ZWEI FRAGMENTE
NACHGEDICHTET VON TORSTEN SCHWANKE
DER ARME HEINRICH
Ein Ritter so weise
war,
Er las viel Bücher
rein und klar,
Was er Schönes
geschrieben fand:
Der ward Hartmann
von der Aue genannt,
Diener war er der
Frauen,
Er schaute in
keuschem Schauen
Und mochte nicht die
düsteren Bücher.
Da begann er zu
suchen gute Bücher,
Ob er etwas Schönes
und Weises finde.
In schwerer Stunde,
mit dem Herz von einem Kinde,
Er wollte die alten
Bücher sanfter machen
Und profitieren von
den reichen Sachen.
Dass er lobe Gottes
Güte,
Darum er sich
täglich mühte,
Dass es womöglich
gefalle den Leuten.
So begann er zu
deuten
Eine Rede, die er
geschrieben fand,
Die hat er einfach
sein eigen genannt,
Dass er sich seiner
Arbeit freut,
Den Menschenkindern
zum Geleit.
Und ohne Lohn ist er
geblieben,
Er schrieb nur, um
recht zu lieben,
Was die Leute hören
oder lesen,
Dass er immer im
Gebet gewesen
Um das Seelenheil zu
seinem Gotte.
Er war Gottes Engel,
fern vom Spotte,
Und erlöste die
andern Seelen damit,
Dass er täglich für
sie bitt.
So las er einmal
eine alte Märe,
Wie ein Herr gewesen
wäre,
Der im Schwabenland
gesessen,
Der hatte leider
etwas vergessen
Den kindlichen Weg
der Tugend,
Die ein Ritter auch
noch in der Jugend
Zu Gottes Lobe haben
soll.
Man sprach da
niemals schön und voll
In allem dem
deutschen Land.
Er hatte in seiner
Hand
Eine gute Geburt und
Reichtum der Zeit,
Seine Tugend war
breit,
Wie es ganz sein
Sinn und Denken war,
Seine Geburt
unwandelbar
Und wohl den Fürsten
gleich,
Doch was er dann
tat, so reich,
Nach der Geburt und
dem irdischen Gut,
War gegen die Ehre
und des Herzens Mut.
Erkenntlich war sein
Name, dies
War er, der Heinrich
hieß,
Und war ein
von-der-Aue geboren,
Sein Herz hatte sich
verschworen
Der Lüge und der
Düsterkeit,
Er bewahrte treu den
Eid
Stets und bis an
sein Ende,
Ohne alle böse
Wende
Stand sein Ruhm und
sein Leben.
Ihm war der rechte
Wunsch eingegeben,
Zu erlangen Ruhm und
weltliche Ehren.
Das konnte er wohl
vermehren
Mit allerhand reiner
Tugend.
Er war eine Blume
der Jugend,
Der Weltwonne ein
Spiegelglas,
Steter Treue ein
Adamas,
Eine schöne Krone
der Zucht,
Die Armen zu ihm
nahmen ihre Flucht,
Ein Schild seiner
Mägde und Diener,
In aller Schuld ein
frommer Versühner.
Er trug ruhig in
aller Hast
Der Arbeiter schwere
Last,
Ihre Ehre auf seinem
Rücken.
Er glich den
Regenbogenbrücken
Und sang sehr viel
von Mädchen-Minnen,
So in der Welt Ruhm
zu gewinnen,
Menschen-Lob, dass
ihn die Damen preisen,
Er war höflich und
der Weiseste der Weisen.
Da des Herrn
Heinrich gutes Ich
Also nicht genierte
sich
Der Weltehren und
des Gutes
Und des fröhlichen
Mutes
Und aller weltlichen
Wonne
(Er war aller Künste
Bronne,
Gepriesen und
geehrt),
Sein Hochmut ward
verkehrt
In ein Leben zur
Armut geneigt.
An ihm ward so
gezeigt,
Was auch man sah an
Absalone,
Dem die üppige
Krone
Aller weltlichen
Süße
Gefallen unter die
Füße,
Fern der besten
Würdigkeit.
Als uns die Schrift
berichtet breit,
Da steht
geschrieben, das ward uns gegeben:
Ach, mitten im Leben
Sind wir umfangen
vom Tod!…
Das deutet man auf
manche Not,
Dass wir stets halb
im Tode schweben,
Wenn wir meinen, am
lustigsten zu leben.
Diese Welt steht
feste,
Die dauernde, die
beste,
Und ihre große
Manneskraft,
Die steht, doch ohne
Meisterschaft,
Das wir an der Kerze
sehen,
Da ist uns ein
wahres Bild geschehen,
Da sie zu Asche
wird,
Dieweil sie das
Licht gebier,
Das sind so
weltliche Sachen.
Nun sieh, wie unser
närrisches Lachen
Unter Tränen
erlischt,
Unsre Süßigkeit
ist gemischte
Mit bitteren
schwarzen Gallen.
Das Blümchen muss
fallen,
Das das allergrünste
wähnte zu sein.
So Herr Heinrich
lebte im Schein,
Der im Vergehen und
Werde
Lebte auf dieser
Erde,
Der verschmähte den
Herrn Zebaoth,
Der hielt nicht viel
von Gottes Gebot,
Der kam aus seiner
hohen Würdigkeit
Herab in ein
schmähliches Leid.
Ihn ergriff die
Lästersucht,
Da man gesündigt
gegen Gottes Zucht
An seinem eigenen
Leib,
So tut der Mann, so
tut das Weib,
Die Menschen sind
nicht zu zähmen.
Nun siehe, er wollte
nehmen
Von der Welt die
Ehre,
Da ward er selbst zu
einer Märe,
Da lag er in dem
grünen Gras,
Da er wie der
Abschaum saß,
Den niemand gerne
sah,
Wie es dem Hiob
geschah,
Der edel war und
reich,
Der jammerte,
Jeremia gleich,
Dem ein Misthaufen
ward zuteil
Mitten in seinem
Seelenheil.
Des armen Heinrich
elendes Ich
Verstand zum ersten
Male sich,
Dass er der Welt
widerstand,
Dass er alles nur
geliehen fand,
Da lag er in
bitterem Leid und Schuld
Und übte sich in
Hiobs Geduld.
So hat Hiob
gelitten, der war gut,
Der litt mit Geduld
und Mut,
Was ihm alles an
Leiden geschah.
In der Seele Kammer
war da
Das Siechtum und die
Schwäche,
Dass es ihn fast
zerbreche.
Da lobte er Gott und
freute sich.
Das tat des armen
Heinrich elendes Ich
Leider niemals so,
Er war immer traurig
und niemals froh,
Sein schwebendes
Herz war schwank,
Seine schwimmende
Freude ertrank,
Sein Hochmut musste
fallen,
Sein Honig ward zu
schwarzen Gallen,
Ein grimmig zorniger
Donnerschlag
Zerbrach ihn mitten
am Tag,
Trübe Wolken und
Wolken dick
Verfinsterten die
Sonne vor seinem Blick.
Er sehnte sich so
sehr,
Dass er berühmt und
gefeiert wär,
Das musste er alles
verlassen.
Er verfluchte mit
zornigem Hassen
Den ungesegneten
Tag,
Da er zuerst in der
Windel lag.
Ein wenig freute er
sich doch,
Ein wenig Trost gabs
noch,
Wenn ihm ward gesagt
Von einer frommen
Magd,
Dass manches Leid
sei nur misslich,
Andres aber sei gut
genießlich,
Das musste er bei
allem Schlagen und Schlachten
Doch als sein Ding
achten,
Er dachte, dass er
wäre
Geschickt, dass er
das Licht gebäre,
Und also nahm er ein
der Heilung Saat,
Ganz nach des Arztes
Rat,
Gegen die
Melancholie,
Da aber fand er die
Klage, die,
Dass ihm mangle
jeder, der ihn tröste,
Dass Gott ihn nie
erlöste.
Das hörte er nicht
gerne.
Und so fuhr er nach
Salerne
Und suchte da in den
Nebeldünsten
Die weisen Ärzte
mit ihren Künsten.
Der beste Meister,
den er fand,
Der sagte und legte
ihm in die Hand
Eine seltsame Märe,
Dass er auf dem Weg
der Genesung wäre
Und war doch noch
immer ungenesen.
Da sprach er: Was
für ein Wahn und Wesen!
Unmöglich ist die
Rede gewesen,
Kann ich genesen, so
werd ich genesen.
Was wird mir helfen
Ist Güte und Arbeit
von Elfen.
Das getrau ich mich,
selbst zu tun. -
Nun lass die Dinge
ruhn,
Sprach der Meister
da,
Dene Sucht ist immer
nah,
Was also hilft, dass
ich es tu?
Da gehört die
Arznei dazu.
Dann wirst du gesund
sogleich.
Nun aber ist niemand
so reich
Noch von so starken
Sinnen,
Der die Gesundheit
kann gewinnen,
Der bleibt immer
ungenesen.
Gottes ist des
Arztes Wesen.
Da sprach des armen
Heinrich krankes Ich:
Warum lässt du ohne
Tröstung mich?
Noch hab ich wohl
des Guten Kraft,
Du entbehrst der
Meisterschaft,
Du wirst deine Worte
brechen,
Was du tatest zuvor
versprechen
Um mein Silber und
mein Gold,
Ich mach dich mir
gewogen und hold,
Du aber bist es, der
mich narrt. -
Mir wäre unwert der
Wille deiner Art,
Sprach der Meister
da,
Und wäre die Arznei
auch nah,
Dass man sie billig
gefunden,
Oder dass man sie zu
manchen Stunden
Mit List könnt
erwerben,
Ich entließe dich
aus dem Verderben.
Nun vermag das
leider nicht mein Sinn,
Da musst du von mir
der Hilfe Gewinn
Entschlagen, sie
bleibt dir versagt.
Du musst brauchen
eine Magd,
Die mannbar ist in
aller Ehre
Und willig wäre,
Dass sie den Tod an
deiner Stelle litte.
Das ist aber nicht
der Leute Sitte,
Dass das jemand
gerne tu,
Es gehört auch Mut
dazu,
Gehört dazu der
Jungfrau Blut,
Das wäre für deine
Krankheit gut.
Nun erkannte der
arme Heinrich frei,
Dass das unmöglich
sei,
Dass ein Mensch
einen Menschen erwürbe,
Der freiwillig gern
für ihn stürbe.
Also war ihm der
Trost benommen,
Auf den er eben erst
gekommen.
Und nach dieser
Frist
Entsagte er aller
List,
Dass er seine Sache
vermehre,
Die war seines
Herzens Ehre
Also kraftvoll und
groß,
Dass ihn das am
allermeisten verdross,
Dass er noch länger
sollte leben!
Da fuhr er heim und
ließ sich geben
Sein Erbe und seines
Vaters Gut,
Als er das nahm mit
gutem Mut,
Da hörte er weisen
Rates Lehre,
Wie er alles zum
Besten kehre.
Er begann, mit
Bescheidenheit gleich
Die armen Freunde zu
machen reich,
Zu trösten die
Fremden und die Armen,
Dass er tue Gottes
Erbarmen,
Das gereicht der
Seele zum Heil.
Den Klöstern fiel
zu ein anderer Teil,
Also legte er ab
Demütig sein Gut
und Hab,
Ohne dass ihn das
gereute.
Dann floh er die
Leute.
Diese jämmerliche
Geschicht
War ihm eine Klage
nicht,
In Klagen eilte er
durch das Land,
Da er überall war
bekannt,
Und auch war er in
fremden Landen,
Die ihn nach dem
Gerücht erkannten.
Der, den es gereute
Und der es gewann
als Beute,
Das war ein freier
Bauersmann,
Der vieles selten je
gewann,
Nur daheim ein
großes Ungemach,
Das ging andern
Bauern nach,
Die schlecht
gebettet waren
Und die sich nicht
schützen vor Gefahren
Mit der Arbeit und
den Gebeten.
Das wars, was die
Bauern gerne täten,
Die beteten wahrlich
genug.
Dazu er ihm
übertrug,
Dass er zu seiner
Arbeit habe
Der Fremden Kräfte
als Gabe.
Da ward jener gleich
In dem Lande so
reich.
Zu dem gesellte sich
Sein Herr, des armen
Heinrich edles Ich.
Und was er hatte
gespart,
Wie wohl das nun zum
Diener ward,
Und wie schonte er
seinen Genossen!
Wie viele Leute hat
das verdrossen,
Was da geschehn
durch ihn zum Gewinn.
Er bewahrte die
Treue und den Sinn,
Dass er mit vielen
Willigen teilt
Die Arbeit, und
ihren Kummer heilt,
Was alles geschehen
zu seinem Jammer.
Er schuf ihm eine
schöne Kammer.
Gott hatte dem Mayer
gegeben
Nach seiner Art ein
reines Leben,
Er hatte einen
arbeitstüchtigen Leib,
Dazu ein um Wollust
werbendes Weib,
Und von ihr ein
schönes Kind,
Wie Kinder des
Vaters Freude sind.
Und er hatte, wie
man sagt,
Auch eine liebe
Magd,
Ein Mädchen von
dreizehn Jahren,
Die konnte sich so
fein gebaren
Mit rechter Güte
ewiglich,
Dass nie sie dem
Herrn entwich
Und immer saß zu
seinen Füßen,
Um seine Huld und
Gnade zu grüßen,
Diente sie ihm
allewege
Mit ihrer gütigen
Pflege.
Sie war von den
Angenehmen,
Sie ließ sich
zähmen,
So ehrte das Kind
den Reichen,
Man fand nicht
ihresgleichen.
Die andern hatten
den Sinn,
Dass sie zu ihrem
eignen Gewinn
Ihn immer gemieden,
nie gerne gefunden,
Sie flohen ihn zu
allen Stunden
Und waren anderswo
immerdar.
Das Mädchen seine
Kurzweil war,
Sie hatte ihr Gemüte
Rein und voll des
Kindes Güte
An ihren Herrn
gewandt,
Dass man sie zu
allen Zeiten fand
Unter seinem Fuße,
Mit süßer Muße
Wohnte sie dem
Meister bei,
Er war auch
verliebt, er war so frei,
Dass er ihre Lippen
saugte
Und dem Mädchen
taugte
Zu ihrem lustigen
Spiel,
Das gab der Herr ihr
oft und viel.
Auch half ihm sehr,
es war das Kind,
Wie Kinder leicht zu
gewinnen sind,
Er schenkte ihr, was
er billig fand,
Spiegel und
Lockenband,
Und was dem Kinder
lieb, manch schönes Ding,
Gürtel und
Fingerring,
Damit hat er ihr
offenbart,
Dass sie ihm also
hold und lieblich ward,
Dass er sie sein
Bräutchen hieß.
Die liebe Jungfrau
ihn ließ
Nicht lieben sonst
eine,
Er durfte sie nur
lieben, die Reine,
Wie kräftig ihr das
geraten,
In guten Worten und
Taten,
Als Geliebte hatte
sie allermeist
Von Geott empfangen
den heiligen Geist.
Ihr Dienst war so
gütig,
Das der arme
Heinrich, edelblütig,
Der von ihrem süßen
Leib beseelte,
Sich vor Gott sehr
quälte
Mit großer
Sehnsucht in seinem Leib.
Nun saß der Mayer
mit seinem Weib,
Mit ihrer Tochter,
mit der Magd,
Von der ich eben
gesagt,
Bei ihm in ihrer
Müßigkeit
Und beweinten des
Meisters Leid.
Die Klage ging in
großer Not,
Denn sie fürchteten,
dass sein Tod
Sie sollte sehr
entsetzen
Und sie im Herzen
verletzen
Und dass sie
verlören Ehre, Hab und Gut
Und dass mit stolzem
Mut
Käme ein andrer
Herr und Meister.
Da verzagten ihre
Geister.
Und die Weiber und
ihr Mann
Bangten, und er zu
fragen begann:
Lieber Herr und
Meister mein,
Möge mit mir deine
Gnade sein,
Ich frage viel und
gerne:
So viel in Salerne
Ein Arzt geschickt
in Heilkunst ist,
Wie kommt es, dass
seine List
Dich nicht heilen
kann vom Ungesunden
Und dass bleiben
deine tödlichen Wunden?
O Herr, das wundert
mich doch sehr. -
Da holte der arme
Heinrich mehr und mehr
Tiefe Seufzer aus
seinem kranken Herzen
Und sprach mit
bittern Schmerzen,
Mit tiefer Reue er
sprach,
Dass ihm der Seufzer
das Wort zerbrach:
Ich habe den
schmählichen Spott,
Dass ich gedient dem
lieben Gott,
Wie ich mich sah mit
Vorsicht vor,
Dass mir weit offen
stand das Tor
Zur weltlichen Lust
und der Brunst
Und da niemand mit
seiner Kunst
Hatte seinen eignen
Willen wie ich so ganz und gar,
Was doch unmöglich
war,
Da ich mit Frevel
haschte manches Ding
Und war doch sehr
gering,
Da Gott mir meiner
Begierden Leben
Aus überreicher
Gnade gegeben,
Das Herz mir wie ein
Felsen stand,
Wie ich liebte der
Toren Tand,
Wie mir geraten der
Narren Übermut,
Da strebte man nach
Lust, dem Höchsten Gut,
Was andre wohl mögen
gefunden haben.
Der Trug hat mich
ganz untergraben.
Als ich so die Leute
sah,
Aus Gottes Gnade mir
geschah,
Zu meiner Ehre und
der Seele Gut,
Da mein Stolz und
hoher Mut
Den heiligen Petrus
sehr verdrossen,
Da hat er mir die
Himmelspforte verschlossen,
Da kam ich leiden
nimmer herein:
Das verwehrte die
Dummheit mein.
Gott hat durch die
Rache seiner Macht
Mich elend, krank
und siech gemacht,
Wovon mich kein
Mensch kann erlösen.
Nun widersagte ich
dem Bösen,
Der Stinkefinger
roch mir nicht gut,
Der Böse voller
Frevel und Übermut,
Des Bösen Sklave
musste ich dennoch sein,
Der mich betrug mit
Wahn und Schein.
Er warf die Augen
aus den Höhlen mir,
Nun scheint mir
einzig an dir
Deine Treue fest,
Dass du mich Siechen
bei dir lässt
Und vor mir nicht
fliehst,
Obwohl du mich so
elend siehst,
Wie meine Liebe
gegolten dir,
Hast du dein Heil
gewendet zu mir,
Du erträgst doch
wohl meinen Tod?
Wie unwert bin ich,
in welcher Not!
In dieser Welt kann
ich nicht genesen.
Einst bin ich dein
Herr gewesen,
Ich bin der
Bedürftige nu.
Mein lieber Freund,
mir kaufe du
Nun frei mein
Bräutchen und dein Weib,
Meinen ewigen Leib,
Dass du mich siechen
bei dir lässt.
Der du mich gefragt
hast, treu und fest,
Das will ich sagen
dir gerne.
Ich könnte wohl in
Salerne
Einen weisen Meister
finden,
Der möchte die
Krankheit überwinden,
Wenn er mich nur
trösten wollte,
Dass ich von seinen
Künsten sollte
Von meiner Sucht
genesen,
Das wäre dann die
selbe Sache gewesen,
Die auf der Erde
kann
Gewinnen kein Mann,
Mir ward andres
nicht gesagt,
Als dass ich
bräuchte eine Magd,
Die mannbar wäre,
in aller Ehre,
Und die ganz und gar
willig wäre,
Dass sie den Tod für
mich erlitte
Und dass man sie in
Stücke schnitte,
Und mir wird nicht
anders der Gesundheit Gut
Als durch einer
reinen Jungfrau Blut,
Nun ist das
unmöglich genug,
Dass ein Mädchen
mit Recht und Fug
Gerne erleide für
mich den Tod,
Darum muss ich
schändliche Not
Tragen bis an mein
Ende.
Gott mir die reine
Jungfrau sende!...
Das hatte er dem
Vater gesagt,
Das hörte die junge
Magd,
Da ihr, der viel
süßen,
Lag mit seinen Füßen
Ihr lieber Herr in
ihrem Schoß,
Der das genossen
groß,
Ihr kindlich reines
Gemüte
Von eines
himmlischen Engels Güte,
Seine Rede nahm sie
wahr
Und merkte sich
alles ganz und gar,
Er war in ihres
Herzens Ring.
Und sie nun schlafen
ging
Zu des Vaters Füßen,
Da plagte sie ihr
Büßen,
Die Eltern beide
entschliefen.
Mannigfaltige
Seufzer aus den Tiefen
Holte sie hervor aus
dem Herzen
Um ihres Herrn
beständige Schmerzen,
Was sie reute und
verdross
Und aus den Augen
Regen ergoss
Auf des Schlafenden
Füße.
Da erwachte davon
der Süße.
Da sie die
Tränentropfen empfunden,
Erwachten sie vor
den Morgenstunden,
Begannen, sie zu
fragen, wie ihr wäre
Und welcher
Schwermut Schwere
Sie ließe so weinen
und klagen.
Sie wollt es ihnen
nicht sagen.
Da ihr Vater aber
täte
Drohen mit ernstem
Gebete,
Dass sie es ihm
müsse sagen,
Da sprach sie: Ihr
möchtet mit mir klagen,
Was mag uns
geschehen nah und fern
An unserm geliebten
Herrn,
Dass wir ihn sollten
verlassen
Und mit ihm alles
lassen
An Gütern und Ehr?
Wir gewinnen nie
mehr
Von irgendjemand
solches Gut,
Wie er uns tat, wie
er uns tut! -
Sie sprachen: Du
redest wahr,
Er krümmte uns nie
ein Haar.
Unser ist die Reue
und Klage,
Liebes Mädchen,
alle Tage.
Wir lieben ihn wie
du,
Nur müssen wir
lassen unsere Ruh,
Denn wir verlieren,
den wir bekommen,
Gott hat ihn uns
genommen!...
Hätte uns das
jemand anders geschrieben ins Buch,
Dem hätten wir
geschickt einen Fluch!...
Und sie schwiegen
so,
Die Nacht machte sie
wenig froh
Und auch der Morgen
und der Tag,
Dass sie jemand
anders plag,
Kam ihnen in den
Sinn nicht, Ich will singen,
Dass sie wieder
schlafen gingen
In den Betten nach
Gewohnheit der Zeit.
Da sie aber ging mit
Geleit
An ihres Bettes
Gnade,
Sie badete noch in
dem Bade
Ihrer weinenden
Augen,
Die ihr zu Quellen
taugen,
Die Tränen nahten
ihrem Gemüte
Voll der
allerhöchsten Güte,
Wie man je von einem
Kind vernahm.
War je ein wilder
Knabe so zahm?
Das eine dachte sie
in ihrer Klage,
Dass sie morgen am
Tage
Wollte hingeben ihm
ihr junges Leben
Und es ganz ihrem
Herrn und Meister geben!
Von dem Gedanken
ward sie so
Beseligt und so
froh,
Sie hatte keine
Sorge mehr,
Dass ein andrer Mann
verletze sie sehr.
So sie ihrem Herrn
es sagte,
Dass er nicht länger
verzagte,
Und sie dabei so
selig schien,
Dass es sehr
getröstet ihn,
Dass sie es täte,
dass sie es könnte,
Dass sie ihm ihr
Bestes gönnte!
Da ward sie aber
verzagt,
Es sank der Mut der
Magd,
Sie hat gewartet auf
ihren Vater,
Dass er ihr rate als
guter Rater.
Er stand gerade vor
ihr
Und sagte: Welcher
Wahnsinn kam zu dir?
Es ist, als ob deine
Seele wäre
Beschwert von der
Schwermut Schwere,
Dass du hast die
Klage angenommen,
So kann man zu
keinem guten Ende kommen.
Wann lässt du mich
endlich schlafen? -
So wollte der
strenge Vater sie strafen,
Dass sie sich nicht
selber töte,
Denn das bringe
ewige Nöte,
Die kein Büßer
könne je büßen.
So sprach der Vater
zur Süßen,
Die hat darauf
geschwiegen,
Sich an den Vater zu
schmiegen.
Dann gab Antwort die
junge Magd:
Wie mein Herr zu uns
gesagt,
So müssen wir ihn
ernähren,
Dass wir nicht
untreu wären,
So bin ich ihm zur
Ärztin gut!…
Ich bin eine
Jungfrau und habe Mut,
Eh ich ihn sehe
verderben,
Will ich lieber
freiwillig für ihn sterben!...
Von dieser Rede
wurden so
Sehr traurig und
wenig froh
Die Mutter und der
Vater.
Seine Tochter bat
er,
Dass sie die Rede
lasse,
Dass sie ihr Leben
nicht hasse,
Dass sie dem Herrn
sag in der Morgenröte,
Dass sie sich nicht
selber töte.
Der Vater sprach: Du
bist ein Kind,
Und Kinder voll
Treue sind,
Sie sind groß in
Liebesdingen.
Du sollst uns nicht
solchen Kummer bringen,
Denk an deiner
Mutter Wehen,
Du hast des Todes
Antlitz noch nicht gesehen.
Wenn es dir kommt in
dieser Frist,
Dass es von Gott
beschlossen ist,
Dass du müsstest
jung versterbebn
Und die Ewigkeit
schnell erwerben,
Du lebst doch gerne
noch?
Du entkämest nie
dem schwarzen Loch!
Schließe die Lippen
von deinem Munde,
Und du wirst in
dieser Stunde
Erkennen, dass dich
solche Reden
Nicht führen in den
Garten Eden. -
Der strenge Vater
sprach so,
Dass er sie bitte,
dass er ihr droh,
Worte zusammen
flocht er.
Diese Antwort gab
ihm die Tochter:
Vater, wie dumm ich
sei,
Mir wohnt dennoch
die Weisheit bei,
Dass ich wohl
erkenne die Not
Und dass des Körpers
Tod
Ist kein Spaß, ist
ernst und strenge.
Wenn ich aber in die
Länge
Im schwersten Joche
leben soll,
Das ist auch nicht
gerade toll,
Wenn er hier, der
leicht wie ein Falter,
Sein Leben schleppen
soll ins Alters
Mit Ächzen und
Krächzen und steter Not,
So muss er doch
leiden den Tod.
Geht ihm die Seele
dann ewig verloren,
So wäre er besser
ungeboren,
Kommt er nicht an
der Seligkeit Ziel,
Die Hölle ist kein
Kinderspiel,
Aber ich lobe Gott
mit meinem Leben,
Dass ich will ihm
ewig geben!
Aber ihr sollt wegen
mir nicht leiden,
Vater und Mutter,
ihr einigen beiden,
Wenn ich will ins
Jenseits fahren.
Ich möchte euch nur
bewahren
Vor Schaden und vor
Leid,
Drum geb ich ihm
Bescheid,
Wir haben von ihm
Ehre und Hab und Gut,
Das kommt von unsres
Herrn und Meisters Mut,
Der nie vom Leiden
zu uns sprach,
Dass uns auch nichts
Gutes gebrach.
Die Zeit, die er
noch leben soll,
Da ist unser Leben
toll,
Aber lassen wir ihn
sterben,
So müssen wir elend
verderben.
Da will ich uns
verdienen eine Frist
Mit einer klugen
List,
Damit wir alle
genesen.
So gönnt das Opfer
meinem Wesen. -
Die Mutter weinend
sprach,
Da sie so ernst ihr
Kind sah: Ach,
Gedenke doch, mein
liebes Kind,
Wie schmerzlich die
Wehen sind,
Die ich für dich
erlitten in schweren Stunden,
Ich hätte gern
bessern Lohn gefunden,
Als dass ich dich
höre sprechen.
Du willst das Herz
mir brechen!
Sende mir der Rede
ein schöneres Teil!
Willst du denn dein
Seelenheil
Verspielen vorm
lieben Gott?
Treib nicht mit
deinen Eltern solchen Spott!
Gott hat geboten und
so bat er,
Du sollst ehren
Mutter und Vater,
Du sollst die Mutter
minnen
Und dem Vater folgen
mit deinen Sinnen,
Dass die Seele selig
werde
Und der Leib lang
lebe auf der Erde.
Aber du willst
scheiden und dein Leben
Zu unserm Kummer dem
Tode geben,
Du willst Vater und
Mutter, die einigen beiden,
Auf Erden lassen
Schmerzen leiden!
Dass dein Vater und
ich
Gerne leben, ist
durch dich.
Was sollte uns alles
Hab und Gut
Und aller weltliche
Übermut,
Wenn wir dich
sollten entbehren?
Das schaffte mir
große Beschwerden!
Du solltest, liebes
Kindlein mein,
Deiner Mutter Freude
sein,
Meine Liebe ohne
Leiden,
Schönste aller
Augenweiden,
Meines Leibes Wonne,
Meiner Augen liebe
Sonne,
Meinem Alter ein
fester Stab!
Aber lässt du mich
gehen über dein Grab,
Darein du dich
versenktest mit Schuld,
Für immer
verscherztest du Gottes Huld,
Wirst für immer von
der Gottheit dich scheiden!
Das willst du kaufen
uns beiden?
Willst du, liebes
Wesen, gut,
So sollst du die
Seele und den Mut
Dem Herrn nicht
hingeben, deine Gabe,
Wie ich von dir
vernommen habe.
Sie sprach; Mutter,
ich danke dir,
Ich danke auch dem
Vater hier,
Ihr seid gütiger
Fürsorge voll,
Ich ehre euch, wie
ich soll,
Wie es geboten ist
dem Kinde,
Da ich mich sehr
wohl befinde
An jedem Tage und
liebe dich,
Denn von eurer
Eheliebe habe ich
Die gute Seele, den
schönen Leib,
Mich loben ja Mann
und Weib,
Alle die mich sehen,
gewiss sich sind,
Dass ich bin ein
gutes, schönes Kind,
Dass sie je im Leben
gesehen.
Das verdanke ich
deinen Wehen!
Ihr seid meine
Schöpfer nach Gott!
Darum verdient ihr
von mir keinen Spott,
Sondern nach Gottes
Gebot ich ehre dich echt,
Wie es ist der
Mutter Recht.
O Mutter, seliges
Weib,
Der ich verdanke
Seele und Leib,
Da du die Wehen
getragen mit Geduld,
Lass bei mir bleiben
deine Huld,
Dass ich mich für
euch beide
Auf ewig von dem
Teufel scheide,
Mich in Gottes Arme
zu begeben.
Ja, ist denn dies
weltliche Leben
Nicht nur der Seele
Verlust?
Auch hat mich nicht
der Narren Lust
Befleckt und mit
schmutzigen Händen berührt,
Die Weltlust, die
nur zur Hölle führt!
Nun will ich von
Gottes Gnade sagen,
Dass er mir in
jungen Tagen
Schon solche
Weisheit gegeben,
Dass ich auf dieser
breiten Erde zu leben
Achte als das Harte
und Kleine,
Ich will mich lieber
als die Reine
Ganz übergeben in
Gottes Gewalt.
Ich fürchte, werde
ich alt,
Dass dann die Sünde,
die süße,
Mich trete unter
ihre Füße,
Wohin die Welt schon
viele gezogen
‚Und viele um ihr
Heil betrogen,
So wird sehr leicht
dem Gott entsagt,
Das wird ewig
beklagt.
Dass ich noch lange
leben soll, scheint mir hohl,
Mir behagt das
Erdenleben nicht wohl.
Der Erde Leben ist
Arbeit weit und breit,
Ihre Liebe ist
nichts als Herzeleid,
Ihr süßer
Minnelohn ist elende Not,
Ihre beste Gunst ein
früher Tod!
Nichts Gewisses ich
seh
Als heute und morgen
Weh
Und in der Hälfte
des Lebens den Tod,
Das ist ein Jammer,
eine Not,
Da schützt nicht
Adel noch Hab und Gut,
Nicht Kraft und
Schönheit und froher Mut,
Da frommt weder
Tugend noch Ehre,
Nicht, dass sich das
Gold vermehre,
Dahin ist
Frömmigkeit und Tugend
Und Lebenslust und
Wonne der Jugend!
Alles ist nur Dunst
und Staub,
Unsere Kraft
verwelkt wie das Laub.
Das ist ein böser
Bube,
Der gerne liegt in
der Welt ihrer Stube,
Das ist ein dummer
und öder Mann,
Der die Eitelkeit
nicht denken kann,
Und was der Welt
Folge ist,
Dass wir uns suhlen
im Mist,
Die Beine weit
gespreizt.
Wenn nun der Blick
uns reizt,
Dann sind wir für
die Hölle geboren,
Da haben wir alles
verloren,
Die unsterbliche
Seele, den schönen Leib.
Nun gedenke, du
seliges Weib,
In mütterlicher
Treue
Und frommer Büßerin
Reue,
Bei der Liebe, die
du fühlst für mich,
So bedenke auch dein
Ehemann sich,
Ich weiß wohl, er
tat mir Fürsorge an,
Ist ein fürsorglich
sorgender Mann,
Dass ihr erkennt,
dass ihr
Nicht lange habt
Freude an mir,
Ihr werdet nicht
lange die Freude sehen,
Ich werde nicht mehr
lange bestehen,
Wenn ich ohne Gatten
bliebe
Drei Jahre in eurer
Liebe,
So wäre mein
Geliebter tot,
Und wir kommen in so
große Not
Von Armut und von
Bettelei,
Dass ich lieber
selbst gestorben sei,
Ihr würdet keinem
Gatten mich geben,
Ich müsste in
Schwäche leben,
Dass ich lieber wäre
tot!…
Nun schweigen wir
aber von der Not,
Dass uns nicht
bleibe fern
Das Heil von unserm
lieben Herrn,
Der möge immer und
ewig leben,
Man möge ihn mir
zum Bräutigam geben,
Der ist reich und
wert,
So geschieht, was
ich begehrt,
Mir soll so wohl
geschehen,
Anders würde mir
der Mut vergehen,
Ist er mir lieb, so
ists eine Not,
Ist er mir leid, so
ists der Tod.
So habe ich immer
Leid
Und bin voll Arbeit
weit und breit
Und habe Ungemach
aller Enden
Mit meinen eigenen
Händen,
Was ein jedes Weib
verwirrt,
Die sich in der Lust
verirrt.
DER ERWÄHLTE
Mein Herz hat
bezwungen
Nun dicht mit meinen
Zungen
Das viel gesprochen
hat
Nach der Welt und
ihrer Stadt
Und das weiß ich
wohl fürwahr
Es war durch den
Höllenschergen gar
D>er den Trost
seiner Jugend hat
Der schönen Jugend
in der Stadt
Dass er darauf
gesündigt
Wie es der Jugend
verkündigt
Dass er gedenkt
daran
Du bist doch ein
junger Mann
Aller deiner
Missetat
Da wird dir noch
guter Rat
Du betest in dem
Alter voll
Was dir nicht recht
geraten soll
Den eitlen Dank
richte
Was im Alter steht
nicht zu Gesichte
Mit einem schnellen
Ende
Der Gnaden Elende
Und hat den bessern
Teil erkoren
Und ward aber
geboren
Von Adam mit Abele
Und sollte mit
seiner Seele
sein frei von der
Sünden Schlag
Und an dem Jüngsten
Tag
So hatte er nicht
viel zu geben
Um das selige Leben
Das Kummer nicht
enthält
Und nimmer vergeht
die ewige Welt
Durch das ich wäre
gern bereit
Zu sprechen die
Wahrhaftigkeit
Dass meine sündliche
Bürde
Davon geringer würde
Und ein Teil durch
Bußfertigkeit
Und mit Werten mich
hin geleit
Durch Gebirge und
durch Wald
Da ists weder heiß
noch kalt
Er wäre in des
Leibes Not
Und ging auf Wegen
zum Tod
Dieser Rede ist
bereit
In deutschem Land
und Zeit
Der Hartmann von der
Aue
Der lobet die Liebe
Fraue
Die seltenste Misere
Von einem guten
Sünde wäre
Es ist das welsche
Land
Aquitanien genannt
Und in dem Lande
sehr
Des Landes guter
Herr
Gewann von seinem
Weibe
Zwei Kinder von
ihrem Leibe
Nicht schöner
konnten sie sein
Der Sohn und das
Töchterlein
Derselben Kinder
Mutter starb
Und das ewige Leben
erwarb
Da die Kinder waren
Gekommen zu zehn
Jahren
Der ergriff den
Vater der Tod
Wie es ihm die
Zukunft bot
So dass er
hinüberkrieche
So elend und krank
der Sieche
Er den Tod als Lohn
erstand
War seiner Weisheit
Tand
Doch er noch sandte
Die Besten vom Lande
Die standen in
treuem Solde
Denen er befehlen
wollte
Die sollten sich
sorgen ums Kind
Nun sie fromm
gekommen sind
Mägde und der
dienende Mann
Sein Kind sah er an
Die waren sich
gleich
So recht
freudenreich
Geraten an dem Leib
Der einem herzlichen
Weib
Zum Lachen war
geschehen
Wie er sie durfte
sehen
Das machte seinem
Herzen
So bitterliche
Schmerzen
Des Herren Jammer
war so groß
Dass ihm der Augen
Regen floss
Nieder auf des
Bettes Stätte
Er sprach als ob er
sonst nichts hätte
Das er nun müsse
scheiden
Und nun wollte ich
mit den beiden
Zu aller erst voll
Freude walten
Und wie die
wunderlichen Alten
Der Trost ist mir
vergangen
Mich hat der Tod
gefangen
Er band sie nun mit
Banden
Befahl sie den
Herren aller Landen
Die hierher waren
gekommen
Hier ward großes
Weinen vernommen
Und es schuf den
Kindern die Treue
Eine große bittere
Reue
Alle die da waren
Die begannen sich zu
gebahren
Als ein Gesinde gut
Wie man zu lieb dem
Herren tut
Als er sie so weinen
sah
Er sagte zu ihnen da
Sohn warum weinst du
so
Warum bist du nicht
froh
Gefällt dir nicht
mein Land und Ehre
Ich fürchte dass
alles vergebens wäre
Und du beginnst nun
spät zu klagen
Als ich in allen
meinen Tagen
So hab ich es nie
getan
So siehe deinen
Vater an
Er nahm ihn bei der
Hand
Und sagte Sohn sei
ermannt
Dass du behaltest
Als Jüngling
entfaltest
Das dein Vater gern
gegeben hätte
Sei weise an dieser
Stätte
Sei mild in deinem
Gemüte
Diensteifrig und
voller Güte
Sei nun voll Zucht
und Mut
Den Herren treu den
Armen
Mit allemm
herzlichen Erbarmen
Die Deinen sollst du
ehren
Den Fremden zu dich
kehren
Wohne der Weisheit
gerne bei
Bei der Dummheit
sehr selten sei
Vor allem liebe
Zebaoth
Und halte sein Gebot
Ich befehle dir
meine Seele
Und deine Schwester
ich dir befehle
Dass du dich an ihr
bewährst
Und nett mit ihr
verfährst
So geschieht euch
beiden wohl
Gott möge euer Heil
und Wohl
Und eure Seelen
pflegen
Damit war er im
Bette gelegen
Und ihn verließen
Sprache und Kraft
Und er schied ohne
Leidenschaft
Beide weinten in
ihrem Leib
Der junge Mann das
junge Weib
Einen solchen Befehl
er nahm
Wie er zu Edlen nur
kam
Nun dass das reiche
Kind
Und sein Geschwister
Waisen sind
Der Junker sich
unterwand
Seine Schwester nahm
zu Hand
Und pflegte sie so
gut es ging
Als er sich traute
dem süßen Ding
Er vollzog ihren Mut
Mit Leib und Gut
Sie war beschwert
von ihm nie
Er pflegte sie ich
sage nicht wie
Dass er nichts
entwerte
Als in ihrem Garten
die Gerte
Und Kleider und
Gemache
Sie waren eins in
jeder Sache
Gesellig und gemein
Sie waren ein einig
Ein
Sie wohnten zu allen
Zeiten
Einander stets zu
Seiten
Das geziemte den
Beiden
Sie waren nicht zu
scheiden
Am Tisch oder
anderswo
Ihre Betten standen
beisammen froh
Da sie sich mochten
sehen
Es sollte nicht
anders gehen
Seine Pflege war so
voll
Wie ein treuer
Bruder soll
Tun seiner lieben
Schwester
Die Liebe ward immer
fester
Die sie zu ihm trug
Sie hatten nie genug
In Wonne und in
Ungemach
Einer zum andern
trostreich sprach
Da war kein Hochmut
und kein Neid
Versiegelt war das
Leid
Ihre
Geschwisterlichkeit nur sie verdross
Das dünkte ihnen
all zu groß
Und so sehnte er
sich nach Gewohnheit
Nach dem Ende der
Schonzeit