Nachgedichtet
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
BO DJÜ-I
NACH
BESTANDENER PRÜFUNG
Zehn
Jahr lang hab die Bücher nicht verlassen,
Ich
ging, verdiente unverdientes Lob.
O
hohe Orte! Nicht viel Raum zu fassen!
Der
Eltern Lob mich machte stolz und grob.
Kommilitonen,
sechs in jenen Tagen,
Sie
sehen mich, wie aus der Stadt ich flieh.
Mein
Sofa war bereit, mich zu verjagen,
Die
Flöten bliesen Trennungsmelodie.
O
Hoffnung! Öde ist der Trennung Schmerz!
Der
Wein verkürzt den Weg, das Weh mich rührt,
Geflügelt
ist mein Pferd, das heimatwärts
Die
Straße reitet, die nach Hause führt.
BEGLEITET
VON PRÜFUNGSKANDIDATEN
Ich
fuhr im Morgenrot, begleitet von Doktoren
Der
Kunst, im Osten war der Himmel grau geboren,
Ich
sprach zu mir: Du bist zu frühe aufgebrochen,
Doch
drängelt schon das Pferd, hab ich zu mir gesprochen.
Die
Reiter reiten schon, die Fackeln glühn, die schönen,
Gedämpft
und laut bereits der Wächter Trommeln dröhnen.
Ihr
Reiter, wenn ich seh, wie stolz und ohne Fehle
Ihr
tänzelt auf dem Damm, füllt Trauer meine Seele.
Die
Sonne steigt, der Staub fliegt heiß auf weiße Linnen,
Die
Wesen dieser Welt erneut den Streit beginnen.
Mit
eurem Streben ihr, was sucht ihr heute Morgen?
Profit
und Ehre nur sind alle eure Sorgen.
Du
Höfling! Aber ich erst mittags steig vom Bette
Und
müßig lebe in Tschang-an und schmier Sonette.
Der
Lenz ist schön! Ich will nun das Büro versiegeln.
Ich
sehn mich Tag für Tag nach fernen schönen Hügeln!
FRÜHSOMMERLICHE
UNTERKUNFT IN EINEM TEMPEL, GENIESSEND DEN MONDSCHEIN
Im
frühen Sommer mit zwei, dreien Leuten dann,
Die
suchten Dichterruhm dort in der Stadt Tschang-an,
Doch
ihre Arbeit gab kaum je ein Amt zu fassen
Und
also mussten sie ihr Haus sehr arm verlassen,
Mit
denen ging ich, um am Schrein das Tao zu preisen,
Wir
suchten Trost und der war an dem Schrein verheißen.
Wir
kamen an das Tor, zurück den Knecht zu schicken,
Wir
traten in den Hof mit offnen Augenblicken,
Noch
war der Äther klar, die schöne Zeit im Mai,
Da
Bäume grün und bunt, die Lüfte lächeln frei,
Der
Wind die Schatten hat des jungen Laubs gestohlen
Und
auf den Zweigen schön verweilten die Pirolen.
Am
Abend ward die Luft wie transparente Seide
Und
schön der Osten kam im kurzen roten Kleide,
Zum
Kreuzgang führten wir die Becher voller Wein,
Erwarteten
den Mond, wir tranken im Verein.
Als
schnell geboren ward des Mondes goldner Geist,
Die
Schimmer schimmerten so klar und wie vereist,
Die
Lichter tanzten auf des schlanken Turms Gesicht,
Und
bis zum Morgen wir da saßen in dem Licht,
Mit
Scherzen und Gesang. Doch in Tschang-an, wie viele
Genossen
kennen dies Gesetz der heitern Spiele?
KRANKHEITSURLAUB
Auf
die Kissen gestützt, und nicht um Geschäfte zu treiben,
Seit
zwei Tagen lieg ich hier hinter verschlossenen Türen.
Ich
fang an zu denken, dass die, die Ämter bekleiden,
Können
sich keine Ruhe nehmen, außer durch Kranksein!
Für
erholsame Muße-Gedanken braucht keinen Raum man,
Zehn
Fuß im Quadrat ist der Raum, in welchem ich liege.
Durch
die westliche Traufe, über den Zweigen des Bambus,
Seh
ich von meinem Sofa aus die schneeweißen Berge.
Aber
die Wolken, die schweben auf ihren ferneren Gipfeln,
Bringen
Schmach dem Gesicht, das begraben liegt in dem Weltstaub.
DIE
ERNTE-ARBEITER
Die
Ackerbauern haben wenig Monde Ruh,
Im
fünften Monat ist die Mühe doppelt schwer.
Ein
Wind von Süden sucht die Felder heim zur Nacht
Und
plötzlich ist der Hügel voll von gelbem Mais.
Die
Frauen und die Töchter tragen Körbe Reis,
Die
Knaben und die Jünglinge die Flaschen Wein.
Nachdem
sie einen Lohn von Fleisch herbei gebracht,
Die
starken Schnitter schuften auf des Südens Berg,
Die
Füße sind durch heiße Erde ganz verbrannt,
Die
Rücken durch des lichten Himmels Glut versengt.
Sie
mühn sich müde, sorgen sich um Wärme nicht,
Nur
widerwillig denken sie, wie kurz die Zeit.
Ein
armes Weib den Schnittern an der Seite geht,
Mit
einem süßen Säugling dicht an ihrer Brust.
Mit
ihrer rechten Hand sie sammelt Körner auf,
An
ihrem linken Arm hängt ein zerbrochner Korb.
Und
ich nun heute? Ach, bei allem was gerecht,
Hab
ich ein Feld beackert, eine Frucht gepflückt?
Dreihundert
Tonnen die Regierungssteuer zählt,
Am
Jahresende hab ich Korn noch in der Hand.
Und
denke ich daran, dann heimlich schäm ich mich,
Den
ganzen Tag bleibt der Gedanke mir im Kopf.
ALLEIN
EINE NACHT ZU VERBRINGEN AM HSIEN-YU-TEMPEL
An
dem Ufer der Kranich stand auf den Spitzen der Füße,
Und
der Mond auf dem Teich war zu sehn vor der offenen Türe,
Und
wo diese beiden sind, da hab ich die Wohnung
Und
zwei Nächte lang konnte ich mich nicht wenden von ihnen.
Ich
bin froh, dass ich zufällig bin an dem Platz, der so einsam,
Und
noch ohne Begleiter zu ziehen frühabends nach Hause.
Nun,
ich habe die stille Freude alleine verkostet,
Niemals
wieder komm ich mit einem Freund an der Seite.
BAMBUS
PFLANZEND
Mein
Wunsch blieb unbelohnt, zu sein ein Reichsverweser,
Bei
der verschlossnen Tür im Herbste wachsen Gräser.
Wie
könnte trösten ich mein Herz im Weltenlauf?
Ich
pflanze Bambus, und die Büsche schießen auf.
Als
ich die Schönheit sah, wie sie am Ufer schwebte,
Ich
fühlte mich, als ob ich auf den Bergen lebte.
An
manchem Feiertag, da mir die Ruhe frommt,
Ich
gehe durchs Gefild, bis Nacht und Dunkel kommt.
So
sage du mir nicht, dass seine Wurzeln fein sind,
So
sage du mir nicht, dass seine Schatten klein sind.
Schon
fühl ich, wie am Haus und wie im Hain erregt
An
jedem neuen Tag ihn frischer Wind bewegt.
Am
meisten liebe ich den Bambusbusch am Turme,
In
seinen Zweigen hör Geräusche ich vom Sturme.
FRAU
LI CHIEN
Weltliche
Dinge ziehen meine Schritte an wieder,
Weltliche
Dinge wieder verführen das Herz und die Seele.
Immer,
wenn ich für lange Zeit von Li Chien bin geschieden,
Dann
allmählich werden habgierig meine Gedanken.
Ich
erinnere mich noch gut, wie ich einst zu Besuch war,
Damals
hielt ich mein Pferd und klopft an die Pforte des Gartens.
Ach,
als ich kam, da lag die schöne Frau noch im Bette,
Um
mich einzulassen, schickt sie die Kinder zur Türe.
Und
die kleinen Kinder lachend rannten zur Haustür,
Mit
der schiefen Kappe und dem Rockzipfel fliegend.
Auf
der Terrasse war ein grünes Muster von Moosen,
Abgestaubt
auf der Bank die reinlichen Schatten der Blätter.
Zu
den Hügeln blickten wir aus der östlichen Hütte,
Warteten
auf den Mond, da gingen ins südliche Moor wir.
Vor
dem ruhigen Tore einzig sprachen die Vögel,
Auf
der weit entfernten Straße dröhnten die Trommeln.
Wir
einander gegenüber, so sprachen wir lange,
Nicht
ein einziges Mal wir sprachen von Geld oder Weltruhm.
Unsere
Hände trennten sich. Ach, wie lang ist es her schon?
Dreimal
hat der lichte Vollmond wieder geleuchtet.
Denn
wir trennten uns, als die letzten Blüten grad fielen,
Heute
hör ich schon wieder singen die neuen Zikaden.
Plötzlich
zu seinem Ende neigt sich das duftende Jahr schon,
Aber
unbezwungen ist noch die Trauer des Abschieds.
AM
ENDE DES FRÜHLINGS
Des
Birnbaums Blüte sammelt sich und wird zur Frucht,
Aus
Schwalben-Eiern schlüpfen junge Vögel aus.
Wenn
Jahreszeiten wandeln sich, bedenkts der Geist,
Kann
dann des Tao Lehre geben einen Trost?
Ich
achte drauf, wie Tag und Monat eilig flieht,
Ich
bin nicht traurig, dass vorbei die Jugendzeit.
Die
Welt ist flüchtig, Welt ist nur ein langer Traum,
Ob
man nun jung ist oder alt, das ist egal.
Doch
seit dem Tag, da mich mein treuer Freund verließ,
Der
lebt in Chiang-ling nun ferne im Exil,
Hab
ich nur einen Wunsch, ich lass davon nicht ab,
Dass
ich von Zeit zu Zeit ihn wieder sehen kann.
DAS
GEDICHT AN DER WAND
Ungeschickt
war mein Gedicht
An
der Schenke Wand zu sehn.
Vogelkot
und grünes Moos
Überwuchert
jeden Vers.
Kam
ein Gast, sein Herz war voll,
Ob
er Knecht auch war des Throns,
Mit
dem Mantel wischte er
Ab
den Staub und las das Lied.
IM
DORF CHU CHEN
In
Hsü-Chou, im Distrikt Ku-Feng, da wars,
Da
liegt ein Dorf, des Name ist Chu-Chen,
Ist
hundert Meilen ferne von der Kreisstadt,
Im
Feld von Hanf und grünen Maulbeerbäumen.
Und
surrend geht dort das Geräusch des Spinnrads,
Und
Ochs und Esel gehen auf den Straßen.
Die
Mädchen holen Wasser aus dem Bach,
Die
Männer Feuerholz am Hügel sammeln.
Der
Stadt fern gibt es wenig Staatsaffären.
Tief
im Gebirg sind schlicht die Menschenwege.
Sie
haben Reichtum, handeln nicht damit,
Sie
werden alt, doch gehen nicht zum Heer.
Familien
treiben Handel in dem Dorf,
Die
Alten haben nie das Tor verlassen.
Lebendig
sind die Menschen in dem Dorf,
Gestorben,
werden sie zum Staub im Dorf.
Und
draußen alte Männer, junge Männer
Bestaunen
gerne das Gesicht des andern.
Im
ganzen Dorfe gibt es nur zwei Clans,
Die
Chus vermählten stets sich mit den Chens.
Ob
nah, ob fern, Verwandte überall,
Ob
jung, ob alt, und Freunde überall.
Bei
Wein und Ente sie ergehen sich
Bei
frohen Treffen einmal in der Woche.
Lebendig,
kennen sie nicht fernen Abschied,
Die
Gattin wählen sie im Haus des Nachbarn.
Und
wenn sie tot sind, ist nicht fern das Grab,
Die
Gräber liegen ringsum um das Dorf.
Sie
sorgen sich um Tod und Leben nicht,
Sie
bangen nicht um Körper oder Seele.
So
leben sie bis hin ins hohe Alter
Und
Ur-Ur-Enkel werden oft gesehen.
Ich
ward geboren im Gefild der Sitte,
In
frühen Jahren ungeschützt und arm.
Die
Geister konnte gut ich unterscheiden,
Ich
schuftete allein an schweren Pflichten.
Die
Welt ehrt das Gesetz des Ruhms und Lernens,
Scholaren
preisen Ehren, Doktorhüte.
Die
Fesseln gab ich meinen eignen Händen,
Ich
ward zu einem vielbetrognen Mann.
Zehn
Jahre alt, hab ich gelernt zu lesen,
Mit
fünfzehn konnt ich erste Prosa schreiben,
Mit
zwanzig macht ich meinen Studienabschluss,
Mit
dreißig ward ich Zensor am Gericht.
Die
Pflicht verdank ich Eltern, dank ich Fürsten,
Die
Bande, die mich binden, Frau und Kindern.
Die
Unterstützung der Familie und
Der
treue Dienst an meinem Vaterland,
Dafür
bin ich von der Natur geschaffen.
Ich
schätz die Zeit, da ich verließ die Heimat
Zum
ersten Mal, ist fünfzehn Jahre her.
Mein
Boot gesegelt dreimal ist nach Chu,
Mein
Pferd gegangen viermal ist nach Chin.
Ich
bin schon früh gewandert, hatte Hunger,
Nachts
lag ich wach mit ruheloser Seele.
Ich
habe Ost und West durchwandert stetig,
Ich
irrte wie die Wolke unterm Himmel.
Im
Bürgerkrieg die Heimat ward zerstört,
Mein
Fleisch und Blut verstreut war und verloren.
In
Flusses Norden und in Flusses Süden
Sind
überall die Freunde meines Lebens,
Die
Lebensfreunde, die ich lang nicht sah,
Von
deren Tod ich erst nach Jahren hörte.
Am
Morgen lieg ich traurig bis zum Abend,
Wehklagend
nachts, ich wache bis zum Morgen.
Die
Trauer hat verbrannt des Herzens Kern,
Der
Kummer hat die Haare grau gemacht.
Mein
ganzes Leben ist der Angst gewidmet,
Ach,
ich beneid die Leute aus dem Dorf.
DIE
FISCHEREI AM WEI-FLUSS
Die
Wasser spiegeln noch als Spiegel mein Gesicht,
Im
tiefen Wei-Strom Karpfen schwimmt und Barsch.
Und
müßig komm ich mit der Bambus-Angel her
Und
häng den Angelhaken in den tiefen Fluss.
Ein
sanfter Wind weht mir auf meinem Fischergang
Und
schüttelt zärtlich meine meterlange Schnur.
Mein
Körper sitzt und wartet auf die Fische still,
Mein
Herz jedoch spaziert im leeren Land des Nichts.
Vor
langer Zeit ein alter Mann mit weißem Haar
Hat
auch am gleichen Fluss vom Ufer aus gefischt,
Ein
Nackter unter Männern, wie die Fische nackt,
Mit
siebzig Jahren hat er sich Wen Wang gefischt.
Ich
werfe meinen Angelhaken in den Fluss
Und
denke nicht an einen Mann, an einen Fisch,
Denn
ich bin unbegabt, zu fangen Beute mir,
Ich
kann mich sonnen nur im Herbst im Wasserlicht,
Und
fisch ich einen Reifen, hält die Angelschnur.
Ich
geh nach Hause, leere meine Flasche Wein.
LIED
DES FAULEN
Ich
habe Land, doch bin zu faul zum Ackerbau,
Ein
Loch im Dach, es abzudichten bin zu faul,
Mein
Kleid zerrissen, es zu stopfen bin zu faul,
Ich
habe guten Wein, selbst den zu trinken bin zu faul,
So
ists als ob mein Keller leer von Flaschen wär.
Ich
hab ein Saitenspiel, zu spielen bin zu faul,
So
ists als ob die Harfe keine Saiten hätt.
Mein
armes Weib sagt mir, es ist kein Brot im Haus,
Doch
weißes Mehl zu mahlen bin ich auch zu faul.
Verwandte,
Freunde schreiben lange Briefe mir,
Zu
öffnen diese Briefe ist zu mühsam mir.
Ich
habe stets gesagt, wie weise Chi Shu-Yeh
In
absolutem Nichtstun immer hingelebt.
Doch
spielte er die Harfe, machte manchmal Gold,
War
nicht so faul wie ich in meinem Müßiggang.
KRANKHEIT
UND MÜSSIGGANG
Krankheit
und Müßiggang mir beschaffen reichliche Freizeit,
Und
was mach ich mit meiner Freizeit? Das will ich fragen.
Nein,
ich werde nimmer verwerfen Tusche und Pinsel,
Hin
und wieder mach ich ein neues Gedicht für die Nachwelt.
Wenn
das Gedicht gemacht ist, ist es leicht und geschmackvoll,
Eine
Sache des Spottes auf alle Narren der Erde.
Hohe
Leute schmerzt die Flachheit moderner Romane,
Und
der Pöbel hasst die feinen Worte der Dichter.
Nun,
ich sing nur für mich, dann höre ich auf, und dann denk ich.
Die
Präfekten von So-Chow und Peng-Tse würden mich loben,
Aber
die Kenner der wahren Dichtkunst starben vor Zeiten.
Wen
sonst sollte es kümmern, meine Gedichte zu hören?
Niemanden
außer Yuan Cheng, doch der lebt im Exile,
Seit
drei Jahren ein Platzanweiser der Strafkammer ist er,
Dreitausend
Li von mir getrennt, der Freund des Poeten,
Er
wird es nicht erfahren, dass dieses Gedicht ward geschrieben.
WINTERNACHT
Kaputt
mein Haus, die Liebste mich verließ,
Mein
Körper krank, ich komme nicht zum Fest.
Nicht
Eine Seele bei mir überdies,
Ich
lieg allein im Bett, von Leid benässt.
Die
Lampe brennt mit müder Flamme nett,
Der
Vorhang ist zerfetzt und schief, o weh,
Und
auf der Schwelle und dem Fensterbrett
Hör
leise fallen ich den neuen Schnee.
Ich
wurde alt, so kam Schlaflosigkeit,
Ich
wache nachts und sitze auf dem Bett.
Und
wenn ich nicht gelernt das Sitzen hätt,
Wie
könnt ich tragen diese Einsamkeit?
Mein
Leib die Erde spaltet steif und lahm,
Die
Seele ändert ihre Lage bang.
Drei
Jahre lang bin ich schon voller Gram,
Neunhundert
öde Mitternächte lang!
DIE
CHRYSANTHEMEN IM ÖSTLICHEN GARTEN
Tage
der Jugend haben mich schon lange verlassen
Und
nun schwinden auch noch die blühenden Zeiten des Frühlings.
Und
mit welchen Gedanken von Einsamkeit, Traurigkeit, Kummer
Geh
ich wieder an diese kalte verlassene Stätte!
In
der Mitte des Gartens steh ich allein und bin einsam,
Schwach
ist der Sonnenschein und kalt der Tau und der Windhauch.
Und
verwirrt ist der Herbstsalat und wurde zu Saatgut,
Und
die herrlichen Bäume verdorrten, die Blätter verwelkten.
Einzig
ein paar Chrysanthemen sind übrig geblieben,
Diese
haben sich neulich unter dem Flechtzaun geöffnet.
Ich
hab Wein geholt und wollte füllen den Becher,
Als
ihr Anblick meine Hände brachte zum Zittern.
Ich
erinnere mich noch gut an die Zeiten der Jugend,
Wie
sich schnell die Stimmung von Trauer zu Freude geändert.
Wenn
ich damals köstlichen Wein sah, in jeglicher Jahrszeit,
Schon
bevor ich ihn trank, war voller Freude die Seele.
Aber
jetzt, da zu mir das mürrische Alter gekommen,
Ein
Moment der Freude ist schwer zu bekommen im Alter.
Immer,
wenn ich fürchte, dass ich zu alt nun geworden,
Selbst
die stärkste Bewegung des Herzens lässt mich dann trostlos.
Ihr
verspäteten Chrysanthemen, so will ich euch bitten,
Bitten
in dieser traurigen Jahreszeit, blüht nicht alleine!
Wenn
ich auch weiß, dass ihr nicht um meinetwillen erblühtet,
Sah
ich doch eure Schönheit, und kurz ward mein Angesicht heiter.
GEDICHT
IN DER DEPRESSION
1
Ich
näss mein Kissen und ich sprech kein Wort,
In
meinem leeren Raum kein Laut mich traf.
Wer
weiß, dass ich im Bett lieg immerfort?
Ich
bin nicht krank und finde keinen Schlaf.
2
Wie
Jade ist der Jugend Antlitz rot,
An
meinen Körper klammert sich der Schmerz.
Mein
kranker Körper zu verfallen droht,
Der
Leib ist alt, doch älter ist das Herz.
AN
MEINEN BRUDER IN TUNG-CHUAN
Ach,
mürrisch, mürrisch runzle ich die Brauen stets,
Ach,
leise, leise, und mein Mund bewegt sich nicht.
Es
ist nicht so, dass ich das Leid erkoren hab,
Doch
hübe ich den Blick, wer teilte meine Lust?
Du
wurdest in den Westen abberufen jüngst
Zum
kaiserlichen Heer im Lande Pa und Shu.
In
diesem Lenz ward in den Süden ich verbannt,
Zu
pflegen meine schlimme Krankheit an dem Quell.
Sechstausend
Li bist du von mir getrennt, du bist
Da
unter andrem Himmel und in andrer Welt.
Und
von zehn Briefen haben neun mich nicht erreicht,
Was
kann ich tun, um aufzuheitern mein Gesicht?
Ein
Mann, der durstig ist, der träumt sehr oft vom Wein,
Ein
Mann, der hungrig ist, der träumt sehr oft vom Fleisch.
Wo
bleiben meine Träume, seit der Frühling kam?
Ich
schließ die Augen und sofort bin ich bei dir.
BEGINNEND
DIE REISE FRÜH AN DER CHU-CHENG-SCHENKE
Vom
Regen nass sich legen Staub und Schmutz,
Es
steigt der Fluss, die Straße ist sehr flach.
Der
Mond stieg auf zum letzten Rest der Nacht,
Die
Wanderer sind schnell durch frühen Frost.
In
tiefer Stille sing ich leis ein Lied,
In
schwarzer Nacht Gedanken düster sind.
Am
Lotus-Ufer taufrisch ist der Wind
Und
durch das Reisfeld rieselt hin ein Fluss.
Beim
Glockenlärm rührt sich ein müder Hund
Und
bei den Fackeln wacht ein Vogel auf.
Der
Dämmer schimmert durch den Dunst im Baum,
Zehn
Li, bis endlich bricht der Morgen an.
REGEN
Ich
leb als Fremder in der Stadt Hsün-Yang,
Der
bittre Regen sich ergießt am Tag.
Bald
ist der dunkle Himmel aufgeklärt.
Im
Schlafe lustlos ich verbring die Zeit.
Das
Meer ist groß, erreicht den Himmel fast,
Die
Wolken sinken, rühren an das Meer.
Fern
meinem Haus hör ich der Schiffer Lied,
Am
Straßenrand hör ich der Fischer Sang.
Verloren
Vögel sind im Dunst der Luft,
Die
Segel schlagen weiße Wellen schwer.
Vorm
Tor mein Pferd, die Wagen-Wege sind
Verwandelt
schon in eines Flusses Bett.
SOMMERANFANG
Bei
dem Anfang des Sommers hundert Tiere und Bäume
Machen
mir große Freude, die Jahreszeit lässt sie gedeihen.
Hirsche
und Rehe tummeln sich tief in den schweigenden Wäldern,
Schlangen
und Insekten sind zufrieden im Grase.
Die
geflügelten Vögel lieben das Dickicht des Laubes
Und
die Fische genießen das frische Unkraut im Wasser.
Doch
an einen Ort zu kommen, das hab ich vergessen,
Ich
allein blieb wie die verwehte Strohblume übrig!
Ich
bin im Sommer verbannt an das Ende der Erde,
Fleisch
und Knochen sind nun auf fernen einsamen Wegen.
Von
dem Heimatort kommt keine geschriebene Botschaft.
Die
Rebellen überfluten mit Krieg alle Länder.
Plötzlich
Trauer! Am Ende, was wird bringen mein Leben?
Ich
hab allein mein eigenes Herz in die Ferne getragen,
Besser
doch leben in der Ferne Körper und Seele,
Blind
dem Schicksal ergeben, das mir der Himmel gesendet.
Auch
ist Hsün-Yang ja reich an jungem köstlichem Reiswein,
Also
füll ich den Becher und lass ihn austrocknen nimmer.
An
dem Pen-Fluss sind wie Schlamm so billig die Fische,
Früh
und spät will ich sie essen, gekocht und gebraten.
Reis
am Morgen im Tempel auf dem heiligen Hügel
Und
am Abend köstlichen jungen Wein auf der Insel.
Warum
sollen meine Gedanken wandern zur Heimat?
Denn
auch hier wird kommen doch am Ende das Alter.
BESUCH
BEIM HSI-LIN-TEMPEL
Nun
ich steige von meinem Pferde beim Tempel von Hsin-lin
Und
ich leg vorm Portier meine schlanke Reitpeitsche nieder.
Noch
am Morgen saß ich in dem Büro der Regierung,
Doch
am Abend bin ich Bewohner des heiligen Hügels.
In
dem zweiten Monat im Norden, hoch in Kuang-lu,
Bricht
das Eis und der Schnee beginnt, in Tropfen zu schmelzen.
Auf
des Südens Plantagen die Teepflanzen treiben schon Sprossen,
Durch
die nördliche Schleuse wälzen die Flüsse die Schlammflut.
Dieses
Jahr gab es Krieg in An-hui, Soldaten bewaffnet.
Die
Gelehrten wurden berufen in die Versammlung,
Männer
der Tat sind für der Schlachten Fronten geeignet.
Ich
nur allein, der keine Talente scheint zu besitzen,
Bleib
in den Bergen, mit den Steinen des Baches zu spielen.
LI TAI BO
MICH
ALLEIN AMÜSIEREND
Ich
blicke auf den Wein, nicht auf die Dämmerung,
Die
Blüten fallen ab, sie füllen mir das Kleid.
Betrunken
bin ich, komm so nah dem Mond im Strom,
Die
Vögel sind schon fern, und Menschen gibt es kaum.
ÖSTLICHE
WEISE
Ich
klettre hoch und schaue auf vier Meere hin,
Der
Himmel und die Erde breiten sich so weit.
Frost
liegt als Decke auf den Dingen nun im Herbst,
Der
scharfe Wind weht in der großen Wüste kalt.
Gen
Osten fließt das Wasser rauschend und immens,
All
die zehntausend Dinge wogen in der Welt.
Die
weiße Sonne sinkt, die Helligkeit verblasst,
Es
scheint, kein Ende hat das schwimmende Gewölk.
Und
Spatz und Schwalbe sitzen in dem Wu-tung-Baum
Und
Yuan-, Luan-Vögel im Jujubenbusch.
Jetzt
ist die Zeit gekommen, ich erheb mein Haupt
Und
schärf mein Schwert und singe auf dem schweren Weg.
HERBSTLUFT
Des
Herbes Luft ist klar, des Herbstes Mond ist hell.
Gefallne
Blätter sammeln sich, verstreuen sich.
Die
Amsel auf der Stange sitzt, fängt wieder an.
Ich
denk an dich. Wann werden wir uns wiedersehn?
In
dieser Nacht ist mein Gefühl von Wehmut schwer.
ERINNERUNGEN
AN TSCHANG-AN
Als
grad das Haar begann, zu decken meine Stirn,
Ich
pflückte Blumen, spielt mit ihnen vor dem Tor.
Da
kamest du heran auf deinem Bambus-Pferd,
Den
Weg umkreisend, spieltest mit den Pflaumen grün.
Zusammen
lebten wir im Landkreis von Tschang-an,
Zwei
Kinder voller Unschuld, unverdächtig auch.
Mit
vierzehn Jahren ward ich deine Ehefrau,
War
schüchtern, ungeöffnet war mein Angesicht.
Ich
senkte meinen Kopf in Richtung Schattenwand,
Und
tausendmal ich drehte mich nach dir nicht um.
Mit
fünfzehn hob ich meine Augenbrauen auf
Und
wollt mit dir vereint sein wie mit Asche Staub.
Du
warest stets der Treue feste Säule mir,
Den
Ausguck-Hügel braucht ich zu besteigen nicht.
Und
als ich sechzehn war, da gingest du davon,
Gingst
an den Yan-yu-dui-Fluss zur Qu-tang-Schlucht.
Riskier
es nicht, denn schlimme Überschwemmungen
Vom
Himmel stürzen, Affen weinen voller Weh!
Vor
meiner Pforte ließ Erregung ihre Spur,
Allmählich
ist gewachsen auch das grüne Moos,
Nun,
um es wegzufegen, ist das Moos zu tief,
Und
Blätter fallen in dem Herbst vom frühen Wind.
Doch
im August des Jahrs sind Schmetterlinge gelb,
Ein
Paar fliegt in des Westens Garten überm Gras.
Ich
fühle, dass du schädlich meinem Herzen bist,
Durch
Sorgen wird mein rosiges Gesicht schon alt.
Wenn
du gekommen bist zum Flusse von San-ba,
Dann
schick rechtzeitig mir nach Hause einen Brief.
Wir
gehen dann, einander zu begegnen, weit,
Ich
komme dir entgegen bis nach Chang-feng-sha.
KRÄHENSCHREIE
BEI NACHT
Wolken
neben den Mauern, Krähen in Nähe des Turmes,
Krächzen,
krächzen, sie schrein in den Ästen im Wirbel des Sturmes!
Webt
an dem Webstuhl das Mädchen Brokat erlesener Sorte,
Garn-Smaragde
wie Nebel, das Fenster verbirgt ihre Worte.
Traurig
hört sie den Zug, denkt an Menschen auf ferneren Wegen,
Bleibt
allein in dem einsamen Zimmer, Tränen wie Regen!
FÜR
WANG LUN
Schon
bin ich auf dem Boot, bin vorbereitet zur Abfahrt,
Hör
ich plötzlich Geräusch von Liedersingen am Ufer.
Zwar
das Wasser des Sees erreicht tausend Meter an Tiefe,
Doch
so tief nicht wie Wang's Gefühle, die schauen zum Freunde.
LAUSCHEND
EINER FLÖTE IN EINER LENZNACHT IN LUO-YANG
Woher
heimlich fliegt der Klang einer Flöte aus Jade?
Mitten
in Luo-yang flüstert der lenzliche Wind.
In
der Mitte der Nacht gedenk ich gebrochener Ulme.
Welche
Person da nicht denkt an ein trautes Zuhaus?
LAO-LAO-TING-PAVILLON
Welche
Ort unterm Himmel schmerzt am meisten die Seele?
Lao-lao-ting!
Dahin schaut schmerzlich der Gast.
Ach,
es weiß der Wind des Frühlings, wie bitter sein Teil ist!
Trauernder
Weide, dein Zweig, wehe, wird nie wieder grün!
WEHE
SEHNSUCHT
O
wehe Sehnsucht, in Tschang-an zu sein!
Die
Grillen zirpen herbstlich schon ihr Lied
Am
goldenen Geländer eines Quells.
Mit
meiner Matte schon verschmilzt der Frost,
Sie
ändert ihre Farbe mit dem Frost.
In
Einsamkeit die Lampe ist nicht hell.
Ach,
schwiegen nur die Nachtgedanken still!
Ich
rolle mich hinab, blick auf den Mond,
Und
lange Seufzer seufze ich umsonst.
Die
schöne Frau wie eine Blume schön,
Die
oben auf der Himmelswolke blüht!
Doch
seh ich an dem Himmel nichts als Nacht,
Auf
Erden wogt die grüne Wasserflut.
Der
Himmel fern, der Weg dahin ist weit,
Voll
Bitterkeit mein Geist zur Ferne fliegt,
Nicht
anzukommen, träume ich im Traum,
Der
Bergpass ist verschlossen, hart der Fels.
Die
wehe Sehnsucht bricht mir noch das Herz!
WEHE
SEHNSUCHT GESENDET IN DIE FERNE
Ach,
als die schöne Frau bei mir gewesen,
Die
Halle war von Blumenduft erfüllt.
Nun
ist sie fort, ach, nun ist leer mein Bett!
Die
Decke auf dem Bett wird aufgerollt,
Und
niemand schläft jetzt mehr in meinem Bett!
Drei
lange Jahre sind vergangen schon,
Doch
kann ich nicht vergessen ihren Duft.
Verweht
der Duft, vergessen aber nicht,
Die
Frau ist fort und kommt nicht mehr zurück.
Ach
Sehnsucht! Blätter fallen gelb im Herbst,
Tau-Perlen
weißlich auf dem grünen Moos.
MARMORTREPPENBESCHWERDE
Der
weiße Tau sich auf den Marmorstufen häuft,
In
langer Nacht mein Strumpf des Taues Tropfen säuft.
Kristallnen
Vorhang lass ich fallen wie gewohnt
Und
wende meinen Blick im Herbst hinauf zum Mond.
MITTERNACHTSLIED
VON WU
In
Tschang-an des Mondes Scheibe schimmert,
Kleider
rauschen leis in manchem Haushalt.
Ohne
Unterlass es weht der Herbstwind.
Ach,
ich denk an Guan: wie er spielte!
Wann
beenden sie die Plünderungen?
Wann
kommt heim mein Mann von seiner Heerfahrt?
FRAGE
UND ANTWORT AUF DEM BERG
Fragst
du, aus welchem Grund ich bleib auf dem grünenden Berge,
Lächl
ich, aber antworte nicht, mein Herz ist im Urlaub.
Siehe,
die Pfirsichblüten sind fern vom fließenden Wasser,
Zusätzlich
hab ich Himmel und Erde in menschlichen Welten.
SIEHST
DU EINEN FREUND
Grüne
Hügel über ferner Nordwand,
Wilde
Wasser in der Hauptstadt Osten.
Hier
an diesem Ort der Akt der Trennung,
Einsam
hundert Meilen weit zu fahren.
Wolken
treiben, Wolken geben Echo,
Echo
eines Reisenden Gedanken.
Sonne
spiegelt in dem Untergange
Die
Gefühle meines alten Freundes.
Du
bewegst die Hand, verlässt die Stätte,
Deine
Stute schnaubt, bist fortgeritten.
MENG
HAO-JAN AM TURM DES GELBEN KRANICHS
Mein
alter Freund nahm Abschied westwärts,
Hier,
hier beim Turm des Gelben Kranichs,
Im
Lenz die Weidenblütenwolken,
So
ist er nach Yang-zhou gegangen.
Das
Segel ist ein ferner Schatten,
Am
Rande einer blauen Leere,
Am
Horizont ist, was ich sehe,
Der
Yang-tse-Fluss am fernen Himmel.
GESCHICKT
AN DU FU
Was
ists, dass ich bis hierher gekommen bin?
Hoch
vor mir liegt die Sha-qiu-Stadt am Berg.
Und
neben ihr die alten Bäume.
Abendrot.
Herbstklänge tönen schaurig.
Der
junge Wein macht nimmer betrunken mich,
Und
trotz der Lieder schmerzt mein Gefühl mich sehr.
Ich
denk an dich, ich denk wie Wasser,
Mächtig
geschickt auf die Fahrt gen Süden!
SITZEND
ALLEIN AUF DEM JING-TING-HÜGEL
Ein
Vogelschwarm fliegt hoch in der Ferne dort,
Untätig
schwebt die einsame Wolke hin.
Wir
schaun uns an, wir sind nicht müde,
Ich
und der heilige Jing-ting-Hügel.
BLEIBST
DU IN DER NACHT IN EINEM BERGTEMPEL
Der
hohe Turm ist einhundert Meter hoch,
Von
hier aus reicht die Hand an die Sterne wohl.
Ich
aber wag nicht, laut zu sprechen,
Will
nicht die Menschen im Himmel stören.
GEDANKEN
IN EINER STILLEN NACHT
Vor
meinem Bette schimmert der Herbstmond hell,
Ich
denke, dass es Frost auf dem Boden ist.
Ich
heb den Kopf, blick auf den Vollmond,
Senke
den Kopf, denk an mein Zuhause.
DAS
HIMMELSTÜRGEBIRGE
Der
Chu-Fluss schneidet rein durch die Himmelstür,
Das
Wasser kommt von Osten und wirbelt hier.
Am
Ufer schaun sich an die Hügel,
Einsam
ein Segel kommt von der Sonne.
DU FU
HERBSTMEDITATIONEN
I
Jade-Tau
und voll Wunden sind die Haine von Ahorn,
Auf
dem Wu-Berg in der Wu-Schlucht die Lüfte sind träge.
Auf
dem Fluss die Wellen steigen, den Himmel zu füllen,
Über
dem Bergpass Wolken erfüllen die Erde mit Dunkel.
Chrysanthemen
öffnen sich zweimal weinend den Tagen,
Einsames
Boot und einsamer Vers, mein Herz voll der Heimat.
Winterkleidung
überall dringend gemessen, geschnitten,
Bai-du-cheng
in der Höhe, der Abend sinkt auf die Felsen.
II
Über
Kui-zhou die einsame Mauer, schräg sinkt die Sonne,
Täglich
folg ich dem Pfluge, um die Hauptstadt zu suchen.
Affen
hör ich, die Schreie lassen mir tropfen die Tränen,
Durchführung
einer Mission, vergeblich folg ich dem Floße.
Ministeriums
Räucherofen ist fern meinem Kissen,
Bergturm
der weißen Zinnen versteckt die traurigen Flöten.
Mondschein.
Ich schau auf die Schlingpflanzen, die die Steine bedecken,
Weit
vor der Insel schon leuchtet das Schilf und die trauernden Binsen.
III
Berg-Vorort,
tausend Häuser im Licht des ruhigen Morgens,
Täglich
sitz ich am Fluss im Turm am grünenden Hügel.
Für
zwei Nächte die Fischer sind schwimmend, schwebend geblieben,
In
dem klaren Herbst noch die Schwalben flattern und fliegen.
Kuang
Heng hat Gedenkstätten, selten lobt man mich Dichter,
Liu
Xiang liebt nur die Klassiker, nicht meine Verse.
Meiner
früheren Jahre Mitschüler sind meist nicht faul, in
Städten
begraben sie Pelze und Pferde in Glanz und in Fetten.
IV
Ich
hab es gehört, wie sie sagen, Tschang-an sei ein Schachspiel,
Hunderte
Jahre Geschichte – unerträgliche Schmerzen!
Die
Paläste der Adligen haben nun neuere Herren,
Bürger
und Krieger Kleidung und Kappe sind nicht wie einstmals.
Grade
gen Norden über Bergpässe Gong klingt und Trommel,
Die
Erobrung des Westens, Wagen und Pferdepost eilig.
Fische
und Drachen sind still und stumm, und kalt ist der Herbstfluss,
Friedlich
zu leben in meiner Heimat ist all mein Gedanke.
V
Peng-lai's
Kaiserpfalz steht vor dem hohen südlichen Hügel,
Eine
goldene Spindel, Tau zu fangen, am Himmel.
Starrend
gen Westen steigt aus dem See die Königinmutter,
Östlich
ist der Han-Bergpass voll von purpurnen Dämpfen.
Wolke
verschiebt sich, Fasanfächer des Palastes geöffnet,
Drache
badet in Sonne, ich kenne das heilige Antlitz.
Jetzt
lieg ich in dem kalten Fluss, so spät ists im Jahre,
Ach,
wie oft war in Ketten ich vorm Gerichte des Morgens!
VI
O
der Mund der Schlucht, die Ufer des Flusses gebogen,
Zehntausend
Meilen von Wind und Nebel im kommenden Herbste,
In
der verborgenen Halle des Kaisers Aura vergangen,
Jetzt
ist der Park mit Lotos gefüllt bis zur Grenze des Kummers!
Perlen
am Vorhang, Muster an Säulen, Kraniche golden,
Und
von Brokat und Elfenbein steigen die kreischenden Möwen.
Wendend
meinen Kopf, jetzt traurig am Ort der Gesänge
Und
der Tänze, Qin, die alte Heimat der Kaiser.
VII
Dieser
Kun-ming-See ward einst in der Han-Zeit geschaffen,
Fahnen
der kriegrischen Kaiser sieht noch mein geistiges Auge.
Webstuhl
der Weberin und der Mond noch schwebt in der Leere,
Steinwal
und Rüstungen sich bewegen im herbstlichen Winde.
Wellen
werfen den Wildreis, es spülen die schwärzlichen Wolken,
Tau
friert auf dem Lotos, es fällt das purpurne Pulver.
Zu
dem Ende des Himmels können nur reisen die Vögel,
Flüsse
füllen das Land, das gleicht einem uralten Fischer.
VIII
Von
Kun-wu der Yu-su-Fluss schlängelt sich Welle um Welle,
An
den Mei-pi-See tritt der Schatten des purpurnen Turmes.
Duftreis
picken die Papageien und lassen die Schale,
In
den Wu-tung-Bäumen hocken die Kinder des Phönix.
Schöne
Frauen sammeln Blumen und plaudern im Frühling,
Ewige
Freunde teilen das Boot und schwinden im Abend.
Meine
farbigen Pinsel erobern die Bilder des Lebens,
Weiß
ist mein Kopf wie der Kopf der Drohne und schwermütig bitter.
BALLADE
VON DER ALTEN ZYPRESSE
Vor
dem Kong-ming-Schrein steht eine alte Zypresse,
Ihre
Zweige wie Bronze, ihre Wurzeln wie Steine.
Matt
die Rinde, feucht vom Regen, breit die Zypresse,
Ihre
Schwärze fügt sich in den Himmel der Höhe.
Herr
und Diener sind bereits gelangt an ihr Ende,
Aber
der Baum bleibt, er empfängt die Liebe der Menschen.
Wolken
kommen und bringen die Lüfte der Wu-xia-Schluchten,
Mond
kommt zusammen mit der Kälte des schneeweißen Berges.
Östlich
vom Brokat-Pavillon die kurvige Straße,
Dort
ist der Meister das Heer, sein Herr ist ein Tempel.
Flammend
der Rumpf, die Zweige auf der Ebene breitend,
Heimliche
Bilder, und leer sind Fenster und Türen.
Die
Zypresse breitet sich aus, steht fest auf der Erde,
In
den grauen Höhn gibt es viele heftige Winde.
Ihre
Unterstützung ist die Allmacht des Himmels,
Und
der Grund ihrer Ehrlichkeit ist das Schicksal des Schöpfers.
Sollte
die Halle wanken, brechen Sparren und Balken,
Zehntausend
Ochsen heben die Köpfe in Richtung des Berges.
Ihre
Potenz ist nicht offenbart, die Welt ist voll Staunens,
Nichts
wird aufhören, wenn die hohe Zypresse gefällt ist,
Aber
wie kann damit umgehn der Mensch? Ihre Seele,
Bitter
schaut sie die Arbeit der fleißigen Ameisen, ihre
Duftenden
Zweige geben immer Zuflucht dem Phönix.
Ruhmbegierige
Weise, stille Einsiedler, weder
Diese
noch jene seufzen in Bedürfnissen irdisch,
Immer
kommt das härteste Holz zum Einsatz auf Erden.
REINIGENDER
REGEN
Vom
Himmel Wasser fällt, Gewölk im Herbst ist dünn,
Der
Wind von Westen hunderttausend Meilen bläst.
An
diesem Morgen ist die Szene gut und schön,
Lang
hat der Regen nicht dem Lande gut getan.
Der
Weiden Reihen zeigen schon ihr erstes Grün,
Der
Birnbaum auf dem Hügel ist schon weiß erblüht.
Das
Rohr beginnt zu flöten, droben fliegt ein Schwan.
HOCHKLETTERN
Sanfter
Wind, der Himmel hoch, der Affe schreit klagend,
Über
der Insel weißem Sande kreisen die Vögel.
Endlos
wie Schuppen die Blätter rascheln und rauschen nach unten,
Ohne
Waffenstillstand überströmen die Flüsse.
Zehntausend
Meilen im traurigen Herbst, stets habe ich Gäste,
Hundert
Jahre voll Krankheit, einsam auf der Terrasse.
Leidensprobleme,
ich bereu meine bleichenden Glieder,
Wie
frustrierend, ich darf nun keinen Becher mehr trinken.
MIT
BLICK AUF DEN SCHNEE
Nach
diesem schlimmen Krieg viel neue Geister weinen.
Der
alte Mann allein, hell seine Tränen scheinen.
Die
Wolkenfetzen in der Dämmrung niedrig sind,
Der
weiße Schnee tanzt schnell im wilden Wirbelwind.
Die
Pfanne leider leer und ohne Wein die Schalen,
Noch
immer glüht der Herd mit roten Feuerstrahlen.
Die
Kommunikation ist unterbrochen, ach,
Ich
kann nicht lesen mehr vor lauter Ungemach.
FÜR
HUA QING
Musik
von Saitenspiel und Flöte, fern vom Volke,
Sie
weht zum Winde auf, sie weht hinauf zur Wolke.
Musik
wie diese man im Himmel sich erhofft,
Doch
in der Menschenwelt, da hört man sie nicht oft.
HERZOG
YAN
Nach
der langen Eskorte sind wir von nun an vereinigt,
Grüne
Berge! Vergeblich nenn ich meine Gefühle.
Sag,
an welchem Tage werde den Kelch ich begreifen?
Letzte
Nacht wir reisten zusammen unter dem Monde.
Du
wirst in jeder Himmelsregion geschätzt und gepriesen,
Unter
drei Fürsten, alten und neuen, fandest du Ehre.
Ach,
nun kehr ich allein zu meinem Dorf an dem Flusse,
Werde
die letzte Zeit meines Lebens in Einsamkeit leben.
IM
ZEN-KLOSTER DES DAYUN-TEMPELS
1
Mein
Herz ist in der Welt aus Wasser und Kristall,
Die
Kleider sind zur Zeit des Frühlingsregens feucht.
Zum
Ende geh ich langsam wandelnd Tor um Tor,
Ich
geh zum großen Hof, zum ruhig-stillen Raum.
Die
Tür erreiche ich, sie öffnet und sie schließt,
Jetzt
schlägt die Glocke, und jetzt kommt das Abendmahl…
Des
Geistes Salbung hilft, zu stärken die Natur,
Diät
gibt Unterstützung mir am Rückzugsort.
Wir
griffen unter unsre Arme uns so oft
Und
öffneten die Herzen ohne Scham und Trug.
Pirole
huschen auf den Balken hin und her,
Vom
Gitterfenster fliegt die Taube purpurrot.
Mein
Selbst, ich glaub, zum Klagen fand ich einen Ort.
In
meinem Tempo langsam geh ich durch das Beet.
Von
meinem kranken Zustand mich erhebt der Abt
Und
lächelnd bittet mich der Abt: Schreib ein Gedicht!
2
Da
sind grüne Seiden-Schuhe,
Baumwoll-Schals
sind für den Alten,
Das
trag ich auf meinem Körper.
Ach,
ich bin schon alt und öde,
Aber
unsre Freundschaft frisch bleibt!
Tugend
schätzt man mehr als Alter,
Übermenschlich
ist die Tugend.
Regenfeuchter
Bambus schimmert
Von
der Abenddämmrung Traufe,
Wind
in Sellerie am Brunnen,
Himmel
dunkel, scheint ein Wandbild,
Viele
fühlen schon des Drachens Feuchte.
3
Es
scheint das Lampenlicht, ich liege schlaflos da,
Mein
Geist jedoch ist klar, ich rieche süßen Duft.
Die
Halle bäumt sich auf in tiefer Mitternacht,
Der
Windhauch rührt sich, klingeln hört man schon das Gold.
Des
Frühlings Maske ist der Himmel rabenschwarz,
An
reine Erde klammert sich versteckter Duft.
Von
runden Rädern schneidet man das Jade-Seil,
Der
Eisen-Phönix über höchsten Höhen scheint.
Aus
diesem Weisheitstempel manchmal strömt Sanskrit,
Die
Glocken läuten immer noch an meinem Bett.
Doch
morgen in dem Feld seh wieder ich den Schmutz.
4
Der
Knabe helles Wasser aus dem Brunnen zieht,
Er
hebt den vollen Eimer rasch mit seiner Hand,
Verspritzt
das Wasser, weicht den Staub der Erde ein
Und
fegt so gut, als wenn der Besen wär nicht alt.
Das
Morgenrot beleuchtet die Pagode schön,
Der
lichte Nebeldampf sich von den Fenstern hebt.
Gefallner
Blüten Schaum den engen Weg bedeckt,
Die
Weidenblätter tanzen bis herab zum Weg.
Ich
bin von solchen Dingen umgetrieben, ach,
Und
aus der Welt zu scheiden, das erschrickt mich doch.
Wir
haben uns getroffen und gesprochen gut
Und
unsre tiefsten Herzen stimmten gerne zu.
Wie
kann denn unser Mund gezwungen werden, sag,
Dass
unsre Rede einmal ganz komplett verstummt?
Ich
nehme Abschied, halt die Peitsche in der Hand,
Den
Abschied nehme ich für heute, lieber Freund,
Und
wende meinen Kopf zum letzten Male um.
Es
gibt so vielen Schmutz, der einen unrein macht,
Ich
höre alle Hunde bellen in dem Land.
Ich
kann mich nicht befrein von diesem Joch der Welt,
Doch
manchmal komm ich, um vom Trubel auszuruhn.
Des
Klosters Gegenwart wirkt rein wie weißer Schnee,
Wie
könnte ich erfassen, was es geben wird?
BLUMEN
GENIESSEND AM FLUSSUFER
1
Vor
der Abt-Huang-Pagode, östlich des strömenden Flusses,
Hell
und zart ist der Lenz blühend im sanftesten Hauch.
Pfirsichblüten
sind zwar geöffnet, doch niemand besitzt sie,
Liebt
man das Hellrot mehr, liebt man das Dunkelrot mehr?
2
Bei
dem Huang-Si-Haus die Blumen füllen die Gasse,
Tausender
Blüten Last tief drückt die Äste herab.
Ständig
tanzen die Schmetterlinge und bleiben im Spiele,
Hemmungslos,
voller Lust, laut schreit der schöne Pirol.
GNADENREICHE
STIMMUNG
1
Ja,
ich weiß, meine Strohhütte ist nur sehr niedrig und klein nur,
Darum
kommen doch die Schwalben sehr gerne vom Fluss,
Bringen
Schlamm mit dem Schnabel auf meine Leier und Bücher,
Jede
versucht, ein Insekt siegreich zu fangen im Flug.
2
Schön
gepflastert der Weg mit Weidenkätzchen, ein Teppich,
Lotus
blüht auf dem Bach, Blätter wie Geldmünzen grün.
Bei
den Bambuswurzeln, die noch niemand gesehen,
Hockt
ein Entlein still neben der Mutter im Sand.
ZWEI
PIROLE IN DEN GRÜNEN WEIDENBÄUMEN
Zwei
Pirole in den Weiden singen,
Weiße
Reiher streben in den Himmel.
Auf
dem Westberg Schnee von tausend Wintern,
An
dem Tor ist festgemacht die Dschunke.
JUE-JU
1
Im
späten Sonnenlicht der Fluss, der Berg ist schön,
Der
Frühlingswind bringt Duft von Blumen und von Gras.
Der
Schlamm ist aufgetaut, die Schwalben segeln froh,
Und
auf dem warmen Sand schläft still ein Entenpaar.
2
Der
Fluss ist blau, der Vogel ein perfektes Weiß,
Der
Berg ist oben auf den Gipfeln fruchtbar grün.
Dass
Blumen wiederum verwelken, sah ich ein.
Wann
kehre ich zurück an meinen Ursprungsort?