DIE GENESIS-SAGA


VON TORSTEN SCHWANKE



ERSTER TEIL

DIE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE


Genesis ist das erste Buch Moses, Exodus das zweite, 

Levitikus das dritte, Numeri das vierte, Deuteronomium 

das fünfte. In protestantischen Bibeln wird einfach 

1 Mose, 2 Mose usw. gesagt, die katholischen Bibeln 


haben die griechischen Namen Genesis usw. beibehalten. 

Alle fünf Bücher Mose nennen die Juden die Torah. 

Das wird auf deutsch meistens mit Gesetz wiedergegeben, 

aber die Juden sagen, man übersetzt es besser mit Weisung. 


Auf griechisch heißt die Torah Pentateuch. Wenn ihr 

im neuen Testament von den Sadduzäern lest, könnt ihr wissen,

dass die Sadduzäer vom alten Testament nur 

die fünf Bücher Moses als Gottes Wort akzeptierten. 


Die Pharisäer anerkennen auch den Rest der hebräischen Bibel. 

Ja, der Kanon der hebräischen Bibel ist erst 

im 6. Jahrhundert nach Christus von den Pharisäern 

definiert worden, und zwar nach Ausschluss der Christen.


Im Altertum und Mittelalter hielt man den historischen Mose 

für den Autor der Torah. Auch im Neuen Testament heißt es, 

auch aus dem Mund Jesu: Mose erlaubte.. oder: Mose gab euch…

Nun kommen wir ins 17. Jahrhundert nach Amsterdam. 


Dort lebte ein jüdischer Philosoph namens Baruch Spinoza.

Goethe nannte ihn später seinen Lieblingsphilosophen. 

Spinoza sagte: Gott ist alles, Gott ist die Welt. 

Er lehnte den jüdischen und christlichen Gott ab, 


der sich von der Welt unterscheidet. Die jüdische Gemeinde 

hatte damals den Spinoza verflucht und alle, die ihn studieren,

verflucht und aus der Synagoge ausgeschlossen. 

Die evangelisch-reformierte Kirche verwarf ihn auch. 


Seine Bücher standen in der katholischen Kirche 

auf der Liste der verbotenen Bücher (solche Listen 

gibt es heute nicht mehr). Und dieser Spinoza war der erste, 

der zu beweisen versuchte, dass die fünf Bücher Moses 


nicht von Mose geschrieben wurden. Im 19. Jahrhundert 

entstand in Europa die historische Bibelkritik. Deutschland 

war da wieder federführend. In der Bibelkritik 

des 19. und 20. Jahrhunderts bildete sich die Ansicht heraus, 


dass die fünf Bücher Mose von verschiedenen Autoren 

und Autorengruppen zwischen dem 9. und 6. Jahrhundert 

vor Christus geschrieben oder nach älteren Quellen

zusammengestellt wurden. Man unterscheidet da 


vier Gruppen: den Elohisten (der den Gottesnamen Elohim

verwendet), den Jahwisten (der Jahwe verwendet), 

den Deuteronomisten und die Priesterschrift.

Ich hörte allerdings, dass diese Theorie von den vier Quellen 


in der allerneusten Bibelkritik schon wieder verworfen wird. 

Es gibt auch evangelikale Theologen, die die Evolution 

und den Urknall und die Bibelkritik ablehnen, die versuchen, 

aus der Bibel zu beweisen, dass Moses tatsächlich allein 


diese fünf Bücher geschrieben hat. Ich kann die Frage 

nicht entscheiden. Für uns genügt es zu wissen, 

dass die fünf Bücher Moses im hebräischen und katholischen 

und protestantischen Kanon überall identisch sind 


und überall als Gottes Wort und Offenbarung gelten, 

als vom Heiligen Geist eingegeben. Einig sind sich aber alle, 

dass der schriftlichen Fixierung der Torah 

die lange mündliche Überlieferung vorausgegangen ist.


Nun wird in der weltlichen Wissenschaft der Schöpfungsbericht

aus Genesis 1 gerne lächerlich gemacht, da man meint, 

er passe nicht mit der modernen naturwissenschaftlichen 

Theorie der Weltentstehung zusammen. Einige 


evangelikale Fundamentalisten lehnen darum die Theorien 

vom Urknall und der Evolution ab. Es gibt aber auch andere

Evangelikale. In der katholischen Kirche ist die 

von einem katholischen Priester entwickelte Theorie 


vom Urknall vom Papst begeistert begrüßt worden. 

Der Erfinder musste den Papst sogar bremsen, indem er sagte: 

Der Urknall oder big bang ist keine göttliche Offenbarung,

sondern einfach die heute wahrscheinlichste Theorie, 


aber die Wissenschaft entwickelt sich ja weiter. 

Wenn euch nun die Frage besonders interessiert, 

wie das Buch Genesis und die Naturwissenschaft 

zusammen passen, muss ich euch bitten, woanders zu forschen.


Ich habe schon im Gymnasium in Biologie, Chemie und Physik

immer die allerschlechtesten Noten gehabt.

Ein Theologe sagte einmal: die Schöpfungsgeschichte 

und die Paradieserzählung sind so einfach, so naiv dargestellt,


dass jedes Kind sie verstehen kann, aber sie haben 

eine theologische und philosophische Tiefe, 

dass die klügsten Geister der Welt sich daran zu Tode grübeln.

Ich werde nun die Schöpfungsgeschichte 


und die Paradiesgeschichte vor allem religionsgeschichtlich

auslegen, ich erzähle also von jüdischen Überlieferungen 

und von antiken heidnischen Parallelen und von modernen

Auslegungen und so manchem Mythos, 


der sich um die Urgeschichte der Menschheit rankt. 

Wenn ich etwas Naturwissenschaftliches erwähne, müsst ihr

bedenken, dass ich da nicht eigentlich kompetent bin.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Noch war die Erde leer


und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte,

aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes. 

Da sprach Gott: Licht soll entstehen! und sogleich strahlte 

Licht auf. Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht 


von der Dunkelheit und nannte das Licht Tag 

und die Dunkelheit Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen:

Der erste Tag war vergangen. Und Gott befahl: Im Wasser 

soll sich ein Gewölbe bilden, das die Wassermassen 


voneinander trennt! So geschah es: Er machte ein Gewölbe 

und trennte damit das Wasser darüber von dem Wasser, 

das die Erde bedeckte. Das Gewölbe nannte er Himmel. 

Es wurde Abend und wieder Morgen: Der zweite Tag. 


Dann sprach Gott: Die Wassermassen auf der Erde 

sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!

So geschah es. Gott nannte das trockene Land Erde 

und das Wasser Meer. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut.


Und Gott sprach: Auf der Erde soll es grünen und blühen: 

Alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen wachsen 

und ihre Samen und Früchte tragen! So geschah es. 

Die Erde brachte Pflanzen und Bäume 


in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an, 

was er geschaffen hatte: Es war gut. Es wurde Abend 

und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen. 

Da befahl Gott: Am Himmel sollen Lichter entstehen, 


die den Tag und die Nacht voneinander trennen 

und nach denen man die Jahreszeiten und auch die Tage 

und Jahre bestimmen kann! Sie sollen die Erde erhellen. 

Und so geschah es. Gott schuf zwei große Lichter, 


die Sonne für den Tag und den Mond für die Nacht, 

dazu alle Sterne. Er setzte diese Lichter an den Himmel, 

um die Erde zu erhellen, Tag und Nacht zu bestimmen 

und Licht und Finsternis zu unterscheiden. Und Gott sah, 


dass es gut war. Wieder wurde es Abend und Morgen: 

Der vierte Tag war vergangen. Dann sprach Gott: 

Im Wasser soll es von Leben wimmeln, und Vogelschwärme 

sollen am Himmel fliegen! Er schuf die gewaltigen Seetiere 


und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln, 

dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln. Gott sah, 

dass es gut war. Er segnete sie und sagte: Vermehrt euch 

und füllt die Meere, und auch ihr Vögel, vermehrt euch 


auf der Erde! Es wurde Abend und wieder Morgen: 

Der fünfte Tag war vergangen. Darauf befahl er: 

Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh, 

wilde Tiere und Kriechtiere! So geschah es. 


Gott schuf alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren.

Wieder sah er sich alles an, und es war gut. Dann sagte Gott:

Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, 

das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: 


über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.

So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, 

als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. 

Er segnete sie und sprach: Vermehrt euch, bevölkert die Erde 


und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben 

über alle Tiere: über die Fische, die Vögel 

und alle anderen Tiere auf der Erde! Dann sagte er: 

Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen, die Samen tragen,


und die Früchte, die überall an den Bäumen wachsen; 

aber die Vögel und Landtiere sollen Gras und Blätter fressen. 

Und so geschah es. Schließlich betrachtete Gott alles, 

was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Es wurde Abend 


und wieder Morgen: Der sechste Tag war vergangen.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Also 

die Schöpfungsgeschichte beginnt mit dem ersten Buchstaben A –

Am Anfang. Das scheint richtig, dass die Weltentstehung 


und die ganze Bibel mit dem Buchstaben A beginnt, 

nicht wahr? Aber nicht so im Hebräischen. Das erste Wort 

(am Anfang) lautet auf hebräisch Bereshit. 

Im Hebräischen werden auch die fünf Bücher Moses 


jeweils nach dem ersten Wort benannt, also unsere Genesis 

heißt da Bereshit. Nun dachten die Juden darüber nach, 

warum die Bibel nicht mit dem Buchstaben A 

(hebräisch aleph, das bedeutet Lamm), sondern 


mit dem Buchstaben B beginnt (bereshit). 

Der hebräische Buchstabe B heißt Beth und bedeutet Haus, 

wie in Beth-Lechem (Haus des Brotes) oder wer es lieber hat,

Beth-Eden (Freudenhaus). Warum beginnt also die Bibel mit B?


Die Juden sagen: Die schriftliche Bibel als Buch 

in Menschensprache beginnt mit B, aber es gibt bei Gott 

die ursprüngliche Bibel, rein geistig, die beginnt 

mit dem Buchstaben A. Einen ähnlichen Gedanken 


kennen die Muslime auch, wie ihr wisst, sehen sie den Koran 

als Wort Gottes an (und zwar nur auf arabisch, 

Übersetzungen gelten nicht), aber bei Allah gibt es 

den rein geistigen Koran, das Urbild, „die Mutter des Buches“.


Der Schöpfungsbericht beginnt also mit dem Wort Bereshit, 

das heißt: am Anfang, oder auch, im Anfang. Die Juden 

sagen nun, das bedeutet nicht nur einen zeitlichen Anfang.

Sondern das bedeutet mehr, das bedeutet: im Ur-Prinzip 


schuf Gott Himmel und Erde. Und die Juden sagen: 

dieses Urprinzip ist die Weisheit Gottes (oder auch 

die Jungfrau Torah). Es heißt an verschiedenen Stellen 

der Bibel, dass Gott die Welt in seiner Weisheit schuf. 


Das können wir Christen auch glauben. Denn das erinnert 

an den Anfang des Johannes-Evangeliums: Am Anfang 

war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.

Und im Wort ist alles geschaffen. Dieses Bereshit also, 


das ist die Weisheit Gottes oder das Wort Gottes, 

und das ist Jesus. Ja, in Christus, dem Wort Gottes, 

hat Gott die Welt geschaffen. Im Anfang schuf Gott... 

Das hebräische Wort für „schaffen“ wird in der ganzen Bibel 


nur von Gott ausgesagt. Der Mensch bildet oder macht 

oder baut oder gestaltet, aber nur Gott schafft. 

Im Deutschen verwischen sich die Begriffe. Man spricht 

zum Beispiel von Leonardo da Vinci als dem Schöpfer 


der Mona Lisa oder Beethoven, als der die Neunte Symphonie

schuf. Im Hebräischen geht das gar nicht. Ein Mensch 

kann nur schon Vorhandenes neu gestalten, also muss Mona Lisa

mit ihrem Lächeln da sein und Leinwand und Pinsel und Farbe,


aber Gott ruft aus dem Nichts ins Dasein, das kann nur Gott. 

In der Spätschrift zum Alten Testament, den Makkabäern, 

findet sich erstmals der Ausdruck, dass Gott aus dem Nichts schuf.

Das nennt man auf lateinisch Creator ex nihilo – 


Schöpfer aus dem Nichts. Ich entlasse euch mit der Frage 

eines russischen orthodoxen Philosophen, der fragte: 

Aber was ist das Nichts? Darüber grübelt bitte 

vorm Schlafengehen nach: Was ist das Nichts?


Am Anfang schuf Gott... Das hebräische Wort, 

das im deutschen mit Gott wiedergegeben wird, heißt Elohim. 

Das ist ein Wort im Plural. Man müsste also sagen: Gottheiten. 

Für uns Christen weist der Plural darauf hin, dass Gott 


nicht nur eine Person, sondern drei Personen ist. Die Einzahl 

heißt El, das wird in der Bibel auch oft verwandt 

und auch immer mit Gott übersetzt. Jesus rief am Kreuz: 

Eli, Eli, lama sabachthani! Mein Gott, mein Gott, 


warum hast du mich verlassen! Jesus nennt also den Vater 

auch El. El war aber auch der Name des höchsten Gottes 

bei den Kanaanitern, sein Sohn war der berüchtigte Baal, 

und seine Gemahlin die Fruchtbarkeitsgöttin Aschera. 


Im Buch Genesis begegnet dem Abraham 

der Priester Melchisedek mit Brot und Wein, 

der war ein heidnischen Priester des El. 

El wird auch oft zusammengestellt mit anderen Namen, 


El Elyon (der Allerhöchste) oder El Shaddai (der Allmächtige). 

Es taucht aber auch in der Bibel die Form Eloah auf. 

Eloah war in der pietistischen Poesie des 19. Jahrhunderts 

ein Name für den Erzengel Michael. Die feministische Theologie


sagt aber: Elohim ist Plural – Gottheiten, El 

ist männlicher Singular – der Gott, und Eloah 

ist weiblicher Singular – die Göttin. Wenn man allerdings 

in einem deutschen alten Testament das Wort Göttin ließt 


(etwa: Salomo baute einen Altar für Astarte, die Göttin 

von Sidon), dann steht da auch Elohim. Elohim wird also auch 

für Göttin verwendet. Ein Priester sagte mir, das Hebräische 

hat einen ganz eigenen Artikel für Gott, sie sagen nicht 


der Gott und nicht die Gott und nicht das Gott, sondern Gott 

hat als einziger einen ganz eigenen Artikel, den man 

im deutschen nicht wiedergeben kann. In der Bibel 

von Martin Buber wird Gott oft einfach nur ER genannt.


Feministinnen stören sich daran und sagen: Als Gott 

den Mann schuf, übte Sie erst.. oder: Trust in God, 

She will provide! Gott ist jenseits der geschöpflichen 

Aufspaltung in männlich und weiblich, es sind nur Bilder, 


wenn wir sagen: Gott ist wie ein fürsorgender Vater 

oder eine tröstende Mutter. Gott ist kein Mann, 

er hat keinen Bart und auch keinen Penis. Im Deutschen 

das Wort Gott kommt aus der indo-germanischen Sprache 


und war ein Name für den höchsten Donnergott der Arier. 

Meister Eeckart, der Mystiker aus dem Mittelalter, sagte: 

Das hat Gott von den Menschen, dass er Gott heißt.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Achtung! 

Mit Himmel ist nicht der Wolkenhimmel oder nicht einmal 

das Weltall gemeint, und mit Erde nicht unser blauer Planet,

sondern, wie es im großen Glaubensbekenntnis heißt: 


Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren und der sichtbaren Welt. 

Im Englischen unterscheidet man zwischen sky 

(der sichtbare Himmel) und heaven (das unsichtbare Reich

Gottes). Gott schuf die unsichtbare Welt, das sind 


die himmlischen Geister, auch Engel genannt, die rein geistig sind,

nicht körperlich, geschaffene Wesen, weder männlich 

noch weiblich. Und Gott schuf die sichtbare Welt, 

also das ganze materielle Universum, mit allen 


schwarzen Löchern, dunkler Materie, dunkler Energie, 

Galaxien und dem Planeten Erde. Materie 

heißt auf griechisch hyle, das bedeutet Holz. Zu sagen: 

Ich glaube nur an das, was ich sehen kann, ist dumm, 


denn nur materielle Dinge kann man sehen, 

geistige Wirklichkeiten kann man nicht sehen. Den Wind 

kann man ja auch nicht sehen. Und im hebräischen heißt Geist

Ruach, das bedeutet auch Wind oder auch Atem. 


Und die Liebe deines Ehepartners kannst du auch nicht sehen.

Nur kurz erwähnen möchte ich den syrischen Theologen

Dionysius Areopagita aus dem 5. Jahrhundert, man nennt ihn auch

den „Vater der abendländischen Mystik“, er hat 


in seiner Schrift „von der himmlischen Hierarchie“ 

sehr genau die biblische Offenbarung über die Engel 

untersucht, das beste Buch über Engel, das es gibt. 

Er stellt die Engel zu neun „Chören“ zusammen:


Dionysius Areopagita teilte die neun Ordnungen der Engel 

in drei hierarchische Stufen ein: Erste (oberste) Hierarchie:

Throne, Seraphim, Cherubim. Zweite Hierarchie:

Herrschaften, Mächte, Gewalten. Dritte Hierarchie:


Fürstentümer, Erzengel, Engel. Die Throne sind Gott so nah, 

dass man sie fast Götter nennen kann. Die Seraphim 

und Cherubim werden mit sechs Flügeln dargestellt, 

Seraphim heißt „die Brennenden“ und sind die Engel der Liebe,


Cherubim sind die Engel der Weisheit. Erzengel 

sind in der Bibel drei namentlich erwähnt: Michael 

(in Daniel, Offenbarung), Raphael (in Tobit) und Gabriel 

(in Daniel, Lukas). Die „Engel“ sind die Schutzengel 


jedes Menschen, aber Schutzengel heißen sie nicht, 

weil sie uns im Straßenverkehr schützen, sondern 

weil sie um unser ewiges Seelenheil besorgt sind.

Im 20. Jahrhundert entwickelte ein katholischer Priester, 


ein Jesuit, die Theorie vom Urknall. Big bang nannte man sie

damals verspottend. Denn damals war das Argument 

gegen den Schöpferglauben der Christen, dass die Welt 

keinen Anfang habe. Big bang sagte nun: die Welt 


hat einen Anfang. Papst Pius XII war begeistert. Heute 

wird die big bang theory gegen den Schöpfer verwandt, 

indem man sagt: die Natur hat sich selbst erschaffen. 

Aber das ist dummes Zeug, etwas, das nicht existiert, 


kann sich nicht selbst erschaffen. Der Urknall 

muss eine Ursache haben, und die Ursache kann nur 

ein ewiges Wesen sein, das wir Gott nennen.

Es ist religionsgeschichtlich gar nicht so selbstverständlich, 


zu glauben, dass die Welt einen Anfang hat. Im Hinduismus 

gibt es drei höchste Götter: Brahma erschafft die Welt, 

Vishnu erhält die Welt und Shiva zerstört die Welt. 

Aber dann beginnt Brahma wieder zu schaffen 


und immer so weiter, das ist ein ewiger Zyklus, 

da gibt es eigentlich keinen absoluten Anfang.

Auch der große griechische Philosoph Aristoteles 

im 3. Jahrhundert vor Christus sagte: Die Materie ist ewig, 


sie war schon immer da. Später kam die Lehre 

des Aristoteles nach Arabien und arabische Philosophen

behaupteten, die Materie sei ewig, die muslimischen Theologen

sagten, das widerspricht dem Koran. Über Arabien 


kam Aristoteles ins europäische Mittelalter. Die katholische

Philosophie des Mittelalters lehnte aber eine ewige Materie ab. 

Im 16. Jahrhundert behauptete dann wieder Giordano Bruno, 

die Materie sei ewig. Auf Giordano Bruno beruft sich heute 


die Giordano-Bruno-Stiftung, da tragen hübsche junge Mädchen

T-Shirts, auf denen über den Brüsten steht: Es gibt keinen Gott...

Soweit zum ersten Vers… Nun zum zweiten Vers: 

Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt.


Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte 

der Geist Gottes. Luther sagt: Die Erde war wüst und leer. 

Das heißt auf hebräisch Tohu-wa-bohu. Ihr wisst ja: 

die Stube des Dichters ist das reinste Tohuwabohu! 


Man darf es nicht als einen physikalischen Tatsachenbericht

verstehen. Die Physik 2000 Jahre vor Christus war eine andere 

als 2000 Jahre nach Christus, und auch Mose 

war kein Augenzeuge. Wir würden heute vielleicht 


vom Chaos sprechen. Ihr kennt ja die Chaostheorie, 

die besagt, wenn die Hausfrau nicht täglich aufräumt, 

versinkt das Haus im Chaos. Näheres über die Chaostheorie

erfragt bitte bei den Wissenschaftlern. Also: am Anfang 


war das Chaos. Das hebräische Wort Tohuwabohu 

leiten die feministischen Theologinnen vom babylonischen Wort

Tiamat ab. Tiamat ist ein Begriff aus dem babylonischen

Schöpfungsmythos. Die Theologen sagen, dass der biblische


Schöpfungsbericht eine jüdische Umarbeitung 

des babylonischen Schöpfungsberichts ist. Übrigens 

hatten die Babylonier auch Mythen über das Paradies 

und die Sintflut. Im babylonischen Schöpfungsgedicht 


ist Tiamat die Muttergöttin des Urmeeres. Vom Himmel 

kommt Marduk, der Hauptgott der Babylonier, 

er war der Sohn des himmlischen Vaters Anu. Marduk 

durchbohrte mit einer Lanze den Leib der Muttergöttin Tiamat 


und tötete sie. Aus ihrem toten Leib, den er zerteilte, 

bildete er das Weltall. Die Augen wurden zu Sternen, 

die Brüste zu Bergen, die Haare zu Wolken, die Adern 

zu Flüssen. Aus dieser Muttergöttin des Urmeeres Tiamat 


soll nun also das hebräische Urchaos Tohuwabohu geworden sein.

Die Hebräer waren aber Gentlemen: Die Mutter Tohuwabohu

wurde nicht von Gott mit einer Lanze durchbohrt, 

sondern vom Heiligen Geist wie von einer Taube ausgebrütet.


Übrigens sagen die heidnischen Feministinnen, 

dass Tiamat ursprünglich die schöpferische Muttergöttin war 

in einer mutterrechtlichen Steinzeitgesellschaft. 

Dass sie von Marduk vergewaltigt wurde, weise 


auf einen gesellschaftlichen Wandel hin 

von einer mutterrechtlichen zu einer vaterrechtlichen 

Gesellschaft in Babylonien. Vom Urchaos sprechen auch 

die alten Griechen, lange vor Sokrates lebte 


der Dichter-Philosoph Orpheus, der halb mythologisch 

und halb philosophisch dachte und die Entstehung des Kosmos

aus dem Urchaos ableitete. Die Griechen stellten sich 

die Schöpfung auch so vor: Am Anfang tanzte die Göttin 


der Nacht mit dem Wind in Gestalt einer Schlange, 

und der Wind zeugte mit der Göttin das Welt-Ei. 

In dem Welt-Ei lebte der Liebesgott Eros. 

Aus dem Welt-Ei entwickelte sich der Kosmos.


Im 11. Jahrhundert schrieb auch die deutsche Prophetin

Hildegard von Bingen, dass Gott am Anfang 

einen Ur-Keim geschaffen habe, in dem die ganze Schöpfung

schon gegenwärtig war, und es war in dem Urkeim 


auch die Intelligenz Gottes, die genau bestimmte, 

wann und wo und wie sich die einzelnen Gestalten 

des Kosmos entwickeln sollten. Mich erinnern das Welt-Ei 

des Orpheus und der Urkeim der heiligen Hildegard 


an den big bang, da ja auch ein Ball voller Energie 

geschaffen wird, in dem die ganze Energie des Universums steckt,

die sich dann in Jahrmillionen der Evolution entfaltet. 

Nun war im Welt-Ei der göttliche Eros, im Urkeim 


der heiligen Hildegard war die göttliche Intelligenz. 

Und im zwanzigsten Jahrhundert sagte der Jesuit 

Pierre Teilhard de Chardin, dass Christus in der Evolution 

tätig sei, darum nannte er Christus den „Evolutionator“.


Die Bibel malt uns am Anfang des alten Testaments 

das Bild eines chaotischen Urmeeres mit der brütenden Taube 

des Heiligen Geistes darüber. Im Mittelalter theologisierte 

man ja in lateinischer Sprache. Und da heißen die „Meere“ 


auf lateinisch „maria“. Bei dem Bild von Maria 

und dem befruchtenden Heiligen Geist über ihr 

dachten die Theologen an die Menschwerdung Jesu. 

Sie sahen hier schon prophezeit, dass der Heilige Geist 


Maria überschatten und in ihrem Schoß den Menschen Jesus

zeugen wird. Sie sahen im Anfang des Alten Testaments 

schon den Anfang des Neuen Testaments. Sie sahen 

in der Schöpfung des Kosmos schon Jesus, den Anbeginn 


des Gottmenschentums, wie Paulus sagt: Wer in Christus ist, 

der ist eine Neue Kreatur. Der Geist Gottes schwebt 

über dem Wasser. Als Jesus bei seiner Taufe aus dem Wasser 

des Jordan steigt, schwebt der Geist wie eine Taube auf ihn herab.


So können wir uns hier den Geist wie eine Taube vorstellen, 

die über dem Wasser schwebt, die das Chaos ausbrütet. 

Wie bekannt ist der heilige Geist im Hebräischen weiblich, 

die Ruach ha-kadosch. Auch im Syrischen. 


Es gibt ein apokryphes Evangelium, ich meine, es ist 

das Hebräer-Evangelium, da Jesus die Ruach seine Mutter nennt.

Im Griechischen heißt es das pneuma, im lateinischen 

der spiritus sanctus, im Deutschen der Heilige Geist. 


Allerdings versuchen die Frauen des evangelischen Feminismus

die Weiblichkeit der Ruach durch Worte wie die heilige Geistkraft

oder die heilige Geistin zu erhalten. Ich hörte selbst 

evangelische Frauen zur heiligen Geistin beten. 


Selbstverständlich ist der Heilige Geist als Gott 

weder weiblich noch männlich. Es gibt aber auch keinen Grund

für konservative Katholiken auf der Vaterschaft 

des Heiligen Geistes zu bestehen, da Ruach im Hebräischen 


nun einmal feminin ist. Der Geist ist eben göttlich, 

rein geistig, wird in der Bibel mit Wind, Wasser 

und Feuer verglichen. Wir sehen also, wie der Heilige Geist 

über dem Urchaos schwebt als geistiges Wesen 


und einen geordneten Kosmos hervorbringt. Es ist 

die geistige Kraft Gottes, die aus dem Chaos der Urmaterie 

einen schönen Kosmos formt. Das griechische Wort Kosmos 

für Welt oder Weltall bedeutet Schmuck. Es ist mit dem Wort


Kosmetik verwandt. Die Griechen fanden eben das Weltall schön.

Dass der Heilige Geist Chaos in Schönheit verwandelt, 

das kann man auch im spirituellen Leben feststellen. 

Wo der Heilige Geist in einer Seele wirkt, da wird 


aus dem Chaos von Gedanken und Gefühlen mehr und mehr 

die Schönheit eines heiligen Lebens. Die Griechen 

dachten sich den Kosmos als einen großen Körper. 

Der Kosmos war der Makrokosmos und der Mensch 


war der Mikrokosmos. Und wie im Menschen der Körper 

durch eine Seele lebendig ist, so dachten die Griechen, 

dass auch der Kosmos eine belebende Seele habe, 

die Weltseele. Die Kirchenväter im 4. Jahrhundert 


hielten sehr viel von den griechischen Philosophen, 

besonders von Platon. Sie sagten: Die Idee einer Weltseele 

ist ein interessanter Gedanke, aber er findet sich nicht in der Bibel.

Einige sahen in der Weltseele den Heiligen Geist.


Goethe lässt seinen Doktor Faust das suchen, 

was die Welt im Innersten zusammenhält. Faust findet es nicht 

und schließt einen Pakt mit dem Teufel. Die Antwort 

findet sich aber in einem Kirchenlied aus dem Altertum, 


darin es heißt: Was die Welt im Innersten zusammenhält, 

das ist die Liebe Gottes. Es gibt auch eine moderne Variante, 

die stammte vom Sozialdemokraten Gerhard Schröder: 

was die Welt im Innersten zusammenhält, ist die Demokratie.


Die Weltseele ist nicht zu verwechseln mit 

dem sogenannten Weltgeist, dem Hauptbegriff der Philosophie 

des deutschen Philosophen Hegel aus dem 19. Jahrhundert. 

Er hat in seiner Jugend in Tübingen evangelische 


Theologie studiert. Er sagte: am Anfang war Gott 

der absolute Geist. Dann aber ist Gott das Gegenteil geworden,

nämlich die Welt. Nun muss Gott aus der Welt erlöst werden 

und wieder Gott werden, aber auch weiterhin die Welt umfassen.


Und Gott und Welt müssen zum vollkommenen Wesen werden,

zum Weltgeist. Das geschieht durch den denkenden Menschen, 

in der Kunst, in der Religion und am besten in der Philosophie.

Gott und Welt sind zum Weltgeist geworden im Kopf Hegels.


Nun, heute sagen viele: Ich finde Gott in der Natur. 

Und andere sagen: Für mich ist Gott die Welt. Oder: 

Was für dich Gott ist, das ist für mich die Natur. 

Das bleibt alles innerweltlich. Christen sagen dann gerne, 


sie glauben an einen überweltlichen Gott, der nicht 

mit der Wet identisch ist. Innerweltlich nennt man „Immanenz“

und überweltlich nennt man „Transzendenz“. Und viele Christen

glauben an einen Gott, der nur Transzendenz ist. Aber Gott ist


sowohl über der Welt, als auch in der Welt. Gottes Transzendenz,

sagt der katholische Katechismus, ist Gottes Vaterschaft, 

und Gottes Immanenz, das ist Gottes Mutterschaft. 

Die heilige Hildegard von Bingen sah im Innern der Natur 


die göttliche Liebe wirksam. Nun, wir haben Gottvater 

als Schöpfer kennengelernt. Wir haben erfahren, dass er 

durch sein Wort schafft, also Gott-Sohn, und wir sahen 

den Heiligen Geist wirksam. Vom Neuen Testament erleuchtet,


sehen wir in den ersten zwei Versen der Genesis 

den Schöpfungsakt der allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Der lateinische Hymnus Veni Creator Spiritus, 

von dem katholischen Mönch Hrabanus Maurus, 


dem Lehrer Germaniens aus dem 9. Jahrhundert:

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, besuch das Herz 

der Menschen dein, mit Gnaden sie füll, denn du weißt,

dass sie dein Geschöpfe sein. Denn du bist der Tröster genannt,


des Allerhöchsten Gabe teuer, eine geistliche Salbe 

an uns gewandt, ein lebender Brunnen, Liebe und Feuer.

Du bist mit Gaben siebenfaltig der Finger an Gottes 

rechter Hand; des Vaters Wort gibst du gar bald


mit Zungen in alle Lande.. Zünd uns ein Licht an im Verstand,

gib uns ins Herz der Liebe Inbrunst, das schwache Fleisch 

in uns, dir bekannt, erhalte fest deine Kraft und Gunst.

Des Feindes List treib von uns fern, den Frieden schaff 


bei uns deine Gnade, das wir deinem Leiten folgen gern

und meiden der Seelen Schaden. Lehre uns den Vater 

kennen wohl, dazu Jesus Christus, seinen Sohn,

dass wir des Glaubens werden voll, dich, beider Geist, 


zu verstehen. Gott Vater sei Lob und dem Sohn,

der von den Toten auferstand; dem Tröster sei dasselbe 

getan in Ewigkeit alle Stunden. Gesang der Geister 

über den Wassern: Des Menschen Seele gleicht dem Wasser:


Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder 

nieder zur Erde muss es, ewig wechselnd. Strömt von der hohen,

Steilen Felswand der reine Strahl, dann stäubt er lieblich

In Wolkenwellen zum glatten Fels, und leicht empfangen


Wallt er verschleiernd, leise rauschend zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen dem Sturz entgegen, schäumt er unmutig

Stufenweise zum Abgrund. Im flachen Bette schleicht er 

das Wiesental hin, und in dem glatten See weiden ihr Antlitz


Alle Gestirne. Wind ist der Welle lieblicher Buhler;

Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.

Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!

Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!


Da sprach Gott: Licht soll entstehen! und sogleich strahlte 

Licht auf. Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht 

von der Dunkelheit und nannte das Licht Tag 

und die Dunkelheit »Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen:


Der erste Tag war vergangen. Es werde Licht! Das heißt 

auf hebräisch: Jhehi Or! Auf Latein heißt es: Fiat lux! 

Fiat heißt: es werde, Fiat ist hier nicht die italienische Automarke.

Fiat Lux, das Neue Testament beginnt auch mit einem Fiat: 


Fiat mihi, sagt Maria zum Engel, mir geschehe, mir geschehe 

nach deinem Wort. Damit begann die Menschwerdung Gottes 

in Jesus. In meiner Kindheit pflegten wir zu sagen: 

Gott sprach, es werde Licht, doch Osram brannte nicht.


Wenn ihr das ganze Kapitel im Kopf hat, seht ihr, 

das erst das Licht, und Tage später erst Sonne, Mond und Sterne

geschaffen wurden. In einem Roman des großen 

russischen Schriftstellers Dostojewski wundert sich 


jemand darüber. Ich wunderte mich auch länger darüber. 

Mir sagte aber ein Doktor der Physik, dass in der Evolution 

das Licht eher da war als die Planeten und Sterne. 

Was aber Licht ist, sagte er, kann man nicht genau sagen. 


Nur wenn man Licht messen will, verhält es sich manchmal 

wie Wellen und manchmal wie Teilchen. Darüber mögen euch 

die Wissenschaftler mehr sagen. Wir sehen hier, wie Gott schafft:

Er spricht: es werde – und es wird. Er schafft durch Sprache. 


Er schafft durch sein Wort. Man kann auch sagen: Gott ruft 

die Dinge aus dem Nichts ins Sein. Und so auch unsere Seelen

sind im Augenblick unserer Empfängnis von Gott 

aus dem Nichts ins Sein gerufen. Gott hat dich gerufen. 


Ja, das ist unsere allererste Berufung: zu leben!

Dass Gott durch sein Wort schafft, ist speziell jüdisch 

und christlich. Es erinnert uns an den Anfang 

des Johannes-Evangeliums, dem Wort vom Logos, 


dem Wort Gottes, das ist Christus. Es gab allerdings 

auch in vorchristlicher Zeit eine Wort-Theologie 

im alten Ägypten, in Memphis, da man davon sprach, 

dass der Gott die Welt durch sein Wort geschaffen hat. 


Vielleicht hat Moses das in Ägypten gelernt, als die Tochter 

des Pharao ihn großzog. Im Allgemeinen kann man aber sagen,

dass die Schöpfungsmythen der heidnischen Völker 

des Altertums von Schöpfung durch Gebären und Zeugen 


der Götter und Göttinnen reden. In der Zeit, da man in Ägypten 

an den einzigen Sonnengott glaubte, sprach man davon, 

dass Amun onanierte, und aus seinem Samenerguss ward die Welt.

Aber eine Welt, die aus dem Samen eines Gottes ist 


oder von einer Göttin geboren wurde, die ist natürlich göttlich.

Dagegen in der Bibel die Schöpfung durch einen Willensakt

Gottes, da ist die Welt nicht göttlich, sondern Geschöpf.

Heutzutage glauben aber wieder immer mehr Menschen 


an die Göttlichkeit der Welt, sie beten zu Mutter Natur 

oder Mutter Erde, oder sie beten zur göttlichen Sonne.

Es entstand im ersten Jahrhundert nach Christus 

die griechische Philosophie von Plotin, die heutzutage 


in der Esoterik aufgegriffen wird. Bei Plotin 

bringt der höchste Gott den Geist hervor, der Geist fließt 

aus Gott hervor. Das nennt man Emanation, Ausfluss. 

Der Geist ist Ausfluss Gottes. Dann kommt die Weltseele 


als Ausfluss des Geistes. Dann kommen die Seelen 

der Menschen und die Natur als Ausfluss der Weltseele. 

Und so ist für die Esoteriker alles göttlich, sie beten 

zum Universum, sie beschwören die kosmische Energie 


und sie halten ihr Ich für ein Stück von Gott. In Indien 

hat der Schöpfergott Brahma die Welt geschaffen, 

indem er die heilige Ursilbe Om sang. Darum besteht 

die ganze Welt aus Om. Oder andere sagen: Gott Brahma 


schuf die Welt, indem er das heilige Saitenspiel, die Vina, spielte.

Oder andere sagen, dass der Gott Krishna die Welt schuf, 

indem er Flöte spielte. Können wir das denken, dass Gott 

die Welt schuf, indem er sein Amen aussprach? 


Oder hat Gott vielleicht die Welt geschaffen 

durch sein Saitenspiel, die Harfe? Ich kam darauf, 

als ich etwas über die strings-theory hörte. Mir erklärte 

ein Doktor der Physik diese Theorie so: 


In höheren Dimensionen als denen, die wir sehen 

und wahrnehmen können, schwingt etwas mal auf die Art 

und mal auf jene Art. Das was schwingt, wird Strings genannt

(also wie Saiten eines Musikinstrumentes). In neueren Theorien


wird das, was schwingt, Membrane genannt (also wie 

Membrane einer Trommel). Die Auswirkungen der Schwingungen

der Membrane oder Saiten in höheren Dimensionen 

auf unsere wahrnehmbare Welt manifestiert sich 


in unserem Universum als Masse, Energie, Bewegungen, 

eben alles was überhaupt existiert. Soweit die Beschreibung 

für Laien aus naturwissenschaftlicher Sicht. Theologische

Schlussfolgerungen überlasse ich deiner Phantasie!


Nun, meine Phantasie stellt sich den Herrn Zebaoth 

mit einer Harfe vor, der die Saiten zum Schwingen bringt, 

und diese Schwingungen schwingen in den höheren Dimensionen

und werden im materiellen Kosmos zu Materie und Energie.


Wir sehen, dass Gott am Anfang des Alten Testaments 

sich ausspricht und so die Schöpfung schafft. Am Anfang 

des Neuen Testaments spricht Gott sich aus und sein Wort 

wird Mensch in Jesus. Die Schöpfung ist ein Wort Gottes 


und Jesus ist ein Wort Gottes. Auch die Schöpfung, die Natur 

und die Menschheit, ist eine Selbstoffenbarung Gottes. 

Paulus sagt im Römerbrief: In der Schönheit der Schöpfung

erkennen wir wie im Spiegel die Schönheit des Schöpfers. 


Nun, Priester und Mönche reden dann gerne von den Bergen, 

dem Meer, dem Sonnenuntergang. Der Dichter erkennt 

in der Schönheit der Frauen, wie schön erst Gott sein muss. 

Und die Frau denkt vielleicht an Blumen und Vogelgesang.


Gott schuf am ersten Tag das Licht und machte Tag und Nacht 

und sah, dass es gut war. Gott arbeitet sechs Tage, 

am siebten Tag ruhte er. An jedem Tag heißt es: 

und es war gut. Die Bibel sagt uns, dass die Schöpfung gut ist.


Gott ist gut, die Schöpfung ist gut. Der Mensch ist gut.

Fundamentalistische Evangelikale verstehen die sechs Tage 

der Schöpfung als Tage in unserem Sinn von 24 Stunden. 

Papst Benedikt deutete die Angabe von sechs Tagen so, 


dass die Schöpfung in den Dimensionen der Zeit geschah, 

das können auch Jahrmillionen sein. Wir sind hier 

am ersten Tag, das ist unser Sonntag. Die Juden 

geben den Tagen der Woche keine Namen, 


sondern nummerieren sie einfach nur durch. Achtung, 

der Sonntag ist nicht der letzte, sondern der erste Tag der Woche.

Der Samstag ist der letzte Tag, der Ruhetag, der Sabbat. 

Nach der Auferstehung Jesu haben die Christen 


den Sonntag zum Tag des Herrn erklärt, um die Auferstehung

Christi zu feiern. In den europäischen Sprachen 

sind die Tage nach heidnischen Göttern benannt. 

Sonntag die Sonne, Montag der Mond, Dienstag Tyr 


(oder Mars in marsdi), Mittwoch Merkur (mercredi), 

Donnerstag Donar oder Jupiter, Freitag Freyja oder Venus,

Samstag Saturn. Dass die Schöpfung gut geschaffen ist, 

dass auch der Mensch gut geschaffen ist, dieser Gedanke 


ist nicht selbstverständlich. Die alten chinesischen Philosophen

stritten sich darüber, ob der Mensch von Natur gut 

oder böse sei. Luther und der Pietismus sagen, 

dass der Mensch durch die Sünde ganz und gar verdorben sei. 


Die Katholiken sagen, der Mensch sei gut, habe aber 

seit dem Sündenfall eine Neigung zur Sünde. 

Die griechischen Philosophen hielten nur den Geist für göttlich,

das Materielle verachteten sie. Platon sagt: der Körper 


ist nur der Sarg der Seele. Unsterblich ist nur die Seele. 

Darum spotteten die Athener über Paulus, als er 

von der leiblichen Auferstehung sprach. Zur Zeit 

des Urchristentums war ja die Gnosis stark, 


die lehnten Welt, Materie, Natur, Leib alles ab. 

Es war die Folge eines himmlischen Sündenfalls, 

dass so etwas wie Materie und Körper entstanden sei. 

Sie nannten den Schöpfer, den Gott Israels, einen bösen Gott, 


ganz verschieden dagegen sei der Vater Jesu. Die Kirche 

dagegen hielt daran fest, dass der Gott Israels, 

der Schöpfergott, der Vater Jesu ist und absolut gut ist.

Ich hörte einmal eine Diskussion zwischen zwei Wissenschaftlern,


beides Professoren, über Gott und die Schöpfung. Der eine 

war ein evangelikaler Christ, der andere ein Atheist. 

Der Christ sagte, die Schönheit, Herrlichkeit und Ordnung 

des Kosmos sei für ihn nur erklärbar durch einen 


intelligenten Schöpfer. Der Atheist sagte: Die Welt 

ist durch Zufall entstanden, da brauche es keinen Gott, 

und wenn man sich schon die Welt ansehe 

und auf einen Gott schließen möchte, so verweist 


das namenlose Tierleiden auf den bösen Gott der Gnosis.

Und Gott befahl: Im Wasser soll sich ein Gewölbe bilden, 

das die Wassermassen voneinander trennt! So geschah es: 

Er machte ein Gewölbe und trennte damit das Wasser darüber 


von dem Wasser, das die Erde bedeckte. Das Gewölbe 

nannte er Himmel. Es wurde Abend und wieder Morgen: 

Der zweite Tag war vergangen. Wir sind am zweiten Tag 

der Schöpfung. Gott schafft das Himmelsgewölbe, 


Luther nennt es eine Feste, es ist das Firmament gemeint. 

Es ist natürlich keine moderne Astrophysik, 

sondern antike Kosmologie. Die Erde dachte man sich 

auf Fundamenten oder Säulen fest gebaut. Die Inder meinten, 


die Erde ruhe auf dem Panzer einer Riesenschildkröte. 

Über der Erde war der Himmel wie eine Kuppel aufgehängt, 

an der die Sterne angebracht waren. Man darf von Moses 

nicht erwarten, dass er eine Kosmologie 


wie Stephen Hawkins liefert. Dass die unteren Wasser 

das Meer bilden und über dem Firmament sich 

die oberen Wasser sammeln, das finden wir wieder 

in der Sintfluterzählung. Dort werden die Schleusen 


des Himmels geöffnet und die Quellen der Erde aufgetan.

Vielleicht sind die Wasser über dem Himmelsgewölbe 

auch einfach nur Erklärung für den Ursprung des Regens.

Die antike Kosmologie findet man noch im 13. Jahrhundert 


bei dem großen italienischen Dichter Dante 

in seiner Göttlichen Komödie. Über der Erde hingen 

die sieben Sphären der sieben Planeten, Sonne, Mond, 

Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Die Venus-Sphäre 


des Himmels war bei Dante die Sphäre, wo sich die Liebenden

versammelten. Über den sieben Planetensphären hing dann 

als achte Sphäre der Fixsternhimmel. Über dem Fixsternhimmel

befand sich als neunte und höchste Sphäre das Empyreum, 


das Reich, wo Gott thront. Im zweiten Korintherbrief 

berichtet Paulus, wie er einmal in den dritten Himmel 

entrückt worden ist, wo sich das Paradies befindet. 

In dieser Vorstellung ist der blaue oder bewölkte Himmel 


der erste Himmel, das Sternenall der zweite Himmel, 

und darüber im dritten Himmel befindet sich das Paradies.

Am Ende der Evangelien wird Jesu Himmelfahrt geschildert.

Lukas verwandte ein literarisches Vorbild. 


Denn in der römischen Antike war ein sehr populärer

Geschichtsschreiber, Livius. Der schilderte den Tod 

des Romulus, des Gründers Roms, genauso, wie später 

Lukas die Himmelfahrt Jesu. Man stellt sich Jesus vor, 


wie er von einer Wolke in den Himmel getragen wird. 

Papst Benedikt sagte einmal, die Himmelfahrt Jesu 

sei nicht wie der Start einer Rakete zu den Sternen. 

Die Wolke ist in der Bibel ein Symbol 


für die unsichtbare Gegenwart Gottes. Jesus ward unsichtbar. 

Er ging ein in die unsichtbare Allgegenwart Gottes.

Moderne Theologen nennen den Himmel auch gerne 

mit sehr modernen Worten die Raum-Zeit-Freiheit. 


Der Himmel, wo Gott thront und das Paradies ist, 

ist eben nicht im Sternenhimmel, überhaupt in keinem Weltraum,

er ist überhaupt kein Raum, der Himmel ist jenseits 

von Raum und Zeit. Darum können wir uns den Himmel 


auch nicht vorstellen, weil unser Denken 

und unsere Vorstellungskraft an Raum und Zeit gebunden sind.

Zeitlosigkeit, Ewigkeit, können wir uns gar nicht vorstellen.

Der Himmel ist die unsichtbare Allgegenwart Gottes. 


Wo ist der Himmel? Überall, weil Gott überall ist. 

Und so denke ich mir auch, dass die Toten, die in Gott sind, 

auch überall sind, und damit eben auch mitten unter uns, 

nur unsichtbar, körperlos. So ist der Himmel also kein Ort,


sondern eine Person. Der Himmel, das ist Gott. Der Papst

sagte: Der Himmel ist kein verwunschener Garten, 

sondern eine Umarmung Jesu. Ein verwunschener Garten 

ist der Traum der Muslime, und Hand aufs Herz, 


viele Christen träumen sich auch ein muslimisches Paradies. 

Aber der Himmel, das heißt, in Gott zu sein, und zwar 

in dem drei-einigen Gott. Im Heiligen Geist 

werden wir hineingenommen in die Liebe zwischen Gottvater 


und Gottsohn, und werden, wie Petrus sagt, Anteil haben 

am Wesen Gottes. An jedem der sechs Tage der Schöpfung 

heißt es: Und es war gut. Am sechsten Tag, da der Mensch

geschaffen wurde, heißt es sogar: es war sehr gut. 


Aber wer genau hinschaut, merkt, dass der Satz 

am zweiten Tag fehlt. Als Gott das Firmament 

geschaffen hat, heißt es nicht, es war gut. Es heißt auch nicht, 

dass es schlecht war. Vielleicht ist der Satz einfach 


vergessen worden. Ein amerikanischer Jesuit, Lehrer 

des Alten Testaments, sagte: Dass es am Montag nicht heißt, 

dass es gut war, zeigt, dass der liebe Gott am Montag 

auch nicht gern zur Arbeit geht… In Frankreich 


im zwanzigsten Jahrhundert lebte eine Christin, 

sie war eine gute Klavierspielerin und tanzte auch gerne, 

aber dann rief sie Jesus in ein Kloster, wo die Frauen 

ganz dem Gebet lebten. Ihr Name war: Elisabeth 


von der Dreifaltigkeit. Sie sagte: Wer Jesus liebt, 

der hat den Himmel in seinem Herzen. Du entscheidest 

also selbst, ob dein Herz dem Himmel oder der Hölle gleicht.

Ein anderer Heiliger sagte: Wer Gott liebt, in dessen Herzen 


ist immer Frühling. Ein Philosoph, ich habe aber vergessen, 

ob es Aristoteles oder Immanuel Kant war, sagte: 

Wenn ich an Gott glauben will, dann staune ich 

den Sternenhimmel an. Das beweist mir die Existenz Gottes: 


das Firmament und das Gewissen im Menschen.

Dritter Tag: Dann sprach Gott: Die Wassermassen auf der Erde

sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!

So geschah es. Gott nannte das trockene Land Erde 


und das Wasser Meer. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut.

Meer heißt auf hebräisch yam und Erde heißt adama. 

Aus Adama (Erde) wird Adam (Mensch) abgeleitet. 

Das yam (Meer) findet sich in Mirjam. Mirjam war 


der Name der Schwester von Mose und Aaron. 

Mirjam ist auch der ursprüngliche Name der Jungfrau 

Maria. Maria ist die griechische Form von Mirjam. 

Die Araber sagen Maryam. Maryam ist die einzige Frau 


im Koran, die namentlich erwähnt wird. Allerdings 

ist es etwas dumm im Koran, dass Mohammed Maryam, 

die Mutter des Messias, auch Schwester Aarons nennt. 

Da hat er wohl im Eifer etwas verwechselt. Mirjam 


wird gedeutet als erleuchtetes Meer oder als Meerestropfen 

oder als Meeresstern. Die Juden waren Hirten und Bauern, 

keine Seefahrer. Ihnen war das Meer immer fremd 

und etwas ungeheuer. So steht Meer meistens für Chaos 


und Nacht. In der Johannes-Offenbarung heißt es: 

Und es wird kein Meer mehr im Himmel sein. Das heißt, 

im Himmel gibt es kein Chaos. An der Meeresküste 

lebten die Philister, die Feinde Israels, die waren Heiden 


und waren Seefahrer, das machte das Meer 

für die Juden verdächtig. Die Philister beteten 

zum fischgestaltigen Meeresgott Dagon. Sie waren es auch, 

die den Kult der schaumgeborenen Venus 


nach Griechenland brachten. In der modernen Psychologie 

nennt man ozeanische Seelen solche Seelen, die sich sehnen 

nach dem Großen Ganzen, nach dem All-Einen, 

die möchten verschmelzen mit der Natur, dem Universum 


oder Gott. Wenn ihr Leben gelingt, werden sie Mystiker,

ansonsten besteht auch die Gefahr, dass sie Alkoholiker werden

und sich nach einer Kiste Bier eins mit allem fühlen.

Papst Benedikt in seinem Lehrschreiben über die Hoffnung


beschrieb die Ewigkeit als einen Ozean der Liebe. 

Das gefällt mir sehr. Ich liebe es auch, mir Gott 

als einen Ozean der Liebe vorzustellen. Aber ich bin ja auch

an der Meeresküste geboren und eine ozeanische Seele.


Gott also schuf das Meer, es gefiel ihm, und es war gut. 

Und der moderne Mensch in seiner Gottlosigkeit? 

Er fischt die Meere leer, er rottet die Wale aus 

und kippt ins Meer sein Plastik und seine giftige Chemie. 


Eine jüdische Dichterin schrieb: Und das Meer 

wird es wehklagen Gott! Ich erzähle euch 

von den Auffassungen der Heiden des Altertums. 

Warum? Weil diese Auffassungen heute wiederkommen. 


Wo sich die Menschen und Völker von Christus abwenden, 

da kommen die alten Götter wieder. Aber es ist doch 

ein Unterschied: dass die Alten an die Götter glaubten, 

nun, sie wussten es nicht besser. Aber die heutigen Heiden


verwerfen die Wahrheit in Christus. In den meisten 

heidnischen Kulturen des Altertums glaubten sie 

an einen Vater Himmel und eine Mutter Erde. 

Dieses Götterpaar brachte durch ihre Befruchtung 


(durch den Regen) und Empfängnis die Fruchtbarkeit 

der Erde hervor. Man nannte es Hieros Gamos, 

Heilige Hochzeit. Diese heilige Hochzeit 

musste beschworen werden durch Sexual-Magie. 


Darum gab es in den Tempeln die Hierodulen, 

die Heiligen Mägde der Götter, die Bibel nennt sie Huren. 

Die Männer zahlten für sie und schliefen mit ihnen, 

und dadurch sollte das Götterpaar angeregt werden, 


sich auch zu vereinigen. Das nennt man Tempelprostitution. 

Die Propheten wettern viel gegen diese Hurerei. 

Es gab solche Huren noch im 20. Jahrhundert in Indien.

Vater Himmel und Mutter Erde findet man auch 


in einem Gedicht des deutschen Romantikers Eichendorf.

Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküsst,

dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsste.

Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht,


es rauschten leise die Wälder, so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog 

durch die stillen Lande, als flöge sie nach Hause.

Mutter Erde als heidnische Muttergöttin gab es auch 


bei den Deutschen, besonders an der Ostseeküste, 

aber auch die Friesen verehrten sie. Der Name der Göttin 

war Hertha, Erde. Ihr römischer Name war Nerthus. 

Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb in seinem Buch


Germania über den Kult dieser Göttin, er berichtet 

über die germanischen Stämme an der Ostseeküste,

dass sie gemeinsam die Nerthus, das ist die Mutter Erde, 

verehren und glauben, sie nehme an dem Leben 


der Menschen teil und komme zu den Stämmen gefahren. 

Auf einer Insel im Ozean steht ein heiliger Hain, 

und in ihm befindet sich, mit einem Tuche zugedeckt, 

ein geweihter Wagen; nur der Priester darf ihn berühren. 


Er merkt es, wenn sich die Göttin in dem Heiligtum 

eingefunden hat, und geleitet sie unter vielen Ehrenbezeugungen,

wenn sie, von Kühen gezogen, durch das Land fährt. 

Dann gibt es Freudentage, und festlich geschmückt 


sind alle Stätten, die die Göttin ihres Besuches 

und ihres Aufenthaltes würdigt. Man zieht dann nicht 

in den Krieg, ergreift die Waffen nicht, sicher verwahrt 

liegt alles Eisen. Frieden und Ruhe kennt und liebt man 


freilich nur dann und nur so lange, bis derselbe Priester 

die Göttin, die des Umgangs mit den Sterblichen 

müde geworden ist, ihrem heiligen Bezirk wieder zurückgibt.

Dann werden Wagen und Decke und, wenn man dem 


glauben schenken will, die Gottheit selbst 

in einem versteckt gelegenen See abgewaschen. 

Hilfsdienste leisten dabei Sklaven, die alsbald 

derselbe See verschlingt. Ein geheimer Schauder 


umgibt daher den Brauch und eine heilige Scheu, 

zu erkunden, was das wohl sein mag, was nur Todgeweihte 

zu Gesicht bekommen. Die Griechen nannten die Erde 

auch eine Muttergöttin, sie nannten sie Gaia, 


ihr Partner war Uranos, der Vater Himmel. 

Die Mutter Erde oder Gaia als Göttin anzubeten, 

das kommt heute in der Esoterik wieder. 

In allen möglichen heidnischen Ritualen wird Gaia verehrt 


und angebetet. Man betet zu Gaia als einem lebendigen

Organismus. Man glaubt an Mutter Natur. Das gefällt 

auch der modernen Ökologie-Bewegung gut, 

wo ja überhaupt die grüne Politik eine intensive Verbindung 


mit der Esoterik eingeht. Im biblischen Buch der Weisheit, 

einer griechischen Spätschrift zum Alten Testament, 

wird über die Anbetung der Natur schon gesprochen:

Es waren von Natur alle Menschen nichtig, 


denen die Gotteserkenntnis fehlte und die 

an den sichtbaren Gütern den, der da ist, nicht erkennen konnten.

Sie haben auch nicht erkannt, wer der Werkmeister ist, 

obwohl sie seine Werke sahen, sondern sie hielten das Feuer, 


den Wind, die flüchtige Luft, die Sterne, mächtige Wasser 

oder die Lichter am Himmel für Götter und Wächter der Welt.

Wenn sie aber an ihrer Schönheit sich freuten 

und sie darum für Götter hielten, hätten sie auch erkennen sollen,


um wie viel herrlicher als diese der Herr ist. Denn er, 

der aller Schönheit Meister ist, hat sie alle geschaffen.

Wenn sie aber schon über deren Macht und Kraft staunten, 

hätten sie merken sollen, um wie viel mächtiger der ist, 


der das alles bereitet hat. Denn es wird an der Größe 

und Schönheit der Geschöpfe ihr Schöpfer 

wie in einem Bild erkannt. Trotzdem sind sie nicht zu sehr 

zu tadeln; denn sie irren vielleicht und suchen doch Gott 


und hätten ihn gern gefunden. Denn sie gehen zwar 

mit seinen Werken um und erforschen sie, aber sie lassen 

sich durch das, was vor Augen ist, gefangen nehmen, 

weil so schön ist, was man sieht. Doch sind sie damit 


nicht entschuldigt. Denn wenn sie so viel zu erkennen

vermochten, dass sie die Welt erforschen konnten, 

warum haben sie dann nicht viel eher den Herrn 

über das alles gefunden? Nun muss ich euch 


aus der aktuellen katholischen Welt berichten. Es geht 

um Pachamama, das ist die Mutter Erde 

bei den südamerikanischen Indianern. 2017 

versammelte Papst Franziskus Bischöfe der Welt in Rom, 


sie sollten diskutieren über die Situation im Amazonas. 

Es kamen auch Indianer nach Rom, nackt 

bis auf den Lendenschurz, mit Federschmuck. 

Die Indianer brachten eine Statue der Pachamama mit: 


eine junge, nackte, schwangere Frau, die Erdgöttin. 

Sie trafen sich in den Vatikanischen Gärten mit Franziskus,

standen im Kreis um die Statue, warfen sich zur Erde nieder 

und beteten Pachamama an. Die Statue wurde 


in einer Kirche aufbewahrt. Zwei konservative Katholiken 

aus den USA raubten das Götzenbild aus der Kirche 

und warfen es in den Tiber. Anschließend entschuldigte sich

Franziskus dafür bei den Indianern. Die Statue kam 


auf den Papstaltar im Petersdom und stand 

während der Bischofsversammlung vor dem Papst. 

Die Papstanhänger sagten: Die christlichen Indianer 

beten Pachamama nicht als Göttin an, sondern 


verehren Mutter Erde als Gabe Gottes. Die Papstkritiker

beschuldigten ihn des Götzendienstes. Der Vatikan 

gab dann noch eine Gedenkmünze mit dem Bild 

Pachamamas heraus. Die Italienische Bischofskonferenz 


gab ein Gebet zu Pachamama heraus. Pachamama 

von diesen Orten, trinke und esse dieses Opfer 

nach Belieben, damit diese Erde fruchtbar wird.

Pachamama, gute Mutter, sei günstig! Sei günstig!


Stelle sicher, dass die Ochsen gut laufen und nicht müde werden.

Stelle sicher, dass der Samen gut sprießt, dass ihm 

nichts Schlimmes passiert, dass die Kälte ihn nicht zerstört,

dass er gutes Essen produziert. Wir bitten dich darum: 


Gib uns alles. Sei günstig! Sei günstig! Nun, das ist eben 

der Unterschied, ob man mit Moses glaubt, dass 

der Herr allein Gott ist und ist der Schöpfer von Himmel, 

Meer und Erde, oder ob die Erde, die Natur eine Muttergöttin ist.


Hier noch als Beispiele zwei griechische Hymnen 

aus dem 6. Jahrhundert vor Christus, eine an die Meeresgöttin 

und eine an die Erdgöttin: Zum Opfer von Weihrauch und Manna.

Tethys, die ich anrufe, versteckte sich mit leuchtenden Augen 


in einem Schleier, der vor den Augen der Menschen 

verborgen war. Die Kaiserin des Großen Ozeans, 

die durch die Tiefe wandert und mit sanften Stürmen 

die Erde fegt; deren gesegnete Wellen in schneller Folge 


gehen und das felsige Ufer mit endlosem Fluss peitschen:

Freude des Meeres, ruhig zu spielen, Freude 

an jubelnden Schiffen und auf dem Wasserweg.

Mutter der Venus und der dunklen Wolken, große Amme 


der Tiere und reine Quelle der Brunnen.

O ehrwürdige Göttin, höre mein Gebet und mache 

mein Leben schön durch deine Fürsorge.

Sende, gesegnete Königin, eine gute Brise den Schiffen 


und bringe sie sicher über die stürmische See.

Zum Opfer von allen Arten von Samen, außer Bohnen 

und Aromen. O Göttin Erde, von Göttern und Menschen 

die Quelle, die mit fruchtbarer, alles zerstörender Kraft


ausgestattet ist; All-Mutter, deren fruchtbare Kräfte 

einen Vorrat an schönen Früchten und Blumen hervorbringt.

Allmächtige Jungfrau, die starke Basis der ewigen Welt, unsterblich, gesegnet, mit jeder Gnade gekrönt;


aus deren weitem Mutterleib, wie aus einer endlosen Wurzel,

Früchte kommen, vielgestaltige, reife und dankbare Triebe.

Tief im Busen gesegnet mit grasbewachsenen Ebenen, 

süß von Geruch nach den heftigen Regenfällen.


Blühende Dämonin, Zentrum der Welt, um deine Kugel 

die schönen Sterne werden mit schnellem Wirbel geschleudert,

ewig und göttlich, deren Formen mit unvergleichlichem Geschick

und Weisheit leuchten. Komm, gesegnete Göttin, 


höre auf mein Gebet und mache die Zunahme der Früchte 

zu deiner ständigen Sorge. Mit den fruchtbaren Jahreszeiten 

in deinem Gefolge nähere dich und mit günstigem Verstand 

höre deine Bittsteller. - Und Gott sprach: Auf der Erde 


soll es grünen und blühen: Alle Arten von Pflanzen und Bäumen

sollen wachsen und ihre Samen und Früchte tragen! 

So geschah es. Die Erde brachte Pflanzen und Bäume 

in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an, 


was er geschaffen hatte: Es war gut. Es wurde Abend 

und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen.

Der deutsche Dichter der Romantik, Novalis, dichtete 

über das Werden der Natur im Frühling: Es färbte sich 


die Wiese grün, und um die Hecken sah ich blühen,

tagtäglich sah ich neue Kräuter, mild war die Luft, 

der Himmel heiter. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler 


ward der Wald, auch bunter Sänger Aufenthalt,

Es drang mir bald auf allen Wegen ihr Klang 

in süßem Duft entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Es quoll und trieb 


nun überall mit Leben, Farben, Duft und Schall,

sie schienen gern sich zu vereinen, dass alles möchte 

lieblich scheinen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. So dachte ich: 


ein Geist ist erwacht, der alles so lebendig macht

und der mit tausend schönen Waren und Blüten 

sich will offenbaren. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Vielleicht beginnt 


ein neues Reich, der lockere Staub wird zum Gesträuch,

der Baum nimmt tierische Gebärden an, das Tier soll gar 

zum Menschen werden. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Wie ich so stand 


und bei mir sann, ein mächtiger Trieb in mir begann.

Ein freundliches Mädchen kam gegangen und nahm mir 

jeden Sinn gefangen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Sie ging vorbei, 


ich grüßte sie, sie dankte, das vergesse ich nie.

Ich musste ihre Hand erfassen, und sie schien gern 

sie mir zu lassen. Ich wusste nicht, wie mir geschah,

und wie das wurde, was ich sah. Uns barg der Wald 


vor Sonnenschein. Das ist der Frühling, fiel mir ein.

Kurzum, ich sah, dass jetzt auf Erden die Menschen 

sollen Götter werden. Nun wusste ich wohl, 

wie mir geschah, und wie das wurde, was ich sah.


Im fünften Kapitel ihres zweiten großen Visionswerkes 

Welt und Mensch schenkt uns die heilige Hildegard 

eine bedeutungsvolle Zusammenschau der schöpferischen 

Kraft Gottes im Sechs-Tage-Werk und dem geistlichen Leben 


des Glaubenden. Es ist die gleiche Grünkraft, 

die das All vollendet und die Heilung des Menschen 

zum Ziel hat. Beides ist aufeinander bezogen und führt 

zur Heilung, zur Wiederherstellung der Schöpfungsordnung.


Um die Kraft der Grünkraft ein wenig zu verstehen, 

könnte man als Vergleich die Photosynthese 

der Pflanzen anführen. Sie besagt, dass das Blattgrün 

die schöpferische Fähigkeit besitzt, Sonnenlicht aufzunehmen 


und es in Energie zu verwandeln, die für den Organismus

lebensnotwendig ist. Dieser Stoffwechselvorgang 

ist einer der wichtigsten physiologischen Prozesse 

und Voraussetzungen für die Existenz des Lebens. 


Die Pflanze erhält mittels des Lichtes, einer von außen 

auf sie treffenden Energie, eine neue Qualität. In Analogie dazu 

ist festzustellen, dass auch die geistigen Schöpfungskräfte 

des Menschen im Aufstieg zu Gott in eine höhere Seinsstufe


gehoben werden. Dabei verlassen wir den klassischen 

Weg-Gedanken des geistlichen Lebens: sich Gottes erinnern, 

zu ihm rufen, gegen die eigene Schwachheit kämpfen, 

nach der Niederlage in Reue zu Gott umkehren 


und geheilt werden, und schließlich das Werk Gottes 

mit eigenem Tun in Beziehung setzen und damit 

zur Vollendung der Schöpfung beitragen. Jetzt umkreisen 

wir eher das geistliche Leben, so wie auch die Seele 


mit ihrer Kraft das All umkreist. Der erste Tag:

Die Erde ist noch wüst und leer, von Finsternis 

und Chaos beherrscht. Der Geist Gottes schwebt 

über diesem Chaos. Und Gott spricht: Es werde Licht!


In das Chaos bricht von oben her das Licht ein, 

hinein in die verworrene Masse. Die erste Kraft des Lichtes 

ist im Menschen die Zerknirschung des Herzens, 

ein unerhörter Aufbruch zu Gott hin. Schmerzlich beglückt


verlangt der Mensch aus seiner Gebrochenheit heraus 

nach Gott. Dieses Sehnen kommt vom Himmel her, 

auch wenn der Mensch der Sünde verhaftet bleibt. 

Die Zerknirschung ist wie ein unaufhörliches Tagen, 


das von keiner Finsternis verdeckt wird. Es ist 

ein bewegender Aufschrei: Herr, erbarme dich meiner, 

so beschreibt ihn Hildegard, und wenn man alle Wüsten 

und Meere durchmessen könnte, würde man kaum 


das Ausmaß der Heilung mit all ihrer Freude 

und unbeschreiblichen Herrlichkeit bleibenden Lebens 

ermessen können. Uns mahnt sie: Ihr verbietet eurer Seele 

dieses Sehnen und nötigt sie, keine Hilfe bei Mir zu suchen. 


Wer aber kann jemandem antworten, dessen Stimme 

er nicht hört? Niemand. Ihr richtet ja keinen Ruf um Hilfe 

an Mich. Welche Gabe soll dem gegeben werden, 

der gar nichts sucht, sondern vor dem Geschenk flieht? 


Ihr verlangt nichts mehr von Mir. Der zweite Tag:

Es scheide sich Wasser von Wasser. Gott machte 

das Firmament. Dieser beständige Prozess der Scheidung 

und Unterscheidung ist im Menschen die Kraft 


der weisen Maßhaltung. Sie ist nicht so sehr ein Werk, 

sie ist vielmehr die Unterstützung, der Halt für alles. 

Die Kraft der Unterscheidung ist entscheidend, bedeutend 

bis in die höchsten Stufen der Vollkommenheit. 


Solche Kraft berücksichtigt und unterscheidet beides: 

die Sehnsucht nach dem Himmel und die Sorge um das Irdische.

Der Leib ist ja, so Hildegard, im Feuer des Heiligen Geistes

gestaltet worden. Er soll weder durch maßlos Auferlegtes 


Gutes wirken, noch durch negatives Verhalten zugrunde gehen. 

Er sollte im Wechsel von Gebet, Arbeit und Erholung leben.

Die Unterscheidung ist eine Treppe oder Leiter, 

auf ihr soll die Seele zum Himmel emporsteigen 


und zur Erde herunterklettern um des irdischen 

Bedürfnisses willen. Beides ist Gott wohlgefällig.

So besteht das Gefüge der Tugend in beiden Lebensweisen, 

indem der Mensch in rechtem Maß die Unterscheidung trifft. 


Die Unterscheidung lenkt Leib und Seele 

und schafft feste Lebensgewohnheiten. Sie ist 

ein Tugendgesetz, das das konkrete Leben mit einbezieht, 

die sanfte Rücksicht nimmt und Augenmaß hat.


Der dritte Tag: Es erscheine das Trockene. Die Erde bringe

Kräuter und Samen hervor. Die mütterliche Erde 

erhält die Kraft, Grünes hervorzubringen. Hildegard sieht 

in der Demut die dritte Schöpfungskraft, der Mensch erkennt 


seine Schwachheit in seinem irdischen Leib. Der gefallene Engel

Luzifer brach in Gelächter aus, als er den Plan Gottes vernahm,

den Menschen in der Hinfälligkeit des Leibes zu schaffen. 

Er begriff nicht, dass Gott selbst sich zur Erde geneigt 


und das Gewand des Menschen angezogen hat, den Leib. 

Gerade in der Schwachheit des Leibes wollte Gott uns erlösen 

und den Teufel besiegen. Demut heißt: auf die Niedrigkeit 

seines Fleisches schauen und bedenken, dass wir aus Lehm sind.


Wie verwehende Asche bin ich vor dir. Nur wer bei der Wurzel

mit dem Aufstieg beginnt, kommt nicht so leicht zu Fall. 

Nur wer die Fühlung mit der Erde behält, kann 

den Himmel erreichen. Hildegard schreibt 


über die Verkündigung, dass Maria zuerst auf die Erde schaute,

aus der sie genommen war, dann seufzte sie auf zum Himmel 

und sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Hildegard 

erklärt weiter: Wenn das Wort einer Zurechtweisung 


angenommen wird, dann fällt der Same Gottes auf gute Erde 

und bringt die Frucht der der Kräfte Gottes und der Tugend 

des Menschen hervor. Der vierte Tag: Es werden Lichter 

am Himmelsgewölbe. Aus den Gaben des Heiligen Geistes 


sollen Lichter hervorgehen, damit der Mensch Gott 

und seinen Nächsten liebe wie sich selbst. 

Wie soll das geschehen? Mit der ganzen Kraft seiner Seele 

soll der Mensch beharrlich zu Gott flehen und nicht – 


gleichsam von außen her – glaubenslos, einen anderen Helfer 

als Gott suchen, sondern kraftvoll, ohne zu wanken 

auf Gott schauen. Es überrascht, dass Hildegard das 

als einzige Notwendigkeit vermerkt, will man der Liebe 


Ausdruck geben. Den Nächsten zu lieben, heißt zuerst einmal,

nicht würdelos mit ihm umzugehen, als sei er der Untergebene.

Immer die Würde des anderen respektieren! Die Erde 

verwirft die Erde nicht, ihr seid Eine Erde! Dann gilt es, 


die Bedürfnisse des anderen zu sehen, ihm zu helfen, 

ihn nicht zu verachten, sondern Gemeinschaft mit ihm zu haben.

Der fünfte Tag: Das Wasser bringe Kriechtiere hervor 

und die Vögel über der Erde unter dem Himmel!


Hier setzt Hildegard den Abstand, die innere Distanz 

von der Welt an. Das Herz solle weder an Güter 

noch an Laster gebunden werden. Nichts festhalten wollen, 

an nichts kleben und haften, sich selbst beherrschen 


in Beten, Fasten und Enthaltsamkeit. Gleichsam 

wie die Vögel zum Himmel fliegen können.

Es folgen bei Hildegard bemerkenswerte Aussagen: 

Wer alles um Meines Namens willen verlässt 


und auf Mich schaut, der wird hundertmal so viel Ruhe, 

den Frieden des Herzens auf irdische Weise empfangen, 

gerade weil er die Sorge um das Irdische abgelegt hat 

und Mir gefolgt ist. Ein solcher Mensch verlässt die Welt 


und durchdringt sie zugleich mit dem Tau des Heiligen Geistes. 

Er zieht Scharen von Menschen an sich, so dass viele 

in Gott wiedergeboren werden. Ein solcher Mensch 

ist in allem gelöst und heiter. Doch gerade auf der hohen Stufe 


der Vollkommenheit warnt Hildegard vor der Maßlosigkeit. 

In allem aber soll der Mensch sich das rechte Maß auferlegen. 

Die Unterscheidung allein ist es, die die Distanz 

von der Welt lenkt, dass sie nicht im Überschwang 


des Geistes höher steige, als sie getragen werden kann.

Der sechste Tag: Die Erde bringe lebendige Wesen hervor. 

Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen 

nach unserem Bilde! Der sechste Tag ist 


dem Gehorsam zugeordnet: jener starken Kraft, 

die in Gott dem Tod seine Macht nimmt. Alle Geschöpfe 

sind dem Menschen untertan. Der Mensch kann 

nach dem Beispiel Christi seinen Eigenwillen aufgeben, 


den Geboten Gottes und den Weisungen heiliger Lehrer

gehorchen. Und er ist auch anderen Menschen 

im Gehorsam untertan. Darin liegt für Hildegard 

ein Doppeltes, nämlich ein männliches und ein weibliches Tun.


Einmal ist es die große Kraft des Gehorsams, 

die weder vor sich noch vor einem anderen feige ausweicht. 

Gott selbst ist diese Kraft der Gerechtigkeit im Gehorsam 

des Menschen. Hildegard schreibt an die Mainzer Prälaten 


einen Brief, in dem sie für die Gerechtigkeit eintritt. 

Die Gerechtigkeit Gottes ist eine starke Kämpferin 

gegen die Ungerechtigkeit, bis diese besiegt am Boden liegt. 

Dem Gehorsam wohnt aber noch eine zweite Kraft inne, 


die Hildegard dem Wirken der Frau zuschreibt: So wie Gott 

sich des Elends des Menschen annimmt und in seine Reue 

das Öl der Barmherzigkeit gießt, so soll sich auch der Mensch 

des anderen barmherzig annehmen. An anderer Stelle 


lässt Hildegard dies poetisch anklingen: Die Seele ist 

wie der Wind, der über die Kräuter weht, und wie Tau, 

der auf die Gräser träufelt, und wie Regenluft, 

die wachsen macht. Genauso ströme der Mensch 


sein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen!

Ein Wind sei er, indem er den Elenden hilft, ein Tau, 

indem er die Verlassenen tröstet, und Regenluft, 

indem er die Ermatteten aufrichtet und sie mit der Lehre erfüllt


wie Hungernde, indem er ihnen seine Seele gibt.

Der siebte Tag: Also wurden vollendet Himmel und Erde.

Am siebten Tag schaut Gott in den Schoß der Jungfrau 

wie der Adler in die Sonne schaut und bringt alles 


zur Vollendung in Seinem Sohn. Er ist gewissermaßen 

die Vollendung, das siebte Werk Gottes. Im Reich der Welt 

trägt er dann in Maria die Vollendung hinein in die Kirche. 

Er ist der kostbare Edelstein, mit dem Gott 


all seine Werke schmückt. Gott ruht aus in seinem Sohn 

von seinen Werken. Der Sohn fängt an, im Schoße 

der Jungfrau zu wirken. Er, der Sohn, ist die innerste, 

tiefste Segnung, die Heilung. Der Mensch aber vermag 


an seiner Vollendung mitzuwirken, indem er den göttlichen 

Sohn nachahmt. Und worin besteht solche Nachahmung 

vor allem? So wie Christus uns in die Fülle der Freude 

gehen lässt, indem er uns jede Schuld vergibt, 


die wir ehrlich bekennen und bereuen, so ist es 

die größte Würde und Herrlichkeit des Menschen, 

wenn er wie Christus jedwedes Unrecht seinem Nächsten vergibt.

Auf diese Weise wird dann der Mensch in der Vollendung 


seines geistlichen Lebens zum Segen, zur Heilung 

für die Wunden und Unversöhnlichkeiten der ganzen Welt. 

Im Bekenntnis unserer Schwachheit aber ist es uns 

jederzeit möglich, das Licht Gottes über unserem Chaos


aufleuchten zu lassen. Wer solchermaßen im Glauben 

offen bleibt für den Heiligen Geist, wird bewohnbar 

nicht nur für Gott, sondern auch für die Mitmenschen. 

Er kann ihnen bei sich Heimat geben, Gastfreundschaft 


im tiefsten Sinne gewähren. Wie viel Sehnsucht gibt es 

heute danach! Darüber hinaus entsteht ein Stück 

konkret bewohnbare Erde. In jenem fünften Kapitel 

ihres Visionswerkes sieht die Prophetin die Erde 


in bewohnbare und unbewohnbare Bereiche aufgeteilt; 

nicht im geographischen Sinne, dennoch nicht irreal 

oder imaginär, sondern wirklich vorstellbar. 

Man kann auch die Gestalt der Seele oder eines Engels 


nicht beschreiben, und doch sind diese Unsichtbaren real 

und sehr stark da. Die Unbewohnbarkeit ist für Hildegard 

eines der Symptome der zerfallenen Schöpfung. 

In Jeremia heißt es: Zion, ich mache dich 


zur unbewohnbaren Stadt. Ein solches Wort mag stehen 

für die vielen Gerichtsworte der Bibel. Auf der anderen Seite

hören wir die Heilsverheißungen Gottes an sein Volk: 

Ich führe dich zur bewohnten Stadt. Israel soll 


in Sicherheit wohnen. Der Frühling ist der Glaube Gottes, 

der jedes Jahr wiederkommt. Der Frühling ist Gottes Melodie.

Gott hat die Welt im Frühling geschaffen. Im himmlischen

Paradies ist immer Frühling. Einer der Hauptgötter 


der Germanen war Thor, auch Donar genannt, der Donnergott.

Ihm waren die Eichen heilig. Als der Apostel der Deutschen,

Bonifatius, nach Hessen kam, in die Gegend von Fritzlar, 

da glaubten die Chatten an die heilige Eiche des Donar. 


Bonifatius fällte die Eiche und baute aus ihrem Holz eine Kirche.

Heute demonstrieren in Hessen hunderte Neuheiden, 

beschmieren das Bonifatius-Denkmal, und pflanzen 

neue heilige Eichen für Thor. Überhaupt ist es 


bei den Neuheiden üblich geworden, Bäume zu umarmen, 

um die Energie des Baumes in sich aufzunehmen. 

Mir erzählten auch Neuheiden, dass in den Bäumen 

Baumgeister leben, und wenn man einen Baum fällt, 


dann rächt sich der Baumgeist und macht den Baumfäller krank.

Wenn aber ein Christ allein im Garten seiner Freundin liegt, 

dann sieht er Gottes Liebe im saftig-grünen Gras, 

Gottes Liebe treibt die Schmetterlinge zum Tanz in der Luft 


und zur Nahrung im Kelch der Krokusse, Gottes Liebe 

bringt die Bienen zu den Rosen, Gottes Liebe lässt 

Tauber und Taube in der Eiche und Kastanie gurren 

und sich im Wipfel der Tanne vereinigen, Gottes Liebe 


lehrt das Rotkehlchen-Paar, ihr Nest zu bauen, Gottes Liebe 

zeigt ihre Zärtlichkeit in den Vergissmeinnicht, 

seine glühende Liebe in den Nelken, den Malven 

und dem roten Mohn. Und wenn der Christ ein Philosoph ist, 


dann sieht er in den Blüten des Holunder das Angesicht 

der Weltseele, ganz wie das Angesicht seiner Geliebten, 

und er berauscht sich am Duft der Blüten wie am Parfüm 

der weiblichen Seele der Natur. Da befahl Gott: 


Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag 

und die Nacht voneinander trennen und nach denen man 

die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann! 

Sie sollen die Erde erhellen. Und so geschah es. 


Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag 

und den Mond für die Nacht, dazu alle Sterne. Er setzte 

diese Lichter an den Himmel, um die Erde zu erhellen, 

Tag und Nacht zu bestimmen und Licht und Finsternis 


zu unterscheiden. Und Gott sah, dass es gut war. Wieder 

wurde es Abend und Morgen: Der vierte Tag war vergangen.

Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, 

das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere,


dazu auch die Sterne. Sonne und Mond werden nicht 

mit Namen genannt, sondern werden nur großes 

und kleines Licht genannt. Damit demütigt Mose 

die Sonne und den Mond, die von den Heiden 


als Götter verehrt wurden und werden. Moses sagt: 

sie sind nur ein von Gott geschaffenes großes und kleines Licht.

Wie die Griechen Sonne, Mond und Sterne als Götter verehrt 

und angebetet haben, kann man sehen an drei Hymnen 


aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus: Zum Opfer 

von Weihrauch und Manna. Höre, goldener Titan, 

dessen ewiges Auge mit breiter Übersicht den ganzen Himmel

erleuchtet. Selbstgeborener, unermüdlich in diffusem Licht 


und für alle Augen das Wunder der Freude: Herr der Jahreszeiten,

mit deinem feurigen Wagen und springenden Laufbahnen,

strahlendes Licht aus der Ferne: Mit deiner rechten Hand 

die Quelle des Morgenlichts und mit deiner linken 


der Vater der Nacht. Bewegliche und kraftvolle, ehrwürdige

Sonne, feurig und hell um den Himmel rennst du.

Feind des Bösen, aber der Führer des Guten, über alle 

seine Schritte, die du gnädig führst, präsidierst du:


Mit verschiedenen Motiven, mit goldener Leier, gehört es dir, 

die Welt mit göttlicher Harmonie zu erfüllen. Vater 

der Ewigkeit, Führer der wohlhabenden Taten, Befehlshaber 

der Welt, getragen von klaren Rossen, unsterblicher Gott,


allsehend, Licht tragend, Quelle der Existenz, reiner 

und feurig heller Fruchtträger, allmächtiger Herr der Jahre, 

agil und warm, den jede Macht verehrt. Großes Auge 

der Natur und des Sternenhimmels, mit unsterblichen Flammen


zum Untergang verurteilt. Verzeihende Gerechtigkeit, 

Liebhaber des Stroms, der große Despot der Welt 

und über alles der Höchste. Treuer Verteidiger und das Auge 

der Rechtgläubigen, der Rosse Herrscher und des Lebens Licht:


Mit der Peitsche führst du vier feurige Rosse, wenn du 

im Wagen des Tages herrlich fährst. Gnädig auf diese 

meine mystische Arbeit scheine und segne deinen Bittsteller 


mit einem göttlichen Leben. Zum Opfer von Aromen.

Höre, Göttin Königin, zerstreue silbernes Licht, 

Kuhhörnige, und zaubere in der Dunkelheit der Nacht.

Mit Sternen umgeben und mit einer kreisförmigen Nachtfackel,


die sich ausdehnt durch die Himmel, auf denen du reitest:

Weiblich und männlich mit geliehenen Strahlen, die du leuchtest,

und jetzt mit voller Kugel, jetzt tendenziell abnehmend.

Mutter des Zeitalters, Frucht-produzierender Mond, 


dessen Bernsteinkugel den reflektierten Mittag 

der Nacht ausmacht: Liebhaberin von Pferden, großartig, 

Königin der Nacht, allsehende Macht, die mit sternenklarem 

Licht geschmückt ist. Liebhaberin der Wachsamkeit, 


Feindin des Streits, in Friedensfreude und umsichtigem Leben:

Schöne Lampe der Nacht, ihre Verzierung und ihre Freundin, 

die den Werken der Natur ihr schicksalhaftes Ende gibt.

Königin der Sterne, Frau Diana, Heil! Bedeckt 


mit einem anmutigen Gewand und einem leuchtenden Schleier;

Komm, gesegnete Göttin, klug, sternenklar, hell, 

komm, Mondscheinlampe mit keuschem und herrlichem Licht.

Scheine auf diese heiligen Riten mit wohlhabenden Strahlen 


und bitte nimm das mystische Lob deines Bittstellers an.

Zum Opfer von Aromen. Mit heiliger Stimme rufe ich 

die Sterne auf hohen, reinen heiligen Lichtern 

und die Genien des Himmels. Himmlische Sterne, 


Nachkommen der Nacht, in wirbelnden Kreisen, 

die weit euer Licht ausstrahlen, strahlende Strahlen 

um die Himmel, die ihr werft, ewige Feuer, die Quelle 

aller hier unten. Mit Flammen, die für das Schicksal 


von Bedeutung sind, leuchtet ihr und regiert treffend 

für die Menschen einen göttlichen Weg. In sieben hellen Zonen

rennt ihr mit zauberischen Flammen, und Himmel und Erde 

bilden euren klaren Rahmen: Mit natürlichem, unermüdlichem,


reinem und feurigem Licht, das für immer durch den Schleier 

der Nacht scheint. Gegrüßet seid ihr funkelnde, freudige, 

immer wache Feuer! Gnädigen Glanz auf alle 

meine gerechten Wünsche; diese heiligen Riten betrachtet 


mit bewussten Strahlen und vollendet meine Werke, 

die eurem Lob gewidmet sind. Ein Gebet zur Sonne schrieb 

in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 

die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann


An die Sonne: Schöner als der beachtliche Mond 

und sein geadeltes Licht, schöner als die Sterne, 

die berühmten Orden der Nacht, viel schöner 

als der feurige Auftritt eines Kometen und zu weit Schönerem


berufen als jedes andre Gestirn, weil dein und mein Leben 

jeden Tag an ihr hängt, ist die Sonne. Schöne Sonne, 

die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat und beendet, 

am schönsten im Sommer, wenn ein Tag an den Küsten 


verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel

über dein Auge ziehen, bis du müde wirst und das letzte verkürzt.

Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier,

du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand,


von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid.

Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar sorgt,

dass ich wieder sehe und dass ich dich wiedersehe!

Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.


Nichts Schöneres als den Stab im Wasser zu sehen 

und den Vogel oben, der seinen Flug überlegt, und unten 

die Fische im Schwarm, gefärbt, geformt, in die Welt 

gekommen mit einer Sendung von Licht, und den Umkreis 


zu sehen, das Geviert eines Felds, das Tausend-Eck meines Landes

und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid, 

glockig und blau! Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren 

und sich verneigen, Blau der Fernen, der Zonen des Glücks 


mit den Wettern für mein Gefühl, blauer Zufall am Horizont! 

Und meine begeisterten Augen weiten sich wieder 

und blinken und brennen sich wund. Schöne Sonne, 

der vom Staub noch die größte Bewunderung gebührt,


Darum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen 

und nicht, weil die Nacht mit Kometen prahlt 

und in mir einen Narren sucht, sondern deinetwegen 

und bald endlos und wie um nichts sonst Klage führen 


über den unabwendbaren Verlust meiner Augen.

Ein Gebet an den Mond schrieb Johann Wolfgang von Goethe:

An den Mond: Füllst wieder Busch und Tal

still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal


meine Seele ganz; breitest über mein Gefilde lindernd 

deinen Blick, wie des Freundes Auge mild über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz froher und trüber Zeit,

wandle zwischen Freuden und Schmerzen in der Einsamkeit.


Fließe, fließe, lieber Fluss! Nimmer werde ich froh;

so verrauschte Scherz und Kuss und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal, was so köstlich ist!

Dass man doch zu seiner Qual nimmer es vergisst!


Rausche, Fluss, das Tal entlang, ohne Rast und Ruh,

rausche, flüstre meinem Sang Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht wütend überschwillst

oder um die Frühlingspracht junger Knospen quillst.


Selig, wer sich vor der Welt ohne Hass verschließt,

einen Freund am Busen hält und mit dem genießt,

was, von Menschen nicht gewusst oder nicht bedacht,

durch das Labyrinth der Brust wandelt in der Nacht.


Ich war mit einer Freundin und ihrer Familie auf Rügen. 

Der Vater meiner Freundin war ein Kommunist, 

ein Katholiken-Hasser. Durch eine schwere Nervenkrankheit 

war er zur traditionellen chinesischen Medizin gekommen. 


Deren Grundbegriff ist das Chi, das ist die kosmische Energie 

der Esoteriker. Der Mann stand nun mit mir und kleinen Kindern

im hellen Mittag auf dem Hof, breitete die Arme zur Sonne aus,

nahm die Energie der Sonne auf, breitete seine Arme 


den Kindern zu und schenkte ihnen die Sonnenenergie.

Physikalisch ist das Unsinn. Religiös ist das Götzendienst,

Anbetung der Sonne. Gleich darauf brach er 

einen familiären Streit vom Zaun. Goethe schrieb


in seinem Zweiten Teil des Faust von den Müttern 

und von der dreifaltigen Mondgöttin. Bald darauf 

schrieb ein Mann namens Bachofen ein Werk 

über das Mutterrecht, dass in der Urzeit die Mütter 


herrschten und nur eine einzige Erdgöttin verehrten. 

Marx und Engels waren begeistert. Anfang 

des 20. Jahrhunderts schrieb ein englischer Dichter 

über die Weiße Göttin, die dreifaltige Mondgöttin: 


Als Sichelmond sei sie himmlische Jungfrau, 

als Vollmond irdische Liebesgöttin und als Neumond 

die greise Göttin des Schicksals und der Unterwelt. 

Darüber wuchs im 20. Jahrhundert die Literatur ins Unendliche.


Es gibt eine eigene Religion, die Wicca, die nennen sich 

moderne Hexen und beten die Mondgöttin an. 

In Scharen laufen evangelische und katholische Feministinnen

zum Glauben an die Göttin Diana über. Tausende feiern 


zur Walpurgisnacht in Berlin das Fest der Naturgöttin, 

mit Lagerfeuern, Trommeln, Freier Liebe und Naturdrogen (Tollkirsche, Stechapfel, halluzinogenen Pilzen und Marihuana).

Sonne und Mond spielen auch eine Rolle in der Christologie 


von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, 

der Christengemeinschaft und der Waldorfschulen. 

Er nannte Christus den Christus-Sonnengeist. Im Anfang 

löste sich die Erde von der Sonne. Der Christus-Sonnengeist 


kam nun bei der Taufe auf den Jesus herab, 

vergoss sein Blut in die Aura der Erde, damit die Erde 

sich wieder mit der Sonne vereinige. Auf dem Mond aber 

lebten Jahwe und die sieben Elohim als Engel des Mondes. 


Das nennt man Synkretismus: Vermischung von Christentum 

und Heidentum. Darum findet sich die Christengemeinschaft 

auch nicht im ökumenischen Arbeitskreis christlicher Kirchen. 

Sie nennen sich zwar Christen, sind aber eine esoterische Sekte.


Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus: Höchster,

allmächtiger, guter Herr, dein sind das Lob, die Herrlichkeit 

und Ehre und jeglicher Segen. Dir allein, Höchster, 

gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.


Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,

zumal dem Herrn Bruder Sonne, welcher der Tag ist 

und durch den du uns leuchtest. Und schön ist er 

und strahlend mit großem Glanz: Von dir, Höchster, ein Sinnbild.


Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond 

und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet,

klar und kostbar und schön. Gelobt seist du, mein Herr,

durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken


und heiteres und jegliches Wetter, durch das du 

deinen Geschöpfen Unterhalt gibst. Gelobt seist du, 

mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es 

und demütig und kostbar und keusch. Gelobt seist du, 


mein Herr, durch Bruder Feuer, durch das du 

die Nacht erleuchtest; und schön ist es und fröhlich 

und kraftvoll und stark. Gelobt seist du, mein Herr,

durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält 


und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt

und bunte Blumen und Kräuter. Gelobt seist du, mein Herr,

durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen

und Krankheit ertragen und Drangsal.


Selig jene, die solches ertragen in Frieden,

denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, 

den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch entrinnen.


Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.

Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,

denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm.


In der kirchlichen Liturgie des Kirchenjahres 

wird die Sonnen-Symbolik auf Christus übertragen. 

Die Geburt Christi ward auf die Wintersonnenwende gelegt, 

wenn das Licht der Sonne geboren wird. Johannes des Täufers


Geburt, laut Bibel sechs Monate vorher, liegt darum 

auf der Sommersonnenwende, wie Johannes sagt: 

Ich muss abnehmen, und er muss zunehmen. Neun Monate 

vor Weihnachten ist die Empfängnis Jesu, 


die wird am 25. März, zur Tag-und-Nacht-Gleiche, 

zum Frühlingsbeginn gefeiert. Christus als Sonne 

der Gerechtigkeit wird auch in einem älteren 

evangelischen Kirchenlied gefeiert:


Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit;

brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann.

Erbarme dich, Herr. Wecke die tote Christenheit

aus dem Schlaf der Sicherheit; mache deinen Ruhm bekannt


überall im ganzen Land. Erbarm dich, Herr. Schaue 

die Zertrennung an, der kein Mensch wehren kann;

sammle, großer Menschen-Hirte, was sich verirrte.

Erbarme dich, Herr. Tu der Völker Türen auf;


deines Himmelreichs Lauf hemme keine Macht.

Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarme dich, Herr.

Gib den Boten Kraft und Mut, Glaubenshoffnung, 


Liebesglut, lass viele Früchte deiner Gnade folgen 

ihrer Tränensaat. Erbarme dich, Herr. Lass uns 

deine Herrlichkeit sehen in dieser Zeit und mit 

unsrer kleinen Kraft üben gute Ritterschaft.


Erbarme dich, Herr. Der Titel stammt aus Maleachi: 

Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen 

die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.

Die vielen Bedeutungen der Sterne in der Bibel:


Schon auf der ersten Seite berichtet die Heilige Schrift 

von Sternen. Auch Jesus Christus selbst bekommt 

einen Sternen-Titel. Die Sterne werden schon 

auf der ersten Seite der Bibel erwähnt. Gott erschafft 


im ersten Schöpfungsbericht Himmel und Erde 

und damit auch Sonne und Mond. Die Sterne werden 

wie in einem Nachsatz angehängt: und auch die Sterne. 

Sonne, Mond und Sterne sind keine eigenständigen Gottheiten,


wie bei den Nachbarvölkern Israels. Sie werden nicht 

direkt genannt, aber wenn er sie als die großen Leuchten, 

die über den Tag und die Nacht herrschen, bezeichnet, 

dann klärt der Schöpfungsbericht eindeutig den Vorrang Gottes


über die Geschöpfe, die sich am Himmel befinden. 

Sonne, Mond und Sterne sind ein Teil der guten Schöpfung. 

Sie haben eine dienende Funktion: die Festzeiten anzuzeigen 

und Gott zu loben durch ihr Dasein. Die wunderschön 


leuchtenden Sterne sind da, um in der Nacht 

Gottes Größe und sein Lob zu verkünden. Im Buch der Weisheit,

im Buch Hiob und bei den Propheten treten sie immer wieder auf.

Aber vor allem in den Psalmen werden sie 


zum Lob Gottes aufgefordert. In Psalm 148 nimmt der Beter 

sie direkt mit hinein in seinen Gesang: Lobt Gott, 

Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.

Sterne werden von Gott immer wieder genutzt, 


um seine Verheißung an Abraham von einem großen Volk 

zu verdeutlichen. Die Zahl der Sterne ist 

in einer faszinierend nächtlichen Vision 

das sprechende Bild seiner künftigen Fruchtbarkeit. 


Diese Zusage zieht sich durch die ganze Bibel 

als Verheißung für das Volk Gottes bis hinein 

in das Neue Testament im Brief an die Hebräer: 

Das Versprechen großer Nachkommenschaft (zahlreich 


wie die Sterne) hat sich an Abraham und Sarah erfüllt 

aufgrund ihres Glaubens. In den Büchern der Propheten 

wandelt sich die Sprache der Bibel: Sonne, Mond und Sterne

haben eine andere Funktion. Sie verkünden, 


dass der Tag des Herrn angebrochen ist. Sie zeigen an, 

dass nun Gott selbst an seinem Volk handelt 

und für es eintritt gegen seine Bedränger. Der Tag des Herrn 

bricht an: Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln 


und der Mond in Blut, und die Sterne werden vom Himmel 

fallen. In der Bibel werden verschiedene Sternbilder genannt. 

Sie sind aber aus den umliegenden Völkern und Kulturen 

nach Israel eingewandert. Am häufigsten werden in der Bibel


Orion und das Siebengestirn, die Plejaden, erwähnt. 

Interessant ist dabei die hebräische Bezeichnung für den Orion,

der nicht als Himmelsjäger verstanden wird, sondern 

als ein Gefallener. Die Plejaden werden immer 


im Zusammenhang mit Orion erwähnt. Ihr hebräischer Name

bedeutet so viel wie Herde. Darüber hinaus 

könnten als Sternbilder noch der Wagen am Himmel, 

der Löwe oder der Stier gefunden werden. Hinzu kommt 


eine ganze Gruppe von Sternen, die zur richtigen Zeit aufgehen

und mit den Sternbildern des Tierkreises identifiziert werden. 

Gott fragt Hiob in seiner langen Rede: Führst du heraus 

des Tierkreises Sterne zur richtigen Zeit, lenkst du die Löwin 


samt ihren Jungen? Astronomie oder gar Astrologie 

gibt es in der Bibel nicht. Vielmehr wird die Verehrung der Sterne

durchweg scharf kritisiert und Gottes Missfallen darüber 

deutlich zum Ausdruck gebracht, bis in die neutestamentliche


Apostelgeschichte hinein, in der Stephanus vor seinem Martyrium

die Untreue und den Dienst an den Sternen anprangert.

Umso bemerkenswerter ist, dass das Matthäusevangelium 

von den Sterndeutern aus dem Osten berichtet, die den Stern 


des neugeborenen Königs aufgehen sahen, um ihn zu suchen 

und ihm zu huldigen. Der entscheidende Hinweis 

geht allerdings hier nicht von der Wissenschaft 

über die Stellung der Sterne und ihrer Bedeutung aus! 


Dieser kommt viel mehr aus der Heiligen Schrift 

und der Verheißung des Messias. Der Stern, dem die Weisen 

aus dem Osten gefolgt waren, wird zum Diener des göttlichen

Kindes in der Krippe, damit es aufgefunden werden kann.


Sterne finden sich in der Bibel immer wieder als Bilder 

und als Auszeichnung für gerechte Menschen. Die Gerechten

werden leuchten wie die Sterne am Tag des Endgerichts,

und Gott weiß um die Zahl der Sterne, die er alle 


beim Namen ruft. Die sieben Sterne in der Hand Gottes

symbolisieren die sieben Gemeinden mit ihren Engeln 

in der Offenbarung. Der Titel des leuchtenden Morgensterns 

für Jesus Christus ist keine Übertragung auf einen realen Stern


(Venus). Er ist für die damaligen Hörer und Leser 

des Evangeliums ein sprechendes Bild gewesen, 

das sie sehr gut aufnehmen konnten. Der Morgenstern 

kündet den heraufziehenden Tag des Heils und der Vollendung an.


In der Menschwerdung und Auferstehung Jesu 

ist das Reich Gottes schon angebrochen und für den Glaubenden

Realität geworden. Die Symbolik des Morgensterns 

machte es für die Menschen damals verständlich 


und in einem sprechenden Bild deutlich. Es ist erstaunlich, 

wie sich die Sterne von der ersten bis zur letzten Seite 

in der Bibel finden lassen. Reich an vielerlei Bedeutungen, 

immer aber im Dienste Gottes, zu seinem Lob 


und zum Wohl der Menschen. Kann man Jesus von Nazareth 

ein Horoskop erstellen? Astrologie gab es schon 

im heidnischen Altertum, in Babylon, in Persien 

(die Magier des Morgenlandes), im alten China, 


in Griechenland, in Rom. Heute finden sich Horoskope 

in allen Frauenzeitschriften, Tageszeitungen 

und Fernsehzeitungen, es gibt eigene Fernsehsender 

zur Befragung der Sterne. Es gibt einen syrischen Kirchenvater


aus dem 5. Jahrhundert, Ephräm, der sich schon 

damit auseinandersetzen musste, ob man Jesu Horoskop 

erstellen kann. Aber der Schöpfer der Sterne 

ist nicht den Sternen untertan. Die Astrologie widerspricht 


der modernen Kosmologie und auch dem christlichen Glauben, 

da die Astrologie die Willensfreiheit des Menschen leugnet 

und die persönliche Verantwortung für Schuld und Sünde. 

Dazu ist der genaue Geburtstag Jesu ja nicht bekannt.


In Psalm 19 wird die Sonne als Bräutigam dargestellt. 

Im Hebräischen ist die Sonne männlich. Die Sonne wird hier 

zum Bild des himmlischen Bräutigams Christus.

Ein Lied Davids. Der Himmel verkündet es: Gott ist groß! 


Das Heer der Sterne bezeugt seine Schöpfermacht.

Ein Tag sagt es dem andern, jede Nacht ruft es der nächsten zu.

Kein Wort wird gesprochen, kein Laut ist zu hören

und doch geht ihr Ruf weit über die Erde bis hin zu ihren 


äußersten Grenzen. Gott hat der Sonne ein Zelt gebaut.

Sie kommt daraus hervor wie der Bräutigam 

aus dem Brautgemach, wie ein Sieger betritt sie ihre Bahn.

Sie geht auf am einen Ende des Himmels und läuft hinüber 


bis zum anderen Ende. Nichts bleibt ihrem feurigen Auge

verborgen. Am Tag des Herrn, dem Jüngsten Tag, 

wird die Sonne zu Finsternis, der Mond rot wie Blut, 

und die Sterne fallen vom Himmel wie Feigen vom Feigenbaum.


Eines Tages wird die Sonne zum Roten Riesen 

und dann zum Weißen Zwerg und stürzt dann auf die Erde 

und verbrennt sie. Und die Wissenschaftler sagen: 

Der einzige Ausweg für die Menschheit ist, vorher ein Tor 


in ein Parallel-Universum zu finden und hinüber zu siedeln. 

Wenn Christus die männliche Sonne ist, dann ist die Kirche 

der weibliche Mond, der nur deshalb leuchtet, 

weil er sein Licht von der Sonne empfängt.


Sonne, Mond und Sterne finden wir auch im 12. Kapitel 

der Offenbarung bei der Beschreibung der apokalyptischen Frau.

Diese Frau wird von den Katholiken Maria genannt, 

die Evangelischen nennen sie Synagoge oder Kirche:


Am Himmel sah man jetzt eine gewaltige Erscheinung: 

eine Frau, die mit der Sonne bekleidet war und den Mond 

unter ihren Füßen hatte. Auf dem Kopf trug sie eine Krone 

aus zwölf Sternen. Dann sprach Gott: Im Wasser soll es 


von Leben wimmeln, und Vogelschwärme sollen 

am Himmel fliegen! Er schuf die gewaltigen Seetiere 

und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln, 

dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln. 


Gott sah, dass es gut war. Er segnete sie und sagte: 

Vermehrt euch und füllt die Meere, und auch ihr Vögel, 

vermehrt euch auf der Erde! Es wurde Abend und wieder Morgen:

Der fünfte Tag war vergangen. Darauf befahl er: 


Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh, 

wilde Tiere und Kriechtiere! So geschah es. Gott schuf 

alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren. 

Wieder sah er sich alles an, und es war gut.


Im Wasser entstand das organische Leben, das war 

ein Qualitätssprung in der Evolution, als durch das wunderbare

Eingreifen Gottes in die Schöpfung mitten in einer Welt 

aus anorganischer Materie das organische Leben entstand 


in Einzellern im Meere. Desgleichen Qualitätssprung 

in der Evolution war die Entstehung des denkenden 

und sprechenden Menschen mitten in einer Welt 

unvernünftiger Lebewesen. Und Papst Benedikt nannte 


auch die Auferstehung Christi solch einen Qualitätssprung 

in der Evolution, denn wieder durch ein wunderbares 

Eingreifen Gottes entstand inmitten der sterblichen 

Menschheit das unsterbliche Gottmenschentum.


Aus dem Wasser kamen die Tiere an Land. Es entwickelten sich

die Arten. Und da entstanden auch die Dinosaurier. 

Wer kleine Knaben erzogen hat, weiß, wie faszinierend 

auf Kinder auch im dritten Jahrtausend noch 


die Welt der Dinosaurier wirkt. Wie viele Geschichten 

werden da erzählt von Fleischfressern und Pflanzenfressern 

und Flugsauriern. Vermutlich ist das in der ganzen Menschheit

bekannte Symbol des Drachen eine Erinnerung an die Dinosaurier.


Drachen gibt es in der Bibel, in allen Märchen und Mythen 

und noch heute in China und in der christlichen Theorie 

als Bild für den Satanismus. Wieder haben die Heiden 

die Schöpfung vergöttert. In Ägypten gab es Falken-Götter, 


Stier-Götter, Kuhgöttinnen, Katzengöttinnen, 

Mistkäfer-Götter, Froschgötter, Löwengöttinnen, Hundegötter. 

Bei den Feinden Israels, den Philistern, gab es den 

Fisch-gestaltigen Meeresgott Dagon. Im Hinduismus in Indien


wird heute noch geglaubt an den Elefantengott Ganescha 

und den Affengott Hannuman und die heilige Kuh.

Um das Jahr 1000 n. Chr. wurde unter dem heiligen König

Stephan Ungarn christianisiert. Die heidnischen Magyaren 


waren ein wildes Reitervolk. Der König sprach 

das prophetische Wort: Wenn es eines Tages 

keine Priester mehr gibt, dann beginnen die Menschen 

wieder, Pferde anzubeten. Und sehen wir nicht heute 


im post-christlichen Europa einen wachsenden Tierkult? 

Da werden mehr Gelder den Tierschutzorganisationen 

gespendet als den karitativen Organisationen der Kirchen. 

Mir gegenüber sagte eine Esoterikerin: Wenn man Menschen 


nicht einschläfern darf, dann darf man auch meinen Hund 

nicht einschläfern. Der Bischof von Buenos Aires predigte 

einmal darüber, wie die Menschen ihre Haustiere 

zu Götzen machen. Die Türken haben viele Kinder, 


der Deutsche hat seinen Hund. Die Grünen sind eifrig dafür,

Fröschen das Leben zu retten, aber es gibt bei den Grünen 

radikale Feministinnen, die wollen die Freigabe 

der Abtreibung bis in den neunten Monat.


Die Bibel vergleicht Gott auch mit Tieren. Gott-Vater 

ist wie ein Adler, der seine Jungen aus dem Nest wirft, 

damit sie fliegen lernen. Gott ist wie eine Vogelmutter, 

die ihre Küken beschützt. Jesus ist der Löwe von Juda. 


Jesus ist das Lamm Gottes. Jesus wird am Kreuz erhöht, 

wie Moses die Schlange an der Stange anbrachte. 

Der göttliche Bräutigam im Hohelied Salomos 

wird mit Pantern und Leoparden verglichen. 


Im Buch Hiob ist die Rede vom Phönix, der sich selbst verbrennt

und aus der Asche aufersteht. Der Heilige Geist kommt 

wie eine Taube auf Jesus herab. Die frühen Christen 

wählten den Fisch als Symbol für Christus.


Aber auch der Satan wird mit Tieren verglichen. 

In der Paradiesgeschichte der Genesis und in der Offenbarung

wird er Schlange genannt, er wird in der Offenbarung 

auch Drache genannt, er wird von den Propheten Basilisk 

genannt und von Petrus ein brüllender Löwe.


Der Herr befahl den Raben, den Propheten Elias morgens 

und abends mit Fleisch und Brot zu versorgen. 

Jesus sagte: seht die Raben an, sie arbeiten und sparen nicht, 

doch der Vater ernährt sie. Jesus sagte: Kauft man nicht 


einen Sperling für einen Taler? Und doch fällt keiner 

vom Himmel, ohne dass der Vater es weiß. Wie viel mehr wert

seid ihr als die Sperlinge! Jesus sagte zur Heidin: 

Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen 


und es den Hunden hinzuwerfen. Die Heidin sagte: 

Aber doch ernähren sich die Hunde von den Krümeln, 

die vom Tisch fallen. Jesus sagte den Jüngern: Seid klug 

wie Schlangen und ohne Falsch wie Tauben. Und: 


Ich sende euch als Schafe mitten unter die Wölfe. 

Jesus spricht von den Feinden der Christen als Wölfen 

und von den Christen als Schafen und Lämmern. 

Im Weltgericht scheidet Jesus die Schafe von den Ziegenböcken,


die Barmherzigen von den Unbarmherzigen. Im Mittelalter 

sprach man vom Einhorn, das nur von einer reinen Jungfrau

gefangen werden kann, und wie Sankt Gabriel mit seinen Hunden

das Einhorn zur Jungfrau Maria treibe, und das gezähmte Einhorn


sein Horn in den Schoß Mariens lege. Im 12. Jahrhundert 

predigte der heilige Franziskus den Vögeln 

und redete dem Wolf gut zu, die Schafe nicht mehr zu töten. 

Der Friesen-Missionar Ludger wurde immer 


von einer Gans begleitet. Im 19. Jahrhundert in Turin 

wurde Don Bosco, der sich um Straßenkinder kümmerte, 

immer von einem Hund begleitet und beschützt, 


der ihm zugelaufen war. In einer Kriminalkomödie sagte 

eine alte Dame zum kriminalisierenden Priester: Pater, 

warum hat der liebe Gott, der etwas so schönes 

wie den roten Paradiesvogel geschaffen hat, auch 


so etwas Ekelerregendes wie die Ratte erschaffen?

Darf man Tiere essen? In der Genesis wird den Menschen 

und Tieren nur Kraut, Gemüse und Früchte zur Nahrung gegeben.

Nach der Sintflut erlaubt Gott den Menschen, 


auch Fleisch von Tieren zu essen. Petrus sah ein Tuch 

voller Tiere und hörte eine Stimme vom Himmel: 

Schlachte und iss! Am Anfang unserer Zeit 

lehrte die esoterische Sekte der Manichäer, dass Gottes Gebot: 


Du sollst nicht töten, sich auch darauf beziehe, 

dass man Tiere nicht töten dürfe. Du sollst nicht töten – 

das hebräische Wort für töten heißt eindeutig morden, 

für den Tod durch Todesstrafe oder im Krieg 


oder das Töten von Tieren haben die Hebräer andere Vokabeln.

Der heilige Augustinus sagte: Wenn man Tiere nicht töten 

und essen darf, dann darf man auch Pflanzen nicht töten 

und essen, sie sind auch Lebewesen. Hat Jesus Tiere gegessen?


Oder war Jesus Veganer? Jesus hatte regelmäßig 

am jüdische Passamahl teilgenommen, dazu gehörte kultisch 

der Verzehr von Lamm. Jesus spricht in einem Gleichnis 

von der Hochzeit, zu der er einlädt, und sagt: 


Das Mastvieh ist schon geschlachtet. Das würde ein Veganer 

nicht sagen. Jesus hat noch als Auferstandener 

für seine Apostel Fisch gebraten und mit ihnen gegessen.

Dann sagte Gott: Jetzt wollen wir den Menschen machen, 


unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde

verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.

So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, 

als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. 


Er segnete sie und sprach: Vermehrt euch, bevölkert die Erde 

und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben über alle Tiere:

über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere auf der Erde!

Dann sagte er: Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen, 


die Samen tragen, und die Früchte, die überall an den Bäumen

wachsen; aber die Vögel und Landtiere sollen Gras 

und Blätter fressen. Und so geschah es. Schließlich betrachtete

Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! 


Es wurde Abend und wieder Morgen: Der sechste Tag.

Gott spricht von sich selbst in Wir-Form. Manche meinen, 

dass sei der Plural Majestatis, wie früher die Päpste 

und Kaiser von sich in Wir-Form redeten. Übrigens redet 


im Koran Allah auch von sich in Wir-Form. Die Kirchenväter 

der alten Kirche sahen aber in diesem Wir Gottes 

einen Hinweis auf die Dreifaltigkeit Gottes.

Der Mensch wird geschaffen als Bild und Gleichnis Gottes. 


Das wird im ganzen Schöpfungswerk nur 

vom Menschen ausgesagt. Der Mensch ist darum 

die Krone der Schöpfung. Der Mensch allein 

ist das Ebenbild Gottes. In der heutigen Ökologiebewegung 


wird oft die Tierwelt gegen den Menschen ausgespielt, 

der Mensch wird als Ursache des Bösen angesehen, 

die Natur wäre ohne Menschen glücklicher. Und meinen Hund 

hab ich auch viel lieber als die Menschen.


Was heißt das, Ebenbild Gottes zu sein? Gott ist ein Wir, 

der drei-einige Gott ist in sich Liebe und Gemeinschaft. 

Und der Mensch wird als Mann und Frau geschaffen, 

das heißt, der Mensch soll leben in einer Gemeinschaft der Liebe.


Der Mensch ist ein soziales Wesen, oder, wie Aristoteles sagte: 

der Mensch ist ein politisches Tier. Darum schließt Gott 

seinen Bund auch mit dem Gottesvolk und nicht 


mit dem einzelnen Individuum. Darum glaubt der Christ auch 

in der Gemeinschaft der Kirche. Die Haltung: nur mein Gott 

und ich, das ist ungesund. Man kann darum auch die Familie 

als Ebenbild Gottes sehen: der Vater liebt den Sohn 


und der Sohn liebt den Vater und beider Liebe ist der Geist – 

so liebt der Mann die Frau und die Frau liebt den Mann 

und beider Liebe ist das Kind. Gott ist ein Wir: Gott ist kein Single

in einem Single-Haushalt, Gott ist in sich Gemeinschaft der Liebe.


Aber nicht nur als Gemeinschaftswesen ist der Mensch 

Gottes Bild. Nach dem heiligen Augustinus ist 

auch die menschliche Seele des Einzelnen Gottes Bild. 

Denn Gott ist ein Gott in drei Personen. Die Seele 


ist eine einzige, aber sie umfasst drei Kräfte, nämlich 

den freien Willen, die Vernunft und das Gedächtnis. 

So ist die Seele auch eine und dreifaltig.

Gott ist eine Person und der Mensch ist eine Person. 


Gott ist keine menschliche Person, sondern eine göttliche Person.

Gott hat keinen Menschenkörper, keinen männlichen 

und keinen weiblichen. Gott ist eine Person, 

weil er „Ich“ denken und sagen kann. Sein Name ist ja gerade 


ICH BIN. Gott ist eine Person, weil er einen Willen 

und eine Vernunft hat. Gottes Wille, das ist seine Liebe, 

und Gottes Vernunft, das ist seine Weisheit. Der Mensch nun, 

im Unterschied zu den Tieren, ist auch eine Person, 


er hat ein Ich-Bewusstsein, einen Willen und eine Vernunft.

Der Mensch ist ein Bild Christi. Denn Christus ist das Wort

Gottes und der Mensch hat als einiges Lebewesen 

eine Sprache. Die Gabe der Sprache wird missbraucht, 

wenn sie zu Lästerungen, Lügen und leerem Geschwätz 

benutzt wird. Die höchste Vollendung erlangt die Sprache, 


wenn sie Gebet wird, wenn sie ein Dialog wird: 

Das Wort Gottes und die menschliche Sprache 

sprechen miteinander. Die menschliche Seele ist geschaffen 

als ein Bild Christi. Darum sagten die Kirchenväter: 


Die Seele ist von Natur aus christlich. Das ist den einen bewusst

und den anderen nicht. Gott sagt zu den Menschen: 

Macht euch die Erde untertan. Das wird von den Grünen 

immer missverstanden, als ob Gott sagen würde: 


Beutet die Erde aus, zerstört die Natur. Nein, Gott setzt 

den Menschen als seinen Stellvertreter ein. Der Mensch 

ist der Kleine Gott auf Erden. Nun ist Gott aber kein Tyrann, 

kein Unterdrücker und Ausbeuter, sondern Gott ist ein Gärtner, 


der seine Blumen liebt, Gott ist ein Hirte, der seine Schafe liebt,

Gott ist ein guter Vater, der seine Kinder liebt. Der Mensch 

soll sich um die Natur kümmern und für sie sorgen.

Nun sagen die christlichen Philosophen: alle Lebewesen 


sind für den Menschen geschaffen, nur der Mensch 

ist um seiner selbst willen da. Ist tatsächlich die ganze

farbenreiche Welt auf dem Meeresgrund nur für den Menschen?

Ist wirklich die Schar der Millionen Sterne nur für den Menschen?


Oder sind auch sie für Gott da, dass Gott sich an ihnen erfreut?

Gott scheint fruchtbar und verschwenderisch zu sein, 

sehr phantasievoll und reich an Ideen. Gott schafft 

den Menschen als Mann und Frau. Das ist das Gegenargument


gegen die Gender-Ideologie. Gott schafft nicht einen Zwitter. 

Gott schafft nicht zwei Lesben, Gott schafft nicht zwei Schwule,

Gott schafft nicht zwei Bisexuelle. Gott schafft einen Mann 

mit männlichem Körper und männlicher Sexualität 


und eine Frau mit weiblichem Körper und weiblicher Sexualität.

Sigmund Freud sagte: Nicht mehr zu wissen, ob man Mann 

oder Frau ist, ist der Gipfel des Schwachsinns. Mann und Frau

sind von Gott geschaffen, unterschiedlich, aber gleichwertig,


damit sie einander ergänzen. Ein russischer Philosoph sagte: 

die Frau offenbart dem Mann die andere Hälfte des Universums.

Der Mann ist Ebenbild Gottes, die Frau ist Ebenbild Gottes.

Seid fruchtbar und mehrt euch! Wir sehen hier Gottes 


Erfindung der Sexualität. Sexualität ist eine Erfindung Gottes 

und keineswegs Schweinekram. Gott stiftet die Ehe 

zwischen Mann und Frau, keinesfalls die Homo-Ehe. 

Mann und Frau sollen sich nach dem Gebot Gottes vereinigen, 


um ihre Liebe zueinander auch körperlich auszudrücken 

und um Kinder zu zeugen. Dass Gott die Sexualität 

erfunden hat, um so für den Fortbestand der Menschheit 

zu sorgen, wird heute meist vergessen. Heute ist der Sex 


mehr Sport und Spaß, nichts als persönlicher Lustgewinn. 

Dass Sexualität mit Verantwortung verbunden ist, wird vergessen. 

Kinder sind da oft nur ein größter anzunehmender Unfall.

Wie wir schon gesehen haben, dass die Sünder 


Sonne und Mond, Tiere und Bäume anbeten, so gibt es auch 

eine sehr moderne Anbetung des Menschen. 

Ob nun die Frau ihren Mann einen Alleskönner nennt, 

ob ein Mann seine Geliebte eine Göttin nennt, 


ob ein Popstar Sexgott genannt wird, ob eine Sängerin 

Gottmutter der Musik genannt wird, ob man an Fußballgötter

glaubt oder einen Sozialisten für den Messias hält, 


ob der Mensch sich zum Herrn über Leben und Tod erklärt 

in Abtreibung und Euthanasie, ob sich der Mensch 

durch künstliche Befruchtung und Genmanipulation 

für einen Schöpfergott hält, oder ob einer sagt: 


Gottes Wille interessiert mich nicht, ich tue, was ich will, 

und sich so zu seinem eigenen Herrn und Gott macht, 

oder ob die Esoterikerin sagt: Ich bin ein Stück von Gott – 

alles das ist Anbetung des Menschen, das ist Götzendienst.


Gott hat sein Sechstagewerk der Schöpfung vollendet 

mit der Schöpfung des Menschen. An allen fünf Tagen 

sagte Gott zu seinen Geschöpfen: Sie sind gut. 

Am sechsten Tag sagt er über den Menschen: Sehr gut! 


Goethe sagte: Der Gipfel der Evolution ist die schöne Frau. 

Der Mensch ist am Freitag geschaffen und am Freitag 

hat Christus durch sein Kreuz den Menschen erlöst.

Ich meine, dass die moderne Wissenschaft 


von einem gemeinsamen Ursprung der Menschheit redet. 

Es sei sowohl der Homo erectus an der Nordostküste Afrikas

entstanden als auch später der Homo sapiens am selben Ort,

die schwarze Eva war Stamm-Mutter der Menschheit.


So waren nun Himmel und Erde erschaffen mit allem, 

was dazugehört. Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet

und ruhte von seiner Arbeit. Darum segnete er den siebten Tag 

und sagte: Dies ist ein heiliger Tag! Er gehört mir.


Der siebte Tag ist in der jüdisch-christlichen Zeitrechnung 

der Samstag. Samstag kommt von Sabbat-Tag. 

Auf englisch saturday nennt ihn nach dem Gott und Planeten

Saturn. Die Bezeichnung Sonnabend bedeutet: 


Der Samstagabend ist der Vorabend zum Sonntag. 

In der jüdisch-christlichen Zeitrechnung beginnt ein Tag 

immer am Abend des vorigen Tages. So feiern wir 

Christi Geburt am ersten Weihnachtstag, aber gehen 


am Heiligen Abend in die Christmette. So gelten

Vorabendgottesdienste am Samstagabend 

schon als Sonntagsgottesdienste. Die Heiligung des Sabbat 

war im Alten Testament ungeheuer wichtig. 


Es ist das dritte der zehn Gebote: Du sollst den Sabbat heiligen.

Mose und die Propheten kämpften immer für die Sabbatheiligung.

Die Entheiligung des Sabbat wird von Gott schwer bestraft.

Um auf keinen Fall den Sabbat zu entheiligen, 


hatten die Pharisäer noch zusätzliche Gebote erfunden, 

die penibel genau beschreiben, was ein Jude am Sabbat tun 

oder nicht tun darf. Jesus kritisiert diese Verengung der Pharisäer.

Er sagt: Der Sabbat ist für den Menschen da 


und nicht der Mensch für den Sabbat. Und der Menschensohn 

ist Herr auch über den Sabbat. Jesus heilte am Sabbat.

Nach der Auferstehung Christi heiligte die Kirche der Apostel 


den ersten Tag der Woche, an dem Jesus 

von den Toten auferstanden war, also den Sonntag. 

Im Neuen Testament wird der Sonntag Tag des Herrn genannt.

Für Christen bedeutet das dritte der zehn Gebote Gottes, 

dass sie den Sonntag als Tag des Herrn heiligen sollen.


Schöpferische Tätigkeiten, die dem Menschen Freude machen,

sind erlaubt. Aber knechtische Arbeit ist verboten. 

Das wichtigste ist aber der sonntägliche Gottesdienst. 

Der Sonntag ist nicht zum Ausschlafen und Faulenzen gemacht,


sondern als heilige Zeit, da man Gott anbetet, Gottesdienst feiert, in der Familie betet, die Bibel liest. Die moderne 

post-christliche Gesellschaft kennt keine Sonntagsheiligung. 

Man ist bestrebt, möglichst auch Sonntags den Konsumbetrieb


aufrecht zu erhalten. Jugendliche feiern Samstags abends 

in der Disco mit Alkohol und Drogen und der Sonntag 

ist zum chillen da. In der russischen Oktoberrevolution 

führte Lenin die Sonntagsarbeit ein. In China 


gibt es keinen freien Sonntag, da wird dreißig Tage 

im Monat gearbeitet. In arabischen Ländern gibt es auch 

keinen freien Sonntag, die Muslime halten den Freitag heilig, 

so dass sich arabische Christen oft am Freitag 


zum Gebet versammeln. Besonders im Pietismus 

des 19. Jahrhunderts sprach man vom Ewigen Sabbat – 

allgemein am Jüngsten Tag, wenn der neue Himmel 

und die neue Erde vollendet sind, wird der ewige Sabbat 


von Gott und allen Heiligen gefeiert, aber auch 

der persönliche Tod des Christen führt ihn 

in die Ewige Sabbatruhe. So beten Katholiken für ihre Toten:

Nimm sie auf in die Ewige Ruhe, das Ewige Licht leuchte ihnen!






ZWEITER TEIL

DIE PARADIESGESCHICHTE


Nun kommt der zweite Bericht über die Erschaffung 

des Menschen. Im ersten Bericht wurde Gott „Elohim“ genannt,

darum nennt die Bibelwissenschaft den Autor den „Elohisten“. 

Im zweiten Bericht wird der Gottesname Jahwe verwandt, 


darum nennt man den Autor den Jahwisten. Man hält 

diesen unseren zweiten Bericht für älter als den ersten.

Dieser Text berichtet nicht historische oder naturwissenschaftliche

Fakten. Die Bibel ist keine Tageszeitung. In der Sprache 


der altorientalischen Mythologie wird über den Menschen

gesprochen, aber mit einem unglaublichen philosophischen 

und theologischen Tiefsinn. Und so ging es weiter, 

nachdem Gott, der Herr, Himmel und Erde geschaffen hatte:


Damals wuchsen noch keine Gräser und Sträucher, 

denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem 

war niemand da, der den Boden bebauen konnte. 

Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und tränkte 


den Boden. Da nahm Gott, der Herr, etwas Staub von der Erde,

formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem 

in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. 

Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an, 


in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, 

den er geformt hatte, dorthin. Viele prachtvolle Bäume 

ließ er im Garten wachsen. Ihre Früchte sahen köstlich aus 

und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens 


standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt,

und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. 

Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten. 

Dort teilte er sich in vier Arme: Der erste Fluss heißt Pischon; 


er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold,

wertvolles Harz und den Edelstein Onyx. Der zweite 

ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. Der dritte 

heißt Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte 


ist der Euphrat. Gott, der Herr, brachte den Menschen 

in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, 

den Garten zu bearbeiten und ihn zu bewahren. 

Dann schärfte er ihm ein: Von allen Bäumen im Garten 


darfst du essen, nur nicht von dem Baum, der dich 

Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, 

musst du sterben! Gott, der Herr, sagte: Es ist nicht gut, 

dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen,


der zu ihm passt! Er brachte alle Landtiere und Vögel, 

die er aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen, 

um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten 

sie dann heißen. Der Mensch betrachtete die Tiere 


und benannte sie. Für sich selbst aber fand er niemanden, 

der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte. 

Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über ihn kommen,

entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder 


mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie 

zu dem Menschen. Da rief dieser: Endlich gibt es jemanden 

wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – 

wir gehören zusammen! Darum verlässt ein Mann 


seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, 

dass die beiden eins sind mit Leib und Seele. 

Der Mann und die Frau waren nackt, 

sie schämten sich aber nicht. Und so ging es weiter, 


nachdem Gott, der Herr, Himmel und Erde geschaffen hatte:

Damals wuchsen noch keine Gräser und Sträucher, 

denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem 

war niemand da, der den Boden bebauen konnte. 


Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und tränkte 

den Boden. Da nahm Gott, der Herr, etwas Staub von der Erde,

formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem 

in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.


Hier taucht zum ersten Mal der Name Gottes auf. 

In deutschen Bibeln meistens mit Herr wiedergegeben. 

Dieses Herr gibt die vier hebräischen Buchstaben JHWH wieder.

Man weiß nicht genau, wie der Name ausgesprochen wird. 


Die Juden sprechen ihn gar nicht aus. Nur einmal im Jahr 

am Versöhnungstag, wenn der Hohepriester in den Tempel, 

in das Allerheiligste ging, sprach er den Gottesnamen aus. 

Wenn die Juden das Alte Testament lesen und es kommt 


das JHWH, dann lesen sie Adonai, das heißt Herr. 

Man hat auch die Vokale von Adonai genommen 

und zwischen die Konsonanten JHWH geschrieben, 

so entstand der Name Jehova. Er wurde sowohl 


in der jüdischen Mystik der Kabbala im Mittelalter verwandt 

als auch im Pietismus des 19. Jahrhunderts. 

Mir hat mein katholischer Beichtvater erlaubt, 

Gott Jehova zu nennen. Im allgemeinen scheint 


der Gottesname eher wie Jahwe auszusprechen, 

so sprechen ihn katholische Priester aus. Es gibt 

sowohl eine katholische als auch eine evangelikale 

deutsche Bibel, da statt Herr Jahwe geschrieben steht, 


die Original-Elberfelder schreibt Jehova, aber die andern 

Bibeln haben „Herr“. Die jüdische Buber-Bibel schreibt 

ICH bzw DU oder ER. Eine andere jüdische Bibel schreibt: 

der Ewige. Die Bedeutung des Namens JHWH ist: 


ICH BIN, DER ICH BIN oder ICH BIN, 

DER ICH SEIN WERDE. Eine katholische Bibel schrieb: 

ICH BIN DA. Im Englischen sagt man einfach I AM. 

Auf lateinisch Ego Sum oder einfach Sum, das heißt: das Sein


oder der Seiende, was man dann auch philosophisch 

deuten kann. Ich bin, der ich bin, das heißt, 

Gott kann mit nichts verglichen werden als mit Gott. 

Ich bin da, heißt, ich bin da für euch. Gott ist der, der war, 


der ist und der sein wird, Gott ist der Seiende, der Ewige. 

Die Juden sagen auch einfach: der NAME (Ha-Shem).

Das nannte Luther den „Furz der Wittenbergischen 

Judensau“, was ihm Melanchthon sehr übel nahm.


Gott bereitet die Erde als einen Wohnort für den Menschen. 

Nach der kosmischen Schöpfung des Planeten Erde 

kommt nun das Grün, die organische Materie der Pflanzen 

und der Tiere. Dann erscheint der Mensch. 


Wenn von den Wassern die Rede ist, die die Erde bewässerten, 

so wird das auch mit Quellen oder auch mit Nebel übersetzt.

Der Mensch Adam wird aus der Mutter Erde Adama geschaffen,

hier heißt es: aus Staub, Luther übersetzt mit Lehm. 


Im Hebräischen bezeichnet das selbe Wort sowohl Lehm 

als auch Kot. Im chinesischen Mythos wird der erste Mann 

aus Lehm geschaffen und danach die erste Frau Nü-Wa 

aus Schlamm. Verzeihung, die Damen. 


Heute würden wir sagen: der Mensch ist aus Materie. 

Wir sind keine Engel, die nur Geist sind, wir sind Wesen 

mit einem materiellen Körper, eine Mischung 

aus Affe und Engel oder Engel mit einem unglaublichen


Fassungsvermögen für Bier. So dichtete ein französischer Dichter:

Herr, im Gericht bedenke, dass wir nicht Engel waren, 

sondern lege auf die eine Waagschale einen Klumpen Lehm.

Die Materie des Menschen stammt aus dem Tierreich. 


Man sagt, der Mensch ist mehr mit dem Schimpansen, 

als mit dem Gorilla und Orang-Utan verwandt. 

Nun, ich hörte, Gorillas leben in Familienverbänden. 

Der alte Gorilla schnarcht, das alte Gorillaweibchen plaudert 


mit anderen Weibchen, die Gorillakinder klettern schreiend 

in den Bäumen. Dafür hat das Gorillamännchen 

nur einen kleinen Penis. Das Schimpansenmännchen 

bindet sich nicht, sondern praktiziert die freie Liebe 


und hat deswegen einen großen Penis. Die Afrikaner berichten 

von Orang-Utang-Männchen, die aus dem Wald kommen 

und das Dorf überfallen und junge Afrikanerinnen 

zu Tode vergewaltigen. In China gibt es einen Mythos 


von Sn Wu Kung (das leere Herz), dem König der Affen, 

der allerhand Unsinn auf Erden, in der Unterwelt 

und im Himmel anstellt, bis er von Buddha gezähmt wird. 

In Indien gibt es sogar einen Affengott namens Hannuman, 


zu dem noch heute gebetet wird. Zum Glück sind wir 

keine Affen, sondern Gott hat dem Menschen 

eine unsterbliche Geistseele eingehaucht. Diese Seele 

heißt auf hebräisch nefesch und ist nach der Lehre 


der Philosophen das Lebensprinzip des Körpers 

und besteht aus Vernunft, freiem Willen, Denken und Sprache.

Dass er in die Nase geblasen wird, lässt uns an den Atem 

des Menschen denken. Im Indischen ist der Geist des Menschen


Atman genannt, und ich vermute, dass Atman 

der Ursprung unseres Wortes für Atem ist.

Ich sage: des Menschen Seele beinhaltet den freien Willen. 

Das ist rein katholisch gesprochen. Luther schrieb ein Buch: 


vom geknechteten Willen. Darin leugnete er den freien Willen.

Der Gelehrte Erasmus von Rotterdam schrieb darauf ein Buch

vom freien Willen. Luther sagte zu Erasmus: Du allein 

hast mich verstanden. Denn es geht mir nicht um den Ablass 


oder die Heiligenverehrung, sondern darum, 

dass der Mensch keinen freien Willen hat. Wenn Luther sagt, 

der Mensch wird allein durch die Gnade gerettet, 

meint er das nicht wie heute Evangelikale. Luther meinte: 


Der Mensch, dem Gott seine Gnade zuwendet, 

der ist gerettet, egal, wie sehr er sündigt. Wem Gott 

seine Gnade nicht zuwendet, auf dessen Rücken 

reitet der Satan, und der kann noch so viele gute Werke tun, 


er wird nicht gerettet. Eine persönliche freie 

Willensentscheidung für Gott oder für den Satan 

kannte Luther nicht. Also leugnete er gerade das, 

was den Pietisten und Evangelikalen so entscheidend ist: 


die persönliche Entscheidung, die Bekehrung, 

die ja den freien Willen voraussetzt. Wir können das 

an Maria sehen: der Engel sagt: Du sollst Mutter 

des Sohnes Gottes werden. Maria sagt: Mir geschehe 


nach deinem Wort. Sie gibt also eine freiwillige Einwilligung. 

In dem Moment wird der Logos in der Jungfrau empfangen. 

Gott hat Maria nicht vergewaltigt, wie heute Feministinnen

behaupten. Darum schlage ich vor, zu sagen, 


nicht dass wir allein von der Gnade gerettet werden, 

sondern dass zum Angebot der Gnade 

unsere freiwillige Zustimmung kommen muss. 

Man redet dann besser vom Primat der Gnade, 


denn Gott hat uns zuerst geliebt. Dass der Mensch von Gott

geschaffen wird, nicht nur der erste homo sapiens sapiens, 

sondern auch du und ich, wird im Buch der Weisheit

so beschrieben: Auch ich bin ein sterblicher Mensch 


wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde 

geschaffenen Menschen, und bin Fleisch, im Mutterleib 

zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammen geronnen 

aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam.


Auch ich habe, als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft, 

die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die Erde, 

die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen war 

wie bei allen mein erster Laut; und ich bin in Windeln gelegt 


und voll Fürsorge aufgezogen worden. Denn selbst ein König

hatte niemals einen andern Anfang seines Lebens, 

sondern alle haben denselben Eingang in das Leben 

und auch den gleichen Ausgang. Und wie behandelt


Mohammed im Koran das selbe Thema? Wir (Gott) 

schufen den Menschen ja aus einem Auszug aus Lehm. 

Hierauf machten Wir ihn zu einem Samentropfen 

in einem festen Aufenthaltsort. Hierauf schufen Wir 


den Samentropfen zu einem Anhängsel, dann schufen Wir 

das Anhängsel zu einem kleinen Klumpen, dann schufen Wir 

den kleinen Klumpen zu Knochen, dann bekleideten Wir 


die Knochen mit Fleisch. Hierauf ließen Wir ihn 

als eine weitere Schöpfung entstehen. Segensreich ist Gott, 

der beste Schöpfer. Same des Mannes und Eizelle der Frau

verschmelzen. Damit entsteht der neue Mensch. 


Gott gibt ihm von Anfang an die Seele als Lebensprinzip.

Übrigens hörte ich einmal, dass im natürlichen

Geschlechtsverkehr von Mann und Frau die Eizelle der Frau 

nicht jeden Mannessamen einlässt, auch nicht unbedingt 


den ersten und schnellsten, sondern auf geheimnisvolle Weise 

den „Mister Right“ erwählt. Das kann, soweit ich weiß, 

bei einer künstlichen Befruchtung nicht geschehen, 

wenn der Same der Eizelle injiziert wird. Da geht etwas 


von dem Mysterium der Gnadenwahl der Frau verloren. 

Wie Gott die Seele der befruchteten Eizelle einhaucht, 

ist auch geheimnisvoll. Eine Theologin sprach poetisch 

von dem Kuss des Heiligen Geistes, mit dem die Seele 


dem Leibeskeim eingeküsst wird, was ich für eine sehr schöne

Formulierung halte. Eine katholische Philosophin

nannte den Schoß der Frau das Allerheiligste, 

weil nur hier auf natürliche Weise das menschliche Leben entsteht


und der Schoß der Frau das Tempelheiligtum des Schöpfers ist

und die Frau aus Gnadenerwählung Gottes 

Mitschöpferin mit Gott ist. Aber Genaueres 

mag euch die geliebte Gynäkologin erzählen.


Zum Thema der Abtreibung will ich nur einen Vers 

der sozialistischen Jugend Österreichs zitieren, 

der in seiner Dämonie alles sagt: Hätte Maria

abgetrieben, wäre Jesus uns erspart geblieben.


Der Name Adam meint nicht den Mann. Mann heißt Isch. 

Adam meint den Menschen. Und Adam kommt von Adama, 

der Mutter Erde. Mensch heißt also biblisch etwa Erdling 

oder Erdegeborener. Dass die Erde eine Mutter genannt wird,


findet sich im Weisheitsbuch Jesus Sirach: Große Mühsal 

hat Gott den Menschen zugeteilt, ein schweres Joch 

ihnen auferlegt von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß 

ihrer Mutter hervorgehen, bis zum Tag ihrer Rückkehr 


zur Mutter aller Lebenden. Der Genesis-Text betont 

die Einsamkeit des Menschen. Wir sehen, dass der Mensch

Gemeinschaft sucht, vergeblich bei den Tieren, 

dass sich Gott erbarmt und dem Mann die Frau zuführt. 


Warum hat Gott dem Mann nicht einen intelligenten 

Freund zugeführt? Das fragten sich die Kirchenväter. 

Dass Adam aber in seiner Einsamkeit doch nicht allein war, 

zeigt das Buch der Weisheit: Frau Weisheit hat den Urvater 


der Welt nach seiner Erschaffung behütet, 

als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit 

und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen.

Dieser Vers ist sehr wichtig für die Spekulationen 


des lutherischen Philosophen Jakob Böhme 

aus dem 17. Jahrhundert. Adam war nicht allein, 

sondern Sophia, die Weisheit Gottes, war bei ihm.

Es scheint in der Bibel etwas unklar, ob Adam 


der philosophische Gattungsbegriff für den Menschen ist, 

oder ob er ein konkreter Mann war. In der jüdischen Mystik 

des Mittelalters, der Kabbala, wird von „Adam Kadmon“

gesprochen, das ist der androgyne Urmensch. 


Das wirkt befremdlich. Aber diese Position ist 

nicht ganz so selten, wie man denken sollte. 

Außer der jüdischen Kabbala sprach auch der lutherische

Philosoph Jakob Böhme vom androgynen Urmenschen 


und im neunzehnten Jahrhundert der katholische Philosoph 

Franz von Baader. Franz von Baader meinte, alle himmlischen

Personen, wie Christus, Maria und die Engel, 

seien immer androgyn dargestellt worden.


Jakob Böhme, der übrigens große Probleme 

mit seinem lutherischen Pastor bekommen hatte, sagte: 

Am Anfang war Adam, der androgyne Urmensch, 

mit Sophia, der Jungfrau der göttlichen Weisheit, 


zusammen gewesen. Dieser androgyne Adam habe sich aber 

von Sophia abgewandt und sei ein männlicher Mensch 

geworden und habe in Eva einen weiblichen Menschen 

als Partnerin bekommen. Nun gäbe es Männer und Frauen. 


Aber der Mann und die Frau sehnten sich wieder 

nach ihrer Ganzheit. Darum brauchen sie himmlische Partner 

vom andern Geschlecht, so wird Eva, die Frau, zur Braut 

des himmlischen Mannes Christus, und Adam, der Mann, 


wird zum Bräutigam der himmlischen Jungfrau Sophia.

Ein androgyner Urmensch war auch den alten Griechen bekannt.

Der große griechische Philosoph Platon schrieb einen Text, 

da schildert er ein Gastmahl, da Sokrates mit seinen Freunden,


Philosophen und Dichtern, über den Liebesgott Eros spricht, 

was sein Wesen ist. Unter anderem wird da 

von dem Komödien-Dichter Aristophanes behauptet: 

Am Anfang war der Mensch eine Kugel. Da wurde aber 


Zeus eifersüchtig auf die Vollkommenheit 

des androgynen Urmenschen. Zeus schnitt die Kugel durch. 

Nun gab es eine weibliche Hälfte und eine männliche Hälfte. 

Und seitdem sucht der Mann nach seiner „besseren Hälfte“ 


und die Frau sucht nach „Mister Right“, damit sie 

zusammen wieder zu einer vollkommenen Kugel werden. 

Ich denke, der Dichter sagte das mit einem gewissen Lächeln.

Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an, 


in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, 

den er geformt hatte, dorthin. Viele prachtvolle Bäume 

ließ er im Garten wachsen. Ihre Früchte sahen köstlich aus 

und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens 


standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt,

und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. 

Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten. 

Dort teilte er sich in vier Arme: Der erste Fluss heißt Pischon; 


er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold,

wertvolles Harz und den Edelstein Onyx. Der zweite 

ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. Der dritte heißt

Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte ist der Euphrat.


Und die Gottheit Jahwe pflanzte die Aue Eden, Wonne, 

im Morgenland, und stellte Adam hinein, ihr Geschöpf.

Und die Gottheit Jahwe ließ sprießen aus der Erde Fruchtbäume,


wollüstig anzuschaun und mit köstlichen Früchten,

und den Baum des Lebens in der Mitte der Aue,

und den Baum der Kenntnisse alles Guten und Bösen.

Und aus Eden ging ein Schwall hervor, zu tränken die Aue,


Und teilte sich in vier Sammlungen auf: Und der erste Schwall

hieß mit Namen Pischon, Steigerung, und umgab das Land

Chawila, Runde, in welchem Goldenes war, und das Goldene

jenes Landes war angenehm, und dort war auch 


Bedolah-Gummi und der Edelstein Schoham. Und der zweite

Schwall hieß mit Namen Gichon, Hervorbruch, und umgab 

das Land Kusch, die Schwarze. Und der dritte Schwall 

hieß mit Namen Kiddekel, Schnelle, und umfloss 


den Osten Aschurs, Spur. Und der vierte Schwall 

war der Phrat, die Fruchtbarkeit. Das ist Geographie Israels.

Jerusalem, der Nabel der Welt. Im Osten geht es 

bis ins Zweistromland von Euphrat und Tigris. 


Dort entstand wohl die Schriftsprache der Menschheit. 

Die Bibel nennt es auch Babylon oder Chaldäa. 

Abraham stammte von dort, von Ur in Chaldäa. 

Es ist der heutige Irak. Man versucht dort heute, 


die Christen auszurotten. Indien kommt nur im Buch 

Esther vor, wo der persische König von Indien 

bis Äthiopien herrscht. China kommt in der Bibel nicht vor. 

Im Westen geht es bis nach Kusch, das bedeutet: 


die Schwarze, Luther übersetzte mit Mohrenland, 

es ist Schwarzafrika, besonders Äthiopien. Die Welt 

reichte im Westen bis nach Afrika und Tarsis, 

das ist Spanien. Amerika kommt in der Bibel nicht vor. 


Es ist also das Paradies die damals bekannte Erde, 

der Weltkreis (griechisch heißt das: Ökumene).

Wir sind doch schon zufrieden und meinen 

im Paradies zu sein, wenn wir mit unserer Geliebten 

im Frühling im Blumengarten hinterm Haus 

Tee trinken und über Gott sprechen, und die Geliebte 


trägt dazu noch die moderne Evas-Mode. Aber das Paradies 

der Bibel ist kein kleiner Hausgarten von Adam und Eva, 

sondern Welt und Menschheit lebten im seligen Ur-Zustand.

Die weltliche Wissenschaft kennt den homo erectus 


und den homo sapiens aus Afrika und den Peking-Menschen 

aus China und den Neandertaler. Aber von einem paradiesischen

Urzustand weiß man nichts. Das sagt uns aber 

die göttliche Offenbarung in der Bibel. Wie das nun zusammen 


zu denken ist, darüber streiten sich noch die Gelehrten. 

War Eva eine afrikanische Schwarze? Oder gab es 

am Anfang nicht zwei Menschen, die im Paradies lebten, 

sondern eine ganze Gruppe? Und worin bestand der Sündenfall?


Der Islam und Koran übrigens redet zwar viel vom Paradies 

und Garten Eden im Himmel, mit allzeit willigen

Paradiesmädchen und Wein, aber einen paradiesischen 

Urzustand und einen Sündenfall kennt Mohammed nicht.


Der moderne Atheismus kennt als Urmenschheit 

nur wilde Halbaffen. Friedrich Engels sagte: die Affen 

sind von den Bäumen gestiegen, hatten nun die Hände frei, 

die sie benutzten, ihre Eltern zu erwürgen und aufzufressen, 


und durch diese tierischen Proteine gestärkt, 

begann das menschliche Denken. Dagegen lebt doch 

eigentlich in den Herzen aller Menschen die Sehnsucht 

nach dem paradiesischen Ur-Zustand der Menschheit. 


In der Mythologie der Griechen und Römer 

ist vom Goldenen Zeitalter die Rede. Damals herrschte 

die Göttin Asträa, die Göttin der Gerechtigkeit auf Erden. 

Man hielt das Gold für wertlos, es gab keine Waffen 


und keine Kriege, die Ernährung war einfach und ländlich. 

Der griechische Philosoph Empedokles schrieb 

vom Urzustand, dass es eine friedliche und liebevolle Welt war, 

in der nur Aphrodite, die Göttin der Liebe verehrt wurde, 


und ihr brachte man keine Menschenopfer und keine Tieropfer,

sondern man opferte ihr Blumen, Milch und Honig.

Karl Marx und Friedrich Engels entwickelten die Philosophie 

des historisch-dialektischen Materialismus. 


In ihrer Geschichtstheorie gab es am Anfang 

den primitiven Ur-Kommunismus, eine klassenlose Gesellschaft

ohne Unterdrückung und mit Gemeineigentum. 

Danach entstand die Klassengesellschaft: zuerst in der Antike 


die Gesellschaft der Sklavenhalter, dann im Mittelalter 

die Klassengesellschaft der Feudalherren, dann 

in der modernen Zeit die Klassengesellschaft als Herrschaft 

des Kapitals über die Arbeiterklasse. Diese Klassengesellschaft


würde aber mit historischer Gesetzmäßigkeit 

vom Kommunismus abgelöst. Der Kommunismus am Ende 

der Geschichte ist wie der primitive Ur-Kommunismus 

klassenlos, ohne Unterdrückung und ohne Privateigentum. 


Das ist dann das Paradies auf Erden, das Paradies 

der Arbeiter und Bauern auf höchstem technischen Niveau.

Auch im Feminismus gibt es utopische Vorstellungen 

vom Paradies am Anfang der Geschichte. Sie nennen es 


das Matriarchat der Jungsteinzeit. Es wurde dort 

von der ganzen Menschheit eine monotheistische 

Muttergöttin verehrt. Priesterinnen leiteten den Kult. 

In der Familie herrschten die Mütter. Dieses selige 


Mütter-Paradies wurde militärisch zerstört 

durch patriarchalische Krieger-Horden. Zuerst 

überfielen die Arier mit ihrem Vatergott 

die mutterrechtlichen Hindu-Stämme. Das war 


etwa 2000 v. Chr. Und das Patriarchat setzte sich 

mit Gewalt überall durch. Auch Judentum und Christentum 

sind Patriarchatsreligionen. Sie singen aber Lieder wie: 

The return of the Mother, the return of the goddess of love!


Um 1965 wurde ein Film gedreht über die Entdeckungsreisen 

von Kapitän Cook. Er wurde von London beauftragt, 

zu forschen, ob es tief im Süden der Erde 

Land und Menschen gäbe. Er kam an eine Südsee-Insel. 


Er und seine Matrosen wurden von den Eingeborenen 

freudig begrüßt. Auf der Insel herrschte eine Häuptlingin, 

eine Matriarchin. Privateigentum war unbekannt. 

Die jungen Frauen waren bis auf einen Lendenschurz 


aus Bananenblättern nackt. Sie waren überaus willig 

zur freien Liebe. Die Natur war fruchtbar, 

Arbeit war nicht nötig. Da haben wir das Paradies 

der sechziger Jahre: Urkommunismus, Urmatriarchat 


und ein Paradies der freien Liebe! Das nennt man 

Sexual-Kommunismus. Gibt es übrigens auch bei Christen: 

Die Wiedertäufer von Münster führten 

den Sexualkommunismus ein. Ein evangelikaler Laien-Prediger


sagte mir: Jesus sagt, im Himmel werden sie nicht heiraten, 

denn im Himmel ist es wie in einer Kommune, 

da treibt es jeder mit jedem. Das Paradies der Südsee-Indianer


verherrlichte auch der französische Künstler Paul Gauguin, 

der Freund von Vincent van Gogh, er malte mit Vorliebe 

nackte Südsee-Indianerinnen. Ich kaufte mir einmal 

im Buchladen einen Bildband mit Bildern von Gauguin. 


Ich traf dann eine Bekannte, zeigte ihr die Bilder und sagte ihr,

wie gerne ich auf eine Südsee-Insel möchte. Sie sagte 

zu meinem Schock: Die Südsee-Inseln sind radioaktiv verseucht

von den Atombomben-Tests der Franzosen. Apropos:


Sexualkommunismus und Atombombe – warum heißt 

der Bikini Bikini? Weil an dem Tag, da dieser Modeartikel 

das erste Mal in Frankreich präsentiert wurde, von Frankreich

im Bikini-Atoll eine Atombombe gezündet wurde.


Auch die Tourismus-Industrie lebt von der Paradiessehnsucht 

der Menschen. Hochglanzfotos zeigen klare blaue Gewässer,

sauberen weißen Sandstrand und Palmen und schlanke 

junge Frauen im Bikini. Das ist das Paradies des Tourismus.


Das Paradies der Bibel ist aber kein kubanischer Strand, 

keine Vielweiberei der Wiedertäufer, kein Himmel 

voller Huris. Ich möchte den Zustand der Menschheit 

im Paradies als eine Dreifaltige Harmonie bezeichnen: 


Harmonie zwischen Gott und Mensch, Harmonie 

zwischen Mann und Frau (der Menschen untereinander) 

und Harmonie zwischen Mensch und Natur. Wir sehen 

ganz offensichtlich, das dies alles heute gestört ist. 


Statt Harmonie zwischen Gott und Mensch gibt es 

Rebellion gegen Gott, statt Harmonie unter einander 

gibt es Geschlechterkrieg und Bürgerkrieg und Terror, 

statt Harmonie zwischen Mensch und Natur gibt es 


eine Umweltzerstörung in gigantischem Ausmaß.

Gott, der Herr, brachte den Menschen in den Garten von Eden. 

Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten 

und ihn zu bewahren. Dann schärfte er ihm ein: 


Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, nur nicht 

von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. 

Sobald du davon isst, musst du sterben!

Das Wort aus Genesis 1: Macht euch die Erde untertan, 


ist zum geflügelten Wort der deutschen Sprache geworden. 

Das kennt fast jeder, wenn er auch sonst die Bibel nicht kennt. 

Es wird in der linken Naturschützer-Szene gerne verwandt, 

um zu behaupten, dass der christliche Glaube 


Schuld ist an der Umweltzerstörung. Es gibt in dieser Szene 

eine gewisse Menschenverachtung, als wenn es das Dasein 

des Menschen überhaupt sei, das der Umwelt schade. 

Man stellt sich auf die Seite der Natur gegen den Menschen. 


Hier aber wird der Auftrag an den Menschen, 

sich die Erde untertan zu machen, dargestellt 

als der Auftrag Gottes an Adam, den Garten der Erde 

zu bebauen und zu bewahren. Christen unserer Tage 


sollten davon sprechen, dass die Bewahrung 

der Schöpfung Gottes Auftrag ist. Welch ein Unsinn 

aber ist es, die Schöpfung retten zu wollen 

vor dem Schöpfer! Der Baum des Lebens ist 


wohl kein konkreter einzelner Baum in einem kleinen 

privaten Garten von Adam, sondern ein Symbol. 

Im Paradies des Anfangs war der Baum des Lebens 

und spendete die Früchte des Lebens. Aber hier ist mit Leben 


nicht das biologische irdische Leben gemeint (bios), 

sondern das ewige Leben, das Leben in Fülle, 

das Leben in der Gnade, das Leben mit Gott (zoe). 

Das irdische Leben von Adam und Eva wäre auch 


zu Ende gegangen, aber dann wären sie unmittelbar 

in die himmlische Herrlichkeit aufgestiegen. Dagegen 

nach dem Sündenfall kamen die Seelen 

bis zur Auferstehung Christi in das Totenreich (Scheol), 


die Unterwelt. Und seit Christi Auferstehung 

entscheidet es sich am Verhältnis zu Gott, ob einer aufersteht 

zum ewigen Leben, oder ob er den zweiten Tod, 

das heißt die ewige Verdammnis erleidet. So ist Christus 


zum Baum des Lebens geworden. Oder anders gesagt: 

das Kreuz ist der Baum des Lebens, und Christi 

Fleisch und Blut ist die Frucht, die uns ewiges Leben schenkt.

Dieser Gedanke wird in einer Legende ausgedrückt: 


Nach der Vertreibung aus dem Paradies schickte Adam 

seinen dritten Sohn Seth in den Garten Eden, 

um den Spross einer Zeder zu holen. Diese Zeder 

wurde aufbewahrt bis zur Geburt Jesu, da bekam sie 


der Zimmermann Josef. Aus dieser Zeder wurde dann 

das Kreuz Christi gezimmert. Ist naiv-legendär erzählt, 

aber doch voll Tiefsinn. So gibt es auch Darstellungen 

vom Kreuz, an dem Weinranken mit Trauben ranken. 


Das Kreuz ist der Baum des ewigen Lebens.

Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. 

Dieser Baum gibt die Gabe, zu definieren, 

was gut und was böse ist. Dieser Baum ist für den Menschen


verboten. Zu definieren, was gut und was böse ist, 

gebührt allein Gott. Der Philosoph Friedrich Nietzsche 

schrieb Ende des 19. Jahrhunderts ein Buch mit dem Titel: 

Jenseits von Gut und Böse. Das ist auch 


zum geflügelten Wort geworden. Wer liest schon Nietzsche? 

Aber Jenseits von Gut und Böse, diese Formulierung 

kennt jedermann. Wir stehen aber nicht jenseits 

von Gut und Böse, sondern mittendrin. Ja, 


von guten Mächten wunderbar geborgen, aber auch 

immer unter Beschuss der Dämonen. Glaubt nicht, 

dass der Satan euch nicht versucht, weil ihr zu Christus gehört.

Nein, die Gottlosen lässt Satan in Ruhe, die gehören ihm ja schon.


Aber gegen die Christen wendet er die größten Listen an, 

sie von Christus zu trennen. Das irdische Leben 

ist ein Schauplatz des geistlichen Krieges 

zwischen Gut und Böse, Heiligkeit und Sünde. 


Aber auch in unserer Seele findet der Kampf statt 

zwischen Heiligkeit und Sünde. Dass es verboten ist, 

von diesem Baum die Frucht zu essen, bedeutet, 

dass der Mensch keine Gesetze gegen die Gesetze Gottes


aufstellen darf. Gott verbietet, zu morden, 

aber der Mensch legalisiert die Abtreibung. 

Gott verbietet homosexuellen Geschlechtsverkehr, 

aber der Mensch legalisiert die Homo-Ehe.


Das 17. und 18. Jahrhundert in Europa 

war das Zeitalter der sogenannten Aufklärung. 

Diese Strömung erkannte keine göttlich offenbarte 

Religion an, sondern nur das, was der Verstand 


des Menschen sich denkt. Für sie war der Baum 

der Erkenntnis erstrebenswert. Sie sagten: Adam und Eva 

lebten in der Kinder-Unschuld, sie wurden erst 

durch die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu mündigen,


vernünftigen Menschen. Das ist aber auch so eine Verkehrung 

von Gut und Böse. Gott verbietet die Frucht 

vom Baum der Erkenntnis, aber der Philosoph sagt: 

Nein, diese Frucht ist gut. Noch einmal: 


Gott verbietet nicht Erkenntnis, Erkenntnis ist eine Gabe 

des Heiligen Geistes. Aber Gott verbietet dem Menschen, 

gegen Gottes Gesetz selbst definieren zu wollen, 

was gut und was böse ist. Heilige Bäume gibt es auch 


im Heidentum. In Israel gab es noch die heiligen Haine 

der kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttin Aschera, 

wo sie Hurerei trieben unter jedem üppigen Baum. 

In Indien gibt es ein philosophisches Lehrgedicht, 


die Bhagavad-Gita, die den Hindus heilig ist. 

In dem Vers-Epos unterrichtet der Gottmensch Krishna 

in der hinduistischen Religion. Gegen Ende zeigt Krishna 

seinem Jünger Arjuna den Weltenbaum, dessen Wurzeln 


im Himmel sind und dessen Krone zur Erde wächst. 

Einen Weltenbaum kannten auch die Germanen: 

die Welt-Esche Yggdrasil. Unter ihren Wurzeln 

hockten die drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen. 


Die ersten Menschen, Mann und Frau, wurden von Odin 

aus Bäumen geschnitzt, der erste Mann Ask aus einer Esche, 

und die erste Frau Embla aus einer Ulme. 

Eine Neonazi-Feministin sagte: Im Judentum und Christentum


wurde zuerst der Mann geschaffen und dann aus einer Rippe 

die Frau. Aber bei Odin sind Mann und Frau gleichberechtigt,

beide aus Bäumen geschnitzt. Und noch mehr 

vom Neonazi-Feminismus: sie singen: Deutschland, 


Große Mutter, komm und rette uns! Oder sie besingen 

die Große Göttin der Deutschen, Brechtha, Freyja und Hertha!

Nun, in Persien des Altertums gab es auch einen Baum 

des Lebens. Aber der ist von der makellosen Jungfraungöttin


Anahita auf den Mond entrückt worden. Übrigens 

kennen die Perser auch ein erstes Menschenpaar, 

und sie heißen: Messias und Messianna.


Warum gab es im Paradies ein Verbot? Ich denke, 

Gott will den Menschen vor die freie Entscheidung stellen,

entweder Gott gehorsam oder Gott ungehorsam zu sein. 

Gott hätte ja auch alle Menschen gleich 


in den Himmel versetzen können. Aber er setzte 

vor den Himmel die Erde. Und auf der Erde ist die Zeit 

der Entscheidung: für oder gegen Gott. Gott will, 

dass der Mensch sich frei für ihn entscheidet, 


und nicht einfach wie eine Marionette irgendwo 

hingelegt wird. Gott ist die Freiheit des Menschen 

so wichtig, dass er sogar das Misslingen, die Sünde 

und das Böse in Kauf nimmt. Gott kniet vor deiner Freiheit! 


Weil Gott Liebe ist, will er eine Liebesbeziehung mit uns, 

und Liebe gibt es nur in Freiheit. Liebe kann man nicht kaufen,

Liebe kann man sich nicht mit Gewalt nehmen.

Wir sehen also, dass Gott schon am Anfang der Menschheit 


den Menschen vor die Entscheidung gestellt hat: 

Gehorsam oder Ungehorsam. Wie ist das mit uns Christen? 

Sind wir Gott gehorsam? Halten wir uns an Jesu Gebote? 

Oder nennen wir Jesus unsern Herrn, aber gehen 


unsern eigenen Weg? Und wenn wir ein schlechtes Gewissen

haben, weil Jesus eigentlich etwas anderes fordert, 

dann lassen wir uns unsern Weg von einem Priester absegnen, 

der Gott genauso ungehorsam ist wie wir. 


Oder wir sagen: Ich tu, was mir gefällt, was mir Spaß macht, 

Gott wird schon dazu nicken. Gott, der Herr, sagte: 

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will 

ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt! 


Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er 

aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen, 

um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie 

dann heißen. Der Mensch betrachtete die Tiere 


und benannte sie. Für sich selbst aber fand er niemanden, 

der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte.

Die Bibel schildert hier die existentielle Einsamkeit

des Menschen – nicht nur des Mannes, auch der Frau! 


Der Mensch, von der Wiege bis zur Bahre, 

steht letztlich allein vor Gott. Es gibt Bereiche im Menschen, 

die kann man selbst nicht seinem Ehepartner 

oder besten Freund sagen. Auch durch das Tor des Todes 


kann uns kein noch so geliebter Mensch begleiten, 

da müssen wir allein durch (mit Jesus allein).

Die Kirchenväter vom 3. bis 6. Jahrhundert 

waren allesamt Männer und nicht besonders gut 

auf die Frauen zu sprechen. Die Frau – das Einfallstor 


des Teufels… Sie schätzten dagegen die Männerfreundschaft sehr.

Darum fragten sie sich, warum Adam in Einsamkeit 

nicht von Gott einen klugen Freund bekommen habe. 

Mit dem Bruder im Herrn hätte Adam dann ja Wein trinken 


und theologisieren können. Dann hätte es vielleicht 

auch keinen Sündenfall gegeben, denn Schwachheit, 

dein Name ist Weib… Gott hat aber den Menschen 

als Mann und Frau geschaffen. Wie bekannt, verbietet Gott, 


dass wir uns ein Bild von ihm machen. Aber Gott hat selbst 

von sich ein Bild gemacht: den Menschen, 

und zwar als Mann und Frau. Auch die Frau 

ist ein Bild Gottes (und oft das schönere). Der Mann 


spiegelt die Vaterschaft Gottes und die Frau die Liebe Gottes.

Wie ist das nun mit der Homosexualität? Mose sagt: 

Wenn ein Mann mit einem Mann im Bett liegt 

wie mit einer Frau, das ist ein todeswürdiges Verbrechen, 


das heißt, es ist eine schwere Sünde. Paulus sagt 

im Römerbrief, dass die Heiden den natürlichen Verkehr

aufgegeben und Mann mit Mann und Frau mit Frau 

unnatürlichen Geschlechtsverkehr hatten (und haben), 


das sei eine Sünde. Der katholische Katechismus sagt: 

Die Ursachen der Hinneigung zum gleichen Geschlecht 

sind noch nicht geklärt, und sind an sich auch keine Sünde 

(das ist wichtig zu unterscheiden), aber die praktizierte


Homosexualität sei Sünde. Deshalb seien Männer und Frauen 

mit homoerotischen Neigungen zur sexuellen Enthaltsamkeit

aufgerufen. Das ist sehr schön gesagt. Allerdings gibt es heute

sogar im Vatikan Seilschaften homosexueller Priester.


Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Die Bibel 

stellt den Menschen als soziales Wesen dar. 

Der griechische Philosoph Aristoteles nannte den Menschen 

ein politisches Tier. Der Mensch ist geschaffen für Liebe 


und Freundschaft. Die Liebe zwischen Mann und Frau 

soll in einer lebenslangen, unauflöslichen Treue 

gefeiert werden. Jesus spricht allerdings auch 

von der freiwillig gewählten Ehelosigkeit 


um des Himmelreichs willen. Aber auch, wer berufen ist 

zur Ehelosigkeit, bleibt ein soziales Wesen. Zum einen 

hat auch er Vater und Mutter. Dann hat er Brüder 

und Schwestern in der Kirche, und dann noch 


persönliche Freundschaften. Auch ein eheloser Mensch 

soll ein Vaterherz, ein Mutterherz haben. Sehr interessant 

fand ich die Gedanken von Pierre Teilhard de Chardin, 

Anfang 20. Jahrhundert. Er war ein Jesuit, ein Priester 


und ein angesehener Naturwissenschaftler, der sich sehr 

für die Anerkennung der Evolutionstheorie 

in der Kirche einsetzte. Er sagte: Normalerweise 

schützen ehelose Männer ihre Ehelosigkeit 


durch Männerfreundschaften und das Meiden der Frauen. 

Er hätte aber gemerkt, dass die geistige Freundschaft 

mit Frauen seiner Mystik einen besonderen Wärmestrom

gebracht habe. Dabei müsse der Ehelose nur sein Herz behüten,


dass die Anziehungskraft Gottes stärker bleibe 

als die Anziehungskraft der Frau. Das ist eine Gratwanderung,

denn manchmal ist die Anziehungskraft der Frau stark.

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, sagt die Bibel, 


und spricht auch von der Einsamkeit des Menschen 

vor Gott. Es geht um das Verhältnis von Individualismus 

und Kollektivismus. Der Individualismus ist heute 

sehr populär, zumindest im Westen. Es gibt 


eine ausgeprägte Single-Kultur. In manchen Großstädten

Deutschlands sind 50 % Singles (in der Regel 

doch mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr) 

und von den Ehen werden etwa die Hälfte wieder geschieden.


Man spricht auch von der Bindungsangst 

der heutigen Jugendlichen. Auf der anderen Seite 

war im 20. Jahrhundert der Kollektivismus sehr mächtig, 

ob es nun im Faschismus die Herrenrasse 


oder im Kommunismus die Arbeiterklasse war, 

es galten nur die Massen, nicht das Ich. Mir scheint 

das Christentum eine Ausgewogenheit zu bringen. 

Einerseits sagt man, das junge Christentum hätte erst 


in die antike Welt das Ich, das Individuum eingeführt. 

Und die Reformation in Deutschland hat das noch verstärkt: 

Ich und mein Gott (ohne Vermittlung der Kirche). 

Andererseits schließt Gott seinen ewigen Bund 


mit dem Volk Gottes, der einzelne Mensch ist gerufen 

in das Wir der Kirche. Nur im Christentum gilt beides: 

Ich und Wir. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. 


Aber unter den Tieren fand er keine Hilfe, die zu ihm passte. 

Das ist nun schwierig zu deuten, da ihr ja extreme 

deutsche Hundenarren seid. Wie, ein Hund sollte Adam 

nicht genügen? Es ging das Gerücht um in Europa, 


dass ein richtiger Magier und Philosoph einen Hund brauche. 

So gab es im 19. Jahrhundert den Philosophen 

Arthur Schopenhauer, seine Philosophie nannte man 

Pessimismus. Er hasste die Menschen, aber ganz besonders 


die Frauen. Er liebte nur seinen Hund Atman. Atman 

ist indisch und heißt Weltgeist. Und wenn Atman 

sich mal schlecht benahm, schimpfte Schopenhauer: 

Atman, du benimmst dich wie ein Mensch! 


Im 16. Jahrhundert gab es einen Magier und Philosophen, 

Agrippa von Nettesheim, der ein Buch schrieb 

über okkulte Philosophie. Der hatte einen Hund 

namens Monsieur. Und in der Nachbarschaft 


wohnte eine Frau mit einer Hündin namens Mademoiselle. 

Und Agrippa ging täglich spazieren und führte Monsieur 

zu Mademoiselle. Da dachte ich: Mal sehen, 

ob ich auch ein alter Magier und Philosoph bin. 


Ich ging allein spazieren mit der Hündin einer Freundin, 

die Hündin hieß Luna. Ich sagte: Luna, wie ist das 

mit Substanz und Akzidenz bei der Transsubstantiation? 

Aber Luna guckte mich nur mit großen Augen an 


und verstand kein Wort. Im 19. Jahrhundert 

lebte in Italien, in Turin, der Priester Don Bosco, 

der verwahrloste Straßenkinder sammelte, 

mit ihnen auf einem großen Bauernhof lebte 


und sie unterrichtete in Arbeit und Religion. 

Dem war mal ein großer Hund zugelaufen, er wurde Grauer

genannt. Und der Graue beschützte den Heiligen 

auf seinen Streifzügen durch die Elendsquartiere. 


Die Türken sagen über die Deutschen: Sie haben keine Kinder,

aber Hunde. Das typische Erscheinungsbild 

in jedem Stadtviertel ist eine alte Witwe, 

die ihren Dackel spazieren führt. Zu mir kam einmal 


eine Putzfrau, die allein lebte mit ihrem Hund. 

Und sie wollte einmal eine katholische Kirche betreten, 

aber man ließ den Hund nicht ein. Da sagte sie: 

Wenn mein Hund nicht in die Kirche darf, 


geh ich auch nicht in die Kirche! Eine andere Putzfrau 

kam zu mir, die war jung und lebte allein mit ihrem Hund, 

und ihr Hund schlief bei ihr in ihrem Bett und küsste sie 

morgens wach. Nun, man wird auch noch die Ehe 


mit einem Hund gesetzlich einführen, und sicher 

gibt es dann auch einen Priester, der die Hunde-Ehe segnet.

Im folgenden Vers wird Eva erschaffen. Aber wusstet ihr, 

dass Eva nicht die erste Frau Adams war? Vor Eva war 


Adam nämlich mit Lilith zusammen. Ja, ja! Ich habe 

diese Dame zehn Jahre lang studiert, und habe nun große Lust,

euch von ihr zu erzählen. Also kommt vor der Erschaffung Evas


ein Exkurs über Lilith. Die Grundlage für die Legende 

ist ein jüdischer Text aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. 

Es ist das sogenannte „Alphabet des Ben Sira“ 

(es handelt sich nicht um das Weisheitsbuch Jesus Sirach). 


Als Gott den ersten Menschen Adam allein schuf, 

sagte Gott: Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein. 

Also Gott schuf eine Frau für ihn, von der Erde wie er, 

und nannte sie Lilith. Sie, Adam und Lilith, begannen 


sofort miteinander zu streiten: Sie sagte: Ich werde nicht 

unten liegen, und er sagte: Ich werde nicht unten liegen, 

sondern oben, da du dazu geeignet bist, unten 

und ich darüber zu sein. Sie sagte zu ihm: Wir sind beide gleich,


da wir beide von der Erde sind. Und sie wollten nicht 

aufeinander hören. Seit Lilith gesehen hatte, wie es war, 

sprach sie Gottes unbeschreiblichen Namen aus 

und flog in die Luft. Adam stand im Gebet vor seinem Schöpfer


und sagte: Herr des Universums, die Frau, die du mir 

gegeben hast, ist vor mir geflohen! Der Heilige Gesegnete 

sandte sofort die drei Engel Sanoy, Sansenoy und Samangelof

nach ihr, um sie zurückzubringen. Gott sagte: 


Wenn sie zurückkehren will, schön und gut. Und wenn nicht, 

muss sie akzeptieren, dass jeden Tag hundert ihrer Kinder 

sterben werden. Die Engel verfolgten sie und holten sie 

im Meer ein, in tobenden Gewässern (denselben Gewässern, 


in denen die Ägypter eines Tages ertrinken würden) 

und sagten ihr Gottes Befehle. Und doch wollte sie 

nicht zurückkehren. Sie sagten ihr, sie würden sie 

im Meer ertränken, und sie antwortete. Lasst mich allein! 


Ich wurde nur geschaffen, um Babys erkranken zu lassen: 

Wenn sie Jungen sind, werde ich von der Geburt 

bis zum achten Tag Macht über sie haben; 

wenn sie Mädchen sind, von der Geburt 


bis zum zwanzigsten Tag. Als sie ihre Antwort hörten, 

baten sie sie, zurückzukommen. Sie schwor ihnen 

im Namen des lebendigen Gottes, dass sie kein Baby 

überwältigen würde, wenn sie die drei Engel 


oder ihre Namen oder ihre Bilder auf einem Amulett 

sehen würde, und sie akzeptierte, dass jeden Tag 

hundert ihrer Kinder sterben würden. Deshalb sterben 

jeden Tag hundert Dämonen, und deshalb schreiben wir 


die Namen der drei Engel auf Amulette kleiner Kinder. 

Wenn Lilith sie sieht, erinnert sie sich an ihren Eid, 

und das Kind ist beschützt und geheilt. - Was man 


völlig vergisst in den folgenden Jahrhundert, ist, 

dass das Alphabet des Ben Sira eine Satire ist. 

Sondern im 20. Jahrhundert grub der Feminismus 

diese Schrift aus und war ganz begeistert, 


eine jüdische Feministin zu haben, noch älter als die Bibel.

Ja, der Feminismus des 20. Jahrhunderts 

brachte eine Flut von Lilith-Literatur hervor. 

Lilith ging in die Comic-Kultur ein und in die Kultur 


der Pop-Musik (die Gruppe Genesis: Lily-white Lilith). 

Im Haus einer Freundin, die von Lilith fasziniert war, 

sah ich in einige esoterische Lilith-Bücher. 

Da war vom Lilith-Mond der Astrologie die Rede 


und dass Lilith im Bündnis mit der Schlange 

gegen Jahwe rebellierte. Die Bücher stanken 

wie ein Furz Satans. Das war esoterischer Satanismus.

Lilith kommt übrigens schon in Goethes Faust vor, 


in der Walpurgisnacht, dem Hexensabbat auf dem Blocksberg, 

da warnt der Teufel Mephistopheles den Magier Doktor Faust 

vor Lilith, Adams erster Frau, deren erotische Anziehungskraft 

in der Pracht ihrer langen Haare liegt. Faust: Wer ist denn das?


Mephistopheles: Betrachte sie genau! Lilith ist das.

Faust: Wer? Mephistopheles: Adams erste Frau.

Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren,

Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.


Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,

So lässt sie ihn so bald nicht wieder fahren.

Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb eine Dichterin

eine Verserzählung mit dem Titel: Liliths Kinder. 


Da ist Eva das dumme Weibchen des Adam, 

nur leiblich reizend, Lilith dagegen ist die 

geistig mündige Frau, die unmittelbaren Umgang 

mit den Engeln hat (was natürlich das verklärte Selbstporträt 

der Dichterin ist). Ende des 19. Jahrhunderts 


schrieb der englische Romanautor George MacDonalds 

einen Fantasy-Roman über Lilith, der sehr phantasievoll 

Lilith als weiblichen Dämon schildert, die aber am Ende 

sich zum Guten bekehrt und zu Maria Magdalena wird. 


C.S. Lewis nannte seinen Lieblingsautor George Macdonalds 

den Dichter, der am meisten den Geist Christi habe.

Auch in der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts 

wird Lilith immer wieder dargestellt. Auch in der Psychologie


(und esoterischen Pseudo-Psychologie) des 20. Jahrhunderts 

kam Lilith vor. Der Schweizer Tiefenpsychologe 

Carl Gustav Jung war einer der größten Psychologen 

des 20. Jahrhunderts. Religiös stand er unter dem Einfluss 


der Gnosis und der Alchemie. Übrigens ist der bekannte

Erbauungsschriftsteller Anselm Grün ein geistiger Sohn 

von C.G. Jung. Die Tiefenpsychologie redet 

vom Schatten der Seele, das sind die negativen Kräfte, 


das Böse und Dämonische in uns, das man integrieren müsse, 

um ein ganzheitlicher Mensch zu werden. Lilith 

sei nun dieser Schatten der Frauenseele. Die Frau 

will nicht angepasst und unterwürfig sein wie Eva 


und auch nicht immer lieb wie Unsre Liebe Frau Maria, 

sondern sie will die böse Lilith in ihre Seele integrieren, 

um eine starke, wilde und freie Frau zu werden. 

Und so lacht sich die Frau eine dämonische Macht an. 


Auch sprechen die Tiefenpsychologen gemäß 

der mittelalterlichen Alchemie von drei Wandlungen: 

Nigredo ist die Schwärze, das ist der Zustand der Finsternis, 

das ist Lilith, wenn man träumt von bösen Frauen. 


Der nächste Zustand ist der der Röte, das ist der Zustand 

des Feuers der Reinigung. Und der höchste Zustand 

ist der der Weiße, des Lichts, das ist, wenn man 

von einer blonden himmlischen Jungfrau träumt. 


Übrigens sind in der Tiefenpsychologie die Frauen, 

von denen der Mann nachts träumt, ein personifizierter 

Ausdruck des Unbewussten in seiner Seele.

Nun sagt ihr sicher zu Recht, dass von Adams 

erster Frau Lilith in der Genesis gar nichts steht. 


Ja, es ist der Spaß eines mittelalterlichen Schriftstellers. 

Aber Lilith kommt dennoch in der Bibel vor, 

und damit beginnen wir mit der Wahrheit über Lilith. 

Und zwar kommt Lilith bei Jesaja vor. Ich zitiere 


etwas ausführlicher, denn der Zusammenhang ist wichtig.

In Edoms Bächen wird das Wasser zu Pech, sein Boden

verwandelt sich in Schwefel, sein Land wird zu brennendem Pech.

Es erlischt nicht bei Tag und bei Nacht, der Rauch steigt


unaufhörlich empor. Das Land ist für Generationen verödet, 

nie mehr zieht jemand hindurch. Dohlen und Eulen 

nehmen es in Besitz, Käuze und Raben hausen darin. 

Der Herr spannt die Messschnur «Öde» darüber, 


er legt das Senkblei «Leere» an. Die Bocksgeister werden 

dort ihr Unwesen treiben. Die Edlen Edoms leben nicht mehr.

Man ruft dort keinen König mehr aus, mit all seinen Fürsten 

hat es ein Ende. An seinen Palästen ranken sich Dornen empor,


in den Burgen wachsen Nesseln und Disteln. Das Land 

wird zu einem Ort für Schakale, zu einem Platz für die Strauße.

Wüstenhunde und Hyänen treffen sich hier, die Bocksgeister

begegnen einander. Auch Lilith ruht sich dort aus 


und findet für sich eine Bleibe. Der Kauz hat hier 

sein sicheres Nest, er legt seine Eier und brütet sie aus. 

Auch die Geier sammeln sich hier, einer neben dem andern.

Forscht nach im Buch des Herrn, dort werdet ihr lesen: 


Keines dieser Tiere ist ausgeblieben, keines braucht 

seinen Gefährten zu suchen; denn der Mund des Herrn 

hat es befohlen, sein Geist hat sie zusammengeführt.

Hier ist der Name Lilith erhalten geblieben. 


Viele andere Bibeln versuchen das Wort Lilith 

zu übersetzen. Luther übersetzte mit Kobold. 

Andere sagen Nachtgespenst oder Nachteule. 

Der Zusammenhang macht klar, dass hier Gottes Strafgericht 


über das heidnische Edom ergangen ist, dass 

in seinen Trümmern die Dämonen wohnen. Bocksgeister, 

Hyänen, Schakale, Schlangen und Eulen sind Bilder 

für Dämonen. So erkennen wir, was Lilith in der Bibel 


wirklich ist: Ein Dämon, ein böser Geist aus dem Reich Satans.

Da sich nun die Feministinnen in Lilith verliebt haben, 

forschen sie ihrem Ursprung nach. Sie stellen fest, 

dass ihre Erwähnung im Propheten Jesaja 


eine Übernahme aus der babylonischen Mythologie ist. 

Und was den Juden ein Dämon ist, das ist den Babyloniern 

eine Göttin. Im weltberühmten babylonischen Heldenepos 

von König Gilgamesch kommt Lilith vor 


als ein weiblicher Dämon, der in einem Baum wohnt. 

Die Feministinnen sagen, Lilith sei in Wahrheit 

die babylonische Todesgöttin. Und da fragen sich 

die Feministinnen: Warum sollen wir uns 


mit der jüdischen Erstfrau Adams abgeben, wenn wir 

eine babylonische Göttin des Todes haben können?

Was ist aber nun (außerhalb des Alphabeths von Ben Sira) 

die jüdische Lehre über Lilith? Genauso wie die Katholiken 


nicht nur die Bibel allein, sondern auch die Tradition 

als göttliche Offenbarung sehen (im Gegensatz zu Luthers: 

die Bibel allein), lesen die Juden nicht nur das Alte Testament,

sondern auch den Talmud (Lehren der pharisäischen Rabbinen) 


und die Kabbbala (Lehre der mittelalterlichen Mystiker). 

Im evangelischen Fernsehen sagte eine jüdische Theologin, 

mit der Kabbala dürfe man sich erst beschäftigen, 

wenn man fest sei in seinem Glauben und mindestens 


vierzig Jahre alt. Das traf bei mir zu. Ich stand fest 

im katholischen Glauben und beschäftigte mich 

vom 40. – 50. Lebensjahr mit der Kabbala. 

Nun lehrt die Kabbala, dass Lilith ein weiblicher Dämon sei, 


ihr Partner sei der männliche Dämon Asmodäus. 

Asmodäus kommt im biblischen Buch Tobit vor. 

Asmodäus ist der Ehe-Teufel, oder besser gesagt: 

der Unzuchtsteufel. Lilith ist ein weiblicher Dämon 


der sexuellen Unreinheit. Zum einen stürzt sie sich 

auf Schwangere, um deren Kinder zu töten. 

Zum anderen begegnet sie männlichen Einsiedlern 

im Traum als verführerische Frau, die den Einsiedler erregt, 


dass er einen unbewussten Samenerguss hat, 

von diesem Mannessamen zeugt Lilith neue Dämonen. 

Den Propheten Elia versuchte Lilith, aber er vertrieb sie.

Christliche Legenden erzählen, dass Lilith 


an die schwangere Jungfrau Maria herantrat, um Jesus 

im Schoß Mariens zu töten, aber der Erzengel Michael 

vertrieb Lilith. Der Geist Lilithss kommt 


in diesem Sprichwort österreichischer Sozialisten 

zum Ausdruck: Hätte Maria abgetrieben, wäre Jesus 

uns erspart geblieben. Salomo traf auch die Lilith. 


Ihr kennt vielleicht das weise Urteil des Königs Salomo: 

Zwei Huren kamen zu ihm mit einem lebenden Kind. 

Ein Kind war in der Nacht gestorben. Die Huren 

stritten darüber, wem nun das lebende Kind gehöre. 


Salomo sagte: Teilt das Kind mit dem Schwert in zwei Teile 

und gebt jeder die Hälfte. Da sagte die wahre Mutter: 

Lass das Kind leben, gib es lieber der anderen. 

Nun sagen die Juden: Die Hure, die nachts ihr Kind getötet hatte


und das lebende Kind der anderen haben wollte, 

die sei Lilith gewesen. Lilith hat aber auch eine Schwester, 

einen weiblichen Dämon der sexuellen Unreinheit wie sie. 

Diese stammt allerdings nicht aus Babylon-Israel, 


sondern aus Arabien. Von ihr erzählt eine arabisch-muslimische

Legende. Im Koran wird Salomo anders dargestellt 

als in der Bibel. Die Bibel berichtet auch, dass Salomo 

sich von seinen heidnischen Ehefrauen zum Götzendienst


verführen ließ. Das fand Mohammed unwürdig. Dagegen 

stellt der Koran Salomo als Ober-Magier dar, 

der sowohl die Sprache der Vögel und Ameisen verstand, 

als auch mit seinem magischen Siegelring Macht 


über alle Dämonen hat. Die Legende berichtet, dass Salomo 

in der Wüste auf Jagd ging, aber nichts fing, stattdessen 

erschien ihm ein weiblicher Dämon namens Karina. 

Salomo zwang die Karina, ihm alles zu sagen, 


wie sie die Menschen verführe. Nun sagt man 

von dem weiblichen Dämon Karina, dass sie einen Partner hat,

den männlichen Dämon Karin. Und ein Mann 

hat als seinen dämonischen Schatten die weibliche Karina, 


und eine Frau hat ihren Schatten in dem männlichen Karin. 

Und wenn Mann und Frau heiraten, heiraten auch die Karina 

des Mannes und der Karin der Frau, das nennt man 

die Schattenhochzeit. Und die Dämonen versuchen alles, 


um die Ehe zu zerstören und Unfruchtbarkeit herbeizuführen.

Nun denkt ihr vielleicht: Das gabs wohl 2000 Jahre 

vor Christus oder fünfhundert Jahre vor Christus, 

aber nicht heute in unserem wissenschaftlichen Zeitalter. 


Oder ihr denkt: Wir gehören zu Jesus, uns kann nichts passieren.

Beides falsch. Gerade die Jünger Jesu werden 

von den Dämonen mit aller List und Tücke angegriffen! 

Und wenn Lilith und Asmodäus Unzuchtsteufel sind, 


was stiften sie anders als das, was heute Massenphänomene sind:

Freie Liebe, Ehebruch, Ehescheidung, Abtreibung, 

sexueller Kindesmissbrauch, homosexueller 

Geschlechtsverkehr, Pornographie und Prostitution!


Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über ihn kommen,

entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder 

mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau 

und brachte sie zu dem Menschen. Da rief dieser: 


Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde 

aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen!

Darum verlässt ein Mann seine Eltern und verbindet sich 

so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind 


mit Leib und Seele. Der Mann und die Frau waren nackt, 

sie schämten sich aber nicht. Da ließ Gott der Herr 

einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, 

und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen 


und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr

baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm,

und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: 

Die ist nun Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch;


man wird sie Männin nennen, weil sie vom Mann genommen ist.

Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter 

verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden 

sein ein Fleisch.Und sie waren beide nackt, 


der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

Dieser Bericht schildert keine konkreten Fakten, 

wie ein Zeitungsbericht. Er spricht auch nicht

naturwissenschaftlich vom homo erectus. 


Er ist in dem literarischen Stil einer antiken Mythologie verfasst.

Aber wenn man betend darüber meditiert, 

kommt man zur göttlichen Offenbarung über das Wesen 

von Mann und Frau. Die Frau heißt hier nur Frau, 


noch nicht Eva. Es geht nicht um eine konkrete Einzelperson,

sondern um das Wesen des Weiblichen. In China 

wird in der Mythologie der Mann aus Lehm geschaffen 

von den Göttern, anschließend wirbelten die Götter 


mit einem Seil den feuchten Schlamm auf, 

aus dem die Frau geschaffen wird. Die erste Frau 

heißt in China Nü-wa. Von den Germanen 

war schon die Rede. Odin schnitzt den ersten Mann Ask 


aus der Esche und die erste Frau Embla aus der Ulme.

Adam wird in einen tiefen Schlaf versetzt. Man müsste sagen: 

er wird in Trance versetzt. Adam ist absolut ohnmächtig. 

Nur Gott schafft, nicht der Mensch. Man könnte sagen: 


Gott schafft dem Mann seine Traumfrau zur Partnerin.

Paulus nennt Christus den Zweiten Adam 

oder den Neuen Adam. Gibt es denn auch 

eine Zweite Eva oder Neue Eva? Die Kirchenväter 


führten die Theologie des Paulus weiter aus, 

den Vergleich zwischen Adam und Jesus. Adam 

ist unter einem Baum eingeschlafen und aus seiner Rippe 

wurde Eva geboren. Christus entschlief am Holz des Kreuzes


(dem Lebensbaum), da wurde seine Seite von der Lanze 

geöffnet und Blut und Wasser traten aus. Blut 

steht für das Mahl des Herrn und Wasser für die Taufe. 

Das heißt, aus seiner geöffneten Seite wurde 


die Kirche geboren, die Braut Christi, die Neue Eva. 

Jesus hatte keine private Ehefrau. Die Frau wurde 

aus der Rippe des Mannes gebaut. Warum aus der Rippe? 

Sie wurde nicht aus dem Schädel gebaut, denn sie sollte 


nicht über ihn herrschen. Sie wurde nicht aus den Füßen 

gebaut, denn sie sollte ihm nicht unterworfen sein. 

Im Paradies herrscht absolute Gleichberechtigung 

von Mann und Frau. Die Ehe ist im Paradies 


kein Herrschaftsverhältnis, sondern wechselseitige Hingabe 

von gleichwertigen Partnern. Die Herrschaft des Mannes 

über die Frau gehört in den Bereich der Erbsünde. 

In einer christlichen Ehe sollte einer den andern 


höher schätzen als sich selbst und einer dem andern dienen.

Lesen Feministinnen die Bibel von vorne an 

und kommen zum zweiten Kapitel, da zuerst der Mann 

und dann die Frau geschaffen wird, protestieren sie 


und legen die Bibel als frauenfeindlich zur Seite. 

Eine katholische Philosophin sagte: Stellt euch mal vor, 

zuerst würde die Frau geschaffen und dann 

aus der Rippe der Frau der Mann gebaut, 


wie dann die Feministinnen schimpfen würden: 

Aha, die Frau ist also nur das Materiallager für den Mann! 

Nein, wenn man mit ideologischen Vorurteilen 

an die Bibel herangeht, wird man ihren Sinn nie ergründen.


Nicht Adam schafft sich die Frau, sondern Gott

baut die Frau. Nicht Adam holt sich die Frau, 

sondern Gott bringt die Frau. Die Frau kommt von Gott. 

Goethe schrieb mit achtzig Jahren, dass der schöne Mensch – 


die Frau – die Krone der Evolution sei. So sagen 

feministische Theologinnen: Als Gott den Mann schuf, 

übte Sie erst... Kennt ihr das Bild von Michelangelo, 

wie Gott den Adam erschafft? Der Finger Gottes 


berührt den Finger Adams. Adam liegt nackt auf der Erde, 

Gott schwebt auf einer Wolke am Himmel. Und Gott 

hat Eva im Arm, denn als Adam geschaffen wurde, 

da war Eva schon ein Gedanke Gottes.


Als Gott nun Eva zu Adam führte, und Adam sie sah, 

rief er: Sie ist es! Sie ist die Frau, von der ich immer 

geträumt habe! Sie ist die Richtige! Sie muss es sein, 

und keine andere! So wurde Adam vor Entzücken zum Dichter.


Und das Echo dieses Liebesgedichts hallt 

durch die ganze Menschheit, und die Welt 

ist voller Liebespoesie, wo der Mann entzückt 

und hingerissen ist von der Frau. Ein Beispiel 


für diese Liebespoesie hier von Goethe: Es ist gut.

Bei Mondenschein im Paradies fand Jehova 

im Schlafe tief Adam versunken, legte leise

Zur Seite ein Evchen, die auch entschlief.


Da lagen nun in Erdenschranken Gottes zwei 

lieblichste Gedanken. Gut! rief er sich zum Meisterlohn,

er ging sogar nicht gern davon. Kein Wunder, 

dass es uns berückt, wenn Auge frisch in Auge blickt,


als hätten wir es so weit gebracht, bei dem zu sein, 

der uns gedacht. Und ruft er uns, wohlan, es sei!

Nur, das beding’ ich, alle zwei! Dich halten 

dieser Arme Schranken, lebster von allen Gottes-Gedanken!


In den deutschen Bibeln heißt es: Man wird sie Frau nennen, 

denn vom Mann ist sie genommen. Auf deutsch 

macht das keinen Sinn. Luther versuchte das Wortspiel 

im Hebräischen auf deutsch nachzuformen, indem er schrieb: 


Man wird sie Männin nennen, denn vom Mann 

ist sie genommen. Aber welche Frau hört es gerne, 

wenn man sie Männin nennt? Im Hebräischen heißt Mann: 

Isch, und Frau: Ischa. Man wird sie Ischa nennen, 


denn vom Isch ist sie genommen. Es ist ein wenig 

wie im Englischen: Man wird sie „woman“ nennen, 

denn vom „man“ ist sie genommen. So wird ein Mann 

seinen Vater und seine Mutter verlassen 


und seiner Frau anhängen. Die freie Übersetzung sagt: 

er wird seine Eltern verlassen. Es heißt aber Vater und Mutter. 

Bei Gott gibt es nicht Elternteil 1 und Elternteil 2, 

da gibt es nicht zwei Väter oder zwei Mütter. Nein, 


schon die Natur sagt: ein Kind entsteht nur, 

wo Vater und Mutter sind, Mann und Frau. Gott 

hat im Paradies die Ehe gesegnet, aber keine Homoehe 

und keine künstliche Befruchtung. Und dass der Mensch 


Vater und Mutter verlassen wird, ist auch psychologisch weise.

Ein Mann, der noch zuhause wohnt und sich von Mama 

bedienen lässt und alles tut, was Mama sagt, 

wie soll der ein guter Ehemann sein? Übrigens heißt es: 


Junge Frau, willst du wissen, wie dein Geliebter 

später mit dir umgeht, wenn ihr verheiratet seid, 

so schau dir an, wie er mit seiner Mutter umgeht, 

ehrerbietig oder verachtungsvoll, so wird er später 


mit dir umgehen. Andererseits heißt es auch: Junger Mann, 

willst du wissen, wie deine junge süße Geliebte 

mit 50 sein wird? So schau dir ihre Mutter an.

Die Zwei werden ein Fleisch sein, die zwei, 


die Bibel sagt deutlich: Mann und Frau, nicht Mann und Mann

oder Frau und Frau. Ein Fleisch sein bezeichnet 

unter anderem die körperliche Vereinigung beim Sex, 

aber nicht nur. Die Juden sagen, wenn sie Mensch meinen, 


einfach Fleisch und Blut. Wir würden Leib und Seele sagen. 

Mann und Frau in einer lebenslangen treuen Ehe, 

wie Gott sie will, werden Ein Mensch. Meine Mutter 

sagte zum Beispiel: Ich brauchte nur mit den Wimpern zu zucken,


schon wusste Papa, was ich wollte. Man kann das 

bei alten Ehepaaren beobachten, wie sie 

auch seelisch-geistig eins geworden sind. Darum 

ist es so wichtig, als junger Mann nicht nur zu schauen, 


ob man sich mit dem Körper der Partnerin 

vereinigen möchte, sondern ob auch Seele 

und Geist harmonieren. Und das findet man nicht 

eben schnell in der ersten Nacht heraus.


Sie waren nackt, aber wussten es nicht. Sie waren unschuldig 

wie die Kinder, die ja auch unbefangen nackt sind, 

ohne deshalb schamlos zu sein. Kinder entdecken 

die Scham über die Nacktheit erst mit einem bestimmten Alter.


Wie ist das mit der Scham? Wir leben in einer sündigen Welt 

und sind selbst Sünder. Wenn ein Mann eine schöne 

nackte Frau sieht, begehrt er sie. Die Frau sollte nun 

eine gesunde Scham haben und sich verhüllen, 


damit sie nicht von Männern auf ihren bloßen Körper 

reduziert wird, als Lustobjekt missbraucht wird. 

Mit der Scham schützt sich die Frau selbst. Wir leben 

aber nun in einer modernen Welt, da Schamhaftigkeit 


oft als Prüderie oder Verklemmtheit beschimpft wird. 

Stattdessen propagiert man das Idol der jungen nackten Frau, 

nicht nur in der Pornographie, sondern auch in der Popmusik 

und in der Werbung und teilweise in der Mode. 


Die Frau wird zum Lustobjekt der Männer gemacht. 

Die Frau soll sich nicht mehr schützen vor der Begierde, 

zu deutsch vor der Geilheit der Männer. 

Das ist die Schamlosigkeit einer sündigen Gesellschaft. 


Anders war die „Schamlosigkeit“ im Paradies, 

sie wussten eben nicht, dass sie nackt waren, 

sie waren unschuldig wie Kinder, sie betrachteten sich 

nicht als Lustobjekte oder Sex-Idole. Dagegen 


gibt es auch eine heilige Möglichkeit, die Scham 

zu überwinden, und das ist die Ehe, da im geschützten Raum 

einer wahren Liebe von Mann und Frau 

die Scham positiv aufgehoben wird, und es 


eine quasi paradiesische Nacktheit wieder geben kann. 

Ich sprach von der Schamhaftigkeit der Frau, 

natürlich müssen Männer auch schamhaft sein, 

auch im Schauen und im Reden. Hatten Adam und Eva 


im Paradies Sex? In der Beschreibung des Paradieses 

ist nicht ausdrücklich vom Sex von Adam und Eva die Rede. 

Aber es wird auch nicht ausdrücklich gesagt, 

dass sie keinen Sex hatten. Die Kinder werden jedenfalls 


erst nach dem Sündenfall geboren. Kurz, ich weiß nicht, 

ob Adam und Eva im Paradies Sex hatten. Die Kirchenväter 

waren sich uneins, der eine sagte ja, der andere nein. 

Hildegard von Bingen sagte, sie hatten Sex, aber 


nicht auf animalische Weise, sondern sehr fein und geistig. 

Da mag jeder denken, wie er will. Hildegard sagt,

Adam hatte Eva im Paradies sexuell erkannt

wie ein Sonnenstrahl durch eine Glasscheibe dringt.





DRITTER TEIL

DER SÜNDENFALL


Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere, 

die Gott, der Herr, gemacht hatte. Hat Gott wirklich gesagt, 

dass ihr von keinem Baum die Früchte essen dürft? 

fragte sie die Frau. Natürlich dürfen wir, antwortete die Frau,


nur von dem Baum in der Mitte des Gartens nicht. 

Gott hat gesagt: Esst nicht von seinen Früchten, ja, 

berührt sie nicht einmal, sonst müsst ihr sterben! -

Unsinn! Ihr werdet nicht sterben, widersprach die Schlange,


aber Gott weiß: Wenn ihr davon esst, werden eure Augen 

geöffnet, ihr werdet sein wie Gott und wissen, 

was Gut und Böse ist. Die Frau schaute den Baum an. 

Er sah schön aus! Es wäre bestimmt gut, von ihm zu essen, 


dachte sie. Seine Früchte wirkten verlockend, 

und klug würde sie davon werden! Sie pflückte eine Frucht 

und biss hinein. Dann reichte sie die Frucht ihrem Mann, 

der bei ihr stand, und auch er aß davon. Plötzlich 


gingen beiden die Augen auf, und ihnen wurde bewusst, 

dass sie nackt waren. Hastig flochten sie Feigenblätter zusammen

und machten sich daraus einen Lendenschurz. Am Abend, 

als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, wie Gott, der Herr, 


im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm

hinter den Bäumen. Aber Gott, der Herr, rief: Adam, 

wo bist du? Adam antwortete: Ich hörte dich im Garten 

und hatte Angst, weil ich nackt bin. Darum habe ich mich


versteckt. - Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? 

fragte Gott. Hast du etwa von den Früchten gegessen, 

die ich euch verboten habe? Adam versuchte, 

sich zu rechtfertigen: Die Frau, die du mir gegeben hast, 


ist schuld daran! Sie reichte mir eine Frucht von dem Baum,

deswegen habe ich davon gegessen. - Was hast du bloß getan? wandte der Herr sich an die Frau. Die Schlange 

hat mich dazu verführt! Nur wegen ihr 


habe ich die Frucht genommen, verteidigte sie sich. 

Da sagte Gott, der Herr, zur Schlange: Das ist deine Strafe:

Verflucht sollst du sein, verstoßen von allen anderen Tieren! 

Du wirst auf dem Bauch kriechen und Staub fressen, 


solange du lebst! Von nun an werden du und die Frau 

Feinde sein, auch zwischen deinem und ihrem Nachwuchs 

soll Feindschaft herrschen. Er wird dir auf den Kopf treten, 

und du wirst ihn in die Ferse beißen! Dann wandte Gott sich 


zur Frau: Ich werde dir in der Schwangerschaft 

viel Mühe auferlegen. Unter Schmerzen wirst du deine Kinder 

zur Welt bringen. Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, 

aber er wird dein Herr sein! Zu Adam sagte er: 


Statt auf mich hast du auf deine Frau gehört 

und von den Früchten gegessen, die ich euch verboten hatte.

Deinetwegen soll der Ackerboden verflucht sein! 

Dein ganzes Leben lang wirst du dich abmühen, 


um dich von seinem Ertrag zu ernähren. Du bist 

auf ihn angewiesen, um etwas zu essen zu haben, aber 

er wird immer wieder mit Dornen und Disteln übersät sein.

Du wirst dir dein Brot mit Schweiß verdienen müssen, 


bis du stirbst. Dann wirst du zum Erdboden zurückkehren, 

von dem ich dich genommen habe. Denn du bist Staub 

von der Erde, und zu Staub musst du wieder werden!

Adam gab seiner Frau den Namen Eva (Leben), 


denn sie sollte die Stammmutter aller Menschen werden.

Gott, der Herr, machte für die beiden Kleider aus Fell 

und legte sie ihnen an. Dann sagte er: Nun ist der Mensch

geworden wie wir, weil er Gut und Böse erkennen kann. 


Auf keinen Fall darf er noch einmal zugreifen und auch noch 

von dem Baum essen, dessen Frucht Leben schenkt, 

sonst lebt er ewig! Darum schickte er ihn aus dem Garten 

Eden fort und gab ihm den Auftrag, den Ackerboden zu bebauen,


aus dem er ihn gemacht hatte. So kam es also, 

dass die Menschen aus dem Garten vertrieben wurden. 

An dessen Ostseite stellte Gott Cherubim 

mit flammenden Schwertern auf. Sie sollten den Weg 


zu dem Baum bewachen, dessen Frucht Leben schenkt.

Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere, 

die Gott, der Herr, gemacht hatte. Bei den heidnischen Völkern

des Altertums war die Schlange ein göttliches Wesen. 


Zum einen war die Schlange ein Phallus-Symbol, 

und die Heiden haben die männlichen und weiblichen

Geschlechtsorgane angebetet (wie das die Neuheiden 

heute auch wieder tun.) Zum anderen war die Schlange, 


die sich häutet, ein Symbol der Unsterblichkeit. 

Auch das Bild der Schlange, die sich rundet 

und den eigenen Schwanz ins Maul nimmt, war ein Bild 

für die Ewigkeit. Die Griechen hatten für Asklepios, 


den Gott der Heilkunst, das Bild einer Stange, 

an der sich zwei Schlangen hochwinden. Das findet man 

heute noch im medizinischen Bereich. In China und Japan 

waren die Drachen göttliche Wesen. Der chinesische Kaiser 


als Himmelssohn saß auf dem Drachenthron. In Mexiko 

bei den Azteken gab es die Muttergöttin Tonanzin, 

die steinerne Schlange, ein Götzenbild aus vielen Giftschlangen,

der Menschenopfer dargebracht wurden. Ich las einmal 


ein Vers-Epos aus Papua-Neuguinea über König Schlange. 

Die Juden aber sehen in der Schlange ein Bild des Teufels.

Die Schlange ist listig, der Teufel ist listig. Der Teufel 

und seine Dämonen sind gefallene Engel, also rein geistige Wesen.


Sie sind nicht wie das Teufelchen aus dem Kasperle-Theater. 

Lasst euch auf keine Diskussionen mit dem Teufel ein, 

sonst habt ihr schon verloren. Der Teufel ist schlauer als wir. 


Auch kennt er die Bibel besser als wir. Wenn ihr vom Teufel 


in Versuchung geführt werdet, ruft das Blut Christi an.

Gott hatte die Welt doch gut geschaffen. Und nun 

beim Sündenfall im Garten Eden ist da der Teufel, 

der die Frau versucht. Wo kommt der Teufel denn her? 


Vor dem Sündenfall unserer Ur-Eltern gab es im Himmel 

den Sündenfall der Engel. Gott hatte unzählige Engel 

geschaffen, die Gott lobten und priesen. Ihr Führer 

war Luzifer. Der aber wollte Gott nicht dienen, 


sondern selbst wie Gott sein, ein Drittel der Engel 

folgte ihm. Diese wurden von Christus und dem Erzengel 

Michael aus dem Himmel gestürzt. Für sie wurde 

die Hölle als Aufenthaltsort geschaffen. Die Teufel sind böse 


und hassen Gott und die Menschen, sie wollen so viele Seelen 

wie möglich in die Hölle reißen. Den Sündenfall Luzifers 

und den Engelssturz sahen die Kirchenväter beschrieben 

in einem Text des Propheten Hesekiel. Vordergründig 


ist vom Fürsten von Tyrus, einem heidnischen Gebiet 

an der Mittelmeerküste Israels, die Rede. Aber der tiefere Sinn

beschreibt den Sturz Luzifers, der dann zum Satan wurde.

Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn, 


sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht Gott, der Herr: 

Dein Herz war stolz und du sagtest: Ich bin ein Gott, 

einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im Meer. 

Doch du bist nur ein Mensch und kein Gott, 


obwohl du im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott bist.

Gewiss, du bist weiser als Daniel. Kein Geheimnis 

war dir zu dunkel. Durch deine Weisheit und Einsicht 

schufst du dir Reichtum. Mit Gold und Silber 


fülltest du deine Kammern. Durch deine gewaltige Weisheit, 

durch deinen Handel hast du deinen Reichtum vermehrt. 

Doch dein Herz wurde stolz wegen all deines Reichtums.

Darum, so spricht Gott, der Herr: Weil du im Herzen 


geglaubt hast, dass du wie Gott bist, darum schicke ich 

Fremde gegen dich, tyrannische Völker. Sie zücken 

das Schwert gegen all deine prächtige Weisheit, 

entweihen deinen strahlenden Glanz. Man stößt dich hinab 


in das Grab; wie einer durchbohrt wird und stirbt, 

so stirbst du mitten im Meer. Willst du dann angesichts 

deiner Mörder noch sagen: Ich bin ein Gott? Du bist 

nur ein Mensch und kein Gott in der Hand deiner Mörder.


Wie Unbeschnittene sterben, so stirbst du durch Fremde; 

denn ich habe gesprochen, Spruch Gottes, des Herrn.

Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn, 

stimme die Totenklage an über den König von Tyrus 


und sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Du warst 

ein vollendet gestaltetes Siegel, voll Weisheit 

und vollkommener Schönheit. Im Garten Gottes, in Eden, 

bist du gewesen. Allerlei kostbare Steine umgaben dich: 


Rubin, Topas, Jaspis, Chrysolith, Karneol und Onyx, 

Saphir, Karfunkelstein und Smaragd. Aus Gold 

war alles gemacht, was an dir erhöht und vertieft war, 

all diese Zierden brachte man an, als man dich schuf.


Einem Cherub mit ausgebreiteten, schützenden Flügeln 

gesellte ich dich bei. Auf dem heiligen Berg der Götter 

bist du gewesen. Zwischen den feurigen Steinen gingst du umher.

Ohne Tadel war dein Verhalten seit dem Tag, an dem man 


dich schuf, bis zu dem Tag, an dem du Böses getan hast.

Durch deinen ausgedehnten Handel warst du erfüllt 

von Gewalttat, in Sünde bist du gefallen. Darum 

habe ich dich vom Berg der Götter verstoßen, 


aus der Mitte der feurigen Steine hat dich der schützende 

Cherub verjagt. Hochmütig warst du geworden, 

weil du so schön warst. Du hast deine Weisheit vernichtet,

verblendet vom strahlenden Glanz. Ich stieß dich 


auf die Erde hinab. Den Blicken der Könige gab ich dich preis,

damit sie dich alle begaffen. Du hast durch gewaltige Schuld,

durch unredliche Handelsgeschäfte deine Heiligtümer entweiht. 

So ließ ich mitten in dir ein Feuer ausbrechen, das dich 


verzehrt hat. Vor den Augen all derer, die dich sahen, 

machte ich dich zu Asche auf der Erde. All deine Freunde 

unter den Völkern waren entsetzt über dich. Zu einem Bild 

des Schreckens bist du geworden, du bist für immer dahin.


Im 17. Jahrhundert gab es einen englischen Dichter, 

John Milton, der das Vers-Epos „Das verlorene Paradies“ schrieb.

Er war ein Puritaner, das heißt, ein Vorläufer 

der heutigen Evangelikalen. In seinem Epos behandelt er 


den Sturz der Engel und den Fall von Adam und Eva. 

Dieses Gedicht gehört zu den Klassikern der Weltliteratur 

und Meisterwerken der englischen Dichtkunst.

Die Kirchenväter spekulierten über den Fall der Engel. 


Warum sind viele Engel gefallen? Was war ihre Prüfung, 

die sie nicht bestanden? Gott zeigte den Engeln, 

dass er eines Tages in Christus ein Mensch werde, 

geboren von einer rein menschlichen Frau. Das empörte 


Luzifer und seine Anhänger, dass Gott nicht 

ein erhabenes Geistwesen wie die Engel werden wolle, 

sondern so etwas tierähnliches wie der Mensch, 

ein vergängliches Wesen aus Hauch und Kot. 


Da rebellierten sie gegen Gott. Jesus spricht selbst 

vom Fall Satans: Ich sah den Satan wie einen Blitz 

vom Himmel fallen. Als Robinson Crusoe 

auf einer einsamen Insel zwischen Brasilien und Afrika war 


und Besuch bekam von Freitag, einem Eingeborenen 

eines Menschenfresserstammes, musste Robinson 

dem Freitag den christlichen Glauben erklären. 

Robinson: Gott ist allmächtig, aber da gibt es auch noch 


den Teufel, der ist böse. Freitag: Der Teufel ist böser Gott?

Robinson: Nein, nur Gott ist allmächtig, der Teufel nicht.

Robinson: Du sagen, Gott stärker als Teufel, warum Gott 

dann den Teufel nicht einfach totschlagen? Robinson: 


Gott braucht den Teufel, um uns in Versuchung zu führen, 

ob wir Gott treu sind. Freitag: Dann wollen Freitag,

dass Teufel Freitag oft in Versuchung führe. Robinson: 

Ach, du armer Heide, du verstehst das nicht.


Der Ursprung des Bösen bleibt eben doch ein Geheimnis 

oder ein Rätsel. Mit dem Verstand ist dies Rätsel 

nicht ganz zu lösen. Darum nennt die lateinische Theologie 

es das „mysterium iniquitatis“, das Rätsel des Bösen.


Im zweiten Jahrhundert lebte der christliche Theologe 

Origenes. Er hat sehr viel zum Verständnis 

der richtigen Bibelauslegung beigetragen. Allerdings 

vertrat er auch einige Irrlehren, darum ist er 


in der katholischen Kirche geschätzt, aber nicht heiliggesprochen.

Man sagt, er sei Hausfreund bei einer gnostischen Dame gewesen,

und das habe etwas auf ihn abgefärbt. So etwas kann vorkommen.

Er vertrat die Lehre der sogenannten All-Versöhnung, 


das heißt, das letztendlich alle Menschen in den Himmel kommen

und auch die Dämonen erlöst werden. Die Kirchenväter

verurteilten die Lehre. Sie wurde aber im 18. Jahrhundert 

von den Pietisten wieder aufgewärmt. Der große deutsche Dichter


Klopstock, ein Pietist, lässt in seinem Vers-Epos „der Messias“

einen gefallenen Engel namens Abbadona auftreten, 

der seinen Sündenfall bereut und schließlich gerettet wird. 

Heute ist die Lehre von der Allversöhnung fast 


zum christlichen Allgemeingut geworden. Keiner glaubt mehr 

an die Existenz der Hölle (nur Hitler ist in der Hölle), 

es kommen alle, alle in den Himmel. Dass Dämonen 

auch gerettet werden, glaubt deshalb kein moderner Christ, 


weil es ja keine Dämonen mehr gibt, nur psychische Probleme.

Die Kirchenlehrer sagten: Warum können die Menschen 

nach dem Sündenfall gerettet werden, und die gefallenen 

Engel nicht? Antwort: Die Engel wussten, was sie taten, 


als sie gegen Gott rebellierten. Eva dagegen sündigte 

halb-unschuldig aus nackter Dummheit…

Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum 

die Früchte essen dürft? fragte die Schlange die Frau.


Natürlich dürfen wir, antwortete die Frau, nur von dem Baum 

in der Mitte des Gartens nicht. Gott hat gesagt: 

Esst nicht von seinen Früchten, ja, berührt sie nicht einmal, 

sonst müsst ihr sterben! - Unsinn! Ihr werdet nicht sterben,


widersprach die Schlange, aber Gott weiß: Wenn ihr davon esst,

werden eure Augen geöffnet, ihr werdet sein wie Gott 

und wissen, was Gut und Böse ist. Im 19. Jahrhundert 


gab es einen anglikanischen Theologen an der Universität 

von Oxford, der im Alter katholisch und ein Kardinal wurde. 

Von ihm lernte ich dies: der heilige Polykarp 

war der Schüler des Evangelisten Johannes. Johannes 


war Bischof von Ephesos, Polykarp sein Nachfolger 

im Bischofsamt. Polykarp starb als Märtyrer. Er schrieb, 

dass er folgende Lehre vom heiligen Johannes 

mündlich überliefert bekommen habe: Eva 


lauschte dem gefallenen Engel Luzifer und entschied sich 

gegen Gottes Gebot und wollte selbst wie Gott sein 

und brachte so die Sünde in die Welt. Das ist der Anfang 

des Alten Testaments. Am Anfang des Neuen Testaments


finden wir eine Parallele, aber als Gegenstück: 

Die Jungfrau Maria lauscht dem heiligen Erzengel Gabriel, 

sagt Ja zu Gottes Plan, nennt sich die Magd des Herrn, 

und brachte so das Heil (den Heiland Jesus) in die Welt.


Wenn man eine Szene in der Bibel liest, kann man 

seine Einbildungskraft, seine Phantasie benutzen, 

um es sich lebendig vorzustellen. Denken wir uns 

die schöne Eva in ihrem Garten. Im Garten 


stehen majestätische Bäume, es blühen die schönsten Blumen, 

die von Bienen und Schmetterlingen besucht werden. 

Da gurren Tauben und piepen Sperlinge. Es ist Sommer. 

Eva trägt nichts als ihr langes Haar, den Sonnenschein 


und eine Aura der Keuschheit um ihre Nacktheit. 

Sie sitzt am Tisch und trinkt Tee mit Herrn Luzifer, 

einem Theologen von der Universität Tübingen, 

und sie philosophieren über Gott und die Welt.


Diskutiert nicht mit dem Teufel! Er kennt die Bibel 

besser als ihr. Als Jesus in der Wüste vom Satan 

versucht wurde, versuchte der Satan den Herrn 

mit einem Bibelvers. Der russische Religionsphilosoph 


Wladimir Solowjew schrieb über den Antichristen, 

er habe liberale Theologie in Tübingen studiert. 

Josef Ratzinger zitiert das in seinem Jesus-Buch. 

Im Brief des Judas im Neuen Testament steht, 


dass selbst der Erzengel Michael nicht mit dem Teufel 

diskutierte, als sie um den Leichnam des Mose stritten, 

sondern Sankt Michael sagte nur: Gott der Herr strafe dich!

Eva sagt: Gott hat uns verboten, vom Baum und seiner Frucht 


zu essen. Unsinn! sagt Luzifer Und er fährt heute fort: 

Die Bibel ist ein Märchenbuch, voll von abergläubischen

Altweiberfabeln. Und der Glaube an Gott ist Wahnsinn, 

der christliche Glaube ist ein Gotteswahn!


Luzifer redet weiter: Jesus ist ein gequälter Märtyrer, der euch 

nur Leiden sendet und euch zu gequälten Märtyrern macht!

Satan redet weiter: Gott will nicht eure Freiheit, nicht eure Freude,

nicht euer Wissen. Er will euch versklaven. Er ist ein Welttyrann.


Er steht im Bund mit Hitler. Er ist neidisch auf euch 

und gönnt euch nichts. Er meint es nicht gut mit euch.

Satan deutet das Gebot Gottes um, als ein kluger 

liberaler Theologe und Philosoph der Aufklärung. 


Der Baum der Erkenntnis bringt nicht den ewigen Tod, 

wie die Bibel sagt, nein, sondern es ist der Baum der Erkenntnis,

er macht euch klug und weise, euch gehen die Augen auf, 

ihr seht die Wahrheit, und ihr werdet zu Gott werden!


Ihr werdet sein wie Gott. Von dieser Gottwerdung 

gibt es zwei Versionen, eine satanische und eine christliche. 

Die satanische Gottwerdung: der Mensch rebelliert 

gegen Gott und sein Gebot, gehorcht dem Satan, 


wird dadurch aber nicht zu Gott, sondern zum Verdammten. 

Die christliche Gottwerdung: das ist die Lehre 

der orthodoxen Kirchenväter. Sie sagen: Gott ist ein Mensch

geworden, um den Menschen zu Gott zu machen. 


Die lateinischen Kirchenväter formulieren weniger kühn: 

Gott ist ein Kind geworden, um uns zu Kindern Gottes 

zu machen. Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Brief,

dass wir Anteil haben werden an Gottes Natur. 


Gottes Natur meint nicht die Schöpfung, sondern Natur 

bedeutet in der Theologie Wesen. Wir werden Anteil haben 

am Wesen Gottes, das nennen die Mystiker Vergöttlichung. 

Der spanische Mystiker aus dem 16. Jahrhundert, 


Johannes vom Kreuz, sagte: Wir werden Götter und Göttinnen 

im Himmel sein. Eine Schülerin des deutschen Mystikers 

Meister Eckhard, Schwester Katrein, sagte: 

Wir werden in Gott sein, in Gott ist aber nichts als Gott, 


darum werden wir Gott in Gott sein. Wir werden 

durch die Gnade Gottes das werden, was Gott von Natur ist, 

was Gott seinem Wesen nach ist. Der radikale Unterschied 

zur satanische Lüge ist entscheidend: Nicht in der Rebellion 


gegen Gott werden wir vergöttlicht, sondern nur 

durch die Gnade des Gottmenschen Jesus werden wir 

zu Menschengöttern und Menschengöttinnen.

Von 1650 bis 1800 war das Zeitalter der Aufklärung. 


Das war eine Philosophie, die keine göttliche Offenbarung

anerkannte, sondern nur den menschlichen Verstand. 

In Paris stürzte man den Altar Christi und errichtete 

einen Altar für die Göttin Vernunft. Diese Philosophie 


sah nun den Sündenfall als etwas Positives an. Der Mensch 

lebte erst unmündig wie ein Kind im Garten Gottes. 

Aber mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis 

kam der Mensch zur Erkenntnis seiner Unabhängigkeit. 


Der Mensch braucht keinen Gott mehr über sich. 

Der Mensch ist selbst ein Gott. Spuren dieser Philosophie 

fand ich auch bei einem evangelikalen Christen, 

der die Unschuld des Paradieses verglich mit dem Stadium 


der Kindheit, die Frucht vom Baum der Erkenntnis 

war dann das Erreichen des Alters der Vernunft 

und Verantwortung Diese Theorie verkennt aber, 

dass die Frucht der Erkenntnis dem Menschen nicht 


vom liebenden Vater im Himmel, sondern vom Bösen

angeboten wurde. Die Auffassung, dass der Baum der Erkenntnis

von Gut und Böse den Menschen klug mache, 

findet man auch in diesem Vers Goethes:


Eva, verziehen sei dir, es haben ja Söhne der Weisheit 

rein geplündert den Baum, welchen der Vater gepflanzt.

Auch die neuheidnischen Feministinnen haben über Eva 

und die Schlange nachgedacht und sagen: Eva 


war ursprünglich die Große Göttin des Matriarchats, 

die Göttin des Lebens und der Liebe. Und die Schlange 

war ein Symbol für die weibliche Weisheit der Göttin. 

Und die Frucht, die Eva dem Adam reichte, 


das war das feministische Sakrament der Muttergöttin, 

das sie dem Mann spendete, um ihn einzuweihen 

in ihre Mysterien. Andere sagen: die Schlange 

oder Luzifer war der Gott des Matriarchats, 


der Sohn und der Geliebte der Großen Göttin. 

Als aber das Matriarchat von patriarchalischen 

Kriegern unterworfen wurde und deren Vatergott Jehova 

nun Hauptgott war, da wurde der alte Gott Satan verteufelt. 


In Wahrheit ist aber der Schlangengott der Freund der Frauen 

in ihrem Kampf gegen das Patriarchat und den tyrannischen

Vatergott Jehova. Dass diese Religion antichristlich 

und satanisch ist, liegt offen zu Tage. Satan sagt: 


Ihr werdet sein wie Gott. Das ist auch die Spiritualität 

des New Age, der Esoterik, deren führende Theologen 

sich zu Luzifer bekannten. Ich sagte zu einer Esoterikerin: 

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: 


die gute ist, es gibt Gott, die schlechte ist, du bist es nicht. 

Darauf entgegnete die Esoterikerin, sie sei ein Teil Gottes, 

aus Gott ausgeflossen, sie sei keine Frau, sondern ein Engel. 

Sie sagte weiter: Das Ich muss sterben, und dann muss man 


sein Höheres Selbst erreichen. dieses Höhere selbst ist göttlich, 

du kannst es Jesus oder Buddha nennen. Wenn man 

genau hinhört, ist das nicht Anbetung Gottes, 

sondern Selbstanbetung, man sagt: Ich bin Gott.


Eva sagt: Gott hat uns den Baum verboten. Satan sagt: 

Sollte Gott wirklich gesagt haben? Und das ist die Versuchung

aller Christen, auch der Frommen im Lande, 

selbst der Bischöfe. Sie sagen: Sollte Jesus 


wirklich gesagt haben, dass homosexueller Geschlechtsverkehr

Sünde ist? Dass der Mensch nicht scheiden darf, 

was Gott vereinigt hat? Dass Wiederverheiratung Ehebruch ist?

Und wenn Jesus das damals auch gesagt haben sollte, 


sollte er das nicht heute anders sagen? 

Das ist meiner Meinung nach gerade heute 

eine omnipräsente Versuchung der Christen.

Die Frau schaute den Baum an. Er sah schön aus! 


Es wäre bestimmt gut, von ihm zu essen, dachte sie. 

Seine Früchte wirkten verlockend, und klug würde sie 

davon werden! Sie pflückte eine Frucht und biss hinein. 

Dann reichte sie die Frucht ihrem Mann, der bei ihr stand, 


und auch er aß davon. Vielleicht habt ihr gehört vom Apfel, 

in den Eva gebissen. Dass man von einem Apfel redet, 

kommt aus dem Lateinischen, denn da heißt „malum“ 

sowohl „das Böse“ wie „der Apfel“, es ist ein Wortspiel. 


Dagegen kommen in der Bibel keine Äpfel vor. Früchte, 

die in der Bibel genannt werden, sind Feigen, Trauben 

und Rosinen und Granatäpfel. Wenn in deutschen Bibeln 

das Wort Liebesäpfel steht, sind damit Alraune gemeint. 


Man vermutet, dass die Frucht eine Feige war, 

denn nach dem Sündenfall tat der Feigenbaum Buße 

und gab Blätter, aus dem Adam und Eva 

sich Lendenschürze machten. In Wahrheit ging es wohl nicht


buchstäblich um Feige oder Apfel, sondern um ein Gebot Gottes,

das übertreten wurde. Was das genau für ein Gebot war, 

weiß man nicht. Die heilige Edith Stein, jüdische Katholikin,

vermutete, dass es um ein Gebot aus dem Bereich 


der Sexualität ging, wie die Symbole der Schlange und Feige

nahelegen. Die Schlange galt im Altertum als Phallussymbol, 

die Feige als Symbol des weiblichen Geschlechts.

Eva nahm also den Apfel und schnitt ihn in Viertel 


und gab Adam eine Apfelspalte, aber Adam blieb ein Stück 

im Kehlkopf stecken, daher der Adamsapfel im Kehlkopf 

der Männer. Wir Männer haben von Adam 

den Adamsapfel geerbt, das nennt die Theologie Erbsünde.


Übrigens hat Eva im Paradies dem Adam auch zum Mittagessen

einen Hering angeboten, und dieser Hering wurde 

zum Stammvater des ruhmreichen Volkes der Friesen.

Die Frucht war verlockend anzusehen, wollüstig anzuschauen.


Das bezeichnet das Verführerische der Sünde. 

Am Anfang stellt sich die Sünde dir vor als ein 

verlockendes Ding, sehr verführerisch, wollüstig anzuschauen,

dass du sie begehrst. Hast du dich dann auf sie eingelassen,


hinterlässt sie dir den bitteren Nachgeschmack von Öde, 

innerer Leere, Ekel und Überdruss. Salomo sagt: 

Die Worte der Frau Torheit sind erst süß wie Honig, 

danach bitter wie Wermut. Es gibt ein Gemälde 


Frau Sünde“, eine sehr schöne junge Frau 

mit langen schwarzen Haaren, mehr nackt als bekleidet. 

Natürlich gibt es nicht nur sexuelle Sünden. 

Aber auch andere Sünden versprechen dir erst das Paradies,


bescheren dir dann die Hölle. Auch die soziale Sünde 

des Kommunismus hat uns das Arbeiter-und-Bauern-Paradies

versprochen und uns dann die Hölle der stalinistischen 

und maoistischen Konzentrationslager beschert.


Eva sah, das die Frucht klug mache. Es gibt nicht nur Verführung

im Bereich der Sinnlichkeit, sondern auch eine Versuchung 

der Intellektuellen. Neugier, dein Name ist Weib. 

Die Versuchung ist, alles aufs Wissen zu setzen. 


Paulus sagt: Die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. 

Und Paulus sagt: Wissen bläht auf. Die Versuchung 

ist der Hochmut der Intellektuellen, die Verachtung 

der Ungebildeten. Wir werden aber von Jesus 


nicht danach gerichtet, wie viele Bücher wir gelesen 

oder gar geschrieben haben, sondern wir werden 

nach der Liebe gerichtet, wie groß unsre Liebe 

zu Gott und zu den Nächsten war. Der chinesische Philosoph 


Lao Tse aus dem Altertum unterschied 

zwischen dem Heiligen Menschen und der Vielwisserei. 

Man muss kein wandelndes Lexikon sein, um heilig zu sein. 

Die göttliche Weisheit ist eine Weisheit des Herzens, 


da hat man ein Herz so weit wie der Sand am Meer.

Wenn Paulus sagt: Wissen bläht auf, sagt er das 

im Zusammenhang seiner Kritik an der Strömung 

der Gnosis. Gnosis ist griechisch und heißt: Erkenntnis. 


Die Gnostiker sagten: der Glaube als Weg zur Erlösung, 

das ist was für die dummen Kirchenchristen, das Herdenvieh. 

Wir sind die erleuchteten Christen, unser Weg zur Erlösung 

ist der Weg der Erkenntnis, die nur Eingeweihten zugänglich ist.


Der Gnostiker erkennt, dass seine Seele himmlischen 

Ursprungs ist und vor dem irdischen Leben selig bei Gott war,

dass die himmlische Seele gefallen ist in die böse materielle Welt

(die vom bösen Schöpfer geschaffen wurde) und nun im Kerker


des bösen Fleisches gefangen ist, sie muss aber nur wieder 

ihren göttlichen Ursprung erkennen, dann kehrt die Seele 

ohne ihren Leib wieder in die göttliche Heimat zurück. 

Da braucht man keinen gekreuzigten Erlöser, keinen Glauben.


Erlösung durch Erkenntnis, das ist auch die Lehre 

im Hinduismus. Der Hindu betreibt Yoga. Yoga heißt Einheit.

Yoga ist eine Meditation, die in der Seele die innere Leere

herstellen soll, was die Vorbereitung für die Erleuchtung ist. 


Die Erleuchtung ist die Erkenntnis, dass du eins bist. 

Du sagst zur ganzen Welt: Ich bin du und du bist ich. 

Und du erkennst, dass der Geist des Menschen dasselbe ist 

wie der Geist Gottes. Ich bin Gott und Gott ist ich. 


Diese Erkenntnis erlöst dich vom Kreislauf der Wiedergeburten.

Auch diese Religion kennt keinen Erlöser, sondern durch Yoga

schafft man die Selbsterlösung. Eva reicht dem Adam 


die Gabe des Teufels. Die Herren Kirchenväter sprachen darum

von der Frau als dem Einfallstor des Teufels. Das empört uns 

in unserm feministischen Zeitalter. Meine Ansicht ist dazu diese:

Die Frauen scheinen die Menschen mit feineren spirituellen


Antennen zu sein. Darum besteht das Gottesvolk mehrheitlich 

aus Frauen. Darum gab es in zweitausend Jahren

Kirchengeschichte so viele Mystikerinnen und Prophetinnen, 

auch heute, oft auch ungebildete junge Mädchen. 


Da ist die Gefahr für die sensible Frau doppelt so groß, 

dass sie nicht wie Maria auf den Heiligen Geist hört, 

sondern wie Eva auf die Schlange. Denn auch in der heutigen

Esoterik, der Religion Luzifers, sind die Frauen vorherrschend.


Dass Eva die Frucht dem Adam gibt, zeigt das Ansteckende 

der Sünde. Ja, die Sünde ist wie eine geistige Pandemie.

Besonders auch verkrustete Strukturen der Sünde, 

sogenannte soziale Sünden sind verführerisch und ansteckend.


Wenn eben das Internet ein globales Bordell ist, 

ist es kein Wunder, wenn 10 Prozent der Deutschen 

Pornographie-süchtig sind. Wenn in jedem Unterhaltungsfilm 


oder Krimi der Ehebruch als selbstverständlich hingestellt wird, 

ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen 

das für legitim halten. Wenn die Banker und die Politiker 

korrupt sind und die Reichen Steuern hinterziehen, 


wird das auch von den einfachen Bürgern unternommen. 

Wenn immer mehr Christen den Glauben verlieren 

und aus der Kirche austreten, wer weiß, wie viele Menschen 

da mit in den Unglauben hinab gerissen werden.


Plötzlich gingen beiden die Augen auf, und ihnen wurde bewusst,

dass sie nackt waren. Hastig flochten sie Feigenblätter 

zusammen und machten sich daraus einen Lendenschurz.

Erkenntnis, nicht, dass wir Gott sind, sondern erbärmliche Sünder.


Der Teufel hatte versprochen: Wenn ihr von der verbotenen 

Frucht esst, werden euch die Augen aufgehen, 

und ihr werdet erkennen, dass ihr wie Gott seid. 

Nun gingen uns die Augen auf, aber wir erkannten, 


dass wir nackt waren, dass wir erbärmliche Sünder sind, 

dass wir unsern animalischen Trieben versklavt sind, 

dass wir vor Gott wie das Vieh sind. So verspricht die Sünde 


erst himmlisches Vergnügen, aber ist die Sünde begangen,

beschämt uns das Gewissen, und wir fühlen uns schlecht,

befleckt und verdorben. Sie erkannten, dass sie Sünder waren,

dass sie das weiße Kleid der Heiligkeit nicht mehr hatten. 


Aber diese Erkenntnis ist wichtig. Man sagt: 

es gibt zwei Arten von Menschen: Sünder, 

die sich für Heilige halten, oder Heilige, die wissen, 

dass sie Sünder sind. Katholiken sagen: Aber Herr Pfarrer, 


was soll ich denn zu beichten? Ich hab nicht die Ehe gebrochen

und niemanden umgebracht. Eine Christin spricht: 

Mein Pastor sagte mir, ich sei heilig. Ich hab kein Laster 

als nur das Zigarettenrauchen. Das heißt, 


sich selbst heilig zu sprechen. Es gibt natürlich auch den Weg, 

sich selbst alle Sünden zu vergeben, indem man sagt: 

Ja, ich bin ein Sünder, aber was solls, Jesus ist für mich gestorben,

alles ist schon längst vergeben, ich werde mich vor Gott 


dafür nicht verantworten müssen im Gericht, denn ich gehöre 

zu Jesus, und ich muss mich auch nicht bessern, 

denn der Mensch ist und bleibt ein Sünder, aber wenn er glaubt 

an seinen Retter Jesus, dann ist er vor Gott gerecht.


Vor dem Sündenfall göttliche Liebe – nach dem Sündenfall

sündige Lust. Liebe und Sexualität sind von Gott erfunden, 

damit ein Mensch einem anderen Menschen 

seine tiefste schenkende Hingabe ausdrücken kann. 


Was aber die Sünder Liebe nennen, ist nur egoistische Begierde.

Eva wird für Adam zum Lustobjekt, zum Sexidol. 

Sündige Liebe singt: Ich hab Hunger nach deiner Liebe! 

Ich will dich! Der Heilige will Liebe geben, 


der Sünder will Liebe haben. Der Philosoph Platon sagte: 

Nicht der Geliebte ist gottähnlich, sondern der Liebende 

ist gottähnlich. Der heilige Augustinus sagte: 

Es gibt eine Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes, 


und es gibt eine Gottesliebe bis zur Verachtung des Selbst.

Sündige Liebe ist Selbstliebe. Der sexuelle Ausdruck 

der Selbstliebe ist die Selbstbefriedigung. Es gibt aber auch 

des Mannes Selbstbefriedigung im Schoß der Frau. 


Der jüdische Literaturkritiker berichtete über Berthold Brecht:

Brecht bat seine Geliebte, sich auf seinen Schreibtisch 

zu legen und die Beine zu spreizen, Brecht stand vor ihr, 

zog seine Hose herunter und befriedigt sich selbst 


im Schoß der Frau, nach drei Minuten war alles vorbei, 

er zog die Hose hoch und ging wieder an die Arbeit. 

Ein zeitgenössischer esoterischer Guru aus Indien 

wurde von Jugendlichen über die Selbstbefriedigung befragt. 


Ein Jugendlicher sagte: Als ich an die Universität kam, 

entdeckte ich im Internet die Pornographie. 

Ich glaubte, im Himmel zu sein. Wie ist das 

mit der Selbstbefriedigung? Der Guru sagte: 


Die britischen Christen haben uns Indern eingeredet, 

wie sündig die Sexualität sei, aber seht euch 

die hinduistischen Tempel an mit ihren Statuen, 

die die Götter beim Sex zeigen. Das ist göttliche Pornographie.


Aber treibt es nicht gar zu toll. Dass sich Adam und Eva 

vom Feigenbaum Blätter zum Lendenschurz nahmen, 

deutet darauf hin, dass die verbotene Frucht 

die Feige vom Feigenbaum war. Der Feigenbaum 


gab Anlass zur Sünde, aber er tat auch Buße. 

Der Lendenschurz wird übrigens vom englischen Dichter 

Lord Byron „Eve‘s slip“ genannt. Adam und Eva 

im Lendenschurz – Jesus als der Neue Adam 


hängt im Lendenschurz am Kreuz. Nun sagen aber manche

Gelehrten, dass die Römer die Verbrecher ganz nackt 

gekreuzigt haben. In einer evangelischen Sonntagszeitung 

sah ich einmal ein Gemälde, das Jesus ganz nackt 


am Kreuz zeigte. Auch von Michelangelo gibt es eine Statue, 

die den Gekreuzigten ganz nackt zeigte. Ich erzähle

eine mittelalterliche Geschichte, in der Maria vorkommt. 

Das ist nicht Bestandteil der Offenbarung, aber ich mag 


die Geschichte. Unter dem Kreuz Jesu standen 

die Mutter Jesu und Maria Magdalena. Jesus hing nackt 

am Kreuz. Die Mutter Jesu hatte Mitleid mit ihrem Sohn. 

Sie nahm ihren Schleier vom Haupt und gab ihn Magdalena. 


Und Magdalena verhüllte mit dem Schleier Jesu Geschlecht.

Es gibt ein natürliches Schamgefühl. Selbst primitive Völker 

in Asien oder Afrika oder Indios im Amazonasgebiet, 

so nackt sie sind, die Männer verhüllen ihren Penis.


Es gab einmal in Asien eine Weltkonferenz von Baptisten. 

Es kamen auch Baptisten aus primitiven Stämmen. 

Die primitiven Baptistinnen trugen einen Lendenschurz 

aus Bananenblättern, waren aber barbusig und nackt. 


Die amerikanischen Baptisten sahen sich versucht 

zu begehrlichen Blicken und baten die Nackten, 

sich zu verhüllen. Die nannten das Kultur-Kolonialismus, 

es gehöre eben zu ihrer Kultur, nackt zu sein.


Im Westen ist ja der große Untergang des Christentums 

im Gange, und an die Stelle des alten Christentums 

tritt ein Neuheidentum, das viel wilder ist 

als die ehrwürdigen Heiden vor dem Kommen Christi. 


Der neuheidnische Sexualkommunismus fördert 

in allen Bereichen die Sexualisierung der Gesellschaft: 

Einführung von Miniröcken, eine Flut von Internet-Pornographie,

Sexszenen in jedem Unterhaltungsfilm, Sex in der Werbung,


Nacktkultur in Woodstock oder im Sozialismus.

Johannes Paul II schrieb in seiner umfangreichen 

Theologie des Leibes, dass das Problem an der Pornographie

eigentlich nicht die Nacktheit der Körper ist, 


denn die Nacktheit ist ja pure Schöpfung Gottes. 

Das Problem sei, dass in der Pornographie 

die darstellenden Personen nicht als Seelen 

mit persönlicher Menschenwürde dargestellt werden, 


sondern als rein animalische Triebwesen. Johannes Paul 

lobte sogar die Nacktheit der Figuren in der Sixtinischen 

Kapelle, von Michelangelo geschaffen. Das nannte der Papst 

eine sichtbare Theologie des Leibes. Aber das sah man 


nicht immer so. Michelangelo hatte noch Menschen 

ganz nackt dargestellt, immerhin in der Kapelle, 

in der der Papst gewählt wird, und wo Messe gefeiert wird. 

Aber nach Michelangelo kam ein prüder Kardinal, 


dem die Nacktheit anstößig war, und er beauftragte 

einen Maler, über Michelangelos nackte Personen 

noch Höschen zu malen. Dieser Maler ging ohne Namen 

in die Kunstgeschichte als „der Höschen-Maler“ ein.


Was ist das Gegenteil zur egoistischen Selbstbefriedigung 

des Mannes im Schoß der Frau? Mann und Frau 

haben in der sexuellen Erregung unterschiedliche Tempos 

und Rhythmen. Der Mann ist schnell erregt, 


kommt schnell zum Orgasmus, aber sein Höhepunkt 

klingt auch rasch wieder ab. Die Frau kommt viel langsamer 

zum Orgasmus, aber dafür halten in ihr die Wonnen 

wesentlich länger an. Ein christliches Ehepaar sollte lernen, 


wie Mann und Frau gegenseitig beim Akt 

aufeinander Rücksicht nehmen und mehr und mehr 

ihre Rhythmen angleichen, so dass sie das Ideal 

der ehelichen Sexualität erreichen, den gemeinsamen Höhepunkt.


Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, 

wie Gott, der Herr, im Garten umherging. Ängstlich 

versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen. 

Aber Gott, der Herr, rief: Adam, wo bist du?


Adam antwortete: Ich hörte dich im Garten und hatte Angst, 

weil ich nackt bin. Darum habe ich mich versteckt.

Da macht man also einen Gebetsspaziergang mit Gott 

in der Abenddämmerung. Ist man nun als Ehepaar 


mit Hund unterwegs, geht es vermutlich nicht um Gott, 

obwohl auch das möglich wäre. Aber geht man allein 

durch die Gassen mit den Vorgärten oder geht man allein 

durchs Moor, da könnte man herrlich mit Gott reden. 


Aber wer den Weg der mystischen Innerlichkeit geht, 

der möchte durch das Gebet sein Herz zu einem Garten machen, 

in dem Jesus gerne spazieren geht. Es geht nicht nur um Adam 

am Anfang der Menschheitsgeschichte, sondern um uns alle, 


auch heute. Wir können mit Gott leben, gute Christen sein,

Gottesdienst am Sonntag feiern, die Bibel studieren, 

stille Gebetszeit am Morgen haben, und doch überkommen 

uns Versuchungen zu allerlei Sünden. Wir haben eben 


von Natur eine gewisse Neigung zum Bösen, und auch 

wenn wir der Heiligung des Alltags nachstreben, unser Herz 

bleibt immer in Gefahr, vom Bösen verführt zu werden.

Da kann einer eine Stunde lang Anbetungslieder 


in der Gemeinde singen und schwelgen in religiösen Gefühlen 

und kommt aus dem Gottesdienst und beginnt zu lästern: 

die Predigt war schlecht, jener roch aus dem Mund, 

der stank nach Schweiß und jener nach Urin. 


Oder einer will eine stille Gebetszeit mit Gott haben 

und zieht sich zurück, da kommen die Kinder und stören 

und man schnauzt die Kinder an: Ihr Satansbraten, 

ich will meine Zeit mit Gott haben. Oder da versinkt einer 


in langen Gebeten und ruht in Gott und plötzlich überfällt ihn 

die Begierde nach einer verheirateten Frau. Oder 

da hat sich einer frisch zu Jesus bekehrt und beginnt,

Namenschristen und andere Heiden von ganzem Herzen 


zu hassen, dagegen die Huren im Bordell zu lieben. 

Oder da arbeitet jemand im Bereich der Nächstenliebe 

und füttert die Armen um Christi willen, und plötzlich will er 

den amerikanischen Präsidenten oder die Moslems erschießen.


Adam, wo bist du? Die Menschen in allen Religionen 

suchen Gott, aber im Judentum und Christentum 

sucht Gott den Menschen. Bei den Patriarchen, den Propheten 

und bei Maria – Gott bricht überraschend in ihr Leben ein, 


die Menschen erschrecken. In allen anderen Religionen 

versucht der Mensch durch Unterwerfung oder Meditation 

sich zu Gott zu erheben, aber allein im Christentum 

kommt Gott vom Himmel auf die Erde herab. 


Der berühmte evangelische Theologe Karl Barth 

unterschied zwischen selbstgemachter Religion 

und göttlicher Offenbarung. Dem folgen in der Regel 

die Evangelikalen. Für manche ist Religion ein Schimpfwort. 


Die katholische Position ist da eher, dass der Mensch 

von Gott als ein religiöses Geschöpf geschaffen ist, 

dass es von daher natürlich und gut ist, wenn der Mensch 

das Göttliche sucht, aber auch hier muss die Selbstoffenbarung


Gottes dem Menschen zu Hilfe kommen. Daher 

kommt der Unterschied, dass die Evangelikalen 

in der Regel alle Weltreligionen außer dem Christentum 

(und vielleicht dem Judentum) als Teufelszeug ablehnen, 


dagegen die katholische Kirche alles das schätzt, 

was in den andern Religionen gut und wahr ist 

(also was mit dem Christentum übereinstimmt.) 

So auch im Verhältnis zum Islam: Evangelikale 


denken da eher, dass der Islam antichristlich 

und satanisch ist, Katholiken denken da eher, 

dass es Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten gibt. 

Viele Menschen haben Angst vor Gott. Ihr Gewissen 


klagt sie an. Sie haben Angst, im Tod ihrem Richter 

zu begegnen. Sie haben Angst vor einem strengen Vater. 

Sie haben Angst, dass Gott ihnen den Spaß des Lebens verdirbt.

Auch Christen haben Angst vor Gott. Der hat Angst, 


Gott könnte ihn zur Ehelosigkeit berufen. Die hat Angst, 

Gott könnte sie als Missionarin nach Grönland senden. 

Der hat Angst vor dem Willen Gottes und mag nicht beten: 

Dein Wille geschehe, denn er denkt, der Wille Gottes ist es, 


dass er sehr leiden muss. Wer kann schon beten: Jesus, 

von nun an kannst du mit mir machen, was du willst?

Wir verstecken uns vor Gott. Wir verstecken uns aus Scham. 

Wir wollen nicht unsere Sünden bekennen. Wir wollen 


Gott nicht im Gebet begegnen. Fünf Stunden am Tag beten 

wäre für mich die Hölle... Wir verstecken uns vor Gott, 

indem wir uns mit Arbeit überhäufen, oder indem wir 

einem Vergnügen nach dem andern nachrennen 


oder durch die ganze Welt reisen. Wir verstecken uns, 

wenn wir am Abend, statt zu beten, uns vom Fernseher 

berieseln lassen. Wir tun alles, um nicht nachzudenken, 

wir tun alles, um nicht unserer eigenen Seele zu begegnen.


Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? fragte Gott. 

Hast du etwa von den Früchten gegessen, die ich euch 

verboten habe? Adam versuchte, sich zu rechtfertigen: 

Die Frau, die du mir gegeben hast, ist schuld daran! 


Sie reichte mir eine Frucht von dem Baum, deswegen 

habe ich davon gegessen. - Was hast du bloß getan? 

wandte der Herr sich an die Frau. Die Schlange hat mich 

dazu verführt! Nur wegen ihr habe ich die Frucht genommen, 


verteidigte sie sich. Adam sagt: Die Frau, die du 

mir gegeben hast, ist schuld. Mit anderen Worten: 

Du bist schuld, Gott. Schuldzuweisungen an Gott gibt es viele. 

Ein Knabe sagte einmal: Gott ist grausam, 

denn er schafft behinderte Menschen. Ein Wissenschaftler sagte:


Der Schöpfergott einer Welt mit so viel Tierleiden 

muss ein böser Gott sein. Ein ungläubiger Jude sagte: 

Gott schien mir auf der Seite der Nazis zu stehen. 

Ein Christ sagt: Wie kann Gott ein liebender Vater sein, 


wenn er Auschwitz zulässt. Ein Sünder sagt: 

Wie könnte mich Gott strafen dafür, dass ich 

ins Bordell gehe, Gott hat mich ja so geschaffen.

Schuldzuweisungen an die Partnerin. Das gibt es wohl 


in jeder Ehe und Freundschaft. Nicht ich bin schuld, 

sondern mein Partner. Bei Ehetherapien oder Seelsorgegesprächen

üblich: Meine Partnerin hat das und dies und jenes falsch gemacht,

und ich bin unschuldig in allem. Noch schlimmer: 


Dass ich das Mädchen vergewaltigt habe, kam daher, 

dass sie mich mit ihrem Minirock aufgereizt hatte, 

sie ist selbst schuld. Schuldzuweisungen an den Teufel. 

Besonders beliebt bei strengen Christen. 


Nicht ich habe gesündigt, sondern der Teufel hat mich versucht.

Nicht ich, der Priester oder Mönch, habe den Knaben 

sexuell geschändet, sondern der Teufel hat mich versucht. 

Ich bin nur das unschuldige Opfer des Teufels.


Da sagte Gott, der Herr, zur Schlange: Das ist deine Strafe:

Verflucht sollst du sein, verstoßen von allen anderen Tieren! 

Du wirst auf dem Bauch kriechen und Staub fressen, 

solange du lebst! Von nun an werden du und die Frau 


Feinde sein, auch zwischen deinem und ihrem Nachwuchs 

soll Feindschaft herrschen. Er wird dir auf den Kopf treten, 

und du wirst ihn in die Ferse beißen! Die Schlange ist Satan. 


Die Frau, die die Gegenspielerin Satans ist, 

ist die Jungfrau Maria. Ihr Same, das ist Jesus, 

er wird der Schlange den Kopf zertreten, und die Schlange 

wird ihn in die Ferse beißen, das ist der Kreuzestod Jesu, 


aber in der Auferstehung hat Jesus die Macht der Sünde, 

des Teufels und des Todes besiegt. Diesen Vers nennt man: 

Proto-Evangelium, weil hier gleich nach dem Sündenfall 

die Erlösung angekündigt wird. Übrigens heißt es 


von der Frau nicht „ihr Nachkomme“, sondern „ihr Same“. 

Da eine Frau aber keinen Samen hat, sondern der Mann, 

hier aber der Sohn als Same der Frau bezeichnet wird, 

deutet das daraufhin, dass Maria den Herrn ohne Samen 


eines Mannes empfangen hat. Auch im zwölften Kapitel 

der Offenbarung taucht die Frau wieder auf, im Kampf 

mit der alten Schlange, sie ist Mutter des Messias bezeichnet, 

diee Zeugen Jesu werden „Samen der Frau““ genannt.


Dass die Schlange auf dem Bauch kriechen soll und Staub 

fressen, ist kein Biologieunterricht oder Zoologie. 

Ich denke, es bedeutet, dass der satanische, antigöttliche Weg 

der ist, am Boden zu kleben und Staub zu fressen, 


das heißt, materialistisch und irdisch gesinnt sein, 

ob es nun der marxistische Materialismus der Arbeit ist 

oder der kapitalistische des Konsums und des Geldes. 

Christlich leben heißt, nach dem Himmel streben, 


den Geist so oft wie möglich zu Gott erheben.

Dann wandte Gott sich zur Frau: Ich werde dir 

in der Schwangerschaft viel Mühe auferlegen. 

Unter Schmerzen wirst du deine Kinder zur Welt bringen. 


Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, aber er 

wird dein Herr sein! Zu Adam sagte er: Statt auf mich hast du 

auf deine Frau gehört und von den Früchten gegessen, 

die ich euch ausdrücklich verboten hatte. Deinetwegen 


soll der Ackerboden verflucht sein! Dein ganzes Leben lang 

wirst du dich abmühen, um dich von seinem Ertrag 

zu ernähren. Du bist auf ihn angewiesen, um etwas 

zu essen zu haben, aber er wird immer wieder 


mit Dornen und Disteln übersät sein. Du wirst dir dein Brot 

mit Schweiß verdienen müssen, bis du stirbst. Dann wirst du 

zum Erdboden zurückkehren, von dem ich dich genommen habe.

Denn du bist Staub, und zu Staub musst du wieder werden!


Die Folge der Sünde ist für die Frauen: Sie werden 

den Männern untergeordnet sein, sie werden 

unter Schmerzen Kinder gebären. Die Ordnung 

von Mann und Frau war im Paradies Gleichberechtigung, 


die Herrschaft der Männer über die Frauen ist Folge der Sünde. 

In einer Ehe von Erlösten soll es keine Herrschaftsverhältnisse

geben, sondern wie Paulus sagt: Einer diene dem andern. 

Wenn die Frauenbewegung Gleichberechtigung 


von Mann und Frau anstrebt, sollte sie nach Christus 

und der Heiligkeit streben. Stattdessen hat die Frauenbewegung

die Mutterschaft verächtlich gemacht, man hat 

die Abtreibung gefördert, man will die Vermännlichung 


der Frau und die Verweiblichung des Mannes, 

man fördert Homosexualität bei Männern und Frauen, 

einige wollen die Herrschaft der Frauen über die Männer, 

andere lehnen Christus und den christlichen Glauben 


als patriarchalische Religion ab und fördern wieder 

die Verehrung der Natur als Muttergöttin. Das bleibt alles 

im Bereich der Sünde, das stiftet nicht Friede 

zwischen Mann und Frau, das setzt an die Stelle 


des Klassenkampfes nun den Geschlechterkrieg. 

Friede zwischen Mann und Frau kommt nur von Christus, 

wie Paulus sagt: Im Reich Christi gilt nicht mehr 

Mann oder Frau, sondern sie sind alle eins in Christus.


Die Folge der Sünde für den Mann ist der Fluch der Arbeit. 

Mein evangelikaler Freund kann ein Lied davon singen: 

Fünf Tage Berufsarbeit, quasi von sieben Uhr morgens 

bis sieben Uhr abends, am Wochenende Renovierungen 


am oder im Haus, Fahrräder von Frau und Kindern reparieren, 

den eigenen Garten und den der Schwiegermutter beackern. 

Das heißt, sein Brot im Schweiß des Angesichts verdienen. 

Nun, die Kultivierung der Erde war ein Auftrag an Adam 


schon im Paradies, die Arbeit kommt von Gott, 

Gott ist selbst ein Arbeiter, ein Baumeister des Universums, 

ein Töpfer, Jesus hat als Zimmermann oder Handwerker 

oder Tischler oder Architekt gearbeitet und sich Fischer 


als Jünger erwählt. Die Arbeit ist an sich gut, 

sie zeigt die Kreativität des Menschen (nicht nur des Mannes,

auch der Frau), Kreativität des Menschen macht ihn 

auch zum Ebenbild des Schöpfers (creator). 


Nur in der Sünde wird die Arbeit vom Segen zum Fluch. 

Und wie ist das im Reich Christi, wie sollen die Erlösten 

ihre Arbeit betrachten? Männer und Frauen sollen 

zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen arbeiten, 


ihre Arbeit ist ein Gottesdienst. Die Mühsal bleibt ja, 

aber sie kann von den Christen als ihr Kreuz 

angenommen werden. Wer die täglichen Mühseligkeiten 

geduldig als sein Kreuz annimmt, verbindet sein Kreuz 


mit dem erlösenden Kreuz Christi, und kann so die Erlösung 

von Christus in die gegenwärtige Welt einfließen lassen 

und zur Rettung von verstockten Sündern beitragen. 

(Aber das ist schon Mystik, Protestanten verstehen das nicht.)


Der Mensch ist vom Staub genommen und wird 

wieder zu Staub werden. Adam ist genommen von Adama, 

der Mutter Erde. Jesus Sirach sagt: Am Ende kehren wir alle 

zur Erde zurück, der Mutter aller Lebenden. 


Oder es heißt: Asche zu Asche. In der katholischen Kirche 

wird dieser Satz am jährlichen Aschermittwoch zitiert. 

Der Karneval („Fleisch ade“) ist beendet, nun beginnt 

die vierzigtägige Fastenzeit bis Ostern. Am Anfang 


der Fastenzeit, am Aschermittwoch, zitiert die Liturgie 

diesen Vers: Von Staub bist du genommen und zu Staub 

sollst du werden. So lehrt Gott uns, demütig zu sein. 

Demut heißt auf lateinisch humilitas, da steckt das Wort 


Humus drin. Was spielen wir uns denn so groß 

vor Gott auf, wir, die wir nur aus Wasserstoff bestehen?

Adam gab seiner Frau den Namen Eva (Leben), 

denn sie sollte die Stammmutter aller Menschen werden.


Eva oder hebräisch Chawwa oder Hevva (Eva 

ist die lateinische Form), das kommt vom Wort für Leben. 

Die Frau ist mit dem Leben verbunden. Im Gegensatz 

zum Mann kann sie neun Monate lang menschliches Leben 


in ihrem Schoß heranreifen lassen, sie wird so 

zur Mitschöpferin mit dem Schöpfer, und ihr Schoß 

wird zum Allerheiligsten, wie eine christliche 

Philosophin sagte. Wie eine andere christliche Philosophin 


sagte, interessieren sich die Männer eher für tote Dinge 

(Technik, Ideologien, Theorien), Frauen mehr 

für das Lebendige (Menschen, Tiere, Blumen).

Wie pervers, wenn der Schoß der Frau, von Gott geschaffen 


als Heiligtum neuen Lebens, zur Hinrichtungsstätte 

für die Leibesfrucht wird. Das ist nicht Frauenbefreiung, 

das heißt, die Frau von der Mutter der Lebenden 

zu einer Kindermörderin zu degradieren. 


Das ist zutiefst frauenfeindlich, kinderfeindlich, 

lebensfeindlich. Die Katholiken haben den Namen Evas, 

Mutter aller Lebenden, auf die Gottesmutter übertragen.

Die neuheidnischen Feministinnen sagen: Eva war 


ursprünglich die hebräische Muttergöttin Chawwa, 

bis sie von Moses zum dummen Weibchen Eva 

degradiert worden sei. Gott, der Herr, machte 

für die beiden Kleider aus Fell und legte sie ihnen an.


Dann sagte er: Nun ist der Mensch geworden wie wir, 

weil er Gut und Böse erkennen kann. Auf keinen Fall 

darf er noch einmal zugreifen und auch noch 

von dem Baum essen, dessen Frucht Leben schenkt,


sonst lebt er ewig! Wenn man mal die ganze Bibel durchgeht, 

sieht man von Moses übers Johannesevangelium 

bis zur Apokalypse die Rede vom Lamm, dem Sühneopfer, 

oder Jesus. So geh ich mal davon aus, dass der Herr 


den beiden nackten Sündern ein Kleid 

aus Lammfell machte. Denn es geht darum, 

die Nacktheit der Sünde mit dem Lamm Gottes, 

mit Christi Gnade zu bedecken. In der Kirche, 

in der getauft wird, bekommen die Täuflinge 


ein weißes Kleid, Symbol daür, dass sie nun die Gnade 

Christi angezogen haben, die Gnade des Lammes Gottes, 

das heißt, die Gnade des Gekreuzigten 

bedeckt die Nacktheit unserer Sünde.


Der Mensch definiert nun selbst, was gut und böse ist. 

Er kümmert sich nicht mehr um Gottes Gebote, 

sondern ist frei von Gott, emanzipiert und autonom. 

Emanzipiert, das Wort stammt aus der römischen


Sklavengesellschaft, ein frei gewordener Sklave 

war emanzipiert. Wir haben uns von Gott emanzipiert, 

sind unsere eigenen Herren geworden. So sagte mir einmal 

eine Frau: Ihr Christen seid ja nicht frei, 


ihr seid ja Sklaven Gottes. Autonom, so nennen sich 

linksradikalen Anarchisten, autonom bedeutet: 

sich selbst sein eigenes Gesetz machen. Es gilt nicht mehr 

Gottes Gesetz, sondern der Mensch macht sein eigenes Gesetz.


Das kann nun das Gesetz einer Partei sein oder auch 

das Gesetz des Individualisten. Dass der Sünder 

nun nicht auch noch ewig lebe… ein katholischer 

Psychiater sagte: In Japan hat man Würmer gefunden, 


wenn man sich nur von diesen Würmern ernährt, 

kann man 150 Jahre alt werden. Aber für einen guten 

Katholiken, der Wiener Schnitzel und Brathähnchen liebt, 

ist die Vorstellung, sich nur noch von Würmern zu ernähren 


und dann noch nicht mal sterben zu dürfen, 

die exakte Definition der Hölle. Der Baum des Lebens. 

Er ist nicht für immer verboten. Das Holz des Kreuzes, 

das ist der Baum des ewigen Lebens, und Christi 


Fleisch und Blut sind die Früchte des ewigen Lebens, 

und wer die isst, der hat das ewige Leben, wie Jesus 

im 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums sagt.

Angebetet sei Christus im Allerheiligsten Sakrament!