Nach
der Luther-Übersetzung von 1545
Revision
von Torsten Schwanke 2020
Luther
1545 V2.0
I.
1 Habt die Gerechtigkeit lieb, ihr Regenten auf Erden. Denkt, dass der Herr helfen kann, und fürchtet ihn mit Ernst, 2 denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und erscheint denen, die ihm nicht misstrauen. 3 Aber böse Eigenliebe ist fern von Gott. Und wenn die Strafe kommt, beweist sie, was jene für Narren gewesen sind. 4 Denn Sophia kommt nicht in eine boshafte Seele und wohnt nicht in einem Leib, der der Sünde unterworfen ist.
5 Denn der Heilige Geist, der die Wahrheit lehrt, flieht vor den Götzendienern und weicht von den Bösen, welche gestraft werden mit den Sünden, die über sie verhängt werden. 6 Denn Sophia ist so fromm, dass sie das Lästermaul nicht ungestraft lässt. Denn Gott ist Zeuge über alle Gedanken und erkennt alle Herzen gewiss und hört alle Worte. 7 Denn der Erdkreis ist voll des Geistes des Herrn, und der die Reden kennt, ist überall. 8 Darum kann der Mensch nicht verborgen bleiben, der Lüge redet, und das Recht, das ihn strafen soll, wird ihn nicht verfehlen. 9 Denn des Gottlosen Pläne müssen vors Gericht und seine Reden müssen vor den Herrn kommen, dass seine Unart gestraft werde. 10 Denn des leidenschaftlichen Gottes Ohr hört alles, und der Spott der Lästermäuler wird nicht verborgen bleiben.
11 So hütet euch nun vor dem schädlichen Lästern und haltet eure Zungen zurück vom Fluchen. Denn was ihr heimlich miteinander in die Ohren redet, wird nicht so leer hingehen, denn der Mund, der lügt, tötet die Seele. 12 Strebt nicht so nach dem Tod mit eurem Irrtum und ringt nicht so nach dem Verderben durch eurer Hände Werke. 13 Denn Gott hat den Tod nicht geschaffen und hat keine Lust am Verderben der Lebenden, 14 sondern er hat alles geschaffen, dass es im Dasein sein sollte, und was in der Welt geschaffen ward, das ist gut, und ist nichts Schädliches drinnen. Dazu ist auch der Hölle Reich nicht auf Erden, 15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich, 16 sondern die Gottlosen ringen darnach mit Worten und Werken, denn sie halten ihn für ihren Freund und fahren dahin und verbinden sich mit ihm, denn sie sind es auch werd, dass sie sein sind.
II.
1 Denn es sind rohe Leute, die sagen: Es ist ein kurzes und mühseliges Ding um unser Leben. Und wenn ein Mensch dahin ist, so ist es ganz und gar aus mit ihm. So weiß man von keinem, der aus dem Totenreich wiedergekommen sei. 2 Zufällig sind wir geboren, und fahren wieder dahin, als wären wir nie gewesen. Denn das Schnauben in unserer Nase ist nur ein Rauch, und unsere Rede ist ein Funke, der sich aus unserem Herzen regt. 3 Wenn derselbe erloschen ist, so ist der Leib dahin, wie Asche, und der Geist zerflattert wie dünne Luft. 4 Und unser Namen wird mit der Zeit vergessen, dass niemand unseres Tuns gedenken wird. Unser Leben fährt dahin, als wäre nur eine Wolke da gewesen, und vergeht wie ein Nebel, von der Sonne Glanz weggetrieben und von ihrer Hitze verzehrt. 5 Unsere Zeit ist, wie ein Schatten dahin fährt, und wenn wir weg sind, ist keine Wiederkehr, denn es ist fest versiegelt, dass niemand wiederkommt.
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6 Wohl an denn, und lasst uns wohl leben, weil es da ist, und unseres Leibes gebrauchen, weil er jung ist. 7 Wir wollen uns mit dem besten Wein füllen und die besten Salben benutzen. Lasst uns die Maienblumen nicht versäumen. 8 Lasst uns Kränze tragen von jungen Rosen, ehe sie welk werden. 9 Keiner von uns lasse es fehlen an Pracht, dass man überall spüre, wo wir fröhlich gewesen sind. Wir haben doch nicht mehr vom Leben als das.
10 Lasst uns den armen Gerechten überwältigen und keine Witwe und keinen alten Mann schonen. Lasst uns der alten Greise Rüge nicht beachten. 11 Was wir nur tun können, das soll uns recht sein, denn wer nicht tun kann, was ihn gelüstet, der ist nichts. 12 So lasst uns dem Gerechten auflauern, denn er macht uns Unlust und stellt sich gegen unser Tun und schimpft mit uns, dass wir gegen das Gesetz sündigen, und nennt unsere Art Sünde. 13 Er behauptet, dass er Gott kenne, und rühmt sich, er sei Gottes Sohn, 14 und er straft, was wir im Herzen haben. 15 Wir können ihn nicht leiden und sehen ihn nicht gerne. Denn sein Leben reimt sich nicht mit dem der andern, und sein Wesen ist ganz anders. 16 Er hält uns für Taugenichtse und meidet unser Tun, wie Kot, und behauptet, dass es die Gerechten zuletzt gut haben werden, und rühmt sich, dass Gott sein Vater sei.
17 So lasst uns doch sehen, ob sein Wort wahr sei, und versuchen wir, wie es mit ihm ein Ende nehmen wird. 18 Ist der Gerechte Gottes Sohn, so wird er ihm helfen und ihn erretten von der Hand der Feinde. 19 Mit Schmach und Qual wollen wir ihn plagen, dass wir sehen, wie fromm er sei, und erkennen, wie geduldig er sei. 20 Wir wollen ihn zum schändlichen Tod verdammen. Da wird man ihn erkennen an seinen Worten.
21 Solches planen sie und gehen irre. Ihre Bosheit hat sie verblendet, 22 dass sie Gottes heimliches Gericht nicht erkennen. Denn sie haben die Hoffnung nicht, dass ein heiliges Leben belohnt werde, und achten die Ehre für nichts, die unsträfliche Seelen haben werden. 23 Denn Gott hat den Menschen geschaffen zum ewigen Leben, und hat ihn gemacht nach seinem Bilde, dass er gleich sein solle, wie er ist. 24 Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen, 25 und die ihm gehören, die helfen auch zum Tod.
III.
1 Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rührt sie an. 2 Von den Unverständigen werden sie angesehen, als stürben sie, und ihr Abschied wird für eine Pein gerechnet 3 und ihre Heimfahrt für ein Verderben. Aber sie sind im Frieden. 4 Ob sie wohl vor den Menschen viele Leiden haben, so sind sie doch gewisser Hoffnung, dass sie nimmer mehr sterben. 5 Sie werden ein wenig geschlagen, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren. Denn Gott versucht sie und findet sie, dass sie seiner wert sind.
6 Er prüft sie, wie Gold im Ofen, und nimmt sie an, wie ein vollkommenes Opfer. 7 Und zu der Zeit, wenn Gott drein sehen wird, werden sie hell scheinen und daher fahren, wie Flammen über dem Stoppelfeld. 8 Sie werden die Heiden richten und herrschen über alle Völker. Und der Herr wird ewig über sie herrschen. 9 Denn die ihm vertrauen, die erfahren, dass er Treue hält, und die treu sind in der Liebe, lässt er sich nicht nehmen. Denn seine Heiligen sind in Gnaden und Barmherzigkeit, und er hat Acht auf seine Auserwählten.
10 Aber die Gottlosen werden gestraft werden, gleich wie sie fürchten, denn sie achten den Gerechten nicht und weichen vom Herrn. 11 Denn wer Sophia und ihre Zucht verachtet, der ist unselig, und ihre Hoffnung ist nichtig und ihre Arbeit ist umsonst und ihr Tun ist nichts nütze. 12 Ihre Weiber sind Närrinnen und ihre Kinder boshaft. Verflucht ist, was von ihnen geboren ist!
13 Aber selig ist die Unfruchtbare, die unbefleckt ist, die unschuldig ist eines sündhaften Bettes. Dieselbe wird es genießen zu der Zeit, wenn Gott die Seelen richten wird. 14 Des gleichen ein Eunuch, der nichts Unrechtes mit seiner Hand tut, noch Böses gegen den Herrn denkt, dem wird gegeben für seinen Glauben eine besondere Gabe und ein besserer Anteil im Tempel des Herrn. 15 Denn gute Arbeit bringt herrlichen Lohn. Und die Wurzel der Vernunft verfault nicht.
16 Aber die Kinder der Ehebrecher gedeihen nicht, und der Samen aus unehelichem Bett wird vernichtet werden. 17 Und ob sie gleich lange lebten, so müssen sie doch endlich zuschanden werden, und ihr Alter wird doch zuletzt ohne Ehre sein. 18 Sterben sie aber früh, so haben sie doch nichts zu hoffen, noch Trost zur Zeit des Gerichts. 19 Denn die Ungerechten nehmen ein böses Ende.
IV.
1 Besser ist es da, keine Kinder zu haben, so man fromm ist. Denn das bringt ewigen Ruhm. Denn es wird bei Gott und den Menschen gerühmt. 2 Wo die Tugend ist, da nimmt man sie zum Exempel an. Wer sie aber nicht hat, der wünscht sie sich doch und prangt im ewigen Kranz und behält den Triumph des keuschen Kampfes.
3 Aber die fruchtbare Masse der Gottlosen, die sind zu nichts nütze. Und was in der Hurerei gesät wird, das wird nicht tief wurzeln, noch festen Grund finden. 4 Und ob sie auch eine Zeit lang an den Zweigen grünen, weil sie lose da stehen, werden sie vom Winde bewegt und vom starken Sturm ausgerottet. 5 Und die unrechten Äste werden zerbrochen, und ihre Früchte sind nicht genießbar, unreif zum Essen und zu gar nichts taugend. 6 Denn die Kinder, die aus unehelichem Beischlaf geboren werden, müssen Zeugen sein von der Schlechtigkeit ihrer Eltern, wenn man sie fragt.
7 Aber der Gerechte, ob er gleich zu früh stirbt, ist doch in der Ruhe. 8 Denn das Alter ist ehrsam, nicht das lange lebt oder viele Jahre hat, 9 sondern Klugheit unter den Menschen ist das rechte graue Haar, und ein unbeflecktes Leben ist das rechte Alter. 10 Denn er gefällt Gott wohl und ist ihm lieb. Und wird weggenommen aus dem Leben unter den Sündern 11 und wird entrückt, dass die Bosheit seine Vernunft nicht pervertiere, noch falsche Lehren seine Seele betrügen. 12 Denn die bösen Exempel verführen und verderben einem das Gute, und die reizende Wollust verkehrt unschuldige Herzen. 13 Er ist bald vollkommen geworden und hat viele Jahre erfüllt. 14 Denn seine Seele gefällt Gott, darum eilte er mit ihm aus dem bösen Leben.
15 Aber die Leute, die es sehen, achten es nicht und nehmen es sich nicht zu Herzen, nämlich, dass die Heiligen Gottes in Gnade und Barmherzigkeit sind, und dass Gott Acht hat auf seine Auserwählten. 16 Denn es verurteilt der verstorben Gerechte die lebendigen Gottlosen, und ein junger Mensch, der früh vollkommen wird, das lange Leben des Ungerechten. 17 Sie sehen wohl des Weisen Ende, aber sie merken nicht, was der Herr über ihn denkt und warum er ihn bewahrt. 18 Sie sehen es zwar, aber achten es nicht. Denn der Herr lacht sie aus, und sie werden danach schändlich fallen und eine Schmach sein unter den Toten in Ewigkeit. 19 Und er wird sie unversehens nieder stürzen, und wird sie aus dem Boden reißen, das sie ganz und gar zugrunde gehen. 20 Und sie werden in Ängsten sein. Und ihr Gedächtnis wird vergessen sein. Sie werden aber kommen verzagt mit dem Gewissen ihrer Sünden, und ihre eigenen Sünden werden sie vor Gottes Augen schelten.
V.
1 Als dann wird der Gerechte stehen mit großer Freudigkeit gegen die, die ihn bedrängt haben und sein Werk verworfen haben. 2 Wenn jene dann solches sehen, werden sie grausam erschrecken vor solcher Seligkeit, was sie nicht gedacht hätten, 3 und werden untereinander reden mit Reue und vor Angst des Geistes seufzen: Das ist der, welchen wir nur für einen Spott hielten und für ein höhnisches Exempel. 4 Wir Narren! Wir hielten sein Leben für wahnsinnig und sein Ende für eine Schande. 5 Wie wird er nun gezählt unter die Kinder Gottes, und sein Erbe ist unter den Heiligen!
6 Daum haben wir den rechten Weg verfehlt, und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geschienen, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen. 7 Wir sind leere, ungerechte und schädliche Wege gegangen und sind gewandelt wüste Umwege. Aber des Herrn Weg haben wir nicht gekannt. 8 Was hilft uns nun die Pracht? Was bringt uns nun der Reichtum samt dem Hochmut? 9 Es ist alles dahin gefahren, wie ein Schatten und wie ein Geschrei, das vorüber geht, 10 wie ein Schiff auf den Wasserwogen dahin fährt, von welchem man, wenn es vorüber ist, keine Spur mehr finden kann, noch von seiner Bahn in der Flut, 11 oder wie ein Vogel, der durch die Luft fliegt, da man von seinem Weg keine Spur finden kann, denn er regt sich und schlägt in die leichte Luft, treibt dahin und zerteilt die Luft mit seinen schwebenden Flügeln, und danach findet man kein Zeichen solches Fluges darinnen, 12 oder wie wenn ein Pfeil abgeschossen wird zum Ziel, da die geteilte Luft gleich wieder zusammen fließt, dass man seinen Flug da hindurch nicht spüren kann.
13 Also auch wir, nachdem wir geboren sind, haben wir ein Ende genommen, 14 und haben kein Zeichen der Tugend bewiesen. Aber in unserer Bosheit haben wir uns verzehrt. 15 Denn des Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub, vom Winde verweht, und wie ein dünner Reif von einem Sturm vertrieben, und wie ein Rauch, vom Winde zerstreut, und wie man einen vergisst, der nur einen Tag lang Gast gewesen ist.
16 Aber die Gerechten werden ewig leben, und der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorgt für sie. 17 Darum werden sie empfangen ein herrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn. Denn er wird sie mit seiner Rechten beschirmen und mit seinem Arm verteidigen. 18 Er wird seine Leidenschaft nehmen zum Panzer und wird die Schöpfung rüsten zur Rache an den Feinden. 19 Er wird Gerechtigkeit anziehen zur Rüstung und wird das ernste Gericht aufsetzen als Helm. 20 Er wird Heiligkeit nehmen zum unüberwindlichen Schild. 21 Er wird den strengen Zorn wetzen als Schwert. Und die Schöpfung wird mit im zum Kampf ausziehen gegen die Toren. 22 Die Geschosse der Blitze werden treffen und werden aus den Wolken wie von einem straff gespannen Bogen fahren zum Ziel. 23 Und es wird dicker Hagel fallen aus dem Zorn der Donnerschläge. So wird auch des Meeres Wasser gegen sie wüten, und die Ströme werden sich miteinander heftig ergießen. 24 Und es wird auch ein starker Wind sich gegen sie erheben und wird sie wie ein Wirbelsturm zerstreuen.
VI.
1 Ungerechtigkeit verwüstet alle Länder, und das böse Leben stürzt die Throne der Gewaltigen. 2 So hört nun, ihr Könige, und merkt auf, und lernt, ihr Führer auf Erden. 3 Nehmt zu Ohren, die ihr über viele herrscht, die ihr euch erhebt über die Völker. 4 Denn euch ist die Herrschaft gegeben vom Herrn, und die Macht vom Höchsten. Er wird fragen, wie ihr gehandelt, und erforschen, was ihr verordnet.
5 Denn ihr seid seines Reiches Stellvertreter. Aber ihr führt euer Amt nicht klug, und haltet das Gesetz nicht ein, und tut nicht nach dem, wie es der Herr geordnet hat. 6 Er wird schrecklich und schnell über euch kommen! Und es wird ein scharfes Gericht gehen über die Obrigkeit! 7 Denn den Kleinen widerfährt Gnade, aber die Gewalttätigen werden gewaltig gestraft werden. 8 Denn er, der aller Herr ist, wird keine Person fürchten, noch die Macht scheuen. Er hat die Kleinen und die Großen geschaffen und sorgt für alle. 9 Über die Großen aber wird ein strenges Gericht gehalten werden.
10 Mit den Herrschern rede ich, auf dass ihr Sophia kennen lernt, und sie euch nicht fehle. 11 Denn wer die heilige Lehre heilig bewahrt, der wird heilig gehalten, und wer sie gut lernt, der wird gut bestehen. 12 So lasst euch nun meine Rede gefallen, begehrt sie und lasst euch lehren.
13 Denn Sophia ist wunderschön und unvergänglich, und lässt sich gerne sehen von denen, die sie lieben, und lässt sich finden von denen, die sie suchen. 14 Ja, sie begegnet ihnen und gibt sich selbst zu erkennen denen, die sie lieb haben. 15 Wer sie gern bald hätte, braucht nicht viel Mühe, er findet sie vor seiner Tür auf ihn warten. 16 Denn nach ihr zu trachten, das ist die wahre Klugheit, und wer fleißig nach ihr sucht, braucht sich nicht lange zu sorgen. 17 Denn sie wandelt umher und sucht, wer ihrer wert sei, und erscheint ihm gern auf dem Weg, und hat Acht auf ihn, dass sie ihm begegne. 18 Denn wer sich gerne unterweisen lässt, da ist gewiss Sophias Anfang. Wer sie aber achtet, der lässt sich gerne unterweisen. 19 Wer sich gerne unterweisen lässt, der hält ihre Gebote. Wo man aber die Gebote hält, da ist ein heiliges Leben gewiss. 20 Wer aber ein heiliges Leben führt, der ist Gott nahe. 21 Wer nun Lust auf Sophia hat, den macht sie zum Meister. 22 Wollt ihr nun, ihr Herrscher im Volk, gern Könige und Fürsten sein, 23 so haltet nur Sophia in Ehren, auf dass ihr immer herrscht.
24 Wer aber Sophia ist, und woher sie kommt, will ich euch verkündigen, und will euch die Geheimnis nicht verbergen, sondern erforschen von Anfang der Schöpfung an, und will sie öffentlich zu erkennen geben, und will die Wahrheit nicht sparen, 25 denn ich will mit dem giftigen Neid nichts zu tun haben, denn der hat nichts von Sophia. 26 Wenn aber der Weisen viele sind, das ist der Welt Heil. Und ein kluger König macht das Volk glücklich. 27 Darum lasst euch unterweisen durch meine Worte, das wird euch frommen.
VII.
1 Ich bin auch ein sterblicher Mensch, gleich wie die andern, geboren vom Geschlechte des ersten geschaffenen Menschen. 2 Und bin als ein Fleisch gebildet, neun Monde lang im Blut, zusammen geflossen aus des Mannes Samen mit der Lust im Beischlaf. 3 Und ich habe auch, da ich geboren war, Atem geholt aus der allgemeinen Luft, und bin auch gefallen auf die Erde, die uns alle gleichermaßen trägt. Und das Weinen ist auch gleich wie bei den andern meine erste Stimme gewesen. 4 Und ich bin in Windeln aufgezogen worden mit Sorgen. 5 Denn es hat kein König einen andern Anfang seiner Geburt, 6 sondern sie haben alle einerlei Eingang ins Leben und alle den gleichen Abgang.
7 Daum bat ich, und es wurde mir Klugheit gegeben. Ich rief, und zu mir kam der Geist Sophias. 8 Und ich hielt sie für wertvoller als Königreiche und Fürstentümer, und Reichtum hielt ich für nichts im Vergleich mit ihr. 9 Ich stellte ihrr keinen Edelstein gleich, denn alles Gold ist verglichen mit ihr wie geringer Sand, und Silber ist wie Kot anzusehen, verglichen mit ihr. 10 Ich hatte sie lieber als einen gesunden und schönen Leib und erwählte sie mir zum Licht, denn der Glanz, so von ihr ausgeht, erlischt nicht. 11 Es kam mir aber auch alles Gute mit ihr, und zahllose Reichtümer sind in ihren Händen. 12 Ich war in allen Umständen heiter. Das kam, weil mir Sophia in allem begegnete. Ich wusste aber nicht, das solches alles von ihr kommt. 13 Einfältig hab ich gelernt, milde geb ich es weiter. Ich will ihre Reichtümer nicht verbergen. 14 Denn sie ist den Menschen ein unendlicher Schatz. Und die ihn gebrauchen, werden Gottes Freunde, und sind angenehm darum, dass ihnen gegeben ist, sich unterweisen zu lassen.
15 Gott hat mir gegeben, weise zu reden, und gemäß solcher Gabe der Sophia recht zu gedenken. Denn er ist es, der auf dem Weg der Sophia führt und die Weisen regiert. 16 Denn in seiner Hand sind wir selbst und unsere Rede, dazu alle Klugheit und Kunst in allerlei Geschäften. 17 Denn er hat mir gegeben eine gewisse Erkenntnis aller Dinge, dass ich weiß, wie die Welt gemacht wurde, und kenne die Kraft der Elemente, 18 den Anfang, das Mittel und das Ende der Zeit, wie der Tag zunimmt und abnimmt, wie die Jahreszeiten sich verändern, 19 und wie das Jahr herumläuft, wie die Sterne stehen, 20 die Art der zahmen und der wilden Tiere, wie der Wind stürmt, und was die Leute im Sinn haben, mancherlei Arten der Pflanzen und Heilkräfte der Wurzeln.
21 Ich weiß alles, was heimlich vnd verborgen ist. Denn Sophia, die aller Künste Meisterin ist, lehrt es mich. 22 Denn es ist in ihr der Geist, der vernünftig ist, heilig, einig, mannigfaltig, scharfsinnig, schnell, beredt, rein, klar, sanft, freundlich, ernst, frei, wohltätig, 23 menschenfreundlich, fest, gewiss, sicher, vermag alles, sieht alles, und geht durch alle Geister, wie vernünftig, rein und scharfsinnig sie sind. 24 Denn Sophia ist die allerschnellste, sie fährt und geht durch alles, so ganz und gar rein ist sie. 25 Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen.
Darum kann nichts Unreines in sie kommen. 26 Denn sie ist der Glanz des ewigen Lichts und ein unbefleckter Spiegel der göttlichen Kraft und das Bild seiner Güte. 27 Sie ist einzig, und tut doch alles. Sie bleibt, die sie ist, und erneuert doch alles. Und immer wieder gibt sie sich in heilige Seelen und macht Gottesfreunde und Propheten. 28 Denn Gott liebt niemanden, er bleibe denn in Sophia. 29 Sie geht einher herrlicher als die Sonne und alle Sterne, und gegen das Licht gerechnet, geht sie weit vor. 30 Denn das Licht muss der Nacht weichen, aber der Böse überwältigt Sophia nie.
VIII.
1 Sie reicht von einem Ende des Alls zum andern gewaltig und regiert alles sehr gut. 2 Sie hab ich geliebt und gesucht von meiner Jugend an, und gedacht, sie mir zur Braut zu nehmen. Denn ich hab ihre Schönheit lieb gewonnen. 3 Sie ist herrlichen Adels, denn ihr Wesen ist bei Gott, und der Herr aller Dinge hat sie lieb. 4 Sie ist die heimliche Ratgeberin in der Erkenntnis Gottes und eine Offenbarerin seiner Werke. 5 Ist Reichtum ein köstliches Ding im Leben, wer ist reicher als Sophia, die alles geschaffen? 6 Tut es aber Klugheit, wer ist unter allen eine künstlichere Meisterin als sie? 7 Hat aber jemand die Gerechtigkeit lieb? Ihre Arbeit ist lauter Tugend, denn sie lehrt Maß, Klugheit, Kraft und Gerechtigkeit, welche das allernützlichste sind im Menschenleben. 8 Begehrt einer, vieles zu wissen, so kann sie erraten, was vergangen und was zukünftig ist. Sie versteht sich auf verdeckte Worte und weiß die Rätsel aufzulösen. Zeichen und Wunder weiß sie zuvor, und wie es zu den Zeiten und Stunden ergehen soll.
9 Ich habe fest beschlossen, mir sie zur Geliebten zu nehmen. Denn ich weiß, dass sie mir eine gute Ratgeberin sein wird und eine Trösterin in Sorgen und Traurigkeit. 10 Ein Jüngling hat durch sie Herrlichkeit bei dem Volk und Ehre bei den Alten. 11 Ich werde als scharfsinnig erfunden werden im Gericht, und bei den Mächtigen wird man sich über mich wundern. 12 Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten. Wenn ich rede, werden sie aufmerken. Wenn ich weiter rede, werden sie die Hände auf ihren Mund legen. 13 Ich werde einen unsterblichen Namen durch sie bekommen und ein ewiges Gedächtnis bei der Nachwelt hinterlassen. 14 Ich werde Leute beherrschen, und Heiden werden mir dienstbar sein. 15 Grausame Tyrannen werden sich fürchten, wenn sie mich hören, aber bei dem Volk werde ich als gütig erfunden, und im Krieg bin ich ein Held. Bleib ich aber daheim, so hab ich mein Ruhe bei ihr. 16 Denn es ist kein Verdruss, mit ihr umzugehen, noch Unlust, mit ihr zusammen zu sein, sondern Lust und Wonne!
17 Solches bedachte ich bei mir und nahm es mir zu Herzen. Denn welche ihre Freunde sind, haben ewiges Wesen. 18 Welche ihre Freunde sind, haben pure Wollust. Und es kommt unendlicher Reichtum durch die Arbeit ihrer Hände, und Klugheit durch ihre Gesellschaft und ihr Gespräch. Und ein ewiger Ruhm kommt durch ihre Gemeinschaft und Rede. Ich bin umhergegangen zu suchen, dass ich sie zu mir holte.
19 Denn ich war ein Kind von guter Art und habe bekommen eine feine Seele. 20 Da ich aber wohlerzogen war, wuchs ich zu einem unbefleckten Leib. 21 Da ich aber erkannte, dass ich nicht anders könnte weise sein, es gäbe mir denn Gott die Gnade, und das war schon Klugheit zu erkennen, von wem solche Gnade kommt, trat ich vor den Herrn und bat ihn und sprach von ganzem Herzen.
IX.
1 O Gott meiner Ahnen und Herr aller Liebe, der du alle Dinge durch dein Wort geschaffen 2 und den Menschen durch deine Sophia gebildet hast, dass er regieren sollte über die Kreaturen, so von dir gemacht sind, 3 das er die Welt regieren sollte in Heiligkeit und Gerechtigkeit, und mit gerechtem Herzen aufrichten, 4 gib mir Sophia, die ewig um deinen Thron ist, und verwirf mich nicht aus der Schar deiner Kinder, 5 denn ich bin dein Knecht und deiner Magd Sohn, ein schwacher Mensch und habe nur ein kurzes Leben, und bin zu klein im Verstehen des Rechtes und des Gesetzes. 6 Und wenn gleich einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre, so gilt er doch nichts, wo er ohne die Sophia ist, die von dir kommt.
7 Du hast mich erwählt zum König über dein Volk und zum Richter über deine Söhne und Töchter. 8 Und gebotest mir, einen Tempel zu bauen auf deinem heiligen Berge und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, der da gleich wäre des heiligen Zeltes, welches du vorzeiten bereiten ließest 9 und mit dir deine Sophia, welche deine Werk kennt und dabei war, als du die Welt machtest, und die erkennt, was dir wohl gefällt und was richtig ist in deinen Geboten.
10 Sende sie herab von deinem heiligen Himmel und von dem Thron deiner Herrlichkeit! Sende sie, dass sie bei mir sei und mit mir arbeite, dass ich erkenne, was dir wohl gefalle. 11 Denn sie weiß alles und versteht es. Und lass sie mich leiten in meinen Werken maßvoll und mich behüten durch ihre Herrlichkeit. 12 So werden dir meine Werke angenehm sein, und ich werde dein Volk recht richten und würdig sein des Thrones meines Vaters. 13 Denn welcher Mensch weiß, was Gottes Wille ist? Oder wer kann sich denken, was Gott will? 14 Denn der sterblichen Menschen Gedanken sind fehlbar, und unsere Pläne sind gefährlich. 15 Denn der sterbliche Körper beschwert die Seele, und das irdische Zelt bedrückt den zerstreuten Sinn. 16 Wir treffen das kaum, was auf Erden ist, und finden kaum, was auf der Hand liegt. Wer will denn erforschen, was im Himmel ist? 17 Wer will deinen Ratschluss erkennen? Es sei denn, dass du Sophia gibst und sendest deinen Heiligen Geist aus der Höhe. 18 Und so werde richtig das Tun auf Erden und die Menschen lernen, was dir gefällt. Und durch Sophia werden sie selig.
X.
1 Diese Sophia behütete den, der als Erster gemacht und alleine geschaffen ward zum Vater der Welt 2 Und sie brachte ihn aus seiner Sünde heraus und gab ihm Kraft, über alles zu herrschen.
3 Von welcher, da der Ungerechte abfiel durch seinen Zorn, verdarb er von wegen des wütenden Brudermordes.
4 Und als die Erde um desselben willen mit der Sündflut verderbt wurde, half Sophia wiederum und regierte den Gerechten durch ein geringes Holz.
5 Dieselbe, da die Heiden zugleich im Irrtum böse lebten, fand sie den Gerechten und erhielt ihn unschuldig vor Gott, und ließ ihn fest sein gegen sein väterlich-zärtliches Herz gegen den Sohn.
6 Diese erlöste den Gerechten, als die Gottlosen umkamen, da er floh vor dem Feuer, das über die fünf Städte fiel, 7 welcher verwüstetes Land raucht noch zum Zeugnis der Bosheit, samt den Bäumen, die unreife Früchte tragen, und der Salzsäule, die da steht zum Gedächtnis der ungläubigen Seele. 8 Denn die, so die Sophia nicht achten, haben nicht allein den Schaden, dass sie das Gute nicht kennen, sondern hinterlassen auch ein Gedächtnis den Lebendigen, dass sie nicht verborgen bleiben in dem, darin sie irre gegangen sind. 9 Aber Sophia rettet die aus aller Not, so sich an sie halten.
10 Dieselbe leitete den Gerechten, der vor seines Bruders Hass flüchtig sein musste, geradewegs, und zeigte ihm das Himmelreich Gottes, und gab ihm zu erkennen, was heilig ist, und half ihm in seiner Arbeit, so dass er gut zunahm und viel Gut mit seiner Arbeit gewann. 11 Und sie war bei ihm, da er übervorteilt wurde von denen, die ihm Gewalt antaten. 12 Und sie machte ihn sicher vor denen, die ihm nachstellten. Und sie gab ihm Sieg in starkem Kampf, dass er erführe, wie Gottseligkeit mächtiger ist als alle Dinge.
13 Dieselbe verließ den verkauften Gerechten nicht, sondern behütete ihn vor dem Ehebruch, fuhr mit ihm hinab in den Kerker, 14 und in den Ketten verließ sie ihn nicht, bis dass sie ihm brachte das Zepter des Königreichs und Obrigkeit über die, so ihm Gewalt angetan hatten. Und sie machte die zu Lügnern, die ihn getadelt hatten, und gab ihm eine ewige Herrlichkeit.
15 Dieselbe erlöste das heilige Volk und den unschuldigen Samen aus den Heiden, die sie plagten. 16 Sie kam in die Seele des Dieners des Herrn und widerstand dem grausamen König durch Wunder und Zeichen. 17 Sie belohnte den Heiligen ihre Arbeit und leitete sie durch wunderbare Wege, Und sie war ihnen des Tages ein Schirm und des Nachts eine Flamme, wie das Gestirn. 18 Sie führte sie durchs Rote Meer und leitete sie durch große Wasser. 19 Aber ihre Feinde ertränkte sie, und diese zog sie aus dem Abgrund der Tiefe. 20 Darum nahmen die Gerechten Raub von den Gottlosen und priesen deinen heiligen Namen, Herr, und lobten einmütig deine siegreiche Hand. 21 Denn Sophia öffnete der Stummen Mund und machte der Unmündigen Zungen beredt.
XI.
1 Sie führte derselben Werke durch die Hand des heiligen Propheten 2 und geleitete sie durch eine wilde Wüste, dass sie ihr Zelt aufschlugen in der Einöde 3 und ihren Feinden widerstanden und sich rächten an ihren Gegnern. 4 Da sie dürstete, riefen sie dich an, und ihnen wurde Wasser gegeben aus dem hohen Felsen, und sie löschten den Durst aus hartem Stein. 5 Und eben durch das ihre Feinde geplagt wurden, durch das geschah ihnen Gutes, da sie Not litten. 6 Denn wie jene erschraken vor dem Blut, das anstatt des fließenden Wassers kam 7 zur Strafe des Gebots, dass man die Kinder töten musste, also gabst du diesen das Wasser in Fülle unversehens 8 und zeigst damit an durch jener Durst, wie du die Feinde plagst.
9 Denn da diese geprüft und mit Gnade gestraft worden, erkannten sie, wie die Gottlosen mit Zorn und Gericht gequält werden. 10 Diese zwar hast du wie ein lieber Vater ermahnt und geprüft, jene aber als ein strenger Herrscher gestraft vnd verdammt. 11 Und es wurden die, die dabei waren, und die, die nicht dabei waren, gleich geplagt. 12 Denn es kam zweifältiges Leid über sie, dazu auch seufzten sie, wenn sie des vorigen gedachten. 13 Denn da sie hörten, dass diesen dadurch Gutes geschah, wodurch sie gequält wurden, fühlten sie den Herrn. 14 Denn den sie etwa verächtlich verstoßen und verworfen hatten und ihn verlachten, dessen mussten sie sich zuletzt, da es so hinausging, verwundern, dass ihr Durst nicht so war wie der der Gerechten.
15 Also auch für die wahnsinnigen Gedanken ihres ungerechten Lebenswandels, durch welche sie betrogen unvernünftige Würmer und verächtliches Ungeziefer anbeteten, sandtest du unter sie die Menge der unvernünftigen Tiere zur Rache, 16 auf dass sie erkennen, dass, womit jemand sündigt, damit wird er auch geplagt. 17 Denn es mangelte deiner allmächtigen Hand nicht, die die Welt geschaffen hat aus formlosem Stoff, über sie zu schicken eine menge von Bären oder gierige Löwen 18 oder neu geschaffene, grimmige, unbekannte Tiere, oder die da Feuer speien oder mit grimmigem Rauch schnauben oder grausame Funken aus den Augen blickten, 19 welche nicht allein mit Vernichtung sie könnten zerschmettern, sondern auch wohl mit ihrem schrecklichen Aussehen erwürgen. 20 Ja, sie könnten wohl ohne das, durch einen einzigen Hauch fallen, mit Rache verfolgt und durch den Geist deiner Kraft zerstreut werden.
21 Aber du hast alles geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht. Denn große Macht ist allezeit bei dir, und wer kann der Kraft deines Arms widerstehen? 22 Denn die Welt ist vor dir wie die Zunge an der Waage und wie ein Tropfen Morgentau, der auf die Erde fällt. 23 Aber du erbarmst dich über alles. Denn du hast Macht über alles und verzeihst der Menschen Sünde, dass sie sich bessern sollen. 24 Denn du lieest alles, das da ist, und hassest nichts, was du gemacht hast. Denn du hast freilich nichts bereitet,da du Hass zu hättest. 25 Wie könnte etwas bleiben, wenn du es nicht wolltest? Oder wie könnte erhalten werden, das du nicht gerufen hättest? 26 Du schonst aber alle, denn sie sind dein, Herr, du Liebhaber des Lebens!
XII.
2 Darum strafst du sauber die, so da fallen, und erinnerst sie mit Erziehung, womit sie sündigen, auf dass sie von der Bosheit los werden und an dich, Herr, glauben. 3 Denn da du feind warst den vorigen Einwohnern deines heiligen Landes, 4 darum dass sie feindselige Werke begingen mit Zaubern, 5 und wolltest durch unserer Väter Hände vertilgen die gottlos Opfernden und unbarmherzige Mörder ihrer Kinder, 6 die da Menschenfleisch fraßen und grausam Blut soffen, damit sie Gottesdienst zeigen wollten, und die, so Eltern waren, erwürgten die Seelen, so keine Hilfe hatten, 7 auf dass das Land, so zuvor unter allen das Edelste war, eine würdige Wohnung würde der Kinder Gottes. 8 Dennoch verschontest du jene, als Menschen, und sandtest vor dir her deine Vorhut, nämlich dein Heer, die Hornissen, auf dass sie jene mit der Zeit umbrachten.
9 Es war dir zwar nicht unmöglich, die Gottlosen im Kampf den Gerechten zu unterwerfen oder durch grausame Tiere oder sonst etwa mit eim harten Wort alle zugleich zu zerschmettern, 10 aber du richtetest sie mit der Zeit und ließest ihnen Raum zur Buße, wiewohl dir nicht unbewusst war, dass sie böser Art waren und ihre Bosheit ihnen angeboren, und dass sie ihre Gedanken nimmer mehr ändern würden. 11 Denn sie waren ein verfluchter Samen von Anfang an. So brauchst du auch niemand zu scheuen, ob du ihnen vergibst, womit sie gesündigt hatten.
12 Denn wer will zu dir sagen: Was tust du? Oder wer will deinem Gericht widerstehen? Oder wer will dich beschuldigen wegen der vertilgten Heiden, welche du ja geschaffen hast? Oder wer will sich zum Rächer gegen dich stellen wegen der ungerechten Menschen willen? 13 Denn es ist außer dir kein Gott, der du sorgst für alle, auf dass du beweist, wie du nicht ungerecht richtest. 14 Denn es können dir weder Könige noch Tyrannen unter die Augen treten für die, so du bestrafst.
15 Weil du denn gerecht bist, so regierst du alle Dinge gerecht und achtest es nicht deiner Majestät gemäß, jemand zu verdammen, der die Strafe nicht verdient hat. 16 Denn deine Stärke ist eine Herrschaft der Gerechtigkeit. Und weil du über alle herrschst, so verschonst du auch alle. 17 Denn du hast deine Stärke bewiesen an denen, so nicht glaubten, dass du so mächtig wärst, und hast dich erwiesen an denen, die frech waren. 18 Aber du gewaltiger Herrscher richtest mit Milde und regierst uns mit viel Verschonen, denn du vermagst alles, was du willst.
19 Dein Volk aber lehrst du durch solche Werke, dass man fromm und gütig sein soll. Und deinen Kindern gibst du damit zu verstehen, sie sollen voll Hoffnung sein, dass du wirst Buße für die Sünden annehmen. 20 Denn so du die Feinde deiner Kinder, und die des Todes schuldig waren, mit solcher Geduld und Verschonung gestraft hast und gabst ihnen Zeit und Raum, damit sie von ihrer Bosheit lassen konnten, 21 mit wie viel größerer Bedachtsamkeit richtest du deine Kinder, mit deren Ahnen du Eid und Bund viel guter Verheißungen aufgerichtet hast. 22 Darum wie oft du unsere Feinde plagst, tust du solches uns zur Erziehung, dass wir deine Güte fleißig wahrnehmen, ob wir auch gerichtet würden, dass wir doch auf deine Barmherzigkeit trauen sollen.
23 Daher du auch die Ungerechten, so ein unverständiges Leben führten, mit ihren eigenen Gräueln quältest. 24 Denn sie waren so weit in den Irrtum geraten, dass sie auch die Tiere, so bei ihren Feinden verachtet waren, für Götter und Göttinnen hielten, gleich wie die unverständigen Kinder betrogen. 25 Darum hast du auch eine verspottende Strafe unter sie als unter unverständige Kinder geschickt. 26 Da sie aber solche verspottende Ermahnung nicht bewegte, empfanden sie die ernste Gottesstrafe. 27 Denn sie wurden eben dadurch gequält, was sie für Götter und Göttinnen hielten, was sie übel verdross, da sie den sahen, den sie vorher nicht kennen wollten, und mussten ihn als Gott bekennen, darum zuletzt auch die Verdammnis über sie kam.
XIII.
1 Es sind doch alle Menschen natürlich nichtig, so von Gott nichts wissen und an den sichtbaren Gütern den, der er ist, nicht kennen, und sehen an den Werken nicht, wer der Meister ist, 2 sondern halten entweder das Feuer oder den Wind oder die schnelle Luft oder die Sterne oder das mächtige Wasser oder die Lichter am Himmel für die Welt regierende Götter und Göttinnen. 3 So sie aber an derselben schönen Gestalt Gefallen hatten, und sie also für Götter und Göttinnen hielten, sollten sie besser gewusst haben, wie viel besser der sei, der über solche der Herr ist. Denn der aller Schönheit Meister ist, hat solche alle geschaffen. 4 Und so sie sich über die Macht und Kraft wunderten, sollten sie besser an denselben gemerkt haben, wie viel mächtiger der sei, der solche alle gebildet hat. 5 Denn es kann ja an der wundervollen Schönheit und an dem Werk derselben Schöpfer wie im Bild erkannt werden.
6 Wiewohl über diese nicht so sehr zu klagen ist, denn auch sie können wohl irren, wenn sie Gott suchen vnd gerne finden würden. 7 Denn so sie mit seinem Geschöpf umgehen und darüber nachsinnen, werden sie gefangen vom Aussehen, weil die Kreatur so wunderschön ist, die man sieht. 8 Doch sind sie damit nicht entschuldigt, 9 denn haben sie so viel rkennen könne, dass sie die Kreatur verehren konnten, warum haben sie nicht viel mehr noch den Herrn derselben gefunden?
10 Aber jene sind die Unseligen, und der Hoffnung nach zu Recht unter die Toten zu rechnen, die da Menschenwerk Gott nennen, Gold und Silber, das mit Kunst bereitet ist, und die Bilder der Tiere oder unnütze Steine, so vor vielen Jahren gemacht sind. 11 Als wenn ein Zimmermann, der zu arbeiten sucht, einen Baum abhaut und beschlägt und schlichtet denselben wohl und macht ein feines Kunstwerk daraus, den man gebraucht zur Notdurft im Leben, 12 die Späne aber von solcher Arbeit braucht er, Speise zu kochen, dass er satt werde. 13 Was aber davon überbleibt, das sonst zu nichts nütze ist, wie das krumme und ästige Holz ist, nimmt und schnitzt er, wenn er müßig geht, mit Fleiß, und gestaltet es nach seinem Können meisterhaft, und macht es einem Menschen 14 oder verachteten Tier gleich, und färbt es mit roter und weißer Farbe, rot und schön, und wo ein Flecken daran ist, streicht er ihn über, 15 und macht dafür ein feines Tempelchen und setzt es an die Wand und heftet es fest mit Eisen, 16 dass es nicht falle. So wohl versorgt er es, denn er weiß, das es ihm selber nicht helfen kann, denn es ist nur ein Bild und bedarf wohl selbst der Hilfe.
17 Und so er betet für seine Güter, sein Weib, seine Kinder, schämt er sich nicht, mit einem Leblosen zu reden, 18 und ruft den Schwachen um Gesundheit an, bittet den Toten um Leben, fleht den Ohnmächtigen um Hilfe an, und den, so selbst nicht gehen kann, um eine gute Reise, 19 und um Gewinn, Gewerbe und Handel, dass alles gut gelinge, bittet er den, der gar nichts kann.
XIV.
1 Desgleichen tut, der da Schiff fahren will, und durch wilde Fluten zu fahren gedenkt, und ruft an ein fauleres Holz als das Schiff ist, darauf er fährt. 2 Denn dasselbe ist erfunden, Nahrung zu suchen, und der Meister hat es mit Kunst bereitet. 3 Aber deine Vorsehung, o Vater, regiert es. Denn du gibst auch im Meer Wege und mitten unter den wellen sicheren Lauf. 4 Damit beweist du, wie du an allen Enden helfen kannst, ob auch gleich jemand ohne Schiff ins Meer sich begebe. 5 Doch weil du nicht willst, dass ungenutzt liege, was du durch deine Sophia geschaffen hast, geschieht es, das die Menschen ihr Leben auch so geringem Holz anvertrauen, und bewahrt werden im Schiff, damit sie durch die Meereswellen fahren.
6 Denn auch vor alters, da die hochmütigen Giganten umgebracht wurden, flohen die, auf welchen Hoffnung ruhte, die Welt zu mehren, in ein Schiff, welches deine Hand regierte, und ließen also der Welt Samen weit hinter sich. 7 Denn solches Holz ist des Segens wohl wert, damit man recht handelt. 8 Aber des Fluches wert ist das, so mit Händen geschnitzt wird, sowohl als der, der es schnitzt, dieser darum, dass er es macht, jenes darum, dass es Gott genannt wird, so es doch ein vergängliches Ding ist. 9 Denn Gott ist beiden gleich feind, dem Gottlosen, und seinem gottlosen Geschäft, 10 und es wird das Werk samt dem Meister gequält werden.
11 Darum werden auch die Götter und Göttinnen der Heiden heimgesucht, denn sie sind aus der Kreatur Gottes zum Gräuel und zum Ärgernis der Menschenseele und zum Strick den Unverständigen geworden. 12 Denn Götzen aufzurichten, ist die größte Hurerei, und die solches erdenken, sind ein schädliches Exempel im Leben.
13 Von Anfang an sind sie nicht gewesen, werden auch nicht ewig bleiben, 14 sondern durch nichtige Verehrung der Menschen sind sie in die Welt gekommen, und darum erdacht, da die Menschen eines kurzen Lebens sind. 15 Denn ein Vater, so er über sein Kind, das ihm allzu früh hinweg genommen wurde, Leid und Schmerzen trug, ließ er ein Bild machen, und fing an, das Kind, das nun ein toter Mensch war, nun für eine Gottheit zu halten, und stiftete für die Seinen einen Kult und ein Opfer. 16 Danach mit der Zeit wurde solche gottlose Art für ein gutes Recht gehalten, dass man auch Bilder verehren musste nach der Tyrannen Gebot.
17 Desgleichen, welche die Leute nicht konnten vor Augen ehren, darum dass sie zu ferne wohnten, ließen sie aus fernem Lande das Angesicht abmalen und machten ein löbliches Bilde des herrlichen Königs, auf dass sie mit Fleiß schmeicheln möchten dem Abwesenden als dem Gegenwärtigen. 18 So treibt auch des Künstlers Ehrgeiz die Unverständigen, zu bestärken solchen Gottesdienst. 19 Denn welcher dem Fürsten wohl dienen wollte, der machte das Bild mit aller Kunst aufs feinste. 20 Der Haufen aber, so durch solch ein feines Machwerk gereizt wurde, fing an, den für einen Gott zu halten, welcher kurz zuvor als ein Mensch geehrt war. 21 Aus solcher Kunst kam der Betrug in die Welt, wenn den Leuten etwas angelegen war, oder sie wollten den Tyrannen hofieren, gaben sie den Steinen und dem Holz solchen Namen, der doch denselben nicht gebührt.
22 Danach ließen sie sich nicht daran begnügen, dass sie in der Gotteserkenntnis irrten, sondern ob sie gleich in einem wüsten und wilden Wesen der Torheit lebten, nannten sie doch solchen Krieg und solches Übel Friede. 23 Denn entweder sie würgen ihre Kinder als Opfer, oder pflegen einen Gottesdienst, der nicht zu sagen ist, oder halten wütende Orgien ab nach ungewöhnlicher Weise, 24 und haben weiter weder einen reinen Lebenswandel noch eine gute Ehe, sondern einer erwürgt den andern mit Hinterlist oder beleidigt ihn mit einem Ehebruch, 25 und es geht bei ihnen untereinander her mitt Blutvergießen, Mord, Diebstahl, Falschheit, Betrug, Untreue, Meineid, Beunruhigung der Frommen, 26 Undank, der jungen Herzen Ärgernis, stummen Sünden, Blutschande, Ehebruch, Unzucht. 27 Denn den schändlichen Göttern und Göttinnen zu dienen ist alles Bösen Anfang und Ende.
28 Halten sie Feiertage ab, so tun sie, als wären sie wahnsinnig. Weissagen sie, so ist es nichts als Lüge. Sie leben nicht recht, sie schwören leichtfertig falsche Eide. 29 Denn weil sie glauben an die leblosen Götzen, besorgen sie sich keines Schadens, wenn sie falsch schwören. 30 Doch wird das Recht über sie kommen, deswegen, da sie nicht richtig von Gott denken, weil sie auf die Göter und Göttinnen achten, und deswegen, da sie unrecht und falsch schwören und achten nichts Heiliges. 31 Denn der Ungerechten Bosheit nimmt ein Ende, nicht nach der Gewalt, die sie haben, wenn sie schwören, sondern nach der Strafe, die sie verdienen mit ihren Sünden.
XV.
1 Aber du, unser Gott, bist freundlich und treu und geduldig und regierst alles mit Barmherzigkeit. 2 Und wenn wir gleich sündigen, sind wir doch dein, und kennen deine Macht. Weil wir denn solches wissen, sündigen wir nicht, denn wir sind für die Deinen gerechnet. 3 Dich aber kennen, ist eine vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht kennen, ist eine Wurzel des ewigen Lebens. 4 Denn uns verführen nicht der Menschen böse Erfindungen, noch der Maler unnütze Arbeiten, nämlich ein buntes Bild von mancherlei Farbe, 5 dessen Gestalt die Unverständigen reizt, und die gern Böses tun, haben auch ihre Lust an den leblosen und toten Bildern. 6 Sie sind auch solcher Früchte wert, die sie machen, und die sie begehren und verehren.
7 Und ein Töpfer, der den weichen Ton mit Mühe bearbeitet, macht allerlei Gefäße zu unserm Gebrauch. Er macht aber aus einerlei Ton Gefäße, die zu reinen werken, und zu gleich auch, die zu unreinen Werken dienen. Aber wozu ein jegliches derselben soll gebraucht werden, das steht bei dem Töpfer. 8 Aber das ist eine elende Arbeit, wenn er aus demselben Ton einen nichtigen Götzen macht, so er selbst doch nicht lange zuvor von Erde gemacht ist, und über ein kleines wieder dahin fährt, davon er genommen ist, wenn die Seele, so er gebraucht hat, von ihm genommen wird. 9 Aber seine Sorge steht darauf, nicht dass er arbeite, noch dass er so ein kurzes Leben hat, sondern dass er um die Wette arbeite mit den Goldschmieden und Silberschmieden, und dass er es den Bleigießern nachtun möge. Und er hält es für einen Ruhm, dass er falsche Arbeit macht. 10 Denn seines Herzens Gedanken sind wie Asche, und seine Hoffnung ist geringer als Erde, und sein Leben verächtlicher als Lehm, 11 weil er den nicht kennt, der ihn gemacht hat und ihm die Seele, so in ihm wirkt, eingegossen, und den lebendigen Atem eingeblasen hat.
12 Sie halten auch das menschlich Leben nur für einen Scherz und den menschlichen Lebenswandel für einen Jahrmarkt, geben vor, man müsse überall nur Gewinn suchen, auch durch böse Stücke. 13 Diese wissen vor allem, dass sie sündigen, wenn sie solche leichtfertigen Dinge und Bilder aus irdischem Ton machen. 14 Sie sind aber törichter und elender als ein Kind, nämlich die Feinde deines Volkes. welches sie unterdrücken, 15 dass sie allerlei Götzenbilder der Heiden fur Götter und Göttinnen halten, deren Augen nicht sehen, deren Nasen nicht Luft holen, deren Ohren nicht hören, deren Finger an ihren Händen nicht fühlen können, deren Füße nicht wandern können. 16 Denn ein Mensch hat sie gemacht, und der den Atem von einem andern hat, hat sie gebildet. 17 Ein Mensch aber kann ja nicht einmal machen, was ihm gleich sei, und das dennoch ein Gott sei. Denn weil er sterblich ist, so macht er freilich auch nur einen Toten mit seinen gottlosen Händen. Er ist ja besser als das, dem er Gottesdienst tut. Denn er lebt ja, aber jene nicht.
18 Dazu ehren sie auch die hässlichsten Tiere, welche, so man sie gegen andere unvernünftige Tiere hält, sind sie viel böser. 19 Denn sie sind nicht lieblich, wie andere Tiere, die hübsch anzusehen sind, und sind von Gott weder gelobt noch gesegnet.
XVI.
1 Darum wurden sie mit denselben geplagt und wurden durch die Menge der bösen Würmer gemartert. 2 Gegen deren Plage aber tatest du deinem Volk Gutes, und bereitetest ihm ein neues Essen, nämlich Wachteln zur Nahrung, nach welcher sie begierig waren, 3 auf dass die, so nach solcher Speise begierig waren, durch solche hingegebenen und zugeschickte Wachteln, lernten auch die natürlichen Notdurft abstellen. Die andern aber, so ein kleine Zeit Mangel litten, eine neue Speise mit genossen. 4 Denn es sollte also gehen, dass jenen, so tyrannisch handelten, solcher Mangel widerführe, der nicht aufzuhalten wäre. Diesen aber allein ein Zeichen geschehe, wie ihre Feinde geplagt würden.
5 Zwar kamen über diese auch böse und zornige Tiere, und sie wurden gebissen und verderbt durch die gebogenen Schlangen. 6 Doch bleib der Zorn endlich nicht, sondern sie wurden ein kleine Zeit erschreckt nur zur Warnung. Denn sie hatten ein heilsame Zeichen, auf dass sie gedächten an das Gebot in deinem Gesetz. 7 Denn welche sich zu demselben Zeichen kehrten, die wurden gesund, nicht durch das, so sie anschauten, sondern durch dich, aller Heiland. 8 Und damit beweist du unsern Feinden, dass du bist der Helfer aus allen Übeln.
9 Aber jene wurden durch Heuschrecken und Fliegen zu Tode gebissen, und konnten keinen Helfer ihres Lebens finden, denn sie waren es auch wert, dass sie damit geplagt wurden. 10 Aber deinen Kindern konnten auch der giftigen Drachen Zähne nicht schaden, denn deine Barmherzigkeit war da und machte sie gesund. 11 Denn sie wurden darum so gestraft und flugs wieder geheilt, auf dass sie lernten, an dein Wort zu gedenken, und nicht zu tief ins Vergessen fielen, sondern blieben treu deinen Wohltaten. 12 Denn es heilte sie weder Kraut noch Pflaster, sondern dein Wort, o Herr, welches alle heilt. 13 Denn du hast Macht über Leben und Tod, und du führst hinunter zur Höllenpforte und führst wider herauf. 14 Ein Mensch aber, so er jemand getötet durch seine Bosheit, so kann er den ausgefahrenen Geist nicht wiederbringen, noch die abgeschiedene Seele wieder holen.
15 Aber unmöglich ist es, deiner Hand zu entfliehen. 16 Denn die Gottlosen, so dich nicht kennen wollen, sind durch deinen mächtigen Arm gestraft, da sie durch ungewöhnlichen Regen, Hagel, Gewässer, denen sie nicht entgehen konnten, verfolgt und durchs Feuer aufgefressen worden. 17 Und das war das Wunderlichste, dass das Feuer am meisten im Wasser brannte, welches doch alles auslöscht. Denn die Welt streitet für die Gerechten. 18 Zuweilen täte die Flamme gemach, dass sie ja nicht verbrannte die Tiere, so unter die Gottlosen geschickt waren, sondern dass sie selbst sehen mussten, wie sie durch Gottes Zorn-Gericht also geplagt worden. 19 Zuweilen aber brannte die Flamme im Wasser über die Macht des Feuers, auf dass es die Ungerechten umbringe.
20 Dagegen nähtest du dein Volk mit der Engel Speise und sandtest ihnen Brot vom Himmel ohne Arbeit, welches vermochte allerlei Lust zu geben und war einem jeglichen nach seinem Geschmack. 21 Denn so man auf dich wartet, das macht deinen Kindern offenbar, wie süß du bist. Denn ein jeglicher machte daraus, was er wollte, je nachdem ihm Lust ankam, so oder so zu schmecken. 22 Dort aber blieb auch der Schnee und Hagel im Feuer und schmolzen nicht, auf dass sie inne würden, wie das Feuer, so auch im Hagel brannte und im Regen blitzte, der Feinde Früchte verdarb.
23 Das selbe Feuer, auf dass sich die Gerechten bekehrten, musste es seine eigene Kraft vergessen. 24 Denn die Kreatur, so dir als dem Schöpfer dient, ist heftig zur Plage über die Ungerechten und tut gut zur Wohltat über die, so dir vertrauen. 25 Darum ließ sie sich auch dazumal in allerlei Wandlungen ein und diente in der Gabe, welche alle nährte nach eines jeglichen Willen, wie er es bedurfte, 26 auf dass deine Kinder lernten, die du, Herr, lieb hast, ds nicht die gewachsenen Früchte den Menschen ernähren, sondern dein Wort erhält die, so an dich glauben. 27 Denn das, so vom Feuer nicht verzehrt wurde, das wurde von einem geringen Glanz der Sonne warm und schmolz, 28 auf dass kund würde, dass man, ehe die Sonne aufgeht, dir danken solle und vor dich hin treten, wenn das Licht aufgeht. 29 Denn eines Undankbaren Hoffnung wird wie ein Reif im Winter vergehen und wie ein unnützes Wasser verfließen.
XVII.
1 Groß und unaussprechlich ist dein Gericht, o Herr. Darum irren sich auch die törichten Leute. 2 Denn da sie meinten, das heilige Volk unterdrücken zu können, wurden sie als die Ungerechten die von der Finsternis Gebundenen und die von der dunklen Nacht Gefangenen und als die Flüchtlinge lagen sie unter den Dächern verschlossen vor der ewigen Sophia. 3 Und da sie meinten, ihre Sünden sollten verborgen und unter einem blinden Deckel vergessen sein, wurden sie grausam zerstreut und durch Gespenster erschreckt. 4 Denn auch der Winkel, darin sie waren, konnte sie nicht frei von Furcht bewahren. Da war ein Schall um sie her, der sie erschreckte, und scheußliche Larven erschienen, davor sie sich entsetzten. 5 Und das Feuer vermochte mit keiner Macht ihnen zu leuchten, noch die hellen Flammen der Sterne konnten die elende Nacht licht machen. 6 Es erschien ihnen aber wohl ein von selbst brennendes Feuer voller Schrecken. Da erschraken sie vor solchem Gespenst, das doch nichts war, und dachten, es wäre noch ein Schlimmeres dahinter, als was sie sahen.
7 Die Gaukelspiele der schwarzen Magie lagen auch darnieder und das Rühmen ihrer magischen Künste wurden zum Spott. 8 Denn die sich vermaßen, die Angst und den Horror von den kranken Seelen zu vertreiben, wurden selbst krank, dass man auch ihrer Ängste spottete. 9 Und wenn sie schon kein solcher Horror hätte erschreckt, so hätten sie doch vor Angst vergehen müssen, da die Tiere unter sie fuhren und die Schlangen in Haufen so zischten, dass sie auch in die Luft, die sie doch nicht entbehren konnten, nicht mehr gerne sahen. 10 Denn dass einer so verzagt ist, das macht seine eigene Gottlosigkeit, die ihn überzeugt und verdammt. 11 Und ein erschrockenes Gewissen denkt immer an das Schlimmste. 12 Denn Angst kommt daher, dass einer nicht vertraut und keinen Helfer kennt. 13 Wo aber wenig Trost im Herzen ist, da macht das Verzagen ängstlicher als die Plage selbst.
14 Die aber, so zugleich dieselbe Nacht schliefen, welche eine grauenhafte und eine wahre dunkle Nacht war und aus der grauenhaften Hölle gekommen war, 15 die wurden etliche durch grausame Gespenster umhergetrieben, etliche aber fielen, dass sie sich das Leben nahmen. Denn es kam über sie eine plötzliche und ungeahnte Angst, 16 dass gleich, wo einer war, der davon ergriffen wurde, der war gleich wie im Kerker verschlossen und ohne Eisenketten verwahrt, 17 er wäre ein Bauer oder ein Hirte oder ein Arbeiter in der Wüste, sondern er musste aus Übereilung solche unvermeidliche Not tragen. 18 Denn sie waren alle zugleich mit einerlei Ketten der Finsternis gefangen.
19 Wo etwa ein Wind hauchte, oder die Vögel süß sangen unter den dichten Zweigen, oder das Wasser mit vollem Lauf rauschte, oder die Steine mit starkem Poltern fielen, oder die springenden Tiere, die sie nicht sehen konnten, huschten, oder die grausamen wilden Tiere heulten, oder das Echo aus den hohlen Bergen schallte, so erschreckt es sie und machte sie verzagt. 20 Die ganze Welt hatte ein helles Licht, 21 allein über diesen stand eine tiefe Nacht, welche war ein Bild der Finsternis, die über sie kommen sollte, aber sie waren sich selbst schwerer als die Finsternis.
XVIII.
1 Aber deine Heiligen hatten ein großes Licht, und die Feinde hörten ihre Stimmen wohl, aber sahen ihre Gestalten nicht. 2 Und sie lobten es, dass sie nicht den gleichen Schrecken litten, und dankten, dass die, so von ihnen zuvor beleidigt worden waren, sich nicht an ihnen rächten, und wünschten, dass sie ja ferne von ihnen bleiben möchten. 3 Dagegen gabst du diesen eine feurige Säule, die ihnen den unbekannten Weg wies, und ließest sie die Sonne nicht verbrennen auf der herrlichen Reise.
4 Denn jene waren es auch wert, dass sie des Lichts beraubt, und in der Finsternis als im Kerker gefangen lagen, so deine Kinder gefangen hielten, durch welche das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte. 5 Und als sie gedachten, die heiligen Kinder zu töten, eines aber derselben, so weggeworfen wurde und ihnen zur Strafe erhalten wurde, nahmst du ihnen die Kinder in Menge weg und verdarbst sie auf einmal in mächtigem Wasser.
6 Zwar dieselbe Nacht war unsern Ahnen zuvor kund geworden, auf dass sie gewiss wären und sich freuten der Verheißung, daran sie glaubten. 7 Und dein Volk wartete also auf das Heil der Gerechten, und auf das Verderben der Feinde. 8 Denn eben da du die Gegner plagtest, machtest du uns, so du zu dir fördertest, herrlich. 9 Und als die heiligen Kinder der Frommen dir opferten im Verborgenen und handelten nach dem göttlichen Gesetz einträchtig, nahmen sie es an als die Heiligen, Gutes und Übles miteinander zu erleiden. Und die Ahnen sangen vorher den Lobgesang.
10 Dagegen aber erschallte der Feinde lautes Geschrei, und klägliches Jammern hörte man hin und wider über die Kinder. 11 Denn es erging die gleiche Rache über Herren und Knechte, und der König musste ebenso wie der gemeine Mann leiden. 12 Und sie hatten alle auf einem Haufen unzählige Tote, einerlei Todes gestorben, dass der Lebenden nicht genug waren, sie zu begraben, denn in einer Stunde war dahin, was ihre edelste Geburt war. 13 Und da sie zuvor nichts glauben wollten, durch die Zauberer gehindert, mussten sie, da die Erstgeburten alle erwürgt wurden, bekennen, dass dies Volk Gottes Kinder wären.
14 Denn da alles still war und ruhte und eben recht Mitternacht war, 15 stieg dein allmächtiges Wort herab vom Himmel vom königlichen Thron, als ein heftiger Krieger, mitten in das Land, so verderbt werden sollte, 16 nämlich, das scharfe Schwert, das ein ernstliches Gebot brachte, stand auf und machte es überall voller Toten. Und wiewohl es auf Erden stand, rührte es doch bis an den Himmel. 17 Da erschreckte sie plötzlich die Vision von Alpträumen, und unversehens kam Angst über sie. 18 Und es lag einer hier, der andere da, halb tot, dass man wohl an ihnen sehen konnte, aus was für einer Ursache er so stürbe. 19 Denn die Träume, so sie erschreckt hatten, zeigten es an, auf dass sie nicht verdarben unwissend, warum sie so übel geplagt wären.
20 Es traf aber dazumal auch die Gerechten des Todes Anfechtung, und geschah in der Wüste ein Riss unter der Menge, aber der Zorn währte nicht lange. 21 Denn eilends kam der unschuldige Mann, der für sie stritt, und führte die Waffen seines Amtes, nämlich dem Gebet und der Versöhnung mit dem Räucherwerk, und widerstand dem Zorn, und machte dem Jammer ein Ende. Damit bewies er, dass er dein Diener wäre. 22 Er überwand aber das schreckliche Wesen nicht mit körperlicher Kraft noch mit Waffengewalt, sondern mit dem Wort unterwarf er den Plagegeist, da er erzählte vom Eid und Bund, den Ahnen verheißen. 23 Denn da nun die Toten in Haufen übereinander fielen, stand er in der Mitte und steuerte dem Zorn und verwehrte ihm den Weg zu den Lebenden. 24 Denn in seinem langen Rock war der ganze Schmuck und der Väter Ehre in die vier Reihen der Steine gegraben, und deine Herrlichkeit an dem Turban seines Hauptes. 25 Solchen Stücken musste der Verderber weichen, und solche musste er fürchten. Denn es war daran genug, dass allein eine Versuchung des Zornes wäre.
XIX.
1 Aber die Gottlosen überfiel der Zorn, ohne Barmherzigkeit, bis zum Ende. 2 Denn er wusste zuvor sehr genau, was sie künftig tun würden, nämlich, da sie ihnen geboten hatten, weg zu ziehen, und dazu sie mit Fleiß geleiten ließen, dass es sie gereuen würde, und sie ihnen nachjagen. 3 Denn da sie noch Leid trugen und bei den Totengräbern klagten, fielen sie auf ein anderes törichtes Vorhaben, dass sie verfolgen wollten die Flüchtlinge, welche sie doch mit Flehen ausgestoßen hatten. 4 Aber es musste also gehen, dass sie zu solchem Ende kämen, wie sie verdient hatten, und mussten vergessen, was ihnen widerfahren war, auf dass sie vollends die Strafe überkäme, die noch hinter ihnen war, 5 und dein Volk ein wunderbare Reise erführe, jene aber eine neue Todesweise fanden.
6 Denn die ganze Kreatur, so ihre Eigenart hatte, veränderte sich wiederum nach deinem Gebot, dem sie dient, auf dass deine Kinder unverletzt bewahrt wurden. 7 Da war die Wolke, und sie überschattete das Lager, da zuvor Wasser stand, sah man trockenes Land hervorkommen. Da wurde aus dem Roten Meer ein Weg ohne Hindernisse, und aus den mächtigen Fluten ein grünes Feld, 8 durch welches ging das ganze Volk, so unter deiner Hand beschirmt wurde, die solche wundervollen Wunder sahen, 9 und gingen wie die Pferde auf der Weide und hüpften wie die Lämmer, und lobten dich, o Herr, der sie erlöst hatte. 10 Denn sie gedachten noch daran, wie es ihnen ergangen war im Elend, wie die Erde anstatt der geborenen Tiere nur Fliegen brachte, und das Wasser anstatt der Fische nur Frösche die Menge gab. 11 Danach aber sahen sie auch eine neue Art der Vögel, da sie lüstern wurden und um leckere Speise baten, 12 denn es kamen zu ihnen Wachteln vom Meer, ihre Lust zu büßen.
13 Auch kam die Strafe über die Sünder durch Zeichen, so mit mächtigen Blitzen geschahen, denn es war recht, dass sie solches litten wegen ihrer Bosheit, weil sie die Gäste üübel behandelt hatten. Etliche, wenn die kamen, so nirgends hin wussten, nahmen sie diese nicht auf. Etliche aber zwangen die Gäste, so ihnen Gutes getan hatten, zum Frondienst 14 Und das nicht allein, sondern es wird auch noch eine andere Einsicht über sie kommen, 15 dass sie die Fremden so unfreundlich behandelt. Etliche aber, die, so sie mit Freuden aufgenommen und Stadtrecht mit genießen lassen, plagten sie dann mit großem Schmerzen. 16 Sie wurden aber auch mit Blindheit geschlagen, gleich wie jene vor der Tür des Gerechten, mit so dichter Finsternis überfallen, dass ein jeglicher suchte den Gang zu seiner Tür.
17 Die Elemente gingen durcheinander, wie die Saiten auf dem Psalter durcheinander klingen, und doch zusammen tönen, wie man solches in der Tat gut sehen kann. 18 Denn was auf dem Land zu sein pflegt, das war im Wasser, und was im Wasser zu sein pflegt, ging auf dem Lande. 19 Das Feuer war mächtig im Wasser, über seine Kraft, und das Wasser vergaß seine Kraft zu löschen. 20 Wiederum die Flammen verzehrten nicht das Fleisch der sterblichen Tiere, so hindurch gingen, und schmolzen nicht die unsterbliche Speise, die doch, wie ein Eis, leicht schmolz.
21 Herr, du hast dein Volk überall herrlich gemacht und geehrt, und hast sie nicht verschmäht, sondern immer und an allen Orten ihnen beigestanden.