LA FRANCE ODER DAS PARADIES DER JUGEND

Oden

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit


Die Wollust ist allein der Zucker dieser Zeit.“
(Hoffmanns-Waldau)



VERCONGETORIX

Vercingeotorix, komm, komm mit der Freiheit, komm,
Und befreie das Reich von den Tyrannen, die
Frankreich krönen mit Dornen,
Von den sterblichen Göttern, die

Nur verwunden La France, aber sie dennoch ist
Unsre Wonne und Lust, komm du mit deinem Witz,
Dem Humor und der Freude,
Lehr uns jauchzen und jubeln, Glück

Gib den Herzen zurück, komm mit dem goldnen Schwert,
Mit gebratenem Fleisch und mit dem besten Wein,
Göttin Freiheit in Liebe
Segne heute das Paradies!

Zu Teutates, dem Gott, flehe, zum Himmelsgott,
Belisama, auch du, Königin, komm zu uns,
Segne Wälder und Wildschwein,
Segne unsrer Familie Dorf,

Wenn beim Feuer das Dorf sitzt zu dem Festbankett,
Vercingetoriz, du, Häuptling des ganzen Dorfs,
Deine Krieger beim Weinkelch
Und der Barde, der Troubadour!

Frankreich, Frankreich ist frei, gallische Freiheit siegt!
Und beim gallischen Hahn ferne ist der Verrat,
Freunde lieben wie Brüder,
Wenn dem Krieger auch bricht das Herz,

Denn so schön ist die Frau, gallischer Göttin gleich,
Aber hart ist ihr Herz, also des Kriegers Herz
Bricht, so hilft ihm der Bruder:
Auf, mein Krieger, zum Freiheitskrieg,

Für die Götter des Reichs, Gott und die Königin,
Beim Geheimnis des Kelchs und bei dem Hochzeitsmahl,
Frankreich, meine Geliebte,
Du bist ewig mein Paradies!


LES SAINTES MARIES DE LA MER

An dem Mittelmeer an Frankreichs Gestade ist
Schön die Bucht zu dem Ruhm dreier Marien, die
Tauchten nackt aus dem Schaume,
Aphroditen des Christentums,

Magdalena zuerst, Gottes Hetäre, Braut
Christi, venushaft schön, golden die Lockenflut
Fiel auf marmorne Brüste,
Locken, wallend bis zu der Scham,

Taucht sie nackt aus dem Schaum, tritt auf den weißen Strand,
Weiße Lilien erblühn unter dem nackten Fuß,
Und voll Liebe sie spricht vom
Evangelium, Engelin

Und Aposteln sie aller Apostel und
Die Apostelin sie Frankreichs. Und mit ihr kam
Tochter Salome, reizend
Taucht sie nackt aus dem Mittelmeer,

Hüllt in Kleidchen aus Hauch reizend den jungen Leib,
Tanzt den Bauchtanz für Gott, köstlichen Schleiertanz
Oder Striptease der Weisheit,
Der entschleierten Weisheit, nackt,

Am französischen Strand steht mit Susanna sie,
Die die Dritte im Bund, alle die Göttinnen
Voller Liebreiz und Anmut,
Und Susanna ist keusch, und nackt

Taucht sie rein aus dem Bad, keusch ist die Ehefrau
Gottes, jungfräulich keusch, sittsam sie tanzt den Tanz
Als vereinte Verlobte
Jesu, Gott ist der Tänzer, wir

Sind der Tanz! Und die drei stehn wie die Grazien,
Euphrosyne zuerst, dann kommt Thalia auch,
Und Aglaja die Dritte,
Nackte Grazien, und ich schau,

Und ich frage: Wer ist hier die Liebreizendste?
Magdalena ist schön, Salome jung und schön,
Und Susanna, die keusche,
Wie Aglaja, sie zeigt den Po.

Ob mir Hera erscheint, Jungfraun Athene auch,
Aphrodite zuletzt, wer ist die schönste Frau?
Grazien, drei sind zu ehren,
Einer Göttin Dreifaltigkeit!


DIE ZIGEUNER UND DIE SCHWARZE SARAH

Einmal war ich am Fuß hoher Karpaten, am
Schönen schimmernden Fluss, San ward der Fluss genannt,
Da Zigeuner im Lager
Sich gesammelt und ich im Zelt

Mit zwei Frauen im Arm lag voller Wollust da
Und dann las ich im Buch Gottes, da trat herein
Anja, Schönheit und Jugend,
Anja, eine Zigeunerin,

Sechzehn Jahre jung, schön, schwarz war ihr Lockenhaar,
Schwarz das funkelnde Aug, sagte zum Dichter sie:
Lass uns Liebe nun machen!
Doch der Dichter sang nur das Lied

Von Pierrot auf dem Berg: Lange gestorben ist
Meine Liebesglut, Gott, öffne das Himmelstor!
Die Zigeunerin Anja
Und die Sinti und Roma all

Sind gepilgert zu Fuß oder im Caravan
An des Mittelmeers Strand, denn dort verehren sie
Sarah, Magdalas Sklavin,
Schwarze Sarah, Marias Magd!

Magdalena im Boot nahte aus Israel,
Bei ihr Sarah, die Magd, Sarah, die schwarze Magd,
Welche schwarz war und nackend
Aus dem Meeresschaum aufgetaucht,

Große Brüste, wie schön! Sinnlich der volle Mund!
Afrikanische Frau Venus, ein Götzenbild,
Die ägyptische Isis, die
Liebesgöttin von Afrika!

Hohe Königin du, Göttin Kandake du,
Altägyptische Frau Isis, du Himmlische,
Die Zigeuner verehren
Dich katholisch in der Provence,

Ehren Sarah, die Frau, schwarze Madonna, die
Afrikanischen Bluts, Afrikas Seele ist,
Altägyptische Göttin
Isis, Pharaos Tochter, die

König Salomo sich nachts in sein Haus geholt,
Er hat Liebe gemacht mit der Ägypterin,
Mit der Zunge sie küsste,
Wie ich selber gesehn zur Nacht.


LA MADELAINE

Aus dem Mittelmeer taucht Magdala jung und schön,
Nackt aus schneeweißem Schaum, wringt sie das lange Haar,
Ihre goldenen Locken,
Hüllt die Brüste und hüllt den Schoß,

Tritt bei Clair de la lune sanft an den weißen Strand,
Unterm Fuße erblühn goldene Lilien, drei,
Die Apostelin Frankreichs,
Belisama des Christentums,

Gottes Schönheit im Bild, Venus des Christentums,
Magdalena, die Braut Jesu des Bräutigams,
Und in Aix-en-Provence sie
Predigt göttlicher Liebe Ruhm.

In Orange die Frau sprach im Theater als
Die Prophetin im Geist, mystische Seherin,
Sprach vom Himmel der Liebe,
Sprach vom himmlischen Paradies.

Dritter Himmel, tu auf uns deine Perlentür,
Venus-Sphäre bei Gott, Himmel der Liebenden,
Wo die Jungfrauen tanzen,
Blumenkränze im langen Haar,

Himmelsmädchen im Kleid fließender Seide weiß,
Alle jugendlich schön, singen den Lobgesang,
Singen: Gottheit der Liebe,
Schau, wir lieben dich, Liebesgott!

Also predigt Marie Magdala oder wie
Der Franzose sie nennt: La Madelaine, Weib
Paradiesischer Wonne,
Gottes mystische Tänzerin,

Die vom Berge Ventoux fuhr in den Himmel auf
Zu der Zimbeln Gesang, mystische Tänzerin,
Schönste Schwester der Engel,
In Verzückung zum Liebesgott,

Zu dem liebenden Gott ewiger Seligkeit,
Paradiesischer Lust mystischem Bräutigam,
Zu der Ehe mit Gott, in
Wonnen göttlicher Liebeslust!


MEROWINGER

Stark und jugendlich sprach unser geliebter Prinz,
Merowingischer Fürst, König von Frankreich: Ich
Bin der Sprößling von Jesus,
Den mit Magdala er gezeugt.

Ja, mein Zeuger ist Gott, Jesus der Bräutigam,
Seine bräutliche Frau ist meine Mutter, Frau
Magdalena von Frankreich,
Provencalische Frau des Herrn.

Jesus zeugte mich Sohn, als er in Galilee
War, in Magdalas Stadt, da er Maria sah,
Die Hetäre, die Schöne,
Da ihr Sex-Appeal ihn erregt.

Und so wurde die Frau Gottes Geliebte, er
Ward zum Vater mir so, sie wurde Mutter mir,
Meine Mutter Maria
Magdalena, erotisch schön!

So ein Sohn ich von Gott bin und von Gottes Frau,
Meine Mutter verehr ich als die Göttliche,
Menschengöttin aus Gnade
Gottes, himmlische Königin.

Ich bin Fürst von La France, weil meine Mutter kam
Schwanger hier in das Land, schwanger von Jesus, sie
Kam nach Gallien schwanger
Und gebar mich in der Provence.

So von göttlicher Gunst bin ich der Franken Herr,
König Galliens ich bin von der Huld des Herrn,
Ich bin göttlichen Ursprungs,
König, Gottessohn, Sohn der Frau!

So das gallische Reich wurde zum Gottesstaat,
Wo der Gottessohn herrscht und der Mariensohn,
Die Kultur schöner Liebe,
Ein Gesetz nur in Frankreich herrscht:

Dieses Himmelsgesetz: Dieu est Amour! Fürwahr,
Die Franzosen im Reich Gottes sind Liebende,
Sie sind Zivilisierte,
Sie sind Bürger des Himmelreichs!


AVIGNON UND SANKT KATHARINA

O du päpstliche Burg Avignon! Überm Fluss
Ist die Brücke, da tanzt froh das Theater, das
Mahabarata spielte,
Katharina kommt auch zum Tanz!

Lang ihr goldenes Haar, Männer begehrten sie,
Doch sie wollte allein Jesus zum Bräutigam,
Super-Bräutigam, Gottmensch,
Übermenschlichen Bräutigam!

Doch wie denkt ihr euch ihn? Siehe, Madonna kam
Mit dem göttlichen Kind! Göttlicher Knabe du
Mit den goldenen Locken,
Der am Busen Mariens saugt!

Dieser Gottknabe gab ihr einen Ehering,
Katharina verlobt sich mit dem Knaben-Gott.
Doch erwachsene Liebe
Katharina erfuhr als Pein:

Gott, mein Bräutigam, weh, wehe, dein Ehebett
Ist nicht rosenbestreut, sondern ein Dornenbett,
Ja, der mystischen Ehe
Bett ist tödlich das Kreuz des Herrn!

Und der Bräutigam-Gott hat ihr das Herz verletzt
Und die Stigmata trug innen im Herzen sie,
Mit der Wunde des Herzens
Sie berührte das Herz des Herrn!

Und die Mystikerin wurde gesandt von Gott:
Geh zur päpstlichen Burg Avignon, rede dort
Die prophetischen Worte,
Meine Weissagung rede du,

Sag zu Petrus, dem Papst: Komm nun, mein Stein, mein Fels,
Mit dem Schlüssel zum Tor Gottes, du komm nach Rom,
Fort von Babel, der Hure,
Die dich hält in Gefangenschaft

Ihrer sinnlichen Lust. Auf nun, mein Peter, komm
Und ermanne dich, sei Römer, ein starker Mann,
Nicht verweichlichter Lüstling,
Sei der Tugend ein Ehemann,

Tu die christliche Buß, komm du ins Paradies
Von Italien, dort trau dich der Jungfrau an,
Leb in Buß und in Keuschheit,
Sei ein römischer Gottesmann!


AVIGNON UND PETRARCA UND LAURA

O du heiliger Dom Klaras, der Heiligen!
Vor der Türe im Licht schaute voll Liebe an
Der Poet seine Muse,
Da Petrark seine Laura sah!

Schön wie Honig und Milch saß da die Frau im Licht,
Sonne, südliches Licht, Heiligenschein um sie,
Die antikische Nymphe
Tief betörte den Musensohn.

Musenpriester war er, göttliche Muse sie,
Die mit lächelndem Mund sang ihm der Liebe Lied,
Eine Venus-Madonna,
Aphrodite des Christentums.

Von der Schönheit im Glanz ganz war bezaubert er
Und er betete an dieses Geschöpf als Gott,
Ja, als weibliche Gottheit,
Göttin aus dem Ideenreich.

Und er liebte La France, liebte das Land, Provence,
Flüsse, Weinberge, Berg, Einsamkeit, Poesie,
Diesen Garten von Eden,
Dieses irdische Paradies!

Und da las er Homer, las die Vernunft Vergils,
Las Horaz und Ovid, las den Catullus auch,
Las Properz und Tibullus,
Sappho, Pindar, Anakreon,

Las den Dante und sah seine verklärte Frau
Beatrice bei Gott. Laura, auch du so schön!
Beatrice und Laura
Sind zwei Schwestern im Himmelreich!

Ich besinge dich noch, Laura, als himmlische
Weisheit, Intelligenz, Schwester der Himmlischen,
Meine selige Muse,
Meine Wonne im Paradies!

Ja, ich singe die Lust Gottes am Liebling, Lust
Gottes, selige Lust seiner Geliebten, Lust
Paradiesischer Wonnen,
Und ich preise dich selig, Herz!


DIE TROUBADOURE

Sängerwettstreit im Licht südlicher Sonne, da
Singt der eine Poet: O meine Herrin ist
Meine Katharer-Kirche,
Sie ist rein, nicht von dieser Welt,

Sie liebt geistiger Art, nicht im gemeinen Fleisch,
Sie ist himmlisch, und weiß ist und von Licht ihr Kleid,
Sie, ein Engel auf Erden,
Sie verachtet den Liebesakt.

Arm ist sie und das Geld hasst sie aus Herzensgrund,
Sie ist Bürgerin schon droben im Paradies,
Sie, ein Himmel auf Erden,
Eine Wolke der Juno sie,

Und ich diene ihr gut, wenn ich den Leib veracht,
Wenn ich heiliger Geist bin und nicht wildes Tier,
Wenn ich faste, des Sexus
Mich enthalt in Jungfräulichkeit,

Wenn ich Mann nicht im Fleisch, wenn ich ein Engel bin,
Der Visionen im Geist schaut und Ideen sieht
Im platonischen Himmel
Überirdischen Liebesglücks!

Denn die Herrin ist rein, Jungfrau Maria ists,
Ohne Leiblichkeit, Hauch nur in des Himmels Licht,
Eine Göttin der Keuschheit,
Komm nun, Tod, denn ich bin bereit!

Und der andre Poet sang dieses Liebeslied:
Meine Herrin ist schön, ist eine Römerin,
Kyriake von Roma,
Heilig ist ihr der Ehebund,

Und ein Sakrament ist ihr die Vereinigung,
Kommunion ists im Bett himmlischer Hochzeitsnacht,
Wilder Engel im Körper
Einer Venus des Vatikans!

Und ich diene ihr gut, wenn ich ihr Kinder mach
Und ein Vater mit Herz bin ihren Kinderlein,
In der heiligen Ehe
Wir sind Gott und Ecclesia,

Sie die Immaculée, sie ist die Römerin,
Auch das Altertum pries hoch ihren Liebreiz schön,
Sie ist Mutter der Kinder
Und die Seele in der Natur,

Sie der Atem im Geist, kreisend im schönen Leib,
Amors Mutter ist sie, Gottesgebärerin,
Sie ist Venus-Madonna,
Ich ihr heimlicher Ehemann.

Und so komm jetzt, du Tag ewigen Lebens, da
Wir vereint sind in Gott, lieben im Paradies,
Liebe alles in allen,
Einssein ewiger Liebeslust!


FRANZISKUS UND FRAU ARMUT

Der seraphische Franz, heiliger Troubadour
War er heiliger Frau Armut, der Bettlerin
Um die göttliche Liebe,
Seiner Ehefrau in dem Geist.

Und er sang ihr Gesang, nämlich er sah in ihr,
In der Herrin den Herrn, weiblicher Christus sie,
Die von Caritas lebte,
Die so arm wie die Vögel war,

Doch gehörte ihr die Mutter Natur, so sang
Franz den Minnesang ihr: Herrin, du bist so schön,
Meine weibliche Liebe,
Meine Christa, gottmenschliche!

Ich vermähle mich dir, der ich im Zölibat
Als jungfräulicher Mönch lebe, als Bettelmann,
Als ein Prediger Gottes,
Aber du meine Herrscherin.

Dir zu Liebe ich tu alles auf meinem Weg,
Dir verlass ich das Geld, wend mich vom Vater ab,
Lass die Ritterideen,
Nur der Caritas dien ich noch.

Hier auf Erden ich leb keusch in dem Zölibat,
Aber einst in dem Licht Gottes, o Herrscherin,
Meine Ehefrau, werden
Wir vereint in der Gottheit sein.

Sol, du Bräutigam-Gott, morgens erstehe du,
Steige steil zum Zenit, aber am Abend zu
Amphitrite ins Bett steig
In dem westlichen Ozean.

Luna, Schwester der Nacht, komm nun und küsse mich,
Denn der Hirte zur Nacht schlummert und träumt von dir,
Komm, o Mondgesicht, Schwester,
Göttin, küsse den Träumenden!

Venus, Morgenstern mein, lobe die ewige
Liebe du in dem All, wache im Herzen auf,
Venussphäre der Liebe,
Dritter Himmel im Paradies!

Schwester Todin, o Braut, leiblichen Todes Braut,
Komm und küsse den Geist mir in dem Sterbebett,
Liebstes Schwesterchen Todin,
Komm und hol mich ins Paradies!


ABÄLARD UND HELOISE

Abälard war gelehrt, Griechenlands Philosoph
Hat gedeutet er klug und auch die Biblia
Hat gedeutet der Weise
Und gepredigt der Lehrende.

Heloise, wie schön war unsre Jugendlust!
Doch den Phallus verlor ich durch das Strafgericht!
Doch ich liebe noch immer
Die Geliebte der Jugendzeit.

Nicht das Glied hat geliebt, nicht von dem Phallus kam
Meine Liebe, vielmehr weil du so glorreich warst!
Ich begehrte die Brüste
Nicht, vielmehr dein gerechtes Herz!

Und nun bin ich ein Mönch, und du bist gottgeweiht,
Du mein Himmel, mein All, meine Begeisterung!
Wenn die Prediger schwatzen
Leere Phrasen und dreschen Stroh,

Wenn der Narr, konsekriert zwar, aber doch ein Narr
Von der Kanzel herab Torheit nur predigt, ach,
Christen unwissend lallen,
Schwestern schauen so dumm da drein,

Ach, dann flieh ich zu dir, Intelligenz bei Gott,
Meine Weisheit bist du, Göttin im Nonnenkleid,
Keusche Göttin der Liebe,
Meine Nonne und Ehefrau!

Bitte schreib einen Brief mir, der ich einsam bin,
Sag mir, dass du mich liebst, göttliche Liebe du,
Deinem Zölibatären
Sei im Himmelreich Ehefrau!


DIE KATHARER

Nicht die Kirche von Rom, nein, der Verein und Bund
Von Toulouse, der Verein, Sekte der Heiligkeit,
Da die Reinen vereinen
Sich purgiert mit dem Himmelslicht.

Wie, der Katholik ist scheinheilig, heuchlerisch,
Pharisäer? Und ihr Heilige seid und rein?
Ihr seid wiedergeboren
In dem Geiste der Heiligkeit?

Zwar die Schönsten der Fraun hat eure Sekte, die
Gehn im schneeweißen Kleid, Engel im Kleid aus Licht,
Die sind luftig, ätherisch
Im astralischen Pneumaleib,

Aber etwas nun doch fehlt diesen Heiligen,
Mensch mit Körper und Blut hier in der Welt zu sein.
Sind wir alle denn Engel,
Nähren wir uns von reiner Luft?

Nein, den Rosenkranz wir beten in jeder Nacht,
Fleischgeworden das Wort, Logos im Leib erschien.
Unsre Ehen sind heilig,
Heilig unsere Kinder auch,

Heilig männliches Glied, heilig des Weibes Schoß,
Gottes Mitschöpfer sinds, Werkzeuge Gottes sind,
Im Mysterium Ehe
Wird der Körper zum Sakrament.

Eure Theosophie ist nur ein Luftgespenst,
Falscher Antroposoph, der nicht die Wahrheit kennt,
Eure Auren aus Äther,
Die astralische Geisterwelt,

Alles Unsinn und nur Eitelkeit, Luftgespinst!
Die katholische Welt ist eine sinnliche,
Wir bejahen das Leben
Und den Sexus im Ehebett

Und bejahen den Leib, unsere Menschlichkeit,
Sind nicht göttliches Sein, himmlischer Sternenstaub,
Blut und Fleisch unsrer Menschheit
Hat der Gottmensch für sich erwählt.

Ja, der göttliche Mann hing an dem Kreuze nackt,
Und der Körper ist ganz und das Geschlecht erlöst,
Genitalien Christi,
Ihr erlöstet auch unsern Sex!


JEANNE D'ARC

O du heilige Jeanne, wie ich dich liebe, sehr
Liebe, Jungfrau du von Lothringen, die du stark
Gottes Feinde vertrieben,
Ob katholisch sie nannten sich,

Doch Eroberer nur waren des Frankenlands.
Aber Michael stand dir zu der Seite, der
Krieger gegen den Drachen,
Den unchristlichen Antichrist,

Margarethe dazu, Perle des Meeres, die
Eine Mutter dir war, Feindin des Drachen auch,
Katharina desgleichen,
Welche klug von der Weisheit war.

Pfaffen prüften dich, sie sagten: Ein Scharlatan
Bist du oder ein Narr! Aber du sagtest nur:
Was ein Scharlatan, weiß ich
Nicht, was ist denn ein Scharlatan,

Aber das ich ein Narr, dass eine Närrin ich,
Das nimmt Jesus mir nicht übel, der weise ist,
Ich ein Narr bin in Christo,
Glaub der Torheit des Herrn am Kreuz!

Auf, die Fahne am Stab nimm in die schlanke Hand,
Sing der Lilien Lied, göttlicher Freiheit Lied,
Krieg der englischen Kirche,
Der französischen Kirche Sieg!

Und nun geh zum Dauphin, kröne den jungen Mann,
Denn so möchte es Gott, König der Könige,
Auf, für Freiheit und Frieden
Und den König von Gottes Gunst!

Wenn sie prüfen dich, ob Jungfrau du wirklich seist,
Ob dein Hymen intakt, ob du die Wahrheit sprichst,
Auf denn, Virgo intacta,
Gottes Jungfrau Maria hilft!

In den Krieg nun, o Frau, Kriegerin Gottes du,
Friede werde erkämpft, rette die Menschheit du
Vor dem Kriege, dem Vater
Aller Dinge in dieser Welt!

Sieg, o Jungfrau, dein Sieg kommt von den Himmlischen,
Doch die Freiheit musst du dir erst erringen noch
Durch das Opfer des Blutes,
Durch die Hingabe deines Bluts!

Und wer kreuzigt dich, Frau? Kirche du von Burgund,
Du hast dieses getan! Aber der Christus auch
In der Kirche gekreuzigt
Wird durch christliche Sünder oft!

Nun ins Feuer, o Frau, singe den Lobgesang
In der feurigen Glut, göttlicher Macht dein Lied,
Jesus, Jesus, o Jesus,
Deine Worte an deinem Kreuz!

Schau, du heilige Jeanne, siehe da dein Poet,
Der dein heiliges Bild stets in dem Mantel trägt,
O du Schutzfrau von Frankreich,
Schütz den Sänger des Frauenlobs!


VILLON UND MARGOT

Ach, ich muss an den Strick, hängen will man mich nun,
Der ich nichts war als Lied, singender Vagabund,
Nun vorm Tode am Galgen
Denk ich einmal noch an Margot!

Schön die Königin von Saba bei Salomo,
Auch Kleopatra schön, reizend war Phryne auch,
Aristoteles' Muse,
Aber lieblicher war Margot!

Schön die spanische Frau, Frau von Italia,
Schön die Frau aus der Schweiz, schön auch die Frau aus Wien,
Die Pariserin schöner,
Denn am schönsten fand ich Margot!

O in deinem Bordell, heiligem Freudenhaus
Lebt ich selige Zeit, heilige Venus du,
Da wir Liebe genossen
Tag und Nacht in dem breiten Bett!

Und nun schreibe ich mein christliches Testament,
Morgen hängen sie mich auf an dem Galgen, ich
Schenk die ewige Seele
Meinem Schöpfer und guten Herrn,

Auferstehenden Leib schenke ich der Margot,
Dass wir lieben uns im himmlischen Freudenhaus!
Meine Schulden vermach ich
Meinem Bruder, dem Geizigen,

Meine Sünden vermach ich meinen Feinden, all
Den Verdorbenen, die meine Margot besucht,
Hurenböcken und Sündern,
Dass sie fahren zur Hölle ab,

Den Furunkel am Arsch großmütig ich vermach
Allen Weibern, die mich nicht einmal mit dem Arsch
Angeschaut, diesen Stolzen,
Also leckt mich am Arsch, ihr Fraun!

Den verwesenden Leib und all den Madenkot
Meiner Mutter vermach ich, weil sie mich gebar,
Mutter, wehe mir, wehe,
Weh, dass du mich geboren hast!

Meine Pfennige schenk ich nun im Testament
Gassenbuben, dass sie Süßigkeit kaufen sich,
Schokoladenpralinen,
Zuckerbackwerk im Übermaß!

Und nun sterbe ich froh! Auf zu dem Schöpfer nun!
Sieh, ich komme, Margot! Sünder und Sünderin
In Jerusalem werden
Lieben toll wie, ach, in Paris!


MOLIERES TOD

Alter Schauspieler du, der du im Krankenbett
Auf der Bühne gebahrt gibst deine Leiden preis,
Jammerst allen die Ohren
Voll mit Selbstmitleids Ach und Weh!

Eingebildet dein Leid, wirst du zur Spottfigur,
Der sich selber nur liebt, voll von dem Selbstmitleid,
Alle tyrannisierend
Egoistischer Despotie!

Alle huschen herbei, alle bejammern dich,
Doch verhärtet dein Herz kennt nicht der Liebe Gott,
Du dein eigener Herrgott,
Selbst der Kaiser und selbst der Papst!

Aber bald wird es Ernst, mitten im Schauspiel ruft
Dich dein Bruder, der Tod, ruft von der Bühne dich,
Alle denken, ein Schauspiel
Sei dein Tod, ist doch bitter-ernst!

Auf der Bühne den Tod komisch erleidest du,
Tot der Schauspieler liegt öffentlich aufgebahrt,
Applaudierende Mengen
Applaudieren dem guten Spiel.

Gut hast du ihn gespielt, diesen Gevatter Tod,
Wirklich lebensecht fast gabst du den Bruder Tod,
Doch mit bitterem Ernste
Rief dich Gott zu dem Weltgericht.

Vorhang auf! Und du siehst Christus den Richter! Nun
Fällt die Maske dir ab! Aber auf Erden klagt
Das sakrale Theater
Der katholischen Kirche, ach,

Du starbst ohne das Brot, ohne Vergebung und
Ohne heiliges Öl. Lasst uns verscharren nun
Diesen Komödianten
In dem Erdenloch ungeweiht,

Soll kein Priester Gebet beten dem armen Geist,
Der sein Leben verspielt! Aber doch ein Abbé
Sich erbarmte des Sünders,
Trotz des kirchlichen Machtgebots

Er begrub den Molière doch in geweihtem Grund,
Sprach das Totengebet, Ruhe in Ewigkeit,
Und des Schauspielers Seele,
Des Poeten Genie sagt Dank!


RACINES ATHALJA

O Athalja, du Frau Baals und der Aschera,
Die du jeden Rival neben dir tötetest
Und ermordetest Kinder,
Wie es heidnische Frauen tun,

Doch ein einziges Kind wurde vor dir bewahrt,
Dieser Knabe, von Gott heilig beschützt, bewahrt,
Von der Schwester gerettet,
Schwester Josaba, die war fromm,

O die liebte das Kind, die hat das Kind versteckt,
Diesen Knaben des Herrn hat sie bewahrt, versteckt
In der Kammer der Kleider,
Denn der Knabe war gottgeliebt,

Denn der Knabe war fromm, heilig und gut und schön.
Und so gab man das Kind einem gerechten Mann.
Hoherpriester Jojada,
Du erzogest das kleine Kind,

Wie den eigenen Sohn, den du nicht hattest, hast
Du den Knaben geliebt, ja von dem Mutterschoß
Bis zum siebenten Jahre
Warst sein geistlicher Vater du.

Komm nun, Revolution ewiger Liebe, komm,
Dass der Knabe den Thron Israels nun besteigt!
All die Ascheren sollen
Weichen ewiger Liebe Gott!

Gott, das Gnadentum gib unserem Königskind,
Nun Athlaja und Baal sind und die Aschera
Aus dem Leben vertrieben,
Nun Athalja, die Frau, ist tot!

Doch der Knabe, er lebt, Joas, der Heilige,
Und Jojada, der Mann Gottes, der Heilige.
Jahwe segne den Knaben
Und den Hagiographen auch,

Der den Knaben besang, Alexandriner schön
Priesen hymnisch das Kind, also Racine sei Lob
Und germanischem Dichter
Schröder, der ihn so schön verdeutscht!

Du, Athalja, warst groß, Kaiserin Israels,
Aber schrecklich und wild, Kaiserin Israels,
Konnte Aschera retten
Die unsterbliche Seele dein?

BLAISE PASCAL

Aristoteles' Gott ist nicht der wahre Gott,
Der platonische Gott ist nicht der wahre Gott,
Und der Eine des Plotin
Ist nicht wahrhaft der Herr, mein Gott.

Nicht die Gottes-Natur ists von Spinoza, die
Allsubstanz allen Seins, da die Natur ist Gott,
Nicht Descartes hat in Wahrheit
Den lebendigen Gott erkannt,

Sondern Abraham wars, hingebend seinen Sohn,
Sondern Isaak wars, auf dem Altar der Sohn,
Jakob Israel war es
Und der heilige Josef wars.

Doch das Übel der Welt, woher denn kommt die Not?
Weil der Mensch, der allein lebt mit dem Gott vereint,
Kann nicht bleiben alleine
In der Zelle mit Gottes Wort,

Sondern will in die Welt, will zu den Leuten gehn,
Zu den Schwätzern und zu reizendem Frauenvolk,
Langeweile, Verdruss nur
Wirkt die Qual für das Menschenherz.

Klein nur bin ich im All, kleines Atom, Genom,
Staub der Evolution, aber die Galaxie,
Universen in Menge,
Ach, die siebzigste Dimension!

Doch die Seele ist groß, Geistseele voll Vernunft,
Denkt Gedanken des Alls, größer sie als das All,
Die die Gottheit kann denken,
Die Vernunft, Gottes Ebenbild!


GERARD DE NERVALS SELBSTMORD

Ah, der Dichter, er sah schön eine Traumfrau, rein,
Ideal und Idee, aber er wusste nicht,
War es Jungfrau Diana,
Wars die dantische Beatrix,

Wars Aurelia, Frau, Göttin und Engelin?
Wie ein Engel stand sie schön in dem himmlischen
Regenbogengewande
Auf der Erde und auf dem Meer!

Und der Wahnsinn befiel da den Poeten, er
Hat nur halluziniert, hörte Geflüster, sein
Denken kam durcheinander
Und er dachte an Suizid!

In der Psychiatrie band man in Ketten ihn,
Sperrte ihn ins Verließ, einsam war das Genie
Unter närrischen Narren
Und dem törichten Irrenarzt!

Nicht mehr Mutter Natur sah er, die Nachtigall
Nicht mehr hörte sein Ohr, rauschenden Ozean
Nicht und nicht mehr die Sonne,
Seine Geliebte und Heilige!

Aber wieder verließ doch er das Irrenhaus,
Aber Furien schwarz, Schlangen im schwarzen Haar,
Fette Furien, zänkisch,
Plagten immer den armen Mann.

Und er irrte umher, suchte des Priesters Rat,
Doch die Frau der Pfarrei dachte, er wolle Geld,
Und der Pfaffe, der fette
Bonze Gottes, der wies ihn fort.

Die Ecclesia hat keinerlei Tröstungen
Für den irren Poet, der an den Selbstmord denkt.
Willst du Geld von der Kirche?
Geh, du elender Bettelmann!

Und der Dichter sah nur Ratten noch in Paris,
Eine Plage-Vision, Pest nur als Stank um ihn,
Die satanischen Ratten
Hetzten ihn in den Suizid.

Und so ging er zum Tod: Tochter Jerusalem,
Tochter Zion, sei froh, siehe, dein König kommt,
Hosianna, o Tochter
Zion, siehe, dein König kommt!

Er verlor den Verstand, sah in dem Mantel nach,
Fand das Manuskript dort, Faust der Tragödia
Erster Teil von Johannes
Wolfgang Goethe, neu übersetzt

Von dem irren Poet fränkischer Zunge, da
Las er eben das Lied Gretchens im Kerker noch:
Ohnegleiche, o Gottes
Mutter, bitte, Barmherzigkeit!

Und so starb der Poet. Jungfrau Maria kam
Mit dem nackenden Kind, als der Poet im Blut
Lag und zappelte sterbend,
Den die Jungfrau gerettet hat!


RIMBAUD

In der Jugend Poet, voll von Vision und Traum,
Der das Heilige sah mystischer Trunkenheit,
Sah die Kybele, sah die
Magna Mater des Altertums,

Die geschlechtliche Lust in ihrer Göttlichkeit,
Sah die Sonne, das Fleisch, Schaum auf dem Ozean,
Sah die göttliche Ana-
Dyomene, die pure Lust,

Sah die Göttin vor ihm fliehen im Morgenrot,
Sah Diana im Wald, in des Gebirges Wald,
Und er folgte der Göttin,
Und der Schleier fiel ab von ihr,

Und er hat sie umarmt mystischer Einigung,
Sie, die Göttin, und er, Dichter, sie waren eins,
Und das Kind ward geboren,
Knabe, lag in des Waldes Moos.

In die Hölle jedoch musste der Seher auch,
Da die höllische Braut eins war mit Luzifer,
O du Jungfrau der Hölle,
Die du mordest den Mystiker!

So erleuchtet war er, schaute Visionen, sah
Als Erleuchteter den göttlichen Genius.
O du Genius göttlich,
Auf zum anderen Ufer nun,

Denn genug nun gesehn hab ich von Heiligem,
Paradiesische Lust wartet im Jenseits nun
In phantastischen Welten,
Sommer, Sonne und Ozean,

Weinberg, Erde und Stern, Sphäre der Venus, All,
Karawanen sind dort und das Zigeunerzelt,
Ich umarme die Göttin,
In der Göttin ein Genius!


BAUDELAIRE

Trunken sah er das Weib, doch nicht das blässliche
Mädchen krankhaften Traums, sondern die Göttliche,
Michelangelos Nacht nackt,
Eine riesige Götterfrau,

Angetan mit dem Reiz südlicher Sinnlichkeit,
In dem Hafen am Meer ging sie im kurzen Rock,
Ihr Parfüm war erotisch,
Ihre Brüste Gebirgen gleich.

O die göttliche Frau war in antiker Zeit
Aphrodite, des Schaums Meeresgeborene,
War Madonna des Südens
Mit der blutenden Brust, sie war

Muse, Schutzengel, Braut, Freundin und Kamerad,
Wenn der Dichter geraucht Marihuana, war
Sie erotisch und göttlich,
Paradiese der Sinnlichkeit

Von dem Weibe erfüllt, jugendlich schön und nackt,
Wo der Honig geströmt, strömte der Brüste Milch,
Im verheißenen Lande
Namens Weib war der Dichter da,

Der der Gottheit geweiht all seine Sünden, all
Seine Teufel und die Sterblichkeit und den Tod
Und des Satanas Hölle,
Den die Liebe allein erlöst.


MARIE ANTOINETTE

Ach, die Revolution griff sich die Königin,
Habsburgs Tochter Marie Antoinette, die
War schon trauernde Witwe,
Da schon guillotiert ihr Mann!

Und sie saß im Verließ, schrieb an ihr Schwesterherz:
Kommen werden sie gleich, bringen mich zu dem Tod,
Es zerreißt dir das Herz im
Busen, nimmt man die Kinder mir!

Und dann zog man sie aus, setzt auf die Karre sie,
Band mit Ketten sie an, schleifte sie durch Paris,
Pöbel schrie in den Gassen,
Man bewarf sie mit Spott und Kot!

Und sie legte ihr Haupt unter das Fallbeil, still
Sie geheim ihr Gebet sprach zu des Retters Leib,
Mystisch kommunizierend,
Starb und ging in den Himmel ein.


GÖTTIN DER VERNUNFT

Nun die Revolution stürzte des Herrn Altar
Und die Kirche, den Thron, guillotinierte Gott,
Nun erhebt sie die Göttin
Der Vernunft auf den Hochaltar.

Was die Menschen gedacht, das sei die Gottheit nun,
Gott der Aufklärung, der Illuminati Gott,
Transzendenz nicht des Vaters,
Sohnes, Heiligen Geistes, nein,

Nur ein menschlicher Gott, Übermensch, Überweib,
Marianne im Thron, Göttin der Denkenden,
Von Rousseau und Voltaire die
Göttin menschlichen Denkens, die

Göttin Ratio, die Aufklärungsgöttin, die
Göttin blutigen Mords, blutigen Terrors Gott,
Göttin mordenden Fallbeils,
Terrorherrschaft von Robespierre

War das menschliche Werk denkender Göttlichkeit,
Das Martyrium der heiligen Kirche, das
Menschenopfer der Göttin,
Da Paris in dem Blut versank,

In dem blutigen Meer, blutrünstig grausam war
Da die Göttin Vernunft, sie trug den Rosenkranz
Mit den Schädeln der Toten,
Dämon-Göttin des Satanas!


NAPOLEON UND JOSEFINE

Als Napoleon kam, Korse er, nach Paris,
Unbeholfen war er, linkisch und nicht galant,
Josefine belehrte
Ihn in Liebeskunst raffiniert.

Was Napoleon weiß von dem Geschick, der Kunst
Schöner Liebe, das weiß einzig er nur von ihr.
Zwar, sie hatte schon viele
Freier, die sie belehrt, doch er

Der Gelehrigste war. Aber er musste fort,
Denn es rief ihn sein Stern, rief ihn die Schicksalsmacht.
Aber fern von der Freundin
Immer dachte er an ihr Bett.

Also schrieb er: Geküsst sei du auf deinen Mund!
Sei der Busen geküsst! Sei dir geküsst der Schoß!
Josefine las seine
Liebesbriefe der Freundin vor.

Josefine im Haus lebte im grünen Park,
Trank mit Freundinnen Tee, hatte Galane auch,
Und Napoleons Stern stieg
Auf zu himmlischen Höhen, da

Wurde Kaiser der Mann, Kaiserin ward die Frau,
Er ward Kriegsgott und sie Göttin der Liebeslust!
Gott und Göttin vereinigt
In dem Bettenthron von La France!

Doch das Schicksal befahl: Schick die Geliebte fort!
Nimm die kleine Marie, nimm die Louise dir!
Josefine allein war,
Alt geworden, dahin der Reiz!


FRAUENMODE DER REVOLUTION

Frei die Revolution machte den Sexus nur,
Ungebunden und wild meistens die Weiber, die
Fern vom Christusaltare
In der Mode der Eva nackt

Durch die Straßen getobt. Heiß war Paris zur Nacht,
Da Hetären mit Macht ihrer Liebreizungen
Alle hielten in Banden
Mit den Fesseln der Sinnlichkeit.

Nun die Ader im Mann schlägt, er verliert den Kopf,
Und er rennt nach dem Rock und nach dem Unterrock,
Und französisch und sinnlich
Ist in Aufruhr die ganze Stadt.

Marianne voran, barbusig, stürmt sie an
Die Bastille, das Blut strömt von dem Menschenrumpf,
Da der Kopf ist gefallen,
Marianne ist im Triumph,

Nun die Weiber in Wut waten durch Lachen Blut,
Nichts an Kleidern am Leib, nur der Erotik Reiz,
Also Terror und Sexus
Immer wütender gehen um,

Wilder Orgie Blut, Fallbeil und Sinnlichkeit,
Nuditäten und Mord, Wahnsinn tobt in Paris,
Die Mänaden des Eros
Saugen Blut aus des Mannes Haupt!


CHARLOTTE CORDAY

Da Marat war das Tier, Antichrist und Prophet,
Wahrer Lügenprophet, hetzte den Pöbel auf,
Immer dürstend nach Blut und
Fleisch, verwesendem Menschenfleich,

Da mit Geifer den Hass hin schrieb der Journalist,
Der nach Opferblut schrie, Revolutionsgenie,
Guillotina verehrend,
Der verbündet war mit dem Tod,

In der Wanne lag er, sich zu erquicken im
Heißen Wasser mit Schaum, Zeitungen in der Hand,
Er, der Götze des Pöbels,
Da trat zu ihm Charlotte Corday.

Eine Bäuerin sie, einfache Frau vom Land,
Doch im schneeweißen Kleid sie einen Dolch verbarg,
Sie durchbohrte den Teufel,
Der mit Lästerung starb und Fluch!

Heroine der Frau Freiheit, Charlotte du,
Wahre Männin voll Mut, Ruhm dir für alle Zeit,
Heldin, freie Französin,
Gott der Herr nahm dein Opfer an!


LOURDES

In Arkadien war ich, als ich war in Lourdes,
Da die Dame erschien, heiligste Konzeption,
Makellose Madonna,
Weiß das Kleid und der Gürtel blau.

Bernardette war sehr schön, jugendlich, schlank und blond,
Die in David verliebt, Jüngling mit erstem Flaum,
Braun war Sulamith, tanzte
Abends unter dem jungen Mond.

Mirjam war da, die Braut Jesu, Novizin sie,
Germanistikstudent, Freundin der Poesie.
Medjugorjes Madonna
Schaute lächelnd von Bildern oft.

Neben Unserer Frau, jugendlich schön und schlank,
Pater Pio war alt, hässliche Missgestalt,
Unerträglich der Alte
Neben Unserer Lieben Frau.

Und ich ging im Gebirg abseits vom Pilgerstrom.
Alte Mütterchen da sangen die Litanei
Zu der göttlichen Mutter,
Doch ich suchte die junge Braut!

Michelangelos Bild war da, die Pieta,
Der Madonna und Frau Mund war so wunderschön,
Ja, mich küsste Madonna
Und ich küsste die Liebe Frau.

Sprach die heiligste Frau: Ich hab mein Ja gesagt,
Sagte Ja zu dir, nun gib du dein Ja-Wort auch.
Ich verlobte mich geistlich
Da mit Unserer Lieben Frau,

Sang das Hohelied ihr, sang in französischer
Sprache ihr den Gesang, Dame de l'amour genannt,
In Ekstase seraphisch
Gab ich ganz mich Maria hin!


NOTRE DAME DE PARIS

Mit der Lieblingin saß einst ich vor Notre Dame,
Asiaten, sehr viel Pilgernde waren da,
Ich sah tief in die Krypta,
Hörte Glockengeläut und da,

Quasimodo war da, hässliche Missgestalt,
Aber gut war sein Herz, doch die Zigeunerin
Esmeralda Hetära
Liebte Phöbus, den schönen Mann,

Aber dumm war der Mann, herzlos und grausam kalt,
Doch der Priester im Dom schwarze Magie betrieb,
Kabbalistische Forschung,
Alchemie um das liebe Gold,

Und verfallen war er, Eros-besessen er,
Esmeralda, so schön, war eine Teufelin,
Ihren Ziegenbock freiend,
Doch der Gottesmann liebte sie,

Sich verzehrend vor Lust, brennend vor Liebesglut,
Der den Schönling erdolcht, aber die Frau war schuld,
Einfallspforte des Teufels
Ist das Weib ja von Eva her,

Quasimodo war schuld, wurde gefoltert, da
Esmeralda ihm gab Wasser, dem Dürstenden.
Und die Zauberin wurde
Angeklagt von des Schönlings Braut,

Sollte werden gehängt, aber der Glöckner kam,
Quasimodo, er kam, rettete sie vorm Tod
Ins Asylum der Kirche,
Und sie lebte im Glockenstuhl

Mit dem Buckligen, der Mißgestalt, der war taub,
Doch sie pfiff und er kam, diente ihr wie ein Hund.
Eifersüchtig der Priester,
Der besessen vom Teufelsweib.

Esmeralda ist tot! Ach und die Mißgestalt
Legt sich zu ihr ins Grab, Staub neben Staub im Grab,
Im verwehenden Staube
Schönheit mischt sich mit Hässlichkeit.

Notre Dame des Paris! Einmal kam Paul Claudel,
Ein agnostischer Mann, trat in die Kirche ein,
Da Magnificat wurde
Schön gesungen vom Kinderchor,

An die Säule gelehnt stand er und hörte zu,
Da der Glaube an Gott ward ihm gegeben, er
War katholisch und glaubte,
Was die Mutter zu glauben lehrt,

Schlug die Biblia auf, las von der Weisheit drin,
Gottes Weisheit, die Frau wählte den Jünger sich,
Und der Dichter verehrte
Herrin Weisheit als ihr Poet!


PEGUY

Süße Mutter der Welt, Eva, der Lebenden
Mutter, nackt unterm Baum, heiligen Haines Frau,
Erste Göttin des Gartens,
Großmutter, höre den Schrei der Welt!

Schau, Maria, o Frau Gottes, o Königin,
Nun wir pilgern zu dir, Frankreich auf Pilgerfahrt,
Nun erbarme dich, Mutter,
Stern des Meeres und Liebe Frau!

Und wir weihen dir auch, den, der zum Selbstmord ging,
Den verzweifelten Geist, dieses verwirrte Herz,
Das in Ängsten und Schrecken
Rief den Namen Maria an!

Und Ginevra, du Frau, Hirtin von Frankreich du,
Weide Mutterschaf, Lamm, weide die Böcke auch,
Pastotale Geliebte,
Führ die Herde zum Hirten, und

Du, o heilige Jeanne, Kriegerin Gottes du,
Komm, verteidige uns, schenke die Freiheit uns,
O du Opfer der Kirche,
Wie die Kirche Messias quält!

Komm, die Kirche besingt dich und die Heiligen,
Mit dem Lilienschwert, komm mit der Fahne blau,
Jungfrau Lothringens, Jungfrau,
In den Schlachten die Siegerin,

Komm, befreie La France, kröne den König, schenk
Frieden, Glauben La France, Jungfrau, Patronin, Kind,
Katharina, hilf kämpfen,
Margarethe, hilf kämpfen uns,

Engel Michael, komm, stürze den Satanas,
Die gefallene Schar Engels-Dämonen stürz
In das Feuer der Hölle,
Dass der Ewige triumphiert!

Nun komm Caritas, Frau, wie ich dich liebe, Frau,
Nun komm Fides, o Frau, wie ich dir glaube, Frau,
Nun komm Spes, o mein Mädchen,
Mädchen, Mädchen, so göttlich schön,

Komm, o Mädchen, o Spes, gib mir den Liebeskuss
Mit dem purpurnen Mund, nimm an die Brüste mich,
Weiße hüpfende Brüste,
Komm, vereinige dich mit mir,

In der Einigung Akt schweb ich ins Paradies,
Denn vom Himmel herab kommst du und holst mich heim,
Göttin, Mädchen der Hoffnung,
Komm und führ mich ins Paradies!


THERESE VON LISIEUX

Zu der Heiligung brauchst du nur der Leiden Schwert,
An der Spitze, die scharf, wirst du geheiligt sein,
Durch dein Leiden erlöst du
Seelen, die sonst verloren sind.

Liebesbriefe schreib ich, der ich Herr Toto bin,
An das Schwesterherz, die Frau, die Frau Lulu heißt,
Eins sind Toto und Lulu
In der Liebe, die stammt von Gott.

O mein Jesuskind, Gott, Knabe und Amor du,
Willst du spielen nicht mehr mit deinem kleinen Ball?
Knabe, dann lass mich liegen,
Wie du willst, mein geliebtes Kind!

Nun ich sterbe, das Nichts mich in der Nacht versucht,
Gibts den Himmel und Gott, Freuden im Paradies?
Für die Gottlosen leid ich
Meine schreckliche Nacht des Nichts!


SIMONE WEIL

Rote Jungfrau! Karl Marx war nie ein Arbeiter,
Aber du die Fabrik sahest von innen, du
Schriebst der Arbeiter-Zeitung
Von der Philosophie Essays,

Platon für die Fabrik, aber der Arbeitsmann
War zu stumpf für den Geist Platons, erschöpft vom Werk,
Also gingst zu den Denkern
Du und qualmtest sie an die Wand,

Kettenraucherin du, ewig der Tabak qualmt
Wie der Weihrauch im Dom, Jüdin, du suchtest Gott,
Und du sahest den Christus
In der Dachkammer vor dir stehn!

Jede Religion kündet den Christus, nicht
Alle Glauben sind gleich, einzig der Herr ist wahr,
Logos-Spermien aber
Sind in jeglicher Religion.

Solidarisch warst du mit den Ungläubigen,
Die die Kirche des Herrn niemals von innen sahn.
Doch du glaubtest katholisch,
Eine mystische Braut des Herrn.

Und die Taufe, mein Gott? Da war kein Priester da,
Nein, ein Laie war da, Wasser im Bad war da,
Und drei Tropfen benetzten
Da da Kind mit der Gnade Tau.

Ist denn gültig vor Gott solch eine Taufe? Herr,
Die Begierde nimm an wie den vollzognen Akt!
Zeiten apokalyptisch
Brauchen Apokalyptiker!