VIER EPISCHE FRAGMENTE
VON TORSTEN SCHWANKE
DER HELIAND
ERSTER GESANG
Manche waren, welche
ihr Mut bewog,
Das sie begannen,
Gottes Wort
Zu verkünden, das
Geheimnis, das der große Christus
Unter dem
Menschengeschlechte vollendete, die Herrlichkeit,
Mit Worten und mit
Werken. Da wollten der weisen
Leute Kinder loben
die Lehre Christi,
Das heilige Wort
Gottes, und mit ihren Händen schreiben
Schön in ein Buch,
wie sie sollten seine Gebote
Halten, die
Menschenkinder. Da waren vier Männer dazu
Unter der Menge, die
hatten Vollmacht Gottes,
Hilfe vom Himmel,
den Heiligen Geist,
Die Kraft Christi,
sie wurden dazu auserwählt,
Dass sie das
Evangelium allein sollten
In ein Buch
schreiben, und die Gebote Gottes,
Das heilige
himmlische Wort, nicht mehr Helden durften
Der Menschenkinder
helfen, nur allein diese vier dazu
Durch die Kraft
Gottes auserwählt wurden,
Matthäus und
Markus, so waren die Männer geheißen,
Lukas und Johannes,
sie waren Gott lieb,
Würdig zu dem Werk.
Hatte ihnen der gewaltige Gott,
Den Helden, in ihrem
Herzen den Heiligen Geist
Anbefohlen und
beseelt den Sinn,
So manches weise
Wort und großes Wissen,
Dass sie sollten
erheben mit heiliger Stimme
Die Gottesrede, die
gute, die Ohnegleiche
Unter den Worten
dieser Welt, nichts hat jemals mehr
Den Herrn
verherrliche oder schlechte Dinge
Und der Frevler Werk
gestürzt oder der Feinde Drang,
Dem Streit
widerstanden, weil er starken Sinn hatte,
Milden und guten,
der der Meister war,
Adliger Urheber,
allmächtiger Herr.
Das sollten die vier
mit Fingern schreiben,
Setzen und singen
und sagen immer weiter,
Was sie von Christi
Kraft, der mächtigen,
Sahen und hörten,
was er selber sprach,
Wie er unterwies und
wirkte, Wunder tat,
Viele unter den
Menschen, der mächtige Herrscher,
Wie er es von
Anbeginn durch seine einige Kraft tat,
Da der Gewaltige
sprach, da er die Welt schuf,
Und da alles begann
mit Einem Worte,
Himmel und Erde und
alles, was sie umschlossen,
Gewirktes und
Gewachsnes: das ward alles mit dem Wort Gottes
Fest beschlossen und
verfügt nach dem,
Welche Leute dann im
Lande sollten
Weiter walten oder
wo die Welt
Die Zeitalter enden
sollte. Eins stand da noch
Den Menschenkindern
bevor, und fünf waren vergangen,
Es sollte da das
sechste Zeitalter selig
Kommen durch die
Kraft Gottes und Christi Geburt,
Des besten Heilands,
der voll Heiliges Geistes
In diesem Garten
vielen zu Hilfe kam,
Den Menschenkindern
zum Heil, gegen der Feinde Drang,
Gegen der Finsternis
Rauch. Dann hatte der Herr und Gott
Den Römern
verliehen das größte Reich,
Hatte der Herrschaft
das Herz gestärkt,
Dass sie bezwungen
hatten jegliches Volk,
Hatten von Roma aus
die Reiche gewonnen,
Die Trotzigen, da
saßen ihre Gouverneure
In jedwedem Land und
hatten über die Leute Gewalt,
Über alle
Fremdvölker. Herodes war
In Jerusalem über
das jüdische Volk
Eingesetzt zum
König, so ihn der Kaiser dort
Von Roma aus, der
mächtige Herrscher,
Eingesetzt unter das
Volk. Er war jedoch nicht verwandt
Mit den den
Nachkommen Israels, nicht durch edle Geburt
Gekommen von ihrem
Geschlecht, nur durch des Kaisers Gnade
Von Roma hatte er
das Reich,
Dass ihm gehorsam
sein mussten die Helden,
Die Nachkommen
Israels, die Berühmten,
Unwandelbare
Freunde, so lange er die Gewalt besaß,
Herodes, des
Reiches, und die Herrschaft ausübte
Über das jüdische
Volk.
Da war ein bejahrter
Mann,
Der war ein
erfahrener Greis und hatte beseelten Sinn,
Der war von den
Leuten von Levi's Geschlecht,
Des Sohnes Jakobs,
von gutem Volk,
Zacharias geheißen,
der war ein gottseliger Mann,
Der immer gerne Gott
diente,
Es wirkte nach
Gottes Willen seine Ehefrau auch,
Die war eine alte
Dame, nicht war ihr ein Erbe
In ihrer Jugendzeit
beschert worden,
Sie lebten fern vom
Laster, sangen das Lob Gottes,
Waren gehorsam dem
Himmelskönig,
Priesen unsern
Herrn, und nicht wollten sie Schlechtes
Unter dem
Menschengeschlecht verüben, Frevel,
Nicht Schuld, nicht
Sünde. War ihnen doch voll Sorgen ihr Herz,
Dass sie keinen
Erben haben sollten,
Sondern waren
kinderlos. Da mußte er das Gebot Gottes
In Jerusalem
erfüllen, so oft an ihn der Dienst kam,
Da ihn sichtbar die
Zeiten gemahnten,
So mußte er in dem
Tempel des Gewaltigen Dienst tun,
Den heiligen Dienst
vollbringen des Himmelskönigs,
Gottes Jünger.
Begierig war er sehr,
Dass er alles im
frommen Sinn vollführe.
ZWEITER GESANG
Da war die Zeit
gekommen, | die bedeutet hatten
Weise Männer mit
Worten, dass nun sollte den Tempel Gottes
Zacharias versehen.
Da wurden dort versammelt viele,
Dort in Jerusalem,
der jüdischen Leute,
Des Volkes in dem
Heiligtum, wo sie den herrschenden Gott
Demütig anflehen
sollten,
Den Herrn um seine
Huld, dass sie der Himmelskönig
Aus ihrem Leiden
entließe. Die Leute standen
Um das heilige
Gotteshaus. Und es ging der geehrte Mann
In das Heiligtum
hinein. Die andern harrten
Vor dem Tempel
draußen, die Hebräer,
Bis der erfahrene
Mann vollbracht hätte
Des Ewigen Willen.
Wie er da den Weihrauch trug,
Der Alte, innen im
Tempel, und um den Altar ging
Mit seinem
Rauchfass, dem großen Gott zu dienen,
Vollführte fromm
sein Amt,
Gottes Jünger,
beflissen,
Mit reinem Herzen,
wie man dem Herrn soll
Immer gerne dienen,
Von Grauen kamen ihm
Schrecken in dem
Tempel, er sah einen Engel Gottes
In dem Heiligtum
innen, der sprach ihn mit Worten an,
Er sagte, dass der
fromme Diener nicht fürchterlich wäre,
Sagte, er solle sich
nicht entsetzen; deine Taten sind, sprach er,
Dem Herrn lieb und
deine Worte auch,
Dein Dienst ist
seine Freude, dass du solche Andacht hast
An des Einen Kraft.
Ich bin sein Engel,
Gabriel bin ich
geheißen, der ich immer vor Gott steh,
Gegenwärtig dem
Allherrn, es sei denn, dass er mich zu seinem Dienst
Irgendwohin senden
wolle. Nun hieß er mich diesen Weg gehn,
Hieß mich, dass ich
dir verkündete, dass dir ein Sohn geboren wird
Von deiner alten
Gemahlin, gewährt sollte er dir werden
In dieser Welt, ein
in Worten weiser Junge,
Der nie in seinem
Leben je Rauschtrank kosten soll,
Vom Wein in dieser
Welt, so hat ihm das Schicksal
Der Schöpfer
bestimmt, und die Macht Gottes
Befahl, dass ich dir
sage, dass er sollte ein Gefährte sein
Des Himmelskönigs,
befahl, dass ihr ihn gut erziehen sollt,
Erziehen in
Wahrheit, sprach, dass er ihm so viel Ehre
In Gottes Reich
geben wollte,
Er sprach, dass der
Knabe Johannes zum Namen
Haben sollte, gebot,
dass ihr ihn so nennt,
Den Knaben, wenn er
kommt, sprach, dass er Christi Freund
In dieser Welt
werden sollte,
Gottes eigenen
Sohnes, und sprach, dass sie rasch
Hierher auf seine
Botschaft hin beide kommen sollten.
Zacharias redete und
zu dem Engel sprach,
Zu des Herrn Boten,
und sich der Taten begann
Zu wundern und der
Worte, wie mag das geschehen, sprach er,
Im hohen Alter? Es
ist uns schon zu spät,
Ein Kind zu
gewinnen, wie du mit deinen Worten sprichst.
Wir hatten ein Alter
vorher zwanzig Winter
Unserer Lebenszeit,
ehe die Frau zu mir kam.
Dann waren wir
zusammen siebzig Winter
Tisch- und
Bettgenossen, seit ich sie mir zur Gattin erkor.
Da wir in unserer
Jugend nicht erreichen konnten,
Dass wir einen Erben
besitzen,
Den wir nähren an
unserm Tisch, nun wir bejahrt sind,
Hat uns das Alter
genommen die Kraft,
Dass wir sind an
unsern Augen geschwächt, an unserem Gang,
Das Fleisch ist uns
verfallen, die Haut ist faltig,
Unser Wuchs ist
krumm, der Leib erschöpft,
Nun sind unsere
Gebärden verändert,
Mut und Macht, wie
wir einst so manchen Tag
Stark waren in
dieser Welt. So mir das ein Wunder scheint,
Wie es so geschehen
soll, wie du mit deinen Worten sprichst.
DRITTER GESANG
Da ward dem
Himmelsboten Gram in seinem Gemüt,
Dass Zacharias
seines Werkes so sich wundern konnte
Und das nicht wollte
denken, dass ihn könnte der heilige Gott
So blutjung, wie er
zuvor war,
Selber umschaffen,
wenn Gott es wollte.
Gab ihm da zur
Strafe, dass er nicht konnte ein Wort sprechen
Und melden mit
seinem Mund, ehe denn dir ein Sohn wird
Von deiner alten
Gemahlin, ein Knabe genährt,
Junges Kindlein
geboren guten Geschlechts
Im Licht dieser
Welt, dann erst sollst du wieder Worte sprechen
Und haben deiner
Stimme Gewalt, nicht sollst du stumm bleiben
Längere Weile. Da
ward es bald geschehen,
Gewirkt in Wahrheit,
wie es in dem Tempel sprach
Der Engel des
Allherrn, da ward der alte Mann
Der Sprache beraubt,
obwohl er weisen Sinn
Trug in seiner
Brust. Es wartete den ganzen Tag
Die Menge vor dem
Tempel, es wunderten sich alle,
Warum er da so lange
blieb, der preiswürdige Mann,
Der sehr erfahrene
Greis dem Amt
Dienen musste, wie
zuvor einige Männer nicht taten,
Wenn sie in dem
Tempel des Herrn Opfer
Mit Händen
darbrachten. Da kam der erfahrene Alte
Hervor aus dem
Heiligtum. Die Männer drangen
Näher, es war ihr
Verlangen groß,
Was er ihnen
Gewisses sagen wollte,
Weise in Wahrheit.
Er konnte da kein Wort sprechen,
Nichts sagen dem
Gesinde, nur mit seiner rechten Hand
Bedeutete er den
Männern, dass sie unseres Herrn
Lehre Folge leisten
sollten. Die Leute verstanden,
Dass er hatte
wirklich eine göttliche Erscheinung
Gesehen selber,
obwohl er nichts sagen konnte,
Weise in Wahrheit.
Da hatte er unseres Herrn
Opfer dargebracht,
wie es sein Amt war,
Bestimmt unter den
Männern.
Da ward bald danach
die Macht Gottes verkündet,
Seine große Kraft.
Da ward die Gattin gesegnet,
Die Frau in ihrem
Alter, es sollte ihr ein Erbe,
Ein sehr göttlicher
Mann gegeben werden,
Ein Sohn in der
Burg. Es erwartete danach
Das Weib die
Schöpfung, es schritt der Winter fort,
Es ging des Jahres
Zeit. Johannes kam
An das Licht der
Welt. Der Leib war schön,
Die Haut war rein,
glatt die Nägel,
Die Wangen waren
rosig. Dann traten weise Männer,
Wackere Männer
zusammen, die Verwandten,
Sie wunderten sich
über das Werk, warum es so geschehen,
Dass von so alten
zwei Leuten gewonnen würde
Ein Sohn durch
Geburt, wäre es nicht, dass es Gebot
Gottes selbst wäre.
Sie erkannten wohl,
Dass es anders
wirklich nicht sein mochte.
Da sprach dar ein
alter erfahrener Mann, der viele kannte
Von weisen Worten,
der hatte großes Wissen,
Der fragte, was sein
Name sein sollte
In dieser Welt: Mir
scheint an seiner Art
Wie auch an seinen
Gebärden, dass er besser ist als wir,
Darum denke ich,
dass ihn uns wahrhaftig Gott vom Himmel
Selber sandte. Da
sprach gleich danach
Die Mutter des
Kindes, die den Knaben hatte,
Das Kind, an ihrem
Busen: Hier kam Gottes Gebot, sagte sie,
Vorigen Jahres, mit
dem erstem Wort
Das Gebot, dass er
Johannes nach Gottes Gnade
Heißen sollte, was
ich in meinem Sinn
Nicht wage
abzuwenden, da ich gehorchen muss
Da sprach ein
übermütiger Mann, der ihr Verwandter war:
Nicht hieß je einer
so, sagte er, edel geboren,
Unseres Stammes oder
Geschlechts, lasst uns wählen einen andern
Beliebten Namen, den
besitze er, wenn er darf.
Da sprach wieder der
erfahrene Mann, der wusste zu reden:
Nicht gebe ich das
frei, sagte er, der Ritter keinem,
Dass er Gottes Wort
zu ändern beginne,
Sondern lasst uns
darüber den Vater fragen, der erfahren ist
Und weise in seinem
Leid. Obwohl er kein Wort sprechen kann,
Doch vermag er mit
Buchstaben eine Schrift zu schreiben,
Einen Namen zu
schreiben. Dann trat er näher,
Legte ihm eine Tafel
auf den Schoß und bat ihn inständig,
Zu schreiben weise
mit Wortzeichen,
Wie sie das heilige
Kind heißen sollten.
Da nahm er die Tafel
in die Hand, und in seinem Sinn dachte er
Sehr innig an Gott,
den Namen Johannes
Weise schrieb er,
und mit seinem Wort sprach
Er sehr beredt, er
hatte wieder seiner Sprache Gewalt,
Des Wissens und der
Weisheit. Die Strafe war vergangen,
Der schwere Gram,
welchen der heilige Gott,
Der Allmächtige,
bereitete, damit er in seinem Gemüt
Gott nicht vergäße,
wenn er ihm wieder sendete einen Engel.
VIERTER GESANG
Nicht lange darnach,
da es alles so geleistet ward,
Wie er dem
Menschengeschlecht in vorigen Zeiten,
Gott der
Allmächtige, versprochen hatte,
Dass er sein
himmlisches Kind hierher in die Welt,
Seinen einzigen
Sohn, senden wollte,
Dazu, dass er hier
erlöse alle Leute,
Die Menschheit vom
Weh. Da geschah, dass sein Engel
Nach Galiläa kam,
der Erzengel Gabriel,
Der Bote des
Allherrn, wo er ein Mädchen wusste,
Eine liebenswürdige
Jungfrau, Maria war sie geheißen,
Die war eine reine
Jungfrau. Sie hatte einen Mann,
Josef, sich erkoren,
einen Mann von gutem Geschlechs,
Sie, die Tochter
Davids. Das war ein schönes Mädchen,
Eine verlobte Braut,
da sie der Engel Gottes
In Nazareth bei
ihrem Namen
Nannte gegenwärtig
und sie von Gott grüßte:
Heil dir, Maria,
sprach er, du bist deinem Herrn sehr lieb,
Vom Herrn Geliebte,
weil du voll der Weisheit bist,
Gnadenvolle, du
sollst sein vor allen Frauen
Am meisten geweiht.
Sei nicht zaghaft,
Nicht fürchte um
dein Leben, nicht kam ich zu Gefahr,
Nicht bringe ich
Trug, du sollst unseres Herrn sein
Mutter unter den
Menschen, und du sollst den Sohn nähren,
Des Himmelskönigs
Sohn, der soll Heiland zum Namen
Haben bei den
Menschen, ein Ende kommt nicht
Des grenzenlosen
Reiches, das er regieren soll,
Der erlauchte Herr.
Da sprach die Jungfrau
Zu dem Engel Gottes,
der Frauen Schönste,
Aller Mädchen
anmutigste: Wie soll das werden so, sprach sie,
Dass ich ein Kind
nähre, da ich nie einen Mann erkennen werde
In meinem ganzen
Leben? Da hatte wieder ein Wort bereit
Der Engel des
Allherrn und sprach zur Frau:
In dich soll der
Heilige Geist vom Himmels komme
Mit der Kraft
Gottes, so soll dir ein Kind geboren werden
In dieser Welt, des
Ewigen Kraft
Soll dich von dem
höchsten Himmelskönig
Überschatten mit
Strahlen, nie ward schönere Geburt,
Nie so glorreich bei
den Menschen, weil durch Macht Gottes
Er kommt in diese
Welt. Da ward des Mädchens Sinn
Nach der Botschaft
ganz geworben
Für Gottes Willen.
Dann stehe ich hier bereit, sprach sie,
Zu solchem Dienst,
dessen Gott mich würdigen will,
Die Magd bin ich des
Herrn. Nun ich dir traue,
Werde mir nach
deinem Wort, ganz wie es Gottes Wille ist,
Meines Herrn, mein
Herz zweifelt nicht,
Nicht an Gottes Wort
und Weisheit. Das Mädchen empfing
Die Gottes-Botschaft
sehr willig
Mit reinem Sinn und
mit tiefem Glauben
Und mit ewiger
Treue. Da zeugte der Heilige Geist
Das Kind in ihrem
Schoß, und sie in ihrer Brust erkannte
Und auch in ihrem
Geist, und sie sagte es, wem sie wollte,
Dass sie hatte
gesegnet des Allherrn Kraft,
Die heilige Kraft
vom Himmel.
Da ward der Sinn
Josefs,
Sein Gemüt
verwirrt, der sich früher das Mädchen,
Die verlobte
Jungfrau, die Frau edlen Geschlechte,
Gewonnen zur Gattin.
Sie hatte ein Kind in sich,
Nicht dachte er
daran, dass sich die Frau hatte
Bewahrt wachsam,
nicht wußte er des Herrn
Frohe Botschaft,
nicht wollte er sie sich zur Gattin
Heimholen, sich zur
Ehefrau, er begann zu denken,
Wie er sie da
verließe, wie ihr dennoch nicht würde Leid dadurch,
Beschwernis. Nicht
wollte er sie danach
Anzeigen vor der
Menge, er fürchtete, dass sie die Menschen
Des Lebens
beraubten. So war der Leute Brauch
Nach dem alten
Gesetz des Hebräer-Volkes,
Wer je im Unrecht
ein Weib heimsuchte,
Dass es die
Unkeuschheit büßen mußte,
Das Weib, mit seinem
Leben. Nicht war jemals das Weib so gut,
Dass es bei den
Leuten länger leben durfte
Und wohnen unter der
Menge. Da begann der weise Mann,
Der gute Mann Josef
in seinem Gemüt
Zu bedenken die
Dinge, wie er die Jungfrau
Mit List verließe.
Da geschah nicht
lange danach,
Dass zu ihm im Traum
kam des Herrn Engel,
Des Himmelskönigs
Bote, und gebot ihm, sie zu behalten,
Sie zu minnen in
seinem Gemüt: Nicht sei du Marien abhold,
Der Geliebten dein,
sie ist eine reine Frau,
Nicht denke du über
sie hart, du sollst sie behalten,
Sie beschützen in
dieser Welt, leiste du deine Minne-Treue
Wie du bisher getan,
und bewahre deine Freundschaft mit ihr,
Nicht verlasse sie,
da sie als Mutter sich freut
Eines Kindes in
ihrem Schoß, es kommt durch das Gebot Gottes,
Des Heiligen
Geistes, vom Himmel,
Das ist Jesus
Christus, Gottes einzig geborenes Kind,
Des Allherrn Sohn,
du sollst sie wohl behalten,
Sie ist heilig.
Nicht lass du deinen Sinn zweifeln,
Nicht hindern deinen
Mut. Da ward des Mannes Sinn
Bekehrt durch die
Worte, dass er sich treu zu der Frau stellte,
Zu der Gottes-Magd,
voller Minne, er erkannte die Macht Gottes,
Des Allherrn Gebot,
da war ihm der Wille mächtig,
Dass er sie heilig
halten mußte,
Und er diente ihr
mit seinem Gesinde. Und sie so rein trug
Ganz in der Gnade
Gottes, des Heiligen Geistes,
Den herrlichen Sohn,
bis sie Gottes Bestimmung
Mächtig mahnte,
dass sie an das Licht der Welt
Den Besten aller
Söhne bringen sollte.
FÜNFTER GESANG
Da geschah, das von
Roma des großen Mannes
Über all die
Erdenvölker, des Augustus
Bann und Botschaft
über sein großes Reich
Kam von dem Kaiser
an alle Könige,
Daheim sitzende, so
weit seine Gouverneure
Über die
Landschaften der Leute regierten.
Die fremden Menschen
sollten ihre Heimat aufsuchen,
Die Männer ihren
Gerichtshof; nach ihres Herrn Boten
Käme zu dem
Geschlecht jeder, woher er stammte,
Geboren in der Burg.
Dem Gebot ward Folge geleistet
In der ganzen Welt,
das Volk sammelte sich
In allen Burgen. Da
reisten die Boten überall hin,
Die von dem Kaiser
gekommen waren,
Schriftkundige
Männer, und in Rollen schrieben sie
Sorgfältig jeden
Namen auf,
Land und Leute, dass
nicht möchte jemand
Der Bewohner nicht
Steuer zahlen, die ihm sollte zahlen
Jeder Mann, eine
Kopfsteuer.
Da machte sich auf
auch mit seinen Lieben
Josef, der gute, wie
es Gott der Allmächtige,
Der Gewaltige
wollte, er suchte das glanzvolle Heim,
Die Burg in
Bethlehem, wo ihrer beider Gerichtshof war,
Des Helden und auch
der heiligen Jungfrau,
Marias, der gütigen.
Dort war des Erlauchten Stuhl
In früheren Tagen,
des Adels-Königs,
Davids, des guten,
so lange, wie er die Herrschaft dort
Als König unter den
Hebräern besitzen durfte
Und bewahren den
Thron. | Sie waren seines Stammes,
Gekommen von seiner
Familie, guten Geschlechts
Beide von Geburt.
Die herrlichen Wirkungen
Maria mahnten und
die Macht Gottes,
Dass ihr auf der
Reise ein Sohn gegeben wird,
Geboren in
Bethlehem, der Stärkste der Söhne,
Aller Könige
kräftigster, kommen wird der Erlauchte
An das Licht der
Welt, wie von ihm früher
Bilder waren und
Zeichen viele geweissagt
In dieser Welt. Da
ward es alles so erfüllt,
Wie es ehemals weise
Männer gesprochen hatten,
In welcher Demut er
diese Erde hier
Durch seine eigene
Kraft heimsuchen wollte,
Der Menschen Herr.
Da ihn die Mutter nahm,
Bekleidete ihn der
Frauen Schönste
Mit reinem Linnen
und mit ihren Händen
Legte sie liebreich
den kleinen Mann,
Das Kind, in eine
Krippe, der doch hatte Kraft Gottes,
Der Menschheit
Herrscher. Da saß die Mutter vor ihm,
Die Frau wachend
bewahrte ihn,
Sie hütete den
heiligen Sohn, nicht war ihr Herz zweifelnd,
Der Magd des Herrn
Mut war stark.
Da ward manchen die
Botschaft kund
In dieser weite
Welt. Wärter gewahrten,
Die Hirten draußen
waren,
Bewahrten auf der
Wacht, der Pferde zu pflegen,
Vieh auf dem Felde,
sie sahen die Finsternis sich teilen,
Zerfließen in der
Luft. Und da kam das Licht Gottes
In Strahlen durch
die Wolken, und die Wärter
Umfloss es auf dem
Feld. Sie gerieten in Angst,
Die Männer in ihrem
Mut. Sie sahen den mächtigen
Gottes-Engel kommen,
der zu ihnen sprach,
Gebot, dass die
Wärter nichts fürchten sollten,
Kein Leid von dem
Licht: Ich soll euch, sprach er, liebe Dinge,
Wahrhaftig ein Glück
sagen,
Verkünden mächtige
Kraft. Nun ist Christus geboren
In dieser stillen
Nacht, der selige Sohn Gottes
In Davids Burg, der
Herr, der gütige.
Das ist ein
Frohlocken fürs Menschengeschlecht,
Aller Lebendigen
Heil. Dort könnt ihr ihn finden,
In Bethlehem, den
größten der Söhne.
Nehmt das als
Zeichen, das ich euch erzähle
Mit wahren Worten,
dass er da gewickelt liegt,
Das Kind, in einer
Krippe, obwohl er König des Alls ist,
Herr der Erde und
des Himmel und der Menschen Kinder,
Die Welt regierend.
Eben wie er das Wort sprach,
Kam zum Engel eine
Unzahl,
Heilige Heeresschar
vom Himmel,
Fröhliches Volk
Gottes! Und viel sprachen sie,
Sangen manchen
Lobgesang dem Herrn der Menschen,
Erhoben da heiligen
Sang, dann sie wieder zum Himmel
Schwebten sie durch
die Wolken. Die Wärter hörten,
Wie der Engel Kraft
den allmächtigen Gott
Wahrhaft mit Worten
lobten:
Ehre sei, so
sprachen sie, dem Herrn
In dem höchsten
Reich, der Himmel Himmel,
Und Frieden auf
Erden den Menschenkindern,
Den Menschen des
Wohlgefallens, denen, die Gott erkennen
Mit reinem Herzen.
Die Hirten
verstanden,
Dass sie ein
mächtiges Wesen gemahnt hatte,
Eine fröhliche
Botschaft! Sie entschieden sich, nach Bethlehem
Nachts zu eilen, es
war ihr starkes Verlangen,
Dass sie den
Christus sehen.
SECHSTER GESANG
Es hatte ihnen der
Engel Gottes alles gezeigt
Mit lichten Zeichen,
dass sie sich nun
Zu dem Gotteskind
begeben sollten,
Und sie fanden
sofort der Völker Fürsten,
Der Leute Herrn, und
sie sangen den Lobpreis Gottes,
Dem Herrn mit
eigenen Worten, und weit verkündeten sie
Inn der herrlichen
Burg, was ihnen für ein Bild ward
Vom Himmel heilig
gezeigt,
Fröhlich im Feld!
Die göttliche Frau alles bewahrte
In ihrem Gedächtnis,
die himmlische Jungfrau,
Die Gottes-Magd, was
sie hörte die Männer sprechen.
Da erzog ihn der
Frauen Schönste,
Die Mutter der
Minne, der Menschen Herrscherin,
Das heilige,
himmlische Kind. Die Männer sprachen
Am achten Tag,
Fürsten des Volkes Israel,
Gute Freunde der
Gottes-Magd,
Dass er Heiland zum
Namen erhalten sollte,
Wie es der Erzengel
Gabriel sprach
Mit wahren Worten,
und der himmlischen Frau gebot,
Der Bote des Herrn,
da sie den Sohn empfing
Im Heiligen Geist in
dieser Welt. Es war ihr Wille mächtig,
Dass sie ihn
heiligen musste,
Sie folgte dem Engel
gerne.
Das Jahr schritt
voran,
Bis der Friedefürst
Gottes vierzig
Tage und Nächte
zählte. Da sollten sie eine Tat verrichten,
Dass sie ihn in
Jerusalem darbringen sollten,
Dem Herrn im
Heiligtum. So war ihre Art und Weise,
Der Leute
Landessitte, dass das nicht dürfte unterlassen
Eine Frau der
Hebräer, wenn ihr zuerst ward
Ein Sohn geboren,
dass sie ihn immer dorthin
Zu dem Gotteshaus
bringe.
Da machten sich auf
Josef und Maria,
Beide von Bethlehem,
sie hatten das Kind bei sich,
Den heiligen
Christus, und suchten das Haus Gottes
In Jerusalem, da
sollten sie ihre Gabe darbringen
Dem Herrn im
Heiligtum, nach der Art und Weise
Des jüdischen
Volkes. Da fanden sie einen guten Mann,
Ein Alten im
Heiligtum, einen edel gebornen.
Der hatte im Tempel
viele Winter und Sommer
Gelebt im Licht. Oft
sang er Lobpreis Gott
Mit reinem Herzen,
er hatte in sich den Heiligen Geist
Und war selig,
Simeon war er geheißen.
Ihm hatte gewiesen
des Allherrn Kraft
Vor langer Zeit,
dass er nicht sollte diese Welt verlassen
Und scheiden von der
Erde, ehe ihm der Wunsch erfüllt sei,
Dass er den Christus
sehen dürfe,
Den heiligen
Himmelskönig. Da ward ihm sein Herz
Freudig in seiner
Brust, da er sah das Kindlein kommen
In das Heiligtum. Da
sagte er dem Allherrn Dank,
Dem allmächtigen
Gott, dass er ihn mit seinen Augen sah,
Er ging ihm entgegen
und empfing ihn gerne,
Der Alte mit den
Armen, und er erkannte
Die Zeichen und
Bilder und das Kind Gottes,
Den heiligen
Himmelskönig. Herr, sprach er,
Ich will dich
bitten, nun ich so gealtert bin,
Dass du deinen
treuen Diener nun hinscheiden lässt
Zu deinem ewigen
Frieden, wohin meine Ahnen gingen,
Die Weisen, fort von
dieser Welt, nun mir mein Wunsch erfüllt ist
An diesem lieben
Tag, dass ich meinen Fürsten sah,
Den holden Herrn,
wie mir verheißen war
Vor langer Zeit. Du
bist ein mächtiges Licht
Allen Völkern, die
zuvor des Allerbarmers
Kraft nicht
erkannten. Deine Kunst ist
Zum Gericht und zur
Ehre, mein Herr,
Den Nachkommen
Israels, deinem eigenen Volk,
Deinen lieben
Sprößlingen. Mit Klugheit erzählte
Der alte Mann im
Tempel der Frau, der besten,
Er sagte wahr, wie
ihr Sohn soll
Über diesen
Mittelgarten der Erde manchen werden
Zum Fall, andern zum
Trost, den Menschenkindern,
Den Leuten zur
schönen Liebe, die seine Lehre hörten,
Und denen zum
Unheil, die nicht hören wollten
Christi Lehre. Und
du sollst, sprach er, Trauer finden,
Schmerz in deinem
Herzen, wenn ihn die Menschen
Mit Martern quälen,
da wird dir ein großes Werk
Der Qual zu erdulden
sein. Die Gottes-Magd verstand
Des weisen Mannes
Worte.
Da kam dort eine
Frau,
Eine betagtes Witwe
in den Tempel. Anna war ihr Name,
Die Tochter
Phenuels, sie hatte ihrem Herrn und Gott gut
Gedient mit
Dankbarkeit, war eine tugendhafte Frau,
Nach ihrer
Mädchenzeit, seit sie Frau eines Mannes ward,
Eines Großen in der
Ehe, die edle Jungfrau,
Sie mußte sie mit
ihrem Gemahl das Haus versorgen
Sieben Winter
zusammen. Da ward ihr die Sorge,
Dass die gewaltige
Macht des Schöpfers zerteilte
Ihr hartes
Schicksal. Da war sie Witwe
In dem
Friedenstempel vierundachtzig Winter
In ihrer Lebenszeit,
wo sie nie den Tempel verließ,
Und sie dort ihrem
Herrn Tag und Nacht,
Gott diente. Sie kam
auch gegangen
In derselben Zeit,
und sofort erkannte sie
Das heilige Kind
Gottes und den Helden verkündete,
Den Heiligen in dem
Heiligtum das Glück, das große,
Sie sagte, dass zu
ihnen des Retters Rettung gekommen,
Die Hilfe des
Himmelskönigs, nun ist der heilige Christus,
Der Herr selber in
dies Heiligtum gekommen,
Zu erlösen die
Leute, die hier nun schon lange harrten
In diesem
Mittelgarten der Erde manche Weile,
Ein kleiner Haufen,
dass nun der Dinge
Möge sich freuen
manches Menschengeschlecht.
Da frohlockte das
Volk in dem Tempel, hörte die Freudenbotschaft
Von Gott verkünden.
Die Gabe hatte nun
dargebracht
Die liebe Frau im
Tempel, wie es sich nach dem Gesetz gehörte
Und in der
glänzenden Burg die Heilige Schrift befahl,
Der heiligen
Schriftsteller Werk. Da begaben sich nach Hause
Von Jerusalem Josef
und Maria,
Die heiligen
Eheleute, sie hatten den Himmelskönig
Immer zum Gefährten,
den Sohn des Herrn,
Der Menschen König.
So ward es berühmt
In dieser Welt, so
weit sein Wille reichte,
Des Himmelskönigs
Gedanke.
SIEBENTER GESANG
Obwohl jeder heilige
Mensch
Den Christus
erkannte, doch nicht ward es am Königs-Hof
Den Männern
gemeldet, die ihm in ihrem Sinn
Nicht wohlgesonnen
waren, sondern er war ihnen so verborgen
Mit Worten und mit
Werken, bis dass von Osten
Sehr weise Männer
gegangen kamen,
Drei Weise kamen zu
dem Volk, tapfere Ritter,
Auf langem Weg durch
die Länder dorthin,
Sie folgten einem
leuchtenden Zeichen und suchten das Kind Gottes
Mit reinem Herzen,
wollten sich ihm verneigen,
Sich bekennen als
seine Jünger, so ritten sie durch Gottes Schöpfung,
Bis sie den Herodes
dort, den Reichen fanden,
In seinem Saal
sitzend, den betrügerischen König,
Den Starken mit
seinen Männern, immer war er auf Mord begierig.
Da grüßten sie ihn
höflich in königlicher Weise,
Ihn in seinem Saal,
und er fragte,
Was sie für ein
Werk in die Ferne führte
Die Männer auf die
Wanderschaft und ob sie Gold mit sich hätten
Zur Gabe für einen
Gönner, zu dem ihr wandernd kommt,
Gegangen zu Fuß,
ich weiß nicht, von wo ihr seid,
Fürsten von andern
Völkern, ich sehe, dass ihr adlig seid,
Ein Geschlecht von
gutem Stamm, nie hierher eher kamen solche
Boten von andern
Völkern, seit ich dieses Volk beherrsche,
Dieses weite Reich,
ihr sollt mir in Wahrheit sagen,
Vor diesem Volk,
warum seid ihr zu diesem Land gekommen?
Da sprachen zu ihm
die Männer von Osten,
Wortgelehrte Weise,
wir wollen dir in Wahrheit, sprachen sie,
Unser Werk erzählen,
Wir sagen
aufrichtig, weshalb wir kamen hierher
Vom Osten dieser
Erde. Einst waren da Adlige,
Beredte Freunde, die
uns so viel
Hilfe verhießen vom
Himmelskönig
Mit wahren Worten.
Dann war dort ein kluger Mann,
Erfahren und sehr
weise, einst war er,
Unser Ahne, nach
Osten von hier gewandet, daher war der Mann
Der Sprachen so
kundig, er konnte berichten Wort Gottes,
Weil es ihm hatte
verliehen der Völker Herr,
Dass er konnte von
der Erde aus von oben hören
Des Allmächtigen
Wort, darum war sein Wissen groß,
Des Ritters
Gedanken. Als er dann sollte
Aufgeben die
Wohnung, der Familie Gesellschaft,
Verlassen der Väter
Traum und suchen ein besseres Licht,
Da gebot er seinen
Jünger, näher zu treten,
Die Erben und seine
Knechte und Mägde,
Da sagte er wahr,
was alles seitdem gekommen und
Geschehen in dieser
Welt.
Da sagte er, dass
hierher kommen würde ein weiser König,
Ruhmreich und
mächtig, zu diesem Garten,
Von der besten
Geburt, und sagte, dass es der Sohn Gottes wäre,
Sagte, dass er diese
Welt beherrschen werde für immer
Bis zum Tag der
Ewigkeit der Erde und des Himmels,
Er sagte, dass an
dem selben Tage, wo ihn, den Seligen,
In diesem Garten die
heilige Mutter zur Welt brächte,
So sagte er, dass
von Osten her werde erscheinen
Ein Himmelsgestirn
weiß strahlend, wie wir hier nicht hatten zuvor
Gesehen zwischen
Erde und Himmel, kein anderes irgendwo,
Nie solch ein Kind,
nie solch ein Zeichen, das zur Anbetung führt
Drei Männer aus dem
Volk, und ließ sie bedenken,
Wann sie sehen
werden von Osten aufsteigen
Das Gotteszeichen,
dass sie sich aufmachen gleich,
Dass wir folgten dem
Stern, wie er vorwärts ginge
Westlich über der
Welt. Nun ist alles so gekommen
Durch die Kraft
Gottes, der König ist erschienen,
Geboren heilig und
rein, wir sahen sein Zeichen erscheinen
Heiter unter des
Himmels Gestirnen, wie es der heilige Kaiser
Bestimmte, der
Allmächtige selber, wir sahen jeden Morgen
Funkeln den
strahlenden Stern, und wir gingen hinter dem Zeichen her
Wege durch Wüsten
und Wälder. Das ist unser größter Wunsch,
Dass wir ihn sehen,
wüssten wir nur, wo wir ihn suchen sollen,
Den Herrn in diesem
Kaisertum,
Sage uns, in welchem
dieser Geschlechter er entsprossen ist.
Da ward Herodes
innen in der Brust
Weh ums Herz, es
begann sein Gemüt sich zu empören,
Die Seele war voller
Sorgen, da er sagen hörte,
Dass er ein
Oberhaupt haben sollte,
Einen kräftigen
König vom besten Geschlecht,
Den Seligen unter
dem Gesinde. Da ließ er sich versammeln
Alles was in
Jerusalem war von gelehrten Männern,
Alle die Weisesten
in den Sprachen
Und die in ihrem
Geist die Schrift kannten
Und wussten die
Wahrheit. Und er fragte sie mit seinen Worten
Sehr sorgfältig,
der neidische Mann,
Der König des
Volkes, wo der Christus geboren
In der Weltwerden
sollte,
Der beste
Friedefürst. Da sagte ihm das Volk
Der Weisen wahr,
dass sie wüssten,
Dass er werde in
Bethlehem geboren, so steht es im Buch
Prophetisch
verzeichnet, wie es die Wahrsager prophezeiten,
Freunde der
Wahrheit, durch Gottes Kraft
Haben es weise
Männer zuvor gesprochen,
Dass in Bethlehem
der Burgen Hirte,
Der liebe
Landesvater, das Licht erblicken werde,
Der kluge Ratgeber,
der innehaben soll
Der Juden Herrschaft
und werden mit seiner Gabe
Milde über dem
Garten der Erde allen Völkern.
ACHTER GESANG
Da erfuhr ich, dass
gleich, nachdem der betrügerische König
Der Wahrsager Worte
den Fremdlingen sagte,
Die ins Ausland als
Gesandte waren
Von ferne gezogen,
und er fragte sie nachdem,
Wann sie auf den
Wegen im Osten zuerst gesehen
Den Königsstern,
das Zeichen leuchten
Heiter vom Himmel.
Sie wollten ihm nichts verbergen
Und sagten es ihm
aufrichtig. Da gebot er ihnen, weiter zu ziehen,
Gebot ihnen, dass
sie ihr Werk ausrichteten
Um des Kindes
willen. Und der König Gebot
war sehr hart, des
Herrschers der Juden,
Den weisen Männern,
ehe denn sie ziehen von Westen fort,
Dass sie ihm zuerst
verkündeten, wo er den König sollte
Suchen an seinem
Sitz, dass er dahin mit seinem Gesinde gehe,
Anzubeten das Kind.
Da dachte er zum Mörder zu werden
Mit des Schwertes
Schärfe. Da aber der allmächtige Gott
Dachte andre
Gedanken, und Gott vermag mehr
Zu leisten in diesem
Licht, was noch lange sichtbar ist,
Was verkündet die
Kraft Gottes.
Da kam wieder das
Zeichen hervor
In Strahlen in der
Wolke. Da waren die weisen Männer
Bereit zu gehen. Sie
begaben sich fort
Gehorsam der
Botschaft, wollten das Kind Gottes
Selber suchen. Sie
hatten kein Gesinde mehr,
Sie waren nur drei,
wussten aber über alle Dinge Bescheid,
Waren sich treue
Freunde, die die Gaben mit sich führten.
Da sahen sie weise
auf, an dem Wolken-Gewölbe,
Auf zum hohen
Himmel, wie da strahlten die weißen Sterne.
Sie erkannten die
Zeichen Gottes, die waren für Christus hier
Gewirkt über dieser
Welt. Die Männer gingen dem Zeichen nach,
Folgten andächtig
dem Stern. Sie förderte, der es konnte,
Bis dass sie sahen,
die reisemüden Männer,
Das prächtige
Zeichen Gottes klar am Himmel
Stille stehen. Der
lichte Stern leuchtete
Weiß über der
Hütte, wo das heilige Kind
Wohnte nach eigenem
Willen. Und ihn das heilige Weib behütete,
Die Dienerin Gottes
demütig. Da ward der Wanderer Herz
Froh in ihrer Brust.
Bei dem Zeichen verstanden sie,
Dass sie den
Friedefürsten Gottes gefunden hatten,
Den heiligen
Himmelskönig. Da sie in die Hütte hinein
Mit ihren Gaben
gingen, die Getreuen von Osten,
Die reisemüden
Männer, gleich erkannten sie,
Die Weisen, den
König Christus. Die Wanderer fielen
Vor dem Kind auf die
Knie zum Gebet und ihn in königlicher Weise,
Den Guten, grüßten
und ihm die Gaben brachten,
Gold und Weihrauch,
die Gottes-Zeichen,
Und Myrrhe dazu. Die
Männer standen bereit
Vor ihrem heiligen
Herrn, die das Kind mit ihren Händen
Fröhlich empfingen.
Da begaben sich die frommen Männer,
Die Redner, zur
Ruhe, die reisemüden Freunde,
In ein Gasthaus, wo
ihnen Gottes Engel,
Den Schlafenden, in
der Nacht einen Traum zeigte,
Eine Vision im
Schlummer, wie es der Höchste selbst,
Der Allmächtige
wollte, dass er ihnen mit Worten gebot,
Dass sie zurück
einen andern Weg, die Gesandten, gehen sollten,
Heimzureisen in ihr
Land, und den grausamen Mann
Herodes nicht
aufsuchen sollten,
Den grimmigen König.
Da kam die Morgenröte
In Strahlen zu
dieser Welt. Da begannen die weisen Männer,
Zu sagen ihre
Visionen, und selber erkannten sie
Des Ewigen Wort,
weil sie große Weisheit
Trugen in ihrer
Brust, und baten den Allmächtigen,
Den heiligen
Himmelskönig, dass sie seiner Huld weiterhin
Dienten und seinem
Willen, da sie zu Ihm gewendet den Sinn
Und ihr Gemüt an
jedem Morgen.
Da fuhren wieder die
Männer fort,
Die Gesandten von
Osten, wie ihnen der Engel Gottes
Mit Worten gewiesen,
sie nahmen einen anderen Weg,
Folgten Gottes
Lehre, nicht wollten dem König der Juden
Von des Kindes
Geburt die Boten von Osten
Etwas sagen, die
reisemüden Männer,
Und kehrten zurück
nach Gottes Willen.
NEUNTER GESANG
Da kam bald nach des
herrschenden
Gottes Willen der
Engel und sprach mit Josef,
Zeigte ihm im Traum,
dem schlafenden Mann, bei Nacht,
Der Bote des Herrn,
dass den Sohn Gottes
Der böse König
suchen wollte,
Ihn zu berauben des
Lebens. Nun sollst du ihn in Ägyptens
Land führen und
unter den ägyptischen Leuten bleiben
Mit dem göttlichen
Kind und mit der besten Magd
Wohnen in Ägypten,
bis zu dir das Wort kommt
Deines Herrn, dass
du das göttliche Kind
Wieder in die
jüdische Landschaft führen sollst,
Deinen König. - Da
von dem Traum erhob sich
Josef in seinem
Zimmer und das Gottes-Gebot
Erkannte er gleich.
Er machte sich auf den Weg,
Der Mann mit der
Magd, und suchte sich ein anderes Volk
Jenseits der Wüste
und wollte den Sohn Gottes
Seinen Feinden
entführen. Da erfuhr
Herodes, der König,
da er in seinem Reich saß,
Dass die weisen
Männer waren von Westen heimgekehrt
Nach Osten zu ihrer
Heimat und nahmen einen andern Weg,
Er wusste, dass sie
ihm von ihrer Gotteserfahrung nicht wollten
Etwas sagen an
seinem Hof. Da war ihm voll Zorn die Seele,
Das Gemüt
bekümmert, er sagte, dass es ihm die Männer getan,
Die Weisen, zum
Hohn. Und als er traurig da saß,
Erzürnt in seiner
Brust, sagte er, dass er wüsste besseren Rat,
Einen andern
Gedanken: Nun, da ich sein Alter kenne,
Weiß seiner Winter
Zahl, nun kann ich gewinnen,
Dass er auf dieser
Erde nicht alt wird
Hier unter dieser
meiner Herrschaft.
Da gebot er so hart,
Herodes, über sein
Reich, befahl seinen Knechten zu gehen,
Der König der
Leute, befahl dass sie so viele Kinder
Durch ihre Hände
des Hauptes beraubten,
So manche Kinder um
Bethlehem, so viele, als da geboren wurden,
Bis zum Alter von
zwei Jahren. Die Bluttat vollführten
Des Königs
Genossen. Da sollte so manch ein kindlicher Mensch
Unschuldig sterben,
nicht ward seitdem, noch früher,
So jämmerlicher
Verrat an jungen Menschen begangen,
So ein erbärmlicher
Tod. Die Frauen weheklagten,
Viele Mütter sahen
ihre Kinder durchbohrt.
Nicht konnten sie
ihnen helfen, obwohl sie mit beiden Händen
Ihr eigenes Kind mit
den Armen umfingen,
Das liebe kleine,
dennoch sollte es für immer das Leben aushauchen,
Das Kind vor der
Mutter! Des Verbrechens Strafe
Achteten nicht die
Übeltäter. Mit den Waffen
Vollführten sie
großen Frevel, da fielen in Menge
Söhne, junge
Männer, die Mütter beweinten
Junger Kinder
Todesqual, Klage war in Bethlehem,
Lauter Jammer!
Obwohl man ihre Herzen entzwei schnitt
Mit dem Schwert,
doch konnte ihnen niemals bösere Tat
Werden in dieser
Welt, den tragischen Weibern,
Den Ehefrauen in
Bethlehem, sie sahen ihre Söhne vor sich,
Kindlich junge
Männer, in Qual verscheiden,
Blutig auf ihrem
Schoß! Die Schergen mordeten
Die unschuldige
Schar, sie scherten sich um gar nichts,
Die Männer des
Mordes, sie wollten Christus zu Tode quälen.
Da hatte ihn der
kräftige Gott
Geschützt vor ihrer
Wut, dass ihn nachts
Nach Ägypten die
Männer führten,
Die Freunde mit
Josef, zu der grünen Aue,
Zur besten der
Erden, da ein Strom fließt,
Der mächtige Nil,
nördlich zur See,
Der Fluten feinste.
Da der Friedefürst Gottes
Wohnte mit gutem
Willen, bis dass das Schicksal hinwegnahm
Herodes, den König,
dass er verließ die Welt,
Der grausame, der
Männer Alptraum. Da sollte der Grafschaft Macht
Haben sein Erbe, der
ward Archelaus genannt,
Als Herzog der
Helmträger,
Der sollte um
Jerusalem das Judenvolk
Regieren. Da geschah
das Wort
In Ägypten dem
edlen Mann,
Das dort zu Josef
Gottes Engel sprach,
Der Bote des
Höchsten, der befahl ihm, wieder das Kind
Zu führen zum
heimischen Land. Seinen Geist hat aufgegeben, sprach er,
Herodes, der König,
er wollte ihn vernichten einst,
Ihn berauben seines
Lebens. Nun magst du in Frieden führen
Das Kind zu eurem
Volk, da nun der König nicht mehr lebt,
Der übermütige
Fürst. All das erkannte Josef,
Die Gotteszeichen,
und rüstete sich schleunig,
Der Mann mit der
Magd, da sie fort wollten,
Beide mit dem Sohn,
so erfüllten sie die herrlichen Fügungen,
Des Waltenden
Willen, wie er früher mit seinen Worten geboten.
ZEHNTER GESANG
Sie begaben sich
wieder nach Galiläa, Josef und Maria,
Die heiligen Eltern
des Himmelskönigs,
Sie waren in
Nazareth, wo der rettende Christus
Wuchs an
Wohlgefallen, ward der Weisheit voll,
Bei war ihm die
Gnade Gottes, er war geliebt von allen
Mutter-Verwandten,
er nicht war andern Knaben gleich,
Der Gute in seiner
Güte.
Da er das Alter
Von zwölf Jahren
erreicht hatte, da war die Zeit gekommen,
Dass in Jerusalem
die Juden
Ihrem Gott dienen
wollten
Und seinen Willen
tun. Da waren in dem Tempel
Von Jerusalem die
der Juden versammelt,
Eine mächtige
Manneskraft. Dort Maria war
In der Gesellschaft
und hatte ihren Sohn mit sich,
Gottes einzigen
Sohn. Als die Juden für ihre Sünden hatten,
Die Menschen, in dem
Tempel, wie es im alten Bund geboten,
Sühne geleistet, da
fuhren wieder die Leute fort,
Die Gerechten, nach
ihrem Willen. Und da in dem Tempel blieb
Der mächtige Sohn
Gottes, doch die heilige Mutter
Wusste es in
Wahrheit nicht, sie dachte, er sei beim Haufen
Mit seinen Freunden.
Sie erfuhr es
Erst am andern Tag,
die adlige Frau,
Die selige Magd des
Herrn, dass er in der Gesellschaft nicht war.
Maria ward das Gemüt
voller Sorgen,
Es ward ihr weh ums
Herz, da sie das heilige Kind
Nicht fand unterm
Volk. Da klagte voller Weh
Die Gottesmagd. Sie
begaben sich wieder nach Jerusalem,
Ihren Sohn zu
suchen, und fanden ihn sitzen
In dem Tempel, wo
die weisen Männer,
Sehr gebildete
Berater, in Gottes Gesetz
Lasen und lehrten,
wie man Lobpreis solle
Wirken mit Worten
dem, der diese Welt erschafft.
Da saß mitten unter
ihnen der mächtige Sohn Gottes,
Christus, der
allwissende, wie ihn die Männer nicht erkannten,
Die den Tempeldienst
vollzogen,
Und er fragte sie
wissbegierig
Mit weisen Worten,
sie wunderten alle sich sehr,
Wodurch doch ein
Knabe solche Rede kann
Führen mit seinem
Mund. Dort ihn die heilige Mutter fand
Sitzen in der
Gesellschaft, und ihren Sohn grüßte sie,
Den allweisen, unter
den Männern, sprach zu ihm mit ihren Worten:
Wie konntest du der
Mutter, o der Menschen Liebster,
Solche Sorge
bereiten, dass ich dich so schmerzhaft
Suchen musste, ich
arme Frau,
Unter diesen Leuten?
- Da sprach ihr Kind,
Mit weisen Worten:
Weißt du doch sicher, sprach er,
Dass ich dort sein
muss, wo ich mit Recht soll
Wohnen nach Gottes
Willen, wo die Herrschaft hat
Mein ewiger Vater. -
Die Männer nicht verstanden,
Die Gelehrten im
Tempel, warum er das Wort sprach
Mit seinem Mund.
Maria aber alles behielt,
Bewegte es in ihrer
Brust, was sie da hörte ihr Kind sprechen
An weisen Worten.
Es begaben sich
wieder
Fort von Jerusalem
Josef und Maria,
Sie hatten zum
Gefährten den Sohn des Herrn,
Aller Kinder
liebstes von denen, die je geboren wurden,
Kinder einer Mutter,
sie hatten hohe Minne zu ihm
Im reinen Gemüt,
und er war gehorsam,
Gottes einziger
Sohn, als Sohn der heiligen Mutter,
In seiner großen
Demut, und gehorchte auch dem Pflegevater.
Nicht wollte er in
seiner Kindheit schon seine große Kraft
Den Menschen zeigen,
dass er solche Macht hatte,
Solche Herrschaft
über die Welt, sondern nach seinem Willen wartete er,
Demütig unter dem
Volk, dreißig Jahre,
Ehe denn er ein
Zeichen zeigen wollte
Und sagen der
Gesellschaft, dass er allein
In diesem Garten der
Erde der Menschen Herr ist,
So hatte verbogen
der heilige Sohn Gottes
Sein Wort und seine
Weisheit und seine Allwissenheit,
Seine Einsicht und
Vernunft. Nicht konnte man an seinen Reden sehen,
An seinen Worten
nicht gewahr werden, dass er solche Weisheit hatte,
Der Denker der
Gedanken Gottes, demütig wartete er
Auf sein erstes
Zeichen. Noch war nicht die Stunde gekommen,
Dass er in diesem
Garten der Erde sich offenbaren sollte
Und lehren die
Leute, wie sie es mit dem Glauben halten sollten
Und den Willen
Gottes tun. Es wussten das wohl manche
Leute im Land, dass
er war wunderbar ans Licht gekommen,
Dennoch konnten sie
ihn nicht ganz erkennen,
Ehe denn er sich
selber auszusagen wünschte.
ELFTER GESANG
Da war Johannes von
seiner Jugendzeit
Erwachsen in der
Wüste. Da waren keine Bewohner,
Nur er allein dort
als Anachoret für den allweisen Gott,
Der Einsiedler
diente ihm so, verließ das Volksgedränge,
Der Menschen
Gemeinschaft. Dort kam zu ihm mächtig
In der Wüste das
Wort vom Himmel,
Die leise Stimme
Gottes, der dem Johannes gebot,
Dass er des Christus
Kunst und Kraft
In diesem Garten der
Erde verkünden solle,
Befahl ihm, wahrlich
mit Worten zu sagen,
Dass das Himmelreich
den Helden-Söhnen
In der Landschaft,
den Leuten, nahe gekommen,
Der Güter Höchstes.
Ihn ihm war der Wille mächtig,
Dass er von solcher
Seligkeit sagen musste,
So entschied er sich
zu gehen dahin, wo der Jordan floss,
Das Wasser, nach
Gottes Willen, und den Bewohnern den ganzen Tag,
In der Landschaft
den Leuten, verkündete er,
Dass sie mit Gebet
und Fasten die vielen Frevel
Und ihre eigenen
Sünden büßen sollten,
Dass ihr rein
werdet, sprach er, denn das Himmelreich
Ist nah gekommen den
Menschenkindern, nun lasst in eurem Gemüt
Eure eigenen Sünden
euch zur Reue bewegen,
All das Leid, das
ihr in diesem Lichte getan, und meine Lehre hört,
Bekehrt euch nach
meinen Worten, und ich werde euch im Wasser
Taufen, obwohl ich
eure Taten nicht kann,
Eure eigenen Sünden,
euch erlassen,
Dass ihr durch meine
Hand rein werdet
Von schlimmen
Handlungen, sondern der ist ans Licht gekommen,
Mächtig über die
Menschen, der unter euch in der Mitte steht,
Obwohl ihr ihn nicht
sehen wollt,
Der euch taufen soll
auf den Namen des Herrn,
Im Heiligen Geist,
der ist der Herr über alles,
Er wird alle
Menschen von jedem Ich-Gedanken
Und von Sünden
befreien, jeden, der da selig will
Werden in dieser
Welt, der nur den Willen hat,
Dass er so tue, wie
es diesen Leuten
Gebietet der Sohn
Gottes. Ich bin für seine Botschaft
In diese Welt
gekommen und soll ihm den Weg bereiten
Und lehren die
Leute, wie sie es sollen mit ihrem Glauben halten
In ihrem reinen
Sinn, und dass sie in die Hölle nicht müssen
Hinabfahren, in das
Feuer, das heiße. Deswegen wird froh
Der Mensch in
mancher Stunde. Wer die Missetaten lässt
Gerne, des Unholds
Versuchung, der kann sich verdienen des Guten
Huld, des
Himmelskönigs, wofern er treu bleibt
Dem all-liebenden
Gott.
Hörer waren da in
Menge
Auf die Lehre, die
Leute meinten,
Starke, in Wahrheit,
dass das der königliche Christus
Es selber wäre, da
er so viel Gewisses sprach
An wahren Worten. Da
wurde das weithin bekannt
Über das verheißene
Land jedem Wirt
Und den Bauern auf
ihren Höfen. Da kamen, ihn zu suchen,
Von Jerusalem der
Judenleute
Boten von der Burg
und fragten, ob er wäre der Sohn Gottes,
Was hier lange
schon, sprachen sie, die Leute sagten,
Die Weisen, in
Wahrheit, dass er solle in diese Welt kommen.
Johannes meldete und
sprach dagegen
Zu den Boten
standhaft: Nicht bin ich, sagte er, der Sohn Gottes,
Der wahre königliche
Christus, aber ich soll ihm den Weg bereiten,
Meinem Herrn. - Die
Helden fragten,
Die da mit dem
Auftrag kamen,
Die Boten von der
Burg: Wenn du nun nicht bist der Sohn Gottes,
Bist du dann Elias,
der hier in früheren Tagen war
In diesem Volk, der
noch uns heimsuchen wird
In diesem Garten der
Erde? Sage uns, wer der Männer du bist!
Bist du einer derer,
die hier früher waren,
Einer von den weisen
Wahrsagern? Was sollen wir unseren Herren von dir
Sagen Gewisses? Nie
war hier ein solcher Mann
In diesen Garten der
Erde gekommen,
Durch Worte so
ruhmreich! Weshalb vollziehst du hier die Taufe
Unter diesem Volk,
wenn du von den Wahrsagern
Nicht einer bist?
Da hatte bereit
Johannes, der gute,
die weise Antwort:
Ich bin Vorbote
meines Herrn,
Des liebenden
Gottes. Ich soll dies Land bereiten,
Dies Land nach
seinem Willen, ich habe von seinem Wort mit mir
Die ernste Stimme,
obwohl sie hier nicht viele verstehen wollen
Von den Männern in
dieser Wüste, nicht bin ich gleich
Meinem Herrn, er ist
mit seinen Taten so heilig,
Ruhmreich und
mächtig, das wird kund allen
Menschen dieser
Welt, dass ich nicht würdig bin,
Dass ich dürfte an
seinen Sandalen, obwohl ich sei sein Sklave bin,
Einem so reichen
Vater, die Riemen losbinden.
Um Vieles ist er
besser als ich. Nicht ist ihm ein Bote gleich,
Nicht ein einziger
auf der Erde, noch von nun an wird es einer
Werden in dieser
Welt. Habt einen guten Willen,
Leute, und Glauben!
Dann soll euch lange bleiben
Euer Geist rühmlich,
wenn ihr die Hölle
Verlasst, der Bösen
Traum, und sucht das Licht Gottes,
Des Vaters hohe
Heimat, das ewige Reich,
Den hohen
Himmelsgarten! Nicht sollt ihr zweifeln!
ZWÖLFTER GESANG
So sprach der junge
Schüler nach Gottes Lehre
Den Männern die
Kunde. In Menge sammelten sich
In Bethanien die
Kinder Israels,
Sie kamen zu
Johannes, des Königs Volk,
Die Leute, zu der
Lehre, und ihren Glauben empfingen.
Er taufte sie jeden
Tag und ihnen ihre Frevel verwies,
Der Bösen Willen,
und lobte vor ihnen das Wort Gottes,
Seines heiligen
Vaters. Das Himmelreich wird, sprach er,
Bereit sein für
jeden Mann, der Gutes tut
Und dem Vater will
mit reinem Herzen dienen
Und seinen Willen
tun!
Nicht lange danach
war es,
Dass sich von
Galiläa aufmachte Gottes einziger Sohn,
Der ewige Sohn des
Vaters, die Taufe zu suchen,
Da war in seiner
Vollkraft des Allmächtigen Sohn,
Wie er bei dem Volk
dreißig Jahre hatte
Der Lenze in seinem
Lebensalter, da kam er nach seinem Willen,
Wo Johannes im
Jordan
Den ganzen Tag lang
Leute in Menge
Taufte zur Buße.
Eben als der da seinen Herrn sah,
Den holden Heiland,
da ward ihm sein Herz froh,
Dass ihm sein Wunsch
erfüllt wurde, und sprach zu ihm sein Wort,
Der treue Jünger,
Johannes zu Christus:
Nun kommst du zu
meiner Taufe, mein Herr,
Volks-Gönner, der
beste, so sollte ich zu deiner Taufe kommen,
Weil du bist der
Könige kräftigster. - Christus gebot,
Der Herrscher,
wahrlich, dass Johannes kein Wort mehr sprach.
Weißt du, das es
unsso geziemt, sprach er, die Gerechtigkeit
Zu erfüllen nun
Nach Gottes Willen?
- Johannes stand da,
Taufte den ganzen
Tag viel Volk,
Kinder Gottes im
Wasser, und auch den Herrn Christus,
Den Heiland, den
Himmelskönig, taufte er mit seinen Händen,
In aller Bäder
bestem, und sich zum Gebet
Neigte auf die Knie.
Der kräftige Christus stieg herauf
Rein us der Flut,
der Friedefürst Gottes,
Der liebe Meister
der Leute. Und als er das Land betrat,
Öffnete sich des
Himmels Tor| und kam der Heilige Geist
Von dem Vater von
oben auf Christus herab,
War in Gestalt eines
schönen Vogels,
Einer zärtlichen
Taube, und setzte sich auf unseres Herrn Schulter,
Weilte über des
Vaters Sohn. Da kam ein Wort vom Himmel,
Deutlich von der
hohen Heiterkeit, und grüßte den Heiland,
Christus, aller
Könige besten, und sprach, dass er ihn auserkoren habe
In seinem Reich und
dass ihm der Sohn wohlgefalle,
Der Beste aller
geborenen Männer,
Und dass er wäre
aller Söhne Liebster!
Das durfte Johannes,
wie es Gott wollte,
Hören und sehen. Er
gab es bald danach
Den Menschen kund,
dass sie einen gütigen
Herrn hatten. Das
ist, sprach er, des Himmelskönigs Sohn,
Der Allherr, davon
will ich ein Zeuge
Sein in dieser Welt,
weil es mir sagte Gottes Wort,
Des heiligen Vaters
Stimme, da er mir zu taufen gebot
Die Menschenkinder
im Wasser, wo ich sah wahrlich
Den Heiligen Geist
von der Himmelshöhe
In diesen Garten der
Erde, den einzigen Gottmenschen sehend,
Kommen mit Kraft,
und der, sagte er, sollte der Christus sein,
Der ewige
Gottes-Sohn, den er taufen soll
Im Heiligen Geist,
und der heilen wird in Menge
Der Menschen Sünden.
Er hat die Macht von Gott,
Dass er erlassen
kann jeglichem der Leute
Alle Schuld und
Sünde. Dies ist Christus,
Gottes einziger
Sohn, der Guten bester,
Ein Friedefürst
gegen die Feindschaft.
Wohl euch, dass euch
deswegen wird ein froher Sinn
In dieser Welt, dass
euch der Wunsch gewährt wird,
Dass ihr schon
lebend den Heiligen
Selber gesehen! Nun
muss von Sünden frei
Mancher Geist hinan
fahren nach Gottes Willen,
Von Schulden
befreit, der mit Treue wollte
Für seine Lieben
wirken, und kann nun an den rettenden Christus
Sicher glauben. Das
soll zum Heil werden
Jedem Menschen, der
gerne das Gute tut.
DREIZEHNTER GESANG
So erfuhr ich, dass
Johannes jedem Menschen
Lobte, den Leuten,
die Lehre Christi,
Seines Herrn, und
das Himmelreich
Zu verdienen, der
Güter Höchstes,
Seliges ewiges
Leben.
Und nun er sich
selber begab
Nach der Taufe, der
Herr, der gute,
In die Wüste, des
Königs Sohn,
Er war da in der
Einöde Mitte, der Arbeiter Meister,
Eine lange Zeit,
nicht hatte er der Leute Gesellschaft mehr,
Die Jünger zu
Genossen, wie er sie sich selber auserwählte,
Er wollte sich
versuchen lassen von dem Wicht,
Dem Satan selbst,
der immer zur Sünde verlockt
Den Menschen, zur
Ichsucht. Jesus war voller Mut,
Er kannte des
Teufels verkehrten Willen, wie er diese Welt
Zuerst am Anfang,
das Volk der Erde,
Verzaubert mit
Sünden, da er die beiden Eheleute
Adam und Eva durch
Untreue
Verführte mit
seinen Lügen, so dass der Leute Kinder
Nach ihrem
Hinscheiden die Hölle aufsuchen mussten,
Der Menschen sündige
Geister. Das wollte der allmächtige Gott,
Der gnädige,
wenden, und wollte dieser Menschheit geben
Das hohe
Himmelreich, deshalb er hierher den heiligen Boten,
Seinen Sohn, sandte.
Das war dem Satan
Harter Harm in
seinem Herzen. Er missgönnte das Himmelreich
Dem
Menschengeschlecht, er wollte den mächtigen Jesus
Mit denselben
Versuchungen versuchen, den Sohn des Vaters,
Womit er Adam und
Eva in frühesten Tagen
Listig betrogen,
dass sie ihrem Herrn untreu wurden,
Betörte Satan sie
mit Sünden, so wollte er tun dem Sohn des Vaters,
Dem heilenden
Christus. Der aber war im Geiste fest
Gegen den Übeltäter,
fest war des Königs Sohn,
Das Herz so hart wie
Diamant, er wollte das Himmelreich
Den Leuten
verdienen. Er war in der Wüste, der Herr des Landes,
Im Fasten vierzig
Tage und Nächte,
Der Menschen Herr.
Wie er da Trank und Speise nicht kostete,
So lange wagte ihm
nicht der böse Wicht,
Der neidische Feind,
näher zu kommen,
Zu grüßen ihn
gegenwärtig, da er dachte, dass er Gott selber,
Ein übermenschliches
Wesen, der Allmächtige wäre,
Der heilige
Himmelskönig.
Als es ihn hungerte,
Dass es ihn begann
menschlich nach Speise gelüsten
Nach den vierzig
Tagen, trat der Feind heran,
Der finstere
Übeltäter, der meinte, dass Jesus ein Mensch bloß
Wäre gewiss, der
sprach ihn da mit seinen Worten an,
Es redete ihn der
Erzfeind an: Wenn du Gottes Sohn bist, sprach er,
Warum befiehlst du
nicht, wenn du die Macht hast,
Aller Menschensöhne
bester, dass Brot aus diesen Steinen werde?
Heile deinen Hunger!
- Da sprach zu ihm aber der heilige Christus:
Nicht können die
Kinder, sagte er, nur allein vom Brot leben,
Die ie Leute,
sondern sie sollen durch die Lehre Gottes
Bestehen in dieser
Welt und sollen die Werke vollbringen,
Die da werden
verkündet von der heiligen Zunge,
Von der Stimme
Gottes. Das ist des Menschen Leben,
Der Leute, eines
jeglichen, der das leisten will,
Was von des
Allmächtigen Wort geboten wird. -
Da begann wieder zu
versuchen und trat näher
Der ungeheure Feind
zum zweiten Mal,
Er fahndete nach
seinem Gewinn. Der Friedefürst duldete
Des Bösen Willen
und gab ihm Gewalt,
Dass er mit seiner
großen Kraft forschen mochte,
Jesus ließ sich da
leiten von dem Leuteschinder,
Dass er ihn in
Jerusalem auf dem Tempel Gottes
Oben hinauf stellte,
Auf aller Häuser
höchstes, und mit höhnischen Worten sprach
Der Grimmige mit
großer Anmaßung: Wenn du Gottes Sohn bist, sagte er,
Springe du zur Erde
hinab, geschrieben war es ja schon lange
Und in dem Buch
verzeichnet, wie geboten hat
Seinen Engeln der
allmächtige Vater,
Dass sie dir auf
jedem Wege Wärter sind,
Sie tragen dich auf
ihren Händen, dass du nirgendwo
Mit deinen Füßen
an einen Fels anstößt,
An einen harten
Stein. - Da sprach aber der heilige Christus,
Aller Menschensöhne
schönster: So steht auch im Buch geschrieben, sprach er,
Dass du nicht zu
hart sollst den Herrn
Versuchen, deinen
Herrscher, das gereicht dir zu gar keinem Frommen. -
Er ließ sich da zum
dritten Mal von dem Volksverderber
Bringen auf einen
hohen Berg, wo ihn der Verführer
Ließ alles
übersehen, alle Völker der Erde,
Die
Freude-bringenden Reichtümer und die Weltreiche
Und solches Erbe,
wie diese Erde trägt
Von glänzenden
Gütern. Und es sprach da der Feind
Und sagte, dass er
ihm all diese Pracht übergeben wollte,
Hohe Herrschaft:
Wenn du willst dich vor mir verneigen
Und fallen zu meinen
Füßen und mich als Herrn
Anbetest auf den
Knien. Dann lasse ich dich gebrauchen
All dieser Güter
Schatz, den ich dir gezeigt habe. -
Da wollte nicht des
Leidigen Worte längere Weile
Hören der heilige
Christus, sondern er trieb ihn fort,
Den Satan
verscheuchend, und sofort darauf sprach,
Aller Menschensöhne
schönster, sagte, dass man beten soll
Zu dem allmächtigen
Gott und Ihm, dem All-einigen,
Dienen demütig, die
männlichen Ritter,
Die Helden in Gottes
Huld, dann ist die Hilfe bereit
Jedem Menschen. - Da
entfernte sich der Übeltäter
Sehr missmutig,
Satan ging von dannen,
Der Feind, in die
Schreckenstiefen. War da großes Volk
Von dem Allherrn von
oben zu Christus gekommen,
Engel Gottes, die
ihm wie Jünger sollten
Dienste leisten
demütig, wie man soll dem Volksgott,
Dem Herrn in seiner
Huld, dem Himmelskönig.
OTFRIED VON
WEISSENBURG – CHRISTUS
ERSTER GESANG
O du mein Herr und
Gott, ich bin dein Sklave
Und meine Mutter arm
ist deine treue Magd.
Leg deinen Finger
nur auf meine Lippen, Geist,
Berühr mit deiner
Hand mir die geschickte Zunge,
Auf dass ich
Lobpreis laut all deinen Werken singe
Und deines Sohns
Geburt, der ist mein Herr und Meister,
Und dass ich davon
sag, wie er begann zu lehren
(Und will dabei sein
Wort beachten ganz genau)
Und von den Wundern,
die er tat zu unsrer Freude,
Dass nun die ganze
Welt an seinem Heile teilhat.
Und lass mich
schreiben auch, auf dass wir Gott gefallen,
Wie wir verloren
einst, er auf sich nahm den Tod,
Und wie er auffuhr
dann hoch über alle Himmel,
Hoch übers
Sonnenlicht und alle Erdenvölker.
Gib, Herr, dass ich
im Lied nicht von der Wahrheit weiche
Und nicht für
schöne Form die falschen Wörter wähle.
Ich schreibe dieses
Werk allein zu Deinem Ruhm,
Nicht zu dem eignen
Ruhm, auf dass ich nicht verderbe.
Wenn durch die
Torheit mein es dennoch dazu kommt,
Dann tilge meine
Schuld durch deine Gnade, Herr.
Ich sage dieses dir,
nicht schlecht ist meine Absicht,
Vermeiden will ich
auch ein jedes eitle Streben.
Ich sage meine
Hoffnung nur, du kennst genau mein Herz,
Obwohl es innen ist,
so kennst du es genau.
Und darum schenke
mir nur deiner Gnaden Fülle,
Und wenn du
anschaust mich, so denk, ich bin dein Kind,
Und achte aufmerksam
auf alle meine Worte.
Und deine Gnade soll
mein Lied zum Guten führen,
Beschütze mich vorm
Feind, dass er mich nicht erobert,
Dass er mir schade
nicht und bringt mir nicht Verderben.
Des Teufels Bosheit
sei mir fern, die Gnade nah,
Das Übel sei
verbannt. Herr, lenke meine Schritte!
Du bist allein der
Herr und Meister aller Sprachen,
Du König jeden
Volks und Vater aller Menschen.
Und deine Macht
allein der Menschheit Sprache gab,
Dass ihnen es
gelingt, in Sprachen schön zu singen,
Um dich zu preisen,
Herr, in Ewigkeit zu loben,
Und dass du wirst
erkannt und dass dir jeder dient.
Wenn du dir aus der
Welt dir auswählst deine Jünger,
So lass mich immer
sein bei denen, die du liebst,
Und dass ich diene
dir in meiner Mutter Sprache,
In andern Sprachen
auch, soweit ich es vermag,
Auf dass im
Himmelreich ich dir zur Freude sei
Und ich mich ewig
freu vor deinem Angesicht
Mit deiner Engel
Chor, was ich mir nicht verdient,
Was einzig und
allein mir kommt durch deine Gnade.
Denn den Geschöpfen
stehst du helfend stets zur Seite,
Send deine Gnade
mir, auf dass ich dich lobpreise
Und dass ich handle
so, dass ich mein Heil verdiene,
Dir diene voller
Kraft und keinem andern diene.
Auch möge von der
Welt nichts weiter an mir haften,
Was deinem Willen
nicht gemäß, mein guter Gott.
Ich bitt von Herzen
dich, gib mir des Heiles Fülle
In Ewigkeit und reih
mich zu den Jüngern ein.
Und lass mich,
treuer Gott, in Heilsgewissheit leben,
Dass ich in jener
Welt in höchsten Wonnen lebe,
In Freuden und in
Lust in schönster Ewigkeit
Zu schönster
Ewigkeit mit deinen Seligen!
ZWEITER GESANG
Es war im sechsten
Mond, seit Johann ward empfangen,
Es waren dreimal
zwei der wunderschönsten Monde,
Da kam die Kraft des
Herrn, der Engel kam vom Himmel
Und brachte dieser
Welt die schönste Freudenbotschaft,
Flog auf dem
Sonnenpfad, flog auf der Sternenstraße,
Auf Wolkenwagen hoch
zu der erhabnen Herrin,
Zu dieser Edelfrau,
der heiligsten Maria!
Sie stammt von
Fürsten ab, Geschlechter um Geschlechter.
Der Engel trat
herein und fand sie voller Trauer,
Den Psalter in der
Hand, den pflegte sie zu singen,
Damit beschäftigt
auch, den schönsten Stoff zu weben
Aus allerfeinstem
Garn, so war sie es gewohnt.
Da sprach er voller
Huld, so wie es sich geziemt,
Wie gute Engel tun
vor Gottes eigner Mutter:
Heil, schönstes
Mädchen, dir, du allerschönste Jungfrau!
Von allen Frauen du
bist Gott die Allerliebste!
Erschrick im Herzen
nicht, dein Antlitz werd nicht bleich,
Denn du bist
übervoll erfüllt von Gottes Gnaden!
Die Seher sagten
wahr von dir, Gebenedeite,
Und haben Zeit um
Zeit auf dich schon hingewiesen.
Du lichter
Edelstein, du strahlend schöne Jungfrau,
Erhabne Mutter
sollst du Gottes Sohne sein,
Gebären sollst du
uns den Einzigen, den Herrscher,
Der herrscht im
Himmel und im Meer und auf der Erde,
Den Schöpfer dieses
Alls, und dies ist meine Botschaft,
Dass du gebierst den
Sohn, gleich göttlich mit dem Vater.
Gott gibt ihm
Heiligkeit und allerhöchste Ehre
Und König Davids
Thron, du hegst ja keinen Zweifel,
Der er als König
herrscht in dieser ganzen Menschheit
Für alle Zeit der
Welt, so wirkt es Gottes Macht.
Der ganzen
Schöpfungswelt wird er das Leben bringen
Und wird das
Himmelreich für alle Menschen öffnen.
Die schönste
Jungfrau sprach zum Boten Gottes dies,
Sie gab ihm Antwort
so voll innerlichster Freude:
Herr, bin ich würdig
denn, den Gottessohn zu stillen?
Wie soll denn das
geschehn, dass ich geschwängert werde,
Da ich doch keinen
Mann erkennen werde je!
Ich hatte ja gelobt
und war auch fest entschlossen,
Dass ich mein Leben
leb als gottgeweihte Jungfrau!
Der Engel sagte ihr
in allerreinster Klarheit
Die überraschende
und wundervolle Botschaft:
Ich teile, Jungfrau,
dir ein Gottgeheimnis mit:
Heil wurde dir
zuteil für alle Ewigkeit,
Denn wahrlich sag
ich dir, dass dies dein Kindlein wird
Der Sohn des
Höchsten sein, des hocherhabnen Gottes.
Sein Thron im Himmel
steht, des Vaters Thron zur Rechten,
Kein König in der
Welt, der ihm nicht dienen muss,
Kein Kaiser in der
Welt, der ihm nicht Gaben bringt,
Zu Füßen fiele ihm
und ihn anbetete.
Er wird die Lieben
sein mit großer Kraft beschützen,
Jedoch den alten
Feind wird er gefangen nehmen,
Auf Erden ist kein
Ort, wohin er kann entfliehen,
Und unterm Himmel
nichts ihm bietet eine Zuflucht,
Und stürzt er sich
ins Meer, die Strafe ihn ereilt,
Das hohe Himmelreich
verschließt der Heiland ihm.
Er spricht das
Urteil ihm, beschlossen und gesprochen,
Hat ihn beschlossen
in den Feuersee der Hölle.
Und deine Base nun,
die aber unfruchtbar,
Die schon sehr
vorgerückt im hohen Alter ist,
Nun geht sie
schwanger gar mit einem Kind, so edel,
Wie edler keine Frau
eins auf der Welt getragen.
Nichts ist unmöglich
ja, wenn Gott es wirken möchte,
Und keiner
widersteht der Macht von Gottes Wort. -
Ich bin die
Gottesmagd, bin Gottes Eigentum,
So sprach Maria
fromm, es wächst in mir sein Wort.
O Demut, sei
gerühmt, du Ruhm der Heiligen,
Du machtest ja ihr
Wort zur allerbesten Antwort.
Der Gott der
Heiligkeit erwählt sie sich zur Mutter,
Sie nennt sich
Gottesmagd, bereit, ihm ganz zu dienen.
Der Engel wieder
flog gen Himmel zu dem Herrn
Und sagte Gott dem
Herrn die Antwort Sankt Mariens.
DAS JESUS-EPOS
ERSTES BUCH
I
Vor dem Anfange war
allein die Ewige Weisheit,
Und die Ewige
Weisheit war Throngenossin der Gottheit,
Und die Ewige
Weisheit war die dreifaltige Gottheit.
Diese Ewige Weisheit
als der Sinn aller Schöpfung
Ward von Heraklitos
von Ephesos Logos gepriesen
Und von der Stoa
auch Logos genannt und Zeus oder Nous auch,
Diese Ewige Weisheit
ward im Reiche der Mitte
Tao genannt von Lao
Tse und Konfuzius, Mutter.
Diese Ewige Weisheit
ist im Fleische gekommen,
Fleisch geworden in
der seligsten Jungfrau Maria.
Diese ewige Weisheit
war das Leben der Schöpfung,
Diese ewige Weisheit
war die ewige Zoe,
Weltseele, Leben der
Schöpfung, Liebe im Innern des Kosmos.
Dieser Logos, wie
Heraklitos von Ephesos lehrte,
War die Seele der
Seele des Menschen im Innern des Menschen.
Diese ewige Weisheit
war die Herrlichkeit Gottes,
Diese Herrlichkeit
oder strahlende Glorie Gottes
War, wie Mechthild
sagte, der fließende Lichtglanz der Gottheit,
War das Licht, das
den Kosmos erleuchtet, den Menschen erleuchtet,
War nicht wie Buddha
der Erleuchtete, sondern vielmehr noch,
Die Erleuchtung, die
erleuchtende Flamme der Liebe.
Diese ewige Weisheit
war die Schöpferin, alles
Ward von ihr
geschaffen, sie ist die Intelligenzia,
Sie ist die
göttliche Allvernunft, schöpferisch tätig,
Die im reinen Akt
aus dem Nichts die Materie schaffend
Einen Anfang setzte
im Urkeim voll strahlender Kräfte,
Voller Engergien,
die sich gestaltend zum Kosmos
Bildeten Raum und
Zeit und in Entwicklungsepochen
Schließlich den
Menschen als Mann und Frau, als Adam und Eva.
Halleluja, und diese
göttliche Schöpferin Weisheit
Ist in Maria Mensch
geworden: Jesus, mein Thema.
II
Also nun höre mich,
Philothea, meine Geliebte,
Wie ich singe von
Jesus Christus, Gottes Messias!
Wie im Heliand und
wie im Evangelienbuche
Otfrieds, wie im
Messias des seraphischen Klopstock
Will ich singen das
Leben des lieben göttlichen Sohnes,
Wie es berichtet das
Evangelium, alle vier Bücher,
Wie dem heiligen
Lukas von der Kindheit des Meisters
Einst gesungen als
Muse die selige Jungfrau Maria.
Von der Geburt will
ich singen des lieben göttlichen Babys,
Wie es gestillt ward
an den Brüsten der göttlichen Mutter,
Will vom
dreizehnjährigen Kinde erzählen, dem frommen,
Von dem Kinde der
Konfirmation, das die Weisen befragte,
Jesu Leben und
Wunder und die Lehren der Weisheit,
Christi Kreuzweg und
die Kreuzigung unsers Erlösers,
Singen will ich von
den heiligen Frauen am Grabe
Und dem
Auferstandenen, Magdalena begegnend,
Wie er gen Himmel
entrückt ward in der goldenen Wolke
Und den heiligen
Geist gesandt auf die heilige Kirche.
Wenn ich so sagen
darf nach alter Dichtergewohnheit,
Ruf ich die Muse
Urania an, die himmlische Muse,
Wie sie inspirierte
Dante, Milton und Klopstock,
Sing mir, o Muse
Urania, sing mir das Leben von Jesus!
DIE JESUS-GITA
ERSTER GESANG
PRIESTER
Was ist das für ein
Krieg hier der Muslime
Und der Hebräer um
Jerusalem!
Wie waffenstarrend
stehen hier die Völker
Sich unversöhnlich
feindlich gegenüber!
JOURNALIST
Als er sah die Armee
der Islamisten,
Vernahm er Hussain,
der sprach zu Hassan:
O Krieger Gottes,
siehst du die Armee?
Wie groß ist der
Muslime Heeresmacht!
Gewaltig stark ist
Ali mit der Waffe!
Sein Waffenbruder in
dem Krieg ist Memed!
Mohammed ist
Gelehrter im Djihad!
Dort auf der andern
Seite dieser Front,
Da stehen die
Hebräer, Mosche, Dawid,
Jehuda, Simeon und
Benjamin,
Jaakob, Jizak, Levi,
und sie schreien
Zu Zebaoth, wir
schreien zu Allah,
Wir alle sind
gefürchtet böse Krieger,
Denn heilig ist der
Krieg uns und der Terror,
Die orthodoxen Juden
treiben Krieg
Und nennen Palästina
Israel.
Und Josef als ein
Christ kämpft mit den Juden,
Führt die
hebräische Armee im Krieg,
Er, der ein
Deutscher ist, ein Freund der Juden,
Er bläst das
Schofarhorn der Tochter Zion!
Nun aber nenne
weitere der Krieger
Der Islamisten und
der Terroristen,
Die stehen im Djihad
für Gott Allah,
Sieh Medschnun hier,
verwirrt von wildem Wahnsinn,
Wie er die Bomben an
dem Gürtel trägt,
Sieh hier Firhad,
der ist bereit zum Selbstmord,
Zum Märtyrer, um
Huris zu erobern,
Sieh auch Ossama
hier, den bösen Mörder,
Der will die atomare
Bombe haben,
Sieh hier die
Saudis, sie verbrennen Bibeln
Und reißen nieder
Kreuze von den Kirchen.
Allah ist Gott und
Mahom sein Prophet!
Wir werden Syrien,
Irak erobern,
Errichten die
Scharia in Ägypten,
Sind Boko Haram in
Nigeria
Und führen Kriege
gegen Südsudan.
Messias Jesus wird
vom Himmel kommen
Zum Weltgericht und
wird für den Islam
Und seine
Gotteskrieger Kriege führen
Und wird die Juden
und die Christen töten!
Dann herrscht das
Haus des Friedens auf der Erde,
Die Nichtmuslime
stehn im Haus des Krieges!
Doch auch die Juden
hören die Signale
Und hoffen auf den
kommenden Messias,
Dann wird das
Friedensreich auf Erden sein
Und David König
sein in Israel
Und herrschen in der
Stadt Jerusalem,
Dann das Gelobte
Land vom Mittelmeer
Wird reichen über
Gaza bis Ägypten,
Auch Äthiopien
gehört den Juden,
Dann von dem Jordan
und Jordanien
Reicht Israel bis an
den Euphratstrom,
Irak dann und Iran
sind dann gefallen,
In Babylon herrscht
dann der Juden König,
Und Salomo wird
Fürst des Friedens sein.
Jetzt aber Jesus
kommt vom dritten Himmel
Auf einem
Cherub-Wagen aus Kristall
Und wendet lächelnd
sich zum Christen Josef,
Der bläst das
Schofarhorn der Tochter Zion,
Er kündet Israel,
Jerusalem
Und Palästina und
der Araba:
Messias Jesus ist
der Gottessohn,
Er kommt zum
Jüngsten Tag und Weltgericht
Und herrscht dann
tausend Jahre auf der Erde
Mit Sankt Maria,
Königin des Friedens!
Und Jesus blies sehr
laut das Schofarhorn
Und Josef blies sehr
laut das Schofarhorn
Und Mosche blies
sehr laut das Schofarhorn
Und Dawid blies sehr
laut das Schofarhorn
Und Levi blies sehr
laut das Schofarhorn
Und Jakob blies sehr
laut das Schofarhorn
Und Jizak blies sehr
laut das Schofarhorn.
O Herr des Himmels
und der Erde,
Die Söhne Josefs
bliesen auch das Horn.
Und da geschah ein
großes Wunderzeichen,
Da sah man Mehmed
auf dem Kriegsschauplatz,
In seiner Rechten
hielt er das Gewehr,
Um Krieg zu führen
gegen Christ und Jude,
Er rückte gegen
Josef vor, der trug
Die blaue Fahne mit
drei weißen Lilien.
Da sagte Jesus
Christus zu dem Cherub,
Der seinen Wagen aus
Kristall gelenkt:
Nur zu, mein Cherub,
zu der schwarzen Erde,
Dort zwischen diese
streitenden Armeen.
Ich möchte sehen
dort die bösen Krieger,
Die morden wollen,
die sich selbst ermorden,
Ich mach ein Ende
diesem Blutvergießen,
Hier in den Ebenen
von Palästina,
Bekehre die, die
Mohammed gehorchen!
Und Josef betete zum
Herrn (o Jahwe),
Er saß im Wagen
voller Pferdestärke
Und seine beiden
Söhne waren mit ihm:
Und Josef sagte:
Jesus, schau die Menschen,
Großväter sind
sie, Väter sind sie, Onkel,
Sind Brüder und
sind Söhne und sind Enkel,
Sind Vettern, Neffen
und sind Schwiegersöhne,
Sind Patenkinder
oder Pflegesöhne.
Die Menschheit ist
doch eine Weltfamilie,
Wir alle sind die
Kinder Eines Vaters,
Und Araber und Juden
sind doch Brüder!
So innig liebte
Josef seine Feinde,
Sie waren alle ihm
ans Herz gewachsen.
JOSEF
O Jesus, ich will
keinen Krieg mehr führen,
Ich bin so müde all
des Brudermordes.
Wie schwach ist mein
Gebein, ich kann nicht gehen,
Die Zunge mir
vertrocknet an dem Gaumen,
Ein Schauder rieselt
mir durch meine Haut,
Ich bin so voll
Entsetzen, voller Schrecken,
Die Waffe gleitet
mir aus meinen Händen,
Ein Fieber reißt
mir meine Haut in Fetzen,
Das Leben scheint zu
schwer für meine Seele,
Mein schwacher
Menschengeist versinkt in Ohnmacht,
Nichts kann ich tun,
ich sehe nichts als Jammer!
Es ist nicht gut, o
Jesus, dieser Krieg,
Nichts Gutes kommt
von diesem Dritten Weltkrieg.
Ich habe Herrschaft,
Reichtum und Genuss
Erworben, aber bin
voll Traurigkeit.
Was kann der Sieg im
Krieg für Freuden bringen?
Wer könnte
profitieren von dem Mord?
Sag, welche Regel
kann Belohnung finden?
Ist süß das Leben
denn, mit Blut erkauft?
Sieh, die hier
stehen, sind bereit zu sterben,
Wie schön ihr Leben
war und voll Vergnügen,
Großvater, Vater,
Sohn, so voller Kraft,
Die Schwiegerväter
und die Schwiegersöhne,
Die Alten und die
Freunde, voller Kraft.
Soll ich denn
bringen Einem nur den Tod,
Auch wenn sie selbst
versuchen, mich zu töten?
O Jesus, mit der
Waffe schieß ich nicht,
Dass ich die Seelen
in das Jenseits bringe.
Ich will auch nicht
Erfolg auf Erden haben.
Den Feind zu töten,
bin ich nicht geboren.
Ich habe Angst vorm
Dritten Weltkrieg, Jesus.
Und stirbt mein
Feind in diesem bösen Krieg,
So bin ich schuld an
seinem Untergang.
Und meines Feindes
Sünde fällt auf mich.
Ich hasse nicht die
Jünger Mohammeds.
Es kann kein Frieden
kommen aus dem Hass.
Wenn jene nun, von
Zorn und Lust verblendet,
Nicht sehen, dass
sie ihre Brüder morden,
Dass sie die
Auserwählten Gottes töten,
Wie sollte ich so
tun, wie ein Verbrecher?
Ich seh die Schuld,
ich spüre diese Sünden,
O Jesus, der du
liebst die ganze Menschheit!
Denn mit dem Sturz
des Hauses Israel
Wird auch gestürzt
der Juden Frömmigkeit.
Ach, in der Welt der
Ritus wird geschändet,
Zuende ist die wahre
Frömmigkeit,
Gottlosigkeit
herrscht nun in allen Häusern.
Man nimmt nicht
Fraun zum Sakrament der Ehe,
Im Wahnsinn blühen
tolle Leidenschaften
Und die Familien
werden ganz zerstört
Und Frauen treiben
Unzucht mit den Frauen
Und Männer treiben
Unzucht mit den Männern.
Sie schmieden nun an
ihrem eignen Schicksal,
Der Ahnen Seelen
ehrt nun keiner mehr,
Es betet keiner mehr
für seine Ahnen
Und keiner opfert
mehr den Herrnleib auf.
Ich aber singe stets
die Psalmen Davids
Ich aber singe stets
der Kirche Hymnen.
Und wenn wir Brüder,
wenn wir Freunde töten,
Um Macht und
Reichtum in der Welt zu haben,
Was ist das doch für
eine Sünde, Jesus!
Ich will doch lieber
treffen meine Brüder
Und wehrlos ihnen
meinen Busen bieten,
Ich setz mich ihren
scharfen Schüssen aus,
Sie geben böse
Antwort Schuss auf Schuss.
Sprach Josef.
Angesichts der beiden Heere
Ließ er die Waffe
auf die Erde fallen,
Am Herzen krank und
dunkel im Gemüt.
ZWEITER GESANG
JOURNALIST
Dem Mann, von
Mitgefühl und Weh erfüllt,
Getrübt von Tränen,
mutlos, sagte streng
Der Herr im Wagen
seiner Cherubim:
JESUS
Wie hat dich solche
Schwäche überkommen?
Woher die Mühe auf
dem schweren Weg,
Dem Pfad der Tugend?
Mein geliebter Josef,
Bewahre dich vor
Schwäche! Sie beleidigt
Den Namen eines
rechten Gotteskämpfers!
Erwache! Stehe auf,
des Feindes Geißel!
Es ist sehr gut, zu
leben als ein Bettler
Mit denen, die wir
lieben in dem Leben,
Ist besser, als
Geschmack am Blut zu haben
Und schuldbewusst
den Krieg zu überleben.
Gewaltig in der Welt
die Macht des Bösen!
Zu sein der Sieger
oder der Besiegte,
Im Kriege sind sie
alle die Besiegten.
Und die im Kriege
mit uns stehen zornig,
Sie welken wie die
Blätter in dem Herbst.
Ich bin voll
Mitleid, das ist ohne Zweifel,
Gewiss ist mein
Gedanke an den Frieden,
Du bist der Führer
der verehrten Christen,
Du bist der Anwalt
aller Krieges-Opfer.
Ich weiß, was
heilen kann die tiefe Trauer,
Verbannung in den
Seelen und den Sinnen,
Ich bin der
Häuptling aller Völker, bin
Des Friedens Gott
des Himmels und der Erde.
JOURNALIST
Da sagte Josef zu
dem Herrn der Herzen
Und seufzend sagte
er: Ich will nicht kämpfen! -
Er sprach es, statt
das Schweigen zu bewahren.
Zu ihm mit
liebevollem Lächeln Jesus,
Als Josef stand
verzweifelt an den Fronten,
Ihm Jesus sagte dies
in reinen Jamben:
JESUS
Du grämst dich da,
wo ist kein Grund zur Trauer.
Du redest Worte,
denen Weisheit fehlt.
Die weisen Herzens
sind, beklagen nicht
Die Menschen, welche
noch am Leben sind,
Und auch nicht jene,
welche sterben müssen.
Ich bin unsterblich,
du bist auch unsterblich
Und alle
Menschenseelen sind unsterblich,
Sie werden alle da
sein nach dem Tode.
Die leben gut, die
leben auch für immer.
Der Mensch hat
Kindheit, Jugend, Reife, Alter,
Es gibt den Wachstum
und auch das Verwelken.
Das weiß der Weise,
also keine Angst.
Die Seele lebt in
seiner Sinne Leben,
Der Körper ist
gemischt aus Elementen,
Sie leiden
Winterfrost und Sommerhitze,
Sie kennen
Liebesfreuden, Liebeskummer,
Das Leben ist nur
kurz, trag es geduldig.
Als Weiser trage du
des Lebens Leiden.
Die Seele ists, die
deinen Leib bewegt,
Sie bleibe still in
Freuden und in Leiden,
Sie ist unsterblich,
das ists, was sie ist,
Nie hört sie auf,
als Geist zu existieren.
Um diese Wahrheit
einzusehen, Weiser,
Du trenne Akzidenzen
von Substanzen,
Du trenne Zufall von
dem innern Wesen,
Du trenne die Idee
von ihrem Schatten.
Das Leben, Lieber,
das ist unverwüstlich,
Es gibt das Leben,
das in allen lebt.
Jedoch die
Flüchtigkeit der Erdenformen,
Der irdischen
Gestalten ist nicht eins
Mit der Substanz des
ewiglichen Lebens,
Unsterblich ist der
Geist, ist immerwährend,
Die Toten kehren
heim zu ihrem Schöpfer.
So glaube du an die
Unsterblichkeit
Und kämpfe für den
Frieden in der Welt!
Gott ist ein Gott
des Lebens, nicht des Todes,
Gott ist ein Gott
des Friedens, nicht des Krieges,
Gott ist ein Gott
der Ruhe, nicht des Chaos.
Des Menschen Geist
ist eingehaucht von Gott,
Ist aus dem Nichts
erschaffen im Moment,
Da ward der Mensch
im Mutterschoß empfangen,
Gott ist der Herr
des Lebens und des Todes,
Du sollst nicht
töten, ist des Herrn Gebot.
Der Tod ist wie ein
Traum, wie ein Erwachen,
Doch wehe dem, der
einen Menschen tötet!
Der Tod nur scheidet
von dem Leib die Seele,
Der Körper wieder
wird zu Staub zerfallen,
Der Geist der Seele
aber ist unsterblich,
Und auch der Leib
wird einmal auferstehen.
Wenn nun die Seele
sich vom Körper scheidet,
Ist sie die nackte
Seele vor dem Herrn,
Nackt dann erwartet
sie ihr neues Kleid,
Den auferstandnen
Leib aus Himmelslicht.
Ich singe dir die
Hymne nun der Psyche:
Die Psyche wird
ermordet nicht vom Krieg,
Die Flamme kann die
Psyche nicht verbrennen,
Das Wasser kann die
Psyche nicht ertränken,
Der Sturmwind kann
die Psyche nicht verwehen,
Die Erde kann die
Psyche nicht begraben.
Die Psyche ist von
Gott aus Nichts geschaffen
Im Augenblick der
weiblichen Empfängnis,
Der Psyche
Würdigkeit ist unantastbar,
Die Psyche bleibt im
Innern unversehrt,
Die Psyche wird
berührt nicht von der Welt,
Die Psyche ist
unsterblich, sie lebt ewig,
Die Psyche ist in
Gott allgegenwärtig,
Der Psyche Grazie
ist unsichtbar,
Der Psyche Schönheit
unbeschreiblich schön,
Das sagt kein
Philosoph und kein Poet,
So ist die Psyche
nun für dich erklärt.
Was trauerst du? Du
musst nicht traurig sein!
Wie, wenn du siehst,
dass eine Seele scheidet
Aus ihrem Leib und
schwebt zu Gott im Himmel,
Was freust du dich
nicht wie an einem Baby,
Das gottbeseelte,
das geboren ward?
Das Ende der Geburt
ist Bruder Tod,
Des Todes Ende die
Geburt im Himmel.
Die Seele ist
geweiht. Und trauerst du,
Du Friedensstifter
zwischen zweien Heeren,
Und trauerst du um
die Gestorbenen
Als ob die Menschen
nimmer müssten sterben?
Du weißt nicht, wie
der Embryo beseelt wird,
Du weißt nicht, wie
die Seele sich vom Leib trennt,
Ich aber weiß die
Wesen wahrzunehmen.
Warum denn bist du
traurig noch, mein Lieber?
Wie wunderbar, wie
sehnlich zu betrachten,
Wie voller Zweifel
ists, davon zu sprechen,
Wie seltsam für die
Zunge ists zu sagen,
Wie mystisch die
Erkenntnis ist für jeden!
Wie staunt der
Mensch doch über dieses Wunder,
Vorm Sprechen und
vorm Hören ists vollbracht!
Das Leben Gottes ist
in allem Leben.
Verschmäh, zu
leiden wegen dieser Wonne!
Tu du dein Teil nur
in dem Erdenleben,
Gedenk an deinen
Ruhm und an dein Heil!
Nichts besseres kann
je ein Mensch erfahren,
Als für den Frieden
in der Welt zu kämpfen,
Sei Krieger du des
Lichts und kämpfe tapfer,
Bekriege mit den
Waffen du des Heils
Die Mächte und
satanischen Gewalten,
Doch führe keinen
Krieg mit Fleisch und Blut!
Der Tod für dich
ist eine Himmelspforte,
Und meine Mutter ist
die Himmelspforte,
Und Petrus hat
allein den Himmelsschlüssel.
Nun kennst du deine
Pflicht auf Erden und
Den Auftrag,
Friedensstifter hier zu sein.
Soll denn in dieser
Welt die Sünde herrschen?
Und frage nichts
nach Nachruhm in der Welt,
Die kommenden
Geschlechter werden lästern
Den Weisen, wie es
tun die Zeitgenossen.
Sei du bereit, für
deinen Herrn zu sterben
Und treu erfülle
deine Standespflicht!
Die Krieger aber,
die die Kriege lieben,
Die fahren in den
Panzern durch die Welt
Und haben
Panzerfäuste und Kanonen,
Die lästern dich,
weil du den Frieden liebst,
Weil du den Heiland
liebst, den Friedefürsten.
Und welches
Schicksal könnte schlimmer sein:
Zu sterben und
daheim beim Herrn zu sein
Im Himmelreich bei
deinen Lieben, oder
Ein Mörder und ein
Satansknecht zu sein
Und blutig herrschen
über Erdensklaven
Und dann am Ende
nicht zu Himmelsjungfraun
Zu kommen, sondern
in das Höllenfeuer?
Und darum,
Muttersohn, umklammere
Du immer deinen
Herrn und seine Mutter,
Sei stark und mutig
und getrost und kämpfe,
Dass die Kultur des
Todes sich verwandle
In eine Zivilisation
der Liebe!
Und ob du Freude
fühlst und ob du trauerst,
Und ob du leidest
oder triumphierst,
Ob du Erfolg hast
oder Niederlagen,
Du bleibe ewiglich
in meiner Liebe!
So gürte nun die
Lenden des Gemütes,
Du sollst nicht
sündigen, bemühe dich,
So weit geht meine
Rede von dem Krieg.
Nun höre du der
tiefen Weisheit Lehre,
Dass du Erkenntnis
findest, festen Halt,
Wenn du ein Knecht
willst sein voll guter Werke.
Hier ist kein Ende,
was man wirken kann,
Hier wird die junge
Hoffnung dich beflügeln
Auf Schätze in dem
Himmel, Lohn des Herrn.
So fürchte
keinerlei Verlust auf Erden,
Nur deinen Glauben
darfst du nicht verlieren,
Der Glaube dich
befreit von Todesfurcht,
Der Glaube dich
erlöst von Höllenängsten.
Hier, Ruhm der
Dichtkunst, geb ich eine Regel,
Die Seelen folgen
ewigen Gesetzen,
Die Seele folgt
Geboten felsenfest.
Doch fadenscheinig
ist der Toren Rede,
Wenn falsch sie von
den Paulusbriefen reden
Und sagen: Gnade
wird allein uns retten
Und gute Werke sind
nur Nichtigkeit. -
Zwar suchen sie die
Wahrheit, schwach im Geist,
Sie reden von der
Nichtigkeit der Werke,
Die Männer, welche
vielen gläubig scheinen,
Die da den Glauben
von den Werken trennen
Und auch verkünden
einen falschen Glauben.
Verdienste muss der
Gläubige sich sammeln,
Verdienste sammeln
durch Geduld im Leiden,
Muss tragen
liebevoll das eigne Kreuz
Und Sühne leisten
für die vielen Sünden.
Die Gnade ist nicht
ganz allein genug,
Als ob der Mensch
nicht Willensfreiheit hätte,
Ein wahres Wort ist
der Primat der Gnade,
Die Gnade inspiriert
des Frommen Werke.
Zeig du mir deinen
Glauben ohne Werke,
Ich zeig dir meinen
Glauben durch die Werke.
Doch kann man sich
die Gnade nicht erkaufen,
Die Gnade ist
Geschenk des Geistes Gottes,
Der Glaube selbst
ist ein Geschenk der Gnade,
Berufen aber ist der
freie Wille
Des Menschen, Gottes
Gnade anzunehmen
Und Mitarbeiter mit
dem Geist zu sein.
Der Glaube muss in
Liebe tätig sein,
Nach seinen Werken
wird der Mensch gerichtet.
Ob körperlich, ob
geistig sind die Werke,
Du tu die Werke der
Barmherzigkeit.
Du nähre Kinder,
welche hungrig sind,
Besuche du die
krebserkrankten Frauen,
Die Sterbenden
begleite im Gebet,
Nimm Flüchtlinge in
deiner Heimat auf,
Hab Trost für alte
Fraun, die einsam sind,
Belehre die, die
nicht die Wahrheit kennen,
Ertrag geduldig die
mit harten Herzen
Und bete für die
Lebenden ums Heil
Und bleibe in
Kontakt mit deinen Toten.
So sei aktiv und tue
deine Arbeit,
Sei Bibellehrer für
die Geistesarmen,
Sei Pädagoge für
die Vaterlosen,
Sei Philosoph und
lehre von der Weisheit,
Sei ein Prophet und
ein Poet vor Gott!
Es ist nicht
wichtig, ob die Werke groß sind,
Nur wichtig ist,
dass groß die Liebe ist,
Dass du aus
Gottesliebe tust die Werke.
Und wenn du Dichter
bist und Philosoph,
Tu deine Arbeit als
Apostel treu
Und suche nicht
Applaus und Ruhm der Welt,
Und wenn du
christliche Poeme schreibst,
So schreibe du für
die geliebten Toten
Und suche nur den
Lorbeerkranz von Gott.
Das Werk der Karitas
ist wahrer Glaube.
Doch sollst du nicht
begierig sein nach Lohn.
Empfange meine
Liebe, leb in ihr,
Dich liebt dein Gott
und Herr, der Vater Jahwe,
Der Geist gießt
seine Liebe in dein Herz
Und breitet sie in
deinem Herzen aus.
Sei nicht wie ein
Kanal, der teilnahmslos
Die Liebe Gottes
allen weiter gibt,
Dein Herz sei wie
ein Kelch, der wird gefüllt
Bis zu dem höchsten
Rand mit Gottes Liebe
Und überfließend
weiter sich verströmt.
Behalte Gottes Liebe
nicht für dich,
Des Jordan Quellen
auf dem Berge Hermon,
Sie fließen in den
See Tiberias,
Der gibt das Wasser
weiter in den Jordan,
Und darum ist der
See von Galiläa
Voll
hundertdreiundfünfzig Arten Fische,
Jedoch der Jordan in
dem Toten Meer
Sein Ende findet,
strömt nicht weiter fort,
Das Tote Meer das
Wasser gibt nicht weiter,
Und darum ist das
Tote Meer ein totes Wasser.
Mit deiner Liebe zu
den Nächsten liebe
Den Schöpfer,
dessen Ebenbild der Mensch ist,
Du liebe Gott, weil
Gott die Gottheit ist,
Du lieb den Herrn,
weil Gott die Liebe ist
Und suche nicht
allein des Herrn Geschenke.
Wie Mose geh ins
Offenbarungszelt
Und meditiere über
Gottes Wort
Und kontemplierend
ruhe du im Geist.
Und dann wie Mose
trete aus dem Zelt
Und bring die
Herrlichkeit des Herrn dem Volk.
So aus dem
kontemplierenden Gebet
Erwächst die
heilige Aktion der Liebe.
Gott schreibt ja
einen Liebesbrief der Welt,
Sei du der Stift in
Gottes Dichterhänden.
Sei du ein Werkzeug
Gottes für den Frieden
Und suche nicht,
dass dich die Menschen lieben,
Genug sei dir die
Liebe deines Gottes,
Du suche nur, die
Menschen gut zu lieben.
Und suche nicht,
dass du getröstet wirst,
Genug ist dir der
Trost der Mutter Gottes,
Du suche, dass du
gut die Armen tröstest.
JOSEF
Was ist das Zeichen
eines Menschen, der
Geübt im
kontemplierenden Gebet?
Muss er die Augen
schließen, Hände falten?
Lebt er in Muße nur
und Seelenruhe?
Entflieht er dieser
Welt in frommer Weltflucht?
JESUS
Schau auf dem Karmel
doch die Eremiten,
Wie frei sie sind
von menschlichen Gefühlen.
Ob sich die Seele
Gott-verlassen fühlt,
Gerade dann ist ihr
der Herr am nächsten.
Und ob du tanzt und
Halleluja singst,
Kannst du ein Narr
doch sein in der Gemeinde.
Ein Wüstenvater
lehrte seinen Schüler:
Geh zu dem Brunnen,
ist das Wasser still?
Da warf er einen
Stein in diesen Brunnen,
Da war das Wasser
aufgewühlt und schlammig.
Siehst du dein
Angesicht im Wasserspiegel?
Doch warte eine Zeit
und komm dann wieder,
Der Schlamm gesunken
ist zum Brunnengrund,
Der Wasserspiegel
ist nun klar und heiter,
Nun kannst du sehn
dein Angesicht im Spiegel.
Ich glaube, du
verstehst des Abbas Lehre.
Wer übt das
kontemplierende Gebet,
Der ist auch in der
Seele dunklen Nacht
Erfüllt von Freude
auf dem Seelengipfel.
Das beste Zeichen
eines Auserwählten
Ist seine Liebe zu
dem eignen Kreuz.
Der Auserwählte
töte ab sein Ego,
Er wird gedemütigt,
so lernt er Demut,
Der Stolz ist doch
die Wurzel aller Laster.
Der Auserwählte
streitet mit dem Fleisch,
Nicht ein Somatiker
und Psychiker
Ist der Erwählte,
nein, Pneumatiker.
Der Auserwählte
flieht die eitle Welt,
Ist unbeeinflusst
von dem Geist der Zeit.
Der Auserwählte
streitet mit dem Teufel,
Im täglichen Gebet
des Rosenkranzes
Er weiht der Frau
sich, die zertritt die Schlange.
Der Auserwählte
fleht um Gottes Weisheit,
Nicht um die stolze
Weisheit dieser Welt,
Nicht um die
Weisheit eitler Sinnlichkeit,
Nicht um okkulte
Weisheit der Dämonen.
Der Auserwählte übt
die Selbstbeherrschung,
Er folgt nicht den
Instinkten und den Launen,
In Keuschheit
reguliert er seine Triebe,
Regiert durch seinen
Geist die Leidenschaften.
Doch sind die
Leidenschaften gut geordnet,
So sind sie ein
Motor für Lebenskraft.
Denn nicht die
Apathie der Stoiker
Dein Ideal sei,
sondern Gottes Friede.
O Sohn Mariens! Denk
an deine Jugend,
Da du der
Leidenschaft der Sinnlichkeit
Gefolgt und lebtest
in Gewissensskrupeln
Und warst zerrissen
zwischen Geist und Fleisch.
Mit meiner Mutter
bin ich dir erschienen,
Du lagest in totaler
Prostration
Vor mir und hast
mich heilig angebetet,
Und ich erlöste
dich von deinem Fleisch.
So sei du frei nun
von der Augenlust
Und frei auch von
der Lust an dieser Welt
Und sei du frei von
aller Fleischeslust
Und von der Sucht
nach irdischen Genüssen
Und habe deine Lust
an Gott dem Herrn,
Denn Gott spricht:
Mensch, ich habe Lust an dir!
Und denke an den
Sommer deines Lebens,
Als du in
jugendlicher Torheit branntest
In feuriger Passion
um eine Frau,
Der zweimal sieben
Jahre du gedient
Und sie verwechselt
hast mit deinem Gott,
Wie du da allen
Frieden ganz verloren
Und weltlich traurig
warst und immer weintest,
Wie du zu allen
Heiligen gefleht,
Dass du Erlösung
findest von der Liebe,
Und wie dann
Jahwe-Rapha, Gott, dein Arzt,
Dir Herzensfrieden
gab und Seelenruhe
Und große Milde
stiller Altersweisheit.
Nun will ich etwas
dich vom Willen lehren,
Nicht von dem
Lebenswillen Schopenhauers,
Nicht von des
Übermenschen Willen Nietzsches,
Nein, deinen eignen
Lebens-Willen sollst
Du unterwerfen
Gottes Liebeswillen
Und deinen Willen
mit dem Willen Gottes
Vereinigen in einem
Akt der Liebe,
Dein Wille sei ganz
eins mit Gottes Willen,
Denn über der
Vereinigung der Willen
Die Einheit steht,
es gibt nur Gottes Willen.
Der Wille Gottes ist
die Liebe Gottes.
Wie du in der
Commedia Divina
Gesehen hast, der
Weg zu Gott dem Herrn
Geht über eine Zeit
der Reinigung
Und dann durch eine
Phase der Erleuchtung
Und dann zur Stunde
der Vereinigung.
Durch Hölle,
Fegefeuer, Paradies
Der Weg führt dich
hinan zu Gottes Liebe.
Du wirst dich wohl
erinnern noch an jene
Saison im Totenreich
der Höllenängste,
Da Satan dich
gequält und seine Ratten,
Und du erinnerst
dich noch an die Jahre
Im Fegefeuer deiner
Sinnlichkeit,
Da du gebrannt hast
in der Sehnsucht Weißglut,
Nun will dich meine
liebe Mutter führen
Den Weg der inneren
Gefangenschaft
Und absoluter
Menscheneinsamkeit
Und mystischer
Vereinigung mit ihr,
Dem Sakrament der
Mutterliebe Gottes.
Der Ozean der
Allbarmherzigkeit
Erwartet dich, das
Meer der Liebe Gottes,
Da badest du mit
allen Gnaden Gottes,
Da wirst du wie ein
Tropfen sein des Wassers,
Der in den Wein
gemischt wird in den Kelch,
Und wirst ein Gott
aus reiner Gnade werden
Und Gott sein in der
göttlichen Natur!
DRITTER GESANG
JOSEF
Vom Meditieren und
vom Kontemplieren
Hast du gesprochen
und von guten Werken.
Ist besser denn ein
frommer Müßiggang,
O Jesus, oder ist
die Arbeit besser?
Und ist die Arbeit
nicht ein Fluch von Eden,
Dass Adam in des
Angesichtes Schweiß
Soll seine Arbeit
tun, jedoch der Acker
Bringt Dornen nur
und Nesseln nur hervor?
JESUS
Zwei Herrinnen hab
ich dir zugewiesen,
Den beiden Frauen
sollst du dienen treu.
Die eine, Sapientia
Divina,
Sie will dein
Studium und dein Gebet,
Sie lehrt dich
Mystik, Weisheit, Poesie.
Die andere ist
Caritas Divina,
Sie schickt dich aus
dem Hause in die Welt,
Die Werke der
Barmherzigkeit zu tun.
Wie Jakob Israel,
der Patriarch,
Zwei Ehefrauen hatte
in dem Haus,
So will ich dich
zwei Frauen auch vermählen,
Der Caritas, der
Sapientia.
Doch ich erinnre
dich an jene Zeit,
Da du dich schon zum
Zölibat entschieden,
Weil ich zu einer
Jungfrau dich berufen,
Du hattest dein
Gelübde abgelegt,
Zu leben ehelos fürs
Himmelreich,
Doch überfiel
Begier-Besessenheit
Dein Fleisch, du
dachtest nur an Frauenkörper
Und die Vereinigung
von Glied und Scheide,
Da war ein Weib dir
nichts als Brust und Schoß
Und ewig lockte dich
das Weib hinab,
Du schautest
Ehefrauen lüstern an
Und brachest oft die
Ehe in Gedanken.
Zu einem Wüstenvater
sprach sein Schüler,
Dass er sich sehnt
nach Lust und Frauenliebe.
Der Wüstenvater
sagte zu dem Schüler:
Du modelliere dir
aus Ton ein Weib,
So schön wie einst
die Griechen Venus formten,
Dann denke dir, du
nimmst sie dir zur Frau.
Und wie natürlich
ist, wird sie gebären,
So modelliere dir
zwei Kinder auch
Und mal dir das
Familienleben aus:
Am Morgen hast du
keine Zeit zum Beten,
Am Tage musst du
dann zur Arbeit gehen,
Musst mit den
Kindern Schulaufgaben üben,
In Urlaub fahren
dann mit der Familie,
Die Frau will nicht
im selben Bett mit dir
Mehr schlafen, weil
sie sehr dein Schnarchen steht,
Du sehnst mit
vierzig dich nach deinem Alter,
Wo groß die Kinder
und schon aus dem Haus sind
Und wo du nicht mehr
zu der Arbeit musst
Und endlich wieder
Bibel lesen kannst.
Mein Sohn, ists das,
was du mit Lust begehrst?
Da war der Schüler
von der Lust geheilt
Und freute wieder
sich am Zölibat.
Jetzt aber will ich
von der Arbeit reden.
Im Alten Testament
wird Gott der Schöpfer
In seinem
Schöpfungswerke dargestellt
Als Arbeiter, sechs
Tage wirkte er,
Am siebten Tage von
der Arbeit ruhend.
Werkmeisterin, die
schöpferische Weisheit,
Werkmeisterin und
eine Architektin,
Baumeisterin, die
baute diesen Kosmos,
Das gibt es nicht in
andern Religionen.
Denn Brahma,
Schöpfergott der Hinduisten,
Er träumt die Welt,
die Welt ist nur sein Traum,
Der Gott der Inder
schafft die Welt im Tanz,
Er schafft die Welt,
indem er Flöte spielt.
Die Philosophen
Griechenlands erklärten
Den Philosophen nur
zum wahren Menschen,
Wenn diskutierend er
spazieren geht
Am Markte oder in
den Säulenhallen
Und in dem schönen
Garten der Hetäre,
Doch Arbeit war ein
Werk für Sklaven nur,
Und Sklaven hatten
keine Menschenrechte.
Die Griechen kannten
nur den Fluch der Arbeit,
Das Werk des
Sisyphos, das sinnlos ist,
Wie täglich scheint
die Mühsal einer Hausfrau.
Die Katholiken ehren
sehr die Arbeit,
Der Männer und der
Frauen Alltags-Arbeit,
Die kann getan sein
zu der Ehre Gottes,
So kann man Liebe
bringen in die Welt.
Es gibt ein Recht
auf Arbeit. Und die Arbeit
Entfaltet
schöpferisch die Menschenwürde,
Die Handarbeit, die
Geistestätigkeit,
Die wird getan
allein zu Gottes Ehre,
Wie hoch auf
Spaniens Kathedralen ward
Gebildet die
Skulptur zu Gottes Ehre,
Die von der Straße
nicht gesehen wird,
Kein Mensch weiß
etwas von des Künstlers Werk,
Der Künstler
bildete für Gott allein.
Am Morgen bringe du
dein Opfer dar,
Vereint mit meiner
Kreuzigung, dem Opfer
Der Messe, da wir
zwei auf dem Altar
Uns opfern auf dem
Vater in dem Himmel,
Vereine du mit
meinem Kreuzesopfer
Dein Kreuz, dass du
im Alltag tragen musst,
Empfange von der
Liturgie die Weisung,
Was heute von dir
fordert Gott der Herr,
Dann geh und trag
die Kommunion hinaus
Und leb die Messe in
des Alltags Arbeit.
Und so wird deine
Arbeit zum Gebet,
Ob mit den Händen
oder mit dem Geist
Du deine Arbeit
tust, die dir bestimmt,
Sie ist dein Kreuz,
sie ist dein Sühneopfer.
Wenn du die Messe
lebst in deiner Arbeit
Und lebst im Opfer,
gibst dem Herrn dich hin,
Wirst du zu einem
Miterlöser werden,
Wie meine Mutter
Miterlöserin
Und Mittlerin der
Gnaden Gottes ist,
Und kannst
verstockte Sünder so bekehren
Und Arme Seelen aus
dem Fegefeuer
Befreien durch dein
Opfer und Gebet.
Ich zeigte dir die
Mutter von Kalkutta,
Teresa, die die
wahre Kali ist,
Wie Katholiken sagen
in Kalkutta.
Bevor sie ging zum
Werk der Nächstenliebe,
Blieb lange sie
allein, mich anzubeten,
Vorm Allerheiligsten
im Tabernakel
Und opferte sich auf
und gab sich hin.
Und eine junge
Schwester fragte sie:
O Mutter, groß ist
in der Welt die Not,
Die Arbeit groß und
kurz nur unsre Zeit,
Ob wir da nicht die
Zeit verkürzen sollten,
Da knieen wir, um
ruhig anzubeten?
Statt einer Stunde,
eine halbe Stunde
Wär doch genug, um
Jesus anzubeten?
Und Mutter sprach:
Ich denke drüber nach.
Am nächsten Tag
sprach sie zur jungen Schwester:
Die Not ist groß,
und große Arbeit wartet,
Und darum brauchen
wir den Herrn noch mehr,
Zwei Stunden nehmen
wir uns nun zum Beten. -
Ich will noch weiter
von der Arbeit sprechen.
Sophia heißt auf
griechisch ja die Weisheit,
Ursprünglich war
des Zimmermanns Geschick
Sophia. Und mein
Pflegevater Josef
War Zimmermann, ein
Architekt und Tischler.
Der erste Mai ist ja
der Tag der Arbeit,
Der erste Mai ist
auch der Tag von Josef
Dem Zimmermann, der
mich als Kind gelehrt,
Das Holz zu lieben
und auch schön zu schnitzen,
So war ich meines
Pflegevaters Lehrling
Und tat die Arbeit
auch des Zimmermannes.
Nicht saß ich
dreißig Jahre meditierend
Im Schatten eines
Feigenbaums wie Buddha,
Ich habe dreißig
Jahre still gelebt
Im Schoß der
Heiligen Familie und
Getan die Arbeit
eines Zimmermannes.
Und als ich meine
Jünger dann berufen,
Da rief ich Männer,
die die Arbeit kannten,
Mit praktischem
Geschick und Kenntnis, Fischer.
So habe ich die
Arbeit selbst geheiligt
Und auch geheiligt
das Familienleben,
In meiner Mutter
alle Mutterschaft,
Im Pflegevater alle
Vaterschaft,
Und in mir selbst
die Kindheit und die Jugend.
Nun gibt es eine
falsche Arbeitslehre,
Die Lehre ist der
Philosophen Marx
Und Engels, dass die
Arbeit erst den Affen
Zum Menschen machte,
dass die Arbeit ist
Des Menschen
Schöpfer und Erlöser auch,
Indem die Klasse der
Proleten siegt
Und Arbeit alles
wird in allem sein
Und durch den
revolutionären Hass
Der auserwählten
Klasse wird auf Erden
Das Paradies der
Arbeiter und Bauern
Errichtet, aber
Religion und Glaube
An Gott sind Opium
nur für das Volk,
Den Himmel
überlassen sie den Spatzen,
Auf Erden wollen sie
die Zuckererbsen.
Da wird mit einem
falschen Mystizismus
Der Welt gelehrt des
Pauperismus Lehre,
Das gut der Mensch
der Arbeit, aber böse
Die Menschen des
privaten Eigentums,
Die haben nicht das
Menschenrecht aufs Leben.
Infolge dieser Lehre
sind gekommen
Die Antichristen
Lenin, Stalin, Mao,
Pol Pot und Ho
Chi-Minh und Ché Guevarra.
Das war die Diktatur
des Atheismus,
Da ward die
Christenheit zur Marterzeugin.
So hüte du dich vor
dem Kommunismus,
Vermische nie des
Christentumes Wahrheit
Mit einem
christlichen Marxismus, Lüge
Ist das und eine
falsche Prophetie,
Der auch Ernesto
Cardenal erlegen.
Erkenne deine
Pflicht und tu sie täglich,
Erfülle treu nur
deine Standespflicht
Und achte nicht auf
den Applaus der Menschen,
Du suche nichts als
Gottes Wohlgefallen,
Denn wenn der Herr
mit dir zufrieden ist,
Was schert es dich,
ob Menschen dich verlästern?
Schreibst du
Gedichte, nun, so schreib sie gut
Und sammle
Sonnenstrahlen für den Winter,
Und wenn du Poesie
schaffst über Mythen,
Besinge du das
Samenkorn der Wahrheit,
Von dem die weisen
Kirchenväter sprachen,
Und wenn du schaffen
willst dein Frauenlob,
So schreib von Hoher
Minne der Madonna,
Denn dies dein Werk
gefällt Jehova gut.
JOSEF
Was aber tut der
seelisch Kranke, Jesus,
Der nur noch träumen
kann von schönen Mädchen,
Allweiblichkeit
scheint ihm das Universum,
Und er vermag nicht
mehr zu unterscheiden,
Wer die Geliebte ist
und wer Maria,
Weltseele wer und
wer die Mutter-Gottheit?
JESUS
Cupido ists, der
Götze der Begierde!
Der Mann in seiner
sexuellen Kraft,
Er betet an die
sexuelle Frau,
Die Sexualität wird
seine Gottheit!
Das ist der Heiden
alter Phallus-Gott,
Das ist der
Thyrsos-Stab des alten Bacchus,
Das ist der Hammer
auch des alten Thor,
Das ist die
Lingam-Säule auch des Shiva,
Das ist die alte
Göttin Vulva auch,
Der man in Indien
gebaut die Tempel.
Der Göttin Vulva
dienten Tempelhuren,
Der Sex von Mann und
Frau war Gottesdienst.
So folgtest du auch
einst der Aphrodite,
Weil Botticelli sie
so schön gemalt,
Praxiteles die
Knidia geformt.
Du hast sogar
gebetet zu der Göttin.
Dann aber hattest du
die Lichterscheinung
Des Christus nach
dem Tode deiner Oma,
Und Gott hat dir die
Hagia Sophia
Geoffenbart, wie
Jakob Böhme lehrte,
Der Bibel Göttin
Hagia Sophia.
Die Gottheit sprach
zu dir durch den Propheten
Hosea, der mit Gomer
war verlobt:
Du wirst mich nicht
mehr Göttin Venus nennen,
Ich rotte aus den
Namen der Astarten,
Du wirst mich Hagia
Sophia nennen,
Du wirst mich nicht
mehr deine Herrin nennen,
Du nennst mich deine
mystische Gemahlin. -
So unter Hagia
Sophias Fahne
Du nun marschierst
im Kriege mit dem Teufel,
Kehr nicht zurück
zu Aphrodites Banner!
VIERTER GESANG
JESUS
Wie sich die Seele
mit dem Herrn vereinigt
In einer mystischen
Union und Ehe,
Das lehrte ich vor
allem Karmeliter.
So der Prophet Elias
und Elischa auch,
Die waren Meister
mystischen Gebets.
Von ihnen stammten
ab die Eremiten,
Die betend auf dem
Berge Karmel lebten
Und weihten Unsrer
Frauen ihre Höhlen.
Die Eremiten von dem
Berge Karmel
Sind ausgewandert
nach Europa dann,
Wo Unsre Frau
erschien dem Simon Stock
Und reichte ihm das
braune Skapulier,
Das du auch stets
auf deinem Leibe trägst.
Teresa dann von
Avila in Spanien
Den Karmel
reformierte, und sie lehrte
Das innerliche Beten
mit dem Herzen,
Johannes von dem
Kreuz sang den Gesang
Der Hochzeit
Sulamiths mit Salomo.
Therese von Lisieux,
die kleine Blume,
Den kleinen Weg der
Gotteskindschaft lehrte,
Die Liebe zu dem
kleinen Jesuskind,
Die Mystik von den
Sühneopferleiden.
Elisabetha von Dijon
dann lehrte,
Den Himmel in dem
Herzen schon zu haben,
Die Allerheiligste
Dreifaltigkeit
Zu haben in dem
innern Herzenstempel,
Teresa Benedikta von
dem Kreuze,
Die weise Edith
Stein, hat dich belehrt
In Weisheit und in
Kreuzeswissenschaft.
Solch eine
Zeugen-Wolke ist um dich,
Du bete stets zu
deinen Heiligen.
JOSEF
Wir feiern jedes
Jahr die schöne Weihnacht,
Wir singen Josef und
Maria und
Das blondgelockte
Jesuskind im Stroh,
Doch sagtest du
dereinst, o Jesus Christus:
Eh Vater Abraham
geboren wurde,
Bin ich gewesen. -
Narren nun behaupten,
Dass du in einer
Seelenwanderung
Und Reinkarnation
schon oft gekommen,
Du warest Buddha,
warest Zarathustra,
Du warst der
Hohepriester Melchisedek.
Doch gibt es keine
Seelenwanderung
Und Reinkarnation,
ein Leben nur,
Wie Paulus sagt, und
dann kommt das Gericht.
JESUS
Am Anfang war der
Logos, war bei Gott,
Ein Gott der Logos,
ist der Gott vom Gott,
Der wahre Gott vom
wahren Gott, das Licht
Vom Licht. Und vor
dem Anbeginn der Schöpfung
Der Logos war der
Sohn, eins mit dem Vater,
Vereinigt beide in
dem Geist der Liebe.
Schon Heraklit von
Ephesos erkannte
Den Logos als das
Ewige in all
Dem Werden und
Vergehen der Natur,
Er sprach, dass
dieser Logos innen wohne
Im Seelengrund des
Menschen. Und die Stoa
Verehrte auch den
Logos als Vernunft,
Als Allvernunft im
Innern der Natur
Und in dem inneren
der Seele auch,
Der Weise, der gemäß
dem Logos lebe,
Der lebe glücklich
in Vernunft und Tugend.
Und diese göttliche
Vernunft, die Nous
Genannt ward oder
Zeus, genannt ward Logos,
Bin ich und bin als
Mensch mit Fleisch und Blut
Und Seelengeist und
Gottheit einst geboren
Zur Zeit Augustus‘
von der Jungfrau-Mutter
Maria, welche vor
und in und nach
Der göttlichen
Geburt intakt geblieben,
Die Gottgebärerin,
die Gottesmutter!
Dir aber habe ich
mich offenbart
Als Hagia Sophia,
Gottes Weisheit.
Das Urbild der
Verehrer der Sophia
Ist Salomo, der
weise Friedenskönig,
Auch Baruch oder
Jesus Sirach liebten
Die Hagia Sophia und
Maria,
Auch Paulus war
Verehrer der Sophia
Und Philon auch von
Alexandrien
Und Augustinus und
Boethius
Und Dante auch in
der Commedia
Und Heinrich Seuse
und die Hildegard
Und Jakob Böhme
auch und Sankt Grignion
Und Gottfried Arnold
auch und Franz von Baader
Und Solowjew und
Bulgakow und du!
Und ich bin diese
Hagia Sophia!
Doch hab ich dir die
Liebe auch gezeigt
Und die Vision von
Hildegard von Bingen
Der Magna Mater
Caritas Divina,
Die lag im breiten
Ehebette Gottes,
Der Magna Mater
Caritas Divina,
Die trug den
eingebornen Sohn am Busen,
Die hält die Welt
im Innersten zusammen!
Und die Mission der
Caritas Divina
Hab ich gezeigt dir
in Teresa, in
Der Großen Mutter
Kali von Kalkutta,
Und als du
Waisenkindern Vater warst,
Als du der Witwe
warst ein Ehemann,
Da liebte Gott dich
mehr als deine Mutter!
Einst lehrte dich
ein Missionar aus China,
Ich meine Hudson
Taylor mit dem Zopf:
Du bete, als ob
alles einzig abhängt
Von deinem starken
inneren Gebet,
Und dann tu deine
Arbeit, als ob alles
Von deiner Arbeit
abhängt ganz allein.
Denn tot ist Glaube
ohne Liebestaten.
Du sollst nicht nur
mit schönen Worten lieben,
Bist du auch
inspirierter Minnesänger,
Des Worts Verehrer,
du verachte Wörter,
Die nichts als
Wörter sind, lieb in der Tat!
Und wenn du als ein
Hoher Minnesänger
Der Dame dichtest
goldne Schmeichelei
Und sie Madonna
nennst und Himmelsgöttin,
Dann pass du auch
auf ihre Hunde auf,
Dann gib du ihren
Kindern auch zu essen,
Dann rate ihr bei
irdischen Problemen,
Dann halte ihr die
Hand im Sterbebett!
Von deiner inneren
Zerrissenheit
Ich habe dich erlöst
und eingetaucht
In eine tiefe
Apathie und Ruhe
Der Seele und den
Frieden dir geschenkt,
Zuerst den Frieden
mit dem Vater Jahwe,
Dann deinen
innerlichen Herzensfrieden,
Der Frieden mit der
Mutter und der Freundin,
Der Frieden mit der
ganzen Christenheit,
Den Frieden mit den
Völkern dieser Erde,
Und auch, soweit es
nur an dir gelegen,
Die Frieden auch mit
allen deinen Feinden.
So lehrte dich die
Königin des Friedens,
Und wenn du unter
ihrem Mantel bist
Und ruhst als Kind
an ihrem Mutterbusen,
Als Bräutigam am
Unbefleckten Herzen,
Dann hast du
innerliche Ruhe auch,
Wenn draußen in der
Welt der Sturmwind bläst,
Die Meere beben und
die Erde bebt,
Vulkane brechen aus,
Kometen stürzen!
Dann ist in dir die
Seelenruhe stärker
Und überwindet alle
Schicksalsschläge,
Wie dich die Hagia
Sophia lehrte
Durch ihren
Philosophen Seneca.
Du bleib nur immer
treu dem Corpus Christi!
Du weißt, im
Sakramente des Altares
Sind Leib und Blut
und Seele und die Gottheit
Des Christus
wesentlich und wirklich da,
Da kniee du in
meiner Gegenwart
Und bet mich an als
deinen Herrn und Gott
Und höre auf mein
aktuelles Wort
Im Evangelium und in
der Predigt
Und dann empfange
mich mit deinem Mund
Und werde, was da
bist, ein Andrer Christus!
Askese lass dir
nicht zuwider sein,
Beherrsche du dein
Leben der Gefühle,
Lass dich von deinen
Launen nicht beherrschen,
Sei freundlich
allezeit zu jedermann
Und achte allzeit
die Person des Nächsten,
Benutze keinen
Menschen nur als Mittel
Und kränke keinen
Menschen durch dein Wort,
Drum zügle deine
Zunge in dem Mund,
Und rede über
keinen Menschen schlecht,
Und deine Feinde
sollst du nicht verfluchen.
Und strebe nicht
nach Glück in dieser Welt,
Lass nicht die Lust
dein höchstes Streben sein,
Verachte Mammon, mit
dem Geld tu Gutes.
Auch sollst du nicht
die Obrigkeit verlästern,
Sei nicht im Bund
mit Revolutionären,
Denn niemand wird
durch Mammons Gnade selig.
Und achte, was den
Menschen heilig ist,
Und dränge deinen
Glauben keinem auf.
Nun will ich von den
wahren Werten reden,
Ich zeige dir die
Werte-Pyramide.
Der Mensch will
leben, reine Lüfte atmen,
Will sich ernähren,
reines Wasser trinken,
Gesundes Brot
verzehren und Gemüse
Und Fleisch, das
chemisch nicht vergiftet ist,
Der Mensch begehrt,
sich liebend fortzupflanzen
Und sexuelle Freuden
zu genießen.
Dann will der Mensch
gesellig sein, nicht einsam,
Will Kinder haben
und will Freunde haben
Und leben in der
kirchlichen Gemeinschaft,
Die Heimat ehren und
das Vaterland,
Die Pflicht tun als
ein Bürger seines Staates.
Dann will der Mensch
die Schönheit auch genießen,
Des Gartens
Schönheit oder der Musik,
Der Frauen Schönheit
und der Poesie
Und wohnen auch in
schönen Häusern und
Der ganzen Schöpfung
Herrlichkeit genießen.
Dann will der Mensch
den Geist befriedigen,
Er ehrt die
Wissenschaft, er ehrt die Weisheit,
Die Weisheit aller
Alten, aller Völker,
Er strebt nach
Bildung und nach Welterkenntnis.
Der höchste Wert,
nach dem die Menschen streben,
Das ist die
Heiligkeit, die Gottesliebe.
Erst auf der
Werte-Pyramide Gipfel,
Beim Streben nach
der Heiligkeit vor Gott,
Erst da vollendet
sich das Menschenbild.
Denn höher als das
Glück steh dir das Kreuz,
Das Kreuz allein sei
einzig deine Hoffnung.
Ich lad dich ein zum
Sühneopferleiden,
Du leidest mit an
der Passion des Herrn,
Du bist wie ich zu
Tode tief betrübt,
Du bist wie ich vom
Freundeskreis verlassen,
Du bist wie ich von
deinem Gott verlassen,
Du fährst wie ich
hinunter in die Hölle!
Und das ist dein
Martyrium, das weiße,
Für alle deine
Sünden tust du Buße
Und rettest so
verstockte Sünder und
Befreist die Toten
aus dem Fegefeuer
Und leistest Sühne
für die Kränkungen,
Mit denen
Protestanten meine Mutter
Beleidigen und mich
in meiner Mutter,
Und stellvertretend
für das deutsche Volk
Preist du die
Makellose Mutter Gottes!
Der Vater in den
Himmeln ist dein Jahwe,
Der schaut mit
Wohlgefallen auf dein Opfer,
Er sieht in dir den
Gottessohn am Kreuz,
Den lieben Sohn, des
Vaters Wohlgefallen.
So habe ich die
Wahrheit dich gelehrt,
Die absolute und
katholische,
Die allumfassende,
die Wahrheit Gottes.
Es gibt nur einen
wahren Gott im Himmel,
Die Allerheiligste
Dreifaltigkeit,
Es gibt nur einen
offenbarten Glauben,
Das ist das
apostolische Bekenntnis,
Es gibt nur eine
wahre Kirche, ja,
Sie heißt Ecclesia
catholica.
So strebe nach der
Wahrheit, nach der Weisheit,
Die Weisheit wird
befreien dich von allen
Irrlehren oder
Ideologien,
Den Sieg im Kampfe
mit den Häresien
Hab ich der
Gottesmutter übergeben.
Maria sei dir
Lehrerin der Weisheit,
Vermittlerin,
Versöhnerin der Weisheit,
Maria sedes
sapientiae!
Und wenn dich
Zweifel plagen, mein Geliebter,
Vertraue alle
Zweifel der Madonna,
Sie wird dich
unterrichten und belehren,
Dich täglich neu
bekehren zu dem Herrn.
Nur Mut, mein Sohn!
Maria ist ja bei dir!
FÜNFTER GESANG
JOSEF
Du sprichst vom
Meditieren, Kontemplieren,
Du lobst die Werke
auch der Caritas,
Was ist nun besser:
Arbeit oder Beten?
JESUS
Bedenke einmal
Jakobs Ehefrauen,
Da Lea war von
großer Fruchtbarkeit,
Und Lea ist ein
Inbegriff der Werke,
Doch ihre Augen
waren matt, nicht leuchtend.
Sie war die
Ungeliebte seiner Frauen,
Doch Rahel war die
Favoritin Jakobs,
Und ihre Augen waren
schön und leuchtend,
Und sie war schlank,
von lieblicher Gestalt,
Sie ist der
Inbegriff des innern Betens.
Und denke auch an
meine lieben Freunde,
An Lazarus und
Martha und Maria,
Wie Martha stets
sich Alltagssorgen machte
Und dachte an das
Haus nur, an die Arbeit,
Maria von Bethanien
jedoch
Zu meinen Füßen
saß und lauschte mir
Und war der Weisheit
stille Beterin,
Und wie ich sagte:
Martha, Martha, du
Machst dir viel
Sorgen um die Alltagsdinge,
Maria hat das
Bessere erwählt,
Ich will das
Kontemplieren ihr nicht nehmen.
So ist das
Kontemplieren besser doch.
Zuerst kommt ja die
Liebe zu dem Herrn
Und dann kommt erst
das Werk der Nächstenliebe,
Das ist die
Hierarchie der Gnadengaben.
Und so ist gut das
eheliche Leben
Und heilig ist der
Sex auch in der Ehe,
Doch besser die
Jungfräulichkeit für Gott.
Denn wenn der Mann
mit einer Frau vermählt ist,
Dann sorgt er, wie
er seiner Frau gefalle
Und wie er Frau und
Kinder gut versorge,
Wer aber ehelos für
Jahwe lebt,
Der sucht allein das
Wohlgefallen Jahwes.
Das eine ist zwar
gut, das andre besser,
Doch jeder lebe, wie
er ward berufen.
Ja, jeder folge der
Berufung, die
An ihn erging im
inneren Gebet,
Der eine lebt als
treuer Ehemann,
Der andre ist ein
Ordensmann, ein Priester,
Der dritte lebt als
Jungfrau in der Welt.
Doch alle sind zur
Heiligkeit berufen,
Und ich erlaube
nicht dem Ehemann
Und dem
Familienvater, nicht zu streben
Nach Heiligkeit in
Ehe und Familie.
Wem viel ward
anvertraut von Gottes Geist,
Von dem wird viel
gefordert im Gericht.
Ein jeder wird
gerichtet von dem Richter
Nach seinem eignen
Maße seines Glaubens,
Nicht alle glauben
ja mit gleicher Kraft,
Ein jeder glaube,
wie es ihm geschenkt ist.
So folge du dem
Evangelium
Und setz das
Evangelium konkret
In Taten um, soweit
du es verstehst,
Buchstäblich Gottes
Wort sollst du erfüllen.
Nicht jeder kennt
das Evangelium
In gleicher Tiefe,
aber was er weiß,
Was er versteht,
soll er in Treue leben,
Dass er besteht vor
dem Gericht des Wortes.
So lebe du nicht
mehr dein eignes Leben,
Nein, ich will in
dir leben, ich, der Weg,
Die Wahrheit und das
Leben, ich bin in dir,
So werde du ein
alter ego Christi,
Wie ich ein
Gottmensch bin nach der Natur,
So werde du ein
Menschengott aus Gnade,
Auf dass das Wort
noch einmal werde Mensch
In dir und dass du
wirst ein Andrer Christus.
Doch dazu muss ich
reinigen dein Herz,
Und das geschieht in
dunkler Nacht der Sinne,
Da siehst du Gottes
Licht nicht mehr in dir,
Da fühlst du in dir
nicht mehr Gottes Liebe,
Da schmeckst du
nicht, wie süß ist Gottes Wort,
Du wirst gereinigt
von der sinnlichen,
Gefühlsbedingten
Liebe zu dem Herrn,
Und das ist
schmerzlich für die Seele, ja,
Denn Kinder lieben
doch zu sehr das Süße,
Doch wenn du reifen
willst, erwachsen werden,
Dann musst du durch
die dunkle Nacht der Sinne,
So wird ein reiner
Glaube in dir reifen,
Dann stehst du ab
von geistlicher Genusssucht
Und Völlerei und
Sinnlichkeit des Geistes
Und liebst den Herrn
auch in der Trockenheit,
Zu dir kommt neue
Offenbarung in der Wüste.
Ein Christ soll aber
nicht als Weltmann leben,
Der weltlich denkt
ans Essen und ans Trinken,
Ans Geldverdienen,
an den Sex mit Frauen,
Der Mensch lebt von
der Arbeit nicht allein,
Wenn du am Tag den
Rosenkranz gebetet,
Dann hast du mehr
getan mit größerm Sinn,
Als wenn du im Büro
dein Geld verdient,
Der Mensch lebt
nämlich nicht vom Brot allein,
Und eines Tages wird
die Menschheit merken,
Dass man das böse
Geld nicht essen kann,
So wie der König
Midas in dem Mythos,
Der bat von Gott,
dass alles, was er anrührt,
Zu reinem Golde
werde, und so wurde
Das Brot zu Gold,
und so ist er verhungert.
Und hüte dich, dass
nicht dein Herz verfinstert
Durch Leidenschaften
werde, heißes Blut,
So dass dein Herz
wird aufgewühlt und wild,
Dass in
Begier-Besessenheit dein Herz
Nichts andres sieht
mehr als den Schoß der Frau,
Dann werden deines
Herzens Augen blind,
Dann siehst du nur
das Weib, das ewig lockt,
Und nicht das
Ewigweibliche, dass dich
Hinanzieht zu der
Glorie der Liebe.
Doch wenn dein Herz
ist rein, dann wirst du schauen
Wie einst Wladimir
Solowjew geschaut,
Neun Jahre alt war
er, als in der Kirche
Gesehen er die Hagia
Sophia,
Die war nicht wie
das kleine dumme Mädchen,
Die er geliebt,
wovor die Amme warnte,
Nein, Hagia Sophia
kam vom Himmel.
Und später in dem
Britischen Museum,
Wo in der Bücherei
gelesen er
Die Philosophen und
die Theologen,
Da sah er wieder
Hagia Sophia,
So schön sie war,
er liebte sie von Herzen
Und nannte sie
geheimnisvolle Freundin.
Dann hörte er den
Ruf Sophias, die
Ihn nach Ägypten
rief, so reiste er
Nach Kairo, ging
dann einsam in die Wüste,
Die Beduinen hielten
ihn für Satan,
Er aber sah im Licht
der Morgenröte
Der Hagia Sophia
Herrlichkeit,
Die unaussprechlich
groß und licht und schön.
So suche stets die
Herrlichkeit des Herrn,
Mein Licht, der ich
bin Licht vom wahren Licht,
Ich bin das Licht,
das jeden Mensch erleuchtet.
Ich bin das Licht
der menschlichen Vernunft,
Wenn dir ein Licht
aufgeht im reinen Denken,
Ich bin das Licht
der Wahrheit, die dich freimacht,
Bin nicht die
Finsternis der Meinungen,
Ich bin allein die
absolute Wahrheit,
Ich bin das Licht
des Glaubens, der erleuchtet,
Gehorsam nimm die
Offenbarung an,
Wie ich sie meiner
Kirche anvertraut,
Ich bin das Licht
der Gnade, die dich heiligt,
Das Leben der
Dreifaltigkeit in dir,
So hast du Anteil an
der Gott-Natur,
Ich bin das Licht
der Herrlichkeit im Himmel,
Da ist es alles ein
kristallnes Meer,
Da alles wahr ist,
alles klar und deutlich,
Die Gottheit
offenbar und unverschleiert.
So preise du die
Transzendenz des Vaters,
Die Immanenz der
Mutterliebe Gottes!
Und wenn du schaust
die Schönheit in der Schöpfung,
Erkenne wie im
Spiegel Gottes Schönheit.
Ein Narr ist, der
die Welt für einen Gott hält,
Doch in der
Schöpfung sind die Spuren Gottes.
Ein Narr ist auch,
der Gott von seiner Welt trennt,
Glaubt nur die
transzendente Erstursache
Und glaubt nicht an
die permanente Schöpfung
Und glaubt nicht an
die Immanenz des Schöpfers.
Du aber hast geahnt
im Sommergarten,
Wie da der
Erdbeerbusch sich liebend sehnte
Zum Thymian und sich
die Düfte mischten,
Wie in vitaler
Grünkraft der Natur
Der schöpferische
Eros Gottes glühte,
Das lehrte dich
Sankt Hildegard von Bingen.
Doch keiner kann
erkennen in der Schöpfung
Die Schönheit
Gottes und die Liebe Gottes,
Der nicht den Weg
geht innerlich vertieft.
Was wissen denn die
Narren, die nichts kennen
Als die Materie der
Außenwelt
Und haben keine
Kenntnis ihrer Seele!
Das lehrte dich die
heilige Teresa
Von Avila, dass
deine Seele ist
Gleich einem Schloss
mit sieben Kammern, die
Von außen sich nach
innen zu bewegen,
Und in der siebten
Kammer deiner Seele
Befindet sich das
Brautgemach der Gottheit.
Und Edith Stein
belehrte dich darüber,
Dass deine Seele wie
ein Trichter ist,
Da geht es immer
weiter in die Tiefe,
Doch gibt es keinen
festen Grund der Seele,
Der Grund der Seele
nämlich ist geöffnet
Zur innerlichen
Gottheit, dem Geheimnis.
So hast du in der
Freundin auch erkannt,
Dass ihre Seele
siebenfach verschleiert,
Dass ihre Seele ein
Mysterium,
Das mündet ins
Mysterium der Gottheit.
Gott ist dir
innerlicher, als du selbst bist,
Gott ist dir näher
als die Halsschlagader,
Gott liebt dich
mehr, als du dich selber liebst,
Gott kommt von außen
nicht, vom Sternenhimmel,
Gott ist in dir, ist
in dem Seelenfunken,
Gott ist dein
angebornes Gottesbild,
Und darum ist auch
jede Seele Christin.
So sagte Augustinus
auch zu Gott:
O Schönheit,
draußen hab ich dich gesucht,
Hab dich gesucht in
der Natur, den Frauen,
Doch lebst du ja im
Innern meiner Seele,
O Schönheit, und
ich muss es doch bedauern,
Dass ich so spät
dich erst geliebt, o Gott!
Was hindert dich,
den Gott in dir zu schauen?
Das sind die Sünden.
Und die Wurzelsünde,
Das ist der Stolz,
da denkt der Mensch, er sei
Viel weiser als der
einzig-weise Gott,
Das Gegengift
dagegen ist die Demut,
So sprach Maria: Ich
bin Gottes Magd.
Auch wiegt der
Habsucht Sünde heut sehr schwer,
Da viele glauben an
den Götzen Mammon,
Franziskus aber
liebte Herrin Armut.
Sehr giftig ist der
Neid, auch unter Christen,
Wenn einer klüger
als die andern ist,
Dann kommt der Neid,
dagegen hilft allein
Die Bruderliebe und
die Dankbarkeit.
Ein heißes Feuer
aber ist der Zorn,
Der nichts zu tun
hat mit dem Zorne Gottes,
Die Wut sieht nichts
und niemand, poltert nur,
Da muss man beten um
den innern Frieden.
Das große Laster
eurer Gegenwart
Ist die Luxuria, die
wilde Wollust,
Da betet man den
nackten Sexgott an,
Da muss man beten um
Marias Reinheit.
Und maßlos sind
sehr viele, auch die Kinder,
Im Essen maßlos und
im Trinken maßlos,
Im Spielen maßlos
und im Schlafen maßlos,
In der Begierde
maßlos, selbst die Liebe
Wird maßlos, und
die Frau wird dir zum Gott.
Und schwer belastet
auch vom Überdruss
An Gottes Dingen
sind sehr viele Seelen
Und lieben Trägheit
mehr als Nächstenliebe,
Da muss man beten um
den Geist des Herrn,
Der da lebendig
macht und inspiriert.
Doch wenn du sieben
Sünden überwindest
Und nimmst die
siebenfache Tugend an,
Die Liebe und den
Glauben und die Hoffnung,
Mut, Mäßigung,
Gerechtigkeit und Klugheit,
Das sind der
Himmelstreppe sieben Stufen,
Wenn du die gehst
wie Magdalena einst,
Gelangst du zur
Vereinigung mit Gott.
Drei Welten musst
durchwandern du allein,
Dass du gelangst zur
Einigkeit mit Gott,
Die erste Welt, die
Welt der Reinigung,
Ist schmerzlich
brennend wie das Fegefeuer,
Die zweite Welt, die
Sphäre der Erleuchtung,
Sie gleicht dem
Garten Eden auf dem Gipfel
Des steilen Berges
deines Fegefeuers,
Die dritte Welt, die
Welt der Einigung,
Das ist das
Himmelreich in deinem Herzen,
Drei Sphären gibt
es in der Welt der Einung,
Die erste Sphäre,
das ist die Verlobung
Der Seele mit dem
Herrn und Bräutigam,
Die zweite Sphäre
ist die Gottes-Ehe,
Da ewig ist der Bund
von Gott und Seele,
Die dritte Sphäre
aber ist das Einssein,
Da ist die Seele
Gottheit in der Gottheit.
So sage deinen
Brüdern, deinen Schwestern:
Das Himmelreich ist
kein verwunschner Garten,
Das Paradies ist die
Umarmung Jesu!
Nun musst du gehn
den Weg des Meditierens,
Beschau das Wort des
Evangeliums
Und wie die Kuh kau
Gottes Worte wieder.
Und täglich bete du
den Rosenkranz
Und wende oftmals
dich zur Vielgeliebten,
Ein jedes Ave ist
ein Kuss Mariens.
Bet in der Liturgie
das Vaterunser
Und komme dann vom
mündlichen Gebet
Zum herzlichen Gebet
mit eignen Worten
Und von dem
herzlichen Gebete komm
Zum Meditieren über
Gottes Weisheit.
Dann ruhe friedlich
du im Geistes Gottes
Und ruhe im Gewölk
der Herrlichkeit,
Nichtwissen ist wie
eine goldne Wolke,
In der sich
offenbart die Gottesweisheit.
SECHSTER GESANG
JESUS:
Ich habe dir doch
einen Mann gezeigt,
Der nur für seine
Arbeit leben wollte,
Der kannte keinen
Sabbath, keinen Sonntag,
Der hatte keine Zeit
für seine Frau,
Der wollte goldne
Barren scheffeln,
Mit vierzig Jahren
müßig dann zu gehen,
Der glaubte, dass
die Arbeit und das Gold
Ihm die Erfüllung
seiner Sehnsucht gebe,
Und dass der Mammon
gebe Sicherheit.
Ich zeigte dir, wie
er zusammenbrach,
Und in Verzweiflung
an den Selbstmord dachte,
Schon mit dem Messer
plante seinen Selbstmord,
Als ich erschien und
rief ihn in mein Reich.
So glaubten an den
Götzen Arbeit auch
Die Kommunisten,
denen war die Arbeit
Der Menschheit
Schöpfer und der Welten Heiland,
Sie schufen so ein
Reich der Sklaverei,
Das ich gestürzt
mit meiner Mutter habe.
Du achte besser auf
dein Selbst mein Lieber,
Geh gnädig mit dir
um, sonst tut es keiner,
Und liebe deine
Seele, wie sie Gott liebt.
Wenn du dein Leben
nicht vom Schöpfer annimmst,
Dann lehnst du ab
des Universums Schöpfung
Und wünschest dir,
du wärest nie geboren.
Was aber ist der
Mensch, der Menschensohn,
O Gott, dass du ihn
wertschätzt und ihn liebst?
Mein Lieber, rede du
mit deiner Seele!
So tat es David auch
in einem Psalm:
O meine Seele, was
betrübst du dich
Und bist so ruhelos
in mir, o Seele?
So musst du auch mit
deiner Seele reden
Und liebe sie als
deine beste Freundin!
Doch sollst du deine
Seele nicht verwechseln
Mit jener Seele
deiner Vielgeliebten,
Ihr seid nicht eins,
ihr seid noch immer zwei!
Die Seele deiner
Seele, das bin ich,
Ich lebe in dem
Innern deiner Seele.
Ich habe dir das
Charisma gegeben
Der Liebe zu der
Weisheit, zu Sophia.
Du kannst nicht
Griechisch, nicht Latein, Hebräisch,
Du kennst nicht
Aristoteles und Thomas,
Auch ist dein Hirn
zerstört von deiner Krankheit,
Doch gab ich dir die
Weisheit in dem Geist,
Die du allein durch
das Gebet erlangst
Und durch Geduld
beim Hangen an dem Kreuz,
Dort wird
unmittelbar die Weisheit eingegossen
Von Jesus Christus
und von Sankt Maria.
Doch sollst du auch
die Liebe nicht verschmähen!
Ich weiß, die Liebe
hat dir weh getan,
Die Vaterliebe und
die Mutterliebe
Und allermeist die
große Frauenliebe!
So denkst du: Liebe
ist ja nichts als Schmerz!
Doch fühlst du
nicht, wie dich Maria liebt,
Bedingungslos und
grenzenlos und brennend?
Sie lehrt dich, an
die Liebe neu zu glauben.
Und ihre Liebe ist
das Sakrament
Der Mutterliebe
Gottes, die dich liebt,
Die Hagia Sophia,
deine Frau!
Und bist du so
geliebt von deiner Gottheit,
Dann fließe über
auch von Nächstenliebe
Und siehe die Person
an, die bedürftig,
Dann lernst du erst
die rechte Bruderliebe,
Die dich vereint mit
jedem Katholiken,
Dann lehre ich dich
auch die Feindesliebe:
Für deine vielen
Feinde sollst du beten!
Wähl dir zur
Freundin deine Einsamkeit!
Ich sing die Hymne
deiner Einsamkeit:
Es sagte Blaise
Pascal dereinst so richtig,
Dass alles Übel
einzig daher kommt,
Dass nicht der
Mensch in seinem Hause bleibt.
Und in der Imitatio
Christi sagte
Der weise Thomas und
zitierte da
Den weisen Seneca,
dass oft der Mensch
Mit einem vollen
Herzen aus dem Haus geht
Und kommt frustriert
mit leerem Herzen heim.
Und hast du das
nicht oft erfahren schon?
So bleibe du allein
mit der All-Einheit,
Denn der all-eine
Gott ist eins mit dir.
Denn wenn du auch
allein bist, doch nicht einsam
Bist du, denn Gott
ist mit dir und Maria,
Schutzengel sind mit
dir und Heilige.
So lerne du den Tod
des eignen Ich!
Hat dir denn nicht
auch Sokrates gesagt,
Der Philosophen
Streben ist der Tod,
Um unverhüllte
Wahrheit anzuschauen?
Und was ist anders
eines Christen Tod,
Als ins All-Eine
ganz allein zu gehen?
Wenn deine Seele ist
betrübt zu Tode,
Dann an den Garten
von Gethsemane
Erinnre dich und
meine Todestrauer,
Wie alle Freunde
mich allein gelassen,
Wie mich mein Freund
mit einem Kuss verriet,
Wie mich die
Priester und die Staatsbeamten
Verurteilt haben,
ich sei Lästerer,
Wie ich verhöhnt
ward als der Juden König,
Wie man mich
angespuckt und mich geohrfeigt,
Wie unterm Kreuze
ich zusammenbrach,
Noch Mitleid mit den
armen Frauen hatte,
Wie ich ward
angenagelt und durchbohrt‚
Und ich mich fühlte
schrecklich Gott-verlassen,
Wie mir das Herz
brach, ich verblutete,
Wie ich
hinabgestiegen in die Hölle!
Bedenke das in
deiner kranken Schwermut,
Dann spürst du,
dass ich immer bei dir bin.
Lies oft im
Evangelium die Verse,
Die schildern die
erlösende Passion!
Denn das hat mehr
Verdienst, als dich zu geißeln.
Und höre auf
Teresas Ratschlag auch,
Wenn Fasten und
Gebet, dann Fasten
Und Beten, Beten,
Beten; und wenn Rebhuhn,
Dann Rebhuhn! Höre
auf die Irren nicht,
Mit ihrer neuen
Speisevorschrift, denn
Ihr Gott, das ist
der Bauch; denn was du isst,
Das wird als Kot nur
wieder ausgeschieden,
Und es ist alles
rein dem, der Gott dankt.
Ich muss dich warnen
vor der Sinnlichkeit,
Dein Ziel sei nur
die Über-Sinnlichkeit.
Wenn nur der Mann
die Ader schlagen hört
Und sieht die Frau
nur an als Lustobjekt,
Als Sex-Idol, so
wird sein Geist geblendet
Und er verliert die
Ruhe seiner Seele.
Bewahre stets den
Frieden deines Herzens,
Indem du Frieden
machst mit Gott dem Schöpfer
Und deinen Willen
einst dem Willen Gottes.
Vergiss die Wünsche
deines Egoismus,
Der Herr allein dein
Leben wird vollenden.
O wenn du einmal
spürst die Ruhe Gottes,
Denn Gott ist
Frieden, Gott ist die Eirene,
In Gott allein ist
Frieden für die Seele.
Du weißt, des
Ostens Kirchenväter sagen,
Dass Gott ist Ruhe,
stille Apathie,
Nicht aufgewühlt
von Eifersucht und Zorn,
Von Leidenschaft,
Begierde, Habgier, Hass,
In Gott ist Frieden
nur und tiefe Ruhe.
So bete für die
Toten, dass sie kommen
Zu ihrer Ruhe, zu
der Ruhe Gottes,
Und weihe du die
Erde voller Krieg,
Nationen, Religionen
voller Hass
Dem reinen Geist der
Königin des Friedens.
Verehre du den
unbefleckten Geist,
Den Geist der
Weisheit, als den puren Geist,
Als Ruach ha
kadosch, als sanftes Säuseln,
Und dieser stille
friedevolle Geist
Wird ziehen dich in
die Versenkung Gottes,
So atmest du die
Liebe in die Welt
Und offenbarst den
Menschen meinen Frieden.
Des Menschen Wille
ist sein Himmelreich,
Des Menschen Wille
ist sein Höllenfeuer.
Vereinige den
Willen, die Vernunft,
Mit Gottes Liebe und
mit Gottes Weisheit.
Wenn du den Willen
unterwirfst dem Herrn
Und Knecht des Herrn
bist, seinen Willen tust,
Dann bist du auf der
ersten Stufe erst,
Die nächste Stufe
ist Vereinigung
Aus großer
Liebessehnsucht deiner Seele,
Da du verlobt bist
mit des Schöpfers Willen,
Des Schöpfers Wille
aber ist die Liebe,
Die Liebe mehr sucht
als Vereinigung,
Die Liebe sucht das
Einssein und die Einheit.
All-Einheit, Lieber,
ist nicht ein Gefühl
Des Mystizismus in
dem Rausch des Weins,
Wie Pantheisten
lallen in der Nacht,
All-Einheit kommt,
wenn du dem Meister gleich,
Der Jünger wird zu
einem zweiten Christus,
Zu einem zweiten
menschgewordnen Wort.
Wenn du jedoch die
eignen Wünsche nur
Ins Zentrum deines
Lebens stellst begehrlich
Und Erdengüter nur
begehrst und Glück
Und Lust und
Selbstverwirklichung des Ich,
Dann wirst du nicht
zum Mann nach Gottes Herzen,
Dann wirst du nicht
zum Menschen, eins mit Gott,
Dann wirst du nicht
zum Menschengott aus Gnade,
Dann bleibst du
Staub und Spielball der Dämonen.
Die Leidenschaften
bringen Leiden nur,
Die Weisheit aber
bringt dir Seelenruhe.
Die sexuellen
Triebe, losgelöst
Von Liebe von
Personen zu Personen,
Die sexuelle Lust
lässt unerfüllt
Und unbefriedigt
deinen Durst der Seele,
Ob du den Sex auch
einen Sexgott nennst,
Die
genitalienliebende Kythere,
Du weißt, nur Gott
befriedigt deine Liebe.
Die Venus ohne
Leidenschaft, die reine,
Die Venus Russlands
hab ich offenbart,
Das ist die Lady
Hagia Sophia,
Sie liebt dich mehr
als je ein Weib dich liebte!