FREI NACH NOVALIS
von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
In
memoriam Karine.
ERSTE
HYMNE
Vor
all den wundersamen Vorstellungen
Des
weiträumigen Raumes herum,
Welches
lebendige, fühlende Ding
Liebt
nicht das allzu freudige Licht - -
Mit
seinen Farben,
Seinen
Strahlen und Wellen,
Seiner
sanften Allgegenwart
In
Form des wachen Tages?
Die
Riesenwelt der unruhigen Konstellationen
Atmet
es als innerste Seele des Lebens ein
Und
schwebt in seiner blauen Flut tanzend - -
Der
funkelnde, immer ruhige Stein,
Die
nachdenkliche, trinkende Pflanze
Und
das wilde, brennende, vielgestaltige Tier
Atmet
es ein - -
Aber
vor allem der herrschaftliche Fremde
Mit
den sinngefüllten Augen,
Dem
schwankenden Gang
Und
den süß geschlossenen, wohlklingenden Lippen.
Wie
ein König über die irdische Natur
Weckt
es jede Kraft
Zu
unzähligen Verwandlungen,
Bindet
und löst unzählige Allianzen,
Hängt
seine himmlische Form
Um
jede irdische Substanz. - -
Allein
seine Anwesenheit offenbart
Die
wunderbare Pracht
Der
Königreiche der Welt.
Dagegen
wende ich mich der heiligen,
Unsäglichen,
geheimnisvollen Nacht zu.
Fern
liegt die Welt - -
Versunken
in einem tiefen Grab - -
Verwüstet
und einsam ist ihr Platz.
In
den Akkorden des Busens
Weht
eine tiefe Traurigkeit.
Ich
bin bereit,
In
Tautropfen zu versinken
Und
mich mit der Asche zu vermischen. - -
Die
Entfernungen der Erinnerung,
Die
Wünsche der Jugend,
Die
Träume der Kindheit,
Die
kurzen Freuden
Und
vergeblichen Hoffnungen
Auf
ein ganzes langes Leben,
Entstehen
in grauen Kleidern,
Wie
ein abendlicher Dampf nach Sonnenuntergang.
In
anderen Regionen hat das Licht
Seine
fröhlichen Zelte aufgestellt.
Was
wäre, wenn es nie
Zu
seinen Kindern zurückkehren würde,
Die
mit dem Glauben
An
die Unschuld auf es warten?
Was
entspringt auf einmal
So
süß in meinem Herzen
Und
stillt die sanfte Luft der Traurigkeit?
Vergnügst
du dich auch an uns, dunkle Nacht?
Was
hältst du unter deinem Mantel,
Das
mit verborgener Kraft
Meine
Seele berührt?
Kostbarer
Balsam tropft aus deiner Hand
Aus
einem Bündel von Mohnblumen.
Du
erhebst die schwer beladenen
Flügel
der Seele.
Dunkel
und unaussprechlich sind wir bewegt - - Freudestrahlend sehe ich ein
bleiches Gesicht,
Das,
zärtlich und anbetend,
Sich
zu mir neigt
Und
inmitten vielfältig verwickelter Locken
Die
jugendliche Schönheit
Der
Mutter offenbart.
Wie
arm und kindisch erscheint mir
Nun
das Licht - -
Wie
freudig und willkommen
Der
Abgang des Tages - -
Weil
sich die Nacht von dir,
Ihrem
Diener, abwendet,
Du
jetzt in den Schluchten des Weltraums
Die
blitzenden Kugeln streust,
Um
deine Allmacht - - deine Rückkehr - -
In
den Zeiten deiner Abwesenheit zu verkünden.
Himmlischer
als diese glitzernden Sterne
Finden
wir die ewigen Augen,
Die
die Nacht in uns geöffnet hat.
Weiter
sehen sie als die blassesten
Dieser
unzähligen Heerscharen - -
Die
keine Hilfe vom Licht brauchen,
Dringen
sie in die Tiefen
Einer
liebenden Seele ein – -
Die
eine hochgelegene Region
Mit
Glückseligkeit erfüllt.
O
Herrlichkeit der Königin der Welt,
Der
großen Prophetin der heiligeren Welten,
Der
Hüterin der glückseligen Liebe - -
Sie
schickt dich zu mir - -
Du
zärtlich Geliebte - -
Die
gnädigen Sonne der Nacht, - -
Jetzt
bin ich wach - -
Denn
jetzt bin ich dein und mein - -
Du
hast mich in der Nacht kennengelernt, - -
Die
aus mir einen Mann gemacht hat - -
Meinen
Körper mit Geist verbrennend - -
Dass
ich mich in feinere Luft verwandle,
Mich
enger mit dir vermische,
Und
dann unsere Brautnacht
Für
immer ewähren kann.
ZWEITE
HYMNE
Muss
der Morgen immer wieder kommen?
Wird
die Despotie des Irdischen nie aufhören?
Unheilige
Aktivität verbraucht
Den
Engelsbesuch der Nacht.
Wird
die Zeit nie kommen,
In
der das verborgene Opfer
Der
Liebe auf ewig brennen wird?
Dem
Licht wurde eine Jahreszeit gesetzt;
Aber
ewig und grenzenlos
Ist
die Herrschaft der Nacht. - -
Endlos
ist die Dauer des Schlafes.
Heiliger
Schlaf - -
Erfreue
dich nicht allzu selten
An
dieser irdischen Tagesarbeit,
Dem
treuen Diener der Nacht.
Die
Narren allein verwechseln dich
Und
wissen nichts vom Schlaf,
Sondern
nur von dem Schatten,
Den
du in der Dämmerung der wahren Nacht
Mitleidig
über uns geworfen hast.
Sie
spüren dich nicht
In
der goldenen Flut der Trauben - -
Im
magischen Öl des Mandelbaums - -
Und
im braunen Saft des Mohns.
Sie
wissen nicht, dass du es bist,
Der
den Schoß der zarten Jungfrau heimsucht
Und
einen Himmel in ihrem Schoß erschafft - -
Niemals
vermuten sie, dass du es bist,
Der
die Türen zum Himmel öffnet,
Diese
Stufe, um sie aus alten Geschichten zu treffen,
Die
den Schlüssel zu den Wohnungen
Des
gesegneten, stillen Boten
Der
Geheimnisse unendlich trägt.
DRITTE
HYMNE
Einmal,
als ich bittere Tränen vergoss,
Als
sich meine Hoffnung
In
Schmerzen auflöste, verschloss,
Und
ich allein an dem kargen Hügel stand,
Der
in seinem schmalen, dunklen Busen
Die
verschwundene Form
Meines
Lebens verbarg - -
Einsam
wie nie zuvor
War
ein einsamer Mensch,
Getrieben
von Angst, unsagbar - -
Machtlos
und nichts mehr
Außer
einem bewussten Elend. - -
Als
ich dort um mich herum nach Hilfe suchte,
Nicht
in der Lage war, weiterzumachen
Oder
zurückzukehren,
Und
mich an das flüchtige, ausgelöschte Leben
Mit
einer endlosen Sehnsucht klammerte: - -
Da,
aus den blauen Entfernungen - -
Von
den Hügeln meiner alten Glückseligkeit,
Kam
ein Schauer der Dämmerung - -
Und
sofort brach die Fessel der Geburt - -
Die
Ketten des Lichts.
Weg
geflohen war die Herrlichkeit der Welt,
Und
mit ihr meine Trauer - -
Die
Traurigkeit floss zusammen
In
eine neue, unergründliche Welt - -
Du,
anregende Nacht,
Himmlischer
Schlaf, kamst über mich - -
Die
Region erhob sich sanft;
Über
ihr schwebte
Mein
ungebundener, neugeborener Geist.
Der
Hügel wurde zu einer Wolke aus Staub - -
Und
durch die Wolke sah ich
Das
verherrlichte Gesicht
Meiner
Geliebten.
In
ihren Augen ruhte die Ewigkeit - -
Ich
hielt ihre Hände fest,
Und
die Tränen wurden
Zu
einem funkelnden Band,
Das
nicht zerrissen werden konnte,
In
die Ferne geschleudert, wie ein Sturm,
Tausende
von Jahren,
An
ihrem Hals begrüßte ich
Das
neue Leben
Mit
ekstatischen Tränen.
Es
war der erste, der einzige Traum - -
Und
seitdem habe ich einen ewigen,
Unveränderlichen
Glauben ganz fest
An
den Himmel der Nacht
Und
sein Licht, die Geliebte.
VIERTE
HYMNE
Jetzt
weiß ich,
Wann
der letzte Morgen kommen wird - -
Wenn
das Licht
Nacht
und Liebe nicht mehr verjagt - -
Wenn
der Schlaf
Ohne
Aufwachen sein wird,
Und
nur ein ständiger Traum.
Ich
fühle in mir eine himmlische Erschöpfung.
Lang
und mühevoll war meine Pilgerfahrt
Zum
heiligen Grab,
Und
mein Zerschlagensein war das Kreuz.
Die
Kristallwelle, die,
Unmerklich
für den gewöhnlichen Sinn,
Im
dunklen Schoß des Hügels entspringt,
Gegen
dessen Fuß die Flut der Welt bricht,
Wer
sie gekostet hat, derjenige,
Der
an der Berggrenze der Welt gestanden
Und
in das neue Land hinüber geschaut hat,
In
den Aufenthaltsort der Nacht - -
Wahrlich,
er wendet sich nicht mehr
In
den Tumult der Welt, in das Land,
In
dem das Licht
In
unaufhörlicher Unruhe wohnt.
Auf
diesen Höhen baut er
Für
sich selbst Tabernakel - -
Tabernakel
des Friedens –
Dort
sehnt und liebt und blickt er hinüber,
Bis
ihn das Allerheiligste aller Stunden
In
das Wasser der Quelle zieht - -
Darüber
schwebt das Irdische
Und
wird in Stürmen zurückkehren,
Aber
was durch die Berührung
Der
Liebe heilig wurde,
Läuft
frei durch verborgene Wege
In
die Region jenseits,
Wo
es sich wie Düfte
Mit
Liebe im Schlaf vermischt...
Noch
weckst du, fröhliches Licht,
Diesen
müden Mann zu seiner Arbeit - -
Und
in mich ergießt du freudiges Leben - -
Aber
du wirst mich nicht
Von
dem moosbewachsenen Denkmal
Der
Erinnerung entfernen.
Gerne
werde ich fleißige Hände rühren,
Überall
dort, wo du mich brauchst - -
Werde
loben den Glanz deiner Pracht - -
Unermüdlich
die schönen Harmonien
Deines
geschickten Handwerks verfolgen - -
Gerne
das geschickte Tempo
Deiner
mächtigen, leuchtenden Uhr betrachten - -
Das
Gleichgewicht der Kräfte
Und
die Gesetze des wundersamen Spiels
Unzähliger
Welten
Und
ihrer Jahreszeiten erforschen.
Aber
der Nacht treu
Bleibt
mein geheimes Herz
Und
der kreativen Liebe, ihrer Tochter.
Kannst
du mir ein ewig wahres Herz zeigen?
Hast
du deine sonnenfreundlichen Augen,
Die
mich kennen?
Legst
du deine Sterne
In
meine sehnsüchtige Hand?
Und
gibst mir den zarten Druck
Und
das streichelnde Wort zurück?
Warst
du es, der sie mit Farben
Und
einem flackernden Umriss geschmückt hat?
Oder
waren sie es, die deinen Juwelen
Ein
höheres, ein teureres Gewicht gaben?
Welche
Freude, welche Freude
Bietet
dein Leben,
Um
die Bewegungen des Todes zu überwiegen?
Trägt
nicht alles, was uns inspiriert,
Die
Farbe der Nacht?
Sie
stützt dich wie eine Mutter,
Und
du schuldest ihr all deine Herrlichkeit.
Du
willst in dir selbst verschwinden - -
In
grenzenlosem Raum willst du dich auflösen,
Wenn
sie dich nicht festhält,
Wenn
sie dich nicht wickelt,
So
dass du warm und flammend
Das
Universum erschaffen willst.
Wahrlich,
ich war, bevor du es warst - -
Die
Mutter sandte mich
Mit
meinen Brüdern und Schwestern,
Um
deine Welt zu bewohnen,
Um
sie mit Liebe zu heiligen,
Damit
sie ein allgegenwärtiges Denkmal sei - -
Um
sie mit unvergänglichen
Blumen
zu bepflanzen.
Noch
sind sie nicht gereift,
Diese
göttlichen Gedanken - -
Noch
gibt es nur eine kleine Spur
Von
unserer kommenden Offenbarung - -
Eines
Tages wird deine Uhr
Auf
das Ende der Zeit zeigen,
Und
dann wirst du wie einer von uns sein
Und
voller brennender Sehnsucht
Ausgelöscht
werden und sterben!
Ich
fühle in mir
Den
Abschluss deiner Tätigkeit - -
Himmlische
Freiheit
Und
gesegnete Rückkehr.
Mit
wilden Schmerzen erkenne ich
Deine
Entfernung von unserem Haus,
Deinen
Widerstand
Gegen
den alten, herrlichen Himmel.
Deine
Wut und dein Toben sind vergebens.
Unbesiegbar
steht das Kreuz - -
Siegesbanner
unserer Rasse.
FÜNFTE
HYMNE
Über
meiner Reise
Und
für jeden Schmerz
Nur
ein angenehmer Stich
Soll
eines Tages bleiben.
Doch
in wenig Augenblicken,
Dann
bin ich frei,
Und
berauscht
Liege
ich im Schoß der Liebe!
Das
ewige Leben
Zieht
herauf, wellenförmig,
Auf
mich gerichtet,
Ich
blicke von seinem Gipfel hinaus
Nach
dir dort unten.
Dein
Glanz muss verschwinden.
Dein
Hügel darunter - -
Ein
Schatten wird dir bringen
Deinen
kühlen Kranz.
Oh,
ziehe an meinem Herzen, Liebling,
Ziehe,
bis ich weg bin,
Dass
ich eingeschlafen bin.
Ich
mag dich immer noch lieben.
Ich
fühle den Fluss
Der
Jugend-gebenden Flut des Todes.
In
Balsam und Äther
Verwandle
mein Blut.
Ich
lebe den ganzen Tag
Im
Glauben und in der Kraft,
Und
im heiligen Feuer
Ich
sterbe jede Nacht!...
SECHSTE
HYMNE
In
der Antike herrschte
Über
die weit verbreiteten Familien
Der
Menschen ein eisernes Schicksal
Mit
stummer Gewalt.
Eine
düstere Unterdrückung bedeckte
Ihre
schweren Seelen - -
Die
Erde war grenzenlos - -
Die
Wohnstätte der Götter und ihr Zuhause.
Von
ewigen Zeiten stand
Ihre
geheimnisvolle Struktur.
Jenseits
der roten Hügel am Morgen,
Im
heiligen Schoß des Meeres,
Wohnte
die Sonne,
Das
allumfassende, lebendige Licht.
Ein
alter Riese erhebt sich
In
der glückseligen Welt.
Schnell
unter den Bergen lagen
Die
erstgeborenen Söhne von Mutter Erde.
Hilflos
in ihrer zerstörerischen Wut
Gegen
die neue, glorreiche Rasse der Götter
Und
ihre verwandten, gutherzigen Menschen.
Der
dunkelgrüne Abgrund des Ozeans
War
der Schoß einer Göttin.
In
den Kristallgrotten schwelgte
Ein
üppiges Volk.
Flüsse,
Bäume, Blumen und Tiere
Hatten
menschlichen Verstand.
Süßer
schmeckte der Wein - -
Ausgegossen
von der Jugend - -
Ein
Gott in den Trauben - -
Eine
liebevolle, mütterliche Göttin,
Die
in den vollen goldenen Ähren aufwuchs - -
Der
heilige Rausch der Liebe
War
eine süße Anbetung
Der
Schönsten der Göttinnen - -
Das
Leben raschelte durch die Jahrhunderte
Wie
ein Frühling,
Ein
immer wieder belohntes Fest
Von
Himmelskindern und Erdbewohnern.
Alle
Rassen liebten kindlich
Die
ätherische, tausendfache Flamme
Als
das einzig Erhabene auf der Welt.
Es
gab nur Eine Idee,
Eine
furchtbare Traumform - -
SIEBENTE
HYMNE
Die
war furchterregend
Für
die lustigen Tische,
Sie
wickelte den Geist dort
In
wilden Schrecken,
Die
Götter selbst,
Die
kein Ratgeber kannte oder zeigte.
Um
die ängstlichen Herzen
Mit
Trostlicht zu füllen.
Mysteriös
war die unwegsame Straße des Monsters,
Dessen
Wut konnte weder Gebet
Noch
Ehrerbietung abhalten;
Es
war der Tod,
Der
das Bankett vor Angst zerbrach,
Mit
Qualen, schrecklichen Schmerzen
Und
bitteren Tränen.
Ewig
von allen Dingen hier getrennt,
Die
das Herz mit dem freudigen Fluss
Des
Vergnügens schwingen lassen,
Getrennt
von den geliebten Menschen,
Die
gegangen sind,
Hingeworfen
von der Sehnsucht nach Eitelkeit,
Unaufhörlichem
Leid - -
In
einem langweiligen Traum zu kämpfen,
Schwach
und vereitelt,
Es
schien, als ob den Toten unten
Alles
gewährt wurde.
Gebrochen
lag die lustige Welle
Der
menschlichen Glückseligkeit
An
des Todes unvermeidliche, felsige Klippe.
Mit
mutigem Geist
Und
einer tiefen Leidenschaft
Hat
der Mensch
Den
schrecklichen Brand verbessert,
Ein
sanfter Junge streckt seine Fackel aus,
Um
zu schlafen - -
Das
Ende, genau wie der Seufzer einer Harfe,
Kommt
ins Licht.
Kühle
Schattenfluten,
Die
Erinnerungen schmelzen lassen,
So
sang das Lied,
In
seinem traurigen Bedürfnis.
Noch
nicht entziffert lag die endlose Nacht - -
Das
feierliche Symbol einer fernen Macht.
ACHTE
HYMNE
Die
alte Welt begann zu untergehen.
Der
Lustgarten der jungen Rasse verkümmerte - -
Bis
in offenere, trostlosere Regionen,
Verließ
seine Kindheit
Und
kämpfte gegen den wachsenden Menschen.
Die
Götter verschwanden mit ihrem Gefolge - -
Die
Natur stand allein und leblos da.
Trockene
Zahl und starres Maß,
Gebunden
mit Eisenketten.
In
Staub und Luft
Fielen
die unbezahlbaren Blüten des Lebens
In
obskuren Worten ab.
Verschwunden
war der wundertätige Glaube
Und
sein alles verwandelnder,
Allumfassender
Engelsgenosse,
Die
Phantasie.
Ein
kalter Nordwind wehte unfreundlich
Über
die starre Ebene,
Und
das starre Wunderland erstarrte,
Dann
verdampfte es zu Äther.
Die
weiten Tiefen des Himmels,
Gefüllt
mit glühenden Welten.
In
das tiefere Heiligtum,
In
die erhabene Region des Gefühls,
Zog
sich die Seele der Welt
Mit
all ihren irdischen Kräften zurück,
Um
dort zu regieren,
Bis
die Morgenröte
Der
universellen Herrlichkeit anbrechen sollte.
Nicht
mehr war das Licht
Die
Wohnstätte der Götter
Und
das himmlische Zeichen ihrer Gegenwart - -
Sie
zogen den Schleier der Nacht über sich.
Die
Nacht wurde zum mächtigen Schoß
Der
Offenbarungen - -
In
den die Götter zurückkehrten - -
Und
schlief ein,
Um
in neuen und herrlicheren Formen
Über
die verklärte Welt hinauszugehen.
Unter
den Menschen,
Die
zu früh zu den verächtlichsten
Und
frechsten geworden waren,
Die
sich von der gesegneten Unschuld
Der
Jugend entfernten,
Erschien
die Neue Welt mit einem Gesicht,
Das
noch nie zuvor gesehen wurde - -
In
der Armut eines poetischen Unterschlupfs - -
Ein
Sohn der ersten Jungfrau und Mutter - -
Die
ewige Frucht der geheimnisvollen Umarmung.
Die
ahnungsvolle, reich blühende Weisheit
Des
Ostens erkannte sofort
Den
Beginn des neuen Zeitalters - -
Ein
Stern zeigte den Weg
Zur
bescheidenen Wiege des Königs.
Im
Namen der fernen Zukunft
Huldigten
sie ihm mit Glanz und Duft,
Den
höchsten Wundern der Natur.
In
Einsamkeit entfaltete sich
Das
himmlische Herz
Zu
einem Blumenkelch
Der
allmächtigen Liebe - -
Nach
oben gerichtet
Zum
höchsten Antlitz des Vaters
Und
auf dem glückseligen, makellosen Schoß
Der
süßen, feierlichen Mutter ruhend.
Mit
vergöttlichender Leidenschaft
Erblickte
das prophetische Auge
Des
blühenden Kindes
Die
kommenden Jahre, vorausgesehen,
Unbeschwert
über das irdische Los
Seiner
eigenen Tage,
Der
geliebte Nachkomme
Seines
göttlichen Stammes.
In
lange Zeit versammelten sich
Die
kindlichsten Seelen,
Die
von wahrer Liebe
Wunderbar
besessen waren,
Um
ihn herum.
Wie
Blumen entstand in seiner Gegenwart
Ein
seltsames neues Leben.
Worte
unerschöpflich
Und
die freudigste Nachricht
Fiel
wie Funken eines göttlichen Geistes
Von
seinen freundlichen Lippen.
Von
einem fernen Ufer,
Geboren
unter dem klaren Himmel von Hellas,
Kam
ein Sänger nach Palästina
Und
gab sein ganzes Herz dem Wunderkind:
NEUNTE
HYMNE
Die
Jugend bist du,
Das
Alter hat lange bestanden;
Auf
unseren Gräbern,
So
tief in Gedanken versunken;
Ein
Zeichen des Trostes
In
der düsteren Dunkelheit.
Für
die hohe Menschlichkeit
Ein
freudiger Start.
Was
uns alle in ein abgründiges Leid stürzte,
Zieht
uns jetzt mit süßer Sehnsucht voran.
Im
ewigen Leben
Fand
der Tod sein Ziel,
Denn
du bist der Tod,
Der
uns endlich heil, gesund und ganz macht.
ZEHNTE
HYMNE
Voller
Freude ging der Sänger
Weiter
nach Indien - -
Sein
Herz berauscht von der süßesten Liebe;
Und
goss es in feurigen Liedern
Unter
dem warmen Himmel aus,
So
dass sich tausend Herzen
Vor
ihm verbeugten,
Und
die gute Nachricht
Mit
tausend Zweigen auftauchte.
Bald
nach der Abreise des Sängers
Wurde
sein kostbares Leben zum Opfer
Für
den tiefen Fall des Menschen - -
Er
starb in seiner Jugend,
Weggerissen
von seiner geliebten Welt,
Von
seiner weinenden Mutter
Und
seinen zitternden Freunden.
Sein
schöner Mund leerte
Den
dunklen Becher
Unaussprechlicher
Leiden - -
In
schrecklicher Angst,
Dass
die Geburt
Der
neuen Welt näher rückte.
Hart
rang er mit den Schrecken
Des
alten Todes - -
Schwer
legte sich das Gewicht
Der
alten Welt auf ihn.
Noch
einmal sah er seine Mutter liebevoll an - -
Dann
kam die loslassende Hand
Der
ewigen Liebe,
Und
er schlief ein.
Nur
wenige Tage hing ein tiefer Schleier
Über
dem tosenden Meer,
Über
dem bebenden Land - -
Unzählige
Tränen weinten seine Lieben - -
Das
Geheimnis war gelüftet - -
Himmlische
Geister hoben den alten Stein
Von
dem düsteren Grab.
Engel
saßen beim Schläfer - -
Zart
geformt aus seinen Träumen - -
Und
er erwachte
In
neuer göttlicher Herrlichkeit;
Er
öffnete die Grenzen
Der
neugeborenen Welt - -
Begrub
mit eigener Hand die alte Leiche
In
der verlassenen Mulde,
Und
mit einer Hand, die allmächtig war,
Legte
er einen Stein darauf,
Den
keine Macht jemals wieder aufheben wird.
Doch
weinen deine Lieben
Freudentränen,
Tränen des Gefühls
Und
endlose Dankbarkeit über dein Grab - -
Freudig
erschrocken sehen sie dich
Wieder
auferstehen,
Und
sich selbst mit dir - -
Siehe,
du weinst mit süßer Leidenschaft
Auf
dem gesegneten Schoß deiner Mutter,
Gehst
feierlich mit deinen Freunden spazieren,
Sprichst
Worte aus,
Die
wie vom dem Baum
Des
Lebens gepflückt wurden;
Siehe,
du eilst voller Sehnsucht
In
die Arme deines Vaters,
Trägst
mit der jugendlichen Menschlichkeit
Den
unerschöpflichen Becher
Der
goldenen Zukunft.
Bald
eilte die Mutter dir nach - -
Im
himmlischen Triumph - -
Sie
war die erste mit dir im neuen Haus.
Seitdem
sind lange Zeitalter vergangen,
Und
in immer größer werdender Pracht
Haben
sie deine neue Schöpfung bewegt - -
Und
Tausende sind dir gefolgt,
Weg
von Schmerzen und Folter,
Erfüllt
von Glauben und Sehnsucht und Treue - -
Mit
dir und der himmlischen Jungfrau
Im
Königreich der Liebe umherzugehen,
Im
Tempel des himmlischen Todes zu dienen
Und
für immer zu bleiben.
ELFTE
HYMNE
Gehoben
ist der Stein - -
Und
die ganze Menschheit ist auferstanden - -
Wir
alle bleiben dein Eigentum.
Und
verschwunden ist unser Gefängnis.
Alle
Probleme fliehen.
Deinen
goldenen Becher trinken wir,
Denn
Erde und Leben weichen
Beim
letzten und ewigen Abendmahl.
Zur
Ehe der Tod ruft...
Die
Jungfrauen stehen bereit - -
Die
Lampen brennen alle glänzend - -
An
Öl gibt es keinen Mangel - -
Wenn
die Ferne nur dir folgt,
Mit
dem Klang, wenn du allein gehst.
Und
dass die Sterne rufen werden
Wir
alle mit menschlichen Zungen.
Zu
dir, o Maria.
Tausend
Herzen streben zu dir
In
diesem Leben der Schatten,
Dich
allein begehren sie.
In
dir hoffen sie auf Rettung
Mit
visionärer Erwartung - -
Wenn
nur du, o heiliges Wesen
Möchtest
sie an deinem Busen bergen!
Von
bitteren brennenden Qualen
So
viele werden verzehrt,
Endlich
aus dieser Welt kommend,
Zu
dir sind sie geflohen,
Hilfreiche,
Tausenden bist du erschienen,
So
vielen in ihren Schmerzen.
Jetzt
kommen wir zu dir,
Um
nie wieder fortzugehen.
An
keinem Grab muss weinen
Einer,
der liebt und betet.
Die
Gabe der Liebe behalten sie,
Von
niemandem kann sie weggenommen werden.
Um
seine Sehnsucht zu beruhigen und zu befriedigen,
Die
Nacht kommt und inspiriert ihn - -
Die
Kinder des Himmels drängen sich um ihn,
Achten
und beschützen sein Herz.
Habt
Mut, denn das Leben schreitet voran
Auf
ein ewiges Leben;
Vom
inneren Feuer ausgedehnt,
Unser
Sinn wird verklärt.
Eines
Tages die Sterne oben
Sollen
in goldenem Wein zerfließen,
Wir
werden alles genießen,
Und
als Sterne werden wir leuchten.
Die
Liebe ist frei gegeben,
Und
Trennung ist nicht mehr möglich.
Das
ganze Leben hebt sich und wogt
Wie
ein Meer ohne Ufer.
Nur
eine Nacht der Glückseligkeit - -
Ein
ewiges Gedicht - -
Und
die Sonne, die wir alle teilen,
Ist
das Antlitz Gottes.
ZWÖLFTE
HYMNE
In
den Schoß der Erde,
Aus
der Herrschaft des Lichts,
Die
Schmerzen des Todes sind nur ein Aufbruch,
Zeichen
des frohen Aufstiegs.
Schnell
in dem schmalen kleinen Boot,
Schnell
zum himmlischen Ufer schweben wir.
Gesegnet
sei die ewige Nacht
Und
gesegnete der endlosen Schlaf.
Wir
werden tagsüber zu hell erwärmt,
Und
von Kummer verwelken wir.
Wir
sind eines Lebens in der Fremde müde,
Und
jetzt wollen wir in die Heimat unseres Gottes.
Was
in dieser Welt sollten wir tun,
Mit
Liebe und mit Glauben tun?
Das
Alte wird beiseite gelegt,
Und
auch das Neue kann untergehen.
Allein
steht er da und von Schmerzen niedergeschlagen,
Der
mit frommer Wärme die Vergangenheit liebt.
Die
Vergangenheit, in der das Licht der Sinne
Das
Licht der Seele ist
In
hoch aufsteigenden Flammen;
Wo
das Gesicht und die Hand Gottes
Alle
Menschen haben erkannt;
Und
mit viel Sinn, in der Einfalt.
Viele
entsprachen noch dem Originalmuster.
Die
Vergangenheit, in der, noch reich an Blüten,
Die
Lasten des Mannes blühten glorreich auf,
Und
Kinder sind in die Welt gekommen,
Die
suchten Schmerz und Tod siegreich,
Und,
durch das Leben und die Lust, besungen,
Doch
so manches Herz vor Liebe brach!
Die
Vergangenheit, wo am Fluss der Jugend
Gott
zeigte sich immer noch,
Und
wirklich bis zu einem frühen Tod
Er
hat sein süßes Leben damit verbracht,
Angst
und Folter geduldig ertrug er,
Damit
er für immer geliebt wird.
Mit
ängstlicher Sehnsucht sehen wir jetzt
Das
Vergangene in der Dunkelheit ertränkt,
Mit
dem Wasser dieser Welt werden wir niemals
Unseren
heißen Durst gelöscht finden.
In
unsere alte Heimat müssen wir gehen,
Diese
gesegnete Zeit wieder zu kennen.
Was
uns noch daran hindert, zurückzukehren
Zu
den Lieben, die schon lange in der Ruhe sind?
Ihr
Grab begrenzt unser Leben,
Wir
sind alle traurig und ängstlich,
Wir
können nach nichts anderem suchen - -
Das
Herz ist voll - die Welt ist leer!
Unendlich
und geheimnisvoll,
Ein
Nervenkitzel, ein süßes Zittern - -
Als
ob es von weitem so widerhalle,
Ein
Seufzer, unsere Trauer ähnlich,
Unsere
Lieben sehnen sich so sehr wie wir
Und
schickten uns diese sehnsüchtige Brise!
Bis
hinunter zur süßen Braut und dann
Zum
geliebten Jesus.
Nur
Mut! Die Abendschatten werden grau.
Zu
denen, die wir lieben und betrauern,
Ein
Traum wird unsere Ketten zerreißen
Und
uns in den Schoß Gottes betten!