von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
ERSTE
ELEGIE
Muse
Urania, singe mir das Lehrgedicht weise
Von
der göttlichen Schöpfung und Evolution der Geschöpfe!
Marcus,
mein Bruder, wir wollen sprechen vom christlichen Glauben
Und
des Menschen Vernunft, von der Offenbarung der Schöpfung
Und
der Theorie der Evolution der Geschöpfe.
Diese
Wissenschaft ist doch eine Herausfordrung heute
Für
die wahre Theologie vom allweisen Schöpfer.
Die
Naturwissenschaft hat große Bereiche des Denkens
Uns
erschlossen, mein Marcus, die wir bisher noch nicht kannten,
So
dass die Wissenschaft uns neue Erkenntnisse schenkte.
In
der Freude über die Größe ihrer Entdeckung
Aber
tendiert die Wissenschaft dazu, Bereiche des Denkens
Uns
zu nehmen, die wir aber doch weiterhin brauchen.
Ihre
Ergebnisse führen zu Fragen, die über den Kanon
Wissenschaftlicher
Art und Methode hinausreichen, Marcus,
Die
sich im Rahmen der Wissenschaft nicht beantworten lassen.
Dennoch
sind es Fragen, die die Vernünftigen stellen,
Die
man nicht überlassen darf den frommen Gefühlen.
Sondern
man muss sie ansehen als vernünftige Fragen
Und
vernünftige Arten finden ihrer Behandlung.
Es
sind die großen Urfragen doch der Philosophia,
Die
auf neue Weise nun vor uns stehen: die Frage
Nach
dem Woher und Wohin des Menschen, des Kosmos im Ganzen.
Es
gibt eine Rationalität der Materie,
Ja,
man kann die Materie lesen, die stoffliche Mutter,
Sie
hat eine Mathematik in sich, sie ist vernünftig,
Selbst
wenn es auf dem langen Weg der Evolution auch
Irrationales
gibt, Zerstörerisches und Chaos.
Aber
an sich ist die mütterliche Materie lesbar.
Auch
erscheint mir, dass der Welten-Prozess als ein Ganzes
Eine
Rationalität hat. Trotz alles Irrens,
Trotz
alles Wirrens durch den schmalen Korridor geht es
Kräftig
hindurch, in der Auswahl der Mutationen, der guten,
Und
in der Ausnutzung der geringen Wahrscheinlichkeit, ist der
Welten-Prozess
als solcher doch rational und vernünftig.
Diese
doppelte Rationalität, die sich wieder
Unserm
menschlichen Denken korrespondierend erschließt, führt
Zwangsläufig
zu der Frage, die über der Wissenschaft Grenzen
Weit
hinausgeht, aber doch eine Vernunft-Frage ist es:
Woher
stammt diese Rationalität? Gibt es etwa
Eine
Ursprung-gebende Ratio, die sich in diesen
Zonen
und Dimensionen von Vernünftigkeit spiegelt?
Der
Disput zwischen Glaube und Evolutionen
Heftig
ward geführt vor hundert Jahren, bis dann doch
Kam
man zu einer einigermaßen friedlichen Lösung.
Pius
der Zwölfte hatte die Frage der Arten-Entstehung
Des
Lebendigen überlassen der Wissenschaftsforschung,
Und
sein einziger Vorbehalt war, dass der Mensch nicht allein aus
Bio-Zusammenhängen
erklärt werden könne, vielmehr sei
Jeder
Mensch als ein geistbeseeltes Wesen ein neuer
Anfang,
der aus der Biologie nicht ableitbar, sondern
Auf
den Schöpfer verweist, den himmlisch zeugenden Vater.
Aber
bei diesem Friedensschluss war der Streit um den Menschen
Nicht
geschlichtet. Schon bald wussten Theologen nicht weiter
Von
der Seele und ihrer unmittelbaren Erschaffung
Durch
den Schöpfergeist, der die Seele gehaucht in den Körper.
Denn
das klassische anthropologische Denken der Väter,
Welches
formulierte den unverzichtbaren Glauben,
Ließ
sich nicht leicht mit dem Denkansatz der Evolution in
Übereinstimmung
bringen und dem umfassenden Anspruch
Der
Naturwissenschaftler auf die Wahrheit vom Menschen.
Damals
wurde bekannt die neue Vision mit dem Namen
Pierre
Teilhard de Chardin, der die Totalitäten des Denkens
Der
Naturwissenschaft verband mit den Totalitäten des Denkens
In
der Theologie, der theologischen Schau des
Menschen.
Von den Intuitionen dieses Gelehrten
Sind
doch viele Anregungen ausgegangen, befruchtend
Das
Gespräch der Naturwissenschaft mit Theologie und
Philosophie.
Doch eine letzte Antwort ergab sich
Nicht,
denn seine Naturwissenschaft war nur gegründet
Auf
die Anatomie und die Morphologie, doch noch nicht auf
Den
Prozess der Genetik, auch die Theologie blieb
Und
die Philosophie blieb unbefriedigend damals.
ZWEITE
ELEGIE
I
Lass
mich nun zu dir reden, o du barmherzige Gottheit,
Mich,
der ich nichts als Staub, mich, der ich Asche nur bin,
Lass
mich dennoch reden, zu deiner Barmherzigkeit red ich,
Rede
nicht zu dem Mann, der ist voll Hohn nur und Spott.
Gottheit,
du lächelst meiner vielleicht, doch wendest dich zu mir,
Voller
Barmherzigkeit ist Gottes Mutterschoß doch!
Aber
was ist es, was ich reden möchte, o Gottheit?
Sag
ich, dass ich nicht weiß, wie ich gekommen zur Welt?
Soll
ich sagen: Wie ich kam in dies sterbliche Leben,
Diesen
lebendigen Tod? Gibt es die Präexistenz?
Es
empfingen mich die Tröstungen deines Erbarmens,
Wie
ichs erfahren hab von dem Erzeuger, aus dem
Du
mich erzeugtest, und von der guten irdischen Mutter,
In
der du mich geformt, doch ich erinnre mich nicht.
Dann
empfing mich die Tröstung der Milch aus den Brüsten!
Aber
die Mutter nicht selbst füllte den Busen mit Milch,
Auch
die Amme füllte nicht selbst mit Milch ihre Brüste,
Sondern
du gabst die Milch mir, einem dürstenden Kind,
Du
hast gemäß deiner ewigen Weisheit und ewigen Liebe
Brüste
für mich gefüllt, Brüste, von Muttermilch prall!
Du
verliehst mir die Eigenschaft, nicht mehr zu verlangen,
Als
was gerne du gabst, was gern die Amme mir gab,
Was
du der Amme gegeben, ihre strotzenden Brüste!
Denn
der Ordnung gemäß und ihrem liebenden Trieb
Gab
die Amme mir gern von der überfließenden Liebe,
Die
du ihr verliehn. Diese wohltätige Art
Tat
ihr selber wohl, doch stammte von ihr nicht alleine
Diese
Liebe, sie war göttliches Medium nur.
Alle
Liebe und alle Güte kommt von der Gottheit,
Nur
die Gottheit ist gut, spendet den Kindern das Heil!
Später
freilich erkannt ich dies erst, als du mich berufen,
Damals
verstand ich allein, gierig zu saugen die Milch,
Ja,
in behaglichem Lebensgenuss der Ruhe zu pflegen
Und
bei leiblichem Schmerz schreiend zu sagen mein Weh.
Weiter
nichts. Doch dann begann ich, lieblich zu lächeln,
Erst
zu lächeln im Schlaf, dann auch zu lächeln am Tag.
So
ists mir erzählt worden, und ich glaube es gerne,
Denn
auch ein anderes Kind ließ mich beobachten dies.
Siehe,
allmählich empfand ich, wo ich wirklich gewesen,,
Kundtun
wollt ich den Wunsch, alle die Wünsche in mir,
Dass
man sie mir erfülle, doch nicht vermocht ich zu reden,
Denn
es wohnte der Wunsch tief in dem Inneren mir,
Aber
die Menschen waren außer mir, keiner der Sinne
Drang
in die Tiefe ein, ein in den inneren Kern.
Daher
strampelte ich und schrie in Begierden und Wünschen,
Wenige
Wünsche nur warens und solche allein,
Die
nicht meinen Fähigkeiten entsprachen und Künsten.
Größer
war immer der Wunsch als die vermögende Kunst.
Aber
erfüllte man meinen Willen nicht, weil man die Wünsche
Nicht
verstanden, vielleicht sie auch nur flüchtig erfüllt,
Ward
ich zornig auf die Eltern, erwachsene Menschen,
Die
mir nicht untertan, die mir nicht waren zu Dienst,
Und
ich versuchte mich durch ein Brüllen, Schreien und Heulen
Zornig
zu rächen, voll Wut, Wut und Enttäuschung und Zorn!
Dies
ist der Kinder Art und Weise, die lernte ich kennen
An
den Kindern, die ich kennengelernt in der Welt,
Diese
lehrten mich mehr als meine verschwiegene Mutter,
Die
mir niemals erzählt, wie ich gewesen als Kind.
Aber
die Kindheit ist lang vorüber, und siehe, ich lebe.
Aber,
o liebender Gott, du bist in Ewigkeit da,
Du
bist vorm Anfang der Zeit, du hast die Zeit ja erschaffen,
Auch
die Vorzeit ist dir völlig bekannt und vertraut.
Du
bist der Urgrund der vergänglichen Wesen und Dinge,
Unwandelbarer
Schoß, alle Ideen in dir
Sind
in ewiger Gegenwart. Sag mir, o göttliche Weisheit,
Ob
mein Leben begann einst in dem Mutterschoß erst,
Oder
ob meine Psyche präexistent war im Himmel
Der
Ideen und sah einst schon die Schönheit in Gott?
Darüber
hab ich manches gehört vom heiligen Platon,
Auch
mit den Augen sah schwangere Frauen ich oft.
Aber
war ich noch vor der Mutter Schwangerschaft, Weisheit,
Meine
Liebe, mein Gott, war ich ein Wesen zuvor?
Ich
hab keinen, mit dem ich zu philosophieren vermöchte,
Und
mein Vater hat nur Spott für den fragenden Sohn,
Unverständnis
die Mutter, und die anderen Menschen,
Freunde,
wissen nichts von den Geheimnissen, Gott.
Lachst
du über solch eine Frage, glückselige Weisheit?
Aber
ich lobe dich gern, alles bekenne ich treu.
Also
bekenn ich, du bist der Ursprung von Himmel und Erde,
Unsichtbarer
Welt wie auch der sichtbaren Welt,
Ursprung
meines Lebens, Gott meiner törichten Kindheit,
Die
ich lieber vergess, weil sie so unglücklich war!
Aber
ich kann von anderen auf mich selber auch schließen.
Und
ich vertraue den Fraun, was sie bezeugt über mich.
Damals
schon war und lebte ich, schon an der Grenze der Kindheit
Suchte
ich mein Gefühl deutlich zu machen im Wink.
Woher
kommt die Seele, wenn nicht von Gott, und der Körper?
Kennt
denn einer die Kunst, selbst sich zu schaffen aus Nichts?
Oder
gibt es eine andere Quelle? Den Zufall?
Oder
die Mutter Natur? Nein, meine Quelle ist Gott!
Gott,
du hast uns geschaffen, mich und die anderen Menschen,
Du
bist der Ewigkeit Gott und bist der Zeitlichkeit Gott,
Du
bist das Wesen der Wesen, unveränderlich seiend,
In
dir versinkt der Tag, den ich erlitten hab heut.
Nämlich
in Gott ziehn die Zeiten ihre geordneten Bahnen,
Gott
hält zusammen die Zeit, Jahre und Monde und Tag,
Gottes
Äonen sind wie der heutige Tag, wie die Stunde,
Da
ich dir klage mein Leid, all unsrer Großmütter Zeit
Ist
für Gott ein ewiges Heute, ach, und das Morgen
Ist
ein Heute für Gott, Ewigkeit, seliges Nun!
Das
ist mir gleichgültig, wenn mich keiner begreift von den Narren!
Der
dich nicht kennt, mein Gott, lern er dich kennen, o Gott!
Aber
jene, die meinen dich zu kennen, die blinden
Blindenführer,
mein Gott, - Jesus, dir klag ich mein Leid!
DRITTE
ELEGIE
1
Ach!
Wie sitzt die Stadt in Einsamkeit! Einst voll des Volkes,
Jetzt
der Witwe gleich! Groß war sie mitten im Volk,
Eine
schöne Prinzessin vieler schöner Provinzen,
Nun
der Sklavin gleich, ach, von den Feinden versklavt!
Nun
sie weint in den Nächten. Tränen benetzen die Wangen.
Kein
Geliebter hat Trost, ach, und der Freund ward zum Feind!
Juda
ging in die Gefangenschaft schlimmer Misere,
Schwerer
Arbeit. Sie wohnt mitten in Mengen von Volk,
Findet
keine Ruhe. Die ihr nachjagen, finden
Sie
und holen sie ein, schenken ihr Elend und Weh!
Ach,
es weinen die Wege von Zion. Zu der Versammlung
Keiner
kommt mehr zu ihr. Trostlos und traurig ihr Tor.
Ihre
Priester seufzen, ihre Jungfrauen jammern,
Ah,
wie bitter ist doch und voll Gram ihr Gemüt!
Ihre
Unterdrücker sind auf dem Gipfel der Stärke,
Feinde
haben Erfolg. Schlimm war die Revolution,
Darum
hat der Herr sie traurig gemacht. Ihre Kinder
Gehn
in Gefangenschaft, gehn in des Feindes Verließ.
Tochter
Zion ist genommen der Glorie Lichtglanz.
Und
ihr Prinz ist ein Hirsch, findet die Aue nicht mehr.
Ihre
Fürsten müssen einhergehen vor dem Verfolger,
Ohne
Mut, ohne Kraft, ach, ohne Freude und Glück!
Und
Jerusalem denkt an ihre Heimsuchung wieder,
Ruhelosigkeit,
und sie erinnert sich dran,
Wieviel
Begehrenswertes sie aus des Altertums Tagen
Hatte
und welchen Schmuck. Niedergeschlagen ist sie
Heute
und Volk und Heimat in den Händen der Hasser,
Niemand
hilft ihr mehr. Sie erntet Hohn nur und Spott.
Ach
Jerusalem sündigte, eine Unreine ist sie.
Die
sie verehrten einst, ha, die verachten sie jetzt,
Weil
sie offenbar sehen ihre beschämende Nacktheit!
Darum
seufzt sie vor Gram, wendet vom Leben sich ab.
Ihre
Unreinheit klebt an ihrem Röckchen, dem kurzen.
Sie
bedachte nicht, wie es zum Schluß ihr ergeht,
Es
ist ja auch zu wunderbar! Sie ist niedergesunken,
Findet
keinen Trost. Wehe mir, Herr, sieh mein Weh!
Sieh
auf meine Misere, mein erbärmliches Elend!
Allzu
mächtig doch ist mir geworden der Feind.
Unterdrücker
haben ausgebreitet die Hände,
Greifen
ihr Kleinod an. Sie musste zusehen da
Wie
die Heiden in ihr Heiligtum eintraten, wenn auch
Gott
der Herr es verbot, dass sie ins Heiligste gehn.
Ach
wie sehr seufzt ihr Volk und verlangt nach stärkender Speise,
Gibt
sein Edles dahin für etwas nährendes Fleisch,
Um
die Seele zu ermutigen. Wehe mir, Gottherr,
Schau
und gewahre wie wertlos und nichtig ich ward!
Ist
es denn gar nichts für euch, die ihr die Wege vorbei zieht?
Schaut
und betrachtet, ob da ist vergleichbar ein Schmerz,
Schmerzen
wie die Schmerzen, die auf mich wurden geworfen!
Ich
machte traurig den Herrn, Gott an dem zornigen Tag!
Feuer
der Höhe sandte Gott in meine Gebeine,
Dass
es herrsche darin! Für meine Füße ein Netz
Hat
er ausgebreitet und zugewandt seinen Rücken.
Trostlose
Traurigkeit! Täglich ermatte ich mehr!
Meine
Rebellion ist gefesselt von göttlichen Händen,
Und
die Schlinge am Hals! Ach wie mir taumelt die Kraft!
Gott
hat seine Hände gelegt an den elenden Sklaven,
Und
ich steh nicht mehr auf, bette mich nur noch im Tod!
Gott
hat niedergetreten meine Mächtigen alle.
Eine
Vereinigung rief gegen mich Gott voll Gewalt,
Meine
Jugend zu vernichten. Der Herr hat die Jungfrau
Tochter
Juda zerquetscht, wie in der Kelter den Wein.
Das
beweine ich, und aus den Augen strömen mir Wasser,
Denn
der Tröster ist fern, der mir bereitete Trost.
Meine
Söhne sind trostlos traurig, verzweifelt im Elend,
Und
es herrscht in der Welt überall siegreich der Feind.
Zion
breitet aus ihre Hände, doch da ist kein Tröster.
Gott
hat um Jakob rings feindliche Menschen gestellt
Und
geboten den Unterdrückern: Jerusalem soll nun
Eine
Unreine sein mitten im feindlichen Volk.
Gott
ist gerecht. Ich rebellierte gegen die Stimme.
Hört,
ihr Völker, und seht, wie so entsetzlich mein Schmerz!
Jungfraun
und Jünglinge gingen in der Gefangenschaft Kerker,
Ach
so groß ist mein Schmerz. Aber der Herr ist gerecht.
Meine
Geliebten rief ich, doch sie betrogen mich alle.
Priester
sind in der Stadt, Älteste sind in der Stadt,
Alle
suchen Speise, um ihre Seele zu stärken,
Suchen
nährendes Fleisch, suchen den tröstenden Wein.
Weh
mir, weh mir, Herr, ich leide schreckliche Qualen!
In
dem Inneren brennts, bitter ist in mir mein Herz!
Ich
war rebellisch, draußen das Schwert, der Männermord, drinnen
In
dem Hause der Tod, der mich der Kinder beraubt!
Meine
Freunde hören mein Seufzen und trösten mich doch nicht.
Meine
Feinde sehn meine Misere, sind froh.
Das
hast du getan. Lass kommen die richtende Stunde,
Dass
es den Feinden ergeht, wie es mir schlecht nun ergeht!
Herrgott,
lass ihr Böses vor dein Angesicht kommen,
Handle
an ihnen so, wie du gehandelt an mir
Wegen
meiner Rebellion. Meiner Seufzer sind viele,
Und
mein Herz ist matt, ach, und mein Leib ist geschwächt.
2
O
wie hat Gott die Tochter Zion bewölkt doch mit Ingrimm,
Niedergeschmettert
hat er Israels Schönheit und Reiz
Von
dem Himmel zur Erde, er hat nicht mehr gedacht seiner Fußbank
In
des Jammers Zeit, ach, an dem Tage des Zorns.
Gott
hat alle Wohnsitze Jakobs zerstört ohne Mitleid,
Tochter
Juda hat er all ihre Burgen zerstört,
Ihre
Hochburgen hat er in glühender Rage zerschmissen,
Er
hat entweiht den Fürst, alle die Herren im Land.
Alle
Krafthörner Israels hat er im Zorne zerschlagen,
Er
hat die rechte Hand sich in dem Rücken versteckt
Vor
dem Feind und in Jakob Flammen des Feuers entzündet,
Flammen,
die fressen umher alles im Umkreis des Lands.
Er
hat den Bogen gespannt wie ein Feind, erhoben die Rechte,
Wie
ein Gegner, zerschlug alles, was Augen war schön,
Seine
Rage ausgeschüttet wie Flammen des Feuers,
Tochter
Zion im Zelt ward überschüttet von Glut.
Gott
ist wie ein Feind geworden, Jakob vernichtet,
Zitadellen
sind hin, Festungen alle dahin.
Er
hat der Tochter Juda nichts als Klagen bereitet,
Nichts
als Kummer und Qual, so ist voll Tränen ihr Herz!
Er
hat seinen Tabernakel zerwühlt wie den Garten,
Und
sein Versammlungszelt hat er in Rage zerstört.
Gott
ließ in Zion Festversammlung und Freuden des Sabbat
In
Vergessenheit leider geraten. Im Zorn
Und
im Ärger verachtete Gott die Könige Judas
Und
die Priester im Zelt, opfernd im Heiligtum Gott.
Gott
hat seinen Altar beiseite getan und des Tempels
Heiligtümer
verschmäht. Mauern der Burgen hat er
Ausgeliefert
den Händen der Feinde. Im Tempel der Gottheit
Klang
die Stimme des Feinds, ach, wie am freudigen Fest.
Gott
wollte ruinieren der Tochter Zion Gemäuer,
Er
hat die Meßschnur gespannt. Er hat die strafende Hand
Nicht
von ihr abgewandt, bis er sie verschlungen im Zorne.
Burgen
voll Lamentation! Burgmauern alle zu schwach!
Tore
sanken in den Grund, die Riegel zerbrochen,
Alle
Schlösser zerstört. Fürsten und Könige sind
Unter
den Völkern, wo sie Jungfrau Torah nicht mehr finden,
Ach
der Prophet schaut nun keine Vision mehr von Gott.
Und
die Alten der Tochter Zion sitzen am Boden
Und
vor Kummer verstummt, streuen sich Staub auf das Haupt,
Haben
gegürtet ihr Sackleinen, tragen den Gürtel der Buße,
Jungfraun
Jerusalems lassen nun hängen den Kopf.
Tränen
erfüllen meine Augen, die innern Organe
Sind
sehr aufgewühlt, ach, und die Leber ist krank,
Meine
Leber ist ausgeschüttet zum Staube der Erde
Wegen
des Zerbruchs, wehe, der Tochter des Volks,
Da
die niedlichen Säuglinge und die lieblichen Kinder
Überwältigt
sind, ach, sie sind kraftlos und schwach.
Ihren
Müttern sagen sie: Wo ist Speise, wo Trank nun?
Auf
den Plätzen der Stadt sind sie geschwächt und verletzt
Wie
Verwundete und Verletzte mit tödlichen Wunden,
An
der Mutterbrust schütten die Seelen sie aus!
Tochter
Jerusalem, womit soll denn ich dich vergleichen?
Was
soll mein Zeugnis sein? Jungfrau, o wem bist du gleich,
Womit
soll ich trösten, Tochter Zion, dein Trauern?
Dein
Zerbruch ist ein Meer! Wer wird dich heilen, mein Herz?
Deine
Propheten schauen dir Geschmackloses, Leeres,
Deine
Perversion haben sie dir nicht enthüllt.
So
hätten abgewendet sie deine Gefangenschaft, aber
Nichtige
Sprüche nur hörst du bei all deiner Last.
Die
vorübergehen, schlagen die Hände zusammen
Und
sie pfeifen dir nach, schütteln den Kopf über dich,
Sagen:
Ist das die Stadt, die man nennt die vollkommene Schönheit,
Das
Entzücken der Welt, Wonne unendlichen Alls?
Deine
Feinde zerreißen das Maul sich über dich, Jungfrau,
Pfeifen
höhnisch dir nach, knirschen mit Zähnen. Man sagt:
Ha,
wir fraßen sie auf! In der Tat ist dieses die Stunde,
Die
wir sehnlich erharrt, die wir nun schauen und sehn.
Gott
vollbrachte seinen Plan, vollbrachte sein Wort nun,
Wie
er zur Vorzeit gesagt. Ohne Erbarmen zerstört
Gott
und ließ die Feinde sich freuen über dich, Jungfrau,
Deiner
Heimsuchung Horn hoch hat erhoben der Herr.
Und
ihr Herz schreit laut zum Herrn. O Mauer der Tochter
Zion,
lass du am Tag strömen die Tränen, zur Nacht
Nieder
strömen die Tränen lass wie die Fluten des Stromes,
Gib
nicht Ruh und lass feucht deine Augäpfel sein!
Und
erhebe dich in der Nacht und klage dein Wehe,
Schütte
dein Herz aus wie Wasser am Anfang der Nacht,
Heb
deine Hände zu Gott für die Seelen all deiner Kinder,
Die
von Hunger geschwächt sind und verdursten am Markt.
Gottheit,
schau und gewahre, wen du mit Härte behandelst!
Sollen
die Frauen denn fressen die Leibesfrucht gar,
Kinder
ihrer zarten Fürsorge? Sollen Propheten
Denn
in dem Heiligtum liegen ermordet im Blut?
In
den Straßen und auf der Erde Jünglinge liegen,
Alte
liegen im Staub. Jungfraun und Jünglinge sind
Durch
das Schwert gefallen. O du mordest im Zorne,
Niedergemetzelt
hast du ohne Erbarmen, mein Gott!
Du
hast den Terror im Umkreis aufgerufen zum Feste,
Keiner
in Zeiten des Zorns konnte entkommen dem Feind,
Keiner
überlebte. Die ich auf Händen getragen,
Kinder,
die ich erzog, die hat geraubt mir der Feind!
3
Ich
bin der elende Mann, der die Rute des rasenden Zorns sah.
Gott
führte mich in die Nacht, führte mich nicht in das Licht.
Gott
wandte Tag für Tag seine Hand gegen seinen Verlassnen.
Fleisch
und Haut ward mir alt, Knochen zerbrach mir der Herr.
Bitternis
gab er und Härte schlug mich von jeglicher Seite.
Ach,
ich wohn in der Nacht, so wie die Toten im Grab.
Mauern
zog er gegen mich auf, ich komm nicht heraus mehr,
Eisenkette
beschwert meinen gefangenen Leib.
Wenn
ich auch schreie und brülle, verschließt er sich meinen Gebeten.
Meine
Wege verbaut Gott mir mit Quadergestein,
Und
den Pfad meiner Füße mir verwirrte der Höchste.
Gott
stand da wie ein Bär, lag wie ein Löwe im Busch.
Gott
ließ mich wandeln Wege ins Abseits, er hat mich zerrissen,
Trostlos
traurig gemacht, trostlos mich traurig gemacht.
Er
hat den Bogen gespannt und nahm mich zum Ziel seiner Pfeile.
Köcherkinder
sind mir in die Nieren gebohrt.
Ein
Gelächter bin ich den Leuten und täglich ihr Spottlied.
Bitternis
macht mich satt, ich bin vom Wermut getränkt.
Meine
Zähne hat er zermalmt. Ich lieg in der Asche.
Friede
floh mein Gemüt. Schönheit vergaß ich vor Weh.
Ach,
dahin ist mein Leben, zunichte die Hoffnung auf Jahwe.
Mach
dir doch bewußt, Jahwe, wie elend ich bin.
Ich
gedenke des Schierlingsbechers, des Giftes der Schlange.
Niedergesunken
ist, ach, meine Seele in mir.
Doch
meine Seele wandte sich zur Jugend der Hoffnung.
Das
ist doch Jahwes Huld, ich bin nicht gänzlich zerstört.
Gottes
Mutterschöße sind voll von Gottes Erbarmen,
Frisch
jedes Morgenrot, ja, seine Treue gewiss.
Gott
ist mein Anteil, spricht meine Seele, ihn will ich erwarten.
Gott
ist gut zu dem Mann, der ihn erwartet, der sucht.
Schön
ists, Hoffnung zu haben, zu warten auf Jahwes Erlösung
Voller
Sehnsuchtsglut, still im Gebete versenkt.
Gut
ists dem Mann, sein Joch zu tragen in Jahren der Jugend.
Gut
dem einsamen Mann, nachdenklich stille zu sein,
Wenn
er zu tragen hat mit der Seele die Lasten der Leiden.
Leg
er den Mund in den Staub! Oh, da ist Hoffnung vielleicht.
Lass
er sich Ohrfeigen geben, mit Vorwürfen sättigen! Dulde!
Denn
der Herr verbirgt sich nicht für immer. Getrost!
Gott
mutet Trübsal zu, doch liebt auch mit inniger Güte.
Nicht
von Herzen betrübt Jahwe die Menschen mit Gram.
Dass
man Gefangene tritt mit Fußtritten höhnisch und herzlos,
Rechte
des Mannes beugt vor dem Gesichte des Herrn,
Und
die Worte des Mannes verwirft, das alles sieht Jahwe!
VIERTE
ELEGIE
1
Lass
uns einen neuen Anfang nun machen, ich weise
Darauf
hin, dass der Staat aller Moralien kennt
Drei
der Laster. Inkontinenz und Rohheit vermeide!
Was
dem Laster wehrt, Tugend und Kontinenz ists.
Gegen
die Vertierung ist am passendsten Tugend,
Übermenschliche
Kraft, Tüchtigkeit, Held oder Gott,
So
wie Priamos sagte vom unsterblichen Hektor:
Nicht
der Sohn eines Manns, sondern ein Göttersohn er!
Wenn
also Männer Göttern gleichen heroischer Tugend,
Wird
diese Art gestellt gegen den Zustand des Tiers.
Tiere
haben keine Laster, keinerlei Tugend,
Also
sind sie kein Gott, ist doch die göttliche Art
Höher
als Tugend, und tugendhafte Menschen sind Götter,
Aber
der Abschaum ist Laster und sündiger Pfuhl!
Jetzt
wird selten ein Mensch gefunden, der gottähnlich herrlich,
Wie
der Spartaner sagt, sieht er den heiligen Mann,
Nennt
er gottähnlich ihn, doch ist der sündige Pöbel
Viehischer
Laster Brut, so ist der dumme Barbar.
Aber
manche tierische Art kommt nur durch Erkrankung.
Aber
böse genannt wird auch der viehische Mann,
Der
von Grund auf in allen Lastern zuhause ist, Tiermensch.
Davon
spreche ich noch, aber jetzt red ich zuerst
Von
der Inkontinenz und der verweichlichten Schlaffheit
Und
von der Kontinenz, Ausdauer, heldischer Kraft.
Doch
sind beide nicht identisch mit Laster und Tugend,
Sondern
sind Unterart, sind andere Gattung des Seins.
Lasst
uns beobachten doch die Fakten, die Schwierigkeit lasst uns
Diskutieren
und sehn alle die Meinungen an
Über
Erkrankungen menschlichen Geistes. Falls nicht vorhanden,
Sehn
wir das Häufigste an, sehn wir die Hauptschuld uns an.
Falsche
Einwände werden wir entkräften durch Wahrheit,
Lassen
den törichten Hauf unweiser Schwätzer in Ruh,
Lassen
ungestört die sinnlosen Meinungen vieler,
Aber
beweisen genug Wahrheit, wie Gott sie uns gibt.
Jetzt
wird Kontinenz und Ausdauer von dem Dichter betrachtet,
Unter
den Dingen gut sind sie und lobenswert auch.
Aber
Inkontinenz und dazu die verweichlichte Schlaffheit,
Diese
Dinge sind schlecht, sie sind verwerflich, gemein.
Und
der Mensch wird betrachtet, ob er kontinent ist, ob
Inkontinent
und bereit, göttliche Kraft zu verschmähn.
Und
der inkontinente Mann wohl weiß im Gewissen,
Das
was er tut, das ist schlecht, tut es aus Leidenschaft doch.
Aber
der kontinente Mann kennt appetitliche Neigung,
Folgt
dem Prinzip der Vernunft, lebt in der Mäßigung keusch.
Alle
Vernünftigen nennen den Keuschen und Maßvollen weise
Und
gerecht, doch den Mann, der wie ein Tier lebt, nur Narr!
Manche
können zügellose Männer von keuschen
Nicht
unterscheiden und dumm werden verwechselt die zwei.
Narren
sagen, der Mann der praktischen Weisheit und Klugheit
Kann
nicht tugendhaft sein, weise und keusch und gerecht.
Andere
sagen, Männer der praktischen Weisheit bedürfen
Heftigen
Zorn und Gewinn, Ehre und Ruhm in der Welt.
Dies
wird alles gesagt von den maßlos begierigen Menschen,
Unkeusch
und zügellos, wie es heut vorlebt die Welt.
2
Jetzt
frag ich, wie ein Mann, der zu recht urteilt, inkontinent ist?
Dass
er so sich verhält, ist doch unmöglich, vielmehr
Wäre
es seltsam, wenn ein Sokrates dächte genauso,
Wissen
ist in dem Mann, der sich beherrschen kann, und
Sollte
er etwa einhergehen wie ein Sklave der Triebe?
Sollte
er sein der Knecht seiner selbsteigenen Schuld?
Sokrates
war da anderer Meinung, Beherrschung und Keuschheit
Ist
nicht Inkontinenz, niemand, so sagte er gut,
Handelt
gegen die Einsicht, wenn sie handeln als Sünder,
So
weil die Einsicht fehlt, weil sie die Torheit beherrscht.
Aber
diese Ansicht widerspricht den deutlichen Fakten,
Und
so frage ich mich, was denn passiert mit dem Mann,
Wenn
er töricht handelt entsprechend der Herrschaft der Torheit?
Ist
er unwissend nur, oder ist unrein sein Herz?
Denn
der Mann, der nicht ausschweifend lebt, der denkt vor der Sünde
Nicht
an die eigene Schuld, doch ist die Schuld offenbar.
Aber
andere stimmen dem Sokrates zu und behaupten
Von
dem Täter der Schuld, dass ihn die Torheit verführt,
Dass
er das rechte Wissen nicht hat von der Schuld seiner Sünde
Und
der Schönheit, die liegt in der Keuschheit allein.
Hat
er die Weisheit noch nicht erkannt, die Schönheit der Keuschheit?
Dann
nur schwach widersteht aller Verführung ein Mann,
Und
sie versagen durch Appetit auf die Lüste, die Männer.
Sympathisiere
nicht mit der Verführung zur Schuld,
Sympathisiere
nicht mit dem Bösen, mit dem Versucher.
Ist
das Weisheit doch nur, die dem Feind widersteht!
Aber
ein Mann ist nicht klug, der sich nicht selber beherrscht, nein,
Praktische
Weisheit ist, selbst zu beherrschen den Trieb.
Nämlich
ein wahrhaft Weiser ist der Freund guter Werke,
Der
die Tugend liebt, Keuschheit und Reinheit und Zucht.
Wenn
man starken und schlechten Appetit hat, so nicht doch
Beim
gemäßigten Mann, Fresser sind Maßvolle nicht,
Aber
wenn der Appetit gut ist, gemäß dem Charakter,
Ist
das Maßhalten gut bei dem gemäßigten Mann,
Aber
beim schwachen Appetit ist Maßhalten keine
Tugend
der sittlichen Zucht, da man nicht Widerstand braucht.
Wenn
ein Mann bereit ist, jede Meinung zu achten,
Ist
es schlecht, denn es heißt, dass er die Wahrheit nicht liebt,
Dieser
wird auch falsche Meinungen achten. Wenn aber
Nicht
auf Meinung gebaut, sondern auf Wahrheit ein Mann,
Wird
er, wie Sokrates sagt, widerstehen selbst dem Odysseus,
Wenns
eine Lüge ist, was ihm Odysseus befiehlt.
Ferner
ist das sophistische Argument etwas schwierig:
Wenn
der Wunsch entsteht, anderm als Wahrheit den Sieg
Zu
vergönnen, wenn nur die eigenen Meinungen siegen,
Nur
weil man nicht widerlegt irriger Meinungen Schein.
Torheit
mit Unbeherrschtheit gekoppelt, das ist keine Tugend.
Sondern
der Richter sagt, was da ist böse, was gut,
Also
wird der Beherrschte tun das Gute, nicht Böses,
Das,
was er wirken soll, nicht was zu meiden dabei.
Ferner
ist unbeherrscht, der tut nur, was ihm genehm ist,
Nicht
das Bessere tut, weil er sich selbst nicht beherrscht.
Aber
wer überzeugt werden kann, seine Meinung zu ändern,
Hoffnung
auf Heilung gibt’s immer bei solch einem Mann.
Wer
von der Richtigkeit überzeugt ist, was er zu tun hat,
Der
lässt nicht davon ab, was man auch redet mit ihm.
Aber
wer unbeherrscht ist, der redet gern andere Worte,
Als
er als Handelnder tut, wahrt der Besonnenheit Schein.
Wenn
nun Unbeherrschtheit und Beherrschtheit betroffen
Werden
in dieser Welt, wo sind die wenig besonnenen
Narren
zu finden? Nicht jeder ist unbeherrscht ja in allem,
Doch
der Nichtsnutz zumeist selbst nicht beherrscht seinen Trieb.
3
Einiger
Art sind die Schwierigkeiten, die sich ergeben,
Einiges
widerlegt nachdenklich-weise der Mann,
Andre
behaupten die Herrschaft auf den irdischen Feldern,
Wahrheit
zu finden ist schwierig dem Denkenden selbst.
Handeln
die unbeherrschten Menschen wissentlich oder
Ohne
Wissen zumeist? Wenn sie denn wissen, ja, wie
Wissen
sie denn? Und was begegnet denn den Beherrschten,
Unbeherrschten
auch? Trauer und Schmerzen und Glück.
Und
die unbeherrschten und die beherrschten der Menschen,
Sind
sie einander gleich? Oder verschieden vielleicht?
Und
befassen sich Unbeherrschtheit oder Beherrschtheit
Denn
mit jedem Objekt, sei es nun Leid, sei es Lust?
Denn
bei welchem Ding sind ungezügelte Menschen
Ungezügelt?
Ists nicht in dem verwandten Bereich?
Nämlich
einer denkt, er solle die Freude verfolgen
Immer
und überall, koste es was es auch will,
Aber
der andere nicht allein verfolgt nur die Freude,
Sondern
ein höheres Gut, etwa das Gute an sich.
Manche
sagen, es ist die Meinung, nicht die Erkenntnis,
Die
sie zügellos macht, aber was sag ich dazu?
Ist
es doch die Meinung, die sie halten für Wahrheit,
Die
sie zügellos macht, halten für Wesen den Schein.
Manche
aufgrund ihrer schwachen Überzeugungen haben
Nichts
als Meinungen nur, also sie handeln danach,
Handeln
nicht gegen das eigene Urteil der irrigen Meinung,
So
wie Wissende auch folgen der Wahrheit Gesetz,
Ob
nun Weisheit oder nur Meinung, man folgt seiner Ansicht,
Denn
die Narren sind fest überzeugt von dem Schein,
Denken,
sie haben die Wahrheit gefunden am Boden der Flasche,
So
überzeugt ist der Weise von Wahrheit und Gott.
FÜNFTE
ELEGIE
1
Büchlein,
nun ohne mich, ich gönns dir, geh in die Hauptstadt.
Wehe,
wehe, dass deinem Meister erlaubt nicht zu gehen!
Geh,
doch ohne Schmuck, so ziemt es sich für den Verbannten:
Traurig,
zu tragen die Kleidung dieser elenden Zeiten.
Du
wirst nicht verkleidet mit hyazinthenem Purpur -
Das
ist keine passende Farbe, in Trauer zu gehen -
Kein
Papier von Zedernöl und auch kein Zinnober,
Keine
weißen Häupter und Hörner um finstere Stirnen.
Glückliche
Bücher werden geschmückt mit solcherlei Dingen:
Du
sollst stattdessen mein trauriges Schicksal im Auge behalten.
Nicht
spröder Bimsstein, um deine Kanten glatt zu polieren,
Dass
du zerlumpt gesehn wirst, mit dem Haar in Verwirrung.
Keine
Schande in deinen Flecken, denn wer sie anschaut,
Der
wird wissen, dass sie durch meine Tränen verursacht.
Geh,
Buch, grüße die lieben Orte mit herzlichen Worten:
Ich
will unter ihnen auf Füßen gehen, ich kann es.
Wenn
in der Masse ist einer, der mich nicht hat vergessen,
Wenn
es einen gibt, der fragt noch, wie es mir gehe,
Sage,
ich sei am Leben, doch leugne, dass es mir gut geht:
Dass
ich noch am Leben bin, ist ein Geschenk meines Gottes.
Schweige
ansonsten, und lass ihn lesen, der mehr lesen möchte -
Vorsicht,
zu sagen zufällig, was nicht benötigt wird weiter,
Denn
der Leser wird sich an meine Sünden erinnern,
Stimmen
der Massen machen mich zum gemeinen Verbrecher.
Hüte
dich, mich zu verteidigen, trotz all des Spottes:
Meinen
schlimmen Fall wird man nicht verteidigen können.
Findest
zu jemand, welcher seufzt um meine Verbannung,
Welcher
liest deine traurigen Verse mit tränenden Augen,
Schweigend
wünsche er, ungehört von den hämischen Feinden,
Meine
Strafe werde gemildert vom zärtlichen Kaiser.
Für
mich selbst ich wünschte, wer auch immer mir gut ist,
Dass
er die Götter bitte, gnädig zu sein meinem Leiden:
Dass
es geschehe: Der Herrscher, der im Zorn mich verbannt hat,
Gebe
mir das Recht, in der römischen Heimat zu sterben.
Wenn
du gehorchst, kann man dich zur Verantwortung ziehen,
Buch,
und kann übel reden von meines Genius' Blüte,
Wenn
auch die Untersuchung ist die Pflicht eines Richters
Aller
Umstände. Du bist sicher in ewigen Zeiten.
Feingesponnene
Verse sind vom ruhigen Geiste:
Meine
Tage sind getrübt durch plötzliches Elend.
Verse
fragen nach Dichtern mit Privatsphäre, Freizeit:
Ich
ward durch Winterstürme auf stürmische Meere geworfen.
Jeder
fürchtet Schäden am Vers, doch ich bin verloren
Und
bin immer in Angst vor einem Schwert an der Kehle.
Was
ich geschaffen habe, wird die Kritiker freuen:
Sie
werdens lesen, was immer es ist, mit freundlicher Nachsicht.
Bringe
Homer, den Mäoniden, in solche Gefahren,
Sein
Genie selbst würde unter der Schwierigkeit scheitern.
Also
geh, mein Buch, bekümmre dich nicht um den Ruhm und
Schäme
dich nicht zu missfallen einem strengeren Leser.
Denn
nicht freundlich zu mir ist gegenwärtig Fortuna,
Was
denn sollen mir dabei Lob und Ehre und Nachruhm?
Siehe,
ich wurde berühmt durch mein Verlangen nach Nachruhm.
Und
ich wollt mir gewinnen einen bleibenden Namen.
Doch
genug jetzt. Ich hasse diese Studien, Verse,
Mir
ist so weh, dass mein Witz mich brachte in die Verbannung.
Geh
du für mich, denn du kannst es, und blicke auf Roma.
Wenn
die Götter mir nur zugeständen mein Büchlein!
Weil
du Ausländerin in einer mächtigen Stadt bist,
Glaube
nicht, dass du als Fremde kommst ins Gedränge.
Wenn
dir ein Titel auch fehlt, sie werden den Stil doch erkennen:
Wolltest
du sie auch täuschen, doch klar ist, ich hab dich erschaffen.
Aber
geh nur ruhig, meine Verse werden nicht schaden,
Ich
bin nicht so populär wie ichs früher gewesen.
Wenn
auch einer meint, man sollte dich Büchlein nicht lesen,
Weil
du meine Schöpfung, und stößt dich weg voll Verachtung,
Sage:
Schau doch den Titel: Es sind nicht der Liebeskunst Verse,
Diese
Arbeit hat schon bekommen, was sie verdiente.
Mag
auch sein, du hast mich gefragt, ob senden ich möchte
Dich
zum Palatin, um Cäsars Haus zu erklettern -
Möge
Augustus, der Gott, die Stelle mir gerne verzeihen!
Denn
ein Blitz von diesem Gipfel ist auf mich gefallen.
Ja,
ich weiß, es gibt Barmherzigkeit dort in der Höhe,
Aber
ich fürchte die Götter, mächtig, uns Schaden zu bringen.
Falken,
das kleinste Geräusch ihrer Flügel bringt ja schon Terror,
Wenn
die Turteltäubchen ihre Krallen verletzen.
Auch
nicht das Lamm wagt sich zu entfernen weit von der Weide,
Einmal
den Klauen eines hungrigen Wolfes entrissen.
Und
wenn Phaeton lebte, er würde den Himmel vermeiden,
Wegen
der Sonnenpferde, die er töricht berührte.
Ich
gestehe, ich fürchte, ich fühlte Juppiters Waffe,
Und
es suchen mich feindliche Blitze, donnerts am Himmel.
Jeder
Grieche, dem capharäischen Felsen entkommen,
Immer
wandte weit sich ab vom euböischen Wasser.
Und
mein Schiff, von einem mächtigen Sturme zerbrochen,
Fürchtet
die Nähe der Stelle, wo es wurde vernichtet.
Also
Vorsicht, mein Buch, und schau mit schüchternem Geiste,
Wenn
sein Inhalt wird von den mittleren Ämtern gelesen.
Eine
zu hohe Höhe such ich zerbrechlicher Flügel,
Ikarus
gab seinen Namen ja dem Salzwasser sterbend.
Es
ist schwer zu sagen, ob zu bedienen das Ruder
Oder
die Brise, doch achte auf Ort und auf Stunde.
Wenn
du siehst, er ergeht sich schön in der Muße der Freizeit
Oder
alles ist ruhig, wenn er den Ärger verloren,
Während
du zögerlich bist in der Angst, dem Erzürnten zu nahen,
Jemand
wird mit kurzem Wort dich bitten zu gehen.
Doch
am guten Tag und glücklicher als du gewohnt bist,
Kannst
du landen und mit Leichtigkeit klagen mein Unglück.
Entweder
kann dir keiner helfen oder Achilles
Lehrt
dich: Nur der Mensch kann helfen, der mich verwundet.
Nur
soll man nicht schaden, wenn man die Macht hat zu helfen,
Meine
Hoffnung ist kleiner als meine schlimmste Befürchtung,
Vorsicht,
sei leise und wecke keine bösen Gefühle,
Sei
mir nicht ein zweiter Grund für entsetzliche Strafen!
Doch
wenn du zugelassen wirst zum inneren Tempel,
Wenn
du erreichst mein Haus, die Bücherregale voll Bücher,
Du
wirst sehen, deinen Brüdern ist es genügend,
Allen,
die wurden in Handarbeit voller Sorgfalt gefertigt.
Und
der Rest der Menge wird offen zeigen die Titel,
Denn
sie tragen den Namen auf freiliegenden Flächen.
Aber
du siehst drei sich verstecken in dunkler Umgebung,
Denn
noch immer, wie alle wissen, lehren sie Liebe.
Meide
sie, oder wenn du die Nerven hast, rufe die Bücher
Ödipus
gleich oder Telegonus Mörder des Vaters!
Sei
gewarnt, wenn du irgend noch Sorge hast um den Vater,
Liebe
nicht eins dieser drei, obwohl es dir beigebracht wurde.
Da
sind auch fünfzehn Bücher noch über wechselnde Formen,
Lieder,
gerettet gerade vorm Ritual der Bestattung.
Sage
ihnen, das Gesicht meines eignen Vermögens
Kann
gerechnet werden unter die Metamorphosen.
Jetzt
mein Gesicht auf einmal verändert die Stimmung,
Einmal
ist Grund zum Heulen und einmal Grund zum Entzücken!
Ich
hab Aufträge mehr noch für dich, wenn du mich nur bittest,
Aber
ich fürchte sehr der trägen Verzögerung Ursach.
Buch,
wenn du alles, was ich denke, durchgeführt habest,
Wirst
du eine schwere Last auf den Inhaber legen.
Schnell,
der Weg ist lang! Mein Leben ist hier am Ende,
Hier
am Ende der Erde, fern dem Lande der Heimat.
2
Götter
des Meers und des Himmels, was bleibt übrig als Beten?
Nicht
die Rippe des sturmgepeitschten Schiffes zertrümmert,
Tut
es nicht, ich bitt euch, zu schreiben dem zornigen Kaiser!
Oft,
wenn ein Gott uns drückt, kommt eine andere Hilfe.
Gegen
Troja Vulkanos, Apollo aber für Troja,
Venus
war gnädig zu Troja, Pallas Athene war feindlich.
Juno
hasste Aenäas, unterstützte den Turnus,
Aber
Aenäas war sicher durch die Allmacht der Venus.
Furchtbar
Neptun oft fordert heraus den schlauen Odysseus,
Aber
Minerva rettete ihn vorm grimmigen Onkel.
Und
geht mir es etwa anders als allen den Duldern,
Steht
mir keine Macht bei gegen die zornige Gottheit?
Taugenichts,
ich verschwende die leeren Worte vergebens!
Zwar
es spricht mein Mund, durch schwere Wellen bedrängt, doch
Schleudert
meine Worte weg der ängstliche Notus,
Lässt
es nicht zu, dass meine Gebete erreichen die Götter!
Also
der gleiche Wind bläst ins Gebet und ins Segel,
Wer
aber weiß, warum ich nur so doppelt bestraft bin?
Weh
mir, ah weh mir! Diese Berge türmenden Wassers!
Jetzt,
so denk ich, erreicht das Wasser die Sterne am Himmel!
Welche
Abgründe sinken unter den gähnenden Fluten!
Jetzt,
so denk ich, berühren sie des Tartaros Dunkel!
Überall
dort, wo ich bin, gibt’s nichts als Meere und Lüfte,
Hier
geschwollene Wellen und dort bedrohliche Wolken
Und
dazwischen das donnernde Dröhnen und Murren der Winde.
Wissen
die Wellen des Meeres nicht, welchem Herrn zu gehorchen?
Jetzt
der Eurus stürmt voll Macht aus dem purpurnen Osten,
Jetzt
der Zephyr stürzt hinab in den Abend im Westen,
Jetzt
der gefrorne Boreas schwärmt vom trocknen Polarstern,
Notus
kämpft mit der gegenüberliegenden Stirne.
Unsicher
ist der Steuermann, was er meiden soll oder
Wo
er steuern soll, seine Kunst ist ratlos vorm Übel.
Sicherlich
sind wir erledigt! Keine Hoffnung auf Rettung!
Während
ich rede, durchnässen die sprühenden Wellen mein Antlitz.
Dies
wird meine Lebensdauer verkürzen, die Lippen
Beten
vergeblich! Ich werde schlucken die Todesgewässer!
Meine
getreue Frau nur trauert um meine Verbannung,
Sie
ist die Einzige, krank wegen mir, sie weiß es und stöhnet.
Sie
sieht mich nicht geschleudert durch den Abgrund des Meeres,
Von
den Stürmen verfolgt, sie sieht mich nicht kurz vor dem Tode.
Gut,
dass ich ihr nicht erlaubte, mit mir zu gehen,
Oder
ich armer Teufel ertrüge mehrere Tode!
Nun,
wenn ich sterbe, dann ist sie doch frei von Gefahren,
Dann
wird überleben meine bessere Hälfte.
Ah,
was für schnelle Flammenblitze aus finsterer Wolke!
Was
für ein gewaltiger Krach erklingt aus dem Äther!
Dieser
Schlag auf die Bretter in den Wellen ist ähnlich
Dumpfen
Schlägen der Kanone gegen die Mauern.
Kommt
eine Welle, überragend die anderen Wellen,
Nach
der neunten der Wellen und vor der elften der Wellen.
Nein,
ich fürchte den Tod nicht, doch dies elende Sterben!
Rette
mich vorm Ertrinken! Und der Tod ist ein Segen!
Ein
natürlicher Tod – ein Tod durch das Messer - zumindest
Ruht
dein Körper auf festem Boden, bei friedlicher Ebbe,
Und
es gibt Klagen von andern und das Grab als die Hoffnung,
Nicht,
um Futter für die Fische im Meere zu werden.
Wenn
ich verdient solchen Tod – ich bin nicht der einzige Mensch hier.
Warum
sollen mit mir die schuldlosen Menschen ertrinken?
Götter
droben und die ihr die grünen Meere beherrschet,
Himmlische
Scharen! Unterlasst die Drohungen bitte!
Elender
Mensch ich! Lasst mir doch das Leben! Ich dulde
Cäsars
Grimm und Zorn im vorherbestimmten Gebiete.
Wenn
ihr mir das Urteil fällt, das zwar ich verdiene,
Meine
Schuld nach Recht bestraft, doch verdien ich den Tod nicht.
Wenn
mich der Kaiser will schicken hinab zum stygischen Wasser,
Bräuchte
er nicht dazu die Hilfe der himmlischen Götter.
Er
hat eine Macht, die ihm gegönnt sei, über mein Leben,
Wegnehmen
kann er, was er gegeben, ists nur sein Wille.
Ihr,
ich bitt euch, die ich sicher nicht böse verwundet,
Kümmert
euch bitte doch jetzt um mein Elend, die tödlichen Nöte!
Doch
wenn ihr alle bereit seid, dieses Würmchen zu retten,
Dieses
Leben ist ruiniert, man muss es nicht retten.
Doch
beruhigt die Meere, lasst wehen stiller die Winde,
Rettet
mich und ich will ertragen Exil und Bestrafung.
Ich
weiß nicht zu pflügen das Meer zum Handel mit Waren,
Gierig,
Reichtum ohne Ende mit Macht zu erwerben,
Noch
Athen zu erreichen, das einst als Student ich besuchte,
Noch
die asiatischen Städte, die Orte, die sah ich,
Auch
nicht wollt ich zum großen Alexandrien segeln,
Oder
zu meinem Vergnügen den gelben Nilus erblicken.
Nur
ich bitte um günstige Winde. Aber wer glaubt mir?
Günstige
Winde dem Segel zum Land der Sarmaten!
Ich
bin gezwungen, zu berühren das Ufer des Pontus,
Und
ich klage, mein Flug aus der Heimat ist leider zu langsam.
Dass
mir die Reise verkürzt wird, das sind meine Gebete,
Um
die Menschen in Tomis zu sehn im fremdesten Lande.
Wenn
ihr mich liebt, so haltet zurück die widrigen Stürme,
Mögen
begünstigen eure Kräfte das schiffende Fahrzeug!
Wenn
ihr aber mich hasst, so treibt mich ins Land der Verbannung,
Denn
ein Teil meiner Strafe ist der Ort des Exiles.
Winde,
fahrt meinen Körper schnell, verweilt nicht so träge,
Warum
meine Segel erwünschen Italiens Küste?
Cäsar
will das nicht! Bewahrt nicht, den er vertrieben!
Lasst
mich doch sehen das Land des Pontus mit eigenen Augen.
Er
befielt, ich verdiene die Strafe, ich möchte den Frommen
Und
Gerechten nicht anklagen, der bestraft meine Sünden.
Doch
wenn der Sterblichen Werke niemals täuschen die Götter,
Wisst
ihr doch, dass meine Schuld kein schlimmes Verbrechen.
Wenn
ihr es wisst und wenn mein Fehler mich irregeführt hat,
Dann
war zwar mein Gedanke dumm, doch ich war nicht böse,
Denn
bescheiden habe ich immer das Haus doch begünstigt,
Und
Augustus war mir immer Gesetz meines Handelns,
Wenn
ich die seligen Zeitalter ihm als Führer gesungen,
Ich
bot Weihrauch dem Kaiser, meinem menschlichen Gotte -
War
doch solches meine Absicht, drum rettet mich, Götter!
Tat
ich übel, dann möge die Welle ersäufen mein Leben!
Irre
ich? Oder sind schon verschwunden die finsteren Wolken?
Wird
gedemütigt schon des wechselnden Ozeans Welle?
Nicht
der Zufall herrscht, ihr seid als Zeugen geladen,
Die
wir nicht betrügen, und bringt mir Rettung und Hilfe!
3
Wenn
die triste Erinnerung kommt in den grübelnden Geist mir,
Denke
ich jener Nacht, der letzten Stunde in Roma,
Wenn
ich mich recht erinnere an die Nacht, die mir lieb ist,
Lieb
zu mir war, aus meinen Augen strömen die Tränen!
Schon
war der Tag gekommen, den Cäsar Augustus bestimmte
Als
den Tag meiner Fahrt von des fernen Italiens Küsten.
Da
war nicht genügend Zeit und Lust zu bereiten
Das
Notwendige, lange zögert betäubt meine Seele.
Ich
hab gar nicht gedacht an Sklaven oder Gefährten,
Ihre
Kleidung und andern Bedürfnisse für die Verbannung.
Ich
war wie benommen, von Jupiters Blitzen getroffen,
Der
ich lebte, doch unbekannt mein Leben den Leuten.
Aber
wenn Kummer auslöschte oder trübte mein Denken -
Endlich
meine Sinne begannen, sich neu zu beleben,
Ich
sprach mit Freunden, die ich traurig am Ende verlassen,
Einem
oder zweien, so wenigen, wie mir verblieben.
Als
ich weinte, mein Weib in meinen Armen bitterlich weinte,
Tränen
strömten ihr maßlos über die schuldlosen Wangen.
Meine
Tochter war fern, war an der libyschen Küste,
Und
so konnte sie nichts von meinem Schicksal erfahren.
Wo
auch immer ich war, da klangen Schmerzen und Trauer,
Innen
war der Anschein von einem lauten Begräbnis.
Frauen
und Männer kamen zur Trauerfeier und Kinder,
Jeder
Winkel des Hauses hatte strömende Tränen.
Wenn
man ein gutes Beispiel für etwas geringes verwendet,
Dies
war das Antlitz von Troja, als sie wurde getroffen.
Jetzt
die Schreie der Männer und der Hunde verstummen,
In
der Höhe führt Luna die mitternächtlichen Pferde.
Und
ich sah sie, das Kapitol im leuchtenden Mondschein,
Nah
an meinem Hause, aber, ach, das war sinnlos,
Also
betete ich: Ihr Mächte hier in der Nähe,
Soll
denn eure Tempel mein Auge nimmermehr sehen,
Götter,
die ihr besitzt die große Stadt des Quirinus,
Ich
muss verzichten! Empfangt meinen Gruß für ewige Zeiten!
Ist
es zu spät auch, doch gebt euren Schutz, euren Schirm mir,
Im
Exil befreit mich von dem Wüten des Hasses,
Und
erklärt dem Gottmenschen, was mich irregeführt hat,
Dass
es nicht meine Schuld ist, ein Verbrechen zu denken,
Dass
meiner Schmerzen Autor weiß, was Götter schon wissen.
Wenn
der Gott zufrieden ist, so bin ich nicht elend.
Also
sprach ich zu den Göttern Gebete wie dieses,
Mehr
noch flehte mein Weib, ihr Schluchzen erstickte die Schreie.
Sie
warf sich nieder vor den Laren, entfesselter Haarflut,
Und
berührte die kalten Bilder mit zitternden Lippen,
Worte
ergoss sie vor den Penaten, eigene Worte,
Nicht
dazu bestimmt, dem beweinten Manne zu helfen.
SECHSTE
ELEGIE
Mir
die Tatsache: Ehrfurcht vor den Verdiensten des Krieges,
Muse!
Den Mann mir sage, den Italiener zerschlagen
Unter
Waffen, der als Erster trug Africas Namen.
Bet
ich, dass mir erlaubt ist, gut und lässig zu saugen
Von
dem Trank des sakralen, süßen Amor, und Schwestern,
Wenn
ihr erstaunt, so singt. Jetzt meine ländlichen Freunde,
Stille
der Felder, Wiesen und Wälder und blühende Blumen,
Flüsse
und Hügel und Haine, sonnige Leichtigkeit bringt mir
Die
Fortuna zurück. Die Lieder, die ihr zur Warnung
Singt,
die stellt wieder her mit Mut. Ihr, sichersten Maßes,
Messend
die Hoffnung der Herrlichkeit, die unsre Götter uns geben,
So
sind wir Sieger und schleppen fünf unschuldige Wunden,
Schleppen
unschuldige Wunden durch den sterblichen Körper,
Um
zu äußersten Ehren zu bringen. Ihr bringt uns dann wieder
Gipfel-Gesang
vom Parnassus, beziehend sich auf die Liebe,
Wenn
ihr Karl erfreut, und wenn sie werden empfangen,
Werden
Tränen vergossen vielleicht (getäuscht wird die Seele),
Du
verrückter ewiger Diener. Das Wichtigste ist doch
Dies
in dem Reich des Moderators Trinacrian, Ehren
Von
Hesperien, die erklären die Herrlichkeit Gottes,
Richter
sitzen auf ihren Richtstühlen, welche verdienen
Lange
Lorbeer-Reden etikettierender Dichter,
Welche
fragen und Opfer bringen der Ruhe des Herzens,
Ihre
Gastfreundschaft, für die Lesungen dann im Theater...
SIEBENTE
ELEGIE
Sprach
der Engel Gabriel: Nun will ich zeigen dem Seher,
Was
gewiss geschieht. Es werden drei Könige aufstehn,
Könige
Persiens, aber der Vierte ist reicher als alle.
Wenn
er in seinem Reichtum am mächtigsten ist, wird er streiten
Gegen
das Königreich Griechenland. Dann wird ein mächtiger König
Aufstehn
und herrschen mit großer Macht. Sein Wille gelingt ihm.
Wenn
er auf dem Gipfel der Macht ist, wird er sein Reich mit
Eigener
Hand zerbrechen und das Reich dann verteilen
In
die vier Winde des Himmels, und seine Nachkommen werden
Herrschen
mit geringerer Macht, sein Reich wird vernichtet
Werden
und ausgerottet und wird gegeben den Fremden.
Und
der König des Südens war einer der Fürsten des Königs,
Der
wird mächtig werden, doch auch ein andere Machtmensch
Wird
sich erheben, wird herrschen, groß wird sein seine Herrschaft.
Aber
nach etlichen Jahren werden sie werden zu Freunden.
Und
die Tochter des Königs des Südens wird kommen gen Norden
Zu
dem König des Nordens, und sie wird Einigung machen.
Aber
ihr wird die Macht der kämpfenden Arme nicht bleiben,
Er
und sein Arm bleibt auch nicht bestehen, sie wird übergeben
Werden,
sie wird übergeben werden, samt denen,
Die
sie gesendet haben, und auch samt ihrem Erzeuger,
Der
ihr für eine Weile Kraft und Stärke gegeben.
Aber
es wird ein Zweig von ihrem Stamme aufkommen,
Der
wird kommen mit Heereskraft und dem König des Nordens
In
die Burgen einfallen, ihm gelingts, er wird siegen.
Auch
wird er ihre Götter und Göttinnen, Statuen, Bilder,
Goldschmuck
und Silberschmuck wegführen nach Ägypten und manche
Jahre
stehen bleiben vor dem König des Nordens.
Aber
der König des Nordens zieht zum König des Südens
In
sein südliches Land, doch wird er kehren gen Norden.