KÖNIGIN TOMYRIS


VON TORSTEN SCHWANKE



I


Tomyris, die Königin, der Saka-Massageten zur Ehre,

Die der Geschichte Herodot brachte ins Licht ihrer Taten,

Hoch erhoben und streng, ein Symbol ewiger Gerechtigkeit,

Ward bekannt durch ihr Tun, das Tyrannen das Maß ihres Stolzes nahm.


Von ihr Kunde zu fassen, bedarf es der Schrift alter Weisen,

Herodot zuerst, der von Sagen und Kriegen berichtet,

Von den Scharen des Kyros, dem Perserkönig der Macht voll,

Der im Stolz seines Heeres zog gegen die tapfere Königin.


Strabo erzählt von ihr, auch Polyän und Cassiodorus,

Selbst der Gote Jordan spricht ehrend von Tomyris’ Ruhm,

Sie, die Stadtgründerin, baute Toma, das heut’ge Konstanza,

Einst die Perle der Skythen, am Rande des dunklen Meers.


Nomaden des weiten Kaspischen Reiches ehrten die Frauen,

Zarina war einst Saka-Herrscherin, ebenso Tomyris,

Eine Königin groß, und zugleich eine Kriegerin mächtig,

Die ihr Volk stolz führte mit Gerechtigkeit, Mut und Verstand.


Herodot schreibt von Kyros, dem Großen, der Babylon niederwarf,

Doch nach Osten marschierte, die Völker zu zwingen in Ketten.

Er sandte Botschaft voll List, um Tomyris’ Hand zu begehren,

Doch die Königin durchschaute den Plan seines falschen Begehrens.


Nicht die Liebe, o Kyros, ist Ziel deines Herzens, ich sehe:

Meinen Thron willst du rauben, doch ich werde dich niederwerfen!“

Als die List nicht fruchtete, brachte der Krieg seinen Schrecken,

Und die Massen von Kriegern zogen zur grausamen Schlacht.


Spargapises, der Sohn, ward gefangen in heimtückischer Falle,

Und Tomyris sandte ein Wort an den persischen König:

Blutdürstiger Kyros, gib meinen Sohn mir zurück,

Oder ich schwöre bei Sol, dass du selbst noch Blut wirst verschlingen!“


Doch der junge Spargapises, gefangen und ohne Erbarmen,

Ergriff eine Klinge und endete selbst sein Leben.

Tomyris, vom Schmerz des Verlustes erfüllt, ließ die Banner

Der Massageten erheben und zog in die Schlacht der Vergeltung.


Dort, wo das Blut die Erde tränkte, fiel Kyros in Rache,

Und die Königin nahm seinen Kopf, tauchte ihn tief in das Blut:

Du wolltest Blut, König der Perser, nun trinke es, bis du gesättigt!“

So erfüllte sie drohend die Worte, die einst sie gesprochen.


Die Sage lebt weiter in vielen Stimmen und Ländern,

Von Tomyris’ Mut und dem Fall des stolzen Tyrannen.

In den Bildern der Alten leuchtet ihr Name in Ehren,

Eine Königin stark, die Gerechtigkeit stets sich bewahrte.


Weit in den Steppen der Welt, wo Winde die Ebenen streichen,

Ruhten die Stämme der Nomaden, die frei und stolz

Lebten. Wenig bekannt sind sie den Geschichtsbüchern

Unserer Zeit, und die Kunde, die blieb, ist flüchtig und rar.


Massageten genannt, und Derbies in alten Erzählungen,

Zogen sie rastlos umher, ein Volk des wandernden Seins.

Scythen nannten die Griechen sie später, als Alexander

Sie erblickte im Kampf, der die Weiten Asiens durchmaß.


Darius sprach von den Saka, den dreifach geteilten Geschlechtern:

Haomavarga, die Tränke brauten aus heiligen Pflanzen,

Paradaraya, die jenseits der Flüsse hausten und lebten,

Tigrahauda, die stolze Helme mit Spitzen getragen.


Herodot, der Weise der Alten, sprach von Massageten,

Schrieb sie getrennt von den Saka, wie es die Perser berichteten.

Doch oft vermischen die Namen sich, Zeit und Raum zerfließen,

Und in der Kunde der Griechen lebt die Verwirrung fort.


Tomyris, Königin hoch, die den stolzen Cyrus bezwang,

Führte ihr Volk in die Schlacht mit Mut und gerechten Geboten.

Blut des Königs floss, ein Mahnmal ewiger Gerechtigkeit.

Ihr Name hallt wider in Liedern und Heldenberichten.


Massageten verbanden die Steppe, ein mächtiger Bund,

Uralte Sagen bewahren die Ehre ihres Erbes.

Kunst und Geschichten der Nachwelt zeugen von ihrem Triumph:

Tomyris, Königin stolz, gemalt in den Hallen der Großen.


Dai und Parthier erhoben sich später aus ihren Geschlechtern,

Schufen Reiche und prägten die Welt für Jahrhunderte fort.

Doch die Massageten verschwanden, ihr Name verweht,

Nur in der Kunde der Alten lebt ihr Vermächtnis weiter.


In den Regionen des Kaspischen Meers, wo die Massageten herrschten,

Blieben bis heute Monumente, geschaffen vor Zeiten, erhalten:

Mächtige Hügelgräber der Könige auf Buzachi-Halbinsel,

Heilige Stätten in Baite auf Ustyurt, geheimnisumwoben,

Und die steinernen Pfeiler des Dikiltas nahe Tyupkaragan.

Auch in den Südostgefilden des Aralsees ragen Bauwerke,

Zeugen der Massageten und ihrer längst geschwundenen Nachwelt:

Mäler von Tagisken, das Balanda-Mausoleum, bestaunenswert allen.


Aus den Stämmen der Andronowo-Kultur wuchsen die Saka,

Erben der alten Traditionen, sie schufen Kulturen:

Pasyryk mit seinem Kern im Altai und später die Werke,

Die entlang der Syrdarja, im Tal des Akhangaran strahlten.

Dort fanden sich Schätze, Relikte des Kayrakkum-Lebens,

Datiert auf die späte Bronze- und frühe Eisenzeit, lehrreich.

Berühmt ist der Stil ihrer Kunst, der "Tierstil" benannt,

Er entsprang Begegnungen, tief verwurzelt im Kaukasuslande,

Ein Erbe Zentralasiens, geformt von Assyrern, Iranern.


Im Kurgan von Issyk, geborgen vor einem halben Jahrhundert,

Öffnete sich ein Fenster zur Welt der Saka von Semiretschje:

Ihr Schmuck, mit Tieren geschmückt, ein Zeugnis der Götterverehrung,

Wo Ziegen und Widder den heiligen Lebensbaum umringen.

Ein junger Fürst, gedacht als Spargapises,

Kunstvoll beschrieben vom Dichter Zhandarbekow, stolz im Geiste.

Akishev, der Gelehrte, fand Spuren von Hochkultur, eigen

In ihrer Verbindung von Assyrischem und den Zeichen des Altaigebirges.


Nicht nur in Kunst und Glauben erstrahlten die Saka-Völker:

Ihre Taktiken führten zu Siegen auf blutigen Schlachtfeldern.

Leichte Reiter stürmten im Angriff, ein Regen von Pfeilen,

Lenkten dann rasch, wie Wind, zurück, um erneut zu verwüsten.

Ein Rückzug, nur vorgetäuscht, lockte die Feinde in Fallen,

Wo sie im Nahkampf, umzingelt, erschlagen wurden von Hieben.

Berühmt ist die Schlacht an des Fath-Flusses Ufer, wo Satyr,

Führer der Saka, mit Keilformation den Sieg errang, triumphierend.


Auch die Rüstung der Massageten war von Bedeutung.

Ihre Pferde, mit Kupferpanzern bedeckt, wie Herodot schrieb,

Schufen die Basis für spätere Parther und ihre Kataphrakten:

Reiter in Platten, geschützt, auf gepanzerten Rossen gerüstet,

Eine Tradition, bewahrt durch Jahrhunderte, mächtig und stolz.


In Persiens Kriegen mit Griechen klangen die Saka im Ruhme.

Ihre Truppen, vereint mit Darius, kämpften bei Marathon,

Im Engpass von Thermopylen, und wieder bei Plataiai,

Zeugnisse tapferer Kämpfer aus Steppen und fernen Gefilden.

Selbst gegen Alexander, geführt von Darius Kodomann,

Standen die Saka, als Welle des Ostens, trotzig und stolz.


Doch auch im Nachhall der Künste verweilten die alten Geschichten:

Tomyris, Königin, lebt weiter in Bildern und Statuen,

Von Rubens gemalt, von Moreau geformt, ein Erbe der Sagen,

Zeugend von Ruhm, der die Zeiten der Ewigkeit überdauert.



II


Als Cyrus, der König der Perser, die Babylonier unterjocht,

Lockt ihn ein neuer Gedanke: die Massageten zu zwingen

Unter sein Szepter und Herrschaft. Dieses Volk, wie man sagt,

Groß und kampferprobt, bewohnt den Osten, gen Morgen,

Jenseits des Stroms Araxes, wo Issedonier hausen,

Schien es den meisten ein Stamm, verwandt mit den Skythen an Blute.


Kriegsgewandt wie die Skythen, ziehen sie tapfer zu Felde,

Kämpfen zu Ross und zu Fuß mit Bogen und Speer in den Händen,

Doch mit Vorliebe führen sie Äxte, die Schärfe aus Bronze.

Gold und Erz schmücken die Waffen, kein Eisen glänzt an den Spitzen,

Keine Silberzier funkelt, denn solcherlei Schätze fehlen.

Reich ist ihr Land an Gold und Erz, in Fülle vorhanden.

Selbst die Rosse sind gerüstet: Brustpanzer prangen aus Bronze,

Zügel und Zaum sind golden, wie auch die Platte der Wangen.


Ein sonderbares Gesetz herrscht unter den wilden Gesellen:

Jeder nimmt eine Frau, doch allen gemeinsam gehört sie.

Altgewordene Männer, wenn Kräfte und Jahre sie schwinden,

Opfert man freudig den Göttern, mit Rindern zusammen gekocht,

Essen die Lebenden Fleisch, das des Alters Krone geweiht ist.

Wer aber stirbt durch Krankheit, gilt als bedauerlich Unglück,

Denn er entgeht dieser Ehre, und Erde deckt seine Gebeine.

Felder bebauen sie nicht, sie leben von Fisch und von Herden,

Trinken die Milch ihrer Tiere, verehren einzig die Sonne.

Rosse allein opfern sie, des schnellsten Gottes Gefährten.


Tomyris, Königin war's, die tapfere Herrscherin, Witwe

Eines gefallenen Königs, die herrschte mit weisem Geschicke.

Cyrus, gewillt, sie zu fesseln, entsandte listige Boten,

Bot ihr die Ehe und sprach: „Ich begehre dein Hand, o Gebieterin!“

Doch durchschaute Tomyris die Tücke des mächtigen Herrschers,

Wusste, es war ihr Reich, nicht sie, die Cyrus begehrte.

Also sprach sie voll Zorn und verbot ihm jegliche Werbung.


Cyrus jedoch, nicht willens, sein Ziel aufzugeben, begann nun

Trotz und Krieg: er entwarf eine Brücke, die Fluten zu zähmen,

Tüme baute er hoch auf schwimmenden Booten, die Brücke

Sicher zu machen, damit sein Heer den Araxes durchschreite.

Doch entsandte Tomyris einen Herold, ihm warnend zu sagen:

König der Meder, bedenke, dass Hochmut den Sturz oft bereitet!

Ruhe in Frieden in deinem Reich, und lass uns regieren

Unser Gebiet, wie es recht ist. Doch, wenn dein Drang nach dem Kampf

So unstillbar dich treibt, verzichte auf mühselige Brücken!

Rücke zurück drei Tage weit, und dann überquere den Fluss,

Oder lass uns zu dir kommen und kämpfen auf deinem Gelände.“


Cyrus berief darauf seine Häuptlinge, rief sie zur Beratung:

Alle bestärkten ihn, warten zu lassen und Boden zu geben.

Doch Croesus, der Lydier, sprach mit Weisheit und warnenden Worten:

Oh mein König, hör an, was ich dir zu künden vermag:

Glück ist ein Rad, das sich dreht, kein Mensch ist beständig erhaben.

Lass uns nicht weichen dem Feind, denn wenn er uns überwindet,

Fällt nicht nur die Schlacht, es fällt das Reich in den Händen.

Besser, wir schlagen ihn dort, wo Rückzug uns offen bleibt stets,

Als auf eigenem Boden gefangen zu sein in der Falle.“


Cyrus, beeindruckt vom Rat des weisen Croesus, entschied sich,

Nicht nachzugeben, den Strom zu queren und Feindesland zu betreten.

Doch die Götter, die herrschen über Sterblicher Schicksal,

Walten im Stillen, und Träume verkünden den Ausgang des Krieges.


Als Tomyris vernahm, was geschehen war ihrem Geliebten,

Wie ihr Sohn, ihr Heer, durch List in die Falle geraten,

Sandte sie Boten hinaus zu Cyrus, dem großen Erobrer,

Sprach zu ihm zornig und stolz durch die Stimme des Herolds:

"Blutgieriger Cyrus, du rühmst dich schändlicher Siege,

Nicht durch Kraft, nicht durch Mut, nicht im ehrlichen Kampfe bezwangen

Hast du mein Kind, nein, der Wein, das verderbliche Traubengetränk,

Das den Trinker entzückt, ihn berauscht und zu Freveln verleitet,

Hat ihn besiegt, in den Rausch hast du ihn listig gelockt.

Nun höre, was ich dir rate – bedenke, ich rede zu deinem

Wohl: Gib meinen Sohn mir zurück und verlasse das Land hier,

Siegreich zwar über ein Drittel der Massagetenheerschar.

Weigerst du dich, so schwör’ ich beim Glanze der heiligen Sonne,

Herrscherin über mein Volk und Zeugin gerechter Entscheidungen,

Blutgierig wie du auch bist, du wirst Blut noch genug trinken lernen!"


Cyrus vernahm die Botschaft und hörte nicht auf die Warnung.

Spargapises, der Sohn, als ihm der Rausch entschwunden,

Blickte umher und sah, was für ein Unheil geschehen.

Laut flehte er Cyrus an, ihn zu lösen von Fesseln und Banden.

Kaum war der Bitte entsprochen, da reckte die Hände der Jüngling,

Frei von Ketten und Qual, und nahm sich mit eigener Klinge

Rasch das Leben dahin – von Scham und Kummer zerrissen.


Tomyris, die dies erfuhr und sah, dass Cyrus ihr Warnen

Frech missachtet, sammelte nun die Macht ihres Reiches,

Führte das Heer in die Schlacht, die für alle Zeiten berüchtigt

Bleiben sollte im Lied – denn nie sah man grausameren Kampf.

Erst mit Pfeilen von fern beschossen die Haufen einander,

Bis die Köcher geleert und der Bogen unbrauchbar geworden.

Dann, mit Lanzen und Schwertern, stürzten sie blindlings zusammen,

Mordeten, rangen und fielen in grässlicher Nähe des Todes,

Keiner wich, noch bebte die Hand vor dem Stahl des Gegners.

Lange tobte die Schlacht, doch endlich siegte Tomyris.

Schwer erschlagen lag Cyrus, der große König von Persien,

Nach neunundzwanzig Jahren der glorreichen Herrschaft besiegt.


Bald fand man den Leichnam des Königs, wie es geboten

Ward von der siegreichen Königin. Diese nahm voller Verachtung

Eine Haut, gefüllt mit dem Blut, das die Menschen vergossen,

Tauchte den Kopf des Cyrus tief in die grässliche Flut und

Sprach mit erbittertem Hohn: "Nun habe ich dich überwunden,

Doch um welchen Preis! Durch dich bin ich elend geworden,

Weil du meinen Sohn mir nahmst mit tückischer List. Doch nun, siehe,

Halte ich Wort und sättige dich mit dem Blut, das du liebtest!"


So berichtet man heute den Tod des mächtigen Cyrus,

Vieler Versionen gibt es, doch diese erscheint mir die wahrste.



III


Weit in den Steppen, wo Winde das Gras unermüdlich zerzausen,

Thronte Tomyris, die Herrscherin stolz, über Völkern der Steppe.

Massagetinnen und -ten, ein Volk in nomadischer Weite,

Folgten ihr treu, und sie schützte ihr Land mit dem Mut einer Löwin.

Östlich des Meeres, das heute das Kaspische Wasser wir nennen,

Breiteten Steppen sich aus, in den Ländern, die jetzt wir erkennen:

Turkmenistans weite Fluren, Afghanistans rauhe Berge,

Westliches Usbekistan und der Süden von Kasachstans Weiten.


Doch nicht nur friedlich gedieh ihr Reich in der Steppe,

Brutal traf es die Kunde des persischen Königs Begehrens.

Kyros der Große, Achämenid und Herrscher des Ostens,

Wagte den Krieg, den er fälschlich als Sieg schon erhoffte.

Tomyris, standhaft, bereitete Schlachten, doch grausam

Riss sie das Schicksal entzwei, als ihr Sohn Spargapises gefangen

Ward durch den Feind, in einem trügerisch reichen Gelage.

Wein, den die Scythen nicht kannten, berauschte die tapferen Krieger.


Schmerzvoll erhob sich die Mutter, die Herrscherin stark wie der Sturmwind,

Schickte dem Kyros ein Wort voller Zorn, voller glühender Drohung:

Machtgieriger König, verschont meinen Sohn, oder seid ihr

Selbst es, der fällt, und der Fluch meiner Hand wird euch treffen!“

Doch der Tyrann, von Arroganz erfüllt, spottete kühnlich,

Ahnt’ nicht, dass die Rache des Zorns auf ihn niederfahr’n würde.


Als die zweite Schlacht auf den Feldern der Steppe sich zeigte,

Führte Tomyris ihr Volk mit Weisheit und unbändigem Willen.

Persische Reihen zerbrachen, gefangen im Netz der Entscheidung,

Cyrus, der große, erlag, und sein Blut tränkte den Boden.

Siegreich durchschritt sie das Feld, ließ suchen den Leichnam des Herrschers,

Tauchte sein Haupt in ein Schlauch voll des Blutes, das ihn nun erfüllte:

Trinke, o König, das Blut, das du suchtest, und finde dein Ende!

Meine Rache ist nun vollbracht, doch den Sohn bringt es mir nicht.“


So ward Tomyris zur Legende der Völker und Zeiten,

Frauen und Männer erzählen von ihr in erhabenen Liedern.

Herodot pries ihren Mut, die Gelehrten der späteren Epochen

Fügten die Fäden der Sage hinzu, die ihr Bild unvergänglich.

So bleibt sie ewig im Glanz der Geschichten, ein Stern, der erstrahlet,

Tomyris, Königin kühn, die Cyrus den Großen besiegte.



IV


Herodotus, der Forscher und Schreiber, bekannt für sein Wissen,

Lenkt unsrer Gedanken zur Steppe, wo Königinnen regieren.

Tomyris, die Herrscherin stolz der massagetischen Reiter,

Tritt hervor in den Zeilen des ersten Buchs der Historien.

Mächtig und frei, ein Weib, das die Männer zugleich bewundern

Und doch fürchten – ein Bild, das der Historiker zeichnet,

Speziell für ein männliches Ohr, das staunen mag über

Frauen, die wagen, was selbst Königen schwer oft gelang.


Tomyris, die Königin, prangt am Rande der Weiten,

Wo Persiens Grenzen berühren das wilde Nomadenland.

Hier, in den Grenzmarken, die Cyrus, der König, durchschreiten

Will mit seiner Macht, endet schließlich sein glorreiches Leben.

Groß war der Ruhm, den der mächtige Krieger sich schuf:

Lydien fiel durch sein Schwert, und auch Ionien beugte

Sich dem persischen Thron; Babylon, reich an den Schätzen,

Nahm er mit Kraft – ein Herrscher, der keine Grenzen erkannte.


Doch sein unbändiger Stolz, sein übergroßes Verlangen,

Mehr noch zu erobern, führte ihn hin zu den Steppen.

Dort, wo die Massageten herrschen, jenseits des Araxes,

Suchte er Beute, doch fand er den Tod in den Händen der Königin.

Tomyris war es, die tapfer dem Herrscher entgegentrat,

Kluge und mutige Frau, die wusste, wie sie die List

Cyrus’ durchschaut: Denn mit einem Heiratsantrag

Lockte er, was er begehrte – nicht sie, nur ihr Land.


Doch sie, stolz in ihrer Freiheit, wies ihn entschieden zurück:

Bleib, König der Meder, in deinem eigenen Reiche!

Kenne die Grenzen, die dir gesetzt, und wage nicht mehr,

Uns, die wir frei regieren, zu stören in unserm Gebiet!“

Solche Worte, gesprochen mit fester Stimme und Stärke,

Trafen den König, doch stachelten nur seinen Stolz.

So begann er den Krieg, zog über den Araxes hinweg,

Brücken aus Holz schlugen seine Baumeister hinüber.


Tomyris, nicht minder bereit, die Freiheit zu wahren,

Stand ihm entgegen mit Mut und kluger, weitsichtiger Planung.

Ihre Antwort war hart: „Wenn du so sehr nach dem Kampf strebst,

So sei es! Doch schwöre ich, Cyrus, du wirst dieses Land

Nie lebend verlassen, und wenn du den Krieg zu uns bringst,

Wirst du mit deinem Blut unseren Boden tränken!“


So geschah es. Der stolze Cyrus, vom Hochmut geblendet,

Fiel in die Schlacht, wo Tomyris’ Schwert ihn zu Boden zwang.

Sein Haupt, vom Körper getrennt, ließ die Königin bergen

Und tauchte es tief in ein mit Blut gefülltes Gefäß:

Trinke nun, Cyrus,“ sprach sie, „bis du deinen Durst gestillt hast,

Denn nach Blut dürstete stets dein Herz, und Blut sollst du haben!“


So endete Cyrus, der mächtige König der Perser,

Durch eine Frau, die klüger und tapferer war als er selbst.

Tomyris’ Name bleibt ewig in Herodotus’ Worten,

Als Mahnung, dass Hochmut stets die Götter erzürnt.


Tomyris, Herrscherin, Königin mächtiger Stämme,

Führte ihr Volk zum Krieg gegen das persische Heer,

Cyrus, der mächtig und kühn, der Sieger in vielen Gefechten,

Wagte es dennoch, die Herrscherin trotzig zu reizen.

Zweifel bleibt, ob die Sage von Tomyris Wahrheit enthalte,

Doch was wir wissen: sie stand an der Spitze der ihren.

Herodot schildert, durchwoben von dichterischem Glanze,

Wie sich Geschichte und Fiktion zu Legenden verweben.


Cyrus, vom Rat seiner Edlen gestützt, doch geblendet von Hochmut,

Hörte den Rat des Croesus, des alten, erfahrenen Mannes.

Dieser sprach: "Die Stämme, sie kennen nicht Persiens Güter,

Lockt sie mit Festen, mit Wein und Speisen, die Fülle verheißt!

Ladet sie ein in ein Lager voll Reichtum und trügerisch Frieden,

Führt dann den Angriff, wenn Müdigkeit sie übermannt."

Cyrus, betört von der List des erfahrenen Redners, beschloss es,

Wies das Mahnen des Rates zurück und folgte dem Plan.


Tomyris, stolz und gerecht, sah die Täuschung durch Cyrus,

Doch sie verließ das Feld, wie zuvor es ihr Wort ihm versprochen.

Blutige Kämpfe entbrannten; der Fluss Araxes ward Zeuge,

Wie die Massageten zuerst die Schlacht für sich wendeten,

Doch dann, durch die Güter verführt, in den Fängen des Feindes

Trunken und schlafend zum Opfer der Perser sich wandten.

Unter den Todgeweihten befand sich der Sohn der Königin,

Spargapisis, gefangen, nun Spielball des Cyrus geworden.


Tomyris erhob ihre Stimme, mit Donnerhall sprach sie:

"Cyrus, du blutgieriger Mann, dein Stolz sei gebrochen!

Nicht im gerechten Gefecht, doch durch Täuschung besiegtest

Du meinen Sohn, der im Rausch deinem Trug unterlag.

Komm, wenn du wagst, in die Schlacht, wo das Schwert uns entscheidet,

Mann gegen Mann, und nicht List den Sieg dir verleih'!"


Doch Cyrus, getrieben von Hochmut, verachtete Worte,

Führte den Kampf, wie Croesus es riet, mit verräterisch List.

Tomyris, der Schmerz um den Sohn, der Zorn in den Adern,

Rief ihre Krieger, die wutentbrannt zu den Waffen nun griffen.

Blutig die Schlacht, die folgte, wo Mut gegen Täuschung sich stellte,

Wo die Massageten den Feind in die Fluten des Flusses verjagten.

Cyrus fiel, sein Leib, wie die Königin drohend gesprochen,

Ward vom Blut des Gefallenen satt, ein grausiges Ende.


So ward der Hochmut bestraft, und die List, die den Sieg ihm verheißet,

Wurde zum Stolperstein, zur Vernichtung des großen Tyrannen.

Tomyris' Name hallt wider in Liedern und Sagen der Völker,

Zeugnis des Muts und der Rache, der Klugheit, die siegte im Streit.


Klagend begann Tomyris, die Herrscherin, mächtig zu drohen,

Rächen wollt’ sie die List, die frech und heimtückisch gerichtet

Ward auf ihr Volk, für das Leben des Sohns als Pfand hingegeben.

Willst du es nicht,“ so sprach sie, „bei der Sonne, dem Herrn unsrer Stämme,

Schwör ich, Cyrus, dir Blut, das dich, unersättlich, sättigen werde!“


So deutet das Blut, das fließt, den kommenden Ausgang der Sage,

Ahnen lässt es den Sturz des Königs, das Ende des Persers.

Schuldig und schuldlos waltet die Welt; doch siegt das Verderben,

Bis die Gerechten die Waffen erneut erheben im Zorn.

Erstaunlich jedoch: Ein barbarisches Weib trotzt jenem Tyrannen,

Der überall Schrecken gesät und die Herzen ergriff mit Verzweiflung!


Doch Cyrus, blind vor Hochmut, verachtet die Drohung der Herrscherin,

Unterschätzt sie als Frau, deren Volk doch kulturell ihm unterlegen.

Oder der erste Sieg ließ den König, der Ruhm schon errungen,

Zeit sich kaufen und hoffen auf völlige Unterwerfung der Stämme.

Doch während der König verharrt in prahlerischer Gleichgültigkeit,

Wendet sich Blick und Interesse zum Sohn, dem gefangenen Krieger.


Spargapisis, der im Rausch der Gefangenschaft bang’ erwachte,

Bittet den König um Freiheit von Ketten und Schmach seiner Bande.

Kaum ist die Bitte gewährt, da rafft er sich auf und enteignet

Selbst sich des Lebens, um Buße zu tun für die Schuld seiner Führung.

Nicht aus Furcht, sondern heldisch, ein Urteil des Herzens vollziehend,

Zeigt der Tod, den er wählt, die Verantwortung, die er getragen.


Der Sohn fällt, und die Mutter erhebt sich nun mächtig im Zorn.

Treue hält sie dem Schwur, vereint die Stämme zum Angriff,

Schickt sie alle zur Schlacht, den Persern den Tod zu bereiten.

Nicht mehr die Armee, nein, Cyrus, der Führer, ist Ziel ihrer Rache:

Jener, der Schuld trägt an des geliebten Sohnes Verderben.


Herodot schildert die Schlacht: Ein Ringen, grausam und blutig,

Pfeile, die fliegen, das Schwert, das blitzt in den Händen der Kämpfer,

Schlachtfeld erfüllt von Schreien und stürzenden Leibern der Feinde,

Bis die Massegeten den Sieg und den Tod des Tyrannen erringen.

Doch nicht in Frieden bleibt Cyrus, der gefallen, zurück:

Tomyris, die Königin, sucht seinen Leichnam auf dem Feld.


Gefunden das Haupt, taucht sie es in Blut, wie sie schwor:

Trinke nun, unersättlich, bis du des Blutes genug hast!

Rache sei dies für den Sohn, den du mir durch List entrissest!“

So zeigt sich die Frau, barbarisch, doch heldisch und stolz,

Zwischen Kultur und Primitivität, die wild sich vermischen.


Was ist Tomyris? Ein Weib, das kämpft mit männlichem Mut,

Kluge Königin, treu dem Schwur, mit heroischer Seele,

Doch auch ein Wesen, das sich der Rache hemmungslos hingibt.

Herodot, der Geschichtsschreiber, schuf mit ihr eine Gestalt,

Die, aus der Sage geschmiedet, über die Zeiten erstrahlt.