Oden
von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
„Die
Wollust ist allein der Zucker dieser Zeit.“
(Hoffmanns-Waldau)
VERCONGETORIX
Vercingeotorix,
komm, komm mit der Freiheit, komm,
Und
befreie das Reich von den Tyrannen, die
Frankreich
krönen mit Dornen,
Von
den sterblichen Göttern, die
Nur
verwunden La France, aber sie dennoch ist
Unsre
Wonne und Lust, komm du mit deinem Witz,
Dem
Humor und der Freude,
Lehr
uns jauchzen und jubeln, Glück
Gib
den Herzen zurück, komm mit dem goldnen Schwert,
Mit
gebratenem Fleisch und mit dem besten Wein,
Göttin
Freiheit in Liebe
Segne
heute das Paradies!
Zu
Teutates, dem Gott, flehe, zum Himmelsgott,
Belisama,
auch du, Königin, komm zu uns,
Segne
Wälder und Wildschwein,
Segne
unsrer Familie Dorf,
Wenn
beim Feuer das Dorf sitzt zu dem Festbankett,
Vercingetoriz,
du, Häuptling des ganzen Dorfs,
Deine
Krieger beim Weinkelch
Und
der Barde, der Troubadour!
Frankreich,
Frankreich ist frei, gallische Freiheit siegt!
Und
beim gallischen Hahn ferne ist der Verrat,
Freunde
lieben wie Brüder,
Wenn
dem Krieger auch bricht das Herz,
Denn
so schön ist die Frau, gallischer Göttin gleich,
Aber
hart ist ihr Herz, also des Kriegers Herz
Bricht,
so hilft ihm der Bruder:
Auf,
mein Krieger, zum Freiheitskrieg,
Für
die Götter des Reichs, Gott und die Königin,
Beim
Geheimnis des Kelchs und bei dem Hochzeitsmahl,
Frankreich,
meine Geliebte,
Du
bist ewig mein Paradies!
LES
SAINTES MARIES DE LA MER
An
dem Mittelmeer an Frankreichs Gestade ist
Schön
die Bucht zu dem Ruhm dreier Marien, die
Tauchten
nackt aus dem Schaume,
Aphroditen
des Christentums,
Magdalena
zuerst, Gottes Hetäre, Braut
Christi,
venushaft schön, golden die Lockenflut
Fiel
auf marmorne Brüste,
Locken,
wallend bis zu der Scham,
Taucht
sie nackt aus dem Schaum, tritt auf den weißen Strand,
Weiße
Lilien erblühn unter dem nackten Fuß,
Und
voll Liebe sie spricht vom
Evangelium,
Engelin
Und
Aposteln sie aller Apostel und
Die
Apostelin sie Frankreichs. Und mit ihr kam
Tochter
Salome, reizend
Taucht
sie nackt aus dem Mittelmeer,
Hüllt
in Kleidchen aus Hauch reizend den jungen Leib,
Tanzt
den Bauchtanz für Gott, köstlichen Schleiertanz
Oder
Striptease der Weisheit,
Der
entschleierten Weisheit, nackt,
Am
französischen Strand steht mit Susanna sie,
Die
die Dritte im Bund, alle die Göttinnen
Voller
Liebreiz und Anmut,
Und
Susanna ist keusch, und nackt
Taucht
sie rein aus dem Bad, keusch ist die Ehefrau
Gottes,
jungfräulich keusch, sittsam sie tanzt den Tanz
Als
vereinte Verlobte
Jesu,
Gott ist der Tänzer, wir
Sind
der Tanz! Und die drei stehn wie die Grazien,
Euphrosyne
zuerst, dann kommt Thalia auch,
Und
Aglaja die Dritte,
Nackte
Grazien, und ich schau,
Und
ich frage: Wer ist hier die Liebreizendste?
Magdalena
ist schön, Salome jung und schön,
Und
Susanna, die keusche,
Wie
Aglaja, sie zeigt den Po.
Ob
mir Hera erscheint, Jungfraun Athene auch,
Aphrodite
zuletzt, wer ist die schönste Frau?
Grazien,
drei sind zu ehren,
Einer
Göttin Dreifaltigkeit!
DIE
ZIGEUNER UND DIE SCHWARZE SARAH
Einmal
war ich am Fuß hoher Karpaten, am
Schönen
schimmernden Fluss, San ward der Fluss genannt,
Da
Zigeuner im Lager
Sich
gesammelt und ich im Zelt
Mit
zwei Frauen im Arm lag voller Wollust da
Und
dann las ich im Buch Gottes, da trat herein
Anja,
Schönheit und Jugend,
Anja,
eine Zigeunerin,
Sechzehn
Jahre jung, schön, schwarz war ihr Lockenhaar,
Schwarz
das funkelnde Aug, sagte zum Dichter sie:
Lass
uns Liebe nun machen!
Doch
der Dichter sang nur das Lied
Von
Pierrot auf dem Berg: Lange gestorben ist
Meine
Liebesglut, Gott, öffne das Himmelstor!
Die
Zigeunerin Anja
Und
die Sinti und Roma all
Sind
gepilgert zu Fuß oder im Caravan
An
des Mittelmeers Strand, denn dort verehren sie
Sarah,
Magdalas Sklavin,
Schwarze
Sarah, Marias Magd!
Magdalena
im Boot nahte aus Israel,
Bei
ihr Sarah, die Magd, Sarah, die schwarze Magd,
Welche
schwarz war und nackend
Aus
dem Meeresschaum aufgetaucht,
Große
Brüste, wie schön! Sinnlich der volle Mund!
Afrikanische
Frau Venus, ein Götzenbild,
Die
ägyptische Isis, die
Liebesgöttin
von Afrika!
Hohe
Königin du, Göttin Kandake du,
Altägyptische
Frau Isis, du Himmlische,
Die
Zigeuner verehren
Dich
katholisch in der Provence,
Ehren
Sarah, die Frau, schwarze Madonna, die
Afrikanischen
Bluts, Afrikas Seele ist,
Altägyptische
Göttin
Isis,
Pharaos Tochter, die
König
Salomo sich nachts in sein Haus geholt,
Er
hat Liebe gemacht mit der Ägypterin,
Mit
der Zunge sie küsste,
Wie
ich selber gesehn zur Nacht.
LA
MADELAINE
Aus
dem Mittelmeer taucht Magdala jung und schön,
Nackt
aus schneeweißem Schaum, wringt sie das lange Haar,
Ihre
goldenen Locken,
Hüllt
die Brüste und hüllt den Schoß,
Tritt
bei Clair de la lune sanft an den weißen Strand,
Unterm
Fuße erblühn goldene Lilien, drei,
Die
Apostelin Frankreichs,
Belisama
des Christentums,
Gottes
Schönheit im Bild, Venus des Christentums,
Magdalena,
die Braut Jesu des Bräutigams,
Und
in Aix-en-Provence sie
Predigt
göttlicher Liebe Ruhm.
In
Orange die Frau sprach im Theater als
Die
Prophetin im Geist, mystische Seherin,
Sprach
vom Himmel der Liebe,
Sprach
vom himmlischen Paradies.
Dritter
Himmel, tu auf uns deine Perlentür,
Venus-Sphäre
bei Gott, Himmel der Liebenden,
Wo
die Jungfrauen tanzen,
Blumenkränze
im langen Haar,
Himmelsmädchen
im Kleid fließender Seide weiß,
Alle
jugendlich schön, singen den Lobgesang,
Singen:
Gottheit der Liebe,
Schau,
wir lieben dich, Liebesgott!
Also
predigt Marie Magdala oder wie
Der
Franzose sie nennt: La Madelaine, Weib
Paradiesischer
Wonne,
Gottes
mystische Tänzerin,
Die
vom Berge Ventoux fuhr in den Himmel auf
Zu
der Zimbeln Gesang, mystische Tänzerin,
Schönste
Schwester der Engel,
In
Verzückung zum Liebesgott,
Zu
dem liebenden Gott ewiger Seligkeit,
Paradiesischer
Lust mystischem Bräutigam,
Zu
der Ehe mit Gott, in
Wonnen
göttlicher Liebeslust!
MEROWINGER
Stark
und jugendlich sprach unser geliebter Prinz,
Merowingischer
Fürst, König von Frankreich: Ich
Bin
der Sprößling von Jesus,
Den
mit Magdala er gezeugt.
Ja,
mein Zeuger ist Gott, Jesus der Bräutigam,
Seine
bräutliche Frau ist meine Mutter, Frau
Magdalena
von Frankreich,
Provencalische
Frau des Herrn.
Jesus
zeugte mich Sohn, als er in Galilee
War,
in Magdalas Stadt, da er Maria sah,
Die
Hetäre, die Schöne,
Da
ihr Sex-Appeal ihn erregt.
Und
so wurde die Frau Gottes Geliebte, er
Ward
zum Vater mir so, sie wurde Mutter mir,
Meine
Mutter Maria
Magdalena,
erotisch schön!
So
ein Sohn ich von Gott bin und von Gottes Frau,
Meine
Mutter verehr ich als die Göttliche,
Menschengöttin
aus Gnade
Gottes,
himmlische Königin.
Ich
bin Fürst von La France, weil meine Mutter kam
Schwanger
hier in das Land, schwanger von Jesus, sie
Kam
nach Gallien schwanger
Und
gebar mich in der Provence.
So
von göttlicher Gunst bin ich der Franken Herr,
König
Galliens ich bin von der Huld des Herrn,
Ich
bin göttlichen Ursprungs,
König,
Gottessohn, Sohn der Frau!
So
das gallische Reich wurde zum Gottesstaat,
Wo
der Gottessohn herrscht und der Mariensohn,
Die
Kultur schöner Liebe,
Ein
Gesetz nur in Frankreich herrscht:
Dieses
Himmelsgesetz: Dieu est Amour! Fürwahr,
Die
Franzosen im Reich Gottes sind Liebende,
Sie
sind Zivilisierte,
Sie
sind Bürger des Himmelreichs!
AVIGNON
UND SANKT KATHARINA
O
du päpstliche Burg Avignon! Überm Fluss
Ist
die Brücke, da tanzt froh das Theater, das
Mahabarata
spielte,
Katharina
kommt auch zum Tanz!
Lang
ihr goldenes Haar, Männer begehrten sie,
Doch
sie wollte allein Jesus zum Bräutigam,
Super-Bräutigam,
Gottmensch,
Übermenschlichen
Bräutigam!
Doch
wie denkt ihr euch ihn? Siehe, Madonna kam
Mit
dem göttlichen Kind! Göttlicher Knabe du
Mit
den goldenen Locken,
Der
am Busen Mariens saugt!
Dieser
Gottknabe gab ihr einen Ehering,
Katharina
verlobt sich mit dem Knaben-Gott.
Doch
erwachsene Liebe
Katharina
erfuhr als Pein:
Gott,
mein Bräutigam, weh, wehe, dein Ehebett
Ist
nicht rosenbestreut, sondern ein Dornenbett,
Ja,
der mystischen Ehe
Bett
ist tödlich das Kreuz des Herrn!
Und
der Bräutigam-Gott hat ihr das Herz verletzt
Und
die Stigmata trug innen im Herzen sie,
Mit
der Wunde des Herzens
Sie
berührte das Herz des Herrn!
Und
die Mystikerin wurde gesandt von Gott:
Geh
zur päpstlichen Burg Avignon, rede dort
Die
prophetischen Worte,
Meine
Weissagung rede du,
Sag
zu Petrus, dem Papst: Komm nun, mein Stein, mein Fels,
Mit
dem Schlüssel zum Tor Gottes, du komm nach Rom,
Fort
von Babel, der Hure,
Die
dich hält in Gefangenschaft
Ihrer
sinnlichen Lust. Auf nun, mein Peter, komm
Und
ermanne dich, sei Römer, ein starker Mann,
Nicht
verweichlichter Lüstling,
Sei
der Tugend ein Ehemann,
Tu
die christliche Buß, komm du ins Paradies
Von
Italien, dort trau dich der Jungfrau an,
Leb
in Buß und in Keuschheit,
Sei
ein römischer Gottesmann!
AVIGNON
UND PETRARCA UND LAURA
O
du heiliger Dom Klaras, der Heiligen!
Vor
der Türe im Licht schaute voll Liebe an
Der
Poet seine Muse,
Da
Petrark seine Laura sah!
Schön
wie Honig und Milch saß da die Frau im Licht,
Sonne,
südliches Licht, Heiligenschein um sie,
Die
antikische Nymphe
Tief
betörte den Musensohn.
Musenpriester
war er, göttliche Muse sie,
Die
mit lächelndem Mund sang ihm der Liebe Lied,
Eine
Venus-Madonna,
Aphrodite
des Christentums.
Von
der Schönheit im Glanz ganz war bezaubert er
Und
er betete an dieses Geschöpf als Gott,
Ja,
als weibliche Gottheit,
Göttin
aus dem Ideenreich.
Und
er liebte La France, liebte das Land, Provence,
Flüsse,
Weinberge, Berg, Einsamkeit, Poesie,
Diesen
Garten von Eden,
Dieses
irdische Paradies!
Und
da las er Homer, las die Vernunft Vergils,
Las
Horaz und Ovid, las den Catullus auch,
Las
Properz und Tibullus,
Sappho,
Pindar, Anakreon,
Las
den Dante und sah seine verklärte Frau
Beatrice
bei Gott. Laura, auch du so schön!
Beatrice
und Laura
Sind
zwei Schwestern im Himmelreich!
Ich
besinge dich noch, Laura, als himmlische
Weisheit,
Intelligenz, Schwester der Himmlischen,
Meine
selige Muse,
Meine
Wonne im Paradies!
Ja,
ich singe die Lust Gottes am Liebling, Lust
Gottes,
selige Lust seiner Geliebten, Lust
Paradiesischer
Wonnen,
Und
ich preise dich selig, Herz!
DIE
TROUBADOURE
Sängerwettstreit
im Licht südlicher Sonne, da
Singt
der eine Poet: O meine Herrin ist
Meine
Katharer-Kirche,
Sie
ist rein, nicht von dieser Welt,
Sie
liebt geistiger Art, nicht im gemeinen Fleisch,
Sie
ist himmlisch, und weiß ist und von Licht ihr Kleid,
Sie,
ein Engel auf Erden,
Sie
verachtet den Liebesakt.
Arm
ist sie und das Geld hasst sie aus Herzensgrund,
Sie
ist Bürgerin schon droben im Paradies,
Sie,
ein Himmel auf Erden,
Eine
Wolke der Juno sie,
Und
ich diene ihr gut, wenn ich den Leib veracht,
Wenn
ich heiliger Geist bin und nicht wildes Tier,
Wenn
ich faste, des Sexus
Mich
enthalt in Jungfräulichkeit,
Wenn
ich Mann nicht im Fleisch, wenn ich ein Engel bin,
Der
Visionen im Geist schaut und Ideen sieht
Im
platonischen Himmel
Überirdischen
Liebesglücks!
Denn
die Herrin ist rein, Jungfrau Maria ists,
Ohne
Leiblichkeit, Hauch nur in des Himmels Licht,
Eine
Göttin der Keuschheit,
Komm
nun, Tod, denn ich bin bereit!
Und
der andre Poet sang dieses Liebeslied:
Meine
Herrin ist schön, ist eine Römerin,
Kyriake
von Roma,
Heilig
ist ihr der Ehebund,
Und
ein Sakrament ist ihr die Vereinigung,
Kommunion
ists im Bett himmlischer Hochzeitsnacht,
Wilder
Engel im Körper
Einer
Venus des Vatikans!
Und
ich diene ihr gut, wenn ich ihr Kinder mach
Und
ein Vater mit Herz bin ihren Kinderlein,
In
der heiligen Ehe
Wir
sind Gott und Ecclesia,
Sie
die Immaculée, sie ist die Römerin,
Auch
das Altertum pries hoch ihren Liebreiz schön,
Sie
ist Mutter der Kinder
Und
die Seele in der Natur,
Sie
der Atem im Geist, kreisend im schönen Leib,
Amors
Mutter ist sie, Gottesgebärerin,
Sie
ist Venus-Madonna,
Ich
ihr heimlicher Ehemann.
Und
so komm jetzt, du Tag ewigen Lebens, da
Wir
vereint sind in Gott, lieben im Paradies,
Liebe
alles in allen,
Einssein
ewiger Liebeslust!
FRANZISKUS
UND FRAU ARMUT
Der
seraphische Franz, heiliger Troubadour
War
er heiliger Frau Armut, der Bettlerin
Um
die göttliche Liebe,
Seiner
Ehefrau in dem Geist.
Und
er sang ihr Gesang, nämlich er sah in ihr,
In
der Herrin den Herrn, weiblicher Christus sie,
Die
von Caritas lebte,
Die
so arm wie die Vögel war,
Doch
gehörte ihr die Mutter Natur, so sang
Franz
den Minnesang ihr: Herrin, du bist so schön,
Meine
weibliche Liebe,
Meine
Christa, gottmenschliche!
Ich
vermähle mich dir, der ich im Zölibat
Als
jungfräulicher Mönch lebe, als Bettelmann,
Als
ein Prediger Gottes,
Aber
du meine Herrscherin.
Dir
zu Liebe ich tu alles auf meinem Weg,
Dir
verlass ich das Geld, wend mich vom Vater ab,
Lass
die Ritterideen,
Nur
der Caritas dien ich noch.
Hier
auf Erden ich leb keusch in dem Zölibat,
Aber
einst in dem Licht Gottes, o Herrscherin,
Meine
Ehefrau, werden
Wir
vereint in der Gottheit sein.
Sol,
du Bräutigam-Gott, morgens erstehe du,
Steige
steil zum Zenit, aber am Abend zu
Amphitrite
ins Bett steig
In
dem westlichen Ozean.
Luna,
Schwester der Nacht, komm nun und küsse mich,
Denn
der Hirte zur Nacht schlummert und träumt von dir,
Komm,
o Mondgesicht, Schwester,
Göttin,
küsse den Träumenden!
Venus,
Morgenstern mein, lobe die ewige
Liebe
du in dem All, wache im Herzen auf,
Venussphäre
der Liebe,
Dritter
Himmel im Paradies!
Schwester
Todin, o Braut, leiblichen Todes Braut,
Komm
und küsse den Geist mir in dem Sterbebett,
Liebstes
Schwesterchen Todin,
Komm
und hol mich ins Paradies!
ABÄLARD
UND HELOISE
Abälard
war gelehrt, Griechenlands Philosoph
Hat
gedeutet er klug und auch die Biblia
Hat
gedeutet der Weise
Und
gepredigt der Lehrende.
Heloise,
wie schön war unsre Jugendlust!
Doch
den Phallus verlor ich durch das Strafgericht!
Doch
ich liebe noch immer
Die
Geliebte der Jugendzeit.
Nicht
das Glied hat geliebt, nicht von dem Phallus kam
Meine
Liebe, vielmehr weil du so glorreich warst!
Ich
begehrte die Brüste
Nicht,
vielmehr dein gerechtes Herz!
Und
nun bin ich ein Mönch, und du bist gottgeweiht,
Du
mein Himmel, mein All, meine Begeisterung!
Wenn
die Prediger schwatzen
Leere
Phrasen und dreschen Stroh,
Wenn
der Narr, konsekriert zwar, aber doch ein Narr
Von
der Kanzel herab Torheit nur predigt, ach,
Christen
unwissend lallen,
Schwestern
schauen so dumm da drein,
Ach,
dann flieh ich zu dir, Intelligenz bei Gott,
Meine
Weisheit bist du, Göttin im Nonnenkleid,
Keusche
Göttin der Liebe,
Meine
Nonne und Ehefrau!
Bitte
schreib einen Brief mir, der ich einsam bin,
Sag
mir, dass du mich liebst, göttliche Liebe du,
Deinem
Zölibatären
Sei
im Himmelreich Ehefrau!
DIE
KATHARER
Nicht
die Kirche von Rom, nein, der Verein und Bund
Von
Toulouse, der Verein, Sekte der Heiligkeit,
Da
die Reinen vereinen
Sich
purgiert mit dem Himmelslicht.
Wie,
der Katholik ist scheinheilig, heuchlerisch,
Pharisäer?
Und ihr Heilige seid und rein?
Ihr
seid wiedergeboren
In
dem Geiste der Heiligkeit?
Zwar
die Schönsten der Fraun hat eure Sekte, die
Gehn
im schneeweißen Kleid, Engel im Kleid aus Licht,
Die
sind luftig, ätherisch
Im
astralischen Pneumaleib,
Aber
etwas nun doch fehlt diesen Heiligen,
Mensch
mit Körper und Blut hier in der Welt zu sein.
Sind
wir alle denn Engel,
Nähren
wir uns von reiner Luft?
Nein,
den Rosenkranz wir beten in jeder Nacht,
Fleischgeworden
das Wort, Logos im Leib erschien.
Unsre
Ehen sind heilig,
Heilig
unsere Kinder auch,
Heilig
männliches Glied, heilig des Weibes Schoß,
Gottes
Mitschöpfer sinds, Werkzeuge Gottes sind,
Im
Mysterium Ehe
Wird
der Körper zum Sakrament.
Eure
Theosophie ist nur ein Luftgespenst,
Falscher
Antroposoph, der nicht die Wahrheit kennt,
Eure
Auren aus Äther,
Die
astralische Geisterwelt,
Alles
Unsinn und nur Eitelkeit, Luftgespinst!
Die
katholische Welt ist eine sinnliche,
Wir
bejahen das Leben
Und
den Sexus im Ehebett
Und
bejahen den Leib, unsere Menschlichkeit,
Sind
nicht göttliches Sein, himmlischer Sternenstaub,
Blut
und Fleisch unsrer Menschheit
Hat
der Gottmensch für sich erwählt.
Ja,
der göttliche Mann hing an dem Kreuze nackt,
Und
der Körper ist ganz und das Geschlecht erlöst,
Genitalien
Christi,
Ihr
erlöstet auch unsern Sex!
JEANNE
D'ARC
O
du heilige Jeanne, wie ich dich liebe, sehr
Liebe,
Jungfrau du von Lothringen, die du stark
Gottes
Feinde vertrieben,
Ob
katholisch sie nannten sich,
Doch
Eroberer nur waren des Frankenlands.
Aber
Michael stand dir zu der Seite, der
Krieger
gegen den Drachen,
Den
unchristlichen Antichrist,
Margarethe
dazu, Perle des Meeres, die
Eine
Mutter dir war, Feindin des Drachen auch,
Katharina
desgleichen,
Welche
klug von der Weisheit war.
Pfaffen
prüften dich, sie sagten: Ein Scharlatan
Bist
du oder ein Narr! Aber du sagtest nur:
Was
ein Scharlatan, weiß ich
Nicht,
was ist denn ein Scharlatan,
Aber
das ich ein Narr, dass eine Närrin ich,
Das
nimmt Jesus mir nicht übel, der weise ist,
Ich
ein Narr bin in Christo,
Glaub
der Torheit des Herrn am Kreuz!
Auf,
die Fahne am Stab nimm in die schlanke Hand,
Sing
der Lilien Lied, göttlicher Freiheit Lied,
Krieg
der englischen Kirche,
Der
französischen Kirche Sieg!
Und
nun geh zum Dauphin, kröne den jungen Mann,
Denn
so möchte es Gott, König der Könige,
Auf,
für Freiheit und Frieden
Und
den König von Gottes Gunst!
Wenn
sie prüfen dich, ob Jungfrau du wirklich seist,
Ob
dein Hymen intakt, ob du die Wahrheit sprichst,
Auf
denn, Virgo intacta,
Gottes
Jungfrau Maria hilft!
In
den Krieg nun, o Frau, Kriegerin Gottes du,
Friede
werde erkämpft, rette die Menschheit du
Vor
dem Kriege, dem Vater
Aller
Dinge in dieser Welt!
Sieg,
o Jungfrau, dein Sieg kommt von den Himmlischen,
Doch
die Freiheit musst du dir erst erringen noch
Durch
das Opfer des Blutes,
Durch
die Hingabe deines Bluts!
Und
wer kreuzigt dich, Frau? Kirche du von Burgund,
Du
hast dieses getan! Aber der Christus auch
In
der Kirche gekreuzigt
Wird
durch christliche Sünder oft!
Nun
ins Feuer, o Frau, singe den Lobgesang
In
der feurigen Glut, göttlicher Macht dein Lied,
Jesus,
Jesus, o Jesus,
Deine
Worte an deinem Kreuz!
Schau,
du heilige Jeanne, siehe da dein Poet,
Der
dein heiliges Bild stets in dem Mantel trägt,
O
du Schutzfrau von Frankreich,
Schütz
den Sänger des Frauenlobs!
VILLON
UND MARGOT
Ach,
ich muss an den Strick, hängen will man mich nun,
Der
ich nichts war als Lied, singender Vagabund,
Nun
vorm Tode am Galgen
Denk
ich einmal noch an Margot!
Schön
die Königin von Saba bei Salomo,
Auch
Kleopatra schön, reizend war Phryne auch,
Aristoteles'
Muse,
Aber
lieblicher war Margot!
Schön
die spanische Frau, Frau von Italia,
Schön
die Frau aus der Schweiz, schön auch die Frau aus Wien,
Die
Pariserin schöner,
Denn
am schönsten fand ich Margot!
O
in deinem Bordell, heiligem Freudenhaus
Lebt
ich selige Zeit, heilige Venus du,
Da
wir Liebe genossen
Tag
und Nacht in dem breiten Bett!
Und
nun schreibe ich mein christliches Testament,
Morgen
hängen sie mich auf an dem Galgen, ich
Schenk
die ewige Seele
Meinem
Schöpfer und guten Herrn,
Auferstehenden
Leib schenke ich der Margot,
Dass
wir lieben uns im himmlischen Freudenhaus!
Meine
Schulden vermach ich
Meinem
Bruder, dem Geizigen,
Meine
Sünden vermach ich meinen Feinden, all
Den
Verdorbenen, die meine Margot besucht,
Hurenböcken
und Sündern,
Dass
sie fahren zur Hölle ab,
Den
Furunkel am Arsch großmütig ich vermach
Allen
Weibern, die mich nicht einmal mit dem Arsch
Angeschaut,
diesen Stolzen,
Also
leckt mich am Arsch, ihr Fraun!
Den
verwesenden Leib und all den Madenkot
Meiner
Mutter vermach ich, weil sie mich gebar,
Mutter,
wehe mir, wehe,
Weh,
dass du mich geboren hast!
Meine
Pfennige schenk ich nun im Testament
Gassenbuben,
dass sie Süßigkeit kaufen sich,
Schokoladenpralinen,
Zuckerbackwerk
im Übermaß!
Und
nun sterbe ich froh! Auf zu dem Schöpfer nun!
Sieh,
ich komme, Margot! Sünder und Sünderin
In
Jerusalem werden
Lieben
toll wie, ach, in Paris!
MOLIERES
TOD
Alter
Schauspieler du, der du im Krankenbett
Auf
der Bühne gebahrt gibst deine Leiden preis,
Jammerst
allen die Ohren
Voll
mit Selbstmitleids Ach und Weh!
Eingebildet
dein Leid, wirst du zur Spottfigur,
Der
sich selber nur liebt, voll von dem Selbstmitleid,
Alle
tyrannisierend
Egoistischer
Despotie!
Alle
huschen herbei, alle bejammern dich,
Doch
verhärtet dein Herz kennt nicht der Liebe Gott,
Du
dein eigener Herrgott,
Selbst
der Kaiser und selbst der Papst!
Aber
bald wird es Ernst, mitten im Schauspiel ruft
Dich
dein Bruder, der Tod, ruft von der Bühne dich,
Alle
denken, ein Schauspiel
Sei
dein Tod, ist doch bitter-ernst!
Auf
der Bühne den Tod komisch erleidest du,
Tot
der Schauspieler liegt öffentlich aufgebahrt,
Applaudierende
Mengen
Applaudieren
dem guten Spiel.
Gut
hast du ihn gespielt, diesen Gevatter Tod,
Wirklich
lebensecht fast gabst du den Bruder Tod,
Doch
mit bitterem Ernste
Rief
dich Gott zu dem Weltgericht.
Vorhang
auf! Und du siehst Christus den Richter! Nun
Fällt
die Maske dir ab! Aber auf Erden klagt
Das
sakrale Theater
Der
katholischen Kirche, ach,
Du
starbst ohne das Brot, ohne Vergebung und
Ohne
heiliges Öl. Lasst uns verscharren nun
Diesen
Komödianten
In
dem Erdenloch ungeweiht,
Soll
kein Priester Gebet beten dem armen Geist,
Der
sein Leben verspielt! Aber doch ein Abbé
Sich
erbarmte des Sünders,
Trotz
des kirchlichen Machtgebots
Er
begrub den Molière doch in geweihtem Grund,
Sprach
das Totengebet, Ruhe in Ewigkeit,
Und
des Schauspielers Seele,
Des
Poeten Genie sagt Dank!
RACINES
ATHALJA
O
Athalja, du Frau Baals und der Aschera,
Die
du jeden Rival neben dir tötetest
Und
ermordetest Kinder,
Wie
es heidnische Frauen tun,
Doch
ein einziges Kind wurde vor dir bewahrt,
Dieser
Knabe, von Gott heilig beschützt, bewahrt,
Von
der Schwester gerettet,
Schwester
Josaba, die war fromm,
O
die liebte das Kind, die hat das Kind versteckt,
Diesen
Knaben des Herrn hat sie bewahrt, versteckt
In
der Kammer der Kleider,
Denn
der Knabe war gottgeliebt,
Denn
der Knabe war fromm, heilig und gut und schön.
Und
so gab man das Kind einem gerechten Mann.
Hoherpriester
Jojada,
Du
erzogest das kleine Kind,
Wie
den eigenen Sohn, den du nicht hattest, hast
Du
den Knaben geliebt, ja von dem Mutterschoß
Bis
zum siebenten Jahre
Warst
sein geistlicher Vater du.
Komm
nun, Revolution ewiger Liebe, komm,
Dass
der Knabe den Thron Israels nun besteigt!
All
die Ascheren sollen
Weichen
ewiger Liebe Gott!
Gott,
das Gnadentum gib unserem Königskind,
Nun
Athlaja und Baal sind und die Aschera
Aus
dem Leben vertrieben,
Nun
Athalja, die Frau, ist tot!
Doch
der Knabe, er lebt, Joas, der Heilige,
Und
Jojada, der Mann Gottes, der Heilige.
Jahwe
segne den Knaben
Und
den Hagiographen auch,
Der
den Knaben besang, Alexandriner schön
Priesen
hymnisch das Kind, also Racine sei Lob
Und
germanischem Dichter
Schröder,
der ihn so schön verdeutscht!
Du,
Athalja, warst groß, Kaiserin Israels,
Aber
schrecklich und wild, Kaiserin Israels,
Konnte
Aschera retten
Die
unsterbliche Seele dein?
BLAISE
PASCAL
Aristoteles'
Gott ist nicht der wahre Gott,
Der
platonische Gott ist nicht der wahre Gott,
Und
der Eine des Plotin
Ist
nicht wahrhaft der Herr, mein Gott.
Nicht
die Gottes-Natur ists von Spinoza, die
Allsubstanz
allen Seins, da die Natur ist Gott,
Nicht
Descartes hat in Wahrheit
Den
lebendigen Gott erkannt,
Sondern
Abraham wars, hingebend seinen Sohn,
Sondern
Isaak wars, auf dem Altar der Sohn,
Jakob
Israel war es
Und
der heilige Josef wars.
Doch
das Übel der Welt, woher denn kommt die Not?
Weil
der Mensch, der allein lebt mit dem Gott vereint,
Kann
nicht bleiben alleine
In
der Zelle mit Gottes Wort,
Sondern
will in die Welt, will zu den Leuten gehn,
Zu
den Schwätzern und zu reizendem Frauenvolk,
Langeweile,
Verdruss nur
Wirkt
die Qual für das Menschenherz.
Klein
nur bin ich im All, kleines Atom, Genom,
Staub
der Evolution, aber die Galaxie,
Universen
in Menge,
Ach,
die siebzigste Dimension!
Doch
die Seele ist groß, Geistseele voll Vernunft,
Denkt
Gedanken des Alls, größer sie als das All,
Die
die Gottheit kann denken,
Die
Vernunft, Gottes Ebenbild!
GERARD
DE NERVALS SELBSTMORD
Ah,
der Dichter, er sah schön eine Traumfrau, rein,
Ideal
und Idee, aber er wusste nicht,
War
es Jungfrau Diana,
Wars
die dantische Beatrix,
Wars
Aurelia, Frau, Göttin und Engelin?
Wie
ein Engel stand sie schön in dem himmlischen
Regenbogengewande
Auf
der Erde und auf dem Meer!
Und
der Wahnsinn befiel da den Poeten, er
Hat
nur halluziniert, hörte Geflüster, sein
Denken
kam durcheinander
Und
er dachte an Suizid!
In
der Psychiatrie band man in Ketten ihn,
Sperrte
ihn ins Verließ, einsam war das Genie
Unter
närrischen Narren
Und
dem törichten Irrenarzt!
Nicht
mehr Mutter Natur sah er, die Nachtigall
Nicht
mehr hörte sein Ohr, rauschenden Ozean
Nicht
und nicht mehr die Sonne,
Seine
Geliebte und Heilige!
Aber
wieder verließ doch er das Irrenhaus,
Aber
Furien schwarz, Schlangen im schwarzen Haar,
Fette
Furien, zänkisch,
Plagten
immer den armen Mann.
Und
er irrte umher, suchte des Priesters Rat,
Doch
die Frau der Pfarrei dachte, er wolle Geld,
Und
der Pfaffe, der fette
Bonze
Gottes, der wies ihn fort.
Die
Ecclesia hat keinerlei Tröstungen
Für
den irren Poet, der an den Selbstmord denkt.
Willst
du Geld von der Kirche?
Geh,
du elender Bettelmann!
Und
der Dichter sah nur Ratten noch in Paris,
Eine
Plage-Vision, Pest nur als Stank um ihn,
Die
satanischen Ratten
Hetzten
ihn in den Suizid.
Und
so ging er zum Tod: Tochter Jerusalem,
Tochter
Zion, sei froh, siehe, dein König kommt,
Hosianna,
o Tochter
Zion,
siehe, dein König kommt!
Er
verlor den Verstand, sah in dem Mantel nach,
Fand
das Manuskript dort, Faust der Tragödia
Erster
Teil von Johannes
Wolfgang
Goethe, neu übersetzt
Von
dem irren Poet fränkischer Zunge, da
Las
er eben das Lied Gretchens im Kerker noch:
Ohnegleiche,
o Gottes
Mutter,
bitte, Barmherzigkeit!
Und
so starb der Poet. Jungfrau Maria kam
Mit
dem nackenden Kind, als der Poet im Blut
Lag
und zappelte sterbend,
Den
die Jungfrau gerettet hat!
RIMBAUD
In
der Jugend Poet, voll von Vision und Traum,
Der
das Heilige sah mystischer Trunkenheit,
Sah
die Kybele, sah die
Magna
Mater des Altertums,
Die
geschlechtliche Lust in ihrer Göttlichkeit,
Sah
die Sonne, das Fleisch, Schaum auf dem Ozean,
Sah
die göttliche Ana-
Dyomene,
die pure Lust,
Sah
die Göttin vor ihm fliehen im Morgenrot,
Sah
Diana im Wald, in des Gebirges Wald,
Und
er folgte der Göttin,
Und
der Schleier fiel ab von ihr,
Und
er hat sie umarmt mystischer Einigung,
Sie,
die Göttin, und er, Dichter, sie waren eins,
Und
das Kind ward geboren,
Knabe,
lag in des Waldes Moos.
In
die Hölle jedoch musste der Seher auch,
Da
die höllische Braut eins war mit Luzifer,
O
du Jungfrau der Hölle,
Die
du mordest den Mystiker!
So
erleuchtet war er, schaute Visionen, sah
Als
Erleuchteter den göttlichen Genius.
O
du Genius göttlich,
Auf
zum anderen Ufer nun,
Denn
genug nun gesehn hab ich von Heiligem,
Paradiesische
Lust wartet im Jenseits nun
In
phantastischen Welten,
Sommer,
Sonne und Ozean,
Weinberg,
Erde und Stern, Sphäre der Venus, All,
Karawanen
sind dort und das Zigeunerzelt,
Ich
umarme die Göttin,
In
der Göttin ein Genius!
BAUDELAIRE
Trunken
sah er das Weib, doch nicht das blässliche
Mädchen
krankhaften Traums, sondern die Göttliche,
Michelangelos
Nacht nackt,
Eine
riesige Götterfrau,
Angetan
mit dem Reiz südlicher Sinnlichkeit,
In
dem Hafen am Meer ging sie im kurzen Rock,
Ihr
Parfüm war erotisch,
Ihre
Brüste Gebirgen gleich.
O
die göttliche Frau war in antiker Zeit
Aphrodite,
des Schaums Meeresgeborene,
War
Madonna des Südens
Mit
der blutenden Brust, sie war
Muse,
Schutzengel, Braut, Freundin und Kamerad,
Wenn
der Dichter geraucht Marihuana, war
Sie
erotisch und göttlich,
Paradiese
der Sinnlichkeit
Von
dem Weibe erfüllt, jugendlich schön und nackt,
Wo
der Honig geströmt, strömte der Brüste Milch,
Im
verheißenen Lande
Namens
Weib war der Dichter da,
Der
der Gottheit geweiht all seine Sünden, all
Seine
Teufel und die Sterblichkeit und den Tod
Und
des Satanas Hölle,
Den
die Liebe allein erlöst.
MARIE
ANTOINETTE
Ach,
die Revolution griff sich die Königin,
Habsburgs
Tochter Marie Antoinette, die
War
schon trauernde Witwe,
Da
schon guillotiert ihr Mann!
Und
sie saß im Verließ, schrieb an ihr Schwesterherz:
Kommen
werden sie gleich, bringen mich zu dem Tod,
Es
zerreißt dir das Herz im
Busen,
nimmt man die Kinder mir!
Und
dann zog man sie aus, setzt auf die Karre sie,
Band
mit Ketten sie an, schleifte sie durch Paris,
Pöbel
schrie in den Gassen,
Man
bewarf sie mit Spott und Kot!
Und
sie legte ihr Haupt unter das Fallbeil, still
Sie
geheim ihr Gebet sprach zu des Retters Leib,
Mystisch
kommunizierend,
Starb
und ging in den Himmel ein.
GÖTTIN
DER VERNUNFT
Nun
die Revolution stürzte des Herrn Altar
Und
die Kirche, den Thron, guillotinierte Gott,
Nun
erhebt sie die Göttin
Der
Vernunft auf den Hochaltar.
Was
die Menschen gedacht, das sei die Gottheit nun,
Gott
der Aufklärung, der Illuminati Gott,
Transzendenz
nicht des Vaters,
Sohnes,
Heiligen Geistes, nein,
Nur
ein menschlicher Gott, Übermensch, Überweib,
Marianne
im Thron, Göttin der Denkenden,
Von
Rousseau und Voltaire die
Göttin
menschlichen Denkens, die
Göttin
Ratio, die Aufklärungsgöttin, die
Göttin
blutigen Mords, blutigen Terrors Gott,
Göttin
mordenden Fallbeils,
Terrorherrschaft
von Robespierre
War
das menschliche Werk denkender Göttlichkeit,
Das
Martyrium der heiligen Kirche, das
Menschenopfer
der Göttin,
Da
Paris in dem Blut versank,
In
dem blutigen Meer, blutrünstig grausam war
Da
die Göttin Vernunft, sie trug den Rosenkranz
Mit
den Schädeln der Toten,
Dämon-Göttin
des Satanas!
NAPOLEON
UND JOSEFINE
Als
Napoleon kam, Korse er, nach Paris,
Unbeholfen
war er, linkisch und nicht galant,
Josefine
belehrte
Ihn
in Liebeskunst raffiniert.
Was
Napoleon weiß von dem Geschick, der Kunst
Schöner
Liebe, das weiß einzig er nur von ihr.
Zwar,
sie hatte schon viele
Freier,
die sie belehrt, doch er
Der
Gelehrigste war. Aber er musste fort,
Denn
es rief ihn sein Stern, rief ihn die Schicksalsmacht.
Aber
fern von der Freundin
Immer
dachte er an ihr Bett.
Also
schrieb er: Geküsst sei du auf deinen Mund!
Sei
der Busen geküsst! Sei dir geküsst der Schoß!
Josefine
las seine
Liebesbriefe
der Freundin vor.
Josefine
im Haus lebte im grünen Park,
Trank
mit Freundinnen Tee, hatte Galane auch,
Und
Napoleons Stern stieg
Auf
zu himmlischen Höhen, da
Wurde
Kaiser der Mann, Kaiserin ward die Frau,
Er
ward Kriegsgott und sie Göttin der Liebeslust!
Gott
und Göttin vereinigt
In
dem Bettenthron von La France!
Doch
das Schicksal befahl: Schick die Geliebte fort!
Nimm
die kleine Marie, nimm die Louise dir!
Josefine
allein war,
Alt
geworden, dahin der Reiz!
FRAUENMODE
DER REVOLUTION
Frei
die Revolution machte den Sexus nur,
Ungebunden
und wild meistens die Weiber, die
Fern
vom Christusaltare
In
der Mode der Eva nackt
Durch
die Straßen getobt. Heiß war Paris zur Nacht,
Da
Hetären mit Macht ihrer Liebreizungen
Alle
hielten in Banden
Mit
den Fesseln der Sinnlichkeit.
Nun
die Ader im Mann schlägt, er verliert den Kopf,
Und
er rennt nach dem Rock und nach dem Unterrock,
Und
französisch und sinnlich
Ist
in Aufruhr die ganze Stadt.
Marianne
voran, barbusig, stürmt sie an
Die
Bastille, das Blut strömt von dem Menschenrumpf,
Da
der Kopf ist gefallen,
Marianne
ist im Triumph,
Nun
die Weiber in Wut waten durch Lachen Blut,
Nichts
an Kleidern am Leib, nur der Erotik Reiz,
Also
Terror und Sexus
Immer
wütender gehen um,
Wilder
Orgie Blut, Fallbeil und Sinnlichkeit,
Nuditäten
und Mord, Wahnsinn tobt in Paris,
Die
Mänaden des Eros
Saugen
Blut aus des Mannes Haupt!
CHARLOTTE
CORDAY
Da
Marat war das Tier, Antichrist und Prophet,
Wahrer
Lügenprophet, hetzte den Pöbel auf,
Immer
dürstend nach Blut und
Fleisch,
verwesendem Menschenfleich,
Da
mit Geifer den Hass hin schrieb der Journalist,
Der
nach Opferblut schrie, Revolutionsgenie,
Guillotina
verehrend,
Der
verbündet war mit dem Tod,
In
der Wanne lag er, sich zu erquicken im
Heißen
Wasser mit Schaum, Zeitungen in der Hand,
Er,
der Götze des Pöbels,
Da
trat zu ihm Charlotte Corday.
Eine
Bäuerin sie, einfache Frau vom Land,
Doch
im schneeweißen Kleid sie einen Dolch verbarg,
Sie
durchbohrte den Teufel,
Der
mit Lästerung starb und Fluch!
Heroine
der Frau Freiheit, Charlotte du,
Wahre
Männin voll Mut, Ruhm dir für alle Zeit,
Heldin,
freie Französin,
Gott
der Herr nahm dein Opfer an!
LOURDES
In
Arkadien war ich, als ich war in Lourdes,
Da
die Dame erschien, heiligste Konzeption,
Makellose
Madonna,
Weiß
das Kleid und der Gürtel blau.
Bernardette
war sehr schön, jugendlich, schlank und blond,
Die
in David verliebt, Jüngling mit erstem Flaum,
Braun
war Sulamith, tanzte
Abends
unter dem jungen Mond.
Mirjam
war da, die Braut Jesu, Novizin sie,
Germanistikstudent,
Freundin der Poesie.
Medjugorjes
Madonna
Schaute
lächelnd von Bildern oft.
Neben
Unserer Frau, jugendlich schön und schlank,
Pater
Pio war alt, hässliche Missgestalt,
Unerträglich
der Alte
Neben
Unserer Lieben Frau.
Und
ich ging im Gebirg abseits vom Pilgerstrom.
Alte
Mütterchen da sangen die Litanei
Zu
der göttlichen Mutter,
Doch
ich suchte die junge Braut!
Michelangelos
Bild war da, die Pieta,
Der
Madonna und Frau Mund war so wunderschön,
Ja,
mich küsste Madonna
Und
ich küsste die Liebe Frau.
Sprach
die heiligste Frau: Ich hab mein Ja gesagt,
Sagte
Ja zu dir, nun gib du dein Ja-Wort auch.
Ich
verlobte mich geistlich
Da
mit Unserer Lieben Frau,
Sang
das Hohelied ihr, sang in französischer
Sprache
ihr den Gesang, Dame de l'amour genannt,
In
Ekstase seraphisch
Gab
ich ganz mich Maria hin!
NOTRE
DAME DE PARIS
Mit
der Lieblingin saß einst ich vor Notre Dame,
Asiaten,
sehr viel Pilgernde waren da,
Ich
sah tief in die Krypta,
Hörte
Glockengeläut und da,
Quasimodo
war da, hässliche Missgestalt,
Aber
gut war sein Herz, doch die Zigeunerin
Esmeralda
Hetära
Liebte
Phöbus, den schönen Mann,
Aber
dumm war der Mann, herzlos und grausam kalt,
Doch
der Priester im Dom schwarze Magie betrieb,
Kabbalistische
Forschung,
Alchemie
um das liebe Gold,
Und
verfallen war er, Eros-besessen er,
Esmeralda,
so schön, war eine Teufelin,
Ihren
Ziegenbock freiend,
Doch
der Gottesmann liebte sie,
Sich
verzehrend vor Lust, brennend vor Liebesglut,
Der
den Schönling erdolcht, aber die Frau war schuld,
Einfallspforte
des Teufels
Ist
das Weib ja von Eva her,
Quasimodo
war schuld, wurde gefoltert, da
Esmeralda
ihm gab Wasser, dem Dürstenden.
Und
die Zauberin wurde
Angeklagt
von des Schönlings Braut,
Sollte
werden gehängt, aber der Glöckner kam,
Quasimodo,
er kam, rettete sie vorm Tod
Ins
Asylum der Kirche,
Und
sie lebte im Glockenstuhl
Mit
dem Buckligen, der Mißgestalt, der war taub,
Doch
sie pfiff und er kam, diente ihr wie ein Hund.
Eifersüchtig
der Priester,
Der
besessen vom Teufelsweib.
Esmeralda
ist tot! Ach und die Mißgestalt
Legt
sich zu ihr ins Grab, Staub neben Staub im Grab,
Im
verwehenden Staube
Schönheit
mischt sich mit Hässlichkeit.
Notre
Dame des Paris! Einmal kam Paul Claudel,
Ein
agnostischer Mann, trat in die Kirche ein,
Da
Magnificat wurde
Schön
gesungen vom Kinderchor,
An
die Säule gelehnt stand er und hörte zu,
Da
der Glaube an Gott ward ihm gegeben, er
War
katholisch und glaubte,
Was
die Mutter zu glauben lehrt,
Schlug
die Biblia auf, las von der Weisheit drin,
Gottes
Weisheit, die Frau wählte den Jünger sich,
Und
der Dichter verehrte
Herrin
Weisheit als ihr Poet!
PEGUY
Süße
Mutter der Welt, Eva, der Lebenden
Mutter,
nackt unterm Baum, heiligen Haines Frau,
Erste
Göttin des Gartens,
Großmutter,
höre den Schrei der Welt!
Schau,
Maria, o Frau Gottes, o Königin,
Nun
wir pilgern zu dir, Frankreich auf Pilgerfahrt,
Nun
erbarme dich, Mutter,
Stern
des Meeres und Liebe Frau!
Und
wir weihen dir auch, den, der zum Selbstmord ging,
Den
verzweifelten Geist, dieses verwirrte Herz,
Das
in Ängsten und Schrecken
Rief
den Namen Maria an!
Und
Ginevra, du Frau, Hirtin von Frankreich du,
Weide
Mutterschaf, Lamm, weide die Böcke auch,
Pastotale
Geliebte,
Führ
die Herde zum Hirten, und
Du,
o heilige Jeanne, Kriegerin Gottes du,
Komm,
verteidige uns, schenke die Freiheit uns,
O
du Opfer der Kirche,
Wie
die Kirche Messias quält!
Komm,
die Kirche besingt dich und die Heiligen,
Mit
dem Lilienschwert, komm mit der Fahne blau,
Jungfrau
Lothringens, Jungfrau,
In
den Schlachten die Siegerin,
Komm,
befreie La France, kröne den König, schenk
Frieden,
Glauben La France, Jungfrau, Patronin, Kind,
Katharina,
hilf kämpfen,
Margarethe,
hilf kämpfen uns,
Engel
Michael, komm, stürze den Satanas,
Die
gefallene Schar Engels-Dämonen stürz
In
das Feuer der Hölle,
Dass
der Ewige triumphiert!
Nun
komm Caritas, Frau, wie ich dich liebe, Frau,
Nun
komm Fides, o Frau, wie ich dir glaube, Frau,
Nun
komm Spes, o mein Mädchen,
Mädchen,
Mädchen, so göttlich schön,
Komm,
o Mädchen, o Spes, gib mir den Liebeskuss
Mit
dem purpurnen Mund, nimm an die Brüste mich,
Weiße
hüpfende Brüste,
Komm,
vereinige dich mit mir,
In
der Einigung Akt schweb ich ins Paradies,
Denn
vom Himmel herab kommst du und holst mich heim,
Göttin,
Mädchen der Hoffnung,
Komm
und führ mich ins Paradies!
THERESE
VON LISIEUX
Zu
der Heiligung brauchst du nur der Leiden Schwert,
An
der Spitze, die scharf, wirst du geheiligt sein,
Durch
dein Leiden erlöst du
Seelen,
die sonst verloren sind.
Liebesbriefe
schreib ich, der ich Herr Toto bin,
An
das Schwesterherz, die Frau, die Frau Lulu heißt,
Eins
sind Toto und Lulu
In
der Liebe, die stammt von Gott.
O
mein Jesuskind, Gott, Knabe und Amor du,
Willst
du spielen nicht mehr mit deinem kleinen Ball?
Knabe,
dann lass mich liegen,
Wie
du willst, mein geliebtes Kind!
Nun
ich sterbe, das Nichts mich in der Nacht versucht,
Gibts
den Himmel und Gott, Freuden im Paradies?
Für
die Gottlosen leid ich
Meine
schreckliche Nacht des Nichts!
SIMONE
WEIL
Rote
Jungfrau! Karl Marx war nie ein Arbeiter,
Aber
du die Fabrik sahest von innen, du
Schriebst
der Arbeiter-Zeitung
Von
der Philosophie Essays,
Platon
für die Fabrik, aber der Arbeitsmann
War
zu stumpf für den Geist Platons, erschöpft vom Werk,
Also
gingst zu den Denkern
Du
und qualmtest sie an die Wand,
Kettenraucherin
du, ewig der Tabak qualmt
Wie
der Weihrauch im Dom, Jüdin, du suchtest Gott,
Und
du sahest den Christus
In
der Dachkammer vor dir stehn!
Jede
Religion kündet den Christus, nicht
Alle
Glauben sind gleich, einzig der Herr ist wahr,
Logos-Spermien
aber
Sind
in jeglicher Religion.
Solidarisch
warst du mit den Ungläubigen,
Die
die Kirche des Herrn niemals von innen sahn.
Doch
du glaubtest katholisch,
Eine
mystische Braut des Herrn.
Und
die Taufe, mein Gott? Da war kein Priester da,
Nein,
ein Laie war da, Wasser im Bad war da,
Und
drei Tropfen benetzten
Da
da Kind mit der Gnade Tau.
Ist
denn gültig vor Gott solch eine Taufe? Herr,
Die
Begierde nimm an wie den vollzognen Akt!
Zeiten
apokalyptisch
Brauchen
Apokalyptiker!