von Torsten Schwanke
Meine liebe Freundin!
Um dir nun den Beweis zu geben, Schatz,
Wie gern ich deinem Herz gefällig bin,
So schreibe ich auf dein Verlangen hin
Für dich hier diese Memoiren nieder.
So peinlich auch die Arbeit für mich ist,
So seh ich es als meine Pflicht doch an,
Dir mit der größten Ehrlichkeit die Szenen
Von meinem wüsten Leben treu zu schildern,
Die ich jetzt schließlich tugendhaft geworden,
Um jene Freuden zu erfahren, die
Gesundheit, Wohlstand, Liebesglück mir bieten.
Du weißt ja, dass ich von Natur verdorben
Und Evas Tochter war und dass ich dennoch
Auch in den Stunden wilder Orgien
Nicht unterlassen habe, nachzudenken
Und die Natur der Männer zu ergründen,
Wie sonst nicht die Natur der Freudenmädchen.
Da jedes Vorwort mir nur sinnlos scheint,
So mach ich dir damit nicht Langeweile
Und will nur deinen Geist drauf richten, dass
Ich alle meine Abenteuer frei
Erzählen will, wie ich sie frei begangen.
Die WAHRHEIT nur soll meine Feder leiten,
Ganz ohne Furcht vor dem Gesetz der Keuschheit,
Die ja für solche Freundinnen, wie wir
Es sind, Geliebte, gar nicht existiert.
Du kennst ja selber auch die Liebesfreuden,
Als dass die Verse dich erschrecken könnten.
Du weißt auch, wie viel Leute von Geschmack
Aktbilder aus dem Wohngemach entfernen,
Mit Lust im Schlafgemach sie zu betrachten.
Nun aber zur Geschichte meiner Liebe.
Man nannte mich als Kindlein Francis Hill.
Ich bin in einem Dorf bei Liverpool
Geboren von verarmten, guten Eltern.
Mein Vater, den die Krankheit hinderte
An schwerer Landarbeit, er machte Garn,
Und meine Mutter hielt die Kinderschule
Im Dorf, verdiente auch ein wenig Geld.
Sie hatten sieben Kinderlein gehabt,
Von denen ich allein am Leben blieb.
Erzogen ward ich, bis ich vierzehn ward,
Auf denkbar schlichte Weise. Kochen, stricken
Und lesen, das war alles, was ich lernte.
Was meinen eigenen Charakter angeht,
So war sein Hauptmerkmal die Reinheit und
Die Furchtsamkeit des weiblichen Geschlechts,
Die wir mit unsrer Unschuld erst verlieren.
Die gute Mutter war mit ihrer Schule
Und unserm Haushalt so beschäftigt, dass
Ihr wenig Zeit blieb, mich zu unterrichten.
Sie kannte auch das Böse in der Welt
Zu wenig, um mich schon davor zu warnen.
Ich war nun fünfzehn Jahre alt geworden,
Als meine Eltern an den Pocken starben.
Durch ihren Tod ward ich zum Waisenkind,
Ich hatte keine Hilfe, keine Freunde.
Und ich bekam die Pocken auch, doch nur
So leicht, dass keine Spuren sichtbar blieben.
Ich geh mit Schweigen über den Verlust
Der Vaterschaft und Mutterschaft hinweg.
Die rasche Wandlungsfähigkeit der Jugend
Verwischte bald den trauervollen Eindruck
Des Sterbens mir aus der Erinnerung.
Es war nun eine junge Dame, Esther,
Die zu der Zeit nach London ging zurück,
Wo sie in Diensten stand, die schlug mir vor,
Mich zu begleiten, und versprach mir auch,
Nach besten Kräften hilfreich mir zu sein,
Wenn ich in London eine Arbeit suche.
Da niemand sonst sich um mich sorgte,
Nahm ich das Angebot der Dame an,
Entschlossen, zu versuchen so mein Glück.
Ich war entzückt von all den Wundern Londons,
Die Esther mir erzählte, und ich brannte,
Nun ebenfalls die königliche Spiie,
Das Mausoleum, die Komödie,
Die Oper, all die Herrlichkeit zu sehen,
Mit denen Esther meine Neugier reizte.
Das Interessanteste an den Geschichten
Von Esther war, dass arme Bauernmädchen
Allein durch ihre gute Führung reich
Und angesehen worden waren, viele
Recht tugendhafte Mägde ihre Herren
Zu Ehemännern kriegten und dann Pferde
Und Wagen hielte, manche Magd
Sogar sei eine Herzogin geworden,
Kurz, dass Fortuna einfach alles könne
Und wir drauf bauen könnten wie die andern.
Ermutigt durch die schönste Prophezeiung
Ich machte meine Erbschaft gleich zu Geld.
Dann packt ich meine sehr bescheidnen Kleider
In einen Koffer, und wir fuhren mit
Der Kutsche ab, da meine Führerin
Mir auf der Reise wie die Mutter diente,
Ließ sich von mir dafür die Fahrt bezahlen.
Ja, überhaupt verfügte Esther über
Mein Portemonnaie, als wärs ihr Eigentum.
Sobald wir angekommen waren in
Der Hauptstadt, hielt mir Esther eine Rede,
Auf deren Hilfe ich so fest gerechnet,
Die Rede ließ mich fast zu Stein erstarren:
„Wir haben eine gute Fahrt gehabt.
Ich geh jetzt schnell nach Hause. Suche du
Dir nur so rasch wie möglich eine Arbeit.
Wenn ich was höre, werde ichs dir sagen.
Geh du zum Arbeitsamt. Einstweilen wird
Es gut dir sein, dir irgendwo ein Zimmer
Zu nehmen. Nun, ich wünsche dir viel Glück
Und hoffe, dass du immer sauber bleibst
Und deinen Eltern keine Schande machst.“
Nach dieser Mahnung ging sie einfach weg.
Kaum war sie fort, als ich in bitterliche
Und jammervolle Tränen ausgebrochen.
Die Tränenflut erleichterte mich etwas,
Doch blieb ich wegen meinem Schicksal trostlos.
Ein Gasthauskellner machte mich verwirrt,
Indem er fragte, ob ich etwas wünsche.
Ich sagte Nein und bat um Unterkunft
Für eine Nacht. Die Wirtin kam heran
Und sprach, das Lager koste einen Schilling.
Sobald ich eine Unterkunft gefunden,
Ich schöpfte wieder neuen Mut und dachte,
Am nächsten Tag zum Arbeitsamt zu gehen.
Aus Ungeduld erhob ich früh vom Bett mich,
Ich legte meine schönsten Kleider an
Und übergab der Wirtin meinen Koffer,
Begab mich gradewegs zum Arbeitsamt.
Dort führte eine Alte das Geschäft.
Sie saß am Tisch vor dem Register, das
Im ABC Adressen in sich trug.
Ich nahte dieser alten Dame mit
Gesenkten Augen, ging durch viele Leute
Hindurch und machte viel Verbeugungen.
Die Alte gab mir eine Audienz mit Würde
Und Ernst von einem Staatsminister und
Entschied nach eines Blickes Prüfung und
Entgegennahme eines Schillings, dass
Die Stellungen für Mädchen selten seien,
Dass ich für schwere Arbeit nicht zu brauchen,
Dass sie doch etwas für mich finden wolle.
Doch muss sie andre Kundinnen zuerst
Behandeln. Ich verfügte mich nach hinten,
Verzweifelt über dieser Alten Antwort.
Ich ließ die Augen schweifen und bemerkte
Dort eine dicke Frau von fünfzig Jahren,
In bürgerlicher Kleidung, die mich ansah,
Als woll sie mich mit Haut und Haar verschlingen.
Ich war betroffen. Doch die Eitelkeit
Ließ alles mich zu meinen Gunsten deuten,
So hatte ich mich wieder aufgerichtet,
Um möglichst schön der Dame zu erscheinen.
Sie prüfte mich noch einmal, kam mir nah
Und fragte, ob ich eine Arbeit suche.
Da beugte ich mich tief und sagte Ja.
Sie sprach: „Ich such ein Mädchen und ich glaube,
Dass du was für mich bist. Dein Angesicht
Bedarf da keiner weiteren Empfehlung.
Doch, liebes Mädchen, London ist voll Sünde.
Folg meinem Rat und meide schlechten Umgang.“
In diesem Ton fuhr sie noch etwas fort
Und ich war glücklich, eine ehrenwerte
Und gute Frau gefunden nun zu haben.
Die Alte lächelte mir zu, so dass
In meiner Torheit ich war überzeugt,
Sie gratuliere mir zu meinem Glück,
Doch später ich erfuhr, dass beide Hexen
Vertraute waren, und dass Lady Brown,
Die meine neue Herrin war, den Vorrat
Sich oft aus diesem Magazin ergänzte.
Und Lady Brown war mit mir so zufrieden,
Dass sie aus Angst, ich könne ihr entwischen,
Mich gleich in einen Wagen packte und
Den Koffer aus dem Gasthaus holte und
Dann gradewegs mit mir fuhr in ihr Haus.
Das Äußere der neuen Heimat und
Der köstliche Geschmack, die Sauberkeit
Der Möbel meine Meinung mir bestärkten,
Die ich von meiner neuen Stellung hatte.
Ich hatte keine Zweifel, dass ich jetzt
Und hier in einem tugendhaften Haus war.
Sobald ich installiert war, sagte mir
Die Herrin, dass es ihre Absicht sei,
In familiäre Bindungen mit mir
Zu treten, dass sie mich nicht will als Magd,
Nein, als Gesellschaftsdame, und sie werde
Mir eine wahre Mutter sein, wenn ich
Mich gut verhalte. Ich gab Antwort, kindisch:
„Oh ja, bin Ihre Dienerin, Madame!“
Drauf klingelte Madame. Ein älteres
Und großes Stubenmädchen war erschienen.
„O Martha“, sagte Lady Brown, „ich habe
Dies junge schöne Mädchen aufgenommen,
Auf dass sie meine Wäsche mir besorge.
Du, liebe Martha, zeige ihr ihr Zimmer.
Empfohlen sei sie deiner großen Sorgfalt,
Denn ihr Gesicht gefällt mir ziemlich gut.“
Und Martha, eine schlaue, ungemein
Erfahrene Person, begrüßte mich
Und führte mich nun in den zweiten Stock,
Dort in ein Zimmer an der Hinterseite.
Im Zimmer stand ein schönes breites Bett,
Das sollte ich mit einer Freundin teilen
Von Lady Brown. Und darauf stimmte Martha
Den Lobpreis auf die gute Herrin an,
Der hätte mir die Augen wohl geöffnet,
Wenn ich ein wenig nur erfahren wäre.
Die Glocke klingelte zum zweiten Mal.
Wir stiegen wiederum herab, ich ward
Geführt ins Speisezimmer, wo der Tisch
Gedeckt für drei Personen. Bei der Herrin
Saß ihre Freundin, die den Haushalt führte.
Der Freundin ward nun die Erziehung mein
Ganz anvertraut, zu diesem Zwecke sollte
Ich bei ihr schlafen. Von der Seite Phöbes,
So hieß die Freundin, hatt ich eine neue
Genaue Prüfung zu bestehen und
Das Glück, ihr zu gefallen. Und dann speiste
Ich mit der Herrin und dem Fräulein Phöbe,
Sie waren liebenswürdig und entzückend.
Es ward beschlossen, dass ich auf dem Zimmer
Verbleiben sollte, bis die Kleider fertig,
Die meinem neuen Stande angemessen,
Doch dieses war natürlich nur ein Vorwand.
Es wollte Lady Brown, dass niemand mich
Erblicke, bis sie einen reichen Käufer
Gefunden für mein reinen Jungfernhäutchen,
Denn sie war überzeugt, ich war noch Jungfrau.
Nun, bis zum Abend nichts Besonderes
Geschah. Als wir dann auf das Zimmer gingen
Und Phöbe merkte, dass ich mich genierte,
In ihrer Gegenwart mich auszuziehen,
Da zog sie selbst mir Rock und Brusttuch aus.
Dann schmiegte ich errötend und geniert
Mich in die Kissen. Phöbe folgte mir.
Sie zählte etwa fünfundzwanzig Jahre,
Sah aber aus wie etwa fünfunddreißig.
Ihr langer angestrengter Dienst im Haus
Sie hatte vor den Jahren altern lassen.
Und Phöbe war nun kaum an meiner Seite,
Als sie mich schon unglaublich voller Glut
In ihre Arme schloss. Ich fand die Art
So neu wie komisch, schob sie doch auf reine
Gefühle tiefer Freundschaft, gab ihr treu
Auf ihre Küsse Küsse wieder. So
Ermutigt durch den winzigen Erfolg,
Ließ ihre Hände über die geheimsten
Verborgnen Teile meines Körpers sie
Sehr zärtlich gleiten, ihre lüsternen
Berührungen erregten, überraschten
Mich mehr, als dass sie mich geärgert hätten.
Die Schmeichelei, mit der sie das Liebkosen
Begleitete, gewann nun vollends mich.
Da ich nichts Böses kannte, fürchtete
Ich nichts, dazu bewies sie mir genau,
Dass sie ein Weib war. Ihre schlappen Brüste
Ließ sie betasten mich, die hingen ihr
Bis auf den Bauch, und ihre Größe reichte,
Das weibliche Geschlecht zu offenbaren,
Besonders mir, die kannte ja kein andres.
Ich war geduldig bei den Liebesspielen,
Die mehr und mehr begannen zu erregen
Mein Herz. Ein neues Feuer brannte in
Den Adern mir, mein Busen zitterte,
Die kleinen festen und ganz glatten Hügel,
Die eben ihre Reife erst erlangt,
Sie bebten vor Erregung, als nun Phöbe
Die Hand der zarten Stelle näherte,
Die erst seit wenig Monden zierte seidig
Ein Flaum. Die Finger spielten mit den Härchen
Und zogen sie liebkosend lang. Doch nicht
Zufrieden mit dem Vorspiel, Phöbe griff
Den Hauptpunkt an, indem den Zeigefinger
So tief wie möglich führte sie hinein,
Was ein Verfahren war, das ohne Zweifel
Mich hätte lauthals schreien lassen, wäre
Sie nicht mit solcher Vorsicht vorgegangen.
Die lüsterne Berührung hatte mich
Entflammt, das Leben meines ganzen Körpers
Schien an dem einen Punkt zusamm zu fließen,
Die zarten Lippen sie zusammen drückte,
Bald auseinander schob, mit einem Finger
Dazwischen, bis ein tiefer Seufzer ihr
Gezeigt, dass nun der Höhepunkt erreicht.
Da blieb ich regungslos in ihren Armen
In einer wundervollen Art Erschöpfung,
Die gern ich bis in Ewigkeit verlängert.
Sie rief mit einer glühenden Umarmung:
„Wie reizend bist du doch! Wie selig wird
Der Sterbling sein, der dich zum Weibe macht!
Wie schade, dass ich nicht ein Mannsbild bin!“
Ich war verwirrt und aufgeregt, dass ich
Ohnmächtig wär wahrscheinlich gleich geworden,
Wenn nicht ein Strom von Tränen meine Nerven
Beruhigt hätten mit ein wenig Trost.
Nun, Phöbe hatte allem Anschein nach
Geschmack an der Erziehung junger Mädchen.
Nicht grade, dass sie Männer scheußlich fand,
Doch war sie unersättlich im Humor
Und nahm sich, was der Augenblick ihr bot.
Jetzt schob sie jäh mit einem Ruck die Decke
Ans Ende unsres Bettes, ich befand mich
Ganz nackig ausgesetzt der Gier der Blicke,
Die Kerze hatte brennend sie gelassen.
Ich wurde rot, jedoch, ich muss gestehen,
Nicht schamrot, sondern glühend vor Begierde!
„Nein, nein, mein liebes Täubchen“, sagte sie,
„Du kannst mir soviel Schönheit nicht entziehen!
Ich muss doch meine Augen sättigen
Wie mein Verlangen! Lass mich diesen jungen,
Entzückenden und knospenden, den Busen
Verschlingen mit den Augen und ihn küssen!
O Himmel, wundervoll die weiße Haut!
Und welche schlanken Hüften! Welch ein Flaum!
Oh lass mich sehen diese süße Öffnung!
Ah mir! Das ist zu viel! Du musst nun selbst...“
Hier nahm sie meine Hand und führte sie
An einen Ort, den man sich denken kann.
Ach, wie verschieden doch die selbe Sache
Beschaffen! Denn harter dicker Bart
Bedeckte hier der großen Höhle Öffnung.
Ich glaubte, dass da meine Hand verschwindet.
Indessen machte sie sich selbst die rechten
Bewegungen, beruhigte sich langsam.
Sie seufzte tief. Ich fühlte an den Fingern
Bald klebrig eine Flüssigkeit, der Grund
Ward mir erst später klar. Und Phöbe sank
Beruhigt auf das Bett, die Kerze löschend
Und zog die Decke an dem Leib hinauf.
In dieser Nacht erfuhr zum ersten Mal
Der Wollust Wonnen ich und lernte auch,
Dass die Gesellschaft eines schlechten Weibes
Nicht weniger gefährlich für die Unschuld
Als die Verführung eines geilen Mannes.