Ein Gedicht von Josef Maria von der Ewigen Weisheit
1
Zwei Engel kamen
abends gegen Sodom.
Lot aber saß zu
Sodom unterm Tor.
Und da er sah die
Engel, stand er auf,
Entgegen ihnen
gehend, bückte sich
Mit seinem Angesicht
zur Mutter Erde
Und sagte: Siehe,
meine lieben Herren,
Kehrt ein doch in
die Wohnung eures Knechtes
Und bleibt zur
Nacht, lasst euch die Füße waschen,
So steht ihr morgens
auf und zieht des Weges. -
Sie sprachen: Über
Nacht wir wollen bleiben
Hier draußen auf
der Gasse. - Er drang in sie,
Da traten sie zu ihm
und in das Haus.
Er machte ihnen
gleich ein Abendmahl
Von Broten,
ungesäuert. Und sie aßen.
2
Doch ehe sie sich
legten in die Betten,
Da kamen Männer
Sodoms und umstanden
Das Haus, es waren
junge Männer, alte,
Aus allen Winkeln
der verruchten Stadt,
Die sprachen da zu
Loth und fragten ihn:
Wo sind die Männer,
die gekommen sind
Zur Nacht, die
jungen Männer, schön wie Engel?
So führe sie heraus
zu uns, dass wir
Erkennen sie, wie
Männer tun mit Frauen. -
Loth ging hinaus zur
Tür und schloss die Tür
Und sagte: Brüder,
tut nicht so was Übles!
Zwei Töchter habe
ich, die Jungfraun sind,
Die keinen Mann
bisher im Akt erkannten,
Die schick ich aus
dem Haus hinaus zu euch,
Dann tut mit ihnen,
was ihr immer wollt.
Den jungen Männern
tretet nicht zu nahe,
Die unter meines
Daches Schatten sind.
3
Die Sodomiter
sprachen da zu Loth:
Geh weg von uns! Und
sprachen auch zu ihm:
Du bist ein Fremder
hier und willst regieren?
Wir wollen dich noch
schlimmer schänden als
Die jungen Männer
wir zu schänden dachten. -
Und sie bedrängten
Loth. Und als sie liefen,
Die Türe zu dem
Hause aufzubrechen,
Da fassten aus der
Tür die Engel, um
Den frommen Loth ins
Haus hinein zu ziehen,
Sie schlossen dann
die Türe hinter sich.
Die Sodomiter aber
vor der Türe,
Geschlagen wurden
sie von Gott mit Blindheit,
Die Jungen und die
Alten waren blind,
Sie konnten nicht
die Tür zum Haus mehr finden
Und wurden müde von
der leeren Suche.
4
Die Männer sprachen
also nun zu Loth:
Hast du noch einen
Neffen oder Sohn
Und wer dir angehört
in dieser Stadt,
Den führe du heraus
aus dieser Stätte.
Wir werden diese
Städte ganz verderben,
Weil ihr Geschrei
ist laut vor Gott dem Herrn,
Und Gott hat uns
gesandt, sie zu verderben.
Und da ging Lot
hinaus und redete
Mit seinen Töchtern,
seinen Schwiegersöhnen,
Mit den Verlobten
seiner beiden Töchter:
So macht euch auf
und geht aus diesem Ort,
Der Herr wird diese
böse Stadt verderben. -
Doch schiens den
jungen Burschen lächerlich.
5
Da nun die goldne
Morgenröte aufging,
Die Engel hießen
Loth zu eilen, sprechend:
So mach dich auf,
dein Weib nimm, deine Töchter,
Auf dass du nicht
auch umkommst mit der Stadt. -
Er zögerte, doch da
ergriffen ihn
Die Männer, ihn,
sein Weib und seine Töchter,
Auf dass der Herr
verschone sie und rette,
Und führten sie
hinaus bis vor die Stadt.
6
Und als sie ihn
hinaus gebracht, da sprach er:
Errette dich und
sieh nicht hnter dich,
Auch stehe nicht in
dieser ganzen Gegend.
Steig auf den Berg,
auf dass du nicht verstirbst.
Loth aber sprach zu
ihnen: Nein, mein Herr,
Vor deinen Augen
fand dein Diener Gnade,
So mache dein
Erbarmen groß, mein Herr,
Da du Barmherzigkeit
an mir geübt hast,
Dass meine Seele du
im Sein erhieltest.
Ich kann mich retten
nicht auf jenen Berg,
Es möchte dort ein
Unfall mir geschehen,
Auf dass ich sterbe.
Da ist eine Stadt,
In die ich fliehen
kann, und sie ist klein,
Ich will mich
retten in die kleine Stadt,
Dass meine liebe
Seele bleibt lebendig.
7
Er sprach zu ihm:
Ich hab dich angesehen,
Dass ich die Stadt,
von der du redetest,
Dass ich sie nicht
zu Trümmern reduziere.
So eile du und rette
dich dahin,
Ich kann nichts tun,
bis dass du dort hineinkommst.
Und darum nennt man
diese Stadt auch Zoar. -
Die Sonne stieg, als
Loth nach Zoar kam.
8
Gott ließ es regnen
Feuersglut und Schwefel
Auf Sodom und
Gomorra von dem Himmel
Und kehrte um die
Städte und die Gegen
Und alle
Stadtbewohner und was auf
Dem Land gewachsen
war an Korn und Wein.
Sein Weib sah hinter
sich und ward zur Säule.
9
Und Abraham ging aus
des Morgens früh
Dahin, wo jüngst er
vor dem Herrn gestanden
Und wandte dort sein
Antlitz gegen Sodom
Und auf Gomorra zu
und alles Land
Und schaute, da ging
Rauch vom Lande auf
Wie Ofenrauch. Und
es geschah, da Gott
Die Städte in der
Gegend ganz verdarb,
Gedachte er an
Abraham und führte
Loth aus den
Städten, die er ganz verdarb.
10
Und Loth zog aus vom
Städtchen Zoar und
Blieb auf dem Berg
mit seinen Beiden Töchtern:
Elima war sehr fromm
und Lea schön.
Loth hatte Angst, in
Zoar noch zu bleiben,
So blieb in einer
Höhle er mit beiden
Geliebten Töchtern,
doch Elima war
Sein Liebling, Lea
war der Tochter Liebling.
Da sprach Elima nun,
die ältere,
Zu ihrer jüngern
Schwester Lea dies:
Der Papa ist schon
alt, schon fünfzig Jahre,
Kein Mann auf Erden
nimmt uns je zu Frauen,
Auf dass er eingeht
nach der Männer Weise
Und wir empfangen
ihn nach Frauenart.
So komm, o Lea,
meine schönste Schwester,
Lass Papa uns den
alten Rotwein bringen
Und ihn betrunken
machen von dem Rotwein.
Wenn Papa dann
betrunken ist vom Rotwein,
Dann wollen wir mit
unserm Papa schlafen,
Auf dass wir
schwanger werden von dem Papa!
Elima nun und Lea
gaben ihm
Den Wein vom Libanon
des Nachts zu trinken.
Elima ging hinein in
jene Höhle
Und legte sich zu
Papa in das Bett.
Loth merkte nicht,
wie sie ins Bett sich legte
Zu ihm, noch merkte
er, wie sie dann aufstand
Am Morgen. Aber in
der Höhle nachts
Loth hatte mit Elima
Sex gehabt.
11
Am Morgen sprach
Elima dann zu Lea:
O schönste
Schwester mit den goldnen Locken,
Ich habe heute Nacht
mit Loth geschlafen.
Wir geben ihm auch
heute Nacht den Rotwein
Vom Libanon und
machen ihn betrunken,
Dann gehst du in die
Höhle in der Nacht,
O Lea, du bist ja so
wunderschön,
Dann legst du dich
zu Papa in das Bett,
Dass du empfängst
den Samen von dem Mann!
So haben sie dem
Papa wieder Rotwein
Vom Libanon, und
Loth war sehr betrunken.
Und Lea machte sich,
die Schöne, auf
Und legte sich zum
Papa in das Bett
Und spreizte für
den Mann die schlanken Beine.
Und Loth ergoss den
Samen in die Tochter,
Doch merkte gar
nicht, dass sie bei ihm lag,
Und merkte nicht,
wie sie am Morgen aufstand.
Er hatte noch am
Morgen einen Rausch
Und ahnte nur, er
habe schön geträumt.
12
So wurden nun Elima
und schön Lea
Vom Vater schwanger.
Und die Ältere gebar
Ein Kind, ein
Söhnchen, und sie nannt ihn Moab.
Und auch die
Jüngere, die schöne Lea
Vom Vater schwanger
war, und sie gebar
Ein Kind, ein
Söhnchen, und sie nannt ihn Amor,
Von Amor stammen ab
die Amoriter.