VATERLÄNDISCHE GESÄNGE


VON TORSTEN SCHWANKE



DAS NIBELUNGENLIED


NACHGEDICHTET VON TORSTEN SCHWANKE



ERSTER GESANG

Viel Wunder sagt man uns und Sagen alter Zeit,
Von Helden, wert des Ruhms, voll Mut und Tapferkeit,
Von Freuden und vom Fest, von Weinen, Trauern, Klagen,
Von kühner Ritter Krieg magst du nun hören sagen.

Es wuchs im Land Burgund ein edles Mädchen rein,
Dass in dem ganzen Land nichts Schönres konnte sein,
Kriemhilde rief man sie, die schönste aller Weiber,
Dass viele Ritter drum verloren ihre Leiber.

Zu lieben diese Frau, das brachte keine Scham,
Manch Ritter warb um sie, es war ihr keiner gram.
Schön war sie ohne Maß, die Jungfrau, anzuschauen,
Der Jungfrau Tugend war das Schmuckstück aller Frauen.

Drei Fürsten pflegten sie, die waren gut und reich,
So Günther, Gernot auch, war ihnen keiner gleich,
Und Giselher war jung, ein auserkorner Degen,
Sie ihre Schwester war, die sie sie taten pflegen.

Die Herren waren mild, ihr Stammbaum voller Mark,
Von Kräften maßlos kühn die Ritter, ruhmreich stark,
Es war ihr Land genannt zu Recht nach dem Burgunder,
Die sie in Etzels Land noch taten große Wunder.

Sie wohnten an dem Rhein in Worms mit großer Kraft,
Es diente in dem Land die stolze Ritterschaft
Mit Ehre und mit Ruhm in ihres Lebens Zeiten,
Bis Jammer kam und Tod durch zweier Frauen Streiten.

Die Mutter Ute hieß, die reiche Königin,
Der Vater Dankwart hieß, der ihnen zum Gewinn
Im Tode hinterließ, was wollte er vererben,
Der gute treue Mann in seines Alters Sterben.

Drei Fürsten waren sie, wie ich schon kund getan,
Vom großem Mut und stark, und ihnen untertan
War manch ein Ritter stolz, davon die Märchen sagten,
Von Mut und Tapferkeit, die immer unverzagten.

Von Tronje Hagen war und auch der Bruder sein,
Der schnelle Dankwart auch, von Metz Herr Ortewein,
Zwei Grafen auch dazu, der Eckewart, der Gere,
Und Volker von Alzei, der starke und der hehre.

Der Küchenmeister war Herr Rumold, der aß gern,
Und Sindold, Hunold auch, die ritterlichen Herrn,
Die dienten an dem Hof, des Königs Untertanen,
Und Ungenannte noch dazu mit edlen Ahnen.

Der Marschall Dankwart war, es war der Neffe sein
Des Königs Truchsess, der geliebte Ortewein,
Und Schenke Sindold war, dem Weine nicht zu wehren,
Und Hunold Kämmerer, die Ritter hoher Ehren.

Und von des Hofes Ruhm und von der Manneskraft
Und von der Würde Stolz und edler Ritterschaft
Und wie sie lebten gern mit Wonne all ihr Leben,
Davon nicht Einer dir kann ganze Kunde geben.

In ihrem hohen Ruhm da träumte Frau Kriemild,
Sie zög den Falken auf, der stark und schön und wild,
Zwei Adler griffen ihn, wie sie es konnte sehen,
Ihr konnt in dieser Welt nicht größer Weh geschehen.

Sie sprach zur Mutter dies, Frau Ute glaubt es kaum:
Der Falke, den du ziehst, wie deute ich den Traum?
Der Falke, den du ziehst, das ist ein Mann und Ritter,
Behüte ihn der Gott, sonst wird es sehr ihm bitter.

Was sprichst von Liebe du, getreue Mutter mein,
Ich will doch ohne Mann im Leben immer sein,
So bleib ich jung und schön, bis mich der Tod dann töte,
Dass ich vom Ehejoch nicht kriege große Nöte.

Sprich nicht so töricht, Kind, die Mutter sagt es so,
Sollst du in dieser Welt von Herzen werden froh,
Das kommt von Liebeslust, du bist ein schönes Weibchen,
Dass dir der Herr gewähr noch eines Mannes Leibchen.

Lass bleiben diesen Spruch, geliebte Mutter mein,
Es hat an mancher Frau gelehrt der Augenschein,
Wie süße Liebeslust gelohnt mit schweren Leiden,
Dass Gott mich nur verschont, ich will sie beide meiden.

Kriemhild in ihrem Sinn hielt sich von Minne frei,
Der Guten ging so Tag um Tag sehr still vorbei,
Sie kannte keinen Mann, der ihr gewährte Wonnen,
Bis sie mit Ehren doch noch einen Mann gewonnen.

Es war der Falke, den die Träumerei ihr bot,
Den Ute ihr beschied. O Weh dem frühen Tod!
Von Minne rotes Blut war da allein zu erben!
Ach, mancher Mutter Sohn starb durch des Einen Sterben!


ZWEITER GESANG
Da wuchs in Niederland das edle Königskind,
Der Vater Siegmund hieß, die Mutter hieß Sieglind,
In einer festen Burg, der weithin wohlbekannten,
Dort unten an dem Rhein, die Königsburg hieß Xanten.

Ich sag vom Helden dir, wie er zum Schönen ward,
Der war vor aller Schmach und Schande stets bewahrt,
Von großem Namen war der junge Held, der kühne,
Und Ruhm und Ehre bot die Erde ihm, die grüne.

Genannt ward Siegfried er, der edle Ritter gut,
Der prüfte manchen Mann in stolzem Rittermut,
Es führte ihn die Kraft, bis er ein Land gefunden,
Ein fremdes Land und schön im Reiche der Burgunden.

Bevor der kühne Held geworden war zum Mann,
Hat er mit eigner Hand doch Wunder schon getan,
Davon man je und je will singen unde sagen,
Verschweigen muss ich viel in diesen bösen Tagen.

In seiner besten Zeit, in seiner Jugend Tag,
O Lied, vom Wunder du des jungen Siegfried sag,
Wie Ruhm an ihm erblüht und wie er schön zu schauen,
Und darum liebten ihn die sanftesten der Frauen.

Erzogen ward mit Fleiß, wie es geziemend war,
Der junge Held, der tat, was Zucht ihn ihm gebar.
Der wird zur Zierde noch dem Vaterlande ehrlich,
In allen Dingen fand man diesen Jüngling herrlich.

Erwachsen war er nun, um an den Hof zu gehn,
Die Leute sahn ihn gern, die jungen Mädchen schön,
Die wünschten, dass er käm noch oftmals an ihr Gitter,
Sie mochten ihn sehr gern, das wusste wohl der Ritter.

Doch ohne Hüter kaum ließ reiten man das Kind,
Mit Kleidern schmückte schön die Mutter ihn, Sieglind,
Auch haben ihn belehrt die allerklügsten Weisen,
So taten Land und Volk des Knaben Tugend preisen.

Nun war er in der Kraft, dass er schon Waffen trug,
Was er dazu gebraucht, das gab man ihm genug.
Schon warb der junge Mann um Mädchen, schön von Sinnen,
Die wollten wohl mit Gunst den schönen Siegfried minnen.

Der Vater Siegfried tat dem ganzen Hofe kund,
Er wollte ein Gelag begehn im seinem Grund,
Die Botschaft brachte man in andrer Herren Länder,
Dem Heimischen, dem Gast, gab Ross er und Gewänder.

Und wer zu finden war nach edler Eltern Art,
Sollt Ritter werden da, die jungen Knappen zart,
Die lud man in das Land zur Lust vor allen Dingen,
Mit Siegfried sie zugleich den Schwertschlag da empfingen.

Viel Wunder sagte man vom fröhlichen Gelag,
Da Siegmund und Sieglind gewannen an dem Tag
Viel Ruhm durch ihre Gunst, sie schenkten viele Hemden,
Da ritten in das Land zur Herrlichkeit die Fremden.

Vierhundert Knappen da man wollte kleiden ein
Mit Siegfried, und dazu manch junges Mädchen fein
Geschäftig war am Werk, war jede eine Holde,
Die Frauen trugen da von Edelstein, vom Golde.

Da wollten Schmuck und Zier sie auf die Kleider nähn
Dem jungen Königssohn, der ließ es auch geschehn.
Man stellte Stühle auf, es regten sich die Hände,
Da Siegfried Ritter ward am Tag der Sonnenwende.

Zur Kirche ging hinein manch treuer Gottesknecht
Und manch ein Ritter treu. Die Alten hatten recht,
Dass dienten sie dem Sohn, das war zurecht geschehen,
Sie hatten Kurzweil, froh, den schönen Sohn zu sehen.

Da man zum Ruhm des Herrn die alte Messe sang,
Da kam vom Gottesvolk gewaltig groß der Drang,
Dass man zu Rittern mach die allerbesten Knappen,
Wie es dem Brauch gemäß, die ritten stolze Rappen.

Man eilte und man fand gesattelt Rosse viel,
Da ward auf Siegmunds Hof sehr laut das Ritterspiel,
Da hörte tosen man im Saal und im Palaste
Den allerfrohsten Schall vom Heimischen, vom Gaste.

Da schon von alt und jung so mancher Stoß erklang,
Die Lanzen splitterten, Lärm in die Lüfte drang,
Die Lanzensplitter sahn gefällig an die Kenner,
Das sahn mit Kurzweil an die Frauen und die Männer.

Man bat, zu lassen das, man zog die Pferde fort,
Zerbrochen sah man auch viel feste Schilde dort
Und manchen Edelstein, gefallen in die Gräser,
Zerschellt vom harten Stoß, das glaube nur, mein Leser.

Die Gäste setzten sich, so wie man ihnen riet,
Zu Tische, wo vom Schlaf der beste Wein sie schied,
Der beste Wein vom Rhein, dem keiner wollte wehren,
Dem Heimischen und Gast kredenzt in besten Ehren.

So viel sie Kurzweil dort gefunden in dem Land,
Das fahrende, das Volk, doch keine Ruhe fand,
Sie dienten um die Gunst mit scharfen Schwertes Streiche,
Zur Zierde ward ihr Ruhm in König Siegmunds Reiche.

Der junge Siegfried ward vom Könige begabt
Mit Stadt und Land und Burg, die sonst der Herr gehabt,
Den Schwertgenossen auch gab Hab und Gut der Weise,
Die sie geführt ins Land, die freute sie, die Reise.

Das fröhliche Gelag ging bis zum siebten Tag,
Sieglinde gab dem Volk, dies ihr zum Ruhme sag,
Viel goldenweißes Gold dem lieben Sohn zuliebe,
Dass ihr und ihrem Sohn das Volk befreundet bliebe.

Ja, da blieb keiner arm der Fahrenden im Land,
Die hatten manches Kleid, ein Ross auch an der Hand,
Als lebten sie nur noch ein Stündchen im Gefilde,
Wie war doch das Gesind so freundlich und so milde.

Mit Ehre, Ruhm und Lob verging die Lustbarkeit,
Die Reichen hörte man noch sagen zu der Zeit,
Dass sie dem Königssohn gern wären untertänig,
Das wollte Siegfried nicht, das war ihm wert nur wenig.

Die ganze Lebenszeit von Siegmund und Sieglind
Nicht trug die Krone er, der lieben Eltern Kind,
Doch herrlich wollt er doch und voll des Ruhmes werden,
Der junge Rittersmann, ein Heros sein auf Erden.

Dass keiner ihn beschimpf, seit er die Waffen trug,
Er schlief nur kurzen Schlaf, der Ritter ohne Trug,
Er suchte nur den Kampf mit seiner Hand, der starken,
Das machte ihn bekannt in allen fremden Marken.


DRITTER GESANG

Den Herrn beschwerte kaum ein schweres Herzeleid,
Er hörte Rede oft von einer schönen Maid,
Die lebte in Burgund, da ginge es nach Wünschen,
Von der bald Freud und Leid erfahren viele Menschen.

Von ihrer Schönheit hoch vernahm man weit und breit,
Und auch von dem Gemüt man sprach zur selben Zeit
Bei Jungfraun an dem Hof und ritterlichen Helden.
Viel Gäste kamen da zu Günther, wie zu melden.

Um ihre Liebe man die Männer werben sah,
Kriemhild in ihrem Sinn, sie sprach dazu nicht Ja,
Dass einem Manne sie in Minne wäre gnädig,
Der war ja noch nicht da, dem sie wird untertänig.

Da auf die Liebe sann Sieglindes schönes Kind,
Der andern Werben war zuwider ihm wie Wind,
Er möchte mit Verdienst zur Frau die Auserwählte,
Bald war Kriemhilde auch dem Siegfried die Vermählte.

Die Freunde rieten ihm und die am Hofe stehn,
Wenn er die Minne sich zum Schicksal ausersehn,
So solle werben er und sich der Frau nicht schämen.
Da sagte Siegfried: Ich will mir Kriemhilde nehmen.

Die Königstochter, die lebt im Burgunder Land,
Und ihre Schönheit ist auf Erden mir bekannt,
Kein Kaiser ist so reich und dächte er an Minne,
Dem sie nicht würdig wär, die schöne Königinne.

Die Rede hörte auch der König Siegesmund,
Es sagte dies sein Volk, ihm ward die Rede kund,
Und was gewollt sein Sohn. Weh wars ihm um den Erben,
Dass dieser wollte um das schöne Mädchen werben.

Das hört die Königin, treuherzige Sieglind,
Die große Sorge trug um ihr geliebtes Kind,
Sie kannte Günther wohl und mochte ihn nicht leiden.
Die Werbung wollte man dem Siegfried nun verleiden.

Der kühne Siegfried sprach: Geliebter Vater mein,
Ich möchte ohne Glück der Liebeslust nicht sein,
Wenn ich nicht werben darf, die meine Sinne lieben. -
Was man auch sprach, er ist sich selber treu geblieben.

Ist dir zu raten nicht, der König sagte so,
So will ich, was du willst, und bin von Herzen froh
Und will dir helfen, wie die Liebe zu erwecken.
Doch König Günther hat da manchen stolzen Recken.

Und wär kein andrer da als Hagen nur, der Held,
Der ist voll Übermut und Stolz in dieser Welt,
So dass ich fürchten muss, es wird uns noch zum Sterben,
Wenn wir um Liebesgunst des schönen Mädchens werben.

Was ist da für Gefahr, das Wort hob Siegfried an,
Wenn ich im Guten nicht sie mir erbitten kann,
Mag ich erwerben sie mit starken Ritterhänden
Und ich erzwinge sie von allen Reiches Enden.

Die Rede tut mir leid, sprach König Siegesmund,
Denn würde dieses Wort am Rhein dort unten kund,
Du dürftest nimmer ziehn in König Günthers Reiche,
Denn Günther, Gernot auch, sind wahrlich Ohnegleiche.

Erwerben mit Gewalt darf niemand eine Magd,
Sprach König Siegesmund, das sei dir nur gesagt,
Doch willst mit Rittern du zu den Burgundern reiten,
Die Freunde hier am Hof, die werden dich begleiten.

So ist mir nicht zumut, fiel Siegfrieds Rede ein,
Dass Freunde folgen mir bis an den Vater Rhein
In großem Heereszug ins Land der schönen Städtchen,
Ich werbe mir allein das allerschönste Mädchen.

Ich will sie werben schon allein auf eigne Hand,
Zwölf Männer nehm ich mit in der Burgunder Land,
Dazu verhelfe mir, mein guter Vater, gerne. -
Man gab den Freunden da viel Kleider voller Sterne.

Da hörte von dem Plan die Mutter auch, Sieglind,
Da trauerte sie sehr um ihr geliebtes Kind,
Dass sie ihn noch verliert durch Günther und die Seinen,
Die alte Königin, da hörte man sie weinen.

Und Siegfried ging zu ihr, wo er sie weinen sah
Und zu der Mutter sprach er voller Liebe da:
Du weine nicht, o Frau, bewein nicht meinen Willen,
Sei ohne Sorge nur, die Tränen magst du stillen.

Nun helf mir zu der Fahrt in der Burgunder Land
Und gebe meiner Schar und mir ein Prachtgewand,
Wie stolze Männer es in stolzer Würde tragen,
Dann will ich ewig dir den Dank von Herzen sagen.

Ist dir zu raten nicht, so sagte Frau Sieglind,
So helf ich dir zur Fahrt, mein einzig liebes Kind,
Mit allerschönstem Kleid, das Ritter je getragen,
Für dich und deine Schar, du brauchst nicht Dank zu sagen.

Da neigte danken sich vor jener Frau der Mann.
Er sprach: Von Freunden nehm ich zu der Reise an
Nicht mehr als Ritter zwölf, verseh die mit Gewändern.
Ich schau, wies mit der Maid dort steht in jenen Ländern.

Da saßen schöne Fraun am Tag und in der Nacht,
Die ohne Muße und mit vielem Fleiß gemacht
Des Königssohnes Staat, sie woben immer leise.
Für Siegfried war gewiss der Plan zu seiner Reise.

Sein Vater legt ihm an das herrliche Gewand,
Darin er ziehen wollt aus seinem Vaterland,
Die lichten Panzer da hell blitzten im Gefilde,
Die Helme waren hart und schön und breit die Schilde.

Nun sahen sie die Fahrt zu den Burgundern nahn,
Voll Sorgen und voll Angst sich an die Männern sahn,
Ob einer wiederkommt zum Lande seiner Väter.
Und Waffen und Gewand nun legten an die Täter.

Wie schön war jedes Pferd, die Decken golden, rot,
War keiner schöner doch als Siegfried in der Not,
Als Siegfried und die Schar, die war ihm untertänig,
Nun ging es nach Burgund, zu der Burgunder König.

Den Urlaub gaben ihm der Herr, die Herrin auch,
Er tröstete ihr Leid mit sanften Wortes Hauch:
Ihr braucht zu weinen nicht um eures Sohnes Willen,
Seid ohne Sorge nur, ihr sollt die Tränen stillen.

Es war den Rittern leid, auch seufzte manche Maid,
Sie ahnten wohl im Geist, dass sie nach mancher Zeit
Entgelten müssten dies, durchs Sterben lieber Freunde,
Sie hatten Grund zum Leid, es gab ja viele Feinde.

Am siebten Tage da zu Worms wars an dem Strand,
Die Kühnen ritten schon und trugen ihr Gewand,
Das war von reinem Gold, sie ritten auf den schnellen,
Den Rossen stark und sanft, die Siegfried sich gesellen.

Die Schilde waren neu und hell dazu und breit
Und ihre Helme hart, als nun mit dem Geleid
Der kühne Siegfried ritt in König Günthers Länder,
Man sah an Helden nie so herrliche Gewänder.

Der Schwerter Spitzen da zur Erde hingen schwer,
Die auserkorne Schar trug manchen harten Speer,
Zwei Ellen lang der Speer, den Siegfried da getragen,
Sein Schwert war scharf, der Knauf war schön, nicht auszusagen.

Goldfarben war der Zaum in jedes Ritters Hand,
Der Riemen Seide war. So kamen sie ins Land,
Da allenthalben die Burgunder nahn zu gaffen,
Und Günthers Mannschaft kam und viele feiste Pfaffen.

Die Ritter hoch beherzt, so wie manch treuer Knecht,
Den Herrn entgegen sind geeilt nach Landesrecht,
Begrüßten in dem Land von Herzen ihre Gäste,
Die Pferde nahm man an und führte sie zum Feste.

Die Pferde wollte sie nun führen zu der Rast,
Da aber Siegfried sprach, der hoch willkommne Gast:
Lasst uns die Pferde noch, bis Ruhe wir gewinnen,
In einer kurzen Zeit wir wieder ziehn von hinnen.

Man lasse uns den Schild, ihn nicht von dannen trag.
Wo ich den König find, du junger Bursche, sag,
Den König Günther, reich in der Burgunder Reichen. -
Da sagte einer ihm vom König ohnegleichen.

Willst du den König sehn, das kann sehr leicht geschehn,
In jenem großen Saal ich hab ihn jüngst gesehn
Mit seiner Helden Schar, der schweren Waffen Kenner,
Du findest dort bei ihm die allertreusten Männer.

Nun war die Kunde auch dem König schon gesagt,
Dass auf dem Hofe sind die Ritter unverzagt,
Sie tragen Panzer fest und funkelnde Gewänder,
Doch keiner kennt die Schar in der Burgunder Länder.

Und Wunder nahms den Herrn, woher gekommen sein
Die Ritter herrlich in der lichten Kleider Schein
Und mit so scharfem Schwert und mit so schönen Scheiden.
Dass niemand ihms gesagt, war König Günthers Leiden.

Die Antwort gab dem Herrn von Metz Herr Ortewein,
Voll Kraft und hohem Mut der Ritter konnte sein:
Da wir sie kennen nicht, befehle du, zu gehen
Den Onkel Hagen, der soll sie genau besehen.

Ihm sind die Reiche kund und jedes schöne Land,
Wenn er die Herrn erkennt, es mach sie uns bekannt. -
Der König Hagen rief und die um Hagen stehen,
Den sah man stark und stolz zu seinem König gehen.

Warum nach ihm der Herr, frug Hagen ihn, geschickt?
Es werden Ritter fremd in meinem Haus erblickt,
Die niemand kennt im Land. Du hast in alten Tagen
Vielleicht sie schon gesehn? Das, Hagen, sollst du sagen.

Das will ich, Hagen sprach. Zum Fenster trat er drauf
Ließ schweifen auf die Schar der stolzen Augen Lauf.
Er mochte ihr Gerät und alle die Gewänder,
Doch Fremde waren sie in der Burgunder Länder.

Er sprach: Woher die Schar gekommen an den Rhein,
Es möchten Fürsten wohl und Fürsten-Boten sein,
Und schön ist jedes Pferd und Kleid, das ist zu melden,
Von wo gekommen sie, sind wahrlich stolze Helden.

Und Hagen sagte dies: So viel ich kann verstehn,
Ich hab mein Lebtag noch den Siegfried nicht gesehn,
Doch glaube ich, er kam von fremden fernen Orten,
Ich glaube doch, er ists, der herrlich schimmert dorten.

Er bringt ein neues Wort hierher in unser Land,
Die Nibelungen stark, die schlug des Helden Hand,
Schlug Schilbung, Nibelung, die reichen Königssöhne,
Er wirkte Wunder gar mit großer Kraft, der Schöne.

Als einsam war der Held und aller Hilfe bar,
Fand er an einem Berg, gewiss, das Wort ist wahr,
Der Nibelungen Hort und Männer, hell wie Sonnen,
Die waren ihm ganz fremd, bis Kunde er gewonnen.

Der Nibelungen Hort hervor getragen ward
Aus einem tiefen Berg, nun Wunder offenbart,
Wie teilen wollten da den Schatz die Nibelungen,
Da sah das Siegfried und es wunderte den Jungen.

So kam er ihnen nah, dass er die Männer sah,
Sie sahen Siegfried auch. Der eine sagte da:
Hier kommt der starke Held, der Herr der Niederlanden. -
Eine Abenteuer dort des Helden Geister fanden.

Und sie empfingen ihn, der Schilbung, Nibelung,
Einhellig baten ihn die beiden Fürsten jung,
Dass er den Schatz, den Hort, begönne, klug zu teilen.
Und er gelobte es, und er begann zu eilen.

Er sah so viel Gestein, so sagt es das Gedicht,
Dass hundert Wagen wohl die Lasten trügen nicht,
Und viel vom gelben Gold vom Land der Nibelungen,
Das sollte sein geteilt von diesem Mann, dem jungen.

Sie gaben ihm zum Lohn des Königs Niblung Schwert.
Doch ihnen ward der Dienst sehr übel da gewährt,
Den leisten ihnen sollt der Heros an dem Borne,
Der hat es nicht vollbracht, sie waren voll vom Zorne.

Er musste ungeteilt die Schätze lassen sehn,
Da kämpften gegen ihn die zwei, zu widerstehn,
Mit ihres Vaters Schwert, mit Balmung harter Sorte,
Da stritt der starke Held um Niblungs Land und Horte.

Zu Freunden hatten sie zwölf Männer kühn und groß,
Die Riesen waren, wie wird er die Riesen los?
Er sie erschlug im Zorn, das war die Kraft des Jungen,
Und tausend Ritter er bezwang der Nibelungen.

Und mit dem scharfen Schwert, das Balmung ward genannt,
Von Schreck und Angst besiegt war mancher, übermannt,
Zumal vom scharfen Schwert, doch auch vom Sohn und König,
Das Land mit Burgen sie ihm machten untertänig.

Die Königssöhne nun, die schlug er beide tot,
Er kam durch Alberich darauf in große Not,
Der wollte seine Herrn mit großem Zorne rächen,
Eh Siegfrieds Stärke ward geoffenbart dem Frechen.

Im Kampf bestehen konnt ihn nicht der starke Zwerg.
Wie Löwen grausam wild sie liefen an den Berg,
Wo er die Kappe dort der Tarnung sich errungen,
Gegeben ward der Hort dem Siegfried nun, dem jungen.

Die zogen in den Streit, die starben in der Hatz.
Und Siegfried trug zum Berg hin wiederum den Schatz,
Von wo genommen ihn der Nibelungen Orden,
Und nun war Alberich sein Kämmerer geworden.

Er schwor ihm einen Eid, er diente ihm als Knecht,
Zu jeder Art von Dienst er wurde ihm gerecht. -
So Tronjes Hagen sprach. Das hat der Held geschaffen,
War nie ein Ritter je so voll von Kraft und Waffen.

Ein Abenteuer noch ist mir von ihm bekannt,
Denn einen Drachen schlug des hohen Helden Hand,
Als er gebadet hat im Blut, ward fest die Haut ihm,
Dass nichts verwundet ihn, so hat man oft geschaut ihn.

Das man ihn gut empfängt, der beste Rat ist das,
Dass wir verdienen nicht des Ritters schnellen Hass,
Er ist so kühn, man soll die Augen auf ihn heften,
Der manches Wunder tat mit seinen frommen Kräften.

Und König Günther sprach: Gewiss, du redest wahr,
Schau, wie er da steht stolz in jeglicher Gefahr,
Der Ritter voller Mut und die da um ihn stehen,
Wir wollen zu ihm und den andern Rittern gehen.

Und Hagen sprach: Das tu mit Manneswürde schon,
Er ist von gutem Stamm, ist eines Königs Sohn,
Und wir er sich benimmt, - mein Christus hat gelitten -
Er ist um großes Werk hierher zu uns geritten.

Da sprach des Landes Herr: Willkommen heiß ich ihn,
Denn ich vernahm wohl, dass er adlig ist und kühn,
Dass er das auch genießt im Lande der Burgunden. -
Und Günther ging dahin, wo Siegfried er gefunden.

Die Ritter und ihr Herr empfingen nun den Mann,
Dass er von ihrem Gruß der Gnade Huld gewann,
Da neigte sich vorm Herrn der Ritter ausersehen,
In Tugend sah und Zucht man ihn vorm König stehen.

Mich wundert dieses sehr, sprach Günther mit Verstand,
Von wo, du edler Held, du kommst in unser Land,
Und was du hier begehrst zu Worms am Rhein, dem Vater.
Da sprach der Gast: Das sag ich dir, o mein Berater.

Ich hörte sagen oft in meinem Vaterland,
An deinem Hofe sein, das hätt ich gern erkannt,
Die besten Männer stolz, so hab ich oft vernommen,
Und Ritter hohen Muts, und drum bin ich gekommen.

So hört ich auch dazu die Männer oft gestehn,
Dass keinen König je man hat so stark gesehn,
Das rühmte oft mein Volk im Vaterland mit Klarheit,
Und prüfen will ich das, ob es die reine Wahrheit.

Ein Ritter bin ich auch, der einst die Krone trägt,
Und gerne wollt ich, dass der Ruhm sich zu mir legt,
Dass ich mit Recht besitz die Leute aller Enden,
Mein Haupt und meinen Ruhm ich will dafür verpfänden.

Wenn du denn bist so kühn, wie jeder von dir sagt,
So frag ich nicht, obs lieb dem Knecht ist und der Magd,
Nein, ich erzwinge mir, was hier von großem Werte,
Die Burgen und das Land, mit meinem scharfen Schwerte.

Der König war erstaunt und auch das Volk umher,
Als sie vernahmen so sein mächtiges Begehr,
Dass er zu rauben kam das Land von Männern, Dirnen,
Das hörten sie und gleich sie waren heiß im Zürnen.

Wie hab ich das verdient, sprach Günther da, der Held,
Mein Vater herrschte lang in der Burgunder Welt,
Und dass ich die verlier durch einen Helden bitter?
Ich will beweisen dir, auch wir sind starke Ritter.

Ich lass davon nicht ab, fiel da ihm Siegfried ein,
Von deinen Kräften mag dein Land befriedet sein,
Ich will es haben nun, mein Erbe auch, o König,
Gewinnst du es durch Kraft, soll sein dir untertänig.

Dein Erbe oder meins, das schlagen gleich wir an,
Und wer den andern Mann dann überwinden kann,
Dem dient das alles dann, das Volk, das Land, die Speise. -
Dem Hagen widersprach und gleichfalls Gernot leise.

So steht uns nicht der Sinn, sprach Gernot, wurde rot,
Nach neuem Landgewinn, dass mancher sollte tot
Von Händen liegen da, ist unser Land das reiche,
Gehorsam uns zu Recht, die wir sind Ohnegleiche.

Es standen da voll Mut und Grimm die Freunde sein,
Darunter war von Metz der edle Ortewein,
Der sprach: Die Sühne will von Herzen hier ich dämpfen,
Ruft euch auch Siegfried jetzt ganz grundlos zu den Kämpfen.

Wenn ihr, die Brüder auch, ihm bietet keine Wehr,
Und ob er mit sich führt ein ganzes großes Heer,
So wollt ich wirken, dass der Held von hartem Holze
Beiseite wird gestellt in Übermut und Stolze.

Da zürnte voller Kraft der Held von Niederland:
Erheben wider mich darf sich nicht deine Hand,
Ich bin ein Königssohn, du bist ein Königssklave,
Zwölf Ritter deiner Schar, die fänden meine Strafe.

Nach Schwertern rief da laut von Metz Herr Ortewein,
Der Hagens Schwestersohn von Tronje durfte sein,
Dass der so lange schwieg, das war dem König bitter.
Doch für den Frieden sprach da Gernot, kluger Ritter.

Lass bleiben deinen Zorn, hub weise Gernot an,
Uns hat doch Siegfried noch nichts Böses angetan,
Im Guten scheiden wir und nicht wie böse Feinde,
Das rat ich sehr, dass wir uns werden gute Freunde.

Der starke Hagen sprach: Das ist uns wahrlich Leid
Und allen Rittern hier, dass er zum Kampf und Streit
Gekommen an den Rhein, er wollte es nicht lassen,
Sonst täte ihn mein Herr gewiss nicht herzlich hassen.

Da Siegfried wieder sprach, der krafterfüllte Held:
Wenn, was ich sagte, dir, o Hagen, nicht gefällt,
So lasse ich es sehn, und meine Hände halt ich
Am Schwert, um in Burgund zu siegen noch gewaltig.

Das will ich wenden ab, sprach Gernot in der Not.
Und seiner Ritterschar zu reden er verbot
In ihrem Übermut, das wäre ihm leid gewesen.
Da dachte Siegfried an die Maid, das Engelswesen.

Was soll uns denn der Streit, sprach Gernot in der Not,
Wie viele Helden da, ach, fänden nur den Tod,
Das bringt uns wenig Ruhm, sind wir des Todes Speise. -
Da König Siegmunds Sohn gab seine Antwort weise:

Was zögert Hagen denn und auch Herr Ortewein,
Dass er nicht in den Kampf eilt mit den Freunden sein,
Der manche Freunde hat, bereit zu großen Kriegen? -
Jedoch nach Gernots Rat die klugen Ritter schwiegen.

Du sollst willkommen sein, sprach Giselher, das Kind,
Und deine Ritterschar, die mit gekommen sind,
Wir dienen gerne dir, soll Freundschaft in der Not sein. -
Da schenkte man dem Gast ins Glas Burgunder Rotwein.

Da sprach des Landes Wirt: Was uns hier nur gehört,
Verlangst du es, es sei in Gnade dir gewährt.
Wir teilen gern mit dir vom Hab und Gut und Blute. -
Da ward dem Siegfried doch gemilderter zumute.

Da hob man ihnen auf die Waffen, das Gewand,
Man suchte Wohnung auch, die beste, die man fand,
Und Siegfrieds Knappe auch, er hatte Ruhestunden,
Man sah den Fremdling gern im Reiche der Burgunden.

Das hatte doch sein Mut verdient, und das ist wahr,
Ihn sah wohl selten wer, der ihm nicht freundlich war,
Man bot ihm großen Ruhm an manchen schönen Tagen,
Ja, mehr als tausend Mal, mehr als ich könnte sagen.

Die Herren hatten Lust und die da um sie stehn,
Und Siegfried allermeist, das ließ man auch geschehn.
Es war ihm keiner gleich, so mächtig seine Kräfte,
Ob warfen sie den Stein, ob schleuderten die Schäfte.

Nach Hofes Sitte nun auch ließen vor den Fraun
In schönster Lebenslust sich alle Ritter schaun,
Da sah den Helden man, der von den Niederlanden,
Den Minneritter, den so gut die Mädchen fanden.

Die schönsten Fraun am Hof, die fragten mit Begehr,
Wo denn der stolze Mann, der edle Ritter wär.
So schön gewachsen ihn die jungen Mädchen fanden,
Sie sprachen oft von ihm, dem Herrn der Niederlanden.

Was man beginnen wollt, er war dazu bereit,
Der er im Herzen trug die wunderschöne Maid,
Die Schöne liebte ihn, die ihn noch nie gesehen,
Und die doch, dass er gut und fromm war, mocht verstehen.

Wenn dann man auf dem Hof den Waffentanz begann,
Die Ritter, Knappen auch, so sah es immer an
Kriemhilde vom Balkon, die Schöne, die Erlauchte,
Und mehr zu ihrer Lust nicht die Prinzessin brauchte.

Und wüsst er, dass ihn sieht, die er im Sinne trug,
Es wäre ihm der Lust und Seligkeit genug,
Ich glaube sicher, wenn sie sähen seine Augen,
Es wär kein andres Glück, was noch ihm könnte taugen.

Und wenn bei Rittern er am Königshofe stand,
Wo man geübt die Lust in diesem schönen Land,
Wie stand er dann so schön, der Sprößling der Sieglinde,
Dass manches Mädchen ihn wohl heimlich herrlich finde.

Es dachte manchmal auch: Wie kann das nur geschehn,
Dass ich das Mädchen schön mit Augen könnte sehn,
Die Herzenskönigin? Ich liebe sie mit Schauern!
Doch noch ist sie mir fern, ich denk daran mit Trauern.

So oft die Könige nun ritten durch ihr Land,
Die Ritter waren da den Königen zur Hand,
Auch Ritter Siegfried ritt, da sehnten sich die Frauen,
Er selbst war liebeskrank, dass seine Augen tauen.

So wohnt er bei dem Herrn, und was ich sag, ist wahr,
In König Günthers Land er lebte für ein Jahr,
Da er die Minne-Maid mit Augen nicht gesehen,
Von der ihm Liebeslust und Leiden musst geschehen.


VIERTER GESANG

Nun fremde Botschaft kam in König Günthers Land,
Durch ferne Boten wards dem König zugesandt,
Die trugen kalten Hass, die unbekannten Recken.
Als sie das Wort gehört, da mussten sie erschrecken.

Die nenne ich euch nun: Der eine Ludger war
Vom schlimmen Sachsenland, ein König stark und klar,
Auch König Ludegast von Dänemark zu melden,
Die hatten zu dem Krieg geworben manchen Helden.

Die Boten kamen an in König Günthers Land,
Die seine Feinde schnell zu ihm ins Reich gesandt.
Da fragte man ums Wort die Fremden, Unbekannten,
Bis sie die Botenschar zum Hof des Königs sandten.

Der König grüßte sie: Willkommen der da kam,
Doch wer euch hergeschickt ins Land, ich nicht vernahm,
Dass ihr das tut mir kund, und was sind eure Werke. -
Sie fürchteten sich sehr vor König Günthers Stärke.

Erlaube uns, o Herr, wir geben dir Bericht
Von unsrer Herren Wort, verschweigen dir es nicht,
Wir nennen dir die Herrn, die unsre Gnadenspender,
Sind Ludger, Ludegast, die wollen deine Länder.

Die zwei sind voller Zorn, du nur vernehme das,
Der beiden Herren Herz trägt heftig heißen Hass,
Sie wollen führen Krieg mit Worms am Vater Rheine,
Sind viele Ritter da, sei du gewarnt, ich meine.

Zwölf Wochen dauert das, dann wird der Krieg geschehn.
Hast du nun Freunde, nun, so lass sie bei dir sehn,
Die schützen Frieden, Burg und grünes Land, das milde,
Hier Beulen kriegen sie in Helme und in Schilde.

Willst du verhandeln, nun, so mach es offenbar,
So reitet euch nicht nah der Feinde Kriegerschar,
Die Feinde stark, das Heer, zu wehem Herzeleide,
Davon verderben nur die Ritter in dem Streite.

Noch einen Augenblick, dann kennt ihr meinen Mut,
Bis ich mich klug bedacht, so sprach der König gut,
Hab ich noch Freunde hier, ich will es ihnen sagen,
Die böse Botschaft muss ich meinen Freunden klagen.

Dem starken Günther war dies Treiben Leid genug,
Den bösen Botenspruch er fest im Herzen trug,
Nach Hagen schickte er und die da um ihn stehen,
Und sagte auch dem Knecht, er soll zu Gernot gehen.

Die Besten kamen da, so viel man derer fand.
Er sprach: Es will der Feind in unser Vaterland
Mit großer Kriegerschar, das muss ich leider klagen,
Das ist nicht unsre Schuld, dass sie uns widersagen.

Dem wehre unser Schwert, sprach Gernot, zornesrot,
Wer sterben soll, der stirbt, der liegt am Boden tot.
Ich nicht vergess den Ruhm des Ritters mein, den frommen,
Es dräng der Feinde Heer nur an, sie sind willkommen.

Da Tronjes Hagen sprach: Das scheint mir gar nicht gut,
Denn Ludger, Ludegast, die sind voll Übermut,
Wir können sammeln nicht das Heer in kurzen Tagen,
So sprach der kühne Held, ich will es Siegfried sagen.

Da gab den Boten man die Wohnung in der Stadt.
Ob sie auch waren feind, sie gut zu pflegen bat
Der König Günther gut, der tat ja nichts als Gutes,
Bis er den Freund erprobt, der beisteht ihm voll Mutes.

Im Herzen trug der Herr viel Sorge doch und Leid,
Da sah ihn trauern trist ein Ritter allbereit,
Der konnte wissen nicht, was war dem Herrn geschehen,
Da bat den König er, den Kummer zu gestehen.

Ich wundre mich doch sehr, so sagte Siegfried froh,
Wie doch die Heiterkeit aus deinem Herzen floh,
Wie du die Lebenslust sonst mochtest heiter pflegen. -
Zur Antwort gab der Herr ihm dies, der feine Degen:

Wohl mag ich allem Volk nicht sagen von dem Weh,
Das muss verschwiegen sein, was ich im Geiste seh,
Nur treuem Freunde soll man klagen seine Nöte. -
Und Siegfrieds Antlitz ward von Weiße und von Röte.

Und Siegfried sprach zum Herrn: Was blieb dir denn versagt?
Ich helfe dir sehr gern im Leid, das du geklagt.
Und suchst du einen Freund, so will ich einer werden,
Und will dir sein getreu, solang ich bin auf Erden.

Das lohne dir mein Gott, die Rede scheint mir gut,
Und kann mir helfen auch die Kraft nicht und der Mut,
So freut mich doch das Wort des treuen holden Helden,
Und leb ich etwas noch, so will ich es vergelten.

So sollst du hören nun, was mich so traurig macht.
Vom Boten meines Feind ward Botschaft mir gebracht,
Die Feinde mit dem Heer, sie nahn, die Unbekannten.
Das ist noch nie geschehn in meinen Heimatlanden.

So sei nicht traurig drum, sprach Siegfried treu und grad,
Befriede dein Gemüt und folge meinem Rat,
Lass mich erwerben dir den Ruhm, der Ehre Frommen,
Bevor die Feinde all in deine Heimat kommen.

Wenn dreißigtausend auch von Kriegern kämen her
Der starken Feinde, doch ich fürchte sie nicht mehr,
Und hätt ich tausend nur, du kannst dich drauf verlassen. -
Der Herr sprach: Das verdien ich nicht, lass dich umfassen.

So gib mir eine Schar von Rittern, tausend Mann,
Da ich von Männern nicht mehr leider stellen kann
Als starker Ritter zwölf, dass ich der Feinde wehre,
So soll dir dienen treu mein Herz mit Macht und Ehre.

Und Hagen helfe auch und auch Herr Ortewein,
Und Dankwart, Sindold auch, sie sollen mit mir sein,
Auch reiten soll mit mir Herr Volker mit den Messern,
Der führt die Fahne rot, ich kenne keinen Bessern.

Die Boten lass du heim in ihrer Herren Land,
Dass sie uns bald da sehn, mach ihnen das bekannt,
So dass die Burgen hier im Land befriedet seien. -
Der König rief die Schar, die Heimat zu befreien.

Sie gingen an den Hof, die Ludger ausgesandt,
Sie freuten sich der Fahrt zurück ins Heimatland,
Und Günther ihnen bot viel Goldes, was sie freute,
Sie waren wohlgemut im sicheren Geleite.

Nun sagt, sprach Günther noch, sagt meinen Feinden an,
Dass ihre Reise blieb in Klugheit ungetan,
Doch wollen sie mein Land mit Krieg mir abgewinnen,
Wird ihnen Not bekannt, ihr Heer, das wird zerrinnen.

Den Boten Hab und Gut man in die Hände trug,
Von solchem hatte der Burgunder Herr genug,
Die Ludger ausgesandt, es mussten nicht verschmähen,
Die Urlaub nahmen nun, froh aus dem Land zu gehen.

Als nun der Boten Schar zur Mark der Dänen kam
Und König Ludegast die Botschaft nun vernahm,
Was man gesagt am Rhein, als man ihm das verkündigt,
Sein eignes Böses ward beklagt, drin er gesündigt.

Sie sagten ihm, in Worms sei mancher Held zu sehn,
Darunter sah man auch bei König Günther stehn,
Der Siegfried ward genannt, ein Held aus Niederlanden. -
Leid war es Ludegast, dass so die Dinge standen.

Als die von Dänemark vernahmen diese Mär,
Da eilten sie, um Hilf sich zu gewinnen mehr,
Bis König Ludegast bald hatte zwanzigtausend,
Ein großes Dänenheer, so wie die Nordsee brausend.

Da kam von Sachsen auch der König Ludger her,
Bis vierzigtausend sie nun waren und noch mehr,
Die ritten allesamt hinab zu den Burgunden.
Doch hatte auch ein Heer der Günther schon gefunden.

Die nächsten Freunde und der treuen Brüder Heer,
Die wollten in den Krieg nun reiten waffenschwer,
Und Hagens Helden auch dem König sich vertrauen,
Doch musste diese Schar dem Tod ins Antlitz schauen.

Sie schickten sich zur Fahrt, sie wollten nun hinan,
Es trug die Fahne rot Herr Volker, kühner Mann,
Die ritten nun von Worms zum Rhein wie Totengeister,
Von Tronje Hagen war des Heeres Waffenmeister.

Und Sindold war dabei, und Hunold war dabei,
Die Gold verdienten sich, das gab der König frei,
Und Hagens Bruder auch, der Sohn von Hagens Schwester,
Dankwart und Ortewein, die Helden, immer fester.

Herr König, bleib zu Haus, dies Siegfried nicht verschwieg,
Da deine Ritter mir ja folgen in den Krieg,
Sei gutes Mutes nur und bleibe bei den Frauen.
Du kannst mir Ruhm und Hab und Gut wohl anvertrauen.

Die kommen wollten her nach Worms am Vater Rhein,
Die sollen dir gewiss nicht schlimmer Schaden sein,
Ich werde in ihr Land so nahe ihnen kommen,
Da wird der Übermut den Feinden bald genommen.

Durch Hessen nun vom Rhein er mit den Helden ritt,
Bis in der Sachsen Land, wo er als Ritter stritt,
Sie brannten ab das Land, die sie nach Rache dürsten,
Da Sorge ward bekannt und Not den beiden Fürsten.

Zur Grenze kamen sie, die Knechte rückten an,
Der starke Siegfried, nun, zu fragen er begann:
Seht das Gesinde an, für wen ist es gewachsen? -
So übel ging es nie den ritterlichen Sachsen.

Die Knappen hüten soll der tapfere Gesell,
Herr Dankwart, dieser ist als Degen scharf und schnell,
Dann raubt uns Ludger nicht die Männer und die Sachen,
Lasst ihn mit Ortewein die Nachhut nur bewachen.

So reite selber ich, sprach Siegfried voller Mut,
Dem Feind entgegen, um zu bleiben auf der Hut,
Bis ich erkunde, wo ich meine Feinde finde. -
Da stand im Waffenschmuck der Sprößling der Sieglinde.

Dem Hagen er befahl das Volk, zog vorwärts dann,
Befahl dem Gernot auch das Volk, dem kühnen Mann,
So ritt er nun allein ins Feindesland der Sachsen,
Wo er dem Streite war mit Heldenmut gewachsen.

Da schaute er ein Heer, das da im Felde zog,
Dass da sein eignes Heer gewaltig überwog,
Wohl vierzigtausend da, bereit zu Krieg und Blute,
Doch Siegfried sah das Heer mit fröhlich hohem Mute.

Da hatte sich ein Held aus seiner Kriegerschar
Erhoben auf den Wall, der wohl gewappnet war,
Der Siegfried schaute an, und Siegfried tat ihm nicken,
Und beide waren stolz, mit großem Zorn zu blicken.

Ich sag euch, wer der war, der stand an jenem Tag
So stolz auf seinem Wall, der Schild zur Linken lag,
Das war der Ludegast, der Herr im Waffenhemde.
Es sprengte gegen ihn der ritterliche Fremde.

Nun hatte Ludegast den Gegner sich erkorn,
Sie gaben ihrem Ross die Peitsche und den Sporn,
Sie hoben mit dem Schild den harten Donnerhammer,
Da kam der Ludegast in allzu großen Jammer.

Gehorsam trugen da die Rosse sehr geschwind
Die Feinde in den Krieg, als bliese wilder Wind,
Dann ritterlich zurück sie ritten mit den Zäumen,
Sie beide da vom Glück mit scharfem Schwerte träumen.

Der König Siegfried schlug, es schalle laut umher,
Da stob es von dem Held, als wenn es Feuer wär,
Von jenes Helden Hand mit feuerroten Funken,
Der Held von Niederland im Kampf ist nicht gesunken.

Auch schlug ihm Ludegast manch bitterbösen Schlag,
Ein jeder auf dem Schild mit großer Stärke lag,
Bis dreißig kamen an von Sachsenfeindesscharen
Zur Hilfe ihrem Herrn. Die Siege Siegfrieds waren.

Drei starke Wunden, die er jenem König schlug
Durchs lichte Panzerhemd, das war doch hart genug,
Das Schwert mit seinem Schaft entlockte Blut den Wunden,
Da hatte Ludegast viel Traurigkeit gefunden.

Ums Leben bat er ihn und bot ihm an sein Land
Und sagte ihm, er wird Herr Ludegast genannt.
Die Sachsenkrieger nahn, die hatten wohl gesehen,
Was war da auf dem Wall, der Mauer, dort geschehen.

Er führt ihn gerne fort, da wurde er berannt
Von dreißig Sachsen, doch es wehrte seine Hand
Die edle Geisel, er schlug um sich da mit Schlägen.
Noch größern Schaden tat der fein geschliffne Degen.

Die dreißig schlug er tot, die Sachsen tot er schlug,
Nur einer lebte noch, der ritt nun schnell genug,
Die Botschaft brachte er von dem, was da geschehen,
Die Wahrheit konnte man an Beulenhelme sehen.

Leid wars dem Könige, dem Herrn vom Dänenland,
Der Herr gefangen ward, das wurde nun bekannt,
Dem Bruder sagt man das, den ich gleich toben sehe
Und maßlos jähem Zorn, das Schicksal tat ihm wehe.

Nun wurde Ludegast der König weg gebracht
Zu König Günthers Schar von Siegfrieds Übermacht,
Der Hagen ihn befahl, das hörte gern der Gute,
Als er vernahm das Wort, war er von frohem Mute.

Und man gebot der Schar: Die rote Fahne hisst!
Da sagte Siegfried: Wohl, noch viel zu schaffen ist
Bis zu der Versperzeit, verlier ich Leib und Seele,
Ich doch im Sachsenland noch manches Weibchen quäle.

Vom Vater Rhein du Schar, nehmt nun die Chance wahr,
Ich führe euch zur Schlacht zu König Ludgers Schar,
Da haut ihr manchen Helm mit starken Heldenhänden,
Bekannt wird ihnen Not, eh wir uns wieder wenden.

Da Gernot sprang aufs Ross und die da um ihn stehn,
Die rote Fahne ließ der frohe Spielmann wehn,
Herr Volker, stolzer Held, der ritt mit seinen Scharen,
Die Knappen wachten auf, die guten Mutes waren.

Es zählte doch die Schar nicht mehr als tausend Mann,
Zwölf Helden von dem Rhein. Zu stäuben da begann
Der trockne Straßenstaub, man zog durch die Gefilde,
Da sah man schimmern schön die Helme und die Schilde.

Die Sachsen kamen an mit ihrem Kriegerheer,
Mit Schwertern scharf und spitz, die Schneiden schnitten sehr
Die Helden an der Hand, die Helden zu versehren.
Die Gäste wollten sie von Land und Burgen wehren.

Die Herren führten nun das eigne Volk heran,
Auch Siegfried kam heran und mit ihm die zwölf Mann,
Die er sich mitgebracht vom Niederlande mutig,
Am Tag sah man im Sturm die vielen Hände blutig.

Und Sindold, Hunold auch, und Gernot, zornesrot,
Die schlugen in dem Krieg so manchen Krieger tot,
Die ihrem kühnen Mut wohl konnten selber trauen.
Da mussten weinen laut die schönen Sachsenfrauen.

Herr Volker, Hagen auch, und auch Herr Ortewein,
Die löschten in dem Krieg so manchen Kriegers Schein,
Da floss das rote Blut, die Kühnen in den Schlachten.
Und Dankwarts Hände auch der Wunder viel vollbrachten.

Die Dänen hoben auch die Hände hoch und wild,
Und von so manchem Stoß laut schallte mancher Schild,
Und von den Schwertern scharf manch Wunde ward geschlagen.
Die Sachsen wüteten in jenen bösen Tagen.

Als die Burgunder nun gedrungen in den Kampf,
Gehauen wurden da viel Wunden in dem Dampf,
Und auf den Sätteln sah man da die Helden bluten.
So warben um den Ruhm die Ritter, diese Guten.

Man hörte lauten Schall der Helden, in der Hand
Die Waffen scharf, da kam die Schar von Niederland
In Feindesreihen dicht, die ein die Feinde nahmen,
Die einst mit Siegfried schön, zwölf stolze Ritter, kamen.

Von denen von dem Rhein kam ihnen niemand gleich,
Man konnte fließen sehn den Bach des Blutes reich
Durch manchen harten Held, von Siegfrieds Hand, der schnellen,
Da fand er Ludger auch bei seinen Heer-Gesellen.

Die Umkehr dreimal da der Heros unternahm
Zum Ende seiner Schar. Auch Ritter Hagen kam,
Der half vollbringen ihm die Heldentaten mutig,
Dass mancher Ritter ist verschieden, staubig, blutig.

Der starker Ludger nun den Helden Siegfried fand,
Wie er erhaben, hoch und stolz in seiner Hand
Trug Balmung, dieses Schwert, das schlug so manchen Schlimmen,
Darüber tat der Herr erzürnen und ergrimmen.

Da gab es starken Drang und lauten Schwerter-Klang,
Da das Gesinde nun auf das Gesinde drang,
Die beiden Ritter nun versuchten sich zu dämpfen,
Die Heere wichen, groß der Hass war in den Kämpfen.

Dem Herrn vom Sachsenland, dem war es wohl bekannt,
Sei lieber Bruder fiel in ihrer Feinde Hand,
Er wusste nicht durch wen, obs Siegfried war gewesen,
Er dacht an Gernot mehr, den Helden auserlesen.

Da schlug mit hartem Schwert des Herren Ludger Schwert,
Und unterm Sattel so dem Siegfried sank das Pferd,
Doch bald erhob er sich. Der Held, gleich einem Turme,
Der kühne Siegfried war jetzt wütend in dem Sturme.

Da half ihm Hagen auch und Gernot zornesrot
Und Dankwart, Volker auch, da lagen viele tot,
Und Sindold, Hunold auch und Ortewein, die Degen,
Die konnten in dem Krieg den Feind zu Boden legen.

Untrennbar in dem Kampf die Fürsten waren sehr,
Und über Helme hart sah fliegen man den Speer,
Und durch die Schilde auch von mancher Hand der Helden,
Von Blut gerötet, das will ich in Wahrheit melden.

In diesem starken Sturm sank nieder mancher Mann
Von seinem hohen Ross. Einander rannten an
Nun Siegfried mit dem Feind, mit Ludger im Gewehre,
Da flogen Lanzen und es flogen scharfe Speere.

Des Königs Ludger Schild zerbrach durch Siegfrieds Hand,
So Sieg erworben hat der Held von Niederland
Am kühnen Sachsenherrn, in jenes Kampfes Wochen,
Auch mancher Panzer ward von Dankwart da zerbrochen.

Nun König Ludger hat auf einem Schild erkannt
Die Adlerkrone, die gemalt hat Siegfrieds Hand,
Da wusst er wohl, es war der starke Held berufen,
Zu seinen Freunden laut der Herr begann zu rufen:

Lasst ab von diesem Krieg ihr, die mir untertan,
Denn König Siegmunds Sohn getroffen hab ich an,
Den starken Siegfried, den hat sicher ohne Zweifel
In Sachsenland geschickt der bitterböse Teufel.

Der Fahne er gebot zu sinken in dem Streit,
Den Frieden wollte er, der ward ihm mit der Zeit,
Doch Geisel wurde er mit allen seinen Jungen
In König Günthers Land, von Siegfried so bezwungen.

Nach allgemeinem Rat ließ ab man von dem Streit,
Viel Helme sah man da, verbeulte weit und breit,
Die sanken aus der Hand, so viele man gefunden,
Die waren rot von Blut von Rittern der Burgunden.

Sie fingen manchen ein, sie hatten große Macht,
Und Gernot, Hagen auch, die nahmen sich in Acht,
Und die Verletzen man bringt zu der Heilkunst Kennern,
Gefangen an den Rhein kam Schar von tausend Männern.

Der Haufen, der verlor, der ritt nach Dänemark,
Die Sachsen stritten auch nicht so gewaltig stark,
Dass man sie loben kann, das schuf den Kriegern Leiden.
Und man beklagte die gefallen in dem Streiten.

Sie ließen ihre Wehr und brachten sie zum Rhein,
Gewonnen hatte so mit den Genossen sein
Der junge Siegfried stark, er tat es so vollbringen.
Den Ruhm ihm zugestand sein Herr vor allen Dingen.

Den Boten schickt nach Worms der Gernot nach der Not,
Daheim im Vaterland den Freunden er entbot,
Was ihm gelungen war, und welcher Sieg zu sehen,
Es war vom kühnen Mann um Heldenruhm geschehen.

Der Bote eilte schnell, so ward es angesagt,
Da freuten sich in Lust, die vorher Leid geklagt,
Der Botschaft freuten sich, die ihnen war gekommen,
Da ward von Frauen schön ein Fragespiel vernommen.

Wie es dem Heer gelang, wie es gelang dem Heer,
Man rief den Boten auch zur Jungfrau Kriemhild her,
Nur heimlich das geschah, damit er nichts verlaute,
Denn einer war dabei, dem sie ihr Herz vertraute.

Als in die Kammer sie den Boten kommen sah,
Die schöne Kriemhild sprach zu ihm voll Güte da:
Nun sag ein gutes Wort, so geb ich dir vom Golde,
Und tust du‘s ohne Trug, so bin ich dir die Holde.

Wie war in diesem Streit mein Bruder Gernot da
Und meine Freunde all? Ob man auch Tote sah?
Wer war der Beste da? Das mögest du mir sagen. -
Der gute Bote sprach: Wir mussten nicht verzagen.

Zuvörderst in dem Krieg war keiner doch so toll,
O Königstochter schön, wenn ich es sagen soll,
Als wie der fremde Mann von hohen Niederlanden,
Den Wunder wirkend mit der Hand die Guten fanden.

Was von den Rittern da im Krieg geschehen war,
Von Dankwart, Hagen auch, des Königs treuer Schar,
Wie tapfer da man stritt und schlug viel rote Wunden,
War keiner herrlich wie der Sprössling von Siegmunden.

Sie haben in dem Sturm erschlagen manchen Mann,
Doch von den Wundern da kein Mensch es sagen kann,
Die Siegfried wirkte da, der Ritter in dem Streiten,
Den Sachsenfrauen er verursacht viele Leiden.

Auch fiel von seiner Hand manch Liebling einer Braut,
Es scholl sein harter Schlag auf harte Helme laut,
Aus Wunden taten sie verströmen und verbluten.
Er ist der Beste doch von allen unsern Guten.

Da hat auch viel getan von Metz Herr Ortewein,
Was ihm gelungen mit dem scharfen Schwerte sein,
Das fiel vor ihm verletzt zur Erde, unsrer Mutter,
Es schuf die größtre Not dein vielgeliebter Bruder.

Was jemals in dem Sturm des Krieges ist geschehn,
Dem Auserwählten muss die Wahrheit man gestehn,
Burgunder stolz und stark bestanden auf den Fahrten,
Die sie vor aller Schmach die Ehre sich bewahrten.

Man sah von Händen da der Sättel viel geleert,
Als so erklang das Feld von manchem goldnen Schwert,
Die Ritter von dem Rhein, die ritten in den Zeiten,
Die Feinde besser doch vermieden alles Streiten.

Und die von Tronje kühn auch schufen großes Leid,
Als mit des Volkes Kraft sich traf das Heer im Streit,
Da schlug so manchen tot die Hand vom Helden Hagen,
Davon wär in Burgund des Ruhmes viel zu sagen.

Und Sindold, Hunold auch, und Gernot in dem Heer,
Und Rumold auch war kühn, sie schufen viel Beschwer,
Dass König Ludger muss beklagen es zu Zeiten,
Dass er des Rheines Herrn gerufen hat zum Streiten.

Den allerhöchsten Kampf, der je im Land geschah,
Vom Anfang bis zum Schluss, was irgend jemand sah,
Hat Siegfried da vollbracht mit Waffen und mit Wehre,
Dass Geiseln er gebracht zu König Günthers Ehre.

Wie zwang mit seiner Kraft der sieggewohnte Held,
Wovon nun Ludegast den Schaden nur behält,
Und auch vom Sachsenland Herr Ludger auch, sein Bruder.
So höre du mein Wort, du unsres Volkes Mutter!

Gefangen hat die zwei des Helden Siegfried Hand,
Nie solche Geiseln sah das liebe Vaterland,
Die bringt nun an den Rhein der Heldenmut des Kühnen. -
Frau Kriemhild konnte der Bericht zur Freude dienen.

Gesunde führte man wohl tausend Mann hier hin
Und Sterbenswunde auch, o hehre Königin,
Wohl hundert Blutende man bracht ins Land der Väter,
Von allem diesem war der Siegfried nur der Täter.

Die uns im Übermut bekämpften hier am Rhein,
Die müssen nun in Haft bei König Günther sein,
Die bringt mit Jubel man hierher in unsre Lande. -
Wie sie errötete, als man es ihr bekannte!

Ihr schönes Antlitz ward vor Freude rosenrot,
Da lebend war entflohn aus so brutaler Not
Der wundervolle Held, Herr Siegfried, starker Degen.
Sie war auch voller Glück ob all der Freunde Segen.

Die schöne Dame sprach: Du machtest mir bekannt
Die Freudenbotschaft, drum sei dir dies Goldgewand,
Zehn Mark geb ich dazu, die sollst du freudig tragen. -
Drum mag man gute Mär gern reichen Damen sagen.

Da gab man ihm zum Lohn zehn Mark, ein goldnes Kleid.
Da trat auf den Balkon so manche hübsche Maid
Und schaute auf den Weg, da sah man sich bewegen
In der Burgunder Land hocherzig gute Degen.

Gesunde kamen da, der Wunden Gruppe kam,
Die hörten gern den Gruß von Freunden ohne Scham.
Der Wirt mit manchem Gast da ritt in hohen Freuden,
Mit Freuden war er ja entkommen schwersten Leiden.

Die Seinen er empfing, die Fremden auch zugleich,
Wie anders es nicht ziemt dem König fromm und reich,
Und sagte denen Dank, die waren da gekommen,
Dass sie den Sieg mit Ruhm im Wettersturm genommen.

Nun Günther sagen ließ von Freunden sich das Wort,
Wer da gefallen war im Kriege an dem Mord,
Gefallen sechzig Mann, erloschen ihre Kerzen,
Das musste man mit Mut und Männlichkeit verschmerzen.

Nun die Gesunden sind gekommen, in der Hand
Verbeulte Helme viel in König Günthers Land.
Von Pferden sprang das Volk da vor des Königs Halle,
Bei freundlichem Empfang war Lärm von frohem Schalle.

Da gab man Unterkunft den Rittern in der Stadt,
Der König seine Schar mit Trank gesegnet hat,
Die Wunden pflegte man an manchem Mannesbilde,
Und auch am tapfern Feind er zeigte seine Milde.

Er sprach zu Lüdegast: Willkommen sei mit Huld,
Ich kam zu Schaden groß durch deine schlimme Schuld,
Vergelten will ich nun den Zorn von meinen Feinden
Und gebe Segenslohn den vielgetreuen Freunden.

Nun, sage ihnen Dank, so sagte Ludger da,
So hohe Geiseln man noch nie im Reiche sah,
Um Haft für Ritter wir in allen Ehren schachern
Und flehn um deine Huld an deinen Widersachern.

So lasse ich euch zwei, sprach Günther ledig gehen,
Nur dass die Feinde mir zu ihrem Worte stehn,
Die Bürgschaft ich verlang, damit sie stets hienieden
In meinem Heimatland bewahren mir den Frieden.

Man brachte sie zu Bett, wo man sie gut gepflegt,
Wo mancher Wunde sich aufs weiche Kissen legt,
Gesunden schenkte man viel Wein in ihren Becher,
Da das Gesinde froh, feucht-fröhlich ward wie Zecher.

Verbeulte Schilde man da in die Kammern trug,
Die Sattel rot von Blut, man sah davon genug,
Verbergen ließ man sie, so weinten nicht die Frauen,
Viel Ritter kriegesmüd die schönen Damen schauen.

Dass man die Gäste pflegt, der König drauf bestand,
Von Heimatbürgern und von Fremden voll das Land.
Und die zu Tod verletzt, die ließ er ärztlich pflegen.
Wie war ihr Übermut im Staube nun gelegen!

Dem Arzt mit seiner Kunst, dem bot man reichen Sold,
Von Silber rein und von dem allerreinsten Gold,
Wenn er die Helden heilt, die Todeswunden haben,
Dazu den Gäste bot der König schöne Gaben.

Wer heim zu reisen dann begehrt in neuem Mut,
Den bat zu bleiben man, wie man mit Freunden tut.
Der König dachte nach, welch Lohn sei zu gewähren
Der treuen Rirtterschar, die stritt für seine Ehren.

Und Gernot sagte dies: Man lasse sie in Ruh,
In sieben Wochen dann, das sag man ihnen zu,
Wird wiederkommen dann zu festlichem Gelage
Und heil sein dann, der wund gelegen diese Tage.

Um Urlaub Siegfried bat, der Herr von Niederland.
Als König Günther ward Herrn Siegfrieds Wunsch bekannt,
Bat er ihn liebevoll, ihm weiter beizustehen.
Wärs um die Schwester nicht, so wär es nie geschehen.

Dazu war er zu stolz, dass man ihm zahle Sold,
So sehr er den verdient. Der König war ihm hold
Und seiner Freunde Schar, die das mit angesehen,
Was da von seiner Hand im Kriege war geschehen.

Er wollte bleiben für die wunderschöne Maid,
Vielleicht dass er sie schau. Und das nach einer Zeit
Geschah nach seinem Wunsch, dass er sie kennen lernte.
Dann in sein Vaterland er heiter sich entfernte.

Der Wirt begehrte nun, was Rittern gut gefällt,
Da spielte Ritterspiel gutwillig mancher Held.
Auch Throne standen da bei Worms am Uferstrande
Für die, die kämen bald in der Burgunder Lande.

Nun in der schönen Zeit, bis mancher Ritter kam,
Die schöne Kriemhild von der frohen Mär vernahm,
Dass ein Gelage soll gefeiert sein zum Preise,
Da dachten schöne Fraun daran mit großem Fleiße.

Gewand und Bänder bunt, das liebten Frauen sehr.
Frau Ute, die war reich, vernahm die schöne Mär
Von Rittern voller Stolz, die sollten baldigst kommen.
Da wurden aus dem Schrank die Kleider schön genommen.

Den Kindern machte sie zur Zierde Rock und Kleid,
Womit sich schmückte schön die Frau, die junge Maid.
Und vielen Rittern stolz aus heimatlichen Ländern
Und Fremden auch sie schuf die Zierde von Gewändern.



FÜNFTER GESANG
Man sah die Helden Tag für Tag im Ritt am Rhein,
Die bei dem Hofgelag wohl gerne mochten sein,
Und für die Könige sie kamen in die Länder,
Da gab man ihnen viel der Rosse und Gewänder.

Es war auch das Gestühl schon jedermann bereit,
Dem höchsten, besten, ja, so hörte man Bescheid,
Und dreißig Fürsten da sind bei dem Hofgelage,
Die Frauen schmückten sich mit Gold an jenem Tage.

Geschäftig sah man dort auch Giselher, das Kind,
Wer fremd und heimisch war, dem war er wohl gesinnt,
Und Bruder Gernot auch in Waffen und in Wehren,
Die Ritter grüßte man, die Männer da mit Ehren.

Viel Sättel goldenrot sie führten in das Land
Und manchen schmucken Schild, manch herrliches Gewand
Sie brachten an den Rhein und zu dem Höfgelage.
Manch Ungesunder dacht an Freuden alter Tage.

Wer wund im Bette lag, vordem gelitten Not,
Vergessen durfte der, wie bitter ist der Tod.
Die Kranken man vergaß, die Siechen, zu beklagen,
Es freute jeder sich an schönen Feiertsagen.

Wie wollten leben sie in heiterem Genuss!
Da ohne Maßen Lust und Glück im Überfluss
Die Leute hatten froh, am Himmel schien die Sonne,
In Günthers ganzem Land da lachte laut die Wonne!

Als Pfingsten kam, das Fest, da sah man alle gehn,
Gekleidet voller Pracht die Ritter wunderschön,
Fünftausend oder mehr, dem Hofgelag entgegen,
Da kurze Weile war und Frohsinn allerwegen.

Und Günther trug im Sinn, was er schon längst erkannt,
Von tiefstem Herzensgrund der Mann aus Niederland
Des Königs Schwester liebt. Zwar sah er sie noch nimmer,
Doch ihre Schönheit war mehr als der Mädchen Schimmer.

Er sprach: Nun ratet mir, ob Untertan, ob Held,
Wie wird das Hofgelag am besten aufgestellt,
Dass wir zu Spotte nicht noch werden mit der Stärke,
Es liegt dem Lobgesang allein am guten Werke.

Da zu dem König sprach von Metz Herr Ortewein:
Soll dieses Hofgelag von höchsten Ehren sein,
So lasst die Gäste nur die schönen Kinder sehen,
Die mit so vielem Ruhm sich in Burgund ergehen.

Was wär des Mannes Lust, was freut er sich zu schaun,
Wenn nicht die Mädchen jung und schöne reife Fraun?
Drum deine Schwester soll nun zu den Gästen gehen. -
Der Rat war gut und klug, zu manchem Heil geschehen.

Dem Ratschlag folg ich gern, der König sagte so,
Und jeder, der‘s erfuhr, der ward darüber froh.
Frau Ute also nun mit ihrer Tochter gehe
Und mit den Mädchen schön zum Hof, dass man sie sehe.

Da ward aus manchem Schrein gehoben ein Gewand,
So viel man in dem Schrein die weißen Kleider fand,
Und Spangen, Spitzen auch von feinsten Seidenfädchen,
So schmückten minnig sich sehr hübsch die jungen Mädchen.

Und mancher junge Held nur kannte ein Begehr,
Das er gefallen mög den schönen Frauen sehr,
Die lieber er gehabt als selbst des Königs Lehen.
So manche ließ sich sehn, die nie zuvor gesehen.

Da ließ der König nun mit seiner Schwester gehn
Der Ritter hundert Mann, zu ihrem Dienst ersehn,
Zu ihrer Mutter Dienst, zum letzten Lanzensplitter,
Das war das Volk am Hof Burgund, das waren Ritter.

Frau Ute sah man nahn, und mit ihr anzuschaun
Ein Volk von Frauen war, von schönen Edelfraun,
Wohl hundert und noch mehr, gehüllt in Seidenfädchen,
Mit Kriemhild kam das Volk der jungen hübschen Mädchen.

Aus ihren Kammern sah man alle Frauen gehn,
Da war ein starker Drang bei Männern ausersehn,
Die standen alle starr und staunten in dem Städtchen,
Ob ihnen wird die Huld, zu schaun dies schönste Mädchen.

Nun kam die Minnefrau, schön wie das Morgenrot
Tritt strahlend aus der Nacht. Adieu der Herzensnot,
Der Held war nun erlöst, ihm war sein Heil geschehen,
Als er die Herrin sah in Minne vor ihm stehen!

Vom Leide leuchtete ihr mancher Edelstein,
Die Farbe rosenrot gab einen schönen Schein,
Und was ein Mann begehrt, er muss es doch gestehen,
Dass nie auf Erden ward so schöne Frau gesehen.

Und wie der Vollmond licht vor lichten Sternen schwebt
Und sich in seinem Glanz aus dunklen Wolken hebt,
So wahrlich glänzte sie vor andern schönen Frauen
Und gab den Helden so ein neues Selbstvertrauen.

Sie reichen Kämmerer, sie schritten vor ihr her,
Die Ritter hochgemut, sie ließen sie nicht mehr,
Sie drängten, dass sie sehn das minnigliche Mädchen.
Dem Siegfried war es lieb und wieder leid im Städtchen.

Er sann: Wie dacht ich je, ich wäre makellos,
Zu lieben diese Frau? Das war ein Wahnsinn bloß.
Darf ich sie nicht mehr sehn, ach weh, das wär mir tödlich! -
Er ward von Liebe bleich und ward vor Liebe rötlich.

Da stand Sieglindes Sohn, wie mancher Held ihn kennt,
Als wär beschrieben er auf altem Pergament
Von Künstlers Meisterhand, so war es da zu melden,
Das man auf Erden nie noch fand so schönen Helden.

Und der mit Kriemhild ging, der sprach da einen Bann,
Dass aus dem Wege geh vor Kriemhild jeder Mann,
Die Herzen hohen Muts, die freuten sich, zu schauen
Mit Kriemhild voller Zucht und Tugend schöne Frauen.

Da sagte von Burgund der König Gernot dies:
Dem Helden, der so treu dir seine Dienste leoß,
O Günther, Bruder mein, dem biete guten Lohn an
Im Kreis der Ritterschaft und biet ihm keinen Hohn an.

Sag Siegfried, dass er nun zu unsrer Schwester kommt,
Dass ihn das Mädchen grüßt, wie es den Mädchen frommt.
Die niemals Ritter je gegrüßt, die soll ihn grüßen.
So Siegfried möge uns das Vaterland versüßen.

Die Freunde gingen nun zum Platz, wo man ihn fand,
Sie sprachen zu dem Herrn von Friesland-Niederland:
Der König dir erlaubt, du sollst zum Hofe gehen,
Dich grüßt die Schwester sein, die Huld soll dir geschehen.

Von diesem Wort der Held im Herzen war erfreut,
Er trug im Herzen da viel Freude ohne Leid,
Dass Utes Tochter er soll sehen noch hienieden.
In minniglicher Zucht empfing die nun Siegfrieden.

Als sie den stolzen Mann nun vor sich stehen sah,
Die Wange ward ihr rot, die Schöne sagte da:
Willkommen, Siegfried, Held und Ritter ohne Fehle! -
Da ward von ihrem Gruß verzaubert seine Seele.

Er neigte sich und dankt der Frau aus tiefster Brust,
Sie zueinander trieb der Minne Sehnsuchtslust,
Mit lieben Augen, die wie feuerheiße Kohlen,
So sahen sie sich an, doch heimlich und verstohlen.

Ward da mit sanftem Druck liebkost die weiße Hand
In Minnezärtlichkeit? Das ist mir nicht bekannt.
Doch glaub ich, es geschah, das liebevolle Streicheln.
Wer Liebe sich ersehnt, der mag nicht länger heucheln.

Und in der Maienzeit und in der Sommerzeit
In seinem Herzen trug der Ritter benedeit
So hoher Wonnen Lust, wie er sich da gewonnen,
Da ihm zur Seite ging die Schönste der Madonnen.

Da dachte mancher Mann: Ach wär das mir geschehn,
Dass ich so mit ihr ging, wie ich ihn hab gesehn,
Dass ich auch bei ihr läg, das wär der Freuden Same. -
Es diente nie ein Held so heilig seiner Dame.

Aus welchem Lande auch ein Gast gekommen war,
Er nahm im Königssaal nur unsre Beiden wahr.
Ihr war erlaubt, den Mann mit Zärtlichkeit zu küssen,
Nie schwelgte er bisher in solcherlei Genüssen.

Von Dänemark der Herr hob an und sprach gesund:
Für diesen hohen Gruß liegt mancher Kranke wund,
Wie ich hier merke wohl, von Ritter Siegfrieds Händen.
Gott möge nimmermehr ihn zu den Dänen senden.

Und allenthalben man befahl zu weichen dann
Der schönen Kriemhild, und so manchen Rittersmann
Sah gut erzogen man zu Gottes Kirche gehen.
Von ihr geschieden ward der Ritter ausersehen.

Zum Münster ging sie da und mit ihr viele Fraun,
Da war als schönste Zier die Königin zu schaun,
Dass da in Lustbegier so mancher ging verloren,
Die Augenweide sie der Ritter auserkoren.

Und Siegfried wartete, bis aus war der Gesang
Der Messe, da zum Heil der Seele sagt man Dank,
Dass ihm gewogen war, die er im Sinn getragen,
Die sie die Schönste war, wie es nicht auszusagen.

Und als sie aus dem Dom nach Gottes Messe kam,
Da brachte man zu ihr den Helden wundersam,
Da dankte ihm die Maid, die voll der schönen Minne,
Dass er in jedem Krieg den Sieg für sie gewinne.

Nun Siegfried, lohn dir Gott, so sprach das schöne Kind,
Der du zu Recht verdienst, dass alle Ritter sind
Dir zugetan und treu, wie alle es gestehen. -
Und er begann die Frau voll Liebe anzusehen.

Stets diene ich dem Herrn, sprach Siegfried da, der Mann,
Und bette nicht mein Haupt in fauler Muße Bann,
Bis dass sein Wunsch geschieht, denn das ist meine Ehre,
Das tu ich, liebe Frau, mir deine Huld gewähre.

Zwölf schöne Tage lang, wenn morgens es getagt,
Da sah den Ritter man bei seiner reinen Magd,
Die immer auf den Hof zu ihren Freunden gehen,
Dem Helden ist ihr Dienst aus Minnehuld geschehen.

Glück, Freude, Wonne, Lust und lauten Schall von Stahl
Vernahm man jeden Tag vor König Günthers Saal,
Davor und drinnen auch, wenn kühne Ritter nahten.
Und Ortwein, Hagen auch, die taten Wundertaten.

Und was man wollte tun, man sah dazu bereit
In einem hohen Maß die Ritter, stark im Streit,
Da vor der Gäste Schar sich mancher Held bekannte,
Das war ein schöner Schmuck in König Günthers Lande.

Die lagen lange wund, die standen zum Gefecht,
Zur Kurzweil kämpfte da so manch ein Fürstenknecht,
Sie hielten fest den Schild und schossen mit den Schäften,
Da halfen viele mit und waren reich an Kräften.

Und beim Gelage an dem Hof war recht der Wirt
Mit bester Speise da, die dann zur Stärkung wird,
Kein Tadelwort erklang, es darf kein Zank entstehen,
Man sah ihn freundlich jetzt zu seinen Gästen gehen.

O sprach: O Heldenschar, bevor ihr reitet hin,
Nehmt meine Gaben an, denn das ist mir im Sinn,
Ich sag euch ewig Dank, nehmt gern von meinem Gute
Und teilt es unter euch, denn so ist mir zumute.

Und die von Dänemark, die sprachen mit Verstand:
Bevor wir reiten heim in unser Vaterland,
Gewähre Frieden uns, denn sonst sind wir verdorben,
Weil mancher Mann von uns ist in dem Krieg gestorben.

Und Lüdegast, der Herr, der war nicht länger wund,
Des Sachsenlandes Fürst, der wieder ward gesund.
Doch manchen Toten hat man in dem Land gelassen.
Und König Günther ging, um Siegfried zu umfassen.

Da sprach er zu dem Mann: Gib Rat in meiner Müh.
Die Gäste wollen schon fort reiten morgen früh
Und bitten mich um Gunst und das wir leisten Sühne.
Was scheint dir gut getan? Was sagt der Held, der kühne?

Was sie mir bieten an? Sie haben mir gewollt
Zu geben Säcke voll von rötlichgelbem Gold,
Dass ich sie lasse frei, fünfhundert volle Kübel.
Da Siegfried aber sprach: Das, König, wäre übel.

Lass frei den Dänen ziehn, lass frei den Sachsen gehen,
Nur dass die Herren sich fortan nicht unterstehn,
Mit Feindschaft und mit Krieg in unser Land zu kommen.
Nimm du der Fürsten Hand, so sei der Schwur genommen.

Dem Ratschlag folg ich gern, sprach König Günthers Mund.
Dem beiden Feinden ward gegeben solches kund,
Dass niemand Gold begehrt, das Günther sie geboten.
Nun ruhten von dem Streit die Müden und die Toten.

Und manchen schmucken Schatz trug willig man herbei,
Das wurde aufgeteilt, geschenkt den Freunden frei,
Fünfhundert deutsche Mark den Männern zu verehren.
Denn so riet Gernot das, der kluge Mann voll Ehren.

Um Urlaub baten sie, und heim in ihren Staat
Die Gäste wollten, die sich Kriemhild noch genaht,
Frau Ute auch genaht, der Königin der Minnen.
Zum Urlaub zog noch nie so große Schar von hinnen.

Die Häuser leerten sich, als man von dannen ritt,
Im Lande aber blieb und auch die Tugend mit
Der König und sein Volk, da schön die Helden prangen,
Und jeden Tag ist wer zu Kriemhilds Haus gegangen.

Auch Urlaub hat begehrt Herr Siegfried, unser Held,
Verzweifelt war er fast, so war sein Sinn bestellt.
Der König hörte es, die Stirn in krausen Falten.
Doch Giselher, das Kind, der hat ihn abgehalten.

Wo, Siegfried, willst du hin? Was wäre denn dein Ziel?
Ich bitte dich: Bleib hier beim schönen Ritterspiel,
Bei König Günther und dem Volk und seinen Fürsten.
Viel schöne Damen weiß ich nach dem Helden dürsten.

Der starke Siegfried sprach: Dann lasst den Renner stehn,
Ich wollte zwar hinweg, die Lust tat mir vergehn,
Tragt auch die Rüstung fort, zwar wollt ich in die Heimat,
Doch sprach Herr Giselher, der manchen schönen Reim hat.

So blieb der kühne Mann dem Freund zuliebe dort.
Ihm wär in keinem Land, ihm wär in keinem Ort
So wohl gewesen doch, wie hier bei den Burgundern,
Wo über Kriemhild er tat täglich sich verwundern.

Weil sie so wunderschön, der starke Ritter blieb.
Mit mancher Lust und Spiel die Zeit man sich vertrieb.
Frau Minne ihn bezwang, die führt zu Herzensnöten,
Frau Minne schließlich gar tat ihren Diener töten.



SECHSTER GESANG

Und wieder neue Mär erhob sich an dem Rhein,
Man sprach, es gäbe doch so schöne Mädchen rein,
Dass eine davon freit der König Günther leise.
Das schien dem ganzen Hof der Ritter klug und weise.

Da war die Königin, die wohnte in dem Meer,
Der keine Frau war gleich, wie war sie schön so sehr,
Schön über alles Maß und mächtig ihre Kräfte,
Sie schoss um Minnesold mit Rittern ihre Schäfte.

Die Steine warf sie weit und hüpfte ihnen nach,
Wer ihre Liebe will, muss sie besiegen, ach,
Gewinnen in dem Spiel. Die Frau war rein geboren,
Doch wer den Kampf verlor, hat auch den Kopf verloren.

Die Königstochter hat das manches Mal gemacht.
Am Rheine das erfuhr ein Ritter voller Macht,
Der wandte seinen Sinn auf dieses schönste Weibchen,
Drum viele Ritter auch verloren Leben, Leibchen.

Als einst mit seiner Schar saß da der König hehr,
Von allen Seiten ward beraten hin und her,
Wen sich der Herr zu Frau soll frein, schön anzuschauen,
Die er zur Gattin nimmt, des Landes liebe Frauen.

Da sprach der Fürst vom Rhein: Ich möchte an die See,
Will zu Brunhilde hin, dass ich die Schöne seh,
Um ihre Liebe wag as Leben ich vom Leibe,
Ich geb das Leben auf, wird sie mir nicht zum Weibe.

Ich rate davon ab, sprach Siegfrieds weiser Sinn,
Denn Sitte schlimm und grimm pflegt da die Königin,
Wirbst du um diese Frau, das kommt dir bös zu stehen,
Dum lasse davon ab, auf diese Fahrt zu gehen.

Doch König Günther sprach: Ein Weibchen ward noch nie
Geboren so voll Kraft, im Kampfe will ich sie
Wohl überwinden leicht, die man die Starke nannte. -
Schweig, sagte Siegfried da, sie ist die Unbekannte.

Und wären deiner vier, das könnte nicht gedeihn
Vor ihrem wilden Zorn, drum lass den Willen sein,
Das rate ich dir treu, entgehe gern dem Sterben,
Du sollst um ihren Leib nicht voller Liebe werben.

Sei stark sie, wie sie will, auf Reisen muss ich gehen,
Will zu Brunhilde hin, mag, was da will, geschehn,
Um ihrer Schönheit preis begeh ich jede Lüge.
Sie komme an den Rhein, dass Gott mir dieses füge.

So will ich raten dir, sprach Hagen unentwegt,
Dass Siegfried bittest du, dass er es mit dir trägt,
Der großen Sorge Last, so rat ich mit dem Munde,
Weil er von Brunhild hat die ganz gewisse Kunde.

Du guter Siegfried, Freund, wirst du mir Helfer sein,
Zu werben um das Weib? Tu nach der Bitte mein,
Gewinn sie mir zur Frau, das wundervollste Weibchen,
Ich wage für die Frau Ruhm, Leben, Ehre, Leibchen.

Und Siegfried Antwort gab, er, König Siegmunds Sohn:
Ich tu‘s, versprichst du mir dein Schwesterchen zum Lohn,
Die schöne Kriemhild, ach, die Herrliche, die Hehre,
Sonst keinen Lohn fürs Werk ich immerdar begehre.

Sprach Günther Ja dazu, versprach sie Siegfrieds Hand.
Und kommt Brunhilde schön in dies mein Vaterland,
So will ich dir zum Weib die liebe Kriemhild geben,
So magst du mit der Frau in Freuden immer leben.

Da schworen einen Eid die beiden Ritter hehr,
Das schuf den beiden doch viel Mühe und Beschwer,
Eh sie das Wunderweib zum Vater Rheine brachten.
Die Sorgen ihnen noch die Zeit beschwerlich machten.

Ich hörte sagen einst von manchem wilden Zwerg,
Die Schilde tragen und bewohnen manchen Berg,
Die Tarnungskappen sie zu machen kunstreich taugen,
Und wer dieselbe trägt, ist unsichtbar den Augen.

Zugleich zu Schlag und Stich weiß niemand ihn zu sehn,
So lang er diese trägt, kann keiner ihn erspähn,
Kann keiner hören ihn in dieeser Zwergen-Wehre,
Ihm wächst die größte Kraft, so meldet es die Märe.

Die Tarnungskappe nun nahm Siegfried auf die Fahrt,
Die er gewonnen einst auf seine Heldenart
Von Alberich, dem Zwerg, der bildete das Gitter.
Nun auf die Reise gehen die Recken und die Ritter.

Wenn Siegfried stark und stolz die Tarnungskappe trug,
Gewann er in dem Zeug der Heldenkraft genug,
Zwölf Männer sind so stark, so sagte man im Städtchen,
So er gewann mit Lust das allerschönste Mädchen.

Auch war beschaffen so die Nebelkappe gut,
Ein jeder drin vermag zu handeln voller Mut,
Was immer er gewollt, und keiner kann ihn sehen.
So Brunhild er gewann, durch die viel Leid geschehen.

Nun sag mir, lieber Freund, eh unsre Fahrt gescheh,
Wie wir mit Ehrenschein wohl kommen über See?
Dass in Brunhildes Land wir kommen allerwegen,
Da brauchen wir die Schar von dreißigtausend Degen.

Wie groß ist unser Volk, sprach Siegfrieds weiser Sinn,
Doch ist voll Grimmigkeit die hohe Königin,
Dass sterben muss das Volk von ihrem Übermute.
Ich rat dir besseres. Du bist der kühne Gute.

Auf Heldenweise wir wallfahren an den Rhein,
Die Ritter nenn ich dir, die sollen mit uns sein,
Es seien zwei und zwei allein mit uns zu sehen,
Dass du erwirbst die Frau, was sonst auch wird geschehen.

Der eine bin ich selbst, du sollst der andre sein,
Der Dritte Hagen ist, so kann es gut gedeihn,
Der Vierte Dankwart ist, der Recke herrlich brausend,
Wir brauchen nicht zum Streit die Schar von dreißigtausend.

Die Nachricht hör ich gern, der König sagte so,
Eh wir auf Reisen gehn, da wär ich herzlich froh,
Was für ein Kleid wir da vor Frau Brunhilde tragen,
Wie es geziemt der Frau. Das, Freund, sollst du mir sagen.

Das allerbeste Kleid, das irgend einer fand,
Trägt man zu jeder Zeit in Frau Brunhildes Land,
Drum lass uns Kleider schön vor jener Dame tragen,
So dass man nicht zur Scham wird später von uns sagen.

Da sagte Günther dies: So will ich selber gehn
Zu meiner Mutter lieb, so möge es geschehn,
Dass ihre Mägde schön uns schaffen solche Kleider,
Dass wir sie tragen stolz ins Land der Jungfrau weiter.

Dass deine Schwester hör von deinem Geist und Mut
Und kunstreich wirke uns die schönen Kleider gut,
Sprach Tronjes Hagen da mit wundervollen Sitten,
Musst du die Mutter nicht, die fromme Ute bitten.

Zu Kriemhild Günter sprach, er wünsche sie zu sehn,
Und Siegfried wünscht das auch. Eh sie das ließ geschehn,
Da tat die Schöne sich mit schönstem Kleid bekleiden.
Dass beide Herren nahn, das ließ ihr Herz nicht leiden.

Da waren Mägde auch, geschmückt nach ihrem Stand.
Und Freund und Bruder kam, und da sie das erkannt,
Erhob sie sich vom Stuhl. Wie vornehm sie gegangen,
Als sie den Bruder und den edlen Freund empfangen!

Willkommen, Bruderherz und sein Genosse rein,
Nun wissen möchte ich, so sprach die Jungfrau fein,
Was euer Wünschen ist, dass ihr zum Hof gekommen,
So lasst es hören mich, was ist der Ritter Frommen.

Und König Günther sprach: Weil in ein fernes Land
Zu werben reiten wir, da braucht es ein Gewand,
Ein zierliches Gewand, o Schwester, will ich sagen,
Dass wir in Sorgen groß mit festem Mut es tragen.

Nun sitze, Bruderherz, so sprach das Königskind,
Erfahren lasse mich, wer denn die Frauen sind,
Die ihr erwerben wollt im Lande fremder Fürsten? -
Nach Freund und Bruder sah man da die Jungfrau dürsten.

Mit beiden ging sie hin, wo sie gesessen war,
Zum schönsten Ruhebett, ich rede gut und wahr,
Mit Bildern aufgestickt, von weißem Gold erhaben.
Sie durften bei der Frau die schönste Muße haben.

Ein liebevoller Blick und gnadenreiches Sehn,
Da war den beiden da von jener Frau geschehn.
Und Siegfried trug im Sinn die Frau, die war sein Leben,
Er diente ihrer Huld, sie werde ihm gegeben.

Und König Günther sprach: Geliebte Schwester mein,
Wenn du dabei nicht hilfst, so wird es niemals sein,
Zum Abenteuer wir begehren nach Brunhilde,
Da brauchen wir ein Kleid, das schön ist, o du Milde.

Die Königstochter sprach: Geliebter Bruder mein,
An meiner Hilfe kann euch wohl gelegen sein,
So werdet inne, dass ich will es euch bereiten.
Erwirbst du nicht die Frau, das schafft der Schwester Leiden.

Was dir gefallen mag, ich bin dazu bereit,
Und tu es herzlich gern, so sprach das Wonneweib,
Du edler Ritter sollst mich nicht vergebens bitten,
Gebiete deiner Magd, so fordern es die Sitten.

Wir wollen, Schwesterherz, ein gutes Prachtgewand,
Das soll bereiten uns Kriemhildes weiße Hand.
Lass deine Mägde das besorgen, Fäden wirken.
Wir reiten dann getrost zu nordischen Bezirken.

Die reine Jungfrau sprach: Wir schaffen euch das Kleid,
Dass ihr mit Würde tragt vor jener Wundermaid,
Mein Bruder und mein Freund, nun hört nur, was ich sage,
Wir haben Seide fein, dass man als Kleid sie trage.

Wer sind die Männer denn, so sprach die Königin,
Die mit zum Hofe ziehn, mit ganz getreuem Sinn? -
Ich und drei andre noch, das mögest du verstehen,
Und Dankwart, Hagen auch, mit uns zu Hofe gehen.

Nun merke, Schwesterherz, wir brauchen ein Gewand,
Dass ohne Schande wir stehn in Brunhildes Land,
So höre, Schwesterherz, was Freund und Bruder sagen,
Wir starken Männer vier, wir brauchens in vier Tagen.

Und das gelobte sie. Die Herren schieden hin.
Da rief der Mägde Schar die hohe Königin,
Aus Kemenaten still ihr nahten dreißig Mädchen,
Die in der Kunst geschickt, die Fleißigsten im Städtchen.

Aus China-Seide fein und weißer als der Schnee
Und Samt Arabiens und grüner als der Klee
Sie machten das Gewand, geschmückt mit Edelsteinen,
Kriemhilde schnitt das Kleid mit ihrer Hand, der feinen.

Von seltner Fische Haut gewirkt ward der Bezug,
Zu schauen fremd dem Volk, das staunte da genug,
Die Seide fein und weiß, darein ward Gold getragen,
Man konnte Wunder wohl von dem Gewande sagen.

Wie in Marokko und wie auch in Lybia
Der allerfeinste Stoff, der ward gesehen da,
Das trägt ein Königskind im höfischen Getriebe.
Da zeigte Kriemhild klar, wie groß war ihre Liebe.

Da sie ein teures Kleid begehrten zu der Fahrt,
So ward am Hermelin und Iltis nicht gespart,
Drauf Flecken waren schwarz, die auf den Pelzen lagen,
Das trägt ein schneller Held sehr gern bei den Gelagen.

Vom Gold Arabiens, von manchem Edelstein,
Die Mädchen, müßig nicht, die Arbeit war nicht klein,
Sie schufen das Gewand mit Fleiß in sieben Wochen.
Die Männer auch bereits auf ihre Waffen pochen.

Gerüstet standen sie, da sah man schon am Kliff
Gezimmert voller Fleiß ein schönes starkes Schiff,
Das tragen sollte sie hinunter zu den Meeren.
Den Mädchen tat das Herz schon ziemlich weh, den hehren.

Zu jenen Männern sprach man da, es sei bereit,
Was tragen sollten sie, das wunderbare Kleid,
Was sie erbeten, das war alles nun geschehen.
Sie wollten Länger nicht am Vater Rheine stehen.

Und zu den Männern ward ein Bote nun gesandt,
Sie sollte schauen an das herrliche Gewand,
Ob es den Helden wär zu kurz, vielleicht zu lange.
Es war vom rechten Maß. Man sprach den Mädchen Danke.

Und wer sie immer sah, der musste das gestehn,
Es wär ein solches Kleid auf Erden nicht zu sehn,
Drum mochten sie es gern am Königshofe tragen,
Vom besserm Ritterstaat weiß keiner was zu sagen.

Den hübschen Mädchen ward sehr höflich Dank gesagt.
Um Urlaub baten nun die Ritter unverzagt.
In ritterlicher Zucht vollbrachten das die Reinen.
Und manches Auge ward getrübt vom Tränenweinen.

Sie sprach: O Bruderherz, du bliebest besser hier
Und wirbst ein andres Weib, viel weiser schien es mir,
Dass du nicht wagen musst das Fleisch, das Blut, das Leben.
Hier in der Nähe auch mags schöne Frauen geben.

Sie alle ahnten wohl der Zukunft Ungemach,
Und alle weinten da, was immer einer sprach.
Da ward von Tränen bleich das Gold auf ihrem Mieder,
Die Tränen fielen schwer von feuchten Augen nieder.

Sie sprach: Mein Siegfried, Freund, lass dir befohlen sein
Auf Treue und auf Huld den lieben Bruder mein,
Dass er nicht in dem Land Brunhildes mir verende. -
Und er versprach es ihr in ihre schlanken Hände.

Da sprach der Edelmann: So lang mein Leben währt,
Von allen Sorgen sei, o Herrin, unbeschwert,
Ich bring geborgen ihn wohl heim ins Heimatstädtchen,
Das glaube mir dein Herz. - Da dankte ihm das Mädchen.

Die Schilde goldenrot, die trug man an den Strand,
Und schaffte zu dem Schiff die Rüstung, das Gewand.
Sie wollten endlich fort. Die Pferde ließ man kommen.
Den schönen Frauen da im Auge Tränen schwommen.

Ans Fenster stellte sich manch liebevolles Kind.
Des Schiffes Segel schon ergriff ein starker Wind
Die starken Ritter stolz, die fuhren auf dem Rheine.
Wer sei der Kapitän der segelnden Gemeine?

Sprach Siegfried: Das bin ich! Ich kann euch auf der Flut
Wohl führen an das Ziel, ihr Helden stark und gut,
Der rechte Wasserweg, der wird von mir gefunden. -
So schieden sie mit Lust vom Lande der Burgunden.

Das Ruder Siegfried schon mit fester Hand ergriff,
Und vom Gestade schob er auf den Strom da Schiff.
Und König Günther kühn, der selber nahm das Ruder,
Da trennten sich vom Land der Freund und auch der Bruder.

Sie hatten Brot und Fleisch und reichlich guten Wein,
Den besten, den es gibt am alten Vater Rhein.
Die Rosse standen da in Ruhe und in Stille.
Das Schiff ging ruhig, denn so war es Gottes Wille.

Das starke Segel bläht die Luft nun voller Macht,
Sie fuhren meilenweit, bis niedersank die Nacht,
Mit gnadenreichem Wind sie trieben zu den Meeren.
Das tat den Frauen weh, den herrlichen und hehren.

Am zwölften Morgen wars, da in Brunhildes Land
Sie angekommen sind, nur Siegfried wars bekannt,
Zur Isenheimer Burg, das möchte ich euch sagen,
Dass dahin ward das Schiff vom Meereswind getragen.

Als König Günther nun die vielen Burgen sah
Und auch das weite Land, es sprach der König da:
Sag, Siegfried, lieber Freund, sind dir bekannt die Felder?
Wem denn gehört die Burg und wem die Eichenwälder?

Ich hab mein Leben lang, das will ich gern gestehn,
So eine schöne Burg mit Augen nie gesehn,
Wie hier in diesem Land, o Siegfried, Burgenkenner,
Die diese Burg gebaut, das waren weise Männer.

Zur Antwort Siegfried sprach: Das ist mir wohl bekannt,
Brunhildes sind die Burg, die Wälder und das Land.
In Isenheim, der Burg, das glaube mir fürwahr,
Da wirst du heute sehn von Schönen eine Schar.

Euch Helden rate ich: Seid alle voller Mut
Und sprecht in Einem Geist, denn das nur scheint mir gut,
Denn wenn wir heute noch zu Frau Brunhilde gehen,
Dann müssen wir in Angst vor der Prinzessin stehen.

Wenn wir die liebe Frau bei ihrem Volke sehn,
Dann sollt ihr Helden klug der Dame Rede stehn.
Und Günther sei mein Herr, ich bin ihm untertänig,
So wird der Wunsch erfüllt von unserm guten König.

Sie waren gleich bereit, zu tun, was er gesagt,
Sie voller Übermut und stark und unverzagt,
Sie sprachen, wie er sprach, das sollte ihnen frommen,
Als König Günther zu Brunhilde war gekommen.

Sprach Siegfried: Gerne tu ichs nicht, für dich allein
Und für dein Schwesterherz, ich will die Jungfrau frein,
Die ist mir wie mein Blut, mein Atem und mein Leib.
Ich will die Jungfrau nur, ich will kein andres Weib!




SIEBENTER GESANG

Das Schiff war zu der Zeit gefahren übers Meer,
Gelandet bei der Burg, da schaute Günther hehr
Hoch oben in der Burg die allerschönsten Mädchen,
Die blieben unerkannt dort hinterm Fensterlädchen.

Er fragte Siegfried nun, den Freund und Bruder sein:
Sag, hast du Kunde von den Mädchen schön und rein,
Die schauen dort herab zu uns hier auf den Fluten?
Gewiss ist gut ihr Herr, so herrlich sind die Guten!

Da sagte Siegfried kühn: Nun möchtest du wohl spähn
Nach diesen Mädchen jung, dann musst du mir gestehn,
Wer werde deine Braut, wär dir die Wahl gegeben. -
Das will ich, Günther sprach, der Ritter voller Leben.

Da schau ich Eine nur im höchsten Fenster an,
Im Kleide schwanenweiß, wie die betört den Mann,
Die wählt mein Auge sich, den schönsten aller Leiber!
Und wäre ich hier Herr, sie wär mein Weib der Weiber!

Sehr gut erkoren hat dein Auge seinen Schein,
Es ist Brunhilde, ist die schönste Jungfrau rein,
Nach der dein Herz begehrt, der Geist, der Körper züchtig. -
Und ihre noble Art schien Günther schön und richtig.

Und die Prinzess befahl, vom Fenster fort zu gehn,
Den Mädchen jung und hübsch, sie sollten da nicht stehn,
Den Fremden frei zur Schau in ihren leichten Hemden.
Die jungen Mädchen sahn noch einmal nach den Fremden.

Wie waren sie verschämt vor diesen hohen Herrn,
Wie junge Mädchen sind in ihrer Keuschheit gern!
Doch an das Fensterloch sind dennoch sie getreten,
Wo sie die Männer sahn, die kamen wie erbeten.

Vier Männer waren es, die kamen in das Land,
Der kühne Siegfried nun ein Ross zog an den Strand.
Die Männer sahen auf zu jenen jungen Frauen,
Und Günther schien, es sei Maria gar zu schauen!

Und Siegfried hielt am Zaum das starke schnelle Ross,
Das herrlich glänzte schön und schnaubte vor dem Schloss,
Bis König Günther fest im Sattel war gesessen.
So diente Siegfried ihm, was später er vergessen.

Dann Siegfried zog sein Ross auch aus dem Schiff heran,
Er hatte solchen Dienst doch keinem sonst getan,
Dass er am Bügel gar für einen Helden stünde,
Die Mädchen sahen das, die schönen, wie ich künde.

Es war auf gleiche Art den Herrn allzeit bereit
Von Farbe weiß wie Schnee das Pferd und auch das Kleid,
Den Herren allesamt, und Schilde weiß und golden,
Die schimmerten sehr schön in Händen jener Holden.

Des Sattels Edelstein, der Lederriemen schmal,
So ritten herrlich sie vor Frau Brunhildes Saal,
Dran Glocken hingen still, die goldenen und roten.
Sie kamen in das Land, so wie der Geist geboten.

Mit neu geschliffnem Speer und scharfem spitzem Schwert,
Das zu den Sporen hing den edlen Herren wert,
Die Helden führten es am Gurt durch Burg und Städtchen.
Brunhilde alles sah, das wunderschöne Mädchen.

Und Dankwart war dabei und Bruder Hagen auch,
Die beide trugen schön und rabenschwarz wie Rauch
Ein reich gewirktes Kleid, verschönernd ihre Milde,
Und gut und breit und lang sie führten ihre Schilde.

Es war aus Indien der schönste Edelstein,
Der glänzte an dem Kleid mit wunderbarem Schein.
Und unbehütet blieb das Schiff in seinen Fluten.
So ritten zu der Burg die Vier, die Edlen, Guten.

Und hundert Türme da sie sahen allzumal,
Drei lange Gänge und zuletzt den schönsten Saal
Von edlem Marmor weiß, und grün wie Gras sein Schimmer,
Da die Prinzessin saß mit Mägden in dem Zimmer.

Da aufgeschlossen war die Burg und aufgetan,
Brunhildes Knechte sind gekommen bald heran,
Empfingen Gast für Gast im Land der Frau, der Milden,
Befreit ward jeder da von Pferden und von Schilden.

Da sprach der Kämmerer: Nun gebt mir euer Schwert
Und euren Panzer auch. - Das wird dir nicht gewährt,
Sprach Tronjes Hagen da, ich will es selber tragen. -
Und Siegfried von der Art des Hofs begann zu sagen.

Die Sitte dieser Burg, das sei euch gleich gesagt,
Ist: Keine Waffe trägt ein Gast hier unverzagt.
Die Waffen bringen lasst, wie sie zu euch es sagen. -
Und wider Willen folgt des Königs Ritter Hagen.

Man schenkt den Gästen ein, wünscht ihnen süße Ruh.
Und manchen schnellen Mann sah man dem Hofe zu
Mit Schritten eilen schnell in königlichem Kleide.
Dem Kühnen folgte da manch Blick, der Augenweide.

Nun ward Brunhilde auch gesagt die neue Mär,
Dass unbekannte Schar zur Burg gekommen wär
In herrlichem Gewand, geflossen mit den Fluten.
Die Frage da entströmt der Maid, der schönen, guten:

Lasst hören mich das Wort, so sprach die Jungfrau rein,
Wer ist die fremde Schar, wer mag die Gruppe sein,
Die ich dort stehen seh, das sollt ihr jetzt mir melden,
Und wem zuliebe wohl gekommen sind die Helden?

Der Knechte einer sprach: O Frau, ich muss gestehn,
Dass keinen je zuvor ich jemals hab gesehn,
Doch einer steht dabei, und der hat Siegfrieds Weise,
Empfange diesen gut, so rate ich dir weise.

Der andre Ritter dort, sehr löblich scheint er mir,
Er könnte König sein, o Frau, ich sag es dir,
Und fernes Fürstentum er könnte gut verwalten,
Erhaben steht er bei den anderen Gestalten.

Der dritte Ritter dort hat einen derben Sinn,
Und schönen Wuchs dazu, o hohe Königin.
Sein Blick ist voll Gewalt, er sendet viele Blicke,
Er ist von grimmem Mut, das man darein sich schicke.

Der jüngste Ritter dann, der scheint mir liebestoll,
Man sieht den jungen Mann, der scheint mir liebevoll,
Jungfräulich ist sein Geist und edel seine Haltung.
Dass ihm kein Leid gescheh, der herrlichen Gestaltung!

So freundlich sein Gesicht, so gut gebaut sein Leib,
Zum Weinen brächte er manch minnigliches Weib,
Wenn er in Zorn gerät, sein Körper ist so herrlich,
An Tugend ist er reich und fromm und klug und ehrlich.

Und die Prinzessin sprach: Nun bringt mir mein Gewand.
Und ist nun Siegfried hier gekommen in mein Land
Um meiner Minne Sold, so nehm ich ihm das Leben!
Ich fürcht ihn nicht so sehr, um mich ihm hinzugeben.

Die schöne Brunhild trug ein wunderschönes Kleid,
Auch gab ihr das Geleit so manche schöne Maid,
Wohl hundert Mädchen jung, sie waren anzuschauen,
Die Gäste kamen gern, zu sehn die schönen Frauen.

Bei ihnen wandelt auch manch Mann aus Isenland,
Brunhildes Ritter, das geschärfte Schwert zur Hand,
Das war den Gästen leid, wie ich es möchte melden,
Sie standen auf vom Stuhl, die stets bereiten Helden.

Als die Prinzessin nun den schönen Siegfried sah,
Da sprach sie höflich nett, sie sprach zum Ritter da:
Willkommen, Siegfried, hier in meinem schönen Schlosse!
Warum kamst du hierher, du und dein Weggenosse?

Ich danke dir, o Frau Brunhilde wunderschön,
Prinzessin, dass dein Gruß zu mir kommt mit Getön,
Den edlen Ritter sieh hier bei mir stehn, den Hehren,
Er ist mein Herr, und ihn gebührt es zu verehren.

Er ist ein Fürst am Rhein, was soll ich sagen mehr?
Und dir zuliebe nur sind wir gekommen her,
Er will dich lieben, was auch mit ihm mag geschehen,
Bedenke dich, versuch nicht, ihm zu widerstehen.

Der König Günther heißt, ein König reich und hehr,
Erwirbt er sich dein Herz, nichts sonst ist sein Begehr.
Um seinetwillen bin ich mit hierher gefahren,
Wärs nicht für ihn, ich tät die Reise mir ersparen.

Sie sprach: Ist er dein Herr, stehst du in seinem Sold,
So soll in meinem Spiel er Meister werden hold,
Und wenn er mich besiegt, so will ich mich vermählen,
Wir werden einig dann mit Körpern und mit Seelen.

Und Tronjes Hagen sprach: O hohe Königin,
Was ist das für ein Spiel? Und eh dir den Gewinn
Mein König Günther lässt, so müsst es stehen übel.
Er mag wohl füllen noch die schönen Frauen Kübel.

Den Stein soll werfen er und springen hinterher
Und leicht wird es nicht sein, er werfe auch den Speer.
Doch mit dem Ruhm verliert den Leib ihr und das Leben,
Drum denkt scharf nach, ich will den grimmen Tod euch geben.

Und Siegfried, der war schnell, er trat zum König hin
Und bat ihn: Rede frei mit dieser Königin
Ganz nach dem Wunsche dein und sei nur ohne Bangen,
Ich steh dir listig bei in deinem Unterfangen.

Und König Günther sprach: O du Prinzessin hehr,
Gebiete, was du willst, und wäre es noch mehr,
Um deiner Schönheit Pracht versklav ich meine Geister,
Ich opfre meinen Kopf, wenn ich nicht werd dein Meister.

Als seiner Rede Wort vernahm die Königin,
Da forderte sie auf zum Kampfspiel um Gewinn,
Da trug zu diesem Kampf ein schönes Kleid die Milde
Und goldnen Panzer vor der Brust und feste Schilde

Ein seidnes Waffenhemd zog an die junge Maid,
Dass sie kein Lanzenstich verletze in dem Streit,
Von Stoffen weiß und fest von Libyen, dem Lande,
Und Säume von Brokat erglänzten an dem Rande.

Jedoch ihr Übermut den Gästen hat gedroht,
Und Dankwart, Hagen auch, die hatten große Not,
Wie es dem Herrn ergeht, bedachten sie sehr bitter.
Sie dachten: Diese Fahrt bekommt nicht gut dem Ritter.

Und Siegfried voller Lust, der tiefgelehrte Mann,
Eh einer es bemerkt, trat an das Schiff heran,
Die Tarnungskappe fort verborgen fand er liegen,
Die zog er eilig an, das Mädchen zu besiegen.

Er eilte schnell zurück, da standen Ritter viel,
Die Königin begann ihr ritterliches Spiel,
Da ging er heimlich hin, der junge Ritter tragisch,
Von allen ungesehn, durch Zauberkünste magisch.

Gezogen war ein Kreis, da sollte es geschehn,
Das ritterliche Spiel, das jeder wollte sehn,
Wohl siebenhundert Mann sah da man Waffen tragen,
Und wer das Spiel gewinnt, das soll die Wahrheit sagen.

Brunhilde nahte nun, die man bewaffnet fand,
Die streiten wollte so um ihrer Väter Land.
Sie trug die Seide weiß und goldne Fäden immer,
Die Farbe ihrer Haut gab drunter schönsten Schimmer.

Und das Gesinde kam, das trug in fester Hand
Aus rotem Gold den Schild mit einem weißen Rand,
Mit hartem Stahlbeschlag, die Herrlichste im Städtchen,
Die kam gegangen froh und siegsbewusst, das Mädchen.

Getragen ward der Schild auf einem Kissen fein,
Und grün wie Gras der Glanz von teurem Edelstein,
Der Edelstein da stritt mit Goldglanz an Gefunkel.
Wen diese Jungfrau nimmt, der siegen muss im Dunkel.

Und bucklig war der Schild, so ward es mir gesagt,
Drei Spannen dick der Schild, den trug die reine Magd,
Sehr reich an Stahl und Gold, den schätzten alle Kenner,
Und Kämmerer zu viert ihn trugen einst, die Männer.

Als Hagen voller Kraft den Schild nun kommen sah,
In großem Unmut sprach der Held von Tronje da:
Wie, König Günther, nun? Hier geht es ohne Zweifel
Um Leben oder Tod! Das Mädchen ist ein Teufel!

Von ihren Kleidern hört, sie hat davon genug,
Von weißer Seide fein den Waffenrock sie trug,
Der edel war und rein, es ging davon ein Scheinen
Von der Prinzessin aus wie Glanz von Edelsteinen.

Da brachte man der Frau gewaltig, mächtig, breit
Den schnellen Wurfspieß stark, den warf sie allezeit,
Der hart und ungeschlacht, von Länge und von Schwere,
An beiden Seiten scharf war dieser Speer der Speere.

Von dieses Speers Gewicht verkündet nun mein Mund,
Es wog der Wurfspieß schwer wohl etwa hundert Pfund,
Ihn trugen mühsam drei von Frau Brunhildes Knechten.
Und Günther sorgte sich da schon vor den Gefechten.

Er dachte in dem Geist: Was soll das werden hier?
Der Teufel aus dem Pfuhl, wie schützt er sich vor ihr?
Wär ich nur erst am Rhein, wär so der Herr mir gnädig,
Die Jungfrau bliebe lang wohl meiner Liebe ledig.

Er trug in seinem Geist, das wisst nur, Leid genug.
All seine Rüstung ihm ein Knecht zur Stelle trug,
Bewaffnet stand der Fürst in seiner Rüstung drinnen.
Vor Schmerzen Hagen kam dabei fast ganz von Sinnen.

Und Hagens Bruder sprach mit ritterlicher Art:
Im Geist bereue ich zum Hofe diese Fahrt!
Wir hießen Ritter einst, nun lassen wir die Leiber!
Soll uns verderben hier im Land dies Weib der Weiber?

Das ist mir ein Verdruss, die Fahrt in dieses Land.
Ach hätte Hagen nur sein Schwert in seiner Hand
Und ich das meine auch, sie sollten zum Gefechte
Sehr übermütig gehn, die sind Brunhildes Knechte.

Bescheiden seien sie, das glaubt gewiss mir nur,
Wenn ich den Frieden auch beschwor mit einem Schwur,
Bevor ich sterben seh den lieben Herrn und Meister
Und in das Totenreich fährt ab sein Geist der Geister.



ACHTER GESANG
Und Siegfried ging davon zum Hafen an dem Strand,
In seinem Tarnungshut ein gutes Schiff er fand,
Darin verborgen stand des Königs Siegmund Kindchen,
Das Schiff zog weiter fort, als ob es trieb ein Windchen.

Wer sah den Steuermann, wie schnell das Schiff da floss
Von Siegfrieds großer Kraft, die er als Mann genoss?
Man meinte, dass das Schiff getrieben wird vom Windchen,
Nein, Siegfried lenkte es, der Frau Sieglinde Kindchen.

Und als der Tag verging und nach der dunklen Nacht
Kam er zu einem Land, da herrschte große Macht,
Das hundert Meilen wohl und weiter sich geschwungen,
Da fand er einen Schatz im Land der Nibelungen.

Der Heros fuhr allein zu einem Ufer breit,
Da band er fest das Schiff, der allezeit bereit,
Er fand auf einem Berg hoch eine Burg gelegen,
Er suchte Unterschlupf, wie es die Müden pflegen.

Da kam er vor die Tür, die ihm verschlossen stand,
Die Ehre schützten sie, die Sitte noch im Land,
Er klopfte an die Tür, der Ritter voller Minnen,
Behütet war die Tür, da traf er aber drinnen

Den ziemlich starken Mann, der wachte Nacht und Tag,
Bei dem zu jeder Zeit auch seine Waffe lag,
Der sprach: Wer pocht so stark an diese Tür im Grimme? -
Der kühne Siegfried hob da vor dem Tor die Stimme

Und sprach: Ich bin ein Held, so öffne du mir bald,
Sonst breche ich mir Bahn von draußen mit Gewalt,
Ob du auch gern in Ruh im Zimmer wärst gelegen. -
Ach, das verdross den Mann, was Siegfried sprach verwegen.

Der kühne Riese trug der harten Rüstung Bann,
Den Helm auf seinem Haupt, der große starke Mann,
Der griff nach seinem Schild und tat nun auf die Pforte
Und stand vor Siegfried da mit Grimm an jenem Orte.

Wie er zu wecken wagt so manchen kühnen Mann?
Da schlug mit schneller Hand er an den Gegner an,
Der Fremde schütze sich vor dieses Wächters Schlägen,
Der hieb ihm auf den Schild, ihn kurz und klein zu legen

Mit einem Eisenstab, so litt der Heros Not,
Fast schien zu fürchten er, der Held, den Bruder Tod,
Als dieser Wächter stark gewaltig ihn geschlagen.
Doch Siegfried stärker war, der Held, in jenen Tagen.

Gewaltig stritten sie, da schallte Stahl auf Stahl,
Man hörte fern den Lärm in König Niblungs Saal.
Doch Siegfried schließlich band den Mann, hat ihn bezwungen.
Die Märe wurde kund im Land der Nibelungen.

Das Streiten hatte fern gehört in seinem Berg
Der kühne Alberich, der war ein wilder Zwerg.
Und er bewaffnete sich selbst und hat gefunden
Den edlen fremden Mann, der seinen Feind gebunden.

Und Alberich war stark und hatte Mut genug
Und Helm und Panzer er an seinem Leibe trug
Und eine Geißel schwer von Gold in seinen Händen.
Er lief zu Siegfried nun, das Schicksal tat ihn senden.

Und sieben Knöpfe schwer, die hingen vorne dran,
Womit der nun den Schild dem ritterlichen Mann
Mit ganzer Kraft zerbeult, da ging der Schild in Splitter.
In Sorge um sein Licht des Seins geriet der Ritter.

Und den zerbrochnen Schild er mit der Linken schwang
Und in die Scheide stieß die Waffe, die war lang.
Den Wächter wollte er nicht lassen Todes Beute,
Wie Treue ihm gebot, er schonte seine Leute.

Und Siegfried rannte nun an Alberich heran
Und griff ihm bei dem Bart, den greisen krummen Mann,
Er zog an seinem Bart, der Zwerg schrie auf vor Schmerzen.
Die Züchtigung des Herrn ging Alberich zu Herzen.

Laut rief der wilde Zwerg: Ich wär dir untertan,
Wenn ich den Eidschwur nicht schon einem hätt getan,
Dem musste schwören ich. Doch lasse mir das Leben,
Und bis zu meinem Tod bin ich dir treu ergeben.

Und er band Alberich wie jüngst den Riesen auch,
Und Siegfrieds große Kraft, die wurmte ihn im Bauch.
Da sagte Alberich: Wie nun soll ich dich nennen? -
Ich heiße Siegfried, doch du solltest mich wohl kennen.

So gut ist mir dein Wort, so sagte Alberich,
An deinem Heldenwerk ich spüre sicherlich,
Dass du den Ruhm verdienst, des Landes Herr zu werden.
Ich tu, was du befiehlst, du großer Herr der Erden!

Und Ritter Siegfried sprach: So gehe du geschwind
Und bring die Besten mir, die in der Burg hier sind,
Der Nibelungen viel, ich möchte tausend sehen,
So lass ich auch kein Leid am Leben dir geschehen.

Er löste Alberich, den Riesen auch vom Band,
Da lief der Zwerg geschwind, wo er die Ritter fand,
Er weckte alle auf, die da vor Niblung stehen:
Wohlan denn, Heldenschar, ihr sollt zu Siegfried gehen!

Sie sprangen auf vom Bett und waren gleich bereit,
Wohl tausend Ritter schnell im festen Eisenkleid,
Er brachte sie zum Ort, wo Siegfried er gefunden,
Der grüßte höfisch nett die Schar in jenen Stunden.

Viel Kerzen flammten auf, man schenkte ein den Trank,
Dass sie gekommen sind, er sagte dafür Dank,
Er sprach: Ihr sollt mit mir wallfahren auf den Fluten. -
Da willig jeder Held gewesen von den Guten.

Dreitausend Ritter wohl, sie kamen ungezählt,
Und tausend wurden nur, die Besten auserwählt.
Man brachte ihren Helm, die Waffen und die Schilde.
Er wollte führen sie zum Lande der Brunhilde.

Er sprach: Ihr Ritter gut, sei eines euch gesagt,
Dass ihr auch Kleider schön an jenem Hofe tragt,
Denn schauen werden uns die allerschönsten Weiber,
Drum soll ihr schmücken schön mit Kleidern eure Leiber.

Die Narren möchten mich wohl gar der Lüge zeihn?
Wie so viel Ritter dort beisammen mögen sein?
Woher kommt ihnen Fleisch? Woher denn auch die Kleider?
Auch dreißig Länderein bescheren das nicht, leider.

Vernommen habt ihr doch, dass Siegfried war sehr reich,
Der Nibelungenschatz war sein, das Königreich.
Drum gab genug er auch der Schar an jenem Platze,
So viel man tragen kann vom Nibelungenschatze.

Und eines Morgens früh begannen sie die Fahrt.
Wie schnelle Männer sind um Siegfried da geschart!
Mit guten Pferden und den Truhen voll Gewänder
Sie zogen stolz hinein in Frau Brunhildes Länder.

Da auf den Zinnen stand manch liebenswertes Kind.
Und die Prinzessin sprach: Wer wohl die Männer sind,
Die ich dort fließen seh so ferne auf dem Meere?
Sie führen Segel, weiß wie Schnee und Frauenehre.

Da sprach der Fürst vom Rhein: O das ist mein Geleit,
Die ich auf meiner Fahrt verließ von hier nicht weit,
Ich habe sie geholt, und nun sind sie gekommen. -
Der Gäste Herrlichkeit ward staunend wahrgenommen.

Da sah man Siegfried stehn im Schiffe vorne an
In herrlichem Gewand und manchen schönen Mann.
Und die Prinzessin sprach: O König, hör mich fragen,
Soll grüßen ich die Schar, soll ich den Gruß versagen?

Er sprach: Du solltest vor die Burg zum Hafen gehen,
Dass sie willkommen sind, dass sie das auch verstehn. -
Und die Prinzessin tat, wie ihr der Herr geraten.
Und Siegfried grüßte sie zuerst in ihren Staaten.

Sie hatten Unterkunft und Truhen dem Gewand,
So viele waren da der Gäste in dem Land,
Dass sie sich allesamt da drängten mit den Scharen,
Die wollten wieder heim zu den Burgundern fahren.

Und die Prinzessin sprach: Dem bin ich huldvoll hold,
Der zu verschenken weiß mein Silber und mein Gold
Den Gästen und dem Fürst, so viel ich je errungen. -
Und Dankwart sagte da, sein Wort ist so erklungen:

Prinzessin edel, gib du mir die Schlüssel nur,
Verschenken will ich es, ich bin auf rechter Spur,
Wem Schande wird zuteil, die treffe mich alleine! -
Das leuchtete ihr ein, wie milde war der Reine.

Als Hagens Bruder nun dort mit dem Schlüssel stand,
Viel Gaben reich und schön verschenkte seine Hand,
Wer wollte eine Mark, dem ward so viel gegeben,
Dass alle Armen auch in Freuden könnten leben.

Wohl hundert Pfund und mehr, die gab er ohne Wahl,
Da ging in schönstem Kleid so mancher aus dem Saal,
Die nie zuvor am Leib ein solches Kleid getragen.
Die Königin vernahms, da musste sie doch klagen.

Sie sprach zum König so: Das ist ein weiser Rat,
Wenn nichts mir bleiben soll von meinem Kleiderstaat,
Wie Dankwart es sich denkt, dahin ist alles Golde.
Wer solchem widersteht, dem bin ich hold, die Holde.

Es gibt so reiches Gut, der Ritter denkt zur Not,
Ich mach ein Testament und denke an den Tod,
So ist dem aber nicht, ich will noch nicht verenden,
Kann meines Vaters Gut auch selber wohl verschwenden.

Von Tronje Hagen sprach: O Frau, sei dir bekannt,
Der König von dem Rhein hat Gold und hat Gewand,
Zu geben volles Maß, so ist es ihm nicht nötig,
Dass er Brunhildes Gut zu rauben ist erbötig.

O nein, wenn ihr mich liebt, so sprach sie zu dem Herrn,
Die Reisekisten füll ich, zwanzig Kisten gern
Mit Gold und Seidenstoff, das will von meinen Händen
Ich ins Burgunder Land als ein Geschenk ich senden.

Und in die Kisten lud man manchen Edelstein,
Der Dame Kämmerer, sie mussten auch da sein,
Sie wollt es nicht vertraun, dass Dankwart tät es machen.
Und Günther, Hagen auch, die fingen an zu lachen.

Und die Prinzessin sprach: Wem nun gehört das Land?
Das soll bestimmen erst die meine, deine Hand. -
Der edle König sprach: So mögest du nun rufen,
Wer immer dir gefällt, zum Herrn ihn zu berufen.

Ein naher guter Freund stand bei der Jungfrau da,
Der Mutter Bruder wars, der Onkel stand ihr nah:
Freund, ich befehle dir die Burgen und die Auen,
Bis Günthers Diener kommt, dem will ich sie vertrauen.

Aus dem Gesinde wählt zweitausend Mann sie und
Bestimmte, dass mit ihr sie fahren nach Burgund
Mit tausend Rittern aus dem Land der Nibelungen.
Sie machten sich bereit, sind an den Strand gedrungen.

Sie führte mit sich auch wohl neunzig schöne Fraun,
Und hundert Mädchen auch, die herrlich anzuschaun,
Die säumten gar nicht lang, um stets bereit zu scheinen.
Und wer zu Hause blieb, ach, der begann zu weinen.

In adeliger Zucht die Frau nun räumt ihr Land,
Die Freunde küsste sie, die sie als treu befand,
Mit gutem Urlaub dann sie kamen zu dem Strande,
Die Jungfrau nimmermehr kam heim zum Vaterlande.

Und auf der Fahrt erscholl so mancher Freude Spiel
Und Kurzweil da erklang und Lust und Muße viel,
Auch hob sich zu der Fahrt ein gnadenreiches Windchen,
Sie fuhren ab vom Land, da weinte manches Kindchen.

Doch wollte sie den Herrn nicht lieben auf der Fahrt
Und die Vereinigung ward bis zum Haus gespart,
Zum Haus im schönen Worms, beim Hofgelag der Damen,
Dahin nun fröhlich all die Helden endlich kamen.



NEUNTER GESANG

Da sie gefahren sind, bis an den neunten Tag,
Sprach Tronjes Hages dies: So hört nun, was ich sag:
Wir sandten nicht das Wort nach Worms am Vater Rheine,
Die Boten sollen gehen ins Heimatland, das reine.

Und König Günther sprach: Das was du offenbart,
Das ist sehr recht, auch hat doch keiner diese Fahrt
So gern getan wie du, so reite in die Heimat,
Weil niemand doch wie du aufs Vaterland den Reim hat.

Nun wisse, lieber Herr, ich bin dazu nicht gut,
Lass in der Kammer mich und bleiben auf der Flut,
Ich will den Frauen hier behüten die Gewänder,
Bis dass wir bringen sie in der Burgunden Länder.

Den Siegfried schicke du mit gutem Wort dahin,
Der mag wohl Bote sein mit tugendreichem Sinn,
Du sollst den Siegfried, Herr, um diese Reise bitten,
Bei deiner Schwester Huld und ihren guten Sitten.

Der König rief den Mann, der kam, als man ihn fand,
Er sprach zu ihm: Wir sind schon nah dem Vaterland,
Da sende Boten ich zur Schwester mein, die feine,
Und auch zur Mutter mein, die leben an dem Rheine.

So bitt ich Siegfried nun, dass er die Reise tut,
Ich danke dir dafür, so sprach der König gut,
Doch Siegfried sagte Nein, er wollte widerstehen,
Bis König Günther so begann, ihn anzuflehen:

Er sprach: Du reite nun und tu den Willen mein,
Um Kriemhilds Willen tu‘s, so wills das Mädchen fein,
Dass es belohne mir die junge Maid, die kecke. -
Und Siegfried dies vernahm, da sagte Ja der Recke.

Befehle, was du willst, es soll gemeldet sein,
Ich will es sagen gern dem schönen Mädchen fein.
Die ich im Herzen trag, soll ich auf die verzichten?
Ich sage ihr dein Wort mit meinem Spruch und Dichten. -

So sag der Mutter mein, Frau Ute, Königin,
Dass ich auf dieser Fahrt voll guten Mutes bin.
Was ich geworben hab, den Brüdern sags voll Ehre,
Den treuen Freunden auch verkünde du die Märe.

Verschweige nichts davon der schönsten Schwester mein,
Ich will ihr mit Brunhild zu treuen Diensten sein,
So sag auch Knecht und Magd und wer mir untertänig,
Was je gewollt der Mann, das alles hat der König.

Und sag es Ortwein auch, dem schönen Neffen mein,
Dass er den Stuhl erbau am großen Vater Rhein,
Dem Freunden sage an, ich will es nicht verschleiern,
Dass mit Brunhilde ich will froh die Hochzeit feiern.

Die Schwester bitte du, ihr werde das bekannt,
Dass ich mit meiner Schar gekommen bin ins Land,
Dass sie dann nett empfang die Frau, die mir erschienen,
So will ich Kriemhild stets als treuer Diener dienen.

Und bei Brunhilde bat und die in ihrer Fron
Um freien Urlaub nun Herr Siegfried, Siegmunds Sohn,
So wie es sich gehört, da ritte er an den Rheinfluss,
Kein bessrer Bote war mit solchem großen Einfluss.

Mit vierundzwanzig Mann in Worms nun kam er an,
Der ohne seinen Herrn und König kam heran,
Da mühten alle sich die Ritter voller Wunden,
Sie dachten, dass der Herr der Burg den Tod gefunden.


Ein jeder stieg vom Pferd und hatte guten Mut,
Da kam der Giselher, der junge König gut,
Sein Bruder Gernot kam, der konnte nicht verstehen,
Dass nicht bei Siegfried war der Günther auch zu sehen.

Willkommen, Siegfried, Herr, nur sage du mir an,
Wo ist der Günther nur, der König, Gottes Mann?
Brunhildes Kraft hat ihn wohl von uns weggenommen?
So wäre zu Schaden uns ja ihre Huld bekommen. -

Die Sorge lass nur sein, dir und den Freunden sein
Ich biete meinen Dienst, er ist der König mein,
Ich ließ ihn gut bewahrt, der mich nach Hause sandte,
Dass ich sein Bote bin im deutschen Vaterlande.

Nun soll es fügen sich, und wie es auch gescheh,
Dass ich die Königin und dass ich Kriemhild seh,
Die sollen hören das, es stärke ihre Geister,
Dass mit Brunhilde gut es geht dem Herrn und Meister. -

Da sagte Giselher: So sprich bei ihnen vor,
Der Schwester sagst du so viel Liebes in das Ohr.
Sie hat noch große Angst um den geliebten Bruder.
Das Mädchen sieht dich gern, auch ist sie ja kein Luder. -

Und Siegfried sagte drauf: Wo ich ihr dienen kann,
Da will ich immer treu und willig sein als Mann.
Wer sagt den Frauen an, dass ich mit Botschaft komme? -
Da eilte Giselher, der ritterliche Fromme.




DAS GUDRUN LIED


ERSTER GESANG

Wie Sigebant König wurde und ein Fest feierte

In Irland lebte ein ein ehrenvoller König,
Sein Name Sigebant, und Ger sein Vater war,
Die Mutter Ute hieß, sie war ein Königskind,
Für ihre Tugend liebt der König sie zu Recht.

Der starken König Ger, wie aller Welt bekannt,
Gehörten Burgen viel und sieben Fürstentümer,
Viertausend Krieger auch, die seine Untertanen,
Besitz und Ehre er mit ihnen sich gewann.
Den jungen Sigebant berief man an den Hof,
Wo er erlernen sollt, was Edlen nötig ist,
Zu reiten mit dem Speer, und Schwert und Spieß zu brauchen,
Dass das ihm vor dem Feind zugute einmal kommt.

Er wuchs bis zu dem Tag, da er die Waffen nahm,
Als Held verstand er es, die Waffen zu gebrauchen,
Weswegen man ihn pries bei Kriegern und Verwandten.
Und niemals war der Held in seinem Werk verdrossen.

Nach einer kurzen Zeit der Tod hat sie getrennt,
Was auch dem Adel heut noch großen Kummer schafft,
Es gibt Beweise des in allen Fürstentümern,
Wir müssen voller Angst stets rechnen mit dem Tod.

Die Mutter Sigebants war Witwe, und sie blieb es,
Der weitberühmte Held es deshalb unterließ,
Zu werben um ein Weib, zur Ehe sie zu nehmen.
Die Königstöchter schön doch sehnten sich nach ihm.

Doch seine Mutter riet, sich eine Frau zu suchen,
Auf dass dadurch sein Land und er gewürdigt würden
Und nach dem großen Schmerz durch seines Vaters Tod
Der Sippe und ihm selbst nur Glück und Freude folge.

Der Mutter guter Rat gefiel dem Sohn sehr gut,
Und er befolgte ihn, man soll der Mutter folgen.
Man werbe eine Frau, und zwar die Allerbeste,
Norwegen ihr Zuhaus. Ihm halfen die Verwandten.

Sie wurde ihm verlobt, so ward es mir erzählt,
Als Hofgesinde gab man ihr die schönsten Mädchen
Und siebenhundert Mann aus Frideschotten auch,
Die zogen mit ihr gern, weil sie den König schätzten.

In Jungfraunehre ward gebracht die Maid zum König
Von ihren Rittern, wie der Sitte es gemäß.
Und wer sie sehen wollt, der eilte schnell herbei,
Drei Meilen weit der Weg war ganz erfüllt von Menschen.

Die Blumen und das Gras, die waren bei den Wegen
Zertreten von der Schar, die mit gekommen war.
Es war die Jahreszeit, in der das Grüne spross,
Die Vögel in dem Wald mit Künsten Lieder sangen.

Von frohem jungen Volk sind viele mit geritten.
‚Und manch ein Lasttier trug manch herrliches Gewand,
Die brachte das Gesind aus ihrer Heimat mit,
Und tausend Tiere sind mit Schatz und Kleid beladen.

In schöner Pracht empfing man da das liebe Mädchen
An zweier Länder Rand, wohin sie trieb der Westwind,
Trieb auf des Meeres Flut sie an der Länder Grenze.
Man gab ihr ein Quartier, der König dafür sorgte.

Und zum Empfang man bot dem Mädchen einen Tjost.
Als der nach manchem Kampf vorbei gegangen war,
Da führte man die Frau ins eigne Land von Ger.
Dort wurde mächtig sie und später weltberühmt.

Wie man ihr dienen konnt, man war dazu bereit.
Den guten Pferden hing die teure Satteldecke
Bis zu den Hufen, bis hinunter in das Gras.
Ei! Guter Laune voll war Irlands Herrscher da!

Als er die liebe Maid zu küssen war gewillt,
Man drängte sich um ihn mit mancher Müh und Not.
Wie stieß da Schild auf Schild und Buckel gegen Buckel,
Das hörte dröhnen man, konnt keiner das vermeiden.

Am nächsten Morgen gleich gemeldet ward voraus,
Dass nun die schöne Braut ins Land des Fürsten kommt,
Wo sie beim Helden soll die Königskrone tragen.
Als seine Königin erwarb sie großen Dank.

Ach dass er bei ihr liegt, schien keinem Menschen passend,
Sie war schon Königin, und er war noch ein Knappe.
Er musste König sein und über Fürsten stehen.
Da half die Sippe ihm. Er wurde weltberühmt.

Fünfhundert Ritter ihm den Schlag des Ritters gaben,
Und was man nur begehrt an Pferden und an Kleidung
Und gute Rüstung auch, das wurde ihm gewährt,
Dem König jung und gut, nicht wankend in der Ehre.

In Irland herrschte er nun fortan viele Tage,
Wobei sein hoher Ruhm ward nimmermehr geringer.
Er richtete die Schuld, das Leid der Armen rächend,
Er war voll Großmut stets, in allem echt ein Held.

Aus seinen Länderrein erwuchs ihm große Ernte.
Und seine Königin war gut wie er gesinnt.
Und hätte sie die Macht von dreißig Königreichen
Und wärs ihr Eigentum, sie alles tät verschenken.

Wie ich vernommen hab, es war im dritten Jahr,
Dass in dem Ehebett ein Kindlein sie geboren.
Das wurde gleich getauft, man gab ihm einen Namen,
Der Name Hagen war, der Mann ist weltberühmt.

Erzogen ward er gut und auch gepflegt mit Sorge.
Wenn er den Ahnen folgt, wird er gewiss ein Held.
Ihn pflegten kluge Fraun und manches schöne Mädchen,
Den Eltern war das Kind die schönste Augenweide.

Als es im Alter war von sieben Jahren dann,
Da sah man ihn nun oft behütet von den Rittern,
Verleidet waren Fraun ihm da, er liebte Männer,
Doch später dann nicht mehr, er wurde weg entführt.

Wo Waffen sah das Kind dort auf dem Königshof,
Die sah er ganz genau, und da geschah es oft,
Dass Helm und Kettenhemd er wünschte sich zur Kleidung.
Das gab er später auf, die Hoffnung ward zerstört.

Und eines schönen Tags saß Sigbant auf der Treppe
Und seine Königin hat klug mit ihm geredet
Dort unterm Zedernbaum: Wir haben großen Ruhm,
Mich wundert aber eins, das will ich nicht verschweigen.

Er fragte, was das sei, da sprach die edle Frau:
Ach dass ist mein Verdruss und dieses tut mir leid,
Dem Leben und dem Herz, dass ich dich selten seh
Bei deiner Krieger Schar zu meiner Augenweide.

Drauf fragte sie der Herr: Warum soll das geschehen,
Dass du vor meiner Schar von Kriegern schautest mich?
Lass mich das wissen nur, o edle Königin,
Denn deinetwegen nehm ich große Müh auf mich.

Sie sprach: So mächtig ist kein Mensch sonst in der Welt.
Der so viel Burgen hat und auch so große Länder,
Und Gold und Edelstein und auch das reine Silber,
Doch handeln wir nicht so. Ach, so mag ich nicht leben!

Herr König, nimm mein Wort ganz ohne Feindschaft auf:
Als ich noch unvermählt in Frideschotten lebte,
Da sah ich jeden Tag die Ritter meines Vaters
Bemühen sich um Ruhm, was hier ich nie erlebt.

Ein König voller Macht, wie du gefeiert wirst
Und wie du selbst betonst, soll öfters Gäste laden.
Mit Rittern soll er oft turnieren in dem Tjost,
Dass für sein Erbland er und sich viel Ruhm gewinne.

Es ist ein fauler Sinn von manchem starken Fürsten,
Dass ohne Maß und Ziel sie Erdenschätze sammeln,
Doch sind sie nicht bereit, mit anderen zu teilen,
Was soll die Wunde da, verdient im Heldenkampf?

Und drauf der König sprach: Du spottest über mich!
Ich will mich ja bemühn, dem Wunsche zu entsprechen,
Auf dass sich mein Gemüt doch niemals davon wende,
Man muss mich lehren nicht der Fürsten Zucht und Sitte.

Sie sprach: So schick ins Reich und sende zu den Fürsten,
Und Schätze, Kleider viel, du biete als Geschenk,
Ich schicke Boten auch zu meiner Sippe Leuten
Und lad sie freundlich ein, dann flieht mich der Verdruss.

Und Irlands König sprach, an seine Frau gewandt:
Gern will ich folgen dir, wie es schon oft geschah,
Dass man auf Frauenrat ein Fest versprochen hat.
Und unsre Sippen will ich laden an den Hof.

Da sprach die Königin: Das macht mir großes Glück,
Ich selbst will manches Kleid fünfhundert Frauen schenken
Und sechzig Mädchen auch will geben ich Gewänder. -
Der König das vernahm, er sprach, das sei ihm lieb.

Als er das Fest beschloss, da achtzehn Tage später
Den Sippen gab er da die Kunde von dem Fest,
Dass, wer nach Irland will auf seinem Pferde reiten,
Er nach der Winterzeit die Sommerzeit erwarte.

Und wie ich es gehört, der Fürst ließ Sitze bauen,
Das Holz zu jedem Sitz man aus dem Walde trug,
Für sechzigtausend Mann ließ er da Bänke zimmern,
Der Schenke wusste das, der Truchsess zu beschaffen.

Auf Wegen vielerlei sie ritten dann herbei,
Bis zu dem großen Ruhm aus allen Fürstentümern
Wohl neunzigtausend Mann zum Hof des Königs kamen,
Und jeder, der da kam, der wurde gut bewirtet.

Und aus dem Vorratsraum man brachte manches Kleid.
Was jeder da begehrt, das gab man ihm sehr gern.
Auch Schilde schenkte man und manches Ross aus Irland,
Die edle Königin auch schmückte manche Frau.

Sie schenkte Kleid um Kleid, sie schenkte tausend Frauen
Und vielen Mädchen jung, was jungen Mädchen steht,
Mit Band und Edelstein und schöner feiner Seide,
Die liebenswerten Fraun, sie sahen prächtig aus.

Und jeder, der es wollt, erhielt ein schönes Kleid,
Und Pferde tummelten sich an der Knappen Händen,
Sie brachten manchen Schild und manchen langen Speer.
Frau Ute aber saß am Fenster hochgeachtet.

Der König hat erlaubt den Gästen das Turnier,
Da wurde dann der Glanz von manchem Helm getrübt.
Die Damen vielgelobt, die saßen nah dabei,
Auf dass genau sie sehn, was jene Helden trieben.

Das Kampfspiel währte lang, wie es oft üblich ist.
Der König wollte auch beim Fest sich sehen lassen,
Deswegen lobte ihn die Frau, die Königin,
Die mit den andern Fraun hoch auf der Zinne saß.

Nachdem er selber ritt, wie sichs geziemt für Fürsten,
Das war kein Grund zur Scham, da ließ er ehrenvoll
Der großen Arbeit Müh für seine lieben Gäste
Zu Ende bringen. Und dann ging man zu den Damen.

Die schöne Ute auch begrüßte da die Fremden,
Begrüßte manchen Freund. Dabei hat sie gewonnen
So manchen Gastes Gunst, die sie auch gern bekamen
Von Ute ein Geschenk, was niemals zu verschmähen.

Die Ritter und die Fraun, die fand man bei einander.
Der Plan des Hausherrn war den Gästen wohl bekannt,
Dass er auf seinem Fest den Gästen Ehre gönne.
Und als es Abend war, da gabs noch ein Turnier.

Das Fest, das wärte noch bis an den neunten Tag.
Was man auch alles dort an Rittersitten zeigte,
Das bracht dem Volk des Spiels fürwahr nicht Langeweile.
Sie hatten Arbeit viel und auch der Arbeit Nutzen.

Posaunen, Jägerhorn man hörte lauthals dröhnen,
Was man auch dort begann, der Harfe Spiel, der Flöten,
Gesang und Lautenspiel und Pfeifen auch und Geigen,
Das taten sie mit Ernst. Dafür sie kriegten Kleider.

Am zehnten Tage früh, hört nur die Seltsamkeit,
Da mussten nach der Lust doch viele es beklagen,
Denn aus dem Festtagslärm entstand ein neues Treiben,
Nach all der süßen Lust kam bittres Herzeleid.

Der König voller Glück bei seinen Gästen saß,
Da trat ein Wandrer vor, erreichte es mit Eifer,
Wer traute ihm das zu? dass er mit viel Geschick
Am allerschönsten spielt, da sahn ihn an die Fürsten.

Ein Iren-Mädchen schön, sie führte damals auch
Den jungen Königssohn an ihrer Hand dorthin.
Und mit ihr gingen Fraun und auch verwandte Leute,
Die ihn der Zucht gemäß zum Tugendheld erzogen.

Und in des Königs Burg vernahm man großen Lärm,
Die Leute lachten laut, andauernd, überall.
Des Hagen Pädagog sich nahe drängt heran,
So dass das Mädchen man, das Kind bald nicht mehr sah.

Des Königs großes Leid, das nahte sich dem Herrn,
Frau Ute und auch er erfuhren großes Leid.
Der böse Satanas, der sandte seinen Boten
Von ferne in das Reich. Das endet jammervoll.

Es war ein wilder Greif, der her geflogen kam.
Ein großes Unglück konnt der König nun erblicken
An seinem Sohn, den er erziehen ließ zur Tugend.
Durch diesen starken Greif hat er den Sohn verloren.

Es wurde dunkel dort, wohin ihn trug der Flug,
Als wär er ein Gewölk. Er war besonders stark.
Doch unter dem Geschwätz, da nahm es keiner wahr,
Das Mädchen mit dem Kind stand draußen ganz allein.

Und von des Greifen Kraft die Bäume stürzten um.
Und als die edle Maid den Vogel kommen sah,
Sie rettete sich selbst und ließ das Kind zurück,
So seltsam ist die Mär, man achtet sie als Wunder.

Der Greif ließ sich herab und packte sich das Kind
Mit seinen Krallen hart. Dabei bewies er so,
Wie schrecklich wild er war, von Grausamkeit erfüllt,
Das musste nun fortan das ganze Volk beweinen.

Ganz laut schrie jetzt das Kind, es war ja sehr erschrocken.
Er trug es in die Höh mit seiner großen Kraft,
Dann flog er in der Luft den fernen Wolken zu,
Darüber musste nun der Iren König weinen.

Und die Verwandten auch erfüllte Leid und Trauer,
Und sie beklagten sehr des lieben Kindes Tod.
Der König und sein Weib, sie waren sehr betrübt,
Und alle jammerten um dieses liebe Kind.

Und weil so groß das Leid, drum ward das schöne Fest
Auch abgebrochen schnell. Der Greif durch seine Tat
Hat alle so verstört, dass sie in großem Kummer
Und Trauer gingen ab. Betroffen waren alle.

Der König weinte sehr, die Tränen strömten ihm,
Jedoch die Königin, sie sagte sehr gefasst,
Dass er das Jammern lass, weil jeder sterben muss:
Es möge enden so, wie Gott im Himmel will.

Die Gäste wollten heim, da sprach die Königin:
Ihr edlen Helden sollt noch etwas hier verweilen
Und Silber sollt und Gold von uns ihr nicht verschmähen,
Dass ich euch schenken will, ich bin euch sehr gewogen.

Die Ritter neigten sich, und alle sagten ihr
Den Lobpreis und den Dank. Der König aber ließ
Her bringen Seidenstoff, der doch nicht war zerschnitten.
Und mancher Gast, er war gekommen aus der Ferne.

Und Pferde gab der Herr, und Kampfross auch und Zelter,
Aus Irland Tiere schön, gewachsen hoch und kräftig.
Er gab auch rotes Gold und Silber ungewogen,
Der König ließ sehr gut für seine Gäste sorgen.

Und Abschied nahm die Frau von mancher Edeldame
Und manchem Fräulein schön, Geschenke gab sie ihnen,
Die ehrten alle Fraun, sie trugen schöne Kleider,
Zu Ende war das Fest, sie zogen aus dem Reich.


ZWEITER GESANG

Wie Hagen von dem Greif weggeschleppt wurde

Belassen wirs dabei, wie man hier Abschied nahm,
Und greifen wieder auf, welch eine schlimme Reise
Mit einem wilden Greif das liebe Kind erlebte.
Doch seiner Sippe Volk erlitt sehr großen Kummer.

Gestorben war er nicht, weil Gott es so gebot,
Doch drohte ihm darum besonders große Not,
Weil ihn der alte Greif zu seinen Jungen brachte.
Als er die vor sich sah, erwuchs ihm manche Mühe.

Sobald der alte Greif bei seinem Nest ankam,
Aus seinen Krallen ließ das Kind er zu den Jungen.
Ein Junges packte ihn, doch dass er ihn nicht fraß,
Zeigt deutlich die Gewalt der großen Liebe Gottes.

Zerreißen wollten sie das Kind mit ihren Krallen,
Doch hört die gute Mär von der Gefahr des Kindes
Und wie der kleine Herr aus Irland blieb am Leben.
Jedoch ein junger Greif den Knaben schleppte fort.

Von Baum zu Baum er flog mit unserm lieben Kind,
Doch täuschte sich der Greif, er war ja nicht so stark,
Er ruht auf einem Ast, doch dem war er zu schwer,
Der lieber wär im Nest, der stürzte auf die Erde.

Dieweil der Greif gestürzt, entfiel ihm auch das Kind.
Das fremde kleine Kind verbarg sich im Gebüsch.
Noch ward ihm Speise nicht, so litt er großen Hunger.
Doch später half er oft den fremden schönen Frauen.

Gott wirkte Wunder groß, das kann man wohl behaupten.
Durch die Gewalt des Greifs wars früher schon gewesen,
Drei Königstöchter sind dahin getragen worden,
Sie waren in der Näh. Doch niemand kann erklären,

Wie sie sich in der Zeit am Leben doch gehalten,
Nur Gott im Himmel hat für sie gesorgt aus Gnade.
Und Hagen sollte dort nicht leben ganz allein,
Der Knabe fand die Fraun in einer Felsenhöhle.

Und als die Mädchen ihn am Berge schleichen sahen,
Da glaubten sie zuerst, er sei ein wilder Zwerg,
Ein Ungeheuer, sei entstiegen gar dem Meere.
Doch als er näher kam, empfingen sie ihn freundlich.

Als Hagen sie erblickt, sie flüchteten zunächst
Zur Felsenhöhle um, ihr Herz war voller Angst,
Eh sie entdeckten dann, dass er ein Christenmensch.
Er hat sie dann befreit von mancher schweren Sorge.

Die Älteste zu ihm: Was wagst du dich zu uns,
Da wir vom Himmelsgott die Zuflucht hier erhalten?
Zu deinen Freunden geh, geh in das wilde Meer.
Wir haben Müh genug und leiden viele Schmerzen.

Da sprach der Knabe dies: Lasst mich doch bei euch bleiben,
Und glaubtet ihr mir doch, ich bin getaufter Christ.
Mich hat ein wilder Greif geschleppt zu diesem Felsen,
Ich bliebe gern bei euch, allein kann ich nicht leben.

Und drauf empfingen sie den Knaben liebevoll.
Und später sollen sie erfahren seine Hilfe.
Da fragten sie ihn aus, woher er sei gekommen,
Doch hatte Hunger er, er mochte nicht erzählen.

So sprach der Knabe dies: Ich habe großen Hunger,
Könnt ihr nicht euren Trank, die Speise mit mir teilen?
Ich hab drei Tage schon darauf verzichten müssen,
Weil mich der Greif hierher wohl hundert Meilen schleppte.

Darauf ein Mädchen sprach: Es ist nun einmal so,
Dass nicht den Schenken wir und nicht den Truchsess sahen
In unserem Exil, dass sie uns Speise bringen. -
Sie lebten nur von Gott und waren jung und weise.

Da suchten sie sogleich von Kräutern und von Pflanzen,
Den Liebling Sigebants mit solchem zu ernähren,
Wovon sie lebten selbst, davon sie brachten ihm,
Das war ein Himmelsbrot, das ihm die Mädchen gaben.

Er musste essen Kraut, weil er ja Hunger hatte,
Denn sicher qualvoll ists, zu sterben Hungerstod.
Er lebte bei den Fraun dort viele Tage noch,
Mit gutem Willen er half tüchtig diesen Frauen.

Sie gaben auf sich acht, das muss ich doch bezeugen.
Dort wuchs mit Kummer er in seiner Kindheit auf,
Bis dass das junge Volk in allen ihren Sorgen
Dort vor der Höhle sahn ein seltnes Wunderwesen.

Denn eines Tages kam, ich weiß es nicht woher,
Ein Schiff mit Rittern an und landete am Felsen.
Ein Beben in der See schuf ihnen große Not,
Die fremden Mädchen sind geraten da in Angst.

Und jedes Schiff zerbarst und keiner ward gerettet.
Als das vorüber war, da kam der alte Greif,
Der manchen Toten nun zu seinem Neste schleppte.
Die Sorge um den Mann betrübte manche Frau.

Die jungen Greife nun das Fleisch zur Speise kriegten,
Da flog der alte Greif vom Neste wieder fort
Und dann hinaus aufs Meer, ich weiß nicht, welche Richtung.
Sie hatten auf dem Berg gelassen einen Nachbarn.

Und Hagen Männer sah und Ritter von dem Kreuze
Am Strande liegen da, die dort ertrunken waren.
Er glaubte, dass er noch der Männer Nahrung finde,
Aus Ehrfurcht vor dem Greif er leise schlich zum Strand.

Da fand er weiter nichts als einen Mann gewappnet,
Deswegen er noch Not erleiden muss vom Greif.
Er zog das Hemd ihm aus, des schämte er sich nicht,
Den Bogen und den Pfeil er bei dem Toten sah.

Dann legte sich das Kind die Rüstung selber an.
Hoch oben in der Luft er hörte schon ein Brausen.
Der junge Ritter hat sich zu viel Zeit gelassen,
Als Hagen fern vom Fels, da kam der alte Greif.

Er stürzte sich voll Zorn gleich nieder auf den Strand,
Den Bürger, den er dort zurückgelassen hatte,
Den wollt er allzu gern verschlingen auf der Stelle.
Doch jetzt war Hagen kühn geworden selbst zum Helden.

Mit seiner schwachen Kraft er hatte viele Pfeile
Am Bogen angelegt, geschossen von der Sehne,
Doch traf er nicht das Tier. Wie sollte er sich retten?
Er wagt es mit dem Schwert. Die Mädchen jammerten.

Trotz der geringen Kunst er kämpfte recht verbissen.
Er schlug dem alten Greif den Flügel von der Achsel,
Verletzte mächtig ihn an einem seiner Beine,
So dass sich dieser nicht mehr weg begeben konnte.

Und das war Hagens Sieg. Der eine war nun tot,
Da kam der zweite an, der brachte neue Not.
Doch alle er erschlug, die Alten und die Jungen.
Es half dabei ihm Gott, allein schafft er es nicht.

Als er das Wunderwerk gut hatte nun vollbracht,
Ließ er die Damen all aus ihrem Felsen kommen.
Er sprach: Genießt doch jetzt die Lüfte und die Sonne,
Weil Gott vom Himmel uns erneute Freude gönnt!

Sie grüßten artig ihn. Oft wurde er sogleich
Von diesen jungen Fraun auf seinen Mund geküsst.
Ihr alter Vogt war tot. Was konnte sie nun hindern,
Nun hier hin oder dort vom Felsen aus zu gehen?

Als ihr größte Not von ihnen war genommen,
Der Heimatlose nun sehr gut zu schießen lernte,
Dass Vögel ihm im Flug nicht mehr entweichen konnten.
Als er die Not bedacht, er lernte, was er brauchte.

Der unerschrocken ward, war kühn und friedevoll.
Was von den Tieren er für schnelle Sprünge lernte!
Dem wilden Panther gleich er eilte über Felsen.
Er war sein eigner Herr, verlassen von der Sippe!

Wie oft ging er zum Meer, um schön sich zu zerstreuen!
Er sah dann in der Flut die rohen Fische schwimmen,
Er konnt sie fangen wohl, könnt er sie nur genießen.
Kein Feuier auf dem Herd, verdross ihn alle Tage.

Von einer Wohnung aus er zog auch in den Wald.
Dort sah er manches Tier, voll Wildheit und voll Kraft.
Und da war eins, das ihn mit Gier verschlingen wollte,
Er schlug es mit dem Schwert, es spürte seinen Zorn.

Dem wilden Drachen hat das Tier geähnelt sehr.
Er zog die Haut ihm ab, er ward an Kräften reich,
Ihn dürstete nach Blut, als er vom Blute trank,
Gewann er große Kraft und einen neuen Geist.

Und in des Tieres Haut er hüllte da sich ein.
Und einen Löwen fand er ganz in seiner Nähe,
Der konnt ihm nicht entfliehn. Wie schnell er zu ihm sprang!
Er tötete ihn nicht, er nahm ihn freundlich an.

Das Tier, das er zuvor erschlagen hatte dort,
Das wollte er jetzt heim in seine Wohnung tragen.
Die Fraun genossen nun alltäglich seine Liebe,
Von diesem fremden Fleisch erhöht sind Herz und Geist.

Kein Feuer hatten sie, doch Holz war da genug,
Aus einem harten Stein er schlug nun viele Funken,
Was vorher mangelte, ward ihnen nun gewährt.
Da brieten sie das Tier, das tat kein Koch für sie.

Als sie das Fleisch verzehrt, da wuchsen ihre Kräfte,
Da wurden auch belebt die Sinne durch den Herrn.
Sie wurden schöner stets und ziemlich lobenswert,
Als ob sie sind daheim im Lande ihres Vaters.

Der wilden Hagen war kräftig wie zwölf Männer,
Weshalb im Leben er ein hohes Lob gewann.
Doch es betrübte ihn und auch die jungen Mädchen,
Dass in der Wüste sie für immer bleiben sollten.

Die Mädchen baten ihn, sie an das Meer zu führen,
Sie gingen schamerfüllt, sie trugen dünne Kleider,
Die ließen manches sehn, die selber sie geflochten,
Wo sie der Hagen fand in diesem fremden Land.

Und zwanzig Tage da sie zogen durch den Wald.
Und eines Morgens früh erblickt der junge Mann
Ein schwerbeladnes Schiff, es kam von Garadie.
Die Mädchen heimatlos bedrückte sehr ihr Kummer.

Und Hagen rief ganz laut, und es verdross ihn nicht,
Wie sehr auch durch den Wind die Meereswellen wogten,
Die Balken ächzten. Die dort in der Nähe schifften,
Für Nixen hielten sie, als sie die Mädchen sahen!

Der Herr des Schiffes war vom guten Land Salmee.
Und Hagen und sein Volk, die kannte er schon lange,
Weil er ihr Nachbar war. Doch keiner von den Pilgern
Erkannte nun den Sohn des Sigebant von Irland.

Der Graf ließ nicht das Schiff zum Meeresstrande rudern.
Der Ritter landesfremd bat nur um Gottes Willen
Hinweg zu bringen sie von diesem wilden Ufer,
Die Seelen wurden still, er nannte Jesu Namen.

Mit andern Männern er sprang nun ins kleine Boot,
Es währte eine Zeit, bis er erfahren konnte,
Obs Geister sind des Walds, ob wilde Meeresweiber,
Er hat im Leben nie gesehen solche Wesen.

Bevor er ging an Land, er fragte sie sogleich:
Seid ihr getauft und Christ, was aber tut ihr hier?
Er sah die Körper an, gehüllt in Moos und Laub,
Die Mädchen baten dann, mit ihnen fort zu reisen.


DRITTER GESANG

Wie Hagen auf das Schiff kam

Sie stiegen in das Schiff, da gab man ihnen Kleidung,
Der Pilger Kleider, die ins fremde Land sie zogen.
Zwar war es peinlich, doch sie trugen Männerkleidung,
Da schämten sie sich sehr. Nun endet ihre Klage.

Als nun die Mädchen schön das Pilgerschiff betreten,
Da schritten ihnen gleich die Rittersleut entgegen.
Sie grüßten voller Huld die edlen Fürstentöchter,
Obwohl sie doch zuerst erschienen waren schrecklich.

Sie blieben in der Nacht im Schiffe auf der See,
Die Lage ungewohnt bedrückte sehr die Mädchen.
Empfinden sie die Huld, so scheinen sie mir weise.
Der Graf von Garadie gab ihnen gutes Essen.

Sie aßen nun das Mahl, er setzte sich zu ihnen,
Sie sollten sagen ihm, dem Graf von Garadie,
Wer sie in ihrem Reiz einst auf die Meerflut brachte.
Den Mädchen taten doch die Fragen nur noch weh.

Die Älteste, sie sprach, die zwischen ihnen saß:
Das wisse nur, mein Herr, ich bin aus fernem Land,
Dem schönen India, wo König war mein Vater,
Als er noch lebte, ich gewinne nie die Krone.

Die Mittlere, sie sprach: Von weither komme ich,
Mich hat ein wilder Greif aus Portugal geraubt,
Der Herr des Landes dort mich nannte seine Tochter,
Der weithin war bekannt als ein gerechter Herrscher.

Die Jüngste von den Fraun, die bei dem Grafen saß,
Erklärte artig: Herr, mein Herr, ich sage dir,
Aus Island stamme ich, dort war der Herr mein Vater,
Von meiner Sippe ward ich leider weit entrückt.

Der edle Ritter sprach: Gott hat es gut gefügt,
Dass bei der Sippe er euch nicht verbleiben ließ,
Dass er in seiner Huld euch von der Not erlöste,
Indem ich, Mädchen, euch an dieser Küste fand.

Es wär nicht nötig, noch danach zu fragen weiter,
Wie es gekommen sei, dass von den Greifen sie,
Die schleppten sie zum Nest, sind nicht getötet worden.
Sie litten manches Leid, dass sie nicht mehr erwähnten.

So wandte sich der Graf nun an den jungen Mann:
Mein lieber guter Freund, so lass mich bitte wissen,
Nachdem die jungen Fraun ihr Schicksal mir berichtet,
Da wüsst ich gern von dir, wo deine Heimat ist.

Da sagte Hagen wild: Das will ich dir erzählen.
Mich hat ein alter Greif verschleppt auch an die Küste,
Mein Vater Sigebant, ich stamm aus Irland und
Hab eine lange Zeit bei diesen Fraun gelebt.

Drauf fragten alle sie: Wie konnte das geschehen,
Dass du beim alten Greif so lange leben konntest? -
Da sagte Hagen jung: Es wollte Gottes Gnade.
Ich hab mit aller Kraft mich an dem Greif versucht.

Erklär das bitte, sprach der Herr von Garadie,
Wie du die Not besiegt. - Ich schlug den Greifen tot,
Die Greifen alt und jung, ist keiner mir entkommen,
Bei denen hab ich stets gebangt doch um mein Leben.

Drauf alle meinten dies: Du bist ein starker Held,
So können dich mit Recht die Menschen alle loben,
Das hätten Tausende von uns doch nicht geschafft,
Dass wir sie schlügen tot. Du hast wohl Glück gehabt.

Der Graf und sein Gefolg nun fürchteten den Jüngling.
Er war besonders stark, das schadet ihnen noch.
Man wollte da mit List ihn von den Waffen trennen,
Er wehrte sich voll Zorn. Sie dachten schlecht von ihm.

Und schließlich sprach der Graf: Mir wird das Glück zuteil
Nach mancherlei Verlust, den ich erlitten habe.
Stammst du von Irland her und bist der Königssohn
Des Königs Sigebant, behalt ich dich als Geisel.

Du kommst mir eben recht, das sei dir nur gesagt,
Denn deine Sippe hat viel Unheil mir getan
Im Lande Garadie, das ihnen nahe liegt,
Sie schlugen Helden tot und nahmen sie gefangen.

Der junge Hagen sprach: Ich bin daran nicht schuld,
An dem, was man dir tat. Bring mich zu ihnen heim.
Die Rache und den Streit ich glaub ich kann versöhnen.
Lass mich in Freundlichkeit zu meiner Sippe heim.

Der Graf zum Jüngling sprach: Du musst mein Geisel sein.
Die schönen Mädchen doch, sie werden mein Gesinde,
Ich will sie, mir zum Ruhm, in meinem Lande halten. -
Doch Hagen kam das Wort wie schändliches Geschwätz vor.

Voll Zorn der Jüngling sprach: Ich will kein Geisel sein.
Verlange niemand das, der weiterleben will.
Seemänner, aber ihr, bringt bitte mich nach Haus,
Ich geb euch guten Lohn, Ich zahl mit echten Münzen.

Er will, dass meine Fraun ihm als Gesinde dienen.
Auch ohne dass er hilft, sie werden doch gerettet.
Und ist hier einer klug, der folge meiner Weisung.
Setzt eure Segel so, dass wir nach Irland fahren.

Die Männer fingen ihn, der Graf hat das geboten.
Doch Hagen stand zu nah, in Not sind sie geraten.
Er zog wohl dreißig Mann an ihrem Haar ins Meer,
Und seines Körpers Kraft den Pilgern ward bekannt.

Und hätten nicht die Fraun den Streit geschlichtet lieblich,
Er hätte auch den Graf von Garadie erschlagen.
Die arm sind oder reich, die waren gleich für ihn.
Und die Matrosen nun nach Irland mussten wenden.

Sie eilten, dass sie nicht ihr Leben auch verlören,
Sie mussten sehr den Zorn des jungen Hagen fürchten.
Nun siebzehn Tage lang sie waren fleißig tätig,
Sie hatten Angst vor ihm, sie sahn sein wildes Tun.

Als er sich nun dem Reich des Vaters näherte,
Die großen Berge dort, die kannte er von früher,
Erblickte er am Meer schon eine hohe Burg,
Dreihundert Türme stark und schön er konnte sehen.

Da lebte Sigebant mit seiner edlen Frau.
Die Pilger sorgten sehr sich um ihr eignes Leben,
Dass sie der Iren Herr geschlagen hätte tot,
Falls er entdeckt das Schiff. Doch Hagen das verhindert.

Da wandte sich der Mann nun an die Wegbegleiter:
Ich stifte Frieden gern, obwohl ich keine Macht
Im Lande habe hier. Ich sende dorthin Boten
Und will den alten Hass der Völker nun beenden.

Und wer sich reichen Lohn bei mir verdienen will,
Und wer die Botschaft gern, die ich entbiete ihm,
Dem König überbringt, dem geb ich reichlich Gold.
Und meine Eltern auch ihn reich belohnen werden.

Und von den Pilgern zwölf ließ er von dannen reiten.
So fragt den König nun, so sprach der junge Herr,
Ob Hagen, seinen Sohn, er wiedersehen will,
Den ihm ein Greif geraubt und deshalb Kummer machte.

Gut, wenn der König nicht die Sache glauben will,
Dann fragt die Mutter nur, ob sie es euch bestätigt,
Dass sie mich haben will zu ihrem eignen Kind,
Wenn sie an meiner Brust ein goldnes Kreuzchen findet.

Die Boten ritten nun von dort ins nahe Land,
Wo in der festen Burg Frau Ute mit dem Herrn war,
Und der erkannte gleich das Volk von Garadie,
Die waren ihm ja feind. Der König wurde zornig.

Er fragt, wie man es wagt, in dies sein Land zu kommen.
Da sprach ein Pilger dies: Dein Sohn, der junge Hagen,
Der hat uns her geschickt. Wenn wer ihn sehen möchte,
Der in der Nähe ist, dann kann das bald geschehen.

Drauf sagte Sigebant: Ihr lügt vergeblich, Leute.
Er ist gestorben ja, dass meines Kindes Tod
Mir oft den innern Sinn im Herzen schon bewegte. -
Wenn du‘s nicht glauben willst, so frag doch deine Frau,

Der er ja oft genug ganz nah gewesen ist,
Ob er an seiner Brust ein goldnes Kreuzchen hatte,
Und wenn man das an ihm bestätigt findet dann,
Und wenn ihr beide wollt, so anerkennt das Kind.

Dies wurde nun sogleich Frau Ute so verkündigt.
Da freute sie sich sehr, die vorher Kummer hatte.
Sie sprach: Lasst reiten uns, dass wir die Wahrheit sehen. -
Der König satteln ließ für sich und seine Freunde.

Da sprach ein Pilger dies und sprach es zu Frau Ute:
Willst du mir folgen, Frau, so möchte ich dir raten,
Nimm mit ein gutes Kleid für schöne junge Mädchen,
Die sein Gesinde sind, gewiss dir Ehre machen.

Recht kostbar war das Kleid, das brachte mit die Herrin,
Auch folgten ihr, der Frau und Königin, viel Ritter.
Herr Hagen wartet schon dort an dem Meeresstrande,
Wo die aus Garadie an seiner Seite standen.


VIERTER GESANG

Wie Hagen von Vater und Mutter empfangen wurde

Als Hagen Männer sah und Frauen reitend kommen,
Da wollt er ihnen gern entgegen gehen freundlich,
Wer ihn begrüßen wird, das wollte er wohl sehen.
Da gab es ein Gedräng im Kreise der Verwandten.

Der König grüßte ihn, hieß ihn im Land willkommen,
Er sprach: Bist du der Held, der hin zu uns gesandt,
Und der als Mutter ließ die Königin ansprechen?
Ist diese Botschaft wahr, so freu ich mich von Herzen.

Frau Ute sprach, die Frau, in allem schönen Anstand:
Lass uns nur abseits gehen von all den andern Leuten,
Dass sicher ich erkenn, ob ihm gebührt die Krone. -
Sie sah das rechte Kreuz, da grüßten sie den Prinzen.

Im Auge Tränennass sie küsst ihn auf den Mund.
Bisher war ich erkrankt, jetzt fühl ich mich gesund.
Willkommen, Hagen du, du bist allein mein Kind.
Nun jeder auf dich hofft, der hier beim König lebt.

Der König trat heran, sehr groß war seine Freude,
Dass ihm aus Herzensglück die Freudentränen flossen
Aus seiner Augen Stern. Und das geschah zu Recht,
Dass er dem liebe Kind die Vaterliebe zeigte.

Die Mädchen heimatlos, die führte man zu Ute.
Sie schenkte ihnen Pelz von weißer, brauner Farbe,
Ein perlbesetztes Kleid, das stand den Mädchen gut.
Die Frau von Sigebant hat ihre Not gelindert.

Man kleidete die Fraun, wie Schönen es geziemt,
Sie hatten sich geschämt im Zwischenraum der Zeit,
Nun waren sie geschmückt mit wunderschönen Gürteln,
Der Herr und sein Gefolg begrüßten schön die Damen.

Und Hagen bat den Herrn und sein Gefolge nun,
Dem Volk von Garadie sich gnädig zu erweisen
Und ihnen alle Schuld barmherzig zu verzeihen.
Und Hagen hat erreicht, dass man dem Volk vergab.

Nachdem durch einen Kuss der König Freundschaft schloss,
Entgalt man ihnen das, was sie verloren hatten.
Das bracht dem Volk Gewinn und Hagen Ansehn ein.
Die Feindschaft war vorbei nun mit der Iren König.

Den Gästen brachte man zum Meeresstrande hin,
Durch Hagens Friedensschluss gesichert, Speisen, Kleider,
Damit zwei Wochen lang sie ruhen können dort.
Die Gäste sagten Dank dem gnadevollen Hagen.

Dann ritten jubelnd sie, die Leute, in das Land,
Und zu der Burg Baljan es kamen viele Leute
Aufgrund der Nachricht, dass der junge Königssohn
Doch noch am Leben sei, was keiner glauben wollte.

Und Hagen ließ die Fraun, die drei, nicht unbeachtet,
Er ließ zu jeder Zeit den Mädchen Bäder ein.
Man reichte Kleidung dar. Den liebenswerten Mädchen
Er diente unbeirrt, er war zwar jung, doch weise.

Und Hagen wuchs heran und wurde bald zum Mann,
Mit Rittern trieb er da, was man nur je begonnen,
Was Rittersmänner tun mit Worten und mit Werken.
Und später war er groß in seines Vaters Land.

Nach vierzehn Tagen ließ man die Matrosen fort,
Die müde von der Fahrt gerastet hatten hier.
Zur Freude seines Sohns der König gab den Pilgern
Geschenke reinen Golds, auf dass sie Freunde bleiben.

Der junge Hagen lernt, was Helden können müssen,
Und mehr als sonst ein Mann, so dass er keineswegs
Empfinden musste Scham. Ihn lobten schöne Frauen.
Wie groß die Großmut war, wie unerwartet groß!

Und tapfer war er auch, wie mir berichtet ward,
Er wagte es sogar, der Sippe Leid zu rächen.
Bedacht auf Ehre stets in allen Streitigkeiten,
Im Lande hörte man von diesem Helden singen.

Der aufgewachsen war im Wüstenland, der Knabe,
Bei wilden Tieren, keins von ihnen schaffte es,
Ihm springend zu entfliehn, wenn er es haben wollte,
Am Strande hatte er mit Frauen viel erlebt.

Sein Name Hagen war, doch später hieß er auch
Der Dämon aller Herrn. Und wegen seiner Kraft
War Hagen weltberühmt, in allen Königreichen.
Ja Hagen machte da dem Namen Hagen Ehre.

Die Sippe riet ihm da, sich eine Frau zu freien.
Die Frau war in der Näh, und nirgends auf der Welt
Und all dem Erdenrund gabs eine Schönere.
Er kannte sie bereits, sie teilten manchen Kummer.

Und Hilde hieß die Frau, sie kam aus India.
Sie war zu ihm stets nett in großer Not gewesen,
Wo er zum ersten Mal sie fand in einer Höhle,
In keinem Land hätt er ein schönres Weib gefunden.

Der Herr zur Eile drängt, dass er mit hundert andern
Empfängt das Ritterschwert. Und tausend Mark versprach er
Für Pferd und für Gewand den Kameraden Hagens.
Und Hagen sagte nur, dass er bereit zur Ehe.

Das ließ der Irren Herr im ganzen Reich verkünden,
Man teilte allen mit, wann findet statt die Hochzeit,
Dann auch sein Großmut soll verkündet werden allen,
Das Fest ward angesagt, in einem Jahr, drei Tagen.

Die Ritter wollten hin, bereiteten sich fleißig,
Man machte Schilde, hell und bunt gefärbt und schön,
Auch Sättel machte man, die kostbar waren, fest,
Brustriemen, Zaumzeug auch, mit Gold sehr schön verziert.

Auf einer Wiese groß man stellte Zelte auf,
Den Königsgästen all. Und was sie wünschten nur,
Das ward gewährt der Schar, man schuf bequeme Sitze,
Aus jeder Richtung sah man Königsgäste kommen.

Und Hagens Gäste, die zur Ritterweihe gingen,
Beschenkte reich der Herr, was gut dem Volk gefiel,
Auch die aus fremdem Land hierher gekommen waren,
Es waren tausend Mann, die schmückte er mit Kleidern.

Den Freunden sagte nun Herr Hagen. Mir geraten
Habt ihr, ich werde Herr. Das ziemt mir um so mehr,
Wenn, die ich herzlich lieb, die mir die Krone gibt,
Ich lass nicht davon ab, bis ich ihr Sorgen lohne.

Sie fragten, wer sie sei, so fragten seine Männer,
Die vor dem ganzen Hof als Herrin sollte gelten.
Er sagte: Hilde ists, die stammt aus India,
Die mir und meinem Volk bereitet keine Schande.

Und als sie hörten, dass man Hilde krönen wollte,
Gefiel der Mutter das, dem Vater auch recht gut,
Die weise maßvoll war, dem Lande Ehre brachte.
Sechshundert Ritter man mit Ritter Hagen weihte.

Nach Christen-Sitte nun man segnete sie beide,
Sie wurden nun gekrönt. Nicht länger ward gewartet,
Der Herr und seine Frau voraus den Scharen ritten,
Des Königs Männer da turnierten manchen Tjost.

Herr Sigebant ritt selbst mit hochgemutem Sinn,
Nicht darauf achtend, ob es ihn viel kostete,
Als dieses Ritterspiel ward ordentlich beendet,
Da hatten an dem Hof die Diener viel zu tun.

Sie stellten Stühle auf, die Sessel und die Tische
In einer großen Zahl. Die Messe war zu Ende.
Frau Ute ritt zum Hof und viele Damen mit ihr,
Die Damen anzuschaun war Lust den jungen Rittern.

Als König Sigebant bei Dame Ute saß,
Bei Hagen Hilde saß, da sprach davon das Volk,
Das Hagen gut gewählt mit seiner lieben Braut.
Die Ritter kämpften da, die Lanzen splitterten.

Der Iren König nun beendete das Mahl,
Und Gras und Blume ward getreten in den Staub,
Und viele Gäste da sich fühlten so gesund,
Dass vor den Frauen sie geritten zum Turnier.

Und zwanzig Ritter da mit ihren Schilden waren
Dem Wiesengrün genaht, da ward voll Kraft gekämpft.
Und mancher Zweikampf da ward vorgeführt von ihnen,
Die Damen sahen zu, sonst wär es schlecht gewesen.

Auch König Sigebant sein Sohn ritt zum Turnier,
Das schaute seine Braut, sie freute sich darüber.
Dass sie in fernem Land ihm einst geholfen hatte,
Vergalt er ihr jetzt gern, er war ein großer Held.

Da sah man staubbedeckt gleich bei dem König reiten
Zehn Ritter und noch fünf, die gleichfalls Fürsten waren
Und hatten Land von ihm, die Christen und die Heiden,
Die dienten beide treu dem König und dem Sohn.

Da währte lang das Fest, da war die Freude groß
Bei Stößen und Gedräng, bei Lärmen und Getöse,
Der Herr die Gäste rief, vom Mühen abzulassen,
Und er erlaubte es, sich zu den Fraun zu setzen.

Und vor den Fürsten all erklärte Sigebant:
Dem Hagen, meinem Sohn, das Land ich überlasse,
Die Bürger und die Burg, die nah und fern im Lande,
Und meine Diener auch, man soll ihn Meister nennen.

Als Siegebant, der Fürst, verzichtet auf die Herrschaft,
Ging Hagen nun daran, verlieh das Land, die Burgen,
In bester Absicht. Er erschien den Fürsten tüchtig,
Die nahmen an das Land, das gern sie von ihm nahmen.

Und nach dem Fürstenrecht dem jungen König ward
Manch Rechte ausgestreckt. Und er gab seinen Gästen
Von ferne und von nah Gewänder, Pferde, Schätze.
O dieses Fest des Herrn gefällt noch heut den Armen!

Am Hof die Frauen auch, die mit ihm in das Land
Gekommen waren. Nach der einen ward geschickt,
Dass sie zu Hilde käm und zu dem jungen König,
Sie kam aus Island, war so schön, wie man es mag.

Ein Fürst wollt sie zur Frau, der bei der Königin
Gesehen hatte schon. Er konnte sicher sagen,
Dass sie mit großem Recht die Krone tragen dürfe,
Die Hildes Freundin war, ihr ward ein Land zum Lohn.

Die Gäste trennten sich vom König und den Leuten,
Die edle Jungfrau auch, man führte sie hinweg
Ins schöne Schwedenland ins Fürstentum des Fürsten,
Nach ihrem großen Leid erlebte sie nun Freude.

In Irland Hagen nun war über alle Richter,
Wo immer Unrecht er bei seinen Leuten fand,
Da wurden sie von ihm bestraft mit rechter Strenge.
In einem Jahr ließ er enthaupten achtzig Männer.

Dann führt er einen Krieg im Lande seiner Feinde,
Das arme Volk jedoch verschonte er vorm Feuer,
Wo aber jemand stolz und voller Hochmut war,
Zerbrach er seine Burg und schlug ihm Todeswunden.

Wo er zum Kampf erschien, war er ein starker Ritter,
Dem Ritterhochmut er hat beigebracht die Demut,
Und wegen seiner Kraft man nannte nah und fern
Der Fürsten Dämon ihn, das schreckte seine Feinde.

So lebte glücklich er, er hatte reichlich Freuden,
Sein Weib aus India gebar ihm auch ein Kind,
Ein schönes Töchterlein, die nach der Mutter Hilde
Ward Hilde auch genannt. Von ihr wird noch berichtet.

Der wilde Hagen nun ließ gut sein Kind erziehen
Dass weder Sonnenschein noch Wehn des Winterwindes
Sie jemals angerührt. Sie ward von allen Frauen,
Vom ganzen Stamm beschützt, sie traute ihnen gern.

Zwölf Jahre war sie alt, da war das junge Mädchen
Geworden wunderschön. Man sprach von ihrer Schönheit.
Und Fürsten edel, stark, die dachten schon daran,
Wie sei die Minnehuld des Mädchens zu erwerben?

Der Fürsten Einer war, der kam aus Dänemark,
Im Lande Waleis. Als er von dem Mädchen hörte,
Sie sei so wunderschön, er dachte nur an sie.
Doch Hagen nahm voll Wut dem Botenmann das Leben.

Man schickte Boten viel um dieses schöne Mädchen,
Doch Hagen tötete sie all im Übermut,
Kein Mann sollt haben sie, der schwächer wär als Hagen,
Da sprach man überall von dieser Meinung Hagens.

Und zwanzig Boten ließ er hängen an den Galgen,
Die wegen Hilde man geschickt zu Hagen hatte.
Wer sich nicht rächen konnt, den schmerzte das sehr tief,
Doch mancher Mann begehrt sie gar nicht mehr zur Frau.

Doch gab es Ritter noch, die weiter um sie warben.
Und ist ein Ritter stolz, so sagt man unterm Volk,
So findet sich ein Mann, der stolzer ist als er.
Ach dieses Mädchen schön dem Vater machte Sorgen.


FÜNFTER GESANG

Wie Wate nach Irland zog.

Erwachsen war ein Held im schönen Dänemark,
Im Sturm der Grenzmark dort, wie allgemein bekannt.
Dort lebte seine Schar, die gut ihn hat erzogen,
In Nordland herrschte er, war mächtig, angesehen.

Und Einer seiner Schar, der Wate ward genannt,
Vom Helden hatte er empfangen Burg und Land.
Weil er gezählt zur Schar, erzog ihn Wate gut,
Er lehrte Sitte ihn, ließ ihn nicht aus den Augen.

Der Herrscher Dänemarks war Sohn von Wates Schwester,
Der starke Horant, der sich machte dann verdient
Um König Hetel, so dass dieser ihm die Krone
Zu tragen gönnte und ihm dann die Krone schenkte.

Und Hetel selbst voll Macht in Hegelingen lebte,
Dem wilden Nordland nah, wie ich noch singen will.
Dort Burgen hatte er wohl siebzig oder mehr,
Und die Verwalter dort, die dienten ihm in Ehren.

In Friesland herrschte er auch über Land und Meer,
Und Dietmers, Waleis auch, die sind in seiner Macht.
Und Hetel war so stark, und groß war seine Sippe,
Der kühn und tapfer war, besiegte oft die Feinde.

Er war ein Waisenkind und sehnte sich danach,
Ein schönes Weib zu frein. Sein Vater, seine Mutter,
Die waren beide tot. Er war der Länder Erbe.
Die Sippe war zwar groß, doch liebte er sie nicht.

Der Adel riet ihm da, er soll zur Hochzeit schreiten
In angemessner Art. Da sprach der junge Herrscher:
Ich kenne keine Frau, die hier in Hegelingen
Wär ehrenvolle Braut, in meinem Haus die Herrin.

Drauf sprach von Nifland dies der junge Ritter Morung:
Ich weiß von einer Frau, die, wie ich sagen hörte,
Die Schönste aller Fraun auf dieser ganzen Erde.
Wir streben nun danach, sie werde deine Braut.

Und Hetel fragte, wer sie sei, woher sie wäre.
Und Morung sagte drauf: Die Hilde ist aus Irland,
Ihr Vater Hagen heißt, der stammt von Gers Geschlecht.
Und käme sie hier her, du wärst für immer froh!

Und Hetel sprach, der Fürst: Mir ward jedoch gesagt,
Wer immer um sie wirbt, den liebe nicht der Vater,
Und mancher edle Mann sei deshalb schon gestorben.
Nein, keinem besten Freund ich gönnte solchen Tod.

Und Morung sprach darauf: Schick jemand anders hin.
Lass Horant kommen nur, denn ihm sind ja bekannt
Die Sitten Hagens dort, die er zu sehn bekam.
Und ohne seinen Rat kann Hilfe nicht geschehen.

Und Hetel sprach: Den Rat befolg ich. Sie ist schön.
Doch musst du dorthin mit, wo man sie werben will,
Weil ich mit Recht nur dir zutrauen kann das Gute.
Da wird dir Ruhm und Lohn, wenn sie wird meine Herrin.

Und Boten ritten aus ins schöne Dänemark,
Wo man den Horant fand inmitten seiner Sippe,
Er ließ ihm sagen, dass er gern ihn sehen würde,
In sieben Tagen schon, wenn er so freundlich wäre.

Die Boten kamen an, und Horant hörte zu,
Da war zu treuem Dienst der gute Mann bereit,
Gern wollt er leisten, was Herr Hetel von ihm wollte.
Draus später wuchs ihm viel Gefahr und große Mühe.

Er ritt zum Königshof mit sechzig seiner Leute.
Nachdem zu Hause er den Abschied fromm genommen,
Beeilte er sich sehr, um alles zu erfahren,
Wie er dem Hetel nur in Ehren dienen könnte.

Am siebten Morgen kam er in das Hegelingen,
Er und sein bester Freund, sie waren gut gekleidet.
Und als der König nun entgegen ging den Rittern,
Da neben Horant sah er Frute auch, den Dänen.

Es war dem König lieb, dass sie gekommen waren,
Er sah sie ziemlich gern, denn dadurch wurde ihm
Genommen ab die Angst, die ihn zuvor bedrückte.
Er sagte: Frute, Freund und Vetter, sei willkommen!

Und Horant, Frute auch, vor König Hetel traten,
Er fragte, wie es steht daheim in Dänemark.
Drauf sagten diese zwei: Vor kurzer Zeit wir haben
In manchem schweren Kampf geschlagen große Wunden.

Er fragte, wo zum Kampf sie hingezogen wären.
Ins schöne Portugal, dort haben wir geschlagen
Den König Portugals, der wollts uns nicht erlassen,
Weil er in unsrer Mark oft Schaden angerichtet.

Ach nehmt das nicht zu ernst, so sprach der junge Hetel,
Denn Wate, der ist alt, der wird die Mark den Stürmen
Preisgeben nimmerdar, weil er sie ja beherrscht.
Und der empfängt den Lohn, der Wate raubt die Burg!

Die Männer gingen nun in eine große Halle
Und setzten dort sich hin. Und Horant sprach mit Frute,
Sie sprachen jung und kühn, von schöner Frauen Liebe.
Das hört der König gern, gab ihnen reichen Lohn.

Dann aber Hetel bat um eine Antwort Horant:
Dass du mich wissen lässt, wenn du es selber weißt,
Wie stehts um Hilde nun, die junge Königin?
Ich wollt ihr Botschaft wohl und meinen Dienst erweisen.

Da sprach der kühne Mann: Das ist mir gut bekannt,
Ein solches holdes Weib hab nirgends ich gefunden,
Wie es die Hilde ist, die Herrliche aus Irland,
Des wilden Hagen Kind, ihr steht die Krone gut.

Und Hetel fagte noch: Und könnte es wohl sein,
Dass Vater Hagen mir das schöne Mädchen gäbe?
Wenn ich ihm gut erschein, so möchte ich sie lieben.
Und jenem geb ich Lohn, der sie für mich gewinnt.

Das wird gelingen kaum, so sagte Horant drauf,
Als Bote keiner wird in Hagens Länder reiten,
Ich selber würde auch mich niemals dahin drängen,
Wer nämlich dahin kommt, der wird gehängt, erschlagen.

Sprach Hetel wiederum: Wie sehr ich sie ersehne!
Wenn er den Boten hängt, so mag er selber sterben,
Der König Hagen. Und wenn noch so stark er ist,
So wird sein grimmer Sinn ihm noch Verderben bringen.

Drauf sagte Frute dies: Wenn Wate wollte nun
Als Bote reiten hin ins Königreich der Iren,
Gelingen könnt es uns, wir bringen dir das Mädchen,
Sonst bringe man uns um und breche uns das Herz.

Und König Hetel sprach: Ich werde also gleich
Ins Sturmland senden, denn ich bin gewiss mir dessen,
Dass Wate reitet gern, wohin ich ihn auch schicke.
Auch Irolt komme mit vom hohen Volk der Friesen.

Die Boten ritten schnell und eilten in das Sturmland,
Wo sie den Wate dort bei seinen Leuten trafen.
Und man bestellte ihm, er soll zum König kommen.
Der wunderte sich sehr, was wohl der Herrscher wolle.

Er fragte, ob er auch soll Helm und Rüstung tragen
Und von dem eignen Volk mitnehmen seine Leute.
Da sprach der Bote dies: Das hab ich nicht gehört,
Dass Krieger er bedarf, nur du allein sollst kommen.

Und Wate war bereit. Er ließ zurück die Leute
Im Land und in der Burg, dann stieg er auf sein Pferd.
Es folgte keiner ihm, nur zwölf von seinen Männern.
Und Wate, äußerst kühn, er ritt geschwind zum Hof.

Nach Hegelingen kam der Mann und eilte dann
Nach Campatille. Das war König Hetel lieb,
Entgegen eilt er ihm und dachte dabei nach,
Wie Wate er, den Freund, empfangen soll, den Alten.

Der Herrscher grüßte ihn mit Freundlichkeit und sagte:
Willkommen, Wate! Es ist ja schon lange her,
Seit ich dich hab gesehn, seit wir zusammen saßen,
Entschlossen zu dem Krieg, die Feinde zu besiegen.

Und Wate sprach zu ihm: Die guten Freunde sollen
Zusammen bleiben stets, so kann man um so besser
Gerettet werden vor der Übermacht der Feinde. -
Er griff ihn bei der Hand in freundlicher Gesinnung.

Sie setze beide sich nun abseits von den andern.
Der König war voll Macht und Wate hochgeachtet,
Doch war er auch voll Stolz in allen seinen Plänen.
Und Hetel dachte nach, wie er ihn locken könne.

Der junge Herrscher sprach: Ich hab nach dir geschickt,
Denn einen Boten brauch ich in die Länder Hagens.
Ich kenne keinen sonst, der besser dazu taugte,
Als dich, mein lieber Freud, du bist dazu geeignet.

Der alte Wate sprach: Was ich auch wirken soll,
Zu Liebe dir und Ruhm, das will ich gerne tun,
Das glaube mir getrost, ich tu es alles richtig,
Nach deinem Willen treu, falls mich der Tod nicht hindert.

Die Sippe riet mir das, so sagte König Hetel,
Falls Hagen, wild und stark, mir seine Tochter gibt,
Dass sie dann Königin in meinem Lande werde.
Mein ganzes Herz allein ist auf die Frau gerichtet.

Doch Wate ward voll Zorn: Wer immer dies geraten,
Dem wäre es nicht leid, wenn heute schon ich sterbe.
Kein anderer bestimmt als Frute wars, der Däne,
Der dich verführte, dass ich Hilde dir kann bringen.

Die liebevolle Maid wird ja sehr stark bewacht.
Ich lasse eher nicht bestimmen mich zum Werk,
Bis Horant mit mir kommt und Frute auch, der Däne,
Die dich verführten, dass ich Hilde zu dir bringe.

Und Hetel wollte gleich zu diesen beiden senden.
Man macht es mehreren bekannt von seinen Freunden,
Dass sie zum König jetzt zum Hofe kommen sollen.
Ein heimliches Konzil fand jetzt schon nicht mehr statt.

Als Wate, alt und kühn, den jungen Horant sah,
Den Dänen Frute auch, da sagte er sogleich:
Gott lohn es euch, den zwein, dass ihr auf meinen Ruhm
Seid doch zu sehr bedacht, dass ich zum König komme.

Ihr habt euch sehr bemüht, dass ich der Bote sei,
Nun müsst ihr beide auch mit mir zusammen reisen,
So dienen wir dem Herrn um seine Huld und Gnade.
Wer meine Ruh verscheucht, soll meine Sorgen teilen.

Und Horant sprach zu ihm: Ich werde gerne reisen,
Und müsste ich es nicht, ich wollt mich doch nicht schonen,
Ich scheue keine Müh, zu sehen schöne Frauen,
Dass durch die Frauen wird der Sippe Glück zuteil.

Und Frute sprach: Ich will an siebenhundert Männer
Zur Reise nehmen mit. Herr Hagen gönnt ja keinem
Als sich nur selber Ruhm. Mag er sich herrlich scheinen,
Will er bezwingen uns, den Stolz er bald vergisst.

Herr König, baue nun für diese Meeresfahrt
Uns aus Zypressenholz ein gutes starkes Schiff,
Das deine Mannschaft gut in seinem Bauche aufnimmt.
Die Seiten man beschlag sehr schön mit Silberspangen.

Und kümmer dich um Brot und Fleisch, das Männer brauchen,
Lass Helme schmieden auch mit guter Handwerkskunst,
Und harte Rüstungen, dass wir sie mit uns nehmen,
Dass Hagens Tochter wir mit Leichtigkeit gewinnen.

Auch Horant, mein Cousin, er ist ein weiser Mann,
Soll in dem Laden stehn, wie ich es wohl ihm gönne,
Und Spange oder Ring verkaufen an die Frauen
Und Gold und Edelstein, so wird man uns vertrauen.

Wir wollen Waffen auch verkaufen und Gewänder.
Da es um Hagens Kind nun so gefährlich steht,
Dass niemand sie erwirbt, der da nicht kämpfen mag,
So wähle Wate selbst, wen er zur Reise mitnimmt.

Der alte Wate sprach: Ich kann nicht Kaufmann sein.
Ich habe nie Besitz mir ruhig angehäuft,
Mit Kriegern teilte ich, das ist noch heut mein Sinn,
Ich bin auch nicht geschickt, den Frauen Schmuck zu schenken.

Mein Vetter Horant hat mich also vorgeschlagen.
Er weiß ja recht genau, wie es um Hagen steht,
Der ja so stark sein soll wie vierundzwanzig Männer.
Hört von der Werbung er, entkommen wir ihm nicht.

Herr König, lass auch schnell bedecken unser Schiff
Mit Bretterboden gut, denn innen soll es sein
Von guten Kämpfern voll, die uns verteidigen,
Wenn Hagen, wild und stark, uns nicht entkommen lässt.

Und hundert Ritter lass, die kriegerisch gerüstet,
Mit uns nach Irland ziehn und segeln in die Ferne,
Mein Vetter Horant soll zweihundert Männer haben,
Die in dem Laden stehn, dann kommen schöne Frauen.

Und bauen soll man auch dazu drei gute Koggen,
Die Pferde und das Brot in unsre Nähe bringen,
Das Brot reicht für ein Jahr. Wir sagen Hagen dann:
Wir sind mit Mühe nur entflohn der Stürme Land,

Bei König Hetel sind in Ungunst wir geraten.
Wir wollen oftmals dann mit herrlichen Geschenken
Zu Vater Hagen und zur Tochter Hilde gehen,
Dann wird vom König uns ein treuer Schutz gewährt.

Wir sagen dann dem Herrn, dass wir geächtet sind,
So Hagen, wild und kühn, wird Mitleid mit uns haben,
Den Fremden heimatlos wird Unterkunft gewährt,
So lässt uns Hagen wohl im Lande nichts entbehren.

Und Hetel fragte so: Wann wird es soweit sein,
Dass ihr von hinnen zieht, ihr meine lieben Freunde? -
Nun, nach der Winterzeit, wenns wieder Frühling wird,
Dann ausgestattet wir erneut zum Hofe kommen.

Inzwischen soll man das, was nötig ist, beschaffen,
Wie Segel, Ruder auch, mit Sorgfalt ausgeführt,
Galeeren, Koggen, die wir durch die Meerflut steuern,
Dass Meeresbrandung stark uns keinen Schaden bringt.

Herr Hetel sagte da: Nun reitet wieder heim,
Und sorgt euch nun nicht mehr um Rüstungen und Pferde,
Denn die euch folgen bald, die rüste gut ich aus,
Dass ihr mit Würde euch den Damen zeigen könnt.

Nun Wate Abschied nahm und ritt ins Land der Stürme,
Und Horant, Frute auch, die ritten auch sogleich
Ins schöne Dänemark, wo sie die Herrscher waren,
Sie wollten sich dem Dienst für Hetel nicht entziehen.

Und Hetel nun daheim, er führte aus die Pläne,
Die Zimmermänner stark, die wirkten allezeit,
Die Schiffe bauten sie, so gut sie es vermochten,
Die Fugen an dem Kiel beschlugen sie mit Silber.

Der Mastbaum stark und fest ward herrlich aufgerichtet,
Die Ruder man umgab mit Gold, so rot wie Glut,
Und mit dem weißen Gold, der Herrscher war ja reich,
So gut gerüstet wars, wenns dann auf Reisen ginge.

Da ward das Ankertau von weitem hergeschafft,
Aus Reicharabia, und früher oder später
Gabs nicht so gutes Tau, war nirgends aufzutreiben,
Die Hegelinger so das Meer befahren sicher.

Und an den Segeln ward die Arbeit gut getan,
Zur Eile mahnt der Herr. Zum Segel wählte man
Die beste Seide fein, die beste, die man fand.
Die Arbeit ruhelos die Männer taten da.

Wer wird das glauben mir, dass man den Anker selbst
Aus Silber schmiedete? Des Königs ganzes Streben
Auf Liebe zielte ab. So trieb er manchen Mann
Zu schneller Arbeit an, der er auf Eile drängte.

Gesichert ward das Schiff mit Balken und mit Planken,
Zum Schutz vor Sturm und Krieg. Geschickt nach denen ward,
Die sollten auf die Fahrt zu jener schönen Frau,
Der König lud dazu nur jene, die er schätzte.

Aus Sturmland Wate ritt, wo er den Hetel traf.
Die Pferde trugen schwer an Silber und an Rüstung.
Er brachte mit dorthin vierhunder starke Männer.
Und König Hetel stark empfing die kühnen Gäste.

Der Däne Horant kam, der tapfre Held, geritten.
Wohl tausend oder mehr gewonnen hatte Hetel
An Boten, die bereit, die wollte Hetel senden,
Das wäre nicht geglückt, wär er nicht reich gewesen

Und Morung voller Mut vom freien Friesland kam,
Zweihundert Kämpfer auch. Dem König ward gesagt,
Dass sie in Helm und Wehr und Rüstung sind gekommen.
Auch Irolt nahte bald. Sie waren Hetels Freunde.

Von Nordland Irolt war besonders vorbereitet,
Auch waren seine Schar und er so ausgestattet
Sie keinen Menschen je um etwas bitten müssten,
Wenn auch der König selbst sie nicht versorgen wollte.

Der König grüßte sie, so wie es sich gehörte.
Und Irolt reiche er sehr freundlich seine Hände,
Dann ging er zu dem Ort, wo Wate sich gesetzt.
Und als die Helden klug dann auf die Reise sollten,

Da ließ man überall mit Sorgfalt darauf achten,
Dass da von allem war, was sie zur Reise brauchten.
Sie stellten selber fest: das Schiff war gut gerüstet.
Und Hetel voller List zu Hilde sandte Boten.

Zwei neue Schiffe auch, die gut und fest beschaffen,
Und neue Koggen auch sie hatten auf dem Meer,
Und noch ein Schiff dazu, das beste, das man fand
Zu Lande und zu See, zu jeder Zeit das beste.

Nun segelten sie los. Die Pferde und die Rüstung,
Die waren schon an Bord. Und Wate gab zuletzt
Dem König seinen Rat, nur wohlgemut zu bleiben,
Bis dass sie kämen heim, die treu ihm dienen würden.

Der König sprach voll Weh: Nimm dich besonders an
Der Unerfahrenen, in meinem Dienst, der Männer,
Die segeln ohne Angst. Um deines Ruhmes willen,
Gib diesem jungen Volk nur stets ein gutes Beispiel.

Und Wate sprach zum Herrn: Was immer dort man tut,
Sorg du zu Haus dafür, dass deines Herzen Mut
Dir werde nicht geschwächt, wo es um Ehre geht.
Das Erbe hüte du, ich will das Beispiel geben.

Der kühne Frute war zum Hüter nun der Schätze
Von Gold und Edelstein und andern Dingen auch.
Der König gab es gern, was man nur von ihm wünschte,
Wollt Frute eins, so gab der König dreißig Stücke.

Man wählte hundert Mann, die in dem Schiff geheim
Verborgen sollten sein, falls es zum Kampfe käme,
Wo man das Mädchen mit viel List erringen wollte.
Der König auch versprach Geschenke voller Wert.

Und Leute aller Art sie nahmen dorthin mit,
So Ritter wie auch Knecht, dreitausend Mann in Summe,
Als ob mit großer Müh die Heimat sie verließen.
Und Hetel sagte nur: Sei Gott mit euch vom Himmel!

Und Horant sprach zum Herrn: Sei du nur unbesorgt,
Siehst du uns kommen heim, dann könntest du erblicken
Die wunderschöne Maid, die sollst du gut empfangen. -
Der König hört das gern, obwohl noch fern die Heimkehr.

Mit einem Abschiedskuss er schied von manchem Mann.
Im Blick auf die Gefahr, die sie erwarten sollte,
Erfüllte Trauer ihn, er sorgte sich um sie.
Der König konnte sich im Herzen selbst nicht trösten.

Es war von Nutzen, dass ein starker Nordwind blies,
Nach ihrem Wunsche trieb er vorwärts ihre Segel.
Die Schiffe glitten still, als sie das Land verließen.
Matrosen mit Geschick belehrten Unerfahrne.

Zu sagen weiß ich nicht und weiß nicht zu bestimmen,
Wie sie in kurzer Zeit von dreißig Tagen nachts
Gefahren auf dem Meer. Geschworen hatten sie,
Dass sie sich jeden Mann im Schiffe nehmen an.

Und wie die Absicht auch auf wildem Meere war,
So mussten hier sie doch oft bittre Schmerzen leiden.
Da ruhten sie auch aus, wann es geschehen konnte.
Wer auf dem Meere fährt, muss oft auch leiden Not.

Und tausend Meilen wohl hat sie das Meer getragen
Und bis zu Hagens Burg, so hört ich die Erzählung.
Die lügen aber dumm, sie da behaupten, er
Wär Polens Herrscher, das sagt nicht die Tradition.

Aus Hegelingen die sind also angekommen,
Man nahte Hagens Burg, sie wurden wahrgenommen.
Die Leute staunten sehr, aus welchem Königreich
Sie kamen übers Meer in festlichen Gewändern.

Sie legten nun das Schiff mit schwerem Anker fest
Und ließen dann sogleich die weißen Segel nieder.
Es dauerte nicht lang, bis man die Neuigkeit
Gehört in Hagens Burg, dass Fremde angekommen.

Das Schiff verließen sie und trugen auf den Strand,
Was man bedurfte da und was man so begehrte,
Das fand man alles da, die Fremden waren reich.
Zwar Geld besaßen sie, doch kamen nicht zum Einkauf.

Und edlen Händlern gleich erblickte man am Strand
Wohl sechzig oder mehr von Männern schön gekleidet.
Der Däne Frute war ihr Führer unter ihnen,
Er trug ein schönres Kleid als alle andern Männer.

Der Richter nun der Stadt Baljan im Lande Hagens,
Er ritt, weil jene Schar der Fremden angekommen,
Mit seinem Trupp dahin, wo jene Fremden waren,
Die Händler reich und schlau, die doch sich gut benahmen.

Der Richter fragte sie, von wo sie hergekommen,
Gekommen über See. Ich sag die reine Wahrheit!
Der Führer Frute sprach: Das Land liegt weit entfernt.
Und wir sind Händler reich und haben reiche Herren.

Herr Wate sich erbat Verträge von dem Richter.
Man konnte sehen hier an dem Benehmen stolz,
Dass in der Heimat er ein strenger Herrscher war.
Zu König Hagen nun man jene Gäste brachte.

Er sagte: Meinen Schutz und mein Geleite auch
Will bieten ihnen ich. Der soll am Galgen enden,
Der diese fremden Herrn nur irgendwie belästigt.
Sie seien unbesorgt, im Lande sind sie sicher.

Dem König gaben sie für etwa tausend Mark
Geschenke kostbar schön, obwohl er nichts begehrte,
Nicht Einen Pfennig, nur dass sie ihn sehen ließen,
Wie groß war ihr Besitz, was Mann und Frau gefalle.

Herr Hagen dankte sehr und sprach: Und soll ich noch
Drei Tage leben nur, so soll euch, meinen Gästen,
Vergolten werden das, was ihr mir habt gegeben.
Und wär ein Mangel, nun, so müsste man mich tadeln.

Der König teilte auf, was ihm die Schar geschenkt,
Die Ringe für den Arm, die konnten schönen Frauen
Gefallen sehr, dazu die schönsten Gürtelschnallen,
Und Kopfschmuck, Fingerring, all das verteilte Hagen.

Und Frau und Tochter auch das hatten wohl gesehen,
Geschenke voller Wert, geschenkt von reichen Händlern
In König Hagens Land, so etwas sah man nie.
Und Horant, Wate auch, zum Hof die Gaben sandten.

Der Seidenkleider viel, die besten, die es gab,
Und Stoffe auch mit Gold, die trug man an den Strand.
Purpur und Seidenstoff aus Bagdad war hier wertlos.
Und Leinwand schenkten sie, die beste, die es gab.

Zu jedem Seidenkleid, das man zum Hof gebracht,
Gabs einen Unterrock, genug der Unterröcke.
Wohl vierzig Ballen Stoff, es mochte mehr noch sein.
Wär Gnade käuflich, so verdienten sie die Gnade.

Gesattelt brachte man zwölf Pferde aus Kastilien
Und Rüstung mancherlei und manchen schönen Helm
Ließ bringen man zur Burg, zwölf Schilde noch dazu,
Die eingefasst in Gold. Die Gäste gaben gerne.

Und mit den Gaben viel ritt Horant an den Hof
Und mit ihm Irolt auch. Dem König ward berichtet,
Als man von neuem ihm von ihnen Nachricht brachte,
Sie seien Landesherrn, wie am Geschenk zu sehen.

Zum Hofe kamen auch an vierundzwanzig Männer,
Die führten sie mit sich, die herrlich anzusehen.
Sie trugen solch ein Kleid, als würden heute sie
Geweiht zum Rittertum, wie Hagens Ritter meinten.

Und einer sprach zum Herrn: Du sollst die reichen Gaben,
Die man dir bringen wird, o König, gern empfangen,
Und doch vergiss es nicht, den Gästen auch zu danken. -
Wie reich er selbst auch war, er dankte sehr den Gästen.

Ich danke ihnen gern, wie ich es schuldig bin. -
Und seine Kämmerer, die ließ er dorthin gehen,
Sie sollten das Geschenk in Einzelheiten anschaun.
Als sie gesehn das Gut, wie staunten sie da sehr.

Es sprach der Kämmerer: O Herr, ich muss dir sagen,
Es sind Gefäße hier aus Silber und aus Gold,
Mit Edelsteinen auch, sehr kostbar und erlesen.
Sie haben Gaben von zehntausend Mark gegeben.

Er sprach: Es mag die Schar mit Glück gesegnet sein.
Ich will die Gaben nun mit meinen Kriegern teilen. -
Der König schenkte viel, gab jedem einzelnen,
Der etwas wünschte sich, dem gab er nach Begehren.

Der Herrscher bat die zwei, den Irolt, Horant auch,
Zu setzen sich zu ihm, dann hob er an zu fragen,
Woher gekommen sie in dies sein Königreich.
Nie haben Fremde je mich also reich beschenkt. -

Und darauf Horant sprach: Das will ich, Herr, erklären,
Wir hoffen auf die Huld von dir, so will ichs klagen:
Wir sind Vertriebene aus unserm eignen Land,
Ein König voller Macht hat sich an uns gerächt.

Da sagte Hagen wild: Wie wird er denn genannt,
Für den ihr eure Burg, das Land verlassen habt?
Ich sehe eure Art, er könnte euch behalten,
Wenn er Verstand besitzt, denn ihr scheint wirklich tüchtig. -

Er forschte, wie der hieß, der jene Schar verbannt,
Und auch durch welche Schuld sie sind vertrieben worden,
Dass sie nun auf der Flucht sich fremde Reiche suchten.
Und Horant darauf sprach: Das geb ich dir bekannt.

Sein Name Hetel ist vom Lande Hegelingen.
Gewalt und Stärke sind und Macht in seiner Hand.
Er ists, der uns beraubt so mancher süßen Freuden,
Auf dass wir nun zu Recht gestimmt sind auf die Trauer.

Der wilde Hagen sprach: Nun ist das Glück gekommen,
Vergolten wird euch nun all das, was er genommen,
Es sei denn, dass mir selbst das Meine ging verloren.
Den Hegelinger Herrn sollt ihr um nichts mehr bitten.

Und wollt ihr Helden hier bei mir im Lande bleiben,
So will ich teilen gern die Länder, die ich habe.
Der Hetel hat euch nie gegeben solche Gnade,
Was er euch auch geraubt, ich geb euch zehnmal mehr. -,

Wie gerne blieben wir, sprach Horant drauf, der Däne,
Doch was, wenn Hetel uns von Hegelingen hier
Entdecken würde, da er jeden Seeweg kennt,
Wir müssten bangen dann, er ließe uns nicht leben. -

Und Hagen sprach, der Herr, er sagte zu den Fremden:
Gebt eure Bindung auf zu ihm, so habt ihr Ruhe.
Der Hetel wagt es nicht, hier euch zu eurem Schaden
Zu suchen hier euch auf, das wär ja mir zur Schande. -

Er ließ sie in der Stadt gleich eine Wohnung finden,
Und deren Bürger bat der wilde König Hagen,
Dass sie erweisen Huld den Fremden, wo sie können,
Dass jeder müde Held von seiner Seefahrt ruhe.

Die Bürger dieser Stadt erfüllten seine Bitte,
Bereit und willig, und wohl vierzig oder mehr
Der schönsten Häuser sie den fremden Gästen räumten
Für die aus Dänemark die Bürger zogen aus.

Zum Strande brachten sie die vielen Sachen nun,
Die waren in dem Schiff, sie dachten oft daran,
Dass lieber sie im Kampf und Streite kämpfen wollten,
Als zu erwarten Glück der schönen Hilde wegen.

Der König Hagen nun die fremden Gäste fragte,
Ob sie sein Brot und Wein so lang genießen wollten,
Bis sie besäßen hier bald eigne Fürstentümer.
Der Däne Frute sprach: Da müssten wir uns schämen.




SIEGFRIED



ERSTER GESANG

1

Ja, Siegfried preis ich, ich den Helden preise,
Der da zum Weisesten der Männer ritt.
Es sage meine Zukunft mir der Weise,
Das ist es, was ich voller Demut bitt.

Als Mächtigsten der Erde preist dich jede,
Dein Ruf in allen Fürstentümern töne.
Von Weisheit unterrichtet deine Rede,
Dein Körper ist ein Wunderwerk an Schöne.

Erringen wirst du’s, alles Leid vergelten,
Mit deiner Kraft den wahren Sieg erringen.
Du wirst den Lindwurm harter Worte schelten,
Du wirst den dreisten Drachen niederzwingen.

O weiser Mann, du sage Siegfrieds Seele,
Was ihm begegnen wird, du sprich das Wort.
Den Drachen findest du in seiner Höhle,
Du raubst ihm all sein Gold aus seinem Hort.

Ich sage dir, was meine Seele schaut,
Ich sag es mit dem Munde überm Kinne:
Die Kluge wird es sagen dir, die Braut,
Der du geöffnet mit dem Schwert die Brünne.

Sie wird dich Gnadenreichen Runen lehren,
Sie wird in allen Menschenzungen reden,
Gibt Antwort deinem männlichen Begehren,
Wird Epen singen aus dem alten Schweden.

So wird es sein, ich lerne alle Stäbe,
Ich raune alle Runen, reite weiter.
Sag, Weiser, mir, wo ich in Zukunft lebe,
Ob ich besteigen darf die Himmelsleiter.

Da murmelte der Weise in den Bart:
Reden ist Silber, aber Gold ist Schweigen.
Und Siegfried sprach: Was ward dir offenbart?
O Seher, sieh, du mußt von allem zeugen!

In deinem Lose liegen keine Laster,
Das, Herr und Meister, sollst du nie vergessen.
Doch siehe, welken muß des Herbstes Aster,
Im Winter siehst du roter Rosen Blässen.

Solange aber Saat und Ernte gehen,
Solange Frost sich wechselt mit der Hitze,
Solange wird dein hoher Ruhm bestehen,
Es schreiben ihn des Allerhöchsten Blitze!

Und Siegfried sprach: Orakel muß ich tragen,
Dein Wort im Meer der Dunkelheiten schwimmt.
Der Weise sprach: Ich muß dir alles sagen,
O Mensch, dir ist dein Todestag bestimmt!

Ein Mädchen weiß ich, schön von Angesicht,
Der Heimirs-Tochter Name ist Brunhilde,
Sie ist so strahlend wie des Nordens Licht,
Doch kalt wie Gletschereis und ohne Milde.

Und Siegfried sprach: Wie könnte es mir schaden,
Das schön von Angesicht ist Frau Brunhilde?
Was nützen ihres Leibes Anmutsgnaden,
Wenn kalt die Seele ist und ohne Milde?

Erwirken wird die Schöne vielen Kummer,
Fast rollt dir ab vom Rad das Lebensfädchen,
Schläfst keinen Schlaf mehr, schlummerst keinen Schlummer,
Betört bist du von jenem schönen Mädchen!

Der Lebensbaum, den Lebensfaden flocht er
Und ließ um mich das Band als Fessel laufen?
Kann ich des Volksgebieters schöne Tochter
Mit eines Brautgeschenkes Reichtum kaufen?

Ihr werdet euch die höchsten Eide schwören,
Doch wenn du bist bei Gudrun erst gesessen,
Denn unfreiwillig wird sie dich betören,
Dann hast du die Brunhilde bald vergessen!

Wie? lüge ich wie Zwerge in den Städtchen
Tief unterm Gletscher, weiß ich nur zu scherzen?
Brech ich den Eid, gegeben einem Mädchen,
Die ich zu lieben schien von ganzem Herzen?

Die alte Grimhild wird die Tochter geben,
Daß du sie freist auf einer Hochzeitsfeier,
Die schöne Gudrun ist das lichte Leben
Und keusch wie Lilien unterm weißen Schleier.

Und hätte Siegfried da sein Ja gesprochen
Und sich zur Braut erwählt die schöne Maid,
So hätte seine Liebe doch gebrochen
Der alten Liebe ersten Treue-Eid!

Das ist für Grimhild aber nur ein weniges
Und wenig ist es ihr, ob du mußt sterben!
Sie wird dich bitten, für des Gotenköniges
Verwaistes Bett Brunhilde zu erwerben!

Unheil und Übel droht und ich muß sterben,
Der Lebensfaden von dem Rad mir rollt,
In Minne soll ich um das Mädchen werben
Für einen andern? Bin ihr selbst doch hold!

Der Gotenkönig ist ein kluger Fuchs,
Du bist ein edler Hirsch in seinem Röhren.
Da tauscht ihr die Gestalt und tauscht den Wuchs,
Und Gunther wird die Treue-Eide schwören.

Du hast nun Gunthers Wandel und Gestalt
Und Gunther deine Stirn und deine Milde.
Und so verlobst du dich für Gunther bald
Mit Heimirs Tochter. Wehe dir, Brunhilde!

Und liegen wirst du, der du lenkst das Heer,
Bei jener Jungfrau, in dem Bett beblümt,
Als wenn es deine eigne Mutter wär,
Und darum wirst du in der Welt berühmt.

Und Gudrun liebst du dann als deine Braut,
Doch bös verbunden dünkt sich dann Brunhilde,
Da sie dem Gotenkönig anvertraut,
Auf böse Rache sinnt sie ohne Milde.

Und was genügt zur Rache jener Maid,
Da wir der Frau den Gotenkönig bieten?
Der Edlen schwor ich einen Treue-Eid
Und hielt ihn nicht. Drum hat sie keinen Frieden.

Die Grimme wird dann ihrem Gatten sagen,
Du habest schlecht die Treue ihm gehalten.
Und Gudrun wird als deine Witwe klagen,
Dein Ruhm wird auf der Erde nicht veralten.

Dir bleibt ein Trost, Gepriesener der Frauen,
Dich singen wird dereinst ein stiller Beter.
Nie mehr wird Gottes große Sonne schauen
Solch einen Mann wie dich, o Drachentöter!

Und Siegfried sprach: O Segen uns beim Scheiden,
Weissagung ward mir hier, das ist schon Segen.
Du würdest gern mehr Segen mir beeiden,
Wenn es an dir, Prophet, nur hätt gelegen.


2

Der Recke Siegfried reiste in die Heide,
Auf dass er dort den Drachen Fafnir töte.
O Nordens Heide, schöne Augenweide,
O Erika im Gold der Morgenröte!

Und Siegfried grub sich eine große Grube,
Da wo der Drache an das Wasser kroch.
Du stiegst nun in die Grube, Heldenbube,
Und trugst dort die Verborgenheit als Joch.

Und Fafnir blies von oben bittres Gift,
Und Siegfried stach von unten mit dem Schwerte,
Ein Tropfen roten Drachenblutes trifft
Gleich die Empfänglichkeit der schwarzen Erde.

Und Fafnir sprach: Bei der Walhalla Saal,
Gebildet aus dem Golde und den Erzen,
Wie heißest du? Es steckt dein scharfer Stahl,
Steckt deine blanke Klinge mir im Herzen!

Doch Siegfried sagte seinen Namen nicht,
Damit der böse Feind ihn nicht verfluche!
So lehrte Odin ja im Spruchgedicht,
Das stand geschrieben in der Weisheit Buche.

Und Siegfried sprach: Ich heiße Wundertier
Und keine liebe Mutter nenn ich mein,
Die Götter gaben keinen Vater mir,
So einsam pilgre ich und ganz allein.

Und Fafnir sprach: Wie ließest du dich reizen,
Den armes Lindwurm tödlich zu ermorden?
Dein Schöpfer wollte nicht mit Gaben geizen,
Du bist der Mächtigste im ganzen Norden!

Mich reizte Tapferkeit und Mut und Herz,
Ein Herz, das einen Mann zum Manne macht.
Mit meiner Hand, der Schärfe meines Schwerts,
Mit meiner Hand hab ichs allein vollbracht.

Und Fafnir sprach, der Böse, gar nicht hold,
Zu Siegfried, da er röchelte im Sterben:
Der gleißend rote Schatz, das gelbe Gold,
Des Drachen Testament, wird dich verderben!

Doch Reichtum wollte er und Gold genießen,
Das wollte Siegfried bis zum Todestage,
Da seine Seufzer in den Schatten fließen
Und um ihn seufzt der dunklen Witwe Klage.

Du nimmst für nichts den dunklen Spruch der Nornen,
Du hältst mein Wort für Rede ohne Sinn?
Du wirst verstrickt in Disteln und in Dornen
Und gibst dem Reich der Hel die Seele hin!

Denn dies steht in der Nornen Schicksalsbuch,
Geschrieben in Walhallas goldner Schrift:
Das Gold des Lindwurms wird dem Mann zum Fluch,
Das Gold des Drachen ist dem Mann ein Gift!

Wohl bist du furchtbar, feurig roter Wurm,
Vom harten Herzen Gift sprüht aus der Nase.
Sag an, wie heißt die Insel mit dem Turm,
Da einigt mit den Nornen sich der Ase?

Die Insel, wo die Götter Herzblut mischen,
Es ist die Unvermeidliche-im-Meer!
Da Götter bechern an den goldnen Tischen
Und Donars Hammer steht und Odins Speer.

Dir, Recke, rate ich in meinem Sterben,
Reit fort von hier, dein Roß tu einen Satz,
Das Gold mit seinem Glanz wird dich verderben,
Des Manns Verderben ist der rote Schatz!

Du rietest so, ich werde dennoch fliegen
Zum goldnen Schatz auf purpurroter Heide.
Der Drache liegt in seinen letzten Zügen,
Daß Hel ihn in dem Höllenreiche weide!

Als Siegfried tötete den Drachen, tötet
Er ihn mit seines Freundes Regin Schwerte.
Und da das Drachenblut die Erde rötet,
Da nahte Regin auf der roten Erde.

Heil dir, o Siegfried, Segen deinem Handeln,
Du kühnster Sohn der keuschen milden Magd!
Von allen Männern, die auf Erden wandeln,
Kein Mann ist so wie du so unverzagt.

Wird uns erheben der Walkyre Schwinge,
Dann zeigt sich, wer den Göttern war zur Lust,
Ist mancher Held doch, welcher nie die Klinge
Gestochen hat in eines Feindes Brust.

Stolz bist du, Siegfried, stolz auf deine Macht,
Abwischest du im Grase allen Gram.
Du hast mir meinen Bruder umgebracht,
Ein Teil der Schuld auf Regin selber kam.

Und Regin mit der Schärfe seines Schwerts
Und mit dem Herzen voll von Heldenmut,
Er schnitt dem Drachen auf das harte Herz
Und trank des Lindwurms heißes rotes Blut.

O Siegfried, siehe hier des Lindwurms Gabe,
Sein Herz, du brate es am Feuer lang,
Damit ich rotes Herz zu essen habe,
Nachdem ich schon vom roten Blute trank.

Und Siegfried, sitzend unterm Birkenbaum,
Er briet das Herz, bis dass er Regin weckte,
Da spritzte von dem Blute roter Schaum,
Den Siegfried sich vom rechten Finger leckte.

Da kam das Herzblut ihm auf seine Zunge,
Da ging der Sinn ihm über, auf das Ohr,
Da sah er Meisen in dem schönen Schwunge,
Und er verstand den Sang vom Meisen-Chor.

Die Meisen sangen ihre Sangesweise:
Es brät das Herz am Feuer Siegfried keusch,
Der dünkt uns wahrlich tugendhaft und weise,
Wenn er es isst, das lichte Lebensfleisch!

Und Siegfried hörte leis die Meisen sprechen,
Da tief er in dem Birkenschatten sann:
Schaut, Regin möchte seinen Bruder rächen
Und sinnt auf böses Werk, der böse Mann!

Den eitlen Schwätzer manches eitlen Schwatzes,
Den sende er in Höllenfeuerrauch!
Dann nehm er sich die Herrlichkeit des Schatzes,
Gelagert unter jenes Lindwurms Bauch.

Er scheint uns unklug, liegt er länger still
Und wahrt sich nicht vor drohenden Gefahren.
Denn dort schläft Regin, der ihm Böses will,
Und Siegfried weiß vor ihm sich nicht zu wahren.

Und Siegfried schlug dem Regin ab das Haupt
Und sandte jenen Sünder hin zur Hölle.
Es lächelte der Birkenbaum belaubt,
Es sang die Meise mit der süßen Seele:

Ich weiß ein Weib, ein wunderschönes Mädchen,
Ich wünscht es dir, ach wär sie dir gegönnt!
Sei schön das Schicksal, licht das Lebensfädchen,
Daß Siegfried Gudrun sich erwerben könnt!


3

Und Siegfried kam zu Gjuhi, Gudruns Vater,
Da ward ihm reichliches Geschenk vertraut,
Er freute sich und dankte dem Berater,
Dann führte Gudrun man herein, die Braut.

O Gudrun, schönster Mond in allen Nächten,
Sei Jungfraunspiegel du der Heldensonne,
Birg Siegfried du in deinen Lockenflechten
Und sei für ihn ein Himmel voller Wonne!

Die Männer fuhren dann, Brunhilde freien;
Sie gäb sich Siegfried, wenns das Schicksal wollte.
Wer aber wagts, dem Schicksal zu verzeihen?
Der schneeigen Brunhild das Schicksal grollte.

Und Siegfried warb für Gunther um Brunhilde,
Da lag er neben seines Schwertes Schneide,
Nicht zu berühren ihres Leibes Milde
Und nicht zu deflorieren ihre Scheide.

Sie saßen einsam in der Abendstunde,
Da gern die Barden Zauberrunen kerben.
Da seufzte sie: O meines Lebens Wunde!
Dich will ich, Siegfried, oder ich will sterben!

Die rasche Rede hat sie bald gereut:
Bin ich doch Gunthers Blume unter Dornen
Und Siegfried nur an Gudrun sich erfreut,
So walten über uns die grimmen Nornen!

Brunhilde wandelte durch Eis und Gletscher,
Es schmerzte sie, daß Siegfried Gudrun herzte.
Sie ward zum wilden Wolf, dem Zähnefletscher,
Den seine eigne wilde Wollust schmerzte.

Der Maienminne Wonne ist mir fremd,
Denn meinen Liebsten muss ich doch entbehren!
Nun trag ich hartes Hassen unterm Hemd
Und will in heißem Zorn mich ganz verzehren!

Kann ich den süßen Siegfried selbst nicht haben,
Führt er sein Schäfchen nicht in meine Hürde,
So weigre ich dem Gunther meine Gaben,
Verzichte auch auf seine Königswürde!

Da wurde Gunther brennend eifersüchtig,
Dass Siegfried die Brunhilde ihm entzogen.
Und Gunther, sonst in aller Tugend tüchtig,
Entbrannte in des Eifers Feuerwogen.

Brunhilde ist mein einziges Verlangen,
Die Wonne meines Blutes, mein Ergötzen!
Soll eher mich die heiße Hel empfangen,
Als dass die Braut ich lass mit ihren Schätzen!

Und Gunthers Bruder war bereit zum Morden,
Er bohrte Siegfried durch das Herz das Schwert.
Dir, Siegfried, Weh! Das Übel kommt aus Norden!
Doch unvergänglich deiner Seele Wert!

Die gute Gudrun schlief an Siegfrieds Seite,
Als sie erwachte, hat sie weh geweint:
O littest du nicht mehr an deinem Leide!
Die Sonne sank! O tot ist Baldurs Freund!

Da raufte sie sich die geflochtnen Haare
Und schlug sich an die schöne Apfelbrust:
Mein Brautbett ward dem Bräutigam zur Bahre!
Mein Jungfraunschoß ihm Grabes Staub und Dust!

Gesunken ist die süße Heldensonne,
Die Gott als Zeichen gab Germania!
Zur Hel hinabgestiegen meine Wonne!
Wär ich bei ihm im Totenreiche da!

Beruhige dein Weinen, Gudrun du,
Schau her, die jungen Brüder alle leben,
Du wende deine Liebe ihnen zu,
Dich voller Liebe ihnen hinzugeben.

Ach meine kleinen Brüder, sanft wie Schwestern,
Kommt alle her und weint an meinem Busen!
Ihr grauen Schwanenküken in den Nestern,
Die Schwanin hüllt euch in des Flaumes Flusen!

Verdorbne Brüder Gunthers, Drachensaat,
Ich hörte wie die Midgardschlange lacht,
Versammelt ihr euch doch zum bösen Rat
Mit Lokis Listen in der Neumondnacht!

Des Übels Wurzel, wehe, ist Brunhilde,
Die Eifersucht entbrannte in dem Weib,
Des Bösen Braut, so ohne alle Milde,
Hat mir gemordet meines Liebsten Leib!

Da sank die Königin in lautem Stöhnen,
Der König von Germanien war nun tot!
Sie salbte seinen Leib mit ihren Tränen
Und ihre Tränen waren Perlen rot!

Sie schlug die Hände also laut zusammen,
Dass auf dem Tische bebten alle Becher,
Versprühten ihren Met wie goldne Flammen:
Allvater selber sende einen Rächer!

Allvaters Sohn, er gebe diesem Held
Nach seinem wundervollem lichten Lieben
Die Heimat einst auf jenem Ida-Feld,
Das sei in Schicksalstafeln eingeschrieben.

Brunhilde lachte, kalt wie Gletschereis,
Sie höhnte kalten Herzens, hart vor Hass:
Unliebe ward mir, das ist nun der Preis,
Ich stillte meinen Zorn! Das war ein Spaß!

Doch Gunther sprach: Sei still, Verderberin,
Dein harter Hass entraubt dich alles Schönen!
In Liebe zu dem Toten gab sich hin
Die Jungfrau Gudrun, ganz benetzt von Tränen.

So weinte Gudrun um den Königlichen,
In dem der Glanz Germaniens war gesunken.
Dem Weibe alle ihre Sinne wichen
Und traurig funkelte ihr Seelenfunken.


4

Die holde Gudrun sprach: Als reine Maid
Erzog mich meine Mutter für das Grab.
Der Vater gab mir Seide und Geschmeid,
Der mich dem liebsten Mann zur Gattin gab.

Und Siegfrieds herrliche Charakternase
War Zeichen: Er war Eiche über Büschen,
War weißer Hirschbock über Fuchs und Hase,
Er war der Königsbecher auf den Tischen.

Lauch blüht er über grüner Gräser Sprießen,
Vor allen Helden war er wahrlich hold.
Bis ihn die Grimmigen erschlagen ließen
Allein um eines bösen Weibes Gold.

Im Süden sah ich Siegfried immer so:
Die Krähen krächzen und die schwarzen Raben,
Der Adler jubelt, seiner Sonne froh,
Der Wolf heult um den Helden voller Gaben.

Wie sagtet alle ihr mir Schmach gemeinsam
Und grüßtet mich mit Gruß von Grimm und Graus!
Von Männern ging ich fort, allein und einsam,
Zu sammeln bei der Wölfe Leichenschmaus.

Die Mitternacht war tief, der Mond war dunkel,
Ich saß bei Siegfried, mein Gewand zerrissen.
Viel sanfter schaute Wolfes Blickgefunkel,
Ließ er mich bald mein Witwenleben missen!

Da zog ich durch des Waldes dunkles Tor, ah,
Ich war ein schwaches Weib, doch frei und stark.
Und sieben Jahre lebte ich bei Thora,
Der Busenfreundin mein in Dänemark.

Da hörte Grimhild, meine Mutter, Kunde,
Wie ich so tief betraure den Gemahl,
Mein Herz allein war eine Herzenswunde,
Ich weinend saß in meiner Freundin Saal.

Sie legte aus der Hand die Runenzeilen
Und rief die sieben Söhne in den Saal.
Wer ist bereit, die Schwester lieb heilen,
Zu rächen den erschlagenen Gemahl?

Da reiste Gunther, soll ich es erwähnen,
Und mit ihm Jarrisleif und Jarriskar
Und Eimod auch und mit ihm von den Dänen
Der Recke Waldar, der ein Eichbaum war.

Ein jeder reichte Gold und Silberkettchen,
Es sollte Schmuck den Schwanenhals mir schmeicheln,
Ein jeder wollte locken mich ins Bettchen,
Um Siegfrieds Frau die Apfelbrust zu streicheln.

Sie schenkten Met mir ein und Apfelmost,
Ob ich mich freuen könnte, eine Braut,
Ob ich mich öffnen werde ihrem Trost,
Doch hab ich mich den Tröstern nicht vertraut.

Weh mir! da brachte Grimhild mir den Becher,
Den Becher mit dem kalten Trank, dem herben.
Wie schmeckte mir die Bitterkeit doch lecker,
Ein Wohlsein trank ich auf das erste Sterben!

Der Becher war gefüllt mit reinem Tau,
Entsprungen aus dem Brunnen dreier Nornen.
Ich leerte ihn, ich bitterliche Frau,
Der Kelch umwunden war mit Rosendornen.

Der Becher war geziert mit Runenstäben,
Wie war die Weisheit mir doch unergründlich,
Wie Leid mir lebte in dem Frauenleben
Und Tod mich freite jährlich, täglich, stündlich!

O welche Bosheit in dem bittren Bier,
Das Unkraut wucherte beim goldnen Weizen,
Die Eingeweide reichte dar das Tier,
Und Hexen zauberten, mich aufzureizen.

Die Leber eines Schweines war gesotten,
Ich sollte durch das Licht der Zukunft schauen.
Und Speichel gabs, die Seele zu verspotten,
Und rote Milch vom Monatsblut der Frauen.

Und so bedacht vom Kelch der Bitterkeit,
Den mir die Gotin reichte dar zum Mahl,
Vergaß ich gar in allem meinem Leid,
Was einst mein König sprach im Hochzeitssaal.


5

Drei Könige sind vor mir hingesunken,
Sie wollten alle meinen Schoß verehren.
Dann kam die Mutter mit den Augenfunken,
Sie sprach mit einem Rauschen wie von Meeren:

Ich gebe dir, o Gudrun, reines Gold,
Empfange deines Vaters reiches Erbe.
Dass diese Spange um den Arm dir rollt,
Dich kränzt der grüne Hopfenkranz, der herbe.

Dein Erbe seien Töchter dir der Hunnen,
Ein goldner Gürtel ringsum dich ergötze.
Lass schöpfen einen Mann aus deinem Brunnen,
Dem Manne Atli auf den Schoß dich setze.

Da weigerten sich alle sieben Seelen
In mir und ich verneinte meine Mutter:
Ich werde nimmer, nimmer mich vermählen,
Besonders niemals mit Brunhildens Bruder!

Dass ich dem König treu, soll keinen wundern,
Und wäre er im Jenseits auf den Meeren.
Für keinen Mann mehr will ich mich ermuntern,
Will Atli seine Hoffnung nicht gewähren.

Ich leide ja an unstillbarer Schmerzwut,
Kann mich des Königs Körper nicht erlaben!
Ja, trinken immer wieder denn sein Herzblut
Die Krähen und die schrecklich schwarzen Raben?

Da zwang die Mutter mir den Gatten auf,
Stahl mir die Ehre meiner Witwentreue.
Gewähre Odin in der Sterne Lauf,
Dass ich an einem Fluche mich erfreue!

Ich will mit zauberstarkem Runenraunen
Dem alten Atli seinen Traum besprechen,
Liegt er im Samen unter Entendaunen,
Will ich an seiner Güte Geiz mich rächen!

Drei Weiber wecken ihn zur Mitternacht,
Drei dunkle Nornen mit gespaltner Zunge.
Die eine lästert, eine höhnt und lacht
Und eine spottet aus geschwärzter Lunge.

Da hört er Orgelton mit seinen Ohren,
Ein Donnerwetter aus dem Göttersaal.
Da sieht er Gudrun seine Brust durchbohren
Mit ihres harten Hasses scharfem Stahl.

Er sehe flammend blitzen einen Dolch,
Das Feuer sei ihm einer Hausfrau Zorn.
In seinem Eingeweide wühlt der Molch,
Der nährt sich am mit Gift gefüllten Born.

Und alle hohen Bäume, die er pflanzte,
Ihm werde ausgerissen alles Holz.
Das rote Herz der Buche um ihn tanzte,
Dass es erniedrige des Mannes Stolz.

Von seiner Hand soll ihm ein Habicht steigen
Und stürzen steil in seinen Untergang.
Dem soll sich Maus und Hase nimmer zeigen,
Er hungre, bis er ganz sich selbst verschlang.

Dann soll er dieses hohen Habichts Herz
Ganz füllen mit den Blumenhonigpollen
Und es verschlingen, rot wie Minneschmerz,
Das da von schwermutschwarzem Blut geschwollen.

Er schlafe ruhelos in schweren Leiden,
Kein blauer Balsam soll vom Mond ihm schimmern.
Ein Wolf entsteige seinen Eingeweiden
Und eine Wölfin hör er heulend wimmern.

Und Wolf und Wölfin sollen ihm verfaulen
Und stinken soll des Fleisches Aas abscheulich,
Da soll es munden ihm, da soll es maulen,
Und Ekel wird es ihm und Grausen gräulich.

Ihm sollen Räuber von der Decke baumeln
Und die Erhängten vor den schwarzen Fenstern.
Er soll in Furcht und Angst und Schrecken taumeln
Und untergehen mit den Nachtgespenstern.

So ritze Runen ich in rote Buchen,
Gelesen aus der Weisheit Schicksalsbuch.
Dem Bösen sollen alle guten Götter fluchen,
So fürchterlich ist einer Jungfrau Fluch!


6

Die Dienerin des alten Atli sprach,
Sie habe seine Frau gesehn, den Stern,
Sie sah sie kosend in dem Schlafgemach
Mit Dietrich ruhn, dem Herrlichen von Bern.

Der alte Atli, von der Magd betört,
In seiner Seele nach der Ruhe sucht,
Doch blieb die Seele wild und aufgestört,
Sich selbst verzehrend in der Eifersucht.

Und Gudrun sprach, die Jungfrau voller Milde,
Versöhnt in ihrer Seele, sanft so sehr:
Was leidest du, o Bruder der Brunhilde,
Was macht das Herz dir schwer? Du lachst nicht mehr!

Und Atli sprach: Du mögest mich nicht strafen,
Die Magd hat mir das Schrecklichste enthüllt.
Sie sah dich bei dem Berner Dietrich schlafen,
Ihr wart ganz bloß und nackend in das Bett gehüllt.

Und Gudrun sprach, die wunderholde Maid,
Vornehm hat sie gesprochen, fraulich fein:
Ich leiste dir den göttlich-wahren Eid,
Gesprochen überm weißen Opferstein!

Ich schwöre dir bei aller Götter Thron,
Dass ich mit Dietrich nichts zu schaffen hatte,
Er pflückte nimmer meiner Blüte Lohn,
Sie sei alleine dir zuteil, mein Gatte.

Schlang ich die Arme auch um seinen Hals
Und ordnete des Halses Silberkette,
Ich schwöre bei der Königin des Alls,
Ich lag ihm niemals bei in einem Bette.

Und küsste er mir etwa meine Hand
Mit seinen wortbegabten Manneslippen,
Daran auch Frigg nichts Ungetreues fand,
Er küsste nur, wie an dem Kelch zu nippen.

Selbst wenn ich meine Wange gnädig bot
Und wenn er meine warme Wange weich fand,
Vor Scham und Schande ward ich nimmer rot,
Und unsres Hauses Gast mich gnadenreich fand.

Und weiß ich auch, wo seine Blicke ruhten,
Wie Taubenaugen in den Felsenritzen,
So bot ich mehr nicht seinen Augengluten
Als unterm feinen Hemd der Brüste Spitzen.

Und wenn ich auch im Wohlgeruch der Düfte
Des Maien band mit meinen schlanken Händen
Den Keuschheitsgürtel lose von der Hüfte,
Erlaubt ich nie ihm, anzusehn die Lenden.

Und was des Weibes innerlichste Pforte
Betrifft, so hat er niemals sie durchschritten.
Wir teilten Pflaumen nur mit süßem Worte,
Der Saft ist ihm aus seiner Hand geglitten.

Und glaubst du meiner Jungfraunehre nicht,
Beschwöre ich dich bei den Weltenachsen,
Berufe ein zum göttlichen Gericht
Ein Dutzend Richterschöffen von den Sachsen.


7

Und in die Halle traten ein die Helden,
Da Atli saß in seines Thrones Sessel.
Die Götter sollen ihre Unschuld melden,
Und auf das Feuer stellte man den Kessel.

Zum Lodern brachte man die glimme Glut,
Die rot wie Rosen und so weiß wie Mehl,
Als stammte diese Feuerflammenflut
Vom Feuerpfuhle aus dem Hort der Hel.

Man füllte Wasser in den Kessel ein
Und brachte es zum Sieden und zum Kochen.
Auf Gudruns Wange lag ein Feuerschein,
Lag Glut auf schön gewölbten Wangenknochen.

Die Barden schlugen Schilde wild im Takte
Und murmelten ein magisches Geraun.
Da warf man in das Wasser drei Smaragde,
Grün wie die Augen dieser Frau der Fraun.

So grün die Augen wie kristallne Flut,
Wenn darauf ruht das goldene Geschwele
Des Nordlichts mit der sanften reinen Glut;
So sanft und rein war ihre schöne Seele.

Die schlanke weiße Hand am Schwanenarm
Lag auf dem Herzen, welches glühend pochte,
Sie sollte strecken sich, zu großem Harm,
Zu großem Glück, ins Wasser, welches kochte.

O Liebe Frouwa von den fernen Wanen!
Du sanfteste Begleiterin der Braut,
Beschütz mich vor des Mannes bösem Ahnen,
Dir hab ich meine Unschuld anvertraut.

O Liebe Frouwa du von Folkwangs Felsen!
Du Königin der himmlischen Walkyren,
Der Unschuldsmädchen mit den Schwanenhälsen,
Du mögest mich mit den Smaragden zieren.

O Liebe Frouwa von Walhallas Garten!
Ich hörte Lobgesang von dir so gern,
Du weißt, nichts andres wollt ich je erwarten
Von meinem Diener Dietrich je von Bern.

Da streckte sie die schlanke weiße Hand
Ins heiße Wasser hin, die weiße schlanke.
Den alten Atli voller Unverstand
Durchzuckte da ein frevelnder Gedanke.

Die Jungfrau hob darauf die drei Smaragde,
Sie hob sie triumphierend in die Höhe,
Es hielt sie ihre weiße Hand, die nackte,
Dass alle Menschheit ihre Unschuld sehe.



ZWEITER GESANG

1

O Kriemhild, scheues Mädchen, / sie sah im Traum ein Bild,
Sie hatte einen Falken, / vor allen Falken wild,
Zwei Adler ihn zerfleischten / mit scharfen Eisenklaun,
Wie weh ihr wurde, als sie / das musst mit eignen Augen schaun!

Zu Ute, ihrer Mutter, / floh nun das Mädchen fein,
Den Traum sie wollte deuten - / O möcht es anders sein! –
Der Falke, den du zähmtest, / das ist ein Edelmann,
Ihn segne Gott im Himmel! / Denn es ist bald um ihn getan.

Was sprichst du mir von Männern, / du strenge Mutter mein,
Vor aller Ritter Liebe / will ich behütet sein,
In unberührter Schönheit / ich sinke in den Tod,
Der Männer Frauenliebe, / sie soll mir schaffen keine Not!

Gelob es nicht zu eilig, / die Mutter mahnt dich so,
Willst du in diesem Leben / von Herzen werden froh,
Vom Manne lass dich lieben, / wie schön ist doch sein Leib,
Du wirst, wenn Gott es möchte, / noch eines Helden Eheweib.

O nein, ich wills nicht hören, / du liebe Mutter mein,
Ich hab es oft vernommen, / es muß die Wahrheit sein,
Dass Liebe noch mit Leiden / zuletzt wird nur belohnt,
Ich meide Lust und Liebe, / ob Schmerz und Gram mich dann verschont!


2

Es war in Niederlande, / da wuchs ein Königskind,
Der Vater, der hieß Siegmund, / die Mutter hieß Sieglind.
Es thronte dieser König, / der weit und breit bekannt,
In einer Stadt am Rheine, / und Xanten war der Ort genannt.

So einen starken Helden / gebar noch nie ein Weib,
Er hatte keinen Makel / an Seele oder Leib.
Der Ritter war sehr mutig, / war kraftvoll und gewandt,
Sein Name ward mit Ehre / in dieser weiten Welt genannt.

Der Ritter, der hieß Siegfried, / von dem singt mein Gesang,
Die Kühnheit zu erproben / ritt er den Rhein entlang,
Erwarb sich reiche Länder / mit heldenstarker Hand,
Bis er bei den Burgundern / die allerstärksten Ritter fand.


3

Am schönen Tag von Pfingsten, / zu Worms, der Stadt am Rhein,
Da war ein lauter Jubel, / war ein Frohlocken fein,
Der Sachsen Heer geschlagen, / die Feinde flohn in Hast,
Zwei Könige gefangen, / der Lüdeger, der Lüdegast.

Es war in aller Munde / der Sieger in dem Streit,
Dass Siegfried trug im Herzen / die Kriemhild, diese Maid,
Die Tochter war von Ute, / heut durfte er sie schaun
Im goldnen Schmuck der Krone, / die Allerschönste aller Fraun!

Wie viel des frohen Volkes / auf allen Wegen lief,
Als nun zur Morgen-Messe / die Kirchenglocke rief!
Da gab es viel zu sehen, / genug für alt und jung,
Viel Schmuck und schöne Kleider / und manchen stolzen Waffenprunk!

So wie die Morgenröte / aus dichter Wolken Flor,
So trat aus ihrem Zimmer / die schöne Frau hervor,
An ihren stolzen Schritten / erfreute sich das Herz
Des Helden, der so lange / um sie erlitten Liebesschmerz!

So wie das Licht der Luna / vor allen Sternen strahlt,
Die jüngst noch an dem Himmel / mit ihrem Glanz geprahlt,
So überstrahlte Kriemhild / auch noch die schönste Maid,
In Siegfried aber kämpften / da miteinander Lust und Leid.

Er dachte in dem Geiste: / In Liebe dir zu nahn,
Wie kann ich das beginnen? / Die Liebe ist ein Wahn!
Doch müsste ich dich meiden - / ich wäre lieber tot!
Da war auf seinen Wangen / die Glut von Liebe voller Rot.

So stand der Sohn der Sieglind, / als hätt des Meisters Hand
Mit meisterlichen Farben / auf Leinwand ihn gebannt.
Da nahte sich ihm Kriemhild / mit Frauen im Geleit:
Sei mir willkommen, Lieber, / so sprach die wundersüße Maid.

Dich lohne Gott im Himmel! / So hob sie wieder an:
Weil du an meinem Bruder / viel Gutes hast getan,
Den Feind, der uns bekriegte, / zwang deine fromme Hand,
Drum sind wir dir gewogen, / die Fürsten aus Burgunderland.

Mit königlicher Demut / er ihr die Antwort gab:
Ich will dir mehr noch dienen, / dir dienen bis ans Grab,
Es soll mein Haupt nicht ruhen, / bis ich erworben mir
Von dir die Gnade, Kriemhild, / du aller Mädchen schönste Zier.

In milden Frühlingstagen, / im Maiensonnenschein,
Da konnte keiner froher / und keiner heitrer sein.
Die keinen Mann je grüßte, / die reichte ihm zum Gruß
Das lilienweiße Händchen, / dass er ihr gebe einen Kuss.


4

Einst eine Königstochter, / ihr Thron auf hoher See,
Ihr Leib von weißer Schönheit, / so weiß wie Winterschnee,
Ihr Herz so hart und frostig, / so männlich ihre Kraft,
Mit kampferprobten Rittern / schoss um die Wette sie den Schaft.

Die Steine warf sie weithin, / sie selbst auch weithin sprang.
War einer ihrer Ritter / nach ihrer Liebe bang,
Im Dreikampf musst er siegen. / Verlor er nur Ein Spiel,
Des schlimmsten Henkers Händen / sein hochgemutes Haupt verfiel!

Da war der Herr vom Rheine, / wollt fahren auf die See,
Er wollt um Brunhild werben, / es gehe, wie es geh.
Ich trage solch Verlangen / nach ihrem weißen Leib,
Mein Leben will ich lassen, / wenn sie nicht wird mein Eheweib!

Willst du in den Gefahren / mir ein Genosse sein,
So will ich dir zu Diensten / dir meine Kraft auch weihn.
Und wird sie mir zu eigen, / dies wunderschöne Weib,
Wirst du das kühnste wagen, / ich setze Leben ein und Leib.

Zur Antwort gab ihm Siegfried, / des Siegmund stolzer Sohn:
Ich kenn für solch ein Wagnis / nur Einen süßen Lohn,
Zum Lohne will ich Kriemhild, / die Fürstentochter mild,
Gib du mir deine Schwester / und all dein Sehnen wird gestillt!

So soll es sein, sprach Günther, / ich geb dir meine Hand,
Kommt je die schöne Brunhild / in mein geliebtes Land,
So soll sich meine Schwester / als Braut dir bräutlich nahn,
Und aller Mädchen Krone, / in Liebe sollst du sie umfahn!

Mit einem Eid bekräftigt / ward, was sie sprachen da,
Die Stunde heißen Kampfes / war ihnen jetzt schon nah,
Denn bis sie Brunhild brachten / ins Vaterland am Rhein,
Die beiden stolzen Ritter, / sie mussten treu verbunden sein.


5

Der männlichstarke Siegfried, / der Held aus Niederland,
Der stieß von dem Gestade / das Schiff mit eigner Hand,
Und König Günther selber / sich unterm Ruder bog.
O wie das schnelle Schiff doch / den Vater Rhein hinunter flog!

Und schon am zwölften Morgen, / so sagt der Muse Mund,
Erhob sich aus den Fluten / der schönen Insel Rund,
Die Isenstein genannt ward, / der Brunhild Insel-Land,
Von Siegfrieds scharfen Augen / sie wurde alsogleich erkannt.

Dort sechsundachtzig Türme / hoch glänzten überm Meer,
Da waren drei Paläste / und war ein Saal so hehr,
Von weißem Marmor leuchtend / und Teppich, grün wie Gras,
Auf ihres Thrones Sessel / im Kreis von Männern Brunhild saß.

Da waren schöne Gäste / im goldnen Königssaal,
Aus Brunhilds Augen blitzte / es licht wie Blitzes Strahl:
Willkommen, lieber Siegfried! / Was lenktest du dein Schiff
Zu Isenstein, der Insel, / durch Wogenschwall und Felsenriff?

Mein König, der heißt Günther, / ist stolz und stark und kühn,
Um deine Liebe will er / im Kampfe sich bemühn,
Nur seines Wunsches wegen / hab ich die Fahrt gewagt,
Er ist mein Herr, sonst hätten / mir andre Reisen mehr behagt.

Ist Günther Siegfrieds König / und Siegfried Günthers Knecht,
Soll er das Spiel versuchen, / es bleibt das alte Recht,
Erweist er sich als Sieger, / bin ich sein Eheweib,
Geschieht es, dass ich siege, / verliert das Leben ihr, den Leib.

Der starke Siegfried murmelnd / zu König Günther trat,
Zu seiner Werbung gab er / dem Freunde einen Rat:
Verkünde dein Verlangen / der stolzen Königin,
Ich weiß dich wohl zu schützen / vor ihrem bitterbösen Sinn!

Da sprach der Herr vom Rheine: / O Königin so hehr,
Sag mir, was du gebietest, / und wäre es auch mehr,
Ich trag solch ein Verlangen / nach deinem weißen Leib,
Mein Leben will ich lassen, / wenn du nicht wirst mein Eheweib!

Als Brunhild, diese stolze, / dies starke Wort vernahm,
Die stärkste Kampfbegierde / die Fürstin überkam,
Zum Kampf ließ sie bereiten / in heißem Übermut
Die Rüstung und die Schilde, / die glänzten wie des Goldes Glut.

Indessen schlich sich Siegfried / an seines Schiffes Bord,
Er nahm der Tarnung Kappe, / die lag verborgen dort
Vorm Späherblick der Feinde, / er jene Kappe fand,
Die setzt er auf das Haupt sich / und ward von keinem mehr erkannt.


6

Am weißen Arme oben / sie streifte das Gewand
Und hob den Speer zur Schulter / und nahm den Schild zur Hand,
Denn Kampf begehrte Brunhild, / die männlichstarke Maid,
Sie maß mit Spott im Blicke / den Ritter in dem Eisenkleid.

Fern von den lieben Freunden, / allein auf weitem Plan,
Dem Wunder zu begegnen - / wohl ficht ihn Sorge an –
Wo ist geblieben Siegfried, / im Kampfe sein Gesell,
Da schlugs ihm auf die Schulter / und lachte etwas hoch und hell.

Wer hat mich angetastet? / Ich kann doch niemand sehn!
So dacht er, doch er konnte / ein leises Wort verstehn:
Ich bin es selber, Siegfried, / der Weggefährte dein,
Vor Brunhilds Satanskünsten / sollst du ganz ohne Sorge sein!

Lass deinen Schild nur fallen, / gib mir ihn in die Hand,
Und achte auf den Zauber, / den mach ich dir bekannt,
Tu du, als tätst du kämpfen, / ich will den Kampf bestehn,
Was Brunhild Böses trachtet, / uns beiden soll es nicht geschehn!

Da schoss auch schon die böse, / von Zorn erfüllte Maid,
Sie traf den Schild, den neuen, / so lang er war und breit,
Den hielt in seiner Linken / der Mutter Sieglind Kind,
Das Feuer stob und sprühte, / als blase drein ein Wirbelwind.

Dem kühnen Ritter Siegfried / brach aus dem Munde Blut,
Doch nahm er sich zusammen / mit wilden Kriegers Mut,
Den Speer, den sie geschleudert / auf seines Schildes Rand,
Hat er zurückgeschleudert / mit kampferprobter Kriegerhand.

Nun Glut stob aus dem Ringe, / als blies hinein der Wind,
Schoss mit der Kraft des Zornes / der Mutter Sieglind Kind,
Brach in die Kniee Brunhild, / sie konnt nicht widerstehn,
Noch war in diesem Leben / ein solches Leid ihr nicht geschehn.

Die stolze schöne Brunhild / vom Boden rasch aufsprang:
Ich sage, König Günther, / für diesen Speerwurf Dank!
Noch dachte sie, das hätte / des Königs Hand getan,
Doch fällte diese Starke / ein andrer doch, ein stärkrer Mann.

Sie lief nun übern Rasen, / vor Zorn bebt ihr der Leib,
Den Stein in höchste Höhe / hob nun das starke Weib,
Sie stieß mit Manneskräften / ihn weit von ihrem Stand
Und sprang ihm nach im Sprunge, / da klirrte ihr das Kriegsgewand.

Der Stein fiel auf die Erde, / er fiel zwölf Meter weit,
Und dennoch weiter sprang sie, / die schnelle schöne Maid.
Dies noch zu übertreffen / es galt jetzt alle Kraft,
Es ging um Leib und Leben / und um des Wettkampfs Meisterschaft.

Der junge Ritter Siegfried / war kraftvoll und war schlank,
Den Stein stieß er noch weiter / und weiter er noch sprang,
Auch lieh der Tarnung Kappe / dem Helden Kraft genug,
Dass er noch König Günther / auf seinem Sprunge mit sich trug.

Der Sprung, der war gelungen, / gewonnen war das Spiel,
Nun sah man König Günther / stehn einsam an dem Ziel.
Da brannten Brunhilds Wangen / vor Scham und Schande rot,
Als sie dem Überwinder / der Überwundnen Gruß entbot.


7

Vor einer Vesper-Messe / erhob sich Hall und Schall
Von Rittern und von Rossen, / von Schild- und Lanzenprall,
Denn Günthers großer Burghof / barg dort der Gäste viel,
Die Fürsten und die Ritter, / der Adel übte Reiterspiel.

Zwei Königinnen saßen / auf thronendem Gestühl
Und folgten mit den Blicken / zwei Rittern im Gewühl.
Und laut aufjauchzte Kriemhild: / Ich habe einen Mann,
Die Reiche alle wären / mit Fug und Recht ihm untertan!

Doch über Brunhilds Wangen / ein Schatten huschte leicht:
Ja, gibt es nur euch beide, / vielleicht, dass ihr’s erreicht,
Dass alle diese Länder / euch würden untertan,
Solange Günther aber / auf Erden lebt, sagt ab dem Wahn!

Und wieder jauchzte Kriemhild: / So schau doch, wie er geht!
Wie er so stolz und männlich / vor seinem Volke steht!
So strahlt des Mondes Scheibe / vor Sternen auserwählt,
Die ganze Welt der Wonne / ward mir als Gatte anvermählt!

Ich weiß, aus aller Munde, / sprach da die Königin,
Hört man den Helden preisen / und seinen edlen Sinn,
Doch strahlt auch Siegfrieds Name / in noch so hellem Glanz,
Doch Günther raubt dem Ritter / des Ruhmes und der Ehre Kranz!

Da sagte sanfter Kriemhild: / So herrlich ist mein Mann,
Dass nie ihn eine Lippe / genügend preisen kann,
An Ehre und an Tugend / ist er so überreich,
Du musst es zugestehen, / er ist wohl König Günther gleich.

Nun musst du, liebe Kriemhild, / mich ja nicht falsch verstehn,
Es ist von mir das Loben / nicht ohne Grund geschehn,
Sie haben’s eingestanden / in meinem Vaterland,
Als nämlich König Günther / mit Manneskraft mich überwand,

Und als er meine Liebe / im Sturme sich gewann,
Da sprach der edle Siegfried: / Ich bin des Königs Mann.
Drum hab ich ihn zu eigen, / er selbst hat es gesagt.
Nein, sprach die schöne Kriemhild, / das hätte wenig mir behagt.

Und schlecht geworben hätten / für mich die Brüder mein,
Wenn ich sollt eines Knechtes / vertraute Gattin sein.
Ich bitte dich, o Brunhild, / ich rat in Liebe dir:
Lass solches ungesprochen / und sei es nur aus Huld zu mir.

Nein, nein, ich wills nicht lassen, / so sprach des Königs Weib,
Wie sollte ich entsagen / dem, der mit seinem Leib
Und seinem ganzen Leben / zum Dienst mir untertan?
Bei diesen Worten zornig / hob Kriemhild neu zu loben an:

Du musst ihm wohl entsagen! / Vernimm es jetzt von mir:
Nie leistet doch mein Siegfried / Vasallendienste dir,
Er überragt an Ehren / selbst noch den Bruder mein,
Ich werde doch vor Schande, / vor Schmach doch stets behütet sein.

Du reckst dich in die Höhe! / Wie zornig klang das Wort!
Das möge man beweisen, / gleich jetzt, an diesem Ort,
Ob man des Landes Herrin / nicht mehr der Ehre zollt
Als einer Königsschwester, / der Magd der Königin so hold!

Nein, bei der Allmacht Gottes, / ich bin ganz tadelfrei,
Und heut vor allem Volke / es dir bewiesen sei,
Es sollen alle Ritter / und Könige es sehn,
Daß vor des Landes Herrin / ich wags, zum Dom hinein zu gehn.

Nun kleidet, meine Mädchen, / euch in das Prachtgewand,
Im Nibelungenschatze / mein Gatte Goldnes fand
Und schöne Edelsteine, / die zieren euren Leib,
Es wahrlich soll bereuen / die Schmähungen des Königs Weib!


8

Nun vor der Kirchenpforte / mit herrlichem Geleit
Stand Brunhild, bis auch Kriemhild / zum Kirchgang war bereit.
Doch ihr gebot die Herrin: / Bleib vor der Türe stehn,
Es soll die Magd der Herrin / nicht vor des Landes Herrin gehn!

Da sprang von Kriemhilds Lippen / das schicksalsschwere Wort:
Ach, hättest du geschwiegen / mir heut und immerfort,
Wohl hast du ihn geschändet, / den schönen weißen Leib,
Wie kann die Konkubine / nur sein des Königs Eheweib!

Du nennst mich Konkubine, / du wortereiches Weib?
Ja, dich und keine andre, / denn deinen weißen Leib,
Den liebte vorher Siegfried! / Wohl war dir, Stolze, bang,
Als dich der rasche Ritter / in starkem Liebeskrieg bezwang!

Wie weh da wurde Brunhild, / das weiß nur Gott allein,
Und Kriemhild mit den Mädchen / trat in die Kirche ein,
Da hoben Hass und Zanken / und heiße Feindschaft an,
Darum von schönen Frauen / beweint ward manch ein starker Mann.

Die Messe war gesungen - / und Brunhild, dumpf ihr Sinn,
Sie dachte alter Zeiten, / die stolze Königin,
Da trat sie aus der Kirche, / im Herzen Gram und Pein:
Du nennst mich Konkubine? / Das muss erst noch bewiesen sein!

Und wieder schmähte Kriemhild: / Was lässt du mich nicht gehn?
Du kannst doch diesen Goldring / an meinem Finger sehn,
Den schenkte mir mein Siegfried, / einst trug ihn deine Hand,
Des Königs Mann, so weiß ich, / ihn dir im Liebeskrieg entwand.

Der Ring von reinem Golde, / der ward mir einst entwand,
Es blieb, der ihn gestohlen, / bis heut mir unbekannt,
Nun hat er sich verraten, / der ungetreue Dieb!
Der heiße Hass die Frauen / zu immer wildern Worten trieb.

Nun nennst du meinen Gatten / noch einen schlimmen Dieb!
Da schwiegst du besser, Brunhild, / wär dir die Ehre lieb!
Der Gürtel solls beweisen, / der hier um meinen Leib,
Dass ich die Wahrheit sage: / Du warst doch vorher Siegfrieds Weib!

In Tränen brach zusammen / die herrlich hohe Frau,
Denn es glich Kriemhilds Gürtel / dem eignen ganz genau,
Er war von feinster Seide, / mit manchem Edelstein.
Unseliges Geheimnis / konnt länger nicht verborgen sein.


9

Es war im Odenwalde, / sie ritten auf die Pirsch,
Sie jagten Bär und Wildschwein / und auch den schnellen Hirsch,
Und Günther war und Hagen / die Herren dieser Jagd,
Die Hörner bliesen lustig - / auf Böses waren sie bedacht.

Und Hagen Tronje sagte: / Wenn es euch so behagt,
Die Treiber und die Hunde / wir teilen vor der Jagd,
So werden wir erkennen, / ich und der König mein,
Wer auf der Jagd im Walde / im Jagen Meister möchte sein.

Ach Hagen Tronje, immer / weißt du den besten Rat,
Lasst mir nur einen Rüden, / der so gefressen hat,
Dass er die Spuren wittert / des Wilds im grünen Tann,
So wird mir reiche Beute, / so sagte Fraue Kriemhilds Mann.

Da zog mit seinem Spürhund / ein grauer Jäger vor,
Bis sich in Waldes Dickicht / des Wildes Spur verlor,
Was da vom sichern Lager / gescheucht von Jägern ward,
Erlegten die Genossen / nach regelrechter Jägerart.

Und Günther war im Walde / mit manchem kühnen Mann,
Und vierundzwanzig Hunde, / die brachen durch den Tann
Mit wütendem Gebelle, / die Jäger stürmten nach,
Der Hörner heller Jagdruf / im Walde rief Frau Echo wach.

Das war für manches Wildtier / des Lebens letzter Tag,
Oh was des schönen Wildes / da auf der Strecke lag,
Was man zur Küche schleifte, / der Braten mancherlei,
Wohl dachte jeder Jäger, / dass er des Jagens Meister sei.

Nun ward das Horn geblasen - / in Einem langen Hall –
Von allen Enden ritten / die Jäger in das Tal,
Es lud das Horn die Ritter / zu fettem Imbiss ein,
Sie sollten König Günther / als Gäste hochwillkommen sein.

So lasst den Wald uns leeren, / rief Fraue Kriemhilds Mann,
In lustigem Geplauder / sie ritten durch den Tann,
Da scheuchten sie ein Tier auf / von zornig wildem Mut,
Sie jagten einen Bären, / wie lachte da der Ritter gut.

So schaut doch, meine Jäger, / darf ich den Augen traun,
Dort zu des Königs Tische / treibt ruhig Meister Braun!
Ich räum auf meinem Rosse / ein Plätzchen ein dem Tropf,
Es halten in der Küche / die Mägde schon bereit den Topf.

Der Hund ward losgelassen, / so schnell verging die Hatz,
Der schnelle Held erreichte / den Bär mit Einem Satz,
Umschlang ihn mit den Armen / und band ihm Arm und Maul
Und hob den braunen Bruder / vor sich auf seinen schnellen Gaul.

So ritt der frohe Ritter / zur Herbergsstätte ein,
Da ließ er seiner Fesseln / den Bären ledig sein,
Der eilte in das Dickicht / des Walds in raschem Trab,
Jedoch die Hundemeute / trieb ihn von seinem Wege ab.

So also in die Küche / der braune Gast geriet,
Wo man als Leckerbissen / ihn für die Männer briet,
Im Fette in der Pfanne / erlitt er Ungemach,
O weh dem guten Bären, / der bratend überm Feuer lag!

Man hörte Knechte fluchen, / der Hundeschar Gebell,
Der Herren frohes Jauchzen, / der Hörner Blasen hell,
Das war so ein Gewimmel, / das wird nicht ausgesagt,
Oh wie dem frohen Siegfried / das Treiben voller Lust behagt!


10

Der frohe Siegfried scherzte: / Mich wundert Eines heut,
Dieweil uns nun die Küche / viel Leckerbissen beut,
Warum die Schenken kargen / mit rotem Wein vom Rhein?
Die Jäger soll man pflegen. / Wer ohne Wein mag Jäger sein?

Zur Antwort gab ihm Hagen / im ungetreuen Mut:
Wir wählen statt des Weines / des Wassers keusche Flut!
Hier nah quillt eine Quelle / an einer Linde breit,
Da wär der starke Siegfried / von seines Durstes Qual befreit.

Der Rat hat manchem Ritter / besonders gut behagt,
Und weiter sagte Hagen: / Man hat mir oft gesagt,
Besiegen könne Kriemhilds / Gemahl kein Mann im Lauf,
Will er das heut beweisen? / Heut nehm ich’s mit dem Helden auf.

Ja, willst du es versuchen, / sprach Fraue Kriemhilds Mann,
So nehme ich die Wette, / o kühner Hagen, an,
Lass uns zusammen rennen / zu jener Quelle kühl,
Den soll man Sieger nennen, / den man zuerst erblickt am Ziel.

Und weiter sagte Siegfried: / Es sei noch mehr gesagt,
Dieweil ihr nur die Kleidung / auf euren Körpern tragt,
Will ich den Speer noch tragen / und auch mein Jagdgewand.
Er warf sich um den Köcher, / das Schwert sich an die Hüfte band.

Und Günther nun und Hagen, / sie waren schnell bereit,
Die keine Waffen trugen, / im leichten Unterkleid
Sie liefen durch das Grüne, / schnell wie ein Pantherpaar,
Und konnten doch nicht hindern, / dass Siegmunds Sohn der Sieger war.


11

Es glich dem Sohn der Sieglind / kein andrer Mann an Wert,
Das Schwert vom Leibe lösend, / den Köcher auf die Erd,
Den starken Speer anlehnend / an breiter Linde Ast,
So stand er an der Quelle, / der holde königliche Gast.

Den Schild er legte nieder, / wo still die Quelle floss,
Wo gern der Recke Siegfried / jetzt einen Trank genoss,
Den heißen Mund zu feuchten - / der Held doch niemals trank,
Bevor sein Herr getrunken, / und erntete so bösen Dank!

Der Quelle Wasser rannen, / so klar, so rein, so hell,
Sich König Günther beugte / hinab zum stillen Quell,
Genoss des frischen Trankes, / den Waldes Kraft uns beut.
Wie gerne hätt auch Siegfried / des frischen Trankes sich erfreut.

Doch als nun der sich neigte / hinab zur klaren Flut,
Traf ihn der böse Mörder, / der zielte wirklich gut,
Des Helden Blut vom Herzen / sprang dem an sein Gewand.
Weh des Verrats, des feigsten, / den je verübt ein Ritter hant!

So sank er in die Blumen, / ein kraftlos müder Mann,
Das Blut von seinem Herzen / in heißem Sprudeln rann,
Er, Held in allen Stürmen, / hier konnt er nicht bestehn,
Er konnte nur beklagen / das Leid, das hier ihm war geschehn.

Um den Verletzten standen / die Jagdgenossen all,
Wer irgend treu geblieben, / beklagte seinen Fall,
Das schien sehr vielen Rittern / ein freudenleerer Tag,
Als er, der Meisterjäger, / so jämmerlich am Boden lag.

Auch der Burgunder König / beweinte seinen Tod,
Doch zornig sagte Siegfried: / Jetzt hat es keine Not,
Dass der beklagt den Schaden, / der selber ihn ersann,
Er hätts verhindern sollen, / so wär der Mord auch nicht getan.

Zum letzten sprach der müde, / der todesmüde Held:
Willst du, mein König Günther, / noch irgend auf der Welt
Erweisen eine Huld mir, / lass dir befohlen sein
Zu deiner Gunst und Gnade / die treue Bettgenossin mein!

Lass sie genießen, dass sie / ist deiner Mutter Kind,
Bleib ihr zu allen Stunden / doch liebevoll gesinnt,
Denn meinen treuen Vater / werd ich nicht wieder sehn –
Nie ist an einem Freunde / solch ein Verrat noch je geschehn!

Die Blumen in dem Grünen, / von Blut sie wurden nass,
Er rang mit seinem Tode, / nicht lange währte das,
Des Todes Waffe, wehe, / sie schmerzte allzu sehr,
So musste er verblassen, / der Ritter, treu und sanft und hehr.

Als das die Ritter sahen, / dass dieser Heros tot,
Auf seinen Schild sie legten, / der war von Feingold rot,
Den Fürst der Niederlande / und saßen dann zu Rat,
Wie sie verbergen könnten / die ungeheure Missetat.

Da sagten viele Männer: / Ein Übel ist geschehn,
Wir können diese Wahrheit / doch nie der Frau gestehn,
Wir wollen einfach sagen: / Der Fraue Kriemhild Mann
Erschlug die Räuberbande, / die singend lärmte durch den Tann.

Da sagte Hagen Tronje: / Das geht mich gar nichts an,
Ich schaff ihn schon hinüber, / der Kriemhild toten Mann,
Das soll sie ruhig wissen, / dass ich der Mörder bin,
Was musste sie verspotten / auch meiner Herrin stolzen Sinn!

So harrten sie des Dunkels / und fuhren auf dem Rhein,
Es konnten Helden niemals / so böse Jäger sein,
Das Wild, das sie erlegten, / schuf Edelfrauen Not
Und auch so manchem Jäger / es brachte noch den bittern Tod.



DRITTER GESANG

Hier findet ihr ein Lied vertraut
Von Siegfried mit des Hornes Haut,
Das klingt im Nibelungenton,
Wie ich auch sang die Gudrun schon.
Und wenn ihr lest der Verse Tanz,
Gewiss mir gebt den Eichenkranz.


Es war in Niederland ein König gut bekannt,
Mit großer Macht und Kraft, der Siegmund ward genannt,
Dem ward von seiner Frau ein Sohn, der Siegfried hieß,
Von diesem Siegfried nun in diesem Liede lies.

Das Kind war guten Muts, von Stärke überfloss,
Was Siegmund und die Frau von Herzen sehr verdross,
Er wollte keinem Mann auf Erden sein ein Knecht,
So zog er bald davon und suchte das Gefecht.

Da sprach des Königs Rat: So lasst ihn ziehen hin,
Wenn er nicht bleiben will, denn darin liegt ein Sinn.
Und gebt ihm Waffen auch, die stiften Unheil zwar,
Doch wird er so ein Held und lebt so manches Jahr.

So schied der junge Mann, der junge kühne Mann.
Da lag in einem Wald ein Dorf, da kam er an,
Er kam zu einem Schmied, dem wollt er dienen recht,
Das Eisen schmieden heiß als eines Schmiedes Knecht.

Das Eisen schlug er heiß und schlug es gar entzwei,
Und wenn man ihn bestraft, erklärte er sich frei,
Den Meister schlug er und den Knecht, das dumme Kind,
Wie er ihn los wird, oft der Meister grübelnd sinnt.
Da lag ein Drache bei der Linde jeden Tag,
Da schickt der Meister ihn, dass er den Drachen frag.
Ein Köhler saß im Wald, wie‘s andre Köhler gibt,
Den sollt er fragen, dass er ihm die Kohlen gibt.

Damit, so meint der Schmied, der Drache wird verbrannt.
So kam er zu dem Baum, der Drache ward verbannt.
Er schlug den Drachen tot, der junge Mann gar bald,
Zum Köhler ging er dann, der wartete im Wald.

Er kam in einen Busch, da lagen Drachen viel
Und Ottern, Kröten auch, das war kein heitres Spiel,
Er sah sie liegen da am Berg und in dem Tal,
Da riss er Bäume aus mit Wurzeln ohne Zahl.

Die warf er aufs Gezücht, das sonst kein andrer fing,
Die blieben alle da, das war ein Schreckensding.
Zum Köhler lief er da, dass der ihm Feuer gib,
Er zündete das Holz und das Gezücht vertrieb.

Der Drachen Hornhaut schau, wie die im Bache fließ,
Das wundert Siegfried sehr, den Finger drein er stieß,
Der Finger wurde kalt und trug nun Hornhaut auch,
Er badete im Bach von Kopf zu Fuß und Bauch.

Er war voll Hornhaut da, nur an der Schulter nicht,
So fand er auch den Tod, so meldet die Geschicht,
Wie Dichter singen gern zu ihrem Saitenspiel.
Er kam an Gibichs Hof, da waren Männer viel.

Er diente gern und warb dem Herrn die Tochter ab,
Dass König Gibich sie ihm zur Gemahlin gab.
Achte Jahre liebt er sie. Hört, was geschah dem Mann,
Wie sie ihm ward zuteil, was Wunder er begann.

Nun mögt ihr hören gern: Der Nibelungen Hort
Gefunden ward, so reich, gefunden ward er dort
Von Siegfried, diesem Mann, der fand ihn an der Wand,
Den dort ein Zwerg verschloss, der Nibling ward genannt.
Als nun den Nibling einst der Tod im Berg vertrieb,
Er ließ drei Söhne, die den Hort auch hatten lieb.
Sie saßen in dem Berg beim Nibelungen-Hort,
Darum sich in der Welt hob Jammer nur und Mord.

Sehr viele Helden kühn erschlagen wurden dort,
Im harten Streit aus Gier nach diesem goldnen Hort,
Dass keiner kam davon, das geb ich euch bekannt,
So Dietrich starb von Bern und Meister Hildebrand.

Die Stadt lag an dem Rhein, die wurde Worms genannt,
Ein König Gibich dort beherrschte alles Land,
Der hat mit seiner Frau drei Söhne schön gezeugt,
Und eine Tochter schön, so schön, der Dichter schweigt.

Der Knaben waren drei des Königs, wie ich sag,
Die Schwester war sehr schön, die einst an einem Tag
Am offnen Fenster stand, da flog ein Drache her
Und raubte sich die Maid mit goldnen Locken schwer.

Erleuchtet ward die Burg, als ob sie sei entbrannt,
Da flog der Drache mit der Jungfrau in der Hand,
Er schwang sich in die Luft hoch in das Wolkenkleid.
Die Eltern standen da und ach voll Traurigkeit.

Er führt sie ins Gebirg auf einen großen Stein,
Des Schatten war so groß, beschattete den Hain,
Die Jungfrau wunderschön, sie war dem Drachen lieb,
Dass ihr von Speis und Trank genug zur Stärkung blieb.

Der ließ sie auf dem Stein bis in das dritte Jahr,
Da sie kein Mensch gesehn, das glaubt, denn es ist wahr,
Sie war ein junges Kind, zwölf Jahre oder mehr,
Sie weinte täglich sehr, sie weinte täglich sehr.

Der Drache legt sein Haupt der Jungfrau in den Schoß,
Es war auch seine Kraft gewaltig, wahrlich groß,
Wenn er den Atem ließ, den Atem in sich sog,
Dann zitterte der Berg, wo hoch der Drache flog.

Am lichten Ostertag der Drache ward zum Mann.
Da sprach die Jungfrau rein: Nur Übel seh ich an,
Den Vater schmerzt es sehr, die Mutter gibt sich hin
Nur großer Traurigkeit, die edle Königin.

O weh, mein lieber Herr, die Tage mir vergehn,
Da ich den Vater und die Mutter nicht gesehn,
Und auch die Brüder nicht. Es möge recht dir sein,
Dass ich sie wiederseh, so danke ich dir fein.

Lass du mich nur nach Haus, mich in der Heimat Hain,
Den Kopf geb ich als Pfand, komm wieder auf den Stein,
Gewähre das, mein Herr, beim Herren Zebaoth,
Dann will ich immer treu bewahren dein Gebot.

Da sprach das böse Tier zur keuschen Jungfrau schön:
Die Eltern wirst du doch auf Erden nimmer sehn,
Noch andre Kreatur, du immer einsam schweigst,
Mit Seele und mit Leib hinab zur Hölle steigst.

Du schönstes Mädchen, du sollst dich nicht schämen mein,
Ich nehme dir nicht weg den Geist, das Leben dein,
Ab heut fünf Jahre noch, dann wirst du mir getraut,
Dann nehm ich dir als Mann das Blümchen Jungfernhaut.

So warte du auf mich fünf Jahr und einen Tag,
So mach ich dich zur Frau, wie sich das schicken mag,
Sonst Leib und Seele dein muss in den Höllengrund,
Du Königstochter, ich mach das dem König kund.

Was ich dir sage nun, das ist gewisslich wahr:
Ein Tag in dieser Welt bei Gott sind tausend Jahr,
So warte du auf mich bis an den Jüngsten Tag,
Dann wirst du endlich mein, sonst ich dich dort verklag.

Das Mädchen betete: O liebster Jesus Christ,
Ich hörte oft das Wort, dass du allmächtig bist
Auf Erden und im All und über alle Ding,
Du sprachst, der Höllengrund in tausend Stücke ging.

Maria, Gottesmagd und Himmelskaiserin,
Ich weihe mich dir ganz, die ich dein Mädchen bin,
Wie von dir spricht das Buch, dass du bist Gottes Frau,
Hilf mir von diesem Stein, die ich dir ganz vertrau.

Wär nur die Bruderschaft auf diesem hohen Stein,
Sie opferten sich auf fürs liebe Schwesterlein
Und führten mich nach Haus als Retter aus der Not. -
Aus ihren Augen floss ein Strom von Tränen rot.

Der König Boten schickt hinaus ins ganze Land
Nach seiner Tochter schön, obs jemand sei bekannt,
Wo seine Tochter wär, sein Schmerz in dieser Welt,
Ob sie errette so ein tugendreicher Held.

Da war zu jener Zeit ein Jüngling in der Fron,
Der Siegfried hieß, der auch war eines Königs Sohn,
Der war so voller Kraft, dass er die Löwen fing
Und sie zum Volkesspott dann an die Latten hing.

Und dieser Siegfried war zum Mann geworden bald
Und eines Morgens auf der Jagd im Tannenwald
Mit Falke und mit Hund, der junge Ritter stolz,
Da er mit seiner Schar geritten durch das Holz.

Da lief des Jägers Hund und schlug mit Bellen an,
Da ritt der junge Held ihm nach, der junge Mann,
Da kam er an ein Stück, darauf der Drache saß,
Vor ihm die Jungfrau lag im feuchten grünen Gras.

Und Siegfried eilt ihm nach bis auf den vierten Tag,
Da er nicht aß und trank und nicht im Zelte lag,
Bis an den vierten Tag, da er vorm Berge stund,
Was Siegfried nicht verdross, er eilte nach dem Hund.

Er war verirrt im Wald, wo nichts die Augen sahn,
Da Wege oder Steg war alles abgetan,
Er sprach: O Jesus mein, was hab ich hier gewagt?
Ich hab noch nicht zum Trost die kaiserliche Magd!

Gefochten Siegfried hat als Ritter sieben Jahr,
Da dienten ihm sehr gern fünf kluge Zwerge gar,
Sie gaben diesem Herrn freiwillig hin ihr Gut,
Der einen Wurm erschlug in Wahnsinn und in Wut.

Da kam der Siegfried nun zum hohen Drachenstein,
Er hatte nie gesehn solch festes Felsgestein,
Da müde wurden nun das Ross und auch der Mann,
Der kletterte, der Held, den Felsen nun hinan.

Da Siegfried nun, der Held, den Drachen schaute, ach,
Nun sollt ihr hören auch, was da der Ritter sprach:
O höchster Herr und Gott, was trug mich doch hier her?
Mich täuschte Satanas. Tu Wunder nun, mein Herr!

Wie bald um Siegfried da die Finsternis begann!
All seine Waffen nahm der ritterliche Mann.
Wenn Gott vom Himmel will, so sprach der junge Herr,
Aus diesem dunklen Wald ich komme nimmermehr.

Er ging zu seinem Ross und wollte reiten bald,
Da sah er jagen ihn in diesem finstern Wald
Den Eugelein, den Zwerg, sein Pferd wie schwarze Kohl,
Ein perlenreines Kleid mit Gold durchwoben wohl.
Er führt an seinem Leib die Zobelpelze schwer,
Dazu Gesinde mit, wie ich das sagen hör,
Er war ein König, reich, behaglich, stolz und klug,
Der es gewiss mit Ruhm und Ehre herrlich trug.

Er trug auf seinem Haupt die Krone edler Art,
Wie nie in dieser Welt gesehen Gleiches ward,
Da in der Krone saß so mancher Edelstein,
Wie nie in dieser Welt so Schönes mochte sein.

Da sprach der kluge Zwerg, wie er gesehn den Herrn,
Was er da zu ihm sprach, das magst du hören gern.
In Tugend er empfing der jungen Helden bald.
Er sprach: Nun sag, mein Herr, was tust du in dem Wald?

Dir danke Gott der Herr, sprach Ritter Siegfried süß,
Für deine Treue, Zwerg, dass ich die auch genieß.
Wie soll der Name denn von meinem Vater sein?
Ich bitte, sag mir das, auch von der Mutter mein.

Nun aber Siegfried war gewesen sieben Jahr
Bei seinen Eltern nicht, da graute ihm kein Haar,
Da ward er fern gesandt in einen finstern Wald,
Der Meister ihn erzog, er ward zum Manne bald.

Da sprach zu ihm der Zwerg, als Siegfried zwanzig war:
Willst du es wissen, so vernehme ganz und gar,
Sieglinde, Mutter dein, von Adel ist ihr Born,
Von König Siegmund du gezeugt bist und geborn.

Du kehre heim, o Mann, zu deiner Eltern Fest,
Und tust du das nicht bald, dein Leben dich verlässt.
Auf diesem Stein hier sitzt ein wilder Drache vorn,
Und wenn er dich besiegt, dein Leben ist verlorn.
Es wohnt auf diesem Stein die schöne Jungfrau-Magd,
Das wisse du gewiss, es sei dir hier gesagt,
Sie stammt von Christen ab, kommt von dem König her,
Wird ohne Gottes Huld gerettet nimmermehr.

Ihr Vater Gibich heißt, der da regiert am Rhein,
Kriemhild, die Königin, ist ihr Mutter fein.
Da sprach der junge Held: Das ist mir wohl bekannt,
Wir waren uns sehr lieb in unserm Vaterland.

Da Siegfried nun, der Held, des Zwerges Wort vernahm,
Das Schwert stieß in den Grund, zum Drachenfelsen kam,
Da schwor er einen Eid, der auserwählte Mann:
Die Jungfrau rette ich, zieh sie zu mir heran!

Da sprach der kluge Zwerg: O Siegfried, stolzer Mann,
Nimmst du umsonst dich gern der lieben Jungfrau an
Und schwörest einen Eid, so gib mir Urlaub bald,
Die Jungfrau, sie wird dein, im tiefen dunklen Wald.

Und hättest du Gewalt auch über alle Welt
Und siebzig Völker, dass sie dienten dir, o Held,
Die Christen, Heiden auch, dir wären untertan,
Die Jungfrau dennoch bleibt, wo wir sie sitzen sahn.

Da aber Siegfried sprach: O nein, du kleiner Zwerg,
Bei deiner Treue, hier vor diesem hohen Berg,
Hilf mir gewinnen doch die schöne Jungfrau rein,
Sonst schlag ich ab dein Haupt mitsamt der Krone dein.
Verlör mein Leben ich durch dieses Himmelsweib,
Verliere ich es gern, die Seele und den Leib,
Nur Gott der Herr allein zu helfen mir vermag,
Sonst niemand helfen kann, ich dir die Wahrheit sag.

Da ward dem jungen Mann nach heißem Zorn zumut,
Den Zwerg griff er beim Haar, der stolze Ritter gut,
Und warf ihn voller Kraft an eine Felsenwand,
Dass ihm die Krone sank hinunter in den Sand.

Der sprach: Still deinen Zorn, du hoher stolzer Mann,
Ich will dir raten, was ich eben raten kann,
Und will mit Treue dir aufhelfen auf den Berg. -
Dich reitet Satanas! Was redest du, o Zwerg?

Der sprach: Ein Riese ist, mit Namen Cuperan,
Dem tausend Riesen im Gefilde untertan,
Der hat den Schlüssel, der den Drachenfels erschließt. -
Den zeig mir, Siegfried sprach, dass es die Maid genießt.

Den sollst du zeigen mir, so lass ich dir den Leib. -
Da sprach der kluge Zwerg: Und kämpfst du um das Weib,
So tus in kurzer Zeit, wie es nicht andre gab. -
Ich freu mich, Siegfried sprach, dass ichs vernommen hab.

Da weist er Siegfried hin zum Berge ganz und gar,
Wo bei der Felsenwand des Riesen Wohnung war.
Und Siegfried rief hinein in jenes Riesen Haus,
Da kam mit Kraft zu ihm der Riese gleich heraus.

Da sprang der wilde Mann von seiner Felsenwand,
Mit einem Eisenstab in der behaarten Hand.
Wer trug dich denn hierher, du schöner Bube klein?
Gar bald in diesem Wald soll es dein Ende sein.

Das sag ich dir gewiss: Verloren ist dein Leib. -
Da sagte Siegfried: Gott erlöst das junge Weib.
Gott wird mir geben Kraft und Tüchtigkeit und Macht,
Dass du mir geben musst die Jungfrau in der Nacht.

Denn darum schreien wir nur über dich den Mord,
Dass du gefangen hältst das schönste Mädchen dort
Auf diesem Felsen, der schaut in die Lande weit,
Vier Jahre lang schon sie dort liegt in großem Leid.

Da ward dem wilden Mann nach großem Grimm zumut,
Dass mit dem Eisenstab er Siegfried schlagen tut,
Mit seiner Stange lang. Was aber nun geschah?
Den langen Eisenstab man über Bäumen sah.

Der Riese Cuperan schlug oftmals, ohne Zahl,
Den Eisenstab hinein zum Erdengrund im Tal,
Dann schlug auf Siegfried er: O Kind, ich töte dich!
Doch Siegfried sprang hinweg fünf Meter hinter sich.

Und Siegfried sprang hervor zur Jungfrau voller Wert,
Der Riese bückte sich zur schwarzen Mutter Erd,
Ihm Wunden Siegfried schlug, das Blut in Strömen lief,
Sind Wunden nie so viel geschlagen und so tief.

Da sprang der Riese auf, an Siegfried drang heran
Mit seinem Eisenstab und sprach: Du kleiner Mann,
Verloren ist dein Leib, und nun verscheide still.
Da aber Siegfried sprach: Ich sterb, wenn Gott es will!

Und als der wilde Mann der Wunden Schmerz empfand,
Ließ fallen er den Stab und floh zur Felsenwand.
Da hat ihn Siegfried wohl gebracht in Todespein.
Da dacht er an die Maid, gefangen dort allein.

Der Riese sich verband die offnen Wunden bald,
Zog eine Rüstung an und stapfte durch den Wald,
Die Rüstung war getaucht in heißes Drachenblut,
Des Kaisers Rüstung selbst war nicht so fest und gut.
Der Riese an den Gurt ein scharfes Schwert sich band,
Das war sehr lang und scharf, gemacht für seine Hand,
Die Schneide war sehr scharf, man gäb dafür ein Reich.
Wenn er zum Kampf auszog, er mordete sogleich.

Er setzte auf sein Haupt sogleich den Stahlhelm hart,
Wie goldne Sonne, die auf ihrer Meeresfahrt,
Er nahm zur Hand den Schild, der wie ein Stadttor war,
War fest und hart und dick, das glaube mir fürwahr.

Da sprang der Riese vor von hoher Felsenwand,
Er trug den Stab von Stahl in seiner rechten Hand,
Er schnitt damit die Luft, zerschnitt damit den Sturm,
Da klang der Stab, so klingt die Glocke in dem Turm.

Sag an, du kleiner Mann, sprach ihn der Riese an,
Dich führt wohl Satanas, was hab ich dir getan,
Dass du mich morden willst in meinem eignen Haus? -
Du lügst, sprach Siegfried da, ich rief dich nur heraus.
Da sprach der Riese wild: Du Bruder, sei verflucht!
Vergelten will ichs dir, dass du mich hast gesucht.
Und hättest du das nur vermieden, wär es gut,
Nun hänge du am Strick für deinen Übermut!

Das wehre Gott, du Feind, der aller Tugend bar,
Zum Hängen kam ich nicht in diesen Wald fürwahr,
Lass du mich holen nur die Maid vom Felsgestein,
Sonst wisse du gewiss, du musst des Todes sein!

Da sprach der Riese wild: Das lass dir sein gesagt,
Ich geb dir nimmermehr vom Felsenhort die Magd,
Ich will dir sagen, Mann, du kennst nicht meinen Mut,
Du sollst nicht lüstern sein nach einer Jungfrau Blut.

Drum widersetze ich mich deinem Widerstreit. -
Da sagte Siegfried dies: Ich bin schon früh bereit.
Da kämpften sie, die zwei, sie taten sich Gewalt
Mit scharfem Schwertschlag dort im tiefen finstern Wald.

Von ihrer beider Kraft ein solcher Kampf geschah,
Wie man das Feuer wild auf ihren Helmen sah,
Wie gut der Schild auch war, und den der Riese trug,
Doch Siegfried ihn geschwind in tausend Stücke schlug.

Der an den Riesen ist und seine Wehr gerannt,
Er riss ihm von dem Leib sein stählernes Gewand,
Da stand mit Blut befleckt der Riese Cuperan,
Doch fünfzehn Wunden ihm tat schmerzlich Siegfried an.

Laut ruft in seiner Not der Riese Cuperan:
Du edler Herr, du mir was zum Genießen an,
Du kämpfst mit ganzer Kraft und ganzer Männlichkeit,
Du bist ein edler Herr, der gerne mir verzeiht.

Du stehst im Alter hier, bist doch ein kleiner Mann,
Verglichen so mit mir. Ich nicht gewinnen kann.
Doch lasse leben mich, so will ich geben dir
Die Rüstung, Schwert und Schild und alles Ding von mir.

Das will ich gerne tun, sprach Siegfried da, der Mann,
Gibst du vom Steine mir die Jungfrau aus dem Bann. -
Ich schwöre Treue dir, sollst ohne Zweifel sein,
Ich geb dir von dem Stein die schöne Jungfrau rein.

Da schworen sie vereint zusammen einen Eid.
Und Siegfried hielt den Eid, da er beschwor die Maid,
Doch untreu war zu ihm der Riese Cuperan,
Dass Siegfried noch zuletzt ein großes Leid gewann.

Da sprach der Riese stark zum Ritter hoch und hehr:
Bei Gott, mein lieber Freund, die Wunde schmerzt mich sehr. -
Er riss von seinem Leib sein seidenes Gewand,
Mit dem der Untreu er die Wunde selbst verband.

Da sprach die Untreu dies: So wisse, Bruder mein,
Da liegt der hohe Stein. Wo mag die Türe sein?
Das wollen wir beschaun, du tugendhafter Mann.
Was ich dem Freunde tu, sei gut vollzogen dann.

Da gingen sie vereint zu eines Wassers Quell,
Der ungetreue Mann griff nach dem Schwerte schnell,
Und Siegfried ging, der Held, ging vor ihm in den Wald,
Da sprang der böse Freund auf Siegfrieds Nacken bald.

Er gab den Siegfried da sehr grausam einen Schlag,
Dass da der Ritter fromm ihm unterm Schilde lag,
In den Gebärden so, als wäre er schon tot,
Aus Nase und aus Mund das Blut ihm strömte rot.

Da Siegfried lag, der Held, ihm unterm Schilde breit,
Kam Eugel an, der Zwerg, zu helfen ihm bereit.
Er nahm den Nebelhut und warf ihn auf den Mann.
Der Riese war ihm feind, er hat verloren dann.

Der Riese lief zum Baum und suchte da den Mann:
Der Teufel führte dich, vielleicht hats Gott getan,
Ein Zeichen dir gewirkt? Du tatest erst hier stehn,
Du lagest hingestreckt, und bist nicht mehr zu sehn.

Da lachte bei dem Wort der Zwerg, der kleine Mann.
Er hob den Helden auf und setzt ihn auf den Plan.
Da saß er eine Zeit, der auserwählte Held,
Bis neu er Kraft gewann, der Ritter auserwählt.

Da Siegfried, unser Held, nun zu sich selber kam,
Da sah er sitzen da den Engel wundersam.
Das lohnt dir Gott, sprach er, du lieber kleiner Mann,
Was soll ich sagen sonst? Du hast mir wohl getan.

Da sprach der liebe Zwerg: Das musst du recht verstehn,
Wär ich gekommen nicht, wär Leiden dir geschehn.
Folg meiner Lehre nun, nimm die die Jungfrau gar.
Geh mit dem Nebelhut, nimmt keiner dich gewahr.

Da sagte unser Held: Das möchte wahr nicht sein.
Hab tausend Leben ich, soll jedes Treue sein.
Das wagte alles ich fürs Mädchen wunderschön.
Ich wills versuchen noch, obs kann mit wohl ergehn.

Wie er so ritterlich die Nebelkappe rief!
Das Schwert in seiner Hand er schlug ihm Wunden tief,
Dem ungetreuen Freund. Laut rief er dann zur Magd.
Ihr Hände voller Kraft, den Riesen mir erschlagt!

Du kämpfst mit ganzer Kraft und deines Leibes Macht,
So seh ich einzig dich stehn vor mir voller Pracht,
Und schlägst du nun mich tot, du auserwählter Mann,
Wer soll dich führen dann zur reinen Magd hinan?
Drum Siegfried, unser Held, gedankenvoll gedenkt
Wohl an die Liebe, die ihn hin zur Jungfrau lenkt.
Der Riese leben soll, der ungetreue Freund.
So hebe dich hinweg den breiten Weg, mein Feind!

Und weise mir den Weg zur reinen Jungfrau fromm,
Ich schlag dir ab den Kopf, der ich zur Jungfrau komm. -
Der ungetreue Freund war da in großer Not
Bei all der Todesangst, die ihm der Ritter bot.

Sie gingen nun vereint zum Drachenstein im Sand.
Der Ungetreue hielt den Schlüssel in der Hand.
Da schloss er auf den Stein, die Tür ward aufgetan,
Dass Siegfrieds Augen da acht Meter Tiefe sahn.

Da tat der Stein sich auf, ward unten aufgesperrt,
Da Siegfried in der Hand den Schlüssel unbeschwert,
Er hat ihn aus dem Schloss genommen bald hinfort.
Nun heb du dich hinweg, wähl einen andern Ort!

Sie wurden beide matt, da nahten sie dem Stein,
Und Siegfried, unser Held, sah da die Jungfrau rein.
Sie fing zu weinen an. So war es einst geschehn:
In meines Vaters Haus ich hab dich einst gesehn!

So sprach die Jungfrau: Sei willkommen, Liebster mein,
Die Mutter und ihr Mann, die leben an dem Rhein,
Und meine Brüder auch. Wie gehts den Fürsten nun?
Das sage du mir an, dann kann ich ruhig ruhn.

Da sagte Siegfried: Still, und lass dein Trauern sein,
Geh du mit mir vereint, du schönste Jungfrau rein,
Ich helfe dir mit Kraft aus deiner großen Not,
Sonst will ich lieber hier für dich gehn in den Tod!

Das lohnt dir Gott, mein Held, mein Siegfried stark und schön,
Doch wirst du können auch dem Drachen widerstehn?
Er ist der Satanas, wie ich ihn hab gesehn.
Und siehst du ihn, musst fest du in der Wahrheit stehn.

Und Siegfried sprach, der Held: Er mag so schlimm nicht sein.
Ich geb nicht gerne auf die große Arbeit mein.
Ich stritt mit ihm so sehr, dem gegnerischen Mann,
Wenn er der Teufel ist, so greife ich ihn an.

Das, Siegfried, lohnt dir Gott. Die Arbeit weit und breit
Hast du für mich getan, die junge schöne Maid,
Und hilft dir Gott der Herr, das wisse ohne Wahn,
Dann bin ich dir auch treu, wie keiner sonst getan.

Nun näher trat zum Stein der Riese Kuperan,
Er sprach: Hier ist ein Schwert geborgen, wohl getan,
Damit ein Ritter stark das Drachentier besiegt,
Kein Schwert auf Erden sonst, dass so das Tier bekriegt.

Das sprach er von dem Schwert und sah die Wahrheit an,
Doch achtete er nicht auf jenen guten Mann,
Der Riese stolz und groß schlug nun den Ritter wund,
Der kaum mit einem Bein auf festem Felsen stund.

Er griff den Riesen an, es gab ein Ringen da,
Der Fels erzitterte. Als das die Jungfrau sah,
Sie weinte voller Angst, als obs ihr Ende sei,
Sie sprach: Ach guter Gott, steh heut dem Guten bei!

Und wenn der Mann für mich verliert den schönen Leib,
Im Herzen Jammer dann wohnt stets im Klageweib,
Verfallen werde ich in dieser wehen Not
Auf diesem Felsen hier und wünsche mir den Tod!

Drum Siegfried, du mein Held, bewahre deinen Leib,
Und denke an dein Werk und an ein armes Weib. -
Da Siegfried sprach, der Held: Ich liebe dich so sehr,
Du schöne Jungfrau rein, nur sorge dich nicht mehr.

Da fand der Ringkampf statt. Das sah das schöne Weib,
Der Ungetreue da verlor den großen Leib.
Denn Siegfried griff ihn an, den ungeheuren Mann,
Und zerrte ihn vom Fels und tat ihn in den Bann.

Der Riese neigte sich vor Siegfried auf dem Feld,
Lass nur am Leben mich, du tugendhafter Held,
Das bitte ich dich sehr, du Ritter unverzagt.
Wie war ich treulos oft! Dem Himmel sei‘s geklagt!

Da Siegfried sprach, der Held: Dein Wort ist nun verlorn.
Ich sah die Jungfrau an, die Jungfrau rein geborn. -
Er fasste ihn am Arm und warf ihn von dem Stein,
Dass er zersplitterte. Da lacht die Jungfrau rein.

Da Siegfried nun, der Held, kam auf den Stein zu stehn,
Da ging er freundlich ernst zur reinen Jungfrau schön.
Du Schönste aller Fraun, lass nun dein Weinen sein,
Ich bin gesundet nun durch dich, o Jungfrau rein.

Nun helfe ich dir auch aus deiner wehen Not,
Wenn nicht, so liege ich im Staube besser tot. -
Das, Siegfried, lohnt dir Gott, du Ritter einer Maid,
Doch fürchte ich, es kommt zu uns noch andres Leid.

Da Siegfried sprach, der Held: Den Schmerzen auch geweiht,
Ich inniglicher Mann, so naht mir neues Leid.
Genesen bin ich nun an diesem dritten Tag,
Nun Brot und Fleisch und Wein und tiefen Schlaf ich mag.

Da Eugel sehr erschrak, der Zwerg so klein und gut,
Und auch die Jungfrau rein, bei Siegfrieds bösem Mut.
Da kleine Eugel sprach: Ich bringe Speis und Trank,
Zur Herzensstärkung dir, dem Herrn zu Lob und Dank.

Für vierzehn Tage geb ich Speis und Trank genug. -
Und auf den hohlen Berg er Trank und Speise trug,
Ihm dienten da am Tisch die Zwerge klein und gut,
Dazu die Jungfrau rein, und Siegfried schöpfte Mut.

Eh sie gegessen schon, erklang mit einem Mal
Ein Schall, als ob der Berg nun stürzte in das Tal.
Darüber sehr erschrak das junge Mädchen fein
Und sprach: Du lieber Mann, das wird dein Ende sein!

Wenn auch die ganze Welt in unsern Händen wär,
Verloren wären wir, das wisse, Heros hehr. -
Da Siegfried sprach, der Held: Wer nimmt das Leben uns,
Da es auf Erden ist ein Hauch des Gottesmunds?
Und Siegfried mit dem Hemd wischt ab der Magd den Schweiß,
Die Magd in Minnelust, die war vor Schrecken heiß.
Und Siegfried sprach: Nur Mut, da ich ja bei dir bin. -
Die Zwerge von dem Tisch, die flohn voll Angst dahin.