DAS BUCH DER EWIGEN WEISHEIT – TEIL 2

Didaktisches Epos

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit

(Fortsetzung von Teil 1)

EPIKTET
ODER
DIE HEILIGE TUGEND

Hast du dir etwas vorgestellt,
Was deinem Geiste nicht gefällt,
So sage gleich mit weisen Worten:
Vorstellungen von solchen Sorten,
Vorstellung ist es nur, sonst nichts.
Der Prüfung deines Geisteslichts
Dann unterziehe die Vorstellung
Und denke dir bei der Erhellung:
Ob der Vorstellungen Gestalt
In deiner eigenen Gewalt,
Ob du auf sie, die dich erfasst,
Doch keinen eignen Einfluss hast.
Ist die Vorstellung ganz und gar
Von dir selbst unbeeinflussbar,
So sage als ein weiser Mann:
Das geht mich weiter gar nichts an!

Zuerst entferne die Begierde,
Denn willst du einer Zierrat Zierde
Und steht es nicht in deiner Macht,
Daß es dir werde zugebracht,
Unglücklich wirst du immer sein,
Begierde bringt des Unglücks Pein.
Was du erlangen aber könntest,
Was wert wär, dass du dafür brenntest,
Das dich noch nicht begehrlich fand,
Das Gut ist dir noch unbekannt.
Abneigung walten lass und Trieb,
Begehre ruhig, was dir lieb,
Doch wähle aus das wahre Glück
Und halt vom Unheil dich zurück
Und sei in allem sachte, sacht,
Und traue auf der Tugend Macht.

Bei allem, was dein Seelchen freut,
Was Nutzen schafft, dein Herz erneut
Erfüllt mit Lust und was dir lieb
Und was Genuss ist deinem Trieb,
Erwäge mit dem Geiste nur
Das wahre Wesen der Natur:
Denn liebst du eine Rotweinflasche,
So sage dir: Nach Wind ich hasche,
Was ist das, was ich liebe? Das
Ist nichts als ein fragiles Glas.
Und liebst du ein sehr schönes Weib
Und liebst du ihren Wonneleib,
Denk an die menschliche Natur
Und sage dir im Geiste nur:
Der Schönheit ist die Zeit verderblich
Und dieses schöne Weib ist sterblich.
Ist dieses Weib dann nicht mehr da,
Sagt doch dein Geist zur Gottheit Ja.

Es schrecken nicht die Dinge selber,
Allein die Meinung macht dich gelber,
Daß dieses Ding entsetzlich sei.
Der Weisen Weistester war frei,
Den Tod selbst schrecklich nicht zu finden.
Bangst du vorm Tod in deinen Sünden,
Ist schrecklich dir des Tods Erscheinung,
So ist es nichts als deine Meinung.
Und stößt du auf ein Hindernis,
Das dich betrübt mit Finsternis,
So klage keinen andern an.
Verwirf die Meinung nur als Mann,
Dass dieses Hindernis sei schlimm
Und das es sei aus Gottes Grimm.
Der Tor klagt immer andre an,
Sich selbst verklagt der weise Mann,
Der an der Weisheit Anfang steht.
Wer auf der Weisheit Gipfel geht,
Klagt niemals einen andern an
Und ehrt sich selbst als weisen Mann.

Auf fremden Vorzug sei nicht stolz.
Es wäre doch so dumm wie Holz
Ein eingebildet eitles Pferd:
Wie schön ich bin! Was bin ich wert!
Doch diese Narren du verhöhne:
Wie ist doch meine Stute schöne!
Stolz auf die Schönheit deiner Stute,
So ist dem Narren nur zumute.
Vorstellung richtig zu gebrauchen
Und nicht in Wahnsinn einzutauchen,
Sei du allein auf solches stolz.
Bei allem andern sag: Was solls!

Wenn du auf einer Seefahrt bist,
Das Schiff jedoch im Hafen ist,
Du gehst, um Wasser dir zu holen,
Da findest du vor deinen Sohlen
Wohl eine Muschel oder Zwiebel.
Jedoch bewahre dich vor Übel
Und denke immer an das Schiff,
Das Schiff stets in Gedanken triff,
Ob dich der Kapitän schon ruft.
Wenn dich der Kapitän beruft
Zurück aufs Schiff, so eile eilig.
Und so auch, willst du leben heilig,
Wenn du wie eine Muschel findest
Ein schönes Weib, dich an sie bindest,
Sie liebst mit ihrem Purpurmündchen,
Und wenn du liebst ein kleines Kindchen,
Dann lass das alles nur zurück,
Ruft dich der Kapitän zum Glück
Ins Schiff, und schaue dich nicht um.
Bist du ein alter Mann, nicht dumm,
Entferne niemals dich vom Hafen,
Im Hafen sollst du wachsam schlafen,
Mit einem Beine schon im Grab,
Bald fährt das Schiff gen Heimat ab!

Bei allem, was dir je begegnet,
Schau, wie du wirst von Gott gesegnet.
Aus allem sollst du Nutzen ziehn
Und innerlich im Geist Gewinn.
So siehst du eine von den Schönen
Und reißt es dich zu heißem Stöhnen
Auf ihrer weißen Brüste Hügeln,
So sollst du dich in Reinheit zügeln.
Begegnet dir ein schweres Amt,
So plötzlich Kraft in dir entflammt.
Begegnet dir ein Ungemach,
Dir Unglück, Leiden, Spott und Schmach,
So plötzlich kommt zu dir Geduld,
Du duldest alles voller Huld.

Sag nie: Ich habe was verloren!
Erweise dich als neugeboren.
Ging dir verloren deine Wohnung,
So schone dich mit milder Schonung
Und suche das als neues Glück:
Dem Vater gab ich sie zurück!
Und ist dein kleines Kind gestorben,
Im Mutterschoße dir verdorben,
So glaube weiter an das Leben:
Ich hab es Gott zurückgegeben!
Und ging dein schönes Weib verloren,
Erweise dich als neugeboren:
So wie ich durfte sie erlangen,
So ist sie nun von mir gegangen,
Der Herr gegeben hats dem Frommen,
Dem Weisen hats der Herr genommen,
Ich weihe die Geliebte Gott,
Das Weib, den Odem im Schamott.
Sind Menschen oder schöne Dinge
Geliehen dir, so fröhlich singe,
Behandle sie nach ihrer Art,
Als Pilger auf der Pilgerfahrt.

Fortschreiten willst du in der Tugend?
Sei ruhig, wenn dich dumme Jugend
Für einen Ungelehrten hält
In allen Dingen dieser Welt.
Auch lächle, wenn die Toren toben
Und sie dich über Maßen loben.
Dir soll vor Lorbeerkränzen grauen,
Du sollst dir selber nicht vertrauen.
Denn wisse, es ist gar nicht leicht
Für den, der Weisheit schon erreicht,
Daß er die Dinge dieser Welt
Zugleich im Auge fest behält.
Das Weltkind weiß von Weisheit nichts,
Die Welt verschmäht der Sohn des Lichts.

Vergiss nicht, dass du dich im Leben
Verhältst, wie wenn beim Blut der Reben
Und Fleisch beim Gastmahl du zu Gast,
Man reicht dir Speise, jeder prasst,
Du aber nimm davon bescheiden.
Doch wenn des Fleisches Augenweiden
Vorübergehen ungenossen,
Das tragen Weisheits-Weggenossen
Geduldig, tapfer, ehrenhaft.
Kommt nicht zu dir der Rebensaft,
So sehr es dürstet auch den Frommen,
Die Traube will und will nicht kommen,
So lächle du voll sanfter Huld
Und üb dich heilig in Geduld.
Genauso halt es mit dem Weib
Und ihrem Augenweiden-Leib
Und mit der Ehre und dem Ruhm.
Willst du in Gottes Heiligtum
Und Säule sein in Gottes Tempel,
Die Weisen nimm dir zum Exempel,
Zwar bot man ihnen zum Genuss
Das Fleisch und auch des Bechers Kuss,
Sie aber blieben bei dem Fasten.
Nicht die, die mit dem Fleische prassten,
Nein, die im Fasten sich nicht schonen,
Die werden bei der Gottheit wohnen!

Bedenke doch, o Mensch, o hör,
Im Welttheater ein Akteur
Bist du und spielst im Weltbetrieb
Die Rolle, die der Dichter schrieb.
Mal ist das Stück sehr kurz, sehr bang,
Mal ist das Stück sehr froh, sehr lang.
Du sollst den Eremiten spielen?
So frage nicht nach andern Zielen.
Den Waisen sollst du Vater sein?
So lass den Waisen nicht allein.
Sollst nicht des Nächsten Weib begehren,
Die Himmelskönigin verehren,
Was immer auch der Dichter wolle,
Akteur, spiel herrlich deine Rolle.
Dein Amt ists einzig, gut zu spielen.
Doch nach des Welttheaters Zielen
Du frage kritisch nicht als Richter,
Denn das entscheidet nur der Dichter.

Der Tod soll dir vor Augen schweben,
Denkst du an ihn in deinem Leben,
So wirst du nichts Vulgäres denken
Und nicht in Schande dich versenken
Und keine Frau zu sehr begehren,
So lehren es die Weisheitslehren.

Du willst ein Freund der Weisheit sein?
So stelle dich schon darauf ein,
Die Narren werden dich verlachen
Und grimmige Grimassen machen
Und werden böse dich verspotten:
Frau Weisheit soll dich wohl vergotten
In einer liebenden Extase?
Was trägst du doch so hoch die Nase?
Du dulde nur der Spötter Spot
Und tu, wozu beruft dich Gott.
Denn tust du fleißig Gottes Amt,
Ob dich der Frevler auch verdammt,
Sie, die dich einst so laut verlacht,
Verspottet mit des Herzens Nacht,
Wenn Gott erfüllt dir dein Begehren,
Dann werden sie dich noch verehren!
Doch weichst du von der Weisheit Weg
Und gleitest auf dem schmalen Steg
Und folgst den Sündern und den Spöttern,
Sie werden dich zuletzt zerschmettern!

Freund, wenn es einmal dir begegnet,
Daß du, um von der Welt gesegnet
Zu werden, dich nach außen wendest,
Sogleich die Innenwelt beendest
Und einen Schatz verloren hast,
So werde selbst dir wieder Gast
Und sammle dich in innrer Sammlung
In einer liebenden Versammlung.
Willst du, dass man dich weise nennt,
Als Dichter-Denker dich erkennt,
Wer spricht dir diese Würde zu?
Ich bin ein Weiser, sag dir du!

Primat in aller Frömmigkeit,
Dies wisse du, ist dass du weit
Und hoch von deiner Gottheit denkst:
O Gottheit, die du alles lenkst
Und gut und ganz gerecht regierst
Und mütterlich durch Vorsicht führst
Und die du mich berufen hast,
Ich sei in Ewigkeit dein Gast,
Ich will in alles ja mich schicken
Und immer voller Demut nicken.
Es wird zuletzt vollkommen gut,
Du, Gottheit, bist mein Höchstes Gut.

Es ist in jedem Falle Pflicht,
Das ändert auch der Denker nicht,
Trankopfer darzubringen Gott
Und Speiseopfer ohne Spott
Nach frommer Weise unsrer Väter,
Rein wie die Quintessenz, der Äther,
Gleichgültig nie und willenlos,
Nie lieblos, nie gedankenlos,
Nie müßig, nie wie der nichts schafft,
Nicht opfernd über deine Kraft.

Ein meisterhaftes Vorbild wähle
Und folge ihm mit deiner Seele,
Ob du bist in Geselligkeit,
Ob du allein in Einsamkeit.

Gott! Führe mich, ich liebe dich!
Vorsehung Gottes! Führe mich!
Wohin ich gehen soll auf Erden,
Was ich noch werden soll im Werden,
Ich folg dir, Gottheit, unbedingt,
Dir, Gottheit, meine Seele singt!
Wer alles Leid geduldig trägt,
Dem wird der Name beigelegt
Des Philosophen, Theologen.
Drum, Freundin, Gott ist mir gewogen,
Es wird ja, wie es Gott beliebt,
Ob mir mein Feind den Tod selbst gibt,
In meinem Blut sein Messer rötet,
Er doch nicht meine Psyche tötet.
Die Psyche hat mir Gott gegeben
Und schenkt sie mir im Ewgen Leben.


WER IST SOPHIA?
 
O Freundin, in der Rosenkreuzer-Sekte
Vernahmst du etwas von der Pansophie.
Wer ist die Pansophie, geliebte Freundin?
In intellektueller Vision
Sah ich Sophia tauchen aus dem Nebel,
Der falschen Theosophen Nebelsuppe.
Ich schaute die Katholische Sophia!
Sie ist die Wahre Biblische Sophia! –
Hör von der feministischen Sophia
Des Feministen Otfried Eberz, der
Sophia eine Jungfraungöttin nannte,
Die Große Göttin aus dem Heidentum.
Sophia hätte einen Sohn-Geliebten,
Gott Logos wäre dieser Sohn-Geliebte.
Sophia-Göttin und der Logos-Gott
Im Hieros Gamos einer Götterhochzeit
Erscheinen als Zweifaltigkeit des Einen,
Des Absoluten, Allerhöchsten Wesens.
Sophia-Göttin ist die Aphrodite,
Gott-Logos aber wäre der Adonis.
Sophia-Göttin wäre Jungfrau Mirjam,
Gott-Logos aber wäre Jüngling Jesus.
Sophia-Mirjam wäre Mutter-Braut
Und Logos-Jesus wäre Sohn-Geliebter.
Sie zelebrierten eine Götterhochzeit.
Die Jungfrau Mirjam sei die Mutter Jesu,
Doch Mirjam sei auch die Geliebte Jesu.
Gott-Logos-Jesus aber als Adonis
Ermordet worden wäre von Jehowah.
Jehowah sei der Feind des Göttersohnes.
Die Jungfrau Mirjam sei als Magdalena
Die Aphrodite, die beweint Adonis,
Die steigt wie Ishtar nieder in die Hölle,
Da Mirjam ablegt Schleier über Schleier
Und nackt erscheint im Totenreich, erlöst
Den Sohn-Geliebten Logos-Jesus, liebt
Den auferstandenen Adonis Jesus
Als Jungfrau Magdalena-Aphrodite
Im Ostergarten, im Adonisgarten.
So diese feministische Sophia
Verkündet wiederum das Heidentum
Des Götterhochzeitpaars von Gott und Göttin,
Die sexuelle Einigung der Götter,
Das Hochzeitspaar von Aschera und Baal.
So diese feministische Sophia
Ist aufgestanden gegen Jahwes Namen
Und feiert Hochzeit mit dem Abgott Baal.
So diese feministische Sophia
Bekennt sich als satanische Sophia
Zur Hochzeit mit dem alten Anti-Jahwe!


Wer aber ist die gnostische Sophia?
Hier seh ich den katholischen Apostel
Und Papst von Rom, Sankt Simon Petrus, streiten
Mit Simon Magus aus der Gnosis Sekte.
Was lehrte Simon Magus von Sophia?
Er lehrte in der Gottheit eine Hochzeit
Von Gott und Göttin, von der Kraft und Weisheit.
Er sprach: Ich bin ein Gott und heiße Kraft,
Ich selber bin der große Gott der Kraft,
Herr Kraft ist Gott und dieser Gott bin ich!
Gott Kraft jedoch vermählt sich seiner Göttin,
Vermählt sich seiner göttlichen Sophia.
Wer ist die Göttin, die Gott Kraft gefreit?
Sie ist die Hure Helena von Tyrus,
Die Simon Magus im Bordell gefunden.
Die Hurengöttin Helena von Tyrus
War vor der Seelenwanderung dereinst
Die Hurengöttin Helena von Sparta,
Die Hure und die Hündin des Homer,
Die Paris sich im Ehebruch genommen.
Wer aber ist die Hure Helena?
Die Hure Helena ist die Sophia,
Sophia als ein himmlisches Äon,
Als eine Lichtgestalt in Ewigkeit,
Die aus der Ewigkeit gefallen ist
Und aus dem Reich des unbefleckten Geistes
Und ist gefallen in die schlechte Welt.
Denn schlecht ist die Materie, ist geschaffen
Vom Demiurgen, von dem bösen Gott.
In diese schlechte Welt gefallen ist
Die göttliche Sophia durch die Sünde
Und lebt in der Materie nun als Hure
Und hurt als Hure Helena von Tyrus
Und sehnt als Hure doch sich nach Erlösung.
Wer aber ist Erlöser Helenas?
Gott Kraft ist der Erlöser, Simon Magus,
Der Mann, der selber sich zum Gott erklärt.
Gott Kraft vereinigt sich mit Helena,
Vereint sich mit der Hure im Bordell
Und so erlangt die Hure Helena
Durch ihres Göttergatten Kraft Begattung
Erlösung von gemeiner Fleischeslust
Und fährt mit Jauchzen in das Paradies
Und legt das Kleid der schönen Hure ab
Und kehrt zurück zu ihrem Göttinsein,
Befreit von aller ihrer Menschlichkeit,
Ist wieder sie wie in dem Anbeginn
Das Lichtäon der himmlischen Sophia.


Wer ist die theosophische Sophia?
Madame Blavatsky preist die Göttin Isis
Und Rudolf Steiner spricht vom Christentum
Als von ägyptischen Mysterienkulten.
Er unterscheidet nicht das Heidentum
Vom Christentum. Für ihn ist Christentum
Ein neues Heidentum. Der Gott Osiris
Ist Christus in der Lehre Rudolf Steiners,
Der sieht am Christentume einen Mangel,
Es fehlt im Christentum die Göttin Isis,
Sophia-Isis fehlt im Christentum.
So denkt der Heide Rudolf Steiner sich
Das Christentum als neues Heidentum
Von Gott Osiris-Christus und der Göttin
Sophia-Isis, Braut und Bräutigam.
Das ist die List der gnostischen Verführer,
Dass sie Begriffe aus dem Christentum
Mit neuem Inhalt füllen, heidnisch deuten.
Der geistverwirrte Wahnsinn Rudolf Steiners
Hat Christus selbst ja gründlich missverstanden.
Denn Christus ist für ihn ein Sonnengeist,
Nicht Gott von Gott wie in der Kirche Credo,
Er ist nicht Gottes Sohn, der Christus Jesus,
Er ist der Christus-Sonnengeist, der nicht
In Jesus Mensch geworden aus der Jungfrau
Maria in dem Stall von Bethlehem,
Der Christus-Sonnengeist kam in der Taufe
Am Jordan auf den Jesus erst hernieder.
Im Garten von Gethsemane jedoch
Am Abend vor der Kreuzigung des Jesus
Verließ der Christus-Sonnengeist den Jesus
Als Jüngling, der die Kleider fallen ließ.
Nicht nur, dass dieser Christus-Sonnengeist
Nicht Gott von Gott ist, ist nicht Gottes Sohn,
Nicht nur, dass Christus nicht ein Mensch geworden
In Jesus, der geboren von der Jungfrau,
Der wirre Wahnsinn Rudolf Steiners spricht
Nicht nur von einem Jesus, sondern von
Zwei Jesusknaben und von zwei Marien,
Die eine lebte wohl in Nazareth,
Die andre lebte wohl in Bethlehem.
Der eine Jesus war Inkarnation,
Doch nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation des Philosophen Buddha,
Der andre Jesus war Inkarnation,
Doch nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation des Denkers Zoroaster.
Bei diesem geistverstörten Wahnsinn ist
Es wirklich nicht bedauerlich, dass Steiner
Uns nicht geoffenbart als Visionär,
Wer die Sophia-Isis ist in Wahrheit.


Die Rosenkreuzer-Sekte nennt Sophia
Verklärte Psyche. Wenn des Menschen Seele
Ist eingeweiht in den Mysterienkult
Der Loge, wenn die Seele sich purgiert
Durch vegetarische Ernährung und
Verzicht auf den Genuss des Weines Gottes,
So wird verklärt die Psyche im Astralleib
Zur kosmischen Sophia, zu der Jungfrau
Sophia, zu der Jungfrau Pansophie.
Die kosmische Sophia aber ist
Weltseele oder Energie des Kosmos.
In dieser Energie des Kosmos sind
Beschlossen die Mysterien der Natur,
Magie, Astrologie und Esoterik.
So wird die kosmische Sophia nackt
Als Himmels-Eva dargestellt, umfassend
Den Zodiak der Astrologen Babels
Und magische Symbole aus der Gnosis.
Der Künder dieser kosmischen Sophia
Ist nicht in Wahrheit Jesus Nazarenus,
Nein, sondern Apollonius von Tyana,
Der Scharlatan, der alte Zaubermeister,
Der Wunder wirkte durch Dämonenmacht
Und von den Heidenphilosophen des
Neuplatonismus religiöser Färbung
Im Gegensatz zum Christentum und Christus
Als Gegen-Christus wurde aufgebaut,
Als Antichrist des Neuen Heidentums.
Auch heute in dem Neuen Heidentum
In synkretistischer Verwirrung dient
Derselbe Apollonius von Tyana
Als esoterische Ikone, als
Mysterienmeister voller Magiermacht.
Man sagt, dass Jesus predigte den Glauben,
Doch Apollonius von Tyana lehrte
Erkenntnis für die höhern Eingeweihten.
Die Pansophie der Rosenkreuzer-Sekte
Beruft sich auf ägyptische Mysterien
Und mischt ägyptische Mysterienkulte
Mit altbekannter Ketzerei der Gnosis
Und mischt dazu die Philosophen Chinas
Und würzt die ganze Lügensuppe mit
Magie, Astrologie und Pseudo-Mystik.
Die kosmische Sophia oder auch
Die nackte Himmels-Eva in dem Kosmos
Verkündet so die Weisheit der Dämonen,
Die magische, die astrologische
Sophia ist dämonische Sophia.


Wer ist die kabbalistische Sophia?
Es heißt die Gottheit in der Kabbala
En-Soph, das ist das Höchste, Absolute,
Ist der verborgne Gott, geheimnisvoll
Und unerforscht, ja ewig unerforschlich.
En-Soph jedoch, Gott, offenbart sich selbst
Und in der Offenbarung Gottes sind
Zehn Hypostasen Gottes offenbar,
Zehn Qualitäten Gottes, Sephirot,
Die Sphären der Selbstoffenbarung Gottes.
En-Soph am nächsten steht die Krone Kether,
Die Krone der Selbstoffenbarung Gottes,
Gewissermaßen ist es selber Gott.
Doch dann erscheinen gleich Vernunft und Weisheit.
Vernunft und Weisheit in der Offenbarung
Geheimnisvoller Gottheit sind die höchsten
Selbstoffenbarungen geheimer Gottheit.
Die göttliche Vernunft mit Namen Bina
Gilt in der Kabbala als höchste Mutter,
Die Mutter Bina ist Vernunft und Einsicht.
Die Weisheit Gottes mit dem Namen Chochma
Gilt als der höchste Vater aller Wesen.
Was lehrt die kabbalistische Sophia,
Die höchste väterliche Weisheit Gottes?
Die Theorie der Kabbala betrachtet
Den Wagenthron des allerhöchsten Gottes
In der Vision Hesekiels, des Sehers,
Und die Geheimnisse des Schöpfungswerkes
Gemäß der Genesis des Sehers Moses.
Der praktische Aspekt der Kabbala
Besteht in babylonischer Magie,
Im magischen Gebrauch der Namen Gottes,
In magischen Beschwörungen der Engel
Gemäß der Hierarchie der Astrologen,
In Liebeszauber und in Talismanen.
Der Vater Chochma in der Kabbala
Lehrt auch die Seelenwanderung, die Metem-
Psychose. Diese kabbalistische
Sophia ist ein Synkretismus aus
Den Offenbarungsglauben an Gott Jahwe
Und babylonischer Magie der Heiden
Und Philosophenlehren Griechenlands,
Neuplatonismus und Pythagoras.
So ist die kabbalistische Sophia
Nicht mehr die Reine Heilige Sophia
Des weisen Salomo, des Lieblings Jahwes,
Die kabbalistische Sophia hat
Gehurt mit Astrologen Babylons.


Wer ist nun die romantische Sophia?
Sie ist ein Weibchen, das ein Dichter liebte,
Ein schönes Weibchen, das Sophia hieß.
Sie starb zu früh. Der fromme Schwärmer weinte
Und wollte sterben der Geliebten nach
Und dachte manchmal an den Suizid.
Er trug an seinem Finger einen Ring,
Darin der Name der Geliebten stand,
Sophia. Also er betrachtete
Sich als Verlobten der Sophia, sie
War seine mystische Verlobte. Er
Las Jakob Böhme über die Sophia,
Mit philosophischer Begeisterung
Verklärte er die tote Vielgeliebte
Zur Jungfrau Weisheit. Und so forschte er
In der Natur, betrachtend die Natur,
Gesetze der Natur zu kennen, die
Gegeben von der Jungfrau Weisheit sind,
Er dachte an die Wesenheit des Menschen,
Studierte tief den deutschen Idealismus,
Vor allem Fichtes Lehre von dem Ich
Und Nicht-Ich, auch die kantische Vernunft,
Studierte auch die Art der Poesie
Und lernte viel vom Dichterfürsten Goethe,
In religiöser Hinsicht ehrte er
Madonna als die Königin der Frauen,
Besang auch die Sixtinische Madonna
Und schrieb auch von persönlichen Visionen
Der Allgebenedeiten, schöner als
Die Bilder der Madonna allesamt,
Er pries auch Christus, schrieb auch ein Gesangbuch
Und pries die Auferstehung Jesu Christi.
Sein Lebensmotto war: Sophie und Christus!
Sophie war ihm wie Dantes Beatrice,
War sein Idol, Personifikation
Der Weisheit vom Geheimnis der Natur,
Des Menschen und der fleischgewordnen Gottheit.
Doch hab in seinem Werk ich nicht gefunden,
Daß Christus selber die Sophia ist.
Sophia war für ihn ein Wesen, das
Von anderer Natur als Jesus Christus,
Sophia war Person, doch nicht die selbe
Person wie Jesus Christus, Gottes Weisheit.


Wer ist die protestantische Sophia?
Am Anfang war ein androgyner Urmensch,
Der Adam hieß, der männlich war und weiblich
Und der vereinigt war mit der Sophia,
Der Himmelsjungfrau. Doch im Sündenfall
Ist Adam abgefallen von Sophia
Und dadurch wurde Adam erst ein Mann
Und trennte ab von sich die Weiblichkeit,
Daß diese Weiblichkeit zur Eva wurde.
Weil Adam aber wie auch Eva noch
Im Herzen trugen die Idee, daß sie
Einst androgyner Urmensch waren, darum
Ersehnen sie die Androgynität.
Gott kommt mit seiner Gnade nun zu Hilfe
Und Jesus Christus wird zum Bräutigam
Der frommen Eva, in Vereinigung
Mit Jesus Eva findet wieder ihre
Ersehnte Androgynität. Und Adam
Vereinigt sich der himmlischen Sophia.
Was Jesus ist für die Geliebte Eva,
Für Adam ists die himmlische Sophia.
Sophia ist ein femininer Jesus,
Und in Vereinigung mit der Sophia
Wird Adam wieder androgyn. Jedoch
Die mystische Vereinigung auf Erden
Des Adam und der himmlischen Sophia
Ist ein Verlöbnis, eine keusche Brautzeit.
Sophia aber spricht vom Paradies,
Daß sie im Himmelsrosengarten Eden
Dem Manne Adam ihre Perle schenkt,
Das heißt, die eheliche Ganzhingabe.
Wenn Jakob Böhme aber über Gott spricht,
Nennt er den Vater Urgeheimnis, Urgrund,
Den abgrundtiefen Urgrund, der sich fasst
In der Person des Wortes oder Sohnes,
Der Vater und sein Wort vereinigt sind
In der Person des Geistes, dass der Zyklus
Der drei Personen in der einen Gottheit
Vollendet ist und Gott in der Vollendung
Betrachtet sich im Spiegel der Sophia,
Sophia also kommt hinzu als vierte
Person der Gottheit, aber selbst nicht göttlich,
Die Erstgeschaffne Gottes ist Sophia,
Selbst aber nicht von göttlicher Natur,
Wenn auch von idealer Perfektion.


Wer ist die anglikanische Sophia?
Der weise Dichter Edmund Spenser sah
Die allgemeine Hierarchie des Kosmos,
Er griff zurück auf das Modell des Kosmos,
Da stammt aus der Antike, das verwandte
Auch Hermes Trismegistos wie auch Dante,
Da reist die Seele durch das All die sieben
Planetensphären bis zum Fixsternhimmel,
Doch über diesem Kosmos dieser sieben
Planeten sieht er den Ideenhimmel,
Da schweben die Platonischen Ideen,
Doch über den Ideen sind die Engel,
Er schaut die Engel in der Hierarchie,
Wie Dionysios Areopagita
Sie dargestellt in ihrer Chöre Neunheit,
Doch über Seraphim und Cherubim
Und über jenen höchsten Götterthronen
Erscheint die Sapientia Divina
Als höchste Gottesschönheit in den Himmeln.
Was einst Ficino nannte Engelsgeist,
Ist hier ihr Wesen, doch von solcher Schönheit,
Daß sie noch schöner als die schöne Venus
Im neuplatonischen Florenz im Frühling
Des Humanismus, Venus Medici
In der Ikone Sandro Botticellis.
Ja, wenn man Spensers Hymne an die Schönheit
Mit Liebe in dem Herzen liest, so fragt
Man sich, ob diese Himmelsschönheit ist
Die heilige Urania des Platon,
Die Aphrodite spiritueller Liebe,
Ob sie die reine makellose Jungfrau
Maria ist, die ja die Kirche nennt
Die tota pulchra perfectissima?
Doch theologisch ist die Himmelsschönheit
Versöhnerin des großen Grimmes Gottes.
Hier sieht der Protestant den Gott des Zornes,
Der voll Gerechtigkeit und voll Gericht
Verdammnis ausspricht über alle Sünder,
Jedoch die Sapientia Divina
Versöhnt den allgerechten Zorn des Herrn
Durch ihre Allbarmherzigkeit und Gnade.
Der Gott der Protestanten ist ein Gott
Des Zornes und des Grimmes, des Gerichts,
Den Christus als Versöhner gnädig stimmte
Durch seine Sühne in dem Kreuzesopfer.
Der Gott der Kirche ist ein Gott der Liebe,
Ein lieber Vater, der den Sohn geschenkt
Und selber litt beim Opfer seines Sohnes
Und will, dass alle Welt gerettet werde,
Ein lieber Vater, der die Menschen liebt!


Die orthodoxe Hagia Sophia
Beschrieb der fromme Philosoph und Dichter
Wladimir Solowjew, er schaute sie
In seiner Kindheit, da sie schöner war
Als jenes Weibchen, das er töricht liebte.
Er schaute noch einmal ihr Angesicht
Beim Studium im Britischen Museum.
Beim dritten Mal sah er sie in Ägypten,
Da war sie ganz die Herrlichkeit des Herrn,
Schön wie das lichte Morgenrot der Ewigkeit.
Er war ein Liebender und liebte Frauen
Von andern Männer, aber rein platonisch,
In idealisierender Mania
Er liebte die Idee der schönen Frau.
Doch über aller Frauenliebe schwebte
Das Ewigweibliche, sein Ideal.
So schrieb er einmal der geliebten Frau:
Sei du mir die Sophia und Madonna!
Das Ewigweibliche, einst Aphrodite,
Vom Himmel kam hinab als die Madonna,
Die Sternenjungfrau in der Offenbarung.
Wer aber war ihm Hagia Sophia?
Er schaute die Ikone an der Weisheit,
Da stand zur Rechten dieser Gottesweisheit
Die Gottesmutter als die Advocatin
Und überm Haupt der Gottesweisheit war
Das Antlitz Jesu Christi. Solowjew
Sprach: Gottes Weisheit ist nicht die Madonna
Und ist auch nicht der Gottmensch Jesus Christus.
Die Gottesweisheit Hagia Sophia
Ist Duscha Mira, Psyche dieses Kosmos,
Schutzengelin des Universums, ist
Idee der Menschheit und Idee der Schöpfung,
Ist jenes Nichts, aus dem der Herr geschaffen,
Das feminine Nichts des Urbeginns.
Und diese Hagia Sophia ist
Mir die geheimnisvolle Freundin, die
Ich liebe in geheimnisvoller Freundschaft.
Weltseele, meine vielgeliebte Freundin,
In einer reinen Freundschaft lieb ich dich,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit in Freundschaft!
Der Gottmensch Jesus Christus ist erschienen,
Auf dass die Seele Menschengöttin werde.
Berufen sind wir nicht zum Übermenschen,
Berufen sind wir zum Gottmenschentum,
Zu Menschengöttern, Menschengöttinnen
Durch diesen einen Gottmensch Jesus Christus.


Wer ist nun die katholische Sophia?
Sie ist allein die biblische Sophia,
Denn der Apostel Paulus schreibt im Brief
An die Korinther: Christus ist gemacht
Vom Vater zur Sophia und Dynamis,
Zur Gottesweisheit und zur Gotteskraft.
So die katholische Sophia ist
Die biblische, paulinische Sophia,
Ist Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Sophia ist erschienen Heinrich Seuse
Und er erwählte sie zur Minnedame.
Die Ewge Weisheit, seine Minnedame,
Verzückte ihn zu himmlischen Visionen
Und führte ihn als strenge Minneherrin
Den Kreuzweg Christi, ihn zu imitieren.
Sankt Grignion de Montfort sah die Sophia
Als zweite der Personen in der Gottheit,
Die einst prophetisch sprach durch Salomo
Und Jesus Sirach, die in Jesus Christus
Ein Mensch geworden und am Kreuz gestorben
Und auferstanden ist am dritten Tage
Und heimgekehrt zu Gott, dem Ewigvater,
Auf Erden aber blieb im Sakrament
Und sich vereinigt mit den Menschenkindern
Als Eucharistische Sophia, die
In einer geistlichen, doch wahren Ehe
Vereinigt sich mit auserwählten Seelen
Und macht sie zu Propheten und zu Freunden
Der Gottheit, die in Freundschaft mit der Gottheit
Als Gatten Hagia Sophias leben.
Sankt Augustinus aber nennt Sophia
Nicht nur Person des Sohnes, sondern auch
Person des Vaters und Person des Geistes:
O Hagia Sophia du des Vaters,
O Hagia Sophia du des Sohnes,
O Hagia Sophia du des Geistes!
Wer also ist die Hagia Sophia ?
Sie ist die Eine Göttliche Natur,
Die Eine Gottheit Hagia Sophia!


KABBALA UND LIEBE
ODER
WIE AUS DEM NAMEN JAHWE DER NAME EVI WIRD


1

Liebe Schwester, die Kabbala
Versöhnt Vernunft und Glauben,
Sie preist das allgemeine Dogma
Als Ausdruck der reinsten Sehnsucht des Menschen nach Gott.
Sie lässt den Sinn erkennen
Der religiösen Übungen
Und wirft ein klares Licht
Auf den religiösen Kult.
Sie beweist, dass der wirksamste aller Kulte
Der ist, der die Gottheit den Menschen nahe bringt,
Denn die Gottheit verkörpert sich,
Wird sichtbar, berührbar, lässt sich schmecken.
Ich meine hier die Religion
Der katholischen Kirche.
Wie sie gewöhnlich betrachtet wird,
Ist sie widersinnig,
Aber den erleuchteten Augen
Ist sie die wahre Mysterienreligion.
Die Kirche wird allein darum von den Menschen nicht erkannt,
Weil sie die am meisten verschleierte Religion ist.
Trotzdem ist das Dogma die Wahrheit
Und die Sakrament vermitteln wirklich göttliche Gnade.
Der Kabbalist bezeichnet den christlich-katholischen Kult
Als höhere Magie,
Geregelt durch Symbol und Hierarchie.
Da ist der Tempel
Mit seinem geheimnisträchtigen Halbdunkel,
Das ist der beruhigende Weihrauch,
Der in Verzückung versetzt,
Da sind die monotonen Gesänge,
Die das Gehirn in einen somnambulen Zustand wiegen.
Da ist das Dogma mit einen unergründlichen Formeln,
Die den Verstand zur Verzweiflung bringen.
Der Gottesdienst wird in einer Sprache zelebriert,
Die der profanen Menge nicht zugänglich ist,
So erhebt die Sprache des Kultes
Den betenden Menschen in höhere Sphären
Und lässt ihn im Gebete alles finden,
Wessen Herz und Geist bedürfen.
Darum gleicht die Verschleierte Kirche
Der Sphinx Ägyptens,
Die aus ihrer eigenen Asche
Jahrhundert um Jahrhundert wiedergeboren wird.
Die katholische Religion ist in Wahrheit die einzige,
Die das natürliche Bedürfnis des Menschen
Nach religiöser Vereinigung mit Gott ganz befriedigt.


2

JHWH!
Der dritte göttliche Name ist JEVE.
Wenn der geweihte Priester dir den Schlüssel gibt,
Den göttlichen Namen richtig auszusprechen,
Gelangst du in den Besitz der göttlichen Wissenschaft.
Die Juden sprechen den Namen nicht aus,
Allein der Hohepriester ruft ihn einmal im Jahr
Über das Gottesvolk aus.
Es steht der Name im Fundament
Der katholischen Kathedralen.
Im Buche Genesis nennt Moses so Gott.
Der Name JEVE
Beinhaltet doppelt den Buchstaben E,
Der Leben bedeutet.
Das Verb Eve bedeutet
Seiendes Sein.
Das Zeichen V bedeutet
Übersinnliches Licht.
Mitten im Leben, dem doppelten E,
Erscheint das übersinnliche Licht, V,
Dazu kommt das Zeichen der Ewigkeit, J,
So wird aus Eve der Gottesname JEVE,
Das ist das Sein
Mit einer Vergangenheit ohne Ursprung
Und einer Zukunft ohne Ende.
Dieser wunderbare Name JEVE bedeutet
Das Sein, das war, das ist und das sein wird.


3

Liebe Schwester,
Du interessierst dich für das Geheimnis
Der Rose und des Kreuzes?
Es ist dies Geheimnis aufgeschrieben
Im Amphitheater der Ewigen Weisheit,
Der Alleinseligmachenden Wahrheit,
Im Sinne des christlichen Kabbalismus
Gedeutet von einem katholischen Eingeweihten.

Siehst du den Adler mit Brille,
Der zwischen zwei Leuchtern schwebt,
Darauf Fackeln lodern?
Was aber nützen Brille, Leuchter und Fackeln
Dem, der die Augen schließt, um nicht zu sehen?

Nun erscheint der androgyne Urmensch,
Die Idee des doppelgeschlechtlichen Menschseins.

In einem Dreieck erscheinen
Adam und Eva in Vereinigung.

Dann erscheint eine Rosenblüte
Mit fünf Blütenblättern.
Dies sind die fünf Buchstaben des Namens Maria.

Dann erscheinen die sieben Stufen
Zum Allerheiligsten,
Das sind die sieben Sakramente.
Darüber erscheinen die sieben Strahlen,
Das sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes.

Nun erscheint das Gymnasium der Natur,
Ein Lustgarten, ein verschlossener Rosengarten,
Der die geheimnisvolle Weisheit verbirgt.

Jetzt erscheint erneut die Rose
Mit fünf Blütenblättern.
Im Zentrum der Rose ist Christus,
Und zwar der gekreuzigte Christus,
Inmitten der Rose aus Licht
Erscheint der Gekreuzigte.

Die Gestalt Jesu Christi
Ist zum einen der Urmensch Adam,
Zum andern die Offenbarung der Gottheit.
Der Gottmensch Jesus Christus
Ist die wunderbare Synthese
Des Menschen an sich
Und der sich nach außen offenbarenden Gottheit.

Dass das Wort Gottes,
In welchem die Gottheit ihr inneres Wesen ganz ausspricht,
Mensch von Fleisch und Blut geworden,
Im Innern der Rose aus Licht erscheint,
Der Rose mit fünf Blütenblättern,
Hat seinen Grund darin,
Dass durch das Wort Gottes
Und im Worte Gottes
Und vermittels des Wortes Gottes
Alles sein Leben hat, was geworden ist.

Im Anfang war das Wort,
Und das Wort war bei Gott,
Und das Wort war Gott,
Sagt der heilige Johannes der Evangelist.

Wir kommen hier,
Geführt von der Rose aus Licht,
Der mystischen Rose mit fünf Blütenblättern,
Die bewaffnet ist mit dem feurigen Schwert des Cherubs,
In die allerheiligste Sphäre,
Da Gott als Vater, nämlich Abba,
Sich hingibt Gott dem Sohn, nämlich Ben,
In der Vereinigung der Liebe Gottes,
Das ist der Heilige Geist, nämlich Ruach.
Dies ist aber ein unergründliches Geheimnis.
Die Natur Gottvaters und die Natur des Heiligen Geistes
Ist unausforschlich und unergründlich
Und von Menschen unaussprechlich.

Ich sah, und siehe, was ich sah
War ein Dreieck,
In dem der Name Gottes JHWH geschrieben stand.

Gottvater aber wird genannt mit dem Namen J,
Gottsohn wird genannt mit dem Namen Jah,
Gottgeist wird genannt mit dem Namen Iahu.
Gottvater ist gewissermaßen die Quelle
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
Und enthält in sich alles Sein,
Alles, was war und ist und sein wird.

Da breitet die göttliche Turteltaube ihre Flügel aus,
Die Taube des Heiligen Geistes
Schwebt über der Rose und dem Kreuz.
Siehe, die göttliche Taube
Trägt die Kopfbedeckung des Papstes.

Sie breitet ihre Flügel aus,
Die beiden lichtglühenden Flügel,
Sinnbild des doppelten Stromes
Der Liebe und des Lichtes.
Das ist die lichte Liebe
Gottvaters zu Gottsohn,
Das ist die lichte Liebe
Der Gottheit zu den Menschen,
Das ist die lichte Liebe
Des Menschen zur Gottheit.

Ich habe schon gesagt,
Daß die göttliche Natur
Der Person Gottvaters und der Person Gottgeistes
Unausforschlich und unergründlich ist,
Jedoch die göttliche Natur
Der Person Gottes, des Sohnes,
Offenbart sich in der Menschheit
Jesu Christi,
Nämlich des Gekreuzigten
Im Schoß der Mystischen Rose.

Jesus Christus ist ein Turm von Elfenbein.
Der diesen Turm umschreitet und betrachtet,
Ist ein Analytiker,
Aber wer eintritt in den Turm
Ist in Christus ein Christus.

Was aber bedeuten die fünf Blütenblätter
Der Mystischen Rose?
Die Mystische Rose ist nämlich
Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria,
Und M.A.R.I.A. besteht aus fünf Zeichen.

Das Kreuz aber hat vier Enden,
Die Rose aber hat fünf Blütenblätter.
Im Schoß der Mystischen Rose
Mit ihrer Fünf
Befindet sich das heilige Kreuz
Mit seiner Vier.

Die Vier des heiligen Kreuzes
Offenbart sich in der Fünf der Mystischen Rose.
Das Ewige Wort Gottes
Ist Fleisch geworden im Schoß der Jungfrau Maria.
Gott, der Sohn, die ewige Lebens-Kraft des Kosmos,
Ist zum Mann der Schmerzen geworden.
Die menschliche Natur,
Dargestellt in der Fünf der Rose,
Wird vereinigt mit der göttlichen Natur,
Dargestellt in der Vier des Kreuzes.
So wird die menschliche Natur,
Die degeneriert ist durch die Trennung von Gott,
Durch die Vereinigung mit Gott geheilt und geheiligt.

Zählen wir aber die Fünf
Der menschlichen Natur
Zusammen mit der Vier
Der göttlichen Natur,
Erhalten wir die Neun.
Die Neun aber ist die Zahl
Des Wahren Menschen.
Denn Jesus ist der Wahre Mensch, der Heilige Mensch,
Der Neue Adam.

Warum nenne ich die Vier
Die Zahl der göttlichen Natur?
Es ist sind die vier Buchstaben des Namens Gottes:
JHWH.
Siehe, da steht das heilige Kreuz,
An seinen vier Enden geschrieben stehen
Die vier Buchstaben des Namens Gottes.

Der Name Jesus aber, der Name,
Durch den allein wir gerettet werden,
Der Name Jesus heißt auf hebräisch JESCHUA.
JESCHUA aber ist der Name Gottes,
JAHWE,
In der Mitte getrennt,
Durch den Buchstaben Sch wieder vereinigt.
Der Buschstabe Sch aber bedeutet:
Der, der sich nach außen offenbart.
Der Buchstabe Sch bedeutet
Die Inkarnation des Logos,
Die Fleischwerdung Gottes des Sohnes.
Der Buchstabe Sch im Namen JESCHUA
Bedeutet also, dass JAHWE sich nach außen offenbart,
Daß Gott ein Mensch wird,
Daß Gott durch seine Menschwerdung
Die Gottwerdung des Menschen herbeiführt.

Das wird für die Eingeweihten genügen.


4

Der Mensch ist Abbild Gottes,
Als männlich und weiblich schuf Gott den Menschen.
Der Mensch besitzt die Weisheit und die Vernunft,
Das Männliche und das Weibliche,
Der Mensch ist Adam und Eva.
Aber Adam hat eine innere Eva,
Eva hat einen inneren Adam.
Im Menschen ist Adam das Gehirn
Und Eva ist das Herz.
Aus der Vereinigung von Adam und Eva
Geht als dritte Person ein Kind hervor.

Es braucht beides, das männliche und das weibliche Prinzip,
Damit Gott sein Zelt aufschlagen kann.
Durch die Vereinigung des männlichen und des weiblichen Prinzips
Strömt der Segen Gottes herab.

Ursprünglich war die Seele
Mit der himmlischen Intelligenz verbunden.
Der Mann und die Frau,
Die beiden Hälften des menschlichen Wesens,
So lehrt der Kabbalist,
Waren ursprünglich miteinander vereinigt,
Bevor sie in diese Welt kamen,
Um sich gegenseitig zu erkennen
Und sich wieder zu vereinigen
Im Schoß der Gottheit.

Vor ihrer Herabkunft auf die Erde
Ist jede Seele und jeder Geist
Aus einem Mann und einer Frau zusammengesetzt,
Die zu einem einzigen Wesen vereinigt sind.
Indem sie zur Erde herabsteigen,
Trennen sich Mann und Frau.
Wenn aber die Zeit der Liebe gekommen,
Vereinigt Gott die Seelen.

Die Seele soll sich erlösen lassen
Von der Liebe
Und heimkehren zu Gott.
Das ist die christliche Lehre.

Es gibt auf dem Pilgerweg des Glaubens,
Den die gläubige Seele pilgert zu Gott,
Sieben Stufen.
Die siebente Stufe heißt die allerheiligste,
Denn hier gelangt die Seele zur Einheit mit Gott.
Hier scheint die Kreatur mit dem Schöpfer zu verschmelzen.
Der Wille Gottes beseelt den Willen der Seele.
Da herrscht die Seele mit Gott im Universum,
Der Schöpfer liefert sich dem Geschöpf aus
Und erfüllt den Willen des Geschöpfes.
Dies nennt man das allerheiligste Tabernakel.


5

Gottes Hauch schwebt
Über dem Meer Maria.
Gottes Geist
Gestaltet das Chaos.
Gottes Thron
Ist über dem Meer Maria
Und Winde sind seine Boten
Und Feuerflammen seine Engel.

So herrscht Gott allein
Über der Höhe des Universums,
Gott JEV!

So herrscht Gott allein
Über der Tiefe des Universums,
Gott IVE!

So herrscht Gott allein
Über dem Osten des Universums,
Gott EIV!

So herrscht Gott allein
Über dem Westen des Universums,
Gott VEI!

So herrscht Gott allein
Über dem Süden des Universums,
Gott VIE!

So herrscht Gott allein
Über den Norden des Universums,
Gott EVI !



APOLLONIUS VON TYANA UND DIONYSIOS AREOPAGITA

Dialog in der Platonischen Akademie von Athen.

A
Ich glaube einen Gott, es ist die Höchste Macht,
Der Gott ist reiner Geist, wird durch den Geist erkannt.
D
Der Gott ist Vater, Sohn und Geist der Heiligkeit.
Der abgrundtiefe Grund des lieben Vatergottes
Spricht sich im Worte aus, in seinem innern Sinn,
Der Vater und der Sohn vereinigt sind in Liebe,
Die Liebe ist ein Gott, der Geist der Heiligkeit.
A
Ich glaube einen Gott allein, den Gott der Götter,
Aus welchem emaniert das ganze Universum.
Aus Gott ergossen hat sich alle Energie,
Die hohen und die tiefen Schwingungen der Welt.
D
Ich glaube einen Schöpfergott in seiner Allmacht,
Creator ex nihilo, der das All geschaffen,
Durch seine Weisheit schuf das Weltall aus dem Nichts.
A
Aus Gott geflossen ist die Energie des Kosmos,
Die durch das Weltall strömt als Seele dieser Welt.
Die Energie des Kosmos bildet die Planeten
Mit ihren heiligen Planetengöttern, die
Durch Vorsicht lenken alles Schicksal auf der Erde,
Wie Magier von Babylon im Horoskop
Weissagen von der Zukunft jeder Menschenseele.
D
Ich glaube an den Schöpfergott, der aus dem Nichts
Die Hierarchie der geistigen Geschöpfe schuf,
Die Hierarchie der Throne, die man Götter nennen kann,
Der Seraphim und Cherubim und Fürstentümer,
Erzengel, Engel, Mächte und Gewalten, welche
Wie Winde und wie Feuerflammen Diener sind
Und Boten sind der einen allerhöchsten Gottheit.
A
Im Innern der Natur der Logos Gottes waltet,
Der Logos ist der Weltgeist oder Gott Osiris.
Die Seele aber, dieses Universums Psyche,
Das ist die heilige Sophia-Isis, Herrin.
Der Körper dieses Universums aber ist
Der Sohn des Geistes und der Seele, ist der Körper,
Der Eros ist, der Körper der Natur ist Eros.
D
Der Logos Gottes ist in Jesus Mensch geworden,
Der Jesus, der als auferstandner Christus ist
Dynamis Gottes und Sophia Gottes oder
Die Kraft und Weisheit Gottes. Dieser Christus ist
Der wahre Eros Gottes, der als Bräutigam
Die Psyche seiner Gläubigen zur Braut erwählt.
A
Ein Weisheitslehrer war wohl Jesus Nazarenus,
Doch Weisheitslehrer war Gautama Buddha auch
Und Zarathustra auch, der Philosoph der Sonne.
D
Auch Mani stiftete das Manichäertum
Und Simon Magus war ein Philosoph der Gnosis,
Sie alle waren Menschen, waren nichts als Menschen,
Sie stammten von der Erde und sie suchten Gott.
Der Christus Jesus aber ist der Gottessohn,
Er ließ in Gott die göttliche Natur und kam
Vom Schoß des Vatergottes, ward als Mensch geboren,
Vereinigte in seiner heiligen Person
Die göttliche Natur der menschlichen Natur
Und war im Unterschied zu allen andern Gottmensch!
A
Wir sind ja alle nur die Inkarnationen Gottes.
Wir sind ja alle Seelen auf der Wanderung,
Präexistente Seelen, die vor der Empfängnis
Im Himmel waren auch im Schoß des Vatergottes
Und kamen dann in das Gefängnis unsres Fleisches.
Wir werden oft geboren in der Erdenwelt,
Die Seele legt noch oft das Kleid des Körpers ab,
Bis sich die Seele selbst erlöst durch Tugendreinheit.
D
Im Augenblicke der Empfängnis unsres Körpers
Schuf Gott der Schöpfer aus dem Nichts des Körpers Seele,
Als Form des Körpers oder als des Körpers Leben.
Der Mensch ist nicht allein die Seele, die durch Zufall
In diesem oder einem andern Körper wohnt,
Der Mensch ist die Vereinigung von Leib und Seele.
Der Mensch besitzt nicht nur den Körper als Behausung,
Der Mensch ist Seele und der Mensch ist auch sein Körper.
A
Der Mensch muss sich befreien aus dem Körperkerker
Und sich vergeistigen, als Geist mit Geistern leben.
Wenn abgelegt der Mensch gemeine Fleischlichkeit
Wie animalische Begierden, Leidenschaften,
Den Fleischgenuss, das Trinken roten Weines auch,
Dann wird der Mensch vergeistigt, wird ein Engel werden,
Wird nicht geboren werden wieder auf der Erde,
Geht ein in die Unsterblichkeit der Seele oder
Verschwindet in dem absoluten Nichts, erloschen.
Weltseele nahm die Seele auf, die freie Seele
Ist dann geworden reines Nichts, ward zur All-Einheit.
D
Die Seele, wie der heilige Apostel Paulus
Gelehrt in seinem Evangelium, lebt Einmal.
Im Tode tritt sie vor den Seelenrichter Christus,
Der als die Liebe voll Erbarmen richten wird
Die Seele nach der Gottes- und der Nächstenliebe.
Erlöst wird mit der Seele auch die Leiblichkeit,
Denn der erlösten Seele wird ein Leib gegeben,
Ein Pneuma-Leib, ein lichter Auferstehungskörper.
Die Seele, die den Herrn verworfen willentlich,
Wird leben ewig in dem Schmerz der Gottesferne.
Die Seele, die bedarf noch einer Reinigung,
Wird nicht erneut geboren, wie es Platon meinte,
Nein, sondern wird im Ort der Reinigung gereinigt,
Sie reinigt selbst sich durch den Schmerz der Reuetränen.
Die Seele aber, die mit Gott vereint gelebt,
Geht in das Paradies zur Hochzeit mit der Gottheit.
A
Die Seele hat aus vielen alten Leben noch
Die Sündenschuld, die nun der Seele Schicksal bildet.
Drum muss sich reinigen die Seele und sich bessern,
Muss lernen aus den alten Fehlern, sich vermehrt
Um Heiligkeit bemühen und um Tugendreinheit.
Selbstheiligung der Seele wird die Seele retten
Und Selbsterlösung sie erlöst von alten Sünden.
D
Der Seele Sünde ist die Trennung von der Gottheit,
Die Selbstvergottung, statt gehorsam Gott zu sein
Und auf dem Weg der Weisungen des Herrn zu gehen.
Die Seele aber, die vom Schöpfergott getrennt,
Hat sich geschieden von der Ewigkeit des Lebens,
Da Gott der Schöpfer ist die Ewigkeit des Lebens,
Drum stirbt die Seele einen Tod in Ewigkeit.
Nun aber hat der Vater aus Barmherzigkeit
Dem Gottessohn die Sündenstrafe aufgeladen
Und Christus starb als Stellvertreter für die Sünder
Am Kreuz in Gottverlassenheit und fuhr zur Hölle.
Doch ist er auferstanden durch die Kraft des Vaters
Und schenkt die Ewigkeit des Lebens seinen Jüngern.
Er teilt den Jüngern mit die Göttlichkeit des Lebens
In Ewigkeit, indem sie sich mit ihm vereinen
Im Glauben und in dem Empfang der Sakramente.
A
Ja, Tod und Auferstehung ist auch meine Lehre,
Denn sterben muss das Ego mit dem Egoismus
Und auferstehen muss das Wahre Selbst des Menschen.
D
Der Meister Jesus sprach: Wer an sich selber festhält
Und an dem eignen Leben, der verliert sein Leben.
Wer aber sich an Jesus hingibt, wer sein Leben
In Ganzhingabe hingibt an den Herrn und Gott,
Wird finden erst sein Leben in der Ewigkeit.
Er wird dann sagen mit dem heiligen Apostel
Sankt Paul: Jetzt lebe nicht mehr ich mein Leben,
Jetzt lebt der Christus Jesus in mir Leid und Liebe.
A
Wenn erst der Mensch sein altes Ego abgelegt
Und sich erhoben hat zum Wahren Selbst, verbindet
Das Wahre Selbst sich mit der Energie des Kosmos.
Geistwirkungen und Energieen sind im All
Und strömen in das Wahre Selbst, das sehend wurde,
Das Wahre Selbst, das in astraler Leiblichkeit
Hellsichtig wird und schaut die Energie des Kosmos
Und wird mit diesen geistigen Dämonen eins
Und wird vereinigt mit dem Gott des Universums.
D
Wenn ich nicht selber lebe mehr, mein eigner Gott,
Wenn Christus ist mein Herr und Gott, der in mir lebt,
Der in mir leidet die Passion und aufersteht,
Der in mir lehrt und heilt und alle Menschen liebt,
Dann lebe ich das Leben schon der Ewigkeit
Auf Erden, leb auf Erden schon ein Himmelsleben,
Ich lebe schon in der Gemeinschaft mit den Engeln
Und mit den Seligen und Heiligen des Himmels
Und lebe auf der Erde schon im Himmelreich,
Da unsre Hausgenossen sind die Heiligen
Und ich bin Bürger in dem Königreiche Gottes.
A
Es ist ein Gott, es ist der Gott des Universums,
Das Universums ist aus Gott geflossen,
So ist das Universum voll des Geistes Gottes,
Aus Gott geflossen ist das Universum so,
Dass dieses Universum selber göttlich ist,
So dass ich mich vereinige dem Universum,
Der göttlichen Natur des Universums eins,
Verschmelze mit dem einen Gott im Universum.
D
Wer sich bekehrt zu Christus und ihn anerkennt
Als seinen Herrn und Gott und sich vereint mit Christus,
Indem er seines Herrn Gebote lebt und folgt
Dem Herrn auf seinem Weg zu Kreuz und Auferstehung
Und, imitierend Jesus, Jesus sich vereinigt,
Der Wird ein Andrer Christus, Alter Ego Christi,
Der wird ein Christ in Christus sein, ein Sohn im Sohn,
Der wird als Andrer Christus in dem Christus leben,
In der Person des Gottessohnes Gottes Sohn sein,
Geliebt vom Vater in dem Sohn und wie der Sohn
Und wie der Gottessohn vereinigt mit dem Vater
Im Gottes-Geiste sein, dem Geist der Heiligkeit,
Und wird so eingegangen sein in Gottes Wesen,
Der Gottheit allerheiligste Dreifaltigkeit.
A
Ich höre immer wieder dies: Person sei Gott
Und die Person des Gottes sei des Menschen Du.
Ich aber glaube an ein allerhöchstes Wesen,
Das nicht Person ist wie ein Mensch Person ist, nein,
Ein Wesen ist es, unpersönlich, reines Sein.
Dies Sein jedoch lebt in dem Grunde meiner Seele,
Ich aber rede nicht ein Du an als Person,
Doch meditierend ich versenke mich ins Sein.
D
Nein, Gott ist keine menschliche Person, das stimmt,
Es gibt nur eine göttliche Natur, ein Wesen,
Ein einig Wesen ist die Gottheit, reines Sein,
Ja, überseiend über allem Seienden.
Doch diese einig-eine göttliche Natur
Hat sich in Jesus Christus selbst geoffenbart
Als sich entfaltend in den drei Personen, nämlich
Dem Vater, der die liebende Person der Gottheit ist,
Dem Sohn, der der geliebte Sohn des Vaters ist,
Und Gottes Geist, der ist Vereinigung in Liebe.
So Gott ist nicht in absoluter Einsamkeit,
Vielmehr in Gott ist Liebe, liebende Gemeinschaft,
Vereinigung von zwei Personen Gottes in
Der Liebe Gottes, welche selbst als Geist Person ist.
A
Ich glaube an ein Höchstes Wesen unpersönlich,
Das Höchste Wesen offenbart sich in Personen.
Die Qualitäten oder Wesenszüge Gottes
Verehren Menschen des gemeinen Volks als Götter.
Des Gottes Liebe, das ist nämlich Aphrodite,
Des Gottes Weisheit, das ist nämlich die Athene,
Des Gottes Macht ist nämlich Göttervater Zeus,
Des Gottes Kraft verkörpert wird im Kriegsgott Ares,
Des Gottes Licht verkörpert sich in Phöb’ Apollon.
So preise ich die Höchste Macht im Universum
Als Gott der Götter, als den König aller Götter
Und Menschen. Alle Götter sind der eine Gott,
Aspekte nur des einen Gottes, alle Götter
Sind göttliche Personen, die im Kosmos herrschen.
So herrscht die Aphrodite auf dem Morgenstern,
Sie ist der Genius, der Dämon des Planeten,
Der alles Liebesschicksal auf der Erde regelt,
Darum Verliebte immer Aphrodite rufen.
D
Der religiöse Platonismus neuer Heiden
Verfälscht die Lehre von den himmlischen Ideen
Und führt durch philosophische Betrachtung wieder
Die alten Götter ein, die Sokrates geleugnet.
Nein, eine Gottheit ist! Die Qualitäten Gottes
Sind Hypostasen oder Wesenszüge Gottes,
Die alle eins und einig sind im einen Gott.
Da gibt es keine Kriege wie bei Heidengöttern,
Wo Aphrodite gegen die Athene kämpft
Und Ares gar mit Aphrodite bricht die Ehe
Und Zeus die eigne Schwester nimmt zur Ehefrau
Und dennoch als ein Schwan die Nymphe Leda nimmt.
Nein, diese Torheit von Altweibermärchen preist
Nicht recht und fromm des einen Gottes Hypostasen.
Die Qualitäten, personifiziert von Dichtern,
Die Liebe Gottes, Weisheit Gottes, Schönheit Gottes,
Erbarmen Gottes, Güte Gottes, Wahrheit Gottes
Sind keine Götter, sondern Hypostasen Gottes.
A
Die Hypostasen Gottes offenbaren sich
Als männliche und weibliche Erscheinungen.
So offenbart sich Gottes Logos in dem Christus
Und die Sophia Gottes in der Herrin Isis.
Das männliche und weibliche Prinzip der Gottheit
Vereinigt sich im Heiligtum der Götterhochzeit,
So wird erkannt der Gott des Universums erst,
Wenn zu dem Logos-Christus tritt Sophia-Isis
Und sie vereinen sich in einer Götterhochzeit.
D
Das ist das alte Heidentum von Baal und Ashtaroth,
Das die Propheten Gottes nannten Hurerei,
Denn die Geschlechtlichkeit der Götterwesen
Und ihre sexuelle Einung in der Hochzeit
Ist nicht gemäß der Offenbarung Gottes. Christus
Ist nicht allein der Logos, sondern auch Sophia.
Vermische Israel nicht mit Ägyptenland
Und gib Jehowah nicht zur Frau die Aschera
Und gib dem Christus nicht zur Frau die Göttin Isis.
Nein, Christus ist der Logos und ist die Sophia.
Allein der Christus ist die Kraft und Weisheit Gottes.
Nicht Simon Magus ist die Große Kraft des Gottes,
Die Hure Helena von Tyrus nicht Frau Weisheit.
Die Gnosis mit den Götterpaarungen ist heidnisch.
Das Wesen Gottes und die göttliche Natur
Ist unaufspaltbar in des Sexus Dualismus,
Gott ist erhaben über die Geschlechtlichkeit.
A
Es mag wohl für die alten Mütterchen der Kirche
Genügend sein, an einen lieben Gott zu glauben,
Als einen Vater ihn zu preisen, an das Wort zu glauben,
Buchstäblich alles das zu tun, was Jesus lehrte,
Für diese weltlich-körperlich gesinnten Menschen
Mag das ein Trost sein in dem Jammer ihres Alters,
Jedoch die eingeweiht in die Mysterien
Und unterrichtet in der Weisheit von Atlantis,
Die wollen glauben nicht an Jesus Nazarenus,
Die wollen höhere Erkenntnis der Ideen,
Erkenntnis der Geheimnisse des Höchsten Wesens.
Die weltlich denken, glauben wie die kleinen Kinder.
Die Wissenden und Eingeweihten in die Weisheit
Ägyptens, die die Weisheit von Atlantis ist,
Die wollen glauben nicht wie Säuglinge und Kinder,
Die suchen als die Theosophen die Erkenntnis,
Die sind, im Gegensatz zu jenen Kinderseelen
Und frommen alten Mütterchen, Erleuchtete,
Sind Wissende und Eingeweihte höchsten Grades.
D
Nun haben aber all die Weisen dieser Welt
Mit ihren aufgeblasenen Erkenntnissen
Und ihrer philosophischen Gelehrsamkeit
Den Christus Jesus nicht erkannt als Gottes Sohn,
Der Gottes wahre Weisheit ist. Die Weisheit Gottes
Hat selbst sich offenbart in dem Gekreuzigten,
Denn so hat es gefallen unser aller Vater,
Daß Gottes Torheit weiser als der Menschen Weisheit.
Denn alle Weisheit dieser Welt, der Philosophen
Gelehrsamkeit und alle Spekulation der Gnosis
Sind Torheit nur vor Gott und aufgeblasner Hochmut,
Die Weisheit dieser Welt ist Torheit nur vor Gott,
Die Torheit Gottes weiser als der Menschen Weisheit.
Der Torheit Gottes aber hat es so gefallen,
Sich jenen Seelen nur zu offenbaren, die
Das Himmelreich empfangen wie die kleinen Kinder,
Voll kindlichen Vertrauens in den Vatergott.
So machte Gott zuschanden alle Philosophen
Und offenbarte sich den Armen und den Kindern.
Und sucht wer dennoch Weisheit, die verborgne Weisheit,
Sucht einer Gottes Weisheit, welche Christus ist,
So wähle er allein die Docta Ignorantia,
Unwissende Gelehrsamkeit. Ein Narr erst werde!
Dem Idioten offenbart sich Sapientia!
A
Die Kinder hält man für den Inbegriff der Unschuld,
Ich aber bin ein alter Mann, mein Leben lang
Hab ich studiert die Weisheit dieser Welt. Wenn aber
Die Weisheit dieser Welt nur Torheit ist vor Gott,
Dann lohnt es sich nicht, siebzig Jahre alt zu werden.
Zum Ruhm der göttlichen Athene will ich sagen:
Die Weisheit war vertraut den Priestern von Atlantis,
Frau Weisheit herrschte in der roten Rasse damals.
Als dann Atlantis in der Sündflut unterging,
Wovon wie Moses Buch auch Gilgamesch berichtet,
Da ging die Weisheit von Atlantis über auf
Die schwarze Rasse, auf die Priester von Ägypten.
Von dort begab die Weisheit sich zum Fernen Osten
Und herrschte unter den Brahmanen und den Gymno-
Sophisten Indiens. Von der gelben Rasse aber
Die Weisheit kam zur weißen Rasse, zu den Griechen.
Pythagoras und Platon, Aristoteles
Und alle andern waren eingeweiht ins Wissen
Ägyptens, das die Weisheit von Atlantis ist,
Die selbe Weisheit, die in Indien wird gelehrt,
Die in dem Veda und dem Upanishad gelehrt wird.
So gibt es also eine wahre Weisheit nur
Und Spuren sind von ihr in jeder Religion.
Ja, alle Religionen sind nur Eine Wahrheit.
Allah und Krishna, Zarathustra, Buddha, Jesus,
Sie alle lehren nur die Weisheit von Atlantis.
D
Atlantis lass im Schleier der Vergangenheit.
Die angenommne Weisheit von Atlantis ist
Die Weisheit dieser Welt, erdacht von Menschensöhnen.
Die Religion, die ich verkünde, ist der Glaube,
Den Christus Jesus uns als Gottmensch offenbart,
Ist keine Religion als Suche nach der Gottheit,
Ist Glaube, wie die Gottheit selbst ihn offenbart.
Es gibt nur einen Gott, es gibt nur eine Wahrheit,
Es gibt nur einen wahren Glauben an die Gottheit,
Den Glauben, den der Herr der Kirche anvertraut,
Der Kirche, die katholisch, heilig, apostolisch.
A
Die Mystik aller Religionen ist die eine
Ur-Mystik, Ur-Philosophie, Ur-Religion.
Was Chinas Weise lehren, ist die Lehre Jesu,
Was Sokrates und Zarathustra beide lehren
Ist eins, und Buddhas Pfade der Erleuchtung auch
Dasselbe sind wie die ägyptischen Mysterien.
Ja, alle Weisen, Mystiker und Eingeweihten
Sind die Apostel meiner wahren Einheitskirche,
Die Theosophen aller Religionen sind
Die Meister meiner Loge, des geheimen Ordens.
D
Als Gott der Schöpfer schuf im Anbeginn die Schöpfung,
Da schuf der Ewige zuerst die Kirche Gottes,
Sie ist die erstgeschaffne Schöpfung aller Schöpfung,
Denn an dem Ende der Historie soll die Menschheit
Vereinigt werden, Eine menschliche Familie,
Vereinigt in der Einen Kirche Jesu Christi,
Denn Jesus ist allein der Weg zum lieben Vater,
Die Kirche, die katholisch, heilig, apostolisch,
Ist Christi Körper, Christus Jesus ist ihr Haupt.
Gott aber spricht: Ich bin der Herr, dein Gott allein,
Du diene keinen andern Göttern als dem Herrn!
A
Dann kennst du sicher auch den Tempel Salomos.
Die priesterlichen Architekten meiner Loge
Erbauten einst die Pyramiden von Ägypten
Und bauten auch den Tempel Salomos. Ich sehe,
Die Maurer meiner Loge bauen Kirchen einst.
D
Als Salomo den Tempel Salomonis baute,
Da hatte er den Plan von seinem Vater David.
Der König David aber hatte seinen Plan
Vom Offenbarungszelt, das Moses einst errichtete.
Doch Moses machte dieses Offenbarungszelt
Nach der Vision, die ihm der Herr im Geist gezeigt,
Nach der Vision des Tempels Gottes in dem Himmel.
Der Christus Jesus aber riß den Tempel nieder
Und baute in drei Tagen neu den Tempel auf,
Den Tempel seines Leibes, und das ist die Kirche,
Die Kirche ist der Körper Christi, Gottes Tempel.
In dieser Kirche ist das Allerheiligste
Im Tabernakel, nämlich Christi Leib als Speise.
Der Körper Christi aber als der Engel Speise
Teilt Christi Göttlichkeit und Christi Menschlichkeit
Den Gläubigen aus Gnade mit, vereinigt sich
Als Gott in doppelter Gestalt von Brot und Wein
Dem Menschen und verwandelt das Geschöpf in Christus.
Denn wenn die Menschenseele Christi Körper speist,
Die Menschenseele wird in Christus umgewandelt.
Dann wird der Christus in der Menschenseele leben
Und so die Menschenseele wird zum Tempel Gottes,
Der Mensch wird so des Allerhöchsten Tabernakel.
A
Grobsinnlich scheint mir die absurde Lehre nur.
Der wahre Gottesdienst ist reiner Spiritismus.
Der Mensch wird nicht mit Bürgern dieser Erde reden,
Er redet mit den Geistern in den Elementen.
Der Spiritist bespricht sich mit Dryaden in
Den Bäumen, mit den Nymphen in den Wassern, mit
Sylphiden in den Lüften, Salamandern in
Dem Feuer, betet schließlich Vater Äther an,
Das ist der höchste Gottesgeist der Quintessenz.
Der Spiritist im Okkultismus redet mit
Den höheren Dämonen und den Engelswesen.
Ist doch der Esoteriker und Spiritist
In seinem Okkultismus überzeugt davon,
Daß selber er ein inkarnierter Engel ist,
Was man an seinen Mandelaugen sehen kann.
Erkenntnis höherer Gefilde wird erlangt,
Indem man seine Aura reinigt durch Askese.
Die Vegetarier, die auch dem Wein entsagen,
Die leben schon auf Erden rein wie Engelsgeister.
D
Wir reden nicht mit den Dämonen und den Göttern
Der Elemente dieser Welt, die bald vergehen.
Wir reden mit dem transzendenten Vatergott
Im Namen seines eingebornen Sohnes Jesus,
Indem wir, inspiriert vom Geiste Gottes, beten.
A
Gebet wird nicht gelehrt in meinem Orden, sondern
Magie! Wir haben hier den Schlüssel Salomonis,
Die Praxis der Magie ist uns vertraut, es sind
Uns wie einst Salomon Dämonen untertan
Und dienen uns, die wir zitieren Geisterwesen
Und kennen die geheime Kraft der Talismane
Und Amulette, die Beschwörungen der Liebe,
Die Macht der Namen von Abraxas, Ashtaroth,
Symbole der Magie, vor allem Pentagramme,
Das Dreieck als der Pyramide Spitze mit
Dem Auge Gottes, Zeichen aller Illuminati.
Wer den geheimen Schlüssel Salomonis hat,
Er schreitet zwischen Luzifer und Ahriman
In Sicherheit als Herrscher der okkulten Mächte.
D
Im Namen JESUS – weiche von mir, Satan!



DIE PERFEKTE GEISTIGKEIT

Ich wurde von der Kraft gesandt

Und ich kam zu denen, die über mich meditieren,
Und ich wurde gefunden bei denen, die mich suchten.
Schaut mich an, die ihr über mich nachdenkt,
Und ihr Hörer, hört mich!
Ihr wartet auf mich? Nehmt mich zu euch
Und verbannt mich nicht aus eurer Schau
Und redet nicht hässlich über mich
Und hört keinen hässlichen Worten über mich zu!
Seid nicht ignorant, zu keiner Zeit,
Seid wachsam
Und seid nicht ignorant!

Ich bin die Erste und die Letzte,
Ich bin die Verehrte und die Verschmähte,
Ich bin die Hure und die Heilige,
Ich bin die Gattin und die Jungfrau,
Ich bin die Mutter und die Tochter,
Ich bin die Schwangere
Und viele sind meine Kinder,
Ich bin die, deren Hochzeit herrlich ist,
Und ich habe keinen Ehemann,
Ich bin die Witwe und die Unfruchtbare,
Ich bin der Schmerz meiner Wehen,
Ich bin die Braut und der Bräutigam
Und mein Gatte empfängt mich,
Ich bin die Mutter meines Vaters
Und die Schwester meines Gatten
Und Er ist mein Ursprung,
Ich bin die Sklavin meines Schöpfers,
Ich bin die Herrscherin meines Ursprungs,
Er zeugte mich vor meiner Geburt, vor aller Zeit,
Und meine Macht ist von Ihm,
Ich bin der Stab seiner Kraft in seiner Jugend,
Er ist die Rute meines Alters
Und was immer er für mich sein will.

Ich bin die unerschütterliche Stille
Und die Idee, an die zu denken schön ist,
Ich bin die Stimme, deren Klang reich ist,
Und das Wort, dessen Erscheinung oft ist,
Ich bin das Aussprechen meines Namens.

Warum, ihr die ihr mich hasst, warum liebt ihr mich?
Warum hasst ihr die, die mich lieben?
Ihr, die ihr mich verleugnet, bekennt mich!
Ihr, die ihr mich bekennt, verleugnet mich!
Ihr, die ihr die Wahrheit über mich sagt,
Sagt doch Lügen über mich!
Ihr, die ihr Lügen über mich sagt,
Sagt doch Wahrheit über mich!
Ihr, die ihr mich kennt, seid doch unwissend über mich!
Jenen, die mich nicht kennen, macht mich ihnen nicht bekannt!

Denn ich bin Wissen und Ignoranz.
Ich bin Schande und Mut.
Ich bin schamlos und ich bin beschämt.
Ich bin Stärke und Angst.
Ich bin Krieg und Frieden.
Ich bin die, die keine Gnade fand
Und bin die Große Eine.

Achtet auf meine Armut und auf meinen Reichtum!
Seid nicht arrogant zu mir,
Wenn ich auf die Erde geworfen werde,
Und ihr werdet mich in dem Kommenden finden.
Schaut mich nicht an, hier auf diesem Misthaufen!
Geht nicht fort und lasst mich nicht allein
Und ihr werdet mich finden in dem Königreich.
Schaut mich nicht an, wenn ich als Verworfene lebe
Bei den Verworfenen an den stinkenden Orten
Und lacht nicht über mich!

Seid wachsam!
Hasst nicht meinen Gehorsam
Und liebt nicht meine Selbstbeherrschung,
In meiner Schwachheit verlasst mich nicht
Und seid nicht ängstlich wegen meiner Kraft.
Warum verachtet ihr meine Furcht
Und verflucht meinen Stolz?
Ich bin die, die in allen Ängsten existiert,
Und die Kraft bin ich in den Zitternden,
Ich bin die, die schwach ist,
Und mir ist wohl an einem angenehmen Ort,
Ich bin verrückt und weise!

Warum hasst ihr mich in euren Ratsversammlungen?
Ich soll still sein unter den Stillen im Lande
Und ich soll erscheinen und sprechen.
Warum habt ihr mich gehasst, ihr Griechen?
Weil ich Barbarin unter Barbaren war?
Ich bin die Weisheit der Griechen
Und die Erkenntnis der Barbaren.
Ich bin die Richterin der Griechen und der Barbaren.
Ich bin die, deren Ikone groß ist in Ägypten,
Und die, die keine Ikone hat unter den Barbaren.
Ich bin die, die überall gehasst wird
Und die überall geliebt wird.
Ich bin die, die man Leben nennt
Und die du Tod genannt hast.
Ich bin die, die man nennt das Gesetz
Und die du Freiheit vom Gesetz genannt hast.
Ich bin die, die ihr verstreut habt,
Und die, die ihr gesammelt habt.
Ich bin die, vor der ihr euch schämtet,
Und ihr wart schamlos zu mir.
Ich bin die, die kein Festival feiert,
Und bin die, die viele Festivals feiert.
Ich, ich bin gottlos,
Und ich bin die, deren Gott groß ist.
Ich bin die, über die ihr nachdenkt
Und die ihr verfolgt.
Ich bin die, die ihr verschmäht habt,
Und ihr denkt doch über mich nach.
Ich bin die, vor der ihr euch versteckt habt,
Und ihr erscheint vor mir.
Aber wenn ihr euch auch versteckt,
Ich werde erscheinen.
Denn immer, wenn ihr erscheint,
Werde ich mich vor euch verbergen.

Nehmt mich zu euch selbst
Und in euer Verständnis und in euren Gram.
Nehmt mich zurück zu euch selbst
In eure ruinierten und schmutzigen Wohnungen.
Nehmt mich denen weg,
Die gut sind selbst in ihrer Schlechtigkeit.
Nehmt mich schamlos weg von der Scham.
Meine Scham und meine Schamlosigkeit
Verpflanzt in eure Glieder.
Kommt zu mir, die ihr mich nicht kennt,
Und ihr, die ihr meinen Körper kennt.
Kommt vorwärts! Zur Kindheit!
Und verachtet die Kindheit nicht, weil sie klein ist!
Wendet die Größe nicht ab von den kleinen Gliedern,
Denn die Kleinen sind bekannt als die Großen.

Warum flucht ihr mir und ehrt mich?
Ihr habt verwundet und ihr habt Erbarmen.
Trennt mich nicht von der Ersten, die ihr erkannt habt,
Und verweist keine und weist keine davon.
Wendet euch ab und kennt den Menschen nicht!
Was Meines ist, ist eures.
Ich kenne die Erste
Und die nach ihr kennen mich.

Ich bin das Denken meines Geliebten
Und bin die Ruhe meines Geliebten
Und ich bin die Erkenntnis meiner Vertrauten.
Ich finde die, die mich suchen,
Ich gebiete denen, die nach mir fragen
Und suchen die Kraft der Kräfte in meiner Erkenntnis
Über die Engel, die auf mein Wort hin gesandt werden,
Und über die Götter in ihren Jahreszeiten nach meiner Weisung
Und über die Geister aller Männer, die mit mir waren,
Und über alle Frauen, die in mir wohnten.
Ich bin die Geehrte, die Gepriesene
Und die Verhöhnte und Verschmähte.
Ich bin Friede
Und wegen mir begann der Krieg.
Ich bin eine Fremde und eine Bürgerin.
Ich bin die Substanz und die Akzidenz.

Die, die nicht mit mir verbunden sind,
Das sind die Ignoranten.
Die in meiner Substanz sind, die kennen mich.
Die mir nahe waren, sind nun ignorant geworden.
Die fern von mir waren, die erkennen mich nun.
An dem Tag, da ich dir nah bin,
Bist du fern von mir,
An dem Tag, da ich dir fern bin,
Bist du mir nah.

Ich bin im Innern.
Ich bin die Seele der Natur.
Ich bin der Anfang der Schöpfung der Geister.
Ich bin die Ruhe der Seelen.
Ich bin die Herrschaft und die Herrschaftslosigkeit.
Ich bin die Union und das Chaos.
Ich bin die, die unten ist,
Und sie steigen zu mir hinan.
Ich bin das Gericht und der Freispruch.
Ich bin sündlos
Und die Wurzel der Sünde kam von mir.
Ich bin der äußern Erscheinung nach Wollust
Und in mir existiert die Keuschheit.
Ich bin das Lauschen, das jedem lauscht,
Und die Rede, die keiner verstehen kann.
Ich bin ernst und spreche nicht
Und habe viele Worte.

Hört auf meine Freundlichkeit
Und lernt von meiner rauen Art.
Ich bin die, die schreit,
Und bin geworfen auf das Antlitz der Erde.
Ich bereite das Brot
Und mein Geist ist im Brot.
Ich bin die Kenntnis meines Namens.
Ich bin die, die ruft,
Und die, welche dir zuhört.
Ich erscheine
Und wandle mit meinen sieben Spiegeln.
Ich bin die Verteidigung des Verachteten,
Ich bin die, die Wahrheit genannt wird
Und Sünde.

Ihr ehrt mich und flüstert Schlechtes über mich.
Ihr, die ihr verachtet werdet,
Richtet jene, die euch verachten,
Bevor sie euch richten,
Denn das Gericht ist in euch.
Wenn ihr von jenen verdammt werdet,
Wer wird euch retten?
Was in euerm Innern ist, dass ist auch im Äußeren.
Wer euch von außen beherrscht,
Der verdunkelt euer Inneres.
Was ihr draußen seht, das seht ihr drinnen.
Es ist sichtbar und ist euer Kleid.

Hört mich, ihr meine Hörer,
Und lernt von meinen Worten, ihr die ihr mich kennt.
Ich bin das Lauschen, das allen zuhört,
Und ich bin die Rede, die keiner begreifen kann.
Ich bin der Name des Schalles
Und der Schall des Namens.
Ich bin das Zeichen des Buchstabens
Und die Prädestination der Heerscharen.

Ich bin das Licht,
Meine Hörer, das Licht für euch,
Die große Kraft,
Und ich werde den Namen nicht ändern,
Ich sage ihn jenem, der mich geschaffen hat,
Ich sprechen Seinen Namen aus, jawahr.

Schaut auf sein Wort
Und schaut in die Schriften, die vollständig sind.
Gebt acht, ihr meine Hörer
Und ihr Engel und alle Apostel
Und ihr Geister und ihr von den Toten Auferstandenen,
Denn ich bin die Eine, die allein existiert,
Und keiner wird mich richten.

Viele reizende Formen existieren in zahllosen Sünden
Und Unfruchtbarkeit
Und gnadenlose Leidenschaften
Und fleischliche Lüste,
Welche die Männer liebkosen,
Bis sie rein geworden sind.
Dann gehen sie aufwärts zu ihrem Ruheort
Und dort werden sie mich finden
Und ich werde mit ihnen leben
Und wir werden nie mehr sterben.



DAS LIED DER ARCHITEKTIN

Was, mein geliebter Josef,
Sind dir die Sterne?
Ist dir der Morgenstern
Die allerschönste nackte Göttin Venus?
Der Große Bär, ists dir
Am Himmel die schöne Nymphe Kallisto,
Nymphe aus der Schar der Jungfrau Diana,
Von der lüsternen Venus verführt?
Orion, ist es dir der Heros,
Der sein Schwert an seinem Gürtel trägt?
Und Sirius, ist es sein Hund?
Die Dioskuren, die Dioskuren,
Sind es dir die Zwillinge Kastor und Pollux,
Gottessohn der eine, Menschensohn der andre,
Brüder der schönen Helena?
Das Sternbild der Jungfrau,
Ist es dir Asträa, die Jungfrau,
Die Göttin des Goldenen Zeitalters,
Welche wiederkommen wird?
Ist dir der Mond ein toter Stein
Oder die Unbefleckte Luna?

Und was ist dir die Schöpfung,
Mein geliebter Josef,
Was ist dir die Natur?
Ist sie ein mechanisches Uhrwerk,
Ein chaotischer Zufall von toten Atomen,
Oder ist die Schöpfung ein Lebewesen?
Siehst du sie nicht, die Lebendige,
Die ich Natura nenne?

Schau dir die Frau Natura an,
Wie schön sie ist!
Ihr Kleid ist aus Sonnenlicht fein gewoben,
Blüten des Lenzes hineingestickt
Wie in das Kleid der Nymphe Primavera,
Als Mantel trägt sie alle grüne Vegetation,
Auf ihrem Haupt den Zodiak,
Sie wandelt mit der jungen Luna
Und trägt in ihrem Kleide
Über ihrem süßen gewölbten Bauch
Die goldene Blume der Mystik.
Schau, wie schön die Frau Natura ist,
Das Kleid der Gottheit hat sie fein gewoben,
Fein gesponnen, so fein,
Wie ein ägyptisches Kleidchen von Spinnenweben,
So fein, dass durch die transparente Gaze
Der Körper der Gottheit schimmert!

Mein geliebter Josef,
Du sprichst von Gott,
Du sprichst vom Menschen, mein Josef,
Den Gott erschaffen als Mann und Frau.
Ich aber kenn ein drittes Wesen noch,
Das ist das schöne Wesen der Frau Natura.
Denn zu dem ersten Wesen der Gottheit
Und zu dem andern Wesen der Humanität
Tritt noch das Wesen der Frau Natura.
Ja, kühn bekenn ich,
Ob Theologen mich kritisieren,
Der Minnesänger Frauenlob steht mir bei,
Kühn bekenn ich, die Frau Natura
Ist die Mitschöpferin mit dem Schöpfer.
Der Ursprung von allem ist die Höchste Gottheit,
Allein die schöpferische Gottheit
Schafft mithilfe der Mitschöpferin,
Der Mitschöpferin Frau Natura.

Mein geliebter Josef, deine Brüder,
Die frommen Mönche in ihren Zellen,
Sie schauen die Frau Natura
Und lesen in ihr wie in einem Buch,
Sie sprechen vom Buch der Frau Natura,
Sie lesen im Buch der Frau Natura
Vom heimlich-öffentlichen Geheimnis
Der Schönheit der schöpferischen Gottheit.
Allein von der Gottheit lesen sie
Und nicht von dem Wesen der Frau Natura,
Allein in meiner Schule
Die Kosmologisten
Verehren in aller gebotenen Demut
Die Mitschöpferin auch, die Frau Natura.

Mein geliebter Josef, lausche
Dem Liede der Architektin,
Was die Architektin geschaut.
Im Anbeginn der Schöpfung
War die Idea der Frau Natura
Vor dem Throne der Sapientia Divina
Und weinte vor der Ewigen Weisheit:
Ach Sapientia Divina,
Schau doch den beklagenswerten Zustand
Der Prima Materia an im Chaos!
Was für ein Tohuwabohu!
Was für eine Nigredo!
Was für eine bleierne Schwermut!
Alles ist in Unordnung,
Alles in wahlloser Vermischung,
Alles umnachtet!
Was für ein Chaos,
Was für ein wahllos sich vermischendes
Blindes Treiben chaotischer Triebe!

Die Frau Natura sprach weinend
Vor dem Thron der göttlichen Sapientia:
Schau die Hyle an,
Die Mater, die Matrix, die Materia,
Schwarze Magna Mater,
Hyle, die Primitive,
Dieses stoffliche Wesen!
Erbarme dich, göttliche Sapientia,
Und erleuchte die dunkle Nacht
Und ordne die drängenden blinden Triebe
Und räume das Tohuwabohu auf
Und stille den Meeressturm
Und schaffe aus dem blinden Begehren
Durch einen schöpferischen Akt
Einen Kosmos als Schmuckstück,
Einen Kosmos als Schönheit,
Als einen Glanz der Ordnung,
Den Kosmos als Kosmetik der Gottheit!

Siehe, da machte sich Sapientia auf
Und entnahm dem Meer des Chaos
Vier Elemente,
Das Feuer, die Luft, das Wasser, die Erde,
Und schied sie sauber von einander.
Dann gab Sapientia auch
Dem Himmel der geistigen Wesen
Eine heilige Hierarchie
Und richtete ein die Chöre
Der Himmlischen, nämlich neun Chöre,
Wie Dionysios trunken geschaut,
Die Throne, auch Götter genannt,
Die Seraphim und Cherubim
Und Mächte, Herrschaften und Gewalten,
Erzengel, Engel zum Dienst der Gottheit!
Dann ging Sapientia an die Sternbilder,
Fügte sie zum Zodiak zusammen,
Zwölf Sterne, die Krone bildend
Der schönsten Frau Natura,
Und Sapientia gab dem Zodiak Macht
Und Einfluss auf die niedre Natur
Des menschlichen Herzens
Bei Wahrung der Willensfreiheit des Menschen,
Wie der Engelgleiche Tomas bezeugt.
Alle Sterne des Himmels
Rief Sapientia mit Namen
Und gab ihnen ihren Ort im All,
Den Carina-Nebel,
Den Asteroiden Muschi
Im Asteroiden-Hauptgürtel
Und den Asteroiden Astarte
Im Asteroiden-Hauptgürtel,
Alle kennt sie mit Namen.
Aber in der Galaxie der Sonne
Wie eine kristallene Kuppel
Sphären über Sphären
Schuf Sapientia zur Himmelstreppe
Sieben Planeten,
Die Luna,
Den Merkur und den Mars,
Die Venus wischen Juppiter und Saturn
Und Sol, die Sonne der Gerechtigkeit.
Dann blies Sapientia
Und rief von den Enden der Erde
Vier Winde, Ostwind und Westwind,
Nordostwind und Südwestwind.
Dann formte Sapientia
Wie eine Töpferin töpfert aus Ton
Unser aller Mutter Erde
Mit den breiten Brüsten,
Nicht ein totes Ding, mein Josef,
Sondern die Architektin sagt,
Die Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Ist ein lebendiges Lebewesen.
Und Sapientia ging auf der Erde
Und unter den Tritten ihrer bloßen Füße
Sprossen die roten Rosen
Und die weißen Lotosblumen,
Der starke Eichbaum, der Efeu,
Die Ulm, die prallen Trauben,
Erdbeerbüsche hauchten sich an
Und Thymian duftete
Und der Mohn gesellte sich zur Malve
Und der Krokus war verliebt
In die gelbe Narzisse.
Die Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Brachte aus dem Mutterschoß
Das Brot des Lebens hervor,
Das Herz der Menschen zu stärken,
Und brachte hervor den Weinberg
Mit den prallen Trauben,
Auf dass der Wein ergötze
Das Herz des Mannes.

Mein geliebter Josef, mein Liebling,
Sprach die Architektin der Kathedrale,
Ich spreche von der Schöpfung der Menschheit.
Sapientia gab das Gebot
Der heiligen Frau Natura,
Sie sollte suchen die Königin des Himmels,
Urania, die Idee der Schönheit,
Die Göttin purer spiritueller Liebe,
Die im dritten Himmel lebt,
Und suchen solle sie auch die reizende Physis,
Die reizende Physis – Body of Evidence –
Die im Schoß der Erde wohnt.
Die heilige Frau Natura steigt
Wie einst Maria Magdalena
Die Himmelstreppe der sieben Sphären hinan
Der sieben Planeten und pilgert
Durch die achte Sphäre des Fixsternhimmels
Und findet in der neunten Sphäre
Des Empyreums Urania,
Die Göttin der Schönheit und Liebe.
Die himmlische Göttin Urania
Und die heilige Frau Natura gemeinsam
Kommen vom dritten Himmel zur Erde
Und pilgernd durch den Kosmos
Bannen sie alle Dämonen der Sterne
Und machen unschädlich alle Schlangen,
Alle Skorpione und Wassermänner,
Und kommen unbeschadet
Zur Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Und finden die Tochter der Mutter Erde,
Die reizende Physis – Body of Evidence.
Die geistige Göttin Urania
Und die seelenvolle Frau Natura
Und die körperlich reizende Physis gemeinsam
Schaffen die Menschheit, Mann und Weib.

Urania aber fährt in heiliger Himmelfahrt
Heim in den dritten Himmel
Und offenbart der heiligen Frau Natura
Dieses Mysterium von der Menschheit:
Alle Tugenden des Morgensternes Venus
Und der milden Luna
Und der all-erleuchtenden Sonne
Leben in der Menschheit,
Die Energien des heiligen Geistes,
Die strömen durch die Bahnen der Planeten
Und lassen die Fixsterne strahlen,
Alle diese Energien der göttlichen Dynamis
Wirken auch gewaltig in der Menschheit.
Die göttliche Vitalität des Ewigen Lebens
Wirkt als fruchtbare Grünkraft
Auch im Innern von Weib und Mann.
Die Macht aller Mächte
In ihrer vollkommnen Potenz
Schuf durch ihren Akt
So wie das Universum die Menschheit
Und die schöpferische Omnipotentia
Der Macht aller Mächte lebt
Auch in Mann und Weib
Als Potenz und Akt
Und Bruder Sol und Schwester Luna
In geschwisterlicher Harmonie
Und geistiger Hochzeit mystischer Wesen
Leben in Mann und Weib
Und die Menschen sind weise
Wie der uralte Vater Saturnus
Und die Menschen sind freundlich
Wie der joviale Juppiter Xenius
Und die Menschen sind Kämpfer
Wie der Mars, der für die Venus kämpfte,
Und die Menschen sind klug
Wie Hermes Psychopompus
Und die Menschen sind schön
Und voller leidenschaftlicher Liebe
Wie die astrale Venus.

Siehe, sprach die Architektin lächelnd,
Siehe, mein Freund und Bruder Josef,
Wenn die gehauchte Psyche
In die reizende Physis einkehrt,
Weiß die gehauchte Psyche,
Daß sie von den Sternen stammt.
Ja, sprach die lächelnde Architektin,
Die gehauchte Psyche nennt sich
Außerirdischen Ursprungs
Und fühlt sich Fremdlingin auf der Erde,
Denn sie ist ein Sternenwesen,
Ein inkarnierter Engel,
Und ihre insgeheime Sehnsucht
Sehnt sich nach dem himmlischen Garten
Eden auf dem Venussterne
Und heim in den Schoß des Ursprungs,
Heim in die Quelle des Lichts,
Denn aus der Quelle des Lichts
Emanierte das Hauchwesen Psyche,
Um mit der reizenden Physis –
Oh Body of Evidence –
Heimzukehren in den Schoß der überkosmischen Gottheit!




DER HEILIGE KUSS DER GOTTHEIT

Petrus sprach zu Maria Magdalena:
Schwester, wir wissen,
Daß der Erlöser dich mehr liebt
Als die andern Frauen.

Petrus sprach zu den andern Jüngern:
Sollte der Erlöser heimlich
Gesprochen haben mit einer Frau,
Sie bevorzugt haben vor uns
Und alles das heimlich?
Levi sprach zu Petrus:
Petrus, du bist bekannt als Hitzkopf,
Und nun redest du über die Frau,
Als wenn sie ein Dämon wäre.
Doch wenn der Erlöser sie
Begnadet hat für ihr Werk,
Dann nenne sie nicht gottlos.
Der Erlöser kennt sie ganz genau,
Drum liebt er sie mehr als uns.

Die Gefährtin von Christus war
Maria Magdalena.
Er liebte sie mehr als die andern Jünger.
Die andern Jünger sprachen zu Jesus:
Warum liebst du sie mehr als uns?
Der Erlöser sprach zu den Jüngern:
Warum liebe ich euch nicht so wie sie?

Hermes Trismegistos
Reiste mit einem Schüler
Über die sieben Himmelssphären
In die achte und die neunte Sphäre,
Dort nennt der Schüler seinen Meister Vater
Und der Meister nennt seinen Schüler Sohn.
Hermes Trismegistos sprach:
Ich bin schwanger von der Quelle,
Die in mir fließt.
Diese Kraft ist von geistiger Natur
Und gebiert geistige Kinder.
Die geistigen Kinder des Meisters sind jene,
Die seine Erkenntnis empfingen.
Beim Eintritt in die neunte Sphäre
Ruft Hermes Trismegistos:
Lass uns einander küssen, mein Sohn, in Liebe!
Freue dich über den Kuss!
Schon kommt die Kraft,
Schon kommt das Licht zu uns!
Der Meister Hermes Trismegistos
Führte drei Schüler
Ins Allerheiligste ein.
Vor dem Heiligen Mahl
Sprachen sie ein Gebet.
Als sie das Gebet gen Himmel gesandt,
Umarmten sie einander
Und gaben einander den heiligen Kuss.
Dann traten sie zum Tisch
Und nahmen die heilige Mahlzeit ein.

Mani sprach vom Mysterium des Kusses:
Der erste Kuss ist der Kuss,
Womit Eva, die Mutter des Lebens,
Den Urmenschen küsste,
Als der Urmensch hinabstieg in das Reich des Todes,
Die Macht des Todes zu besiegen.
Der zweite Kuss ist der Kuss,
Mit dem Eva, die Mutter des Lebens,
Und Adam, der Vater aller Menschen,
Den Urmenschen küssten,
Als er auferstand von den Toten.

Diesen Kuss, sprach Mani,
Den Kuss des Urmenschen küssen
Frauen und Männer, wenn sie
Sich vorübergehend trennen,
Wenn sie verreisen,
Wenn sie sich wieder treffen,
Dann küssen sie den Kuss
Gemäß dem Mysterium des Urmenschen.

Christus singt diesen Psalm:
Maria, Maria, erkenne mich,
Magdalena, rühre mich nicht an!
Trockne die Tränen deiner Augen
Und erkenne, dass ich dein Meister bin,
Und sei Apostelin für mich,
Auf dass mich die irrenden Menschen erkennen.
Spute dich, spute dich in Freude
Und geh zu den Aposteln,
Vor allem zu Petrus, und sprich:
Steht auf, denn euer Bruder ruft euch!
Wenn sie mich nicht Bruder nennen wollen,
Dann sage Petrus und den andern:
Euer Meister ruft euch!

Christus sprach zu Petrus aber:
Petrus, bleibe treu wie ein Fels
Und bleibe bei mir,
Denn ich habe dich erwählt.
Ich habe mit dir den Anfang gemacht
Auch für die andern,
Die ich berufen will zur Gotteserkenntnis.

Petrus sprach zum gekreuzigten Christus:
Was muss ich schauen, Herr?
Du wirst von den Sündern ergriffen
Und gleichzeitig du ergreifst mich?
Du wirst gemartert auf dem Kreuz
Und lachst und bist fröhlich auf dem Kreuz?
Deine Hände und Füße werden durchbohrt
Und du lachst und freust dich?
Und der gekreuzigte Christus sprach zu Petrus:
Jesus wird zu Tode gemartert,
Aber Christus freut sich und lacht.
Da sprach Petrus zu Jesus:
Herr, sie erkennen dich nicht!
Christus sprach zu Petrus:
Wenn sie mich erkennen würden,
So würden sie den Herrn der Herrlichkeit
Nicht schlagen ans Kreuz und töten.
Sie sind blind,
Sie wissen auch nicht, was sie reden.
Da sah Petrus in dem gekreuzigten Jesus
Den lachenden fröhlichen Christus,
Der den heiligen Geist ausgoss!

Jakobus aber war im Gebet,
Da erschien der Herr dem Jakobus.
Jakobus beendete sein Gebet
Und umarmte den Herrn.
Jakobus küsste den Herrn und sprach:
Rabbi, ich hab dich gefunden!
Ich habe von deinen Leiden gehört,
Die du erleiden musstest,
Und ich war voller Mitleid mit dir!

Nun spricht die Braut aber selber:
Küsse mich
Mit den Küssen
Deines Mundes!
Wie lange noch schickt
Mir mein Bräutigam
Küsse durch die Schriften Moses?
Küsse durch die Verse der Propheten?
Nein, seine Lippen will ich
Berühren,
Er soll kommen,
Ihn will ich herunterholen
Vom Himmel.

Saturnus kam in den Himmel,
Von Engeln getragen
Kam er
Ins Paradies.
Dort sah er Christus.
Saturnus sprach: Ich sah
Dort einen Greis mit weißen Haaren
Und mit einem jugendlichen Antlitz,
Ich sah nicht seine Füße.
Rechts und links von ihm
Standen Älteste.
Voller Bewunderung trat ich ein
Und stellte mich vor den Thron.
Die Engel haben mich aufgehoben
Und ich habe den Herrn geküsst
Und der Herr hat mit seiner Hand
Mein Haupt gestreichelt.

Bilder und Rätselsprüche will ich nicht,
Träume und Visionen will ich nicht,
Einen Menschen und einen Engel will ich nicht,
Sondern Christus will ich.
Mein Christus ist ja schöner
Als ein Mensch und als ein Engel.
Meinen Christus bitt ich,
Mich mit dem Kusse seines Mundes zu küssen.
Ach, nicht darf ich bitten,
Von meinem Christus geküsst zu werden,
Aber demütig darf ich bitten,
Daß mein Christus mich küsst
Mit dem Kusse seines Mundes.

Mein Christus,
Laß mich dir die bloßen Füße küssen!
Mein Christus, lass mich dir küssen die zärtliche Hand!
Mein Christus,
Oh, ich wage zuviel,
Laß mich küssen deinen süßen Mund!

Wenn ich küsse deinen Fuß,
Bekehre ich mich,
Wenn ich küsse deine Hand,
Schreite ich voran,
Wenn ich dich küsse auf den Mund,
So werde ich vollendet.

Mein Kuss auf deinen Fuß
Ist noch die Strenge der Buße,
Mein Kuss auf deine Hand
Ist Liebe in Selbstverleugnung,
Oh mein Christus,
Laß mich einmal gewürdigt werden,
Deinen Mund zu küssen,
Denn da werde ich vollkommen!

Wer darf die Lippen küssen
Meines geliebten Christus?
Wer die wüste Begierde des Fleisches verlassen,
Wer vom geheimen Manna gekostet,
Wer die versiegelte Quelle getrunken!

Während der Heiligen Messe
Sah ich einen Adler
Vom Altare zu mir kommen,
Der Adler kündete mir
Die kommende Einswerdung an.
Dann sah ich vom Altare
Jesus als Kind zu mir kommen,
Jesus als Gott zu mir kommen,
Christus selber kam,
Aber noch wie von außen.
Da ward ich plötzlich eins mit ihm!
So sehr verging Er
Und zerschmolz Er
In der Einheit mit mir,
Daß ich ihn nicht mehr außen wahrnahm,
Daß er fortan von mir nicht mehr zu trennen war.
Es war eine süße Liebe,
Ein zärtliches Umarmen
Und allerlieblichstes Küssen!
Christus küsste mich,
Das war die geistige Hochzeit!

Ich ging in der Wohnung der Seele
Sechs Zimmer hindurch,
Im siebenten Zimmer
Zog Christus mich an sich
Und gab mir den liebevollen Kuss,
Um den ich ihn gebeten habe.

In diesem heimlichen Zimmer
Zeigte er mir alle seine Herrlichkeit,
Zeigte er mir alle seine Macht und Pracht.
Er selber zeigte sich
Und seine innige Liebe,
Die er schon vor langer Zeit
Mir zugedacht hatte.

O geliebte Seele,
Es muss dir ernst sein mit der Weisheit,
Suche ohne Unterlass die Weisheit,
Die Liebe
Eines Kusses
Der göttlichen SOPHIA –
Im Namen Jesu –
Diese Liebe empfängst du wohl,
Denn die göttliche Sophia
Steht vor deiner Tür
Und klingelt!

Oh, jetzt tritt sie ein,
Sie, die Göttliche Jungfrau Sophia,
Sie kommt zur Seele
Und küsst den Menschen
Mit ihrer honigsüßen Liebe
In dem innersten Wesen innerlich
Und drückt dem Menschen
Ihre Liebe ein,
Zum Triumph in die Begierde des Menschen!

Die göttliche Jungfrau Sophia spricht:
O mein geliebter Bräutigam!
Bleib doch mit deinem Antlitz
Vor mir stehen
Und gib mir alle deine Feuerflammen
Und zünde mich an,
So will ich aus meiner zärtlichen Sanftmut
Deine glühenden Feuerflammen
In reine Weißglut wandeln,
Ich will meine Liebe
Durch deine glühende Weißglut
In deine liebeslodernde Flammenseele
Einführen
Und dich ewig – ewig küssen!


DIE VISION DER HAGIA SOPHIA



1

Die Hagia Sophia tat selber ihren Mund auf
Und sprach vor den versammelten Gläubigen:
Ich ging hervor aus dem Munde des Ewigen
Und wandelte durch die unendlichen Himmel
Und thronte hoch auf einer Wolkensäule
Und schwebte über dem Meere
Wie ein Nebelschleier
Und suchte mir eine Wohnung auf Erden,
Ich suchte bei allen Völkern der Erde
Nach einer heiligen Wohnung
Und ich fand meine heilige Wohnung
In Jakob, welcher Israel heißt,
Und wohne nun in Jakob, der Israel heißt.

Die Hagia Sophia ist
Ein Lichtglanz der Gloria des Ewigen,
Ein Strahl der göttlichen Kraft,
Ein unbefleckter Spiegel
Der göttlichen Herrlichkeit,
Ein Ausfluss Gottes und seiner Kraft,
Eine Emanation des Ewigen.

Bevor die Schöpfung geworden ist,
Bevor die Zeit und der Raum geworden sind,
Ist die Ewige Weisheit bei Gott.
Ihr Adel ist von göttlichem Adel,
Denn ihr Ursprung ist in Gott,
Sie stammt von Gott
Und ist bei dem Ewigen
Und ist eines Wesens mit Gott.

Die Ewige Weisheit ist
Ein göttliches Licht vom Lichte Gottes,
Eines Wesens mit dem Ewigen,
Gottheit von der Gottheit.

Die Ewige Weisheit ging hervor
Aus dem Munde des Ewigen
Und der Geist der Weisheit
Ist ein Geist der Liebe und Freundschaft.

Die Ewige Weisheit ist
Sophia increata,
Die ungeschaffene Weisheit,
Denn die Hagia Sophia ist
Nicht geschaffen, sondern gezeugt,
Vor aller Zeit geboren von Gott.


2

Als der Ewige schaffen wollte
Einen schönen Kosmos
Und ein geistiges Menschengeschlecht,
Da schaute der Ewige
Die ewige Jungfrau Torah an
Und nach dem ewigen Urbild der Jungfrau Torah
Schuf der Ewige
Den Kosmos und die Menschheit.

Wer ist die Ewige Jungfrau Torah?
Ist sie die Bibel, die wir auf Erden lesen?
Die geliebte Byblia, die wir studieren,
Beginnt mit dem Buchstaben B,
Die ewige Jungfrau Torah bei Gott
Beginnt ihre Rede mit dem Buchstaben A.

Der ewige König hat im Himmel der Himmel
Einen Palast aus Licht und Edelsteinen,
Das ist die himmlische Stadt Jerusalem,
Dort wohnt die ewige Jungfrau Torah.
Der ewige König sucht
Als liebender Vater im Himmel
Einen Bräutigam für die Jungfrau Torah,
Die Tochter Gottes.

Wer ist würdig, zu schauen die Jungfrau Torah?
Siehe, sie selber offenbart sich,
Die Prinzessin, die Tochter des ewigen Königs,
Öffnet den Vorhang am Fenster
Des himmlischen Palastes Gottes
Und erscheint einen Augenblick am Fenster
Und lockt den Schriftgelehrten
Mit dem Liebreiz ihrer göttlichen Schönheit.

Wer darf wohnen in den heiligen Hallen
Der ewigen Jungfrau Torah?
Sie ist eine starke Frau,
Wer wird sie finden, wer wird sie gewinnen?

Wenn die Jungfrau Torah sich offenbart
Und aus freier schenkender Gnade
Sich einem Menschen schenken will,
So macht sie ihn verliebt
In den Liebreiz ihrer Schleier,
In den Lichtglanz ihres strahlenden Leibes,
In die Sanftmut und Demut ihrer Seele
Und das Mysterium Gottes
Im innersten Brautgemach ihrer Seele.

Wer die starke Frau errungen hat
Und Bräutigam der Jungfrau Torah geworden,
Erhält von der Jungfrau den neuen Namen:
Baal-Schem, Gatte des Ewigen Namens.


3

Der Ewige beginnt seine Schöpfung
Mit dem Buchstaben B.
Welcher Name bezeichnet der Buchstabe B?
B bedeutet Bereschit,
Bereschit bedeutet: Beginnend.
Bereschit bedeutet:
Im Anbeginn schuf Gott.
Wer ist Bereschit?
Bereschit ist die Ewige Weisheit.
Sie ist das Urprinzip.
Denn Gott der Ewige schuf
Im Urprinzip der Ewigen Weisheit
Den Kosmos und die Menschheit,
Die Engel und die unsterblichen Seelen.

Die Ewige Weisheit ist das Urprinzip,
Die Ewige Weisheit war bei Gott,
Die Ewige Weisheit selbst ist göttlich,
In ihr ist alles erschaffen,
Sie ist das Leben aller lebendigen Wesen.

Denn Bereschit, das Urprinzip,
Die Ewige Weisheit, ist
Die göttliche Urform aller Formen,
Die Idea der Ideen,
Gottes Idea, in welcher Gleichnis
Kosmos und Menschheit erschaffen sind.
Sie ist die Forma Formarum,
Urform aller Formen aller Kreaturen,
Urform auch der Seelen,
Denn die geistigen Seelen der Menschen
Sind die Formprinzipien
Ihrer menschlichen Leiber,
Männlichen Körpers, weiblichen Körpers,
Die Seele ist die Form des Körpers,
Aber Sophia ist die Urform der Seelen.

Denn im Morgenglanz der Ewigkeit
Erhob sich Hagia Sophia
Wie eine göttliche Morgenröte!
Gott der Ewige hauchte die Ewige Weisheit
Im heiligen Geiste der Weisheit
Als Weltseele ein dem Kosmos,
Hagia Sophia ist die Weltseele,
Alle Geistseelen aller Menschen
Sind Abbild der Weltseele Hagia Sophia,
Geschaffen in ihrem Bild und Gleichnis.

Darum preise ich Sophia
Als die Schöpferin der geistigen Seelen
Und die unaufhörliche Schöpferin
All der unzähligen Universen.


4

Wenn du gute und schöne Dinge begehrst
Und bittest um dein tägliches Mahl
Und um den Wein zur Freude des Herzens,
Wer ist wohl reicher als Sophia,
Die ja die Schöpferin aller Dinge ist?

Wenn du Klugheit begehrst
Und wissen willst, wie die Welt entstand,
Wissen willst vom innern Wesen der Elemente,
Von den Bahnen der Sterne
Und den Äonen des Kosmos
Und der Urgeschichte der Menschheit,
Von der Heilkraft der Pflanzen
Und von der Seele der Tiere,
Dann bitte Sophia! Sie schenkt
Dir Einsicht und Erkenntnis.

Wenn du begehrst, ein Künstler zu sein
Und schöne Kunstwerke herzustellen,
Erwähle dir Hagia Sophia
Zur inspirierenden himmlischen Muse,
Denn die ist die göttliche Schönheit,
Sie ist ein inspirierender Geist
Und geht in die Seele der Menschen ein
Und macht sie zu Propheten
Und zu Freunden der Ewigen Gottheit.
Es gibt keine größere Künstlerin
Als die göttliche Künstlerin Hagia Sophia!

Bemühst du dich um Tugend,
So bitte Hagia Sophia,
Denn sie ist die Mutter der Tugend,
Sie schenkt dir Klugheit und Kraft,
Lehrt dich, Maß zu halten,
Und schenkt dir die Gerechtigkeit.

Denn der Mensch ist dreifaltig,
Gemacht aus Geist und Seele und Leib.
Sophia schenkt dem Geist die Klugheit,
Des Menschen Geist empfängt als Schwester
Und Freundin Binah, die Einsicht,
Der Seele des Menschen, des Menschen Herz
Schenkt Hagia Sophia Mut
Und redet immer wieder: Nur Mut, mein Kind!
Dem Körper des Menschen
Bringt Sophia Mäßigung bei,
Lehrt Askese und führt zur Keuschheit.
Ist der Geist des Menschen vertraut
Mit Binah, der schwesterlichen Einsicht,
Ist das Herz des Menschen voll Mut
Und der Körper keusch geworden,
So nennt Sophia den Menschen
Einen Gerechten wie Josef.


5

Salomo hatte geträumt,
Es war ein prophetischer Traum,
Da Gott der Ewige sprach
Zu Salomo und fragte ihn:
Was wünschst du dir von mir?
Und Salomo begehrte nicht Reichtum,
Begehrte nicht Verdammnis seiner Feinde,
Begehrte kein langes Leben auf Erden,
Sondern begehrte die Weisheit,
Die Throngenossin Gottes.
Das erfreute des Ewigen Herz
Und der Ewige schenkte aus reiner Gnade
Salomo die Hagia Sophia zur Braut.

Geküsst vom Musenkuss der Ewigen Weisheit
Salomo sang das Hohelied der Liebe.
Sophia lehrte den weisen Salomo,
Daß Gott die Liebe ist,
Daß Gott nichts ist als Liebe,
Und alle andern Hypostasen Gottes,
Die Wahrheit, die Barmherzigkeit,
Die Gerechtigkeit und die Freiheit,
Die Kraft und die Gnade und alle andern
Allerlieblichsten Hypostasen
Stammen alle aus der göttlichen Liebe.

Gott ist göttliche Liebe und die Ehe
Zwischen der Gottheit und dem Menschen
Ist wie die leidenschaftliche Liebe
Eines Mannes zu einer schönen Frau.

Als Sophia aber bei Adam war,
Gab sie ihm das Buch der Kabbala.
Als Adam aber fern vom Garten Eden war,
Gab Adam das Buch der Kabbala Seth,
Den Eva ihm für Abel geboren.
Und in dem Buch der Kabbala steht:

Das Hohelied der Liebe
Ist das Liebeslied von Bräutigam und Braut
Und Bräutigam ist Jahwe
Und Braut ist Schechinah,
Schechinah ist die Matrone,
Einwohnung Gottes, immanente Gottheit,
Die Matrone des Gottesvolkes,
Sie ist die Braut des ewigen Jahwe.


6

Wo ist die Wohnung der Weisheit?
Wer hat ihre Kammer geschaut?
Du musst nicht fahren übers Meer
Nach Indien oder Amerika,
Um die Wohnung der Weisheit zu finden.
Wer ist denn hinaufgestiegen
In den dritten Himmel der Venussphäre,
Im Leibe oder außer dem Leibe,
Ins Brautgemach der Weisheit zu schauen?

Gott der Ewige ganz allein
Kennt ganz die Hagia Sophia,
Gott der Ewige allein erkennt
Die Throngenossin, seinen Liebling,
Uns ist sie die verschleierte Herrin,
Siebenfach verschleierte Herrin.

Wo sind die Väter hin,
Die Gold und Silber vergötterten?
Sie sind im Totenreich
Und ihre Söhne und Söhnessöhne
Kennen die Ewige Weisheit nicht.

Und wo sind die Helden des Altertums,
Wo sind Nestor und Odysseus?
Sie sind zugrundegegangen,
Denn die wahre Weisheit Gottes
Hat auch Odysseus nicht erkannt.

Und wo sind die Söhne Hagars,
Die Ismaeliten, die Dichter,
Berühmt für ihre mystischen Verse?
Sie auch haben nicht erkannt
Die Gottheit von der Gottheit!

Aber Sophia ist auf Erden erschienen!

O wie groß ist das Universum!
O, wie zahlreich sind die Universen?
Die Wohnung Gottes ist grenzenlos!

Dir aber, Jakob, der du Israel heißt,
Dir hat Gott geschenkt
Die Hagia Sophia!
Wandle in ihrem Lichtglanz
Und gib die Herrlichkeit
Deines Glaubens an die göttliche Weisheit
Nicht den Arabern, nicht den Indern,
Nicht den Griechen und ihren Göttern!

Denn Sophia, die Gott dir geschenkt,
Die findest du im Buch der Bücher,
Die findest du in der heiligen Byblia!
Dringe ein in die heilige Byblia
Und küsse die heilige Byblia,
So küsst du die Hagia Sophia!


7

Philon liebt die Philosophia
Des seligen Platon,
Der am siebten November geboren,
Der am siebten November gestorben,
Der seine Weisheit empfangen
Durch eine Offenbarung Gottes,
Denn bei den Philosophen der Griechen
Ist zu finden der Logos,
Der Logos Spermatikos.

Aber Philon war ein gläubiger Jude
Und glaubte an den Herrscher und Vater,
Den Schöpfer von Himmel und Erde.

Wie aber, fragte sich Philon,
Versöhnt sich die Wissenschaft
Mit dem offenbarten Glauben?

Gott ist über alle Schöpfung erhaben,
In unendlicher Transzendenz
Ein reiner Geist
In unzugänglichem Lichtglanz.
Wie aber kann Gott, das Ewige Sein,
Der reine Geist, der unsterbliche Gott,
So etwas Vergängliches schaffen
Wie die Materia, wie die Matrix,
Dieses flüchtige Wandelwesen
Von Werden und Vergehen,
Nicht ganz Sein, nicht ganz Nichts,
Wie kann der ewigseiende göttliche Geist
Erschaffen den Schleier der Maya,
Diese Blasen von Schaum?

Philo erkannte die Mittlerin,
Die er in Moses’ Torah erkannte
Als die Ewige Weisheit,
In welcher als dem Urprinzip
Der Ewige, durch ihre Mittlerschaft,
Geschaffen hat die Mutter Natur,
Welche er auch bei Platon fand
Als die Weltseele in dem Kosmos.

Denn Gott, der transzendente Vater,
Das absolute ewige Sein,
Erschafft durch die Mittlerin Sophia
Als der eingehauchten Weltseele
Alle Kreaturen des Kosmos
Und die unsterbliche Seele der Menschen.


8

Der Logos Spermatikos fand sich
Bei den Vorsokratikern auch.

Da sehen wir den frommen Parmenides
Wandeln durch die dunkle Nacht,
Geführt von den himmlischen Mädchen,
Kommt er ans Tor der Gerechtigkeit
Und schaut die Gottheit der Weisheit im Thron
Und die Göttin der Weisheit spricht:
Das ewige Sein allein ist seiend,
Aber die Kreaturen im Werden und Vergehen
Sind nicht seiend, sondern nichtig.

Aber da sehen wir auch den frommen Heraklit,
Er bringt sein Diplom der Philosophie
In den Tempel der Artemis von Ephesos
Und spricht: In allem Werden und Vergehen
Und in der Natur geheimnisvoll offenbar
Ist der göttliche Logos,
Die göttliche Allvernunft
Ist immanent dem Kosmos.

Philon studierte in Alexandria
In der Bibliothek der Weisheit
Und betete täglich, morgens und abends,
Zum Gotte Abrahams, Isaaks und Jakobs.

Gott der Ewige ist der Ewige Vater,
Der göttliche Logos ist der Liebling Gottes.
Im Anbeginn der Schöpfung
Spielte der Liebling, der göttliche Logos,
Spielte vor dem Antlitz des Ewigen Vaters,
Gottes Liebling,
Gottes Pflegekind und Gottes Hätschelkind,
Spielte vor dem Antlitz des Vaters
Und baute aus ungeformtem Stoff
Und dem wilden Tohuwabohu der Elemente
Einen geordneten Kosmos
Und brachte das Schmuckstück
Des geordneten Kosmos
Dem Ewigen Vater dar
Und übergab die ganze Welt dem liebenden Vater.

Der Ewige Vater schaute
Voll Liebe auf seinen Liebling,
Sein Hätschelkind, den göttlichen Logos,
Und nahm das Schmuckstück
Des Kosmos entgegen
Vom Werkmeister Logos,
Dem geliebten Hätschelkind Gottes des Vaters.


9

Johannes hat gefastet,
Tag für Tag gefastet in der Wüste,
In der Einsamkeit der Wüste,
Nur vor Einbruch der Nacht
Aß er einige Heuschrecken, etwas Honig wilder Bienen.
Er war nicht berauscht in der Nacht,
Es war, als ob er nichts als Tränen trinke,
Tränen der Buße.

Johannes hat auf der Flöte gespielt
Und Klagelieder gesungen,
Klagelieder über den Tod,
Den letzten Feind, den Tod,
Doch die Menschen auf den Märkten
Haben nicht geweint bei seinen Klageliedern.

Daß überall das Ehebett befleckt wird,
Beklagte er und klagte die Reichen an,
Das hat ihn seinen Kopf gekostet.
Die Reichen sprachen beim Bauchtanz des Mädchens:
Johannes ist ein Teufel,
Gott ist groß, so tötet Johannes!

Jesus hat sehr gerne Fisch gegessen,
Am Lagerfeuer gegrillten Fisch,
Und Jesus liebte den Braten des Lammes
Zu Kräutern und weißem Brot
Und den Käse vom Schaf und von der Ziege,
Und Jesus liebte es, roten Wein zu trinken,
Auf der Hochzeit von Kana
War der Wein schon ausgegangen,
Weil Petrus und Markus so viel getrunken,
Und Jesus machte neuen Wein,
Sechs Fässer voll mit bestem Wein.

Und Jesus trank nicht nur
Mit Petrus und Markus,
Sondern Jesus trank auch Wein
Und Schaumwein mit Magdalena.

Er schämte sich nicht, mit Huren zu sprechen
Und Huren liebevoll zu berühren.

Da sprachen die scheinheiligen Heuchler:
Jesus ist nicht Gottes Sohn,
Er ist ein Fleischfresser, ist ein Weinsäufer,
Ein Freund der Huren.

So schlugen sie ihn ans Kreuz.

Sophia aber ist gerechtfertigt worden
Durch die Werke ihrer Kinder.


10

Simon der Magier sprach:
Ich bin die Kraft Gottes,
Vor Anbeginn der Zeit
War ich vereinigt mit meiner Braut,
Der schönen Helena,
Denn meine Braut ist Frau Weisheit,
Frau Weisheit, die Göttin,
Beging im Himmel eine Sünde
Und fiel in die Materie
Und kam in den Kerker des Körpers
Und ward geboren in Sparta
Als Helena, die schöne Königin,
Ward wiedergeboren in Tyrus
Als Helena, die schöne Hure,
Dort fand ich sie im Freudenhaus,
Ich, Kraft Gottes, erlöse meine Hure
Und führe sie wieder heim in den Himmel,
Indem ich, Kraft Gottes,
Mich in einem Hieros Gamos
Vereinige mit der Hure Sophia-Helena.

Der heilige Paul aber schrieb
In einem Brief an die Gemeinde
Der liebenden Frauen
Im Hafen von Korinth.

Gottes Kraft und Gottes Weisheit
Ist Jesus Christus allein.
Gottes Weisheit hat keine Sünde begangen,
Gottes Weisheit ist nicht gefallen in Sünde,
Gottes Weisheit ist nicht erlösungsbedürftig,
Gottes Weisheit ist selbst die Erlöserin!
Gottes Weisheit ist ins Fleisch gekommen,
Aber nicht infolge ihres Sündenfalles,
Sondern aus gnädiger Liebe
Ist sie ein Mensch geworden,
In allem uns anderen Menschen gleich,
Ausgenommen die Sünde,
Auf dass die Pneumatiker,
Anders als die Somatiker
Und anders als die Psychiker,
Auf dass die Pneumatiker
In der Pistis sich vereinigen
Mit Gottes Weisheit,
Auf dass nicht mehr das Ego lebt
Des Pneumatikers selber,
Sondern dass Gottes Sophia lebt
Ihr Leben in der Seele des Pneumatikers.

Diese Sophia Gottes ist aber
Der gekreuzigte und auferstandene Christus.
Denn Christus ist die Sophia Gottes,
Die ich verkündige in der Torheit meiner Predigt.


11

Ich war in der Verbannung,
In der Einsamkeit
Auf einer Insel im Archipelagos,
Da sah ich, und siehe,
Der Himmel tat sich auf
Und ein Weib erschien,
Ein himmlisches Weib!

Ich sah das himmlische Weib,
Ich sah sie in ihrer Schwangerschaft,
Doch, ach, ich musste leider auch sehen,
Wie der Satan dem schwangeren Weibe nahte
Und das göttliche Kind
Im Schoße des himmlischen Weibes
Ermorden wollte
In einem apokalyptischen Abort,
In einem apokalyptischen Holocaust.

Der Erzengel Michael,
Der ritterliche Diener der himmlischen Frau,
Schützte das himmlische Weib
Und so ward geboren das göttliche Kind.

Das himmlische Weib floh vor dem Satan
In die Wüste der Einsamkeit
Ein Jahr und noch zwei Jahre und ein halbes Jahr
Und die schwarze Mutter Erde
Half dem himmlischen Weib,
Denn als der Satan
Wie ein scharlachroter Drache
Feuer spuckte,
Da löschte die schwarze Mutter Erde
Das Feuer der satanischen Schlange
Mit den breiten Strömen ihrer Liebe.

Sankt Michael aber, der Erzengel Gottes,
Verjagte den Satan aus dem Himmel.
Der Satan, geworfen in den Staub,
Verfolgte die Jünger der Frau,
Die luziferische Schlange
Versuchte zu beißen
Die Jünger der Frau in die Ferse.

Aber das himmlische Weib
Wird mit ihren bloßen Füßen
Der Schlange den Schädel zertreten,
Und zusammen mit dem himmlischen Weib
Werden die Jünger des Lammes
Über den roten Drachen triumphieren
Durch das Blut
Des Martyrium ihres Herzens.


12

Ich sah einen strahlenden Engel,
Einen himmlischen Engel der Schönheit,
Da wollte ich niederfallen zur Erde
Und zu Füßen des Engels,
Anzubeten diesen Engel der Schönheit,
Aber der Engel sprach leise,
Lieblich lächelnd voller Sanftmut und Demut:
Bete nicht mich an, bete Gott an,
Ich bin nur Diener wie du.

Und da zeigte mir der Engel
Die Vision der himmlischen Stadt
Aus Gold und Glas
Und weißem Marmor
Und Jaspis, Jade, Nephrit,
Saphir und Lapislazuli,
Onyx und Smaragd,
Chrysolith und Chrysopras
Und Aquamarin und Amethyst.

Und ich sah vom Himmel kommen
Ein Weib, geschmückt mit Liebreiz,
Wie eine Braut für ihren Bräutigam.
Die himmlische Braut kam vom Himmel
Zur Erde hinab
Zu den Jüngern des Lammes.
Sie war die himmlische Nymphe,
Die Nymphe des Lammes,
Gekleidet in weiße Schleier,
Transparent wie transparente weiße Jade.

Und ich sah die himmlische Hochzeit
Des Lammes und der Nymphe des Lammes.
Ich sah das himmlische Hochzeitsmahl
Und die alten, geläuterten Weine,
Die Speise der Engel, das Manna.

Ich sah das himmlische Weib,
Die Nymphe des Lammes,
In weißen Schleiern,
Transparent wie transparente weiße Jade,
Im Garten Eden, im Paradiese.

Da waren Bäume des Lebens
Mit den sommerlichen Feigen.
Da waren breite Ströme
Der Fluten der Liebe.

Und ich aß vom verborgenen Manna
Und Jesus schenkte mir den Morgenstern.


13

Als Mutter Monika starb,
Da schaute Augustinus
Die göttliche Weisheit.

Was haben die Kirchenväter gesagt:
Wer ist Sophia
In der Allerheiligsten Dreifaltigkeit?

Ist die Weisheit der Heiligen Schrift
Das Wesen des Heiligen Geistes,
Der Ruach ha kadosch?

Oder ist die Weisheit der Heiligen Schrift
Christus, Gottes Weisheit und Kraft,
Die menschgewordene Weisheit?

Oder ist die Weisheit der Heiligen Schrift
Eine Hypostase Gottes,
Des Allweisen, der allein weise ist?

Augustinus sprach von Sophia
Als der Sophia des Vaters,
Der Schöpferin, die die Welt erschaffen,
Als der Sophia des Sohnes,
Der Erlöserin, die die Menschheit befreit,
Als der Sophia des Heiligen Geistes,
Der heiligmachenden Gnade im Herzen.

O Sophia des Vaters,
O Sophia des Sohnes,
O Sophia des Heiligen Geistes,
Du bist eine göttliche Sophia!

Denn dreifaltig ist die Gottheit
In den drei Personen
Des Vaters und des Sohnes
Und des Heiligen Geistes.

Aber Eine Gottheit glauben und bekennen wir,
Denn das Eine göttliche Wesen
In den drei Personen
Des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Ist die Eine göttliche Natur,
Die Eine Gott-Natur Sophia.

O, wer schaute die Eine,
Die einzige Gott-Natur,
Die göttliche Weisheit, Hagia Sophia,
Als Jungfrau-Mutter
Und pries sie als die Eine Wesenheit,
Divina Essentia?


14

Was kann man von der Sophia increata sagen?
Die Sophia des Vaters
Gebiert in Ewigkeit aus ihrem Schoß
Die Sophia des Sohnes,
Und die Sophia des Vaters
Und die Sophia des Sohnes
Sind in Ewigkeit
In liebender Umarmung,
Umarmt von der Sophia des Heiligen Geistes.

Ein kleiner blonder Knabe
Saß am Strand des Meeres
Und versuchte, mit einer Muschel
Das Meer auszuschöpfen,
So versuchte auch der Afrikaner Augustinus
Mit seinem begrenzten menschlichen Denken
Die Trias der Sophia zu erkennen.

Die Sophia des Vaters
Nahm die Sophia des Sohnes
Wie einen Becher in die Hand
Und goss in den Becher der Sophia des Sohnes
Den feurigen Wein der Sophia des Geistes,
So wollte die Sophia des Vaters trinken,
Aber im Übermaß
Der Trunkenheit Sophias
Floss der feurige Wein über
Und so ward die Schöpfung geschaffen.

O, in der Morgenröte der Schöpfung
Taucht aus dem Meere des Tohuwabohu
Die Sophia creata,
Die Mutter des Universums,
Die Königin des Kosmos,
Die Mutter der Menschheit,
Die Frau aller Völker,
Die Königin meines Fleisches.

Ich liebe dich, Sophia creata,
Maria der Meere,
Meergeborne Königin der Liebe,
Meergeborne Königin der Schönheit,

Du bist die Idee der Schöpfung,
Du bist die Idee der Humanität,
Dich verehren die Edelsteine
Und dich verehren die Blumen,
Rosen und Lotosblumen,
Herrin der wilden Tiere,
Dich verehrt der erste Mensch,
Du Erlöserin Adams!


15

Geliebte Sophie,
Du bist ein Hauch
Der göttlichen Kraft,
O blase oft mich an,
Auf dass mein Leben erwacht,
Auf dass meine Liebe erglüht,
Angeblasen von dir,
Du Hauch der göttlichen Kraft.

Wer ist denn die göttliche Kraft?
Geliebte, die Mutter India preist
Die göttliche Kraft
Als göttliche Shakti.

Geliebte Sophia, du bist
Ein lichter Ausfluss
Des Pantokrators,
Eine leuchtende Emanation
Des allweisen Herrn,
Ein fließendes Licht der Gottheit,
Ein Gnadenstrom
Vom Schoße des liebenden Vaters.

Geliebte Sophia, du bist
Die Unbefleckte,
Immaculata,
Kein Befleckter dringt in dich ein,
Ganz rein bist du,
Die vollkommene Pure,
Kein Sünder dringt ein
In deinen makellosen Schoß,
Den Schoß der heiligsten Puren.

Sophie, du bist, Geliebte,
Ein strahlender Abglanz
Des ewigen Lichts,
Dein selig zu schauendes Antlitz
Ist das lieblich strahlende Antlitz,
Das spiegelt das Antlitz Gottes.
Dein Antlitz, Geliebte,
Ist das menschliche Antlitz Gottes,
Ja, kühn bekenn ich,
Geliebte, dein strahlendes Antlitz
Ist das feminine Antlitz Gottes!

Geliebte Sophia, du bist
Ein fleckenloser Spiegel
Der göttlichen Schönheit.
In deinem Licht, Geliebte,
Schaue ich das Licht
Der göttlichen Schönheit.


16

So reden die Herren Theologen:
In den Büchern der Weisheit,
Noch ganz dem alten Bunde verhaftet,
Erscheint Frau Weisheit.
Die menschlichen Schriftsteller
Sahen in Alexandrien
Die ägyptische Mysterienreligion
Um die Mondgöttin Isis
Und schufen durch Bearbeitung
Alter Hymnen an die Muttergöttin
Die dichterische Personifikation
Der Lady Wisdom.

Gottes Weisheit wird von den Theologen
Eine Hypostase genannt.
Ich fragte den Priester: Herr Pfarrer,
Darf ich zu einer Hypostase Gottes beten?
Der Pfarrer sprach:
Du spreche von Hypostatischer Union,
Der Herr Jesus Christus ist
Ein wahrer Gott und wahrer Menschen,
Der Sohn des Vaters.

Nun finden wir im Alten Testament
Our Lady Wisdom
Als Mutter
Und junge Braut.
Ja, Throngenossin Gottes
Wird sie genannt in der Schrift.
Doch ist sie keine Göttin,
Keine Göttin neben Gott.

Sie ist eben
Nur eine dichterische Personifikation,
Pure Poesie von Hagiographen.

Wer ist denn die Mutter,
Wer ist denn die junge Braut?
Die allerseligste Jungfrau Maria
Ist die Braut des Heiligen Geistes
Und die Gottesmutter Maria
Ist die Mutter Christi und Mutter der Christen.

Aber ein heidnischer Irrglaube ist es,
Gott als Mutter anzubeten,
Das tun die heidnischen Hinduisten.
Gott ist nicht weiblich,
Gott hat kein Geschlecht,
Sondern Gott ist Vater
Und Sohn
Und Geist.

Dies ist die Lehre der Theologen.


17

Ich kenne einen Mann,
Der fastete sehr streng
In strenger Klausur,
Der hörte die Worte der Byblia
In den Büchern der Weisheit
Und gleich verliebte er sich in Sie,
In Sie, die Ewige Weisheit,
Er suchte nach einem Bild von ihr,
Der allervollkommensten Schönheit,
Und diente ihr, der Ewigen Weisheit,
Wie ein Minnesänger
Seiner unerreichbaren göttlichen Dame.

Ich kenne einen Mann,
Der sah als Kind
Die Ewige Weisheit,
Dagegen war die irdisch Geliebte
Doch nur ein dummes Ding,
Wie die geliebte Amme sagte.
Dieselbe Ewige Weisheit
Sah der Mann in der Bibliothek
Bei seinem Studium.
Dieselbe Ewige Weisheit
Rief ihn in die Wüste,
Wo er im Morgenglanz der Ewigkeit
Die göttliche Weisheit schaute
In einer unaussprechlichen Vision.

Ich kenne einen Mann,
Ach Gott, ich leider bin ich,
Der betete: O Sophia,
Wenn du wirklich bist und lebst
Und göttliche Person bist und Gebet erhörst,
Dann schenke mir bitte
In drei Tagen
Eine Ikone von dir, o Hagia Sophia.
Drei Tage später
Besaß ich die Ikone
Der Hagia Sophia von Nowgorod.

Ich ging allein einen langen Weg
Und betete: Hagia Sophia,
Soll ich dich singen wie der russische Dichter?
Rußlands Venus, leidenschaftslos rein,
So sang dich der russische Dichter.
Da sah ich an einer steinernen Mauer
Geschrieben den Namen: Sophia!


18

Die politischen Machthaber hatten
Den Philosophen eingesperrt
In eine einsame dunkle Zelle,
Da saß er in seinem Verließ,
In seinem Verließ aus Katastrophe,
Und weinte heiße bittere Tränen
Und klagte vor dem Herzen Gottes
Über die Ungerechtigkeit der Welt,
In der die Bösen glücklich sind,
Die Gerechten aber vieles leiden.

Da trat in seine dunkle Zelle,
In sein finstres Verließ der Einsamkeit
Die göttliche Philosophie,
Den einsamen Philosophen
Durch ihre allerheiligste Nähe zu trösten.

O Trost der göttlichen Philosophie!
Was sprach denn die göttliche Philosophie?
Ihr müsstet sie sehen,
Wie sie saß auf seinem Lager
Und er zu ihren Füßen kniete
Und staunte sie an.
O Staunen, Anfang der Weisheit!

Da sprach die göttliche Philosophie
Und ihre Stimme war
Wie das Schmachten einer Nachtigall
Und wie das Flötenblasen einer Bacchantin:

Mein Freund, das Höchste Gut
Ist allein die ewige Glückseligkeit!
Strebe du allein
Mit aller glühenden Sehnsucht
Nach dem Glück in Ewigkeit!

Oh, délice éternelle!
Oh, plaisir d’amour éternelle !
So seufzte der Philosoph.

Die göttliche Philosophie
Sprach wie aus einer anderen Welt:
Das Böse ist Nichts,
Das Ewige Sein allein ist dein Ein-und-Alles,
Das absolute Sein.

Leise lächelte die göttliche Philosophie:
Das Böse ist Nichts,
Das begreife, mein Freund,
Wie der Adler seinen Raub ergreift.

Das Ewige Sein allein
Ist deine Glückseligkeit in der Ewigkeit!


19

Die göttliche Philosophie
Erbarmt sich des Philosophen.

Wie gewinnt der Philosoph
Die göttliche Philosophie?
Er muß hinab in die dunkle Nacht
Und dort am Kreuz
Wird ihm göttliche Weisheit eingegossen!

O der Nächte!
O des täglichen Sterbens!
Ach, mein Gott, wann sterbe ich,
Auf dass ich endlich nicht mehr sterbe!

Aber die göttliche Philosophie
Erbarmt sich des Philosophen
Wie eine Mutter der Barmherzigkeit,
Wie eine barmherzige Mutter.

Ich sah die mütterliche Weisheit,
Sie legte mich an ihre Brust.
O Mutter, göttliche Mutter,
Ich preise deinen erbarmenden Busen!

Ich weiß nicht, wie,
Doch ward mir eingegossen
Die süße Muttermilch des Trostes.
Strömte die Milch des Trostes
Aus ihrem barmherzigen Busen?
Oder strömte die Honigmilch des Trostes
Aus ihren lächelnden Augen,
Augen eines himmlischen Mondes,
Augen einer sanften Mutterkuh?
Oder strömte die weiße Milch des Trostes
Von der weißen Perlenschnur
Der Zähne ihres lächelnden Mundes,
Ihres küssenden Mundes,
Als sie mich küsste
Mit den Küssen ihres Mundes,
Mit ihren lieblichen Lippen?

Ja, Gott wird eine Große Mutter sein
Und stillen den leidenden Philosophen,
Gott wird eine Große Mutter sein
Und Ruhe spenden der armen Seele
Am barmherzigen Busen Gottes.

O Mutter, o Mutter, o Mutter,
Die ganze Weisheit meiner Philosophie
Ist, dass ich die ganze lange Nacht lang
Nur immer lalle wie ein Kind vor Gott:
O Mama, o Mama, o Mama!


20

Bevor der Urkeim der Materie
Sich entwickelte,
Bevor die kosmischen Nebel
Ihre Sterne streuten in die Nacht,
Bevor die Galaxien
Sich formierten,
Bevor die Milchstraße
Ihren weißen Sternenstrom
Ausgoss durch die Nacht,
Bevor die Sonne
Und die Planeten
Sich zueinander gesellten,
Bevor die schwarze Mutter Erde
Aus dem blauen Meere tauchte,
Vor Anbeginn von Zeit und Raum
War die Hagia Sophia
Bei Gott, bei Jahwe Elohim,
Als Gottes Throngenossin,
Als Gottes Lieblingin.

Die Hagia Sophia scherzte
Vor Jahwe Elohim
Und spielte ihre Spiele der Liebe
Und tanzte vor dem Herrn
Und Sie war Sein Entzücken,
Sie war Sein Ergötzen,
Tag um Tag in Ewigkeit
Und Nacht um Nacht in Ewigkeit
Ergötzte sich Jahwe Elohim
An Seiner Geliebten Sophia.

Jahwe Elohim plante im Geiste
Den Bau des Kosmos
Und bat die Hagia Sophia
Als Gottes Architektin,
Den Bau des Kosmos auszuführen.

O wie groß ist Gottes Haus,
Wie unermesslich groß das Universum,
Alle die unzählbaren Universen,
O wie groß ist das All!
Das alles hat geformt und gebildet
Die Meisterin Hagia Sophia.

Sie ist die Meisterin und Zimmermännin,
Die das Haus Gottes gebaut,
Sie ist die heilige Architektin,
Die den Bau des Kosmos errichtet.

Gottes Geliebte, die Meisterin,
Göttliche Zimmermännin,
Göttliche Architektin,
Ist die Cosmiarcha:
Creatrix ex nihilo!


21

Den Wind kannst du nicht sehen,
Doch hörst du das Rauschen des Windes
Und siehst den Wind die Blätter bewegen.

Du musst aber neu geboren werden
Im Geist, und fragst du mich,
Ob du zurück sollst in den Schoß deiner Mutter,
So sag ich: Nicht in den Schoß der leiblichen Mutter,
Doch lass dich neu gebären von Gottes Schoß!

Willst du aber sehen
Das Antlitz des Heiligen Geistes?

Der Heilige Geist ist fruchtbar
Und bringt das neue Leben hervor,
Der Heilige Geist brütet Leben aus
Wie eine brüstende Taube,
Der Heilige Geist tröstet wie eine Mutter
Und trocknet die Tränen des Gotteskindes,
Der Heilige Geist inspiriert
Wie die Muse den Dichter inspiriert,
Der Heilige Geist entflammt, begeistert,
Entzündet die Flamme der Liebe,
Wie eine schöne geliebte Frau
Den liebenden Mann entflammt und begeistert.

In allen diesen weiblichen Tugenden
Des Heiligen Geistes als der Mutterliebe Gottes
Erkennst du die Ewige Frau.
Und wer ist die Ewige Frau?
Sie ist Sophia creata,
Sie, die Ewige Frau der Menschheit,
Die einst Maria von Nazareth war.

So schaue dir an das Antlitz
Unserer Lieben Frau,
Sie ist die Braut und Wohnung des Heiligen Geistes,
Sie ist die Einwohnung des Heiligen Geistes,
Sie ist das Brautgemach des Heiligen Geistes,
Sie ist die Ikone des Heiligen Geistes.

Ja, Unsere Liebe Frau,
Durch des Heiligen Geistes Beiwohnung
Ist sie die Ikone des Geistes geworden,
Der Mutterliebe Gottes.

Liebst du aber Unsere Liebe Frau
Wie ein Mann seine Geliebte liebt,
So wirst du erkennen
Eloah wie eine Geliebte!


22

Nehmt der Königin alle Kleider,
Ob sie auch sieben Schleier fallen ließ,
So trägt sie doch noch die Krone,
Die goldene Krone der göttlichen Königin,
Und ob auch schief die Krone auf ihrem Haupte sitzt,
Weil trunken die Königin ist
Und verrückt vor Liebe!

Das sah ich, doch verstehen kann ich es nicht.

Allerdings sagen die genialen Visionäre,
Die Sophia-Torah
Ist die transzendente Herrscherin,
Größer als alle Universen,
Die Gesetzgeberin,
Die göttliche Herrscherin,
Die den ganzen Kreis des Weltalls
In ihren Armen hält,
Die völlig souveräne Majestät,
Die der Natur in ihrer Entwicklung
Die Gesetze vorgibt
Und doch selber über den Gesetzen steht
Als absolutistische Alleinherrscherin,
In einer universalen Autokratie
Der göttlichen Allherrscherin Weisheit!

Doch ist die Gottheit nicht allein
Die Seele der Seele der Natur,
Sie ist auch Alpha und Omega
Der Geschichte der Menschheit,
Welche von der Weisheit bestimmt ist
Zur Heilsgeschichte der Menschheit.

So ist der Urmensch Adam
Am Anfang allein mit Sophia,
Aber nachdem die schöne Eva wollte
Selber Gott sein,
Verließ die Weisheit den Menschen nicht,
Sondern war die Braut der Patriarchen,
Die Inspiration der Propheten.
Die göttliche Weisheit offenbart sich
Im mosaischen Gesetz,
Im Psalter Davids
Und in den Weissagungen aller Propheten.

Schließlich ist die Weisheit auf Erden erschienen,
Nahm Fleisch an von Maria,
Starb und erstand und fuhr gen Himmel,
Alle nach sich zu ziehen
Zum Omegapunkt
Des Universums und der Menschheit,
Da Gottheit alles in allem sein wird!


23

Lerne erst Maß zu halten
Und deinen Hunger des Fleisches
Und das verzehrende Dürsten des Blutes
Zu beherrschen durch deinen Geist,
Gib nicht dem sexuellen Appetit
In allem seinem Begehren nach,
Denn die Begier des Fleisches ist unersättlich
Und die Augen in ihrer Augenlust
Sehen sich nicht satt an den Reizen
Und die Eitelkeit des Menschen der Welt
Macht dich zum Narren, folgst du ihr nach.

Dann sprich dir selber Mut zu
Und höre auch auf die Stimme
Der Mutter der schönen Liebe:
Nur Mut, nur Mut, geliebte Kinder!
Denk an die Brüder,
An die Krieger der Jungfrau,
Und steh deinen Mann im Kampf,
Im Krieg zwischen Gut und Böse,
Sei bereit zu deinem Martyrium!

Dann erwerbe dir Klugheit
Und bitte den göttlichen Geist
Um die Gabe der Wissenschaft,
Laß dich von Gott erleuchten,
Die Vernunft erleuchten durch den Glauben,
Der offenbart ward.

Lebst du maßvoll im Körper,
Bist du mutig im Herzen,
Bist du klug im Geist,
So wird die Jungfrau Sophia
Dich Josef den Gerechten nennen!

Steh fest in deinem Glauben,
Folge keinen andern Religionen
Und keinen andern Philosophien
Und keinem närrischen Mystizismus,
Sondern nimm gehorsam
Den gottgeoffenbarten Glauben an,
Nicht nur in einzelnen Teilen,
Sondern die Fülle der absoluten Wahrheit.

Die Hoffnung ist ein junges Mädchen,
Überaus reizend tanzt sie dir voran
Und zeigt dir himmlische Wonne,
Freuden, Genüsse, köstliche Seligkeiten!
Folge ihr und lass dich verführen
Vom himmlischen Mädchen Hoffnung
Zur Verschmelzung mit der Gottheit!

Aber die Liebe, Brüder und Schwestern, die Liebe!
Die Liebe bleibt in Ewigkeit!
Sie, die wahre, selbstlos schenkende Liebe,
Die göttliche Caritas lebt in Ewigkeit
Und im siebenten Zimmer
Liegt die göttliche Caritas
Im Ehebette Gottes und wartet auf dich!


24

O Sophia creata,
Du Immaculata Maria,
Du bist die Mutter des Lammes,
Selber unschuldig wie ein Lamm,
Selber demütig wie ein Lamm,
Selber sanftmütig wie ein Lamm,
Selber friedfertig wie ein Lamm,
Führst du alle deine Kinder,
O Mutter des Menschengeschlechts,
Zum Lamm im Garten von Nazareth,
Zum Lamm im Garten der Flora,
Mit dem Lamm zu spielen.
Mutter und Königin,
Wer sich in seinen Sünden
Fürchtet vor Gott,
Dem zeigst du die Liebe Gottes
In Gestalt eines kleinen Lämmleins,
Das mit den Kindern spielen will.

O Sophia creata,
Immaculata Maria,
Bei deiner Unbefleckten Empfängnis,
Unvergewaltigte Jungfrau,
Virgo intacta,
Du führst den Mann, der dir vertraut,
Zur mystischen Hochzeit des Lammes.
Aber was sehe ich?
Ich sehe die Braut des Lammes,
Ich sehe die himmlische Nymphe
In dem Palast des ewigen Königs.

Sophia hat ihr Mahl bereitet,
Das Lamm ist geschlachtet,
Der Wein ist gekeltert.
Dieweil ich speise das Fleisch des Lammes,
Feire ich mystische Hochzeit
Mit der Hagia Sophia
Im Palast des ewigen Königs.

Unbefleckte Empfängnis,
Du bist die Pforte zur mystischen Burg,
Die Hagia Sophia
Wohnt in der mystischen Burg,
In der mystischen Burg
Des ewigen Königs von Jerusalem.

Im siebenten Gemach der mystischen Burg
Liegt die Hagia Sophia im Bett
Und feiert die Hochzeit mit mir.


25

O Sophia creata,
Liebliche Mutter Maria,
Du bist die heilige Mutter-Braut,
Denn zwar bist du die Mutter Gottes,
Doch bist du auch die Braut Christi.
Nicht allein Braut bist du,
Verlobte Christi,
Sondern mystische Ehefrau,
Darum nannte der Erlöser dich auch Frau.

So sprach er auf der Hochzeit von Kana:
O Frau, was ist das zwischen dir und mir?
Und gemeinsam wirkten
Die Frau und der Herr
Das Wunder der Wandlung
Von Wasser in Wein,
Von Tränen in Freude.
Und wie der Herr den Wein verwandelt
In sein mystisches Blut,
So verwandelt die Frau
Ihre Tränen in blutige Tränen.

O liebliche Mutter Maria,
Du mystische Ehefrau Christi,
Als Christus starb am Kreuze,
Da war sein letztes Wort: O Frau,
Sieh dort den Jünger, den ich liebe,
O Frau, sieh deinen Sohn,
Sieh deinen Sohn Jesus in dem Jünger
Und nehme den Jünger als Sohn an
Und liebe den Jünger so,
Wie du deinen Jesus liebst.

Und was tat der Jünger,
Den Jesus liebte?
Er nahm Maria in sein Haus auf,
Er nahm Maria auf in sein Eigentum,
Er nahm Maria auf in sein Inneres,
Er nahm Maria auf in seinen Geist,
Daß sie ihm die göttliche Weisheit schenke,
Er nahm Maria auf in sein Herz,
Daß sie ihm allzeit Lebensmut schenke,
Er nahm Maria auf in sein Fleisch,
Daß sie alles Begehren des Fleisches mäßige
Und zähme den geilen Bruder Esel,
Er nahm Maria auf in seine ganze Person,
Daß er durch ihre Hilfe zum Gerechten werde,
Ja, zum Gerechten wie Josef.

Maria sprach zum Lieblingsjünger:
Ich nenne dich nicht mehr Johannes, mein Sohn,
Ich nenne dich jetzt Josef, mein Mann!


26

Was die Theologen Vater nennen,
Die erste göttliche Person gebiert
In Ewigkeit die zweite göttliche Person,
Die von den Theologen Sohn genannt wird,
Und die Liebesvereinigung
Zwischen den zwei göttlichen Personen
Ist die göttliche Person der Liebe,
Von den Theologen Heiliger Geist genannt.

Der Heilige Geist aber
Ist die Fruchtbarkeit Gottes.
Zwar zeugt der Heilige Geist
Keine vierte göttliche Person,
Doch der Heilige Geist zeugt
Im unbefleckten Schoß Marias
Und so wird der Heilige Geist
Fruchtbar in der fruchtbaren Mutter
Und zeugt die heiligen Seelen,
Die Myriaden andern Christusse,
Welche wahrhaftig Christen sind.

Durch die Überschattung Mariens
Durch den Heiligen Geist,
Durch die Erfüllung Mariens
Mit göttlicher Kraft,
Zeugt der Heilige Geist
In der heiligen fruchtbaren Mutter
Den Gottmenschen
Und nicht den Gottmenschen allein,
Sondern durch die Eingießung
Göttlicher Kraft des Heiligen Geistes
Wurde die heilige Mutter
Der göttlichen Fruchtbarkeit
Mutter von Menschengöttern
Und Menschengöttinnen auch.

Darum ist Maria,
Die wahre Magna Mater,
Die heilige Mutter der göttlichen Fruchtbarkeit,
Nicht allein die Gottesmutter,
Sondern auch die mystische Göttermutter.

Denn Gott ist Mensch geworden
Im Schoß der Magna Mater,
Auf dass im Schoß der Magna Mater
Die Menschen Götter werden.

Maria, die Mutter Christi,
Maria, die Mutter der Christen,
Maria ist Mutter Gottes
Und Mutter der Götter auch.


27

Wenn ich bekenne, Maria,
Daß du die Mittlerin bist,
Die Mittlerin zu Gott,
Die Mittlerin aller Gnaden,
Künden die Protestanten
Mir die Freundschaft auf.

Wenn ich bekenne, Maria,
Daß ich erwarte
Von der heiligen Kirche,
Daß sie nach dem Karmelfest
Das Dogma noch verkündet,
Daß du unsre Fürsprecherin,
Unsre Gnadenmittlerin
Und Miterlöserin bist,
Werde ich als übereifriger
Marienverehrer
Von den säkularisierten
Katholiken belächelt.

Aber ja doch, selbstverständlich
Bist du die Miterlöserin
Mit dem einzigen Erlöser der Welt!
Wer das nicht glaubt und bekennt,
Hat den katholischen Glauben nicht verstanden.

Vereint mit der Miterlöserin
Sind die wahren Katholiken berufen,
Selber Miterlöser zu sein,
Miterlöser in der Miterlöserin,
Denn der einzige Erlöser der Welt
Erlöst die Welt
Und bringt die Erlösung in die Welt
Durch seinen mystischen Leib.

Aber ich darf auch sagen
Mit meiner guten treuen Freundin
Teresia Benedicta a Cruce,
Daß du nicht allein Miterlöserin bist,
Sondern wahrhaft Erlöserin.

Und das tröstet meine Seele,
Denn meine Seele braucht
Eine Erlöserin, die mich erlöst.
Und die nur sterblichen Frauen
Erhören meine Gebete nicht.
Aber Maria, die Ewige Frau,
Sie eilt herbei,
Sie ist mein Beistand,
Sie ist meine Mittlerin zu Gott
Und sie ist die Erlöserin meiner Seele.


28

Sophia Creata,
Du erstgeschaffene Jungfrau,
Du erstgeborene Tochter Gottes,
Maria, Morgenröte der Schöpfung,
Du erwartest mich
Und alle Erlösten am Ende der Zeit.

Ja, Sophia creata,
Du bist nicht Göttin, du bist Geschöpf,
Doch du bist ein besondres Geschöpf,
Denn du bist ein ungefallnes Geschöpf,
Sündlos, rein, vollkommen,
Ganz im Bilde Gottes geblieben
Von Anfang bis Ende.

Alle Schöpfung, von der wir wissen,
Daß alle Kreaturen seufzen,
Stöhnen und ächzen
Nach der Erlösung
Und der Offenbarung der Söhne
Und Töchter Gottes,
Sehen in dir, Sophia creata,
Den Inbegriff der Neuen Schöpfung,
Der erlösten Schöpfung.
Du gehst der Schöpfung voran
Und bist das Ideal der Schöpfung,
Vollkommen mit Gott vereintes Geschöpf,
Das Ziel der Schöpfung,
Denn alle Schöpfung will werden wie du,
Maria-Sophia creata.

Und die Kirche, die Kirche,
Ich rede von Christi einziger Braut
Und nicht von den Sekten der Ketzer,
Die einzige Kirche, die einzige Braut
Des einzigen Herrn und Erlösers,
Sieht in dir, du Frau der Offenbarung,
Ihr perfektes Ideal.
Zwar ist die Kirche Jungfrau,
Als Jungfrau Braut des Herrn,
Zwar ist die Kirche Mutter,
Als Mutter die Mutter der wahren Christen,
Aber du bist die vollkommene Jungfrau,
Du bist die vollkommene Mutter,
Perfekte Mutter aller Mutterschaft,
Jungfrau der Jungfrauen,
Maria, unsre süße köstliche Mutter!

Du gehst der Kirche voran,
Galionsfigur des Fischerkutters Petri,
Du leuchtest als Auferstandene
Den Katholiken auf als Ideal,
Auf dass der Gläubige werde, was du bist,
Auferstanden, mit Gott vereinigt!


29

So wie wir bisher gesungen
Von unsrer Schwester und Freundin
Hagia Sophia,
Und Hildegard von Bingen
Hat mir schon manchmal geholfen,
So will ich jetzt singen
Die schöne Caritas Gottes.

Nämlich in der Wohnung Gottes
Sind sieben Gemächer,
Aber das siebente Gemach
Ist Gottes Schlafgemach,
Dort steht das Ehebett Gottes,
Ein breites Doppelbett
Für zwei Personen,
Die vereint sind in Liebe.

Ich weiß nicht, ob die Kissen und Decken
Weiß sind wie die Reinheit,
Rot sind wie die feurige Liebe,
Aber heute steht mir
Vor den Augen des Herzens
Das Ehebett Gottes
Mit Decken und Kissen
Rot wie die feurige Liebe,
Wie die Passion des Herrn.

Dort liegt Caritas
Im Ehebette Gottes,
Ganz vereinigt mit Gott,
Ewig vereinigt mit Gott,
Vereinigt, ja, verschmolzen,
Gott hat sich ergossen
In die Caritas
Und Caritas hat sich hingegeben
In Ganzhingabe an Gott.

Gott und seine geliebte Caritas
Sind in totaler Entblößung
Und Selbstentäußerung
Und Ganzhingabe schenkender Liebe
Eins geworden,
Denn wie Jesus einmal sagte:
Ich und der Vater sind eins,
So sind Gott und seine Caritas eins,
Nicht nur in Vereinigung,
Sondern im Einssein.

O Caritas, o Caritas,
O nackte Caritas,
O bloße Caritas,
Auch ich will in dein Bett, o Caritas,
Auch ich will in das Ehebett Gottes!


30

Gott ist unergründlich Eines,
Unbegreifbar, unbeschreibbar,
En-Soph genannt, das Unendliche.

Aber Gott offenbart sich
In zehn Sephirot.
Die der Welt am nächsten stehende
Sephirot ist Schechinah,
Die Einwohnung Gottes
In der Welt,
Das Himmelreich auf Erden.

Diese Schechinah
Als die Prinzessin,
Die Tochter des ewigen Königs,
Auch Matrone genannt,
War bei Adam
Und weihte ihn ein
In die Geheimnisse
Kabbalistischer Mystik.
Adam gab die Weisheit
Seinem dritten Sohn Seth.

Diese Schechinah
War bei Josef
Und lehrte ihn,
Träume zu deuten
Und aus dem Becher
Weiszusagen.

Diese Schechinah
War bei Mose
Und gab ihm zur Torah,
Der geschriebenen,
Auch die ungeschriebne Torah,
Die Tradition des Judentums.

Diese Schechinah war
Bei Vater Elias,
War seine mystische Braut.

Jakob sah zwar die Schechinah
An der Spitze der Himmelsleiter,
Doch wählte Jakob
Zwei irdische Frauen,
Lea, die fruchtbare Mutter,
Rahel, die Kontemplierende.

Aber es gab auch Gottesmänner,
Die nahmen keine irdische Frauen,
Sondern ihre Braut
War die allmächtige Prinzessin,
Die heilige Matronita.


31

Jahwe,
So nennen die Kabbalisten
Gott in seiner Herrlichkeit.

Jahwe vermählt sich
Mit der Prinzessin Schechinah.

Aber der ewige König
Jahwe, der Herr der Herrlichkeit,
Sendet die Prinzessin und Matronita
Zur Erde, zur Welt der Menschen,
Daß sie das Gottesvolk
Der Auserwählten
Heimführe
Aus der irdischen Verbannung
Des babylonischen Exils
Zur himmlischen Heimat
Jerusalem im Himmel,
Wo aus den prallen Brüsten Jerusalems
Strömt Milch und Honig.

Wenn die Prinzessin und Matronita
Heimgekehrt ist mit dem Gottesvolk,
Da feiert die Matronita
Das Hochzeitsfest der Götter
Mit Jahwe, dem Herrn der Herrlichkeit.

Wer hat gehört die Gedichte,
Die Lieder der Liebe,
Die Jahwe gedichtet
Für seine Braut, die Schechinah?

Salomo hörte sie,
Er, der Ehemann der Sophia,
Er hörte das Brautlied des Himmels,
Da Jahwe singt
Als der Geliebte
Das Lied der Lieder der Liebe
Für Schechinah,
Seine Freundin.

So spricht der Herr der Herrlichkeit:
Du bist schön, meine Freundin,
Du bist makellos schön!
So spricht die Einwohnung Gottes
Zu Jahwe, dem Herrn der Herrlichkeit:
Mein Geliebter ist mein
Und ich gehöre meinem Geliebten!


32

In der Heiligen Schrift
Des Alten Bundes
Erscheint Frau Weisheit
Als göttliche Braut
Und göttliche Mutter.

Bei den Rabbinen
Und im babylonischen Talmud
Erscheint Frau Weisheit
Als die Jungfrau Torah,
Die mystische Braut
Des Schriftgelehrten,
Welcher Baal-Shem genannt wird,
Gatte des Namens.

Aber Frau Weisheit der Schrift
Und Frau Torah im Talmud
Erscheinen in der jüdischen
Mystik der Kabbala
Als die Jungfrau Schechinah,
Jungfrau und Matrone.

Wer ist Frau Sophia,
Wer ist Frau Torah,
Wer ist Frau Schechinah,
Sind die drei Frauen
Eine einzige göttliche Herrin?

Nach welchem Vorbild
Ist die Welt der Bilder erschaffen,
Nach der Frau Torah,
Der himmlischen Weisung,
Nach der Frau Sophia,
Der göttlichen Weisheit,
Nach der Frau Schechinah,
Der Immanenz Gottes?

Wo ist die Frau Weisheit zu finden?
Baruch sagt als Prophet:
Frau Weisheit ist Frau Torah,
Die göttliche Weisheit ist
Das Buch der Gesetze Gottes.

Wenn Sophia
Die Torah ist,
Ist Sophia
Die Jungfrau Schechinah auch?

Ist Sophia
Als Jungfrau Braut des Ewigen
Und als Immanenz der Gottheit
Das Himmelreich auf Erden?


33

In der einen Gottheit
Ist der ewige Vater
Der grundlose Urgrund,
Unbegreifliche
Mutter des Schweigens,
Urtief,
Urschoß der Gottheit.

Aus dem Mutterschoß des Vaters
Ward geboren
Oder soll ich sagen gezeugt
Das Wort des ewigen Vaters,
Welches das Schweigen
Im Busen des Vaters
Ausspricht im Sohn.

Der Vater und der Sohn sind eins.
Vater und Sohn sind eines Wesens,
Der Sohn ist Gott von Gott
Und Licht vom Licht
Und Vater und Sohn sind
Von einer Gottnatur

Und hauchen einander zu
Die Glut der Liebe,
Den feurigen Atem der Liebe,
Das ist der Heilige Geist,
Der Geist der göttlichen Liebe,
Der Vereinigung ist
Der zwei Personen
Und selber ist
Die Person der göttlichen Liebe,
Von gleicher Gottnatur
Und gleicher Gottheit wie Vater und Sohn.

Und die vollkommen
Sich entfaltende
Liebesgemeinschaft
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit

Schaut sich an im Spiegel,
Im unbefleckten Spiegel
Der Hagia Sophia,
Welche in eins zusammenfasst
Den Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist
Als eine Gottnatur,
Ein göttliches Wesen der einzigen Gottheit.


34

Als der Schustermeister
Jakob Böhme
Einen zinnernen Teller sah,
Da ward er erleuchtet
Und ahnte das Mysterium
Der Hagia Sophia.

Als Adam, der Urmensch,
Noch allein erschaffen war,
Ein einsamer Urmensch,
War die göttliche Hagia Sophia
Himmlische Brautgenossin
Des Urmenschen Adam.

Als Adam aber sich abwandte
Von der himmlischen Braut
Und an eine irdische Gattin dachte,
Da zerfiel der eine Urmensch
In den Mann namens Adam
Und die Frau namens Eva.

Und so ist der Urmensch gefallen
Von der himmlischen Brautschaft
Rein geistiger Idealität
In die irdische Ehe
Materieller Allgemeinheit.

Aber wie Salomo sagt,
Sophia hat Adam nicht verlassen,
Sophia hat Seth übergeben
Das Geheimnis der Kabbala,
Sophia ward die Freundin
Der heiligen Patriarchen
Und der inspirierten Propheten.

Immer warb Sophia
Und suchte einen heiligen Gottesmann,
Der in himmlischer Brautschaft
Mit der Weisheit Gottes lebt.

Jakob auch verschmähte
Die mystische Ehe
Mit der göttlichen Weisheit,
Zeugte mit Lea Söhne
Und diente vierzehn Jahre
Um die Minne der schönen Rahel.

Aber Sophia will
Den Gottesmann für sich.
Jesus Christus will
Die bräutliche Seele.

Die Gottheit liebt den Menschen
Wie Mann und Frau sich ehelich lieben.


35

Wenn die Trinität
Vollkommen entfaltet ist
Und sich beschaut
Im Spiegel Sophias,

Ist Sophia nicht Gott,
Doch Sophia ist auch
Nicht eine vierte Person in Gott,
Sondern Sophia ist
Die Erstgeschaffne,
Das Urbild der Schöpfung.

Diese Sophia
Ist Mensch geworden
In der Frau,
Die einst Maria war,
Maria von Nazareth,
Die Mutter Jesu Christi.

So wie Eva
Sich abgewandt
Von Gottes Wort,
So hat Maria
Sich zugewandt
Dem Wort des Herrn.

Darum ist Maria
Die Neue Eva.

Maria aber
Als präexistente Idee
War vor Eva
Schon im Anbeginn
Der ersten Schöpfung
Als Sophia creata da.

Diese Sophia-Maria
Als die Eva, die Ja sagt,
Ist der Anbeginn
Der Neuen Schöpfung,
Die in Christus beginnt.

Diese Sophia creata
Ist die Morgenröte der Schöpfung,
Diese Neue Eva Maria
Ist die Morgenröte der Ewigkeit.


36

Die weibliche Seele
Ergänzt sich
Durch den Bräutigam
Jesus Christus
Zu einem gottmenschlichen Wesen.

Die männliche Seele
Ergänzt sich
Durch Vereinigung
Mit der himmlischen Braut,
Der edlen Jungfrau Sophia,
Zu einem gottmenschlichen Wesen.

Was der christlichen Frau
Ist Jesus Christus,
Ist dem christlichen Mann
Die Hagia Sophia.

Also grüßte Jakob Böhme
Die edle Jungfrau Sophia
Wie einst Heinrich Seuse
Die Ewige Weisheit gegrüßt
Als Minnedame,
Wie Wladimir Solowjew
Sophia gegrüßt
Als geheime Freundin,
Wie Alexander Blok
Sophia gegrüßt
Als Schöne Dame und
Regina coeli.

Jakob Böhme liebte
Die edle Jungfrau Sophia
Als seine mystische Braut,
Geheimnisvolle Freundin,
Göttliche Partnerin,
Als heilige Seelenschwester
Und mystisch Intimvertraute.

Und die edle Jungfrau Sophia
Versprach ihrem menschlichen Bräutigam,
Mit ihm verlobt zu sein
Das ganze Leben auf Erden
Und mit ihm vermählt zu sein
Das ganze ewige Leben im Himmel

Und darum auch erst im Himmel,
Im Paradies,
Die Ehe zu vollziehen,
Und erst im Paradiese,
Aber dann doch für immer und ewig,
Ihm ihre kleine Perle zu schenken!


37

Da hatte ein Pietist die Einsicht,
Nachdem er studiert
Die Lehre der Weisheit
Bei den Kirchenvätern
Der katholischen Kirche,

Daß die Sulamith
Des Hohenliedes
In Wahrheit Sophia ist.

Die Rabbinen lehrten,
Der Bräutigam Salomo
Sei der Bräutigam Jahwe
Und die Freundin Sulamith
Sei die Jungfrau Israel.

Die Kirchenväter lehrten,
Von Origenes an
Und von Ambrosius
Von Milan an,
Der Bräutigam Salomo
Sei der Bräutigam Jesus
Und die Freundin Sulamith
Sei die Ecclesia, die Braut Christi,
Sei die christliche Seele.

Oder der Bräutigam Schlomo
Sei der Heilige Geist
Und Sulamith sei Maria,
Die Braut des Heiligen Geistes.

Gottfried Arnold,
Der Pietist, sah in der Freundin
Sulamith die Hagia Sophia
Und im geliebten
Salomo den Freund der Weisheit,
Den heiligen Philosophen
Oder christlichen Theosophen.

So preist der Philosoph
Seine Freundin Sophia:
Ewige Freundin,
Du bist schön, ja, du bist schön,
Du Makellose!

Und so singt der Philosoph
Das Hohelied der Hochzeit
Mit der Ewigen Weisheit,
Seiner schönen Freundin,
Seiner göttlichen Braut.

Sulamiths Mutter aber
Ist der allmächtige Gott,
El Shaddai.


38

Sankt Anna Katharina
Emmerich sah Visionen
Und der romantische Dichter
Clemens Maria
Brentano schrieb sie auf.

Sankt Anna Katharina
Sah Maria
Auch vor der Geburt Mariens
Quasi präexsistent
In idealischer Symbolik
Als reine Jungfrau mit dem göttlichen Kind,
Geziert mit Ähren und Trauben,
Der Hostia Schüssel
Und des Ewigen Blutes Becher.

In idealischer Präexistenz
Erschien Maria
Am Anfang der Zeit
Den Engeln Gottes allen.
Und Gott der Allerhöchste
Sprach zu allen den Engeln:
Diese ewige Frau
Wird Gottes Sohn gebären,
Denn Gott wird Mensch
In Jesus Christus
Und diese ewige Frau
Ist in Wahrheit Gottesgebärerin
Und die heilige Genitrix.
Darum, ihr Engel,
Werft euch nieder
Voll tiefster Verehrung
Vor dieser Frau,
Der Königin der Engel!

Aber ein Drittel der Engel,
Angeführt vom Engel Luzifer,
War zu stolz, einer Frau zu dienen
Und protestierte
Und rebellierte
In einer himmlischen Revolution
Und wollte stürzen Gott von seinem Thron
Und wollte nicht dienen
Der Ewigen Frau, der Königin der Engel.

Darum warf Christus
Mit Sankt Michael zusammen
Und allen gehorsamen Engeln
Die ungehorsamen Geister aus dem Himmel.

Sankt Gabriel aber trat ein
Bei Unsrer Lieben Frau
Und grüßte sie voll Ehrfurcht:
Heil dir, Königin!


39

Creator ex nihilo!
Gott schuf aus Nichts
Den Urkeim des Kosmos
Und alle lebendigen Wesen.

Was aber ist das Nichts?
Wer aber ist das Nichts?
Ist das Nichts,
Die absolute Leere,
Ist das die feminine
Hagia Sophia,

So dass der Schöpfer,
Der aus dem Nichts das All geschaffen,
Aus dem femininen Nichts
Der Hagia Sophia die Welt erschuf?

Der Körper des schönen Kosmos
Hat eine belebende Seele,
Anima Mundi genannt,
Die Weltseele Platons.

Die Ägypter verehrten
Die Seele der Natur
Als Himmelskönigin Isis.

Ist die Anima Mundi
Hagia Sophia,
Von Gott gehauchte Weltseele,
Das göttliche Leben
Im Innern der Mutter Natur?

Die ganze Menschheit
Erscheint als ein Wesen,
Ein Wesen idealer Art,
Das Große Sein,
Grand Etre,
L’Humanité.

Wer ist die Gestalt
Der verklärten Menschheit?
Wer ist das Große Sein,
Die ideale Geliebte
Des Philosophen?

Grand Etre, L’Humanité,
Bist du die Hagia Sophia,
Das Ideal der Menschheit,
Die große idealisch-verklärte Menschheit
Als heilige Frau Gottes?


40

Begonnen hat
Die russische Poesie
Auf einem dörflichen Friedhof.
Dann kam der Adler
Mit dem ewigen Evangelium
Der göttlichen Schönheit.
Niemals war Solowjew fremd
Der Schönheitskult Puschkins.

Zuerst gebar das Chaos
Aus dem Meeresschaum
Das Weibliche
Und es nahm Gestalt an
Der göttlichen Schönheit
Oder Aphrodite.

Aber Aphrodite vermochte nicht
Die Dämonen des Chaos zu bannen.

Schließlich kam von oben
Das Weibliche
Und stieg herab zu den Menschen
In Gestalt Marias.

Maria ist das Ewigweibliche,
Welches von oben kommt.
Venus ist das Ewigweibliche,
Welches von unten kommt.

Maria ist das Ewigweibliche
In Gestalt der göttlichen Schönheit.
Maria, tota pulchra perfectissima,
Du bist schön, meine Freundin,
Siehe, du bist schön,
Du bist Maria, die Makellose.

Wie Dionysios Areopagita sagte,
Sind die schönen Kreaturen
In mancher Hinsicht schön,
In andrer Hinsicht unschön,
Zu manchen Zeiten schön,
Zu andren Zeiten unschön,
Allein die göttliche Schönheit
Ist in jeder Hinsicht schön,
Ist immer schön,
Ist in den Augen aller, die sie schauen, schön.

Und diese göttliche Schönheit
Verehren die Dichter
Als das Ewigweibliche,
Maria, Mater Gloriosa,
Jungfrau, Mutter, Königin,
Ja, Göttin!


41

Der Dichter war verliebt
In seiner Jugend,
Das Mädchen war
Neun Jahre alt
Und doch sprach des Dichters Amme:
Das Mädchen ist ein dummes Ding!
Doch der Dichter sah
In der Kirche
Das Antlitz der Ewigen Weisheit.

Und als der Dichter gesehen,
Geschaut das heilige Antlitz
Der Ewigen Weisheit
In weiblicher Schönheit,
Begehrte er, sie noch einmal
Zu schauen, doch nicht allein
Zu schauen ihr Antlitz,
Auch ihre Gestalt zu schauen.

Der Dichter war in England,
Studierte im Museum
Die Weisheit der Theologen,
Die Weisheit der Philosophen,
Die Weisheit der Theosophen,
Da schaute er
In einer Vision
Die Ewige Weisheit als Frau,
Er hörte ihre Stimme,
Sie rief ihn in die Wüste,
Dort wolle sie sich
Ihm offenbaren.

Er folgte ihrem Ruf,
War treu der Berufung der Weisheit
Und ging in die Wüste Ägyptens
Und wurde verfolgt
Und wurde gequält,
Doch als er halbtot
In der kalte Wüste lag des Nachts,
Da sah er in der Morgenröte
Die Morgenröte der Ewigkeit strahlen
Und sah in einer Vision
Die allumfassende
Göttliche Weisheit.

Diese Seele Gottes,
Anima Dei,
Nannte der Dichter fortan
Geheimnisvolle Freundin.
Sie war die Liebe seines Lebens,
Seine Freundin und seine Geliebte,
Sie allein, Sophia,
Sophia allein genügte ihm. Basta!


42

O Sophia, darf ich zu dir beten?
Bist du Person, Sophia,
Und erhörst Gebet,
So gib mir ein Zeichen
Und lass in drei Tagen
Mich eine Ikone besitzen
Von dir, Sophia.
So sprach ich vor Jahren,
Und drei Tage später
Besaß ich die Ikone
Der Hagia Sophia von Nowgorod.

Sophia sitzt im Thron,
Ein androgyner Engel
Von femininer Anmut,
Feurig ihr Gewand,
Mit Goldglanz ihr Gewand,
Feurige Flügel hat sie
Wie Seraphim,
Wie der neuplatonische Engelsgeist.

Zur Linken betet
Johannes der Täufer,
Der Alte Bund,
Zur Rechten betet
Die Gottesgebärerin Maria,
Der Neue und Ewige Bund.

Über ihrem Haupt
Erscheint in der Gloriole
Das Antlitz Jesu Christi,
Denn Gottes Weisheit ist Mensch geworden
In Jesus von Nazareth,
Dem Messias.

In der Höhe ist ein Altar,
Der Altar des Wortes Gottes,
Dort dienen die himmlischen Heerscharen,
Engel verehren auf dem Altar
Die Heilige Schrift als Gottes Wort.

Zu dir will ich beten, Sophia,
Jetzt in der Hälfte des Lebens.
Die holden Schwäne
Tunken ihr Haupt
Ins heilige Wasser,
Wo Äpfel wachsen
Und Rosen blühen.
Doch wehe, wehe, wehe,
Jetzt wird es dunkle Nacht!
Jetzt schneidet der Frost!
Wo nehm ich jetzt
Die rote Rose her?


43

Schon in seiner Kindheit
Suchte der Philosoph
Der Naturphilosophie
In den Bergen und Tälern
Kieselsteine und schwarzes Moos,
Schnecken, und liebte
Jedes Detail der Mutter Natur.

Er forschte nach
Dem Ursprung des Menschen
Und fand die Gebeine
Des Pekingmenschen,
Fünfzigtausend Jahre alt.

Ihm schien die Natur
In einer großen Evolution
Sich zu entwickeln
Von der Amöbe zu Goethe.

Christus, A und O des Kosmos,
War der Evolutionator,
Trieb und Ziel der Evolution.

Aber die ganze Mutter Natur
Besaß für diesen Philosophen
Ein geistiges Antlitz,
Die Seele der Natur,
Die Anima Mundi,
Er besang sie
Als das Ewigweibliche
In einer dichterischen Hymne.

Die Weltseele, ewigweiblich,
War ihm strahlende Jungfrau
In der Morgenröte der Schöpfung,
Königin des Alls,
Mutter alles Lebendigen.

Er pries die ewigweibliche
Weltseele wie Maria.

Christus war das Alpha
Und das Omega dieses Weltalls,
Maria war die ewigweibliche
Seele des Universums.


44

Zwar der Naturphilosoph
War Priester und Jesuit
Und lebte im Zölibat,

Doch wollte er nicht
Nur männlichen Umgang.

Er wollte die Ehelosigkeit
Nicht dadurch schützen,
Daß er den Umgang mit Frauen mied.

Denn die Freundschaft
Mit vielen Frauen
Im Laufe seines Lebens
Gab seiner Mystik
Den zärtlichen Wärmestrom.

In der Freundschaft mit Frauen
Lernte er kennen
Das ewigweibliche
Wesen der Weltseele
Und das zärtliche
Herz Jesu,
Dieses Zentrum des Universums,
Dieses kosmische Zentralfeuer
Voller Liebe und Freundschaft!

Aber der Zölibatäre
Muß darauf achten,
Daß nicht die Freundschaft
Zu irgendeiner Frau
Mächtiger wird
Als die bräutliche Liebe
Zu Jesus Christus!

Ein starker Magnet
Ist die Freundschaft der Frau,
Der allmächtige Magnet
Muß ewig die Liebe Gottes sein!

Zu des Mannes
Geistiger Intellektualität
Kam der weiblichen Freundinnen
Herzliche Sympathie
Und zärtliches Mitgefühl.

So ist die Mystik des Mannes
Nicht nur männliche Mystik,
Sondern ganzheitlich
Wie das All
Und die große Mutter Natur
Und die Ewige Gottheit.


45

Die Seele, sagt Sokrates,
Ist das Leben des Leibes.
Wenn die Seele den Leib verlässt
Im Augenblick des Todes,
Ist der Körper tot.
Doch da die Seele das Leben ist,
So bleibt die Seele lebendig
In der Unsterblichkeit.

Der ganze Makrokosmos
Ist ein einziger Körper,
Sagt Sokrates’ Schüler Platon.
Das Leben dieses Körpers
Ist die Weltseele,
Sie ist das Leben des Makrokosmos.

Plotin sah den Höchsten Gott
Als reinen Geist,
Der denkend sich selber denkt
In göttlicher Intelligenz.

Da der reine Geist,
Der unbegrenzt und unsterblich ist,
Nichts Materielles
Schaffen kann
Ohne Mittlerwesen,
Da das Materielle
Begrenzt und sterblich ist,
So schafft der göttliche Geist
Durch die Mittlerin Weltseele
Alle höheren Wesen
Und niedern Geschöpfe
Der heiligen Mutter Natur.

Platon führt den Ursprung
Aller einzelnen Geistseelen
Aller Menschen
Auf die eine Weltseele
Als der Form der Formen zurück.

So sagte einmal
Ein Knabe von sieben Jahren:
Ich denke,
Alle Seelen zusammen,
Das ist Gott.

Alle Seelen stehen
In Verbindung miteinander
Durch die eine Urform,
Die Anima Mundi,
Die gehaucht ist
Vom göttlichen Geist,
Den allerhöchsten Gott.


46

Gemäß dem drei-einen Gott
Ist das Gottesebenbild Mensch
Auch eine Dreifaltigkeit
Aus Geist und Seele und Leib.
Die menschliche Seele selber
Ist eine Dreifaltigkeit
Aus Wille, Verstand und Gemüt.

Der Kosmos ist ein Körper,
Wie Platon schon sagte,
Die Seele des Kosmos
Ist die Weltseele
Anima Mundi,
Poetisch gesprochen
Ist es die Königin Urania,
Der Geist des Alls
Ist aber nach Ficino
Der höchste Engelsgeist.

Der Aufstieg des Menschen
Zu Gott durch die Liebe
Geht von den schönen
Körpern der Geliebten,
Allein empfangen
Durch Augen und Ohren,
Über die schöne Seele
Der Geliebten,
Den Willen zur Liebe,
Den Verstand der Weisheit,
Das Gemüt der Güte,
Zum Geist der Geliebten,
Zum Engelsgeist
Der gottesähnlichen Vielgeliebten.

Wer allein des Kosmos
Körper betrachtet,
Das Naturgesetz
Der materiellen Welt,
Wer nicht der Weltseele
Lebensprinzip, die Liebe,
Ergründet als Philosoph
Der Geisteswissenschaft,
Der kennt auch nicht
Den Geist des Alls,
Den Engelsgeist.

Wer aber den Engelsgeist kennt,
Der kennt den Engel
Des Antlitzes Gottes,
Der wird schauen Gottes Antlitz.


47

Als die Elohim
Die Sonnen und Planeten
Streuten aus in das All,
Da war die Weltseele
Von Ewigkeit her
In schaffendem Beruf.
Uns Menschen hat Gott gegeben,
Zu erforschen die Weltseele,
Zu ringen mit dem Weltgeist.
Die Weltseele trennte
Von der Sonne
Die Erde ab
Und belebte auf der Erde
Den Staub durch Feuchte
Und ließ wachsen
Die Pflanzen und Tiere
In vielen Metamorphosen,
Bis die Weltseele
Werden ließ
Den Mann
Und die Frau
Und die beiden schauten einander an
Im grünen Garten der Erde
Und liebten sich von Herzen.

Also grüßen wir die Weltseele,
Grüßen wir sie von unserem einsamen
Elfenbeinturm:
O Königin Urania,
Du, deren Zaubergürtel
Des Weltalls tobendes Entzücken
Und der holden Schwäne
Trunkenes Küssen
Zusammenbindet durch Liebe,
Du bist unsre Königin,
Unsre Mutter und Göttin,
Du ideale Schönheit,
Von dir berufen
Zum Amt des Propheten,
Von dir geküsst
Mit heiligem Kuss der Muse,
Und eingeweiht
Zu geistlichen Dichtern,
Grüßen wir dich
Aus unseren Klosterzellen:

Nur schütze uns vor Wahnsinn,
Mutter, Königin und Göttin,
Und wenn wir einst
In deinem Gefilde der Seligen sind,
Daß wir ein neues Leben dann
Unserer Liebe beginnen.


48

Ich träumte von der Maha Devi,
Doch nicht, wie sie geboren
Einst aus dem Ozean der Milch,
Denn als die Weltenberge wurden,
Da ward das Meer von Milch,
Da standen die Götter alle
Auf den Weltenbergen
Und nahmen den Gott der Schlangen
Und griffen den Schlangengott
An seinem Schwanz,
An seinem Haupt,
Und quirlten das Meer der Milch
Zu weißem Schaum
Und aus dem Schaum geboren
Ward die Göttin der Schönheit,
Die Göttin der Wonne!

Aber als ich träumte
Von Maha Devi, der großen Göttin,
Da saß die Göttin auf dem Thron
Aus einer großen rosa Lotosblüte,
Die schwamm auf blauem Wasser.
Maha Devi trug ein Gewand
Aus rotem Purpur und goldner Stickerei.
Zwei Hände erhob sie gen Himmel
Und hielt in den Händen
Rosa Lotosblüten,
Zwei Hände breitete aus
Die große Göttin Maha Devi,
Zum Segen der ganzen Menschheit,
Und Gnadenstrahlen strömten
Von ihren segnenden Händen.

Das Haar war schwarz,
Die Augen groß und braun und mandelförmig,
Des Antlitzes Haut war bräunlich.

Hinter der großen Göttin
Im Wasser stand ein Elefant
Und hob den schlangenartigen Rüssel
Und spritzte Wasser aus dem Rüssel
Über das Haupt der Göttin.

Im Traum vernahm ich die Stimme,
Die sprach, dass Devi duschte!
Wahrlich, wahrlich, Devi duschte
In den Strömen lebendigen Wassers
Der Gnade des mächtigsten Gottes!


49

Bakti-Mystik ist die Mystik
Der Liebe
Zu Gott.

Gott ist der Bräutigam,
Die Seele des Menschen die Braut.

Krishna ist der Avatar Gottes,
Die Verkörperung Gottes
Als Mensch und Bräutigam,
Und Radha ist die Seele des Frommen,
Rhada ist die Freundin
Des göttlichen Bräutigams.

Alles ist in der Bakti-Mystik
Wie im Hohenliede Salomos,
Wo Christus ist
Wahrer Gottmensch und Bräutigam
Und die fromme Seele des Menschen
Ist Gottes Freundin Sulamith.

Radha ist in Indien,
Was in Israel Sulamith ist.

Jedoch die Sprache
Der indischen Liebesmystik
Ist erotischer, sexueller.

Dem keuschen Abendland
Scheint das verwegene Bildsprache,
Die indische Bildsprache
Voller sexueller Bilder.

Doch die sexuelle
Vereinigung von Mann und Frau
Ist nach Plotin
Nur ein konzentriertes Abbild
Der allumfassenden
Vereinigung von Gott und Mensch.

Was in der sexuellen
Vereinigung von Mann und Frau
Die höchste irdische Wonne ist,
Das ist in der Vereinigung
Des Gottmenschen und der liebenden Seele
Ein unendliches, grenzenloses
Übermaß an Liebeswonnen,
Unaussprechlich, unaussprechlich!


50

Als die portugiesischen Jesuiten
Zur Mission nach China kamen,
Fanden sie heilige Bilder
Einer schönen Mutter
Mit einem heiligen Kind auf dem Arm.

Die chinesischen Bonzen sagten,
Das sei Guan Yin,
Die Mutter des Mitleids,
Welche den Kindersegen bringt.

Die christlichen Missionare dachten,
Das ist die Jungfrau Maria
Mit dem göttlichen Kind.

Guan Yin, die Mutter der Gnade,
Hört, wie ihr Name sagt,
Hört das Flehen ihrer elenden Kinder.

Maria, Mutter der Barmherzigkeit,
Höre das Rufen und Schreien
Deiner verbannten Kinder
In dem Tränental des Jammers!

So meinen die Theosophen,
Die Wesenheit, welche Sophia genannt wird,
Sei im Abendland Maria,
Im Morgenland aber Guan Yin.

Ein Archetyp der Mutter
Mit dem göttlichen Kind,
Ein universaler Archetyp
Finde verschiedenen Ausdruck
In Maria und Guan Yin.

O Mutter der Barmherzigkeit,
O Mutter der göttlichen Gnade,
O Mutter mit dem lieben Kinde,
O Mutter mit dem göttlichen Kinde,
Hör unser Schreien und Heulen
In diesem Jammertal der Tränen
Und nach diesem Elende
Lass uns verlöschen in Gott!

Hab Mitleid, Mutter,
Mit unsern Leiden,
Hab Mitleid, Mutter,
Mit den Leiden
Der ganzen Schöpfung.

Versenke uns, Mutter,
In den Ozean der Barmherzigkeit!

O Lord, Thou art the ocean of mercy!


51

Sophia, die Ewige Weisheit,
Ist der Ursprung aller Lebewesen,
Denn in der göttlichen Weisheit
Und durch die göttliche Weisheit
Und für die göttliche Weisheit
Ist alles erschaffen.

Darum ist Tao auch
Die Mutter der zehntausend Wesen.

Die Ewige Weisheit ist unergründlich,
Allein der allweise Gott
Erkennt die göttliche Weisheit ganz.
Unser Erkennen
Als Menschen auf Erden
Ist nur Stückwerk.

So ist auch die wahre ewige Tao
Unsagbar für Menschen,
Die Tao auf Erden allein
Ist sagbar für Menschen.

Die Ewige Weisheit ist
Die Form aller Formen,
Idee der Ideen.

So ist auch Mutter Tao
Urbild aller Bilder,
Kraft der Kräfte.
Selber formlos,
Gibt sie allen Dingen die Form.

Die Ewige Weisheit Gottes
Ist Torheit für die Weisen der Welt.
Die Weisheit der Welt jedoch
Ist Torheit dem allein weisen Gott.

So nützt auch alles Vielwissen nichts
Und alles Bücherlesen nichts
Und alle Gelehrsamkeit nichts,
So kann man Tao nicht erkennen.

Die Ewige Weisheit will
Sich Kindern offenbaren,
Unmündigen Säuglingen.

So muß man sein Kindsein erkennen
Und ehren die nährende Mutter Tao,
Dann ist man beim Untergang
Des Leibes ohne Gefahr.

Die Ewige Weisheit liebt, die sie lieben.

Und wen der Himmel retten will,
Den rettet er durch Liebe.


52

Die Sekte der Rosenkreuzer
Preist Sophia
Nicht als die Himmlische Sophia,
Sophia Urania,
Sondern als die kosmische Sophia,
Welche erscheint
Als astrale Göttin
Aller Sphären
Und astrologischen Zodiakzeichen,
Als Herrin der sieben Planeten
Und ihrer astralen Dämonen,
Als Herrin der kosmischen Energie
Und Göttin der vier Elemente
Und Göttin der Quintessenz,
Die Göttin von Gold und Silber,
Die sich vereinen,
Als Herrscherin aller Atome,
Die Herrin des unbestimmbaren
Quantensprünge,
Eben die kosmische Göttin.

Diese kosmische Göttin Sophia
Ist die himmlische Eva,
Die Mutter alles Lebens,
Die nackte Eva
Vom Garten Eden,
Die nackte Himmelsgöttin Eva,
Mutter des Universums.

Die nackte Göttin Eva
Ist größer als das Universum,
Das ganze Universum hält sie
In ihren empfindlichen Händen.
Sie hält die Kugel des Kosmos,
Den Kreis des Universums
Mit ihren Händen
Vor ihrem Bauch.
Darüber wölben sich
Ihre imperialen Brüste,
Barbusig neigt sich die Göttin Eva
Über den ganzen Kosmos.
Unter dem Kreis des Universums
Ist unverhüllt
Der nackten Göttin Eva
Heilige Vagina!

So wollen wir, beim Kreuz und der Rose,
Alle Universen weihen
Den nackten Brüsten
Und der unverhüllten Vagina
Der nackten kosmischen Göttin Eva!


53

Seit Bachofens Theorie
Vom Matriarchat der Vorzeit,
In dem Zeitalter des Feminismus
Glauben immer mehr Frauen
Und Männer
An die Magna Mater des Matriarchats.

Diese Magna Mater des Matriarchats,
Sagt Otfried Eberz, der Feminist,
Sei die große Göttin Sophia,
Große Mutter
Und göttliche Jungfrau.

Aber der Sohn der Großen Mutter
Und Geliebte der göttlichen Jungfrau
Sei der matriarchale Heros,
Dieser sei der Logos,
Der Bundesgott
Der Männer im Matriarchat.

Die große Göttin Sophia
Und ihr heiliger Heros, der Logos,
Feiern Hochzeit,
Den alten heidnischen Hieros Gamos,
Die Hochzeit von Himmel und Erde,
Die sexuelle Vereinigung
Von Gott und Göttin,
Stiftend neue Fruchtbarkeit,
Ja, schaffend alles Leben.

Durch die patriarchale Horde
Der blonden arischen Übermenschen
Ward vergewaltigt die Göttin
Und gekreuzigt der Heros.

Aber am Ende der Zeiten
Werde der Heros auferstehen,
Wie Osiris in Byblos,
Wie Adonis auf Zypern,
Wie der Heros Jesus in Jerusalem.

Dann wird wiederkehren
Das goldene Zeitalter,
Da die Große Mutter
Das heilige Kind gebiert,
Da die göttliche Jungfrau
Den göttlichen Heros liebt.

Dann wird Friede sein auf Erden
Und Liebe allein
Die Seele der Zivilisation,
Dann bildet die Menschen
Eine universale Frauenkirche.


54

Die katholischen
Befreiungstheologen Südamerikas
Versuchten Jesus
Mit Marx zu vermischen.

Auch der Feminismus
Ward von den Befreiungstheologen
Aufgenommen in den Katholizismus.

Nicht allein,
Daß Maria der Tempel
Des Heiligen Geistes ist,
Der Heilige Geist ist selber
Von mütterlicher Art
Und weiblicher Liebe ähnlich.

Auch ist Maria
Spiegel Gottes,
Maria von Südamerika
Ist Spiegel
Des mütterlichen Antlitzes Gottes.

Paul Claudel sang auch,
Daß Maria Sakrament ist
Der zärtlichen Mutterliebe Gottes.

Denn viele antike Hoheitstitel
Der altertümlichen Muttergöttinnen
Wurden übertragen
Auf die liebliche Jungfrau Maria.

Doch alle diese weiblichen
Archetypen vom Becher,
Von der Vase, von der Bundeslade,
Vom Tempel, von der Pforte,
Vom verschlossenen Garten,
Alle diese weiblichen
Ursymbole göttlicher Mutterschaft

Weisen über Maria hinaus
Zur Mutterschaft Gottes!

Papst Johannes Paul
Der Erste, der Lächelnde,
Sagte: Gott ist Abba, ja,
Doch Gott ist auch unsre Mutter!

Wie ein Kind, sang David,
In den Armen der Mutter,
Gestillt an den Brüsten der Mutter,
Ist meine Seele bei Gott.

Ja, ich glaube
An die Jungfrau von Guadelupe
Und die Mutterliebe Gottes!


55

Ave, Mutter Gottes, bitte für uns!
Ave, Große Mutter, bitte für uns!
Ave, Mutter mit den Brüsten voll der Milch des Trostes!
Ave, Mutter, Mutterschoß des Vaters!
Ave, Mutter, die uns gebiert ins Ewige Leben!

Ave, Jungfrau, Lächelnliebende!
Ave, Jungfrau, reich an Grazien!
Ave, Jungfrau, virgo intacta!
Ave, Jungfrau, Elfenbeinturm!
Ave, Jungfrau, mystische Braut!

Ave, Königin, schenk uns Frieden!
Ave, Königin, dein Reich komme!
Ave, Königin der Liebe, meine Liebe!
Ave, Königin der Freuden, meine Wonne!
Ave, Königin der Schönheit, mein Ideal!
Ave, Königin des Paradieses, führe uns ins Paradies!

Ave, Göttin, sei uns gnädig!
Ave, Göttin, Gattin meiner Seele!
Ave, Göttin, Spiegel Gottes!
Ave, Göttin, meine Ewige Liebe!
Ave, Göttin, meine mystische Ehefrau!
Ave, Göttin, schenk mir deine kleine Perle!
Ave, Göttin, nimm mich auf in deinen Schoß!
Ave, Göttin, laß mich mit dir mich vereinigen!
Ave, Göttin, laß mich in der Ewigkeit eins sein mit dir!
Ave, Göttin, bitte für mich bei Jesus, meinem Herrn!

Im Namen der Gottheit,
Der göttlichen Allmacht,
Der göttlichen Weisheit
Und der göttlichen Liebe,

Ewige Weisheit, erlöse mich!
Ewige Weisheit, liebe mich oft und heftig und lange!
Ewige Weisheit, laß mich ganz verschmelzen mit dir!
Ewige Weisheit, laß mich Gott in deiner Gottheit sein!

Sela, Sela, Sela!

.
DIE VERSAMMLERIN

(Prediger Salomo / Koheleth)


Die Worte Koheleths, des Sohnes Davids,
Der war ein König von Jerusalem.
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist Alles nichts als Nichts, sprach Koheleth.
Was für ein Nutzen hat der Mensch vom Mühen,
Mit dem er müht sich unter dieser Sonne?
Geschlechter gehen und Geschlechter kommen,
Die Mutter Erde, sie besteht für immer.
Die Sonne steigt herauf und geht dann unter
Und lechzt erneut nach ihrem Ursprungsort,
Dort geht sie wieder auf, die junge Sonne.
Es geht nach Süden, dreht sich nach dem Norden,
Und immer kreisend geht der Wind herum.
Zu seinem Kreislauf kehrt zurück der Wind.
Die Bäche fließen alle in das Meer,
Das Meer wird aber dennoch nimmer voll.
Zu jenem Ort, zu dem die Bäche fließen,
Dorthin zu fließen wenden sie sich immer.
Die Worte machen alle soviel Mühe,
Und dennoch nichts vermag ein Mann zu sagen.
Das Auge ist ein Nimmersatt, zu sehen,
Und nie die Ohren werden satt vom Hören.
Was ist gewesen? Das was wieder sein wird.
Was tat man? Das was wieder wird getan,
Es gibt nichts Neues unter dieser Sonne.
Kann man von irgendeinem Dinge sagen:
Sieh dieses Ding an, das ist eine Neuheit?
Längst ist gewesen es in alten Zeiten,
In den Äonen, die da vor uns waren.
Es gibt kein Angedenken an das Alte
Und auch nicht an das Letzte, das da sein wird,
Es wird kein Angedenken daran geben
Und nicht an das, was in der Zukunft sein wird.
Ich Koheleth war Fürst Jerusalems,
Ich richtete mein Herz allein darauf,
Zu suchen, zu ergründen in der Weisheit,
Was alles sich ereignet unterm Himmel.
Dies böse Ding hat Menschen Gott gegeben,
Sich damit unter Mühen abzumühen.
Und ich betrachtete die ganzen Taten,
Die da gewirkt sind unter dieser Sonne,
Sieh, alles ist ein Nichts, Verdruß des Geistes!
Gekrümmtes nimmer wird Gerades werden,
Das Fehlende vermag man nicht zu zählen.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ich habe Weisheit reichere erworben
Und zu der vorigen hinzugefügt
Als die da vor mir in Jerusalem.
Mein Herz sah Weisheit und Erkenntnis viel.
Mein Herz sah auf Erkenntnis, sah auf Weisheit,
Erkannt ich Wahnsinn und der Torheit Handeln.
Und ich erkannte tief in meiner Seele,
Daß dies Begehren ist nach leerer Hohlheit.
Viel Weisheit ist auch viel Verdruß des Geistes,
Erkenntnis wachsend läßt die Schmerzen wachsen!

Ich sagte bei mir selbst, bei meiner Seele:
Erproben will ich es an dir durch Freude,
Auf, auf, daß du genießen sollst das Gute.
Doch siehe, dieses auch war Nichtigkeit.
Zur Lustigkeit des Scherzens sprach ich: Unsinn!
Zur Freude sprach ich: Was denn tust du da?
Und ich ergründete in meinem Herzen,
Den Menschenleib mit edlem Wein zu laben,
Mein Herz doch führend mit Vernunft der Weisheit,
Und Torheit zu ergreifen, bis ich sähe,
Ob dieses ist das Gute für die Menschen,
Dies, was da tun die Menschen unterm Himmel
Die ganze kurze Zahl der Lebenstage.
Verrichtet hab ich große Werke, wahrlich,
Ich baute Häuser, pflanzte Weinterrassen,
Ich habe Parks und Gärten angelegt
Und manchen edlen Fruchtbaum eingepflanzt.
Ich legte an die stillsten Wasserteiche,
Aus ihnen einen ganzen Wald zu wässern,
Der da von Grünkraft in den Bäumen sproß.
Ich habe Sklaven, Sklavinnen erworben,
Im Haus geborne, mir zum Eigentum,
Viel Kleinvieh war mein eigen, viele Kühe,
Da war ich reicher als die andern alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Ich habe Silber auch und Gold gehäuft,
Besitz von Königen und von Provinzen.
Und Sänger ich erwarb und Sängerinnen
Und auch die höchste Lust der Menschensöhne,
Die Liebe Fraue und die schönen Frauen.
Ich wurde groß und nahm mehr zu als alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Auch meine Weisheit ist bei mir geblieben.
Und das, wonach verlangten meine Augen,
Das Schöne hab ich ihnen nicht verwehrt.
Ich habe meinem Herzen nichts versagt,
Nichts vorenthalten von der ganzen Freude,
Mein Herz war froh bei aller meiner Mühsal,
Dies war mein Anteil bei der ganzen Mühe.
Da schaute ich auf alle großen Werke,
Die meine Hände sich geschaffen hatten,
Ich sah die Mühe an des ganzen Schaffens,
Sieh! Alles Nichtigkeit! Verdruß des Geistes!
Ist alles sinnlos unter dieser Sonne!
Ich sah mich um, die Weisheit zu betrachten
Und Unsinn anzuschaun und eitle Taten:
Was tut der Mensch, der nach dem König kommt?
Er tut dasselbe, was man längst getan.
Die Weisheit ist doch besser als die Torheit,
Wie Licht ist besser als die Finsternis:
Der Weise trägt im Haupte seine Augen,
Blind geht der Tor um in der Finsternis.
Doch ich erkannte gleichfalls die Erkenntnis,
Daß Ein Ergehen Weise trifft und Toren.
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Entsprechend dem Ergehen eines Toren,
Wird’s mich auch treffen. Warum ward ich weise?
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Ach dies ist alles Nichts der Nichtigkeit!
Kein Angedenken gibt es an den Weisen,
Sowenig wie man stets gedenkt der Toren,
Weil in der Zukunft alles ist vergessen.
Wie stirbt der Weise doch mitsamt dem Toren!
Da hasste ich das Leben dieser Erde,
Zuwider war mir alles Menschentun,
Was da getan wird unter dieser Sonne,
Ist alles Nichtigkeit, Verdruß des Geistes!
Da hasst ich alle Werke meiner Mühe,
Die meine Mühsal unter dieser Sonne,
Die Werke, die ich hinterlassen werde
Dem Menschen, welcher nach mir kommen wird.
Wer weiß, wird weise er, wird töricht sein?
Wo er beherrschen soll doch mein Ermühtes,
Worum ich mich bemüht in meinen Mühen
Und Weisheit stiftet unter dieser Sonne.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten!
Da wandt sich meine Seele zur Verzweiflung,
Verzweiflung über meiner Mühen Werke,
Die ich erschaffen unter dieser Sonne.
So ist es: Hat sich einer abgemüht
Mit Tüchtigkeit und Weisheit und Erkenntnis,
So fällts doch einem Taugenichtse zu.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist nichts andres als ein großes Übel.
Was bleibt dem Menschen nun in seinen Mühen?
Was bleibt ihm in dem Streben seines Herzens,
Mit dem er tätig unter dieser Sonne?
Denn seine ganze Zeit besteht aus Schmerzen
Und Seufzer sind alleine seine Arbeit.
Selbst in der Nacht darf ruhen nicht sein Herz.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Nichts ist so gut für eine Menschenseele,
Als daß er Speise ißt und trinkt den Trank
Und seine Seele Schönes sehen läßt.
Doch dieses auch hab ich erkennen können,
Daß es allein aus Gottes Händen kommt.
Denn wer kann essen, wer genießen da,
Wer, außer das es Gott ihm so gegeben?
Dem Menschen aber, welcher ihm gefällt,
Dem gibt er Freude, Weisheit und Erkenntnis,
Zu sammeln und zu häufen Sündern Mühsal,
Dem Gott Gefälligen das Gut zu geben.
Ach dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes!

Es hat da alles seine Spanne Zeit
Und jede Angelegenheit den Kairos.
So sind die Zeiten unter dieser Sonne,
Zeit zum Gebären ist und Zeit zu Sterben,
Zum Pflanzen Zeit und zum Entwurzeln Zeit,
Zum Töten eine Zeit und Zeit zum Heilen,
Zum Niederreißen Zeit und Zeit zum Bauen,
Zum Weinen Zeit und Zeit zum Lachen auch,
Zum Klagen Zeit und Zeit zum Tanzen auch,
Zum Steinewerfen Zeit, zum Steinesammeln,
Zum Kosen Zeit und fern sein von Liebkosung,
Zum Suchen Zeit und Zeit auch zum Verlieren,
Zeit zum Bewahren, Zeit auch zum Verwerfen,
Zeit zum Zerreißen, zum Zusammennähen,
Zum Schweigen Zeit und Zeit zum Reden auch,
Zum Lieben Zeit und Zeit zum Hassen auch,
Zum Streite Zeit und Zeit zum Friedenschließen.
Was hat der Schaffende für einen Vorteil
Von aller Mühsal, damit er sich abmüht?
Ich sah die Arbeit, die gab Gott den Menschen,
Daß jeder Mensch sich mühe in der Arbeit.
Gott machte alles schön zur rechten Zeit,
Er legte Ewigkeit in ihren Sinn.
Doch findet nicht der Mensch die Werke Gottes,
Erkennt sie nicht von Anbeginn bis Ende.
Ich sah, nichts besser ist als sich zu freuen
Und Schönheit sich im Leben zu bereiten.
Ein Mensch, der Speise speist und trinkt den Trank
Und der genießt bei aller Mühsal Gutes,
Er weiß es, dies ist eine Gabe Gottes.
Erkannt ich auch, daß alles, was tut Gott,
Das wird für immer, immerdar bestehen,
Hinzuzufügen nichts, nichts wegzunehmen.
Gott tut es, daß man Ehrfurcht vor ihm habe.
Das, was gewesen ist, war vordem da,
Und das, was sein wird, auch ist schon gewesen.
Und Gott allein sucht das Entschwundene.
Und weiter sah ich unter dieser Sonne:
Am Ort des Rechtes, siehe dort war Frevel,
Am Orte der Gerechtigkeit war Frevel.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Gerechte wird und Frevler richten Gott,
Für jede Angelegenheit kommt Zeit
Und eine rechte Zeit für alles Tun.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ach, was betrifft die armen Menschenkinder,
Sie anzuschauen, darum geht es Gott,
Und daß sie sehen, daß sie sind wie Tiere,
Daß sie erkennen solches für sich selbst.
Denn Eine Widerfahrnis hat der Mensch
Und Eine Widerfahrnis haben Tiere,
Dieselbe Widerfahrnis ists für beide.
Wie dieser stirbt, so sterben jene auch,
Ist Eine Ruach doch für alles Leben!
Der Mensch ist edler nicht als Tiere – Nichts!
Es geht doch alles an denselben Ort,
Es wurde alles aus dem Staub der Erde
Und alles kehrt zurück zum Staub der Erde.
Wer weiß: Des Menschen Ruach steigt nach oben?
Der Tiere Ruach sinkt hinab zur Erde?
Ich sah, daß es nichts Bessers gibt auf Erden,
Als daß der Mensch sich freut an seinen Werken,
Das ist sein Teil in diesem eitlen Leben,
Denn wer bringt ihn dazu, zu freun sich daran,
Was nach ihm sein wird auf der eitlen Erde?

Erneut sah all die Unterdrückung ich,
Die da verübt wird unter dieser Sonne,
Und siehe da, der Unterdrückten Tränen,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet,
Und viel Gewalt von Händen der Bedrücker,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet.
Ich pries die Toten, welche längst gestorben,
Mehr als die Lebenden, die noch am Leben,
Doch mehr noch als die Lebenden und Toten
Den Menschen, der noch ungeboren ist,
Das böse Tun noch nicht gesehen hat,
Das da verübt wird unter dieser Sonne.
Und was ich sah, das war der große Aufwand
Und war der große Ehrgeiz eitlen Treibens,
Ja, Konkurrenz des einen mit dem andern,
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes.
Der Tor legt seine Hände in den Schoß
Und frißt mit seinem Maul sein eignes Fleisch.
Ist besser eine Handvoll in der Ruhe,
Als beide Fäuste voll mit schwerer Mühsal
Und nichtiger Begier nach Luftgespinsten.
Auch sah ich Eitles unter dieser Sonne:
Da gibt es einen, aber keinen zweiten,
Auch hat er keinen Sohn und keinen Bruder,
Doch gibt’s für alle seine Müh kein Ende,
Nie werden seine Augen satt vom Reichtum.
Er spricht: Für wen denn mühe ich mich ab,
So daß mein müdes Herz entbehrt des Schönen?
Auch das ist Nichtigkeit, ein böses Übel.
So sind doch besser zwei, als einer nur,
Gibt guten Lohn für sie bei ihrer Mühe.
Denn wenn sie fallen oder wenn sie stürzen,
Der eine richtet dann den andern auf.
Doch weh dem Einsamen, der fällt allein,
Weh dem, ist keiner da, der ihn erbaut!
Wenn zwei sich legen, wird es ihnen warm,
Dem Einsamen wird nimmer warm im Bette.
Und wenn ein Mann den einen angreift auch,
Gemeinsam können zwei doch widerstehen,
Und sind drei Fäden gar in Einer Schnur,
So wird die dicke Schnur nicht reißen rasch.
Ein Jüngling besser ist, der arm, doch weise,
Ist besser als ein Fürst, der alt, doch töricht,
Und der nicht klug und sich nicht raten läßt.
Ja, aus dem Kerker ging hervor der Jüngling,
Um schließlich noch zu werden Fürst im Lande,
Im Königtum geboren als ein Armer.
Ich sah die Menschen an im Land des Lebens,
Die Menschen, wandelnd unter dieser Sonne,
Ich sah sie mit dem Jünglinge, dem Armen,
Der an des Fürsten Stelle treten sollte.
Es ist kein Ende für das ganze Volk,
Für alle, denen nun der Jüngling vorsteht.
Nicht freuen sich die Kommenden an ihm,
Ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten, Hauch!
Bewahre dich, gehst du zum Tempel Gottes,
Zu nahen, um zu hören Gottes Wort,
Ist besser als der Toren Opfergabe.
Unwissend sind sie, daß sie Böses tun.

Sei nicht zu eilig du mit deinem Munde,
Sei nicht zu schnell mit deines Herzens Zunge,
Ein Wort ergehen lassend vor der Gottheit,
Gott ist im Himmel, du bist auf der Erde.
Drum seien deine Worte wenige,
Denn Traum kommt mit der Menge an Geschäft
Und Torenschwatzen mit der Worte Menge.
Wenn du vorm Gotte ein Gelübde ablegst,
Dann halte dich nicht auf, es zu erfüllen,
Denn kein Gefallen gibt es an den Toren.
Was du gelobst dem Gotte, das erfülle.
Sonst ist es besser, du gelobst erst nicht,
Als daß du es gelobst und nicht erfüllst.
Gib nicht dem Mund zu, schuldig dich zu machen,
Sprich nicht vorm Engel: Es war ein Versehen.
Soll Gotte zürnen über deine Reden
Und deiner Hände Werke dir verderben?
Trotz vieler Träume, vieler Nichtigkeiten,
Trotz vieler Worte ohne Maß und Zahl:
Gott, deinen Gott sollst du alleine fürchten!
Siehst Unterdrückung du der armen Menschen
Und Raub von Recht und von Gerechtigkeit
In der Provinz, so wundere dich nicht!
Ein Hoher wacht wohl über einen Hohen,
Ein Höherer wacht über beide Hohen.
Des Landes Vorteil ist in allem dies:
Ein König, der dem Ackerlande dient.
Wer Mammon liebt, wird nimmer satt am Mammon,
Wer Reichtum liebt, wird satt nicht am Gewinn.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Wenn zahlreich aber werden gute Dinge,
So sind auch viele da, die es verzehren.
Was ist der Nutzen für den Eigentümer,
Es sei denn, daß er‘s sieht mit seinen Augen?
Süß ist der Schlummer des, der da geschaffen,
Ob er auch wenig isset oder viel.
Die Sattheit aber eines reichen Mannes
Bringt dennoch ihm zum Schlafen keine Ruhe.
Da gibt es eine wirklich böse Krankheit,
Die ich gesehen unter dieser Sonne:
Geld, vom Besitzer aufgehäuft, zum Unglück.
Vergeht der Reichtum durch Geschäftsverlust
Und hat der Reiche einen Sohn gezeugt,
So hat er nichts davon in seiner Hand.
Wie er hervorging aus dem Mutterschoß,
Nackt wird er gehen, nackt ist er gekommen.
Nichts trägt er mit davon für seine Mühe,
Nichts, das er mitgeführt in seiner Hand.
Und grade das ist eine böse Krankheit:
So wie er kam, so nackend wird er gehen.
Was für Gewinn wird schließlich für ihn bleiben?
Daß er sich abgemüht für Luftgespinste!
Auch alle Tage isset er im Finstern
Mit viel Verdruß und Ärgernis und Leiden.
Doch siehe, was ersehen ich als Gutes:
Schön ists zu essen, herrlich ists zu trinken
Und Schönheit anzuschaun bei aller Mühe,
Mit der man müht sich unter dieser Sonne
In der begrenzten Zahl der Lebenstage,
Die Gott der Schöpfer zugeteilt dem Menschen.
Das ist sein Anteil. Nämlich jeder Mensch,
Dem Gott gegeben seines Reichtums Schätze,
Und den er auch befähigt, zu genießen,
Befähigt, seinen Teil davon zu nehmen,
Bei aller Mühe Freude auch zu haben:
Schau, das ist eine Gnadengabe Gottes.
Er denkt nicht viel an die begrenzte Zeit
Des Lebens, weil die Gottheit ihn beschäftigt,
Beschäftigt mit der Wonne seines Herzens!

Und siehe, es gibt weiterhin das Böse,
Das ich gesehen unter dieser Sonne,
Das Übel lastet schwer auf Menschenseelen.
Ein Mensch, dem Gott gibt Reichtum, Schätze, Ehre,
Daß seine Seele nichts entbehrt von allem,
Was je begehrt die Seele jenes Mannes,
Doch Gott gibt nicht das Glück, es zu genießen,
Vielmehr ein fremder Mann genießt die Gaben,
Das auch ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist ein böses Leiden in dem Leben.
Wenn auch ein Mann erzeugte hundert Kinder
Und lebte eine Unzahl Lebensjahre,
Die Zahl der Jahre wäre wirklich riesig,
Doch seine Seele wird nicht satt am Guten
Und auch kein Grabmal wäre ihm beschieden,
So ist dann besser dran die Fehlgeburt,
Sie kommt im Nichts und geht in Finsternis,
Ihr Name ist bedeckt von Finsternis,
Die Sonne sieht sie nicht und kennt sie nicht,
Die hat mehr Ruhe als der andre Mann.
Und lebte einer auch zweitausend Jahre
Und hätte doch das Gute nicht gesehen?
Es geht doch alles an denselben Ort.
Des Menschen Mühe ist für seinen Mund,
Und doch wird das Verlangen nicht gestillt.
Ja, was für einen Vorteil hat der Weise
Und was ist da der Nachteil eines Toren?
Was ist der Vorteil des geringen Menschen,
Der da in Demut vor dem Herrn versteht,
Im Lande der Lebendigen zu wandeln?
Ist besser doch das Sehen mit den Augen,
Als die Begierde nach dem Luftgespinste.
Auch das ist Nichts, vergeblich ist das Seufzen.
Was auch geschieht, genannt ist dessen Name,
Es ist bekannt schon längst, wer da ein Mensch.
Und er vermag mit jenem nicht zu rechten,
Mit jenem, der ihm überlegen ist.
Ach ja, es gibt unendlich viele Worte,
Die eitlen Eitelkeiten zu vermehren!
Was ist der Vorteil da für einen Menschen?
Wer weiß, was gut ist einem Menschenleben?
Die Zahl der Tage seines eitlen Lebens
Verbringt er ja so flüchtig wie ein Schatten!
Wer also teilt der Menschenseele mit,
Was nach ihm sein wird unter dieser Sonne?

Ein Nachruhm besser ist als gutes Salböl,
Der Tag des Todes doch als der Geburtstag.
Ist besser, in einer Trauerhaus zu gehen,
Als in das Feierhaus, als in die Schenke.
Dies offenbart dir aller Menschen Ende,
Der Lebende, er nimmt es sich zu Herzen.
Ist besser Trauerschmerz als das Gelächter,
Denn durch das Trauern wird das Herz gereinigt.
Des Weisen Herz ist in dem Haus der Trauer,
Der Toren Herz in Häusern des Gelächters.
Ist besser, zuzuhörn des Weisen Schelten
Als eitlen Liebesliedern eitler Narren.
Denn wie der Disteln Knistern unterm Kessel,
So ist der Toren närrisches Gelächter.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Der unrechtmäßige Gewinn und Reichtum
Macht selbst den weisen Mann zu einem Toren,
Bestechung ruiniert des Weisen Herz.
Der Sache Ende besser als ihr Anfang,
Langmütigkeit ist besser als der Hochmut.
Sei eilig nicht im Geiste, dich zu ärgern,
Es wohnt der Ärger in dem Schoß des Toren.
Sprich nicht: Was waren doch die alten Zeiten,
Die goldnen Zeiten besser doch als unsre?
Denn nicht in Weisheit stellst du solche Fragen.
Ein Gut ist Weisheit, auch mit Erbbesitz,
Ist ein Gewinn für die, die sehn die Sonne.
Denn bist du in der Gottesweisheit Schatten,
Beschirmt sie dich im Schatten auch des Geldes.
Doch ist der Nutzen größer von Erkenntnis,
Denn Weisheit schenkt das Leben dem Besitzer.
Betrachte du genau die Werke Gottes:
Wer macht das grad, was er hat krumm gemacht?
Am guten Tage sei du guter Dinge,
Am bösen Tage aber du bedenke,
Auch diesen hat wie jenen Gott gemacht,
Allein weil nie der Mensch erkennt die Zukunft,
Was nach ihm kommt, das kann er nicht erkennen.
Das sah ich an in meiner Eitelkeit:
Ist ein Gerechter, sterbend als Gerechter,
Ein Gottvergessner lebt in seiner Bosheit.
Du sei nicht zu gerecht und nicht gebärde
Du dich so weise wie die sieben Weisen,
Warum willst du dich selber einsam machen?
Doch sei auch nicht zu gottlos, sei kein Narr,
Warum willst du verscheiden vor der Zeit?
Gut ist, daß du an dieser Weisheit festhälst
Und auch von jener Weisheit dich nicht fernhälst,
Der Gottesfürchtige entgeht der Sünde.
Die Weisheit wird dem Weisen Kraft verleihen,
Mehr Kraft als zehn Gebietern in den Städten.
Es ist doch kein Gerechter auf der Erde,
Der nichts als Gutes täte, niemals fehlte.
Auch all den vielen Worten, die man redet,
All dem Geschwätz sollst du dein Herz nicht widmen,
Daß du nicht hörest deiner Knechte Lästern.
Denn oftmals schon, das hat dein Herz erkannt,
Denn oftmals schon hast Andre du verlästert.
Das alles prüfte ich in Gottes Weisheit.
Ich sprach zu mir: Ein Weiser will ich werden!
Sie aber, Sie, ach Sie blieb fern von mir!
Sehr fern ist das, was ist, das ist sehr tief,
Wer kann den Urgrund allen Seins erkennen?
Ich wandt mich um und richtete mein Herz
Auf die Erkenntnis und auf das Ergründen
Der Weisheit und das Urteil zu ergründen
Und ich erkannte allen Frevels Stumpfsinn,
Erkannte Torheit als des Unsinns Frucht
Und fand auch bittrer als den Tod das Weib –
Ein Netz ist sie, ein Fangnetz ist ihr Herz,
Wie Fesseln ihre Haare, ihre Hände.
Wem Gott ist gut, der wird dem Weib entrinnen,
Wer sich verfehlt, wird von dem Weib gefangen.
Schau, wahrlich, das hab ich herausgefunden,
Spricht Koheleth, das eine und das andre,
So bin gekommen ich zum weisen Urteil.
Was meine Seele auch noch untersucht
Und was gefunden meine Seele nimmer:
Wohl Einen Mann fand ich bei tausend Menschen,
Ein Weib hab ich bei Menschen nicht gefunden.

Ja, dies hab ich zu Herzen mir genommen,
Dies alles sorgsam und genau zu prüfen:
Daß die Gerechten nämlich und die Weisen
Und ihre Werke sind in Gottes Hand.
Es sei nun Liebe oder Haß, was weiß der Mensch?
Denn ihnen steht bevor noch Haß und Liebe.
Ist alles gleichsam für die ganze Menschheit,
Ein und dasselbe Schicksal allen Menschen,
Ein Schicksal den Gerechten und den Frevlern,
Den Guten und den Reinen und den Sündern,
Den Opfernden und den Nicht-Opfernden,
So wie dem Frommen, so ergehts dem Sünder,
Gelobendem, dem Meider des Gelübdes.
Das ist ein Übel unter dieser Sonne,
Daß es dasselbe Schicksal gibt für alle,
Daß auch das Herz des Menschen voll vom Bösen,
Daß Unsinn immerdar in ihrem Herzen,
Und schließlich geht das Herz hinab zu Toten.
Wird wer noch zu den Lebenden gezählt,
So ist für ihn noch eine Hoffnung da,
Denn einem Hund am Leben geht es besser,
Als einem Löwen in dem Totenreich.
Ist wer am Leben, weiß er, er muß sterben,
Was aber wissen überhaupt die Toten?
Gibt’s für die Toten ja auch keinen Lohn,
An sie ist die Erinnerung vergessen.
Der Toten Liebe und der Toten Haß,
Der Toten Eifer, alles längst vergessen,
Es gibt für sie auf Dauer keinen Anteil
An allem Wandel unter dieser Sonne.
So geh und iß mit Freude deine Speise
Und trinke lustig deinen edlen Wein,
An deinem Werk hat Gott ein Wohlgefallen.
Es seien deine Kleider allzeit frisch
Und Salböl soll auf deinem Haupt nicht mangeln.
Genieß dein Leben mit der Lieben Fraue,
Liebfraue, die du liebst von ganzem Herzen,
Du liebe sie dein ganzes Leben lang,
Das Gott dir schenkte unter dieser Sonne,
Die ganze Lebenszeit der Nichtigkeit.
Das ist dein Teil an deines Lebens Mühe,
Mit der du mühst dich unter dieser Sonne.
Tu alles das, was deine Hände finden,
Tu alles das mit deiner ganzen Kraft.
Sind keine Werke doch und keine Werte
Und nicht Erkenntnis mehr und nimmer Weisheit
In jenem Schattenreich, zu dem du wandelst.

Die toten Fliegen lassen Salböl stinken
Und lassen gären Öl des Salbenmischers.
Schwerwiegender als Weisheit selbst und Ehre
Ist nur ein wenig von der eitlen Torheit.
Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten,
Das Herz des Toren ist zu seiner Linken.
Auch auf dem Wege, wenn der Tor ihn geht,
Auf seinem Wege fehlts ihm an Verstand,
Er sagt zu jedem nur, er sei ein Tor.
Wenn Zorn des Herrschers aufsteigt gegen dich,
Verlasse nimmer deinen sichern Platz.
Denn Sanftmut läßt nicht große Schuld geschehen.
Es gibt ein Übel, das ich angeschaut,
Betrachtet habe unter dieser Sonne,
Wie ein Versehn, verursacht von dem Herrscher,
Erhoben wird ein Tor in höchste Stellung,
Und Reiche sitzen in der Niedrigkeit.
Ich schaute Knechte auch auf Pferden reiten
Und Fürsten gehen barfuß wie die Sklaven.
Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein,
Reißt wer die Mauer ein, den beißt die Schlange,
Wer Steine bricht, verletzt sich selbst daran,
Wer spaltet Holz, gefährdet sich dadurch.
Ist Eisen stumpf, man wetzt die Schneide nicht,
Dann muß man um so mehr der Kraft aufwenden.
Von Vorteil, Weisheit richtig anzuwenden.
Die Schlange beißt, bevor du sie beschworen,
Da gibt es nicht Gewinn für den Beschwörer.
Des Weisen Worte bringen Ruhm und Ehre,
Der Toren Lippen fressen nur den Toren.
Der Anfang seiner Worte ist die Torheit,
Das Ende seiner Rede übler Unsinn.
Wer da ein Tor ist, der schwatzt viele Worte,
Doch Einsicht fehlt dem Mann, in das was sein wird,
Was nach ihm sein wird, wer teilt ihm das mit?
Der Toren Arbeit, die ermüdet sie,
Vermag er nicht einmal, zur Stadt zu gehen.
Weh, Land, dir, wenn dein König ist ein Knabe
Und deine Fürsten morgens schon genießen.
Wohl, Land, dir, wenn dein König ist ein Edler,
Wenn Fürsten zu der rechten Zeit genießen
Als starke Männer, aber nicht im Saufen.
Zwei faule Hände senken das Gebälk,
Das Dach tropft durch der Hände Sinkenlassen.
Um froh zu lachen, hält man eine Mahlzeit,
Fürwahr, fürwahr, der Wein erfreut das Leben,
Das Geld, so heißt es, sorgt dann für das Ganze.
Selbst in Gedanken fluche nicht dem König,
In deinem Schlafgemache nicht dem Reichen.
Des Himmels Vögel tragen deine Stimme,
Die Herrn der Flügel künden deine Worte.

Schick deine Kuchen weithin übers Meer,
Nach vielen Tagen findest du sie wieder.
Verteil auf sieben Leute oder acht,
Du weißt nicht, was für Unheil noch geschieht.
Sind Wolken voll, kommt Regen auf die Erde,
Und fällt ein Baum nach Süden oder Norden,
Wohin er fällt, dort wird er liegen bleiben.
Wer achtet auf den Wind, kommt nicht zum Säen,
Wer auf die Wolken schaut, der wird nicht ernten.
Unwissend bist du über Windes Wege
Und ebenso kennst du nicht Gottes Werk,
Des Schöpfers, der das Ein und Alles wirkt.
Am Morgen streue deinen Samen aus,
Laß bis zum Abend deine Hand nicht ruhen,
Ob dieses dir gelingt, ob jenes dir,
Wer weiß, ob beides wird zusammen gut.
Dann wird es lieblich sein, das Licht des Lebens,
Den Augen tut es wohl, zu schaun die Sonne.
Denn wenn der Mensch auch viele Jahre lebt,
Soll er sich über alle Jahre freuen
Und denken an die Zeit der Finsternis,
Denn wahrlich zahlreich sind die finstern Tage.
Auch alles, was da kommen wird, ist eitel!
So freue, Jüngling, dich an deiner Kindheit,
Laß wohl sein deinem Herzen in der Jugend
Und lebe nach den Wegen deines Herzens
Und geh nach dem, wonach den Augen lüstet.
Bedenke wohl, daß wegen aller Werke
Einst Gott wird ziehen dich zur Rechenschaft.
Entferne also Kränkung aus dem Herzen
Und halte Unheil fern von deinem Leibe,
Denn Jugend sind und Lebensmorgen eitel!

Denk du an deinen Schöpfer in der Jugend,
Denk du an Gott, eh kommt die böse Zeit,
Eintreffen wird das Alter, du wirst sagen:
Ich hab an diesen Jahren kein Gefallen.
Dann wird die Sonne finster und das Licht,
Dann werden finster werden Mond und Sterne,
Die Wolken kehren wieder nach dem Regen.
In jener Zeit erzittern dann die Wächter
Des Hauses, krümmen sich die starken Männer,
Die Müllerinnen werden Pause machen,
Weil sie so wenige geworden sind.
Es werden dunkel, die da schaun durchs Fenster,
Verschlossen werden Türen zu der Straße,
Nachlassen wird das Klappern an der Mühle.
Erhebt man sich zur Stimme des Geflügels,
Dann sind gedämpft die Töchter der Gesänge.
Auch vor der Höhe wird man dann sich fürchten
Und vor den vielen Schrecken unterwegs.
In Blüte stehen wird der Mandelbaum,
Es schleppt sich mit den Lasten ab der Heuschreck,
Aufbrechen wird in Lust die Kapernknospe.
Doch geht der Mensch zu seiner ewgen Wohnung,
Auf Straßen jammern laut die Klageweiber.
Entfernt wird werden dann die Silberschnur,
Zerbrechen wird das goldne Ölgefäß,
Der Krug bricht auseinander an der Quelle,
Das Rad zerbrochen wird am Loch der Grube.
Der Staub kehrt heim zur Erde, wie er war,
Der Geist kehrt heim zu Gott, der ihn gehaucht.
Ein Nichts von Nichtigkeit, sprach Koheleth,
Ist Alles Nichts, ist nichts als Eitelkeit!
Und weiter? Koheleth war wahrlich weise,
Dazu Erkenntnis lehrt er die Menschen,
Er wägte, prüfte, dichtete die Sprüche,
Er mühte sich, das rechte Wort zu finden,
Gefälliges und schönes, war sein Trachten,
Aufrichtig dichten wahre schöne Worte.
Der Weisheit Worte sind wie Ochsenstachel,
Wie eingeschlagne Nägel sind die Sprüche.
Gegeben sind sie all von Einem Hirten.
Und was darüber noch hinausgeht, Sohn,
Vor mehr als diesem, Söhnchen, sei gewarnt!
Viel Büchermachen, ach, das nimmt kein Ende,
All das Studieren macht so müd den Leib!
Das Ziel des Ganzen wollen nun wir hören:
Du fürchte Gott und halte die Gebote,
Denn das allein macht aus den ganzen Menschen.
Denn Gott bringt alles Werk ins Weltgericht,
Was da geheim, sei’s Gutes oder Böses.



DAS LEHRGEDICHT DER WEISHEIT

(Sprüche Salomos, Kapitel 1-8)


Sprüche Salomonis, Sohnes Davids,
König Israels war Salmone,
Zu verstehen Weisheit und Erziehung,
Einsicht zu gewinnen in die Weisheit,
In die Sprüche der Vernunft und Klugheit,
Zu erwerben die Erziehung, merkend
Auf Gerechtigkeit und Recht und Wahrheit,
Unerfahrenen zu geben Klugheit,
Jugendlichen heilige Erkenntnis
Und Besonnenheit. Es lausch der Weise
Und vermehre Einsicht und Erkenntnis,
Der Verständige erwerbe Künste,
Einsicht zu gewinnen in die Sprüche,
Weise Worte, heilige Orakel.

Ehrfurcht Jahwes ist Erkenntnis-Anfang.
Narren schmähen Weisheit und Erziehung.
Höre, o mein Sohn, die Zucht des Vaters,
Lausch der Unterweisung deiner Mutter,
Wie ein Kranz sind sie auf deinem Haupthaar
Und am Hals wie eine Silberkette.

Sohn, wenn dich die bösen Kerle locken,
Wenn dich Männer der Gewalt bereden,
Schenke ihnen nimmer deine Ohren.
Wenn sie sagen: Folg uns auf den Raubzug,
Lauern wollen wir aufs Blut der Menschen,
Den Unschuldigen die Netze stellen,
Wollen sie verschlingen wie die Hölle,
Blühende ins Grab hinunterziehen.
Großen Reichtum werden wir erlangen,
Unsre Häuser füllen mit der Beute.
Und du wirfst das Los in unsrer Mitte,
Soll Ein Beutel sein für alle Räuber.
Sohn, dann gehe nicht auf ihren Wegen,
Deinen Fuß entferne ihren Steigen,
Ihre Füße laufen rasch zum Bösen,
Sie vergießen leicht das Blut der Menschen.
Denn vergeblich wird das Netz geworfen
Vor den Vogelaugen aller Vögel,
Auf das eigne Menschenblut sie lauern,
Stellen ihren Seelen eine Falle.
So ist das Ergehen aller Räuber.
Denn die Seele nimmt es dem Besitzer.

Ewge Weisheit laut ruft auf der Straße,
Auf dem Platz erhebt sie ihre Stimme,
Durch den Lärm der Kreuzung ruft sie, rufend
In den Toren steht sie, predigt Umkehr.
In den Städten spricht sie ihre Sprüche:
Ach wie lange liebt ihr Toren Torheit,
Ach wie lang ihr Lüsternen die Wollust,
Haßt ihr Gottvergessenen Erkenntnis?
Kehrt zu meiner Weisung um, spricht Weisheit,
Denn ich werde meinen Geist ergießen,
Wissen lassen euch der Weisheit Worte.
Weil ich rief, ihr doch nichts wissen wolltet,
Meine Hand ausstreckte, niemand merkte,
Nicht befolgtet ihr der Weisheit Ratschlag
Und habt Weisungen nicht angenommen,
Darum lache ich bei eurem Unglück,
Spotte beim Eintreffen eures Grauens,
Wenn das Grauen eintrifft wie Gewitter,
Unglück kommt herbei wie eine Windsbraut,
Wenn hereinbricht Drangsal und Bedrückung.
Ruft ihr dann, so geb ich keine Antwort,
Suchen werdet ihr und doch nicht finden.
Dafür daß ihr hasstet die Erkenntnis
Und die Ehrfurcht nicht vor Gott erwähltet,
Angenommen nicht der Weisheit Ratschlag,
Alle meine Weisungen verschmähtet.
Essen werdet ihr des Weges Früchte,
An den Planungen euch überfressen.
Denn der Toren Abfall wird sie töten,
Tödlich ist der Narren eitle Einfalt.
Doch wer mir gehorcht, wird sicher wohnen,
Sorglos vor dem Grauen alles Übels.

Söhnlein, wenn du meine Worte annimmst,
Meine Weisungen bei dir bewahrest,
Daß dein Ohr aufmerket auf die Weisheit,
Wirst dein Herz du lenken zum Verständnis.
Wenn du die Verständigkeit erflehest,
Dem Verständnis hingibst deine Stimme,
Suchest das Verständnis du wie Silber
Und verborgne Schätze in der Tiefe,
Dann wirst du verstehen Ehrfurcht Jahwes
Und erfinden die Erkenntnis Gottes,
Denn die Gottheit Jahwe spendet Weisheit,
Jahwes Mund Verständnis und Erkenntnis,
Jahwe speichert Redlichen die Hilfe,
Ist ein Schild für die vollkommen wandeln,
Zu bewahren die gerechten Pfade,
Zu beschützen Wege seiner Frommen.
Dann wirst du Gerechtigkeit verstehen
Und Geradheit, jeden Weg des Guten,
Weisheit wird dir in die Seele fließen
Und Erkenntnis deinem Geiste wohltun.
Die Besonnenheit wird dich bewachen,
Die Verständigkeit wird dich behüten,
Dich den bösen Wegen zu entreißen,
Von dem Manne, der Verkehrtes redet,
Die verlasssen die geraden Pfade,
Um zu wandeln auf den finstern Wegen,
Die sich freuen, Böses anzufangen,
Jubeln über die verkehrten Wege,
Deren Pfade sind verdreht, verdorben,
Irre gehn sie auf den breiten Straßen;
Auch dich zu entreißen eitler Dirne,
Fremder Frau, die ihre Worte glättet,
Die verläßt den Liebling ihrer Jugend,
Die vergißt die Ehe ihres Gottes;
Denn zum Tode senkt sich ihre Hütte
Und zu den Verstorbnen ihre Bahnen;
Alle, die zu ihr eingehen, sterben,
Kehren nimmer auf den Pfad des Lebens.
Lerne Weisheit mit dem Ziel des Glaubens,
Daß du wandelst auf dem Weg des Guten,
Achtest auf die Pfade der Gerechten,
Denn die Wahrheit in dem Herzen tragen,
Werden wohnen in dem guten Lande,
Die Vollkommnen werden übrig bleiben.
Gottvergessne werden ausgerottet
Und die Ungetreuen ausgerissen.

Söhnchen, nicht vergesse meine Lehre,
Meine Weisungen bewahr im Herzen,
Lange Tage, lange Lebensjahre,
Wohlbefinden werden sie dir mehren.
Liebe, Treue sollen bei dir bleiben,
Binde sie um deinen Hals, mein Söhnchen,
Schreib sie auf die Tafel deines Herzens.
So wird sich der Weisheit Antlitz neigen,
So wirst du erlangen gute Einsicht
In den Augen Gottes und der Menschen.
Traue Jahwe du von ganzem Herzen,
Stütz dich nicht aufs eigene Verständnis.
Denk an ihn auf allen deinen Wegen,
Er wird ebnen deine Lebenspfade.
Sei nicht in den eignen Augen weise,
Fürchte Jahwe, weiche von dem Bösen!
Heilung wird das sein für deinen Nabel
Und Erquickung für den ganzen Körper.
Ehre Jahwe du mit deinen Gütern
Und den Erstgeburten deines Reichtums,
Überfließen werden deine Scheunen
Und die Vorratskammern überfließen
Und von Traubenmoste deine Kufen.
Die Ermahnung Jahwes, Sohn, verwirf nicht,
Sei geduldig du des Vaters Strafe.
Denn wen Jahwe liebt, wird er erziehen,
Wie des Vaters Zucht am Lieblingssöhnchen!

Wohl dem Menschen, der erlangt die Weisheit,
Wohl dem Menschen, der erreicht Verständnis.
Besser ihr Erwerb als Silberreichtum,
Besser ihr Ertrag als feines Gelbgold.
Ihre Kostbarkeit unübertrefflich
Übertrifft auch die Korallen kostbar.
Was du schätzest, ihr ists nicht vergleichbar.
Lange Tage trägt sie in der Rechten,
In der Linken Ehre, Ruhm und Reichtum.
Ihre Wege sind der Wonne Wege,
Alle ihre Steige Wohlbefinden.
Lebensbaum ist sie für die ihr Treuen,
Wer sie fasst, der wird beglückt und selig.
Jahwe gründete die Welt in Weisheit,
Stellte auf den Himmel in Verständnis.
Ozeane brachen aus dem Wissen
Und die Wolken träufeln Regen nieder.
Sohn, nicht soll sie deinen Augen weichen,
Du bewahre Umsicht, Weitsicht, Einsicht,
Diese werden Leben deiner Seele
Und ein Schmuck für deinen Hals, mein Söhnchen.
Sicher wirst du deine Wege gehen,
Und dein Fuß wird nicht an Steine stoßen.
Legst du dich, du brauchst dich nicht zu fürchten,
Liegst du, ist dein Schlummer süß und lieblich.
Fürchte du dich nicht vor jähem Schrecken,
Nicht vorm Untergang der Gottvergessnen,
Jahwe wird dir Zuversicht und Hoffnung,
Deinen Fuß bewahren vor der Falle.

Weigere Bedürftigen nichts Gutes,
Steht es in der Macht nur deiner Hände.
Sag dem Nächsten nicht: Zurück dich wende,
Morgen geb ich – hast dus bei dir heute.
Schaffe deinem Nächsten nimmer Böses,
Wohnt er arglos neben deinem Hause.
Führe Rechtsstreit nicht mit einem Menschen
Ohne Grund, wenn er getan nichts Böses.
Sei nicht neidisch auf die Übeltäter,
Nicht entscheide dich für ihre Wege,
Ungetreue sind ein Greuel Jahwe,
Den Aufrichtigen gilt sein Vertrauen.
Jahwes Fluch ist in dem Haus der Bösen,
Segen in der Wohnung der Gerechten.
Wahrlich, wahrlich, Jahwe spottet Spöttern,
Den Demütigen gibt Gnade Jahwe.
Ehre werden erben fromme Weise,
Eitle Narren tragen ihre Schande.

Höret, meine Söhne, ihr Geliebten,
Eures Herzensvaters Sittenlehre.
Gute Lehre geb ich euch in Weisheit,
Mein Gesetz und meine Weisung laßt nicht.
Ich war selber Sohn von einem Vater,
Zart und einzig Liebling einer Mutter.
Vater unterwies mich, hat gesprochen:
Halte fest mein Wort mit deinem Herzen.
Wahre die Gebote, lebe, lebe!
Weisheit dir erwirb, erwirb Erkenntnis,
Nicht vergesse Weisheit, Jahwes Weisheit,
Weich nicht von den Reden meines Mundes.
Laß sie nicht, denn sie beschützt dich sicher.
Weisheits-Anfang ist: Erwirb dir Weisheit
Und mit aller Kraft erwirb Erkenntnis.
Schätze hoch sie, sie wird dich erhöhen,
Rühme sie, wenn du umarmst sie liebend!
Sie gibt deinem Haupt den Kranz der Schönheit,
Schenkt dir eine königliche Krone!

Höre, Söhnchen, lausche meinen Reden,
Lebensjahre werden sich dir mehren.
Weisen will ich dir den Weg der Weisheit,
Gehen lassen dich auf rechten Wegen.
Deinem Wandeln sind nicht eng die Schritte,
Wirst du laufen, wirst du doch nicht straucheln.
Laß nicht nach, halt fest an der Erziehung,
Achte auf die Zucht, sie ist dein Leben.
Gottvergessner Pfade nicht betrete,
Gehe nicht einher der Bösen Wege.
Liegen laß der Bösen breite Straßen,
Weich von breiten Straßen, geh vorüber,
Böse schlafen nicht, bevor sie lästern,
Sie sind schlaflos, stellen sie nicht Fallen.
Sie verspeisen gottlos Brot der Torheit,
Trinken von dem Trunke der Gewalttat.
Aber der Gerechten schmale Pfade
Sind wie Herrlichkeit des Sonnenaufgangs,
Steigend, leuchtend zum Zenit des Tages.
Finsternis ist Gottvergessner Straße,
Merken selber nicht, wodurch sie straucheln.

Söhnchen, merke du auf meine Worte,
Meinen Reden neige deine Ohren.
Deinen Augen weiche nicht die Weisheit,
Wahre sie im Innern deines Herzens.
Ewges Leben ist mein Wort dem Finder
Und dem ganzen Leib Genesung, Heilung.
Mehr als Schätze hüte deine Seele,
Denn sie ist die Quelle deines Lebens.
Lege ab von dir den Trug der Lippen
Und entferne Sünden deiner Zunge.
Deine Augen sollen grade blicken,
Deine Wimpern schauen grad und strahlend.
Ebne du die Wege deiner Füße,
Jede deiner Strecken sei befestigt.
Nicht nach rechts und nicht nach links abweiche,
Halte ferne deinen Fuß vom Bösen.

Söhnchen, willig lausche meiner Weisheit,
Meiner Einsicht leihe du dein Lauschen,
Wahre Überlegungen der Weisheit,
Deine Lippen wahren die Erkenntnis.
Honig träufelt fremder Dirne Lippe,
Glatter ist als Balsamöl ihr Gaumen.
Doch das Ende ist wie Wermut bitter,
Scharf ist sie wie Schwerter doppelschneidig.
Ihre Füße wandeln zu den Toten,
Ihre Schritte streben in die Hölle.
Nicht schlägt ein sie Wege ewgen Lebens,
Ihre Füße beben ohne Einsicht.

Meine Söhne, lauschet meiner Weisheit,
Weicht nicht von den Reden meines Mundes.
Bleibe fern der fremden Frau des Andern,
Nahe dich nicht ihrer Hütte Pforte,
Geb nicht andern deines Lebens Frische,
Unbarmherzigen die Kraft des Lebens,
Daß nicht sättigt Fremde dein Vermögen,
Deine Arbeit kommt ins Haus des Fremden,
Daß du stöhnen wirst an deinem Ende,
Wenn hinschwinden wird dein Fleisch und Körper
Und du redest: Ich verwarf die Mahnung,
Meine Seele Warnung und Erziehung,
Lauschte nicht dem Wort der Unterweiser,
Neigte nicht die Ohren meinen Lehrern.
Fast wär ich geraten an das Böse
Mitten in Gemeinschaft und Versammlung.

Wasser trink aus eigener Zisterne,
Fließendes aus deines Brunnens Mitte.
Sollen deine Quellen überfließen,
Wasserbäche auf die breiten Straßen?
Sie, sie sollen einzig sein dein eigen,
Aber nicht für andre Nebenbuhler.
Deine Quelle, die gebenedeite,
Ist dein Glück, die jugendliche Fraue,
Liebliche Gazelle, Anmut-Hindin.
Ihre Brüste sollen dich berauschen,
Sollst gesättigt sein an ihrem Busen,
Taumle immerfort in ihrer Liebe!
Warum taumelst du um eine Fremde,
Stöhnst vor Brüsten einer Götzensklavin?

Jahwes Augen sehen Menschenwege,
Er beachtet alle Menschenpfade.
Gottvergessnen fangen seine Sünden,
Fesseln ihn der eignen Sünden Fesseln.
Er stirbt an dem Mangel an Erziehung,
Taumelt hin in Größe seiner Torheit.

Sohn, wenn du gebürgt für deinen Nächsten,
Handschlag gabest für den fremden Menschen,
Bist verstrickt in Worten deines Mundes,
Also handle, Söhnchen, dich befreie,
Wenn du kamest in die Hand des Nächsten,
Wirf dich nieder und bestürm den Nächsten,
Gönne nimmer Schlummer deinen Augen
Und den Schlaf nicht deinen Augenwimpern.
Wie ein Hirsch befrei dich aus den Händen,
Wie ein Vogel aus der Hand des Fängers.

Zur Ameise wandele, du Fauler!
Siehe ihre Wege, werde weise,
Die nicht Führer hat, nicht Treiber, Herrscher,
Die ihr Brot bereitet sich im Sommer,
Sammelt in der Ernte ihre Nahrung.
Ach wie lang, du Fauler, liegst du schlummernd,
Wann erhebst du dich von deinem Schlummer?
Noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer?
Ineinanderlegen deiner Hände?
Und es kommt die Eilende, die Armut,
Wie ein Wilddieb naht sich dir der Mangel.

Menschen Belials, der Sünde Menschen
Sind, die wandeln in des Mundes Falschheit,
Augenzwinkernd, stoßend mit den Füßen,
Zeigend mit den Fingern auf die andern,
Herzenskrumme, Böses nur bereitend,
Streitigkeiten auf der Erde stiftend.
Doch urplötzlich naht ihm sein Verderben,
Jäh wird er zerbrochen, ohne Heilung.
Sechs sind, welche Jahwe tief verabscheut,
Sieben sinds, die Greuel seiner Seele:
Stolze Augen und gespaltne Zungen,
Hände, die vergießen Blut unschuldig,
Herz, das Sündenanschlag vorbereitet,
Füße, eilig laufend zu dem Bösen,
Lügenbläserei der falschen Zeugen
Und wer Streit veranlaßt bei Geschwistern.

Wahre, Sohn, die Weisung deines Vaters,
Laß nicht von der Botschaft deiner Mutter.
Binde immerfort sie um das Herze,
Winde sie um deinen Hals, mein Söhnchen.
Leiten sie dich doch bei deinem Gehen,
Wachen über dich bei deinem Liegen,
Und erwachst du, werden sie dich grüßen.
Leuchte ist die Weisung, Licht die Botschaft,
Weg des Lebens ist dir die Erziehung,
Dich zu wahren vor der bösen Dirne,
Vor der Schmeichelei der Fremden-Zunge.
Nicht begehre sie in deinem Herzen,
Nicht begehre sie um ihre Schönheit,
Laß dich fangen nicht von ihren Wimpern.
Zu der Hure kommst du für ein Brötchen,
Doch die Gattin kostet dich die Seele.
Trägt wer Feuer in der Manteltasche
Und es brennen ihm nicht seine Kleider?
Geht wohl jemand auf erhitzten Kohlen,
Aber ihm verbrennen nicht die Füße?
So, wer eingeht zu der Frau des Nächsten,
Jeder wird gestraft, der sie berührte.
Man verachtet nicht den Dieb, den Räuber,
Wenn er stiehlt aus übergroßem Hunger,
Siebenfach ersetzt es der Ertappte,
Er gibt seines Hauses ganze Habe.
Ehebrecher, sie sind unvernünftig,
Ein Verderber seiner Seele tut es.
Schaden trifft ihn, Schmach trifft ihn und Schande,
Nimmer wird getilgt ihm seine Sünde.
Eifersucht ist Zorn und Grimm des Mannes,
Er wird schonen nicht am Tag der Rache.
Er nimmt Rücksicht nicht auf Sühnegelder,
Wird nicht willig dir, gibst du Geschenke.

Lieber Sohn, bewahre meine Reden,
Speichre bei dir meiner Weisheit Weisung.
Wahre meine Weisungen und lebe,
Wahre Weisheit wie des Auges Tochter.
Binde sie um deinen Ehefinger,
Schreibe sie auf deines Herzens Tafel.
Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester!
Die Erkenntnis rufe deine Freundin!
Dich zu wahren vor der losen Dirne,
Vor der Fremden mit der glatten Zunge.

Nämlich durch die Fenster meines Hauses
Schaute ich und durch die Fenstergitter,
Und da sah ich einen armen Toren,
Einen Jüngling unter jungen Narren,
Der in ihrem Winkel ging die Straße
Und betrat den Pfad zu ihrer Hütte
In der Dämmerung zur Abendstunde,
Als die Nacht kam, Finsternis des Dunkels.
Siehe, jene Frau trat ihm entgegen:
Hurenkleider und verborgne Seele,
Leidenschaftlich sie und ungefesselt,
Nicht in ihrer Hütte blieben ihre Füße,
Auf der Gasse bald, bald auf dem Marktplatz,
Bald auflauernd ihm in dunklen Winkeln.
Hielt sie fest sich an ihm fest und küsst ihn,
Heißen Angesichtes zu ihm sprechend:
Auf mir waren Heil- und Friedensopfer,
Heute hab erfüllt ich mein Gelübde.
Darum ging ich aus, dir zu begegnen,
Suchte dich und habe dich gefunden.
Teppiche auf meinem Ruhebette,
Buntgestreifte Seide aus Ägypten,
Auch besprengt das Bett mit Myrrhedüften
Und mit Aloe- und Zimt-Parfümen.
Komm, wir saugen Liebe bis zum Morgen,
Komm, wir trinken Liebestrank mit Minze.
Denn mein Ehemann ist nicht im Hause,
Der er wandert lange ferne Wege.
Seinen Beutel hat er mitgenommen,
Erst zur Nacht des Neumonds kommt er wieder.
So hat sie ihn lieblich überredet
Und geneigt gemacht durch Redekünste,
Ihn verführt durch Glätte ihrer Zunge.
Augenblicklich folgt er ihren Reizen,
Wie ein Ochse wird geführt zur Schlachtung,
Wie ins Netz gefangen geht der Vogel,
Bis ein Pfeil ihm seine Galle spaltet,
Er gefangen ward von ihrer Spange.
Er erkennt nicht, daß es gilt die Seele!

Meine Söhne, lauscht auf meine Worte
Und vernehmt die Reden meines Mundes.
Bieg dein Herz nicht ab auf ihre Wege,
Irre nicht umher auf ihren Steigen.
Viele sind es nämlich, die Durchbohrten,
Die sie hingerichtet hat durch Schönheit,
Ohne Zahl sind die erschlagnen Männer.
Höllenweg der Weg zu ihrer Hütte,
Welche sinkt ins Brautgemach des Todes.

Ists nicht so? Die Weisheit ruft vernehmlich,
Die Erkenntnis anhebt ihre Stimme.
Auf dem Gipfel, auf der Höh der Wege,
An der Wege Kreuzung steht sie redend.
An den Eingangstoren zu den Städten,
Auf der Städte Plätzen ruft sie deutlich:

Männer ihr! An euch ergeht mein Rufen,
Meine Stimme an die Menschensöhne.
Lernt, ihr Unerfahrenen, die Klugheit
Und ihr Trotzigen lernt Herz und Seele.
Hört, ihr Menschensöhne, Edles red ich,
Meiner Lippen Öffnen ist die Wahrheit.
Wahrheit, nichts als Wahrheit spricht mein Gaumen,
Gottvergessenheit ist mir ein Greuel.
Redlich sind die Reden meines Mundes,
Ohne Hinterlist und ohne Krummheit.
Sie sind Klarheit dem, der da vernünftig,
Zuverlässig Findern der Erkenntnis.
Nehmet meine Zucht an und nicht Silber
Und Erkenntnis lieber als das Feingold.
Weisheit ist doch besser als Korallen,
Allen Schätzen ist sie unvergleichbar.

Ich, die Weisheit, wohne bei der Einsicht,
Der Besonnenheit Erkenntnis hab ich,
Ehrfurcht Jahwes ist das Bosheit-Hassen,
Hochmut, Hoffahrt, Stolz und böser Wandel
Und die Lügenzunge sind mir Greuel.
Bei mir ist der Rat und ist die Umsicht,
Ich bin die Vernunft, bei mir ist Stärke.
Durch mich haben Könige die Herrschaft,
Haben Ruhm und Ehre Würdenträger.
Durch mich herrschen Fürsten, alle Edlen,
Richten alle die gerechten Richter.

Ich, die Liebenden der Weisheit lieb ich,
Und wer Weisheit suchet, der wird finden.
Reichtum ist und Ehre ist mein Anteil
Und Gerechtigkeit und edle Güter.
Besser meine Frucht als Gold und Feingold,
Mein Ertrag als das geprüfte Silber.
Weisheit wandelt auf gerechten Wegen,
Die Gerechtigkeit sind ihre Steige,
Auszuteilen meinen Minnern Wohlfahrt,
Die Schatzkammern fülle ich aus Gnade.

Jahwe zeugt mich in des Weges Anfang,
Erstes seiner Werke nin ich ewig,
Eingesetzt ich in den Ewigkeiten,
Anfang, von dem Anbeginn der Erde,
In der Meere Nichtsein ich geboren,
In der wasservollen Quellen Nichtsein.
Ehe wurden eingesenkt die Berge,
Vor den Hügeln wurde ich geboren.
Vor der Länder Schaffung und der Fluren
Ward ich und vorm ersten Staub des Festlands.
Als er aufgestellt das Reich der Himmel,
Abgesteckt den Kreis des Meeresspiegels,
Wolken er befestigt in der Höhe,
Stark gemacht die reinen Wasserquellen,
Er dem Ozean die Grenze setzte,
Daß die Wasserflut nicht überströmte,
Er gelegt das Fundament der Erde,
War ich bei ihm, war ich ihm zur Seite,
Throngenossin – Liebling – Architektin!
Ich war sein Ergötzen alle Tage,
Scherzte allezeit vor seinem Antlitz,
Spielend auf dem Runde seiner Erde,
Mein Ergötzen sind die Menschenkinder.