VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTER TEIL
DIE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE
Genesis ist das erste Buch Moses, Exodus das zweite,
Levitikus das dritte, Numeri das vierte, Deuteronomium
das fünfte. In protestantischen Bibeln wird einfach
1 Mose, 2 Mose usw. gesagt, die katholischen Bibeln
haben die griechischen Namen Genesis usw. beibehalten.
Alle fünf Bücher Mose nennen die Juden die Torah.
Das wird auf deutsch meistens mit Gesetz wiedergegeben,
aber die Juden sagen, man übersetzt es besser mit Weisung.
Auf griechisch heißt die Torah Pentateuch. Wenn ihr
im neuen Testament von den Sadduzäern lest, könnt ihr wissen,
dass die Sadduzäer vom alten Testament nur
die fünf Bücher Moses als Gottes Wort akzeptierten.
Die Pharisäer anerkennen auch den Rest der hebräischen Bibel.
Ja, der Kanon der hebräischen Bibel ist erst
im 6. Jahrhundert nach Christus von den Pharisäern
definiert worden, und zwar nach Ausschluss der Christen.
Im Altertum und Mittelalter hielt man den historischen Mose
für den Autor der Torah. Auch im Neuen Testament heißt es,
auch aus dem Mund Jesu: Mose erlaubte.. oder: Mose gab euch…
Nun kommen wir ins 17. Jahrhundert nach Amsterdam.
Dort lebte ein jüdischer Philosoph namens Baruch Spinoza.
Goethe nannte ihn später seinen Lieblingsphilosophen.
Spinoza sagte: Gott ist alles, Gott ist die Welt.
Er lehnte den jüdischen und christlichen Gott ab,
der sich von der Welt unterscheidet. Die jüdische Gemeinde
hatte damals den Spinoza verflucht und alle, die ihn studieren,
verflucht und aus der Synagoge ausgeschlossen.
Die evangelisch-reformierte Kirche verwarf ihn auch.
Seine Bücher standen in der katholischen Kirche
auf der Liste der verbotenen Bücher (solche Listen
gibt es heute nicht mehr). Und dieser Spinoza war der erste,
der zu beweisen versuchte, dass die fünf Bücher Moses
nicht von Mose geschrieben wurden. Im 19. Jahrhundert
entstand in Europa die historische Bibelkritik. Deutschland
war da wieder federführend. In der Bibelkritik
des 19. und 20. Jahrhunderts bildete sich die Ansicht heraus,
dass die fünf Bücher Mose von verschiedenen Autoren
und Autorengruppen zwischen dem 9. und 6. Jahrhundert
vor Christus geschrieben oder nach älteren Quellen
zusammengestellt wurden. Man unterscheidet da
vier Gruppen: den Elohisten (der den Gottesnamen Elohim
verwendet), den Jahwisten (der Jahwe verwendet),
den Deuteronomisten und die Priesterschrift.
Ich hörte allerdings, dass diese Theorie von den vier Quellen
in der allerneusten Bibelkritik schon wieder verworfen wird.
Es gibt auch evangelikale Theologen, die die Evolution
und den Urknall und die Bibelkritik ablehnen, die versuchen,
aus der Bibel zu beweisen, dass Moses tatsächlich allein
diese fünf Bücher geschrieben hat. Ich kann die Frage
nicht entscheiden. Für uns genügt es zu wissen,
dass die fünf Bücher Moses im hebräischen und katholischen
und protestantischen Kanon überall identisch sind
und überall als Gottes Wort und Offenbarung gelten,
als vom Heiligen Geist eingegeben. Einig sind sich aber alle,
dass der schriftlichen Fixierung der Torah
die lange mündliche Überlieferung vorausgegangen ist.
Nun wird in der weltlichen Wissenschaft der Schöpfungsbericht
aus Genesis 1 gerne lächerlich gemacht, da man meint,
er passe nicht mit der modernen naturwissenschaftlichen
Theorie der Weltentstehung zusammen. Einige
evangelikale Fundamentalisten lehnen darum die Theorien
vom Urknall und der Evolution ab. Es gibt aber auch andere
Evangelikale. In der katholischen Kirche ist die
von einem katholischen Priester entwickelte Theorie
vom Urknall vom Papst begeistert begrüßt worden.
Der Erfinder musste den Papst sogar bremsen, indem er sagte:
Der Urknall oder big bang ist keine göttliche Offenbarung,
sondern einfach die heute wahrscheinlichste Theorie,
aber die Wissenschaft entwickelt sich ja weiter.
Wenn euch nun die Frage besonders interessiert,
wie das Buch Genesis und die Naturwissenschaft
zusammen passen, muss ich euch bitten, woanders zu forschen.
Ich habe schon im Gymnasium in Biologie, Chemie und Physik
immer die allerschlechtesten Noten gehabt.
Ein Theologe sagte einmal: die Schöpfungsgeschichte
und die Paradieserzählung sind so einfach, so naiv dargestellt,
dass jedes Kind sie verstehen kann, aber sie haben
eine theologische und philosophische Tiefe,
dass die klügsten Geister der Welt sich daran zu Tode grübeln.
Ich werde nun die Schöpfungsgeschichte
und die Paradiesgeschichte vor allem religionsgeschichtlich
auslegen, ich erzähle also von jüdischen Überlieferungen
und von antiken heidnischen Parallelen und von modernen
Auslegungen und so manchem Mythos,
der sich um die Urgeschichte der Menschheit rankt.
Wenn ich etwas Naturwissenschaftliches erwähne, müsst ihr
bedenken, dass ich da nicht eigentlich kompetent bin.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Noch war die Erde leer
und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte,
aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes.
Da sprach Gott: Licht soll entstehen! und sogleich strahlte
Licht auf. Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht
von der Dunkelheit und nannte das Licht Tag
und die Dunkelheit Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen:
Der erste Tag war vergangen. Und Gott befahl: Im Wasser
soll sich ein Gewölbe bilden, das die Wassermassen
voneinander trennt! So geschah es: Er machte ein Gewölbe
und trennte damit das Wasser darüber von dem Wasser,
das die Erde bedeckte. Das Gewölbe nannte er Himmel.
Es wurde Abend und wieder Morgen: Der zweite Tag.
Dann sprach Gott: Die Wassermassen auf der Erde
sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!
So geschah es. Gott nannte das trockene Land Erde
und das Wasser Meer. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut.
Und Gott sprach: Auf der Erde soll es grünen und blühen:
Alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen wachsen
und ihre Samen und Früchte tragen! So geschah es.
Die Erde brachte Pflanzen und Bäume
in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an,
was er geschaffen hatte: Es war gut. Es wurde Abend
und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen.
Da befahl Gott: Am Himmel sollen Lichter entstehen,
die den Tag und die Nacht voneinander trennen
und nach denen man die Jahreszeiten und auch die Tage
und Jahre bestimmen kann! Sie sollen die Erde erhellen.
Und so geschah es. Gott schuf zwei große Lichter,
die Sonne für den Tag und den Mond für die Nacht,
dazu alle Sterne. Er setzte diese Lichter an den Himmel,
um die Erde zu erhellen, Tag und Nacht zu bestimmen
und Licht und Finsternis zu unterscheiden. Und Gott sah,
dass es gut war. Wieder wurde es Abend und Morgen:
Der vierte Tag war vergangen. Dann sprach Gott:
Im Wasser soll es von Leben wimmeln, und Vogelschwärme
sollen am Himmel fliegen! Er schuf die gewaltigen Seetiere
und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln,
dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln. Gott sah,
dass es gut war. Er segnete sie und sagte: Vermehrt euch
und füllt die Meere, und auch ihr Vögel, vermehrt euch
auf der Erde! Es wurde Abend und wieder Morgen:
Der fünfte Tag war vergangen. Darauf befahl er:
Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh,
wilde Tiere und Kriechtiere! So geschah es.
Gott schuf alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren.
Wieder sah er sich alles an, und es war gut. Dann sagte Gott:
Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild,
das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen:
über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.
So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja,
als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau.
Er segnete sie und sprach: Vermehrt euch, bevölkert die Erde
und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben
über alle Tiere: über die Fische, die Vögel
und alle anderen Tiere auf der Erde! Dann sagte er:
Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen, die Samen tragen,
und die Früchte, die überall an den Bäumen wachsen;
aber die Vögel und Landtiere sollen Gras und Blätter fressen.
Und so geschah es. Schließlich betrachtete Gott alles,
was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Es wurde Abend
und wieder Morgen: Der sechste Tag war vergangen.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Also
die Schöpfungsgeschichte beginnt mit dem ersten Buchstaben A –
Am Anfang. Das scheint richtig, dass die Weltentstehung
und die ganze Bibel mit dem Buchstaben A beginnt,
nicht wahr? Aber nicht so im Hebräischen. Das erste Wort
(am Anfang) lautet auf hebräisch Bereshit.
Im Hebräischen werden auch die fünf Bücher Moses
jeweils nach dem ersten Wort benannt, also unsere Genesis
heißt da Bereshit. Nun dachten die Juden darüber nach,
warum die Bibel nicht mit dem Buchstaben A
(hebräisch aleph, das bedeutet Lamm), sondern
mit dem Buchstaben B beginnt (bereshit).
Der hebräische Buchstabe B heißt Beth und bedeutet Haus,
wie in Beth-Lechem (Haus des Brotes) oder wer es lieber hat,
Beth-Eden (Freudenhaus). Warum beginnt also die Bibel mit B?
Die Juden sagen: Die schriftliche Bibel als Buch
in Menschensprache beginnt mit B, aber es gibt bei Gott
die ursprüngliche Bibel, rein geistig, die beginnt
mit dem Buchstaben A. Einen ähnlichen Gedanken
kennen die Muslime auch, wie ihr wisst, sehen sie den Koran
als Wort Gottes an (und zwar nur auf arabisch,
Übersetzungen gelten nicht), aber bei Allah gibt es
den rein geistigen Koran, das Urbild, „die Mutter des Buches“.
Der Schöpfungsbericht beginnt also mit dem Wort Bereshit,
das heißt: am Anfang, oder auch, im Anfang. Die Juden
sagen nun, das bedeutet nicht nur einen zeitlichen Anfang.
Sondern das bedeutet mehr, das bedeutet: im Ur-Prinzip
schuf Gott Himmel und Erde. Und die Juden sagen:
dieses Urprinzip ist die Weisheit Gottes (oder auch
die Jungfrau Torah). Es heißt an verschiedenen Stellen
der Bibel, dass Gott die Welt in seiner Weisheit schuf.
Das können wir Christen auch glauben. Denn das erinnert
an den Anfang des Johannes-Evangeliums: Am Anfang
war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
Und im Wort ist alles geschaffen. Dieses Bereshit also,
das ist die Weisheit Gottes oder das Wort Gottes,
und das ist Jesus. Ja, in Christus, dem Wort Gottes,
hat Gott die Welt geschaffen. Im Anfang schuf Gott...
Das hebräische Wort für „schaffen“ wird in der ganzen Bibel
nur von Gott ausgesagt. Der Mensch bildet oder macht
oder baut oder gestaltet, aber nur Gott schafft.
Im Deutschen verwischen sich die Begriffe. Man spricht
zum Beispiel von Leonardo da Vinci als dem Schöpfer
der Mona Lisa oder Beethoven, als der die Neunte Symphonie
schuf. Im Hebräischen geht das gar nicht. Ein Mensch
kann nur schon Vorhandenes neu gestalten, also muss Mona Lisa
mit ihrem Lächeln da sein und Leinwand und Pinsel und Farbe,
aber Gott ruft aus dem Nichts ins Dasein, das kann nur Gott.
In der Spätschrift zum Alten Testament, den Makkabäern,
findet sich erstmals der Ausdruck, dass Gott aus dem Nichts schuf.
Das nennt man auf lateinisch Creator ex nihilo –
Schöpfer aus dem Nichts. Ich entlasse euch mit der Frage
eines russischen orthodoxen Philosophen, der fragte:
Aber was ist das Nichts? Darüber grübelt bitte
vorm Schlafengehen nach: Was ist das Nichts?
Am Anfang schuf Gott... Das hebräische Wort,
das im deutschen mit Gott wiedergegeben wird, heißt Elohim.
Das ist ein Wort im Plural. Man müsste also sagen: Gottheiten.
Für uns Christen weist der Plural darauf hin, dass Gott
nicht nur eine Person, sondern drei Personen ist. Die Einzahl
heißt El, das wird in der Bibel auch oft verwandt
und auch immer mit Gott übersetzt. Jesus rief am Kreuz:
Eli, Eli, lama sabachthani! Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen! Jesus nennt also den Vater
auch El. El war aber auch der Name des höchsten Gottes
bei den Kanaanitern, sein Sohn war der berüchtigte Baal,
und seine Gemahlin die Fruchtbarkeitsgöttin Aschera.
Im Buch Genesis begegnet dem Abraham
der Priester Melchisedek mit Brot und Wein,
der war ein heidnischen Priester des El.
El wird auch oft zusammengestellt mit anderen Namen,
El Elyon (der Allerhöchste) oder El Shaddai (der Allmächtige).
Es taucht aber auch in der Bibel die Form Eloah auf.
Eloah war in der pietistischen Poesie des 19. Jahrhunderts
ein Name für den Erzengel Michael. Die feministische Theologie
sagt aber: Elohim ist Plural – Gottheiten, El
ist männlicher Singular – der Gott, und Eloah
ist weiblicher Singular – die Göttin. Wenn man allerdings
in einem deutschen alten Testament das Wort Göttin ließt
(etwa: Salomo baute einen Altar für Astarte, die Göttin
von Sidon), dann steht da auch Elohim. Elohim wird also auch
für Göttin verwendet. Ein Priester sagte mir, das Hebräische
hat einen ganz eigenen Artikel für Gott, sie sagen nicht
der Gott und nicht die Gott und nicht das Gott, sondern Gott
hat als einziger einen ganz eigenen Artikel, den man
im deutschen nicht wiedergeben kann. In der Bibel
von Martin Buber wird Gott oft einfach nur ER genannt.
Feministinnen stören sich daran und sagen: Als Gott
den Mann schuf, übte Sie erst.. oder: Trust in God,
She will provide! Gott ist jenseits der geschöpflichen
Aufspaltung in männlich und weiblich, es sind nur Bilder,
wenn wir sagen: Gott ist wie ein fürsorgender Vater
oder eine tröstende Mutter. Gott ist kein Mann,
er hat keinen Bart und auch keinen Penis. Im Deutschen
das Wort Gott kommt aus der indo-germanischen Sprache
und war ein Name für den höchsten Donnergott der Arier.
Meister Eeckart, der Mystiker aus dem Mittelalter, sagte:
Das hat Gott von den Menschen, dass er Gott heißt.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Achtung!
Mit Himmel ist nicht der Wolkenhimmel oder nicht einmal
das Weltall gemeint, und mit Erde nicht unser blauer Planet,
sondern, wie es im großen Glaubensbekenntnis heißt:
Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren und der sichtbaren Welt.
Im Englischen unterscheidet man zwischen sky
(der sichtbare Himmel) und heaven (das unsichtbare Reich
Gottes). Gott schuf die unsichtbare Welt, das sind
die himmlischen Geister, auch Engel genannt, die rein geistig sind,
nicht körperlich, geschaffene Wesen, weder männlich
noch weiblich. Und Gott schuf die sichtbare Welt,
also das ganze materielle Universum, mit allen
schwarzen Löchern, dunkler Materie, dunkler Energie,
Galaxien und dem Planeten Erde. Materie
heißt auf griechisch hyle, das bedeutet Holz. Zu sagen:
Ich glaube nur an das, was ich sehen kann, ist dumm,
denn nur materielle Dinge kann man sehen,
geistige Wirklichkeiten kann man nicht sehen. Den Wind
kann man ja auch nicht sehen. Und im hebräischen heißt Geist
Ruach, das bedeutet auch Wind oder auch Atem.
Und die Liebe deines Ehepartners kannst du auch nicht sehen.
Nur kurz erwähnen möchte ich den syrischen Theologen
Dionysius Areopagita aus dem 5. Jahrhundert, man nennt ihn auch
den „Vater der abendländischen Mystik“, er hat
in seiner Schrift „von der himmlischen Hierarchie“
sehr genau die biblische Offenbarung über die Engel
untersucht, das beste Buch über Engel, das es gibt.
Er stellt die Engel zu neun „Chören“ zusammen:
Dionysius Areopagita teilte die neun Ordnungen der Engel
in drei hierarchische Stufen ein: Erste (oberste) Hierarchie:
Throne, Seraphim, Cherubim. Zweite Hierarchie:
Herrschaften, Mächte, Gewalten. Dritte Hierarchie:
Fürstentümer, Erzengel, Engel. Die Throne sind Gott so nah,
dass man sie fast Götter nennen kann. Die Seraphim
und Cherubim werden mit sechs Flügeln dargestellt,
Seraphim heißt „die Brennenden“ und sind die Engel der Liebe,
Cherubim sind die Engel der Weisheit. Erzengel
sind in der Bibel drei namentlich erwähnt: Michael
(in Daniel, Offenbarung), Raphael (in Tobit) und Gabriel
(in Daniel, Lukas). Die „Engel“ sind die Schutzengel
jedes Menschen, aber Schutzengel heißen sie nicht,
weil sie uns im Straßenverkehr schützen, sondern
weil sie um unser ewiges Seelenheil besorgt sind.
Im 20. Jahrhundert entwickelte ein katholischer Priester,
ein Jesuit, die Theorie vom Urknall. Big bang nannte man sie
damals verspottend. Denn damals war das Argument
gegen den Schöpferglauben der Christen, dass die Welt
keinen Anfang habe. Big bang sagte nun: die Welt
hat einen Anfang. Papst Pius XII war begeistert. Heute
wird die big bang theory gegen den Schöpfer verwandt,
indem man sagt: die Natur hat sich selbst erschaffen.
Aber das ist dummes Zeug, etwas, das nicht existiert,
kann sich nicht selbst erschaffen. Der Urknall
muss eine Ursache haben, und die Ursache kann nur
ein ewiges Wesen sein, das wir Gott nennen.
Es ist religionsgeschichtlich gar nicht so selbstverständlich,
zu glauben, dass die Welt einen Anfang hat. Im Hinduismus
gibt es drei höchste Götter: Brahma erschafft die Welt,
Vishnu erhält die Welt und Shiva zerstört die Welt.
Aber dann beginnt Brahma wieder zu schaffen
und immer so weiter, das ist ein ewiger Zyklus,
da gibt es eigentlich keinen absoluten Anfang.
Auch der große griechische Philosoph Aristoteles
im 3. Jahrhundert vor Christus sagte: Die Materie ist ewig,
sie war schon immer da. Später kam die Lehre
des Aristoteles nach Arabien und arabische Philosophen
behaupteten, die Materie sei ewig, die muslimischen Theologen
sagten, das widerspricht dem Koran. Über Arabien
kam Aristoteles ins europäische Mittelalter. Die katholische
Philosophie des Mittelalters lehnte aber eine ewige Materie ab.
Im 16. Jahrhundert behauptete dann wieder Giordano Bruno,
die Materie sei ewig. Auf Giordano Bruno beruft sich heute
die Giordano-Bruno-Stiftung, da tragen hübsche junge Mädchen
T-Shirts, auf denen über den Brüsten steht: Es gibt keinen Gott...
Soweit zum ersten Vers… Nun zum zweiten Vers:
Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt.
Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte
der Geist Gottes. Luther sagt: Die Erde war wüst und leer.
Das heißt auf hebräisch Tohu-wa-bohu. Ihr wisst ja:
die Stube des Dichters ist das reinste Tohuwabohu!
Man darf es nicht als einen physikalischen Tatsachenbericht
verstehen. Die Physik 2000 Jahre vor Christus war eine andere
als 2000 Jahre nach Christus, und auch Mose
war kein Augenzeuge. Wir würden heute vielleicht
vom Chaos sprechen. Ihr kennt ja die Chaostheorie,
die besagt, wenn die Hausfrau nicht täglich aufräumt,
versinkt das Haus im Chaos. Näheres über die Chaostheorie
erfragt bitte bei den Wissenschaftlern. Also: am Anfang
war das Chaos. Das hebräische Wort Tohuwabohu
leiten die feministischen Theologinnen vom babylonischen Wort
Tiamat ab. Tiamat ist ein Begriff aus dem babylonischen
Schöpfungsmythos. Die Theologen sagen, dass der biblische
Schöpfungsbericht eine jüdische Umarbeitung
des babylonischen Schöpfungsberichts ist. Übrigens
hatten die Babylonier auch Mythen über das Paradies
und die Sintflut. Im babylonischen Schöpfungsgedicht
ist Tiamat die Muttergöttin des Urmeeres. Vom Himmel
kommt Marduk, der Hauptgott der Babylonier,
er war der Sohn des himmlischen Vaters Anu. Marduk
durchbohrte mit einer Lanze den Leib der Muttergöttin Tiamat
und tötete sie. Aus ihrem toten Leib, den er zerteilte,
bildete er das Weltall. Die Augen wurden zu Sternen,
die Brüste zu Bergen, die Haare zu Wolken, die Adern
zu Flüssen. Aus dieser Muttergöttin des Urmeeres Tiamat
soll nun also das hebräische Urchaos Tohuwabohu geworden sein.
Die Hebräer waren aber Gentlemen: Die Mutter Tohuwabohu
wurde nicht von Gott mit einer Lanze durchbohrt,
sondern vom Heiligen Geist wie von einer Taube ausgebrütet.
Übrigens sagen die heidnischen Feministinnen,
dass Tiamat ursprünglich die schöpferische Muttergöttin war
in einer mutterrechtlichen Steinzeitgesellschaft.
Dass sie von Marduk vergewaltigt wurde, weise
auf einen gesellschaftlichen Wandel hin
von einer mutterrechtlichen zu einer vaterrechtlichen
Gesellschaft in Babylonien. Vom Urchaos sprechen auch
die alten Griechen, lange vor Sokrates lebte
der Dichter-Philosoph Orpheus, der halb mythologisch
und halb philosophisch dachte und die Entstehung des Kosmos
aus dem Urchaos ableitete. Die Griechen stellten sich
die Schöpfung auch so vor: Am Anfang tanzte die Göttin
der Nacht mit dem Wind in Gestalt einer Schlange,
und der Wind zeugte mit der Göttin das Welt-Ei.
In dem Welt-Ei lebte der Liebesgott Eros.
Aus dem Welt-Ei entwickelte sich der Kosmos.
Im 11. Jahrhundert schrieb auch die deutsche Prophetin
Hildegard von Bingen, dass Gott am Anfang
einen Ur-Keim geschaffen habe, in dem die ganze Schöpfung
schon gegenwärtig war, und es war in dem Urkeim
auch die Intelligenz Gottes, die genau bestimmte,
wann und wo und wie sich die einzelnen Gestalten
des Kosmos entwickeln sollten. Mich erinnern das Welt-Ei
des Orpheus und der Urkeim der heiligen Hildegard
an den big bang, da ja auch ein Ball voller Energie
geschaffen wird, in dem die ganze Energie des Universums steckt,
die sich dann in Jahrmillionen der Evolution entfaltet.
Nun war im Welt-Ei der göttliche Eros, im Urkeim
der heiligen Hildegard war die göttliche Intelligenz.
Und im zwanzigsten Jahrhundert sagte der Jesuit
Pierre Teilhard de Chardin, dass Christus in der Evolution
tätig sei, darum nannte er Christus den „Evolutionator“.
Die Bibel malt uns am Anfang des alten Testaments
das Bild eines chaotischen Urmeeres mit der brütenden Taube
des Heiligen Geistes darüber. Im Mittelalter theologisierte
man ja in lateinischer Sprache. Und da heißen die „Meere“
auf lateinisch „maria“. Bei dem Bild von Maria
und dem befruchtenden Heiligen Geist über ihr
dachten die Theologen an die Menschwerdung Jesu.
Sie sahen hier schon prophezeit, dass der Heilige Geist
Maria überschatten und in ihrem Schoß den Menschen Jesus
zeugen wird. Sie sahen im Anfang des Alten Testaments
schon den Anfang des Neuen Testaments. Sie sahen
in der Schöpfung des Kosmos schon Jesus, den Anbeginn
des Gottmenschentums, wie Paulus sagt: Wer in Christus ist,
der ist eine Neue Kreatur. Der Geist Gottes schwebt
über dem Wasser. Als Jesus bei seiner Taufe aus dem Wasser
des Jordan steigt, schwebt der Geist wie eine Taube auf ihn herab.
So können wir uns hier den Geist wie eine Taube vorstellen,
die über dem Wasser schwebt, die das Chaos ausbrütet.
Wie bekannt ist der heilige Geist im Hebräischen weiblich,
die Ruach ha-kadosch. Auch im Syrischen.
Es gibt ein apokryphes Evangelium, ich meine, es ist
das Hebräer-Evangelium, da Jesus die Ruach seine Mutter nennt.
Im Griechischen heißt es das pneuma, im lateinischen
der spiritus sanctus, im Deutschen der Heilige Geist.
Allerdings versuchen die Frauen des evangelischen Feminismus
die Weiblichkeit der Ruach durch Worte wie die heilige Geistkraft
oder die heilige Geistin zu erhalten. Ich hörte selbst
evangelische Frauen zur heiligen Geistin beten.
Selbstverständlich ist der Heilige Geist als Gott
weder weiblich noch männlich. Es gibt aber auch keinen Grund
für konservative Katholiken auf der Vaterschaft
des Heiligen Geistes zu bestehen, da Ruach im Hebräischen
nun einmal feminin ist. Der Geist ist eben göttlich,
rein geistig, wird in der Bibel mit Wind, Wasser
und Feuer verglichen. Wir sehen also, wie der Heilige Geist
über dem Urchaos schwebt als geistiges Wesen
und einen geordneten Kosmos hervorbringt. Es ist
die geistige Kraft Gottes, die aus dem Chaos der Urmaterie
einen schönen Kosmos formt. Das griechische Wort Kosmos
für Welt oder Weltall bedeutet Schmuck. Es ist mit dem Wort
Kosmetik verwandt. Die Griechen fanden eben das Weltall schön.
Dass der Heilige Geist Chaos in Schönheit verwandelt,
das kann man auch im spirituellen Leben feststellen.
Wo der Heilige Geist in einer Seele wirkt, da wird
aus dem Chaos von Gedanken und Gefühlen mehr und mehr
die Schönheit eines heiligen Lebens. Die Griechen
dachten sich den Kosmos als einen großen Körper.
Der Kosmos war der Makrokosmos und der Mensch
war der Mikrokosmos. Und wie im Menschen der Körper
durch eine Seele lebendig ist, so dachten die Griechen,
dass auch der Kosmos eine belebende Seele habe,
die Weltseele. Die Kirchenväter im 4. Jahrhundert
hielten sehr viel von den griechischen Philosophen,
besonders von Platon. Sie sagten: Die Idee einer Weltseele
ist ein interessanter Gedanke, aber er findet sich nicht in der Bibel.
Einige sahen in der Weltseele den Heiligen Geist.
Goethe lässt seinen Doktor Faust das suchen,
was die Welt im Innersten zusammenhält. Faust findet es nicht
und schließt einen Pakt mit dem Teufel. Die Antwort
findet sich aber in einem Kirchenlied aus dem Altertum,
darin es heißt: Was die Welt im Innersten zusammenhält,
das ist die Liebe Gottes. Es gibt auch eine moderne Variante,
die stammte vom Sozialdemokraten Gerhard Schröder:
was die Welt im Innersten zusammenhält, ist die Demokratie.
Die Weltseele ist nicht zu verwechseln mit
dem sogenannten Weltgeist, dem Hauptbegriff der Philosophie
des deutschen Philosophen Hegel aus dem 19. Jahrhundert.
Er hat in seiner Jugend in Tübingen evangelische
Theologie studiert. Er sagte: am Anfang war Gott
der absolute Geist. Dann aber ist Gott das Gegenteil geworden,
nämlich die Welt. Nun muss Gott aus der Welt erlöst werden
und wieder Gott werden, aber auch weiterhin die Welt umfassen.
Und Gott und Welt müssen zum vollkommenen Wesen werden,
zum Weltgeist. Das geschieht durch den denkenden Menschen,
in der Kunst, in der Religion und am besten in der Philosophie.
Gott und Welt sind zum Weltgeist geworden im Kopf Hegels.
Nun, heute sagen viele: Ich finde Gott in der Natur.
Und andere sagen: Für mich ist Gott die Welt. Oder:
Was für dich Gott ist, das ist für mich die Natur.
Das bleibt alles innerweltlich. Christen sagen dann gerne,
sie glauben an einen überweltlichen Gott, der nicht
mit der Wet identisch ist. Innerweltlich nennt man „Immanenz“
und überweltlich nennt man „Transzendenz“. Und viele Christen
glauben an einen Gott, der nur Transzendenz ist. Aber Gott ist
sowohl über der Welt, als auch in der Welt. Gottes Transzendenz,
sagt der katholische Katechismus, ist Gottes Vaterschaft,
und Gottes Immanenz, das ist Gottes Mutterschaft.
Die heilige Hildegard von Bingen sah im Innern der Natur
die göttliche Liebe wirksam. Nun, wir haben Gottvater
als Schöpfer kennengelernt. Wir haben erfahren, dass er
durch sein Wort schafft, also Gott-Sohn, und wir sahen
den Heiligen Geist wirksam. Vom Neuen Testament erleuchtet,
sehen wir in den ersten zwei Versen der Genesis
den Schöpfungsakt der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Der lateinische Hymnus Veni Creator Spiritus,
von dem katholischen Mönch Hrabanus Maurus,
dem Lehrer Germaniens aus dem 9. Jahrhundert:
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, besuch das Herz
der Menschen dein, mit Gnaden sie füll, denn du weißt,
dass sie dein Geschöpfe sein. Denn du bist der Tröster genannt,
des Allerhöchsten Gabe teuer, eine geistliche Salbe
an uns gewandt, ein lebender Brunnen, Liebe und Feuer.
Du bist mit Gaben siebenfaltig der Finger an Gottes
rechter Hand; des Vaters Wort gibst du gar bald
mit Zungen in alle Lande.. Zünd uns ein Licht an im Verstand,
gib uns ins Herz der Liebe Inbrunst, das schwache Fleisch
in uns, dir bekannt, erhalte fest deine Kraft und Gunst.
Des Feindes List treib von uns fern, den Frieden schaff
bei uns deine Gnade, das wir deinem Leiten folgen gern
und meiden der Seelen Schaden. Lehre uns den Vater
kennen wohl, dazu Jesus Christus, seinen Sohn,
dass wir des Glaubens werden voll, dich, beider Geist,
zu verstehen. Gott Vater sei Lob und dem Sohn,
der von den Toten auferstand; dem Tröster sei dasselbe
getan in Ewigkeit alle Stunden. Gesang der Geister
über den Wassern: Des Menschen Seele gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder
nieder zur Erde muss es, ewig wechselnd. Strömt von der hohen,
Steilen Felswand der reine Strahl, dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen zum glatten Fels, und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd, leise rauschend zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen dem Sturz entgegen, schäumt er unmutig
Stufenweise zum Abgrund. Im flachen Bette schleicht er
das Wiesental hin, und in dem glatten See weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne. Wind ist der Welle lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.
Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!
Da sprach Gott: Licht soll entstehen! und sogleich strahlte
Licht auf. Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht
von der Dunkelheit und nannte das Licht Tag
und die Dunkelheit »Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen:
Der erste Tag war vergangen. Es werde Licht! Das heißt
auf hebräisch: Jhehi Or! Auf Latein heißt es: Fiat lux!
Fiat heißt: es werde, Fiat ist hier nicht die italienische Automarke.
Fiat Lux, das Neue Testament beginnt auch mit einem Fiat:
Fiat mihi, sagt Maria zum Engel, mir geschehe, mir geschehe
nach deinem Wort. Damit begann die Menschwerdung Gottes
in Jesus. In meiner Kindheit pflegten wir zu sagen:
Gott sprach, es werde Licht, doch Osram brannte nicht.
Wenn ihr das ganze Kapitel im Kopf hat, seht ihr,
das erst das Licht, und Tage später erst Sonne, Mond und Sterne
geschaffen wurden. In einem Roman des großen
russischen Schriftstellers Dostojewski wundert sich
jemand darüber. Ich wunderte mich auch länger darüber.
Mir sagte aber ein Doktor der Physik, dass in der Evolution
das Licht eher da war als die Planeten und Sterne.
Was aber Licht ist, sagte er, kann man nicht genau sagen.
Nur wenn man Licht messen will, verhält es sich manchmal
wie Wellen und manchmal wie Teilchen. Darüber mögen euch
die Wissenschaftler mehr sagen. Wir sehen hier, wie Gott schafft:
Er spricht: es werde – und es wird. Er schafft durch Sprache.
Er schafft durch sein Wort. Man kann auch sagen: Gott ruft
die Dinge aus dem Nichts ins Sein. Und so auch unsere Seelen
sind im Augenblick unserer Empfängnis von Gott
aus dem Nichts ins Sein gerufen. Gott hat dich gerufen.
Ja, das ist unsere allererste Berufung: zu leben!
Dass Gott durch sein Wort schafft, ist speziell jüdisch
und christlich. Es erinnert uns an den Anfang
des Johannes-Evangeliums, dem Wort vom Logos,
dem Wort Gottes, das ist Christus. Es gab allerdings
auch in vorchristlicher Zeit eine Wort-Theologie
im alten Ägypten, in Memphis, da man davon sprach,
dass der Gott die Welt durch sein Wort geschaffen hat.
Vielleicht hat Moses das in Ägypten gelernt, als die Tochter
des Pharao ihn großzog. Im Allgemeinen kann man aber sagen,
dass die Schöpfungsmythen der heidnischen Völker
des Altertums von Schöpfung durch Gebären und Zeugen
der Götter und Göttinnen reden. In der Zeit, da man in Ägypten
an den einzigen Sonnengott glaubte, sprach man davon,
dass Amun onanierte, und aus seinem Samenerguss ward die Welt.
Aber eine Welt, die aus dem Samen eines Gottes ist
oder von einer Göttin geboren wurde, die ist natürlich göttlich.
Dagegen in der Bibel die Schöpfung durch einen Willensakt
Gottes, da ist die Welt nicht göttlich, sondern Geschöpf.
Heutzutage glauben aber wieder immer mehr Menschen
an die Göttlichkeit der Welt, sie beten zu Mutter Natur
oder Mutter Erde, oder sie beten zur göttlichen Sonne.
Es entstand im ersten Jahrhundert nach Christus
die griechische Philosophie von Plotin, die heutzutage
in der Esoterik aufgegriffen wird. Bei Plotin
bringt der höchste Gott den Geist hervor, der Geist fließt
aus Gott hervor. Das nennt man Emanation, Ausfluss.
Der Geist ist Ausfluss Gottes. Dann kommt die Weltseele
als Ausfluss des Geistes. Dann kommen die Seelen
der Menschen und die Natur als Ausfluss der Weltseele.
Und so ist für die Esoteriker alles göttlich, sie beten
zum Universum, sie beschwören die kosmische Energie
und sie halten ihr Ich für ein Stück von Gott. In Indien
hat der Schöpfergott Brahma die Welt geschaffen,
indem er die heilige Ursilbe Om sang. Darum besteht
die ganze Welt aus Om. Oder andere sagen: Gott Brahma
schuf die Welt, indem er das heilige Saitenspiel, die Vina, spielte.
Oder andere sagen, dass der Gott Krishna die Welt schuf,
indem er Flöte spielte. Können wir das denken, dass Gott
die Welt schuf, indem er sein Amen aussprach?
Oder hat Gott vielleicht die Welt geschaffen
durch sein Saitenspiel, die Harfe? Ich kam darauf,
als ich etwas über die strings-theory hörte. Mir erklärte
ein Doktor der Physik diese Theorie so:
In höheren Dimensionen als denen, die wir sehen
und wahrnehmen können, schwingt etwas mal auf die Art
und mal auf jene Art. Das was schwingt, wird Strings genannt
(also wie Saiten eines Musikinstrumentes). In neueren Theorien
wird das, was schwingt, Membrane genannt (also wie
Membrane einer Trommel). Die Auswirkungen der Schwingungen
der Membrane oder Saiten in höheren Dimensionen
auf unsere wahrnehmbare Welt manifestiert sich
in unserem Universum als Masse, Energie, Bewegungen,
eben alles was überhaupt existiert. Soweit die Beschreibung
für Laien aus naturwissenschaftlicher Sicht. Theologische
Schlussfolgerungen überlasse ich deiner Phantasie!
Nun, meine Phantasie stellt sich den Herrn Zebaoth
mit einer Harfe vor, der die Saiten zum Schwingen bringt,
und diese Schwingungen schwingen in den höheren Dimensionen
und werden im materiellen Kosmos zu Materie und Energie.
Wir sehen, dass Gott am Anfang des Alten Testaments
sich ausspricht und so die Schöpfung schafft. Am Anfang
des Neuen Testaments spricht Gott sich aus und sein Wort
wird Mensch in Jesus. Die Schöpfung ist ein Wort Gottes
und Jesus ist ein Wort Gottes. Auch die Schöpfung, die Natur
und die Menschheit, ist eine Selbstoffenbarung Gottes.
Paulus sagt im Römerbrief: In der Schönheit der Schöpfung
erkennen wir wie im Spiegel die Schönheit des Schöpfers.
Nun, Priester und Mönche reden dann gerne von den Bergen,
dem Meer, dem Sonnenuntergang. Der Dichter erkennt
in der Schönheit der Frauen, wie schön erst Gott sein muss.
Und die Frau denkt vielleicht an Blumen und Vogelgesang.
Gott schuf am ersten Tag das Licht und machte Tag und Nacht
und sah, dass es gut war. Gott arbeitet sechs Tage,
am siebten Tag ruhte er. An jedem Tag heißt es:
und es war gut. Die Bibel sagt uns, dass die Schöpfung gut ist.
Gott ist gut, die Schöpfung ist gut. Der Mensch ist gut.
Fundamentalistische Evangelikale verstehen die sechs Tage
der Schöpfung als Tage in unserem Sinn von 24 Stunden.
Papst Benedikt deutete die Angabe von sechs Tagen so,
dass die Schöpfung in den Dimensionen der Zeit geschah,
das können auch Jahrmillionen sein. Wir sind hier
am ersten Tag, das ist unser Sonntag. Die Juden
geben den Tagen der Woche keine Namen,
sondern nummerieren sie einfach nur durch. Achtung,
der Sonntag ist nicht der letzte, sondern der erste Tag der Woche.
Der Samstag ist der letzte Tag, der Ruhetag, der Sabbat.
Nach der Auferstehung Jesu haben die Christen
den Sonntag zum Tag des Herrn erklärt, um die Auferstehung
Christi zu feiern. In den europäischen Sprachen
sind die Tage nach heidnischen Göttern benannt.
Sonntag die Sonne, Montag der Mond, Dienstag Tyr
(oder Mars in marsdi), Mittwoch Merkur (mercredi),
Donnerstag Donar oder Jupiter, Freitag Freyja oder Venus,
Samstag Saturn. Dass die Schöpfung gut geschaffen ist,
dass auch der Mensch gut geschaffen ist, dieser Gedanke
ist nicht selbstverständlich. Die alten chinesischen Philosophen
stritten sich darüber, ob der Mensch von Natur gut
oder böse sei. Luther und der Pietismus sagen,
dass der Mensch durch die Sünde ganz und gar verdorben sei.
Die Katholiken sagen, der Mensch sei gut, habe aber
seit dem Sündenfall eine Neigung zur Sünde.
Die griechischen Philosophen hielten nur den Geist für göttlich,
das Materielle verachteten sie. Platon sagt: der Körper
ist nur der Sarg der Seele. Unsterblich ist nur die Seele.
Darum spotteten die Athener über Paulus, als er
von der leiblichen Auferstehung sprach. Zur Zeit
des Urchristentums war ja die Gnosis stark,
die lehnten Welt, Materie, Natur, Leib alles ab.
Es war die Folge eines himmlischen Sündenfalls,
dass so etwas wie Materie und Körper entstanden sei.
Sie nannten den Schöpfer, den Gott Israels, einen bösen Gott,
ganz verschieden dagegen sei der Vater Jesu. Die Kirche
dagegen hielt daran fest, dass der Gott Israels,
der Schöpfergott, der Vater Jesu ist und absolut gut ist.
Ich hörte einmal eine Diskussion zwischen zwei Wissenschaftlern,
beides Professoren, über Gott und die Schöpfung. Der eine
war ein evangelikaler Christ, der andere ein Atheist.
Der Christ sagte, die Schönheit, Herrlichkeit und Ordnung
des Kosmos sei für ihn nur erklärbar durch einen
intelligenten Schöpfer. Der Atheist sagte: Die Welt
ist durch Zufall entstanden, da brauche es keinen Gott,
und wenn man sich schon die Welt ansehe
und auf einen Gott schließen möchte, so verweist
das namenlose Tierleiden auf den bösen Gott der Gnosis.
Und Gott befahl: Im Wasser soll sich ein Gewölbe bilden,
das die Wassermassen voneinander trennt! So geschah es:
Er machte ein Gewölbe und trennte damit das Wasser darüber
von dem Wasser, das die Erde bedeckte. Das Gewölbe
nannte er Himmel. Es wurde Abend und wieder Morgen:
Der zweite Tag war vergangen. Wir sind am zweiten Tag
der Schöpfung. Gott schafft das Himmelsgewölbe,
Luther nennt es eine Feste, es ist das Firmament gemeint.
Es ist natürlich keine moderne Astrophysik,
sondern antike Kosmologie. Die Erde dachte man sich
auf Fundamenten oder Säulen fest gebaut. Die Inder meinten,
die Erde ruhe auf dem Panzer einer Riesenschildkröte.
Über der Erde war der Himmel wie eine Kuppel aufgehängt,
an der die Sterne angebracht waren. Man darf von Moses
nicht erwarten, dass er eine Kosmologie
wie Stephen Hawkins liefert. Dass die unteren Wasser
das Meer bilden und über dem Firmament sich
die oberen Wasser sammeln, das finden wir wieder
in der Sintfluterzählung. Dort werden die Schleusen
des Himmels geöffnet und die Quellen der Erde aufgetan.
Vielleicht sind die Wasser über dem Himmelsgewölbe
auch einfach nur Erklärung für den Ursprung des Regens.
Die antike Kosmologie findet man noch im 13. Jahrhundert
bei dem großen italienischen Dichter Dante
in seiner Göttlichen Komödie. Über der Erde hingen
die sieben Sphären der sieben Planeten, Sonne, Mond,
Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Die Venus-Sphäre
des Himmels war bei Dante die Sphäre, wo sich die Liebenden
versammelten. Über den sieben Planetensphären hing dann
als achte Sphäre der Fixsternhimmel. Über dem Fixsternhimmel
befand sich als neunte und höchste Sphäre das Empyreum,
das Reich, wo Gott thront. Im zweiten Korintherbrief
berichtet Paulus, wie er einmal in den dritten Himmel
entrückt worden ist, wo sich das Paradies befindet.
In dieser Vorstellung ist der blaue oder bewölkte Himmel
der erste Himmel, das Sternenall der zweite Himmel,
und darüber im dritten Himmel befindet sich das Paradies.
Am Ende der Evangelien wird Jesu Himmelfahrt geschildert.
Lukas verwandte ein literarisches Vorbild.
Denn in der römischen Antike war ein sehr populärer
Geschichtsschreiber, Livius. Der schilderte den Tod
des Romulus, des Gründers Roms, genauso, wie später
Lukas die Himmelfahrt Jesu. Man stellt sich Jesus vor,
wie er von einer Wolke in den Himmel getragen wird.
Papst Benedikt sagte einmal, die Himmelfahrt Jesu
sei nicht wie der Start einer Rakete zu den Sternen.
Die Wolke ist in der Bibel ein Symbol
für die unsichtbare Gegenwart Gottes. Jesus ward unsichtbar.
Er ging ein in die unsichtbare Allgegenwart Gottes.
Moderne Theologen nennen den Himmel auch gerne
mit sehr modernen Worten die Raum-Zeit-Freiheit.
Der Himmel, wo Gott thront und das Paradies ist,
ist eben nicht im Sternenhimmel, überhaupt in keinem Weltraum,
er ist überhaupt kein Raum, der Himmel ist jenseits
von Raum und Zeit. Darum können wir uns den Himmel
auch nicht vorstellen, weil unser Denken
und unsere Vorstellungskraft an Raum und Zeit gebunden sind.
Zeitlosigkeit, Ewigkeit, können wir uns gar nicht vorstellen.
Der Himmel ist die unsichtbare Allgegenwart Gottes.
Wo ist der Himmel? Überall, weil Gott überall ist.
Und so denke ich mir auch, dass die Toten, die in Gott sind,
auch überall sind, und damit eben auch mitten unter uns,
nur unsichtbar, körperlos. So ist der Himmel also kein Ort,
sondern eine Person. Der Himmel, das ist Gott. Der Papst
sagte: Der Himmel ist kein verwunschener Garten,
sondern eine Umarmung Jesu. Ein verwunschener Garten
ist der Traum der Muslime, und Hand aufs Herz,
viele Christen träumen sich auch ein muslimisches Paradies.
Aber der Himmel, das heißt, in Gott zu sein, und zwar
in dem drei-einigen Gott. Im Heiligen Geist
werden wir hineingenommen in die Liebe zwischen Gottvater
und Gottsohn, und werden, wie Petrus sagt, Anteil haben
am Wesen Gottes. An jedem der sechs Tage der Schöpfung
heißt es: Und es war gut. Am sechsten Tag, da der Mensch
geschaffen wurde, heißt es sogar: es war sehr gut.
Aber wer genau hinschaut, merkt, dass der Satz
am zweiten Tag fehlt. Als Gott das Firmament
geschaffen hat, heißt es nicht, es war gut. Es heißt auch nicht,
dass es schlecht war. Vielleicht ist der Satz einfach
vergessen worden. Ein amerikanischer Jesuit, Lehrer
des Alten Testaments, sagte: Dass es am Montag nicht heißt,
dass es gut war, zeigt, dass der liebe Gott am Montag
auch nicht gern zur Arbeit geht… In Frankreich
im zwanzigsten Jahrhundert lebte eine Christin,
sie war eine gute Klavierspielerin und tanzte auch gerne,
aber dann rief sie Jesus in ein Kloster, wo die Frauen
ganz dem Gebet lebten. Ihr Name war: Elisabeth
von der Dreifaltigkeit. Sie sagte: Wer Jesus liebt,
der hat den Himmel in seinem Herzen. Du entscheidest
also selbst, ob dein Herz dem Himmel oder der Hölle gleicht.
Ein anderer Heiliger sagte: Wer Gott liebt, in dessen Herzen
ist immer Frühling. Ein Philosoph, ich habe aber vergessen,
ob es Aristoteles oder Immanuel Kant war, sagte:
Wenn ich an Gott glauben will, dann staune ich
den Sternenhimmel an. Das beweist mir die Existenz Gottes:
das Firmament und das Gewissen im Menschen.
Dritter Tag: Dann sprach Gott: Die Wassermassen auf der Erde
sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!
So geschah es. Gott nannte das trockene Land Erde
und das Wasser Meer. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut.
Meer heißt auf hebräisch yam und Erde heißt adama.
Aus Adama (Erde) wird Adam (Mensch) abgeleitet.
Das yam (Meer) findet sich in Mirjam. Mirjam war
der Name der Schwester von Mose und Aaron.
Mirjam ist auch der ursprüngliche Name der Jungfrau
Maria. Maria ist die griechische Form von Mirjam.
Die Araber sagen Maryam. Maryam ist die einzige Frau
im Koran, die namentlich erwähnt wird. Allerdings
ist es etwas dumm im Koran, dass Mohammed Maryam,
die Mutter des Messias, auch Schwester Aarons nennt.
Da hat er wohl im Eifer etwas verwechselt. Mirjam
wird gedeutet als erleuchtetes Meer oder als Meerestropfen
oder als Meeresstern. Die Juden waren Hirten und Bauern,
keine Seefahrer. Ihnen war das Meer immer fremd
und etwas ungeheuer. So steht Meer meistens für Chaos
und Nacht. In der Johannes-Offenbarung heißt es:
Und es wird kein Meer mehr im Himmel sein. Das heißt,
im Himmel gibt es kein Chaos. An der Meeresküste
lebten die Philister, die Feinde Israels, die waren Heiden
und waren Seefahrer, das machte das Meer
für die Juden verdächtig. Die Philister beteten
zum fischgestaltigen Meeresgott Dagon. Sie waren es auch,
die den Kult der schaumgeborenen Venus
nach Griechenland brachten. In der modernen Psychologie
nennt man ozeanische Seelen solche Seelen, die sich sehnen
nach dem Großen Ganzen, nach dem All-Einen,
die möchten verschmelzen mit der Natur, dem Universum
oder Gott. Wenn ihr Leben gelingt, werden sie Mystiker,
ansonsten besteht auch die Gefahr, dass sie Alkoholiker werden
und sich nach einer Kiste Bier eins mit allem fühlen.
Papst Benedikt in seinem Lehrschreiben über die Hoffnung
beschrieb die Ewigkeit als einen Ozean der Liebe.
Das gefällt mir sehr. Ich liebe es auch, mir Gott
als einen Ozean der Liebe vorzustellen. Aber ich bin ja auch
an der Meeresküste geboren und eine ozeanische Seele.
Gott also schuf das Meer, es gefiel ihm, und es war gut.
Und der moderne Mensch in seiner Gottlosigkeit?
Er fischt die Meere leer, er rottet die Wale aus
und kippt ins Meer sein Plastik und seine giftige Chemie.
Eine jüdische Dichterin schrieb: Und das Meer
wird es wehklagen Gott! Ich erzähle euch
von den Auffassungen der Heiden des Altertums.
Warum? Weil diese Auffassungen heute wiederkommen.
Wo sich die Menschen und Völker von Christus abwenden,
da kommen die alten Götter wieder. Aber es ist doch
ein Unterschied: dass die Alten an die Götter glaubten,
nun, sie wussten es nicht besser. Aber die heutigen Heiden
verwerfen die Wahrheit in Christus. In den meisten
heidnischen Kulturen des Altertums glaubten sie
an einen Vater Himmel und eine Mutter Erde.
Dieses Götterpaar brachte durch ihre Befruchtung
(durch den Regen) und Empfängnis die Fruchtbarkeit
der Erde hervor. Man nannte es Hieros Gamos,
Heilige Hochzeit. Diese heilige Hochzeit
musste beschworen werden durch Sexual-Magie.
Darum gab es in den Tempeln die Hierodulen,
die Heiligen Mägde der Götter, die Bibel nennt sie Huren.
Die Männer zahlten für sie und schliefen mit ihnen,
und dadurch sollte das Götterpaar angeregt werden,
sich auch zu vereinigen. Das nennt man Tempelprostitution.
Die Propheten wettern viel gegen diese Hurerei.
Es gab solche Huren noch im 20. Jahrhundert in Indien.
Vater Himmel und Mutter Erde findet man auch
in einem Gedicht des deutschen Romantikers Eichendorf.
Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsste.
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht,
es rauschten leise die Wälder, so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog
durch die stillen Lande, als flöge sie nach Hause.
Mutter Erde als heidnische Muttergöttin gab es auch
bei den Deutschen, besonders an der Ostseeküste,
aber auch die Friesen verehrten sie. Der Name der Göttin
war Hertha, Erde. Ihr römischer Name war Nerthus.
Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb in seinem Buch
Germania über den Kult dieser Göttin, er berichtet
über die germanischen Stämme an der Ostseeküste,
dass sie gemeinsam die Nerthus, das ist die Mutter Erde,
verehren und glauben, sie nehme an dem Leben
der Menschen teil und komme zu den Stämmen gefahren.
Auf einer Insel im Ozean steht ein heiliger Hain,
und in ihm befindet sich, mit einem Tuche zugedeckt,
ein geweihter Wagen; nur der Priester darf ihn berühren.
Er merkt es, wenn sich die Göttin in dem Heiligtum
eingefunden hat, und geleitet sie unter vielen Ehrenbezeugungen,
wenn sie, von Kühen gezogen, durch das Land fährt.
Dann gibt es Freudentage, und festlich geschmückt
sind alle Stätten, die die Göttin ihres Besuches
und ihres Aufenthaltes würdigt. Man zieht dann nicht
in den Krieg, ergreift die Waffen nicht, sicher verwahrt
liegt alles Eisen. Frieden und Ruhe kennt und liebt man
freilich nur dann und nur so lange, bis derselbe Priester
die Göttin, die des Umgangs mit den Sterblichen
müde geworden ist, ihrem heiligen Bezirk wieder zurückgibt.
Dann werden Wagen und Decke und, wenn man dem
glauben schenken will, die Gottheit selbst
in einem versteckt gelegenen See abgewaschen.
Hilfsdienste leisten dabei Sklaven, die alsbald
derselbe See verschlingt. Ein geheimer Schauder
umgibt daher den Brauch und eine heilige Scheu,
zu erkunden, was das wohl sein mag, was nur Todgeweihte
zu Gesicht bekommen. Die Griechen nannten die Erde
auch eine Muttergöttin, sie nannten sie Gaia,
ihr Partner war Uranos, der Vater Himmel.
Die Mutter Erde oder Gaia als Göttin anzubeten,
das kommt heute in der Esoterik wieder.
In allen möglichen heidnischen Ritualen wird Gaia verehrt
und angebetet. Man betet zu Gaia als einem lebendigen
Organismus. Man glaubt an Mutter Natur. Das gefällt
auch der modernen Ökologie-Bewegung gut,
wo ja überhaupt die grüne Politik eine intensive Verbindung
mit der Esoterik eingeht. Im biblischen Buch der Weisheit,
einer griechischen Spätschrift zum Alten Testament,
wird über die Anbetung der Natur schon gesprochen:
Es waren von Natur alle Menschen nichtig,
denen die Gotteserkenntnis fehlte und die
an den sichtbaren Gütern den, der da ist, nicht erkennen konnten.
Sie haben auch nicht erkannt, wer der Werkmeister ist,
obwohl sie seine Werke sahen, sondern sie hielten das Feuer,
den Wind, die flüchtige Luft, die Sterne, mächtige Wasser
oder die Lichter am Himmel für Götter und Wächter der Welt.
Wenn sie aber an ihrer Schönheit sich freuten
und sie darum für Götter hielten, hätten sie auch erkennen sollen,
um wie viel herrlicher als diese der Herr ist. Denn er,
der aller Schönheit Meister ist, hat sie alle geschaffen.
Wenn sie aber schon über deren Macht und Kraft staunten,
hätten sie merken sollen, um wie viel mächtiger der ist,
der das alles bereitet hat. Denn es wird an der Größe
und Schönheit der Geschöpfe ihr Schöpfer
wie in einem Bild erkannt. Trotzdem sind sie nicht zu sehr
zu tadeln; denn sie irren vielleicht und suchen doch Gott
und hätten ihn gern gefunden. Denn sie gehen zwar
mit seinen Werken um und erforschen sie, aber sie lassen
sich durch das, was vor Augen ist, gefangen nehmen,
weil so schön ist, was man sieht. Doch sind sie damit
nicht entschuldigt. Denn wenn sie so viel zu erkennen
vermochten, dass sie die Welt erforschen konnten,
warum haben sie dann nicht viel eher den Herrn
über das alles gefunden? Nun muss ich euch
aus der aktuellen katholischen Welt berichten. Es geht
um Pachamama, das ist die Mutter Erde
bei den südamerikanischen Indianern. 2017
versammelte Papst Franziskus Bischöfe der Welt in Rom,
sie sollten diskutieren über die Situation im Amazonas.
Es kamen auch Indianer nach Rom, nackt
bis auf den Lendenschurz, mit Federschmuck.
Die Indianer brachten eine Statue der Pachamama mit:
eine junge, nackte, schwangere Frau, die Erdgöttin.
Sie trafen sich in den Vatikanischen Gärten mit Franziskus,
standen im Kreis um die Statue, warfen sich zur Erde nieder
und beteten Pachamama an. Die Statue wurde
in einer Kirche aufbewahrt. Zwei konservative Katholiken
aus den USA raubten das Götzenbild aus der Kirche
und warfen es in den Tiber. Anschließend entschuldigte sich
Franziskus dafür bei den Indianern. Die Statue kam
auf den Papstaltar im Petersdom und stand
während der Bischofsversammlung vor dem Papst.
Die Papstanhänger sagten: Die christlichen Indianer
beten Pachamama nicht als Göttin an, sondern
verehren Mutter Erde als Gabe Gottes. Die Papstkritiker
beschuldigten ihn des Götzendienstes. Der Vatikan
gab dann noch eine Gedenkmünze mit dem Bild
Pachamamas heraus. Die Italienische Bischofskonferenz
gab ein Gebet zu Pachamama heraus. Pachamama
von diesen Orten, trinke und esse dieses Opfer
nach Belieben, damit diese Erde fruchtbar wird.
Pachamama, gute Mutter, sei günstig! Sei günstig!
Stelle sicher, dass die Ochsen gut laufen und nicht müde werden.
Stelle sicher, dass der Samen gut sprießt, dass ihm
nichts Schlimmes passiert, dass die Kälte ihn nicht zerstört,
dass er gutes Essen produziert. Wir bitten dich darum:
Gib uns alles. Sei günstig! Sei günstig! Nun, das ist eben
der Unterschied, ob man mit Moses glaubt, dass
der Herr allein Gott ist und ist der Schöpfer von Himmel,
Meer und Erde, oder ob die Erde, die Natur eine Muttergöttin ist.
Hier noch als Beispiele zwei griechische Hymnen
aus dem 6. Jahrhundert vor Christus, eine an die Meeresgöttin
und eine an die Erdgöttin: Zum Opfer von Weihrauch und Manna.
Tethys, die ich anrufe, versteckte sich mit leuchtenden Augen
in einem Schleier, der vor den Augen der Menschen
verborgen war. Die Kaiserin des Großen Ozeans,
die durch die Tiefe wandert und mit sanften Stürmen
die Erde fegt; deren gesegnete Wellen in schneller Folge
gehen und das felsige Ufer mit endlosem Fluss peitschen:
Freude des Meeres, ruhig zu spielen, Freude
an jubelnden Schiffen und auf dem Wasserweg.
Mutter der Venus und der dunklen Wolken, große Amme
der Tiere und reine Quelle der Brunnen.
O ehrwürdige Göttin, höre mein Gebet und mache
mein Leben schön durch deine Fürsorge.
Sende, gesegnete Königin, eine gute Brise den Schiffen
und bringe sie sicher über die stürmische See.
Zum Opfer von allen Arten von Samen, außer Bohnen
und Aromen. O Göttin Erde, von Göttern und Menschen
die Quelle, die mit fruchtbarer, alles zerstörender Kraft
ausgestattet ist; All-Mutter, deren fruchtbare Kräfte
einen Vorrat an schönen Früchten und Blumen hervorbringt.
Allmächtige Jungfrau, die starke Basis der ewigen Welt, unsterblich, gesegnet, mit jeder Gnade gekrönt;
aus deren weitem Mutterleib, wie aus einer endlosen Wurzel,
Früchte kommen, vielgestaltige, reife und dankbare Triebe.
Tief im Busen gesegnet mit grasbewachsenen Ebenen,
süß von Geruch nach den heftigen Regenfällen.
Blühende Dämonin, Zentrum der Welt, um deine Kugel
die schönen Sterne werden mit schnellem Wirbel geschleudert,
ewig und göttlich, deren Formen mit unvergleichlichem Geschick
und Weisheit leuchten. Komm, gesegnete Göttin,
höre auf mein Gebet und mache die Zunahme der Früchte
zu deiner ständigen Sorge. Mit den fruchtbaren Jahreszeiten
in deinem Gefolge nähere dich und mit günstigem Verstand
höre deine Bittsteller. - Und Gott sprach: Auf der Erde
soll es grünen und blühen: Alle Arten von Pflanzen und Bäumen
sollen wachsen und ihre Samen und Früchte tragen!
So geschah es. Die Erde brachte Pflanzen und Bäume
in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an,
was er geschaffen hatte: Es war gut. Es wurde Abend
und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen.
Der deutsche Dichter der Romantik, Novalis, dichtete
über das Werden der Natur im Frühling: Es färbte sich
die Wiese grün, und um die Hecken sah ich blühen,
tagtäglich sah ich neue Kräuter, mild war die Luft,
der Himmel heiter. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler
ward der Wald, auch bunter Sänger Aufenthalt,
Es drang mir bald auf allen Wegen ihr Klang
in süßem Duft entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Es quoll und trieb
nun überall mit Leben, Farben, Duft und Schall,
sie schienen gern sich zu vereinen, dass alles möchte
lieblich scheinen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. So dachte ich:
ein Geist ist erwacht, der alles so lebendig macht
und der mit tausend schönen Waren und Blüten
sich will offenbaren. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Vielleicht beginnt
ein neues Reich, der lockere Staub wird zum Gesträuch,
der Baum nimmt tierische Gebärden an, das Tier soll gar
zum Menschen werden. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Wie ich so stand
und bei mir sann, ein mächtiger Trieb in mir begann.
Ein freundliches Mädchen kam gegangen und nahm mir
jeden Sinn gefangen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Sie ging vorbei,
ich grüßte sie, sie dankte, das vergesse ich nie.
Ich musste ihre Hand erfassen, und sie schien gern
sie mir zu lassen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,
und wie das wurde, was ich sah. Uns barg der Wald
vor Sonnenschein. Das ist der Frühling, fiel mir ein.
Kurzum, ich sah, dass jetzt auf Erden die Menschen
sollen Götter werden. Nun wusste ich wohl,
wie mir geschah, und wie das wurde, was ich sah.
Im fünften Kapitel ihres zweiten großen Visionswerkes
Welt und Mensch schenkt uns die heilige Hildegard
eine bedeutungsvolle Zusammenschau der schöpferischen
Kraft Gottes im Sechs-Tage-Werk und dem geistlichen Leben
des Glaubenden. Es ist die gleiche Grünkraft,
die das All vollendet und die Heilung des Menschen
zum Ziel hat. Beides ist aufeinander bezogen und führt
zur Heilung, zur Wiederherstellung der Schöpfungsordnung.
Um die Kraft der Grünkraft ein wenig zu verstehen,
könnte man als Vergleich die Photosynthese
der Pflanzen anführen. Sie besagt, dass das Blattgrün
die schöpferische Fähigkeit besitzt, Sonnenlicht aufzunehmen
und es in Energie zu verwandeln, die für den Organismus
lebensnotwendig ist. Dieser Stoffwechselvorgang
ist einer der wichtigsten physiologischen Prozesse
und Voraussetzungen für die Existenz des Lebens.
Die Pflanze erhält mittels des Lichtes, einer von außen
auf sie treffenden Energie, eine neue Qualität. In Analogie dazu
ist festzustellen, dass auch die geistigen Schöpfungskräfte
des Menschen im Aufstieg zu Gott in eine höhere Seinsstufe
gehoben werden. Dabei verlassen wir den klassischen
Weg-Gedanken des geistlichen Lebens: sich Gottes erinnern,
zu ihm rufen, gegen die eigene Schwachheit kämpfen,
nach der Niederlage in Reue zu Gott umkehren
und geheilt werden, und schließlich das Werk Gottes
mit eigenem Tun in Beziehung setzen und damit
zur Vollendung der Schöpfung beitragen. Jetzt umkreisen
wir eher das geistliche Leben, so wie auch die Seele
mit ihrer Kraft das All umkreist. Der erste Tag:
Die Erde ist noch wüst und leer, von Finsternis
und Chaos beherrscht. Der Geist Gottes schwebt
über diesem Chaos. Und Gott spricht: Es werde Licht!
In das Chaos bricht von oben her das Licht ein,
hinein in die verworrene Masse. Die erste Kraft des Lichtes
ist im Menschen die Zerknirschung des Herzens,
ein unerhörter Aufbruch zu Gott hin. Schmerzlich beglückt
verlangt der Mensch aus seiner Gebrochenheit heraus
nach Gott. Dieses Sehnen kommt vom Himmel her,
auch wenn der Mensch der Sünde verhaftet bleibt.
Die Zerknirschung ist wie ein unaufhörliches Tagen,
das von keiner Finsternis verdeckt wird. Es ist
ein bewegender Aufschrei: Herr, erbarme dich meiner,
so beschreibt ihn Hildegard, und wenn man alle Wüsten
und Meere durchmessen könnte, würde man kaum
das Ausmaß der Heilung mit all ihrer Freude
und unbeschreiblichen Herrlichkeit bleibenden Lebens
ermessen können. Uns mahnt sie: Ihr verbietet eurer Seele
dieses Sehnen und nötigt sie, keine Hilfe bei Mir zu suchen.
Wer aber kann jemandem antworten, dessen Stimme
er nicht hört? Niemand. Ihr richtet ja keinen Ruf um Hilfe
an Mich. Welche Gabe soll dem gegeben werden,
der gar nichts sucht, sondern vor dem Geschenk flieht?
Ihr verlangt nichts mehr von Mir. Der zweite Tag:
Es scheide sich Wasser von Wasser. Gott machte
das Firmament. Dieser beständige Prozess der Scheidung
und Unterscheidung ist im Menschen die Kraft
der weisen Maßhaltung. Sie ist nicht so sehr ein Werk,
sie ist vielmehr die Unterstützung, der Halt für alles.
Die Kraft der Unterscheidung ist entscheidend, bedeutend
bis in die höchsten Stufen der Vollkommenheit.
Solche Kraft berücksichtigt und unterscheidet beides:
die Sehnsucht nach dem Himmel und die Sorge um das Irdische.
Der Leib ist ja, so Hildegard, im Feuer des Heiligen Geistes
gestaltet worden. Er soll weder durch maßlos Auferlegtes
Gutes wirken, noch durch negatives Verhalten zugrunde gehen.
Er sollte im Wechsel von Gebet, Arbeit und Erholung leben.
Die Unterscheidung ist eine Treppe oder Leiter,
auf ihr soll die Seele zum Himmel emporsteigen
und zur Erde herunterklettern um des irdischen
Bedürfnisses willen. Beides ist Gott wohlgefällig.
So besteht das Gefüge der Tugend in beiden Lebensweisen,
indem der Mensch in rechtem Maß die Unterscheidung trifft.
Die Unterscheidung lenkt Leib und Seele
und schafft feste Lebensgewohnheiten. Sie ist
ein Tugendgesetz, das das konkrete Leben mit einbezieht,
die sanfte Rücksicht nimmt und Augenmaß hat.
Der dritte Tag: Es erscheine das Trockene. Die Erde bringe
Kräuter und Samen hervor. Die mütterliche Erde
erhält die Kraft, Grünes hervorzubringen. Hildegard sieht
in der Demut die dritte Schöpfungskraft, der Mensch erkennt
seine Schwachheit in seinem irdischen Leib. Der gefallene Engel
Luzifer brach in Gelächter aus, als er den Plan Gottes vernahm,
den Menschen in der Hinfälligkeit des Leibes zu schaffen.
Er begriff nicht, dass Gott selbst sich zur Erde geneigt
und das Gewand des Menschen angezogen hat, den Leib.
Gerade in der Schwachheit des Leibes wollte Gott uns erlösen
und den Teufel besiegen. Demut heißt: auf die Niedrigkeit
seines Fleisches schauen und bedenken, dass wir aus Lehm sind.
Wie verwehende Asche bin ich vor dir. Nur wer bei der Wurzel
mit dem Aufstieg beginnt, kommt nicht so leicht zu Fall.
Nur wer die Fühlung mit der Erde behält, kann
den Himmel erreichen. Hildegard schreibt
über die Verkündigung, dass Maria zuerst auf die Erde schaute,
aus der sie genommen war, dann seufzte sie auf zum Himmel
und sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Hildegard
erklärt weiter: Wenn das Wort einer Zurechtweisung
angenommen wird, dann fällt der Same Gottes auf gute Erde
und bringt die Frucht der der Kräfte Gottes und der Tugend
des Menschen hervor. Der vierte Tag: Es werden Lichter
am Himmelsgewölbe. Aus den Gaben des Heiligen Geistes
sollen Lichter hervorgehen, damit der Mensch Gott
und seinen Nächsten liebe wie sich selbst.
Wie soll das geschehen? Mit der ganzen Kraft seiner Seele
soll der Mensch beharrlich zu Gott flehen und nicht –
gleichsam von außen her – glaubenslos, einen anderen Helfer
als Gott suchen, sondern kraftvoll, ohne zu wanken
auf Gott schauen. Es überrascht, dass Hildegard das
als einzige Notwendigkeit vermerkt, will man der Liebe
Ausdruck geben. Den Nächsten zu lieben, heißt zuerst einmal,
nicht würdelos mit ihm umzugehen, als sei er der Untergebene.
Immer die Würde des anderen respektieren! Die Erde
verwirft die Erde nicht, ihr seid Eine Erde! Dann gilt es,
die Bedürfnisse des anderen zu sehen, ihm zu helfen,
ihn nicht zu verachten, sondern Gemeinschaft mit ihm zu haben.
Der fünfte Tag: Das Wasser bringe Kriechtiere hervor
und die Vögel über der Erde unter dem Himmel!
Hier setzt Hildegard den Abstand, die innere Distanz
von der Welt an. Das Herz solle weder an Güter
noch an Laster gebunden werden. Nichts festhalten wollen,
an nichts kleben und haften, sich selbst beherrschen
in Beten, Fasten und Enthaltsamkeit. Gleichsam
wie die Vögel zum Himmel fliegen können.
Es folgen bei Hildegard bemerkenswerte Aussagen:
Wer alles um Meines Namens willen verlässt
und auf Mich schaut, der wird hundertmal so viel Ruhe,
den Frieden des Herzens auf irdische Weise empfangen,
gerade weil er die Sorge um das Irdische abgelegt hat
und Mir gefolgt ist. Ein solcher Mensch verlässt die Welt
und durchdringt sie zugleich mit dem Tau des Heiligen Geistes.
Er zieht Scharen von Menschen an sich, so dass viele
in Gott wiedergeboren werden. Ein solcher Mensch
ist in allem gelöst und heiter. Doch gerade auf der hohen Stufe
der Vollkommenheit warnt Hildegard vor der Maßlosigkeit.
In allem aber soll der Mensch sich das rechte Maß auferlegen.
Die Unterscheidung allein ist es, die die Distanz
von der Welt lenkt, dass sie nicht im Überschwang
des Geistes höher steige, als sie getragen werden kann.
Der sechste Tag: Die Erde bringe lebendige Wesen hervor.
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen
nach unserem Bilde! Der sechste Tag ist
dem Gehorsam zugeordnet: jener starken Kraft,
die in Gott dem Tod seine Macht nimmt. Alle Geschöpfe
sind dem Menschen untertan. Der Mensch kann
nach dem Beispiel Christi seinen Eigenwillen aufgeben,
den Geboten Gottes und den Weisungen heiliger Lehrer
gehorchen. Und er ist auch anderen Menschen
im Gehorsam untertan. Darin liegt für Hildegard
ein Doppeltes, nämlich ein männliches und ein weibliches Tun.
Einmal ist es die große Kraft des Gehorsams,
die weder vor sich noch vor einem anderen feige ausweicht.
Gott selbst ist diese Kraft der Gerechtigkeit im Gehorsam
des Menschen. Hildegard schreibt an die Mainzer Prälaten
einen Brief, in dem sie für die Gerechtigkeit eintritt.
Die Gerechtigkeit Gottes ist eine starke Kämpferin
gegen die Ungerechtigkeit, bis diese besiegt am Boden liegt.
Dem Gehorsam wohnt aber noch eine zweite Kraft inne,
die Hildegard dem Wirken der Frau zuschreibt: So wie Gott
sich des Elends des Menschen annimmt und in seine Reue
das Öl der Barmherzigkeit gießt, so soll sich auch der Mensch
des anderen barmherzig annehmen. An anderer Stelle
lässt Hildegard dies poetisch anklingen: Die Seele ist
wie der Wind, der über die Kräuter weht, und wie Tau,
der auf die Gräser träufelt, und wie Regenluft,
die wachsen macht. Genauso ströme der Mensch
sein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen!
Ein Wind sei er, indem er den Elenden hilft, ein Tau,
indem er die Verlassenen tröstet, und Regenluft,
indem er die Ermatteten aufrichtet und sie mit der Lehre erfüllt
wie Hungernde, indem er ihnen seine Seele gibt.
Der siebte Tag: Also wurden vollendet Himmel und Erde.
Am siebten Tag schaut Gott in den Schoß der Jungfrau
wie der Adler in die Sonne schaut und bringt alles
zur Vollendung in Seinem Sohn. Er ist gewissermaßen
die Vollendung, das siebte Werk Gottes. Im Reich der Welt
trägt er dann in Maria die Vollendung hinein in die Kirche.
Er ist der kostbare Edelstein, mit dem Gott
all seine Werke schmückt. Gott ruht aus in seinem Sohn
von seinen Werken. Der Sohn fängt an, im Schoße
der Jungfrau zu wirken. Er, der Sohn, ist die innerste,
tiefste Segnung, die Heilung. Der Mensch aber vermag
an seiner Vollendung mitzuwirken, indem er den göttlichen
Sohn nachahmt. Und worin besteht solche Nachahmung
vor allem? So wie Christus uns in die Fülle der Freude
gehen lässt, indem er uns jede Schuld vergibt,
die wir ehrlich bekennen und bereuen, so ist es
die größte Würde und Herrlichkeit des Menschen,
wenn er wie Christus jedwedes Unrecht seinem Nächsten vergibt.
Auf diese Weise wird dann der Mensch in der Vollendung
seines geistlichen Lebens zum Segen, zur Heilung
für die Wunden und Unversöhnlichkeiten der ganzen Welt.
Im Bekenntnis unserer Schwachheit aber ist es uns
jederzeit möglich, das Licht Gottes über unserem Chaos
aufleuchten zu lassen. Wer solchermaßen im Glauben
offen bleibt für den Heiligen Geist, wird bewohnbar
nicht nur für Gott, sondern auch für die Mitmenschen.
Er kann ihnen bei sich Heimat geben, Gastfreundschaft
im tiefsten Sinne gewähren. Wie viel Sehnsucht gibt es
heute danach! Darüber hinaus entsteht ein Stück
konkret bewohnbare Erde. In jenem fünften Kapitel
ihres Visionswerkes sieht die Prophetin die Erde
in bewohnbare und unbewohnbare Bereiche aufgeteilt;
nicht im geographischen Sinne, dennoch nicht irreal
oder imaginär, sondern wirklich vorstellbar.
Man kann auch die Gestalt der Seele oder eines Engels
nicht beschreiben, und doch sind diese Unsichtbaren real
und sehr stark da. Die Unbewohnbarkeit ist für Hildegard
eines der Symptome der zerfallenen Schöpfung.
In Jeremia heißt es: Zion, ich mache dich
zur unbewohnbaren Stadt. Ein solches Wort mag stehen
für die vielen Gerichtsworte der Bibel. Auf der anderen Seite
hören wir die Heilsverheißungen Gottes an sein Volk:
Ich führe dich zur bewohnten Stadt. Israel soll
in Sicherheit wohnen. Der Frühling ist der Glaube Gottes,
der jedes Jahr wiederkommt. Der Frühling ist Gottes Melodie.
Gott hat die Welt im Frühling geschaffen. Im himmlischen
Paradies ist immer Frühling. Einer der Hauptgötter
der Germanen war Thor, auch Donar genannt, der Donnergott.
Ihm waren die Eichen heilig. Als der Apostel der Deutschen,
Bonifatius, nach Hessen kam, in die Gegend von Fritzlar,
da glaubten die Chatten an die heilige Eiche des Donar.
Bonifatius fällte die Eiche und baute aus ihrem Holz eine Kirche.
Heute demonstrieren in Hessen hunderte Neuheiden,
beschmieren das Bonifatius-Denkmal, und pflanzen
neue heilige Eichen für Thor. Überhaupt ist es
bei den Neuheiden üblich geworden, Bäume zu umarmen,
um die Energie des Baumes in sich aufzunehmen.
Mir erzählten auch Neuheiden, dass in den Bäumen
Baumgeister leben, und wenn man einen Baum fällt,
dann rächt sich der Baumgeist und macht den Baumfäller krank.
Wenn aber ein Christ allein im Garten seiner Freundin liegt,
dann sieht er Gottes Liebe im saftig-grünen Gras,
Gottes Liebe treibt die Schmetterlinge zum Tanz in der Luft
und zur Nahrung im Kelch der Krokusse, Gottes Liebe
bringt die Bienen zu den Rosen, Gottes Liebe lässt
Tauber und Taube in der Eiche und Kastanie gurren
und sich im Wipfel der Tanne vereinigen, Gottes Liebe
lehrt das Rotkehlchen-Paar, ihr Nest zu bauen, Gottes Liebe
zeigt ihre Zärtlichkeit in den Vergissmeinnicht,
seine glühende Liebe in den Nelken, den Malven
und dem roten Mohn. Und wenn der Christ ein Philosoph ist,
dann sieht er in den Blüten des Holunder das Angesicht
der Weltseele, ganz wie das Angesicht seiner Geliebten,
und er berauscht sich am Duft der Blüten wie am Parfüm
der weiblichen Seele der Natur. Da befahl Gott:
Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag
und die Nacht voneinander trennen und nach denen man
die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann!
Sie sollen die Erde erhellen. Und so geschah es.
Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag
und den Mond für die Nacht, dazu alle Sterne. Er setzte
diese Lichter an den Himmel, um die Erde zu erhellen,
Tag und Nacht zu bestimmen und Licht und Finsternis
zu unterscheiden. Und Gott sah, dass es gut war. Wieder
wurde es Abend und Morgen: Der vierte Tag war vergangen.
Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht,
das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere,
dazu auch die Sterne. Sonne und Mond werden nicht
mit Namen genannt, sondern werden nur großes
und kleines Licht genannt. Damit demütigt Mose
die Sonne und den Mond, die von den Heiden
als Götter verehrt wurden und werden. Moses sagt:
sie sind nur ein von Gott geschaffenes großes und kleines Licht.
Wie die Griechen Sonne, Mond und Sterne als Götter verehrt
und angebetet haben, kann man sehen an drei Hymnen
aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus: Zum Opfer
von Weihrauch und Manna. Höre, goldener Titan,
dessen ewiges Auge mit breiter Übersicht den ganzen Himmel
erleuchtet. Selbstgeborener, unermüdlich in diffusem Licht
und für alle Augen das Wunder der Freude: Herr der Jahreszeiten,
mit deinem feurigen Wagen und springenden Laufbahnen,
strahlendes Licht aus der Ferne: Mit deiner rechten Hand
die Quelle des Morgenlichts und mit deiner linken
der Vater der Nacht. Bewegliche und kraftvolle, ehrwürdige
Sonne, feurig und hell um den Himmel rennst du.
Feind des Bösen, aber der Führer des Guten, über alle
seine Schritte, die du gnädig führst, präsidierst du:
Mit verschiedenen Motiven, mit goldener Leier, gehört es dir,
die Welt mit göttlicher Harmonie zu erfüllen. Vater
der Ewigkeit, Führer der wohlhabenden Taten, Befehlshaber
der Welt, getragen von klaren Rossen, unsterblicher Gott,
allsehend, Licht tragend, Quelle der Existenz, reiner
und feurig heller Fruchtträger, allmächtiger Herr der Jahre,
agil und warm, den jede Macht verehrt. Großes Auge
der Natur und des Sternenhimmels, mit unsterblichen Flammen
zum Untergang verurteilt. Verzeihende Gerechtigkeit,
Liebhaber des Stroms, der große Despot der Welt
und über alles der Höchste. Treuer Verteidiger und das Auge
der Rechtgläubigen, der Rosse Herrscher und des Lebens Licht:
Mit der Peitsche führst du vier feurige Rosse, wenn du
im Wagen des Tages herrlich fährst. Gnädig auf diese
meine mystische Arbeit scheine und segne deinen Bittsteller
mit einem göttlichen Leben. Zum Opfer von Aromen.
Höre, Göttin Königin, zerstreue silbernes Licht,
Kuhhörnige, und zaubere in der Dunkelheit der Nacht.
Mit Sternen umgeben und mit einer kreisförmigen Nachtfackel,
die sich ausdehnt durch die Himmel, auf denen du reitest:
Weiblich und männlich mit geliehenen Strahlen, die du leuchtest,
und jetzt mit voller Kugel, jetzt tendenziell abnehmend.
Mutter des Zeitalters, Frucht-produzierender Mond,
dessen Bernsteinkugel den reflektierten Mittag
der Nacht ausmacht: Liebhaberin von Pferden, großartig,
Königin der Nacht, allsehende Macht, die mit sternenklarem
Licht geschmückt ist. Liebhaberin der Wachsamkeit,
Feindin des Streits, in Friedensfreude und umsichtigem Leben:
Schöne Lampe der Nacht, ihre Verzierung und ihre Freundin,
die den Werken der Natur ihr schicksalhaftes Ende gibt.
Königin der Sterne, Frau Diana, Heil! Bedeckt
mit einem anmutigen Gewand und einem leuchtenden Schleier;
Komm, gesegnete Göttin, klug, sternenklar, hell,
komm, Mondscheinlampe mit keuschem und herrlichem Licht.
Scheine auf diese heiligen Riten mit wohlhabenden Strahlen
und bitte nimm das mystische Lob deines Bittstellers an.
Zum Opfer von Aromen. Mit heiliger Stimme rufe ich
die Sterne auf hohen, reinen heiligen Lichtern
und die Genien des Himmels. Himmlische Sterne,
Nachkommen der Nacht, in wirbelnden Kreisen,
die weit euer Licht ausstrahlen, strahlende Strahlen
um die Himmel, die ihr werft, ewige Feuer, die Quelle
aller hier unten. Mit Flammen, die für das Schicksal
von Bedeutung sind, leuchtet ihr und regiert treffend
für die Menschen einen göttlichen Weg. In sieben hellen Zonen
rennt ihr mit zauberischen Flammen, und Himmel und Erde
bilden euren klaren Rahmen: Mit natürlichem, unermüdlichem,
reinem und feurigem Licht, das für immer durch den Schleier
der Nacht scheint. Gegrüßet seid ihr funkelnde, freudige,
immer wache Feuer! Gnädigen Glanz auf alle
meine gerechten Wünsche; diese heiligen Riten betrachtet
mit bewussten Strahlen und vollendet meine Werke,
die eurem Lob gewidmet sind. Ein Gebet zur Sonne schrieb
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann
An die Sonne: Schöner als der beachtliche Mond
und sein geadeltes Licht, schöner als die Sterne,
die berühmten Orden der Nacht, viel schöner
als der feurige Auftritt eines Kometen und zu weit Schönerem
berufen als jedes andre Gestirn, weil dein und mein Leben
jeden Tag an ihr hängt, ist die Sonne. Schöne Sonne,
die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat und beendet,
am schönsten im Sommer, wenn ein Tag an den Küsten
verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel
über dein Auge ziehen, bis du müde wirst und das letzte verkürzt.
Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier,
du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand,
von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid.
Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar sorgt,
dass ich wieder sehe und dass ich dich wiedersehe!
Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Nichts Schöneres als den Stab im Wasser zu sehen
und den Vogel oben, der seinen Flug überlegt, und unten
die Fische im Schwarm, gefärbt, geformt, in die Welt
gekommen mit einer Sendung von Licht, und den Umkreis
zu sehen, das Geviert eines Felds, das Tausend-Eck meines Landes
und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid,
glockig und blau! Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren
und sich verneigen, Blau der Fernen, der Zonen des Glücks
mit den Wettern für mein Gefühl, blauer Zufall am Horizont!
Und meine begeisterten Augen weiten sich wieder
und blinken und brennen sich wund. Schöne Sonne,
der vom Staub noch die größte Bewunderung gebührt,
Darum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen
und nicht, weil die Nacht mit Kometen prahlt
und in mir einen Narren sucht, sondern deinetwegen
und bald endlos und wie um nichts sonst Klage führen
über den unabwendbaren Verlust meiner Augen.
Ein Gebet an den Mond schrieb Johann Wolfgang von Goethe:
An den Mond: Füllst wieder Busch und Tal
still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal
meine Seele ganz; breitest über mein Gefilde lindernd
deinen Blick, wie des Freundes Auge mild über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz froher und trüber Zeit,
wandle zwischen Freuden und Schmerzen in der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluss! Nimmer werde ich froh;
so verrauschte Scherz und Kuss und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal, was so köstlich ist!
Dass man doch zu seiner Qual nimmer es vergisst!
Rausche, Fluss, das Tal entlang, ohne Rast und Ruh,
rausche, flüstre meinem Sang Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht wütend überschwillst
oder um die Frühlingspracht junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt ohne Hass verschließt,
einen Freund am Busen hält und mit dem genießt,
was, von Menschen nicht gewusst oder nicht bedacht,
durch das Labyrinth der Brust wandelt in der Nacht.
Ich war mit einer Freundin und ihrer Familie auf Rügen.
Der Vater meiner Freundin war ein Kommunist,
ein Katholiken-Hasser. Durch eine schwere Nervenkrankheit
war er zur traditionellen chinesischen Medizin gekommen.
Deren Grundbegriff ist das Chi, das ist die kosmische Energie
der Esoteriker. Der Mann stand nun mit mir und kleinen Kindern
im hellen Mittag auf dem Hof, breitete die Arme zur Sonne aus,
nahm die Energie der Sonne auf, breitete seine Arme
den Kindern zu und schenkte ihnen die Sonnenenergie.
Physikalisch ist das Unsinn. Religiös ist das Götzendienst,
Anbetung der Sonne. Gleich darauf brach er
einen familiären Streit vom Zaun. Goethe schrieb
in seinem Zweiten Teil des Faust von den Müttern
und von der dreifaltigen Mondgöttin. Bald darauf
schrieb ein Mann namens Bachofen ein Werk
über das Mutterrecht, dass in der Urzeit die Mütter
herrschten und nur eine einzige Erdgöttin verehrten.
Marx und Engels waren begeistert. Anfang
des 20. Jahrhunderts schrieb ein englischer Dichter
über die Weiße Göttin, die dreifaltige Mondgöttin:
Als Sichelmond sei sie himmlische Jungfrau,
als Vollmond irdische Liebesgöttin und als Neumond
die greise Göttin des Schicksals und der Unterwelt.
Darüber wuchs im 20. Jahrhundert die Literatur ins Unendliche.
Es gibt eine eigene Religion, die Wicca, die nennen sich
moderne Hexen und beten die Mondgöttin an.
In Scharen laufen evangelische und katholische Feministinnen
zum Glauben an die Göttin Diana über. Tausende feiern
zur Walpurgisnacht in Berlin das Fest der Naturgöttin,
mit Lagerfeuern, Trommeln, Freier Liebe und Naturdrogen (Tollkirsche, Stechapfel, halluzinogenen Pilzen und Marihuana).
Sonne und Mond spielen auch eine Rolle in der Christologie
von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie,
der Christengemeinschaft und der Waldorfschulen.
Er nannte Christus den Christus-Sonnengeist. Im Anfang
löste sich die Erde von der Sonne. Der Christus-Sonnengeist
kam nun bei der Taufe auf den Jesus herab,
vergoss sein Blut in die Aura der Erde, damit die Erde
sich wieder mit der Sonne vereinige. Auf dem Mond aber
lebten Jahwe und die sieben Elohim als Engel des Mondes.
Das nennt man Synkretismus: Vermischung von Christentum
und Heidentum. Darum findet sich die Christengemeinschaft
auch nicht im ökumenischen Arbeitskreis christlicher Kirchen.
Sie nennen sich zwar Christen, sind aber eine esoterische Sekte.
Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus: Höchster,
allmächtiger, guter Herr, dein sind das Lob, die Herrlichkeit
und Ehre und jeglicher Segen. Dir allein, Höchster,
gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne, welcher der Tag ist
und durch den du uns leuchtest. Und schön ist er
und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond
und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet,
klar und kostbar und schön. Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteres und jegliches Wetter, durch das du
deinen Geschöpfen Unterhalt gibst. Gelobt seist du,
mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es
und demütig und kostbar und keusch. Gelobt seist du,
mein Herr, durch Bruder Feuer, durch das du
die Nacht erleuchtest; und schön ist es und fröhlich
und kraftvoll und stark. Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter. Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester,
den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm.
In der kirchlichen Liturgie des Kirchenjahres
wird die Sonnen-Symbolik auf Christus übertragen.
Die Geburt Christi ward auf die Wintersonnenwende gelegt,
wenn das Licht der Sonne geboren wird. Johannes des Täufers
Geburt, laut Bibel sechs Monate vorher, liegt darum
auf der Sommersonnenwende, wie Johannes sagt:
Ich muss abnehmen, und er muss zunehmen. Neun Monate
vor Weihnachten ist die Empfängnis Jesu,
die wird am 25. März, zur Tag-und-Nacht-Gleiche,
zum Frühlingsbeginn gefeiert. Christus als Sonne
der Gerechtigkeit wird auch in einem älteren
evangelischen Kirchenlied gefeiert:
Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit;
brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann.
Erbarme dich, Herr. Wecke die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit; mache deinen Ruhm bekannt
überall im ganzen Land. Erbarm dich, Herr. Schaue
die Zertrennung an, der kein Mensch wehren kann;
sammle, großer Menschen-Hirte, was sich verirrte.
Erbarme dich, Herr. Tu der Völker Türen auf;
deines Himmelreichs Lauf hemme keine Macht.
Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarme dich, Herr.
Gib den Boten Kraft und Mut, Glaubenshoffnung,
Liebesglut, lass viele Früchte deiner Gnade folgen
ihrer Tränensaat. Erbarme dich, Herr. Lass uns
deine Herrlichkeit sehen in dieser Zeit und mit
unsrer kleinen Kraft üben gute Ritterschaft.
Erbarme dich, Herr. Der Titel stammt aus Maleachi:
Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen
die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.
Die vielen Bedeutungen der Sterne in der Bibel:
Schon auf der ersten Seite berichtet die Heilige Schrift
von Sternen. Auch Jesus Christus selbst bekommt
einen Sternen-Titel. Die Sterne werden schon
auf der ersten Seite der Bibel erwähnt. Gott erschafft
im ersten Schöpfungsbericht Himmel und Erde
und damit auch Sonne und Mond. Die Sterne werden
wie in einem Nachsatz angehängt: und auch die Sterne.
Sonne, Mond und Sterne sind keine eigenständigen Gottheiten,
wie bei den Nachbarvölkern Israels. Sie werden nicht
direkt genannt, aber wenn er sie als die großen Leuchten,
die über den Tag und die Nacht herrschen, bezeichnet,
dann klärt der Schöpfungsbericht eindeutig den Vorrang Gottes
über die Geschöpfe, die sich am Himmel befinden.
Sonne, Mond und Sterne sind ein Teil der guten Schöpfung.
Sie haben eine dienende Funktion: die Festzeiten anzuzeigen
und Gott zu loben durch ihr Dasein. Die wunderschön
leuchtenden Sterne sind da, um in der Nacht
Gottes Größe und sein Lob zu verkünden. Im Buch der Weisheit,
im Buch Hiob und bei den Propheten treten sie immer wieder auf.
Aber vor allem in den Psalmen werden sie
zum Lob Gottes aufgefordert. In Psalm 148 nimmt der Beter
sie direkt mit hinein in seinen Gesang: Lobt Gott,
Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.
Sterne werden von Gott immer wieder genutzt,
um seine Verheißung an Abraham von einem großen Volk
zu verdeutlichen. Die Zahl der Sterne ist
in einer faszinierend nächtlichen Vision
das sprechende Bild seiner künftigen Fruchtbarkeit.
Diese Zusage zieht sich durch die ganze Bibel
als Verheißung für das Volk Gottes bis hinein
in das Neue Testament im Brief an die Hebräer:
Das Versprechen großer Nachkommenschaft (zahlreich
wie die Sterne) hat sich an Abraham und Sarah erfüllt
aufgrund ihres Glaubens. In den Büchern der Propheten
wandelt sich die Sprache der Bibel: Sonne, Mond und Sterne
haben eine andere Funktion. Sie verkünden,
dass der Tag des Herrn angebrochen ist. Sie zeigen an,
dass nun Gott selbst an seinem Volk handelt
und für es eintritt gegen seine Bedränger. Der Tag des Herrn
bricht an: Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln
und der Mond in Blut, und die Sterne werden vom Himmel
fallen. In der Bibel werden verschiedene Sternbilder genannt.
Sie sind aber aus den umliegenden Völkern und Kulturen
nach Israel eingewandert. Am häufigsten werden in der Bibel
Orion und das Siebengestirn, die Plejaden, erwähnt.
Interessant ist dabei die hebräische Bezeichnung für den Orion,
der nicht als Himmelsjäger verstanden wird, sondern
als ein Gefallener. Die Plejaden werden immer
im Zusammenhang mit Orion erwähnt. Ihr hebräischer Name
bedeutet so viel wie Herde. Darüber hinaus
könnten als Sternbilder noch der Wagen am Himmel,
der Löwe oder der Stier gefunden werden. Hinzu kommt
eine ganze Gruppe von Sternen, die zur richtigen Zeit aufgehen
und mit den Sternbildern des Tierkreises identifiziert werden.
Gott fragt Hiob in seiner langen Rede: Führst du heraus
des Tierkreises Sterne zur richtigen Zeit, lenkst du die Löwin
samt ihren Jungen? Astronomie oder gar Astrologie
gibt es in der Bibel nicht. Vielmehr wird die Verehrung der Sterne
durchweg scharf kritisiert und Gottes Missfallen darüber
deutlich zum Ausdruck gebracht, bis in die neutestamentliche
Apostelgeschichte hinein, in der Stephanus vor seinem Martyrium
die Untreue und den Dienst an den Sternen anprangert.
Umso bemerkenswerter ist, dass das Matthäusevangelium
von den Sterndeutern aus dem Osten berichtet, die den Stern
des neugeborenen Königs aufgehen sahen, um ihn zu suchen
und ihm zu huldigen. Der entscheidende Hinweis
geht allerdings hier nicht von der Wissenschaft
über die Stellung der Sterne und ihrer Bedeutung aus!
Dieser kommt viel mehr aus der Heiligen Schrift
und der Verheißung des Messias. Der Stern, dem die Weisen
aus dem Osten gefolgt waren, wird zum Diener des göttlichen
Kindes in der Krippe, damit es aufgefunden werden kann.
Sterne finden sich in der Bibel immer wieder als Bilder
und als Auszeichnung für gerechte Menschen. Die Gerechten
werden leuchten wie die Sterne am Tag des Endgerichts,
und Gott weiß um die Zahl der Sterne, die er alle
beim Namen ruft. Die sieben Sterne in der Hand Gottes
symbolisieren die sieben Gemeinden mit ihren Engeln
in der Offenbarung. Der Titel des leuchtenden Morgensterns
für Jesus Christus ist keine Übertragung auf einen realen Stern
(Venus). Er ist für die damaligen Hörer und Leser
des Evangeliums ein sprechendes Bild gewesen,
das sie sehr gut aufnehmen konnten. Der Morgenstern
kündet den heraufziehenden Tag des Heils und der Vollendung an.
In der Menschwerdung und Auferstehung Jesu
ist das Reich Gottes schon angebrochen und für den Glaubenden
Realität geworden. Die Symbolik des Morgensterns
machte es für die Menschen damals verständlich
und in einem sprechenden Bild deutlich. Es ist erstaunlich,
wie sich die Sterne von der ersten bis zur letzten Seite
in der Bibel finden lassen. Reich an vielerlei Bedeutungen,
immer aber im Dienste Gottes, zu seinem Lob
und zum Wohl der Menschen. Kann man Jesus von Nazareth
ein Horoskop erstellen? Astrologie gab es schon
im heidnischen Altertum, in Babylon, in Persien
(die Magier des Morgenlandes), im alten China,
in Griechenland, in Rom. Heute finden sich Horoskope
in allen Frauenzeitschriften, Tageszeitungen
und Fernsehzeitungen, es gibt eigene Fernsehsender
zur Befragung der Sterne. Es gibt einen syrischen Kirchenvater
aus dem 5. Jahrhundert, Ephräm, der sich schon
damit auseinandersetzen musste, ob man Jesu Horoskop
erstellen kann. Aber der Schöpfer der Sterne
ist nicht den Sternen untertan. Die Astrologie widerspricht
der modernen Kosmologie und auch dem christlichen Glauben,
da die Astrologie die Willensfreiheit des Menschen leugnet
und die persönliche Verantwortung für Schuld und Sünde.
Dazu ist der genaue Geburtstag Jesu ja nicht bekannt.
In Psalm 19 wird die Sonne als Bräutigam dargestellt.
Im Hebräischen ist die Sonne männlich. Die Sonne wird hier
zum Bild des himmlischen Bräutigams Christus.
Ein Lied Davids. Der Himmel verkündet es: Gott ist groß!
Das Heer der Sterne bezeugt seine Schöpfermacht.
Ein Tag sagt es dem andern, jede Nacht ruft es der nächsten zu.
Kein Wort wird gesprochen, kein Laut ist zu hören
und doch geht ihr Ruf weit über die Erde bis hin zu ihren
äußersten Grenzen. Gott hat der Sonne ein Zelt gebaut.
Sie kommt daraus hervor wie der Bräutigam
aus dem Brautgemach, wie ein Sieger betritt sie ihre Bahn.
Sie geht auf am einen Ende des Himmels und läuft hinüber
bis zum anderen Ende. Nichts bleibt ihrem feurigen Auge
verborgen. Am Tag des Herrn, dem Jüngsten Tag,
wird die Sonne zu Finsternis, der Mond rot wie Blut,
und die Sterne fallen vom Himmel wie Feigen vom Feigenbaum.
Eines Tages wird die Sonne zum Roten Riesen
und dann zum Weißen Zwerg und stürzt dann auf die Erde
und verbrennt sie. Und die Wissenschaftler sagen:
Der einzige Ausweg für die Menschheit ist, vorher ein Tor
in ein Parallel-Universum zu finden und hinüber zu siedeln.
Wenn Christus die männliche Sonne ist, dann ist die Kirche
der weibliche Mond, der nur deshalb leuchtet,
weil er sein Licht von der Sonne empfängt.
Sonne, Mond und Sterne finden wir auch im 12. Kapitel
der Offenbarung bei der Beschreibung der apokalyptischen Frau.
Diese Frau wird von den Katholiken Maria genannt,
die Evangelischen nennen sie Synagoge oder Kirche:
Am Himmel sah man jetzt eine gewaltige Erscheinung:
eine Frau, die mit der Sonne bekleidet war und den Mond
unter ihren Füßen hatte. Auf dem Kopf trug sie eine Krone
aus zwölf Sternen. Dann sprach Gott: Im Wasser soll es
von Leben wimmeln, und Vogelschwärme sollen
am Himmel fliegen! Er schuf die gewaltigen Seetiere
und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln,
dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln.
Gott sah, dass es gut war. Er segnete sie und sagte:
Vermehrt euch und füllt die Meere, und auch ihr Vögel,
vermehrt euch auf der Erde! Es wurde Abend und wieder Morgen:
Der fünfte Tag war vergangen. Darauf befahl er:
Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh,
wilde Tiere und Kriechtiere! So geschah es. Gott schuf
alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren.
Wieder sah er sich alles an, und es war gut.
Im Wasser entstand das organische Leben, das war
ein Qualitätssprung in der Evolution, als durch das wunderbare
Eingreifen Gottes in die Schöpfung mitten in einer Welt
aus anorganischer Materie das organische Leben entstand
in Einzellern im Meere. Desgleichen Qualitätssprung
in der Evolution war die Entstehung des denkenden
und sprechenden Menschen mitten in einer Welt
unvernünftiger Lebewesen. Und Papst Benedikt nannte
auch die Auferstehung Christi solch einen Qualitätssprung
in der Evolution, denn wieder durch ein wunderbares
Eingreifen Gottes entstand inmitten der sterblichen
Menschheit das unsterbliche Gottmenschentum.
Aus dem Wasser kamen die Tiere an Land. Es entwickelten sich
die Arten. Und da entstanden auch die Dinosaurier.
Wer kleine Knaben erzogen hat, weiß, wie faszinierend
auf Kinder auch im dritten Jahrtausend noch
die Welt der Dinosaurier wirkt. Wie viele Geschichten
werden da erzählt von Fleischfressern und Pflanzenfressern
und Flugsauriern. Vermutlich ist das in der ganzen Menschheit
bekannte Symbol des Drachen eine Erinnerung an die Dinosaurier.
Drachen gibt es in der Bibel, in allen Märchen und Mythen
und noch heute in China und in der christlichen Theorie
als Bild für den Satanismus. Wieder haben die Heiden
die Schöpfung vergöttert. In Ägypten gab es Falken-Götter,
Stier-Götter, Kuhgöttinnen, Katzengöttinnen,
Mistkäfer-Götter, Froschgötter, Löwengöttinnen, Hundegötter.
Bei den Feinden Israels, den Philistern, gab es den
Fisch-gestaltigen Meeresgott Dagon. Im Hinduismus in Indien
wird heute noch geglaubt an den Elefantengott Ganescha
und den Affengott Hannuman und die heilige Kuh.
Um das Jahr 1000 n. Chr. wurde unter dem heiligen König
Stephan Ungarn christianisiert. Die heidnischen Magyaren
waren ein wildes Reitervolk. Der König sprach
das prophetische Wort: Wenn es eines Tages
keine Priester mehr gibt, dann beginnen die Menschen
wieder, Pferde anzubeten. Und sehen wir nicht heute
im post-christlichen Europa einen wachsenden Tierkult?
Da werden mehr Gelder den Tierschutzorganisationen
gespendet als den karitativen Organisationen der Kirchen.
Mir gegenüber sagte eine Esoterikerin: Wenn man Menschen
nicht einschläfern darf, dann darf man auch meinen Hund
nicht einschläfern. Der Bischof von Buenos Aires predigte
einmal darüber, wie die Menschen ihre Haustiere
zu Götzen machen. Die Türken haben viele Kinder,
der Deutsche hat seinen Hund. Die Grünen sind eifrig dafür,
Fröschen das Leben zu retten, aber es gibt bei den Grünen
radikale Feministinnen, die wollen die Freigabe
der Abtreibung bis in den neunten Monat.
Die Bibel vergleicht Gott auch mit Tieren. Gott-Vater
ist wie ein Adler, der seine Jungen aus dem Nest wirft,
damit sie fliegen lernen. Gott ist wie eine Vogelmutter,
die ihre Küken beschützt. Jesus ist der Löwe von Juda.
Jesus ist das Lamm Gottes. Jesus wird am Kreuz erhöht,
wie Moses die Schlange an der Stange anbrachte.
Der göttliche Bräutigam im Hohelied Salomos
wird mit Pantern und Leoparden verglichen.
Im Buch Hiob ist die Rede vom Phönix, der sich selbst verbrennt
und aus der Asche aufersteht. Der Heilige Geist kommt
wie eine Taube auf Jesus herab. Die frühen Christen
wählten den Fisch als Symbol für Christus.
Aber auch der Satan wird mit Tieren verglichen.
In der Paradiesgeschichte der Genesis und in der Offenbarung
wird er Schlange genannt, er wird in der Offenbarung
auch Drache genannt, er wird von den Propheten Basilisk
genannt und von Petrus ein brüllender Löwe.
Der Herr befahl den Raben, den Propheten Elias morgens
und abends mit Fleisch und Brot zu versorgen.
Jesus sagte: seht die Raben an, sie arbeiten und sparen nicht,
doch der Vater ernährt sie. Jesus sagte: Kauft man nicht
einen Sperling für einen Taler? Und doch fällt keiner
vom Himmel, ohne dass der Vater es weiß. Wie viel mehr wert
seid ihr als die Sperlinge! Jesus sagte zur Heidin:
Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen
und es den Hunden hinzuwerfen. Die Heidin sagte:
Aber doch ernähren sich die Hunde von den Krümeln,
die vom Tisch fallen. Jesus sagte den Jüngern: Seid klug
wie Schlangen und ohne Falsch wie Tauben. Und:
Ich sende euch als Schafe mitten unter die Wölfe.
Jesus spricht von den Feinden der Christen als Wölfen
und von den Christen als Schafen und Lämmern.
Im Weltgericht scheidet Jesus die Schafe von den Ziegenböcken,
die Barmherzigen von den Unbarmherzigen. Im Mittelalter
sprach man vom Einhorn, das nur von einer reinen Jungfrau
gefangen werden kann, und wie Sankt Gabriel mit seinen Hunden
das Einhorn zur Jungfrau Maria treibe, und das gezähmte Einhorn
sein Horn in den Schoß Mariens lege. Im 12. Jahrhundert
predigte der heilige Franziskus den Vögeln
und redete dem Wolf gut zu, die Schafe nicht mehr zu töten.
Der Friesen-Missionar Ludger wurde immer
von einer Gans begleitet. Im 19. Jahrhundert in Turin
wurde Don Bosco, der sich um Straßenkinder kümmerte,
immer von einem Hund begleitet und beschützt,
der ihm zugelaufen war. In einer Kriminalkomödie sagte
eine alte Dame zum kriminalisierenden Priester: Pater,
warum hat der liebe Gott, der etwas so schönes
wie den roten Paradiesvogel geschaffen hat, auch
so etwas Ekelerregendes wie die Ratte erschaffen?
Darf man Tiere essen? In der Genesis wird den Menschen
und Tieren nur Kraut, Gemüse und Früchte zur Nahrung gegeben.
Nach der Sintflut erlaubt Gott den Menschen,
auch Fleisch von Tieren zu essen. Petrus sah ein Tuch
voller Tiere und hörte eine Stimme vom Himmel:
Schlachte und iss! Am Anfang unserer Zeit
lehrte die esoterische Sekte der Manichäer, dass Gottes Gebot:
Du sollst nicht töten, sich auch darauf beziehe,
dass man Tiere nicht töten dürfe. Du sollst nicht töten –
das hebräische Wort für töten heißt eindeutig morden,
für den Tod durch Todesstrafe oder im Krieg
oder das Töten von Tieren haben die Hebräer andere Vokabeln.
Der heilige Augustinus sagte: Wenn man Tiere nicht töten
und essen darf, dann darf man auch Pflanzen nicht töten
und essen, sie sind auch Lebewesen. Hat Jesus Tiere gegessen?
Oder war Jesus Veganer? Jesus hatte regelmäßig
am jüdische Passamahl teilgenommen, dazu gehörte kultisch
der Verzehr von Lamm. Jesus spricht in einem Gleichnis
von der Hochzeit, zu der er einlädt, und sagt:
Das Mastvieh ist schon geschlachtet. Das würde ein Veganer
nicht sagen. Jesus hat noch als Auferstandener
für seine Apostel Fisch gebraten und mit ihnen gegessen.
Dann sagte Gott: Jetzt wollen wir den Menschen machen,
unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde
verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.
So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja,
als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau.
Er segnete sie und sprach: Vermehrt euch, bevölkert die Erde
und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben über alle Tiere:
über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere auf der Erde!
Dann sagte er: Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen,
die Samen tragen, und die Früchte, die überall an den Bäumen
wachsen; aber die Vögel und Landtiere sollen Gras
und Blätter fressen. Und so geschah es. Schließlich betrachtete
Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut!
Es wurde Abend und wieder Morgen: Der sechste Tag.
Gott spricht von sich selbst in Wir-Form. Manche meinen,
dass sei der Plural Majestatis, wie früher die Päpste
und Kaiser von sich in Wir-Form redeten. Übrigens redet
im Koran Allah auch von sich in Wir-Form. Die Kirchenväter
der alten Kirche sahen aber in diesem Wir Gottes
einen Hinweis auf die Dreifaltigkeit Gottes.
Der Mensch wird geschaffen als Bild und Gleichnis Gottes.
Das wird im ganzen Schöpfungswerk nur
vom Menschen ausgesagt. Der Mensch ist darum
die Krone der Schöpfung. Der Mensch allein
ist das Ebenbild Gottes. In der heutigen Ökologiebewegung
wird oft die Tierwelt gegen den Menschen ausgespielt,
der Mensch wird als Ursache des Bösen angesehen,
die Natur wäre ohne Menschen glücklicher. Und meinen Hund
hab ich auch viel lieber als die Menschen.
Was heißt das, Ebenbild Gottes zu sein? Gott ist ein Wir,
der drei-einige Gott ist in sich Liebe und Gemeinschaft.
Und der Mensch wird als Mann und Frau geschaffen,
das heißt, der Mensch soll leben in einer Gemeinschaft der Liebe.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, oder, wie Aristoteles sagte:
der Mensch ist ein politisches Tier. Darum schließt Gott
seinen Bund auch mit dem Gottesvolk und nicht
mit dem einzelnen Individuum. Darum glaubt der Christ auch
in der Gemeinschaft der Kirche. Die Haltung: nur mein Gott
und ich, das ist ungesund. Man kann darum auch die Familie
als Ebenbild Gottes sehen: der Vater liebt den Sohn
und der Sohn liebt den Vater und beider Liebe ist der Geist –
so liebt der Mann die Frau und die Frau liebt den Mann
und beider Liebe ist das Kind. Gott ist ein Wir: Gott ist kein Single
in einem Single-Haushalt, Gott ist in sich Gemeinschaft der Liebe.
Aber nicht nur als Gemeinschaftswesen ist der Mensch
Gottes Bild. Nach dem heiligen Augustinus ist
auch die menschliche Seele des Einzelnen Gottes Bild.
Denn Gott ist ein Gott in drei Personen. Die Seele
ist eine einzige, aber sie umfasst drei Kräfte, nämlich
den freien Willen, die Vernunft und das Gedächtnis.
So ist die Seele auch eine und dreifaltig.
Gott ist eine Person und der Mensch ist eine Person.
Gott ist keine menschliche Person, sondern eine göttliche Person.
Gott hat keinen Menschenkörper, keinen männlichen
und keinen weiblichen. Gott ist eine Person,
weil er „Ich“ denken und sagen kann. Sein Name ist ja gerade
ICH BIN. Gott ist eine Person, weil er einen Willen
und eine Vernunft hat. Gottes Wille, das ist seine Liebe,
und Gottes Vernunft, das ist seine Weisheit. Der Mensch nun,
im Unterschied zu den Tieren, ist auch eine Person,
er hat ein Ich-Bewusstsein, einen Willen und eine Vernunft.
Der Mensch ist ein Bild Christi. Denn Christus ist das Wort
Gottes und der Mensch hat als einiges Lebewesen
eine Sprache. Die Gabe der Sprache wird missbraucht,
wenn sie zu Lästerungen, Lügen und leerem Geschwätz
benutzt wird. Die höchste Vollendung erlangt die Sprache,
wenn sie Gebet wird, wenn sie ein Dialog wird:
Das Wort Gottes und die menschliche Sprache
sprechen miteinander. Die menschliche Seele ist geschaffen
als ein Bild Christi. Darum sagten die Kirchenväter:
Die Seele ist von Natur aus christlich. Das ist den einen bewusst
und den anderen nicht. Gott sagt zu den Menschen:
Macht euch die Erde untertan. Das wird von den Grünen
immer missverstanden, als ob Gott sagen würde:
Beutet die Erde aus, zerstört die Natur. Nein, Gott setzt
den Menschen als seinen Stellvertreter ein. Der Mensch
ist der Kleine Gott auf Erden. Nun ist Gott aber kein Tyrann,
kein Unterdrücker und Ausbeuter, sondern Gott ist ein Gärtner,
der seine Blumen liebt, Gott ist ein Hirte, der seine Schafe liebt,
Gott ist ein guter Vater, der seine Kinder liebt. Der Mensch
soll sich um die Natur kümmern und für sie sorgen.
Nun sagen die christlichen Philosophen: alle Lebewesen
sind für den Menschen geschaffen, nur der Mensch
ist um seiner selbst willen da. Ist tatsächlich die ganze
farbenreiche Welt auf dem Meeresgrund nur für den Menschen?
Ist wirklich die Schar der Millionen Sterne nur für den Menschen?
Oder sind auch sie für Gott da, dass Gott sich an ihnen erfreut?
Gott scheint fruchtbar und verschwenderisch zu sein,
sehr phantasievoll und reich an Ideen. Gott schafft
den Menschen als Mann und Frau. Das ist das Gegenargument
gegen die Gender-Ideologie. Gott schafft nicht einen Zwitter.
Gott schafft nicht zwei Lesben, Gott schafft nicht zwei Schwule,
Gott schafft nicht zwei Bisexuelle. Gott schafft einen Mann
mit männlichem Körper und männlicher Sexualität
und eine Frau mit weiblichem Körper und weiblicher Sexualität.
Sigmund Freud sagte: Nicht mehr zu wissen, ob man Mann
oder Frau ist, ist der Gipfel des Schwachsinns. Mann und Frau
sind von Gott geschaffen, unterschiedlich, aber gleichwertig,
damit sie einander ergänzen. Ein russischer Philosoph sagte:
die Frau offenbart dem Mann die andere Hälfte des Universums.
Der Mann ist Ebenbild Gottes, die Frau ist Ebenbild Gottes.
Seid fruchtbar und mehrt euch! Wir sehen hier Gottes
Erfindung der Sexualität. Sexualität ist eine Erfindung Gottes
und keineswegs Schweinekram. Gott stiftet die Ehe
zwischen Mann und Frau, keinesfalls die Homo-Ehe.
Mann und Frau sollen sich nach dem Gebot Gottes vereinigen,
um ihre Liebe zueinander auch körperlich auszudrücken
und um Kinder zu zeugen. Dass Gott die Sexualität
erfunden hat, um so für den Fortbestand der Menschheit
zu sorgen, wird heute meist vergessen. Heute ist der Sex
mehr Sport und Spaß, nichts als persönlicher Lustgewinn.
Dass Sexualität mit Verantwortung verbunden ist, wird vergessen.
Kinder sind da oft nur ein größter anzunehmender Unfall.
Wie wir schon gesehen haben, dass die Sünder
Sonne und Mond, Tiere und Bäume anbeten, so gibt es auch
eine sehr moderne Anbetung des Menschen.
Ob nun die Frau ihren Mann einen Alleskönner nennt,
ob ein Mann seine Geliebte eine Göttin nennt,
ob ein Popstar Sexgott genannt wird, ob eine Sängerin
Gottmutter der Musik genannt wird, ob man an Fußballgötter
glaubt oder einen Sozialisten für den Messias hält,
ob der Mensch sich zum Herrn über Leben und Tod erklärt
in Abtreibung und Euthanasie, ob sich der Mensch
durch künstliche Befruchtung und Genmanipulation
für einen Schöpfergott hält, oder ob einer sagt:
Gottes Wille interessiert mich nicht, ich tue, was ich will,
und sich so zu seinem eigenen Herrn und Gott macht,
oder ob die Esoterikerin sagt: Ich bin ein Stück von Gott –
alles das ist Anbetung des Menschen, das ist Götzendienst.
Gott hat sein Sechstagewerk der Schöpfung vollendet
mit der Schöpfung des Menschen. An allen fünf Tagen
sagte Gott zu seinen Geschöpfen: Sie sind gut.
Am sechsten Tag sagt er über den Menschen: Sehr gut!
Goethe sagte: Der Gipfel der Evolution ist die schöne Frau.
Der Mensch ist am Freitag geschaffen und am Freitag
hat Christus durch sein Kreuz den Menschen erlöst.
Ich meine, dass die moderne Wissenschaft
von einem gemeinsamen Ursprung der Menschheit redet.
Es sei sowohl der Homo erectus an der Nordostküste Afrikas
entstanden als auch später der Homo sapiens am selben Ort,
die schwarze Eva war Stamm-Mutter der Menschheit.
So waren nun Himmel und Erde erschaffen mit allem,
was dazugehört. Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet
und ruhte von seiner Arbeit. Darum segnete er den siebten Tag
und sagte: Dies ist ein heiliger Tag! Er gehört mir.
Der siebte Tag ist in der jüdisch-christlichen Zeitrechnung
der Samstag. Samstag kommt von Sabbat-Tag.
Auf englisch saturday nennt ihn nach dem Gott und Planeten
Saturn. Die Bezeichnung Sonnabend bedeutet:
Der Samstagabend ist der Vorabend zum Sonntag.
In der jüdisch-christlichen Zeitrechnung beginnt ein Tag
immer am Abend des vorigen Tages. So feiern wir
Christi Geburt am ersten Weihnachtstag, aber gehen
am Heiligen Abend in die Christmette. So gelten
Vorabendgottesdienste am Samstagabend
schon als Sonntagsgottesdienste. Die Heiligung des Sabbat
war im Alten Testament ungeheuer wichtig.
Es ist das dritte der zehn Gebote: Du sollst den Sabbat heiligen.
Mose und die Propheten kämpften immer für die Sabbatheiligung.
Die Entheiligung des Sabbat wird von Gott schwer bestraft.
Um auf keinen Fall den Sabbat zu entheiligen,
hatten die Pharisäer noch zusätzliche Gebote erfunden,
die penibel genau beschreiben, was ein Jude am Sabbat tun
oder nicht tun darf. Jesus kritisiert diese Verengung der Pharisäer.
Er sagt: Der Sabbat ist für den Menschen da
und nicht der Mensch für den Sabbat. Und der Menschensohn
ist Herr auch über den Sabbat. Jesus heilte am Sabbat.
Nach der Auferstehung Christi heiligte die Kirche der Apostel
den ersten Tag der Woche, an dem Jesus
von den Toten auferstanden war, also den Sonntag.
Im Neuen Testament wird der Sonntag Tag des Herrn genannt.
Für Christen bedeutet das dritte der zehn Gebote Gottes,
dass sie den Sonntag als Tag des Herrn heiligen sollen.
Schöpferische Tätigkeiten, die dem Menschen Freude machen,
sind erlaubt. Aber knechtische Arbeit ist verboten.
Das wichtigste ist aber der sonntägliche Gottesdienst.
Der Sonntag ist nicht zum Ausschlafen und Faulenzen gemacht,
sondern als heilige Zeit, da man Gott anbetet, Gottesdienst feiert, in der Familie betet, die Bibel liest. Die moderne
post-christliche Gesellschaft kennt keine Sonntagsheiligung.
Man ist bestrebt, möglichst auch Sonntags den Konsumbetrieb
aufrecht zu erhalten. Jugendliche feiern Samstags abends
in der Disco mit Alkohol und Drogen und der Sonntag
ist zum chillen da. In der russischen Oktoberrevolution
führte Lenin die Sonntagsarbeit ein. In China
gibt es keinen freien Sonntag, da wird dreißig Tage
im Monat gearbeitet. In arabischen Ländern gibt es auch
keinen freien Sonntag, die Muslime halten den Freitag heilig,
so dass sich arabische Christen oft am Freitag
zum Gebet versammeln. Besonders im Pietismus
des 19. Jahrhunderts sprach man vom Ewigen Sabbat –
allgemein am Jüngsten Tag, wenn der neue Himmel
und die neue Erde vollendet sind, wird der ewige Sabbat
von Gott und allen Heiligen gefeiert, aber auch
der persönliche Tod des Christen führt ihn
in die Ewige Sabbatruhe. So beten Katholiken für ihre Toten:
Nimm sie auf in die Ewige Ruhe, das Ewige Licht leuchte ihnen!
ZWEITER TEIL
DIE PARADIESGESCHICHTE
Nun kommt der zweite Bericht über die Erschaffung
des Menschen. Im ersten Bericht wurde Gott „Elohim“ genannt,
darum nennt die Bibelwissenschaft den Autor den „Elohisten“.
Im zweiten Bericht wird der Gottesname Jahwe verwandt,
darum nennt man den Autor den Jahwisten. Man hält
diesen unseren zweiten Bericht für älter als den ersten.
Dieser Text berichtet nicht historische oder naturwissenschaftliche
Fakten. Die Bibel ist keine Tageszeitung. In der Sprache
der altorientalischen Mythologie wird über den Menschen
gesprochen, aber mit einem unglaublichen philosophischen
und theologischen Tiefsinn. Und so ging es weiter,
nachdem Gott, der Herr, Himmel und Erde geschaffen hatte:
Damals wuchsen noch keine Gräser und Sträucher,
denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem
war niemand da, der den Boden bebauen konnte.
Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und tränkte
den Boden. Da nahm Gott, der Herr, etwas Staub von der Erde,
formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem
in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an,
in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen,
den er geformt hatte, dorthin. Viele prachtvolle Bäume
ließ er im Garten wachsen. Ihre Früchte sahen köstlich aus
und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens
standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt,
und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt.
Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten.
Dort teilte er sich in vier Arme: Der erste Fluss heißt Pischon;
er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold,
wertvolles Harz und den Edelstein Onyx. Der zweite
ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. Der dritte
heißt Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte
ist der Euphrat. Gott, der Herr, brachte den Menschen
in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe,
den Garten zu bearbeiten und ihn zu bewahren.
Dann schärfte er ihm ein: Von allen Bäumen im Garten
darfst du essen, nur nicht von dem Baum, der dich
Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst,
musst du sterben! Gott, der Herr, sagte: Es ist nicht gut,
dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen,
der zu ihm passt! Er brachte alle Landtiere und Vögel,
die er aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen,
um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten
sie dann heißen. Der Mensch betrachtete die Tiere
und benannte sie. Für sich selbst aber fand er niemanden,
der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte.
Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über ihn kommen,
entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder
mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie
zu dem Menschen. Da rief dieser: Endlich gibt es jemanden
wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht –
wir gehören zusammen! Darum verlässt ein Mann
seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau,
dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.
Der Mann und die Frau waren nackt,
sie schämten sich aber nicht. Und so ging es weiter,
nachdem Gott, der Herr, Himmel und Erde geschaffen hatte:
Damals wuchsen noch keine Gräser und Sträucher,
denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem
war niemand da, der den Boden bebauen konnte.
Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und tränkte
den Boden. Da nahm Gott, der Herr, etwas Staub von der Erde,
formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem
in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Hier taucht zum ersten Mal der Name Gottes auf.
In deutschen Bibeln meistens mit Herr wiedergegeben.
Dieses Herr gibt die vier hebräischen Buchstaben JHWH wieder.
Man weiß nicht genau, wie der Name ausgesprochen wird.
Die Juden sprechen ihn gar nicht aus. Nur einmal im Jahr
am Versöhnungstag, wenn der Hohepriester in den Tempel,
in das Allerheiligste ging, sprach er den Gottesnamen aus.
Wenn die Juden das Alte Testament lesen und es kommt
das JHWH, dann lesen sie Adonai, das heißt Herr.
Man hat auch die Vokale von Adonai genommen
und zwischen die Konsonanten JHWH geschrieben,
so entstand der Name Jehova. Er wurde sowohl
in der jüdischen Mystik der Kabbala im Mittelalter verwandt
als auch im Pietismus des 19. Jahrhunderts.
Mir hat mein katholischer Beichtvater erlaubt,
Gott Jehova zu nennen. Im allgemeinen scheint
der Gottesname eher wie Jahwe auszusprechen,
so sprechen ihn katholische Priester aus. Es gibt
sowohl eine katholische als auch eine evangelikale
deutsche Bibel, da statt Herr Jahwe geschrieben steht,
die Original-Elberfelder schreibt Jehova, aber die andern
Bibeln haben „Herr“. Die jüdische Buber-Bibel schreibt
ICH bzw DU oder ER. Eine andere jüdische Bibel schreibt:
der Ewige. Die Bedeutung des Namens JHWH ist:
ICH BIN, DER ICH BIN oder ICH BIN,
DER ICH SEIN WERDE. Eine katholische Bibel schrieb:
ICH BIN DA. Im Englischen sagt man einfach I AM.
Auf lateinisch Ego Sum oder einfach Sum, das heißt: das Sein
oder der Seiende, was man dann auch philosophisch
deuten kann. Ich bin, der ich bin, das heißt,
Gott kann mit nichts verglichen werden als mit Gott.
Ich bin da, heißt, ich bin da für euch. Gott ist der, der war,
der ist und der sein wird, Gott ist der Seiende, der Ewige.
Die Juden sagen auch einfach: der NAME (Ha-Shem).
Das nannte Luther den „Furz der Wittenbergischen
Judensau“, was ihm Melanchthon sehr übel nahm.
Gott bereitet die Erde als einen Wohnort für den Menschen.
Nach der kosmischen Schöpfung des Planeten Erde
kommt nun das Grün, die organische Materie der Pflanzen
und der Tiere. Dann erscheint der Mensch.
Wenn von den Wassern die Rede ist, die die Erde bewässerten,
so wird das auch mit Quellen oder auch mit Nebel übersetzt.
Der Mensch Adam wird aus der Mutter Erde Adama geschaffen,
hier heißt es: aus Staub, Luther übersetzt mit Lehm.
Im Hebräischen bezeichnet das selbe Wort sowohl Lehm
als auch Kot. Im chinesischen Mythos wird der erste Mann
aus Lehm geschaffen und danach die erste Frau Nü-Wa
aus Schlamm. Verzeihung, die Damen.
Heute würden wir sagen: der Mensch ist aus Materie.
Wir sind keine Engel, die nur Geist sind, wir sind Wesen
mit einem materiellen Körper, eine Mischung
aus Affe und Engel oder Engel mit einem unglaublichen
Fassungsvermögen für Bier. So dichtete ein französischer Dichter:
Herr, im Gericht bedenke, dass wir nicht Engel waren,
sondern lege auf die eine Waagschale einen Klumpen Lehm.
Die Materie des Menschen stammt aus dem Tierreich.
Man sagt, der Mensch ist mehr mit dem Schimpansen,
als mit dem Gorilla und Orang-Utan verwandt.
Nun, ich hörte, Gorillas leben in Familienverbänden.
Der alte Gorilla schnarcht, das alte Gorillaweibchen plaudert
mit anderen Weibchen, die Gorillakinder klettern schreiend
in den Bäumen. Dafür hat das Gorillamännchen
nur einen kleinen Penis. Das Schimpansenmännchen
bindet sich nicht, sondern praktiziert die freie Liebe
und hat deswegen einen großen Penis. Die Afrikaner berichten
von Orang-Utang-Männchen, die aus dem Wald kommen
und das Dorf überfallen und junge Afrikanerinnen
zu Tode vergewaltigen. In China gibt es einen Mythos
von Sn Wu Kung (das leere Herz), dem König der Affen,
der allerhand Unsinn auf Erden, in der Unterwelt
und im Himmel anstellt, bis er von Buddha gezähmt wird.
In Indien gibt es sogar einen Affengott namens Hannuman,
zu dem noch heute gebetet wird. Zum Glück sind wir
keine Affen, sondern Gott hat dem Menschen
eine unsterbliche Geistseele eingehaucht. Diese Seele
heißt auf hebräisch nefesch und ist nach der Lehre
der Philosophen das Lebensprinzip des Körpers
und besteht aus Vernunft, freiem Willen, Denken und Sprache.
Dass er in die Nase geblasen wird, lässt uns an den Atem
des Menschen denken. Im Indischen ist der Geist des Menschen
Atman genannt, und ich vermute, dass Atman
der Ursprung unseres Wortes für Atem ist.
Ich sage: des Menschen Seele beinhaltet den freien Willen.
Das ist rein katholisch gesprochen. Luther schrieb ein Buch:
vom geknechteten Willen. Darin leugnete er den freien Willen.
Der Gelehrte Erasmus von Rotterdam schrieb darauf ein Buch
vom freien Willen. Luther sagte zu Erasmus: Du allein
hast mich verstanden. Denn es geht mir nicht um den Ablass
oder die Heiligenverehrung, sondern darum,
dass der Mensch keinen freien Willen hat. Wenn Luther sagt,
der Mensch wird allein durch die Gnade gerettet,
meint er das nicht wie heute Evangelikale. Luther meinte:
Der Mensch, dem Gott seine Gnade zuwendet,
der ist gerettet, egal, wie sehr er sündigt. Wem Gott
seine Gnade nicht zuwendet, auf dessen Rücken
reitet der Satan, und der kann noch so viele gute Werke tun,
er wird nicht gerettet. Eine persönliche freie
Willensentscheidung für Gott oder für den Satan
kannte Luther nicht. Also leugnete er gerade das,
was den Pietisten und Evangelikalen so entscheidend ist:
die persönliche Entscheidung, die Bekehrung,
die ja den freien Willen voraussetzt. Wir können das
an Maria sehen: der Engel sagt: Du sollst Mutter
des Sohnes Gottes werden. Maria sagt: Mir geschehe
nach deinem Wort. Sie gibt also eine freiwillige Einwilligung.
In dem Moment wird der Logos in der Jungfrau empfangen.
Gott hat Maria nicht vergewaltigt, wie heute Feministinnen
behaupten. Darum schlage ich vor, zu sagen,
nicht dass wir allein von der Gnade gerettet werden,
sondern dass zum Angebot der Gnade
unsere freiwillige Zustimmung kommen muss.
Man redet dann besser vom Primat der Gnade,
denn Gott hat uns zuerst geliebt. Dass der Mensch von Gott
geschaffen wird, nicht nur der erste homo sapiens sapiens,
sondern auch du und ich, wird im Buch der Weisheit
so beschrieben: Auch ich bin ein sterblicher Mensch
wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde
geschaffenen Menschen, und bin Fleisch, im Mutterleib
zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammen geronnen
aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam.
Auch ich habe, als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft,
die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die Erde,
die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen war
wie bei allen mein erster Laut; und ich bin in Windeln gelegt
und voll Fürsorge aufgezogen worden. Denn selbst ein König
hatte niemals einen andern Anfang seines Lebens,
sondern alle haben denselben Eingang in das Leben
und auch den gleichen Ausgang. Und wie behandelt
Mohammed im Koran das selbe Thema? Wir (Gott)
schufen den Menschen ja aus einem Auszug aus Lehm.
Hierauf machten Wir ihn zu einem Samentropfen
in einem festen Aufenthaltsort. Hierauf schufen Wir
den Samentropfen zu einem Anhängsel, dann schufen Wir
das Anhängsel zu einem kleinen Klumpen, dann schufen Wir
den kleinen Klumpen zu Knochen, dann bekleideten Wir
die Knochen mit Fleisch. Hierauf ließen Wir ihn
als eine weitere Schöpfung entstehen. Segensreich ist Gott,
der beste Schöpfer. Same des Mannes und Eizelle der Frau
verschmelzen. Damit entsteht der neue Mensch.
Gott gibt ihm von Anfang an die Seele als Lebensprinzip.
Übrigens hörte ich einmal, dass im natürlichen
Geschlechtsverkehr von Mann und Frau die Eizelle der Frau
nicht jeden Mannessamen einlässt, auch nicht unbedingt
den ersten und schnellsten, sondern auf geheimnisvolle Weise
den „Mister Right“ erwählt. Das kann, soweit ich weiß,
bei einer künstlichen Befruchtung nicht geschehen,
wenn der Same der Eizelle injiziert wird. Da geht etwas
von dem Mysterium der Gnadenwahl der Frau verloren.
Wie Gott die Seele der befruchteten Eizelle einhaucht,
ist auch geheimnisvoll. Eine Theologin sprach poetisch
von dem Kuss des Heiligen Geistes, mit dem die Seele
dem Leibeskeim eingeküsst wird, was ich für eine sehr schöne
Formulierung halte. Eine katholische Philosophin
nannte den Schoß der Frau das Allerheiligste,
weil nur hier auf natürliche Weise das menschliche Leben entsteht
und der Schoß der Frau das Tempelheiligtum des Schöpfers ist
und die Frau aus Gnadenerwählung Gottes
Mitschöpferin mit Gott ist. Aber Genaueres
mag euch die geliebte Gynäkologin erzählen.
Zum Thema der Abtreibung will ich nur einen Vers
der sozialistischen Jugend Österreichs zitieren,
der in seiner Dämonie alles sagt: Hätte Maria
abgetrieben, wäre Jesus uns erspart geblieben.
Der Name Adam meint nicht den Mann. Mann heißt Isch.
Adam meint den Menschen. Und Adam kommt von Adama,
der Mutter Erde. Mensch heißt also biblisch etwa Erdling
oder Erdegeborener. Dass die Erde eine Mutter genannt wird,
findet sich im Weisheitsbuch Jesus Sirach: Große Mühsal
hat Gott den Menschen zugeteilt, ein schweres Joch
ihnen auferlegt von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß
ihrer Mutter hervorgehen, bis zum Tag ihrer Rückkehr
zur Mutter aller Lebenden. Der Genesis-Text betont
die Einsamkeit des Menschen. Wir sehen, dass der Mensch
Gemeinschaft sucht, vergeblich bei den Tieren,
dass sich Gott erbarmt und dem Mann die Frau zuführt.
Warum hat Gott dem Mann nicht einen intelligenten
Freund zugeführt? Das fragten sich die Kirchenväter.
Dass Adam aber in seiner Einsamkeit doch nicht allein war,
zeigt das Buch der Weisheit: Frau Weisheit hat den Urvater
der Welt nach seiner Erschaffung behütet,
als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit
und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen.
Dieser Vers ist sehr wichtig für die Spekulationen
des lutherischen Philosophen Jakob Böhme
aus dem 17. Jahrhundert. Adam war nicht allein,
sondern Sophia, die Weisheit Gottes, war bei ihm.
Es scheint in der Bibel etwas unklar, ob Adam
der philosophische Gattungsbegriff für den Menschen ist,
oder ob er ein konkreter Mann war. In der jüdischen Mystik
des Mittelalters, der Kabbala, wird von „Adam Kadmon“
gesprochen, das ist der androgyne Urmensch.
Das wirkt befremdlich. Aber diese Position ist
nicht ganz so selten, wie man denken sollte.
Außer der jüdischen Kabbala sprach auch der lutherische
Philosoph Jakob Böhme vom androgynen Urmenschen
und im neunzehnten Jahrhundert der katholische Philosoph
Franz von Baader. Franz von Baader meinte, alle himmlischen
Personen, wie Christus, Maria und die Engel,
seien immer androgyn dargestellt worden.
Jakob Böhme, der übrigens große Probleme
mit seinem lutherischen Pastor bekommen hatte, sagte:
Am Anfang war Adam, der androgyne Urmensch,
mit Sophia, der Jungfrau der göttlichen Weisheit,
zusammen gewesen. Dieser androgyne Adam habe sich aber
von Sophia abgewandt und sei ein männlicher Mensch
geworden und habe in Eva einen weiblichen Menschen
als Partnerin bekommen. Nun gäbe es Männer und Frauen.
Aber der Mann und die Frau sehnten sich wieder
nach ihrer Ganzheit. Darum brauchen sie himmlische Partner
vom andern Geschlecht, so wird Eva, die Frau, zur Braut
des himmlischen Mannes Christus, und Adam, der Mann,
wird zum Bräutigam der himmlischen Jungfrau Sophia.
Ein androgyner Urmensch war auch den alten Griechen bekannt.
Der große griechische Philosoph Platon schrieb einen Text,
da schildert er ein Gastmahl, da Sokrates mit seinen Freunden,
Philosophen und Dichtern, über den Liebesgott Eros spricht,
was sein Wesen ist. Unter anderem wird da
von dem Komödien-Dichter Aristophanes behauptet:
Am Anfang war der Mensch eine Kugel. Da wurde aber
Zeus eifersüchtig auf die Vollkommenheit
des androgynen Urmenschen. Zeus schnitt die Kugel durch.
Nun gab es eine weibliche Hälfte und eine männliche Hälfte.
Und seitdem sucht der Mann nach seiner „besseren Hälfte“
und die Frau sucht nach „Mister Right“, damit sie
zusammen wieder zu einer vollkommenen Kugel werden.
Ich denke, der Dichter sagte das mit einem gewissen Lächeln.
Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an,
in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen,
den er geformt hatte, dorthin. Viele prachtvolle Bäume
ließ er im Garten wachsen. Ihre Früchte sahen köstlich aus
und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens
standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt,
und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt.
Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten.
Dort teilte er sich in vier Arme: Der erste Fluss heißt Pischon;
er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold,
wertvolles Harz und den Edelstein Onyx. Der zweite
ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. Der dritte heißt
Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte ist der Euphrat.
Und die Gottheit Jahwe pflanzte die Aue Eden, Wonne,
im Morgenland, und stellte Adam hinein, ihr Geschöpf.
Und die Gottheit Jahwe ließ sprießen aus der Erde Fruchtbäume,
wollüstig anzuschaun und mit köstlichen Früchten,
und den Baum des Lebens in der Mitte der Aue,
und den Baum der Kenntnisse alles Guten und Bösen.
Und aus Eden ging ein Schwall hervor, zu tränken die Aue,
Und teilte sich in vier Sammlungen auf: Und der erste Schwall
hieß mit Namen Pischon, Steigerung, und umgab das Land
Chawila, Runde, in welchem Goldenes war, und das Goldene
jenes Landes war angenehm, und dort war auch
Bedolah-Gummi und der Edelstein Schoham. Und der zweite
Schwall hieß mit Namen Gichon, Hervorbruch, und umgab
das Land Kusch, die Schwarze. Und der dritte Schwall
hieß mit Namen Kiddekel, Schnelle, und umfloss
den Osten Aschurs, Spur. Und der vierte Schwall
war der Phrat, die Fruchtbarkeit. Das ist Geographie Israels.
Jerusalem, der Nabel der Welt. Im Osten geht es
bis ins Zweistromland von Euphrat und Tigris.
Dort entstand wohl die Schriftsprache der Menschheit.
Die Bibel nennt es auch Babylon oder Chaldäa.
Abraham stammte von dort, von Ur in Chaldäa.
Es ist der heutige Irak. Man versucht dort heute,
die Christen auszurotten. Indien kommt nur im Buch
Esther vor, wo der persische König von Indien
bis Äthiopien herrscht. China kommt in der Bibel nicht vor.
Im Westen geht es bis nach Kusch, das bedeutet:
die Schwarze, Luther übersetzte mit Mohrenland,
es ist Schwarzafrika, besonders Äthiopien. Die Welt
reichte im Westen bis nach Afrika und Tarsis,
das ist Spanien. Amerika kommt in der Bibel nicht vor.
Es ist also das Paradies die damals bekannte Erde,
der Weltkreis (griechisch heißt das: Ökumene).
Wir sind doch schon zufrieden und meinen
im Paradies zu sein, wenn wir mit unserer Geliebten
im Frühling im Blumengarten hinterm Haus
Tee trinken und über Gott sprechen, und die Geliebte
trägt dazu noch die moderne Evas-Mode. Aber das Paradies
der Bibel ist kein kleiner Hausgarten von Adam und Eva,
sondern Welt und Menschheit lebten im seligen Ur-Zustand.
Die weltliche Wissenschaft kennt den homo erectus
und den homo sapiens aus Afrika und den Peking-Menschen
aus China und den Neandertaler. Aber von einem paradiesischen
Urzustand weiß man nichts. Das sagt uns aber
die göttliche Offenbarung in der Bibel. Wie das nun zusammen
zu denken ist, darüber streiten sich noch die Gelehrten.
War Eva eine afrikanische Schwarze? Oder gab es
am Anfang nicht zwei Menschen, die im Paradies lebten,
sondern eine ganze Gruppe? Und worin bestand der Sündenfall?
Der Islam und Koran übrigens redet zwar viel vom Paradies
und Garten Eden im Himmel, mit allzeit willigen
Paradiesmädchen und Wein, aber einen paradiesischen
Urzustand und einen Sündenfall kennt Mohammed nicht.
Der moderne Atheismus kennt als Urmenschheit
nur wilde Halbaffen. Friedrich Engels sagte: die Affen
sind von den Bäumen gestiegen, hatten nun die Hände frei,
die sie benutzten, ihre Eltern zu erwürgen und aufzufressen,
und durch diese tierischen Proteine gestärkt,
begann das menschliche Denken. Dagegen lebt doch
eigentlich in den Herzen aller Menschen die Sehnsucht
nach dem paradiesischen Ur-Zustand der Menschheit.
In der Mythologie der Griechen und Römer
ist vom Goldenen Zeitalter die Rede. Damals herrschte
die Göttin Asträa, die Göttin der Gerechtigkeit auf Erden.
Man hielt das Gold für wertlos, es gab keine Waffen
und keine Kriege, die Ernährung war einfach und ländlich.
Der griechische Philosoph Empedokles schrieb
vom Urzustand, dass es eine friedliche und liebevolle Welt war,
in der nur Aphrodite, die Göttin der Liebe verehrt wurde,
und ihr brachte man keine Menschenopfer und keine Tieropfer,
sondern man opferte ihr Blumen, Milch und Honig.
Karl Marx und Friedrich Engels entwickelten die Philosophie
des historisch-dialektischen Materialismus.
In ihrer Geschichtstheorie gab es am Anfang
den primitiven Ur-Kommunismus, eine klassenlose Gesellschaft
ohne Unterdrückung und mit Gemeineigentum.
Danach entstand die Klassengesellschaft: zuerst in der Antike
die Gesellschaft der Sklavenhalter, dann im Mittelalter
die Klassengesellschaft der Feudalherren, dann
in der modernen Zeit die Klassengesellschaft als Herrschaft
des Kapitals über die Arbeiterklasse. Diese Klassengesellschaft
würde aber mit historischer Gesetzmäßigkeit
vom Kommunismus abgelöst. Der Kommunismus am Ende
der Geschichte ist wie der primitive Ur-Kommunismus
klassenlos, ohne Unterdrückung und ohne Privateigentum.
Das ist dann das Paradies auf Erden, das Paradies
der Arbeiter und Bauern auf höchstem technischen Niveau.
Auch im Feminismus gibt es utopische Vorstellungen
vom Paradies am Anfang der Geschichte. Sie nennen es
das Matriarchat der Jungsteinzeit. Es wurde dort
von der ganzen Menschheit eine monotheistische
Muttergöttin verehrt. Priesterinnen leiteten den Kult.
In der Familie herrschten die Mütter. Dieses selige
Mütter-Paradies wurde militärisch zerstört
durch patriarchalische Krieger-Horden. Zuerst
überfielen die Arier mit ihrem Vatergott
die mutterrechtlichen Hindu-Stämme. Das war
etwa 2000 v. Chr. Und das Patriarchat setzte sich
mit Gewalt überall durch. Auch Judentum und Christentum
sind Patriarchatsreligionen. Sie singen aber Lieder wie:
The return of the Mother, the return of the goddess of love!
Um 1965 wurde ein Film gedreht über die Entdeckungsreisen
von Kapitän Cook. Er wurde von London beauftragt,
zu forschen, ob es tief im Süden der Erde
Land und Menschen gäbe. Er kam an eine Südsee-Insel.
Er und seine Matrosen wurden von den Eingeborenen
freudig begrüßt. Auf der Insel herrschte eine Häuptlingin,
eine Matriarchin. Privateigentum war unbekannt.
Die jungen Frauen waren bis auf einen Lendenschurz
aus Bananenblättern nackt. Sie waren überaus willig
zur freien Liebe. Die Natur war fruchtbar,
Arbeit war nicht nötig. Da haben wir das Paradies
der sechziger Jahre: Urkommunismus, Urmatriarchat
und ein Paradies der freien Liebe! Das nennt man
Sexual-Kommunismus. Gibt es übrigens auch bei Christen:
Die Wiedertäufer von Münster führten
den Sexualkommunismus ein. Ein evangelikaler Laien-Prediger
sagte mir: Jesus sagt, im Himmel werden sie nicht heiraten,
denn im Himmel ist es wie in einer Kommune,
da treibt es jeder mit jedem. Das Paradies der Südsee-Indianer
verherrlichte auch der französische Künstler Paul Gauguin,
der Freund von Vincent van Gogh, er malte mit Vorliebe
nackte Südsee-Indianerinnen. Ich kaufte mir einmal
im Buchladen einen Bildband mit Bildern von Gauguin.
Ich traf dann eine Bekannte, zeigte ihr die Bilder und sagte ihr,
wie gerne ich auf eine Südsee-Insel möchte. Sie sagte
zu meinem Schock: Die Südsee-Inseln sind radioaktiv verseucht
von den Atombomben-Tests der Franzosen. Apropos:
Sexualkommunismus und Atombombe – warum heißt
der Bikini Bikini? Weil an dem Tag, da dieser Modeartikel
das erste Mal in Frankreich präsentiert wurde, von Frankreich
im Bikini-Atoll eine Atombombe gezündet wurde.
Auch die Tourismus-Industrie lebt von der Paradiessehnsucht
der Menschen. Hochglanzfotos zeigen klare blaue Gewässer,
sauberen weißen Sandstrand und Palmen und schlanke
junge Frauen im Bikini. Das ist das Paradies des Tourismus.
Das Paradies der Bibel ist aber kein kubanischer Strand,
keine Vielweiberei der Wiedertäufer, kein Himmel
voller Huris. Ich möchte den Zustand der Menschheit
im Paradies als eine Dreifaltige Harmonie bezeichnen:
Harmonie zwischen Gott und Mensch, Harmonie
zwischen Mann und Frau (der Menschen untereinander)
und Harmonie zwischen Mensch und Natur. Wir sehen
ganz offensichtlich, das dies alles heute gestört ist.
Statt Harmonie zwischen Gott und Mensch gibt es
Rebellion gegen Gott, statt Harmonie unter einander
gibt es Geschlechterkrieg und Bürgerkrieg und Terror,
statt Harmonie zwischen Mensch und Natur gibt es
eine Umweltzerstörung in gigantischem Ausmaß.
Gott, der Herr, brachte den Menschen in den Garten von Eden.
Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten
und ihn zu bewahren. Dann schärfte er ihm ein:
Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, nur nicht
von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt.
Sobald du davon isst, musst du sterben!
Das Wort aus Genesis 1: Macht euch die Erde untertan,
ist zum geflügelten Wort der deutschen Sprache geworden.
Das kennt fast jeder, wenn er auch sonst die Bibel nicht kennt.
Es wird in der linken Naturschützer-Szene gerne verwandt,
um zu behaupten, dass der christliche Glaube
Schuld ist an der Umweltzerstörung. Es gibt in dieser Szene
eine gewisse Menschenverachtung, als wenn es das Dasein
des Menschen überhaupt sei, das der Umwelt schade.
Man stellt sich auf die Seite der Natur gegen den Menschen.
Hier aber wird der Auftrag an den Menschen,
sich die Erde untertan zu machen, dargestellt
als der Auftrag Gottes an Adam, den Garten der Erde
zu bebauen und zu bewahren. Christen unserer Tage
sollten davon sprechen, dass die Bewahrung
der Schöpfung Gottes Auftrag ist. Welch ein Unsinn
aber ist es, die Schöpfung retten zu wollen
vor dem Schöpfer! Der Baum des Lebens ist
wohl kein konkreter einzelner Baum in einem kleinen
privaten Garten von Adam, sondern ein Symbol.
Im Paradies des Anfangs war der Baum des Lebens
und spendete die Früchte des Lebens. Aber hier ist mit Leben
nicht das biologische irdische Leben gemeint (bios),
sondern das ewige Leben, das Leben in Fülle,
das Leben in der Gnade, das Leben mit Gott (zoe).
Das irdische Leben von Adam und Eva wäre auch
zu Ende gegangen, aber dann wären sie unmittelbar
in die himmlische Herrlichkeit aufgestiegen. Dagegen
nach dem Sündenfall kamen die Seelen
bis zur Auferstehung Christi in das Totenreich (Scheol),
die Unterwelt. Und seit Christi Auferstehung
entscheidet es sich am Verhältnis zu Gott, ob einer aufersteht
zum ewigen Leben, oder ob er den zweiten Tod,
das heißt die ewige Verdammnis erleidet. So ist Christus
zum Baum des Lebens geworden. Oder anders gesagt:
das Kreuz ist der Baum des Lebens, und Christi
Fleisch und Blut ist die Frucht, die uns ewiges Leben schenkt.
Dieser Gedanke wird in einer Legende ausgedrückt:
Nach der Vertreibung aus dem Paradies schickte Adam
seinen dritten Sohn Seth in den Garten Eden,
um den Spross einer Zeder zu holen. Diese Zeder
wurde aufbewahrt bis zur Geburt Jesu, da bekam sie
der Zimmermann Josef. Aus dieser Zeder wurde dann
das Kreuz Christi gezimmert. Ist naiv-legendär erzählt,
aber doch voll Tiefsinn. So gibt es auch Darstellungen
vom Kreuz, an dem Weinranken mit Trauben ranken.
Das Kreuz ist der Baum des ewigen Lebens.
Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Dieser Baum gibt die Gabe, zu definieren,
was gut und was böse ist. Dieser Baum ist für den Menschen
verboten. Zu definieren, was gut und was böse ist,
gebührt allein Gott. Der Philosoph Friedrich Nietzsche
schrieb Ende des 19. Jahrhunderts ein Buch mit dem Titel:
Jenseits von Gut und Böse. Das ist auch
zum geflügelten Wort geworden. Wer liest schon Nietzsche?
Aber Jenseits von Gut und Böse, diese Formulierung
kennt jedermann. Wir stehen aber nicht jenseits
von Gut und Böse, sondern mittendrin. Ja,
von guten Mächten wunderbar geborgen, aber auch
immer unter Beschuss der Dämonen. Glaubt nicht,
dass der Satan euch nicht versucht, weil ihr zu Christus gehört.
Nein, die Gottlosen lässt Satan in Ruhe, die gehören ihm ja schon.
Aber gegen die Christen wendet er die größten Listen an,
sie von Christus zu trennen. Das irdische Leben
ist ein Schauplatz des geistlichen Krieges
zwischen Gut und Böse, Heiligkeit und Sünde.
Aber auch in unserer Seele findet der Kampf statt
zwischen Heiligkeit und Sünde. Dass es verboten ist,
von diesem Baum die Frucht zu essen, bedeutet,
dass der Mensch keine Gesetze gegen die Gesetze Gottes
aufstellen darf. Gott verbietet, zu morden,
aber der Mensch legalisiert die Abtreibung.
Gott verbietet homosexuellen Geschlechtsverkehr,
aber der Mensch legalisiert die Homo-Ehe.
Das 17. und 18. Jahrhundert in Europa
war das Zeitalter der sogenannten Aufklärung.
Diese Strömung erkannte keine göttlich offenbarte
Religion an, sondern nur das, was der Verstand
des Menschen sich denkt. Für sie war der Baum
der Erkenntnis erstrebenswert. Sie sagten: Adam und Eva
lebten in der Kinder-Unschuld, sie wurden erst
durch die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu mündigen,
vernünftigen Menschen. Das ist aber auch so eine Verkehrung
von Gut und Böse. Gott verbietet die Frucht
vom Baum der Erkenntnis, aber der Philosoph sagt:
Nein, diese Frucht ist gut. Noch einmal:
Gott verbietet nicht Erkenntnis, Erkenntnis ist eine Gabe
des Heiligen Geistes. Aber Gott verbietet dem Menschen,
gegen Gottes Gesetz selbst definieren zu wollen,
was gut und was böse ist. Heilige Bäume gibt es auch
im Heidentum. In Israel gab es noch die heiligen Haine
der kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttin Aschera,
wo sie Hurerei trieben unter jedem üppigen Baum.
In Indien gibt es ein philosophisches Lehrgedicht,
die Bhagavad-Gita, die den Hindus heilig ist.
In dem Vers-Epos unterrichtet der Gottmensch Krishna
in der hinduistischen Religion. Gegen Ende zeigt Krishna
seinem Jünger Arjuna den Weltenbaum, dessen Wurzeln
im Himmel sind und dessen Krone zur Erde wächst.
Einen Weltenbaum kannten auch die Germanen:
die Welt-Esche Yggdrasil. Unter ihren Wurzeln
hockten die drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen.
Die ersten Menschen, Mann und Frau, wurden von Odin
aus Bäumen geschnitzt, der erste Mann Ask aus einer Esche,
und die erste Frau Embla aus einer Ulme.
Eine Neonazi-Feministin sagte: Im Judentum und Christentum
wurde zuerst der Mann geschaffen und dann aus einer Rippe
die Frau. Aber bei Odin sind Mann und Frau gleichberechtigt,
beide aus Bäumen geschnitzt. Und noch mehr
vom Neonazi-Feminismus: sie singen: Deutschland,
Große Mutter, komm und rette uns! Oder sie besingen
die Große Göttin der Deutschen, Brechtha, Freyja und Hertha!
Nun, in Persien des Altertums gab es auch einen Baum
des Lebens. Aber der ist von der makellosen Jungfraungöttin
Anahita auf den Mond entrückt worden. Übrigens
kennen die Perser auch ein erstes Menschenpaar,
und sie heißen: Messias und Messianna.
Warum gab es im Paradies ein Verbot? Ich denke,
Gott will den Menschen vor die freie Entscheidung stellen,
entweder Gott gehorsam oder Gott ungehorsam zu sein.
Gott hätte ja auch alle Menschen gleich
in den Himmel versetzen können. Aber er setzte
vor den Himmel die Erde. Und auf der Erde ist die Zeit
der Entscheidung: für oder gegen Gott. Gott will,
dass der Mensch sich frei für ihn entscheidet,
und nicht einfach wie eine Marionette irgendwo
hingelegt wird. Gott ist die Freiheit des Menschen
so wichtig, dass er sogar das Misslingen, die Sünde
und das Böse in Kauf nimmt. Gott kniet vor deiner Freiheit!
Weil Gott Liebe ist, will er eine Liebesbeziehung mit uns,
und Liebe gibt es nur in Freiheit. Liebe kann man nicht kaufen,
Liebe kann man sich nicht mit Gewalt nehmen.
Wir sehen also, dass Gott schon am Anfang der Menschheit
den Menschen vor die Entscheidung gestellt hat:
Gehorsam oder Ungehorsam. Wie ist das mit uns Christen?
Sind wir Gott gehorsam? Halten wir uns an Jesu Gebote?
Oder nennen wir Jesus unsern Herrn, aber gehen
unsern eigenen Weg? Und wenn wir ein schlechtes Gewissen
haben, weil Jesus eigentlich etwas anderes fordert,
dann lassen wir uns unsern Weg von einem Priester absegnen,
der Gott genauso ungehorsam ist wie wir.
Oder wir sagen: Ich tu, was mir gefällt, was mir Spaß macht,
Gott wird schon dazu nicken. Gott, der Herr, sagte:
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will
ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt!
Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er
aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen,
um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie
dann heißen. Der Mensch betrachtete die Tiere
und benannte sie. Für sich selbst aber fand er niemanden,
der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte.
Die Bibel schildert hier die existentielle Einsamkeit
des Menschen – nicht nur des Mannes, auch der Frau!
Der Mensch, von der Wiege bis zur Bahre,
steht letztlich allein vor Gott. Es gibt Bereiche im Menschen,
die kann man selbst nicht seinem Ehepartner
oder besten Freund sagen. Auch durch das Tor des Todes
kann uns kein noch so geliebter Mensch begleiten,
da müssen wir allein durch (mit Jesus allein).
Die Kirchenväter vom 3. bis 6. Jahrhundert
waren allesamt Männer und nicht besonders gut
auf die Frauen zu sprechen. Die Frau – das Einfallstor
des Teufels… Sie schätzten dagegen die Männerfreundschaft sehr.
Darum fragten sie sich, warum Adam in Einsamkeit
nicht von Gott einen klugen Freund bekommen habe.
Mit dem Bruder im Herrn hätte Adam dann ja Wein trinken
und theologisieren können. Dann hätte es vielleicht
auch keinen Sündenfall gegeben, denn Schwachheit,
dein Name ist Weib… Gott hat aber den Menschen
als Mann und Frau geschaffen. Wie bekannt, verbietet Gott,
dass wir uns ein Bild von ihm machen. Aber Gott hat selbst
von sich ein Bild gemacht: den Menschen,
und zwar als Mann und Frau. Auch die Frau
ist ein Bild Gottes (und oft das schönere). Der Mann
spiegelt die Vaterschaft Gottes und die Frau die Liebe Gottes.
Wie ist das nun mit der Homosexualität? Mose sagt:
Wenn ein Mann mit einem Mann im Bett liegt
wie mit einer Frau, das ist ein todeswürdiges Verbrechen,
das heißt, es ist eine schwere Sünde. Paulus sagt
im Römerbrief, dass die Heiden den natürlichen Verkehr
aufgegeben und Mann mit Mann und Frau mit Frau
unnatürlichen Geschlechtsverkehr hatten (und haben),
das sei eine Sünde. Der katholische Katechismus sagt:
Die Ursachen der Hinneigung zum gleichen Geschlecht
sind noch nicht geklärt, und sind an sich auch keine Sünde
(das ist wichtig zu unterscheiden), aber die praktizierte
Homosexualität sei Sünde. Deshalb seien Männer und Frauen
mit homoerotischen Neigungen zur sexuellen Enthaltsamkeit
aufgerufen. Das ist sehr schön gesagt. Allerdings gibt es heute
sogar im Vatikan Seilschaften homosexueller Priester.
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Die Bibel
stellt den Menschen als soziales Wesen dar.
Der griechische Philosoph Aristoteles nannte den Menschen
ein politisches Tier. Der Mensch ist geschaffen für Liebe
und Freundschaft. Die Liebe zwischen Mann und Frau
soll in einer lebenslangen, unauflöslichen Treue
gefeiert werden. Jesus spricht allerdings auch
von der freiwillig gewählten Ehelosigkeit
um des Himmelreichs willen. Aber auch, wer berufen ist
zur Ehelosigkeit, bleibt ein soziales Wesen. Zum einen
hat auch er Vater und Mutter. Dann hat er Brüder
und Schwestern in der Kirche, und dann noch
persönliche Freundschaften. Auch ein eheloser Mensch
soll ein Vaterherz, ein Mutterherz haben. Sehr interessant
fand ich die Gedanken von Pierre Teilhard de Chardin,
Anfang 20. Jahrhundert. Er war ein Jesuit, ein Priester
und ein angesehener Naturwissenschaftler, der sich sehr
für die Anerkennung der Evolutionstheorie
in der Kirche einsetzte. Er sagte: Normalerweise
schützen ehelose Männer ihre Ehelosigkeit
durch Männerfreundschaften und das Meiden der Frauen.
Er hätte aber gemerkt, dass die geistige Freundschaft
mit Frauen seiner Mystik einen besonderen Wärmestrom
gebracht habe. Dabei müsse der Ehelose nur sein Herz behüten,
dass die Anziehungskraft Gottes stärker bleibe
als die Anziehungskraft der Frau. Das ist eine Gratwanderung,
denn manchmal ist die Anziehungskraft der Frau stark.
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, sagt die Bibel,
und spricht auch von der Einsamkeit des Menschen
vor Gott. Es geht um das Verhältnis von Individualismus
und Kollektivismus. Der Individualismus ist heute
sehr populär, zumindest im Westen. Es gibt
eine ausgeprägte Single-Kultur. In manchen Großstädten
Deutschlands sind 50 % Singles (in der Regel
doch mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr)
und von den Ehen werden etwa die Hälfte wieder geschieden.
Man spricht auch von der Bindungsangst
der heutigen Jugendlichen. Auf der anderen Seite
war im 20. Jahrhundert der Kollektivismus sehr mächtig,
ob es nun im Faschismus die Herrenrasse
oder im Kommunismus die Arbeiterklasse war,
es galten nur die Massen, nicht das Ich. Mir scheint
das Christentum eine Ausgewogenheit zu bringen.
Einerseits sagt man, das junge Christentum hätte erst
in die antike Welt das Ich, das Individuum eingeführt.
Und die Reformation in Deutschland hat das noch verstärkt:
Ich und mein Gott (ohne Vermittlung der Kirche).
Andererseits schließt Gott seinen ewigen Bund
mit dem Volk Gottes, der einzelne Mensch ist gerufen
in das Wir der Kirche. Nur im Christentum gilt beides:
Ich und Wir. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Aber unter den Tieren fand er keine Hilfe, die zu ihm passte.
Das ist nun schwierig zu deuten, da ihr ja extreme
deutsche Hundenarren seid. Wie, ein Hund sollte Adam
nicht genügen? Es ging das Gerücht um in Europa,
dass ein richtiger Magier und Philosoph einen Hund brauche.
So gab es im 19. Jahrhundert den Philosophen
Arthur Schopenhauer, seine Philosophie nannte man
Pessimismus. Er hasste die Menschen, aber ganz besonders
die Frauen. Er liebte nur seinen Hund Atman. Atman
ist indisch und heißt Weltgeist. Und wenn Atman
sich mal schlecht benahm, schimpfte Schopenhauer:
Atman, du benimmst dich wie ein Mensch!
Im 16. Jahrhundert gab es einen Magier und Philosophen,
Agrippa von Nettesheim, der ein Buch schrieb
über okkulte Philosophie. Der hatte einen Hund
namens Monsieur. Und in der Nachbarschaft
wohnte eine Frau mit einer Hündin namens Mademoiselle.
Und Agrippa ging täglich spazieren und führte Monsieur
zu Mademoiselle. Da dachte ich: Mal sehen,
ob ich auch ein alter Magier und Philosoph bin.
Ich ging allein spazieren mit der Hündin einer Freundin,
die Hündin hieß Luna. Ich sagte: Luna, wie ist das
mit Substanz und Akzidenz bei der Transsubstantiation?
Aber Luna guckte mich nur mit großen Augen an
und verstand kein Wort. Im 19. Jahrhundert
lebte in Italien, in Turin, der Priester Don Bosco,
der verwahrloste Straßenkinder sammelte,
mit ihnen auf einem großen Bauernhof lebte
und sie unterrichtete in Arbeit und Religion.
Dem war mal ein großer Hund zugelaufen, er wurde Grauer
genannt. Und der Graue beschützte den Heiligen
auf seinen Streifzügen durch die Elendsquartiere.
Die Türken sagen über die Deutschen: Sie haben keine Kinder,
aber Hunde. Das typische Erscheinungsbild
in jedem Stadtviertel ist eine alte Witwe,
die ihren Dackel spazieren führt. Zu mir kam einmal
eine Putzfrau, die allein lebte mit ihrem Hund.
Und sie wollte einmal eine katholische Kirche betreten,
aber man ließ den Hund nicht ein. Da sagte sie:
Wenn mein Hund nicht in die Kirche darf,
geh ich auch nicht in die Kirche! Eine andere Putzfrau
kam zu mir, die war jung und lebte allein mit ihrem Hund,
und ihr Hund schlief bei ihr in ihrem Bett und küsste sie
morgens wach. Nun, man wird auch noch die Ehe
mit einem Hund gesetzlich einführen, und sicher
gibt es dann auch einen Priester, der die Hunde-Ehe segnet.
Im folgenden Vers wird Eva erschaffen. Aber wusstet ihr,
dass Eva nicht die erste Frau Adams war? Vor Eva war
Adam nämlich mit Lilith zusammen. Ja, ja! Ich habe
diese Dame zehn Jahre lang studiert, und habe nun große Lust,
euch von ihr zu erzählen. Also kommt vor der Erschaffung Evas
ein Exkurs über Lilith. Die Grundlage für die Legende
ist ein jüdischer Text aus dem 13. Jahrhundert n. Chr.
Es ist das sogenannte „Alphabet des Ben Sira“
(es handelt sich nicht um das Weisheitsbuch Jesus Sirach).
Als Gott den ersten Menschen Adam allein schuf,
sagte Gott: Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein.
Also Gott schuf eine Frau für ihn, von der Erde wie er,
und nannte sie Lilith. Sie, Adam und Lilith, begannen
sofort miteinander zu streiten: Sie sagte: Ich werde nicht
unten liegen, und er sagte: Ich werde nicht unten liegen,
sondern oben, da du dazu geeignet bist, unten
und ich darüber zu sein. Sie sagte zu ihm: Wir sind beide gleich,
da wir beide von der Erde sind. Und sie wollten nicht
aufeinander hören. Seit Lilith gesehen hatte, wie es war,
sprach sie Gottes unbeschreiblichen Namen aus
und flog in die Luft. Adam stand im Gebet vor seinem Schöpfer
und sagte: Herr des Universums, die Frau, die du mir
gegeben hast, ist vor mir geflohen! Der Heilige Gesegnete
sandte sofort die drei Engel Sanoy, Sansenoy und Samangelof
nach ihr, um sie zurückzubringen. Gott sagte:
Wenn sie zurückkehren will, schön und gut. Und wenn nicht,
muss sie akzeptieren, dass jeden Tag hundert ihrer Kinder
sterben werden. Die Engel verfolgten sie und holten sie
im Meer ein, in tobenden Gewässern (denselben Gewässern,
in denen die Ägypter eines Tages ertrinken würden)
und sagten ihr Gottes Befehle. Und doch wollte sie
nicht zurückkehren. Sie sagten ihr, sie würden sie
im Meer ertränken, und sie antwortete. Lasst mich allein!
Ich wurde nur geschaffen, um Babys erkranken zu lassen:
Wenn sie Jungen sind, werde ich von der Geburt
bis zum achten Tag Macht über sie haben;
wenn sie Mädchen sind, von der Geburt
bis zum zwanzigsten Tag. Als sie ihre Antwort hörten,
baten sie sie, zurückzukommen. Sie schwor ihnen
im Namen des lebendigen Gottes, dass sie kein Baby
überwältigen würde, wenn sie die drei Engel
oder ihre Namen oder ihre Bilder auf einem Amulett
sehen würde, und sie akzeptierte, dass jeden Tag
hundert ihrer Kinder sterben würden. Deshalb sterben
jeden Tag hundert Dämonen, und deshalb schreiben wir
die Namen der drei Engel auf Amulette kleiner Kinder.
Wenn Lilith sie sieht, erinnert sie sich an ihren Eid,
und das Kind ist beschützt und geheilt. - Was man
völlig vergisst in den folgenden Jahrhundert, ist,
dass das Alphabet des Ben Sira eine Satire ist.
Sondern im 20. Jahrhundert grub der Feminismus
diese Schrift aus und war ganz begeistert,
eine jüdische Feministin zu haben, noch älter als die Bibel.
Ja, der Feminismus des 20. Jahrhunderts
brachte eine Flut von Lilith-Literatur hervor.
Lilith ging in die Comic-Kultur ein und in die Kultur
der Pop-Musik (die Gruppe Genesis: Lily-white Lilith).
Im Haus einer Freundin, die von Lilith fasziniert war,
sah ich in einige esoterische Lilith-Bücher.
Da war vom Lilith-Mond der Astrologie die Rede
und dass Lilith im Bündnis mit der Schlange
gegen Jahwe rebellierte. Die Bücher stanken
wie ein Furz Satans. Das war esoterischer Satanismus.
Lilith kommt übrigens schon in Goethes Faust vor,
in der Walpurgisnacht, dem Hexensabbat auf dem Blocksberg,
da warnt der Teufel Mephistopheles den Magier Doktor Faust
vor Lilith, Adams erster Frau, deren erotische Anziehungskraft
in der Pracht ihrer langen Haare liegt. Faust: Wer ist denn das?
Mephistopheles: Betrachte sie genau! Lilith ist das.
Faust: Wer? Mephistopheles: Adams erste Frau.
Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren,
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So lässt sie ihn so bald nicht wieder fahren.
Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb eine Dichterin
eine Verserzählung mit dem Titel: Liliths Kinder.
Da ist Eva das dumme Weibchen des Adam,
nur leiblich reizend, Lilith dagegen ist die
geistig mündige Frau, die unmittelbaren Umgang
mit den Engeln hat (was natürlich das verklärte Selbstporträt
der Dichterin ist). Ende des 19. Jahrhunderts
schrieb der englische Romanautor George MacDonalds
einen Fantasy-Roman über Lilith, der sehr phantasievoll
Lilith als weiblichen Dämon schildert, die aber am Ende
sich zum Guten bekehrt und zu Maria Magdalena wird.
C.S. Lewis nannte seinen Lieblingsautor George Macdonalds
den Dichter, der am meisten den Geist Christi habe.
Auch in der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts
wird Lilith immer wieder dargestellt. Auch in der Psychologie
(und esoterischen Pseudo-Psychologie) des 20. Jahrhunderts
kam Lilith vor. Der Schweizer Tiefenpsychologe
Carl Gustav Jung war einer der größten Psychologen
des 20. Jahrhunderts. Religiös stand er unter dem Einfluss
der Gnosis und der Alchemie. Übrigens ist der bekannte
Erbauungsschriftsteller Anselm Grün ein geistiger Sohn
von C.G. Jung. Die Tiefenpsychologie redet
vom Schatten der Seele, das sind die negativen Kräfte,
das Böse und Dämonische in uns, das man integrieren müsse,
um ein ganzheitlicher Mensch zu werden. Lilith
sei nun dieser Schatten der Frauenseele. Die Frau
will nicht angepasst und unterwürfig sein wie Eva
und auch nicht immer lieb wie Unsre Liebe Frau Maria,
sondern sie will die böse Lilith in ihre Seele integrieren,
um eine starke, wilde und freie Frau zu werden.
Und so lacht sich die Frau eine dämonische Macht an.
Auch sprechen die Tiefenpsychologen gemäß
der mittelalterlichen Alchemie von drei Wandlungen:
Nigredo ist die Schwärze, das ist der Zustand der Finsternis,
das ist Lilith, wenn man träumt von bösen Frauen.
Der nächste Zustand ist der der Röte, das ist der Zustand
des Feuers der Reinigung. Und der höchste Zustand
ist der der Weiße, des Lichts, das ist, wenn man
von einer blonden himmlischen Jungfrau träumt.
Übrigens sind in der Tiefenpsychologie die Frauen,
von denen der Mann nachts träumt, ein personifizierter
Ausdruck des Unbewussten in seiner Seele.
Nun sagt ihr sicher zu Recht, dass von Adams
erster Frau Lilith in der Genesis gar nichts steht.
Ja, es ist der Spaß eines mittelalterlichen Schriftstellers.
Aber Lilith kommt dennoch in der Bibel vor,
und damit beginnen wir mit der Wahrheit über Lilith.
Und zwar kommt Lilith bei Jesaja vor. Ich zitiere
etwas ausführlicher, denn der Zusammenhang ist wichtig.
In Edoms Bächen wird das Wasser zu Pech, sein Boden
verwandelt sich in Schwefel, sein Land wird zu brennendem Pech.
Es erlischt nicht bei Tag und bei Nacht, der Rauch steigt
unaufhörlich empor. Das Land ist für Generationen verödet,
nie mehr zieht jemand hindurch. Dohlen und Eulen
nehmen es in Besitz, Käuze und Raben hausen darin.
Der Herr spannt die Messschnur «Öde» darüber,
er legt das Senkblei «Leere» an. Die Bocksgeister werden
dort ihr Unwesen treiben. Die Edlen Edoms leben nicht mehr.
Man ruft dort keinen König mehr aus, mit all seinen Fürsten
hat es ein Ende. An seinen Palästen ranken sich Dornen empor,
in den Burgen wachsen Nesseln und Disteln. Das Land
wird zu einem Ort für Schakale, zu einem Platz für die Strauße.
Wüstenhunde und Hyänen treffen sich hier, die Bocksgeister
begegnen einander. Auch Lilith ruht sich dort aus
und findet für sich eine Bleibe. Der Kauz hat hier
sein sicheres Nest, er legt seine Eier und brütet sie aus.
Auch die Geier sammeln sich hier, einer neben dem andern.
Forscht nach im Buch des Herrn, dort werdet ihr lesen:
Keines dieser Tiere ist ausgeblieben, keines braucht
seinen Gefährten zu suchen; denn der Mund des Herrn
hat es befohlen, sein Geist hat sie zusammengeführt.
Hier ist der Name Lilith erhalten geblieben.
Viele andere Bibeln versuchen das Wort Lilith
zu übersetzen. Luther übersetzte mit Kobold.
Andere sagen Nachtgespenst oder Nachteule.
Der Zusammenhang macht klar, dass hier Gottes Strafgericht
über das heidnische Edom ergangen ist, dass
in seinen Trümmern die Dämonen wohnen. Bocksgeister,
Hyänen, Schakale, Schlangen und Eulen sind Bilder
für Dämonen. So erkennen wir, was Lilith in der Bibel
wirklich ist: Ein Dämon, ein böser Geist aus dem Reich Satans.
Da sich nun die Feministinnen in Lilith verliebt haben,
forschen sie ihrem Ursprung nach. Sie stellen fest,
dass ihre Erwähnung im Propheten Jesaja
eine Übernahme aus der babylonischen Mythologie ist.
Und was den Juden ein Dämon ist, das ist den Babyloniern
eine Göttin. Im weltberühmten babylonischen Heldenepos
von König Gilgamesch kommt Lilith vor
als ein weiblicher Dämon, der in einem Baum wohnt.
Die Feministinnen sagen, Lilith sei in Wahrheit
die babylonische Todesgöttin. Und da fragen sich
die Feministinnen: Warum sollen wir uns
mit der jüdischen Erstfrau Adams abgeben, wenn wir
eine babylonische Göttin des Todes haben können?
Was ist aber nun (außerhalb des Alphabeths von Ben Sira)
die jüdische Lehre über Lilith? Genauso wie die Katholiken
nicht nur die Bibel allein, sondern auch die Tradition
als göttliche Offenbarung sehen (im Gegensatz zu Luthers:
die Bibel allein), lesen die Juden nicht nur das Alte Testament,
sondern auch den Talmud (Lehren der pharisäischen Rabbinen)
und die Kabbbala (Lehre der mittelalterlichen Mystiker).
Im evangelischen Fernsehen sagte eine jüdische Theologin,
mit der Kabbala dürfe man sich erst beschäftigen,
wenn man fest sei in seinem Glauben und mindestens
vierzig Jahre alt. Das traf bei mir zu. Ich stand fest
im katholischen Glauben und beschäftigte mich
vom 40. – 50. Lebensjahr mit der Kabbala.
Nun lehrt die Kabbala, dass Lilith ein weiblicher Dämon sei,
ihr Partner sei der männliche Dämon Asmodäus.
Asmodäus kommt im biblischen Buch Tobit vor.
Asmodäus ist der Ehe-Teufel, oder besser gesagt:
der Unzuchtsteufel. Lilith ist ein weiblicher Dämon
der sexuellen Unreinheit. Zum einen stürzt sie sich
auf Schwangere, um deren Kinder zu töten.
Zum anderen begegnet sie männlichen Einsiedlern
im Traum als verführerische Frau, die den Einsiedler erregt,
dass er einen unbewussten Samenerguss hat,
von diesem Mannessamen zeugt Lilith neue Dämonen.
Den Propheten Elia versuchte Lilith, aber er vertrieb sie.
Christliche Legenden erzählen, dass Lilith
an die schwangere Jungfrau Maria herantrat, um Jesus
im Schoß Mariens zu töten, aber der Erzengel Michael
vertrieb Lilith. Der Geist Lilithss kommt
in diesem Sprichwort österreichischer Sozialisten
zum Ausdruck: Hätte Maria abgetrieben, wäre Jesus
uns erspart geblieben. Salomo traf auch die Lilith.
Ihr kennt vielleicht das weise Urteil des Königs Salomo:
Zwei Huren kamen zu ihm mit einem lebenden Kind.
Ein Kind war in der Nacht gestorben. Die Huren
stritten darüber, wem nun das lebende Kind gehöre.
Salomo sagte: Teilt das Kind mit dem Schwert in zwei Teile
und gebt jeder die Hälfte. Da sagte die wahre Mutter:
Lass das Kind leben, gib es lieber der anderen.
Nun sagen die Juden: Die Hure, die nachts ihr Kind getötet hatte
und das lebende Kind der anderen haben wollte,
die sei Lilith gewesen. Lilith hat aber auch eine Schwester,
einen weiblichen Dämon der sexuellen Unreinheit wie sie.
Diese stammt allerdings nicht aus Babylon-Israel,
sondern aus Arabien. Von ihr erzählt eine arabisch-muslimische
Legende. Im Koran wird Salomo anders dargestellt
als in der Bibel. Die Bibel berichtet auch, dass Salomo
sich von seinen heidnischen Ehefrauen zum Götzendienst
verführen ließ. Das fand Mohammed unwürdig. Dagegen
stellt der Koran Salomo als Ober-Magier dar,
der sowohl die Sprache der Vögel und Ameisen verstand,
als auch mit seinem magischen Siegelring Macht
über alle Dämonen hat. Die Legende berichtet, dass Salomo
in der Wüste auf Jagd ging, aber nichts fing, stattdessen
erschien ihm ein weiblicher Dämon namens Karina.
Salomo zwang die Karina, ihm alles zu sagen,
wie sie die Menschen verführe. Nun sagt man
von dem weiblichen Dämon Karina, dass sie einen Partner hat,
den männlichen Dämon Karin. Und ein Mann
hat als seinen dämonischen Schatten die weibliche Karina,
und eine Frau hat ihren Schatten in dem männlichen Karin.
Und wenn Mann und Frau heiraten, heiraten auch die Karina
des Mannes und der Karin der Frau, das nennt man
die Schattenhochzeit. Und die Dämonen versuchen alles,
um die Ehe zu zerstören und Unfruchtbarkeit herbeizuführen.
Nun denkt ihr vielleicht: Das gabs wohl 2000 Jahre
vor Christus oder fünfhundert Jahre vor Christus,
aber nicht heute in unserem wissenschaftlichen Zeitalter.
Oder ihr denkt: Wir gehören zu Jesus, uns kann nichts passieren.
Beides falsch. Gerade die Jünger Jesu werden
von den Dämonen mit aller List und Tücke angegriffen!
Und wenn Lilith und Asmodäus Unzuchtsteufel sind,
was stiften sie anders als das, was heute Massenphänomene sind:
Freie Liebe, Ehebruch, Ehescheidung, Abtreibung,
sexueller Kindesmissbrauch, homosexueller
Geschlechtsverkehr, Pornographie und Prostitution!
Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über ihn kommen,
entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder
mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau
und brachte sie zu dem Menschen. Da rief dieser:
Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde
aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen!
Darum verlässt ein Mann seine Eltern und verbindet sich
so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind
mit Leib und Seele. Der Mann und die Frau waren nackt,
sie schämten sich aber nicht. Da ließ Gott der Herr
einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen,
und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen
und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr
baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm,
und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch:
Die ist nun Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch;
man wird sie Männin nennen, weil sie vom Mann genommen ist.
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter
verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden
sein ein Fleisch.Und sie waren beide nackt,
der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
Dieser Bericht schildert keine konkreten Fakten,
wie ein Zeitungsbericht. Er spricht auch nicht
naturwissenschaftlich vom homo erectus.
Er ist in dem literarischen Stil einer antiken Mythologie verfasst.
Aber wenn man betend darüber meditiert,
kommt man zur göttlichen Offenbarung über das Wesen
von Mann und Frau. Die Frau heißt hier nur Frau,
noch nicht Eva. Es geht nicht um eine konkrete Einzelperson,
sondern um das Wesen des Weiblichen. In China
wird in der Mythologie der Mann aus Lehm geschaffen
von den Göttern, anschließend wirbelten die Götter
mit einem Seil den feuchten Schlamm auf,
aus dem die Frau geschaffen wird. Die erste Frau
heißt in China Nü-wa. Von den Germanen
war schon die Rede. Odin schnitzt den ersten Mann Ask
aus der Esche und die erste Frau Embla aus der Ulme.
Adam wird in einen tiefen Schlaf versetzt. Man müsste sagen:
er wird in Trance versetzt. Adam ist absolut ohnmächtig.
Nur Gott schafft, nicht der Mensch. Man könnte sagen:
Gott schafft dem Mann seine Traumfrau zur Partnerin.
Paulus nennt Christus den Zweiten Adam
oder den Neuen Adam. Gibt es denn auch
eine Zweite Eva oder Neue Eva? Die Kirchenväter
führten die Theologie des Paulus weiter aus,
den Vergleich zwischen Adam und Jesus. Adam
ist unter einem Baum eingeschlafen und aus seiner Rippe
wurde Eva geboren. Christus entschlief am Holz des Kreuzes
(dem Lebensbaum), da wurde seine Seite von der Lanze
geöffnet und Blut und Wasser traten aus. Blut
steht für das Mahl des Herrn und Wasser für die Taufe.
Das heißt, aus seiner geöffneten Seite wurde
die Kirche geboren, die Braut Christi, die Neue Eva.
Jesus hatte keine private Ehefrau. Die Frau wurde
aus der Rippe des Mannes gebaut. Warum aus der Rippe?
Sie wurde nicht aus dem Schädel gebaut, denn sie sollte
nicht über ihn herrschen. Sie wurde nicht aus den Füßen
gebaut, denn sie sollte ihm nicht unterworfen sein.
Im Paradies herrscht absolute Gleichberechtigung
von Mann und Frau. Die Ehe ist im Paradies
kein Herrschaftsverhältnis, sondern wechselseitige Hingabe
von gleichwertigen Partnern. Die Herrschaft des Mannes
über die Frau gehört in den Bereich der Erbsünde.
In einer christlichen Ehe sollte einer den andern
höher schätzen als sich selbst und einer dem andern dienen.
Lesen Feministinnen die Bibel von vorne an
und kommen zum zweiten Kapitel, da zuerst der Mann
und dann die Frau geschaffen wird, protestieren sie
und legen die Bibel als frauenfeindlich zur Seite.
Eine katholische Philosophin sagte: Stellt euch mal vor,
zuerst würde die Frau geschaffen und dann
aus der Rippe der Frau der Mann gebaut,
wie dann die Feministinnen schimpfen würden:
Aha, die Frau ist also nur das Materiallager für den Mann!
Nein, wenn man mit ideologischen Vorurteilen
an die Bibel herangeht, wird man ihren Sinn nie ergründen.
Nicht Adam schafft sich die Frau, sondern Gott
baut die Frau. Nicht Adam holt sich die Frau,
sondern Gott bringt die Frau. Die Frau kommt von Gott.
Goethe schrieb mit achtzig Jahren, dass der schöne Mensch –
die Frau – die Krone der Evolution sei. So sagen
feministische Theologinnen: Als Gott den Mann schuf,
übte Sie erst... Kennt ihr das Bild von Michelangelo,
wie Gott den Adam erschafft? Der Finger Gottes
berührt den Finger Adams. Adam liegt nackt auf der Erde,
Gott schwebt auf einer Wolke am Himmel. Und Gott
hat Eva im Arm, denn als Adam geschaffen wurde,
da war Eva schon ein Gedanke Gottes.
Als Gott nun Eva zu Adam führte, und Adam sie sah,
rief er: Sie ist es! Sie ist die Frau, von der ich immer
geträumt habe! Sie ist die Richtige! Sie muss es sein,
und keine andere! So wurde Adam vor Entzücken zum Dichter.
Und das Echo dieses Liebesgedichts hallt
durch die ganze Menschheit, und die Welt
ist voller Liebespoesie, wo der Mann entzückt
und hingerissen ist von der Frau. Ein Beispiel
für diese Liebespoesie hier von Goethe: Es ist gut.
Bei Mondenschein im Paradies fand Jehova
im Schlafe tief Adam versunken, legte leise
Zur Seite ein Evchen, die auch entschlief.
Da lagen nun in Erdenschranken Gottes zwei
lieblichste Gedanken. Gut! rief er sich zum Meisterlohn,
er ging sogar nicht gern davon. Kein Wunder,
dass es uns berückt, wenn Auge frisch in Auge blickt,
als hätten wir es so weit gebracht, bei dem zu sein,
der uns gedacht. Und ruft er uns, wohlan, es sei!
Nur, das beding’ ich, alle zwei! Dich halten
dieser Arme Schranken, lebster von allen Gottes-Gedanken!
In den deutschen Bibeln heißt es: Man wird sie Frau nennen,
denn vom Mann ist sie genommen. Auf deutsch
macht das keinen Sinn. Luther versuchte das Wortspiel
im Hebräischen auf deutsch nachzuformen, indem er schrieb:
Man wird sie Männin nennen, denn vom Mann
ist sie genommen. Aber welche Frau hört es gerne,
wenn man sie Männin nennt? Im Hebräischen heißt Mann:
Isch, und Frau: Ischa. Man wird sie Ischa nennen,
denn vom Isch ist sie genommen. Es ist ein wenig
wie im Englischen: Man wird sie „woman“ nennen,
denn vom „man“ ist sie genommen. So wird ein Mann
seinen Vater und seine Mutter verlassen
und seiner Frau anhängen. Die freie Übersetzung sagt:
er wird seine Eltern verlassen. Es heißt aber Vater und Mutter.
Bei Gott gibt es nicht Elternteil 1 und Elternteil 2,
da gibt es nicht zwei Väter oder zwei Mütter. Nein,
schon die Natur sagt: ein Kind entsteht nur,
wo Vater und Mutter sind, Mann und Frau. Gott
hat im Paradies die Ehe gesegnet, aber keine Homoehe
und keine künstliche Befruchtung. Und dass der Mensch
Vater und Mutter verlassen wird, ist auch psychologisch weise.
Ein Mann, der noch zuhause wohnt und sich von Mama
bedienen lässt und alles tut, was Mama sagt,
wie soll der ein guter Ehemann sein? Übrigens heißt es:
Junge Frau, willst du wissen, wie dein Geliebter
später mit dir umgeht, wenn ihr verheiratet seid,
so schau dir an, wie er mit seiner Mutter umgeht,
ehrerbietig oder verachtungsvoll, so wird er später
mit dir umgehen. Andererseits heißt es auch: Junger Mann,
willst du wissen, wie deine junge süße Geliebte
mit 50 sein wird? So schau dir ihre Mutter an.
Die Zwei werden ein Fleisch sein, die zwei,
die Bibel sagt deutlich: Mann und Frau, nicht Mann und Mann
oder Frau und Frau. Ein Fleisch sein bezeichnet
unter anderem die körperliche Vereinigung beim Sex,
aber nicht nur. Die Juden sagen, wenn sie Mensch meinen,
einfach Fleisch und Blut. Wir würden Leib und Seele sagen.
Mann und Frau in einer lebenslangen treuen Ehe,
wie Gott sie will, werden Ein Mensch. Meine Mutter
sagte zum Beispiel: Ich brauchte nur mit den Wimpern zu zucken,
schon wusste Papa, was ich wollte. Man kann das
bei alten Ehepaaren beobachten, wie sie
auch seelisch-geistig eins geworden sind. Darum
ist es so wichtig, als junger Mann nicht nur zu schauen,
ob man sich mit dem Körper der Partnerin
vereinigen möchte, sondern ob auch Seele
und Geist harmonieren. Und das findet man nicht
eben schnell in der ersten Nacht heraus.
Sie waren nackt, aber wussten es nicht. Sie waren unschuldig
wie die Kinder, die ja auch unbefangen nackt sind,
ohne deshalb schamlos zu sein. Kinder entdecken
die Scham über die Nacktheit erst mit einem bestimmten Alter.
Wie ist das mit der Scham? Wir leben in einer sündigen Welt
und sind selbst Sünder. Wenn ein Mann eine schöne
nackte Frau sieht, begehrt er sie. Die Frau sollte nun
eine gesunde Scham haben und sich verhüllen,
damit sie nicht von Männern auf ihren bloßen Körper
reduziert wird, als Lustobjekt missbraucht wird.
Mit der Scham schützt sich die Frau selbst. Wir leben
aber nun in einer modernen Welt, da Schamhaftigkeit
oft als Prüderie oder Verklemmtheit beschimpft wird.
Stattdessen propagiert man das Idol der jungen nackten Frau,
nicht nur in der Pornographie, sondern auch in der Popmusik
und in der Werbung und teilweise in der Mode.
Die Frau wird zum Lustobjekt der Männer gemacht.
Die Frau soll sich nicht mehr schützen vor der Begierde,
zu deutsch vor der Geilheit der Männer.
Das ist die Schamlosigkeit einer sündigen Gesellschaft.
Anders war die „Schamlosigkeit“ im Paradies,
sie wussten eben nicht, dass sie nackt waren,
sie waren unschuldig wie Kinder, sie betrachteten sich
nicht als Lustobjekte oder Sex-Idole. Dagegen
gibt es auch eine heilige Möglichkeit, die Scham
zu überwinden, und das ist die Ehe, da im geschützten Raum
einer wahren Liebe von Mann und Frau
die Scham positiv aufgehoben wird, und es
eine quasi paradiesische Nacktheit wieder geben kann.
Ich sprach von der Schamhaftigkeit der Frau,
natürlich müssen Männer auch schamhaft sein,
auch im Schauen und im Reden. Hatten Adam und Eva
im Paradies Sex? In der Beschreibung des Paradieses
ist nicht ausdrücklich vom Sex von Adam und Eva die Rede.
Aber es wird auch nicht ausdrücklich gesagt,
dass sie keinen Sex hatten. Die Kinder werden jedenfalls
erst nach dem Sündenfall geboren. Kurz, ich weiß nicht,
ob Adam und Eva im Paradies Sex hatten. Die Kirchenväter
waren sich uneins, der eine sagte ja, der andere nein.
Hildegard von Bingen sagte, sie hatten Sex, aber
nicht auf animalische Weise, sondern sehr fein und geistig.
Da mag jeder denken, wie er will. Hildegard sagt,
Adam hatte Eva im Paradies sexuell erkannt
wie ein Sonnenstrahl durch eine Glasscheibe dringt.
DRITTER TEIL
DER SÜNDENFALL
Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere,
die Gott, der Herr, gemacht hatte. Hat Gott wirklich gesagt,
dass ihr von keinem Baum die Früchte essen dürft?
fragte sie die Frau. Natürlich dürfen wir, antwortete die Frau,
nur von dem Baum in der Mitte des Gartens nicht.
Gott hat gesagt: Esst nicht von seinen Früchten, ja,
berührt sie nicht einmal, sonst müsst ihr sterben! -
Unsinn! Ihr werdet nicht sterben, widersprach die Schlange,
aber Gott weiß: Wenn ihr davon esst, werden eure Augen
geöffnet, ihr werdet sein wie Gott und wissen,
was Gut und Böse ist. Die Frau schaute den Baum an.
Er sah schön aus! Es wäre bestimmt gut, von ihm zu essen,
dachte sie. Seine Früchte wirkten verlockend,
und klug würde sie davon werden! Sie pflückte eine Frucht
und biss hinein. Dann reichte sie die Frucht ihrem Mann,
der bei ihr stand, und auch er aß davon. Plötzlich
gingen beiden die Augen auf, und ihnen wurde bewusst,
dass sie nackt waren. Hastig flochten sie Feigenblätter zusammen
und machten sich daraus einen Lendenschurz. Am Abend,
als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, wie Gott, der Herr,
im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm
hinter den Bäumen. Aber Gott, der Herr, rief: Adam,
wo bist du? Adam antwortete: Ich hörte dich im Garten
und hatte Angst, weil ich nackt bin. Darum habe ich mich
versteckt. - Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?
fragte Gott. Hast du etwa von den Früchten gegessen,
die ich euch verboten habe? Adam versuchte,
sich zu rechtfertigen: Die Frau, die du mir gegeben hast,
ist schuld daran! Sie reichte mir eine Frucht von dem Baum,
deswegen habe ich davon gegessen. - Was hast du bloß getan? wandte der Herr sich an die Frau. Die Schlange
hat mich dazu verführt! Nur wegen ihr
habe ich die Frucht genommen, verteidigte sie sich.
Da sagte Gott, der Herr, zur Schlange: Das ist deine Strafe:
Verflucht sollst du sein, verstoßen von allen anderen Tieren!
Du wirst auf dem Bauch kriechen und Staub fressen,
solange du lebst! Von nun an werden du und die Frau
Feinde sein, auch zwischen deinem und ihrem Nachwuchs
soll Feindschaft herrschen. Er wird dir auf den Kopf treten,
und du wirst ihn in die Ferse beißen! Dann wandte Gott sich
zur Frau: Ich werde dir in der Schwangerschaft
viel Mühe auferlegen. Unter Schmerzen wirst du deine Kinder
zur Welt bringen. Du wirst dich nach deinem Mann sehnen,
aber er wird dein Herr sein! Zu Adam sagte er:
Statt auf mich hast du auf deine Frau gehört
und von den Früchten gegessen, die ich euch verboten hatte.
Deinetwegen soll der Ackerboden verflucht sein!
Dein ganzes Leben lang wirst du dich abmühen,
um dich von seinem Ertrag zu ernähren. Du bist
auf ihn angewiesen, um etwas zu essen zu haben, aber
er wird immer wieder mit Dornen und Disteln übersät sein.
Du wirst dir dein Brot mit Schweiß verdienen müssen,
bis du stirbst. Dann wirst du zum Erdboden zurückkehren,
von dem ich dich genommen habe. Denn du bist Staub
von der Erde, und zu Staub musst du wieder werden!
Adam gab seiner Frau den Namen Eva (Leben),
denn sie sollte die Stammmutter aller Menschen werden.
Gott, der Herr, machte für die beiden Kleider aus Fell
und legte sie ihnen an. Dann sagte er: Nun ist der Mensch
geworden wie wir, weil er Gut und Böse erkennen kann.
Auf keinen Fall darf er noch einmal zugreifen und auch noch
von dem Baum essen, dessen Frucht Leben schenkt,
sonst lebt er ewig! Darum schickte er ihn aus dem Garten
Eden fort und gab ihm den Auftrag, den Ackerboden zu bebauen,
aus dem er ihn gemacht hatte. So kam es also,
dass die Menschen aus dem Garten vertrieben wurden.
An dessen Ostseite stellte Gott Cherubim
mit flammenden Schwertern auf. Sie sollten den Weg
zu dem Baum bewachen, dessen Frucht Leben schenkt.
Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere,
die Gott, der Herr, gemacht hatte. Bei den heidnischen Völkern
des Altertums war die Schlange ein göttliches Wesen.
Zum einen war die Schlange ein Phallus-Symbol,
und die Heiden haben die männlichen und weiblichen
Geschlechtsorgane angebetet (wie das die Neuheiden
heute auch wieder tun.) Zum anderen war die Schlange,
die sich häutet, ein Symbol der Unsterblichkeit.
Auch das Bild der Schlange, die sich rundet
und den eigenen Schwanz ins Maul nimmt, war ein Bild
für die Ewigkeit. Die Griechen hatten für Asklepios,
den Gott der Heilkunst, das Bild einer Stange,
an der sich zwei Schlangen hochwinden. Das findet man
heute noch im medizinischen Bereich. In China und Japan
waren die Drachen göttliche Wesen. Der chinesische Kaiser
als Himmelssohn saß auf dem Drachenthron. In Mexiko
bei den Azteken gab es die Muttergöttin Tonanzin,
die steinerne Schlange, ein Götzenbild aus vielen Giftschlangen,
der Menschenopfer dargebracht wurden. Ich las einmal
ein Vers-Epos aus Papua-Neuguinea über König Schlange.
Die Juden aber sehen in der Schlange ein Bild des Teufels.
Die Schlange ist listig, der Teufel ist listig. Der Teufel
und seine Dämonen sind gefallene Engel, also rein geistige Wesen.
Sie sind nicht wie das Teufelchen aus dem Kasperle-Theater.
Lasst euch auf keine Diskussionen mit dem Teufel ein,
sonst habt ihr schon verloren. Der Teufel ist schlauer als wir.
Auch kennt er die Bibel besser als wir. Wenn ihr vom Teufel
in Versuchung geführt werdet, ruft das Blut Christi an.
Gott hatte die Welt doch gut geschaffen. Und nun
beim Sündenfall im Garten Eden ist da der Teufel,
der die Frau versucht. Wo kommt der Teufel denn her?
Vor dem Sündenfall unserer Ur-Eltern gab es im Himmel
den Sündenfall der Engel. Gott hatte unzählige Engel
geschaffen, die Gott lobten und priesen. Ihr Führer
war Luzifer. Der aber wollte Gott nicht dienen,
sondern selbst wie Gott sein, ein Drittel der Engel
folgte ihm. Diese wurden von Christus und dem Erzengel
Michael aus dem Himmel gestürzt. Für sie wurde
die Hölle als Aufenthaltsort geschaffen. Die Teufel sind böse
und hassen Gott und die Menschen, sie wollen so viele Seelen
wie möglich in die Hölle reißen. Den Sündenfall Luzifers
und den Engelssturz sahen die Kirchenväter beschrieben
in einem Text des Propheten Hesekiel. Vordergründig
ist vom Fürsten von Tyrus, einem heidnischen Gebiet
an der Mittelmeerküste Israels, die Rede. Aber der tiefere Sinn
beschreibt den Sturz Luzifers, der dann zum Satan wurde.
Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn,
sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht Gott, der Herr:
Dein Herz war stolz und du sagtest: Ich bin ein Gott,
einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im Meer.
Doch du bist nur ein Mensch und kein Gott,
obwohl du im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott bist.
Gewiss, du bist weiser als Daniel. Kein Geheimnis
war dir zu dunkel. Durch deine Weisheit und Einsicht
schufst du dir Reichtum. Mit Gold und Silber
fülltest du deine Kammern. Durch deine gewaltige Weisheit,
durch deinen Handel hast du deinen Reichtum vermehrt.
Doch dein Herz wurde stolz wegen all deines Reichtums.
Darum, so spricht Gott, der Herr: Weil du im Herzen
geglaubt hast, dass du wie Gott bist, darum schicke ich
Fremde gegen dich, tyrannische Völker. Sie zücken
das Schwert gegen all deine prächtige Weisheit,
entweihen deinen strahlenden Glanz. Man stößt dich hinab
in das Grab; wie einer durchbohrt wird und stirbt,
so stirbst du mitten im Meer. Willst du dann angesichts
deiner Mörder noch sagen: Ich bin ein Gott? Du bist
nur ein Mensch und kein Gott in der Hand deiner Mörder.
Wie Unbeschnittene sterben, so stirbst du durch Fremde;
denn ich habe gesprochen, Spruch Gottes, des Herrn.
Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn,
stimme die Totenklage an über den König von Tyrus
und sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Du warst
ein vollendet gestaltetes Siegel, voll Weisheit
und vollkommener Schönheit. Im Garten Gottes, in Eden,
bist du gewesen. Allerlei kostbare Steine umgaben dich:
Rubin, Topas, Jaspis, Chrysolith, Karneol und Onyx,
Saphir, Karfunkelstein und Smaragd. Aus Gold
war alles gemacht, was an dir erhöht und vertieft war,
all diese Zierden brachte man an, als man dich schuf.
Einem Cherub mit ausgebreiteten, schützenden Flügeln
gesellte ich dich bei. Auf dem heiligen Berg der Götter
bist du gewesen. Zwischen den feurigen Steinen gingst du umher.
Ohne Tadel war dein Verhalten seit dem Tag, an dem man
dich schuf, bis zu dem Tag, an dem du Böses getan hast.
Durch deinen ausgedehnten Handel warst du erfüllt
von Gewalttat, in Sünde bist du gefallen. Darum
habe ich dich vom Berg der Götter verstoßen,
aus der Mitte der feurigen Steine hat dich der schützende
Cherub verjagt. Hochmütig warst du geworden,
weil du so schön warst. Du hast deine Weisheit vernichtet,
verblendet vom strahlenden Glanz. Ich stieß dich
auf die Erde hinab. Den Blicken der Könige gab ich dich preis,
damit sie dich alle begaffen. Du hast durch gewaltige Schuld,
durch unredliche Handelsgeschäfte deine Heiligtümer entweiht.
So ließ ich mitten in dir ein Feuer ausbrechen, das dich
verzehrt hat. Vor den Augen all derer, die dich sahen,
machte ich dich zu Asche auf der Erde. All deine Freunde
unter den Völkern waren entsetzt über dich. Zu einem Bild
des Schreckens bist du geworden, du bist für immer dahin.
Im 17. Jahrhundert gab es einen englischen Dichter,
John Milton, der das Vers-Epos „Das verlorene Paradies“ schrieb.
Er war ein Puritaner, das heißt, ein Vorläufer
der heutigen Evangelikalen. In seinem Epos behandelt er
den Sturz der Engel und den Fall von Adam und Eva.
Dieses Gedicht gehört zu den Klassikern der Weltliteratur
und Meisterwerken der englischen Dichtkunst.
Die Kirchenväter spekulierten über den Fall der Engel.
Warum sind viele Engel gefallen? Was war ihre Prüfung,
die sie nicht bestanden? Gott zeigte den Engeln,
dass er eines Tages in Christus ein Mensch werde,
geboren von einer rein menschlichen Frau. Das empörte
Luzifer und seine Anhänger, dass Gott nicht
ein erhabenes Geistwesen wie die Engel werden wolle,
sondern so etwas tierähnliches wie der Mensch,
ein vergängliches Wesen aus Hauch und Kot.
Da rebellierten sie gegen Gott. Jesus spricht selbst
vom Fall Satans: Ich sah den Satan wie einen Blitz
vom Himmel fallen. Als Robinson Crusoe
auf einer einsamen Insel zwischen Brasilien und Afrika war
und Besuch bekam von Freitag, einem Eingeborenen
eines Menschenfresserstammes, musste Robinson
dem Freitag den christlichen Glauben erklären.
Robinson: Gott ist allmächtig, aber da gibt es auch noch
den Teufel, der ist böse. Freitag: Der Teufel ist böser Gott?
Robinson: Nein, nur Gott ist allmächtig, der Teufel nicht.
Robinson: Du sagen, Gott stärker als Teufel, warum Gott
dann den Teufel nicht einfach totschlagen? Robinson:
Gott braucht den Teufel, um uns in Versuchung zu führen,
ob wir Gott treu sind. Freitag: Dann wollen Freitag,
dass Teufel Freitag oft in Versuchung führe. Robinson:
Ach, du armer Heide, du verstehst das nicht.
Der Ursprung des Bösen bleibt eben doch ein Geheimnis
oder ein Rätsel. Mit dem Verstand ist dies Rätsel
nicht ganz zu lösen. Darum nennt die lateinische Theologie
es das „mysterium iniquitatis“, das Rätsel des Bösen.
Im zweiten Jahrhundert lebte der christliche Theologe
Origenes. Er hat sehr viel zum Verständnis
der richtigen Bibelauslegung beigetragen. Allerdings
vertrat er auch einige Irrlehren, darum ist er
in der katholischen Kirche geschätzt, aber nicht heiliggesprochen.
Man sagt, er sei Hausfreund bei einer gnostischen Dame gewesen,
und das habe etwas auf ihn abgefärbt. So etwas kann vorkommen.
Er vertrat die Lehre der sogenannten All-Versöhnung,
das heißt, das letztendlich alle Menschen in den Himmel kommen
und auch die Dämonen erlöst werden. Die Kirchenväter
verurteilten die Lehre. Sie wurde aber im 18. Jahrhundert
von den Pietisten wieder aufgewärmt. Der große deutsche Dichter
Klopstock, ein Pietist, lässt in seinem Vers-Epos „der Messias“
einen gefallenen Engel namens Abbadona auftreten,
der seinen Sündenfall bereut und schließlich gerettet wird.
Heute ist die Lehre von der Allversöhnung fast
zum christlichen Allgemeingut geworden. Keiner glaubt mehr
an die Existenz der Hölle (nur Hitler ist in der Hölle),
es kommen alle, alle in den Himmel. Dass Dämonen
auch gerettet werden, glaubt deshalb kein moderner Christ,
weil es ja keine Dämonen mehr gibt, nur psychische Probleme.
Die Kirchenlehrer sagten: Warum können die Menschen
nach dem Sündenfall gerettet werden, und die gefallenen
Engel nicht? Antwort: Die Engel wussten, was sie taten,
als sie gegen Gott rebellierten. Eva dagegen sündigte
halb-unschuldig aus nackter Dummheit…
Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum
die Früchte essen dürft? fragte die Schlange die Frau.
Natürlich dürfen wir, antwortete die Frau, nur von dem Baum
in der Mitte des Gartens nicht. Gott hat gesagt:
Esst nicht von seinen Früchten, ja, berührt sie nicht einmal,
sonst müsst ihr sterben! - Unsinn! Ihr werdet nicht sterben,
widersprach die Schlange, aber Gott weiß: Wenn ihr davon esst,
werden eure Augen geöffnet, ihr werdet sein wie Gott
und wissen, was Gut und Böse ist. Im 19. Jahrhundert
gab es einen anglikanischen Theologen an der Universität
von Oxford, der im Alter katholisch und ein Kardinal wurde.
Von ihm lernte ich dies: der heilige Polykarp
war der Schüler des Evangelisten Johannes. Johannes
war Bischof von Ephesos, Polykarp sein Nachfolger
im Bischofsamt. Polykarp starb als Märtyrer. Er schrieb,
dass er folgende Lehre vom heiligen Johannes
mündlich überliefert bekommen habe: Eva
lauschte dem gefallenen Engel Luzifer und entschied sich
gegen Gottes Gebot und wollte selbst wie Gott sein
und brachte so die Sünde in die Welt. Das ist der Anfang
des Alten Testaments. Am Anfang des Neuen Testaments
finden wir eine Parallele, aber als Gegenstück:
Die Jungfrau Maria lauscht dem heiligen Erzengel Gabriel,
sagt Ja zu Gottes Plan, nennt sich die Magd des Herrn,
und brachte so das Heil (den Heiland Jesus) in die Welt.
Wenn man eine Szene in der Bibel liest, kann man
seine Einbildungskraft, seine Phantasie benutzen,
um es sich lebendig vorzustellen. Denken wir uns
die schöne Eva in ihrem Garten. Im Garten
stehen majestätische Bäume, es blühen die schönsten Blumen,
die von Bienen und Schmetterlingen besucht werden.
Da gurren Tauben und piepen Sperlinge. Es ist Sommer.
Eva trägt nichts als ihr langes Haar, den Sonnenschein
und eine Aura der Keuschheit um ihre Nacktheit.
Sie sitzt am Tisch und trinkt Tee mit Herrn Luzifer,
einem Theologen von der Universität Tübingen,
und sie philosophieren über Gott und die Welt.
Diskutiert nicht mit dem Teufel! Er kennt die Bibel
besser als ihr. Als Jesus in der Wüste vom Satan
versucht wurde, versuchte der Satan den Herrn
mit einem Bibelvers. Der russische Religionsphilosoph
Wladimir Solowjew schrieb über den Antichristen,
er habe liberale Theologie in Tübingen studiert.
Josef Ratzinger zitiert das in seinem Jesus-Buch.
Im Brief des Judas im Neuen Testament steht,
dass selbst der Erzengel Michael nicht mit dem Teufel
diskutierte, als sie um den Leichnam des Mose stritten,
sondern Sankt Michael sagte nur: Gott der Herr strafe dich!
Eva sagt: Gott hat uns verboten, vom Baum und seiner Frucht
zu essen. Unsinn! sagt Luzifer Und er fährt heute fort:
Die Bibel ist ein Märchenbuch, voll von abergläubischen
Altweiberfabeln. Und der Glaube an Gott ist Wahnsinn,
der christliche Glaube ist ein Gotteswahn!
Luzifer redet weiter: Jesus ist ein gequälter Märtyrer, der euch
nur Leiden sendet und euch zu gequälten Märtyrern macht!
Satan redet weiter: Gott will nicht eure Freiheit, nicht eure Freude,
nicht euer Wissen. Er will euch versklaven. Er ist ein Welttyrann.
Er steht im Bund mit Hitler. Er ist neidisch auf euch
und gönnt euch nichts. Er meint es nicht gut mit euch.
Satan deutet das Gebot Gottes um, als ein kluger
liberaler Theologe und Philosoph der Aufklärung.
Der Baum der Erkenntnis bringt nicht den ewigen Tod,
wie die Bibel sagt, nein, sondern es ist der Baum der Erkenntnis,
er macht euch klug und weise, euch gehen die Augen auf,
ihr seht die Wahrheit, und ihr werdet zu Gott werden!
Ihr werdet sein wie Gott. Von dieser Gottwerdung
gibt es zwei Versionen, eine satanische und eine christliche.
Die satanische Gottwerdung: der Mensch rebelliert
gegen Gott und sein Gebot, gehorcht dem Satan,
wird dadurch aber nicht zu Gott, sondern zum Verdammten.
Die christliche Gottwerdung: das ist die Lehre
der orthodoxen Kirchenväter. Sie sagen: Gott ist ein Mensch
geworden, um den Menschen zu Gott zu machen.
Die lateinischen Kirchenväter formulieren weniger kühn:
Gott ist ein Kind geworden, um uns zu Kindern Gottes
zu machen. Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Brief,
dass wir Anteil haben werden an Gottes Natur.
Gottes Natur meint nicht die Schöpfung, sondern Natur
bedeutet in der Theologie Wesen. Wir werden Anteil haben
am Wesen Gottes, das nennen die Mystiker Vergöttlichung.
Der spanische Mystiker aus dem 16. Jahrhundert,
Johannes vom Kreuz, sagte: Wir werden Götter und Göttinnen
im Himmel sein. Eine Schülerin des deutschen Mystikers
Meister Eckhard, Schwester Katrein, sagte:
Wir werden in Gott sein, in Gott ist aber nichts als Gott,
darum werden wir Gott in Gott sein. Wir werden
durch die Gnade Gottes das werden, was Gott von Natur ist,
was Gott seinem Wesen nach ist. Der radikale Unterschied
zur satanische Lüge ist entscheidend: Nicht in der Rebellion
gegen Gott werden wir vergöttlicht, sondern nur
durch die Gnade des Gottmenschen Jesus werden wir
zu Menschengöttern und Menschengöttinnen.
Von 1650 bis 1800 war das Zeitalter der Aufklärung.
Das war eine Philosophie, die keine göttliche Offenbarung
anerkannte, sondern nur den menschlichen Verstand.
In Paris stürzte man den Altar Christi und errichtete
einen Altar für die Göttin Vernunft. Diese Philosophie
sah nun den Sündenfall als etwas Positives an. Der Mensch
lebte erst unmündig wie ein Kind im Garten Gottes.
Aber mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis
kam der Mensch zur Erkenntnis seiner Unabhängigkeit.
Der Mensch braucht keinen Gott mehr über sich.
Der Mensch ist selbst ein Gott. Spuren dieser Philosophie
fand ich auch bei einem evangelikalen Christen,
der die Unschuld des Paradieses verglich mit dem Stadium
der Kindheit, die Frucht vom Baum der Erkenntnis
war dann das Erreichen des Alters der Vernunft
und Verantwortung Diese Theorie verkennt aber,
dass die Frucht der Erkenntnis dem Menschen nicht
vom liebenden Vater im Himmel, sondern vom Bösen
angeboten wurde. Die Auffassung, dass der Baum der Erkenntnis
von Gut und Böse den Menschen klug mache,
findet man auch in diesem Vers Goethes:
Eva, verziehen sei dir, es haben ja Söhne der Weisheit
rein geplündert den Baum, welchen der Vater gepflanzt.
Auch die neuheidnischen Feministinnen haben über Eva
und die Schlange nachgedacht und sagen: Eva
war ursprünglich die Große Göttin des Matriarchats,
die Göttin des Lebens und der Liebe. Und die Schlange
war ein Symbol für die weibliche Weisheit der Göttin.
Und die Frucht, die Eva dem Adam reichte,
das war das feministische Sakrament der Muttergöttin,
das sie dem Mann spendete, um ihn einzuweihen
in ihre Mysterien. Andere sagen: die Schlange
oder Luzifer war der Gott des Matriarchats,
der Sohn und der Geliebte der Großen Göttin.
Als aber das Matriarchat von patriarchalischen
Kriegern unterworfen wurde und deren Vatergott Jehova
nun Hauptgott war, da wurde der alte Gott Satan verteufelt.
In Wahrheit ist aber der Schlangengott der Freund der Frauen
in ihrem Kampf gegen das Patriarchat und den tyrannischen
Vatergott Jehova. Dass diese Religion antichristlich
und satanisch ist, liegt offen zu Tage. Satan sagt:
Ihr werdet sein wie Gott. Das ist auch die Spiritualität
des New Age, der Esoterik, deren führende Theologen
sich zu Luzifer bekannten. Ich sagte zu einer Esoterikerin:
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht:
die gute ist, es gibt Gott, die schlechte ist, du bist es nicht.
Darauf entgegnete die Esoterikerin, sie sei ein Teil Gottes,
aus Gott ausgeflossen, sie sei keine Frau, sondern ein Engel.
Sie sagte weiter: Das Ich muss sterben, und dann muss man
sein Höheres Selbst erreichen. dieses Höhere selbst ist göttlich,
du kannst es Jesus oder Buddha nennen. Wenn man
genau hinhört, ist das nicht Anbetung Gottes,
sondern Selbstanbetung, man sagt: Ich bin Gott.
Eva sagt: Gott hat uns den Baum verboten. Satan sagt:
Sollte Gott wirklich gesagt haben? Und das ist die Versuchung
aller Christen, auch der Frommen im Lande,
selbst der Bischöfe. Sie sagen: Sollte Jesus
wirklich gesagt haben, dass homosexueller Geschlechtsverkehr
Sünde ist? Dass der Mensch nicht scheiden darf,
was Gott vereinigt hat? Dass Wiederverheiratung Ehebruch ist?
Und wenn Jesus das damals auch gesagt haben sollte,
sollte er das nicht heute anders sagen?
Das ist meiner Meinung nach gerade heute
eine omnipräsente Versuchung der Christen.
Die Frau schaute den Baum an. Er sah schön aus!
Es wäre bestimmt gut, von ihm zu essen, dachte sie.
Seine Früchte wirkten verlockend, und klug würde sie
davon werden! Sie pflückte eine Frucht und biss hinein.
Dann reichte sie die Frucht ihrem Mann, der bei ihr stand,
und auch er aß davon. Vielleicht habt ihr gehört vom Apfel,
in den Eva gebissen. Dass man von einem Apfel redet,
kommt aus dem Lateinischen, denn da heißt „malum“
sowohl „das Böse“ wie „der Apfel“, es ist ein Wortspiel.
Dagegen kommen in der Bibel keine Äpfel vor. Früchte,
die in der Bibel genannt werden, sind Feigen, Trauben
und Rosinen und Granatäpfel. Wenn in deutschen Bibeln
das Wort Liebesäpfel steht, sind damit Alraune gemeint.
Man vermutet, dass die Frucht eine Feige war,
denn nach dem Sündenfall tat der Feigenbaum Buße
und gab Blätter, aus dem Adam und Eva
sich Lendenschürze machten. In Wahrheit ging es wohl nicht
buchstäblich um Feige oder Apfel, sondern um ein Gebot Gottes,
das übertreten wurde. Was das genau für ein Gebot war,
weiß man nicht. Die heilige Edith Stein, jüdische Katholikin,
vermutete, dass es um ein Gebot aus dem Bereich
der Sexualität ging, wie die Symbole der Schlange und Feige
nahelegen. Die Schlange galt im Altertum als Phallussymbol,
die Feige als Symbol des weiblichen Geschlechts.
Eva nahm also den Apfel und schnitt ihn in Viertel
und gab Adam eine Apfelspalte, aber Adam blieb ein Stück
im Kehlkopf stecken, daher der Adamsapfel im Kehlkopf
der Männer. Wir Männer haben von Adam
den Adamsapfel geerbt, das nennt die Theologie Erbsünde.
Übrigens hat Eva im Paradies dem Adam auch zum Mittagessen
einen Hering angeboten, und dieser Hering wurde
zum Stammvater des ruhmreichen Volkes der Friesen.
Die Frucht war verlockend anzusehen, wollüstig anzuschauen.
Das bezeichnet das Verführerische der Sünde.
Am Anfang stellt sich die Sünde dir vor als ein
verlockendes Ding, sehr verführerisch, wollüstig anzuschauen,
dass du sie begehrst. Hast du dich dann auf sie eingelassen,
hinterlässt sie dir den bitteren Nachgeschmack von Öde,
innerer Leere, Ekel und Überdruss. Salomo sagt:
Die Worte der Frau Torheit sind erst süß wie Honig,
danach bitter wie Wermut. Es gibt ein Gemälde
„Frau Sünde“, eine sehr schöne junge Frau
mit langen schwarzen Haaren, mehr nackt als bekleidet.
Natürlich gibt es nicht nur sexuelle Sünden.
Aber auch andere Sünden versprechen dir erst das Paradies,
bescheren dir dann die Hölle. Auch die soziale Sünde
des Kommunismus hat uns das Arbeiter-und-Bauern-Paradies
versprochen und uns dann die Hölle der stalinistischen
und maoistischen Konzentrationslager beschert.
Eva sah, das die Frucht klug mache. Es gibt nicht nur Verführung
im Bereich der Sinnlichkeit, sondern auch eine Versuchung
der Intellektuellen. Neugier, dein Name ist Weib.
Die Versuchung ist, alles aufs Wissen zu setzen.
Paulus sagt: Die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott.
Und Paulus sagt: Wissen bläht auf. Die Versuchung
ist der Hochmut der Intellektuellen, die Verachtung
der Ungebildeten. Wir werden aber von Jesus
nicht danach gerichtet, wie viele Bücher wir gelesen
oder gar geschrieben haben, sondern wir werden
nach der Liebe gerichtet, wie groß unsre Liebe
zu Gott und zu den Nächsten war. Der chinesische Philosoph
Lao Tse aus dem Altertum unterschied
zwischen dem Heiligen Menschen und der Vielwisserei.
Man muss kein wandelndes Lexikon sein, um heilig zu sein.
Die göttliche Weisheit ist eine Weisheit des Herzens,
da hat man ein Herz so weit wie der Sand am Meer.
Wenn Paulus sagt: Wissen bläht auf, sagt er das
im Zusammenhang seiner Kritik an der Strömung
der Gnosis. Gnosis ist griechisch und heißt: Erkenntnis.
Die Gnostiker sagten: der Glaube als Weg zur Erlösung,
das ist was für die dummen Kirchenchristen, das Herdenvieh.
Wir sind die erleuchteten Christen, unser Weg zur Erlösung
ist der Weg der Erkenntnis, die nur Eingeweihten zugänglich ist.
Der Gnostiker erkennt, dass seine Seele himmlischen
Ursprungs ist und vor dem irdischen Leben selig bei Gott war,
dass die himmlische Seele gefallen ist in die böse materielle Welt
(die vom bösen Schöpfer geschaffen wurde) und nun im Kerker
des bösen Fleisches gefangen ist, sie muss aber nur wieder
ihren göttlichen Ursprung erkennen, dann kehrt die Seele
ohne ihren Leib wieder in die göttliche Heimat zurück.
Da braucht man keinen gekreuzigten Erlöser, keinen Glauben.
Erlösung durch Erkenntnis, das ist auch die Lehre
im Hinduismus. Der Hindu betreibt Yoga. Yoga heißt Einheit.
Yoga ist eine Meditation, die in der Seele die innere Leere
herstellen soll, was die Vorbereitung für die Erleuchtung ist.
Die Erleuchtung ist die Erkenntnis, dass du eins bist.
Du sagst zur ganzen Welt: Ich bin du und du bist ich.
Und du erkennst, dass der Geist des Menschen dasselbe ist
wie der Geist Gottes. Ich bin Gott und Gott ist ich.
Diese Erkenntnis erlöst dich vom Kreislauf der Wiedergeburten.
Auch diese Religion kennt keinen Erlöser, sondern durch Yoga
schafft man die Selbsterlösung. Eva reicht dem Adam
die Gabe des Teufels. Die Herren Kirchenväter sprachen darum
von der Frau als dem Einfallstor des Teufels. Das empört uns
in unserm feministischen Zeitalter. Meine Ansicht ist dazu diese:
Die Frauen scheinen die Menschen mit feineren spirituellen
Antennen zu sein. Darum besteht das Gottesvolk mehrheitlich
aus Frauen. Darum gab es in zweitausend Jahren
Kirchengeschichte so viele Mystikerinnen und Prophetinnen,
auch heute, oft auch ungebildete junge Mädchen.
Da ist die Gefahr für die sensible Frau doppelt so groß,
dass sie nicht wie Maria auf den Heiligen Geist hört,
sondern wie Eva auf die Schlange. Denn auch in der heutigen
Esoterik, der Religion Luzifers, sind die Frauen vorherrschend.
Dass Eva die Frucht dem Adam gibt, zeigt das Ansteckende
der Sünde. Ja, die Sünde ist wie eine geistige Pandemie.
Besonders auch verkrustete Strukturen der Sünde,
sogenannte soziale Sünden sind verführerisch und ansteckend.
Wenn eben das Internet ein globales Bordell ist,
ist es kein Wunder, wenn 10 Prozent der Deutschen
Pornographie-süchtig sind. Wenn in jedem Unterhaltungsfilm
oder Krimi der Ehebruch als selbstverständlich hingestellt wird,
ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen
das für legitim halten. Wenn die Banker und die Politiker
korrupt sind und die Reichen Steuern hinterziehen,
wird das auch von den einfachen Bürgern unternommen.
Wenn immer mehr Christen den Glauben verlieren
und aus der Kirche austreten, wer weiß, wie viele Menschen
da mit in den Unglauben hinab gerissen werden.
Plötzlich gingen beiden die Augen auf, und ihnen wurde bewusst,
dass sie nackt waren. Hastig flochten sie Feigenblätter
zusammen und machten sich daraus einen Lendenschurz.
Erkenntnis, nicht, dass wir Gott sind, sondern erbärmliche Sünder.
Der Teufel hatte versprochen: Wenn ihr von der verbotenen
Frucht esst, werden euch die Augen aufgehen,
und ihr werdet erkennen, dass ihr wie Gott seid.
Nun gingen uns die Augen auf, aber wir erkannten,
dass wir nackt waren, dass wir erbärmliche Sünder sind,
dass wir unsern animalischen Trieben versklavt sind,
dass wir vor Gott wie das Vieh sind. So verspricht die Sünde
erst himmlisches Vergnügen, aber ist die Sünde begangen,
beschämt uns das Gewissen, und wir fühlen uns schlecht,
befleckt und verdorben. Sie erkannten, dass sie Sünder waren,
dass sie das weiße Kleid der Heiligkeit nicht mehr hatten.
Aber diese Erkenntnis ist wichtig. Man sagt:
es gibt zwei Arten von Menschen: Sünder,
die sich für Heilige halten, oder Heilige, die wissen,
dass sie Sünder sind. Katholiken sagen: Aber Herr Pfarrer,
was soll ich denn zu beichten? Ich hab nicht die Ehe gebrochen
und niemanden umgebracht. Eine Christin spricht:
Mein Pastor sagte mir, ich sei heilig. Ich hab kein Laster
als nur das Zigarettenrauchen. Das heißt,
sich selbst heilig zu sprechen. Es gibt natürlich auch den Weg,
sich selbst alle Sünden zu vergeben, indem man sagt:
Ja, ich bin ein Sünder, aber was solls, Jesus ist für mich gestorben,
alles ist schon längst vergeben, ich werde mich vor Gott
dafür nicht verantworten müssen im Gericht, denn ich gehöre
zu Jesus, und ich muss mich auch nicht bessern,
denn der Mensch ist und bleibt ein Sünder, aber wenn er glaubt
an seinen Retter Jesus, dann ist er vor Gott gerecht.
Vor dem Sündenfall göttliche Liebe – nach dem Sündenfall
sündige Lust. Liebe und Sexualität sind von Gott erfunden,
damit ein Mensch einem anderen Menschen
seine tiefste schenkende Hingabe ausdrücken kann.
Was aber die Sünder Liebe nennen, ist nur egoistische Begierde.
Eva wird für Adam zum Lustobjekt, zum Sexidol.
Sündige Liebe singt: Ich hab Hunger nach deiner Liebe!
Ich will dich! Der Heilige will Liebe geben,
der Sünder will Liebe haben. Der Philosoph Platon sagte:
Nicht der Geliebte ist gottähnlich, sondern der Liebende
ist gottähnlich. Der heilige Augustinus sagte:
Es gibt eine Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes,
und es gibt eine Gottesliebe bis zur Verachtung des Selbst.
Sündige Liebe ist Selbstliebe. Der sexuelle Ausdruck
der Selbstliebe ist die Selbstbefriedigung. Es gibt aber auch
des Mannes Selbstbefriedigung im Schoß der Frau.
Der jüdische Literaturkritiker berichtete über Berthold Brecht:
Brecht bat seine Geliebte, sich auf seinen Schreibtisch
zu legen und die Beine zu spreizen, Brecht stand vor ihr,
zog seine Hose herunter und befriedigt sich selbst
im Schoß der Frau, nach drei Minuten war alles vorbei,
er zog die Hose hoch und ging wieder an die Arbeit.
Ein zeitgenössischer esoterischer Guru aus Indien
wurde von Jugendlichen über die Selbstbefriedigung befragt.
Ein Jugendlicher sagte: Als ich an die Universität kam,
entdeckte ich im Internet die Pornographie.
Ich glaubte, im Himmel zu sein. Wie ist das
mit der Selbstbefriedigung? Der Guru sagte:
Die britischen Christen haben uns Indern eingeredet,
wie sündig die Sexualität sei, aber seht euch
die hinduistischen Tempel an mit ihren Statuen,
die die Götter beim Sex zeigen. Das ist göttliche Pornographie.
Aber treibt es nicht gar zu toll. Dass sich Adam und Eva
vom Feigenbaum Blätter zum Lendenschurz nahmen,
deutet darauf hin, dass die verbotene Frucht
die Feige vom Feigenbaum war. Der Feigenbaum
gab Anlass zur Sünde, aber er tat auch Buße.
Der Lendenschurz wird übrigens vom englischen Dichter
Lord Byron „Eve‘s slip“ genannt. Adam und Eva
im Lendenschurz – Jesus als der Neue Adam
hängt im Lendenschurz am Kreuz. Nun sagen aber manche
Gelehrten, dass die Römer die Verbrecher ganz nackt
gekreuzigt haben. In einer evangelischen Sonntagszeitung
sah ich einmal ein Gemälde, das Jesus ganz nackt
am Kreuz zeigte. Auch von Michelangelo gibt es eine Statue,
die den Gekreuzigten ganz nackt zeigte. Ich erzähle
eine mittelalterliche Geschichte, in der Maria vorkommt.
Das ist nicht Bestandteil der Offenbarung, aber ich mag
die Geschichte. Unter dem Kreuz Jesu standen
die Mutter Jesu und Maria Magdalena. Jesus hing nackt
am Kreuz. Die Mutter Jesu hatte Mitleid mit ihrem Sohn.
Sie nahm ihren Schleier vom Haupt und gab ihn Magdalena.
Und Magdalena verhüllte mit dem Schleier Jesu Geschlecht.
Es gibt ein natürliches Schamgefühl. Selbst primitive Völker
in Asien oder Afrika oder Indios im Amazonasgebiet,
so nackt sie sind, die Männer verhüllen ihren Penis.
Es gab einmal in Asien eine Weltkonferenz von Baptisten.
Es kamen auch Baptisten aus primitiven Stämmen.
Die primitiven Baptistinnen trugen einen Lendenschurz
aus Bananenblättern, waren aber barbusig und nackt.
Die amerikanischen Baptisten sahen sich versucht
zu begehrlichen Blicken und baten die Nackten,
sich zu verhüllen. Die nannten das Kultur-Kolonialismus,
es gehöre eben zu ihrer Kultur, nackt zu sein.
Im Westen ist ja der große Untergang des Christentums
im Gange, und an die Stelle des alten Christentums
tritt ein Neuheidentum, das viel wilder ist
als die ehrwürdigen Heiden vor dem Kommen Christi.
Der neuheidnische Sexualkommunismus fördert
in allen Bereichen die Sexualisierung der Gesellschaft:
Einführung von Miniröcken, eine Flut von Internet-Pornographie,
Sexszenen in jedem Unterhaltungsfilm, Sex in der Werbung,
Nacktkultur in Woodstock oder im Sozialismus.
Johannes Paul II schrieb in seiner umfangreichen
Theologie des Leibes, dass das Problem an der Pornographie
eigentlich nicht die Nacktheit der Körper ist,
denn die Nacktheit ist ja pure Schöpfung Gottes.
Das Problem sei, dass in der Pornographie
die darstellenden Personen nicht als Seelen
mit persönlicher Menschenwürde dargestellt werden,
sondern als rein animalische Triebwesen. Johannes Paul
lobte sogar die Nacktheit der Figuren in der Sixtinischen
Kapelle, von Michelangelo geschaffen. Das nannte der Papst
eine sichtbare Theologie des Leibes. Aber das sah man
nicht immer so. Michelangelo hatte noch Menschen
ganz nackt dargestellt, immerhin in der Kapelle,
in der der Papst gewählt wird, und wo Messe gefeiert wird.
Aber nach Michelangelo kam ein prüder Kardinal,
dem die Nacktheit anstößig war, und er beauftragte
einen Maler, über Michelangelos nackte Personen
noch Höschen zu malen. Dieser Maler ging ohne Namen
in die Kunstgeschichte als „der Höschen-Maler“ ein.
Was ist das Gegenteil zur egoistischen Selbstbefriedigung
des Mannes im Schoß der Frau? Mann und Frau
haben in der sexuellen Erregung unterschiedliche Tempos
und Rhythmen. Der Mann ist schnell erregt,
kommt schnell zum Orgasmus, aber sein Höhepunkt
klingt auch rasch wieder ab. Die Frau kommt viel langsamer
zum Orgasmus, aber dafür halten in ihr die Wonnen
wesentlich länger an. Ein christliches Ehepaar sollte lernen,
wie Mann und Frau gegenseitig beim Akt
aufeinander Rücksicht nehmen und mehr und mehr
ihre Rhythmen angleichen, so dass sie das Ideal
der ehelichen Sexualität erreichen, den gemeinsamen Höhepunkt.
Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie,
wie Gott, der Herr, im Garten umherging. Ängstlich
versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen.
Aber Gott, der Herr, rief: Adam, wo bist du?
Adam antwortete: Ich hörte dich im Garten und hatte Angst,
weil ich nackt bin. Darum habe ich mich versteckt.
Da macht man also einen Gebetsspaziergang mit Gott
in der Abenddämmerung. Ist man nun als Ehepaar
mit Hund unterwegs, geht es vermutlich nicht um Gott,
obwohl auch das möglich wäre. Aber geht man allein
durch die Gassen mit den Vorgärten oder geht man allein
durchs Moor, da könnte man herrlich mit Gott reden.
Aber wer den Weg der mystischen Innerlichkeit geht,
der möchte durch das Gebet sein Herz zu einem Garten machen,
in dem Jesus gerne spazieren geht. Es geht nicht nur um Adam
am Anfang der Menschheitsgeschichte, sondern um uns alle,
auch heute. Wir können mit Gott leben, gute Christen sein,
Gottesdienst am Sonntag feiern, die Bibel studieren,
stille Gebetszeit am Morgen haben, und doch überkommen
uns Versuchungen zu allerlei Sünden. Wir haben eben
von Natur eine gewisse Neigung zum Bösen, und auch
wenn wir der Heiligung des Alltags nachstreben, unser Herz
bleibt immer in Gefahr, vom Bösen verführt zu werden.
Da kann einer eine Stunde lang Anbetungslieder
in der Gemeinde singen und schwelgen in religiösen Gefühlen
und kommt aus dem Gottesdienst und beginnt zu lästern:
die Predigt war schlecht, jener roch aus dem Mund,
der stank nach Schweiß und jener nach Urin.
Oder einer will eine stille Gebetszeit mit Gott haben
und zieht sich zurück, da kommen die Kinder und stören
und man schnauzt die Kinder an: Ihr Satansbraten,
ich will meine Zeit mit Gott haben. Oder da versinkt einer
in langen Gebeten und ruht in Gott und plötzlich überfällt ihn
die Begierde nach einer verheirateten Frau. Oder
da hat sich einer frisch zu Jesus bekehrt und beginnt,
Namenschristen und andere Heiden von ganzem Herzen
zu hassen, dagegen die Huren im Bordell zu lieben.
Oder da arbeitet jemand im Bereich der Nächstenliebe
und füttert die Armen um Christi willen, und plötzlich will er
den amerikanischen Präsidenten oder die Moslems erschießen.
Adam, wo bist du? Die Menschen in allen Religionen
suchen Gott, aber im Judentum und Christentum
sucht Gott den Menschen. Bei den Patriarchen, den Propheten
und bei Maria – Gott bricht überraschend in ihr Leben ein,
die Menschen erschrecken. In allen anderen Religionen
versucht der Mensch durch Unterwerfung oder Meditation
sich zu Gott zu erheben, aber allein im Christentum
kommt Gott vom Himmel auf die Erde herab.
Der berühmte evangelische Theologe Karl Barth
unterschied zwischen selbstgemachter Religion
und göttlicher Offenbarung. Dem folgen in der Regel
die Evangelikalen. Für manche ist Religion ein Schimpfwort.
Die katholische Position ist da eher, dass der Mensch
von Gott als ein religiöses Geschöpf geschaffen ist,
dass es von daher natürlich und gut ist, wenn der Mensch
das Göttliche sucht, aber auch hier muss die Selbstoffenbarung
Gottes dem Menschen zu Hilfe kommen. Daher
kommt der Unterschied, dass die Evangelikalen
in der Regel alle Weltreligionen außer dem Christentum
(und vielleicht dem Judentum) als Teufelszeug ablehnen,
dagegen die katholische Kirche alles das schätzt,
was in den andern Religionen gut und wahr ist
(also was mit dem Christentum übereinstimmt.)
So auch im Verhältnis zum Islam: Evangelikale
denken da eher, dass der Islam antichristlich
und satanisch ist, Katholiken denken da eher,
dass es Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten gibt.
Viele Menschen haben Angst vor Gott. Ihr Gewissen
klagt sie an. Sie haben Angst, im Tod ihrem Richter
zu begegnen. Sie haben Angst vor einem strengen Vater.
Sie haben Angst, dass Gott ihnen den Spaß des Lebens verdirbt.
Auch Christen haben Angst vor Gott. Der hat Angst,
Gott könnte ihn zur Ehelosigkeit berufen. Die hat Angst,
Gott könnte sie als Missionarin nach Grönland senden.
Der hat Angst vor dem Willen Gottes und mag nicht beten:
Dein Wille geschehe, denn er denkt, der Wille Gottes ist es,
dass er sehr leiden muss. Wer kann schon beten: Jesus,
von nun an kannst du mit mir machen, was du willst?
Wir verstecken uns vor Gott. Wir verstecken uns aus Scham.
Wir wollen nicht unsere Sünden bekennen. Wir wollen
Gott nicht im Gebet begegnen. Fünf Stunden am Tag beten
wäre für mich die Hölle... Wir verstecken uns vor Gott,
indem wir uns mit Arbeit überhäufen, oder indem wir
einem Vergnügen nach dem andern nachrennen
oder durch die ganze Welt reisen. Wir verstecken uns,
wenn wir am Abend, statt zu beten, uns vom Fernseher
berieseln lassen. Wir tun alles, um nicht nachzudenken,
wir tun alles, um nicht unserer eigenen Seele zu begegnen.
Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? fragte Gott.
Hast du etwa von den Früchten gegessen, die ich euch
verboten habe? Adam versuchte, sich zu rechtfertigen:
Die Frau, die du mir gegeben hast, ist schuld daran!
Sie reichte mir eine Frucht von dem Baum, deswegen
habe ich davon gegessen. - Was hast du bloß getan?
wandte der Herr sich an die Frau. Die Schlange hat mich
dazu verführt! Nur wegen ihr habe ich die Frucht genommen,
verteidigte sie sich. Adam sagt: Die Frau, die du
mir gegeben hast, ist schuld. Mit anderen Worten:
Du bist schuld, Gott. Schuldzuweisungen an Gott gibt es viele.
Ein Knabe sagte einmal: Gott ist grausam,
denn er schafft behinderte Menschen. Ein Wissenschaftler sagte:
Der Schöpfergott einer Welt mit so viel Tierleiden
muss ein böser Gott sein. Ein ungläubiger Jude sagte:
Gott schien mir auf der Seite der Nazis zu stehen.
Ein Christ sagt: Wie kann Gott ein liebender Vater sein,
wenn er Auschwitz zulässt. Ein Sünder sagt:
Wie könnte mich Gott strafen dafür, dass ich
ins Bordell gehe, Gott hat mich ja so geschaffen.
Schuldzuweisungen an die Partnerin. Das gibt es wohl
in jeder Ehe und Freundschaft. Nicht ich bin schuld,
sondern mein Partner. Bei Ehetherapien oder Seelsorgegesprächen
üblich: Meine Partnerin hat das und dies und jenes falsch gemacht,
und ich bin unschuldig in allem. Noch schlimmer:
Dass ich das Mädchen vergewaltigt habe, kam daher,
dass sie mich mit ihrem Minirock aufgereizt hatte,
sie ist selbst schuld. Schuldzuweisungen an den Teufel.
Besonders beliebt bei strengen Christen.
Nicht ich habe gesündigt, sondern der Teufel hat mich versucht.
Nicht ich, der Priester oder Mönch, habe den Knaben
sexuell geschändet, sondern der Teufel hat mich versucht.
Ich bin nur das unschuldige Opfer des Teufels.
Da sagte Gott, der Herr, zur Schlange: Das ist deine Strafe:
Verflucht sollst du sein, verstoßen von allen anderen Tieren!
Du wirst auf dem Bauch kriechen und Staub fressen,
solange du lebst! Von nun an werden du und die Frau
Feinde sein, auch zwischen deinem und ihrem Nachwuchs
soll Feindschaft herrschen. Er wird dir auf den Kopf treten,
und du wirst ihn in die Ferse beißen! Die Schlange ist Satan.
Die Frau, die die Gegenspielerin Satans ist,
ist die Jungfrau Maria. Ihr Same, das ist Jesus,
er wird der Schlange den Kopf zertreten, und die Schlange
wird ihn in die Ferse beißen, das ist der Kreuzestod Jesu,
aber in der Auferstehung hat Jesus die Macht der Sünde,
des Teufels und des Todes besiegt. Diesen Vers nennt man:
Proto-Evangelium, weil hier gleich nach dem Sündenfall
die Erlösung angekündigt wird. Übrigens heißt es
von der Frau nicht „ihr Nachkomme“, sondern „ihr Same“.
Da eine Frau aber keinen Samen hat, sondern der Mann,
hier aber der Sohn als Same der Frau bezeichnet wird,
deutet das daraufhin, dass Maria den Herrn ohne Samen
eines Mannes empfangen hat. Auch im zwölften Kapitel
der Offenbarung taucht die Frau wieder auf, im Kampf
mit der alten Schlange, sie ist Mutter des Messias bezeichnet,
diee Zeugen Jesu werden „Samen der Frau““ genannt.
Dass die Schlange auf dem Bauch kriechen soll und Staub
fressen, ist kein Biologieunterricht oder Zoologie.
Ich denke, es bedeutet, dass der satanische, antigöttliche Weg
der ist, am Boden zu kleben und Staub zu fressen,
das heißt, materialistisch und irdisch gesinnt sein,
ob es nun der marxistische Materialismus der Arbeit ist
oder der kapitalistische des Konsums und des Geldes.
Christlich leben heißt, nach dem Himmel streben,
den Geist so oft wie möglich zu Gott erheben.
Dann wandte Gott sich zur Frau: Ich werde dir
in der Schwangerschaft viel Mühe auferlegen.
Unter Schmerzen wirst du deine Kinder zur Welt bringen.
Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, aber er
wird dein Herr sein! Zu Adam sagte er: Statt auf mich hast du
auf deine Frau gehört und von den Früchten gegessen,
die ich euch ausdrücklich verboten hatte. Deinetwegen
soll der Ackerboden verflucht sein! Dein ganzes Leben lang
wirst du dich abmühen, um dich von seinem Ertrag
zu ernähren. Du bist auf ihn angewiesen, um etwas
zu essen zu haben, aber er wird immer wieder
mit Dornen und Disteln übersät sein. Du wirst dir dein Brot
mit Schweiß verdienen müssen, bis du stirbst. Dann wirst du
zum Erdboden zurückkehren, von dem ich dich genommen habe.
Denn du bist Staub, und zu Staub musst du wieder werden!
Die Folge der Sünde ist für die Frauen: Sie werden
den Männern untergeordnet sein, sie werden
unter Schmerzen Kinder gebären. Die Ordnung
von Mann und Frau war im Paradies Gleichberechtigung,
die Herrschaft der Männer über die Frauen ist Folge der Sünde.
In einer Ehe von Erlösten soll es keine Herrschaftsverhältnisse
geben, sondern wie Paulus sagt: Einer diene dem andern.
Wenn die Frauenbewegung Gleichberechtigung
von Mann und Frau anstrebt, sollte sie nach Christus
und der Heiligkeit streben. Stattdessen hat die Frauenbewegung
die Mutterschaft verächtlich gemacht, man hat
die Abtreibung gefördert, man will die Vermännlichung
der Frau und die Verweiblichung des Mannes,
man fördert Homosexualität bei Männern und Frauen,
einige wollen die Herrschaft der Frauen über die Männer,
andere lehnen Christus und den christlichen Glauben
als patriarchalische Religion ab und fördern wieder
die Verehrung der Natur als Muttergöttin. Das bleibt alles
im Bereich der Sünde, das stiftet nicht Friede
zwischen Mann und Frau, das setzt an die Stelle
des Klassenkampfes nun den Geschlechterkrieg.
Friede zwischen Mann und Frau kommt nur von Christus,
wie Paulus sagt: Im Reich Christi gilt nicht mehr
Mann oder Frau, sondern sie sind alle eins in Christus.
Die Folge der Sünde für den Mann ist der Fluch der Arbeit.
Mein evangelikaler Freund kann ein Lied davon singen:
Fünf Tage Berufsarbeit, quasi von sieben Uhr morgens
bis sieben Uhr abends, am Wochenende Renovierungen
am oder im Haus, Fahrräder von Frau und Kindern reparieren,
den eigenen Garten und den der Schwiegermutter beackern.
Das heißt, sein Brot im Schweiß des Angesichts verdienen.
Nun, die Kultivierung der Erde war ein Auftrag an Adam
schon im Paradies, die Arbeit kommt von Gott,
Gott ist selbst ein Arbeiter, ein Baumeister des Universums,
ein Töpfer, Jesus hat als Zimmermann oder Handwerker
oder Tischler oder Architekt gearbeitet und sich Fischer
als Jünger erwählt. Die Arbeit ist an sich gut,
sie zeigt die Kreativität des Menschen (nicht nur des Mannes,
auch der Frau), Kreativität des Menschen macht ihn
auch zum Ebenbild des Schöpfers (creator).
Nur in der Sünde wird die Arbeit vom Segen zum Fluch.
Und wie ist das im Reich Christi, wie sollen die Erlösten
ihre Arbeit betrachten? Männer und Frauen sollen
zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen arbeiten,
ihre Arbeit ist ein Gottesdienst. Die Mühsal bleibt ja,
aber sie kann von den Christen als ihr Kreuz
angenommen werden. Wer die täglichen Mühseligkeiten
geduldig als sein Kreuz annimmt, verbindet sein Kreuz
mit dem erlösenden Kreuz Christi, und kann so die Erlösung
von Christus in die gegenwärtige Welt einfließen lassen
und zur Rettung von verstockten Sündern beitragen.
(Aber das ist schon Mystik, Protestanten verstehen das nicht.)
Der Mensch ist vom Staub genommen und wird
wieder zu Staub werden. Adam ist genommen von Adama,
der Mutter Erde. Jesus Sirach sagt: Am Ende kehren wir alle
zur Erde zurück, der Mutter aller Lebenden.
Oder es heißt: Asche zu Asche. In der katholischen Kirche
wird dieser Satz am jährlichen Aschermittwoch zitiert.
Der Karneval („Fleisch ade“) ist beendet, nun beginnt
die vierzigtägige Fastenzeit bis Ostern. Am Anfang
der Fastenzeit, am Aschermittwoch, zitiert die Liturgie
diesen Vers: Von Staub bist du genommen und zu Staub
sollst du werden. So lehrt Gott uns, demütig zu sein.
Demut heißt auf lateinisch humilitas, da steckt das Wort
Humus drin. Was spielen wir uns denn so groß
vor Gott auf, wir, die wir nur aus Wasserstoff bestehen?
Adam gab seiner Frau den Namen Eva (Leben),
denn sie sollte die Stammmutter aller Menschen werden.
Eva oder hebräisch Chawwa oder Hevva (Eva
ist die lateinische Form), das kommt vom Wort für Leben.
Die Frau ist mit dem Leben verbunden. Im Gegensatz
zum Mann kann sie neun Monate lang menschliches Leben
in ihrem Schoß heranreifen lassen, sie wird so
zur Mitschöpferin mit dem Schöpfer, und ihr Schoß
wird zum Allerheiligsten, wie eine christliche
Philosophin sagte. Wie eine andere christliche Philosophin
sagte, interessieren sich die Männer eher für tote Dinge
(Technik, Ideologien, Theorien), Frauen mehr
für das Lebendige (Menschen, Tiere, Blumen).
Wie pervers, wenn der Schoß der Frau, von Gott geschaffen
als Heiligtum neuen Lebens, zur Hinrichtungsstätte
für die Leibesfrucht wird. Das ist nicht Frauenbefreiung,
das heißt, die Frau von der Mutter der Lebenden
zu einer Kindermörderin zu degradieren.
Das ist zutiefst frauenfeindlich, kinderfeindlich,
lebensfeindlich. Die Katholiken haben den Namen Evas,
Mutter aller Lebenden, auf die Gottesmutter übertragen.
Die neuheidnischen Feministinnen sagen: Eva war
ursprünglich die hebräische Muttergöttin Chawwa,
bis sie von Moses zum dummen Weibchen Eva
degradiert worden sei. Gott, der Herr, machte
für die beiden Kleider aus Fell und legte sie ihnen an.
Dann sagte er: Nun ist der Mensch geworden wie wir,
weil er Gut und Böse erkennen kann. Auf keinen Fall
darf er noch einmal zugreifen und auch noch
von dem Baum essen, dessen Frucht Leben schenkt,
sonst lebt er ewig! Wenn man mal die ganze Bibel durchgeht,
sieht man von Moses übers Johannesevangelium
bis zur Apokalypse die Rede vom Lamm, dem Sühneopfer,
oder Jesus. So geh ich mal davon aus, dass der Herr
den beiden nackten Sündern ein Kleid
aus Lammfell machte. Denn es geht darum,
die Nacktheit der Sünde mit dem Lamm Gottes,
mit Christi Gnade zu bedecken. In der Kirche,
in der getauft wird, bekommen die Täuflinge
ein weißes Kleid, Symbol daür, dass sie nun die Gnade
Christi angezogen haben, die Gnade des Lammes Gottes,
das heißt, die Gnade des Gekreuzigten
bedeckt die Nacktheit unserer Sünde.
Der Mensch definiert nun selbst, was gut und böse ist.
Er kümmert sich nicht mehr um Gottes Gebote,
sondern ist frei von Gott, emanzipiert und autonom.
Emanzipiert, das Wort stammt aus der römischen
Sklavengesellschaft, ein frei gewordener Sklave
war emanzipiert. Wir haben uns von Gott emanzipiert,
sind unsere eigenen Herren geworden. So sagte mir einmal
eine Frau: Ihr Christen seid ja nicht frei,
ihr seid ja Sklaven Gottes. Autonom, so nennen sich
linksradikalen Anarchisten, autonom bedeutet:
sich selbst sein eigenes Gesetz machen. Es gilt nicht mehr
Gottes Gesetz, sondern der Mensch macht sein eigenes Gesetz.
Das kann nun das Gesetz einer Partei sein oder auch
das Gesetz des Individualisten. Dass der Sünder
nun nicht auch noch ewig lebe… ein katholischer
Psychiater sagte: In Japan hat man Würmer gefunden,
wenn man sich nur von diesen Würmern ernährt,
kann man 150 Jahre alt werden. Aber für einen guten
Katholiken, der Wiener Schnitzel und Brathähnchen liebt,
ist die Vorstellung, sich nur noch von Würmern zu ernähren
und dann noch nicht mal sterben zu dürfen,
die exakte Definition der Hölle. Der Baum des Lebens.
Er ist nicht für immer verboten. Das Holz des Kreuzes,
das ist der Baum des ewigen Lebens, und Christi
Fleisch und Blut sind die Früchte des ewigen Lebens,
und wer die isst, der hat das ewige Leben, wie Jesus
im 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums sagt.
Angebetet sei Christus im Allerheiligsten Sakrament!