Didaktisches
Epos
von
Josef Maria von der Ewigen Weisheit
(Fortsetzung von Teil 1)
EPIKTET
ODER
DIE
HEILIGE TUGEND
Hast
du dir etwas vorgestellt,
Was
deinem Geiste nicht gefällt,
So
sage gleich mit weisen Worten:
Vorstellungen von solchen Sorten,
Vorstellungen von solchen Sorten,
Vorstellung
ist es nur, sonst nichts.
Der
Prüfung deines Geisteslichts
Dann
unterziehe die Vorstellung
Und
denke dir bei der Erhellung:
Ob der Vorstellungen Gestalt
Ob der Vorstellungen Gestalt
In
deiner eigenen Gewalt,
Ob
du auf sie, die dich erfasst,
Doch
keinen eignen Einfluss hast.
Ist
die Vorstellung ganz und gar
Von
dir selbst unbeeinflussbar,
So
sage als ein weiser Mann:
Das geht mich weiter gar nichts an!
Das geht mich weiter gar nichts an!
Zuerst
entferne die Begierde,
Denn
willst du einer Zierrat Zierde
Und
steht es nicht in deiner Macht,
Daß
es dir werde zugebracht,
Unglücklich
wirst du immer sein,
Begierde
bringt des Unglücks Pein.
Was
du erlangen aber könntest,
Was
wert wär, dass du dafür brenntest,
Das
dich noch nicht begehrlich fand,
Das
Gut ist dir noch unbekannt.
Abneigung
walten lass und Trieb,
Begehre
ruhig, was dir lieb,
Doch
wähle aus das wahre Glück
Und
halt vom Unheil dich zurück
Und
sei in allem sachte, sacht,
Und
traue auf der Tugend Macht.
Bei
allem, was dein Seelchen freut,
Was
Nutzen schafft, dein Herz erneut
Erfüllt
mit Lust und was dir lieb
Und
was Genuss ist deinem Trieb,
Erwäge
mit dem Geiste nur
Das
wahre Wesen der Natur:
Denn liebst du eine Rotweinflasche,
Denn liebst du eine Rotweinflasche,
So
sage dir: Nach Wind ich hasche,
Was
ist das, was ich liebe? Das
Ist
nichts als ein fragiles Glas.
Und
liebst du ein sehr schönes Weib
Und
liebst du ihren Wonneleib,
Denk
an die menschliche Natur
Und
sage dir im Geiste nur:
Der Schönheit ist die Zeit verderblich
Der Schönheit ist die Zeit verderblich
Und
dieses schöne Weib ist sterblich.
Ist
dieses Weib dann nicht mehr da,
Sagt
doch dein Geist zur Gottheit Ja.
Es
schrecken nicht die Dinge selber,
Allein
die Meinung macht dich gelber,
Daß
dieses Ding entsetzlich sei.
Der
Weisen Weistester war frei,
Den
Tod selbst schrecklich nicht zu finden.
Bangst
du vorm Tod in deinen Sünden,
Ist
schrecklich dir des Tods Erscheinung,
So
ist es nichts als deine Meinung.
Und
stößt du auf ein Hindernis,
Das
dich betrübt mit Finsternis,
So
klage keinen andern an.
Verwirf
die Meinung nur als Mann,
Dass
dieses Hindernis sei schlimm
Und
das es sei aus Gottes Grimm.
Der
Tor klagt immer andre an,
Sich
selbst verklagt der weise Mann,
Der
an der Weisheit Anfang steht.
Wer
auf der Weisheit Gipfel geht,
Klagt
niemals einen andern an
Und
ehrt sich selbst als weisen Mann.
Auf
fremden Vorzug sei nicht stolz.
Es
wäre doch so dumm wie Holz
Ein
eingebildet eitles Pferd:
Wie schön ich bin! Was bin ich wert!
Wie schön ich bin! Was bin ich wert!
Doch
diese Narren du verhöhne:
Wie ist doch meine Stute schöne!
Wie ist doch meine Stute schöne!
Stolz
auf die Schönheit deiner Stute,
So
ist dem Narren nur zumute.
Vorstellung
richtig zu gebrauchen
Und
nicht in Wahnsinn einzutauchen,
Sei
du allein auf solches stolz.
Bei
allem andern sag: Was solls!
Wenn
du auf einer Seefahrt bist,
Das
Schiff jedoch im Hafen ist,
Du
gehst, um Wasser dir zu holen,
Da
findest du vor deinen Sohlen
Wohl
eine Muschel oder Zwiebel.
Jedoch
bewahre dich vor Übel
Und
denke immer an das Schiff,
Das
Schiff stets in Gedanken triff,
Ob
dich der Kapitän schon ruft.
Wenn
dich der Kapitän beruft
Zurück
aufs Schiff, so eile eilig.
Und
so auch, willst du leben heilig,
Wenn
du wie eine Muschel findest
Ein
schönes Weib, dich an sie bindest,
Sie
liebst mit ihrem Purpurmündchen,
Und
wenn du liebst ein kleines Kindchen,
Dann
lass das alles nur zurück,
Ruft
dich der Kapitän zum Glück
Ins
Schiff, und schaue dich nicht um.
Bist
du ein alter Mann, nicht dumm,
Entferne
niemals dich vom Hafen,
Im
Hafen sollst du wachsam schlafen,
Mit
einem Beine schon im Grab,
Bald
fährt das Schiff gen Heimat ab!
Bei
allem, was dir je begegnet,
Schau,
wie du wirst von Gott gesegnet.
Aus
allem sollst du Nutzen ziehn
Und
innerlich im Geist Gewinn.
So
siehst du eine von den Schönen
Und
reißt es dich zu heißem Stöhnen
Auf
ihrer weißen Brüste Hügeln,
So
sollst du dich in Reinheit zügeln.
Begegnet
dir ein schweres Amt,
So
plötzlich Kraft in dir entflammt.
Begegnet
dir ein Ungemach,
Dir
Unglück, Leiden, Spott und Schmach,
So
plötzlich kommt zu dir Geduld,
Du
duldest alles voller Huld.
Sag
nie: Ich habe was verloren!
Erweise
dich als neugeboren.
Ging
dir verloren deine Wohnung,
So
schone dich mit milder Schonung
Und
suche das als neues Glück:
Dem Vater gab ich sie zurück!
Dem Vater gab ich sie zurück!
Und
ist dein kleines Kind gestorben,
Im
Mutterschoße dir verdorben,
So
glaube weiter an das Leben:
Ich hab es Gott zurückgegeben!
Ich hab es Gott zurückgegeben!
Und
ging dein schönes Weib verloren,
Erweise
dich als neugeboren:
So wie ich durfte sie erlangen,
So wie ich durfte sie erlangen,
So
ist sie nun von mir gegangen,
Der
Herr gegeben hats dem Frommen,
Dem
Weisen hats der Herr genommen,
Ich
weihe die Geliebte Gott,
Das
Weib, den Odem im Schamott.
Sind
Menschen oder schöne Dinge
Geliehen
dir, so fröhlich singe,
Behandle
sie nach ihrer Art,
Als
Pilger auf der Pilgerfahrt.
Fortschreiten
willst du in der Tugend?
Sei
ruhig, wenn dich dumme Jugend
Für
einen Ungelehrten hält
In
allen Dingen dieser Welt.
Auch
lächle, wenn die Toren toben
Und
sie dich über Maßen loben.
Dir
soll vor Lorbeerkränzen grauen,
Du
sollst dir selber nicht vertrauen.
Denn
wisse, es ist gar nicht leicht
Für
den, der Weisheit schon erreicht,
Daß
er die Dinge dieser Welt
Zugleich
im Auge fest behält.
Das
Weltkind weiß von Weisheit nichts,
Die
Welt verschmäht der Sohn des Lichts.
Vergiss
nicht, dass du dich im Leben
Verhältst,
wie wenn beim Blut der Reben
Und
Fleisch beim Gastmahl du zu Gast,
Man
reicht dir Speise, jeder prasst,
Du
aber nimm davon bescheiden.
Doch
wenn des Fleisches Augenweiden
Vorübergehen
ungenossen,
Das
tragen Weisheits-Weggenossen
Geduldig,
tapfer, ehrenhaft.
Kommt
nicht zu dir der Rebensaft,
So
sehr es dürstet auch den Frommen,
Die
Traube will und will nicht kommen,
So
lächle du voll sanfter Huld
Und
üb dich heilig in Geduld.
Genauso
halt es mit dem Weib
Und
ihrem Augenweiden-Leib
Und
mit der Ehre und dem Ruhm.
Willst
du in Gottes Heiligtum
Und
Säule sein in Gottes Tempel,
Die
Weisen nimm dir zum Exempel,
Zwar
bot man ihnen zum Genuss
Das
Fleisch und auch des Bechers Kuss,
Sie
aber blieben bei dem Fasten.
Nicht
die, die mit dem Fleische prassten,
Nein,
die im Fasten sich nicht schonen,
Die
werden bei der Gottheit wohnen!
Bedenke
doch, o Mensch, o hör,
Im
Welttheater ein Akteur
Bist
du und spielst im Weltbetrieb
Die
Rolle, die der Dichter schrieb.
Mal
ist das Stück sehr kurz, sehr bang,
Mal
ist das Stück sehr froh, sehr lang.
Du
sollst den Eremiten spielen?
So
frage nicht nach andern Zielen.
Den
Waisen sollst du Vater sein?
So
lass den Waisen nicht allein.
Sollst
nicht des Nächsten Weib begehren,
Die
Himmelskönigin verehren,
Was
immer auch der Dichter wolle,
Akteur,
spiel herrlich deine Rolle.
Dein
Amt ists einzig, gut zu spielen.
Doch
nach des Welttheaters Zielen
Du
frage kritisch nicht als Richter,
Denn
das entscheidet nur der Dichter.
Der
Tod soll dir vor Augen schweben,
Denkst
du an ihn in deinem Leben,
So
wirst du nichts Vulgäres denken
Und
nicht in Schande dich versenken
Und
keine Frau zu sehr begehren,
So
lehren es die Weisheitslehren.
Du
willst ein Freund der Weisheit sein?
So
stelle dich schon darauf ein,
Die
Narren werden dich verlachen
Und
grimmige Grimassen machen
Und
werden böse dich verspotten:
Frau Weisheit soll dich wohl vergotten
Frau Weisheit soll dich wohl vergotten
In
einer liebenden Extase?
Was
trägst du doch so hoch die Nase?
Du
dulde nur der Spötter Spot
Und
tu, wozu beruft dich Gott.
Denn
tust du fleißig Gottes Amt,
Ob
dich der Frevler auch verdammt,
Sie,
die dich einst so laut verlacht,
Verspottet
mit des Herzens Nacht,
Wenn
Gott erfüllt dir dein Begehren,
Dann
werden sie dich noch verehren!
Doch
weichst du von der Weisheit Weg
Und
gleitest auf dem schmalen Steg
Und
folgst den Sündern und den Spöttern,
Sie
werden dich zuletzt zerschmettern!
Freund,
wenn es einmal dir begegnet,
Daß
du, um von der Welt gesegnet
Zu
werden, dich nach außen wendest,
Sogleich
die Innenwelt beendest
Und
einen Schatz verloren hast,
So
werde selbst dir wieder Gast
Und
sammle dich in innrer Sammlung
In
einer liebenden Versammlung.
Willst
du, dass man dich weise nennt,
Als
Dichter-Denker dich erkennt,
Wer
spricht dir diese Würde zu?
Ich
bin ein Weiser, sag dir du!
Primat
in aller Frömmigkeit,
Dies
wisse du, ist dass du weit
Und
hoch von deiner Gottheit denkst:
O Gottheit, die du alles lenkst
O Gottheit, die du alles lenkst
Und
gut und ganz gerecht regierst
Und
mütterlich durch Vorsicht führst
Und
die du mich berufen hast,
Ich
sei in Ewigkeit dein Gast,
Ich
will in alles ja mich schicken
Und
immer voller Demut nicken.
Es
wird zuletzt vollkommen gut,
Du,
Gottheit, bist mein Höchstes Gut.
Es
ist in jedem Falle Pflicht,
Das
ändert auch der Denker nicht,
Trankopfer
darzubringen Gott
Und
Speiseopfer ohne Spott
Nach
frommer Weise unsrer Väter,
Rein
wie die Quintessenz, der Äther,
Gleichgültig
nie und willenlos,
Nie
lieblos, nie gedankenlos,
Nie
müßig, nie wie der nichts schafft,
Nicht
opfernd über deine Kraft.
Ein
meisterhaftes Vorbild wähle
Und
folge ihm mit deiner Seele,
Ob
du bist in Geselligkeit,
Ob
du allein in Einsamkeit.
Gott!
Führe mich, ich liebe dich!
Vorsehung
Gottes! Führe mich!
Wohin
ich gehen soll auf Erden,
Was
ich noch werden soll im Werden,
Ich
folg dir, Gottheit, unbedingt,
Dir,
Gottheit, meine Seele singt!
Wer
alles Leid geduldig trägt,
Dem
wird der Name beigelegt
Des
Philosophen, Theologen.
Drum,
Freundin, Gott ist mir gewogen,
Es
wird ja, wie es Gott beliebt,
Ob
mir mein Feind den Tod selbst gibt,
In
meinem Blut sein Messer rötet,
Er
doch nicht meine Psyche tötet.
Die
Psyche hat mir Gott gegeben
Und
schenkt sie mir im Ewgen Leben.
WER
IST SOPHIA?
O Freundin, in der Rosenkreuzer-Sekte
Vernahmst
du etwas von der Pansophie.
Wer
ist die Pansophie, geliebte Freundin?
In
intellektueller Vision
Sah
ich Sophia tauchen aus dem Nebel,
Der
falschen Theosophen Nebelsuppe.
Ich
schaute die Katholische Sophia!
Sie
ist die Wahre Biblische Sophia! –
Hör
von der feministischen Sophia
Des
Feministen Otfried Eberz, der
Sophia
eine Jungfraungöttin nannte,
Die
Große Göttin aus dem Heidentum.
Sophia
hätte einen Sohn-Geliebten,
Gott
Logos wäre dieser Sohn-Geliebte.
Sophia-Göttin
und der Logos-Gott
Im
Hieros Gamos einer Götterhochzeit
Erscheinen
als Zweifaltigkeit des Einen,
Des
Absoluten, Allerhöchsten Wesens.
Sophia-Göttin
ist die Aphrodite,
Gott-Logos
aber wäre der Adonis.
Sophia-Göttin
wäre Jungfrau Mirjam,
Gott-Logos
aber wäre Jüngling Jesus.
Sophia-Mirjam
wäre Mutter-Braut
Und
Logos-Jesus wäre Sohn-Geliebter.
Sie
zelebrierten eine Götterhochzeit.
Die
Jungfrau Mirjam sei die Mutter Jesu,
Doch
Mirjam sei auch die Geliebte Jesu.
Gott-Logos-Jesus
aber als Adonis
Ermordet
worden wäre von Jehowah.
Jehowah
sei der Feind des Göttersohnes.
Die
Jungfrau Mirjam sei als Magdalena
Die
Aphrodite, die beweint Adonis,
Die
steigt wie Ishtar nieder in die Hölle,
Da
Mirjam ablegt Schleier über Schleier
Und
nackt erscheint im Totenreich, erlöst
Den
Sohn-Geliebten Logos-Jesus, liebt
Den
auferstandenen Adonis Jesus
Als
Jungfrau Magdalena-Aphrodite
Im
Ostergarten, im Adonisgarten.
So
diese feministische Sophia
Verkündet
wiederum das Heidentum
Des
Götterhochzeitpaars von Gott und Göttin,
Die
sexuelle Einigung der Götter,
Das
Hochzeitspaar von Aschera und Baal.
So
diese feministische Sophia
Ist
aufgestanden gegen Jahwes Namen
Und
feiert Hochzeit mit dem Abgott Baal.
So
diese feministische Sophia
Bekennt
sich als satanische Sophia
Zur
Hochzeit mit dem alten Anti-Jahwe!
Wer
aber ist die gnostische Sophia?
Hier
seh ich den katholischen Apostel
Und
Papst von Rom, Sankt Simon Petrus, streiten
Mit
Simon Magus aus der Gnosis Sekte.
Was
lehrte Simon Magus von Sophia?
Er
lehrte in der Gottheit eine Hochzeit
Von
Gott und Göttin, von der Kraft und Weisheit.
Er
sprach: Ich bin ein Gott und heiße Kraft,
Ich
selber bin der große Gott der Kraft,
Herr
Kraft ist Gott und dieser Gott bin ich!
Gott
Kraft jedoch vermählt sich seiner Göttin,
Vermählt
sich seiner göttlichen Sophia.
Wer
ist die Göttin, die Gott Kraft gefreit?
Sie
ist die Hure Helena von Tyrus,
Die
Simon Magus im Bordell gefunden.
Die
Hurengöttin Helena von Tyrus
War
vor der Seelenwanderung dereinst
Die
Hurengöttin Helena von Sparta,
Die
Hure und die Hündin des Homer,
Die
Paris sich im Ehebruch genommen.
Wer
aber ist die Hure Helena?
Die
Hure Helena ist die Sophia,
Sophia
als ein himmlisches Äon,
Als
eine Lichtgestalt in Ewigkeit,
Die
aus der Ewigkeit gefallen ist
Und
aus dem Reich des unbefleckten Geistes
Und
ist gefallen in die schlechte Welt.
Denn
schlecht ist die Materie, ist geschaffen
Vom
Demiurgen, von dem bösen Gott.
In
diese schlechte Welt gefallen ist
Die
göttliche Sophia durch die Sünde
Und
lebt in der Materie nun als Hure
Und
hurt als Hure Helena von Tyrus
Und
sehnt als Hure doch sich nach Erlösung.
Wer
aber ist Erlöser Helenas?
Gott
Kraft ist der Erlöser, Simon Magus,
Der
Mann, der selber sich zum Gott erklärt.
Gott
Kraft vereinigt sich mit Helena,
Vereint
sich mit der Hure im Bordell
Und
so erlangt die Hure Helena
Durch
ihres Göttergatten Kraft Begattung
Erlösung
von gemeiner Fleischeslust
Und
fährt mit Jauchzen in das Paradies
Und
legt das Kleid der schönen Hure ab
Und
kehrt zurück zu ihrem Göttinsein,
Befreit
von aller ihrer Menschlichkeit,
Ist
wieder sie wie in dem Anbeginn
Das
Lichtäon der himmlischen Sophia.
Wer
ist die theosophische Sophia?
Madame
Blavatsky preist die Göttin Isis
Und
Rudolf Steiner spricht vom Christentum
Als
von ägyptischen Mysterienkulten.
Er
unterscheidet nicht das Heidentum
Vom
Christentum. Für ihn ist Christentum
Ein
neues Heidentum. Der Gott Osiris
Ist
Christus in der Lehre Rudolf Steiners,
Der
sieht am Christentume einen Mangel,
Es
fehlt im Christentum die Göttin Isis,
Sophia-Isis
fehlt im Christentum.
So
denkt der Heide Rudolf Steiner sich
Das
Christentum als neues Heidentum
Von
Gott Osiris-Christus und der Göttin
Sophia-Isis,
Braut und Bräutigam.
Das
ist die List der gnostischen Verführer,
Dass
sie Begriffe aus dem Christentum
Mit
neuem Inhalt füllen, heidnisch deuten.
Der
geistverwirrte Wahnsinn Rudolf Steiners
Hat
Christus selbst ja gründlich missverstanden.
Denn
Christus ist für ihn ein Sonnengeist,
Nicht
Gott von Gott wie in der Kirche Credo,
Er
ist nicht Gottes Sohn, der Christus Jesus,
Er
ist der Christus-Sonnengeist, der nicht
In
Jesus Mensch geworden aus der Jungfrau
Maria
in dem Stall von Bethlehem,
Der
Christus-Sonnengeist kam in der Taufe
Am
Jordan auf den Jesus erst hernieder.
Im
Garten von Gethsemane jedoch
Am
Abend vor der Kreuzigung des Jesus
Verließ
der Christus-Sonnengeist den Jesus
Als
Jüngling, der die Kleider fallen ließ.
Nicht
nur, dass dieser Christus-Sonnengeist
Nicht
Gott von Gott ist, ist nicht Gottes Sohn,
Nicht
nur, dass Christus nicht ein Mensch geworden
In
Jesus, der geboren von der Jungfrau,
Der
wirre Wahnsinn Rudolf Steiners spricht
Nicht
nur von einem Jesus, sondern von
Zwei
Jesusknaben und von zwei Marien,
Die
eine lebte wohl in Nazareth,
Die
andre lebte wohl in Bethlehem.
Der
eine Jesus war Inkarnation,
Doch
nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation
des Philosophen Buddha,
Der
andre Jesus war Inkarnation,
Doch
nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation
des Denkers Zoroaster.
Bei
diesem geistverstörten Wahnsinn ist
Es
wirklich nicht bedauerlich, dass Steiner
Uns
nicht geoffenbart als Visionär,
Wer
die Sophia-Isis ist in Wahrheit.
Die
Rosenkreuzer-Sekte nennt Sophia
Verklärte
Psyche. Wenn des Menschen Seele
Ist
eingeweiht in den Mysterienkult
Der
Loge, wenn die Seele sich purgiert
Durch
vegetarische Ernährung und
Verzicht
auf den Genuss des Weines Gottes,
So
wird verklärt die Psyche im Astralleib
Zur
kosmischen Sophia, zu der Jungfrau
Sophia,
zu der Jungfrau Pansophie.
Die
kosmische Sophia aber ist
Weltseele
oder Energie des Kosmos.
In
dieser Energie des Kosmos sind
Beschlossen
die Mysterien der Natur,
Magie,
Astrologie und Esoterik.
So
wird die kosmische Sophia nackt
Als
Himmels-Eva dargestellt, umfassend
Den
Zodiak der Astrologen Babels
Und
magische Symbole aus der Gnosis.
Der
Künder dieser kosmischen Sophia
Ist
nicht in Wahrheit Jesus Nazarenus,
Nein,
sondern Apollonius von Tyana,
Der
Scharlatan, der alte Zaubermeister,
Der
Wunder wirkte durch Dämonenmacht
Und
von den Heidenphilosophen des
Neuplatonismus
religiöser Färbung
Im
Gegensatz zum Christentum und Christus
Als
Gegen-Christus wurde aufgebaut,
Als
Antichrist des Neuen Heidentums.
Auch
heute in dem Neuen Heidentum
In
synkretistischer Verwirrung dient
Derselbe
Apollonius von Tyana
Als
esoterische Ikone, als
Mysterienmeister
voller Magiermacht.
Man
sagt, dass Jesus predigte den Glauben,
Doch
Apollonius von Tyana lehrte
Erkenntnis
für die höhern Eingeweihten.
Die
Pansophie der Rosenkreuzer-Sekte
Beruft
sich auf ägyptische Mysterien
Und
mischt ägyptische Mysterienkulte
Mit
altbekannter Ketzerei der Gnosis
Und
mischt dazu die Philosophen Chinas
Und
würzt die ganze Lügensuppe mit
Magie,
Astrologie und Pseudo-Mystik.
Die
kosmische Sophia oder auch
Die
nackte Himmels-Eva in dem Kosmos
Verkündet
so die Weisheit der Dämonen,
Die
magische, die astrologische
Sophia
ist dämonische Sophia.
Wer
ist die kabbalistische Sophia?
Es
heißt die Gottheit in der Kabbala
En-Soph,
das ist das Höchste, Absolute,
Ist
der verborgne Gott, geheimnisvoll
Und
unerforscht, ja ewig unerforschlich.
En-Soph
jedoch, Gott, offenbart sich selbst
Und
in der Offenbarung Gottes sind
Zehn
Hypostasen Gottes offenbar,
Zehn
Qualitäten Gottes, Sephirot,
Die
Sphären der Selbstoffenbarung Gottes.
En-Soph
am nächsten steht die Krone Kether,
Die
Krone der Selbstoffenbarung Gottes,
Gewissermaßen
ist es selber Gott.
Doch
dann erscheinen gleich Vernunft und Weisheit.
Vernunft
und Weisheit in der Offenbarung
Geheimnisvoller
Gottheit sind die höchsten
Selbstoffenbarungen
geheimer Gottheit.
Die
göttliche Vernunft mit Namen Bina
Gilt
in der Kabbala als höchste Mutter,
Die
Mutter Bina ist Vernunft und Einsicht.
Die
Weisheit Gottes mit dem Namen Chochma
Gilt
als der höchste Vater aller Wesen.
Was
lehrt die kabbalistische Sophia,
Die
höchste väterliche Weisheit Gottes?
Die
Theorie der Kabbala betrachtet
Den
Wagenthron des allerhöchsten Gottes
In
der Vision Hesekiels, des Sehers,
Und
die Geheimnisse des Schöpfungswerkes
Gemäß
der Genesis des Sehers Moses.
Der
praktische Aspekt der Kabbala
Besteht
in babylonischer Magie,
Im
magischen Gebrauch der Namen Gottes,
In
magischen Beschwörungen der Engel
Gemäß
der Hierarchie der Astrologen,
In
Liebeszauber und in Talismanen.
Der
Vater Chochma in der Kabbala
Lehrt
auch die Seelenwanderung, die Metem-
Psychose.
Diese kabbalistische
Sophia
ist ein Synkretismus aus
Den
Offenbarungsglauben an Gott Jahwe
Und
babylonischer Magie der Heiden
Und
Philosophenlehren Griechenlands,
Neuplatonismus
und Pythagoras.
So
ist die kabbalistische Sophia
Nicht
mehr die Reine Heilige Sophia
Des
weisen Salomo, des Lieblings Jahwes,
Die
kabbalistische Sophia hat
Gehurt
mit Astrologen Babylons.
Wer
ist nun die romantische Sophia?
Sie
ist ein Weibchen, das ein Dichter liebte,
Ein
schönes Weibchen, das Sophia hieß.
Sie
starb zu früh. Der fromme Schwärmer weinte
Und
wollte sterben der Geliebten nach
Und
dachte manchmal an den Suizid.
Er
trug an seinem Finger einen Ring,
Darin
der Name der Geliebten stand,
Sophia.
Also er betrachtete
Sich
als Verlobten der Sophia, sie
War
seine mystische Verlobte. Er
Las
Jakob Böhme über die Sophia,
Mit
philosophischer Begeisterung
Verklärte
er die tote Vielgeliebte
Zur
Jungfrau Weisheit. Und so forschte er
In
der Natur, betrachtend die Natur,
Gesetze
der Natur zu kennen, die
Gegeben
von der Jungfrau Weisheit sind,
Er
dachte an die Wesenheit des Menschen,
Studierte
tief den deutschen Idealismus,
Vor
allem Fichtes Lehre von dem Ich
Und
Nicht-Ich, auch die kantische Vernunft,
Studierte
auch die Art der Poesie
Und
lernte viel vom Dichterfürsten Goethe,
In
religiöser Hinsicht ehrte er
Madonna
als die Königin der Frauen,
Besang
auch die Sixtinische Madonna
Und
schrieb auch von persönlichen Visionen
Der
Allgebenedeiten, schöner als
Die
Bilder der Madonna allesamt,
Er
pries auch Christus, schrieb auch ein Gesangbuch
Und
pries die Auferstehung Jesu Christi.
Sein
Lebensmotto war: Sophie und Christus!
Sophie
war ihm wie Dantes Beatrice,
War
sein Idol, Personifikation
Der
Weisheit vom Geheimnis der Natur,
Des
Menschen und der fleischgewordnen Gottheit.
Doch
hab in seinem Werk ich nicht gefunden,
Daß
Christus selber die Sophia ist.
Sophia
war für ihn ein Wesen, das
Von
anderer Natur als Jesus Christus,
Sophia
war Person, doch nicht die selbe
Person
wie Jesus Christus, Gottes Weisheit.
Wer
ist die protestantische Sophia?
Am
Anfang war ein androgyner Urmensch,
Der
Adam hieß, der männlich war und weiblich
Und
der vereinigt war mit der Sophia,
Der
Himmelsjungfrau. Doch im Sündenfall
Ist
Adam abgefallen von Sophia
Und
dadurch wurde Adam erst ein Mann
Und
trennte ab von sich die Weiblichkeit,
Daß
diese Weiblichkeit zur Eva wurde.
Weil
Adam aber wie auch Eva noch
Im
Herzen trugen die Idee, daß sie
Einst
androgyner Urmensch waren, darum
Ersehnen
sie die Androgynität.
Gott
kommt mit seiner Gnade nun zu Hilfe
Und
Jesus Christus wird zum Bräutigam
Der
frommen Eva, in Vereinigung
Mit
Jesus Eva findet wieder ihre
Ersehnte
Androgynität. Und Adam
Vereinigt
sich der himmlischen Sophia.
Was
Jesus ist für die Geliebte Eva,
Für
Adam ists die himmlische Sophia.
Sophia
ist ein femininer Jesus,
Und
in Vereinigung mit der Sophia
Wird
Adam wieder androgyn. Jedoch
Die
mystische Vereinigung auf Erden
Des
Adam und der himmlischen Sophia
Ist
ein Verlöbnis, eine keusche Brautzeit.
Sophia
aber spricht vom Paradies,
Daß
sie im Himmelsrosengarten Eden
Dem
Manne Adam ihre Perle schenkt,
Das
heißt, die eheliche Ganzhingabe.
Wenn
Jakob Böhme aber über Gott spricht,
Nennt
er den Vater Urgeheimnis, Urgrund,
Den
abgrundtiefen Urgrund, der sich fasst
In
der Person des Wortes oder Sohnes,
Der
Vater und sein Wort vereinigt sind
In
der Person des Geistes, dass der Zyklus
Der
drei Personen in der einen Gottheit
Vollendet
ist und Gott in der Vollendung
Betrachtet
sich im Spiegel der Sophia,
Sophia
also kommt hinzu als vierte
Person
der Gottheit, aber selbst nicht göttlich,
Die
Erstgeschaffne Gottes ist Sophia,
Selbst
aber nicht von göttlicher Natur,
Wenn
auch von idealer Perfektion.
Wer
ist die anglikanische Sophia?
Der
weise Dichter Edmund Spenser sah
Die
allgemeine Hierarchie des Kosmos,
Er
griff zurück auf das Modell des Kosmos,
Da
stammt aus der Antike, das verwandte
Auch
Hermes Trismegistos wie auch Dante,
Da
reist die Seele durch das All die sieben
Planetensphären
bis zum Fixsternhimmel,
Doch
über diesem Kosmos dieser sieben
Planeten
sieht er den Ideenhimmel,
Da
schweben die Platonischen Ideen,
Doch
über den Ideen sind die Engel,
Er
schaut die Engel in der Hierarchie,
Wie
Dionysios Areopagita
Sie
dargestellt in ihrer Chöre Neunheit,
Doch
über Seraphim und Cherubim
Und
über jenen höchsten Götterthronen
Erscheint
die Sapientia Divina
Als
höchste Gottesschönheit in den Himmeln.
Was
einst Ficino nannte Engelsgeist,
Ist
hier ihr Wesen, doch von solcher Schönheit,
Daß
sie noch schöner als die schöne Venus
Im
neuplatonischen Florenz im Frühling
Des
Humanismus, Venus Medici
In
der Ikone Sandro Botticellis.
Ja,
wenn man Spensers Hymne an die Schönheit
Mit
Liebe in dem Herzen liest, so fragt
Man
sich, ob diese Himmelsschönheit ist
Die
heilige Urania des Platon,
Die
Aphrodite spiritueller Liebe,
Ob
sie die reine makellose Jungfrau
Maria
ist, die ja die Kirche nennt
Die
tota pulchra perfectissima?
Doch
theologisch ist die Himmelsschönheit
Versöhnerin
des großen Grimmes Gottes.
Hier
sieht der Protestant den Gott des Zornes,
Der
voll Gerechtigkeit und voll Gericht
Verdammnis
ausspricht über alle Sünder,
Jedoch
die Sapientia Divina
Versöhnt
den allgerechten Zorn des Herrn
Durch
ihre Allbarmherzigkeit und Gnade.
Der
Gott der Protestanten ist ein Gott
Des
Zornes und des Grimmes, des Gerichts,
Den
Christus als Versöhner gnädig stimmte
Durch
seine Sühne in dem Kreuzesopfer.
Der
Gott der Kirche ist ein Gott der Liebe,
Ein
lieber Vater, der den Sohn geschenkt
Und
selber litt beim Opfer seines Sohnes
Und
will, dass alle Welt gerettet werde,
Ein
lieber Vater, der die Menschen liebt!
Die
orthodoxe Hagia Sophia
Beschrieb
der fromme Philosoph und Dichter
Wladimir
Solowjew, er schaute sie
In
seiner Kindheit, da sie schöner war
Als
jenes Weibchen, das er töricht liebte.
Er
schaute noch einmal ihr Angesicht
Beim
Studium im Britischen Museum.
Beim
dritten Mal sah er sie in Ägypten,
Da
war sie ganz die Herrlichkeit des Herrn,
Schön
wie das lichte Morgenrot der Ewigkeit.
Er
war ein Liebender und liebte Frauen
Von
andern Männer, aber rein platonisch,
In
idealisierender Mania
Er
liebte die Idee der schönen Frau.
Doch
über aller Frauenliebe schwebte
Das
Ewigweibliche, sein Ideal.
So
schrieb er einmal der geliebten Frau:
Sei du mir die Sophia und Madonna!
Sei du mir die Sophia und Madonna!
Das
Ewigweibliche, einst Aphrodite,
Vom
Himmel kam hinab als die Madonna,
Die
Sternenjungfrau in der Offenbarung.
Wer
aber war ihm Hagia Sophia?
Er
schaute die Ikone an der Weisheit,
Da
stand zur Rechten dieser Gottesweisheit
Die
Gottesmutter als die Advocatin
Und
überm Haupt der Gottesweisheit war
Das
Antlitz Jesu Christi. Solowjew
Sprach:
Gottes Weisheit ist nicht die Madonna
Und
ist auch nicht der Gottmensch Jesus Christus.
Die
Gottesweisheit Hagia Sophia
Ist
Duscha Mira, Psyche dieses Kosmos,
Schutzengelin
des Universums, ist
Idee
der Menschheit und Idee der Schöpfung,
Ist
jenes Nichts, aus dem der Herr geschaffen,
Das
feminine Nichts des Urbeginns.
Und
diese Hagia Sophia ist
Mir
die geheimnisvolle Freundin, die
Ich
liebe in geheimnisvoller Freundschaft.
Weltseele,
meine vielgeliebte Freundin,
In
einer reinen Freundschaft lieb ich dich,
Von
Ewigkeit zu Ewigkeit in Freundschaft!
Der
Gottmensch Jesus Christus ist erschienen,
Auf
dass die Seele Menschengöttin werde.
Berufen
sind wir nicht zum Übermenschen,
Berufen
sind wir zum Gottmenschentum,
Zu
Menschengöttern, Menschengöttinnen
Durch
diesen einen Gottmensch Jesus Christus.
Wer
ist nun die katholische Sophia?
Sie
ist allein die biblische Sophia,
Denn
der Apostel Paulus schreibt im Brief
An
die Korinther: Christus ist gemacht
Vom
Vater zur Sophia und Dynamis,
Zur
Gottesweisheit und zur Gotteskraft.
So
die katholische Sophia ist
Die
biblische, paulinische Sophia,
Ist
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Sophia
ist erschienen Heinrich Seuse
Und
er erwählte sie zur Minnedame.
Die
Ewge Weisheit, seine Minnedame,
Verzückte
ihn zu himmlischen Visionen
Und
führte ihn als strenge Minneherrin
Den
Kreuzweg Christi, ihn zu imitieren.
Sankt
Grignion de Montfort sah die Sophia
Als
zweite der Personen in der Gottheit,
Die
einst prophetisch sprach durch Salomo
Und
Jesus Sirach, die in Jesus Christus
Ein
Mensch geworden und am Kreuz gestorben
Und
auferstanden ist am dritten Tage
Und
heimgekehrt zu Gott, dem Ewigvater,
Auf
Erden aber blieb im Sakrament
Und
sich vereinigt mit den Menschenkindern
Als
Eucharistische Sophia, die
In
einer geistlichen, doch wahren Ehe
Vereinigt
sich mit auserwählten Seelen
Und
macht sie zu Propheten und zu Freunden
Der
Gottheit, die in Freundschaft mit der Gottheit
Als
Gatten Hagia Sophias leben.
Sankt
Augustinus aber nennt Sophia
Nicht
nur Person des Sohnes, sondern auch
Person
des Vaters und Person des Geistes:
O Hagia Sophia du des Vaters,
O Hagia Sophia du des Vaters,
O
Hagia Sophia du des Sohnes,
O
Hagia Sophia du des Geistes!
Wer
also ist die Hagia Sophia ?
Sie
ist die Eine Göttliche Natur,
Die
Eine Gottheit Hagia Sophia!
KABBALA
UND LIEBE
ODER
WIE
AUS DEM NAMEN JAHWE DER NAME EVI WIRD
1
Liebe
Schwester, die Kabbala
Versöhnt
Vernunft und Glauben,
Sie
preist das allgemeine Dogma
Als
Ausdruck der reinsten Sehnsucht des Menschen nach Gott.
Sie
lässt den Sinn erkennen
Der
religiösen Übungen
Und
wirft ein klares Licht
Auf
den religiösen Kult.
Sie
beweist, dass der wirksamste aller Kulte
Der
ist, der die Gottheit den Menschen nahe bringt,
Denn
die Gottheit verkörpert sich,
Wird
sichtbar, berührbar, lässt sich schmecken.
Ich
meine hier die Religion
Der
katholischen Kirche.
Wie
sie gewöhnlich betrachtet wird,
Ist
sie widersinnig,
Aber
den erleuchteten Augen
Ist
sie die wahre Mysterienreligion.
Die
Kirche wird allein darum von den Menschen nicht erkannt,
Weil
sie die am meisten verschleierte Religion ist.
Trotzdem
ist das Dogma die Wahrheit
Und
die Sakrament vermitteln wirklich göttliche Gnade.
Der
Kabbalist bezeichnet den christlich-katholischen Kult
Als
höhere Magie,
Geregelt
durch Symbol und Hierarchie.
Da
ist der Tempel
Mit
seinem geheimnisträchtigen Halbdunkel,
Das
ist der beruhigende Weihrauch,
Der
in Verzückung versetzt,
Da
sind die monotonen Gesänge,
Die
das Gehirn in einen somnambulen Zustand wiegen.
Da
ist das Dogma mit einen unergründlichen Formeln,
Die
den Verstand zur Verzweiflung bringen.
Der
Gottesdienst wird in einer Sprache zelebriert,
Die
der profanen Menge nicht zugänglich ist,
So
erhebt die Sprache des Kultes
Den
betenden Menschen in höhere Sphären
Und
lässt ihn im Gebete alles finden,
Wessen
Herz und Geist bedürfen.
Darum
gleicht die Verschleierte Kirche
Der
Sphinx Ägyptens,
Die
aus ihrer eigenen Asche
Jahrhundert
um Jahrhundert wiedergeboren wird.
Die
katholische Religion ist in Wahrheit die einzige,
Die
das natürliche Bedürfnis des Menschen
Nach
religiöser Vereinigung mit Gott ganz befriedigt.
2
JHWH!
Der
dritte göttliche Name ist JEVE.
Wenn
der geweihte Priester dir den Schlüssel gibt,
Den
göttlichen Namen richtig auszusprechen,
Gelangst
du in den Besitz der göttlichen Wissenschaft.
Die
Juden sprechen den Namen nicht aus,
Allein
der Hohepriester ruft ihn einmal im Jahr
Über
das Gottesvolk aus.
Es
steht der Name im Fundament
Der
katholischen Kathedralen.
Im
Buche Genesis nennt Moses so Gott.
Der
Name JEVE
Beinhaltet
doppelt den Buchstaben E,
Der
Leben bedeutet.
Das
Verb Eve bedeutet
Seiendes
Sein.
Das
Zeichen V bedeutet
Übersinnliches
Licht.
Mitten
im Leben, dem doppelten E,
Erscheint
das übersinnliche Licht, V,
Dazu
kommt das Zeichen der Ewigkeit, J,
So
wird aus Eve der Gottesname JEVE,
Das
ist das Sein
Mit
einer Vergangenheit ohne Ursprung
Und
einer Zukunft ohne Ende.
Dieser
wunderbare Name JEVE bedeutet
Das
Sein, das war, das ist und das sein wird.
3
Liebe
Schwester,
Du
interessierst dich für das Geheimnis
Der
Rose und des Kreuzes?
Es
ist dies Geheimnis aufgeschrieben
Im
Amphitheater der Ewigen Weisheit,
Der
Alleinseligmachenden Wahrheit,
Im
Sinne des christlichen Kabbalismus
Gedeutet
von einem katholischen Eingeweihten.
Siehst
du den Adler mit Brille,
Der
zwischen zwei Leuchtern schwebt,
Darauf
Fackeln lodern?
Was
aber nützen Brille, Leuchter und Fackeln
Dem,
der die Augen schließt, um nicht zu sehen?
Nun
erscheint der androgyne Urmensch,
Die
Idee des doppelgeschlechtlichen Menschseins.
In
einem Dreieck erscheinen
Adam
und Eva in Vereinigung.
Dann
erscheint eine Rosenblüte
Mit
fünf Blütenblättern.
Dies
sind die fünf Buchstaben des Namens Maria.
Dann
erscheinen die sieben Stufen
Zum
Allerheiligsten,
Das
sind die sieben Sakramente.
Darüber
erscheinen die sieben Strahlen,
Das
sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes.
Nun
erscheint das Gymnasium der Natur,
Ein
Lustgarten, ein verschlossener Rosengarten,
Der
die geheimnisvolle Weisheit verbirgt.
Jetzt
erscheint erneut die Rose
Mit
fünf Blütenblättern.
Im
Zentrum der Rose ist Christus,
Und
zwar der gekreuzigte Christus,
Inmitten
der Rose aus Licht
Erscheint
der Gekreuzigte.
Die
Gestalt Jesu Christi
Ist
zum einen der Urmensch Adam,
Zum
andern die Offenbarung der Gottheit.
Der
Gottmensch Jesus Christus
Ist
die wunderbare Synthese
Des
Menschen an sich
Und
der sich nach außen offenbarenden Gottheit.
Dass
das Wort Gottes,
In
welchem die Gottheit ihr inneres Wesen ganz ausspricht,
Mensch
von Fleisch und Blut geworden,
Im
Innern der Rose aus Licht erscheint,
Der
Rose mit fünf Blütenblättern,
Hat
seinen Grund darin,
Dass
durch das Wort Gottes
Und
im Worte Gottes
Und
vermittels des Wortes Gottes
Alles
sein Leben hat, was geworden ist.
Im
Anfang war das Wort,
Und
das Wort war bei Gott,
Und
das Wort war Gott,
Sagt
der heilige Johannes der Evangelist.
Wir
kommen hier,
Geführt
von der Rose aus Licht,
Der
mystischen Rose mit fünf Blütenblättern,
Die
bewaffnet ist mit dem feurigen Schwert des Cherubs,
In
die allerheiligste Sphäre,
Da
Gott als Vater, nämlich Abba,
Sich
hingibt Gott dem Sohn, nämlich Ben,
In
der Vereinigung der Liebe Gottes,
Das
ist der Heilige Geist, nämlich Ruach.
Dies
ist aber ein unergründliches Geheimnis.
Die
Natur Gottvaters und die Natur des Heiligen Geistes
Ist
unausforschlich und unergründlich
Und
von Menschen unaussprechlich.
Ich
sah, und siehe, was ich sah
War
ein Dreieck,
In
dem der Name Gottes JHWH geschrieben stand.
Gottvater
aber wird genannt mit dem Namen J,
Gottsohn
wird genannt mit dem Namen Jah,
Gottgeist
wird genannt mit dem Namen Iahu.
Gottvater
ist gewissermaßen die Quelle
Der
Allerheiligsten Dreifaltigkeit
Und
enthält in sich alles Sein,
Alles,
was war und ist und sein wird.
Da
breitet die göttliche Turteltaube ihre Flügel aus,
Die
Taube des Heiligen Geistes
Schwebt
über der Rose und dem Kreuz.
Siehe,
die göttliche Taube
Trägt
die Kopfbedeckung des Papstes.
Sie
breitet ihre Flügel aus,
Die
beiden lichtglühenden Flügel,
Sinnbild
des doppelten Stromes
Der
Liebe und des Lichtes.
Das
ist die lichte Liebe
Gottvaters
zu Gottsohn,
Das
ist die lichte Liebe
Der
Gottheit zu den Menschen,
Das
ist die lichte Liebe
Des
Menschen zur Gottheit.
Ich
habe schon gesagt,
Daß
die göttliche Natur
Der
Person Gottvaters und der Person Gottgeistes
Unausforschlich
und unergründlich ist,
Jedoch
die göttliche Natur
Der
Person Gottes, des Sohnes,
Offenbart
sich in der Menschheit
Jesu
Christi,
Nämlich
des Gekreuzigten
Im
Schoß der Mystischen Rose.
Jesus
Christus ist ein Turm von Elfenbein.
Der
diesen Turm umschreitet und betrachtet,
Ist
ein Analytiker,
Aber
wer eintritt in den Turm
Ist
in Christus ein Christus.
Was
aber bedeuten die fünf Blütenblätter
Der
Mystischen Rose?
Die
Mystische Rose ist nämlich
Die
allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria,
Und
M.A.R.I.A. besteht aus fünf Zeichen.
Das
Kreuz aber hat vier Enden,
Die
Rose aber hat fünf Blütenblätter.
Im
Schoß der Mystischen Rose
Mit
ihrer Fünf
Befindet
sich das heilige Kreuz
Mit
seiner Vier.
Die
Vier des heiligen Kreuzes
Offenbart
sich in der Fünf der Mystischen Rose.
Das
Ewige Wort Gottes
Ist
Fleisch geworden im Schoß der Jungfrau Maria.
Gott,
der Sohn, die ewige Lebens-Kraft des Kosmos,
Ist
zum Mann der Schmerzen geworden.
Die
menschliche Natur,
Dargestellt
in der Fünf der Rose,
Wird
vereinigt mit der göttlichen Natur,
Dargestellt
in der Vier des Kreuzes.
So
wird die menschliche Natur,
Die
degeneriert ist durch die Trennung von Gott,
Durch
die Vereinigung mit Gott geheilt und geheiligt.
Zählen
wir aber die Fünf
Der
menschlichen Natur
Zusammen
mit der Vier
Der
göttlichen Natur,
Erhalten
wir die Neun.
Die
Neun aber ist die Zahl
Des
Wahren Menschen.
Denn
Jesus ist der Wahre Mensch, der Heilige Mensch,
Der
Neue Adam.
Warum
nenne ich die Vier
Die
Zahl der göttlichen Natur?
Es ist sind die vier Buchstaben des Namens Gottes:
JHWH.
Es ist sind die vier Buchstaben des Namens Gottes:
JHWH.
Siehe,
da steht das heilige Kreuz,
An
seinen vier Enden geschrieben stehen
Die
vier Buchstaben des Namens Gottes.
Der
Name Jesus aber, der Name,
Durch
den allein wir gerettet werden,
Der
Name Jesus heißt auf hebräisch JESCHUA.
JESCHUA
aber ist der Name Gottes,
JAHWE,
In
der Mitte getrennt,
Durch
den Buchstaben Sch wieder vereinigt.
Der
Buschstabe Sch aber bedeutet:
Der, der sich nach außen offenbart.
Der, der sich nach außen offenbart.
Der
Buchstabe Sch bedeutet
Die
Inkarnation des Logos,
Die
Fleischwerdung Gottes des Sohnes.
Der
Buchstabe Sch im Namen JESCHUA
Bedeutet
also, dass JAHWE sich nach außen offenbart,
Daß
Gott ein Mensch wird,
Daß
Gott durch seine Menschwerdung
Die
Gottwerdung des Menschen herbeiführt.
Das
wird für die Eingeweihten genügen.
4
Der
Mensch ist Abbild Gottes,
Als
männlich und weiblich schuf Gott den Menschen.
Der
Mensch besitzt die Weisheit und die Vernunft,
Das
Männliche und das Weibliche,
Der
Mensch ist Adam und Eva.
Aber
Adam hat eine innere Eva,
Eva
hat einen inneren Adam.
Im
Menschen ist Adam das Gehirn
Und
Eva ist das Herz.
Aus
der Vereinigung von Adam und Eva
Geht
als dritte Person ein Kind hervor.
Es
braucht beides, das männliche und das weibliche Prinzip,
Damit
Gott sein Zelt aufschlagen kann.
Durch
die Vereinigung des männlichen und des weiblichen Prinzips
Strömt
der Segen Gottes herab.
Ursprünglich
war die Seele
Mit
der himmlischen Intelligenz verbunden.
Der
Mann und die Frau,
Die
beiden Hälften des menschlichen Wesens,
So
lehrt der Kabbalist,
Waren
ursprünglich miteinander vereinigt,
Bevor
sie in diese Welt kamen,
Um
sich gegenseitig zu erkennen
Und
sich wieder zu vereinigen
Im
Schoß der Gottheit.
Vor
ihrer Herabkunft auf die Erde
Ist
jede Seele und jeder Geist
Aus
einem Mann und einer Frau zusammengesetzt,
Die
zu einem einzigen Wesen vereinigt sind.
Indem
sie zur Erde herabsteigen,
Trennen
sich Mann und Frau.
Wenn
aber die Zeit der Liebe gekommen,
Vereinigt
Gott die Seelen.
Die
Seele soll sich erlösen lassen
Von
der Liebe
Und
heimkehren zu Gott.
Das
ist die christliche Lehre.
Es
gibt auf dem Pilgerweg des Glaubens,
Den
die gläubige Seele pilgert zu Gott,
Sieben
Stufen.
Die
siebente Stufe heißt die allerheiligste,
Denn
hier gelangt die Seele zur Einheit mit Gott.
Hier
scheint die Kreatur mit dem Schöpfer zu verschmelzen.
Der
Wille Gottes beseelt den Willen der Seele.
Da
herrscht die Seele mit Gott im Universum,
Der
Schöpfer liefert sich dem Geschöpf aus
Und
erfüllt den Willen des Geschöpfes.
Dies
nennt man das allerheiligste Tabernakel.
5
Gottes
Hauch schwebt
Über
dem Meer Maria.
Gottes
Geist
Gestaltet
das Chaos.
Gottes
Thron
Ist
über dem Meer Maria
Und
Winde sind seine Boten
Und
Feuerflammen seine Engel.
So
herrscht Gott allein
Über
der Höhe des Universums,
Gott
JEV!
So
herrscht Gott allein
Über
der Tiefe des Universums,
Gott
IVE!
So
herrscht Gott allein
Über
dem Osten des Universums,
Gott
EIV!
So
herrscht Gott allein
Über
dem Westen des Universums,
Gott
VEI!
So
herrscht Gott allein
Über
dem Süden des Universums,
Gott
VIE!
So
herrscht Gott allein
Über
den Norden des Universums,
Gott
EVI !
APOLLONIUS
VON TYANA UND DIONYSIOS AREOPAGITA
Dialog
in der Platonischen Akademie von Athen.
A
Ich
glaube einen Gott, es ist die Höchste Macht,
Der
Gott ist reiner Geist, wird durch den Geist erkannt.
D
Der
Gott ist Vater, Sohn und Geist der Heiligkeit.
Der
abgrundtiefe Grund des lieben Vatergottes
Spricht
sich im Worte aus, in seinem innern Sinn,
Der
Vater und der Sohn vereinigt sind in Liebe,
Die
Liebe ist ein Gott, der Geist der Heiligkeit.
A
Ich
glaube einen Gott allein, den Gott der Götter,
Aus
welchem emaniert das ganze Universum.
Aus
Gott ergossen hat sich alle Energie,
Die
hohen und die tiefen Schwingungen der Welt.
D
Ich
glaube einen Schöpfergott in seiner Allmacht,
Creator
ex nihilo, der das All geschaffen,
Durch
seine Weisheit schuf das Weltall aus dem Nichts.
A
Aus
Gott geflossen ist die Energie des Kosmos,
Die
durch das Weltall strömt als Seele dieser Welt.
Die
Energie des Kosmos bildet die Planeten
Mit
ihren heiligen Planetengöttern, die
Durch
Vorsicht lenken alles Schicksal auf der Erde,
Wie
Magier von Babylon im Horoskop
Weissagen
von der Zukunft jeder Menschenseele.
D
Ich
glaube an den Schöpfergott, der aus dem Nichts
Die
Hierarchie der geistigen Geschöpfe schuf,
Die
Hierarchie der Throne, die man Götter nennen kann,
Der
Seraphim und Cherubim und Fürstentümer,
Erzengel,
Engel, Mächte und Gewalten, welche
Wie
Winde und wie Feuerflammen Diener sind
Und
Boten sind der einen allerhöchsten Gottheit.
A
Im
Innern der Natur der Logos Gottes waltet,
Der
Logos ist der Weltgeist oder Gott Osiris.
Die
Seele aber, dieses Universums Psyche,
Das
ist die heilige Sophia-Isis, Herrin.
Der
Körper dieses Universums aber ist
Der
Sohn des Geistes und der Seele, ist der Körper,
Der
Eros ist, der Körper der Natur ist Eros.
D
Der
Logos Gottes ist in Jesus Mensch geworden,
Der
Jesus, der als auferstandner Christus ist
Dynamis
Gottes und Sophia Gottes oder
Die
Kraft und Weisheit Gottes. Dieser Christus ist
Der
wahre Eros Gottes, der als Bräutigam
Die
Psyche seiner Gläubigen zur Braut erwählt.
A
Ein
Weisheitslehrer war wohl Jesus Nazarenus,
Doch
Weisheitslehrer war Gautama Buddha auch
Und
Zarathustra auch, der Philosoph der Sonne.
D
Auch
Mani stiftete das Manichäertum
Und
Simon Magus war ein Philosoph der Gnosis,
Sie
alle waren Menschen, waren nichts als Menschen,
Sie
stammten von der Erde und sie suchten Gott.
Der
Christus Jesus aber ist der Gottessohn,
Er
ließ in Gott die göttliche Natur und kam
Vom
Schoß des Vatergottes, ward als Mensch geboren,
Vereinigte
in seiner heiligen Person
Die
göttliche Natur der menschlichen Natur
Und
war im Unterschied zu allen andern Gottmensch!
A
Wir
sind ja alle nur die Inkarnationen Gottes.
Wir
sind ja alle Seelen auf der Wanderung,
Präexistente
Seelen, die vor der Empfängnis
Im
Himmel waren auch im Schoß des Vatergottes
Und
kamen dann in das Gefängnis unsres Fleisches.
Wir
werden oft geboren in der Erdenwelt,
Die
Seele legt noch oft das Kleid des Körpers ab,
Bis
sich die Seele selbst erlöst durch Tugendreinheit.
D
Im
Augenblicke der Empfängnis unsres Körpers
Schuf
Gott der Schöpfer aus dem Nichts des Körpers Seele,
Als
Form des Körpers oder als des Körpers Leben.
Der
Mensch ist nicht allein die Seele, die durch Zufall
In
diesem oder einem andern Körper wohnt,
Der
Mensch ist die Vereinigung von Leib und Seele.
Der
Mensch besitzt nicht nur den Körper als Behausung,
Der
Mensch ist Seele und der Mensch ist auch sein Körper.
A
Der
Mensch muss sich befreien aus dem Körperkerker
Und
sich vergeistigen, als Geist mit Geistern leben.
Wenn
abgelegt der Mensch gemeine Fleischlichkeit
Wie
animalische Begierden, Leidenschaften,
Den
Fleischgenuss, das Trinken roten Weines auch,
Dann
wird der Mensch vergeistigt, wird ein Engel werden,
Wird
nicht geboren werden wieder auf der Erde,
Geht
ein in die Unsterblichkeit der Seele oder
Verschwindet
in dem absoluten Nichts, erloschen.
Weltseele
nahm die Seele auf, die freie Seele
Ist
dann geworden reines Nichts, ward zur All-Einheit.
D
Die
Seele, wie der heilige Apostel Paulus
Gelehrt
in seinem Evangelium, lebt Einmal.
Im
Tode tritt sie vor den Seelenrichter Christus,
Der
als die Liebe voll Erbarmen richten wird
Die
Seele nach der Gottes- und der Nächstenliebe.
Erlöst
wird mit der Seele auch die Leiblichkeit,
Denn
der erlösten Seele wird ein Leib gegeben,
Ein
Pneuma-Leib, ein lichter Auferstehungskörper.
Die
Seele, die den Herrn verworfen willentlich,
Wird
leben ewig in dem Schmerz der Gottesferne.
Die
Seele, die bedarf noch einer Reinigung,
Wird
nicht erneut geboren, wie es Platon meinte,
Nein,
sondern wird im Ort der Reinigung gereinigt,
Sie
reinigt selbst sich durch den Schmerz der Reuetränen.
Die
Seele aber, die mit Gott vereint gelebt,
Geht
in das Paradies zur Hochzeit mit der Gottheit.
A
Die
Seele hat aus vielen alten Leben noch
Die
Sündenschuld, die nun der Seele Schicksal bildet.
Drum
muss sich reinigen die Seele und sich bessern,
Muss
lernen aus den alten Fehlern, sich vermehrt
Um
Heiligkeit bemühen und um Tugendreinheit.
Selbstheiligung
der Seele wird die Seele retten
Und
Selbsterlösung sie erlöst von alten Sünden.
D
Der
Seele Sünde ist die Trennung von der Gottheit,
Die
Selbstvergottung, statt gehorsam Gott zu sein
Und
auf dem Weg der Weisungen des Herrn zu gehen.
Die
Seele aber, die vom Schöpfergott getrennt,
Hat
sich geschieden von der Ewigkeit des Lebens,
Da
Gott der Schöpfer ist die Ewigkeit des Lebens,
Drum
stirbt die Seele einen Tod in Ewigkeit.
Nun
aber hat der Vater aus Barmherzigkeit
Dem
Gottessohn die Sündenstrafe aufgeladen
Und
Christus starb als Stellvertreter für die Sünder
Am
Kreuz in Gottverlassenheit und fuhr zur Hölle.
Doch
ist er auferstanden durch die Kraft des Vaters
Und
schenkt die Ewigkeit des Lebens seinen Jüngern.
Er
teilt den Jüngern mit die Göttlichkeit des Lebens
In
Ewigkeit, indem sie sich mit ihm vereinen
Im
Glauben und in dem Empfang der Sakramente.
A
Ja,
Tod und Auferstehung ist auch meine Lehre,
Denn
sterben muss das Ego mit dem Egoismus
Und
auferstehen muss das Wahre Selbst des Menschen.
D
Der
Meister Jesus sprach: Wer an sich selber festhält
Und
an dem eignen Leben, der verliert sein Leben.
Wer
aber sich an Jesus hingibt, wer sein Leben
In
Ganzhingabe hingibt an den Herrn und Gott,
Wird
finden erst sein Leben in der Ewigkeit.
Er
wird dann sagen mit dem heiligen Apostel
Sankt
Paul: Jetzt lebe nicht mehr ich mein Leben,
Jetzt
lebt der Christus Jesus in mir Leid und Liebe.
A
Wenn
erst der Mensch sein altes Ego abgelegt
Und
sich erhoben hat zum Wahren Selbst, verbindet
Das
Wahre Selbst sich mit der Energie des Kosmos.
Geistwirkungen
und Energieen sind im All
Und
strömen in das Wahre Selbst, das sehend wurde,
Das
Wahre Selbst, das in astraler Leiblichkeit
Hellsichtig
wird und schaut die Energie des Kosmos
Und
wird mit diesen geistigen Dämonen eins
Und
wird vereinigt mit dem Gott des Universums.
D
Wenn
ich nicht selber lebe mehr, mein eigner Gott,
Wenn
Christus ist mein Herr und Gott, der in mir lebt,
Der
in mir leidet die Passion und aufersteht,
Der
in mir lehrt und heilt und alle Menschen liebt,
Dann
lebe ich das Leben schon der Ewigkeit
Auf
Erden, leb auf Erden schon ein Himmelsleben,
Ich
lebe schon in der Gemeinschaft mit den Engeln
Und
mit den Seligen und Heiligen des Himmels
Und
lebe auf der Erde schon im Himmelreich,
Da
unsre Hausgenossen sind die Heiligen
Und
ich bin Bürger in dem Königreiche Gottes.
A
Es
ist ein Gott, es ist der Gott des Universums,
Das
Universums ist aus Gott geflossen,
So
ist das Universum voll des Geistes Gottes,
Aus
Gott geflossen ist das Universum so,
Dass
dieses Universum selber göttlich ist,
So
dass ich mich vereinige dem Universum,
Der
göttlichen Natur des Universums eins,
Verschmelze
mit dem einen Gott im Universum.
D
Wer
sich bekehrt zu Christus und ihn anerkennt
Als
seinen Herrn und Gott und sich vereint mit Christus,
Indem
er seines Herrn Gebote lebt und folgt
Dem
Herrn auf seinem Weg zu Kreuz und Auferstehung
Und,
imitierend Jesus, Jesus sich vereinigt,
Der
Wird ein Andrer Christus, Alter Ego Christi,
Der
wird ein Christ in Christus sein, ein Sohn im Sohn,
Der
wird als Andrer Christus in dem Christus leben,
In
der Person des Gottessohnes Gottes Sohn sein,
Geliebt
vom Vater in dem Sohn und wie der Sohn
Und
wie der Gottessohn vereinigt mit dem Vater
Im
Gottes-Geiste sein, dem Geist der Heiligkeit,
Und
wird so eingegangen sein in Gottes Wesen,
Der
Gottheit allerheiligste Dreifaltigkeit.
A
Ich
höre immer wieder dies: Person sei Gott
Und
die Person des Gottes sei des Menschen Du.
Ich
aber glaube an ein allerhöchstes Wesen,
Das
nicht Person ist wie ein Mensch Person ist, nein,
Ein
Wesen ist es, unpersönlich, reines Sein.
Dies
Sein jedoch lebt in dem Grunde meiner Seele,
Ich
aber rede nicht ein Du an als Person,
Doch
meditierend ich versenke mich ins Sein.
D
Nein,
Gott ist keine menschliche Person, das stimmt,
Es
gibt nur eine göttliche Natur, ein Wesen,
Ein
einig Wesen ist die Gottheit, reines Sein,
Ja,
überseiend über allem Seienden.
Doch
diese einig-eine göttliche Natur
Hat
sich in Jesus Christus selbst geoffenbart
Als
sich entfaltend in den drei Personen, nämlich
Dem
Vater, der die liebende Person der Gottheit ist,
Dem
Sohn, der der geliebte Sohn des Vaters ist,
Und
Gottes Geist, der ist Vereinigung in Liebe.
So
Gott ist nicht in absoluter Einsamkeit,
Vielmehr
in Gott ist Liebe, liebende Gemeinschaft,
Vereinigung
von zwei Personen Gottes in
Der
Liebe Gottes, welche selbst als Geist Person ist.
A
Ich
glaube an ein Höchstes Wesen unpersönlich,
Das
Höchste Wesen offenbart sich in Personen.
Die
Qualitäten oder Wesenszüge Gottes
Verehren
Menschen des gemeinen Volks als Götter.
Des
Gottes Liebe, das ist nämlich Aphrodite,
Des
Gottes Weisheit, das ist nämlich die Athene,
Des
Gottes Macht ist nämlich Göttervater Zeus,
Des
Gottes Kraft verkörpert wird im Kriegsgott Ares,
Des
Gottes Licht verkörpert sich in Phöb’ Apollon.
So
preise ich die Höchste Macht im Universum
Als
Gott der Götter, als den König aller Götter
Und
Menschen. Alle Götter sind der eine Gott,
Aspekte
nur des einen Gottes, alle Götter
Sind
göttliche Personen, die im Kosmos herrschen.
So
herrscht die Aphrodite auf dem Morgenstern,
Sie
ist der Genius, der Dämon des Planeten,
Der
alles Liebesschicksal auf der Erde regelt,
Darum
Verliebte immer Aphrodite rufen.
D
Der
religiöse Platonismus neuer Heiden
Verfälscht
die Lehre von den himmlischen Ideen
Und
führt durch philosophische Betrachtung wieder
Die
alten Götter ein, die Sokrates geleugnet.
Nein,
eine Gottheit ist! Die Qualitäten Gottes
Sind
Hypostasen oder Wesenszüge Gottes,
Die
alle eins und einig sind im einen Gott.
Da
gibt es keine Kriege wie bei Heidengöttern,
Wo
Aphrodite gegen die Athene kämpft
Und
Ares gar mit Aphrodite bricht die Ehe
Und
Zeus die eigne Schwester nimmt zur Ehefrau
Und
dennoch als ein Schwan die Nymphe Leda nimmt.
Nein,
diese Torheit von Altweibermärchen preist
Nicht
recht und fromm des einen Gottes Hypostasen.
Die
Qualitäten, personifiziert von Dichtern,
Die
Liebe Gottes, Weisheit Gottes, Schönheit Gottes,
Erbarmen
Gottes, Güte Gottes, Wahrheit Gottes
Sind
keine Götter, sondern Hypostasen Gottes.
A
Die
Hypostasen Gottes offenbaren sich
Als
männliche und weibliche Erscheinungen.
So
offenbart sich Gottes Logos in dem Christus
Und
die Sophia Gottes in der Herrin Isis.
Das
männliche und weibliche Prinzip der Gottheit
Vereinigt
sich im Heiligtum der Götterhochzeit,
So
wird erkannt der Gott des Universums erst,
Wenn
zu dem Logos-Christus tritt Sophia-Isis
Und
sie vereinen sich in einer Götterhochzeit.
D
Das
ist das alte Heidentum von Baal und Ashtaroth,
Das
die Propheten Gottes nannten Hurerei,
Denn
die Geschlechtlichkeit der Götterwesen
Und
ihre sexuelle Einung in der Hochzeit
Ist
nicht gemäß der Offenbarung Gottes. Christus
Ist
nicht allein der Logos, sondern auch Sophia.
Vermische
Israel nicht mit Ägyptenland
Und
gib Jehowah nicht zur Frau die Aschera
Und
gib dem Christus nicht zur Frau die Göttin Isis.
Nein,
Christus ist der Logos und ist die Sophia.
Allein
der Christus ist die Kraft und Weisheit Gottes.
Nicht
Simon Magus ist die Große Kraft des Gottes,
Die
Hure Helena von Tyrus nicht Frau Weisheit.
Die
Gnosis mit den Götterpaarungen ist heidnisch.
Das
Wesen Gottes und die göttliche Natur
Ist
unaufspaltbar in des Sexus Dualismus,
Gott
ist erhaben über die Geschlechtlichkeit.
A
Es
mag wohl für die alten Mütterchen der Kirche
Genügend
sein, an einen lieben Gott zu glauben,
Als
einen Vater ihn zu preisen, an das Wort zu glauben,
Buchstäblich
alles das zu tun, was Jesus lehrte,
Für
diese weltlich-körperlich gesinnten Menschen
Mag
das ein Trost sein in dem Jammer ihres Alters,
Jedoch
die eingeweiht in die Mysterien
Und
unterrichtet in der Weisheit von Atlantis,
Die
wollen glauben nicht an Jesus Nazarenus,
Die
wollen höhere Erkenntnis der Ideen,
Erkenntnis
der Geheimnisse des Höchsten Wesens.
Die
weltlich denken, glauben wie die kleinen Kinder.
Die
Wissenden und Eingeweihten in die Weisheit
Ägyptens,
die die Weisheit von Atlantis ist,
Die
wollen glauben nicht wie Säuglinge und Kinder,
Die
suchen als die Theosophen die Erkenntnis,
Die
sind, im Gegensatz zu jenen Kinderseelen
Und
frommen alten Mütterchen, Erleuchtete,
Sind
Wissende und Eingeweihte höchsten Grades.
D
Nun
haben aber all die Weisen dieser Welt
Mit
ihren aufgeblasenen Erkenntnissen
Und
ihrer philosophischen Gelehrsamkeit
Den
Christus Jesus nicht erkannt als Gottes Sohn,
Der
Gottes wahre Weisheit ist. Die Weisheit Gottes
Hat
selbst sich offenbart in dem Gekreuzigten,
Denn
so hat es gefallen unser aller Vater,
Daß
Gottes Torheit weiser als der Menschen Weisheit.
Denn
alle Weisheit dieser Welt, der Philosophen
Gelehrsamkeit
und alle Spekulation der Gnosis
Sind
Torheit nur vor Gott und aufgeblasner Hochmut,
Die
Weisheit dieser Welt ist Torheit nur vor Gott,
Die
Torheit Gottes weiser als der Menschen Weisheit.
Der
Torheit Gottes aber hat es so gefallen,
Sich
jenen Seelen nur zu offenbaren, die
Das
Himmelreich empfangen wie die kleinen Kinder,
Voll
kindlichen Vertrauens in den Vatergott.
So
machte Gott zuschanden alle Philosophen
Und
offenbarte sich den Armen und den Kindern.
Und
sucht wer dennoch Weisheit, die verborgne Weisheit,
Sucht
einer Gottes Weisheit, welche Christus ist,
So
wähle er allein die Docta Ignorantia,
Unwissende
Gelehrsamkeit. Ein Narr erst werde!
Dem
Idioten offenbart sich Sapientia!
A
Die
Kinder hält man für den Inbegriff der Unschuld,
Ich
aber bin ein alter Mann, mein Leben lang
Hab
ich studiert die Weisheit dieser Welt. Wenn aber
Die
Weisheit dieser Welt nur Torheit ist vor Gott,
Dann
lohnt es sich nicht, siebzig Jahre alt zu werden.
Zum
Ruhm der göttlichen Athene will ich sagen:
Die Weisheit war vertraut den Priestern von Atlantis,
Die Weisheit war vertraut den Priestern von Atlantis,
Frau
Weisheit herrschte in der roten Rasse damals.
Als
dann Atlantis in der Sündflut unterging,
Wovon
wie Moses Buch auch Gilgamesch berichtet,
Da
ging die Weisheit von Atlantis über auf
Die
schwarze Rasse, auf die Priester von Ägypten.
Von
dort begab die Weisheit sich zum Fernen Osten
Und
herrschte unter den Brahmanen und den Gymno-
Sophisten
Indiens. Von der gelben Rasse aber
Die
Weisheit kam zur weißen Rasse, zu den Griechen.
Pythagoras
und Platon, Aristoteles
Und
alle andern waren eingeweiht ins Wissen
Ägyptens,
das die Weisheit von Atlantis ist,
Die
selbe Weisheit, die in Indien wird gelehrt,
Die
in dem Veda und dem Upanishad gelehrt wird.
So
gibt es also eine wahre Weisheit nur
Und
Spuren sind von ihr in jeder Religion.
Ja,
alle Religionen sind nur Eine Wahrheit.
Allah
und Krishna, Zarathustra, Buddha, Jesus,
Sie
alle lehren nur die Weisheit von Atlantis.
D
Atlantis
lass im Schleier der Vergangenheit.
Die
angenommne Weisheit von Atlantis ist
Die
Weisheit dieser Welt, erdacht von Menschensöhnen.
Die
Religion, die ich verkünde, ist der Glaube,
Den
Christus Jesus uns als Gottmensch offenbart,
Ist
keine Religion als Suche nach der Gottheit,
Ist
Glaube, wie die Gottheit selbst ihn offenbart.
Es
gibt nur einen Gott, es gibt nur eine Wahrheit,
Es
gibt nur einen wahren Glauben an die Gottheit,
Den
Glauben, den der Herr der Kirche anvertraut,
Der
Kirche, die katholisch, heilig, apostolisch.
A
Die
Mystik aller Religionen ist die eine
Ur-Mystik,
Ur-Philosophie, Ur-Religion.
Was
Chinas Weise lehren, ist die Lehre Jesu,
Was
Sokrates und Zarathustra beide lehren
Ist
eins, und Buddhas Pfade der Erleuchtung auch
Dasselbe
sind wie die ägyptischen Mysterien.
Ja,
alle Weisen, Mystiker und Eingeweihten
Sind
die Apostel meiner wahren Einheitskirche,
Die
Theosophen aller Religionen sind
Die
Meister meiner Loge, des geheimen Ordens.
D
Als
Gott der Schöpfer schuf im Anbeginn die Schöpfung,
Da
schuf der Ewige zuerst die Kirche Gottes,
Sie
ist die erstgeschaffne Schöpfung aller Schöpfung,
Denn
an dem Ende der Historie soll die Menschheit
Vereinigt
werden, Eine menschliche Familie,
Vereinigt
in der Einen Kirche Jesu Christi,
Denn
Jesus ist allein der Weg zum lieben Vater,
Die
Kirche, die katholisch, heilig, apostolisch,
Ist
Christi Körper, Christus Jesus ist ihr Haupt.
Gott
aber spricht: Ich bin der Herr, dein Gott allein,
Du
diene keinen andern Göttern als dem Herrn!
A
Dann
kennst du sicher auch den Tempel Salomos.
Die
priesterlichen Architekten meiner Loge
Erbauten
einst die Pyramiden von Ägypten
Und
bauten auch den Tempel Salomos. Ich sehe,
Die
Maurer meiner Loge bauen Kirchen einst.
D
Als
Salomo den Tempel Salomonis baute,
Da
hatte er den Plan von seinem Vater David.
Der
König David aber hatte seinen Plan
Vom
Offenbarungszelt, das Moses einst errichtete.
Doch
Moses machte dieses Offenbarungszelt
Nach
der Vision, die ihm der Herr im Geist gezeigt,
Nach
der Vision des Tempels Gottes in dem Himmel.
Der
Christus Jesus aber riß den Tempel nieder
Und
baute in drei Tagen neu den Tempel auf,
Den
Tempel seines Leibes, und das ist die Kirche,
Die
Kirche ist der Körper Christi, Gottes Tempel.
In
dieser Kirche ist das Allerheiligste
Im
Tabernakel, nämlich Christi Leib als Speise.
Der
Körper Christi aber als der Engel Speise
Teilt
Christi Göttlichkeit und Christi Menschlichkeit
Den
Gläubigen aus Gnade mit, vereinigt sich
Als
Gott in doppelter Gestalt von Brot und Wein
Dem
Menschen und verwandelt das Geschöpf in Christus.
Denn
wenn die Menschenseele Christi Körper speist,
Die
Menschenseele wird in Christus umgewandelt.
Dann
wird der Christus in der Menschenseele leben
Und
so die Menschenseele wird zum Tempel Gottes,
Der
Mensch wird so des Allerhöchsten Tabernakel.
A
Grobsinnlich
scheint mir die absurde Lehre nur.
Der
wahre Gottesdienst ist reiner Spiritismus.
Der
Mensch wird nicht mit Bürgern dieser Erde reden,
Er
redet mit den Geistern in den Elementen.
Der
Spiritist bespricht sich mit Dryaden in
Den
Bäumen, mit den Nymphen in den Wassern, mit
Sylphiden
in den Lüften, Salamandern in
Dem
Feuer, betet schließlich Vater Äther an,
Das
ist der höchste Gottesgeist der Quintessenz.
Der
Spiritist im Okkultismus redet mit
Den
höheren Dämonen und den Engelswesen.
Ist
doch der Esoteriker und Spiritist
In
seinem Okkultismus überzeugt davon,
Daß
selber er ein inkarnierter Engel ist,
Was
man an seinen Mandelaugen sehen kann.
Erkenntnis
höherer Gefilde wird erlangt,
Indem
man seine Aura reinigt durch Askese.
Die
Vegetarier, die auch dem Wein entsagen,
Die
leben schon auf Erden rein wie Engelsgeister.
D
Wir
reden nicht mit den Dämonen und den Göttern
Der
Elemente dieser Welt, die bald vergehen.
Wir
reden mit dem transzendenten Vatergott
Im
Namen seines eingebornen Sohnes Jesus,
Indem
wir, inspiriert vom Geiste Gottes, beten.
A
Gebet
wird nicht gelehrt in meinem Orden, sondern
Magie!
Wir haben hier den Schlüssel Salomonis,
Die
Praxis der Magie ist uns vertraut, es sind
Uns
wie einst Salomon Dämonen untertan
Und
dienen uns, die wir zitieren Geisterwesen
Und
kennen die geheime Kraft der Talismane
Und
Amulette, die Beschwörungen der Liebe,
Die
Macht der Namen von Abraxas, Ashtaroth,
Symbole
der Magie, vor allem Pentagramme,
Das
Dreieck als der Pyramide Spitze mit
Dem
Auge Gottes, Zeichen aller Illuminati.
Wer
den geheimen Schlüssel Salomonis hat,
Er
schreitet zwischen Luzifer und Ahriman
In
Sicherheit als Herrscher der okkulten Mächte.
D
Im
Namen JESUS – weiche von mir, Satan!
DIE
PERFEKTE GEISTIGKEIT
Ich
wurde von der Kraft gesandt
Und
ich kam zu denen, die über mich meditieren,
Und
ich wurde gefunden bei denen, die mich suchten.
Schaut
mich an, die ihr über mich nachdenkt,
Und
ihr Hörer, hört mich!
Ihr wartet auf mich? Nehmt mich zu euch
Ihr wartet auf mich? Nehmt mich zu euch
Und
verbannt mich nicht aus eurer Schau
Und
redet nicht hässlich über mich
Und
hört keinen hässlichen Worten über mich zu!
Seid
nicht ignorant, zu keiner Zeit,
Seid
wachsam
Und
seid nicht ignorant!
Ich
bin die Erste und die Letzte,
Ich
bin die Verehrte und die Verschmähte,
Ich
bin die Hure und die Heilige,
Ich
bin die Gattin und die Jungfrau,
Ich
bin die Mutter und die Tochter,
Ich
bin die Schwangere
Und
viele sind meine Kinder,
Ich
bin die, deren Hochzeit herrlich ist,
Und
ich habe keinen Ehemann,
Ich
bin die Witwe und die Unfruchtbare,
Ich
bin der Schmerz meiner Wehen,
Ich
bin die Braut und der Bräutigam
Und
mein Gatte empfängt mich,
Ich
bin die Mutter meines Vaters
Und
die Schwester meines Gatten
Und
Er ist mein Ursprung,
Ich
bin die Sklavin meines Schöpfers,
Ich
bin die Herrscherin meines Ursprungs,
Er
zeugte mich vor meiner Geburt, vor aller Zeit,
Und
meine Macht ist von Ihm,
Ich
bin der Stab seiner Kraft in seiner Jugend,
Er
ist die Rute meines Alters
Und
was immer er für mich sein will.
Ich
bin die unerschütterliche Stille
Und
die Idee, an die zu denken schön ist,
Ich
bin die Stimme, deren Klang reich ist,
Und
das Wort, dessen Erscheinung oft ist,
Ich
bin das Aussprechen meines Namens.
Warum,
ihr die ihr mich hasst, warum liebt ihr mich?
Warum
hasst ihr die, die mich lieben?
Ihr,
die ihr mich verleugnet, bekennt mich!
Ihr,
die ihr mich bekennt, verleugnet mich!
Ihr,
die ihr die Wahrheit über mich sagt,
Sagt
doch Lügen über mich!
Ihr,
die ihr Lügen über mich sagt,
Sagt
doch Wahrheit über mich!
Ihr,
die ihr mich kennt, seid doch unwissend über mich!
Jenen,
die mich nicht kennen, macht mich ihnen nicht bekannt!
Denn
ich bin Wissen und Ignoranz.
Ich
bin Schande und Mut.
Ich
bin schamlos und ich bin beschämt.
Ich
bin Stärke und Angst.
Ich
bin Krieg und Frieden.
Ich
bin die, die keine Gnade fand
Und
bin die Große Eine.
Achtet
auf meine Armut und auf meinen Reichtum!
Seid
nicht arrogant zu mir,
Wenn
ich auf die Erde geworfen werde,
Und
ihr werdet mich in dem Kommenden finden.
Schaut
mich nicht an, hier auf diesem Misthaufen!
Geht nicht fort und lasst mich nicht allein
Geht nicht fort und lasst mich nicht allein
Und
ihr werdet mich finden in dem Königreich.
Schaut
mich nicht an, wenn ich als Verworfene lebe
Bei
den Verworfenen an den stinkenden Orten
Und
lacht nicht über mich!
Seid
wachsam!
Hasst
nicht meinen Gehorsam
Und
liebt nicht meine Selbstbeherrschung,
In
meiner Schwachheit verlasst mich nicht
Und
seid nicht ängstlich wegen meiner Kraft.
Warum
verachtet ihr meine Furcht
Und
verflucht meinen Stolz?
Ich
bin die, die in allen Ängsten existiert,
Und
die Kraft bin ich in den Zitternden,
Ich
bin die, die schwach ist,
Und
mir ist wohl an einem angenehmen Ort,
Ich
bin verrückt und weise!
Warum
hasst ihr mich in euren Ratsversammlungen?
Ich
soll still sein unter den Stillen im Lande
Und
ich soll erscheinen und sprechen.
Warum
habt ihr mich gehasst, ihr Griechen?
Weil
ich Barbarin unter Barbaren war?
Ich
bin die Weisheit der Griechen
Und
die Erkenntnis der Barbaren.
Ich
bin die Richterin der Griechen und der Barbaren.
Ich
bin die, deren Ikone groß ist in Ägypten,
Und
die, die keine Ikone hat unter den Barbaren.
Ich
bin die, die überall gehasst wird
Und
die überall geliebt wird.
Ich
bin die, die man Leben nennt
Und
die du Tod genannt hast.
Ich
bin die, die man nennt das Gesetz
Und
die du Freiheit vom Gesetz genannt hast.
Ich
bin die, die ihr verstreut habt,
Und
die, die ihr gesammelt habt.
Ich
bin die, vor der ihr euch schämtet,
Und
ihr wart schamlos zu mir.
Ich
bin die, die kein Festival feiert,
Und
bin die, die viele Festivals feiert.
Ich,
ich bin gottlos,
Und
ich bin die, deren Gott groß ist.
Ich
bin die, über die ihr nachdenkt
Und
die ihr verfolgt.
Ich
bin die, die ihr verschmäht habt,
Und
ihr denkt doch über mich nach.
Ich
bin die, vor der ihr euch versteckt habt,
Und
ihr erscheint vor mir.
Aber
wenn ihr euch auch versteckt,
Ich
werde erscheinen.
Denn
immer, wenn ihr erscheint,
Werde
ich mich vor euch verbergen.
Nehmt
mich zu euch selbst
Und
in euer Verständnis und in euren Gram.
Nehmt
mich zurück zu euch selbst
In
eure ruinierten und schmutzigen Wohnungen.
Nehmt
mich denen weg,
Die
gut sind selbst in ihrer Schlechtigkeit.
Nehmt
mich schamlos weg von der Scham.
Meine
Scham und meine Schamlosigkeit
Verpflanzt
in eure Glieder.
Kommt
zu mir, die ihr mich nicht kennt,
Und
ihr, die ihr meinen Körper kennt.
Kommt
vorwärts! Zur Kindheit!
Und
verachtet die Kindheit nicht, weil sie klein ist!
Wendet
die Größe nicht ab von den kleinen Gliedern,
Denn
die Kleinen sind bekannt als die Großen.
Warum
flucht ihr mir und ehrt mich?
Ihr
habt verwundet und ihr habt Erbarmen.
Trennt
mich nicht von der Ersten, die ihr erkannt habt,
Und
verweist keine und weist keine davon.
Wendet
euch ab und kennt den Menschen nicht!
Was
Meines ist, ist eures.
Ich
kenne die Erste
Und
die nach ihr kennen mich.
Ich
bin das Denken meines Geliebten
Und
bin die Ruhe meines Geliebten
Und
ich bin die Erkenntnis meiner Vertrauten.
Ich
finde die, die mich suchen,
Ich
gebiete denen, die nach mir fragen
Und
suchen die Kraft der Kräfte in meiner Erkenntnis
Über
die Engel, die auf mein Wort hin gesandt werden,
Und
über die Götter in ihren Jahreszeiten nach meiner Weisung
Und
über die Geister aller Männer, die mit mir waren,
Und
über alle Frauen, die in mir wohnten.
Ich
bin die Geehrte, die Gepriesene
Und
die Verhöhnte und Verschmähte.
Ich
bin Friede
Und
wegen mir begann der Krieg.
Ich
bin eine Fremde und eine Bürgerin.
Ich
bin die Substanz und die Akzidenz.
Die,
die nicht mit mir verbunden sind,
Das
sind die Ignoranten.
Die
in meiner Substanz sind, die kennen mich.
Die
mir nahe waren, sind nun ignorant geworden.
Die
fern von mir waren, die erkennen mich nun.
An
dem Tag, da ich dir nah bin,
Bist
du fern von mir,
An
dem Tag, da ich dir fern bin,
Bist
du mir nah.
Ich
bin im Innern.
Ich
bin die Seele der Natur.
Ich
bin der Anfang der Schöpfung der Geister.
Ich
bin die Ruhe der Seelen.
Ich
bin die Herrschaft und die Herrschaftslosigkeit.
Ich
bin die Union und das Chaos.
Ich
bin die, die unten ist,
Und
sie steigen zu mir hinan.
Ich
bin das Gericht und der Freispruch.
Ich
bin sündlos
Und
die Wurzel der Sünde kam von mir.
Ich
bin der äußern Erscheinung nach Wollust
Und
in mir existiert die Keuschheit.
Ich
bin das Lauschen, das jedem lauscht,
Und
die Rede, die keiner verstehen kann.
Ich
bin ernst und spreche nicht
Und
habe viele Worte.
Hört
auf meine Freundlichkeit
Und
lernt von meiner rauen Art.
Ich
bin die, die schreit,
Und
bin geworfen auf das Antlitz der Erde.
Ich
bereite das Brot
Und
mein Geist ist im Brot.
Ich
bin die Kenntnis meines Namens.
Ich
bin die, die ruft,
Und
die, welche dir zuhört.
Ich
erscheine
Und
wandle mit meinen sieben Spiegeln.
Ich
bin die Verteidigung des Verachteten,
Ich
bin die, die Wahrheit genannt wird
Und
Sünde.
Ihr
ehrt mich und flüstert Schlechtes über mich.
Ihr,
die ihr verachtet werdet,
Richtet
jene, die euch verachten,
Bevor
sie euch richten,
Denn
das Gericht ist in euch.
Wenn
ihr von jenen verdammt werdet,
Wer
wird euch retten?
Was
in euerm Innern ist, dass ist auch im Äußeren.
Wer
euch von außen beherrscht,
Der
verdunkelt euer Inneres.
Was
ihr draußen seht, das seht ihr drinnen.
Es
ist sichtbar und ist euer Kleid.
Hört
mich, ihr meine Hörer,
Und
lernt von meinen Worten, ihr die ihr mich kennt.
Ich
bin das Lauschen, das allen zuhört,
Und
ich bin die Rede, die keiner begreifen kann.
Ich
bin der Name des Schalles
Und
der Schall des Namens.
Ich
bin das Zeichen des Buchstabens
Und
die Prädestination der Heerscharen.
Ich
bin das Licht,
Meine
Hörer, das Licht für euch,
Die
große Kraft,
Und
ich werde den Namen nicht ändern,
Ich
sage ihn jenem, der mich geschaffen hat,
Ich
sprechen Seinen Namen aus, jawahr.
Schaut
auf sein Wort
Und
schaut in die Schriften, die vollständig sind.
Gebt
acht, ihr meine Hörer
Und
ihr Engel und alle Apostel
Und
ihr Geister und ihr von den Toten Auferstandenen,
Denn
ich bin die Eine, die allein existiert,
Und
keiner wird mich richten.
Viele
reizende Formen existieren in zahllosen Sünden
Und
Unfruchtbarkeit
Und
gnadenlose Leidenschaften
Und
fleischliche Lüste,
Welche
die Männer liebkosen,
Bis
sie rein geworden sind.
Dann
gehen sie aufwärts zu ihrem Ruheort
Und
dort werden sie mich finden
Und
ich werde mit ihnen leben
Und
wir werden nie mehr sterben.
DAS
LIED DER ARCHITEKTIN
Was,
mein geliebter Josef,
Sind
dir die Sterne?
Ist
dir der Morgenstern
Die
allerschönste nackte Göttin Venus?
Der
Große Bär, ists dir
Am
Himmel die schöne Nymphe Kallisto,
Nymphe
aus der Schar der Jungfrau Diana,
Von
der lüsternen Venus verführt?
Orion,
ist es dir der Heros,
Der
sein Schwert an seinem Gürtel trägt?
Und Sirius, ist es sein Hund?
Und Sirius, ist es sein Hund?
Die
Dioskuren, die Dioskuren,
Sind
es dir die Zwillinge Kastor und Pollux,
Gottessohn
der eine, Menschensohn der andre,
Brüder
der schönen Helena?
Das
Sternbild der Jungfrau,
Ist
es dir Asträa, die Jungfrau,
Die
Göttin des Goldenen Zeitalters,
Welche
wiederkommen wird?
Ist
dir der Mond ein toter Stein
Oder
die Unbefleckte Luna?
Und
was ist dir die Schöpfung,
Mein
geliebter Josef,
Was
ist dir die Natur?
Ist
sie ein mechanisches Uhrwerk,
Ein
chaotischer Zufall von toten Atomen,
Oder
ist die Schöpfung ein Lebewesen?
Siehst
du sie nicht, die Lebendige,
Die
ich Natura nenne?
Schau
dir die Frau Natura an,
Wie
schön sie ist!
Ihr
Kleid ist aus Sonnenlicht fein gewoben,
Blüten
des Lenzes hineingestickt
Wie
in das Kleid der Nymphe Primavera,
Als
Mantel trägt sie alle grüne Vegetation,
Auf
ihrem Haupt den Zodiak,
Sie
wandelt mit der jungen Luna
Und
trägt in ihrem Kleide
Über
ihrem süßen gewölbten Bauch
Die
goldene Blume der Mystik.
Schau,
wie schön die Frau Natura ist,
Das
Kleid der Gottheit hat sie fein gewoben,
Fein
gesponnen, so fein,
Wie
ein ägyptisches Kleidchen von Spinnenweben,
So
fein, dass durch die transparente Gaze
Der
Körper der Gottheit schimmert!
Mein
geliebter Josef,
Du
sprichst von Gott,
Du
sprichst vom Menschen, mein Josef,
Den
Gott erschaffen als Mann und Frau.
Ich
aber kenn ein drittes Wesen noch,
Das
ist das schöne Wesen der Frau Natura.
Denn
zu dem ersten Wesen der Gottheit
Und
zu dem andern Wesen der Humanität
Tritt
noch das Wesen der Frau Natura.
Ja,
kühn bekenn ich,
Ob
Theologen mich kritisieren,
Der
Minnesänger Frauenlob steht mir bei,
Kühn
bekenn ich, die Frau Natura
Ist
die Mitschöpferin mit dem Schöpfer.
Der
Ursprung von allem ist die Höchste Gottheit,
Allein
die schöpferische Gottheit
Schafft
mithilfe der Mitschöpferin,
Der
Mitschöpferin Frau Natura.
Mein
geliebter Josef, deine Brüder,
Die
frommen Mönche in ihren Zellen,
Sie
schauen die Frau Natura
Und
lesen in ihr wie in einem Buch,
Sie
sprechen vom Buch der Frau Natura,
Sie
lesen im Buch der Frau Natura
Vom
heimlich-öffentlichen Geheimnis
Der
Schönheit der schöpferischen Gottheit.
Allein
von der Gottheit lesen sie
Und
nicht von dem Wesen der Frau Natura,
Allein
in meiner Schule
Die
Kosmologisten
Verehren
in aller gebotenen Demut
Die
Mitschöpferin auch, die Frau Natura.
Mein
geliebter Josef, lausche
Dem
Liede der Architektin,
Was
die Architektin geschaut.
Im
Anbeginn der Schöpfung
War
die Idea der Frau Natura
Vor
dem Throne der Sapientia Divina
Und
weinte vor der Ewigen Weisheit:
Ach Sapientia Divina,
Ach Sapientia Divina,
Schau
doch den beklagenswerten Zustand
Der
Prima Materia an im Chaos!
Was
für ein Tohuwabohu!
Was
für eine Nigredo!
Was
für eine bleierne Schwermut!
Alles
ist in Unordnung,
Alles
in wahlloser Vermischung,
Alles
umnachtet!
Was für ein Chaos,
Was für ein Chaos,
Was
für ein wahllos sich vermischendes
Blindes
Treiben chaotischer Triebe!
Die
Frau Natura sprach weinend
Vor
dem Thron der göttlichen Sapientia:
Schau die Hyle an,
Schau die Hyle an,
Die
Mater, die Matrix, die Materia,
Schwarze
Magna Mater,
Hyle,
die Primitive,
Dieses
stoffliche Wesen!
Erbarme
dich, göttliche Sapientia,
Und
erleuchte die dunkle Nacht
Und
ordne die drängenden blinden Triebe
Und
räume das Tohuwabohu auf
Und
stille den Meeressturm
Und
schaffe aus dem blinden Begehren
Durch
einen schöpferischen Akt
Einen
Kosmos als Schmuckstück,
Einen
Kosmos als Schönheit,
Als
einen Glanz der Ordnung,
Den
Kosmos als Kosmetik der Gottheit!
Siehe,
da machte sich Sapientia auf
Und
entnahm dem Meer des Chaos
Vier
Elemente,
Das
Feuer, die Luft, das Wasser, die Erde,
Und
schied sie sauber von einander.
Dann
gab Sapientia auch
Dem
Himmel der geistigen Wesen
Eine
heilige Hierarchie
Und
richtete ein die Chöre
Der
Himmlischen, nämlich neun Chöre,
Wie
Dionysios trunken geschaut,
Die
Throne, auch Götter genannt,
Die
Seraphim und Cherubim
Und
Mächte, Herrschaften und Gewalten,
Erzengel,
Engel zum Dienst der Gottheit!
Dann
ging Sapientia an die Sternbilder,
Fügte
sie zum Zodiak zusammen,
Zwölf
Sterne, die Krone bildend
Der
schönsten Frau Natura,
Und
Sapientia gab dem Zodiak Macht
Und
Einfluss auf die niedre Natur
Des
menschlichen Herzens
Bei
Wahrung der Willensfreiheit des Menschen,
Wie
der Engelgleiche Tomas bezeugt.
Alle
Sterne des Himmels
Rief
Sapientia mit Namen
Und
gab ihnen ihren Ort im All,
Den
Carina-Nebel,
Den
Asteroiden Muschi
Im
Asteroiden-Hauptgürtel
Und
den Asteroiden Astarte
Im
Asteroiden-Hauptgürtel,
Alle
kennt sie mit Namen.
Aber
in der Galaxie der Sonne
Wie
eine kristallene Kuppel
Sphären
über Sphären
Schuf
Sapientia zur Himmelstreppe
Sieben
Planeten,
Die
Luna,
Den
Merkur und den Mars,
Die
Venus wischen Juppiter und Saturn
Und
Sol, die Sonne der Gerechtigkeit.
Dann
blies Sapientia
Und
rief von den Enden der Erde
Vier
Winde, Ostwind und Westwind,
Nordostwind
und Südwestwind.
Dann
formte Sapientia
Wie
eine Töpferin töpfert aus Ton
Unser
aller Mutter Erde
Mit
den breiten Brüsten,
Nicht
ein totes Ding, mein Josef,
Sondern
die Architektin sagt,
Die
Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Ist
ein lebendiges Lebewesen.
Und
Sapientia ging auf der Erde
Und
unter den Tritten ihrer bloßen Füße
Sprossen
die roten Rosen
Und
die weißen Lotosblumen,
Der
starke Eichbaum, der Efeu,
Die
Ulm, die prallen Trauben,
Erdbeerbüsche
hauchten sich an
Und
Thymian duftete
Und
der Mohn gesellte sich zur Malve
Und
der Krokus war verliebt
In
die gelbe Narzisse.
Die
Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Brachte
aus dem Mutterschoß
Das
Brot des Lebens hervor,
Das
Herz der Menschen zu stärken,
Und
brachte hervor den Weinberg
Mit
den prallen Trauben,
Auf
dass der Wein ergötze
Das
Herz des Mannes.
Mein
geliebter Josef, mein Liebling,
Sprach
die Architektin der Kathedrale,
Ich
spreche von der Schöpfung der Menschheit.
Sapientia
gab das Gebot
Der
heiligen Frau Natura,
Sie
sollte suchen die Königin des Himmels,
Urania,
die Idee der Schönheit,
Die
Göttin purer spiritueller Liebe,
Die
im dritten Himmel lebt,
Und
suchen solle sie auch die reizende Physis,
Die
reizende Physis – Body of Evidence –
Die
im Schoß der Erde wohnt.
Die
heilige Frau Natura steigt
Wie
einst Maria Magdalena
Die
Himmelstreppe der sieben Sphären hinan
Der
sieben Planeten und pilgert
Durch
die achte Sphäre des Fixsternhimmels
Und
findet in der neunten Sphäre
Des
Empyreums Urania,
Die
Göttin der Schönheit und Liebe.
Die
himmlische Göttin Urania
Und
die heilige Frau Natura gemeinsam
Kommen
vom dritten Himmel zur Erde
Und
pilgernd durch den Kosmos
Bannen
sie alle Dämonen der Sterne
Und
machen unschädlich alle Schlangen,
Alle
Skorpione und Wassermänner,
Und
kommen unbeschadet
Zur
Mutter Erde mit den breiten Brüsten
Und
finden die Tochter der Mutter Erde,
Die
reizende Physis – Body of Evidence.
Die
geistige Göttin Urania
Und
die seelenvolle Frau Natura
Und
die körperlich reizende Physis gemeinsam
Schaffen
die Menschheit, Mann und Weib.
Urania
aber fährt in heiliger Himmelfahrt
Heim
in den dritten Himmel
Und
offenbart der heiligen Frau Natura
Dieses
Mysterium von der Menschheit:
Alle Tugenden des Morgensternes Venus
Alle Tugenden des Morgensternes Venus
Und
der milden Luna
Und
der all-erleuchtenden Sonne
Leben
in der Menschheit,
Die
Energien des heiligen Geistes,
Die
strömen durch die Bahnen der Planeten
Und
lassen die Fixsterne strahlen,
Alle
diese Energien der göttlichen Dynamis
Wirken
auch gewaltig in der Menschheit.
Die
göttliche Vitalität des Ewigen Lebens
Wirkt
als fruchtbare Grünkraft
Auch
im Innern von Weib und Mann.
Die
Macht aller Mächte
In
ihrer vollkommnen Potenz
Schuf
durch ihren Akt
So
wie das Universum die Menschheit
Und
die schöpferische Omnipotentia
Der
Macht aller Mächte lebt
Auch
in Mann und Weib
Als
Potenz und Akt
Und
Bruder Sol und Schwester Luna
In
geschwisterlicher Harmonie
Und
geistiger Hochzeit mystischer Wesen
Leben
in Mann und Weib
Und
die Menschen sind weise
Wie
der uralte Vater Saturnus
Und
die Menschen sind freundlich
Wie
der joviale Juppiter Xenius
Und
die Menschen sind Kämpfer
Wie
der Mars, der für die Venus kämpfte,
Und
die Menschen sind klug
Wie
Hermes Psychopompus
Und
die Menschen sind schön
Und
voller leidenschaftlicher Liebe
Wie
die astrale Venus.
Siehe,
sprach die Architektin lächelnd,
Siehe,
mein Freund und Bruder Josef,
Wenn
die gehauchte Psyche
In
die reizende Physis einkehrt,
Weiß
die gehauchte Psyche,
Daß
sie von den Sternen stammt.
Ja,
sprach die lächelnde Architektin,
Die
gehauchte Psyche nennt sich
Außerirdischen
Ursprungs
Und
fühlt sich Fremdlingin auf der Erde,
Denn
sie ist ein Sternenwesen,
Ein
inkarnierter Engel,
Und
ihre insgeheime Sehnsucht
Sehnt
sich nach dem himmlischen Garten
Eden
auf dem Venussterne
Und
heim in den Schoß des Ursprungs,
Heim
in die Quelle des Lichts,
Denn
aus der Quelle des Lichts
Emanierte
das Hauchwesen Psyche,
Um
mit der reizenden Physis –
Oh
Body of Evidence –
Heimzukehren
in den Schoß der überkosmischen Gottheit!
DER
HEILIGE KUSS DER GOTTHEIT
Petrus
sprach zu Maria Magdalena:
Schwester, wir wissen,
Schwester, wir wissen,
Daß
der Erlöser dich mehr liebt
Als
die andern Frauen.
Petrus
sprach zu den andern Jüngern:
Sollte der Erlöser heimlich
Sollte der Erlöser heimlich
Gesprochen
haben mit einer Frau,
Sie
bevorzugt haben vor uns
Und
alles das heimlich?
Levi sprach zu Petrus:
Petrus, du bist bekannt als Hitzkopf,
Levi sprach zu Petrus:
Petrus, du bist bekannt als Hitzkopf,
Und
nun redest du über die Frau,
Als
wenn sie ein Dämon wäre.
Doch
wenn der Erlöser sie
Begnadet
hat für ihr Werk,
Dann
nenne sie nicht gottlos.
Der
Erlöser kennt sie ganz genau,
Drum
liebt er sie mehr als uns.
Die
Gefährtin von Christus war
Maria
Magdalena.
Er
liebte sie mehr als die andern Jünger.
Die
andern Jünger sprachen zu Jesus:
Warum liebst du sie mehr als uns?
Der Erlöser sprach zu den Jüngern:
Warum liebe ich euch nicht so wie sie?
Warum liebst du sie mehr als uns?
Der Erlöser sprach zu den Jüngern:
Warum liebe ich euch nicht so wie sie?
Hermes
Trismegistos
Reiste
mit einem Schüler
Über
die sieben Himmelssphären
In
die achte und die neunte Sphäre,
Dort
nennt der Schüler seinen Meister Vater
Und
der Meister nennt seinen Schüler Sohn.
Hermes
Trismegistos sprach:
Ich bin schwanger von der Quelle,
Ich bin schwanger von der Quelle,
Die
in mir fließt.
Diese
Kraft ist von geistiger Natur
Und
gebiert geistige Kinder.
Die
geistigen Kinder des Meisters sind jene,
Die
seine Erkenntnis empfingen.
Beim
Eintritt in die neunte Sphäre
Ruft
Hermes Trismegistos:
Lass uns einander küssen, mein Sohn, in Liebe!
Lass uns einander küssen, mein Sohn, in Liebe!
Freue
dich über den Kuss!
Schon
kommt die Kraft,
Schon
kommt das Licht zu uns!
Der
Meister Hermes Trismegistos
Führte
drei Schüler
Ins
Allerheiligste ein.
Vor
dem Heiligen Mahl
Sprachen
sie ein Gebet.
Als
sie das Gebet gen Himmel gesandt,
Umarmten
sie einander
Und
gaben einander den heiligen Kuss.
Dann
traten sie zum Tisch
Und
nahmen die heilige Mahlzeit ein.
Mani
sprach vom Mysterium des Kusses:
Der erste Kuss ist der Kuss,
Der erste Kuss ist der Kuss,
Womit
Eva, die Mutter des Lebens,
Den
Urmenschen küsste,
Als
der Urmensch hinabstieg in das Reich des Todes,
Die
Macht des Todes zu besiegen.
Der
zweite Kuss ist der Kuss,
Mit
dem Eva, die Mutter des Lebens,
Und
Adam, der Vater aller Menschen,
Den
Urmenschen küssten,
Als
er auferstand von den Toten.
Diesen
Kuss, sprach Mani,
Den
Kuss des Urmenschen küssen
Frauen
und Männer, wenn sie
Sich
vorübergehend trennen,
Wenn
sie verreisen,
Wenn
sie sich wieder treffen,
Dann
küssen sie den Kuss
Gemäß
dem Mysterium des Urmenschen.
Christus
singt diesen Psalm:
Maria, Maria, erkenne mich,
Maria, Maria, erkenne mich,
Magdalena,
rühre mich nicht an!
Trockne
die Tränen deiner Augen
Und
erkenne, dass ich dein Meister bin,
Und
sei Apostelin für mich,
Auf
dass mich die irrenden Menschen erkennen.
Spute
dich, spute dich in Freude
Und
geh zu den Aposteln,
Vor
allem zu Petrus, und sprich:
Steht auf, denn euer Bruder ruft euch!
Steht auf, denn euer Bruder ruft euch!
Wenn
sie mich nicht Bruder nennen wollen,
Dann
sage Petrus und den andern:
Euer Meister ruft euch!
Euer Meister ruft euch!
Christus
sprach zu Petrus aber:
Petrus, bleibe treu wie ein Fels
Petrus, bleibe treu wie ein Fels
Und
bleibe bei mir,
Denn
ich habe dich erwählt.
Ich
habe mit dir den Anfang gemacht
Auch
für die andern,
Die
ich berufen will zur Gotteserkenntnis.
Petrus
sprach zum gekreuzigten Christus:
Was muss ich schauen, Herr?
Was muss ich schauen, Herr?
Du
wirst von den Sündern ergriffen
Und
gleichzeitig du ergreifst mich?
Du
wirst gemartert auf dem Kreuz
Und
lachst und bist fröhlich auf dem Kreuz?
Deine
Hände und Füße werden durchbohrt
Und
du lachst und freust dich?
Und
der gekreuzigte Christus sprach zu Petrus:
Jesus wird zu Tode gemartert,
Jesus wird zu Tode gemartert,
Aber
Christus freut sich und lacht.
Da
sprach Petrus zu Jesus:
Herr, sie erkennen dich nicht!
Christus sprach zu Petrus:
Wenn sie mich erkennen würden,
Herr, sie erkennen dich nicht!
Christus sprach zu Petrus:
Wenn sie mich erkennen würden,
So
würden sie den Herrn der Herrlichkeit
Nicht
schlagen ans Kreuz und töten.
Sie
sind blind,
Sie
wissen auch nicht, was sie reden.
Da
sah Petrus in dem gekreuzigten Jesus
Den
lachenden fröhlichen Christus,
Der
den heiligen Geist ausgoss!
Jakobus
aber war im Gebet,
Da
erschien der Herr dem Jakobus.
Jakobus
beendete sein Gebet
Und
umarmte den Herrn.
Jakobus
küsste den Herrn und sprach:
Rabbi, ich hab dich gefunden!
Rabbi, ich hab dich gefunden!
Ich
habe von deinen Leiden gehört,
Die
du erleiden musstest,
Und
ich war voller Mitleid mit dir!
Nun
spricht die Braut aber selber:
Küsse mich
Küsse mich
Mit
den Küssen
Deines
Mundes!
Wie
lange noch schickt
Mir
mein Bräutigam
Küsse
durch die Schriften Moses?
Küsse
durch die Verse der Propheten?
Nein, seine Lippen will ich
Nein, seine Lippen will ich
Berühren,
Er
soll kommen,
Ihn
will ich herunterholen
Vom
Himmel.
Saturnus
kam in den Himmel,
Von
Engeln getragen
Kam
er
Ins
Paradies.
Dort
sah er Christus.
Saturnus
sprach: Ich sah
Dort
einen Greis mit weißen Haaren
Und
mit einem jugendlichen Antlitz,
Ich
sah nicht seine Füße.
Rechts
und links von ihm
Standen
Älteste.
Voller
Bewunderung trat ich ein
Und
stellte mich vor den Thron.
Die
Engel haben mich aufgehoben
Und
ich habe den Herrn geküsst
Und
der Herr hat mit seiner Hand
Mein
Haupt gestreichelt.
Bilder
und Rätselsprüche will ich nicht,
Träume
und Visionen will ich nicht,
Einen
Menschen und einen Engel will ich nicht,
Sondern
Christus will ich.
Mein
Christus ist ja schöner
Als
ein Mensch und als ein Engel.
Meinen
Christus bitt ich,
Mich
mit dem Kusse seines Mundes zu küssen.
Ach,
nicht darf ich bitten,
Von
meinem Christus geküsst zu werden,
Aber
demütig darf ich bitten,
Daß
mein Christus mich küsst
Mit
dem Kusse seines Mundes.
Mein
Christus,
Laß
mich dir die bloßen Füße küssen!
Mein
Christus, lass mich dir küssen die zärtliche Hand!
Mein
Christus,
Oh,
ich wage zuviel,
Laß
mich küssen deinen süßen Mund!
Wenn
ich küsse deinen Fuß,
Bekehre
ich mich,
Wenn
ich küsse deine Hand,
Schreite
ich voran,
Wenn
ich dich küsse auf den Mund,
So
werde ich vollendet.
Mein
Kuss auf deinen Fuß
Ist
noch die Strenge der Buße,
Mein
Kuss auf deine Hand
Ist
Liebe in Selbstverleugnung,
Oh
mein Christus,
Laß
mich einmal gewürdigt werden,
Deinen
Mund zu küssen,
Denn
da werde ich vollkommen!
Wer
darf die Lippen küssen
Meines
geliebten Christus?
Wer
die wüste Begierde des Fleisches verlassen,
Wer
vom geheimen Manna gekostet,
Wer
die versiegelte Quelle getrunken!
Während
der Heiligen Messe
Sah
ich einen Adler
Vom
Altare zu mir kommen,
Der
Adler kündete mir
Die
kommende Einswerdung an.
Dann
sah ich vom Altare
Jesus
als Kind zu mir kommen,
Jesus
als Gott zu mir kommen,
Christus
selber kam,
Aber
noch wie von außen.
Da
ward ich plötzlich eins mit ihm!
So
sehr verging Er
Und
zerschmolz Er
In
der Einheit mit mir,
Daß
ich ihn nicht mehr außen wahrnahm,
Daß
er fortan von mir nicht mehr zu trennen war.
Es
war eine süße Liebe,
Ein
zärtliches Umarmen
Und
allerlieblichstes Küssen!
Christus
küsste mich,
Das
war die geistige Hochzeit!
Ich
ging in der Wohnung der Seele
Sechs
Zimmer hindurch,
Im
siebenten Zimmer
Zog
Christus mich an sich
Und
gab mir den liebevollen Kuss,
Um
den ich ihn gebeten habe.
In
diesem heimlichen Zimmer
Zeigte
er mir alle seine Herrlichkeit,
Zeigte
er mir alle seine Macht und Pracht.
Er
selber zeigte sich
Und
seine innige Liebe,
Die
er schon vor langer Zeit
Mir
zugedacht hatte.
O
geliebte Seele,
Es
muss dir ernst sein mit der Weisheit,
Suche
ohne Unterlass die Weisheit,
Die
Liebe
Eines
Kusses
Der
göttlichen SOPHIA –
Im
Namen Jesu –
Diese
Liebe empfängst du wohl,
Denn
die göttliche Sophia
Steht
vor deiner Tür
Und
klingelt!
Oh,
jetzt tritt sie ein,
Sie,
die Göttliche Jungfrau Sophia,
Sie
kommt zur Seele
Und
küsst den Menschen
Mit
ihrer honigsüßen Liebe
In
dem innersten Wesen innerlich
Und
drückt dem Menschen
Ihre
Liebe ein,
Zum
Triumph in die Begierde des Menschen!
Die
göttliche Jungfrau Sophia spricht:
O mein geliebter Bräutigam!
O mein geliebter Bräutigam!
Bleib
doch mit deinem Antlitz
Vor
mir stehen
Und
gib mir alle deine Feuerflammen
Und
zünde mich an,
So
will ich aus meiner zärtlichen Sanftmut
Deine
glühenden Feuerflammen
In
reine Weißglut wandeln,
Ich
will meine Liebe
Durch
deine glühende Weißglut
In
deine liebeslodernde Flammenseele
Einführen
Und
dich ewig – ewig küssen!
DIE VISION DER HAGIA SOPHIA
1
Die
Hagia Sophia tat selber ihren Mund auf
Und
sprach vor den versammelten Gläubigen:
Ich ging hervor aus dem Munde des Ewigen
Ich ging hervor aus dem Munde des Ewigen
Und
wandelte durch die unendlichen Himmel
Und
thronte hoch auf einer Wolkensäule
Und
schwebte über dem Meere
Wie
ein Nebelschleier
Und
suchte mir eine Wohnung auf Erden,
Ich
suchte bei allen Völkern der Erde
Nach
einer heiligen Wohnung
Und
ich fand meine heilige Wohnung
In
Jakob, welcher Israel heißt,
Und
wohne nun in Jakob, der Israel heißt.
Die
Hagia Sophia ist
Ein
Lichtglanz der Gloria des Ewigen,
Ein
Strahl der göttlichen Kraft,
Ein
unbefleckter Spiegel
Der
göttlichen Herrlichkeit,
Ein
Ausfluss Gottes und seiner Kraft,
Eine
Emanation des Ewigen.
Bevor
die Schöpfung geworden ist,
Bevor
die Zeit und der Raum geworden sind,
Ist
die Ewige Weisheit bei Gott.
Ihr
Adel ist von göttlichem Adel,
Denn
ihr Ursprung ist in Gott,
Sie
stammt von Gott
Und
ist bei dem Ewigen
Und
ist eines Wesens mit Gott.
Die
Ewige Weisheit ist
Ein
göttliches Licht vom Lichte Gottes,
Eines
Wesens mit dem Ewigen,
Gottheit
von der Gottheit.
Die
Ewige Weisheit ging hervor
Aus
dem Munde des Ewigen
Und
der Geist der Weisheit
Ist
ein Geist der Liebe und Freundschaft.
Die
Ewige Weisheit ist
Sophia
increata,
Die
ungeschaffene Weisheit,
Denn
die Hagia Sophia ist
Nicht
geschaffen, sondern gezeugt,
Vor
aller Zeit geboren von Gott.
2
Als
der Ewige schaffen wollte
Einen
schönen Kosmos
Und
ein geistiges Menschengeschlecht,
Da
schaute der Ewige
Die
ewige Jungfrau Torah an
Und
nach dem ewigen Urbild der Jungfrau Torah
Schuf
der Ewige
Den
Kosmos und die Menschheit.
Wer
ist die Ewige Jungfrau Torah?
Ist
sie die Bibel, die wir auf Erden lesen?
Die
geliebte Byblia, die wir studieren,
Beginnt
mit dem Buchstaben B,
Die
ewige Jungfrau Torah bei Gott
Beginnt
ihre Rede mit dem Buchstaben A.
Der
ewige König hat im Himmel der Himmel
Einen
Palast aus Licht und Edelsteinen,
Das
ist die himmlische Stadt Jerusalem,
Dort
wohnt die ewige Jungfrau Torah.
Der
ewige König sucht
Als
liebender Vater im Himmel
Einen
Bräutigam für die Jungfrau Torah,
Die
Tochter Gottes.
Wer
ist würdig, zu schauen die Jungfrau Torah?
Siehe,
sie selber offenbart sich,
Die
Prinzessin, die Tochter des ewigen Königs,
Öffnet
den Vorhang am Fenster
Des
himmlischen Palastes Gottes
Und
erscheint einen Augenblick am Fenster
Und
lockt den Schriftgelehrten
Mit
dem Liebreiz ihrer göttlichen Schönheit.
Wer
darf wohnen in den heiligen Hallen
Der
ewigen Jungfrau Torah?
Sie
ist eine starke Frau,
Wer
wird sie finden, wer wird sie gewinnen?
Wenn
die Jungfrau Torah sich offenbart
Und
aus freier schenkender Gnade
Sich
einem Menschen schenken will,
So
macht sie ihn verliebt
In
den Liebreiz ihrer Schleier,
In
den Lichtglanz ihres strahlenden Leibes,
In
die Sanftmut und Demut ihrer Seele
Und
das Mysterium Gottes
Im
innersten Brautgemach ihrer Seele.
Wer
die starke Frau errungen hat
Und
Bräutigam der Jungfrau Torah geworden,
Erhält
von der Jungfrau den neuen Namen:
Baal-Schem, Gatte des Ewigen Namens.
Baal-Schem, Gatte des Ewigen Namens.
3
Der
Ewige beginnt seine Schöpfung
Mit
dem Buchstaben B.
Welcher
Name bezeichnet der Buchstabe B?
B
bedeutet Bereschit,
Bereschit
bedeutet: Beginnend.
Bereschit
bedeutet:
Im Anbeginn schuf Gott.
Im Anbeginn schuf Gott.
Wer
ist Bereschit?
Bereschit
ist die Ewige Weisheit.
Sie
ist das Urprinzip.
Denn
Gott der Ewige schuf
Im
Urprinzip der Ewigen Weisheit
Den
Kosmos und die Menschheit,
Die
Engel und die unsterblichen Seelen.
Die
Ewige Weisheit ist das Urprinzip,
Die
Ewige Weisheit war bei Gott,
Die
Ewige Weisheit selbst ist göttlich,
In
ihr ist alles erschaffen,
Sie
ist das Leben aller lebendigen Wesen.
Denn
Bereschit, das Urprinzip,
Die
Ewige Weisheit, ist
Die
göttliche Urform aller Formen,
Die
Idea der Ideen,
Gottes
Idea, in welcher Gleichnis
Kosmos
und Menschheit erschaffen sind.
Sie
ist die Forma Formarum,
Urform
aller Formen aller Kreaturen,
Urform
auch der Seelen,
Denn
die geistigen Seelen der Menschen
Sind
die Formprinzipien
Ihrer
menschlichen Leiber,
Männlichen
Körpers, weiblichen Körpers,
Die
Seele ist die Form des Körpers,
Aber
Sophia ist die Urform der Seelen.
Denn
im Morgenglanz der Ewigkeit
Erhob
sich Hagia Sophia
Wie
eine göttliche Morgenröte!
Gott
der Ewige hauchte die Ewige Weisheit
Im
heiligen Geiste der Weisheit
Als
Weltseele ein dem Kosmos,
Hagia
Sophia ist die Weltseele,
Alle
Geistseelen aller Menschen
Sind
Abbild der Weltseele Hagia Sophia,
Geschaffen
in ihrem Bild und Gleichnis.
Darum
preise ich Sophia
Als
die Schöpferin der geistigen Seelen
Und
die unaufhörliche Schöpferin
All
der unzähligen Universen.
4
Wenn
du gute und schöne Dinge begehrst
Und
bittest um dein tägliches Mahl
Und
um den Wein zur Freude des Herzens,
Wer
ist wohl reicher als Sophia,
Die
ja die Schöpferin aller Dinge ist?
Wenn
du Klugheit begehrst
Und
wissen willst, wie die Welt entstand,
Wissen
willst vom innern Wesen der Elemente,
Von
den Bahnen der Sterne
Und
den Äonen des Kosmos
Und
der Urgeschichte der Menschheit,
Von
der Heilkraft der Pflanzen
Und
von der Seele der Tiere,
Dann
bitte Sophia! Sie schenkt
Dir
Einsicht und Erkenntnis.
Wenn
du begehrst, ein Künstler zu sein
Und
schöne Kunstwerke herzustellen,
Erwähle
dir Hagia Sophia
Zur
inspirierenden himmlischen Muse,
Denn
die ist die göttliche Schönheit,
Sie
ist ein inspirierender Geist
Und
geht in die Seele der Menschen ein
Und
macht sie zu Propheten
Und
zu Freunden der Ewigen Gottheit.
Es
gibt keine größere Künstlerin
Als
die göttliche Künstlerin Hagia Sophia!
Bemühst
du dich um Tugend,
So
bitte Hagia Sophia,
Denn
sie ist die Mutter der Tugend,
Sie
schenkt dir Klugheit und Kraft,
Lehrt
dich, Maß zu halten,
Und
schenkt dir die Gerechtigkeit.
Denn
der Mensch ist dreifaltig,
Gemacht
aus Geist und Seele und Leib.
Sophia
schenkt dem Geist die Klugheit,
Des
Menschen Geist empfängt als Schwester
Und
Freundin Binah, die Einsicht,
Der
Seele des Menschen, des Menschen Herz
Schenkt
Hagia Sophia Mut
Und
redet immer wieder: Nur Mut, mein Kind!
Dem
Körper des Menschen
Bringt
Sophia Mäßigung bei,
Lehrt
Askese und führt zur Keuschheit.
Ist
der Geist des Menschen vertraut
Mit
Binah, der schwesterlichen Einsicht,
Ist
das Herz des Menschen voll Mut
Und
der Körper keusch geworden,
So
nennt Sophia den Menschen
Einen
Gerechten wie Josef.
5
Salomo
hatte geträumt,
Es
war ein prophetischer Traum,
Da
Gott der Ewige sprach
Zu
Salomo und fragte ihn:
Was wünschst du dir von mir?
Und Salomo begehrte nicht Reichtum,
Was wünschst du dir von mir?
Und Salomo begehrte nicht Reichtum,
Begehrte
nicht Verdammnis seiner Feinde,
Begehrte
kein langes Leben auf Erden,
Sondern
begehrte die Weisheit,
Die
Throngenossin Gottes.
Das
erfreute des Ewigen Herz
Und
der Ewige schenkte aus reiner Gnade
Salomo
die Hagia Sophia zur Braut.
Geküsst
vom Musenkuss der Ewigen Weisheit
Salomo
sang das Hohelied der Liebe.
Sophia
lehrte den weisen Salomo,
Daß
Gott die Liebe ist,
Daß
Gott nichts ist als Liebe,
Und
alle andern Hypostasen Gottes,
Die
Wahrheit, die Barmherzigkeit,
Die
Gerechtigkeit und die Freiheit,
Die
Kraft und die Gnade und alle andern
Allerlieblichsten
Hypostasen
Stammen
alle aus der göttlichen Liebe.
Gott
ist göttliche Liebe und die Ehe
Zwischen
der Gottheit und dem Menschen
Ist
wie die leidenschaftliche Liebe
Eines
Mannes zu einer schönen Frau.
Als
Sophia aber bei Adam war,
Gab
sie ihm das Buch der Kabbala.
Als
Adam aber fern vom Garten Eden war,
Gab
Adam das Buch der Kabbala Seth,
Den
Eva ihm für Abel geboren.
Und
in dem Buch der Kabbala steht:
Das Hohelied der Liebe
Das Hohelied der Liebe
Ist
das Liebeslied von Bräutigam und Braut
Und
Bräutigam ist Jahwe
Und
Braut ist Schechinah,
Schechinah
ist die Matrone,
Einwohnung
Gottes, immanente Gottheit,
Die
Matrone des Gottesvolkes,
Sie
ist die Braut des ewigen Jahwe.
6
Wo
ist die Wohnung der Weisheit?
Wer
hat ihre Kammer geschaut?
Du
musst nicht fahren übers Meer
Nach
Indien oder Amerika,
Um
die Wohnung der Weisheit zu finden.
Wer
ist denn hinaufgestiegen
In
den dritten Himmel der Venussphäre,
Im
Leibe oder außer dem Leibe,
Ins
Brautgemach der Weisheit zu schauen?
Gott
der Ewige ganz allein
Kennt
ganz die Hagia Sophia,
Gott
der Ewige allein erkennt
Die
Throngenossin, seinen Liebling,
Uns
ist sie die verschleierte Herrin,
Siebenfach
verschleierte Herrin.
Wo
sind die Väter hin,
Die
Gold und Silber vergötterten?
Sie
sind im Totenreich
Und
ihre Söhne und Söhnessöhne
Kennen
die Ewige Weisheit nicht.
Und
wo sind die Helden des Altertums,
Wo
sind Nestor und Odysseus?
Sie
sind zugrundegegangen,
Denn
die wahre Weisheit Gottes
Hat
auch Odysseus nicht erkannt.
Und
wo sind die Söhne Hagars,
Die
Ismaeliten, die Dichter,
Berühmt
für ihre mystischen Verse?
Sie
auch haben nicht erkannt
Die
Gottheit von der Gottheit!
Aber
Sophia ist auf Erden erschienen!
O
wie groß ist das Universum!
O,
wie zahlreich sind die Universen?
Die
Wohnung Gottes ist grenzenlos!
Dir
aber, Jakob, der du Israel heißt,
Dir
hat Gott geschenkt
Die
Hagia Sophia!
Wandle
in ihrem Lichtglanz
Und
gib die Herrlichkeit
Deines
Glaubens an die göttliche Weisheit
Nicht
den Arabern, nicht den Indern,
Nicht
den Griechen und ihren Göttern!
Denn
Sophia, die Gott dir geschenkt,
Die
findest du im Buch der Bücher,
Die
findest du in der heiligen Byblia!
Dringe
ein in die heilige Byblia
Und
küsse die heilige Byblia,
So
küsst du die Hagia Sophia!
7
Philon
liebt die Philosophia
Des
seligen Platon,
Der
am siebten November geboren,
Der
am siebten November gestorben,
Der
seine Weisheit empfangen
Durch
eine Offenbarung Gottes,
Denn
bei den Philosophen der Griechen
Ist
zu finden der Logos,
Der
Logos Spermatikos.
Aber
Philon war ein gläubiger Jude
Und
glaubte an den Herrscher und Vater,
Den
Schöpfer von Himmel und Erde.
Wie
aber, fragte sich Philon,
Versöhnt
sich die Wissenschaft
Mit
dem offenbarten Glauben?
Gott
ist über alle Schöpfung erhaben,
In
unendlicher Transzendenz
Ein
reiner Geist
In
unzugänglichem Lichtglanz.
Wie
aber kann Gott, das Ewige Sein,
Der
reine Geist, der unsterbliche Gott,
So
etwas Vergängliches schaffen
Wie
die Materia, wie die Matrix,
Dieses
flüchtige Wandelwesen
Von
Werden und Vergehen,
Nicht
ganz Sein, nicht ganz Nichts,
Wie
kann der ewigseiende göttliche Geist
Erschaffen
den Schleier der Maya,
Diese
Blasen von Schaum?
Philo
erkannte die Mittlerin,
Die
er in Moses’ Torah erkannte
Als
die Ewige Weisheit,
In
welcher als dem Urprinzip
Der
Ewige, durch ihre Mittlerschaft,
Geschaffen
hat die Mutter Natur,
Welche
er auch bei Platon fand
Als
die Weltseele in dem Kosmos.
Denn
Gott, der transzendente Vater,
Das
absolute ewige Sein,
Erschafft
durch die Mittlerin Sophia
Als
der eingehauchten Weltseele
Alle
Kreaturen des Kosmos
Und
die unsterbliche Seele der Menschen.
8
Der
Logos Spermatikos fand sich
Bei
den Vorsokratikern auch.
Da
sehen wir den frommen Parmenides
Wandeln
durch die dunkle Nacht,
Geführt
von den himmlischen Mädchen,
Kommt
er ans Tor der Gerechtigkeit
Und
schaut die Gottheit der Weisheit im Thron
Und
die Göttin der Weisheit spricht:
Das ewige Sein allein ist seiend,
Das ewige Sein allein ist seiend,
Aber
die Kreaturen im Werden und Vergehen
Sind
nicht seiend, sondern nichtig.
Aber
da sehen wir auch den frommen Heraklit,
Er
bringt sein Diplom der Philosophie
In
den Tempel der Artemis von Ephesos
Und
spricht: In allem Werden und Vergehen
Und
in der Natur geheimnisvoll offenbar
Ist
der göttliche Logos,
Die
göttliche Allvernunft
Ist
immanent dem Kosmos.
Philon
studierte in Alexandria
In
der Bibliothek der Weisheit
Und
betete täglich, morgens und abends,
Zum
Gotte Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Gott
der Ewige ist der Ewige Vater,
Der
göttliche Logos ist der Liebling Gottes.
Im
Anbeginn der Schöpfung
Spielte
der Liebling, der göttliche Logos,
Spielte
vor dem Antlitz des Ewigen Vaters,
Gottes
Liebling,
Gottes
Pflegekind und Gottes Hätschelkind,
Spielte
vor dem Antlitz des Vaters
Und
baute aus ungeformtem Stoff
Und
dem wilden Tohuwabohu der Elemente
Einen
geordneten Kosmos
Und
brachte das Schmuckstück
Des
geordneten Kosmos
Dem
Ewigen Vater dar
Und
übergab die ganze Welt dem liebenden Vater.
Der
Ewige Vater schaute
Voll
Liebe auf seinen Liebling,
Sein
Hätschelkind, den göttlichen Logos,
Und
nahm das Schmuckstück
Des
Kosmos entgegen
Vom
Werkmeister Logos,
Dem
geliebten Hätschelkind Gottes des Vaters.
9
Johannes
hat gefastet,
Tag
für Tag gefastet in der Wüste,
In
der Einsamkeit der Wüste,
Nur
vor Einbruch der Nacht
Aß
er einige Heuschrecken, etwas Honig wilder Bienen.
Er
war nicht berauscht in der Nacht,
Es
war, als ob er nichts als Tränen trinke,
Tränen
der Buße.
Johannes
hat auf der Flöte gespielt
Und
Klagelieder gesungen,
Klagelieder
über den Tod,
Den
letzten Feind, den Tod,
Doch
die Menschen auf den Märkten
Haben
nicht geweint bei seinen Klageliedern.
Daß
überall das Ehebett befleckt wird,
Beklagte
er und klagte die Reichen an,
Das
hat ihn seinen Kopf gekostet.
Die
Reichen sprachen beim Bauchtanz des Mädchens:
Johannes ist ein Teufel,
Johannes ist ein Teufel,
Gott
ist groß, so tötet Johannes!
Jesus
hat sehr gerne Fisch gegessen,
Am
Lagerfeuer gegrillten Fisch,
Und
Jesus liebte den Braten des Lammes
Zu
Kräutern und weißem Brot
Und
den Käse vom Schaf und von der Ziege,
Und
Jesus liebte es, roten Wein zu trinken,
Auf
der Hochzeit von Kana
War
der Wein schon ausgegangen,
Weil
Petrus und Markus so viel getrunken,
Und
Jesus machte neuen Wein,
Sechs
Fässer voll mit bestem Wein.
Und
Jesus trank nicht nur
Mit
Petrus und Markus,
Sondern
Jesus trank auch Wein
Und
Schaumwein mit Magdalena.
Er
schämte sich nicht, mit Huren zu sprechen
Und
Huren liebevoll zu berühren.
Da
sprachen die scheinheiligen Heuchler:
Jesus ist nicht Gottes Sohn,
Jesus ist nicht Gottes Sohn,
Er
ist ein Fleischfresser, ist ein Weinsäufer,
Ein
Freund der Huren.
So
schlugen sie ihn ans Kreuz.
Sophia
aber ist gerechtfertigt worden
Durch
die Werke ihrer Kinder.
10
Simon
der Magier sprach:
Ich bin die Kraft Gottes,
Ich bin die Kraft Gottes,
Vor
Anbeginn der Zeit
War
ich vereinigt mit meiner Braut,
Der
schönen Helena,
Denn
meine Braut ist Frau Weisheit,
Frau
Weisheit, die Göttin,
Beging
im Himmel eine Sünde
Und
fiel in die Materie
Und
kam in den Kerker des Körpers
Und
ward geboren in Sparta
Als
Helena, die schöne Königin,
Ward
wiedergeboren in Tyrus
Als
Helena, die schöne Hure,
Dort
fand ich sie im Freudenhaus,
Ich,
Kraft Gottes, erlöse meine Hure
Und
führe sie wieder heim in den Himmel,
Indem
ich, Kraft Gottes,
Mich
in einem Hieros Gamos
Vereinige
mit der Hure Sophia-Helena.
Der
heilige Paul aber schrieb
In
einem Brief an die Gemeinde
Der
liebenden Frauen
Im
Hafen von Korinth.
Gottes
Kraft und Gottes Weisheit
Ist
Jesus Christus allein.
Gottes
Weisheit hat keine Sünde begangen,
Gottes
Weisheit ist nicht gefallen in Sünde,
Gottes
Weisheit ist nicht erlösungsbedürftig,
Gottes
Weisheit ist selbst die Erlöserin!
Gottes
Weisheit ist ins Fleisch gekommen,
Aber
nicht infolge ihres Sündenfalles,
Sondern
aus gnädiger Liebe
Ist
sie ein Mensch geworden,
In
allem uns anderen Menschen gleich,
Ausgenommen
die Sünde,
Auf
dass die Pneumatiker,
Anders
als die Somatiker
Und
anders als die Psychiker,
Auf
dass die Pneumatiker
In
der Pistis sich vereinigen
Mit
Gottes Weisheit,
Auf
dass nicht mehr das Ego lebt
Des
Pneumatikers selber,
Sondern
dass Gottes Sophia lebt
Ihr
Leben in der Seele des Pneumatikers.
Diese
Sophia Gottes ist aber
Der
gekreuzigte und auferstandene Christus.
Denn
Christus ist die Sophia Gottes,
Die
ich verkündige in der Torheit meiner Predigt.
11
Ich
war in der Verbannung,
In
der Einsamkeit
Auf
einer Insel im Archipelagos,
Da
sah ich, und siehe,
Der
Himmel tat sich auf
Und
ein Weib erschien,
Ein
himmlisches Weib!
Ich
sah das himmlische Weib,
Ich
sah sie in ihrer Schwangerschaft,
Doch,
ach, ich musste leider auch sehen,
Wie
der Satan dem schwangeren Weibe nahte
Und
das göttliche Kind
Im
Schoße des himmlischen Weibes
Ermorden
wollte
In
einem apokalyptischen Abort,
In
einem apokalyptischen Holocaust.
Der
Erzengel Michael,
Der
ritterliche Diener der himmlischen Frau,
Schützte
das himmlische Weib
Und
so ward geboren das göttliche Kind.
Das
himmlische Weib floh vor dem Satan
In
die Wüste der Einsamkeit
Ein
Jahr und noch zwei Jahre und ein halbes Jahr
Und
die schwarze Mutter Erde
Half
dem himmlischen Weib,
Denn
als der Satan
Wie
ein scharlachroter Drache
Feuer
spuckte,
Da
löschte die schwarze Mutter Erde
Das
Feuer der satanischen Schlange
Mit
den breiten Strömen ihrer Liebe.
Sankt
Michael aber, der Erzengel Gottes,
Verjagte
den Satan aus dem Himmel.
Der
Satan, geworfen in den Staub,
Verfolgte
die Jünger der Frau,
Die
luziferische Schlange
Versuchte
zu beißen
Die
Jünger der Frau in die Ferse.
Aber
das himmlische Weib
Wird
mit ihren bloßen Füßen
Der
Schlange den Schädel zertreten,
Und
zusammen mit dem himmlischen Weib
Werden
die Jünger des Lammes
Über
den roten Drachen triumphieren
Durch
das Blut
Des
Martyrium ihres Herzens.
12
Ich
sah einen strahlenden Engel,
Einen
himmlischen Engel der Schönheit,
Da
wollte ich niederfallen zur Erde
Und
zu Füßen des Engels,
Anzubeten
diesen Engel der Schönheit,
Aber
der Engel sprach leise,
Lieblich
lächelnd voller Sanftmut und Demut:
Bete nicht mich an, bete Gott an,
Bete nicht mich an, bete Gott an,
Ich
bin nur Diener wie du.
Und
da zeigte mir der Engel
Die
Vision der himmlischen Stadt
Aus
Gold und Glas
Und
weißem Marmor
Und
Jaspis, Jade, Nephrit,
Saphir
und Lapislazuli,
Onyx
und Smaragd,
Chrysolith
und Chrysopras
Und
Aquamarin und Amethyst.
Und
ich sah vom Himmel kommen
Ein
Weib, geschmückt mit Liebreiz,
Wie
eine Braut für ihren Bräutigam.
Die
himmlische Braut kam vom Himmel
Zur
Erde hinab
Zu
den Jüngern des Lammes.
Sie
war die himmlische Nymphe,
Die
Nymphe des Lammes,
Gekleidet
in weiße Schleier,
Transparent
wie transparente weiße Jade.
Und
ich sah die himmlische Hochzeit
Des
Lammes und der Nymphe des Lammes.
Ich
sah das himmlische Hochzeitsmahl
Und
die alten, geläuterten Weine,
Die
Speise der Engel, das Manna.
Ich
sah das himmlische Weib,
Die
Nymphe des Lammes,
In
weißen Schleiern,
Transparent
wie transparente weiße Jade,
Im
Garten Eden, im Paradiese.
Da
waren Bäume des Lebens
Mit
den sommerlichen Feigen.
Da
waren breite Ströme
Der
Fluten der Liebe.
Und
ich aß vom verborgenen Manna
Und
Jesus schenkte mir den Morgenstern.
13
Als
Mutter Monika starb,
Da
schaute Augustinus
Die
göttliche Weisheit.
Was
haben die Kirchenväter gesagt:
Wer ist Sophia
Wer ist Sophia
In
der Allerheiligsten Dreifaltigkeit?
Ist
die Weisheit der Heiligen Schrift
Das
Wesen des Heiligen Geistes,
Der
Ruach ha kadosch?
Oder
ist die Weisheit der Heiligen Schrift
Christus,
Gottes Weisheit und Kraft,
Die
menschgewordene Weisheit?
Oder
ist die Weisheit der Heiligen Schrift
Eine
Hypostase Gottes,
Des
Allweisen, der allein weise ist?
Augustinus
sprach von Sophia
Als
der Sophia des Vaters,
Der
Schöpferin, die die Welt erschaffen,
Als
der Sophia des Sohnes,
Der
Erlöserin, die die Menschheit befreit,
Als
der Sophia des Heiligen Geistes,
Der
heiligmachenden Gnade im Herzen.
O
Sophia des Vaters,
O
Sophia des Sohnes,
O
Sophia des Heiligen Geistes,
Du
bist eine göttliche Sophia!
Denn
dreifaltig ist die Gottheit
In
den drei Personen
Des
Vaters und des Sohnes
Und
des Heiligen Geistes.
Aber
Eine Gottheit glauben und bekennen wir,
Denn
das Eine göttliche Wesen
In
den drei Personen
Des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Ist
die Eine göttliche Natur,
Die
Eine Gott-Natur Sophia.
O,
wer schaute die Eine,
Die
einzige Gott-Natur,
Die
göttliche Weisheit, Hagia Sophia,
Als
Jungfrau-Mutter
Und
pries sie als die Eine Wesenheit,
Divina
Essentia?
14
Was
kann man von der Sophia increata sagen?
Die
Sophia des Vaters
Gebiert
in Ewigkeit aus ihrem Schoß
Die
Sophia des Sohnes,
Und
die Sophia des Vaters
Und
die Sophia des Sohnes
Sind
in Ewigkeit
In
liebender Umarmung,
Umarmt
von der Sophia des Heiligen Geistes.
Ein
kleiner blonder Knabe
Saß
am Strand des Meeres
Und
versuchte, mit einer Muschel
Das
Meer auszuschöpfen,
So
versuchte auch der Afrikaner Augustinus
Mit
seinem begrenzten menschlichen Denken
Die
Trias der Sophia zu erkennen.
Die
Sophia des Vaters
Nahm
die Sophia des Sohnes
Wie
einen Becher in die Hand
Und
goss in den Becher der Sophia des Sohnes
Den
feurigen Wein der Sophia des Geistes,
So
wollte die Sophia des Vaters trinken,
Aber
im Übermaß
Der
Trunkenheit Sophias
Floss
der feurige Wein über
Und
so ward die Schöpfung geschaffen.
O,
in der Morgenröte der Schöpfung
Taucht
aus dem Meere des Tohuwabohu
Die
Sophia creata,
Die
Mutter des Universums,
Die
Königin des Kosmos,
Die
Mutter der Menschheit,
Die
Frau aller Völker,
Die
Königin meines Fleisches.
Ich
liebe dich, Sophia creata,
Maria
der Meere,
Meergeborne
Königin der Liebe,
Meergeborne
Königin der Schönheit,
Du
bist die Idee der Schöpfung,
Du
bist die Idee der Humanität,
Dich
verehren die Edelsteine
Und
dich verehren die Blumen,
Rosen
und Lotosblumen,
Herrin
der wilden Tiere,
Dich
verehrt der erste Mensch,
Du
Erlöserin Adams!
15
Geliebte
Sophie,
Du
bist ein Hauch
Der
göttlichen Kraft,
O
blase oft mich an,
Auf
dass mein Leben erwacht,
Auf
dass meine Liebe erglüht,
Angeblasen
von dir,
Du
Hauch der göttlichen Kraft.
Wer
ist denn die göttliche Kraft?
Geliebte,
die Mutter India preist
Die
göttliche Kraft
Als
göttliche Shakti.
Geliebte
Sophia, du bist
Ein
lichter Ausfluss
Des
Pantokrators,
Eine
leuchtende Emanation
Des
allweisen Herrn,
Ein
fließendes Licht der Gottheit,
Ein
Gnadenstrom
Vom
Schoße des liebenden Vaters.
Geliebte
Sophia, du bist
Die
Unbefleckte,
Immaculata,
Kein
Befleckter dringt in dich ein,
Ganz
rein bist du,
Die
vollkommene Pure,
Kein
Sünder dringt ein
In
deinen makellosen Schoß,
Den
Schoß der heiligsten Puren.
Sophie,
du bist, Geliebte,
Ein
strahlender Abglanz
Des
ewigen Lichts,
Dein
selig zu schauendes Antlitz
Ist
das lieblich strahlende Antlitz,
Das
spiegelt das Antlitz Gottes.
Dein
Antlitz, Geliebte,
Ist
das menschliche Antlitz Gottes,
Ja,
kühn bekenn ich,
Geliebte,
dein strahlendes Antlitz
Ist
das feminine Antlitz Gottes!
Geliebte Sophia, du bist
Ein
fleckenloser Spiegel
Der
göttlichen Schönheit.
In
deinem Licht, Geliebte,
Schaue
ich das Licht
Der
göttlichen Schönheit.
16
So
reden die Herren Theologen:
In den Büchern der Weisheit,
In den Büchern der Weisheit,
Noch
ganz dem alten Bunde verhaftet,
Erscheint
Frau Weisheit.
Die
menschlichen Schriftsteller
Sahen
in Alexandrien
Die
ägyptische Mysterienreligion
Um
die Mondgöttin Isis
Und
schufen durch Bearbeitung
Alter
Hymnen an die Muttergöttin
Die
dichterische Personifikation
Der
Lady Wisdom.
Gottes
Weisheit wird von den Theologen
Eine
Hypostase genannt.
Ich
fragte den Priester: Herr Pfarrer,
Darf
ich zu einer Hypostase Gottes beten?
Der
Pfarrer sprach:
Du spreche von Hypostatischer Union,
Du spreche von Hypostatischer Union,
Der
Herr Jesus Christus ist
Ein
wahrer Gott und wahrer Menschen,
Der
Sohn des Vaters.
Nun
finden wir im Alten Testament
Our
Lady Wisdom
Als
Mutter
Und
junge Braut.
Ja,
Throngenossin Gottes
Wird
sie genannt in der Schrift.
Doch
ist sie keine Göttin,
Keine
Göttin neben Gott.
Sie
ist eben
Nur
eine dichterische Personifikation,
Pure
Poesie von Hagiographen.
Wer
ist denn die Mutter,
Wer
ist denn die junge Braut?
Die
allerseligste Jungfrau Maria
Ist
die Braut des Heiligen Geistes
Und
die Gottesmutter Maria
Ist
die Mutter Christi und Mutter der Christen.
Aber
ein heidnischer Irrglaube ist es,
Gott
als Mutter anzubeten,
Das
tun die heidnischen Hinduisten.
Gott
ist nicht weiblich,
Gott
hat kein Geschlecht,
Sondern
Gott ist Vater
Und
Sohn
Und
Geist.
Dies
ist die Lehre der Theologen.
17
Ich
kenne einen Mann,
Der
fastete sehr streng
In
strenger Klausur,
Der
hörte die Worte der Byblia
In
den Büchern der Weisheit
Und
gleich verliebte er sich in Sie,
In
Sie, die Ewige Weisheit,
Er
suchte nach einem Bild von ihr,
Der
allervollkommensten Schönheit,
Und
diente ihr, der Ewigen Weisheit,
Wie
ein Minnesänger
Seiner
unerreichbaren göttlichen Dame.
Ich
kenne einen Mann,
Der
sah als Kind
Die
Ewige Weisheit,
Dagegen
war die irdisch Geliebte
Doch
nur ein dummes Ding,
Wie
die geliebte Amme sagte.
Dieselbe
Ewige Weisheit
Sah
der Mann in der Bibliothek
Bei
seinem Studium.
Dieselbe
Ewige Weisheit
Rief
ihn in die Wüste,
Wo
er im Morgenglanz der Ewigkeit
Die
göttliche Weisheit schaute
In
einer unaussprechlichen Vision.
Ich
kenne einen Mann,
Ach
Gott, ich leider bin ich,
Der
betete: O Sophia,
Wenn
du wirklich bist und lebst
Und
göttliche Person bist und Gebet erhörst,
Dann
schenke mir bitte
In
drei Tagen
Eine
Ikone von dir, o Hagia Sophia.
Drei
Tage später
Besaß
ich die Ikone
Der
Hagia Sophia von Nowgorod.
Ich
ging allein einen langen Weg
Und
betete: Hagia Sophia,
Soll
ich dich singen wie der russische Dichter?
Rußlands Venus, leidenschaftslos rein,
Rußlands Venus, leidenschaftslos rein,
So
sang dich der russische Dichter.
Da
sah ich an einer steinernen Mauer
Geschrieben
den Namen: Sophia!
18
Die
politischen Machthaber hatten
Den
Philosophen eingesperrt
In
eine einsame dunkle Zelle,
Da
saß er in seinem Verließ,
In
seinem Verließ aus Katastrophe,
Und
weinte heiße bittere Tränen
Und
klagte vor dem Herzen Gottes
Über
die Ungerechtigkeit der Welt,
In
der die Bösen glücklich sind,
Die
Gerechten aber vieles leiden.
Da
trat in seine dunkle Zelle,
In
sein finstres Verließ der Einsamkeit
Die
göttliche Philosophie,
Den
einsamen Philosophen
Durch
ihre allerheiligste Nähe zu trösten.
O
Trost der göttlichen Philosophie!
Was
sprach denn die göttliche Philosophie?
Ihr
müsstet sie sehen,
Wie
sie saß auf seinem Lager
Und
er zu ihren Füßen kniete
Und
staunte sie an.
O
Staunen, Anfang der Weisheit!
Da
sprach die göttliche Philosophie
Und
ihre Stimme war
Wie
das Schmachten einer Nachtigall
Und
wie das Flötenblasen einer Bacchantin:
Mein Freund, das Höchste Gut
Mein Freund, das Höchste Gut
Ist
allein die ewige Glückseligkeit!
Strebe
du allein
Mit
aller glühenden Sehnsucht
Nach
dem Glück in Ewigkeit!
Oh,
délice éternelle!
Oh,
plaisir d’amour éternelle !
So
seufzte der Philosoph.
Die
göttliche Philosophie
Sprach
wie aus einer anderen Welt:
Das Böse ist Nichts,
Das Böse ist Nichts,
Das
Ewige Sein allein ist dein Ein-und-Alles,
Das
absolute Sein.
Leise
lächelte die göttliche Philosophie:
Das Böse ist Nichts,
Das Böse ist Nichts,
Das
begreife, mein Freund,
Wie
der Adler seinen Raub ergreift.
Das
Ewige Sein allein
Ist
deine Glückseligkeit in der Ewigkeit!
19
Die
göttliche Philosophie
Erbarmt
sich des Philosophen.
Wie
gewinnt der Philosoph
Die
göttliche Philosophie?
Er muß hinab in die dunkle Nacht
Er muß hinab in die dunkle Nacht
Und
dort am Kreuz
Wird
ihm göttliche Weisheit eingegossen!
O
der Nächte!
O
des täglichen Sterbens!
Ach,
mein Gott, wann sterbe ich,
Auf
dass ich endlich nicht mehr sterbe!
Aber
die göttliche Philosophie
Erbarmt
sich des Philosophen
Wie
eine Mutter der Barmherzigkeit,
Wie
eine barmherzige Mutter.
Ich
sah die mütterliche Weisheit,
Sie
legte mich an ihre Brust.
O
Mutter, göttliche Mutter,
Ich
preise deinen erbarmenden Busen!
Ich
weiß nicht, wie,
Doch
ward mir eingegossen
Die
süße Muttermilch des Trostes.
Strömte
die Milch des Trostes
Aus
ihrem barmherzigen Busen?
Oder
strömte die Honigmilch des Trostes
Aus
ihren lächelnden Augen,
Augen
eines himmlischen Mondes,
Augen
einer sanften Mutterkuh?
Oder
strömte die weiße Milch des Trostes
Von
der weißen Perlenschnur
Der
Zähne ihres lächelnden Mundes,
Ihres
küssenden Mundes,
Als
sie mich küsste
Mit
den Küssen ihres Mundes,
Mit
ihren lieblichen Lippen?
Ja,
Gott wird eine Große Mutter sein
Und
stillen den leidenden Philosophen,
Gott
wird eine Große Mutter sein
Und
Ruhe spenden der armen Seele
Am
barmherzigen Busen Gottes.
O
Mutter, o Mutter, o Mutter,
Die
ganze Weisheit meiner Philosophie
Ist,
dass ich die ganze lange Nacht lang
Nur
immer lalle wie ein Kind vor Gott:
O Mama, o Mama, o Mama!
O Mama, o Mama, o Mama!
20
Bevor
der Urkeim der Materie
Sich
entwickelte,
Bevor
die kosmischen Nebel
Ihre
Sterne streuten in die Nacht,
Bevor
die Galaxien
Sich
formierten,
Bevor
die Milchstraße
Ihren
weißen Sternenstrom
Ausgoss
durch die Nacht,
Bevor
die Sonne
Und
die Planeten
Sich
zueinander gesellten,
Bevor
die schwarze Mutter Erde
Aus
dem blauen Meere tauchte,
Vor
Anbeginn von Zeit und Raum
War
die Hagia Sophia
Bei
Gott, bei Jahwe Elohim,
Als
Gottes Throngenossin,
Als
Gottes Lieblingin.
Die
Hagia Sophia scherzte
Vor
Jahwe Elohim
Und
spielte ihre Spiele der Liebe
Und
tanzte vor dem Herrn
Und
Sie war Sein Entzücken,
Sie
war Sein Ergötzen,
Tag
um Tag in Ewigkeit
Und
Nacht um Nacht in Ewigkeit
Ergötzte
sich Jahwe Elohim
An
Seiner Geliebten Sophia.
Jahwe
Elohim plante im Geiste
Den
Bau des Kosmos
Und
bat die Hagia Sophia
Als
Gottes Architektin,
Den
Bau des Kosmos auszuführen.
O
wie groß ist Gottes Haus,
Wie
unermesslich groß das Universum,
Alle
die unzählbaren Universen,
O
wie groß ist das All!
Das
alles hat geformt und gebildet
Die
Meisterin Hagia Sophia.
Sie
ist die Meisterin und Zimmermännin,
Die
das Haus Gottes gebaut,
Sie
ist die heilige Architektin,
Die
den Bau des Kosmos errichtet.
Gottes
Geliebte, die Meisterin,
Göttliche
Zimmermännin,
Göttliche
Architektin,
Ist
die Cosmiarcha:
Creatrix ex nihilo!
Creatrix ex nihilo!
21
Den
Wind kannst du nicht sehen,
Doch
hörst du das Rauschen des Windes
Und
siehst den Wind die Blätter bewegen.
Du
musst aber neu geboren werden
Im
Geist, und fragst du mich,
Ob
du zurück sollst in den Schoß deiner Mutter,
So
sag ich: Nicht in den Schoß der leiblichen Mutter,
Doch
lass dich neu gebären von Gottes Schoß!
Willst
du aber sehen
Das
Antlitz des Heiligen Geistes?
Der
Heilige Geist ist fruchtbar
Und
bringt das neue Leben hervor,
Der
Heilige Geist brütet Leben aus
Wie
eine brüstende Taube,
Der
Heilige Geist tröstet wie eine Mutter
Und
trocknet die Tränen des Gotteskindes,
Der
Heilige Geist inspiriert
Wie
die Muse den Dichter inspiriert,
Der
Heilige Geist entflammt, begeistert,
Entzündet
die Flamme der Liebe,
Wie
eine schöne geliebte Frau
Den
liebenden Mann entflammt und begeistert.
In
allen diesen weiblichen Tugenden
Des
Heiligen Geistes als der Mutterliebe Gottes
Erkennst
du die Ewige Frau.
Und
wer ist die Ewige Frau?
Sie
ist Sophia creata,
Sie,
die Ewige Frau der Menschheit,
Die
einst Maria von Nazareth war.
So
schaue dir an das Antlitz
Unserer
Lieben Frau,
Sie
ist die Braut und Wohnung des Heiligen Geistes,
Sie
ist die Einwohnung des Heiligen Geistes,
Sie
ist das Brautgemach des Heiligen Geistes,
Sie
ist die Ikone des Heiligen Geistes.
Ja,
Unsere Liebe Frau,
Durch
des Heiligen Geistes Beiwohnung
Ist
sie die Ikone des Geistes geworden,
Der
Mutterliebe Gottes.
Liebst
du aber Unsere Liebe Frau
Wie
ein Mann seine Geliebte liebt,
So
wirst du erkennen
Eloah
wie eine Geliebte!
22
Nehmt
der Königin alle Kleider,
Ob
sie auch sieben Schleier fallen ließ,
So
trägt sie doch noch die Krone,
Die
goldene Krone der göttlichen Königin,
Und
ob auch schief die Krone auf ihrem Haupte sitzt,
Weil
trunken die Königin ist
Und
verrückt vor Liebe!
Das
sah ich, doch verstehen kann ich es nicht.
Allerdings
sagen die genialen Visionäre,
Die
Sophia-Torah
Ist
die transzendente Herrscherin,
Größer
als alle Universen,
Die
Gesetzgeberin,
Die
göttliche Herrscherin,
Die
den ganzen Kreis des Weltalls
In
ihren Armen hält,
Die
völlig souveräne Majestät,
Die
der Natur in ihrer Entwicklung
Die
Gesetze vorgibt
Und
doch selber über den Gesetzen steht
Als
absolutistische Alleinherrscherin,
In
einer universalen Autokratie
Der
göttlichen Allherrscherin Weisheit!
Doch
ist die Gottheit nicht allein
Die
Seele der Seele der Natur,
Sie
ist auch Alpha und Omega
Der
Geschichte der Menschheit,
Welche
von der Weisheit bestimmt ist
Zur
Heilsgeschichte der Menschheit.
So
ist der Urmensch Adam
Am
Anfang allein mit Sophia,
Aber
nachdem die schöne Eva wollte
Selber
Gott sein,
Verließ
die Weisheit den Menschen nicht,
Sondern
war die Braut der Patriarchen,
Die
Inspiration der Propheten.
Die
göttliche Weisheit offenbart sich
Im
mosaischen Gesetz,
Im
Psalter Davids
Und
in den Weissagungen aller Propheten.
Schließlich
ist die Weisheit auf Erden erschienen,
Nahm
Fleisch an von Maria,
Starb
und erstand und fuhr gen Himmel,
Alle
nach sich zu ziehen
Zum
Omegapunkt
Des
Universums und der Menschheit,
Da
Gottheit alles in allem sein wird!
23
Lerne
erst Maß zu halten
Und
deinen Hunger des Fleisches
Und
das verzehrende Dürsten des Blutes
Zu
beherrschen durch deinen Geist,
Gib
nicht dem sexuellen Appetit
In
allem seinem Begehren nach,
Denn
die Begier des Fleisches ist unersättlich
Und
die Augen in ihrer Augenlust
Sehen
sich nicht satt an den Reizen
Und
die Eitelkeit des Menschen der Welt
Macht
dich zum Narren, folgst du ihr nach.
Dann
sprich dir selber Mut zu
Und
höre auch auf die Stimme
Der
Mutter der schönen Liebe:
Nur Mut, nur Mut, geliebte Kinder!
Nur Mut, nur Mut, geliebte Kinder!
Denk
an die Brüder,
An
die Krieger der Jungfrau,
Und
steh deinen Mann im Kampf,
Im
Krieg zwischen Gut und Böse,
Sei
bereit zu deinem Martyrium!
Dann
erwerbe dir Klugheit
Und
bitte den göttlichen Geist
Um
die Gabe der Wissenschaft,
Laß
dich von Gott erleuchten,
Die
Vernunft erleuchten durch den Glauben,
Der
offenbart ward.
Lebst
du maßvoll im Körper,
Bist
du mutig im Herzen,
Bist
du klug im Geist,
So
wird die Jungfrau Sophia
Dich
Josef den Gerechten nennen!
Steh
fest in deinem Glauben,
Folge
keinen andern Religionen
Und
keinen andern Philosophien
Und
keinem närrischen Mystizismus,
Sondern
nimm gehorsam
Den
gottgeoffenbarten Glauben an,
Nicht
nur in einzelnen Teilen,
Sondern
die Fülle der absoluten Wahrheit.
Die
Hoffnung ist ein junges Mädchen,
Überaus
reizend tanzt sie dir voran
Und
zeigt dir himmlische Wonne,
Freuden,
Genüsse, köstliche Seligkeiten!
Folge
ihr und lass dich verführen
Vom
himmlischen Mädchen Hoffnung
Zur
Verschmelzung mit der Gottheit!
Aber
die Liebe, Brüder und Schwestern, die Liebe!
Die
Liebe bleibt in Ewigkeit!
Sie,
die wahre, selbstlos schenkende Liebe,
Die
göttliche Caritas lebt in Ewigkeit
Und
im siebenten Zimmer
Liegt
die göttliche Caritas
Im
Ehebette Gottes und wartet auf dich!
24
O
Sophia creata,
Du
Immaculata Maria,
Du
bist die Mutter des Lammes,
Selber
unschuldig wie ein Lamm,
Selber
demütig wie ein Lamm,
Selber
sanftmütig wie ein Lamm,
Selber
friedfertig wie ein Lamm,
Führst
du alle deine Kinder,
O
Mutter des Menschengeschlechts,
Zum
Lamm im Garten von Nazareth,
Zum
Lamm im Garten der Flora,
Mit
dem Lamm zu spielen.
Mutter
und Königin,
Wer
sich in seinen Sünden
Fürchtet
vor Gott,
Dem
zeigst du die Liebe Gottes
In
Gestalt eines kleinen Lämmleins,
Das
mit den Kindern spielen will.
O
Sophia creata,
Immaculata
Maria,
Bei
deiner Unbefleckten Empfängnis,
Unvergewaltigte
Jungfrau,
Virgo
intacta,
Du
führst den Mann, der dir vertraut,
Zur
mystischen Hochzeit des Lammes.
Aber
was sehe ich?
Ich
sehe die Braut des Lammes,
Ich
sehe die himmlische Nymphe
In
dem Palast des ewigen Königs.
Sophia
hat ihr Mahl bereitet,
Das
Lamm ist geschlachtet,
Der
Wein ist gekeltert.
Dieweil
ich speise das Fleisch des Lammes,
Feire
ich mystische Hochzeit
Mit
der Hagia Sophia
Im
Palast des ewigen Königs.
Unbefleckte
Empfängnis,
Du
bist die Pforte zur mystischen Burg,
Die
Hagia Sophia
Wohnt
in der mystischen Burg,
In
der mystischen Burg
Des
ewigen Königs von Jerusalem.
Im
siebenten Gemach der mystischen Burg
Liegt
die Hagia Sophia im Bett
Und
feiert die Hochzeit mit mir.
25
O
Sophia creata,
Liebliche
Mutter Maria,
Du
bist die heilige Mutter-Braut,
Denn
zwar bist du die Mutter Gottes,
Doch
bist du auch die Braut Christi.
Nicht
allein Braut bist du,
Verlobte
Christi,
Sondern
mystische Ehefrau,
Darum
nannte der Erlöser dich auch Frau.
So
sprach er auf der Hochzeit von Kana:
O Frau, was ist das zwischen dir und mir?
Und gemeinsam wirkten
O Frau, was ist das zwischen dir und mir?
Und gemeinsam wirkten
Die
Frau und der Herr
Das
Wunder der Wandlung
Von
Wasser in Wein,
Von
Tränen in Freude.
Und
wie der Herr den Wein verwandelt
In
sein mystisches Blut,
So
verwandelt die Frau
Ihre
Tränen in blutige Tränen.
O
liebliche Mutter Maria,
Du
mystische Ehefrau Christi,
Als
Christus starb am Kreuze,
Da
war sein letztes Wort: O Frau,
Sieh
dort den Jünger, den ich liebe,
O
Frau, sieh deinen Sohn,
Sieh
deinen Sohn Jesus in dem Jünger
Und
nehme den Jünger als Sohn an
Und
liebe den Jünger so,
Wie
du deinen Jesus liebst.
Und
was tat der Jünger,
Den
Jesus liebte?
Er
nahm Maria in sein Haus auf,
Er
nahm Maria auf in sein Eigentum,
Er
nahm Maria auf in sein Inneres,
Er
nahm Maria auf in seinen Geist,
Daß
sie ihm die göttliche Weisheit schenke,
Er
nahm Maria auf in sein Herz,
Daß
sie ihm allzeit Lebensmut schenke,
Er
nahm Maria auf in sein Fleisch,
Daß
sie alles Begehren des Fleisches mäßige
Und
zähme den geilen Bruder Esel,
Er
nahm Maria auf in seine ganze Person,
Daß
er durch ihre Hilfe zum Gerechten werde,
Ja,
zum Gerechten wie Josef.
Maria
sprach zum Lieblingsjünger:
Ich nenne dich nicht mehr Johannes, mein Sohn,
Ich nenne dich nicht mehr Johannes, mein Sohn,
Ich
nenne dich jetzt Josef, mein Mann!
26
Was
die Theologen Vater nennen,
Die
erste göttliche Person gebiert
In
Ewigkeit die zweite göttliche Person,
Die
von den Theologen Sohn genannt wird,
Und
die Liebesvereinigung
Zwischen
den zwei göttlichen Personen
Ist
die göttliche Person der Liebe,
Von
den Theologen Heiliger Geist genannt.
Der
Heilige Geist aber
Ist
die Fruchtbarkeit Gottes.
Zwar
zeugt der Heilige Geist
Keine
vierte göttliche Person,
Doch
der Heilige Geist zeugt
Im
unbefleckten Schoß Marias
Und
so wird der Heilige Geist
Fruchtbar
in der fruchtbaren Mutter
Und
zeugt die heiligen Seelen,
Die
Myriaden andern Christusse,
Welche
wahrhaftig Christen sind.
Durch
die Überschattung Mariens
Durch
den Heiligen Geist,
Durch
die Erfüllung Mariens
Mit
göttlicher Kraft,
Zeugt
der Heilige Geist
In
der heiligen fruchtbaren Mutter
Den
Gottmenschen
Und
nicht den Gottmenschen allein,
Sondern
durch die Eingießung
Göttlicher
Kraft des Heiligen Geistes
Wurde
die heilige Mutter
Der
göttlichen Fruchtbarkeit
Mutter
von Menschengöttern
Und
Menschengöttinnen auch.
Darum
ist Maria,
Die
wahre Magna Mater,
Die
heilige Mutter der göttlichen Fruchtbarkeit,
Nicht
allein die Gottesmutter,
Sondern
auch die mystische Göttermutter.
Denn
Gott ist Mensch geworden
Im
Schoß der Magna Mater,
Auf
dass im Schoß der Magna Mater
Die
Menschen Götter werden.
Maria,
die Mutter Christi,
Maria,
die Mutter der Christen,
Maria
ist Mutter Gottes
Und
Mutter der Götter auch.
27
Wenn
ich bekenne, Maria,
Daß
du die Mittlerin bist,
Die
Mittlerin zu Gott,
Die
Mittlerin aller Gnaden,
Künden
die Protestanten
Mir
die Freundschaft auf.
Wenn
ich bekenne, Maria,
Daß
ich erwarte
Von
der heiligen Kirche,
Daß
sie nach dem Karmelfest
Das
Dogma noch verkündet,
Daß
du unsre Fürsprecherin,
Unsre
Gnadenmittlerin
Und
Miterlöserin bist,
Werde
ich als übereifriger
Marienverehrer
Von
den säkularisierten
Katholiken
belächelt.
Aber
ja doch, selbstverständlich
Bist
du die Miterlöserin
Mit
dem einzigen Erlöser der Welt!
Wer
das nicht glaubt und bekennt,
Hat
den katholischen Glauben nicht verstanden.
Vereint
mit der Miterlöserin
Sind
die wahren Katholiken berufen,
Selber
Miterlöser zu sein,
Miterlöser
in der Miterlöserin,
Denn
der einzige Erlöser der Welt
Erlöst
die Welt
Und
bringt die Erlösung in die Welt
Durch
seinen mystischen Leib.
Aber
ich darf auch sagen
Mit
meiner guten treuen Freundin
Teresia
Benedicta a Cruce,
Daß
du nicht allein Miterlöserin bist,
Sondern
wahrhaft Erlöserin.
Und
das tröstet meine Seele,
Denn
meine Seele braucht
Eine
Erlöserin, die mich erlöst.
Und
die nur sterblichen Frauen
Erhören
meine Gebete nicht.
Aber
Maria, die Ewige Frau,
Sie
eilt herbei,
Sie
ist mein Beistand,
Sie
ist meine Mittlerin zu Gott
Und
sie ist die Erlöserin meiner Seele.
28
Sophia
Creata,
Du
erstgeschaffene Jungfrau,
Du
erstgeborene Tochter Gottes,
Maria,
Morgenröte der Schöpfung,
Du
erwartest mich
Und
alle Erlösten am Ende der Zeit.
Ja,
Sophia creata,
Du
bist nicht Göttin, du bist Geschöpf,
Doch
du bist ein besondres Geschöpf,
Denn
du bist ein ungefallnes Geschöpf,
Sündlos,
rein, vollkommen,
Ganz
im Bilde Gottes geblieben
Von
Anfang bis Ende.
Alle
Schöpfung, von der wir wissen,
Daß
alle Kreaturen seufzen,
Stöhnen
und ächzen
Nach
der Erlösung
Und
der Offenbarung der Söhne
Und
Töchter Gottes,
Sehen
in dir, Sophia creata,
Den
Inbegriff der Neuen Schöpfung,
Der
erlösten Schöpfung.
Du
gehst der Schöpfung voran
Und
bist das Ideal der Schöpfung,
Vollkommen
mit Gott vereintes Geschöpf,
Das
Ziel der Schöpfung,
Denn
alle Schöpfung will werden wie du,
Maria-Sophia
creata.
Und
die Kirche, die Kirche,
Ich
rede von Christi einziger Braut
Und
nicht von den Sekten der Ketzer,
Die
einzige Kirche, die einzige Braut
Des
einzigen Herrn und Erlösers,
Sieht
in dir, du Frau der Offenbarung,
Ihr
perfektes Ideal.
Zwar
ist die Kirche Jungfrau,
Als
Jungfrau Braut des Herrn,
Zwar
ist die Kirche Mutter,
Als
Mutter die Mutter der wahren Christen,
Aber
du bist die vollkommene Jungfrau,
Du
bist die vollkommene Mutter,
Perfekte
Mutter aller Mutterschaft,
Jungfrau
der Jungfrauen,
Maria,
unsre süße köstliche Mutter!
Du
gehst der Kirche voran,
Galionsfigur
des Fischerkutters Petri,
Du
leuchtest als Auferstandene
Den
Katholiken auf als Ideal,
Auf
dass der Gläubige werde, was du bist,
Auferstanden,
mit Gott vereinigt!
29
So
wie wir bisher gesungen
Von
unsrer Schwester und Freundin
Hagia
Sophia,
Und
Hildegard von Bingen
Hat
mir schon manchmal geholfen,
So
will ich jetzt singen
Die
schöne Caritas Gottes.
Nämlich
in der Wohnung Gottes
Sind
sieben Gemächer,
Aber
das siebente Gemach
Ist
Gottes Schlafgemach,
Dort
steht das Ehebett Gottes,
Ein
breites Doppelbett
Für
zwei Personen,
Die
vereint sind in Liebe.
Ich
weiß nicht, ob die Kissen und Decken
Weiß
sind wie die Reinheit,
Rot
sind wie die feurige Liebe,
Aber
heute steht mir
Vor
den Augen des Herzens
Das
Ehebett Gottes
Mit
Decken und Kissen
Rot
wie die feurige Liebe,
Wie
die Passion des Herrn.
Dort
liegt Caritas
Im
Ehebette Gottes,
Ganz
vereinigt mit Gott,
Ewig
vereinigt mit Gott,
Vereinigt,
ja, verschmolzen,
Gott
hat sich ergossen
In
die Caritas
Und
Caritas hat sich hingegeben
In
Ganzhingabe an Gott.
Gott
und seine geliebte Caritas
Sind
in totaler Entblößung
Und
Selbstentäußerung
Und
Ganzhingabe schenkender Liebe
Eins
geworden,
Denn
wie Jesus einmal sagte:
Ich und der Vater sind eins,
Ich und der Vater sind eins,
So
sind Gott und seine Caritas eins,
Nicht
nur in Vereinigung,
Sondern
im Einssein.
O
Caritas, o Caritas,
O
nackte Caritas,
O
bloße Caritas,
Auch
ich will in dein Bett, o Caritas,
Auch
ich will in das Ehebett Gottes!
30
Gott
ist unergründlich Eines,
Unbegreifbar,
unbeschreibbar,
En-Soph
genannt, das Unendliche.
Aber
Gott offenbart sich
In
zehn Sephirot.
Die
der Welt am nächsten stehende
Sephirot
ist Schechinah,
Die
Einwohnung Gottes
In
der Welt,
Das
Himmelreich auf Erden.
Diese
Schechinah
Als
die Prinzessin,
Die
Tochter des ewigen Königs,
Auch
Matrone genannt,
War
bei Adam
Und
weihte ihn ein
In
die Geheimnisse
Kabbalistischer
Mystik.
Adam
gab die Weisheit
Seinem
dritten Sohn Seth.
Diese
Schechinah
War
bei Josef
Und
lehrte ihn,
Träume
zu deuten
Und
aus dem Becher
Weiszusagen.
Diese
Schechinah
War
bei Mose
Und
gab ihm zur Torah,
Der
geschriebenen,
Auch
die ungeschriebne Torah,
Die
Tradition des Judentums.
Diese
Schechinah war
Bei
Vater Elias,
War
seine mystische Braut.
Jakob
sah zwar die Schechinah
An
der Spitze der Himmelsleiter,
Doch
wählte Jakob
Zwei
irdische Frauen,
Lea,
die fruchtbare Mutter,
Rahel,
die Kontemplierende.
Aber
es gab auch Gottesmänner,
Die
nahmen keine irdische Frauen,
Sondern
ihre Braut
War
die allmächtige Prinzessin,
Die
heilige Matronita.
31
Jahwe,
So
nennen die Kabbalisten
Gott
in seiner Herrlichkeit.
Jahwe
vermählt sich
Mit
der Prinzessin Schechinah.
Aber
der ewige König
Jahwe,
der Herr der Herrlichkeit,
Sendet
die Prinzessin und Matronita
Zur
Erde, zur Welt der Menschen,
Daß
sie das Gottesvolk
Der
Auserwählten
Heimführe
Aus
der irdischen Verbannung
Des
babylonischen Exils
Zur
himmlischen Heimat
Jerusalem
im Himmel,
Wo
aus den prallen Brüsten Jerusalems
Strömt
Milch und Honig.
Wenn
die Prinzessin und Matronita
Heimgekehrt
ist mit dem Gottesvolk,
Da
feiert die Matronita
Das
Hochzeitsfest der Götter
Mit
Jahwe, dem Herrn der Herrlichkeit.
Wer
hat gehört die Gedichte,
Die
Lieder der Liebe,
Die
Jahwe gedichtet
Für
seine Braut, die Schechinah?
Salomo
hörte sie,
Er,
der Ehemann der Sophia,
Er
hörte das Brautlied des Himmels,
Da
Jahwe singt
Als
der Geliebte
Das
Lied der Lieder der Liebe
Für
Schechinah,
Seine
Freundin.
So
spricht der Herr der Herrlichkeit:
Du bist schön, meine Freundin,
Du bist schön, meine Freundin,
Du
bist makellos schön!
So
spricht die Einwohnung Gottes
Zu
Jahwe, dem Herrn der Herrlichkeit:
Mein Geliebter ist mein
Mein Geliebter ist mein
Und
ich gehöre meinem Geliebten!
32
In
der Heiligen Schrift
Des
Alten Bundes
Erscheint
Frau Weisheit
Als
göttliche Braut
Und
göttliche Mutter.
Bei
den Rabbinen
Und
im babylonischen Talmud
Erscheint
Frau Weisheit
Als
die Jungfrau Torah,
Die
mystische Braut
Des
Schriftgelehrten,
Welcher
Baal-Shem genannt wird,
Gatte
des Namens.
Aber
Frau Weisheit der Schrift
Und
Frau Torah im Talmud
Erscheinen
in der jüdischen
Mystik
der Kabbala
Als
die Jungfrau Schechinah,
Jungfrau
und Matrone.
Wer
ist Frau Sophia,
Wer
ist Frau Torah,
Wer
ist Frau Schechinah,
Sind
die drei Frauen
Eine
einzige göttliche Herrin?
Nach
welchem Vorbild
Ist
die Welt der Bilder erschaffen,
Nach
der Frau Torah,
Der
himmlischen Weisung,
Nach
der Frau Sophia,
Der
göttlichen Weisheit,
Nach
der Frau Schechinah,
Der
Immanenz Gottes?
Wo
ist die Frau Weisheit zu finden?
Baruch
sagt als Prophet:
Frau Weisheit ist Frau Torah,
Frau Weisheit ist Frau Torah,
Die
göttliche Weisheit ist
Das
Buch der Gesetze Gottes.
Wenn
Sophia
Die
Torah ist,
Ist
Sophia
Die
Jungfrau Schechinah auch?
Ist Sophia
Ist Sophia
Als
Jungfrau Braut des Ewigen
Und
als Immanenz der Gottheit
Das
Himmelreich auf Erden?
33
In
der einen Gottheit
Ist
der ewige Vater
Der
grundlose Urgrund,
Unbegreifliche
Mutter
des Schweigens,
Urtief,
Urschoß
der Gottheit.
Aus
dem Mutterschoß des Vaters
Ward
geboren
Oder
soll ich sagen gezeugt
Das
Wort des ewigen Vaters,
Welches
das Schweigen
Im
Busen des Vaters
Ausspricht
im Sohn.
Der
Vater und der Sohn sind eins.
Vater
und Sohn sind eines Wesens,
Der
Sohn ist Gott von Gott
Und
Licht vom Licht
Und
Vater und Sohn sind
Von
einer Gottnatur
Und
hauchen einander zu
Die
Glut der Liebe,
Den
feurigen Atem der Liebe,
Das
ist der Heilige Geist,
Der
Geist der göttlichen Liebe,
Der
Vereinigung ist
Der
zwei Personen
Und
selber ist
Die
Person der göttlichen Liebe,
Von
gleicher Gottnatur
Und
gleicher Gottheit wie Vater und Sohn.
Und
die vollkommen
Sich
entfaltende
Liebesgemeinschaft
Der
Allerheiligsten Dreifaltigkeit
Schaut
sich an im Spiegel,
Im
unbefleckten Spiegel
Der
Hagia Sophia,
Welche
in eins zusammenfasst
Den
Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist
Als
eine Gottnatur,
Ein
göttliches Wesen der einzigen Gottheit.
34
Als
der Schustermeister
Jakob
Böhme
Einen
zinnernen Teller sah,
Da
ward er erleuchtet
Und
ahnte das Mysterium
Der
Hagia Sophia.
Als
Adam, der Urmensch,
Noch
allein erschaffen war,
Ein
einsamer Urmensch,
War
die göttliche Hagia Sophia
Himmlische
Brautgenossin
Des
Urmenschen Adam.
Als
Adam aber sich abwandte
Von
der himmlischen Braut
Und
an eine irdische Gattin dachte,
Da
zerfiel der eine Urmensch
In
den Mann namens Adam
Und
die Frau namens Eva.
Und
so ist der Urmensch gefallen
Von
der himmlischen Brautschaft
Rein
geistiger Idealität
In
die irdische Ehe
Materieller
Allgemeinheit.
Aber
wie Salomo sagt,
Sophia
hat Adam nicht verlassen,
Sophia
hat Seth übergeben
Das
Geheimnis der Kabbala,
Sophia
ward die Freundin
Der
heiligen Patriarchen
Und
der inspirierten Propheten.
Immer
warb Sophia
Und
suchte einen heiligen Gottesmann,
Der
in himmlischer Brautschaft
Mit
der Weisheit Gottes lebt.
Jakob
auch verschmähte
Die
mystische Ehe
Mit
der göttlichen Weisheit,
Zeugte
mit Lea Söhne
Und
diente vierzehn Jahre
Um
die Minne der schönen Rahel.
Aber
Sophia will
Den
Gottesmann für sich.
Jesus
Christus will
Die
bräutliche Seele.
Die
Gottheit liebt den Menschen
Wie
Mann und Frau sich ehelich lieben.
35
Wenn
die Trinität
Vollkommen
entfaltet ist
Und
sich beschaut
Im
Spiegel Sophias,
Ist
Sophia nicht Gott,
Doch
Sophia ist auch
Nicht
eine vierte Person in Gott,
Sondern
Sophia ist
Die
Erstgeschaffne,
Das
Urbild der Schöpfung.
Diese
Sophia
Ist
Mensch geworden
In
der Frau,
Die
einst Maria war,
Maria
von Nazareth,
Die
Mutter Jesu Christi.
So
wie Eva
Sich
abgewandt
Von
Gottes Wort,
So
hat Maria
Sich
zugewandt
Dem
Wort des Herrn.
Darum
ist Maria
Die
Neue Eva.
Maria
aber
Als
präexistente Idee
War
vor Eva
Schon
im Anbeginn
Der
ersten Schöpfung
Als
Sophia creata da.
Diese
Sophia-Maria
Als
die Eva, die Ja sagt,
Ist
der Anbeginn
Der
Neuen Schöpfung,
Die
in Christus beginnt.
Diese
Sophia creata
Ist
die Morgenröte der Schöpfung,
Diese
Neue Eva Maria
Ist
die Morgenröte der Ewigkeit.
36
Die
weibliche Seele
Ergänzt
sich
Durch
den Bräutigam
Jesus
Christus
Zu
einem gottmenschlichen Wesen.
Die
männliche Seele
Ergänzt
sich
Durch
Vereinigung
Mit
der himmlischen Braut,
Der
edlen Jungfrau Sophia,
Zu
einem gottmenschlichen Wesen.
Was
der christlichen Frau
Ist
Jesus Christus,
Ist
dem christlichen Mann
Die
Hagia Sophia.
Also
grüßte Jakob Böhme
Die
edle Jungfrau Sophia
Wie
einst Heinrich Seuse
Die
Ewige Weisheit gegrüßt
Als
Minnedame,
Wie
Wladimir Solowjew
Sophia
gegrüßt
Als
geheime Freundin,
Wie
Alexander Blok
Sophia
gegrüßt
Als
Schöne Dame und
Regina
coeli.
Jakob
Böhme liebte
Die
edle Jungfrau Sophia
Als
seine mystische Braut,
Geheimnisvolle
Freundin,
Göttliche
Partnerin,
Als
heilige Seelenschwester
Und
mystisch Intimvertraute.
Und
die edle Jungfrau Sophia
Versprach
ihrem menschlichen Bräutigam,
Mit
ihm verlobt zu sein
Das
ganze Leben auf Erden
Und
mit ihm vermählt zu sein
Das
ganze ewige Leben im Himmel
Und
darum auch erst im Himmel,
Im
Paradies,
Die
Ehe zu vollziehen,
Und
erst im Paradiese,
Aber
dann doch für immer und ewig,
Ihm
ihre kleine Perle zu schenken!
37
Da
hatte ein Pietist die Einsicht,
Nachdem
er studiert
Die
Lehre der Weisheit
Bei
den Kirchenvätern
Der
katholischen Kirche,
Daß
die Sulamith
Des
Hohenliedes
In
Wahrheit Sophia ist.
Die
Rabbinen lehrten,
Der
Bräutigam Salomo
Sei
der Bräutigam Jahwe
Und
die Freundin Sulamith
Sei
die Jungfrau Israel.
Die
Kirchenväter lehrten,
Von
Origenes an
Und
von Ambrosius
Von
Milan an,
Der
Bräutigam Salomo
Sei
der Bräutigam Jesus
Und
die Freundin Sulamith
Sei
die Ecclesia, die Braut Christi,
Sei
die christliche Seele.
Oder
der Bräutigam Schlomo
Sei
der Heilige Geist
Und
Sulamith sei Maria,
Die
Braut des Heiligen Geistes.
Gottfried
Arnold,
Der
Pietist, sah in der Freundin
Sulamith
die Hagia Sophia
Und
im geliebten
Salomo
den Freund der Weisheit,
Den
heiligen Philosophen
Oder
christlichen Theosophen.
So
preist der Philosoph
Seine
Freundin Sophia:
Ewige Freundin,
Ewige Freundin,
Du
bist schön, ja, du bist schön,
Du
Makellose!
Und
so singt der Philosoph
Das
Hohelied der Hochzeit
Mit
der Ewigen Weisheit,
Seiner
schönen Freundin,
Seiner
göttlichen Braut.
Sulamiths
Mutter aber
Ist
der allmächtige Gott,
El
Shaddai.
38
Sankt
Anna Katharina
Emmerich
sah Visionen
Und
der romantische Dichter
Clemens
Maria
Brentano
schrieb sie auf.
Sankt
Anna Katharina
Sah
Maria
Auch
vor der Geburt Mariens
Quasi
präexsistent
In
idealischer Symbolik
Als
reine Jungfrau mit dem göttlichen Kind,
Geziert
mit Ähren und Trauben,
Der
Hostia Schüssel
Und
des Ewigen Blutes Becher.
In
idealischer Präexistenz
Erschien
Maria
Am
Anfang der Zeit
Den
Engeln Gottes allen.
Und
Gott der Allerhöchste
Sprach
zu allen den Engeln:
Diese ewige Frau
Diese ewige Frau
Wird
Gottes Sohn gebären,
Denn
Gott wird Mensch
In
Jesus Christus
Und
diese ewige Frau
Ist
in Wahrheit Gottesgebärerin
Und
die heilige Genitrix.
Darum,
ihr Engel,
Werft
euch nieder
Voll
tiefster Verehrung
Vor
dieser Frau,
Der
Königin der Engel!
Aber
ein Drittel der Engel,
Angeführt
vom Engel Luzifer,
War
zu stolz, einer Frau zu dienen
Und
protestierte
Und
rebellierte
In
einer himmlischen Revolution
Und
wollte stürzen Gott von seinem Thron
Und
wollte nicht dienen
Der
Ewigen Frau, der Königin der Engel.
Darum
warf Christus
Mit
Sankt Michael zusammen
Und
allen gehorsamen Engeln
Die
ungehorsamen Geister aus dem Himmel.
Sankt
Gabriel aber trat ein
Bei
Unsrer Lieben Frau
Und
grüßte sie voll Ehrfurcht:
Heil dir, Königin!
Heil dir, Königin!
39
Creator
ex nihilo!
Gott
schuf aus Nichts
Den
Urkeim des Kosmos
Und
alle lebendigen Wesen.
Was
aber ist das Nichts?
Wer aber ist das Nichts?
Ist das Nichts,
Wer aber ist das Nichts?
Ist das Nichts,
Die
absolute Leere,
Ist
das die feminine
Hagia
Sophia,
So
dass der Schöpfer,
Der
aus dem Nichts das All geschaffen,
Aus
dem femininen Nichts
Der
Hagia Sophia die Welt erschuf?
Der
Körper des schönen Kosmos
Hat
eine belebende Seele,
Anima
Mundi genannt,
Die
Weltseele Platons.
Die
Ägypter verehrten
Die
Seele der Natur
Als
Himmelskönigin Isis.
Ist
die Anima Mundi
Hagia
Sophia,
Von
Gott gehauchte Weltseele,
Das
göttliche Leben
Im
Innern der Mutter Natur?
Die
ganze Menschheit
Erscheint
als ein Wesen,
Ein
Wesen idealer Art,
Das
Große Sein,
Grand
Etre,
L’Humanité.
Wer
ist die Gestalt
Der
verklärten Menschheit?
Wer ist das Große Sein,
Wer ist das Große Sein,
Die
ideale Geliebte
Des
Philosophen?
Grand
Etre, L’Humanité,
Bist
du die Hagia Sophia,
Das
Ideal der Menschheit,
Die
große idealisch-verklärte Menschheit
Als
heilige Frau Gottes?
40
Begonnen
hat
Die
russische Poesie
Auf
einem dörflichen Friedhof.
Dann
kam der Adler
Mit
dem ewigen Evangelium
Der
göttlichen Schönheit.
Niemals
war Solowjew fremd
Der
Schönheitskult Puschkins.
Zuerst
gebar das Chaos
Aus
dem Meeresschaum
Das
Weibliche
Und
es nahm Gestalt an
Der
göttlichen Schönheit
Oder
Aphrodite.
Aber
Aphrodite vermochte nicht
Die
Dämonen des Chaos zu bannen.
Schließlich
kam von oben
Das
Weibliche
Und
stieg herab zu den Menschen
In
Gestalt Marias.
Maria
ist das Ewigweibliche,
Welches
von oben kommt.
Venus
ist das Ewigweibliche,
Welches
von unten kommt.
Maria
ist das Ewigweibliche
In
Gestalt der göttlichen Schönheit.
Maria,
tota pulchra perfectissima,
Du
bist schön, meine Freundin,
Siehe,
du bist schön,
Du
bist Maria, die Makellose.
Wie
Dionysios Areopagita sagte,
Sind
die schönen Kreaturen
In
mancher Hinsicht schön,
In
andrer Hinsicht unschön,
Zu
manchen Zeiten schön,
Zu
andren Zeiten unschön,
Allein
die göttliche Schönheit
Ist
in jeder Hinsicht schön,
Ist
immer schön,
Ist
in den Augen aller, die sie schauen, schön.
Und
diese göttliche Schönheit
Verehren
die Dichter
Als
das Ewigweibliche,
Maria,
Mater Gloriosa,
Jungfrau,
Mutter, Königin,
Ja,
Göttin!
41
Der
Dichter war verliebt
In
seiner Jugend,
Das
Mädchen war
Neun
Jahre alt
Und
doch sprach des Dichters Amme:
Das Mädchen ist ein dummes Ding!
Das Mädchen ist ein dummes Ding!
Doch
der Dichter sah
In
der Kirche
Das
Antlitz der Ewigen Weisheit.
Und
als der Dichter gesehen,
Geschaut
das heilige Antlitz
Der
Ewigen Weisheit
In
weiblicher Schönheit,
Begehrte
er, sie noch einmal
Zu
schauen, doch nicht allein
Zu
schauen ihr Antlitz,
Auch
ihre Gestalt zu schauen.
Der
Dichter war in England,
Studierte
im Museum
Die
Weisheit der Theologen,
Die
Weisheit der Philosophen,
Die
Weisheit der Theosophen,
Da
schaute er
In
einer Vision
Die
Ewige Weisheit als Frau,
Er
hörte ihre Stimme,
Sie
rief ihn in die Wüste,
Dort
wolle sie sich
Ihm
offenbaren.
Er
folgte ihrem Ruf,
War
treu der Berufung der Weisheit
Und
ging in die Wüste Ägyptens
Und
wurde verfolgt
Und
wurde gequält,
Doch
als er halbtot
In
der kalte Wüste lag des Nachts,
Da
sah er in der Morgenröte
Die
Morgenröte der Ewigkeit strahlen
Und
sah in einer Vision
Die
allumfassende
Göttliche
Weisheit.
Diese
Seele Gottes,
Anima
Dei,
Nannte
der Dichter fortan
Geheimnisvolle
Freundin.
Sie
war die Liebe seines Lebens,
Seine
Freundin und seine Geliebte,
Sie
allein, Sophia,
Sophia
allein genügte ihm. Basta!
42
O
Sophia, darf ich zu dir beten?
Bist
du Person, Sophia,
Und
erhörst Gebet,
So
gib mir ein Zeichen
Und
lass in drei Tagen
Mich
eine Ikone besitzen
Von
dir, Sophia.
So
sprach ich vor Jahren,
Und
drei Tage später
Besaß
ich die Ikone
Der
Hagia Sophia von Nowgorod.
Sophia
sitzt im Thron,
Ein
androgyner Engel
Von
femininer Anmut,
Feurig
ihr Gewand,
Mit
Goldglanz ihr Gewand,
Feurige
Flügel hat sie
Wie
Seraphim,
Wie
der neuplatonische Engelsgeist.
Zur
Linken betet
Johannes
der Täufer,
Der
Alte Bund,
Zur
Rechten betet
Die
Gottesgebärerin Maria,
Der
Neue und Ewige Bund.
Über
ihrem Haupt
Erscheint
in der Gloriole
Das
Antlitz Jesu Christi,
Denn
Gottes Weisheit ist Mensch geworden
In
Jesus von Nazareth,
Dem
Messias.
In
der Höhe ist ein Altar,
Der
Altar des Wortes Gottes,
Dort
dienen die himmlischen Heerscharen,
Engel
verehren auf dem Altar
Die
Heilige Schrift als Gottes Wort.
Zu
dir will ich beten, Sophia,
Jetzt
in der Hälfte des Lebens.
Die
holden Schwäne
Tunken
ihr Haupt
Ins
heilige Wasser,
Wo
Äpfel wachsen
Und
Rosen blühen.
Doch
wehe, wehe, wehe,
Jetzt
wird es dunkle Nacht!
Jetzt
schneidet der Frost!
Wo
nehm ich jetzt
Die
rote Rose her?
43
Schon
in seiner Kindheit
Suchte
der Philosoph
Der
Naturphilosophie
In
den Bergen und Tälern
Kieselsteine
und schwarzes Moos,
Schnecken,
und liebte
Jedes
Detail der Mutter Natur.
Er
forschte nach
Dem
Ursprung des Menschen
Und
fand die Gebeine
Des
Pekingmenschen,
Fünfzigtausend
Jahre alt.
Ihm
schien die Natur
In
einer großen Evolution
Sich
zu entwickeln
Von
der Amöbe zu Goethe.
Christus,
A und O des Kosmos,
War
der Evolutionator,
Trieb
und Ziel der Evolution.
Aber
die ganze Mutter Natur
Besaß
für diesen Philosophen
Ein
geistiges Antlitz,
Die
Seele der Natur,
Die
Anima Mundi,
Er
besang sie
Als
das Ewigweibliche
In
einer dichterischen Hymne.
Die
Weltseele, ewigweiblich,
War
ihm strahlende Jungfrau
In
der Morgenröte der Schöpfung,
Königin
des Alls,
Mutter
alles Lebendigen.
Er
pries die ewigweibliche
Weltseele
wie Maria.
Christus
war das Alpha
Und
das Omega dieses Weltalls,
Maria
war die ewigweibliche
Seele
des Universums.
44
Zwar
der Naturphilosoph
War
Priester und Jesuit
Und
lebte im Zölibat,
Doch
wollte er nicht
Nur
männlichen Umgang.
Er
wollte die Ehelosigkeit
Nicht
dadurch schützen,
Daß
er den Umgang mit Frauen mied.
Denn
die Freundschaft
Mit
vielen Frauen
Im
Laufe seines Lebens
Gab
seiner Mystik
Den
zärtlichen Wärmestrom.
In
der Freundschaft mit Frauen
Lernte
er kennen
Das
ewigweibliche
Wesen
der Weltseele
Und
das zärtliche
Herz
Jesu,
Dieses
Zentrum des Universums,
Dieses
kosmische Zentralfeuer
Voller
Liebe und Freundschaft!
Aber
der Zölibatäre
Muß
darauf achten,
Daß
nicht die Freundschaft
Zu
irgendeiner Frau
Mächtiger
wird
Als
die bräutliche Liebe
Zu
Jesus Christus!
Ein
starker Magnet
Ist
die Freundschaft der Frau,
Der
allmächtige Magnet
Muß
ewig die Liebe Gottes sein!
Zu
des Mannes
Geistiger
Intellektualität
Kam
der weiblichen Freundinnen
Herzliche
Sympathie
Und
zärtliches Mitgefühl.
So
ist die Mystik des Mannes
Nicht
nur männliche Mystik,
Sondern
ganzheitlich
Wie
das All
Und
die große Mutter Natur
Und
die Ewige Gottheit.
45
Die
Seele, sagt Sokrates,
Ist
das Leben des Leibes.
Wenn
die Seele den Leib verlässt
Im
Augenblick des Todes,
Ist
der Körper tot.
Doch
da die Seele das Leben ist,
So
bleibt die Seele lebendig
In
der Unsterblichkeit.
Der
ganze Makrokosmos
Ist
ein einziger Körper,
Sagt
Sokrates’ Schüler Platon.
Das
Leben dieses Körpers
Ist
die Weltseele,
Sie
ist das Leben des Makrokosmos.
Plotin
sah den Höchsten Gott
Als
reinen Geist,
Der
denkend sich selber denkt
In
göttlicher Intelligenz.
Da
der reine Geist,
Der
unbegrenzt und unsterblich ist,
Nichts
Materielles
Schaffen
kann
Ohne
Mittlerwesen,
Da
das Materielle
Begrenzt
und sterblich ist,
So
schafft der göttliche Geist
Durch
die Mittlerin Weltseele
Alle
höheren Wesen
Und
niedern Geschöpfe
Der
heiligen Mutter Natur.
Platon
führt den Ursprung
Aller
einzelnen Geistseelen
Aller
Menschen
Auf
die eine Weltseele
Als
der Form der Formen zurück.
So
sagte einmal
Ein
Knabe von sieben Jahren:
Ich denke,
Ich denke,
Alle
Seelen zusammen,
Das
ist Gott.
Alle
Seelen stehen
In
Verbindung miteinander
Durch
die eine Urform,
Die
Anima Mundi,
Die
gehaucht ist
Vom
göttlichen Geist,
Den
allerhöchsten Gott.
46
Gemäß
dem drei-einen Gott
Ist
das Gottesebenbild Mensch
Auch
eine Dreifaltigkeit
Aus
Geist und Seele und Leib.
Die
menschliche Seele selber
Ist
eine Dreifaltigkeit
Aus
Wille, Verstand und Gemüt.
Der
Kosmos ist ein Körper,
Wie
Platon schon sagte,
Die
Seele des Kosmos
Ist
die Weltseele
Anima
Mundi,
Poetisch
gesprochen
Ist
es die Königin Urania,
Der
Geist des Alls
Ist
aber nach Ficino
Der
höchste Engelsgeist.
Der
Aufstieg des Menschen
Zu
Gott durch die Liebe
Geht
von den schönen
Körpern
der Geliebten,
Allein
empfangen
Durch
Augen und Ohren,
Über
die schöne Seele
Der
Geliebten,
Den
Willen zur Liebe,
Den
Verstand der Weisheit,
Das
Gemüt der Güte,
Zum
Geist der Geliebten,
Zum
Engelsgeist
Der
gottesähnlichen Vielgeliebten.
Wer
allein des Kosmos
Körper
betrachtet,
Das
Naturgesetz
Der
materiellen Welt,
Wer
nicht der Weltseele
Lebensprinzip,
die Liebe,
Ergründet
als Philosoph
Der
Geisteswissenschaft,
Der
kennt auch nicht
Den
Geist des Alls,
Den
Engelsgeist.
Wer
aber den Engelsgeist kennt,
Der
kennt den Engel
Des
Antlitzes Gottes,
Der
wird schauen Gottes Antlitz.
47
Als
die Elohim
Die
Sonnen und Planeten
Streuten
aus in das All,
Da
war die Weltseele
Von
Ewigkeit her
In
schaffendem Beruf.
Uns
Menschen hat Gott gegeben,
Zu
erforschen die Weltseele,
Zu
ringen mit dem Weltgeist.
Die
Weltseele trennte
Von
der Sonne
Die
Erde ab
Und
belebte auf der Erde
Den
Staub durch Feuchte
Und
ließ wachsen
Die
Pflanzen und Tiere
In
vielen Metamorphosen,
Bis
die Weltseele
Werden
ließ
Den
Mann
Und
die Frau
Und
die beiden schauten einander an
Im
grünen Garten der Erde
Und
liebten sich von Herzen.
Also
grüßen wir die Weltseele,
Grüßen
wir sie von unserem einsamen
Elfenbeinturm:
O Königin Urania,
O Königin Urania,
Du,
deren Zaubergürtel
Des
Weltalls tobendes Entzücken
Und
der holden Schwäne
Trunkenes
Küssen
Zusammenbindet
durch Liebe,
Du
bist unsre Königin,
Unsre
Mutter und Göttin,
Du
ideale Schönheit,
Von
dir berufen
Zum
Amt des Propheten,
Von
dir geküsst
Mit
heiligem Kuss der Muse,
Und
eingeweiht
Zu
geistlichen Dichtern,
Grüßen
wir dich
Aus
unseren Klosterzellen:
Nur schütze uns vor Wahnsinn,
Nur schütze uns vor Wahnsinn,
Mutter,
Königin und Göttin,
Und
wenn wir einst
In
deinem Gefilde der Seligen sind,
Daß
wir ein neues Leben dann
Unserer
Liebe beginnen.
48
Ich
träumte von der Maha Devi,
Doch
nicht, wie sie geboren
Einst
aus dem Ozean der Milch,
Denn
als die Weltenberge wurden,
Da
ward das Meer von Milch,
Da
standen die Götter alle
Auf
den Weltenbergen
Und
nahmen den Gott der Schlangen
Und
griffen den Schlangengott
An
seinem Schwanz,
An
seinem Haupt,
Und
quirlten das Meer der Milch
Zu
weißem Schaum
Und
aus dem Schaum geboren
Ward
die Göttin der Schönheit,
Die
Göttin der Wonne!
Aber
als ich träumte
Von
Maha Devi, der großen Göttin,
Da
saß die Göttin auf dem Thron
Aus
einer großen rosa Lotosblüte,
Die
schwamm auf blauem Wasser.
Maha
Devi trug ein Gewand
Aus
rotem Purpur und goldner Stickerei.
Zwei
Hände erhob sie gen Himmel
Und
hielt in den Händen
Rosa
Lotosblüten,
Zwei
Hände breitete aus
Die
große Göttin Maha Devi,
Zum
Segen der ganzen Menschheit,
Und
Gnadenstrahlen strömten
Von
ihren segnenden Händen.
Das
Haar war schwarz,
Die
Augen groß und braun und mandelförmig,
Des
Antlitzes Haut war bräunlich.
Hinter
der großen Göttin
Im
Wasser stand ein Elefant
Und
hob den schlangenartigen Rüssel
Und
spritzte Wasser aus dem Rüssel
Über
das Haupt der Göttin.
Im
Traum vernahm ich die Stimme,
Die
sprach, dass Devi duschte!
Wahrlich, wahrlich, Devi duschte
Wahrlich, wahrlich, Devi duschte
In
den Strömen lebendigen Wassers
Der
Gnade des mächtigsten Gottes!
49
Bakti-Mystik
ist die Mystik
Der
Liebe
Zu
Gott.
Gott
ist der Bräutigam,
Die
Seele des Menschen die Braut.
Krishna
ist der Avatar Gottes,
Die
Verkörperung Gottes
Als
Mensch und Bräutigam,
Und
Radha ist die Seele des Frommen,
Rhada
ist die Freundin
Des
göttlichen Bräutigams.
Alles
ist in der Bakti-Mystik
Wie
im Hohenliede Salomos,
Wo
Christus ist
Wahrer
Gottmensch und Bräutigam
Und
die fromme Seele des Menschen
Ist
Gottes Freundin Sulamith.
Radha
ist in Indien,
Was
in Israel Sulamith ist.
Jedoch
die Sprache
Der
indischen Liebesmystik
Ist
erotischer, sexueller.
Dem
keuschen Abendland
Scheint
das verwegene Bildsprache,
Die
indische Bildsprache
Voller
sexueller Bilder.
Doch
die sexuelle
Vereinigung
von Mann und Frau
Ist
nach Plotin
Nur
ein konzentriertes Abbild
Der
allumfassenden
Vereinigung
von Gott und Mensch.
Was
in der sexuellen
Vereinigung
von Mann und Frau
Die
höchste irdische Wonne ist,
Das
ist in der Vereinigung
Des
Gottmenschen und der liebenden Seele
Ein
unendliches, grenzenloses
Übermaß
an Liebeswonnen,
Unaussprechlich,
unaussprechlich!
50
Als
die portugiesischen Jesuiten
Zur
Mission nach China kamen,
Fanden
sie heilige Bilder
Einer
schönen Mutter
Mit
einem heiligen Kind auf dem Arm.
Die
chinesischen Bonzen sagten,
Das
sei Guan Yin,
Die
Mutter des Mitleids,
Welche
den Kindersegen bringt.
Die
christlichen Missionare dachten,
Das
ist die Jungfrau Maria
Mit
dem göttlichen Kind.
Guan
Yin, die Mutter der Gnade,
Hört,
wie ihr Name sagt,
Hört
das Flehen ihrer elenden Kinder.
Maria,
Mutter der Barmherzigkeit,
Höre
das Rufen und Schreien
Deiner
verbannten Kinder
In
dem Tränental des Jammers!
So
meinen die Theosophen,
Die
Wesenheit, welche Sophia genannt wird,
Sei
im Abendland Maria,
Im
Morgenland aber Guan Yin.
Ein
Archetyp der Mutter
Mit
dem göttlichen Kind,
Ein
universaler Archetyp
Finde
verschiedenen Ausdruck
In
Maria und Guan Yin.
O
Mutter der Barmherzigkeit,
O
Mutter der göttlichen Gnade,
O
Mutter mit dem lieben Kinde,
O
Mutter mit dem göttlichen Kinde,
Hör
unser Schreien und Heulen
In
diesem Jammertal der Tränen
Und
nach diesem Elende
Lass
uns verlöschen in Gott!
Hab
Mitleid, Mutter,
Mit
unsern Leiden,
Hab
Mitleid, Mutter,
Mit
den Leiden
Der
ganzen Schöpfung.
Versenke
uns, Mutter,
In
den Ozean der Barmherzigkeit!
O Lord, Thou art the ocean of mercy!
O Lord, Thou art the ocean of mercy!
51
Sophia,
die Ewige Weisheit,
Ist
der Ursprung aller Lebewesen,
Denn
in der göttlichen Weisheit
Und
durch die göttliche Weisheit
Und
für die göttliche Weisheit
Ist
alles erschaffen.
Darum
ist Tao auch
Die
Mutter der zehntausend Wesen.
Die
Ewige Weisheit ist unergründlich,
Allein
der allweise Gott
Erkennt
die göttliche Weisheit ganz.
Unser
Erkennen
Als
Menschen auf Erden
Ist
nur Stückwerk.
So
ist auch die wahre ewige Tao
Unsagbar
für Menschen,
Die
Tao auf Erden allein
Ist
sagbar für Menschen.
Die
Ewige Weisheit ist
Die
Form aller Formen,
Idee
der Ideen.
So
ist auch Mutter Tao
Urbild
aller Bilder,
Kraft
der Kräfte.
Selber
formlos,
Gibt
sie allen Dingen die Form.
Die
Ewige Weisheit Gottes
Ist
Torheit für die Weisen der Welt.
Die
Weisheit der Welt jedoch
Ist
Torheit dem allein weisen Gott.
So
nützt auch alles Vielwissen nichts
Und
alles Bücherlesen nichts
Und
alle Gelehrsamkeit nichts,
So
kann man Tao nicht erkennen.
Die
Ewige Weisheit will
Sich
Kindern offenbaren,
Unmündigen
Säuglingen.
So
muß man sein Kindsein erkennen
Und
ehren die nährende Mutter Tao,
Dann
ist man beim Untergang
Des
Leibes ohne Gefahr.
Die
Ewige Weisheit liebt, die sie lieben.
Und
wen der Himmel retten will,
Den
rettet er durch Liebe.
52
Die
Sekte der Rosenkreuzer
Preist
Sophia
Nicht
als die Himmlische Sophia,
Sophia
Urania,
Sondern
als die kosmische Sophia,
Welche
erscheint
Als
astrale Göttin
Aller
Sphären
Und
astrologischen Zodiakzeichen,
Als
Herrin der sieben Planeten
Und
ihrer astralen Dämonen,
Als
Herrin der kosmischen Energie
Und
Göttin der vier Elemente
Und
Göttin der Quintessenz,
Die
Göttin von Gold und Silber,
Die
sich vereinen,
Als
Herrscherin aller Atome,
Die
Herrin des unbestimmbaren
Quantensprünge,
Eben
die kosmische Göttin.
Diese
kosmische Göttin Sophia
Ist
die himmlische Eva,
Die
Mutter alles Lebens,
Die
nackte Eva
Vom
Garten Eden,
Die
nackte Himmelsgöttin Eva,
Mutter
des Universums.
Die
nackte Göttin Eva
Ist
größer als das Universum,
Das
ganze Universum hält sie
In
ihren empfindlichen Händen.
Sie
hält die Kugel des Kosmos,
Den
Kreis des Universums
Mit
ihren Händen
Vor
ihrem Bauch.
Darüber
wölben sich
Ihre
imperialen Brüste,
Barbusig
neigt sich die Göttin Eva
Über
den ganzen Kosmos.
Unter
dem Kreis des Universums
Ist
unverhüllt
Der
nackten Göttin Eva
Heilige
Vagina!
So
wollen wir, beim Kreuz und der Rose,
Alle
Universen weihen
Den
nackten Brüsten
Und
der unverhüllten Vagina
Der
nackten kosmischen Göttin Eva!
53
Seit
Bachofens Theorie
Vom
Matriarchat der Vorzeit,
In
dem Zeitalter des Feminismus
Glauben
immer mehr Frauen
Und
Männer
An
die Magna Mater des Matriarchats.
Diese
Magna Mater des Matriarchats,
Sagt
Otfried Eberz, der Feminist,
Sei
die große Göttin Sophia,
Große
Mutter
Und
göttliche Jungfrau.
Aber
der Sohn der Großen Mutter
Und
Geliebte der göttlichen Jungfrau
Sei
der matriarchale Heros,
Dieser
sei der Logos,
Der
Bundesgott
Der
Männer im Matriarchat.
Die
große Göttin Sophia
Und
ihr heiliger Heros, der Logos,
Feiern
Hochzeit,
Den
alten heidnischen Hieros Gamos,
Die
Hochzeit von Himmel und Erde,
Die
sexuelle Vereinigung
Von
Gott und Göttin,
Stiftend
neue Fruchtbarkeit,
Ja,
schaffend alles Leben.
Durch
die patriarchale Horde
Der
blonden arischen Übermenschen
Ward
vergewaltigt die Göttin
Und
gekreuzigt der Heros.
Aber
am Ende der Zeiten
Werde
der Heros auferstehen,
Wie
Osiris in Byblos,
Wie
Adonis auf Zypern,
Wie
der Heros Jesus in Jerusalem.
Dann
wird wiederkehren
Das
goldene Zeitalter,
Da
die Große Mutter
Das
heilige Kind gebiert,
Da
die göttliche Jungfrau
Den
göttlichen Heros liebt.
Dann
wird Friede sein auf Erden
Und
Liebe allein
Die
Seele der Zivilisation,
Dann
bildet die Menschen
Eine
universale Frauenkirche.
54
Die
katholischen
Befreiungstheologen
Südamerikas
Versuchten
Jesus
Mit
Marx zu vermischen.
Auch
der Feminismus
Ward
von den Befreiungstheologen
Aufgenommen
in den Katholizismus.
Nicht
allein,
Daß
Maria der Tempel
Des
Heiligen Geistes ist,
Der
Heilige Geist ist selber
Von
mütterlicher Art
Und
weiblicher Liebe ähnlich.
Auch
ist Maria
Spiegel
Gottes,
Maria
von Südamerika
Ist
Spiegel
Des
mütterlichen Antlitzes Gottes.
Paul
Claudel sang auch,
Daß
Maria Sakrament ist
Der
zärtlichen Mutterliebe Gottes.
Denn
viele antike Hoheitstitel
Der
altertümlichen Muttergöttinnen
Wurden
übertragen
Auf
die liebliche Jungfrau Maria.
Doch
alle diese weiblichen
Archetypen
vom Becher,
Von
der Vase, von der Bundeslade,
Vom
Tempel, von der Pforte,
Vom
verschlossenen Garten,
Alle
diese weiblichen
Ursymbole
göttlicher Mutterschaft
Weisen
über Maria hinaus
Zur
Mutterschaft Gottes!
Papst
Johannes Paul
Der
Erste, der Lächelnde,
Sagte:
Gott ist Abba, ja,
Doch
Gott ist auch unsre Mutter!
Wie
ein Kind, sang David,
In
den Armen der Mutter,
Gestillt
an den Brüsten der Mutter,
Ist
meine Seele bei Gott.
Ja,
ich glaube
An
die Jungfrau von Guadelupe
Und
die Mutterliebe Gottes!
55
Ave,
Mutter Gottes, bitte für uns!
Ave,
Große Mutter, bitte für uns!
Ave,
Mutter mit den Brüsten voll der Milch des Trostes!
Ave,
Mutter, Mutterschoß des Vaters!
Ave,
Mutter, die uns gebiert ins Ewige Leben!
Ave,
Jungfrau, Lächelnliebende!
Ave,
Jungfrau, reich an Grazien!
Ave,
Jungfrau, virgo intacta!
Ave,
Jungfrau, Elfenbeinturm!
Ave,
Jungfrau, mystische Braut!
Ave,
Königin, schenk uns Frieden!
Ave,
Königin, dein Reich komme!
Ave,
Königin der Liebe, meine Liebe!
Ave,
Königin der Freuden, meine Wonne!
Ave,
Königin der Schönheit, mein Ideal!
Ave,
Königin des Paradieses, führe uns ins Paradies!
Ave,
Göttin, sei uns gnädig!
Ave,
Göttin, Gattin meiner Seele!
Ave,
Göttin, Spiegel Gottes!
Ave,
Göttin, meine Ewige Liebe!
Ave,
Göttin, meine mystische Ehefrau!
Ave,
Göttin, schenk mir deine kleine Perle!
Ave,
Göttin, nimm mich auf in deinen Schoß!
Ave,
Göttin, laß mich mit dir mich vereinigen!
Ave,
Göttin, laß mich in der Ewigkeit eins sein mit dir!
Ave,
Göttin, bitte für mich bei Jesus, meinem Herrn!
Im
Namen der Gottheit,
Der
göttlichen Allmacht,
Der
göttlichen Weisheit
Und
der göttlichen Liebe,
Ewige
Weisheit, erlöse mich!
Ewige
Weisheit, liebe mich oft und heftig und lange!
Ewige
Weisheit, laß mich ganz verschmelzen mit dir!
Ewige
Weisheit, laß mich Gott in deiner Gottheit sein!
Sela,
Sela, Sela!
.
DIE
VERSAMMLERIN
(Prediger Salomo / Koheleth)
Die Worte Koheleths, des Sohnes Davids,
Der war ein König von Jerusalem.
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist Alles nichts als Nichts, sprach Koheleth.
Was für ein Nutzen hat der Mensch vom Mühen,
Mit dem er müht sich unter dieser Sonne?
Geschlechter gehen und Geschlechter kommen,
Die Mutter Erde, sie besteht für immer.
Die Sonne steigt herauf und geht dann unter
Und lechzt erneut nach ihrem Ursprungsort,
Dort geht sie wieder auf, die junge Sonne.
Es geht nach Süden, dreht sich nach dem Norden,
Und immer kreisend geht der Wind herum.
Zu seinem Kreislauf kehrt zurück der Wind.
Die Bäche fließen alle in das Meer,
Das Meer wird aber dennoch nimmer voll.
Zu jenem Ort, zu dem die Bäche fließen,
Dorthin zu fließen wenden sie sich immer.
Die Worte machen alle soviel Mühe,
Und dennoch nichts vermag ein Mann zu sagen.
Das Auge ist ein Nimmersatt, zu sehen,
Und nie die Ohren werden satt vom Hören.
Was ist gewesen? Das was wieder sein wird.
Was tat man? Das was wieder wird getan,
Es gibt nichts Neues unter dieser Sonne.
Kann man von irgendeinem Dinge sagen:
Sieh dieses Ding an, das ist eine Neuheit?
Längst ist gewesen es in alten Zeiten,
In den Äonen, die da vor uns waren.
Es gibt kein Angedenken an das Alte
Und auch nicht an das Letzte, das da sein wird,
Es wird kein Angedenken daran geben
Und nicht an das, was in der Zukunft sein wird.
Ich Koheleth war Fürst Jerusalems,
Ich richtete mein Herz allein darauf,
Zu suchen, zu ergründen in der Weisheit,
Was alles sich ereignet unterm Himmel.
Dies böse Ding hat Menschen Gott gegeben,
Sich damit unter Mühen abzumühen.
Und ich betrachtete die ganzen Taten,
Die da gewirkt sind unter dieser Sonne,
Sieh, alles ist ein Nichts, Verdruß des Geistes!
Gekrümmtes nimmer wird Gerades werden,
Das Fehlende vermag man nicht zu zählen.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ich habe Weisheit reichere erworben
Und zu der vorigen hinzugefügt
Als die da vor mir in Jerusalem.
Mein Herz sah Weisheit und Erkenntnis viel.
Mein Herz sah auf Erkenntnis, sah auf Weisheit,
Erkannt ich Wahnsinn und der Torheit Handeln.
Und ich erkannte tief in meiner Seele,
Daß dies Begehren ist nach leerer Hohlheit.
Viel Weisheit ist auch viel Verdruß des Geistes,
Erkenntnis wachsend läßt die Schmerzen wachsen!
Ich sagte bei mir selbst, bei meiner Seele:
Erproben will ich es an dir durch Freude,
Auf, auf, daß du genießen sollst das Gute.
Doch siehe, dieses auch war Nichtigkeit.
Zur Lustigkeit des Scherzens sprach ich: Unsinn!
Zur Freude sprach ich: Was denn tust du da?
Und ich ergründete in meinem Herzen,
Den Menschenleib mit edlem Wein zu laben,
Mein Herz doch führend mit Vernunft der Weisheit,
Und Torheit zu ergreifen, bis ich sähe,
Ob dieses ist das Gute für die Menschen,
Dies, was da tun die Menschen unterm Himmel
Die ganze kurze Zahl der Lebenstage.
Verrichtet hab ich große Werke, wahrlich,
Ich baute Häuser, pflanzte Weinterrassen,
Ich habe Parks und Gärten angelegt
Und manchen edlen Fruchtbaum eingepflanzt.
Ich legte an die stillsten Wasserteiche,
Aus ihnen einen ganzen Wald zu wässern,
Der da von Grünkraft in den Bäumen sproß.
Ich habe Sklaven, Sklavinnen erworben,
Im Haus geborne, mir zum Eigentum,
Viel Kleinvieh war mein eigen, viele Kühe,
Da war ich reicher als die andern alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Ich habe Silber auch und Gold gehäuft,
Besitz von Königen und von Provinzen.
Und Sänger ich erwarb und Sängerinnen
Und auch die höchste Lust der Menschensöhne,
Die Liebe Fraue und die schönen Frauen.
Ich wurde groß und nahm mehr zu als alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Auch meine Weisheit ist bei mir geblieben.
Und das, wonach verlangten meine Augen,
Das Schöne hab ich ihnen nicht verwehrt.
Ich habe meinem Herzen nichts versagt,
Nichts vorenthalten von der ganzen Freude,
Mein Herz war froh bei aller meiner Mühsal,
Dies war mein Anteil bei der ganzen Mühe.
Da schaute ich auf alle großen Werke,
Die meine Hände sich geschaffen hatten,
Ich sah die Mühe an des ganzen Schaffens,
Sieh! Alles Nichtigkeit! Verdruß des Geistes!
Ist alles sinnlos unter dieser Sonne!
Ich sah mich um, die Weisheit zu betrachten
Und Unsinn anzuschaun und eitle Taten:
Was tut der Mensch, der nach dem König kommt?
Er tut dasselbe, was man längst getan.
Die Weisheit ist doch besser als die Torheit,
Wie Licht ist besser als die Finsternis:
Der Weise trägt im Haupte seine Augen,
Blind geht der Tor um in der Finsternis.
Doch ich erkannte gleichfalls die Erkenntnis,
Daß Ein Ergehen Weise trifft und Toren.
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Entsprechend dem Ergehen eines Toren,
Wird’s mich auch treffen. Warum ward ich weise?
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Ach dies ist alles Nichts der Nichtigkeit!
Kein Angedenken gibt es an den Weisen,
Sowenig wie man stets gedenkt der Toren,
Weil in der Zukunft alles ist vergessen.
Wie stirbt der Weise doch mitsamt dem Toren!
Da hasste ich das Leben dieser Erde,
Zuwider war mir alles Menschentun,
Was da getan wird unter dieser Sonne,
Ist alles Nichtigkeit, Verdruß des Geistes!
Da hasst ich alle Werke meiner Mühe,
Die meine Mühsal unter dieser Sonne,
Die Werke, die ich hinterlassen werde
Dem Menschen, welcher nach mir kommen wird.
Wer weiß, wird weise er, wird töricht sein?
Wo er beherrschen soll doch mein Ermühtes,
Worum ich mich bemüht in meinen Mühen
Und Weisheit stiftet unter dieser Sonne.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten!
Da wandt sich meine Seele zur Verzweiflung,
Verzweiflung über meiner Mühen Werke,
Die ich erschaffen unter dieser Sonne.
So ist es: Hat sich einer abgemüht
Mit Tüchtigkeit und Weisheit und Erkenntnis,
So fällts doch einem Taugenichtse zu.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist nichts andres als ein großes Übel.
Was bleibt dem Menschen nun in seinen Mühen?
Was bleibt ihm in dem Streben seines Herzens,
Mit dem er tätig unter dieser Sonne?
Denn seine ganze Zeit besteht aus Schmerzen
Und Seufzer sind alleine seine Arbeit.
Selbst in der Nacht darf ruhen nicht sein Herz.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Nichts ist so gut für eine Menschenseele,
Als daß er Speise ißt und trinkt den Trank
Und seine Seele Schönes sehen läßt.
Doch dieses auch hab ich erkennen können,
Daß es allein aus Gottes Händen kommt.
Denn wer kann essen, wer genießen da,
Wer, außer das es Gott ihm so gegeben?
Dem Menschen aber, welcher ihm gefällt,
Dem gibt er Freude, Weisheit und Erkenntnis,
Zu sammeln und zu häufen Sündern Mühsal,
Dem Gott Gefälligen das Gut zu geben.
Ach dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes!
Es hat da alles seine Spanne Zeit
Und jede Angelegenheit den Kairos.
So sind die Zeiten unter dieser Sonne,
Zeit zum Gebären ist und Zeit zu Sterben,
Zum Pflanzen Zeit und zum Entwurzeln Zeit,
Zum Töten eine Zeit und Zeit zum Heilen,
Zum Niederreißen Zeit und Zeit zum Bauen,
Zum Weinen Zeit und Zeit zum Lachen auch,
Zum Klagen Zeit und Zeit zum Tanzen auch,
Zum Steinewerfen Zeit, zum Steinesammeln,
Zum Kosen Zeit und fern sein von Liebkosung,
Zum Suchen Zeit und Zeit auch zum Verlieren,
Zeit zum Bewahren, Zeit auch zum Verwerfen,
Zeit zum Zerreißen, zum Zusammennähen,
Zum Schweigen Zeit und Zeit zum Reden auch,
Zum Lieben Zeit und Zeit zum Hassen auch,
Zum Streite Zeit und Zeit zum Friedenschließen.
Was hat der Schaffende für einen Vorteil
Von aller Mühsal, damit er sich abmüht?
Ich sah die Arbeit, die gab Gott den Menschen,
Daß jeder Mensch sich mühe in der Arbeit.
Gott machte alles schön zur rechten Zeit,
Er legte Ewigkeit in ihren Sinn.
Doch findet nicht der Mensch die Werke Gottes,
Erkennt sie nicht von Anbeginn bis Ende.
Ich sah, nichts besser ist als sich zu freuen
Und Schönheit sich im Leben zu bereiten.
Ein Mensch, der Speise speist und trinkt den Trank
Und der genießt bei aller Mühsal Gutes,
Er weiß es, dies ist eine Gabe Gottes.
Erkannt ich auch, daß alles, was tut Gott,
Das wird für immer, immerdar bestehen,
Hinzuzufügen nichts, nichts wegzunehmen.
Gott tut es, daß man Ehrfurcht vor ihm habe.
Das, was gewesen ist, war vordem da,
Und das, was sein wird, auch ist schon gewesen.
Und Gott allein sucht das Entschwundene.
Und weiter sah ich unter dieser Sonne:
Am Ort des Rechtes, siehe dort war Frevel,
Am Orte der Gerechtigkeit war Frevel.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Gerechte wird und Frevler richten Gott,
Für jede Angelegenheit kommt Zeit
Und eine rechte Zeit für alles Tun.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ach, was betrifft die armen Menschenkinder,
Sie anzuschauen, darum geht es Gott,
Und daß sie sehen, daß sie sind wie Tiere,
Daß sie erkennen solches für sich selbst.
Denn Eine Widerfahrnis hat der Mensch
Und Eine Widerfahrnis haben Tiere,
Dieselbe Widerfahrnis ists für beide.
Wie dieser stirbt, so sterben jene auch,
Ist Eine Ruach doch für alles Leben!
Der Mensch ist edler nicht als Tiere – Nichts!
Es geht doch alles an denselben Ort,
Es wurde alles aus dem Staub der Erde
Und alles kehrt zurück zum Staub der Erde.
Wer weiß: Des Menschen Ruach steigt nach oben?
Der Tiere Ruach sinkt hinab zur Erde?
Ich sah, daß es nichts Bessers gibt auf Erden,
Als daß der Mensch sich freut an seinen Werken,
Das ist sein Teil in diesem eitlen Leben,
Denn wer bringt ihn dazu, zu freun sich daran,
Was nach ihm sein wird auf der eitlen Erde?
Erneut sah all die Unterdrückung ich,
Die da verübt wird unter dieser Sonne,
Und siehe da, der Unterdrückten Tränen,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet,
Und viel Gewalt von Händen der Bedrücker,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet.
Ich pries die Toten, welche längst gestorben,
Mehr als die Lebenden, die noch am Leben,
Doch mehr noch als die Lebenden und Toten
Den Menschen, der noch ungeboren ist,
Das böse Tun noch nicht gesehen hat,
Das da verübt wird unter dieser Sonne.
Und was ich sah, das war der große Aufwand
Und war der große Ehrgeiz eitlen Treibens,
Ja, Konkurrenz des einen mit dem andern,
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes.
Der Tor legt seine Hände in den Schoß
Und frißt mit seinem Maul sein eignes Fleisch.
Ist besser eine Handvoll in der Ruhe,
Als beide Fäuste voll mit schwerer Mühsal
Und nichtiger Begier nach Luftgespinsten.
Auch sah ich Eitles unter dieser Sonne:
Da gibt es einen, aber keinen zweiten,
Auch hat er keinen Sohn und keinen Bruder,
Doch gibt’s für alle seine Müh kein Ende,
Nie werden seine Augen satt vom Reichtum.
Er spricht: Für wen denn mühe ich mich ab,
So daß mein müdes Herz entbehrt des Schönen?
Auch das ist Nichtigkeit, ein böses Übel.
So sind doch besser zwei, als einer nur,
Gibt guten Lohn für sie bei ihrer Mühe.
Denn wenn sie fallen oder wenn sie stürzen,
Der eine richtet dann den andern auf.
Doch weh dem Einsamen, der fällt allein,
Weh dem, ist keiner da, der ihn erbaut!
Wenn zwei sich legen, wird es ihnen warm,
Dem Einsamen wird nimmer warm im Bette.
Und wenn ein Mann den einen angreift auch,
Gemeinsam können zwei doch widerstehen,
Und sind drei Fäden gar in Einer Schnur,
So wird die dicke Schnur nicht reißen rasch.
Ein Jüngling besser ist, der arm, doch weise,
Ist besser als ein Fürst, der alt, doch töricht,
Und der nicht klug und sich nicht raten läßt.
Ja, aus dem Kerker ging hervor der Jüngling,
Um schließlich noch zu werden Fürst im Lande,
Im Königtum geboren als ein Armer.
Ich sah die Menschen an im Land des Lebens,
Die Menschen, wandelnd unter dieser Sonne,
Ich sah sie mit dem Jünglinge, dem Armen,
Der an des Fürsten Stelle treten sollte.
Es ist kein Ende für das ganze Volk,
Für alle, denen nun der Jüngling vorsteht.
Nicht freuen sich die Kommenden an ihm,
Ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten, Hauch!
Bewahre dich, gehst du zum Tempel Gottes,
Zu nahen, um zu hören Gottes Wort,
Ist besser als der Toren Opfergabe.
Unwissend sind sie, daß sie Böses tun.
Sei nicht zu eilig du mit deinem Munde,
Sei nicht zu schnell mit deines Herzens Zunge,
Ein Wort ergehen lassend vor der Gottheit,
Gott ist im Himmel, du bist auf der Erde.
Drum seien deine Worte wenige,
Denn Traum kommt mit der Menge an Geschäft
Und Torenschwatzen mit der Worte Menge.
Wenn du vorm Gotte ein Gelübde ablegst,
Dann halte dich nicht auf, es zu erfüllen,
Denn kein Gefallen gibt es an den Toren.
Was du gelobst dem Gotte, das erfülle.
Sonst ist es besser, du gelobst erst nicht,
Als daß du es gelobst und nicht erfüllst.
Gib nicht dem Mund zu, schuldig dich zu machen,
Sprich nicht vorm Engel: Es war ein Versehen.
Soll Gotte zürnen über deine Reden
Und deiner Hände Werke dir verderben?
Trotz vieler Träume, vieler Nichtigkeiten,
Trotz vieler Worte ohne Maß und Zahl:
Gott, deinen Gott sollst du alleine fürchten!
Siehst Unterdrückung du der armen Menschen
Und Raub von Recht und von Gerechtigkeit
In der Provinz, so wundere dich nicht!
Ein Hoher wacht wohl über einen Hohen,
Ein Höherer wacht über beide Hohen.
Des Landes Vorteil ist in allem dies:
Ein König, der dem Ackerlande dient.
Wer Mammon liebt, wird nimmer satt am Mammon,
Wer Reichtum liebt, wird satt nicht am Gewinn.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Wenn zahlreich aber werden gute Dinge,
So sind auch viele da, die es verzehren.
Was ist der Nutzen für den Eigentümer,
Es sei denn, daß er‘s sieht mit seinen Augen?
Süß ist der Schlummer des, der da geschaffen,
Ob er auch wenig isset oder viel.
Die Sattheit aber eines reichen Mannes
Bringt dennoch ihm zum Schlafen keine Ruhe.
Da gibt es eine wirklich böse Krankheit,
Die ich gesehen unter dieser Sonne:
Geld, vom Besitzer aufgehäuft, zum Unglück.
Vergeht der Reichtum durch Geschäftsverlust
Und hat der Reiche einen Sohn gezeugt,
So hat er nichts davon in seiner Hand.
Wie er hervorging aus dem Mutterschoß,
Nackt wird er gehen, nackt ist er gekommen.
Nichts trägt er mit davon für seine Mühe,
Nichts, das er mitgeführt in seiner Hand.
Und grade das ist eine böse Krankheit:
So wie er kam, so nackend wird er gehen.
Was für Gewinn wird schließlich für ihn bleiben?
Daß er sich abgemüht für Luftgespinste!
Auch alle Tage isset er im Finstern
Mit viel Verdruß und Ärgernis und Leiden.
Doch siehe, was ersehen ich als Gutes:
Schön ists zu essen, herrlich ists zu trinken
Und Schönheit anzuschaun bei aller Mühe,
(Prediger Salomo / Koheleth)
Die Worte Koheleths, des Sohnes Davids,
Der war ein König von Jerusalem.
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist nichts als Nichtigkeit von Nichtigkeiten,
Ist Alles nichts als Nichts, sprach Koheleth.
Was für ein Nutzen hat der Mensch vom Mühen,
Mit dem er müht sich unter dieser Sonne?
Geschlechter gehen und Geschlechter kommen,
Die Mutter Erde, sie besteht für immer.
Die Sonne steigt herauf und geht dann unter
Und lechzt erneut nach ihrem Ursprungsort,
Dort geht sie wieder auf, die junge Sonne.
Es geht nach Süden, dreht sich nach dem Norden,
Und immer kreisend geht der Wind herum.
Zu seinem Kreislauf kehrt zurück der Wind.
Die Bäche fließen alle in das Meer,
Das Meer wird aber dennoch nimmer voll.
Zu jenem Ort, zu dem die Bäche fließen,
Dorthin zu fließen wenden sie sich immer.
Die Worte machen alle soviel Mühe,
Und dennoch nichts vermag ein Mann zu sagen.
Das Auge ist ein Nimmersatt, zu sehen,
Und nie die Ohren werden satt vom Hören.
Was ist gewesen? Das was wieder sein wird.
Was tat man? Das was wieder wird getan,
Es gibt nichts Neues unter dieser Sonne.
Kann man von irgendeinem Dinge sagen:
Sieh dieses Ding an, das ist eine Neuheit?
Längst ist gewesen es in alten Zeiten,
In den Äonen, die da vor uns waren.
Es gibt kein Angedenken an das Alte
Und auch nicht an das Letzte, das da sein wird,
Es wird kein Angedenken daran geben
Und nicht an das, was in der Zukunft sein wird.
Ich Koheleth war Fürst Jerusalems,
Ich richtete mein Herz allein darauf,
Zu suchen, zu ergründen in der Weisheit,
Was alles sich ereignet unterm Himmel.
Dies böse Ding hat Menschen Gott gegeben,
Sich damit unter Mühen abzumühen.
Und ich betrachtete die ganzen Taten,
Die da gewirkt sind unter dieser Sonne,
Sieh, alles ist ein Nichts, Verdruß des Geistes!
Gekrümmtes nimmer wird Gerades werden,
Das Fehlende vermag man nicht zu zählen.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ich habe Weisheit reichere erworben
Und zu der vorigen hinzugefügt
Als die da vor mir in Jerusalem.
Mein Herz sah Weisheit und Erkenntnis viel.
Mein Herz sah auf Erkenntnis, sah auf Weisheit,
Erkannt ich Wahnsinn und der Torheit Handeln.
Und ich erkannte tief in meiner Seele,
Daß dies Begehren ist nach leerer Hohlheit.
Viel Weisheit ist auch viel Verdruß des Geistes,
Erkenntnis wachsend läßt die Schmerzen wachsen!
Ich sagte bei mir selbst, bei meiner Seele:
Erproben will ich es an dir durch Freude,
Auf, auf, daß du genießen sollst das Gute.
Doch siehe, dieses auch war Nichtigkeit.
Zur Lustigkeit des Scherzens sprach ich: Unsinn!
Zur Freude sprach ich: Was denn tust du da?
Und ich ergründete in meinem Herzen,
Den Menschenleib mit edlem Wein zu laben,
Mein Herz doch führend mit Vernunft der Weisheit,
Und Torheit zu ergreifen, bis ich sähe,
Ob dieses ist das Gute für die Menschen,
Dies, was da tun die Menschen unterm Himmel
Die ganze kurze Zahl der Lebenstage.
Verrichtet hab ich große Werke, wahrlich,
Ich baute Häuser, pflanzte Weinterrassen,
Ich habe Parks und Gärten angelegt
Und manchen edlen Fruchtbaum eingepflanzt.
Ich legte an die stillsten Wasserteiche,
Aus ihnen einen ganzen Wald zu wässern,
Der da von Grünkraft in den Bäumen sproß.
Ich habe Sklaven, Sklavinnen erworben,
Im Haus geborne, mir zum Eigentum,
Viel Kleinvieh war mein eigen, viele Kühe,
Da war ich reicher als die andern alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Ich habe Silber auch und Gold gehäuft,
Besitz von Königen und von Provinzen.
Und Sänger ich erwarb und Sängerinnen
Und auch die höchste Lust der Menschensöhne,
Die Liebe Fraue und die schönen Frauen.
Ich wurde groß und nahm mehr zu als alle,
Die vor mir waren in Jerusalem.
Auch meine Weisheit ist bei mir geblieben.
Und das, wonach verlangten meine Augen,
Das Schöne hab ich ihnen nicht verwehrt.
Ich habe meinem Herzen nichts versagt,
Nichts vorenthalten von der ganzen Freude,
Mein Herz war froh bei aller meiner Mühsal,
Dies war mein Anteil bei der ganzen Mühe.
Da schaute ich auf alle großen Werke,
Die meine Hände sich geschaffen hatten,
Ich sah die Mühe an des ganzen Schaffens,
Sieh! Alles Nichtigkeit! Verdruß des Geistes!
Ist alles sinnlos unter dieser Sonne!
Ich sah mich um, die Weisheit zu betrachten
Und Unsinn anzuschaun und eitle Taten:
Was tut der Mensch, der nach dem König kommt?
Er tut dasselbe, was man längst getan.
Die Weisheit ist doch besser als die Torheit,
Wie Licht ist besser als die Finsternis:
Der Weise trägt im Haupte seine Augen,
Blind geht der Tor um in der Finsternis.
Doch ich erkannte gleichfalls die Erkenntnis,
Daß Ein Ergehen Weise trifft und Toren.
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Entsprechend dem Ergehen eines Toren,
Wird’s mich auch treffen. Warum ward ich weise?
Da sprach ich zu mir selbst, zu meiner Seele:
Ach dies ist alles Nichts der Nichtigkeit!
Kein Angedenken gibt es an den Weisen,
Sowenig wie man stets gedenkt der Toren,
Weil in der Zukunft alles ist vergessen.
Wie stirbt der Weise doch mitsamt dem Toren!
Da hasste ich das Leben dieser Erde,
Zuwider war mir alles Menschentun,
Was da getan wird unter dieser Sonne,
Ist alles Nichtigkeit, Verdruß des Geistes!
Da hasst ich alle Werke meiner Mühe,
Die meine Mühsal unter dieser Sonne,
Die Werke, die ich hinterlassen werde
Dem Menschen, welcher nach mir kommen wird.
Wer weiß, wird weise er, wird töricht sein?
Wo er beherrschen soll doch mein Ermühtes,
Worum ich mich bemüht in meinen Mühen
Und Weisheit stiftet unter dieser Sonne.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten!
Da wandt sich meine Seele zur Verzweiflung,
Verzweiflung über meiner Mühen Werke,
Die ich erschaffen unter dieser Sonne.
So ist es: Hat sich einer abgemüht
Mit Tüchtigkeit und Weisheit und Erkenntnis,
So fällts doch einem Taugenichtse zu.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist nichts andres als ein großes Übel.
Was bleibt dem Menschen nun in seinen Mühen?
Was bleibt ihm in dem Streben seines Herzens,
Mit dem er tätig unter dieser Sonne?
Denn seine ganze Zeit besteht aus Schmerzen
Und Seufzer sind alleine seine Arbeit.
Selbst in der Nacht darf ruhen nicht sein Herz.
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Nichts ist so gut für eine Menschenseele,
Als daß er Speise ißt und trinkt den Trank
Und seine Seele Schönes sehen läßt.
Doch dieses auch hab ich erkennen können,
Daß es allein aus Gottes Händen kommt.
Denn wer kann essen, wer genießen da,
Wer, außer das es Gott ihm so gegeben?
Dem Menschen aber, welcher ihm gefällt,
Dem gibt er Freude, Weisheit und Erkenntnis,
Zu sammeln und zu häufen Sündern Mühsal,
Dem Gott Gefälligen das Gut zu geben.
Ach dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes!
Es hat da alles seine Spanne Zeit
Und jede Angelegenheit den Kairos.
So sind die Zeiten unter dieser Sonne,
Zeit zum Gebären ist und Zeit zu Sterben,
Zum Pflanzen Zeit und zum Entwurzeln Zeit,
Zum Töten eine Zeit und Zeit zum Heilen,
Zum Niederreißen Zeit und Zeit zum Bauen,
Zum Weinen Zeit und Zeit zum Lachen auch,
Zum Klagen Zeit und Zeit zum Tanzen auch,
Zum Steinewerfen Zeit, zum Steinesammeln,
Zum Kosen Zeit und fern sein von Liebkosung,
Zum Suchen Zeit und Zeit auch zum Verlieren,
Zeit zum Bewahren, Zeit auch zum Verwerfen,
Zeit zum Zerreißen, zum Zusammennähen,
Zum Schweigen Zeit und Zeit zum Reden auch,
Zum Lieben Zeit und Zeit zum Hassen auch,
Zum Streite Zeit und Zeit zum Friedenschließen.
Was hat der Schaffende für einen Vorteil
Von aller Mühsal, damit er sich abmüht?
Ich sah die Arbeit, die gab Gott den Menschen,
Daß jeder Mensch sich mühe in der Arbeit.
Gott machte alles schön zur rechten Zeit,
Er legte Ewigkeit in ihren Sinn.
Doch findet nicht der Mensch die Werke Gottes,
Erkennt sie nicht von Anbeginn bis Ende.
Ich sah, nichts besser ist als sich zu freuen
Und Schönheit sich im Leben zu bereiten.
Ein Mensch, der Speise speist und trinkt den Trank
Und der genießt bei aller Mühsal Gutes,
Er weiß es, dies ist eine Gabe Gottes.
Erkannt ich auch, daß alles, was tut Gott,
Das wird für immer, immerdar bestehen,
Hinzuzufügen nichts, nichts wegzunehmen.
Gott tut es, daß man Ehrfurcht vor ihm habe.
Das, was gewesen ist, war vordem da,
Und das, was sein wird, auch ist schon gewesen.
Und Gott allein sucht das Entschwundene.
Und weiter sah ich unter dieser Sonne:
Am Ort des Rechtes, siehe dort war Frevel,
Am Orte der Gerechtigkeit war Frevel.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Gerechte wird und Frevler richten Gott,
Für jede Angelegenheit kommt Zeit
Und eine rechte Zeit für alles Tun.
Da sprach ich bei mir selbst, zu meiner Seele:
Ach, was betrifft die armen Menschenkinder,
Sie anzuschauen, darum geht es Gott,
Und daß sie sehen, daß sie sind wie Tiere,
Daß sie erkennen solches für sich selbst.
Denn Eine Widerfahrnis hat der Mensch
Und Eine Widerfahrnis haben Tiere,
Dieselbe Widerfahrnis ists für beide.
Wie dieser stirbt, so sterben jene auch,
Ist Eine Ruach doch für alles Leben!
Der Mensch ist edler nicht als Tiere – Nichts!
Es geht doch alles an denselben Ort,
Es wurde alles aus dem Staub der Erde
Und alles kehrt zurück zum Staub der Erde.
Wer weiß: Des Menschen Ruach steigt nach oben?
Der Tiere Ruach sinkt hinab zur Erde?
Ich sah, daß es nichts Bessers gibt auf Erden,
Als daß der Mensch sich freut an seinen Werken,
Das ist sein Teil in diesem eitlen Leben,
Denn wer bringt ihn dazu, zu freun sich daran,
Was nach ihm sein wird auf der eitlen Erde?
Erneut sah all die Unterdrückung ich,
Die da verübt wird unter dieser Sonne,
Und siehe da, der Unterdrückten Tränen,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet,
Und viel Gewalt von Händen der Bedrücker,
Und keiner war bei ihnen, der sie tröstet.
Ich pries die Toten, welche längst gestorben,
Mehr als die Lebenden, die noch am Leben,
Doch mehr noch als die Lebenden und Toten
Den Menschen, der noch ungeboren ist,
Das böse Tun noch nicht gesehen hat,
Das da verübt wird unter dieser Sonne.
Und was ich sah, das war der große Aufwand
Und war der große Ehrgeiz eitlen Treibens,
Ja, Konkurrenz des einen mit dem andern,
Auch dies ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten,
Vergeblich Seufzen und Verdruß des Geistes.
Der Tor legt seine Hände in den Schoß
Und frißt mit seinem Maul sein eignes Fleisch.
Ist besser eine Handvoll in der Ruhe,
Als beide Fäuste voll mit schwerer Mühsal
Und nichtiger Begier nach Luftgespinsten.
Auch sah ich Eitles unter dieser Sonne:
Da gibt es einen, aber keinen zweiten,
Auch hat er keinen Sohn und keinen Bruder,
Doch gibt’s für alle seine Müh kein Ende,
Nie werden seine Augen satt vom Reichtum.
Er spricht: Für wen denn mühe ich mich ab,
So daß mein müdes Herz entbehrt des Schönen?
Auch das ist Nichtigkeit, ein böses Übel.
So sind doch besser zwei, als einer nur,
Gibt guten Lohn für sie bei ihrer Mühe.
Denn wenn sie fallen oder wenn sie stürzen,
Der eine richtet dann den andern auf.
Doch weh dem Einsamen, der fällt allein,
Weh dem, ist keiner da, der ihn erbaut!
Wenn zwei sich legen, wird es ihnen warm,
Dem Einsamen wird nimmer warm im Bette.
Und wenn ein Mann den einen angreift auch,
Gemeinsam können zwei doch widerstehen,
Und sind drei Fäden gar in Einer Schnur,
So wird die dicke Schnur nicht reißen rasch.
Ein Jüngling besser ist, der arm, doch weise,
Ist besser als ein Fürst, der alt, doch töricht,
Und der nicht klug und sich nicht raten läßt.
Ja, aus dem Kerker ging hervor der Jüngling,
Um schließlich noch zu werden Fürst im Lande,
Im Königtum geboren als ein Armer.
Ich sah die Menschen an im Land des Lebens,
Die Menschen, wandelnd unter dieser Sonne,
Ich sah sie mit dem Jünglinge, dem Armen,
Der an des Fürsten Stelle treten sollte.
Es ist kein Ende für das ganze Volk,
Für alle, denen nun der Jüngling vorsteht.
Nicht freuen sich die Kommenden an ihm,
Ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten, Hauch!
Bewahre dich, gehst du zum Tempel Gottes,
Zu nahen, um zu hören Gottes Wort,
Ist besser als der Toren Opfergabe.
Unwissend sind sie, daß sie Böses tun.
Sei nicht zu eilig du mit deinem Munde,
Sei nicht zu schnell mit deines Herzens Zunge,
Ein Wort ergehen lassend vor der Gottheit,
Gott ist im Himmel, du bist auf der Erde.
Drum seien deine Worte wenige,
Denn Traum kommt mit der Menge an Geschäft
Und Torenschwatzen mit der Worte Menge.
Wenn du vorm Gotte ein Gelübde ablegst,
Dann halte dich nicht auf, es zu erfüllen,
Denn kein Gefallen gibt es an den Toren.
Was du gelobst dem Gotte, das erfülle.
Sonst ist es besser, du gelobst erst nicht,
Als daß du es gelobst und nicht erfüllst.
Gib nicht dem Mund zu, schuldig dich zu machen,
Sprich nicht vorm Engel: Es war ein Versehen.
Soll Gotte zürnen über deine Reden
Und deiner Hände Werke dir verderben?
Trotz vieler Träume, vieler Nichtigkeiten,
Trotz vieler Worte ohne Maß und Zahl:
Gott, deinen Gott sollst du alleine fürchten!
Siehst Unterdrückung du der armen Menschen
Und Raub von Recht und von Gerechtigkeit
In der Provinz, so wundere dich nicht!
Ein Hoher wacht wohl über einen Hohen,
Ein Höherer wacht über beide Hohen.
Des Landes Vorteil ist in allem dies:
Ein König, der dem Ackerlande dient.
Wer Mammon liebt, wird nimmer satt am Mammon,
Wer Reichtum liebt, wird satt nicht am Gewinn.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Wenn zahlreich aber werden gute Dinge,
So sind auch viele da, die es verzehren.
Was ist der Nutzen für den Eigentümer,
Es sei denn, daß er‘s sieht mit seinen Augen?
Süß ist der Schlummer des, der da geschaffen,
Ob er auch wenig isset oder viel.
Die Sattheit aber eines reichen Mannes
Bringt dennoch ihm zum Schlafen keine Ruhe.
Da gibt es eine wirklich böse Krankheit,
Die ich gesehen unter dieser Sonne:
Geld, vom Besitzer aufgehäuft, zum Unglück.
Vergeht der Reichtum durch Geschäftsverlust
Und hat der Reiche einen Sohn gezeugt,
So hat er nichts davon in seiner Hand.
Wie er hervorging aus dem Mutterschoß,
Nackt wird er gehen, nackt ist er gekommen.
Nichts trägt er mit davon für seine Mühe,
Nichts, das er mitgeführt in seiner Hand.
Und grade das ist eine böse Krankheit:
So wie er kam, so nackend wird er gehen.
Was für Gewinn wird schließlich für ihn bleiben?
Daß er sich abgemüht für Luftgespinste!
Auch alle Tage isset er im Finstern
Mit viel Verdruß und Ärgernis und Leiden.
Doch siehe, was ersehen ich als Gutes:
Schön ists zu essen, herrlich ists zu trinken
Und Schönheit anzuschaun bei aller Mühe,
Mit
der man müht sich unter dieser Sonne
In der begrenzten Zahl der Lebenstage,
Die Gott der Schöpfer zugeteilt dem Menschen.
Das ist sein Anteil. Nämlich jeder Mensch,
Dem Gott gegeben seines Reichtums Schätze,
Und den er auch befähigt, zu genießen,
Befähigt, seinen Teil davon zu nehmen,
Bei aller Mühe Freude auch zu haben:
Schau, das ist eine Gnadengabe Gottes.
Er denkt nicht viel an die begrenzte Zeit
Des Lebens, weil die Gottheit ihn beschäftigt,
Beschäftigt mit der Wonne seines Herzens!
Und siehe, es gibt weiterhin das Böse,
Das ich gesehen unter dieser Sonne,
Das Übel lastet schwer auf Menschenseelen.
Ein Mensch, dem Gott gibt Reichtum, Schätze, Ehre,
Daß seine Seele nichts entbehrt von allem,
Was je begehrt die Seele jenes Mannes,
Doch Gott gibt nicht das Glück, es zu genießen,
Vielmehr ein fremder Mann genießt die Gaben,
Das auch ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist ein böses Leiden in dem Leben.
Wenn auch ein Mann erzeugte hundert Kinder
Und lebte eine Unzahl Lebensjahre,
Die Zahl der Jahre wäre wirklich riesig,
Doch seine Seele wird nicht satt am Guten
Und auch kein Grabmal wäre ihm beschieden,
So ist dann besser dran die Fehlgeburt,
Sie kommt im Nichts und geht in Finsternis,
Ihr Name ist bedeckt von Finsternis,
Die Sonne sieht sie nicht und kennt sie nicht,
Die hat mehr Ruhe als der andre Mann.
Und lebte einer auch zweitausend Jahre
Und hätte doch das Gute nicht gesehen?
Es geht doch alles an denselben Ort.
Des Menschen Mühe ist für seinen Mund,
Und doch wird das Verlangen nicht gestillt.
Ja, was für einen Vorteil hat der Weise
Und was ist da der Nachteil eines Toren?
Was ist der Vorteil des geringen Menschen,
Der da in Demut vor dem Herrn versteht,
Im Lande der Lebendigen zu wandeln?
Ist besser doch das Sehen mit den Augen,
Als die Begierde nach dem Luftgespinste.
Auch das ist Nichts, vergeblich ist das Seufzen.
Was auch geschieht, genannt ist dessen Name,
Es ist bekannt schon längst, wer da ein Mensch.
Und er vermag mit jenem nicht zu rechten,
Mit jenem, der ihm überlegen ist.
Ach ja, es gibt unendlich viele Worte,
Die eitlen Eitelkeiten zu vermehren!
Was ist der Vorteil da für einen Menschen?
Wer weiß, was gut ist einem Menschenleben?
Die Zahl der Tage seines eitlen Lebens
Verbringt er ja so flüchtig wie ein Schatten!
Wer also teilt der Menschenseele mit,
Was nach ihm sein wird unter dieser Sonne?
Ein Nachruhm besser ist als gutes Salböl,
Der Tag des Todes doch als der Geburtstag.
Ist besser, in einer Trauerhaus zu gehen,
Als in das Feierhaus, als in die Schenke.
Dies offenbart dir aller Menschen Ende,
Der Lebende, er nimmt es sich zu Herzen.
Ist besser Trauerschmerz als das Gelächter,
Denn durch das Trauern wird das Herz gereinigt.
Des Weisen Herz ist in dem Haus der Trauer,
Der Toren Herz in Häusern des Gelächters.
Ist besser, zuzuhörn des Weisen Schelten
Als eitlen Liebesliedern eitler Narren.
Denn wie der Disteln Knistern unterm Kessel,
So ist der Toren närrisches Gelächter.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Der unrechtmäßige Gewinn und Reichtum
Macht selbst den weisen Mann zu einem Toren,
Bestechung ruiniert des Weisen Herz.
Der Sache Ende besser als ihr Anfang,
Langmütigkeit ist besser als der Hochmut.
Sei eilig nicht im Geiste, dich zu ärgern,
Es wohnt der Ärger in dem Schoß des Toren.
Sprich nicht: Was waren doch die alten Zeiten,
Die goldnen Zeiten besser doch als unsre?
Denn nicht in Weisheit stellst du solche Fragen.
Ein Gut ist Weisheit, auch mit Erbbesitz,
Ist ein Gewinn für die, die sehn die Sonne.
Denn bist du in der Gottesweisheit Schatten,
Beschirmt sie dich im Schatten auch des Geldes.
Doch ist der Nutzen größer von Erkenntnis,
Denn Weisheit schenkt das Leben dem Besitzer.
Betrachte du genau die Werke Gottes:
Wer macht das grad, was er hat krumm gemacht?
Am guten Tage sei du guter Dinge,
Am bösen Tage aber du bedenke,
Auch diesen hat wie jenen Gott gemacht,
Allein weil nie der Mensch erkennt die Zukunft,
Was nach ihm kommt, das kann er nicht erkennen.
Das sah ich an in meiner Eitelkeit:
Ist ein Gerechter, sterbend als Gerechter,
Ein Gottvergessner lebt in seiner Bosheit.
Du sei nicht zu gerecht und nicht gebärde
Du dich so weise wie die sieben Weisen,
Warum willst du dich selber einsam machen?
Doch sei auch nicht zu gottlos, sei kein Narr,
Warum willst du verscheiden vor der Zeit?
Gut ist, daß du an dieser Weisheit festhälst
Und auch von jener Weisheit dich nicht fernhälst,
Der Gottesfürchtige entgeht der Sünde.
Die Weisheit wird dem Weisen Kraft verleihen,
Mehr Kraft als zehn Gebietern in den Städten.
Es ist doch kein Gerechter auf der Erde,
Der nichts als Gutes täte, niemals fehlte.
Auch all den vielen Worten, die man redet,
All dem Geschwätz sollst du dein Herz nicht widmen,
Daß du nicht hörest deiner Knechte Lästern.
Denn oftmals schon, das hat dein Herz erkannt,
Denn oftmals schon hast Andre du verlästert.
Das alles prüfte ich in Gottes Weisheit.
Ich sprach zu mir: Ein Weiser will ich werden!
Sie aber, Sie, ach Sie blieb fern von mir!
Sehr fern ist das, was ist, das ist sehr tief,
Wer kann den Urgrund allen Seins erkennen?
Ich wandt mich um und richtete mein Herz
Auf die Erkenntnis und auf das Ergründen
Der Weisheit und das Urteil zu ergründen
Und ich erkannte allen Frevels Stumpfsinn,
Erkannte Torheit als des Unsinns Frucht
Und fand auch bittrer als den Tod das Weib –
Ein Netz ist sie, ein Fangnetz ist ihr Herz,
Wie Fesseln ihre Haare, ihre Hände.
Wem Gott ist gut, der wird dem Weib entrinnen,
Wer sich verfehlt, wird von dem Weib gefangen.
Schau, wahrlich, das hab ich herausgefunden,
Spricht Koheleth, das eine und das andre,
So bin gekommen ich zum weisen Urteil.
Was meine Seele auch noch untersucht
Und was gefunden meine Seele nimmer:
Wohl Einen Mann fand ich bei tausend Menschen,
Ein Weib hab ich bei Menschen nicht gefunden.
Ja, dies hab ich zu Herzen mir genommen,
Dies alles sorgsam und genau zu prüfen:
Daß die Gerechten nämlich und die Weisen
Und ihre Werke sind in Gottes Hand.
Es sei nun Liebe oder Haß, was weiß der Mensch?
Denn ihnen steht bevor noch Haß und Liebe.
Ist alles gleichsam für die ganze Menschheit,
Ein und dasselbe Schicksal allen Menschen,
Ein Schicksal den Gerechten und den Frevlern,
Den Guten und den Reinen und den Sündern,
Den Opfernden und den Nicht-Opfernden,
So wie dem Frommen, so ergehts dem Sünder,
Gelobendem, dem Meider des Gelübdes.
Das ist ein Übel unter dieser Sonne,
Daß es dasselbe Schicksal gibt für alle,
Daß auch das Herz des Menschen voll vom Bösen,
Daß Unsinn immerdar in ihrem Herzen,
Und schließlich geht das Herz hinab zu Toten.
Wird wer noch zu den Lebenden gezählt,
So ist für ihn noch eine Hoffnung da,
Denn einem Hund am Leben geht es besser,
Als einem Löwen in dem Totenreich.
Ist wer am Leben, weiß er, er muß sterben,
Was aber wissen überhaupt die Toten?
Gibt’s für die Toten ja auch keinen Lohn,
An sie ist die Erinnerung vergessen.
Der Toten Liebe und der Toten Haß,
Der Toten Eifer, alles längst vergessen,
Es gibt für sie auf Dauer keinen Anteil
An allem Wandel unter dieser Sonne.
So geh und iß mit Freude deine Speise
Und trinke lustig deinen edlen Wein,
An deinem Werk hat Gott ein Wohlgefallen.
Es seien deine Kleider allzeit frisch
Und Salböl soll auf deinem Haupt nicht mangeln.
Genieß dein Leben mit der Lieben Fraue,
Liebfraue, die du liebst von ganzem Herzen,
Du liebe sie dein ganzes Leben lang,
Das Gott dir schenkte unter dieser Sonne,
Die ganze Lebenszeit der Nichtigkeit.
Das ist dein Teil an deines Lebens Mühe,
Mit der du mühst dich unter dieser Sonne.
Tu alles das, was deine Hände finden,
Tu alles das mit deiner ganzen Kraft.
Sind keine Werke doch und keine Werte
Und nicht Erkenntnis mehr und nimmer Weisheit
In jenem Schattenreich, zu dem du wandelst.
Die toten Fliegen lassen Salböl stinken
Und lassen gären Öl des Salbenmischers.
Schwerwiegender als Weisheit selbst und Ehre
Ist nur ein wenig von der eitlen Torheit.
Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten,
Das Herz des Toren ist zu seiner Linken.
Auch auf dem Wege, wenn der Tor ihn geht,
Auf seinem Wege fehlts ihm an Verstand,
Er sagt zu jedem nur, er sei ein Tor.
Wenn Zorn des Herrschers aufsteigt gegen dich,
Verlasse nimmer deinen sichern Platz.
Denn Sanftmut läßt nicht große Schuld geschehen.
Es gibt ein Übel, das ich angeschaut,
Betrachtet habe unter dieser Sonne,
Wie ein Versehn, verursacht von dem Herrscher,
Erhoben wird ein Tor in höchste Stellung,
Und Reiche sitzen in der Niedrigkeit.
Ich schaute Knechte auch auf Pferden reiten
Und Fürsten gehen barfuß wie die Sklaven.
Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein,
Reißt wer die Mauer ein, den beißt die Schlange,
Wer Steine bricht, verletzt sich selbst daran,
Wer spaltet Holz, gefährdet sich dadurch.
Ist Eisen stumpf, man wetzt die Schneide nicht,
Dann muß man um so mehr der Kraft aufwenden.
Von Vorteil, Weisheit richtig anzuwenden.
Die Schlange beißt, bevor du sie beschworen,
Da gibt es nicht Gewinn für den Beschwörer.
Des Weisen Worte bringen Ruhm und Ehre,
Der Toren Lippen fressen nur den Toren.
Der Anfang seiner Worte ist die Torheit,
Das Ende seiner Rede übler Unsinn.
Wer da ein Tor ist, der schwatzt viele Worte,
Doch Einsicht fehlt dem Mann, in das was sein wird,
Was nach ihm sein wird, wer teilt ihm das mit?
Der Toren Arbeit, die ermüdet sie,
Vermag er nicht einmal, zur Stadt zu gehen.
Weh, Land, dir, wenn dein König ist ein Knabe
Und deine Fürsten morgens schon genießen.
Wohl, Land, dir, wenn dein König ist ein Edler,
Wenn Fürsten zu der rechten Zeit genießen
Als starke Männer, aber nicht im Saufen.
Zwei faule Hände senken das Gebälk,
Das Dach tropft durch der Hände Sinkenlassen.
Um froh zu lachen, hält man eine Mahlzeit,
Fürwahr, fürwahr, der Wein erfreut das Leben,
Das Geld, so heißt es, sorgt dann für das Ganze.
Selbst in Gedanken fluche nicht dem König,
In deinem Schlafgemache nicht dem Reichen.
Des Himmels Vögel tragen deine Stimme,
Die Herrn der Flügel künden deine Worte.
Schick deine Kuchen weithin übers Meer,
Nach vielen Tagen findest du sie wieder.
Verteil auf sieben Leute oder acht,
Du weißt nicht, was für Unheil noch geschieht.
Sind Wolken voll, kommt Regen auf die Erde,
Und fällt ein Baum nach Süden oder Norden,
Wohin er fällt, dort wird er liegen bleiben.
Wer achtet auf den Wind, kommt nicht zum Säen,
Wer auf die Wolken schaut, der wird nicht ernten.
Unwissend bist du über Windes Wege
Und ebenso kennst du nicht Gottes Werk,
Des Schöpfers, der das Ein und Alles wirkt.
Am Morgen streue deinen Samen aus,
Laß bis zum Abend deine Hand nicht ruhen,
Ob dieses dir gelingt, ob jenes dir,
Wer weiß, ob beides wird zusammen gut.
Dann wird es lieblich sein, das Licht des Lebens,
Den Augen tut es wohl, zu schaun die Sonne.
Denn wenn der Mensch auch viele Jahre lebt,
Soll er sich über alle Jahre freuen
Und denken an die Zeit der Finsternis,
Denn wahrlich zahlreich sind die finstern Tage.
Auch alles, was da kommen wird, ist eitel!
So freue, Jüngling, dich an deiner Kindheit,
Laß wohl sein deinem Herzen in der Jugend
Und lebe nach den Wegen deines Herzens
Und geh nach dem, wonach den Augen lüstet.
Bedenke wohl, daß wegen aller Werke
Einst Gott wird ziehen dich zur Rechenschaft.
Entferne also Kränkung aus dem Herzen
Und halte Unheil fern von deinem Leibe,
Denn Jugend sind und Lebensmorgen eitel!
Denk du an deinen Schöpfer in der Jugend,
Denk du an Gott, eh kommt die böse Zeit,
Eintreffen wird das Alter, du wirst sagen:
Ich hab an diesen Jahren kein Gefallen.
Dann wird die Sonne finster und das Licht,
Dann werden finster werden Mond und Sterne,
Die Wolken kehren wieder nach dem Regen.
In jener Zeit erzittern dann die Wächter
Des Hauses, krümmen sich die starken Männer,
Die Müllerinnen werden Pause machen,
Weil sie so wenige geworden sind.
Es werden dunkel, die da schaun durchs Fenster,
Verschlossen werden Türen zu der Straße,
Nachlassen wird das Klappern an der Mühle.
Erhebt man sich zur Stimme des Geflügels,
Dann sind gedämpft die Töchter der Gesänge.
Auch vor der Höhe wird man dann sich fürchten
Und vor den vielen Schrecken unterwegs.
In Blüte stehen wird der Mandelbaum,
Es schleppt sich mit den Lasten ab der Heuschreck,
Aufbrechen wird in Lust die Kapernknospe.
Doch geht der Mensch zu seiner ewgen Wohnung,
Auf Straßen jammern laut die Klageweiber.
Entfernt wird werden dann die Silberschnur,
Zerbrechen wird das goldne Ölgefäß,
Der Krug bricht auseinander an der Quelle,
Das Rad zerbrochen wird am Loch der Grube.
Der Staub kehrt heim zur Erde, wie er war,
Der Geist kehrt heim zu Gott, der ihn gehaucht.
Ein Nichts von Nichtigkeit, sprach Koheleth,
Ist Alles Nichts, ist nichts als Eitelkeit!
Und weiter? Koheleth war wahrlich weise,
Dazu Erkenntnis lehrt er die Menschen,
Er wägte, prüfte, dichtete die Sprüche,
Er mühte sich, das rechte Wort zu finden,
Gefälliges und schönes, war sein Trachten,
Aufrichtig dichten wahre schöne Worte.
Der Weisheit Worte sind wie Ochsenstachel,
Wie eingeschlagne Nägel sind die Sprüche.
Gegeben sind sie all von Einem Hirten.
Und was darüber noch hinausgeht, Sohn,
Vor mehr als diesem, Söhnchen, sei gewarnt!
Viel Büchermachen, ach, das nimmt kein Ende,
All das Studieren macht so müd den Leib!
Das Ziel des Ganzen wollen nun wir hören:
Du fürchte Gott und halte die Gebote,
Denn das allein macht aus den ganzen Menschen.
Denn Gott bringt alles Werk ins Weltgericht,
Was da geheim, sei’s Gutes oder Böses.
DAS LEHRGEDICHT DER WEISHEIT
(Sprüche Salomos, Kapitel 1-8)
Sprüche Salomonis, Sohnes Davids,
König Israels war Salmone,
Zu verstehen Weisheit und Erziehung,
Einsicht zu gewinnen in die Weisheit,
In die Sprüche der Vernunft und Klugheit,
Zu erwerben die Erziehung, merkend
Auf Gerechtigkeit und Recht und Wahrheit,
Unerfahrenen zu geben Klugheit,
Jugendlichen heilige Erkenntnis
Und Besonnenheit. Es lausch der Weise
Und vermehre Einsicht und Erkenntnis,
Der Verständige erwerbe Künste,
Einsicht zu gewinnen in die Sprüche,
Weise Worte, heilige Orakel.
Ehrfurcht Jahwes ist Erkenntnis-Anfang.
Narren schmähen Weisheit und Erziehung.
Höre, o mein Sohn, die Zucht des Vaters,
Lausch der Unterweisung deiner Mutter,
Wie ein Kranz sind sie auf deinem Haupthaar
Und am Hals wie eine Silberkette.
Sohn, wenn dich die bösen Kerle locken,
Wenn dich Männer der Gewalt bereden,
Schenke ihnen nimmer deine Ohren.
Wenn sie sagen: Folg uns auf den Raubzug,
Lauern wollen wir aufs Blut der Menschen,
Den Unschuldigen die Netze stellen,
Wollen sie verschlingen wie die Hölle,
Blühende ins Grab hinunterziehen.
Großen Reichtum werden wir erlangen,
Unsre Häuser füllen mit der Beute.
Und du wirfst das Los in unsrer Mitte,
Soll Ein Beutel sein für alle Räuber.
Sohn, dann gehe nicht auf ihren Wegen,
Deinen Fuß entferne ihren Steigen,
Ihre Füße laufen rasch zum Bösen,
Sie vergießen leicht das Blut der Menschen.
Denn vergeblich wird das Netz geworfen
Vor den Vogelaugen aller Vögel,
Auf das eigne Menschenblut sie lauern,
Stellen ihren Seelen eine Falle.
So ist das Ergehen aller Räuber.
Denn die Seele nimmt es dem Besitzer.
Ewge Weisheit laut ruft auf der Straße,
Auf dem Platz erhebt sie ihre Stimme,
Durch den Lärm der Kreuzung ruft sie, rufend
In den Toren steht sie, predigt Umkehr.
In den Städten spricht sie ihre Sprüche:
Ach wie lange liebt ihr Toren Torheit,
Ach wie lang ihr Lüsternen die Wollust,
Haßt ihr Gottvergessenen Erkenntnis?
Kehrt zu meiner Weisung um, spricht Weisheit,
Denn ich werde meinen Geist ergießen,
Wissen lassen euch der Weisheit Worte.
Weil ich rief, ihr doch nichts wissen wolltet,
Meine Hand ausstreckte, niemand merkte,
Nicht befolgtet ihr der Weisheit Ratschlag
Und habt Weisungen nicht angenommen,
Darum lache ich bei eurem Unglück,
Spotte beim Eintreffen eures Grauens,
Wenn das Grauen eintrifft wie Gewitter,
Unglück kommt herbei wie eine Windsbraut,
Wenn hereinbricht Drangsal und Bedrückung.
Ruft ihr dann, so geb ich keine Antwort,
Suchen werdet ihr und doch nicht finden.
Dafür daß ihr hasstet die Erkenntnis
Und die Ehrfurcht nicht vor Gott erwähltet,
Angenommen nicht der Weisheit Ratschlag,
Alle meine Weisungen verschmähtet.
Essen werdet ihr des Weges Früchte,
An den Planungen euch überfressen.
Denn der Toren Abfall wird sie töten,
Tödlich ist der Narren eitle Einfalt.
Doch wer mir gehorcht, wird sicher wohnen,
Sorglos vor dem Grauen alles Übels.
Söhnlein, wenn du meine Worte annimmst,
Meine Weisungen bei dir bewahrest,
Daß dein Ohr aufmerket auf die Weisheit,
Wirst dein Herz du lenken zum Verständnis.
Wenn du die Verständigkeit erflehest,
Dem Verständnis hingibst deine Stimme,
Suchest das Verständnis du wie Silber
Und verborgne Schätze in der Tiefe,
Dann wirst du verstehen Ehrfurcht Jahwes
Und erfinden die Erkenntnis Gottes,
Denn die Gottheit Jahwe spendet Weisheit,
Jahwes Mund Verständnis und Erkenntnis,
Jahwe speichert Redlichen die Hilfe,
Ist ein Schild für die vollkommen wandeln,
Zu bewahren die gerechten Pfade,
Zu beschützen Wege seiner Frommen.
Dann wirst du Gerechtigkeit verstehen
Und Geradheit, jeden Weg des Guten,
Weisheit wird dir in die Seele fließen
Und Erkenntnis deinem Geiste wohltun.
Die Besonnenheit wird dich bewachen,
Die Verständigkeit wird dich behüten,
Dich den bösen Wegen zu entreißen,
Von dem Manne, der Verkehrtes redet,
Die verlasssen die geraden Pfade,
Um zu wandeln auf den finstern Wegen,
Die sich freuen, Böses anzufangen,
Jubeln über die verkehrten Wege,
Deren Pfade sind verdreht, verdorben,
Irre gehn sie auf den breiten Straßen;
Auch dich zu entreißen eitler Dirne,
Fremder Frau, die ihre Worte glättet,
Die verläßt den Liebling ihrer Jugend,
Die vergißt die Ehe ihres Gottes;
Denn zum Tode senkt sich ihre Hütte
Und zu den Verstorbnen ihre Bahnen;
Alle, die zu ihr eingehen, sterben,
Kehren nimmer auf den Pfad des Lebens.
Lerne Weisheit mit dem Ziel des Glaubens,
Daß du wandelst auf dem Weg des Guten,
Achtest auf die Pfade der Gerechten,
Denn die Wahrheit in dem Herzen tragen,
Werden wohnen in dem guten Lande,
Die Vollkommnen werden übrig bleiben.
Gottvergessne werden ausgerottet
Und die Ungetreuen ausgerissen.
Söhnchen, nicht vergesse meine Lehre,
Meine Weisungen bewahr im Herzen,
Lange Tage, lange Lebensjahre,
Wohlbefinden werden sie dir mehren.
Liebe, Treue sollen bei dir bleiben,
Binde sie um deinen Hals, mein Söhnchen,
Schreib sie auf die Tafel deines Herzens.
So wird sich der Weisheit Antlitz neigen,
So wirst du erlangen gute Einsicht
In den Augen Gottes und der Menschen.
Traue Jahwe du von ganzem Herzen,
Stütz dich nicht aufs eigene Verständnis.
Denk an ihn auf allen deinen Wegen,
Er wird ebnen deine Lebenspfade.
Sei nicht in den eignen Augen weise,
Fürchte Jahwe, weiche von dem Bösen!
Heilung wird das sein für deinen Nabel
Und Erquickung für den ganzen Körper.
Ehre Jahwe du mit deinen Gütern
Und den Erstgeburten deines Reichtums,
Überfließen werden deine Scheunen
Und die Vorratskammern überfließen
Und von Traubenmoste deine Kufen.
Die Ermahnung Jahwes, Sohn, verwirf nicht,
Sei geduldig du des Vaters Strafe.
Denn wen Jahwe liebt, wird er erziehen,
Wie des Vaters Zucht am Lieblingssöhnchen!
Wohl dem Menschen, der erlangt die Weisheit,
Wohl dem Menschen, der erreicht Verständnis.
Besser ihr Erwerb als Silberreichtum,
Besser ihr Ertrag als feines Gelbgold.
Ihre Kostbarkeit unübertrefflich
Übertrifft auch die Korallen kostbar.
Was du schätzest, ihr ists nicht vergleichbar.
Lange Tage trägt sie in der Rechten,
In der Linken Ehre, Ruhm und Reichtum.
Ihre Wege sind der Wonne Wege,
Alle ihre Steige Wohlbefinden.
Lebensbaum ist sie für die ihr Treuen,
Wer sie fasst, der wird beglückt und selig.
Jahwe gründete die Welt in Weisheit,
Stellte auf den Himmel in Verständnis.
Ozeane brachen aus dem Wissen
Und die Wolken träufeln Regen nieder.
Sohn, nicht soll sie deinen Augen weichen,
Du bewahre Umsicht, Weitsicht, Einsicht,
Diese werden Leben deiner Seele
Und ein Schmuck für deinen Hals, mein Söhnchen.
Sicher wirst du deine Wege gehen,
Und dein Fuß wird nicht an Steine stoßen.
Legst du dich, du brauchst dich nicht zu fürchten,
Liegst du, ist dein Schlummer süß und lieblich.
Fürchte du dich nicht vor jähem Schrecken,
Nicht vorm Untergang der Gottvergessnen,
Jahwe wird dir Zuversicht und Hoffnung,
Deinen Fuß bewahren vor der Falle.
Weigere Bedürftigen nichts Gutes,
Steht es in der Macht nur deiner Hände.
Sag dem Nächsten nicht: Zurück dich wende,
Morgen geb ich – hast dus bei dir heute.
Schaffe deinem Nächsten nimmer Böses,
Wohnt er arglos neben deinem Hause.
Führe Rechtsstreit nicht mit einem Menschen
Ohne Grund, wenn er getan nichts Böses.
Sei nicht neidisch auf die Übeltäter,
Nicht entscheide dich für ihre Wege,
Ungetreue sind ein Greuel Jahwe,
Den Aufrichtigen gilt sein Vertrauen.
Jahwes Fluch ist in dem Haus der Bösen,
Segen in der Wohnung der Gerechten.
Wahrlich, wahrlich, Jahwe spottet Spöttern,
Den Demütigen gibt Gnade Jahwe.
Ehre werden erben fromme Weise,
Eitle Narren tragen ihre Schande.
Höret, meine Söhne, ihr Geliebten,
Eures Herzensvaters Sittenlehre.
Gute Lehre geb ich euch in Weisheit,
Mein Gesetz und meine Weisung laßt nicht.
Ich war selber Sohn von einem Vater,
Zart und einzig Liebling einer Mutter.
Vater unterwies mich, hat gesprochen:
Halte fest mein Wort mit deinem Herzen.
Wahre die Gebote, lebe, lebe!
Weisheit dir erwirb, erwirb Erkenntnis,
Nicht vergesse Weisheit, Jahwes Weisheit,
Weich nicht von den Reden meines Mundes.
Laß sie nicht, denn sie beschützt dich sicher.
Weisheits-Anfang ist: Erwirb dir Weisheit
Und mit aller Kraft erwirb Erkenntnis.
Schätze hoch sie, sie wird dich erhöhen,
Rühme sie, wenn du umarmst sie liebend!
Sie gibt deinem Haupt den Kranz der Schönheit,
Schenkt dir eine königliche Krone!
Höre, Söhnchen, lausche meinen Reden,
Lebensjahre werden sich dir mehren.
Weisen will ich dir den Weg der Weisheit,
Gehen lassen dich auf rechten Wegen.
Deinem Wandeln sind nicht eng die Schritte,
Wirst du laufen, wirst du doch nicht straucheln.
Laß nicht nach, halt fest an der Erziehung,
Achte auf die Zucht, sie ist dein Leben.
Gottvergessner Pfade nicht betrete,
Gehe nicht einher der Bösen Wege.
Liegen laß der Bösen breite Straßen,
Weich von breiten Straßen, geh vorüber,
Böse schlafen nicht, bevor sie lästern,
Sie sind schlaflos, stellen sie nicht Fallen.
Sie verspeisen gottlos Brot der Torheit,
Trinken von dem Trunke der Gewalttat.
Aber der Gerechten schmale Pfade
Sind wie Herrlichkeit des Sonnenaufgangs,
Steigend, leuchtend zum Zenit des Tages.
Finsternis ist Gottvergessner Straße,
Merken selber nicht, wodurch sie straucheln.
Söhnchen, merke du auf meine Worte,
Meinen Reden neige deine Ohren.
Deinen Augen weiche nicht die Weisheit,
Wahre sie im Innern deines Herzens.
Ewges Leben ist mein Wort dem Finder
Und dem ganzen Leib Genesung, Heilung.
Mehr als Schätze hüte deine Seele,
Denn sie ist die Quelle deines Lebens.
Lege ab von dir den Trug der Lippen
Und entferne Sünden deiner Zunge.
Deine Augen sollen grade blicken,
Deine Wimpern schauen grad und strahlend.
Ebne du die Wege deiner Füße,
Jede deiner Strecken sei befestigt.
Nicht nach rechts und nicht nach links abweiche,
Halte ferne deinen Fuß vom Bösen.
Söhnchen, willig lausche meiner Weisheit,
Meiner Einsicht leihe du dein Lauschen,
Wahre Überlegungen der Weisheit,
Deine Lippen wahren die Erkenntnis.
Honig träufelt fremder Dirne Lippe,
Glatter ist als Balsamöl ihr Gaumen.
Doch das Ende ist wie Wermut bitter,
Scharf ist sie wie Schwerter doppelschneidig.
Ihre Füße wandeln zu den Toten,
Ihre Schritte streben in die Hölle.
Nicht schlägt ein sie Wege ewgen Lebens,
Ihre Füße beben ohne Einsicht.
Meine Söhne, lauschet meiner Weisheit,
Weicht nicht von den Reden meines Mundes.
Bleibe fern der fremden Frau des Andern,
Nahe dich nicht ihrer Hütte Pforte,
Geb nicht andern deines Lebens Frische,
Unbarmherzigen die Kraft des Lebens,
Daß nicht sättigt Fremde dein Vermögen,
Deine Arbeit kommt ins Haus des Fremden,
Daß du stöhnen wirst an deinem Ende,
Wenn hinschwinden wird dein Fleisch und Körper
Und du redest: Ich verwarf die Mahnung,
Meine Seele Warnung und Erziehung,
Lauschte nicht dem Wort der Unterweiser,
Neigte nicht die Ohren meinen Lehrern.
Fast wär ich geraten an das Böse
Mitten in Gemeinschaft und Versammlung.
Wasser trink aus eigener Zisterne,
Fließendes aus deines Brunnens Mitte.
Sollen deine Quellen überfließen,
Wasserbäche auf die breiten Straßen?
Sie, sie sollen einzig sein dein eigen,
Aber nicht für andre Nebenbuhler.
Deine Quelle, die gebenedeite,
Ist dein Glück, die jugendliche Fraue,
Liebliche Gazelle, Anmut-Hindin.
Ihre Brüste sollen dich berauschen,
Sollst gesättigt sein an ihrem Busen,
Taumle immerfort in ihrer Liebe!
Warum taumelst du um eine Fremde,
Stöhnst vor Brüsten einer Götzensklavin?
Jahwes Augen sehen Menschenwege,
Er beachtet alle Menschenpfade.
Gottvergessnen fangen seine Sünden,
Fesseln ihn der eignen Sünden Fesseln.
Er stirbt an dem Mangel an Erziehung,
Taumelt hin in Größe seiner Torheit.
Sohn, wenn du gebürgt für deinen Nächsten,
Handschlag gabest für den fremden Menschen,
Bist verstrickt in Worten deines Mundes,
Also handle, Söhnchen, dich befreie,
Wenn du kamest in die Hand des Nächsten,
Wirf dich nieder und bestürm den Nächsten,
Gönne nimmer Schlummer deinen Augen
Und den Schlaf nicht deinen Augenwimpern.
Wie ein Hirsch befrei dich aus den Händen,
Wie ein Vogel aus der Hand des Fängers.
Zur Ameise wandele, du Fauler!
Siehe ihre Wege, werde weise,
Die nicht Führer hat, nicht Treiber, Herrscher,
Die ihr Brot bereitet sich im Sommer,
Sammelt in der Ernte ihre Nahrung.
Ach wie lang, du Fauler, liegst du schlummernd,
Wann erhebst du dich von deinem Schlummer?
Noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer?
Ineinanderlegen deiner Hände?
Und es kommt die Eilende, die Armut,
Wie ein Wilddieb naht sich dir der Mangel.
Menschen Belials, der Sünde Menschen
Sind, die wandeln in des Mundes Falschheit,
Augenzwinkernd, stoßend mit den Füßen,
Zeigend mit den Fingern auf die andern,
Herzenskrumme, Böses nur bereitend,
Streitigkeiten auf der Erde stiftend.
Doch urplötzlich naht ihm sein Verderben,
Jäh wird er zerbrochen, ohne Heilung.
Sechs sind, welche Jahwe tief verabscheut,
Sieben sinds, die Greuel seiner Seele:
Stolze Augen und gespaltne Zungen,
Hände, die vergießen Blut unschuldig,
Herz, das Sündenanschlag vorbereitet,
Füße, eilig laufend zu dem Bösen,
Lügenbläserei der falschen Zeugen
Und wer Streit veranlaßt bei Geschwistern.
Wahre, Sohn, die Weisung deines Vaters,
Laß nicht von der Botschaft deiner Mutter.
Binde immerfort sie um das Herze,
Winde sie um deinen Hals, mein Söhnchen.
Leiten sie dich doch bei deinem Gehen,
Wachen über dich bei deinem Liegen,
Und erwachst du, werden sie dich grüßen.
Leuchte ist die Weisung, Licht die Botschaft,
Weg des Lebens ist dir die Erziehung,
Dich zu wahren vor der bösen Dirne,
Vor der Schmeichelei der Fremden-Zunge.
Nicht begehre sie in deinem Herzen,
Nicht begehre sie um ihre Schönheit,
Laß dich fangen nicht von ihren Wimpern.
Zu der Hure kommst du für ein Brötchen,
Doch die Gattin kostet dich die Seele.
Trägt wer Feuer in der Manteltasche
Und es brennen ihm nicht seine Kleider?
Geht wohl jemand auf erhitzten Kohlen,
Aber ihm verbrennen nicht die Füße?
So, wer eingeht zu der Frau des Nächsten,
Jeder wird gestraft, der sie berührte.
Man verachtet nicht den Dieb, den Räuber,
Wenn er stiehlt aus übergroßem Hunger,
Siebenfach ersetzt es der Ertappte,
Er gibt seines Hauses ganze Habe.
Ehebrecher, sie sind unvernünftig,
Ein Verderber seiner Seele tut es.
Schaden trifft ihn, Schmach trifft ihn und Schande,
Nimmer wird getilgt ihm seine Sünde.
Eifersucht ist Zorn und Grimm des Mannes,
Er wird schonen nicht am Tag der Rache.
Er nimmt Rücksicht nicht auf Sühnegelder,
Wird nicht willig dir, gibst du Geschenke.
Lieber Sohn, bewahre meine Reden,
Speichre bei dir meiner Weisheit Weisung.
Wahre meine Weisungen und lebe,
Wahre Weisheit wie des Auges Tochter.
Binde sie um deinen Ehefinger,
Schreibe sie auf deines Herzens Tafel.
Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester!
Die Erkenntnis rufe deine Freundin!
Dich zu wahren vor der losen Dirne,
Vor der Fremden mit der glatten Zunge.
Nämlich durch die Fenster meines Hauses
Schaute ich und durch die Fenstergitter,
Und da sah ich einen armen Toren,
Einen Jüngling unter jungen Narren,
Der in ihrem Winkel ging die Straße
Und betrat den Pfad zu ihrer Hütte
In der Dämmerung zur Abendstunde,
Als die Nacht kam, Finsternis des Dunkels.
Siehe, jene Frau trat ihm entgegen:
Hurenkleider und verborgne Seele,
Leidenschaftlich sie und ungefesselt,
Nicht in ihrer Hütte blieben ihre Füße,
Auf der Gasse bald, bald auf dem Marktplatz,
Bald auflauernd ihm in dunklen Winkeln.
Hielt sie fest sich an ihm fest und küsst ihn,
Heißen Angesichtes zu ihm sprechend:
Auf mir waren Heil- und Friedensopfer,
Heute hab erfüllt ich mein Gelübde.
Darum ging ich aus, dir zu begegnen,
Suchte dich und habe dich gefunden.
Teppiche auf meinem Ruhebette,
Buntgestreifte Seide aus Ägypten,
Auch besprengt das Bett mit Myrrhedüften
Und mit Aloe- und Zimt-Parfümen.
Komm, wir saugen Liebe bis zum Morgen,
Komm, wir trinken Liebestrank mit Minze.
Denn mein Ehemann ist nicht im Hause,
Der er wandert lange ferne Wege.
Seinen Beutel hat er mitgenommen,
Erst zur Nacht des Neumonds kommt er wieder.
So hat sie ihn lieblich überredet
Und geneigt gemacht durch Redekünste,
Ihn verführt durch Glätte ihrer Zunge.
Augenblicklich folgt er ihren Reizen,
Wie ein Ochse wird geführt zur Schlachtung,
Wie ins Netz gefangen geht der Vogel,
Bis ein Pfeil ihm seine Galle spaltet,
Er gefangen ward von ihrer Spange.
Er erkennt nicht, daß es gilt die Seele!
Meine Söhne, lauscht auf meine Worte
Und vernehmt die Reden meines Mundes.
Bieg dein Herz nicht ab auf ihre Wege,
Irre nicht umher auf ihren Steigen.
Viele sind es nämlich, die Durchbohrten,
Die sie hingerichtet hat durch Schönheit,
Ohne Zahl sind die erschlagnen Männer.
Höllenweg der Weg zu ihrer Hütte,
Welche sinkt ins Brautgemach des Todes.
Ists nicht so? Die Weisheit ruft vernehmlich,
Die Erkenntnis anhebt ihre Stimme.
Auf dem Gipfel, auf der Höh der Wege,
An der Wege Kreuzung steht sie redend.
An den Eingangstoren zu den Städten,
Auf der Städte Plätzen ruft sie deutlich:
Männer ihr! An euch ergeht mein Rufen,
Meine Stimme an die Menschensöhne.
Lernt, ihr Unerfahrenen, die Klugheit
Und ihr Trotzigen lernt Herz und Seele.
Hört, ihr Menschensöhne, Edles red ich,
Meiner Lippen Öffnen ist die Wahrheit.
Wahrheit, nichts als Wahrheit spricht mein Gaumen,
Gottvergessenheit ist mir ein Greuel.
Redlich sind die Reden meines Mundes,
Ohne Hinterlist und ohne Krummheit.
Sie sind Klarheit dem, der da vernünftig,
Zuverlässig Findern der Erkenntnis.
Nehmet meine Zucht an und nicht Silber
Und Erkenntnis lieber als das Feingold.
Weisheit ist doch besser als Korallen,
Allen Schätzen ist sie unvergleichbar.
Ich, die Weisheit, wohne bei der Einsicht,
Der Besonnenheit Erkenntnis hab ich,
Ehrfurcht Jahwes ist das Bosheit-Hassen,
Hochmut, Hoffahrt, Stolz und böser Wandel
Und die Lügenzunge sind mir Greuel.
Bei mir ist der Rat und ist die Umsicht,
Ich bin die Vernunft, bei mir ist Stärke.
Durch mich haben Könige die Herrschaft,
Haben Ruhm und Ehre Würdenträger.
Durch mich herrschen Fürsten, alle Edlen,
Richten alle die gerechten Richter.
Ich, die Liebenden der Weisheit lieb ich,
Und wer Weisheit suchet, der wird finden.
Reichtum ist und Ehre ist mein Anteil
Und Gerechtigkeit und edle Güter.
Besser meine Frucht als Gold und Feingold,
Mein Ertrag als das geprüfte Silber.
Weisheit wandelt auf gerechten Wegen,
Die Gerechtigkeit sind ihre Steige,
Auszuteilen meinen Minnern Wohlfahrt,
Die Schatzkammern fülle ich aus Gnade.
Jahwe zeugt mich in des Weges Anfang,
Erstes seiner Werke nin ich ewig,
Eingesetzt ich in den Ewigkeiten,
Anfang, von dem Anbeginn der Erde,
In der Meere Nichtsein ich geboren,
In der wasservollen Quellen Nichtsein.
Ehe wurden eingesenkt die Berge,
Vor den Hügeln wurde ich geboren.
Vor der Länder Schaffung und der Fluren
Ward ich und vorm ersten Staub des Festlands.
Als er aufgestellt das Reich der Himmel,
Abgesteckt den Kreis des Meeresspiegels,
Wolken er befestigt in der Höhe,
Stark gemacht die reinen Wasserquellen,
Er dem Ozean die Grenze setzte,
Daß die Wasserflut nicht überströmte,
Er gelegt das Fundament der Erde,
War ich bei ihm, war ich ihm zur Seite,
Throngenossin – Liebling – Architektin!
Ich war sein Ergötzen alle Tage,
Scherzte allezeit vor seinem Antlitz,
Spielend auf dem Runde seiner Erde,
Mein Ergötzen sind die Menschenkinder.
In der begrenzten Zahl der Lebenstage,
Die Gott der Schöpfer zugeteilt dem Menschen.
Das ist sein Anteil. Nämlich jeder Mensch,
Dem Gott gegeben seines Reichtums Schätze,
Und den er auch befähigt, zu genießen,
Befähigt, seinen Teil davon zu nehmen,
Bei aller Mühe Freude auch zu haben:
Schau, das ist eine Gnadengabe Gottes.
Er denkt nicht viel an die begrenzte Zeit
Des Lebens, weil die Gottheit ihn beschäftigt,
Beschäftigt mit der Wonne seines Herzens!
Und siehe, es gibt weiterhin das Böse,
Das ich gesehen unter dieser Sonne,
Das Übel lastet schwer auf Menschenseelen.
Ein Mensch, dem Gott gibt Reichtum, Schätze, Ehre,
Daß seine Seele nichts entbehrt von allem,
Was je begehrt die Seele jenes Mannes,
Doch Gott gibt nicht das Glück, es zu genießen,
Vielmehr ein fremder Mann genießt die Gaben,
Das auch ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten
Und ist ein böses Leiden in dem Leben.
Wenn auch ein Mann erzeugte hundert Kinder
Und lebte eine Unzahl Lebensjahre,
Die Zahl der Jahre wäre wirklich riesig,
Doch seine Seele wird nicht satt am Guten
Und auch kein Grabmal wäre ihm beschieden,
So ist dann besser dran die Fehlgeburt,
Sie kommt im Nichts und geht in Finsternis,
Ihr Name ist bedeckt von Finsternis,
Die Sonne sieht sie nicht und kennt sie nicht,
Die hat mehr Ruhe als der andre Mann.
Und lebte einer auch zweitausend Jahre
Und hätte doch das Gute nicht gesehen?
Es geht doch alles an denselben Ort.
Des Menschen Mühe ist für seinen Mund,
Und doch wird das Verlangen nicht gestillt.
Ja, was für einen Vorteil hat der Weise
Und was ist da der Nachteil eines Toren?
Was ist der Vorteil des geringen Menschen,
Der da in Demut vor dem Herrn versteht,
Im Lande der Lebendigen zu wandeln?
Ist besser doch das Sehen mit den Augen,
Als die Begierde nach dem Luftgespinste.
Auch das ist Nichts, vergeblich ist das Seufzen.
Was auch geschieht, genannt ist dessen Name,
Es ist bekannt schon längst, wer da ein Mensch.
Und er vermag mit jenem nicht zu rechten,
Mit jenem, der ihm überlegen ist.
Ach ja, es gibt unendlich viele Worte,
Die eitlen Eitelkeiten zu vermehren!
Was ist der Vorteil da für einen Menschen?
Wer weiß, was gut ist einem Menschenleben?
Die Zahl der Tage seines eitlen Lebens
Verbringt er ja so flüchtig wie ein Schatten!
Wer also teilt der Menschenseele mit,
Was nach ihm sein wird unter dieser Sonne?
Ein Nachruhm besser ist als gutes Salböl,
Der Tag des Todes doch als der Geburtstag.
Ist besser, in einer Trauerhaus zu gehen,
Als in das Feierhaus, als in die Schenke.
Dies offenbart dir aller Menschen Ende,
Der Lebende, er nimmt es sich zu Herzen.
Ist besser Trauerschmerz als das Gelächter,
Denn durch das Trauern wird das Herz gereinigt.
Des Weisen Herz ist in dem Haus der Trauer,
Der Toren Herz in Häusern des Gelächters.
Ist besser, zuzuhörn des Weisen Schelten
Als eitlen Liebesliedern eitler Narren.
Denn wie der Disteln Knistern unterm Kessel,
So ist der Toren närrisches Gelächter.
Auch das ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten.
Der unrechtmäßige Gewinn und Reichtum
Macht selbst den weisen Mann zu einem Toren,
Bestechung ruiniert des Weisen Herz.
Der Sache Ende besser als ihr Anfang,
Langmütigkeit ist besser als der Hochmut.
Sei eilig nicht im Geiste, dich zu ärgern,
Es wohnt der Ärger in dem Schoß des Toren.
Sprich nicht: Was waren doch die alten Zeiten,
Die goldnen Zeiten besser doch als unsre?
Denn nicht in Weisheit stellst du solche Fragen.
Ein Gut ist Weisheit, auch mit Erbbesitz,
Ist ein Gewinn für die, die sehn die Sonne.
Denn bist du in der Gottesweisheit Schatten,
Beschirmt sie dich im Schatten auch des Geldes.
Doch ist der Nutzen größer von Erkenntnis,
Denn Weisheit schenkt das Leben dem Besitzer.
Betrachte du genau die Werke Gottes:
Wer macht das grad, was er hat krumm gemacht?
Am guten Tage sei du guter Dinge,
Am bösen Tage aber du bedenke,
Auch diesen hat wie jenen Gott gemacht,
Allein weil nie der Mensch erkennt die Zukunft,
Was nach ihm kommt, das kann er nicht erkennen.
Das sah ich an in meiner Eitelkeit:
Ist ein Gerechter, sterbend als Gerechter,
Ein Gottvergessner lebt in seiner Bosheit.
Du sei nicht zu gerecht und nicht gebärde
Du dich so weise wie die sieben Weisen,
Warum willst du dich selber einsam machen?
Doch sei auch nicht zu gottlos, sei kein Narr,
Warum willst du verscheiden vor der Zeit?
Gut ist, daß du an dieser Weisheit festhälst
Und auch von jener Weisheit dich nicht fernhälst,
Der Gottesfürchtige entgeht der Sünde.
Die Weisheit wird dem Weisen Kraft verleihen,
Mehr Kraft als zehn Gebietern in den Städten.
Es ist doch kein Gerechter auf der Erde,
Der nichts als Gutes täte, niemals fehlte.
Auch all den vielen Worten, die man redet,
All dem Geschwätz sollst du dein Herz nicht widmen,
Daß du nicht hörest deiner Knechte Lästern.
Denn oftmals schon, das hat dein Herz erkannt,
Denn oftmals schon hast Andre du verlästert.
Das alles prüfte ich in Gottes Weisheit.
Ich sprach zu mir: Ein Weiser will ich werden!
Sie aber, Sie, ach Sie blieb fern von mir!
Sehr fern ist das, was ist, das ist sehr tief,
Wer kann den Urgrund allen Seins erkennen?
Ich wandt mich um und richtete mein Herz
Auf die Erkenntnis und auf das Ergründen
Der Weisheit und das Urteil zu ergründen
Und ich erkannte allen Frevels Stumpfsinn,
Erkannte Torheit als des Unsinns Frucht
Und fand auch bittrer als den Tod das Weib –
Ein Netz ist sie, ein Fangnetz ist ihr Herz,
Wie Fesseln ihre Haare, ihre Hände.
Wem Gott ist gut, der wird dem Weib entrinnen,
Wer sich verfehlt, wird von dem Weib gefangen.
Schau, wahrlich, das hab ich herausgefunden,
Spricht Koheleth, das eine und das andre,
So bin gekommen ich zum weisen Urteil.
Was meine Seele auch noch untersucht
Und was gefunden meine Seele nimmer:
Wohl Einen Mann fand ich bei tausend Menschen,
Ein Weib hab ich bei Menschen nicht gefunden.
Ja, dies hab ich zu Herzen mir genommen,
Dies alles sorgsam und genau zu prüfen:
Daß die Gerechten nämlich und die Weisen
Und ihre Werke sind in Gottes Hand.
Es sei nun Liebe oder Haß, was weiß der Mensch?
Denn ihnen steht bevor noch Haß und Liebe.
Ist alles gleichsam für die ganze Menschheit,
Ein und dasselbe Schicksal allen Menschen,
Ein Schicksal den Gerechten und den Frevlern,
Den Guten und den Reinen und den Sündern,
Den Opfernden und den Nicht-Opfernden,
So wie dem Frommen, so ergehts dem Sünder,
Gelobendem, dem Meider des Gelübdes.
Das ist ein Übel unter dieser Sonne,
Daß es dasselbe Schicksal gibt für alle,
Daß auch das Herz des Menschen voll vom Bösen,
Daß Unsinn immerdar in ihrem Herzen,
Und schließlich geht das Herz hinab zu Toten.
Wird wer noch zu den Lebenden gezählt,
So ist für ihn noch eine Hoffnung da,
Denn einem Hund am Leben geht es besser,
Als einem Löwen in dem Totenreich.
Ist wer am Leben, weiß er, er muß sterben,
Was aber wissen überhaupt die Toten?
Gibt’s für die Toten ja auch keinen Lohn,
An sie ist die Erinnerung vergessen.
Der Toten Liebe und der Toten Haß,
Der Toten Eifer, alles längst vergessen,
Es gibt für sie auf Dauer keinen Anteil
An allem Wandel unter dieser Sonne.
So geh und iß mit Freude deine Speise
Und trinke lustig deinen edlen Wein,
An deinem Werk hat Gott ein Wohlgefallen.
Es seien deine Kleider allzeit frisch
Und Salböl soll auf deinem Haupt nicht mangeln.
Genieß dein Leben mit der Lieben Fraue,
Liebfraue, die du liebst von ganzem Herzen,
Du liebe sie dein ganzes Leben lang,
Das Gott dir schenkte unter dieser Sonne,
Die ganze Lebenszeit der Nichtigkeit.
Das ist dein Teil an deines Lebens Mühe,
Mit der du mühst dich unter dieser Sonne.
Tu alles das, was deine Hände finden,
Tu alles das mit deiner ganzen Kraft.
Sind keine Werke doch und keine Werte
Und nicht Erkenntnis mehr und nimmer Weisheit
In jenem Schattenreich, zu dem du wandelst.
Die toten Fliegen lassen Salböl stinken
Und lassen gären Öl des Salbenmischers.
Schwerwiegender als Weisheit selbst und Ehre
Ist nur ein wenig von der eitlen Torheit.
Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten,
Das Herz des Toren ist zu seiner Linken.
Auch auf dem Wege, wenn der Tor ihn geht,
Auf seinem Wege fehlts ihm an Verstand,
Er sagt zu jedem nur, er sei ein Tor.
Wenn Zorn des Herrschers aufsteigt gegen dich,
Verlasse nimmer deinen sichern Platz.
Denn Sanftmut läßt nicht große Schuld geschehen.
Es gibt ein Übel, das ich angeschaut,
Betrachtet habe unter dieser Sonne,
Wie ein Versehn, verursacht von dem Herrscher,
Erhoben wird ein Tor in höchste Stellung,
Und Reiche sitzen in der Niedrigkeit.
Ich schaute Knechte auch auf Pferden reiten
Und Fürsten gehen barfuß wie die Sklaven.
Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein,
Reißt wer die Mauer ein, den beißt die Schlange,
Wer Steine bricht, verletzt sich selbst daran,
Wer spaltet Holz, gefährdet sich dadurch.
Ist Eisen stumpf, man wetzt die Schneide nicht,
Dann muß man um so mehr der Kraft aufwenden.
Von Vorteil, Weisheit richtig anzuwenden.
Die Schlange beißt, bevor du sie beschworen,
Da gibt es nicht Gewinn für den Beschwörer.
Des Weisen Worte bringen Ruhm und Ehre,
Der Toren Lippen fressen nur den Toren.
Der Anfang seiner Worte ist die Torheit,
Das Ende seiner Rede übler Unsinn.
Wer da ein Tor ist, der schwatzt viele Worte,
Doch Einsicht fehlt dem Mann, in das was sein wird,
Was nach ihm sein wird, wer teilt ihm das mit?
Der Toren Arbeit, die ermüdet sie,
Vermag er nicht einmal, zur Stadt zu gehen.
Weh, Land, dir, wenn dein König ist ein Knabe
Und deine Fürsten morgens schon genießen.
Wohl, Land, dir, wenn dein König ist ein Edler,
Wenn Fürsten zu der rechten Zeit genießen
Als starke Männer, aber nicht im Saufen.
Zwei faule Hände senken das Gebälk,
Das Dach tropft durch der Hände Sinkenlassen.
Um froh zu lachen, hält man eine Mahlzeit,
Fürwahr, fürwahr, der Wein erfreut das Leben,
Das Geld, so heißt es, sorgt dann für das Ganze.
Selbst in Gedanken fluche nicht dem König,
In deinem Schlafgemache nicht dem Reichen.
Des Himmels Vögel tragen deine Stimme,
Die Herrn der Flügel künden deine Worte.
Schick deine Kuchen weithin übers Meer,
Nach vielen Tagen findest du sie wieder.
Verteil auf sieben Leute oder acht,
Du weißt nicht, was für Unheil noch geschieht.
Sind Wolken voll, kommt Regen auf die Erde,
Und fällt ein Baum nach Süden oder Norden,
Wohin er fällt, dort wird er liegen bleiben.
Wer achtet auf den Wind, kommt nicht zum Säen,
Wer auf die Wolken schaut, der wird nicht ernten.
Unwissend bist du über Windes Wege
Und ebenso kennst du nicht Gottes Werk,
Des Schöpfers, der das Ein und Alles wirkt.
Am Morgen streue deinen Samen aus,
Laß bis zum Abend deine Hand nicht ruhen,
Ob dieses dir gelingt, ob jenes dir,
Wer weiß, ob beides wird zusammen gut.
Dann wird es lieblich sein, das Licht des Lebens,
Den Augen tut es wohl, zu schaun die Sonne.
Denn wenn der Mensch auch viele Jahre lebt,
Soll er sich über alle Jahre freuen
Und denken an die Zeit der Finsternis,
Denn wahrlich zahlreich sind die finstern Tage.
Auch alles, was da kommen wird, ist eitel!
So freue, Jüngling, dich an deiner Kindheit,
Laß wohl sein deinem Herzen in der Jugend
Und lebe nach den Wegen deines Herzens
Und geh nach dem, wonach den Augen lüstet.
Bedenke wohl, daß wegen aller Werke
Einst Gott wird ziehen dich zur Rechenschaft.
Entferne also Kränkung aus dem Herzen
Und halte Unheil fern von deinem Leibe,
Denn Jugend sind und Lebensmorgen eitel!
Denk du an deinen Schöpfer in der Jugend,
Denk du an Gott, eh kommt die böse Zeit,
Eintreffen wird das Alter, du wirst sagen:
Ich hab an diesen Jahren kein Gefallen.
Dann wird die Sonne finster und das Licht,
Dann werden finster werden Mond und Sterne,
Die Wolken kehren wieder nach dem Regen.
In jener Zeit erzittern dann die Wächter
Des Hauses, krümmen sich die starken Männer,
Die Müllerinnen werden Pause machen,
Weil sie so wenige geworden sind.
Es werden dunkel, die da schaun durchs Fenster,
Verschlossen werden Türen zu der Straße,
Nachlassen wird das Klappern an der Mühle.
Erhebt man sich zur Stimme des Geflügels,
Dann sind gedämpft die Töchter der Gesänge.
Auch vor der Höhe wird man dann sich fürchten
Und vor den vielen Schrecken unterwegs.
In Blüte stehen wird der Mandelbaum,
Es schleppt sich mit den Lasten ab der Heuschreck,
Aufbrechen wird in Lust die Kapernknospe.
Doch geht der Mensch zu seiner ewgen Wohnung,
Auf Straßen jammern laut die Klageweiber.
Entfernt wird werden dann die Silberschnur,
Zerbrechen wird das goldne Ölgefäß,
Der Krug bricht auseinander an der Quelle,
Das Rad zerbrochen wird am Loch der Grube.
Der Staub kehrt heim zur Erde, wie er war,
Der Geist kehrt heim zu Gott, der ihn gehaucht.
Ein Nichts von Nichtigkeit, sprach Koheleth,
Ist Alles Nichts, ist nichts als Eitelkeit!
Und weiter? Koheleth war wahrlich weise,
Dazu Erkenntnis lehrt er die Menschen,
Er wägte, prüfte, dichtete die Sprüche,
Er mühte sich, das rechte Wort zu finden,
Gefälliges und schönes, war sein Trachten,
Aufrichtig dichten wahre schöne Worte.
Der Weisheit Worte sind wie Ochsenstachel,
Wie eingeschlagne Nägel sind die Sprüche.
Gegeben sind sie all von Einem Hirten.
Und was darüber noch hinausgeht, Sohn,
Vor mehr als diesem, Söhnchen, sei gewarnt!
Viel Büchermachen, ach, das nimmt kein Ende,
All das Studieren macht so müd den Leib!
Das Ziel des Ganzen wollen nun wir hören:
Du fürchte Gott und halte die Gebote,
Denn das allein macht aus den ganzen Menschen.
Denn Gott bringt alles Werk ins Weltgericht,
Was da geheim, sei’s Gutes oder Böses.
DAS LEHRGEDICHT DER WEISHEIT
(Sprüche Salomos, Kapitel 1-8)
Sprüche Salomonis, Sohnes Davids,
König Israels war Salmone,
Zu verstehen Weisheit und Erziehung,
Einsicht zu gewinnen in die Weisheit,
In die Sprüche der Vernunft und Klugheit,
Zu erwerben die Erziehung, merkend
Auf Gerechtigkeit und Recht und Wahrheit,
Unerfahrenen zu geben Klugheit,
Jugendlichen heilige Erkenntnis
Und Besonnenheit. Es lausch der Weise
Und vermehre Einsicht und Erkenntnis,
Der Verständige erwerbe Künste,
Einsicht zu gewinnen in die Sprüche,
Weise Worte, heilige Orakel.
Ehrfurcht Jahwes ist Erkenntnis-Anfang.
Narren schmähen Weisheit und Erziehung.
Höre, o mein Sohn, die Zucht des Vaters,
Lausch der Unterweisung deiner Mutter,
Wie ein Kranz sind sie auf deinem Haupthaar
Und am Hals wie eine Silberkette.
Sohn, wenn dich die bösen Kerle locken,
Wenn dich Männer der Gewalt bereden,
Schenke ihnen nimmer deine Ohren.
Wenn sie sagen: Folg uns auf den Raubzug,
Lauern wollen wir aufs Blut der Menschen,
Den Unschuldigen die Netze stellen,
Wollen sie verschlingen wie die Hölle,
Blühende ins Grab hinunterziehen.
Großen Reichtum werden wir erlangen,
Unsre Häuser füllen mit der Beute.
Und du wirfst das Los in unsrer Mitte,
Soll Ein Beutel sein für alle Räuber.
Sohn, dann gehe nicht auf ihren Wegen,
Deinen Fuß entferne ihren Steigen,
Ihre Füße laufen rasch zum Bösen,
Sie vergießen leicht das Blut der Menschen.
Denn vergeblich wird das Netz geworfen
Vor den Vogelaugen aller Vögel,
Auf das eigne Menschenblut sie lauern,
Stellen ihren Seelen eine Falle.
So ist das Ergehen aller Räuber.
Denn die Seele nimmt es dem Besitzer.
Ewge Weisheit laut ruft auf der Straße,
Auf dem Platz erhebt sie ihre Stimme,
Durch den Lärm der Kreuzung ruft sie, rufend
In den Toren steht sie, predigt Umkehr.
In den Städten spricht sie ihre Sprüche:
Ach wie lange liebt ihr Toren Torheit,
Ach wie lang ihr Lüsternen die Wollust,
Haßt ihr Gottvergessenen Erkenntnis?
Kehrt zu meiner Weisung um, spricht Weisheit,
Denn ich werde meinen Geist ergießen,
Wissen lassen euch der Weisheit Worte.
Weil ich rief, ihr doch nichts wissen wolltet,
Meine Hand ausstreckte, niemand merkte,
Nicht befolgtet ihr der Weisheit Ratschlag
Und habt Weisungen nicht angenommen,
Darum lache ich bei eurem Unglück,
Spotte beim Eintreffen eures Grauens,
Wenn das Grauen eintrifft wie Gewitter,
Unglück kommt herbei wie eine Windsbraut,
Wenn hereinbricht Drangsal und Bedrückung.
Ruft ihr dann, so geb ich keine Antwort,
Suchen werdet ihr und doch nicht finden.
Dafür daß ihr hasstet die Erkenntnis
Und die Ehrfurcht nicht vor Gott erwähltet,
Angenommen nicht der Weisheit Ratschlag,
Alle meine Weisungen verschmähtet.
Essen werdet ihr des Weges Früchte,
An den Planungen euch überfressen.
Denn der Toren Abfall wird sie töten,
Tödlich ist der Narren eitle Einfalt.
Doch wer mir gehorcht, wird sicher wohnen,
Sorglos vor dem Grauen alles Übels.
Söhnlein, wenn du meine Worte annimmst,
Meine Weisungen bei dir bewahrest,
Daß dein Ohr aufmerket auf die Weisheit,
Wirst dein Herz du lenken zum Verständnis.
Wenn du die Verständigkeit erflehest,
Dem Verständnis hingibst deine Stimme,
Suchest das Verständnis du wie Silber
Und verborgne Schätze in der Tiefe,
Dann wirst du verstehen Ehrfurcht Jahwes
Und erfinden die Erkenntnis Gottes,
Denn die Gottheit Jahwe spendet Weisheit,
Jahwes Mund Verständnis und Erkenntnis,
Jahwe speichert Redlichen die Hilfe,
Ist ein Schild für die vollkommen wandeln,
Zu bewahren die gerechten Pfade,
Zu beschützen Wege seiner Frommen.
Dann wirst du Gerechtigkeit verstehen
Und Geradheit, jeden Weg des Guten,
Weisheit wird dir in die Seele fließen
Und Erkenntnis deinem Geiste wohltun.
Die Besonnenheit wird dich bewachen,
Die Verständigkeit wird dich behüten,
Dich den bösen Wegen zu entreißen,
Von dem Manne, der Verkehrtes redet,
Die verlasssen die geraden Pfade,
Um zu wandeln auf den finstern Wegen,
Die sich freuen, Böses anzufangen,
Jubeln über die verkehrten Wege,
Deren Pfade sind verdreht, verdorben,
Irre gehn sie auf den breiten Straßen;
Auch dich zu entreißen eitler Dirne,
Fremder Frau, die ihre Worte glättet,
Die verläßt den Liebling ihrer Jugend,
Die vergißt die Ehe ihres Gottes;
Denn zum Tode senkt sich ihre Hütte
Und zu den Verstorbnen ihre Bahnen;
Alle, die zu ihr eingehen, sterben,
Kehren nimmer auf den Pfad des Lebens.
Lerne Weisheit mit dem Ziel des Glaubens,
Daß du wandelst auf dem Weg des Guten,
Achtest auf die Pfade der Gerechten,
Denn die Wahrheit in dem Herzen tragen,
Werden wohnen in dem guten Lande,
Die Vollkommnen werden übrig bleiben.
Gottvergessne werden ausgerottet
Und die Ungetreuen ausgerissen.
Söhnchen, nicht vergesse meine Lehre,
Meine Weisungen bewahr im Herzen,
Lange Tage, lange Lebensjahre,
Wohlbefinden werden sie dir mehren.
Liebe, Treue sollen bei dir bleiben,
Binde sie um deinen Hals, mein Söhnchen,
Schreib sie auf die Tafel deines Herzens.
So wird sich der Weisheit Antlitz neigen,
So wirst du erlangen gute Einsicht
In den Augen Gottes und der Menschen.
Traue Jahwe du von ganzem Herzen,
Stütz dich nicht aufs eigene Verständnis.
Denk an ihn auf allen deinen Wegen,
Er wird ebnen deine Lebenspfade.
Sei nicht in den eignen Augen weise,
Fürchte Jahwe, weiche von dem Bösen!
Heilung wird das sein für deinen Nabel
Und Erquickung für den ganzen Körper.
Ehre Jahwe du mit deinen Gütern
Und den Erstgeburten deines Reichtums,
Überfließen werden deine Scheunen
Und die Vorratskammern überfließen
Und von Traubenmoste deine Kufen.
Die Ermahnung Jahwes, Sohn, verwirf nicht,
Sei geduldig du des Vaters Strafe.
Denn wen Jahwe liebt, wird er erziehen,
Wie des Vaters Zucht am Lieblingssöhnchen!
Wohl dem Menschen, der erlangt die Weisheit,
Wohl dem Menschen, der erreicht Verständnis.
Besser ihr Erwerb als Silberreichtum,
Besser ihr Ertrag als feines Gelbgold.
Ihre Kostbarkeit unübertrefflich
Übertrifft auch die Korallen kostbar.
Was du schätzest, ihr ists nicht vergleichbar.
Lange Tage trägt sie in der Rechten,
In der Linken Ehre, Ruhm und Reichtum.
Ihre Wege sind der Wonne Wege,
Alle ihre Steige Wohlbefinden.
Lebensbaum ist sie für die ihr Treuen,
Wer sie fasst, der wird beglückt und selig.
Jahwe gründete die Welt in Weisheit,
Stellte auf den Himmel in Verständnis.
Ozeane brachen aus dem Wissen
Und die Wolken träufeln Regen nieder.
Sohn, nicht soll sie deinen Augen weichen,
Du bewahre Umsicht, Weitsicht, Einsicht,
Diese werden Leben deiner Seele
Und ein Schmuck für deinen Hals, mein Söhnchen.
Sicher wirst du deine Wege gehen,
Und dein Fuß wird nicht an Steine stoßen.
Legst du dich, du brauchst dich nicht zu fürchten,
Liegst du, ist dein Schlummer süß und lieblich.
Fürchte du dich nicht vor jähem Schrecken,
Nicht vorm Untergang der Gottvergessnen,
Jahwe wird dir Zuversicht und Hoffnung,
Deinen Fuß bewahren vor der Falle.
Weigere Bedürftigen nichts Gutes,
Steht es in der Macht nur deiner Hände.
Sag dem Nächsten nicht: Zurück dich wende,
Morgen geb ich – hast dus bei dir heute.
Schaffe deinem Nächsten nimmer Böses,
Wohnt er arglos neben deinem Hause.
Führe Rechtsstreit nicht mit einem Menschen
Ohne Grund, wenn er getan nichts Böses.
Sei nicht neidisch auf die Übeltäter,
Nicht entscheide dich für ihre Wege,
Ungetreue sind ein Greuel Jahwe,
Den Aufrichtigen gilt sein Vertrauen.
Jahwes Fluch ist in dem Haus der Bösen,
Segen in der Wohnung der Gerechten.
Wahrlich, wahrlich, Jahwe spottet Spöttern,
Den Demütigen gibt Gnade Jahwe.
Ehre werden erben fromme Weise,
Eitle Narren tragen ihre Schande.
Höret, meine Söhne, ihr Geliebten,
Eures Herzensvaters Sittenlehre.
Gute Lehre geb ich euch in Weisheit,
Mein Gesetz und meine Weisung laßt nicht.
Ich war selber Sohn von einem Vater,
Zart und einzig Liebling einer Mutter.
Vater unterwies mich, hat gesprochen:
Halte fest mein Wort mit deinem Herzen.
Wahre die Gebote, lebe, lebe!
Weisheit dir erwirb, erwirb Erkenntnis,
Nicht vergesse Weisheit, Jahwes Weisheit,
Weich nicht von den Reden meines Mundes.
Laß sie nicht, denn sie beschützt dich sicher.
Weisheits-Anfang ist: Erwirb dir Weisheit
Und mit aller Kraft erwirb Erkenntnis.
Schätze hoch sie, sie wird dich erhöhen,
Rühme sie, wenn du umarmst sie liebend!
Sie gibt deinem Haupt den Kranz der Schönheit,
Schenkt dir eine königliche Krone!
Höre, Söhnchen, lausche meinen Reden,
Lebensjahre werden sich dir mehren.
Weisen will ich dir den Weg der Weisheit,
Gehen lassen dich auf rechten Wegen.
Deinem Wandeln sind nicht eng die Schritte,
Wirst du laufen, wirst du doch nicht straucheln.
Laß nicht nach, halt fest an der Erziehung,
Achte auf die Zucht, sie ist dein Leben.
Gottvergessner Pfade nicht betrete,
Gehe nicht einher der Bösen Wege.
Liegen laß der Bösen breite Straßen,
Weich von breiten Straßen, geh vorüber,
Böse schlafen nicht, bevor sie lästern,
Sie sind schlaflos, stellen sie nicht Fallen.
Sie verspeisen gottlos Brot der Torheit,
Trinken von dem Trunke der Gewalttat.
Aber der Gerechten schmale Pfade
Sind wie Herrlichkeit des Sonnenaufgangs,
Steigend, leuchtend zum Zenit des Tages.
Finsternis ist Gottvergessner Straße,
Merken selber nicht, wodurch sie straucheln.
Söhnchen, merke du auf meine Worte,
Meinen Reden neige deine Ohren.
Deinen Augen weiche nicht die Weisheit,
Wahre sie im Innern deines Herzens.
Ewges Leben ist mein Wort dem Finder
Und dem ganzen Leib Genesung, Heilung.
Mehr als Schätze hüte deine Seele,
Denn sie ist die Quelle deines Lebens.
Lege ab von dir den Trug der Lippen
Und entferne Sünden deiner Zunge.
Deine Augen sollen grade blicken,
Deine Wimpern schauen grad und strahlend.
Ebne du die Wege deiner Füße,
Jede deiner Strecken sei befestigt.
Nicht nach rechts und nicht nach links abweiche,
Halte ferne deinen Fuß vom Bösen.
Söhnchen, willig lausche meiner Weisheit,
Meiner Einsicht leihe du dein Lauschen,
Wahre Überlegungen der Weisheit,
Deine Lippen wahren die Erkenntnis.
Honig träufelt fremder Dirne Lippe,
Glatter ist als Balsamöl ihr Gaumen.
Doch das Ende ist wie Wermut bitter,
Scharf ist sie wie Schwerter doppelschneidig.
Ihre Füße wandeln zu den Toten,
Ihre Schritte streben in die Hölle.
Nicht schlägt ein sie Wege ewgen Lebens,
Ihre Füße beben ohne Einsicht.
Meine Söhne, lauschet meiner Weisheit,
Weicht nicht von den Reden meines Mundes.
Bleibe fern der fremden Frau des Andern,
Nahe dich nicht ihrer Hütte Pforte,
Geb nicht andern deines Lebens Frische,
Unbarmherzigen die Kraft des Lebens,
Daß nicht sättigt Fremde dein Vermögen,
Deine Arbeit kommt ins Haus des Fremden,
Daß du stöhnen wirst an deinem Ende,
Wenn hinschwinden wird dein Fleisch und Körper
Und du redest: Ich verwarf die Mahnung,
Meine Seele Warnung und Erziehung,
Lauschte nicht dem Wort der Unterweiser,
Neigte nicht die Ohren meinen Lehrern.
Fast wär ich geraten an das Böse
Mitten in Gemeinschaft und Versammlung.
Wasser trink aus eigener Zisterne,
Fließendes aus deines Brunnens Mitte.
Sollen deine Quellen überfließen,
Wasserbäche auf die breiten Straßen?
Sie, sie sollen einzig sein dein eigen,
Aber nicht für andre Nebenbuhler.
Deine Quelle, die gebenedeite,
Ist dein Glück, die jugendliche Fraue,
Liebliche Gazelle, Anmut-Hindin.
Ihre Brüste sollen dich berauschen,
Sollst gesättigt sein an ihrem Busen,
Taumle immerfort in ihrer Liebe!
Warum taumelst du um eine Fremde,
Stöhnst vor Brüsten einer Götzensklavin?
Jahwes Augen sehen Menschenwege,
Er beachtet alle Menschenpfade.
Gottvergessnen fangen seine Sünden,
Fesseln ihn der eignen Sünden Fesseln.
Er stirbt an dem Mangel an Erziehung,
Taumelt hin in Größe seiner Torheit.
Sohn, wenn du gebürgt für deinen Nächsten,
Handschlag gabest für den fremden Menschen,
Bist verstrickt in Worten deines Mundes,
Also handle, Söhnchen, dich befreie,
Wenn du kamest in die Hand des Nächsten,
Wirf dich nieder und bestürm den Nächsten,
Gönne nimmer Schlummer deinen Augen
Und den Schlaf nicht deinen Augenwimpern.
Wie ein Hirsch befrei dich aus den Händen,
Wie ein Vogel aus der Hand des Fängers.
Zur Ameise wandele, du Fauler!
Siehe ihre Wege, werde weise,
Die nicht Führer hat, nicht Treiber, Herrscher,
Die ihr Brot bereitet sich im Sommer,
Sammelt in der Ernte ihre Nahrung.
Ach wie lang, du Fauler, liegst du schlummernd,
Wann erhebst du dich von deinem Schlummer?
Noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer?
Ineinanderlegen deiner Hände?
Und es kommt die Eilende, die Armut,
Wie ein Wilddieb naht sich dir der Mangel.
Menschen Belials, der Sünde Menschen
Sind, die wandeln in des Mundes Falschheit,
Augenzwinkernd, stoßend mit den Füßen,
Zeigend mit den Fingern auf die andern,
Herzenskrumme, Böses nur bereitend,
Streitigkeiten auf der Erde stiftend.
Doch urplötzlich naht ihm sein Verderben,
Jäh wird er zerbrochen, ohne Heilung.
Sechs sind, welche Jahwe tief verabscheut,
Sieben sinds, die Greuel seiner Seele:
Stolze Augen und gespaltne Zungen,
Hände, die vergießen Blut unschuldig,
Herz, das Sündenanschlag vorbereitet,
Füße, eilig laufend zu dem Bösen,
Lügenbläserei der falschen Zeugen
Und wer Streit veranlaßt bei Geschwistern.
Wahre, Sohn, die Weisung deines Vaters,
Laß nicht von der Botschaft deiner Mutter.
Binde immerfort sie um das Herze,
Winde sie um deinen Hals, mein Söhnchen.
Leiten sie dich doch bei deinem Gehen,
Wachen über dich bei deinem Liegen,
Und erwachst du, werden sie dich grüßen.
Leuchte ist die Weisung, Licht die Botschaft,
Weg des Lebens ist dir die Erziehung,
Dich zu wahren vor der bösen Dirne,
Vor der Schmeichelei der Fremden-Zunge.
Nicht begehre sie in deinem Herzen,
Nicht begehre sie um ihre Schönheit,
Laß dich fangen nicht von ihren Wimpern.
Zu der Hure kommst du für ein Brötchen,
Doch die Gattin kostet dich die Seele.
Trägt wer Feuer in der Manteltasche
Und es brennen ihm nicht seine Kleider?
Geht wohl jemand auf erhitzten Kohlen,
Aber ihm verbrennen nicht die Füße?
So, wer eingeht zu der Frau des Nächsten,
Jeder wird gestraft, der sie berührte.
Man verachtet nicht den Dieb, den Räuber,
Wenn er stiehlt aus übergroßem Hunger,
Siebenfach ersetzt es der Ertappte,
Er gibt seines Hauses ganze Habe.
Ehebrecher, sie sind unvernünftig,
Ein Verderber seiner Seele tut es.
Schaden trifft ihn, Schmach trifft ihn und Schande,
Nimmer wird getilgt ihm seine Sünde.
Eifersucht ist Zorn und Grimm des Mannes,
Er wird schonen nicht am Tag der Rache.
Er nimmt Rücksicht nicht auf Sühnegelder,
Wird nicht willig dir, gibst du Geschenke.
Lieber Sohn, bewahre meine Reden,
Speichre bei dir meiner Weisheit Weisung.
Wahre meine Weisungen und lebe,
Wahre Weisheit wie des Auges Tochter.
Binde sie um deinen Ehefinger,
Schreibe sie auf deines Herzens Tafel.
Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester!
Die Erkenntnis rufe deine Freundin!
Dich zu wahren vor der losen Dirne,
Vor der Fremden mit der glatten Zunge.
Nämlich durch die Fenster meines Hauses
Schaute ich und durch die Fenstergitter,
Und da sah ich einen armen Toren,
Einen Jüngling unter jungen Narren,
Der in ihrem Winkel ging die Straße
Und betrat den Pfad zu ihrer Hütte
In der Dämmerung zur Abendstunde,
Als die Nacht kam, Finsternis des Dunkels.
Siehe, jene Frau trat ihm entgegen:
Hurenkleider und verborgne Seele,
Leidenschaftlich sie und ungefesselt,
Nicht in ihrer Hütte blieben ihre Füße,
Auf der Gasse bald, bald auf dem Marktplatz,
Bald auflauernd ihm in dunklen Winkeln.
Hielt sie fest sich an ihm fest und küsst ihn,
Heißen Angesichtes zu ihm sprechend:
Auf mir waren Heil- und Friedensopfer,
Heute hab erfüllt ich mein Gelübde.
Darum ging ich aus, dir zu begegnen,
Suchte dich und habe dich gefunden.
Teppiche auf meinem Ruhebette,
Buntgestreifte Seide aus Ägypten,
Auch besprengt das Bett mit Myrrhedüften
Und mit Aloe- und Zimt-Parfümen.
Komm, wir saugen Liebe bis zum Morgen,
Komm, wir trinken Liebestrank mit Minze.
Denn mein Ehemann ist nicht im Hause,
Der er wandert lange ferne Wege.
Seinen Beutel hat er mitgenommen,
Erst zur Nacht des Neumonds kommt er wieder.
So hat sie ihn lieblich überredet
Und geneigt gemacht durch Redekünste,
Ihn verführt durch Glätte ihrer Zunge.
Augenblicklich folgt er ihren Reizen,
Wie ein Ochse wird geführt zur Schlachtung,
Wie ins Netz gefangen geht der Vogel,
Bis ein Pfeil ihm seine Galle spaltet,
Er gefangen ward von ihrer Spange.
Er erkennt nicht, daß es gilt die Seele!
Meine Söhne, lauscht auf meine Worte
Und vernehmt die Reden meines Mundes.
Bieg dein Herz nicht ab auf ihre Wege,
Irre nicht umher auf ihren Steigen.
Viele sind es nämlich, die Durchbohrten,
Die sie hingerichtet hat durch Schönheit,
Ohne Zahl sind die erschlagnen Männer.
Höllenweg der Weg zu ihrer Hütte,
Welche sinkt ins Brautgemach des Todes.
Ists nicht so? Die Weisheit ruft vernehmlich,
Die Erkenntnis anhebt ihre Stimme.
Auf dem Gipfel, auf der Höh der Wege,
An der Wege Kreuzung steht sie redend.
An den Eingangstoren zu den Städten,
Auf der Städte Plätzen ruft sie deutlich:
Männer ihr! An euch ergeht mein Rufen,
Meine Stimme an die Menschensöhne.
Lernt, ihr Unerfahrenen, die Klugheit
Und ihr Trotzigen lernt Herz und Seele.
Hört, ihr Menschensöhne, Edles red ich,
Meiner Lippen Öffnen ist die Wahrheit.
Wahrheit, nichts als Wahrheit spricht mein Gaumen,
Gottvergessenheit ist mir ein Greuel.
Redlich sind die Reden meines Mundes,
Ohne Hinterlist und ohne Krummheit.
Sie sind Klarheit dem, der da vernünftig,
Zuverlässig Findern der Erkenntnis.
Nehmet meine Zucht an und nicht Silber
Und Erkenntnis lieber als das Feingold.
Weisheit ist doch besser als Korallen,
Allen Schätzen ist sie unvergleichbar.
Ich, die Weisheit, wohne bei der Einsicht,
Der Besonnenheit Erkenntnis hab ich,
Ehrfurcht Jahwes ist das Bosheit-Hassen,
Hochmut, Hoffahrt, Stolz und böser Wandel
Und die Lügenzunge sind mir Greuel.
Bei mir ist der Rat und ist die Umsicht,
Ich bin die Vernunft, bei mir ist Stärke.
Durch mich haben Könige die Herrschaft,
Haben Ruhm und Ehre Würdenträger.
Durch mich herrschen Fürsten, alle Edlen,
Richten alle die gerechten Richter.
Ich, die Liebenden der Weisheit lieb ich,
Und wer Weisheit suchet, der wird finden.
Reichtum ist und Ehre ist mein Anteil
Und Gerechtigkeit und edle Güter.
Besser meine Frucht als Gold und Feingold,
Mein Ertrag als das geprüfte Silber.
Weisheit wandelt auf gerechten Wegen,
Die Gerechtigkeit sind ihre Steige,
Auszuteilen meinen Minnern Wohlfahrt,
Die Schatzkammern fülle ich aus Gnade.
Jahwe zeugt mich in des Weges Anfang,
Erstes seiner Werke nin ich ewig,
Eingesetzt ich in den Ewigkeiten,
Anfang, von dem Anbeginn der Erde,
In der Meere Nichtsein ich geboren,
In der wasservollen Quellen Nichtsein.
Ehe wurden eingesenkt die Berge,
Vor den Hügeln wurde ich geboren.
Vor der Länder Schaffung und der Fluren
Ward ich und vorm ersten Staub des Festlands.
Als er aufgestellt das Reich der Himmel,
Abgesteckt den Kreis des Meeresspiegels,
Wolken er befestigt in der Höhe,
Stark gemacht die reinen Wasserquellen,
Er dem Ozean die Grenze setzte,
Daß die Wasserflut nicht überströmte,
Er gelegt das Fundament der Erde,
War ich bei ihm, war ich ihm zur Seite,
Throngenossin – Liebling – Architektin!
Ich war sein Ergötzen alle Tage,
Scherzte allezeit vor seinem Antlitz,
Spielend auf dem Runde seiner Erde,
Mein Ergötzen sind die Menschenkinder.