von Torsten Schwanke
(Bruchstück geblieben)
JOH EV 1
1 Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott. 2 Von Anfang an war es bei Gott. 3 Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht. 4 In ihm war Leben, und dieses Leben war Licht für die Menschen. 5 Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. 6 Da trat ein Mensch auf. Er war von Gott gesandt und hieß Johannes. 7 Er kam, um als Zeuge auf das Licht hinzuweisen. Alle sollten durch ihn daran glauben. 8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur darauf hinweisen. 9 Der, auf den er hinwies, war das wahre Licht, das in die Welt kommen und jeden Menschen erleuchten sollte. 10 Der kam in die Welt, die ja durch ihn entstand, doch die Menschen erkannten ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum, aber sein eigenes Volk nahm ihn nicht an. 12 Doch allen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. 13 Sie wurden das nicht aufgrund natürlicher Abstammung, durch menschliches Wollen oder den Entschluss eines Mannes, sondern durch eine Geburt aus Gott. 14 Er, das Wort, wurde Mensch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit wie sie nur der Eine und Einzige vom Vater hat, erfüllt mit Gnade und Wahrheit. 15 Johannes trat als Zeuge für ihn auf. "Der ist es!", rief er. "Von ihm habe ich gesagt: 'Nach mir kommt einer, der weit über mir steht!', denn er war eher da als ich." 16 Und aus seinem Überfluss haben wir alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade. 17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, aber durch Jesus Christus kamen Gnade und Wahrheit in die Welt. 18 Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat ihn uns bekannt gemacht.
Wir sehen hier Jesus als das Wort, das Leben und das Licht. Darüber lasst uns einmal nachdenken.
JESUS DAS WORT GOTTES. Was ist das Wort Gottes? Ist das nicht die Bibel? Ist die Bibel denn gleich göttlich wie Jesus? Nein, die Bibel bezeugt das Wort Gottes, nämlich Jesus, und zwar nicht nur im Neuen Testament, auch das Alte Testament bezeugt Jesus, das Wort Gottes.
Ist das Christentum eine Buch-Religion? Einige machen aus dem Christentum eine Buchreligion, für die scheint es den lebendigen Jesus heute nicht zu geben, sondern nur das Buch, das sie ganz buchstäblich interpretieren. Das Judentum ist eine Buch-Religion, im Judentum ist die Torah (das Alte Testament) das Wort Gottes. Auch der Islam ist eine Buch-Religion. Das Wort Gottes (Allah) ist der Koran. Aber im Christentum ist das Wort Gottes NICHT ein Buch, sondern eine PERSON: Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Mensch geworden ist, der auferstanden und heute mitten unter uns lebendig ist.
Was bedeutet das, dass Jesus hier das WORT Gottes (des Vaters) genannt wird? Das kann man deuten im Sinne des jüdischen Denkens im Alten Testament, aber auch im Sinne der griechischen Philosophie. Denn Johannes nennt Jesus den LOGOS, und damit nahm er einen zentralen Begriff der griechischen Philosophie auf. Die Züricher Bibel der reformierten Kirche lässt das Wort Logos unübersetzt. Die feministische Bibel in gerechter Sprache übersetzt mit Weisheit. Alle andern deutschen Bibeln übersetzen mit Wort. Die chinesische Bibel übersetzt mit Tao. Tao ist in der chinesischen Philosophie des Altertums der Zentral-Begriff. Auch Tao ist eigentlich unübersetzbar. Einige übersetzen es mit „Weg“, andere mit „Sinn“. Logos bedeutet auch nicht nur Wort, sondern auch Sinn oder auch Vernunft. Jesus ist als Logos also der „Weg“ (den wir gehen müssen, um in den Himmel zu kommen), Jesus ist „der Sinn“ (unseres Lebens), Jesus ist die „göttliche Vernunft“, die Schöpferin des Weltalls. Aber was bedeutet nun „Wort“? Auf lateinisch heißt es „verb“, zu deutsch: „Tu-Wort“.
Im Judentum verweist das Wort darauf hin, dass das Innere des unergründlichen und verborgenen Vaters durch des Vaters Wort ausgesprochen und offenbart wird. So wie die geheimen Gedanken eines Menschen uns erst bekannt werden, wenn er sie ausspricht. In Jesus, dem Wort, spricht sich der Vater aus und gibt sein Geheimnis preis und gewährt uns einen Einblick in sein Herz. Und das ist ja das Christentum: Willst du wissen, wie Gott ist, dann schau dir Jesus von Nazareth an, wie er gelebt hat, wie er gehandelt hat, wie er gesprochen hat. Jesus von Nazareth, das Mensch-gewordene Wort Gottes, ist die Offenbarung des Herzens des Vaters. (In der Gnosis des Altertums wurde dem höchsten Gott, dem Vater, eine Partnerin zugesellt, die nannten sie DIE MUTTER DES SCHWEIGENS. Ich finde den Ausdruck sehr schön. Man kann sagen: Der Vater des Schweigens spricht sich in Jesus aus. Und stille Wasser sind tief…)
Das jüdische Denken denkt beim Wort Gottes auch an das Schöpferische Wort. In der Antike gab es verschiedene Schöpfungsmythen. Die Griechen erzählten, die Göttin der Nacht tanzte und wurde vom Wind geschwängert und gebar das Welt-Ei, aus dem Alles geworden ist. Die Babylonier erzählten, dass es die Göttin Tiamat gab, die Wassergöttin, und der Himmelsgott Marduk tötete diese Tiamat mit einem Speer, und aus ihrem Leichnam schuf er das Weltall. Die Ägypter erzählten, dass der einzige Gott Aton masturbierte, und aus seinem Samen wurde die Welt. Die Juden dagegen erzählen, dass Gott durch sein Wort schuf. Es heißt im ersten Schöpfungsbericht sechsmal (entsprechend der Sechstagewoche) „Gott sprach – und es ward“. Gott schafft das Universum durch sein Sprechen, durch sein Wort. Und dieses Schöpferische Wort ist in Jesus Mensch geworden.
Was bedeutet nun der Logos in der griechischen Philosophie? Die griechische Philosophie war Natur-Philosophie. Man sagt, die Griechen dachten über die Natur nach, das Mittelalter dachte über Gott nach, und die Neuzeit (ab dem 16. Jahrhundert) denkt über den Menschen nach. Die Griechen hatten ja in Sokrates einen so berühmten Philosophen, dass sogar im 21. Jahrhundert noch Hunde auf seinen Namen getauft werden. Aber es gab auch vor Sokrates Natur-Philosophen, die nennt man dann alle zusammen „Vor-Sokratiker“. Und vielleicht der größte von ihnen war Heraklit. Er stammte aus Ephesos (heutige Türkei) und legte sein philosophisches Werk in den Tempel der Göttin Artemis von Ephesos. (Paulus hatte später mit dieser Dame zu tun.) Nun sah Heraklit, dass in der Natur alles dem Wandel unterworfen ist: Auf den Frühling folgt der Winter, auf den Tag die Nacht, die Ströme sind immer in Bewegung, Menschen werden geboren und sterben. Da frage er sich, ob in all dem Werden-und-Vergehen doch etwas Ewiges sei? Das nannte er LOGOS. Und dieser Logos sei auch die Seele der Seele des Menschen. Der Mensch muss in sein Inneres gehen, dann findet er den Logos tief in seinem Herzen. Und Johannes sagt nun: Und dieser Logos ist ein historischer Mensch geworden in Jesus von Nazareth. (Hab ich mich verständlich ausgedrückt?)
JESUS DAS LICHT DER WELT.
Jesus ist das Licht, das alle erleuchtet. Dagegen ist Buddha nur der Erleuchtete. Gautama war ein Prinz, der dem Leiden und dem Tod begegnete und eine Antwort auf die Frage suchte, wie der Mensch erlöst werden kann. Er meditierte jahrelang unter einem Feigenbaum, bis ihm die Erleuchtung kam. Seitdem nennt man ihn Buddha, den Erleuchteten. Seine Erleuchtung war, dass das Leben Leiden ist, und damit das Leiden aufhört, muss der Drang zu leben ausgelöscht werden, der Mensch muss leer werden, das Ziel ist das Nirwana, der Zustand des Ungewordenseins. Jesus von Nazareth dagegen war nicht ein besonders erleuchteter Mensch, Philosoph oder Religionsstifter, sondern er ist Gott, das Licht, das die Menschen erleuchtet. Buddha ist von der Erde, Jesus ist vom Himmel. Buddha ist nur ein Mensch, Jesus ist Gott, der Mensch geworden ist. Wem also sollte man folgen?
Jesus ist das Licht, das uns erleuchtet. Seid ihr Erleuchtete? Hat Jesus euch schon erleuchtet? Habt ihr schon einmal eine Predigt über die Erleuchtung gehört? Ich kenne den Begriff Erleuchtung im Christentum in zweifacher Bedeutung. 1. Man hat in der Urkirche die TAUFE ERLEUCHTUNG genannt. Das ist natürlich für Pietisten und Wiedertäufer schwer zu akzeptieren, die in der Taufe nicht das Heilshandeln Gottes sehen, sondern nur ein menschliches Bekenntnis. 2. Die spirituellen Meister des Christentums sagen, dass der geistliche Lebensweg mit Jesus in drei Stufen abläuft. Die erste Stufe ist die Bekehrung (dem stimmt der Pietist sicher zu), die zweite Stufe ist die Reinigung (mit Schmerzen verbunden), die dritte Stufe ist die Erleuchtung – die Gabe der göttlichen Weisheit oder die Erfüllung mit dem Heiligen Geist oder die Geburt Christi im Herzen…
Jesus ist das Licht. Man kann von vier Lichtern sprechen, die Gott uns gibt oder geben möchte. 1. Das Licht der Natur, die Sonne, der Mond, die Sterne, das Feuer, die Kerzen, ja, und die Elektrizität. 2. Das Licht der Vernunft. Luther nannte zwar die Vernunft eine Hure, aber die Lehre des Christentums ist eigentlich, dass die Vernunft sehr wohl in der Lage ist, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Wer die Vernunft neben dem Glauben ablehnt, wird zum engstirnigen Fundamentalisten oder gar zum gefährlichen Fanatiker. Wer dagegen nichts anderes als die Vernunft anerkennt, wird zum Atheisten. Darum brauchen wir 3. das Licht des Glaubens. Glaube im christlichen Sinn hat eine doppelte Bedeutung, zum einen ist es ein persönliches (kindliches) Vertrauen auf Jesus und zum andern ist es die Gehorsame Annahme der ganzen von Gott geoffenbarten Wahrheit. Das führt uns dann 4. zum Licht der Herrlichkeit oder Glorie. Gott „wohnt in einem unzugänglichen Licht“, und in dieses Licht der Glorie sollen wir eines Tages aufgenommen werden, dann werden wir Gott erkennen, wie er ist.
JESUS IST DAS LEBEN.
Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Im Griechischen gibt es zwei Worte für Leben: Bios (Biologie) bedeutet das körperliche, natürliche Leben. Zoe bedeutet das innere, spirituelle Leben. Jesus ist Zoe. Jesus möchte in unserem Inneren leben. Paulus sagte: Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Jesus ist das ewige Leben. Das ewige Leben beginnt schon auf Erden und wird in der Ewigkeit vollendet. Jesus sagt: Das ist das ewige Leben, dass sie Gott erkennen und Mich, den Gott gesandt hat. Jesus in unserer Seele ist unser ewiges Leben, das vom biologischen Tod nicht vernichtet werden kann.
WIEDERGEBURT
Johannes sagt: Wer Jesus in sich aufnimmt, der wird zum Kind Gottes, von Gott geboren. Der natürliche Mensch wird von seiner Mutter geboren. Das Kind Gottes wird von Gott geboren. Darum nennen sich die Evangelikalen „wiedergeborene Christen“. Wie wird man zum Kind Gottes? Was ist die Wiedergeburt? Natürlich ist die Wiedergeburt, von der Jesus spricht, nicht die Idee der Reinkarnation, dass die Seele mehrmals auf Erden in verschiedenen Körpern lebt. Jesus sprach mit Nikodemus über die Wiedergeburt: Es sei denn, dass einer wiedergeboren wird aus Wasser und Geist, sonst kann er nicht in das Himmelreich kommen. - Diese Wiedergeburt wird in der Christenheit unterschiedlich verstanden. Die „wiedergeborenen“ Evangelikalen meinen damit ein persönliches Bekehrungserlebnis. Und die Pietisten, die von Kindheit an im Christentum erzogen worden sind, bereuen es fast, dass sie nicht so ein „Bekehrungserlebnis“ hatten, dass sie vom Saulus in einen Paulus verwandelte. Ein Evangelikaler nannte mir das genaue Datum seiner Bekehrung und nannte es seinen „zweiten Geburtstag“. Als ich ihn nach dem Tg seiner Taufe fragte, konnte er mir keine Antwort geben. Es ist nämlich der katholische Begriff der Wiedergeburt: die Taufe. Die Taufe (wiedergeboren „aus Wasser und Geist“ sagt Jesus) wird in der katholischen Kirche auch „Bad der Wiedergeburt“ genannt. Durch die Taufe wird der Mensch von Gott geboren als Kind Gottes, wird aufgenommen in den mystischen Leib Christi (die Kirche), und in der Taufe wird die Gnade Gottes in die Seele des Täuflings gegossen, das heiß, das göttliche Leben der Dreieinigkeit zieht in das Herz des Menschen ein. - Diese beiden Positionen lassen wir bis auf weiteres neben einander stehen.
JOH EV 2
Gebet:
Vater im Himmel! Wir erwarten in der Betrachtung des Evangeliums von der Hochzeit zu Kana einige Worte über die Jungfrau Maria zu hören. Wir Protestanten finden, dass die Katholiken übertreiben in ihrer Verehrung Marias. Aber da der Heilige Geist als Autor des Evangeliums auch ab und an Maria erwähnt, hilf uns bitte, Vater, dass wir die gezückten Dolche niederlegen und unvoreingenommenen Geistes ohne Scheuklappen bereit sind, die Deutung des Evangeliums zu hören. In Jesu Namen, des einzigen Retters und Mittlers der Menschheit. Amen.
Das erste Wunder: 600 Liter Wein
1 Zwei Tage später begann in Kana, in Galiläa, eine Hochzeitsfeier. Die Mutter von Jesus nahm daran teil. 2 Aber auch Jesus wurde mit seinen Jüngern noch dazu eingeladen. 3 Als dann der Wein ausging, sagte seine Mutter zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr!" 4 "Frau, in was für eine Sache willst du mich da hineinziehen?", entgegnete Jesus. "Meine Zeit ist noch nicht gekommen." 5 Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: "Tut alles, was er euch aufträgt." 6 In der Nähe standen sechs Wasserkrüge aus Stein, wie sie von den Juden für zeremonielle Waschungen benötigt wurden. Jeder von ihnen fasste etwa 100 Liter. 7 Jesus sagte zu den Dienern: "Füllt die Krüge mit Wasser!" Sie füllten die Gefäße bis zum Rand. 8 Dann befahl er ihnen: "Nun schöpft etwas und bringt es dem Küchenchef." Das machten sie. 9 Als der von dem zu Wein gewordenen Wasser gekostet hatte, rief er den Bräutigam. Er wusste ja nicht, woher der Wein kam. Nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten davon. 10 Er sagte zu ihm: "Jeder bringt doch zunächst den guten Wein auf den Tisch und setzt erst dann den weniger guten vor, wenn die Gäste schon betrunken sind. Aber du hast den guten Wein bis jetzt aufgehoben." 11 Dieses Wunderzeichen in Kana in Galiläa war das erste, das Jesus tat. Damit offenbarte er seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. 12 Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinunter. Seine Angehörigen blieben aber nur wenige Tage dort.
Torsten:
Bitte rechne mir doch aus: Wenn Jesus 600 Liter Wein macht,
wie viel Flaschen (0,75 l) sind das, und wenn es die Sorte Saint Pétrus war, was kostet das ganze?
Marco:
Das wären 800 Flaschen. Chateau Pétrus 2017 wird zurzeit für etwa 2.800 EUR pro Flasche gehandelt (die Preise variieren stark zwischen den Jahrgängen), das wären dann 2,24 Mio €.
Torsten:
Dann schätze mir bitte, wie lange eine FCG-Hochzeitsfeier damit versorgt werden könnte, etwa wenn der Evangelist Markus die Jüngerin Susanna heiratet, und die ganze Gemeinde feiert, etwa eine Woche lang.
Marco:
Wenn wir von 100 Gästen ausgehen und jeder Gast pro Abend eine halbe Flasche leer macht, was ja eher konservativ geschätzt wäre, reicht der Wein für 16 Tage.
Nun, es geht Jesus nicht darum, dass wir alle zu Säufern werden. Johannes nennt es ein „Zeichen“. Die Fülle an Wein war ein Zeichen, dass Jesus der Messias ist. Die Juden sagten nämlich: Wenn der Messias kommt, dann gibt es Weintrauben, die so groß sind, dass zwölf Männer sie nicht tragen können. Die Griechen sprachen von ihrem Gott des Weines, Dionysos, sie ehrten ihn als Kummerbrecher und Freudenbringer, und in den Mysterienfeiern aßen sie das Fleisch des zerrissenen Dionysos und tranken sein Blut, und sie sagten, dass er auferstehen und wiederkommen werde.
Das Wasser steht für den nüchternen Alltag, die triste Freudlosigkeit, das Abmühen um das Lebensnotwendige. Der Wein steht für Festfreude. Das (ewige) Leben soll zum Fest werden.
Ist euch aufgefallen, dass die Hochzeitsleute nicht namentlich erwähnt werden? (Nun, ich behaupte steif und fest, dass es die Hochzeit des Evangelisten Markus und der Jesus-Jüngerin Susanna war…) Scherz beiseite. Die Hauptpersonen sind hier Jesus und Maria. Maria ist hier ein Symbol der Kirche, der Braut Christi, und Jesus ist der der Bräutigam. (Übrigens gibt es ein Gemälde der Hochzeit von Kana, da stehen Jesus und Maria da. Maria zu Füßen liegt Jesu Hund, und Jesus zu Füßen liegt Marias Katze...)
Nun zu Vers 4: 4 "Frau, in was für eine Sache willst du mich da hineinziehen?", entgegnete Jesus.
Ich habe diesen Vers intensiv studiert. Ich muss euch enttäuschen: Das, was hier der Übersetzer schreibt, hat er sich selbst ausgedacht. Wie übersetzt Luther? „Weib, was hab ich mit dir zu schaffen?2 Redet so ein Mann mit seiner Mutter? Ein Pfingstler-Therapeut machte daraus sogar eine Therapie, dass solle der Patient zu seiner Mutter sagen. Wieder muss ich euch enttäuschen, das hat sich Luther ausgedacht. Und die für ihre <wort-Treue berühmte Elberfelder? Übernimmt wortwörtlich Luther und kümmert sich nicht um den Urtext. Machen es die Katholiken besser? Die Einheitsübersetzung schreibt: „Frau, was willst du von mir?“ Ist schon charmanter, ist aber auch nicht richtig. Ja, zum Teufel, was ist denn richtig? Die Züricher Bibel der reformierten Kirche übersetzt recht gut: „Was hat das mit dir und mir zu tun, Frau?“ Aber als echte protestantische Marienverächter schreiben sie in einer Fußnote: „Oder: Weib, was hab ich mit dir zu schaffen!“ Langsam werde ich wütend! Ich schaue in die (protestantische Interlinearübersetzung, also exakt Wort für Wort: „Frau, was ist das dir und mir?“ Sehr gut! Aber wieder bricht der protestantische Widerwille gegen Maria durch und sie schreiben in Klammern: „Weib, was hab ich mit dir zu schaffen!“ Ihr reizt mich bis aufs Blut! Ich versuche es zuletzt mit dem Münchener Neuen Testament. Das stammt von einem katholischen Theologie-Professoren und seinen Schülern und übersetzt hundertprozentig exakt, ohne Rücksicht auf deutsche Grammatik: „Frau, was ist das dir und mir!“ Und das ist die richtige Übersetzung.
FRAU, WAS IST DAS DIR UND MIR?
Frage: Warum nennt Jesus seine Mutter Maria „Frau“ und nicht Mutter? Er sagte nicht, wie es bei Luther klingt, abfällig „Weib“. Nein, Jesus denkt biblisch. Und Jesus ehrt die Frauen. Und nun darf ich euch darauf hinweisen, dass sowohl im ersten Buch der Bibel die Mutter des Messias „Frau“ genannt wird (im Buch Genesis oder 1 Mose), als auch im letzten Buch der Bibel (Offenbarung), und dass Jesus am Kreuz die Mutter des Messias wieder „Frau“ nennt. Mehr darf ich euch darüber nicht sagen, um die Pietisten nicht zu reizen.
1. Buch Mose, Kapitel 3
14 Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang. 15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der FRAU und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Johannes Evangelium, Kapitel 19
25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: FRAU, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Offenbarung, Kapitel 12
1 Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine FRAU, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt. 3 Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen, 4 und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die FRAU, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße. 5 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.
Wenn Jesus also sagt: Was ist das dir und mir, Frau? Dann kann man sagen: Was hat das Bedürfnis der Menschen nach wein mit unserer gemeinsamen Sache zu tun? Und was ist die gemeinsame Sache Jesu und Mariens? Maria sagte zum Erzengel Gabriel, als er ihr die Verkündigung der Geburt Jesu brachte: MIR GESCHEHE NACH DEINEM WORT. Also, was will Maria? Gottes Willen tun! Und was sagt Jesus vor seiner Kreuzigung im Garten Gethsemane? VATER, NICHT MEIN WILLE, SONDERN DEIN WILLE GESCHEHE! Und was sagt Jesus im Hebräer-Brief? ICH BIN GEKOMMEN, UM DEINEN WILLEN ZU TUN! Und das ist Jesu und Mariens Lebensmotto: Dein Wille geschehe, Vater! Und das soll auch unser Motto sein. Und wir beten doch im Vaterunser (wenn wir es denn überhaupt beten): Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden! Aber meistens machen wir Christen das so: Wir fragen Gott nicht, was er von uns will, sondern wir tun das, was wir für uns wollen. Und wenn uns jemand nach dem Sinn unserer eigensüchtigen Wünsche fragt, suchen wir solange in der Bibel und verdrehen das Wort Gottes so, bis es wie ein Absegnen unserer Leidenschaften klingt.
Wir sehen auch die Art der Fürbitte Marias, und das soll uns auch lehren, wie wir für andere beten sollen. Denn Maria sieht einfach ganz aufmerksam und feinfühlig wie eine heilige Frau die Not der Menschen. Und dann sagt sie Jesus einfach das Problem: Sie haben keinen Wein mehr (sie haben keine Freude mehr), aber sie macht dem Herrn nicht im Geringsten Vorschläge oder Vorschriften, was er wann und wie zu tun hat, wie wir ja oft beten. Und dann vertraut sie einfach, dass Jesus sie erhört, und sagt den Leuten einfach: Was er euch sagt, das tut.
Jesus und Maria wollen also den Willen Gottes tun, und wir hoffentlich auch. Was ist aber der Wille Gottes? Tut Gott einfach was er will, ohne Rücksicht auf Verluste? Ist Gott ein Willkürherrscher, der seinen Launen folgt? Die Theologen sagen: Gott Vater ist eine göttliche Person und besitzt wie jede Person die Vernunft und den freien Willen. Gottes Vernunft ist seine Weisheit, und Gottes Wille ist seine Liebe. Das merkt euch: Gottes Wille ist die Liebe! Gott will, dass alle Menschen gerettet werden! Gottes Wille ist der Universale, Allumfassende Heils-Wille! In einem Spielfilm über Luther sah man den bärtigen Luther auf der Wartburg die Bibel übersetzen und er sagte zu einem Besucher: „Wie soll ich Gottes WILLEN übersetzen? Im Deutschen klingt Wille nach Willkür, Macht, Gewalt und Autorität. Im Hebräischen aber klingt Gottes Wille nach Gottes Verlangen, Gottes Begehren, Gottes leidenschaftlicher Liebe!“
Kann denn der Wille Gottes geändert werden? Die Christen sagen doch oft: Gott hat einen Plan für dein Leben. Steht denn dieser Plan unabänderlich fest? Kann man ihn etwa nur erfüllen oder total verfehlen? Und wenn eh der Wille Gottes geschehen soll, warum bitten wir dann für uns und andere? Nun, im Christentum ist es anders als im Islam. Im Islam herrscht Allah wie ein Willkürherrscher über Sklaven, die einen führt er ins Paradies, die andern führt er ins Höllenfeuer, so wie er will. Sein Wille ist der Wille eines Tyrannen oder Diktators, man kann sich ihm nur unterwerfen. Alles ist Gottes Wille, alles ist SCHICKSAL. Der Islam ist Fatalismus (Fata heißt Schicksal). Wenn einer verarmt, gibt es im Islam keine Caritas oder Diakonie, denn sein Elend ist Gottes Wille, ist Schicksal. Im Koran sagt Mohammed: Vor Allah dem Richter gilt KEINE Fürsprache! - - Der Gott der Bibel WILL aber, dass wir ihn um alles bitten! Er ist ein liebevoller Vater, er lässt sich das Herz rühren, er ändert seine Wege. Der große mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin sagte: Gott erhört Gebet, denn er will seine Kinder zu MIT-AUTOREN IHRES SCHICKSALS machen! - - Wenn du also denkst: Ich bitte um nichts, ich bete auch nicht für andere, Gott macht eh was er will – dann bist du ein Moslem, aber kein Christ. - - Seht einmal auf die kleine heilige Sabine von Oldenburg, sie betet für alle, und das, meine Freunde, wird sie auch im Himmel tun!
Inzwischen haben auch die Protestanten das GERÜCHT gehört, dass die Jungfrau Maria (angeblich) erscheint und Botschaften gibt. Ein guter Pietist lehnt das natürlich ohne genauere Untersuchung von vorneherein ab. Ich darf darüber auch nicht sprechen. Nur eins: Maria spricht im Evangelium nicht viel, sie liebt das Schweigen (wie Susanne) und das Zuhören. Sie spricht mit dem Engel, sie singt ihr Lobpreislied, und hier bei der Hochzeit von Kana sagt sie nur einen Satz. Und das ist die „Botschaft der Jungfrau Maria an die Protestanten“: WAS ER EUCH SAGT, DAS TUT!