von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
AGNES
Als meine liebe Oma lag im Sterben,
Da las ich das Poem von Keats, Sankt Agnes,
Denn an dem Abend von dem Agnes-Tage,
Da träumt man von der Liebe seines Lebens.
Sankt Agnes webt die Wolle ihrer Lämmer
Und betet stets: Gegrüßt seist du, Maria.
So träumt ich in der Nacht der keuschen Agnes
Von femininer Lichtgestalt voll Schönheit.
Die feminine Lichtgestalt voll Schönheit
Hat mich zur Ehelosigkeit berufen.
Sankt Agnes mir erbat den wahren Glauben
Und so empfing ich Unsre Frau Maria,
Die reine Jungfrau, Lichtgestalt des Himmels,
In weißer Seide stand sie vor dem Kreuze.
AGATHA
Die Jungfrau Agatha war ausgesprochen
Graziös und schön! Schön waren ihre Brüste!
Sie aber schenkte ihre Brüste keinem
Auf Erden, sondern einzig Jesus Christus.
Ein Heide war ein wüster Venus-Diener
Und er begehrte Agatha zur Wollust,
Sie aber ließ sich lieber in den Kerker
Einsperren, als den Heiden zu erhören.
Der Heide riss ihr ab die schönen Brüste!
Papst Petrus aber kam vom Himmelreiche
Und heilte Agatha die wunden Brüste,
Nun schöner als zuvor die Brüste waren!
Weil Agatha so schöne Glocken hatte,
Ist sie Patronin aller Glockengießer.
APHRA
Sie war die Priesterin der Aphrodite,
Nach Aphrodite nannte man sie Aphra,
Sie war zuhause in dem Freudenhause,
Wo willig sie die weißen Schenkel spreizte.
Da sind aus Spanien gekommen Männer,
Ein Priester und ein Diakon, nach Deutschland,
Und Aphra sah sie beten in der Kammer
Und sie bekehrte sich zu Jesus Christus.
Und Gott war ihr die Ewig-Schöne Liebe,
Die Kommunion war ihr das Mahl der Liebe,
Das Kreuz war ihr das Ehebett der Liebe,
Der Himmel ihr ein Paradies der Freuden.
Und in den Flammen noch des Scheiterhaufens
War der Gekreuzigte ihr Vielgeliebter.
ANNA SCHÄFFER
Sie liebte alle Völker und sie wollte
Den Völkern Jesu Christi Liebe künden
Und Missionarin sein der Liebe Gottes,
Mit zwölf sie opferte sich Jesus Christus.
Da fiel sie in ein Fass mit heißem Wasser
Und da verbrannte ihr die Haut des Leibes
Und alle ungeheuren Schmerzen weihte
Sie dem Gekreuzigten, dem Gott der Liebe.
Sie litt fortan als eine Sühneseele
Und opferte die Grausamkeit der Schmerzen
Für die Mission der Kirche an die Völker,
Für die Bekehrung der verlornen Heiden.
An ihrem Kreuz umarmte sie den Christus,
Ward eins mit ihm in der Passion der Liebe.
ANNA KATHARINA EMMERICH
Als nach dem Tode meiner lieben Oma
Der Christus vor mir stand in lichter Wolke
Und mir den Glauben eingoss seiner Kirche,
Fand ich ein Buch von Anna Katharina.
Sie sah in himmlischen Visionen Jesus,
Den armen Heiland, leidenden Erlöser,
Und sah im himmlischen Gesicht Maria,
Sie schilderte die Schau der reinen Jungfrau.
Und Clemens lauschte, der Poet Brentano
Schrieb alles auf in seiner schönen Sprache,
Der weihte seine Kunst dem Heiligtume,
Der schrieb für Jesus und für die Madonna.
O Providentia! Ich auch als Dichter
Besinge Gottes Weisheit und die Jungfrau.
BRIGIT
Die Kelten ehrten eine Muttergöttin,
Die Brigid hieß, die war des Dichters Muse,
Die inspirierte ihn aus ihrem Kessel,
Die immerjugendliche Göttin Muse.
Sankt Patrick aber missionierte Irland,
Da trieb er aus die Schlangen der Dämonen,
Verbot die Menschenopfer der Druiden
Und sprach vom Klee der Dreiheit in der Einheit.
Sankt Brigit aber liebte Jesus Christus
In frommer Pietät und im Erbarmen
Mit guten Werken und mit den Gebeten
Fürbittend für die Seelen aller Toten.
Komm, Brigid, komm und werde meine Schwester,
Erbarmungsvolle Schwester mein im Glauben!
BRIGITTA VON SCHWEDEN
Mein Vater starb am Tage der Brigitta,
Um Mitternacht, da donnerte der Himmel,
Da unter Blitzen, unter Regenschauern
Mein Vater schied dahin im Zorne Gottes.
Brigitta, wahre Königin von Schweden,
Wie liebte ich als Kind das Land der Schweden,
Patronin von Europa, o Brigitta,
Ich weihe Skandinavien der Jungfrau!
Komm, Visionärin Jesu und Mariens,
Die du gesehen die Geburt des Babys,
Da Unsre Fraue keinen Schmerz gelitten,
Erbitte Einsicht mir in Gottes Weisheit!
Und komm mit deiner Tochter Katharina,
Die heilig ist wie ihre große Mutter!
CÄCILIA
Patronin der Musik zum Ruhme Gottes!
Du trugest zum Martyrium die Orgel,
In deinem Herzen waren Liebeslieder,
Du hörtest schon die Harmonie des Himmels.
Du warst die Jungfrau und dein Freund war Jesus,
Der Gott, der tanzt, der spielt die Flöte,
Das war der Ehebund von Gott und Seele,
Besiegelt ewig in dem Liebestode.
Auf Erden ist nur Lärm und Satans Brüllen
Und die Musik der Narren ist ein Gröhlen.
Die himmlische Musik der Weisheit aber,
Sie lenkt die Sonne und die andern Sterne.
Wer liebt, der singt, der singt das Lied der Lieder
Im musikalischen Gesetz der Gottheit.
CHRISTINA
Du warst sehr jung, mit langen blonden Haaren,
Du littest das Martyrium der Jungfrau,
Die einzig Jesus hat zum Bräutigame,
Dem Besten aller Freier in der Schöpfung.
Doch warest du da noch nicht neu geboren
Im Bad der Neugeburt, der Taufe Wasser,
Es quälten auf dem Schiffe dich Piraten,
Da strömte von dem Himmel Gottes Regen
Und Christus kam zu dir im Regenschauer
Und taufte dich im Namen seines Vaters
Und seiner selbst und seines Geistes Namen
Und machte dich zur Christin, Tochter Gottes,
Die, reiner als ein neugebornes Baby,
Von Evas Makel frei, gen Himmel schwebte.
DOROTHEA
Du warest Jungfrau, mit dem Herrn vermählte,
Da dich begehrte so ein Kerl der Erde,
Du lieber starbst, als Jesus zu verraten,
Du Marterzeugin von der Liebe Jesu.
Ja, gibt es denn die Ewigkeit des Lebens,
Unsterblichkeit der Seele in den Himmeln,
Zuletzt die Auferstehung auch des Fleisches
Und die Glückseligkeit von Leib und Seele?
Ich habe den Beweis, denn Dorothea
Kam nach dem Tod vom Himmelreiche wieder
Mit einem Strauß voll dornenloser Rosen,
Die sie gesammelt in dem Himmelsgarten.
Ja, Mutter, Jungfrau, pflege in dem Himmel
Den Rosengarten, lass es Rosen regnen!
DYMPHNA
Die dich missbrauchte mit Gewalt dein Vater,
Die du geflohen bist ins Land des Südens,
Du Schutzfrau Vergewaltigter im Inzest,
Du bist die Schutzfrau auch der Psychisch-Kranken.
Ich sehe dich im violetten Mantel
Und lila Schleier auf den schwarzen Haaren,
Wie du erscheinst in dunkler Nacht der Seele
Mit deiner Lampe jede Nacht erleuchtend.
Auch das ist ein Martyrium, o Dymphna,
Psychose, Schizophrenie und Gram und Schwermut,
Da bete du für mich, auf dass mir Trost wird,
Gib Licht in meine dunkle Nacht der Psyche!
Mein Ich ist wund! Kann Jesus das erlösen?
Erlöse mich vom Ich, lös mich in Gott auf!
EVA
Die erste Frau auf dieser schönen Erde,
Ob Gott mit einem Nabel sie erschaffen?
Ich weiß es nicht, ich sah sie niemals nackend,
Im Lichtkleid sah ich sie im Garten Eden.
Die Theologen reden von ihr übel,
Sie nennen sie die Sünderin der Sünder.
Die Wissenschaftler deuten sie symbolisch,
Es gäbe keine Dame dieses Namens.
Doch Dante sah die Mutter Eva droben
In ihrem Himmelsthrone bei dem Throne
Der Neuen Eva, Unsrer Frau Maria,
Weil Gott Erbarmen hat mit Mutter Eva.
So hoffe ich dereinst im Paradiese
Die schöne Eva endlich nackt zu sehen!
EVELYN
Sankt Evelyn von Lüttich lebte einsam
In einer kleinen Zelle an der Kirche
Und hatte nur ein Fenster in der Zelle,
Das Fenster zeigte ihr den Tabernakel.
Sie war vereinigt mit dem Corpus Christi,
Sie hat in sich den Leib des Herrn empfangen,
Sie hat den Herrn mit ihrem Mund empfangen
Und sich in mystischer Union vereinigt
Mit ihres Seelengatten Blut und Körper
Und mit der schönen Seele Jesu Christi
Und mit der Gottheit ihres Herrn und Meisters,
Den sie empfing in ihrem Seelenschoße.
Sie führte ein die Feier Corpus Christi
Und Thomas schrieb die Liturgie zur Feier.
ESTHER
Die schöne Vashti machte eine Feier
Mit ihren Frauen in dem Frauenhause,
Die schöne Vashti wollte sich nicht zeigen
Dem König und des Königshofs Ministern.
Der König suchte darum schöne Frauen,
Dass er zur Königin sich eine wähle.
Und Esther (oder wie Chaldäer sagen,
Die schöne Ishtar) war der Stern des Morgens.
Sie badete den schönen Leib in Kuhmilch
Und badete in Honig und sie salbte
Mit Rosenöl den schönen Leib, den nackten,
Und parfümierte sich mit Duftessenzen.
Der König krönte sie zu seiner Herrin
Und Vashti ward vergessen von dem König.
GERTRUD DIE GROSSE
Zu dir sprach der Gesandte schöner Liebe
Und wählte dich zu deiner Braut und Freundin.
Da sahest du das Herz des Schmerzensmannes
Verwundet von der Lanze des Soldaten,
Da hat der Schmerzensmann dein Herz verwundet,
Da Gottes Eros hat mich seinem Pfeile
Aus heißem Feuer dir durchbohrt die Seele,
Im Schmerz vereinigt also Freund und Freundin.
Ja, Jesu Herz schlug dir in deinem Busen,
Das liebeskranke Herz des Schmerzensmannes
Schlug schmerzlich dir in deinem wunden Herzen,
So laget ihr vereint im Bett des Kreuzes.
Ich habe auch die Stigmata des Herzens,
Von nun an mache keiner mir mehr Ärger.
HILDEGARD
Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,
Sah Mutter Karitas, die Große Mutter,
Die an dem Busen hielt den Gottesknaben,
Die alle Frommen stillt an ihrem Busen!
Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,
Sie sah im Himmelreich das Mädchen Liebe.
Die Throne, die die Teufel einst verloren,
Die nehmen ein die Menschen guten Willens.
Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,
Sie schaute Karitas mit bloßem Busen
Im breiten Ehebette Gottes liegen,
Da Gott und Karitas sich ehlich einten!
Im Zentrum dieses Alls, wie Glied und Scheide,
Vereinigt Gott und Karitas, die Herrin.
JEANNE D’ARC
Der große Shakespeare schrieb von Jeanne als Hexe,
Beschimpfte sie als femininen Teufel,
Die Umgang hab mit finsteren Dämonen
Und ihre Seele Luzifer geweiht hat.
Voltaire, der elegante Spötter, aber
Erstaunte, dass sie Jungfrau sei geblieben,
Er nannte Löwin sie in Kriegerrüstung,
Ihm aber sei vom Land ein Lämmchen lieber.
Und Schiller hat die Jungfrau ihr gelassen,
Die keinem Mann sich ehelich ergeben,
Jedoch die Heiligkeit nahm ihr der Dichter,
Dass sie gesendet war nach Gottes Ratschluss.
Die Kirche von Burgund hat sie getötet
Und doch – Jeanne d’Arc ist heilig, heilig, heilig!
JUDITH
Als Judith kam ins Lager der Assyrer,
Geschmückt, geschminkt, in ihrer feinsten Seide,
Da sagten die Assyrer: Donnerwetter,
Die Juden haben aber schöne Weiber!
Und Holofernes trank an jenem Abend
So viel vom Wein und vom gebrannten Schnapse,
Er lag betrunken schwer in seinem Bette,
Betrunken von dem Wein und von der Schönheit!
Doch halte deinen Kopf fest, Holofernes,
Denn jetzt kommt Judith mit dem scharfen Schwerte
Und schneidet dir das Haupt von deinem Rumpfe
Und trägt dein Haupt ins Lager der Hebräer.
Die Knaben drauf verjagten die Assyrer,
Die kleinen Knaben, Kinder junger Dirnen!
JULIANA VON NORWICH
Du sahest Gottes Vaterschaft als Ursprung
Von allem, von der Gottheit und der Schöpfung,
Gottvater, Erstursache, Erstbeweger,
Den Zeugenden des Wortes und des Geistes.
Du sahest Gottes Herrschaft in den Himmeln,
Voll Macht den Kaiser aller Universen,
Den Löwen, der das Siegel der Geschichte
Vom Buch der Menschheit lösen wird als Sieger.
Du sahest auch die Mutterschaft der Gottheit,
Die Zärtlichkeit der ewig schönen Liebe,
Den Mutterschoß unendlichen Erbarmens,
Die Brüste Gottes voll der Milch des Trostes.
So kamen Offenbarungen der Dreiheit
In Einheit zur Reclusin in die Zelle.
KARINA VON ANKARA
Karina ist in Ankara gestorben,
Weil sie den Kaiser nicht hat angebetet,
Denn nicht der Kaiser Roms war ihre Gottheit,
Nein, ihre Gottheit war Herr Jesus Christus.
Und als sie das Martyrium erlitten,
Hat gleichfalls das Martyrium erlitten
Ihr keuscher Ehemann, der Christus liebte,
Und auch ihr Sohn, der Jesus Christus liebte.
Der Sohn hat das Martyrium erlitten
Und vierzig Kinder sahn ihn freudig sterben
Und freudig zu dem Herrn gen Himmel fahren,
Da wurden diese vierzig Kinder Christen.
Nun wartet Sankt Karina in dem Himmel,
Sie wartet voll Geduld auf mich im Himmel.
KATHARINA VON ALEXANDRIEN
Die Heiden sagten: Du beweise Christus!
Und Katharina nahm Homer und Platon,
Nahm Pindar und Ovid und Diotima
Von Mantua und Sokrates und Plotin.
Da sprach sie von dem Sohn des Zeus, geboren
Von einer Menschenfrau, von einer Jungfrau,
Der heilte, der gestorben ist als Opfer,
Der aufgefahren ist zu seinem Vater.
Sie sprach von dem Gericht des Radamanthys
Und Minos, von Verdammnis in dem Hades,
Odysseus und Äneas in der Hölle,
Und vom Elysium für die Gerechten.
Ihr Stolzen möget mich verspotten, aber
Ich bleibe treu der Göttlichen Sophia!
KATHARINA VON SIENA
Du konntes aber lesen nicht und schreiben
Und bist doch eine Lehrerin der Kirche,
Der Christus hat die Weisheit eingegossen
Ganz ohne Studium, nur durch die Liebe.
Du sagtest: Schön bist du, mein Vielgeliebter,
Ich liege als Gemahlin dir vereinigt
Im Ehebett, das ist kein Bett aus Rosen,
Das ist vom Holz des Kreuzes uns gezimmert.
O Kirche! Ruhm sei deinen großen Frauen!
Die Protestanten haben nicht desgleichen.
Du, Katharina, hast dem Papst geboten,
Von Avignon zu siedeln heim nach Roma.
Nun bist du die Patronin von Europa.
O segne heute auch den Papst Franziskus!
LUCIA VON SYRAKUS
Sie haben ihr die Augen ausgerissen,
Weil sie nur Jesus Christus schauen wollte,
Sie hat die Augen in der Hand getragen,
Und Gott gab ihr gesunde Augen wieder.
Erleuchte meine Augen, o Luzia,
Wie Dante Alighieri du erleuchtet,
Auf dass ich einzig Gottes Schönheit schaue
Mit lichter Keuschheit meiner innern Augen.
Und bete, dass ich nicht erblinde, Jungfrau,
Ich weihe meine Augen deinem Beten,
Erleuchte du den Augenarzt mit Weisheit
Und steh mir bei in meinen großen Nöten.
Führ mich durch Hölle, Fegefeuer, Himmel
Zur seligen Vision der Schönen Liebe!
MAGDALENA
Ich habe meinen lieben Herrn gesehen,
Ich dachte erst, er sei des Gartens Gärtner,
Wie aber er den Namen sprach: Maria –
Da habe ich erkannt den Sohn Mariens.
Ich wollte seine Füße ihm umfangen
Und meinen Finger in die Wunde legen,
Er sagte: Halte mich nicht fest, Geliebte,
Und küsste mich auf meine Purpurlippen.
Apostelin der heiligen Apostel -
Prophetenamt der Frauen in der Kirche -
War ich den frühen Christen in der Kirche
Evangelistin in dem Süden Frankreichs.
In mystischer Ekstase und Verzückung
Ich tanzte mit dem Bräutigam-Messias!
MARGARETE VON CORTONA
Sie lebte in der Jugend ihren Lüsten,
Der süßen Sinnlichkeit des schönen Leibes,
War eine Konkubine eines Mannes
Und galt im Dorf als stadtbekannte Dirne.
Dann aber starb der Mann, den sie geliebt hat,
Sie sah den Leichnam in dem Walde liegen.
Und das war nun die Herrlichkeit des Körpers?
Ein Haufen Würmerkot im Schmutz der Erde!
Und sie bekehrte sich zu Jesus Christus,
Die Franziskaner haben ihr gepredigt,
Fortan sie sorgte für die Kranken, Kleinen,
Hielt Wache an den Sterbebetten.
Im Himmel bist du schön, o Margarete,
Ich freu mich, dich im Paradies zu sehen!
MECHTHILD VON MAGDEBURG
Die Seele Mechthild, mystisch reich begnadet,
War eine Seele, nackend in Begierde
Und sich verzehrend in der Glut der Liebe
Nach Jesus Christus, ihrem Ehemanne.
So Jesus Christus kam in seinen Garten
Und fand die nackte Seele voll Begierde
Und hörte schreien sie in heißer Wollust:
Herr, liebe oft mich, lange mich und heftig!
Und Mechthild sah der Gottheit Lichtglanz fließend
Und sah die Minne Gottes, einen Brunnen,
Und fühlte Gott sich liebevoll ergießen
Als Bräutigam in ihren Schoß der Seele.
Da nannte Jesus seine Freundin Mechthild:
Mein Täubchen, meine Rose, meine Sonne!
MIRJAM
Aus der Gefangenschaft im Land Ägypten
Die Kinder Israel befreite Mose
Und Aaron war mit ihm und mit ihm Mirjam,
Sie zogen trocken durchs geteilte Schilfmeer.
Und Mirjam mit den Frauen schlug die Trommel
Und Mirjam sang das Lied von der Befreiung.
Denn Gott geht mit, der Retter und Befreier,
Gott führt ins Land, wo Milch und Honig fließen.
Prophetin war die visionäre Mirjam,
Gott gab Visionen ihr des Nachts in Träumen.
Gott sprach von Angesicht zu Angesichte
Mit Mirjam, wie ein Mann mit seiner Freundin.
Und Mirjam schaute einst den Rücken Gottes.
Gott geht voran und Mirjam folgt gehorsam.
MONICA
Du machtest Sorgen dir um Augustinus,
Er war in einer Manichäer-Sekte,
Er lebte wild mit einer Konkubine
Und hatte einen Sohn aus wilder Ehe.
Du hast gebetet für den Sohn zu Jesus:
Du sagtest: Herr, du bist mein guter Hirte,
Und wenn ich komme zu dem Throne Christi,
Dann schenke Augustinus du den Glauben.
So bist du doppelt Mutter ihm gewesen,
Die Mutter der Natur, die gab sein Leben,
Die Gnadenmutter, die ihm gab den Glauben,
Nun ruhe du am Thron der Gottesmutter!
Und mir gib auch – ich hab das Herz der Mutter -
Dass meine Knaben in den Himmel kommen!
PELAGIA
Die Priester in der Kirche Messe singen,
Die Leute auf den Straßen aber feiern
Die Tänzerin Pelagia halb nackend,
Die reizte auf der Männer wüste Sinne.
Da traf sie wie ein Blitz das Wort des Himmels,
Sie tat ihr Herz auf Jesus, dem Geliebten,
Ging in die Einsamkeit, trug Männerkleider,
Ein Pilger in der Wüste, immer betend.
Der Heiland hat die wunderschönsten Dirnen!
Im Himmel warten Magdalena, Thasis
Und Aphra, Margarethe von Cortina,
Das ist so recht ein Paradies dem Dichter!
Denn Gottes Ehefrauen sind die Huren,
Die eher sind im Himmel als die Frömmler.
RAHEL
Der arme Jakob diente sieben Jahre
Und noch mal diente Jakob sieben Jahre
Um Rahel, Lämmchen mit den schönen Augen,
Die meditierend immer Gott beschauten.
Der schlimme Onkel aber gab ihm Lea
Verschleiert mit dem Hochzeitsschleier Rahels
Zuerst zur Gattin. Fruchtbar war zwar Lea,
Doch hatte sie so tätig-stumpfe Blicke.
Doch Rahel schließlich ihm gebar den Josef,
Den Träumer, der war seiner Mutter Liebling,
Und Benjamin, den Kleinsten aller Söhne,
Den Jakob hieß prophetisch Sohn des Glückes.
Und Jakob wanderte mit seiner Rahel
Nach Bethlehem, ins neue Haus des Brotes.
REBEKKA
So leg, mein Knecht, die Hand an meine Lende,
Sprach Vater Abraham zu Eliezer,
Und suche meinem Sohne eine Gattin,
Doch nicht von Kanaans verkehrten Töchtern.
Geh du in meine Heimat Ur und suche
Von meinem Stamme eine Braut dem Sohne,
Doch will das Mädchen folgen nicht dem Sohne,
Er soll nicht wieder ziehen nach Chaldäa.
Rebekka reitend kam auf dem Kamele
Und ließ den Schleier von dem Antlitz sinken,
Und Isaak vermählte mit Rebekka
Sich in dem Zelte, und Rebekkas Liebe
War süßer Trost für Isaak, denn kürzlich
War erst gestorben Sara und begraben.
RUTH
Die Heidin von den Moabitern sagte:
Ich suche Gott, der trägt den Namen Jahwe,
So möchte ich nach Bethlehem in Juda,
Das Brot zu finden auf den Weizenfeldern.
Als Schnitterin ich möchte auf dem Felde
Die nahrhaft-goldnen Weizenkörner sammeln.
Ich möchte backen Brot, weil Gott wie Brot ist,
Der Schöpfer der Natur wird uns zur Speise.
Und wenn ich Boas sehe auf dem Felde,
So will mir scheinen, er ist der Erlöser.
In aller Keuschheit nachts im Mondenscheine
Will ich mich still an dem Erlöser freuen.
Und wenn ich schwanger werde vom Erlöser,
Gebären will ich den Messias-König.
SARA
Gott sprach zu Vater Abraham: Du gehe
Von deinem Vaterhause fort, mein Lieber,
Verlasse du den angestammten Wohnort
Und gehe in die auserwählte Fremde!
Nimm keinen mit dir als Prinzessin Sara,
Ich hörte sie im Eingang ihres Zeltes
So heiter lachen, als der Engel nahte,
Als du dem Engel hast ein Lamm geschlachtet.
Prinzessin Sara ist so schön und milchweiß,
An ihren weißen Brüsten sog der Knabe,
Der da den schönen Namen trägt: Gott lachte!
Den Knaben sollst du meiner Gottheit weihen!
Und kommst du, Abraham, ins Land Ägypten,
So sage du, dass Sara deine Schwester!
SUSANNA
Joachim war ein Leiter der Gemeinde
Der Juden Babylons und seine Gattin
Susanna war sehr keusch, schön anzuschauen,
Die keusch gelebt die Heiligkeit der Ehe.
Sie badete am Tage nackt im Garten,
Da lag sie nackend in der Badewanne.
Die Ältesten der jüdischen Gemeinde
Beschauten sie und wollten mit ihr schlafen.
Doch Daniel, der junge Seher Gottes,
Verteidigte Susanna, ihre Keuschheit,
Sie war den alten Herren nicht zu Willen,
Drum wollten diese steinigen Susanna.
Ich bete vor der heiligen Ikone
Der badenden Susanna nackt im Garten.
SULAMITH
Die Augen Sulamiths sind Tauben-Augen,
Erleuchtet von der Liebe und der Wahrheit,
Erleuchtet von dem Denken und dem Glauben
Schaut sie das Angesicht des Bräutigames.
Der Nabel Sulamiths ist voll des Weines,
Die Theologen sagen, voll des Mischweins,
Der Gottheit Wein und auch der Menschheit Wasser,
Ich aber will den Wein, den ungemischten!
Die Freundin ist die Schönheit ohne Makel,
Die Freundin ist die ganz perfekte Schönheit,
Kein Makel ist an ihr von einer Sünde,
Die makellose Konzeption, das ist sie!
Ich sehe Sulamith in meiner Bibel
Jung stehen nackend unterm Feigenbaume!
THAIS
In Alexandria der Göttin Isis
Thaisis diente als sakrale Hure.
Der Eremit Paphnutius von Jesus
Den Ruf bekam, die Hure zu bekehren.
Du, Thais, kannst nicht Jesus Christus lieben,
Liebst du zugleich die Hurerei und Unzucht.
Empfinde Reue, tu das Werk der Buße,
Bekehre dich zum einzigen Erlöser!
Thaisis lebte in Klausur für Jesus
In immerwährendem Gebet vereinigt.
Ein kleiner Knabe sah in Traumvisionen
Das Himmelsbett, bereitet für die Hure,
Das Himmelsbett, wo Jesus Christus beiwohnt
In himmlischer Vereinigung der Hure.
TERESA VON JESUS
Im Innern meiner Seele sind die sieben
Gemächer meiner Seelenburg, ich wandre
Von einem Zimmer in das andre Zimmer
Und lasse Fleisch und Welt zurück und Teufel.
Allein im immerwährenden Gebete
Ist meine Seele wie ein grüner Garten
Und wird bewässert von dem Brunnenwasser
Und wird bewässert von dem Himmelsregen.
Sankt Josef konnte immer ich vertrauen,
Wenn ich ein Kloster neu begründen wollte.
Nichts gibt es, was der kleine Jesusknabe
Abschlagen würde seinem Pflegevater.
Was mutet Jesus zu den Jüngern Jesu!
Und darum hat er nur so wenig Freunde.
THERESE VOM KINDE JESUS
Ich bin die kleine Königin von Frankreich
Und war doch kleiner als ein kleines Sandkorn,
Ich war ein Nichts, und habe auch erlitten
Die Nacht des Nichts, ein Leben ohne Hoffnung.
Auf Erden Eitelkeit der Eitelkeiten,
Allein die Ewigkeit ist fester Felsen!
Jetzt bring ich meinem kleinen Jesus Opfer,
Im Himmel aber wird er mich belohnen.
Jetzt bin ich meines kleinen Jesus Spielzeug,
Er spielt mit mir, solange er es möchte.
Jetzt bin ich auf dem See im Wettersturme
Und Jesus schläft, und ich, ich lass ihn schlafen.
Wenn ich nur Seelen retten kann von Sündern,
Dafür will ich mein Leid aus Liebe opfern!
TERESA BENEDICTA A CRUCE
In dem Vernichtungslager Auschwitz war sie
Und sah die Mütter aus dem Volk der Juden
Verzweifelt, sich nicht um die Kinder kümmernd,
Da sie voll Angst vorm nahen Tode waren.
Teresa Benedicta von dem Kreuze
Den kleinen Kindern kämmte ihre Haare,
Den kleinen Kindern putzte ihre Nasen,
Sie war den Kinderlein wie eine Mutter.
Ein kleines Mädchen da verlor ihr Püppchen,
Und Schwester Benedicta unten rutschte
Auf allen Vieren durch den Schlamm des Lagers
Und holte ihr zurück das kleine Püppchen.
Dann trat sie in die Kammer mit dem Giftgas
Und dachte sterbend an die eigne Mutter.
TERESA VON KALKUTTA
O Mutter, wie du liebst die kleinen Kinder,
Und ob sie leben auch in reichen Ländern,
Fast abgetrieben, leiden sie an Hunger
Nach Vaterliebe und nach Mutterliebe.
O Mutter, wie du liebst die kranken Frauen,
Die sterben an dem Krebsgeschwür der Brüste,
Du stehst fürbittend an dem Sterbebette
Und opferst deine Pein für ihre Rettung.
O Mutter, wie du liebst den kranken Dichter,
Der lebt wie du in dunkler Nacht der Psyche
Und ist wie du ein Stift in Gottes Händen
Und schreibt der Welt des Gottes Liebesbriefe.
O Mutter von Kalkutta, wahre Kali,
Bekehre du zu Jesus alle Inder!
URSULA UND IHRE ELFTAUSEND JUNGFRAUEN
O Gott, wie schön das Paradies des Himmels,
Das heilige Jerusalem des Himmels,
Der Garten Eden und die Stadt der Toten,
Die Nekropolis und die Megapolis,
Da wimmelt es von wunderschönen Mädchen,
Ob lange blonde oder braune Haare,
Ob lange rote oder schwarze Haare,
Sind alle nichts als lauter reine Gnaden,
Sind sechzehn Jahre jung, sind zweiundzwanzig,
Sind weiße Lilien und sind rote Rosen,
Sind alle voll der schönen Liebe Gottes,
Die Herzen sind voll Demut und voll Sanftmut.
Ich will sie küssen alle Ewigkeiten!
O Paradies der Männer Glaubenshelden!