CHINA WIRD DER MUTTER DER BARMHERZIGKEIT GEWEIHT

VON TORSTEN SCHWANKE / SHI TUO-TANG 

Ich bin die Mutter der schönen Liebe, der Gottesfurcht, der Erkenntnis und der frommen Hoffnung. In mir ist alle Lieblichkeit des Weges und der Wahrheit, in mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend.“

(Jesus Sirach 24,18)

Anmut in Hügeln und Gärten. / Das Seidenbündel ist ärmlich und klein.“

(I Ging)

1

Ackerland von Anhui.

Reis und Tee von Anhui.

Wer ist die, die duftet wie das Aroma des Tees?

Weiß wie Baumwolle von Anhui ist ihr Kleid.

Sie ist das Gebet des Ackerbodens,

Aus dem der Peking-Mensch erschaffen ward.

2

Mutter der Mongolen,

Schön wie eine mongolische Rennstute,

Fliehe auf die Berge,

Du Weg des Volkes.

Wenn wir reiten, reiten wir zu dir.

Wenn wir ringen, ringen wir mit dem Frevel.

Schießen wir den Pfeil vom Bogen,

Ist es Liebe zu dir

Und dem Tao des Himmels,

Unserm Ziel.

Alle Saitenspiele (Zheng und Se und Chin)

Und alle Pauken und Bronzeglocken und Klangsteine

Tönen die Hymne,

Die da lobt die mongolische Mutter.

Und wenn der Vorhang aufgeht,

Steht da die Heldin, die starke Frau.

Mutter aller Kriegerfürsten,

Auch derer, die deine Mutterschaft nicht kennen,

Siehe den Erschröcklichen,

Dessen Leichnam

Vom Kloster

Ins Mausoleum

Getragen ward,

Da er ruht mit den Gebeinen seiner Frauen,

O du Frau der Frauen!

Du,

Ewige Jute des Himmels,

In dem das Tao wohnt.

3

Im Palast des Studiums und der Liebenswürdigkeit

Studieren wir deine Liebe.

Im Schlafsaal betten wir uns

In deine barmherzige Seidendecke

Und du bist unser Traum.

Im Gebetssaal zählen wir Perlen,

Du unendliche Muschel

Aus dem Meere Gottes.

Im Palast des Fleißes und der Liebe zum Volk

Ehren wir deine Krone,

Kaiserin des Himmels.

Im Palast der Sehnsucht nach fernen Stätten

Gedenken wir deines verschlossenen Gartens

Dornenloser Pfingstrosen.

In der Halle der Tugend

Preisen wir dich, o Makellose,

Du Halle göttlicher Tugend.

4

Der Garten, in dem du wandelst,

Ist durchströmt von vier Strömen,

Ist durchströmt vom Jangtsekiang.

Wie ein Blitz von West nach Osten erscheint er,

Der Blaue Strom,

Blau wie der Himmel

Und blau wie du, o blaue Blume Chinas.

Er fließt durch acht Provinzen,

Jede Provinz eine Seligpreisung,

Und Norden und Süden liegen an seinen Ufern.

O Mutter vom Geladong, dem Berge,

O Mutter vom Tanggulagebirge,

Du Quelle des Blauen Stromes, da er entsprang,

Der Vater Chinas!

An seinen Ufern liegen Szetchuan

Und das rosenkranzbetende Tibet.

O du Brückenbauerin von Nanking,

O Delta,

Da strömend die blaue Vene

Herrlich aufgenommen wird

In das Meer des Morgens.

Mit ausgebreiteten Armen,

Wellenatmender Seele,

Strömt der Blaue Strom dem Meer des Morgens zu.

Da bist du, o Meeresstern,

O Meerestropfen,

O Perle,

O Muschel der göttlichen Perle!

5

O Mutter der zauberhaftesten Landschaft der Erde,

Qutang, Wu und Xiling,

Da du küssest

Mit dem Blauen Strome deiner Seele

Die drei Schluchten des ewigen Felsen!

Alle reißende Strömung, alle gefährlichen Untiefen

Meisterst du,

Vom Felsen begleitet,

Vom höchsten Gipfel umsäumt.

Du trägst der Pilgernden Schiff

Zu dem sehenswürdigsten Antlitz

Des Dreigeschluchteten Felsen!

O Steinschatzfestung,

Bewahrend die Perle der Weisheit

Auf dem Fluß des Lebens,

O drei Teile der festen Burg -

Eingang - zwölfstöckiges Gebäude - Tempel!

Aus einem Loch im Felsen

Quillt den Weisheitsjüngern täglich der Reis,

Der die Mönche ernährt.

Nach dem heiligen Reis des Lebens

Ward der Tempel benannt.

O Herrin von der engen Stelle

Des mit dem Kopf nach unten hängenden Mönches!

O Ruinen der Stadt des Weißen Kaisers,

Da einst aus dem Bronnen

Eine weiße Wolke stieg!

In den Drei Kleinen Schluchten

Reich wächst der Bambus

Zum Zeichen der Unsterblichkeit

Und zum Kranz ruhmreicher Poeten.

O einziger Wasserfall der Drei Kleinen Schluchten!

In einer deiner Felsennischen,

O wassergebender Fels,

Laß den Leib des Dichters in einem schwarzen Kahn bestattet sein.

O Feenberg, o sieben Meter hohe

Königinmutter der Feen!

Du erschienest einst dem König Da Yu,

Der das überschwemmte China

Nach der Sintflut

Mit Deichen befriedet hat.

Eine Nacht lang ließest du ihn

Weilen in deinem Tempel -

Von ihm sind heute nur noch Ruinen zu sehn.

O beim Feengipfel der gepriesene

Gipfel der Unsterblichkeit!

6

Orangeninsel,

Verschlossener Hain von allerköstlichsten

Orangenbäumen!

An deinem Baume, o Mutter, wuchs

Die Blutorange des Lebens.

In deinem Haine steht der Pavillon der Weisheit,

In deinem Pavillon der Weisheit steht die steinerne Tafel

Des Tao.

7

O Sommerpalast, in dem der Himmelssohn wohnte!

Aus Nanmu-Holz und Kiefern sind unsere Balken.

O Residenz des Storches,

Der das Kindlein brachte,

O des Windes Studierzimmer!

O Mutter der zehntausend Täler,

Da der Himmelssohn ruhte!

Im Tempel der Allumfassenden Menschenliebe

Gedenken wir dem Gebot des Himmels.

Im Tempel der Universalen Güte

Gedenken wir des Tao, weich wie Wasser,

Gedenken wir der Tugend des heiligen Gottmenschen.

In deinem Pavillon der Morgenröte

Gedenken wir des aus dir hervorgegangenen Lichts.

Vom Hammerfelsen ruft der Poet dir zu!

8

In der Grotte

Stehen der Lieblingsjünger und der Asket.

Des Asketen

Verfaulte Zähne, Falten des Angesichts, vortretende Halsadern

Zeigen sein Leiden an.

Erbarme dich seiner, o Mutter der Barmherzigkeit!

Du thronst auf einem Thron aus Lotosblumen,

Vor dem die Jungfrauen tanzen

Und Chöre musizieren.

Um die schweben in den Wolken des Himmels

Die seligen Aspara-Engel.

9

An dem Ufer des Sees

Stehen Banyan-Bäume und Weiden.

Der Trommelberg

Trommelt bei Sturm und Regen.

O Preis dir, unsere Paukenschlägerin!

O Tempel der sprudelnden Quelle,

Aus dir kam das Wasser des Lebens.

In deinem Haus befinden sich zehntausend Bände,

Mit dem Blut der Asketen geschrieben.

O du wie Wulong-Tee Duftende!

O du Heilkraut,

Helferin gegen der giftigen Schlange Biß!

O du Fluß der Neun Windungen,

Der du zum Königsgipfel führst!

10

O Große Mauer um den Himmelstempel!

Es ist kein wahrer Held, der nicht

Beschaut die Große Mauer.

Du einziges Werk aus Stein,

Vom Mond aus zu sehen.

Sieben Meter hohe, sieben Meter breite

Mauer, gekrönt mit dem Zinnenkranz

Und steinernem Wachturm.

O Lob jener Frühlings-und-Herbst-Periode,

Da die Große Mauer ihren Anfang nahm.

500 000 Bauern gaben für sie ihr Leben hin!

Erhabenstes Werk aus Lehm,

Vom Westen bis zum Osten reicht ihr Schutz,

10 000 mal 1000 Meter reicht ihr Schirm.

O Wolkenterrasse

Aus Marmor,

Bogentor und Tempel,

Geziert mit Bildern himmlischer Wächter

Und Inschriften in sieben Zungen!

11

O Stern des Südchinesischen Meeres!

Im von Bergen verschlossenen Tal,

Dem vom Xijiang durchströmten,

Reifen Ananas, Mandarinen und Litschi,

Findet man Zuckerrohr und Tee,

Erdnuß und Tabak.

O Königin der Fischer des Südchinesischen Meeres!

12

Gnädige Frau von Guilin,

Von kristallenklaren Flüssen durchströmt,

Vom Wasser des Lebens,

Umgürtet mit himmelberührendem Gürtel

Bizarrer Felsformationen,

Bergen und Grotten,

O du Madonna von der Felsengrotte!

Einst wogte hier das Meer,

Muschelkalk blieb,

Vom Wind geformt,

Die Grotte entstand.

O schönste Stadt der Welt,

Wie bedeutende Menschen meinen,

Dichter und Maler sind fasziniert

Von deiner singulären Schönheit,

Märchen- und Legenden-Umwobene!

Der Zimt bringt dir ein Räucheropfer dar,

Dir, der Gnädigen Frau vom Zimtbaumwald!

Zu deinem Berg der Einzigartigen Schönheit

Steigen wir auf dreimal hundert Stufen

Zum Südlichen Himmelstor.

In den Grotten

Inschriften der Tang-Poeten.

O Berg der Besänftigten Wellen

Mit eiserner Glocke

Und dem Tausend-Mann-Topf, o nährende Mutter!

O Höhle der Zurückgegebenen Perle

Am Fuß des Berges der Besänftigten Wellen,

O Perle, vom Fischer gefunden!

O Park der Sieben Sterne

Im Osten der Stadt!

Rosa blühn die Pfirsichbäume im Lenz.

O Höhle der Sieben Sterne

Mit verbundenen Grotten,

Die die Worte der Weisheit bewahren,

Von Poeten verfasst, von Kalligraphen gepinselt.

Schilfrohrflötenhöhle,

Schon im Altertum berühmte!

Kristallpalast

Des Meereskönigs!

Auf dem Lijiang-Fluß

Fahren die Boote der Fischer

(Kormorane begleiten sie)

Zum Berg der Sauberen Vase

Und zum Durchbohrten Berg

Und zum Mondberg Yueliangshan!

O Gnädige Frau von Guilin, Mutter der Schönheit!

13

Rhesusaffen und alle Vögel,

Stumpfnasenaffe, Panda und Tiger

Loben die Grotte des Einhorns,

Loben den Obelisken im Kiefernwald,

Loben den Tempel des Großen Glücks!

14

Neben dem Tempel der Würdenträger

Steht der Tempel der Poesie.

Ein Poet hat in Haikou gelebt

Und bildete dort

Den Bronnen der Herzenswäsche.

15

Im Himmel gibt es das Paradies,

Auf Erden die Seidenstadt.

Hier lebten die Kaiser,

Mit ihnen Poeten und Mandarine.

Marco Polo war hingerissen von dieser

Himmelsstadt

Mit ihren schönen Palästen

Und wundervoll gebauten Häusern

Und zwölftausend Steinbrücken.

Von drei Bergen umgeben ruht

Des West-See. Der Deich entstand

Auf den Wink eines Dichters.

Komm, o Mutter der schönen Liebe,

Wandle im Maien

Mit dem Dichter über den Deich

Bei den Blumenbeeten

Und blühenden Pfirsichbäumen

Und Trauerweiden,

Die ihre Schatten werfen auf die steinernen Bogenbrücken,

Vis die Sonne aufgeht.

Dann wandle zum Damm

Des Poeten Bo Djü-I,

Der seine Verse immer seiner Magd vorlas,

Zum Berg der Einsamkeit!

Und schau den Pavillon des Herbstmonds

Über dem Stillen See.

Das Licht des Mondes

Taucht den ganzen See

In eine geheimnisvolle Stimmung.

Und komm zum Pavillon

Des Kranichs,

Dahin sich ein Dichter

Aus Abscheu vor allen Beamten

In die Einsamkeit zurückgezogen.

O du Neun-Bogen-Brücke

Über den Seen,

O du reine weiße Lotosblüte

Und du der Liebe schöne Seerose!

Lob den Drei

Den Einen Mond

Spiegelnden Teichen!

O du Pfingstrose

Von den Wiesen der Blumenbucht!

Im Park des Gesanges der Nachtigall von den Weidenzweigen

Sei gegrüßet

Die Weidengertenschöne,

Die Kirschblütenreine!

Komm herab in den Kräutergarten,

Wandle unterm Bambus.

Mutter der Barmherzigkeit, dich preiset

Das Kloster der Verborgnen Unsterblichen

Nahe der Jade-Quelle

Unterm Herbeigeflogenen Gipfel.

Mutter des Gelben Kranichs,

Der gen Himmel flog

Über die Sterne des östlichen Himmels,

Zur Phönixstadt am Ende der Milchstraße!

16

(Im Delta des Perlflusses

Liegt der Duftende Sund,

Ein Labyrinth von felsigen Inseln

Mit vielen verborgenen Buchten.

Die Sommer sind heiß und feucht,

Heftiger Schauer im Maien,

Taifune im Herbste.

Rote Sampans schwimmen

An der Insel der Entenzunge.)

17

Immerweißes Gebirge

Mit dem Berge des Weißen Hauptes, dem Himmelssee,

Daraus sich die Kaskade ergießt

Des barmherzigen Wasserfalls.

18

Südlich des Flusses Ji

Finden wir die Stadt der Quellen.

In der Mitte der Stadt

Finden wir den Park

Mit der Emporsprühenden Quelle,

Der schönsten Quelle Chinas,

Der ersten Quelle der Welt, wie die Tafel kündet.

In jenem Park

Finden wir die Halle des Gedächtnisses

An die Poetin Li.

O See des Großen Lichts

Mit herrlichem Pavillon

Und lieblichen Wandelgängen!

Drüben

Der Garten der Phantasie.

Lob der Perlenquelle,

Deren murmelnde Wasser gleichen

Einer Perlenschnur, wie die Mönche sie tragen.

Der monumentale Wald

Der Grabpagoden grünt lebendig

Beim Tempel des Göttlichen Felsens!

19

O wir wollen dich bilden, du schöne Jungfrau,

In Jungde-Porzellan,

Denn Jingde-Porzellan

Ist weiß wie Jade, du Reine,

Ist klar wie ein Spiegel, du Spiegel der Weisheit,

Ist dünn wie Papier, o du Gebärerin des Wortes,

Und rein sein Klang, du Lobpreissängerin.

20

Dir feiern wir am Mekong

Das Wasserfest.

Menschen werden mit Wasser bespritzt,

Dann wird den Menschen Glück beschieden sein.

Eine Jungfrau

Reinigte das Volk,

Da sie einem Ungeheuer den Kopf zertreten.

21

Im Turm der Acht Gedichte

Sei dir dieser Preis gedichtet.

In der Eisvasen-Grotte

Strömmt der Wasserfall der Barmherzigkeit.

O Grotte

Der Huldigung an den Wahren Unsterblichen!

In dir einst lebte ein Eremit.

Er erreichte Unsterblichkeit durch die Wandlung.

22

O Königin des Berges Lushan,

Vom Ewigen vergötterte

Mutter der Barmherzigkeit

Mit dem Kind der Ewigkeit auf den Armen!

Die Dichter besingen

Den unwiderstehlichen Reiz

Deines Gebirges:

Felsen, Quellen,

Tempel.

O du Garten zwischen den Wolken,

In dem man gesundet!

In der Höhle des Unsterblichen

Barg sich ein Mönch.

Der Dichter pries den Blumenweg

Zur Höhle des Unsterblichen.

Die Drei Kostbaren Bäume,

Von heiliger Hand gepflanzt,

Werden tausend Jahre später noch gelobt.

23

Eine Station an der Seidenstraße

Ist der Brunnen des Weines

Im geheimnisvollen Garten.

24

Kaifeng heißt: das Siegel auftun.

Wer hat die Vollmacht dazu?

Der Himmelssohn entäußerte sich seiner Majestät

Und ging verkleidet durch die Gassen

Und kehrte ein in die Gaststätte,

Da ihn die Schauspielerin Li Shi-Shi bewirtete,

Die er später zur Dame seines Hofes fürstete.

Ihr Lob erklingt

Aus der Halle der Dichter der Tang,

Die einst gedichtet

Auf der Antiken Terrasse der Musik

Zu Ehren der gefürsteten Tänzerin,

Die der Himmelssohn Vielgeliebte Vielliebende nannte!

25

O Stadt des Ewigen Frühlings!

Von drei mal drei

Quellen gespeister

Jadesee

Im Jadepark!

O Steinwald

Mit dem Mutter-Sohn-Felsen!

26

O Pfirsichblütenschlucht

Mit dem steinernen Opferaltar!

O Wassertropfenvorhanghöhle

Des Himmelgleichen Heiligen!

27

O Kaiserin des Himmels

In der Pfingstrosenstadt,

Mäzenin der Poeten

Vom Gipfel der Dichterischen Vollkommenheit

Pipa Feng!

28

Ach Li Bai!

Von der Terrasse zum Haschen des Mondes

Sprang der Trunkne,

Verliebt ins Spiegelbild des Mondes,

In den See und verging.

Seine Lieder leben

Vom Spiegelbild des himmlischen Mondes.

29

O Bucht der Ma, Ao-Men,

Bucht des Meeressternes,

Der Königin der Fischer!

Santa Casa da Misericordia!

Gegründet vom ersten Bischof

Und Jesuiten

Dom Melchior Nunes Cameiro Leitao:

Sein Haupt im gläsernen Reliquiar.

O Kirche Sankt Augustins!

O Garten des Dichters

Camoes:

Das Weib - eine menschliche Bestie!

O labyrinthischer

Tempel

Der Mutter der Barmherzigkeit!

30

Nanking,

Vom Purpurberg

Zur Steinstadt,

Bewahrt im Zentrum

Den Palais des Himmelskönigs.

O Kirschbaum-Insel,

O Wasserkastanien-Insel,

O smaragdne Insel!

Vom Tulpensee des schönen Mädchens Mochou

Zum Tempel der Wohnstatt der Abendwolken!

31

Immergrünende, Immerblühende

Stadt der Mango und Litschi!

Verschlossner Orchideengarten!

O Immerklare Quelle

Zum Wasser der Seelen!

32

Tempel der Himmlischen Ruhe!

Im Kirschblütenkleid

Ewigen Frühlings Königin!

Freundin sei mir die Selige Jade-Jungfrau!

33

Peking! Peking! Peking!

Friede

Dem Platz des Himmlischen Friedens!

Durch das Tor des Himmlischen Friedens

Einziehe die Göttliche Freiheit!

Beim Tor des Himmlischen Friedens

Die Sieben-Goldwasser-Brücke

Der sieben Gaben des Geistes

Aus weißem Marmor der Reinheit.

O Verbotene Stadt!

Fleisch und Blut dürfen sie nicht entweihen.

Alles Purpur,

Purpur des Meeressternes!

Die Königin des Kosmos

Waltet gnädig über die Stadt.

Mittagstor, durch das die triumphierende Sonne zieht,

Blühendes Tor des Ostens, des Lebens Triumph!

Phönix-Tor, dem auferstehenden Gottmenschen!

Drei Hallen,

Drei Stufen der Marmorterrassen,

Drei Marmorbalustraden.

O Thronsaal in der Halle der Höchsten Harmonie,

Ort der Hochzeit des Himmelssohnes!

Bronzene Räuchergefäße.

Symbole des Ewigen Lebens.

O Halle Vollkommener Harmonie,

In der der Himmelssohn

Alle Huldigungen empfängt!

(Er liest die Reden seines Ministers.)

O Bankettsaal, o heiliges Mahl!

O Halle der Literarischen Blüte,

Geweiht dem Prinzen des Reiches!

Innere Gemächer - drei Paläste,

Zwölf Höfe.

O Palast der Himmlischen Reinheit,

Vermittelnd

Zwischen Außenhof und Innerem Gemach!

Vom Palast der Irdischen Ruhe

Durch den Palast der Berührung von Himmel und Erde

Zum Palast der Himmlischen Reinheit.

O Gemächer der Braut des Himmelssohnes!

Vom Palast der Irdischen Ruhe

In den herrlichen Garten:

Kiefern des Ewigen Lebens,

Bambushaine der Poesie,

Erlesene Blumen der Liebe,

Graziöse Pavillons für die Begnadeten,

In der Mitte des Gartens

Die Halle

Des Friedens

Des Himmelssohnes.

O Himmelstempel!

Du Himmelstempel

Im Süden, im reichblühenden Garten!

Weihnachten trat der Himmelssohn ein,

Das Opfer darzubringen.

Du Tempel, ohne einen Nagel erbaut.

Dreistufig die Marmorterrasse,

Dreistufig das Dach

Zum Lob der Drei Mystischen Schätze!

Einst stand hierselbst

Das Kloster der Güte und des Mitleids

Und ein Pavillon,

Bei dem die Poeten sich trafen.

Komm, o Kaiserin des Himmels,

Zur Südlichen Kathedrale,

Die Johann Adam Schell von Bell

Über den Resten der Residenz

Des Missionars Chinas, Matteo Ricci,

Mit des Himmelssohnes Wohlwollen baute.

Von da zum Tempel der Weißen Wolken,

Von da zum Tempel der Allgemeinen

Menschenliebe!

In der Nähe des Pavillons

Der Viersprachigen Stele

Ist zu sehen der Berg des Paradieses.

Der kommende

Künder der Erlösung

Sei gepriesen und die Mutter der Barmherzigkeit!

34

Morgen-Mondlicht über der Marco-Polo-Brücke.

Im Garten des Goldenen Wassers

Ruht der Sommerpalast. Pavillons

Im Garten der Harmonischen Einheit.

Die kaiserlichen Herden weiden

Am Berg des Langen Lebens.

(Vom Palast der Jadewellen schauen wir

Zur Halle der Erheiterung.)

In der Halle der Freude und des Langen Lebens

Lebt die Braut des Himmelssohnes,

Wohnt die Kaiserinmutter inmitten

Exotischer Pflanzen und bizarrer Steine.

Im Langen Korridor sind wiederzufinden

Die Bilder der Natur und der Geschichte

Und Szenen aller klassischen Romane

Und der Traum der Roten Kammer.

Oben auf dem Berg des Langen Lebens

Finden wir das Meer der Weisheit.

Höre die Pirole: Tungli Guan! Sie singen

Vom Garten der Vollkommenheit und des Lichts,

Dem Garten des Schönen Frühlings,

Dem Garten des Ewigen Frühlings ihr Lied.

35

Des Duftenden Berges Gipfel

Gleicht einem Weihrauchgefäß.

Lege die Brille ab am Brillensee

Und trete ein in den Pavillon der Selbstprüfung.

Von der reinen Lotoshalle der Erde

Zur Jadeblumenbergvilla der Höhe,

Den Weg Der-Teufel-hat-Angst

Hinan zum Weihrauchgipfel, dessen Wolken

Die Gebete gen Himmel tragen.

Vom Bild des Mönchs, der zu spät kam,

Durchs Bergtor die Treppe hinan

Zur Halle des Himmelskönigs

Und der Pagode des Weißen-Diamanten-Thrones.

Tempel des Ewigen Friedens!

Tempel des Göttlichen Lichts!

Tempel des Großen Erbarmens!

Du bist die Höhle der Wunderperle,

In der sich birgt der Mönch.

36

Küssend den Fuß des Maanshan

Der Weihealtar,

Der südchinesische Tempel

Bei der Zitterkiefer

(Berührt man eine Zweig, so zittert der ganze Baum).

Durch das Ehrentor

Zum tausendjährigen Ginkobaum.

Herr, du führst mich zur Quelle

Beim Pavillon des Schwimmenden Bechers.

Der Seelenweg

Führt zum Großen Roten Tor,

Dem verschlossenen Tor,

Durch das der Himmelssohn

In die fremde Welt zog.

37

Als die Große Mauer erbaut ward im Frondienst,

Suchte die Frau Meng Jiang-Nü

Den, den ihre Seele liebte.

Er war gestorben

Wie ein Sklave

Zur Sicherheit Chinas vor den fremden Teufeln.

Da weinte sie

Wie eine Mutter um ihr krankes Kind

Und die Steine der Mauer brachen auf

Und gaben frei den Leib

Dessen, den ihre Seele liebte.

Da bettete sie ihn in ihren Armen

Und stürzte sich mit ihm ins Meer des Morgens.

38

In der Moschee der Ruhe und Klarheit

Liest man aus der Sure:

Die Jungfrau empfing

Ohne einen Mann zu erkennen.

In der Buddhahalle gedenkt man

Der Mutter der Barmherzigkeit.

39

Beim Berg der klaren Quelle

Weht der Wind

Um den Felsen des Lao Tse:

Die Welt hat eine Mutter.

Wen der Himmel retten will,

Den rettet er durch Liebe.

Auf dem Seelenberge

Ruhn die Prophetenschüler.

40

In Qufu ehrt man Konfuzius.

Das Sterntor ist der Haupteingang.

Durchs Tor des Allwissenden

Kommt man zum Palast der Weisheit.

Im Pavillon des literarischen Sterns

Verfass ich klassische Verse

Zu Ehren des Himmels und seines Weges.

Am Aprikosenaltar

Sprach der Meister

Vom Baum des Lebens und seiner Frucht.

(Der Frau des Konfuzius

Ist geweiht die Halle des Schlafs.)

Die Halle der Spuren des Weisen

Schmückten Maler und Kalligraphen

Mit Szenen aus dem Leben des Weisen.

Im Alten Brunnen

Wurden die Schriften der Weisheit

Während der Bücherverbrennung versteckt.

Im nahen Wald der 20 000 Bäume

Einige, die der Meister selbst gepflanzt.

Durch das Tor des Ewigen Frühlings,

Durch das Tor des Heiligen Königs

Zu dem allen Chinesen heiligen Grab!

41

O weißer Strand von Sanya,

Das Wasser kristallenklar

Am südlichen Kap des Hirsches

Und der Korallenbänke,

Dort war ich als Kind

In der Höhle des Herabgesunkenen Pinsels.

Entlegenster Fleck der Erde

Ist das Kap am Ende der Welt,

Der Beginn des Meeres,

Der Pfeiler des Südlichen Firmaments!

42

O Stadt-über-dem-Meer!

Einst ein Fischerdorf war es.

Äußerer und Innerer Garten blüht.

O Teehaus im Herzen des Sees!

O Park der Purpurwolken!

O Pagode zum Hüten der Perle!

O Brücke des Allgemeinen Heils!

43

Die Gedichte vom Orchideenpavillon

Am Wildgänseteich

Im Bambusgarten

Preisen die Mutter,

Preisen das Tao.

44

Beim Berg der grünen Felsen

Inmitten von Klöstern

Die Regenbogenbrücke.

(Fresko der Prinzessin,

Die sich bekehrte und Nonne ward.)

45

Kreuzfahrt

Zum Himmel

Auf Erden!

(Im Pavillon der Azurblauen Wellen

Der Traum der Roten Kammer...)

Beim Garten des Meisters der Netze,

Der auf dem Wasser schwimmt,

Die Villa des Duftenden Reis,

Der Pavillon der Himmelsquelle.

Tempel des Mysteriums!

Am Berg der Wunderbaren Felsen

Lebte Frau Xi Shi,

Die schönste Chinesin aller Zeiten!

(O Ai Wei!)

Am Kloster des Kalten Berges

Legt mein Boot an.

Die Glocke schlägt Mitternacht.

Kreuzfahrt

Zum Himmel

Auf Erden!

46

Nahe der Halle, in der man den Wellen lauscht,

Nahe dem Pavillon der Gedicht-Rezitation,

Nahe dem Hügel der Neun Frauen

Und dem Tempel des Mythischen Herrschers

Ist die Terrasse zu Ehren

Des Zitherspielers Lu Boya.

Hierhin zog er sich zurück.

Niemand

Außer Zhong Zi-Qi

Würdigte seine Kompositionen.

Als Zhong Zi-Qi starb,

Berührte Yu Boya niemehr eine Zither.

47

Auf dem schönsten der Heiligen Berge

Steigt man über den Fischrückenfelsen

Zum Turm des Jadevorhangs

Und zur tausendjährigen Kiefer des Grußes

(Der Gipfel blüht wie eine reine Lotosblume)

Und kommt

Den Rosenkranz betend

Zum Gipfel

Der Himmlischen Hauptstadt.

48

O Pflaumengarten der Ai-Wei!

O Muschel mit Perle!

49

Ich küsse deinen Fuß,

Auf dem eine goldene Pfingstrose blüht,

O Tochter Xian!

50

Preis dir, du Blume aus Schnee

Auf dem Himalaya,

Auf dem Berg der Ewigen Ruhe!

Dritte Göttin“,

Führe uns zur Ewigen Ruhe!

Führe uns in den Himmlischen Garten

Und zu den Pfirsichen der Unsterblichkeit

Und zu der Jadequelle

In der Himmlischen Jaspis-Stadt

Und

Zur gesegneten Frucht

Deines Leibes!

- - - Gott

Wird dich segnen, ja, dich, o Seele,

Mit Segen des Himmels von droben,

Mit Segen tieflagernder Urflut,

Mit Segen von Brust und Schooß der Mutter der Barmherzigkeit!