Epos von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
ERSTER GESANG
Mein Herakles war
Sohn des höchsten Zeus
Und der Alkmene, die
von Gott empfing,
Die eine Enkelin des
Perseus war.
Stiefvater war
Amphitryon, auch er
Ein Perseus-Enkel
und in Tiryns König,
Er hatte aber seine
Stadt verlassen,
Und wollte wohnen in
dem Tor von Theben.
Die Göttin Hera war
des Zeus Gemahlin,
Sie hasste ihre
Nebenbuhlerin
Alkmene, und sie
gönnte ihr den Sohn nicht,
Von dessen Zukunft
Zeus den Göttern sprach
Und prophezeite
Großes für die Zukunft.
Als nun Alkmene
Herakles geboren,
Da glaubte sie ihn
vor der Göttermutter
In dem Palast nicht
sicher, und so setzte
Sie ihren Knaben aus
auf einem Feld,
Das heißt noch
heute Feld des Herakles.
Hier wär der Knabe
zweifellos verschmachtet,
Wenn nicht ein
wunderbarer Zufall hätte
Geführt des Weges
seine Feindin Hera,
Begleitet von
Athene, Tochter Zeus.
Athene schaute an
den schönen Leib
Des Kindes mit
Verwunderung, erbarmte
Sich seiner und
bewog die Göttin Hera,
Dem Kinde ihre
Götterbrust zu reichen.
Jedoch der Knabe sog
viel kräftiger
Am Busen, als sein
Alter ließ erwarten.
Da fühlte Schmerzen
Hera in der Brust
Und ließ den Knaben
auf die Erde fallen.
Athene hob das Kind
voll Mitleid auf
Und trug es in die
Stadt und brachte es
Der Königin Alkmene
als ein armes
Verwaistes
Findelkind, das aufzuziehen
Gebot ihr göttliche
Barmherzigkeit.
So war des Leibes
Mutter, voller Angst
Vor der Stiefmutter,
ach, bereit gewesen,
Die Pflicht der
Liebe der Natur verleugnend,
Ihr Kindlein sterben
bittern Tod zu lassen,
Und die Stiefmutter,
voll von kaltem Hass
Auf dieses Kind,
muss, ohne es zu wissen,
Den eignen Feind
erretten von dem Tode.
Ja, mehr noch:
Herakles an Heras Busen
Sog etwas Milch nur
aus der Göttin Brust,
Doch gab die Milch
ihm die Unsterblichkeit.
Alkmene aber hatte
ihren Knaben
Gleich auf den
ersten Blick erkannt und freudig
Den Gottessohn
gelegt in seine Wiege.
Doch auch der Göttin
blieb es nicht verborgen,
Wer da an ihrer
Götterbrust gelegen
Und wie leichtsinnig
sie verstreichen lassen
Den rechten
Augenblick der Götterrache.
Da schickte sie zwei
schlimme Schlangen aus,
Bestimmt, den
Gottesknaben zu ermorden,
Die kamen durch die
offnen Pforten in
Alkmenes süßes
Schlafgemach geschlichen,
Und ehe es die Mägde
des Gemaches
Und ehe es die
Mutter inne wurde,
Die Schlangen wanden
böse sich empor
Die Wiege und
begannen, sich zu schlingen
Erwürgend um den
Hals des Gottessohnes.
Der Knabe wachte auf
mit einem Schrei
Und richtete das
Haupt auf. Dieses Halsband
War wirklich
unbequem dem Gottessohn.
Er gab die erste
Probe seiner Kraft:
Denn er ergriff mit
jeder Hand am Nacken
Die Schlangen und
erstickte beide Schlangen
Mit einem Druck des
Griffes seiner Hand.
Die Wärterinnen
hatten jetzt bemerkt
Die Schlangen, aber
Bangnis hielt sie ferne.
Alkmene war auf
ihres Kindes Schrei
Erwacht, mit bloßen
Füßen sprang sie aus
Dem Bett und stürzte
Hilfe rufend auf
Die Schlangen, doch
sie fand sie schon erwürgt
Von ihres Kindes
Hand, des Gottessohnes.
Jetzt kamen auch die
Fürsten der Thebaner,
Vom Hilferuf der
Mutter aufgeschreckt,
Bewaffnet in der
Fürstin Schlafgemach.
Amphitryion, der
König Thebens, der
Den Stiefsohn annahm
als Geschenk von Zeus,
Er liebte ihn,
erschrocken kam herbei,
Das nackte Schwert
in seiner rechten Hand.
Da stand er vor der
Wiege, sah und hörte,
Was da geschehen
war, und große Lust,
Gemischt mit
Schauder heiligen Erschreckens,
Durchbebte ihn, als
er erkannt die Kraft,
Die unerhörte Kraft
des Neugebornen.
Er sah die Tat an
als ein Wunderzeichen
Und rief den
heiligen Propheten her,
Den heiligen
Tiresias herbei.
Der prophezeite nun
dem König Thebens,
Der Königin und
allen Fürsten Thebens
Den Lebenslauf des
kleinen Gottessohnes.
Wie viele Ungeheuer
er auf Erden,
Wie viele Ungeheuer
in den Meeren
Er werde töten, wie
er mit Giganten
Im Kampfe selbst
zusammen treffen werde,
Wie er besiegen
werde die Giganten,
Wie ihm am Ende
mühevollen Lebens
Die Ewigkeit
beschieden werde bei
Den guten Göttern
droben in dem Himmel,
Und wie im
Himmelreiche ihn erwarte
Die Mädchengöttin
Hebe als Gemahlin.
ZWEITER GESANG
Als nun Amphitryon
der König hörte
Von dem erhabnen
Schicksal seines Sohnes,
Wie es der Mund des
Sehers ausgesprochen,
Beschloss er, die
Erziehung eines Helden
Dem Sohn zu geben,
darum er Heroen
Aus allen Gegenden
nach Theben rief,
Den jungen Herakles
zu unterrichten
In jeder
Wissenschaft und jeder Kunst.
Sein Vater unterwies
ihn in der Kunst,
Den Wagen mit dem
Rossgespann zu lenken.
Eurytos lehrte ihn
des Schützen Kunst,
Mit Pfeil und Bogen
in das Ziel zu treffen.
Der Kämpfer
Harpakylos lehrte ihn
Faustkämpferkunst
und starker Ringer Kunst.
Und Kastor, einer
der zwei Zwillinge,
Der Menschensohn,
der Bruder Helenas,
Sein Zwilling Pollux
war der Gottessohn,
Er lehrte ihn die
Kunst, wie schwerbewaffnet
Und wohlgeordnet man
im Felde fechte.
Der greise Sohn
Apollons aber, Linus,
Der Dichter, lehrte
ihn das Spiel der Lyra.
Der Knabe Herakles
war wissbegierig,
Doch konnte strenge
Härte nicht ertragen.
Der greise Linus war
ein strenger Lehrer,
Ein grämlicher
Erzieher, arrogant.
Als Linus einmal
Herakles geschlagen,
Da griff der Knabe
nach dem Saitenspiel
Und warf es seinem
Lehrer an den Kopf,
Der greise Lehrer
tot zu Boden fiel.
Zwar Herakles war
voll von Reuetränen,
Er wurde dennoch vor
Gericht gefordert.
Doch Rhadamanthys,
der gerechte Richter,
Sprach frei das Kind
und stellte das Gesetz auf:
Ist Totschlag eine
Selbstverteidigung,
Blutrache ist
verboten dann den Griechen.
Amphitryon jedoch
war voller Furcht,
Sein überstarker
Knabe möchte wieder
Sich Ähnliches
zuschulden kommen lassen,
Und schickte darum
Herakles aufs Land,
Des Königs
Ochsenherden dort zu hüten.
Hier wuchs er auf,
und tat sich hier hervor
Durch Größe und
durch Kraft vor allen andern.
Vier Ellen war er
groß, und Feuerglanz
Aus seinen Augen
strömte. Niemals fehlte
Im Bogenschießen er
und mit dem Wurfspieß.
Als Herakles
geworden achtzehn Jahre,
War er der schönste
und der stärkste Mann
Von Griechenland.
Jetzt sollte sich entscheiden,
Ob er die Kräfte
anzuwenden wusste
Zu guten Werken oder
bösem Frevel.
DRITTER GESANG
Sing, Muse, singe
Herakles am Kreuzweg!
Nun Herakles begab
sich um die Zeit
Von Hirten und von
Herden weg allein
In eine Gegend
großer Einsamkeit
Und überlegte bei
sich, welche Bahn
Des Lebens er nun
einzuschlagen hätte.
Als er so sinnend
saß auf einem Stein,
Sah er auf einmal
zwei sehr schöne Frauen
Erhabener Gestaltung
zu ihm kommen.
Die eine zeigte in
dem ganzen Wesen
Den keuschen Anstand
und den Seelen-Adel,
Der Körper war
verhüllt in keuscher Reinheit,
Der sanfte Blick der
Augen war bescheiden,
Die Haltung war von
Anstand und von Sitte,
Sie trug ein langes
reines weißes Kleid.
Die andere war
füllig, gut genährt,
Rund ihre femininen
Rundungen
Und üppig ihre
Brüste, die entblößten,
Die Lippen waren
scharlachrot geschminkt,
Sie ging auf
Stiefeln stolz mit hohem Absatz,
Die Augen waren groß
und schauten lockend,
Das transparente
Kleidchen, kurze Röckchen
Mehr offenbarte
ihres Körpers Nacktheit.
Die Augenblitze
schauten auf sich selbst,
Dann schaute sie, ob
andre sie verehrten,
Oft sah sie aus nach
ihrem eignen Schatten.
Als beide schönen
Frauen näher kamen,
Die Reine ging
gerade vor sich her,
Die Süße überholte
sie und trat
Zum Jüngling
Herakles und sprach ihn an:
Mein Herakles, ich
sehe, dass du fragst,
Auf welchem
Lebensweg du wandern sollst.
Du wähle mich zu
deiner treuen Freundin,
So führ ich dich
gemütlich breite Straßen,
Da lässt du keine
Wollust ungenossen,
Um Krieg und Arbeit
musst du dich nicht kümmern,
Du iss nur fettes
Fleisch und fette Saucen
Und trinke süßen
Saft und klaren Rauschtrank,
Den Augen du gewähre
nackte Mädchen
Und deinem Ohr
harmonische Musik,
Nachts schläfst du
gut im weichen Bett,
Und alle die Genüsse
geb ich dir
Und Geld dazu, das
musst du nicht verdienen,
Und deine Hausarbeit
tun andre dir.
Ich werde niemals
körperliche Arbeit
Dir auferlegen, und
des Geistes Wissen
Komm ich, dir
einzuflößen in den Träumen.
Wenn du mein Freund
bist und mein liebster Schatz,
Wird dir die Erde
schon zum Paradies!
Als Herakles vernahm
die süßen Worte,
Da sprach er voll
Verwunderung und Staunen:
O tolles Weib! Wie
aber ist dein Name?
Sie sagte: Meine
Freunde nennen mich
Die Göttin und die
Königin der Lust!
Doch meine Feinde,
die mich kränken wollen,
Sie nennen mich die
stadtbekannte Hure.
Nun war die andre
Frau herzu getreten.
Sie sprach: Ich
komme, lieber Herakles,
Ich kenne deinen
Vater Zeus, den Gott,
Ich kenne auch
Alkmene, deine Mutter,
Ich weiß auch, dass
du gut erzogen wurdest
Und dass du früh um
Tugend dich bemühtest
Und um die
Frömmigkeit der alten Weisen.
Dies alles gibt mir
Hoffnung, Freund, für dich.
Du würdest, gehst
du meinen schmalen Pfad,
Ein Meister aller
sieben Tugenden
Und reiner Spiegel
der Gerechtigkeit.
Doch nicht, um dir
Genüsse vorzugaukeln,
Komm ich, nein, mit
der Götter ernsten Wahrheit.
Was gut ist,
lobenswert und eine Tugend,
Das muss man sich
mit Mühe selbst verdienen.
Willst du, dass dir
die Götter gnädig sind,
Verdiene dir die
Gnade durch Verehrung.
Und möchtest du,
dass dich die Freunde lieben,
So werde nützlich
du dem Freund und Bruder.
Willst du, dass dich
des Staates Herrschaft ehre,
So diene du nur
fleißig dem Gemeinwohl.
Willst du im schönen
Griechenland berühmt sein,
So gib dein Bestes
nur mit aller Kraft.
Willst du, dass man
verehrte deine Tugend,
Wohltäter sei und
Retter in der Not.
Willst siegen du im
Streite mit den Feinden,
So lerne du die
Weisheit auch der Kriegskunst.
Willst du des Leibes
Leidenschaft beherrschen,
So zähm ihn durch
Verzicht und durch Entsagung.
Hier fiel die süße
Hure ihr ins Wort:
Du führst den
schmalen Pfad voll Dornen ihn,
Dass er voll Schmerz
besteig des Berges Gipfel,
Doch meine breite
Straße ist voll Rosen,
Ich führe ihn ins
Rosenbett der Lust!
Du Arme, sprach die
tugendhafte Dame,
Wie könntest etwas
Gutes du verheißen?
Kennst du denn eine
wahre Herzensfreude
Und die
Glückseligkeit des Seelengipfels?
Bevor dich hungert,
frisst du schon dein Fleisch,
Bevor dich dürstet,
säufst du schon den Rauschtrank,
Um deines Gaumens
Appetit zu reizen,
Suchst du die
raffinierten Köche auf,
Um deine Trunksucht
zu befriedigen,
Füllst du den
Keller an mit alten Weinen,
Im Sommer gehst
spazieren du im Grünen
Und suchst den
Schnee zur Kühlung deiner Hitze,
Kein Liebeslager ist
dir weich genug,
Nachts saufen deine
trunkenen Genossen,
Am Tage schlummern
sie auf weichem Sofa,
Die jugendlichen
Narren tanzen trunken
Und kauen Epheu des
Dionysos,
Im Alter müssen
klagen sie voll Reue,
Dass sie vom Epheu
den Verstand verloren.
Du selbst, ob auch
die Königin der Lust,
Der Wollust Göttin,
göttlichen Geschlechts,
Bist von dem Gott
der Götter doch verworfen
Und bist verachtet
von den ernsten Weisen.
Dagegen ich verkehre
mit den Göttern,
Dagegen ich verkehre
mit den Weisen.
Ich bin die fromme
Muse wahren Dichtern,
Das Ideal der
Schönheit frommen Künstlern.
Hausvätern bin ich
eine treue Schutzfrau,
Voll Kraft bin ich
die Hilfe auch der Mägde.
Ich steh dem Staate
bei, der Freund des Friedens,
Bin Helm und Schild
und Schirm im Kriege gegen
Die bösen Mächte,
ich bin die Genossin
Der Freundschaft,
und mein frommes Abendmahl
Und Bacchus Kelch
bekommen meinen Freunden.
Die Jüngeren
erfreuen sich des Beifalls
Der Alten, und die
Alten finden Ehre
Und Anerkennung bei
den Jugendlichen.
Die Alten denken in
dem Alter freudig
An ihre guten Werke
in der Jugend
Und finden Trost an
ihrer Altersweisheit,
Geliebt sind sie von
Freundinnen und Freunden,
Geachtet als des
Vaterlandes Ruhm.
Und kommt der Tod,
so sinken sie nicht ruhmlos
In Lethes Nächte
der Vergessenheit,
Gefeiert werden sie
noch von der Nachwelt,
Sie blühn im
Angedenken aller Zeiten.
Zu solchem Leben,
junger Herakles,
Entschließe dich
mit aller Willenskraft,
Und vor dir liegt
der Seele Seligkeit!
VIERTER GESANG
Die schönen Frauen
waren nun verschwunden
Und Herakles war
wieder ganz allein.
Er war entschlossen
zu dem Weg der Tugend.
Auch fand er bald
Gelegenheit zum Guten.
Denn Griechenland
war voll von Wald und Sümpfen,
War voll von wilden
Löwen, wilden Ebern,
Durchstreift von
vielen wilden Ungeheuern.
Das Land von diesem
Ungetier zu säubern
Und zu befreien von
den frechen Räubern,
War Arbeit manches
heiligen Heroen.
Auch Herakles war
dieses Werk bestimmt.
Er war zurückgekehrt
zu seiner Mutter,
Da hörte er, dass
auf dem Berg Kithäron,
An dessen Fuß des
Königs Herde graste,
Ein wilder Löwe
hauste. Nach den Worten
Der junge Heros war
zur Tat entschlossen.
Er stieg bewaffnet
in das Waldgebirge,
Bezwang den Löwen
mit der bloßen Faust,
Und warf das gelbe
Löwenfell sich um
Und setzte sich den
Rachen auf als Helm.
Als er nun von der
Jagd war heimgekehrt,
Da traf er Boten von
dem Minyer-König,
Dem König Erginos,
der den Tribut
Von Theben in
Empfang zu nehmen kam.
Da Herakles sich von
der Frau der Tugend
Geweiht zum Anwalt
sah der Unterdrückten,
So überwand er bald
die dreisten Boten,
Die sich
Misshandlungen erlaubt am Land,
Und schickte sie mit
Stricken um den Nacken
Verstümmelt zu dem
Könige zurück.
Der König Erginos
verlangte nun von Theben,
An ihn den Übeltäter
auszuliefern.
Und König Kreon,
König der Thebaner,
War voller Furcht
vor drohender Gewalt,
Und war geneigt, zu
tun des Feindes Willen.
Da sammelte sich
Herakles ein Häuflein
Von Jünglingen, die
bittern Herzens waren,
Mit ihm dem Feind
entgegen nun zu gehen.
In keinem Bürgerhaus
gabs ein Waffe,
Entwaffnet hatte
Erginos die Stadt,
Damit nicht Theben
einen Aufstand mache.
Da rief Athene zu
sich Herakles
In ihren Tempel, und
sie rüstete
Den Heros aus mit
ihren eignen Waffen,
Die Knaben aber
griffen zu den Waffen
Des Tempels, zu
Athenes Weihgeschenken.
So ausgerüstet, zog
der Heros nun
Mit seiner kleinen
Schar dem Feind entgegen
Und traf die Minyer
dann an einem Engpass.
Hier nützte nichts
dem Feind der Rüstung Macht,
Und in der Schlacht
fiel König Erginos,
Des Königs
Heerschar wurde aufgerieben.
Doch im Gefecht war
auch Amphitryon,
Stiefvater
Herakles‘, im Kampf gefallen.
Gleich nach dem
Kampfe eilte Herakles
Nach Orchomenos,
nach der Minyer Hauptstadt,
Drang zu den Toren
ein, die Burg verbrennend.
Ganz Griechenland
bewunderte die Tat,
Und der Thebaner
König Kreon gab,
Um das Verdienst des
jungen Manns zu ehren,
Megara, seine
Tochter, ihm zur Ehe,
Drei Söhne sie
gebar dem Herakles.
Alkmene, seine
Mutter, aber nahm sich,
Die Witwe, einen
zweiten Ehemann,
Nahm den gerechten
Richter Rhadamanthys.
Die Götter selbst
beschenkten den Heroen:
Gott Hermes gab dem
Herakles ein Schwert
Und Gott Apollon gab
ihm Pfeil und Bogen,
Der Gott Hephästos
einen goldnen Köcher,
Athene gab ihm einen
Waffenrock.
FÜNFTER GESANG
Nun Herakles fand
bald Gelegenheit,
Den Göttern seine
Dankbarkeit zu zeigen.
Denn die Giganten
waren alte Riesen
Mit schrecklichen
Gesichtern, langen Haaren
Und langen Bärten
und geschuppten Schwänzen
Von bösen Drachen
statt der Menschenfüße,
Ja, Monster, die
geboren hat die Erde,
Die Mutter Gaia, für
den Uranos,
Den Gatten, für den
Vater in den Himmeln,
Die wurden aber von
der Mutter Erde
Zur Rebellion
erzogen gegen Zeus,
Der Götter Gott,
den neuen Weltenherrscher,
Weil dieser ihre
ältern Söhne, die
Titanen, in den
Tartaros verstoßen.
Sie brachen aus der
Unterwelt hervor,
Dem Erebos, der lag
in dem Gefilde
Von Phlegra in
Thessalien. Aus Furcht
Vor ihrem Anblick
sind erblasst die Sterne,
Um Phöbus drehte um
den Sonnenwagen.
So geht nun hin und
rächt die alten Götter,
Sprach Mutter Erde,
an Prometheus frisst
Der Adler und an
Tityos der Geier,
Der starke Atlas
muss den Himmel tragen
Und die Titanen
liegen da in Ketten.
Geht, Söhne, rächt
die alten Göttersöhne!
Gebrauchet meine
eignen Glieder, nämlich
Die Berge, baut sie
auf zu Treppenstufen,
Der Mutter Erde
Berge nehmt als Waffen!
Ersteigt nun die
gestirnten Himmelsburgen!
Typhöus, reiße du
dem Herrscher Zeus
Den Zepter und den
Blitz aus seiner Hand,
Du, Enkelados, nimm
dich an des Meeres,
Vertreib den
blaugelockten Posidaon,
Und Rhötus soll dem
Sonnengotte Phöbus
Entreißen seiner
Sonnenpferde Zügel,
Porphyrion erobre
das Orakel
Zu Delphi, wo die
Pythia orakelt!
Die Riesen jubelten
bei diesen Worten,
Als hätten sie den
Sieg schon längst errungen,
Als schleppten sie
schon den Poseidon oder
Den Ares im Triumph
einher und zerrten
Apollon an dem
goldnen Lockenhaar,
Der eine nannte
Kypris seine Gattin,
Der andre wollte
Artemis sich nehmen,
Der dritte wollte
freien die Athene.
So nun von den
thessalischen Gebirge
Sie zogen aus, den
Himmel zu erstürmen.
Indessen Iris rief,
die Götterbotin,
Die Himmlischen
zusammen im Olymp,
Und alle Götter,
die in Wassern wohnen,
Und auch die Manen
aus dem Totenreich,
Persephone verließ
ihr Schattenreich,
Der König auch der
Schweigenden fuhr auf,
Lichtscheue Pferde
trugen ihn empor.
Wird eine Stadt
belagert, und die Bürger,
Von allen Seiten
laufen sie zusammen,
Die gute Burg der
Heimat zu beschirmen,
So kamen auch die
vielgestalten Götter
Am Vaterherd im
Himmelreich zusammen.
Vereinte Götter,
sprach sie Jove an,
Ihr seht, wie Mutter
Erde sich verschworen
Mit ihren neuen
Söhnen gegen uns.
Auf, sendet ihr den
Leichenberg hinunter,
So viel, wie sie uns
Söhne schickt hinauf!
Als so der
Göttervater hat geendet,
Ertönte die Posaune
von dem Himmel,
Und Gaia drunten gab
mit Beben Antwort.
Und die Natur geriet
in großes Chaos,
In Chaos wie am
ersten Schöpfungstag,
Denn die Giganten
rissen einen Berg
Und einen zweiten
Berg aus ihren Wurzeln
Und schleppten dann
den Ossa-Berg herbei,
Den Pelion, den Öta
und den Athos,
Sie brachen auch das
Rhodope-Gebirge
Mit seiner klaren
Hebrosquelle ab,
Auf dieser Treppe
von Gebirgen nun
Empor sie stiegen zu
dem Göttersitz
Und fingen an, mit
Eichen-Feuerbränden
Und Felsenbrocken
den Olymp zu stürmen.
Nun ward den Göttern
weiland prophezeit,
Dass keiner von den
Himmlischen besiegen
Kann die Giganten,
Mutter Gaias Söhne,
Die sterben nur,
wenn in dem Kriege kämpft
Ein Menschensohn von
einer Menschentochter.
Auch Gaia brachte
dieses in Erfahrung
Und suchte darum
auch nach der Arznei,
Die ihre Söhne
machte unverwundbar
Im Götterkrieg mit
einem Menschensohn.
Und es war wirklich
solch ein Kraut gewachsen,
Doch Zeus kam ihr
zuvor, und er verbot
Der Morgenröte,
Sonne auch und Mond,
Zu scheinen, während
Gaia in dem Dunkel
Gesucht, schnitt
Zeus die Kräuter eilig ab
Und ließ dann
Herakles, den Gottessohn
Und Menschensohn,
durch die Athene rufen,
Am großen
Götterkriege teilzunehmen.
Auf dem Olymp war
schon der Streit entbrannt.
Und Ares hatte
seinen Kriegeswagen
Mit Rossen, welche
laut gewiehert haben,
Gelenkt hinein in
dichte Schar der Feinde.
Sein goldner Schild
als Feuer heller brannte,
Die Mähne seines
Helmes schimmernd flattert.
Im Kampfgetümmel er
durchbohrte den
Giganten Peloros,
des Füße waren
Zwei Schlangen. Dann
er überrollte mit
Dem Wagen des
gefallnen Feindes Glieder
Zermalmend. Aber
erst als Herakles
Erschien, der war
auf den Olymp gestiegen,
Der Feind aushauchte
seine beiden Seelen.
Und Herakles sah um
sich auf dem Schlachtfeld,
Erkor ein Ziel sich
seines straffen Bogens,
Sein Pfeilschuss
streckte nieder Alkyneus,
Der also gleich in
Abgrundstiefen stürzte,
Doch als berührt er
seinen Heimatboden,
Mit neuer
Lebenskraft erhob sich wieder.
Nun auf den Rat der
göttlichen Athene
Stieg Herakles hinab
und schleppte ihn hinweg
Bis über des
Geburtslands feste Grenzen,
Sowie der Riese
stand auf fremder Erde,
Entfuhr der Atem ihm
und fuhr zur Hölle.
Jetzt ging
Porphyrion in frecher Stellung
Auf Herakles und
Hera gleichfalls zu,
Um einzeln mit den
Herrlichen zu kämpfen.
Zeus flößte ihm da
ein Verlangen ein,
Der Göttin schönes
Angesicht zu schauen,
So zerrte er an
Heras weißem Schleier,
Da traf ihn ‚Zeus
mit seinem Donnerhammer,
Da tötete ihn
vollends Herakles
Mit einem Pfeil von
dem gespannten Bogen.
Nun rannte aus der
Schlachtenreihe der
Gigant mit Namen
Ephialtes vor,
Die Augen funkelten
und blitzten scharf.
O das sind helle
Ziele meinen Pfeilen,
Sprach Herakles und
lachte Himmelslachen
Und wandte sich zum
kämpfenden Apollon,
Und Gott Apollon
schoss das linke Auge
Und Herakles das
rechte Auge aus.
Eurytus aber schlug
Dionysos
Mit seinem
Thyrsosstab von Pinie nieder,
Ein Hagel warf von
heißen Eisenschlacken
Den Klytios zu Boden
von der Hand
Hephästos‘, auf
Enkelados geschleudert
Athene hat Sizilien,
die Insel,
Der Riese Polybotes
ward verfolgt
Von Posidaon übers
blaue Meer,
Er flüchtete nach
Kos, jedoch der Meergott
Ein Stück riss von
der schönen ‚Insel ab,
Bedeckte mit dem
Inselstück den Feind.
Und Hermes, mit dem
Helm des Pluton auf
Dem Kopf, erschlug
den Riesen Hippolytos,
Zwei andre Feinde
trafen mit den Keulen
Die Parzen. Alle
andern schmetterte
Gott Zeus mit seinem
Donnerhammer nieder
Und Herakles
erschoss sie mit den Pfeilen.
Für diese
Heldentaten ward dem Halbgott
Von allen
Himmelsgöttern Huld zuteil.
Zeus-Vater nannte
die der Schar der Götter,
Die ausgefochten
haben diesen Krieg,
Olympier, um durch
den Ehrennamen
Die Hohen von dem
Mob zu unterscheiden.
Olympier, den Namen
auch bekamen
Zwei Menschensöhne,
von dem Weib geboren,
Olympier, Dionysos
und Herakles.
SECHSTER GESANG
Vor der Geburt des
Heros Herakles
Zeus sprach im Rat
der Götter, dass der erste
Der Enkel des Heroen
Perseus, welcher
Geboren werden
würde, sollte sein
Beherrscher aller
andern Perseus-Erben.
Und diese Ehre hatte
Vater Zeus
Dem Sohne der
Alkmene zugedacht,
Dem Herakles, dem
Sohn des Vaters Zeus.
Doch Göttin Hera
war voll Hinterlist,
Sie gönnte diese
große Ehre nicht
Dem Sohne ihrer
Nebenbuhlerin,
So kam sie ihm
zuvor, und ließ Eurystheus,
Der auch ein Enkel
war des Helden Perseus,
Das Licht der Welt
erblicken früher als
Zeus‘ Sohn im
Schoß der seligen Alkmene.
So ward Eurystheus
König zu Mykene
In dem Argiverland,
und Herakles,
Geboren später,
ward ihm unterworfen.
Eurystheus aber sah
mit großer Sorge
Den Heldenruhm des
jüngeren Verwandten,
Und so berief er ihn
als seinen Knecht,
Verschiedne
Heldentaten zu vollbringen
Und Arbeiten im
Dienste seines Königs.
Doch Herakles, er
wollte nicht gehorchen.
Doch Zeus befahl dem
eignen Gottessohn,
Dem König der
Argiver treu zu dienen.
Der Halbgott ungern
sich entschloss, der Diener
Von einem
Sterblichen zu sein, er ging
Nach Delphi zum
Orakel des Apollon
Und dort befragte er
die Pythia,
Die gab zur Antwort
ihm, die von Eurystheus
Erschlichne
Herrschaft sei jetzt von den Göttern
Gemildert, so dass
Herakles nur noch
Zehn Werke tun zu
hätte für den König,
Die dieser ihm
befehlen würde, und
Wenn er die Werke
allesamt vollbracht:
Dann wirst du
teilhaft der Unsterblichkeit.
Darüber fiel der
Held in tiefe Schwermut,
Denn einem
Niedrigern zu dienen, das,
Das widerstrebte
seinem Selbstgefühl,
Das däuchte unter
seiner Würde ihm,
Doch Zeus, dem
Götterherrn, nicht zu gehorchen,
Erschien ihm
unheilbringend und unmöglich.
Den Augenblick ersah
sich Göttin Hera,
Aus deren Geist des
Herakles Verdienste
Um all die Götter
nicht getilgt den Hass,
Und sie verwandelte
des Helden Schwermut
In psychische
Erkrankung, in den Wahnsinn,
So dass er den
Verstand verlor und seinen
Geliebten Neffen
Iolaos wollte
Ermorden, aber als
entfloh der Neffe,
Erschoss der Held im
Wahn die eignen Knaben,
Die ihm Megara schön
geboren hatte,
Im Wahn, sein Bogen
ziele auf Giganten.
Es währte Jahre,
bis er von dem Wahnsinn
Ward wieder frei,
und als er zur Erkenntnis
Des Irrtums kam, da
ward er voller Kummer,
Bekümmert über
dies sein schweres Unglück,
Verschloss sich in
sein Haus, ging nicht hinaus,
Vermeidend den
Verkehr mit andern Menschen.
Die Zeit jedoch, sie
linderte den Kummer,
Und da entschloss er
sich, den Arbeitsauftrag
Des Königs doch zu
übernehmen, kam
Zum Könige nach
Tiryns, wo er herrschte.
SIEBENTER GESANG
Nun sollte Herakles
das Fell des Löwen,
Des Löwen von Nemea
holen. Der
Bewohnte das
Peleponnes-Gebirge,
War in den Wäldern
zwischen Kleonai
Und dem nemäischen
Gefilde in
Der Landschaft
Argolis. Der Löwe konnte
Mit keiner
Menschenwaffe überwunden
Und totgeschlagen
werden. Dieser Löwe
War Sohn des Riesen
Typhon und der Schlange
Echidna, oder fiel
vom Mond herab.
So Herakles zog
gegen diesen Löwen,
Den Köcher mit den
Pfeilen auf dem Rücken,
Den straffen Bogen
in der linken Hand,
Die Ölbaumkeule in
der rechten Hand.
Den Ölbaum für die
Keule hatte er
Selbst auf dem
Helikon-Gebirg getroffen
Und mit den Wurzeln
allen ausgerissen.
Als er nun in den
Wald kam von Nemea,
Ließ Herakles umher
die Augen schweifen,
Um zu entdecken
dieses wilde Tier,
Bevor er selber wird
erblickt vom Tier.
Schon war es Mittag.
Aber nirgends konnte
Bemerken er die
Spuren dieses Löwen
Und keinen Pfad zu
seinem Lager sehen,
Auch keinen Menschen
traf er auf dem Feld
Bei seinen Stieren
oder in dem Wald
Bei seinen Bäumen
an, denn alle Menschen
Hielt große Angst
verschlossen in den Höfen.
Nach Mittag Herakles
durchstreifte einsam
Den dicht belaubten
Hain, entschlossen, nun
Die ganze Stärke zu
erproben, wenn
Er sehen würde
dieses Ungeheuer.
Doch gegen Abend kam
der Löwe an
Auf einem Waldweg,
um von seinem Fang
Zurück zu kehren in
die Erdenspalte,
Er war von heißem
Fleisch und Blut gesättigt
Und Kopf und Brust
und Mähne troffen rot
Von Mord, die Zunge
legte sich am Kinn.
Der Held, der ihn
von ferne kommen sah,
Verbarg sich schnell
in dichtem Waldgebüsch
Und wartete, bis
näher kam der Löwe,
Und schoss ihm einen
Pfeil in seine Flanken,
Doch das Geschoss
drang nicht ins feste Fleisch,
Es prallte wie von
einem Steine ab
Und flog zurück und
fiel ins Moos des Bodens.
Das Tier hob seinen
Kopf, den blutigen,
Und ließ die Augen
rollen und im Rachen
Die spitzen Zähne
sehen. So der Löwe
Dem Halbgott
streckte seine Brust entgegen,
Der schickte eilig
einen zweiten Pfeil ab,
Ihn in den Sitz des
Atems so zu treffen,
Doch das Geschoss
drang nicht durch seine Haut,
Es prallte von der
Brust des Löwen ab
Und fiel zu dieses
Ungeheuers Füßen.
Und Herakles griff
nach dem dritten Pfeil,
Als ihn der Löwe
sah, er zog den Schwanz
Bis zu den Kehlen
seiner Hinterknie,
Sein ganzer Nacken
schwoll von heißem Zorn,
Er murrte, und es
sträubte sich die Mähne,
Und krumm ihm ward
der Rücken wie ein Bogen.
Er sann auf Kampf
und ging mit einem Sprung
Dem Feind entgegen.
Aber Herakles
Warf seine Pfeile
aus der Hand und von
Dem Rücken warf er
ab sein Löwenfell,
Und mit der Rechten
schwang er seine Keule
Dem Tiere überm
Haupt und schlug ihm hart
Den Nacken, dass er
mitten in dem Sprung
Zu Boden stürzte
und zu stehen kam
Auf seinen Füßen,
welche zitterten,
Mit seinem Kopfe
wackelnd. Ehe er
Aufatmen konnte, kam
ihm Herakles
Zuvor, der Bogen
warf und Köcher nieder,
Um ungehindert sich
dem Tier zu nahen,
Er schlang die Arme
um des Löwen Nacken
Und schnüre ihm mit
Macht die Kehle zu,
Bis er erstickte und
die böse Seele
Hinunter sandte in
den finstern Hades.
Doch Herakles
versuchte lang vergebens,
Die Haut des toten
Löwen abzuweiden,
Sie wich dem Eisen
nicht und nicht dem Stein.
Da kam dem Helden
endlich in den Sinn,
Die Haut des Löwen
mit des Löwen Klauen
Selbst abzuziehen,
was sogleich gelang.
Und später Herakles
verfertigte
Aus diesem Fell des
Löwen einen Panzer
Und aus dem Rachen
einen neuen Helm.
Für jetzt er aber
nahm nur Kleid und Waffen,
Wie er gekommen war,
zu sich zurück
Und machte auf den
Rückweg sich nach Tiryns,
Das Fell des Löwen
hängend überm Arm.
Als nun Eurystheus
ihn sah kommen so
Mit diesem Fell des
grimmen Ungeheuers,
Geriet er über
solche Kraft des Helden
In große Angst und
kroch in einen Topf.
Auch ließ er
Herakles fortan nicht mehr
Ihm kommen unter
seine Augen, sondern
Er ihm erteilte
fürstliche Befehle
Durch einen Boten
draußen vor der Mauer.
Der Bote Kopreus war
ein Sohn des Pelops.
Nun sollte Herakles
die Hydra töten,
Die Tochter der
Echidna und des Typhon.
Sie war in Argolis,
im Sumpf von Lerna
Erwachsen, pflegte
auf das Land zu kommen,
Die Herden zu
zerreißen und das Feld
Gewaltsam zu
verwüsten, maßlos groß
War sie, neun Köpfe
hatte diese Schlange,
Acht Schlangenköpfe
waren aber sterblich,
Der neunte Kopf der
Schlange war unsterblich.
Dem Kampf ging
Herakles mit Mut entgegen,
Er stieg auf einen
Wagen, sein geliebter
Verwöhnter Neffe
Iolaos, Sohn
Des Bruders
Herakles‘, des Iphikles,
Der lange Zeit sein
treuer Freund gewesen,
Der setzte sich als
Rosselenker hin,
Und so ging es im
Flug auf Lerna hin.
Nun ward die Hydra
sichtbar auf dem Hügel
Beim Quell der
Amymone, dort befand sich
Der Hydra Höhle.
Hier ließ Iolaos
Die Pferde halten,
Herakles sprang ab
Und zwang mit
Schüssen dann von Feuerpfeilen
Die Schlange, ihren
Winkel zu verlassen.
Und zischend kam
hervor die böse Schlange,
Neun Hälse
schwankten aufgerichtet stolz
Auf ihrem Leib, wie
Äste in dem Sturm.
Doch Herakles ging
unerschrocken ihr
Entgegen, packte
kräftig sie und hielt sie,
Sie schlang sich da
um einen seiner Füße,
Ließ sich auf
weitre Gegenwehr nicht ein.
Mit seiner Keule er
zerschmetterte
Die Köpfe ihr, doch
kam er nicht zum Ziel,
Denn war ein Kopf
zerschlagen, wuchsen zwei
Hervor an gleicher
Stelle. Und der Hydra kam
Zu Hilfe auch ein
Riesenkrebs, der fasste
Den Helden gar
empfindlich an dem Fuße.
Doch Herakles hat
diesen Krebs getötet
Mit seiner Keule und
rief Iolaos
Zu Hilfe in dem
Kampfe mit der Schlange.
Der hatte eine
Fackel schon gerüstet,
Er zündete damit
den nahen Wald an,
Und mit dem Brande
überfuhr er die
Neu aufgewachsnen
Schlangenköpfe und
So hinderte er sie,
hervor zu treiben.
Auf diese Weise ward
der Heros Meister
Der Schlangenköpfe,
und er schlug der Hydra
Den neunten Kopf
auch ab, der war unsterblich,
Den Kopf begrub dann
Herakles am Wege
Und wälzte einen
schweren Stein darüber.
Den Rumpf der Hydra
spaltete der Held,
Die Pfeile tauchte
er ins Blut der Schlange,
Das giftig war. Seit
dem des Helden Pfeile
Mit Gift der
Schlange schlugen Todeswunden.
Nun sollte Herakles
die Hirschkuh fangen,
Lebendig fangen
Kerynitis, dies
War eine Hirschkuh
voller Herrlichkeit,
Die trug ein
goldenes Geweih am Haupt
Und Eisenfüße, und
sie weidete
An einem Hügel in
Arkadien,
Die eine war der
sieben Hindinnen,
An welchen Artemis
zuerst geprobt
Die Jagdkunst. Diese
Hirschkuh von den sieben,
Die hatte Artemis
zurück gelassen
In ihre Heimat in
den grünen Wäldern,
Weil es vom
Schicksal so beschlossen war,
Dass Herakles sie
einmal jagen sollte.
Ein ganzes Jahr
verfolgte er die Hirschkuh,
Er kam auf dieser
Jagd zu den Germanen,
Kam an die Quelle
auch des Flusses Ister
Und holte endlich
ein die goldne Hirschkuh
Am Flusse Ladon nah
der Stadt Önoe,
Am Berg der Artemis,
der Jungfraungöttin.
Dort konnte er des
Tiers nur Meister werden,
In dem mit einem
Pfeil er ihre Füße lähmte.
Dann trug er sie auf
seinen Heldenschultern
Durchs heilige
Arkadien. Da traf
Er Artemis, die ging
dort mit Apollon,
Die schalt ihn, dass
er diese goldne Hindin,
Die ihr geweiht war,
habe töten wollen.
Das war nicht
Übermut, sprach Herakles,
O große
Jungfraungöttin Artemis,
Doch das gebot mir
die Notwendigkeit,
Wie könnte sonst
bestehn ich vor dem König?
Und so versöhnte er
die Jungfraungöttin
Und trug das Tier
lebendig nach Mykene.
ACHTER GESANG
Nun ging es an die
vierte Unternehmung,
Den Eber von dem
Berge Erymanthos,
Der ebenfalls der
Artemis geheiligt,
Lebendig
auszuliefern nach Mykene,
Der er des Berges
Gegenden verwüstet.
Auf seiner Wanderung
zum Abenteuer
Einkehrte Herakles
beim jungen Pholos,
Der war ein Sohn des
trunkenen Silenus.
Und Pholos, einer
der Zentauren, der
Halb Mensch, halb
Pferd war, er empfing ihn freundlich
Und setzte Herakles
den Braten vor,
Dieweil er selber
rohes Fleisch verzehrte.
Doch Herakles
begehrte zu der Mahlzeit
Ein stärkendes
Getränk von rotem Wein.
Mein lieber Gast,
sprach Pholos zu dem Helden,
Es liegt ein Fass
voll Wein in meinem Keller,
Doch dieser Wein
gehört nur den Zentauren,
Ich will das
Weinfass lieber nicht eröffnen,
Zentauren fragen
wenig nur nach Gästen. -
Du öffne gutes
Mutes nur das Weinfass,
Sprach Herakles, und
ich verspreche dir,
Dich gegen jeden
Angriff der Zentauren
Mit Fäusten zu
verteidigen. Mich dürstet! -
Es hatte aber dieses
Weinfass Bacchus,
Der Gott des Weines,
übergeben einem
Zentauren mit dem
göttlichen Befehl,
Das Fass nicht eher
zu eröffnen, als
Bis Herakles in
dieser Gegend einkehrt.
So ging denn Pholos
in des Weines Keller.
Kaum hatte er
geöffnet dieses Weinfass,
Da rochen die
Zentauren schon den Duft
Des starken, hundert
Jahre alten Weines,
Und sie umringten,
haufenweise kommend,
Mit Felsen und mit
Fichten Pholos‘ Höhle.
Die ersten, die es
wagten, einzudringen,
Die jagte Herakles
zurück mit Feuer,
Die andern er
verfolgte mit den Pfeilen
Bis nach Malea, wo
der alte Chiron,
Zentaur und Freund
des Herakles, zuhause.
Zu diesem flüchteten
die Stammesbrüder.
Als sie mit Chiron
grad zusammen trafen,
Schoss Herakles den
Pfeil ab, in den Arm
Von einem fliehenden
Zentauren treffend
Und treffend leider
auch des Chiron Knie,
Da blieb der Pfeil
im Pferdeschenkel stecken.
Jetzt erst erkannte
Herakles den Freund
Aus seinen
Jugendtagen, lief hinzu,
Bekümmert, zog den
Pfeil aus seinem Schenkel
Und legte eine
Medizin ihm auf,
Die Chiron selbst
gemischt als kluger Arzt.
Jedoch die Wunde war
vom Gift der Hydra
Durchdrungen, und
die Wunder war unheilbar.
Und Chiron ließ
sich bringen in die Höhle
Und wünschte, in
des Freundes Arm zu sterben.
Vergeblich war der
Wunsch! Der Arme hatte
Da nicht bedacht,
dass er unsterblich war,
Dass er unsterblich
war zu seiner Qual.
Nun Herakles nahm
vom Gequälten Abschied,
Versprechend, dass
er schickt den Heiland Tod!
Als Herakles von der
Verfolgung der
Zentauren in des
Freundes Höhle kehrte,
Da fand er Pholos,
seinen liebevollen Wirt,
Er fand ihn tot. Der
hatte noch aus einem
Zentauren-Leichnam
einen Pfeil gezogen
Und sich gewundert,
dass solch kleiner Pfeil
Zentauren nieder
werfen konnte, da
Entglitt ihm das
Geschoss mit seinem Gift
Aus seiner Hand und
fuhr ihm in den Fuß
Und raubte auf der
Stelle ihm das Leben.
Da war nun Herakles
zutiefst betrübt
Und er begrub ihn
ehrenvoll und legte
Ihn unter einen
Berg, der Pholoe
Genannt wird, seit
dort Pholos liegt begraben.
Dann ging er weiter
auf die Jagd des Ebers
Und trieb denselben
mit Geschrei heraus
Aus Waldes Dickicht
und verfolgte ihn
Ins tiefe
Schneefeld, fing hier den Erschöpften
Mit einem Strick und
bracht ihn nach Mykene.
Drauf schickte ihn
Eurystheus fort zur Arbeit,
Unwürdig eines
gottgezeugten Helden.
Den Viehhof sollte
er des Augias
An Einem Tag
befreien von dem Mist.
In Elis war der
Augias ein König
Und hatte viele
Herden, Klein- und Großvieh.
Sein Vieh stand nach
der Art der Alten da
In einem Zaune nahe
dem Palast.
Dreitausend Rinder
hatten da gestanden
Und hatten große
Mengen Mist gemacht,
Der sich in langen
Jahren aufgehäuft.
Den sollte Herakles
zu seiner Schmach
An Einem Tage räumen
von dem Hof.
Als nun der Heros
trat zu Augias
Und nichts erwähnte
von Eurystheus‘ Auftrag
Und sich zu dem
genannten Dienst erbot,
Maß Augias die
herrliche Gestalt
In seiner Löwenhaut
und musste lachen,
Er dachte, dass ein
solcher edler Krieger
Nicht so gemeinen
Knechtsdienst wollen kann.
Indessen dachte
Augias bei sich:
Der Eigennutz hat
manchen schon verführt,
Vielleicht will er
sich nur an mir bereichern.
Das aber wird dem
Manne wenig helfen.
Ich kann ihm aber
einen Lohn versprechen,
Wenn er den Stall
ausmistet, denn er hat
An Einem Tag nicht
viel hinaus zu bringen.
Und darum Augias
sprach nun getrost:
Hör, Fremdling,
wenn du kannst den Stall ausmisten,
So geb ich dir den
zehnten Teil der Herde. -
Da ging der Held auf
die Bedingung ein.
Der König aber
dachte nun nicht anders,
Als dass der Heros
gleich zu schaufeln anfing.
Doch Herakles rief
erst den Jüngling Phyleus,
Den Sohn des Augias,
der sollte Zeuge
Des abgeschlossenen
Vertrages sein.
Nun riss der Held
den Grund des Hofes um
Und leitete Alpheios
und Peneios
Durch einen
breiteren Kanal herbei
Und ließ die Flüsse
spülen fort den Mist.
Und so vollzog er
seinen Auftrag, ohne
Zu einer Handlung zu
erniedern sich,
Unwürdig eines
gottgezeugten Heros.
Als aber Augias
davon erfuhr,
Dass Herakles
gehandelt hat im Auftrag
Des Königs von
Mykene, weigerte
Er sich, den Lohn zu
zahlen, leugnete,
Dass er den Zehnten
ihm versprochen habe.
Doch er erklärte
sich bereit, den Streit
Dem richterlichen
Spruch anheim zu stellen.
Und als die Richter
saßen nun beisammen,
Zu fällen ein
gerechtes Urteil, da
Trat Phyleus auf,
vom Helden aufgefordert,
Und zeugte gegen
seinen eignen Vater.
Doch Augias
erwartete den Spruch nicht,
Befahl dem Fremdling
und dem eignen Sohn,
Das Königreich von
Elis zu verlassen.
Nun kehrte Herakles
zu Abenteuern
Zurück zum König
von Mykene. Der
Nun schickte ihn ins
sechste Abenteuer,
Die grausen
Stymphaliden zu verjagen.
Dies waren ungeheuer
Vögelräuber,
Wie Kraniche, jedoch
mit Eisenflügeln,
Mit Eisenschnäbeln
und mit Eisenklauen.
Sie hausten um den
See von Stymphalos
Im herrlichen
Arkadien und konnten
Abschießen ihre
Federn scharf wie Pfeile
Und mit den
Schnäbeln Panzer ganz durchbohren,
Sie richteten in der
Umgebung Schaden
Und Unheil unter
Vieh und Menschen an.
Nun Herakles des
Wanderns war gewohnt,
Er kam nach kurzer
Reise bei dem See an,
Der von Gehölz
umschattet ruhte still.
In diesem Wald war
eine Schar der Vögel,
Die bangten, von dem
Wolf geraubt zu werden.
Nun Herakles stand
ratlos da und dachte,
Wie er so viele
Feinde kann besiegen.
Auf einmal fühlt er
einen leichten Schlag
Auf seiner Schulter,
hinter sich erblickte
Er strahlend schön
die göttliche Athene,
Die gab zwei große
Eisenklappern ihm,
Die ihr Hephästos
einst verfertigt hatte.
Athene lehrte nun
den Herakles,
Wie er die Klappern
zu gebrauchen habe,
Und dann verschwand
die Jungfrau Tochter Zeus.
Und Herakles bestieg
den sanften Hügel
Nah an dem See und
schreckte auf die Vögel,
Indem er laut
zusammen schlug die Klappern.
Die Vögel hielten
diesen Lärm nicht aus
Und flogen furchtsam
aus dem Wald hervor.
Darauf griff
Herakles zu seinem Bogen
Und sandte Pfeil um
Pfeil aus in die Lüfte,
Schoss viele Vögel
aus dem Flug herunter.
Die andern Vögel
flohen diese Gegend,
Nie wieder kamen
heim die Stymphaliden.
NEUNTER GESANG
Der König Minos in
dem schönen Kreta
Versprach Poseidon,
ihm ein Tier zu opfern,
Was da zuerst
auftauche aus dem Meer,
Denn Minos sprach,
dass er kein Tier besitze,
Das würdig sei zu
einem solchen Opfer.
Da ließ der Gott
auftauchen einen Stier,
Den schönsten, aus
dem purpurroten Meere.
Den König aber da
verleitete
Die herrliche
Gestalt des Tieres, das
Er da mit seinen
eignen Augen sah,
Es zu verstecken
unter seiner Herde
Und einen andern
Stier dem Gott zu opfern.
Darüber war erzürnt
der Meeresgott,
Und er ließ diesen
Stier wahnsinnig werden,
Der richtete
Verwüstung an auf Kreta.
Den Stier zu
bändigen und ihn zu bringen
Zum Herrn
Eurystheus, ward dem Herakles
Als siebte seiner
Taten aufgetragen.
Als er mit diesem
Plan nach Kreta kam
Und trat vor König
Minos, war der König
Erfreut, den Stier,
den Unhold, loszuwerden,
Ja, König Minos
half dem Herakles,
Den Stier in seinem
Wahnsinn einzufangen,
Da hat die
Heldenkraft des Herakles
Den Stier in seinem
Wahnsinn so gebändigt,
Dass er von einem
Schiff sich tragen ließ
Den ganzen Weg nach
dem Peleponnes.
Mit diesem Werk
zufrieden war Eurystheus,
Er ließ jedoch den
Stier, nachdem er ihn
Für eine Zeit mit
Lust betrachtet hatte,
In seiner
Herrengroßmut wieder frei.
Als nun der Stier
nicht mehr im Banne war
Des Herakles, da
kehrte ihm zurück
Die alte Raserei des
wilden Wahnsinns,
Er irrte einsam
durch Lakonien
Und durch Arkadien
und streifte über
Den Isthmos ins
berühmte Marathon
In Attika und dort
verheerte er
Das Land, wie er in
Kreta einst getan.
Erst König Theseus
später es gelang,
Herr über diesen
irren Stier zu werden.
Als achte Arbeit
trug der Vetter nun
Dem Helden auf, des
Diomedes Stuten
Zu bringen nach
Mykene. Diomedes
War Sohn des Ares,
König der Bistonen,
Das war ein ziemlich
kriegerisches Volk.
Er hatte Stuten, die
so wild und stark,
Dass man an
Eisenkrippen sie gebunden
Mit Eisenketten.
Ihre Nahrung war
Nicht Hafer, sondern
Fleisch der Fremdlinge,
Die in die Stadt des
Königes gekommen
Zu ihrem großen
Unglück, diese wurden
Den Stuten
vorgeworfen, und ihr Fleisch
Den wilden Rossen
diente als ihr Futter.
Als Herakles nun
angekommen, wars
Sein erstes, diesen
König selbst zu greifen
Und ihn den eignen
Stuten vorzuwerfen,
Nachdem er
überwunden hat die Wächter,
Die standen bei den
Krippen aufgestellt.
Durch diese Speise
wurden zahm die Stuten,
Er trieb sie an des
Ozeans Gestade.
Doch die Bistonen
kamen schwerbewaffnet,
Da musste Herakles
mit ihnen kämpfen.
Er gab die zahmen
Stuten seinem Liebling
Abderos, Hermes‘
Sohn, sie zu bewachen.
Als Herakles war
fortgegangen, kam
Die Stuten wieder
ein Gelüst nach Fleisch
Von Männern an. Und
so fand Herakles,
Der die Bistonen in
die Flucht geschlagen
Und war
zurückgekehrt, den jungen Liebling
Abderos von den
Stuten ganz zerrissen.
Und er betrauerte
den jungen Liebling
Und baute ihm zu
Ehren eine Stadt,
Abdera, die des
Lieblings Namen trug.
Er zähmte wieder
dann die wilden Stuten
Und kam mit ihnen
glücklich zu Eurystheus,
Der weihte sie der
Königin des Himmels,
Der Göttin Hera mit
den Lilienarmen.
Der Stuten
Kinderlein und Kindeskinder
Noch lebten lange
fort, und Alexander
Der Große ritt auf
eben solchem Pferd.
Nachdem nun Herakles
vollbracht das Werk,
Er schiffte ein sich
mit dem Heer des Jason
Nach Kolchis, um das
Goldne Vließ zu holen.
Von langer Irrfahrt
dann zurückgekehrt,
Der Heros unternahm
die Reise gegen
Die Amazonen, um das
neunte Werk
Zu tun, das
Wehrgehenk der Amazone
Zu bringen zu
Eurystheus, Hippolytes.
Die Amazonen wohnten
in der Gegend
Des Flusses
Thermodon im Pontus-Lande
Und waren ein
ergrimmtes Volk von Frauen,
Die Krieg und Arbeit
starker Männer taten.
Von ihren Kindern
sie erzogen nur
Die Töchter. Und
vereint in wilden Scharen
Sie zogen aus zum
Kriege mit den Männern.
Und Hippolythe, ihre
Königin,
Sie trug als Zeichen
ihrer Herrscherwürde
Den Gürtel, den sie
selbst vom Gott des Krieges
Erhalten zum
Geschenk. Und Herakles
Versammelte die
Kampfgenossen alle
Auf einem Schiff und
fuhr ins Schwarze Meer,
Lief in die Mündung
ein des Thermodon
Und in die
Hafenstadt der Amazonen,
Das schöne
Themiskyra. Hier kam ihm
Die Amazonenkönigin
entgegen.
Die Schönheit
Herakles‘ sah sie mit Achtung,
Als sie erkundet,
warum er gekommen,
Versprach sie ihm
den Gürtel. Aber Hera,
Die unversöhnte
Feindin Herakles‘,
Nahm die Gestalt an
einer Amazone
Und mischte in die
Menge sich der andern
Und streute das
Gerücht aus, dass ein Fremder
Entführen wollte
ihre Königin.
Da schwangen sich
die Frauen auf die Pferde
Und griffen an den
Halbgott in dem Lager,
Das vor der Stadt er
aufgeschlagen hatte.
Die Amazonen fochten
mit den Kriegern
Und machten eine
schwere Schlacht des Kampfes.
Die erste, die den
Kampf mit ihm begann,
Das war Aella oder
schnelle Windsbraut,
Sie fand an Herakles
den schnellsten Gegner,
Sie musste weichen,
ward auf schneller Flucht
Von ihm gefangen und
dann hingemetzelt.
Die zweite fiel
schon bei dem ersten Angriff.
Und dann kam
Prothoe, die dritte, die
Im Zweikampf
siebenmal gewonnen hatte.
Nach ihr erlagen
weitere, darunter
Die Jagdgenossinnen
der Artemis,
Sonst immer mit dem
Wurfspieß treffend,
Nur dieses Mal
verfehlten sie ihr Ziel,
Vergebens unter
ihrem Schild sich deckend,
Erlagen sie dem
Wurfgeschoss des Helden.
Alkippe fiel, die
sie geschworen hatte,
Ihr Leben lang zu
bleiben unvermählt,
Sie hielt den
Schwur, am Leben blieb sie nicht.
Auch Melanippe ward,
die Führerin
Der Amazonen-Schar,
gefangen, da
Sie alle flohen. Und
die Königin,
Die schöne
Hippolythe, gab den Gürtel
Heraus, wie sie
versprochen vor dem Krieg.
Und Herakles nahm an
das Lösegeld
Und gab dafür die
Melanippe frei.
Auf seiner Rückfahrt
auch bestand der Held
Ein Abenteuer an der
Küste Trojas.
Hesione, des
Laomedon Tochter,
Sie saß an einen
Fels gebunden und
Zum Fraße
ausgesetzt des Ungeheuers.
Dem Vater Laomedon
hatte einst
Poseidon Trojas
Mauern aufgerichtet
Und doch dafür den
Lohn noch nicht erhalten,
Darum verwüstete
das Ungeheuer
Das Land von Troja,
bis dass Laomedon
Dem Ungeheuer
preisgab seine Tochter.
Als Herakles vorüber
fuhr an Troja,
Da rief zu Hilfe ihn
der arme Vater,
Versprach, ihm für
die Rettung seiner Tochter
Die schönsten
Pferde ihm zu schenken, die
Einst König Zeus
geschenkt hat seinem Vater.
Der Heros legte an
und wartete
Aufs Ungeheuer. Als
es kam, den Rachen
Aufsperrend, um die
Jungfrau zu verschlingen,
Das sprang der Heros
in des Untiers Rachen,
Zerschnitt dem
Untier alle Eingeweide
Und stieg aus dem
Getöteten hervor
Als wie aus einer
finstern Mördergrube.
Doch Laomedon hielt
sein Wort nicht. Da
Fuhr Herakles mit
bösem Fluch davon.
ZEHNTER GESANG
Als Herakles den
Gürtel Hippolythes
Eurystheus hingelegt
vor seine Füße,
Da gönnte dieser
doch ihm keine Rast,
Er schickte wieder
ihn zu neuer Arbeit,
Des Riesen Geryones
Rinder soll
Er schaffen ihm
herbei. Der Riese saß
Auf Erythia in dem
Meeresbusen
Von Cadix, eine
Herde schöner Rinder
Besaß er dort, die
ihm ein andrer Riese
Geweidet und ein
Hund mit Doppelkopf.
Sehr groß war
Geryones, hatte
Drei Körper und
drei Köpfe und sechs Arme,
Sechs Füße. Nimmer
hat ein Sohn der Erde
Sich je an ihn
gewagt. Doch Herakles
Es wagte. Er
bereitete sich vor.
Es war bekannt, dass
Geryones Vater
Mit Namen Chrysaor
und das heißt Goldschwert
Sehr großen
Reichtum hatte, König war
Iberiens, dass außer
Geryones
Drei tapfre
Riesensöhne für ihn stritten
Und jeder Sohn ein
großes Heer besaß.
Eurystheus gab dem
Herakles die Arbeit,
Er hoffte, dass der
Halbgott auf dem Kriegszug
Ins fremde Land sein
Leben lassen müsse.
Doch Herakles ging
den Gefahren nicht
Erschrockener
entgegen als den andern
Geschäften seines
großen Heldentums.
Er sammelte die
Heere sich auf Kreta,
Das er von wilden
Tieren ganz befreit,
Und landete zuerst
in Libyen.
Hier rang er mit dem
Riresenmann Antäos,
Der immer wieder
neue Kraft erhielt,
So oft berührte er
die Mutter Erde,
Doch Herakles hielt
ihn in freier Luft
Und drückte in den
Lüften ihn zu Tode.
Er trieb aus Libyen
die wilden Tiere,
Er hasste wilde
Tiere wie die Sünder,
Die Ebenbilder
gottvergessnen Herrschers,
Der ihn in seiner
Erdenzeit geplagt.
Nach einer langen
Wanderung durch öden Wüsten
Der Held kam in ein
fruchtbares Gebiet.
Er gründete die
Stadt mit hundert Toren,
Das ungeheure
Hekatonmpylos.
Dann kam er an den
Ozean Atlantik,
Da stand er
gegenüber von Gandira.
Die beiden Säulen
dort des Herakles
Errichtet wurden von
dem Halbgott selber.
Die Sonne brannte da
entsetzlich heiß,
Und Herakles ertrug
nicht mehr die Hitze,
Er richtete die
Augen auf zum Himmel
Und drohte ihm mit
aufgehobnem Bogen,
Den großen Helios
herab zu schießen.
Doch Helios
bewunderte den Mut
Des Helden und
verlieh ihm, fort zu kommen,
Er reichte ihm dazu
die goldne Schale,
In welcher Helios
die Strecke fuhr
Vom Sonnenuntergang
im Abendlande
Zum Sonnenaufgang in
dem Morgenland.
Auf dieser Schale
fuhr nun Herakles
Von Afrika hinauf an
Spaniens Küste,
Wohin ihn seine
Flotte auch begleitet.
Hier fand er die
drei Söhne Chrysaors,
Drei große Heere
auch, nah bei einander,
Er aber tötete die
Führer alle
Im Zweikampf und
eroberte das Land.
Dann kam er auf die
Insel Erythia,
Wo Geryones mit den
Rindern hauste.
Sobald der Hund mit
seinem Doppelkopf
Gewahrte seine
Ankunft, sprang er auf
Und rannte gegen
Herakles, allein
Der Held empfing den
Hund mit einem Knüppel,
Erschlug ihn und
dazu den Rinderhirten,
Der da dem Hund zu
Hilfe war gekommen.
Dann eilte mit den
Rindern er davon,
Doch Geryones holte
ein den Helden,
Es kam zu einem
schweren Kampf im Feld.
Und Hera selbst
erschien, die Königin
Des Himmels und der
Erde, half dem Riesen,
Der Held schoss
einen Pfeil ihr in die Brust,
Da floh die
Himmelskönigin verwundet.
Und auch des Riesen
Körper, alle drei,
Empfingen hier den
Todespfeil und starben.
Und Herakles auf
seinem Rückweg noch
Vollbrachte
glorreich andre Heldentaten,
Zu Land trieb er die
Rinder durch Iberien
Und durch Italien,
dieses schöne Land.
Bei Rhegium im
unteren Italien
Entlief ein Ochse
ihm von jener Herde,
Der setzte übers
Meer hin nach Sizilien.
Die andern Ochsen
trieb der Held ins Wasser
Und schwamm, indem
er einen Stier am Horn hielt,
Auch nach Sizilien
hinüber. Dann
Nach manchen andern
Taten kam der Held
Glückselig durch
Italien und Illyrien
Und Thrakien nach
Griechenland zurück
Und kam so siegreich
auf dem Isthmos an.
Jetzt hatte Herakles
zehn große Werke
Vollbracht,
Eurystheus doch ließ zwei nicht gelten,
So musste sich der
Herrliche bequemen,
Zwei weitre
Heldentaten zu verrichten.
Einst bei dem,
Hochzeitsfest von Zeus und Hera,
Als alle Götter
ihre Gaben brachten,
Da wollte auch die
Mutter Erde Gaia
Dem Hochzeitspaare
ihre Gabe bringen,
Sie ließ am
Westgestad des großen Weltmeers
Aufwachsen einen
ästereichen Baum
Voll Goldner Äpfel,
von den Hesperiden
Bewacht, den
Jungfraun aus der Mutter Nacht,
Den Wärterinnen
dieses Apfelgartens,
Den auch bewachte
noch ein großer Drache
Mit hundert Köpfen,
Ladon, Sohn des Phorkys,
Des Vaters vieler
Ungeheuer, und
Der erdgeborenen,
der Jungfrau Keto.
Kein Schlaf kam je
in dieses Drachen Augen,
Ein fürchterliches
Zischen kündete
Des Drachen Nähe,
seine hundert Kehlen
Vernehmen ließen
schreckliche Geräusche.
Dem Drachen, so war
der Befehl Eurystheus‘,
Nun sollte Herakles
die goldnen Äpfel
Der Jungfraun
Hesperiden nehmen fort.
Der Halbgott machte
sich auf seinen Weg,
Auf einen langen,
abenteuervollen,
Auf dem er sich dem
Zufall überließ,
Er wusst nicht, wo
die Hesperiden wohnten.
Zuerst gelangt er
nach Thessalien,
Dort hauste
Termeros, der böse Riese,
Der alle Reisenden
zu Tode rannte.
Doch an des Halbgott
Stirn zersplitterte
Der Kopf des Riesen.
Weiter zog der Held
Zum Flusse
Echedoros, da kam ihm
Ein andres Ungeheuer
in den Weg.
Und das war Kyknos,
Sohn von Ares und
Pyrene. Diesen
fragte nun der Halbgott
Nach jener
Hesperiden Apfelgarten,
Statt eine Antwort
ihm zu geben aber,
Der Kyknos forderte
den Helden auf
Zum Zweikampf, und
so wurde er erschlagen.
Da ist erschienen
Ares selbst, der Gott,
Den Sohn zu rächen.
Herakles sah sich
Gezwungen, mit dem
Gott des Kriegs zu kämpfen.
Kronion wollte
nicht, dass seine Söhne
Ihr Bruderblut
vergießen, und ein Blitz
Des Höchsten
trennte diese beiden Kämpfer.
Der Heros schritt
nun durch Illyrien,
Er eilte übers
Wasser Eridanos,
Kam zu den Nymphen
dann von Zeus und Themis,
Die an den Ufern
dieses Stromes wohnten.
An sie nun richtete
der Held die Frage,
Wo sei der
Hesperiden Apfelgarten.
Du gehe zu dem alten
Stromgott Nereus,
War ihre Antwort,
der ist ein Prophet,
Weiß alle Dinge.
Überfalle ihn
Im Schlaf und binde
ihn, er wird gezwungen
Auf diese Art, den
rechten Weg zu zeigen.
Und Herakles
befolgte diesen Rat,
Bemeistert sich des
Gottes dieses Flusses,
Der aber, wie er
immer es gewohnt,
Verklärte sich in
mancherlei Gestalten.
Doch Herakles ließ
ihn nicht eher los,
Bis er erkundet, wo
in dieser Welt
Der Hesperiden
goldne Äpfel waren.
Belehrt darin,
durchzog er Libyen
Und der Ägypter
Land, Busiris herrschte
Im Lande der
Ägypter, Sohn Poseidons
Und Lysianassas,
Braut des Meeresgottes.
Neun Jahre war im
Land die Teuerung,
Da sprach ein
zyprischer Prophet das Wort,
Dass enden wird die
Dürre, wenn dem Zeus
Alljährlich wird
ein fremder Mann geschlachtet.
Busiris machte drum
den Anfang mit
Dem zyprischen
Propheten selbst zum Dank.
Allmählich fand
Busiris ein Gefallen
An diesem
Menschenopfer, schlachtete
Viel Fremde, welche
nach Ägypten kamen.
So wurde denn auch
Herakles ergriffen
Und ward geschleppt
zu dem Altar des Zeus.
Er aber riss entzwei
die Eisenketten,
Erschlug Busiris und
Busiris‘ Sohn
Und alle Priester
dieser Menschenopfer.
Der Held zog weiter,
manches Abenteuer
Erlebend. Er
befreite den Prometheus,
Denn der rebellische
Titan Prometheus
War angekettet an
dem Kaukasus.
Und Herakles kam in
das Land, wo Atlas
Die Last des Himmels
trug auf seinen Schultern,
In dessen Nähe war
der Apfelbaum,
Der von den
Hesperiden ward gehütet.
Prometheus hatte
Herakles geraten,
Nicht selbst die
goldnen Äpfel sich zu rauben,
Nein, Atlas solle
ihm die Äpfel stehlen.
Dafür bot Herakles
dem Atlas an,
Des Himmels Last an
seiner statt zu tragen.
Und Atlas stimmte
zu. Und Herakles
Hob mit den
Schultern auf das Firmament.
Und Atlas ging und
schläferte den Drachen
Des Apfelbaumes ein
und tötete
Den Drachen,
überlistete die Jungfraun,
Die Hesperiden, kam
zurück mit Äpfeln,
Drei Äpfeln von dem
Baum der Hesperiden,
Und kehrte glücklich
heim zu Herakles.
Doch, sprach er,
meine Schultern spürten wohl,
Wie schwer die Last
des Himmels ist zu tragen.
Ich möchte nicht
den Himmel länger tragen.
Er warf vor Herakles
die Äpfel hin
Und ließ ihn mit
der Last des Himmels stehen.
Nun musste Herakles
auf Klugheit sinnen.
So lass mich, sprach
er zu dem Himmelsträger,
Ein Kissen mir auf
meinen Schädel legen,
Dass nicht der
Himmel drücke allzu schwer
Und jene Last nicht
mir zersprengt das Hirn. -
Der Heros Atlas fand
die Bitte recht
Und stellte sich
erneut dem Himmel unter,
Auf kurze Zeit nur,
das war seine Meinung.
Doch lange konnt er
auf den Halbgott warten
Bis Herakles ihn von
der Last erlöse.
Da wurde der
Betrüger zum Betrognen.
Der Halbgott hob die
Früchte auf vom Rasen
Und ging mit einem
frohen Lied davon.
Er brachte nun die
Äpfel dem Eurystheus,
Der wollt den Helden
aus dem Wege räumen,
Doch das gelang dem
schlimmen Vetter nicht,
Er gab die Äpfel
Herakles zurück,
Der legte sie auf
den Altar Athenes,
Die Göttin aber
wusste, dass die Äpfel
Gehörten in den
Hesperiden-Garten
Und brachte zu den
Jungfraun sie zurück.
Statt seinen
Nebenbuhler zu vernichten,
Die Werke, die
Eurystheus aufgetragen,
Die hatten Herakles
ja nur verherrlicht
In dem Beruf, vom
Schicksal angewiesen,
Ein Segen für die
Sterblichen zu sein,
Vertilger aller
Sünden auf der Erde.
Das letzte Abenteuer
aber sollte
In der Region
bestehn, wohin den Helden
Die Kraft des Helden
nicht begleiten würde,
So hoffte es der
König voller Arglist:
Ein Kampf mit
finstrer Macht der Unterwelt
Stand ihm bevor: Er
sollte Kerberos,
Den Hund der Hölle,
aus dem Hades holen.
Drei Köpfe hatte
dieser Hund mit Rachen,
Aus denen immer Gift
und Geifer troff,
Ein Drachenschwanz
hing ihm vom Leib herunter,
Das Haar der Köpfe
und des Rückens waren
Geringelte und
gifterfüllte Schlangen.
Sich für die Reise
zu befähigen,
Ging Herakles zur
Stadt Eleusis in
Dem attischen
Gebiet, wo eine Lehrer
Von Oberwelt und
Unterwelt gehegt
Ward von den weisen
Priestern. Herakles
Ward eingeweiht vom
Mann Eumolpos in
Die dortigen
Geheimnisse. Im Tempel
Ward er entsühnt
vom Mord an den Zentauren.
So mit geheimer
Kraft, der Furchtbarkeit
Der Hölle zu
begegnen, ausgerüstet,
Er wanderte in den
Peloponnes
Zur Stadt Tainaros,
wo die Mündung war,
Die in die Unterwelt
hinunter führte.
Begleitet nun von
Hermes Psychopompos
Stieg er hinab und
kam zur Unterwelt
Und nahte dort der
Stadt des Königs Pluto.
Die Schatten vor dem
Tor der Hadesstadt
Ergriffen gleich die
Flucht, als Fleisch und Blut
Sie sahen, nur
Medusa, die Gorgone,
Und Meleagers Geist
sind stehn geblieben.
Nach jeder wollte
Herakles nun schlagen,
Doch Psychopompos
fiel ihm in den Arm,
Belehrte ihn
darüber, dass die Seelen
Der Toten bloße
Schattenbilder seien
Und nicht verwundbar
seien von dem Schwert.
Mit Meleagers Seele
unterhielt sich
Der Halbgott
freundlich und empfing von ihm
Den Gruß an seine
Schwester Deianira.
Ganz nahm beim Tor
des Hades angekommen,
Erblickte Peirithoos
er und Theseus.
Der Peirithoos war
mit anderen
Als Freier der
Persephone gekommen.
Doch Pluto, wegen
ihres frechen Freiens,
Er hatte sie an
jenen Stein gefesselt,
Wo sie sich müde
hatten hingesetzt.
Als beide sahen nun
den Freund und Halbgott,
Da streckten flehend
sie die Hände aus
Zu ihm und zitterter
vor letzter Hoffnung,
Durch seine Kraft
die Oberwelt erneut
Erschaun zu können.
Herakles griff Theseus
Bei seiner Hand,
befreit ihn von den Fesseln
Und richtete den
Mann vom Boden auf,
Wo er gessselt hatte
lange Zeit gelegen.
Doch der Versuch,
auch Peirithoos zu
Befrein, misslang,
da da die Erde anfing,
Zu beben unter der
Heroen Füßen.
Nun Herakles
erkannte Askalaphos,
Der einst verraten,
dass Persephone
Im Hades die
Granaten aufgegessen,
Die ihr die Rückkehr
in das Licht verwehrten,
Er wälzte nun den
Stein, den Demeter
In der Verzweiflung
über ihrer Tochter
Verlust auf ihn
geworfen hatte zornig.
Der Halbgott kam nun
zu des Pluto Herden,
Da schlachtete er
eines seiner Rinder,
Die Schattenseelen
mit dem Blut zu tränken,
Dies wollte nicht
der Hirte dieser Rinder,
Menötios, er
forderte den Helden
Zum Ringkampf auf.
Da fasste Herakles
Ihn mitten um den
Leib, zerbrach die Rippen,
Gab ihn auf Bitten
Kores wieder frei.
Am Tor der
Totenstadt stand König Pluto
Und wehrte ihm den
Eintritt. Doch der Pfeil
Des Herrn durchbohrt
die Gottheit an der Schulter,
Dass er die Qual der
Sterblichen empfand,
Und als der Halbgott
mit Bescheidenheit
Nun bat, den
Höllenhund ihm mitzugeben,
Da widersetzte er
sich länger nicht.
Doch forderte der
König als Bedingung,
Dass Herakles des
Hundes mächtig werde,
Und ohne seine
Waffen zu gebrauchen.
So ging der Held,
allein mit seinem Harnisch
Bedeckt und seinem
Löwenmantel, hin,
Das Untier
einzufangen. Und er fand ihn
Am Mund des Acheron
leicht hin gekauert,
Nicht achtend auf
das Bellen dreier Köpfe,
Das wie ein
tausendfacher Donner tönte,
Nahm er die Köpfe
zwischen seine Beine,
Umschlang den Hals
mit seinen starken Armen,
Ließ ihn nicht los,
obgleich der Schwanz des Tieres,
Der eine Schlange
war, sich aufwärts bäumte,
Die Schlange biss
den Helden in den Penis.
Er hielt den Nacken
fest des Ungetümes
Und würgte ihn so
lange, Bis er Herr
Und Meister war
geworden über ihn,
Da hob er auf den
Hund und bei Trözen
Er tauchte glücklich
wieder in dem Licht auf.
Als Kerberos das
Tageslicht erblickte,
Entsetzte sich der
Rüde und fing an,
Den Geifer von sich
auszuspeien, Gift,
Von dem der Eisenhut
gewachsen ist.
Der Halbgott brachte
nun das Ungeheuer
Zum staunenden
Eurystheus, der es sah,
Nicht trauend seinen
eignen Augen. Jetzt
Verzweifelte der
König an dem Plan,
Den vielgehassten
Sprössling von Kronion
Je loszuwerden, gab
sich in sein Schicksal,
Entließ den Helden,
der den Höllenhund
Herauf gebracht hat
aus der Unterwelt.