HOMERISCHE HYMNE AN DIE GÖTTIN SUSANNA

 

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit

 

 

Meine Muse Urania, sing mir die Hymne der Jungfrau,

Sing mir die heilige Hymne der reinen Göttin Susanna!

Ich, o Muse, dein Priester und dein Prophet und dein König,

Bin nur die Schwanenfeder in deinen schneeweißen Händen.

 

Siehe, wie von Susanna singen die heiligen Schriften

Der Hebräer durch des Propheten Daniel Lippen.

Nämlich in Babylon lebte weiland der Juden Gemeinde,

Da war Joachim angesehen in der Gemeinde,

Hochverehrt, in seinem Hause versammelte immer

Wieder jeden Freitag sich die Gemeinde zum Lesen

in den heiligen Schriften und zu Streitdiskussionen.

Dieser erhabene Jude war vermählt mit Susanna,

Welche von allen verehrt ward als ein Inbild der Keuschheit,

Jener Keuschheit, die zukommt dem heiligen Bette der Ehe.

Diese Susanna war von reiner Lilienschönheit,

Braunem Haar und großen und warmherzigen Augen,

Sinnlichen Lippen, faltenlos waren die niedlichen Brüste.

Diese Susanna nahm nun in einem Sommer in Babel

In dem eigenen Garten des Hauses unter den Tulpen

In der aufgestellten Wanne ein Bad, dabei halfen

Ihr die zwei Mädchen Dina und Lea, die brachten die Seife.

Aber in den Büschen von Zaubernüssen standen zwei Männer,

Älteste der Gemeinde, voll von lüsterner Geilheit,

Und betrachteten gierig die nackte Susanna im Bade,

Wie sie ihre Schwanenbrüste im Schaume gebadet.

Heiß erhitzt von dem Dämon Eros traten die Männer

Aus den Zaubernüssen und traten zur nackten Susanna,

Die war allein im Bad, denn ihre blondlockigen Mädchen

Waren wieder ins Haus gegangen zu fleißiger Arbeit.

Aber die Männer sprachen frech zur nackten Susanna:

Komm und schlaf mit uns, mit uns beiden gleich hier in dem Garten.

Aber Susanna errötete, sagte voll stolzer Empörung:

Unbefleckt sei das Ehebett! Ich bewahre die Keuschheit!

Darauf die Männer, umgetrieben vom Dämon der Unzucht:

Bist du nicht willig, verklagen wir dich vorm Gericht der Gemeinde,

Sagen, wir hätten dich gefunden mit einem Geliebten

Ehebruch treiben im Garten, siehe, dann wirst du gesteinigt.

Aber Susanna betete: Herr der Barmherzigkeit, Vater,

Rette mich aus der Not und bewahr mir die Krone der Keuschheit!

Und zu den Männern sagte Susanna: Verklagt mich vorm Richter,

Ich vertraue mich ganz meines Gottes barmherzigen Händen,

Aber ich geb mich nicht hin der Gier von euch Frevlern und Sündern!

 

Komm, o Muse, und singe die kriminale Geschichte,

Wie die junge Susanna kam vors Gericht der Gemeinde,

Wie sie ward des Ehebruchs angeklagt da von den Alten,

Welche sagten, sie hätten Susanna im Garten gefunden

Nackend im Bad und ihr zu Füßen ein reizender Jüngling,

Der begehrte, mit ihr die Ehe zu brechen in Sünden,

Die den Sündern so süß, in ehebrechenden Lüsten.

Aber Susanna bestand auf ihrer Ehre der Unschuld,

Rief zum Zeugen den Himmel an, den Stifter der Ehe.

Und der Vater erhörte Susanna Beten und Flehen,

Sandte in der Juden Gemeinde einen Propheten,

Daniel, der besaß die Weisheit der heiligen Götter.

Dieser Daniel trat als Kommisarius auf und

Fragte den Ersten: Wo hast du denn Susanna gesehen

Nackend die Ehe brechen mit ihrem reizenden Jüngling?

Da log der Alte: Unter einer Zaubernuss Zweigen!

Daniel aber kannte gut den Garten Susannas,

Überführte den Alten seiner lüsternen Lüge

Und bedrohte ihn mit dem strengen Gerichte der Engel.

Darauf befrug er den zweiten Alten, der sagte die Lüge:

Unter der roten Blutbuche Blättern buhlte Susanna!

Aber Daniel kannte den schönen Garten Susannas,

Überführte den Zweiten und drohte mit göttlicher Rache.

Da ward Susanna frei gesprochen vom Juden-Gerichte,

Weil sie Daniel gut verteidigt, ja, kriminalistisch

Ihre Unschuld bewiesen und ihre ehliche Keuschheit.

 

O meine himmlische Muse, singe die Göttin Susanna,

Wie sie Hebräer und Perser verehrten, im griechischen Mythos,

Da sie die keusche Jungfrau Athene mit Augen der Eule

Nackend im Bade war, wo sie Teiresias schaute!

Also lass ertönen, o Muse, die himmlischen Verse

Von der heiligen Jungfrau-Göttin Susanna Athena

Und besinge das Schicksal des erblindeten Sehers!

 

Dieser Teiresias war ein Priester des Wolkenversammlers

Zeus, als er am Berge Kyllini Schlangen gesehen,

Männliche Schlange und weiblich Schlange, sich zeugend begatten,

Aber Teiresias tötete da die weibliche Schlange,

Daraufhin ward Teiresias in ein Weibchen verwandelt,

Dieses Weibchen Teiresias wurde Priesterin Heras,

Zeus' Gemahlin und Schwester Hera mit Lilienarmen.

Diese Priesterin Heras hat geheiratet, zeugte

Kinder, darunter die berühmte Seherin Manto.

Sieben Jahre vergingen. Da traf Teiresias wieder

Kopulierende Schlangen, da er das Männchen getötet.

Daraufhin ward Teiresias wieder zum herrlichen Manne.

 

Also hatte er erfahren das Leben des Mannes

Und das Leben der Frau. Da baten den Priester die Götter

Zeus und Hera, zu sagen, welches Geschlecht in der Liebe

Größere Lust empfinde. Zeus, der Vater der Götter,

Sagte, die Frauen fühlten mehr Lust in der sinnlichen Liebe,

Hera meinte, die Männer hätten mehr Lust in der Liebe.

Da sprach Teiresias: Recht hat Zeus, der Vater der Götter,

Zeus, der Vater der Menschen, denn die Frauen empfinden

Neunmal so intensiv wie Männer die leibliche Liebe.

Da entbrannte Hera in Wut und strafte den Priester,

Ließ ihn kurzsichtig werden. Aber der Vater im Himmel

Zeus gab seinem Priester die Hellsichtigkeit des Propheten.

 

Hier aber kam Susanna! Nämlich die Göttin Athene

Badete nackt, die makellose Jungfrau der Weisheit,

Die ja bereits in Rüstung stieg aus dem Haupte des Vaters,

Hier aber war die Göttin mit den Augen der Eule

Nackt in Bad. Teiresias sah die nackige Jungfrau,

Sie erblickte den Spion im Hause der Liebe,

Zürnte, strafte, da erblindete plötzlich der Priester!

Weinend sagte er das seiner Mutter Chariklo, diese

Betete innig zu der heiligen Jungfrau der Weisheit:

Gib meinem Sohne Teiresias wieder die Sehkraft der Augen,

Himmlische Göttin Athene, wunderwirkende Jungfrau!

Aber Athene sagte zur Mutter Chariklo leise:

Was die Götter einmal beschlossen, das bleibe bestehen,

Aber weil du mich anflehst und rührst mich im heiligen Herzen,

Mache ich deinen Sohn zum Propheten, zum Seher und Weisen,

Selbst im Hades wird bei ihm bleiben die Gabe der Weisheit!

 

Dieser Teiresias hat den gewöhnlichen Menschen verraten

Die Geheimnisse göttlicher Weisheit, darum die Götter

Zürnten dem Priester, er stand unterm Zorne des himmlischen Vaters.

Seine Prophezeiungen aber, Sinnsprüche, weise

Sprichwörter, epigrammatisch kurz, waren treffend.

Aber nicht gerne gab er die Weisheiten preis den Profanen,

Widerwillig nur predigte er, verkündete Wahrheit.

 

Also im Kriege der Sieben gegen das heilige Theben

Prophezeite Teiresias: Einer muss freiwillig sterben,

Nur durch den Opfertod des Einen wird Theben gerettet!

Also sprach er. Da hat sich Megareus dem Tode ergeben,

Freiwillig starb er, um das Volk von Theben zu retten.

 

Dann trat Teiresias auf im Geschick von Ödipus König.

Ödipus forderte auf Teiresias, er solle helfen,

Nachzuforschen, den Mörder seines Vaters zu finden.

Aber Teiresias, er verweigerte Antwort der Frage,

Sprach nur: Du willst den Mörder deines Vaters nicht finden.

Ödipus ward entdeckt als Mörder des eigenen Vaters,

Blendete sich und irrte umher als blinder Verbannter.

Wieder trat Teiresias auf. Antigone nämlich

Hatte gegen des Königs Kreon Gebote begraben

Ihren Bruder, nach dem alten Naturrecht der Mütter,

Aber der König verurteilt Antigone grausam zum Tode,

Zum Verhungern in einer Felsenhöhle. Die Götter

Sandten Teiresias, der zum König vom Zorn sprach der Götter.

 

Schließlich starb Teiresias, als er vom Wasser getrunken,

Aus der Quelle Tiphussa. Teiresias kam in den Hades

Zu den Schatten, wo ihn der Dulder Odysseus besuchte.

Da war Teiresias auch im Totenreiche ein Seher,

Sprach zum Dulder Odysseus von dem Schicksal der Irrfahrt,

Sprach von den Herden des Helios auf Trinakia, aber

Des Odyssseus Genossen hörten nicht auf den Seher.

 

Hesiod lag einst am Hange des Berges der Musen,

An des Helikon Hang, da er geweidet die Lämmer,

Lag im Grase und schlief, der Hirte, da hört er die Musen

Singen von Aktäon, der freite Semele, seine

Tante, die Tochter des Kadmos, ward so zum Rivalen des Höchsten,

Zeus nämlich wars, der in Semeles Schoß den Dionysos zeugte.

Darum starb auch Aktäon. Aber als er gestorben,

Wollten seine Hunde sich nicht beruhigen lassen,

Bis der Zentaure Chiron eine Statue machte

Von Aktäon, der legten sich friedlich die Hunde zu Füßen.

 

Aber Pausanias, Stesichoros folgend, erzählte,

Die jungfräuliche Göttin Artemis habe Aktäon

In einen Hirsch verwandelt, bevor er Semele freite,

Seine Tante, die wurde die Geliebte des Höchsten

Und des Dionysos heilige Mutter, bis sie zum Opfer

Fiel der Eifersucht Heras, der Schwester und Gattin des Höchsten.

Als Aktäon gestorben, kam seine Mutter und suchte

Seine Gebeine, Autonoe hieß sie, und wanderte ziellos

In der Gegend umher, und fand ihr Grab in Megaris.

 

Aber Orchomenos berichtet vom toten Aktäon,

Dass er umging als ein Gespenst und bewarf die Bewohner

Seines Dorfes mit Steinen. Sie fragten das Gottes-Orakel,

Folgten der Prophezeiung und machten ein Bronzebild kunstreich

Von dem Heros und nagelten es an den Felsen des Ortes,

Da ging Aktäon nicht mehr als nächtlicher Spuk und Gespenst um.

 

Stesichoros besang in seinem Epos Europa

Auch Aktäon, wie er versuchte, Semele, heilig

War sie dem Zeus als Geliebte, zu vergewaltigen grausam.

 

Euripides beschrieb den Neid der Jagdgöttin, Jungfrau

Artemis, auf den Erfolg des Aktäon beim Jagen mit Hunden,

Dieses führte nun zu seinem schmählich-schrecklichen Ende.

Er ward als Hirsch zerrissen von seinen eigenen Hunden.

Nach dem Tod Aktäons sammelten alle die Hunde

Sich in einer Höhle. Die Mutter Autonoe suchte

Diese Höhle auf, der Hunde Betörung zu lösen.

Nun erst erkannten sie, dass sie den eigenen Herrn im

Zorn der Verzauberung hatten zerfleischt. Die Hunde bereuten.

Anvertraut wurden die Hunde dem neugeborenen Gotte,

Zeus' Sohn Dionysos, einem Vetter des Jägers Aktäon,

Der gestorben war auf dem berühmten Gebirge Kithäron.

 

Laut der reichen Bibliothek des Apollodorus

Sah Aktäon beim Jagen in einem Tal bei Platäa

Die jungfräuliche Göttin Artemis nackt in dem Bade,

Die mit den Nymphen badete in der Parthenischen Quelle.

Siehe! Hier ist die Göttin Susanna nackt in dem Bade!

Aber Aktäon ward entdeckt und ward von der Göttin

Mit dem Wasser der Quelle bespritzt, worauf er verwandelt

Ward in einen Hirsch, von seinen eigenen Hunden

Ward er gejagt und auf dem Berge Kithäron zerrissen.

Heulend suchten im ganzen Lande die Hunde den Herrn und

Wurden erst in Chirons Höhle beschwichtigt, als Chiron

Zeigte den Hunden das Bronzebild des Jägers Aktäon.

Mutter Autonoe sammelte ein des Sohnes Gebeine.

 

Diodoros Sikilos aber berichtet, Aktäon

Habe der Göttin Artemis Hirsche mit Hufen und Köpfen

Opfernd geweiht, die Beute der Jagd, doch dann hat der Jäger

Gar versucht, die Jungfrau im Heiligtum selbst zu verführen

Und mit ihr zu verkehren vor der heiligen Ehe,

Dann aber wollte er heiraten sie, die göttliche Jungfrau.

 

Aber Ovid beruft sich auf Kallimachos, den Griechen,

Nachahmend singt der römische Dichter vom Jäger Aktäon,

Enkel des Kadmos war er. Nach erfolgreichem Jagen

Hatte zur Mittagszeit er die Genossen mit Speeren und Netzen

In die Dörfer geschickt. Jedoch die Göttin Diana,

Von den Griechen ward sie verehrt als Artemis, Jungfrau,

Jägerin, Jungfrau Diana badete nackt in dem Bade.

Siehe! Hier ist die Göttin Susanna nackt in dem Bade.

In Böotien wars, in Gargaphia, im Walde,

In dem heiligen Hain der Jungfrau-Jägerin-Göttin,

Da sie in einem Waldsee badete, kam von der Jagd sie.

Eine der Nymphen nahm ihr ab den Pfeil und den Bogen,

Krokale richtete ihre Haare, kastanienbraune,

Während die Nymphen Nephele und Hyale und Rhanis,

Psekas und Phiale die Göttin wuschen mit Wasser.

Sorglos durch das Walddickicht streifend, nahte Aktäon

Ohne Absicht dem Waldsee, wo er schaute die Jungfrau,

Wo er die Badende schaute, nackt im Waldsee die Göttin.

Zwar die keuschen Nymphen versuchten die Nacktheit der Göttin

Mit den eigenen Körpern zu verdecken, die nackten

Nymphen, aber die Jungfrau überragte die Nymphen

Und errötete unter den Blicken des Heros Aktäon.

Ihres Bogens beraubt und ihrer gefiederten Pfeile,

Sie bespritzte den Heros mit dem Wasser des Waldsees,

Rief: Nun sag, wenn du kannst, du habest mich nackig gesehen!

Daraufhin wuchs Aktäon ein Geweih aus der Stirne,

Seine Ohren wie Hirschohren wurden länger und länger,

Seine Hände und Füße wurden gespaltene Hufe

Und ein scheckiges Fell bedeckte den Körper des Heros.

Er ergriff die Flucht, die eigene Schnelle bestaunend.

Als er sein Spiegelbild zuletzt im Wasser erblickte,

Wollt er vor Staunen rufen, doch seine menschliche Stimme

War geschwunden, und nur ein Stöhnen entrang sich der Kehle.

Einzig sein Denken blieb unverändert, sein menschliches Denken,

Tränen rannen hernieder über sein pelziges Antlitz.

Reue und Scham hielt ihn zurück vom Palast seines Vaters,

Furcht ergriff ihn im Walde und im düsteren Dickicht.

Während er nachsann, erspähten ihn die Hunde des Jägers,

Sie verfolgen den Hirsch, von seinen Freunden gehetzte,

Die nur bedauern, dass nicht Aktäon war bei der Hetze.

Zwar die Freunde riefen nach ihm, doch nicht sie bemerkten,

Dass der Hirsch noch hörte auf den Namen Aktäon.

Da zerfleischten den Hirsch Aktäon die eigenen Hunde.

 

Aphrodite, die Göttin der Liebe und herrlichen Schönheit,

Kopulierte mit manchem Heros und wurde entjungfert,

Aber sie nahm darauf ein Bad und stellte aufs Neue

Ihre Jungfräulichkeit her. So sing ich die Bäder der Venus.

 

Nämlich auf Zypern bei den Bädern der himmlischen Venus

Führt ein schmaler gepflasterter Weg in wenig Minuten

Zu dem sagenumwobenen Orte. Ob es geholfen,

Fragte spöttisch ein Spötter, denn verbotenes Baden

In dem Bade der Göttin bringt dem badenden Menschen

Jugendschönheit zurück und Kraft und Glück in der Liebe.

 

Strenge Verbotsschilder an dem Rande des Bades der Venus

Sagen: Steige nicht in das Bad und schwimm nicht im Wasser!

Aber die Leute hüpften reihenweise ins Wasser

Mit dem Wunsch, zu verjüngen wieder die Schönheit des Körpers.

 

In dem natürlichen Wasserbecken mit sprudelnder Quelle

Unter einem Felsüberhang sah Akamas einmal,

Sohn des Theseus, im Bade nackend die Göttin der Liebe.

Aphrodite tat, was tun muss die Göttin der Liebe,

Sie vereinigte sich mit dem Jüngling im ersten Momente.

Aber die Göttin der Verleumdung verleumdete beide

Bei den olympischen Göttern, und Zeus, der Vater im Himmel,

Zeus befahl der Venus, hinan zu fahren gen Himmel.

 

Aber mit diesen mystischen Ort gemeint ist vielleicht doch

Eine westlich gelegene Meeresbucht, die Fontana

Amorosa, von der die Bewohner der Gegend auch glauben,

Dass sie sei die eigentliche Quelle der Liebe.

Wer aus der Quelle der Liebe trinkt, die Schönheit der Jugend

Kommt ihm zurück, die Kraft der Jugend und Glück in der Liebe,

Ja, ein Tropfen vom Wasser macht dich gleich zum Verliebten.

Zweifler, die bezweifeln die Gnaden der Göttin der Liebe,

Trinken von beiden Wasserstellen, aber wer lieber

Hat die Gesundheit als die Liebe, trinkt besser von keiner.

 

Die Fontana Amorosa mit Kieseln am Strande

Ist nicht spektakulär, doch angekommen am Quellort,

Kann man genießen alle Eigenschaften des Nasses,

Jugendlich schön zu werden und sich schnell zu verlieben,

Auf den ersten Blick zu lieben nach Weise der Venus,

Ja, den Ersten, der einem begegnet am Strande der Liebe.

Also Vorsicht, mit wem du pilgerst zur Quelle der Venus!

 

So wie Susanna angeklagt ward vorm Gericht der Gemeinde,

So stand vorm Gerichte auch Phryne, die schönste Hetäre.

 

Ursprünglich trug sie den Namen Mnesarete, der Name

Hat die Bedeutung: Sie ist eingedenk heiliger Tugend.

Aber weil sie so schön war, nannte man später sie Phryne,

Ist ein ironisches Kosewort und bedeutet: Die Fröschin!

 

Sie ward geboren in Thespiä, war des Epikles Tochter.

Erst verdiente sie Geld als Händlerin leckerer Kapern,

Kam aber dann nach Athen, wo sie aufgrund ihrer Schönheit

Geld bekam von den Freiern und bald war sie reiche Hetäre,

Ja, ihr Reichtum erlaubte es ihr, zurückhaltend-vornehm

Aufzutreten, nicht öffentliche Bäder besuchend,

Keine Schminke verwendend und tragend lange Gewänder.

 

Nach der Zerstörung Thebens durch Alexander den Großen

Wollte sie Theben wieder errichten auf eigene Kosten,

Dafür sollte Theben sich schreiben den Vers auf die Mauer:

Theben wurde zerstört durch Alexander den Großen,

Aber wieder erbaut von Phryne, der schönsten Hetäre!

 

Athenäus erzählte, dass bei den Zeremonieen

Der Mysterien von Eleusis öffentlich Phryne

Vor der Gemeinde der Heiligen abgelegt all ihre Kleider

Und anschließend nackt im Mittelmeere gebadet,

Dass da riefen die Mystiker: Aphrodite erscheint uns!

Diese Vision der badenden Phryne und wie sie dann aufstieg

Aus dem Schaume des Meeres, bewegte den Künstler Apelles,

Aphrodite Anadyomene zu malen

Nach dem Modell der badenden Phryne, der nackten Hetäre.

Auch für Praxiteles stand Modell die nackige Phryne,

Der nach ihr gebildet die Venus Knidia, nackte

Göttin, die zu erotisch war für Griechenlands Tempel,

Nur die Insel Knidos wollte die nackige Göttin,

Stellte die Statue auf im allerheiligsten Tempel.

Ein Verehrer ließ sich einschließen nachts in dem Tempel

Mit der Göttin allein, und am Morgen fanden die Priester

Männliche Samenflecken auf den Schenkeln der Göttin.

Phryne stand Modell und Praxiteles formte den Marmor,

Das war der Anfang, und in der Folge standen Hetären

Immer Modell für die Venus-Statuen griechischer Künstler,

Griechenland betete an die nackte Göttin der Schönheit,

Griechenland glaubte in Wahrheit an vergöttlichte Huren.

 

Nun Praxiteles bildete wieder die schöne Hetäre

Phryne, und diesmal in Gold und stellte die Statue Phrynes

In den Tempel von Delphi zu dem Orakel von Delphi.

Aber der zynische Weise Krates bemerkte zum Goldbild

Phrynes, das sei das Inbild der Verschwendungssucht Delphis.

 

Phryne wurde dann von Euthias angezeigt. Dieser

Klagte sie an wegen Schamlosigkeit im offnen Lyceum

Und wegen Einführung einer neuen Gottheit der Liebe.

Phrynes Advokat war Hesperides, der Dummkopf.

 

Dieser Advokat verteidigte schlecht die Hetäre.

Als es zum Urteilsspruch kommen sollte, da half die Hetäre

Besser sich selber, sie riss die schönen Kleider vom Körper,

Warf sich mit nackten Brüsten vor dem Richter zu Boden,

Der sprach sie frei, denn nicht des Advokaten Geschwätze

Überzeugte den Richter, sondern die göttliche Schönheit.

 

Als die Verurteilung drohte, brachte ihr Anwalt und Freier

Hesperides sie in die Mitte des Hohen Gerichtes

Und entkleidete sie. Da sprach der Richter das Urteil:

Vor uns erschienen ist Aphrodite mit göttlichen Brüsten!

O wir glauben an die Unschuld der Göttin der Schönheit!

 

Nun belehrte uns der Historiker Tacitus, Romas

Großer Politiker, in der Schrift Germania über

Die germanische Göttin Nerthus, eigentlich Hertha,

Mutter Erde, die fuhr im von Kühen gezogenen Wagen

Durch das Land an der Küste und schenkte Frieden und Freude

Und der Landwirtschaft Fruchtbarkeit. Und nach diesem Umzug

Badete nackt die Göttin in dem Teiche der Hertha.

Siehe, hier ist die badende nackte Göttin Susanna!

Aber die Knechte der Göttin, die ihr halfen beim Umzug,

Wurden beim Bade der nackten Göttin Hertha geopfert.

 

Dieser Hertha-See lag in der Stubnitz. Die Halbinsel Rügen

Mit dem Orte Jasmund war der Ort des Geschehens,

Bei dem Borgsee und dem Borgwall feierte Hertha

Ihre Herrschaft des Friedens und der Fruchtbarkeit Freuden.

Und ein romantischer Dichter schrieb von der Wandrung durch Rügen:

Die Altäre duften von Brandopfern. Schöne Gesänge

Tönen durch grüne Gefilde un d durch heilige Haine.

Hocherhabene Hymnen erwecken die schlummernde Echo.

Alle Wege sind schön bedeckt mit blühenden Blumen.

In den ödesten Winkeln rosten die Waffen der Krieger.

 

Bei dem Hertha-See und der Hertha-Burg steht die Buche,

Steht die heilige Hertha-Buche, da Priester gepredigt

Weissagung nach dem Stürmen des Windes im Laube der Buche.

Dort steht auch der Opferstein, wo man Lämmer geschlachtet.

 

Nun auch sehn wir die nackte Jungfrauengöttin Susanna

In den Sagen von den Schwanenjungfraun des Himmels.

Diese sind den Germanen Walkyren, Feen und Elfen.

 

Nämlich der unvermählte Jüngling sah in der dunklen

Nacht im Mondschein die Schwanenjungfrau nackt in dem Bade

Eines Waldsees, das Schwanengefieder lag an dem Ufer.

Und der Jüngling stahl der Schwanenjungfrau das Kleidchen.

Darum konnte die Jungfrau nicht wieder zum Schwan werden, konnte

Nicht dem begierlichen Jüngling entfliehen zum rettenden Himmel.

Aber der Jüngling schlief mit der nackten Jungfrau im Walde,

Sie ward schwanger, gebar ihm einen lieblichen Knaben,

Dieser Knabe verriet ihr eines Tags, wo der Vater

Heimlich versteckt hielt das weiße Kleidchen der Jungfrau und Schwanin,

So dass die Schwanenjungfrau fliehen konnte gen Himmel.

 

So auch im Nibelungenliede können wir hören

Von zwei Schwanenmädchen, die lebten am Ufer des Rheines,

Die erschienen, als Hagen von Tronje, Siegfrieds Verräter,

Dort im Rheine den Schatz der Nibelungen versteckte.

 

In dem Wölundsliede der Lieder-Edda vernimmt man,

Dass drei Brüder Schwanenjungfraun geheiratet hatten,

Alle drei Jungfraun entflohen nach sieben Jahren den Männern.

Wölund machte nicht den Versuch, seine Jungfrau zu finden,

Darum muss er bei König Nidung bleiben als Diener,

Stellte sich Schwanenflügel her und entfloh seinem König.

 

Auch in China, dem herrlichen gelben Reiche der Mitte,

Ist die Schwanenungfrau bekannt. Die Flügelgewänder

Eines Vogelmädchens hatte ein Jüngling gestohlen,

Als sie badete nackt im See. Drei Knaben gebar sie

Jenem Jüngling. Später fand sie das Flügelkleid wieder

Und entfloh gen Himmel. Später kehrte sie wieder,

Brachte mit sich drei Flügelgewänder und holte die Knaben

Heim in den Himmel, des Vogelmädchens liebliche Heimat.

 

Also hab ich gesungen den Mythos der Göttin Susanna,

Wie mir die Muse diktierte die homerische Hymne.

O du himmlische Göttin Susanna, heiligster Reinheit,

Heiligster Keuschheit voll, du Makellose, Allreine,

Zeige am Himmel dich in deinem schwanweißen Kleide

Und entblöße die Brüste, spende die Milch allen Trostes,

Komm und erscheine der Menschheit über Jerusalem, Jungfrau,

Gib von Germanien bis nach China der Menschheit den Frieden,

Schenke der Schöpfung Fruchtbarkeit, Grünkraft, neue Gesundheit,

Schenke deinen Verehrern Seelenruhe und Frieden,

Freude im heiligen Geist und Freudenmädchen des Himmels!