco sind dumm, sie enthalten ihren Kindern die Taufe vor. Sie belassen den Kindern die Erbsünde und verweigern ihnen die heiligmachende Gnade. Aber Kinder sind offen für Gott. Karines erstgeborener Sohn Juri sagte zu mir: Du bist Gott! Du bist Gottvater und ich bin der Erzengel Michael, und wir spielen mit der Sonne Fußball. Glaubst du an Gott? Ich glaube noch viel mehr als du! Und Milan sagte: Papa, male mir ein Bild von Gott und Jesus und der Taube und Maria! So hat Philipp von Mazedonien für seinen Sohn Alexander einen Pädagogen gesucht und so ward Aristoteles der Erzieher Alexanders des Kleinen. So suchte Suzette Gontard einen Hauslehrer für ihren Sohn Henry und fand als Erzieher Hölderlin. Aber der Geldanbeter, mein Vater Eberhard, erzog seinen geliebten Sohn, meinen Bruder Stefan, zum Geldanbeter. Die abergläubische Evi erzog ihren Sohn Tom zum Aberglauben, zum Glauben an Omen, an Reinkarnation, an Feen.


VON DEN LÄSTERMÄULERN

Besser in einem Winkel allein unterm Dach, als mit einer zänkischen Zunge in einem Haus! Das sagte mir Salomon immer ins Ohr, als mich die zänkische Zunge Gunda plagte. So wird man dann geweckt: Heute ist Müllabfuhr! Bring die Mülleimer raus! Das ist die hochgerühmte Ehe: Mülleimer statt Morgengebet! So wurde die einst süße und charmante und hoch erotische Evi zur keifenden fetten Hausfrau. Früher sagte sie: Erzähl mir von Platon und Jesus! Später sagte mir: Kauf Toilettenpapier! Als ich Evi noch sehr liebte, da beschwatze sie immer alles mit ihrer Busenfreundin Sabine. Die war eine frustrierte alleinstehende Frau. Die beredete Evi, doch die Freundschaft mit mir zu beenden. Als ich mich wie ein Vater um Evis Sohn Tom kümmerte und Tom mich mehr liebte als seine Mutter, ward Evi eifersüchtig und beschwatzte dies mit ihrer neuen Freundin Traute. Die war eine alte hässliche Hexe mit Buckel auf dem Rücken und Aberglauben im Kopf. Die mischte sich dann ein und hielt mir Vorträge, wie ich Tom zu erziehen habe. Aufdringliche alte Hexe! Der Witz war, dass diese strohdumme Hexe Lektorin in der evangelischen Kirche war und im Gottesdienst das Sonntagsevangelium vorlas.


HÖRE AUF GUTEN RAT

Auch, wenn du die Bibel, den Talmud, den Koran, die Veden und Bhagavadgita gelesen, Lao Tse und Konfuzius, Platon und Plotin, Augustinus und Dionysius Areopagita, Nietzsche und Kierkegaard, halte dicht nicht für zu weise, um auf den Rat von katholischen Priestern und Ordensleuten zu hören. Der erste Priester sagte: Das Zeichen unserer Zeit ist die Gottverlassenheit Christi. Sie empfinden sehr tief, das macht einsam. Reden Sie mit Maria wie mit einer Freundin. Der zweite Priester sagte: Denken sie nicht: Und ewig locken des Weibes Brüste und Schoß, sondern denken Sie: Das Ewigweibliche zieht uns hinan! Verehren Sie wie Hildegard von Bingen die Sapientia Divina! Der dritte Priester sagte: Wenn sie sich nach Muttergöttinnen sehnen, sagen Sie zu Gott Gottheit und verehren den mütterlichen Gott. Verehren Sie nicht die Venus, sondern sagen zu Gott: Du bist die Schöne Liebe! Wenn Sie die Weisheit verehren wollen, beten Sie: Jesus, du bist meine Weisheit! Der Benediktinermönch Anselm Grün riet mir: Wenn Sie Maria als eine liebende Braut erfahren, können Sie ehelos leben. Aber Maria will Sie zu Gott als Mutter führen. Fortan werden die göttliche Weisheit und die göttliche Liebe Sie führen. Die alte Karmelitin Schwester Mechthild sagte: Sie haben mystische Erfahrungen und die Gabe, diese ins Wort zu bringen. Sie müssen aber wissen, dass nur wenige Sie verstehen werden. Vielleicht geht es Ihnen wie Therese von Lisieux, und Sie entfalten Ihre Wirksamkeit erst nach
Ihrem Tod. Und wenn keiner Sie mehr versteht, wird der Herr selbst Ihr Seelenführer sein.


VOM GUTEN BENEHMEN UND DER HÖFLICHKEIT

Am Anfang unsrer Romanze war Evi lieb und nett, höflich und charmant. Wenn ich kam, bot sie mir Tee im Garten an, nahm sich Zeit für mich und fragte mich nach Gott und dem Evangelium. Aber eigentlich liebte sie nur die Esoterik und den Okkultismus. Irgendwann weihte sie ihre Seele der Teufelin Lilith. Da sah sie nicht mehr auf, wenn ich kam, drehte mir stattdessen den Rücken zu, bot mir keinen Kaffee mehr an, nahm mir übel, wenn ich mich um ihren Sohn Tom kümmerte, brach Streit vom Zaun, bedankte sich nicht für Hilfen und Geschenke. Sie wollte nicht mehr lieb sein. Unsere Liebe Frau mochte sie nicht, denn lieb zu sein, war ihr zuwider. Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin. Sie wollte überall hin. So kam sie auch zu jeder Verabredung zwei Stunden zu spät. Sie nahm gerne, gab aber nie. Eine andere Unhöflichkeit, die ich sah: Die Kinder bedanken sich nicht mehr. Wieviele Geschenke habe ich Tom gemacht, ohne ein Danke zu bekommen, wie oft hab ich ihn zum Essen eingeladen, ohne dass er sich bedankte. Wie viele Bücher hab ich den Kindern Milan und Simon geschickt, ohne dass ihre Pflegeeltern, die reichen Juristen Benjamin und Ulrike, die Kinder bewogen hätten, sich zu bedanken. Und wie unhöflich ist es, dass keiner auf meine Briefe antwortet, dass keiner sich für Gedichte bedankt! Wie unerzogen von meinem Bruder Stefan, dass er zu meinem fünfzigsten Geburtstag mir nicht einmal am Telephon gratulierte, während ich ihn zu seinem fünfzigsten Geburtstag besuchte und beschenkte, obwohl ich nicht eingeladen war. Hundert Freunde hatte er eingeladen, aber nicht seinen Bruder. Aber meine Tante Petheda sagte immer: Undank ist der Welt Lohn!


VON DER WAHREN FREUNDSCHAFT

Als Jesus eines Tages mir erschien und mich einlud zum Allerheiligsten Altarsakrament und zur Verehrung Seiner Mutter, da bat ich ihn, mir zwei Ideen aus dem Protestantismus weiter zu gewähren: Die Lutherbibel und meinen evangelikalen Freund und Bruder Mark. Beides hat mir
Jesus gewährt. So kann ich mich Recht sagen, wie David von Jonathan sagte: Mein Freund und Bruder Jonathan, deine Liebe ist mir wunderbarer als Frauenliebe. Und als Iphigenie in Tauris im Tempel der Göttin Artemis war, fragte sie Orest und Pylades: Seid ihr Brüder? Und Orest, der Wahnsinnige, von den Furien gejagte, sagte: Brüder nicht von Natur, aber aus Freundschaft! Und als der Kreuzritter Roland wegen der schönen Angelika, der Tochter des Kaisers von China, den Verstand verlor und aus Liebeskummer wahnsinnig ward, da bestieg sein Freund Adolf das Flügelpferd und flog zum Mond, um den Verstand seines Freundes zurückzuholen. Und solch einen Freund hat mir Gott gegeben. Der Freund in der Ferne steht mir näher als mein Bruder in der Nähe. Mein Freund und ich sind Brüder nicht nach dem Willen von Fleisch und Blut, sondern weil wir beide von Gott geboren sind. Freundschaft mit Frauen allerdings ist eine andere Sache. Neben ihrem dummen Ehemann halten sie sich gern wie ein Haustier noch einen galanten Hausfreund, entweder zum Kokettieren, oder um einen Domestiken zu haben.


VON DER VERACHTUNG DER BIBEL

Die Esoterikerin Evi bekam von mir viele Bibeln, aber sie las lieber esoterische Bücher. Sie sagte: Eva war immer lieb und nett, aber Adams erste Frau Lilith war wild und böse und frei. Ich bin Lilith! Und wenn sie ein Evangelium lesen wollte, so durfte es nur nicht in der Bibel stehen, es musste schon das Thomas-Evangelium oder das Evangelium nach Maria Magdalena sein. Mein Freund Mark sagte: Sie glauben heute alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen! Und Paulus sagt: In den letzten Zeiten werden sie die gesunde Doktrin nicht ertragen, stattdessen hören sie auf Lehrer, die ihren Sinnen schmeicheln. Karine hatte im Französisch-Unterricht das zweite Kapitel der Genesis aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt und sagte: Erst ist der Mann geschaffen und dann die Frau? Da will ich gar nicht weiterlesen. Und der alte Kommunist Konrad, der das Haus voller Bücher hatte, sagte, er komme über die erste Seite der Bibel nicht hinaus: Die Frau geschnitzt aus der Rippe des Mannes! Weiter würde er nicht lesen. Mein Jugendfreund Erich, der Anarchist sagte: Ich hab in der Bibel gelesen, aber das spricht mich nicht an, ich mache lieber buddhistische Meditation, das ist wenigstens eine Religion ohne Gott. Und ein lutherischer Pastor sagte: Maria war keine Jungfrau, Josef war der Vater von Gott. Und meine evangelikalen Freunde Mark und Marco sagen: Gute Protestanten lesen nicht das Buch der Weisheit, Jesus Sirach, Judith, Makkabäer und Tobit. Das sind alles nur Legenden, das ist nicht Gottes Wort. Und die Katholiken müssen vom Pfarrer unterwiesen werden: Psalmen, das sind Gedichte aus Israel und Palästina, das sie ja aus den Nachrichten im Fernsehen kennen. Und eine Katholikin sagte: Wenn in der Heiligen Messe aus dem Evangelium vorgelesen wird, verstehe ich kein Wort. Und eine Katholikin sagte: Ich wusste gar nicht, dass es neben der Muttergottes noch andere Marien in der Bibel gibt. Und Sankt Hieronymus sagte: Die Bibel nicht kennen, heißt Christus nicht kennen!


VON DER BESONNENHEIT ODER SOPHROSYNE

Karine schien mir immer erst zu reden, und dann nachzudenken. Ich sagte zornig: Weib, erst denken, und dann reden! Aber so ist es beim Mann, er denkt im Hirn, dann bilden seine Ideen die Worte. Bei der Frau ist es anders, da gilt das Prinzip Kleists: Das allmähliche Fertigen der Gedanken beim Reden. Eine Frau beginnt zu reden, und im Reden bilden sich ihre Gedanken. Die Frau hat im Hirn ein größeres Sprachzentrum als der Mann. Dazu kommentierte Marco, der männliche Mann: Wenn Frauen ein größeres Sprachzentrum im Hirn haben als die Männer, dann muss es ihnen ja anderswo fehlen. Als in Karines Familie das Chaos regierte, wollte ihr die Neuheidnun Anja helfen. Ich saß im Garten auf der Bank unterm Holunderstrauch und rauchte und dachte nach. Da kam Anja völlig aufgelöst aus dem Haus und fuchtelte mit den Armen herum und rief sinnlose Worte. Sie erinnerte mich an ein kopfloses Huhn, das aufgeregt mit den Flügeln flattert, ohne fliegen zu können, das zwar kopflos ist, aber aufgeregt gackert. Es war einmal ein Bauer, der holte das Ei eines Adlers aus einem Adlernest. Er zog den kleinen Adler auf seinem Hühnerhof auf. Dem Jüngling Adler beschnitt er die Flügel, damit er nicht fortfliege. Aber dem Adler wuchsen die Flügel nach. Da brach ein Gewitter und Sturm über den Hühnerhof herein. Der Hahn krähte und blähte sich auf, die Hennen eilten aufgescheucht durch den Garten, alles krähte und gackerte und bewegte die Flügel, aber sie können nicht fliegen. Der junge Adler sah zum Himmel. Am Himmel schwebte in majestätischer Ruhe ein Kaiseradler. Der junge Adler flog in die Lüfte und segelte in ruhiger Besonnenheit und erhabener Überlegenheit mit dem Kaiseradler davon.


VON DER FREIEN LIEBE

Martin Luther hatte die Ehe nicht mehr als Sakrament verstanden, sondern als ein weltliches Ding. Weltliche Dinge kann man auch wieder trennen. Kant sah die Ehe als einen Vertrag zur wechselseitigen Benutzung der Geschlechtsorgane. Die Jugend der Bolschewiki sah in der Liebe einen Schluck Wasser. Aber der wahre Sexualkommunismus wurde in der Kulturrevolution von 1968 eingeführt, da gab es die Propaganda der freien Liebe. Uschi Obermayer kam in die Kommune und schlief öffentlich im Versammlungsraum mit Rainer Langhans. Unverbindlich und ohne Verantwortung. Uschi Obermayer war die Wanderhure der sexuellen Revolution. Das Motto der Revolution war: Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment. Und Kinder haben ein Recht auf Sex mit Erwachsenen! Man kann sich allerdings auch nach und nach einen Harem anlegen, wie der sozialdemokratische Bundeskanzler Gerhard Schröder, der vier Ehefrauen hatte. Die Katholikin Rebekka bekehrte sich zu einer evangelikalen Freikirche und schied sich von ihrem katholischen Mann. Sie heiratete einen Protestanten, bekam ein Kind von ihm, schied sich aber von ihm. Dann heiratete sie den sexsüchtigen Dominik, sie schied sich von ihm. Dann heiratete sie einen Christen aus einer Pfingstgemeinde. Ihre Tochter musste dreimal den Nachnamen wechseln. Das ist die evangelische Antwort auf das Programm der freien Liebe. Man sagt, Salomo haben 300 Ehefrauen und 700 Konkubinen und Mädchen ohne Zahl gehabt. Aber in Wahrheit ist die Zahl von 1000 Frauen eine symbolische Zahl. Salomo war mystisch vermählt mit Frau Weisheit. Die 1000 Frauen symbolisieren die Fülle der Weisheit Salomos.


VON DER BILLIGEN GNADE

Martin Luther sagte: Gerettet werden kann der Mensch nur durch die Gnade Gottes. Es gibt aber keinen freien Willen des Menschen. Sondern dem einen reitet der Satan auf dem Rücken, dem andern ist Gott gnädig. Wenn Gott dir gnädig ist, dann gibt er dir seine Gnade, ob du willst oder nicht. Dann zwingt dich Gott in den Himmel. Dann sollst du dich nicht fürchten, sondern sündige tapfer! Und versuche nicht, mit guten Werken Gott zu gefallen. - Und so lässt die Welt den lieben Gott einen guten Mann sein und sündigt tapfer. So singen die Narren im Karneval: Wir kommen alle, alle in den Himmel! Und so singen die Säufer in der Kneipe: Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort! Als Karine im Sterben lag, sagten mir ein alter polnischer Ministrant und ein katholischer Kaplan: Alle Menschen kommen in den Himmel! Da war der teuflische Detlef konsequenter, er sagte mir einmal: Ich will lieber dem Teufel als Gott begegnen! Ich will lieber in die Hölle als in den Himmel kommen! Denn in der Hölle gibt es Rockmusik und Glücksspiele!


VON DEN PLÄNEN

Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach noch einen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht! Wie haben sich im ostdeutschen Sozialismus Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Erich Honecker bemüht, die ganze verstaatlichte Wirtschaft durch Pläne zu lenken. Aber diese Planwirtschaft ist als ein unrealistisches Konzept gescheitert. Der real-existierende Sozialismus ist aus sozio-ökonomischen Gründen zugrunde gegangen. Dagegen existiert die sozialistische Utopie noch in vielen verirrten Köpfen.


VON DEN SÄUFERN

In Leo's Kneipe saß ich einen Winter lang, um meinen großen Liebeskummer im Bier zu ersäufen. Das war die Hölle. Der Raum war dunkel, die Wände feuerrot, der Raum voll Qualm und Bierdunst. Die Säufer, allen voran Dieter Becker, beleidigten sich gegenseitig auf die gemeinste Art und Weise. Sie tranken ein Bier nach dem andern und rauchten eine Zigarette nach der andern. Einer fragte mich, wovon ich lebe, ich sagte, ich lebe von Luft und Liebe. Da meinte er, ich lasse mich von einer Frau als ihr Beischläfer aushalten. Ein anderer sprach vom Pflaumenschnaps und Feigenschnaps und scherzte über Frauen, die einen seien Pflaumen, die anderen seien Feigen. Dann war da noch der gescheiterte Professor, ein alter Mann, der in hochgestochenen Worten von Konvulsionen sprach und besoffen der hässlichen Wirtin schmeichelte. Einmal kam einer herein, der sich auf der Straße geprügelt hatte. Ein anderer war berauscht vom Kokain. Die Wirtin ging mit Dieter Becker vor die Tür, um Haschisch zu rauchen. Mitten in dieser Hölle saß ich und dichtete Liebesgedichte an Sulamith oder Suleika. Meine Ärztin schickte mich auch einmal zu den anonymen Alkoholikern, weil ich regelmäßig abends Wein trinke. Die Alkoholiker sagten: Eine Flasche Wein am Abend? Dafür wären wir gar nicht erst aufgestanden! Wir haben schon zum Frühstück eine Flasche Whiskey getrunken! Und dann erzählte einer nach dem andern seine unbereuten Sünden. Ich konnte es in diesem Sündenpfuhl nicht aushalten und kam nicht wieder. Hatte mir doch der alte Konrad gesagt: Wenn du gar keinen Wein mehr trinkst, werden deine Gedichte schlecht! Hafiz sei mein Zeuge! Dann rief mich eines Nachts in der dritten Stunde nach Mitternacht mein Jugendfreund Enno an. Auch er war Alkoholiker. Er trank nachts eine Kiste Bier. Er wohnte allein mit seiner alten Mutter einsam auf dem Land und hatte keine Arbeit. Er hatte schon angefangen, weiße Mäuse zu sehen. Nun schlief er tagsüber, nachts besoff er sich mit Bier und guckte Fernsehen. Nach zehn Jahren rief er mich einmal mitten in der Nacht an, riss mich aus dem Tiefschlaf, um über den Papst zu lästern: Das interessiere die Menschheit nicht, dass Papst Benedikt XVI. zurückgetreten sei.


VOM REICHTUM

Die Reichen sind überall beliebt. Zum 70. Geburtstag meines Vaters Eberhard kamen hundert Freunde, zum 50. Geburtstag meines Bruders Stefan kamen auch 100 Freunde, meinen 50. Geburtstag feierte noch nicht einmal meine Mutter Doris, sondern ein einziger Freund, mein Christenbruder Mark. Was macht den Mann für die Frau erotisch? Ob er Seriösität ausstrahlt, dass er ihr finanzielle Sicherheit geben kann. Männer schauen Frauen auf den Popo, ob sie im Bett Lust bereiten können. Frauen schauen Männern auf den Popo, ob sie in der Gesäßtasche auch ein dickes Portemonnaie haben. Der Reiche also hat viele Freunde und viele schöne Frauen. Ob einer ein guter Dichter ist, misst die Welt daran, wieviel Geld er damit verdient, und ob er auch in den Talk-Shows im Fernsehen nach seiner politischen Stellungnahme gefragt wird. So pries mein Vater den Obernarren Dieter Bohlen, ein strohdummes Lästermaul aus dem niveaulosen Fernsehen, weil seine Autobiographie auf der Bestsellerliste auf dem ersten Platz stand. Das sind die wahren Alchemisten, die aus Scheiße Gold machen können. Was ist dagegen der Ruhm Virgils, den man nach zweitausend Jahren noch liest? Aber was ist einem Sparkassen-Angestellten der Ruhm Virgils? Er hat den Namen noch nie gehört. Alle meinen, die glücklichsten Menschen der Welt müssten im reichen, aber gottlosen Schweden leben! Weit gefehlt! Die glücklichsten Menschen der Welt leben im katholischen, armen Peru! Europa ist ein reicher Kontinent, aber die Depression ist hier eine Volkskrankheit. Die Gesänge in der deutschen Messe klingen wie Trauergesänge einer Beerdigung. Es gibt keine Priester, keine Gläubigen mehr. Aber Afrika ist arm, dort aber sprießen Priesterberufungen wie Pilze aus dem Boden, eine Heilige Messe dauert drei Stunden, davon die Predigt eine Stunde, dazu trommeln und tanzen sie, der Bischof tanzt mit.


DIENER ZWEIER HERREN

Als der Satan seinen Rauch in die katholische Kirche blies und immer neue Missbräuche an Kindern durch Priester und Ordensleute ans Licht kamen, da sprach die Welt von der Unsinnigkeit des Zölibats. Es entstünden durch die sexuelle Enthaltsamkeit der Priester und Mönche eben automatisch perverse Sexualneurotiker. Damals kam der afrikanische Katholik Michel von der Elfenbeinküste zu mir und sagte: Beim Fußballspiel kann man auch nicht in beiden Mannschaften spielen. Ja, der Sinn für den hohen Wert der Jungfräulichkeit ist der heutigen Welt und leider auch der heutigen Kirche ganz abhanden gekommen. Wie viele Jungfrauen der frühen Kirche erlitten lieber das Martyrium, als ihre Jungfräulichkeit aufzugeben, die sie dem Bräutigam Jesus vermählt hatten! Heilige Agnes, bitte für uns! Ich sehe es an meinen evangelikalen Freunden Mark und Marco: Sie müssen morgens nach einen zehnminütigen Morgengebet aus dem Haus, den ganzen Tag am Computer arbeiten, abends sich um Frau und Kinder kümmern, und dann erschöpft zu Bett gehen. Da bleibt keine Zeit für intensives Gebet, gar Kontemplation, bleibt keine Zeit zum Studium der Philosophie und Theologie. Paulus sagt: Wer verheiratet ist, sorgt sich um die Wünsche der Frau, so ist sein Herz nicht ungeteilt beim Herrn. Wer aber jungfräulich lebt, kann ungeteilt beim Herrn sein. Und das wird vom Priester erwartet. Nun sind in Deutschland ein Drittel der Priester mit dem Zölibat unzufrieden, sie wünschen sich eine Frau. Immer weniger junge Männer sind bereit, zölibatärer Priester zu werden. Man verweist auf die lutherische Kirche. Die evangelische Kirche habe verheiratete Pastoren, ja, verheiratete Pastorinnen. Aber was ist das Großes mit den lutherischen verheirateten Pastorinnen? Die Pastorin Anja predigte über die Verklärung Christi, indem sie vom rechten Verhalten beim Schuhekaufen sprach. Die lutherische verheiratete Pastorin Gudrun sprach über die Rechtfertigung aus Gnade, indem sie über Kosmetika sprach und die Werbung, die die besten Deosprays und Bodylotions anpreist. Aber es gibt noch eine andere Weise Diener zweier Herren zu sein, nämlich als Dichter und Hausfreund Diener zweier Herrinnen zu sein. So ging es mir mit meinen Jugendfreundinnen Evi und Karine. Ich kümmerte mich bei beiden Frauen um die Kinder, ich half ihnen im Alltag, war wie ein Mann zu ihnen und wie ein Vater zu ihren Kindern. Die Pflichten übernahm ich, die Rechte wurden mir verwehrt. So wollten die beiden Freundinnen im Sommer in der Provence Urlaub machen. Ich wusch für beide Frauen die Wäsche, aber in den Urlaub fuhren sie allein. Du siehst also, Leser, dass ich selbst ein Narr bin, der ich Diener zweier Herrinnen war. Nun bin ich aber Diener zweier Herrinnen, denn meine eine Herrin ist die Caritas Divina und meine andere Herrin ist die Sapientia Divina, und damit lebt es sich recht gut.


VOM GESCHWÄTZ

Karine war ein rechtes Plaudermäulchen. Es hatte alles so gar keinen tieferen Sinn und Verstand. Ich hatte immer philosophische Gedanken in mir, aber sie wollte davon nichts wissen. Sie hatte nur triviale Liebesromane und Seifenopern im Kopf. Eines Tages erbarmte sie sich meiner und fragte, was ich gerade schriebe. Ich sagte: Ein Lehrgedicht über griechische Philosophie. Was denn die Philosophen sagten? Ich erzählte von Heraklit und Parmenides, von der Stoa und von Epikur. Ach, was wäre denn mit Epikur? Ich sagte, die Kirchenväter sprächen von den epikuräischen Säuen und Dante verdammte sie zur Hölle. Karine sagte: Aber auch Epikuräer können gute Menschen sein. Wir bringen die Zeit zu wie ein Geschwätz, sagt König David. Lange Zeit rief mich fast täglich die Lutheranerin Regine an. Sie hatte lutherische Theologie und Altphilologie studiert und verglich den gekreuzigten Christus mit dem deus ex machina der euripidischen Tragödie. Was war das doch für eine Gelehrsamkeit? Täglich fragte sie mich, wie das Wetter sei, schimpften über ihren Vater, schimpfte über ihren Mann. Ich sollte immer geistreich sein, aber von ihr kam nicht ein einziges geistreiches Wort, nur Leere und Langeweile gähnte mich an. Ich war froh, als die Belästigungen durch die täglichen Telefonate aufhörte. Apropos lutherische Theologen: Weil die junge Pastorin Anja von der lutherischen Kirche so hübsch war, nahm ich am lutherischen Gemeinde-Abendbrot teil. Ich dachte, vielleicht inspiriert mich ihre Grazie zu neuen Liedern. Luthers Tischreden waren zwar voller Hass gegen den Stellvertreter Christi, aber sie waren doch immerhin interessant und witzig. Der lutherischen Pastorin Tischreden dagegen waren so innerweltlich und banal, dass ich mich unendlich einsam fühlte in dem Kreis der älteren Damen. Da ging es um die okkulten Kinderromane, um die Ewsepen im Garten, um die Passionsblumen, um die Briefträger, um triviale Unterhaltunsliteratur, und alles ohne Kritik am Zeitgeist, ohne Tiefsinn, ohne Erhebung zu Gott, ohne Heiligen Geist. Ich ging dann bald nicht mehr hin. Besser allein und einsam sein, aber mit der Bibel und Vergil und Dante und Goethe reden, als einsam sein in einem Haufen geistlos schwatzender alter Weiber. Denn dieses christliche Geschwätz war nicht interessanter als das theistische Geschwätz der Familienfeiern im Hause meines Bruders Stefan. Da ging es um das Geld, das Geld, das liebe Geld, um die technischen Spielzeuge der Männer und Kinder, um den Tourismus der Reichen, um die Kochkünste meiner Schwägerin Gisela, um die Milchproduktion der ostfriesischen Bauern, und am meisten um das aktuelle Fernsehprgramm. Versuchte ich einmal ein Wort des Geistes einzubringen, tat man so, als wäre ich nicht da, man überhörte und übersah mich einfach. Und das christliche Geschwätz ist nicht besser. So hatte ich zu Weihnachten eine furchtbare Gnade empfangen: Das göttliche Jesuskind ward in mir geboren und litt dreißig Tage in mir seine absolute Verlassenheit von Gott und den Menschen. Ich bat meinen pietistischen Genossen Marco um Hilfe. Er lud mich zu sich ein und zeigte mir einen Katalog der Geschichte des Automobils. Und dies war ein feiner Trost, zu sprechen über Pferdestärken und Hubraum. Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz, sagt der Psalmist.


VOM DIEBSTAHL UND BETRUG

Der alte Kommunist Konrad war ziemlich wohlhabend. Der Kommunismus will ja alles Privateigentum vergesellschaften. Aber der Kommunist Konrad wollte sein liebes Geld doch für sich. Er war an Krebs erkrankt und bettlägrig. Er bekam von der Krankenversicherung eine beträchtliche Summe, um eine Pflegerin bezahlen zu können. Dieses Geld sammelte er auf seinem Konto und ließ sich von seiner jungen Zweifrau Christel pflegen. Tags arbeitete Christel als Lehrerin von schwererziehbaren Kindern, nachts hatte sie Schlafstörungen, daneben sollte sie den tyrannischen Mann pflegen, der aber sein Geld für sich behielt und sie nicht einmal in seinem Testament bedachte. Das ist Molieres Geiziger. So wollen die Kommunisten wohl das Geld der Anderen haben, aber vom eigenen Geld den Anderen nichts geben. Denn die kommunistischen Materialisten und Atheisten beten auch das Geld an. Die krebskranke Karine war auch Meisterin im Betrug. Sie log alle staatlichen Ämter an, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in den Genuss umfassender Fürsorge vonseiten des Vater Staats zu kommen. Erst nach ihrem Tod ist der ganze Schwindel aufgeflogen. Sie war ja kommunistisch erzogen worden, und als Kommunist kannst du den demokratischen Staat hassen und bekämpfen und zugleich ganz prima von seiner Fürsorge leben. Als Wladimir Ilijitsch Uljanow oder Lenin in der Schweiz im Exil lebte mit seiner Ehefrau Nadeshda Krupskaja und seiner Konkubine Ines Amand, da lebte er von den Geldern der Organisation, das heißt, von den Geldern der bolschewistischen Partei. Die hatte ihre Gelder aber nicht von den Mitgliedsbeiträgen der arbeitenden Massen, sondern Stalin organisierte bewaffnete Banküberfälle. Es waren Räuber, gemeine Verbrecher, die im Oktober 1917 die Macht im russischen Staat übernahmen. Diesen Stalin nahmen sich in Deutschland die revolutionären Studenten von 1968 zum Vorbild, als sie die Rote Armee Fraktion gründeten und mit Mord und Terror die demokratische Bundesrepublik Deutschland in Angst und Schrecken versetzten. Sie finanzierten nämlich ihre verbrecherische Existenz als Terroristen durch bewaffnete Banküberfälle.


VON DER HEUCHELEI UND SCHEINHEILIGKEIT

Einmal kam ich aus der Sonntagsmesse, und vor der Kirchentür sagte ein altes Weib zu einem andern: Nun haben wir unsere Sonntagspflicht wieder erfüllt. Brav, altes Weib, die Pflicht ist abgesessen. Die alten Weiber trafen sich zur Werktagsmesse, weil es anschließend Kaffee und Kuchen gab, und da wurde die Hostie zur Vorspeise gefuttert. Ein Mann nahm seinen Sohn mit in die Messe, und zur Kommunion kommentierte der Sohn: Papa, krieg ich auch so einen Keks? Nur zwanzig Prozent der deutschen Katholiken glauben an einen persönlichen Gott. Was denken sie denn, wenn sie das Vaterunser beten? Nur zwanzig Prozent der katholischen Messbesucher glauben an die Transsubstantiation und die Realpräsenz Christi in der Hostie. Was wollen sie denn dann in der Kirche? Sie wollen ihren neuen Pelzmantel spazieren führen. Aber sind denn die Jünger der evangelikalen Freikirchen besser? Der Fanatiker Dominik war Sohn eines katholischen Vaters. Sein Vater betete bei jeder Mahlzeit: Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast. Dann sang der Vater gerne Marienhymnen. Aber Dominik hatte sich ein einer Pfingstgemeinde bekehrt. Wenn sein Vater sich nicht auch noch bekehre, komme er in die Hölle, wusste Dominik. Die Katholiken sind ja nur ein religiöser Haufen, die die Offenbarung nicht kennen. Stattdessen beten sie den goldenen Götzen der Monstranz an. Er, Dominik, kniee aber nicht vor dem Götzen der katholischen Kirche. Die katholische Kirche sei die Hure Babylon und der Papst der Rattenschwanz des Antichristen. Und als ich in Lourdes mich der Unbefleckten Empfängnis verlobte, rief Dominik, er bete nicht die Abgöttin Maria an, er könne die Bilder der Madonna mit dem Jesuskind nicht ertragen. Ja, was er ertragen konnte, das waren die pornographischen Bilder der Huren. Was er sein Frauenideal nannte, das war nicht die Madonna, das war die Hure im Bordell. Er heiratete dann eine abgefallene Katholikin, die schon zweimal geschieden war, die sich aber auch von ihrem dritten Mann scheiden ließ, weil er während der kurzen Ehe weiter ins Bordell ging. Es gibt bei den Evangelikalen aber auch tugendsame Männer, vorbildliche Familienväter und Liebhaber der Bibel, wie meinen Freund Mark. Aber ich muss lächeln. Der konservative Evangelikale nannte die liberalen Evangelikalen Irrlehrer und warnte vor ihnen. Aber was ist eine Irrlehre, wenn nicht ein Christentum ohne die drei Säulen: Den eucharistischen Christus, die Verehrung der Jungfrau und den Gehorsam dem Nachfolger Petri gegenüber?


LOB DER HAGIA SOPHIA

In einem Buch über die Jungfrau Maria las ich die Frage, ob wir vielleicht die Eine Gottheit als ursprungslose Jungfrau Ohnegleichen betrachten dürfen. Aber der Autor verfolgte den Gedanken nicht, er schien ihm zu gewagt, zu wenig abgesichert durch Schrift und Tradition. Ich dachte aber weiter nach über diese Spekulation. Jesus Sirach und Jakob Böhme nennen ja Sophia eine Jungfrau. Wer aber ist Sophia? Gott der Vater wird der allein weise Gott genannt von Paulus. Das Buch der Weisheit schreibt den Exodus nicht dem Vater zu, sondern der Weisheit. Der Vater ist also Weisheit. Aber die Sprüche Salomos nennen die Weisheit auch Kind des Vaters. Paulus nennt Christus die Weisheit. Der Sohn ist also Weisheit. Im Buch der Weisheit ist vom Geist der Weisheit die Rede. Jesaja nennt die Weisheit ein Charisma des Heiligen Geistes. Der Geist ist also Weisheit. Darum spricht Augustinus von der Sophia des Vaters, der Sophia des Sohnes, der Sophia des Heiligen Geistes. Der Glaube lehrt Eine göttliche Natur in drei Personen. Die drei Personen sind Vater und Sohn und Heiliger Geist, aber Sophia ist die Eine göttliche Natur. Und da Sophia Eine Gottheit ist, und keine Götter neben ihr sind, ist sie Jungfrau. Es ist kein Götterpaar in heiliger Hochzeit das Wesen der Wesen, sondern die unerzeugte und unvermählte Jungfrau Sophia, die jungfräuliche Gott-Natur.


VOM EITLEN GLÜCK

Aristippos lehrte, das Wohlbefinden, das angenehme Leben sei das Höchste Gut. So ging er oft zur Hetäre Thais, um körperliche Lust in ihr zu genießen. Die körperliche Liebe stellte er über die Liebe der Seelen. Nur müsse man beachten, dass man, wenn man die körperliche Liebe von Hetären genieße, sich nicht von den Frauen beherrschen lassen dürfe. Seine Tochter Arete war auch Philosophin und führte seine Philosophie des Glücks fort. Epikur meinte, die Götter, wenn es sie denn gäbe, lebten fern im Himmel in ewiger Heiterkeit und kümmerten sich nicht um die Menschen. Die Welt sei von keinem Gott geschaffen, sondern aus Zufall entstanden. Mit dem Tod des Menschen sei alles aus, es gäbe keine Unsterblichkeit der Seele. Das Einzige, was den Sinn des menschlichen Lebens ausmachen könne, sei die Lust. Um die Lust zu genießen, muss man sich von der Politik zurückziehen, nichts wissen wollen vom Staat und vom Krieg, die Lampe des Privaten anzünden, sich in einen schönen Garten zurückziehen und die Freundschaft pflegen. Das sei Glück. Dante ward in der Hölle über Fortuna belehrt, die römische Göttin des Glücks. Sie thront auf einem Rad, dass sich dreht, so dass einmal das Glück und einmal das Unglück oben ist. Fortuna sei eine himmlische Intelligenz, ein Engel, von Gott geschaffen und eingesetzt in den Sphären, die Maße des irdischen Glücks zu verteilen. Alle Dichter beklagen die Launenhaftigkeit dieser unbeständigen Herrin. Die Philosophen des Alten Testaments wunderten sich, dass das irdische Glück in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der Frömmigkeit der Menschen stünde, ja, dass es oft den Gottlosen sehr gut ginge, während Gerechte wie Hiob maßlosen Kummer zu erdulden hätten. Das Volk von Mexiko glaubt, wie der Dichter Octavio Paz sagte, und vertraut allein der Jungfrau von Guadelupe und der staatlichen Lotterie. Schiller spricht vom Lottospiel des Glücks. Ich hörte von der katholisch getauften und gefirmten Esoterikerin Maddel, sie habe einmal morgens die Lottozahlen geträumt. Vier von sechs Zahlen träumte sie, dann wachte sie auf. Sie dachte: Träume sind Schäume. Also setzte sie nicht auf die geträumten Zahlen. Aber bei der Ziehung der Lottozahlen stellte sich heraus, dass sie vier Richtige geträumt hatte. Ich sprach einmal mit der Esoterikerin Evi und ihren Kindern über das Glück. Ihr zehnjähriger Sohn Tom half sich mit einer Tautologie und sagte: Glück ist Glück. Ihr achtzehnjähriger Sohn Quentin, angehender Mathematik-Student, sagte: Glück gibt es nicht, das ist alles berechenbar. Evi sagte: Glück ist, wenn ein spiritueller Mensch eine höhere energetische Stufe erreicht. Ich sagte: Glück ist, wenn einen die Glücksgöttin küsst. Aber in Wahrheit dachte ich an das Wort der Jungfrau Maria zur Seherin Bernardette von Lourdes: Ich kann Ihnen nicht versprechen, Sie in diesem Leben glücklich zu machen, aber ich verspreche Ihnen, Sie im kommenden ewigen Leben glücklich zu machen.


VON DEN SORGEN

Doktor Johann Faust hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen: Ich gebe dir, sagte Satan, alle Herrlichkeiten der Welt, wenn du mich anbetest. Und nun ritt der alte Faust auf dem Deich an der Nordsee, und siehe, Frau Sorge sprang hinter ihm auf den Schimmel, hielt ihre Hände vor seine Augen, und so erblindete Faust. Von allen Sorgen freihalten wollte sich der cynische Philosoph Diogenes. Er wollte absolut bedürfnislos leben. Im übrigen lebte er nicht in einer Tonne, sondern in einer Weinamphore. Er aß nur einfache Speisen mit seinem Löffel. Einmal sah er einen Gassenbuben mit den Händen essen, da erkannte Diogenes, dass er noch auf den Löffel verzichten konnte, er aß fortan wie der Knabe mit den Händen. Überfiel ihn die göttliche Aphrodite, entledigte er sich ihrer durch Masturbation. Er sagte: Könnte der Hunger doch ebenso leicht durch das Reiben des Bauches vertrieben werden. Als der Welteroberer Alexander vor des Diogenes Amphore stand und fragte, was der Philosoph sich vom Herrscher der ganzen Welt wünschte, sagte der Cyniker: Geh mir aus der Sonne! Ach, das weiß doch jedes Kind! Aber dass es Philosophen gibt, die Bücher schreiben mit dem Titel: Jesus, der Hund, das ist neu, dass nun Jesus ein hebräischer Cyniker ist. Was sagt denn der cynische Philosoph Jesus von Nazareth über die Sorge? Jesus sagt: Sorge dich nicht darum, was du essen und trinken und was du anziehen sollst. Darum sorgen sich die Weltmenschen. Schau dir doch die Blumen im Garten an, Krokus und Narzisse, Tulpe und Rose, wie schön Gott sie kleidet! Selbst Sulamith in ihren reizendsten Kleidchen war nicht so schön wie diese Blüten! Und schau dir die Vögel an im Garten, Amseln und Drosseln, Kleiber und Meisen, Spatzen und Sperlinge, selbst die Klappergrasmücken, alle finden ihre Nahrung, ohne dass sie morgens ins Büro gehen müssen und erst spät abends nach Hause kommen. So sorge dich nicht, mein Freund, sondern versenke deine Vergangenheit in den Mutterschoß der göttlichen Misericordia und vertraue deine Zukunft der verschleierten Providentia an!


VOM BETTELN

Einmal arbeitete ich in der Obdachlosen-Fürsorge der evangelischen Pfingstgemeinde. Da lernte ich einen Bettler kennen, der stumm und taub war. Er konnte nur zwei Worte stammeln: Jesus Maria! Er lächelte mich an und hatte leuchtende Augen. Später traf ich ihn wieder vor der katholischen Kapelle Sankt Christopherus. Nach der Messe saß er am Tor und bettelte um Almosen. Die katholischen Spießbürger fühlten sich belästigt und beschwerten sich beim Pfarrer. So verkündete der Pfarrer: Liebe Brüder und Schwestern, Sie sehen einen Bettler vor unserer Kirche, und Sie fühlen sich belästigt. Sie brauchen ihm nichts zu geben, der Staat wird schon für ihn sorgen. Ich sah auch einen Bettler vor dem Einkaufsmarkt sitzen. Eine ältere lutherische Dame sagte: Das sind Bettler der rumänischen Mafia. Die werden gezwungen zu betteln, und abends müssen sie alles Geld abliefern. Ich entschied daraufhin, dem Bettler kein Geld zu geben, statt dessen gab ich ihm Brötchen und Käse und einen Fruchtsaft. Welche Dankbarkeit strahlte aus seinen Augen und sein Wort: Danke, Signore! war ein Segen Gottes. Aber ich selbst kenne auch das Betteln. So haben mich mein Vater und meine Mutter nie wertgeschätzt und mein Lebenswerk nie anerkannt. Denn ihnen galt nur das als Leistung, was viel Geld einbringt. Aber so ein verkanntes Dichtergenie, so ein Laientheologe und Bettelphilosoph, der immer wieder um finanzielle Unterstützung betteln musste, das war in den Augen meiner Eltern eine gescheiterte, sinnlose Existenz. Wie lange bettelte ich um die Anerkennung meiner Eltern. Wenn ich erzählte, dass mich ein österreichischer Literaturkritiker den größten lebenden deutschen Dichter nannte, meinte meine Mutter: Was ist denn das für ein Spinner? Und wenn ich erzählte, dass ich im katholischen Bibelkreis gefragt worden, ob ich Theologie und Philosophie studiert habe, sagte meine Mutter geringschätzig: Ach, du weißt zuviel. Als ich meine Eltern mit meinen Pflegesöhnen besuchte, die mich sehr liebten, machte mein Vater mich vor den Knaben schlecht und sagte: Er ist eine Flasche im Fußballspielen! Irgendwann gab ich es auf, um die Anerkennung meiner Eltern zu betteln. Mein Vater ist nun tot. Ich träume manchmal von ihm, und sein Geist im Traum spricht immer Worte der Geringschätzung und Verachtung. Aber ich kenne auch das Betteln um Frauenliebe. Als ich die reizende Evi liebte, meinte ich, ohne ihre Liebe nicht leben zu können. Ich betete sie an. Einmal war sie mir das feminine Antlitz Gottes, dann die allmächtige Göttin, dann die Weltseele. Ich bettelte um ihre Liebe. Aber sie sagte: Ich muss nicht Gott und den Nächsten lieben! Ich muss mich nur selber lieben! Bettle nicht um meine Liebe, denn ich liebe dich nicht! Liebe dich doch selbst! So ein Narr war ich, bei einer lieblosen Frau um Liebe zu betteln. Auf sie traf das Wort Jesu zu: Ich weiß von euch, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt! Ja, wir sollten nur betteln um die Liebe Gottes. So sagte Luther auf seinem Sterbebett: Wir sind Bettler, das ist wahr! Ja, darin hatte Luther recht: Wir kommen als geistlich Arme zu unserem Richter, als Bettler um die Barmherzigkeit Gottes.


VON DEN WÜNSCHEN

Ich wünschte mir eine gewisse Zeit Evi zur Geliebten. Später war ich Gott dankbar, dass er mir meinen Wunsch nicht erfüllt hatte. Denn als ihr Charme und ihre erotischen Reize vergangen waren, blieb eine alte, fette, hässliche Hausfrau, eine zänkische Zunge, okkult belastet. Hätte Gott mir meinen Wunsch erfüllt, wäre mein Leben zur Hölle geworden. Als ich der reizenden Evi von der Brautmystik erzählte, die in Jesus den Bräutigam der Seele erkennt, sagte sie: Ich glaube an kein Gottes-Du. Ich kann nichts anfangen mit einem Bräutigam Jesus. Ich erzählte ihr, dass es neben der Brautmystik noch die Seins-Mystik gäbe, etwa bei Meister Eckart. Sie begann, in meinem Meister Eckart zu lesen. Denn was verstand sie unter Seins-Mystik? Nur die esoterische Spiritualität: Ich und Gott sind eins, ich bin ein Stück von Gott, ich bin Gott! Aber da las sie bei Meister Eckart: Vergiss deine Wünsche und vereinige deinen Willen mit dem Willen Gottes. Das quältte sie nun sehr, denn sie hatte viele Wünsche: Um glücklich zu sein, brauchte sie einen Bauernhof mit großem Garten und vielen Pferden. Da erzählte sie mir: Es gibt ja bei den spirituellen Menschen den Weg, Wünsche ans Universum abzusenden. Wenn man nur stark genug wünscht, dann erfüllt das Universum einem alle Wünsche. Was für eine Torheit! Aber so beten auch viele Christen, die in Gott einen Wunschautomaten sehen: Oben steckt man ein Gebet herein und unten kommt der erfüllte Wunsch heraus. Anbetung kennen solche Christen nicht, aber solche Gebete: Schenk mir bitte mehr Lohn, ein neues Auto und Gesundheit. Es gibt ein afrikanisches Sprichwort: Wen die Götter verderben wollen, dem erfüllen sie alle seine Wünsche! So gibt es den törichten Segen: Möge Gott dir alle deine Wünsche erfüllen! Gott bewahre! Einzig der Wille Gottes geschehe, denn wir wissen nicht, was für uns gut ist. So sagte die Philosophin Gerl-Falkovitz einmal: Wir wünschen uns alle, reich und schön zu sein, aber ach, wir sind arm und hässlich! Wäre Dina nicht so hübsch gewesen, wäre sie nicht von Sichem vergewaltigt worden. Hätte sich für Midas nicht alles in Gold verwandelt, auch Brot und Wein, wäre er nicht verhungert. So sagte ein Komiker: Jeder Wunsch, sobald erfüllt, bekommt sofort Kinder. Denn es ist wie im Märchen vom Fischer und seiner Frau, dieser Satire auf Napoleon: Erst wünscht man sich ein größeres Haus, dann will man Herzog werden, dann König, dann Kaiser, dann Papst, dann Gott – und steht wieder vor dem Nichts.


VOM STUDENTEN

Nach dem Gymnasium und der Ausbildung zum Schriftsetzer kam ich an die Universität Oldenburg. Ich wollte Germanistik und Geschichte studieren. Als sie in Geschichte wieder über die Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik sprachen, war ich es überdrüssig, das hatte ich im Gymnasium schon eifrig studiert. Ich wechselte von Geschichte zu Anglistik. In Germanistik war es nicht besser. In einem Kurs belegte ich Liebeslyrik, aber abgesehen von einem Sonett von Hoffmanns-Waldau war nicht ein einziges poetisches Werk darunter. Zudem war die Liebeslyrik nur ein Vorwand, um zu lernen, wie man in einer Hausarbeit die Liste der zitierten Autoren alphabetisch ordnet. Ein anderer Kurs behandelte den Karneval und die Groteske und fragte: Gibt es eine besondere Lachkultur von Frauen. Närrisches Treiben! Immerhin entdeckte ich für mich die Universitätsbibliothek, las die Studienausgabe der gesammelten Werke Hölderlins, las Ben Jonson und Byron und vor allem die altgriechischen Lyriker. Damals lernte ich Karine kennen, die Priesterin der Aphrodite, und wir unternahmen, wie Schiller sagt: Reisen ins südliche Frankreich, um zu studieren, was unter den Höschen der Französin steckt. Später, nachdem ich Christus begegnet war und meine Psychose überlebt hatte, wollte ich als Gasthörer an die Universität, um Literatur und Philosophie zu hören. Ich besuchte ein einziges Mal einen Kurs über Platon, aber ich hörte nur substanzloses Geplauder. In der Literatur fand ich nichts Interessantes, denn ich hatte kein Interesse, die sozialistische Neuheidin Christa Wolf zu studieren. Ein drittes Mal kam ich in Berührung mit der Universität, als ich in der Pfingstgemeinde den taiwanesischen Christen Rong-Ji kennen lernte, der seinen Doktor in Pädagogik machen wollte und mich bat, den deutschen Text zu formulieren. Es ging ihm um die Vater-Sohn-Beziehung im klassischen Konfuzianismus und im Christentum. So bekam ich quasi den Doktor-Bambushut der Sinologie. Ich habe aber lange Zeit die Bibliothek ausgebeutet und die englische Renaissance und Romantik gelesen, die altorientalische und altgriechische Literatur, die mittelhochdeutsche Literatur und die deutsche Literatur der Geniezeit, in der Theologie die Kirchenväter, katholische Dogmatik und die Mariologie und in der Religionsgeschichte fast alles. Ich bin der Oldenburger Universitätsbibliothek zu großem Dank verpflichtet.


VOM REDEN GEGEN GOTT

Meinen Eltern schenkte ich den Sonnengesang des heiligen Franziskus. In einem evangelikalen Kommentar zum Bruder Feuer wurde Gottes Wort zitiert: Und wenn die Wasser kommen, werden sie dich nicht ersäufen, und wenn das Feuer kommt, wird es dich nicht verbrennen. Da sagte mein Vater zu mir: Ich will einmal sehen, ob dein Gott dir hilft: Wenn ich dir jetzt die Hand verbrenne, kann es dir ja nichts schaden. Der alte Kommunist Konrad sagte: Ich glaube nicht an die Unbefleckte Empfängnis. Jesus war nicht Gott. Der Narr! Er wusste gar nicht, wer in Wahrheit die Unbefleckte Empfängnis ist. Die Menschen lehnen einen Gott ab, den es gar nicht gibt. Der evangelikale Fanatiker und Hurenbock Dominik schrie: Ich knie nicht vor dem goldenen Götzen der Katholiken! Er dachte, die Katholiken beteten die Monstranz an, dabei beteten sie ja Jesus an, seinen Leib und sein Blut und seine Seele und seine Gottheit. Die Esoterikerin Evi mischte sich ihre private Religion aus kosmischer Energie, Yin und Yang, innerem Jesus, Lilith, Freimaurertum, Feminismus, Muttergöttin und Homöopathie, da sagte ich: So wirst du nie Frieden finden. Da sagte sie wütend: Und so lange du an den gekreuzigten Christus glaubst, wirst du nie glücklich werden! Ich sagte: Gott ist die Liebe! Aber Evi widersprach: Nein, sondern Gott ist Yin und Yang, Liebe und Hass, Gut und Böse! Einmal wurde der Literatur-Kritiker Reich-Ranitzky nach Gott gefragt, da sagte er: Ich habe Goethe, was brauch ich da Gott? Überhaupt hatte ich als Jude den Endruck, dass Gott, der Herrscher der Welt, im Bunde stand mit Adolf Hitler. Und einmal hörte ich eine Diskussion zwischen einem amerikanischen evangelikalen Philosophie-Professor und einem deutschen atheistischen Philosophie-Professor. Der Christ sagte: Alle Wirkung hat eine Ursache, und die Schöpfungsordnung beweist die Existenz einer transzendenten und intelligenten Person als Ursache, das ist Gott der Schöpfer. Der Atheist sagte: David Hume widerlegte die Behauptung, jede Wirkung habe eine Ursache. In der Quanten-Physik gibt es Phänomene ohne Ursache. Die Welt hat also keine Ursache. Wenn man aber von der Welt auf den Weltschöpfer schließen kann, so muss man von dem millionenfachen Leid der Kreatur auf den Demiurgen der Gnosis, den bösen Gott schließen. Also: Erstens, es gibt keinen Gott, und zweitens, Gott ist böse. Ich las das Buch The Great Cosmic Mother einer neuheidnischen Feministin, die behauptete: Gott der Heilige Geist hat die Jungfrau Maria vergewaltigt! Diese These löst selbst bei Lutheraner und Pfingstlern Entsetzen aus. Aber auch Luther behauptete: Der Mensch hat keinen freien Willen. Gott zwingt dem Menschen seiner Gnadenwahl die Gnade auf. So habe Gott Maria zur Mutter Gottes gemacht ohne ihren freien Willen. Gott habe auch den Pharao verstockt, um dann am Pharao Gottes Herrlichkeit erweisen zu können. Gott tue also das Böse, um Gutes daraus hervorgehen zu lassen. Calvin sah Gott als einen Willkürherrscher, der die einen zur Gnade und zur Erlösung vorherbestimme und die anderen zur Hölle vorherbestimme. Wie Luther sagte: Entweder überwältigt dich Gottes Gnade oder Satan reitet dir auf dem Rücken. Der evangelische Theologe Hegel sprach darum von Gott als der Vierfaltigkeit: Der Vater und der Sohn und der heilige Geist und Luzifer.


VON DER SELBSTGERECHTIGKEIT

Ich war einmal in einer Werktagsmesse, da war in Vertretung ein indischer Priester da und der stimmte das Schuldbekenntnis an, aber keiner der deutschen Katholiken kannte dies Gebet. Es beginnt: Ich bekenne Gott dem Allmächtigen, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe, ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Dabei schlägt sich der Büßer dreimal auf die eigne Brust. Aber die Menschen beten lieber: Durch deine Schuld, durch deine Schuld, durch deine große Schuld! Dabei schlagen sie dem Nächsten dreimal auf die Brust. Es fehlt überall die Sündenerkenntnis. Was ist Sünde? Die evangelisch-reformierte Bäuerin Regina, Schwiegermutter meines Bruders sagte, sie habe wieder gesündigt: Sie habe ein Stück Torte zuviel gegessen. Aber wenn keiner mehr Sünder ist, Halleluja, dann kommen ja alle in den Himmel! Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort. Ein reformierter Pastor sagte meinem Jugendfreund, dem Säufer Enno: Keiner kommt in die Hölle. Die Toten kommen durch einen langen Tunnel alle in ein wunderschönes Licht. Der katholische Kaplan Andreas, der Benediktiner-Mönch wurde, sagte: Alle kommen in den Himmel! Meine Tante Petheda sagte immer wieder: Ich rauche, aber Ein Laster muss der Mensch ja haben. Meine Putzfrau Ellen sagt immer wieder: Ich glaube nicht an den lieben Gott, ich glaube an das Schicksal, aber ich lebe das Christentum und tue nur Gutes und dafür komm ich sicher in den Himmel. Wenn die Menschen auf das Sakrament der Buße angesprochen werden, sagen Protestanten und laue Katholiken: Das mach ich mit dem lieben Gott selber ab. Die achtzigjährige fanatische Pietistin Ilse beichtete mir, sie habe drei Kinder abgetrieben, aber sie habe geträumt, dass Jesus ihr vergeben hat. Eine Beichte bräuchte sie nicht. So beichtet keiner mehr. Einmal im Jahr zu Ostern wird in der katholischen Gemeinde die Beichte angeboten, aber nur drei Katholiken kommen zum Beichten, davon sind zwei psychisch krank. Die andern begnügen sich mit einem Bußandacht, in der über den Umweltschutz gepredigt wird von jungen katholischen Frauen. Die Priester bieten als Sakramente die Kindertaufe, die Hochzeit und das Begräbnis an, aber nicht die Beichte. Will man bei einem Priester einmal monatlich beichten, lässt er sich verleugnen. Aber wahrscheinlich beichten die Priester selber nicht.


VOM BESITZ

Es war einmal ein Bauer, dessen Ernten prächtig gediehen. Er sagte sich: Jetzt will ich neue große Vorratshäuser bauen. Den Rest meines Lebens brauch ich nicht mehr zu arbeiten. Ich kann mein Leben im Ruhestand genießen und gut essen und trinken und fremde Länder sehen. Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Heute Nacht wirst du sterben! Und was nützt dir dann all dein Reichtum? Mit Geld kannst du dir die Rettung deiner Seele nicht kaufen! Weh dem, der reich ist an irdischen Gütern, aber keine Schätze im Himmel gesammelt hat! Wie schwer ist es doch für einen Reichen, in den Himmel zu kommen! Eher geht noch ein Kamel durch ein Nadelöhr! Und so hat mein Vater sein Glück ganz aufs Geld gesetzt und sein Lebensinhalt war es, Geld anzuhäufen. Und als er dann Rentner wurde, wollte er lecker essen und mit seiner Frau die ganze Welt bereisen. Den Winter verbrachte er im sonnigen Andalusien, wenn nicht auf den Kanaren, dann fuhr er nach Österreich zum Skilaufen, im Mai an die Donau zum Radfahren, im September auf eine griechische Insel, wenn nicht gar nach Florida oder Kuba. Da erkrankte er an Blutkrebs und starb über Nacht. Für meinen Glauben hatte er immer nur Spott. Und sein Liebling, mein Bruder, ist wie sein Vater Materialist und Atheist. So gab es ein Familientreffen zu Ostern, wir trafen uns am Karfreitag, und der fünfzigjährige Deutsche, evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert, fragte: Was feiern wir eigentlich an Karfreitag? Er war mit seiner Frau, der reformierten Gisela, auf den Kanaren, als ein Erdbeben das Hotel erschütterte. Gisela rannte in Todesangst aus dem Hotel, Stefan in Todesangst hinter ihr her, aber er kehrte noch einmal um, aus dem erschütterten Hotel die im Tresor aufbewahrten goldenen Schmuckstücke zu holen. Einmal war ich auf dem Geburtstag meines Ziehsohnes Tom. Seine Mutter Evi nieste, ich wünschte ihr: Gesundheit! Schönheit! Kindersegen! Tom fragte: Was ist denn Kindersegen? Sein Bruder Quentin sagte: Das dachte man früher, als die unaufgeklärten Menschen noch an Gott glaubten und dachten, der liebe Gott segne die Eltern mit Kindern. Da sagte der Vater Jörg, ein Haschischraucher, Büroangestellter und Dummkopf: Lieber Geldsegen als Kindersegen! Als Papst Franziskus seine apostolische Regierung antrat, verkündete er: Gott will ein arme Kirche für die Armen! Da herrschte in Deutschland der Bischof von Limburg, der sich mit den Geldern der Kirchensteuer für viele Millionen einen fürstlichen Palast bauen ließ. Was für eine Kirche willst du, die des römischen Papstes oder die des deutschen Bischofs? Willst du Gott oder dem Mammon dienen?


VOM VERSÄUMEN DER HEIMSUCHUNG

Zweitausend Jahre lang warteten die Kinder Israel auf den Messias, und als er kam, da kreuzigten sie ihn. Jesus sagte: Jerusalem, Jerusalem, wie oft hab ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Glucke ihre Küken unter ihren Flügeln sammelt! Aber du hast nicht gewollt! Du hast die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt! Ich werde nicht mehr zu euch kommen, bis ihr betet: Hosanna in der Höhe! Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe! So hatte auch Evi die Stunde ihrer Heimsuchung nicht erkannt. Zehn Jahre lang predigte ich der Esoterikerin das Evangelium. Schließlich begann sie, einen Psalm zu beten. Sie las ein Buch über das Vaterunser und betete ein paar Mal das Gebet Jesu. Sie las die Apokalypse des Johannes und stellte die Sixtinische Madonna von Salvadore Dali auf. Sie betete zu ihrem Schutzengel, den sie Hesekiel nannte, und zum heiligen Erzengel Michael. Ich erzählte meiner Mutter: Evi ist jetzt Christin geworden. Aber da starb ihr Vater Helmut, ein Atheist und Naturanbeter, und Evi konnte nicht mehr Vater Unser beten, denn ihr Vater hatte sie nie geliebt, sondern immer verachtet. Evi wollte jetzt ihre Weiblichkeit stärken. Esoterische Ratgeber rieten ihr, nach der Psychologie von C. G. Jung, den Schatten der Seele in die Seele zu integrieren. Da sie ihre Namenspatronin Eva für eine vom Vatergott und vom Mann Adam unterdrückte Frau hielt, wandte sie sich an Adams erste Frau Lilith, die eine starke, wilde und freie Frau war. Lilith sagte sich los von Jahwe und Adam und heiratete in der Wüste am Roten Meer den Dämon Sammael. Evi studierte alle Bücher über Lilith, die alle den Geist des Okkultismus und des feministischen Satanismus atmeten. Evi nannte sich nun Lilith und wollte vom Evangelium nichts mehr hören. Stattdessen verlor sie ihren Charme, ihre Freundlichkeit, ihre Dankbarkeit und Bescheidenheit und wurde eine Frau mit steinernem Herzen und zänkischer Zunge. Ich sah sie unter der Herrschaft Satans. So also hatte Evi die Stunde ihrer Heimsuchung durch Christus nicht ergriffen. Hoffnung gibt es aber für das jüdische Volk und für Evi. Das zeigt das Beispiel Karines. Karine war kommunistisch erzogen worden, Später verehrte sie quasi-religiös die Natur. Aber als sie mit vierzig Jahren Krebs bekam, sagte sie mit fünfundvierzig Jahren, vom Krebs zerfressen, zu mir im Hospital des heiligen Papstes Pius: Ich fühle mich wie Christus am Kreuz! Und drei Tage vor ihrem Tod, als ich sie das letzte Mal sah, nahm ich im Hospital an der Eucharistiefeier teil. Eine Nonne brachte die Kommunion zu Karines Bettnachbarin. Karine begehrte auf ihrem Sterbebett, den Corpus Christi zu empfangen. Neben ihrem Bett brannte eine Kerze mit der Ikone der Gottesmutter von Wladimir. So starb Karine. Nach ihrem Tod hörte ich in allen Predigten und Katechesen immer wieder vom rechten Schächer, dem heiligen Dysmas, der sich in seiner Todesstunde am Kreuz neben Christus bekehrt hatte. Und so sagte mir der Heilige Geist, dass Karines Seele gerettet ist.


VON DEN KOKETTIERENDEN FRAUEN

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Eva stand im Garten unter dem Feigenbaum. Sie war nackt und schämte sich nicht. Da kam Luzifer und besuchte Eva in ihrem Blumengarten. Kokett begann sie mit ihm über Gott und die Welt zu reden, denn Luzifer war Schriftgelehrter und Theologe, und sie wollte ihn gern zu ihrem Sklaven machen, dabei vertraute sie nicht allein auf die Reize ihrer Nacktheit, sondern sie wollte sich auch geistig als ebenbürtig zeigen. Luzifer, sagte Eva, du bist weise, du bist reiner Geist. Ich bin ganz Empfänglichkeit für deinen Geist der Weisheit. Und der Geist will ja zeugen in der Schönheit. Und Luzifer hielt eine lange Rede, in der er bewies, dass Gott grausam sei, dass alles, was Spaß mache, verboten sei oder dick mache, dass Eva sich selbst erlösen könne und dass Eva wie Gott sei. Das glaubte Eva natürlich gerne: Ja, ich bin Gott, sagte sie, ich bin die herrschende Göttin! So war der Sündenfall, und davon kommt all mein Elend. Und Josef war im Hause Potiphars. Potiphar war tagsüber in seinem Büro. Er überließ Josef die Sorge um Frau und Kinder und Haustiere. Potiphars Weib aber, die mit ihm in wilder Ehe lebte, Suleika also zog ein durchsichtiges kurzes Kleid an und wollte Josef verführen. Sie legte sich auf ihr Bett, entkleidete ihren Oberkörper und bat Josef, ihren Hausfreund, ihr den Rücken zu massieren. Josef betete zur keuschen Jungfrau Sophia im Himmel und floh. Da kam abends Potiphar aus dem Büro, da sagte Suleika: Josef hat meine Ka-Seele vergewaltigt! Er hat in Gedanken meine Aura verletzt! Da jagten Potiphar und Suleika den Josef aus dem Haus. Und eines Nachts stand König David auf dem Dach seines Hauses und dichtete ein Gedicht an den Mond. Seine kokette Nachbarin Bathseba sah ihn und dachte: Den will ich mir unterwerfen! Er ist ein Dichter, ich will, dass er nicht mehr Psalmen an Gott dichtet, sondern mich als seine erotische Göttin Astarte besingt. Also machte Bathseba das Licht in ihrem Badezimmer an, dass David aufmerksam wurde, dann zog sie sich nackt aus und duschte vor Davids Augen. David war ein Mann und nahm sie sich. Ihren Ehemann, den dummen Heiden, schickte er zur Hölle! Und im alten Griechenland war die reizende Helena mit ihrem schwarzgelockten Menelaos verheiratet, ihre Tochter Harmonia war vier Jahre alt. Menelaos war immer im Staatsrat, er hatte nur Politik im Sinn. Aber Helena juckte es! Da kam ihr der Prinz Paris eben recht, der sie nachmittags besuchte. Ich komme, sagte er, im Auftrag der Göttin Aphrodite. Wir beide sind von Ewigkeit für einander bestimmt! Und Paris machte ihr viele Geschenke, Parfüme und Goldschmuck und Edelsteine und Seidenunterwäsche und Süßigkeiten. Und so gewann er Helena, sie fuhren auf die Insel der Liebe und liebten sich am Strand, sie wälzten sich im weißen Sand und schliefen in der Brandung miteinander. Und so fiel Troja! Und zur Zeit des Aristoteles lebte Phryne. Aristoteles erzog gerade den jungen Alexander, da verführte ihn die reizende Phryne. Aristoteles kroch auf allen Vieren und Phryne ritt auf seinem Rücken, schlug ihn und rief: Hü, mein Pferdchen! Und als sich die Mystiker zum Mysterium von Eleusis versammelten, badete Phryne nackt im Meer. Vor all den Mystiker tauchte sie nackt aus dem Meer, da riefen die Jünger: Wahrlich, wahrlich, Aphrodite lebt! Dann wurde aber Phryne von einem verschmähten Liebhaber vor Gericht angeklagt, sie verkünde einen neuen Gott. Ihr Rechtsanwalt, der Jura studiert hatte und sehr reich war, verteidigrte sie vor Gericht. Seon Plädoyer begann bei Dido und dem Fall Karthagos, aber es war alles nur leeres Geschwätz! Verfluchte Advokaten! Da half sich Phryne selbst, und vor den Augen des Richters und der Schöffen, des Staatsanwalts und des Rechtsanwalts entblößte sie ihre Brüste. Und sie hatte schöne Brüste, groß und fest! Da ward sie freigesprochen: Eine Frau mit solchen Brüsten muss ein guter Mensch sein! Und Katharina die Große war, wie Puschkin sagte, der Erzkokotte auf dem Thron. Sie flirtete mit Diderot und kokettierte mit Voltaire, sie hatte zwanzig Liebhaber, am leidenschaftlichsten liebte sie den Fürsten Potemkin, wenn da nicht, wie Byron schrieb, noch der junge Don Juan gewesen wäre.


VOM EHEBRUCH

Alkmene saß einsam zu Hause und langweilte sich. Ihr Mann war im Krieg. Wie Schiller sagt: Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben, still zuhause waltet die züchtige Hausfrau. Da kam Zeus, der Vater der Götter und Menschen, der Ehemann seiner Schwester Hera, kam und besuchte Alkmene und brach mit ihr die Ehe und zeugte im Ehebruch den Halbgott Herakles. Aphrodite, man kann es kaum glauben, hatte nach einem langen Lotterleben, da sie jedem Mann die Beine gespreizt hatte auf der Rückbank ihres Taubenwagens, doch nach langjährier wilder Ehe den Gott Hephästos geheiratet. Aber er saß immer in seiner rauchenden Kammer allein und schlief auch allein in seiner Kammer auf dem Sofa, während seine Ehefrau Aphrodite allein in ihrem schmuddeligen Bett lag und nach einem Mann seufzte und sich in Ermangelung eines Mannes mit einem künstlichen Phallus selbst befriedigte. Aber eines Tages tauchte der Gott Ares auf. Und da wir ja alle Homer gelesen haben, - brauche ich die Geschichte vom Ehebruch der Aphrodite mit Ares nicht noch einmal zu erzählen. Von den Göttern lernen, heißt siegen lernen! So dachte auch die mykenische Königin Klytemnästra. Denn ihr Mann Agamemnon war wegen der Ehebrecherin Helena in Troja, die feste Burg zu belagern, da tröstete sich Klytemnästra mit ihrem Hausfreund Ägisthos. Sie brachen fröhlich wie die Götter die Ehe und liebten sich auf dem Altar des Bettes wie Gott und Göttin! Die Folge war die Ermordung Agamemnons, die Ermordung Klytemnästras durch ihren Sohn Orestes und der Wahnsinn desselben, der von den alten fetten Furien geplagt wurde! War denn Mohammed, das Siegel der Propheten, der Gesandte Allahs, Friede sei mit ihm, moralischer? Nach dem Tod seiner christlichen Ehefrau Kadischa besuchte er eines Nachts seinen Pflegesohn Zaid. Der war aber gerade nicht zuhause, er war in Sachen Dschihad des Nachts unterwegs, aber seine junge Ehefrau Zainab war zuhause. Sie war vierzehn Jahre jung, hatte ein weißes Gesicht, unverschleiert, große weiße Brüste, lange rote Locken, und stand im Nachthemd vor Mohammed. Stark ist die Manneskraft von arabischen Männern, vierzig mal so stark ist die Manneskraft der Propheten, und Mohammed hat die vierzigfache Manneskraft von Propheten. Der Super-Prophet war erregt, seine Latte ward steif wie im Paradies im Zelt mit den Huris, und er sagte sich: Zainab muss ich haben! So schied sich Zaid von Zainab aus Liebe zu Mohammed, und Mohammed bekam das junge Ding in sein Bett. Aber stimmt es denn, was die katholische Kirche sagt, dass die Ehe heilig ist seit der Ehe von Adam und Eva im Paradies? Gibt es nicht bei den Völkern viele verschiedene Begriffe von der Liebespaarung? So besuchte ich einmal meinen Freund Marco, den pietischen Prediger, und seine schöne Frau Susanne, die keusche Susanna von Schloss Susan aus dem Alten Testament, da zitierte ich das Weisheitswort irgendeines primitiven Naturvolks über die Gastfreundschaft: Wenn dein Freund zu Gast kommt, biete ihm aus Gastfreundschaft deine Ehefrau zum Liebesspiel an!


VOM REISEN

Mein Bruder Stefan war mit Frau und Kindern in die Toskana gereist. Meine neunjährige Nichte Janna war eine Grazie, ein Mädchen voller Anmut und Schönheit und von stillem Wesen. Sie war für mich Beatrice von Florenz. Und wie gerne hätte ich die Marmorstadt des florentinischen Neuplatonismus gesehen, auf den Spuren von Dante, Petrarca und Boccaccio, Michelangelo und Botticelli, Poliziano und Ficino und Savonarola! Aber ich war zu arm und zu krank. Mein Bruder war reich und gesund, aber ein Kulturbanause. So saßen sie vor dem Dom und dem Museum von Florenz und gingen nicht hinein, sondern aßen ein Eis im Eiscafé. Wie wäre ich niedergefallen vor der Mediceischen Venus, die göttliche Schönheit anzubeten! Das heißt wirklich, Perlen vor die Säue werfen und das Heilige den Hunden geben! Eine andre Art des Reisens ist noch gottloser, nämlich der Sextourismus reicher westeuropäischer Männer, die nach Thailand fliegen, um im Rotlicht-Milieu von Bangkok mit minderjährigen Sexsklavinnen zu schlafen. Aber ein Reisen habe ich kennen gelernt, das zwar verdienstvoll, aber auch zum Verrücktwerden anstrengend ist. Ich war mit meiner Freundin Karine auf Rügen, auf Sylt, auf Baltrum und im Flecken Hage in Ostfriesland. Ihr Erstgeborener Juri war fünf, die Zwillinge Milan und Simon zwei Jahre alt. Und Karine wollte morgens lange schlafen, dann baden, mittags wieder schlafen, dann wieder baden. Und ich versorgte die Kinder vom Erwachen an den ganzen Tag. Da gab es keinen Moment der Ruhe, da musste ich sie füttern, auf dem Spielplatz beobachten, mittags spazieren fahren, Ball spielen, abends Händchen halten, bis sie einschlafen. Normalerweise machen Menschen Urlaub, sich vom anstrengenden Alltag zu erholen, aber für mich waren die Urlaubstage mit Karine und ihren Kindern die anstrengendste Zeit des Jahres. Im Alter von 35 Jahren, zur Zeit meiner Konversion zur katholischen Kirche, reiste ich mit einer Gruppe katholischer Jünglinge und junger Mädchen nach Lourdes. Man nannte es eine Wallfahrt, aber die jungen Leute waren vor allem an Sommerurlaub im Süden und an Romanzen interessiert. Vielleicht bahnt sich ja eine Ehe an? Ich ging abseits von der Wallfahrtsgruppe allein in den Bergen und betete zur Madonna. Da trug sie mir ihre Hand an, erwählte mich zum Bräutigam und gab mir ihr Ja-Wort und den Kuss der Pietà! Nun halte ich es mit Lao Tse: Ohne einen Schritt aus dem Haus zu tun, kennt der Weise die Welt.


VOM ZORN

Ich hielt mir einmal einen Hofnarren, das war Dominik, der sollte mir Langeweile, Einsamkeit und Weltekel vertreiben. Er liebte die Sprüche Salomos, die er auf den Kopf stellte und sagte: Ich bin der Narr, die lustige Person! Aber er war auch ein jähzorniger Mann. Ich brauchte nur zu sagen, die katholische Kirche sei nicht die Hure Babylon, sondern die himmlische Jungfrau Jerusalem, dann spuckte er Gift und Galle. Wenn ich sagte, der Papst sei nicht der Rattenschwanz des Antichristen, sondern der Vikar Christi auf Erden, dann schwollen ihm die Zornadern in der Schläfe. Und wenn ich sagte, die anderen Weltreligionen seien nicht vom Teufel, sondern enthielten auch Samenkörner der Wahrheit, dann brüllte er mit schäumendem Mund: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich! Und der Evangelikale Marco ist auch so ein jähzorniger Mann. Seine fromme Tochter Alina forderte er auf, das erste Mal nicht ein schriftliches, sondern ein mündliches Gebet zu beten. Sie versuchte es und dankte Gott für ihre Speise. Da explodierte er und nannte so ein Gebet eine Unverschämtheit, sie habe nur an sich und nicht an die ganze Familie gedacht, solch ein Gebet sei eine Frechheit. Seine zweite Tochter Valea ist eine wahre Schönheit, hat aber einen rebellischen Geist. Sie sagte: Vater, du kannst uns verlassen! Ich bleibe dann bei der Mutter, die schlägt uns wenigstens nicht! Aber ach, wir brauchen ja dein Geld! Da ergriff der Vater die Tochter bei den langen goldenen Locken und schleifte ihren schlanken Mädchenkörper durch das Haus und sperrte sie in ihr Zimmer ein. Da fragten einmal die beiden Töchter ihren Vater: Papa, du regst dich immer gleich auf! Ist Jesus eigentlich auch manchmal zornig geworden? Ja, sagte der Choleriker, Jesus kam in die Kirche und sah, wie sich in der Kirche alles nur ums Geld dreht, da wurde er zornig, so richtig wütend, und nahm eine Peitsche und peitsche die Geldanbeter aus und warf Tische und Stühle um! Der heilige Franz von Sales, Bischof von Genf, hatte auch ein cholerisches Gemüt. Aber er beichtete oft und bat Gott um die Tugend der Sanftmut, und mit der Zeit ward er zum sanften Heiligen, zum Gentleman unter den Heiligen.


EPILOG

Und hier legte sich mein Zorn. So legte sich auch des Kaisers von Persien Zorn über Vashti. Danach ging er daran, sich junge schöne Mädchen zu suchen und einen Harem zu haben wie Salomo. Selbst des Epilogs bin ich müde wie des ganzen irdischen Treibens, aber ich muss noch oft an meinen Knaben Tom denken, der von jedem Buch Prolog und Epilog erwartete. Ich bin natürlich der größte Narr! Ich war wahnsinnig geworden nach meiner appetitlichen Jugendgeliebten Karine frühen Tod! Mein Bruder Stefan brachte mich ins Irrenhaus. Der Psychiater Doktor Weingarten ließ mich auswendig die zweite Strophe von Hölderlins Hälfte des Lebens zitieren. Immer, wenn er an mir vorüberging, grinste er mich an und sagte: Ihr holden Schwäne…! Bald war ich der irren Kranken und der irren Ärzte überdrüssig, ich wollte über Nacht fliehen. Ein Irrer trat ins Raucherzimmer und predigte über den heiligen Franziskus. Ich ging mit Franziskus an meiner Seite zum Doktor Weingarten: Ich will frei sein! Pharao, lass Israel ziehen! Der Psychiater telefonierte mit meiner Schwägerin Gisela und sagte ihr, sie und mein Bruder sollten besser den Kontakt zu mir abbrechen. Was sie auch taten. Dann verließ ich das Irrenhaus, unheilbar krank, um fortan wie Franziskus den Vögeln zu predigen. Und das war mein Exodus. Und so werde ich schließlich in einem großen Exodus die Welt, das universelle Irrenhaus, verlassen, um in das Land zu kommen, wo Karine ist, die Provinz, wo Milch und Honig fließen.