von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
NACHTGESICHT DES SEHERS
Eines Nachts erwachte ich von dem Traume,
Da im Traum mir Venus erschienen, eine
Göttin, drei Personen von schönen Nymphen.,
Dreifach mich liebend.
Da war ich geritten auf einer Stute,
Meine große Traurigkeit überwindend,
Kämpfte gegen Bären und wilde Löwen,
Siegreicher Heros.
Dann bei einem Abendmahl saß ich schmausend,
Aller Völker Küchengerichte kostend,
Speise aus dem Osten, des Westens Speise,
Glich ich Lukullus.
Dann sah ich der Venus drei Priesterinnen,
Mädchen hieß die eine, die zweite Lotus
Und die dritte Gnade. Es liebten alle
Drei mich in Liebe.
Da die Priesterinnen erkannte meine
Seele in dem Nachttraum voll heißer Liebe,
Hab ich mich der Venus vereinigt mystisch,
Venus von Zypern.
Und ich sah die zyprische Göttin Venus
Vor mir liegen nackt und ich sah das Schamhaar,
Venushügel, Klitoris, purpurrote
Schamlippen offen.
Ich ergoss mich heiß in den Schoß der Venus,
Nektarströme flossen wie süße Säfte,
Und der Venus Muttermund nahm mich in sich
Und wir verschmolzen.
Da erwachte ich von dem süßen Nachttraum,
Las in des Propheten Orakel-Versen:
In der tiefen Mitternacht ich erheb mich,
Venus zu loben!
VENUS ANADYOMENE
Aus dem Meer getaucht ist die Schönheitsgöttin,
Nackt aus dem erotischen Elemente,
Immer seh ich Brandung, die Welle trägt die
Krone des Gischtes,
Schön die nackte Göttin, die Schaumgeborne,
Schamerfreute, jugendlich schönen Leibes,
Glänzend ihre Lenden und Oberschenkel,
Delta der Venus,
Schön die Brüste, groß und natürlich, runde
Granatäpfel mit den Rosinen-Spitzen,
Schlank die Taille, mächtig des Schoßes Becken,
Prall ist der Popo,
Aus den Augen funkelnde Sterne schauen,
Kusslich ihre schwellenden roten Lippen,
Lang die Haare, die wie Kaskaden fluten
Bis zu den Hüften.
Doch in all der Nacktheit ist sie nicht schamlos,
Keine ordinäre vulgäre Hure,
Nein, in Licht gekleidet, ganz in den Glanz der
Glorie göttlich,
Ja, in all der Nacktheit mit keuscher Aura,
Alles drängt die Heilige anzubeten,
Diese idealische Traumfrau, diese
Göttin der Männer!
VENUS PRIMITIVA
In der Eiszeit ehrten die Urweltmenschen
Venus Primitiva, die Magna Mater.
In der Felsenhöhle in Stein sie schnitten
Ihre Geliebte.
Dunkel war die Höhle, die Feuerflammen
Machten Felsen seltsam lebendig scheinen.
Tiefe Schauer heiliger Ehrfurcht hatten
Männer im Herzen.
Sind sie bei der Mutter im Felsgewölbe,
In der Kathedrale der Erde, ruhen
Männer an den mächtigen Mutterbrüsten
Göttlicher Liebe.
Liebe ist die Urgottheit voller Schönheit,
Von Gestalt ein Überweib, voller Leben.
Und die Menschen, alle der Göttin Kinder,
Liebten die Mutter.
Erste Gottheit, Schöpferin, Große Mutter,
Die Natur und Menschheit in deinem Schoße
Sind vereint, Geschöpfe der Ersten Liebe,
Fruchtbarer Mutter.
Durstig tranken Liebe sie aus den Brüsten,
Muttermilch zur Stillung des Liebeshungers,
Schöne Liebe strömte von großen Brüsten
Ihrer Geliebten.
Süßer Dienst der Göttin der schönen Liebe
Kultisch war Vereinigung mit der Vulva
Der Geliebten, auf dem Altar des Bettes,
Mystisch ekstatisch.
VENUS PANDEMOS
Schönes Volk von Griechenland, Demokraten
Feiern freie Liebe von freien Männern,
Liebe sei die Seele des Volks, der Geist der
Göttin Pandemos!
Freie Männer wählen die Volksvertreter,
Weiber-Kommunismus herrscht in der Polis,
Die Poeten lieben Hetären in dem
Kult der Pandemos.
Philosophen lieben nicht Ehefrauen,
Philosophen lieben Hetären, geistig
Und charmant und liebreizend sind die Frauen,
Bilder der Göttin.
Wenn Pandemos herrscht in dem ganzen Volke,
Gibt es keinen Bürgerkrieg unter Brüdern,
Die Gemeinde, ein Herz und eine Seele,
Lebt dann die Liebe.
Dann der reiche Bruder dem armen Bruder
Gibt von seinem Gut und die Ehemänner
Mit den Ehefrauen nicht länger zanken,
Kinder sind fröhlich.
Dann in jedem Hause ein Bild der Göttin
Ist der Hausaltar, dem die Frauen dienen.
Und des Staates Demokratie schwört Treue
Heiliger Liebe.
Mit Pandemos kommt dann die Freiheitsgöttin,
Da das Fleisch sich emanzipiert, die Weiber
Wählen und die Sklavinnen und die Sklaven
Werden zu Bürgern.
Mit Pandemos kommt dann die Friedensgöttin,
Wenn Pandemos herrscht auf Europas Insel.
Eine Liebesgöttin, ein Reich der Liebe,
Einheit im Glauben!
VENUS SOCIA
Meine Freundin, meine Genossin Venus,
Meine treue weibliche Kameradin,
Tapfer mir Verbündete in dem harten
Kampfe des Lebens!
Nicht nur in dem Himmel der Himmel lebst du,
Nein, umschwebst auf Erden mich, Geistesfreundin,
Du bist mein Treuliebchen und Bettgenossin
Nachts in den Träumen.
Göttin Venus Socia, meine Freundin,
Wenn der Freund, der Bruder mich kalt verleugnet,
Wärm ich mich am Glutofen deines Busens,
Liebende Schwester.
Andre Frauen schön sind in Lenz und Jugend,
Aber du, die himmlische Schönheit bist du,
Unbefleckt und makellos, immer blühend,
Ewiger Reize.
Wenn der Dichter einsam wie Eremiten,
Kommst du durch verschlossene Türen, Venus,
Störst mir nicht die Stille durch Weiberschwatzen,
Predigertorheit.
Wer hat eine bessere Freundin, Schwester,
Wer ein solches Mädchen wie ich, o Venus!
Du an meiner Seite, besteh ich alle
Leiden der Erde!
VENUS EXCELSIOR
Venus in den himmlischen Höhen, segne
Deine jungen lieblichen Erdentöchter,
Komm herab vom Himmel der Himmel, Mutter,
Göttin des Himmels,
Gieße deine Grazien aus, die Gnaden,
Und befrei die Frauen von den Dämonen
Quälerischer Eifersucht, Ehezank und
Schamloser Unzucht.
Führe deine Töchter durchs Tal der Erde,
Bis sie in den himmlischen Hafen kommen,
Führe sie mit Weisheit, Erkenntnis, Einsicht,
Göttin voll Weisheit,
Schenke ihnen Liebesglück hier auf Erden,
Segne ihren heiligen Bund der Ehe,
Segne ihr Begehren im Bett der Ehe,
Reines Begehren,
Lehre sie, sich keusch zu bekleiden, Jungfrau,
Dass gemäß der Würde der Frau bekleidet
Sie empfangen Ehrfurcht von guten Männern,
Liebe, Verehrung.
Lass die Frauen immer bedenken, Venus,
Dass nicht animalische Seelen, sondern
Menschlich sie sind Geistseelen und unsterblich,
Dass sie auf Erden
Sollen leben heilig und ohne Makel,
In der frommen Seligkeit ihrer Seele,
Um am Lebensende zu kommen zu der
Göttin im Himmel,
Dort zu schauen himmlische Schönheit, Anmut,
Charme und Zauber, göttliche Jugendreize,
In der Liebe Ewigkeit anzubeten
Dich, o Geliebte!
VENUS CREATRIX
Schöpferin, o Venus Creatrix, Göttin,
Aus dem Nichts hast du dieses All erschaffen.
Da war noch kein Himmel, noch keine Erde,
Als du geboren
Einen Keim Materie, einen Urkeim,
Wie ein Ei der Taube der Göttin Venus,
Dieses Ur-Ei legtest du in das Chaos,
Mutter der Schöpfung.
In dem Ur-Ei lebte der kleine Eros,
Göttlich seine Intelligenz befahl den
Kreaturen, sich zu entwickeln, Gott im
Innern der Schöpfung.
Ungestalter Urstoff hat sich entwickelt
In des Kosmos Evolutionen sprunghaft,
Die Natur ward Schöpferin ihrer selbst im
Geiste des Eros.
So wie ein Orgasmus der großen Venus
Hat das Weltall heiß sich entfaltet, glühend,
Wie des Eros Samenerguss des Kosmos
Kraft sich ergossen.
Venus, in der Emanation des Geistes
Voll des Eros kosmische Energie ist
Dicht geworden, stoffliche Welt und
Geistreiche Menschheit.
Schöpferin, o Göttin der Multiversen,
Königin und Schutzengel dieses Weltalls,
Das zentrale Feuer des Universums
Ruht dir im Schoße.
Du bist Alpha, Omega, Ziel und Ursprung,
Amorisation des gebornen Weltalls
Ist dein Wille, All, das aus Lust geboren,
Liebe soll werden!
VENUS URANIA
Diotima lehrte den Philosophen,
Wie man ehrt, Urania, deine Liebe,
Wie man schaut, Urania, deine Schönheit,
Die auf des Himmels
Treppe oben steht und den Segen spendet,
Und die Engel aufschweben, niederschweben
An der Himmelsleiter zum dritten Himmel.
Sphäre der Venus,
Paradies der liebenden Totengeister,
Himmelreich der Mutter der Schönen Liebe,
Schau, ich stehe hier vor der Himmelspforte,
Rüttle und rufe:
Venus, lass mich ein in den Liebeshimmel,
In das schöne Freudenreich über Sternen,
Lass mich in Elysium deine Schönheit
Anstaunend schauen!
O wie schön die Brüste von Phryne waren,
Schön war Alkibiades, goldner Knabe,
Schön war Diotima in weiser Rede,
Schöner ist Venus!
Wie die Weisen sagen, die große Göttin
Ist die höchste Liebe, die höchste Schönheit,
Ganz vollkommne Liebe, Idee der Schönheit,
Absolut herrlich!
Was ich Schönes jemals auf Erden schaute,
Sah ich Phryne, Lais und Thaos reizend,
Sah ich Alkibiades, sah ich Milon,
Alle die Schönheit
Find ich in den Urbildern wieder droben,
In dem Reich Uranias die Ideen,
Da die Ideale im Reigen schweben
Tänze der Engel,
Wenn in Lethe alle die Liebesleiden
Sind vergessen, und jugendlich auferstanden
Sind die süßen Freuden der jungen Liebe,
Ewig liebreizend,
Ewig süß und ewig liebkosend, selig
Wandeln dann die Liebenden an den Meeren
Von Kristall, vom mystischen Becher trunken,
Badend in Honig
Und in Milch, mit heiligen Geistesküssen
Küssen sich die Liebenden in den Himmeln
Und verschmelzen mystisch-erotisch in den
Betten der Venus!
VENUS RELIGIO
So hat es Empedokles uns gedichtet,
Dass in allen irdischen Elementen
Ist allgegenwärtig die Göttin Kypris,
Seele der Schöpfung.
Schau des Himmels heitere Bläue oder
Mutter Nacht mit Sternengefunkel, Mondschein,
Alles zeigt der göttlichen Kypris Schönheit,
Herrin des Äthers,
Fühl die Luft liebkosen die Wange, Zepryr
Oder Aura küssen die junge Flora,
Hör den Wind, Gewittersturm, Kypris redet,
Schwester der Lüfte,
Schau die reine Quelle im Tal der Berge,
Väterliche Ströme und Ozeane,
Schön die schaumgeborene Göttin ist es,
Keusch in dem Wasser,
Schau die Mutter Erde, den Sommergarten,
Mohn und Iris, Rosen und Hyazinthen,
Majestätisch stolze Gebirge an den
Brüsten der Mutter!
Auf dem schönen Antlitz der Mutter Erde
Liebe Menschenkinder voll Lust sich tummeln,
Mann und Weib in Freundschaft und Liebeswonnen,
Weisheit der Alten,
Schau die schöne Jugend mit ihrem Liebreiz,
Schlanke Mädchen, Weiber mit großen Brüsten,
Greise, silberhaarige weise Damen,
Liebe die Menschheit!
Opfern will die Menschheit der Großen Mutter,
Aber will nicht schlachten die lieben Tiere
Und nicht morden Kinder des Mutterschoßes,
Sondern der Göttin
Opfern Rosen wir und den Duft des Weihrauchs,
Mit der Menschheit opfert die ganze Schöpfung
Unser aller himmlischen Mutter, unsrer
Gottheit der Liebe!
VENUS MAGDALENA
Venus Magdalena von Galiläa,
In dem Galiläischen Meere badend
Deine nackten Glieder, Hetäre Gottes,
Schaumweiße Göttin,
Sahst du Adonai an dem Meeresstrande,
Diesen schönen Jüngling mit langen Locken,
Und du tauchtest nackt aus dem Schaum des Meeres,
Zu dem Geliebten
Tratest du und warfest dich vor ihm nieder,
Küsstest seine Füße, die langen Locken
Fielen Adoniai auf die nackten Füße,
Sanft ihn liebkosend.
Er zur galiläischen Göttin sagte:
Venus Magdalena, ich will dich machen,
Lieblingin, zur gallischen Liebesgöttin,
Venus von Gallien!
Aber Adonai ward vom roten Drachen,
Von der Schlange tödlich verwundet, Venus
Magdalena liebend umarmte ihren
Liebling am Pfahle,
Sie umschlang die Beine und mit der Zunge
Küsste sie den Toten, vom Pfahl genommen,
Legte man den Gottjüngling in den Schoß der
Jüdischen Venus.
Er ist auferstanden als Anemone
Im Adonisgarten, er war der Gärtner,
Venus Magdalena sein Rosengarten,
Mystische Rose.
Von den Küssen trunken berauscht des Jünglings
Fuhr auf einer Muschel des Mittelmeeres
Venus mit den anderen Charitinnen
Nackend nach Gallien,
Dort die südfranzösische Liebesgöttin
Tauchte aus dem Schaume des Mittelmeeres,
Trat ans Ufer, Lilien blühten unter
Magdalas Füßen,
Dann bestieg sie in der Provence den Gipfel
Eines Berges, der in den Himmel ragte,
Lächelnd dort sie predigte den Franzosen:
Lebt in der Liebe,
Gott ist Amor, lebt in der Liebe, liebt euch!
Dann begann zu tanzen die schöne Göttin,
Tanzend fuhr gen Himmel die Venus Frankreichs,
Kam zu der Hochzeit,
Venus Magdalena im Hochzeitsbette
Lag mit Adonai in Vereinigungen,
Selig in der göttlichen Lust verschmolzen
Venus und Jesus!
VENUS MADONNA
Von dem dritten Himmel herab gekommne
Frau, die mit der Sonne bekleidet, feinstem
Hauchkleid aus durchsichtiger Gaze um den
Körper aus Jade,
Wie die weiße Lilie in der Vase
Aus Kristall, Selene zu ihren Füßen,
In den schwarzen Haaren den Kranz von Sternen,
Schwan, Lyra, Adler,
In den Haaren sieben Plejaden, in dem
Kranz Asträa, Göttin gerechter Zeiten,
Und Orion, Freier Dianas, und die
Schöne Kallisto,
Kam die Himmelskönigin, die Madonna
Venus auf die Erde am Strand von Zypern,
Stand bei Paphos-Ktima mit nackten Füßen,
Schaum zu den Füßen,
Kam zum schönen Salamis, nach Neu-Paphos,
Kam zum schönen Marion, nach Kiklion,
Wo die Männer ihrer Madonna Venus
Bauten den Tempel,
Sie Madonna Aphroditissa nannten,
Ihr aus Brot und Traubenblut Opfer brachten,
Wo die Philosophen die Liebe lehrten,
Predigten Weisheit,
Nämlich Weise predigten Gottes Torheit,
Weiser als die Weisheit von Herrensöhnen.
In dem Tempel traf ich Corinna heute,
Da vor der Kanzel
Lauschend saß ich, betete voller Kummer
Zu der Göttin Aphroditissa, siehe,
Da kam zu mir meine Geliebte, küsste
Lang auf den Mund mich.
O Corinna, Aphroditissas Tochter,
Deine Küsse, süßer als Wein und Honig,
Hat geschickt zur Tröstung mir die Madonna
Aphroditissa!
VENUS MAGNA MATER
Unsre Gottheit Herrin ist Magna Mater,
Phryger nennen Kybele unsre Mutter,
Und ihr Sohn-Geliebter, der Jüngling Atthis
War ein Entmannter.
Große Mutter, mächtig sind deine Brüste,
Wie erhabne Berge mit Jadegipfeln.
Trunken in den Weinbergen singen wir der
Göttlichen Mutter.
Löwen den Triumphwagen kraftvoll ziehen,
Löwenjungen spielen um ihren Wagen,
Im Triumphe kommt zu uns unsre Mutter,
Siegreiche Liebe!
Unsre Mutter trägt einen Kranz im Haare,
Ihre Krone, das ist die Stadt des Himmels,
Ihre Krone, das ist die Mauer und die
Pforte des Himmels!
Komm, o Mutter, Gütige, Milde, Süße,
Lass uns trinken Trostmilch an deinen Brüsten,
In den paradiesischen Weinberg führe
Deinen Geliebten!
VENUS MAMMA MIA
Wenn die Kinder ohne Erbarmen ihrer
Herzenskalten Mütter erwachsen werden,
Kommst du, allbarmherzige Muttergöttin,
Nimmst dir die Kinder,
Birgst sie unterm Schutzmantel an den Brüsten
Und ernährst sie liebend mit Milch des Trostes,
O du sanfte Milde, o Herzgeliebte,
Gütige, Süße!
Kinder klammern flehend an deinen Rock sich,
Hör, in deine Ohrmuschel schlüpfen Kinder,
Betten sich in deinem geweihten breiten
Himmlischem Bette,
Wo du singst, des Wiegenlieds süße Muse,
Deinem kleinen Schätzchen und süßen Närrchen,
Wo du singst von himmlischen Paradiesen,
Kindlichen Göttern.
Venus Mamma mia, du machst die Kinder
Deines Herzens lächelnd zu Amoretti,
Knaben gleichen Amor und blondgelockten
Grazien Mädchen.
Du bist meine Mutter, ich kann nicht klagen,
Dass ich ohne liebende Mutter lebe,
Du bist meine Mutter, o große Venus,
Die du mich liebhast.
Wenn die Welt voll thrakischer alter Hexen,
Wenn die Weiber Furien werden, hilfst du,
Kommst und schaffst mir Frühlinge in der Seele,
Lüsterne Lenze!
Meine Vielgeliebte, o Mamma mia,
Ich, ich werde selber zur Göttin Venus,
Werde selbst zur Großmutter aller Kleinen,
Weil ich dir gleich bin,
Weil, o Frau, dein Mutterherz mir im Busen
Pocht und sagt mit jeglichem Schlag des Pulses:
Süßer Knabe, wie ich dich lieb von Herzen,
Sohn meiner Seele!
VENUS NATURA
Venus, große Gottheit Natur, o Mutter,
Du Natur und Wesen der tausend Wesen,
Mutter du der zehntausend Dinge, Herrin,
Höchstes der Wesen,
Venus, was ist deine Natur als Liebe?
Liebe ist das Wesen der Wesen, Liebe
Ist der Ursprung aller Geschöpfe und das
Ziel der Geschöpfe.
Weil die Wesen, Pflanzen und Tiere, Menschen,
Alle aus der Liebe geboren, leben
Alle in der Liebe und streben ewig
Nach der Vereinung.
Wie im Beet der Erdbeerbusch voller Liebe
Duftet zu dem Thymian süß hinüber!
Wie im Lenz der Schmetterling küsst der Rose
Schoß mit dem Fühler!
Wie der Jüngling anbetet die Verehrte,
Wie sich Mann und Frau in der Ehe einen,
Wie der Alte träumt von dem jungen Mädchen,
Innerer Psyche!
Wie die Tiere lieben – sie müssen lieben,
Sie gehorchen Venus in ihren Trieben!
Liebe führt die menschliche Willensfreiheit
Bis in den Himmel!
Venus ist die Liebe, der Mensch ist Liebe,
Die Natur ist Liebe, der Geist ist Liebe,
So der Mann liebt Dirnen und Ehefrauen,
Göttinnen, Jungfraun!
Oben im hierarchischen Universum
Steht die Göttin ewiger Liebe, liebend
Kommt von ihr die Weltseele voller Sehnsucht,
Sehnsucht nach Einheit,
Fernen kommen menschliche Seelen, strebend
Lustvoll nach Vereinigung in der Ehe,
Dann die ganze irdische Schöpfung sehnt sich
Nach der Vollendung!
Selbst der Wurm fühlt zuckende Wollust reizend,
Höchst sublim seraphische Geister glühen
Für die höchste Gottheit der Liebe oder
Venus Natura!
VENUS ANIMALIS
Wie im Eichenwipfel die Turteltauben
Treiben ihre ehlichen Liebesspiele,
Wenn verliebt der Täuberich schnäbelnd pickt den
Busen der Taube,
Wenn die Taube spreizt ihre weißen Schwingen
Und es kracht im Wipfel der Eiche, Liebe
Machen so die Tauben, es rollt ihr Gurren
Brünstige Worte,
Dann die Taube fliegt von dem Eichenwipfel
In die Krone schönen Kastanienbaumes,
Ruft den Gatten lockenden Girrens noch mal
Zu der Begattung,
Auf den Ruf der Gattin der Gatte eilig
Von der Eiche schwebt zum Kastanienbaume,
Wieder brünstig machen sie Liebe, tun die
Werke der Venus!
Wenn der weiße Schwan an dem Schwanenteiche
Ward von bösen Buben erschlagen, weinend
Sitzt die weiße Schwanin am Schwanenteiche,
Sucht nur den Tod noch,
Isst nichts mehr und trinkt nichts mehr, nur noch sterben
Will die Witwe, ihren Geliebten wieder
An des Himmels Teichen zu finden, Treue
Über den Tod noch.
Doch dann singt die Schwanin nicht Schwanenlieder,
Sie verstummt vor Schmerzen in ihrer Seele,
Hockt in blauer Dämmerung, voller Wehmut,
Schwermütig trauernd.
Aber in Elysium an den Teichen
In dem Park des Himmels der Gatte wartet
Voller Sehnsucht seufzend auf die Geliebte:
Komm, o Geliebte!
Venus liebt die Sperlinge auch und Spatzen,
Froh sind die geflügelten Himmelskinder,
Venus liebt die Kleinen, die heiterfroh sind,
Gerne gesellig,
Suchen sich ihr Futter am Rand des Weges,
Naschen ihre Körner und spielen müßig,
Sorglos, Mutter Venus ernährt sie, die nicht
Arbeiten müssen.
Heiter plaudern zwitschernd die kleinen Spatzen,
Baden ihre Flügel in reinen Pfützen,
Lachen wie die Engel im Licht der Sonne,
Glückliche Kinder!
Venus liebt den Wiedehopf auch, den Hudhud,
Venus gab dem Salomo die Begabung,
Hudhud zu verstehen, die Zions-Göttin
Venus Astarte,
Hudhud ward der Kuppler, zum weisen König
Führte er die Königin Sabas, Balkis,
Das war eine Koketterie der Weisheit!
Küsse der Weisheit!
Als die animalische Liebesgöttin
Schwamm herauf von Tyrus und Sidon nordwärts
Und nach Zypern kam an den Strand von Paphos,
Kluge Delphine
Haben sie begleitet mit hohen Tönen
Ihrer wahrhaft intelligenten Sprache,
Die Delphine legten sich voller Huld der
Göttin zu Füßen!
VENUS ADULTERA
Venus war vermählt mit dem alten Vulkan,
Der bei seiner Arbeit war alle Tage.
Da war Venus einsam, die schöne Dame,
Bis zu ihr Mars kam,
Der der Frau den Hof machte, ihr geschmeichelt,
Sie beschenkte, der sie verführte, lüstern
Sie begehrte, siehe, es juckte Venus
Lust in der Vulva.
Und sie ging und badete nackt im Bade,
Mars als Hausfreund stand vor dem Badezimmer,
Schaute Venus nackt in den Wasserströmen
Göttlichen Körpers.
So auch David einst auf der Dachterrasse
Sah die schöne Nachbarin nackend baden,
Göttlich schön gestaltet im Schauer, schaute
David Bathseba.
Und sie kam. Er wohnte ihr bei. Den Gatten
Schickte an die vorderste Kriegsfront David:
Fahr zur Hölle, Uria, du Hethiter!
Tod dem Rivalen!
Venus lag mit Mars in dem Lotterbette
Und er machte Liebe mit Venus kunstvoll
Und sie sagte: Gut ist dein Sport der Liebe,
Göttlicher Hausfreund!
Dieses sah der Sonnengott an dem Himmel
Und verriets dem Ehemann, dem Vulkanos,
Der ein Netz, ein goldenes, spannte übers
Lager der Wollust.
Und gefangen lagen die beiden Sünder,
Mars und Venus lagen im goldnen Netze.
Und Vulkanos lockte die andern Götter
Zu den Ertappten.
Phöbus sprach: Ich auch will mit Venus schlafen!
Und Merkur sprach: Göttlich der Venus Körper!
Lauthals die olympischen Götter lachten
Über die Nackten.
Venus floh nach Paphos, die Charitinnen
Ließen ihr ein Bad ein mit besten Düften
Und im Schaumbad badend die Venus wurde
Wieder zur Jungfrau.
VENUS IMMACULATA
Als der alte Vater im Himmelreiche
Ward entmannt vom göttlichen Sohn, die Sichel
Trennte ab den Phallus, die Hoden Gottes,
Was in das Meer fiel,
Wurde Schaum und zeugte die Aphrodite,
Diese unbefleckte Empfängnis Venus
Nennen wir die Sündlose, Makellose,
Immaculata.
Alle Weiber werden in Schuld geboren,
Ihre Existenz ist allein schon Sünde,
Und sie müssen Buße tun, Metanoia,
Sünden bekennen.
Nicht so Venus Immaculata, Reinheit
Ist sie und Vollkommenheit, ohne Sünde,
Ohne Flecken, Runzeln und Falten, immer-
Währende Jungfrau.
Prüde ist nicht Immaculata, lustvoll
Gibt sich Venus ihren Geliebten, Männern
Wie Adonis, Mars und Anchises und dem
Trunkenen Bacchus.
Aber nach den Liebesvereinigungen
Nimmt die Göttin Immaculata immer
Auf der Insel Zypern ein Bad in Paphos,
Marions Grotte.
Dort die Göttin Immaculata badet
Nackt in dem geheiligten Quell Fontana
Amorosa, so sie erneuert ihre
Keuschheit und Reinheit.
Drum die Göttin Immaculata nennen
Wir die immerwährende Jungfrau-Göttin
Und es nennen Weise sie und Poeten
Virgo intacta!
VENUS FRIGIDA
Einst die mittelmeerische Venus reiste
In das kalte Deutschland, zur kalten Ostsee.
Dort die Deutschen ehrten in alten Zeiten
Hertha im Bade.
Nun kam die französische Liebesgöttin,
Nackend in der Ostsee zu baden. Siehe,
Vor dem Kreidefelsen von Rügen stand sie
Frierend im Wasser.
Sichtbar war die Gänsehaut an den Armen,
War ihr voller Rosenmund blau vor Kälte
Und die Glieder zitterten, bebten fröstelnd.
Frierend die Venus
Wieder an den Strand trat und nahm ein Handtuch,
Trocknete die frierenden Glieder reibend,
Trocknete die Haarflut, die langen Locken,
Bis es ihr warm ward.
Aber denkt nicht, Venus Frigida wäre
Prüde und frigide beim Spiel der Liebe!
Nein, frigide sind nur die deutschen Frauen,
Nicht die Französin!
Die Französin, badend in deutscher Ostsee,
Diese Frau ist tausendmal liebestoller
Als die Deutsche, badend im Mittelmeere,
Die bleibt frigide!
Venus spottet über die deutschen Frauen:
Die Frigiden spielen nur mit den Männern,
Kalt von Herzen, äußerlich schöne Püppchen,
Langweilig lustlos!
Komm, o heiße Venus Frigida Frankreichs,
Deine Hitze wird unsre Kälte schmelzen!
Deutschland will ich weihen dem heißen Herz der
Venus Frigida!
VENUS ROSA MYSTICA
Venus ist erschienen vor meinen Augen,
Nackten Oberkörpers mit großen Brüsten
Schwebte sie am lichtblauen Himmel hoch auf
Schaumweißer Wolke.
Vor der rechten Brust eine weiße Rose
Hielt die Göttin, schneeweiße Reinheitsrose
Als Symbol der Freuden der jungen Göttin,
Mutter des Amor.
Vor der linken Brust eine goldne Rose
Hielt die Göttin, Zeichen der Himmelsschönheit,
Dass sie Himmelskönigin ist, beherrschend
Throne und Mächte.
Zwischen ihren Brüsten die rote Rose
Hielt die Göttin, Zeichen der Liebesschmerzen,
Zeichen heißer Leidenschaft, großer Leiden,
Blutender Herzen.
Und die Göttin öffnete mir den Himmel
Und ich sah die Straße des Lichts zur Sonne
Und ich sah im Innern des Himmels eine
Mystische Rose.
Diese schöne mystische Himmelsrose,
Hierarchie und Ordnung der Himmelsgeister,
Gab des Himmels Seligen ihre Throne
Je nach Verdiensten.
Und des Himmels Seligen in Spiralen
Kreisten in der mystischen Rose tanzend
Und im Tanz wie lachende Engel heiter
Lebten glückselig.
Diese reine mystische Himmelsrose
War die paradiesische Himmelsvenus.
In dem Schoß der Göttin die Geister lebten,
Venus vereinigt.
AMOR
Amor ist der Erste der Himmelsgötter,
Amor ist der König und Gott der Götter,
Es bekennt der Klügste der Theologen:
Deus est Amor!
In der Ur-Materie, in dem Ur-Keim
War der immanente Gebieter Amor,
Der das All entwickelte aus dem Ur-Keim,
Amor der Schöpfer.
Er ist das Zentralfeuer in dem Weltall,
Amorisation ist der Weg des Weltalls,
Dass am Ziel des Weltalls der Liebesgott ist
Alles in allem!
Amor ist dämonischer Mittler zwischen
Der Idee der Urschönheit und der Menschheit,
Amor führt die Liebenden zu dem Höchsten
Gute der Schönheit.
Amor ist der Bräutigam, Braut ist Psyche,
Amor in der Kenosis kommt vom Himmel,
Psyche in der Theosis fährt gen Himmel,
Amor und Psyche
Feiern ihre heilige Hochzeit mystisch
Droben in Elysiums Rosengarten,
Amor die vergöttlichte Psyche macht zur
Menschlichen Göttin.
Weh! Mein Amor wurde zu Tod gemartert!
Heil! Mein Mittler Amor ist auferstanden,
Er ist aufgefahren gen Himmel, er ist
König des Kosmos!
Dieser Amor grüßte den Liebesdichter:
Väterlicher Freund und geliebter Dichter,
Tausend dicke Küsse von deinem Knaben,
Göttliche Küsse!