ADAM MICKIEWICZ – Sonette aus der Krim
Deutsch von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
Die Ackermann-Steppe
Über See-Wiesen maßlos ich gehe,
Mein Wagen sank unter Gras so groß,
Die blumigen Blütenblätter in Schaum auf mich fallen,
Und Blüten-Inseln schweben, ich weiß es nicht.
Kein Weg kann die vertiefende Dämmerung zeigen;
Ich suche die winkenden Sterne, die die Segler nennen,
Und beobachte die Wolken. Was liegt da und erhellt alles?
Der Dneister, des Steppen-Ozeans Abendglanz!
Die Stille! Ich höre fern Kraniche kreisen -
So weit konnten die Augen den Adler nicht erreichen -
Und Bienen und Blüten sprechen jeweils zu jedem;
Die Schlange, die den Rasen durchschleicht;
Von meinem fernen Heim, wenn das Wort zu mir kommen könnte!
Dennoch wird niemand kommen. Auf zum Wiesenmeer!
Beruhigt
Die Fahne ist lustlos, schlaff. Sie tanzt nicht,
So tief das Meer atmet aus einer sanften Brust
Wie jede Braut, die auf das Geheiß der Liebe träumt,
Und wacht und seufzt, dann wirft sie mit Träumen ihr Los.
Segel hängen an den Masten - nutzlos - vergessen -
Wie gefaltete Maße, die die Krieger bringen
Und nach Hause gebrochen tragen aus dem Schlachtlärm.
Die Matrosen ruhen in einem geschützten Ort.
O Meer! In deinen unbekannten Tiefen verborgen,
Wenn Stürme wild sind, träumen und schlafen deine Monster,
Und all ihre Grausamkeit halten sie für Sonnenlicht.
So, meine Seele, in deinen traurigen Tiefen verborgen
Die Monster schlafen - wenn wild die Stürme sind. Sie kommen
Aus irgendeinem blauen Himmel des Frieden, um mein Herz zu ergreifen.
Die Berge der Keslov-Steppe
(Pilger)
Was wollte der große Allah mit dem gefrorenen Meer?
Wollte er von eisigen Wolken einen Thron schnitzen,
Oder sollten die Dämonen der tiefsten Nacht
Eine Grenze bauen, wo die leuchtenden Sterne fegen?
Es glänzt wie heidnische Städte im Feuer, Könige fliehen.
Als der Tag bei der Nacht uralt wurde,
Hat Allah inmitten des Chaos dieses Licht fixiert,
Um die Sternwelten der Ewigkeit herauf zu führen?
(Mirza)
Dort draußen bin ich gereist, wo der Winter herrscht,
Und habe gesehen die Flüsse gebissen wie schwarze Linien
Auf dem Tschatir Dagh, wo die weiße Wolke lehnt,
Was nicht der Schatz des wildesten Adlers ist,
Wo unter mir die Donner schlafen
Und Allah und die Sterne, die ihre Uhren einhalten.
Baktschi Serai
In Ruin sind die geräumigen, prächtigen Säle
Mit gefrorenem Wald von weißen Säulen
Wo der Tartaren Khan seinen Palast baute schön,
Wo einsam die schrille Zikade ruft.
Der Efeu schwärmt über glänzende Mauern,
In gigantischen Briefen dort zu schreiben
Irgendeinen Fluch wie Belshazzar: Nimm dich in Acht!
Dann schwarz wie Krepp fällt er von den Säulen.
Innerhalb des brünetten Bankettsaals singt
Der Brunnen des Harems rein und klar,
So wie es von alters war, sang es in der Dämmerung.
Aber wohin Liebe und Ruhm geschwind - auf welchen Flügeln?
Wenn alles andere zugrunde gehen muss!
Doch beide sind weg! Der Brunnen kräuselt sich rein.
Baktschi Serai bei Nacht
Von den Moscheen aus gehen die Frommen ihren Weg;
Des Muezzin Stimmen zittern durch die Nacht;
Im Himmel der blasse König des Lichts
Hüllt versilberten Hermelin um sich, während er leuchtet,
Und der Harem des Himmels grüßt seinen Stern.
Eine einsame weiße Wolke liegt in der azurblauen Höhe -
Eine verhüllte Hofdame in der Traurigkeit der Leiden -
Die grausame Liebe und der Tag weggeworfen haben.
Die Moscheen stehen dort; und hier hohe Zypressen;
Dort - Berge, hoch aufragend, schwarz wie Dämonen-Stirnrunzeln,
Welcher Luzifer im Zorn Gottes niedergeworfen hat.
Wie Schwertklingen flackert Blitz über diese,
Und auf einem arabischen Pferd fährt der wilde Khan,
Der geht nach Baktschi Serai, die Nacht beißt.
Das Grab der Gräfin Potocka
Im Frühling der Liebe und des Lebens, meine polnische Rose,
Du bist verblasst und vergaßest die Freuden der Jugend;
Heller Schmetterling, es hat dich gefegt
Aus bitterem Gedächtnis, das sticht und leuchtet.
O Sterne! Die einen Weg suchen, den mein Nordland kennt,
Wie könnt ihr jetzt auf Polen leuchten,
Als sie euch liebte und dir ihre Jugend verlor,
Die schläft, wo unter dem Wind das lange Gras weht?
Allein, meine polnische Rose, ich sterbe wie du.
Neben deinem Grab beteuerst du, dass ich mich ausruhe
Mit anderen Wanderern im Geheimnis der Trauer.
Die Zunge von Polen durch dein Grab klingt wahr.
Hochherzig, jetzt ein junger Knabe geht vorbei,
Von dir singt er, meine polnische Rose.
Die Gräber des Harems
Sie schlafen hier gut, die Allah liebte und festhielt
Und in seinem Weinberg gerecht und gut gehütet,
Die glanzvollsten der Perlen, die glänzen, die die Jugend fanden,
Wo die Wellen der Leidenschaft hinweggefegt wurden.
Hier, wo in Frieden ewiglich sie geschlafen haben,
Ein Turban winkt, wo die Rosen sich verschmelzen,
Ein Banner flattert an der Seidenlinie,
Und manchmal wird hier ein Name vom Giaour bewahrt.
Oh! Rosen dieses Paradieses von alters her,
Die Augen, die euch nicht liebten, sahen euch nicht,
Auch keine Waffen, die nicht östlich gebetet haben, konnten sich entfalten!
Aber jetzt tritt ein Christ auf diesen geheiligten Fleck;
Weiser Allah, verfluche ihn nicht, der seinen Kopf verbeugt
Inmitten der Marmorschreine von Allahs Toten!
Baydary
Gib dem Sturm Flügel und sporne ihn an zum Rühren,
Ich würde mich als Wind auf der ganzen Welt bewegen,
Kehre wie ein Sturzbach hinauf,
Nicht Meer, noch Höhe, noch Tal sollen Ruhe beachten.
Die Dämmerung verbreitet eine Dämmerung über unsere Geschwindigkeit
Und zeigt die Diamant-Sterne von Hufen aufwirbelt,
Seit dem Tageslicht ist ihr Vorhang blau,
Und Geheimnis und magische Schatten werden gezüchtet.
Die Erde schläft, aber nicht ich - nicht ich - nicht ich -
Der eilte zum Ufer, wo Wellen laut sind
Und gegen mich in der Dunkelheit schwebend.
Unter ihnen höre ich immer noch den tiefen Schrei meiner Seele -
Wie die Schiffe greifen die Strudelseen zum Tode -
Ich würde in die Stille stürzen, aufgebend meinen Atem.
Alushta bei Tag
Der mächtige Berg lässt fliegen seinen Nebel;
Bei kleinen Blumen sind die graziösen Felder hell,
Und von den Waldfarben blinken zu sehen sind
Edelsteine, die von der Krone eines Kalifen fallen.
Auf den Wiesen schimmern die Schatten hinunter,
Eine Bande von Schmetterlingen im Regenbogenflug;
Zikaden rufen und rufen in der Freude des Tages,
Und die Bienen träumen in einer Blütenkrone.
Die Wellen unter der Klippe sind donnernd,
Jetzt aufwärts, aufwärts in ihrer Wut steigen sie auf,
Und grimmig sind ihre Wappen wie Tigeraugen.
Die Sonne ist auf ein weißes, weites Segel fokussiert
Und auf blauen, glänzenden Tiefen so glatt wie Glas,
Darin sind schlanke Kraniche beschattet, wenn sie vorbeikommen.
Alushta bei Nacht
Den herabhängenden müden Tag die Nacht schob beiseite;
Auf Tschatir Dagh die mürrische Sonne und niedrige
Malerei von Phantomen purpurn auf alten Schnee;
Während auf Waldwegen der Wanderer sich versteckt.
Nacht verschleiert die Berge und die Täler breit;
Die donnernden Bäche sind traumhaft, abgestumpft und langsam;
Unter der Schwärze bluten duftende Blüten
Und reiche Blatt-Musik kleidet jede Talseite.
Fast meine wachen Augen sind auch geträumt;
Mit Gold bezeichnet ein Meteor den tief gewölbten Himmel
Und Brunnen - die feurigen Funken schweben vorbei.
Oh! Schönheit der östlichen Nacht, du bist
Meinem Geist wie die Odaliske, die hielt
Männer gefangen, bis ihr Kuss den Traum zerstreut!
Tshatir Dagh
(Mirza)
Der ehrfürchtige Muselman beugt sich, um zu grüßen
Dich, Tschatir Dagh, das kräftige Schiff der Krim!
Welt-Altar - Minarett - der Ort, wo kommt
Treppe hinunter vom goldenen Himmel für die Füße!
Du bewachst die Tür Gottes in Pracht,
Wie Gabriel mit heiligem Schwert an der Hüfte steht;
In hellem Nebel von der Zehe bis zur Lippe ummantelt,
Dein Turban schmückt sich mit fremden Sternen süß.
Wenn der Winter die Welt regiert, oder die Sonne des Sommers,
Wenn der Giaour wütend ist oder die Winde wild sind,
Über ihnen bist du, Tschatir Dagh, wandellos,
Sei wie Allah, rein und unbefleckt!
Schlendere um den Turm aus der niedrigen Grube,
Den Menschen wieder den Willen Gottes zu geben.
Tshatir Dagh
(Der Pilger)
Unter mir eine halbe Welt sehe ich ausgesprochen;
Oben, blauer Himmel; und Schnee, Schnee;
Und doch ist der glückliche Puls des Lebens langsam,
Ich träume von entfernten Orten, die Freuden sind tot.
Die Wälder von Litauen würde ich betreten,
Wo mit glücklichen Kehlen Vögel singen Lieder, die ich kenne;
Über dem zitternden Sumpfland würde ich gehen,
Wo mit kühlen Flügeln Möwen tauchen und schreien.
Ein tragischer einsamer Schrecken greift mein Herz,
Eine Sehnsucht nach einem friedlichen, sanften Ort,
Und Erinnerungen an die jugendliche Liebe, die ich in mir trage.
Zu meiner Kindheit nach Hause ich verlange zu gehen,
Und doch, wenn alle Blätter meinen Namen weinen könnten,
Sie würden nicht ruhen und sie nicht beachten, wenn sie vorbeikäme.
Der Pass über den Abgrund im Tschufut-Kale
(Mirza)
Beten! Beten! Lass den Zaum los. Schau nicht!
Das bescheidene Pferd allein hat Weisheit hier.
Es weiß, wo am stärksten die Abgründe leer sind
Und wo der Weg in Sicherheit uns hinunterführt.
Bete und schau auf die Krone des Berges!
Die Tiefe unten ist endlos, wo du stehst;
Strecke nicht die Hand aus, wie du gehst, aus Angst
Wegen dem zusätzlichen Gewicht, das dich stürzen könnte.
Und überprüfe deiner Gedanken freien Flug, während du gehst;
Lass alle flatternden Segel der Phantasie aufgerollt werden
Hier, wo der Tod über die Welt richtet.
(Pilger)
Ich lebte, um die Brücke des alten Schnees zu überqueren!
Aber was ich sah, meine Zunge kann es nicht mehr sagen,
Die Engel konnten das nur gut prüfen.
(Mirza)
Siehe den blauen Himmel in diesem tiefen Abgrund!
Das Meer ist da! Siehe, die langen Wellen leuchten!
Siehe, wie sie diesen riesigen Vogel göttlich schaukeln,
Deren schwingende weiße Flügel breite Horizonte küssen.
Ist das ein Eisberg im blauen Abgrund?
Nein, nein - eine Wolke! Siehe, wie sie verhüllt
Das Meer, das Land, auslöschend jede Zeile,
Um es in der Dunkelheit bald zu ertränken, da bin ich.
Der Blitz kommt jetzt! Schrecklich ist sein Schwung.
Aber leise - leise! Beobachte meinen Sporn - meine Peitsche!
Ich werde über die Klippe hinunterspringen.
Was noch kühlende strenge große Klippen festhalten!
Da unten ruft mich das Licht an. Bald werde ich da sein.
Unheimlich ist es so einsam für mich.
Die Ruinen von Balaclava
Oh, dankbare Krim! In Ruinen gelegt
Sind jetzt die Schlösser, die einst dein Stolz waren!
Hier Schlangen und Eulen sich vorm Tageslicht verstecken,
Und Räuber bewaffnen sich für den nächtlichen Überfall.
Auf dem beschrifteten Marmor rühmt man sich,
Brave Worte auf zerschlagenen Waffen in Gold,
Und gebrochene Prachtjahre sind breit verstreut
Neben den Toten, die sie gelebt haben,
Der griechische, glänzende, säulenförmige Marmor hier.
Das Latein hat die mongolische Horde zur Flucht gebracht,
Und Muselmanen beteten nach Osten morgens und nachts.
Die Eule und der Geier des dunklen Flügels und der Tränen
Flimmern wie schwarze Banner über Kopf
In den Städten, wo die Schädlinge die Toten schlagen.
Auf Juda's Klippe
Auf Juda's Klippe ich liebe es zu lehnen und zu sehen
Auf Wellen, die kämpfend schlagen und brechen mit Macht,
Während weiter seewärts in einer langweiligen Freude
Ich sehe sie leuchten, wo ein Regenbogen zittert.
Auf Juda's Klippe ich liebe es zu lehnen und zu sehen
Auf Wellen, die wie die Seeräuber schwingen, um zu sehen,
Um an die Ufer zu kommen,
Und ebbend, Perlen in jedem Winkel zu lassen.
So, Dichter, in deiner Jugend, wenn Stürme wild sind
Und Leidenschaften brechen auf im Herzen und Gehirn,
Um dort ihre Ruinen zu hinterlassen - Schiffbruch und Abfall -
Hebe deine Laute auf! Darauf war es unbefleckt,
Du findest Lied-Perlen, die deine Herz-Tiefen bewahren,
Die Krone der Jahre haben dich gemacht weiß und keusch.