MÜTTERCHEN RUSSLAND

Oden
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit

...eine Gabe von irgendwem, und die russische Literatur, das ist ja nun solch eine Gabe von irgendwem gewesen...“

Am Abgrund des schwarzen Lochs, des durchgefallenen Lochs, wo die russische Literatur begraben liegt… (geheimnisvoll)...“

(Marina Zwetajewa)


GROSSMUTTER ANNA

O heilig-liebe Großmutter Anna, Gott
Hat dir dein Herz erobert mit Zärtlichkeit,
Das mütterliche Allerbarmen
Gottes erfüllte dir deine Seele.

Du hast geliebt die göttliche Weisheit, die
In Jesus und Maria war ganz präsent,
Die Hagia Sophia Kiews,
Griechische Weisheit des Christentumes.

Du hast des immerwährenden Betens Geist
Empfangen und die Fürsprache, dein Gebet
Wie Monica für Augustinus
Galt deinem Enkel Wladimir. Heil dir!


GROSSFÜRST WLADIMIR

Der Anna Enkel, Großfürst Wladimir, sah,
Dass Kiew einen Glauben braucht, Religion
Als Seele in dem Staatsgebilde,
Aber wo ist denn der wahre Glaube?

Er schaute in die Mythologie, die Welt
Der Götter und der Göttinnen der Natur,
Er fragte Thor und fragte Freyja,
Doch sie befriedigten nicht den Geist ihm.

Er fragte Zarathustra: der gute Gott
Im Kampfe mit dem Gotte des Bösen, da
Der gute Gott ist Himmelssonne,
Doch er verwarf diesen Dualismus.

Wladimir las auch Mohammeds Alkoran,
Gott Schöpfer war, barmherziger Gott, Gericht
Am Jüngsten Tage haltend, aber
Leider verboten war, Wein zu trinken.

Er fragte auch die jüdische Religion,
Doch stieß ihn die Gesetzlichkeit ab, der Zwang,
Spitzfindige Gesetze, tausend
Regeln, er liebte zu sehr die Freiheit.

Dann kam er nach Byzanz, sah die Messe dort,
Vor Hagia Sophias Ikone dort
Präsent war Jesu Christi Opfer,
Ihn überzeugte des Kultes Schönheit.

Wladimir hat entschieden: Das Christentum
In seiner byzantinischen Form des Kults
Fortan die Seele sei von Russland,
Russland geweiht sei der Weisheit Gottes!


IGORLIED

Die Christen mit den Heiden im Glaubenskrieg,
Wie einst die Griechen standen vor Trojas Burg,
Nun fromme Fürsten, unbedeutend,
Stritten mit Gottlosen, unbedeutend.

Die Christen waren Falken im Himmelsflug,
Die Heiden waren Wölfe im dunklen Wald,
Den Christen half die Himmelssonne,
Aber den Gottlosen half der Dämon.

Die Flüsse sprachen rauschend zu Gottes Ruhm,
Es sprach das schwarze Mütterchen Erde feucht
Von dem Triumph der Gottesmutter,
Über die Toten die Jungfrau weinte.

Das Igor-Lied die Tränen der Jungfrau sang,
Voll Schwermut war die russische Seele da,
Die Tränen waren Blut, es weinte
Blutige Tränen die Jungfrau Russlands!

DIE BYLINEN

In Frankreich hörten viel wir vom großen Karl,
Dem fromm und starken Kaiser der Christenheit,
Der kämpfte mit den Sarazenen,
Herrlich ihm dienten die Paladine.

Des Pfaffen Konrad Rolandslied lasen wir
Und Ariost, da sagte der Kardinal:
Wo hast du her den bunten Unsinn?
Aber wir lasen sehr gern von Roland

Und von der Frau Angelika, Rolands Horn
Wir hörten in dem Baskenland im Gebirg
Der Pyrenäen Rache rufen,
Lasen vom heiligen Kreuzzug Gottfrieds

Und von dem Zug zum heiligen Gottesgrab,
Der christlichen Befreiung Jerusalems,
Im Garten der Armida waren
Selig wir wie auf Kalypsos Insel.

Auch folgten König Arthus wir, Lanzelot
Vom See und seiner Ginevra schön,
Wir hörten Merlin in dem Grabe,
Wohin ihn sperrte die schöne Nimve,

Wir hörten prophezeien den Zauberer,
Wir sahen Tristan freien Isolde, Tod
Der Liebe sterben, sahen töricht
Parzival knieen vorm Gral im Tempel.

All das hat auch die russische Poesie,
Da lesen wir, wie Großfürst Wladimir fromm
In Kiew an der Tafelrunde
Recken versammelte und Bojaren.

Der kämpfte mit der Goldenen Horde Wut,
Der zog ins schöne Indien voller Gold,
Der freite seines Fürsten Nichte,
Der war im Kampf mit der schwarzen Schlange,

Des Fürsten Recken waren Elija und
Der starke Simson, welcher Delila liebt,
Der Räuber Nachtigall im Wipfel
Flötete Lieder zum Spiel der Gusli.

Auch ich saß an der Tafel Wladimirs, trank
Genugsam aus dem goldenen Kelche Met
Und sang dem Fürsten die Bylinen,
Strich mir die Mettropfen aus dem Barte.


DIE GOLDENE HORDE

Panmongolismus! Schrecken der Christenheit!
Vom Fernen Osten stürmen die Heiden an,
Sie saufen Pferdeblut und fressen
Pferdefleisch, alle sind gute Reiter

Und große Krieger, blutrünstig, wild und roh,
Schamanen prophezeien dämonisch, Tod
Sie bringen zur Europa Gottes,
Heidnische Mörder im Auftrag Satans!

Wer wird beschützen Christi Europa? Braut
Des Gottessohns die Nymphe Europa! Gott
Beschützt Europa und die Jungfrau
Stellt die Armee auf der blauen Fahne!

O Mutter Russland, heiliges Bollwerk du,
O Heer der Gottesmutter von Kazan du,
Mit der Ikone Sankt Mariens
Streitest du gegen die Goldne Horde!

Es siegt der Gottesmutter Ikone, Sieg!
Die Mutter Russland schützte Europas Reich
Der Freiheit in dem freien Geiste
Gottes vorm Ansturm der Satans-Krieger!


KLAGE UM LOMONOSSOWS PETER DER GROSSE

O Muse, singe Peter den Großen mir!
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KATHARINA DIE GROSSE IN IHRER JUGEND

Die junge Frau Sophia von Sachsen wars,
Die schickte König Friedrich der Große in
Das große Zarenreich von Russland,
Dass sie da Peters des Dritten Frau wird.

Erzogen sie im Protestantismus deutsch,
Sie wandte sich zur Orthodoxie, Byzanz
Statt Wittenberg, und Katharina
Nannte Sophia sich nun in Russland.

Der dritte Peter, hässliche Missgeburt,
Als Mann war zeugungsunfähig, doch gebar
Die junge Katharina, Wunder!
Aber man riss ihr den Sohn vom Schoß weg.

Der dritte Peter wurde als Zar gekrönt,
Doch Katharina rettete Russlands Reich
Vorm Idioten auf dem Throne,
Peter verkaufte an Preußen Russland.

Und Katharina, russische Deutsche sie,
Verband sich mit dem Grafen Orlow, Galan
Der schönen Frau war er und Kämpfer,
Der ihr eroberte Russlands Thronstuhl.

Die junge Katharina, die schöne Frau,
Ritt hoch zu Ross nach Petersburg, die Armee
Rief: Lange lebe Mutter Zarin!
Lang lebe Mütterchen Russland selig!

O Schönheit, Katharina, dein Antlitz licht,
Die Lockenfluten schwarz und die Lippen rot,
Du Amazone und du Nymphe,
Jungfrau und Zarin von Gottes Gnaden!


NAPOLEON IN RUSSLAND

Napoleon dem Stern ist gefolgt, dem Ruhm,
Dem Helden-Schicksal, Krieg der Eroberung
Ausdehnend auf Europa, aber
Russischer Kaiser war Alexander

Und vor der Gottesmutter Ikone er,
Der Zar, auf seinem Angesicht lag, Gebet
Erhebend zu der Gottesmutter,
Siegerin ist sie in Gottes Schlachten!

Napoleons Armee zog in Moskau ein,
Der goldnen Moskau, vierzig mal vierzig dort
Der Kirchen sind mit goldnen Kuppen,
Aber in Flammen stand Mutter Moskau!

Das Dritte Rom im Meere von Flammenglut,
So dass der Konsul musste von dannen ziehn.
Es lachten höhnisch heiße Flammen:
Du willst ein gottloser Cäsar herrschen?

Da schickte zornig Mütterchen Russland ihm,
Das feuchte schwarze Mütterchen Erde und
Das Mütterchen, die Gottesmutter,
Winterfrost, Schneesturm und Hagelströme!

Napoleon erfroren ist in dem Eis,
Den Antichrist besiegte das Mütterchen,
Es triumphierte Gottes Mutter,
Segnend den siegreichen Alexander.

Und der Franzosen große Armee im Schnee
Geschmolzen ist, im Flammenmeer Moskaus, dass
Europa konnte wieder atmen
Geist nach der Revolution des Teufels!


SHUKOWSKI

Und so begann die russische Poesie:
Der Dichter auf dem Friedhof beim Grabeskreuz
Die Tote sang, die freie Seele,
Schutzengel, Gottes Geliebte, Göttin!

Dann sang der Dichter Märchen der Mütterchen,
Des frommen Volkes Märchen, der Amme Lied,
Schneeweißchen und die Schwanen-Jungfrau,
Jungfrau Dornröschen und Cindarella.

Der Dichter sang die reine Geliebte, Licht-
Gestalt, Idee, platonisches Ideal,
Der Himmelsjungfrau Himmelsliebe
Sang in prophetischem Wahn der Seher!

Es war die Nacht der Epiphanie, die Nacht
Der neuen Schönheits-Epiphanie, da sah
Der Seher in dem Geisterspiegel
Schweben die selige Liebesherrin.


PUSCHKIN

Der Doppel-Adler russischer Poesie
Erhob die Schwingen über das Zarenreich.
In seiner Jugend Revoluzzer,
Freimaurer er in geheimer Loge,

Als Dichter Diener göttlicher Venus und
Der Venus-Priesterinnen mit Charme und Reiz
Und Meister des sublimen Eros,
Priester der nackenden Musenweiber,

Der stets dem Bacchus huldigte und dem Kelch
Von Abendmahl und Eucharistie, im Wein
Hat nackte Wahrheit er gefunden,
Liebte den spritzenden Strahl Champagner,

Er mochte nicht Vergilius, doch Ovid
War in Verbannung Seelenverwandter ihm,
Und mehr als Epiktet und Cato
Mocht Epikur er und Aristippus.

Einst rief er: Ecce femina! Anna Kern
Stand vor ihm, idealische Schönheit sie,
Die femina divina, Anna,
Dass er betrunken von Liebe aufsang,

Da schrieb er seinen Liebesroman, er sang
Des stillen Mädchens Liebestragödie,
Dann wandte er sich zu der Prosa,
Wurde Geschichtsschreiber seines Zaren

Und wurde häuslich lächelnder Schönheit Mann,
Koketter Dirne, welche ihn umgebracht!
Als Kaiser Alexanders Denkmal
Höher auf ragt des Poeten Denkmal!


SOLOWJEW

Er sah Sophia einst in dem Gotteshaus,
Da mit der Amme betete er zu Gott,
Die feminine Weisheit,
Grazie, Jungfrau des Regenbogens.

Es war nicht Beatrice, neun Jahre alt,
Die, wie die Amme sagte, ein dummes Ding,
Nein, wie der Weihrauch in dem Tempel,
Weltseele, Lichtjungfrau, Gottes Weisheit.

Dann sah er in der Briten Museum sie,
Da er studiert die Theosophie im Buch,
Die Kirchenväter, Philosophen,
Mystiker aller der Religionen.

Er sah ihr Antlitz, nicht ihren schlanken Leib,
Wie einst im Gotteshaus er den Leib gesehn,
Nun sah er nur das schönste Antlitz,
Hörte ihr Flüstern: Geh nach Ägypten!

So reiste nach Ägypten der Philosoph
Und ging von Kairo weiter zur Wüste, nachts
Man hielt den Mann für einen Teufel,
Nahm ihn gefangen, schlug ihn mit Stöcken.

Doch morgens sah er über dem Wüstensand
Die Klarheit einer Himmelsvision, das Licht,
All-Einheit sah er, die verklärte
Weltseele und die Idee der Menschheit.


TOLSTOI

Zwei große Frauen russischer Poesie:
Tatjana, die den Eugen Onegin liebt,
Und ihre große Seelenschwester
Anna Karenina, voll der Liebe.

Ich kannte selber Anna Karenina,
Die von der Auferstehung im Bette las
Und sprach: Ich muss mein Leben ändern!
Tolstoi verheißt mir die Auferstehung!

Wer denn verkündet wahre Gerechtigkeit?
Ist es der anarchistische Bakunin?
Ists Tolstoi, der Apostel Jesu?
Anna Karenina schrieb darüber.

DOSTOJEWSKI

Ich las von Schuld und Sühne in Petersburg,
Des Mörders irre Seele voll Skrupel war,
Im Lager seine Strafe büßend,
Da ihm erschienen zuletzt die Hoffnung,

Da überm strengen Strafarbeitslager und
Unendlich weißer Schnee-Ebne aufgestrahlt
Die junge schöne Morgenröte
Oder das himmlische Mädchen Sonja!

Dann las ich vom Idioten am Flusse San
In Polen an dem Fuß der Karpaten, an
Der Grenze zur Ukraine, Myschkin
War der vollkommene Narr in Christo!

Zwei Frauen liebte Myschkin, die eine war
Aglaja, Freundin meiner Gefühle, das
Blauäugicht reine Tugendmädchen
Oder ein weiblicher Himmelsengel,

Die andre meine Leidenschaft, ich verfiel
Nadeshda ganz, der Sünderin schön und wild,
Passion im Doppelsinn des Wortes,
Leidenschaft, Leiden und Liebesschmerzen!

Dann las ich von erniedrigten Menschen und
Beleidigten im sorbischen Hause in
Der deutschen Hauptstadt Berolina
Unter Ikonen der Gottesmutter,

Und war gerührt zu Tränen von diesem Buch,
Doch ach, die Liebste machte ein Essen mir,
Doch habe ich sie nicht beachtet,
Nun ist sie tot und ich bin voll Reue.

Die Brüder Karamasow las ich allein
In einer schwarzen Gondel Venezias,
Nun weiter keine Konkubinen!
Gott will das Opfer der reinen Seele!

Es lehrte mich der Starez Soshima von
Der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, von
Der Herzensreinheit! Sei nicht weltlich!
Sei eine gläubige fromme Seele!

RASPUTIN

Der von der Mutter Gottes Gesandte kam
Zur Zarin, deren Knabe ein Bluter war,
Den er durch Handauflegung heilte,
Gottes Schamane, Mariens Sklave.

Er war so wie ein russischer Bauer fromm
Und war auch so versoffen und so verhurt,
Zwei Huren lagen ihm im Arme,
Als in der Schenke er Wodka zechte.

Die Zarin aber schätzte den Gottesmann,
Der sprach zum Zaren: Führe du keinen Krieg,
Sonst wird der erste Weltkrieg kommen,
Eine Tragödie des Jahrhunderts.

Wenn ich von Feinden Russlands erschlagen werd,
Gerettet wird die Zarenfamilie sein,
Doch sinds des Zaren Offiziere,
Die mich erschlagen, dann weh dem Zaren!

Und Offiziere schlugen ihn tot, jedoch
Er lebte, sie vergifteten ihn, jedoch
Er lebte, bis sie ihn erschossen,
Schossen von hinten in seinen Rücken.

Der Krieg brach aus. Die Revolution begann.
Die Bolschewiki schossen den Zaren tot,
Die Zarin und den Sohn des Zaren,
Nur Anastasia überlebte.


LENIN

Sein Leben lang in Bibliotheken saß
Der Russe, Dialektik studierend und
Karl Marxens Materialismus,
Kriegstheorie auch der alten Preußen.

Er schuf sich eine Kaderpartei, die war
Bereit zur Machtergreifung, zum Klassenhass,
Er predigte den Terrorismus
Gegen den Zaren und Gottes Herrschaft.

Der Erste Weltkrieg brach in Europa aus,
Der Bruderkrieg der christlichen Kaiser, da
In dem Tumult empörter Massen
Herrschte das Vakuum auf dem Throne.

Und Lenin griff im Putsch nach der Macht im Staat
Und herrschte terroristisch, die Diktatur
Des Proletariats despotisch
War die Parteiherrschaft oder Lenins.

Im Terror und im Kriegskommunismus ging
Das alte fromme Russland zugrunde, nun
Der militante Atheismus
Sandte viel Märtyrer in den Himmel.

Doch kurz nach seiner Revolution verstarb
Der Sünder, doch er sprach auf dem Totenbett:
Ich brachte Russland nur den Terror,
Was Russland jetzt braucht, ist Sankt Franziskus!


ALEXANDER BLOK

Er sang die Schöne Dame in Heiligkeit,
Die Venus Russlands, leidenschaftlos und rein,
Sie Königin und er ihr Diener,
Betend vor himmlischer Frau Ikone.

Dann saß er in der Schenke und sah die Frau
Mit Pfauenfeder, schlank und mit weißer Hand.
In vino veritas die Säufer
Grölten beim Anblick der Unbekannten.

Dann sah der Dichter Mütterchen Russland, sah
Pan-Mongolismus drohen von Orient,
Sah Christus schreiten mit den Zwölfen,
Dann aber sah er das Grauen kommen!


MAJAKOWSKI

Er brüllte: Mutter Russland, dein fetter Arsch
Bewegt sich in der Revolution, und ich,
Ich gröle wie der rote Chor der
Arbeiterklasse und Bauernklasse!

Die Stimme ich der Massenbewegung, ich
Bin der Kanonenschuss der Aurora, ich,
Ich bin der siebente November,
Ich bin der Arbeiter, ich bin Lenin!

Ich, ich bin der sowjetische Werther, ach,
Und Lilja meine Lotte, ich bin ihr Bär,
Ich muss mich wegen ihr erschießen!
Tot ist der russische Bär! Beweint ihn!


MARINA ZWETAJEWA

Als ich den Doktor Steiner studierte und
Marina las, da glaubte ich an die Frau,
Die war nicht Helena, nicht Venus,
Die war die Psyche, die Gottesmutter!

Und ich verliebte heimlich mich in die Frau,
Wenn sie noch lebte, wäre sie hundert schon,
Sie liebte mich, den deutschen Dichter,
Kam mir entgegen aus Ewigkeiten.

Sie prophezeite, wie die Sibylle alt,
In Lied und Prosa, Drama und Brief sie sprach,
Wie sie mich liebte, o wie feurig,
Weiblicher Phönix im Fegefeuer!

Sie kam zu mir. Erscheinung, Vision der Frau,
Im blauen Mantel, purpurnen langen Kleid,
Ganz Lichtgestalt und Äther-Aura,
Meine Geliebte sie im Astralleib!

Und als ich leider wahnsinnig ward, den Tod,
Nur noch den Tod begehrte auf Erden, ach,
Kam sie zu mir in meinen Träumen,
Treue Geliebte im Fegefeuer!

Marina, meine Geistergeliebte du,
Ich grüße dich, Bojarin im Paradies,
Du Marterzeugin unter Stalin,
Liebe mich oftmals und lang und heftig!


ANNA ACHMATOWA

Ich stand zerrissen zwischen zwei Frauen, ach,
Wie liebte ich die irdische Venus doch,
Noch mehr die himmlische Maria,
Anna Achmatowa, sprich, Orakel!

Der marche funèbre klang, als am Telefon
Ich flüsterte Maria ins Muschelohr,
Sie lag im Schaum der Badewanne,
Venus studierte Kyrill und Method.

So ging ich zu dem jüdischen Friedhof nachts,
Es war am Fest der Epiphanie, da saß
Ich vor dem weißen Marmortempel,
Wahnsinnig wie ein Gespensterhoffmann.

Bist du die Donna Anna des Don Juan?
Bist du die Colombine des Harlekin?
Bist du die Zauberin, die Psyche,
Lächelnd, betörend, mit nackter Schulter?

Ich sah, und siehe, Anna Achmatowa
Erschien mir auf dem jüdischen Friedhof nachts,
Es war um Mitternacht bei Vollmond,
Da mir erschienen des Himmels Dame.

Da sah ich in dem Spiegel der Zukunft Gast,
Im Spiegel und im Weihrauch die Geisterfrau:
Es war die himmlische Maria,
Es war die russische Gottesmutter!


STALIN

Der Mann ergriff die Herrschaft nach Lenins Tod
Und herrschte als der Stählerne, als Tyrann,
Er brachte um die Kameraden,
Mordete Mönche und Priester Gottes.

Er wollte Russlands Glauben an Gott den Herrn
Ersetzen durch den Glauben an ihn, den Gott,
Im Götzendienst vereint die Massen
Führen in offene Erden-Höllen.

Es war kein Gott auf Erden mehr als allein
Gott Stalin, antichristlicher Welttyrann,
Das fromme Russland ruinierend,
Teuflisch die östliche Welt erobernd.

Es weihte damals Pius der Zwölfte, Papst,
Die Welt und Russland Unserer Lieben Frau.
Da fragte Stalin nur ironisch:
Wo ist des Heiligen Vaters Heerschar?

Und Stalin starb, der Gott dieser Welt, Tyrann
Und Sklave Satans, trat vor den Richtergott.
Da sprach der Papst: Nun wird Herr Stalin
Sehen des Heiligen Vaters Heerschar!


TAUWETTER

Nun der gefrorne Schnee ist geschmolzen, nun
In Bächlein und in Pfützen das Wasser lebt
Und aus der Erde kommen Blumen,
Schneeglöckchen läuten vom Menschheitsfrühling.

Wie schön, nach all dem heftigen Winterzorn,
Nun atmet auf die Mutter Natur und grünt
Und lebt erneut in neuer Grünkraft,
Vitalität triumphiert, die Jugend,

Da Schwester Leben über den Tod gesiegt,
Die trikolore Fahne des Krokus weht,
Der Himmel küsst die Mutter Erde,
Dass sie nun träumt in dem Blütenschimmer.

Das Eis auch auf dem Teiche geschmolzen ist,
Und selig im lebendigen Wasser schwimmt
Der weiße Schwan mit seiner Schwanin,
Um ihn versammelt die Entenküken.

Und in den Büschen wieder die Nachtigall
Ihr Lied singt für die mystische Rose, ach,
Ein Lied aus Brunst und Liebesschmerzen,
Nachtigall, Dornenkranz auf dem Herzen!


PERESTROIKA UND GLASNOST

Das war die wahre Revolution von Gott,
Das Ende kommunistischer Diktatur!
Der slawische Apostel Petrus
Brachte den Geist zu der Erde Polens!

Man sagte Perestroika, Glasnost dazu,
Das Ende wars der Christenverfolgungen,
Und Russland wurde demokratisch,
Drohte nicht weiter mit dem Atomkrieg!

Frau Freiheit zog im Osten Europas ein,
Und alle Herzen schlugen bis an den Hals:
Ists der Triumph der Unbefleckten?
Kommt nun der Friede der Gottesmutter?

Nein, noch ist nicht das Friedensreich Gottes da,
Die Wende ist noch nicht das Verheißene.
Das aber kommen wird, wenn Russland
Wird sich bekehren zu Jesus Christus!


WEIHE RUSSLANDS AN DIE HAGIA SOPHIA

Nun weihe ich das Mütterchen Russland dir,
O Hagia Sophia, du Königin
Des Universums und der Menschheit,
Schutzengel, Muse, Madonna, Göttin!

Erwirke die Bekehrung des ganzen Volks
Durch deinen guten Heiligen Geist zumeist
Und die Erneuerung der Erde,
Komme der selige Menschheitsfrieden!

Wenn Russland sich bekehrt zu dem wahren Gott
Und betet an die göttliche Weisheit, dann
Kommt des Messias Reich des Friedens,
Dann kommt die Theokratie der Schönheit!

Ja, es ist wahr, die göttliche Schönheit nur
Kann uns noch retten, die wir verloren sind,
Der Jugend Schönheit, Kraft der Jugend
Gebe der Erde ein frommes Antlitz!

Du Gottesbild der kommenden Zeiten, Gott
Der Zukunftskirche, gieße das Feuer aus
Des neuen Pfingsten schöner Liebe,
Fülle mit Trunkenheit Russlands Seele,

Die ganze Schwermut russischer Seele sei
Erfüllt vom Geist der nüchternen Trunkenheit!
Wenn Moskau wird gehorsam Petrus,
Dann ist vollkommen die Una Sancta!

O Hagia Sophia, geheime Frau
Und Freundin, meine mystische Braut in Gott,
Ich bin ganz dein, ich bin dein Sklave,

Du meine heiligste Herrin Gottheit!