CHRISTLICHE ANDACHTEN

 

VON TORSTEN SCHWANKE

 

 

ERSTER JOHANNESBRIEF

 

Übersetzt und kommentiert

 

 

ERSTES KAPITEL

 

1 Etwas, das seit dem Beginn ist, das wir gehört haben, was wir mit unseren eigenen Augen sahen und berührten mit unseren eigenen Händen, was existiert hat, das Wort des Lebens - das ist unser Thema.

 

2 Das Leben wurde sichtbar gemacht; wir sahen es und geben unser Zeugnis und erklären euch das ewige Leben, das gegenwärtig mit dem Vater war und uns offenbart wurde.

 

3 Wir erklären euch, was wir gesehen und gehört haben, so dass auch ihr unser Leben teilen könnt. Unser Leben teilen wir mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

 

4 Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist.

 

((Johannes, der Evangelist und Seher der Apokalypse, der Lieblingsjünger Jesu, verweist hier auf die Menschwerdung Gottes. Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Johannes und die andern Apostel sind Zeugen der Menschheit Jesu. Die Gnostiker sprachen gern von einem kosmischen Christus, einer göttlichen Hypostase, einem der vielen höheren Wesen, aber sie leugneten die konkrete Menschwerdung des Christus in dem wahren Menschen Jesus von Nazareth. Wenn Christus keinen wahren Leib hätte, hätte er nicht für uns gekreuzigt werden können. Die Gnostiker leugnen die Kreuzigung Christi. Mohammed, von den Gnostikern beeinflusst, leugnet auch die Kreuzigung Christi. Auch die falsche Spiritualität des New Age in unserer Zeit spricht viel vom kosmischen Christus, vom inneren Jesus, von Jesus als dem Höheren Selbst des Menschen, aber sie sprechen nie von dem gekreuzigten Christus. Teresa von Avila lehrt, so hoch man auch in der mystischen Beschauung der Gottheit Christi steigt, man muss immer wieder über den wahren Menschen Jesus von Nazareth meditieren, in dem die Fülle der Gottheit gegenwärtig ist. Paulus nennt allein den Gekreuzigten Gottes Weisheit.))

 

 

5 Das ist das, was wir von ihm gehört haben und enthalten es euch nicht vor: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.

 

6 Wenn wir sagen, dass wir Gottes Leben teilen, während wir in der Finsternis leben, lügen wir, weil wir nicht die Wahrheit leben.

 

((Gott ist Licht, in ihm ist keine Finsternis. Das Licht ist die Gutheit Gottes, in ihm ist keine Bosheit. Gott ist auch nicht der Ursprung des Bösen. Platon nennt die Gutheit oder Güte die höchste Gottheit. Gott ist gut. Darum will er, dass alle Menschen gerettet werden. Entgegen der Lehre Calvins ist keine Seele von Gott für die Verdammnis vorherbestimmt. Luther lehrte, Gott habe den Pharao verstockt, um seine Machttaten beim Exodus der Kinder Israel zu erweisen. Aber Gott tut nicht das Böse, um Gutes daraus erstehen zu lassen. Gott ist kein dialektischer Gott, der Böses tut, um Gutes entstehen zu lassen. Der Dialektiker Hegel setzte Luthers Lehre fort und dachte, die Dreifaltigkeit Gottes müsse zur Vierfaltigkeit erweitert werden, indem Luzifer die vierte Person Gottes sei. Blasphemische Philosophie! Die Gutheit Gottes ist eine ewig seiende Substanz. Das Böse ist nichts, ist substanzlos, ist bloß die Abwesenheit des Guten, wie es die Herrin Philosophia den Boethius lehrte. Im New Age behaupten unsere heutigen Narren, Gott sei gut und böse, Gott sei Liebe und Hass. Dagegen ist es entgegen jeder logischen Vernünftigkeit, dass ein Wesen zugleich gut und böse, also seiend und nichtseiend zugleich sei. Nein, Gott ist Licht, in ihm ist keine Finsternis. Gott ist gut und sich ewig gleich. Und, wie Johannes lehrt, Gott ist die Liebe. In Gott ist kein Hass.))

 

7 Aber wenn wir im Licht sind, wie er im Licht ist, so haben wir einen Anteil von einem anderen Leben, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.

 

8 Wenn wir sagen: "Wir haben keine Sünde," betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns;

 

9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er vertrauenswürdig und aufrecht, so dass er uns die Sünden vergibt und uns von allem Bösen reinigt.

 

10 Wenn wir sagen: "Wir haben noch nie gesündigt," machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

 

((Es gibt zwei Arten von Menschen: Heilige, die wissen, dass sie Sünder sind, und Sünder, die meinen, dass sie Heilige sind. Wir leben in einer Zeit völlig fehlenden Sündenbewusstseins. Das Volk bezeichnet als Sünde nur noch das Essen eines Stücks Sahnetorte. Dagegen wird in den öffentlichen Medien jede Art von Sünde geradezu euphorisch gefeiert. Wenn wir uns nicht als Sünder erkennen, können wir auch nicht erkennen, warum Jesus für uns sterben musste, denn Jesus ist gekommen, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Mord an ungeborenen Kindern wird Emanzipation der Frau genannt. Ehebruch wird Seitensprung genannt. Radikaler Unglaube wird wissenschaftliche Vernünftigkeit genannt. Wer die Sünde beim Namen nennt, wird als Fundamentalist oder Konservativer verfolgt oder lächerlich gemacht. Wer die sogenannte freie Liebe Unzucht nennt, heißt es, stammt aus dem finsteren Mittelalter. Wer sich gegen homosexuelle Ehen ausspricht, wird homophob genannt und als ein Feind der Menschenrechte bezeichnet. Aber auch bei uns Christen hat das Sündenbewusstsein abgenommen. Ehescheidung und Wiederverheiratung, vom Herrn als Ehebruch bezeichnet, ist auch unter Christen weit verbreitet. Dass Priester und Mönche kleine Kinder sexuell missbrauchen, schreit zum Himmel! Man begnügt sich mit unverbindlichen Bußandachten. Die Beichtstühle sind leer. Die Priester sprechen nicht von Sünde, sondern von Schwächen, und zeigen wenig Interesse, Beichte zu hören. Aber Jesus ist für unsere Sünden gestorben, und wir sagen: Wir haben keine Sünde, wir brauchen keinen Erlöser, wir kommen alle, alle in den Himmel. Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort.))

 

 

ZWEITES KAPITEL

 

1 Meine Kinder, ich schreibe euch dies, um euch vom Sündigen abzuhalten; aber wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.

 

2 Er ist das Sühne-Opfer für unsere Sünden, und nicht nur für unsere, sondern auch die der ganzen Welt.

 

((Hier wird der Kreuzestod Jesu als Sühneopfer für die ganzen Menschheit aller Zeiten bezeichnet. Das ist sehr schön. In der heutigen Theologie ist der Begriff der Sühne fast verschwunden. Jesus hat mit seinem Opfer die Sünden der Menschen wieder gut gemacht. Mit seinem Tod hat er den Lohn der Sünde, nämlich den Tod der Seele, stellvertretend für alle Menschen auf sich genommen. Christen sind Glieder am Leibe Christi. In ihnen setzt Christus auch heute sein Leiden fort. Seien es die tausend kleinen Kreuze des Alltags, das Kreuz der Berufsarbeit, das Hauskreuz von Ehe und Familie, oder das Kreuz einer schweren körperlichen oder psychischen Krankheit, oder das Kreuz blutiger Christenverfolgung, wie dem auch sei, der Christ muss sein Leiden vereinigen mit den Leiden Christi vereinigen und so Anteil haben am erlösenden Leiden Christi und so sein ganz persönliches Kreuz als Sühneopferleiden dem Herrn für die Rettung von Seelen darbringen. Diese Lehre hab ich gelernt von Unserer Lieben Frau vom Karmel, aber ich fand bisher weder bei den Kindern der Welt noch auch bei den evangelischen Geschwistern für die Mystik, Sühneseele zu sein, das geringste Verständnis.))

 

3 Auf diese Weise wissen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.

 

4 Wer sagt: Ich kenne ihn, ohne seine Gebote zu halten, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm.

 

5 Wer aber hat sein Wort hält, so die Liebe Gottes wirklich erreicht ihre Perfektion. Dies ist der Beweis, dass wir in Gott sind.

 

6 Wer behauptet, in ihm zu bleiben, muss handeln, wie er gehandelt hat.

 

((Die Jungfrau, Lehrmeisterin der Weisheit, lehrte mich die Lehre, durch die buchstäbliche Erfüllung des Evangeliums Jesus zu lieben. Gut ist es, die vier Evangelien im Herzen, im Geist präsent zu haben. Der Heilige Geist erinnert die Seele dann an das zur Situation passende Wort des Herrn. Gut ist es, den Tag mit einer Morgenmesse und einer betend-betrachtenden Schriftlesung zu beginnen, um so die Parole des Herrn für den Tag zu empfangen. Dann wird die Arbeit des Tages als Ausführung des göttlichen Willens quasi zu einem tätigen Gebet. Auf diese Weise gelangen wir zum immerwährenden Gebet, in Betrachtung am Morgen und Abend, in den Werken am Tag, und letztlich sogar in der Ruhe der Nacht.))

 

7 Meine lieben Freunde, das ist kein neues Gebot, das ich euch schreibe, sondern das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt; das alte Gebot ist die Botschaft, die ihr gehört habt.

 

8 Doch in einer anderen Art und Weise schreibe ich euch ein neues Gebot - und das gilt auch für euch, ebenso wie für mich - denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint schon.

 

9 Wer behauptet, in Licht zu sein, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis.

 

10 Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und es gibt in ihm nichts, um ab zu fallen.

 

11 Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wird in der Dunkelheit nicht wissen, wohin er geht zu Fuß, denn die Finsternis hat ihn blind gemacht.

 

((So sehr ich begeistert bin von der katholischen Glaubenswahrheit, so sehr bin ich enttäuscht von den Katholiken und der Pfarrei und ihren Pfarrern. Hier habe ich eine Schar von Gewohnheitschristen gefunden, die die Hostie wie einen Keks zum Kaffee empfingen, schwatzhafte Tanten, keinerlei Kenntnis der heiligen Schrift, kaum Liebe zur Jungfrau Maria, ein veräußerlichtes Spießertum, das sich über die Armen der Gemeinde mockiert und sich beschwert über den Bettler vor der Kirchentür. Die Pfarrer feiern kein Messopfer, sondern ein Gemeinschaftsmahl, lehren, dass alle Menschen in den Himmel kommen, wollen den Rosenkranz nicht beten, beschweren sich, wenn sie nachts zu Sterbenden gerufen werden. Wenn ein seelisch Leidender bei ihnen anklopft und um den Trost der Kirche bittet, meinen sie, er wolle Geld. Will ein Konvertit das Brevier beten lernen, raten sie davon ab. Unter ihnen ist keine Weisheit und keine Liebe. Dagegen bei den evangelischen und evangelikalen Geschwistern fand ich zwar eine eingeschränkte Theologie, aber eine wahre christliche Bruderliebe. Nehmt einander so an, wie der Herr euch angenommen hat, ist spürbar die Überzeugung dieser protestantischen Christen. Die Mitglieder ihrer kirchlichen Gemeinschaften verhalten sich als Mütter, Brüder und Schwestern. Hier wird das Volk Gottes als Familie Gottes erfahrbar. Sie haben mich als ihren katholischen Bruder mit offenen Armen aufgenommen.))

 

12 Ich schreibe euch, Kinder, weil eure Sünden durch seinen Namen vergeben worden sind.

 

13 Ich schreibe euch, Väter, weil ihr gekommen seid zur Erkenntnis dessen, der von Anfang an existierte. Ich schreibe euch, ihr jungen Leute, weil ihr den Bösen überwunden habt.

 

14 Ich habe euch Kindern geschrieben, weil ihr gekommen seid, um den Vater zu kennen. Ich habe euch Eltern geschrieben, weil ihr gekommen seid, um den zu erkennen, der von Anfang an existierte. Ich habe euch Jugendlichen geschrieben, weil ihr stark seid, und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habt den Bösen überwunden.

 

((Die Kinder einer christlichen Familie sollen im Sakrament der Taufe die Vergebung der Sünde empfangen, die Abwaschung der Erbsünde. Sie sollen durch einen liebevollen Vater die Weisheit des Herzens kennenlernen und durch eine Mutter in den Glauben eingeführt werden. Die Kinder sollen am Bild ihrer Mutter und ihres Vaters den Vater im Himmel und die Liebe Gottes kennen lernen. Die Jugendlichen in der Zeit ihrer Kraft sollen das Wort Gottes kennen lernen und befolgen und den Bösen überwinden, der sich ihnen über die aufgewühlten Leidenschaften nähert. Die Jugendlichen sind zu hohen Idealen und dem Höhenweg der Heiligkeit berufen. Die Väter und die Mütter in der Kirche sollen sich durch Glaubenswissen, Gotteserkenntnis und Herzensweisheit auszeichnen, sie sollen den Ewigen erkennen, Anfang der Schöpfung und Ziel der Schöpfung, und sich im Glauben und in der Liebe auf die Ewigkeit vorbereiten.))

 

15 Liebt nicht die Welt oder was in der Welt ist. Wenn jemand liebt die Welt, findet die Liebe des Vaters keinen Platz in ihm,

 

16, weil alles, was es in der Welt - ungeordnete körperliche Wünsche, ungeordnete Begierden der Augen, Stolz auf Besitz - ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt.

 

17 Und die Welt mit all ihren ungeordneten Begierden vergeht. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.

 

((Wir leben in der Zeit der sexuellen Revolution und der Globalisierung des Kapitalismus. In der sexuellen Revolution wird die Familie zerstört, freie Liebe propagiert, Homosexualität propagiert, die geschlechtliche Natur von Frau und Mann geleugnet, in vielfachen Wiederverheiratungen quasi Polygamie gefeiert, Deutschland ist zum größten Bordell Europas geworden, Pornographie ist allgegenwärtig. Das ist die Sexgöttin, ein moderner Götze. Der andere Götze ist der Mammon, der Gott des Geldes, Materialismus und Konsumismus. Die kapitalistische Wirtschaft sieht den Menschen nicht unter dem Gesichtspunkt seiner Menschenwürde als Gottes Ebenbild, sondern als Mittel zum Zweck des Profits. Ungeborene Kinder, arbeitslose Jugendliche, körperlich oder psychisch Behinderte und alte Menschen werden auf den Müll geworfen, abgetrieben oder in der Euthanasie ermordet. Das nennt Papst Franziskus die Wegwerfgesellschaft. Und gerade die Länder des materiellen Reichtums sind die Speerspitze des Glaubensabfalls. Wer allerdings reich an Geld ist, aber arm an Glauben, wird mit nichts in den Händen vor seinen Richter treten und alles verlieren. Dagegen in den armen Völkern Südamerikas und Afrikas der Glaube und die Lebensfreude groß sind. Die reichen Völker dagegen sind ein Volk von Depressiven. Denn nicht der Konsum erfüllt das Herz mit wahrer Freude, sondern allein die Liebe Gottes.))

 

18 Kinder, es ist dies die letzte Stunde; ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt, und jetzt sind schon viele Antichristen gekommen; daraus können wir wissen, dass es die letzte Stunde ist.

 

19 Sie sind aus unserer Mitte ausgegangen, aber sie haben nie wirklich zu uns gehört; denn wenn sie von uns gewesen wären, wären sie bei uns geblieben. Aber das war zu beweisen, dass nicht einer von ihnen zu uns gehörte.

 

20 Aber ihr seid durch den Heiligen gesalbt worden, und haben alle erhalten das Wissen.

 

21 Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr nichts von der Wahrheit wüsstet, sondern weil ihr euch auch bewusst sein sollt, dass keine Lüge aus der Wahrheit kommt.

 

22 Wer ist der Lügner, wenn nicht derjenige, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet.

 

23 Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn erkannt hat, der hat den Vater.

 

24 Lasst das, was ihr am Anfang gehört habt, in euch bleiben. So lange wie das, was ihr am Anfang gehört habt, in euch bleibt, werdet ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.

 

25 Und das Versprechen, das er euch selbst gegeben hat, ist das ewige Leben.

 

26 So viel muss ich euch über die schreiben, die versuchen, euch in die Irre zu führen.

 

((Der Antichrist der letzten Stunde wird ein falscher Messias sein, der kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi auftreten wird. Er wird anfangs Jesus zum Verwechseln ähnlich sehen. Er tritt anfangs nicht als brutaler Tyrann auf, sondern unter der lächelnden Maske eines Heilsbringers und Friedensstifters. Vielleicht wird er sogar in Tübingen Theologie studieren. Vielleicht ist er der Sohn einer jüdischen Nonne. Wahrscheinlich wird die große Masse auch der getauften, aber unbekehrten Christen ihm nachlaufen. Nur die wahren Jünger Jesu werden sich aus dem Protestantismus, der Orthodoxie und dem Katholizismus vereinigen und in Gemeinschaft mit Petrus eine radikale Märtyrerkirche bilden. Aber vor dem Auftreten des letzten Antichristen sind auch schon viele Antichristen gekommen. Die Gnostiker waren solche Antichristen, die den gekreuzigten Christus leugneten. Auch Mohammed leugnete den Sohn des Vaters. Aber wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Propheten Isa nicht als Sohn Allahs bekennt, hat auch Allah nicht. Napoleon Bonaparte, ein getaufter Christ, wurde seinerzeit als Antichrist gesehen. Stalin, getauft und Schüler eines Priesterseminars, wurde als Antichrist bezeichnet. Edith Stein nannte Hitler, der katholisch getauft war, den Antichristen. Er wurde ja von den evangelischen Deutschen Christen und einer großen Zahl katholischer Bischöfe willkommen geheißen als Heilsbringer. In unserer Zeit überziehen die Antichristen die Welt mit einem barbarischen islamischen Terror und führen an allen Orten der Erde Krieg, so dass Papst Franziskus davon spricht, wir seien mitten im Dritten Weltkrieg. Zum Thema des Antichristen muss ich aber leider Gottes auch sagen, dass in der Zeit der Reformation sich die Lutheraner und Papisten gegenseitig als Antichristen bezeichnet haben. Dagegen ist die Wahrheit, dass die Einheit der Christenheit notwendig ist für den Kampf gegen den Antichristen. So will es Christus, so will es die Apokalyptische Frau!))

 

27 Ihr aber, die Salbung, die ihr von ihm erhalten habt, bleibt, und ihr braucht niemanden zu lehren; da die Salbung, die er euch gegeben hat, euch alles lehrt, und da es wahr ist und nicht falsch, bleibt in ihm, wie er es euch gelehrt hat.

 

28 Daher bleibt nun in ihm, Kinder, so dass, wenn er erscheint, wir furchtlos sein können, und nicht vor ihm zurückweichen müssen in Schande bei seiner Ankunft.

 

29 Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, müsst ihr auch erkennen, dass jeder, dessen Leben gerecht ist, sein Kind ist.

 

((Was ist mit der Salbung gemeint, die uns alles lehrt? Eine evangelische Bibelübersetzung übersetzt Salbung frei mit Heiliger Geist. Ein katholischer Mönch meinte, die Salbung sei der Gesalbte, also Christus in uns. Gott ins uns ist also unser Lehrmeister. Er spricht durch das Gewissen zu uns. Der orthodoxe Philosoph Wladimir Solowjew schrieb an seine Geliebte: Höre auf deine innere Stimme. Wenn du in einem Buch etwas liest, was deiner inneren Stimme widerspricht, so vertraue nicht auf das Buch, sondern auf die innere Stimme. Der heilige Don Bosco träumte im Alter von neun Jahren von Jesus, der zu ihm sagte: Ich werde dir eine Lehrmeisterin geben. In ihrer Schule wirst du weise werden. Ohne sie ist alle Weisheit nur Torheit. Jesus meinte damit seine jungfräuliche Mutter. Als ich zur katholischen Kirche konvertierte, konnte ich die Bücher nicht ertragen, die Maria unsere Mutter nannten. Ich sah Maria als meine Braut. Der Priester riet mir, die Bücher wegzuwerfen und meiner inneren Stimme zu folgen. Als ich den Satz von Papst Benedikt las, dass Gott zwar auch liebe wie eine Mutter, aber nicht als eine Mutter angerufen werden dürfe, rebellierte meine innere Stimme. Denn der Heilige Geist in mir ruft oft zu Gott: Mutter, große Mutter!))

 

 

DRITTES KAPITEL

 

1 Ihr müsst, indem wir Kinder Gottes genannt werden, sehen, was die große Liebe ist, die der Vater an uns verschwendet - das ist es, was wir sind! Der Grund, warum die Welt uns nicht kennt, ist, dass sie ihn nicht erkennt.

 

((Wir sind durch die Taufe als das Bad der Wiedergeburt wiedergeboren zu Söhnen und Töchtern im Sohn und sind so aufgenommen in die Familie Gottes. Wir haben erkannt die Liebe Gottes, die er an uns verschwendet, und darum lieben wir, wir lieben die göttliche Liebe und den Nächsten um Christi willen. Dadurch unterscheiden wir uns von den Kindern der Welt, die nicht von der Liebe Gottes ergriffen und durchflutet sind. Zu den Kindern der Welt sagt Jesus: Ich weiß, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt! So sagt die Jungfrau Maria: Wo kein Glaube ist, da ist auch keine Liebe. Und weiter tröstet uns die Jungfrau Maria: Ihr seid von der Welt so sehr gehasst, aber so sehr geliebt von Jesus!))

 

2 Meine lieben Freunde, wir sind schon Gottes Kinder, aber was wir in der Zukunft sein werden, ist noch nicht offenbart worden. Wir sind uns bewusst, dass, wenn er erscheint, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist.

 

((Wir sind jetzt auf Erden schon Söhne und Töchter Gottes, die wir Pilger sind im Halbdunkel des Glaubens, aber in der Vollendung werden wir angekommen sein am Ziel des Glaubens, der Seligkeit der Seele, und werden stehen im Licht der beglückenden Anschauung der Schönheit der göttlichen Liebe. Was werden wir dann sein? Das können wir noch nicht erfassen. Schwester Kathrein, die Schülerin Meister Eckharts sagte: Wir werden Gott in Gott sein. Johannes vom Kreuz sagt:: Wir werden vergöttlicht und werden im Reich Gottes aus reiner Gnade Götter und Göttinnen geworden sein. Oder wie Petrus schreibt: Wir werden Anteil haben an der göttlichen Natur. So sagt die orthodoxe Spiritualität: Gott wurde Mensch, um den Menschen zu Gott zu machen.))

 

3 Wer diese Hoffnung auf ihn schätzt, reinigt sich selbst, um so rein zu sein, wie er ist.

 

4 Wer Sünde tut, wirkt Böses, weil alle Sünde Bosheit ist.

 

5 Nun seid ihr euch bewusst, dass er erschienen ist, um die Sünden wegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde.

 

6 Niemand, der in ihm bleibt, sündigt, und wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch ihn erkannt.

 

7 Kinder, lasst euch nicht von irgendjemand in die Irre führen. Wer gerecht handelt, steht als Gerechter da wie er.

 

((Wir sind aufgerufen, Jesus, den Gerechten und Reinen, nachzuahmen in der Imitatio Christi und so den Weg der Heiligkeit zu beschreiten, der Heiligkeit nachzujagen, der Sünde zu widerstehen. Nicht, dass der Gerechte nicht fallen könnte, aber er bekennt seine Sünde sofort dem Herrn, erhebt sich vom Fall, und gedemütigt macht er sich erneut auf, den Weg der Heiligung zu beschreiten. Dagegen die Kinder der Welt haben die Sünde zu ihrem Lebensweg gemacht und nennen das Unnatürliche natürlich und das Perverse normal, sie nennen das Böse gut und das Gute böse und verwechseln Lüge und Wahrheit und gehen wie die Toren in der Finsternis ihres verstockten und verhärteten Herzens, in dem die Liebe Gottes nicht ist.))

 

8 Wer sündhaft lebt, gehört dem Teufel, denn der Teufel ist ein Sünder von Anfang an. Das war das Ziel der Erscheinung des Sohnes Gottes, die Arbeit des Teufels zu zerstören.

 

((Papst Franziskus sagte in seiner Antrittspredigt vor den Kardinälen: Wer den Herrn nicht anbetet, betet den Teufel an. In einem Lied heißt es: Du hast einem zu dienen, es mag der Herr sein, oder es mag der Teufel sein, aber du hast einem zu dienen. Es gibt einen dreifachen Schritt: Hören, gehorchen, gehören. Eva hörte auf die Schlange, gehorchte der Schlange, gehörte der Schlange. Maria hörte Gott, gehorchte Gott, gehört Gott. Wes Geistes Kind bist du? Hast du den Teufel zum Vater, den Vater der Lüge, den Menschenmörder von Anfang an? Oder hast du Gott den Herrn zum liebenden Vater, den Schöpfer, den Liebhaber des Lebens? Wenn du Gott zum Vater hast, dann ist Jesus dein Bruder und die Mutter Jesu deine Mutter. Das sind zwei Reiche, das Reich Satans und das Reich Christi, du gehörst zu dem einen oder zu dem andern. Im Protoevangelium im dritten Kapitel des Buches Genesis verheißt Gott die Frau der Offenbarung: Feindschaft setze ich zwischen die Schlange und die Frau, zwischen den Samen der Schlange und den Samen der Frau. Und die Frau wird der Schlange das Haupt zertreten. In der hebräischen Bibel zertritt Er, der Same der Frau, der Schlange das Haupt. In der lateinischen Vulgata-Bibel zertritt Sie, die Frau, der Schlange das Haupt. Beides ist wahr. Jesus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung das Reich des Teufels vernichtet. Aber er hat seine Mutter, die Frau der Offenbarung, eingesetzt als die Makellose, der Schlange das Haupt zu zertreten. So heißt es im biblischen Buch Judith, dass es Gottes Ehre ist, dass der Feind Israels durch eine Frau vernichtet wurde. So sehen wir im zwölften Kapitel der Apokalypse den Kampf zwischen der apokalyptischen Frau und dem Drachen. Darum, o Mensch, bist du entweder Same der Schlange oder Same der Jungfrau Maria.))

 

9 Niemand, der ein Kind Gottes ist, sündigt, weil Gottes Same in ihm bleibt. Er kann auch nicht sündigen, weil er ein Kind Gottes ist.

 

((Gottes Same in uns, die Gnade Gottes, Christus in uns, sündigt nicht. Wenn wir dennoch fallen in eine Sünde, so entspricht das nicht unserem inneren Lebensprinzip, dem ewigen Leben ins uns. Wir tun Buße und kehren um. Wer dagegen nicht das Leben Gottes in sich wirken lässt, folgt ohne jeden Widerstand den Verlockungen des Versuchers und gibt sich willig jeder Sünde hin. Es geht in diesem Vers nicht um den konkreten Einzelfall des Menschen in der verworrenen conditio humana, sondern um das Ideal. Das Leben Christi in uns ist grundsätzlich unvereinbar mit der Sünde. Sünde heißt ja Sund, Absonderung von Gott. Du bist entweder in der Absonderung von Gott, ein verstockter Sünder, oder du bist im Stand der Gnade, Christus lebt in dir und du bist in Christus, du lebst und webst in Gott.))

 

10 Das ist es, was die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels unterscheidet: wer nicht untadelig lebt und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht von Gott.

 

11 Dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen,

 

12 nicht wie Kain, der von dem Bösen war und seinen Bruder ermordete. Und warum hat er seinen Bruder ermordet? Weil seine eigenen Handlungen böse waren und die seines Bruders gerecht.

 

13 Seid nicht überrascht, Brüder, wenn euch die Welt hasst.

 

14. Wir sind uns bewusst, dass wir vom Tod zum Leben übergegangen sind, denn wir lieben die Brüder. Wer nicht liebt, bleibt im Tod.

 

15 Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst, dass kein Mörder ewiges Leben hat.

 

16 Dies ist der Beweis der Liebe, dass er sein Leben niedergelegt hat für uns, und auch wir sollen das Leben für unsere Brüder lassen.

 

17 Wenn jemand wohlhabend in weltlichem Besitz ist und sieht seinen Bruder darben, aber schließt sein Herz vor ihm zu, wie soll da die Liebe Gottes in ihm sein?

 

((Die Liebe zu Gott wird wirksam in der Bruderliebe. Wer Gott lieben will, muss seinen Bruder lieben. Die Liebe zu Gott ist nicht denkbar ohne Liebe zum Menschen. Man kann nicht Gott lieben und den Menschen hassen. Die Gottesliebe und die Menschenliebe ist Eine Liebe. Diese Bruderliebe sollen wir in der Kindheit schon in der Familie lernen. Aber leider sehen wir stattdessen das Drama von Kain und Abel sich wiederholen. Nun sollen die Christen daran erkennbar sein, dass sie untereinander sich als Brüder und Schwestern lieben. Wir haben Gott zum zärtlichen Vater, Maria zur Mutter und Jesus zum Bruder, wir sind Mitglieder der Familie Gottes, darum sind wir Brüder und Schwestern. Diese Bruderliebe der Christen untereinander ist oft angefochten. Wenn in der Ukraine russisch-orthodoxe Christen auf griechisch-orthodoxe Christen schießen, wenn in Irland protestantische Christen auf katholische Christen schießen, wenn im Dreißigjährigen Krieg die katholischen und die evangelischen Christen miteinander im Krieg lagen, so ist das ein Verbrechen gegen die Bruderliebe. Heute nennen evangelikale Christen den Papst der katholischen Kirche: Bruder Franziskus. Wenn koptische Christen von islamistischen Terroristen geköpft werden, leidet der Hirte der katholischen Christen. Die kommunistischen oder islamistischen Verfolger der Christen fragen nicht: Bist du Katholik oder Orthodoxer oder Protestant? Sondern sie fragen: Glaubst du an Jesus? Und dann wirst du gekreuzigt, erschossen, geköpft, verbrannt. So gibt es eine Ökumene des Blutes, eine Ökumene der Märtyrer. Diese christliche Bruderliebe soll nun keine Liebe eines exklusiven Clubs von Auserwählten sein, sondern die christliche Bruderliebe soll Keimzelle, Same, Sauerteig in der Menschheit sein. Die Menschheit soll eine Menschheitsfamilie werden. Die Menschen sollen einander als Brüder und Schwestern erkennen. So singt Schiller in der Ode an die Freude: Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuss der ganzen Welt! Brüder – überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen! In der Menschheitsfamilie soll niemand wegen seiner Rassen- oder Klassenzugehörigkeit, wegen seines Geschlechts oder seines religiösen Bekenntnisses ausgeschlossen werden. Alle Menschen werden Brüder, sagt Schiller. Das ist die Ausbreitung des Reiches Christi, die Ausbreitung der christlichen Bruderliebe. Gott der Vater aller Kreatur! Jesus der König aller Völker! Maria die Mutter aller Menschen und die Frau aller Völker! So sollen die Christen die Bruderliebe ausdehnen auch auf die Juden, unsere älteren Brüder, und auf die Muslime, unsere Brüder, wie Papst Johannes Paul der Große sagte. So sollen die Christen eine Zivilisation der Liebe aufbauen, eine Kultur des Lebens und der Geschwisterlichkeit aller Menschen.))

 

18 Kinder, wir müssen unsere Liebe nicht nur mit Worte oder Gerede erweisen, sondern aktiv und echt soll unsre Liebe sein.

 

((Wir meinen, diese Aussage des Apostels, dass die Liebe in Werk und Wahrhaftigkeit gelebt werden soll, könne als erster Paragraph des Grundgesetzes einer Zivilisation der Liebe bestimmt werden. Die wahre Liebe zum Menschen erscheint nicht in stolzen Phrasen, nicht in süßen Gefühlen, sondern in der Tat! Die wahre Liebe ist keine romantische Verliebtheit, sondern eine werktätige, opferbereite Hingabe an den geliebten Nächsten. Die Liebe speist die Hungrigen, bekleidet die Nackten, tröstet die Trauernden, belehrt die Irrenden, besucht die Einsamen, steht den Kranken bei, nimmt die Flüchtlinge auf, stiftet Frieden, setzt sich für Gerechtigkeit an. Es ist die göttliche Liebe oder Caritas, die das Grundgesetz der Zivilisation der Liebe bilden muss. Darum ist eine humane Verfassung einer europäischen Zivilisation ohne Rückbindung – religio – an Gott eine zutiefst inhumane Verfassung.))

 

19 Dies ist der Beweis, dass wir aus der Wahrheit sind, und es wird uns in seiner Gegenwart überzeugen,

 

20 selbst dann, wenn unsere eigenen Gefühle uns verurteilen, dass Gott größer ist als unsere Gefühle und weiß alles.

 

((Wenn uns unsere Gefühle verurteilen, sagt der Apostel, eine andere Übersetzung sagt, wenn uns unser Gewissen verurteilt, Luther sagt, wenn uns unser Herz verdammt – in der Tat ist hier vom Herzen, griechisch kardia, die Rede. Es ist die Rede von der Selbstverurteilung. Es ist die Rede von der Selbstverneinung. Wir haben ja unser Dasein empfangen, wir sind ins Dasein geworfen, wie Heidegger sagt. Nun müssen wir uns zu unserm Geworfensein verhalten. Eine Möglichkeit des Menschen ist, Nein zu sagen zu seinem Geworfensein. Hiob und Jeremia in den bittersten Schmerzen ihrer Verzweiflung wünschen sich, nicht geboren zu sein. Auch der Prediger Salomo in der bitteren Resignation seiner Altersweisheit sagt: Besser als die Lebenden haben es die Toten, und besser als die Toten haben es die noch nie geboren wurden. Buddha ist der Gipfel dieses Pessimismus: Leben ist Leiden, das Unglück des Menschen besteht darin, dass er überhaupt existiert, darum besteht seine Erlösung im Verlöschen im Ungewordenen. Ein schizophren-depressiver Mensch kann sich wünschen, nie geschaffen worden zu sein. Wer gab Gott das Recht, mich zu schaffen? Dennoch sind wir, trotz aller möglichen Selbstverneinung, gewollt von einer Gnade – gratia – wie Augustinus sagt, und können vielleicht nur im Hinblick auf das Jawort der göttlichen Liebe zu uns, auch selbst Ja sagen zu unserer eigenen Existenz.))

 

21 Meine lieben Freunde, wenn unsere eigenen Gefühle uns nicht verurteilen, können wir furchtlos vor Gott sein,

 

22 und was wir bitten, werden wir von ihm empfangen, denn wir halten seine Gebote und tun, was ihm angenehm ist.

 

23 Sein Gebot ist das, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und dass wir einander lieben, wie er uns geboten hat.

 

24 Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und das ist der Beweis dafür, dass er in uns bleibt: der Geist, den er uns gegeben hat.

 

((Die Liebe zu Gott ist auch keine Frage süßer Empfindungen oder schwärmerischer Verliebtheit. Die Liebe zu Gott, die von uns erwartet wird und die uns geboten ist, ist das Befolgen des Wortes Gottes, das Befolgen der Gebote Gottes, das Verwirklichen des Gesetzes Christi, welches die werktätige Liebe ist.))

 

 

VIERTES KAPITEL

 

1 Meine lieben Freunde, nicht jedem Geist ist zu trauen, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind, denn viele falsche Propheten sind im Allgemeinen in der Welt.

 

2 Dies ist der Beweis für den Geist Gottes: jeder Geist, der Jesus Christus anerkennt, dass er in der menschlichen Natur gekommen, ist von Gott,

 

3 und jeder Geist, der dies nicht bestätigt, ist nicht von Gott; es ist der Geist des Antichristen, von dessen Kommen ihr gehört habt; er ist bereits groß in der Welt.

 

((Der Apostel richtet sich gegen die gnostischen Irrlehrer. Diese sprachen von vielen göttlichen Hypostasen, von denen Christus einer war. Dieser himmlische Christus sei Heiland, er rette die gefallene Jungfrau Sophia. Aber dieser himmlische Christus nahm kein Fleisch an, höchstens einen Scheinleib. In dieser Irrlehre lebt das griechische Denken fort, dass eine unüberbrückbare Kluft zwischen Geist und Materie sah. Im griechisch-gnostischen Denken wird die Materie nicht erlöst. Aber der Apostel spricht von der Fleischwerdung des Logos, dass Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. In Christus ist die Vereinigung von Gottheit und Menschheit vollkommen. Es gibt zwei Häresien, die auf unterschiedliche Weise vom Dogma des Gottmenschen abirren. Die einen, wie Juden, Muslime, Asiaten, Gnostiker, leugnen die Menschwerdung Gottes, sie verehren nicht den Gott mit menschlichem Antlitz, sondern den allein transzendenten, bildlosen Gott, der der Menschheit fern steht. Die andern, wie die Arianer, leugnen die Gottheit Jesu, sie sehen in Jesus ein höheres Engelswesen, jedenfalls Geschöpf, oder einen Propheten oder einen Heiligen oder einen Weisen oder einen Revolutionär, aber nicht den Sohn Gottes. Bei beiden Häresien ist die Vereinigung von Gottheit und Menschheit nicht vollzogen worden. Aber der Apostel sagt, gerade das Gottmenschentum ist der Ausdruck der Wahrheit. Das kürzeste Bekenntnis zum Gottmenschentum Jesu liegt in der Anrufung Mariens als Theotokos, Gottesgebärerin. Christus ist nämlich nicht, wie manche Protestanten behaupten, erst in der Auferstehung Adoptivsohn Gottes geworden, sondern Maria hat unsern Gott und Herrn geboren. Darum ist eigentlich der Titel Gottesgebärerin noch exakter als der Titel Gottesmutter, denn wenn Maria nur Gottesmutter wäre, könnte sie auch die Mutter eines gottgewordenen Menschen sein, etwa dass Christus erst in der Taufe oder in der Auferstehung Gottes Sohn geworden wäre, aber sie ist, wie das Volk von Ephesos sagte, Gottesgebärerin und hat den Sohn Gottes in ihrem Schoß zur Welt gebracht.))

 

4 Kinder, ihr seid von Gott und habt jenen überwunden, weil der, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist.

 

5 Sie sind von der Welt und von der Welt inspiriert, und was sie sagen, die Welt hört auf sie.

 

6 Wir sind von Gott; Wer Gott erkennt, hört uns; jeder, der aus Gott ist, weigert sich nicht, uns zuzuhören. Dies ist, wie wir den Geist der Wahrheit von dem Geist der Lüge unterscheiden.

 

((Der Kommunist, wenn es ihn ankommt, spirituell zu werden, kann sich wohl mit dem buddhistischen Nihilismus anfreunden, einer Religion ohne Gott, aber wenn er den Papst predigen hört, wird er wutschnaubend von der Scheinheiligkeit des Heiligen Vaters geifern. Jesus sagt zu Petrus und den Aposteln: Wer euch hört, der hört mich. Jahwe sagt zum Propheten Hesekiel: Sie wollen dich nicht hören, denn sie wollen mich nicht hören. Die atheistischen Medien lieben es, den Ruf der Päpste zu ruinieren, aber sie kokettieren mit dem Dalai Lama. Das Christentum, vor allem die katholische Kirche, sind im Abendland zu einem Zeichen geworden, dem heftig widersprochen wird. Aber Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Schamanismus sind in der westlichen Welt zu Modereligionen geworden. Die islamistischen Terroristen, vom Satan inspiriert, wollen das Reich des Kreuzes zerstören. Sie halten irrtümlicherweise Westeuropa und Nordamerika für das Reich des Kreuzes. Aber das westliche Abendland ist zu einer Gesellschaft des Atheismus, Materialismus und Spiritismus geworden. Die größte christliche Nation wird in naher Zukunft China sein. Das Christentum wird aufblühen aus dem Blut der Märtyrer. Das ist ein Zeichen der Hoffnung. Denn wie Christus dem Petrus aller Zeiten garantiert, werden die Pforten der Hölle die Kirche nicht besiegen können. Die Propheten weissagen einen neuen Frühling der Kirche, einen Menschheitsfrühling. Denn Christus ist Sieger über die vielen Antichristen.))

 

7 Liebe Freunde, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist von Gott, und jeder, der liebt, ist ein Kind Gottes und erkennt Gott.

 

8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe.

 

9 Dies ist die Offenbarung von Gottes Liebe zu uns, dass Gott sandte seinen einzigen Sohn in die Welt, damit wir durch ihn leben.

 

10 Liebe besteht hierin: Nicht wir sind es, die Gott geliebt haben, sondern Gott hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat, unsere Sünden zu sühnen.

 

11 Meine lieben Freunde, wenn Gott uns so sehr liebt, sollen auch wir einander lieben.

 

12 Niemand hat Gott je gesehen, aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe kommt zur Vollkommenheit in uns.

 

((Es gibt einen Dreischritt der Liebe: Erstens sind wir von Gott geliebt, zweitens lieben wir Gott, drittens lieben wir um Gottes willen die Menschen. Wie liebt uns Gott? Er liebt uns mit seiner dreifaltigen Liebe. Der Vater liebt uns als Schöpfer, wir sind aus Liebe und für die Liebe geschaffen. Der Sohn liebt uns als Erlöser, indem er als Sühne für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist und uns in der Auferstehung den Weg zum ewigen Leben bereitet hat. Der Geist liebt uns als die personifizierte Liebe, indem der Geist ausgegossen ist in unsere Herzen oder in unseren Herzen ausgegossen ist als Liebe. Wir lieben Gott, indem wir seine Gebote erfüllen und nach dem Gesetz Christi leben. Wir lieben unsere Mitmenschen um Gottes willen, denn wir sehen in jeder Person ein Abbild Gottes. Wir sollen uns kein Bild von Gott machen, aber Gott hat selbst ein Bild von sich gemacht, indem er Mann und Frau zu Ebenbildern Gottes gemacht hat. Christus identifiziert sich mit den leidenden Menschen, indem er sagt: Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Wir lieben also Christus im Nächsten. So treten wir ein in den Fluss der Liebe Gottes, der von Gott zu uns fließt und von uns durch die Nächstenliebe zurück zu Gott. Und das wird auch das ewige Leben im Himmel sein, einzutauchen in den Fluss der dreifaltigen Liebe Gottes. Dann wird die Liebe Gottes in uns vollkommen sein. Und die göttliche Liebe wird alles in allen sein.))

 

13 Dies ist der Beweis, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns einen Anteil an seinem Geist gegeben hat.

 

14 Wir selbst haben gesehen und bezeugen, dass der Vater als Retter der Welt seinen Sohn gesandt hat.

 

15 Jeder, der erkennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, bleibt in Gott und Gott in ihm.

 

16 Wir haben für uns selbst erkannt und setzen unser Vertrauen in die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

 

((Der Apostel preist noch einmal die dreifaltige Liebe. Gott der Vater ist in uns, wir leben und weben und sind in Gott dem Vater wie in einem Mutterschoß. Gott in uns und wir in Gott, gibt es ein innigeres Verwobensein? Des Sohnes Liebe besteht darin, dass er unser Retter ist. Er rettet uns vor der Sünde, dem Tod und dem Teufel. Des Geistes Liebe ist, dass er unser Anteil ist, dass er ausgegossen ist in unsere Herzen, dass er uns heiligt. Das ewige Leben ist, hinein genommen zu sein in die dreifaltige Liebe. Gott ist die Liebe, das heißt auch, Gott ist keine einsame Person, sondern Gott ist in sich Gemeinschaft. Der Vater ist der Urgrund oder, wenn man so will, das mütterliche Schweigen, der Sohn ist im Schoß des Vaters, das Wort oder das Herz Gottes, und die Liebesvereinigung des Vaters und des Sohnes bringt den Heiligen Geist hervor. Die erste Person Gottes ist die Liebende, die zweite Person Gottes ist die Geliebte, und die dritte Person Gottes ist die Liebe zwischen der Liebenden und der Geliebten. Und der Himmel besteht für alle Erlösten darin, in Christus hinein genommen zu werden in diese innertrinitarische göttliche Liebe. Wir werden eins mit der göttlichen Liebe und werden in ihr vergöttlicht und selbst das ewige Leben der göttlichen Liebe leben.))

 

17 Liebe kommt zur Vollkommenheit in uns, dass wir dem Jüngsten Tag furchtlos begegnen können, denn auch wir sind in dieser Welt geworden, wie er ist.

 

18 In der Liebe gibt es keinen Platz für die Angst, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht fürchtet Strafe, und niemand, der Angst hat, wird zur Perfektion in der Liebe kommen.

 

((Die Angst, von der hier die Rede ist, ist die Angst vor Gott. Heidegger spricht von der existentiellen Angst des Menschen, die in seiner Endlichkeit begründet ist und letztlich die Angst vor dem Nichts ist. Die Griechen kannten den horror vacui, die Angst vor der Leere des Kosmos. Edith Stein sagte über Heideggers Angstbegriff: Ein Kind auf dem Arm der Mutter kann sich beständig fürchten, fallen gelassen zu werden, aber ist es nicht ebenso vernünftig, zu vertrauen, die Mutter werde das Kind auch weiterhin tragen? Es gibt einen Zusammenhang von Religion und Angst. Die Menschen hatten immer eine mit Angst vermischte Religion. Im Schamanismus hatten die Menschen Angst vor unversöhnten Totengeistern und bösen oder auch einfach nur willkürlich-launischen Naturdämonen. Auch die im neuheidnischen Feminismus gefeierte Große Muttergöttin war nicht nur gut, sie war auch böse, sie sorgte für das Leben der Natur, sie war aber auch die verschlingende Mutter und gewalttätige Kriegsgöttin. Die indische Muttergöttin Kali zeigt deutlich das Dämonische ihrer Göttlichkeit. Götter und Dämonen hängen auch etymologisch zusammen. Die indische Göttin Devi ist mit dem englischen devil verwandt. Die indischen Götter oder Devas sind im persischen Zoroastrismus die Dämonen Devas. Erst in der Religion Israels erscheint Gott nicht mehr als eine Vielfalt von unter einander zerstrittenen Göttern, wie bei Homer, sondern als der Eine und Einzige, der mit seinem Volk solidarisch ist, ein befreiender und rettender Gott, ein Gott, der mit dem Volk einen Bund der treuen Liebe schließt. Jesus offenbarte uns Gott als den Barmherzigen, den Gott der Liebe, den Gott der Hochzeit. Erst die Idee eines Gottes, der nur gut ist, ja, der die Liebe selbst ist, treibt die Furcht vor Gott aus. Nun hat allerdings das Christentum das Bewusstsein der Sünde geschärft, und so kann die Angst vor dem Richter der Lebenden und Toten zurückkehren, wie es ein Protestant bekannte. Da verweisen wir auf das Wort des heiligen Johannes vom Kreuz: Wir werden von der barmherzigen Liebe gerichtet nach dem Maß der Liebe. Oder wir erinnern uns an ein Wort Jesu an die heilige Schwester Faustyna, dass die Welt in Jesu Barmherzigkeit tiefer geborgen ist als ein Kind im Schoß der Mutter.))

 

19 Lasst uns lieben also, weil er uns zuerst geliebt hat.

 

20 Jeder, der sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner, denn wer den Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann Gott, den er nicht sieht, auch nicht lieben.

 

21 In der Tat ist dies das Gebot, das wir von ihm erhalten haben, dass jeder, der Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.

 

((Der Legende nach war das letzte Wort Martin Luthers: Wir sind alle Bettler vor Gott! Das ist wahr. Aber ebenso wahr ist, was Jesus einmal zu einer Prophetin sagte: Ich stehe als Bettler vor euch! Jesus identifiziert sich ja mit den leidenden Menschen und wartet in den geringsten unserer Brüder und Schwestern auf unsere barmherzige und werktätige Liebe. In den Kleinen, den Armen, den Kranken, den Sklaven, den Ausgegrenzten, den Unterdrückten und Ausgebeuteten begegnet uns Jesus als der Bettler um unsere Liebe. Du willst Jesus lieben? Dann geh und liebe deinen Nächsten. Das musterhafte Vorbild für diese vom Apostel gelehrte Bruderliebe ist die heilige Mutter Teresa von Kalkutta und ihre Missionaries of Charity. Sie erkannte den Durst Jesu am Kreuz – Mich dürstet – es dürstete ihn nach unserer Liebe, die er in Gestalt des Kleinen und Armen, Ausgegrenzten und Versklavten von uns entgegen nimmt. Man kann Jesus nicht an den Menschen vorbei lieben. Als Friese sag ich, dass der Pirat Störtebecker sich irrte mit seinem Motto: Gottes Freund und aller Welt Feind! Ebenso irren sich die islamischen Fundamentalisten, die behaupten, Gott zu dienen, indem sie die Welt mit Terror, Mord und Krieg überziehen.))

 

 

FÜNFTES KAPITEL

 

1 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist ein Kind Gottes, und wer liebt den Vater, der liebt das Kind.

 

2 Auf diese Weise wissen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.

 

3 Dies ist, was die Liebe zu Gott ist: Das Halten seiner Gebote. Auch sind seine Gebote nicht belastend,

 

4 weil jedes Kind Gottes die Welt überwindet. Und das ist der Sieg, der die Welt überwunden hat - unser Glaube.

 

5 Wer kann die Welt überwinden, als allein der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?

 

((Wir werden Kinder Gottes, indem wir von Gott geboren werden. Von unserer Mutter ins natürliche Leben geboren, werden wir von der

Mutter Kirche ins Gnadenleben geboren. Das ist die rechte Wiedergeburt. Die falsche Wiedergeburt ist die fernöstliche Lehre der Reinkarnation oder Metempsychose. Auch der pietistische Begriff der Wiedergeburt als eines Bekehrungserlebnisses ist nicht der biblische, denn Jesus sagt, wir werden wiedergeboren durch Wasser und Geist, und meint damit die Taufe als das Bad der Wiedergeburt. Alle Getauften sind Söhne und Töchter Gottes, haben Jesus zum Bruder und die Kirche zur Mutter, und sind dsarum faktisch Brüder und Schwestern und sollen sich lieben. Wir lieben Gott, indem wir seine Gebote halten. Der Glaube allein ist nicht genug, auch nicht das Bekenntnis zum Glauben, sondern man muss den Willen Gottes tun. Der Wille Gottes ist es, dass wir die Brüder und Schwestern lieben, dass wir den Nächsten lieben, dass wir die Feinde lieben. Die Liebe muss in der Kirche beginnen und soll sich dann wie ein Sauerteig in der ganzen Menschheit ausbreiten. Lieben sollen wir Christen die Juden, unsere älteren Brüder, und die Muslime, unsere jüngeren Brüder, und jede menschliche Person als Abbild Gottes.))

 

6 Er ist es, der durch Wasser und Blut gekommen, Jesus Christus, nicht nur mit Wasser, sondern mit Wasser und Blut, und es ist der Geist, der Zeugnis ablegt, denn der Geist ist die Wahrheit.

 

7 Es gibt also drei Zeugen,

 

8 der Geist, das Wasser und das Blut; und die drei sind zusammen.

 

((Gott Vater bezeugte, dass Jesus Gottes Sohn ist, im Wasser, das heißt bei der Taufe Jesu, als sich der Himmel öffnete und eine Stimme vom Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und Gott der Vater bezeugte Jesus als Gottes Sohn im Pascha-Mysterium, da nach der Gottverlassenheit Jesu am Kreuz der Vater den Sohn auferstehen lässt und so als seinen geliebten Sohn bezeugt. Das Wasser wird in jeder Taufe zum Sakrament, da der Geist in das Herz des Getauften ausgegossen wird. Das Pascha-Mysterium wird in jeder heiligen Messe gegenwärtig, da der Wein in das kostbare Blut des Erlösers verwandelt wird durch das Wirken des Geistes. Nach dem Kreuzestod Jesu wurde sein Herz mit einer Lanze geöffnet und Wasser und 'Blut flossen heraus. Aus dem heiligsten Herzen Jesu kommen die Sakramente der Taufe und der Eucharistie. Der polnischen Mystikerin Schwester Faustyna erschien der auferstandene Jesus als Jesus der göttlichen Barmherzigkeit, und von seinem Herzen flossen zwei Strahlen, ein blasser und ein rötlicher. Der blasse Strahl bedeutet das Wasser der Rechtfertigung und der rötliche Strahl das Leben Jesu in der Seele.))

 

9 Wenn wir das Zeugnis der menschlichen Zeugen annehmen, ist Gottes Zeugnis doch noch größer; denn das ist Gottes Zeugnis, das er für seinen Sohn abgelegt hat.

 

10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich, und wer nicht glaubt, macht Gott zum Lügner, weil er nicht das Zeugnis annimmt, das Gott für seinen Sohn abgelegt hat.

 

11 Dies ist das Zeugnis: Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn.

 

12 Wer den Sohn hat, hat das Leben, und wer nicht den Sohn Gottes hat, hat das Leben nicht.

 

13 Ich habe euch dies geschrieben, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, so dass ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt.

 

((Der Vater hat in der Taufe, in den Wundern, in der Verklärung und in der Auferstehung Jesus als göttlichen Sohn bezeugt. Die Apostel sind die Zeugen Jesu. Wer nun die Gottheit Jesu leugnen, erklärt den Vater zum Leugner, der sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn. Wer aber an den Sohn glaubt und sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, der empfängt vom Sohn das ewige Leben. Das ewige Leben beginnt in der sakramentalen Taufe, wird genährt durch die Sakramente und geht unbeschadet über den „Bruder leiblichen Tod“ hinaus und wird vollendet in der Ewigkeit. Wer dieses ewige Leben nicht hat, ist tot, auch wenn er lebend genannt wird. Wer aber dies ewige Leben hat, ist lebendig, auch wenn er tot genannt wird. Dies ewige Leben in der Vollendung ist die Fülle des Lebens. Die Erlösung, die Buddha verheißt, ist das Erlöschen im Ungewordensein, dagegen die Erlösung, die Jesus verheißt, ist die Fülle des Lebens, die Vereinigung mit dem glückseligen Liebesleben der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Eine lutherische Pastorin nannte es Geborgenheit in Gott. Die Mystiker nennen es mystische Vereinigung oder Gottes-Ehe.))

 

14 Unsere freudige Zuversicht zu ihm besteht darin, dass, wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, er uns hört.

 

15 Und wenn wir wissen, dass er hört, was auch immer wir ihn bitten, so wissen wir, dass wir bereits besitzen, was wir von ihm erbeten haben.

 

((Ein mexikanischer Dichter sagte: Die Mexikaner glauben an die Jungfrau von Guadelupe und an die staatliche Lotterie. In Südamerika tauchten nordamerikanische Sekten auf, die lehrten: Bitte Gott in Jesu Namen um Reichtum, und glaube, dass du es schon empfangen hast, so wirst du reich. Aber der Apostel lehrt, dass unsere Gebete erhört werden, wenn wir nach Gottes Willen beten. In Jesu Namen, das soll nicht nur eine fromme Floskel am Ende des Gebets sein, sondern soll heißen, dass wir gemäß dem Willen Jesu beten. Denn Gott ist kein Wunscherfüllungsautomat für egoistische Begierden und weltliche Wünsche. Gott gibt uns Gutes oder besseres. Mancher hat schon gebetet: Gott, gib mir diese Frau zur Ehe – und war einige Jahre später dem Herrn von Herzen dankbar, dass Gott ihm seinen damaligen Wunsch nicht erfüllt hatte. Der Wunsch Mariens ist, dass wir, wenn wir für unsere Mitmenschen beten, vor allem ihnen das Heil erbitten.))

 

16 Wenn jemand sieht seinen Bruder eine Sünde begehen, nicht eine Todsünde, so soll er beten, und Gott wird das Leben diesem Bruder geben - vorausgesetzt, dass es nicht eine Todsünde ist. Die ist die Sünde, die zum Tod führt, und ich sage nicht, dass ihr dann beten sollt.

 

17 Jede Art von Schlechtigkeit ist Sünde, aber nicht alle Sünde führt zum Tod.

 

18. Wir sind uns bewusst, dass niemand, der ein Kind Gottes ist, Sünden begeht, da er von Gott geboren wurde, der ihn schützt, und der Böse hat keine Macht über ihn.

 

((Die Protestanten kennen den Begriff der Todsünde nicht. Berthold Brecht schrieb ein Drama über die sieben Todsünden des Kleinbürgers. Aber die sieben sogenannten Todsünden sind eigentlich Hauptsünden oder Wurzelsünden, zwei leibliche und fünf geistige. Die theologische Definition der Todsünde ist eine Sünde in einem schwerwiegenden Fall und begangen mit vollem Bewusstsein und freier Zustimmung. Als Beispiele werden Mord und Ehebruch und Glaubensabfall genannt, Todsünden, die in unserer Zeit millionenfach begangen werden. Der Mord ist zu einem profitträchtigen Geschäft geworden und bei den Terroristen zu einer Pseudo-Religion. Ehebruch ist das alltägliche Thema der medialen Abendunterhaltung und wird lässig Seitensprung genannt. Und der Glaubensabfall, das Ablegen des christlichen Glaubens, ist im westlichen Abendland eine Massenerscheinung, so dass die Jungfrau sagt: Wir leben in den 'Zeiten der Apostasie, des von der Apokalypse vorhergesagten großen Glaubensabfalls vor der Wiederkunft Jesu. Übrigens, wenn Mord eine Todsünde ist, so ist es auch der Selbstmord, allerdings nur, wenn er mit vollem Bewusstsein und freier Zustimmung vollzogen wird, dagegen nicht, wenn ein Mensch aufgrund einer Geisteskrankheit im Bewusstsein gestört ist und im Wahnsinn sich das Leben nimmt. Solche Menschen müssen wir der Barmherzigkeit Gottes anbefehlen.))

 

19. Wir sind uns bewusst, dass wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt gefangen in der Macht des Bösen.

 

20 Wir wissen auch, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben, damit wir den, der wahr ist, kennen. Wir befinden uns in dem, der wahr ist, wie wir in seinem Sohn Jesus Christus sind. Er ist der wahre Gott und der ist das ewige Leben. Kinder, seid auf der Hut vor falschen Göttern.

 

 

((Wir erkennen den wahren, lebendigen Gott, wenn wir das Zeugnis Jesu annehmen, dass Gott die Liebe ist, eine Gottheit in drei Personen, Vater und Sohn und heiliger Geist. Allerdings gibt es in der Welt auch viele falsche Götter, die eigentlich Dämonen sind. Ein falscher Gott ist Mammon, der Götze des Geldes. Ein falscher Gott ist der Gott des Terrorismus, der Gott Mars, der Gott des Krieges, der Gewalt, des Mordes und des religiösen Selbstmordes. Ein falscher Gott, so lächerlich er ist, so viele glauben an ihn, ist der Fußballgott. Eine falsche Göttin ist die Göttin Hygeia, die Göttin der Gesundheit, da die Gesundheit das höchste Gut des Menschen ist, die Wellness-Göttin, die Göttin der Körperanbetung. Eine falsche Göttin ist die Venus der Pop-Prinzessinnen, die nackt tanzend, sich von den Massen anbeten lassen. Eine falsche Göttin ist die Venus der Prostitution, der Pornographie, der Homosexualität, des Kindesmissbrauchs, des Ehebruchs und der Abtreibung. Eine falsche Göttin ist die Göttin Diana, die Mondgöttin des Hexen, die Anbetung der Mutter Natur. Eine falsche Gottheit ist die höchste Gottheit des New Age, die kosmische Energie oder das göttliche Universum. All diese falschen Götter sind mächtig in unserer neuheidnischen Welt, und die Freunde der Wahrheit sind wenige, aber ihr Gott ist der Allmächtige.))

 

 

 

DER PROPHET JOEL

 

Übersetzt und kommentiert

 

Vorwort

 

Der Name des Propheten Joel bedeutet: Jahwe ist Gott. Die Datierung des Buches ist ungewiss, es werden Entstehungsdaten zwischen dem 8. und dem 6. Jahrhundert vor Christus angenommen. Die Septuaginta ordnet das Buch chronologisch nach Hosea und Amos ein. Joel war wohl kein Priester, vielleicht war er ein Bauer. Jedenfalls ist er sehr sensibel für die Natur. Gleichzeitig ist er sprachgewandt und benützt Wortspiele.

 

 

1

 

Und das Wort Jahwes,

Das Joel, Sohn Bethuels,

Eingegeben wurde.

 

Joel hatte wie Jesaja und Hesekiel eine Vision. Er sah das Wort.

 

Hört dies, ihr Ältesten;

Jeder im Land wird heimgesucht!

Ist so etwas überhaupt in diesen Tagen geschehen

Oder in eurer Vorfahren Tagen?

 

Die Ältesten oder Presbyter, eigentlich die Älteren, waren die Berater des Volkes. Um dazuzugehören, war nicht das hohe Alter entscheidend, sondern Weisheit, Urteilsvermögen und Kenntnis der Heilsgeschichte. So werden die Älteren aufgefordert, zu erforschen die Geschichte des Gottesvolkes, ob sie vergleichbare Situationen wie die aktuelle kennen.

 

Sagt euren Kindern etwas darüber

Und lasst eure Kinder davon erzählen ihren Kindern

Und deren Kinder der nächsten Generation!

 

Von dem Handeln Gottes in der Geschichte sollen die Eltern den Kindern erzählen, wie auch Moses forderte. Der Glaube an Gott soll in mündlicher Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben werden. Bevorzugter Ort dieser Weitergabe ist die Familie. Die Hauptrolle kommt hierbei den Müttern oder auch Großmüttern zu. Die Familie soll eine Hauskirche sein und die Kinder vor allem durch das Vorbild der Eltern zum Glauben animieren.

 

Was der Knabberer übriglassen hat,

Das hat die erwachsene Heuschrecke gefressen,

Was die erwachsene Heuschrecke übriggelassen hat,

Das hat der Grashüpfer gefressen,

Und was der Grashüpfer übrigelassen hat,

Das hat der Fresser gefressen.

 

Hier wird eine Naturkatastrophe geschildert, eine Heuschreckenplage. Die Begriffe für die vier verschiedenen Sorten Heuschrecken sind keine wissenschaftlichen, sondern poetische. In unserer Zeit hat ein Politiker die Großkapitalisten Heuschrecken genannt. Sowohl der Bibelübersetzer und Kirchenvater Hieronymus, als auch Ephraem der Syrer haben die vier Heuschreckenarten als vier heidnische Könige des Altertums gedeutet, die Israel angegriffen haben. Sowohl Naturkatastrophen als auch antichristliche politische Kräfte stellen eine Art Gericht Gottes dar. Ich glaube, es war Hegel, der sagte: Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Auch Jesus sagt für die letzten Zeiten vor seiner Wiederkunft Kriege und Naturkatastrophen voraus, die heute eine massenhafte globale Erscheinung sind.

 

Wacht auf, ihr Trunkenbolde, und weint!

Alle, die ihr vom Wein zittert,

Klagt um den neuen Wein:

Er wird euch von den Lippen weggerissen!

 

Die Trunkenbolde sind alle Menschen, die trotz des Gerichtes Gottes sorglos dem Genuss leben und leichtfertig und oberflächlich das irdische Leben in vollen Zügen genießen wollen und auf ihren Spaß nicht verzichten wollen. Das ist die Spaßgesellschaft, die tanzt auf den Vulkanen! Das sind die Hedonisten, die epikuräischen Säue, deren Höchstes Gut die Lust ist, ob auch um sie herum Not und Jammer und Elend ist, Kriege und Naturkatastrophen und Seuchen.

 

Denn eine Nation hat mein Land überfallen,

Eine mächtige und zahlreiche Nation,

Mit Zähnen wie Löwenzähnen,

Mit den Klauen einer Löwin.

 

Hier sehen wir eine antichristliche politische Großmacht, einem Löwen vergleichbar, einem Raubtier ähnelnd, die gegen das Gottesvolk streitet. Wir erkennen darin die kommunistischen Diktaturen oder die militanten Terrorbanden des islamistischen Terrorismus, die eine unvergleichliche Christenverfolgung betreiben. Vielleicht aber können wir darin auch die bürgerlichen Großmächte sehen, die für ihren Abgott, das Geld und den Profit, die Armut und den Hunger in der Welt vorantreiben.

 

Sie haben meine Reben zu einer Wüste gemacht

Und meine Feigenbäume zersplittert,

Entkleidet und abgebrochen,

So dass ihre Zweige weiß sind.

 

Jeder sitzt unter seinem eigenen Weinstock und seinem eigenen Feigenbaum, und sie laden einander ein zum Weinstock und Feigenbaum des Nächsten. Das ist das poetische Bild für die Heilszeit, für Frieden, Sättigung, Freude und Gemeinschaft. Aber gerade der Friede und die Brüderlichkeit sind in diesen Zeiten des Unheils zerstört. Sowohl der Weinberg als auch der Feigenbaum sind ein poetisches Symbol für das verheißene Land. Der Frieden und die Brüderlichkeit sind im Heiligen Land verloren gegangen.

 

Trauert wie die Jungfrau-Braut

Im Sack

Um den Bräutigam ihrer Jugend!

 

Die Jungfrau Israel ist die Braut des Bräutigams Jahwe. So ist die Jungfrau Kirche die Braut des Bräutigams Jesu. Und auch jede christliche Seele als Glied der Kirche ist Braut des Bräutigams Jesu. Der Ruf geht an die Christen: Trauert im Sack! Der Sack war ein Gewand aus rauhem Ziegenfell, das als Zeichen der Buße auf der nackten Haut getragen wurde, statt weicher Kleider aus Samt und Seide. Tut Buße! So ruft die Jungfrau-Braut ihren Kindern, den Christen zu. Buße heißt auf hebräisch Totentrauer, auf griechisch heißt es Metanoia, Sinnesänderung. Wenn so viele getaufte Christen wie Heiden leben, ruft es den Zorn Gottes herbei.

 

Speiseopfer und Trankopfer

Sind aus Jahwes Tempel verschwunden.

Die Priester, die Diener des Herrn,

Sind voller Trauer.

 

Das Speise- und Trankopfer ist das Mahl des Herrn, sein Leib als Speise und sein Blut als Trank. Wo wird es noch würdig gefeiert? Wer vermag den Leib des Herrn noch von profanem Brot zu unterscheiden? Wo sind noch Priester, die das Opfer des Herrn würdig zu zelebrieren wissen? Wo wird der Leib des Herrn noch ausgesetzt und angebetet? Auch die Priester müssen Buße tun. Auch sie sind verweltlicht, lau.

 

Die Felder werden zerstört,

Das Land trauert,

Denn das Korn ist ruiniert,

Der neue Wein verdorben,

Olivenöl ist nur noch ein Rinnsal.

 

Korn und Wein und Öl, das sind die Sakramente. Das ist der Leib und das Blut des Herrn und die Salbung des Heiligen Geistes. Die Reformation hat die sieben Sakramente auf zwei reduziert, die Taufe und das Abendmahl. Inzwischen wird auch das Abendmahl nicht mehr als Sakrament gefeiert, sondern als bloßes Essen von gewöhnlichem Brot und einem Andenken an den nicht gegenwärtigen Herrn. In den evangelikalen Gemeinschaften wird auch die Taufe nicht als Sakrament der Wiedergeburt gefeiert, sondern als ein bloßes Symbol zum Zeichen des Bekenntnisses zum persönlichen Retter Jesus. Auch in der katholischen Kirche ist vor allem das Sakrament der Buße von den Priestern und den Gläubigen völlig vernachlässigt. Wann wird die Krankensalbung gespendet? Wer hält noch das Sakrament der Ehe heilig? - Tut Buße!

 

Steht bestürzt, ihr Bauern,

Jammert, ihr Weingärtner,

Um den Weizen, die Gerste!

Die Ernte der Felder ist verloren gegangen!

 

Die Bauern werden aufgefordert, Buße zu tun. Dazu kommen die Arbeiter, die Angestellten und Beamten, auch die Geistesarbeiter und Kulturschaffenden, kurz das Volk. Ohne eine Umkehr des Volkes zu dem Gesetz Gottes und den Geboten Christi ist es nicht verwunderlich, wenn ein gottloses Volk gottlose Regierende hat.

 

Der Weinstock ist verdorrt,

Der Feigenbaum verwelkt,

Granatapfel, Palme, Aprikosenbaum,

Jeder Baum in der Landschaft ist trocken

Und für den Menschen ist die Freude ausgetrocknet.

 

Alle Früchte sind vertrocknet, aber vor allem ist die Freude des Menschen vertrocknet. Ein Volk, das die Freudenbotschaft Jesu nicht annimmt, ist ein depressives Volk. Die reichen Völker sind Meister im Jammern. Die Armen, wie die Christen in Südamerika oder Afrika, sind feiernde Völker, tanzende Völker. Die total säkularisierten Skandinavier sind zwar materiell reich, aber sie sind scharenweise Alkoholiker und Selbstmörder. Die glücklichsten Menschen sind die Armen in Peru. Denn das Geld macht nicht glücklich. Jesus bringt den überfließenden Wein der Freude. Nur die gläubigen Christen kennen das Lachen im Heiligen Geist!

 

O Priester, setzt euch in Säcken und klagt!

Ihr Diener des Altars, jammert!

Kommt her, liegt in Säcken die ganze Nacht lang,

Ihr Diener meines Gottes!

Denn der Tempel deines Gottes

Ist der Speiseopfer und Trankopfer beraubt.

 

Die Priester sind die Diener des Altares. Aber es gibt christliche kirchliche Gemeinschaften ohne Priester, ohne Altar. Aber auch wo es noch Priester gibt, die am Altar dienen, müssen diese Priester Buße tun. Sie dürfen in der Verkündigung das Evangelium nicht an den modernen Zeitgeist anpassen. Sie müssen würdig zelebrieren am Altar. Sie müssen zur Anbetung des Leibes Christi im Tempel einladen. Ja, die Gläubigen sollen zur Buße die ganze Nacht lang anbeten und zum Herrn schreien, dass Gott seinen Zorn besänftigt! Aber was ist das für ein Tempel, wo das Speise- und Trankopfer des Leibes und Blutes 'Christi auf dem Altar nicht mehr aufgeopfert wird? Das ist nicht mehr die Kirche Gottes, sondern eine Kirche des Menschen. Auch katholische Priester, die die Eucharistie nicht mehr als Opfer zelebrieren, sondern als eine bloße Mahlsgemeinschaft von Menschen, bauen nicht die Kirche Gottes, sondern eine Kirche von Menschen.

 

Ruft schnell und verkündet eine Bußversammlung!

Ihr Ältesten, ruft alle im Land

In den Tempel des Herrn, deines Gottes.

Schreit zu dem HERRN:

 

Ruft schnell eine Bußversammlung ein! Aber wer tut in der vorösterlichen Bußzeit noch Buße? Wer fastet von Herzen? Wer bekennt dem Priester seine Sünden? Stattdessen werden unverbindliche Bußgottesdienste gefeiert, die keine Absolution spenden können. Alle jubeln Papst Franziskus zu – aber wer folgt seinem demonstrativen Vorbild und beichtet sakramental bei einem Priester im Beichtstuhl? Wo sind die Priester, die zur Beichte aufrufen und gern bereit sind, Beichte zu hören? Man muss sich frage, ob die Priester überhaupt selbst beichten.

 

„Weh dem Tag!

Denn der Tag des HERRN ist nahe,

Er kommt wie ein Verderben von Shaddai!“

 

Es kommt Verderben von Shaddai oder: Es kommt Gewalt vom Gewaltigen. Der Zorn des Vaters lastet schwer auf einer Menschheit, die alle Gebote Gottes mit Füßen tritt, alles Heilige verspottet und die Christen blutig verfolgt. Wer kann den Zorn des Herrn noch abwenden?

 

Ist nicht alles Essen

Vor unseren Augen verschwunden?

Sind nicht Freude und Fröhlichkeit

Verschwunden aus dem Tempel unseres Gottes?

 

Ist nicht Hunger und Durst überall? Leben nicht die Mehrzahl der Völker in Armut? Wie viele Millionen Kinder leben in Armut oder sterben vor Hunger? In den abendländischen Kirchen – welche Überalterung, welches Aussterben, welche Traurigkeit! Wann kommt der Heilige Geist über das Abendland und erneuert die Kirche, dass sie wieder jung und kämpferisch und vital und fröhlich wird?

 

Die Samen schrumpfen unter ihren Schollen,

Die Getreidespeicher sind menschenleer,

Die Scheunen sind Trümmer,

Denn die Ernte ist vertrocknet.

 

Die Erde stöhnt unter den Sünden der Menschheit. Die Vulkane speien Lava, die Stürme reißen die stolzen Türme um, die Erde bebt, das Meer bebt, die Flüsse treten übers Ufer, Hunger- und Dürrekatastrophen lassen Scharen von Menschen Hungers sterben, die Wälder sterben, Wasser und Lüfte sind verschmutzt, Radioaktivität und Genmanipulationen vergiften die Natur. Gottes Schöpfung rebelliert gegen den gefallenen Menschen. Die Schöpfung ist ein Werkzeug und eine Waffe des Gerichtes Gottes. Ohne eine erlöste Menschheit gibt es auch keine erlöste Natur.

 

Laut ächzt das Vieh!

Die Herden der Ochsen sind verwirrt,

Weil sie keine Weide haben.

Die Schafherden tragen die Strafe.

 

Die Tiere leiden auch unter der Sünde des Menschen. Der Mensch ist eben doch die Krone der Schöpfung, und mit dem Sündenfall des Menschen ist der Tod in die ganze Schöpfung eingedrungen. Hemmungslose Profitgier lässt die Tiere in völlig unnatürlicher Massentierhaltung leiden. Die Tiere zur Fleischproduktion werden regelrecht chemisch vergiftet.

 

O HERR, zu dir schreie ich:

Feuer hat die Weiden verschlungen,

Flammen haben alle Bäume auf dem Land verbrannt.

 

Wir rufen laut zum Herrn: Erbarme dich! Das Feuer des Gerichtes wird Himmel und Erde verbrennen, wie der Apostelfürst Petrus sagt. Die Elemente werden verglühen. Aber Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, in denen Liebe und Geschwisterlichkeit, Frieden und Freude herrschen.

 

Auch die wilden Tiere laut keuchen zu dir,

Denn die Gewässer sind ausgetrocknet

Und Feuer hat die Weiden verschlungen.

 

Die unschuldige Kreatur schreit zu Gott. Wasserknappheit bedroht die Ärmsten der Armen. Die kapitalistischen Großkonzerne wie Coca Cola kaufen das Trinkwasser. Eine arme mexikanische Frau kann es sich nicht leisten, ihrem Kind Wasser zu trinken zu geben, sie muss ihm Coca Cola zu trinken geben. Um die Wasserressourcen der Erde werden noch Kriege geführt. Durch die zunehmende Hitze der Sonne brechen übermäßig viele Waldbrände aus. Die Schöpfung schreit zu Gott: Kyrie eleison!

 

 

2

 

Blase das Widderhorn in Zion,

Lärme auf meinem heiligen Berge!

Jeder im Land soll zittern,

Denn der Tag Jahwes kommt,

Ja, er ist in der Nähe.

 

Man kann Schofar- oder Widderhörner auch mit Posaunen übersetzen, den Lärm auch mit Trompeten. Es geht nicht um ein Blasorchester. In der Antike wurden Hörner geblasen, um das Heer zum Krieg zu rufen. Es beginnt also ein Krieg, der als Gericht Gottes dargestellt wird. Es wird der Gerichtstag Gottes angekündigt. So wird auch die Posaune das Weltgericht und die Auferstehung allen Fleisches ankündigen. Verkündet werden soll das Weltgericht in Zion. Die Tochter Zion ist ein Vorbild der Kirche. Die Kirche soll all dies verkündigen: das Gericht Gottes, die Buße, die Barmherzigkeit Gottes und den Segen eines Lebens in Fülle.

 

Ein Tag der Finsternis und des Dunkels,

Ein Tag der Wolke und der Finsternis.

Wie die Morgenröte

Breitet sich über die Berge

Eine große und mächtige Menschenschar

Wie noch nie gewesen,

Wie sie nie wieder sein wird,

Bis in die entlegensten Zeitalter.

 

Hier tritt ein apokalyptisches Feindesheer aquf, das gegen Israel oder die Kirche auftritt. Im Altertum hat man darin das Ägypten der Pharaonen, die Babylonier des Nebukadnezar, die Hellenen unter Alexander dem Großen, die Römer unter den Cäsaren gesehen. Im zwanzigsten Jahrhundert waren es die Heere des Nationalsozialismus und dews Kommunismus. In unserer Zeit sind es die Heere des islamischen Terrorismus.

 

Sie wird vom Feuer verschlungen,

In ihrem Rücken verzehrt sie eine Flamme.

Das Land ist wie ein Garten Eden vor ihnen

Und einer Wüste von Abfall hinter ihnen.

Nichts entgeht ihnen.

 

Dieses antichristliche Heer vernichtet eine blühende Landschaft (dem Garten Eden oder Paradies vergleichbar) und lässt eine Wüste zurück. So ist es heute der Plan, die uralte Kirche des Nahen Ostens auszurotten. Die Kirche in Syrien, Babylon und auch der Türkei ist älter als der Islam, der sich nur durch Gewalt ausgebreitet hat. Auch Nordafrika hatte einst eine blühende Kirche, sie hat Augustinus hervorgebracht. Die Christenheit ist der Garten Eden, der militante Islam ist die Wüste.

 

Sie sehen aus wie Pferde,

Wie Lastpferde galoppieren sie,

 

Es geht nicht um edle Rosse, auf denen junge Mädchen Kunststücke vollführen, sondern es geht um Kriegspferde. Es geht um militärische Rüstung. Es geht um den Milliardenprofit der Waffenindustrie.

 

Mit Wagen springen sie über den Berggipfeln,

Mit Knistern wie ein loderndes Feuer

Verschlingen sie die Stoppeln,

Eine mächtige Armee in Schlachtordnung.

 

Der antichristliche, endzeitliche Feind ist hochgradig militant. Armeen in Schlachtordnung, das lässt denken an die Militärparaden in Frankreich zum Jahrestag der französischen Revolution, die sowjetischen Militärparaden, überhaupt jede Form von Militarismus und Kriegstreiberei. Mohammed hat seine neue Religion mit dem Schwert verbreitet. Dagegen Jesus und die Apostel das Evangelium allein durch das Wort und die Wunder verbreitet haben. Jesus nennt die selig, die Frieden stiften. Ein Gott, der Krieg und Mord und Selbstmord und Terror gebietet, ist der Satan. Gott ist, wie Paulus sagt, der Gott des Friedens. Die Kirche muss die globale Friedensbewegung sein.

 

Beim ihrem Anblick

Sind die Menschen entsetzt,

Und jedes Gesicht erbleicht.

 

Terrorismus heißt ja Schreckensherrschaft. Und dass von den Terroristen Menschen geköpft, verbrannt, ja, gekreuzigt werden, Knaben zu Selbstmordattentaten missbraucht werden und Mädchen als Sexsklavinnen verkauft werden, löst bei allen Menschen guten Willens blankes Entsetzen aus.

 

Wie Kämpfer drücken sie sich nach vorne,

Wie Krieger drängen sie an die Wände,

Die jeweils gerade marschieren voraus,

Die gehen nicht aus dem Weg;

 

Diese antichristlichen Krieger sind sehr entschlossen, das Christentum zu vernichten. Antichristliche Diktaturen wie Nordkorea und China besitzen sogar Atombomben. Auch der Iran bemüht sich, in den Besitz der Atombombe zu kommen. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn die satanischen Fanatiker des Kalifats in den Besitz einer Atombombe kämen. Wir müssen für Israel und die Vereinigten Staaten von Amerika beten.

 

Sie drängeln nie auseinander

Und marschieren geradeaus:

Pfeile fliegen,

Sie werden noch weiter vorangetrieben,

Nie brechen ihre Reihen.

 

Die Heere des Antichristen scheinen unaufhaltsam. Aber es hat auch keiner an den Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums geglaubt. So wird auch der islamische Terrorismus letztendlich nicht siegen. Die Kirche aber bleibt bis zum Ende der Zeit.

 

Sie stürzen sich auf die Stadt,

Sie springen auf die Mauern,

Schwärmen bis in die Häuser,

Steigen immer durch die Fenster ein wie Diebe.

 

Die antichristliche Heere sind auf dem Vormarsch. Sie erobern Stadt für Stadt, Land für Land. Sie überziehen die Erde mit einem Netz des Terrorismus. Aber auch der Kommunismus hatte einst fast die halbe Erde erobert und ist doch von der Geschichte hinweggefegt worden. Auch der Kommunismus hat eine Wüste in den Seelen zurückgelassen. So iast Ostdeutschland eine atheistische Region. Russland ist moralisch verfallen. In die Wüste des chinesischen Kommunismus aber kommt der Heilige Geist und führt Millionen Chinesen zu Christus. Beten wir für Ostdeutschland, für die Bekehrung Russlands, für die chinesische Kirche!

 

Wenn sie kommen, bebt die Erde,

Die Himmel erzittern,

Sonne und Mond verfinstern sich,

Die Sterne verlieren ihren Glanz.

 

Zeichen des Gerichts Gottes werden nicht nur apokalyptische Kriege sein, sondern auch apokalyptische kosmische Katastrophen. Jesus sagte, dass vor dem Ende Kriegsgeschrei sein wird, Erdbeben, Hungerkatastrophen und Seuchen. Und das erleben wir heute. Auch werden kosmische Zeichen zu sehen sein, Veränderungen an Sonne und Mond. Vielleicht können wir dabei an die Klimakatastrophe denken.

 

Jahwes Stimme erklingt an der Spitze seiner Truppen!

Denn mächtige Taten tut seine Armee, stark,

Die Vollstreckerin seiner Befehle,

Denn groß ist der Tag Jahwes und sehr schrecklich,

Wer kann sich verstecken?

 

Das Heer des Herrn sind die Engel. Besonders der Erzengel Michael wird in der Apokalypse auftreten als spiritueller Krieger gegen Satan und den Antichristen. Amerika irrt sich, wenn es meint, den Krieg gegen das Böse mit Waffengewalt führen zu müssen. Das Heer des Herrn ist auch die universale Kirche, die betet, Jesus bezeugt, das Evangelium verkündigt und das Martyrium für den Herrn erleidet. Die Christen müssen Gottes Krieger sein, aber wie Paulus sagt, wir kämpfen nicht mit Waffen gegen Menschen, sondern mit geistlichen Waffen gegen den Teufel und seine Dämonen. Die geistlichen Waffen sind das Gebet, die Bibel, das Herrenmahl, das Fasten und die Bitte um Vergebung.

 

Jetzt aber, erklärt Jahwe,

Zurück zu mir von ganzem Herzen,

Kommt mit Fasten, Weinen und Trauer.

 

Das drohende Strafgericht soll in den Herzen der Menschen Reue erwecken. Die Menschen sollen Buße tun, über ihre Sünden weinen, Umkehr und Sinnesänderung werden gefordert.

 

Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider,

Und kommt zurück zu Jahwe, deinem Gott,

Denn er ist gnädig und barmherzig,

Langmütig, reich an Huld,

Und er lässt ab davon, Katastrophen zuzufügen.

 

Das Zerreißen der Kleider war eine äußere Geste der Buße, sie symbolisiert die innere Zerrissenheit und den inneren Zusammenbruch. Gott will aber nicht Lippenbekenntnisse und veräußerlichte Bußgottesdienste, sondern die Umkehr der Herzen. Wer seine Sünde bereut, darf wissen, dass es absolut keine Sünde gibt, die Gott nicht gerne verzeiht. Das Wesen Gottes ist Gnade, Barmherzigkeit, Langmut und Guld oder Güte. Gnade bezeichnet die Gunst, mit der eine Göherer sich zu e9inem Niederen wohlwollend herabneigt. Das hebräische Wort für Barmherzigkeit leitet sich ab von dem Plural des Wortes Mutterschoß. Gottes Barmherzigkeit umgibt den Menschen wie ein Mutterschoß den Embryo. Gott liebt uns wie eine Mutter. Die Langmut Gottes bezeichnert seinen langen Atem, seine Geduld mit der Menschheit. Die Huld und Güte Gottes ist eine zärtliche Zuneigung. Gott ist ein höchst zärtlicher Vater. Gott vergibt gern und straft nicht gerne.

 

Wer weiß, ob er nicht umkehren wird,

Nachgibt und einen Segen hinter sich lässt,

Ein Speiseopfer und ein Trankopfer

Darzubringen Jahwe, deinem Gott?

 

Die Umkehr Gottes beschreibt einen inneren Kampf im Herzen Gottes. Sin Zorn über die Sünde ist groß, seine Gerechtigkeit fordert Strafe, aber seine Barmherzigkeit ist größer, seine Barmherzigkeit triumphiert über seine Gerechtigkeit. Gott lässt Gnade vor Recht ergehen.

 

Blast in das Widderhorn in Zion!

Bestellt eine schnelle Versammlung,

Verkündet eine Festversammlung,

 

Nun ertönt wieder die Posaune, aber diesmal bläst sie nicht zum Krieg, sondern zum Gottesdienst. Es muss ein Bußgottesdienst sein, eine Versammlung aller, die umkehren zum barmherzigen Gott.

 

Ruft die Menschen zusammen,

Ladet die Gemeinde ein,

Versammelt die Ältesten,

Versammelt die Kinder,

Auch die Säuglinge an den Brüsten!

Ruft den Bräutigam aus seinem Schlafzimmer

Und die Braut aus ihrem Garten!

 

Die Kirche aus allen Völkern versammelt sich, den barmherzigen Jesus anzubeten. Zur Kirche gehören nicht nur die Priester, nicht nur die Alten, sondern auch die Jugendlichen und Kinder, sogar die Säuglinge. Alle sollen in Beziehung zu Gott gebracht werden. Gott ist auch der Gott der Säuglinge. Ihnen darf die Taufgnade nicht vorenthalten werden. Die Kinder sollen zu Gott geführt werden. Auch die Eheleute, die so gerne ganz nur für einander da sind, sollen in ihre Ehe Gottes Liebe als den Dritten aufnehmen. Braut und Bräutigam dürfen nicht den Partner vergöttern, sondern sollen Schlafzimmer und Garten verlassen, um in der Kirche Gott anzubeten. So wird ihre Ehe gesegnet und in der Treue Gottes ein festes Fundament haben.

 

Die Priester, die Diener des Herrn,

Stehen weinend zwischen Pforte und Altar

Und sagen: Rette dein Volk, Jahwe!

Gib dein Erbe nicht der Verachtung anheim,

Dem Sarkasmus der Heiden!

Warum sollen die Völker sagen:

Wo ist nun ihr Gott?'

 

Die Priester sollen am Altar Fürbitte für das ganze Volk halten, Fürbitte für die ganze Kirche, für die Obrigkeit, für alle Völker der Erde. Die Priester sollen am Altar die Fürbitte der Gemeinde leiten. Alle Christen sind aufgerufen, Fürbitte zu halten für alle Kinder Gottes, die Gott noch fern stehen. Durch die Fürbitte der Christen können Seelen von Sündern gerettet werden.

 

Eifersüchtig über sein Land,

Hatte der Herr Mitleid mit seinem Volk.

 

Der Eifer des Herrn für sein Volk ist der Eifer eines 'Verteidigers der Armen und die göttliche Eifersucht des göttlichen Liebhabers, wenn seine Braut fremde Götter anbetet. Das Mitleid des Herrn ist seine Barmherzigkeit, wenn seine Eingeweide in ihm entbrannt sind, wenn Jesus weint über sein Volk, weil es den Irrtum der Wahrheit vorzieht.

 

Und Jahwe sprach in Antwort zu seinem Volk:

Nun werde ich dir Weizen, Wein und Öl senden,

Bis du genug hast.

Nie wieder werde ich dich übergeben

Der Verachtung der Heiden.

 

Nun aber, nach dem Bußgottesdient, schüttet der Herr seinen Segen aus. Weizen und Wein und Öl bezeichnen alles, was der Leib zu seiner Erhaltung bedarf. Der Weizen wird aber auch zum Leib Christi, der Wein zum Blut Christi, das Öl zur Salbung des Heiligen Geistes. Gottes Segen und Gottes Gnade strömen durch die Sakramente zu den Gläibigen. Auch die Ehre der Christen wird vom Herrn wieder hergestellt, die so lange den Spott und Hohn der Gottlosen ertragen mussten. Gott richtet sein verfolgtes Volk auf, ewrnährt es und spricht ihm Mut zu.

 

Ich werde den Feind aus Norden weit weg von dir jagen

Und ihn in ein trockenes verwüstetes Land schicken,

Seine Vorhut zum östlichen Meer,

Seine Nachhut zum westlichen Meer.

Er wird abgeben einen Gestank,

Er wird abgeben einen üblen Gestank

Wegen dem, was er getan hat'

 

Feine aus dem Norden haben Israel oft angegriffen. Aber der eigentliche Feind aus Norden und Mitternacht ist der Satan, zusammen mit dem Antichristen und dem Lügenpropheten. Der Satan wird von Christus besiegt und in alle vier Himmelsrichtungen und in alle Winde verstreut, ja, in den feurigen Pfuhl geworfen, von wo der Gestank seines Verfaulens aufsteigt. So sehr der Satan und der Antichrist und der Lügenprophet auch wütend mögen, sie sind schon von Christus besiegt.

 

O Land, fürchte dich nicht;

Sei froh, freue dich,

Denn Jahwe hat große Dinge getan.

 

Maria singt in ihrem Lobgesang: Mein Geist jubiliert über Gott und mein Herz frohlockt über den Herrn und Heiland, denn Großes hat der Allmächtige an mir getan! Die großen Dinge, die Gott tut, sind sein immerwährendes Schöpfungswerk und die Erlösung aller Kreatur.

 

Wilde Tiere fürchte nicht;

Die Wüste wird wieder grün,

Die Bäume werden Früchte tragen,

Weinstock und Feigenbaum

Erhalten ihren Reichtum.

 

Wenn Gott den Segen seiner 'Gnade ausschüttet, wird auch die ganze Schöpfung gesegnet. Mit dem Fall des Menschen, ist auch die Schöpfung in den Bereich des Todes gefallen. Der Mensch ist Krone der Schöpfung und Stellvertreter Gottes im Reich der Natur. Die Sünden der Menschheit lassen alle Kreaturen leiden. Die Natur erhebt sich gegen den Menschen. Mit der Erlösung der Kinder Gottes wird die ganze Schöpfung erlöst. Es gibt keine Heilung der zerstörten Natur ohne Umkehr der Menschheit zu Gott.

 

O Kinder Zions, freut euch,

Freut euch in Jahwe, deinem Gott;

Denn er wird Herbstregen regnen lassen

Wie Gerechtigkeit,

Und er wird den Regen nach unten senden

Für euch von der alten Botschaft,

Regen wird im Herbst und Frühjahr regnen.

 

Freut euch, ihr Kinder der Tochter Zion, ihr Söhne und Töchter der Universalen Kirche, denn Gott lässt den Segen seiner Gnade strömen wie Regen. Gott wird den Lehrer der Gerechtigkeit senden und den Heiligen Geist ausgießen.

 

Die Tennen werden voll von Getreide sein,

Die Kufen laufen über von Wein und Öl.

 

Die Erde wird nach der großen Reinigung wieder gesegnet sein. Es wird sein wie nach der Sintflut, da Noah einen Altar und einen Weinberg baute.

 

Ich will dir ersetzen,

Was die die Jahre über die Heuschrecke,

Der Verschlinger und der Nager und der Fresser

Verzehrt haben, mein großes Heer,

Das schickte ich zu euch.

 

Die vier Heuschreckenarten als vier verschiedene antigöttliche Heere haben vieles ruiniert, aber Gott wird die Erde und die Menschheit wieder segnen. Es wird alles wieder gut werden. Die Wunden der Natur und der Menschheit werden geheilt. Eine Periode des Friedens, ein kommender Menschheitsfrühling, eine Zivilisation der Liebe werden kommen.

 

Du wirst nach Herzenslust essen

Und loben den Namen Jahwes, deines Gottes,

Der dich behandelt hat so wunderbar.

Mein Volk wird nie wieder gedemütigt werden.

Und ihr werdet wissen,

Dass ich unter euch in Israel bin,

Ich, der Herr, dein Gott,

Und sonst niemand.

Mein Volk wird nie wieder gedemütigt werden.

 

Dann werden die Armen genug zu essen haben. Dann wird Herzenslust und Freude und Lobpreis unter den Menschen sein. Christus wird als König der Menschheit eine Periode des Friedens regieren. Die Christen werden nicht mehr gedemütigt, sondern in heiligem Stolz als Söhne und Töchter Gottes ihre Häupter erheben.

 

 

3

 

Danach werde ich meinen Geist ausgießen

Auf die ganze Menschheit.

Und eure Söhne und Töchter sollen weissagen,

Eure Alten werden Träume haben,

Und eure jungen Leute sehen Visionen.

 

Der Geist oder Mein Heiliger Geist wird auf alles „Fleisch“ ausgegossen, also alle Menschen, unabhängig von ihrer nationalen oder sozialen Herkunft. Es ist lächerlich, zu sagen, der Heilige Geist würde auch auf Tiere ausgegossen. Der Geist ist Person und wird nur Personen mitgeteilt. „Ausgegossen“ oder „ausgeschüttet“ erinnert an Regenströme, es ist die Fülle des Geistes. Auch kann ein Mensch sein Herz „ausschütten“, so schüttet Gott sein Herz aus, seine Liebe, das ist der Heilige Geist. Auf wen wird er ausgeschüttet? Auf Kinder, Jugendliche und Alte, also aufs Volk Gottes. Die politische und religiöse Obrigkeit wird nicht erwähnt. So sagte Maria über die Kirche in Deutschland, die Erneuerung komme nicht vom höheren Klerus, sondern von den rechtgläubigen Laien. Der Geist schenkt die Gabe der Weissagung, schenkt prophetische Träume und Visionen. Wer denkt dabei nicht an die Visionen der Madonna und ihre prophetischen Botschaften. Evangelikale lehnen diese geistgewirkten Prophetien ab, ohne sich mit ihnen je beschäftigt zu haben. Auch prophetische Träume werden in der Bibel öfters erwähnt. Josef von Ägypten, Salomo, Josef von Nazareth hatten prophetische Träume. Jesus Sirach ermahnt aber, nicht jeden Traum für prophetisch zu halten.

 

Auch auf die Sklaven, Männer und Frauen,

Werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.

 

Die Sklaven gehörten nicht zum auserwählten Gottesvolk, aber in der Endzeit wird der Geist den Sklaven und den Heiden verliehen. Auch die Heiden werden „Sklaven Jesu Christi“.

 

Ich werde Vorzeichen am Himmel und auf Erden zeigen:

Blut und Feuer und Rauchsäulen.

 

Blut ist ein Synonym für Tod oder Leichname, Feuer ist ein Synonym für Krieg. Rauchsäulen heißt auch „Rauchpilze“. Wer denkt dabei nicht an den Rauchpilz der Atombombe?

 

Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln

Und der Mond in Blut, ehe der Tag kommt,

Der große und schreckliche Tag.

 

Sonne und Mond galten bei den Heiden als Gott und Göttin. Auch heute gibt es wieder Neuheiden, die die Energie der Sonne anbeten oder die dreifaltige Mondgöttin. Gott aber wird die Sonne verfinstern und den Mond in Blut verwandeln, Gott entmachtet die Götzen. Gott lässt die Idole und Ideologien untergehen. Der Tag des Herrn ist ein großer und schrecklicher Tag, denn der Herr selbst ist groß und schrecklich. Gott ist nicht allein der liebe Gott, sondern Gott ist auch heilig und ehrfurchtgebietend.

 

Alle, die den Namen des HERRN anrufen,

Werden gerettet,

Denn auf dem Berg Zion werden diejenigen sein,

Die entkommen sind, wie der HERR gesagt hat,

Und in Jerusalem ein Überbleibsel, die der HERR ruft.

 

Rettung ist nur im „Namen“ Jesu, das heißt in seiner Person. Jesus oder Jehoschua heißt „Jahwe rettet“. Es gibt keine Rettung oder Erlösung aißer durch den gekreuzigten Christus, der für die Sünden aller Menschen Sühne geleistet hat. Wir dürfen allerdings nicht richten, denn wir wissen nicht, wen Jesus retten konnte und wen nicht. Auch wen Menschen guten Willens aus anderen Religionen gerettet werden können, ist dennoch einzig Christus ihr Retter. Die Geretteten sammeln sich in Zion, in Jerusalem. Die Tochter Zion oder die Jungfrau Jerusalem ist ein Bild für die Braut Christi, die Kirche, die ja gerade die Gemeinschaft der Erlösten ist. Die Kirche der Heiligen im Himmel ist die himmlische Jerusalem, die Frau des Lammes, die Braut oder Nymphe des Lammes, eingeladen zur Hochzeit des Lammes.

 

Denn in jenen Tagen und zu jener Zeit

Wende ich das Geschick Judas und Jerusalems,

 

Gott wendet das Geschick: Gott ist Herr des Schicksals, sowohl der Kirche als auch des einzelnen Christen. Die Wende zum Goten geht dem Herrn aus. Die streitende Märtyrerkirche wird zur triumphierenden Kirche.

 

Dann werde ich alle Nationen versammeln

Und sie ins Tal Josaphat führen;

Dort werde ich sie vor Gericht stellen

Wegen Israel, meinem Volk und meinem Erbe,

Weil sie ihn zerstreute unter die Nationen

Und mein Land unter sich aufgeteilt haben.

 

Alle Menschen aller Nationen werden von Gott gerichtet. Josaphat heißt „Jahwe ist Richter“. Gott der Vater hat das Gericht dem Gottessohn Jesus übergeben. Jesus wird wiederkommen als Richter der Lebenden und Toten. Was die Heiden dem Volk Gottes als dem mystischen Leib Christi angetan haben, wird bestraft. Wer die Kirche verfolgt, verfolgt Christus. Aber auch Gottes Bund mit den Juden ist nicht aufgehoben. Nationen, die die Juden ausrotten wollten, werden von Gott gerichtet.

 

Sie zogen das Los um mein Volk,

Tauschten einen Jungen für eine Hure ein

Und verkauften ein Mädchens für einen Becher Wein.

 

Gott bestraft alle Unrechttaten. So bestraft er es, wenn Gottlose in ihrer Habgier Menschen versklaven. Er wird es bestrafen, wenn islamische Terroristen christliche Mädchen als Sexsklavinnen verkaufen. Er wird es bestrafen, wenn Knaben zu Kindersoldaten gemacht werden. Er wird den Menschenhandel, die Sklaverei, die Zwangsprostitution, den Sextourismus und den Kindesmissbrauch bestrafen.

 

Und was seid ihr mir, Tyrus und Sidon

Und alle Regionen der Philister?

Könnt ihr Rache nehmen an mir?

Wenn ihr euch an mir rächen wollt,

Werde ich schnell, ja, sofort

Meine Rache auf euer Haupt schleudern!

 

Bevor Gott die heidnischen Nachbarn Israels bestraft, spricht er sie noch an. Gott richtret niemanden, ohne ihm vorher Gelegenheit zur Buße gegeben zu haben. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Niemand ist zur Verdammnis vorherbestimmt. Aber die Gottlosen, die bis an ihr Ende Gott anklagten und verdammten, werden die Rache Gottes erleiden müssen. Gott lässt sich nicht beleidigen. Gott lässt sich nicht verspotten.

 

Dafür, dass ihr mein Silber und Gold weggenommen

Und meine wertvollen Schätze

In eure Tempel geführt habt,

 

Das Silber und Gold und die Schätze Gottes wurden von den Heiden aus dem Tempel Gottes gestohlen und in die Götzentempel gebracht. Das selbe geschieht, wenn die Anbetung nicht Gott erwiesen wird, sondern Idolen. Idolke können politische Herrscher sein, die sich anbeten lassen, wie Hitler, Stalin, Mao Tse-Tung, oder auch Idole der Kultur, wie zum Beispiel Venus-gleiche Sängerinnen, die sich von den Massen anbeten lassen. Unser „Führer“ ist Jesus Christus und unsere „Madonna“ ist die Jungfrau Maria.

 

Und dass ihr die Kinder Juda und Jerusalem

An die Ionier verkauft habt,

Weit weg von ihren eigenen Grenzen.

 

Die Ionier waren ein heidnisches Piratenvolk, das von Phönizien nach Griechenland zog. Von Phönizien kam auch die Aphrodite über Zypern nach Griechenland. Gott wird es richten, wenn man in Europa an die Stelle des Christentums den Hetärismus der Aphroditereligion setzt.

 

Schaut, ich werde ich sie an den Orten erwecken,

An die man sie verkauft hat;

Ich werde eure Aktionen

Auf euer Haupt zurückschleudern,

 

Ein Zeichen der Zeit ist die Sammlung der Juden im Heiligen Land nach dem schrecklichen Holocaust durch die deutschen Nationalsozialismus, auch die Buße der Kirche, die deutliche Distanzierung vom Antisemitismus und der Dialog der Kirche mit dem Judentum. Gott hat viele Juden aus der Diaspora im Gelobten Land gesammelt. Paulus prophezeit, dass einst das jüdische Volk in Jesus von Nazareth ihren Messias erkennen wird.

 

Ich werde eure Söhne und Töchter

Den Kindern Judas verkaufen,

Die wiederum werden sie an die Sabäer verkaufen,

An eine Nation in weiter Ferne.

Jahwe hat gesprochen!

 

Die Sünde der Gottlosen, verübt an den Kindern Gottes, wird eine Strafe nach sich ziehen, die genau der Schuld entspricht. Wie die Heiden die Kinder Israel an die Jonier verkauft haben, so werden die Kinder Israel die Heiden an die Sabäer verkaufen. Saba, von Luther Reicharabien genannt, ist wahrscheinlich das heutige Jemen, allerdings meinen auch manche, es sei Äthiopien.

 

Verkündet dies unter den Nationen.

Bereitet euch für den heiligen Krieg!

Erweckt die Helden!

Alle Truppen, marsch!

 

Die Gottlosen versuchen durch den sogenannten Heiligen Krieg die Kinder Gottes auszurotten. Gott spottet ihrer: Rüstet nur zum Heiligen Krieg, ihr Heiden, lasst eure Truppen marschieren, ihr werdet doch dem Gericht Gottes nicht entgehen.

 

Hämmert euren Pflugscharen zu Schwertern,

Eure Sicheln zu Spießen!

Lasst den Schwachen spreche: Ich bin stark!

 

Die Gottlosen, die den Heiligen Krieg gegen die Kinder ausrufen, machen Pflugscharen zu Schwertern, Winzermesser zu Speeren. Der gesamte Militarismus der gottlosen Welt, ob nun im Namen des Heiligen Krieges oder im Namen der Demokratie, verschlingt solche enormen Ressourcen und Finanzen und Intelligenzen, dass die Kinder Gottes, die „Armen Jahwes“ keine Pflugscharen und keine Winzermesser haben, ohnen Brot und Wein fehlt. Gott verabscheut den Militarismus und den Heiligen Krieg. Selig sind, die Frieden stiften, sagt Jesus, der Bruder der Armen.

 

Kommt, alle Heiden, und versammelt euch!

Jahwe, sende deine Meister!

Spöttisch fordert der Herr die Heiden auf: Kommt mit euren Truppen, versammelt euch zum Heiligen Krieg gegen Gottes Volk, ich, der Herr, werde meine Helden senden, meine mächtigen Engel! Beten wir zum heiligen Erzengel Michael, dass er den Satan und seine Dämonen in die Hölle stürzt. Die Helden Jahwes sind jedenfalls nicht amerikanische Bodentruppen, denn, wie Paulus sagt, wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen die bösen Geister.

 

Die Heiden erwachen

Und marschieren zum Tal Josaphat;

Denn dort werde ich zu Gericht sitzen

Über alle Nationen.

 

Das Tal Josaphat liegt bei Jerusalem. Aber es ist kein irdischer Ort, sondern es ist der Bereich des Gerichtes Gottes, dass über alle Nationen ergeht, es ist das Weltgericht am Jüngsten Tag, da der wiedergekommene Herr Jesus Christus Richter der Lebenden und Toten ist. Es ist auch der Tag der Auferstehung allen Fleisches. Die einen werden auferstehen zum Gericht, die andern werden auferstehen zum ewigen Leben. Der Richter ist Jesus, die barmherzige Liebe, und gerichtet werden alle Menschen nach dem Maß der Nächstenliebe, die sie in ihrem Leben geübt haben.

 

Lege die Sichel an, denn die Ernte ist reif;

Komm und tritt die Kelter, denn sie ist voll;

Die Bottiche sind übervoll,

So groß ist ihre Bosheit!

 

Dann wird Jesus die Schnitter senden, die heiligen Engel, die ernten. Die Gerechten kommen in die Scheune Gottes, die Gottlosen werden zertreten in der Kelter des Zornes des Lammes. Vor der Wiederkunft des Menschensohnes wird die Bosheit der Menschen übergroß sein.

 

Mengen in Vielfalt im Tal der Entscheidung!

Denn der Tag des HERRN ist nahe im Tal des Urteils!

 

Es ist eine rauschende Menschenmenge vor dem Weltgericht, rauschend wie ein Meer. Die ganze Menschheit, Menschen aller Völker und aller Zeiten, wird von Jesus Christus gerichtet.

 

Sonne und Mond verfinstern sich,

Die Sterne verlieren ihren Glanz.

 

Dann werden alle falschen Götter und Göttinnen, die Götzen der Heiden, die falschen Idole und antichristlichen Ideologien vernichtet. Feuer verzehrt die Elemente, wie Petrus sagt. Der Himmel wird zusammengerollt wie eine Buchrolle. Die Sterne fallen vom Himmel wie Feigen vom Feigenbaum. Der Herr schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die göttliche Gerechtigkeit wohnt.

 

Jehova brüllt aus Zion,

Er donnert aus Jerusalem;

Himmel und Erde beben.

Aber der HERR wird eine Zuflucht sein für sein Volk,

Eine Burg für die Israeliten.

 

Der Vater brüllt, er spricht, seine Stimme ist wie Donner und wie Meeresrauschen und doch zugleich wie die Harmonien von Harfenspielern. Himmel und Erde werden vergehen, aber Gottes Wort bleibt bestehen. Vor dem Zorn des allmächtigen Vaters und der Rache unseres Gottes ist allein der Name des gekreuzigten Christus die sichere Zuflucht. Ein feste Burg ist unser Gott.

 

Dann werdet ihr wissen, dass ich der HERR bin,

Dein Gott, auf Zion, meinem heiligen Berg.

Jerusalem wird dann ein Heiligtum sein,

Ausländer werden es nie wieder überrennen.

 

Dann werden alle Menschen den einen, wahre Gott erkennen. Gott wird im himmlischen Jerusalem mitten unter den Erlösten wohnen. Gott wird dann alles in allen sein. Gott ist in der himmlischen Kirche und die himmlische Kirche ist in Gott, dem dreifaltigen Gott. Gottlose, Frevler und Sünder wird es dort nicht mehr geben. Es wird das Reich der absoluten und ewigen Liebe sein.

 

Wenn dieser Tag kommt,

Werden die Berge von neuem Wein überfließen

Und die Hügel von Milch überfließen

Und alle Flussbetten von Juda von Wasser überfließen.

Ein Brunnen strömt Jahwes Tempel

Und Wasser in der Schlucht der Akazien.

 

Überfließender Wein, überfließende Milch, Quellen sprudelnd aus dem Heiligtum, ein fruchtbares Akaziental ist das Paradies, das Gelobte Land, wo Milch und Honig fließt, der Garten des Hohenliedes, der die Braut selber ist. Der Schoß Mariens ist der Lustort Gottes. Die himmlische Jerusalem, die Nymphe des Lammes, ist das wiedergefundene Paradies, der Lustgarten Gottes, der himmlische Garten Eden, das Ziel unsres Glaubens, die göttliche Glückseligkeit, für die wir alle vom Schöpfer erschaffen wurden, die Hochzeit mit Gott, die Vereinigung mit der Gottheit!

 

Ägypten wird zur Wüste werden

Und Edom eine wüste Ödnis

Wegen der Gewalt an den Kindern Juda,

Deren unschuldiges Blut

Sie in ihrem Land vergossen haben.

 

Aber die Feinde Gottes, die Feinde der Kinder Gottes, werden in Wüste und Ödnis wohnen, nämlich jenseits von Eden, in der Gottesferne, jenseits von der Lust Gottes, das nennen wir Hölle und ewige Verdammnis. Das unschuldige Blut, das die Gottlosen vergossen haben, es ist heute auch gerade das unschuldige Blut der ungeborenen Kinder, der gegenwärtige Holocaust an ungeborenem Leben.

 

Aber Juda wird für immer bewohnt werden

Und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht!

 

Aber in der himmlischen Jerusalem Schoß wird Gott mit seiner ehelichen Liebe von Ewigkeit zu Ewigkeit wohnen, und das wird ihre Lust und Wonne sein.

 

Ich werde ihr Blut rächen,

Ich lasse keinen ungerächt!

Und der HERR wird in Zion wohnen.

 

Die Juden, die in den Konzentrationslagern der deutschen Nationalsozialisten ermordet wurden, werden vom Ewigen gerächt! Die ungeborenen Kinder, die im Mutterschoß ermordet wurden, diese Millionen Opfer, werden von Gott dem Schöpfer gerächt! In der Ewigkeit wird Gerechtigkeit geschaffen. Es ist die Wiederherstellung allen Lebens. Und Jahwe wird in der Tochter Zion wohnen. Die Menschheit ist vereinigt mit der Gottheit.

 

 

 

DER ISLAM

 

 

Es gibt ein paar Dinge, die wir zuerst verstehen müssen. Die Muslime teilen die Welt in zwei Teile. Der erste Teil ist die Welt des Islam. Darin leben die Menschen, wie es der Islam verlangt. Die andere Welt ist die Welt des Krieges. Wenn in einem Land nicht die Scharia herrscht, also das Gesetz des Korans und der Überlieferungen Mohammeds, dann ist dieses Land nicht Gott unterworfen und ist also ein Land des Krieges.

Dieser Begriff, die Welt des Krieges, geht zurück bis auf die Zeit der ersten Kalifen. Kalifen sind religiöse und politische Führer des Islam und behaupten, bis auf Mohammed zurück zu gehen. Und damit haben wir es heute zu tun.

Es gibt verschiedene Arten des Dschihad, das heißt des Heiligen Krieges. Der Dschihad ist eine religiöse Pflicht für die Muslime. Das Wort Dschihad bedeutet im Arabischen eigentlich Kampf, nicht Heiliger Krieg. Da gibt es den inneren Kampf des Gläubigen mit seinem Ego. Da gibt es aber auch den Kampf gegen die Feinde der islamischen Religion. Dann gibt es den Kampf, um Ungläubige zu Allah zu bekehren. Muslime haben traditionell alle diese Arten von Dschihad geführt.

Heute sehen wir den Aufstieg neuer Bewegungen im Islam. Wir sehen einen islamischen Terrorismus, wie ihn die Vergangenheit nicht gekannt hat. Diese neue Form des Dschihad betrifft uns heute alle. Er ist nicht ganz neu, aber er tritt in einer neuen Form auf. Worum geht es in diesem Krieg?

Schon im Anfang des Islam hatte Mohammed heftige Kämpfe mit den Heiden zu bestehen. Mohammed stammte aus Mekka. Sein Vater starb, als Mohammed noch im Mutterschoß war. Seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Er wurde von seinem Großvater aufgenommen, der aber starb, als Mohammed acht Jahre alt war. Da wurde er von seinem Onkel aufgenommen. Als er erwachsen geworden war, wurde er Karawanenführer.

Mekka war das Hauptheiligtum des heidnischen Arabien. In Mekka gab es und gibt es heute noch die Kaaba. Das war der Kultort der Götter und Göttinnen Arabiens. Es gab drei große Göttinnen. Diese waren die Frauen oder Töchter des Hauptgottes Allah. Seine drei Töchter wurden als Naturgöttinnen in Mekka angebetet.

Mohammed reiste oft in den Norden. In Damaskus kam er in Kontakt mit Christen. Er wusste etwas über die anderen Religionen. Er war bekannt als ein ehrlicher Mann. Er hatte aber einen niedrigen sozialen Status, da er ohne Vater oder Großvater war. Er lernte eine Christin namens Kadischa kennen, die er schließlich heiratete. Er war damals fünfundzwanzig und sie vierzig Jahre alt.

Im heidnischen Arabien wurde das Erbe von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Der Koran und der Islam wollten eine neue Ordnung durchsetzen. Nun sollte das Erbe von den Vätern den Söhnen weitergegeben werden. Es war also der kulturelle Wandel vom Matriarchat zum Patriarchat, was Mohammed durchsetzte.

Während Mohammed mit der Christin Kadischa zusammenlebte, hatte er einige Visionen in einer Höhle außerhalb von Mekka. Er stand auch unter dem Einfluss eines Verwandten seiner Frau, der ein christlicher Mönch war.

Dieser Mönch übersetzte Teile des Alten und des Neuen Testaments ins Arabische. Er überlieferte es Mohammed mündlich. Dieser konnte ein wenig lesen, aber nicht schreiben. Auch Kadischa und ihre Verwandten erzählten ihm Geschichten aus der Bibel. Als er seine Visionen hatte, ermutigte Kadischa ihn, denn sie hoffte, er würde Christ werden.

Mohammed fing an, einige Schlüsselbegriffe zu lehren: 1. Es gibt nur einen Gott. Nur Allah ist Gott und alle anderen Götter und Göttinnen sind nicht Gott. 2. Allah will, dass die Menschen rechtschaffen sind. 3. Allah wird die Toten auferstehen lassen, darum darf man nicht wie die Heiden leben. 4. Allah wird richten, bevor er die Toten auferweckt. Wer unmoralisch lebt, wird in die Hölle geschickt. Hölle heißt Jehenum, das ist die Gehenna, von der Jesus gesprochen hat.

Wenn du ein rechtschaffener Mensch bist, wirst du ins Paradies kommen. Dort fließen Flüsse, die bewässern Gärten mit Obstbäumen. Da gibt es Quellen von reinem Wasser, Brunnen von Milch und Brunnen von Wein, der nicht berauscht. Den Männern sind Paradiesfrauen verheißen, die Huris, die jeden Tag ihre Jungfräulichkeit wieder herstellen. Mit diesen dürfen sich die Männer in alle Ewigkeit vergnügen.

Es gibt keine eindeutige Aussage über das, was muslimische Frauen erwartet, wenn sie ins Paradies kommen. Mohammed sagte aber, die meisten Menschen in der Hölle seien Frauen. Er lehrte dies erfolglos zur Zeit seiner ersten Visionen, bis er aus Mekka nach Medina floh.

Der Tod Kadischas war ein schwerer Schlag für Mohammed. Nun stand er nicht mehr unter ihrem Schutz. Er war nun abhängig von seinem Stamm. Der Stamm aber lebte von den Einkünften, die ihnen die Wallfahrer ins heidnische Heiligtum brachten. Und nun sprach Mohammed gegen diese Götter und Göttinnen. Darum war sein Stamm gegen ihn. Mohammed sagte nun, dass das irdische Leben und der Reichtum nicht alles seien, viel wichtiger sei es, ins Paradies zu kommen. Er sagte, dass alle, die viele Götter und Göttinnen anbeten, in die Hölle kommen. Das war nicht gerade eine populäre Botschaft.

Im Jahr 622 nach Christus wurde Mohammed aus Mekka vertrieben und floh nach Medina. Das ist wichtig, denn die Suren oder Kapitel des Koran werden unterschieden zwischen denen, die in Mekka und denen, die in Medina offenbart wurden. In Mekka hatte Mohammed versucht, als sanfter Mann die Heiden mit Worten zu überzeugen. Nun aber in Medina, zusammen mit seinen muslimischen Jüngern und bekehrten Heiden, begann er, militanter aufzutreten.

Mohammed dachte, dass die Juden als Monotheisten ihn als Propheten freudig begrüßen würden. Das war nicht der Fall, sondern die Juden stellten sich gegen ihn. Mohammed begann eine Reihe von Kriegen gegen Mekka zu führen. Manchmal kämpften Juden auf der Seite von Mekka. Daraufhin vertrieb Mohammed die Juden aus Medina.

Weitere Juden hatte Mohammed enteignet. Bei einem anderen jüdischen Stamm ließ er die Männer über 12 Jahren enthaupten und die Frauen und Kinder versklaven. Einige Jüdinnen nahm er sich zur Frauen.

Zehn Jahre lang führte Mohammed Krieg, bis zu seinem Tod im Jahr 632. Wenn man im Koran die Aufforderung zum Kriegführen liest, handelt es sich immer um eine Sure aus Medina.

Im Islam gibt es keine verbindliche Lehrautorität. Jeder kann den Koran interpretieren, wie er will. Der Islam ist eine Religion des Friedens bei denen, die sich auf Mekka-Suren beziehen. Der Islam ist eine Religion des Krieges bei denen, die sich auf Medina-Suren beziehen.

Die Frage ist für jeden Muslim, welchen Texten er folgt. In der Sure 4, Vers 77 aus Medina heißt es: „Unser Herr, warum hast du uns befohlen zu töten?“ Sieben Mal gibt es im Koran die Aufforderung, die „Ungläubigen zu töten“. In einem andern Text, diesmal aus Mekka, heißt es, es darf keinen „Zwang im Glauben“ geben. Welcher dieser Ansichten ein Moslem folgt, ist seiner persönlichen Interpretation überlassen.

In seinen zahlreichen Kriegen gegen Mekka gelang es Mohammed, Mekka zu unterwerfen. Sie konnten seinem Heer nicht widerstehen. So wurde Mohammed nach und nach der Herrscher über ganz Arabien. Er tötete einige seiner stärksten Gegner, denen er nicht verzeihen konnte. Es gibt Stellen im Koran, die sagen, dass es gut ist, zu vergeben. Aber er gibt auch Stellen, die die Ermordung der Gegner des Islam rechtfertigen. Rache wird gutgeheißen. Welchen Weg nun ein Moslem wählt, den der Vergebung oder den der Rache und des Mordes, ist einer persönlichen Interpretation überlassen.

Mohammed war gewillt, weiterzukämpfen und das Reich von Byzanz anzugreifen. Er starb aber im Jahr 632. Sein Schwiegervater wurde der erste Kalif. Die Moslems breiteten sich aus von Persien bis Spanien. Im traditionellen Islam wurden die Juden und Christen nicht als Ungläubige angesehen, sondern beide waren Volk der Schrift. Wenn Juden und Christen bereit waren, in einem von Moslems eroberten Gebiet zu leben, und wenn sie eine Schutzsteuer an den islamischen Staat zahlten, konnten sie weiter ihrer Religion nachgehen.

Die Christen im nahen Osten begrüßten sogar die muslimischen Eroberer, weil sie so befreit wurden vom byzantinischen Reich. Die Schutzsteuer, die die Christen an die Muslime zahlen mussten, war geringer als die Steuer, die sie dem byzantinischen Reich zahlen mussten. Der kulturelle Fortschritt, den die arabische Kultur damals brachte, ging auf die Christen zurück. Die Christen hatten die Werke der griechischen Philosophen ins Arabische übersetzt. Es gab muslimische Philosophen, die sich mit Platon und Aristoteles und dem Neuplatonismus auseinandersetzten. Aber als sich eine strenge Form des Islam durchsetzte, in der die griechische Philosophie abgelehnt wurde, begann der Niedergang der arabischen Kultur.

Da traten die Türken auf den Plan der Geschichte. Türken sind keine Araber, aber Muslime. Sie drängten nach Europa. Sie zwangen besiegte christliche Männer, zum Islam überzutreten und als Elitesoldaten dem türkischen Sultan zu dienen. Diese Elitesoldaten waren die Janitscharen. Sie hatten noch keine familiären Bindungen an die Türken. Sie waren radikal-loyal dem Sultan gegenüber. Sie wurden gezwungen, gegen andere Christen zu kämpfen. So setzte das Osmanische Reich der Türken seine Expansionspolitik weiter fort.

Da kam es zur berühmten Schlacht bei Lepanto. Eine kleine christliche Flotte besiegte die Türken. Die Christen hatten zuvor in ganz Europa zu Jesus und zur Mutter Jesu gebetet. Die Türken hatten damals Allah geschworen, Rom zu erobern und den Petersdom in eine Moschee zu verwandeln. Das ist nicht geschehen. Hundert Jahre später griffen die Türken Wien an. Wieder beteten die Christen zu Jesus und Maria, und so wurden die Türken vertrieben.

Nun begann das türkische Reich wie auch das persische Reich mehr und mehr zu zerfallen. Im 18. Jahrhundert dringt Peter der Große, der Zar von Russland, in diese Gebiete vor. Die Briten sehen den Erfolg Peters des Großen. Die Briten unterwerfen sich darauf 'Teile Nordafrikas und Indien.

Im Ersten Weltkrieg zerfiel das türkische Reich fast vollständig. Briten und Franzosen nehmen sich ihre Teile. Frankreich nahm sich Libanon und Syrien. Die Briten nahmen sich Palästina, den Irak und Arabien.

Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert entwickelten sich zwei Ideologien, die für unsere heutige Situation entscheidend sind: Ersten der radikale Islam und zweitens der Nationalismus.

Im Jahre 1740 entstand eine neue Bewegung des radikalen Islam, von einem Mullah gegründet, der von anderen Mullahs abgelehnt wurde. Diesen radikalen Islam nennt man nach seinem Gründer Wahabismus. Der Gründer stammte aus der Saud-Familie, daher kommt der Name Saudi-Arabien. Die Familie Saud bildete den militärischen Arm des Wahabismus.

Al-Qaida zum Beispiel ist eine Gruppe des Wahabismus. Der Wahabismus bildet die ideologische Grundlage von Saudi-Arabien, Al-Qaida, Moslembrüderschaft, Taliban und ähnlichen Gruppen in der ganzen Welt. Der Wahabismus betreibt die Ausbreitung im südlichen Afrika und ist besonders stark in Nigeria. Außerdem versorgt der Wahabismus viele Moscheen und Schulen in den USA.

Der Wahabismus hat nun eine bestimmte Auslegung des Koran. Grundlegend ist dafür das Buch ihres Gründers mit dem Titel: Die Einheit Gottes. Im traditionellen Islam wurden ja Juden und Christen als Volk der Schrift bezeichnet. Als Ungläubige galten nur Heiden und Atheisten. Der Wahabismus nennt nun Juden und Christen und muslimische Shiiten Ungläubige und Zauberer. Sie sehen im Koran die Aufforderung, diese Ungläubigen zu töten. Diese Tötungen sehen sie als Gottes Gebot an und fühlen sich verantwortlich, diese Tötungen durchzuführen.

Die Wahabiten begannen 1790 mit einem Angriff auf die schiitischen Muslime, in der Arabischen Emiraten und im Irak. Dann marschierte ihre Armee gen Westen bis nach Damaskus. Da sagte der Sultan: Genug ist genug!

Im Jahre 1900 entkam Ibn Saud aus der Gefangenschaft. Er verbündete sich mit den Wahabiten und begann, Arabien zu erobern. Er schuf Saudi-Arabien, nach ihm benannt. In Saudi-Arabien war nun der Wahabismus eine offizielle Art des Islam. Die Familie von König Abdullah wurde zu Ketzern erklärt und vertrieben. 1920 schufen die Briten Jordanien und gaben es einem der Abdullah-Bruder, für einen andern Abdullah-Bruder schufen die Briten den Irak.

Das war also die Ideologie des radikalen Islam. Aber eine zweite Ideologie ist noch von Bedeutung für unsere heutige Lage, und das ist die Ideologie des Nationalismus. Anfang des 19. Jahrhunderts ward die Idee des Nationalstaats groß, dem die Bürger mehr verpflichtet seien als regionalen Fürstentümern. Die Idee der Nation ersetzte bei vielen Menschen die Religion. Schon in der Zeit nach der Reformation, besonders in der Zeit der Aufklärung, war die Religion nicht mehr die alles einende Idee. Im 30jährigen Krieg führten Christen gegen Christen sogar Krieg. Da nun nicht mehr der Glaube die Menschen vereinte, suchte man die Einheit in der Idee der Nation. Bismarck schuf Deutschland, Garibaldi schuf Italien. Der Nationalismus gipfelte im Ersten Weltkrieg und mit dem Rassismus dazu im Zweiten Weltkrieg.

Der Nationalismus war nicht nur ein europäisches Problem. Auch die Libanesen sagten: Wir sind die libanesische Nation, obwohl es gar kein Staatsgebiet Libanon gab. Zur Zeit des großen Osmanischen Reiches hatten die Menschen sich nicht als Ägypter, Libanesen, Iraker, Kurden, Syrer gesehen. Die Idee der Nation existierte dort nicht, bis sie von den europäischen Christen exportiert wurde. Nun entstanden neue Spannungen. Auch die Armenier begannen, ihre nationale Identität zu entdecken.

Die Türken unterdrückten die Armenier und begingen Anfang des 20. Jahrhunderts den ersten Völkermord, indem sie bis zu zwei Millionen Armenier ermordeten. Da das Osmanische Reich zerfallen war, trat die Idee von Nationalstaaten an dessen Stelle. In Damaskus wurde die Baath-Partei gegründet, das war eine Partei des Nationalismus in Syrien und im Irak. Sie sympathisierten mit Hitlers Nationalsozialisten. Die vom Großmufti von Jerusalem geführten Palästinenser schlossen sich der nationalsozialistischen Idee an, der Großmufti lebte während des zweiten Weltkriegs in Berlin. Die nationalistische Ideologie bildete Regierungen in Ägypten, Syrien, Irak und bestimmte die PLO.

Diese Regierungen waren zentralistisch und mischten sich stark in das Privatleben der Bürger und töteten mehr Menschen, als es das Osmanische Reich je getan hatte. Moderne Kommunikationsmittel und moderne Waffen machten all dies möglich.

Nun stellten die gewöhnlichen Menschen im Nahen Osten fest, dass sie vom Nationalismus unterdrückt wurden. Da sagten sie sich: Der Nationalismus ist ein Dämon aus dem Westen, sie wollen uns dazu bringen, westlich zu denken, aber wir wollen zurück zum Islam, zu einem radikalen Islam.

Die Reaktion gegen den Nationalismus gegen den Nationalismus war also ein Erstarken der radikal-islamischen Bewegungen. Das war der Fall in Syrien und im Irak bis zum Sturz von Saddam Hussein. In diesen beiden Ländern war die Unterdrückung durch die Nationalisten schwer.

Die beiden Zentren für den radikalen Islam sind Iran und Saudi-Arabien. Im Iran hat Ayatollah Khomeini den radikalen Islam für die Shiiten entwickelt. Die Wahabiten entwickelten den Radikalismus für die Sunniten. Schiiten und Sunniten sind streng von einander getrennt und vermischen sich nicht. Sie lehnen einander ab.

Wenn ihr hört, dass sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hat, dann ist es in der Regel ein Vertreter des radikalen Islam, der hofft, so ins Paradies zu den Huris zu kommen. Wenn ihr hört, dass einer andere in die Luft gesprengt hat, ohne sich selbst zu opfern, ist es in der Regel ein Nationalist, denn die Nationalisten haben nicht die gleichen Hoffnungen für den Himmel.

Der Versuch, Freundschaft mit den radikalen Islamisten zu schließen, ist Torheit. Sie lehnen alles ab, was aus dem Westen kommt. Sie zu beschwichtigen wird wohl nicht gelingen. Im neunzehnten Jahrhundert haben allein militärische Aktivitäten die Wahabiten zurückgedrängt.

Der Krieg, obwohl er auch viele neue Probleme schaffen könnte, ist wahrscheinlich die einzige Sprache, die die Radikalen verstehen. Die Art der Kriegsführung ist schwierig. Gibt es noch Hoffnung? Der Islam ist im Chaos.

Eine Vielzahl von Kräften versucht, den nächsten Kalifen zu stellen. Der Kalif wäre der Nachfolger Mohammeds und das religiöse und politische Zentrum des Islam. Um diesen Posten kämpfen die Nationalisten und die Radikalen. Der Islam erfordert ein totalitäres System, um zu überleben. Wenn die Menschen in einer freiheitlichen Demokratie mit Religionsfreiheit die Wahl hätten, würde der Islam sehr schwach werden. Sie können sich nur erhalten, indem sie allen Moslems die Todesstrafe androhen, die Christen werden möchten. Der Islam ist durchdrungen von dieser Mentalität des Totalitarismus.

In Saudi-Arabien ist es verboten, eine Bibel zu besitzen. Dort wurden zwei philippinische Frauen geköpft, weil sie ein Neues Testament bei sich hatten. Sollte sich die Demokratie im Nahen Osten durchsetzen, und wenn die Christen im Nahen Osten ihre Identität bewahren können, wenn die Christen den Missionsauftrag Christi ernst nehmen, kann es möglich sein, den Nahen Osten zu evangelisieren. Dann kann der Nahen Osten wieder christlich werden. Palästina, Syrien, Ägypten und Nordafrika waren einst christlich und Stätten, wo die christliche Weisheit blühte. Dies sollte das Ziel der Missionstätigkeit aller Christen sein.

Wie lernen wir, Muslime zu evangelisieren? Wie können wir lernen, Christus zu verkündigen? Wir müssen eine klare Vorstellung vom Evangelium und der Lehre des Christentums haben. Was die Würde der Person betrifft, sind Christentum und Islam sehr verschieden. Das Christentum würde die Kultur im Nahen Osten enorm erheben. Wir müssen lehren, dass Rache Sünde ist und dass Gott Vergebung fordert. Wir müssen allerdings das Evangelium auch in dem inzwischen materialistischen Europa verkündigen.

Das materialistische Europa hat nicht die Kraft, den Islam aufzuhalten. Die Materialisten werden vom Islam überrollt. Wer denkt, dass der Glaube an Christus die persönliche Freiheit beschränkt, muss sich nicht wundern, wenn ihm vom Islam alle persönliche Freiheit genommen wird. Belgien wollte schon Arabisch zur dritten Landessprache machen. Die Scharia, die islamische Gesetzgebung, soll auf den Straßen von Paris herrschen. Wir brauchen in Europa eine Wiederbelebung des Christentums, eine christliche Mission und eine vom Evangelium geprägte Kultur.

In Indonesien lassen sich jedes Jahr zu Ostern 300 000 Muslime taufen. Ost-Timor war einst ganz muslimisch, jetzt ist es ganz christlich geworden. Das soll uns Hoffnung machen. Wir müssen beten, dass der Nahe Osten evangelisiert wird. Wir müssen selbst auch missionarisch werden. Jeder Christ muss Missionar sein, um Seelen zu Jesus zu führen. Der Kampf gegen den Islam kann erfolgreich sein, wenn wir uns vom Materialismus zum Christentum bekehren.

 

 

 

ÜBER DIE EHE

 

 

1. Buch Mose / Genesis Kapitel 2

 

21 Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.

 

22 Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.

 

23 Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein / und Fleisch von meinem Fleisch. / Frau soll sie heißen, / denn vom Mann ist sie genommen.

 

24 Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.

 

25 Beide, Adam und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.

 

 

KOMMENTAR

 

1. Die Welt sagt: Ha, der Mann zuerst geschaffen und dann die Frau, das ist typisch patriarchalisch! Stell dir vor, in der Bibel stünde, die Frau sei zuerst geschaffen und dann aus einer Rippe der Frau der Mann geschnitzt. Dann sagte die Welt: Ha, die Frau ist also nur der Steinbruch des Mannes? Das ist typisch patriarchalisch!

 

2. Die Geschichte, dass Adam aus Lehm geknetet wurde und die Frau aus des Mannes Rippe geschnitzt, ist natürlich nicht buchstäblich zu verstehen. Es ist ein Mythos, aber mit einer tiefen philosophischen Bedeutung.

 

3. Vor der Schaffung der Frau war Adam einsam. Adam heißt einfach Mensch. Es gibt die Einsamkeit des Menschen vor Gott. Das betrifft Männer und Frauen. Jeder Mensch ist einsam vor Gott. Die Liebe will diese Einsamkeit aufheben. Adam ist ein Mensch, eine geistige Person mit freiem Willen und Vernunft. Die Tiere, die um ihn waren, konnten seine Einsamkeit nicht aufheben, das kann nur ein anderer Mensch, der auch geistige Person ist.

 

4. Adam sank in einen Schlaf, in eine tiefe Trance. Er ist also nicht der Schöpfer der Frau, sondern Gott. Vielleicht träumte Adam aber von seiner Traumfrau?

 

5. Die Frau wurde aus der Rippe des Mannes geschaffen. Statt Rippe kann man auch Flanke übersetzen, das bedeutet: Auf einer Flanke allein kann man nicht stehen, es braucht zwei Flanken. Die Frau wurde nicht aus dem Schädelknochen geschnitzt, denn sie soll nicht die Herrin des Mannes sein, und sie wurde nicht aus dem Fußknöchel geschnitzt, denn sie soll nicht die Magd des Mannes sein.

 

6. Adam ruft: Sie ist Bein von meinem Bein, das heißt: Sie ist Mensch wie ich, ist von gleicher Würde und von gleichem Wert, aber doch verschieden. Mann und Frau ergänzen sich.

 

7. Adams Ruf: Sie ist es! ist das erste Liebesgedicht der Menschheit. Seine Begeisterung, als er die Frau sah: Sie ist es! findet einen Nachhall in allen Liebesgedichten der Menschheit.

 

8. Sie soll Frau heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Das ist im Hebräischen ein Wortspiel: Sie soll Ischa heißen, denn vom Isch ist sie genommen. In Isch oder Mann steht das J, in Ischa oder Frau steht das H, zusammen ergibt das JAH, die Kurzform von Jahwe, den Namen Gottes. Mann und Frau sind beide Ebenbilder Gottes. Der Mann ist ein Abbild Gottvaters, die Frau ist ein Abbild von Gottes Liebe.

 

9. Der Mann wird Vater und Mutter verlassen. Das ist wichtig. Die Hauptperson ist nun die Partnerin. Wer heiraten will, muss aus der kindlichen Abhängigkeit von den Eltern herauswachsen.

 

10. Sie werden Ein Fleisch werden. Das bedeutet dies: Sex schafft eine Herzensverschmelzung. Sex ist Ausdruck personaler Liebe zum personalen Du. Sex ist die Sprache des Leibes, die sagt: Ich will ein Kind mit dir. Sex hat eine doppelte Funktion: Zum einen vereinigt der Sex Mann und Frau, und zum andern wird im Sex das neue Leben gezeugt. Sex will schöpferisch sein.

 

11, Wie der Vater den Sohn liebt, und der Sohn den Vater liebt, und ihrer beider Liebe ist der Heilige Geist – so liebt der Mann die Frau, und die Frau liebt den Mann, und die Frucht der Liebe ist das Kind. So ist die Familie ein Abbild der Heiligen Dreifaltigkeit.

 

12. Und sie waren nackt und schämten sich nicht. Das ist nicht die Schamlosigkeit des FKK-Strandes und der Pornographie. Schamgefühl ist gesund. „Verlust des Schamgefühls ist einsetzender Schwachsinn“, sagte Freud. Scham schützt die Person, die Seele. Darum wünscht sich Christus von den Christen schamhafte Kleidung. Aber in der Intimität der Ehe wird die Scham überwunden durch Liebe. Scham schützt vor egoistischer Begierde, aber hingebungsvoll schenkende Liebe in der Ehe überwindet die Scham. Da entsteht wieder die paradiesische Nacktheit in Unschuld vor dem Antlitz Gottes.

 

 

Matthäus Kapitel 5 (Bergpredigt)

 

Vom Ehebruch: 5,27-30

 

27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.

 

28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

 

29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

 

30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.

 

 

KOMMENTAR

 

1. Ehebruch ist der sexuelle Verkehr eines Ehepartners mit einer Anderen als der Ehepartnerin. Ehebruch ist kein Kavaliersdelikt, wie er in unserer heutigen Medienkultur behandelt wird. Ein Kuss ist noch kein Ehebruch. Aber Ehebruch beginnt im Kopf. Männer werden versucht von sexuellen Phantasien, Frauen mehr von romantischen Träumen. Einen Menschen lüstern ansehen, heißt, einen Menschen zu reduzieren auf erotische Reize, die Person nicht zu respektieren, sondern den andern als Lustobjekt oder Sex-Idol zu sehen. Das kann auch in der Ehe geschehen, wenn der Partner nicht mehr als Person gesehen wird, dem ich mich hingeben möchte, sondern als bloßes Fleisch, dass ich benutzen will, um mich selbst daran zu befriedigen.

 

2. Das Auge ausreißen und die Hand abhacken ist natürlich nicht buchstäblich zu verstehen, sondern bedeutet, auf bestimmte körperliche Genüsse zu verzichten, wenn sie Sünde sind und dem Seelenheil entgegenstehen.

 

 

Von der Ehescheidung: 5,31-32

 

31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.

 

32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

 

 

KOMMENTAR

 

1. Das Gesetz Moses sagte: Nur der Mann darf sich scheiden, nicht die Frau. Jesus sagte: Das ist nur wegen eurer harten Herzen gesagt worden. Am Anfang bei Adam und Eva war die Ehe unauflöslich, und so soll es wieder werden.

 

2. Der Fall von Unzucht, griechisch Porneia, ist unklar. Entweder meint es die Verwandten-Ehe (die bei Moses erlaubt war), oder es ist eine spätere Einfügung des Evangelisten Matthäus. In der Katholischen Kirche ist Scheidung nicht erlaubt, nur die sogenannte Trennung von Tisch und Bett, das heißt, räumliche Trennung ohne Scheidung. In der Orthodoxen Kirche ist Scheidung und sogar Wiederverheiratung erlaubt. Unzucht oder Porneia ist nicht nur Pornographie, wie es klingt. Bedenke: 70 Prozent der männlichen Jugendlichen in Deutschland haben heute Umgang mit Pornographie. Allerdings ein dauerhaftes Ehebrechen oder eine krankhafte Sexsucht kann zur Ungültigkeit der Ehe führen. Also: Entweder ist Scheidung grundsätzlich verboten, wie Jesus wörtlich sagt und die Katholische Kirche es lehrt, oder aber Scheidung ist unter gewissen Umständen erlaubt, wie es die Orthodoxe Kirche lehrt. Jedenfalls darf man nicht bei erster Gelegenheit die Vergebung verweigern und sich scheiden lassen. Ehe und Familie ist ein „Fitness-Training der Vergebung“.

 

3. Die Ehe - und besonders die vor dem Antlitz Christi vollzogene Ehe - und die eheliche sexuelle Vereinigung schafft ein inneres Herzensband, das auch nach der formalen Trennung für Gott bestehen bleibt. Überhaupt verschmilzt die sexuelle Vereinigung zwei Herzen. Eine Trennung lässt schwere Wunden von zerrissenen Herzen zurück. Wer solche Trennungen öfter vollzieht, bekommt ein zerstörtes Herz, mehr und mehr unfähig zu Vertrauen und Selbsthingabe - wenn nicht der Heiland Heilung schenkt.

 

 

Epheser-Brief

 

Über die christliche Familienordnung: 5,21 - 6,9

 

21 Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.

 

22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus);

 

23 denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.

 

24 Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.

 

25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,

 

26 um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.

 

27 So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.

 

28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.

 

29 Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.

 

30 Denn wir sind Glieder seines Leibes.

 

31 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein.

 

32 Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.

 

33 Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann.

 

 

KOMMENTAR

 

1. Es gab bei den griechischen Philosophen solche Hausregeln. Paulus übernimmt die Vorstellungen seiner Zeit, patriarchalische Vorstellungen. Das wesentlich Neue ist die Verbindung zwischen Mann-Frau einerseits und Christus-Kirche andererseits. Die Ehe bekommt einen göttlichen Sinn und Inhalt.

 

2. Einer schätze den anderen höher als sich selbst. Gott fordert gegenseitige Unterordnung. Eheliche Liebe soll kein Herrschaftsverhältnis sein, sondern Selbsthingabe und Dienst.

 

3. Wenn es wahr ist, dass die Aufgabe des Mannes die Führung ist, dann jedenfalls soll er führen wie Christus, also keine Macht und Herrschaft zur Unterdrückung der Frau ausüben, sondern wie Christus dienen und sich selbst hingeben. Des Mannes Krone ist keine Kaiserkrone, sondern eine Dornenkrone.

 

4. Der Mann liebe die Frau, die Frau ehre den Mann. Die Frau braucht Liebe: Der Mann soll sie schön finden, sie braucht Geborgenheit und Zärtlichkeit und Austausch im Gespräch. Der Mann braucht Ehre: Er will anerkannt und gerühmt werden wegen seiner Arbeit, seiner Leistung, seiner Klugheit und Kraft.

 

5. Christus ist der Bräutigam, die Kirche ist die Braut. Es ist eine Liebe wie im Hohenlied Salomos. Das Ziel des christlichen Lebens ist die Vereinigung mit Christus. Die Ehe ein Abbild davon. Die Liebe, die Mann und Frau einander spenden, soll die Liebe Gottes sein. Mann und Frau - und Gott der Dritte im Bunde! So wird die Liebe Gottes durch den Partner sinnlich erfahrbar.

 

6. Selbst im Liebesakt ist Gott gegenwärtig als der Schöpfer. Die Lust der Vereinigung der Ehepartner ist ein Abglanz der großen Lust Gottes an dem geschaffenen Kind.

 

 

 

DIE MÜTTERLICHE LIEBE GOTTES

 

 

ZEUGNIS

 

Die Psychologen sagen, dass in der frühen Kindheit das Gottesbild des Kindes geprägt wird. Ich hatte keinen liebenden Vater und keine liebende Mutter, aber eine liebende Großmutter, die allein lebte. So lebt in mir das Bild von Gott als einer Großen Mutter. Weil ich nun ein weibliches Gottesbild habe, war ich in meiner Jugend offen für den Feminismus. Frauen schienen mir höhere Wesen zu sein. Nach meiner Phase des atheistischen Kommunismus erwachte die Sehnsucht nach dem Göttlichen wieder. Ich war begeistert von der Literatur über die heidnischen Muttergöttinnen und das Zeitalter des Mutterrechts in der Jungsteinzeit. Die Frauen, die ich liebte, schienen mir Göttinnen zu sein. Ich träumte von einer weiblichen Lichtgestalt, einer himmlischen Jungfrau. Als meine Großmutter starb, begegnete mir Christus und ich bekehrte mich. Zwei Jahre lebte ich ohne Anschluss an andere Christen und verliebte mich in die Jungfrau Maria. Sie war die weibliche Lichtgestalt von der ich geträumt hatte. Dann fand ich Anschluss erst bei einer evangelikalen Freikirche und dann bei den Lutheranern. Da wurde mir dann die Marienverehrung genommen. In der Zeit, da ich in der Pfingstgemeinde war, besuchte ich eine charismatische Psychotherapie, dort wurde mir erst bewusst, dass ich zu Gott nicht Vater sagen konnte. Ich nannte Gott den Vater eben Herr, wie im Alten Testament üblich. Bei der Psychotherapie lernte ich ein katholisches Mädchen kennen, die mir wieder einen Zugang schuf zur Marienverehrung. Ich schrieb als Pfingstler einen Roman über das Leben der Mutter Jesu. Als ich katholisch wurde, verlobte ich mich mit der Jungfrau Maria und dichtete ihr viele Hymnen. Da kam ich ins schriftliche Gespräch mit dem Benediktiner-Pater Anselm Grün. Er ermutigte mich, in einer geistlichen Ehe mit Maria zu leben, aber Maria wolle mich ja zu Gott führen, zu Gott als Mutter. Nun las ich erst noch einmal die feministisch-heidnischen Bücher über die Göttin. Dann las ich christlich-feministische Bücher über die Weiblichkeit Gottes, über das Mutter-Antlitz Gottes. Ich studierte katholische Mystiker des Mittelalters die von der Liebe Gottes oder Caritas als einer Frau sprachen oder von der Weisheit Gottes als einer Frau. Die göttliche Weisheit, auf griechisch Hagia Sophia, wurde mein weibliches Gottesbild. Und während mir in der menschlichen Liebe die geliebte Frau als feminines Antlitz Gottes erschien, verwandelte sich Gott der Herr für mich in die Frau Weisheit des Alten Testaments und der christlichen Mystik. Und dieser Frau Weisheit oder Hagia Sophia hab ich die Ehe versprochen. Das ist mein ganz persönlicher Weg. Gott wird in der Bibel ja hauptsächlich Vater genannt. Aber Gott ist Geist, kein Mann. Gott hat väterliche und mütterliche Züge. Von der Vaterschaft Gottes wird viel gepredigt, heute wollen wir uns einmal einige Texte zur mütterlichen Liebe Gottes anschauen. Die Bibeltexte sind nach der Hoffnung-für-alle-Bibel zitiert.

 

 

 

Genesis 1,1

 

26 Dann sagte Gott: "Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde."

27 So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie.

 

KOMMENTAR

 

Mann und Frau sind beide Abbilder Gottes. Der Mann ist Gott ähnlich. Wir nennen Gott ja Vater, Herr und König. Gott tritt auch als Bräutigam auf. Aber die Frau ist auf ihre Art auch Gott ähnlich. Die Frau ist ein Spiegel für Gottes zärtliche Liebe, Weisheit, Schönheit und Barmherzigkeit. Wie ein Priester mir einmal sagte: Wenn schon die Frauen so schön sind, wie schön ist dann erst die Gottheit! Ich sag euch, ich fände die Vorstellung, in der Ewigkeit Gott anzuschauen, fürchterlich, wenn Gott ein alter Mann mit langem grauen Bart wäre! Aber wenn Gott die Quelle aller Schönheit ist, das Urbild aller Schönheit, dann sehne ich mich danach, die göttliche Schönheit ewig zu genießen!

 

 

JESAJA 49

 

14 Jerusalem klagt: "Ach, der Herr hat mich im Stich gelassen, er hat mich längst vergessen!"

15 Doch der Herr antwortet: "Kann eine Mutter ihren Säugling vergessen? Bringt sie es übers Herz, das Neugeborene seinem Schicksal zu überlassen? Und selbst wenn sie es vergessen würde - ich vergesse dich niemals!

 

KOMMENTAR

 

Habt ihr auch schon mal das Gefühl gehabt: Gott hat mich verlassen? Ich habe das sehr oft. So fühlt es sich in der Depression oft an. Und wenn wir uns die Welt anschauen heute: Kriege, Terrorismus, Abtreibung, Euthanasie, Flüchtlingsströme, Hungerkatastrophen, Umweltzerstörung – fragt ihr euch auch manchmal: Gott, wo bist du? Warum greifst du nicht ein? Wir denken doch insgeheim wie Schiller: Über den Sternen muss ein Vater wohnen! Und wir denken, Gott sitzt auf einer Wolke und schaut zu, wie wir uns gegenseitig umbringen! Aber hier sagt Gott: Ich bin euch so nah wie eine Mutter ihrem Säugling! Gott als Vater – das zeigt, dass Gott über der Welt ist, jenseits von allem Irdischen, größer als alles. Gott als Mutter – das zeigt, Gott ist in der Welt, uns ganz nah, ja, Gott ist in uns und wir sind in Gott. Gott leidet mit uns, wenn wir leiden. Gott weint mit uns, wenn wir weinen. Und Gott freut sich, wenn wir uns freuen. Gott weint mit den Weinenden und lacht mit den Lachenden. Man sagt ja, es gibt keine so innige Verbindung wie zwischen Mama und Baby! So ist Gott mit uns! Aber was, wenn eine Mutter ihr Baby umbringt, oder es nicht will und nicht liebt? Dann sagt Gott: Aber Ich liebe dich! Ich liebe dich noch mehr als eine Mutter! Ich liebe dich bedingungslos, hingebungsvoll und für alle Ewigkeit!

 

 

JESAJA 66

 

10 Freut euch mit Jerusalem! Jubelt über diese Stadt, alle, die ihr sie liebt! Früher habt ihr um sie getrauert, doch jetzt dürft ihr singen und jubeln vor Freude.

11 Lasst euch von ihr trösten wie ein Kind an der Mutterbrust. Trinkt euch satt! Genießt die Pracht dieser Stadt!

12 Denn ich, der Herr, sage euch: Frieden und Wohlstand werden Jerusalem überfluten wie ein großer Strom. Ich lasse den Reichtum der Völker hereinfließen wie einen nie versiegenden Bach. Und an dieser Fülle dürft ihr euch satt trinken. In dieser Stadt werdet ihr euch wie Kinder fühlen, die ihre Mutter auf den Armen trägt, auf den Schoß nimmt und liebkost.

13 Ich will euch trösten wie eine Mutter ihr Kind. Die neue Pracht Jerusalems lässt euch den Kummer vergessen.

14 Wenn ihr das alles seht, werdet ihr wieder von Herzen fröhlich sein, und neue Lebenskraft wird euch durchströmen."

 

 

KOMMENTAR

 

Wir dürfen an den Mutterbrüsten Jerusalems die Milch des Trostes trinken. Aber was ist da Jerusalem? Jerusalem ist im Alten Testament die Jungfrau Jerusalem, die Braut Jahwes. Es ist das auserwählte jüdische Gottesvolk. Im Neuen Testament ist das auserwählte Gottesvolk die Kirche, die Gemeinschaft aller Christgläubigen. Die Kirche ist die Braut Christi. Wie eine Mutter führt sie die Menschen zur geistlichen Wiedergeburt, ernährt sie mit dem Brot des Lebens, mit Christus, segnet die Eheleute, belehrt die Kinder, begräbt die Toten. Die Kirche im Himmel, also alle geretteten Seelen, wird von Johannes Himmlisches Jerusalem genannt, und Paulus nennt das Himmlische Jerusalem unsere Mutter. Aber auch Gott selbst will uns trösten wie eine Mutter. Wenn wir in den Himmel kommen, wird Gott wie eine Mutter alle unsere Tränen trocknen. Aber was sind die Mutterbrüste, die uns die Milch des Trostes saugen lassen? Die christlichen Mystiker sprachen von der Frau Weisheit. Ein Tropfen Milch aus ihrer Brust schenkte den Predigern Beredsamkeit. Frau Weisheit hat zwei Brüste. Die eine Brust ist das Alte Testament, die andere Brust ist das Neue Testament. Frau Weisheit hat zwei Brüste, die eine Brust schenkt den Kleinen im Glauben die Milch der Mutterliebe Gottes, die andere Brust schenkt den Reifen im Glauben den Wein der Weisheit und der Mystik.

 

PSALM 131

 

1 Herr, ich bin nicht hochmütig

und schaue nicht auf andere herab.

Ich maße mir nicht an,

deine Geheimnisse und Wunder zu ergründen.

2 Ich bin zur Ruhe gekommen.

Mein Herz ist zufrieden und still.

Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!

 

KOMMENTAR

 

Ich hatte einen Liebling, der war zwei Jahre alt und sagte zu mir Mama. Er braucht nur „Arm“ zu sagen, dann wusste ich, er wollte von „Mama“ in den Arm genommen werden. Und so geborgen dürfen wir uns bei Gott fühlen. Ich als Pflegevater fühlte mich geehrt, dass mein Ziehsohn Mama zu mir sagte. Und so lächelt auch wohl Unser Vater im Himmel, wenn wir beten: Mama! Arm! Gott will uns Geborgenheit schenken und tiefes Vertrauen: Alles wird gut! Wir müssen keine großen Theologen sein oder Männer, die meinen, Gott verstehen zu können. Wir dürfen wie Kinder sein und mit kindlichem Urvertrauen alles von Gott erwarten. Philosophen sagen: Wir haben alle Angst vor dem Tod, eine nackte Angst vor dem Nichts! Aber eine Heilige sagte: Sollte das Baby auf dem Arm der Mutter Angst haben, fallen gelassen zu werden? Nein, wenn wir sterben, ist es wie eine Geburt, wir werden im Himmel zur Welt kommen.

 

 

NUN HEBRÄISCH-UNTERRICHT

 

Rachamim ist hebräisch und bedeutet „Barmherzigkeit“. Es ist genau genommen ein Plural des Wortes für „Gebärmutter“. Gottes Barmherzigkeit ist wie „viele Mutterschöße“. Das, was ein ungeborenes Kind im Mutterleib erfährt, verdeutlicht den biblischen Ausdruck „Barmherzigkeit“. Kein anderes Bild als das des Mutterschoßes beschreibt also treffender das Wesen göttlicher und menschlicher Barmherzigkeit. Das ungeborene Kind spürt Wärme, Geborgenheit, Fürsorge, Schutz. Es erlebt Vertrauen, innige Verbundenheit mit einer liebenden Mutter.

Im Lateinischen heißt Barmherzigkeit: Misericordia. Das setzt sich aus zwei Worten zusammen: Misere – mir geht es miserabel – und cor – das heißt Herz. Gott hat ein Herz für unsere Misere, für unser Elend. Gott ist voller Mitgefühl und Mitleid.

Zu einer polnischen Heiligen hat Jesus einmal gesprochen. Jesus sagte zu ihr: Die Welt ist in Meiner Barmherzigkeit noch tiefer geborgen, als ein Kind im Schoß seiner Mutter!

Was für eine Tragödie, dass heute Millionen von Mutterschößen zu Gräbern des ungeborenen Lebens werden!

Wenn die Bibel also von der Gebärmutter Gottes spricht, ist das ein Ausdruck für Gottes mütterliche Barmherzigkeit. Man spricht auch vom rechten Arm Gottes oder der Hand Gottes, in der alles ruht, oder vom Schemel der Füße Gottes, oder vom alles sehenden Auge Gottes oder vom Angesicht Gottes. Das sind alles menschliche Bilder. Gott ist kein Mann, Gott ist auch keine Frau, Gott ist grenzenloser Geist. Aber bildlich dürfen wir auch vom Mutterschoß Gottes reden. Paulus sagt ja auch: In Gott leben und bewegen wir uns – eben wie ein Kind im Schoß seiner Mutter.

 

 

LUKAS 15

 

8 Oder nehmt ein anderes Beispiel: Eine Frau hat zehn Silbermünzen gespart. Als ihr eines Tages eine fehlt, zündet sie sofort eine Lampe an, stellt das ganze Haus auf den Kopf und sucht in allen Ecken.

9 Endlich hat sie die Münze gefunden. Sie ruft ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und erzählt: 'Ich habe mein Geld wieder! Freut euch mit mir!'

10 Genau so freuen sich auch die Engel Gottes, wenn ein einziger Sünder zu Gott umkehrt."

 

KOMMENTAR

 

Ich habe schon oft Frauen beobachtet, die alles abgesucht haben nach dem Autoschlüssel. Jesus vergleicht sich selbst mit so einer Frau. So intensiv, wie eine Frau nach dem Autoschlüssel sucht, sucht Jesus nach den verlorenen Seelen. Wir suchen Gott, aber wichtiger ist noch: Gott sucht uns! Und wenn Gott uns gefunden hat, wie die Frau ihren Autoschlüsseln, sagt er es seinen Engeln, wie die Frau es ihren Freundinnen sagt.

 

 

LUKAS 13,34

 

Jerusalem! O Jerusalem! Du tötest die Propheten und erschlägst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft schon wollte ich deine Bewohner um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt es nicht gewollt.

 

KOMMENTAR

 

Als die Kinder meiner nun toten Freundin klein waren, lebten sie in einem großen Garten mit Hahn und Hennen und Küken. Wenn die Kinder im Garten spielten, konnte ich die Henne beobachten, die die kleinen Küken spazieren führte. Und die Küken drängten sich ganz dicht an die Henne. Da sagte meine Freundin zu mir: Du bist kein Vater, du bist eine Glucke! Und mit genau so einer Glucke vergleicht sich Jesus. Wir sind die Küken, Jesus ist die Glucke.

 

 

PAPSTWORTE ZUM THEMA

 

1

 

In der Barmherzigkeit werde auch „die mütterliche Dimension Gottes“ sichtbar, erklärte Papst Franziskus. Allerdings würden diesen Ausdruck nicht alle verstehen, er sei „nicht populär im guten Sinn des Wortes“, sondern gehöre wohl einer „etwas gewählten Sprache“ an. „Deshalb rede ich lieber von der Zärtlichkeit, die einer Mutter eigen ist, die Zärtlichkeit Gottes. Gott ist Vater und Mutter.“

 

2

 

In einem Buch wurd die kurze Sonntagsansprache abgedruckt, die Papst Johannes Paul I. von hoch über dem Petersplatz an die dort Versammelten hielt. Es ging um das Treffen der Politiker Jimmy Carter aus den USA, Sadat aus Ägypten und Begin aus Israel in Camp David. Papst Johannes Paul I. hörte die Klagen der Politiker, dass kein Frieden im Nahen Osten zustande käme. Als ob Gott uns verlassen habe! "Premierminister Begin erinnert daran, dass das jüdische Volk einst schwere Zeiten erlebte und sich klagend an den Herrn wandte: Du hast uns verlassen, hast uns vergessen. - Nein, antwortete Gott durch den Propheten Jesaja, kann denn eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen? Aber selbst wenn das geschehen könnte, Gott wird sein Volk niemals vergessen." Damit schloss der Abschnitt in dem frommen Buch. Der Papst hat damals aber noch mehr gesagt. Es ist Sonntag, der 10. September 1978. Auf dem Petersplatz warten Tausende Pilger, alle schauen hinauf zum obersten Stock des Papstpalastes. Kurz nach 12 Uhr tritt Johannes Paul I. ans Fenster. Er spricht von den Verhandlungen in Camp David, zeigt sich bewegt darüber, dass die drei Staatsmänner ihre Hoffnung auf Gott ausgedrückt haben. So erinnerte Premier Begin an das Jesaja-Wort: Kann vielleicht eine Mama das eigene Kind vergessen? Wörtlich fuhr der Papst dann fort: "Auch wir hier haben dieselben Gefühle. Für Gott sind wir Gegenstand einer unüberwindlichen Liebe. Wir wissen: Gott hat die Augen immer offen über uns, auch wenn es scheinbar Nacht ist. Gott ist Papa, mehr noch, ist Mutter, will uns nichts Schlechtes tun, will uns nur Gutes tun, uns allen. Wenn Kinder vielleicht krank sind, haben sie noch mehr Anspruch, von der Mutter geliebt zu werden. Und auch wir, wenn wir vielleicht an Schlechtigkeit erkrankt und auf Abwege geraten sind, haben noch mehr Anspruch, vom Herrn geliebt zu sein.''

 

 

 

HEILIGUNG DES ALLTAGS

 

 

Die Bekehrung ist ein Augenblick, die Heiligung ist eine Aufgabe fürs ganze Leben.

 

Gertrud die Große: Jesus spricht: Was ist mir das Liebste? Das geduldige Tragen der alltäglichen kleinen Widrigkeiten.

 

Elisabeth von Dijon: Schwester, du meinst, du kannst nicht den ganzen Tag Gott anbeten, aber du kannst Gott in deinen Kindern dienen.

 

Therese von Lisieux: Die größten Erkenntnisse fand ich nicht in der Gebetszeit, sondern beim Kartoffelschälen.

 

Teresa von Jesus: Gott ist zwischen den Kochtöpfen zu finden.

 

Den Tag mit Stoßgebeten ausfüllen: Jesus, ich vertraue dir! Mein Jesus, Barmherzigkeit! Herr, erbarme dich!

 

Bei jedem Glockenläuten ein kurzes Gebet sprechen.

 

Die Arbeit möglichst gut tun. Zu mir sagte ein Priester: Für dich heißt, Gott zu dienen, ein guter Dichter zu sein.

 

Den Tag mit Gebet beginnen und beenden.

 

Nächstenliebe am Arbeitsplatz üben. Allen Menschen gütig und freundlich begegnen, auch an der Kasse im Supermarkt. Statt sich über die Menschenschlange zu ärgern, die Wartezeit zum Beten nutzen.

 

Mütter tun an den Kindern die von Jesus geforderten Werke der Barmherzigkeit. „Das habt ihr mir getan.“

 

Immer denken: What would Jesus do?

 

Erfüllung der Standespflichten, Befolgung der Berufung. Ein guter Ehepartner sein, gute Eltern sein, ist Gottesdienst. Das Zeugnis einer christlichen Familie geben. Die Kinder zu Jesus führen (vorrangige Mission).

 

Wer nicht verheiratet ist, soll Vaterschaft und Mutterschaft geistlich ausüben über geistliche Kinder. Wer ehelos lebt, soll sich mit Gott vermählen.

 

Den Gottesdienst besuchen. Beten. Bereit sein, täglich das Kreuz auf sich zu nehmen. Lebe so, dass man dich nach dem Grund deiner Hoffnung fragt. Lerne deinen Glauben besser kennen. Lese täglich in der Bibel, lese gute christliche Bücher.

 

Die Dankbarkeit nicht vergessen.

 

Jesus, ich vereinige mein Kreuz mit deinem Kreuz, mein Leiden mit deinem Leiden, damit durch mich deine Gnade in unsere heutige Welt fließen kann.

 

Gebetsgemeinschaft mit andern Christen.

 

Im Beruf kein Konkurrenzkampf, sondern Bescheidenheit und Solidarität.

 

Dem Vorgesetzten gehorsam sein. Die Untergebenen mit Respekt behandeln.

 

Kindern vor allem das Vorbild eines gelebten Glaubens geben. Die Liebe Gottes den Kindern erfahrbar machen.

 

Für Partner und Kinder beten. Bei Ehelosigkeit Fürbitte für die ganze Welt.

 

Jede begangene Sünde gleich dem Herrn bekennen.

 

Sonntagsheiligung.

 

Christliche Hochfeste feiern.

 

Immer hilfsbereit sein. Wie die Pfadfinder: Jeden Tag eine gute Tat.

 

Beherrsche deine Zunge, hüte dich vorm Lästern über andre. Rede gut über andre, und wo es nicht geht, da halt den Mund.

 

Wenn dich Menschen in der Familie, im Beruf, auf den Straßen beschimpfen, schimpfe nicht zurück. Wie hätte Jesus sich verhalten? Hast du Feinde, bete für ihre Bekehrung.

 

Kümmere dich um die Alten der Familie. Danke deiner Mutter, dass sie dich geboren hat.

 

Zügle deine Leidenschaften, dass sie dich nicht beherrschen.

 

Behandle die Schöpfung mit Respekt.

 

Mit dem Geld tu Gutes.

 

Denke, dass Gott dein Arbeitgeber ist und du für Gott arbeitest. Arbeite so gut du kannst. Bilde dich weiter. Diene mit deinen Gaben. Arbeitest du in einem Büro für medizinische Informatik, denke, du dienst der Gesundheit der Menschen. Arbeitest du in einem Büro einer Heizungsfirma, denke, du arbeitest für Wärme und Geborgenheit der Familien.

 

Arbeite an deinem Charakter. Bekämpfe zuerst die kleinen Sünden. Neigst du zur Traurigkeit, suche Gelegenheiten wahrer tiefer Freude auf. Neigst du zum Zorn, lerne von Jesus sanftmütig und demütig zu sein und beherrsche dich. Arbeite an deinem Charakter. Ahme in allem Jesus nach.

 

Sei nicht ärgerlich oder verzweifelt, wenn deine Pläne scheitern. Denke, Gott hat offensichtlich einen andern Plan.

 

Werde nicht wütend auf Gott, wenn er dir ein Kreuz auferlegt, sei es Stress oder Ärger oder Streit oder körperliche oder seelische Krankheit. Wisse, dass wir berufen sind, das Kreuz geduldig zu tragen. Das Leben ist kein Ponyhof, das Paradies erwartet uns erst im Himmel. Auf Erden müssen wir bereit sein, das Kreuz zu tragen.

 

Das Geld, dass du dir verdienst, ist dir letztlich von Gott gegeben. Häufe keine irdischen Reichtümer an, sondern nutze das Geld, um deinen Nächsten zu dienen.

 

Bemühe dich, immer möglichst bald denen zu vergeben, die dir weh getan haben.

 

Erziehe deine Kinder nicht in erster Linie für eine weltliche Karriere, sondern so, dass sie Jünger Jesu werden.

 

 

 

ABISCHAG VON SCHUNEM

 

„Als aber der König David alt war und hochbetagt, konnte er nicht warm werden, wenn man ihn auch mit Kleidern bedeckte. Da sprachen seine Großen zu ihm: Man suche unserem Herrn, dem König, eine Jungfrau, die vor dem König stehe und ihn umsorge und in seinen Armen schlafe und unseren Herrn, den König wärme. Und sie suchten ein schönes Mädchen im ganzen Gebiet Israels und fanden Abischag von Schunem und brachten sie dem König. Und sie war ein sehr schönes Mädchen und umsorgte den König und diente ihm. Aber der König erkannte sie nicht.“

(Erstes Buch der Könige, 1, 1-4)

 

Der König friert. Dem großen David, dem König von Juda, Israel und Jerusalem, dem Herrscher über die Philister und Aramäer, über die Moabiter, Edomiter und Ammoniter, dem größten Helden seines Volkes wird die Welt zu kalt. Der König ist alt. Die Lebenswärme verlässt ihn. Die eiskalte Hand des Todes greift ihn an.

Einst war dieser Mann erfüllt von Lebensmut und Lebenskraft. Der junge Hirtenknabe besiegt mit Klugheit und Kraft den riesigen Goliath, den stärksten Mann der Philister. Der Krieger und Musikant wird an den Hof geholt und hellt dort mit Harfenklängen das Gemüt des schwermütigen Königs Saul auf. Der junge Königsanwärter flieht, von Saul verfolgt, und schenkt diesem großmütig das Leben, als er ihn in einer Höhle hätte gefangen nehmen und töten können. Der Jüngling zieht mit einer Bande verwegener Gesellen durch die Lande, um Entrechtete zu

rächen, oder er dient fremden Herrschern, immer dort, wo es Machtzuwachs gibt.

David, schon König in Hebron, erobert Jerusalem mit List und lässt dabei auch Mord zu. Gleich darauf macht er aus Jerusalem die Heilige Stadt. Als erster Priester tanzt er wie ein Verzückter, ja, Verrückter vor dem alten Heiligtum aus der Wüstenzeit, der Bundeslade, die er in die Stadt bringen lässt. Zu tiefer Freundschaft, Treue und Rücksichtnahme wie zu

abgrundtiefem Hass fähig, schont er Schwache und bestraft Unrecht gnadenlos, lässt seinen Söhnen aber die schlimmsten Untaten durchgehen. Mit Bathseba begeht er Ehebruch und ermordet deren Ehemann. Aber er demütigt sich dann doch vor Gott, als der Prophet Nathan ihm

seine Schuld vorhält.

Der Vater David beklagt den Verlust seiner Söhne: ein Sohn muss wegen Davids Ehebruch mit Bathseba sterben, ein anderer wird vom eigenen Bruder erschlagen, weil er dessen Schwester vergewaltigt hatte, wieder ein anderer findet in der Revolution gegen den König den Tod.

Der strategisch denkende König kann ein zögerlicher, verzagter Politiker sein, der zur Machtausübung gezwungen werden muss. Dann ist er wieder Staatsmann und Priester, der ein zerstrittenes Volk vereint und betend für sein Volk eintritt vor Gott.

David fasst andere mit harter Hand an, aber mit zarter Hand schreibt und spielt er gefühlvolle Lieder von Glaube und Gottvertrauen.

Das alles liegt nun hinter dem König. Der weite Weg von der Herde seines Vaters zum Königsthron in Jerusalem ist zurückgelegt. Die Freude an den Erfolgen, der Schmerz über die Verluste: das alles sinkt hinab ins Vergessen. Nur noch eins macht dem alten König zu schaffen: Er friert, er wird nicht mehr warm in der Welt.

Habt Ihr schon einmal gefroren, obwohl es durchaus warm war, aber

euer inneres Feuer brannte nur noch auf kleiner Flamme und der kalte Hauch des Nichts wehte euch an? Habt Ihr euch dann vielleicht an den Menschen gedrängt, der nachts neben euch lag – oder euch einen solchen Menschen gewünscht? Dann sagt der Mensch neben dir vielleicht: "Was ist denn? Ist dir kalt? Du zitterst ja! Komm, wärme dich bei mir!" Manchmal reicht es, den Atem des Menschen neben dir zu spüren, die Wärme, die ein anderer Körper ausstrahlt.

Eine solche Szene kommt in der Literatur der ganzen Welt nur selten vor: Der König friert. Ihn wärmen keine noch so dicken Decken, keine Wärmekissen und erhitzten Ziegelsteine. „Man suche unserm Herrn, dem König, eine Jungfrau, die vor dem König stehe und ihn umsorge und in seinen Armen schlafe und unsern Herrn, den König, wärme.“

Der alte David bekommt noch einmal eine Frau. Er sucht sie sich nicht selber aus, sie wird für ihn gesucht. Für den König bestimmt, muss sie sein wie seine früheren Frauen: jung und schön. „Und sie suchten ein schönes Mädchen im ganzen Gebiet Israel und fanden Abischag von Schunem und brachten sie zum König. Und sie war ein sehr schönes Mädchen und umsorgte den König und diente ihm. Aber der König erkannte sie nicht.“ Die schöne Abischag von Schunem ist Tag und Nacht um den König herum. Sie legt sich auch mit ihm aufs Bett, aber David ist zu alt, um die Jungfrau zur Frau zu machen.

Warum suchen zu allen Zeiten alte Menschen sooft die Nähe von jungen Menschen? Warum fühlen sich junge Menschen bei den ganz Alten oft besser verstanden und aufgehoben als bei ihren Eltern?

Die Geschichte von Abischag von Schunem und dem alten König David hat für mich etwas Zärtliches, Liebevolles, aber in einer höchst zerbrechlichen Weise. Enthält sie in auch das Eingeständnis, wie sehr die Männer auf Frauen angewiesen sind?

Nach den Siegen und Heldentaten, nach dem Glück und Glanz seines Lebens erzählt die Bibel vom armseligen Ende seines größten Königs: von einem alten Mann, der keine Wärme mehr findet. Warum hat man nicht den Mantel des Schweigens, des Vergessens darüber gedeckt? Von

den Königen und Kaisern der alten Zeit, von den Präsidenten und Diktatoren unserer Tage werden solche Bilder nicht überliefert. Die Ägypter haben ihre großen Toten einbalsamiert und mumifiziert, damit sie ins Reich der Toten wie Lebende reisen konnten. Andere werden im

eigenen Mausoleum zur Schau gestellt wie Lenin oder Mao Tse-Tung. Warum wollte die Bibel den größten König Israels auch so darstellen, so hilflos, schwach und am Ende?

Der Psalm 103 trägt die Überschrift: Von David. Darin heißt es: Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nicht mehr da, und ihre Stelle kennt sie nicht mehr. Die Gnade des Herrn aber bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit mit denen, die ihn ehren.

Ein Mensch, das ist jeder Mensch: der König in seinem großen Palast wie der Bettler auf der Straße. Es gehört zum Glauben Israels, dass nur Einer wirklich mächtig, nur Einer ewig ist, nämlich Gott. Alles Menschliche, so groß es in der Welt auch sein mag, steht im Schatten des Todes, dem Hauch des Nichts ausgesetzt.

Alles kommt von Gott, an Gottes Segen ist alles gelegen. Am Ende unterliegt die Sünde, auch wenn wir dieses Ende jetzt nicht sehen. Dafür

sorgt Gott, indem er vergibt und versöhnt. Vor Gott geht alles zu Ende, Gottes Gnade aber bleibt in Ewigkeit. So spricht Israel. Aber gerade wegen dieses Glaubens kann Israel von der Hoheit Davids und zugleich von der Schwäche und Gebrechlichkeit Davids erzählen, ohne etwas beschönigen oder verschweigen zu müssen. Die Bibel erzählt von seiner Großmut und seinem Wankelmut, von seiner Gewalttätigkeit und seiner Zärtlichkeit, von seinem Glück und seinem Elend.

Dem König wird am Ende seines Lebens kalt wie dem ärmsten Bettler in seinem Reich. Schonungslos offen wird über König Davids Ende berichtet.

Das Bild Davids ist das Bild jedes Menschen vor Gott und vor dem Tod. Wir tragen in uns die Bilder von Jugend, Kraft, Schönheit, Reinheit, Wohlergehen, Harmonie, Gesundheit, Glück, Erfolg, Vollendung und ähnlichem. Welchen Sinn hat es, wenn alte Leute wieder wie Kinder werden, wenn sie die Kontrolle über sich selbst und den Verstand

verlieren? Welchen Sinn hat es, wenn Menschen, die uns nahe stehen, vorzeitig alt und hinfällig werden, vom Tode gezeichnet. Innerlich wehrt sich alles in uns dagegen. Wir wollen nicht frieren wie David.

Und doch: So ist es, so wird es sein. Und das alles können wir vor Gott aussprechen, wie David in den Psalmen, seinen Gedichten. Das alles lässt uns Menschen vor Gott sein. Menschen vor Gott und Menschen Gottes. David ist der Mensch in seinen Widersprüchen, voller Gottverlassenheit und zugleich voller Kraft Gottes.

Die junge Schönheit Abischag von Schunem nimmt David ganz in Anspruch. Kann er sie überhaupt noch wahrnehmen, ihre Anmut, ihren Duft, ihre Wärme? Oder ist er innerlich schon auf jener anderen Seite, wo das Licht der Ewigkeit leuchtet?

Jedenfalls muss er durch den Propheten Nathan und und die Königin Bathseba erst darauf hingewiesen werden, dass er seine Nachfolge nun endgültig regeln muss. Bathseba will natürlich eine Regelung zum Vorteil Salomos, ihres Sohnes. Sie pocht auf ein Versprechen, das keiner außer ihr gehört hat, das David ihr vielleicht im Liebesrausch gegeben hat.

Davids Sohn Adonia war Kronprinz. Aber David setzte Salomo, den Sohn Bathsebas, zum Mitregenten und König ein. Und alle Widersacher sollten politisch entmachtet oder ermordet werden. Da ist sie wieder, nun auf andere Weise: die Kälte des Königs.

Und Salomo, dessen Regierung man als weise und friedlich bezeichnen kann, beginnt seine Regentschaft, indem er die alten Rechnungen seines Vaters David begleicht. "Salomo", das heißt "Friedefürst": diesen Namen muss er sich erst noch verdienen.

Davids politisches Testament ist voller Groll. Hat ihn das Alter nicht weise gemacht? Altersweisheit scheint ohnehin zu den seltenen Gaben Gottes zu gehören. Konnte David, der einerseits voller Gottvertrauen war, es vielleicht andererseits Gott nicht verzeihen, dass sein größter Traum unerfüllt blieb: in Jerusalem den Tempel Gottes zu bauen? Wie Mose am Ende seines Lebens das Gelobte Land nur über die Bergkuppe hinweg erblicken darf, bleibt für David der heilige Tempel ein Traum!

„Als nun die Zeit herbeikam, dass David sterben sollte, gebot er seinem Sohn Salomo und sprach: Ich gehe hin den Weg aller Welt. So sei getrost und sei ein Mann und diene dem Herrn, deinem Gott, dass du wandelst in seinen Wegen und hältst seine Gesetze, Gebote, Rechte und Ordnungen, wie geschrieben steht im Gesetz des Mose, damit dir alles gelinge, was du tust und wohin du dich wendest.“

David weiß: Alles, was ich erreicht und geschaffen habe, alles, was ich nun in die Hände meines Sohnes übergeben muß, alles wird nur Bestand haben, solange Gott sein Ja-Wort dazu spricht. Und Salomo wird sein Erbe nur verteidigen können, wenn er weiß, woher es stammt und wer es segnen und beschützen muss - und wem er auch dann noch vertrauen darf, wenn es ihm genommen wird.

Was werden wir unseren Kindern mitgeben, was ihnen sagen, wenn es kalt wird um uns und in uns, wenn das Leben uns verlässt und der Tod nach uns greift? Es wird die Mutter der Tochter und der Vater dem Sohn zuletzt nichts anderes weitersagen und weitergeben können als das, was der König David am Ende seines prallen Lebens, seines sündigen und heiligen Lebens dem Salomo vererbt hat: "Sei getrost und sei ein Mensch und diene Gott."

Geben wir diesen Rat unsern Kindern? Sei immer voller Hoffnung! Werde ein wahrer Mensch! Bete nur den Herrn an!

Diese Haltung lehrte auch Jesus, den man ja auch Sohn Davids nennt. Als Satan in der Wüste Jesus versuchte, er solle den Hunger der Menschen mit Brot stillen, sagte Jesus: Wichtiger ist es, vom Wort Gottes sich zu ernähren. Als Satan Jesus versuchte, er solle vom Tempel sich herabstürzen, die Engel würden ihn schon auffangen, sagte Jesus, der Mensch soll Gott nicht versuchen. Und als der Satan zu Jesus sagt: Bete den Teufel an, und der Teufel macht die die Erde untertan. Da sagt Jesus: Du sollst allein den Herrn anbeten!

Jesus erfuhr auch die Kälte der Welt. Die kaltherzigen Menschen brachten ihn ans Kreuz. Jesus sagte: Meine Seele ist betrübt bis zum Tode! Jesus schwitzte Blutstropfen aus Todesangst! Jesus schrie am Kreuz: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!

Aber dieser Jesus will uns wärmen mit einem Wärmestrom der göttlichen Liebe! Er will uns dahin bringen, dass wir geborgen ruhen an der Brust Gottes.

 

Heiligstes Herz Jesu! Lass uns alle bei dir geborgen sein! Amen.

 

 

 

CHRISTLICHE FREIHEIT

 

1

 

Christen dürfen nichts. Die Kirche verbietet alles. Gott sagt immer nur: Du sollst nicht…! Vor allem sagt Gott: Du sollst nicht begehren! Gott ist ein Spielverderber, Gott ist eine Spaßbremse! Christen können das Leben nicht genießen! Christen wissen nicht, wie verdammt gut der Sex mit möglichst vielen ist! Christinnen sind nie hübsch gekleidet! Christen sind prüde! Christen sind langweilig, laufen immer mit einer Leiden-Christi-Miene herum! Ohne Gott sind wir frei, aber die Christen sind Sklaven Gottes.

 

2

 

Die Kommunisten riefen: Freiheit für die unterdrückten Arbeitermassen! Die Christdemokraten riefen: Freiheit und Gerechtigkeit!! Die französischen Revolutionäre riefen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Die deutsche Nationalhymne feiert: Einigkeit und Recht und Freiheit! Die Feministinnen rufen: Freiheit von Kindern, Küche und Kirche, Freiheit von der patriarchalischen Ehe! Die Esoteriker rufen: Freiheit von Gottes Geboten, sondern tu was du willst! Die Achtundsechziger Revolutionäre riefen: Freie Liebe! Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment!

 

3

 

Allgemein versteht die gottlose Welt unter Freiheit also, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Jeder Mensch ist sein eigener Gesetzgeber und definiert, was für ihn gut und böse ist. Jeder sucht sich seine Wahrheit. Das ist deine Wahrheit, nicht meine! Jeder sucht sich im Supermarkt der Religionen sein persönliches Wunschpaket Religion zusammen. Es darf keine absolute Wahrheit geben. Es darf keinen göttlichen Gesetzgeber geben. Es soll keinen Herrn geben. So wiederholt sich, was im Garten Eden passierte: Eva hörte auf den Teufel und pflückte die Feige vom Baum der Erkenntnis von gut und böse, das heißt, der Mensch will selber definieren, was gut und was böse ist. In einer deutschen Liebeskomödie gab es folgende Szene: Eine zwanzigjährige Frau wollte sich in der Kirche taufen lassen, um einen Christen heiraten zu können. Die Großmutter, eine Altachtundsechzigerin, wollte das unbedingt verhindern und sagte: Du kannst doch deine Seele nicht dem Teufel verkaufen! Du ahnst ja gar nicht, wie verdammt gut der Sex im Ehebruch ist! So wird Gut und Böse neu definiert.

 

4

 

In der Französischen Revolution verstand man unter Freiheit: Freiheit von Thron und Altar! Nicht der König und die Kirche sollten das Sagen haben, sondern das Volk. Nun haben wir die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Ist das Volk nun frei? Haben vielleicht die Marxisten doch recht, die von einer Diktatur des Kapitals sprechen? Oder gibt es eigentlich wahre Meinungsfreiheit oder vielleicht eine Mediendiktatur? Erlaubt ist, was politisch korrekt ist. Man sagt: Die Mehrheit entscheidet über die Wahrheit! Was, wenn die Mehrheit dafür stimmt, Gottes Gebote abzuschaffen? Es gibt das Sprichwort: Ich und Gott – das ist schon die Mehrheit! Freiheit von der Sklaverei, Emanzipation! Das sind schöne Worte, aber was ist mit dem Menschenhandel, mit den Sexsklavinnen, mit den Kindersoldaten, mit den Arbeitssklaven! Und sind die heutigen Kinder und Jugendlichen frei? Oder sind sie vielleicht schon Sklaven der Technik? Hat vielleicht die Technokratie die Macht übernommen und wir sind alle Sklaven von intelligenten Robotern?

 

5

 

Was sagen die Philosophen zur Freiheit? Immanuel Kant war ein großer Aufklärer. Von ihm stammt das Gebot: Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Er meinte, ein Mensch ist erst dann frei, wenn er nicht mehr Sklave seiner Triebe und Launen ist, sondern wenn er frei ist, gut und vernünftig zu handeln, wenn er frei ist, zum Wohl aller Menschen zu handeln. Sind wir schon so frei? Oder sind wir noch Sklaven unserer Triebe und Begierden? Sind wir Sklaven unserer Launen? Oder sind wir überhaupt Herr und Herrin im eigenen Haus? Der Philosoph Fichte meinte, das Ich ist absolut frei, alles andere ist nur das Nicht-Ich. Denkt nicht so die Welt? Mein Ich ist ein absoluter Monarch, und der Rest der Welt ist eben nur Nicht-Ich! Oder wie Napoleon dachte: Ich bin die Eins und die Andern sind die Nullen hinter mir! Ich bin mir selbst mein eigener Kaiser und Papst! Es geht um die Entscheidung: Bin ich Gott oder ist Gott Gott? Und Friedrich Nietzsche forderte die Freiheit von der jüdischen Sklavenmoral, von der christlichen Hundedemut! Er wollte die Gesetzestafeln vom Sinai zerbrechen und ein neues Gesetz aufstellen. Der arische Übermensch gibt sich sein eigenes Gesetz. Hat vielleicht Adolf Hitler diese Philosophie in die Tat umgesetzt? Wer ist Gott? Der König der Juden oder Adolf Hitler?

 

6

 

Ähnlich verhält es sich mit der juristischen Auffassung von Freiheit. Hier wird Freiheit als Freiraum verstanden, den jeder Mensch hat und in dem er so leben kann, wie er es für richtig hält. Da jedoch auch Andere diesen Freiraum haben, findet die eigene Freiheit ihre Grenze da, wo der Freiraum des Anderen beginnt. Es wird deutlich, dass Freiheit nicht – wie so oft angenommen und auch praktiziert – Beliebigkeit oder Egoismus bedeutet. Es geht eher darum, einer praktischen Vernunft zu entsprechen und die Würde und Freiheit anderer Menschen zu achten.

 

 

7

 

In der Welt denkt man: Das Christentum ist eine Religion der Gesetze, der Verbote. Alles was Spaß macht, ist entweder verboten oder macht dick. Man denk, das Christentum ist gegen Lebensfreude, gegen Lebenslust und Genuss am Leben. Und sind wir solche Christen? Haben wir immer eine Moral für jeden parat: Dies sollst du nicht, das sollst du nicht? Verneinen wir das Leben? Oder können wir uns freuen? Haben wir den Geist der Freiheit? Hat uns die Wahrheit frei gemacht? Haben wir Barmherzigkeit erfahren und sind wir selbst barmherzig? Ist für uns das Christentum eine Religion der Befreiung, der Freiheit?t

 

 

8

 

Das wichtigste Ereignis im Alten Testament ist die Befreiung der Kinder Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Gott befreit sein Volk. Gott ist ein befreiender Gott, ein Gott der Freiheit! Gott selbst ist ja absolut frei. Gott ist selbst Freiheit! Und seine Kinder sollen Anteil haben an Gottes Freiheit! Aber dazu müssen wir uns binden an Gott, um Gottes Freiheit zu erreichen. Es gibt nämlich keine Freiheit ohne Bindung. Die Welt verwechselt Freiheit mit Bindungslosigkeit. Aber entweder bist du Sklave in Ägypten, das heißt, Sklave deines Egoismus, Sklave der Sünde, Sklave des Zeitgeistes, Sklave des Teufels, Sklave des ewigen Todes, oder du bindest dich an Gott und hast Anteil an Gottes Freiheit, dann wirst du frei vom Ego, frei von der Sünde, frei vom Teufel, frei vom Tod, dann bist du von Gott in die Freiheit geführt, um den Gott der Freiheit anzubeten, um einzutreten in Gottes Freiheit. Dann bist du frei, zu lieben, frei für das Gute, frei für die Wahrheit, frei für den Geist Gottes, frei für den Himmel und das ewige Leben.

 

 

9

 

Im Neuen Testament heißt es: Die Wahrheit wird euch frei machen. Wo der Geist weht, da ist Freiheit. Ihr seid berufen zur herrlichen Freiheit Gottes. Drei Kräfte versklaven den Menschen: Das Fleisch (also der nur-menschliche Egoismus), die Sünde (deren Strafe der Tod ist) und der Teufel, der uns mit sich in die Hölle reißen möchte. Von Fleisch und Sünde und Teufel hat uns Christus am Kreuz befreit. Er hat selbst das Fleisch des Menschen angezogen, er hat alle Sünden auf sich genommen und den Tod und die Hölle erlitten, für uns, an unsrer Stelle, stellvertretend. Dann ist er auferstanden als Sieger über Fleisch und Sünde und Welt und Tod und Teufel. Wir müssen uns an seinen Rockzipfel klammern, dann zieht er uns in das Himmelreich, in das Reich der Freiheit Gottes.

 

 

10

 

Zwei Beispiele, was Freiheit der Kinder Gottes bedeuten kann: Dietrich Bonhoeffer war unter den Nazis im Gefängnis. Aber er versklavte sich nicht dem teuflischen Tyrannen Hitler. Auch als er mit dem Tode bedroht wurde, hielt er an der Liebe zu Gott fest. Er wusste, der Tod ist für ihn nur der Beginn eines neuen schöneren Lebens. Und der polnische katholische Priester Maximilian Kolbe war im KZ Auschwitz. Ein jüdischer Familienvater hatte versucht zu fliehen, war gefangen worden und zum Hungertod verurteilt worden. Maximilian Kolbe bot sich an: Wenn ihr den Familienvater leben lasst, bin ich bereit für ihn in den Tod zu gehen. Und Maximilian Kolbe wurde totgespritzt. Der jüdische Familienvater überlebte das KZ und war später in Rom bei der Heiligsprechung Maximilian Kolbes anwesend.

 

 

 

JESUSBRIEFE

 

 

ERSTER BRIEF

 

Geliebte!

Du bist all meine Sehnsucht, all meine Liebe, all mein Begehren, all mein Schmerz! Ich sehne mich jeden Tag und jede Nacht nach dir! Wenn ich auch in der Glückseligkeit Gottes lebe, so blutet doch heute und bis ans Ende der Welt mein Herz vor Liebe! Ich werde leiden, bis wir ganz eins sind! Denke nicht, Geliebte, wenn ich dich liebe, dass ich eifersüchtig auf deinen Ehemann wäre. Nein, meine Liebe gönnt dir den Besten aller Ehemänner. Meine Liebe ist nicht von dieser Welt! Aber ich will dein Ein-und-Alles sein, dein Geliebter, Bräutigam deiner Seele, dein bester Freund, dein Bruder, dein Vater und deine Mutter, dein Kind, dein Löwe, dein Lamm, deine Taube, dein Adler, dein Phönix, deine Erde in der Zeit und dein Himmel in der Ewigkeit! Ja, ich will von dir geliebt sein! Aber ich habe dich zuerst geliebt! Und deine Liebe zu mir steht in keinem Verhältnis zu meiner Liebe zu dir! Nimm meine Liebe an und tröste mich, denn ich bin traurig, weil die meisten Menschen kalt und gleichgültig sind. Ich habe immer Zeit für dich. Ich schlafe und schlummere nicht. Und wenn du nachts nicht schlafen kannst, bin ich bei dir. Ich habe immer Zeit für dich und habe Ewigkeiten um Ewigkeiten erfüllte Zeit für dich! Fühlst du, wie mein Herz zu dir will? Komm mir bitte oft und lange entgegen. Ich habe dir noch viel zu schreiben. Dich grüßt meine Mutter Maria, deine Mutter.

 

In Liebe,

Dein Jesus

 

 

ZWEITER BRIEF

 

Meine Geliebte!

Hat dich dein Vater genug geliebt? Hat dich deine Mutter genug geliebt? Weißt du nicht, dass du nicht das Produkt deiner Eltern bist, sondern mein geliebtes Geschöpf? Nimm dir einmal eine ruhige Stunde und versetze dich geistig in den Moment, da du im Schoß deiner Mutter empfangen worden bist. Wisse, in dem Augenblick, da Samenzelle und Ei sich verschmolzen, ward dein Leib geschaffen. Das empfangsbereite Ei nimmt nicht jede Samenzelle, nicht einmal die schnellste, sondern die in Liebe erwählte. So habe ich deine Eltern zu Mitschöpfern deines Leibes gemacht. Und in dem Augenblick, da ich deinen Leib schuf, kleiner als eine Weintraube, da schuf ich auch deine Seele. Ich schuf deine Seele aus dem Nichts. Ich habe schon vor aller Zeit, vor Raum und Zeit, in der Ewigkeit gewusst, dass ich dich schaffen wollte und dass ich dich als Christin wollte. Und was denkst du, wie deine Seele in deinen Leib gekommen ist? Ich habe deine Seele mit einem Kuss in deinen Leib gehaucht. Dein Ursprung ist ein Kuss Gottes! Bleibe einen Augenblick bei diesem Gedanken. Denn was ich einmal getan habe, das tu ich für immer. Du lebst, weil ich dich ins Leben geküsst habe mit einem immerwährenden Küssen, und unsere gemeinsame Ewigkeit wird ein ewiges Küssen sein! So küss ich dich jetzt mit dem Kuss meiner Liebe! Und wenn du abscheidest aus dieser Welt, dann pflücke ich deine Seele mit einem Kuss von deinem Munde! Und wenn du fühlen möchtest, wie sehr ich dich jeden Augenblick liebe, dann lege den Zeigefinger deiner rechten Hand auf den Puls deines linken Handgelenks und fühle den Pulsschlag, und dann wisse, dass ich dir mit jedem Pulsschlag sage: Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich! Du bist geschaffen, weil ich dich ins Leben liebte, und du lebst, weil meine Liebe dir jeden Moment das Leben gibt, und du wirst in Ewigkeit mit mir vereinigt sein und glückselig leben, weil ich dich ewig liebe!

 

Dein Jesus

 

 

DRITTER BRIEF

 

Meine allergeliebteste, meine einzig geliebte Freundin!

Heute möchte ich dir über deine Seele schreiben. Stelle dir deine Seele wie einen Trichter vor, in immer engeren Kreisen kommst du in immer tiefere Tiefen deiner Seele, aber glaube nicht, dass du je auf den festen Grund deiner Seele kommst, sondern wie der Trichter ist deine Seele im tiefsten Grund offen und mündet in Gott. Gott ist ein Geheimnis, und deine Seele ist auch ein Geheimnis. Kennst du dich selber? Weißt du, wer du bist? Du bist nicht das, was die andern Menschen von dir denken! Aber du bist auch nicht das, was du von dir selber denkst! Du kennst dich nicht, aber ich, ich kenne dich! Ich bin dir näher als deine Halsschlagader! Ich bin dir inniger als du selbst! Ich habe deine Seele gehaucht und in dem Hauch habe ich mich in deine Seele ergossen. Ich bin der Lebensfunke deiner Seele! Ich bin in dir, ich bewohne dich tiefer, als du dich selbst bewohnst. Ich lebe in dir auf einzigartige Weise, so, wie in keinem anderen Menschen. Ich schaffe keine Massen, ich schaffe Persönlichkeiten. Ich lebe in dir auf eine Art, wie ich nur in dir lebe! In deiner Seele, die mein Abbild ist, lebt ein einzigartiges Gottesbild, das nur in dir lebt! Du kannst mich sehen, wie kein anderer Mensch mich sieht! Ich sehe dich in der Ewigkeit als eine vollkommene Heilige, aber mit ganz persönlicher Eigenart! Die Heiligen im Himmel sind keine Massen, sondern Gemeinschaften aus einzigartigen Persönlichkeiten! Ich lebe in dir, du lebst in mir, in mir lebst du und bewegst du dich und bist du, wir sind eins! Ich bin in deinem Atem, ich bin in dem Licht deiner Augen, ich bin in deinem Lebensblut, ich bin du auf eine Art, wie ich kein anderer Mensch bin. Werde, die du bist: Werde mein einzigartiges Ebenbild, werde ein zweiter Christus! Ich bin du geworden, damit du ich wirst! Und darum bringe dein innerstes Gottesbild zur Entfaltung, das ist die wahre Selbstverwirklichung! Dazu helfe ich dir, dass du wirst, was du in meinen liebestrunknen Augen schon bist! Komm zu mir! Lass dich umarmen! Komm in das geheimnisvolle Brautgemach im Tiefsten deiner Seele, wo ich dich erwarte, um mich in ewiger Liebe mit dir zu vereinigen!

 

Komm! Ich warte voller Sehnsucht auf dich!

 

Dein ganz persönlicher Jesus.

 

 

VIERTER BRIEF

 

Meine Schöne!

Heute schreibe ich dir vom Himmel. Du bist fürs Glück geschaffen, und zwar fürs ewige Glück! Wenn du auf Erden schwer zu tragen hast an deinem täglichen Kreuz, so erhebe deine Augen oft zum Himmel, das wird dir Kraft geben. Wenn sich im Augenblick des Todes deine unsterbliche Seele vom sterblichen Leib löst, schwebt deine Seele aus der Zeit in die Ewigkeit. Deine Seele kommt zur Himmelspforte. Hat deine Seele noch Flecken an sich, wird sie von mir in der Glut der Sehnsucht gereinigt. Du stehst vor mir. Ich bin dein Richter. Du wirst gerichtet nach dem Maß der Liebe, die du gelebt hast, und du wirst gerichtet von mir, der ich die barmherzige Liebe bin. Stirbst du in der Freundschaft mit mir, werde ich dich aufnehmen in den Himmel Gottes. Am Jüngsten Tag werde ich dir einen verklärten Geistleib geben. Deine unsterbliche Seele vereinigt sich mit dem verklärten Lichtleib. Du wirst schnell sein wie ein Blitz, strahlen wie die Sonne, leicht sein wie eine Wolke. Du wirst deine erlösten Familienmitglieder und Freunde wiedersehen. Du wirst Maria und Magdalena und Johannes und Petrus und Paulus sehen. Du wirst meine göttliche Schönheit sehen und mich anbeten. Du wirst deinen Gott genießen in ewiger Lust und Wonne! Aber du wirst meiner Liebe nie überdrüssig, sondern du wirst dich immer wieder nach mir sehnen, schmachtend und seufzend vor Sehnsucht! Aber du wirst nicht unglücklich werden mit dieser Sehnsucht, sondern ich werde deine Sehnsucht stillen und dich beglücken! So wirst du eins mit mir in einer ewigen Liebesvereinigung! So werde ich dich vergöttlichen! Du wirst göttlich in Gott sein! Ich der Gott-Mensch! Du die Menschen-Göttin! Wir eins! Du wirst zu Gott in Gott und lebst ewig die Glückseligkeit Gottes!

 

Ganz der Deine:

Jesus Christus

 

 

 

 

JESUS IM KORAN

 

1

 

Jesus nach dem Koran ein Prophet und ein Gesandter Gottes. Die 2. Sure legt den Moslems ein Bekenntnis in den Mund, das folgendermaßen lautet: "Sagt: Wir glauben an Gott und an das, was als Offenbarung zu uns und was zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen Israels herabgesandt worden ist und was Mose und Jesus und die Propheten von ihrem Herrn erhalten haben, ohne daß wir bei einem von ihnen den anderen gegenüber einen Unterschied machen." (Sure 2, 136)

 

Was ist der Unterschied zwischen Jesus und den Propheten. Gott sprach „durch“ die Propheten, aber „im Sohn“. Die Propheten verkünden den Messias, Jesus ist der Messias. Die Propheten verkünden die Botschaft, Jesus selbst ist die Botschaft. Jesus verkündet nicht eine Lehre, er selbst ist die Botschaft. Wir glauben nicht an Lehren, sondern an die Person Jesu.

 

Ist Jesus für euch ein Prophet? Oder ein Lehrer? Ein Religionsstifter? Oder was ist er mehr?

 

2

 

In der dritten und neunzehnten Sure wird ausführlich über die Geburt Jesu berichtet. Das Kind Jesus spricht bereits in der Wiege: "Ich bin der Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu seinem Propheten gemacht. Und er hat mir das Gebet und die Almosen zu geben befohlen, solange ich lebe." (Sure 19, 30)

Zu einem richtigen Propheten im islamischen Sinne gehört, daß ihm von Gott ein Buch geoffenbart wird. Nach islamischer Auffassung bekam Jesus das Buch des Evangeliums so wie Mose die Thora, das Gesetz, und wie schließlich und endgültig Mohammed den Koran erhielt.

 

Die Muslime glauben an den Koran als das Wort Gottes. Wir Christen glauben nicht an die Bibel, sondern an Jesus. Er ist das Wort Gottes. Die Bibel erzählt uns von der Person Jesu. Das Christentum ist keine Buchreligion, sondern eine Liebesgeschichte zwischen Jesus und unsern Seelen. Der Koran ist angeblich von Gott diktiert worden und Mohammed ist nur sein Sekretär, der aufgeschrieben hat. Die Bibel ist nicht von Gott diktiert, sondern vom Heiligen Geist inspiriert, von unterschiedlichen Menschen aufgeschrieben. Jeder Schriftsteller der Bibel hat seine eigene Persönlichkeit, Frömmigkeit und Sprachstil eingebracht. Wie Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, so ist die Bibel Gottes Wort und Wort der Menschen.

 

Ist die Bibel für euch Gottes Wort? Ist es von Gott diktiert? Oder ist es Wort von Menschen? Gibt es für euch Bücher, die der Bibel vergleichbar sind? Lest ihr gerne in der Bibel? Täglich?

 

3

 

"Und damals als Jesus, der Sohn der Maria, sagte: Ihr Kinder Israel! Ich bin von Gott zu euch gesandt..." (Sure 61, 6)

 

"Und er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren. Und als Gesandter Gottes an die Kinder Israel..." (Sure 3, 48)

 

Nach islamischer Auffassung ist Jesus ein Prophet, der nur zu den Israeliten gesandt war, wie Mohammed zu den Arabern gesandt war. Wir Christen glauben, dass in Jesus Gott einen Liebesbund mit der ganzen Menschheit geschossen hat. Jesus ist der König aller Völker. Jesus ist der König von Israel, der König von Arabien, der König von Deutschland.

 

Ist für euch Jesus der Gott aller Völker? Ist er die einzige Wahrheit? Gibt es andere Wege zu Gott? Was denkt ihr über andere Religionen, sind sie auch ein Weg zu Gott?

 

4

 

Moslems leiten das arabische Wort "Masih" (Messias) von dem Wort "saha" ab. So ist Jesus betitelt als der "Führer der Reisenden". Also die ganze heilsgeschichtliche Bedeutung, die dem Titel Messias in der Bibel eigen ist, wird vom Koran nicht übernommen.

 

In der Bibel heißt hebräisch Messias oder griechisch Christus der Gesalbte, das heißt, der vom Heiligen Geist gesalbte König und Prophet und Hohepriester, das ist der Menschheitserlöser Jesus.

 

Was heißt für euch Messias oder Christus? Was heißt es für euch, dass Jesus Retter genannt wird? Wovor rettet er denn? Was bedeutet euch das Wort Erlöser? Was heißt Erlösung?

 

 

5

 

Es werden von Jesus Dinge gesagt, die bei keinem Propheten - nicht einmal bei Mohammed - eine Parallele haben.

 

In Sure 19, 16-34 heißt es dann folgendermaßen:

 

"Und gedenke in der Schrift der Maria! Damals, als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog, da nahm sie sich einen Vorhang, um sich vor ihnen zu verbergen. Und wir sandten unseren Geist zu ihr. Der stellte sich ihr dar als ein wohlgestalteter Mensch. Sie sagte: Ich suche beim Erbarmer Zuflucht vor dir. Weiche von mir, wenn du gottesfürchtig bist! Er sagte: Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin doch der Gesandte deines Herrn. Ich bin von ihm zu dir geschickt, um dir einen reinen Knaben zu schenken. Sie sagte: Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin? Er sagte: So ist es, wie dir verkündet wurde. Dein Herr sagt: Es fällt mir leicht, dies zu bewerkstelligen. Und wir schenken ihn dir, damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen und weil wir den Menschen Barmherzigkeit erweisen wollen. Es ist eine beschlossene Sache. Da war sie nun schwanger mit ihm, dem Jesusknaben. Und sie zog sich mit ihm an einen fernen Ort zurück. Und die Wehen veranlaßten sie, zum Stamm der Palme zu gehen. Sie sagte: Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten! Da rief er ihr von unten her zu: Sei nicht traurig! Dein Herr hat unter dir ein Rinnsal voll Wasser gemacht. Und schüttle den Stamm der Palme, indem du ihn an dich ziehst! Dann läßt sie saftige, frische Datteln auf dich herunterfallen. Und iß und trink und sei frohen Mutes! Und wenn du irgend einen von den Menschen siehst, dann sag: Ich habe dem Barmherzigen ein Fasten gelobt. Darum werde ich heute mit keinem menschlichen Wesen sprechen. Dann kam sie mit ihm zu ihren Leuten, indem sie ihn auf dem Arm trug. Sie sagten: Maria! Da hast du etwas Unerhörtes begangen. Schwester Aarons! Dein Vater war doch kein schlechter Kerl und deine Mutter keine Hure. Da wies sie auf ihn. Sie sagten: Wie sollen wir mit einem sprechen, der als kleiner Knabe noch in der Wiege liegt? Er, der Jesusknabe, sagte: Ich bin der Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und er hat gemacht, daß mir, wo immer ich bin, die Gabe des Segens verliehen ist und mir das Gebet zu verrichten und Almosen zu geben befohlen, solange ich lebe, und daß ich gegen meine Mutter pietätvoll sein soll. Und er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Heil sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich wieder zum Leben auferweckt werde!"

 

Im Christentum ist der Engel Gabriel nur der Bote, der der Jungfrau Maria ankündigt, der Sohn Gottes wolle von ihr geboren werden. Der Heilige Geist kommt über Maria und schafft den Menschen Jesus, der von Anfang der Zeugung an wahrer Mensch und wahrer Gott ist, darum heißt die Mutter Jesu auch Gottesgebärerin. Die Muslime verwechseln den Engel Gabriel mit dem Heiligen Geist. Sie glauben, dass Maria als Jungfrau geboren hat, dass sie die Mutter des Menschen Jesus ist, aber nicht, dass sie Gottesgebärerin ist, denn sie glauben nicht an die Gottheit Jesu. Aber dies ist das christliche Glaubensbekenntnis in Kurzform: Jesus ist Gott!

 

Glaubt ihr, dass Maria Jesus jungfräulich geboren hat? Hat sie einen bloßen Menschen geboren? Ist das Baby im Bauch Mariens Gott? Was denkt ihr über das Jesuskind? Warum ist Gott Mensch geworfden?

 

6

 

Sure 2, 253: "Und Jesus, dem Sohn der Maria, haben wir die klaren Beweise gegeben und ihn mit dem heiligen Geist gestärkt."

 

In Sure 5, 110 redet Gott Jesus an: "Und damals als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis schließlich wirkliche Vögel waren, und als du mit meiner Erlaubnis Blinde und Aussätzige heiltest, und als du mit meiner Erlaubnis Tote aus dem Grab wieder herauskommen ließest."

 

Von Jesus werden Wunder berichtet, die Mohammed teils aus frühchristlichen Legenden und teils aus dem Evangelium kannt. Von Mohammed wird kein Wunder berichtet. Mohammed wurde aufgefordert, seine Botschaft durch ein Wunder zu beglaubigen, aber er lehnte ab und sagte nur: Der Koran ist das Wunder. Jesus aber hat Gelähmte geheilt, Blinde sehend gemacht, Taube hörend, Stumme redend, Aussätzige gesund, er hat Wasser in Wein verwandelt, er hat Brote vermehrt, er ist auf dem Wasser gegangen, er hat dem Sturm Windstille geboten, er hat Tote auferweckt.

 

Glaubt ihr an die Wunder Jesu? Glaubt ihr, dass Gott Wunder tun kann? Glaubt ihr, dass Gott auch heute noch Wunder tut?

 

7

 

In Sure 4, in der die Kreuzigung Jesu bestritten wird, werden die Juden beschuldigt, sie hätten den Bund Gottes gebrochen, Gottes Gebote nicht gehalten und die Propheten getötet. Anklagend heißt es dann weiter: "Und weil sie ungläubig waren und gegen Maria eine gewaltige Verleumdung vorbrachten, und weil sie sagten: Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Gottes, getötet. - Aber sie haben ihn in Wirklichkeit nicht getötet und auch nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen ein anderer, ähnlich, so daß sie ihn mit Jesus verwechselten und töteten. Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet. Nein, Gott hat ihn zu sich in den Himmel erhoben. Gott ist mächtig und weise." (Sure 4, 156-158)

 

Für uns Christen ist die Kreuzigung Jesu kein Zeichen der Schwäche Gottes, sondern der Liebe Gottes. Die Strafe der Sünde ist der Tod. Jesus hat alle unsere Sünden und unsern Tod auf sich genommen und hinweg getragen. Stellvertretend für uns ist er gestorben, so dass wir ewig leben können. Jesus sagt: Geliebte Seele, meine Braut, ich bin den Liebestod für dich gestorben, so dass du leben kannst, ich bin für dich in die Hölle hinabgestiegen, damit du im Himmel ewig leben kannst in paradiesischen Freuden. So sehr liebe ich dich!

 

Ist die Kreuzigung Jesu eine Niederlage, ein Scheitern Jesu? Warum hat ihn der Allmächtige nicht davor bewahrt? Warum ließ Jesus sich kreuzigen? Was bedeutet für euch persönlich die Kreuzigung Jesu? Seht ihr in Jesus am Kreuz die Liebe Gottes?

 

 

8

 

Sure 9, 30: "Die Juden sagen: Esra ist der Sohn Gottes. Und die Christen sagen: Christus ist der Sohn Gottes. So etwas wagen sie offen auszusprechen. Sie tun es mit dieser ihrer Aussage denen gleich, die früher ungläubig waren. Diese gottverfluchten Leute!"

 

Der Moslem empfindet die Rede von einem Sohn Gottes als Gotteslästerung. Warum, ist leicht zu verstehen.

Sure 6, 101: "Er ist der Schöpfer von Himmel und Erde. Wie soll er zu Kindern kommen, wo er doch keine Gefährtin hatte, die sie ihm hätte zur Welt bringen können."

 

Wie zeugt ein Mann einen Sohn? Der Mann vereinigt sich mit seiner Frau, Penis und Scheide vereinigen sich, männliche Samenzelle und weibliches Ei vereinigen sich, und so entsteht das Kind. Anders bei Gott. Die Philosophen haben erkannt, dass es einen Gott und Schöpfer gibt. Jesus ist vom Himmel gekommen und hat gesagt: Es ist Ein Gott, der in sich dreipersonal ist, Vater und Sohn und Heiliger Geist. Der Vater ist der Ursprung von allem, er bringt in Ewigkeit und immerdar in sich das Wort hervor. Der Vater gibt sich ganz in dieses Wort, und dieses Wort gibt sich ganz in den Vater, und diese wechselseitige Hingabe und Liebe ist der Geist, und so ist Gott in sich kein einsamer Gott, sondern eine Gemeinschaft der Liebe. Nur so kann Gott in sich Liebe sein. Das Ich des Vaters liebt das Du des Sohnes, und beide sind vereinigt im Wir des Heiligen Geistes. Der Liebende liebt den Geliebten, der Geliebte liebt den Liebenden, und ihr Einssein ist die Liebe.

 

Was heißt für euch, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Wie kann Gott Vater sein ohne Frau an seiner Seite? Glaubt ihr an einen Gott oder an drei Götter? Was bedeutet für euch, dass Gott dreifaltig ist? Ist Gott einsam?

 

 

 

VOM HIMMEL

 

 

1

 

Wir sind alle, alle Menschen, von Gott für das Glück erschaffen, für das ewige Glück. Aber warum sind wir auf der Erde? Hier gibt es Kopfschmerz, Berufsstress, körperliche und psychische Krankheiten, Krieg und Terror. Wir sind auf der Erde, um Gott zu erkennen, Gott zu lieben, Gott zu dienen und einst in der Ewigkeit mit Gott im Himmel zusammen zu sein. Die Erde ist kein Schlaraffenland. Die Welt ist kein Ponyhof. Hier auf der Erde gibt es den Kampf zwischen Gut und Böse. Hier auf Erden ist die Zeit der Entscheidung: Für Gott oder gegen Gott, und diese Entscheidung bestimmt unser Schicksal in der Ewigkeit. In den Himmel will ich kommen, fest hab ichs mir vorgenommen, für den Himmel ist mir nichts zuviel, mag es kosten was es will.

 

ICH BIN FÜR DAS EWIGE GLÜCK GESCHAFFEN!

 

2

 

Was ist der Tod? Der Tod ist die Trennung von Leib und Seele. Wir müssen alle sterben, die Jungen und die Alten, die Gesunden und die Kranken, die Reichen und die Armen. Wann wir sterben, das weiß nur Gott. Es kann noch heute sein! Bin ich bereit, noch heute vor meinen Schöpfer zu treten? Der Tod ist also die Trennung von Leib und Seele. Aber was ist eigentlich die Seele? Sokrates sagte, die Seele ist das Lebensprinzip des Leibes. Die Seele macht, dass wir im Leib ein lebendiger Mensch sind. Sokrates sagt auch, dass diese geistige Seele unsterblich ist. Sie ist im Augenblick unserer Empfängnis von Gott geschaffen worden. Es gibt keine vorherigen Leben. Platon dachte sich, die Seele wäre vor der Empfängnis im Himmel gewesen und habe Gott geschaut. Das ist nicht christlich. Die Asiatischen Religionen glauben, die Seele war schon vor diesem Leben oftmals auf Erden verkörpert, als Blume oder Tier oder Mensch. Das ist auch nicht christlich. Die Atheisten glauben, es gäbe nur den sichtbaren Körper, keine unsichtbare Seele. Aber die Bibel und die Philosophie sagen: Der Körper wird von der unsichtbaren Seele belebt. Die Seele wird von Gott im Augenblick der Empfängnis geschaffen. Im Tod trennt sich die Seele vom Leib. Der Leib bleibt auf der Erde als toter Leichnam und zerfällt zu Staub oder Asche. Die Seele ist unsterblich. Sie tritt vor Gott, ihren Schöpfer. Aber was ist eine Seele ohne Leib? Augustinus sagt, die Seele ist dreifaltig, sie ist Wille und Vernunft und Gedächtnis. Also unser Wille, unsere Vernunft und unser Gedächtnis sind unsterblich. Papst Johannes Paul II. nannte die Seele: Das Ich oder das Bewusstsein des Menschen. Unser Ich ist also unsterblich.

 

MEIN ICH IST UNSTERBLICH!

 

3

 

Wird die Seele, wenn sie den Leib verlassen hat, schlafen bis zum Jüngsten Tag, der Auferstehung der Toten? Das ist nämlich die Lehre der Pietisten. Die katholische Lehre ist, dass die unsterbliche Geistseele des Menschen im Augenblick des Todes vor Christus ihren Richter tritt und von Ihm ihr Urteil empfängt. Wenn die Seele gerettet ist, ist sie lebendig. Am Jüngsten Tag, wenn Jesus in Herrlichkeit wiederkommt und das Weltgericht stattfindet, werden die Leiber auferstehen. Bis zum Jüngsten Tag ist also die Seele ohne Körper. In der Auferstehung bekommt die Seele ihren Körper wieder, aber einen unsterblichen, geistigen Lichtkörper. Wir werden als die zu erkennen sein, die wir auf Erden waren, aber von Gott verschönert. Nichts Krankes mehr am Körper, nichts Hässliches mehr.

 

MEIN KÖRPER WIRD AUFERSTEHEN UND WUNDERSCHÖN SEIN!

 

 

4

 

Es ist heute im Westen beliebt geworden, davon zu reden, dass wir nach diesem Leben noch einmal auf Erden leben, vielleicht als Gladiole oder als Hund. Viele sagen, sie wüssten, sie seien im vorigen Leben eine ägyptische Prinzessin oder aztekische Putzfrau gewesen. Die Idee der Wiedergeburt stammt aus dem Hinduismus und Buddhismus. Dort ist die Wiedergeburt aber ein Fluch. Zur Strafe unsrer Sünden werden wir wiedergeboren, keiner freut sich im Osten darüber, sondern ihre Sehnsucht ist, von der Wiedergeburt erlöst zu werden. Anders im westlichen New Age, da will man ewig so fort leben auf Erden. Nun ist aber die menschliche Geistseele höher entwickelt als die Seele einer Pflanze oder eines Tieres. So ist es unsinnig, zu glauben, die vernünftige Geistseele des Menschen würde zu der Seele eines Regenwurms. Auch ist die Seele eines alten Menschen gereift und wird nicht wieder zur Seele eines Kindes. Auch gehören im Christentum Leib und Seele unbedingt beide zum Menschen. Der Mensch ist nicht nur Seele, die verschiedene Körper wie Kleider wechselt, sondern unsere Seele formt unseren Leib. Der Mensch hat nicht nur einen Leib, sondern ist ein beseelter Leib. Darum ist nicht nur die Seele unsterblich, sondern auch der Leib wird auferstehen und wird verklärt. So sagt Paulus: Wir leben nur einmal, und dann kommt das Gericht. Esoteriker reden gerne davon, dass Jesus die Wiedergeburt gelehrt habe, aber die Kirche habe diese Texte bei der Zusammenstellung der Bibel unterdrückt. Es gibt aber viele sehr alte Textfunde für die Evangelien der Bibel, aber es gibt nicht ein einziges Textfragment, wo Jesus von der Wiedergeburt sprechen würde.

 

ICH MUSS NICHT ZURÜCK INS TAL DER TRÄNEN, SONDERN KOMME MIT LEIB UND SEELE INS PARADIES!

 

5

 

Ein Mann war klinisch tot. Nach acht Stunden kam er ins Leben zurück. Er berichtete: Meine Seele verließ den Körper, ich sah den Körper unter mir im Krankenbett liegen. Ich hörte, was die Ärzte sagten. Ich wusste, was meine Verwandten dachten und was sie fühlten. Meine Seele nahm noch Abschied von ihnen. Dann wurde meine Seele in einen dunklen Weltraum gesogen. Ich sah nichts, aber ich hörte eine sanfte Stimme, und ich wusste, dass das Jesus war. Und Jesus zeigte mir mein ganzes Leben. Ich sah, dass ich meiner Mutter als Kind Geld geklaut hatte. Und noch viel mehr, alle Sünden, die ich noch nicht bekannt hatte. Da ward ich traurig und bereute meine Sünden. Es waren vielleicht nur ein paar Minuten der Reue, aber sie kamen mir wie Jahre vor. Dann schwebte meine Seele aufwärts. Neben mir schwebten noch andere Seelen aufwärts. Mit diesen anderen Seelen konnte ich meine Gedanken austauschen, ohne zu reden. Wir alle waren sehr wissend. Wir schwebten auf einen Lichtpunkt in der Höhe zu. Dann wurden wir von dem Licht aufgenommen. Da war ich im Himmel. Es war dort absolut still und zugleich ertönte die schönste Musik, wie es sie auf Erden nicht gibt. Es war dort alles weißes Licht, aber zugleich war alles bunt, von den schönsten kräftigsten Farben. Ich habe nicht den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist gesehen, aber ich wusste, dass ich in der Gegenwart Gottes war, und dass Gott die Liebe ist. Ich war so überaus glücklich. Aber dann sagte eine Stimme zu mir, ich müsse auf Erden noch weiter leben, das war ein großes Unglück für mich, ich kam zurück in meinen viel zu engen Körper, es war sehr schmerzhaft, und so leb ich weiter auf Erden. Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod. Ich sehne mich nach dem Himmel.

 

ICH WERDE IN DER GEGENWART DES GOTTES LEBEN, DER LIEBE IST!

 

6

 

Wir sitzen im Theater. Noch hat das Stück nicht begonnen. Die Vorhänge hängen vor der Bühne. Plötzlich werden die Vorhänge zur Seite gezogen und das Licht geht an. So ist der Tod. Der Vorhang wird zur Seite gezogen und wir sehen Christus. Das wird unser persönliches Gericht sein. Wir sehen in Christus wie in einem Spiegel den Zustand unserer Seele. Eine Seele, die voller Hass gegen Gott war, wird sich sagen: Ich muss in die Gottesferne, in die ewige Verdammnis. Eine Seele, die voller Liebe zu Gott war, erkennt: Ich darf jetzt in das Himmelsparadies. Die katholische Kirche sagt: Es kann auch sein, dass die Seele erkennt: Ich habe Gott geliebt, aber ich bin nicht rein genug, um unmittelbar in die Gegenwart des heiligen Gottes zu können. Ich muss noch eine Phase der Reinigung durchleben. Ich bin gerettet, und ich werde in den Himmel kommen, aber vorher muss ich noch in einer bestimmten Phase geläutert werden. Diese Lehre vom Reinigungszustand wird von den Protestanten nicht anerkannt. Katholiken wie Protestanten berufen sich bei ihrer Auffassung auf die Bibel. Der Mystiker Johannes vom Kreuz sagt: Wir werden gerichtet nach dem Maß der Liebe, und unser Richter ist Jesus, der die barmherzige Liebe ist.

 

ICH WERDE GERICHTET VON DER BARMHERZIGEN LIEBE!

 

7

 

Mohammed beschreibt das Paradies so: Der Moslem kommt in den Garten Eden, da fließen Quellen, da stehen Zitronen- und Bananenbäume und Palmen, da isst der Moslem Geflügelfleisch und trinkt Wein, der keinen Kopfschmerz verursacht, Knaben reichen ihm den Weinbecher, in dem Zelt liegen auf grünen Sofas zweiundsiebzig Huris, Jungfraun mit großen Augen, noch von keinem Mann oder Engel berührt, die nach jedem Liebesakt wieder jungfräulich sind. Aber Gott ist so fern von den Menschen, dass er auch im Paradies nicht gegenwärtig ist. Der christliche Glaube aber lehrt, dass der Himmel oder das Paradies die Gegenwart Gottes ist, ja, die Vereinigung des Menschen mit Gott. Buddha lehrt, dass der Zustand der Erlösung oder der Erleuchtung das Nirwana ist, das absolute Einswerden mit dem absoluten Nichts. Wie eine Kerzenflamme im Wachs ertrinkt und erlöscht. Wie ein Tropfen ins Meer fällt und sich auflöst. Es ist das Verlöschen der Persönlichkeit. Aber der christliche Glaube lehrt, dass unsere Persönlichkeiten im Himmel weiter existieren.

 

IM HIMMEL SIND GOTT UND ICH IN VEREINIGUNG!

 

 

8

 

Das Evangelium ist voll von Gleichnissen, die den Himmel mit einer Hochzeit vergleichen. Der Himmel ist das gemeinschaftliche Hochzeitsmahl aller Erlösten. Da geht es nun nicht darum, ob wir da den Wein trinken dürfen, den uns auf Erden die Ärzte verboten haben, oder ob wir nun endlich einmal eine Peking-Ente essen dürfen. Es geht um die freudige Gemeinschaft aller Erlösten im Geist der Liebe, um ein gemeinschaftliches Fest der Liebe. Jesus bezeichnet sich im Evangelium immer wieder als den Bräutigam, und seine Braut ist die Kirche, die Gemeinschaft aller Gläubigen, aber auch jede einzelne gläubige Seele in der Kirche ist Braut. Jesus bezeichnet den Himmel als die Hochzeit zwischen Jesus und der Seele. Das letzte Buch der Bibel ist die Apokalypse, sie spricht vom Ende. Aber das Wort Apokalypse bedeutet nicht einen schrecklichen Weltuntergang wie in einem Hollywood-Film. Das griechische Wort Apokalypse stammt aus der griechischen Alltagssprache und bedeutet: Entschleierung, und zwar die Entschleierung der Braut durch den Bräutigam in der Hochzeitsnacht. Nun wird in der Hochzeitsnacht nicht nur der Schleier vor dem Angesicht gehoben, sondern ganz nackt erscheint die Braut. So sagte die Mystikerin Mechthild von Magdeburg: O Jesus, meine Seele ist nackt vor dir und voller heißer Begierde!

 

DER HIMMEL IST DIE HOCHZEIT ZWISCHEN JESUS UND MEINER SEELE!

 

 

9

 

In der Apokalypse wird der Himmel mit einer vollkommenen Stadt aus Edelsteinen, Gold und Glas und Perlen beschrieben. Das soll heißen: Alles ist schön im Himmel, alles ist Prunk und Pracht, Glanz und Gloria. Und es ist keine Einsamkeit im Himmel, sondern liebende Gemeinschaft. Im Himmel ist eine Harmonie von schönen Tönen. Franz von Assisi hörte einmal einen Ton der Himmelsmusik und sagte, das war so schön, er wäre fast vor Freude gestorben. Die Musik im Himmel ist nicht Lobpreislärm, aber auch kein Oratorium von Bach, sondern vollkommen schön. Für die Ohren ist einfach alles Harmonie und Schönheit. Aber auch für die Augen. Alle Seligen im Himmel sind jung und schön, vollkommen schön. Da ist nichts Krankes, nichts Altes, nichts Hässliches. Jesus sagt: Ich gehe schon einmal voraus, um euch Wohnungen zu bereiten. Unsere Wohnungen im Himmel werden keine Wellblechhütten eines Slums sein, sondern noch herrlicher sein als das Lustschloss eines Zaren. Unsere Lustschlösser liegen im Paradies, das ist eine erlöste Natur. Da gibt es kein Fressen und Gefressenwerden, da gibt es kein Verwelken und Absterben, sondern alles ist pralles Leben und Schönheit. Da werden sich die Erlösten in ihren Lustschlössern besuchen. Manche gehen mit dem Jesuskind im Garten Eden spazieren, andere besuchen Paulus oder Augustinus zum Theologisieren, andere treten zum Schloss der Jungfrau Maria, um ihre Schönheit zu besingen. Jesus sagt: Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Und Goethe sagt: Im Reich des Vaters sind viele Provinzen. Da sind Gärten, Grotten, Weinberge, Meeresstrände. Und überall schöner Gesang und überall vollkommene Jugendschönheit. Und alle lieben sich. Und Gottes Liebe ist alles in allen.

 

DAS PARADIES IST SCHÖNER ALS ALLES WAS SICH MEINE PHANTASIE ERTRÄUMEN KANN!

 

 

10

 

Werden wir im Himmel unsere geliebten Haustiere wiedersehen? Darüber gibt die Bibel keine eindeutige Aussage. Die einen Theologen sagen: Tiere haben keine unsterbliche Geistseele mit freiem Willen, darum haben sie keinen Anteil am ewigen Leben. Die andern Theologen sagen: Paulus redet davon, dass die ganze Schöpfung erlöst wird. Luther sagte einem Mädchen auf die Frage, ob ihr Schoßhund in den Himmel kommt, ja, sagte Luther, die Hündchen haben im Himmel ein Fell aus Gold. Werden wir im Himmel unsere lieben Verstorbenen wiedersehen? Sowohl der christliche Glaube als auch die Nahtoderfahrungen sagen Ja. Wenn unsere Verwandten und Freunde gerettet sind, werden sie uns im Himmel willkommen heißen. Alle, mit denen wir in der Liebe verbunden waren, werden uns auch im Himmel nah sein. Auch unsern Schutzengel, der uns in den Himmel geführt hat, werden wir sehen. Auch die Glaubensvorbilder, die uns auf unserm christlichen Lebensweg inspiriert haben, werden wir dort treffen. Und werden wir im Himmel heiraten? Oder werden Eheleute auch im Himmel verheiratet sein? Nein, sagt Jesus, wir werden im Himmel nicht mit einem Menschen, sondern mit Gott verheiratet sein. Aber wenn Eheleute auf Erden in der Liebe Christi verbunden waren und sich gegenseitig geholfen haben, in den Himmel zu kommen, werden sie auch im Himmel eng miteinander verbunden sein. Ein Philosoph sagte: Das Kind in mir wird im Himmel endlich total geliebt sein, und der Erwachsene in mir wird im Himmel endlich vollkommen lieben können. Der Mystiker Johannes vom Kreuz nennt den Himmel die ewige Lust. Gott sagt im Alten Testament: Ich habe Lust an dir! Und im Neuen Testament heißt es: Habe deine Lust an Gott! Und das ist die ewige Lust: Teilzuhaben an der Lust Gottes!

 

ICH WERDE ALLE MEINE LIEBEN TOTEN WIEDERSEHEN!

 

 

11

 

In der Auferstehung der Toten am Ende der Zeit werden wir unsere Körper wiederbekommen. Es werden die gleichen und doch nicht die gleichen Körper sein. Es werden unsere individuellen Körper sein, so dass unsere Lieben uns wiedererkennen. Aber die Körper werden verklärt sein. Ohne Gebrechen, mit gesunden Zähnen, scharfen Augen. Jung und vollkommen schön. Unsterblich, nie alternd, in voller Kraft und blühender Schönheit. Nun wird nicht mehr der Körper die Seele beschweren, wie so oft auf Erden. Unser Körper wird ganz von der Geistseele regiert. Der Körper ist Licht und Geist, der Körper ist transparent. Der Körper ist einer Vase aus Kristall gleich, der die weiße Lilie der Seele sichtbar sein lässt. Der Körper ist leicht wie eine Wolke, licht wie eine Sonne, schnell wie ein Blitz. Der Körper ist ein durchsichtiges Kleid für die nackte Seele. Körper und Seele im ewigen Leben schweben über Raum und Zeit. Wir reisen wie der Blitz von Stern zu Stern, von Land zu Land. Alle Zeiten sind uns zugänglich. Wenn wir nur wollen, sind wir schon in China in der Zeit der Tang Dynastie. Das ganze Leben Jesu ist uns gegenwärtig. Wir sind dabei, wenn der Engel Maria grüßt, wir sind dabei, wenn der Auferstandene der Magdalena erscheint. Wir sind endlich absolut frei!

 

ICH WERDE IN EINEM AUFERSTANDENEN KÖRPER FREI SEIN VON RAUM UND ZEIT!

 

 

12

 

In allen wird die Liebe Gottes vollkommen sein. Es ist das Reich der schönen Liebe. Alle sind Liebende. Wir werden Gott erkennen, immer, immer tiefer. Gott ist ein Dschungel, der unendlich ist, wir dringen in immer tiefere Tiefen der Gotteserkenntnis ein. Wir werden Gott schauen, nicht als einen alten Mann mit grauem Bart, sondern als die Urschönheit, die absolute höchste und ganz vollkommene Schönheit. Wir werden diese göttliche Schönheit anstaunen, bewundern, anbeten und besingen. Wir werden uns vereinigen mit der Liebe Gottes. Wir werden von der Vereinigung mit der Liebe Gottes vollkommen befriedigt sein. Aber wir werden ihrer nicht überdrüssig, sondern werden gleichzeitig ewig schmachten nach dem Genuss der Schönen Liebe. Aber dieses ewige Schmachten macht uns nicht unglücklich, denn wir werden vollkommen befriedigt sein von der Vereinigung mit Gott. So lehrt es Augustinus. Die griechischen Kirchenväter lehrten: Gott wird Mensch, damit der Mensch Gott wird. Was Gott seinem ewigen Wesen nach ist, nämlich Gottheit, das werden wir durch die Gnade Christi, nämlich vergöttlicht. Christus ist der Gottmensch und macht uns zu Menschengöttern. Petrus sagt: Wir werden Anteil haben an dem Wesen Gottes. Wir leben das Leben Gottes, lieben mit der Liebe Gottes, erfahren die Glückseligkeit Gottes. Der Mystiker Johannes vom Kreuz sagte: Wir werden im Reich Gottes Götter und Göttinnen sein! Die Mystikerin Schwester Kathrein, eine Schülerin von Meister Eckhart sagte: Wir werden in Gott sein, aber in Gott ist nur Gott, wir werden also Gott in Gott sein!

 

ICH WERDE GOTT IN GOTT SEIN!

 

 

 

GALATERBRIEF

 

Atme in mir, Heiliger Geist

 

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.

Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.

Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.

Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.

Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.

 

Augustinus

 

Kapitel 3

 

Die Aufgabe des Gesetzes

 

19 Was soll denn das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Same käme, dem die Verheißung geschehen ist, und ist gestellt von den Engeln durch die Hand des Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht eines Mittler; Gott aber ist einer. 21 Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz. 22 Aber die Schrift hat alles beschlossen unter die Sünde, auf daß die Verheißung käme durch den Glauben an Jesum Christum, gegeben denen, die da glauben.

 

Das mosaische Gesetz und seine Vertiefung in der Bergpredigt Jesu zeigt uns, was vor Got gut und was böse ist, es zeigt aber auch in seinem hohen Anspruch, dass wir es allein aus menschlicher Kraft nicht erfüllen können. Wir brauchen die Hilfe Gottes, die Gnade Gottes, den Beistand des Heiligen Geistes, um immer mehr so zu leben, wie es Gott gefällt.

Wenn ihr hört: Nicht durch Werke des Gesetzes werden wir gerettet, sondern durch den Glauben an Jesus, meint ihr dann, dass es egal ist, wie Christen leben, was sie tun, wenn sie nur an Jesus glauben? Oder gibt es auch ein Gesetz Jesu? Jesus fasst das Gesetz so zusammen: Liebe Gott von ganzem Herzen und den Nächsten wie dich selbst. Und der Glaube an Jesus soll von uns bewiesen werden, indem wir gute Werke tun.

 

23 Ehe denn aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben, der da sollte offenbart werden. 24 Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden.

 

Jesus hat das Gesetz für uns erfüllt. Er allein als sündenloser Menschensohn konnte das. Er ist der Gerechte. Er will uns seine Gerechtigkeit schenken. Er will uns in der Taufe in seinen mystischen Leib aufnehmen, er will uns im Mahl des Herrn zur Speise unsrer Seele werden, er will uns die Sünden vergeben, wenn wir bekennen, er will in unsern Herzen leben und durch uns in der Welt handeln, er will ganz eins mit uns werden.

 

25 Nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. 26 Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christum Jesum. 27 Denn wieviel euer auf Christum getauft sind, die haben Christum angezogen. 28 Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu. 29 Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.

 

Durch die Taufe werden wir wiedergeboren zu Kindern Gottes. Wir sind dann Glieder am mystischen Leib Christi. Christus lebt nun in uns. Was bedeutet es euch, dass ihr getauft seid? Was sagt es euch, dass ihr Söhne und Töchter Gottes seid?

Paulus sagt nicht, dass Freie oder Sklaven, Juden oder Nichtjuden, Mann und Frau alle gleich sind. Aber er sagt, alle sind vereint in Jesus. Was meint ihr, gibt es einen Unterschied in der Beziehung, die Männer bzw. Frauen zu Jesus haben?

Wenn ihr mit Jesus Kinder Gottes geworden seid, seid ihr auch mit Jesus Erben Gottes geworden. Euer Erbe ist das ewige Leben. Was bedeutet euch das ewige Leben? Ist es euch ernst, das ewige Leben zu erreichen? Ist das euer Ziel? Spielt das eine Rolle in eurem Leben?

Paulus sagt, das Gesetz ist von Gott, aber für eine bestimmte Zeit, bis zur Zeit Jesu. Am Anfang des Christentums gab es Irrlehrer, die sagten, das Alte Testament sei nicht vom Vater Jesu. Wir müssen das Alte Testament als Prophezeiung auf Jesus lesen. Es ist zu wenig, nur im Neuen Testament zu lesen.

Paulus sagt, Gott ist wie ein Erzieher, der zu bestimmten Zeiten verschiedene Offenbarungen gibt, um die Menschen immer weiter an die Wahrheit zu führen. Es gab einen Bund mit Adam, einen Bund mit Noah, einen Bund mit Abraham, einen Bund mit Moses, einen Bund mit David. Meint ihr, dass Gott auch heute einen Plan mit der Menschheit hat?

 

 

Kapitel 4

 

Befreiung vom Gesetz durch Christus

 

1 Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, ob er wohl ein Herr ist aller Güter; 2 sondern er ist unter den Vormündern und Pflegern bis auf die Zeit, die der Vater bestimmt hat. 3 Also auch wir, da wir unmündig waren, waren wir gefangen unter den äußerlichen Satzungen.

4 Da aber die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, 5 auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, daß wir die Kindschaft empfingen. 6 Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater! 7 Also ist nun hier kein Knecht mehr, sondern eitel Kinder; sind's aber Kinder, so sind's auch Erben Gottes durch Christum.

 

Als das Gesetz gültig war, war Gott der Herr und die Gläubigen waren Knechte und Mägde des Herrn. Als Jesus gekommen ist, sind die Gläubigen wiedergeboren worden und sind im Sohn Jesus zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Gott liebt es, wenn wir ihn nicht nur Herrn, sondern Vater nennen. Wie ist eure Beziehung zu Gott, die von Kindern zum Vater oder Papa oder die von Mägden und Knechten des Herrn?

 

Warnung vor Rückfall in die Gesetzlichkeit

 

8 Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht erkanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. 9 Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Satzungen, welchen ihr von neuem an dienen wollt? 10 Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre. 11 Ich fürchte für euch, daß ich vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe. 12 Seid doch wie ich; denn ich bin wie ihr. Liebe Brüder, ich bitte euch. Ihr habt mir kein Leid getan. 13 Denn ihr wisset, daß ich euch in Schwachheit nach dem Fleisch das Evangelium gepredigt habe zum erstenmal. 14 Und meine Anfechtungen, die ich leide nach dem Fleisch, habt ihr nicht verachtet noch verschmäht; sondern wie ein Engel Gottes nahmet ihr mich auf, ja wie Christum Jesum. 15 Wie wart ihr dazumal so selig! ich bin euer Zeuge, daß, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben. 16 Bin ich denn damit euer Feind geworden, daß ich euch die Wahrheit vorhalte? 17 Sie eifern um euch nicht fein; sondern sie wollen euch von mir abfällig machen, daß ihr um sie eifern sollt. 18 Eifern ist gut, wenn's immerdar geschieht um das Gute, und nicht allein, wenn ich gegenwärtig bei euch bin. 19 Meine lieben Kinder, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis daß Christus in euch eine Gestalt gewinne, 20 ich wollte, daß ich jetzt bei euch wäre und meine Stimme wandeln könnte; denn ich bin irre an euch.

 

Die ehemaligen Heiden glaubten an viele Götter. Was sind die heidnischen Götter unserer Zeit?

Die Heiden hielten sich an bestimmte Tage, meistens wurde das Horoskop befragt. Kennt ihr Menschen, die ans Horoskop glauben, an Freitag den Dreizehnten, an den Mondkalender?

Paulus spricht wie ein Verliebter von den Christen in Galatien. Er vergleicht sich mit einer Mutter, die in Wehen liegt und ein Kind gebären will. Das Kind ist Christus in den Christen und zwar in reifer Gestalt. Versucht ihr, Christus immer ähnlicher zu werden? Wisst ihr, dass Christus in euch lebt?

Habt ihr auch andere Menschen so lieb, dass ihr euch wünscht, sie möchten doch Gottes Liebe kennen lernen und den Erlöser annehmen, und dass sie in den Himmel kommen? Betet ihr für Ungläubige, dass Gott ihnen den Glauben schenkt?

 

Knechtschaft und Freiheit

 

21 Saget mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Habt ihr das Gesetz nicht gehört? 22 Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte: einen von der Magd, den andern von der Freien. 23 Aber der von der Magd war, ist nach dem Fleisch geboren; der aber von der Freien ist durch die Verheißung geboren. 24 Die Worte bedeuten etwas. Denn das sind zwei Testamente: eins von dem Berge Sinai, daß zur Knechtschaft gebiert, welches ist die Hagar; 25 denn Hagar heißt in Arabien der Berg Sinai und kommt überein mit Jerusalem, das zu dieser Zeit ist und dienstbar ist mit seinen Kindern. 26 Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; die ist unser aller Mutter. 27 Denn es steht geschrieben: "Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Und brich hervor und rufe, die du nicht schwanger bist! Denn die Einsame hat viel mehr Kinder, denn die den Mann hat." 28 Wir aber, liebe Brüder, sind, Isaak nach, der Verheißung Kinder. 29 Aber gleichwie zu der Zeit, der nach dem Fleisch geboren war, verfolgte den, der nach dem Geist geboren war, also geht es auch jetzt. 30 Aber was spricht die Schrift?" Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien." 31 So sind wir nun, liebe Brüder, nicht der Magd Kinder, sondern der Freien.

 

Abraham hatte eine Frau, Sara, die schon neunzig war und noch kinderlos, als Gott sagte, sie solle noch einen Sohn gebären. Das ist ein Vorbild für die Jungfrau Maria, zu der der Engel Gabriel sagte, sie solle als Jungfrau die Mutter Gottes werden. Abraham traute Gott nicht ganz, da nahm er sich Saras Sklavin Hagar, die Ägypterin, und schlief mit ihr, sie wurde schwanger und gebar Ismael. Auf Abraham und Ismael berufen sich die Muslime. Aber Ismael war nicht der von Gott verheißene und wunderbar geborene Sohn. Sara ward mit neunzig doch noch schwanger und gebar Isaak, den Sohn, der von Gott verheißen war. Paulus vergleicht nun die Sklavin Hagar mit dem mosaischen Gesetz, dem Gesetz, da die Gläubigen Knechte waren. So bezeichnen ja auch die Muslime sich als Sklaven Gottes, nicht als geliebte Kinder. Aber das Christentum und den Glauben an Jesus vergleicht Paulus mit Sara, die keine Sklavin war, sondern eine freie Frau. Wir sind Kinder der freien Frau. Diese Frau und Mutter nennt Jesus das himmlische Jerusalem. Das ist in der Apokalypse die himmlische Kirche aller Erretteten, die Braut Christi, die Mutter der Christen. Katholiken, Orthodoxe und Kopten sehen in dieser Mutter der Christen die Jungfrau Maria.

Wer ist für euch Mutter im Glauben? Seid ihr selber auch Mütter im Glauben?

Paulus zitiert auch Jesaja, dass die unverheiratete Frau mehr Kinder hat als die verheiratete Frau. Warum? Die verheiratete Frau sorgt sich vor allem um ihre leiblichen Kinder. Aber die Unverheiratete kann ihre Mutterschaft geistig ausleben und auf viele Kinder ausdehnen. Habt ihr auch Kinder, die nicht eure eigenen sind, aber die ihr wie eigene Kinder liebt und zu Gott führen wollt?

 

HERR JESUS CHRISTUS,

SOHN DES VATERS,

SENDE JETZT DEINEN GEIST

ÜBER DIE ERDE.

LASS DEN HEILIGEN GEIST WOHNEN

IN DEN HERZEN ALLER VÖLKER,

DAMIT SIE BEWAHRT BLEIBEN MÖGEN

VOR VERFALL, UNHEIL UND KRIEG.

 

 

Kapitel 5

 

Ermahnung zum Leben in der Freiheit des Evangeliums

 

1 Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!

2 Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass Christus euch nichts nützen wird, wenn ihr euch beschneiden lasst.

3 Ich bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.

4 Ihr seid von Christus abgetrennt1, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.

5 Wir nämlich erwarten durch den Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit.

6 Denn in Christus Jesus hat weder Beschneidung noch Unbeschnittensein irgendeine Kraft, sondern der durch Liebe wirksame Glaube.

 

Uns rettet also der Glaube an Jesus, das Vertrauen auf den Retter. Der Mensch kann sich nicht selbst erlösen. Alle anderen Religionen lehren letztlich die Selbsterlösung. Nur das Christentum verkündet Jesus, den einzigen Erlöser und Retter. Aber wie soll der Glaube an Jesus sein? Er soll ein in Liebe wirksamer Glaube sein. Wenn man an den barmherzigen Jesus wirklich glaubt, muss man selbst auch Werke der Barmherzigkeit tun. Es gibt körperliche und geistige Werke der Barmherzigkeit.

 

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit

 

Hungrige speisen

Durstige tränken

Fremde beherbergen

Nackte kleiden

Kranke pflegen

Gefangene besuchen

Tote bestatten

 

Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

 

Irrende zurechtweisen

Unwissende lehren

Zweifelnden recht raten

Trauernde trösten

Lästige geduldig ertragen

Denen, die uns beleidigen, gern verzeihen

Für Andere beten

 

7 Ihr lieft gut. Wer hat euch gehindert, der Wahrheit zu gehorchen?

8 Die Überredung ist nicht von dem, der euch beruft.

9 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.

10 Ich habe Vertrauen zu euch im Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet. Wer euch aber verwirrt, wird das Urteil tragen, wer er auch sei.

11 Ich aber, Brüder, wenn ich noch Beschneidung predige, warum werde ich noch verfolgt? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes beseitigt.

12 Meinetwegen können sie, die euch beunruhigen, sich auch verschneiden lassen.

 

Das Kreuz ist unsre Rettung. Glaubt an keinen anderen Jesus als an den Gekreuzigten. Der Hinduismus verehrt Jesus als einen weiteren Halbgott neben Krishna und anderen. Der Islam verehrt Jesus als Propheten, leugnet aber seine Kreuzigung. Die Juden sehen Jesus als einen weisen jüdischen Rabbi. Die Esoterik sieht Jesus als das göttliche Selbst des Menschen, als kosmischen Christus, die Energie eines Meisters, wie auch Buddha einer war. Die Sozialisten sehen Jesus als Revolutionär, der die Reichen gehasst hat, eine Revolution gegen Staat und Kirche anführen wollte und das Reich Gottes auf Erden als das Paradies der Armen begründen wollte. Aber der wahre Jesus Christus ist der einzige Sohn Gottes, der aus Liebe zu uns am Kreuz gestorben ist.

Darum machen wir, wie Luther es tat, das Zeichen des Kreuzes. Es ist dies ein Bekenntnis zur Dreieinigkeit Gottes, Vater und Sohn und Heiliger Geist, und zum Kreuz Christi. Im Namen des Vaters – berühren wir die Stirn, des Sohnes – berühren wir den Bauchnabel, und des Heiligen Geistes – von Schulter zu Schulter. Das ist ein Bekenntnis vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt, dass wir zum Herrn Jesus Christus gehören.

 

Warnung vor fleischlichem Missbrauch der Freiheit - Ermahnung zum Leben durch den Geist

 

13 Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder. Nur gebraucht nicht die Freiheit als Anlass für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe!

14 Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

15 Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet!

16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.

17 Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.

18 Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.

 

Geist und Fleisch stehen im Widerspruch. Da liegt ein Missverständnis nahe. Fleisch meint nicht Körper und Geist mein nicht das Denken. Das Christentum ist nicht leibfeindlich. Körper und körperliche Liebe werden nicht als böse, sondern als gut angesehen. Die eheliche sexuelle Vereinigung ist Gott heilig. Nein, Fleisch meint das nur-menschliche, weltliche Denken. Geist meint, wenn man sich vom Heiligen Geist führen lässt, wenn man nach den Geboten Gottes lebt und nach Gottes Willen fragt. Was meint ihr, ist typisch für das Fleisch, für das weltliche Denken in unserer Zeit?

 

19 Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind:

Unzucht,

Unreinheit,

Ausschweifung,

20 Götzendienst,

Zauberei,

Feindschaften,

Streit,

Eifersucht,

Zornausbrüche,

Selbstsüchteleien,

Zwistigkeiten,

Parteiungen,

21 Neidereien,

Trinkgelage,

Völlereien und dergleichen.

 

Stellt euch eine Familie vor, in der diese Früchte des Fleisches alle da sind. Ist das nicht die Hölle auf Erden? Seht ihr, dass in den Massen-Medien diese Früchte des Fleisches gezeigt und propagiert werden? Bestimmen diese Früchte des Fleisches die Politik und die Wirtschaft?

Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.

22 Die Frucht des Geistes aber ist:

Liebe,

Freude,

Friede,

Langmut,

Freundlichkeit,

Güte,

Treue,

23 Sanftmut,

Enthaltsamkeit.

 

Stellt euch nun eine Familie vor, da Gott auf dem ersten Platz steht, da die Familie betet und nach den Geboten Gottes lebt. Wenn dann da diese Früchte des Geistes da sind, ist das dann nicht sehr schön? Seht in in der Gemeinschaft der Christen diese Früchte des Geistes? Diese Früchte sind Gaben des Heiligen Geistes. Ohne Gebet können sie nicht reifen. Betet ihr, wenn ihr merkt, dass euch Liebe fehlt oder Freude oder Geduld ind so weiter? Ein Mensch, der diese Früchte des Geistes im Herzen trägt, ist ein Heiliger. Wollt ihr Heilige des Dritten Jahrtausends werden?

 

Gegen diese ist das Gesetz nicht gerichtet.

24 Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.

25 Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns durch den Geist wandeln!

26 Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, indem wir einander herausfordern, einander beneiden!

 

Wenn wir durch den Geist Gottes leben, lasst uns wandeln im Heiligen Geist. Was heißt das für euch? Wie lebt man im Heiligen Geist? Betet ihr täglich? Lest ihr in der Heiligen Schrift? Bekennt ihr Gott eure Sünden? Sucht ihr den Willen Gottes für euer Leben? Fühlt ihr euch inspiriert vom Heiligen Geist? Was meint ihr, wie redet der Heilige Geist zu uns?

 

 

 

JOHANNESPROLOG

 

Wir lesen erst aus der Hoffnung für alle. - Und nun aus der Bibel in gerechter Sprache.

 

1

Am Anfang war die Weisheit

und die Weisheit war bei Gott

und die Weisheit war Gott.

2

Diese war am Anfang bei Gott.

3

Alles ist durch sie entstanden

und ohne sie ist nichts entstanden.

Was in ihr entstanden ist,

4

war Leben,

und das Leben war das Licht für die Menschen.

5

Und das Licht scheint in der Finsternis,

aber die Finsternis hat es nicht aufgenommen.

(…)

9

Die Weisheit war das wahre Licht,

das alle Menschen erleuchtet, die in die Welt kommen.

10

Sie war in der Welt,

und die Welt ist durch sie entstanden,

aber die Welt hat sie nicht erkannt.

11

In das ihr Eigene kam sie,

aber die Ihrigen haben sie nicht aufgenommen.

12

Allen denen aber, die sie angenommen haben,

denen gab sie Vollmacht, Kinder Gottes zu werden.

Das sind die, die an Gottes Namen glauben,

13

die nicht aus Blut und nicht aus irdischem Bestreben

und nicht aus dem Willen eines Mannes,

sondern aus Gott geboren sind.

14

Und die Weisheit wurde Materie

und wohnte unter uns,

und wir sahen ihren Glanz,

einen Glanz wie den des einzigen Sohnes des Vaters

voller Gnade und Wahrheit.

 

Frage: Im Text wird Jesus Logos genannt. Normalerweise wird das mit Wort übersetzt, hier mit Weisheit. Was denkt ihr, war Jesus weise? Was versteht ihr unter der Weisheit Gottes?

 

Nun über die antiken Vorstellungen vom Logos:

 

ÄGYPTEN

 

In Memphis entwickelte sich ein Schöpfungsmythos, nach dem Atum, der Sonnengott, von Ptah erschaffen wurde. Ptah gilt hier als Baumeister der Welt und erschuf Atum mit seinem Wort. Diese Memphitische Theologe ist somit die erste, die sich auf den Logos bezieht.

 

JUDENTUM

 

Im Judentum nennt man den Logos, das Wort, hebräisch Memra. Memra bezeichnet das ewige Denken Gottes. Bei der Schöpfung trat Memra aus Gott heraus. Memra ist die göttliche Vernunft und wird auch gleichgesetzt der Weisheit, hebräisch Chochma, griechisch Sophia.

 

 

LOGOS BEI HERAKLIT

 

Heraklit war ein griechischer Philosoph, einer der Vorsokratiker, also der vor Sokrates philosophierte. Er sah, dass in der Natur Werden und Vergehen herrschen, dass alles im Fluss ist. Was ist in all dem Wandel das Bleibende? Das nannte er Logos, das Dauernde, Ewige, die göttliche Gesetzmäßigkeit. Dieser Logos ist auch in der Tiefe der Seele zu finden.

 

 

BEI DER STOA

 

Die Stoa war eine griechische Philosophenschule, die auch im antiken Rom bedeutende Vertreter hatte. Sie sahen im Logos die göttliche Vernunft im Kosmos. Der Logos ist auch der ruhende Ursprung der Welt. Vom Logos stammt das Prinzip, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Vom Logos stammt auch das moralische Prinzip, dass nur ein tugendhaftes Leben wahre Glückseligkeit zur Folge hat. Als Logos Spermatikos, das heißt, als Same der Vernunft, ist der Logos auch in dem vernünftigen Menschen zu finden.

 

 

BEI PHILO VON ALEXANDRIEN

 

Philo von Alexandrien war ein jüdischer Philosoph, der Zeitgenosse von Paulus war. Er verband das mosaische Gesetz mit der Philosophie Platons. Für ihn war der Logos ein Quasi-Gott, der Baumeister der Welt, des Kosmos.

 

 

DAS WORT DES VATERS

 

Wenn man Logos mit Wort übersetzt, ist es das gedankenreiche Wort des Vaters, also das Wort, in dem der Vater die Geheimnisse seines Herzens ausspricht und offenbart.

 

 

GOTT SPRACH DIE SCHÖPFUNG

 

In der Schöpfungsgeschichte der Bibel heißt es: Gott sprach: Es werde… Und es ward. Das Wort ist also der schöpferische Befehl Gottes. Gott schuf nicht wie die heidnischen Götter durch Götterkriege oder Göttergeburten oder Götterhochzeiten, sondern durch sein vernünftiges Sprechen, sein gedankenreiches Wort.

 

 

DAS TAO BEI LAO TSE

 

In der chinesischen Bibel wird Logos mit Tao übersetzt. Tao ist der wichtigste Begriff der chinesischen Philosophie. Tao heißt: Der Weg oder der Sinn oder die Weisheit. Tao ist eigentlich genauso unübersetzbar wie Logos. Berühmt ist der Philosoph Lao Tse, der sein Buch vom Tao, das Tao-te-king geschrieben hat.

 

 

LOGOS DER SINN DER SCHÖPFUNG

 

Logos kann man auch mit Sinn übersetzen. Es gibt einen Sinn der Schöpfung, sie ist kein sinnloses und zielloses Chaos. Wir können diesen Sinn nicht immer erkennen, und es gibt auch Irrationales in der Schöpfung. Aber die Materie funktioniert nach einer gewissen Rationalität, sonst könnten die Naturwissenschaftler keine Gesetzmäßigkeiten erkennen. Es gibt auch den Logos, den Sinn des Menschen. Wir sind kein Zufallsprodukt einer blinden Evolution, sondern Geschöpfe des Logos. Unser Leben ist nicht sinnlos.

 

 

LOGOS DIE SCHÖPFERISCHE VERNUNFT

 

Der Logos ist die schöpferische göttliche Vernunft. Raum und Zeit, der Kosmos, die Erde, die Menschheit sind aus der göttlichen Vernunft hervorgegangen. Am Anfang stand nicht Materie oder kosmische Energie, sondern die göttliche Vernunft, und diese hat erst Urmaterie und kosmische Energie hervorgebracht.

 

 

BENEDIKT AN NAPOLEONS GRAB PREIST DIE VERNUNFT

 

Die französische Revolution hat die Altäre Christi niedergerissen, die Christen verfolgt und ermordet. Dafür gründeten sie die Pseudoreligion, da sie die Göttin der menschlichen Vernunft anbeteten. Am Grab Napoleons in Paris hat dann Papst Benedikt XVI die göttliche Vernunft gepriesen. Eine Ironie Gottes! Ein Witz Gottes! Im Grab liegt die Göttin der menschlichen Vernunft, aber die göttliche Vernunft lebt ewig!

 

 

ARISTOTELES

 

Aristoteles sagte, die Geistseele des Menschen gibt dem menschlichen Körper Form und Leben. Das übernahmen die christlichen Philosophen und fügten hinzu: Der göttliche Logos gibt den menschlichen Geistseelen Form und Leben. Jede, aber auch jede menschliche Seele ist als Abbild Christi geschaffen. Darum sagten die Kirchenväter, die menschliche Seele ist von Natur aus christlich.

 

 

Soweit vom Logos. Logos ist der Sinn. Hat die Schöpfung einen Sinn? Fragt ihr euch nach dem Sinn eures Lebens?

 

Ist Jesus der Schöpfer?

 

Was denkt ihr, wenn Jesus die göttliche Vernunft genannt wird?

 

Nun zum Licht.

 

DAS LICHT

 

Jesus ist das Licht der Welt, das jeden erleuchtet. Übrigens, Buddha nannte sich der Erleuchtete, aber Jesus ist das Licht, das erleuchtet. Buddha ist nur ein Mensch, Jesus ist Gott. Gott gibt uns das Licht auf fünffache Weise: das Licht der Natur, der Vernunft, des Glaubens, der Gnade und der Herrlichkeit.

 

 

DAS LICHT DER NATUR

 

Das Licht der Natur ist das Licht von Sonne und Mond und Sternen, auch die Naturkraft der Elektrizität. Die Sonne ist notwendig für das Leben auf Erden. Die Sonne ist so herrlich, dass die Heiden sie für eine Gottheit hielten, da war der Gott Re bei den Ägyptern, der Gott Apollon bei den Griechen, die Göttin Sunna bei den Germanen. Gott ist der Schöpfer der Sonne. Eine jüdische Dichterin sagte: Die Sonne heilt, die Sonne ist der einzige goldene Engel auf Erden. Die Sonne macht glücklich, das Fehlen der Sonne macht depressiv.

 

 

DAS LICHT DER VERNUNFT

 

Gott gibt uns das Licht der Vernunft. Der Mensch ist ein vernünftiges Wesen. Gott liebt es, wenn wir denken. Gott schätzt die Philosophie als die Kunst des menschlichen Denkens. Wir können nicht alles nur aus der Bibel erfahren wollen, sondern wir müssen auch unsern Verstand benutzen.

 

 

DAS LICHT DES GLAUBENS

 

Gott gibt uns das Licht des Glaubens. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Glaube heißt, gehorsam alles anzunehmen, was Gott in Christus der Menschheit offenbart hat. Der Glaube ist eine höhere Erkenntnis als das Denken. Das Denken kann erkennen, dass es einen Gott gibt, aber nur der Gehorsam des Glaubens kann erkennen, dass Gott ein Gott in drei einander liebenden Personen ist, das weiß der Glaube, weil Jesus es uns offenbart.

 

 

DAS LICHT DER GNADE

 

Gott schenkt uns das Licht der Gnade. Gnade ist das göttliche Leben ins uns. Wir sind ein Zelt Gottes, eine Wohnung Christi, ein Tempel des Heiligen Geistes. Wir können mit Paulus sagen: Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Die Gnade ist das Leben Gottes in unserer Seele.

 

 

DAS LICHT DER HERRLICHKEIT

 

Gott schenkt uns das Licht der Herrlichkeit. Im Himmel ist alles Licht, ist alles klare Erkenntnis, ist alles Heiterkeit und Freude. Wir sehen im Licht Gott von Angesicht zu Angesicht. Wir selbst werden Lichtgestalten in Lichtkörpern sein, herrlich wie die Sonne, schnell wie die Blitze.

 

Frage: Was bedeutet es euch, wenn Jesus das Licht genannt wird.

 

Und dann wird Jesus das Leben genannt.

 

JESUS IST DAS LEBEN

 

Das Griechische kennt zwei Begriffe für Leben, Bios und Zoe. Bios ist das natürliche Leben, Essen, Fortpflanzung, sinnlicher Konsum und Lust. Zoe ist das göttliche Leben, das ewige Leben. Wenn Jesus das Leben ist, so ist er Zoe, Jesus ist das Leben Gottes, das ewige Leben, und dieses Zoe-Leben will er auch uns in Fülle geben. Wer diese Zoe nicht hat, ist geistlich tot.

 

Was heißt für euch ewiges Leben? Wann beginnt es? Was heißt es für euch, dass Jesus uns das Leben in Fülle geben will?

 

 

MENSCHWERDUNG GOTTES

 

Und das Wort ist Fleisch geworden. Der göttliche Logos hat einen menschlichen Leib und eine menschliche Seele angenommen. Er kam als Mensch wie wir in eine konkrete geschichtliche Situation. Jesus ist kein zeitloser Mythos, sondern eine geschichtliche Person. Die Evangelien versuchen möglichst exakt die Zeit der Menschwerdung Gottes zu bestimmen.

 

Frage: Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden?

 

DURCH MARIA

 

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Jesus hat eine menschliche Mutter. In ihrem Schoß hat er neun Monate gelebt. Von ihrem Körper hat er seinen Körper angenommen. Leib und Blut hat Jesus für uns am Kreuz hingegeben, diesen Leib und dieses Blut hat er von Maria angenommen.

 

 

GOTTESGEBÄRERIN

 

Darum nannte die frühe Kirche im fünften Jahrhundert Maria auch die Theotokos, das ist griechisch und bedeutet Gottesgebärerin. Damit lehnte die Kirche alle Theorien ab, die Jesus nicht als Gott sahen, und alle Theorien, die Jesus nicht als wirklichen Menschen mit einem wirklichen Leib ansahen. Gottesgebärerin zu sagen bedeutet, sich dazu zu bekennen, dass Jesus Gott ist und als Mensch von einer Frau geboren wurde. Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Jesus ist der einzige Gottmensch.

 

 

ZELTET UNTER UNS

 

Und er hat unter uns gewohnt. Wörtlich heißt es, er hat unter uns gezeltet. Wie im Alten Testament der unsichtbare Gott in der Stiftshütte, in dem Offenbarungszelt unter dem Volk Israel war, so war der ewige Logos in dem Menschen Jesus wie in einem Zelt mitten unter den Menschen. Und er will auch in den Herzen der Menschen leben. Christen, die Christus in ihrem Herzen tragen, sind auch Zelt Gottes auf Erden. Paulus sagt: Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes.

 

Seid ihr ein Tempel des Heiligen Geistes? Lebt Jesus in euch?

 

 

GOTT WIRD MENSCH DASS DER MENSCH GOTT WIRD

 

Wir sind aus Gott geboren. Diese Geburt von oben ist nach katholischer Auffassung die Taufe, nach evangelikaler Auffassung die Bekehrung. Wir sind von Gott in dem Sohn Jesus zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Die lateinische Kirche sagt: Gott ist ein Kind geworden, um uns zu Kindern Gottes zu machen. Die Kirche des Ostens sagt: Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott wird. Was Gott von Natur aus ist, nämlich ewig, frei, lebendig, glückselig und liebend, das sollen wird durch die Gnade Christi auch werden. Gott ist Gott von Natur, die Erlösten werden Gott aus Gnade.

 

Was ist das Ziel eures Lebens? Was bedeutet für euch Erlösung. Was heißt für euch der Himmel?

 

 

 

DER ZORN

 

ZORN ALS CHOLERISCHES TEMPERAMENT

 

Nacht der alten griechischen Medizin gibt es vier Temperamente im Menschen: Der Sanguiniker ist heiter und aktiv. Der Phlegmatiker ist passiv und schwerfällig und gütig, gleichgültig. Der Melancholiker ist traurig, nachdenklich, tiefsinnig, oft ein Künstler oder Philosoph. Der Choleriker ist reizbar und erregbar, aber auch kraftvoll und entschlosen.

Die vier Temperamente lassen sich sehr einfach an einem simplen Szenario verdeutlichen. Man stelle sich vor, ein großer Stein versperre einem Menschen seinen Weg.

Der Sanguiniker wird heiter in seiner unbetrübten Art über den Stein hinweg hüpfen oder klettern.

Der Phlegmatiker geht Konflikten mit unnötig großem Aufwand aus dem Weg, er wird einen großen Bogen um den Stein herum machen.

Der Melancholiker wird beim Anblick des Steins seine Reise in Frage stellen und sich traurig auf den Stein setzen, um nachzudenken und sein Vorhaben zu reflektieren.

Der Choleriker wird des unerwarteten Hindernisses wegen in Rage geraten und womöglich versuchen, den Stein mit einem Kraftakt aus dem Weg zu räumen.

Es gibt also bei bestimmten Menschen eine natürliche Veranlagung, schneller als andere zornig zu werden. Das nennt man die Leidenschaften. Das Ziel des Christentums ist nicht, ohne Leidenschaften zu sein. Die Leidenschaften sind der Motor für ein aktives Leben. Aber es geht darum, mit der Kraft der Selbstbeherrschung die Leidenschaften zu beherrschen. So ist die Anlage zum Zorn an sich nicht böse, sie kann ein Motor zur großer Energie sein, aber der Zorn muss beherrscht werden. Die Tugend der Selbstbeherrschung ist eine Gabe des Heiligen Geistes und muss also erbeten werden.

 

 

ZORN ALS TUGEND

 

Wir leben in einer verweiblichten Kultur. Man versucht, die männliche Frau und den weiblichen Mann hervorzubringen. Abscheulich findet man den Macho, man will den Mann als Softie. Man will den Mann der Sanftmut, nicht den Mann des Zornes. Zorn ist aber auch eine männliche Tugend. Zornige Männer sind leicht aufbrausend, aber beruhigen sich auch bald wieder. Sie tragen nicht die Maske des ewig netten Lächlers, sondern sagen grob die Wahrheit, das heißt, sie heucheln nicht, sondern sie sind ehrlich. Auch bewirkt die Zornkraft des Mannes eine große Stärke. Der zornige Mann kann in der Arbeit Enormes leisten, er ist ein sicherer Schutz für Frau und Kinder, er ist treu und zuverlässig.

 

 

ZORNBEWÄLTIGUNG BEI FRANZ VON SALES

 

Im sechzehnten Jahrhundert lebte Franz von Sales. Er war in seiner Jugend ein Protestant in der Richtung des Reformators Calvin aus Genf. Calvin lehrte, einige Menschen seien von Gott für die Hölle vorherbestimmt. Da hatte Franz von Sales Angst, er sei zur Hölle verdammt, egal was er tue. Er ging in eine Kirche und sagte: Gott, und wenn du mich auch für die Hölle vorherbestimmt hast, so will ich dich in diesem Leben dennoch lieben. Da schwand seine Angst. Später wurde er katholischer Schriftsteller. Er sagte von sich selbst, er sei ein Choleriker gewesen und habe sein Leben lang mit dem Zorn zu kämpfen gehabt. Aber er hat jeden Wutausbruch immer gleich dem Herrn gebeichtet und hat viel gebetet, so dass ihn die Gnade Gottes nach und nach verwandelt hat, so dass man ihn schließlich den „heiligen Gentleman“ nannte, der mild und sanftmütig war.

 

 

ZORN UND GEDULD BEI HILDEGARD VON BINGEN

 

Der Kampf der Geduld gegen den Zorn: „Ich, die Geduld bin wie eine Symphonie im Universum und gieße mein heilsames Salböl über die Erde. Du, Zorn, aber bringst nur Mord und Totschlag hervor und ersinnst alle anderen Gemeinheiten. Ich aber bin für alle die süße Lebenskraft. Ich lasse Blüten und Früchte wachsen. Ich stärke das Herz der Menschen und gebe ihnen Verstand, damit sie gesund bleiben. Ich führe alles, was ich beginne, zu einem guten Ende. Ich verurteile und vernichte keinen, auch wenn er noch so schuldig geworden ist.“

„Wenn der Zorn dein Zelt umlodert, so schaue auf die Güte Gottes, den der Zorn niemals berührt.“

„Der Zorn hat das Antlitz eines Menschen; denn der Zorn erhebt sich deshalb im Menschen, weil der Mensch um das Böse weiß. Sein Mund gleicht einem Skorpion, da der grimmige Mord gleich dem Stich eines tödlichen Giftes ist. Das Weiß seiner Augen quillt über die Pupillen hinaus, weil der Zorn in seinem Ansatz mehr die Krankheit des Wutanfalles als die Gesundheit gelassener Ruhe zeigt. Nimmt doch der zornige Mensch weder Rücksicht auf sich selbst noch auf seine Mitmenschen. Er wirft, als ob er blind wäre, die Gerechtigkeit über den Haufen und bricht dem Sturm seines Wütens die Bahn. Seine Arme gleichen den Armen eines Menschen, weil die tyrannische Gewalt des Zornes alle Gottesfurcht beiseite schiebt, um sich mit der aus dem Wissen um das Böse hervorwachsenden Macht zu verbünden. So betrog auch den Teufel seine Bosheit, als er das tun wollte, was er nicht vollenden konnte. Der Mensch aber führt seine Bosheit durch Denken, Planen und Verwirklichen aus, so dass sie dann in der Tat erscheint. Der Mensch allein aber zerfleischt in der Bosheit seines Zorns sowohl denjenigen, der ihn liebt, als auch den, der ihn haßt, und selbst seinem Wohltäter vergilt er Gutes mit Bösem.“

„Die Hände des Zorns sind mit langen Krallen gekrümmt, weil all sein Tun geradezu auf Beute lauert, um dann in sinnloser Wut auch die Werke anderer zu zerstören.“

 

 

JESU HEILIGER ZORN BEI DER TEMPELREINIGUNG

 

Matthäus 21:

12 Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer 13 und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen“; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.

 

Jesus hatte hier keinen Wutanfall, er verlor nicht die Selbstbeherrschung, sondern seine Tat des heiligen Zornes war ein bewusstes prophetisches Zeichen. Auch die jüdischen Traditionen wie der Midrasch und Josephus sagen, wie die Sadduzäer im Tempel handelten. Wenn ein Mensch ein Lamm zum Opfern brachte, sagten die Sadduzäer: Das ist kein makelloses Lamm. Kauf ein makelloses Lamm von mir. Sie verkauften es dann zu überhöhten Preisen. Sie missbrauchten die Religion zu Geldgeschäften. Jesus ist zornig über Geldgier unter religiösen Menschen, übertriebene Profitgier und Ausbeutung in der Wirtschaft, Korruption unter Politikern. Jesus war zornig über den Ablasshandel, Gnade mit Geld zu kaufen, er ist zornig über Bischöfe die sich für Millionen Paläste bauen, Banker, die ganze Gesellschaften zusammenbrechen lassen, Industriegesellschaften, die um des Profits willen die Schöpfung misshandeln, die Rüstungsindustrie, die am Waffenhandel und Krieg verdient, Kapitalisten, die Kinderarbeit und Sklavenarbeit ausbeuten, Millionärs-Politiker, die nicht ans Wohl des Volkes, sondern nur an ihre eigene Macht denken.

 

 

DER ZORN GOTTES

 

Der Zorn Gottes ist kein cholerischer Wutanfall von Gottvater, sondern eine pädagogische Maßnahme. Wenn die Menschen auf das geduldige Werben der Barmherzigkeit Gottes zur Bekehrung immer wieder abweisend reagieren, zieht Gott sich friedlich zurück und überlässt die Menschen ihrem Schicksal, in der Hoffnung, dass die Menschen, wenn sie dann richtig im Dreck stecken, dann endlich zu ihm rufen und zu ihm umkehren.

 

 

DER ZORN IN BIBELVERSEN

ZUR DISKUSSION

 

PSALM 4

 

5 Seid ihr zornig, so sündigt nicht;

redet in eurem Herzen auf eurem Bett und seid still.

 

Wenn ihr wütend seid, lasst ihr das dann an den Menschen aus oder sagt ihr im Gebet Gott all euren Ärger?

 

 

PSALM 37

 

8 Lass ab vom Zorn und lass die Wut,

rege dich nicht auf, damit du nicht Unrecht tust.

 

Habt ihr euch schon mal von der Wut verleiten lassen, Unrecht zu tun? Sagt ihr Jesus dann, dass ihr euer Unrechttun bereut?

 

 

SPRÜCHE 12

 

16 Ein Narr zeigt seinen Zorn sofort; aber wer Beleidigungen überhört, der ist klug.

 

Könnt ihr Beleidigungen überhören? Oder wollt ihr euch rächen und zurück beleidigen? Wie geht ihr mit Beleidigungen um?

 

 

SPRÜCHE 15

 

1 Eine milde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Wut.

 

Antwortet ihr mit Zorn auf Zorn und beginnt einen Streit? Oder versucht ihr, mit Sanftmut und Milde den Streit zu schlichten?

 

 

SPRÜCHE 15

 

18 Ein zorniger Mann fängt an zu zanken; ein Geduldiger aber stillt den Streit.

 

Wie geht ihr mit Zank um, mit zänkischen Menschen? Wie kann man Geduld lernen?

 

 

SPRÜCHE 19

 

11 Klugheit macht den Mann langsam zum Zorn, und es ist seine Ehre, dass er Verfehlungen übersehen kann.

 

Könnt ihr Verfehlungen übersehen oder empört ihr euch? Kennt ihr Rachegefühle? Habt ihr gelernt, schnell zu vergeben oder seid ihr nachtragend?

 

 

SPRÜCHE 21

 

14 Eine heimliche Gabe stillt den Zorn und ein Geschenk im Verborgenen die heftige Wut.

 

Wenn man sich mit jemand gestritten hat, kann man dann Versöhnung mit einer schönen Gabe einleiten? Etwa dass der Mann der Frau nach einem Streit einen Strauß Rosen schenkt und so sagt: Ich liebe dich immer noch?

 

 

SPRÜCHE 21

 

19 Besser in der Wüste wohnen als mit einer zänkischen und zornigen Frau zusammen!

 

Kennt ihr zänkische Menschen, Menschen, die immer Streit anfangen, und ist es dann klug, ihnen am besten aus dem Weg zu gehen? Und ist es besser, Single zu sein, als einen ständig streitenden Partner zu haben?

 

 

SPRÜCHE 22

 

24 Geselle dich nicht zum Zornigen und bleib nicht bei einem wütenden Mann,

 

25 du könntest sonst auf seinem Weg gehen und zu Fall kommen.

 

Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Kennt ihr Menschen, die schnell wütend werden, denen man besser aus dem Weg geht?

 

 

SPRÜCHE 25

 

28 Ein Mann, der seinen Zorn nicht zurückhalten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern.

 

Bemüht ihr euch, aufkommenden Zorn gewaltsam zurückzuhalten und den Trieb zum Wutanfall zu unterdrücken?

 

 

SPRÜCHE 27

 

4 Zorn ist eine wütende Sache, und Wut ist wild, aber wer kann die Eifersucht ertragen?

 

Wie steht ihr zur Eifersucht? Welches Mittel hilft gegen Eifersucht?

 

 

SPRÜCHE 30

 

33 Wenn man Milch quirlt, so wird Butter daraus, und wer die Nase schneuzt, da kommt Blut heraus, und wer den Zorn reizt, ruft Streit hervor.

 

Soll man jedem Streit aus dem Weg gehen? Wie kann man Streit vermeiden? Wie kann man verhindern, dass der Streit eskaliert und die Streitenden sich gegenseitig immer grausamer verletzen? Könnt ihr euch nach einem Streit versöhnen? Wie macht ihr das?

 

 

MATTHÄUS 5

 

22 Ich aber sage euch: Wer auf seinen Bruder zornig ist, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Taugenichts!, der ist des Hohen Rates schuldig; wer aber sagt: Du gottloser Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.

 

Das ist Jesu Kommentar zum Gottesgebot: Du sollst nicht töten! Krieg beginnt im Herzen der Menschen. Kennt ihr das, Krieg im Herzen zu haben? Wie erlangt man den Frieden im Herzen?

 

 

EPHESER 4

 

26 Seid ihr zornig, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen

 

27 und gebt dem Teufel keinen Einfluss.

 

Wenn Streit eskaliert, freut sich der Teufel. Wenn ihr euch gestritten habt, versucht ihr euch schnell zu versöhnen? Was haltet ihr von Ehepartnern, die nach einem abendlichen Streit unversöhnt schlafen gehen?

 

 

EPHESER 4

 

31 Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Gebrüll und Lästerung seien fern von und alles Böse.

 

Wie geht ihr mit Bitterkeit im Herzen um? Haben Väter das Recht, ihre Kinder anzubrüllen? Flucht ihr im Zorn? Bekennt ihr später eure Sünde, geflucht zu haben?

 

 

EPHESER 6

 

4 Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Pädagogik und Ermahnung des Herrn.

 

Wie kann man vermeiden, die Kinder zum Zorn zu reizen? Wie erlangt man die Atmosphäre einer friedlichen Familie?

 

 

1 TIMOTHEUS

 

8 So will ich, dass die Männer beten überall und heilige Hände aufheben, ohne Zorn und ohne Zweifel.

 

Betet ihr manchmal Gebete des Zorns, Gebete gegen andere Menschen? Seid ihr manchmal wütend auf Gott? Kennt ihr die Erfahrung, dass das Gebet dem zornigen Herzen Frieden zurück schenkt?

 

 

JAKOBUS 1

 

19 Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder: Ein jeder Mensch sei immer bereit zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.

 

20 Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott gut und gerecht ist.

 

Kennt ihr Streitgespräche, wo man in der Hitze der Diskussion gar nicht mehr ruhig zuhört, sondern gewaltsam auf den anderen einredet? Wie geht ihr mit Menschen um, die mit euch diskutieren, aber die im Gespräch euren Glauben, oder etwas was euch lieb ist, beleidigen?

 

 

 

HOSEA I-III

 

 

EINFÜHRUNG

 

Hosea (auch: Hoschea, in der Vulgata Osee) war ein biblischer Prophet, der etwa zwischen 750 und 725 v. Chr. im Nordreich Israel wirkte. Das ihm zugeschriebene gleichnamige Buch eröffnet die Reihe des Zwölfprophetenbuchs in der Bibel, mit der Geschichte über ein Gottesbild, das Hosea auf der Grundlage der eigenen leidvollen Liebeserfahrung entwickelte, und das die verzweifelte Liebe zu Israel darstellt. Sein Werk wird unter den zwölf kleineren (das heißt kürzeren) Propheten eingereiht. Der Name Hosea bedeutet: Er rettet.

 

Hoseas eigene Liebesgeschichte war eine Leidensgeschichte. Er heiratete eine Frau, die ihm immer wieder untreu wurde. Er beschwor sie, sperrte sie sogar ein, um weitere Treffen mit ihren Liebhabern zu verhindern. Er beschimpfte sie als Hure oder versuchte es mit pädagogischen Strafmaßnahmen. Diese katastrophale Ehe, in der der Betrogene trotz ihrer Untreue nicht von seiner Geliebten lassen kann, wurde als Symbol für Israel genommen, dessen Volk mehrere Götter wie eine Hure verehrte. Hoseas Geduld, der weder seine Frau, noch die Hoffnung auf ihre Rückkehr aufgibt, zeugt von einer großen, anrührenden Leidenschaft.

 

Ich möchte Hosea nicht in erster Linie geschichtlich betrachten, sondern symbolisch. Des Propheten Ehe mit der Hure Gomer symbolisiert die Ehe Gottes mit Israel. Das nennt man Brautmystik. Besonders das Hohelied Salomos wird verstanden als Ausdruck der Brautmystik.

 

Hier nun einige Gedanken über die Brautmystik des Hohenliedes.

Das Hohelied ist eine Schrift der biblischen Weisheitsliteratur, bestehend aus Liebesgedichten. In diesem erotischen Wechselgesang wird eine Liebesbeziehung zwischen einer jungen Frau namens Sulamith und dem König Salomo geschildert, der auch als Dichter der Schrift genannt wird. Im Altertum wurde das erotische Lied symbolisch ausgelegt, eine Tendenz, die das ganze Mittelalter anhielt und erst im 19. Jahrhundert bei Herder abgebrochen wurde. Vorher lehnten die Kommentatoren eine weltliche, wörtlich-erotische Auslegung ab und interpretierten das Liebesgedicht als Beschreibung der Liebe zwischen Gott und seinem auserwählten Volk (im Judentum) bzw. zwischen Christus und der Kirche als Braut Christi (im Christentum). Aus Kommentaren zum Hohelied entstand so eine Brautmystik, die eine ausdrücklich auch leibbezogene, persönliche Gestalt mystischer Erfahrung darstellt.

 

Das Judentum hat den Weg einer sinnbildlichen Deutung des Hohenliedes vorgezeichnet, indem es für die Kommentare auf Bilder vom Bund Gottes mit seinem Volk als Liebe, Brautschaft und Ehe und auf die prophetische Brautsymbolik zurückgriff. Jesaja verwendet beispielsweise das Bild der Braut, um Israels neuen Glanz in der Wiederherstellung durch Jahwe nach der glanzlosen Zeit im Exil zu beschreiben.

 

Auch Motive des Neuen Testaments wurden für die Interpretation des Hohenlieds genutzt. Die Gegenwart des Bräutigams Jesus bei den Jüngern und die endzeitliche Wiederkunft des Bräutigams Christus drücken mit den Worten der Brautsymbolik die intensive Verbindung und Treue der Gemeinde aus. Paulus sieht die Gemeinde als Braut Christi, sogar mit dem Wort „Jungfrau“ statt „Braut“.

 

Als Antwort auf die Frage, wen die Braut Sulamith des Hohenlieds darstellen soll, trafen im zweiten und dritten nachchristlichen Jahrhundert insbesondere die Kommentare des jüdischen Rabbi Akiba (1.Jahrhundert n. Chr.) und des antiken christlichen Theologen Origenes (2. Jahrhundert) aufeinander. Akiba interpretierte das Lied als eine Darstellung der Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel. Bei Origenes ist die Braut dagegen die individuelle Seele.

 

Die Kirchenväter Hippolyt (170–235) und Cyprian von Karthago (200 bis 258) sehen die die Kirche als Braut Christi. In den Hohelied-Interpretationen von Methodios von Olympos (bis 312) und bei Ambrosius von Mailand (339–397) findet man eine Deutung der Braut als gottgeweihte Jungfrau.

 

Nun lesen wir Hosea, Kapitel 1. Hört gut zu. Im Anschluss an den Text machen wir eine Runde, da jeder von euch ein Wort oder einen Satz des Textes wiederholt, was euch persönlich angesprochen hat, berührt, erstaunt, oder was eine Frage oder ein Problem darstellt.

 

HOSEA I

 

Hoseas Familie als Bild für Israel

 

1 In diesem Buch sind die Worte des Herrn an Hosea, den Sohn Beeris, aufgeschrieben. Damals regierten in Juda nacheinander die Könige Usija, Jotam, Ahas und Hiskia. In Israel herrschte König Jerobeam, der Sohn Joaschs.

2 Als der Herr zum ersten Mal zu Hosea sprach, befahl er ihm: "Such dir eine Hure, und mache sie zu deiner Frau! Du sollst Kinder haben, die von einer Hure geboren wurden. Denn mein Volk ist wie eine Hure: Es ist mir untreu und läuft fremden Göttern nach."

3 Hosea heiratete Gomer, die Tochter Diblajims. Sie wurde schwanger und brachte einen Jungen zur Welt.

4 "Nenne deinen Sohn Jesreel", sagte der Herr zu Hosea, "denn bald werde ich das Blutbad rächen, das König Jehu in Jesreel angerichtet hat.1 Ich werde seine Nachkommen bestrafen und dem Königreich Israel ein Ende machen.

5 In der Ebene Jesreel werde ich das gesamte Heer Israels auslöschen."

6 Gomer wurde danach wieder schwanger und brachte ein Mädchen zur Welt. Da sprach der Herr zu Hosea: "Nenne das Kind Lo-Ruhama2! Denn ich habe kein Erbarmen mehr mit den Israeliten und werde ihre Schuld nicht länger vergeben!

7 Aber mit den Judäern will ich Mitleid haben: Ich werde sie retten, denn ich bin der Herr, ihr Gott. Ich werde aber nicht für sie Krieg führen und ihnen nicht mit Bogen und Schwert, mit Pferden und Reitern helfen."

8 Als Gomer ihre Tochter Lo-Ruhama nicht mehr stillte, wurde sie ein drittes Mal schwanger und brachte einen Jungen zur Welt.

9 Da sagte der Herr: "Er soll Lo-Ammi3 heißen. Denn ihr seid nicht mehr mein Volk, und ich bin nicht mehr für euch da.

 

Nun lesen wir als Parallel-Stelle dazu Hesekiel Kapitel 16, Verse 1 bis 14. Anschließend werden wir wieder Worte sammeln, die euch berührt haben. In dem nun folgenden Text spricht Jahwe als Bräutigam zu seiner jungen Braut Jerusalem, der Jungfrau.

 

HESEKIEL XVI

 

Jerusalem, die junge Braut

 

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, mach den Einwohnern Jerusalems deutlich, was für schreckliche Dinge sie getrieben haben!

3 Verkünde ihnen: So spricht Gott, der Herr: Jerusalem, du bist in Kanaan zur Welt gekommen; dein Vater war ein Amoriter, deine Mutter eine Hetiterin.

4 Nach deiner Geburt wurde nicht einmal deine Nabelschnur abgeschnitten. Niemand hat dich gewaschen und mit Salz abgerieben, niemand dich gewickelt.

5 Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie Feld, weil jeder nur Verachtung für dich übrig hatte.

6 Ich kam an dir vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Da sagte ich zu dir: 'Du sollst am Leben bleiben

7 und heranwachsen wie eine Blume auf dem Feld!' Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut. Deine Brüste wuchsen, dein Haar war voll und schön. Aber immer noch warst du völlig nackt.

8 Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, dass du alt genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, dass du meine Frau sein solltest. Ich, der Herr, schwor dir Treue und schloss mit dir einen Bund fürs Leben. So wurdest du meine Frau.

9 Ich badete dich, wusch dir das Blut ab und salbte dich mit duftenden Ölen.

10 Ich zog dir ein buntes, kostbares Kleid und Sandalen aus bestem Leder an. Du bekamst von mir ein Stirnband aus feinem Leinen und einen seidenen Umhang.

11 Ich gab dir wertvollen Schmuck, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals.

12 Deine Nase schmückte ich mit einem Ring, ich gab dir Ohrringe und setzte dir eine prachtvolle Krone auf.

13 Du warst geschmückt mit Silber und Gold, du kleidetest dich in Leinen, Seide und bunt gewebte Stoffe. Die feinsten Speisen bekamst du: Brot, gebacken aus bestem Mehl, Honig und Öl. So wurdest du wunderschön und würdig, eine Königin zu sein.

14 Bei allen Völkern erzählte man sich von deiner Schönheit; sie war makellos und vollkommen durch den Schmuck, den ich, der Herr, dir geschenkt hatte.

 

 

Nun folgen die weiteren Verse von Hesekiel 16. Jetzt beklagt sich der Ehemann Jahwe, dass seine Jungfrau-Braut Jerusalem zur Hure geworden ist, dass heißt, sie hat die Ehe mit Jahwe gebrochen und Hurerei mit anderen Göttern getrieben. Merkt euch wieder die Verse, die ich ansprachen.

 

Jerusalem, die Hure

 

15 Aber du - du hast dir viel auf deine Schönheit eingebildet. Dass sie überall gerühmt wurde, nutztest du reichlich aus: Jedem, der dir über den Weg lief, hast du dich angeboten und dich ihm an den Hals geworfen.

16 Aus deinen bunten Kleidern machtest du dir ein Lager auf den Höhen, wo den Götzen geopfert wird. Dort schliefst du mit jedem, den du bekommen konntest. So etwas hätte niemals geschehen dürfen!

17 Du nahmst den Schmuck aus Silber und Gold, den ich dir geschenkt hatte, und machtest dir männliche Götterfiguren daraus. Mit ihnen hast du mich betrogen.

18 Deine bunt gewebten Kleider zogst du ihnen an und brachtest ihnen als Opfer den Weihrauch und das Öl dar, die du von mir bekommen hattest.

19 Das Brot aus bestem Mehl, Honig und Öl, das ich dir gegeben hatte, hast du ihnen geopfert, um sie für dich zu gewinnen. Das alles hast du getan; dies bezeuge ich, der Herr.

20 Die Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, warfst du den Götzen zum Fraß vor. War die Hurerei, die du getrieben hattest, dir noch zu wenig?

21 Musstest du auch noch meine Kinder schlachten und als Opfer für andere Götter verbrennen?

22 Während du den widerlichen Götzen Opfer darbrachtest und die Ehe mit mir brachst, hast du keinen Gedanken an die Zeit verschwendet, in der du nackt und hilflos in deinem Blut lagst.

23 Darum sage ich, der Herr: Es wird dir schlecht ergehen! Denn dein schlimmes Treiben war dir noch nicht genug:

24-25 An jedem öffentlichen Platz hast du dir ein Bett für deine Hurerei errichtet, ja, an jeder Straßenecke bautest du deine Heiligtümer. Du hast deine Schönheit missbraucht und deine Beine gespreizt für jeden, der vorüberkam. Unaufhörlich triebst du deine schamlose Hurerei.

26 Du ließest dich mit den Ägyptern ein, deinen Nachbarn mit dem großen Glied. Du schliefst mit ihnen, um mich zu kränken.

27 Darum hob ich drohend meine Hand und nahm dir einen Teil von dem weg, was ich dir geschenkt hatte. Ich lieferte dich den gierigen Philisterinnen aus, die dich hassen; doch sogar sie verabscheuten deine schamlose Hurerei.

28 Als Nächstes warfst du dich den Assyrern an den Hals, weil du immer noch nicht genug hattest. Du schliefst mit ihnen, aber dein Verlangen war auch dann noch nicht gestillt.

29 Du triebst es auch mit den Babyloniern, dem Händlervolk, doch selbst danach hattest du noch nicht genug.

30 Ich, der Herr, sage dir: Wie sehr warst du von brennender Begierde beherrscht, du hast es schlimmer getrieben als die schlimmste Hure!

31 An jeder Straßenecke hast du einen Altar für deine Liebesdienste errichtet und an jedem öffentlichen Platz ein Bett für deine Hurerei aufgestellt. Dabei benahmst du dich nicht einmal wie eine gewöhnliche Hure, denn du lehntest jede Bezahlung ab.

32 Du Ehebrecherin! Andere Männer hast du deinem Ehemann vorgezogen!

33 Jeder Hure gibt man Geld, du aber hast deinen Liebhabern sogar noch Geschenke gegeben und sie bestochen, damit sie von überall her kommen und mit dir schlafen!

34 So machtest du genau das Gegenteil von dem, was andere Huren tun: Du warfst dich jedem an den Hals, während dir keiner nachlief; niemand gab dir Geld, im Gegenteil: Du bezahltest, damit man mit dir schlief. So weit ist es mit dir gekommen!

35 Darum, du Hure, höre, was ich, der Herr, dir sage:

36 Du hast deinen Körper schamlos entblößt, um mit allen deinen Liebhabern zu schlafen; du hast deinen abscheulichen Götzen gedient und für sie deine Kinder geschlachtet.

37 Darum werde ich nun deine Liebhaber zusammenrufen - alle, die du geliebt, und alle, die du verachtet hast. Von überall her lasse ich sie kommen, damit sie gegen dich aussagen. Dann ziehe ich dir vor ihren Augen die Kleider aus, damit sie deinen nackten Körper sehen.

38 Ich werde dich verurteilen, so wie man Mörderinnen und Ehebrecherinnen verurteilt. Weil ich eifersüchtig und zornig bin, spreche ich dir das Todesurteil.

39 Ich gebe dich in die Gewalt deiner Liebhaber; sie werden deine Hurenaltäre und deine Heiligtümer zerstören. Sie reißen dir die Kleider vom Leib, nehmen deinen prächtigen Schmuck weg und lassen dich nackt und hilflos liegen.

40 Sie hetzen die Volksmenge gegen dich auf, die dich steinigt und mit ihren Schwertern zerstückelt.

41 Deine Häuser brennen sie nieder und vollstrecken das Urteil an dir vor den Augen vieler Frauen. So bereite ich deiner Hurerei ein Ende - dann kannst du dir keinen Liebhaber mehr kaufen!

42 Wenn sich schließlich mein Zorn gelegt hat, ist auch meine Eifersucht verflogen, und ich bin wieder ruhig und gelassen.

 

 

HOSEA II

 

Wiederholung des letzten Abends:

 

Wir haben letzte Woche über Gottes Ehe mit der Jungfrau Israel gesprochen. Wie im Hohenlied Salomo tritt Gott bei den Propheten als leidenschaftlicher Bräutigam auf. Wir haben betrachtet, dass Jahwe nach jüdischer Auffassung Bräutigam der Jungfrau Israel ist, nach der Auffassung der christlichen Kirchenväter aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert ist Christus Bräutigam seiner jungfräulichen Braut Kirche, aber auch der einzelnen christlichen Seele. Der Prophet Hosea hat von Gott den Auftrag bekommen, eine Hure zu heiraten. Diese Ehe ist ein Abbild für die Ehe Jahwes mit Israel, denn die Jungfrau Israel ist auch zur Hure geworden. Sie ist ihrem Ehemann Jahwe untreu geworden und hat Hurerei getrieben mit kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttern. Im Kult der Fruchtbarkeitsgötter gab es die Tempelprostitution. Indem heidnische Männer mit einer Tempelhure schliefen, beschworen sie die Hochzeit von Himmelsgott und Erdgöttin. Ich gab eine kurze Einführung zur Brautmystik, das heißt, der Tradition des Glaubens, wo man sich Gott als Bräutigam vorstellt und die Vereinigung mit Gott ersehnt. Wir sprachen dabei vor allem über das Hohelied Salomo. Nun geht es weiter mit der Einführung zur christlichen Brautmystik. An diesem zweiten Abend geht es um die Brautmystik im Mittelalter. Das sind katholische Traditionen. Am dritten Abend geht es dann um die Brautmystik in der Reformation und im Pietismus.

 

BRAUTMYSTIK II

 

Die mystische Vereinigung zwischen Gott und Mensch mit dem Bild der geistlichen Hochzeit hält sich auch in der theoretisch-theologischen Mystik. In der mystischen Theologie wird die Liebessymbolik auf das Verhältnis des einzelnen Gläubigen zu Gott angewendet und oft sogar eine Einheit des Gläubigen mit Gott angestrebt.

 

In den Paulusbriefen und im Johannesevangelium ist die Rede von einer „Einwohnung“ Gottes im Menschen, die besonders im Abendmahl von den Gläubigen als Vereinigung von Mensch und Christus erfahren werden kann. In der katholischen Eucharistiefeier wird der Wunsch ausgesprochen, dass alle Gläubigen von den Enden der Erde kommen, um das Hochzeitsmahl des Lammes zu feiern in Gottes Reich.

 

Der Kirchenvater Tertullian (zweites Jahrhundert) schrieb von den ersten christlichen Jungfrauen, die sich Gott verlobt hatten.

„Aber die eine oder die andere verlobt sich Gott.“

Tertullian übertrug als erster den Brautschaftsgedanken des Neuen Testaments von der Kirche auf den einzelnen Christen.

Bereits zu dieser Zeit wurde das Vorhaben der gottgeweihten Jungfräulichkeit als geistliche Eheschließung aufgefasst. Wenn eine Jungfrau dieses Gelübde brach, galt sie als Ehebrecherin und hatte als Folge den Ausschluss aus der Kirche zu tragen. Ein Weihegebet der Kirche über die Jungfrau, aus dem 5. Jahrhundert, hebt den ehelichen Charakter dieser mystischen Vereinigung mit Christus hervor:

„Obwohl die Jungfrauen die Würde des Ehebundes, den du gesegnet hast, erkennen, verzichten sie dennoch auf das Glück einer Ehe; denn sie suchen einzig, was das Heiligtum der Ehe bedeutet: die Verbindung Christi mit seiner Kirche. Die Jungfräulichkeit um Christi willen erkennt in dir, o Gott, ihren Ursprung, sie verlangt nach dem Leben, das den Engeln eigen ist, und sehnt sich nach der Vermählung mit Christus. Er ist der Bräutigam derer, die im Stand der Jungfräulichkeit leben.“

 

Höchstes Ziel war im Mittelalter die mystische Vereinigung mit Gott, ein „Gottspüren“ oder in einem weiteren Sinn „ein Bewusstsein der unmittelbaren Gegenwart Gottes“. Dieses Spüren Gottes wird im Mittelalter auch erotisch aufgeladen, und Gotteserkenntnis als Begegnung zwischen Ich und Gott im Sinne einer heiligen Hochzeit zwischen Seele und Gott oder Christus gedeutet.

 

Bernhard von Clairvaux (zwölftes Jahrhundert) versucht in seinen Schriften eine ekstatische Gottesverbindung, eine Verherrlichung der Seele anschaulich zu machen. Seit Bernhard verbindet sich die Brautmystik auch mit Elementen der Leidens- und Kreuzmystik.

 

In dem Buch Das fließende Licht der Gottheit gestaltete Mechthild von Magdeburg (dreizehntes Jahrhundert) in lyrischen Dialogen von Suchen und Finden, Trennung und Vereinigung der Liebenden, der mystischen Gottsuche der Seele wie der göttlichen Zuwendung zum Menschen.

 

Johannes Tauler (14. Jahrhundert) verwendete für den Weg der Vereinigung mit Gott die Vorstellung vom Nichts: Indem der Mensch „die allerwahrste Erkenntnis des eigenen Nichts“ erlangt, wird er „eins mit Gott“. Mensch und Gott begegnen einander, und dann fließt der eine Abgrund in den anderen Abgrund, „versinkt das geschaffene Nichts in das ungeschaffene Nichts“.

 

Der Mystik des Johannes vom Kreuz (16. Jahrhundert) liegt eine Heilsdramatik der Vermählung zugrunde: die Liebesbewegung geht von Gott aus, der nicht allein sein will, die Menschheit als Braut des Sohnes erschafft und immer wieder um sie wirbt – bis zur Menschwerdung und Hingabe des eigenen Lebens am Kreuz. Die Schöpfung steht von vornherein im Verhältnis einer innigsten Zugehörigkeit zu Gott, sie ist Gabe an Jesus und Gabe um Jesu willen, nicht Werk eines weltabgewandten allmächtigen Wesens. Der Sohn ist derjenige, der durch seine Ehe die Schöpfung gottwürdig macht. Die Menschwerdung wird schließlich als erlösender Ehevollzug und wunderbarer Tausch zwischen dem Sohn und der Braut verstanden, wobei eine Gleichgestaltung der Geliebten stattfindet. Diese Gleichgestaltung ist das Zeichen vollkommener Liebe.

 

 

Jetzt lesen wir Hosea 2. Hört gut zu. Anschließend sage jeder, welches Wort oder welcher Vers euch berührt hat, wo Fragen sind, worin sich einer wiedererkannt hat, was bei euch einen Gedankenblitz ausgelöst hat.

 

1 Doch es kommt die Zeit, da werden die Israeliten so zahlreich sein wie der Sand am Meer; man wird sie nicht zählen können. Ich habe ihnen gesagt: Ihr seid nicht mein Volk. Dann aber werden sie 'Kinder des lebendigen Gottes' heißen.

2 Alle Männer aus Juda und Israel werden sich versammeln und ein gemeinsames Oberhaupt wählen. Sie werden das ganze Land in Besitz nehmen. Was für ein großer Tag wird das sein, wenn meine Saat aufgeht!1

3 Dann sollt ihr euren Schwestern und Brüdern in meinem Auftrag verkünden: 'Ihr seid mein Volk, ich habe Erbarmen mit euch.'"

4 "Klagt euer Land an, ihr Israeliten! Bringt euer Volk vor Gericht! Schon lange ist eure Mutter Israel nicht mehr meine Frau, und darum will auch ich nicht länger ihr Mann sein! Sie soll die Zeichen einer Hure von ihrem Gesicht und ihren Brüsten entfernen.

5 Sonst werde ich sie nackt ausziehen und hilflos machen wie bei ihrer Geburt. Ihr Land mache ich zur Wüste, zu einer dürren Einöde, ja, ich will sie verdursten lassen!

6 Auch mit ihren Kindern werde ich kein Mitleid haben, denn sie sind Hurenkinder.

7 Ihre Mutter hat sich mit fremden Männern eingelassen. Sie ging mit ihnen ins Bett und dachte: 'Es lohnt sich, bei meinen Liebhabern zu bleiben, denn sie geben mir, was ich brauche: Brot und Wasser, Wolle und Flachs, Öl und Wein.'

8 Darum versperre ich ihr den Weg mit Mauern und lasse ihn mit Dornengestrüpp überwuchern, so dass sie nicht mehr weiter weiß.

9 Vergeblich läuft sie hinter ihren Liebhabern her. Sie wird sie suchen, aber nicht finden. Zuletzt wird sie sich besinnen: 'Ich will nach Hause zurückkehren, zu meinem ersten Mann; denn bei ihm ging es mir besser.'

10 Sie hat nicht erkannt, dass ich es war, der ihr Getreide, Most und Öl gegeben hat. Mit Silber und Gold habe ich sie überschüttet, sie aber hat alles ihrem Götzen Baal zu Füßen gelegt.

11 Zur Erntezeit werde ich dafür sorgen, dass sie kein Getreide und keinen Wein bekommt. Auch Wolle und Flachs nehme ich ihr weg, damit sie sich keine Kleider nähen kann.

12 Vor den Augen ihrer Liebhaber ziehe ich sie nackt aus und stelle sie öffentlich zur Schau; niemand kann sie davor bewahren.

13 Ihren Freudenfesten mache ich ein Ende, sie wird keinen Neumond oder Sabbat und kein anderes großes Fest mehr feiern.

14 Ihre Weinstöcke werde ich zerstören und ihre Feigenbäume fällen. Denn sie hat gesagt: 'Das habe ich von meinen Freunden für meine Liebesdienste bekommen.' Alles, was sie gepflanzt hat, lasse ich von Gestrüpp überwuchern; und den Rest werden die wilden Tiere fressen.

15 Denn sie hat mich vergessen. Statt für mich hat sie für ihre Götzen Feste gefeiert und ihnen Opfer dargebracht. Sie hat sich mit Ringen und Ketten geschmückt und ist ihren Liebhabern nachgelaufen. Deshalb werde ich sie bestrafen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

16 "Doch dann werde ich versuchen, sie wiederzugewinnen: Ich will sie in die Wüste bringen und in aller Liebe mit ihr reden.

17 Dort wird sie auf meine Worte hören. Sie wird mich lieben wie damals in ihrer Jugend, als sie Ägypten verließ. Dann will ich ihr die Weinberge zurückgeben; das Achortal, das Unglückstal2, soll für sie ein Tor der Hoffnung sein.

18 Ja, ich, der Herr, verspreche: An diesem Tag wird sie nicht mehr zu mir sagen: 'Mein Baal', sondern sie wird mich wieder ihren Mann nennen.

19 Den Namen Baal werde ich aus ihrem Mund nicht mehr hören, nie wieder wird sie die Namen anderer Götter erwähnen.

20 Ich will einen Bund schließen mit den wilden Tieren, den Vögeln und den Kriechtieren, damit sie ihr keinen Schaden zufügen. Ich werde die Kriege beenden und alle Bogen und Schwerter zerbrechen. Das alles werde ich tun, damit sie in Frieden und Sicherheit leben kann.

21 Die Ehe, die ich an diesem Tag mit dir, Israel, schließe, wird ewig bestehen. Ich schenke dir Liebe und Barmherzigkeit, ich schütze dich und helfe dir;

22 immer werde ich treu sein und dich nie verlassen. Daran wirst du erkennen, dass ich der Herr bin!

23 In jener Zeit werde ich die Bitten Israels erhören. Aus dem Himmel lasse ich Regen auf die Erde fallen,

24 und die Erde wird Getreide, Weintrauben und Oliven hervorbringen. Dann wird Israel genug zu essen haben und satt werden.3

25 Ich werde dafür sorgen, dass mein Volk sich wieder in seinem Land ansiedeln kann. Es wurde als eine Nation bezeichnet, 'die kein Erbarmen findet'; doch die Zeit kommt, in der ich mich über mein Volk erbarmen werde. Es war einst 'Nicht mein Volk'; nun aber sage ich zu ihm: 'Du bist mein Volk', und Israel wird antworten: 'Du bist mein Gott!'"

 

 

Nun lesen wir noch Hesekiel 23. Auch hier geht es um Gottes Ehe. Allerdings hat Gott hier zwei Geliebte, Jerusalem und Samarien, die beide Huren sind.

 

HESEKIEL XXIII

 

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, höre die Geschichte von zwei Frauen, Töchter derselben Mutter.

3 Schon in ihrer Jugend, als sie noch in Ägypten lebten, ließen sie sich mit vielen Männern ein, die ihnen ihre Unschuld nahmen und ihre jungen Brüste streichelten.

4 Die ältere heißt Ohola und die jüngere Oholiba. Ohola ist Samaria, Oholiba ist Jerusalem. Sie wurden meine Frauen und brachten Söhne und Töchter zur Welt.

5 Doch hinter meinem Rücken wurde Ohola mir untreu. Sie warf sich ihren Liebhabern an den Hals, den kriegerischen Assyrern,

6 die sich in Purpur kleideten und angesehene Statthalter und Befehlshaber waren. Alle waren schöne junge Männer, gute Reiter hoch zu Ross.

7 Mit den Söhnen der angesehensten Familien Assyriens betrog sie mich und lud große Schuld auf sich, weil sie deren Götzen verehrte.

8 Auch die Ägypter wollte sie nicht aufgeben, die schon in ihrer Jugend mit ihr geschlafen und ihre jungen Brüste gestreichelt hatten.

9 Darum gab ich sie in die Gewalt ihrer assyrischen Liebhaber, die sie ja unbedingt haben wollte!

10 Sie vollstreckten das Urteil an ihr: Sie zogen ihr das Kleid hoch, dass alle ihren nackten Körper sehen konnten, nahmen ihr die Söhne und Töchter weg und töteten sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie zum warnenden Beispiel für alle Frauen.

11 Ihre Schwester Oholiba hatte alles mit angesehen, und trotzdem trieb sie es noch schlimmer. Ihre Schamlosigkeit übertraf die ihrer Schwester bei weitem.

12 Auch sie warf sich den Assyrern an den Hals, den prächtig gekleideten Statthaltern und Befehlshabern, allesamt schöne junge Männer, gute Reiter hoch zu Ross.

13 Ich sah, dass auch sie große Schuld auf sich lud; darin waren beide Schwestern gleich.

14 Aber Oholiba trieb es noch schlimmer: Sie sah Bilder von Babyloniern, mit roter Farbe an die Wand gemalt.

15 Um ihre Hüften trugen sie einen Lendenschurz, ihren Kopf bedeckte ein wehender Turban. Es waren hervorragende Soldaten aus Babylonien, dem Land der Chaldäer.

16 Beim Anblick dieser Bilder packte Oholiba die Gier, und sie schickte Boten nach Babylon.

17 Da kamen die Babylonier zu ihrem Liebesnest, sie schliefen mit ihr und machten sie dadurch unrein. Oholiba aber wandte sich sofort wieder von ihnen ab, nachdem sie ihre Gier befriedigt hatte.

18 In aller Öffentlichkeit beging sie Ehebruch und zeigte ihren nackten Körper jedem, der ihn sehen wollte. Darum trennte ich mich von ihr, so wie ich es auch bei ihrer Schwester getan hatte.

19 Sie aber trieb es nur noch schlimmer, sie dachte zurück an ihre Jugend, als sie sich mit den Ägyptern eingelassen hatte.

20 Wieder packte sie die Gier nach ihren früheren Liebhabern, deren Glied so groß war wie das eines Esels und die so brünstig waren wie ein Hengst.

21 Ja, sie sehnte sich danach, wieder mit ihnen zu schlafen wie in ihrer Jugend, als die Ägypter ihre jungen Brüste streichelten.

22 Darum höre, Oholiba, was ich, der Herr, dir sage: Deine früheren Liebhaber, die du verlassen hast, hetze ich nun gegen dich auf. Von allen Seiten werden sie auf dich einstürmen:

23 die Babylonier und Chaldäer, Männer von den Stämmen Pekod, Schoa und Koa, und mit ihnen die Assyrer. Es sind schöne junge Männer, Statthalter und Befehlshaber, die besten Soldaten und angesehensten Leute im Volk, gute Reiter hoch zu Ross.

24 In Scharen fallen sie über dich her; ein Heer aus vielen Völkern stürmt auf Kriegswagen heran. Sie umstellen dich, bewaffnet mit Langschilden, Rundschilden und Helmen. Ich liefere dich ihrem Gericht aus, und sie werden dich nach ihren Gesetzen verurteilen.

25 Weil ich eifersüchtig und zornig bin, sorge ich dafür, dass sie ihren Zorn an dir auslassen: Deine Nase und deine Ohren schneiden sie dir ab, und deine Nachkommen töten sie mit dem Schwert. Ja, alle deine Söhne und Töchter nehmen sie dir weg, und dein ganzer Besitz wird ein Raub der Flammen.

26 Sie reißen dir die Kleider vom Leib und nehmen deinen kostbaren Schmuck weg.

27 So mache ich deinem abscheulichen Tun und deiner Hurerei, die du schon in Ägypten getrieben hast, ein Ende. Dann wirst du nicht mehr nach den Ägyptern Ausschau halten - ja, du wirst nicht einmal mehr an sie denken.

28 Denn ich, der Herr, liefere dich deinen Liebhabern aus, von denen du dich voller Hass abgewandt hast.

29 Hasserfüllt werden sie nun über dich herfallen und alles an sich reißen, was du dir mühsam erworben hast. Dann lassen sie dich nackt zurück, dass jeder deinen Körper sehen kann. Weil du es so schlimm getrieben und ständig die Ehe gebrochen hast,

30 wird dies deine gerechte Strafe sein. Ja, anderen Völkern bist du nachgelaufen, ihre Götter hast du angebetet und so große Schuld auf dich geladen.

31 Du bist dem schlechten Beispiel deiner Schwester gefolgt, darum gebe ich dir denselben Becher in die Hand, den sie trinken musste.

32 Ich, der Herr, kündige dir an: Gelächter und Spott wird dich treffen, den Becher deiner Schwester musst du leeren. Viel passt dort hinein, denn er ist tief und breit.

33 Er macht bekümmert und betrunken, der Becher voll Angst und Zerstörung, den schon deine Schwester Samaria trinken musste.

34 Bis zur Neige trinke ihn, ja, schlürfe ihn aus bis zum letzten bitteren Tropfen. Und mit seinen Scherben zerkratze deine Brüste! Ich, der Herr, fordere dich dazu auf.

35 Du hast mich vergessen und mir den Rücken gekehrt, darum musst du nun auch die Folgen deines Ehebruchs tragen!"

36 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, bist du bereit, über Ohola und Oholiba Gericht zu halten? Dann tu es! Erinnere sie an all die abscheulichen Dinge, die sie getrieben haben!

37 Ehebruch und Mord werfe ich ihnen vor: Sie haben mich mit ihren Götzen betrogen und für sie die Kinder verbrannt, die sie mir geboren hatten.

38 Aber das genügte ihnen noch nicht: Meinen Tempel haben sie entweiht und den Sabbat nicht als heiligen Tag geachtet.

39 Wenn sie ihre Kinder für die Götzen geschlachtet hatten, gingen sie noch am selben Tag in meinen Tempel und entweihten ihn dadurch. Ja, so trieben sie es in meinem Heiligtum!

40 Klag die beiden weiter an: Immer wieder habt ihr Boten in die Ferne geschickt, um Männer anzulocken, die dann gerne kamen. Für sie habt ihr euch herausgeputzt: Ihr habt ein Bad genommen, die Augen geschminkt und euch mit Schmuck behängt.

41 Dann habt ihr euch auf euer prunkvolles Bett gesetzt. Einen Tisch mit Weihrauch und duftendem Öl habt ihr vor euch aufgebaut, obwohl doch beides mir gehören sollte.

42 Ihr umgabt euch mit einer lärmenden, ausgelassenen Menge; laut zechten die unzähligen Männer, die aus der Wüste zu euch gekommen waren. Sie streiften euch Armreife über die Hände und setzten euch prunkvolle Kronen auf den Kopf.

43 Ich dachte: Sie sind es gewohnt, die Ehe zu brechen, jetzt treiben sie es schon wieder und haben auch noch Freude daran.1

44 Die Männer gehen zu ihnen wie zu Huren. Immer wieder laufen sie zu Ohola und Oholiba, diesen schamlosen Frauen.

45 Aber aufrichtige Männer werden ihnen das Urteil sprechen, nach den Gesetzen für Ehebrecherinnen und Mörderinnen. Denn sie haben die Ehe gebrochen, und an ihren Händen klebt Blut!

46 Ich, der Herr, befehle: Eine Menschenmenge soll sich versammeln, sie misshandeln, ausrauben

47 und schließlich steinigen und mit Schwertern zerstückeln! Danach sollen ihre Söhne und Töchter getötet und ihre Häuser verbrannt werden.

48 Ohola und Oholiba, ich mache eurer Hurerei ein Ende! Alle Frauen in Israel sollen gewarnt sein, damit sie nicht genauso schamlos die Ehe brechen wie ihr.

49 Man wird euch für eure Hurerei bestrafen, und ihr müsst für die Sünden büßen, die ihr mit euren Götzen begangen habt. Dann werdet ihr erkennen, dass ich Gott, der Herr, bin."

 

 

HOSEA III

 

Am letzten Abend haben wir über die Brautmystik des Mittelalters gehört. Mechthild von Magdeburg sagte: Herr, liebe mich oft und heftig und lange! Wir lasen Hosea, zweites Kapitel. Darin wurden uns die Verse 21 und 22 wichtig: „Die Ehe, die ich an diesem Tag mit dir, Israel, schließe, wird ewig bestehen. Ich schenke dir Liebe und Barmherzigkeit, ich schütze dich und helfe dir; immer werde ich treu sein und dich nie verlassen. Daran wirst du erkennen, dass ich der Herr bin!“ Auch wenn die Braut Gottes untreu wird, Gott bleibt immer treu. Aber die Braut Gottes wird auch als Ehebrecherin und Hure bezeichnet, die sich mit anderen Göttern vereinigt. Da fanden wir bemerkenswert Hesekiel 23, Vers 20: „Wieder packte sie die Gier nach ihren früheren Liebhabern, deren Glied so groß war wie das eines Esels und die so brünstig waren wie ein Hengst.“ Dieser Bibelvers trieb den Christinnen die Schamröte ins Gesicht und ist doch Gottes Wort. Nun kommen wir wieder zur Geschichte der Brautmystik. Diesmal geht es um Reformation und Pietismus.

 

 

Der protestantische Pfarrer Valentin Weigel (16. Jahrhundert) stellt neben den „Christus für uns“ den „Christus in uns“. Weigels mystische Theologie beinhaltet die Vorstellung eines völligen Verschmelzens von Gott und Mensch. Nach Aussage des pietistischen Theologen Johann Henrich Reitz (17. Jahrhundert) hätten die Frauen „durch ihre Einfalt“ zugleich einen besseren Zugang zum Mystischen und Göttlichem, sodass sie sich in ihre Rolle als Braut leichter einfügen könnten.

 

Der Pietist Gottfried Arnold (17. Jahrhundert) dachte, der Sündenfall sei die Teilung des Menschen in eine weibliche und eine männliche Seite. Nun wurde die Seele des Gläubigen als weiblich interpretiert, die nach dem Bräutigam sucht. Gottfried Arnold schildert in der Schrift Das Geheimnis der göttlichen Sophia in erotischen Bildern aus dem Hohelied die Vereinigung des Gläubigen mit der personifizierten Weisheit Gottes. Hier kehrt sich also das Geschlechterverhältnis um, zu einer himmlischen Braut und einem irdischen Bräutigam.

 

In der Mystik des Barocks wird die Vorstellungen des Einswerdens mit Gott unter dem Bild von Verlobung und Vermählung wieder aufgenommen. Der Dichter und Mystiker Angelus Silesius beeinflusst diese Entwicklung. Johann Sebastian Bach arbeitete in seinen Kantaten, Oratorien und Passionen die mystischen Hochzeitstexte musikalisch um. Er verwendet dabei die Lyrik der Brautmystik bei Gerhard Tersteegen (18. Jahrhundert), Paul Gerhard (17. Jahrhundert) oder Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (18. Jahrhundert). Diese evangelischen Pfarrer haben auch die Theologie der Brautmystik in Texten und Predigten weiterentwickelt. Die Braut erscheint hier als Tochter Zion oder als einzelne Seele oder als Gemeinde. Im ersten Teil von Bachs Weihnachtsoratorium steht Großes bevor; die Tochter Zion steht hier für die Erwartung der christlichen Gemeinde auf den kommenden Herrn:

 

„Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,

Den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!

Deine Wangen – müssen heut viel schöner prangen,

Eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!“

 

In der Matthäuspassion singt die Seele dem Bräutigam Jesus:

 

„Ich will dir mein Herze schenken,

Senke dich, mein Heil, hinein!

Ich will mich in dir versenken;

Ist dir gleich die Welt zu klein,

Ei, so sollst du mir allein

Mehr als Welt und Himmel sein.“

 

Das Adventslied „Tochter Zion, freue dich“ thematisiert die Hochzeitsvorbereitungen Zions beim Einzug Jesu in Jerusalem einprägsam. Gelegentlich werden die Texte der Brautmystik, etwa bei Zinzendorf oder in der Marienfrömmigkeit, poetisch überschwänglich. Der Titel eines geistlichen Liederbuches von Emilie Juliane von Barby-Mühlingen lautet: Der Freundin des Lammes geistlicher Braut-Schmuck zu christlicher Vorbereitung auf die Hochzeit des Lammes.

 

 

Nun lesen wir Hosea 3. Merkt euch, welches Wort oder welcher Vers euch auffällt und werft ihn anschließend unkommentiert in die Runde.

 

Israel wird umkehren

 

1 Der Herr sprach zu mir: "Obwohl deine Frau deine Liebe nicht erwidert hat, sondern ständig die Ehe bricht, sollst du sie wieder bei dir aufnehmen und sie lieb haben. Denn auch ich liebe die Israeliten, obwohl sie anderen Göttern nachlaufen und deren Opfermahlzeiten essen1."

2 Da kaufte ich meine Frau für fünfzehn Silberstücke und viereinhalb Zentner Gerste zurück

3 und sagte zu ihr: "Du wirst jetzt bei mir bleiben und dich mit keinem anderen Mann mehr einlassen. Aber ich werde lange Zeit nicht mit dir schlafen."

4 Genau so wird es Israel ergehen: Lange Zeit werden sie ohne König und Fürsten sein, es wird keine Schlachtopfer und keine heiligen Steinmale geben, auch keine Götterfiguren und Priestergewänder.

5 Und dann wird Israel zurückkommen und den Herrn, seinen Gott, suchen. Das ganze Volk wird einen Nachkommen Davids als König anerkennen. Zitternd werden sie in dieser letzten Zeit zum Herrn zurückkehren und ihre Hoffnung ganz auf seine Güte setzen.

 

Nun lesen wir Jesaja 54, 1-10. Wieder geht es um die Braut Gottes.

 

JESAJA LIV

 

Die schwere Zeit ist vorbei!

 

1 Sei fröhlich, du Unfruchtbare, auch wenn du nie ein Kind geboren hast! Juble und singe, du Kinderlose! Denn du, die du allein bist, wirst mehr Kinder haben als eine Frau, die einen Mann hat.

2 Vergrößere dein Zelt! Spann die Zeltdecken weiter aus! Spare nicht! Verlängere die Seile, und schlag die Pflöcke fest ein!

3 Denn du wirst dich nach allen Seiten hin ausbreiten: Deine Kinder werden das Land anderer Völker in Besitz nehmen und die zerfallenen Städte neu besiedeln.

4 Hab keine Angst, du wirst nicht mehr erniedrigt werden! Niemand darf dich je wieder beschämen. Du wirst vergessen, wie man dich in deiner Jugend gedemütigt hat, und nicht mehr an die schwere Zeit zurückdenken, in der du als Witwe allein dastandst.

5 Denn der Herr, der dich erschaffen hat, ist dein Ehemann. Er heißt "der Herr, der allmächtige Gott". Er ist der heilige Gott Israels, dein Erlöser, und der Gott der ganzen Welt.

6 Jerusalem, du bist wie eine verstoßene Frau, die tief enttäuscht ist, weil ihr Mann, der sie als junge Frau liebte, sie verlassen hat. Doch der Herr ruft dich zu sich zurück

7 und sagt zu dir: "Nur für kurze Zeit habe ich dich verlassen. Ich will dich wieder zu mir holen, denn ich liebe dich immer noch.

8 Im Zorn habe ich mich für einen Augenblick von dir zurückgezogen. Doch ich habe Erbarmen mit dir, und meine Liebe wird nie mehr aufhören. Das verspreche ich, der Herr, dein Erlöser.

9 Damals nach der großen Flut schwor ich Noah: Nie mehr wird die ganze Erde überschwemmt werden! Und heute schwöre ich: Ich bin nicht mehr zornig auf dich, Jerusalem! Nie mehr werde ich dir drohen!

10 Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der Herr, der dich liebt!"

 

 

 

DAS MARKUS-EVANGELIUM

 

 

VORBEMERKUNG

 

Als Katholik habe ich für einen Bibelkreis der Pfingstgemeinde das Markus-Evangelium aufbereitet. In sechs Abenden wollten wir den Text lesen. An jedem der sechs Abende gab ich eine kurze Einführung über das Evangelium und den Evangelisten. Der Text jeden Abends wurde jeweils in drei Einheiten aufgeteilt. Im Anschluss an die Einheiten formulierte ich Fragen, die zur Diskussion einladen wollten. Das ganze Projekt gebe ich hier der Öffentlichkeit. Die deutsche Bibelübersetzung hier ist Luther 1912, obwohl die Geschwister Pfingstler die Hoffnung-für-alle verwandten.

 

 

ERSTER ABEND

 

Das älteste, griechisch geschriebene Evangelium wird nach kirchlicher Tradition Markus zugeschrieben. Markus (eigentlich: Johannes Markus) war ein Vetter des Barnabas. Er war Mitarbeiter des Paulus, später auch des Petrus. Markus ist Schöpfer der Gattung „Evangelium“ (griechisch "euangélion"; übersetzt „frohe Botschaft“), die entsprechend antikem Vorbild in Form einer Biographie ein Glaubenszeugnis darstellt, welches zum Glauben an die Person Jesu Christi einladen möchte.

Markus sammelte sowohl schriftliche als auch mündliche Überlieferungen,vor allem von Petrus in Rom, um die Geschichte des irdischen Jesus als frohe Botschaft darzustellen. Diese Überlieferungen umfassten Wundergeschichten, Gleichnisse, Jesusworte, Jüngerunterweisungen und vor allem eine Leidensgeschichte Jesu. Markus hat sie zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammengefügt, die nach einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Raster aufgebaut ist.

Zeitlich gesehen ist das Markusevangelium kurz nach der Zerstörung Jerusalems um 70 n. Chr. verfasst worden. Als Ort der Abfassung wird Rom (so die altkirchliche Tradition) vorgeschlagen. Das Evangelium wendet sich an Heidenchristen, die nicht mehr nach dem jüdischen Ritualgesetz leben.

Nach Markus ist Jesus der Sohn Gottes, der verheißene Messias. Durch sein Wirken ist die Gottesherrschaft (das „Reich Gottes“) und damit die Heilszeit gegenwärtig. In diesem Zusammenhang befreit Jesus die Menschen von allem Bösen, vergibt ihnen ihre Schuld und befreit so die Menschen zu einem neuen Leben, das sie aus dem Willen Gottes heraus gestalten können. Allerdings wird das Geheimnis, dass in der Person Jesu Gottes Vollmacht in menschlicher Niedrigkeit zu den Menschen kommt, von den religiösen Führern Jerusalems nicht begriffen. Erst nach der Auferstehung Jesu öffnet sich auch für seine Jünger dieses Geheimnis.

 

 

VORBEMERKUNG

 

Johannes der Täufer

 

(Mk 1, 1-8)

 

1,1 Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.

 

2 Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja: »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bereiten soll.«

 

3 »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben!« (Maleachi 3,1; Jesaja 40,3):

 

4 Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

 

5 Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und alle Leute von Jerusalem und ließen sich von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden.

 

6 Johannes aber trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden und aß Heuschrecken und wilden Honig

 

7 und predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker als ich; und ich bin nicht wert, dass ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe löse.

 

8 Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Jesu Taufe und Versuchung

 

 

Dass Johannes nicht wert war, Jesus die Sandalen zu lösen, hängt mit dem alten Testament zusammen, wo ein Mann, der nicht heiraten will, Barfüßer genannt wird. Jesus kommt aber als der Bräutigam. Die Gemeinde soll seine Braut sein. Jede christliche Seele soll seine Braut sein.

 

 

 

DIE BOTSCHAFT

 

BLOCK A

 

(Mk 1,9-20)

 

1, 9 Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.

 

10 Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn.

 

11 Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

 

12 Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste;

 

13 und er war in der Wüste vierzig Tage und wurde versucht von dem Satan und war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.

Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa

 

14 Nachdem aber Johannes gefangen gesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes

 

15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

Die Berufung der ersten Jünger

 

16 Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer.

 

17 Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

 

18 Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

 

19 Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten.

 

20 Und alsbald rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.

 

 

Taufe: Seht ihr euch als geliebtes Kind Gottes, an dem der Vater sein Wohlgefallen hat? Jesaja: Wie sich ein Bräutigam an seiner Braut freut, so freut sich dein Schöpfer an dir!

 

Versuchungen. Was sind eure Versuchungen?

 

Berufungen: Wie hat euch Jesus berufen?

 

Nachfolge: Was heißt es für euch, Jesus nachzufolgen oder nachzuahmen?

 

 

 

BLOCK B

VIER BEGEBENHEITEN OHNE WIDERSTAND VON MENSCHEN

 

(Mk 1,21-45)

 

 

1, 21 Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.

 

22 Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.

 

23 Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie:

 

24 Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!

 

25 Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm!

 

26 Und der unreine Geist riss ihn und schrie laut und fuhr aus von ihm.

 

27 Und sie entsetzten sich alle, sodass sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern und sie gehorchen ihm!

 

28 Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall im ganzen galiläischen Land.

 

29 Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.

 

30 Und die Schwiegermutter Simons lag darnieder und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr.

 

31 Da trat er zu ihr, fasste sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie und sie diente ihnen.

 

32 Am Abend aber, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.

 

33 Und die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.

 

34 Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.

 

35 Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.

 

36 Simon aber und die bei ihm waren, eilten ihm nach.

 

37 Und als sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich.

 

38 Und er sprach zu ihnen: Lasst uns anderswohin gehen, in die nächsten Städte, dass ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.

 

39 Und er kam und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die bösen Geister aus.

Die Heilung eines Aussätzigen

 

40 Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen.

 

41 Und es jammerte ihn und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will's tun; sei rein!

 

42 Und sogleich wich der Aussatz von ihm und er wurde rein.

 

43 Und Jesus drohte ihm und trieb ihn alsbald von sich

 

44 und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

 

45 Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; doch sie kamen zu ihm von allen Enden.

 

 

Auch die Dämonen glauben, dass Jesus Gottes Sohn ist. Was ist der Unterschied zu uns?

 

Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus. Kümmert sich Jesus um unsre familiären Angelegenheiten, um unsre Krankheiten und Sorgen?

 

Jesus will überall verkündigen. Was verkündet er? Verkündet er auch heute? Und wenn ja, wie und wo? Verkündigen wir Jesus durch Wort und Tat, durch das Zeugnis unsres Lebens?

 

Jesus hat keine Berührungsängste bei Kranken, Ausgestoßenen, Leuten am Rand der Gesellschaft, Loosern. Haben wir Berührungsängste? Erkennen wir in den Notleidenden die Gegenwart Christi?

 

 

 

VIER BEGEBENHEITEN MIT WIDERSTAND VON MENSCHEN

 

(Mk 2,1-28)

 

 

Die Heilung eines Gelähmten (»Der Gichtbrüchige«)

 

2, 1 Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war.

 

2 Und es versammelten sich viele, sodass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort.

 

3 Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen.

 

4 Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag.

 

5 Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

 

6 Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen:

 

7 Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?

 

8 Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen?

 

9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher?

 

10 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten:

 

11 Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!

 

12 Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.

 

 

Die Berufung des Levi und das Mahl mit den Zöllnern

 

13 Und er ging wieder hinaus an den See; und alles Volk kam zu ihm und er lehrte sie.

 

14 Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.

 

15 Und es begab sich, dass er zu Tisch saß in seinem Hause, da setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern; denn es waren viele, die ihm nachfolgten.

 

16 Und als die Schriftgelehrten unter den Pharisäern sahen, dass er mit den Sündern und Zöllnern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Isst er mit den Zöllnern und Sündern?

 

17 Als das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Die Frage nach dem Fasten

 

18 Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten viel; und es kamen einige, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

 

19 Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.

 

20 Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage.

 

21 Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der neue Lappen vom alten ab und der Riss wird ärger.

 

22 Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche und der Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man soll neuen Wein in neue Schläuche füllen.

Das Ährenraufen am Sabbat

 

23 Und es begab sich, dass er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen.

 

24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist?

 

25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren:

 

26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren?

 

27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.

 

28 So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.

 

 

Jesus heilt nicht nur den Körper, sondern vor allem die Seele. Wollen wir nur körperliche Heilung oder bitten wir auch um Sündenvergebung und Heiligung der Seele?

 

Jesus isst mit Sündern. Wollen wir uns nur im Club der Frommen aufhalten oder nehmen wir auch die Sünder an?

 

Jesus bezeichnet sich als Bräutigam. Weißt du, dass deine Seele die Geliebte Jesu ist?

 

Jesus sagt, später werden seine Jünger fasten. Welche Einstellung habt ihr zum Fasten?

 

Jesus ist Herr über den Sabbat. Ist euch der Sonntag ein heiliger Tag? Wie feiert ihr den Sonntag als Tag des Herrn?

 

 

 

BLOCK C

 

(Mk 3,1-12)

 

Die Heilung eines Mannes am Sabbat

 

3, 1Und er ging abermals in die Synagoge. Und es war dort ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand.

 

2 Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten.

 

3 Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor!

 

4 Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen still.

 

5 Und er sah sie ringsum an mit Zorn und war betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde gesund.

 

6 Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald Rat über ihn mit den Anhängern des Herodes, wie sie ihn umbrächten.

 

Zulauf des Volkes und viele Heilungen

 

7 Aber Jesus entwich mit seinen Jüngern an den See und eine große Menge aus Galiläa folgte ihm; auch aus Judäa

 

8 und Jerusalem, aus Idumäa und von jenseits des Jordans und aus der Umgebung von Tyrus und Sidon kam eine große Menge zu ihm, die von seinen Taten gehört hatte.

 

9 Und er sagte zu seinen Jüngern, sie sollten ihm ein kleines Boot bereithalten, damit die Menge ihn nicht bedränge.

 

10 Denn er heilte viele, sodass alle, die geplagt waren, über ihn herfielen, um ihn anzurühren.

 

11 Und wenn ihn die unreinen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist Gottes Sohn!

 

12 Und er gebot ihnen streng, dass sie ihn nicht offenbar machten.

 

Jesus stößt auf Widerstand. Auf welchen Widerstand stößt Jesu Botschaft heute? Auf welchen Widerstand stoßen wir als Christen? Wie geht ihr mit Ablehnung oder Spott wegen eures Glaubens um?

 

 

 

 

ZWEITER ABEND

 

Wer war Markus? Er hieß Johannes Markus. Seine Mutter Maria war Christin. In ihrem Haus versammelte sich die Gemeinde, um für den gefangenen Petrus zu beten. Der Mutter Maria gehörte vielleicht der Saal, in dem Jesus mit den Aposteln das letzte Abendmahl gefeiert hat. Markus war ein Vetter des Barnabas, der ein Levit war, also aus dem priesterlichen Geschlecht stammte. Vielleicht stammte Markus also auch aus dem priesterlichen Geschlecht der Leviten. Als Jesus im Garten Gethsemane von den Soldaten gefangen nommen wurde, floh ein junger Mann, die Soldaten packten ihn am Umhang, und er floh nackt. Das steht nur im Markus-Evangelium. Vielleicht war Markus dieser junge Mann. Als Paulus und Barnabas zur ersten Missionsreise aufbrachen, begleitete Markus sie. Er kehrte aber auf halber Strecke zurück. Vielleicht hatte er Angst oder Heimweh oder wollte zu seiner Mutter zurück. Als Paulus zur zweiten Missionsreise aufbrach, wollte Barnabas wieder Markus mitnehmen. Paulus wehrte sich mit Händen und Füßen und es gab einen heftigen Streit zwischen Paulus und Markus. Also können auch Heilige sich streiten. Paulus zog dann mit Silas los, Barnabas und Markus zogen nach Zypern. Der Streit war fruchtbar, die Mission hatte sich verdoppelt. Als Paulus und Petrus in Rom waren, wurde Markus der Schüler des Petrus. Er zeichnete die Predigten des Petrus auf, daraus entstand das Markusevangelium. Es richtet sich an die Römer und schildert das tatenreiche Wirken des Gottessohnes voller Kraft. Es ist das kürzeste, aber auch das älteste Evangelium. Petrus nennt Markus väterlich seinen Sohn. Auch Paulus hatte sich mit Markus versöhnt und schrieb im Kolosserbrief: Markus soll kommen, ich brauche ihn! Der Überlieferung nach gründete Markus die Christengemeinde in Alexandrien in Ägypten. Dort gab es schon eine große jüdische Gemeinde. So verehrt die ägyptische Kirche, die Kopten, den heiligen Markus als Vater der Kirche von Ägypten. In Ägypten erlitt Markus der Überlieferung nach das Martyrium.

 

 

DIE KRAFT

 

BLOCK A

 

(Mk 3,13-35)

 

 

13 Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. 14 Und er ordnete die Zwölf, daß sie bei ihm sein sollten und daß er sie aussendete, zu predigen, 15 und daß sie Macht hätten, die Seuchen zu heilen und die Teufel auszutreiben. 16 Und gab Simon den Namen Petrus; 17 und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Bnehargem, das ist gesagt: Donnerskinder; (Lukas 9.54) 18 und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus und Simon von Kana 19 und Judas Ischariot, der ihn verriet.

 

20 Und sie kamen nach Hause, und da kam abermals das Volk zusammen, also daß sie nicht Raum hatten, zu essen. 21 Und da es die Seinen hörten, gingen sie aus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.

 

22 Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus.

23 Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den anderen austreiben? 24 Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 25 Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 26 Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. 27 Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube.

28 Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gotteslästerungen, womit sie Gott lästern; 29 wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts. 30 Denn sie sagten: Er hat einen unsauberen Geist.

 

31 Und es kam seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. 32 Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir.

33 Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34 Und er sah rings um sich auf die Jünger, die im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder! 35 Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

 

Habt ihr auch eine Mission, ein Apostolat? Was tut ihr für das Reich Gottes auf Erden?

 

Hat man euch auch schon für verrückt erklärt, weil ihr an Jesus glaubt?

 

Die Sünde des Heiligen Geistes besteht darin, wenn man bis zum Tod die Einladung des Heiligen Geistes zur Bekehrung ablehnt.

 

Seid ihr euch bewusst, in Gottes Familie zu leben? Gott ist unser Vater, Jesus unser Bruder, und Maria unsere Mutter. Seht ihr Jesus als euren Bruder? Seht ihr die Christenheit als eine große Familie?

 

 

BLOCK B

 

(Mk 4,1.5,43)

 

1 Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er mußte in ein Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer. 2 Und er predigte ihnen lange durch Gleichnisse; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen:

3 Höret zu! Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. 4 Und es begab sich, indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel unter dem Himmel und fraßen's auf. 5 Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. 6 Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte verdorrte es. 7 Und etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht. 8 Und etliches fiel auf ein gutes Land und brachte Frucht, die da zunahm und wuchs; etliches trug dreißigfältig und etliches sechzigfältig und etliches hundertfältig. 9 Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

 

10 Und da er allein war, fragten ihn um dies Gleichnis, die um ihn waren, mitsamt den Zwölfen. 11 Und er sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; denen aber draußen widerfährt es alles nur durch Gleichnisse, 12 auf daß sie es mit sehenden Augen sehen, und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören, und doch nicht verstehen, auf daß sie sich nicht dermaleinst bekehren und ihre Sünden ihnen vergeben werden.

 

13 Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr denn die andern alle verstehen? 14 Der Sämann sät das Wort. 15 Diese sind's aber, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesät wird und sie es gehört haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt weg das Wort, das in ihr Herz gesät war. 16 Also auch die sind's, bei welchen aufs Steinige gesät ist: wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden auf, 17 und haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so ärgern sie sich alsbald. 18 Und diese sind's, bei welchen unter die Dornen gesät ist: die das Wort hören, 19 und die Sorgen dieser Welt und der betrügerische Reichtum und viele andere Lüste gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. 20 Und diese sind's, bei welchen auf ein gutes Land gesät ist: die das Wort hören und nehmen's an und bringen Frucht, etliche dreißigfältig und etliche sechzigfältig und etliche hundertfältig.

 

21 Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß man es unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze? Mitnichten, sondern daß man's auf einen Leuchter setze. 22 Denn es ist nichts verborgen, das es nicht offenbar werde, und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme. 23 Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

24 Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret! Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen, und man wird noch zugeben euch, die ihr dies hört. 25 Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch was er hat.

 

26 Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft 27 und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, daß er's nicht weiß. 28 Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren. 29 Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

 

30 Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welch Gleichnis wollen wir es vorbilden? 31 Gleichwie ein Senfkorn, wenn das gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden; 32 und wenn es gesät ist, so nimmt es zu und wird größer denn alle Kohlkräuter und gewinnt große Zweige, also daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. 33 Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort, nach dem sie es hören konnten. 34 Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen; aber insonderheit legte er's seinen Jüngern alles aus.

 

35 Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Laßt uns hinüberfahren. 36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er im Schiff war; und es waren mehr Schiffe bei ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel und warf Wellen in das Schiff, also daß das Schiff voll ward. 38 Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts darnach, daß wir verderben? 39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam? Wie, daß ihr keinen Glauben habt? 41 Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? denn Wind und Meer sind ihm gehorsam.

 

5,1 Und sie kamen jenseits des Meers in die Gegend der Gadarener. 2 Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald entgegen aus den Gräbern ein besessener Mensch mit einem unsaubern Geist, 3 der seine Wohnung in den Gräbern hatte; und niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten. 4 Denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn zähmen. 5 Und er war allezeit, Tag und Nacht, auf den Bergen und in den Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen. 6 Da er aber Jesum sah von ferne, lief er zu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach: 7 Was habe ich mit dir zu tun, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälest! 8 Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen! 9 Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er antwortete und sprach: Legion heiße ich; denn wir sind unser viele. 10 Und er bat ihn sehr, daß er sie nicht aus der Gegend triebe. 11 Und es war daselbst an den Bergen eine große Herde Säue auf der Weide. 12 Und die Teufel baten ihn alle und sprachen: Laß uns in die Säue fahren! 13 Und alsbald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Säue; und die Herde stürzte sich von dem Abhang ins Meer (ihrer waren aber bei zweitausend) und ersoffen im Meer. 14 Und die Sauhirten flohen und verkündigten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war, 15 und kamen zu Jesu und sahen den, der von den Teufeln besessen war, daß er saß und war bekleidet und vernünftig, und fürchteten sich. 16 Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und von den Säuen. 17 Und sie fingen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend zöge. 18 Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, daß er möchte bei ihm sein. 19 Aber Jesus ließ es nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der HERR getan und sich deiner erbarmt hat. 20 Und er ging hin und fing an, auszurufen in den zehn Städten, wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann verwunderte sich.

 

21 Und da Jesus wieder herüberfuhr im Schiff, versammelte sich viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer. 22 Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Füßen 23 und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zügen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe. 24 Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie drängten ihn. 25 Und da war ein Weib, das hatte den Blutgang zwölf Jahre gehabt 26 und viel erlitten von vielen Ärzten und hatte all ihr Gut darob verzehrt, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es ärger mit ihr. 27 Da die von Jesu hörte, kam sie im Volk von hintenzu und rührte sein Kleid an. 28 Denn sie sprach: Wenn ich nur sein Kleid möchte anrühren, so würde ich gesund. 29 Und alsbald vertrocknete der Brunnen ihres Bluts; und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage war gesund geworden. 30 Und Jesus fühlte alsbald an sich selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider angerührt? (Lukas 6.19) 31 Und die Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, daß dich das Volk drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt? 32 Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. 33 Das Weib aber fürchtete sich und zitterte (denn sie wußte, was an ihr geschehen war), kam und fiel vor ihm nieder und sagte die ganze Wahrheit. 34 Er sprach aber zu ihr; Meine Tochter, Dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage! 35 Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? 36 Jesus aber hörte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fürchte dich nicht, glaube nur! 37 Und ließ niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. 38 Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getümmel und die da weinten und heulten. 39 Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. 40 Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, 41 und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir stehe auf! 42 Und alsbald stand das Mägdlein auf und wandelte; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich über die Maßen. 43 Und er verbot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

 

Seid ihr guter Boden für das Wort Gottes? Oder ersticken die Altagssorgen das Wort in euch? Seid ihr bereit, für Jesus Widerspruch oder Spott zu ertragen? Tut ihr das Wort des Evangeliums, das ihr hört?

 

Lasst ihr das Licht der christlichen Liebe vor den Menschen leuchten?

 

Das Himmelreich ist eine weltweite Christenheit geworden? Man spricht von 2 Millionen Christen bei 9 Millionen Menschen. Sind das alles eure Brüder und Schwestern? Oder ist Kirche nur eure Ortsgemeinde? Seht ihr alle Christen aller Konfessionen als eure Brüder und Schwestern an?

 

Es gibt schwere Stürme in unserem Leben, Erschütterungen, heftigen Gegenwind. Was habt ihr für Stürme erfahren? Habt ihr erfahren, dass Jesus dann mächtig ist und hilft?

 

Seid ihr schon Menschen begegnet, wo ihr den Eindruck oder das Gefühl hattet, dass der Mensch unter dem Einfluss des Teufels steht? Seid ihr selbst schon dem Teufel begegnet? Was denkt ihr, wie und wo wirkt der Teufel heute? Wie können wir dem entgegentreten?

 

Habt ihr Menschen, die gestorben sind, und glaubt ihr, dass sie leben? Ist euch das ein Trost? Sprecht ihr mit euren Toten?

 

Habt ihr schon Heilungen durch Jesus erfahren? Glaubt ihr, dass Jesus auch dann noch heilen können, wenn die Ärzte am Ende ihrer Weisheit sind?

 

 

BLOCK C

 

(Mk 6,1-6)

 

1 Und er ging aus von da und kam in seine Vaterstadt; und seine Jünger folgten ihm nach. 2 Und da der Sabbat kam, hob er an zu lehren in ihrer Schule. Und viele, die es hörten, verwunderten sich seiner Lehre und sprachen: Woher kommt dem solches? Und was für Weisheit ist's, die ihm gegeben ist, und solche Taten, die durch seine Hände geschehen? (Johannes 7.15) 3 Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen. 5 Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; außer wenig Siechen legte er die Hände auf und heilte sie. 6 Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging umher in die Flecken im Kreis und lehrte sie.

 

Haltet ihr Jesus für weise? Wo hatte er seine Weisheit her?

 

Habt ihr Schwierigkeiten mit einer ungläubigen Familie? Wie geht ihr damit um?

 

 

 

DRITTER ABEND

 

“Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes... Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort.” .

Die ersten Worte des Evangelisten Markus sind außerordentlich eigentümlich. Während das Hauptthema von Markus der Diener und Prophet Jesus ist, leitet er das von ihm verfasste Evangelium über den Herrn Jesus Christus mit Worten ein, die ihn als Sohn Gottes bezeichnen. Das zeigt, dass Gott darüber wacht, dass wir nicht zu gering von Jesus denken. Es ist wahr: Er ist der Diener, der bereits frühmorgens aufstand, um zu seinem Vater im Himmel zu beten. Ein deutlicher Hinweis auf seine Menschheit und Abhängigkeit von Gott. Aber wenn Gott seinen Christus als den niedrigen Diener vorstellt, dann lässt er nicht zu, dass wir allzu menschliche Vorstellungen von Jesus haben.

Er ist der Herr, der ewige Sohn Gottes. Er ist freiwillig Mensch geworden und hat sich so sehr erniedrigt, dass er als Gottes Knecht auf dieser Erde gelebt hat. .

Das Markus-Evangelium endet auch mit einem Blick auf den souveränen und allmächtigen Herrn und Gott Jesus Christus. „Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ In keinem anderen Evangelium lesen wir, dass Jesus sich selbst auf diesen Ehrenplatz gesetzt hat. Ein Diener bekommt normalerweise einen Platz zugewiesen. Aber Jesus ist nicht nur Diener, er ist Gott selbst. Daher konnte er sich kraft seiner eigenen Machtfülle auf diesen Platz setzen, der ihm zugleich, wenn wir andere Bibelstellen hinzuziehen, von Gott gegeben worden ist.

Das Hauptthema des Markusevangeliums ist also: Jesus Christus, der Diener. Einen Diener zeichnet sein Gehorsam aus. Er tut schlicht das, was ihm aufgetragen wird, und das in Treue.

Äußere Umstände, die zum Beispiel den Rahmen für das Bild eines Königs bilden, spielen hier keine Rolle. Denn ein Diener steht nicht im Mittelpunkt. Gott gebe, dass wir diesen vollkommenen Diener in unser Herz aufnehmen.

Wir finden bei Markus auch kein Geschlechtsregister, denn ein Diener muss seine Herkunft nicht nachweisen. Er muss seine guten Eigenschaften als Diener durch Taten unter Beweis stellen.

Daher finden wir in diesem Evangelium vor allem die Taten Jesu. Er ist ständig im Einsatz, von frühmorgens bis spät abends; unermüdlich dient er anderen.

Hinzu kommen einige charakteristische Worte, die Markus immer wieder benutzt. Das Wort „sogleich“ kommt über vierzigmal vor. Denn ein Diener muss „sogleich“ das tun, was ihm aufgetragen wird. Und genau das finden wir bei dem Herrn Jesus. Er erfüllte die Aufträge Gottes „sogleich“, denn es war seine Speise, den Willen des Vaters auszuführen.

Sein ständiger Einsatz für andere wird auch durch das mehr als tausendmal vorkommende Wörtchen „und“ unterstrichen. Eine Tat reihte sich an die andere, „und“ es gab für ihn keine Zeit auszuruhen.

Nicht von ungefähr finden wir daher selbst in diesem Evangelium, das doch eine Fülle von Details aus seinem Leben berichtet nur eine einzige Gelegenheit, bei der von seinem Schlafen berichtet wird: Als er mit seinen Jüngern im Schiff war, und der große Sturm auftrat. Wir bekommen den Eindruck, dass der Meister sonst ständig im Einsatz war.

Noch möchte ich darauf hinweisen, dass wir in jedem Evangelium nicht nur Jesus unter einem besonderen Blickwinkel sehen, sondern auch seine Jünger. Im Markusevangelium stimmt die Charakterisierung der Jünger mehr als in den anderen Evangelien mit der Charakterisierung des Herrn überein. Denn auch sie werden hier als Diener gezeigt, allerdings als Diener, die von ihrem großen Meister noch viel zu lernen haben, um Gott wirklich und in der richtigen Haltung zu dienen.

Jesus wird im Markusevangelium allerdings auch als der Prophet gezeigt. Als solcher war er schon von Mose angekündigt worden: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der Herr, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören. Und der Herr sprach zu mir: Und ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werden.“

Und Gott legte in seinen Mund die Botschaft des Evangeliums. Davon spricht Jesus selbst an einer Stelle: „Lasst uns woandershin gehen in die nächsten Ortschaften, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen. Und er predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus.“ Wie für einen Propheten passend, stellen wir bei den Taten Jesu fest, dass sie nicht zur Verherrlichung der eigenen Person, sondern zur Verherrlichung Gottes führen sollten.

 

 

DAS JÜNGER-TRAINING

 

BLOCK A

 

(Mk 6,7-29)

 

Die Aussendung der Zwölf

 

7 Und er berief die Zwölf und hob an und sandte sie je zwei und zwei und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, 8 und gebot ihnen, daß sie nichts bei sich trügen auf dem Wege denn allein einen Stab, keine Tasche, kein Brot, kein Geld im Gürtel, 9 aber wären geschuht, und daß sie nicht zwei Röcke anzögen.

10 Und sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibet bis ihr von dannen zieht. 11 Und welche euch nicht aufnehmen noch hören, da gehet von dannen heraus und schüttelt den Staub ab von euren Füßen zu einem Zeugnis über sie. Ich sage euch wahrlich: Es wird Sodom und Gomorrha am Jüngsten Gericht erträglicher gehen denn solcher Stadt. 12 Und sie gingen aus und predigten, man sollte Buße tun, 13 und trieben viele Teufel aus und salbten viele Sieche mit Öl und machten sie gesund. (

 

Das Ende Johannes des Täufers

 

14 Und es kam vor den König Herodes (denn sein Name war nun bekannt) und er sprach: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. 15 Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein Prophet oder einer von den Propheten. 16 Da es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe; der ist von den Toten auferstanden.

17 Er aber, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen und ins Gefängnis gelegt um der Herodias willen, seines Bruders Philippus Weib; denn er hatte sie gefreit. 18 Johannes aber sprach zu Herodes: Es ist nicht recht, daß du deines Bruders Weib habest. 19 Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten, und konnte nicht. 20 Herodes aber fürchtete Johannes; denn er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war; und verwahrte ihn und gehorchte ihm in vielen Sachen und hörte ihn gern.

21 Und es kam ein gelegener Tag, daß Herodes auf seinen Jahrestag ein Abendmahl gab den Obersten und Hauptleuten und Vornehmsten in Galiläa. 22 Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzte, und gefiel wohl dem Herodes und denen die am Tisch saßen. Da sprach der König zu dem Mägdlein: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben. 23 Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreiches.

24 Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers. 25 Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum König, bat und sprach: Ich will, daß du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.

26 Der König war betrübt; doch um des Eides willen und derer, die am Tisch saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun. 27 Und alsbald schickte hin der König den Henker und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis 28 und trug her sein Haupt auf einer Schüssel und gab's dem Mägdlein, und das Mägdlein gab's ihrer Mutter. 29 Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leib, und legten ihn in ein Grab.

 

 

Jesus sendet seine Jünger aus, das Evangelium zu verkünden. Verkündet ihr das Evangelium, wie und wo?

 

Johannes der Täufer erlitt das Martyrium, weil er für die Heiligkeit der Ehe eintrat. Wo und wie wird heute Ehe und Familie angegriffen. Ist euch die Ehe ein weltliches Privatvergnügen oder hat sie etwas mit Gott zu tun, und wenn ja, was?

 

Die junge Salome tanzte einen Schleiertanz, zu deutsch Striptease. Was denkt ihr über die Pop-Prinzessinnen, die Mode der jungen Frauen heute?

 

 

 

BLOCK B

 

(6,30-7,23)

 

BEGENUNGEN MIT JUDEN

 

Die Speisung der Fünftausend

 

30 Und die Apostel kamen zu Jesu zusammen und verkündigten ihm das alles und was sie getan und gelehrt hatten. 31 Und er sprach zu ihnen: Lasset uns besonders an eine wüste Stätte gehen und ruht ein wenig. Denn ihr waren viele, die ab und zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen. 32 Und er fuhr da in einem Schiff zu einer wüsten Stätte besonders. 33 Und das Volk sah sie wegfahren; und viele kannten ihn und liefen dahin miteinander zu Fuß aus allen Städten und kamen ihnen zuvor und kamen zu ihm.

34 Und Jesus ging heraus und sah das große Volk; und es jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben; und er fing an eine lange Predigt.

35 Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Es ist wüst hier, und der Tag ist nun dahin; 36 laß sie von dir, daß sie hingehen umher in die Dörfer und Märkte und kaufen sich Brot, denn sie haben nichts zu essen. 37 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Groschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brot habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische. 39 Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras. 40 Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert, fünfzig und fünfzig.

41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische, sah zum Himmel auf und dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, daß sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie hoben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die da gegessen hatten, waren fünftausend Mann.

 

Jesus kommt zu seinen Jüngern auf dem See

 

45 Und alsbald trieb er seine Jünger, daß sie in das Schiff träten und vor ihm hinüberführen gen Bethsaida, bis daß er das Volk von sich ließe. 46 Und da er sie von sich geschafft hatte, ging er hin auf einen Berg, zu beten. 47 Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf dem Lande allein. 48 Und er sah, daß sie Not litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer; 49 und er wollte an ihnen vorübergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrieen; 50 denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's, fürchtet euch nicht! 51 Und er trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten und verwunderten sich über die Maßen, 52 denn sie waren nichts verständiger geworden über den Broten, und ihr Herz war erstarrt.

 

Krankenheilungen in Genezareth

 

53 Und da sie hinübergefahren waren, kamen sie in das Land Genezareth und fuhren an. 54 Und da sie aus dem Schiff traten alsbald kannten sie ihn 55 und liefen in alle die umliegenden Länder und hoben an, die Kranken umherzuführen auf Betten, wo sie hörten, daß er war. 56 Und wo er in die Märkte oder Städte oder Dörfer einging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, daß sie nur den Saum seines Kleides anrühren möchten; und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

 

Von Reinheit und Unreinheit

 

7, 1 Und es kamen zu ihm die Pharisäer und etliche von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren. 2 Und da sie sahen etliche seiner Jünger mit gemeinen (das ist ungewaschenen) Händen das Brot essen, tadelten sie es. 3 (Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Hände manchmal, und halten also die Aufsätze der Ältesten; 4 und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und des Dinges ist viel, das sie zu halten haben angenommen, von Trinkgefäßen und Krügen und ehernen Gefäßen und Tischen zu waschen.) 5 Da fragten ihn nun die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach den Aufsätzen der Ältesten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen?

6 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wohl fein hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht: "Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir. 7 Vergeblich aber ist's, daß sie mir dienen, dieweil sie lehren solche Lehre die nichts ist denn Menschengebot. 8 Ihr verlasset Gottes Gebot, und haltet der Menschen Aufsätze von Krügen und Trinkgefäßen zu waschen; und desgleichen tut ihr viel. 9 Und er sprach zu ihnen: Wohl fein habt ihr Gottes Gebote aufgehoben, auf daß ihr eure Aufsätze haltet. 10 Denn Mose hat gesagt: "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren," und "Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben." 11 Ihr aber lehret: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter "Korban," das ist, "es ist Gott gegeben," was dir sollte von mir zu Nutz kommen, der tut wohl. 12 Und so laßt ihr hinfort ihn nichts tun seinem Vater oder seiner Mutter 13 und hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsätze, die ihr aufgesetzt habt; und desgleichen tut ihr viel.

 

14 Und er rief zu sich das ganze Volk und sprach zu ihnen: Höret mir alle zu und fasset es! 15 Es ist nichts außerhalb des Menschen, das ihn könnte gemein machen, so es in ihn geht; sondern was von ihm ausgeht, das ist's, was den Menschen gemein macht. 16 Hat jemand Ohren, zu hören, der höre!

17 Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger um dies Gleichnis. 18 Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig? Vernehmet ihr noch nicht, daß alles, was außen ist und in den Menschen geht, das kann ihn nicht gemein machen? 19 Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und geht aus durch den natürlichen Gang, der alle Speise ausfegt. 20 Und er sprach: Was aus dem Menschen geht, das macht den Menschen gemein; 21 denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus böse Gedanken; Ehebruch, Hurerei, Mord, 22 Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslästerung, Hoffart, Unvernunft. 23 Alle diese bösen Stücke gehen von innen heraus und machen den Menschen gemein.

 

 

Die Speisung der Fünftausend verweist darauf, dass Jesus das Brot des Lebens ist. Was heißt euch das Brot des Lebens Jesus. Was heißt es, von Jesus ernährt zu werden, leiblich und spirituell?

 

Letzte Wochen hörten wir vom Sturm auf dem See, da Jesus schlief. Heute mühen sich die Jünger in Finsternis und Sturm vergeblich ab, als plötzlich Jesus wie ein Geist erschien. Kennt ihr das, dieses vergebliche Abarbeiten, da trotz größter Anstrengung nichts vorangeht? Und habt ihr das schon einmal erlebt, dass dann plötzlich und unerwartet Jesus da war, und alles wurde gut?

 

Für Jesus gibt es etwas, was wichtiger ist als die äußerliche Sauberkeit, das ist die Reinheit des Herzens. Im Lobpreislied heißt es: Herr, mach mich rein wie Gold mit deinem Feuer! Achtet ihr auf euer Herz, wie bemüht ihr euch um Reinheit des Herzens, wie geht ihr mit den Unreinheiten des Herzens um? Bekennt ihr eure Sünden?

 

Jesus spricht von diesen Unreinheiten: böse Gedanken; Ehebruch, Hurerei, Mord, 22 Dieberei, Geiz, Frechheit, List, Unzucht, Neid, Gotteslästerung, Hochmut, Unvernunft. Ist das nicht unser tägliches Fernsehprogramm?

 

 

BEGENUNGEN MIT HEIDEN

 

(Mk 7,24-8,10)

 

Die Frau aus Syrophönizien

 

24 Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging da in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen sein. 25 Denn ein Weib hatte von ihm gehört, deren Töchterlein einen unsauberen Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen 26 (und es war ein griechisches Weib aus Syrophönizien), und sie bat ihn, daß er den Teufel von ihrer Tochter austriebe.

27 Jesus aber sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, daß man der Kinder Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 28 Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HERR; aber doch essen die Hündlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. 29 Und er sprach zu ihr: Um des Wortes willen so gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren. 30 Und sie ging hin in ihr Haus und fand, daß der Teufel war ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend.

 

Die Heilung eines Taubstummen

 

31 Und da er wieder ausging aus der Gegend von Tyrus und Sidon, kam er an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der zehn Städte. 32 Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte. 33 Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spützte und rührte seine Zunge 34 und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf! 35 Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge war los, und er redete recht.

36 Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten. 37 Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.

 

Die Speisung der Viertausend

 

8,1 Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten nichts zu essen, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: 2 Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir beharrt und haben nichts zu essen; (Markus 6.34-44) 3 und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne gekommen. 4 Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Wüste, daß wir sie sättigen? 5 Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brote? Sie sprachen: Sieben.

6 Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf der Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselben vorlegten; und sie legten dem Volk vor. 7 Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hieß die auch vortragen. 8 Sie aßen aber und wurden satt; und hoben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe. 9 Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten; und er ließ sie von sich.

 

Jesus ist zuerst zu den Juden gekommen. Aber auch wir Heiden kriegen wie die Hündlein was vom Kuchen der Kinder ab. Die heidnische Frau muss richtig betteln, bis Jesus ihren Wunsch erhört. Habt ihr Geduld, Jesus lange anzubetteln?

 

Jesus sagt: Hefata, tu dich auf, und der Mensch konnte hören. Könnt ihr die Stimme Gottes hören? Was meint ihr, wie redet Gott zu uns? Was hindert uns, das Sprechen Gottes zu hören?

 

 

BLOCK C

 

(Mk 8,11-30)

 

Die Zeichenforderung der Pharisäer

 

10 Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanutha. 11 Und die Pharisäer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm zu befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel. (Johannes 6.30) 12 Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben. 13 Und er ließ sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr herüber.

 

Warnung vor den Pharisäern und vor Herodes

 

14 Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot. 15 Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes. 16 Und sie gedachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, daß wir nicht Brot haben.

17 Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in euch? 18 Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht, und denket nicht daran, 19 da ich fünf Brote brach unter fünftausend: wie viel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf. 20 Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben. 21 Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmet ihr denn nichts?

 

Die Heilung eines Blinden

 

22 Und er kam gen Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, daß er ihn anrührte. (Markus 6.56) 23 Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor den Flecken; spützte in seine Augen und legte seine Hände auf ihn und fragte ihn, ob er etwas sähe? 24 Und er sah auf und sprach: Ich sehe Menschen gehen, als sähe ich Bäume. 25 Darnach legte er abermals die Hände auf seine Augen und hieß ihn abermals sehen; und er ward wieder zurechtgebracht, daß er alles scharf sehen konnte. 26 Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in den Flecken und sage es auch niemand drinnen.

 

Das Bekenntnis des Petrus

 

27 Und Jesus ging aus mit seinen Jüngern in die Märkte der Stadt Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei? 28 Sie antworteten: Sie sagen du seiest Johannes der Täufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer. 29 Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist Christus! 30 Und er bedrohte sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten.

 

Hütet euch vor der Art der Pharisäer. Pharisäer tun äußerlich fromm, aber sind im Herzen nicht liebend. Wo seht ihr die Art der Pharisäer im Christentum? Wo seid ihr versucht, äußerlich frömmer zu tun als ihr seid?

 

Seid ihr blind oder könnt ihr die Schönheit Gottes sehen? Habt ihr Einsicht in Gottes Herz oder ist euch Gott etwas fremd? Seht ihr in den Mitmenschen Gottes Abbilder? Könnt ihr in den leidenden Menschen die Gegenwart des leidenden Christus sehen? Seht ihr nur aufs Irdische oder denkt ihr öfter an das Ziel des Lebens, den Himmel. Seht ihr die Zeichen, die Gott euch immer wieder gibt?

 

Was sagen die Menschen in eurem Umfeld über Jesus? Und wenn euch jemand fragt: Wer ist Jesus, was sagt oder denkt ihr dann?

 

 

 

 

VIERTER ABEND

 

DER PREIS

 

Warum gibt es in der Bibel vier Evangelien? Es steht doch sowieso fast in allen das Gleiche drin - hätte da nicht auch eines genügt? Die vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) sind keine reinen historischen Dokumente, die sich gegenseitig ausschließen. Alle Evangelien waren letztlich Briefe der jeweiligen Verfasser an ihre Gemeinden. Dass diese Texte in einem Buch zusammengefasst wurden, war in diesem Sinne eigentlich gar nicht geplant gewesen. Das Leben und Sterben Jesu und seine Auferstehung sind die Basis und der wichtigste Aspekt des Christentums. Hätte Jesus nicht gelebt und wäre er nicht gestorben und wieder auferstanden, würde das gesamte Christentum keinen Sinn machen. Das Leben von Jesus Christus ist aber die mit am meisten angezweifelte und umstrittenste historische Tatsache. Vermutlich waren sich die Christen dessen bereits damals bewusst und haben auch gerade deshalb besonderen Wert daraufgelegt, dass Jesu Wirken hier auf der Erde gleich mehrfach von unterschiedlichen Autoren durch ein Textzeugnis belegt ist. So betont auch jeder Schreiber in seinem Evangelium unterschiedliche Aspekte. Und jeder Schreiber stammte von einem anderen Hintergrund.

 

Matthäus

 

Matthäus war Zöllner und einer der zwölf Jünger. Er war damit ein Zeitzeuge von Jesus gewesen. Das Matthäusevangelium ist sehr ausführlich und richtet sich in erster Linie an Juden. Dementsprechend oft wird auch auf das Alte Testament verwiesen, so dass Jesus als der von den Juden lange erwartete Messias dargestellt.

 

Markus

 

Markus, ein Gefährte des Apostels Petrus und des Apostels Paulus schrieb das Evangelium quasi aus zweiter Hand. Er verfasste den Text anhand von direkten Berichten des heiligen Petrus. So gibt Justin der Märtyrer, der um 150 nach Christus lebte, dem Markus-Evangelium auch den Titel "Erinnerungen des Petrus". Das Markus-Evangelium wurde an nichtjüdische Christen in Rom geschrieben. So beschreibt Markus insbesondere die jüdischen Bräuche sehr genau, auch wird weniger auf das Alte Testament Bezug genommen und auch sonst wurde auf Informationen, die vielleicht für jüdische Leser besonders interessant wären, zumeist verzichtet. Es wird hingegen größeres Gewicht auf die Taten Jesu als auf seine Lehren gelegt. Das Evangelium ist kurz und prägnant und verzichtet auf längere Ausführungen. Zudem betont Markus sehr stark die menschlichen Seiten von Jesus.

 

Lukas

 

Lukas war ein sehr gebildeter griechischer Arzt. Dies merkt man seinen Texten auch deutlich an. Er benutzte alle für historische Schreiber wichtigen Textmerkmale und schrieb das gelehrteste und literarisch wertvollste Griechisch, das im Neuen Testament zu finden ist.

Dieses Evangelium dient auch heute noch als authentischer historischer Bericht von Jesu Wirken und als Beleg für die Richtigkeit vieler im Neuen Testament erwähnter Begebenheiten. Lukas erwähnt sehr oft außerbiblische, historisch belegte Tatsachen (wie zum Beispiel die jeweilige Regierung). Im Lukasevangelium findet man die ausführlichste Beschreibung von Jesu Geburt, Kindheit und Jugend, wahrscheinlich hat die Mutter Jesu, die heilige Jungfrau Maria ihm die Einzelheiten berichtet. Betont wird von Lukas stark die Barmherzigkeit, die Jesus für die Menschen - insbesondere die Randgruppen der Gesellschaft empfand, auch Jesu für die damalige Zeit ungewöhnlicher Umgang mit Frauen.

 

Johannes

 

Das Johannes-Evangelium wurde als letztes geschrieben und stammt von dem Johannes, der auch die Johannesbriefe und die Offenbarung schrieb. Er war einer der Zwölf Jünger Jesu und somit auch Augenzeuge seines Wirkens. Das Evangelium von Johannes unterscheidet sich deutlich von denen der anderen drei Autoren. Es ergänzt diese an vielen Stellen und beschreibt diverse Begebenheiten, die dort nicht erwähnt wurden. Johannes legt die Betonung sehr stark auf die Zeichen und Wunder, die durch Jesus gewirkt wurden und dazu dienen sollten, die Leute im Glauben zu stärken und zum Glauben an Jesus zu bringen. Die Hauptbotschaft des Johannes ist, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

 

Kurz gesagt: Matthäus schrieb für Juden, Markus für Römer, Lukas für Griechen, Johannes für die Kirche.

 

 

BLOCK A

 

(MK 8,31-9,29)

 

Die erste Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

 

31 Und er hob an sie zu lehren: Des Menschen Sohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und über drei Tage auferstehen. 32 Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich, fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Gehe hinter mich, du Satan! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

 

Von der Nachfolge

 

34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben will behalten, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird's behalten. 36 Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden? 37 Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse.

38 Wer sich aber mein und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, des wird sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

 

Die Verklärung Jesu

 

9, 1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen.

2 Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg besonders allein und verklärte sich vor ihnen. 3 Und seine Kleider wurden hell und sehr weiß wie der Schnee, daß sie kein Färber auf Erden kann so weiß machen. 4 Und es erschien ihnen Elia mit Mose und hatten eine Rede mit Jesu.

5 Und Petrus antwortete und sprach zu Jesu: Rabbi, hier ist gut sein. Lasset uns drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. 6 Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren bestürzt. 7 Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme fiel aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!

8 Und bald darnach sahen sie um sich und sahen niemand mehr denn allein Jesum bei ihnen. 9 Da sie aber vom Berge herabgingen, verbot ihnen Jesus, daß sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstünde von den Toten. 10 Und sie behielten das Wort bei sich und befragten sich untereinander: Was ist doch das Auferstehen von den Toten?

11 Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen doch die Schriftgelehrten, daß Elia muß zuvor kommen. 12 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen; dazu soll des Menschen Sohn viel leiden und verachtet werden, wie denn geschrieben steht. 13 Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht.

 

Die Heilung eines besessenen Knaben

 

14 Und er kam zu seinen Jüngern und sah viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befragten. 15 Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich, liefen zu und grüßten ihn. 16 Und er fragte die Schriftgelehrten: Was befragt ihr euch mit ihnen? 17 Einer aber aus dem Volk antwortete und sprach: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. 18 Und wo er ihn erwischt, da reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Jüngern geredet, daß sie ihn austrieben, und sie können's nicht. 19 Er antwortete ihm aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch tragen? Bringet ihn her zu mir!

20 Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der Geist sah, riß er ihn; und er fiel auf die Erde und wälzte sich und schäumte. 21 Und er fragte seinen Vater: Wie lange ist's, daß es ihm widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf. 22 Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns! 23 Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest Glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. 24 Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Tränen und sprach: Ich glaube, lieber HERR, hilf meinem Unglauben!

25 Da nun Jesus sah, daß das Volk zulief, bedrohte er den unsauberen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn! 26 Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und er ward, als wäre er tot, daß auch viele sagten: Er ist tot. 27 Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf; und er stand auf.

28 Und da er heimkam, fragten ihn seine Jünger besonders: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 29 Und er sprach: Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten.

 

Jesus nennt Petrus einen Satan, weil er ihn von seinem Weg zum Kreuz abhalten wollte. War Jesu Kreuzigung der Plan Gottes oder war es der Triumph der Bösen?

 

Jesus sagt: Petrus, du denkst menschlich und nicht göttlich. Was ist der Unterschied? Und denken wir nur menschlich oder denken wir göttlich? Sehen wir die Welt genauso an wie Ungläubige oder haben wir eine Perspektive von oben?

 

Jesus fordert auf, seine Jünger müssen jeden Tag ihr Kreuz aufnehmen. Was ist euer Kreuz? Seid ihr bereit es zu tragen oder wollt ihr kein Kreuz tragen oder lieber das eines anderen Menschen?

 

Jesus sagt: Nicht im Festhalten an sich selbst liegt das wahre Leben, sondern in der Hingabe. Was heißt es, in der Hingabe an Gott und die Menschen zu leben?

 

Jesus sagt: Wenn du dich schämst, ein Christ zu sein in der Öffentlichkeit, werde ich mich im Gericht deiner schämen. Habt ihr Angst, von euren Menschen als Christen identifiziert zu werden?

 

Jesus, der Mensch, lässt plötzlich seine Gottheit aufstrahlen. Ist Jesus für euch ein guter Mensch oder der heilige Gott?

 

Ein Vater bringt seinen kranken Sohn zu Jesus. Bringt ihr im Gebet eure Kinder oder Verwandten zu Jesus?

 

 

BLOCK B

 

DREI FEHLER, DIE JÜNGER MACHEN

 

(MK 9,30-9,50)

 

Die zweite Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

 

30 Und sie gingen von da hinweg und wandelten durch Galiläa; und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte. 31 Er lehrte aber seine Jünger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er am dritten Tage auferstehen. 32 Sie aber verstanden das Wort nicht, und fürchteten sich, ihn zu fragen.

 

Der Rangstreit der Jünger

 

33 Und er kam gen Kapernaum. Und da er daheim war, fragten er sie: Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege? 34 Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Wege gehandelt, welcher der Größte wäre. 35 Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen und aller Knecht. 36 Und er nahm ein Kindlein und stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: 37 Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

 

Der fremde Wundertäter

 

38 Johannes aber antwortete ihn und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht nachfolgt; und wir verboten's ihm, darum daß er uns nicht nachfolgt. 39 Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn es ist niemand, der eine Tat tue in meinem Namen, und möge bald übel von mir reden. 40 Wer nicht wider uns ist, der ist für uns. 41 Wer aber euch tränkt mit einem Becher Wassers in meinem Namen, darum daß ihr Christo angehöret, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben.

 

Warnung vor Verführung zum Abfall

 

42 Und wer der Kleinen einen ärgert, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.

43 So dich aber deine Hand ärgert, so haue sie ab! Es ist dir besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, denn daß du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer, 44 da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. 45 Ärgert dich dein Fuß, so haue ihn ab. Es ist dir besser, daß du lahm zum Leben eingehest, denn daß du zwei Füße habest und werdest in die Hölle geworfen, in das ewige Feuer, 46 da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht. 47 Ärgert dich dein Auge, so wirf's von dir! Es ist dir besser, daß du einäugig in das Reich Gottes gehest, denn daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen, 48 da ihr Wurm nicht stirbt ihr Feuer nicht verlöscht.

49 Es muß ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen. 50 Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander.

 

Jesus sagt: Wer ein kleines Kind aufnimmt, nimmt Jesus auf. Könnt ihr in euren Kindern Jesus erkennen. Was ihr euren Kindern tut, tut ihr Jesus. Was ihr euren Kindern tut ist Gottesdienst.

 

Wer einen Kleinen ärgert, der wäre besser im See ersäuft. Glaubt ihr auch, dass Jesus zornig ist über Abtreibung, sexuellen Kindesmissbrauch, Kindersoldaten, Kinderarbeit, hungernde Kinder? Glaubt ihr, dass Jesus da zornig wird?

 

Wir sollen Salz in der Gesellschaft sein und die Liebe Christi in die Welt tragen. Welche Gelegenheiten seht ihr, die Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen.

 

Wenn das Salz nicht mehr salzig ist, kann man es wegwerfen. Christen, die vom Glauben an Christus abfallen, werden schuldig. Was bedroht euren Glauben?

 

DREI BEREICHE, IN DENEN JÜNGER ANDERS SEIN SOLLEN

 

(Mk 10,1-10,31)

 

Von der Ehescheidung

 

10, 1 Und er machte sich auf und kam von dannen an die Örter des jüdischen Landes jenseit des Jordans. Und das Volk ging abermals in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.

2 Und die Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden möge von seinem Weibe; und versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen; Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härtigkeit willen hat er euch solches Gebot geschrieben; 6 aber von Anfang der Kreatur hat sie Gott geschaffen einen Mann und ein Weib. 7 Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und wird seinem Weibe anhangen, 8 und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger darum. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seinem Weibe und freit eine andere, der bricht die Ehe an ihr; und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne und freit einen anderen, die bricht ihre Ehe.

 

Die Segnung der Kinder

 

13 Und sie brachten Kindlein zu ihm, daß er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. 14 Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. 15 Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

 

Die Gefahr des Reichtums

 

17 Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu, kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. 19 Du weißt ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand täuschen; ehre Vater und Mutter."

20 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. 22 Er aber ward unmutig über die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen! 25 Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden? 27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

 

Der Lohn der Nachfolge

 

28 Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

 

Jesus spricht von der Unauflöslichkeit der Ehe. Warum werden heute fast die Hälfte der Ehen geschieden? Warum werden auch christliche Ehen geschieden? Was bewahrt am besten vor einer Scheidung?

 

Jesus segnet die Kinder. Segnet ihr eure Kinder? Wollt ihr eure Kinder zu Jesus führen? Was denkt ihr über die Taufe von Kindern?

 

Der reiche Jüngling hatte das Geld lieber als Jesus. Gebt ihr Jesus die Herrschaft über eure Finanzen? Denkt ihr, dass das Abendland den Gott des Geldes lieber hat als den Gott der Liebe?

 

 

BLOCK C

 

(Mk 10,32-10,52)

 

Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

 

32 Sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem; und Jesus ging vor ihnen, und sie entsetzten sich, folgten ihm nach und fürchteten sich. Und Jesus nahm abermals zu sich die Zwölf und sagte ihnen, was ihm widerfahren würde: 33 Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten; und sie werden ihn verdammen zum Tode und überantworten den Heiden. 34 Die werden ihn verspotten und geißeln und verspeien und töten; und am dritten Tag wird er auferstehen.

Vom Herrschen und vom Dienen

35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns tuest, was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, wir können es wohl. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist.

41 Und da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. 43 Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher will groß werden unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung für viele.

 

Die Heilung eines Blinden bei Jericho

 

46 Und sie kamen gen Jericho. Und da er aus Jericho ging, er und seine Jünger und ein großes Volk, da saß ein Blinder, Bartimäus, des Timäus Sohn, am Wege und bettelte. 47 Und da er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! 48 Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!

49 Und Jesus stand still und ließ ihn rufen. Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost! stehe auf, er ruft dich! 50 Und er warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu. 51 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. 52 Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.

 

Jesus sagt, seine Jünger sollen nicht herrschen, sondern dienen. Kennzeichen des Teufels ist es, dass er nicht dienen will. Was heißt es für euch, Gott und den Menschen zu dienen. Dient ihr Gott?

 

 

FÜNFTER ABEND

 

Markus

Geburtsname: Johannes Markus

Gedenktag: 25. April

Der Name bedeutet: dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht (lateinisch)

geboren in Jerusalem in Israel

gestorben 68 nach Christus in Alexandria in Ägypten

Markus zog der Überlieferung nach um 65 nach Alexandria und gründete dort die Koptische Kirche; als Bischof von Alexandria überfielen ihn christenfeindlich gesinnte Einwohner am Altar und schleiften ihn mit einem Strick um den Hals im Jahr 68 zu Tode. Ein Unwetter hinderte die Mörder, ihn zu verbrennen; sein Leichnam blieb unberührt liegen, bis Christen ihn bestatten konnten.

Die alexandrinische Markus-Tradition beruht auf einem Brief von Clemens von Alexandria und der Überlieferung bei Eusebius von Cäsarea, Kirchenväter aus dem vierten Jahrhundert.. Die Patriarchen von Alexandria haben sich zur Begründung ihrer Bedeutung immer auf den Apostelschüler Markus berufen. Von seinem Martyrium berichtete eine Leidensgeschichte aus dem 5. Jahrhundert.

In der Alten Kirche wurde der neutestamentliche Markus selbstverständlich mit dem Evangelisten gleichgesetzt und deshalb hoch verehrt. In späteren Dokumenten wird Markus auch als Schüler von Johannes dem Täufer oder Jesu selbst dargestellt und ihm Missionstätigkeit in Antiochia, Seleukia, Cäsarea, auf Zypern und in Libyen zugeschrieben.

Nach der Abspaltung des Bistums "Neu-Aquileia" in Grado vom Patriarchat Aquileia im 6. Jahrhundert erzählte man in Grado von der Bistumsgründung durch Markus im Auftrag von Petrus; Kaiser Heraclius schenkte Grado deshalb 630 die wohl aus Syrien stammende "Markus-Kathedra", den apostolischen Lehrstuhl des heiligen Markus.

Mit verschiedenen Wundern wird die abenteuerliche Überführung der Gebeine von Alexandria nach Venedig berichtet, die im 9. Jahrhundert erfolgte. Man wollte die verehrten Gebeine vor den Moslems bewahren und brachte sie unter Schweinefleisch versteckt nach Venedig. Ihren Platz fanden sie in der Kapelle der Dogen, später entstand dort zwischen 1063 und 1073 der Dom San Marco. Dabei war ein Maurer vom Gerüst gefallen, blieb aber nach seinem Gebet zu Markus unverletzt.

Die Koptische Kirche hält daran fest, die Kopfreliquie von Markus zu besitzen. 1968 gab Papst Paul VI. als ökumenisches Zeichen Teile der Reliquien aus Venedig an Patriarch Cyrill VI. von Alexandria zurück.

Attribute des heiligen Markus auf Bildern sind: Er sitzt schreibend mit einem geflügeltem Löwe, denn er betont die Kraft Christi, der Auferstehung und Todesüberwindung.

 

Bauernregeln:

 

"St. Georgi und St. Marks / dräuen oft viel Arg's."

"Vor dem Markustag, / sich der Bauer hüten mag."

"Gibt's an Markus Sonnenschein, / so erhält man besten Wein!"

"Ist auf Markus die Buche grün, gibt's ein gutes Jahr."

"Was St. Markus an Wetter hält, / so ist's auch mit der Ernt' bestellt."

"So lang es vor St. Markustag warm ist, so lang es nachher kalt ist."

"Leg erst nach Markus Bohnen, / er wird`s dir reichlich lohnen."

"Bauen um Markus schon die Schwalben, / so gibt's viel Futter, Korn und Kalben."

 

 

DAS GERICHT

 

BLOCK A

 

(MK 11,1 – 26)

 

Jesu Einzug in Jerusalem

 

11, 1 Und da sie nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage und Bethanien an den Ölberg, sandte er seiner Jünger zwei 2 und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein Füllen angebunden, auf welchem nie ein Mensch gesessen hat; löset es ab und führet es her! 3 Und so jemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das? so sprechet: Der HERR bedarf sein; so wird er's alsbald hersenden. 4 Sie gingen hin und fanden das Füllen gebunden an die Tür, außen auf der Wegscheide, und lösten es ab. 5 Und etliche, die dastanden, sprachen zu ihnen: Was macht ihr, daß ihr das Füllen ablöset? 6 Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die ließen's zu.

7 Und sie führten das Füllen zu Jesu und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. 8 Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg; etliche hieben Maien von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Und die vorne vorgingen und die hernach folgten, schrieen und sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! 10 Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HERRN! Hosianna in der Höhe!

11 Und der HERR ging ein zu Jerusalem und in den Tempel, und er besah alles; und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwölfen.

 

Der verdorrte Feigenbaum. Die Tempelreinigung

 

12 Und des anderen Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. 13 Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände, und da er hinzukam, fand er nichts denn nur Blätter, denn es war noch nicht Zeit, daß Feigen sein sollten. 14 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand ewiglich! Und seine Jünger hörten das.

15 Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel, fing an und trieb aus die Verkäufer und Käufer in dem Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um, 16 und ließ nicht zu, das jemand etwas durch den Tempel trüge. 17 Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: "Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern"? Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. (Jeremia 7.11) 18 Und es kam vor die Schriftgelehrten und Hohenpriester; und sie trachteten, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich aber vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre. 19 Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt.

20 Und am Morgen gingen sie vorüber und sahen den Feigenbaum, daß er verdorrt war bis auf die Wurzel. 21 Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. 22 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott. 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. 24 Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden. 25 Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler. 26 Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehler nicht vergeben.

 

 

Jesus benutzt einen jungen Esel, um als Friedenskönig in Jerusalem einzuziehen. Sankt Franziskus nennt seinen Körper Bruder Esel. Wir sind die Esel, die Jesus braucht. Meint ihr, dass Jesus euch braucht? Könnt ihr euch vorstellen, die Hände und Füße von Jesus zu sein?

 

Jesus ist gegen die religiöse, politische und wirtschaftliche Korruption. Wo seht ihr bei den Christen, dass ihnen das Geld lieber ist als Gott? Wo seht ihr in der Welt die Herrschaft des Geldgottes? Was bedeutet euch das Geld?

 

 

BLOCK B

 

VIER BEGEBENHEITEN MIT NEGATIV EINGESTELLTEN ZUHÖRERN

 

(Mk 1,27-12,27)

 

 

Die Frage nach Jesu Vollmacht

 

27 Und sie kamen abermals gen Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten 28 und sprachen zu ihm: Aus was für Macht tust du das? und wer hat dir die Macht gegeben, daß du solches tust? 29 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was für Macht ich das tue. 30 Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir!

31 Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm nicht geglaubt? 32 Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fürchten wir uns vor dem Volk. Denn sie hielten alle, daß Johannes ein rechter Prophet wäre. (Lukas 7.29-30) 33 Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich solches tue.

 

Von den bösen Weingärtnern

 

12,1 Und er fing an, zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und tat ihn aus den Weingärtnern und zog über Land. 2 Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingärtnern, daß er von den Weingärtnern nähme von der Frucht des Weinbergs. 3 Sie nahmen ihn aber und stäupten ihn, und ließen ihn leer von sich. 4 Abermals sandte er ihnen einen anderen Knecht; dem zerwarfen sie den Kopf mit Steinen und ließen ihn geschmäht von sich. 5 Abermals sandte er einen andern: den töteten sie. Und viele andere, etliche stäupten sie, etliche töteten sie. 6 Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. 7 Aber die Weingärtner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! 8 Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.

9 Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. 10 Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. 11 Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unseren Augen"? 12 Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon.

 

Die Frage nach der Steuer

 

13 Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisäern und des Herodes Dienern, daß sie ihn fingen in Worten. 14 Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist's recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben?

15 Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versucht ihr mich? Bringet mir einen Groschen, daß ich ihn sehe. 16 Und sie brachten ihm. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers! 17 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn.

 

Die Frage nach der Auferstehung

 

18 Da traten die Sadduzäer zu ihm, die da halten, es sei keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen: 19 Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemands Bruder stirbt und hinterläßt ein Weib, und hinterläßt keine Kinder, so soll sein Bruder sein Weib nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. 20 Nun sind sieben Brüder gewesen. Der erste nahm ein Weib; der starb und hinterließ keinen Samen. 21 Und der andere nahm sie und starb und hinterließ auch nicht Samen. Der Dritte desgleichen. 22 Und es nahmen sie alle sieben und hinterließen nicht Samen. Zuletzt nach allen starb das Weib auch. 23 Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wes Weib wird sie sein unter ihnen? Denn sieben haben sie zum Weibe gehabt.

24 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Ist's nicht also? Ihr irrt darum, daß ihr nichts wisset von der Schrift noch von der Kraft Gottes. 25 Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. 26 Aber von den Toten, daß sie auferstehen werden, habt ihr nicht gelesen im Buch Mose's bei dem Busch, wie Gott zu ihm sagte und sprach: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs"? 27 Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott. Darum irrt ihr sehr.

 

Jesus bezahlt die Steuern. Was meint ihr, wie ist das Verhältnis der Kirche zum Staat. Hat das Evangelium auch eine politische Bedeutung? Fragt ihr bei der Wahl auch nach christlichen Grundsätzen der Politiker?

 

Jesus sagt: Im Himmel werden sie nicht heiraten? Ist das eine Frohbotschaft oder eine Drohbotschaft für euch? Ist es euch wichtig, eure Lieben im Himmel wiederzusehen?

 

 

VIER BEGEBENHEITEN MIT POSITIV EINGESTELLTEN ZUHÖRERN

 

(Mk 12,28-44)

 

Die Frage nach dem höchsten Gebot

 

28 Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer, der ihnen zugehört hatte, wie sie sich miteinander befragten, und sah, daß er ihnen fein geantwortet hatte, und fragte ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen? 29 Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: "Höre Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger Gott; 30 und du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften." Das ist das vornehmste Gebot. 31 Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot größer denn diese.

32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet; denn es ist ein Gott und ist kein anderer außer ihm. 33 Und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte, von ganzer Seele, und von allen Kräften, und lieben seinen Nächsten wie sich selbst, das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer. 34 Da Jesus aber sah, daß er vernünftig antwortete, sprach er zu ihm: "Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes." Und es wagte ihn niemand weiter zu fragen.

 

Die Frage nach dem Davidssohn

 

35 Und Jesus antwortete und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, Christus sei Davids Sohn? 36 Er aber, David, spricht durch den heiligen Geist: "Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße." 37 Da heißt ihn ja David seinen Herrn; woher ist er denn sein Sohn? Und viel Volks hörte ihn gern.

 

Warnung vor den Schriftgelehrten

 

38 Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Sehet euch vor vor den Schriftgelehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen sich gern auf dem Markte grüßen 39 und sitzen gern obenan in den Schulen und über Tisch beim Gastmahl; 40 sie fressen der Witwen Häuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen.

 

Das Scherflein der Witwe

 

41 Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein. 42 Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller. 43 Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben. 44 Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt.

 

Jesus gibt ein einziges Doppel-Gebot: Gottesliebe und Nächstenliebe. Wie können wir Gott Liebe erweisen? Was fühlt ihr für Gott? Ist Gott euch die Wichtigste Person im Leben? Und wie können wir die Mitmenschen lieben? Was können wir für die Menschen tun? Was bedeutet: Liebe den Nächsten wie dich selbst? Was bedeutet euch die Selbstliebe?

 

Jesus lobt die arme alte Frau, die zwar nur wenig gegeben hat, aber alles, was sie hatte. Es geht Jesus nicht ums Geld, sondern um das Herz, die Hingabe und die Nächstenliebe. Kennt ihr solche alten Menschen, die alles geben? Wie können wir so leben, dass wir Gott alles geben, dass wir uns Gott ganz hingeben?

 

 

BLOCK C

 

(Mk 13,1-37)

 

Das Ende des Tempels

 

1 Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm seiner Jünger einer: Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das! 2 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehst du wohl allen diesen großen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.

Der Anfang der Wehen

3 Und da er auf dem Ölberge saß gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus, Jakobus und Johannes und Andreas besonders: 4 Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden? 5 Jesus antwortete ihnen und fing an, zu sagen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe! 6 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: "Ich bin Christus!" und werden viele verführen. 7 Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Denn es muß also geschehen; aber das Ende ist noch nicht da. 8 Es wird sich ein Volk wider das andere empören und ein Königreich wider das andere, und werden Erdbeben geschehen hin und wieder, und wird teure Zeit und Schrecken sein. Das ist der Not Anfang.

9 Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten vor die Rathäuser und Schulen; und ihr müßt gestäupt werden, und vor Fürsten und Könige geführt werden um meinetwillen, zu einem Zeugnis über sie. 10 Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden unter alle Völker. 11 Wenn sie euch nun führen und überantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. 12 Es wird aber überantworten ein Bruder den andern zum Tode und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen die Eltern und werden sie helfen töten. 13 Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.

 

Die große Bedrängnis

 

14 Wenn ihr aber sehen werdet den Greuel der Verwüstung (von dem der Prophet Daniel gesagt hat), daß er steht, wo er nicht soll (wer es liest, der merke darauf!), alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf die Berge; 15 und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder ins Haus und komme nicht hinein, etwas zu holen aus seinem Hause; 16 und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seine Kleider zu holen. 17 Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! 18 Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter. 19 Denn in diesen Tagen werden solche Trübsale sein, wie sie nie gewesen sind bisher, vom Anfang der Kreatur, die Gott geschaffen hat, und wie auch nicht werden wird. 20 Und so der HERR diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig: aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er auch diese Tage verkürzt.

21 Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist Christus! siehe, da ist er! so glaubet nicht. 22 Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, daß sie auch die Auserwählten verführen, so es möglich wäre. 23 Ihr aber sehet euch vor! Siehe, ich habe es euch alles zuvor gesagt.

 

Das Kommen des Menschensohns

 

24 Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren, 25 und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. 26 Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit. 27 Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von dem Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

 

Mahnung zur Wachsamkeit

 

28 An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter gewinnen, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. 29 Also auch, wenn ihr sehet, daß solches geschieht, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist. 30 Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschehe. 31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. 32 Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

33 Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist. 34 Gleich als ein Mensch, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinem Knecht Macht, einem jeglichen sein Werk, und gebot dem Türhüter, er sollte wachen. 35 So wachet nun (denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens), 36 auf daß er nicht schnell komme und finde euch schlafend. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

 

Wünscht ihr, dass Jesus bald wiederkommt oder bittet ihr ihn: Bitte komm noch nicht. Glaubt ihr, dass es einen Untergang der Welt gibt? Seid ihr bereit, Jesus im Tod zu begegnen? Wenn du wüsstest, dass du morgen sterben wirst, was würdest du dann noch tun? Habt ihr Angst vor der Begegnung mit Jesus oder freut ihr euch darauf?

 

Jesus sagt Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen und Christenverfolgung voraus für die Zeit vor seiner Wiederkunft. Wenn ihr diese Zeichen heute seht, zweifelt ihr dann daran, dass Jesus noch alles in den Händen hat?

 

Jesus warnt vor falschen Propheten und falschen Christussen. Wo seht ihr falsche Christusse heute, falsche Heilsbringer. Glaubt ihr, dass es auch heute noch Propheten gibt? Und wie können wir Christi Propheten von falschen Propheten unterscheiden?

 

 

SECHSTER ABEND

 

Geheimes Markusevangelium

 

In einem Clemens von Alexandrien (um 150 - 215) zugeschriebenen Brief, dessen Authentizität umstritten ist, geht es um den Streit mit der christlich-gnostischen Gemeinschaft der Karpokatianer, die sich auf Karpokrates (um 150) zurückführt. Dabei geht es auch um die richtige Fassung eines geheimen Markusevangeliums, vom dem drei verschiedene Versionen existieren sollen:

Das erste, biblische Markusevangelium hat Markus unter Verzicht auf die mystischen Taten Jesu mit Hilfe von Petrus angefertigt. Die zweite Version, das geheime Markusevangelium, hat Markus nach dem Tod des Petrus geschrieben. Dort werden der ersten Version mystische Taten und Aussprüche Jesu hinzu gefügt, die die Gnosis fördern, und werde sicher verwahrt, weil sie „nur denen vorgelesen wird, die in die großen Mysterien eingeweiht werden“. Die dritte Version sei dadurch entstanden, dass dem Evangelium unverschämten Lügen hinzugefügt und so zur Quelle der Lehre der Karpokratianer gemacht habe.

Um die karpokratianischen Zusätze aufzudecken, teilt Clemens am Schluss seines Briefs zwei Fragmente des geheimen Markusevangeliums mit: Fragment 1 ist ein Einschub zwischen Markus 10,34 und 10,35. Fragment 2 ist ein Einschub in Markus 10,46. Hier wird der Text im Zusammenhang des Markusevangeliums wiedergegeben.

 

Markus 10,32-34

[32] Sie waren aber auf dem Weg und gingen hinauf nach Jerusalem, und er [Jesus] ging ihnen [den Jüngern] voran, und die Jünger erschraken; aber die ihnen nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm wieder die Zwölf zu sich und begann, ihnen zu sagen, was ihm zustoßen wird: [33] „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird übergeben werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben [34] und sie werden ihn verspotten und anspucken und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

 

geheimes Markusevangelium Fragment 1

Und sie kamen nach Bethanien, und jene eine Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und sie kam, warf sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: „Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.“ Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und indem er näher trat, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er seine Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, dass er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück.“

 

Markus 10,35-46a

[35] Es gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: „Meister, wir wollen, dass du für uns tust, worum wir dich bitten.“ [36] Er aber sprach zu ihnen: „Was wollt ihr, dass ich für euch tue?“ [37] Sie aber sprachen zu ihm: „Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zur Linken in deiner Herrlichkeit.“ [38] Aber Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ [39] Sie aber sprachen zu ihm: „Wir können [das].“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr getauft werden, [40] aber zu sitzenzu meiner Rechten oder zur Linken kann ich nicht geben, außer [denen], für die es bestimmt ist. [41] Und als das die [anderen] Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. [42] Und Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: „Ihr wisst, die Herrscher zu sein scheinen, herrschen über die Völker nieder - gewalttätig herrschen sie und ihre Großen missbrauchen ihre Macht gegen sie. [43] Nicht so ist es bei euch; sondern wer groß sein will bei euch, der soll euer Diener sein, [44] und wer unter euch Erster sein will, der soll aller Sklave sein. [45] Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. [46a] Und sie kommen nach Jericho.

 

geheimes Markusevangelium Fragment 2

 

Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome waren dort, und Jesus empfing sie nicht.

 

Markus 10,46b

 

[46b] Und [als] er aus Jericho hinaus ging, [er] und seine Jünger und eine große Menge, saß der Sohn des Timäus, Bartimäus, ein blinder Bettler, am Weg ...

 

 

DIE LIEBE

 

 

BLOCK 1

 

(Mk 14,1-11)

 

Der Plan der Hohenpriester und Schriftgelehrten

 

14, 1 Und nach zwei Tagen war Ostern (wörtlich: Passa. Luther hat im Neuen Testament Passa mit Ostern wiedergegeben) und die Tage der süßen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und töteten.

2 Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, daß nicht ein Aufruhr im Volk werde!

 

Die Salbung in Betanien

 

3 Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussätzigen, Hause und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Nardenwasser, und sie zerbrach das Glas und goß es auf sein Haupt. (Johannes 12.1-8) 4 Da waren etliche, die wurden unwillig und sprachen: Was soll doch diese Vergeudung? 5 Man könnte das Wasser um mehr denn dreihundert Groschen verkauft haben und es den Armen geben. Und murrten über sie.

6 Jesus aber sprach: Laßt sie mit Frieden! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (5. Mose 15.11) 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvorgekommen, meinen Leib zu salben zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

 

Der Verrat des Judas

 

10 Und Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, daß er ihn verriete. 11 Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete.

 

Maria salbt Jesus mit Öl im Wert des Jahreslohns eines Arbeiters. Wie können wir Jesus verschwenderisch-großzügig unsre Liebe erweisen?

 

Judas hat Jesus verraten. Wo und von wem wird Jesus heute verraten? Seid ihr auch schon einmal von Freunden verraten worden?

 

 

BLOCK B

 

(Mk 14,12-15,39)

 

Das Abendmahl

 

12 Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, daß wir hingehen und bereiten, daß du das Osterlamm essest? 13 Und er sandte seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folget ihm nach, 14 und wo er eingeht, da sprechet zu dem Hauswirt: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Jüngern? (Markus 11.3) 15 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet für uns zu. 16 Und die Jünger gingen aus und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.

17 Am Abend aber kam er mit den Zwölfen. 18 Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten. (Johannes 13.21-26) 19 Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: Bin ich's? und der andere: Bin ich's? 20 Er antwortete und sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel taucht. 21 Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre.

22 Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. (1. Korinther 11.23-25) 23 Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird. (Hebräer 9.15-16) 25 Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.

Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus

26 Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. (Psalm 113.1-118)

27 Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern; denn es steht geschrieben: "Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen." (Johannes 16.32) 28 Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. (Markus 16.7)

29 Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte doch ich mich nicht ärgern. 30 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. (Johannes 13.36-38) 31 Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich mit dir auch sterben müßte, wollte ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle.

 

Jesus in Gethsemane

 

32 Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis ich hingehe und bete. 33 Und nahm Petrus und Jakobus und Johannes und fing an, zu zittern und zu zagen. (Matthäus 17.1) 34 Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet! (Johannes 12.27)

35 Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, 36 und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich; überhebe mich dieses Kelchs; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! (Markus 10.38) 37 Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? 38 Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

39 Und ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte. 40 Und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm antworteten. 41 Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. 42 Stehet auf, laßt uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe!

 

Jesu Gefangennahme

 

43 Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwölf einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. 44 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greifet und führet ihn sicher. 45 Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi, Rabbi! und küßte ihn. 46 Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn. 47 Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.

48 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. 49 Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen, aber auf daß die Schrift erfüllt werde. 50 Und die Jünger verließen ihn alle und flohen. 51 Und es war ein Jüngling, der folgte ihm nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und die Jünglinge griffen ihn. 52 Er aber ließ die Leinwand fahren und floh bloß von ihnen.

 

Jesus vor dem Hohen Rat

 

53 Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester, dahin zusammengekommen waren alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten. 54 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast; und er war da und saß bei den Knechten und wärmte sich bei dem Licht.

55 Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum, auf daß sie ihn zum Tode brächten, und fanden nichts. 56 Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. 57 Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen: 58 Wir haben gehört, daß er sagte: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht sei. (Johannes 2.19-21) 59 Aber ihr Zeugnis stimmte noch nicht überein. 60 Und der Hohepriester stand auf, trat mitten unter sie und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? 61 Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? (Jesaja 53.7) (Markus 15.5) 62 Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des Himmels Wolken. (Daniel 7.13-14)

63 Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und sprach: Was bedürfen wir weiter Zeugen? 64 Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünkt euch? Sie aber verdammten ihn alle, daß er des Todes schuldig wäre. (Johannes 19.7) 65 Da fingen an etliche, ihn zu verspeien und zu verdecken sein Angesicht und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.

 

Die Verleugnung des Petrus

 

66 Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des Hohenpriesters Mägden; 67 und da sie sah Petrus sich wärmen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth. 68 Er leugnete aber und sprach: Ich kenne ihn nicht, weiß auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähte. 69 Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen, die dabeistanden: Dieser ist deren einer. 70 Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist deren einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet gleich also. 71 Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr sagt. 72 Und der Hahn krähte zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er hob an, zu weinen.

 

Jesus vor Pilatus

 

15, 1 Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum und führten ihn hin und überantworteten ihn dem Pilatus. 2 Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es. 3 Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. 4 Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen! 5 Jesus aber antwortete nichts mehr, also daß sich auch Pilatus verwunderte. (Jesaja 53.7) (Markus 14.61)

 

Jesu Verurteilung und Verspottung

 

6 Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten. 7 Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. 8 Und das Volk ging hinauf und bat, daß er täte, wie er pflegte. 9 Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe? 10 Denn er wußte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. (Johannes 11.48)

11 Aber die Hohenpriester reizten das Volk, das er ihnen viel lieber den Barabbas losgäbe. 12 Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, daß ich tue dem, den ihr beschuldigt, er sei der König der Juden? 13 Sie schrieen abermals: Kreuzige ihn! 14 Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er Übles getan? Aber sie schrieen noch viel mehr: Kreuzige ihn! 15 Pilatus aber gedachte, dem Volk genugzutun, und gab ihnen Barabbas los, und geißelte Jesum und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt würde.

16 Die Kriegsknechte aber führten ihn hinein in das Richthaus und riefen zusammen die ganze Schar 17 und zogen ihm einen Purpur an und flochten eine dornene Krone und setzten sie ihm auf, 18 und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König! 19 Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr und verspeiten ihn und fielen auf die Kniee und beteten ihn an.

20 Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen seine eigenen Kleider an und führten ihn aus, daß sie ihn kreuzigten.

Jesu Kreuzigung und Tod

21 Und zwangen einen, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war des Alexander und Rufus), daß er sein Kreuz trüge. (Römer 16.13) 22 Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht: Schädelstätte. 23 Und sie gaben ihm Myrrhe im Wein zu trinken; und er nahm's nicht zu sich. (Psalm 69.22)

24 Und da sie ihn gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darum, wer etwas bekäme. (Psalm 22.19) 25 Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. 26 Und es war oben über ihm geschrieben was man ihm schuld gab, nämlich: Der König der Juden.

27 Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken. 28 Da ward die Schrift erfüllet, die da sagt: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet."

29 Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Häupter und sprachen: Pfui dich, wie fein zerbrichst du den Tempel und baust ihn in drei Tagen! (Markus 14.58) 30 Hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz! 31 Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat anderen geholfen, und kann sich selber nicht helfen. 32 Ist er Christus und König in Israel, so steige er nun vom Kreuz, daß wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch. (Matthäus 16.1) (Matthäus 16.4)

33 Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land bis um die neunte Stunde.

34 Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: "Eli, Eli lama asabthani?" das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Psalm 22.2)

35 Und etliche, die dabeistanden, da sie es hörten, sprachen sie: Siehe er ruft den Elia. 36 Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme. 37 Aber Jesus schrie laut und verschied.

38 Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus. 39 Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah, daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

 

Jesus setzt das Abendmahl oder die Eucharistie ein. Was bedeutet euch diese Feier?

 

Petrus verleugnet Jesus aus Menschenfurcht. Habt ihr Jesus auch schon einmal verleugnet?

 

Der Pöbel wollte lieber Barabbas als Jesus. Wen wollen die Leute heute lieber als Jesus? Von wem wird heute das Heil erwartet?

 

Jesus betet den Psalm 22 am Kreuz: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Habt ihr euch schon einmal von Gott verlassen gefühlt?

 

 

BLOCK C

 

(Mk 15,40-16,20)

 

40 Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches sahen; unter welchen war Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und des Joses Mutter, und Salome, (Lukas 8.2-3) 41 die ihm auch nachgefolgt waren, da er in Galiläa war, und gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren.

 

Jesu Grablegung

 

42 Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vorsabbat, 43 kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. 44 Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre. 45 Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. 46 Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür.

47 Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, schauten zu, wo er hingelegt ward.

 

Jesu Auferstehung

 

16, 1 Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn. 2 Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr früh, da die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß.

5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten! 7 Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat. (Markus 14.28) 8 Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.

 

Erscheinungen des Auferstandenen und Himmelfahrt

 

9 Jesus aber, da er auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. (Lukas 8.2) (Johannes 20.11-18) 10 Und sie ging hin und verkündigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. 11 Und diese, da sie es hörten, daß er lebte und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht. 12 Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen. (Lukas 24.13-35) 13 Und die gingen auch hin und verkündigten das den anderen; denen glaubten sie auch nicht.

14 Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden. (1. Korinther 15.5) 15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. (Matthäus 28.18-20) (Markus 13.10) 16 Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. (Apostelgeschichte 2.38) (Apostelgeschichte 16.31) (Apostelgeschichte 16.33) 17 Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden. (Apostelgeschichte 10.46) (Apostelgeschichte 16.18) (Apostelgeschichte 19.6) 18 Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. (Lukas 10.19) (Apostelgeschichte 28.3-6) (Jakobus 1.5-15) (Jakobus 5.14)

19 Und der HERR, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes. (Psalm 110.1) (Apostelgeschichte 1.2) (Apostelgeschichte 7.55) 20 Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der HERR wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen. (Apostelgeschichte 14.3) (Hebräer 2.4)

 

Die Jünger hatten alle außer Johannes Jesus am Kreuz verlassen. Unterm Kreuz waren bei Jesus die Mutter Jesu, Magdalena und Johannes und einige seiner galiläischen Jüngerinnen. Was denkt ihr über diese Tatsache?

 

Magdalena, die unter dem Kreuz stand, sieht den Auferstandenen als Erste, sie wird zu den Aposteln gesandt, darum nennt man sie Apostelin der Apostel. Kann sie ein Vorbild für Christinnen sein?

 

Jesus gibt vor seiner Himmelfahrt den Missionsbefehl. Was heißt es, missionarisch zu sein? Ist es unser Wunsch, dass Ungläubige oder Andersgläubige Jesus kennen lernen oder ist es uns egal?

 

 

 

WER WAR MARIA MAGDALENA?

 

Liebe Brüder und Schwestern, wer war Maria Magdalena?

War sie eine Jesus-Jüngerin oder eine Prostituierte oder die Ehefrau Jesu?

 

 

DAN BROWN

 

Woher kommt diese Idee, Jesus und Maria Magdalena wären verheiratet gewesen. Dan Brown beruft sich hier auf das apokryphe (außerbiblische) „Evangelium nach Philippus“. Dort sei Maria Magdalena „die Gefährtin“ Jesu gewesen. Er habe sie mehr als alle anderen geliebt und auf den Mund geküsst. Jesus wollte, dass die Kirche nach seinem Tod in ihre Hände übergehe. Doch als Jesus sie ins Apostelkollegium einführen wollte, hätte Petrus protestiert – so das Thomasevangelium - und gesagt: „Maria muss uns verlassen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.“ Daher hätten die Apostel nach Jesu Tod Maria vertrieben und sich der Kirche bemächtigt. Maria Magdalena sei nach dessen Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa ins heutige Frankreich geflohen. Dabei sei sie von Jesus schwanger gewesen. So hätte sich eine königliche Nachkommenschaft entwickelt, deren Mitglieder, in denen Jesu Blut fließe, heute noch lebten, sich aber vor der Kirche verstecken müssten.

 

Das ist natürlich bloße Phantasie.

 

 

DAS GNOSTISCHE PHILIPPUS-EVANGELIUM

 

Es waren drei, die allezeit mit dem Herrn wandelten: Maria, seine Mutter, und ihre Schwester und Magdalene, die man seine Gefährtin nennt. (10) Denn (eine) Maria ist seine Schwester und seine Mutter und seine Gefährtin.

 

Und er war es gewohnt, sie öfter auf den „Mund“ zu küssen, mehr als seine anderen Jünger.

 

Dieses Evangelium kommt von einer gnostischen Sekte. Die Gnosis wird schon im NT von Paulus und Johannes eine antichristliche Irrlehre genannt.

 

 

 

DAS GNOSTISCHE EVANGELIUM NACH MARIA

 

Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine gnostische Schrift, die auf etwa 160 n. Chr. datiert wird.

 

Maria besitzt danach ein besonderes Vertrauen zum Erlöser und kennt besondere Offenbarungen, die die Jünger nicht kennen, und sie teilt diese mit als Mittlerin und Verkündigerin der gnostischen Offenbarung und nimmt so eine Stellung oberhalb der Apostel ein.

 

Die Gnostiker hassten die christliche Kirche, die auf Petrus und die Apostel gegründet ist. Darum versuchten sie, Magdalena als Super-Apostelin einzuführen, Lieblingsjüngerin Jesu und Empfängerin der „wahren gnostischen Visionen“.

 

Die heutigen New Age Esoteriker lesen nicht die Bibel, sondern die gnostischen Pseudo-Evangelien und konstruieren sich einen „kosmischen Christus“ und eine „höhere Meisterin Magdalena“. Dan Brown verbreitet diese Irrlehren unterm Massenpublikum, das die Bibel nicht kennt.

 

 

DAS NEUE TESTAMENT

 

Lukas Kapitel 8

 

1 In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,

2 außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren,

3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

 

Jesus hatte 12 männliche Apostel, 72 Jünger, viele Jüngerinnen. Jüdische Rabbis hatten keine Jüngerinnen. Hier werden Magdalena, Susanna und Johanna erwähnt, und viele Frauen aus Galilläa, die ihm folgten.

 

 

Magdalena unterm Kreuz: Johannes Kapitel 19

 

 

25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

26 Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!

 

Während alle Apostel außer Johannes den Herrn verraten, verleugnet oder verlassen hatten, standen die Mutter Jesu und Maria Kleophä und Maria Magdalena unter dem Kreuz. Tapfere Frauen! Es heißt auch, dass die Frauen, die Jesus aus Galiläa gefolgt waren, von ferne zuschauten, unter ihnen wahrscheinlich Susanna und Johanna.

 

 

Magdalena und der Auferstandene

 

Matthäus 27

 

57 Am Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa; er hieß Josef und war gleichfalls ein Jünger von Jesus geworden.

58 Er ging zu Pilatus und bat ihn, den Leichnam von Jesus freizugeben. Da befahl Pilatus, ihn auszuliefern.

59 Josef nahm den Toten, wickelte ihn in ein neues Leinentuch

60 und legte ihn in sein eigenes Grab, das in einen Felsen gehauen und noch unbenutzt war. Dann rollte er einen schweren Stein vor den Grabeingang und ging fort.

61 Maria aus Magdala und die andere Maria blieben dort und setzten sich dem Grab gegenüber nieder.

 

Maria Magdalena betrauerte ihren geliebten Meister im Grab. Die andere Maria war vielleicht Maria Kleophä, die auch unterm Kreuz stand. Die orthodoxe Ostkirche sagt auch von Susanna, dass sie mit Magdalena und Maria Kleophä gekommen war, Jesus mit kostbaren Salben einzubalsamieren.

 

Johannes Kapitel 20

 

11 Maria stand noch draußen vor dem Grab und weinte. Dabei beugte sie sich vor und schaute hinein.

12 Da sah sie zwei weiß gekleidete Engel. Sie saßen an der Stelle, wo Jesus gelegen hatte, einer am Kopfende und einer am Fußende.

13 »Frau, warum weinst du?«, fragten die Engel. Maria antwortete: »Sie haben meinen Herrn fortgetragen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!«

14 Als sie sich umdrehte, sah sie Jesus dastehen. Aber sie wusste nicht, dass es Jesus war.

15 Er fragte sie: »Frau, warum weinst du? Wen suchst du?« Sie dachte, er sei der Gärtner, und sagte zu ihm: »Herr, wenn du ihn fortgenommen hast, dann sag mir, wo du ihn hingelegt hast. Ich will hingehen und ihn holen.«

16 »Maria!«, sagte Jesus zu ihr. Sie wandte sich ihm zu und sagte: »Rabbuni!« Das ist Hebräisch und heißt: Mein Lehrer!

17 Jesus sagte zu ihr: »Halte mich nicht fest!2 Ich bin noch nicht zum Vater zurückgekehrt.3 Aber geh zu meinen Brüdern4 und sag ihnen von mir: ›Ich kehre zurück zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.‹«

18 Maria aus Magdala ging zu den Jüngern und verkündete: »Ich habe den Herrn gesehen!« Und sie richtete ihnen aus, was er ihr aufgetragen hatte.

 

Was wissen wir also sicher aus dem NT über Magdalena? Wenn ihr alles vergesst, was ich heute sage, doch diese vier Sätze vergesst nicht:

 

a. Jesus trieb Dämonen aus Magdalena aus, sie wurde seine Jüngerin und diente ihm.

b. Magdalena stand unterm Kreuz.

c. Magdalena beweinte den toten Jesus und wollte seinen Leichnam salben.

d. Der Auferstandene ist als Erster Maria Magdalena begegnet, er sandte sie zu Petrus und den Aposteln, die Freudenbotschaft zu verkünden, dass Jesus auferstanden ist.

 

Also nichts von Hure oder Ehefrau Jesu!

 

 

DER KIRCHENVATER GREGOR DER GROSZE

 

In den ersten drei Jahrhunderten galt Magdalena als die Apostelin der Apostel, vom Auferstandenen gesandt, den Aposteln die Auferstehung Jesu zu verkünden.

 

Das vierte Jahrhundert war das Jahrhundert der Kirchenväter. In der lateinischen Kirche gibt es vier große Kirchenväter: Hieronymus, der die Bibel ins Lateinische übersetzte, der berühmte Augustinus, und Ambrosius, Bischof von Mailand und Dichter vieler Hymnen, und Gregor den Großen, der Bischof von Rom, also Papst war.

 

Gregor der Große predigte über Magdalena. Zu den schon erwähnten Bibelstellen fügte er noch einige Szenen mit Jesus und Frauen hinzu. Als erstes die öffentliche Sünderin, die vor Jesus weinte und mit ihren Tränen seine Füße wusch und mit ihren langen Haaren trocknete. Daher kommt die Vorstellung, Magdalena sei eine Prostituierte gewesen.

 

Dann gibt es im NT die Familie von Lazarus und seinen Schwestern Maria und Martha, die in Bethanien wohnten. Jesus war mit dieser Familie gut befreundet. Gregor sagte nun, diese Maria von Bethanien sei dieselbe wie Maria Magdalena.

 

Dann gibt es noch die Maria, die Jesus ein Glas voll kostbarem Nardenöl über das Haupt ausgießt, im Wert eines Jahreslohnes. Gregor sagt, das war Maria Magdalena.

 

Gregor sagt also:

 

a. Magdalena war die Sünderin, die cden Herrn mit ihren Tränen gesalbt hatte, eine Prostituierte, die Buße tat.

b. Magdalena war die Schwester von Lazarus und Martha.

 

Darauf baute die weitere Legendenbildung im christlichen Abendland auf.

 

 

DIE GOLDENE LEGENDE DES MITTELALTERS

 

Im 13. Jahrhundert erschien ein Buch mit vielen christlichen Legenden, es heißt Die Goldene Legende und ist von einem französischen Mönch geschrieben. Er greift auf das Magdalenenbild Gregors zurück und erzählt weiter: Magdalena und Martha und Maria Kleophä wurden von den Juden in einem Boot auf dem Mittelmeer ausagesetzt. Das Boot landete an der Küste von Südfrankreich. Der Ort heißt heute noch Les saintes Maries de la mer, die heiligen Marien des Meeres. Der Ort ist noch heute ein großer Wallfahrtsort der Sinti und Roma oder Zigeuner aus aller Welt. Magdalena hat dort gepredigt. Dann hat sie sich auf einen Berg in der Provence zurückgezogen und als Einsiedlerin in einer Hohle allein der Buße und dem Gebet gelebt. In Frankreich heuißt sie einfach La Madelaine und gilt als Apostelin Frankreichs. Soweit die Legende.

 

 

SCHLUSS

 

Die orthodoxen Kirchen kennen alle diese Legenden nicht. Sie verehren Maria Magdalena vor allem als Erste Zeugin der Auferstehung Jesu. Papst Franziskus hat Magdalena liturgisch in den Rang eines Apostels erhoben. Wenn im katholischen Volk vor allem die Magdalena der Legende bekannt ist, so wird doch in der katholischen Liturgie und von den Päpsten unserer Zeit allein auf die biblischen Zeugnisse Bezug genommen. Noch einmal zusammen gefasst, was die Bibel über Magdalena sagt:

 

Sie hat sich bekehrt und ist eine Jüngerin und Dienerin Jesu geworden. Sie stand unter dem Kreuz. Sie hat ihren toten Meister beweint. Sie war die erste Zeugin der Auferstehung und wurde von Jesus als Apostelin der Apostel gesandt, die Freudenbotschaft zu verkünden. Das wollen wir uns merken und alles andere getrost vergessen.

 

 

 

GEBET UM DIE TAUFE DES HEILIGEN GEISTES

 

Herr Jesus, du bist aufgefahren zum Vater und hast den Heiligen Geist auf die Erde gesandt.

Das feiern wir zu Pfingsten. Herr, die charismatischen Propheten reden von einem neuen Pfingsten, einer neuen Ausgießung des Heiligen Geistes. Wir bitten dich, Herr, um diese Taufe im Heiligen Geist!

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

Heiliger Geist, der du Herr und Gott bist, gib uns deine sieben Gaben, von denen der Prophet Jesaja sprach-

 

Gib uns die Gabe der Weisheit, das Ziel des Himmels immer vor Augen zu haben,

Gib uns die Gabe der Einsicht, das Wort Gottes zu verstehen,

Gib uns die Gabe des Rates, deinen Rat anzunehmen in der Bibel, in der Kirche und durch Menschen, und selber gute Ratgeber zu werden,

Gib uns die Gabe der Erkenntnis, das Wesen des dreifaltigen Gottes und das Herz Jesu immer tiefer zu verstehen,

Gib uns die Gabe der Stärke, dass wir dem Kleinmut und der Verzagtheit widerstehen können und mit Kraft unsere Kreuze tragen können,

Gib uns die Gabe der Frömmigkeit, jeden Tag uns zu dir zu bekehren und oft zu beten,

Gib uns die Gabe der Gottesfurcht, dass wir aus Liebe zu dir uns einzig davor fürchten, Gott zu beleidigen.

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

Heiliger Geist, der du Herr und Gott bist und mit dem Vater und dem Sohne angebetet wirst, wir bitten dich um die Charismen, von denen der Apostel Paulus schrieb.

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

Wir bitten dich um die Gabe des Wortes der Weisheit, dass wir richtig von Jesus zu reden wissen,

Wir bitten dich um die Gabe des Wortes der Erkenntnis, dass wir die Wahrheit über Gott verständlich verkünden können,

Wir bitten dich um die Gabe der Heilung, dass durch unser Gebet Menschen Heilung an Leib und Seele erfahren,

Wir bitten dich um die Gabe der Wunderkräfte, auf dass in unserem Leben, im Leben unserer Lieben und im Leben der Welt Wunder der Verwandlung geschehen,

Wir bitten dich um die Gabe der Prophetie, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen und hören, was der Geist den Gemeinden heute sagt,

Wir bitten dich um die Gabe der Geisterunterscheidung, dass wir unterscheiden lernen, was von Gott kommt, was vom Menschen kommt und was vom Teufel kommt,

Wir bitten dich um die Gabe der Zungenrede, dass wir mit unaussprechlichem Seufzen in der Sprache der Engel Gott Lobpreis und Anbetung opfern,

Wir bitten dich um die Gabe der Auslegung der Zungenrede, um der Welt das Evangelium deutlich zu verkünden.

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

O Heiliger Geist, du bist der Herr, der lebendig macht. Wir bitten dich um die Früchte des Heiligen Geistes, von denen der heilige Paulus im Brief an die Galater schrieb.

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

Wir bitten dich um die Frucht der Liebe, auf dass wir die göttliche Liebe, die wir empganen, überfließen lassen zu allen Menschen,

Wir bitten dich um die Frucht der Freude, dass wir uns allezeit freuen an der Liebe Gottes mit einer so tiefen Freude, dass sie auch in Leid und Kummer bestehen bleibt,

Wir bitten dich um die Gabe des Friedens, zuerst des Friedens mit Gott, dann um den Frieden im eigenen Herzen, dann um den Frieden in unsern Familien und Freundschaften, und schließlich um den Frieden in der ganzen Welt,

Wir bitten dich um die Frucht der Geduld, dass wir angesichts von Bosheit, Dummheit und Gottlosigkeit den inneren Frieden und die Nächstenliebe nicht verlieren,

Wir bitten dich um die Frucht der Freundlichkeit, denn die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, und darum sollen die Menschen durch uns die Freundlichkeit Gottes kennen lernen,

Wir bitten dich um die Frucht der Güte, dass wir mit Wort und Tat den Menschen ein Spiegel der Güte Gottes sind,

Wir bitten dich um die Frucht der Treue, der Treue zum Bund Gottes, der Treue zu Jesus bis zum Tode, der Treue in unsern Familien und Freundschaften,

Wir bitten dich um die Frucht der Sanftmut, dass wir allen Zorn überwinden und Werkzeuge der Zärtlichkeit Gottes werden, besonders zu den Kleinen, Armen und Kranken,

Wir bitten dich um die Frucht der und Selbstbeherrschung und Keuschheit, dass wir mit reinem Herzen vor Gott erscheinen und lernen, alle unsere Leidenschaften und Triebe und die Sexualität zu integrieren in eine ehrliche Liebe von Person zu Person.

 

Alle: Komm, Heiliger Geist!

 

Dies erbitten wir von dir, Vater, Herr, unser Gott, durch deinen Sohn Jesus Christus, unsern Herrn und Retter, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

 

 

MONICA

 

Heilig Geist ist im Hebräischen weiblich. In der Dreifaltigkeit ist neben Vater und Sohn der Heilige Geist sozusagen die Mutter oder die Liebe. Hier ein altes Kirchenlied über den Heiligen Geist, den ich mit deinem mütterlichen Herzen vergleiche. Das man das tun darf, sagte ein Kardinal kurz vor seinem Tod.

 

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,

besuch das Herz der Kinder dein:

die deine Macht erschaffen hat,

erfülle nun mit deiner Gnad.

 

Wie oft ist Mutter Monica eingekehrt bei Einsamen, Verlassenen, Hilfsbedürftigen, und hat die Kranken besucht und sie erfüllt mit ihrer herzlichen Liebe und Barmherzigkeit.

 

Der du der Tröster wirst genannt,

vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,

du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,

der Seele Salbung, höchstes Gut.

 

Wie oft war Mutter Monica eine Trösterin, sie war als leibliche Mutter ein Lebensbrunnen für ihre Kinder, sie brachte Licht in die Dunkelheit so vieler Menschen und erfülle mit ihrer Mutterliebe viele kranke Herzen. Wie hat sie für viele Wunden des Körpers und der Seele gute Salbe, echten Balsam!

 

O Schatz, der siebenfältig ziert,

O Finger Gottes, der uns führt,

Geschenk, vom Vater zugesagt,

du, der die Zungen reden macht.

 

Wie hat Mutter Monica doch an ihrer Hand ihre Kinder ins Leben geführt und wie führt sie nun an ihrer Hand die Armen zu Trank und Speise für Seele und Leib. Sie hat ihren Kindern das Sprechen beigebracht und mit ihrem Ohr öffnet sie den Mund der Trauernden, dass sie sich trauen, zu klagen.

 

Zünd an in uns des Lichtes Schein,

gieß Liebe in die Herzen ein,

stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit

mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

 

Hat nicht Mutter Monica Licht gebracht in die Kinderstube, Liebe gebracht zu denen, die in unsrer Gesellschaft niemand mehr liebt? Hat sie nicht den Hungernden ihr Brot gebrochen, ihre Kinder und Enkel ernährt und verarztet, und hat sie nicht für jeden Obdachlosen noch eine Gnadenzigarette?

 

Treib weit von uns des Feinds Gewalt,

in deinem Frieden uns erhalt,

daß wir, geführt von deinem Licht,

in Sünd und Elend fallen nicht.

 

Mutter Monica liebt den Frieden und die Harmonie unter den Menschen. Sie sorgt sich um die, die körperlich, seelisch oder sozial im Elend sind und führt sie zum Licht der Liebe Gottes.

 

Den Vater auf dem ew'gen Thron

lehr uns erkennen und den Sohn;

dich, beider Geist, sei'n wir bereit

zu preisen gläubig alle Zeit.

 

Und darum erkennen wir Heilig Geist, die Mutterliebe Gottes, im Herzen Monicas, die wir wie die Jungfrau Maria auch eine Mutter der Barmherzigkeit nennen dürfen.

 

 

 

BEST OF JESAJA

 

 

Jesaja 42,1-4

 

Gute Nachricht Bibel

 

Der Bevollmächtigte Gottes bringt Freiheit und Frieden

 

1 Der Herr hat gesagt: »Hier ist mein Bevollmächtigter,1 hinter dem ich stehe. Ihn habe ich erwählt, ihm gilt meine Liebe, ihm gebe ich meinen Geist. Er wird die Völker regieren und ihnen das Recht bringen. 2 Er schreit keine Befehle und lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen. 3 Das geknickte Schilfrohr zerbricht er nicht, den glimmenden Docht löscht er nicht aus.2 Er bringt dem geschlagenen Volk das Recht, damit Gottes Treue ans Licht kommt. 4 Er selbst zerbricht nicht und wird nicht ausgelöscht. Er führt meinen Auftrag aus und richtet unter den Völkern meine Rechtsordnung auf. Noch an den fernsten Küsten warten sie auf seine Weisung.«

 

 

Ihn habe ich erwählt, ihm gilt meine Liebe – das sagt Gott Vater über den Messias Jesus:

 

Matthäus-Evangelium 3

 

Einheitsübersetzung

 

Die Taufe Jesu

 

13 Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir? 15 Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. 16 Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.

 

 

Noch einmal: Jesus, das Wohlgefallen des Vaters:

 

Matthäus - Kapitel 17

 

Die Verklärung Jesu

 

Luther-Übersetzung

 

1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. 2 Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht. Da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: HERR, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!

6 Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht! 8 Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand denn Jesum allein.

 

Könnt ihr euch selbst auch so sehen: Gott sagt zu dir: Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn, an dir hab ich mein Wohlgefallen? Wisst ihr, dass ihr Geliebte und Geliebter Gottes seid? Was heißt es für euch, Sohn oder Tochter Gottes zu sein?

 

Jesaja verkündet, dass der Messias das Licht Gottes zu allen Heiden, also allen nicht-jüdischen Völkern bringen wird.

 

Apostelgeschichte 13

 

46 Paulus aber und Barnabas sprachen frei und öffentlich: Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden. 47Denn also hat uns der HERR geboten: "Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzt, daß du das Heil seist bis an das Ende der Erde." 48Da es aber die Heiden hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des HERRN und wurden gläubig, wie viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren.…

 

Jesaja 42:6

 

Ich der HERR habe dich gerufen in Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand gefaßt und habe dich behütet und habe dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden,

 

Jesaja 49:6

 

Und Gott spricht: Es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an der Welt Ende.

 

Lukas 2:32

 

Jesus ist ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel.

 

Also: Der von Jesaja verkündete Messias bringt das Licht der Erkenntnis Gottes zu allen Völkern der Menschheit. Im Lukas-Evangelium sagt der greise Simeon: Dieses Jesusbaby auf den Armen seiner Mutter Maria bringt das Licht Gottes zu allen Völkern. Paulus bezieht das Jesaja-Wort auch auf sich selbst: Paulus fühlt sich auch dazu berufen, das Licht Gottes zu den Völkern zu bringen.

 

Im ersten Jahrtausend kam das Evangelium nach Europa, im zweiten Jahrtausend nach Amerika und Afrika, im dritten Jahrtausend muss es nach Asien kommen. Die Philippinen sind schön christlich, in Südkorea sind die Christen stark, in China wächst das Christentum schnell.

 

Was kann euer Beitrag sein, das Licht der Liebe Gottes zu anderen Menschen zu tragen?

 

Jesaja 49

 

Eine neue Aufgabe für den Bevollmächtigten Gottes

 

1 Hört her, ihr Menschen am Rand der Erde, ihr Völker in der Ferne! Schon als ich noch im Leib meiner Mutter war, hat der Herr mich in seinen Dienst gerufen und meinen Namen bekannt gemacht. 2 Er hat mir eine Zunge gegeben, die scharf ist wie ein Schwert, und er hält seine schützende Hand über mich. Er hat mich zu einem sicher treffenden Pfeil gemacht und verwahrt mich in seinem Köcher. 3 Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Bevollmächtigter, Israel,1 an dir will ich meine Herrlichkeit sichtbar machen.« 4 Ich aber dachte: »Ich habe mich vergeblich abgemüht. Ich habe meine ganze Kraft erschöpft und nichts erreicht. Doch der Herr wird mir zu meinem Recht verhelfen und meine Mühe belohnen.« 5 Und nun hat der Herr zu mir gesprochen, er, der mich schon im Mutterleib dazu bestimmt hat, ihm zu dienen und die Nachkommen Jakobs, das Volk Israel, zu sammeln und zu ihm zurückzuführen. Bei ihm bin ich angesehen, er gibt mir Kraft. 6 Er hat zu mir gesagt: »Es ist zu wenig, dass du als mein Bevollmächtigter nur die Stämme Israels wieder zu Ansehen bringst und alle zurückführst, die von den Nachkommen Jakobs übrig geblieben sind. Ich mache dich auch zum Licht für die anderen Völker, damit alle Menschen auf der Erde durch dich meine rettende Hilfe erfahren.«

 

BERUFUNG SCHON IM MUTTERSCHOSS

 

Jeremia 1

 

Berufung Jeremias zum Propheten

 

4 Das Wort des HERRN erging an mich: 5 Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. 6 Da sagte ich: Ach, Herr und GOTT, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung. 7 Aber der HERR erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden. 8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir um dich zu retten - Spruch des HERRN. 9 Dann streckte der HERR seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund. 10 Sieh her! Am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und zerstören, aufbauen und einpflanzen.

 

BERUFUNG SOGAR VON EWIGKEIT HER! VON VOR DER SCHÖPFUNG, SIND WIR AUSERWÄHLT!

 

Epheser-Brief 1

 

1 Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und an Christus Jesus Gläubigen, die in Ephesus sind: 2 Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

 

3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt4 in Christus, 4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe, 5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.

 

Könnt ihr euch denken, schon im Schoß eurer Mutter von Gott berufen worden zu sein? Könnt ihr euch denken, dass Gott schon vor Beginn des Schöpfungswerkes in seinem Geist an euch gedacht hat und euch auserwählt hat, Christen und Christinnen zu sein?

 

Jesaja 49

 

Gott liebt sein Volk wie eine Mutter

 

14 Die Zionsstadt klagt: »Der Herr hat mich verlassen, mein Gott hat mich vergessen!« 15 Doch der Herr sagt: »Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht! 16 Jerusalem, ich habe dich unauslöschlich in meine Hände eingezeichnet; deine Mauern sind mir stets vor Augen. 17 Die Leute, die dich wieder aufbauen werden,6 sind schon unterwegs; die Feinde, die dich zerstört und verwüstet haben, müssen abziehen. 18 Sieh doch, was rings um dich her geschieht! Schon versammeln sich die Menschen, die in dir wohnen werden, sie kommen zu dir. So gewiss ich, der Herr, lebe: Du wirst dich über sie freuen und stolz auf sie sein, du wirst dich mit ihnen schmücken wie eine Braut mit dem Hochzeitsschmuck. 19 In Trümmern lagst du und dein Land ringsum war verwüstet und menschenleer; aber bald werden so viele kommen, dass du sie nicht mehr fassen kannst. Von denen, die dich zerstört haben, wird man weit und breit nichts mehr sehen. 20 Du warst wie eine kinderlose Frau; aber bald werden deine Kinder zu dir sagen: ›Uns ist es zu eng hier; schaff uns mehr Platz, damit wir wohnen können!‹ 21 Dann wirst du fragen: ›Wer hat alle diese Kinder für mich geboren? Meine eigenen hat man mir geraubt, neue konnte ich nicht mehr gebären; ich war verbannt und verstoßen. Wer hat diese alle für mich großgezogen? Ich war doch ganz allein übrig geblieben. Wo kommen sie her?‹« 22 Der Herr, der mächtige Gott, sagt: »Sieh her, ich hebe die Hand und stelle mein Feldzeichen auf, sodass die Völker es sehen. Dann werden sie deine Söhne und Töchter auf ihre Arme und Schultern heben und herbeibringen. 23 Könige werden dich hüten, Fürstinnen werden dich wie Ammen versorgen. Mit dem Gesicht auf der Erde müssen sie dich ehren und dir den Staub von den Füßen küssen. Dann wirst du sehen, dass ich, der Herr, für dich da bin und dass niemand enttäuscht wird, der mir vertraut.« 24 »Kann man einem Starken seine Beute wegnehmen?«, fragst du. »Kann man die Opfer eines Tyrannen7 aus dem Kerker befreien?« 25 Der Herr sagt: »Genau das wird geschehen: Die Gefangenen des Tyrannen werden befreit und dem Starken wird seine Beute entrissen. Ich selbst kämpfe gegen deine Feinde, ich selbst werde deine Kinder befreien. 26 Deine Unterdrücker sollen sich gegenseitig umbringen und in einem Blutrausch sich selbst vernichten. Dann werden alle Menschen erkennen: Ich, der Herr, der starke Gott Jakobs, bin dein Retter und dein Befreier.«

 

1978. Es ging um das Treffen der Politiker Carter, Sadat und Begin in Camp David: Premierminister Begin erinnert daran, dass das jüdische Volk einst schwere Zeiten erlebte und sich klagend an den Herrn wandte: Du hast uns verlassen, hast uns vergessen. - Nein, antwortete Gott durch den Propheten Jesaja, kann denn eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen? Aber selbst wenn das geschehen könnte, Gott wird sein Volk niemals vergessen.

 

Es ist Sonntag, der 10. September 1978. Auf dem Petersplatz warten Tausende. Pilger, Römer, Touristen, alle schauen wir hinauf zum obersten Stock des Papstpalastes. Kurz nach 12 Uhr tritt Johannes Paul I. ans Fenster. Er spricht von den Verhandlungen in Camp David, zeigt sich bewegt darüber, dass die drei Staatsmänner ihre Hoffnung auf Gott ausgedrückt haben. So erinnerte Premier Begin an das Jesaja-Wort: Kann vielleicht eine Mama das eigene Kind vergessen? Wörtlich fährt der Patriarch des Abendlandes dann fort: "Auch wir hier haben dieselben Gefühle. Für Gott sind wir Gegenstand einer unüberwindlichen Liebe. Wir wissen: Gott hat die Augen immer offen über uns, auch wenn es scheinbar Nacht ist. Gott ist Papa, mehr noch, ist Mutter, will uns nichts Schlechtes tun, will uns nur Gutes tun, uns allen. Wenn Kinder vielleicht krank sind, haben sie noch mehr Anspruch, von der Mutter geliebt zu werden. Und auch wir, wenn wir vielleicht an Schlechtigkeit erkrankt und auf Abwege geraten sind, haben noch mehr Anspruch, vom Herrn geliebt zu sein.''

 

 

Gottes Barmherzigkeit wird in der Bibel manchmal mit Mutterliebe verglichen. Stimmt das: Liebt eine Mutter ihr krankes Kind, ihr Sorgenkind am meisten? Liebt Gott wie eine Mutter besonders die Armen, die Kinder, die Kranken?

 

Jesaja 50

 

Man nennt Jesaja auch den fünften Evangelisten, er verkündet den Knecht des Herrn, den Mann der Schmerzen, den Messias, den gekreuzigten Christus

 

Der Knecht Gottes wird angefeindet

 

4 Gott, der Herr, hat meine Zunge in seinen Dienst genommen, er zeigt mir immer neu, was ich sagen soll, um die Müden zu ermutigen.1 Jeden Morgen lässt er mich aufwachen mit dem Verlangen, ihn zu hören. Begierig horche ich auf das, was er mir zu sagen hat. 5 Er hat mir das Ohr geöffnet und mich bereitgemacht, auf ihn zu hören. Ich habe mich nicht gesträubt und bin vor keinem Auftrag zurückgescheut. 6 Ich habe meinen Rücken hingehalten, wenn sie mich schlugen, und mein Kinn, wenn sie mir die Barthaare ausrissen. Ich habe mich von ihnen beschimpfen lassen und mein Gesicht nicht bedeckt, wenn sie mich anspuckten.2 Sie meinen, ich hätte damit mein Unrecht eingestanden;3 7 aber der Herr, der mächtige Gott, steht auf meiner Seite. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kieselstein und halte alles aus. Ich weiß, dass ich nicht unterliegen werde. 8 Ich habe einen Helfer, der meine Unschuld beweisen wird; er ist schon unterwegs. Wer wagt es, mich anzuklagen? Er soll mit mir vor den Richter treten! Wer will etwas gegen mich vorbringen? Er soll kommen! 9 Der Herr, der mächtige Gott, tritt für mich ein. Wer will mich da verurteilen? Alle, die mich beschuldigen, müssen umkommen; sie zerfallen wie ein Kleid, das von Motten zerfressen ist. 10 Wer von euch fragt nach dem Herrn, wer hört auf seinen Bevollmächtigten? Er darf wissen: Auch wenn sein Weg durchs Dunkel führt und er nirgends ein Licht sieht – auf den Herrn kann er sich verlassen, sein Gott hält und führt ihn. 11 Zu euch aber, die ihr das Feuer schürt und Brandpfeile anzündet, sagt der Herr: »Ihr lauft in euer eigenes Feuer und werdet selbst von den Pfeilen getroffen, die ihr angezündet habt. Ihr bekommt meine Macht zu spüren; ich sorge dafür, dass ihr in Qualen endet.«

 

Wiederholung:

 

4 Gott, der Herr, hat meine Zunge in seinen Dienst genommen, er zeigt mir immer neu, was ich sagen soll, um die Müden zu ermutigen.1 Jeden Morgen lässt er mich aufwachen mit dem Verlangen, ihn zu hören. Begierig horche ich auf das, was er mir zu sagen hat. 5 Er hat mir das Ohr geöffnet und mich bereitgemacht, auf ihn zu hören.

 

Regelmäßig eine Zeit nehmen für Bibel und Gebet. Stille Zeit.

 

5 Ich habe mich nicht gesträubt und bin vor keinem Auftrag zurückgescheut. 6 Ich habe meinen Rücken hingehalten, wenn sie mich schlugen, und mein Kinn, wenn sie mir die Barthaare ausrissen. Ich habe mich von ihnen beschimpfen lassen und mein Gesicht nicht bedeckt, wenn sie mich anspuckten.

 

Könnt ihr euch mit diesem Mann der Schmerzen identifizieren? Seid ihr auch manchmal der Mann der Schmerzen oder die Frau der Schmerzen?

 

Parallelstelle: Die Passion Jesu nach Matthäus:

 

Und jetzt lesen wir einmal die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach mit verteilten Rollen wie ein kleines heiliges Drama:

 

 

CHORAL

 

So ist mein Jesus nun gefangen.

 

Laßt ihn, haltet, bindet nicht!

 

Mond und Licht

 

ist vor Schmerzen untergangen,

 

weil mein Jesus ist gefangen.

 

Laßt ihn, haltet, bindet nicht!

 

Sie führen ihn, er ist gebunden.

 

Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden?

 

Eröffne den feurigen Abgrund, o Hölle,

 

zertrümmre, verderbe, verschlinge, zerschelle

 

mit plötzlicher Wut

 

den falschen Verräter, das mördrische Blut.

 

EVANGELIST

 

Und siehe, einer aus denen, die mit Jesu waren, reckete die Hand aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm:

 

 

JESUS

 

Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinest du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legion Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen.

 

 

EVANGELIST

 

Zu der Stund sprach Jesus zu den Scharen:

 

 

JESUS

 

Ihr seid ausgegangen als zu einem Mörder, mit Schwerten und mir Stangen, mich zu fahen, bin ich doch täglich bei euch gesessen und habe gelehret im Tempel, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber das ist alles geschehen, daß erfüllet würden die Schriften der Propheten.

 

 

EVANGELIST

 

Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

 

CHORAL

 

O Mensch, bewein dein Sünde groß,

 

darum Christus seins Vaters Schoß

 

äußert und kam auf Erden,

 

von einer Jungfrau rein und zart

 

für uns er hie geboren ward,

 

er wollt der Mittler werden.

 

Den Toten er das Leben gab,

 

und legt darbei all Krankheit ab,

 

bis sich die Zeit herdrange,

 

daß er für uns geopfert würd,

 

trüg unsrer Sünden schwere Bürd

 

wohl an dem Kreuze lange.

 

Ach, nun ist mein Jesus hin.

 

Wo ist denn dein Freund hingegangen,

 

o du Schönste unter den Weibern?

 

Ist es möglich, kann ich schauen?

 

Wo hat sich dein Freund hingewandt?

 

Ach, mein Lamm in Tigerklauen,

 

ach, wo ist mein Jesus hin?

 

So wollen wir mit dir ihn suchen.

 

Ach, was soll ich der Seele sagen,

 

wenn sie mich wird ängstlich fragen,

 

ach, wo ist mein Jesus hin?

 

EVANGELIST

 

Die aber Jesum gegriffen hatten, führeten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, da nun die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammlet hatten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und satzte sich bei die Knechte, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte. Die Hohenpriester aber und Ältesten und der ganze Rat suchten falsche Zeugnis wider Jesum, auf daß sie ihn töteten, und funden keines.

 

CHORAL

 

Mir hat die Welt trüglich gericht'

 

mit Lügen und mit falschem Gedicht,

 

viel Netz und heimlich Stricke,

 

Herr, nimm mein wahr in dieser Gefahr,

 

behüt mich für falschen Tücken.

 

EVANGELIST

 

Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten, funden sie doch keins. Zuletzt traten herzu zween falsche Zeugen und sprachen:

 

 

ZEUGEN

 

Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in dreien Tagen denselben bauen.

 

 

EVANGELIST

 

Und der Hohepriester stund auf und sprach zu ihm:

 

 

HOHERPRIESTER

 

Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?

 

 

EVANGELIST

 

Aber Jesus schwieg stille.

 

CHORAL

 

Mein Jesus schweigt

 

zu falschen Lügen stille,

 

um uns damit zu zeigen,

 

daß sein Erbarmens voller Wille

 

vor uns zum Leiden sei geneigt,

 

und daß wir in dergleichen Pein

 

ihm sollen ähnlich sein,

 

und in Verfolgung stille schweigen.

 

Geduld,

 

wenn mich falsche Zungen stechen.

 

Leid ich wider meine Schuld

 

Schimpf und Spott,

 

ei, so mag der liebe Gott

 

meines Herzens Unschuld rächen

 

 

EVANGELIST

 

Und der Hohepriester antwortete, und sprach zu ihm:

 

 

HOHERPRIESTER

 

Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seiest Christus, der Sohn Gottes?

 

 

EVANGELIST

 

Jesus sprach zu ihm:

 

 

JESUS

 

Du sagest's; doch sage ich euch, von nun an wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.

 

 

EVANGELIST

 

Da zerriß der Hohepriester seine Kleider, und sprach:

 

 

HOHERPRIESTER

 

Er hat Gott gelästert, was dürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, itzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret. Was dünket euch?

 

 

EVANGELIST

 

Sie antworteten und sprachen:

 

 

CHOR

 

Er ist des Todes schuldig!

 

EVANGELIST

 

Da speieten sie aus in sein Angesicht, und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht und sprachen:

 

CHOR

 

Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug?

 

CHORAL

 

Wer hat dich so geschlagen,

 

mein Heil, und dich mit Plagen

 

so übel zugericht'?

 

Du bist ja nicht ein Sünder,

 

wie wir und unsre Kinder,

 

von Missetaten weißt du nicht.

 

PILATUS

 

Bist du der Jüden König?

 

 

EVANGELIST

 

Jesus aber sprach zu ihm:

 

 

JESUS

 

Du sagest's.

 

 

EVANGELIST

 

Und da er verklagt war von den Hohenpriestern und Âltesten, antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm:

 

 

PILATUS

 

Hörest du nicht, wie hart sie dich verklagen?

 

 

EVANGELIST

 

Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, also daß sich auch der Landpfleger sehr verwunderte.

 

CHORAL

 

Befiehl du deine Wege

 

und was dein Herze kränkt

 

der allertreusten Pflege

 

des, der den Himmel lenkt,

 

der Wolken, Luft und Winden

 

gibt Wege, Lauf und Bahn,

 

der wird auch Wege finden,

 

da dein Fuß gehen kann.

 

EVANGELIST

 

Auf das Fest aber hatte der Landpfleger Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen los zu geben, welchen sie wollten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, einen sonderlichen vor andern, der hieß Barabbas. Und da sie versammlet waren, sprach Pilatus zu ihnen:

 

 

PILATUS

 

Welchen wollet ihr, daß ich euch los gebe? Barabbam oder Jesum, von dem gesaget wird, er sei Christus?

 

 

EVANGELIST

 

Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Und da er auf dem Richtstuhl saß, schickete sein Weib zu ihm, und ließ ihm sagen:

 

 

PILATUS FRAU

 

Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum von seinetwegen.

 

 

EVANGELIST

 

Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesum umbrächten. Da antwortete nun der Landpfleger, und sprach zu ihnen:

 

 

PILATUS

 

Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll los geben?

 

 

EVANGELIST

 

Sie sprachen:

 

CHOR

 

Barabbam!

 

EVANGELIST

 

Pilatus sprach zu ihnen:

 

 

PILATUS

 

Was soll ich denn machen mit Jesu, von dem gesagt wird, er sei Christus?

 

 

EVANGELIST

 

Sie sprachen alle:

 

 

CHOR

 

Laß ihn kreuzigen!

 

CHORAL

 

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe,

 

der gute Hirte leidet für die Schafe,

 

die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,

 

für seine Knechte.

 

EVANGELIST

 

Der Landpfleger sagte:

 

 

PILATUS

 

Was hat er denn Übels getan?

 

CHORAL

 

Er hat uns allen wohlgetan,

 

den Blinden gab er das Gesicht,

 

die Lahmen macht' er gehend,

 

er sagt' uns seines Vaters Wort,

 

er trieb die Teufel fort,

 

Betrübte hat er aufgericht',

 

er nahm die Sünder auf und an,

 

sonst hat mein Jesus nichts getan.

 

Aus Liebe will mein Heiland sterben,

 

von einer Sünde weiß er nichts.

 

Daß das ewige Verderben

 

und die Strafe des Gerichts

 

nicht auf meiner Seele bliebe.

 

 

EVANGELIST

 

Sie schrieen aber noch mehr und sprachen:

 

CHOR

 

Laß ihn kreuzigen!

 

EVANGELIST

 

Da aber Pilatus sahe, daß er nichts schaffete, sondern daß ein viel größer Getümmel ward, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach:

 

 

PILATUS

 

Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten, sehet ihr zu.

 

 

EVANGELIST

 

Da antwortete das ganze Volk und sprach:

 

CHOR

 

Sein Blut komme über uns und unsre Kinder.

 

EVANGELIST

 

Da gab er ihnen Barabbam los, aber Jesum ließ er geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuziget würde.

 

CHORAL

 

Erbarm es Gott,

 

hier steht der Heiland angebunden,

 

o Geißelung, o Schläg, o Wunden,

 

ihr Henker, haltet ein!

 

Erweichet euch der Seelen Schmerz,

 

der Anblick solches Jammers nicht?

 

Ach ja, ihr habt ein Herz,

 

das muß der Martersäule gleich

 

und noch viel härter sein,

 

erbarmt euch, haltet ein!

 

Können Tränen meiner Wangen

 

nichts erlangen,

 

o so nehmt mein Herz hinein.

 

Aber laßt es bei den Fluten,

 

wenn die Wunden milde bluten,

 

auch die Opferschale sein.

 

 

EVANGELIST

 

Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum zu sich in das Richthaus und sammleten über ihn die ganze Schar und zogen ihn aus und legeten ihm einen Purpurmantel an und flochten eine dornere Krone und satzten sie auf sein Haupt und ein Rohr in seine rechte Hand und beugeten die Knie vor ihm und spotteten ihn und sprachen:

 

CHOR

 

Gegrüßet seist du, Jüdenkönig!

 

EVANGELIST

 

Und speieten ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.

 

CHORAL

 

O Haupt voll Blut und Wunden,

 

voll Schmerz und voller Hohn,

 

o Haupt, zu Spott gebunden

 

mit einer Dornenkron,

 

o Haupt, sonst schön gezieret

 

mit höchster Ehr und Zier,

 

jetzt aber hoch schimpfieret,

 

gegrüßet seist du mir.

 

Du edles Angesichte,

 

dafür sonst schrickt und scheut

 

das große Weltgewichte,

 

wie bist du so bespeit,

 

wie bist du so erbleichet,

 

wer hat dein Augenlicht,

 

dem sonst kein Licht nicht gleichet,

 

so schändlich zugericht'?

 

EVANGELIST

 

Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führeten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten. Und indem sie hinaus gingen, funden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon, den zwungen sie, daß er ihm sein Kreuz trug.

 

CHORAL

 

Ja, freilich will in uns das Fleisch und Blut

 

zum Kreuz gezwungen sein,

 

je mehr es unsrer Seele gut,

 

je herber geht es ein.

 

Komm, süßes Kreuz, so will ich sagen,

 

mein Jesu, gib es immer her.

 

Wird mir mein Leiden einst zu schwer,

 

so hilfst du mir es selber tragen.

 

 

EVANGELIST

 

Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist verdeutschet, Schädelstätt, gaben sie ihm Essig zu trinken mit Gallen vermischet, und da er's schmeckete, wollte er's nicht trinken. Da sie ihn aber gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider und wurfen das Los darum, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten: Sie haben meine Kleider unter sich geteilet, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen. Und sie saßen allda und hüteten sein. Und oben zu seinen Häupten hefteten sie die Ursach seines Todes beschrieben, nämlich: Dies ist Jesus, der Jüden König. Und da wurden zween Mörder mit ihm gekreuziget, einer zur Rechten, und einer zur Linken. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen:

 

CHOR

 

Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in dreien Tagen, hilf dir selber, bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz!

 

EVANGELIST

 

Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:

 

CHOR

 

Andern hat er geholfen und kann ihm selber nicht helfen. Ist er der König Israel, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertrauet, der erlöse ihn nun, lüstet's ihn; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.

 

EVANGELIST

 

Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuziget waren.

 

CHORAL

 

Ach, Golgatha, unselges Golgatha!

 

Der Herr der Herrlichkeit muß schimpflich hier verderben,

 

der Segen und das Heil der Welt

 

wird als ein Fluch ans Kreuz gestellt,

 

der Schöpfer Himmels und der Erden

 

soll Erd und Luft entzogen werden,

 

die Unschuld muß hier schuldig sterben,

 

das gehet meiner Seele nah,

 

ach, Golgatha, unselges Golgatha!

 

CHOR

 

Sehet, Jesus hat die Hand,

 

uns zu fassen ausgespannt,

 

kommt, wohin? in Jesu Armen

 

sucht Erlösung, nehmt Erbarmen,

 

suchet, wo? in Jesu Armen,

 

lebet, sterbet, ruhet hier,

 

ihr verlaßnen Küchlein ihr,

 

bleibet, wo? in Jesu Armen.

 

EVANGELIST

 

Und von der sechsten Stunde an war eine Finsternis über das ganze Land bis zu der neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schriee Jesus laut und sprach:

 

 

JESUS

 

Eli, Eli, lama asabthani?

 

 

EVANGELIST

 

Das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Etliche aber, die da stunden, da sie das höreten, sprachen sie:

 

CHOR

 

Der rufet dem Elias.

 

EVANGELIST

 

Und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und füllete ihn mit Essig und steckete ihn auf ein Rohr und tränkete ihn. Die andern aber sprachen:

 

CHOR

 

Halt! Laßt sehen, ob Elias komme und ihm helfe?

 

EVANGELIST

 

Aber Jesus schriee abermals laut und verschied.

 

 

 

Jesaja 52

 

1 Wach auf, Jerusalem, wach auf! Raff dich auf! Zieh deine prächtigsten Kleider an, du Heilige Stadt! Künftig darf niemand mehr dich betreten, der unbeschnitten oder unrein ist. 2 Schüttle den Staub deiner Schande von dir ab und setze dich wieder auf deinen Thron! Der Strick um deinen Hals ist gelöst, du bist keine Gefangene mehr! 3 Denn der Herr sagt: »Als ich euch in die Sklaverei verkaufte, habe ich kein Geld dafür genommen. Darum sollt ihr nun auch ohne Lösegeld befreit werden.«

 

Das kann man auch so lesen: Wach auf, meine Seele, hab Mut, schüttle den Staub von dir ab und setze dich auf deinen Thron!

 

Dürfen wir stolz darauf sein, dass wir Christen sind?

 

Alle Getauften sind berufen Priester und Propheten und Könige zu sein. Es ist nicht nur wie im Kinderlied: Wir sind alle Königskinder… sondern wir sind wirklich Könige und Königinnen. Was kann das bedeuten für unser Selbstvertrauen?

 

Text:

 

Aus der Taufe Priester, König und Prophet…

 

Die Taufliturgie spricht jedem Täufling zu, dass er Anteil hat an Christus, der Priester ist, König und Prophet. Damit sind wohl keine Berufe gemeint. Aber wie können Menschen in säkularen Berufen, mit Familie… ihr geistliches Priester-Sein, König-Sein, Prophet-Sein leben?

 

König/in

 

Geschätzte 2,2 Milliarden Königinnen und Könige – und nirgends ein Untertan. Ebenso viele Prophetinnen und Propheten. Priesterinnen und Priester machen 100% in den christlichen Kirchen aus. Das kann so nicht gemeint sein, sagt der gesunde Menschenverstand. Doch, erwidert der Theologe und hat ein Problem. Denn beides stimmt: Das Christentum kennt nur einen Priester, König und Propheten – Jesus, den Gesalbten Gottes (Christus). Zugleich werden alle Getauften in der gleichen Weise gesalbt und nehmen so Teil an der Würde und am Auftrag Christi – Priester zu sein, König und Prophet.

 

Könige scheinen wenig mit dem Leben aus dem Evangelium zu tun zu haben. Die Bedeutung wird sichtbarer, wenn das griechische Wort hinter dem deutschen „Reich Gottes“ zu klingen kommt. Im Neuen Testament ist von der Basileia die Rede, von der Königsherrschaft Gottes. Jesus greift dabei auf Jesaja zurück. Die Königsherrschaft Gottes ist da, wo ein friedvolles, gerechtes Miteinander der Menschen und der Natur gelingt. “Dann wohnt der Wolf beim Lamm … Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn…“ (Jes 11, 6-9) Dann leben die Menschen und die ganze Schöpfung nach der Vision Gottes. So entsprechen sie seinem Willen und finden gelingendes Leben „in Fülle“ (Joh 10,10). Diese Königsherrschaft Gottes kündigt Jesus an. Seine Jünger bekennen ihn nach der Auferstehung als den König dieser Königsherrschaft. Dieser Königsherrschaft sind die Christen in ihrem Königtum unbedingt verpflichtet. „Euch aber muss es zuerst um Gottes Königsherrschaft und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. (Mt 6, 33)

 

Bei dem Wort „König“ klingen Aspekte von Macht, von Herrschaft und Verantwortung an. Die Könige Israels haben, zumindest theoretisch, den dritten Aspekt immer in den Vordergrund gerückt. Wenn vom Königtum der Getauften die Rede ist, geht es zuerst um Verantwortung. Sie sind mit Christus mitverantwortlich für die Königsherrschaft Gottes. Sie stehen in der Verantwortung für ihre Welt – für ihr gesellschaftliches Umfeld, aber auch für die Umwelt. Artenschutz, Klimawandel, gerechte Verteilung der Lasten wie der Ressourcen unter den Völkern, ein Leben in Würde, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen, sind aktuelle Themen ihres geistlichen Königtums. Auch die „kleineren“ Dinge, zu denen jede und jeder direkt etwas beitragen kann, sind Ausdruck dieses Königtums: Gefangene und Kranke besuchen, Hungernde nähren, Obdachlose und Fremde aufnehmen… (Mt 25).

 

Zum „König“ gesalbt zu sein, bedeutet nicht Herr über andere zu sein, denn es gibt in der Königsherrschaft Gottes keine Untertanen. Aber die Christen sind Herrin und Herr im eigenen Leben, auch im eigenen geistlichen Leben. Niemand hat über die getaufte und gesalbte Christin, den Christen, zu verfügen. Das wäre ein geistlicher Missbrauch, der die Grundlagen des Glaubens zerstört. Umgekehrt ist die Verantwortung für das eigene (geistliche) Leben aber auch nicht delegierbar.

 

Dabei ist zu beachten, dass die Christen nicht als Einzelne zu Königen gesalbt werden. Ihr Königtum ist Anteil am geistlichen Königtum Christi – und es ist ein Anteil, den sie gemeinsam haben. Erst als „gemeinsames Königtum“ – als Kirche, wird es fruchtbar. Auch die Verantwortung jeder Christin und jedes Christen für Kirche ist nicht delegierbar. Gemeinsam bewahren die Christen Kirche als Raum, in dem sie ihre Berufung leben, aber auch als Ort der Freiheit, der sie in ihrem Königtum über das eigene Leben stärkt und respektiert. Durch ihr gemeinsames Königtum leben Christen Kirche zudem als starkes Instrument, um ihrer Verantwortung für die Königsherrschaft nach zu kommen. Da taucht dann auch der bisher vernachlässigte Aspekt der „königlichen“ Macht auf. Ein Drittel der Menschheit hat es durchaus mit in der Hand, ob diese Welt ein Ort der wachsenden Königsherrschaft Gottes ist.

 

Gott kehrt mit seinem Volk zurück

 

7 Was für eine Freude! Über die Berge kommt der Siegesbote herbeigeeilt! Er bringt gute Nachricht, er verkündet Frieden und Rettung, er sagt zur Zionsstadt: »Dein Gott ist König der ganzen Welt!« 8 Horch, die Wächter der Stadt rufen laut, sie jubeln vor Freude; denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr auf den Berg Zion zurückkehrt.1 9 Jubelt vor Freude, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat Erbarmen mit seinem Volk, er befreit Jerusalem.

 

Verkündigung, Evangelisierung, Mission – was können wir tun?

 

Evangelium heißt Freudenbotschaft. Paulus sagt: Freut euch allezeit! Jesaja sagt: Was für eine Freude! Erfahrt ihr Freude von Gott? Und ist ein Leben in Leiden, Schmerzen, traurigkeit ein schlechtes Christenleben? Was ist der Unterschied zwischen der Freude, die von Gott kommt, und der Spaßgesellschaft?

 

Er trug unsere Schuld

 

13 Der Herr sagt: »Gebt Acht: Meinem Bevollmächtigten wird gelingen, wozu ich ihn bestellt habe; er wird zu großem Ansehen und höchsten Ehren gelangen. 14 Viele haben sich entsetzt von ihm abgewandt, so entstellt war er. Er hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen. 15 Doch nun werden viele Völker über ihn staunen,5 sogar ihren Königen wird es die Sprache verschlagen. Was niemals zuvor geschehen ist, das erleben sie jetzt; wovon sie noch nie etwas gehört haben, das sehen sie mit eigenen Augen.«

 

Jesus wird in Psalm 45 als der Schönste aller Menschensöhne bezeichnet. Aber in seinen Leiden, sagt Jesaja, hatte er keine schöne Gestalt, und man sah ihn nicht gerne an. Er war fast wie ein Tier. In Psalm 22 heißt es: Ich bin kein Mensch mehr, ich bin ein Wurm. Aber Jesus ist auferstanden und ist nun in Gottes Herrlichkeit. Was meint ihr, ist Jesus schön? Habt ihr schon einmal ein Jesusbild gesehen, dass ihr schön findet?

 

JESAJA 53

 

Vorbemerkung: Jesus wird heute oft gleichgesetzt mit Buddha, Mohammed und Hare Krishna. Aber weder Buddha, noch Mohammed oder Krishna wurden vorher von Propheten angekündigt. Wir sehen heute in Jesaja 53 eine Prophezeiung Jesajas vom leidenden Gottesknecht, die sehr deutlich die Kreuzigung Jesu voraussagt. Solche Voraussagen gibt es in keiner anderen Religion.

 

52,13. Siehe, meinem Knecht wird’s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. Wie sich viele über ihn entsetzten. weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder, so wird er viele Heiden besprengen, daß auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.

 

Wir wissen, dass dieser Knecht ein Mensch sein wird, denn Jesaja nennt ihn einen Knecht, einen „er“, „ihn“, „sein“, und dass er von einer Zukunft spricht (er wird handeln, auferstehen). Also ist dieses eine Prophezeiung. Aber worum handelt sie sich?

 

Wenn die jüdischen Priester für die Israeliten opferten, dann haben sie die Israeliten mit dem Blut des geopferten Tieres besprengt. Diese Tat symbolisierte die Vergebung ihrer Sünde, die ihnen nicht mehr vorgehalten wurde. Aber in dem genannten Text steht, dass der Knecht „viele Nationen“ besprengen wird. Also sagt Jesaja, dass in gleicher Weise dieser Knecht auch Nicht-Juden die Vergebung der Sünde gewährt wie es die Priester im Alten Testament den jüdischen Anbetern gewährten. Dieses zieht eine Parallele zu der Voraussage des Propheten Zacharias, dass der „Spross“ (der Zweig aus der Wurzel des Stammes Davids) ein Priester sein wird, der die Rollen des Königs und des Priesters vereint, da es nur den Priestern erlaubt war, mit dem Blut zu besprengen. Der weltweite Bereich von „vielen Nationen“ folgt dem historischen und beweisbaren Versprechen, das vor vielen Jahrhunderten Abraham gemacht wurde, dass „alle Nationen“ durch seinen Nachkommen gesegnet sein werden.

 

In der Voraussage wird der Knecht, der „keine Gestalt und Hoheit“ hatte und der „Allerverachtetste und Unwerteste“ war, die vielen Nationen besprengen. Und obwohl es nicht ganz klar ist was der Knecht machen wird, werden die Nationen es eines Tages verstehen.

 

53,1. Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des Herrn offenbart? Er (der Knecht) schoss auf vor ihm (dem Herrn) wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.

 

Obwohl der Knecht viele Nationen besprengen wird. wird er auch als „verachtet“ und „wertlos“ beschrieben, voller „Leiden“ und „an Schmerzen gewöhnt“.

 

4.Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

 

Jesu Opfer im Vergleich zu dieser Diener Opfer

 

Der Knecht wird „unsere“ Schmerzen auf sich nehmen. Dieser Knecht wird auch zur Strafe „verwundet“ und „zerschlagen“. Diese Strafe wird uns (den vielen Nationen) „Frieden“ bringen und uns „heilen“. Am Karfreitag vor etwa 2000 Jahren (und mehr als 700 Jahre nach der Prophezeiung Jesajas) wurde Jesus gekreuzigt. Er wurde buchstäblich durch die Nägel bei der Kreuzigung verwundet, wie es Jesaja von dem Knecht vorausgesagt hatte.

 

6. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.

 

Eine biblische Erklärung für Sünde ist, dass das eigentliche Ziel verfehlt wird. Wie ein verbogener Pfeil gehen wir unseren eigenen Weg. Dieser Knecht wird diese Sünde tragen, die wir getan haben.

 

7. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.

 

Der Knecht wird wie ein Lamm sein, das zur „Schlachtbank“ geführt wird. Aber er wird weder protestieren noch seinen „Mund auftun“. Wir sehen bei Abrahams Opfer seines Sohnes, dass ein Widder als Ersatz für Abrahams Sohn geopfert wurde. Dieser Widder – ein Schaf – wurde geschlachtet. Jesus wurde auf der selben Stelle (dem Berg Moriah in Jerusalem) hingerichtet. Wir sehen im Alten Testament, dass ein Lamm zum Passahfest geschlachtet werden musste. Jesus wurde auch zum Passahfest hingerichtet.

 

8. Er ist aus Angst und Gericht hinweg genommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Misssetat meines Volks geplagt war.

 

Der Knecht ist „weggerissen“ aus dem „Land der Lebendigen“. Jesaja erklärte im Voraus, dass „weggerissen“ das „weggerissen aus dem Land der Lebendigen“ bedeutet, d. h. der Tod. Also, als Jesus am Karfreitag gestorben ist, ist er buchstäblich „aus dem Land der Lebendigen“ weggerissen worden, und das nur ein paar Tage, nachdem er als der Messias seinen triumphierenden Einzug feierte.

 

9. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.

 

Jesus wurde hingerichtet und ist wie ein Verbrecher gestorben („sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern“), so berichten uns die Evangelisten, dass mit Jesus zwei „Schächer“, zwei Verbrecher gekreuzigt wurden. Jesus hatte buchstäblich die Voraussage erfüllt, nämlich dass „sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern“ war.

 

10. So wollte ihn der Herr zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des Herrn Plan wird durch seine Hand gelingen

 

Dieser grausame Tod Jesu am Kreuz war kein fürchterlicher Zufall oder ein Missgechick. Es war „des Herrn Plan“, ihn zu zerschlagen. Aber warum? So wie Lämmer in dem mosaischen Opferkult das Opfer für Sünde waren, damit der opfernde Mensch dadurch schuldlos wird, so ist hier das „Leben“ dieses Knechts ein „Opfer für die Sünde“. Für wessen Sünde? Wenn wir daran denken, dass „viele Nationen“ besprengt werden, dann ist es die Sünde der Menschen der „vielen Nationen“, dieser „allen“, die in die „Irre“ gingen, und „ein jeder sah auf seinen Weg“. Jesaja spricht von euch und mir.

 

11. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.

 

Obwohl der Abschnitt über den Knecht grausam ist, ändert sich hier der Ton, und es kommt ein optimistisches und sogar triumphierendes Ende. Nach diesem schrecklichen Leiden („weggerissen aus dem Lande der Lebendigen“ und dass „man ihm ein Grab bei Verbrechern gab“) wird dieser Knecht „das Licht schauen“. Er wird wieder lebendig! Hier wird prophezeit. So wie er „das Licht schauen“ wird, wird dieser Knecht „den Vielen Gerechtigkeit schaffen“. Rechtfertigen bedeutet dasselbe wie Gerechtigkeit schaffen. Abraham wurde gerechtfertigt durch sein Vertrauen auf Gott und seinen Gehorsam. Auf eine ähnliche Weise wird dieser Knecht die Vielen gerecht machen.

 

12.Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleich gerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebetet.

 

Der Abschnitt von dem Knecht weist auf die Kreuzigung hin, sowie auf die Auferstehung Jesu. Es ist das Blut Jewsu, des Knechtes Gottes, mit dem wir besprengt werden wollen zur Erlösung von all unsern Sünden.

 

Darum rufen wir jetzt das Blut Jesu auf uns herab mit diesem Gebet zum kostbaren Blut unseres Herrn Jesus Christus:

 

Herr, erbarme Dich unser

Christus, erbarme Dich unser

Herr, erbarme Dich unser

Christus höre uns

Christus erhöre uns

Gott Vater im Himmel, erbarme Dich unser.

Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme dich unser

Gott Heiliger Geist, erbarme dich unser

Heiligste Dreifaltigkeit, ein Einiger Gott, erbarme dich unser

Blut Christi, rette uns

Blut Christi, des Eingeborenen des ewigen Vaters, rette uns...

Blut Christi, des menschgewordenen Wortes ...

Blut Christi, des Neuen und Ewigen Bundes ...

Blut Christi, n der Todesangst zur Erde geronnen ...

Blut Christi, bei der Geißelung vergossen ...

Blut Christi, bei der Dornenkrönung verströmt ...

Blut Christi, am Kreuze ausgegossen ...

Blut Christi, Kaufpreis unseres Heiles ...

Blut Christi, einzige Vergebung der Sünden ...

Blut Christi, Strom der Barmherzigkeit ...

Blut Christi, Besieger aller bösen Geister ...

Blut Christi, Mut der Märtyrer ...

Blut Christi, Linderung der Leidenden ...

Blut Christi, Trost der Weinenden ...

Blut Christi, Hoffnung der Büßenden ...

Blut Christi, Zuflucht der Sterbenden ...

Blut Christi, Unterpfand des ewigen Lebens ...

Blut Christi, aller Herrlichkeit und Ehre überaus würdig ...

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,

Verschone uns, o Herr.

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,

Erhöre uns, o Herr.

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,

Erbarme Dich unser.

Allmächtiger ewiger Gott, Du hast Deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch sein Blut Dich versöhnen lassen, so lasse uns denn, wir bitten Dich, den Lösepreis unseres Heiles verehren und durch seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen, durch Christus unseren Herrn. Amen

 

Jesaja 60

 

Wir haben im folgenden Jesajatext drei Themen: Der Messias kommt als Licht, das die Finsternis erleuchtet, und die Könige bringen dem Messias Geschenke, und der Prophet verheißt das Himmlische Jerusalem.

 

Frage 1: Was heißt es für euch, dass der neugeborene Jesus das Licht ist, das die Finsternis erleuchtet?

 

Frage 2: Die Heiligen Drei Könige bringen übermorgen am 6. Januar dem Jesuskind Geschenke. Was können wir Jesus schenken?

 

Frage 3: Wie stellt ihr euch das Himmlische Jerusalem, den Himmel oder das Paradies vor?

 

Text und Kommentar:

 

1 Der Herr sagt: »Steh auf, du trauernde Zionsstadt!1 Lass dein Gesicht hell strahlen, denn dein Licht kommt: Die Herrlichkeit des Herrn geht über dir auf wie die Sonne!2 2 Auf der ganzen Erde liegt Finsternis, die Völker tappen im Dunkel; doch über dir strahlt dein Gott auf, der Glanz seiner Herrlichkeit geht über dir auf.

 

Kommentar von Anselm Grün:

 

An Weihnachten hören wir die prophetischen Texte vom Licht, das in Jesus Christus in die Welt gekommen ist. In der Mitternachtsmesse deutet uns der Prophet Jesaja das Geschehen der Geburt Jesu mit den Worten: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“

 

Licht und Finsternis weisen nicht nur auf den Tag und die Nacht, die der Mensch als hell und als dunkel erlebt. Licht und Finsternis sind auch zwei Weisen, wie der Mensch sich selbst erlebt. Er erlebt Dunkelheit, wenn seine Seele sich verfinstert, wenn er orientierungslos ist und nicht durchblickt, oder auch wenn Trauer und Verzweiflung sein Herz verdunkeln. Auch Wut und Ärger können sein Herz verfinstern. Wir sprechen dann von einer finsteren, feindseligen Miene, die ein Mensch uns zeigt. Licht dagegen bedeutet, dass sich unsere Seele aufhellt, dass wir fröhlich sind, dass wir einen klaren Sinn in unserem Leben sehen.

 

An Weihnachten glauben wir, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Gott ist herabgestiegen zu den Menschen. Lukas deutet dieses Geschehen so: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ Gott selbst kommt in Jesus zu uns. Er besucht uns, damit wir, die wir im Dunkeln wohnen, erhellt werden, damit wir wieder einen Weg erkennen, wie unser Leben gelingen kann. Und Dunkelheit steht für die Kälte. Das Licht wärmt uns. Es bringt uns die Liebe, die das Herz erhellt und erwärmt. Dunkelheit steht für das Irdische, das Licht für das Himmlische. Es kommt vom Himmel herab, so wie die Sonne und der Mond vom Himmel her unser Leben erleuchten und wie die Sterne als Leuchten am Himmel stehen. In Jesus kommt das Licht aus dem Himmel zur Erde. Es leuchtet uns nicht nur von oben her, sondern es kommt zu uns, um unser Herz zu erhellen, um in unserem Herzen als Licht zu wohnen.

 

Johannes beginnt sein Evangelium mit einem Hymnus über den Logos, über das Wort Gottes, das in Jesus Fleisch wird. Und von diesem Wort sagt er: „In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ Licht bringt Leben. Das gilt für die Natur. Ohne Licht kann nichts wachsen. Es gilt aber auch für das menschliche Leben. Ohne das göttliche Licht tappen wir im Dunkeln herum. Das führt zur Orientierungslosigkeit. Und das Dunkle wird immer auch mit dem Bösen verbunden. Das Böse breitet sich im Dunkeln aus. Es macht die Miene des Menschen finster. Da braucht es das Licht, das den Menschen befreit von der Macht des Bösen.

 

 

Jesaja 60

 

3 Alle Völker machen sich auf zu dem Licht, das sich über dich ergießt, und ihre Könige wollen den Glanz sehen, in dem du strahlst. 4 Sieh, was rings um dich her geschieht! Sieh, wie sie sich versammeln und zu dir strömen! Deine Söhne kommen aus der Ferne und deine Töchter werden auf den Armen herbeigetragen. 5 Du wirst es sehen und dich freuen, vor Glück wird dir das Herz klopfen. Die Schätze der Völker werden zu dir gebracht, ihre Reichtümer weit über das Meer herbeigeschafft. 6 Karawanen von hoch beladenen Kamelen kommen aus Midian und Efa. Die Leute aus Saba kommen mit Gold und Weihrauch und rühmen meine mächtigen Taten. 7 Alle Schafe von Kedar und die prächtigen Schafböcke von Nebajot werden zu dir getrieben und stehen dir zur Verfügung. Als Opfer, an denen ich Gefallen habe, kommen sie auf meinen Altar, und ich werde meinen Tempel prächtig ausschmücken.

 

Kommentar:

Diese Stelle wurde von den Kirchenvätern ausgelegt auf die Magier des Orients, die das Jesusbaby beschenkten.

 

Wer waren die Drei Heiligen Könige?

 

Waren die Besucher wirklich Könige?

 

Nein. Im griechischen Originaltext ist von "magoi" die Rede, Luther übersetzt mit "Weise". Offenbar handelt es sich um Wissenschaftler, die sich mit Astronomie oder auch Astrologie auskannten. Sie könnten Angehörige einer persischen Priesterkaste gewesen sein. Erst im Laufe der christlichen Tradition wurde aus ihren kostbaren Geschenken abgeleitet, dass die Weisen wohl Könige gewesen sein müssen. Dabei spielt auch der Bezug zu in Psalm 72 und Jesaja 60 eine Rolle: Hier ist von Königen die Rede, die dem Herrn Geschenke bringen.

 

Woher kamen sie?

 

Laut griechischem Text kamen die Magier "apo anatolôn", was Luther mit "aus dem Morgenland" übersetzte. Es bedeutet einfach: aus dem Osten oder Orient. In dieser Erzählung im Matthäusevangelium repräsentieren die Magier aus dem Morgenland fremde Völker, die dem Messias huldigen.

 

Wie viele waren sie?

 

Im Text wird keine Zahl genannt. Dass es drei Magier waren, schloss man später aus der Zahl ihrer Geschenke.

 

Wie lauteten ihre Namen?

 

Auch dazu gibt der Evangelist Matthäus keine Auskunft. Die Namen Caspar (persisch: Schatzmeister), Melchior (hebräisch: Lichtkönig) und Balthasar (akkadisch: Gott erhalte den König) tauchten erst im Mittelalter auf. Die drei Weisen werden als Vertreter der drei Lebensalter interpretiert: Balthasar als Greis, Melchior als ein Mann mittleren Alters und Caspar als junger Mann. Man kennt sie auch als Vertreter der Kontinente (Balthasar für Asien, Melchior für Europa und Caspar für Afrika).

 

Was bedeuten ihre Geschenke?

 

Gold ist ein wertvolles, reines und in seinem Wert beständiges Metall. Aus der Antike ist die Zeremonie der Goldkranzspende an den König bekannt. Mit der Gabe von Gold wird Jesus besonders als König geehrt. Weihrauch ist ein Harz, der im Gottesdienst verbrannt wird und symbolisch für Reinigung, Verehrung und Gebet steht. Im Jerusalemer Tempel wurde eine besondere Weihrauchmischung verwendet, traditionell wird die Erscheinung eines Gottes von einer Rauchwolke begleitet. Durch die Gabe von Weihrauch wird Jesus demnach als Gott anerkannt.

Myrrhe ist ein bitterer Saft, der aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird. Sie kann medizinisch vielseitig angewendet werden, zum Beispiel wirkt Myrrhe entzündungshemmend. In der Antike wurden Leichen mit dem duftenden Saft einbalsamiert. Die Gabe von Myrrhe könnte damit symbolisch schon auf Jesu Tod hindeuten. Alle drei Gaben sind eines Königs würdig; "Gold" bzw. "Weihrauch" greift der Evangelist aus Psalm 72 und Jesaja 60 auf.

 

Warum ist der 6. Januar der Dreikönigstag?

 

Ursprünglicher Inhalt des Festes Epiphanias (Erscheinung des Herrn) war die Geburt Jesu zusammen mit der Verehrung durch die Magier. Mit der Einführung des Weihnachtsfestes im 5.. Jahrhundert ergaben sich Verschiebungen, so dass der 6. Januar in den verschiedenen Konfessionen heute unterschiedlich begangen wird.

Während die griechisch-orthodoxe Kirche sich an diesem Tag an die Taufe Jesu erinnert, feiern die koptische, die armenische, die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche am 6. Januar Weihnachten. Für die evangelische und die römisch-katholische Kirche ist der 6. Januar der Tag der Erscheinung des Herrn, an dem seine Göttlichkeit vorgestellt wird. In Person der Weisen aus dem Morgenland erfahren an diesem Tag auch die Heiden von der Menschwerdung Gottes.

 

Jesaja 60

 

8 Was kommt da wie Wolken übers Meer geflogen, wie Tauben, die zu ihren Schlägen zurückkehren? Schiffe mit leuchtenden Segeln!4 9 Die Völker an den fernsten Küsten setzen ihre Hoffnung auf mich, ihre Schiffe bringen deine Kinder herbei und dazu als Geschenke Silber und Gold. Das alles geschieht, um den Herrn, deinen Gott, zu ehren, und weil ich, der heilige Gott Israels, dich zu Ehren bringen will. 10 Ausländer bauen deine Mauern wieder auf, ihre Könige stehen dir zu Diensten. In meinem Zorn habe ich dich gestraft, aber nun habe ich wieder Erbarmen mit dir und lasse dich meine Liebe spüren. 11 Deine Tore werden nicht mehr geschlossen, bei Tag und Nacht werden sie offen stehen, damit die Völker ihre Reichtümer zu dir bringen können; ihre Könige ziehen ihnen voran. 12 Aber die Völker und Reiche, die dir nicht dienen wollen, werden vollständig vernichtet. 13 Die prächtigen Bäume des Libanongebirges werden zu dir gebracht, Stämme von Wacholderbäumen, Pinien und Zypressen, um mein Heiligtum, den Schemel meiner Füße, herrlich auszustatten. 14 Die Söhne deiner Unterdrücker und alle, die dich verspottet haben, beugen sich tief und werfen sich vor dir nieder. Sie nennen dich: ›Zion, die Stadt, die dem Herrn, dem heiligen Gott Israels, gehört‹. 15 Du sollst nicht länger die verlassene und verhasste Stadt sein, die von allen gemieden wird; denn ich mache dich wieder groß und prächtig, zum Ort der Freude für alle kommenden Generationen. 16 Du wirst umhegt werden wie ein Säugling; du wirst die Milch der Völker saugen, und Könige werden dich an ihrer Brust nähren. Dann wirst du erkennen, dass ich, der Herr, der starke Gott Jakobs, dein Retter und Befreier bin. 17 Statt Bronze bringe ich dir Gold, statt Eisen Silber, statt Holz Bronze und statt Steinen Eisen. Du wirst nicht mehr unterdrückt und ausgebeutet, sondern Gerechtigkeit und Frieden werden regieren. 18 In deinem Land wird es keine Verbrechen mehr geben, keine Zerstörung und Verwüstung. Deine Mauern geben dir Schutz und deine Tore bringen dir Ruhm. 19 In Zukunft brauchst du nicht mehr die Sonne als Licht für den Tag noch den Mond als Licht für die Nacht; denn ich, der Herr, dein Gott, werde für immer dein Licht sein und dir mit meinem herrlichen Glanz leuchten. 20 Darum wird dein Licht niemals untergehen wie die Sonne oder abnehmen wie der Mond. Ich leuchte dir in alle Ewigkeit und deine Trauer wird für immer ein Ende haben. 21 Dein Volk wird sich nach meinen Geboten richten und nie wieder wird es aus dem Land vertrieben. Es wird gedeihen wie ein Garten, den ich selbst gepflanzt habe; ich zeige an ihm meine Schöpfermacht, damit meine Herrlichkeit allen Völkern sichtbar wird. 22 Es wird wachsen und stark werden; noch die kleinste Sippe wird tausend Glieder zählen. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dies unversehens herbeiführen, ich, der Herr.«

 

Kommentar:

 

Dies kann man lesen als alttestamentliche Prophezeiung des Himmlischen Jerusalem. Was ist das Himmlische Jerusalem?

 

Die Vorstellung vom himmlischen Jerusalem ist explizit zunächst im Neuen Testament, insbesondere im Galaterbrief, der Johannesapokalypse und dem Hebräerbrief belegt und erscheint später auch im rabbinischen Schrifttum, das in einem längeren Zeitraum nach der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr. entstanden ist. Insgesamt ist festzustellen, dass das Motiv in der Regel im weitesten Sinne der jenseitigen Vorstellungswelt angehört. Es steht in enger Beziehung zu der Vorstellung einer endzeitlichen Erbauung der Gottesstadt in Glanz und Herrlichkeit, die seit der nachexilischen Zeit eine bedeutende Rolle spielte (siehe hierzu insbesondere die einschlägigen Belege bei Deuterojesaja.

 

Der ausführlichste Beleg für die Vorstellung vom himmlischen Jerusalem findet sich in der Offenbarung des Johannes. Am Ende seiner Visionen und am Ende der gesamten Schrift sieht der Seher Johannes – nach dem Untergang Babels, dem Tausendjährigen Reich, dem letzten Kampf gegen den Satan und dem Weltgericht „die heilige Stadt, das neue Jerusalem von Gott aus dem Himmel herab kommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann“. Wenn die Stadt als „Hütte Gottes bei den Menschen“ bezeichnet wird und Gott, der bei den Menschen wohnen und ihr Gott sein wird, „alle Tränen von ihren Augen“ abwischen wird und Tod und Schmerz überwunden sein werden, so wird deutlich, dass diese Stadt die neue Schöpfung Gottes veranschaulicht, in der Not und Leiden der jetzigen Existenz durch die Nähe Gottes endgültig besiegt sein werden.

 

Die Stadt hat einen quadratischen Grundriss, ihre hohen Mauern, in denen sich zwölf Tore mit Engeln und den Namen der zwölf Stämme Israels befinden, bestehen aus Edelsteinen. Bezeichnenderweise hat dieses neue Jerusalem keinen Tempel; „denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel, er und das Lamm“ Jesus Christus. Diese Gegenwart Gottes und Christi erleuchtet die gesamte Stadt, so dass es nur noch Tag sein wird. Wenn die Stadttore aus diesem Grunde nicht verschlossen werden müssen, so deutet dies auf einen Zustand des Friedens und der Sicherheit hin. Außerdem wird die Stadt Ziel einer großen Völkerwallfahrt sein, durch die Pracht und Reichtum der Völker in sie hineinkommen werden. Alles Unreine sowie alle, die Gräuel und Lüge tun, werden freilich in der Gottesstadt keinen Platz haben. Ein „Strom lebendigen Wassers, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes“ sowie die „Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte“ und deren Blätter „zur Heilung der Völker dienen“ verweisen zudem auf die Entsprechung zwischen Gottesstadt und Paradies.

 

 

MAGNIFIKAT

 

1 Samuel 2

 

DER LOBGESANG DER HANNA

 

1 Und Hanna betete und sprach:

 

Mein Herz freut sich am Herrn,

mein Horn ist erhöht durch den Herrn;

mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde;

denn ich freue mich deines Heils!

2 Es ist niemand heilig wie der Herr,

ja, es ist keiner, außer dir;

und es ist kein Fels wie unser Gott!

3 Redet nicht viel von hohen Dingen;

Vermessenes gehe nicht aus eurem Munde!

Denn der Herr ist ein Gott, der alles weiß,

und von ihm werden die Taten gewogen.

4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen,

und die Schwachen haben sich mit Kraft umgürtet.

5 Die Satten haben sich um Brot verdingt,

aber die Hungrigen hungern nicht mehr;

ja, die Unfruchtbare hat sieben geboren,

und die viele Kinder hatte, ist verwelkt!

6 Der Herr tötet und macht lebendig;

er stürzt ins Totenreich und führt herauf!

7 Der Herr macht arm und macht reich;

er erniedrigt, aber er erhöht auch.

8 Er erhebt den Geringen aus dem Staub

und erhöht den Armen aus dem Kot,

daß er sie setze unter die Fürsten

und sie den Thron der Ehren erben lasse;

denn die Grundfesten der Erde sind des Herrn,

und er hat den Weltkreis darauf gestellt.

9 Er wird die Füße seiner Frommen behüten;

aber die Gottlosen kommen um in der Finsternis;

denn nicht durch Kraft kommt der Mensch empor.

10 Die Widersacher werden vor dem Herrn erschrecken;

er wird über sie donnern im Himmel.

Der Herr wird die Enden der Erde richten

und wird seinem König Stärke verleihen

und das Horn seines Gesalbten erhöhen!

 

 

 

DER LOBGESANG DER MARIA

 

LUKAS 1

 

39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. 41 Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

 

46 Da sagte Maria:

Meine Seele preist die Größe des Herrn

47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan

und sein Name ist heilig.

50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht

über alle, die ihn fürchten.

51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

52 er stürzt die Mächtigen vom Thron

und erhöht die Niedrigen.

53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben

und lässt die Reichen leer ausgehen.

54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an

und denkt an sein Erbarmen,

55 das er unsern Vätern verheißen hat,

Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

 

56 Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

 

 

LUTHERS SCHRIFT ÜBER DAS MAGNIFIKAT

 

Der erst 18-jährige Herzog Johann Friedrich von Kursachsen hatte Martin Luther um ein Lehrbuch zum guten Regieren gebeten. Luther hielt eine Auslegung des „Magnificats“ (Lukas 1,46 ff.) für geeignet und machte sich im November 1520 an die Abfassung. Im März 1521 war der erste Teil seiner Auslegung fertig, es folgte das Verhör vor dem Reichstag in Worms, dann die Schutzhaft auf der Wartburg. Dort wurde der Text vollendet.

Trotz dieser Umstände hat Luther eine Schrift von großer geistlicher Tiefe mit zeitlosen Einsichten verfasst. Gleichzeitig hat er einen Grundlagentext evangelischer Marienfrömmigkeit hinterlassen. Er entdeckt die biblische Maria, die einfache junge Frau. Er macht sie zum Vorbild des von Gott gerechtfertigten Menschen. Sie verweist auf Christus.

Zum Reformationsjubiläum 2017 erinnert diese Schrift an eine schlichte Frau und ihr Gottvertrauen. Dieses Gottvertrauen, davon war Luther überzeugt, kann die Herzen zum Guten wenden. Das braucht unsere Zeit nicht weniger als die turbulente Epoche Martin Luthers.

 

 

 

 

 

KOMMENTAR ZUM MAGNIFIKAT VON EINEM EVANGELISCHEN LANDESBISCHOF

 

Liebe Gemeinde,

 

in jedem Jahr neu rückt zur Weihnachtszeit eine Gestalt der Bibel in den Mittelpunkt, die in unserer evangelischen Tradition sonst wenig Beachtung findet: Maria, die Mutter Jesu. Zu Unrecht gehört Maria in der evangelischen Kirche zu den Vergessenen. Denn es lohnt sich, Maria für uns zu entdecken als eine Frau, von deren Glauben wir vieles lernen können. Als eine Frau, die wir gern auch als Mutter unseres Glaubens begreifen könnten. Kein Text der Bibel spricht so eindrucksvoll vom Glauben der Maria wie jene Erzählung von der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel, die wir heute als Schriftlesung gehört haben, und wie das Lied Mariens, das wir eingangs miteinander gebetet haben und von dessen Melodie wir uns in unserem Singen heute Morgen anstecken lassen. Dieses Lied ist ein Adventslied, freilich ein merkwürdiges. Dieses Adventslied der Maria ist weithin bekannt als das „Magnificat“. Seinen Namen hat es erhalten durch seinen lateinischen Textanfang „Magnificat anima mea = Meine Seele erhebt den Herrn.“ So wie es uns im im 1. Kapitel des Lukasevangeliums überliefert ist, ist es das Lied, das Maria nach der Ankündigung der Geburt Jesu und nach ihrer Begegnung mit Elisabet, der Mutter Johannes‘ des Täufers, anstimmt. Aber schon ein erster Blick auf dieses Lied zeigt, dass es ganz im Stil alttestamentlicher Psalmen abgefasst ist. Und wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir, dass dieses Lied der Maria jenem Lobpsalm nachgebildet ist, den im 1. Buch Samuel Hanna nach der Geburt ihres Sohnes Samuel angestimmt hat.

 

Durch Gottes Gerechtigkeit kommt es zur Umkehrung der gesellschaftlichen Rangordnung.

 

In seinem Inhalt ist das „Magnificat“ ein typisches Beispiel der Armenfrömmigkeit der Bibel. Wie oft schreien die von den Reichen und Mächtigen ausgebeuteten Armen in den Psalmen klagend zu Gott! Und wenn diesen Armen das Heil zugerufen wird „Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer“, dann wird ihnen die Königsherrschaft Gottes zugesprochen. Ihr gegenwärtiges Leiden wird durch Glück im Reich Gottes ausgeglichen. Umgekehrt wird gegenwärtigem Glück künftige Entbehrung folgen. Nicht Strafe soll die Reichen treffen, sondern Ausgleich. Das gegenwärtige Leben wird als die eine Hälfte des Geschicks der Menschen angesehen und die Zukunft Gottes als die andere Hälfte. Durch Gottes Gerechtigkeit kommt es zur Umkehrung der gesellschaftlichen Rangordnung. Mit dem „Magnificat“ also drückten Maria und alle, die mit ihr dies Lied sangen, ihre soziale und politische Not aus, aber eben auch ihre Hoffnung auf Gottes gerechte, verändernde Kraft, ihre Hoffnung auf radikale Veränderung ihrer sozialen Lage. Das Magnificat besingt die Hoffnung auf eine gute Zukunft bei Gott. Lasst uns einstimmen in diesen Hoffnungsgesang:

 

In den Kreisen armer Menschen ist das „Magnificat“ als ein Lobpsalm entstanden. In den Gottesdiensten der Armen wurde es gesungen. Auch Maria selbst hatte in diesen Kreisen ihren Platz. Mit den Armen ihrer Zeit zusammen singt sie von dem Gott,

 

der Barmherzigkeit übt an denen, die Gott fürchten, und der den Armen in Gefahr aufhilft,

der dem Hochmut der Menschen ein Ende bereitet und menschlichen Rat zunichte macht,

der an den Niedrigen und Kleinen seine göttliche Macht erweist, der Reiche arm und Arme reich macht.

 

All dies geschieht in der Geburt des Retters Jesus, des Messias. Diese Geburt ist die revolutionäre Erbarmungstat Gottes, der Anfang der Herrschaft Gottes, die die Not der Armen beendet.

 

Indem dieses Lied der Maria, dieser Psalm der Armen, nun vom Evangelisten Lukas eingefügt wird in die Kindheitsgeschichte Jesu, wird der Psalm Marias zu einem Adventslied. Wird die Sehnsucht der Armen in Beziehung gesetzt zur Geburt Jesu: Gottes einmalige Erbarmungstat in der Geburt Jesu bringt endgültiges Heil für die Armen aller Zeiten. Gottes Handeln in Jesus bewirkt, dass Hungrige satt und Demütige erhöht werden, während Mächtige, Hochmütige und Reiche ihre Macht und ihren Reichtum verlieren. All dies geschieht in der Geburt des Retters Jesus, des Messias. Diese Geburt ist die revolutionäre Erbarmungstat Gottes, der Anfang der Herrschaft Gottes, die die Not der Armen beendet. „All unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“ In der Geburt Jesu beginnt die Zukunft. Jetzt will Gott nicht nur die Niedrigkeit seiner Magd Maria ansehen, sondern er will allen in dieser Welt zu kurz Gekommenen zu ihrem Recht verhelfen. Mit dem Erbarmen über Maria hat die Erfüllung der Verheißungen Gottes begonnen. Genau darin ist das „Magnificat“ das Lehrstück für den Lobgesang der christlichen Gemeinde bis heute, ein Lied, mit dem die christliche Gemeinde jeden Tag neu das Anbrechen der Herrschaft Gottes lobend besingt.

 

Welch eine Kraft entfaltet der Gedanke, dass in Marias Geschick eine gesellschaftliche Umwälzung begonnen hat, die in Gottes Reich einmal umfassend Wirklichkeit werden wird!

 

Deshalb verwundert es nicht, dass das „Magnificat“ in der Geschichte der Kirche immer wieder große Bedeutung gefunden hat. Im Mittelalter wurde dieses Lied beim Faschingsgottesdienst gesungen: An diesem Tage spielten die Knechte König und Herren. Sie erschienen in der Kirche mit Tiermasken und als Gaukler. Höhepunkt des Festes war der Lobgesang der Maria „Er stürzt die Mächtigen vom Thron.“ Bis heute findet das „Magnificat“ besondere Beachtung überall dort, wo Arme und Unterdrückte ihre Rolle im Lichte des Evangeliums zu deuten beginnen. Welch eine Hoffnung für die Armen liegt in dem Leitmotiv vom gerechten Gott, der die Niedrigen erhöht! Welch eine Kraft entfaltet der Gedanke, dass in Marias Geschick eine gesellschaftliche Umwälzung begonnen hat, die in Gottes Reich einmal umfassend Wirklichkeit werden wird! Und umgekehrt: Wie sehr muss dieses Lied die Mächtigen dieser Erde zittern lassen! Der „revolutionäre Keim“ des „Magnificat“ soll schon den russischen Zaren in Schrecken versetzt haben und spricht heute unmittelbar hinein in die soziale Not vieler Christenmenschen in den armen Ländern der Erde. So ist das „Magnificat“ zum Hoffnungslied für alle geworden, die nach gleichberechtigter Teilhabe am Leben hungern und dürsten.

 

Auch dort, wo Frauen über die Geschichte ihrer Unterdrückung nachdenken, kommt Marias „Magnificat“ in den Blick und entfacht unter Frauen eine subversive Leidenschaft für Gerechtigkeit. Maria, die an sich selbst die Umkehrung der Werte erfahren hat, wird zum Urbild der Magd, die auf Befreiung wartet. Sie wird zur Frau, die von einer verlässlichen Stärke spricht, die sie erfahren hat. Sie wird zu einer starken, mutigen Frau, die Kraft findet, ihre äußerlich betrachtet jämmerliche Situation mit Gottes Hilfe in etwas Starkes zu verwandeln. Singen wir dieses Lied der Ermutigung:

 

Welch eine Kraft entfaltet der Gedanke, dass in Marias Geschick eine gesellschaftliche Umwälzung begonnen hat, die in Gottes Reich einmal umfassend Wirklichkeit werden wird!

 

Bis heute ist Marias Lied ein Lied der Ermutigung. Ein Lied, das uns lehrt, nach den Wurzeln vieler Übel zu fragen und Armut und Erniedrigung nicht als unveränderliches Schicksal hinzunehmen. Ein Lied, das uns schützt vor hündischer Kriecherei. Der im „Magnificat“ beschriebene Umbruch ist darin aber von allen bisherigen revolutionären Umstürzen der Weltgeschichte unterschieden, dass hier nicht einfach Unterdrücker und Unterdrückte ihre Plätze wechseln. Dass Gott die Erniedrigten erhöht, heißt, dass er sie an seiner Herrschaft beteiligt. Nicht die Schadenfreude über die Entthronung der Machtbesessenen, sondern die Freude darüber, dass die Gedemütigten aufrecht gehen lernen, bestimmt das Lied der Maria. Gott gibt den Machtlosen Anteil an seiner Herrschaft. Und diese Herrschaft geschieht nicht im Zeichen der geballten Fäuste, sondern im Zeichen der durchbohrten Hände des Gekreuzigten. Das macht das Revolutionäre dieses Liedes aus, dass es nicht aufruft zur Gewalt, sondern dass es ermutigt zu einer Widerstandsbewegung gegen die Hoffnungslosigkeit.

 

Diese Zuspitzung auf die Rettungstat Gottes im Zeichen der Liebe, diese Zuspitzung auf das gewaltlose, rettende Wirken Christi, des Kindes in der Krippe und des Mannes am Kreuz, diese Zuspitzung wird in unserer Nachdichtung des Magnificats in den Strophen 8 - 10 besonders herausgehoben. Darin zeigt sich, wie evangelische Frömmigkeit dieses Lied der Maria weiter gedeutet hat. In der 8. Strophe wird - anders als in der biblischen Vorlage - ausdrücklich auf Jesus Christus hingewiesen: „Israel willst du Hilfe tun durch deinen auserwählten Sohn“. Und in der 9. und 10. Strophe wird das „Ich“ Mariens zum „Wir“ der christlichen Gemeinde geweitet:

 

Wir haben’s nicht verdient um dich

dass du mit uns fährst gnädiglich.

Auch Abraham hast du geschworn,

dass wir nicht sollten sein verlorn;

uns zugesagt das Himmelreich

und unsern Kindern ewiglich.

 

In diesem Sinne ist das „Magnificat“ ein Revolutionslied Gottes, das leidenschaftlichste, wildeste, revolutionärste Adventslied, wie Dietrich Bonhoeffer es nannte.

 

Und auch dies entspricht kirchlicher Tradition, dass Psalmgesänge der Bibel mit dem trinitarischen Lobpreis „Ehre sei Gott Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist“ abgeschlossen werden.

 

So singen wir heute als christliche Gemeinde das „Magnificat“ der Maria als ein Adventslied, das gegen jede adventliche Gemütlichkeit die anstößigen Fragen unserer Zeit schrill markiert: Wo sind wir schwach? Wo erfahren wir Ohnmacht? Wie können wir Erniedrigte auf ihre Würde und auf ihren Wert aufmerksam machen und sie ehren? Auf welche Weise bin ich in der Lage, meine eigene Hoffnung auf Gerechtigkeit für die Armen zu leben?

 

Aber wir singen das „Magnificat“ auch als ein wohlklingendes Adventslied, d.h. auf einem Grundton, auf den sich alles bezieht: Gott erhebt die Niedrigen, nicht wir. In Jesus kommt er in diese Welt, um ihr sein revolutionäres Erbarmen zu erweisen. In Jesus kommt er, um sein Reich der Gerechtigkeit aufzurichten. Nicht ein menschliches Reich ist im Kommen, sondern es gilt: „Dein Reich komme!“ In diesem Sinne ist das „Magnificat“ ein Revolutionslied Gottes, das leidenschaftlichste, wildeste, revolutionärste Adventslied, wie Dietrich Bonhoeffer es nannte. In diesem Sinn ist es das Lied der Glaubenden, die Gottes Barmherzigkeit am eigenen Leib erfahren haben. So singen wir das „Magnificat“ heute als unser Adventslied - schrill und zugleich wohlklingend. Machtverhältnisse in dieser Welt in Frage stellend und zugleich auf Gottes Barmherzigkeit vertrauend. So singen wir dieses Adventslied - angestiftet von Maria, dieser Frau, die in ihrer Armut zugleich Mutter unseres Glaubens an das Erbarmen Gottes ist. Amen.