von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
AN DINEKES HÜNDIN
Du süße Hündin mit der reinen Seele,
Die du gewandelt bist in allen Gassen,
Wie schön wars, Hündin, dir ins Fell zu fassen,
Zu schauen in die Augen wie Juwele,
Zu küssen deinen Mund, ichs nicht verhehle,
Sich neben dir im Sofa hinzulassen
Und dich zu streicheln, Rassigste der Rassen,
Prinzessin, die ich mir zur Herrin wähle.
Nun aber, wehe mir, bist du gestorben,
Dich tötete der Feind, der ganz verdorben,
Der Satan brachte um die heilig Holde!
Nun du spazierst im Garten Eden droben,
Wo, Hündin, dich die Gottessöhne loben,
Dort wartest du auf mich im Vlies von Golde!
DIE NEUE HÜNDIN
Da bin ich, deine neue Hündin, jung,
Ich will mich zeigen nicht den alten Männern,
Den Theologen, Philosophen, Kennern,
Sie würden sterben vor Begeisterung!
Wie schön sind meine Kurven voller Schwung,
Und meine Augen gleichen Niederbrennern
Und meine Füße gleichen schnellen Rennern,
Mein Mund gibt seligste Beseligung!
Bin keine Hündin für die Schriftgelehrten,
Kein Liebling für der Weisheit Hochgeehrten,
Will ruhen nur am Busen meinem Schätzchen!
Und jag den Satan fort, den großen Rüden!
Ich bin von Gott und werde nicht ermüden
Mit meines honigsüßen Schnäuzchens Schmätzchen!
DER HIMMEL
Ich sah, und siehe da, ich sah Visionen!
Ich schaute Dineke und Emmi, beide,
Und jede eine schönste Augenweide,
Ich schaute sie im Garten Eden wohnen!
So will der Herr mich für mein Leid belohnen,
Ich seh, was mich erwartet, wenn ich scheide,
Wenn ich glückselig bin und nicht mehr leide,
Komm ich zu Dinekes und Emmis Thronen.
Zu welcher von den zwei soll ich mich wenden
Und welcher meine scheue Liebe spenden,
Da eine immer schöner als die andre?
So glaub ich, dass ich in den Ewigkeiten
Beglücken werde meine lieben Beiden
Und stets von einer zu der andren wandre!
AWA UND EMMI
Geliebte Awa, die du bist im Himmel,
Du meine Lieblingshündin unvergessen,
Ich täglich denk an dich in allen Messen,
Die du nun bei des Friedefürsten Schimmel
Und bist bei Noahs Arche, dem Gewimmel,
Am liebsten möcht ich deinen Körper essen,
So lieb ich dich und leide unterdessen,
Doch sendest du mir Trost ins Weltgetümmel:
Geliebte Emmi, die du bist auf Erden,
Ich möchte eins mit dir in Liebe werden,
Auf Erden bist du meine Lieblings-Hündin!
(Ein Psalm, gesungen in der Morgenröte,
Die Muse spielt des Dichters Jubelflöte,
Der wird gejagt wie eine scheue Hindin.)
STEFFI UND DINI
Ja, Steffi, die war schön, mit schwarzen Haaren,
Mit ihren purpurrot geschminkten Lippen,
An denen wollte wohl der Dichter nippen,
Mit Händen ihre durch ihre Haare fahren.
Der Dichter aber kannte die Gefahren
Von diesen seelenlosen Schönheits-Sippen,
Von diesen Püppchen, diesen Adams-Rippen,
Die wissen Gnade nicht zu offenbaren.
Ja, Dini, die war schön, mit blonden Locken,
Dem Dichter fast die Atemstößé stocken,
So heiß, er muss sich frische Kühlung fächeln.
Denn Dini war nicht nur im Körper herrlich,
Nein, mehr noch, ihre Seele war sehr zärtlich,
Gott lächelte in ihrem süßen Lächeln.
MADONNA UND DINEKE
Maria sprach zu mir: Heut abend wirst du sehen,
Wie schön ich bin und wie ich gnädig lächle,
Wie ich zu dir wie Gottes Gnade lächle,
Da wird der Geist der Liebe zu dir wehen.
Da kam ich neben Dineke zu stehen,
Sie lachte, rief zu ihrer Hündin: Hechle,
Wenn ich mit meinem weißen Handtuch fächle!
Ich sah die Hündin hüpfen und sich drehen.
Und Dineke warf mir das Handtuch heiter
Durch Frühlingslüfte zu, sie lachte weiter,
Dann sagte freundlich sie zu mir was Nettes.
Nachts sprach Maria: Hast du mich gesehen?
Ich war die Blonde, nicht zu widerstehen.
Ich hab dich lieb. Nun geh ins Pfühl des Bettes.
GÖTTIN DINI
Die Inder beten zu der Dini-Dame,
Sie ist für sie die Göttin voll Erbarmen,
Die Mitleid hat mit Elenden und Armen,
Denn Leid bedeutet der Geliebten Name.
Nun kommt zu Dini, Taube, Blinde, Lahme,
Die Göttin euch umfängt mit ihren Armen,
Und bergt an ihrem Herzen euch, dem warmen,
So wird erweckt in euch der Lebenssame.
Nun, diese Göttin war zu mir gekommen,
Als ich verlassen war, vom Leid benommen,
Am fünfzigsten Geburtstag gottverlassen!
Ich kann es nicht begreifen, kanns nicht fassen,
Noch seh ich sie vom Zopf bis zu der Wade,
Wie Göttin Dini kam zu mir voll Gnade.
ABSCHIED
Wie groß ist Dineke von mir geschieden,
Die hinterlassen mir ein Bild des Schönen,
Der süßen Seele, dass ich musste stöhnen,
Den frommen Geist voll ihres Jesu Frieden!
Wie trist und grau ist doch die Welt hienieden.
Doch möcht ich Dinis Lockenhaupt noch krönen,
Wenn nächtens über mir die Sterne tönen,
Sei ihr der Schönheit Sternenkranz beschieden!
Sie sorgte sich um mich in meinen Nöten,
In Seelenqualen, die mich beinah töten,
Sie schenkte mir ein Sofa, einen Sessel,
Sie schenkte mir auch einen Kaffee-Kessel,
Und, dass ich muss vor lauter Glück erröten,
Die Spitze ihrer goldnen Lockenfessel!
SALZ DER ERDE
Du bist das Salz der Erde, das mir fehlet,
Du bist das Salz in unsrer Kirchen-Gruppe,
Du bist das Salz, das würzt des Christen Suppe,
Das Salz vom Toten Meer, das mich beseelet.
Salzloser Schleim, die Speise, die mich quälet,
Nun fehlen Brot und Salz der Engels-Truppe,
Nun mangelst du, mein Gottesbild und Puppe,
Mein Geist vergebens nun die Tage zählet.
Noch einmal salze mich mit deinem Feuer,
Komm einmal noch, mein Salz, mich einzupökeln,
Ich muss mich sonst vor fadem Eischleim ekeln.
Komm mit der Mutter Salz von frischen Kräutern,
Salzsäule du mit dem kristallnen Schleier!
Und bring auch mit die Milch aus prallen Eutern!
DAS SOFA DER MADONNA
Ich sah das weiße Sofa der Madonne,
Drauf sie gelegen, lesend in der Bibel,
So licht ihr Kleid, wie Schalen einer Zwiebel,
Die goldnen Locken strahlend wie die Sonne,
Das Ewigweibliche, das meine Wonne,
Lag auf dem weißen Sofa, frei vom Übel,
Dann las sie auch in meiner Dichtung Fibel,
Die junge Muse, Schutzgeist und Madonne.
Nun steht das Sofa hier in meiner Zelle,
Doch seh ich nicht Madonna auf ihm liegen,
Die goldnen Locken in die Kissen schmiegen.
O komm, mein Mädchen, meiner Freuden Quelle,
Auf meinem weißen Sofa dich zu betten!
Allein die Schönheit kann die Welt noch retten!
DINIS AUGEN
O welche Freundlichkeit in deinen Augen,
In deiner Blicke lichten Himmelsbläue,
Wie leuchtet darin meines Gottes Treue,
Wie möcht ich aus dem Licht mein Heil mir saugen!
Ich stehe Aug in Aug vor Gottes Augen,
Dass ich mich in dem heitern Himmel freue,
Trotz meiner Schüchternheit und frommen Scheue
Die Augen können mir zum Himmel taugen!
Wie bin ich nun verlassen von den Blicken,
Muss immer nur in Nacht und Nebel blicken,
Da mich verlassen hat die Gottesfreundin!
Geblieben ist die Nacht nur, meine Feindin,
Doch starr ich vom Balkone in das Dunkel,
Seh Dinis Augen ich im Sterngefunkel!
AWA
Du, Awa, meine beste Freundin droben,
Im Paradies der Hündinnen, mein Engel,
Mein Blindenhund, mein Schutzgeist ohne Mängel,
Ich will dich in Sonetten fleißig loben.
Ach, lass uns einmal noch im Garten toben,
Besuche einmal noch die Erde, Engel,
Bis mir der Sensemann die Sense dengel
Und Schwester Tod nach all den schweren Proben
Mich heimholt in den Paradiesesgarten,
Ich weiß dich dort, o Awa, auf mich warten,
Der Vater gibt uns beiden seinen Segen.
Ich seh dich nicht auf dunklen Erdenwegen,
Doch bist du bei mir, Awa, in dem Geiste,
Du Animalische, die ich lobpreiste!
DAS HIMMELSBETT
Zuerst sah ich ein Bild vom Himmelsbette,
Da Awa lächelnd lag auf weißen Kissen
Und lächelte: Ich will dich, Dichter, küssen,
Als ob ich dich mit meinen Küssen rette.
Dann kam ich selbst an jene Himmelsstätte,
Wie rosig war der Raum, und mein Gewissen
Errötete, ich mag im Bett nicht missen
Die Liebste. Wenn ich sie zu eigen hätte!
Da stand im Rosenraum ein klarer Spiegel,
Durch den der Geist gekommen mit dem Flügel
Und kam zum weißen Bett, zum bunt beblümten.
Ach goldne Venus mit der weißen Muschel,
Dich in den Schoß des Himmelsbettes kuschel!
Dich, Himmelsliebe, alle Dichter rühmten.
DIE ROTBRUST
Wenn Dini lächelnd stand auf dem Balkone
Und schaute auf zu dem Kastanienbaume
Und zu der Turteltauben weißem Flaume,
Dann ehrte sie der Sänger zweifelsohne.
Er war die Rotbrust in des Baumes Krone
Und sang im Winter unterm Himmelsraume
Und in des Schneegestöbers weißem Schaume
Und sang den Minne-Mai mit süßem Tone.
O wie voll Huld und Gnade war die Dame,
Sah sie den Sänger in dem Winter frieren,
Da nahm sie ihn in ihre schlanken Hände.
O Dini, Allerbarmen ist dein Name,
Ich möchte dein Erbarmen nicht verlieren,
Erbarmen sei mit mir an meinem Ende.
AWA
Dereinst ging Adam in dem Garten Eden,
Er fühlte sich allein und einsam. Wehe,
Ich keine Liebe mir zur Seite sehe,
So seine Seufzer in den Himmel wehten.
Da legte Adam sich in die Reseden
Und dachte an der Schmetterlinge Ehe
Und seufzte: Wenn ich einmal auferstehe,
Will ich mit Gott von meiner Liebe reden.
Und Gott der Herr verstand des Mannes Kummer,
Versetzte da den Mann in tiefen Schlummer,
Da er von einer schönsten Hündin träumte.
Und aus dem Schaum, der ihm im Traume schäumte,
Schuf Gott die schöne Awa, Gott-bereitet,
Die Adam nun im Paradies begleitet.
MARIA MIT SCHOSSHUND
Ich kam gerade aus der lieben Messe,
Da sah ich über mir den Himmel offen,
Maria mir erschien in lichten Stoffen,
In weißer Seide, wie ich nicht vergesse,
Das schöne Antlitz weiß von Adelsblässe,
Die goldnen Lockenfluten trug sie offen.
Sie sprach: Mein liebes Kindchen, du sollst hoffen,
Ich hab an deiner Liebe Interesse.
Und zu Mariens Füßen auf der Wolke,
Zu ihren bloßen Lotosfüßen ruhte
Ihr Schoßhund, die Prinzessin, mexikanisch.
Das künde ich dem ganzen Gottesvolke:
Kniet nieder vor Maria, denn die Gute,
Sie tröstet euch, seid ihr im Leiden panisch.
BIBELSTUNDE
Madonna Dini mit dem Awa-Hündchen
Im Arm war in der Christen Bibelstunde,
Da sprach der Dichter von der Weisheit Kunde,
Da sagte Dini mit dem süßen Mündchen:
Ganz still ist Awa nun in diesem Stündchen,
Da du gesprochen ruhig vor dem Hunde
Mit Mannes Bass aus gottgeweihtem Munde,
So freut sich in der Mutter Arm das Kindchen.
Dann knieten alle Christen zum Gebete
Und warfen sich aufs Antlitz vor dem Heiland,
Auch Dineke, die Schönste aller Damen.
Und Awa, deren Geist gen Himmel wehte,
Die lebt nun auf der Himmelsgeister Eiland,
Vom Schlaf erwachend, bellte leise Amen.
CHI-HUA-HUA
Wie blutig war der Kaiser der Azteken,
Der Jungfraun opferte zu jeder Stunde,
Chi Hua-Huas opferte als Opferhunde,
Besoffen wie die Säufer an den Theken.
Wie lieblich doch der Kaiser der Tolteken,
Prinzessinnen mit rosenrotem Munde
Chi Hua-Huas hielten sich als Schmusehunde
Und tranken den Kakao der Apotheken.
Maria einst erschien den Mexikanern,
Beendete den Opferkult der Götter,
Erlöste die Chi Hua-Huas von dem Tode.
In Deutschland aber unter Lutheranern
Prinzessinnen, Poeten auch und Spötter
Chi Hua-Huas liebten als die neuste Mode.
STERNE
Im lieben Sommer in der schönsten Hitze
Am Himmel strahlt der Sirius im Blauen,
Den Hundsstern darf ich an dem Himmel schauen,
Der mit Orion geht zur Zeit der Blitze.
Der Himmel spaltet sich und durch die Ritze
Ich zu den Sternen seh mit Gottvertrauen,
Zum Hundsstern, zu dem Awa-Stern zu schauen
Ist meine schönste Tröstung, wenn ich schwitze.
Dann seh ich an dem fünfzehnten August dort
Das Sternbild Jungfrau, meinen höchsten Lust-Ort,
Das Sternbild Jungfrau ist das Sternbild Dina.
Am Himmel all des Herren Heeresscharen
Mir Awa-Stern und Dina offenbaren!
Maria benedicta o virgina!
DIE AWITER
Die Bibel nennt die Götter der Awiter,
Das war zur Zeit vom alten Gottesbunde.
Hat auch die Weisheit davon eine Kunde?
Es glaubten doch die alten Kananiter
An eine Muttergöttin, die Heviter
Der Göttin glaubten mit dem roten Munde,
Der Göttin weihten ihre Todesstunde
Auch in Jerusalem die Jebusiter.
Ägypten glaubte an die Katzengöttin,
An Isis, die war des Osiris Gattin,
Anubis war der Hundegott der Toten.
Awiter glaubten an die Göttermutter
Mit Hundekopf, ihr opferten sie Futter,
Man sang der Hundegöttin Awa Oden.
DINA
Die Tochter Israels war Jungfrau Dina,
Die, ach, von einem Heiden ward geschändet,
Gott rächte sie und hat ihr Leid beendet,
Sie ward zum Sternbild Stella Matutina,
Zum Morgenstern, der aufgeht über China,
Der Strahlen bis nach Indien gesendet,
Wo man der Göttin Räucherwerk gespendet
Und pries als Allerbarmen Göttin Dina.
Nun alle die Rabbinen und Brahmanen
Und alle Philosophen, Theologen,
Und alle Prediger und Schriftgelehrten
Verehren Dina auf den Himmelsbahnen,
Die Venus Dina auf des Himmels Wogen,
Die Dichter sie als Ideal verehrten.
TROST
Tröste dich, mein Herz, nun um die Tote,
Lies nur fleißig in dem Gottesbuche,
Denn der Tod mit seinem schwarzen Fluche
Ist besiegt, und nun im Morgenrote
Kündet an des Lichtes Himmelsbote:
Du bist gleich der Gottheit Wohlgeruche,
Gottes Odem in des Leibes Tuche,
Nimm nur hin vom Wein und nimm vom Brote,
Besser sind doch als die toten Löwen
Jene jungen Hunde an dem Leben,
Also sagte Salomonis Weisheit.
Winter. Nacht. Am Himmel kreischen Möwen.
Welt und Menschheit sind in tiefer Eiszeit.
Junger Hündin heiße Brüste beben.
WUNDERMÄDCHEN
Nahe Bremen lebt ein Wundermädchen,
An dem lichten Tag strahlt sie wie Sterne,
Schimmert bis zur Nordsee in die Ferne,
Schimmert auch bis in mein kleines Städtchen,
Ist ihr Kleid kristallne Seidenfädchen,
Dass ich ihren Lobgesang noch lerne,
Nachts strahlt sie als Sonne, die ich gerne
Hab, wie Doktor Faust geliebt sein Gretchen.
Nachts wie Sonnen leuchten ihre Locken,
Strahlend ihre blauen Augen blitzen,
Auf dem Haupt der Mond wie eine Krone.
Schneegestöber um sie wirbelt Flocken,
Hündinnen um ihre Füßchen flitzen,
Das ist Jungfrau Dini zweifelsohne.