VON TORSTEN SCHWANKE
GELOBT SEI DER HERR JESUS CHRISTUS,
DES LEBENDIGEN GOTTES SOHN
Vorwort:
Zainab bint Ali, u. a. auch Zeynab (* 625; † 27. März 682) war eine Tochter von Imam und Kalif Ali und seiner Frau Fatima sowie Schwester der Imame Hasan ibn ʿAlī und al-Husain ibn ʿAlī. Der islamische Prophet Mohammed war ihr Großvater mütterlicherseits. Daher war sie Mitglied der Familien des Propheten, den Ahl al-bait, wie auch der ihres Mannes Ali, den Aliden. Sie gilt als bedeutsame Heldin von Aschura. Bei der Schlacht von Kerbela spielte sie eine wichtige Rolle, indem sie Husains Sohn aus der Schlacht rettete und somit Mohammeds direkte Linie seiner Nachfahren erhielt.
Der Schrein von Zainab bint Ali ist eine islamische Pilgerstätte, insbesondere von Schiiten in der Stadt Saida Zaineb, südlich von Damaskus.
*
Ein Fremder kam, doch nicht zum Sammeln,
wir saßen stumm, auf bloßem Grund.
Die Zeit, sie konnte uns nicht bannen,
doch nagte leis’ an Herzenswund.
Ein stiller Mann, in Ketten schweigend,
ein Schlaf im Sitzen, Schmerz so klar.
Gefangen nicht nur durch die Feinde,
Gefangner auch, was einstens war.
Sie ist nicht mehr – und meine Kleinen,
ihr Lachen starb im Morgenlicht.
Kein Schrei, kein Blut, nur leise Weinen,
doch Gnade gibt es für uns nicht.
Er floh – doch trat mein Herz in Stücke,
mein Haus zerbrach durch seine Hand.
Der Name fremd nun – Haider weichet,
ein Freund, erniedrigt, ausgebrannt.
Weit fort bin ich von Brüdern, Kindern,
die mich mit „Onkel“ einst begrüßt.
„O Abbas, wo?“ – in dunklen Zinnen
verhallt mein Ruf, von Trauer süß.
Wo bist du, Herr, mein Trost im Schweigen,
ich sah dich nicht seit gestern Nacht.
Die Dunkelheit brach Herz und Neigen,
die Sonne blieb, du bist entfacht.
Du hast mich einst aus Stadt getragen,
doch nun: Kein Mond, kein Sternenblick.
Kein Licht von dir, kein Trost für Fragen,
doch wenn ich falle – gib mich zurück.
Ich kann den Schmerz nicht mehr bezwingen,
fand eine Frau in Fieberglut.
O Abbas, lass sie heimwärts schwingen,
ich kam zu dir mit letzter Mut.
Lass deine Wunden mich begleiten,
ich trag sie, wie mein eig’nes Leid.
Dein Licht, es ließ die Himmel weiten,
doch Dunkel blieb in deiner Zeit.
Blind stolpern meine matten Lider,
ein Dschinn führt mich in sanfter Hand.
Doch fällt er mich in Nächten wieder,
sein Flüstern weht durchs öde Land.
Wohin nun flieh’n, wenn Schatten kriechen?
O Abbas, müd bin ich vom Sein.
Die Welt hat mich vom Weg gebrochen,
ihr leeres Treiben ließ mich klein.
Mit Tieren rennen wir durch Trümmer,
wer fällt, dem stirbt das letzte Glüh’n.
Geduld ist längst nur noch ein Flimmern,
doch deine Trennung lässt nichts blüh’n.
Dem Bruder sagt man: „Tod, Verderben“,
die Zelte brennen, Wind im Zelt.
Kein Tag vergeht, nur stilles Sterben,
kein Lied, das seine Wunden hält.
Ich lebte, was kein Schlaf vergessen:
Gefangenschaft, der Zeiten Brand.
Ein Paradies, in Gift vermessen,
ein Abgrund in des Geistes Land.
Erinnerung – mein letztes Streben,
sie wirft mich nackt in Jugendzeit.
O Hussein, wollt’ ich wieder leben,
mein Sprung gilt dir, dem alten Leid.
Die Wunde frisst in Seelenweben,
mein Lauf – ein Sterben ohne Schild.
Ein Pfeil – ich starb in fremdem Leben,
mein Blick verlor sein letztes Bild.
Ich rief den Mann, mit Pfeil im Herzen,
doch er erwachte nicht im Traum.
Das Blut floss still auf meine Schmerzen,
und tränkte meinen letzten Raum.
Er schrie nach Wasser, ganz verloren,
ich hörte’s noch in seiner Hand.
Mein Freund, du riefst mich nicht zum Gehen,
kein Abschiedswort, kein Blick zurück.
Du ließest mich im Alter stehen,
nahmst meine Schwestern mit – mein Glück.
Allein blieb ich in öder Weite,
kein Trost, kein Pfad, kein Weg zurück.
Du zogst mit Maysaras Geleite
und ließest mich in Gram und Blick.
Ein Freund mit Dolch in seiner Hand,
erschrickt vor dem, der auf ihn tritt.
Ein Kind, das fällt im heißen Sand,
er trägt es fort, nimmt Furcht ihm mit.
Doch jene Wüste kennt kein Ende,
kein Mensch durchquert sie ohne Leid.
Sie hält uns fest mit ihren Bänden –
und macht die Seele stein und weit.
O Abu Fadhel, deine Hände
zeigten mir Fenster, nicht den Weg.
Wenn meine Tränen sich vollenden,
schlägt man mein Herz, das stiller schlägt.
Ihr wart wie Löwen, tapf're Brüder,
und habt mich, euren Schwur, verlor’n.
Verwaist bin ich – kein Blick mehr wieder,
kein Trost, kein Morgen, neu gebor’n.
Die Zeit behandelte mich wie eine Frau,
die man vergaß in tiefer Nacht.
Was kam, als du mich ließest, grau
und stumm – ich hab es nicht bedacht.
Du gingst. Und fragte einer dann
nach meinem Volk, nach meinem Stand –
so weinten meine Augen bang,
als wär mein Herz in Staub verbrannt.
Was ist das Leben ohne Stamm?
Was ist ein Herz, das niemand hält?
Ich wünschte oft, mein Ende kam,
bevor der Schmerz die Stirn mir fällt.
Oh Brüder – Hussein, Abbas, ihr gingt
und ließet uns in Ketten hier.
Zerschlagen war das Herdentier,
der Feind, er lachte, als es hinkt.
Ich sah euch fallen, Stück um Stück.
Die Erde trank von eurem Blut.
Zaynab, die Schwester, sieht zurück
und kennt nicht mehr den Lebensmut.
Hussein, dein Leib – wie zerrissen,
du gabst dich hin dem letzten Pfad.
Ich ließ dich dort, mit nassen Kissen,
und sagte still: „Ich bin nicht satt –
mit Abschied, Schmerz, mit Feindesblick,
mit all dem, was dein Glück zerbrach.“
Ich möchte klagen, möchte schreien,
doch Abu Fadhels Schlaf ist wach.
Der Feind, er steht bei deinem Zelt –
fragt ihn, warum du uns gefehlt.
Du wurdest geboren wie ein leuchtender Stern,
in der Wiege der Reinheit, mit ehrvollem Kern.
Dein Vater – Ali, dein Licht – Fatima,
und dein Großvater: der Prophet, Mustafa.
Ein Strahl aus der Gnade des Höchsten erblüht,
ein Mädchen, das Gott selbst mit Liebe durchglüht.
Gabriel trat ein mit himmlischem Wort:
„Zaynab sei ihr Name – ein Licht an jedem Ort.“
Der Himmel sprach: „Ich hab sie erwählt,
ihr Bruder Husain wird sie stark und beseelt.“
Ihr Weg war getränkt mit dem Mut der Gerechten,
ihr Tragen ein Zeichen für alle Bedrängten.
Die Karawane zog, doch nicht mit Macht –
Gefangene nur, in der Nacht entfacht.
Von Kerbela bis in Syriens Land,
mit Fesseln, mit Peitschen – doch fest ihre Hand.
Zaynab, du Herrliche, Osten und West,
vernahmen dein Wort wie ein göttliches Fest.
Deine Stimme durchdrang das vergängliche Sein,
ließ Könige zittern in trügerischem Schein.
Du standst vor dem Thron der Tyrannei,
doch dein Blick war frei, und dein Geist war treu.
Sie hörten dich reden – und sahen: es spricht
nicht nur eine Frau, sondern göttliches Licht.
Yazid war gefallen, bevor er verstand,
dass Zaynab erhob die zerschundene Hand.
Die Umayyaden – von Scham überzogen,
die Wahrheit war’s, die aus deinem Mund geflogen.
Und wer heute noch nach Vorbild fragt,
der folge dem Pfad, den Zaynab sagt.
Im Staub lagst du, doch dein Wort erhob,
was ewig bleibt, nicht was irdisch verflog.
Du wandertest mit einem Waisenkind,
und dein Blick war glühend, dein Herz wie der Wind.
Die Köpfe auf Speeren – du nanntest sie Brüder,
dein Flüstern war zärtlich, dein Klagen war Lieder.
Du weintest bei Hüseins zerschlagenem Leib,
doch deine Geduld blieb unendlich und weit.
Du suchtest die Kinder im brennenden Zelt,
und hieltst dich an Gott, den König der Welt.
Dein Großvater legte das Haus aus Licht,
doch Kerbela trug sein wahres Gesicht.
Die Prophetie endete nicht im Grab –
sie blühte in dir, o Zaynab!
Und Hajj al-Kammouna – sein Ruf bleibt bestehen:
„Ich vergaß dich nicht, als der Schleier zerrann,
als Tränen flossen wie Quellen im Bann.
O Tochter Alis, das Volk herrscht auf Erden,
und unsere Kinder – wer wird ihr Herd werden?“
Bei Nacht sind wir stumm, bei Tag voll von Klagen,
doch niemand hört uns – in all unseren Tagen.
O Ali, erhebe dich, komm aus dem Schlaf,
dein Volk ist in Ketten, ihr Leid ist so scharf.
Die Gräber erbeben, die Toten erwacht,
denn Zaynab ruft – mit himmlischer Macht.
Ein Stern leuchtet ewig am Himmel empor:
Zaynab – die Schwester, das Licht, das verlor
nichts – außer der Welt – und doch alles gewann,
denn Gott war mit ihr – von Anfang an.
Und wenn das Herz auch vieles lässt,
vergess’ ich sie nicht, die mich nicht vergaß –
Zaynab, deren Leid nie ruht,
deren Schmerz in ewigem Kreise saß.
Sie trug, was selbst der Starke mied,
das Leid der Welt, die Qual der Zeit,
aus Flammen stieg ihr Blick empor,
getragen nur vom Leid bereit.
Fragt Kerbela, das blut’ge Land,
wo Schmerz wie Staub in Lüften weht.
Es klagt um Tote, bang und stumm,
doch hofft, dass Trost einst aufersteht.
Ein Heiligtum, von Feind entweiht,
von Hass und Willkür übermannt –
sein Wächter fiel, sein Weib geschändet,
sein Ruhm verging wie flücht’ger Sand.
Wer meine Botschaft falsch verzerrt,
den trifft der Haschemiten Sturm,
den treibt der Wind aus freiem Feld,
gebannt vom Ruf der Ahnenform.
O Neid – du neidest dem Islam
den Mantel, den man ihm entwand,
als Satan lockte, List gesellt,
und Wahrheit floh aus Herz und Land.
Sie wurden Raub der Launen Zeit,
die Frauen irrten, schutzlos, blind –
ihr Durst, ihr Schrei, ihr Blick voll Gram,
verhallt in Staub und Morgenwind.
Ich sehne mich nach jenen dort,
nach Zaynab – Herrin tiefen Wehs,
der Trauer Schwester, Kummerfreundin,
die Beute dunkler Unglücksfräs’.
Sie rief, umzingelt, stumm der Feind –
wer hört ihr Herz, wer reicht die Hand?
O Bote, sage Haidar dies,
und Fatima, der Reinen Band:
Gefangen ziehn wir durch die Welt,
wo einst der Säule Stolz verglüht,
und Husseins Haupt, so edel still,
nun unter wilden Hieben blüht.
Geführt zur Levante, trocken der Himmel,
kein Regen salbt das Leid der Spur.
Und Yazid – ein Thron von Trug und Spott,
der stockt in Kehlen heil’ger nur.
O Schlag, der Lippen heil’ger traf,
die einst das Lob des Herrn geführt –
nun schweigt ihr Sang, ihr Glanz verglimmt,
weil Arroganz die Ehre schürt.
Die Zelte brannten – Gottes Zelt!
Der Schutz war fort, die Schmach begann.
Shumr hob die Peitsche, schlug das Licht,
das einst wie Morgenröte spann.
Sie klagt, doch Zajr tadelt laut,
sie schweigt, ihr Blick ist rot und leer –
verwitwet, durstig, tränenschwer,
bewahrt sie Stolz und Ehr’ so sehr.
O Zeit, sei gnädig – halt den Pfeil!
Mein Herz ist wund, kein Platz bleibt mehr.
Ein jeder Tag bringt neues Leid,
mein Blut gerinnt vor Kummer schwer.
Doch war’s mein Fehler, dass ich stand
zu jenem Band, das nie zerreißt –
zur Auserwählten edlen Art,
die in der Dunkelheit noch weist?
Zaynab – du Tochter Haidars Glut,
der großen Kammer Schutz und Schild,
du reifst im Haus, wo Licht entstand,
wo Weg und Wahrheit sich erfüllt.
Dein Vater ehrte Gottes Haus,
dein Großvater war Lichtgestalt –
dein Reden – Haidars Donnerwort,
dein Blick – der Weisheit sanfte Gewalt.
Wenn du sprachst, stand Würde auf,
die Andacht neigte sich dir zu.
In Nächten, schwarz wie tiefstes Grab,
hobst du dein Flehen in die Ruh.
O Tochter der Unvergänglichkeit,
dein Glanz kann keine Nacht verbergen –
du bist der Glaube, der noch weint,
du bist das Licht in finstren Bergen.
Im Buch, das Heilige verzeichnet,
wird Zaynabs Ruhm und Glanz entfacht.
Sie hat der Welt sich abgeschworen,
dem Reiz, der flüchtig, sacht erwacht.
Sie suchte nicht das süße Leben,
nicht Gold, noch Spiel, noch Sinnenschmaus,
sie rang nach Höherem mit Beben –
nach Gottes ewig lichterm Haus.
Und ihre Speise war die Bitter,
ihr Leben lang, im Herzen schwer,
doch war ihr Lohn ein Himmelszittern,
ein Glanz, wie ihn kein Stern begehr.
Ihr ward ein Ehrenkranz gewunden,
so keiner sonst ihn je empfing:
nicht Maria, Asiya, noch Kulthum
stieg je zu solchem Hochgesang.
Denn Zaynab stand, gleich einem Leuchter,
der über alle Frauen ragt.
Die Ewigkeit, ihr Herr, belohnte
ihr Herz, das still und mutig klagt.
Die edle Brust, aus der sie trank,
war Fatimas – so rein, so klar.
Und Gottes Gnade hielt sie fest,
als sei sie ewig seiner Schar.
Sie sog das Wissen aus den Quellen
des Auserwählten, seinem Haus,
und brauchte bald kein Wort mehr lehren –
ihr Geist sprach selbst den Lehrer aus.
Am Tage von Ghadir war sie
ein Schild, der stark im Sturm bestand.
Sie trug das Leid, das Schultern bräche,
als wär ihr Schmerz aus Felsenwand.
Sie sah, wie Hussains Blut verrann,
stand fest, blieb Mut und Trostes Kraft,
für Waisen, Witwen – wie ein Bann
des Schmerzes, der aus Liebe schafft.
Die Fesseln und die Märsche brannten
ihr Herz bei jedem neuen Tritt.
Doch Damaskus' Hallen spannten
noch finstrer Leid um ihren Schritt.
Und ihre Rede – wie ein Feuer
aus Himmelswort, das Wahrheit spricht –
sie fiel auf Sünder wie ein Schleier
aus Licht, das durch das Dunkel bricht.
Der Dichter selbst, vor ihr verstummend,
wagte kaum, den Namen nur,
so groß die Ehrfurcht, so umwölbend
ihr Bild in seiner Dichtspur.
Und wenn sein Herz in Reimen klagte,
war Zaynab stets gemeint, gehegt,
doch nie benannt – er nur versagte
aus Ehrfurcht, die das Herz bewegt.
„Nehmt“, spricht er, „diese Wunde still,
Talibiten, Nacht wird lang.“
Sie, die nie die Kammer ließ,
wird durch das Volk wie Beute bang.
Ihr Schleier fort, der Vorhang fiel,
ihr Ruf war schwach vor Müdigkeit.
Doch ihre Stimme, sanft und viel,
trug durch die Ewigkeit.
Sie sprach zu ihm, dem Bruderholden,
der nackt im Staube still geruht,
ihr Ruf wie Flammen, heiß und golden,
ihr Schmerz war wie ein offnes Blut.
Sie stand dort, wo das Volk sich barg,
im Schatten fremder Zelte.
Ihr Blick war klar, ihr Antlitz arg,
doch stumm blieb ihre Kälte.
Ein Land, so heilig, dass es nicht
ein Engel wagt zu treten –
doch gab man sie dem Volk als Pflicht,
barhaupt, von Gott betreten.
Sie sah nicht, wer sie niederzwang,
doch fühlte sie den Segen,
der wie ein Fluch ihr Haupt umschlang
und rief mit heil’gem Regen.
Ihr Herz, gefüllt mit stillem Leid,
war mehr als bloßes Schweigen;
der Zorn der Zeit stand kampfbereit,
ihr Mut begann zu steigen.
Das Bitterste, was je sie trank,
war Offenbarung flammend.
Prophetenzelt und Tugend sank,
ihr Schmerz ward überkammend.
Die Hände feindlich, roh und rau,
sie zerrten an den Kleidern,
doch Gottes Schweigen – groß und grau –
ließ keinen Trost erleiden.
Sie wuchs in Zahras Himmelszelt,
von Ali einst geboren,
genährt mit Weisheit, die erhält
und niemals ward verloren.
Sie trank vom Quell der Zwienatur
der Enkelseligkeiten,
ihr Wissen war ein heil’ger Schwur
in allen Dunkelheiten.
Nahj al-Balagha war ihr Licht,
ihr Pfad war Recht und Güte;
ihr Geist, der jede Grenze bricht,
war Wort und Glaubenshüte.
Sie war das Herz von Al-Hussein,
wenn Sturm und Feuer kamen;
sie trug mit ihm des Märtyrers Pein,
durch Flammen, Blut und Namen.
Sie sprach: „O Herr, dies Opfer nimm,
wir tragen es mit Ehre –
nimm hin den Schmerz, der fromm und schlimm,
und höre unser Hehre.“
Und müde sank sie, ohne Gram,
im Flehen und im Dienen.
Ihr Glaube leuchtete wie Sam’
am Rand der Welt, in Tränen.
Sie wuchs inmitten heil’ger Kraft
im Schoß der Mutter Reinen,
die Himmelsworte, voll und saft,
begannen dort zu scheinen.
Von Ali trank sie tief und klar
die Weisheit seiner Hände;
des Wissens Quelle war ihr wahr,
sie kannte seine Wände.
Der Koran war ihr Durstes Flut,
ihr Denken war ein Spiegel.
Mit Zungen still und Herzen gut,
stieg sie zum höchsten Hügel.
Sie las die Zeichen, schrieb sie fort,
in Taten, nicht in Büchern.
Ihr Wort war Recht, ihr Geist ein Ort,
an dem sich Welten fügen.
Der Sajjad rühmte ihre Macht
im Rat der tief Gelehrten;
sie war das Licht in dunkler Nacht,
im Schrein der reinen Erden.
„Sie ist ein Hort der Fiqh!“, man sagt,
„Ein Schatz an Überlieferung.
Ein heil’ger Strom, der Wahrheit wagt
und fließt in stiller Führung.“
Kein Schleier trübte ihren Blick,
kein Wind verweht ihr Wissen;
ihr Geist war wie ein goldnes Stück
aus göttlich edlen Kissen.
Sie war des Bruders starker Teil,
sein Herz, sein Blick, sein Ringen;
sie stand mit ihm durch Leid und Pfeil,
durch Tränen und durch Singen.
Was Al-Hussein an Last empfing,
war auch auf ihren Schultern.
Sie war wie Stahl, der Lieder singt
im Donnern der Verfolgern.
Ihr Mut entfachte seine Glut
und ließ den Kampf entbrennen;
sie sprach mit heil’ger Gottesglut
und ließ kein Feuer trennen.
„Dies Opfer, Herr, ist unser Preis,
nimm’s an in deiner Güte.
Der Enkel zieht ins Paradies –
empfange unser Blute.“
So sprach sie, stehend, wie ein Baum,
vom Sturm gezeichnet, biegend –
ihr Herz ein heil’ger Glaubensraum,
in Gnade tief versiegend.
Die Qual, die Flügel zündend schwer,
entzündete den Geist;
der Tyrann riss Schleier mehr und mehr,
doch blieb ihr Herz ein Christ.
Ihr Zelt war Hort der Treue fest,
der Feind zog dort und zerrte,
doch sah man Gottes stille Rast,
die über allem herrte.
Erstaunt war man, wie sie Geduld,
so groß, so tief bewahrte.
Ein Fluss aus Glauben, rein und voll,
der niemals trüb sich zartte.
Ihr Sehnen war ein heil’ger Klang,
der Wehklag war ein Lied,
das selbst im Dunkel Hoffnung sang
und Gott im Schmerz umschied.
Ihr Land – ein Heiligtum so rein,
dass Engel’s Flug es meiden,
als ob sie Diener nur dort sein,
wo ihre Füße leiden.
Sie stand barhaupt, gefangen kalt,
dem Volk zur Prüfung gegeben,
doch hielt sie fest, was Gott verwalt,
ihr Geist war frei und eben.
Kein Fluch, kein Griff konnte erdrücken
die Seele voller Mut;
sie ließ sich nicht im Schmerz ersticken,
denn Glauben trug ihr Blut.
Ein Segen war zugleich ihr Fluch,
ein Rufen nach dem Volke,
ihr Inneres, voll stummem Buch,
enthielt der Wahrheit Wolke.
In ihrem Herzen brannte Licht,
die Flamme nie erloschen.
Sie zeigte der Tyrannen Gicht,
in Mut und Opferkloschen.
Der Kampf, er lebt in ihrem Blick,
in jedem stillen Wort;
sie ist der Sturm, das feste Glück,
das niemals geht fort.
Und wenn die Welt in Tränen steht,
erhebt sich ihre Stimme,
die Heil’ge, die das Leid versteht,
die stets bewahrt das Klima
Von Freiheit, Kraft und heil’ger Ruh,
die Talente formt und nährt,
die Hoffnung schafft – im tiefen Du,
das Geist und Liebe lehrt.
Wenn du Wahrheit suchst in Leid und Pein,
so steig herab ins Land, wo Märtyrer schrein.
Dort, wo Kerbela blutet, der Boden bebt,
wo selbst der Himmel vor Schmerz erbebt.
Wir tränken die Erde mit Tränen so rein,
vielleicht kehrt Erbarmen in Herzen ein.
Vielleicht blüht Trost in den Betten der Frommen,
die einst vom Quell der Gnade nicht gekommen.
Ich zog vorbei an Asmas Haus,
die Trauer lag schwer – ein düstrer Graus.
Ich weinte so sehr, dass ich fast vernahm,
wie sie mir im Schluchzen Antwort nahm.
Ich sah Aqila, Haidars Kind,
wie sie, von Leid umschlungen, schien wie blind.
Sie horchte der Stimme des Bruders, so nah –
ihr Herz trug das Erbe, das einst Fatima sah.
Obwohl ihr Söhne gefallen, die Brüder zerstreut,
war sie es, die das Haus erneut betreut.
Sie schützte, sammelte, weinte und rang –
ihr Herz war wie Feuer, ihr Ruf wie Gesang.
Und ich vergaß nie, wie sie sich wandte,
als ihr Schutz zerbrach, und Schmerz sie verbrannte.
Sie rief zum Himmel, ihr Herz barst entzwei –
wie Kohlen ihr Mund, ihr Schrei war so frei.
Dies sind eure Frauen – fragt, wer sie führt!
Wenn der Feind sie schändet, ihr Schutz sie verliert.
Ist Zujar ihr Treiber mit grausamer Hand,
ist Schimr der Fluch in dem dürren Land?
Gestern noch habt ihr sie sorgsam bewacht,
heut prahlt der Feind mit des Siegers Macht.
Euren Kopf trugen Speere gen Himmel empor,
ihr Herz blieb gebrochen, verschlossen das Tor.
Und wenn sie’s hinauszögern – der Schmerz bleibt gleich.
Ob heute, ob morgen – ihr Los ist nicht weich.
Mein Herz verbrannte, als Zaynab ihn sah,
im Staub der Gefallenen, blutig und nah.
Die Zunge war stumm, doch das Herz schrie laut,
sie sprach mit dem Toten, den niemand mehr traut.
„O Bruder, mein Schild, mein Hort, mein Stern,
die Nacht ist so dunkel, du bist so fern.
Wo ist dein Schutz, dein Zelt, dein Rat?
Ich gehe gefangen, allein und verrat.
Wenn dir’s nicht schmerzt, dass ich dem Feind bin,
dann sehe ich dich zwischen Speeren dahin.
Ein Körper im Sand, ein Haupt auf dem Spieß –
mein Kummer wächst, mein Glaube zerfließt.“
Dies ist der Sohn von Hind – verflucht sei sein Pfad –
der Schande bringt auf des Propheten Saat.
Er raubte Zaynab aus heiligem Raum,
entführte Sakina, zerstörte den Traum.
Sie ritten auf Kamelen, beschwert von Leid,
ihr Schleier geraubt, entblößt ihre Kleid’.
Nichts blieb als Würde und himmlischer Glanz,
ihr Schmerz war ein Kelch in göttlichem Kranz.
Friede sei der Huri, die stets blieb klar,
so lang die Zeit währt, so hell und wahr.
Friede dem Herzen, das schweigend trug,
als die roten Tränen flossen im Zug.
Sie sah al-Husayn, zerstückelt, allein,
ihr Schmerz war so groß, als wollt’ er Stein.
„Mein Bruder, mein Bruder, der Tod war dir nah,
mir bleibt nur Gefangenschaft, ohne ein Ja.
Ich geh auf Kamelen durch Staub und Wind,
doch mein Herz bleibt bei dir, o geliebtes Kind.
Kein Leid ist wie deines, kein Schmerz so schwer –
nach dir ist das Leben wie Nächte leer.“
Mein Bruder, du weißt, dass mein Herz keinen Trost mehr kennt,
seit der Tag kam, da Shimrs Schatten mein Leben verbrennt.
Seitdem ist mein Herz wie der Morgen ohne Licht,
selbst süßestes Wasser hat Bitterkeit im Gesicht.
Kann Euphrats Blume dich halten, fern deinem Ziel?
Zahra gab dich Gott – ihre Mitgift, ihr edelstes Spiel.
Du warst mein Trost, mein Hüter, mein ruhender Grund,
in dir lebten Vater, Mutter, Hassan – lebendig, gesund.
Sah ich dein Antlitz, sah ich all ihre Gestalten,
mein Schmerz wich wie Nebel vor sonnigen Walten.
Doch nun, da du ferne, sind sie’s auch von mir –
dein Fehlen zerreißt mich, wie Glas ohne Zier.
Kein Heiler vermag dieses Herz noch zu schließen,
wo einst du warst, bleibt nun nichts als das Rissen.
Mein Bruder, mein Leben, mein Auge, mein Stern,
wann rief ich dich – doch du bliebst mir fern?
Nie warst du hart, nie wiesest du ab,
hat dich das Leid gebrochen, das dich hinab?
Oh nein, nicht Kälte hielt dich zurück –
es war das Schicksal, das stahl unser Glück.
Und wer sah je eine Trauernde so wie sie,
so still, so groß, im Herzen ein sterbendes Wie.
Sie lebte mit Seufzern, mit Tränen aus Licht,
die Erde erblühte, doch Schlaf fand sie nicht.
Gefangen in Kammern aus Ketten und Leid,
die Tochter Fatimas, bar aller Zeit.
Kein Fremder darf ihr begegnen, kein Blick,
nur Schmerz war ihr Bruder, und Rückkehr kein Glück.
Sie ruft mit der Stimme des heiligen Grams,
ihr Innerstes brennt wie das Feuer des Dams.
Sie verbarg ihre Klage tief in der Haut,
doch wehe – wenn Trauer die Seele durchschaut.
Dann zittert ihr Leib und die Tränen entfliehen,
und Worte wie Schwerter durch Herzen ziehen:
„Oh Hussein, mein Bruder, mein einziger Hort,
mein Schmuck, mein Gefährte – nun bist du fort.
Ich rief dich, doch kam keine Antwort zurück –
du warst nie kalt, nie schwand dein Blick.
War’s die Pein, die dich stumm gemacht?
Nicht Abneigung, nein – das hättest du nie gebracht.“
Und wehe dir, Umayya, dein Name bleibt Brand,
in jeder Flamme, in jedem Land.
Vergab Hussein euch nicht – so wie der Prophet
den Seinen vergab in des Mekkaer Gebet?
Er war keusch in Zorn, wie Muhammad einst,
doch du, Umayya, du warst ein Feind.
Deine Hände griffen nach edlen Frauen –
doch keine wie jene, die du hast berauben.
War je ein Mantel von Händen geraubt,
so wie man Zaynab die Würde geraubt?
Was für ein Lohn für Ahmad, den Reinen –
unter Tyrannen sah man sein Haus weinen.
Zaynab, ich schwöre: Ich vergesse dein Antlitz nie,
als du fielst in den Staub, dein Leib wie wie
ein Schatten, von Ketten zerrissen und bloß,
dein rechter Arm schirmte den Mantel, so groß.
Als man dich raubte, riefst du nach deinem Vater,
nach Ali, dem Löwen, dem Führer, dem Mahner.
Doch dein Bruder war still – vom Speer durchbohrt,
sein Herz zerriss, doch kein Laut ging hervor.
Und als sie ihn rief aus dem Dunkel der Qual,
da sprach er vom Speer, aus blutigem Saal:
„Ein Urteil fiel – mein Blut ist gesät,
doch weine nicht, Schwester, der Himmel versteht.
Pflege die Waisen, sei Wächterin jetzt,
du bist nun das Licht, das die Schatten ersetzt.
Was ich begann, vollende mit Mut –
mein Blut ruft nach Recht, nicht nach Glut.“
Al-Hussein, mein Bruder, wurde im Himmel erschlagen –
ich weine Blut, und die Berge versagen.
Sie hielten ihn fern vom Fluss, von der Quelle,
verbannten den Durstigen in die trockene Hölle.
Mögen sie morgen nicht trinken aus Fatimas Hand,
die Dürre sei ewig in ihrem Land.
Zaynab weint um den Bruder, den Sohn der Reinen,
ihr Ruf zerschneidet die Stille der Hainen:
„O du Sohn der Reinen, der knieenden Frau,
sie nahmen mein Heim, es ist Asche im Tau.
Sie rissen mir Kleider, sie plünderten alles,
mein Mantel, mein Herz, selbst mein Schweigen ist falles.
Ich trage nun Schwarz – nicht aus Zier,
sondern aus Schmerz um dich und um mir.
Heute schlugen sie mich, mit den Kindern dabei,
in meinem eigenen Haus – oh, wehe, oh wei!
Kein Ort zum Klagen, kein Herz für mein Leid,
nur ein Unterdrücker, kalt und bereit.
Und wäre ich tot, so wär’s mir recht,
denn ohne dich, Bruder, ist alles schlecht.
Was ist mir geblieben von Ehre und Stand?
Der Turban der Feinde wird frech und gewandt.
Sieh meine Rippen – sie schmerzen und brennen,
doch noch kann ich deinen Namen erkennen!“
Da sprach er – vom Speer herab, aus himmlischer Ruh:
„Urteil ist gesprochen, mein Blut gehört nun dazu.
Doch Zaynab, steh auf – du sollst nicht nur klagen,
du bist das Erbe – du sollst es tragen.
Klage, doch bleibe, beschütze, verzeihe,
für unsere Waisen, für Fatimas Reihe.
Sieh, was ich tat, um sie zu bewahren –
so tu auch du, in kommenden Jahren.
Denn Gerechtigkeit kommt – spät, aber klar,
durch deine Standhaftigkeit, wunderbar.“
So steht sie nun – Zaynab, gebrochen und stark,
ihr Blick ist verzehrend, ihr Herz ein Altar.
Die Flammen verzehrten das Haus, nicht den Sinn –
denn in ihr brennt Hussein – und nie geht er hin.
Und wer ihre Tränen nicht ehrt oder kennt,
versteht nicht, was göttlicher Widerstand nennt.
Sie trug kein Schwert – doch sie trug die Geschichte,
und seither trägt sie der Himmel im Lichte.
Vergessen hast du, was geschehen,
wie Frauen dort entehrt?
Vor Ibn Ziyad, voll Hohn und Spott,
ward ihnen das Haupt beschwert.
Die Tante – schön, aus edlem Haus –
sah, wie das Leid ihr nahte,
an jedem Tor die Zeit zerstört,
an jedem Herz die Taten.
O Zaynab, Tochter reiner Art,
der Schleier einst dein Schild,
du sprachst mit Kraft vor Tyrannei,
die Zeit hielt jäh ihr Bild.
Geraubt dein Ehrenkleid, o Stolz,
die Peitsche traf dein Kleid,
doch nicht dein Mut, nicht deine Kraft,
denn du sprachst ohne Scheu und Leid.
Ihr Haschimiten, weinend steht
der weiße Schirm so leer,
die freien Frauen ruft ihr nicht,
denn ihre Kammer bleibt nicht mehr.
Und Zaynab geht, von Weisen still
umsäumt in dunkler Glut,
die Stirn vom Schmerz gezeichnet schwer,
ihr Lied wird Flammenblut.
O Sonne, steh! Dein Licht zerreißt
ihr Herz, das leise schreit.
Die Wolken schämen sich und ziehn,
ihr Quell bleibt trocken heut.
Die Hitze brennt wie Zwillingsblitz
im Leib der Schwangeren,
die Töchter Ahmads durstig ziehn,
die Peitsche färbt ihr Hemd.
Und nachts, da spricht ein Reiter stolz
im Traum durch Staub und Wind:
„In Taiba ruht, was ewig bleibt –
ein Duft, wie nur bei Kind.“
Die Löwen ruhn, die Speere ziehn
zum Ort, wo Helden starben,
die Erde trank ihr Blut mit Glut,
kein Wort von ihren Narben.
Die Frauen, die man einst verehrt,
auf dürren Kamelen ziehn.
Und Zaynab fragt: „Wo blieb der Ruf?
Wo darf mein Weinen fliehn?“
Die Kanzel klagt, und Hadi spricht
vom Helden ohne Kraft:
„Durstig fiel er, die Eidechse nah,
sein Leib in Staub erschlafft.“
Die Himmel weinten über ihm,
Zaynab, die Große, schreit.
„O Bruder, wer wird uns nun führ’n
durch diese finst’re Zeit?“
„Wer schützt das Kind, das dir nun fehlt,
wer wehrt den Feinden heut?“
Ihr Herz ist Asche, ihre Hand
vom Schmerz schon tief zerstreut.
Ein weiteres Lied, ein letzter Klang
vom Dichter, der ihn ehrt:
„Fatimas Herz in Stücke brach,
die Erde wurde leer.“
Der Harem schweigt, doch Tränen ziehn
durch jeden Raum und Wind.
Die Wellen loben, doch da liegt
kein Trost für Frau und Kind.
Die Pfeile blieben in der Luft,
die Trauer zerschnitt Stein.
Und Zaynab ruft – mit Herz aus Glut:
„Wer kann nun Hüter sein?“
Wenn einer spricht: „O Tochter Haschims,
du Kind des Auserwählten,
den Gott zum Siegel der Propheten
in Gnade selbst erwählt“ –
dann sei gewiss: Der Stolz des Stammes
blickt gnädig auf dein Wort,
denn wo der Schmerz um Husseins Leiden
die Seelen trifft – ist sie der Hort.
Du Tochter Alis, des Gerechten,
der selbst der Maßstab war,
und Mutter jener reinen Mädchen,
die groß gemacht, was ehrenbar.
O Schwester zweier frommen Führer,
von Abbas' Glanz umstellt,
du Vollmond unter Haschimiten,
der jede Nacht erhellt.
Erlaub mir, Edle Talibidin,
an deiner Schwelle zu vergehn,
in Demut bittend um dein Zeichen –
ein Wink, um tiefer dich zu sehn.
Denn nur die Reinen dürfen treten
in jenen heiligen Bezirk,
wo deine Tugend wie Gewölbe
aus Licht die Sünde niederriß.
O Du, in der sich Wahrheit spiegelt,
wie klares Wasser ohne Grund,
hilf dem, der Worte sucht zu formen
zu Lobpreis aus dem Dichtermund.
Sei du die Fürsprecherin meiner Seele,
sei du das Licht, das Hoffnung gibt –
denn deine Liebe, deine Stärke
hat selbst den Feind zum Fall getrieben.
Dein Herz, ein Kelch aus stiller Glut,
fasste Leid, das Welten bricht.
Und Himmel wie Erde klagten,
als starb der Sohn im Wüstensicht.
Doch du, gezeichnet, müd, erschöpft,
erschienst als Kraft, als letzter Halt –
du warst die Stütze, die das Erbe
von Husseins Mut zusammenhält.
Ein Auge, das die Waisen trocknet,
ein Blick, der alle Zeit beweint,
ein Herz, das in der Glut der Sehnsucht
noch Trost in Trümmern meint.
Der Feind erschrak bei deinem Auftreten,
Syrien bebt’ in deiner Spur –
der Thron des Stolzen ward zerschlagen,
sein Haus ward Grab, sein Hof Natur.
Du Zunge, schärfer noch als Klinge,
du Wort, das Wahrheit traf wie Blitz,
du warst das Schwert im Munde Alis,
sein Funkenflug, sein göttlich’ Gesetz.
Du wiesest ab das Reich des Unrechts,
du warst das Schild, das nie zerbrach –
und jedes Wort, das du gesprochen,
trug ewig Wahrheit – niemals Schwach.
Ich sah dich auf dem heißen Sande,
der Bruder nackt, allein im Tod –
doch du warst's, die das Leid ertrug,
wie Felsen trotzt der Sturm in Not.
Und als dein Herz in Finsternis
noch Hoffnung suchte, leuchtetest du –
du warst das Licht, das durch die Nacht
den Weg zeigt – leise, stark und klug.
O Tochter, Schwester, Mutter gleichermaßen,
du warst das Maß der Zeit,
wenn auch das Schicksal feindlich war,
du warst bereit, du warst bereit.
Kein Trost, kein Schlaf, kein sanftes Wort
vermochte dir das Herz zu heilen –
doch deine Stimme blieb bestehen,
um uns im Schmerz zu begleiten.
O du Pilger, der am Grabe von al-Qayla weilt,
steh auf und rufe mit ehrfürchtiger Stimme:
„Friede sei mit der Frau von edlem Hashim,
Friede sei mit der Tochter des Propheten!“
Hier liegt ihr Schrein, im Herzen von Damaskus,
und Herzen aus aller Welt schlagen für sie.
Dies ist die Wahrheit, leuchtend und ewig,
die trotz des Hasses niemals vergeht.
Wo ist Yazid? Und wer gedenkt ihm?
Kein Trauerlied, kein schmerzvoller Ruf,
kein Mensch, der sich um sein Grab versammelt,
denn Leidenschaft hat ihn tief erniedrigt.
Die Zeit ging weiter, doch er blieb verflucht,
verblasst im Schatten der gerechten Erinnerung.
Wo sind nun die stolzen Tyrannen von einst?
Zerschlagen sind ihre Throne, begraben ihr Ruhm.
Sie haben betrogen – den Propheten verraten,
und seine Familie mit Hass verfolgt.
Blut haben sie vergossen, das Heilige geschändet,
aus Wut auf den Auserwählten, Haidar, Fatima.
Und Zaynab – die große, gefangene Frau –
trägt Leid in ihren Augen, Tränen aus Trauer.
Sie sieht die Waisen, von Peitschen gezeichnet,
und keine Hand reicht Gnade in Ketten.
Wenn sie weint, trifft sie der Fluch,
klagt sie an, schlägt man sie –
und doch: Sie bleibt standhaft,
ihr Geist ungebrochen im Angesicht des Unrechts.
Zum Gedenken an Lady Zaynab al-Kubra
Ein Tag der Trauer ist heut angebrochen,
denn gestorben ist Zaynab – die Mutter des Leids.
In ihren Rippen brannte das Feuer von Ghadir,
ihr Sehnen blieb unausgesprochen, ungestillt.
Tag um Tag stöhnte sie im Schatten des Verlusts,
ihr Herz, geduldig, doch vom Kummer zerrissen.
Sie trug das Kreuz des Schicksals,
sah Geliebte sterben, sah Husseins Blut.
Köpfe auf Speeren, Herzen in Staub,
und ihre Feinde tanzten im Triumph.
Das war das Bitterste:
nicht der Tod – sondern der Hohn.
Und sie ging – mit Schammar, dem Schänder.
Wenn sie weinte, verfluchten sie sie,
und in Ketten wanderte sie von Land zu Land.
Doch ihre Stimme blieb wie ein Schwert:
sie predigte, enthüllte, enthüllte die Wahrheit –
und alle sahen: Sie war keine Gefangene.
Sie war Prinzessin, Rednerin, Tochter des Lichts.
Für Zaynab steht ein Schrein, im Glanz geschmückt,
sein Licht steigt auf zu Himmelsschrift und Feder.
Wer ihre Macht erkennt, der eilt zu ihr –
denn ihre Diener lieben sie von ganzem Herzen.
Sie ist die Tochter Al-Murtadas, die Reine,
die Hüterin des Propheten, des Fürsten der Welt.
Im Land des Levante ist sie die Königin,
ihr Name – ein Banner der unvergänglichen Ehre.
Wir geben unser Blut für sie,
und selbst der Himmel kann nicht fassen, was wir fühlen.
Dies ist das Erbe, das Gott uns gab,
und wir bereuen keine Träne der Liebe.
Dem Feind Zaynabs sind wir ewig Feind,
und würdig ist er, mit Füßen getreten zu werden.