KULLERVO

 

aus dem finnischen Nationalepos Kalevala

von Torsten Schwanke



ERSTER GESANG


In der Antike schlüpfte eine Mutter

Und zog einige Schwäne und Hühner auf

Platzierte die Hühner im Reisig

Platzierte ihre Schwäne auf dem Fluss

Kam ein Adler ein Falke und ein Milan

Zerstreute alle ihre Schwäne und Hühner

Einer wurde nach Karyala gebracht

Und ein zweiter nach Estland

Ein dritter in Pohya war zu Hause

Und der nach Estland gebracht wurde

Wurde bald ein blühender Kaufmann

Der nach Karyala reiste

Blühte und hieß Kalervo

Der sich in Pohya versteckte

Nahm den Namen Untamoinen an

Blühte zum Leid seines Vaters auf

Zum Herzschmerz seiner Mutter


Untamoinen legte seine Fischnetze

In die Gewässer von Kalervo

Kullerwoinen sieht die Fischnetze

Nimmt den Fisch in seinem Korb mit nach Hause

Dann wurde Untamo böse gesinnt

Ärgerlich und seufzte vor Rache

Ergriff seine Finger für den Kampf

Entblößte seine mächtigen Arme für den Kampf

Für den Diebstahl seines Lachses

Für den Raub seiner Fischnetze

Lange kämpften sie heftigen Kampf

Keiner konnte den Sieg beweisen

Sollte einer den anderen heftig schlagen

Wurde er selbst heftig geschlagen


Dann trat ein zweites Problem auf

Am zweiten und dritten Tag

Säte Kalerwoinen in der Nähe

Der Scheunen von Untamoinen etwas Gerste

Untamoinens Schafe im Hunger

Aßen die Ernte von Kullerwoinen;

Kullerwoinens Hund in Bosheit

Riss Untamos Schafe in Stücke

Dann drohte Untamo schmerzlich

Das Volk seines Bruders Kalerwoinen

Zu vernichten sein Stammesvolk auszurotten

Die Jungen und Alten zu vernichten

Seine Rasse und sein Königreich auszurotten

Beschwört Männer mit umgürteten Breitschwertern

Für den Krieg gestaltet er Helden

Modejugend mit angepassten Speeren

Tragen Äxte auf ihren Schultern

Er beschwört so eine mächtige Armee

Beeilt sich eine Schlacht zu beginnen

Beginnt einen Krieg gegen seinen Bruder


Kalerwoinens Frau in Schönheit

Saß neben ihrem Kammerfenster und schaute

Die Hochstraße entlang

Er sprach diese Worte verwundert

Sehe ich Rauch aufsteigen

Oder vielleicht eine schwere Sturmwolke

Nahe der Waldgrenze

Nahe dem Ende der Prärie


Es war kein Rauch

Noch eine schwere Sturmwolke

Es waren Untamoinens Soldaten

Die zum Ort der Schlacht marschierten

Krieger von Untamoinen

Kamen mit Speeren und Pfeilen ausgerüstet

Töteten das Volk von Kalervo

Töteten seinen Stamm und alle seine Verwandten

Verbrannten viele Wohnungen zu Asche

Richteten viele Höfe und Hütten hin

Nur ließen Kalervos Tochter übrig

Mit ihrem ungeborenen Kind

Überlebende der Schlacht von Untamo

Und sie führte die feindliche Armee

Zu den Hallen und der Villa ihres Vaters

Fegte die Räume und machte sie fröhlich

Gab den Helden häusliche Aufmerksamkeit


Die Zeit war nur wenig vergangen

Ehe ein Junge in Magie geboren wurde

Von der Jungfrau Untamala

Von einer Mutter die voller Probleme war

Ihm dem Mann namens Kullervo

Perle des Kampfes sagte Untamo

Dann legten sie das Kind des Staunens

Vaterlos das magische Kind

In die Wiege der Aufmerksamkeit

Um geschaukelt und gefüttert zu werden

Aber er wiegte sich vor Vergnügen

Bis seine Locken standen

Bewegte sich ein Tag und dann einen zweiten

Den dritten von morgens bis mittags

Aber bevor der dritte Tag zu Ende ging

Tritt der Junge mit magischer Kraft

Vorwärts rückwärts aufwärts abwärts

Tritt in Wunder der Macht auf

Voller Macht platzen seine Windeln

Unter seinen Decken hervor

Klopfen seine Wiege in Fragmente

Tränen zerreißen all seine Kleidung

Es schien dass er ein Held werden würde

Und seine Mutter Untamala dachte

Das wäre wenn er in voller Statur wäre

Wenn er fand seine Stärke und Vernunft

Würde ein großer Magier werden

Erster unter tausend Helden


Drei Monate nachdem der Junge gediehen war

Begann er wie folgt zu sprechen

Wenn meine Gestalt in voller Statur ist

Wenn diese Arme stark und robust werden

Dann werde ich den Mord

An Kalervo und seinem Volk rächen


Untamoinen trägt das Sprichwort

Spricht diese Worte über ihn

Meinem Stamm bringt er Zerstörung

In ihm wächst ein neuer Kalervo heran


Dann überlegten die Helden gut

Und die Frauen gaben ihren Rat

Wie man das magische Kind tötet

Damit ihr Stamm in Sicherheit lebt

Es schien als würde der Junge gedeihen

Schließlich stimmten sie alle zu

Er wurde in einen Korb gelegt

Und mit fest befestigten Weiden

In das Schilf und die Binsen gebracht

In das tiefste Wasser gesenkt

In seinem Korb um dort zu sterben


Als drei Nächte vergangen waren

Wollten die Gesandten von Untamoinen sehen

Ob er in seinem Korb im Wasser umgekommen war

Aber das Wunderkind lebte

Er war nicht in der Eile umgekommen

Er hatte seinen Weidenkorb verlassen

Saß triumphierend auf einer Woge

In seiner Hand ein Kupferstab

Auf dem Stab eine goldene Fischschnur

Nach dem silbernen Wittling fischend

Die Tiefen unter ihm messend

Im Meer war wenig Wasser

Kaum würde es drei Maß füllen


Untamoinen überlegte dann

Dies ist die Sprache des Zauberers

Wohin sollen wir dieses Wunderkind bringen

Dieses Wunderkind des Bösen legen

Damit die Zerstörung ihn überführt

Wo der Junge sinken und umkommen wird


Dann befahl er seinen Boten

Getrocknete Reisigstangen

Birken mit ihren hundert Zweigen

Kiefern voller Pech und Harz zu sammeln

Er befahl einen Scheiterhaufen zu bauen

Damit der Junge eingeäschert werde

Damit Kullervo zugrunde gehe

Hoch stapelten sie die Zweige

Getrocknete Glieder von der heiligen Birke

Zweige von hundert Tannen

Knoten und Zweige voller Resignation

Gefüllt mit Rinde tausend Schlitten

Gewürzte Eiche hundert Maße

Das Reisig auf die Baumwipfel gestapelt

Den Jungen auf den Gipfel gesetzt

Den Reisighaufen in Brand gesteckt

Einen Tag verbrannt und einen zweiten

Verbrannt den dritten von morgens bis abends


Untamo seine Herolde sandte

um den Scheiterhaufen zu inspizieren

Um zu erfahren ob der junge Kullervo

Zu Staub und Asche verbrannt worden war

Dort sahen sie den Jungen

Auf einer Pyramide aus Glut sitzen

In seinen Banden ein Stab aus Kupfer

Der Kohlen harkte in dem Feuer um ihn

Um seine Hitze und Kraft zu erhöhen

Kein Haar wurde verbrannt oder verletzt

Kein Ringelchen versengt oder geschrumpft


Dann wandte sich Untamo böse gelaunt

An seine vertrauten Herolde

Wohin soll der Junge gebracht werden

An welchen Ort dieses böse Ding

Damit die Zerstörung ihn überführt

Damit der Junge sinkt und zugrunde geht


Dann hängten sie ihn an eine Eiche

Kreuzigten ihn in den Zweigen

Damit der Zauberer dort umkam


Als drei Tage und Nächte zu Ende waren

Sprach Untamoinen wie folgt

Es ist Zeit meine Herolde zu schicken

Um die mächtige Eiche zu inspizieren

Um dort zu erfahren ob der junge Kullervo

Zwischen den Zweigen lebt oder stirbt


Daraufhin sandte er seine Diener

und die Herolde brachten diese Botschaft

Der junge Kullervo ist nicht umgekommen

Ist nicht zwischen den Zweigen der Eiche gestorben

An der wir ihn aufgehängt haben

In der Eiche macht er Bilder

Mit einem Zauberstab zwischen seinen Fingern

Bilder hängen an allen Zweigen

Geschnitzt und bemalt von Kullervo

Und die Helden dick wie Eicheln

Mit ihren Schwertern und Speeren

Füllen die Zweige der Eiche

Jedes Blatt wird ein Soldat


Wer kann dem Grab helfen Untamo

Töte den Jungen der das Böse bedroht

Für Untamos Stamm und Land

Da er weder durch Wasser

Noch durch Feuer oder Kreuzigung sterben wird

Schließlich wurde entschieden

Dass sein Körper unsterblich war

weder Tod noch Folter erleiden konnte


In Verzweiflung Untamoinen

So sprach den Jungen Kullervo an

Willst du ein Leben führen das immer wird

Ehre mein Volk immer

Soll ich dich in meiner Wohnung behalten

Solltest du die Pflicht eines Dieners behalten

Dann wirst du deinen Lohn erhalten

Und ernten was auch immer du säst

Du kannst den goldenen Gürtel tragen

Oder die Zunge der Kritik ertragen


Als der Junge ein wenig gewachsen war

An Stärke und Statur zugenommen hatte

Wurde ihm ein Beruf gegeben

Er wurde dazu gebracht ein Kind zu pflegen

Die Wiege des Kindes zu schaukeln

Dies sind die Worte von Untamoinen

Schau oft auf das kleine Kind füttere es gut

Und hüte es vor Gefahren

Wasche seine Wäsche im Fluss

Gib dem Kind gute Aufmerksamkeit


Der junge Kullervo der böse Zauberer

Pflegt einen Tag dann einen zweiten

Am Morgen des dritten Tages

Gibt er dem Kind grausame Behandlung

Macht seine Augen blind und bricht ihm die Finger

Und als sich abendliche Schatten sammeln

Tötet er das kleine Kind während es schlummert

Wirft seinen Körper ins Wasser

Zerbricht und verbrennt die Wiege des Kindes

Untamoinen überlegte also

Niemals wird dieser Kullervo fallen

Sei eine würdige Amme für Kinder

Kann ein Baby nicht in Sicherheit wiegen

Ich weiß nicht wie ich ihn gebrauchen kann

Welche Beschäftigung kann ich ihm geben

Dann sagte er dem jungen Zauberer

Er müsse den stehenden Wald fällen

Und Kullervo gab diese Antwort

Nur ein Held werde ich sein

Wenn ich das magische Beil trage

Ich bin jung und schön und mächtig

Viel schöner als andere

Habe die Fähigkeit von sechs Magiern


Daraufhin suchte er den Schmied auf

Dies war der Befehl von Kullervo

Hör zu du Metallkünstler

Schmiede für mich eine Axt aus Kupfer

Schmiede die mächtige Axt der Helden

Womit ich den Wald fällen kann

Die Birke und die Eiche und die Espe


Dies befiehlt der Schmied zu ehren

Schmiedet ihm eine Axt aus Kupfer

Wunderbar die Klinge die er schmiedet

Kullerwoinen schärft sein Beil

Schärft seine Klinge von morgens bis abends

Und macht am nächsten Tag den Griff

Dann eilt er zum Wald

Zum aufsteigenden Berg

Zur höchsten der Birken

Zu den mächtigsten Eichen

Dort schwingt er seine Axt aus Kupfer

Schwingt seine Klinge mit magischer Kraft

Schneidet mit geschärfter Kante die Espe

Mit einem Schlag fällt er die Eiche

Mit einem zweiten Schlag die Linde

Viele Bäume sind schnell gefallen

Durch das Kriegsbeil von Kullervo

Dann sprach der Assistent wie folgt

Dies ist die richtige Arbeit von Lempo

Lass Diri-Hisi den Wald fällen


In der Birke versenkte er sein Beil

Aufruhr war in den Wäldern

In Tönen laut gerufen vom Donner

Pfiff zu den fernen Bergen

Bis sie zu seiner Berufung zurückkehrten

Als Kullervo wie folgt sprach

Möge der Wald im Kreis sein

Wo meine Stimme klingt

Gefällt und zugrunde geht

In der Erde für immer verloren

Möge kein Baum uneben bleiben

Mögen im Frühling keine Setzlinge wachsen

Niemals während das Mondlicht schimmert

Wo Kullervos Stimme widerhallt

Wo der Wald meine Berufung hört

Wo der Boden mit Samen gepflanzt wird

Und das Getreide wird sprießen und gedeihen

Möge es niemals zur Reife kommen

Mögen die Ähren gesprengt werden


Als der starke Mann Untamoinen

Am frühen Abend nachschaute

Wie Kullervo Fortschritte machte

In seiner Arbeit im Wald

Wenig war die geleistete Arbeit

War eines Mannes hier nicht würdig

Untamoinen dachte so

Der junge Kullervo ist nicht geeignet

Für die Arbeit der Waldrodung

Verschwendet das Beste von allem Holz

In mein Land bringt er Zerstörung

Ich werde ihn Zäune bauen lassen


Dann begann die Jugend mit dem Bau

Eines Zauns für Untamoinen

Nahm die Stämme stattlicher Tannen

schnitt sie mit seiner Klinge für Zaunpfosten

Schnitt die höchsten in den Wäldern

Für das Geländer seiner Zäune

Machte die kleineren Stangen und Querstangen

Aus der längsten der Linden

Machte den Zaun ohne Durchgang

Machte kein Geflecht in seinen Zäunen

Und Kullervo sprach über diese Maßnahmen

Wer sich nicht als Adler erhebt

Segelt nicht auf Flügeln durch den Äther

Kann Kullervos Schagbaum nicht überqueren

Noch die Zäune die er gebaut hat


Untamoinen verließ seine Villa

Um die Arbeiten des Jungen zu inspizieren

Sah sich die Zäune von Kullervo an

Sah den Zaun ohne Durchgang

Kein Geflecht in seinen Zäunen

Von der Erde erstreckte sich der Zaun

Bis zu den höchsten Wolken des Himmels

Dies sind die Worte von Untamoinen

Für dieses Werk ist nicht geeignet

Nutzlos ist der so gebaute Zaun

Ist so hoch dass niemand ihn überqueren kann

Und es gibt keinen Durchgang durch ihn

Er soll Roggen und Gerste dreschen


Der junge Kullervo der sich schnell vorbereitete

Er machte einen Eichen-Dreschflegel zum Dreschen

Drosch den Roggen zu feinstem Pulver

Drosch die Gerste in Atome

Und den Strohhalm in wertlose Fragmente


Untamoinen ging am Abend

Ging zu Kullervos Dreschplatz

Sah die Arbeit von Kullerwoinen

Gefunden wurde der Roggen zu Pulver gemahlen

Gerstenkörner zu Atomen zerkleinert

Und das Stroh zu wertlosem Müll


Untamoinen wurde dann wütend

Sprach diese Worte mit bitteren Akzenten

Kullerwoinen als Arbeiter

Ist ein elender Fehler

Was auch immer er berührt

Wird durch seine Hexerei ruiniert

Ich werde ihn in Estland ruinieren

In Karyala werde ich ihn

An den Schmied Ilmarinen verkaufen

Um den schweren Hammer zu schwingen


Untamoinen verkauft Kullervo

Tauscht ihn im fernen Karyala

An den Schmied Ilmarinen

An den Meister der Metalle

Dies ist die Summe die als Zahlung erhalten wurde

Sieben abgenutzte und wertlose Sicheln

Drei alte Kessel schlimmer als nutzlos

Drei alte Sensen und Hacken und Äxte

Belohnung in der Tat ausreichend

Für einen Jungen der nicht

Zum Wohl seines Arbeitgebers arbeiten wird




ZWEITER GESANG


Kullerwoinen Assistent und Diener

Des Schmieds Ilmarinen

Gekaufter Sklave von Untamoinen

Der Magie Sohn mit himmelblauen Strümpfen

Mit einem Kopf der goldenen Löckchen

In seinen Schuhen von Marder-Leder

Abwartend wenig fragte den Schmied

Fragte den Wirt nach der Arbeit am Morgen

Fragte die Gastgeberin am Abend

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Gib mir Arbeit am frühen Morgen

Am Abend Arbeit die

Deines Dieners würdig ist


Dann die Frau von Ilmarinen

Einst die Jungfrau des Regenbogens

Die lang und lange darüber nachdachte

Wie man der Jugend eine Beschäftigung gibt

Wie der gekaufte Sklave arbeiten kann

Schließlich machte sie ihn zu einem Hirten

Machte ihn zum Hüter ihrer Weiden

Aber die verächtliche Gastgeberin,

Backte einen Keks für den Hirten

Backte einen Laib von wundersamer Dicke

Backte die untere Hälfte von Hafermehl

Und die obere Hälfte von Gerste

Backte einen Feuerstein in die Mitte

Goss herum flüssige Butter

Dann gab sie es dem Hirten

Nahrung um den Hunger des Hirten zu stillen

So gab sie der Jugend Anweisungen

Iss das Brot nicht in Hunger

Bis die Herde im Wald ist


Dann die Frau von Ilmarinen

Schickte ihr Vieh auf die Weide

Also mit Adressierung an Kullerwoinen

Treibe die Kühe dort in die Lauben

Zu den Birken und Espen

Dass sie dort futtern und sich mästen können

Gib bitte Milch und Butter

In der offene Waldweide

Auf den fernen Hügeln und Bergen

In den Tälern zwischen den Birken

Im Tiefland mit den Espen

In den goldenen Kiefernwäldern

In den mit Silber beladenen Dickichten


Beschütze sie du gütige Schöpferin

Schütze sie allgegenwärtige Ukko

Schütze sie vor jeder Gefahr

Und beschütze sie vor allem Bösen

Damit sie nicht wollen

Von den Pfaden des Friedens

Und des Überflusses weg wandern

Wie zu Hause hast du sie beschützt

In den Schutzräumen und den Hürden

Bewache sie jetzt unter dem Himmel

Schütze sie auf Waldweiden

Damit die Herden leben und gedeihen können

Zur Freude der Gastgeberin von Nordland

Und gegen den Willen von Lempo


Wenn sich mein Hirte als unwürdig erweist

Wenn die Hirtenmädchen böse erscheinen

Lass die Weiden ihre Hirten sein

Lass die Erlen das Vieh bewachen

Mach die Birke zu ihrer Beschützerin

Lass die Weide sie nach Hause treiben

Bevor die Gastgeberin sie sucht

Bevor die Milchmädchen warten

Und sich Sorgen machen

Sollte die Birke sie nicht beschützen

Noch die Espe Hilfe leisten

Noch die Linde ihre Hüterin sein

Noch die Weide sie nach Hause treiben

Willst du ihnen bessere Hirten geben

Lass die schönen Töchter der Schöpfung

Ihre gütigen Hirtinnen sein

Du hast viele schöne junge Mädchen

Viele Hunderte die dir gehorchen

In den weiten Kreisen des Äthers

Schöne Töchter der Schöpfung


Die Sommertochter die magische Jungfrau

Die südliche Mutter der Wälder

Die Kiefer-Tochter Kateyatar

Pihlayatar von der Espe die Erlenjungfrau

Tapios‘ Tochter die Tochter des Tals Millikki

Und die Bergmaid Tellervo

Von meinen Herden seid ihr die Beschützerinnen

Haltet sie von dem Bösen fern

Schützt sie in Sommertagen

In Zeiten duftender Blumen

Während die zarten Blätter flüstern

Während die Erde mit Grünpflanzen beladen ist


Sommertochter bezaubernde Jungfrau

Südliche Mutter der Wälder

Verbreite deine Gewänder der Sicherheit im Ausland

Verbreite deine Schürze über den Wald

Lass sie mein ganzes Vieh bedecken

Und beschütze die Ungeschützten

Damit ihnen keine bösen Winde schaden

Sie nicht von den Gewitterwolken leiden

Vor jeder Gefahr meine Herde schütze

Sie aus den Händen des Wildtieres befreie

Halte sie von den Sümpfen mit sinkenden Bahnen fern

Von den Quellen da Blasen Probleme bereiten

Vor den schnell fließenden Gewässern

Vor dem tiefstem der Strudel

Damit sie kein Unglück finden

Nicht zur Zerstörung wandern

Nicht in den Sümpfen versinken und zugrunde gehen

Obwohl gegen der Göttin beste Absichten

Obwohl gegen den Willen von Ukko


Bringe aus der Ferne ein Signalhorn

Bringe ein Hirtenhorn vom Himmel

Bringe die Honigflöte von Ukko

Spiele die Musik der Schöpfung

Blase die Flöte des Magiers

Spiele die Blumen im Hochland

Bezaubere die Hügel und Täler und Berge

Bezaubere die Grenzen des Waldes

Fülle die Waldbäume mit Honig

Fülle die Brunnenränder mit Gewürzen


Denn meine Herden geben Nahrung und Schutz

Füttere sie alle auf Honigweiden

Gib ihnen Getränk an Honigbrunnen

Füttere sie auf deinen goldenen Gräsern

Auf den Blättern silberner Setzlinge

Aus den Quellen des Lebens und der Schönheit

Aus dem fließenden Kristallwasser

Von den Wasserfällen von Rutya

Von den Höhen grün und golden

Aus dem angereicherten Quell in Silber

Grabe mir auch goldene Brunnen

An den vier Seiten der Weide

Dass die Kühe in Süße trinken können

Und ihre Euter überquellen mit Honig

Dass ihre Milch kann in Bächen fließen

Die Milch soll in Gefäßen gefangen werden

Das Geschenk der Kuh soll nicht verschwendet werden

Manala darf nicht gegeben werden


Viele sind die Söhne des Bösen

Die zum Mana ihre Melkungen nehmen

Ihre Milch den Übeltätern geben

Sie in Tuonis Reich verschwenden

Es gibt nur wenige und sie sind die Würdigen

Die die Milch aus dem Mana bekommen können

Niemals mein altes Mütterchen

Bat im Dorf um Rat

Niemals vor Gericht um Weisheit

Sie erhielt ihre Milch aus Mana

Sie nahm die Sauermilch von den Händlern

Süßmilch aus größerer Entfernung

Aus dem Königreich Manala

Von Tuonis Feldern und Weiden

Sie ward in der Dämmerung des Abends gebracht

Durch die Nebenwege in der Finsternis

Dass die Schlechten es nicht wissen sollen

Dass sie nicht Zerstörung finden soll


Dies ist die Sprache meiner Mutter

Und diese Worte wiederhole ich auch

Wohin wandert das Geschenk der Kuh

Wohin ist die Milch gegangen

Ist sie gegangen um die Fremden zu ernähren

Verbannt in das ferne Dorf

Gegangen um den Weiler-Liebhaber zu ernähren

Oder vielleicht den Wald zu ernähren

Verschwunden in den Wäldern

Verstreut über die Hügel und Berge

Vermischt mit den Seen und Flüssen

Sie wird nie zu Mana gehen

Geht nie den Fremden zu füttern

Niemals zu den Dorf-Liebhabern

Weder soll sie den Wald ernähren

Noch auf den Bergen verloren gehen

Weder in den Wäldern besprengt werden

Noch mit dem Wasser vermischt werden

Sie wird für unsere Tische benötigt

Als würdiges Essen für alle unsere Kinder


Sommertochter Magd der Schönheit

Südländische Tochter der Schöpfung

Gib Suotikki zartes Futter

Watikki gib reines Wasser

Hermikki-Milch reichlich Tuorikki-Milch reichlich

Frische Vorräte Tuorikki frische Vorräte

Von Mairikki die Milch fließen lass

Frischmilch von meinen Kühen reichlich

Von den Grasspitzen kommend

Von den zarten Kräutern und Blättchen

Von den honigreichen Wiesen

Von der Mutter des Waldes

Von den süß tropfenden Wiesen

Von den beerenbeladenen Zweigen

Von der Heide der Blumenmädchen

Von dem Grün der Jungfrau der Laube

Aus den Wolken der Milchversorgerinnen

Aus der Jungfrau des Himmels

Damit die Milch reichlich fließt

Von den Kühen die ich

Zur Haltung Kullervo gegeben habe


Erhebe dich Jungfrau des Tals

Aus den Quellen erhebe dich in Schönheit

Erhebe dich Jungfrau des Brunnens

Schöne erhebe dich im Äther

Nimm das Wasser aus den Wolken

Und meine streifenden Herden besprenkle

Damit meine Kühe trinken und gedeihen können

Sei bereit für das Kommen

Der Hirtin des Abends


O Millikki Wald-Gastgeberin

Mutter der Herden auf der Weide

Sende den größten deiner Diener

Sende die besten deiner Assistenten

Damit meine Herden

In den angenehmen Sommertagen bewacht werden

Die uns unsere Schöpferin gegeben hat


Schöne Jungfrau der Wälder

Tapios bezauberndste Tochter

Schöne Tellervo Waldjungfrau

Sanft gekleidet in seidene Kleidung

Schön in goldenen Locken

Gibst du meinen Herden Schutz

In den Metsola-Herrschaften

Auf den Hügeln von Tapiola

Schütze sie streichle sie

Mit deinen Händen der Schönheit

Sanft mit deinen Fingern

Gib ihnen einen goldenen Glanz

Lass sie wie Lachsflossen leuchten

Züchte ihnen Roben

Die so weich wie Hermelin sind


Wenn der Abendstern Dunkelheit bringt

Wenn die Stunde des Zwielichts erscheint

Sende mein niederes Vieh nach Hause

Milch in ihren Gefäßen fließe

Wasser auf dem Rücken in Seen

Wenn die Sonne im Ozean untergegangen

Wenn der Abendvogel singt

So sprich meine Viehherden an


Ihr die Hörner tragen eilt jetzt

Zu den Schuppen von Ilmarinen

Ihr angereichert mit Milch geht nach Hause

Zu der Gastgeberin die jetzt wartet

Zuhause ist der bessere Ort zum Schlafen

Waldbetten sind voller Gefahr

Wenn der Abend in der Dunkelheit kommt

Sofort reist zu den Milchmädchen

Gebäudefeuer sind da um den Weg zu beleuchten

Auf dem mit Honig angereicherten Rasen

Auf den mit Beeren beladenen Weiden


Du o Tapios Sohn Nyrikki

Waldsohn in Purpur gehüllt

Schneide die Tannen auf den Bergen

Schneide die Kiefern mit Zapfen der Schönheit

Lege sie über die Bäche als Brücken

Bedecke gut die Schlämme von Treibsand

In den Sümpfen und in den Niederungen

Dass meine Herde in Sicherheit passieren kann

Auf ihrer langen und düsteren Reise

Um zu den Rauchwolken zu eilen

Wo die Milchmädchen warten dass sie kommen

Wenn die Kühe diesen Befehl nicht befolgen

Nicht beschleunige sie Abends nach Hause

Dann o Himbeeren-Jungfrau

Schneide eine Birkenrute aus dem Wald

Vom Wacholder eine Rute

In der Nähe von Tapios geräumigem Herrenhaus

Stehend auf dem Eschenberg

Geh meinen Weg vorwärts wegen des Viehs

In Metsolas breite Milchhöfe

Wenn der Abendstern aufgeht


Du o Otso Waldapfel Waldbär

Mit honigfarbenen Fingern

Lass uns einen dauerhaften Vertrag schließen

Ein Gelübde für zukünftige Zeitalter ablegen

Dass du mein Vieh nicht tötest

Meine Milchversorger nicht essen wirst

Dass ich meine Jäger nicht sende

Um dich und deine Verwandten zu vernichten

Niemals in den Sommertagen

Der wärmsten Jahreszeit der Schöpferin


Hörst du die Töne von Kuhglocken

Hörst den Ruf der Signalhörner

Reitest auf der Wiese

Versinkst auf dem Rasen im Schlaf

Begräbst deine beiden Ohren in Klee

Duckst dich in einem Erlen-Dickicht

Kletterst zwischen den moosigen Felsvorsprüngen

Besuchst eine felsige Höhle

Fliehst in andere Berge

Bis du die Kuhglocken

Und den Ruf der Hirten nicht mehr hörst


Höre Otso der Wälder

Heiliger Bär mit honigfarbenen Fingern

Sich der Viehherde zu nähern

Dir ist nicht verboten

Aber deine Zunge Zähne und Finger

Dürfen meine Herde im Sommer nicht berühren

Dürfen meinen harmlosen Kreaturen nicht schaden

Geh zu den duftenden Wiesen

Um zu schlendern durch die milchigen Weiden

Von den Tönen der Glocken und Hirten

Die Herde auf dem Berg sein sollte

Geh du schnell zu den Sümpfen

Treibe mein Vieh durch die Niederungen

Danach schlafe du dann im Dickicht

Sollten sie sich vom Hochland ernähren

Musst du dich ins Tal beeilen

Sollten die Herden am Boden grasen

Musst du dich vom Gipfel ernähren


Wandere wie der goldene Kuckuck

Wie die Taube von silberner Helligkeit

Wie ein kleiner Fisch im Ozean

Reite deine Krallen an deinem haarigen Fuß

Schließe deine bösen Zähne in der Dunkelheit

Damit meine Herde nicht erschrocken wird

Sich nicht denken muss in Gefahr

Lass meine Kühe in Frieden und Fülle

Lass sie nach Hause reisen

Durch die Täler und Nebenstraßen der Berge

Über Ebenen und durch den Wald

Verletze nicht meine harmlosen Kreaturen


Erinnere dich an deine früheren Zusagen

Am Fluss Tuoni in der Nähe

Des Wasserfalls und des Strudels

In den Ohren unserer Schöpferin

Dreimal wurde es Otso gewährt

Sich im Sommer dem Land der Kuhglocken zu nähern

Wo die Stimmen der Hirten widerhallen

Aber dir wurde es nicht gewährt

Otso hatte nie die Erlaubnis

Eine böse Handlung zu versuchen

Ein Werk des Bösen zu beginnen

Sollte das blendende Ding der Bosheit

In deinen Streifzügen über dich kommen

Sollten deine blutigen Zähne Hunger verspüren

Wirf deine Bosheit in die Berge

Und deinen Hunger auf die Kiefern

Spüle deine Zähne in den Espen

In den toten Gliedern der Birken

Schneide die Stängel von den Weiden ab

Sollte dich dein Hunger noch antreiben

Geh du zum Beerenberg

Iss den Pilz des Waldes

Füttere deinen Hunger auf den Ameisenhügeln

Iss die roten Wurzeln des Bärenbaums

Metsolas reiche Honigkuchen

Nicht das Gras meine Herde würde ernähren

Oder wenn Metsolas reicher Honig

Vor dem Essen gären sollte

Auf den Hügeln von goldener Farbe

Auf den mit Silber gefüllten Bergen

Es gibt andere Nahrung für den Hunger

Andere Getränke für den durstigen Otso

Ewiges wird das Essen sein

Und das Getränk wird niemals fehlen


Lass uns jetzt zu Ehren zustimmen

Und einen dauerhaften Vertrag abschließen

Damit unser Leben in Lust endet

Möge es im Sommer fröhlich sein

Beide genießen den Wald gemeinsam

Obwohl unser Essen unverwechselbar sein muss

Solltest du immer noch Lust haben

Gegen mich zu kämpfen

Lass unsere Wettbewerbe im Winter sein

Lass unsere Kriege auf den Schneefeldern sein

Sümpfe werden in Sommertagen auftauen

Warm ist das Wasser in den Flüssen

Darum solltest du diesen Vertrag brechen

Solltest du kommen wo goldenes Vieh

Diese Wälder durchstreift Hügel und Täler

Wir werden dich mit unseren Armbrüsten töten

Sollten unsere Pfeilmänner abwesend sein

Haben wir hier einige Bogenschützenfrauen

Und unter ihnen ist die Gastgeberin

Die kann die tödliche Waffe benutzen

Die kann dich zur Zerstörung bringen

So werden die Tage der Not enden

Die du unserem Volk bringst

Gegen den Willen von Ukko


Ukko Herrscherin im Himmel

Leihe meiner Bitte ein Ohr

Verwandle mein ganzes Vieh verwandle sie

Durch die mächtige Kraft der Magie

In Stümpfe und Steine

Wenn der Feind wandern sollte

In der Nähe meiner Herde in Sommertagen


Wenn ich als Otso geboren worden wäre

Würde ich niemals zu Füßen

Alter Weiber schreiten und schlendern

Anderswo gibt es Hügel und Täler

Weiter sind Honigweiden,

Wo der faule Bär wandern kann

Wo der Träge verweilen kann

Schleichen weg zu jenem Berg

Damit dein zartes Fleisch nachlässt

In den tiefen Nischen des blauen Tals

In den Bärendickichten des Waldes

Kannst du dich durch Eichelfelder bewegen

Durch den Sand und die Kieselsteine des Ozeans

Dort wird für dich verfolgt ein Weg

Durch die Wälder an der Seeküste

Bis zu den äußersten Grenzen des Nordlandes

Bis zu den düsteren Ebenen Lapplands

Es ist gut für dich zu rumpeln

Dort zu leben wird eine Lust sein

Im Sommer ohne Schuhe

Um im Sommer spazieren zu gehen

An Herbsttagen ohne Strümpfe

Auf dem blauen Rücken des Berges

Durch die Sümpfe und das fruchtbare Tiefland


Wenn du nicht dorthin reisen kannst

Kannst du die Lappland-Straße nicht finden

Beeile dich in einiger Entfernung

Auf dem Bärenweg der nach Norden führt

Zum Hain von Tuonela

Zu den Honigebenen von Kalma

Sümpfe in denen es gut zu wandern ist

Heide in der man sich nach Belieben bewegen kann

Es gibt Kiryos es gibt Karyos

Und unzählige Tieren

Mit ihren eisenstarken Fesseln

Die sich im Wald mästen

Seid gnädig ihr Haine und Berge

Voller Gnade du dunkles Dickicht

Frieden und Heil meinem Vieh

Durch die angenehmen Sommertage

Die wärmste Jahreszeit der Schöpferin


Knippana o König der Wälder

Du der graue Bart der Wälder

Beobachte deine Hunde in Moor und Brache

Lege einen Schwamm in ein Nasenloch

Und eine Eichel in das andere

Damit sie mein Vieh nicht riechen

Binde ihre Augen mit seidenen Netzen

Damit sie meine Herden nicht sehen

Mein Vieh nicht weiden sehen


Sollte all dies ineffizient erscheinen

Vertreibe deine bellenden Kinder

Lass sie in andere Wälder rennen

Lass sie in anderen Sümpfen jagen

Von diesen grünen Wiesenstreifen

Von diesen weit ausgestreckten Grenzen

Verstecke deine Hunde in deinen Höhlen

Binde deine Kinder fest die jaulen

Binde sie mit deinen goldenen Fesseln

Mit deinen Ketten geschmückt mit Silber

Dass sie mich nicht beschädigen

Möglicherweise mit einer Tat von Unheil

Mögest all dies beweisen als ineffizient

Du o Ukko Königin des Himmels

Weise Regisseurin voller Barmherzigkeit

Höre die goldenen Worte die ich ausspreche

Höre eine Stimme die Zuneigung atmet

Aus der Erle mache einen Maulkorb

Für jeden Hund im Zwinger

Sollte sich die Erle als zu schwach erweisen

Wirf ein Band aus reinstem Kupfer

Sollte sich das Kupfer als fehlerhaft erweisen

Schmiede ein Band aus hartem Eisen

Sollte das Eisen auseinander brechen

In jeder Nase einen kleinen Ring

Aus geschmolzenem Gold und Silber befestige

Kette deine Hunde in Waldhöhlen an

Damit meine Herde nicht verletzt wird


Dann öffnete die Frau von Ilmarinen

Die Lebensgefährtin des Schmieds

Alle ihre Höfe und Ställe

Führte ihre Herde über die Wiese

Und stellte sie in die Obhut des Hirten

In die Obhut von Kullerwoinen




DRITTER GESANG


Daraufhin legte der Junge Kullervo

Sein Mittagessen in seinen Korb

Trieb die Herde auf Bergwiesen

Über die Hügel und durch die Sümpfe

Zu ihren Weiden in den Wäldern

Und sprach als er sorglos umherwanderte

Von Jugend an bin ich der Ärmste

Ein unglücklicher Junge und voller Ärger

Das Unglück ist mir widerfahren

Ich muss leider müßig

Über die Hügel und durch die Täler wandern

Als Wachhund für das Vieh


Dann setzte er sich auf das Grün

An einem ausgewählten sonnigen Ort

Sang und sang folgende Worte

Scheine o Sonnenschein du Sonne des Himmels

Wirf deine Strahlen du Feuer von Ukko

Auf den Hirten des Schmieds

Auf den Kopf von Kullerwoinen

Auf diesem armen und glücklosen Hirten

Und nicht in Ilmarinens Schmiede

Noch in die Wohnungen seines Volkes

Gut ist der Tisch der Gastgeberin

Sie schneidet das Beste aus Weizenkeks

Honigkuchen schneidet sie in Scheiben

Verteilt jeden mit goldener Butter

Nur trockenes Brot hat der Hirte

Isst vor Schmerz die Haferbrotkrusten

Gefüllt mit Spreu der Keks

Er ernährt sich vom schlimmsten Strohbrot

Von Kiefernrinde er sich ernährt

Wasser aus der Birkenrinde schlürfend

Aus den Grasspitzen trink ich

Geh o Sonne und geh o Gerste

Eile weg du Licht von Ukko

Verstecke dich in den Bergkiefern

Geh o Weizen zu jenem Dickicht

Zu den Bäumen der purpurnen Beeren

Zu den Wacholderbüschen und Erlen

Führe den Hirten sicher nach Hause

Zu dem Keks mit der goldenen Butter

Zu den honigfarbenen Kuchen

Und zu den leckeren süßen Lebensmitteln


Während der Hirtenjunge

Kullerwoinens Lied und Echo sang

Schlemmte Ilmarinens Frau

Am süßesten Brot von Nordland

An den knusprigen Gerstenkuchen

An den reichsten Vorräten

Nur etwas Rosenkohl beiseite legend

Für den Hirten Kullerwoinen

Sie stellte einige verschwendete Reste hin

Die Überreste der Hunde beim Abendessen

Für den Hirten der nach Hause zurückkehrt


Aus dem Wald kam ein Vogel geflogen

Sang dieses Lied zu Kullerwoinen

Es ist die Zeit für das Waldessen

Für den vaterlosen Gefährten der Herden

Um seine Lebensmittel zu essen

Iss die guten Dinge aus deinem Korb


Kullerwoinen hörte den Sänger

Schaute auf den langen Schatten der Sonne

Und sprach sofort die folgenden Worte

Richtig ist das Singen des Singvogels

Es ist in der Tat Zeit zum Schlemmen

Zeit mein Korbessen zu essen


Daraufhin rief Kullerwoinen seine Herde

Um sich in Sicherheit auszuruhen

Setzte sich auf einen grasbewachsenen Hügel

Nahm seinen Korb von den Schultern

Nahm das Haferbrot davon

Drehte es in seinen Fingern

Prüfte sorgfältig den Laib

Sprach diese Worte der ewigen Weisheit

Viele Brote sind gut anzusehen

Außen wirken sie köstlich

Innen Spreu und braune Rinde


Dann zog Kullerwoinen sein Messer

Um sein Haferbrot zu schneiden

Schnitt den harten und trockenen Keks

Schnitt gegen einen eingebackenen Stein

In der Mitte gut eingebettet

Bricht sein altes Messer in Stücke

Als der Hirtenjunge Kullervo sah

Dass sein magisches Messer zerbrochen war

Weinte er und sprach wie folgt

Diese Klinge die ich heilig nenne

Dies ist die einzige Sache die ich ehre

Relikt des Volkes meiner Mutter

Auf dem Stein in diesem Haferbrot

Auf diesem Betrugskuchen der Gastgeberin

Habe ich mein kostbares Messer zerbrochen

Wie soll ich diese Beleidigung zurückzahlen

Wie die Bosheit dieser Frau rächen

Was sei der Lohn für diese Täuschung

Von einem Baum antwortete der Rabe

O du kleine silberne Schnalle

Einziger Sohn des alten Kalervo

Warum bist du in bösem Humor

Warum traurig in deinem Benehmen

Nimm einen jungen Trieb aus dem Dickicht

Nimm eine Birkenrute aus dem Tal

Treibe deine Herde durch das Tiefland

Durch den Treibsand der Sümpfe

Zu den Wölfen lass eine Hälfte wandern

Zu den Bärendickichten führe die andere

Singend rufe die Waldwölfe zusammen

Singend rufe die Bären von den Bergen herab

Rufe die Wölfe deine kleinen Kinder

Und die Bären deine Standartenträger

Treibe sie wie eine Kuhherde nach Hause

Treibe sie nach Hause wie geflecktes Vieh

Treibe sie zu den Milchhöfen deines Herrn

So wirst du der Gastgeberin

Ihre Bosheit und ihren Spott zurückzahlen


Darauf antwortete der Zauberer

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Warte ja warte du Braut von Hisi

Trauere ich um das Relikt meiner Mutter

Trauere um den Bergfrieden

Den du gebrochen hast

Du sollst so traurig trauern

Wenn deine Kühe nach Hause kommen am Abend


Vom Baum schneidet er einen Birkenstab

Vom Wacholder eine Rute

Treibt die Herde über das Tiefland

Durch den Treibsand der Sümpfe

Zu den Wölfen lässt eine Hälfte wandern

Zu den Bärendickichten führt er die andere

Nennt die Wölfe seine kleinen Kinder

Nennt die Bären seine Fahnenträger

Verwandelt seine ganze Rinderherde

Durch Magie in Wölfe und Bären


Im Westen scheint die Sonne

Und sagt dass die Nacht kommt

Schnell der Zauberer Kullerwoinen

Wandert über den Kiefernberg

Eilt durch den Wald nach Hause

Treibt die Wölfe und Bären vor sich

Zu den Milchhöfen der Gastgeberin

Zu der Herde spricht er wie folgt

Während sie zusammen weiterreisen

Zerreißt und tötet die böse Gastgeberin

Zerreißt ihr schuldiges Fleisch in Stücke

Wenn sie kommt um ihr Vieh zu sehen

Wenn sie sich bückt um zu melken


Dann macht der Zauberer Kullerwoinen

Aus einem Ochsenknochen ein Signalhorn

Macht es aus Tuonikkis Kuhhorn

Macht eine Flöte aus Kiryos Schienbein

Spielt ein Lied auf seinem Signalhorn

Bläst auf seiner magischen Flöte

Dreimal auf dem Hügelland

Sechsmal in der Nähe der Tore


Ilmarinens Frau die Gastgeberin

Lange hatte sie auf das Kommen

Ihrer Herde mit Kullerwoinen gewartet

Am Abend auf die Milch gewartet

Auf die neu hergestellte Butter gewartet

Die Schritte auf dem Kuhweg gehört

Auf der Heide das Treiben gehört

Diese gesprochenen freudigen Begrüßungsworte

Sei gepriesen o Ukko voll der Gnaden

Dass meine Herde nach Hause zurückkehrt

Aber ich höre ein Signalhorn erklingen

Es ist das Spiel meines Hirten

Der auf einem magischen Kuhhorn spielt

Dass alle unsere Ohren von Musik platzen


Kullerwoinen der näher kam

Sprach zu der Gastgeberin wie folgt

Ich fand das Signalhorn in den Wäldern

Und die Flöte unter den Binsen

Alle deine Herden sind im Gang

Alle deine Kühe innerhalb der Hürden

Dies ist die Zeit im Lager aufzubauen das Feuer

Dies ist die Zeit zum Melken


Ilmarinens Frau die Gastgeberin

Sprach einen alten Diener an

Geh du Alter zum Melken

Kümmere dich um mein Vieh

Bitte nicht um meine Hilfe

Denn ich muss den Keks kneten

Kullerwoinen sprach wie folgt

Immer tut die würdige Gastgeberin recht

Immer tut die Weisheitsmutter recht

Geh selbst und melke

Kümmere dich um die Kühe innerhalb der Hürden


Dann machte die Frau von Ilmarinen

Ein Feldfeuer im Gang

Ging um ihre wartenden Kühe zu melken

Sah verwundert auf ihre Herde

Sprach diese fröhlichen Grußworte

Schön meine Viehherde

Glitzernd wie die Häute von Luchsen

Haare so weich wie Hermelinfell

Friedlich auf den Milcheimer wartend


Auf dem Milchhocker sitzt die Gastgeberin

Melkt einen Moment dann einen zweiten

Dann ein drittes Mal melkt sie und hört auf

Als sich die blutigen Wölfe verkleiden

Greifen sie schnell die melkende Gastgeberin an

Und die Bären helfen

Zerreißen und verstümmeln ihren Körper

Mit ihren Zähnen und geschärften Fingern

Kullerwoinen grausamer Zauberer

So zahlte er der bösen Gastgeberin zurück

So zahlte sie ihre böse Behandlung zurück


Schnell schrie die Frau von Ilmarinen

In bitterer Angst laut

So sprach sie den Jungen Kullervo an

Böser Sohn du verdammter Hirte

Du hast mir Wölfe in Bosheit gebracht

Getriebene Bären in meine Hürden

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Habe ich böse als Hirte getan

Schlimmer war das Verhalten der Gastgeberin

Einen Stein in meinen Haferkuchen gebacken

Auf der Innenseite waren Stein und braune Rinde

Auf dem Stein war mein Messer zerbrochen

Der Schatz des Haushalts meiner Mutter

Gebrochen die Tugend meines Volkes

Ilmarinens Frau antwortete

Edler Hirte Kullerwoinen

Ändere ich bitte dich deine Meinung

Nimm deine Beschwörungsformeln weg

Von den Bären und Wölfen befreie mich

Rette mich vor dieser Folter

Ich werde dir bessere Kleidung geben

Gebe das Beste aus Milch und Butter

Gebe dir den süßesten Tisch

Du sollst mir willkommen heißen

Du brauchst keine Arbeit zu tun

Für deinen Aufenthalt

Wenn du mich nicht schnell befreist

Diesen Zauber der Magie nicht durchbrichst

Werde ich in das Todesland versinken

Werde nach Tuonela zurückkehren

Dies ist Kullerwoinens Antwort

Es ist am besten dass du zugrunde gehst

Lass die Zerstörung dich einholen

Es gibt viel Platz im Mana

Platz für alle Toten in Kalma

Dort muss der Würdigste schlummern

Dort muss der Gute und der Böse ruhen

Ilmarinens Frau antwortete

Ukko du Göttin im Himmel

Spanne die stärkste deiner Armbrüste

Prüfe die Waffe durch deine Weisheit

Lege einen aus Kupfer geschmiedeten Pfeil

Auf die Armbrust deiner Schmiede

Ziele mit Recht mit deinem Flammen-Pfeil

Mit deiner Magie schleudere die Rakete

Schieße diesem Zauberer durch die Lebenspunkte

Durchbohre das Herz von Kullerwoinen

Mit dem Blitz des Himmels

Mit deinen Pfeilen mit Kupferspitzen

Kullerwoinen betet wie folgt

Ukko Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit

Töte nicht deinen magischen Diener

Töte die Frau von Ilmarinen

Töte in ihr die schlimmste Frau

In diesen Hürden lass sie zugrunde gehen

Damit sie nicht von nun an in Freiheit wandert

Um ein anderes Unheil zu begehen

Tut eine größere Tat der Bosheit


Blitzschnell fiel die Gastgeberin

Schnell fiel die Frau von Ilmarinen

Und starb in den Hürden

Auf dem Boden vor ihrer Hütte

So der Tod von Nordlands Gastgeberin

Der geschätzten Frau von Ilmarinen

Einst die Jungfrau des Regenbogens

Umworben und viele Sommer lang beobachtet

Stolz und Freude von Kalevala




VIERTER GESANG


Kullerwoinen junger Zauberer

In seinen wunderschönen goldenen Locken

In seinen magischen Schuhen aus Hirschhaut

Verließ das Haus von Ilmarinen

Auf seiner Reise ging er weiter

Bevor der Schmied die Nachricht

Vom grausamen Tod und der Folter

Seiner Frau und Freude hörte

Damit kein blutiger Kampf folgt


Kullerwoinen verließ die Schmiede

Blies auf seinem magischen Signalhorn

Freudig verließ er das Land von Ilma

Blies munter auf der Heide

Ließ die fernen Hügel widerhallen

Ließ die Sümpfe und Berge zittern

Ließ die Heideblüten

Auf seine Musik antworten

In ihrem wilden Nachhall

Zur Magie seines Spiels

In der Schmiede waren Lieder zu hören

Und der Schmied blieb stehen und hörte zu

An Tür und Fenster gehängt

An den offenen Hof gehängt

Ob er vielleicht herausfinden könnte

Wer in dem Heidekraut spielte

Wer durch den Wald klang

Schnell lernte er die grausame Geschichte

Er lernte die Ursache der Freude

Sah die Gastgeberin tot vor sich

Wusste dass seine schöne Frau umgekommen war

Sah wie sich die leblose Gestalt ausdehnte

Im Hof seiner Wohnung

Daraufhin verfiel der Metallkünstler

In bittere Tränen und Klagen

Er weinte durch die trostlose Nacht

Tief in der Trauer die sich über ihn legte

Schwarz wie die Nacht seine dunkle Zukunft

Er konnte seine Tränen der Trauer nicht aufhalten


Kullerwoinen eilte weiter

Streunend streifend hierhin dorthin

Wanderte weiter durch Feld und Wald

Über die Hisi-Ebenen und durch die Wälder

Als sich die Dunkelheit über ihm niederließ

Als der Vogel der Nacht flatterte

Saß der Vaterlose am Abend

Der Verlassene saß und ruhte

Auf einem Hügel des Waldes

So murmelte er schweren Herzens

Warum wurde ich – leider! - erschaffen

Warum wurde ich so schlecht gezeugt

Seit Monaten und Jahren wandere ich

Verloren zwischen den Ätherräumen

Andere haben ihre Häuser zum Wohnen

Andere beeilen sich zu ihren Kaminen

Wenn sich der Abend um sie versammelt

Aber mein Zuhause ist im Wald

Und mein Bett in dem Heidekraut

Und mein Badezimmer ist die Regenwolke


Niemals hast du o Göttin der Barmherzigkeit

Niemals im Laufe der Jahrhunderte

Ein Kind unklug geboren

Warum wurde ich dann geschaffen ohne Vater

Um im Äther herumzulaufen

Ohne Mutter und einsam zu wandern

Du o Ukko bist meine Mutter

Du hast mir Form und Merkmal gegeben

Wie der Möwe auf dem Ozean

Wie der Ente auf dem Wasser

Der Sonne auf die Schwalbe scheint

Wie hell sie auf den Spatz scheint

Das Lied und die Freude der Freudenvögel

Ich bin unglücklich

Niemals wird mir das Sonnenlicht scheinen

Niemals wird das Mondlicht

Auf diesem unglücklichen Sohn

Und Waisenkind schimmern

Ich kenne meinen Heldenvater nicht

Kann nicht sagen wer meine Mutter war

Am Ufer ließ mich vielleicht

Die graue Ente im Sand fallen

Jung war ich und kleinwüchsig

Als meine Mutter mich verwaist ließ

Tot mein Vater und tot meine Mutter

Tot mein geehrter Stamm der Helden

Schuhe die sie mir hinterlassen haben

Schuhe die eisig sind und Strümpfe

Die mit Frost von Jahrhunderten gefüllt sind

Lass mich auf die eiskalten Eisebenen fallen

Um in der Binse umzukommen

Von den schwindelerregenden Höhen der Berge

Lass mich in die Zerstörung stürzen


O du weise und gute Schöpferin

Warum meine Geburt

Und was soll mein Dienst

Ich werde niemals fallen und vergehen

Auf den Eis-Ebenen in den Sümpfen

Nie auf einer Brücke in Sumpfland

Nicht während ich die Waffen der Tugend trage

Das kann meiner geehrten Verwandtschaft dienen


Dann dachte Kullervo daran

In das Dorf Untamo zu reisen

Den Mord an seinem Vater zu rächen

Die Folterung seiner Mutter zu rächen

Und die Probleme seines Stammesvolkes

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Warte ja warte du Untamoinen

Du Zerstörer meines Volkes

Wenn ich dich im Kampf treffe

Werde ich dich und deine Verwandten töten

Ich werde eure Häuser zu Asche verbrennen


Kam eine Frau auf der Hochstraße

Blau gekleidet

Sprach die alte Mutter zu Kullervo wie folgt

Wohin gehst du Kullerwoinen

Wohin geht der eigensinnige Held

Kullerwoinen gab diese Antwort

Ich habe gedacht dass ich

In die Ferne reisen würde

Aus dem Land der Fremden

In das Dorf Untamo

Um den Mord an meinem Vater zu rächen

Um die Folterung meiner Mutter zu rächen

Und die Probleme meines Stammesvolkes

So antwortete die grauhaarige Frau

Wahrlich du bist im Irrtum

Denn dein Stamm ist nie umgekommen

Und deine Mutter lebt immer noch

Mit deinem Vater im Nordland

Und mit dem alten Kalervo


O du alte geliebte Dame

Würdige Mutter der Wälder

Sag mir wo mein Vater lebt

Wo meine liebende Mutter wohnt


Dort drüben lebt dein gealterter Vater

Und deine liebende Mutter mit ihm

Am äußersten Ufer von Nordland

An der langen Spitze des Fischsees


Sag mir du Waldmutter

Wie ich zu meinem Volk reise

Wie ich mein geehrtes Stammesvolk finde


"Leicht ist der Weg für Fremde

Du musst durch den Wald reisen

Dich zur Flussgrenze beeilen

Einen Tag reisen dann einen zweiten

Und den dritten von morgens bis abends

Nach Nordwesten musst du reisen

Wenn der Berg dir entgegen kommt

Geh um den nahen Berg herum

Nach Westen kühn nimm deine müde Reise

Bis du zu einem Fluss kommst

Zu deiner Rechten fließt er gen Osten

Reise zur Flussgrenze

Wo dich drei Wasserfälle begrüßen werden

Wenn du kommst zu einer Landzunge

An dem Punkt wirst du ein Häuschen sehen

In dem sich die Fischer versammeln

In diesem Häuschen ist dein Vater

Mit deiner Mutter und ihren Töchtern

Schön deine Mädchenschwestern


Kullerwoinen der Zauberer

Hastete auf seiner Reise nach Norden

Geht einen Tag und dann einen zweiten

Geht den dritten von morgens bis abends

Im Nordwesten geht Kullervo

Bis ein Berg ihm entgegenkommt

Er geht um den nahenden Berg herum

Nach Westen nach Westen geht seine Reise

Bis er einen Fluss kommen sieht

Er eilt zur Flussgrenze

Geht entlang der Bäche und Stromschnellen

Bis ihn drei Wasserfälle ansprechen

Reisend bis er auf eine Landzunge trifft

Auf dem Punkt erspäht er ein Häuschen

In dem sich die Fischer versammeln


Schnell reist er zur Hütte

Schnell geht er durch die Portale

Der Hütte auf der Landspitze

Wo er seine lange verlorene Verwandtschaft findet

Niemand kennt den Jugendlichen Kullervo

Niemand weiß woher der Fremde kommt

Wo sein Zuhause und wohin er geht

Dies sind die Worte des jungen Kullervo

Kennst du mich nicht meine Mutter

Kennst du mich nicht mein Vater

Ich bin der unglückliche Kullerwoinen

Den die Helden von Untamo

In ihr fernes Land trugen

Als meine Größe nur eine Handbreite war

Schnell antwortet die hoffnungsvolle Mutter

O mein würdiger Sohn mein Lieb

O meine kostbare Silberschnalle

Bist du mit deinem Geist der Magie

Durch die Felder von Nordland gewandert

Auf der Suche nach deinem Zuhause

Und deiner Verwandtschaft

Als einen Toten habe ich dich lange

In Manala betrauert hatte dich angenommen

Sobald ich zwei Söhne und Helden hatte

Hatte ich zwei gute und schöne Töchter

Zwei davon waren lange abwesend

Der ältere Sohn und die ältere Tochter

Zum Krieg reiste mein Sohn ab

Während meine Tochter sich verirrte und umkam

Als mein Sohn nach Hause zurückkehrt

Und meine Tochter immer noch abwesend ist

Fragte Kullerwoinen seine Mutter

Wohin ist meine Schwester gewandert

In welche Richtung ist sie gereist

Dies ist die Antwort der Mutter

Dies ist die Geschichte deiner Schwester

Sie ging für Beeren in die Wälder

In die Berge ging meine Tochter

Wo die schöne Jungfrau verschwand

Wo meine hübsche Beere umkam

Einen Tod starb den ich nicht kenne

Namenlos ist der Tod den sie erlitten hat

Wer trauert um die Tochter

Niemand trauert um sie als ihre Mutter

Sie geht und wandert trauert und sucht

Ihr schönstes Kind ihre schönste Tochter

Darum wanderte die Mutter und suchte

Nach deiner schönen Schwester

Wie der Bär durchstreifte sie den Wald

Lief durch die Schluchten wie der Storch

Suchte einen Tag und dann einen zweiten

Suchte den dritten von morgens bis abends

Bis sie den Berggipfel erreichte

Dort rief sie und hat ihre Tochter gerufen

Bis die fernen Berge antworteten

Nach ihr gerufen die gegangen war

Ach wo bist du meine schöne Jungfrau

Komm meine Tochter zu deiner Mutter


So rief ich und suchte deine Schwester

Dies war die Antwort der Berge

So hallten die Hügel und Täler wider

Ruf nicht mehr du weinende Mutter

Weine nicht mehr um die Verstorbene

Nie mehr in deinem ganzen Leben

Nie im Verlauf des Alters

Sie wird sich wieder einfinden

Am Landungsplatz ihres Bruders

In ihrer bescheidenen Wohnung des Vaters




FÜNFTER GESANG


Kullerwoinen jugendlicher Zauberer verweilte fortan

In seinen blauen und scharlachroten Strümpfen

Bei seinen Eltern

Aber er konnte seine Natur nicht ändern

Konnte keine höhere Weisheit erlangen,

Konnte kein besseres Urteil gewinnen

Als Kind war er schlecht ernährt

Früh wiegte er sich in dummen Wiegen

Von einer Amme mit vielen Torheiten

Von einem Minister des Bösen


Zu seiner Arbeit ging Kullerwoinen

Strebte seine Arbeit würdig zu machen

Zuerst ging Kullervo angeln

Warf seine Fischernetze in den Ozean

Kullerwoinen sprach mit den Händen

Über die Reihen der Locken wie folgt

Soll ich mit all meinen Kräften ziehen

Mit der Kraft jugendlicher Helden ziehen

Oder mit der Schwäche der Alten


Aus dem Heck erhob sich ein grauer Bart

Und er antwortete Kullervo so

Zieh mit all deiner jugendlichen Kraft

Solltest du mit magischer Kraft rudern

Könntest du dieses Schiff nicht zerstören

Könntest dieses Boot nicht in Fragmente brechen


Daraufhin ruderte der Junge Kullervo

Mit all seiner jugendlichen Kraft

Mit der mächtigen Kraft der Magie

Ruderte er die Bindungen aus dem Gefäß

Wacholderrippen zerschmetterte er

Ruderte die Espenruder in Stücke


Als der alte Herr Kalervo

Die Arbeit von Kullerwoinen sah

Richtete er seinen Sohn wie folgt

Das verstehst du nicht das Rudern

Du hast die Bande zerborsten

Banden von Wacholder und Weide

Mein Espen-Boot in Stücke gerudert

Um die Fischnetze treiben die Lachse

Vielleicht passt das besser zu dir


Daraufhin beeilte sich der Sohn Kullervo

Der an seine verbotene Arbeit gehetzt war

Den Lachs zu den Fischnetzen zu treiben

Er sprach unschuldig wie folgt

Soll ich mit meiner jugendlichen Kraft

Den Lachs zu den Fischnetzen schrecken

Oder mit ein wenig magischer Kraft

Ich jage sie zu ihrer Gefangennahme

Sprach der Herr der Fischnetze

Das wäre nur Arbeit von Frauen

Solltest du nur wenig Kraft einsetzen

Um den Lachs zu erschrecken


Kullerwoinen tut wie geboten

Erschreckt den Lachs mit den Kräften

Seiner mächtigen Arme und Schultern

Rührt mit der Kraft der Jugend und Magie

Das mit schwarzer Erde dicke Wasser

Schlägt das Schreckensnetz in Stücke

In Fruchtfleisch zerschlägt er den Lachs


Als der gealterte Vater Kalervo

Das Werk von Kullerwoinen sah

Sagte er zu seinem Sohn diese Worte

Du verstehst diese Arbeit nicht

Für dieses Werk bist du nicht geeignet

Kannst Barsch und Lachs nicht schrecken

Zu deinen Fischnetzen

Du hast alle meine Fischnetze ruiniert

Mein Schreckensnetz in Trümmer zerrissen

Den Wittling zu Brei zerrissen

Meine Netzstützen in Fragmente zerrissen

Meine Keile in Stücke geschlagen

Überlasse das Fischen einem anderen

Schau ob du bezahlen kannst den Tribut

Zahle du meinen jährlichen Beitrag

Sieh ob du besser reisen kannst

Zeige auf dem Weg ein besseres Urteilsvermögen


Daraufhin sammelte sich der Sohn Kullervo

Der unglückliche Jugendliche in Purpur-Gewändern

In seinen magischen Schuhen aus Hirschhaut

In seinen goldenen Locken um die Steuern zu zahlen

Den Tribut für sein Volk

Als der Jugendliche den Tribut gezahlt hatte

Den jährlichen Beitrag bezahlte kehrte er zurück

Um sich dem Schneeschlitten anzuschließen

Nahm seinen Platz auf der Querbank ein

Schnappte seine Peitsche über dem Renner

Und begann seine Heimreise

Auf der Hochstraße rasselte er weiter

Gemessen, als er weiter

Über Wainamoinens Hügel und Täler galoppierte

Und seine Felder im Anbau


Kam eine goldene Maid um ihn zu treffen

Auf ihren Schneeschuhen kam eine Jungfrau

Über die Hügel von Wainamoinen

Über sein kultiviertes Tiefland


Schnell überprüfte der Zauberersohn Kullervo

Die Bewegung seines Rennfahrers

Und sprach so das charmante Mädchen an

Komm süßes Mädchen zu meinem Schneeschlitten

In meinen Pelzroben ruhe und verweile

Während sie rannte antwortete die Jungfrau

Lass die Todesmagd neben dir sitzen

Ruhe dich aus

Und verweile in deinen Pelzroben


Daraufhin schnappte der Junge Kullervo

Mit seiner Peitsche über den Renner

Flott wie Wind galoppiert er nach Hause

Stürzt die Hochstraße hinunter

Mit dem Rauschen des fallenden Wassers

Er galoppiert weiter weiter weiter

Über den breiten Rücken des Ozeans

Über die eisigen Ebenen Lapplands


Kommt eine siegreiche Maid um ihn zu treffen

Goldhaarig und mit Schneeschuhen

Auf den weit ausgestreckten Eisebenen

Schnell überprüft der Zauberer seinen Rennfahrer

Spricht das Mädchen charmant an und singt

Sorgfältig diese Verse

Komm du Schönheit zu meinem Schneeschlitten

Komm her und ruhe dich aus und verweile

Verspottend antwortete das Mädchen

Bring Tuoni zu deinem Schneeschlitten

An deiner Seite lass Manalainen

Bei dir sitzen und ruhen und verweilen


Schnell schlug der Zauberer Kullerwoinen

Seinen feurigen tänzelnden Rennfahrer

Mit der Birkenpeitsche seines Vaters

Wie der Blitz flog der flotte Fuß

Galoppierte auf der Hochstraße nach Hause

Über die Hügel sprang der Schneeschlitten

Und die kommenden Berge zitterten

Kullerwoinen wilder Magier

Misst auf seiner Heimreise

Die weit ausgedehnten Grenzen von Nordland

Und die fruchtbaren Ebenen von Pohya

Kommt eine schöne Maid um ihn zu treffen

Mit einem Zinnstift am üppigen Busen

Auf dem Heidekraut von Pohyola

Über den Pohya-Hügeln und Moorlandschaften


Schnell hält der Zauberersohn Kullervo

Das Zaumzeug seines Renners

Intoniert diese Verse auf charmante Weise

Komm schöne Jungfrau zu meinem Schneeschlitten

In diesen Pelzroben ruhe und verweile

Iss mit mir die goldenen Äpfel

Iss die Haselnuss vor Freude

Trink mit mir das köstliche Bier

Iss die Leckereien die ich dir gebe


Dies ist die Antwort der Jungfrau

Mit dem Zinnstift an ihrem üppigen Busen

Ich habe es verachtet

In deinen Schneeschlitten zu kommen

Verachtung für dich du böser Zauberer

Kalt ist es unter deinen Pelzroben

Und dein Schlitten ist kalt und freudlos


Daraufhin zog der Jugendliche Kullervo

Der böse Zauberer des Nordlandes

Zog die Jungfrau zu seinem Schneeschlitten

Zog sie zu einem Platz neben ihm

Schnell in seine Pelze hüllt er sie

Und die mit Zinn Geschmückte antwortete

Dies sind die Akzente der Jungfrau

Löse mich von deiner magischen Kraft

Lass mich sofort deine Gegenwart verlassen

Damit ich nicht mit bösen Akzenten spreche

Damit ich nicht das Gebet des Bösen sage

Befreie mich jetzt ich befehle dir

Oder ich zerreiße deinen Schlitten

Werfe diese Pelzroben in den Nordwind


Sofort der böse Kullerwoinen

Böser Zauberer und Hexenmeister

Öffnet alle seine Schatzkisten

Zeigt der Jungfräulichen Gold und Silber

Zeigt seidene Schönheitswickel

Seidenschlauch mit goldenen Rändern

Goldene Gürtel mit silbernen Schnallen

Schmuck der die Sicht trübt

Stumpft das Gewissen der Jungfrau ab

Silber führt zur Zerstörung

Gold lockt aus der Aufrichtigkeit

Kullerwoinen böser Zauberer schmeichelt

Der Jungfrau liebevoll

Eine Hand auf den Zügeln aus Leder

Eine auf der Schulter der Jungfrau

So reisen sie durch den Abend

Verbringen die Nacht in fröhlicher Stimmung


Als der Tagesstern den Morgen herauf führte

Als der zweite Tag anbrach

Sprach die Maid Kullervo an

Und fragte den bösen Zauberer

Von welchem Stamm stammst du ab

Von welcher Rasse dein Heldenvater

Erzähl deine Abstammung und Verwandtschaft

Dies war Kullervos wahrheitsgemäße Antwort

Bin nicht aus einer mächtigen Nation

Nicht der größten noch der kleinsten

Aber meine Abstammung ist würdig

Bin Kalervos Sohn der Torheit

Bin ein Kind der Widersprüche

Unglücklicher Sohn des kalten Unglücks

Erzähl mir von deiner Heldenrasse

Erzähle deinen Ursprung und deine Verwandtschaft

Dies ist die Antwort der Jungfrau

Kam nicht aus einer Urzeit

Nicht die größte noch die kleinste

Aber meine Abstammung ist würdig

Bin Kalervos elende Tochter

Bin sein längst verlorenes Kind des Irrtums

Bin eine Magd der Widersprüche

Unglückliche Tochter des Unglücks


Als Kind lebte ich reichlich

In den Wohnungen meiner Mutter

In den Wald ging ich für Beeren

Ging für Himbeeren ins Hochland

Sammelte Erdbeeren auf Bergen

Sammelte einen Tag dann einen zweiten

Aber leider am dritten Tag

Konnte ich den Weg nach Hause nicht finden

Fern hin die Straßen führten mich

Alle Fußwege zu den Wäldern

Lange saß ich in bitterem Weinen

Weinte einen Tag und dann einen zweiten

Weinte den dritten von morgens bis abends

Dann stieg ich einen hohen Berg

Dort rief ich klagende Akzente

Und die Wälder gaben diese Antwort

So hallten die fernen Hügel wieder

Ruf nicht mehr dumme Jungfrau

Alle deine Rufe und Tränen sind nutzlos

Es gibt niemanden der dir antworten könnte

Weit weg dein Zuhause und dein Volk


Am dritten und am vierten Tag

Am fünften sechsten und siebten

Versuchte ich ständig zu sterben

Aber vergebens waren alle meine Bemühungen

Konnte nicht auf den Bergen sterben

Wenn diese elende Magd umgekommen wäre

In dem Sommer des dritten Jahres

Sie hätte die Vegetation der Erde gefüttert

Sie hätte wie eine Blume geblüht

Und wüsste weder Schmerz noch Trauer


Kaum hatte die Jungfrau gesprochen

Als sie vom Schneeschlitten sprang

Stürzte in den rollenden Fluss

Zum Aufruhr des Katarakts

Zum feurigen Strom und Strudel

So eilte Kullervos reizende Schwester

Zu ihrer eigenen Zerstörung

Bis zu ihrem Tod durch Feuer und Wasser

Fand sie ihren Frieden in Tuonela

Im heiligen Strom des Manas


Da fiel der böse Kullerwoinen

Weinend schmerzlich beunruhigt

Heulend und weinend und schweren Herzens

Sprach diese Worte in bitterer Trauer

Wehe mir mein Leben ist schwer

Ich habe meine jungfräuliche Schwester getötet

Die Tochter beschämt meiner Mutter

Wehe dir mein alter Vater

Wehe dir meine grauhaarige Mutter

Warum wurde ich geboren und gesäugt

Warum die Existenz dieses unglücklichen Kindes

Ein gutes Schicksal Kullerwoinens

Hat noch nie das Tageslicht gesehen

Oder wenn geboren wäre er doch nie gediehen

In diesen traurigen Tagen des Bösen

Der Tod hat seine Pflicht nicht erfüllt

Das Übel sündigte im Vorbeigehen an mir

Hätte mich in der Wiege töten sollen

Als der siebte Tag zu Ende war


Daraufhin zieht er den Kragen

Seines tänzelnden königlichen Rennfahrers aus

Hebt den silberköpfigen flotten Fuß

Galoppiert wie der Blitz nach Hause

Galoppiert nur für einen Moment

Als er seinen schäumenden Renner

In der Kabine seines Vaters anhält

Im Hof die Mutter stand

Also der böse Sohn sprach sie an

Treue Mutter lieb und zärtlich

Du hast mich getötet als Kleinkind

In der Kammer mein Leben geräuchert

In einem Leichentuch mich weg geworfen

In die Katarakte und Strudel

Im Feuer hatte meine Wiege gestanden

Nach sieben Nächten

Wäre vollendet dein Dienst gewesen

Hätten dich die Dorfmädchen gefragt

Wo ist jetzt die kleine Wiege

Warum ist das Badezimmer leer

Dies wäre eine würdige Antwort gewesen

Ich habe die Wiege des Zauberers verbrannt

Warf das Kind zu den Feuerwehrhunden

Im Badezimmer sprießt Mais

Aus der Gerste braue ich Malzbier


Daraufhin stellt die alte Mutter

Ihrem Zauberersohn folgende Fragen

Was ist mit meinem Helden passiert

Welches neue Schicksal hat dich überwunden

Kommst du aus Tuoni

Aus den Burgen von Manala

Dies war Kullervos Geständnis

Ungeheuer die Geschichte die ich bringe

Mein Geständnis Unehre ist

Auf dem Weg ich ein Mädchen traf

Traf deine lange verschollenen

Widerspenstige Tochter

Hab meine Schwester nicht erkannt

Fatal war die Sünde begangen

Als die Steuern waren abgerechnet worden

Als der Tribut gesammelt worden war

Kam eine unvergleichliche Maid mich zu treffen

Die ich geistlos zur Trauer führte

Dies ist die lange verlorene Tochter meiner Mutter

Als sie in mir ihren Bruder sah

Schnell sprang sie vom Schneeschlitten

Eilte zum tosenden Wasser

Zum Aufruhr des Katarakts

Zum feurigen Strom und Strudel

Eilte zu ihrer vollen Zerstörung


Nun leider muss ich bestimmen

Jetzt muss ich einen geeigneten Ort finden

An dem dein sündiger Sohn umkommen kann

Sag mir allverzeihende Mutter

Wo ich mein Leben voll Schwierigkeiten beenden soll

Lass mich das Heulen des schwarzen Wolfs stoppen

Lass mich befriedigen den Hunger

Des bösartigen Bären von Nordland

Lass den Hai oder den hungrigen Seehund

Meinen Wohnort im Jenseits sein

Dies ist die Antwort der Mutter

Geh nicht um das Heulen

Des hungrigen Wolfes von Nordland zu stoppen

Beeile dich nicht den Schwarzbären

Der in seiner Waldhöhle knurrt still zu halten

Lass weder Hai noch bösartigen Seehund

Deine Wohnung sein im Jenseits

Geräumig sind die Räume von Suomi

Grenzenlos die Sawa-Grenzen

Groß genug um Übertretungen zu verbergen

Die Missetaten des Menschen

Um sich für Ewigkeiten zu verstecken

Mit seinen Sünden und bösen Handlungen

Sechs lange Jahre liegen die Sünden des Menschen

Im Grenzland von Kalma verborgen

Sogar neun Jahre für magische Helden

Bis die Jahre Trost bringen

Bis sie all seine Trauer beruhigen


Kullerwoinen böser Zauberer antwortet

So seiner trauernden Mutter

Ich kann mich niemals vor Trauer verstecken

Kann nicht vor meinem Fehlverhalten fliehen

Zu den Kiefern des Todes beeile ich mich

Zu den offenen Höfen von Kalma

Zu den Jagdgebieten von Pohya

Zu den Schlachtfeldern der Helden

Untamoinen lebt noch

Ungestört streifen die Bösen

Ungerächt die Beschwerde meines Vaters

Ungerächt die Folterung meiner Mutter

Ungerächt das Unrecht das ich erleide




SECHSTER GESANG


Kullerwoinen böser Zauberer bereitet sich

In seinen purpurnen Strümpfen auf den Kampf vor

Schleift lange an seinem Breitschwert

Schärft gut seine vertrauenswürdige Waffe

Und seine Mutter spricht wie folgt

Geh nicht mein geliebter Sohn

Geh nicht in den Krieg mein Held

Kämpfe nicht mit feindlichen Speeren

Wer zieht in den Krieg

Niemand unternimmt einen furchtbaren Kampf

Unternimmt ein fatales Problem

Die ohne Grund Krieg führen

Werden für ihre Torheit geschlachtet

Leichte Beute für Pfeil und Bogen

Geh mit einem Ziegenbock in den Kampf

Solltest gehen um gegen den Rehbock zu kämpfen

Der Ziegenbock der besiegt werden wird

Und der Rehbock werden geschlachtet

Auf einem Frosch wirst du nach Hause reisen

Victoria mit großer Ehre

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Ich werde nicht durch die Sümpfe reisen

Nicht auf die Heide sinken

Auf das Heimatland der Raben

Wo die Adler schreien bei Tagesanbruch

Wenn ich mein Leben für immer gebe

Werde ich tapfer im Kampf fallen

Auf dem Feld der Herrlichkeit fallen

Schön ists in der Rüstung zu sterben

Und das Klappern und Aufeinandertreffen von Armeen

Schön der Kampf um die Eroberung

So wird Kullervo bald

Zum Königreich Tuoni eilen

Zum Reich der Verstorbenen

Unverformt durch die Krankheit

Dies ist die Antwort der Mutter

Wenn du im Konflikt stirbst

Wer wird bleiben

Um deinen Vater zu beschützen

Wer wird deinen Vater beschützen

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Lass ihn auf dem Hof sterben

Und sein Leben voller Trauer verschlafen


Wer wird dann deine Mutter beschützen

In Zeiten der Gefahr ihr Schild sein


Lass sie im Stall sterben

Oder in der Hütte in der sie verweilt


Wer wird dann deinen Bruder verteidigen

Ihm in schwierigen Zeiten helfen


Lass ihn im Wald sterben

Verschlafen sein Leben unbeachtet


Wer wird dann deine Schwester trösten

Wer wird ihr in Bedrängnis helfen


Lass sie unter Wasser sinken

Umkommen im Kristallbrunnen

Wo der Bach in Schönheit weiterfließt

Wie eine silberne Schlange

Die sich durch das Tal zum Ozean windet


Daraufhin eilt der wilde Kullervo

Von seinem Zuhause in die Schlacht

Zu seinem Vater spricht er und geht

Geht es dir gut mein gealterter Vater

Willst du um mich weinen deinen Helden

Wenn du hörst dass ich umgekommen bin

Für immer von deinem Stamm gefallen

Umgekommen auf dem Feld der Herrlichkeit

So antwortet der Vater

Ich werde niemals um den Untergang

Meines bösen Sohnes Kullervo trauern

Ich werde nicht weinen wenn du umgekommen bist

Ich werde einen zweiten Helden zeugen

Der mir einen besseren Dienst leistet

Der in Weisheit denken und handeln wird

Kullerwoinen gibt diese Antwort

Ich werde auch nicht um deinen Untergang trauern

Werde nicht weinen wenn du umgekommen bist

Ich werde einen zweiten Vater machen

Den Kopf aus Lehm und Sandstein machen

Die Augen aus Sumpflandbeeren machen

Den Bart aus verdorrtem Seegras machen

Die Füße aus Weidenwurzeln machen

Die Form aus Birkenholzpilz machen


Daraufhin spricht der Jüngling Kullervo

Zu seinem Bruder wie folgt

Geht es dir gut mein Bruder

Willst du um mich weinen bin ich gegangen

Solltest du hören dass ich umgekommen bin

Auf dem Schlachtfeld gefallen

Dies ist die Antwort des Bruders

Ich werde niemals um den Untergang

Meines Bruders Kullerwoinen trauern

Ich werde nicht weinen wenn du umgekommen bist

Ich werde einen zweiten Bruder finden

Finden einen Würdigeren und Klügeren

Dies ist Kullerwoinens Antwort

Ich werde auch nicht um deinen Untergang trauern

Werde nicht weinen wenn du umgekommen bist

Ich werde einen zweiten Bruder bilden

Mache den Kopf aus Staub und Asche

Mache die Augen aus Perlen des Ozeans

Mache den Bart aus verdorrtem Grün

Mache die Form aus Brei aus Birkenholz

Zu seiner Schwester spricht Kullervo

Geht es dir gut geliebte Schwester

Wahrlich du wirst um meinen Untergang trauern

Weine um mich wenn ich umgekommen bin

Wenn du hörst dass ich in der Hitze

Und im Lärm des Kampfes gefallen bin

Für immer von deiner Rasse gefallen

Aber die Schwester antwortet

Niemals werde ich um deinen Untergang trauern

Werde nicht weinen wenn du zugrunde gegangen

Ich werde einen zweiten Bruder suchen

Einen Bruder suchen reiner besser

Einen der seine Schwester nicht beschämen wird

Kullerwoinen antwortet also

Ich werde auch nicht um dich trauern

Nicht weinen wenn du umgekommen bist

Ich werde eine zweite Schwester bilden

Den Kopf aus weißem Marmor machen

Die Augen aus goldenen Mondstrahlen

Die Locken aus dem Regenbogen

Die Ohren aus Ozeanblumen

Und ihre Form aus Gold und Silber


Geht es dir gut geliebte Mutter

Mutter schön und treu

Willst du weinen wenn ich umgekommen bin

Auf dem Feld der Herrlichkeit gefallen

Für immer von deiner Rasse gefallen

So spricht die Mutter als Antwort

Ich kann die Liebe mütterlicherseits nicht ergründen

Sie kann ihre Zuneigung nicht ersticken

Bitter werde ich um deinen Untergang trauern

Ich würde weinen wenn du umkommen solltest

Solltest du meine Rasse für immer verlassen

Ich würde auf dem Hof oder in der Kammer weinen

Besprenkeln all diese Felder mit Tränentropfen

Weinen große Flüsse ins Meer

Weinen um den Schnee von Nordland zu schmelzen

Mache die Hügel grün vor Weinen

Weine am Morgen weine am Abend

Weine drei Jahre in bitterer Trauer

Über den Tod von Kullerwoinen


Daraufhin freute sich der böse Zauberer über den Kampf

In Freude am Krieg eilte er

Über die Felder Moore und Brachen

Schrie laut auf dem Heidekraut

Sang über die Hügel und Berge

Raste durch die Täler und Wälder

Blies Krieg auf seinem Signalhorn


Die Zeit war nur wenig vergangen

Als ein Bote auftauchte

Sprach Kullerwoinen diese Worte

Siehe dein gealterter Vater ist umgekommen

Für immer von deiner Rasse gefallen

Beeile dich nach Hause und mach ihm Ehre

Lege ihn in den Schoß von Kalma

Kullerwoinen gab diese Antwort

Ist mein gealterter Vater umgekommen

Es gibt zu Hause einen Zobelhengst

Der ihn in seinen Schlaf bringen wird

Ihn legen ihn in den Schoß von Kalma


Dann reiste Kullervo weiter

Blies auf seinem Signalhorn den Krieg

Bis ein Bote auftauchte

Er brachte Kullerwoinen dieses Wort

Siehe auch dein Bruder ist umgekommen

Er liegt tot im Wald

Manalainens Trompete rief ihn

Zur Heimkehr Rückkehr und Ehre

Lege ihn in den Schoß von Kalma

Kullerwoinen antwortet so

Ist mein Bruder umgekommen

Da ist ein Zobelhengst zu Hause

Der ihn in seinen Schlaf bringt

Der legt ihn in den Schoß von Kalma


Der Junge Kullervo reiste weiter

Über Tal und über Berg

Spielt auf dem Schilf der Schlacht

Bis ein Boten erschienen

Diese Botschaft dem Krieger gebracht

Siehe deine Schwester ist untergegangen

Versunken im Kristallbrunnen

Wo das Wasser in Schönheit fließen

Wie eine silberne Schlange schlängelt sich

Durch das Tal zum Ozean

Heimkehr Rückkehr und Ehre

Lege sie in den Schoß von Kalma

Dies sind die Worte von Kullerwoinen

Ist meine schöne Schwester umgekommen

Für immer von meiner Rasse gefallen

Es gibt ein Zobelfohlen

Das sie zu ihrer Ruhe bringt

Legt sie in den Schoß von Kalma


Noch immer reiste Kullervo weiter

Durch das Moor freute er sich

Er ließ Krieg auf seinem Signalhorn erklingen

Bis ein Bote auftauchte

Brachte ihm diese traurigen Worte

Siehe auch deine Mutter ist umgekommen

In Angst gestorben

Mit gebrochenem Herzen

Heimkehr Rückkehr und Ehre

Lege sie in den Schoß von Kalma

Dies sind die Verse von Kullervo

Wehe mir mein Leben ist hart

Dass auch meine Mutter umgekommen ist

Sie die mich in meiner Wiege pflegte

Machte meine Couch zu einer goldenen Decke

Wirbelte für mich die Spule und Spindel

Ach Kullervo war nicht anwesend

Als das Leben seiner Mutter verschwand

Sie mag auf den Bergen gestorben sein

Dort vor Kälte und Hunger umgekommen

Lass die tote Gestalt meiner Mutter

Im kristallklaren Wasser fließen

Wickelt sie in die Roben aus Hermelin

Bindet ihre Hände mit einem seidenen Band

Bringt sie zum Grab der Ewigkeit

Legt sie in den Schoß von Kalma

Begrabt sie mit Trauerliedern

Lasst die Sänger meine Trauer singen

Ich kann die Schlachtfelder nicht verlassen

Während Untamo ungestraft bleibt

Von ihm ist mein Volk zerstört worden


Kullerwoinen reiste weiter

Immer noch freudig zum Kampf

Sang diese Lieder flehend

Ukko mächtigste Herrscherin

Leih mir dein Schwert des Kampfes

Gib mir deine unvergleichliche Waffe

Und gegen tausend Armeen werde ich

Krieg führen und alle erobern


Ukko gab dem Jugendlichen

Ihr Breitschwert und gab

dem Zauberer Kullerwoinen

Ihre Klinge der magischen Kräfte

So ausgerüstet tötete der mächtige Held

Das Volk von Untamo

Und verbrannte seine Dörfer zu Asche

Nur die Steine und Öfen

Und die Schornsteine ihrer Weiler blieben übrig


Dann wandte der Eroberer Kullervo

Seine Schritte seinem Heimatland zu

Der Hütte seines Vaters

Seinen alten Feldern und Wäldern

Leer fand er die Hütte

Und die Wälder waren verlassen

Niemand kam um ihn zu begrüßen

Niemand um willkommen zu heißen

Er legte seine Finger auf den Ofen

Aber er fand ihn kalt und leblos

Dann wusste er mit Zufriedenheit

Dass seine Mutter nicht mehr lebte

Er legte seine Hand auf den Kamin

Kalt und leblos waren die Herdsteine

Da wusste er mit Zufriedenheit

Dass seine Schwester umgekommen war

Dann suchte er die Landeplätze

Fand keine Boote auf den Rollen

Da wusste er mit Zufriedenheit

Dass sein Bruder umgekommen war

Dann schaute er auf die Fischnetze

Und fand sie zerrissen und verheddert

Und er wusste mit Zufriedenheit

Dass sein Vater umgekommen war


Bitter weinte und murmelte er

Weinte einen Tag und dann einen zweiten

Am dritten Tag sprach er wie folgt

Treue Mutter liebevoll und zärtlich

Warum hast du mich hier gelassen

Um in dieser Wildnis der Not zu trauern

Aber du hörst meine Rufe nicht

Obwohl ich mit magischen Akzenten singe

Obwohl meine Tränen klagend sprechen

Obwohl mein Herz deine Abwesenheit beklagt


Aus ihrem Grab erwacht die Mutter

Zu Kullervo spricht sie diese Verse

Du hast noch den Hund übrig

Er wird dich in den Wald führen

Folge dem treuen Wächter

Lass ihn dich in die Wälder führen

Zur äußersten Waldgrenze

Zu den Höhlen der Waldnymphen

Kullerwoinens Sieg und Tod

Dort verweilen die Waldmädchen

Sie werden dir Nahrung und Schutz geben

Geben meinem Helden freudige Küsse


Kullerwoinen mit seinem Wachhund

Hastet weiter durch den Wald

Reisend weiter durch Felder und Brachen

Reisend nur ein kleines Stück

Bis er auf den Gipfel kommt

Wo er seine lange verlorene Schwester traf

Findet dass der Rasen selbst weint

Findet das mit Trauer gefüllte Holz des Tales

Findet das Heidekraut das Tränentropfen vergießt

Findet die Wiesenblumen

Über der Ruine seiner Schwester


Kullerwoinen böser Zauberer

Greift nach dem Griff seines Breitschwerts

Und stellt der Klinge diese einfache Frage

Sag mir meine Ehrenklinge

Möchtest du mein Lebensblut trinken

Das Blut von Kullerwoinen trinken


So antwortet sein treues Schwert

Nun er errate meine Absichten

Warum sollte ich nicht dein Lebensblut trinken

Das Blut des schuldigen Kullerwoinen

Da ich mich an den Würdigen weide

Trinke das Lebensblut der Gerechten


Daraufhin hebt der Junge Kullervo

Der böse Zauberer des Nordlands

Das mächtige Schwert von Ukko

Und verabschiedet sich von der Erde

Stößt den Griff fest ins Heidekraut

Auf sein Herzen richtet er die Waffe

Wirft sein Gewicht auf sein Breitschwert

Er schüttet sein böses Lebensblut aus

Bevor er nach Manala reist

So findet der Zauberer die Zerstörung

Dies ist das Ende von Kullerwoinen

Geboren in Sünde und gepflegt in Torheit


Wainamoinen der alte Minnesänger

Als er die freudige Botschaft hört

Den Tod des gefallenen Kullervo erfährt

Spricht diese Worte der ewigen Weisheit

O ihr vielen ungeborenen Nationen

Pflegt immer eure Kinder

Gebt sie niemals an Fremde

Vertraut sie niemals den Törichten an

Wenn das Kind nicht gut genährt wird

Nicht unerschüttert und untadelig geführt

Obwohl er Jahre der Männlichkeit erreicht

Trägt einen starken und wohlgeformten Körper

Wird er nie mit Diskretion wissen

Zu essen das Brot der Ehre

Nie trinken den Becher der Weisheit