ANDACHTEN ZUM BUCH HIOB

 

VON JOSEF MARIA VON DER EWIGEN WEISHEIT

 

 

DIE ERSTE PRÜFUNG HIOBS

 

Hiob 1

 

6 Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den HERRN hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan. 7 Der HERR sprach zum Satan: Woher kommst du? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Die Erde habe ich durchstreift, hin und her. 8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet? Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde: ein Mann untadelig und rechtschaffen, er fürchtet Gott und meidet das Böse. 9 Der Satan antwortete dem HERRN und sagte: Geschieht es ohne Grund, dass Ijob Gott fürchtet? 10 Bist du es nicht, der ihn, sein Haus und all das Seine ringsum beschützt? Das Tun seiner Hände hast du gesegnet; sein Besitz hat sich weit ausgebreitet im Land. 11 Aber streck nur deine Hand gegen ihn aus und rühr an all das, was sein ist; wahrhaftig, er wird dich ins Angesicht segnen. 12 Der HERR sprach zum Satan: Gut, all sein Besitz ist in deiner Hand, nur gegen ihn selbst streck deine Hand nicht aus! Darauf ging der Satan weg vom Angesicht des HERRN. 13 Nun geschah es eines Tages, dass seine Söhne und Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders aßen und Wein tranken. 14 Da kam ein Bote zu Ijob und meldete: Die Rinder waren beim Pflügen und die Eselinnen weideten daneben. 15 Da fielen Sabäer ein, nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit scharfem Schwert. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 16 Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Feuer Gottes fiel vom Himmel, schlug brennend ein in die Schafe und Knechte und verzehrte sie. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 17 Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Die Chaldäer stellten drei Rotten auf, fielen über die Kamele her, nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit scharfem Schwert. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 18 Noch ist dieser am Reden, da kommt schon ein anderer und sagt: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen Bruders. 19 Da kam ein gewaltiger Wind über die Wüste und packte das Haus an allen vier Ecken; es stürzte über die jungen Leute und sie starben. Ich ganz allein bin entronnen, um es dir zu berichten. 20 Da stand Ijob auf, zerriss sein Gewand, schor sich das Haupt, fiel auf die Erde, betete an 21 und sprach: Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter; nackt kehre ich dahin zurück. Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; gelobt sei der Name des HERRN. 22 Bei alldem sündigte Ijob nicht und gab Gott keinen Anstoß.

 

Glaubt ihr an die Existenz des Teufels? Wer ist Satan?

 

Nach christlicher Lehre war Luzifer der höchste Lobpreisengel. Aber auch die Engel mussten geprüft werden, ob sie Gott treu sind. Die Kirchenväter meinten: Gott zeigte dem Luzifer, dass Gottes Sohn nicht ein Engel, sondern ein Mensch werden würde, von einer Frau geboren. Das kränkte den Stolz vieler Engel. Luzifer wollte Gott nicht mehr dien. Das ist sein Motto: Ich diene nicht! Da wurde er von Christus aus dem Himmel geworfen in die eigens für ihn geschaffene Hölle. Ein drittel der Engel folgte ihm. Das sind nun Satan und seine Dämonen. Jesus nennt den Teufel den Vater der Lüge und den Mörder von Anfang an. Satan will so viele Seelen wie möglich zu sich in die Hölle führen.

 

Ist Gott nur gut, oder ist er gut und böse zugleich? Kommt von Gott nur Gutes, oder kommt von Gott auch Böses?

 

Die christliche Lehre sagt, dass Gott der allein ganz Gute ist, von dem nur Gutes kommt. Die Lehre, dass Gott gut und böse ist, Liebe und Hass, ist heidnisch. Die Götter des Heidentums waren mal gut und mal böse. Die Chinesen sagen, das Höchste Wesen sei Yin und Yang, gut und böse. Luther sagte: Gott tue das Böse, um es dann zu überwinden und Gutes daraus hervorgehen zu lassen, wörtlich: „Gott muss erst zum Teufel werden“. Calvin sagte: Gott ist gut und böse, die einen befiehlt er in den Himmel, die anderen bestimmt er zur Hölle, er habe die Masse der Menschen für die Hölle geschaffen. Der Philosoph Hegel und der Tiefenpsychologe C.G. Jung nannten darum „Luzifer die vierte Person der Dreifaltigkeit“. Der Allah der Muslime ist jenseits von gut und böse, er ist nicht gebunden an das Gute.

 

Der Satan versucht Hiob, Gott lässt es zu. Glaubt ihr, dass Gott uns versucht? Was bedeutet im Vaterunser „und führe uns nicht in Versuchung“, wo es im Jakobusbrief heißt: „Gott versucht niemanden“?

 

Die christliche Lehre unterscheidet von dem Willen Gottes, also was seine ureigenste Absicht ist, und dem, was er zulässt. Von Gott kommt zu uns kein Übel. Das Übel kommt vom Teufel, von der gottlosen Welt und von unserem Egoismus. Aber Gott lässt es zu. Wir sind auf Erden noch nicht im Paradies. Auf Erden gibt es immer den Kampf von gut und böse, Licht und Finsternis. Wir werden von Gott geprüft werden, ob wir ihn wirklich lieben.

 

Hiob wurde alles genommen. Gibt es irgendetwas, was Gott uns nicht nehmen darf, sonst sagen wir uns von ihm los? Haben wir Menschen lieber als Gott oder Dinge lieber als Gott? Können wir sagen: „Ich liebe Gott über alles!?“ Können wir sagen: „Gott allein genügt!?“

 

Zweifeln wir an Gott, wenn uns ein Vater stirbt, wenn unsre Frau stirbt, wenn wir ein Kind verlieren? Kann uns damit der Satan einfangen?

 

Hiob sagt: Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gepriesen! Ein junges evangelisches Mädchen ließ seinen Glauben fallen, weil ihr Meerschweinchen gestorben war. Als ich einen totgeborenen Welpen beerdigen sollte, sagte ich diese Worte. Kann es sein, dass wir ein Haustier lieber als Gott haben? Ist dann unser Haustier unser Götze?

 

Wenn Gott uns die Gesundheit nimmt, wenn er unsere Gebete um Heilung nicht erhört, sind wir dann wütend auf Gott?

 

Wenn Christus unsere Gebete um Heilung nicht erhört, so lädt er uns ein, mit ihm den Kreuzweg zu gehen. So können wir Christus ähnlicher werden. Aber viele Menschen verfluchen Gott, wenn sie leiden müssen. Augustinus, der Kirchenvater, sagte: „Das gleiche Leiden bringt den einen in die Hölle und den andern in den Himmel.“ Die deutsche Mystikerin Mechthild von Magdeburg aus dem 12. Jahrhundert sagte: „Die Pein kommt aus der Hölle, aber sie hat schon viele Seelen in den Himmel gebracht.“

 

Hiob sagt: Nackt bin ich aus meiner Mutter Schoß gekommen und nackt geh ich heim. Das Totenhemd hat keine Taschen. Was können wir in die Ewigkeit mitnehmen. Es gibt vieles, was uns wichtig scheint, aber was hat Wert für das ewige Leben?

 

Jesus sagt, wir sollen uns keine Schätze auf Erden sammeln, wie ein dickes Bankkonto, eine hohe Rente, ein großes Haus, viel Vieh, ein teures Auto usw. Sondern wir sollen uns Schätze im Himmel sammeln. Denn wo unser Schatz ist, da ist unser Herz. Wo ist unser Schatz? Auf Erden oder im Himmel? Und wie sammelt man Schätze im Himmel?

 

Hiob ergibt sich in Gottes Willen. Können wir uns auch in Gottes Willen ergeben? Oder wo stellen wir unsern eigenen Willen über Gottes Willen?

 

Fühlen wir uns nur von Gott gesegnet, wenn alles glatt geht, wenn wir happy sind, reich gesegnet mit irdischen Gütern und Gesundheit, frommen Kindern usw.? Können wir noch glauben an Gottes Liebe, wenn er uns Krankheit, Schmerzen, Kummer, Verluste zumutet? Können wir auch in den dunklen Stunden glauben, dass Gott nur unser Heil will? Welcher Segen kann auf den schweren Zeiten des Lebens liegen?

 

Paulus sagt: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi. - Aber was könnte geschehen, welchen Trick könnte Satan anwenden, dass wir unsrerseits uns von der Liebe Christi lossagen?

 

GEBET FÜR DIE UNHEILBAR KRANKEN

 

HERR, unser Gott, wir beten für alle unheilbar Kranken. Ob sie nun unheilbar an Gliederschmerzen leiden oder unheilbar an Migräne leiden oder unheilbar an Multiple-Sklerose leiden oder unheilbar an Krebs leiden oder unheilbar an psychischer Krankheit leiden oder unheilbar am Downsyndrom leiden oder an einer anderen unheilbaren Krankheit, wir bringen sie dir alle, Herr, unser Heiland und unser Arzt. Viele haben jahrelang vergeblich um Heilung gebetet, vielen sind die Hände der Heiligen aufgelegt worden, viele haben die Krankensalbung empfangen, viele haben vergeblich auf ein Wunder gehofft. Gib ihnen die Gnade, nicht zornig auf dich zu werden. Gib ihnen die Gnade, nicht verbittet und zynisch zu werden. Reinige ihre Herzen durch ihre Schmerzen zu einem tiefen Mitgefühl und einer barmherzigen Liebe zu allen Kreaturen. Lass sie erkennen die große Gnade ihrer Auserwählung, dass sie von dir eingeladen werden, Christus auf dem Kreuzweg zu folgen. Hilf ihnen, ihre Leiden und Schmerzen mit den Leiden und Schmerzen Christi zu vereinigen und mach sie durch ihr schweres Kreuz dem gekreuzigten Christus immer ähnlicher, damit sie auch mit Ihm auferstehen in das himmlische Freudenreich. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

 

GEBET FÜR DIE VOM GLAUBEN ABGEFALLENEN

 

HERR, unser Gott, Petrus spricht im Neuen Testament von den vom Glauben abgefallenen Christen, er vergleicht sie mit Hunden, die ihr Erbrochenes wieder fressen, er vergleicht sie mit Schweinen, die sich nach ihrer Reinigung wieder im Dreck suhlen. Herr, die Offenbarung des Johannes redet vom großen Glaubensabfall der Endzeit, und die heutigen Propheten sagen, dieser Glaubensabfall findet zu unserer Zeit im westlichen Abendland statt. Wir bringen dir alle Getauften, die sich schon einmal zu dir bekannt haben, dann aber die Sünde lieber hatten als dich und sich von Christus und der Gemeinschaft der Christen losgesagt haben, die dich nicht mehr anbeten, die dich nicht mehr lieben. Wir bringen dir alle, die schon Bürger und Bürgerinnen des Himmelreichs gewesen sind, aber hinausgegangen sind und sich wieder in den Einflussbereich der Welt, der Sünde und der Dämonen begeben haben. Bitte, Herr, tu ein Wunder der Wandlung an ihnen und lass sie wieder auferstehen aus dem geistlichen Tod. Ziehe sie erneut an dein brennendes Herz, Jesus, mit aller Macht deines Heiligen Geistes. Amen.

 

 

GEBET FÜR DIE STERBENDEN

 

HERR, unser Gott, wir beten für alle Sterbenden in diesen Tagen, für alle, die von langen Leiden durch den Tod befreit wurden, für alle, die plötzlich aus dem Leben gerissen worden sind, für alle, die Opfer von Krieg und Terror geworden sind, für alle abgetriebenen Kinder. Nimm sie alle in Gnaden in deinem Freudenreich auf. In deiner grenzenlosen Barmherzigkeit tilge alle ihre Sünden und rechne ihnen ihre guten Werke an. Wir beten für die sterbenden Atheisten, für die sterbenden Heiden, für die sterbenden Muslime, für die sterbenden Juden und für die sterbenden Christen aller Konfessionen, sei ihnen allen der barmherzige Vater der Menschheit und erlöse sie von aller Sünde, verschließe die Pforte zur Hölle, reinige alle Seelen und führe alle, die ihrem Gewissen oder ihrem Gottesbild gefolgt sind, in das himmlische Jerusalem-Eden zum Hochzeitsfest des Lammes! Durch Christus, deinen Sohn und unsern Herrn. Amen.

 

 

 

HIOBS ZWEITE PRÜFUNG

 

Hiob 2

 

1 Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den HERRN hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan, um vor den HERRN hinzutreten. 2 Da sprach der HERR zum Satan: Woher kommst du? Der Satan antwortete dem HERRN: Die Erde habe ich durchstreift, hin und her. 3 Der HERR sprach zum Satan: Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet? Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde: ein Mann untadelig und rechtschaffen; er fürchtet Gott und meidet das Böse. Noch immer hält er fest an seiner Frömmigkeit, obwohl du mich gegen ihn aufgereizt hast, ihn ohne Grund zu verderben. 4 Der Satan antwortete dem HERRN und sagte: Haut um Haut! Alles, was der Mensch besitzt, gibt er hin für sein Leben. 5 Doch streck deine Hand aus und rühr an sein Gebein und Fleisch; wahrhaftig, er wird dich ins Angesicht segnen. 6 Da sprach der HERR zum Satan: Gut, er ist in deiner Hand. Nur schone sein Leben! 7 Der Satan ging weg vom Angesicht Gottes und schlug Ijob mit bösartigem Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel. 8 Da nahm er sich eine Tonscherbe, um sich damit zu schaben, während er mitten in der Asche saß. 9 Seine Frau sagte zu ihm: Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Segne Gott und stirb! 10 Er aber sprach zu ihr: Wie eine Törin redet, so redest du. Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen? Bei alldem sündigte Ijob nicht mit seinen Lippen. 11 Die drei Freunde Ijobs hörten von all dem Bösen, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, jeder aus seiner Heimat: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten. 12 Als sie von fern aufblickten, erkannten sie ihn nicht; sie schrien auf und weinten. Jeder zerriss sein Gewand; sie streuten Asche über ihr Haupt gegen den Himmel. 13 Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und keiner sprach ein Wort zu ihm. Denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

 

GOETHE FAUST I

 

Mephistopheles:

 

Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst

Und fragst, wie alles sich bei uns befinde,

Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst,

So siehst du mich auch unter dem Gesinde.

Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,

Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;

Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,

Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.

Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen,

Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.

Ein wenig besser würd er leben,

Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;

Er nennt's Vernunft und braucht's allein,

Nur tierischer als jedes Tier zu sein.

Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden,

Wie eine der langbeinigen Zikaden,

Die immer fliegt und fliegend springt

Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;

Und läg er nur noch immer in dem Grase!

In jeden Quark begräbt er seine Nase.

 

DER HERR:

 

Hast du mir weiter nichts zu sagen?

Kommst du nur immer anzuklagen?

Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

 

Mephistopheles:

 

Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht.

Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,

Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

 

DER HERR:

 

Kennst du den Faust?

 

Mephistopheles:

 

Den Doktor?

 

DER HERR:

 

Meinen Knecht!

 

Mephistopheles:

 

Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise.

Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.

Ihn treibt die Gärung in die Ferne,

Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;

Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne

Und von der Erde jede höchste Lust,

Und alle Näh und alle Ferne

Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.

 

DER HERR:

 

Wenn er mir auch nur verworren dient,

So werd ich ihn bald in die Klarheit führen.

Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,

Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren.

 

Mephistopheles:

 

Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren!

Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt,

Ihn meine Straße sacht zu führen.

 

DER HERR:

 

Solang er auf der Erde lebt,

So lange sei dir's nicht verboten,

Es irrt der Mensch so lang er strebt.

 

Mephistopheles:

 

Da dank ich Euch; denn mit den Toten

Hab ich mich niemals gern befangen.

Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen.

Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus;

Mir geht es wie der Katze mit der Maus.

 

DER HERR:

 

Nun gut, es sei dir überlassen!

Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,

Und führ ihn, kannst du ihn erfassen,

Auf deinem Wege mit herab,

Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:

Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,

Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.

 

Mephistopheles:

 

Schon gut! nur dauert es nicht lange.

Mir ist für meine Wette gar nicht bange.

Wenn ich zu meinem Zweck gelange,

Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust.

Staub soll er fressen, und mit Lust,

Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.

 

DER HERR:

 

Du darfst auch da nur frei erscheinen;

Ich habe deinesgleichen nie gehaßt.

Von allen Geistern, die verneinen,

ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.

Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,

er liebt sich bald die unbedingte Ruh;

Drum geb ich gern ihm den Gefallen zu,

Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.

Doch ihr, die echten Göttersöhne,

Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!

Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,

Umfass euch mit der Liebe holden Schranken,

Und was in schwankender Erscheinung schwebt,

Befestigt mit dauernden Gedanken!

 

(Der Himmel schließt sich.)

 

Mephistopheles (allein):

 

Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern,

Und hüte mich, mit ihm zu brechen.

Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,

So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.

 

*

 

In der erste Prüfung wurden Hiob Herden, Häuser und Kinder genommen. Er selbst blieb verschont. In der zweiten Prüfung geht es ihm selbst an den Kragen, eine sehr schmerzliche Krankheit.

 

Geht uns das eigene Leiden immer näher an als das Leiden unserer Lieben? Goethe sagt: So sehr ein anderer ächzt und krächzt, für dich ist seine Last leicht. Aber die Märtyrerin Edith Stein sagte: Es ist manchmal schwerer, als das eigene Kreuz zu tragen, zuzusehen, wie die Lieben ein schweres Kreuz tragen, und nicht helfen zu können. Wie geht euch das? Geht euch fremdes Leid zu Herzen oder wollt ihr davon nichts wissen. Wie geht ihr um, wenn ihr in den Nachrichten vom Unglück ferner Völker hört. Berührt euch das oder lässt es euch kalt?

 

Hiob hatte böse Geschwüre. Das können Eiterbeulen am ganzen Körper sein. Oder Krebsgeschwüre. Es geht hier nicht um einen medizinischen Befund. Aber er hatte körperlich sehr starke Schmerzen und seine Seele war verzweifelt. Nun, sexy sind Menschen, wenn sie jung und schön und gesund und reich sind. Aber ein alter Mann mit bösen Geschwüren und verzweifelter Seele ist nicht sexy. Keiner will was mit ihm zu tun haben. Wie geht euch das: Ekelt ihr euch vor Kranken, vor Elend und Armut? Wollt ihr lieber nur mit den Schönen, Gesunden und Glücklichen zu tun haben?

 

Hiobs Ehefrau sagt: Wenn Gott dir sowas antut, dann sage dich von Gott los! Hiob antwortet ihr: Du schwatzt wie eine gottlose Närrin! Wenn wir von Gott das Schöne empfangen, sollen wir denn nicht auch das Unangenehme von ihm empfangen?

 

Dietrich Bonhoeffer dichtete:

 

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern,

Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,

So nehmen wir ihn DANKBAR, ohne Zittern,

Aus deiner guten und geliebten Hand!

 

Wollen wir Gott nur Lieben, wenn er uns Glück schenkt, Wohlstand, Gesundheit? Oder ist Gott auch unser Gott, wenn wir Krankheit, Schmerzen., Unglück, Einsamkeit ertragen müssen.

 

Ein Priester sagte einmal: Es ist leicht, Halleluja zu singen, wenn man auf der Sonnenseite des Lebens tanzt. Aber die Kunst ist, Halleluja zu singen, wenn man mit Christus am Kreuz hängt!

 

Ein Heiliger sagte einmal: Besser, als über Christus und sein Kreuz nur zu r e d e n , ist es, mit Christus am Kreuz vereint zu sein.

 

Papst Franziskus nannte Christus den „göttlichen Hiob“… Wie Hiob sowohl starke körperliche Schmerzen als auch seelischen Kummer tragen musste, so hat Jesus durch die Geißelung, die Dornenkrone, das Kreuztragen und das Gekreuzigtwerden sehr starke körperliche Schmerzen ertragen. Aber er sagte auch vor seiner Kreuzigung: Meine Seele bis zu Tode betrübt! Und am Kreuz schrie er: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! - Christus kennt als starke körperliche Schmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Atemnot, Blutfluss. Und er kennt Kummer und Verzweiflung der Seele. Und darin ist Hiob ihm ähnlich. Und darin werden auch wir Christus ähnlich, wenn wir Anteil an seinen Schmerzen haben.

 

 

 

 

HIOB VERFLUCHT DEN TAG SEINER GEBURT

 

Hiob 3

 

1 Danach tat Ijob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. 2 Ijob ergriff das Wort und sprach: 3 Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, die Nacht, die sprach: Ein Knabe ist empfangen. 4 Jener Tag werde Finsternis, nie frage Gott von oben nach ihm, nicht leuchte über ihm des Tages Licht. 5 Einfordern sollen ihn Finsternis und Todesschatten, Gewölk über ihn sich lagern, Verfinsterung am Tag mache ihn schrecklich.1 6 Jene Nacht, das Dunkel raffe sie hinweg, sie reihe sich nicht in die Tage des Jahres, sie gehe nicht ein in die Zahl der Monde.2 7 Ja, diese Nacht sei unfruchtbar, kein Jubel komme auf in ihr. 8 Verwünschen sollen sie die Verflucher der Tage, die es verstehen, den Levíatan zu wecken. 9 Verfinstert seien ihrer Dämmerung Sterne; sie harre auf Licht, jedoch umsonst; die Lider der Morgenröte schaue sie nicht. 10 Denn sie hat die Pforten an meiner Mutter Leib nicht verschlossen, nicht das Leid verborgen vor meinen Augen. 11 Warum starb ich nicht vom Mutterschoß weg, kam ich aus dem Mutterleib und verschied nicht gleich? 12 Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, wozu Brüste, dass ich daran trank? 13 Still läge ich jetzt und könnte rasten, entschlafen wäre ich und hätte Ruhe, 14 bei Königen, bei Ratsherren im Land, die Grabkammern für sich erbauten, 15 oder bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser mit Silber gefüllt. 16 Wie die verscharrte Fehlgeburt wäre ich nicht mehr, Kindern gleich, die das Licht nie geschaut. 17 Dort hören Frevler auf zu toben, dort ruhen aus, deren Kraft erschöpft ist. 18 Auch Gefangene sind frei von Sorgen, hören nicht mehr die Stimme des Treibers. 19 Klein und Groß ist dort beisammen, der Sklave ist frei von seinem Herrn. 20 Warum schenkt er dem Elenden Licht und Leben denen, die verbittert sind? 21 Sie warten auf den Tod, doch er kommt nicht, sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze. 22 Sie würden sich freuen und jubeln, sie würden frohlocken, fänden sie ein Grab. 23 Wozu Licht für den Mann auf verborgenem Weg, den Gott von allen Seiten einschließt? 24 Bevor ich noch esse, kommt mir das Seufzen, wie Wasser strömen meine Klagen hin. 25 Was mich erschreckte, das hat mich getroffen, wovor mir bangte, das kam über mich. 26 Noch hatte ich nicht Frieden, nicht Rast, nicht Ruhe, da kam neues Ungemach heran.

 

Habt ihr euch schon einmal in eurem Leben gewünscht, lieber tot zu sein? Oder kennt ihr jemanden, der sich so äußerte?

 

Fehlte Hiob vielleicht ein starker Glaube? Wie kann es sein, dass einer an Gott glaubt und sich dennoch den Tod wünscht? Aber das ging auch anderen Gottesmännern nicht besser.

 

 

Jeremias Klage

 

15, 10 Weh mir, meine Mutter, dass du mich geboren hast, gegen den jedermann hadert und streitet im ganzen Lande! Ich habe niemandem geliehen, und keiner hat mir geliehen, und doch flucht mir jedermann.

 

15 Ach, HERR, du weißt es! Gedenke an mich und nimm dich meiner an und räche mich an meinen Verfolgern! Raffe mich nicht hinweg, indem du deinen Zorn über sie zurückhältst; erkenne, dass ich um deinetwillen geschmäht werde. 16 Dein Wort ward meine Speise, sooft ich's empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott Zebaoth. 17 Ich saß nicht im Kreis der Fröhlichen und freute mich, sondern saß einsam, gebeugt von deiner Hand; denn du hast mich erfüllt mit Grimm. 18 Warum währt doch mein Leiden so lange und ist meine Wunde so schlimm, dass sie nicht heilen will? Du bist mir geworden wie ein trügerischer Born, der nicht verlässlich Wasser gibt.

19 Darum, so spricht der HERR: Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten, und du sollst mein Prediger bleiben. Und wenn du recht redest und nicht leichtfertig, so sollst du mein Mund sein. Sie sollen sich zu dir kehren, doch du kehre dich nicht zu ihnen! 20 Denn ich mache dich für dies Volk zur festen, ehernen Mauer. Wenn sie auch wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der HERR, 21 und ich will dich erretten aus der Hand der Bösen und erlösen aus der Hand der Tyrannen.

 

Jeremia 20

 

14 Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin; der Tag soll ungesegnet sein, an dem mich meine Mutter geboren hat! 15 Verflucht sei, der meinem Vater gute Botschaft brachte und sprach: »Du hast einen Sohn«, sodass er ihn fröhlich machte! 16 Der Tag soll sein wie die Städte, die der HERR vernichtet hat ohne Erbarmen. Am Morgen soll er Wehklage hören und am Mittag Kriegsgeschrei, 17 weil er mich nicht getötet hat im Mutterleibe, sodass meine Mutter mein Grab geworden und ihr Leib ewig schwanger geblieben wäre! 18 Warum bin ich doch aus dem Mutterleib hervorgekommen, wenn ich nur Jammer und Herzeleid sehen muss und meine Tage in Schmach zubringe!

 

Jona 4

 

3 Darum, HERR, nimm doch nun mein Leben von mir! Denn es ist besser für mich zu sterben als zu leben. 4 Da erwiderte der HERR: Ist es recht von dir, zornig zu sein? 5 Da verließ Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschah. 6 Da ließ Gott, der HERR, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch. 7 Als aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, sodass er verdorrte. 8 Und als die Sonne aufging, schickte Gott einen heißen Ostwind. Die Sonne stach Jona auf den Kopf, sodass er fast ohnmächtig wurde. Da wünschte er zu sterben und sagte: Es ist besser für mich zu sterben als zu leben. 9 Gott aber sagte zu Jona: Ist es recht von dir, wegen des Rizinusstrauches zornig zu sein? Er antwortete: Ja, es ist recht, dass ich zornig bin und mir den Tod wünsche.

 

Elias (Buch der Könige)

 

1.Könige 19

 

3 Elija geriet in Angst, machte sich auf und ging weg, um sein Leben zu retten. Er kam nach Beerscheba in Juda und ließ dort seinen Diener zurück.1 4 Er selbst ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. 5 Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! 6 Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. 7 Doch der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. 8 Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.

 

Paulus

 

Philipper 1

 

22 Sintemal aber im Fleisch leben dient, mehr Frucht zu schaffen, so weiß ich nicht, welches ich erwählen soll. 23 Denn es liegt mir beides hart an: ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre; 24aber es ist nötiger, im Fleisch bleiben um euretwillen.

 

Paulus

 

2 Kor 1,3-11

3 Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes, 4 der uns in all unserer Bedrängnis tröstet, damit wir diejenigen trösten können, die in jeglicher Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir [selbst] von (dem) Gott getröstet werden. 5 Denn wie die Leiden Christi in überreichem Maße über uns kommen, so wird uns durch Christus auch in überreichem Maße der Trost zuteil. 6 Sei es, dass wir in Bedrängnis geraten, [so geschieht es] zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, [so geschieht es] zu eurem Trost, der sich auswirkt im Ertragen der gleichen Leiden, die auch wir erleiden. 7 Und unsere Hoffnung ist fest im Hinblick auf euch, weil wir wissen, dass ihr, wie ihr an den Leiden teilhabt, so auch am Trost [teilhabt]. 8 Denn wir wollen euch, Geschwister, nicht in Unkenntnis lassen über unsere Bedrängnis, die [uns] in Asien widerfahren ist, dass wir im Übermaß über [unsere] Kraft hinaus belastet wurden, so dass wir sogar am Leben verzweifelten. 9 Aber wir selbst hatten in uns das Todesurteil, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf (den) Gott, der die Toten auferweckt; 10 der uns [dann] aus so großer Todesgefahr errettet hat und erretten wird. Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, dass er uns weiterhin erretten wird, 11 indem auch ihr hilfreich im Gebet für uns eintretet, damit von vielen Angesichtern aus für die uns zuteil gewordene Gnade durch viele für uns gedankt werde.

 

Edith Stein, Jüdin, Philosophin, Ordensfrau, Märtyrerin in Auschwitz:

 

Edith Stein – ein spiritueller Weg unserer Zeit

 

"Ich rief aus dunkler Nacht"

 

"Laß uns nicht richten, daß wir nicht gerichtet werden! Uns alle trügt der Dinge Schein. Wir sehen Rätselbilder hier auf Erden, Der Schöpfer einzig kennt das wahre Sein!" Die Schriften der heiligen Edith Stein geben Zeugnis von einer Frau, die davon überzeugt war, dass man Wahrheit nicht besitzen kann. "Für sie war der Glaube an Gott unverfügbar," sagt Markus Roentgen. Er ist Referent für Spiritualität im Erzbistum Köln und betreut eine Veranstaltungsreihe im Kölner Domforum, die sich mit der Spiritualität von Edith Stein beschäftigt. "Sie kannte die Erfahrung der Leere und der Verlassenheit. Als junge Frau litt sie unter Depressionen und hatte Selbstmordgedanken. Und auch am Ende ihres Lebens erlebte sie Momente einer radikalen Gott-Verlassenheit", erzählt Markus Roentgen im domradio Gespräch: "Für uns kann die Spiritualität von Edith Stein ein Trost sein, dass selbst eine bleierne Depression einen göttlichen Sinn haben kann, weil sich darin die Worte Jesu: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen" spiegeln, und wir die Unermesslichkeit Gottes empfinden, die eben auch die Nacktheit und Leere kennt".

 

 

GEBET DES DANKES AN DEN SCHÖPFER FÜR DIE SCHÖPFUNG UNSERES LEBENS

 

Gott, wir danken dir, dass du die Schöpfung geschaffen hast, das unermessliche Weltall, Sonne und Mond und Sterne, die Meere und Berge, die wilden und die zahmen Tiere, Hunde des Hauses und Singvögel im Garten, Pferde zum Reiten, die schönen Blumen, die Wälder, die Getreidefelder, alles, was wir essen und trinken können. Aber vor allem danken wir dir, dass du im Augenblick unsrer Empfängnis unsere Seele aus dem Nichts geschaffen hast und mit einem Kuss dem befruchteten Ei eingehaucht, eine Seele, die dein Ebenbild ist, die geistig und unsterblich ist, die du geschaffen hast für die ewige Glückseligkeit in der Vereinigung mit dir! In Jesu Namen. Amen.

 

GEBET FÜR DIE VON SELBSTMORDGEDANKEN ANGEFOCHTENEN SEELEN

 

Herr, wir beten für alle Jugendlichen, die aus Liebeskummer ihr Leben wegwerfen wollen. Wir beten für alle Wahnsinnigen, die in ihrem Wahnsinn sich selber vernichten wollen. Wir beten für alle chronisch Kranken, die in ihren unerträglichen Schmerzen an den Selbstmord denken. Wir beten für alle Sklaven Satans, die meinen, sie kämen durch den Selbstmord als Märtyrer in den Himmel. Wir beten für alle, die dem Geist des Todes in der Euthanasie huldigen. Bitte befreie alle diese Seelen vom Geist des Todes und ziehe sie an dein Herz, der du das Leben und die Auferstehung bist, Herr, du Liebhaber des Lebens! Durch Christus, unsern Bruder. Amen.

 

 

GEBET UM KRAFT ZUR AUSDAUER IM LEIDEN

 

Herr, die Mystikerin Teresa von Jesus hatte eine Vision von deiner Hand und sagte, deine Hand war so schön, sie wäre bereit, bis zum Ende der Welt zu leiden, wenn es sein muss, um deine Hand in Ewigkeit sehen zu dürfen. Wir beten in unseren täglichen Kreuzen um Geduld und Kraft. Ob es das Kreuz der Berufsarbeit ist, das Kreuz der Hausarbeit, das Kreuz der alltäglichen Widerwärtigkeiten, das Kreuz großer körperlicher Schmerzen, das Kreuz großer seelischer Schmerzen, was es auch sei, Herr, wir opfern es dir auf und bitten dich, lindere unsere Leiden, mach uns unser Kreuz süß, gib uns die Bereitschaft, für dich und mit dir zu leiden. Komm und stelle dich unter unser Kreuz und hilf uns es zu tragen. Gib, dass wir kein leidensscheues Gesindel sind, sondern stolze Christen, die ihr alltägliches Martyrium geduldig tragen in dem Bewusstsein, dass du die Stunde unserer Erlösung schon bestimmt hast. In Jesu Namen, Amen.

 

DIE FROMMEN FREUNDE HIOBS

 

Hiob 4

 

1 Jetzt nahm Elifas von Teman das Wort: 2 »Erträgst du es, wenn ich dir etwas sage? Ich kann beim besten Willen nicht mehr schweigen! 3 Du hast doch viele Menschen unterwiesen und schlaff gewordene Hände stark gemacht. 4 Wenn jemand strauchelte, du halfst ihm auf, den weichen Knien gabst du Halt und Kraft. 5 Jetzt, wo du selber dran bist, wirst du schwach und kannst dem Unglück nicht ins Auge sehen. 6 Hast du nicht Gott zu jeder Zeit geehrt? War nicht dein Leben frei von jedem Tadel? Dann könntest du doch Mut und Hoffnung haben! 7 Denk einmal nach: Ging je ein Mensch zugrunde, der treu und ehrlich war und ohne Schuld? 8 Ich kann nur sagen, was ich selber sah: Da pflügen Leute auf dem Feld der Bosheit, sie säen Unheil – und das ernten sie! 9 Die solches tun, erregen Gottes Zorn, der sie hinwegfegt wie ein heißer Sturm. 10 Die Unheilstifter brüllen wie die Löwen, doch Gott bricht ihnen alle Zähne aus. 11 Sie gehen ein wie Löwen ohne Beute und ihre Kinder werden weit zerstreut.

 

12 Ganz heimlich ist ein Wort zu mir gekommen, wie leises Flüstern drang es an mein Ohr, 13 so wie ein Traum den Menschen überfällt und ihm die Ruhe seines Schlafes raubt. 14 Das Grauen packte mich, ließ mich erschaudern, ich zitterte vor Angst an allen Gliedern. 15 Ein kalter Hauch berührte mein Gesicht, die Haare sträubten sich mir vor Entsetzen. 16 Vor meinen Augen sah ich etwas stehen, doch konnt' ich nicht erkennen, was es war, und eine leise Stimme hörte ich: 17 ›Wie kann ein Mensch vor seinem Gott bestehen? Wie kann er schuldlos sein vor seinem Schöpfer? 18 Gott traut nicht einmal seinen eigenen Dienern, selbst seinen Engeln wirft er Fehler vor. 19 Meinst du, er traute dem Geschöpf aus Lehm, das aus dem Staub hervorgegangen ist, das man zerdrücken kann wie eine Motte?‹ 20 Am Morgen munter, sind sie abends tot, sie gehen dahin für immer, unbeachtet. 21 Wenn Gott die Seile ihres Zeltes löst, ist ihre Zeit vorbei, sie müssen fort.

 

In heutiger Prosa:

 

Blumige Rede! Könnt ihr sagen in klaren Worten, was der gute Freund dem Hiob auf seine Klage antwortet? Was ist die Aussage dieser Rede von Ackerbau und Löwen?

 

Der beste Freund Hiobs sagt auf deutsch: „Mein lieber Freund, du jammerst, dass es dir schlecht geht, du sagst, dass du unschuldig bist, dass du ein Gerechter bist, und du klagst vor Gott, dass du so leiden musst. Vertraue mir, ich kenne Gott besser als du. Wenn einer gerecht und fromm ist, dann ist er gesund und glücklich, seine Kinder sind gesund, seine Frau hat keine Fehlgeburt, er hat ein großes Haus und großen Besitz. Ja, der Fromme wird mit Reichtum gesegnet. Aber wenn es dir so grottenschlecht geht, dann sagt das eindeutig aus, dass du ein schlimmer Finger bist, ein übler Sünder, den Gott zu Recht straft mit Armut, Krankheit und Kummer.“

 

Diese Theologie, die alle drei Freunde dem Hiob gegenüber immer wieder ausführen, nennt man den Tun-Ergehen-Zusammenhang.

 

Tun-Ergehen-Zusammenhang

Insbesondere in der biblischen Weisheitsliteratur wird der Tun-Ergehen-Zusammenhang entfaltet und reflektiert. Es handelt sich um die Annahme, Gott sei der Garant dafür, dass es jenen im Leben gut ergeht, die seinen Willen tun – wohingegen diejenigen, die sündigen, sich mit der Sünde selbst schaden und es ihnen schlecht ergeht. Ein Paradebeispiel für den Tun-Ergehen-Zusammenhang ist die Aussage: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, wer einen Stein hoch wälzt, auf den rollt er zurück.“ (Sprichwörter 26,27). Der Tun-Ergehen-Zusammenhang ist im Alten Testament umstritten: Das Buch Hiob kritisiert den angenommenen Zusammenhang zwischen dem Tun und dem Ergehen und fragt nach der Gerechtigkeit für unschuldig Leidende.

 

Jesus dazu:

 

„Jene, auf die der Turm in Siloah fiel und sie tötete; meint ihr, dass sie vor allen Menschen, die in Jerusalem wohnten, Schuldner waren? … Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.“ Lukas 13,4-5

 

Und wo war Gott?

 

So fragten die Boulevardblätter nach der Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004. Ja, wo war er da? Natürlich, wie immer, an den Schalthebeln des Universums und auf dem Thron unumschränkter Macht. Ihm war nichts entgangen, auch hatte ihm der Teufel kein Schnippchen geschlagen, denn das kann er nicht, weil er auch nur ein Geschöpf Gottes ist.

Gestern noch provozierten die gleichen Blätter den Höchsten mit Bildern und Texten, die klar zeigten, dass sie sich keinen Deut darum scherten, was ein solcher Gott davon hält. Und heute soll er so mächtig sein, dass er den Tsunami verhindern könnte. Seine gerechten Forderungen, etwa in den Zehn Geboten, spielten gestern überhaupt keine Rolle, und heute klagt man ihn wegen Tatenlosigkeit an.

Dies zeigt: Die Haltung der meisten Leute ist, dass Gott – wenn es ihn denn geben sollte – für ein angenehmes Leben zuständig ist, sonst hat er sich bitteschön im Hintergrund zu halten.

Lesen Sie den Tagesspruch, so ergibt sich ein völlig anderes Bild: Da ließ Gott 18 Menschen von einem Turm erschlagen. Das sollten sich die anderen Sünder zu Herzen nehmen und Gottes Vergebung suchen. Gott will nämlich nicht, dass alle umkommen, sondern dass sie umkehren zu ihm, damit sie gerettet werden. Katastrophen sind also ein dringender Appell an alle, Gottes Drohungen ernst zu nehmen. Er muss leider so deutlich werden, weil wir Menschen auf Freundlichkeiten nicht sachgerecht reagieren. – Wenn alles Elend dieser Welt nur ein mahnender Vorgeschmack der endgültigen Katastrophe sind, wie schrecklich muss diese dann sein!

 

Johannes-Evangelium 9

 

1 Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. 2 Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde? 3 Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.

 

Die Theologie der Freunde Hiobs findet man auch manchmal im heutigen Christentum. Es ist die Lehre Calvins: Wenn du in der Gnade lebst, wirst du mit Reichtum gesegnet. In Amerika gibt es Sekten, die verkünden das Wohlstandsevangelium: Wenn du an Jesus glaubst und immer fleißig unserer Gemeinde spendest, dann wird dich Jesus segnen mit Glück, Gesundheit und Reichtum. - Oder manchmal hört man: Wenn du krank bist, körperlich oder psychisch, dann zeigt das, dass du keinen Glauben hast. Gebiete deiner Krankheit im Namen Jesu, und glaube nur, dann wirst du gesund. Wirst du aber nicht gesund, liegt das nur an deinem Unglauben. - Oder manche sagen: Wenn du psychisch krank bist, offenbart das, dass du von Dämonen besessen bist. Wir sprechen einen Exzorzismus und treiben dir den Dämon der psychischen Krankheit aus, denn wer in Christus ist, der ist psychisch und körperlich gesund. - Oder manche sagen: Jesus hat für uns gelitten, so dass wir jetzt in der Kraft der Auferstehung leben dürfen und nicht mehr leiden müssen. Wenn du dennoch leidest an Schmerzen oder Kummer, dann bist du nicht vom Heiligen Geist erfüllt. Wir beten um die Herabkunft und die Taufe des Heiligen Geistes, dann wird alle Krankheit und alle Dunkelheit der Seele gebrochen. Denn der wahre geisterfüllte Christ tanzt in der Kraft der Auferstehung. - Oder manche sagen: Du hast psychologische Probleme? Kindheitsverletzungen? Singe nur fröhlich Halleluja und bekenne, dass du in Christus eine neue Kreatur bist, dann brauchst du dich mit dem ganzen Psychokram nicht mehr zu beschäftigen.

 

Den Tun-Ergehens-Zusammenhang gibt es auch in den indischen Religionen. Da nennt man es Karma.

 

Karma bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren.

In den indischen Religionen ist die Lehre des Karma eng mit dem Glauben an Samsara, den Kreislauf der Wiedergeburten, verbunden und damit an die Gültigkeit des Ursache-Wirkungs-Prinzips auf geistiger Ebene auch über mehrere Lebensspannen hinweg. Im Hinduismus, Buddhismus und Jainismus bezeichnet der Begriff die Folge jeder Tat, die Wirkungen von Handlungen und Gedanken in jeder Hinsicht, insbesondere die Rückwirkungen auf den Akteur selbst. Karma entsteht demnach durch eine Gesetzmäßigkeit und nicht wegen einer Beurteilung durch einen Weltenrichter oder Gott: Es geht nicht um Göttliche Gnade oder Strafe. Nicht nur „schlechtes“ Karma erzeugt den Kreislauf der Wiedergeburten, sondern gleichermaßen das „Gute“. Letztes Ziel ist es, überhaupt kein Karma mehr zu erzeugen.

In mitteleuropäischen spirituellen Lehren kommt der Begriff in der Anthroposophie Rudolf Steiners vor, dort ebenfalls in Verbindung mit der Reinkarnation, wie im New Age.

 

Mutter Teresa von Kalkutta hatte mit dem Karma-Glauben der Inder zu kämpfen. Denn wenn der Inder einen Lepra-Kranken, ein behindertes Kind oder einen in der Gosse verreckenden Greis sieht, denkt er: Das ist sein Karma, das muss er selbst abarbeiten, da darf ich mich nicht einmischen. - Mit einem Wort: Der Leidende ist selber schuld! Das genaue Gegenteil der göttlichen Barmherzigkeit, an die Mutter Teresa geglaubt hat und die sie weiter gegeben hat.

 

Mit Gott oder über Gott reden, was ist besser?

 

Alle drei Freunde Hiobs und der vierte, sie reden ÜBER Gott, aber Hiob redet MIT Gott. Und am Ende gibt Gott dem Hiob recht und nicht den Freunden. Eine Heilige (Therese von Lisieux) sagte einmal: „Es ist besser, mit Gott zu reden, als über ihn. Denn in das Reden über Gott mischt sich immer viel menschliche Eitelkeit.“

 

Gebet - Dialog oder Monolog?

 

Ist unser Gebet wirklich ein Dialog mit Gott? Oder halten wir nur vor Gott einen Monolog? Wir sagen Gott, was wir uns alles wünschen: Besseren Lohn, ein neues Auto, ein Kind, Gesundheit für uns und unsere Familie. Dann beten für für X, Y und Z. Und dann gehen wir weg. Ist Gebet eine Wunschliste an den Nikolaus? Wann und wie kann Gott zu uns reden? Der Mensch hat nur 1 Mund und aber 2 Ohren. Wir müssen lernen, auf Gott zu hören.

 

Wie spricht Gott?

 

Durch innere Eingebungen, durch ein leises Flüstern, durch ein Wort der Bibel, durch eine Predigt, durch andere Christen, durch Theologen, durch Kinder, durch die Zeichen der Zeit. Aber Gott ist ein leiser Gott, und wir sind Lärmende in einer lärmenden Welt.

 

GEBET UM EIN HÖRENDES HERZ

 

O HERR, mein Herr! Salomo wünschte sich von dir ein hörendes Herz, und du gabst es ihm. Gib uns auch ein hörendes Herz, damit wir deine leise Stimme zu hören lernen. Mach uns aufmerksam für die Worte und Zeichen, die du uns gibst. Hilf uns, in den Buchstaben der Bibel immer wieder dein lebendiges Wort an uns zu erkennen. Hilf uns durch deinen Heiligen Geist, dass wir in der Bibel deinen immer aktuellen Liebesbrief an uns erkennen. Gib uns gute Prediger, die das ganze Evangelium verkünden, ohne Anpassung an den Zeitgeist, und hilf uns in unseren Gottesdiensten zu vernehmen die aktuelle Botschaft Jesu. Lehre uns, die großen Ereignisse der Welt nicht mit weltlichen Augen zu sehen, wie die Atheisten und Meinungsmacher, sondern dass wir die Zeichen der Zeit erkennen, durch die du zu uns reden willst, du König der Geschichte. Das bitten wir durch Jesus, unsern Herrn. Amen.

 

 

 

HIOB PREIST DIE WEISHEIT GOTTES

 

Hiob 28

 

Sag mir, wo die Weisheit ist!

 

1 »Es gibt Minen, wo man nach Silber gräbt, wir kennen die Stellen, wo das Gold gewaschen wird. 2 Eisenerz holt man aus der Erde, und Kupfer wird aus Gestein geschmolzen. 3 Der Mensch erforscht auch die tiefste Dunkelheit; er untersucht das Gestein und dringt dabei immer weiter vor bis ins Innerste der Erde. 4 Fern von jeder menschlichen Siedlung gräbt er einen Schacht, an Orten, wo kein Mensch den Fuß hinsetzt; die Bergleute lassen sich an Stricken hinunter und schweben ohne jeden Halt. 5 Oben auf der Erde wächst das Getreide, doch tief unten wird sie umgewühlt, als wütete ein Feuer. 6 Ihr Gestein birgt den Saphir, auch Goldstaub ist darin. 7 Den Weg zu den Fundorten hat kein Geier erspäht, nicht einmal das scharfe Auge eines Falken. 8 Kein wildes Tier hat diesen Pfad betreten, kein Löwe ist auf ihm geschritten. 9 Doch der Mensch – er arbeitet sich durch das härteste Gestein, ganze Berge wühlt er um. 10 Tief in den Felsen treibt er Stollen, bis er dort findet, was sein Herz begehrt. 11 Die Wasseradern im Gestein dichtet er ab; tief Verborgenes bringt er ans Licht. 12 Aber die Weisheit – wo ist sie zu finden? Und wo entdeckt man die Einsicht? 13 Kein Mensch kennt den Weg zu ihr, unter den Lebenden findet man sie nicht. 14 Das Meer und seine Tiefen sprechen: ›Die Weisheit ist nicht bei uns!‹ 15 Sie ist unbezahlbar, mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen. 16 Man kann sie weder mit Feingold kaufen noch mit kostbarem Onyx oder Saphir. 17 Gold und reines Glas reichen nicht an sie heran, und auch gegen Goldschmuck kann man sie nicht tauschen, 18 ganz zu schweigen von Korallen und Kristall! Ja, der Wert der Weisheit übertrifft alle Rubine. 19 Der Topas aus Äthiopien ist nichts im Vergleich zu ihr, mit reinem Gold ist sie nicht aufzuwiegen. 20 Woher also kommt die Weisheit? Und wo entdeckt man die Einsicht? 21 Ja, sie ist dem menschlichen Auge verborgen, und auch die Raubvögel erspähen sie nicht. 22 Das tiefe Totenreich und selbst der Tod, sie sprechen: ›Wir haben von ihr nur ein Gerücht gehört!‹ 23 Gott allein kennt den Weg zur Weisheit; er nur weiß, wo sie zu finden ist. 24 Denn er blickt über die ganze Welt, er durchschaut Himmel und Erde. 25 Schon damals, als er dem Wind seine Wucht gab und den Wassermassen eine Grenze setzte; 26 als er bestimmte, wo der Regen niedergehen sollte, als er den Gewitterwolken einen Weg vorschrieb – 27 schon da sah er die Weisheit an und rühmte ihren Wert, er erforschte sie und gab ihr Bestand. 28 Und zum Menschen sprach er: ›Weise ist, wer Ehrfurcht vor mir hat, und Einsicht besitzt, wer sich vom Bösen abkehrt.‹«

 

*

 

Wo ist die Weisheit Gottes zu finden? Eine Parallelstelle dazu findet sich im 3. Kapitel des Buches Baruch. Baruch war der Schüler des Propheten Jeremia. Das nach ihm benannte Buch Baruch steht in der griechischen Bibelübersetzung (Septuaginta) und gilt in der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen als Bibeltext. Luther warf es aus der Bibel raus, hielt es aber für nützlich zu lesen.

 

 

„Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merkt auf, um Einsicht zu erlangen.

Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der Feinde, siechst dahin in einem fremden Land, bist unrein geworden, den Toten gleich, wurdest zu den Abgeschiedenen gezählt?

Du hast den Quell der Weisheit verlassen. Wärest du auf Gottes Weg gegangen, du wohntest in Frieden für immer.

Nun lerne, wo die Einsicht ist, wo Kraft und wo Klugheit, dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück, wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind.

(…)

Wer hat je den Ort der Weisheit gefunden? Wer ist zu ihren Schatzkammern vorgedrungen?

Doch der Allwissende kennt sie; er hat sie in seiner Einsicht entdeckt. Er hat ja die Erde für immer gegründet, er hat sie mit Tieren bevölkert.

Er entsendet das Licht, und es eilt dahin; er ruft es zurück, und zitternd gehorcht es ihm. Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten. Ruft er sie, so antworten sie: Hier sind wir. Sie leuchten mit Freude für ihren Schöpfer.

Das ist unser Gott; kein anderer gilt neben ihm.

Er hat den Weg der Weisheit ganz erkundet und hat sie Jakob, seinem Diener, verliehen, Israel, seinem Liebling. Dann erschien sie auf der Erde und hielt sich unter den Menschen auf.

Sie ist das Buch der Gebote Gottes, das Gesetz, das ewig besteht. Alle, die an ihr festhalten, finden das Leben; doch alle, die sie verlassen, verfallen dem Tod.

Kehr um, Jakob, ergreif sie! Geh deinen Weg im Glanz ihres Lichtes! Überlass deinen Ruhm keinem andern, dein Vorrecht keinem fremden Volk! Glücklich sind wir, das Volk Israel; denn wir wissen, was Gott gefällt.“

 

Was versteht ihr unter dem Wort Weisheit?

 

Ist Gott weise?

 

Ist Jesus für euch ein Weiser?

 

Wer ist für euch ein weiser Mensch?

 

Meint ihr, dass man Philosophie studiert haben muss, um weise im Sinn der Bibel zu sein?

 

Von den jüdischen Rabbinen wird die Weisheit mit dem Gesetz Moses gleichgesetzt, mit der Torah, oder dem Alten Testament. Von den Christen wird Jesus auch die Weisheit Gottes genannt. Die Kirchenväter sagten: Jesus ist unser Philosoph und das Evangelium ist unsere Philosophie.

 

Die jüdisch-deutsche Dichterin Else Lasker-Schüler schrieb, dass „unsere Milchweisheit nicht reicht bis an die Schläfen der Weisheit Gottes.“

 

Im Koran wird Gott der „All-Weise, All-Wissende“ genannt. Paulus nennt Gott den „allein-weisen Gott“.

 

Jesaja nennt Weisheit, Einsicht und Erkenntnis „Gaben des Heiligen Geistes“.

 

Jakobus unterscheidet zwischen „einer himmlischen, einer weltlichen und einer dämonischen Weisheit“. Die „himmlische Weisheit“ bringt Frieden. Die „weltliche Weisheit“ ist das Denken der gottlosen Welt, wie in Zeitungen und Fernsehen verbreitet. Die „dämonische Weisheit“ findet man in Theosophie, Anthroposophie, New Age, Esoterik, Okkultismus, Schamanismus, Geistheiler-Medizin.

 

Salomo in seinen Sprüchen stellt dem Weisen immer den Toren gegenüber. „Dummkopf“ ist keine gute Übersetzung für „Tor oder Narr“. Es geht auch nicht um die lustige Person, den Hanswurst oder Harlekin und Pierrot, nicht um den Hofnarren des Königs, nicht um die Narren im Karneval. Nein, was Salomo einen Narren nennt, das ist ein Gottloser. „Es gibt keinen Gott, spricht der Narr.“ (Psalm) Da kann einer hochgebildeter Biologie-Professor sein, aber wenn er sagt, dass der Glaube an Gott ein Wahnsinn von Wahnsinnigen ist, dann ist er ein Narr! Aber ein altes Mütterchen, die jeden Tag betet und sonntags in die Kirche geht und die Zehn Gebote hält, wenn sie auch kaum zur Schule gegangen ist, so nennt Salomo sie eine weise Frau.

 

Kennt ihr weise Frauen? Welche Frauen in der Geschichte waren weise?

 

GEBET UM WEISHEIT

 

Salomos Bitte um Weisheit: 1 Könige, 3,2-15

 

3, 2 Das Volk opferte zu jener Zeit auf den Kulthöhen, weil dem Namen des Herrn noch kein Haus gebaut war. 3 Salomo aber liebte den Herrn und befolgte die Gebote seines Vaters David; nur brachte er auf den Kulthöhen Schlachtopfer und Rauchopfer dar. 4 So ging der König nach Gibeon, um dort zu opfern; denn hier war die angesehenste Kulthöhe. Tausend Brandopfer legte Salomo auf ihren Altar. 5 In Gibeon erschien der Herr dem Salomo nachts im Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll. 6 Salomo antwortete: Du hast deinem Knecht David, meinem Vater, große Huld erwiesen; denn er lebte vor dir in Treue, in Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen. Du hast ihm diese große Huld bewahrt und ihm einen Sohn geschenkt, der heute auf seinem Thron sitzt. 7 So hast du jetzt, Herr, mein Gott, deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht, wie ich mich als König verhalten soll. 8 Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann. 9 Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht. Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren? 10 Es gefiel dem Herrn, dass Salomo diese Bitte aussprach. 11 Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, 12 werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht. 13 Aber auch das, was du nicht erbeten hast, will ich dir geben: Reichtum und Ehre, sodass zu deinen Lebzeiten keiner unter den Königen dir gleicht. 14 Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine Gesetze und Gebote befolgst wie dein Vater David, dann schenke ich dir ein langes Leben. 15 Da erwachte Salomo und merkte, dass es ein Traum war. Als er nach Jerusalem kam, trat er vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brand- und Heilsopfer dar und gab ein Festmahl für alle seine Diener.

 

Das BUCH DER WEISHEIT ist in katholischen und orthodoxen Bibeln Gottes Wort, in manchen Lutherbibeln mit abgedruckt, ward von Luther für „nützlich zu lesen“ gehalten. Darin findet sich im 9. Kapitel Salomos Gebet um Weisheit:

 

„Ich betete: HERR, du GOTT meiner Vorfahren, du GOTT voll Erbarmen! Durch dein Wort hast du das Weltall geschaffen, durch deine Weisheit den Menschen ins Dasein gerufen. Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen, die Schöpfung nach deinen guten Weisungen zu bewahren und unbestechlich über dem Recht zu wachen. Gib mir die Weisheit, die mit dir den Thron teilt! Schließ mich nicht aus von deinen Kindern! Ich bin nur ein Sklave, deine Sklavin hat mich geboren; ein schwacher Mensch bin ich, dem ein kurzes Leben zugemessen ist. Ich verstehe mich viel zu wenig auf Recht und Gesetz. Selbst wenn ein Mensch vollkommen wäre, wäre er nichts ohne die Weisheit, die von dir kommt. Du aber hast mich sogar zum König deines Volkes bestimmt, zum Richter über deine Söhne und Töchter. Du hast mir den Auftrag gegeben, auf deinem heiligen Berg und in der Stadt, in der du wohnst, dir Tempel und Altar zu bauen - nach dem Vorbild des heiligen Zeltes, das du am Anfang der Welt gebildet hast. Bei dir, HERR, wohnt die Weisheit, die alle deine Werke kennt; denn sie war dabei, als du die Welt geschaffen hast. Sie kennt auch deinen Willen und weiß, was nach deinen Geboten recht und gut ist. Sende sie herab aus deinem Himmel, schicke sie mir von deinem Thron, damit sie mir hilft und ich begreifen lerne, was in deinen Augen gut ist. Denn sie weiß und versteht alles. Sie wird mich leiten, damit ich umsichtig handle, und wird mich durch ihren leuchtenden Glanz vor Irrtum bewahren. Dann werden meine Taten dir, HERR, gefallen. Ich werde dein Volk gerecht regieren und ein würdiger Nachfolger auf dem Thron meines Vaters sein. Welcher Mensch ist denn fähig, deinen Willen zu erkennen und zu wissen, was du, HERR, von ihm forderst? Unser Denken ist schwach und armselig, die Schlüsse, die wir ziehen, sind unsicher. Denn unser vergänglicher Leib hängt sich wie ein Bleigewicht an die Seele und erfüllt unser Denken mit irdischen Sorgen. Wir begreifen kaum die Dinge auf dieser Erde; wir verstehen nur mit Mühe, was wir doch mit den Händen anfassen können. Wie könnten wir da ergründen, was im Himmel ist? Kein Mensch kann deinen Willen erkennen, wenn du ihm nicht Weisheit gibst und vom Himmel deinen heiligen Geist zu ihm herabschickst. Und so ist es auch geschehen: Durch deine Weisheit hast du die Menschen auf der Erde den rechten Weg geführt und ihnen gezeigt, was dir gefällt. Durch die Weisheit hast du ihnen Rettung gebracht.“

 

 

 

ERINNERUNG AN DIE GUTE ALTE ZEIT

 

Hiob 29

 

1 Dann setzte Ijob seine Rede fort und sprach: 2 Dass ich doch wäre wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da mich Gott beschirmte, 3 als seine Leuchte über meinem Haupt erstrahlte, in seinem Licht ich durch das Dunkel ging. 4 So, wie ich in den Tagen meiner Frühzeit war, als Gottes Freundschaft über meinem Zelte stand, 5 als der Allmächtige noch mit mir war, meine Kinder mich umgaben, 6 als meine Schritte sich in Milch gebadet, Bäche von Öl der Fels mir ergoss. 7 Ging ich durchs Tor zur Stadt hinauf, ließ ich auf dem Platz meinen Sitz aufstellen; 8 sahen mich die Jungen, so traten sie scheu beiseite, die Alten standen auf und blieben stehen. 9 Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten ihre Hand auf ihren Mund. 10 Der Edlen Stimme blieb stumm, am Gaumen klebte ihre Zunge. 11 Hörte mich ein Ohr, pries es mich glücklich, das Auge, das mich sah, stimmte mir zu. 12 Denn ich rettete den Armen, der schrie, die Waise, die ohne Helfer war. 13 Der Segen des Verlorenen kam über mich und jubeln ließ ich der Witwe Herz. 14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit, wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich mein Recht. 15 Auge war ich für den Blinden, dem Lahmen wurde ich zum Fuß. 16 Vater war ich für die Armen, des Unbekannten Rechtsstreit prüfte ich. 17 Ich zerschmetterte des Bösen Kiefer, entriss die Beute seinen Zähnen. 18 So dachte ich: Mit meinem Nest werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage mehren. 19 Meine Wurzel reiche bis an das Wasser, Tau nächtige auf meinen Zweigen. 20 Neu bleibe mir meine Ehre, mein Bogen verjünge sich in meiner Hand. 21 Auf mich hörten sie und warteten, sie lauschten schweigend meinem Rat. 22 Nachdem ich gesprochen, ergriff keiner das Wort, es träufelte nieder auf sie meine Rede. 23 Sie harrten auf mich wie auf Regen, sperrten den Mund wie nach Spätregen auf. 24 Lächelte ich denen zu, die ohne Vertrauen, sie wiesen das Leuchten meines Gesichts nicht ab.1 25 Ich bestimmte ihr Tun, ich saß als Haupt, thronte wie ein König inmitten der Schar, wie einer, der Trauernde tröstet.

 

*

 

2 Dass ich doch wäre wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da mich Gott beschirmte, 3 als seine Leuchte über meinem Haupt erstrahlte, in seinem Licht ich durch das Dunkel ging. 4 So, wie ich in den Tagen meiner Frühzeit war, als Gottes Freundschaft über meinem Zelte stand, 5 als der Allmächtige noch mit mir war, meine Kinder mich umgaben, 6 als meine Schritte sich in Milch gebadet, Bäche von Öl der Fels mir ergoss.

 

Hiob denkt mit Sehnsucht an seine gute Zeit zurück, als er noch die schöne Liebe Gottes spürte, als seine Frau ihn liebte, als seine Kinder fromm und liebevoll waren. Zwar ging er damals auch in der Nacht der Seele, aber in der Nacht der Seele schimmerte ihm Gottes Weisheit wie ein leuchtender Vollmond. Damals schien ihm, der Himmel war über ihm offen und eine breite Straße des Lichts führte bis zum weißen Thron der Ewigen Liebe. Und wenn es auch Nacht war, und in Regenstürmen und Gewittern der Zorn Gottes sich erging, so sah er doch von Blitzen aufgerissen den Himmel und sah den Thron Gottes, von dem Stimmen wie Meeresrauschen und Stimmen wie Donner ausgingen. Damals war er, trotz der Nacht in seiner Seele, glückselig.

 

Denkt ihr auch manchmal an Zeiten eures Lebens zurück, die schön waren, wo ihr euch von Gott geliebt und gesegnet fühltet? Kennt ihr wehmütige Erinnerung an die Freuden der Jugend?

 

7 Ging ich durchs Tor zur Stadt hinauf, ließ ich auf dem Platz meinen Sitz aufstellen; 8 sahen mich die Jungen, so traten sie scheu beiseite, die Alten standen auf und blieben stehen. 9 Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten ihre Hand auf ihren Mund. 10 Der Edlen Stimme blieb stumm, am Gaumen klebte ihre Zunge.

 

Hiob war ein Mann in den besten Jahren. Er war gerne gesehen bei den Alten. Die Priester staunten über seine Weisheit. Die Alten legten die Hand auf den Mund und hörten ihm zu. Und wenn er ausgeredet hatte, baten sie ihn, noch mehr zu sagen. Die Kinder verehrten ihn und hörten ihm gern zu, er wusste allerhand Geschichten vom lieben Gott zu erzählen. Die Kinder liebten ihn, weil er sie alle wie seine eigenen Kinder liebte. Bei den Alten ist Weisheit, heißt es. Aber es heißt auch: Alter schützt vor Torheit nicht. Die Greise erkannten, dass der Mann Hiob ihnen in der Gotteserkenntnis überlegen war. Die staatlichen Ordnungsmächte ehrten seinen Rat und ehrten ihn wegen seiner Redlichkeit und Ehrlichkeit. Von allen Seiten brachte man dem Hiob Liebe und Verehrung entgegen, und durch der Menschen Liebe fühlte er sich von Gott geliebt.

 

Kennt ihr das auch, dass Liebe von Menschen es leichter macht, an die Liebe Gottes zu glauben? Hilft die eheliche Liebe von Mann und Frau den Ehepartnern, daran glauben zu können, dass Gott sie liebt? Oder habt ihr manchmal das Gefühl: Niemand liebt mich – und Gott ist so verborgen?

 

11 Hörte mich ein Ohr, pries es mich glücklich, das Auge, das mich sah, stimmte mir zu. 12 Denn ich rettete den Armen, der schrie, die Waise, die ohne Helfer war. 13 Der Segen des Verlorenen kam über mich und jubeln ließ ich der Witwe Herz. 14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit, wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich mein Recht. 15 Auge war ich für den Blinden, dem Lahmen wurde ich zum Fuß. 16 Vater war ich für die Armen, des Unbekannten Rechtsstreit prüfte ich. 17 Ich zerschmetterte des Bösen Kiefer, entriss die Beute seinen Zähnen.

 

Alle sahen Hiobs Werke der Nächstenliebe. Er hat den Bettlern zu essen und Kleidung gegeben. Er hat die Kranken besucht. Er hat den Sterbenden die Hand gehalten. Er war für die Waisenkinder wie ein Vater und für die Witwe wie ein Ehemann. Er hat die Kinder vor den Kindermördern bewahrt. Er hat die Blinden an die Hand genommen, und für die Lahmen manchen Gang unternommen. Er hatte nämlich sich gebadet in der Sonne der Barmherzigkeit Gottes, und war selbst barmherzig geworden, er hat die empfangene Barmherzigkeit Gottes weiter gegeben an die Kleinen, die Armen, die Kranken und die Sterbenden.

 

Habt ihr die Barmherzigkeit Gottes empfangen? Seid ihr bestrebt, Werke der Nächstenliebe zu tun? So viel als möglich? Oder reicht es euch zu wissen, dass Jesus euch liebt und gerettet hat, aber was mit den andern ist, ist euch egal?

 

18 So dachte ich: Mit meinem Nest werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage mehren. 19 Meine Wurzel reiche bis an das Wasser, Tau nächtige auf meinen Zweigen. 20 Neu bleibe mir meine Ehre, mein Bogen verjünge sich in meiner Hand.

 

Der Phönix ist ein arabischer Sagenvogel. Er lebt fünfhundert Jahre lang, dann bereitet er sich ein Nest aus Myrrhe und Narde, und zündet es an und verbrennt im Feuer. Aber aus der Asche wird er wieder auferstehen. Das war im Mittelalter auch ein Bild für Christus, der freiwillig in den Tod ging und auferstand aus dem Staub.

 

Hiob fühlte sich von Gott geliebt, geschützt und gesegnet. Er lebte gern. Er hoffte auf ein langes Leben. Er hatte keine Angst vor dem Alter, sondern erwartete den Segen der Altersweisheit. Er fühlte sich auch in seiner Mannesreife jung und stark, er war jung und stark in den Armen seiner Frau, er war kindlich mit seinen Kindern.

 

Liebt ihr das Leben? Fürchtet ihr euch vor dem Alter? Bewahrt ihr euch eine innere Jugendfrische des Herzens? Seht ihr einen Segen im Alter, einen Segen im langen Leben? Was kann uns davor bewahren, vertrocknete Greise zu werden mit Griesgram und Groll und Bitterkeit im Herzen?

 

21 Auf mich hörten sie und warteten, sie lauschten schweigend meinem Rat. 22 Nachdem ich gesprochen, ergriff keiner das Wort, es träufelte nieder auf sie meine Rede. 23 Sie harrten auf mich wie auf Regen, sperrten den Mund wie nach Spätregen auf. 24 Lächelte ich denen zu, die ohne Vertrauen, sie wiesen das Leuchten meines Gesichts nicht ab.1 25 Ich bestimmte ihr Tun, ich saß als Haupt, thronte wie ein König inmitten der Schar, wie einer, der Trauernde tröstet.

 

Dem Hiob hörte man gerne zu. Viele fragten ihm um Rat. Wenn er ausgeredet hatte, hatte er immer noch nicht all sein Wissen preisgegeben. Viele dachten: Fragen wir ihn noch einmal, dann weiß er noch mehr zu sagen. Die Mütter fragten ihn um Rat in Fragen der Eheliebe und der Kindererziehung. Die Männer hörten ihm gern zu, wenn er über die Heilige Schrift sprach. Selbst die Alten anerkannten schweigend, dass sie von ihm noch etwas lernen konnten. Die Regierenden schätzten seinen politischen Rat. Die Trauernden dankten für sein einfühlsames Herz und sein Mitgefühl und fühlten sich von ihm verstanden und getröstet. Die Kinder schauten ihn gern an, denn er hatte immer ein lichtes Antlitz und ein liebevolles Lächeln für sie.

 

Sind wir auch von Gott gesegnet? Wie es im Lied heißt: Herr, lass uns ein Segen sein! Ist es unser Bestreben, etwas von der Liebe Jesu zu ALLEN Menschen weiterzugeben? Wollen wir, wie
Paulus sagt, uns freuen mit den Fröhlichen, aber auch weinen mit den Weinenden? Sind wir bereit, wie Petrus sagt, allen Rede und Antwort zu stehen, die uns nach unserer Hoffnung fragen?

 

*

 

GEBET ZUM BARMHERZIGEN JESUS

 

O Jesus, Barmherzigkeit! O Herr, ich möchte mich ganz in deine Barmherzigkeit umwandeln und ein lebendiges Abbild von dir sein. Möge diese größte Eigenschaft Gottes, seine unergründliche Barmherzigkeit, durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen.

Hilf mir, o Herr, dass meine Augen barmherzig sind, damit ich niemals nach äußerem Anschein verdächtige und richte, sondern das wahrnehme, was in den Seelen meiner Nächsten schön ist, und dass ich ihnen zu Hilfe komme. Hilf mir, dass mein Gehör barmherzig ist, damit ich mich zu den Bedürfnissen meiner Nächsten neige, damit meine Ohren nicht gleichgültig für Leid und Klage der Nächsten bleiben. Hilf mir, Herr, dass meine Zunge barmherzig ist, damit ich niemals abfällig über meine Nächsten rede, sondern für jeden ein Wort des Trostes und der Vergebung habe. Hilf mir, Herr, dass meine Hände barmherzig und voll guter Taten sind, damit ich meinem Nächsten nur Gutes tue und schwierigere, mühevollere Arbeit auf mich nehme. Hilf mir, dass meine Füße barmherzig sind, damit ich meinen Nächsten immer zu Hilfe eile und die eigene Mattigkeit und Müdigkeit beherrsche. Hilf mir, Herr, dass mein Herz barmherzig ist, damit ich alle Leiden der Nächsten empfinde. Möge deine Barmherzigkeit, o mein Herr, in mir ruhen.

 

 

 

HIOB SCHWÖRT, EIN REINES LEBEN ZU FÜHREN

 

Hiob 31

 

1 Einen Bund schloss ich mit meinen Augen, nie eine Jungfrau lüstern anzusehen. 2 Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, mein Erbe vom Allmächtigen in der Höhe? 3 Ist nicht Verderben dem Frevler bestimmt und Missgeschick den Übeltätern? 4 Sieht er denn meine Wege nicht, zählt er nicht alle meine Schritte? 5 Wenn ich in Falschheit einherging, wenn zum Betrug mein Fuß eilte, 6 dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld anerkennen. 7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen Makel klebte, 8 dann esse ein anderer, was ich säe, entwurzelt werde, was mir sprosst. 9 Wenn sich mein Herz von einer Frau betören ließ und ich an der Tür meines Nachbarn lauerte, 10 dann mahle meine Frau einem andern und andere sollen sich beugen über sie. 11 Denn das wäre eine Schandtat und ein Verbrechen, von Richtern zu strafen. 12 Denn das wäre Feuer, das zum Abgrund frisst und meine ganze Habe entwurzelt. 13 Wenn ich das Recht meines Knechts missachtet und das meiner Magd im Streit mit mir, 14 was könnte ich tun, wenn Gott sich erhöbe, was ihm entgegnen, wenn er mich prüfte? 15 Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, ihn gemacht, hat nicht Einer uns im Mutterschoß geformt? 16 Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, 17 wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind nicht davon aß - 18 von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet - , 19 wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn seine Lenden mich nicht segneten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, 21 wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, 22 dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk. 23 Ja, Schrecken träfe mich, Gottes Verderben, vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand. 24 Wenn ich auf Gold meine Hoffnung setzte, zum Feingold sprach: Du meine Zuversicht!, 25 wenn ich mich freute, dass groß mein Vermögen, dass viel erreicht hat meine Hand, 26 wenn ich die leuchtende Sonne sah, wie sie strahlte, den Mond, wie er herrlich dahinzog, 27 wenn heimlich sich mein Herz betören ließ und meine Hand dem Mund zum Kuss sich bot, 28 auch das wäre ein Verbrechen, vom Richter zu strafen, denn Gott da droben hätte ich verleugnet. 29 Wenn ich am Unglück meines Feinds mich freute und mich erhob, als das Unheil ihn traf - 30 habe ich doch meinem Mund zu sündigen verboten, sein Leben mit Fluch zu verwünschen. 31 Wenn meine Zeltgenossen nicht gestanden: Wer wurde von seinem Fleisch nicht gesättigt? 32 Kein Fremder musste draußen übernachten, ich hielt meine Tore zur Straße hin offen. 33 Wenn ich nach Menschenart meine Frevel verhehlte, meine Schuld verbarg in meiner Brust, 34 weil ich die große Menge scheute und die Verachtung der Sippen mich schreckte, so schwiege ich still und ginge nicht zur Tür hinaus.

38 Wenn über mich mein Acker schrie, seine Furchen miteinander weinten, 39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne zu bezahlen, das Verlangen seines Herrn ich unerfüllt ließ, 40 sollen Dornen wachsen statt Weizen, statt Gerste stinkendes Kraut. 35 Gäbe es doch einen, der mich hört! Hier ist mein Zeichen! Der Allmächtige antworte mir! Hier ist das Schriftstück, das mein Gegner geschrieben. 36 Auf meine Schulter wollte ich es heben, als Kranz es um den Kopf mir winden. 37 Ich täte die Zahl meiner Schritte ihm kund, ich nahte mich ihm wie ein Fürst. Zu Ende sind die Worte Ijobs.

 

 

*

 

Hiob beschreibt einige moralische Verhaltensweisen, die zu einem gottgefälligen Leben gehören.

 

1 Einen Bund schloss ich mit meinen Augen, nie eine Jungfrau lüstern anzusehen.

 

Jesus sagt: Wer eine Ehefrau eines andern mit Begierde anschut, hat schon im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen.

 

Was heißt das?

 

Man soll kein junges Mädchen verführen, vor der Ehe mit einem Mann zu schlafen. Man soll nicht kleine Mädchen und Jungen, die noch gar keine Sexualität entwickelt haben, in der Schule zu perversem Sexualverhalten erziehen. Man soll nicht junge Mädchen durch die Mode verführen, halb nackt durch die Straßen zu laufen. Man soll als Onkel oder als Priester oder als Sportlehrer keine Kinder missbrauchen. Man soll keine Kinderpornographie herstellen oder anschauen. Man soll nicht als Sextourist nach Asien zu minderjährigen Prostituierten reisen. Man soll nicht als Krieger Allajs jessidische oder christliche Mädchen vergewaltigen. Man soll keinen Menschenhandel mit Frauen treiben. Man soll nicht von der Sexsklavin profitieren, als Menschenhändler oder als Bordellbesucher.

 

5 Wenn ich in Falschheit einherging, wenn zum Betrug mein Fuß eilte, 6 dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld anerkennen.

 

Was heißt das?

 

Man soll nicht lügen und auch keine sogenannten Notlügen gebrauchen, außer es gilt ein höheres Gut, etwa das Leben eines Anderen zu retten. Man soll nicht den Lügen der atheistischen Medien glauben. Man soll nicht falsche Götter anbeten oder falschen Religionen anhängen. Man soll die Wahrheit mehr lieben als die Diktatur der Meinungsvielfalt. Man soll immer die Wahrheit über Gott und den Menschen suchen mit eifrigem Bestreben. Man soll nicht betrügen, weder den Ehepartner, noch den Freund, noch den Geschäftspartner. Man soll ehrlich seine Pflichten als Staatsbürger erfüllen.

 

7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen Makel klebte, 8 dann esse ein anderer, was ich säe, entwurzelt werde, was mir sprosst.

 

Was heißt das?

 

Man soll nicht vom Wege Christi abweichen. Man soll immer die Wege der Wahrheit und Liebe geben. Man soll nicht alles begehren, was den Augen schmeichelt. Man soll nicht alles begehren, was den Sinnen schmeichelt. Man soll mit seinen Händen nichts Böses tun. Man soll weder Ehepartner, noch Kinder schlagen. Man soll mit den Händen nicht klauen oder gar morden. Man soll mit den Händen Gutes tun, den Armen Almosen geben, Ehepartner und Kinder liebkosen, seine Arbeit tun zum Wohl der Gemeinschaft.

 

9 Wenn sich mein Herz von einer Frau betören ließ und ich an der Tür meines Nachbarn lauerte, 10 dann mahle meine Frau einem andern und andere sollen sich beugen über sie. 11 Denn das wäre eine Schandtat und ein Verbrechen, von Richtern zu strafen. 12 Denn das wäre Feuer, das zum Abgrund frisst und meine ganze Habe entwurzelt.

 

Paulus sagt: Das Ehebett sei unbefleckt. Die Zehn Worte an Moses sagen: Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten.

 

Was heißt das?

 

Man soll die Ehe heiligen. Mann und Frau sollen einander die Liebe Gottes fühlbar machen. Der treue Ehebund sei ein Bild für den treuen Bund zwischen Christus und seiner Kirche. Man soll nicht die Ehe brechen, man soll nicht vor oder außer der Ehe mit einem Sexualpartner schlafen. Man soll sich nicht scheiden lassen. Man soll in den Zeiten, da die Ehe von den atheistischen Kräften angegriffen wird, sich um eine gute christliche Ehe bemühen. Die Eheleuten sollen einander in den Himmel helfen, einander im Glauben stärken. Die christlichen Eheleute sollen ihre Kinder zur Taufe und zum Glauben führen. Eheleute und Familien sollen miteinander beten.

 

13 Wenn ich das Recht meines Knechts missachtet und das meiner Magd im Streit mit mir, 14 was könnte ich tun, wenn Gott sich erhöbe, was ihm entgegnen, wenn er mich prüfte? 15 Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, ihn gemacht, hat nicht Einer uns im Mutterschoß geformt?

 

Was heißt das?

 

Man soll im Beruf Untergebene mit großem Respekt behandeln. Man soll Menschen, die im Dienstleistungsgewerbe arbeiten, wie Handwerker oder Postboten oder Supermarktkassierer, immer so behandeln, dass man in ihnen nicht seine Diener sieht, sondern Menschen, die eine Würde haben, weil sie Gottes Ebenbilder sind. Als Arbeitgeber soll man gerechte Löhne zahlen. Als Angehörige der reichen Zivilisationen soll man nicht die Arbeitskräfte armer Zivilisationen ausbeuten. Man soll nicht von Kinderarbeit profitieren. Man soll die Rechte der Arbeiter und Bauern und Angestellten in der Gesellschaft achten und ehren. Die Wirtschaft soll nicht für den Profit da sein, sondern für den Menschen, für das Gemeinwohl.

 

16 Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, 17 wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind nicht davon aß - 18 von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet - , 19 wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn seine Lenden mich nicht segneten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, 21 wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, 22 dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk.

 

Der Weisheitslehrer Jesus Sirach sagt: Wenn du für die Waisenkinder wie ein Vater bist und für die Witwe wie ein Ehemann, dann wird Gott dich mehr lieben als deine Mutter.

 

Was heißt das?

 

Man soll den Armen helfen. Das können Familien im Bekanntenkreis sein oder alleinerziehende Mütter oder vernachlässigte Kinder. Das kann heißen, Geld oder Kleidung zu spenden. Das kann heißen, den Bettlern ein Almosen zu geben. Man soll den Witwen helfen. Das können vereinsamte Greise sein, die man mal anruft oder besucht. Man soll den Waisenkindern helfen. Man soll nach Möglichkeit den Frauen helfen, die aus sozialen oder emotionalen Nöten an eine Abtreibung denken. Man soll Kindern helfen, Gottes Liebe und den christlichen Glauben kennen zu lernen. Wenn man unverheiratet und kinderlos mit Gott lebt, soll man dennoch das Herz eines Vaters, das Herz einer Mutter für alle Kinder haben. Als Vater und Mutter soll man die Kinder zu Christus führen. Man soll den Kindern zu einer möglichst guten Bildung helfen. Man soll die drei Z investieren: Zeit-Zuwendung-Zärtlichkeit. Wenn man einen vollen Kleiderschrank hat, soll man etwas denen zukommen lassen, die keine Kleidung haben, entweder gibt man etwas in den Kleiderkontainer oder in einen Second-Hand-Shop der Diakonie. Man kann den Obdachlosen Warme Mäntel und Unterwäsche zukommen lassen. Man soll denen was zu essen geben, die man hungern sieht. Susanne soll manchmal Torsten zum Essen einladen.

 

38 Wenn über mich mein Acker schrie, seine Furchen miteinander weinten, 39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne zu bezahlen, das Verlangen seines Herrn ich unerfüllt ließ, 40 sollen Dornen wachsen statt Weizen, statt Gerste stinkendes Kraut.

 

Was heißt das?

 

Man soll als Arbeitgeber und als Arbeitnehmer seine Pflichten tun. Als Arbeiter oder Angestellter soll man zur Ehre Gottes arbeiten. Wenn man Nutztiere hat, soll man sie gut behandeln. Salomo sagt: Der Gerechte sorgt für sein Vieh. Wenn man ein Haustier hat, soll man es gut behandeln, aber es nicht zum Götzen machen. Man soll die Schöpfung bewahren und soweit möglich so leben, dass man nicht zur Umweltzerstörung beiträgt. Jeder soll einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Man soll eine Wirtschaft fördern, die nicht auf den Profit ausgerichtet ist, sondern auf das Gemeinwohl der Menschen. Man soll das Privateigentum ändern. Man soll mit den materiellen und geistigen Gaben, die man von Gott empfangen hat, den Nächsten dienen.

 

35 Gäbe es doch einen, der mich hört! Hier ist mein Zeichen! Der Allmächtige antworte mir! Hier ist das Schriftstück, das mein Gegner geschrieben. 36 Auf meine Schulter wollte ich es heben, als Kranz es um den Kopf mir winden. 37 Ich täte die Zahl meiner Schritte ihm kund, ich nahte mich ihm wie ein Fürst.

 

Was heißt das?

 

Gebet: Herr! Wir bekennen, dass wir Gutes unterlassen haben, und Böses getan haben in Gedanken, Worten und Werken. Und wenn der Satan kommt, der Ankläger, und uns anklagen will vor Gottes Richterstuhl, dann rufen wir den barmherzigen Jesus an: O Herr, du hast unsern Schuldbrief an dein Kreuz geheftet und bist zur Tilgung unserer Schuld am Kreuz gestorben. Vergib uns, wo wir gefehlt haben, und lass uns kommen, o Fürst des Friedens, dass wir in deinem himmlischen Fürstentum leben wie Fürsten und Fürstinnen. Amen.

 

 

DIE SCHÖPFERISCHE WEISHEIT GOTTES

 

Hiob 38

 

1 Da antwortete der HERR dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach: 2 Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? 3 Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann: Ich will dich fragen, du belehre mich!

 

4 Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt! 5 Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über sie gespannt? 6 Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne? 8 Wer verschloss das Meer mit Toren, als schäumend es dem Mutterschoß entquoll, 9 als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zur Windel dunklen Dunst, 10 als ich ihm ausbrach meine Grenze, ihm Tor und Riegel setzte 11 und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter, hier muss sich legen deiner Wogen Stolz? 12 Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten, der Morgenröte ihren Ort bestimmt, 13 dass es der Erde Säume fasse und die Frevler von ihr abgeschüttelt werden? 14 Sie wandelt sich wie Siegelton, steht da wie ein Gewand. 15 Den Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm. 16 Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen, hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert? 17 Haben dir sich die Tore des Todes geöffnet, hast du die Tore des Todesschattens geschaut? 18 Hast du der Erde Weiten überblickt? Sag es, wenn du das alles weißt! 19 Wo ist der Weg zur Wohnstatt des Lichts? Die Finsternis, wo hat sie ihren Ort, 20 dass du sie einführst in ihren Bereich, die Pfade zu ihrem Haus kennst? 21 Du weißt es ja; du wurdest damals ja geboren und deiner Tage Zahl ist groß! 22 Bist du zu den Kammern des Schnees gekommen, hast du die Kammern des Hagels gesehen, 23 den ich für Zeiten der Drangsal aufgespart, für den Tag des Kampfes und der Schlacht? 24 Wo ist der Weg dorthin, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut? 25 Wer grub der Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk, 26 um Regen zu senden auf unbewohntes Land, auf die Steppe, darin niemand wohnt, 27 um zu sättigen die Wildnis und Öde und frisches Gras sprossen zu lassen? 28 Hat der Regen einen Vater oder wer zeugte die Tropfen des Taus? 29 Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? 30 Wie unter einem Stein verbergen sich die Wasser und wird fest die Fläche der Flut. 31 Knüpfst du die Bande des Siebengestirns oder löst du des Orions Fesseln? 32 Führst du heraus Sterne des Tierkreises zu seiner Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen? 33 Kennst du die Satzungen des Himmels, setzt du auf der Erde seine Herrschaft durch? 34 Erhebst du zu den Wolken deine Stimme, dass dich die Woge des Wassers bedeckt? 35 Entsendest du die Blitze, dass sie eilen und dir sagen: Wir sind da? 36 Wer verlieh dem Ibis Weisheit oder wer gab Einsicht dem Hahn? 37 Wer zählt in Weisheit die Wolken und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus, 38 wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und Erdschollen zusammenkleben?

 

39 Erjagst du Beute für die Löwin, stillst du den Hunger der jungen Löwen, 40 wenn sie sich in Höhlen ducken, im Dickicht auf der Lauer liegen? 41 Wer bereitet dem Raben seine Nahrung, wenn seine Jungen schreien zu Gott und umherirren ohne Futter?

 

*

 

Gott sagt: Hiob, du bist ja weise, erkläre mir bitte einige Dinge der Naturphilosophie. - Lasst uns mal sehen, was wir dem wissbegierigen Gott antworten würden.

 

4 Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt! 5 Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über sie gespannt? 6 Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne?

 

Wer von euch weiß, wie Gott die Welt geschaffen hat? Hat Gott am Anfang einen Ball voller Energie und Information hingelegt (aber wohin, da es noch keinen Weltraum gab?) und ist in dem Ball enthalten das ganze Universum, oder die 77 Universen, und die Information, wann sich was, wie und wo, entwickeln sollte? Wie die Engel staunten! Staunen auch wir über das Weltall? Sehen wir in der Genialität des Kosmos Gottes Genialität?

 

8 Wer verschloss das Meer mit Toren, als schäumend es dem Mutterschoß entquoll, 9 als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zur Windel dunklen Dunst, 10 als ich ihm ausbrach meine Grenze, ihm Tor und Riegel setzte 11 und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter, hier muss sich legen deiner Wogen Stolz?

 

Gott hat die Ozeane geschaffen. Wasser ist die Bedingung für Leben. Aber er hat auch das menschliche Leben geschaffen. Wissen wir, wie er das tut? Sind Kinder ein Geschöpf von Mann und Frau? Macht die Frau ihr Kind? Ist Gott auch der Schöpfer des Körpers? Was ist die Seele? Woher kommt sie? Wie und wann kommt sie in den Körper? Hat sie vor der Empfängnis schon bestanden? Gott macht dem Meer eine Grenze. Er macht auch uns eine Grenze. Können wir unsere Begrenzungen anerkennen? Können wir anerkennen, dass wir Menschen sind und nicht Gott? (Nietzsche: „Wenn es einen Gott gäbe, könnte ich nicht ertragen, dass nicht ich es bin!“ - Der Esoteriker: „Ich bin Gott.“) Können wir akzeptieren, dass wir keine reinen Geister wie die Engel sind, sondern dass unser Körper aus Lehm ist?

 

12 Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten, der Morgenröte ihren Ort bestimmt, 13 dass es der Erde Säume fasse und die Frevler von ihr abgeschüttelt werden?

 

Gott schafft die schöne Morgenröte mit ihren rotblonden Wimpern. Gott lässt die Sonne aufgehen. Wenn man morgens die Sonne aufgehen sieht, kann man denken: Nun, die Sonne bewegt sich ja nicht, es ist nur die Erde, die sich bewegt. - Das sagt der Wissenschaftler. Aber das Kind staunt und sagt: Du liebe Sonne! - Können wir staunen über die Herrlichkeit der Morgenröte, über das Licht der Sonne? Die jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler schrieb: „Die Sonne ist der einzige goldene Engel der Erde, die Sonne heilt.“ Der Koran sagt: Gott spricht zum Gottlosen: Ich lasse die Sonne im Osten aufgehen, mach du, dass die Sonne im Westen aufgeht. - Können wir in der Herrlichkeit des Lichts die Herrlichkeit Gottes bewundern?

 

16 Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen, hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert? 17 Haben dir sich die Tore des Todes geöffnet, hast du die Tore des Todesschattens geschaut? 18 Hast du der Erde Weiten überblickt?

 

Können wir bewundern das überquellend reiche Leben auf dem Grunde der Ozeane! Wie reich und großzügig ist Gott! Wie liebt er das Lebendige und die Artenvielfalt! Und was tun wir Menschen? Wir machen die Meere, Seen und Flüssen zu Müllplätzen unserer Wegwerfgesellschaft! Und kennen wir die Geheimnisse des Todes? Die Atheisten glauben, mit dem Tod ist alles aus. Die Asiaten und die Esoteriker glauben: Nach dem Tod werden wir wiedergeboren. Die Moslems glauben an einen verwunschenen Garten? Und glauben die Christen noch an die Existenz der Hölle, oder glauben sie, wir kommen alle, alle in den Himmel? Was wissen wir, ob es einen Reinigungsort gibt? Was wissen wir schon vom Himmel, von der Hochzeit mit Gott? Und die Erde! Unter all den Milliarden Sternen ein Planet mit Leben, mit Menschen! Und Gott ist auf die Erde als Mensch gekommen! Und Jesus ist der König aller Völker! Jesus liebt alle Völker und ihre Kulturen! Und wir? Hassen wir etwa Menschen anderer Kulturen, weil sie anders aussehen, andere Gebräuche haben, anders glauben als wir? Ist das nicht eine schwere Beleidigung Jesu, des Königs der Völker? Was wissen wir schon von der Erde? In welchen Ländern waren wir? Wie reich unds großzügig ist Gott und liebt die Vielfalt der Kulturen und Rassen!

 

19 Wo ist der Weg zur Wohnstatt des Lichts? Die Finsternis, wo hat sie ihren Ort, 20 dass du sie einführst in ihren Bereich, die Pfade zu ihrem Haus kennst? 21 Du weißt es ja; du wurdest damals ja geboren und deiner Tage Zahl ist groß! 22 Bist du zu den Kammern des Schnees gekommen, hast du die Kammern des Hagels gesehen, 23 den ich für Zeiten der Drangsal aufgespart, für den Tag des Kampfes und der Schlacht? 24 Wo ist der Weg dorthin, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut? 25 Wer grub der Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk, 26 um Regen zu senden auf unbewohntes Land, auf die Steppe, darin niemand wohnt, 27 um zu sättigen die Wildnis und Öde und frisches Gras sprossen zu lassen? 28 Hat der Regen einen Vater oder wer zeugte die Tropfen des Taus? 29 Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? 30 Wie unter einem Stein verbergen sich die Wasser und wird fest die Fläche der Flut.

 

Die alten Völker waren so schwer beeindruckt von den Phänomenen des Wetters, dass sie von Sonnengöttern, Donnergöttern, Regengöttern, Sternengöttinnen und Meeresgöttinen sprachen. Gott ist der Schöpfer aller Wetterphänomene. Gott gab die Naturgesetze, nach denen Blitz und Dopnner entstehen, die Wolken sich bildet, Regen und Schnee fallen. Wenn schon die Wetterphänomene so furchteinflößend, erhaben und majestätisch sind, wie herrlich, majestätisch und erhaben ist dann Gott! Denken wir beim Donner und beim Meeresrauschen noch an Gottes Stimme? Sehen wir in der Herrlichkeit der Sonne oder eines Waldes im Schnee noch an die Herrlichkeit, Schönheit und Reinheit Gottes? Und was tun wir Menschen? Mit unserer hemmungslosen Profitgier, unserer Anbetung der Technik und des Wohlstands, zerstören wir sogar das Wetter! Die Sonne wendet sich gegen die gottlose Menschheit, die Wetterstürme strafen die sündigen Nationen, die vergifteten Ozeane rebellieren gegen die gottvergessene Menschheit!

 

31 Knüpfst du die Bande des Siebengestirns oder löst du des Orions Fesseln? 32 Führst du heraus Sterne des Tierkreises zu seiner Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen? 33 Kennst du die Satzungen des Himmels, setzt du auf der Erde seine Herrschaft durch? 34 Erhebst du zu den Wolken deine Stimme, dass dich die Woge des Wassers bedeckt? 35 Entsendest du die Blitze, dass sie eilen und dir sagen: Wir sind da?

 

Gott kennt alle Sterne mit Namen. Staunen wir über die Sonnensysteme, Galaxien, Sternen-Nebel, schwarzen Löcher und die Dunkle Materie? Wissen wir, ob es 1 oder 77 Universen gibt? Wissen wir, ob das Weltall endlich oder unendlich ist? Wissen wir, ob eines Tages Wesen von fernen Planeten zu uns kommen? Werden sie die Taufe begehren? Werden wir ihnen das Evangelium verkünden? Staunt ihr über einen klaren Sternenhimmel über den Kanarischen Inseln? Staunt ihr an die Schönheit des Mondes, des Planeten Venus am Abend und Morgen? Für wen hat Gott diese unendliche Verschwendung geschaffen? Hat Gott das alles aus purer Schöpferlust geschaffen? Und wir Menschen? Wir senden Waffen ins Weltall! Oder wir glauben, dass die Sterne uns die Zukunft offenbaren. Oder wir glauben, dass mit veränderter Sternkonstellation das Evangelium Jesu aufgehört hat, die Wahrheit zu sein. Wie reich ist Gott und wie blind sind wir!

 

39 Erjagst du Beute für die Löwin, stillst du den Hunger der jungen Löwen, 40 wenn sie sich in Höhlen ducken, im Dickicht auf der Lauer liegen? 41 Wer bereitet dem Raben seine Nahrung, wenn seine Jungen schreien zu Gott und umherirren ohne Futter?

 

Dieser Gott, der die Myriaden Sterne geschaffen, kümmert sich auch um jedes kleine Amsel im Garten, dass sie ihr Futter bekommt. Staunenswert! Wie unendlich groß ist Gott und wie demütig! Wie liebt er das Kleine! Und bei allen den Milliarden Menschen, wo findet der große Gott noch Zeit, sich um meine kleinen irdischen Sorgen zu kümmern? Gott lässt Brot genug auf der Erde wachsen für alle Menschenkinder. Aber was tun wir gottlosen Menschen? Wir machen Wasserquellen zum Privateigentum von Coca Cola. In unseren Konsumtempeln brechen die Regale von ungesunder Nahrung und unsere Mülleimer sind voll mit weggeworfenem Essen, und die Länder der dritten Welt werden von den Nationen des Mammon so ausgebeutet, dass Millionen Kinder Hunger leiden oder gar an Unterernährung sterben. Das ruft Gottes Zorn auf uns herab! Johannes Paul II sagte einmal: Jesus ist heute ein kleines Kind in Afrika...

 

Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte

 

Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte,

Die Du geschaffen durch Dein Allmachtswort,

Wenn ich auf alle jene Wesen achte,

Die Du regierst und nährest fort und fort,

 

Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu:

Wie groß bist Du! Wie groß bist Du!

Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu:

Wie groß bist Du! Wie groß bist Du!

 

Blick ich empor zu jenen lichten Welten

Und seh der Sterne unzählbare Schar,

Wie Sonn und Mond im lichten Äther zelten,

Gleich goldnen Schiffen hehr und wunderbar,

 

Dann jauchzt mein Herz ...

 

Wenn mir der Herr in Seinem Wort begegnet,

Wenn ich die großen Gnadentaten seh,

Wie Er das Volk des Eigentums gesegnet,

Wie Er's geliebt, begnadigt je und je,

 

Dann jauchzt mein Herz ...

 

Und seh ich Jesus auf der Erde wandeln

In Knechtsgestalt, voll Lieb und großer Huld,

Wenn ich im Geiste seh Sein göttlich Handeln,

Am Kreuz bezahlen vieler Sünder Schuld,

 

Dann jauchzt mein Herz ...

 

 

ENDE GUT ALLES GUT

 

Hiob 39

 

1 Kennst du der Steinböcke Wurfzeit, überwachst du das Werfen der Hirsche? 2 Zählst du die Monde, die tragend sie füllen, kennst du die Zeit ihres Wurfs? 3 Sie kauern sich, werfen ihre Jungen, werden los ihre Wehen. 4 Ihre Jungen erstarken, wachsen im Freien, laufen hinaus und kehren nicht zu ihnen zurück. 5 Wer hat den Wildesel freigelassen, des wilden Esels Fesseln, wer schloss sie auf? 6 Ich gab ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift. 7 Er verlacht das Lärmen der Stadt, hört nicht des Treibers Geschrei. 8 Die Berge sucht er nach Weide ab, jeglichem Grün spürt er nach. 9 Wird dir der Wildstier dienen wollen, bleibt er an deiner Krippe zur Nacht? 10 Hältst du am Seil ihn in der Furche, pflügt er die Täler hinter dir her? 11 Traust du ihm, weil er so stark ist? Überlässt du ihm deine Arbeit? 12 Glaubst du ihm, dass er wiederkommt und deine Saat auf die Tenne bringt? 13 Fröhlich schlägt die Straußenhenne mit den Flügeln. Ist ihre Schwinge so wie die des Storches und Falken? 14 Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, lässt sie erwärmen im Sand, 15 vergisst, dass sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann. 16 Sie behandelt ihre Jungen hart wie Fremde; war umsonst ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. 17 Denn Gott ließ sie Weisheit vergessen, gab ihr an Einsicht keinen Teil. 18 Im Augenblick aber, da sie hochschnellt, verlacht sie Ross und Reiter. 19 Gabst du dem Ross die Heldenstärke, kleidest du mit einer Mähne seinen Hals? 20 Lässt du wie die Heuschrecke es springen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern. 21 Es scharrt im Tal und freut sich seiner Kraft, es zieht aus, den Waffen entgegen. 22 Es spottet der Furcht und hat keine Angst und kehrt nicht um vor dem Schwert. 23 Über ihm klirrt der Köcher, blitzen Speer und Sichelschwert. 24 Mit Donnerbeben wirbelt es den Staub auf, steht nicht still beim Klang des Horns. 25 Sooft das Horn ertönt, wiehert es hui und wittert den Kampf schon von Weitem, der Anführer Lärm und das Geschrei. 26 Kommt es von deiner Einsicht, dass der Falke sich aufschwingt und nach Süden seine Flügel ausbreitet? 27 Fliegt auf dein Geheiß der Geier empor und baut seinen Horst in der Höhe? 28 Auf Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und an steiler Wand. 29 Von dort erspäht er die Beute, seine Augen schauen ins Weite. 30 Nach Blut gieren seine Jungen; wo Erschlagene sind, ist er zur Stelle.

 

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1 Kennst du der Steinböcke Wurfzeit, überwachst du das Werfen der Hirsche? 2 Zählst du die Monde, die tragend sie füllen, kennst du die Zeit ihres Wurfs? 3 Sie kauern sich, werfen ihre Jungen, werden los ihre Wehen. 4 Ihre Jungen erstarken, wachsen im Freien, laufen hinaus und kehren nicht zu ihnen zurück.

 

Gott kennt alles, was die Geburt bei Tier und Mensch betrifft. Gott ist die beste Mutter, die weiseste Gynäkologin, die geschickteste Hebamme. Gott weiß alles über die Kindererziehung. Gott ist der beste Vater, die zärtlichste Mutter, die liebevollste Kindergärtnerin, der klügste Lehrer.

 

5 Wer hat den Wildesel freigelassen, des wilden Esels Fesseln, wer schloss sie auf? 6 Ich gab ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift. 7 Er verlacht das Lärmen der Stadt, hört nicht des Treibers Geschrei. 8 Die Berge sucht er nach Weide ab, jeglichem Grün spürt er nach. 9 Wird dir der Wildstier dienen wollen, bleibt er an deiner Krippe zur Nacht? 10 Hältst du am Seil ihn in der Furche, pflügt er die Täler hinter dir her? 11 Traust du ihm, weil er so stark ist? Überlässt du ihm deine Arbeit? 12 Glaubst du ihm, dass er wiederkommt und deine Saat auf die Tenne bringt?

 

Gott kennt die wilden Tiere und das zahme Vieh, die Nutztiere und die Haustiere. Gott meint es gut mit allen Tieren. Was meint ihr, gefällt es Gott, wie der Mensch mit den Tieren umgeht, etwa in der Massentierhaltung und chemischen und genmanipulierten Züchtung. Liebt Gott euer Haustier? Gott kennt auch die Arbeitstiere, die Schlosser mit krummem Rücken, die Sekretärin im Büro, die Arzthelferin und ihre manchmal schwierigen Patienten, die Angestellten in der medizinischen Wissenschaft und ihre Vorgesetzten und Untergebenen. Gott kennt unsere Arbeit. Arbeiten wir zum Lobpreis Gottes?

 

13 Fröhlich schlägt die Straußenhenne mit den Flügeln. Ist ihre Schwinge so wie die des Storches und Falken? 14 Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, lässt sie erwärmen im Sand, 15 vergisst, dass sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann. 16 Sie behandelt ihre Jungen hart wie Fremde; war umsonst ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. 17 Denn Gott ließ sie Weisheit vergessen, gab ihr an Einsicht keinen Teil. 18 Im Augenblick aber, da sie hochschnellt, verlacht sie Ross und Reiter.

 

Gott kennt die Mütter, die ihre Kinder abtreiben wollen oder staatlichen Erzoiehern übergeben oder die ihre Kinder vernachlässigen, Frauen, die nur die Männer lieben, aber wenig Mitgefühl mit den Kindern haben. Gott kennt auch die armen Mütter, die ihre Kinder nicht ausreichend ernähren können. Gott kennt die minderjährigen Sexsklavinnen, die mussbrauchten Kinder, die Kindersoldaten. Gott ist ein starker Vater und eine liebende Mutter für alle verwaisten Kinder.

 

19 Gabst du dem Ross die Heldenstärke, kleidest du mit einer Mähne seinen Hals? 20 Lässt du wie die Heuschrecke es springen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern. 21 Es scharrt im Tal und freut sich seiner Kraft, es zieht aus, den Waffen entgegen. 22 Es spottet der Furcht und hat keine Angst und kehrt nicht um vor dem Schwert. 23 Über ihm klirrt der Köcher, blitzen Speer und Sichelschwert. 24 Mit Donnerbeben wirbelt es den Staub auf, steht nicht still beim Klang des Horns. 25 Sooft das Horn ertönt, wiehert es hui und wittert den Kampf schon von Weitem, der Anführer Lärm und das Geschrei.

 

Das Pferd in der Bibel ist nicht das Lieblingspony eines jungen Mädchens. Das Pferd ist das Reittier der Krieger. Gott weiß von dem Wettrüsten, von den Atombomben, von der chemischen und biolopgischen Kriegsführung, von Terrorbanden, Selbstmordattentätern, Kreuzigung von Christen, Vergewaltigung als Kriegswaffe. Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Jesus ist der Fürst des Friedens. Was können wir für den Frieden tun? - 1. Frieden mit Gott, 2. Frieden im eigenen Herzen, 3. Frieden in der Familie, 4. Frieden im eigenen Volk, 5. Frieden in der Welt.

 

Das letztes Kapitel des Buches Hiob:

Hiob 42

 

1 Da antwortete Ijob dem HERRN und sprach: 2 Ich habe erkannt, dass du alles vermagst. Kein Vorhaben ist dir verwehrt. 3 Wer ist es, der ohne Einsicht den Rat verdunkelt? - Fürwahr, ich habe geredet, ohne zu verstehen, über Dinge, die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind. 4 Hör doch, ich will nun reden, ich will dich fragen, du belehre mich! 5 Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. 6 Darum widerrufe ich. Ich bereue in Staub und Asche.1

 

7 Als der HERR diese Worte zu Ijob gesprochen hatte, sagte der HERR zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob.2 8 So nehmt nun sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knecht Ijob und bringt ein Brandopfer für euch dar! Mein Knecht Ijob aber soll für euch Fürbitte einlegen, denn auf ihn nehme ich Rücksicht, sodass ich euch nichts Schlimmes antue, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob. 9 Da gingen Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama hin und taten, was der HERR ihnen gesagt hatte. Und der HERR nahm Rücksicht auf Ijob.

 

10 Der HERR wendete das Geschick Ijobs, als er für seinen Freund Fürbitte einlegte, und der HERR mehrte den Besitz Ijobs auf das Doppelte. 11 Da kamen zu ihm alle seine Brüder, alle seine Schwestern und alle seine früheren Bekannten und speisten mit ihm in seinem Haus. Sie bezeigten ihm ihr Mitleid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der HERR über ihn gebracht hatte. Ein jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring.3 12 Der HERR aber segnete die spätere Lebenszeit Ijobs mehr als seine frühere. Er besaß vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. 13 Auch bekam er sieben Söhne und drei Töchter. 14 Die erste nannte er Jemima, Turteltaube, die zweite Kezia, Zimtblüte, und die dritte Keren-Happuch, Schminktöpfen oder Salbhörnchen. 15 Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Ijobs. Ihr Vater gab ihnen Erbbesitz unter ihren Brüdern. 16 Ijob lebte danach noch hundertvierzig Jahre und er sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Generationen. 17 Dann starb Ijob, hochbetagt und satt an Lebenstagen.

 

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„Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.“

 

Am Anfang hat Hiob die Gesetze Gottes gehalten und sich bemüht ein guter Mensch zu sein. Dann kam das Leiden über ihn. Er hat Gott geklagt, mit Gott gerungen, aber ist immer im Gespräch mit ihm geblieben. Zum Schluss offenbarte Gott ihm seine Größe. Jetzt ist Hiob dem lebendigen Gott persönlich begegnet. Sein Leiden war sinnvoll, es hat ihn zum lebendigen Gott geführt. - Kennen wir Gott nur vom Hörensagen, oder sind wir schon dem lebendigen Gott persönlich begegnet?

 

Da sagte der HERR zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob.2 8 So nehmt nun sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knecht Ijob und bringt ein Brandopfer für euch dar! Mein Knecht Ijob aber soll für euch Fürbitte einlegen, denn auf ihn nehme ich Rücksicht, sodass ich euch nichts Schlimmes antue, denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob.

 

Die Lehre, dass der Leidende ein Sünder sein muss und selbst an seinen Leiden schuld ist, wird von Gott verworfen. Hiobs Klagen, sein Klagegebet, sein Ringen mit Gott wird von Gott gelobt. Ja, Hiob wird aufgefordert, für seine Freunde zu beten. Hiob hat ihnen also nicht die Freundschaft aufgekündigt.

 

12 Der HERR aber segnete die spätere Lebenszeit Ijobs mehr als seine frühere.

 

Alle, die den Hiob im Stich gelassen hatten, als es ihm schlecht ging, die kommen nun wieder an, wo es ihm wieder besser geht, die Brüder, die Bekannten. Hiob bekommt viel Geld. Ihm werden anstelle der toten Söhne neue Söhne geboren. Von wem? Von Hiobs Frau, die zu ihm gesagt hatte: Wenn es dir so schlecht geht, dann sag dich doch von Gott los. Ja, Hiob hat seine Frau nicht verstoßen. - Hätten wir solche Brüder, Bekannte, Freunde, Frauen wieder herzlich aufgenommen?

 

13 Auch bekam er sieben Söhne und drei Töchter. 14 Die erste nannte er Jemima (Täubchen oder Turteltaube), die zweite Kezia (Zimtblüte), und die dritte Keren-Happuch (Schminktöpfchen oder Salbhörnchen). 15 Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Ijobs. Ihr Vater gab ihnen Erbbesitz unter ihren Brüdern.

 

Es gibt ein Buch namens „Hiobs Töchter“, darin wird das Schicksal von frommen, leidenden Frauen erzählt. Da wird das Leben der Mutter von Friedrich Hölderlin, dem schizophrenen Dichter, erzählt. Kennt ihr solche Töchter Hiobs? Seid ihr vielleicht selbst schon einmal eine Tochter Hiobs gewesen? Die Namen Täubchen und Salbhörnchen weisen darauf hin, dass die Töchter Hiobs eine besondere Beziehung zum Heiligen Geist haben.