Oden
von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
„...eine
Gabe von irgendwem, und die russische Literatur, das ist ja nun solch
eine Gabe von irgendwem gewesen...“
„Am
Abgrund des schwarzen Lochs, des durchgefallenen Lochs, wo die
russische Literatur begraben liegt… (geheimnisvoll)...“
(Marina
Zwetajewa)
GROSSMUTTER
ANNA
O
heilig-liebe Großmutter Anna, Gott
Hat
dir dein Herz erobert mit Zärtlichkeit,
Das
mütterliche Allerbarmen
Gottes
erfüllte dir deine Seele.
Du
hast geliebt die göttliche Weisheit, die
In
Jesus und Maria war ganz präsent,
Die
Hagia Sophia Kiews,
Griechische
Weisheit des Christentumes.
Du
hast des immerwährenden Betens Geist
Empfangen
und die Fürsprache, dein Gebet
Wie
Monica für Augustinus
Galt
deinem Enkel Wladimir. Heil dir!
GROSSFÜRST
WLADIMIR
Der
Anna Enkel, Großfürst Wladimir, sah,
Dass
Kiew einen Glauben braucht, Religion
Als
Seele in dem Staatsgebilde,
Aber
wo ist denn der wahre Glaube?
Er
schaute in die Mythologie, die Welt
Der
Götter und der Göttinnen der Natur,
Er
fragte Thor und fragte Freyja,
Doch
sie befriedigten nicht den Geist ihm.
Er
fragte Zarathustra: der gute Gott
Im
Kampfe mit dem Gotte des Bösen, da
Der
gute Gott ist Himmelssonne,
Doch
er verwarf diesen Dualismus.
Wladimir
las auch Mohammeds Alkoran,
Gott
Schöpfer war, barmherziger Gott, Gericht
Am
Jüngsten Tage haltend, aber
Leider
verboten war, Wein zu trinken.
Er
fragte auch die jüdische Religion,
Doch
stieß ihn die Gesetzlichkeit ab, der Zwang,
Spitzfindige
Gesetze, tausend
Regeln,
er liebte zu sehr die Freiheit.
Dann
kam er nach Byzanz, sah die Messe dort,
Vor
Hagia Sophias Ikone dort
Präsent
war Jesu Christi Opfer,
Ihn
überzeugte des Kultes Schönheit.
Wladimir
hat entschieden: Das Christentum
In
seiner byzantinischen Form des Kults
Fortan
die Seele sei von Russland,
Russland
geweiht sei der Weisheit Gottes!
IGORLIED
Die
Christen mit den Heiden im Glaubenskrieg,
Wie
einst die Griechen standen vor Trojas Burg,
Nun
fromme Fürsten, unbedeutend,
Stritten
mit Gottlosen, unbedeutend.
Die
Christen waren Falken im Himmelsflug,
Die
Heiden waren Wölfe im dunklen Wald,
Den
Christen half die Himmelssonne,
Aber
den Gottlosen half der Dämon.
Die
Flüsse sprachen rauschend zu Gottes Ruhm,
Es
sprach das schwarze Mütterchen Erde feucht
Von
dem Triumph der Gottesmutter,
Über
die Toten die Jungfrau weinte.
Das
Igor-Lied die Tränen der Jungfrau sang,
Voll
Schwermut war die russische Seele da,
Die
Tränen waren Blut, es weinte
Blutige
Tränen die Jungfrau Russlands!
DIE
BYLINEN
In
Frankreich hörten viel wir vom großen Karl,
Dem
fromm und starken Kaiser der Christenheit,
Der
kämpfte mit den Sarazenen,
Herrlich
ihm dienten die Paladine.
Des
Pfaffen Konrad Rolandslied lasen wir
Und
Ariost, da sagte der Kardinal:
Wo
hast du her den bunten Unsinn?
Aber
wir lasen sehr gern von Roland
Und
von der Frau Angelika, Rolands Horn
Wir
hörten in dem Baskenland im Gebirg
Der
Pyrenäen Rache rufen,
Lasen
vom heiligen Kreuzzug Gottfrieds
Und
von dem Zug zum heiligen Gottesgrab,
Der
christlichen Befreiung Jerusalems,
Im
Garten der Armida waren
Selig
wir wie auf Kalypsos Insel.
Auch
folgten König Arthus wir, Lanzelot
Vom
See und seiner Ginevra schön,
Wir
hörten Merlin in dem Grabe,
Wohin
ihn sperrte die schöne Nimve,
Wir
hörten prophezeien den Zauberer,
Wir
sahen Tristan freien Isolde, Tod
Der
Liebe sterben, sahen töricht
Parzival
knieen vorm Gral im Tempel.
All
das hat auch die russische Poesie,
Da
lesen wir, wie Großfürst Wladimir fromm
In
Kiew an der Tafelrunde
Recken
versammelte und Bojaren.
Der
kämpfte mit der Goldenen Horde Wut,
Der
zog ins schöne Indien voller Gold,
Der
freite seines Fürsten Nichte,
Der
war im Kampf mit der schwarzen Schlange,
Des
Fürsten Recken waren Elija und
Der
starke Simson, welcher Delila liebt,
Der
Räuber Nachtigall im Wipfel
Flötete
Lieder zum Spiel der Gusli.
Auch
ich saß an der Tafel Wladimirs, trank
Genugsam
aus dem goldenen Kelche Met
Und
sang dem Fürsten die Bylinen,
Strich
mir die Mettropfen aus dem Barte.
DIE
GOLDENE HORDE
Panmongolismus!
Schrecken der Christenheit!
Vom
Fernen Osten stürmen die Heiden an,
Sie
saufen Pferdeblut und fressen
Pferdefleisch,
alle sind gute Reiter
Und
große Krieger, blutrünstig, wild und roh,
Schamanen
prophezeien dämonisch, Tod
Sie
bringen zur Europa Gottes,
Heidnische
Mörder im Auftrag Satans!
Wer
wird beschützen Christi Europa? Braut
Des
Gottessohns die Nymphe Europa! Gott
Beschützt
Europa und die Jungfrau
Stellt
die Armee auf der blauen Fahne!
O
Mutter Russland, heiliges Bollwerk du,
O
Heer der Gottesmutter von Kazan du,
Mit
der Ikone Sankt Mariens
Streitest
du gegen die Goldne Horde!
Es
siegt der Gottesmutter Ikone, Sieg!
Die
Mutter Russland schützte Europas Reich
Der
Freiheit in dem freien Geiste
Gottes
vorm Ansturm der Satans-Krieger!
KLAGE
UM LOMONOSSOWS PETER DER GROSSE
O
Muse, singe Peter den Großen mir!
……………………………………..
…………………………………
……………………….
KATHARINA
DIE GROSSE IN IHRER JUGEND
Die
junge Frau Sophia von Sachsen wars,
Die
schickte König Friedrich der Große in
Das
große Zarenreich von Russland,
Dass
sie da Peters des Dritten Frau wird.
Erzogen
sie im Protestantismus deutsch,
Sie
wandte sich zur Orthodoxie, Byzanz
Statt
Wittenberg, und Katharina
Nannte
Sophia sich nun in Russland.
Der
dritte Peter, hässliche Missgeburt,
Als
Mann war zeugungsunfähig, doch gebar
Die
junge Katharina, Wunder!
Aber
man riss ihr den Sohn vom Schoß weg.
Der
dritte Peter wurde als Zar gekrönt,
Doch
Katharina rettete Russlands Reich
Vorm
Idioten auf dem Throne,
Peter
verkaufte an Preußen Russland.
Und
Katharina, russische Deutsche sie,
Verband
sich mit dem Grafen Orlow, Galan
Der
schönen Frau war er und Kämpfer,
Der
ihr eroberte Russlands Thronstuhl.
Die
junge Katharina, die schöne Frau,
Ritt
hoch zu Ross nach Petersburg, die Armee
Rief:
Lange lebe Mutter Zarin!
Lang
lebe Mütterchen Russland selig!
O
Schönheit, Katharina, dein Antlitz licht,
Die
Lockenfluten schwarz und die Lippen rot,
Du
Amazone und du Nymphe,
Jungfrau
und Zarin von Gottes Gnaden!
NAPOLEON
IN RUSSLAND
Napoleon
dem Stern ist gefolgt, dem Ruhm,
Dem
Helden-Schicksal, Krieg der Eroberung
Ausdehnend
auf Europa, aber
Russischer
Kaiser war Alexander
Und
vor der Gottesmutter Ikone er,
Der
Zar, auf seinem Angesicht lag, Gebet
Erhebend
zu der Gottesmutter,
Siegerin
ist sie in Gottes Schlachten!
Napoleons
Armee zog in Moskau ein,
Der
goldnen Moskau, vierzig mal vierzig dort
Der
Kirchen sind mit goldnen Kuppen,
Aber
in Flammen stand Mutter Moskau!
Das
Dritte Rom im Meere von Flammenglut,
So
dass der Konsul musste von dannen ziehn.
Es
lachten höhnisch heiße Flammen:
Du
willst ein gottloser Cäsar herrschen?
Da
schickte zornig Mütterchen Russland ihm,
Das
feuchte schwarze Mütterchen Erde und
Das
Mütterchen, die Gottesmutter,
Winterfrost,
Schneesturm und Hagelströme!
Napoleon
erfroren ist in dem Eis,
Den
Antichrist besiegte das Mütterchen,
Es
triumphierte Gottes Mutter,
Segnend
den siegreichen Alexander.
Und
der Franzosen große Armee im Schnee
Geschmolzen
ist, im Flammenmeer Moskaus, dass
Europa
konnte wieder atmen
Geist
nach der Revolution des Teufels!
SHUKOWSKI
Und
so begann die russische Poesie:
Der
Dichter auf dem Friedhof beim Grabeskreuz
Die
Tote sang, die freie Seele,
Schutzengel,
Gottes Geliebte, Göttin!
Dann
sang der Dichter Märchen der Mütterchen,
Des
frommen Volkes Märchen, der Amme Lied,
Schneeweißchen
und die Schwanen-Jungfrau,
Jungfrau
Dornröschen und Cindarella.
Der
Dichter sang die reine Geliebte, Licht-
Gestalt,
Idee, platonisches Ideal,
Der
Himmelsjungfrau Himmelsliebe
Sang
in prophetischem Wahn der Seher!
Es
war die Nacht der Epiphanie, die Nacht
Der
neuen Schönheits-Epiphanie, da sah
Der
Seher in dem Geisterspiegel
Schweben
die selige Liebesherrin.
PUSCHKIN
Der
Doppel-Adler russischer Poesie
Erhob
die Schwingen über das Zarenreich.
In
seiner Jugend Revoluzzer,
Freimaurer
er in geheimer Loge,
Als
Dichter Diener göttlicher Venus und
Der
Venus-Priesterinnen mit Charme und Reiz
Und
Meister des sublimen Eros,
Priester
der nackenden Musenweiber,
Der
stets dem Bacchus huldigte und dem Kelch
Von
Abendmahl und Eucharistie, im Wein
Hat
nackte Wahrheit er gefunden,
Liebte
den spritzenden Strahl Champagner,
Er
mochte nicht Vergilius, doch Ovid
War
in Verbannung Seelenverwandter ihm,
Und
mehr als Epiktet und Cato
Mocht
Epikur er und Aristippus.
Einst
rief er: Ecce femina! Anna Kern
Stand
vor ihm, idealische Schönheit sie,
Die
femina divina, Anna,
Dass
er betrunken von Liebe aufsang,
Da
schrieb er seinen Liebesroman, er sang
Des
stillen Mädchens Liebestragödie,
Dann
wandte er sich zu der Prosa,
Wurde
Geschichtsschreiber seines Zaren
Und
wurde häuslich lächelnder Schönheit Mann,
Koketter
Dirne, welche ihn umgebracht!
Als
Kaiser Alexanders Denkmal
Höher
auf ragt des Poeten Denkmal!
SOLOWJEW
Er
sah Sophia einst in dem Gotteshaus,
Da
mit der Amme betete er zu Gott,
Die
feminine Weisheit,
Grazie,
Jungfrau des Regenbogens.
Es
war nicht Beatrice, neun Jahre alt,
Die,
wie die Amme sagte, ein dummes Ding,
Nein,
wie der Weihrauch in dem Tempel,
Weltseele,
Lichtjungfrau, Gottes Weisheit.
Dann
sah er in der Briten Museum sie,
Da
er studiert die Theosophie im Buch,
Die
Kirchenväter, Philosophen,
Mystiker
aller der Religionen.
Er
sah ihr Antlitz, nicht ihren schlanken Leib,
Wie
einst im Gotteshaus er den Leib gesehn,
Nun
sah er nur das schönste Antlitz,
Hörte
ihr Flüstern: Geh nach Ägypten!
So
reiste nach Ägypten der Philosoph
Und
ging von Kairo weiter zur Wüste, nachts
Man
hielt den Mann für einen Teufel,
Nahm
ihn gefangen, schlug ihn mit Stöcken.
Doch
morgens sah er über dem Wüstensand
Die
Klarheit einer Himmelsvision, das Licht,
All-Einheit
sah er, die verklärte
Weltseele
und die Idee der Menschheit.
TOLSTOI
Zwei
große Frauen russischer Poesie:
Tatjana,
die den Eugen Onegin liebt,
Und
ihre große Seelenschwester
Anna
Karenina, voll der Liebe.
Ich
kannte selber Anna Karenina,
Die
von der Auferstehung im Bette las
Und
sprach: Ich muss mein Leben ändern!
Tolstoi
verheißt mir die Auferstehung!
Wer
denn verkündet wahre Gerechtigkeit?
Ist
es der anarchistische Bakunin?
Ists
Tolstoi, der Apostel Jesu?
Anna
Karenina schrieb darüber.
DOSTOJEWSKI
Ich
las von Schuld und Sühne in Petersburg,
Des
Mörders irre Seele voll Skrupel war,
Im
Lager seine Strafe büßend,
Da
ihm erschienen zuletzt die Hoffnung,
Da
überm strengen Strafarbeitslager und
Unendlich
weißer Schnee-Ebne aufgestrahlt
Die
junge schöne Morgenröte
Oder
das himmlische Mädchen Sonja!
Dann
las ich vom Idioten am Flusse San
In
Polen an dem Fuß der Karpaten, an
Der
Grenze zur Ukraine, Myschkin
War
der vollkommene Narr in Christo!
Zwei
Frauen liebte Myschkin, die eine war
Aglaja,
Freundin meiner Gefühle, das
Blauäugicht
reine Tugendmädchen
Oder
ein weiblicher Himmelsengel,
Die
andre meine Leidenschaft, ich verfiel
Nadeshda
ganz, der Sünderin schön und wild,
Passion
im Doppelsinn des Wortes,
Leidenschaft,
Leiden und Liebesschmerzen!
Dann
las ich von erniedrigten Menschen und
Beleidigten
im sorbischen Hause in
Der
deutschen Hauptstadt Berolina
Unter
Ikonen der Gottesmutter,
Und
war gerührt zu Tränen von diesem Buch,
Doch
ach, die Liebste machte ein Essen mir,
Doch
habe ich sie nicht beachtet,
Nun
ist sie tot und ich bin voll Reue.
Die
Brüder Karamasow las ich allein
In
einer schwarzen Gondel Venezias,
Nun
weiter keine Konkubinen!
Gott
will das Opfer der reinen Seele!
Es
lehrte mich der Starez Soshima von
Der
Liebe und Barmherzigkeit Gottes, von
Der
Herzensreinheit! Sei nicht weltlich!
Sei
eine gläubige fromme Seele!
RASPUTIN
Der
von der Mutter Gottes Gesandte kam
Zur
Zarin, deren Knabe ein Bluter war,
Den
er durch Handauflegung heilte,
Gottes
Schamane, Mariens Sklave.
Er
war so wie ein russischer Bauer fromm
Und
war auch so versoffen und so verhurt,
Zwei
Huren lagen ihm im Arme,
Als
in der Schenke er Wodka zechte.
Die
Zarin aber schätzte den Gottesmann,
Der
sprach zum Zaren: Führe du keinen Krieg,
Sonst
wird der erste Weltkrieg kommen,
Eine
Tragödie des Jahrhunderts.
Wenn
ich von Feinden Russlands erschlagen werd,
Gerettet
wird die Zarenfamilie sein,
Doch
sinds des Zaren Offiziere,
Die
mich erschlagen, dann weh dem Zaren!
Und
Offiziere schlugen ihn tot, jedoch
Er
lebte, sie vergifteten ihn, jedoch
Er
lebte, bis sie ihn erschossen,
Schossen
von hinten in seinen Rücken.
Der
Krieg brach aus. Die Revolution begann.
Die
Bolschewiki schossen den Zaren tot,
Die
Zarin und den Sohn des Zaren,
Nur
Anastasia überlebte.
LENIN
Sein
Leben lang in Bibliotheken saß
Der
Russe, Dialektik studierend und
Karl
Marxens Materialismus,
Kriegstheorie
auch der alten Preußen.
Er
schuf sich eine Kaderpartei, die war
Bereit
zur Machtergreifung, zum Klassenhass,
Er
predigte den Terrorismus
Gegen
den Zaren und Gottes Herrschaft.
Der
Erste Weltkrieg brach in Europa aus,
Der
Bruderkrieg der christlichen Kaiser, da
In
dem Tumult empörter Massen
Herrschte
das Vakuum auf dem Throne.
Und
Lenin griff im Putsch nach der Macht im Staat
Und
herrschte terroristisch, die Diktatur
Des
Proletariats despotisch
War
die Parteiherrschaft oder Lenins.
Im
Terror und im Kriegskommunismus ging
Das
alte fromme Russland zugrunde, nun
Der
militante Atheismus
Sandte
viel Märtyrer in den Himmel.
Doch
kurz nach seiner Revolution verstarb
Der
Sünder, doch er sprach auf dem Totenbett:
Ich
brachte Russland nur den Terror,
Was
Russland jetzt braucht, ist Sankt Franziskus!
ALEXANDER
BLOK
Er
sang die Schöne Dame in Heiligkeit,
Die
Venus Russlands, leidenschaftlos und rein,
Sie
Königin und er ihr Diener,
Betend
vor himmlischer Frau Ikone.
Dann
saß er in der Schenke und sah die Frau
Mit
Pfauenfeder, schlank und mit weißer Hand.
In
vino veritas die Säufer
Grölten
beim Anblick der Unbekannten.
Dann
sah der Dichter Mütterchen Russland, sah
Pan-Mongolismus
drohen von Orient,
Sah
Christus schreiten mit den Zwölfen,
Dann
aber sah er das Grauen kommen!
MAJAKOWSKI
Er
brüllte: Mutter Russland, dein fetter Arsch
Bewegt
sich in der Revolution, und ich,
Ich
gröle wie der rote Chor der
Arbeiterklasse
und Bauernklasse!
Die
Stimme ich der Massenbewegung, ich
Bin
der Kanonenschuss der Aurora, ich,
Ich
bin der siebente November,
Ich
bin der Arbeiter, ich bin Lenin!
Ich,
ich bin der sowjetische Werther, ach,
Und
Lilja meine Lotte, ich bin ihr Bär,
Ich
muss mich wegen ihr erschießen!
Tot
ist der russische Bär! Beweint ihn!
MARINA
ZWETAJEWA
Als
ich den Doktor Steiner studierte und
Marina
las, da glaubte ich an die Frau,
Die
war nicht Helena, nicht Venus,
Die
war die Psyche, die Gottesmutter!
Und
ich verliebte heimlich mich in die Frau,
Wenn
sie noch lebte, wäre sie hundert schon,
Sie
liebte mich, den deutschen Dichter,
Kam
mir entgegen aus Ewigkeiten.
Sie
prophezeite, wie die Sibylle alt,
In
Lied und Prosa, Drama und Brief sie sprach,
Wie
sie mich liebte, o wie feurig,
Weiblicher
Phönix im Fegefeuer!
Sie
kam zu mir. Erscheinung, Vision der Frau,
Im
blauen Mantel, purpurnen langen Kleid,
Ganz
Lichtgestalt und Äther-Aura,
Meine
Geliebte sie im Astralleib!
Und
als ich leider wahnsinnig ward, den Tod,
Nur
noch den Tod begehrte auf Erden, ach,
Kam
sie zu mir in meinen Träumen,
Treue
Geliebte im Fegefeuer!
Marina,
meine Geistergeliebte du,
Ich
grüße dich, Bojarin im Paradies,
Du
Marterzeugin unter Stalin,
Liebe
mich oftmals und lang und heftig!
ANNA
ACHMATOWA
Ich
stand zerrissen zwischen zwei Frauen, ach,
Wie
liebte ich die irdische Venus doch,
Noch
mehr die himmlische Maria,
Anna
Achmatowa, sprich, Orakel!
Der
marche funèbre klang, als am Telefon
Ich
flüsterte Maria ins Muschelohr,
Sie
lag im Schaum der Badewanne,
Venus
studierte Kyrill und Method.
So
ging ich zu dem jüdischen Friedhof nachts,
Es
war am Fest der Epiphanie, da saß
Ich
vor dem weißen Marmortempel,
Wahnsinnig
wie ein Gespensterhoffmann.
Bist
du die Donna Anna des Don Juan?
Bist
du die Colombine des Harlekin?
Bist
du die Zauberin, die Psyche,
Lächelnd,
betörend, mit nackter Schulter?
Ich
sah, und siehe, Anna Achmatowa
Erschien
mir auf dem jüdischen Friedhof nachts,
Es
war um Mitternacht bei Vollmond,
Da
mir erschienen des Himmels Dame.
Da
sah ich in dem Spiegel der Zukunft Gast,
Im
Spiegel und im Weihrauch die Geisterfrau:
Es
war die himmlische Maria,
Es
war die russische Gottesmutter!
STALIN
Der
Mann ergriff die Herrschaft nach Lenins Tod
Und
herrschte als der Stählerne, als Tyrann,
Er
brachte um die Kameraden,
Mordete
Mönche und Priester Gottes.
Er
wollte Russlands Glauben an Gott den Herrn
Ersetzen
durch den Glauben an ihn, den Gott,
Im
Götzendienst vereint die Massen
Führen
in offene Erden-Höllen.
Es
war kein Gott auf Erden mehr als allein
Gott
Stalin, antichristlicher Welttyrann,
Das
fromme Russland ruinierend,
Teuflisch
die östliche Welt erobernd.
Es
weihte damals Pius der Zwölfte, Papst,
Die
Welt und Russland Unserer Lieben Frau.
Da
fragte Stalin nur ironisch:
Wo
ist des Heiligen Vaters Heerschar?
Und
Stalin starb, der Gott dieser Welt, Tyrann
Und
Sklave Satans, trat vor den Richtergott.
Da
sprach der Papst: Nun wird Herr Stalin
Sehen
des Heiligen Vaters Heerschar!
TAUWETTER
Nun
der gefrorne Schnee ist geschmolzen, nun
In
Bächlein und in Pfützen das Wasser lebt
Und
aus der Erde kommen Blumen,
Schneeglöckchen
läuten vom Menschheitsfrühling.
Wie
schön, nach all dem heftigen Winterzorn,
Nun
atmet auf die Mutter Natur und grünt
Und
lebt erneut in neuer Grünkraft,
Vitalität
triumphiert, die Jugend,
Da
Schwester Leben über den Tod gesiegt,
Die
trikolore Fahne des Krokus weht,
Der
Himmel küsst die Mutter Erde,
Dass
sie nun träumt in dem Blütenschimmer.
Das
Eis auch auf dem Teiche geschmolzen ist,
Und
selig im lebendigen Wasser schwimmt
Der
weiße Schwan mit seiner Schwanin,
Um
ihn versammelt die Entenküken.
Und
in den Büschen wieder die Nachtigall
Ihr
Lied singt für die mystische Rose, ach,
Ein
Lied aus Brunst und Liebesschmerzen,
Nachtigall,
Dornenkranz auf dem Herzen!
PERESTROIKA
UND GLASNOST
Das
war die wahre Revolution von Gott,
Das
Ende kommunistischer Diktatur!
Der
slawische Apostel Petrus
Brachte
den Geist zu der Erde Polens!
Man
sagte Perestroika, Glasnost dazu,
Das
Ende wars der Christenverfolgungen,
Und
Russland wurde demokratisch,
Drohte
nicht weiter mit dem Atomkrieg!
Frau
Freiheit zog im Osten Europas ein,
Und
alle Herzen schlugen bis an den Hals:
Ists
der Triumph der Unbefleckten?
Kommt
nun der Friede der Gottesmutter?
Nein,
noch ist nicht das Friedensreich Gottes da,
Die
Wende ist noch nicht das Verheißene.
Das
aber kommen wird, wenn Russland
Wird
sich bekehren zu Jesus Christus!
WEIHE
RUSSLANDS AN DIE HAGIA SOPHIA
Nun
weihe ich das Mütterchen Russland dir,
O
Hagia Sophia, du Königin
Des
Universums und der Menschheit,
Schutzengel,
Muse, Madonna, Göttin!
Erwirke
die Bekehrung des ganzen Volks
Durch
deinen guten Heiligen Geist zumeist
Und
die Erneuerung der Erde,
Komme
der selige Menschheitsfrieden!
Wenn
Russland sich bekehrt zu dem wahren Gott
Und
betet an die göttliche Weisheit, dann
Kommt
des Messias Reich des Friedens,
Dann
kommt die Theokratie der Schönheit!
Ja,
es ist wahr, die göttliche Schönheit nur
Kann
uns noch retten, die wir verloren sind,
Der
Jugend Schönheit, Kraft der Jugend
Gebe
der Erde ein frommes Antlitz!
Du
Gottesbild der kommenden Zeiten, Gott
Der
Zukunftskirche, gieße das Feuer aus
Des
neuen Pfingsten schöner Liebe,
Fülle
mit Trunkenheit Russlands Seele,
Die
ganze Schwermut russischer Seele sei
Erfüllt
vom Geist der nüchternen Trunkenheit!
Wenn
Moskau wird gehorsam Petrus,
Dann
ist vollkommen die Una Sancta!
O
Hagia Sophia, geheime Frau
Und
Freundin, meine mystische Braut in Gott,
Ich
bin ganz dein, ich bin dein Sklave,
Du
meine heiligste Herrin Gottheit!