KEWALA

Die fünfzigste Rune des finnischen National-Epos

Nachgedichtet von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


Mariatta, Kind der Schönheit,
Wuchs im Nordland auf als Jungfrau
In dem Hause ihres Vaters,
In der Kammer ihrer Mutter,
Goldne Locken, Silbergürtel,
Glitzernd um die Brust gezogen,
Trug sie auf des Vaters Schwelle
Die Gewänder, lange Kleider.
Rührte die bemalten Balken
An mit ihren seidnen Bändern,
Rührte an die goldnen Säulen
Mit der Zärtlichkeit der Finger,
Rührte an den Birkenboden
Mit den Füßchen in den Schuhen.
Mariatta, Kind der Schönheit,
Voll Magie der junge Körper,
Gut bewachte ihre Tugend,
Ihre Ehrlichkeit und Würde.
Ward geleitet sie von Wittling
Zu der Rinde weißer Birken,
Zu dem zarten Fleisch des Lammes.
Als sie an dem Abend eilte
Zu dem Melken in die Hürden,
Sprach sie dieses voller Unschuld:
Niemals wird die weiße Jungfrau
Melken Kühe des Gemeinen!
Als sie übers Schneefeld zogen,
Da saß neben ihr der Vater,
Sie sprach dieses voller Reinheit:
Nie von dem gemeinen Hengste
Lass ich ziehen meinen Schlitten!
Mariatta, Kind der Schönheit,
Lebt als Jungfrau mit der Mutter,
Eine hochgeehrte Jungfrau,
Voller Unschuld, voller Schönheit,
Herden führte sie zur Weide,
Wandernd mit den sanften Lämmchen.
Wenn das Lamm bestieg die Berge,
Auf den Gipfeln Lämmer spielten,
Trat die Jungfrau auf die Wiese,
Schlüpfte durch den Hain der Linden,
Hörte rufen sie den Kuckuck,
Goldner Töne voll der Sänger.
Mariatta, Kind der Schönheit,
Sah sich um und lauschte sorgsam,
Saß auf einer Beeren-Wiese,
Saß ein Weilchen, meditierte
Auf der Höhe an dem Waldrand,
Und sie sagte diese Worte:
Nenne mir, du goldner Kuckuck,
Singe, Nordlands frommer Vogel,
Sing, du Silberreiher-Sänger,
Sprich, du Erdbeerfrucht von Estland,
Bleib ich unvermählt auf Erden
Als verschmähte arme Hirtin,
Schlendernd über diese Berge,
Durch das Moor und durch das Brachland?
Sag mir, Kuckuck aus den Wäldern,
Singe mir, wie viele Sommer
Muss ich ohne Gatten leben
Als verschmähte arme Hirtin?
Mariatta, Kind der Schönheit,
Lebte als ein Hirtenmädchen,
Als ein Mädchen mit der Mutter.
Elend ist der Fische Leben,
Elender der Jungfrau Leben,
Herden hütend auf den Bergen.
Schlangen kriechen in den Mooren,
Auf dem Rasen flitzen Echsen,
Doch die Schlange kann nicht singen,
Unberufen ist die Echse.
Doch der Erdbeerstrauch des Berges
Sprach zum Mädchen, das war einsam:
Komm, o Jungfrau, mich zu pflücken,
Komm, nimm mich an deinen Busen.
Nimm mich, Silberreiher-Jungfrau,
Steck mich in den Kupfergürtel,
Ehe die Schnecke noch verschlingt mich,
Eh ich Würmerfutter werde.
Hunderte unachtsam schreiten,
Tausende vorüber gehen.
Junge Erdbeer-Mädchen schwärmen,
Kinder kommen, ungezählte,
Aber keiner will mich sammeln,
Komme du und pflück die Beeren.
Mariatta, Kind der Schönheit,
Hörte seine sanfte Bitte,
Ging zur Beere, sie zu pflücken
Zärtlich mit geschickten Fingern.
Lachend stand der Strauch im Grase,
Erdbeer-Schmack in allen Beeren.
Aber Jungfrau Mariatta
Konnte pflücken nicht den Fremden,
Schnitt sich eine Wünschelrute,
Drückte ab die roten Beeren,
Stieg er wie mit Zauberhänden
Über ihre Zobelschuhe,
Über ihren Kupfergürtel
Zu den süßen Mädchenbrüsten.
Er sprang auf der Jungfrau Schulter,
Ruhte an des Kinnes Grübchen,
Thronte kurz auf ihren Lippen,
Seine Zunge sich beeilte,
Wogte hin und her, erstarrte,
Eilte weiter auf der Reise
Und verblieb im Schoß der Jungfrau.
Mariatta, Kind der Schönheit,
Also ward zur Braut gestempelt,
Braut ward sie des Erdbeerstrauches,
Blieb im Zimmer bis zum Morgen,
Saß am Mittag in dem Dunkel,
Abends lag sie auf dem Sopha,
Ihre Mutter wachsam fragte:
Was geschah der Maid Maria,
Unsrer Jungfrau Mariatta,
Wirft beiseite sie den Gürtel,
Schüchtern rutscht durch Flur und Kammer,
Bleibt am Morgen in dem Zimmer,
Lagert abends auf dem Sopha,
Sitzt am Mittag in dem Dunkel?
Auf dem Boden spielt ein Baby,
Gab das kleine Kindlein Antwort:
Das geschah der Maid Maria,
Unsrer Jungfrau Mariatta,
Dieses Leid geschah dem Mädchen,
Sie verweilte in den Wiesen,
Spielte lange mit dem Lämmchen,
Speiste von dem Erdbeerstrauche.
Lange wartend sah die Jungfrau,
Ängstlich zählte sie die Tage,
Wartend in der Not auf morgen,
Schließlich frug sie ihre Mutter,
Dieses Wort sprach Mariatta:
Fromme Mutter, lieb und zärtlich,
Mutter, die ich lieb und schätze,
Mach mir eine rechte Stätte,
Wo mein Leid verringert werde
Und erleichtert meine Lasten.
Dies die Antwort war der Mutter:
Wehe dir, du Hisi-Jungfrau,
Du bist eine Braut nicht würdig,
Nur vermählt sollst du entehrt sein!
Mariatta, Kind der Schönheit,
Gab in Wahrheit diese Antwort:
Ich bin keine Magd der Hisi,
Ich bin keine Braut unwürdig,
Mich entehrt auch keine Ehe!
Bin als Schäferin gewandert
Mit den Lämmlein durch die Wälder,
Auf den Beeren-Berg gewandert,
Wo die Erdbeern waren reif schon,
Eilig wie Gedanken pflückt ich,
Auf die Zunge sanft sie legend.
Hin und her die Beere wiegt sich,
Fiel auf meinen großen Busen!
Dies die Quelle meiner Nöte,
Dies die Ursach meiner Schande. -
Unerbittlich war die Mutter,
Frug das Mädchen nach dem Vater,
Dies der Jungfrau-Mutter Flehen:
O mein Vater voller Mitleid,
Quelle du von Gut und Böse,
Gib mir eine gute Stelle,
Mein Problem sollst du verkleinern,
Schwere Lasten mir erleichtern!
Dies die Antwort war des Vaters,
Unversöhnlich war der Vater:
Geh, du böses Kind der Hisi,
Kind der Sünde und der Leiden,
Bist vermählt nur zu entehren,
Geh zum großen Bärenfelsen
Mit der Höhle voll des Brummens,
Der wird dein Problem verkleinern,
Schwere Lasten dir erleichtern.
Mariatta, Kind der Schönheit,
Antwort gab sie ihrem Vater:
Ich bin nicht ein Kind der Hisi,
Bin als Braut nicht ohne Würde,
Bin vermählt nicht zu entehren,
Ich bin voll des edlen Helden,
Will den ewgen Sohn gebären,
Der der Herrscher ist der Herren,
Fürst der alten Wainamoinen. -
Daraufhin die Jungfrau-Mutter
Wandert hier hin, wandert dort hin,
Sucht den Ort, gemäß dem Stande,
Sucht den würdigen Geburtsort
Für den ungebornen Helden.
Schließlich sprach sie diese Worte:
Pilti, du mein jüngstes Mädchen,
Du die treuste meiner Mägde,
Suche du den Ort im Dorfe,
Stell dich an den Bach von Sara,
Für die arme Mariatta,
Kind von Traurigkeit und Unglück! -
Daraufhin das junge Mädchen
Pilti dieses gab zur Antwort:
Wen soll ich um Hilfe bitten,
Wer wird seine Hilfe leihen?
Darauf sagte Mariatta:
Geh und bitte den Ruotus,
Wo der Schilfbach in den Strom fließt.
Daraufhin das Mädchen Pilti
Stets bereit und voller Hoffnung
Eilt, der Herrin zu gehorchen,
Brauchte gar nicht die Ermahnung,
Eilte wie die schnellen Flüsse,
Wie der Rauch der Schlacht des Krieges
Eilte Pilti zum Ruotus.
Als sie ging, die Berge bebten,
Wenn sie lief, die Berge wankten,
Blätter auf der Weide tanzten,
Steine sprangen auf der Heide,
Als das Mädchen Pilti eilte
Zu der Wohnung des Ruotus.
Dort am Tisch in seinem Jagdhaus
Saß Ruotus, essend, trinkend,
In dem schlichten Leinen-Mantel.
Ellenbogen auf dem Tische
Sprach der Zauberer voll Staunen:
Warum bist du, Magd des Bösen,
Hierher in mein Haus gekommen?
Was erhebst du denn als Meldung?
Darauf sprach das Mädchen Pilti,
Gab die Antwort auf die Frage:
Such den Ort, gemäß dem Stande,
Such den würdigen Geburtsort,
Für ein Kind im Schoß der Mutter,
Suche nah beim Sara-Bächlein,
Wo der Schilfbach in den Strom fließt. -
Kam die Frau an des Ruotus,
Stemmt die Arme in die Hüften,
Sagte dies zum Mädchen Pilti:
Wer ist sie, die Hilfe bittet,
Wer entehrt denn so ein Mädchen?
Nenn den Namen, die Verwandtschaft! -
Frau, ich komm für Mariatta,
Für die reine Jungfrau-Mutter!
Also sprach die Frau Ruotus,
Üblen Sinnes, grausam-herzig:
Sind belegt die Kammern alle,
Alle unsre Badezimmer
Nahe liegen an dem Schilfbach,
In dem Feuer stehen Sofas,
Unser Stall ist in dem Walde
Für die Feuerpferde Hisis,
In dem Stall ist eine Krippe
Zum Geburtsort für den Helden
Von der Frau des kalten Unglücks,
Sofa weich für Mariatta!
Daraufhin das Mädchen Pilti
Schnell zur bangen Herrin eilte,
Sagte alles, voll Bedauern.
Nicht ein Ort, gemäß dem Stande,
Ist am Silberbach von Sara.
Also sprach die Frau Ruotus:
Sind belegt die Kammern alle,
Alle unsre Badezimmer
Nahe liegen an dem Schilfbach,
In dem Feuer stehen Sofas,
Unser Stall ist in dem Walde
Für die Feuerpferde Hisis,
In dem Stall ist eine Krippe
Zum Geburtsort für den Helden
Von der Frau des kalten Unglücks,
Sofa weich für Mariatta! -
Daraufhin die Jungfrau glücklos,
Jungfrau-Mutter Mariatta,
Bittre Tränen weinte, murmelnd,
Dieses sprach in tiefer Trauer:
Ich soll ausgestoßen werden,
Schlendern wie ein Tagelöhner,
Wie ein Diener ohne Ehre,
Eilen auf den Berg des Feuers,
Eilen in den Stall im Walde,
Dort mein Bett ist eine Krippe
Nah den Feuerpferden Hisis! -
Schnell die Jungfrau-Mutter glücklos
Floh von ihres Vaters Wohnung,
Fließende Gewänder sammelnd,
Nahm den Birkenzweige-Besen,
Die in Schmerz und Leid beeilte
Sich zum Stalle in den Wäldern,
Auf den Höhen von Tapio,
Diese Worte sprach sie betend:
Komm, ich bitte dich, mein Schöpfer,
Der allein in Not ein Freund ist,
Komm zu mir und bringe Schutz mir,
Deinem Kind, der Jungfrau-Mutter,
Deinem Mädchen Mariatta,
In der Stunde der Bedrängnis,
Komm zu mir, o Vater Ukko,
Du nur Zuflucht, du nur Hoffnung,
Sonst dein Kind verloren ginge
In dem Tode ohne Würde! -
Als die Jungfrau Mariatta
War im Stalle angekommen
Bei dem Feuerpferde Hisi,
Sprach zum Pferd sie diese Worte:
Atme, liebes Pferd aus Feuer,
Hauch mich an, die Jungfrau-Mutter,
Gib mir deinen feuchten Atem,
Mich umgebe deine Wärme
Wie der Dampf der Morgenröte,
Lass du diese reine Jungfrau
Finden Zuflucht in der Krippe! -
Daraufhin das Pferd voll Mitleid
Atmet Feuchtigkeit der Nase
Auf den schönen Leib der Jungfrau,
Wickelt sie in Dampfgewölke,
Gab ihr Wärme, gab ihr Tröstung,
Der Bedrängten gab es Hilfe,
Trost der Jungfrau Mariatta.
Nun das Kind geboren wurde
Und gewiegt in einer Krippe
Von der Jungfrau Mariatta,
Rein wie Perlentau des Morgens,
Heilig wie die Himmelssterne.
Mutter wickelte ihr Kindlein,
Wickelte das Kind in Windeln,
Legt ihn in die Leinen-Robe,
Stillte mütterlich den Säugling,
Hütete den Vielgeliebten,
O das goldne Kind der Schönheit,
Edelstein- und Silber-Kindlein.
Ach, das Kindchen ist verschwunden,
Da die Mutter lag im Schlummer!
Mariatta, einsam, elend,
Weinte mit gebrochnem Herzen,
Suchte eilig nach dem Kindlein.
Überall die Mutter suchte,
Ach, ihr goldnes Kind der Schönheit,
Liebling und Juwel von Silber,
Suchte eifrig unterm Mühlstein
Und vergeblich in dem Schlitten,
Suchte unterhalb des Siebes,
Suchte in dem Weidenkorbe,
Bei den Bäumen, in den Gräsern
Suchte sie den goldnen Säugling,
Sucht ihn auf dem Tannenberge,
Tal und Hügel, in der Heide,
Klumpen Lehm und bunten Blumen,
Untersuchte jedes Dickicht,
Hob Wacholder auf und Weide,
Hob die Zweige hoch der Erle.
Und ein Stern kam, sie zu treffen,
Und das Sternbild sie besuchte.
O du Leitstern von dem Nordland,
Gottgeschaffner Stern der Hoffnung,
Weißt du, möchtest du mir sagen,
Wohin wanderte mein Knabe,
Wo verborgen liegt mein Baby? -
Gab der Stern vom Nordland Antwort:
Wüsst ichs, würde ichs nicht sagen,
Denn dein Kind hat mich geschaffen,
Pflanzte mich, der Nacht zu leuchten,
In der kalten Nacht zu leuchten,
In der Dunkelheit zu funkeln. -
Kommt der Goldmond, sie zu treffen,
Zu dem Goldmond sprach sie flehend:
Goldner Mond, geformt von Ukko,
Hoffnungsglück der Kalevala,
Weißt du, möchtest du mir sagen,
Wohin wanderte mein Knabe,
Wo verborgen liegt mein Baby? -
Gab der goldne Mond die Antwort:
Wüsst ichs, würd ichs dir nicht sagen,
Denn dein Kind hat mich geschaffen,
In der Dunkelheit zu wandern,
Einsam abendlich zu wandern
Auf der trostlos kalten Reise,
Schlafend nur am hellen Tage,
Glänzend für das Wohl der Andern. -
Daraufhin die Jungfrau-Mutter
Wieder fällt in bittres Weinen,
Schleunig geht sie durch die Wälder,
Suchen ging sie nach dem Baby.
Trifft sie nun die Silber-Sonne,
Und sie spricht zur Silber-Sonne:
Silber-Sonne, Werk des Schöpfers,
Licht und Leben du dem Nordland,
Weißt du, möchtest du mir sagen,
Wohin wanderte mein Knabe,
Wo verborgen liegt mein Baby? -
Also gab die Sonne Antwort:
Deines Babys Herrschaft kenn ich,
Weiß, wo schläft dein Knabe heilig,
Wo Wainolas Licht verborgen,
Denn dein Kind hat mich geschaffen,
König er von All und Erde,
Dass mich Mond und Stern besuchen,
Pflanzt mich, dass ich mittags glänze,
Lässt zum Schlaf mich gehen abends.
Drüben ist dein goldnes Kleinkind,
Dort im Schlummer liegt dein Baby,
Mit dem Gürtel in dem Wasser
Sich versteckts in Schilf und Binsen. -
Mariatta, Kind der Schönheit,
Jungfrau-Mutter von dem Nordland,
Sucht ihr Kindlein in dem Moore,
Findet ihn in Schilf und Binsen,
Legt das Kindchen an die Brüste,
Geht zur Wohnung ihres Vaters.
Wuchs das Kind in Geist und Schönheit,
Voller Kraft und Licht und Weisheit,
Drüber staunten alle Finnen.
Welchen Namen soll man geben?
Nannte ihn die Mutter Blume,
Andre aber Sohn der Schmerzen,
Und die Jungfrau Mariatta
Rief den Priester, ihn zu taufen.
Kam der alte Wirokannas,
Brachte das geweihte Wasser,
Gab dem Knaben seinen Segen,
Und es murmelte der Graubart:
Nein, ich taufe keinen Sklaven,
Segne keinen schwarzen Zaubrer
Mit geweihtem Wasser Gottes.
Prüfe man das kleine Kindlein,
Lass uns wissen, ob er würdig,
Ob er Sohn ist einer Hexe. -
Nun der alte Wirokannas
Rief die alte Wainamoinen,
Alte Sängerin der Weisheit,
Schaut sie an das Kleinkind-Wunder,
Ob er gut sei oder böse.
Wainamoinen, treue Alte,
Untersucht das Kindchen sorgsam,
Gab die Antwort seinem Volke:
Dieser ist ein Ausgestoßner,
Ist geboren in der Krippe,
Vater ist ihm eine Beere.
Lasst ihn auf der Heide liegen,
Lasst ihn in dem Schilfe schlafen,
Lasst ihn auf den Bergen leben,
Bringt das Kindlein in die Sümpfe,
Schlagt den Kopf an eine Birke! -
Doch das Kind der Mariatta,
Vierzehn Tage alt, gab Antwort:
O du alte Wainamoinen,
Ungerechtigkeit und Torheit,
Dumme Heldin du vom Nordland,
Falsches Urteil hast gefällt du.
Langes Leben, große Torheit,
Große Sünden und Verbrechen,
Nicht zu Unrecht wirst bestraft du!
Notvoll deine frühern Jahre,
Da du deinen Bruder fort gabst
Für das Lösegeld voll Selbstsucht,
Dich vorm Untergang zu retten,
Du warst nicht geschickt ins Sumpfland,
Dort in deiner Torheit sterbend.
Traurig deine frühern Jahre,
Als war Aino umgekommen
In dem grenzenlosen Blaumeer,
Der Verfolgung zu entgehen,
Da man dich nicht schlecht behandelt
Und das Volk dich nicht verbannte. -
Drauf der alte Wirokannas
Als der Herrscher dieser Wildnis
Gab dem Kind geweihtes Wasser,
Gab dem Knaben seinen Segen,
Gab ihm Recht der Königserbschaft,
Frei zu leben wie die Helden,
Stark ein Herrscher-Herr zu werden,
König, Herr von Karyala.
Mit den Jahren Wainamoinen
Merkte ihre Kräfte schwinden,
Leerer Hände, schweren Herzens,
Sang ein Abschiedslied an Nordland,
Für die Menschen in Wainola,
Sang herbei ein Boot aus Kupfer,
Mit Magie stabile Borke,
Saß der Zauberer am Ruder
Bei der Sängerin der Weisheit.
Westwärts segelte der Held nun
Übers blaue blaue Wasser,
Singend, dann vorbei Wainola,
Dieses Klagelied dem Echo:
Sonnen steigen über Finnland,
Steigen über die Geschlechter,
Lernt erst Norden meine Lehre,
Lauschend meinen Weisheitssprüchen,
Hungrig nach dem wahren Glauben.
Dann nach Finnland muss ich kommen
In der Dämmerung des Morgens,
Dass ich ihnen Liebe bringe,
Bring der Harfe tiefe Freuden,
Bring zurück den goldnen Mondschein,
Bring zurück die Silber-Sonne,
Glück und Frieden in das Nordland. -
So die alte Wainamoinen
In dem Kupferboot verlassen
Hat die Heimat Kalevala,
Segelnd über sanfte Wogen,
Segeln in Azurgewölke,
Segelnd durch den Abenddämmer,
Segelnd zu der Feuersonne,
Landete in den Regionen
An dem tiefsten Rand des Himmels,
Hat den Horizont gewonnen,
Kam zum purpurfarbnen Hafen.
Fest verankert ward das Boot nun,
Ruhend sie im Boot aus Kupfer,
Und mit der Magie der Harfe
Und mit Lied und Weisheitssprüchen
Hat verlassen sie die Heimat.

Freude kehrte ein in Finnland.