DIE NEUNZEHN EHRWÜRDIGEN GEDICHTE

 

DEUTSCH IN DREI VERSIONEN

VON TORSTEN SCHWANKE / SHI TUO-TANG


ERSTE FASSUNG, 1994


I

Nun wander, wander, wander, wander, wander.

Lebenden Leibes nun getrennt vom Guten,

Zehntausend Meilen lebend auseinander,

Getrennt durch Himmels Fluß mit lichten Fluten.

Die Wege weit und voll von Hindernissen.

Wie ließe sich ums Wiedersehen wissen?

Das Pferd hat sich dem Nordwind anvertraut,

Der Vogel sich im Süd ein Nest gebaut.

Mit jedem Tag einander ferner fern,

Der Gürtel täglich enger auf der Haut.

Gewölk treibt vor dem weißen Tagesstern,

Der Wanderer hat sich nicht umgeschaut.

Alt macht mich das Mich-nach-dem-Edlen-sehnen.

Die Jahre fliehn, spät ist es auf einmal.

So schweig von den Ereignissen, von jenen,

So schweig und find dich ein bei einem Mahl.

II

So grün, so grün am Fluß das Ufergras,

Anmutig rauscht die Silberflut der Weide.

So lieblich, lieblich hoch im Haus die Maide,

So schimmernd, schimmernd sie im Raume saß.

So schön, so schön der roten Schminke Schimmer,

So weiß, so weiß der feinen Händchen Haut.

Sie war einst Sängerin im Freudenzimmer,

Sie ist nun eines Vagabunden Braut.

Der geht und kehrt nicht wieder her.

Das leere Bett allein zu halten: schwer.

III

So grün die Zeder auf dem Hügel steht,

In dem Gebirgsbach Kieselstein um -stein.

So zwischen Erd und Himmelreich Menschsein:

Ein Gast. Wer weiß wie weit die Reise geht?

Schenk Wein ein: gegenseitig sich erfreuen!

Nur geize nicht, allein das Geben ehrt!

Spann an die Rosse, steig auf das Gefährt,

Fahr hin nach Wan und Luo: sich erneuen!

In Luo-yang, o welch ein Rausch und Prassen!

Die Hüte und die Schärpen sich ergänzen.

Lang die Alleen und eng vernetzt die Gassen,

Der Hierarchie ruhmvolle Residenzen.

Die zwei Paläste fernher lächeln Gruß,

Die zwei Portale hoch wohl hundert Fuß.

Das Fest: für Sinn und Seele Freudenschauer!

Doch ach, wo ist der Grund der tiefen Trauer?

IV

Heutigen Tages eine schöne Feier,

Kaum auszusagen, solch ein Überschwang!

Betörendes Getön entlockt der Leier,

Bezaubernd drang zum Geist der neue Klang.

Die Priester sangen Worte himmelwärts,

Die Wissenden vernahmens, das ist wahr.

Ähnlicher Wunsch ist im verwandten Herz.

Verborgner Geist wird dunkel offenbar...

Des Menschen Leben eilt durch seine Zeit,

Ist ungewiß, wie Staub im Wirbelsturm.

Ein Roß aufzäumen und als Erster sein

Dort an des Flusses Furt am höchsten Turm?

Tu's nicht. Bewahr bescheidnes Einfachsein.

Das Leid-Gefährt liegt lang in Not und Pein.

V

Weit im Nordwesten steht ein Haus allein,

Des Hauses First ist bei den Wolken-Steppen.

Die Fenster sind gemustert seidenfein.

Der A-Turm, Doppelbaldachin, drei Treppen.

Von oben her tönt Saitenspiel und Singen,

Mit einmmal so trauervoll die Töne.

Wem können solche Melodien gelingen?

Sollt es die Frau Qi Liangs sein, die schöne?

Shang-Töne der Bewegung folgen frei,

Und jäh ein Stocken, mitten in dem Stück.

Ein Saitenschlag und weher Seufzer drei,

Bedauernd, daß ihr fehlt das süße Glück.

Mich dauert nicht die Sängerin, ihr Leid,

Doch daß der Töne Kenner in den Fernen.

Sie wollten sein ein Kranichpaar, das schreit

Und flügelschlagend aufsteigt zu den Sternen!

VI

Den Fluß durchquert und Lilien gepflückt,

Duftendes Gras im Orchideenmoor.

Ich pflücke viel. Wem lege ich das vor?

Die Liebe, ach, ist in die Fern entrückt!

Ich schau zurück. Die Heimat ist so weit.

Wie sehnsuchtsvoll der Weg ins Ferne brennt!

Ach, Eines Herzens sein und doch getrennt!

Ach, tausend Schmerzen! dann das End der Zeit...

VII

In tiefer Nacht der lichte Mondschein gleißt,

Fern an des Ostens Mauern zirpen Grillen,

Des Wagens Deichsel auf den Winter weist,

Die Sterne, o wie rein und klar, die stillen.

Weißlicher Tau liegt auf dem wilden Gras.

Mit einemmal ists andre Jahreszeit.

Die Herbstzikade in dem Baume saß.

Mysterienvogel fliegt: wohin? So weit!

Mein Studiengefährte in der Weile

Ist aufgestiegen, schreibt die sieben Keile,

Gedenkt nicht mehr des Wohls gereichter Hand,

Läßt mich zurück wie eine Spur im Sand.

Im Süd die Sichel, Kelle steht im Nord,

Der Büffel nicht mehr vor dem Pflug im Joch.

Ach, ist nicht felsenfest des Menschen Wort,

Was nützte ihm der leere Name noch?

VIII

Ach, schwächlicher, ach schwächlicher verwaister

Bambus treibt seine Wurzeln tiefer in den

Berg. Neu verbunden sind der Edlen Geister,

Die Hasenhaare mit den Weiberwinden.

Der Wuchs des Hasenhaars hat seine Zeit,

In Ordnung ist, wenn Mann und Frau sich einen.

Vereinigt, wenn auch tausend Meilen weit,

Getrennt die Pfade sind, versperrt von Steinen.

Die Sehnsucht nach dem Edlen macht mich alt.

Wie lang des Wagens Heimkehr noch gestundet?

Die Lan- und Hui-Pflanzen sind verwundet,

Es streut ein Glanz sich aus dem Knospenspalt.

Die Pflanzen nicht gepflückt, die Zeiten schleichen,

Im Herbst verwelkend wie ein jedes Gras.

Des Edlen Tugend, nähm sie hohes Maß,

Die niedre Magd, was könnt sie nicht erreichen?

IX

Im Hofe steht ein wundersamer Baum,

Im grünen Laub die Pracht der schönen Blüten.

Pflück von dem Ast die Blüten, die erglühten,

Schick sie der Liebe hin durch Zeit und Raum.

Vom Brusttuch schwebt bezauberndes Arom.

Dorthin kommt keiner, ach, der Weg ist weit.

Den blühenden Tribut bringt welcher Strom?

Der Trennung, ach, gedenkend, rinnt die Zeit.

X

Am Himmel fern der lichte Hirtenstern

Und schimmernd fern die Sternstromdame schwebt.

So zart mit ihrer Hand, dem Liebsten gern

"Simm, simm" die Weberin am Rahmen webt.

Am Tagesabend nicht Ein Stück vollbracht.

Sie weint: so fällt ein Regen in ein Tal.

Der Weiße Weg so leuchtend in der Nacht.

Sie gingen auseinander: wieviel Mal?

So schimmernd, schimmernd in dem weiten Meer.

Nun Blick auf Blick - und keine Worte mehr.

XI

Ich wende mich, fahr los mit dem Gefährt,

Laß weiten Weg zurück und fahre weiter.

Seh jede Himmelsrichtung trüb, verheert,

Der Ostwind schneidet Gräser wenig heiter.

Nichts Altes treff ich an, zu meinem Leid.

Wärs möglich, da nicht alt zu werden gleich?

Ob wachsen, welken: das bestimmt die Zeit.

Wie traurig, früher nicht im Dienst zu sein.

Des Menschen Leben dauert nicht wie Stein.

Wie kommt man in das Alter segensreich?

Rasch, ungewiß. So folg dem Wandelwesen:

Leuchtenden Namen sich zum Schatz erlesen!

XII

Des Ostens Mauer, hoch und lang, sie führt

Sich windungsreich in weite Ferne fort.

Ein harter Herbstwind an die Erde rührt,

Das grüne Gras vergilbt, schon ists verdorrt.

Wie eindrucksvoll die Wandlungen der Zeit,

Des Jahres Abend kommt sehr schnell, der stille.

Der Morgenfalke weckt im Herzen Leid,

Und Kleinmut weckt im Herz die Abendgrille.

O läutert euch! Das Wollen und Empfinden

Befreit! Warum sich selbst in Fesseln binden?

In Yan und Zhao seht die vielen Holden,

Die schönen, mit Gesichtern jade-golden!

Gekleidet in ein seidenes Gewand,

So steht sie dort, erfindet neue Lieder.

Traurig der Ton mit einemmale wieder.

Die wohlgestimmten Saiten sind gespannt.

Sie singt sich aus; sie macht den Gürtel fest;

Sie schreitet hin und her; seufzt inniglich:

Ein freies Schwalbenpärchen sein, das sich

Hoch an des Edlen Hütte baut ein Nest!

XIII

Ich treib am obern Osttor hin den Wagen,

Ich seh die Gräber fern, des Nordens Wand.

Die Zitterpappeln leise rauschen Klagen,

Die Zedern, Pinien am Wegesrand.

Tief unten ist der Mensch, den Tod betraf,

Verfällt in dunkel-dunkler langer Nacht,

Liegt unter Gelben Quellen nun im Schlaf,

In tausend-tausend Jahren nicht erwacht.

Sich wechselnd, Yin und Yang, sie strömen rein.

Der Jahre Schicksal ist wie Tau. Ein Gast,

So ist des Menschen Leben, ohne Rast.

Auch Alter ist nicht fest wie Felsgestein.

Zehntausende von Jahren wechseln, kein

Heiliger kanns ermessen, was das heißt.

Beim Drogenschlucken um den Elfengeist

Getäuscht sind viele durch den falschen Schein.

Das gleicht dem Trinken nicht von gutem Wein,

Gewändern nicht von Purpurseide fein.

XIV

Wer geht, wird einem fremd und fremder täglich,

Wer kommt, wird einem lieb und lieber täglich.

Ich trete aus dem Tor, hinauszusehn,

Doch Hügel sind und Gräber nur zu sehn.

Die Gräber werden umgepflügt zum Feld,

Die Zedern und die Pinien gefällt.

In Zitterpappeln ist viel Kummer rege,

Viel Trauer. An die Toten denkt der Schmerz.

Ich sehn mich umzukehren heimatwärts.

Ach, niemand folgt mir nach auf diesem Wege.

XV

Das Leben zählt kaum bis zu hundert Jahren,

Stets hat man Tausend-Jahre-Kummer bang.

Das Taglicht kurz, die Leidensnacht ist lang,

Warum nicht Fackeln nehmen, wegzufahren?

Ergreifen den Moment um sich zu freuen!

Wer denkt, die Freude käm von selber her?

Der Dumme liebt das Um-Verschwendung-klagen,

Ein solcher ist Gelächter bloß den Neuen.

Wie Feenmensch Königssohn Qiao? Schwer

Ists, derartige Hoffnungen zu tragen.

XVI

Es neigt sich jetzt das Jahr, so kalt, so kalt.

Die Maulwurfsgrillen zirpen todbereit.

Schon blasen kalte Winde mit Gewalt,

Der Wandrer in der Kälte ohne Kleid.

Brokatne Decke an dem Ufersaum,

Bestickten Mantels Freund, er ist entrückt.

Die Nächte häufen sich. Allein im Raum.

Sein schimmerndes Gesicht kam mir im Traum.

Der Edle an die alten Freuden denkt.

Auf das Gefährt gestützt, nimmt er das Band,

Er hofft, das Lächeln immer ihn beglückt,

Heim im Gefährt, und er ergreift die Hand.

Dann angekommen: kein Moment Verweilen,

Nicht wo das Doppeltor die Flügel schwenkt.

Hat er nicht Morgenfalkenschwingen, wie

Könnt man dann reitend auf dem Winde eilen?

Versteh! Gereckten Halses: schau zurück.

Von fern einander hoffnungsvoll im Blick.

Sehr sachten Schritts, Schmerz in dem Herzen: Die

Fallende Träne netzt der Schwelle Stück.

XVII

Der Winteranfang, Lüfte klirrend-kalt,

Der Nordwind weht mit grausamer Gewalt.

Viel Sorgen. Ach ich weiß, die Nacht ist lang.

Ich schaue zu den Sternenscharen bang.

Drei, fünf, der helle Mond ist voll und blank,

Vier, fünf, der Mond in Dunkelheit versank.

Von fernem Orte her ein Gast eintrifft,

Ein Bote, überbringt mir eine Schrift,

Wo oben steht: Lang aneinander denken;

Wo unten steht: Lang wird die Trennung kränken.

Er birgt den Brief in seinem Mantel. In

Drei Jahren dieses Zeichen nicht zerbricht:

Ergebenheit von ganzem Herz und Sinn!

Der Edle, bange ich, bemerkt dies nicht.

XVIII

Ein Bote kommt von einem Orte fern,

Der einen Ballen Seide überbringt.

Zehntausend Meilen voneinander fern,

Der Freundin lang ein Freund: das Herz beringt.

Erlesnes Muster: Mandarin-Enten-Paar.

Draus mache eine Decke unsrer Träume,

Durchwirke sie mit Andachts Seidenhaar,

Mit unlösbaren Knoten sie umsäume.

Nimm Leim und gebe ihn in Lack. Wer kann

Das wieder voneinander trennen dann?

XIX

Der Mond so schimmernd, schimmernd überm Land,

Scheint schön auf unsern seidnen Bettvolant.

Bin sorgevoll und kann nicht schlafen mehr,

Leg ein Gewand mir an, geh hin und her.

Zu reisen, ists auch freudevoll genannt,

Ist nicht so wert wie frühe Wiederkehr.

Tret aus dem Tor, allein, geh hin und her.

O wem sei all mein schweres Leid bekannt?

Ich heb das Haupt, ich kehr ins Haus, voll Sehnen.

Das schimmernde Gewand durchtränkt von Tränen.



ZWEITE FASSUNG, 2010


1


Wandern, Wandern, weiter Wandern, Wandern,

Lebend noch – getrennt von meiner Freundin.


Ach, zehntausend Meilen trennen uns,

Du bist an dem andern Himmels-Ufer.


Lang der Weg und voll von Hindernissen.

Weiß ich denn, wann wir uns wiedersehen?


Hunnenpferd im Norden stürmt durch Nordwind,

Sommerschwalbe nistet in dem Südland.


Tag für Tag entferne ich mich weiter,

Täglich schnalle ich den Gürtel enger.


Wolken treiben vor der weißen Sonne,

Doch der Pilger wendet sich nicht um.


Sehnsucht nach der Freundin lässt mich altern.

Jahre, Monde, plötzlich ist es spät.


Schweige von der Angelegenheit.

Sprich dem roten Weine fleißig zu!



2


Grünes, grünes Gras an Flusses Ufer,

Wie verführerisch die Weide rauscht!


Prächtig, prächtig hoch im Haus die Dame,

Schimmernd, schimmernd lehnt sie an der Brüstung.


Lieblich, lieblich ist die rote Schminke,

Zärtlich, zärtlich reicht sie ihre Hand.


Früher war die Frau ein Freudenmädchen,

Jetzt ist sie die Braut des Vagabunden.


Doch der Vagabund kam nicht zurück.

Schwer, das leere Bett allein zu halten!



3


Grüne, grüne Zeder auf dem Hügel,

Im Gebirgsbach viele Kieselsteine.


Menschen zwischen Himmelreich und Erde

Leben unstet wie der Gast, der geht.


Wir vergnügen uns am Becher Wein,

Großmut herrsche unter uns, nicht Geiz!


Spannt die Pferde an, besteigt den Wagen,

Unternehmt die Lustfahrt in das Grüne!


O, die Hauptstadt Luo-yang, berauschend!

Hut und Schärpe gehen Hand in Hand.


Prächtige Alleen, enge Gassen,

Fürstenresidenzen, Königsschlösser!


Zwei Paläste schauen sich von ferne,

Zwei Portale: Hundert Fuß die Höhe.


Hochfest: Freude für Gemüt und Geist!

Trauer, Trauer! Was betrübt mein Herz?



4


Heute gab es hier ein schönes Festmahl,

Unaussprechlich diese süßen Wonnen!


Leierspiel, die Melodie betörend,

Töne drangen zaubrisch in den Geist.


Tugendlehrer sagten weise Worte,

Wissende vernahmen deren Wahrheit.


Seelenbrüder hegen gleiche Wünsche.

Das Geheimnis wird nicht offenbart.


Menschenleben eilen durch die Zeit,

Ungewiss wie Staub im Wirbelsturm.


Zäume auf das Ross mit langen Beinen

Und besetz den Pfosten an der Furt!


Nein, tu’s lieber nicht! Bewahre Demut!

Lang in Not liegt noch der Kummerkarren!



5


Im Nordwesten steht ein hohes Haus,

Zu den Wolken steigt des Daches Spitze.


Seidenmuster hängen vor dem Fenster.

Treppe und Balkon und Baldachin.


Oben Töne von Gesang zur Leier,

Doch das Lied mit einem Mal so traurig!


Wer kann solche Elegie vollbringen?

Sollte es die Frau Qi Liangs sein?


Saitenanschlag. Wieder wehe Seufzer.

Klage, übermäßiges Bedauern!


Ihre Elegie betrübt mich nicht,

Mich betrübt, dass keiner sie versteht!


Wären wir doch nur ein Kranich-Paar,

Flügel schlagend, steigend in den Himmel!



6


Ich überquer den Fluss und pflück die Seeros’,

Im Orchideenmoor das Duftgras rauscht.


Ich pflücke Blumen. Wem soll ich sie schenken?

Ach, die Geliebte ist in weiter Ferne!


Ich kehre um, schau in die alte Heimat,

Der lange Weg streckt weit sich vor mir aus.


Vereinten Herzens, ach, und doch getrennt –

Ach, tausend Schmerzen! Schließlich kommt das Alter.



7


Der helle Mond scheint schimmernd in der Nacht,

Die Grillen zirpen an des Ostens Mauer.


Des Wagens Deichsel zeigt gen Winteranfang,

Die Sternenscharen! O, die Sternenordnung!


Der weiße Tau auf vielen Gräsern liegt,

Die Jahreszeiten plötzlich sich verändern.


Die Herbstzikaden zirpen in den Bäumen.

Mysterienvogel fliegt – er fliegt wohin?


Mein Studienfreund aus guter alter Zeit

Ist aufgestiegen, machte seinen Doktor.


Er denkt nicht mehr an meine Freundeshand,

Ließ mich zurück wie eine Spur im Staub.


Im Süden Sichel und im Norden Kelle,

Der Büffel schreitet nicht mehr vor dem Pflug.


Der edle Mensch, er werde hart wie Stein!

Am meisten wert ist doch ein guter Name.



8


Wie schwach, wie schwach, verwaist der Bambus wächst,

Schlägt Wurzeln in dem Winkel des Gebirges.


Die Edlen haben sich erneut vermählt!

Das Hasenhaar umschlingt die Weiberwinde.


Vermählt, doch tausend Meilen fern einander!

Wie traurig doch: Getrennt durch einen Bergrutsch!


Die Sehnsucht nach der Freundin lässt mich altern.

Ach, wie verspätet kommt mein Wagen an?


Verletzt die Lotosblumen, Jadeblüten,

Die Knospe birgt sich, doch verströmt sie Glanz.


Die Zeit vergeht, die Blüte keiner pflückt,

Bald wird die Blume mit dem Herbstgras welken.


Des Edlen Tugend nimmt ein hohes Maß an,

Dann kann die Magd den Gipfel auch erreichen!



9


Im Hofe steht ein wundervoller Baum,

Aus grünen Blättern bricht die Blütenpracht.


Ergreif den Ast und bricht der Blüten Fülle,

Zukünftig der Geliebten sie zu senden!


Ein Zauberduft erfüllt das Busentuch.

Der Weg ist weit. Ach, wer gelangt zu ihr?


Dies Kleinod – welcher Fuß bringt den Tribut?

An Trennung denk ich, so verrinnt die Zeit.



10


Fern und hoch der Halfterbüffelstern.

Schimmernd, schimmernd, die Milchstraßenfrau!


Zärtlich, zärtlich streckt sie ihre Hand,

Surrend, surrend webt sie an dem Webstuhl.


Tagesende, aber nichts vollendet.

Tränentropfen stürzen wie der Regen.


Die Milchstraße klar und wohlgeordnet.

Ach, wie oft wir uns getrennt, Geliebte!


Prächtig, prächtig, Mondschein auf dem Wasser.

Blick in Blick, doch können wir nicht sprechen.



11


Ich kehr den Wagen um und fahre weiter,

In Fernen, Fernen folge ich dem Weg.


Vier Himmelrichtungen: Nur Trübsal, Trübsal!

Der Ostwind rüttelt an den hundert Gräsern.


Hat alles seine Zeit: der Lenz, der Herbst.

Ach, dass ich früher nicht ins Amt berufen!


Das Menschenleben ist nicht Stein, nicht Eisen.

Wie nur erreicht man ein gewisses Alter?


Ich folge ungewiss der Wesen Wandel.

Den lichten Namen wähl ich mir zum Schatz!



12


Im Osten ist die Mauer hoch und lang

Und setzt sich weithin fort in breiten Kurven.


Der Sturm erhebt sich und bewegt die Erde,

Das Herbstgras ist schon dunkelgrün und füllig.


Vier Jahreszeiten wechseln immer stärker.

Des Jahres Abend kommt so überraschend!


Der Morgenfalke macht mir Herzenskummer,

Die Grillen schaden mir durch ihren Kleinmut.


O, Läuterung von Willen und Empfindung!

Warum eilst du, dir Fesseln anzulegen?


In Yan und Lao sind viel schöne Mädchen,

Anmutige, Gesichter rein wie Jade!


Gewandet in ein feines Seidenkleid,

Sie komponiert die allerreinsten Stanzen.


Mit einem Mal der Leier Klang so traurig!

Die Saiten straff. Man kennt den Druck am Steg.


Gefühl sei frei! Den Zaubergürtel gürtet!

Seufzt tief und wandelt sinnend auf und ab.


Ach, wären wir ein Paar von Frühlingsschwalben,

Ein Nest uns bauend an des Weisen Haus!



13


Ich fahr den Wagen zu dem obern Osttor,

Im Norden überblicke ich die Gräber.


Die Zitterpappeln, ach, wie traurig rauschend,

Die Fichten und die Pinien an der Straße!


Dort unten ruhn dem Tod verfallne Menschen.

O Nacht, o Nacht in tiefer Dunkelheit!


Gesunken in den Schlaf, zur Gelben Quelle,

In tausend Jahren – werden sie erwachen?


Wie Yin und Yang in Reinheit sich vereinen!

Der Jahre Schicksal gleicht dem Morgentau.


Das Menschenleben unstet wie ein Pilger.

Auch hohes Alter ist nicht fest wie Felsen.


Zehntausende von Jahren ziehn vorüber,

Von Weisen keiner kann das je ermessen.


Nicht Drogen nimm, zu haschen nach der Fee!

Zu viele täuschen sich durch falsche Mittel!


Viel besser ist der Trunk von gutem Wein

Und die Bekleidung transparenter Seide!




14


Der Wanderer wird alle Tage fremder,

Heimkehrender wird lieber Tag für Tag.


Ich trete aus dem Tor der Stadt und schaue,

Erdhügel seh ich nur und frische Gräber.


Die alten Gräber sind schon umgepflügt,

Man fällt die Pinien, Fichten werden Brennholz.


Die Kummerlüfte in den Zitterpappeln!

Leid weht, Leid weht! Der Schmerz gedenkt der Toten.


Heimkehren möchte ich zum alten Tor,

Heimkehren! Keiner folgt mir auf dem Weg.



15


Des Lebens Jahre sind nicht hundert Jahre,

Beständig aber Tausend-Jahre-Kummer!


Das Licht nur kurz, die Nacht des Kummers lang.

So nimm die Fackel, fahre ins Vergnügen!


So freue dich und pflück den Augenblick!

Denk nicht, dass Glück von selber zu dir kommt.


Der Dummkopf will sein Geld nur immer sparen,

Der Nachwelt aber ist er nur ein Spott.


Zu leben wie der Königssohn und Gottmensch? –

Unsterblichkeit erlangen ist nicht leicht!



16


Frostig, frostig, da das Jahr sich neigt.

Maulwurfsgrillen zirpen abends traurig.


Eiskalte Winde blasen voller Kraft,

Der Pilger in der Kälte ohne Mantel.


Bestickte Decke schick ich in die Ferne,

Doch ach, von mir getrennt die Bettgenossin!


Allein im Zimmer, lange dunkle Nächte,

Im Traum seh ich das Leuchten ihrer Lippen.


Der gute Mensch gedenkt vergangner Wonnen.

Er lehnt sich an den Wagen, nimmt den Zügel.


Andauernd sei ein glückliches Gelächter!

Er nimmt den Zügel, fährt im Wagen heim.


Schließlich angekommen! Er verweilt nicht,

Bleibt nicht stehen an der Doppelpforte.


Morgenfalkenflügel hat der Edle

Und so kann er reiten auf dem Sturm!


Die Geliebte schaut umher, voll Ahnung.

Aus der Ferne schaut sie ihn voll Hoffnung.


Zage Schritte. Schmerzen in dem Busen.

Tränen tropfen auf der Pforte Flügel.



17


Winteranfang. Frostig kalt die Luft.

Weh, der Nordwind bläst gewaltig, grausam!


Viele Sorgen. Ach, die Not ist groß!

Heb den Blick und schaue zu den Sternen!


Vierzehn, und der lichte Mond ist voll.

Doch der Jaspishase sitzt im Zimtbaum.


Kam ein Gast von einem fernen Ort,

Der mir überbrachte einen Brief.


Erstens: Lange aneinander denken!

Zweitens: Ach, so lange währt die Trennung!


Steck den Brief in meine Manteltasche,

Dieses Schreiben nicht verdirbt die Zeit.


Ganzhingabe dies von Herz und Geist –

Wird die liebe Frau dies auch bemerken?



18


Kam ein Gast von einem fernen Ort,

Brachte einen Ballen reiner Seide.


Ach, wir sind getrennt! Zehntausend Meilen!

Doch des Freundes Herz bleibt dir verbunden!


Schaue hier der Treue Entenpaar,

Nimms als Decke doch für unser Bett!


Siehe, gegenseitiges Gedenken!

Schau, unlösbare Verknotungen!


Wasser nimm und gieß es in den Wein –

Keiner kann das jemals wieder scheiden!



19


Lichter Vollmond, o wie schimmernd, schimmernd,

Scheint auf unsres Bettes Seidendecke.


Voller Sorgen. Ach, ich kann nicht schlafen,

Stehe auf, geh zögernd auf und ab.


Eine Reise nennt man freudenvoll,

Aber schöner ist die frühe Heimkehr!


Tret ich aus der Tür, geh auf und ab,

Ach, wem soll ich sagen meine Nöte?


Traurig kehre ich ins Haus zurück.

Tränen feuchten mir den Unterrock.




DRITTE FASSUNG, 2021


1


Weiter und weiter, immer weiter und weiter,

Weg von dir, von einem Leben durch Abschied getrennt.

Voneinander zehntausend Meilen gehen,

Jeder in einer anderen Ecke der Welt.

Der Weg dazwischen ist schwierig und lang.

Wie sollen wir uns von Angesicht zu Angesicht wiedersehen?

Das tatarische Pferd bevorzugt den Nordwind.

Der Vogel aus Yüeh nistet am südlichen Ast.

Da wir uns getrennt haben, ist die Zeit schon lang.

Täglich hängen meine Kleider lockerer um meine Taille.

Schwebende Wolken verdunkeln die weiße Sonne.

Der Wanderer hat sein Zuhause ganz vergessen.

Wenn ich an dich denke, bin ich plötzlich alt geworden.

Die Monate und Jahre nähern sich schnell ihrem Ende.

Ich werde dich aus meinem Kopf verdrängen und für immer vergessen

Und versuche mit aller Kraft, zu essen und zu gedeihen.


2


Grün, grün,

Das Gras am Flussufer.

Dick, dick,

Die Weiden im Garten.

Traurig, traurig,

Die Dame im Turm.

Weiß, weiß,

Am Flügelfenster sitzend.

Schön, schön,

Ihr rot gepudertes Gesicht.

Klein, klein,

Sie streckt ihre blasse Hand aus.

Früher war sie ein Mädchen aus dem Freudenhaus.

Jetzt ist sie die Frau eines Vagabunden.

Der wandernde Mann ging, kehrte aber nicht zurück.

Es ist schwer, allein ein leeres Bett zu haben.


3


Grün, grün,

Die Zypresse auf dem Hügel.

Fest, fest,

Der Felsbrocken im Bach.

Das Leben des Menschen lebt in dieser Welt.

Es ist wie der Aufenthalt eines eiligen Reisenden.

Ein Becher Wein zusammen wird uns froh machen,

Und ein bisschen Freundschaft ist keine Kleinigkeit.


Ich spanne meinen Wagen an und dränge meine Pferde.

Ich wandere durch die Straßen von Wan und Lo.

In Lo, wie schön alles ist!


Die Kappen und Gürtel suchen sich gegenseitig auf.

Die großen Boulevards werden von Gassen durchschnitten,

In denen sich die Stadthäuser der königlichen Herzöge befinden.

Die beiden Paläste starren sich von weitem an.

Die Zwillingstore erheben sich dreißig Meter hoch.

Indem wir das Fest verlängern, lass uns unsere Herzen fröglich halten

Und lassen wir keinen Raum für Traurigkeit.


4


Von dem herrlichen Fest und der Feier dieses Tages

Sind das Vergnügen und die Freude schwer zu beschreiben.

Sie pflückten die Laute und sandten anhaltende Geräusche aus.

Die neuen Melodien in der Schönheit erreichten das Göttliche.

Geschickte Sänger intonierten die hohen Worte.

Die die Melodie kannten, hörten die Richtigkeit ihres Gesangs.

Wir saßen dort, jeder mit dem gleichen Wunsch

Und die Gedanken eines jeden unausgesprochen:

Der Mensch auf der Welt, der für eine einzige Lebenszeit wohnt, Vergeht plötzlich wie Staub, der vom Wind getragen wird.

Dann lasst uns mit hohen Schritten hinaus eilen

Und der Erste sein, der erreicht die Straßen und Furten,

Anstatt elend und arm zu Hause zu bleiben,

Lange Jahre in schmutzigem Kummer versunken.


5


Im Nordwesten gibt es ein hohes Haus,

Dessen oberste Ebene bei den schwebenden Wolken ist.

Gestickte Vorhänge schirmen die Fenster ab.

Der berühmte Turm ist auf drei Stufen gebaut.

Von oben kommt ein Geräusch des Spielens und Singens,


Die Melodie klingt, ach! wie traurig!

Wer kann es sein, der eine so traurige Melodie spielt?

Sicherlich muss es Chi Liangs Frau sein.

Das ruhige Ton folgt dem aufsteigenden Wind,

Der mittlere Tone verweilt unentschlossen.

Zu jeder Note zwei oder drei Schluchzer,

Es wird ihr hoher Wille von überwältigendem Kummer besiegt.

Sie bedauert nicht, dass sie so traurig ist,

Aber es gibt Gedanken, dass so wenige ihr Lied verstehen.

Sie will wie diese zwei Wildgänse werden,

Die mit schlagenden Flügeln hoch in die Höhe ragen.


6


Über dem Fluss pflücke ich Hibiskusblüten:

In den Orchideensümpfen gibt es viele duftende Kräuter.

Ich sammle sie, aber an wen soll ich sie senden?

Meine Liebe lebt in weit entfernten Ländern.

Ich drehe mich um und schaue in mein eigenes Land:

Der lange Weg erstreckt sich für immer.

Das gleiche Herz und doch eine andere Wohnung:

Immer sich grämen, bis wir alt werden!


7


Ein strahlender Mond beleuchtet die Nachtaussicht:

Die Hausgrille zirpt an der Ostwand.

Der Griff des Polar-Sterns zeigt auf den Beginn des Winters.

Die Vielzahl der Sterne ist über den Himmel verstreut.


Der weiße Tau benetzt die Moorgräser.

Mit plötzlicher Schnelligkeit ändern sich die Jahreszeiten.

Die Herbstzikade singt zwischen den Bäumen.

Die Schwalben, leider, wohin sind sie gezogen?


Als ich einen Freund im selben Haus hatte,

Flog er auf und erhob sich hoch.

Er erinnerte sich nicht daran, wie wir einmal Hand in Hand gegangen waren,

Sondern ließ mich wie Schritte hinter sich im Staub zurück.


Im Süden ist die Weberin und der Polar-Stern im Norden

Und ein Hirtenknabe, dessen Ochse das Joch nie getragen hat.

Ein Freund, der nicht fest wie ein großer Stein ist,

Gibt keinen Gewinn und trägt untätig den Namen.


8


Im Hof wächst ein seltsamer Baum.

Seine grünen Blätter sickern eine duftende Feuchtigkeit.

Ich halte den Ast und schneide eine Blüte vom Baum,

Um sie an die Person zu senden, die ich liebe.

Ihr süßer Geruch füllt meine Ärmel und meinen Schoß.

Die Straße ist lang, wie soll ich sie dorthin bringen?

So etwas ist nicht gut genug, um es zu senden:

Aber es könnte ihn an die Zeit erinnern, die vergangen ist,

Seit er gegangen ist.


9


In der Ferne funkelt der Hirtenknaben-Stern;

Hell leuchtet die Dame des Weißen Flusses.


Schlank, schlank legt sie ihre weißen Finger zusammen.

Klick, klick, gehen die Räder ihres Webstuhls.

Am Ende des Tages hat sie ihre Aufgabe nicht beendet;

Ihre bitteren Tränen fallen wie strömender Regen.

Der Han-Fluss verläuft flach und klar;

Stelle dich zwischen sie, wie kurz ein Raum!

Aber das Flusswasser lässt sie nicht passieren,

Man schaut sich an, kann aber nicht sprechen.


10


Ich wende meinen Wagen, spanne meine Pferde an und gehe

Immer weiter die langen Straßen hinunter,

Die Herbstwinde schütteln die hundert Gräser,

Auf jeder Seite, wie trostlos und kahl!

Die Dinge, die ich treffe, sind alles neue Dinge.

Ihre Fremdheit beschleunigt das Kommen des Alters.

Wohlstand und Verfall haben jeweils ihre Zeit.

Erfolg ist bitter, wenn er nur langsam kommt.

Das Leben des Menschen ist nicht aus Metall oder Stein.

Er kann die Tage seines Schicksals nicht weiter verlängern.

Plötzlich folgt er den Dingen, die vergehen.

Ruhm ist der einzige Schatz, der Bestand hat.


11


Das östliche Schloss steht hoch;

Weit und breit erstrecken sich die Türme, die es bewachen.

Der wirbelnde Wind erhebt sich und erschüttert die Erde;

Die Herbstgräser wachsen dicht und grün.

Die vier Jahreszeiten wechseln sich ohne Pause ab.

Das Jahresende eilt schnell voran.

Der Vogel des Morgenwindes ist voller Trauer.


Die gebrechliche Zikade leidet und ist bedrückt.

Frei und klar, lass uns die Bindungen unseres Herzens lösen.

Warum sollten wir uns immer zurückhalten und binden?

In Yen und Chao gibt es viele schöne Damen,

Schöne Menschentöchter mit Gesichtern wie Jade.

Ihre Kleidung besteht aus Seidengaze.

Sie stehen an der Tür und üben ruhige Lieder.

Das Echo ihres Gesangs, wie traurig es klingt!

Durch die Tonhöhe des Songs weiß man, dass die Anschläge verschärft wurden.

Um ihren Geist zu beruhigen, ordnen sie ihre Schals und Gürtel;

Sie senken ihres Liedes Stimme, während sie innehalten.

Ich möchte wie diese zwei fliegenden Schwalben sein,

Die Lehm tragen, um in der Traufe deines Hauses zu nisten.


12


Ich fahre mit meinem Streitwagen zum Osttor.

Von weitem sehe ich den Friedhof nördlich der Mauer.

Die weißen Espen, wie sie murmeln, murmeln;

Kiefern und Zypressen flankieren die breiten Wege.

Darunter liegen Menschen, die vor langer Zeit gestorben sind;

Schwarz, schwarz ist die lange Nacht, die sie umfängt.

Tief unter den Gelben Quellen

Liegen Tausende von Jahren, ohne aufzuwachen.


In unendlicher Folge verschieben sich Licht und Dunkelheit.

Jahre verschwinden wie der Morgentau.

Das Leben des Menschen ist wie ein Aufenthalt.

Seiner Langlebigkeit fehlt die Festigkeit von Stein und Metall.

Für immer war es so, dass Trauernde ihrerseits betrauert wurden.


Heiliger und Weiser - alle sind gleichermaßen gefangen.

Suche nach Nahrung, um Unsterblichkeit zu erlangen?

Viele waren die Betrogenen von seltsamen Drogen.

Besser, guten Wein zu trinken

Und unseren Körper in Roben aus Satin und Seide zu kleiden.


13


Die Toten sind weg und mit ihnen können wir uns nicht unterhalten.

Die Lebenden sind hier und sollten unsere Liebe haben.

Ich verlasse das Stadttor und schaue nach vorne

Und sehe vor mir nur Hügel und Gräber.

Die alten Gräber sind in Felder gepflügt,

Die Kiefern und Zypressen sind für Holz gehauen.

In den weißen Espen singen traurige Winde;

Ihr langes Murmeln tötet mein Herz vor Kummer.

Ich möchte nach Hause gehen, um zu meinem Dorftor zu fahren.

Ich möchte zurück, aber es gibt keine Straße zurück.


14


Die Jahre ihres Lebens erreichen nicht hundert,

Doch sie enthalten tausend Jahre Trauer.

Wenn die Tage kurz und die trüben Nächte lang sind,

Warum nicht eine Lampe nehmen und weiterwandern?

Wenn du glücklich sein willst, musst du es jetzt tun.

Es nützt kein Warten bis zu einer späteren Zeit.

Der Dummkopf, der es ablehnt, den Reichtum auszugeben, den er hat,

Wird zum Gespött von Ewigkeiten.

Es ist wahr, dass Meister Wang unsterblich wurde,

Aber wie könnten wir hoffen, sein Los zu teilen?


15


Kalt, kalt geht das Jahr zu Ende.

Die Grillen und Heuschrecken zirpen traurig.

Der kühle Wind erhöht seine Gewalt.

Mein wandernder Liebstere hat keinen Mantel, der ihn bedeckt.

Er gab der Dame von Lo seine bestickten Pelze,

Aber von mir, seiner Bettgenossin, ist er ziemlich entfremdet.

Allein schlafend in der Tiefe der langen Nacht,

In einem Traum dachte ich, ich hätte das Licht seines Gesichts gesehen.

Mein Liebster dachte an unsere alten Freuden zusammen.

Er kam in seinem Streitwagen und gab mir die vorderen Zügel.

Ich wollte so unser Spiel und Lachen verlängern,

Seine Hand halten und mit ihm in seiner Kutsche zurückfahren.

Aber wenn er gekommen wäre, würde er nicht lange bleiben

Und auch nicht aufhören, mit mir in die Innere Kammer zu gehen.

Wirklich bin ich ohne die Flügel des Falken, um mich zu tragen.

Wie kann ich mit der Schnelligkeit des fliegenden Windes mithalten?

Ich gehe und lehne mich an das Tor und denke an meine Trauer.

Meine fallenden Tränen befeuchten die Doppeltore.


16


Zu Beginn des Winters kommt ein kalter Geist,

Der Nordwind weht, kalt, kalt.

Da meine Sorgen viele sind, kenne ich die Länge der Nächte.

Ich hebe den Kopf und schaue auf die Sterne an ihren Plätzen.

Am fünfzehnten Tag ist der helle Mond voll,

Am zwanzigsten Tag schwinden Kröte und Hase.

Ein Fremder kam aus einem fernen Land zu mir.


Und er brachte mir eine einzelne Schriftrolle mit Schrift darauf;

Am oberen Rand der Schriftrolle stand Vergiss-mein-nicht.

Am unteren Rand stand Adieu auf ewig.

Ich legte den Brief in die Falten meines Kleides.

Drei Jahre lang verblasste die Schrift nicht.

Wie mit einem ungeteilten Herzen ich dich geliebt,

Fürchte ich, dass du es nie erfahren oder erraten wirst.


17


Der helle Mond, oh, wie weiß er scheint,

Scheint auf die Mullvorhänge meines Bettes.

Von Trauer geplagt, werfe ich mich hin und her und kann nicht schlafen.

Ich nehme meine Kleidung und wandere auf und ab.

Mein abwesender Liebster sagt, dass er glücklich ist,

Aber ich würde lieber haben, dass er zurückkommt.

Draußen im Hof stehe ich allein und zögere.

Wem kann ich die traurigen Gedanken erzählen, die ich denke?

Ich starre vor mich hin und betrete mein Zimmer wieder.

Fallende Tränen benetzen meinen Mantel und meine Robe.