SOPHIAS TÖCHTER

 

von Josef Maria von der Ewigen Weisheit

 

 

Theano

 

Theano wird in antiken Quellen als Pythagoreerin und als Frau des Philosophen Pythagoras von Samos bezeichnet. Sie lebte im späten 6. und noch im frühen 5. Jahrhundert vor Christus. In der römischen Kaiserzeit galt sie als Muster weiblicher Tugend.

Erstmals erwähnt wird Theano bei dem Philosophen Dikaiarchos, der in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts und im frühen 3. Jahrhundert vor Christus lebte. Er bezeichnet sie nicht als Gattin, sondern als Anhängerin des Pythagoras. Im 3. Jahrhundert v. Chr. berichtete der Dichter Hermesianax, Pythagoras habe sie leidenschaftlich geliebt. Als Ehefrau des Philosophen wird sie in Quellen der römischen Kaiserzeit bezeichnet.

Die Angaben über ihre Herkunft stammen aus Quellen der römischen Kaiserzeit. Einer der Überlieferungen zufolge war sie Kreterin, nach einer anderen stammte sie aus Kroton (Süditalien), nach einer weiteren aus Metapont in der Basilicata. Ihr Vater war ein Pythagoreer namens Brontinos. Die meisten Quellen, die ihre Ehe erwähnen, berichten, dasss sie die Frau des Pythagoras war, der sich um 530 in Süditalien niederließ und zunächst in Kroton, später in Metapont lebte. Sie hatte Kinder mit ihm, einen Sohn Telauges, eine Tochter Myia, eine zweite Tochter Damo.

Für die Nachwelt wurde Theano eine legendäre Gestalt, eine Verkörperung weiblicher Weisheit und Tugend. Zu diesem Ruf trugen vor allem die ihr zugeschriebenen pseudepigraphen Briefe bei, die in der römischen Kaiserzeit verbreitet waren. Sieben davon sind erhalten geblieben; von diesen sind fünf an Frauen gerichtet. Sie handeln von den Aufgaben einer Ehefrau und Mutter, von einer angemessenen Reaktion auf einen vom Ehemann begangenen Ehebruch, von Erziehungsfragen, wobei vor Verwöhnung der Kinder gewarnt wird, und vom Umgang mit dem Gesinde. Die Gruppe der drei längeren Briefe (an Eubule, Nikostrate und Kallisto) ist in mehreren Handschriften überliefert, die der vier kurzen, die wesentlich später entstanden ist, nur in einer. Außer den Briefen wurden Theano auch Schriften über philosophische Themen vor allem aus dem Bereich der Tugendlehre zugeschrieben, von denen außer ihren Titeln wenig bekannt ist, sowie eine Spruchsammlung; überliefert sind einzelne Sprüche Theanos sowie die in syrischer Übersetzung erhaltene Spruchsammlung „Rat der Theano“.

Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras, die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei eine zweite Theano genannt worden. Aus dem Zusammenhang ist ersichtlich, dass Theano noch im Mittelalter als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau galt.

Wieland veröffentlichte 1789 seine Studie „Die Pythagorischen Frauen“ mit einer Übersetzung von drei Theano zugeschriebenen Briefen, die er für echt hielt. Wieland äußerte sich enthusiastisch über die angeblichen Briefe der Pythagoreerinnen und besonders über Theanos Tugend.

In Herders „Zerstreuten Blättern“ und in seiner Schrift „Gott. Einige Gespräche“ (1787) tritt eine Gesprächspartnerin namens Theano auf, deren Namen er an die antike Pythagoreerin anknüpfend wählte.

 

 

Aspasia

 

Aspasia (geboren um 470 vor Christus in Milet; gestorben um 420 in Athen) war eine griechische Philosophin, Rednerin und Frau des Perikles.

Aspasia von Milet (in der heutigen Türkei) gründete in Athen einen philosophischen Salon, in dem sie nicht nur Gastgeberin war, sondern auch eine geschätzte Rednerin. Eigene Werke sind von Aspasia nicht erhalten, auch wenn in Platons Dialog Menexenos eine Rede Aspasias wiedergegeben wird. Aus den Aufzeichnungen anderer Philosophen und Zeitzeugen geht hervor, dass die hochgebildete Frau vermutlich Kontakt zu den neuen philosophischen Strömungen aus Ionien hatte. Sokrates, Sophokles, Euripides, Phidias und die Elite der damaligen Zeit hatten in ihrem Haus verkehrt. In Platons Menexenos beruft sich Sokrates auf Aspasia als seine Lehrerin der Rhetorik. Anderseits wird Aspasia von antiken Komödienverfassern, insbesondere vom berühmten Aristophanes, als Hetäre dargestellt und herabgesetzt. Nach Plutarch soll sie Thargelia von Milet zum Vorbild genommen haben.

Plutarch ist es auch, der berichtet, dass sie von einem gewissen Axiochos abstammte und aus Milet kam. Aspasia hatte einen unehelichen Sohn mit Perikles, der den Namen seines Vaters erhielt. Aufgrund des so genannten Bastardgesetzes von 451 vor Christus, wonach nur aus der Verbindung attischer Bürger das volle Bürgerrecht entspringen konnte, blieb Perikles der Jüngere, der später einer der Athener Feldherren war, zunächst davon ausgeschlossen. Die Verbindung zwischen einem Athener und einer Milesierin war rechtlich gesehen ein Konkubinat und widersprach der attischen Gesellschaftsstruktur. Daher kommt die Annahme, sie sei des Perikles Geliebte, seine Hetäre gewesen. Dem üblen Gerede folgte die Anschuldigung, sie sei für den Ausbruch des Samischen Aufstandes (441 vor Christus) verantwortlich gewesen, und eine Anklage durch den Komödiendichter Hermippos, der sie der Kuppelei beschuldigte. Perikles selbst konnte nur mit Mühe einen Freispruch erreichen. Ob sie wirklich für den Aufstand verantwortlich war, ist unbekannt, genügend politischen Einfluss hatte sie aber..

Nach des Perikles Tod (429 vor Christus) lebte Aspasia mit Lysikles, einem Anhänger des Perikles, der als Schafhändler arbeitete, bis zu ihrem Tode weiter in Athen. Dieser ist durch sie ein angesehener Mann geworden.

Der griechische Schriftsteller Iakovos Rhizos Nerulos widmete ihr eine in archaisierendem Griechisch geschriebene Tragödie in Versen Aspasia (1813).

Aspasias Leben und ihre Beziehung zu Perikles waren auch Gegenstand zahlreicher belletristischer Werke: vor allem Wieland: „Aspasia oder Die platonische Liebe“.

 

 

Hipparchia

 

Hipparchia (geboren um 340 vor Christus in Maroneia in Thrakien) war eine Anhängerin der kynischen Philosophie.

Sie stammte aus einer reichen Familie in Thrakien und war die Schwester des Metrokles. Sie heiratete Krates von Theben, einen der bedeutendsten Vertreter der Kyniker, und nahm den entsprechenden Lebensstil an, der den kynischen Ideen zufolge von Bedürfnislosigkeit und Nähe zur Natur geprägt war.

Sie stritt für das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung und Bildung. Diogenes Laertius berichtet von einem Streitgespräch zwischen ihr und dem Philosophen Theodoros, in dem sie ihr Recht, das Studium der Philosophie zu betreiben, bekräftigt.

Vielfach wurde ihr als Kynikerin ein schamloser Lebenswandel nachgesagt. So sagte der Kirchenvater Augustinus, Hipparchia habe mit Krates den Geschlechtsverkehr auch in der Öffentlichkeit vollzogen, da beide der Ansicht gewesen seien, dass Konventionen und öffentliche Meinung für persönliches Handeln ohne Bedeutung sei und es keinen Unterschied mache, ob eine Tat privat oder in der Öffentlichkeit ausgeführt werde.

Krates gestaltete die Heirat als eine schwere Prüfung, ob sie auch bereit sei, sein „hündisches“ Leben mit ihm zu teilen:

Nach der Überlieferung war Hipparchia eine vornehme junge Dame aus reichem Haus, um die sich jüngere und reichere Bewerber bemühten. Als sie darauf bestand, den Krates zu heiraten, entblößte dieser vor ihr seinen buckligen Rücken und legte seinen Ranzen samt Stecken und Kutte auf den Boden: „Das ist mein Hausrat, und wie schön ich bin, hast du gesehen. Also überlege es dir gut, damit du nicht nachträglich Grund hast, dich zu beklagen“. Aber sie ließ sich nicht abschrecken. „Ich könnte auf der ganzen Welt keinen reicheren, keinen schöneren Gatten finden; du kannst mich führen, wohin du willst.“

Da führte er sie zur Säulenhalle, und dort, an diesem bevölkerten Ort, am helllichten Tag, legte er sich neben sie und hätte sie vor aller Augen entjungfert, sie war so gefasst wie er, wenn Zenon nicht schnell seinen Mantel über sie geworfen hätte, um die beiden vor dem Gaffen der umstehenden Menge zu beschützen.

 

 

Leontion

 

Leontion war eine im späten 4. und frühen 3. Jahrhundert vor Christus lebende, durch Schönheit, Geist und hohe Bildung ausgezeichnete athenische Hetäre.

Sie war eine Anhängerin, auch Geliebte des griechischen Philosophen Epikur. Sie traute sich, die Philosophie Epikurs in einer, in gutem Attisch verfassten Schrift gegen Theophrast zu verteidigen, und wurde daher literarisch von Cicero und Plinius dem Älteren attackiert. Diogenes Laertios erwähnt, dass Epikur Briefe an sie richtete, und liefert auch ein knappes Bruchstück.

Ein Freund Epikurs, Metrodoros, pflegte mit Leontion ein intimes Verhältnis und hatte mit ihr auch einen Sohn. Eine Tochter Leontions namens Danae war eine Vertraute der seleukidischen Königin Laodike; diese ließ später Danae wegen eines Zerwürfnisses ermorden.

Dass Cicero Leontions Stil Lob zollte und dass sie auch sonst nicht völlig der Vergessenheit anheimfiel, lässt auf eine hochintelligente Frau schließen.

 

 

 

Hypatia

 

Hypatia von Alexandria (geboren um 355 nach Christus in Alexandria; gestorben März 415 in Alexandria) war eine griechische spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie unterrichtete öffentlich und vertrat einen mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus. Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehörte sie im überwiegend christlichen Alexandria der bedrängten heidnischen Minderheit an. Dennoch konnte sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Schließlich wurde sie aber das Opfer eines politischen Machtkampfs, in dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Ein aufgehetzter christlicher Pöbel brachte sie in eine Kirche, ermordete sie dort und zerstückelte ihren Leichnam.

Der Nachwelt blieb Hypatia hauptsächlich wegen der spektakulären Umstände ihrer Ermordung in Erinnerung. Aus feministischer Sicht erscheint die Philosophin als frühe, mit überlegenem Wissen ausgestattete Vertreterin einer emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner.

Über Hypatias Leben und Werk liegen nur spärliche Nachrichten vor. Die wichtigsten Quellen sind:

Sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers Synesios von Kyrene, der sie außerdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung „Über das Geschenk“ erwähnt. Als Schüler und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert. Da er am Neuplatonismus festhielt, aber zugleich Christ war und Bischof von Ptolemais wurde, ist seine Sichtweise relativ wenig von Parteinahme in den religiösen Konflikten geprägt.

Die Kirchengeschichte des Sokrates von Konstantinopel (Sokrates Scholastikos), der ein jüngerer Zeitgenosse Hypatias war. Ungeachtet des religiösen Gegensatzes schildert Sokrates die Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrücklich als unchristliche Tat. Auf seinen Angaben fußen die meisten Darstellungen späterer byzantinischer Geschichtsschreiber, die aber die Vorgänge zum Teil anders bewerten als Sokrates.

Die nur fragmentarisch erhaltene Philosophische Geschichte des Neuplatonikers Damaskios, die im Zeitraum 517–526 nach Christus entstanden ist. Damaskios war ein entschiedener Anhänger der alten Religion und Gegner des Christentums. Er neigte zu kritischen Urteilen über die Kompetenz von Philosophen, die seinen Maßstäben nicht genügten, und auch seine Bemerkungen über Hypatia lassen eine abschätzige Haltung erkennen.

Die Chronik des ägyptischen Bischofs Johannes von Nikiu. Johannes, der im 7. Jahrhundert schreibt, also aus großer zeitlicher Distanz berichtet, billigt Hypatias Ermordung und ergreift vorbehaltlos für ihre radikalen Gegner Partei.

Der Hypatia gewidmete Artikel in der Suda, einer byzantinischen Enzyklopädie des 10. Jahrhunderts. Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualität unkritisch aneinandergereiht. Der Verfasser des Suda-Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der Philosophischen Geschichte des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spätantiken Quelle, der von Hesychios von Milet angelegten Sammlung von Literaten-Biographien, die heute bis auf Fragmente verloren ist. In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmückung erkennbar.

Hypatias Vater war der Astronom und Mathematiker Theon von Alexandria, der letzte namentlich bekannte Wissenschaftler im Museion von Alexandria, einer berühmten staatlich finanzierten Forschungsstätte. Hypatia wurde um 355 geboren, zum Zeitpunkt ihres Todes war sie, wie der Chronist Johannes Malalas berichtet, bereits eine „alte Frau“, etwa sechzigjährig. Sie hatte das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht. Bei ihrem Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung. Später beteiligte sie sich an seiner astronomischen Arbeit. Wer ihr Philosophielehrer war, ist unbekannt; es kommt aber Antoninos, ein Sohn der Philosophin Sosipatra, in Betracht.

Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie, selbst Mathematik und Philosophie zu unterrichten. Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen, durchdachten Vorgehensweise. Sokrates von Konstantinopel berichtet, von überall seien Hörer zu ihr gekommen. Manche ihrer Schüler waren Christen. Der berühmteste von ihnen war Synesios, der im letzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte. Damaskios berichtet, Hypatia habe den Philosophenmantel getragen und sei in der Stadt unterwegs gewesen, um öffentlich zu unterrichten und allen, die sie hören wollten, die Lehren Platons und des Aristoteles oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen. Hypatia hatte aber keinen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl inne. Man interpretiert die Formulierung des Damaskios im Sinne eines Unterrichts auf offener Straße. Die überlieferte Darstellung von Hypatias Lehrweise rückt die Philosophin äußerlich in die Nähe des Kynismus, ebenso wie der Hinweis auf ihren Philosophenmantel, ein Kleidungsstück, das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte.

Damaskios lässt durchblicken, dass er Hypatias öffentliches Auftreten missbilligte. Er war der Meinung, dass Philosophieunterricht nicht in der Öffentlichkeit und nicht jedem, sondern nur entsprechend qualifizierten Schülern erteilt werden sollte. Möglicherweise hat er bei seiner Darstellung von Hypatias Tätigkeit karikierend übertrieben. Jedenfalls kann man seinen Worten entnehmen, dass sie philosophische Themen, die man sonst in geschlossenem Kreis unter einschlägig Gebildeten zu erörtern pflegte, einer relativ breiten Öffentlichkeit unterbreitete.

In diese Richtung weist auch eine in der Suda überlieferte Anekdote, wonach sie einem in sie verliebten Schüler ihr Menstruationsblut als Symbol für die Unreinheit der materiellen Welt zeigte, um ihm die Fragwürdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu führen.

Die Geringschätzung des Körpers und der körperlichen Bedürfnisse war ein Merkmal der neuplatonischen Weltsicht. Wenn auch die Anekdote möglicherweise erst im Zuge der Legendenbildung entstanden ist, mag sie einen wahren Kern haben; jedenfalls war Hypatia dafür bekannt, vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zurückzuschrecken. Dies ist ebenfalls ein Indiz für ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung: Kyniker pflegten kalkuliert zu schockieren, um Erkenntnisse herbeizuführen.

Neben dem Lehrstoff, den Hypatia der Öffentlichkeit vermittelte, gab es auch Geheimlehren, die einem engeren Schülerkreis vorbehalten bleiben sollten. Dies ist aus der Korrespondenz des Synesios ersichtlich, der gegenüber seinem Freund und Mitschüler Herkulianos mehrfach an das Gebot der Verschwiegenheit erinnert und Herkulianos vorwirft, sich nicht daran gehalten zu haben. Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den Pythagoreern; die Vermittlung von Geheimwissen an unqualifizierte Personen führe dazu, dass solche eitlen und verständnislosen Hörer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergäben, was letztlich eine Diskreditierung der Philosophie in der Öffentlichkeit bewirke.

Sokrates von Konstantinopel schreibt, Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter aufgetreten. Sicher ist, dass sie zum Umkreis des römischen Präfekten Orestes gehörte.

Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet. Die Angabe in der Suda, sie habe sich mit einem Philosophen namens Isidoros vermählt, ist auf einen Irrtum zurückzuführen. Damaskios erwähnt ihre außergewöhnliche Schönheit.

Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit Messgeräten. Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich, sie möge ihm ein Hydroskop schicken, womit offenbar ein Aräometer gemeint war. Ob das Instrument zur Erfassung und Beschreibung der Himmelskörperbewegungen, das Synesios bauen ließ, nach Anweisungen Hypatias konstruiert wurde, ist umstritten.

Hypatia wurde im März 415 ermordet. Die Vorgeschichte bildete ein primär politischer und persönlicher Konflikt mit religiösen Aspekten, mit dem sie ursprünglich nichts zu tun hatte.

Schon in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen zwischen Teilen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und Anhängern der alten Kulte gekommen, die zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Todesopfern führten. Im Lauf dieser Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zurückgedrängt. Der Patriarch Theophilos von Alexandria ließ Kultstätten zerstören, insbesondere das berühmte Serapeum, doch der heidnische Unterrichtsbetrieb wurde, wenn überhaupt, nur vorübergehend beeinträchtigt.

Die religiös-philosophische Weltanschauung der Gebildeten, die an der alten Religion festhielten, war ein synkretistischer Neuplatonismus, der auch Teile des Aristotelismus und stoische Gedanken in sein Weltbild integrierte. Diese heidnischen Neuplatoniker versuchten, die Verschiedenheiten der überlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der philosophischen Traditionen zu überbrücken, und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als philosophische und religiöse Wahrheit schlechthin. Von der Synthese ausgenommen war nur der Epikureismus, den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der griechischen Philosophie betrachteten.

Zwischen dem heidnischen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein schwer überbrückbarer inhaltlicher Gegensatz. Synesios, der zugleich Christ und Neuplatoniker war, versuchte eine Harmonisierung. In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie gegenüber den Glaubenslehren den Vorzug. Die religiös orientierten nichtchristlichen Platoniker, welche die geistige Basis für einen Fortbestand heidnischer Religiosität in gebildeten Kreisen schufen, erschienen den Christen als prominente und hartnäckige Gegner.

Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem heidnischen Milieu aber nicht wegen ihres Festhaltens an ihrem religiös-philosophischen Weltbild, etwa bei der Vermittlung herkömmlicher Bildungsinhalte an Schüler, sondern wegen ihrer Kultpraxis. Seit Jamblichos von Chalkis schätzten und praktizierten viele Neuplatoniker die Theurgie, eine rituelle Kontaktaufnahme mit den Göttern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen. Aus christlicher Sicht war das Zauberei, Götzenkult und Beschwörung teuflischer Dämonen. Radikale Christen waren nicht bereit, solche Praktiken zu dulden, zumal sie davon ausgingen, dass es sich um einen böswilligen Einsatz von Zauberkräften handle.

Neben den Konflikten zwischen heidnischen und christlichen Einwohnern von Alexandria gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwürfnisse zwischen Anhängern unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen. Damit vermischten sich politische Gegensätze sowie Machtkämpfe, zu deren Hintergrund auch persönliche Feindschaften gehörten.

Den Ausgangspunkt der Ereignisse, die schließlich zu Hypatias Tod führten, bildeten handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen, die eskalierten und zahlreiche Todesopfer forderten. Der Patriarch Kyrill von Alexandria, der seit Oktober 412 amtierte, war der Neffe und Nachfolger des Theophilos, dessen Kurs religiöser Militanz er fortsetzte. Kyrill profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden. Ein in seinem Sinne tätiger Agitator namens Hierax schürte den religiösen Hass. Als er bei einer Veranstaltung des Präfekten Orestes im Theater auftauchte, beschuldigten ihn die anwesenden Juden, er sei nur gekommen, um einen Aufruhr anzuzetteln. Orestes, der zwar Christ war, aber als oberster Repräsentant der Staatsmacht für den inneren Frieden zu sorgen hatte, ließ Hierax festnehmen und sogleich öffentlich unter der Folter befragen. Daraufhin bedrohte Kyrill die Anführer der Juden. Nach einem nächtlichen Angriff der Juden, die dabei viele Christen getötet hatten, organisierte Kyrill einen umfassenden Gegenschlag. Seine Anhänger zerstörten die Synagogen und plünderten die Häuser der Juden. Jüdische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben. Die Behauptung des Sokrates von Konstantinopel, es seien sämtliche in Alexandria lebenden Juden betroffen gewesen, scheint allerdings übertrieben zu sein. Es gab auch später eine jüdische Gemeinde in Alexandria. Ein Teil der Vertriebenen kehrte zurück.

Johannes von Nikiu, der die Vorgänge aus der Sicht der Parteigänger des Patriarchen schildert, beschuldigt Orestes der Parteinahme für die Juden. Diese seien bereit gewesen, Christen anzugreifen und zu massakrieren, weil sie sich auf die Unterstützung des Präfekten hätten verlassen können.

Das eigenmächtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autorität des Präfekten heraus, zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren. Es kam zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Männern, den höchsten Repräsentanten des Staates und der Kirche in Alexandria. Dabei stützte sich Kyrill auf seine Miliz. Zur Verstärkung seiner Anhänger trafen rund fünfhundert gewaltbereite Mönche aus der Wüste ein. Zu diesen militanten Mönchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen, da er früher einige Jahre unter ihnen gelebt hatte. Im Milieu der analphabetischen Mönche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und radikale Intoleranz gegenüber allem Nichtchristlichen; sie hatten schon den Patriarchen Theophilos bei der Verfolgung religiöser Minderheiten tatkräftig unterstützt. Die Parteigänger des Patriarchen behaupteten, der Präfekt schütze Gegner des Christentums, weil er mit ihnen sympathisiere und selbst insgeheim ein Heide sei. Die fanatisierten Mönche traten dem Präfekten, als er in der Stadt unterwegs war, offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus. Ein Mönch namens Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf. Darauf ergriffen fast alle Begleiter des Präfekten die Flucht, sodass er in eine lebensgefährliche Lage geriet. Seine Rettung verdankte er herbeieilenden Bürgern, welche die Mönche verjagten und Ammonios ergriffen. Der Gefangene wurde verhört und starb unter der Folter. Daraufhin lobte Kyrill öffentlich den Mut des Ammonios, verlieh ihm den Namen „der Bewundernswerte“ und wollte für ihn einen Märtyrerkult einführen. Damit fand er aber bei der christlichen Öffentlichkeit kaum Anklang, da der tatsächliche Hergang der Auseinandersetzung allzu bekannt war.

Nun entschied sich Kyrill für ein Vorgehen gegen Hypatia, die sich als Angriffsziel eignete, da sie eine profilierte heidnische Persönlichkeit im engeren Umkreis des Präfekten war. Nach dem Bericht des Sokrates von Konstantinopel, der glaubwürdigsten Quelle, wurde das Gerücht verbreitet, dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige und damit eine Versöhnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt hintertreibe. Hierdurch aufgestachelt, versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der Führung eines gewissen Petros, der in der Kirche den Rang eines Lektors innehatte, und lauerte Hypatia auf. Die Christen bemächtigten sich der alten Philosophin, brachten sie in die Kirche Kaisarion, zogen sie dort nackt aus und töteten sie mit „Scherben“ („Dachziegeln“). Dann rissen sie den Leichnam in Stücke, brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort.

Johannes von Nikiu präsentiert eine Version, die hinsichtlich des Ablaufs mit der des Sokrates weitgehend übereinstimmt und nur im Detail etwas abweicht. Nach seiner Darstellung wurde Hypatia zwar in die Kirche Kaisarion gebracht, aber nicht dort getötet, sondern nackt in den Straßen der Stadt zu Tode geschleift. Die Folge sei eine Solidarisierung der christlichen Bevölkerung mit dem Patriarchen gewesen, da er nunmehr den letzten Rest des Heidentums in der Stadt vertilgt habe. Johannes von Nikiu, dessen Bericht wohl die offizielle Position der Kirche von Alexandria wiedergibt, rechtfertigt den Mord mit der Behauptung, Hypatia habe den Präfekten und die Stadtbevölkerung mittels satanischer Zauberei verführt. Unter ihrem Einfluss habe der Präfekt nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen. Den Lektor Petros, den unmittelbaren Anstifter des Mordes, beschreibt Johannes als vorbildlichen Christen.

Kaum glaubwürdig ist die Schilderung der Vorgeschichte bei Damaskios, der behauptet, Kyrill habe, als er zufällig am Hause Hypatias vorbeigefahren sei, eine Menschenmenge bemerkt, die sich davor versammelt hatte, und daraufhin aus Neid auf Hypatias Popularität beschlossen, sie zu beseitigen.

Für Orestes bedeutete der Mord eine spektakuläre Niederlage und er büßte viel Ansehen in der Stadt ein, da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schützen noch die Täter bestrafen konnte. Zwar wurde gegen die Mörder Klage erhoben, doch ohne Folgen. Damaskios behauptet, Richter und Zeugen seien bestochen worden. Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach Konstantinopel an den Hof des oströmischen Kaisers Theodosius II., um dort die Ereignisse aus der Sicht Kyrills zu schildern. Etwas später jedoch, anderthalb Jahre nach Hypatias Tod, konnten die Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen, denn es gelang ihnen, sich in Konstantinopel durchzusetzen. Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten fest, dass künftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Präfekten nicht mehr erlaubt seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Präfekten unterstellt werde. Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz, die der Patriarch nach Belieben verwenden und sogar gegen den Präfekten einsetzen konnte. Diese kaiserlichen Maßnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand, schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt über seine Miliz zurückgewinnen.

Die Darstellung des Damaskios, dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des Aristoteles auslegte und überhaupt über jeden beliebigen Philosophen dozierte, weist sie als Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus. Man ging von einer in den Grundzügen einheitlichen Lehre aller damals als seriös geltenden philosophischen Richtungen aus. Die verschiedenen Richtungen, ausgenommen der verachtete Epikureismus, wurden unter dem Dach des Neuplatonismus zusammengeführt. Dass Hypatia Neuplatonikerin war, wird in der neueren Forschung nicht mehr bezweifelt. Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrücklich fest, sie habe der Schule angehört, die Plotin begründet hatte, und dies war die neuplatonische.

In der Suda werden ihr mehrere Werke – alle mathematischen oder astronomischen Inhalts – zugeschrieben: ein Kommentar zur Arithmetik des Diophantos von Alexandria, ein Kommentar zu den Kegelschnitten des Apollonios von Perge und eine Schrift mit dem Titel „Astronomischer Kanon“. Unklar ist, ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den „Handlichen Tafeln“ des Astronomen Ptolemaios war, wie meist angenommen wird, oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias.

Es ist keine einzige konkrete mathematische, naturwissenschaftliche oder philosophische Aussage überliefert, die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Allerdings hat ihr Vater Theon in der ältesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios’ Almagest bei der Überschrift zum dritten Buch angemerkt, es handle sich um eine „von der Philosophin Hypatia, meiner Tochter“ durchgesehene Fassung. Unklar ist, ob damit gemeint ist, dass sie den Text der Almagest-Handschrift, die Theon für die Erstellung seines Kommentars verwendete, auf Fehler durchgesehen hat, oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat. Im Kommentar sind Spuren einer Überarbeitung erkennbar, die möglicherweise anzeigen, dass sie wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war.

Vermutungen über sonstige Werke, die Hypatia verfasst haben könnte, sind spekulativ, ebenso wie Versuche, in den überlieferten Texten der Arithmetik des Diophantos und anderer Werke Spuren ihrer kommentierenden oder bearbeitenden Tätigkeit zu finden.

Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendären Ruf. Synesios rühmte sie überschwänglich und erwähnte in einem an sie gerichteten Brief ihren großen Einfluss, der sie zu einem gewichtigen Faktor im öffentlichen Leben mache. Sokrates Scholastikos schrieb in seiner Kirchengeschichte, sie habe die Philosophen ihrer Zeit übertroffen und sei wegen ihrer Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden. Dass sie in Alexandria außerordentlich verehrt wurde, bezeugt auch ein durch die Suda überlieferter Bericht. Daher erregte ihre Ermordung großes Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt. Der arianische Kirchengeschichtsschreiber Philostorgios nutzte die Gelegenheit, seine theologischen Gegner, die Anhänger des Konzils von Nicäa, für den Mord verantwortlich zu machen. Auch im lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt: Ein Kapitel der unter Cassiodors Leitung kompilierten Kirchengeschichte Historia ecclesiastica tripartita ist dem Schicksal Hypatias gewidmet. Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel, gibt aber abweichend von dessen Bericht an, die Philosophin sei mit Steinen getötet worden.

Dem Dichter Palladas wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben, von dem fünf Verse in der Anthologia Palatina überliefert sind.

Der wohl auf einer verlorenen spätantiken Darstellung fußende Bericht des Johannes von Nikiu aus dem 7. Jahrhundert, der den Mord rechtfertigt, gibt die Sichtweise von Hypatias kirchlichen Feinden wieder. Sie erscheint darin als kriminelle Magierin, die mittels Schadenzauber schweres Unheil über die Stadt gebracht hat. Daher habe sie getötet werden müssen, zur Strafe für ihre Verbrechen wie auch zum Schutz der Einwohner. Johannes gehörte der koptischen Kirche an, die Hypatias Gegner Kyrill zu ihren bedeutendsten Heiligen zählte und die Möglichkeit eines Fehlverhaltens dieses Kirchenvaters nicht in Betracht zog.

Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras, die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei „eine zweite Theano und Hypatia“ genannt worden. Aus seinen Worten ist zu ersehen, dass Hypatia im mittelalterlichen Byzantinischen Reich als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau fortlebte.

Der protestantische Kirchenhistoriker Gottfried Arnold beurteilte in seiner Unparteyischen Kirchen- und Ketzer-Historie die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch. Im 18. Jahrhundert wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der Aufklärung und der katholischen Kirche thematisiert. Für Voltaire war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorläuferin der Aufklärung.

Eine Einschätzung von Hypatias philosophischen, mathematischen und astronomischen Leistungen ist angesichts der sehr ungünstigen Quellenlage spekulativ und problematisch. Man betont, dass Hypatia ihren Nachruhm den Umständen ihres Todes verdanke, nicht ihrem Lebenswerk. Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschätzung ihrer Bedeutung ist in der feministischen Forschung anzutreffen. Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafür, „wie man mit der weiblichen Intellektualität und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte“. So wie Hypatias Leichnam zerstückelt wurde, so sei auch ihre Lebensleistung durch die Überlieferung zerstückelt worden. „Sie der Vergessenheit zu überantworten, war Kalkül.“

Die Aussage des Philostorgios, Hypatia habe ihren Vater in der Mathematik und Astronomie weit übertroffen, bietet einen Anhaltspunkt für die in moderner wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Literatur vertretene Meinung, sie sei zu ihrer Zeit auf diesen Gebieten führend gewesen. Mit der Betonung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation verbindet sich bei manchen modernen Beurteilern die Ansicht, ihr Tod markiere einen historischen Einschnitt: das Ende der antiken Mathematik und Naturwissenschaft und insbesondere der Beteiligung von Frauen an wissenschaftlichen Bestrebungen.

Charles Leconte de Lisle schrieb ein Hypatia-Gedicht, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Leser fand, und das kurze Drama Hypatie et Cyrille (1857). Er verherrlichte das Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schönheit, das er in Hypatia verwirklicht sah.

Nach Hypatia ist der Asteroid Hypatia benannt, der am 1. Juli 1884 von Viktor Knorre an der Berliner Sternwarte entdeckt wurde. Auch der Mondkrater Hypatia trägt ihren Namen. Nördlich des Kraters befinden sich Mondrillen, die Rimae Hypatia („Hypatia-Rillen“) heißen. 2015 wurde der Exoplanet Hypatia nach einem öffentlichen Wettbewerb nach Hypatia benannt.