LUKAS EVANGELIUM KOMMENTAR


von Torsten Schwanke



Einleitung


Die altkirchliche Überlieferung nennt als Verfasser des dritten Evangeliums und der Apostelgeschichte »Lukas, den geliebten Arzt«, der Heidenchrist war und mit Paulus in Verbindung stand. Lukas benutzt das Evangelium des Markus und schöpft aus einer mit Matthäus gemeinsamen Sammlung von Jesusworten; er blickt auf den Untergang Jerusalems (70 n. Chr.) zurück und erwartet die Wiederkunft Christi nicht mehr als unmittelbar bevorstehend. Die Abfassung des Evangeliums (wie der Apostelgeschichte) fällt wohl in die Jahre 80/90. Ob es in Kleinasien oder in Griechenland entstanden ist, lässt sich nicht sicher bestimmen.


Lukas legt seinem Evangelium den Aufbau des Markusevangeliums zugrunde und ordnet seinen übrigen Stoff vor allem in zwei Blöcken in diesen Rahmen ein. Die »kleine Einschaltung« enthält die Bergpredigt-Überlieferung; die »große Einschaltung« hat er zu einem umfänglichen Bericht über die letzte Reise Jesu nach Jerusalem ausgestaltet (»Reisebericht«). Vorangestellt hat er wie Matthäus eine Vorgeschichte über Herkunft und Kindheit des Täufers und Jesu, angeschlossen mehrere Berichte von Erscheinungen des Auferstandenen in und bei Jerusalem.


Lukas will ein Schriftwerk für gebildete Heiden und Heidenchristen schaffen, wie das kunstvoll gestaltete Vorwort zeigt. Darin berichtet er, dass schon viele vor ihm die auf Augenzeugen zurückgehenden Überlieferungen über Jesus zusammengestellt hätten, er also verschiedene schriftliche Vorlagen hatte, und dass er allem genau nachgegangen sei, um die Verkündigung der Kirche historisch und theologisch als zuverlässig zu erweisen.


Lukas verdanken wir verschiedene wertvolle Überlieferungen, die sich in den anderen Evangelien nicht finden, darunter die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter, vom verlorenen Sohn, vom Pharisäer und Zöllner, eine Reihe von urchristlichen Gebeten und Hymnen (Lobgesang Marias, Lobgesang des Zacharias, Lobgesang des Simeon), wichtige Hinweise auf das Verhalten Jesu gegenüber Frauen, Zöllnern und Sündern, auch bedeutsame Einzelzüge des Passionsgeschehens.


Die Sonderüberlieferungen des Lukas stehen im Dienst seiner theologischen Aussagen. Er zeigt in Jesus den Heiland der Verlorenen, der sozial Entrechteten, der Frauen, der Zöllner und Sünder. Jesus offenbarte die Menschenliebe Gottes auf bezwingende Weise. Alle Christen müssen daher ebenso wie Jesus handeln. Wo jemand sich dem Wort Jesu öffnet, wird er zu einem guten und edlen Menschen. Das Leben des Christen hat seine Mitte in der dienenden Liebe, die auch dem Feind und dem Fremden gilt und sich besonders an der Einstellung zu Reichtum und Besitz bewähren muss. Jesus zeigt im Leben und im Sterben, wie sich ein Mensch gut und richtig verhalten soll.


Durch Jesus ist die entscheidende Wende der Heilsgeschichte eingetreten. Jesus, nicht der als Friedensbringer verehrte Kaiser in Rom, ist der wahre Heiland der Welt. Darum verknüpfte Lukas die Geschichte Jesu mit der Weltgeschichte. Der Alte Bund und die Geschichte Israels finden ihre Vollendung in der Kirche Christi, die aus Juden und Heiden besteht.


Mit der Auferstehung Jesu und dem Untergang Jerusalems ist die Epoche der Heidenmission, die Zeit der Sammlung aller Menschen zum einen Volk Gottes angebrochen. Wenn die »Zeit der Heiden« zu Ende ist, wird auch Israel Jesus als Messias anerkennen. Das Christusbild des Lukas und sein Aufruf zu sozialem Verhalten sind bis heute maßgebend für die christliche Vorstellung vom Menschen und vom rechten Verhalten in der Gemeinschaft.



Weihe an Jesus


O mein liebster Jesus, ich weihe mich heute ohne Vorbehalt deinem heiligen Herzen. Dir weihe ich meinen Körper mit all seinen Sinnen, meine Seele mit all ihren Fähigkeiten, mich ganz und gar. Dir weihe ich all meine Gedanken, meine Worte und Werke, all meine Leiden und Mühen, all meine Hoffnung, alle meine Freuden. Ich weihe dir mein armes Herz, damit es dich über alles liebe und in den Flammen deiner Liebe sich gänzlich verzehre. Nimm an, o bester Freund, mein inniges Verlangen, dich zu trösten über all den Unglauben der Sünder und dir für immer anzugehören. Ergreife Besitz von mir in solcher Weise, dass ich keine andere Freiheit mehr habe, als dich zu lieben, kein anderes Leben, als dir zu dienen und in Ewigkeit mit dir zusammen zu sein. Auf dich setze ich mein ganzes unbegrenztes Vertrauen, und von deiner unendlichen Barmherzigkeit erhoffe ich die Verzeihung all meiner Sünden. In deine Hände lege ich all meine Sorgen um mein ewiges Heil. Ich gelobe, dich zu lieben und zu verherrlichen, bis zum letzten Augenblick meines Lebens, und mit dem Beistand deiner Gnade dein Evangelium, soviel ich nur kann, weiter auszubreiten. Verfüge über mich, o göttlicher Meister Jesus, nach deinem Wohlgefallen. Ich verlange keinen anderen Lohn, als deine göttliche Liebe. Verleihe mir die Gnade, dass ich in deinem Herzen meine Heimat finde. In deinem Herzen will ich alle Tage meines Lebens verweilen und dort meinen letzten Atem aushauchen. Mache auch mein Herz zu deiner Wohnung und Ruhestätte, damit wir aufs innigste vereinigt bleiben, bis es mir dereinst vergönnt ist, dich die ganze Ewigkeit hindurch zu loben, zu lieben und zu besitzen und für immer die unendliche Liebe deiner Seele zu preisen. Amen.





LUKAS 1


Ankündigung der Geburt des Herrschers


26 Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel zu einer Jungfrau nach Nazaret schickte, einer Stadt in Galiläa. 27 Die Jungfrau hieß Maria und war mit einem Mann namens Josef, einem Nachfahren des Königs David, verlobt. 28 Der Engel kam zu ihr herein und sagte: "Sei gegrüßt, du mit hoher Gunst Beschenkte! Der Herr ist mit dir!" 29 Maria erschrak, als sie so angesprochen wurde, und überlegte, was der Gruß bedeuten sollte. 30 "Hab keine Angst, Maria!", sagte der Engel. "Gott hat dich mit seiner Gunst beschenkt. 31 Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. 32 Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David weiterführen lassen. 33 Für immer wird er die Nachkommenschaft Jakobs regieren, und seine Herrschaft wird nie mehr zu Ende gehen." 34 "Wie wird das geschehen?", fragte Maria. "Ich erkenne ja keinen Mann." 35 "Der Heilige Geist wird über dich kommen", erwiderte der Engel, "die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Sohn Gottes genannt werden. 36 Sieh doch, auch deine Verwandte Elisabeth ist noch in ihrem Alter schwanger geworden und erwartet einen Sohn. Von ihr hieß es ja, sie könne keine Kinder bekommen. Und jetzt ist sie schon im sechsten Monat. 37 Für Gott ist nichts unmöglich." 38 Da sagte Maria: "Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort." Darauf verließ sie der Engel.


*


26 Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel zu einer Jungfrau nach Nazaret schickte, einer Stadt in Galiläa.


Elisabeth und der Priester Zacharias sind die Eltern von Johannes, dem späteren Täufer (Johannes Baptista). Elisabeth war mit Maria verwandt, eine Tante, aber Maria war etwa 14 Jahre und Elisabeth war eine reife Frau, aber unfruchtbar. Gott kann auch der Unfruchtbaren ein Kind schenken. Johannes ist sechs Monate älter als Jesus. Jesu Geburt wird am 25. Dezember gefeiert und die Geburt des Johannes wird am 25. Juni gefeiert (Sankt-Johannis-Nacht zur Sommersonnenwende). Gott sandte den Engel. Engel (Angeloi) sind Boten Gottes. Es ist absurd, an Engel zu glauben, aber nicht an Gott. Aber Christen sollen auch auf die Hilfe der Engel vertrauen. Der Engel Gabriel gilt als Erzengel. Er wird auch im Buch Daniel erwähnt. Ein zweiter Erzengel ist Michael, im Buch Daniel und in der Apokalypse erwähnt. Ein dritter Erzengel ist Raphael, im Buch Tobit erwähnt. Die Erzengel sind höhere Chöre als die Schutzengel in der himmlischen Hierarchie. Der Name Gabriel bedeutet: Gottes Kraft oder Gott ist Kraft. Der Name Raphael bedeutet: Gott heilt oder Gott ist dein Arzt. Der Name Michael bedeutet: Wer ist wie Gott! (Niemand ist wie Gott!) Gabriel wird zu einer Jungfrau gesandt. Denn schon Jesaja prophezeite: Eine Jungfrau wird gebären… Moderne Bibel meiden gerne das heute altmodische Wort Jungfrau und schreiben junge Frau. Aber die Bibel verwendet Jungfrau (unberührte Frau, Frau mit intaktem Hymen). Es ist ja gerade die wunderbare Geburt Jesu aus einer Jungfrau, die seine Gottheit bezeugen soll. Maria lebte in Nazareth. Der Name des Dorfes bedeutet „Garten“. Nazareth liegt im Norden Israels, in der Gegend Galiläa am See von Galiläa, wo viele Heiden lebten. Das erfüllt eine alte Prophezeiung: Das heidnische Galiläa sieht ein großes Licht!


27 Die Jungfrau hieß Maria und war mit einem Mann namens Josef, einem Nachfahren des Königs David, verlobt.


Der Name Maria kommt in der Bibel oft vor. Es ist die griechische Form des hebräischen Mirjam. Im Koran ist Maria (Maryam) die einzige Frau, die mit Namen erwähnt wird. Die Bedeutung des Namens Maria bleibt rätselhaft. Vorgeschlagen wird: Tropfen des Meeres, Stern des Meeres, erleuchtetes Meer, Bittere, eliebte, Beleibte, Schöne, erhabene Herrin. Ein Kirchenvater sagte: Der Name Maria ist so geheimnisvoll wie die Jungfrau selbst. Maria war mit Joseph verlobt. Ein hebräisches Verlöbnis war schon ein endgültiger Bund, sie waren einander schon fest versprochen. Aber sie lebten noch nicht in einem gemeinsamen Haus und schliefen nicht miteinander. Der Verlobte baute ein Jahr lang das gemeinsame Haus und holte dann seine Verlobte in sein Haus. Das war dann die Hochzeit, der Beginn der Ehe. Es gibt eine frühchristliche Schrift aus dem 2. Jahrhundert, das „Proto-Evangelium des Jakobus“, des Verwandten des Herrn. In dieser Schrift wird von der Kindheit und Jugend Marias berichtet und der Hochzeit von Josef und Maria. Diese apokryphe Schrift war in der Kirchengeschichte und in der religiösen Malerei sehr einflussreich.


28 Der Engel kam zu ihr herein und sagte: "Sei gegrüßt, du mit hoher Gunst Beschenkte! Der Herr ist mit dir!" 29 Maria erschrak, als sie so angesprochen wurde, und überlegte, was der Gruß bedeuten sollte.


In dieser Übersetzung heißt der Engelsgruß: Sei gegrüßt, du mit hoher Gunst Beschenkte! Wir wollen mit Maria überlegen, was der Gruß des Engels (der ja ein Gruß Gottes ist) bedeuten könnte. Luther übersetzte: Sei gegrüßt, Holdselige! In heutigen Luther-Bibeln und in der Katholischen Einheitsübersetzung steht: Sei gegrüßt, du Begnadete! Die Lateinische Vulgata-Bibel aus dem 4. Jahrhundert übersetzte: Ave Maria, gratia plena. So fängt das berühmte Ave Maria Gebet an. Bach hat das Ave Maria komponiert. Luther sagte: Wer fest im Glauben ist, kann das Ave Maria beten. Ave Maria gratia plena heißt: Sei gegrüßüt, du bist voll der Gnade! Das Original ist ja griechisch. Da heißt es: Chaire, Kecharitomene! Chaire war der Gruß in Griechenland, wie das Moin bei uns oder das Hallo, Chaire bedeutet wörtlich: Freue dich! Vermutlich hat der Engel aber zu Maria nicht griechisch gesprochen, sondern hebräisch oder aramäisch. Er wird sie wohl mit Shalom gegrüßt haben. Schalom heißt: Friede sei mit dir! Peace! Oder auch: Heil! So sagen die Engländer: Hail Mary! Also nicht „Heil Hitler“, sondern „Heil Maria!“ Das Wot Kecharitomene bedeutet mehr als „Begnadete“, es heißt genau: „Du schon immer von der Gnade Gottes ganz erfüllte!“ Papst Benedikt XVI sagte: Kecharitomene hat in etwa die Bedeutung von „Geliebte!“. In der Schwanke-Bibel wird es übersetzt mit „Gottes Favoritin!“


30 "Hab keine Angst, Maria!", sagte der Engel. "Gott hat dich mit seiner Gunst beschenkt. 31 Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. 32 Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David weiterführen lassen. 33 Für immer wird er die Nachkommenschaft Jakobs regieren, und seine Herrschaft wird nie mehr zu Ende gehen."


Maria soll den Sohn Jesus nennen. Der Name ist Programm. Nomen est Omen. Jesus ist die griechische Form des hebräischen Jeschua. Jeschua ist die Kurzform von Jehoschua. Jeho-schuha bedeutet: Gott Jehu (Jahwe oder Jehova, geht beides) hilft oder rettet oder erlöst (schua). Als das Evangelium nach Germanien kam, übersetzte man den Namen Jesus mit Heliand – Heiland – das heißt Heilsbringer oder Retter. Schon im 9. Jahrhundert schrieb ein sächsischer Dichter ein Heldenepos in Versen namens Der Heliand. Das ist ein kostbares Erbe der vaterländischen Dichtkunst, ja, der Weltliteratur. Aber Heiland wirkt heute mehr und mehr unmodern. Man sagt lieber in neudeutsch Dschieses! Dieser Sohn Mariens soll den Thron Gottes besteigen. Maria war ja aus dem Geschlecht Davids, und Josef auch. Sohn Davids wird Jesus oft im Evangelium genannt. Die Juden erwarteten einen Nachkommen Davids, der wieder so herrlich und mächtig wie König David sein wird. Sohn Davids heißt: Jesus ist der versprochene und erwartete Messias. Er ist der neue König David, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Der Engel sagt zu Maria, dass Jesus der Sohn des Höchsten ist. Wir haben also schon mit Maria gelernt, dass Jesus der Retter ist, der Messias (Christus) und der Sohn Gottes und dass seine Herrschaft kein Ende haben wird. Er ist der König des Himmels und der Erde, oder, wie er in der Apokalypse heißt, der König der Könige. So sagten die Christen im alten Rom: Wir glauben nicht an Cäsar, sondern an den König Jesus. So sagte ein österreichischer Bischof: Nicht Hitler, sondern Christus ist unser Führer!


34 "Wie wird das geschehen?", fragte Maria. "Ich erkenne ja keinen Mann."


Über diese Frage Mariens streiten sich die modernen Theologen. Warum wundert sich Maria, dass sie Mutter des Sohnes Gottes werden soll, da sie ja schon mit Josef verlobt ist, man könnte denken: In einem halben Jahr heiraten sie und kriegen auf natürliche Weise durch die sexuelle Vereinigung ein Kind. Die Kirchenväter legen diese Stelle so aus, dass Maria wahrscheinlich ein Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt hatte. Solch ein Gelübde einer Jungfrau wird in den Moses-Büchern geregelt, da es heißt, wenn sie ein Mann in sein Haus nimmt und er stimmt freiwillig ihrem Gelübde der Jungfräulichkeit zu, dann hat dieses Gelübde Gültigkeit. Dann macht Marias Frage Sinn: Wie soll ich denn Mutter Jesu werden, wo ich doch ein vor Gott gültiges Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt habe? Moderne Theologen wollen allerdings von dieser Deutung der Kirchenväter nichts wissen. Im vierten Jahrhundert hat die christliche Kirche ihren Glauben an Marias immerwährende Jungfräulichkeit feierlich definiert. Dieses Dogma wurde auch von Luther, Calvin und Zwingli geglaubt. Heutige Protestanten glauben mehrheitlich nicht mehr daran. Nun, wir leben in einem freien Land.


35 "Der Heilige Geist wird über dich kommen", erwiderte der Engel, "die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.


Wir sehen hier, wie sich zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Gott als die heiligste Dreieinigkeit offenbart, und zwar im Gespräch mit Maria. Da ist der Höchste (der Vater Jahwe), da ist der Sohn Gottes (Jesus) und da ist der Heilige Geist (die Kraft). Gott ist dreifaltig-einer: Ein Gott in drei Personen, Vater und Sohn und Heiliger Geist. Maria ist Tochter des Vaters, Mutter des Sohnes und sozusagen Braut des Heiligen Geistes, denn der Heilige Geist kommt über sie und die Kraft des Höchsten überschattet sie und so wird vom Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau der Mensch Jesus gezeugt. Der merkwürdige Ausdruck „die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ ist eine Anspielung aufs Alte Testament. Als die Stiftshütte (das Offenbarungszelt) fertig erstellt war, ließ sich die Herrlichkeit des Herrn wie eine Wolke auf das Offenbarungszelt nieder, überschattete das Heiligtum. Als Salomo den Tempel fertig gebaut hatte, überschattete die Wolke der Herrlichkeit den Tempel und das Allerheiligste. Genauso überschatte der Heilige Geist die Jungfrau Maria. Darum kann man Maria auch Tempel des Heiligen Geistes nennen.


36 Sieh doch, auch deine Verwandte Elisabeth ist noch in ihrem Alter schwanger geworden und erwartet einen Sohn. Von ihr hieß es ja, sie könne keine Kinder bekommen. Und jetzt ist sie schon im sechsten Monat. 37 Für Gott ist nichts unmöglich." 38 Da sagte Maria: "Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort." Darauf verließ sie der Engel.


Der Engel (und Gott) nimmt Rücksicht auf Marias Gelübde, eine Gott-geweihte Jungfrau zu sein und zu bleiben. So wie Gott auch einer Unfruchtbaren ein Kind schenken kann, so kann Gott auch einer Jungfrau ohne Samen eines Mannes ein Kind schenken. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Nun stimmt Maria dem Plan Gottes zu: Ich bin die Magd Gottes des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. Sie willigt ein, die jungfräuliche Mutter des Gottessohnes zu werden. Gott vergewaltigt Maria nicht, er zwingt ihr seinen Plan nicht auf, sondern er fragt wie ein Gentleman nach ihrer Zustimmung und Einwilligung. Was wäre, wenn Maria Nein gesagt hätte? Ihrem Ja-Wort zu Gott haben wir unsern Herrn Jesus von Nazareth zu verdanken. Sagen wir auch Ja zu Gott: Ich bin dein Knecht, Herr, ich bin deine Dienerin, Gott, dein Wille geschehe auch in meinem Leben! Am Anfang des Alten Testaments steht der Dialog zwischen Eva und Luzifer, und Eva hört auf Luzifer und sagt Nein zu Gottes Gebot, und so kam der Tod in die Welt. Am Anfang des Neuen Testaments steht der Dialog Marias mit dem Engel Gabriel, Maria hört auf den Engel, sagt Ja zu Gottes Plan, und so kam das Heil und das ewige Leben in die Welt, nämlich Jesus.


*


Maria besucht Elisabeth


39 Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa. So schnell wie möglich wollte sie in die Stadt kommen, 40 in der Zacharias wohnte. Als sie das Haus betrat und Elisabeth begrüßte, 41 hüpfte das Kind in Elisabeths Leib. In diesem Augenblick wurde Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut: "Dich hat Gott mehr gesegnet als alle Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! 43 Welche Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht! 44 Als ich deinen Gruß vernahm, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen."


39 Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa. So schnell wie möglich wollte sie in die Stadt kommen, 40 in der Zacharias wohnte.


Maria eilt zu Elisabeth. Der Engel hatte ja auf Elisabeth hingewiesen. Maria trägt Christus im Schoß (unterm Herzen, wie man früher sagte) und bringt nun Christus zu Elisabeth. Nehmen wir uns Maria einmal zum Vorbild. Der heilige augustinus sagte: Bevor Maria im Schoß empfangen hat, hat sie Jesus mit dem Ohr empfangen. - Denn sie hörte die Verkündigung. Auch wir hören die Verkündigung (von unsern Eltern, von andern Christen, in der Kirche, in der Bibel) und so „empfangen wir Christus mit dem Ohr“. Auch wir haben Jesus in uns, wir „tragen ihn unter dem Herzen“. Auch in uns soll Christus immer größer werden, immer mehr Raum einnehmen, wie in den neun Monaten der Schwangerschaft Marias. Und wir Maria den Herrn zu Elisabeth getragen, und zwar eilig, so solle auch wir den „Christus in uns“ „eilig“ zu denen bringen, die ihn brauchen.


Als sie das Haus betrat und Elisabeth begrüßte, 41 hüpfte das Kind in Elisabeths Leib. In diesem Augenblick wurde Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt


Hier begegnen sich zwei heilige Frauen, beide schwanger mit heiligen Kindern, die eine sehr jung, die andere schon alt. Maria „grüßt“ Elisabeth. Wenn der Bayer sagt „grüß Gott“, dann bedeutet das „es grüße dich Gott, es segne dich Gott“, denn „grüßen“ hat ursprünglich die Bedeutung von „segnen“. Das merkt man noch beim altdeutschen Gruß Heil! Oder beim modernen Peace! Oder Schalom! Oder Salam! Oder Moin Moin, das heißt: Ich wünsche dir einen schönen Tag. In dem Sinne grüßt, also segnet Maria die alte Elisabeth. Sie segnet sie mit der Gegenwart des Herrn in ihr. Maria bringt den Segen Christi zu ihr.

Da hüfte das Kind in Elisabeths Leib. In der Schwanke-Bibel heißt es „da tanzte das Baby in ihrem Bauch“. Denn Johannes tanzt wirklich vor Maria und Jesus wie einst David tanzte vor der Bundeslade mit den Zehn Geboten Gottes. Elisabeth – und Johannes – werden vom Heiligen Geist erfüllt. Sind auch unsere Begegnungen so, dass wir uns gegenseitig grüßen und segnen? Sind auch unsere Begegnungen so, dass der Heilige Geist kommen kann? Ist auch in unseren Gemeinden so eine liebevolle Begegnung zwischen alten und jungen Frauen?



42 und rief laut: "Dich hat Gott mehr gesegnet als alle Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! 43 Welche Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht! 44 Als ich deinen Gruß vernahm, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen."


So wie Maria die alte Verwandte Elisabeth gegrüßt und mit Christi Gegenwart gesegnet hat, so segnet nun Elisabeth die junge Maria. Dich hat Gott mehr gesegnet als alle (anderen) Frauen! Ja, Gott liebt alle Frauen, aber nur Eine ist auserwählt, die Mutter seines Sohnes zu sein! Das ist Marias einzigartiges Privileg! Wir alle wollen Jesus im Herzen haben, aber Jesus wollte neun Monate als Embryo und Fötus in Marias Mutterschoß leben. Jesus begann mit dreißig Jahren zu predigen. Drei Jahre hat er seiner öffentlichen Lehrtätigkeit gewidmet, aber vorher lebte er 30 Jahre mit Maria (und Josef) in der Verborgenheit und Geborgenheit einer Familie. Man kann schon davon ausgehen, das Maria ihren Jesus sehr gut gekannt hat, und dass Jesus seine Mutter sehr geliebt hat. Als gesegnet bist du, Maria, mehr als alle Frauen und gesegnet ist das Kind in deinem Schoß. Im Gebet des Ave Maria heißt es dann so: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir! (Worte des Erzengels Gabriel) Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus! (Worte Elisabeths)“. Nun sagt Elisabeth noch: „Selig bist du, weil du geglaubt hast, dass sich erfüllt, was der Herr dir sagen ließ.“ Maria wird also selig genannt, die selige Jungfrau Maria ist also ein biblischer Titel, und zwar ist sie selig, weil sie geglaubt hat! Sie ist eine Gläubige, sie ist sozusagen die Erste Jüngerin Jesu. Auch wir werden selig, wenn wir glauben! „Wers glaubt, wird selig!“ Und das ist ernst gemeint. Und dann bezeichnet es Elisabeth als „Ehre“, dass Maria zu ihr kommt, Maria, die „Mutter des HERRN!“ Herr heißt hier griechisch Kyrios, Kyrios steht in der griechischen Bibel für Jahwe, für Gott! Orthodoxe nennen Maria „Gottesgebärerin“, Katholiken nennen Maria „Mutter Gottes“, Protestanten können Maria mit gutem Gewissen „Mutter Jesu, Mutter des Herrn“ nennen. Also finden wir bei Lukas Maria mit diesen Titeln verehrt: Die JUNGFRAU, die SELIGE JUNGFRAU, die GEBENEDEITE (GESEGNETE) UNTER DEN FRAUEN, die MUTTER DES HERRN. Puuh, das ist für einige Pietisten eine Zumutung, die den Namen Maria für ein rotes Tuch ansehen. Aber ich hoffe, ich habe deutlich machen können, dass Maria keine heidnische Fruchtbarkeitsgöttin ist, sondern wesentlicher Bestandteil des Evangeliums, und dass der Evangelist Lukas der erste Marienverehrer war.


*


Marias Lobgesang


46 Da sagte Maria:

"Meine Seele lobpreist die Größe des Herrn,

47 und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter!

48 Er hat auf die Demut seiner Magd geschaut! /

Künftige Generationen werden mich selig preisen!

49 Heilig ist der Mächtige, der Großes an mir getan hat!

50 Sein Erbarmen gilt jedem, der sich ihm unterstellt, /

in jeder Generation.

51 Hoch hebt er seinen gewaltigen Arm /

und fegt die Hochmütigen weg.

52 Mächtige stürzt er vom Thron, /

und Geringe erhöht er.

53 Hungrige macht er mit guten Dingen satt, /

und Reiche schickt er mit leeren Händen fort.

54 Und Israel, sein Kind, nimmt er selbst an die Hand /

und schenkt ihm seine Barmherzigkeit,

55 denn so hatte er es für immer versprochen dem Abraham /

und seiner ganzen Nachkommenschaft."


Marias Lobgesang. Pfingster würden sagen: Marias worship-song oder Lobpreislied. Man könnte das Lied schön in einem Lobpreis-Gottesdienst singen – aber da es von Maria ist, wird es totgeschwiegen. Der erste Vers heißt „meine Seele lobpreist die Größe des Herrn“, das heißt auf lateinisch: „Magnificat anima mea Dominum“. Daher ist der Lobpreis unter dem Namen „Magnifikat“ in die Kirchengeschichte eingegangen. Es wurde sehr schön von Johann Sebastian Bach vertont. Martin Luther hat ein ganzes Buch darüber geschrieben, das alle Luther-Verehrer und Marien-Verächter mal lesen müssten.


46 Da sagte Maria:

"Meine Seele lobpreist die Größe des Herrn,

47 und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter!


Maria ist ganz Lobpreis und Anbetung. Als Jungfrau hat sie ihre Seele ganz Gott geweiht. Sie singt und tanzt zur Ehre Gottes. Ihr Geist freut sich, jubelt, jauchzt und frohlockt über Gott, ihren Heiland und Erlöser. Nehmen wir uns darin Maria zum Vorbild und loben wir Gott. Kommen wir nicht nur mit irdischen Bitten zu ihm, sondern preisen wir seine Liebe, seine Weisheit, seine Güte, seine Heiligkeit, seine Herrlichkeit! Gott braucht unsern Lobpreis nicht, er hat keine Minderwertigkeitskomplexe – aber UNS tut es gut, in lichten und in dunklen Stunden vor Gott zu bekenen, dass wir an seine ungeheure Liebe und unerforschliche Weisheit glauben. Wir sind klein und schwach, manchmal mehr ein Wurm als ein Mensch, da hilft es uns, uns bewusst zu machen, was für einen Gott wir haben! Lobpreis und Anbetung bewahrt uns davor, zu klein von Gott zu denken.

48 Er hat auf die Demut seiner Magd geschaut! /


Maria sagt, was Gott gerne anschaut: demütige Menschen. Demut ist nicht Minderwertigkeitskomplex, sondern „Demut ist Wahrheit“ sagte eine Kirchenlehrerin, Demut ist wahre Selbsterkenntnis. Was ich schlechtes tue, das kommt von mir. Was ich gutes tue oder was ich Wahres weiß, das ist alles eine Gabe Gottes. Wenn Evi auf Sabines Fürbitte vertraut, sagt Sabine: Jesus allein gebührt die Ehre! Das ist Demut. Wenn wir wissen, dass wir ohne Gott nicht existieren könnten, nicht einen Augenblick, dass wir ohne Gott nicht atmen könnten, dass wir von ihm den Leib und die Seele und den Geist haben, dass wir ohne Gott NICHTS sind, das ist Demut. Zu Gott zu sagen: Du bist mein Ein-und-Alles! Das ist Anbetung. Wenn wir diese Haltung mehr und mehr uns aneignen, dann wird Gott uns wie Maria mit Wohlgefallen anschauen. Im Psalm heißt es: Den Demütigen gibt er Gnade, den Hochmütigen widerstrebt er! Die Demut nennt man die „Mutter aller Tugenden“ und der Stolz Gott gegenüber ist die Hauptsünde der gefallenen Engel und der Sünder. „Ich brauche keinen Gott“ oder „Ich bin selbst Gott“, das ist der Stolz des Sünders.


Künftige Generationen werden mich selig preisen!


Das ist eine Prophezeiung des Heiligen Geistes durch Maria. In der Tat, in zweitausend Jahren Geschichte des Christentums wurde Maria von der Mehrheit der Christen selig gepriesen. Nicht, weil sie so schön ist, sondern weil sie den Retter für uns geboren hat. Das Fleisch, dass Jesus hat am Kreuz für uns martern lassen, und das Blut der Erlösung, das er für uns vergossen hat, das hat er beides im Mutterschoß von Maria empfangen. Ohne Maria keine Menschwerdung Gottes!

49 Heilig ist der Mächtige, der Großes an mir getan hat!


Maria weiß, dass Gott Großes an ihr getan hat. Der Engel nennt sie Gnadenvolle. Gott hat sie mit Gnade erfüllt. Das weiß Maria. Sie weiß, dass Gott etwas Unglaubliches getan hat: Er hat die Jungfrau den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen lassen. Das weiß Maria. Aber sie gibt nicht sich selbst die Ehre, sondern dem Herrn, dem „Heiligen und Mächtigen“. Auch wir dürfen wissen, dass Gott Großes an uns getan hat: Er hat uns erlöst, er schenkt uns ewiges Leben, er hat uns die Wahrheit offenbart, er hat uns mit Gaben ausgestattet. Aber machen wir es wie Maria: Geben wir Gott allein die Ehre!

50 Sein Erbarmen gilt jedem, der sich ihm unterstellt, /

in jeder Generation.


Maria preist die Barmherzigkeit Gottes. Die Barmherzigkeit Gottes gilt jeder Magd des Herrn, jedem Knecht des Herrn. Barmherzigkeit heißt Mitgefühl und Mitleid Gottes mit unserem Elend, unseren Krankheiten und Sünden und Leiden. Gott hat das mitfühlende Herz eines Vaters, einer Mutter. Im Hebräischen ist das Wort „Barmherzigkeit“ mit dem Wort „Mutterschoß“ verwandt. Jesus sagte einmal zu einer polnischen Nonne: „Die Welt ist im Inneren meiner Barmherzigkeit tiefer geborgen als ein Kind im Schoß seiner Mutter.“ Verehren wir wie Maria die göttliche Barmherzigkeit, und ahmen wir Gott nach, indem wir selbst barmherzig mit unsern Mitmenschen sind – barmherzig im Tun, aber auch barmherzig im Reden und sogar im Denken!… Bitten wir Gott darum.


51 Hoch hebt er seinen gewaltigen Arm /

und fegt die Hochmütigen weg.


Der Hochmut ist die Ur-Sünde Luzifers und seiner mit ihm aus dem Himmel geworfenen Engel. Luzifer wollte nicht anerkennen, dass Gott allein Gott ist, er wollte auch wie Gott sein, darum stürzten Christus und Sankt Michael den Satan aus dem Himmel in die Hölle. Zum Hochmut verleitete Satan dann Adam und Eva: Esst von der verbotenen Frucht, und ihr werdet wie Gott sein. Der Hochmut verleitete Hitler, Stalin und Mao dazu, sich für Gott zu halten und sich von einem Volk von Sklaven anbeten zu lassen. Auch diese hat Gott der HERR von ihren Thronen gestürzt. Der Hochmu verleiteet den modernen Menschen, sich für den Schöpfer und Herrn des Lebens zu halten, wenn er im Labor Menschen züchtet, Föten umbringt und krake Alte totspritzt. Auch diese Hochmütigen wird der Herr, der „Liebhaber des Lebens“ hinweg fegen!


52 Mächtige stürzt er vom Thron, /

und Geringe erhöht er.


In den sechziger bis 80er Jahren entstand in Südamerika die sogenannte „Theologie der Befreiung“, deren Theologen versuchten, Katholischen Glauben mit Kommunistischer Ideologie zu vereinen. Sie segneten dann die Waffen der Revolutionäre. Einer von ihnen war der berühmte Dichter Ernesto Cardena aus Nicaragua. Als Priester segnete er die Waffen der revolutionären „Sandinisten“, und als die an die Macht kamen, ward er Kulturminister ihrer Regierung. Papst Johannes Paul II, der gar nichts vom Kommunismus hielt, rügte den Priester öffentlich. Die Sandinisten gründeten dann in Nikaragua eine Ein-Parteien-Diktatur. Aer so hat es Maria wohl nicht gedacht. Denn wenn die Unterdrückten die Unterdrücker stürzen, werden sie selbst in der Regel zu Unterdrückern. Ich denke, Maria meint, Gott widersteht den Hochmütigen und ist gnädig den Demütigen, wie es auch sonst in der Bibel heißt, die Maria wohl auswendig kannte, denn ihr Lobgesang bessteht aus lauter Bibelzitaten.

53 Hungrige macht er mit guten Dingen satt, /

und Reiche schickt er mit leeren Händen fort.


Es ist daher ein Dienst an Gott und den Nächsten, wenn wir Hungrige sättigen. Das machen schon allein die Mütter und Väter mit ihren Kindern. Das haben die Christen aller Konfessionen schon immer weltweit getan, dass sich den Hungrigen zu essen gegeben haben. Aber die Christen sollten sich auch politisch dafür einsetzen, dass ungerechte soziale Strukturen geändert werden, die zum Hunger führen. Allerdings kämpfen Christen für die Rechte der Armen nicht wie die Kommunisten mit der Waffe in der Hand. Aber GOTT STEHT AUF DER SEITE DER ARMEN, und die, die den Hungernden ihr Brot verweigern, werden von Gott gerichtet werden.

54 Und Israel, sein Kind, nimmt er selbst an die Hand /

und schenkt ihm seine Barmherzigkeit,

55 denn so hatte er es für immer versprochen dem Abraham /

und seiner ganzen Nachkommenschaft."


Gott hatte sich aus allen Völkern ein Volk ausgesucht, um sich diesem Volk zu offenbaren, während die anderen Vlker selbstausgedachten Göttern glaubte. Gott hat mit seinem Volk Israel einen Bund geschlossen. Israel ist ein Sohn und Gott ist sein Vater. Und diesem Volk wurde ein kommender Retter versprochen, der Messias. Maria sagt: Nun ist der Messias Israels da! Er ist jetzt die Leibesfrucht der Jungfrau Maria (der Tochter Zion). Aber in dem Messias Jesus schließt Gott einen neuen und ewigen Bund, nicht nur mit dem Volk Israel, sondern mit Israel und allen Völkern. Die diesen Bund in Christus annehmen, sind die Christen, das ist die Kirche, das neue Israel. Paulus sagt, die Christen aus den heidnischen Völkern sind in den Bund mit Israel mit aufgenommen worden. In der Geschichte hat die christliche Kirche versucht, die Juden mit Gewalt, mit Zwangstaufen zu bekehren. Nach dem Holocausst des 20. Jahrhunderts haben die Christen Buße getan. Johannes Paul II nannte die Juden „unsere älteren Brüder und Schwestern“ und Papst Benedikt XVI sagte, der Bund Gottes mit Israel bleibt weiter bestehen, die Bekehrung des jüdischen Volkes zum Messias Jesus sei nicht Aufgabe der Christen, sondern das tue GOTT.



LUKAS 2


Die Geburt des Messias


1 Damals befahl der Kaiser Augustus, alle Bewohner des Römischen Reiches zu zählen und in Steuerlisten einzutragen. 2 Es war das erste Mal, dass solch eine Volkszählung durchgeführt wurde. Sie geschah, als Quirinius Statthalter der Provinz Syrien war. 3 So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich eintragen zu lassen. 4 Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zur Nachkommenschaft Davids und musste deshalb aus der Stadt Nazaret in Galiläa nach der Stadt Bethlehem in Judäa reisen, 5 um sich dort mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger, 6 und als sie in Bethlehem waren, kam für sie die Zeit der Entbindung. 7 Sie brachte ihr erstes Kind zur Welt. Es war ein Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn dann in eine Futterkrippe, weil sie keinen Platz in der Unterkunft fanden. 8 In der gleichen Nacht hielten ein paar Hirten draußen auf dem freien Feld Wache bei ihren Herden. 9 Plötzlich trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und das Licht der Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie. Sie erschraken sehr und hatten Angst, 10 aber der Engel sagte zu ihnen: "Ihr müsst euch nicht fürchten, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird. 11 Heute Nacht ist in der Stadt Davids euer Retter geboren worden. Es ist der Messias, der Herr. 12 Ihr werdet ihn daran erkennen, dass ihr ein Kind findet, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt." 13 Plötzlich waren sie von ganzen Heerscharen des Himmels umgeben, die alle Gott lobten und riefen: 14 "Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe / und Frieden den Menschen im Land, / auf denen sein Gefallen ruht." 15 Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem! Sehen wir uns an, was da geschehen ist, was der Herr uns sagen ließ." 16 Schnell brachen sie auf und fanden Maria und Josef und auch das Kind, das in der Futterkrippe lag. 17 Als sie es gesehen hatten, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, mit denen sie sprachen, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten berichteten. 19 Maria aber bewahrte das Gehörte in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach. 20 Die Hirten gingen dann wieder zu ihren Herden zurück. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Es war genauso gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.


1 Damals befahl der Kaiser Augustus, alle Bewohner des Römischen Reiches zu zählen und in Steuerlisten einzutragen.



Die Griechen und Römer erzählten sich viel von Herkules, der der Sohn Gottes (Zeus) und einer sterblichen Frau war. Aber Herkules lebte nicht in einer geschichtlich genau bestimmten Zeit. Anders Jesus, seine Geburt wird historisch möglichst exakt bestimmt. Jesus ist kein mythologischer Halbgott, sondern der Sohn Gottes, der in einem konkreten Moment der Weltgeschichte Mensch geworden ist. Es ist, als ob man sagen würde: Torsten, Kind Gottes und Kind seiner Mutter Doris, wurde geboren in Hage in Ostfriesland zur Zeit als Lyndon B. Johnson US-Präsident und Ludwig Erhard Bundeskanzler in Westdeutschland war. Hier steht nun der Name des ersten römischen Kaisers, Augustus. Augustus hieß eigentlich Oktavian, er war der Adoptivsohn von Julius Cäsar. Nach der Ermordung Cäsars gewann er den Bürgerkrieg um dessen Nachfolge und wurde erster Kaiser von Rom. Julius Cäsar wurde zu einem Gott erklärt. So nannte man Oktavianus: Augustus (der Erhabene), der göttliche Sohn ds Gottes. Man nannte ihn Pontifex, Oberpriester, den Titel übernahmen später die römischen Päpste. Man nannte ihn „Vater des Vaterlandes“ und „Heiland“ und „Friedefürst“, denn er schuf in seinem römischen Weltreich die Pax Augusta, das heißt den Frieden des Augustus. So sehen wir nun Augustus als Kaiser einer Weltmonarchie, der sich Sohn Gottes, Heiland, Friedefürst, Oberpriester und Vater nennen ließ. Dagegen schildert uns nun Lukas den wahren Sohn Gottes, Heiland, Friedefürst, Hohepriester und Vater. Jesus kommt aber nicht in Rom zur Welt, wird nicht Kaiser einer Weltmonarchie, sondern er wird geboren in Bethlehem in Juda, einem Dorf in einer unbedeutenden Provinz, etwa dem Ostfriesland des Universums.


2 Es war das erste Mal, dass solch eine Volkszählung durchgeführt wurde. Sie geschah, als Quirinius Statthalter der Provinz Syrien war.


Nach Matthäus wurde Jesus geboren als Herodes der Große Fürst war, der starb 4 v. Chr. Quirinus war eigentlich erst ab 6 n. Chr. Statthalter in Syrien. Darüber diskutieren nun die Theologen widersprüchlich. Nun, zwischen 4 v. Chr und 6 n. Chr. wurde Jesus geboren. Lange ging man vom Jahre Null unserer Zeitrechnung aus, heute vermutet man das Jahr 4. vor Christus. Es ist jedenfalls wesentlich exakter definiert als die Geburt von mythologischen Halbgöttern.


3 So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich eintragen zu lassen. 4 Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zur Nachkommenschaft Davids und musste deshalb aus der Stadt Nazaret in Galiläa nach der Stadt Bethlehem in Judäa reisen, 5 um sich dort mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen.


Maria und Josef stammten beide von König David ab. Es gibt zwei Ahnentafeln Jesu, eine bei Lukas und eine bei Matthäus, eine ist die Ahnentafel Josfs, die andere die Ahnentafel Mariens, beide stammen von König David ab. So ist Jesus der versprochene „Sohn Davids“, das heißt der Messias. Jesus ist sowohl lieblich über Maria der Sohn Davids als auch juristisch über seinen gesetzlichen Vormund Josef. Hie erfüllt sich schon eine Messias-Prophetie des Alten Testaments. Maria und Josef waren aber arm. Das sehen wir an dem Opfer, das Maria vierzig Tage nach Jesu Geburt zu ihrer Reinigung im Tempel bringt, sie opfert zwei Tauben, das war die Opfergabe für Arme. Josef arbeitete als Zimmermann in Nazareth in Galiläa, im Norden des Landes. Aber er stammte wie auch David aus Bethlehem und musste sich in Bethlehem in die Steuerliste eintragen. Maria war seine „Verlobte“, das heißt, sie war ihm rechtsgültig angetraut, aber sie lebten noch nicht in einem gemeinsamen Haus. Über einen Beruf der Maria berichtet das Evangelium nach Lukas nichts. Das apokryphe „Proto-Evangelium nach Jakobus“ (von etwa 150 n. Chr.) berichtet, dass Maria als Tempel-Jungfrau erzogen worden ist. Das kann man glauben, muss man aber nicht. Dass nun Jesus in Bethlehem geboren wird, erfüllt eine zweite Messias-Prophetie, nämlich nach dem Propheten Micha wird der Messias in Bethlehem geboren werden. Darum sagen die Schriftgelehrten später: Jesus stammt aus Nazareth in Galiläa, was kann schon aus Galläa Gutes kommen, seht doch nach, der Messias kommt nicht aus Nazareth. - Sie wussten nicht, dass Jesus in Bethlehem in Juda geboren ist und auch damit beweist, dass er der Messias ist.


Maria war schwanger, 6 und als sie in Bethlehem waren, kam für sie die Zeit der Entbindung. 7 Sie brachte ihren Erstgeborenen zur Welt. Es war ein Sohn.


In diesen zwei Versen wird nun recht prosaisch und nüchtern ausgesagt, dass Gott-Sohn, das Wort Gottes, von der Jungfrau Maria als wahrer Mensch und Menschensohn geboren ist. So heißt es auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Amen. Moderne liberale Theologen bezweifeln ja gerne, dass Maria den Herrn als Jungfrau epfangen und als Jungfrau geboren hat. Das Wunder der Jungfrauen-Geburt ist erstens die Erfüllung der Jesaja-Prophetie: Eine Jungfrau wird gebären – und zweitens bezeugt das Wunder der Jungfrauen-Geburt die Gottheit Christi. Nun gebar Maria also ihren „Erstgeborenen“, andere übersetzen „ihren ersten Sohn“. Besonders evangelikale Bibelübersetzungen möchten gern nahe legen, dass Jesus der erste Sohn Marias war, und dass Maria von Josef noch viele Kinder bekam. Das ist eine sehr moderne Theorie, die sich unter den Evangelikalen des 20. Jahrhunderts fast einhellig verbreitet hat. „Erstgeborener“ sagt aber zweierlei: Maria hat vor Jesus kein Kind zur Welt gebracht, und Jesus ist „DER Erstgeborene“, das heißt im jüdischen Denken: der Erbe des göttlichen und väterlichen Segens. Wie Jesus der „Eingeborene (Einziggeborene) Sohn Gottes“ ist, so ist er der „Erstgeborene Mariens“, Jesus ist immer der Erste und Einzige. Im vierten Jahrhundert sagte darum die weltweite Bischofsversammlung der Einen Christlichen Kirche: Maria ist Immerwährende Jungfrau. Das glaubten auch Zwingli und Calvin und Luther: „Maria ist die reine Magd (Jungfrau)“, sagten sie. Nun, besteht einer von den Evangelikalen darauf, dass Maria außer Jesus noch andere Kinder geboren hat – wir wollen uns deshalb nicht mit Zungen totschlagen… Nur sollte er wissen, dass Luther wütend wurde, wenn er das hörte, und man sollte sich nicht mit Luther anlegen. Die Kirchenväter verwiesen auf eine Hesekiel-Prophetie vom „Osttor des Künftigen Tempels Gottes“, der Herr sagt: „Die Pforte soll verschlossen bleiben, denn der Fürst Israels ging hindurch, es soll kein anderer durch sie hindurchgehen“, das deuteten die Kirchenväter auf den Schoß Mariens. Da nun Maria Jesus geboren hat, Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist (und zwar von seiner Geburt an), nannte das Altertum Maria „Gottesgebärerin“ und bezeugte damit, dass Jesus Gott ist.


Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn dann in eine Futterkrippe, weil sie keinen Platz in der Unterkunft fanden.


Ja, Jesus, der Gott von Gott ist, der in zig Millionen Jahren das Universum schuf, der ist nun ein Baby, das in die Windeln scheißt. Seine Mutter ht ihn gewickelt. Es waren sicher keine Pampers, sondern Leinenwindeln, die sie dann waschen musste. Was meint ihr, ob Josef auch mal das Baby gewickelt hat? Hat Maria auch Wundsalbe für Jesu Popo gehabt? Wie allgemein-menschlich ist das alles. Jesus ist eben wahrer Mensch, ein männliches Baby, mit allem Drum und Dran. Maria hat ihn auch gestillt, und zwar nicht mit einem Fläschchen, sondern mit der Brust. Später ruft eine Frau aus dem Volk Jesus zu: Selig die Frau, die dich gestillt hat! Der heilige Augustinus sagte: Gott wollte Mensch werden, um alle menschlichen Erfahrungen zu machen, ja, Gott wollte Mensch werden, weil er wissen wollte, wie es ist, von einer Mutter gestillt zu werden. Es gibt einen eigenen Ikonen-Typ, die „Galaktotrophousa“, die „milchspendende Maria“. Es gibt im Christentum nicht nur die Vater-Sohn-Beziehung, sondern auch die Mutter-Kind-Beziehung. Maria mit dem Jesuskind, das ist wohl die berühmteste Mutter-Kind-Beziehung der Weltgeschichte. Wenn eine Mama ihr Baby stillt, gibt es eine einzigartige Liebesbeziehung zwischen den beiden, so auch zwischen Maria und Jesus. Als Gott-Sohn in die Welt gekommen ist, ist er als Erstes begrüßt worden von süßer Mutterliebe. Maria wusste ja, dass ihr Baby Gottes Sohn war, der Messias. Sie ist seine Erste Jüngerin. Aber sie ist privilegiert: Sie betet ihren Gott an, der gleichzeitig ihr leiblicher Sohn ist. Das ist eine einzigartig-intime Beziehung zwischen Jesus und Maria.


Und sie legte ihn in eine Futterkrippe. Vermisst ihr hier den Ochsen und den Esel? Ochs und Esel stehen auch nicht im Kindheitsevangelium des Matthäus. Ochs und Esel stehen im ersten Kapitel Jesaja: „Ochse und Esel kennen ihre Krippe und wissen, wer ihr Herr ist, aber Israel will mich nicht kennen, spricht der Herr.“ Die Kirchenväter sagten: Der Esel symbolisiert die Heiden und der Ochse die Juden.


Sie fanden keine Unterkunft. In evangelischen oder katholischen Krippenspielen zur Weihnachtszeit gibt es die „Herbergssuche“, Josef und die schwangere Maria gehen von Haus zu Haus, klopfen an und bitte um Herberge, werden aber überall abgewiesen. Maria muss Jesus in einem Stall zu Welt bringen! Manche sagen Stall, manche Grotte: In der Nähe von Bethlehem brachten die Hirten ihr Vieh in Felshöhlen unter, die als Stall eingerichtet waren. Und nun, 2020 Jahre später – ist es nicht immer noch so in der Weihnachtszeit, dass die schwangere Mutter Gottes von Haus zu Haus geht und fragt, wer sie und ihre Leibesfrucht aufnehmen will, und keiner tut ihnen die Tür auf? In einer weltweiten Umfrage von 2010 antworteten die Menschen, mit wem sie Weihnachten feiern wollten: Am liebsten mit weiblichen Pop-Stars, Jesus kam auf Platz 50! „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer mir auftut, zu dem gehe ich ein und halte Mahl mit ihm.“ Ja, Jesus möchte mit uns Raclette, Kartoffelsalat mit Bockwürstchen oder Salzkartoffeln mit Heringssalat essen!


8 In der gleichen Nacht hielten ein paar Hirten draußen auf dem freien Feld Wache bei ihren Herden. 9 Plötzlich trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und das Licht der Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie. Sie erschraken sehr und hatten Angst, 10 aber der Engel sagte zu ihnen: "Ihr müsst euch nicht fürchten, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird. 11 Heute Nacht ist in der Stadt Davids euer Retter geboren worden. Es ist der Messias, der Herr. 12 Ihr werdet ihn daran erkennen, dass ihr ein Kind findet, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt." 13 Plötzlich waren sie von ganzen Heerscharen des Himmels umgeben, die alle Gott lobten und riefen: 14 "Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe / und Frieden den Menschen im Land, / auf denen sein Gefallen ruht."


Langsam sammeln sich Jünger Jesu. Die erste Jüngerin war Maria, dann kam Josef dazu, dann Elisabeth und der Fötus Johannes, nun rufen die Engel Hirten. Das waren die Armen und Ausgestoßenen der Gesellschaft. Die Armen scheinen die „Lieblinge Jahwes“ zu sein.


Was singen die Engel zu Weihnachten? Hier der Text des schönen Weihnachtsliedes:


GLORIA IN EXCELSIS DEO


Engel auf den Feldern singen,

Stimmen an ein himmlisch Lied,

Und im Widerhall erklingen auch die Berge jauchzend mit

Gloria in excelsis deo!


Sagt mir, Hirten, wem die Freude,

Wem das Lied der Engel gilt!

Kommt ein König, dass die Weite so von Jubel ist erfüllt?

Gloria in excelsis deo!


Hirten, nun verlasst die Herden,

Stimmt ins Lied der Engel ein,

Dass die Lüfte tönend werden

Von dem Klange der Schalmei'n

Gloria in excelsis deo!

Es heißt eigentlich nicht: Ehre SEI Gott in der Höhe! Sondern die Engel singen Ehre IST Gott in der Höhe! Denn alle im Himmel, Engel und Heilige, verehren Gott.


Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen – so übersetzt Luther. Aber wo ist denn der Friede? Auf Erden tobt der Krieg, wohin man sieht! Und was heißt „und den Menschen ein Wohlgefallen?“ Heißt das „Friede auf Erden und den Menschen eine gebratene Ente?“ Andere übersetzen: „Friede auf Erden den Menschen guten Willens.“ Andere übersetzen: „Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.“ Also bestimmten Menschen ist der Friede Gottes zugesagt. Aber wem? Den Menschen guten Willens? Dann käme es ja wieder auf die guten Werke an, auf das Tun des Menschen. Oder „Den Menschen seiner Gnade?“ Aber Gottes Gnade gilt allen Menschen. Nun, die Lösung ist dies: „Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“. Gott Vater sagt über Jesus bei dessen Taufe: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ Wer nun mit Christus durch den Glauben verbunden ist, den schaut der Vater mit dem gleichen Wohlgefallen an, mit dem er Jesus anschaut. Die in Christus sind, das sind die Menschen „des Wohlgefallens“ und ihnen mangelt nicht der „Friede Gottes, der höher ist als aller Verstand“. Also verkünden die Engel nicht den politischen Weltfrieden, sondern verheißen den Christen Frieden mit Gott, Frieden im Herzen. Also singen die Engel: „EHRE IST GOTT IN DER HÖHE UND FRIEDE DEN MENSCHEN DES WOHLGEFALLENS!“


15 Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem! Sehen wir uns an, was da geschehen ist, was der Herr uns sagen ließ." 16 Schnell brachen sie auf und fanden Maria und Josef und auch das Kind, das in der Futterkrippe lag. 17 Als sie es gesehen hatten, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.


Und fanden Maria und Josef und das Kind im Stroh, sagte ein englischer Dichter und meinte, Maria und Josef hätten auch im Stroh gelegen. Christliche Gemälde zeigen aber meistens Maria und Josef knieend neben der Krippe, das Kind als Gottes Sohn anbetend. Dir Hirten kommen auch, anzubeten. Eine italienische Volkslegende erzählt dies: Als die Hirten Weihnachten mit Geschenken zum göttlichen Kind kamen, da war ein Hirte dabei, der hatte kein Geschenk, das war der ärmste. Maria trug das Kind auf den Armen. Aber sie brauchte freie Hände, um die Geschenke entgegen zu nehmen. Das gab sie das göttliche Kind dem armen Hirten zu tragen, und nahm die Geschenke entgegen. So war nun der Ärmste der Armen selbst der Beschenkte: Maria schenkt ihm ihren göttlichen Sohn!


18 Und alle, mit denen sie sprachen, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten berichteten. 19 Maria aber bewahrte das Gehörte in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach. 20 Die Hirten gingen dann wieder zu ihren Herden zurück. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Es war genauso gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.


Maria bewahrte alles in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Das können wir von Maria lernen: die Worte Gottes im Herzen zu bewahren und immer wieder darüber nachzudenken. Die Wüsten-Eremiten sagten: Man muss die Worte Gottes „wiederkäuen wie eine Kuh“. Es nützt wenig, die Bibel einfach nur zu lesen. Man muss das Gelesene im Herzen betend bedenken, im Herzen hn und her bewegen.


Was sagen nun die größten deutschen Dichter zu diesem Weihnachtsgeschehen? Ich zitiere die beiden Geniusse Torsten Schwanke und Johann Wolfgang von Goethe. Torsten Schwanke dichtete mit 12 Jahren:


Auf die Melodie: Hänsel und Gretel / verliefen sich im Wald. / Es war so finster / und auch so bitter kalt.


Maria und Josef

Die liebten sich im Stroh,

Es war so finster,

Sie liebten sich ja so!“


Und der fünfzigjährige Goethe dichtete:


Heilige Familie


O des süßen Kindes, und o der glücklichen Mutter,

Wie sie sich einzig in ihm, wie es in ihr sich ergötzt!

Welche Wonne gewährte der Blick auf dies herrliche Bild mir,

Stünd' ich Armer nicht so heilig, wie Joseph, dabei!“




Jesus wird im Tempel Gott geweiht


21 Als das Kind acht Tage später beschnitten wurde, gab man ihm den Namen Jesus, den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria schwanger war.


Der achte Tag nach der Geburt Christi am 25. 12. ist der 1. Januar, das war früher das Fest Christi Beschneidung. Jesus ist beschnitten worden nach dem mosaischen Gesetz, er war ein Jude, der sich an das Gesetz hielt. Darum ist christlicher Antisemitismus ein Unding, denn unser Herr war ein Jude. Mit der Beschneidung wurde ein Knabe in den Bund Gottes mit Israel aufgenommen. Im Christentum wird man durch die Taufe in den Bund Christi mit seiner Kirche aufgenommen. Der Name Jesus heißt Gott rettet und ist Programm.


22 Und als dann die im Gesetz des Mose festgelegte Zeit der Reinigung vorüber war, trugen Josef und Maria das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn zu weihen.


Das Gesetz Moses schrieb vor, dass eine männliche Erstgeburt dem Herrn geweiht werden muss. Die Juden bezeichnen den ersten Sohn auch als Erstgeburt, wenn keine weiteren Söhne folgen. Maria und Josef sind auch fromme Juden und halten das Gesetz. Die Mutter musste sich vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes kultisch reinigen und im Heiligtum Gott ein Opfer bringen. Vierzig Tage nach weihnachten ist der 2. Februar, da feiert man das Fest Mariens Reinigung, so hieß es früher, heute heißt es Darstellung des Herrn, also die Weihe Jesu an Gott im Tempel von Jerusalem. Maria und Josef brachten als Opfer zwei Tauben dar, das war das Armenopfer, für die, die sich kein Lamm als Opfer leisten konnten. Maria und Josef waren also arm. Jesus hat sich arme und fromme Eltern ausgesucht.


23 So war es im Gesetz vorgeschrieben: "Jede männliche Erstgeburt soll Gott gehören." 24 Dabei brachten sie auch das Opfer dar, wie es im Gesetz des Herrn steht: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.


25 Damals lebte in Jerusalem ein gerechter und gottesfürchtiger Mann namens Simeon. Er wartete auf die Ankunft des Messias, der Israel Trost und Rettung bringen würde. Der Heilige Geist ruhte auf ihm


Ein gerechter Mann ist einer, der sich an die Gebote Gottes hält. Ein gottesfürchtiger Mann ist einer, dem Gott heilig ist und der allein fürchtet, den heiligen Gott durch seine Sünde zu beleidigen. So einer war Simeon. Die christliche Kunst stellt ihn immer als Greis dar. Er wartete als ein frommer Jude auf die Ankunft des Messias, der Israel Trost und Rettung bringen sollte. Er wird im Jesusbaby den Messias erkennen. Wodurch? Weil der Heilige Geist auf ihm ruhte. Es ist der Heilige Geist, der uns in Jesus Christus den Retter erkennen lässt. Ohne den Heiligen Geist sieht man Jesus nur wie die Sozialisten als Sozialrevolutionär, wie die Muslime als Propheten, wie die Hindus als weiteren hinduistischen Götzen oder wie die Esoteriker als Höheres Selbst. Ohne den Heiligen Geist keine Jesus-Erkenntnis. Wenn wir Jesus als unsern Erlöser erkennen, hat uns das der Heilige Geist offenbart.


26 und hatte ihm die Gewissheit gegeben, dass er nicht sterben werde, bevor er den vom Herrn gesandten Messias gesehen habe. 27 Als die Eltern von Jesus das Kind hereinbrachten, um mit ihm zu tun, wie es nach dem Gesetz üblich war, kam Simeon, vom Geist Gottes geführt, gerade in den Tempel. 28 Er nahm das Kind in seine Arme und pries Gott: 29 "Herr", sagte er, "nun kann dein Diener in Frieden sterben, denn du hast deine Zusage erfüllt.


Diese Worte von Simeon sind das Abendgebet der Mönche: Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen. - So können wir auch in Frieden sterben, denn wir vertrauen auf den Heiland, der uns nicht im Tode lassen wird, sondern uns auferwecken wird zum ewigen Leben.


30 Mit meinen eigenen Augen habe ich die Rettung gesehen, 31 die du für alle Völker vorbereitet hast – 32 ein Licht, das die Nationen erleuchten und dein Volk Israel zu Ehren bringen wird."


Jesus wird hier erkannt als der Messias Israels und der König der Völker, die Herrlichkeit Israels und das Licht für die Nationen. Im ersten Bund hatte Gott ein Bund mit dem auserwählten Volk Israel geschlossen, und dieser Bund bleibt auch in Ewigkeit bestehen, aber im neuen und ewigen Bund schließt Gott in Jesus einen Bund mit der gesamten Menschheit. Christentum ist unvereinbar mit Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die christliche Kirche ist auch keine Nationalkirche, sondern eine universale Weltkirche. Gott ist kein Nationalgott.


33 Josef und die Mutter von Jesus staunten, als sie hörten, was Simeon über das Kind sagte.


Josef und Maria hatren ja schon vom Erzengel Gabriel gehört, dass Jesus der Sohn Gottes und der König israels ist. Nun lernen sie ihr Kind noch tiefer kennen als das Licht für alle Nationen. Auch Maria ist den Weg des Glaubens gegangen, dem nicht alles auf einmal klar ist, sondern der nach und nach in der Erkenntnis Gottes wächst. Ganz verstehen werden wir Jesus erst im Himmel, wenn wir ihn sehen, wie er ist. Wir sollten also nicht beunruhigt werden oder gar verzweifeln, wenn wir Gott oft nicht verstehen. Das ist für unsere Spatzenhirne gar nicht möglich. Was Gott von uns verlangt ist nicht, Gott ganz zu verstehen, sondern ihm zu vertrauen, dass er es letztendlich nur gut mit uns und mit der Welt meint. So sagt Goethe: Zerbrecht euch nicht den Kopf über A und B, sondern sagt ABBA zu Gott.


34 Simeon segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: "Er ist dazu bestimmt, dass viele in Israel an ihm zu Fall kommen und viele durch ihn aufgerichtet werden. Er wird ein Zeichen Gottes sein, gegen das viele sich auflehnen werden, 35 so sehr, dass der Schmerz deine Seele wie ein Schwert durchbohren wird. Doch so kommt an den Tag, welche Gedanken in ihren Herzen sind."


Maria erfährt nun noch mehr über Jesus: Nicht nur dass er der Sohn Gottes ist, der König Israels, das Licht der Völker, sondern auch, dass sich an ihm die Geister scheiden und dass viele ihm widerstreben werden. Und das ist ja bis heute so geblieben. Jesus hat nicht nur Freunde. Jesus sagt sogar, dass die Welt ihn hasst. Und so wie die Welt den Christus hasst, so hasst sie auch die Christen. Ob sie ihren Hass nun durch eine blutige Verfolgung ausdrückt, wie in islamischen und kommunistischen Ländern, oder ob sie ihren Hass durch Hohn und Spott ausdrückt, wie im westlichen Abendland.


Aber auch Maria werden Schmerzen prophezeit. Letztlich erfüllt sich diese Prophezeiung Simeons am Kreuz: Am Kreuz wird Jesus von den Juden verworfen, von den Heiden gekreuzigt und von den Christen verraten und verleugnet. Und Maria steht unter dem Kreuz und leidet mit ihrem Sohn. Da durchbohrt ein Schwert ihr Herz. Die christliche Tradition hat aus dem Evangelium sieben Schmerzen Mariens zusammen gesammelt:


Was sind diese Sieben Schmerzen Mariens?


Die Weissagung Simeons

die Flucht nach Ägypten

das dreitägige Suchen nach Jesus bei der Wallfahrt zum Tempel

der Weg nach Golgatha

die Kreuzigung Jesu

die Abnahme Jesu vom Kreuz

die Grablegung Jesu


Maria kannte Jesus von seiner Empfängnis an. Kein Mensch ist wohl Jesus so nah gewesen wie Maria. Aber auch ihr bleibt es nicht erspart, mit dem leidenden Erlöser mitzuleiden. Und so bleibt es auch uns nicht erspart. Ob es nun körperliche oder seelische Krankheiten sind, die Mühsal der Berufsarbeit, Sorgen um die Kinder oder finanzielle Probleme oder das Leiden an der politischen Großwetterlage, auch uns wird ein Schwert durch unsere Seele gehen.


36 Damals lebte auch eine alte Prophetin in Jerusalem. Sie hieß Hanna und war eine Tochter Penuels aus dem Stamm Ascher. Nur sieben Jahre war sie verheiratet gewesen 37 und war jetzt eine Witwe von 84 Jahren. Sie verließ den Tempel gar nicht mehr und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. 38 Auch sie kam jetzt dazu und lobte Gott. Und zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten, sprach sie über dieses Kind.


Eine 84jährige Witwe, die jeden Tag in der Kirche betete. Es gibt ja unter den Christen eine gewisse Abfälligkeit gegen die alten frommen Mütterchen. Man liebt die Kirche nur, wenn sie jung und dynamisch ist. Am liebsten hat der Dichter auch eine Kirche aus lauter siebzehnjährigen Madonnen. Aber machen wir doch den Kult der Welt nicht mit, der nur junge Frauen und Körperschönheit anbetet. Alte Mütterchen werden ins Pflegeheim abgeschoben. Eine Gesellschaft, die ihre Großmütter nicht mehr ehrt, ist eine kalte lieblose Gesellschaft. Schätzen wir doch die Lebenserfahrung und Altersweisheit der Großmütter und Großväter. Verachten wir die Alten nicht, sondern ehren sie! Der geniale Theologe und Philosoph Thomas von Aquin, der größte Denker des Mittelalters, dessen Werke heute noch die Grundlage der Priesterausbildung sind, er hatte eine Gewohnheit: Wenn er einen neuen Gedanken hatte, besprach er ihn mit einem alten frommen Großmütterchen, und wenn die den Gedanken für fromm hielt, dann schrieb er ihn auf.


39 Als Maria und Josef alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn verlangte, kehrten sie nach Galiläa in ihre Heimatstadt Nazaret zurück. 40 Das Kind wuchs heran und wurde kräftig. Es war mit Weisheit erfüllt und Gottes Gnade ruhte sichtbar auf ihm.


Über das Jesuskind wird zwischen dem ersten und zwölften Lebensjahr nichts weiter berichtet, als dass er mit seinen Eltern in Nazareth wohnt, und dass er voll Weisheit war und die Gnade Gottes auf ihm ruhte.


Ich erzähle euch jetzt ein wenig Unsinn über das Jesuskind, wie es die gnostischen Apokryphen erzählen. Das alles ist gedacht, um euch zu amüsieren.


Jesus sollte in die Schule gehen. Josef brachte ihn zur Schule. Der Lehrer wollte Jesus das ABC beibringen, er lehrte ihn das A und wollte dann zum B kommen, da sagte Jesus: Du Narr, wenn du noch nicht einmal weißt, was das A bedeutet, warum willst du dann über das B mit mir reden? Und Jesus erklärte dem Lehrer die Bedeutung des A.


Einmal spielte Jesus mit Kindern im Hof, da starb sein Lieblingshühnchen. Er hat es aber vom Tod auferweckt. Auch machte er aus Ton Tontauben, hauchte sie an, und sie flogen weg.


Einmal nahm Jesus seine kleinen Freunde mit auf den Regenbogen, er spazierte sicher auf dem Regenbogen, aber die andern Kinder fielen runter. Da nahm sich Jesu Großmutter Anna den Lümmel vor und versohlte ihm den Hintern. Er solle in Zukunft daran denken, dass die Menschenkinder nur Staub und sehr schwach sind.




Der zwölfjährige Jesus im Tempel


41 Jedes Jahr zum Passafest reisten seine Eltern nach Jerusalem.


Passa oder Pessach heißt „Übergang“ und ist das Hauptfest der Juden, es erinnert an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei und den Durchzug durchs Rote Meer. Jahwe ist ein Gott der Befreiung, ein mächtiger und kämpferischer Gott, der auf der Seite der Armen, Unterdrückten und Ausgestoßenen steht. Im Namen Gottes die Sklaverei begründen, wie die Christen in den Südstaaten der USA, ist eigentlich Blasphemie. Auch heute gibt es noch Sklaverei, Araber versklaven Afrikaner. Das Wort für Afrikaner in der arabischen Sprache bedeutet Sklave. Auch Billiglohnarbeit, Menschenhandel und Sexsklavinnen beleidigt Gott. Jesu Eltern pilgerten jedes Jahr zum Pessach nach Jerusalem zum Tempel. Sie waren fromme Juden. Wie gesagt, Christentum und Antisemitismus sind nicht vereinbar, Jesus und Maria waren fromme Juden.


42 Als Jesus zwölf Jahre alt war, gingen sie wieder zum Fest, wie es der Sitte entsprach, und nahmen auch den Jungen mit.


Als Jesus 12 war, war Maria etwa 26 Jahre alt, also in Dinekes Alter. Im Alter von 12 wurde ein jüdisches Kind in einer Bar-Mizwa-Feier in die jüdische Gemeinde als mündiger Mensch aufgenommen. Jesus war ja schon im Bund Gottes mit Israel durch seine Beschneidung. Nun mit 12 wird er zum mündigen „Sohn des Gesetzes“. Im Christentum ist das bei Katholiken mit 12 die Erstkommunion und die Firmung, bei den Lutheranern mit 15 die Konfirmation, bei den Pfingstlern mit 15 die Einsegnung und Erlaubnis, sich taufen zu lassen. Die Kommunisten wollten den religiösen Bezug abschaffen und durch Marxismus ersetzen und schufen darum die Jugendweihe. Bei primitiven Naturvölkern gab es diese Sitte auch, am Anfang der Jugendzeit wurden die Jünglinge und Mädchen initiiert in die Stammesriten, das war bei Jünglingen oft mit Mutproben verbunden. Ein wenig davon lebt noch bei den christlichen Pfadfindern. Biologisch ist es die Zeit der Pubertät. Der Kinderglaube (wenn überhaupt vorhanden) wird abgelegt. Neue Lebensideale werden angestrebt. Die Sexualität erwacht mit Macht. Die Kinder lösen sich von ihrer symbiotischen Elternbindung, was oft sehr schmerzlich für die Eltern ist, aber auch für die Jugendlichen eine schwere Zeit. Auch Jesus, wie wir im Folgenden sehen, hatte seine Pubertät und musste sich von Maria und Josef lösen.


43 Nach den Festtagen machten sie sich auf den Heimweg. Doch Jesus blieb in Jerusalem, ohne dass die Eltern davon wussten.


Während wohl bisher das Jesuskind brav getan hatte, was Mama Maria und Papa Josef gesagt hatten, trifft er nun eine eigene Entscheidung. Er ist nun der „mündige Sohn des Gesetzes“. Er bleibt ohne das Wissen seiner Eltern in Jerusalem beim Tempel. „Ich bin kein Kind mehr“, könnte er gedacht haben. Aber er sucht nun eine Spiritualität, die für ihn als Jugendlichen passend ist. Er sucht jetzt nicht mehr den Gott seiner Eltern, sondern seinen ganz persönlichen Gott, seinen eigenen Abba im Himmel. Und wo sucht er ihn? In der Natur? Ja, auch. Jesus hat oft auf den Bergen und in den Gärten gebetet. Aber er sucht ihn in dem Tempel und bei den Schriftgelehrten, wir können sagen, der Jugendliche sucht seine ganz persönliche Gottesbeziehung in der Kirche und in der Heiligen Schrift.


44 Sie dachten, er sei irgendwo in der Reisegesellschaft. Nach der ersten Tagesetappe suchten sie ihn unter den Verwandten und Bekannten. 45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie am folgenden Tag nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. 46 Nach drei Tagen endlich entdeckten sie ihn im Tempel.


Drei Tage haben Maria und Josef den Sohn gesucht. Stellt euch mal die Angst der Mutter vor! Drei Tage, diese Zeitangabe bezieht sich in der Bibel immer auf Jesu Kreuzestod, Begräbnis und Auferstehung am dritten Tag. Maria und Josef hatten ihren Christus verloren! Sie fanden den Sohn Gottes nicht mehr. Vielleicht betete Maria Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ War er entführt worden? War er ermordet worden? Hatte er sich verlaufen und fand den Weg nicht zurück? Maria hatte Angst. Auch darin zeigt uns Maria, was es heißt, ein Jünger und eine Jüngerin Jesu zu sein: Manchmal verlässt uns Jesus. Er entzieht sich und wir müssen uns neu auf die Suche machen. Wir fühlen uns auch ab und an von Gott verlassen. Das blieb Maria nicht erspart, das bleibt selbst Christus am Kreuz nicht erspart, und darum bleibt es auch uns nicht erspart. Dietrich Bonhoeffer schrieb kurz vor seinem Tod im Nazi-Gefängnis: DER GOTT, DER MIT UNS IST, DAS IST DER GOTT, DER UNS VERLÄSST. Daraus machte ich diese Verse:


Der Gott, der mit mir ist,

Ist der Gott, der mich verlässt!

Drum, gottverlassener Christ,

Halt dich an Christus fest!


Er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. 47 Alle, die zuhörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten.


Der 12jährige Jesus diskutiert mit den Bibelfesten… Jesus war auch schon erstaunlich bibelfest. Woher hatte er das? Maria bewies in ihrem Lobgesang (Magnificat), dass sie die Bibel in- und auswendig kannte. Maria und Josef haben Jesus unterrichtet in der Weisheit der Heiligen Schrift. Und zwar lernte Jesus die Bibel nur als Altes Testament kennen. Ein neues Testament gab es ja noch nicht. Es gab immer wieder Versuche, das Alte Testament zu verwerfen. Im 2. Jahrhundert war das Marcion, der nur das Neue Testament anerkannte und davon auch nur Lukas und Paulus. Erkennt sich einer von euch darin wieder? Und die Gnostiker sagten: Der Vater Jesu ist nicht der Schöpfergott Zebaoth. Der Gott des Alten Testaments sei ein Gott der Rache und nicht der Gnade, ein Gott des Zorns und nicht der Liebe. Auch die Nazis wollten eine Deutsche Bibel, gereinigt von allem Jüdischen. Dagegen Maria und Josef und Jesus liebten und ehrten und studierten das Alte Testament. Jesus erkannte in dem Gott Israels, dem Gott des Alten Testaments, seinen liebevollen Vater!


48 Seine Eltern waren sehr überrascht, ihn hier zu sehen. "Kind", sagte seine Mutter zu ihm, "wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich unter Schmerzen gesucht."


Fragen wir nicht auch manchmal: Gott, wie kannst du mir das antun? Warum muss ich solche Schmerzen leiden? Warum hast du mich so allein gelassen? - Auch darin zeigt uns Maria wieder, was es heißt, Christ und Christin zu sein: Wir verstehen Gott oft nicht. Insgeheim denken wir alle: Ich ehre Gott, nun muss es mir doch rundum gut gehen! Frau schön und Kinder fromm, Haus und Auto vorhanden, angenehme Arbeit, gut bezahlt, immer glücklich, wweil ich mich von Gott geliebt weiß, sonntags Tanz in der Kirche und anschließend Sahnetorte. - Wollen wir nicht auch so einen Wohlfühlgott? So ein Wellness-Evangelium? So ein Sahnetorten-Christentum? - Aber da mutet uns Gott körperliche und seelische Schmerzen zu, schwere Verluste, Gefühle der Verlassenheit und Einsamkeit, Lebensängste und Todesängste. „Wen der Vater liebt, den züchtigt er!“ Ja, er muss uns wohl sehr lieben, dass er uns so züchtigt!


49 "Warum habt ihr mich denn gesucht?", erwiderte Jesus. "Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?" 50 Doch sie verstanden nicht, was er damit meinte.


Dass ich im Haus meines Vaters sein muss...“ heißt es in dieser Übersetzung. Die katholische Einheitsübersetzung schreibt: „Dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört...“ Luther schreibt: „Dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist...“ Und letzteres ist wohl die beste Übersetzung, aber auch die schwerverständlichste. Und selbst Maria und Josef hatten es erst nicht verstanden. Jesus muss im Haus des Vaters sein, im Tempel, das ist wahr. Jesus ist in der Kirche. „Ich will Jesus ohne Kirche“, das geht nicht. Jesus ist das Haupt, die Kirche sein Leib. In der Kirche lebt Christus fort auf Erden. Aber das Wort meint noch mehr. Jesus muss im Willen des Vaters sein. Jesus, der Sohn, muss immer im Vater sein. Er muss immer im Schoß des Vaters ruhen. Er muss reden, was der Vater ihm sagt, er muss tun, was der Vater ihm aufträgt. Und darin sollen wir Jesus imitieren. Wir sollen auch sagen wie Jesus: Ich und der Vater sind ein. Oder: Ihr werdet mich alle verlassen, aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Oder wie es im Alten Testament heißt: Es ist dir gesagt, o Mensch, was du tun sollst: Zu deinen Mitmenschen freundlich sein und demütig wandeln mit deinem Gott. - Oder existiert Gott für uns nur am Sonntag oder meinetwegen am Donnerstag?


51 Jesus kehrte mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen ein gehorsamer Sohn.


Der pubertierende Jesus hat seine Mündigkeit bewiesen: Bevor ich der Sohn Marias wurde, war ich im Schoß Gottes. Und ich tue allein, was Gott mir aufträgt. Aber Jesus bleibt nicht in einer Dauer-Rebellion. Viele Jugendlich rebellueren gegen ihren leiblichen Vater und dehnen die Rebellion aus auf eine Rebellion gegen Vater Staat und Gott-Vater. Jesus hätte ja mit 15 zu den Zeloten gehen können, den Dolch-Leuten, die einen bewaffneten Aufstand gegen Rom planten, er hätte ja ein Revolutionär im Untergrund werden können. Aber nein, er entschloss sich, Maria untertan zu sein und ihr zu gehorchen.


51b Seine Mutter aber bewahrte das alles in ihrem Herzen.


Auch hierin soll uns Maria ein Vorbild sein, wir sollen wie sie alle Worte und Taten Jesu in unserem Herzen „bewahren“ und „bewegen“. Denken wir über Jesus nach. Wenn Donna Susanna mit Sokrates spazieren geht – warum nicht mal über Jesus nachdenken? Wenn Väterchen Heinz im Mondschein und im Nebel durchs Moor spaziert – warum nicht mal ausführlich mit Jesus plaudern und IHM zuhören?


52 Jesus nahm weiter an Weisheit zu und wuchs zu einem jungen Mann heran. Gott und die Menschen hatten ihre Freude an ihm.


Jesus nahm zu an Weisheit. Ja, woher hatte er die denn? Hat er Platon und Aristoteles studiert? Eher unwahrscheinlich. Dass Paulus den Platon kannte, ist schon eher wahrscheinlich. Oder ist Jesus als Jugendlicher nach Indien gepilgert wie ein Hippie und hat sich einweihen lassen in die Philosophie Buddhas? Haarsträubender Unsinn, den manche Esoteriker glauben. Nein, „das ist eure Weisheit: das Gesetz des Herrn“! Weisheit ist in der Heiligen Schrift zu finden UND eine Gnadengabe des Heiligen Geistes, die erbeten werden muss.


Übrigens wird nun weiter nichts über Jesus berichtet bis zu seinem öffentlichen Auftritt im Alter von 30 Jahren. Diejenigen, die Aversionen gegen Maria haben, sollen doch mal darüber nachdenken, warum Jesus nur drei Jahre öffentlich gepredigt hat, aber woher 30 Jahre verborgen mit Maria zusammen gelebt hat. Jesus hat in einer Familie gelebt und ist seiner Berufsarbeit als Zimmermann nachgegangen. Auch Familienleben und Berufsarbeit, geistige oder körperliche Arbeit, kann ein Weg sein, Jesus zu imitieren.



LUKAS 4


Versuchung in der Wüste


Bevor wir die Versuchungen Christi durch den Teufel uns genauer anschauen, möchte ich euch einmal einen Überblick geben über den Teufel in verschiedenen Religionen und Weltanschauungen.


In der Bibel sagt Jesus: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Das muss vor dem Sündenfall der Ureltern der Menschheit geschehen sein, denn wir sehen den Teufel schon aktiv in der Verführung Evas. Das neue Testament spricht nicht nur von dem Teufel, sondern auch von vielen bösen Geistern oder Dämonen. Satan und seine Engel müssen also vor dem Sündenfall aus dem Himmel gefallen sein. Der Prophet Hesekiel beschreibt Luzifer als Morgenstern, als einen herrlichen Cherub, den höchsten Lobpreis-Engel im Himmel, der aber wie Gott sein wollte, und wie man weiß: Hochmut kommt vor dem Fall. Jesus hat durch Tod und Auferstehung die Teufel endgültig besiegt, ihr vorherbestimmter Platz ist in Ewigkeit die Hölle. Bis zum endgültigen Untergang versucht der Teufel, möglichst viele Seelen mit sich in den Abgrund zu reißen. Er führt darum einen verzweifelten Kampf gegen die Apokalyptische Frau und ihre Kinder, das heißt, gegen die Christen.


Die Kirchenväter im dritten Jahrhundert dachten darüber nach, was wohl die Prüfung war, an der die Teufel gescheitert waren. Ich muss jetzt einmal kurz den pietistischen Maulkorb ablegen. Sie dachten sich also: Gott zeigte im Anfang der Schöpfung allen Engeln seinen Plan: Er werde eine Menschheit schaffen, aber die Menschheit wird sich von Gott abwenden. Um die Menschheit dennoch zu erlösen, werde Gott selbst Mensch werden, und zwar von einer Frau geboren. Und diese Frau wird Gott zur Königin der Engel erheben. Ein Teil der Engel, etwa ein Drittel, war in seinem Stolz gekränkt: Gott wird ein Mensch? Ein Wesen aus Hauch und Dreck? Und nicht ein reiner Geist wie wir Engel? Und dazu sollen wir noch einem Weib dienen? Da wandten sie sich angewidert ab. Es entstand ein Krieg im Himmel, und Christus und Michael führten die treuen Engel in den Krieg gegen Luzifer und seine Dämonen, die aus dem Himmel geworfen wurden. - Das ist theologische Spekulation, nicht biblische Offenbarung, ich wollte es euch zumindest einmal mitteilen.


Im Koran erzählt Mohammed folgende Geschichte: Allah schuf Adam aus Lehm und stellte ihn den Engeln vor und forderte die Engel auf, diesen Adam anzubeten. Alle Engel gehorchten Allah, bis auf einen, den Iblis, den Teufel, der weigerte sich, Adam anzubeten.


Die Jessiden berufen sich auf diese Erzählung und deuten sie ganz anders: Der einzige Engel, der den Adam nicht angebetet hatte, war der einzig Gott-treue Engel, denn man darf nur Gott anbeten, nicht Adam anbeten (ja nicht einmal Eva…). Dieser einzig-treue Engel, der Teufel bei den Muslimen, wird bei den Jessiden als höchster Engel Pfau verehrt. Darum halten die Muslime die Jessiden für Teufelsanbeter.


Im Hinduismus gibt es die Dämonen, die Asuras, Mächte der Finsternis, die gegen die lichtvollen Götter kämpfen. Sie werden in einer endzeitlichen Schlacht von der großen Muttergöttin getötet, aber ihr Tod wird ihre Erlösung sein und sie kommen in den Himmel zu den lichten Göttern.


In der alt-persischen Religion des Religionsstifters Zarathustra oder Zoroaster gibt es den guten Gott Ahura Mazda und den gleich mächtigen bösen Gott Ahriman, die in einem ewigen Kampf um die Seelen der Menschen miteinander stehen. Diese Vorstellungen sind in die Anthroposophie Rudolf Steiners eingeflossen (in Oldenburg die Sophien-Kirche der Freien Christengemeinschaft).


Im Buddhismus heißt der Böse Mara. Im Buddhismus ist das Unglück des Menschen, dass er existiert. Erlösung wäre für ihn, aufzuhören zu existieren. In einem Buch über Buddha las ich diese Geschichte: Ein buddhistischer Heiliger sehnte sich so sehr danach, aufzuhören zu existieren, dass er schon sechs Selbstmordversuche hinter sich hatte. Jedes Mal hatte der Teufel Mara ihn an der Erlösung gehindert und sein verhasstes Leben erhalten. Als der Heilige den siebten Selbstmordversuch unternahm, rief er Gautama Buddha um Hilfe an. Der wandelte gerade in irgendeinem Bananen-Hain, eilte aber dem Heiligen zu Hilfe, vertrieb den Teufel, und so gelang der Selbstmord.


Im ursprünglichen Pietismus (ich meine nicht den heutigen, das ist ja Evangelikalismus), also im gefühlsseligen alten Pietismus gab es die Vorstellung von der Allversöhnung. Die gab es schon im 2. Jahrhundert bei dem genialen Origenes, wurde aber schon damals von der Kirche verworfen. Allversöhnung sagt, dass die Hölle ein vorübergehender Aufenthaltsort ist, und dass letztendlich alle Menschen in den Himmel kommen und selbst der Teufel und seine gefallenen Engel sich noch bekehren und erlöst werden.


Im neuheidnischen Feminismus des 20. und 21. Jahrhunderts wird der Satan als der Sohn und Geliebte der Großen Göttin angesehen. Darum spricht man in der neuen Hexen-Religion auch vom feministischen Satanismus.


Im New Age wird das neue Zeitalter, das Zeitalter des Wassermanns, das etwa 1968 einsetzte, auch als das Zeitalter Luzifers bezeichnet. Das vorhergehende Zeitalter der Fische war das christliche Zeitalter, das nur Kriege hervorgebracht hat. Im neuen Zeitalter wird Luzifer als der Lichtträger eine universelle Harmonie schaffen, eine Welteinheitsreligion und einen Weltfrieden.


Auch im Kommunismus ist vom Teufel die Rede. Luzifer ist der Revolutionär, der sich erhoben hat gegen Gott, den Monarchen des Universums. 1943 trafen sich Churchill, Roosevelt und Stalin in Teheran, um über den gemeinsamen Kampf gegen Hitler zu beraten. Churchill sagte: Gott ist auf der Seite der Alliierten. Stalin sagte: Auf unserer Seite ist der Teufel, der Teufel ist ein Kommunist.


1 Vom Heiligen Geist erfüllt, verließ Jesus den Jordan und ging in die Wüste. Der Geist hatte ihn dazu gedrängt. Vierzig Tage blieb er dort


Nach der Taufe und dem Beginn seines öffentlichen Wirkens wird Jesus vom Heiligen Geist in die Wüste geführt, wo ihn der Satan versuchen wird. Jesus ist nach Paulus der Neue Adam. Jesus muss die Ursünde Adams wieder gut machen. Adam ward vom Teufel versucht und ist gefallen. Wir sind alle Kinder Adams, wir leben als Sünder in einer gefallenen Schöpfung. Jesus muss nun den Kampf mit dem Versucher bestehen. Jesus wird vom Teufel versucht genauso, wie uns der Teufel täglich versucht, Jesus zeigt uns drei roße Versuchungen und wie man im Kampf gegen die Versuchung bestehen kann. Jesus versteht uns, wenn wir versucht werden, er kennt diese Probleme aus eigener Erfahrung. Stellvertretend für die ganze Menschheit mach Jesus, der Neue Adam, den Fall des ersten Adam wieder gut.


2 und wurde vom Teufel versucht. Während der ganzen Zeit hatte er nichts gegessen, so dass er am Ende sehr hungrig war.


Jesus war vierzig Tage in der Wüste und hatte streng gefastet. Er war am Ende sehr hungrig. Er war also körperlich sehr schwach. Der Teufel wartet auf Momente, da wir körperlich oder emotional sehr schwach und erschöpft sind, da greift er uns an, wenn wir kaum noch Kraft zum Widerstand haben. Das muss man wissen, um in Momenten der Erschöpfung doppelt wachsam zu sein.


3 Da sagte der Teufel zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl diesem Stein hier, dass er zu Brot werde."


Das ist die teuflische Ideologie des Materialismus. Materialismus heißt: Ich glaube nur an das, was ich sehe und anfassen kann. Es gibt den Materialismus des Kommunismus: Gebt uns das Geld der Reichen und wir werden glücklich sein! Und es gibt den Materialismus des Kapitalismus: Kauf dir alles und du wirst glücklich sein. Der Kommunismus in Poelen ist zugrunde gegangen, aber nun entsteht in Polen ein neuer Materialismus, der westliche Materialismus von McDonalds und Bordellen. Es versucht der Teufel auch, in die Kirche einzudringen. Er freut sich, wenn Priester meinen, man könne das Christentum mit dem Marxismus vereinen: Das Reich Gottes auf Erden sei der Kommunismus. So segnete der Priester und Dichter Ernesto Cardenal aus Nikaragua die Waffen der revolutionären Guerillaa-Truppen und hielt das Kuba Fidel Castros für das Paradies auf Erden. So meinte der Pfingstler Eberhard S., die Nachfolge Christi bedeute heute, Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei zu werden. Aber die Versuchung kann auch so aussehen: Die Christen kümmern sich nur noch darum, dass die Armen genug zu essen haben, und verkünden nicht mehr das Evangelium. Papst Benedikt erzählte, dass afrikanische Bischöfe zu ihm sagen: Wir danken der deutschen Kirche für die Millionen, die sie spenden für rot für die Armen, aber wenn wir für ein Projekt zur Evangelisierung Afrikas Spenden sammeln wollen, bleiben die Portemonnaies verschlossen.


4 Aber Jesus antwortete: "Nein, in der Schrift steht: 'Der Mensch lebt nicht nur von Brot.'


Das Wesen des Menschen dürstet nach Unendlichkeit, Ewigkeit. Der Mensch „will alles und noch mehr“. Den Menschen nur materielle Dinge zu geben, heißt, ihn ewig unbefriedigt zu lassen. Der Mensch braucht Gott, er braucht die bedingungslose Liebe Gottes. Eltern, die ihren Kindern nur materielle Dinge geben und die Kinder nicht zu Glauben an Gott führen, geben ihren Kindern viel zu wenig. Der Mensch ist so geschaffen, dass nur Gott ihn befriedigen kann. Wer aber Gott nicht in seinem Herzen hat, der versucht, das innere schwarze Loch mit allem möglichem anderen zu füllen, mit Sexsucht, Internetsucht, Drogensucht, mit Menschenanbetung.


" 5 Der Teufel führte ihn auch auf einen hohen Berg, zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Welt 6 und sagte: "Diese ganze Macht und Herrlichkeit will ich dir geben, denn sie ist mir überlassen worden, und ich gebe sie, wem ich will. 7 Alles soll dir gehören, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest."


Der Teufel versucht mit Macht. Wie viele Menschen, die mit guten Idealen in die Politik gegangen sind, sind durch die Macht korrumpiert worden. Man sagt, die drei Versuchungen Satans sind: Macht, Sex und Geld. Genießen wir vielleicht als Väter in den Familien unsere Macht? Wollen wir Macht in der Kirche? Wollen wir andere Menschen manipulieren, ausnutzen für unsere egoistischen Begierden?


Der Teufel will Anbetung. Gleich nach seiner Wahl hielt Papst Franziskus eine Rede vor den Kardinälen, in der er einen französischen Dichter zitierte: „Wer nicht den HERRN anbetet, der betet den Teufel an!“ Wenn Napoleon nicht Gott anbetete, sondern seinen „Stern“, dann betete er den Teufel an, sagte eine französische Philosophin, und wenn die Kommunisten nicht Gott anbeten, sondern „die Arbeit“, dann beten sie den Teufel an. Und gibt es nicht auch die Versuchung, andere Menschen anzubeten? Wird nicht Musik- oder Sport-Idolen eine an Anbetung grenzende Verehrung entgegengebracht? Da betet man die Sexgöttin oder den Fußballgott an. Die Menschen haben Hitler als neuen Messsias angebetet, haben Stalin als Heiliger Vater angebetet und gesagt, die Mao-Bibel habe die Macht, Tote aufzuerwecken. Aber auch in der Liebe: Wenn es in einem Lied heißt: Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen – das kann man doch nur von Gott sagen, dass vom geliebten Menschen zu sagen, ist Menschenanbetung, ist Götzendienst. Nein, der Mann muss lernen, zu sagen: Schatz, ich liebe dich, aber du bist nicht mehr mein Gott. - Es gibt natürlich auch die Anbetung des eigenen Ich. Und das ist wahrscheinlich sogar der am meisten verbreitete Götzendienst: Ich bin Gott!


8 Aber Jesus entgegnete: "Es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!'


Wozu sind wir auf Erden? Um Gott zu erkennen, um Gott zu lieben, um Gott zu dienen und dann eine Ewigkeit mit ihm zusammen zu sein. Anbetung Gottes sagt: Du bist mein Ein-und-Alles, ohne Dich bin ich ein Nichts! Anbetung Gottes redet so: Ich bin der Sklave Jesu Christi (Paulus) oder Ich bin die Magd des Herrn (Maria). Anbetung Gottes sagt: Dein Wille geschehe, nicht meiner. - Aber es gibt Christen und Christinnen, die meinen, wenn es nach ihrem Willen geht, dann geht es nach Gottes Willen Das sind Menschen, die denken sich selbst aus, was sie wollen und holen sich dann von „Gott“ und der Bibel den Segen dazu, statt dass sie fragen: Herr, was willst du, das ich tue?


Heinrich Heine dichtete in seinem frommen Alter (Scherz am Rande):


Weiberwille – Gottes Wille!

Doppelt ist der Wille Gottes

Ist das Weib die Mutter Gottes!


" 9 Der Teufel brachte Jesus sogar nach Jerusalem, stellte ihn auf den höchsten Vorsprung im Tempel und sagte: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann stürz dich hier hinunter! 10 Es steht ja geschrieben: 'Er wird seine Engel aufbieten, um dich zu beschützen. 11 Auf den Händen werden sie dich tragen, damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.' "


Der Teufel meint, Jesus sollte mal ein richtiges Spektakel inszenieren! Eine Sensation, die Schlagzeilen macht! Die Pressie liebt die Kirche, wenn es einen richtigen Skandal gibt, einen großen, wie den Missbrauchsskandal (alltäglicher familiärer Missbrauch ist keine Meldung wert), oder wenn eine evangelische Bischöfin betrunken Auto fährt. Aber Jesus inszeniert keine Spektakel für die Medien. Das was Christen weltweit Tag für Tag in stiller demütiger Arbeit Gutes tun, ist keine Schlagzeile wert. Aber so liebt es Jesus: In stiller Verborgenheit Gutes tun, auch wenn die Welt nicht applaudiert.


Wir sehen hier den Satan auch als einen bibelfesten Theologen. Satan hält Jesus ein Bibelwort vor, einen Psalmvers. Mann kan vom Satan auch mit einem Bibelwort zum Selbstmord aufgefordert werden. Mit einzelnen, aus dem Gesamtzusammenhang der christlichen Lehre herausgerissenen Bibelvers kann man alles mögliche begründen. Der russisch-orthodoxe Philosoph Wladimir Solowjew schrieb um 1900 in seiner Schrift über den Antichrist: Der Antichrist hat in Tübingen Theologie studiert. Papst Benedikt XVI zitiert das in seinem Buch über Jesus von Nazareth. Der Teufel kann dir als Theologe beweisen, dass Maria nicht Jungfrau war, als sie Jesus gebar, und dass Jesus nicht leibhaftig auferstanden ist und ähnliche moderne Häresien der liberalen Theologie.


Wir sehen auch, dass der Satan die Engel ins Spiel bringt. Der Satan liebt die falsche Engelverehrung. Nietzsche sagte: Eine vergessene Wahrheit kehrt als giftige Wahrheit zurück. Die Christen haben irgendwann aufgehört, von den Engeln zu reden. Nun kommt die Engelverehrung als esoterische Engelverehrung zurück. In Deutschland glauben mehr Menschen an die Engel als an Gott. Sucht man ein Buch über Engel, gibt es ein christliches (von Anselm Grün) und tausende esoterische. Die Engel, die in der Esoterik verehrt werden, ist ein Mischmasch verschiedenster geistiger Kräfte. Man redet vom biblischen Erzengel Michael, aber auch vom jüdisch-kabbalistischen Engelfürsten Metatron, dazu kommen alle möglichen Engel und Dämonen aus jüdischen Apokryphen und dazu noch indische Götter und Göttinnen. Paulus sagt: Der Teufel verstellt sich als ein Engel des Lichts. Auf eine gesunde christliche Engelverehrung kann ich jetzt nicht eingehen, das würde zu weit führen. Nur so viel: Vertraut darauf, dass Gott euch jedem einzelnen einen persönlichen Schutzengel an die Seite gestellt hat, dessen Hauptaufgabe es ist, euch zu Gott in den Himmel zu führen.


12 Jesus gab ihm zur Antwort: "Es heißt aber auch: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern!' " 13 Als der Teufel sah, dass er mit keiner Versuchung zum Ziel kam, ließ er ihn für einige Zeit in Ruhe.


Jesus hat allen Versuchungen stand gehalten. Er kann auch uns beistehen in unseren Versuchungen. Der Satan ruft Wahnsinn hervor, stiftet zum Selbstmord an, zerstört Ehen und Familien und inszeniert Kriege und Terrorismus und Mord an ungeborenem Leben. Aber wenn ihr merkt, dass der Teufel gegen euch kämpft, dann lasst euch nicht auf eine Diskussion mit ihm ein, er ist schlauer und stärker als ihr. Selbst der Erzengel Michael versucht nicht mit eigener Macht den Teufel wegzujagen, sondern sagt: DER HERR SCHELTE DICH, DU SATAN! Der Teufel will euch besonders gerne den Mut rauben und die Freude. Lasst das nicht zu, bittet Jesus immer um Mut und Freude!



Ein Prophet gilt nichts im Heimatort


14 Jesus kehrte in der Kraft, die ihm der Geist Gottes verlieh, nach Galiläa zurück. Bald sprach man in der ganzen Gegend von ihm. 15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen hoch geachtet. 16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Wie gewöhnlich ging er am Sabbat in die Synagoge. Als er zum Vorlesen aufstand, 17 reichte man ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja.


Jesus wurde immer vom Heiligen Geist geführt. Lassen wir uns auch vom Heiligen Geist führen! Dazu braucht es aber Gebet, um die Eingebungen des Heiligen Geistes zu empfangen. Jesus beginnt, als Prediger zu wirken, er beginnt, das Evangelium (die Freudenbotschaft) von der Herrschaft Gottes zu verkünden. Auch wir sollen das Evangelium verkünden, vor allem durch das Zeugnis unseres Lebens. Der heilige Franziskus sagte: „Verkündet das Evangelium mit eurem Leben, und wenn es sein muss, mit euren Worten.“ Wir sollen die Menschen nicht zutexten, nicht versuchen, sie zu überreden, nicht bedrängen. Lebe jede von uns das, was er oder sie vom Evangelium verstanden hat, und überlasse den Rest dem Heiligen Geist. Die Welt von heute verlangt nicht nach Lehrern des Glaubens, sondern nach Zeugen der Liebe Gottes. Wenn Eltern viel von Gott reden, aber lieblose Eltern sind, ist das ein schlechtes Zeugnis. Goethe sagt: Die Güte des Menschen soll dem Mitmenschen helfen, an die Güte Gottes zu glauben. Werden wir zu Kanälen der Liebe Gottes. Dazu müssen wir aber erst die Liebe Gottes in unserem Herzen empfangen, und dazu ist das Gebet unbedingt notwendig. Gott will unser Herz erfüllen mit seiner Liebe, so sehr, dass unser Herz überfließt und die Liebe Gottes in die Welt strömt. Wenn wir allerdings meinen, wir sind die Christen, und alle andern sind Gottes Feinde, die wir hassen müssen, dann sollten wir uns nicht Christen, sondern Muslime nennen.


17 Er rollte sie auf und fand die Stelle, wo es heißt: 18 "Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, Armen die gute Botschaft zu bringen und Gefangenen die Freiheit. Ich soll Blinden sagen, dass sie sehen werden und Zerbrochenen, dass sie frei werden von Schuld. 19 Ich soll verkünden ein Gnadenjahr des Herrn."


Der Geist hat Jesus „gesalbt“ und zwar bei der Taufe, da ist der Heilige Geist auf ihn herabgekommen. Im Alten Testament wurden Menschen mit einem heiligen Öl gesalbt, damit wurden sie besiegelt mit dem Heiligen Geist, um ihren Dienst als Priester, als König, als Prophet zu tun. Messias ist das hebräische Wort für „der Gesalbte“, Christos das griechische Wort. Die „Christen“ sind auch „Gesalbte“, mit dem Heiligen Geist ausgestattet, um als Priester, Könige und Propheten Gott zu dienen. Priester sollen wir sein, denn wir sollen im Gebet die ganze Welt vor Gott bringen und stellvertretend beten für die, die nicht beten. Könige sollen wir sein, denn wir sollen die Familien, die Kultur, die Gesellschaft nach den christlichen Werten gestalten. Propheten sollen wir sein, denn wir sollen den Menschen den Willen Gottes verkünden, und der Wille Gottes ist seine Liebe und dass alle gerettet werden.


Jesus erklärt seine Aufgabe als Retter: 1. den Armen die Freudenbotschaft bringen, 2. den Gefangenen die Freiheit, 3. den Blinden, dass sie sehen können, 4. den zerbrochenen Herzen die Befreiung von Schuld. Und nun sendet uns Christus, er hat keine anderen Hände und Füße als unsere, nun sollen wir den Armen die Freudenbotschaft von der Liebe Gottes bringen, den Menschen, die vom Teufel gefangen sind, den Ruf zur Freiheit bringen, Freiheit von den Ketten der Sünde, den Ketten des Teufels, den Ketten des ewigen Todes. Wo der Heilige Geist weht, da ist Freiheit. Erst Gottes Wahrheit macht uns wirklich frei, sonst sind wir Sklaven unserer Triebe. Wir sollen den Blinden die Augen öffnen, damit sie sehen. Sie sollen in der Schönheit der Schöpfung die Schönheit des Schöpfers sehn, sie sollen in den Armen, Kleinen, Kranken und Sterbenden den leidenden Christus sehen, der auf ihre Liebe wartet, und sie sollen in aller menschlichen Güte und Liebe (egal welchen Glaubensbekenntnisses) eine Wirkung des Heiligen Geistes sehen.


Übrigens zitiert Jesus den Jesaja nicht ganz, denn Jesaja sagt weiter: Und zu verkünden die Rache unseres Gottes. Das lässt Jesus weg. Jesus will nicht, dass wir im Namen eines unbarmherzigen Gottes unsere egoistischen und hartherzigen Rachegelüste ausleben. Im Islam ist die Blutrache weit verbreitet, aber auch bei der Mafia in Italien. Und gestehen wir es doch, wie oft sind unsere Herzen voller Rachegelüste! Heinrich Heine schrieb: Beleidigt den Dichter nicht, er verdammt euch sonst in Dantes Hölle, aus der selbst Christus euch nicht erlösen kann.“ Kennt ihr den „Grafen von Monte Christo“? Der verwechselte seine persönliche Rache mit der Gerechtigkeit Gottes.


20 Er rollte das Buch zusammen, gab es dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn erwartungsvoll an. 21 "Heute ist dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, in Erfüllung gegangen", fing er an. 22 Seine Zuhörer waren beeindruckt und wunderten sich zugleich über die Worte, die ihm geschenkt wurden. "Ist das nicht der Sohn von Josef?", fragten sie.


Jesus sagt: Was Jesaja prophezeit vom Gesalbten, das bin ich, der Gesalbte, der Messias, der Christus, der Helfer der Armen, der Befreier der Sklaven, der Wundertäter, der Heiland, der Freudenbringen, der Retter. Die Leute wunderten sich, denn es fand dies alles in Nazareth statt, wo Jesus dreißig Jahre mit Maria und Josef gelebt hat, erst als Kind und später als Zimmermann. Sie hielten ihn für den Sohn Josefs, für den Zimmermann, für den Lausbuben von Nazareth, für einen von uns, der nicht mehr ist als wir, und nun kommt der Jesus von Nazareth und sagt, er sei der von den Propheten verkündete Messias und Retter Israels. Und geht es nicht auch heute vielen so, dass sie in Jesus nicht den Sohn Gottes und Retter der Menschheit sehen, dass sie sich mit Hilfe der modernen Theologen einen „historischen Jesus von Nazareth“ zurecht dichten, der nicht von einer Jungfrau geboren ist, der keine Wunder tat, der nicht leibhaftig auferstanden ist? Für sie ist Jesus ein jüdischer Sozialrevolutionär, oder ein jüdischer Philosoph, ein Rabbi wie viele andere, ein Weisheitslehrer wie Sokrates oder Konfuzius, ein Religionsstifter wie Buddha und Mohammed, einer der vielen Gottessöhne wie Krishna und Buddha und Hare Rama oder einer spiritueller Meister.


23 Da sagte er zu ihnen: "Sicher werdet ihr mir jetzt mit dem Sprichwort kommen: 'Arzt, hilf dir selbst!' und denken: 'Du musst auch hier bei dir, in deiner Vaterstadt, das tun, was wir von Kafarnaum gehört haben.'


Jesus weiß schon, dass er gekreuzigt werden muss und dass die Leute dann sagen werde: Andern hat er geholfen und kann sich selbst nicht helfen. Wenn du der Messias bist, beweise es und teige vom Kreuz herunter. Die Juden wollten zwar einen Messias, aber einen politischen Befreier von der römischen Weltherrschaft und Wierderbringer der Monarchie des Hauses David. Jesus wird aber Messias sein durch sein Kreuz. Und wer versteht das? Die Muslime nennen Jesus auch einen Messias, aber im Koran steht, dass Jesus nicht gekreuzigt wurde, das sei eine Lüge der Juden. Die Esoteriker wollen auch einen Jesus, der ihr eigenes Höheres Selbst ist, aber nicht der Gekreuzigte. Und wir? Wollen wir nicht auch einen Jesus ohne Kreuz? Einen Jesus, dessen Nachfolge in Friede, Freude, Eierkuchen besteht, einen Jesus, der nicht von uns fordert, täglich unser Kreuz auf uns zu nehmen? Einen Jesus, der uns immer genug Geld gibt, und dessen Nachfolge aus lauter Halleluja-Gesängen und Lobpreis-Tänzen besteht, einen Wundertäter und Heiler Jesus, der jede Krankheit von uns wegnimmt, wenn wir nur stark genug glauben?


24 Aber ihr wisst doch, dass ein Prophet in seinem Heimatort nichts gilt.


Das ist ja zum berühmten Sprichwort geworden. Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterland und in seiner Familie. Die alzu große Vertraulichkeit im familiären oder dörflichen Kontext behindert oft die Erkenntnis der Botschaft, die einer von Gott empfangen hat. Die Eltern und Geschwister denken: Das ist doch immer noch unser kleiner Hosenscheißer. Die Jugendfreunde sind auf ihrem Niveau stehen geblieben und können nicht begreifen, dass ihr einstiger Freund eine „neue Kreatur in Christus“ geworden ist. Aber ich denke auch an Deutschland und die katholischen und evangelischen Bischöfe, die eigentlich Propheten sein sollten, Menschen, die sich deutlich abgrenzen vom Geist der Welt. Wir sehen aber in den deutschen Bischöfen beider Kirchen in überwiegender Mehrheit Christen, die sich bemühen, möglichst staatstragend zu sein und die buhlen um den Applaus der Medien. Wenn aber ein hochstehender Geistlicher dem Zeitgeist das klare, radikale Christentum entgegen hält, wird er von den Medien gejagt wie ein Fuchs von der Hundemeute. Ich persönlich meine, das kann man sehen an Benedikt XVI. Und weiter: Das Christentum scheint den Deutschen und Europäern ein Prophet zu sein, der im eigenen Vaterland nichts gilt. Dagegen die Chinesen sind extrem neugierig geworden. Die Europäer suchen sich lieber Propheten, die von weither kommen, ob es nun sibirische Schamanen sind oder tibetische Binzen oder indische Yogameister, jede Religion wird als prophetisch angesehen, jede, außer das europäische Christentum.


25 Und es ist auch wahr, dass es zur Zeit des Propheten Elias viele Witwen in Israel gab, damals, als es drei Jahre und sechs Monate lang nicht regnete und im ganzen Land eine große Hungersnot herrschte. 26 Trotzdem wurde Elias zu keiner von ihnen geschickt, sondern zu einer Witwe in Sarepta, im Gebiet von Sidon. 27 Und viele Aussätzige gab es zur Zeit des Propheten Elischa in Israel, aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman."


Wenn ich recht vermute, sind euch die Bücher der Könige nicht sehr vertraut. Aus diesen beiden Büchern stammen aber die Geschichten des Propheten Elias und seines Propheten-Schülers Elischa. Darum stelle ich hier die beiden von Jesus zitierten Schriftstellen zusammen.


Elias und die Witwe von Sarepta


DAS ERSTE BUCH DER KÖNIGE 17

17, 1 Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. 2 Da kam das Wort des HERRN zu ihm: 3 Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. 4 Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen. 5 Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. 6 Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach. 7 Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. 8 Da kam das Wort des HERRN zu ihm: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dass sie dich versorge.

10 Und er machte sich auf und ging nach Sarepta. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! 11 Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit! 12 Sie sprach: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will's mir und meinem Sohn zubereiten, dass wir essen – und sterben. 13 Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Geh hin und mach's, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir's heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. 14 Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden. 15 Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. 16 Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, das er geredet hatte durch Elia. 17 Und nach diesen Geschichten wurde der Sohn dieser Frau, seiner Hauswirtin, krank, und seine Krankheit wurde so schwer, dass kein Odem mehr in ihm blieb. 18 Und sie sprach zu Elia: Was hab ich mit dir zu schaffen, du Mann Gottes? Du bist zu mir gekommen, dass meiner Sünde gedacht und mein Sohn getötet würde. 19 Er sprach zu ihr: Gib mir deinen Sohn! Und er nahm ihn von ihrem Schoß und ging hinauf ins Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett 20 und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, tust du sogar der Witwe, bei der ich ein Gast bin, so Übles an, dass du ihren Sohn tötest? 21 Und er legte sich auf das Kind drei Mal und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, lass das Leben in dies Kind zurückkehren! 22 Und der HERR erhörte die Stimme Elias, und das Leben kehrte in das Kind zurück, und es wurde wieder lebendig. 23 Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Obergemach ins Haus und gab es seiner Mutter und sprach: Siehe, dein Sohn lebt! 24 Und die Frau sprach zu Elia: Nun erkenne ich, dass du ein Mann Gottes bist, und des HERRN Wort in deinem Munde ist Wahrheit.


Elischa und der Syrer Naaman


2.Könige 5


1 Der Heerführer Naaman war hoch angesehen bei seinem Herrn, dem König von Aram, denn durch ihn hatte der Herr Aram Erfolg geschenkt. Doch Naaman war zwar ein großer Krieger, aber er litt an Aussatz. 2 Nun war eine Schar Aramäer in Israel eingefallen. Sie hatten ein junges Mädchen gefangen genommen, das dann als Dienerin zu Naamans Frau kam. 3 Eines Tages äußerte das Mädchen seiner Herrin gegenüber: »Ich wünschte, mein Herr würde zu dem Propheten in Samaria gehen. Er könnte ihn von seinem Aussatz heilen.« 4 Naaman ging und erzählte seinem Herrn: »Das und das hat das Mädchen aus Israel gesagt.« 5 Da befahl ihm der König von Aram: »Reise zu dem Propheten. Ich werde einen Brief an den König von Israel schreiben.« Naaman brach auf. Er nahm zehn Talente Silber, 6.000 Schekel Gold und zehn Prachtgewänder mit. 6 In dem Brief, den er dem König von Israel gab, stand: »Mit diesem Brief schicke ich dir meinen Diener Naaman. Ich möchte, dass du ihn von seinem Aussatz heilst.« 7 Als der König von Israel das las, zerriss er seine Kleider und sagte: »Dieser Mann schickt mir einen Aussätzigen, damit ich ihn heile! Bin ich Gott, dass ich töten und Leben geben kann? Seht und begreift doch, dass er nur nach einem Vorwand sucht, um Streit mit mir anzufangen.« 8 Als jedoch Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, sandte er ihm eine Nachricht: »Warum hast du deine Kleider zerrissen? Schick Naaman zu mir. Er soll sehen, dass es einen Propheten in Israel gibt.« 9 Also zog Naaman mit seinen Pferden und Streitwagen zu Elisas Haus und wartete vor der Tür. 10 Elisa ließ ihm durch einen Diener ausrichten: »Geh und wasche dich sieben Mal im Jordan. Dann wird deine Haut wieder gesund und du wirst geheilt sein.« 11 Da ging Naaman ärgerlich fort. »Ich hatte angenommen, dass er persönlich zu mir kommt!«, sagte er. »Ich hatte erwartet, dass er die Hand über die aussätzige Haut ausstrecken, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mich heilen würde! 12 Sind der Abana und der Parpar in Damaskus denn nicht besser als alle Flüsse Israels? Warum kann ich mich nicht in ihnen waschen und geheilt werden?« Und er drehte sich um und ging zornig fort. 13 Seine Begleiter aber redeten ihm gut zu. »Herr«, sprachen sie zu ihm, »wenn der Prophet etwas Großes von dir verlangt hätte, hättest du es dann nicht getan? Wie viel eher solltest du ihm gehorchen, wenn er dich nur auffordert: `Bade dich, damit du wieder gesund wirst!´« 14 Also ging Naaman hinab an den Jordan und tauchte sich sieben Mal unter, wie der Mann Gottes es ihm befohlen hatte. Da wurde seine Haut so gesund wie die eines kleinen Kindes und er war geheilt. 15 Daraufhin kehrten Naaman und sein ganzes Gefolge zu dem Mann Gottes zurück. Als er vor ihm stand, sagte Naaman: »Ich weiß jetzt, dass es keinen Gott auf der Welt gibt außer in Israel. Bitte, nimm ein Geschenk von deinem Diener an.« 16 Doch Elisa antwortete: »So wahr der Herr lebt, dem ich diene: Ich werde nichts annehmen.« Und obwohl Naaman ihn sehr drängte, nahm er kein einziges Geschenk an. 17 Da meinte Naaman: »Gut, doch dann erlaube deinem Diener, zwei meiner Maultiere mit Erde zu beladen. Dein Diener wird keinem anderen Gott als dem Herrn jemals wieder Brandopfer oder andere Opfer bringen. 18 Nur eines möge der Herr deinem Diener nachsehen: Wenn mein Herr in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und sich dabei auf meinen Arm stützt, sodass ich mich auch im Tempel Rimmons befinde, möge der Herr deinem Diener verzeihen, wenn ich mich mit ihm verneige.« 19 »Geh in Frieden«, sagte Elisa. Naaman war schon auf dem Heimweg,


Ohne nun im einzelnen auf beide Texte einzugehen, sehen wir auf das, was Jesus hervorhebt: die Propheten Israels brachten das Heil den Heiden. Sarepta war ein Ort an der phönizischen Mittelmeerküste, die Phönizier waren Heiden, und Aram ist Syrien, nördlich von Israel, ebenfalls eine heidnische Gegend. Und Elias brachte ein Brotwunder und eine Totenauferweckung, und Elischa brachte eine Heilung vom Aussatz, eine Heilung von der Sünde. Und so ist Jesus der große Prophet Israels, der allen Völkern das Brotwunder, die Sündenvergebung und die Auferstehung der Toten schenkt.


28 Als sie das hörten, gerieten alle in der Synagoge in Wut. 29 Sie sprangen auf, zerrten Jesus zur Stadt hinaus und führten ihn bis zum Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war; dort wollten sie ihn hinabstürzen. 30 Aber Jesus schritt mitten durch die Menge hindurch und zog weg.


Da waren die Juden vielleicht ein wenig stolz darauf, dass sie allein das auserwählte Volk waren, und nun sagte der Messias Israels, er bringe das Heil allen Menschen! Kennen wir das auch, dass Jesus unser Gott ist, der Gott unserer Gruppe, und für die andern nicht zuständig. Ist Gott ein katholischer Gott, nur für Katholiken zuständig? Oder ist Gott der biblische Gott, nur für „bibeltreue, wiedergeborene“ Evangelikale zuständig? Und alle andern leben im finstersten Heidentum? Die Muslime sehen es ja auch so: Gott Allah ist nur der Gott der Muslime. Oder im Nationalismus: Da gibt es den „russischen Christus“ und den „deutschen Heiland“ und die führten damm im Ersten Weltkrieg miteinander Krieg, wie es ein kommunistischer Dichtr mal formulierte. Oder wie der Aufklärer Voltaire schrieb: Im Hundertjährigen Krieg führten der Schutzpatron Englands (Sankt Georg) und der Schutzpatron Frankreichs (Sankt Denys) im Himmel miteinander Krieg. Aber ein National-Gott ist zutiefst heidnisch. Der wahre, lebendige Gott ist der Gott aller Völker und jedes Menschen. Es gibt nur einen Gott und er ist Gott für jeden Menschen, gleich welcher Rasse, Sprache, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion, der Vater Jesu Christi ist der Gott aller Menschen.



LUKAS 5


Exkurs: Bibel und Arbeit


Jesus beruft seine ersten Jünger, die Fischer waren, also Männer körperlicher Arbeit. Jesus selbst hat als Zimmermann gearbeitet. Er hat nicht wie Buddha dreißig Jahre unter einem Feigenbaum meditiert, sondern hart gearbeitet. Gott als Schöpfer wird in der Bibel dargestellt als ein Arbeiter, der in einer sechs-Tage-Woche die Schöpfung baut, als Töpfer am sechsten Tag den Menschen und am siebenten Tag dann „Feierabend“ hat. Dagegen der indische Gott „träumt“ die Schöpfung, oder er „tanzt und spielt Flöte“. Der jüdische Gott ist ein Arbeiter, der indische ein Müßiggänger. Und Gott setzt den Menschen in den Garten Eden, dass er dort arbeite. Adam und Eva haben im Garten Eden nicht nur nackt im Gras gelegen und Liebe gemacht, sondern Adam hat als Bauer und Viehzüchter und Beerensammler gearbeitet, und Eva hat ihm den Hering gebraten, die Stamm-Mutter aller Ostfriesen. Erst nach dem Sündenfall musste Adam „im Schweiße seines Angesichts“ arbeiten. Aber Paulus sagt trotzdem: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Der Mensch ist also von Gott zur Arbeit berufen (körperlich oder geistig). Bei den alten Griechen war Arbeit das, was die Sklaven taten. Eines freien Menschen würdig war der Müßiggang, das Philosophieren auf dem Markt. Der wahre Mensch war für die Griechen nicht der arbeitende Sklave, sondern der nachdenkende Müßiggänger. Auch die Hausarbeit der Ehefrauen wurde nicht geschätzt. Der wahre freie Mensch, der Philosoph, beachtete nicht die Hausarbeit der Ehefrauen, sondern wenn er Frauen schätzte, dann nur die Hetären. Hetären waren Edelprostituierte mit hoher philosophischer Bildung. Die berühmteste Hetäre war Aspasia, Sokrates besuchte sie und der demokratische Herrscher Perikles. Es gibt keine andere Religion wie die jüdisch-christliche, die den arbeitenden Menschen so hochschätzt. Der Kommunismus dagegen hat den Arbeiter von Gott getrennt, hat den Arbeiter an die Stelle Gottes gesetzt und ihn so zum modernen Götzen gemacht.


Die ersten Jünger


1 Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten das Wort Gottes hören. 2 Da bemerkte er zwei Boote am Ufer. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. 3 Jesus stieg in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück auf den See hinauszufahren. So konnte er sich setzen und die Menge vom Boot aus unterweisen.


Jesus war in Galiläa wohl schon bekannt als Prediger, als jüdischer Rabbi, das heißt Lehrer oder Meister, denn das Volk wollte ihn schon hören. Jesu Art zu reden faszinierte die Menschen, er sprach nicht wie ein trockener Bibellehrer, sondern er sprach die Sprache des einfachen Volkes, und doch waren seine Worte voller Weisheit. So sollen auch wir lernen, die Sprache unserer Mitmenschen und Zeitgenossen zu sprechen und sie nicht voll labern mit theologischen Fachbegriffen, dem sogenannten „Kanaanäisch“ der Evangelikalen oder dem „Latein“ der Katholiken. Unsere christliche Insider-Sprache ist für unsere Mitmenschen zum „Chinesisch“ geworden. Und wie ich schon einmal schrieb: Unsere heutige Welt verlangt nicht nach Lehrern der Theologie, sondern nach authentischen Zeugen gelebten Christentums.


Das Boot des Simon. Simon war Fischer, er war verheiratet, der Name seiner Ehefrau ist nicht überliefert, aber Paulus schreibt, dass Simon sie später mitnahm auf seine Missionsreisen, die ihn bis nach Rom führten. Auch seine Schwiegermutter wird erwähnt, allerdings nicht namentlich, sie hatte einmal Fieber, Jesus heilte sie, und sie diente Jesus und seinen Jüngern. Der Bruder des Simon hieß Andreas (den man nach dem Johannes-Evangelim den „Erstberufenen“ nennt, er war ein Jünger von Johannes dem Täufer und fand Jesus und führte seinen Bruder zu Jesus). Simon und Andreas lebten in Bethsaida. Das waren so Dörfer in Galiläa am See Gennezareth, Nazareth, Kapernaum (wohin Jesus mit seiner Mutter Maria zog), Magdala (woher Maria Magdalena stammte) und Bethsaida (wo Simon und Andreas wohnten). Der Name Simon bedeutet „von Gott erbeten“, sein Vater hieß entweder Jona (Taube) oder Johannes (Gott ist Gnade). Jesus gab dem Simon einen neuen Namen: Kefa (auf aramäisch) oder Kephas (griechische Schreibweise) oder Petros (griechisch) oder Petrus (lateinisch) oder Peter (hochdeutsch) oder Piet (ostfriesisch), und das heißt Fels. Einige Evangelikale meinen, Petros heiße nicht Fels, sondern kleiner Kieselstein, aber das aramäische Kefa bedeutet eindeutig Fels. Petrus wird in allen Evangelien und der Apostelgeschichte immer als der Führer der Apostel dargestellt, so dass es oft heißt: Petrus und die Elf. Das Boot des Petrus ist aber ein Symbol für die Kirche.


4 Als er aufgehört hatte zu reden, sagte er zu Simon: "Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!" 5 "Aber Rabbi", wandte Simon ein, "wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Doch weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen."


Die Fischer am See Genezareth fingen ihre Fische nachts, dann schwammen sie an der Wasseroberfläche, tagsüber waren sie nicht zu fangen, sondern in der Tiefe verschwunden. Petrus als Fischer weiß das. Und da kommt so ein Prediger, der von nichts was weiß als vom Gebet, und sagt dem erfahrenen Fischer, er solle jetzt am Tag fischen. Aber wir sehen, dass Petrus schon Vertrauen zu Jesus hat. Er sagt nicht: Das versteh ich nicht, das ist nicht vernünftig, das tu ich nicht. Petrus glaubt und tut, was Jesus ihm sagt, auch wenn er es nicht versteht. Petrus ist kein „Rationalist“. Es gibt zwei Arten, wie man das Christentum einseitig verengen kann: der Rationalismus und der Fide‘ismus. Was ist das? Der Fideismus (von lateinisch fides: Glaube) erkennt nur die Bibel und den Glauben an und hält von der menschlichen Vernunft nichts. Luther war kein Rationalist, er sagte: die Bibel allein, der Glaube allein, die Vernunft ist eine Hure („fraw klüglin ist ayn hur“). Auch der Islam ist fideistisch: Was Allah gebietet, dem muss man blind gehorchen, da hat der Verstand zu schweigen. Fideismus ist auch bei bestimmten Evangelikalen, die sagen: In der Bibel steht, dass Gott die Welt vor sechs Tausend Jahren in sechs Tagen geschaffen hat, was die Wissenschaft sagt, interessiert uns gar nicht. Fideismus gibt es auch bei bestimmten Charismatikern: Protestantische Charismatiker schicken Schizophrene nicht zum Psychiater, sondern „treiben Dämonen aus“, katholische Charismatiker rufen bei einem Unfall den Heiligen Geist an, statt den Notarzt zu rufen. Aber das Gegenteil von Fideismus ist der Rationalismus (von lateinisch ratio, Vernunft oder Verstand). Das begann mit der „Aufklärung“ in Europa im 17. Jahrhundert. Die Aufklärung vertraute keiner göttlichen Offenbarung mehr, sondern nur dem menschlichen Verstand (meist nur dem männlichen Verstand). Der Höhepunkt war in der französischen Revolution, da man den Altar Christi abriss und einen Altar für die „Göttin der Vernunft“ errichtete. In Folge der Aufklärung entstand der protestantische Rationalismus, der vom Glauben nur das annimmt, was dem Menschen vernünftig und verständlich erscheint. Im Extremfall werden dann Jungfrauengeburt, Jesu Wunder, leibliche Auferstehung Christi geleugnet. Was vom Christentum bleibt, ist ein nettes Sozialverhalten. Das ist inzwischen auch in der katholischen Theologie weit verbreitet. Der Rationalist akzeptiert nur das, was berechenbar und logisch beweisbar ist und lehnt alles ab, was „mystische Erfahrung“ ist und hat starke Vorbehalte gegen Wunder und Prophetien. Gesund wäre, wenn wir einen felsenfesten Glauben haben und eine gesunde Vernunft zum Nachdenken, das sind „die beiden Flügel, mit denen wir zu Gott fliegen“, wie ein polnischer Dichter schrieb.


6 Als sie es dann getan hatten, umschlossen sie eine solche Menge Fische, dass die Netze zu reißen begannen. 7 Deshalb winkten sie ihren Mitarbeitern im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Zusammen füllten sie beide Boote bis zum Rand, sodass sie fast sanken.


Es war offensichtlich ein Wunder Jesu, dass die Fischer am hellichten Tag so viele Fische fingen, dass die Netze zu reißen drohten. Das zeigt, dass Jesus die Fülle liebt! Wie bei der Hochzeit zu Kana, wo er mal eben 600 Liter allerbesten französischen Rotwein machte! Jesus tut Wunder, um zu zeigen, dass er als Gottes Sohn die Macht dazu hat. Die Wunder sind Zeichen, die -glauben erwecken sollen. Darum ist es ganz und gar schädlich, wenn eine moderne liberale Theologie die Wunder Jesu wegdiskutieren will. Da gibt es dann keine wunderbare Brotvermehrung mehr, wo Jesus mit fünf Broten fünftausend Männer satt machte, statt dessen sagt man: Jesus verteilte nur kleine Brotkrümelchen, um zu zeigen, dass man teilen soll. Warum aber nun so viele Fische? Die Fische sind ein Symbol, sie stehen für Menschenseelen. Jesus sagt selbst, dass das Himmelreich (also die Herrschaft Christi) wie ein Fischfang ist, da die guten Fische in den Korb kommen und die faulen Fische weggeworfen werden, und er selbst erklärt das so: die frommen Seelen kommen in den Himmel und die von Hass auf Gott erfüllten in die Hölle. Wenn Jesus also so viele Fische fängt (durch Petrus), dann heißt das, das er viele, viele retten wird! Im Himmel werden Unzählige sein! (Mein Vater sagte: Wo sollen die denn alle leben? Aber im Himmel sein, heißt, in Gott sein, das heißt, jenseits von Raum und Zeit. Das Paradies ist ja nicht auf dem Planeten Venus.) Und noch was: Jesus geht nicht selber fischen, er benutzt dazu den Petrus und seinen Bruder Andreas und seine Freunde Johannes und Jakobus. Jesus will Seelen retten, aber dazu braucht er uns! Wir sollen für die Menschen beten, ihnen gute Zeugen Jesu sein, und jeder soll sich zum Missionar machen, um Seelen zu Jesus zu führen – zumindest eine Seele! Bindet euch mindestens Einen Menschen aufs Herz, den ihr „in den Himmel beten“ wollt! Fragt dabei nicht nach sichtbaren Erfolgen! Und noch was: Petrus bekommt so viel zu tun, er ruft seine Freunde um Hilfe. Und das ist Kirche: Petrus braucht seine Freunde, für einen allein ist es nicht zu schaffen.


8 Als Simon Petrus das sah, kniete er sich vor Jesus hin und sagte: "Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!"


Petrus erkennt an dem wunderbaren Fischfang die göttliche Macht Jesu über die Gesetze der Natur. Er erkennt seine Heiligkeit, seine Autorität, vielleicht schon seine Gottheit, und darum nennt er ihn „Herr“ - „Kyrios“ auf griechisch. In der griechischen Version des Alten Testament steht „Kyrios“ für JHWH (Jahwe), wie in deutschen Bibeln an Stelle des Gottesnamens auch meist Herr steht, manchmal so: HERR. Wenn Petrus Jesus Herr nennt, erkennt er damit seine Gottgleichheit an. Und nun geschieht das, was geschieht, wenn man Gott begegnet: Man erkennt seine eigene Unvollkommenheit, seine Fehler, Schwächen und Gebrechen, all die moralische Verdorbenheit, all die Bosheit in Gedanken… Worten… und Werken.. kurz: Wer Gott nah kommt, erkennt das er ein Sünder ist. Darum bekennt heute auch niemand mehr in Deutschland, das wir alle Sünder sind, weil wir alle so fern von Gott sind – und das ist ja gerade die Sünde! Sünde auf deutsch kommt von Sund, eine Meerenge, die ein Festland von einer Insel trennt, Sünde heißt Trennung, Trennung von Gott oder Gottesferne (nicht von Gott aus, sondern von uns aus). Es gibt darum nur Heilige, die WISSEN dass sie Sünder sind, und Sünder, die MEINEN dass sie Heilige sind.


9 Denn er und seine Begleiter waren tief erschrocken, weil sie einen solchen Fang gemacht hatten. 10 Und genauso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Doch Jesus sagte zu Simon: "Du musst dich nicht fürchten. Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein." 11 Dann zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus.


Sie waren erschrocken… und das geschieht in der Bibel immer dann, wenn der dreimal heilige Gott einem Menschen nah kommt. Gott ist nicht der Gott, den wir uns selbst ausgedacht haben, die Verkörperung all unserer Wunschträume (wie die Venus), sondern GOTT IST DER, DER ER IST, DER DREIMAL HEILIGE, DER GANZ ANDERE. So erschraken die Propheten bei ihrer Berufung, so erschrak Mose, so erschrak Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, und so erschrak die Jungfrau Maria. Aber immer, immer sagt Gott zu den Erschrockenen: Fürchte dich nicht! Ihr wisst sicher, dass das Wort „fürchte dich nicht“ 365 mal in der Bibel steht, mit Absicht wohl, denn Gott sagt dir an jedem Tag des Jahres: FÜRCHTE DICH NICHT, ICH BINS!


Ein Wort zu Johannes und Jakobus. Sie waren Söhne des Zebedäus. Sie waren wohl noch jung, jedenfalls Johannes, denn ihre Mutter tritt einmal zu Jesus und bittet um zwei Ministerposten für ihre Kinder. Jesus nennt beide Brüder Boanerges, das heißt Donnersöhne. In der katholischen Kirche wird Johannes immer der Lieblingsjünger Jesu genannt. Ich frage mich allerdings, ob Jesus Lieblinge hatte? In den gnostischen Evangelien wird Maria Magdalena die Lieblingsjüngerin genannt, die einzige seiner Jüngerinnen, die er auf den Mund küsste. Ob dieser Johannes, der sich selbst nur „der Jünger, den Jesus lieb hatte“ nannte, der Autor des Johannes-Evangeliums, der drei Johannes-Briefe und des Buches der Offenbarung war, wurde lange einfach geglaubt, wird aber heute von den Theologen der historisch-kritischen Schule angezweifelt. Dem Johannes, dem einzigen Apostel unterm Kreuz, wurde von Jesus die Mutter Jesu anvertraut. Der Tradition nach lebten sie in Ephesos auf dem Nachtigallenberg, heute ein Wallfahrtsort in der Türkei. Wenn Johannes die Offenbarung schrieb, war er auf die Gefängnis-Insel Patmos verbannt worden. Die griechische Kirche zeigt heute noch die Höhle, wo Johannes seine Visionen hatte. Man sagt, als alter Mann wurde Johannes in die Gemeinde getragen, und er sagte nur noch: „Kinder, liebt einander!“ Von allen anderen Aposteln (außer Johannes) berichtet die Tradition das Martyrium.


Jakobus, der Sohn des Zebedäus, war der erste der Apostel, der das Martyrium durch König Herodes erlitt, es wird dies in der Apostelgeschichte berichtet. Sein Grab, sagt man, ist in Santiago de Compostela, dem größten mittelalterlichen Wallfahrtsort im spanischen Baskenland, heute wieder recht populär geworden. Diesen Jakobus darf man nicht verwechseln mit dem anderen Jakobus, dem Bruder oder Verwandten Jesu, der in der Apostelgeschichte vorgestellt wird als die Säule der Jerusalemer Gemeinde.


Jesus sagt nun zu Petrus (und den anderen Aposteln), er solle fortan nicht mehr Fische fangen, sondern Menschen fangen (Menschenfischer). Das letzte, was Jesus vor seiner Himmelfahrt der Gemeinde sagte, war: Geht hinaus in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, lehrt sie und tauft sie. Das ist der sogenannte Missionsbefehl. Dazu sind die Apostel gesandt, und die Tradition berichtet auch von den Missionsreisen der Apostel. Die Bibel beschreibt nur die Missionsreisen des Paulus, die ihn nach Rom führten. Von Thomas sagt man, er sei nach Indien gekommen, Bartholomäus nach Armenien, Andreas nach Griechenland und zu den Skythen, Magdalena nach Gallien, Markus nach Ägypten. Darum gibt es in Indien die Thomas-Christen, wird Bartholomäus als der Gründer der Armenischen Kirche angesehen, der ägyptisch-koptische Papst beruft sich auf Markus, der griechisch-orthodoxe Patriarch beruft sich auf Andreas, und der Bischof von Rom, der Papst, beruft sich auf Petrus.


Aber auch wir sollen Menschenfischer sein. Das Christentum muss missionarisch sein. Allerdings nie aufdringlich, nie penetrant, nie besserwisserisch, nie oberlehrerhaft, nie mit dem Holzhammer, sondern immer mit Gebet, Demut, Respekt und Freundlichkeit.



LUKAS 6


Die Bergpredigt


Mit Bergpredigt ist in unserer Bibelübersetzung dieses Kapitel überschrieben. Aber eine Bergpredigt ist es bei Matthäus. Bei Lukas ist es eine Feldrede. Bei Matthäus, dessen Adressaten die Juden sind, steigt Jesus auf einen Berg, wie Mose auf den Berg Sinai gestiegen ist, und wie Mose das Gesetz (die Torah) verkündet, verkündet Jesus in der Bergpredigt sein Gesetz, seine Torah. Aber die Torah des Evangeliums ist nicht eine Sammlung von Geboten, sondern die Torah des neuen und ewigen Bundes ist Jesus selbst, seine Person. Die Juden hofften, gerecht zu sein vor Gott, wenn sie seine Gebote hielten, die Christen hoffen, gerech zu sein vor Gott, wenn sie an den Gottmenschen Jesus glauben. Das ist die Bergpredigt bei Matthäus, die Jesus auf dem Gipfel des Berges an seine Jünger richtet.


17 Mit ihnen stieg Jesus den Berg hinunter bis zu einem ebenen Platz, wo sich eine große Schar seiner Jünger versammelt hatte. Sie hatten zusammen mit einer großen Menschenmenge aus ganz Judäa, aus Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon auf ihn gewartet.


Bei Lukas ist es eine „Feldrede“. Lukas richtet sich an die Heiden. Jesus ist herabgestiegen und steht nun mitten unter dem einfachen Volk, sowohl Juden (aus Judäa und Jerusalem) als auch Heiden (aus den Küstenstädten Tyrus und Sidon).


18 Die Leute waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Alle, die von bösen Geistern geplagt waren, wurden geheilt. 19 Jeder versuchte, ihn zu berühren, denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle gesund machte.


Was bedeutet das, dass Jesus Menschen heilt, die von bösen Geistern geplagt wurden? Das ist umstritten. Eine evangelisch-lutherische Pastorin sagte mir einmal, es gäbe keine Dämonen, das sei nur eine im Altertum übliche Bezeichnung für psychisch Kranke. Nun, die psychisch Kranken werden im Evangelium „Mondsüchtige“ genannt, die hat Jesus auch geheilt. Ich kenne auch eine schizophrene Frau, die in einem freikirchlich-charismatischen Hauskreis war, deren Mitglieder ihr „im Namen Jesu den Geist der Schizophrenie austreiben“ wollten. Ich suchte einmal Hilfe bei einem katholischen Priester, weil mich Selbstmordgedanken plagten. Er sagte, es sei „Scharlatanerie“, wenn er mich jetzt gesundbeten wolle; und schickte mich zum Psychiater. Aber es scheint auch Menschen zu geben, die wirklich von bösen Geistern besessen sind. Hitler zum Beispiel war nach Einschätzung von Papst Pius XII. vom Satan besessen. Es gibt bei den amerikanischen Pfingstlern einen berühmten Exorzisten, der durch die ganze Welt reist, um Dämonen auszutreiben. Dieser pfingtliche Exorzist traf sich im Vatikan mit dem Chef-Exorzisten des Vatikan und ließ sich von diesem Priester segnen und salben: Wir haben den gleichen Gott, den gleichen Herrn und den gleichen Feind. - Aber wie gesagt, man muss unterscheiden zwischen dämonischer Besessenheit und psychischen Nervenleiden.


Jetzt kommen wir zu den berühmten „Seligpreisungen“. Selig kann man auch mit glücklich übersetzen. Jesus zeigt den Weg zum Glück. Ist euch Glück wichtig, strebt ihr danach glücklich zu sein? Und was ist für euch Glück? Ich gebe euch das Gespräch einer heidnischen Familie wieder, die darüber sprach, was Glück ist. Siebenjähriger Sohn: Glück ist Glück. Vierzehnjähriger Sohn: Glück gibt es nicht, das ist alles mathematisch berechenbar. Frau: Glück ist eine höhere energetische Schwingung. Mann: Glück ist, wenn einen die Glücksgöttin küsst. - Aber Jesus hat da etwas merkwürdige Vorstellungen vom Glück… In den Seligpreisungen beschreibt er sich selbst, und er sagt: Wenn ihr so werdet wie ich, dann werdet ihr selig. - Ich persönlich mag den Begriff selig lieber als glücklich, denn selig ist ein Zustand des Geistes, man kann auch selig sein, wenn man sich todunglücklich fühlt. Glück ist was für Narren, es klingt allzu sehr nach dem Lied: Ich will Spaß! Der amerikanische Jude sagt: I‘m happy, but I‘m not lucky.


20 Jesus sah seine Jünger an und sagte: "Wie beneidenswert glücklich seid ihr Armen, / denn euch gehört das Reich Gottes!


Jesus selbst war arm. Er ist in einem Viehstall zur Welt gekommen. Maria und Josef waren arm. In seiner Jugend hat Jesus als Zimmermann gearbeitet. Als Wanderprediger hat er kein eigenes Einkommen gehabt, sondern von der Unterstützung von Susanne und Magdalene gelebt. Die Propheten nenn die Armen die Lieblinge Jahwes. In den armen Ländern der dritten Welt ist mehr Glaube (und auch mehr Familiensinn und Kinderliebe) als in den reichen Nationen des westlichen Abendlands. Die Reichen brauchen Gott nicht, aber die Armen sind ganz abhängig von Gott.

Aber vorsichtig: Es geht nicht um den Kontostand. Auch Reiche wie der christliche Schuhproduzent Deichmann können sehr viel Gutes tun, und Arme, wie die Kommunisten, können auch sehr habgierig und materialistisch sein. Aber ich glaube, Jesus wünscht sich von uns einen einfachen, bescheidenen Lebensstil, kein Elend, aber auch keinen Luxus, sondern eine Armut aus Bescheidenheit. Ein Pastor einer Pfingstgemeinde fragte: Darf ich einen Ferrari fahren? Papst Franziskus schuf die Papstlimousine ab und fuhr mit dem öffentlichen Omnibus. Aber es geht auch um die „geistliche Armut“. Das bringt am schönsten Luther zum Ausdruck, der auf seinem Sterbebett sagte: „Wir sind Bettler vor Gott, das ist gewisslich wahr!“ Alles Gute, was wir tun, haben wir von Gott empfangen. Alles Wissen, das wir haben, haben wir vom Geist empfangen. Es gibt keinen Grund, eingebildet zu sein. Nicht weil wir so gut und so fromm sind, kommen wir in den Himmel, sondern weil Jesus so barmherzig mit uns Sündern ist. Das heißt „arm sein im Geist“.


21 Wie glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungert, / denn Gott wird euch satt machen!


Bei Matthäus heißt es: Selig seid ihr, wenn ihr hungert nach Gerechtigkeit… Hat Jesus auch gehungert? Jesus hat vierzig Tage in der Wüste gefastet. Jesus hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Jesus hatte „eine Speise, die ihr nicht kennt“, nämlich den Willen Gottes zu tun. Paulus sagt, er habe gelernt, Hunger zu haben. Die Kreter nennt er dagegen „faule Bäuche“ und sagt: „Ihr Gott ist ihr Bauch“. Ja, wenn dein Bauch dein Gott ist, dann ist Fasten unbiblisch und eine Sahnetorte zu viel eine Sünde. Dann „lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“. Dann verkündet Jesus jeden Tag ein Festmahl, und man bringt in den Himmel Messer und Gabel mit zum Hochzeitsmahl des Lammes. Dann beweist man, dass es im Himmel Wein gibt, wie im Paradies des Koran). Oder man wird ein Veganer für Jesus, und alle Christen sollen Veganer werden. Dann kommt man zur Kirche nicht wegen des Leibes des Herrn, sondern wegen dem anschließenden Kaffee und Kuchen. Ja, die armen Völker in Afrika sind voller Freude am Glauben, und wenn sie auch nur ein Brot mit Erdnussbutter am Tag haben. Aber wir Westeuropäer werfen tonnenweise Lebensmittel weg, aber unsere Seelen sind leer und depressiv wegen unserer sinnlosen Lebensweise ohne Gott.


/ Wie glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, / denn ihr werdet lachen!


Bei Matthäus heißt es: Selig die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden. War Jesus manchmal traurig? Jesus hat geweint über Jerusalem: Jerusalem, wie hab ich deine Kinder sammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihren Flügeln sammelt, aber ihr habt nicht gewollt. - Ja, steht Jesus nicht heute auf dem Brandenburger Tor und weint über Deutschland?… Und dann hat Jesus geweint, als sein Freund Lazarus gestorben war, „da gingen ihm die Augen über“, er weinte. Auch Christen dürfen weinen beim Verlust eines lieben Menschen. Es gab im Mittelalter eine islamische Sekte, die haben auf den Gräbern getanzt! Wegen der Auferstehung der Toten! Sozusagen islamische Pfingstler, die am Grab laut Halleluja jubeln, oder wie die über-Frommen, die nicht weinen über ihre Toten, weil die ja jetzt im Paradies sind. Klingt ja sehr fromm, aber – Jesus hat geweint… Und Jesus hat blutige Tränen im Garten Gethsemane geweint und gebetet: Meine Seele ist zu Tode betrübt… Auch Christen können Depressionen haben, die man nicht mit Lobpreis wegsingen kann, auch ihre Seelen sind zu Tode betrübt, aber es ist Jesus, der in ihnen zu Tode betrübt ist… Und Jesus, als er sein Kreuz nach Golgatha trug, sagte zu den über ihn weinenden Frauen: Weint nicht über mich, sondern weint über euch und eure Kinder! - Selig, wer noch trauern kann, wer noch weinen kann. Menschen, die nicht trauern können, haben doch in der Regel ein leeres, gefühlloses, oberflächliches oder hartes Herz.


22 Wie glücklich seid ihr, wenn die Menschen euch hassen, wenn sie euch ausstoßen und euren Namen in den Schmutz ziehen, weil ihr zum Menschensohn gehört! 23 Freut euch, wenn das geschieht, springt vor Freude! Denn im Himmel wartet eine große Belohnung auf euch. Mit den Propheten haben ihre Vorfahren es nämlich genauso gemacht.


Jesus wurde gehasst, besonders von der jüdischen Kirchenhierarchie, dem Pilatus war er ganz und gar gleichgültig, von dem christlichen Bischof Judas Iskarioth wurde er an seine Henker auusgeliefert. Von Paulus wurde „er“ verfolgt, indem seine Jünger verfolgt wurden. Jesus sagt im Johannes-Evangelium zu seinen Jüngern: Ihr seid nicht von der Welt, darum hasst euch die Welt. Wenn ihr von der Welt wärt, würde die Welt euch lieben, aber nun gehört ihr zu mir, und die Welt hat mich zuerst gehasst. - Die islamischen Fanatiker hassen die Christen (Achtung: Nicht alle Muslime! Viele leben auch brüderlich mit den Christen.) Die Kommunisten hassen die Christen. Die New-Age-Leute mit ihrer Welteinheitsreligion hassen die Christen. Die liberalen Weltleute verspotten die Christen. Die Stimme der Welt in unsern Häusern (der Fernseher) hat für die Christen nur Spott übrig. Über den Papst darf der Satiriker Witze machen, aber nicht über Schwule, das ist tabu! Ein amerikanischer Künstler präsentierte einen gekreuzigten Christus in einem Glas mit seinem eigenen Urin. Eine Frau sagte einmal in meiner Gegenwart, sie hätte zu einem afrikanischen Baptisten gesagt: Lass mich in Ruhe mit deinem verdammten Jesus! - Die Spötter können auch Mitglieder der eigenen Familie sein, der leibliche Vater, oder auch die eigenen Kinder! Aber was soll man sagen, wenn sich Christen gegenseitig hassen!? Wenn die Orthodoxen sagen: der Papst im vom Satan! Wenn die Freikirchen sagen: die katholische Kirche ist die Hure Babylon! Wenn Luther sagt: der Papst ist der Rattenschwanz des Antichristen! Wenn Katholiken den Reformer Jan Hus verbrannten! Wenn Lutheraner über die Pfingstler sagen: Das ist eine Sekte!… Was meint ihr, wie fühlt sich Jesus dabei?


24 Aber wehe euch, ihr Reichen, / denn ihr habt euren Anteil schon kassiert!


Wehe euch! Das ist kein Urteil der Verdammnis, sondern ein Mahnruf zur Umkehr! Jesus verdammt die reichen nicht. Man darf Jesus nicht mit Karl Marx verwechseln oder vermischen. Im Marxismus bist du Feind, wenn du reich bist, Klassenfeind, und gegen dich wird mit ganzen Klassenhass Krieg geführt, mit dem Ziel, dich an der Laterne aufzuhängen, wie es noch heute im Jahr 2020 die Linkspartei in Deutschland sich erträumt. Wie oft sind die Reichen doch auf andere Art ganz arm, arm an Liebe, arm an wahrer Freundschaft, arm an Solidarität, arm an Liebe zu Gott, auch für sie ist Christus gestorben.


25 Wehe euch, ihr Satten, / denn ihr werdet hungern! / Wehe euch, ihr Lachenden, / denn ihr werdet trauern und weinen!


Die Satten, das sind heute die reichen Industrienationen des Nordens und Westens, die ihren Reichtum zusammen gerafft haben auf Kosten der Entwicklungsländer der dritten Welt. Und wenn sie Spenden geben nach Afrika, dann spenden sie Geld, dass sie vorer Afrika abgenommen haben, und binden die Spende dann mit der Bedingung, wie die USA unter Obama, dass in Afrika endlich die „vernünftige Famlienplanung“ der ABTREIBUNG eingeführt wird. Das sind die Europäische Union, die die osstfriesischen Bauern in den Selbstmord treiben mit ihrer Agrarpolitik, da die Milch im Supermarkt so billig verkauft wird, für den Preis kann der Bauer seine Kuh nicht unterhalten. Dann wird überflüssige Milch vernichtet, oder billig nach Indien verkauft, so dass durch die Konkurrenz auch noch der indische Kleinbauer ruiniert wird. Das ist eine globale Ungerechtigkeit, das ist eine SOZIALE SÜNDE! Und wehe euch, die ihr lacht! Das ist ein Mahnruf an die Spaßgesellschaft, die nur noch billige Unterhaltung im Fernsehen will, Sex ohne Verantwortung für Kinder, ein Wochenende mit Paertys, Diskomusik und Partydrogen, statt eines Sonntags mit Gottesdienst. Das ist die Musik, die von Drogensüchtigen gemacht wird. Das sind die Satiriker, die über alles Christliche böse spotten, aber stramm staatstragend sind, wenn es um Schwule geht. Aber vielleicht gibt es ja auch eine Christliche Spaßkultur? Das sind die, die Jesus den Gekreuzigten und die Kreuzesnachfolge vergessen haben, und immer Spaß haben wollen in der Kraft der Auferstehung und der Freude des Heiligen Geistes, die erwarten, bei genügendem Glauben jede Krankheit wegbeten zu können, psychisch und körperlich immer gesund zu sein und von Sieg zu Sieg zu schreiten. Das gab es im Katholischen, da nennt man es „Triumphalismus“, und das gibt es auch in der postmodernen Charismatischen Bewegung. Aber ich will nichts gegen Heiterkeit und Lachen sagen. In Russland gibt es die Tradition des „Osterlachens“. Es gab sogar Märtyrer, die im Martyrium ihren Humor behalten haben. Laurentius wurde auf dem Rost gebraten und sagte: Die eine Seite ist gar, ihr könnt mich jetzt umdrehen. Und Thomas Morus sagte zu seinem Henker: Aber verschone bitte meinen schönen Bart...


26 Und wehe euch, wenn alle Menschen gut von euch reden, / denn genauso haben es ihre Vorfahren mit den falschen Propheten gemacht!"


Wir können davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit der abendländischen Medien von einem antichristlichen Geist inspiriert ist. Wenn aber die Mehrheit der Medien plötzlich einen neuen Politiker wie einen neuen MESSIAS feiert, sollten wir vorsichtig sein. So geschehen bei Barack Obama, der gefeiert wurde mit einer messianischen Heilserwartung, und in Wirklichkeit hat er Krieg geführt und die Abtreibung forciert. Im Kleinen so auch geschehen mit dem SPD-Mann Martin Sulz, der wie ein neuer Messias für die Armen und neuer Sankt Martin gfeiert wurde, er kam, führte die Homo-Ehe ein und verschwand wieder von der Bildfläche. Ich will keine Christin kränken, die Barack Obama sehr hübsch fand, oder die Christinnen, die ihren ganzen Hass auf Donald Trump werfen, auch keinen Alt-SPD-Mann in seiner politischen Überzeugung angreifen, es geht mir nicht um Politik, sondern um das Prinzip: VORSICHT, WENN DIE WELT-MEDIEN EINEN NEUEN MESSIAS FEIERN.


27 "Doch euch, die ihr mir wirklich zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen!


Bei Matthäus heißt es: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde. Ich aber sage euch… Und da hören die Christen nicht mehr weiter zu, sondern halten sich mit Inbrunst an das Wort: Liebt eure Freunde, aber hasst eure Feinde von ganzem Herzen!… Ich würde gern eine kleine Geschichte der christlichen Feindesliebe schreiben, aber das Blatt bleibt weiß. Stattdessen eine


KURZE GESCHICHTE DER FEINDBILDER


Im alten China galten alle Nicht-Chinesen als „fremde Teufel (gui)“. Darum auch hatten die Missionare aus dem Westen kaum eine Chance, denn sie waren „fremde Teufel“. In der alten Kirche entstand ein unglaublicher Hass auf die Juden. Viele der altkirchlichen Schrften sind heute ungenießbar, weil sie Dreckskübel über das Judentum ausgegossen haben. Im Zeitalter der Reformation gab es zwei Feindbilder. Für die Protestanten war der Papst der Rattenschwanz des Antichristen und die römische Kirche die Hure Babylon. (Für heute ist sie es für mance Evangelikale immer noch.) Für den römischen Papst war „das versoffene Mönchlein“ Luther der Antichrist, die Protestanten Ketzer, die nicht in den Himmel kommen. Zwar schwören auch heute gewisse Pietisten auf Luther, den einzigen Heiligen des Protestantismus, haben Luther aber nie gelesen. Die Schriften aus dem 16. Jahrhundert sind nämlich ungenießbar wegen ihrer hasserfüllten Schimpftiraden auf den theologischen Gegner. Als Luthers Hass sich dann gegen die Juden ergoss, ging es Melanchthon zu weit, als Luther den Heiligen Namen des Gottes der Hebräer den „Furz der wittenbergischen Judensau“ nannte. Im Zeitalter der sogenannten Aufklärung entstand ein neues Feindbild: die Hexen! Auch da machten die Christen fleißig mit, wenn auch der Hexenhass ursprünglich heidnisch war. Im 19. Jahrhundert war das Feindbild der Deutschen der Franzose. Die Franzosen waren sinnlich, lasterhaft, spöttisch, unfromm und revolutionär. Noch in der Nazizeit hieß es: Die französische Frau schminkt sich und raucht Zigaretten, das tun die deutschen Frauen nicht. Ein frommer deutscher Christ hasste die Franzosen und Paris, dies Sündenbabel. Im Kommunismus war der Feind der Kapitalist, der Imperialist. Katholische Kommunisten der Befreiungstheologie hassten vor allem den US-amerikanischen Finanzkapitalismus. Die deutschen Kommunisten der Weimarer Republik hassten vor allem die Sozialdemokraten und beschimpften sie als Sozialfaschisten. In der Nazi-Zeit war der Hauptfeind die „jüdisch—bolschewistische Weltverschwörung“ und die deutschen Christen begrüßten Hitler als Kämpfer gegen den Bolschewismus und beeilten sich, eine judenfreie Bibel zur Verfügung zu stellen, denn schließlich waren die Juden ja „Gottesmörder“. In Deutschland sind sich übrigens alle einig in ihrer Verachtung der Monarchie und besonders des letzten deutschen Kaisers. In der DDR war der Hauptfeind neben den USA der „Adenauer-Imperialismus“. In der 68er Studentenrevolution war der Hauptfeind der faschistoide Staat der BRD und alles Spießbürgertum. Im Feminismus war der Hauptfeind der Vater, der Mann, das Patriarchat, und wenn Feministinnen stöhnten: „Männer!“ So kam das einem Todesurteil gleich. Extreme Muslime haben das Feindbild Amerika oder den Westen allgemein. Die Rechtsradikalen in Ostdeutschland haben als Feindbild Kanzlerin Merkel und die Flüchtlinge, besonders die Araber. Auch ein beliebtes Feindbild unter uns Chrissten: die Araber. Heute sind sich in Europa alle, alle einig, Weltkinder und Christen aller Konfessionen, das Trump ein Schwein ist. Und so haben die Christen aller Jahrhunderte sich an das Gebot gehalten: Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde… oder wie war das noch mal? Man möchte fast mit Nietzsche sagen: Es gab nur Einen Christen, und der starb am Kreuz...


28 Segnet die, die euch verfluchen! Betet für die, die euch beleidigen! 29 Schlägt dir jemand ins Gesicht, dann halt ihm auch die andere Wange hin! Wenn jemand deinen Umhang will, dann lass ihm auch das Hemd! 30 Gib jedem, der dich bittet! Und wenn dir etwas weggenommen wird, dann versuche nicht, es wiederzubekommen!


Jesus lehrt, die Spirale der Vergeltung durchbrechen, das Böse mit Gutem zu überwinden. Ein junger Moslem in Paris sagte zu einem Mönch: Das ist eine sehr dumme Religion! Der Mönch sagte: Das ist eine sehr intelligente und vor allem wahre Religion!In Afghanistan herrscht immer noch die Blutrache, da nimmt die Gewalt kein Ende. In der Zeit des Kalten Krieges gab es das „Gleichgewicht des Schreckens“, Papst Johannes Paul II fand das legitim. Kann man mit der Bergpredigt Politik machen? Einige meinen ja, andere Nein. Das Christentum hat immer das Recht auf Selbstverteidigung verkündet. Das Christentum ist kein Pazifismus, sondern hat über einen „gerechten Krieg“ nachgedacht, der natürlich kein Angriffskrieg sein darf, aber der Staat hat auch das Recht auf Selbstverteidigung. Ein russischer Schriftsteller schrieb über die KZs von Stalin. Da waren viele Christen gefangen, die bis aufs Blut gequält wurden. Sie wussten, sie sollten auch die andere Wange hinhalten. Aber als sie auch noch feststellten, dass ein Spitzel unter ihnen war, haben sie ihn nachts überfallen und umgebracht. Es war gegen die Bergpredigt, aber sie hatten das Gefühl, nur so konnten sie ihre Menschenwürde verteidigen.


31 Behandelt alle Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt!


Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Diesen Gedanken gibts bei Konfuzius, Buddha, Sokrates, Mohammed. Aber Jesus dreht es um und erweitert es: Tue Gutes, ohne auf Lohn zu achten, liebe die Menschen, ohne Gegenliebe zu erwarten. (Müssen nicht auch Eltern oft ihre Kinder ohne Gegenliebe lieben?)


32 Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welche Anerkennung habt ihr wohl dafür verdient? Denn das machen auch die Sünder. 33 Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welche Anerkennung habt ihr dafür verdient? Das machen auch die Sünder. 34 Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es sicher zurückbekommt, welche Anerkennung verdient ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles wiederzubekommen.


Die Art der Liebe bei den Weltkindern singt so: Ich will geliebt werden! Ich habe Hunger nach deiner Liebe! Es geht in dieser Liebe immer um egoistische Selbstbefriedigung. Wie du mir, so ich dir! Dies Gesetz gilt in der Welt. Christen sollen einen Unterschied machen. Mutter Teresa half allen, gleich welcher Religion.


35 Ihr aber sollt gerade eure Feinde lieben! Ihr sollt Gutes tun, ihr sollt leihen und euch keine Sorgen darüber machen, ob ihr es wiederbekommt. Dann wartet eine große Belohnung auf euch, und ihr handelt als Kinder des Höchsten.


Gott ist selbstlose Liebe zu allen, egal welcher Hautfarbe oder Religion, Rasse oder Geschlecht. Wir sollen auch so sein. Wir sollen Gutes tun und lieben und all unsern Lohn und alle Gegenliebe allein von Gott erwarten. Gott sei auch der Herr unsrer Finanzen. (Übrigens spricht Jesus öfter über das Geld als über den Sex.) Unser Einkommen sollen wir sehen als Leihgabe Gottes, um Gutes zu tun, und es nicht nur für uns selbst verbrauchen.


35 Denn er ist auch gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!


Die Welt sagt: Undank ist der Welt Lohn, und hört auf Gutes zu tun. Die Moslems erbarmen sich nur über Moslems. Manche „Christen“ erbarmen sich nur über Menschen der eigenen Nationalität, Rasse, Hautfarbe. Manche Christen rufen auf die eine Gruppe Gottes Barmherzigkeit herab und auf die andere Gruppe Gottes Zorn. Es gibt Menschen, die sind barmherzig nur zu den politischen Gesinnungsgenossen.


37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt! Vergebt, und es wird euch vergeben werden!


Jan Hus sagte bei der Beerdigung eines Ungläubigen: „Der brennt schon!“ Die katholische Kirche hat von keinem Menschen gesagt, er sei gewiss in der Hölle, auch nicht von Judas und Hitler. Das Urteil, ob einer gerettet oder verdammt sei, steht nur Christus zu. Man kann auch von keinem Menschen schon zu Lebzeiten sagen, der kommt in die Hölle oder der kommt in den Himmel, denn das weiß allein Gott. Das Ende ist entscheidend. Aber nicht verurteilen zu dürfen, heißt nicht, dass man nicht in religiösen oder moralischen Fragen bestimmte Positionen als falsch erklären muss. Zu sagen, dass Abtreibung eine schwere Sünde ist, heißt nicht, die Eltern zu verdammen, zu verurteilen, sie brauchen die Barmherzigkeit besonders dringend.


38 Gebt, und es wird euch gegeben werden: Ihr werdet mit einem vollen, gedrückten, gerüttelten und überlaufenden Maß an Gutem überschüttet. Gott wird das Maß, mit dem ihr bei anderen messt, auch für euch verwenden."


Tut mit eurem Geld Gutes, und Gott wird euch finanziell versorgen. Gebt eure Fähigkeiten und Kräfte und eure Zeit auch Hilfsbedürftigen, und Gott wird euch in der Not beistehen.


39 Er machte es noch an einigen Vergleichen deutlich: "Kann denn ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die nächste Grube fallen?


Das möchte man über einige Prediger, Pastorinnen, Priester, Bischöfe sagen: Blinde Blindenführer! Wer nur noch Verwaltungsbeamter der Kirche ist und kein reiches spirituelles Leben führt, kann andere nicht geistlich führen. Die Ordensreformatorin Teresa von Avila sagte: Wie wichtig ist es, einen Seelenführer zu haben, aber wie schwer ist es, einen zu finden.


40 Ein Jünger ist doch nicht besser als sein Lehrer. Erst wenn er alles von ihm gelernt hat, wird er so weit sein wie dieser.


Es wird uns nicht besser gehen als Jesus: die Jesus ablehnen, werden auch uns ablehnen. Es geht darum, Jesus immer ähnlicher zu werden. Dazu muss man Jesu Leben gut kennen, also das Evangelium studieren, aber man darf Jesus nicht nur aus Büchern kennen, und sei es auch die Bibel. Wer nicht in einem regelmäßigen Zwiegespräch mit ihm ist, kennt Jesus nicht. Der Kirchenvater Hieronymus sagte: Die Heilige Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht kennen. (Er meinte damit die ganze Bibel, nicht nur den Paulus.)


41 Was kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders, bemerkst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht? 42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: 'Halt still, ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!' – siehst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Dann wirst du klar sehen und den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen können.


Das Schuldbekenntnis des Katholiken lautet: Ich bekenne, dass ich gesündigt habe durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld, und dabei schlägt sich der Katholik dreimal an die eigene Brust. Heute machen es die meisten so: Ich bekenne, dass du gesündigt hast, durch deine große Schuld; und klopfen dem Nächsten an die Brust. Oft, was einen am Nächsten stört, das ist in Wahrheit das eigene Problem. Beschimpfe keinen als Hurenbock, denn du bist selber einer. Beschimpfe keinen als hasserfüllten Tyrannen, denn du bist selber einer im Kleinen. Nenn keine Frau eine faule Schlampe, denn das bist du selber. Nenne keinen stolz und selbstgerecht, denn das bist du selber. Jeder kehre vor seiner eigenen Haustür. Papst Franziskus sagte: Wenn einer schwul ist, aber guten Willens und Gott ehrlich sucht, wer bin ich, dass ich über ihn richte?


43 Ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte und ein schlechter Baum keine guten. 44 Einen Baum erkennt man an seinen Früchten. Von Dornen pflückt man keine Feigen und von Gestrüpp kann man keine Weintrauben ernten. 45 Der gute Mensch bringt Gutes hervor, weil er Gutes im Herzen hat. Der böse Mensch bringt aus dem Bösen in sich das Böse hervor. Denn aus dem vollen Herzen sprudeln die Worte.


Es geht Jesus immer um ein reines Herz, das ist ihm wichtiger als sauberes Geschirr und eine klinisch-hygienische Wohnung. Wir müssen ein reines Herz haben, das bedeutet, ein Herz, dass ungeteilt bei Gott ist. Wie verändern wir unser Herz? Durch regelmäßige Gewissenserforschung, häufiges Sündenbekenntnis. (Das ist bei Katholiken und Orthodoxen die Beichte, aber hoffentlich bekennen auch die Protestanten ihre Sünden dem Herrn.) Das Gebet mit dem Herzen ist wie ein Kanal: während man in der Gegenwart Gottes weilt, arbeitet Gottes Geist in unserem Herzen. Durch geduldig ertragenes Leiden wird das Herz gereinigt.


46 Was nennt ihr mich immerzu 'Herr', wenn ihr doch nicht tut, was ich sage? 47 Ich will euch zeigen, mit wem ich den vergleiche, der zu mir kommt, auf meine Worte hört und tut, was ich sage: 48 Er gleicht einem Mann, der ein Haus baut und dabei so tief ausschachtet, dass er das Fundament auf Felsengrund legen kann. Wenn dann das Hochwasser kommt und die Flut gegen das Haus drückt, bleibt es stehen, denn es ist gut gegründet. 49 Doch wer meine Worte hört und sich nicht danach richtet, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament einfach auf die Erde setzt. Wenn dann die Flut gegen das Haus drückt, stürzt es in sich zusammen und wird völlig zerstört."


Es geht nicht um „Glauben allein“, wenn der Glaube nur ein Fürwahrhalten ist, dass Jesus Gottes Sohn ist, diesen Glauben haben die Teufel auch! Es geht um das TUN DES EVANGELIUMS. Dann werden wir auch im Gericht bestehen. Wenn wir allerdings Jesus Herr nennen, aber nicht versuchen, das zu tun, was er uns sagt, besonders in der Bergpredigt, kann es sein, dass unser Lebenshaus im Gericht zusammenfällt. Eine ernste Mahnung! Weigern wir uns, unsere Feinde zu segnen, zu vergeben statt zu fluchen usw. dann dürfen wir uns auch nicht Christen nennen, dann sind wir besonders fromme Scheinchristen...



LUKAS 7


Eine Witwe und ihr einziger Sohn


11 Einige Zeit später ging er nach Nain. Seine Jünger und eine große Menschenmenge begleiteten ihn. 12 Als er sich dem Stadttor näherte, wurde gerade ein Verstorbener herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Viele Menschen aus der Stadt begleiteten sie. 13 Als der Herr die Witwe sah, wurde er von tiefem Mitgefühl ergriffen. "Weine nicht!", sagte er zu ihr. 14 Dann trat er an die Bahre und berührte sie. Die Träger blieben stehen. "Junger Mann, ich befehle dir, steh auf!", sagte er zu dem Toten. 15 Da setzte sich der Tote auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. 16 Alle wurden von Angst und Ehrfurcht gepackt. Sie priesen Gott und sagten: "Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten. Heute hat Gott sein Volk besucht." 17 Die Nachricht von dem, was Jesus getan hatte, verbreitete sich im ganzen jüdischen Land und darüber hinaus.


Die große Feldrede war beendet. Ein großer Tross zieht mit Jesus nach „Nain“ hinauf, einer kleinen Stadt am nördlichen Abhang des kleinen Hermon-Berges. „Nain“ heißt übersetzt „die Liebliche“. Für diesen Weg zum „Lieblichen“ hinauf, dem Guten entgegen, war für viele ein Fußmarsch von 8 – 9 Stunden nicht zu viel – die „Fans“ folgen ihrem „Star“ auch dorthin – verspricht doch Jesu Gegenwart „gutes, liebliches Leben“.


Doch das reale Leben spielt anders. Sie nähern sich dem Stadttor. Der Tod tritt unverhofft, unausweichlich und krass ins Blickfeld. Ein Toter wird auf einer Bahre oder in einem offenen Sarg aus der Stadt hinaus zur Begräbnisstätte getragen. Die Szenerie zeigt: Da ist kein Mensch alt und lebenssatt, also in gesegnetem Alter, gestorben. Die Anteilnahme ist groß. Eine riesige Menge ist unterwegs zur Beerdigung. Ein junger Mann ist gestorben. Vor der Bahre sieht man nicht die Angehörigen, Eltern und Geschwister - nur eine Frau, die Mutter. Die Frau hatte offensichtlich keinen Mann mehr, der verstorbene junge Mann keine Geschwister. Nach dem Verlust des Ehemannes wurde dieser Witwe auch noch das einzige Kind genommen, der Sohn. Nach dem Tod des Vaters hatte dieser nach damaligem Recht und damaliger Sitte die Rolle des Ernährers und Rechtsbeistandes der Mutter übernehmen müssen und bis zu seinem Tod auch ausgeübt.


Die Witwe ist jetzt nicht nur allein in ihrer Wohnung, sie ist in eine prekäre Situation geraten, ohne Grundversorgung und irgendwie rechtlos. Immerhin: Die Anteilnahme ist noch riesig,

so groß wie auf der anderen Seite die Begeisterung in der Menge, die mit Jesus zieht.


Jesus sieht die Frau!“ – nicht distanziert, beobachtend aus der Ferne. Er sieht nicht weg, er sieht hin, er sieht die betroffene Person an! Jesus lässt die Not der Witwe an sich heran: „die Witwe jammerte ihn“ (Luther), „er hatte Mitleid mit ihr“ (Einheitsübersetzung), und zwar nicht nur gefühlsmäßig, sondern körperlich spürbar. Im griechischen Wort, das hier verwendet wird, ist das Wort „Eingeweide“ enthalten. Wir müssten heute vielleicht so übersetzen „die Not der Frau ging Jesus an die Nieren.“


Nebenbemerkung: Wenn in der Bibel vom Erbarmen Gottes bzw. Mitleid Gottes oder Jesu die Rede ist, ist dieser Aspekt stets mitgedacht.


Jesus ging die Not der Frau an die Nieren so wie dem barmherzigen Samariter die Not des unter die Räuber Gefallenen bewegte oder der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn sich dessen „erbarmte“.


Jesus spricht die Witwe an. „Weine nicht!“ Offensichtlich kann die Witwe noch weinen. Offensichtlich ist sie nach diesem zweiten beklemmenden Todesfall in der Familie nicht stumm geworden. Sie versteckt nicht ihre Trauer, sondern zeigt sie offen. Sie versucht nicht, sich krampfhaft zu beherrschen und unternimmt nicht den Versuch, anderen damit nicht zur Last zu fallen.


Weine nicht!“ sagt Jesus zu ihr. Na ja! Ist das nicht ein billiger Trost? Kann man, darf man so Trauernde anreden? So tun, als könnte das Gegenüber einfach aufhören mit dem Weinen? Überfordert das nicht die Seele? Verschlimmert solch ein Wort nicht noch mehr die Trauer? Oder war die Frau vielleicht froh, dass in dieser beklemmenden Situation endlich mal einer etwas sagt? In einer Situation, die alle sprachlos macht?


Vielleicht haben manche in der Gefolgschaft Jesu so gedacht. „Gut, dass Jesus kondoliert. Dann sind wir außen vor und aus dem Schneider. Dann rückt uns das nicht so auf die Pelle. Wir bleiben dann hier wirklich in Nain, im Lieblichen.“


Doch Jesus belässt es nicht bei dieser kurzen Bemerkung! Er geht auf den Sarg zu und berührt ihn. Nach jüdischer Sitte macht ein Kontakt mit Toten "kultisch unrein", schließt einen zunächst vom Leben aus. Die Träger verstehen Jesu Berührung sofort so: Anhalten. STOPP: Nicht einfach im Leichenzug, im Zug des Todes weiterziehen. STOPP: Auch der Zug des Lebens soll am Zug des Todes nicht einfach vorbeiziehen.


Alle erwarten jetzt von Jesus ein klärendes Wort, vielleicht eine Traueransprache. Unerwartetes geschieht: Jesus spricht den Toten direkt an. Geht das denn? Darf man denn mit einem Toten sprechen? Ihn ansprechen?


"Jüngling ich sage dir: steh auf!" oder "Wache auf!" Er spricht zu ihm so, wie wenn eine Mutter ihr verschlafenes Kind am Morgen weckt. Allein dieses Wort "Steh auf! Wach auf!" wirkt!


Der junge Mann richtet sich auf, steht auf und beginnt zu sprechen. Sich bewegen können, sprechen und kommunizieren können –so gibt er zu erkennen, dass er lebt. Jesus lenkt dieses neue Leben in die richtige Richtung: „Und er gab ihn seiner Mutter“ heißt es lakonisch. Wie dies geschah und was sich dabei ereignete bleibt offen: Ob Jesus ihn anwies, die ihm übertragene soziale Aufgaben an seiner Mutter zu übernehmen, oder ob der Jüngling selbst auf seine Mutter zuging, bleibt unklar.


Eindeutig ist allerdings die Reaktion aller Anwesenden, also derer im Trauerzug und der anderen im Jesus-Fanclub, dem Zug des Lebens: „Furcht ergriff sie alle und sie priesen Gott“. Was da geschehen ist, ist so unheimlich, einmalig und außergewöhnlich, dass man nur staunen und oder erschrecken kann: Träume ich oder ist das real? Albtraum oder fassungsloses Staunen?

Begegnungen mit dem heiligen, kraft- und machtvollen Gott gehen in der Bibel häufig mit „Furcht“ und manchmal mit Schrecken einher. In der Antike war klar: Nur eine göttliche Macht kann lebendig machen. Für jüdische Gläubige ist es ihr Gott, der „das Nichtsein ins Sein rufen kann“. Wenn Menschen solches erleben, dann folgt auf das erste Erschrecken der Lobpreis: Gott allein schenkt und ermöglicht Leben.


Die Menschen am Stadttor von Nain spüren noch mehr: Gott ist nicht nur fern und steuert von dort oben das Geschehen, sondern er ist mitten drin, wenn Leben aus dem Tod entsteht. Gott sucht die Menschen heim, er sucht sie auf, er besucht sie. „Sie sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden und Gott hat sein Volk besucht“.


Viele Juden erwarteten damals, dass der Prophet Elia wiederkommen würde. Am Stadttor von Nain schien in Jesus diese Erwartung erfüllt – war doch gerade auch von Elia erzählt worden, dass er den Sohn der Witwe von Zarpat wieder zum Leben erweckt habe.


Und diese Kunde von Jesus erscholl in ganz Judäa und im ganzen umliegenden Land“.


In der Erzählung von der Auferweckung des Jünglings zu Nain hat Lukas etwas verborgen schon an einer Stelle angedeutet, dass Jesus Gottes Sohn ist: „Als der HERR die Frau sah...“


So bezeugt Lukas Jesus als den Herrn über Leben und Tod.


Was bleibt nun für uns nach 2000 Jahren von dieser Geschichte? Ist die Essenz nur der dogmatisch korrekte Satz „Jesus ist der Herr, Jesus ist als Sohn Gottes der Herr auch über Leben und Tod?“ Oder gar etwas umgangssprachlich gewendet: „Jesus kann! Kann alles!“ Sind die Wunder Jesus einfach darauf zu reduzieren? Auf spektakuläre außergewöhnliche, nicht erklärbare Ereignisse, die übernatürlich sind und sich dank Jesu Hilfe wieder ereignen können? Dann müssten ja in den christlichen Gemeinden nur noch Gesunde sein, dürfte niemand vorzeitig an Krebs sterben, oder?


Ich möchte deshalb einige Ansätze zum Gespräch und zur Diskussion geben, wie man diese Wundergeschichte heute erschließen und verstehen kann.


Wundergeschichten als Hoffnungsgeschichten:

Der Evangelist Lukas bindet seine Wundergeschichten in Jesu Botschaft vom Reich Gottes ein. Reich Gottes bedeutet „Gottes neue Welt“, „Heilvolle Zukunft und ein Ende der Geschichte und Welt in einem Raum des Friedens, der Gerechtigkeit und des ewigen Lebens“. Mit Jesu Leben und Handeln beginnt dieses Reich Gottes. Er verspricht, dass dieses Reich am Ende der Zeit vollendet wird. Die Wundertaten Jesu sind also als Beginn und Vorwegnahme dieses Reiches Gottes zu verstehen. Jede Wundergeschichte wird dadurch zu einer „Hoffnungsgeschichte“. Es muss und es wird nicht so bleiben wie es ist. Jesus macht Mut zum Leben und schenkt Hoffnung, wo scheinbar alles hoffnungslos ist. Das zeigt sich auch in der Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain.


Die Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain als Jesu „Weckruf“ zum Aufstand gegen den Tod:

Jesus erweckt einen Toten zum Leben. Wir verstehen Tod zunächst nur naturwissenschaftlich medizinisch. Der Körper stellt seine Funktionen ein (Herztod, Hirntod). Aber wir kennen alle auch einen anderen Tod, den „sozialen Tod“. Wenn nichts mehr geht, dann sprechen wir oft von „tot“. Die tote Telefonleitung ist da noch harmlos. Schlimmer ist es, wenn menschliche Beziehungen „tot“ sind. „Der oder die sind für mich gestorben“. „Damit will ich überhaupt nichts zu tun haben. Das geht mich nichts an!“.


Wie auch immer: Tod bedeutet – Beziehungslosigkeit. „Steh auf! Wach auf!“ fordert Jesus den toten Jüngling auf – für alle überraschend, aber bestimmt und treffend. Vielleicht könnte die lebendige Stimme Jesu heute so klingen:


wach auf aus den toten Gewohnheiten, die dir einreden: Das haben wir schon immer so gemacht

wach auf aus den toten Mechanismen, mit denen du dich gegen Fremdes zu schützen versuchst

wach auf aus deinen einengenden Prinzipien, mit denen du andere ausgrenzt und Möglichkeiten einschränkst

wach auf aus deiner Rechthaberei, die die Fehler und Schuld nur beim anderen sucht


Die Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain als Jesu „Weckruf“, die sozialen Verpflichtungen nicht zu vergessen_

Und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück“ erzählt Lukas. Jesu Weckruf zum Leben hat sein Ziel darin, dass der Jüngling wieder seinen sozialen Verpflichtungen nachkommen kann, wie sie durch Gottes Gebote in der hebräischen Bibel geregelt waren. Der Jüngling wurde zu einer Bestimmung „aufgeweckt“, die ihm gemäß war.

Vielleicht könnte der Weckruf Jesu heute je nach Person unterschiedlich lauten:


Wach auf, steh auf, gegen die Ungerechtigkeit in deinem Umfeld und in der Welt,

steh auf gegen Unterdrückung und Diskriminierung,

steh auf für den Schutz von ungeborenem oder altem Leben,

steh auf für den Schutz der Schöpfung.


Psychologisch: Die Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain als Anleitung dazu, wie Leben gelingt:

Eine weitere Interpretation der Auferweckung des Jünglings zu Nain bieten psychologisch geschulte Interpreten an. Sie deuten sie so:


Lukas will sagen: Jesus zeigt euch, wie Leben gelingt. Zur Mutter sagt Jesus: Weine nicht! Er hat Mitleid mit ihr. Als Witwe hat sie ihren Sohn vielleicht mit zu viel Liebe und Fürsorge umgeben, dass diesem die Luft zum Leben ausgegangen ist. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn kann manchmal so eng und erdrückend sein, dass der Sohn das Leben verpasst: er ist für das Leben tot, bevor er richtig gelebt hat. Und die Mutter, die alles so gut gemeint hat, hat in ihrer Liebe und Fürsorge ein gehöriges Maß an Eigenliebe und Egoismus versteckt. Vielleicht meint Lukas mit dem Mitleid, das Jesus zeigt, den Eigenanteil, den die Mutter am Tod ihres Sohnes hat. Es hätte nicht so zu kommen brauchen. Und dem toten Jüngling befiehlt Jesus: Steh auf! Und das könnte heißen: Nimm endlich dein Leben selber in die Hand! Lebe dein eigenes Leben, ohne schlechtes Gewissen der Mutter gegenüber! Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn war letztlich für beide lebensfeindlich. Jesus entflechtet durch sein Tun diese buchstäblich tödliche Beziehung. Er gibt der Mutter den Sohn zurück, damit sie nun beide ihr Leben neu definieren und gestalten mögen.


Die Geschichte der Auferweckung des Jünglings zu Nain als Hinweis auf Jesu Auferstehung und die Auferstehung der Toten ins ewige Leben:

In der Geschichte wird der Jüngling zu Nain zum Leben wiedererweckt. Über kurz oder lang musste er auch sterben wie alle Menschen. Was kommt nach dem Tod? Christen glauben an die Auferstehung der Toten. Dafür bürgt die Auferstehung Jesu. Die Hoffnung darauf zeigt Lukas etwas versteckt, indem er Jesus als „Herr (Kyrios)“ bezeichnet, also mit dem Titel, mit dem ihn Christen nach seiner Auferstehung bezeichnen. „Jesus der Herr“.



Die Hure und der Pharisäer


36 Ein Pharisäer hatte Jesus zum Essen eingeladen. Jesus war in sein Haus gekommen und hatte sich zu Tisch gelegt. 37 In dieser Stadt lebte auch eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Als sie erfahren hatte, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäß voll Salböl und ging dorthin. 38 Sie trat an das Fußende des Liegepolsters, auf dem Jesus sich ausgestreckt hatte, kniete sich hin und fing so sehr zu weinen an, dass ihre Tränen seine Füße benetzten. Sie trocknete sie dann mit ihren Haaren ab, küsste sie immer wieder und salbte sie mit dem Öl. 39 Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, sagte er sich: "Wenn der wirklich ein Prophet wäre, würde er doch merken, was für eine Frau das ist, die ihn da berührt. Er müsste doch wissen, dass das eine Sünderin ist." 40 "Simon, ich habe dir etwas zu sagen", sprach Jesus da seinen Gastgeber an. "Sprich, Rabbi", sagte dieser. 41 Jesus begann: "Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher. Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. 42 Doch keiner von ihnen konnte ihm das Geld zurückzahlen. Da erließ er es beiden. Was meinst du, wer von beiden wird wohl dankbarer sein?" 43 "Ich nehme an, der, dem die größere Schuld erlassen wurde", antwortete Simon. "Richtig!", sagte Jesus 44 zu Simon und drehte sich zu der Frau um. "Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir nicht einmal Wasser angeboten, dass ich den Staub von meinen Füßen waschen konnte. Doch sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihren Haaren getrocknet. 45 Du hast mir keinen Begrüßungskuss gegeben, aber sie hat gar nicht aufgehört, mir die Füße zu küssen, seit ich hier bin. 46 Du hast mir den Kopf nicht einmal mit gewöhnlichem Öl gesalbt, aber sie hat meine Füße mit teurem Balsam eingerieben. 47 Ich kann dir sagen, woher das kommt: Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben worden, darum hat sie mir viel Liebe erwiesen. Wem wenig vergeben wird, der zeigt auch wenig Liebe." 48 Dann sagte er zu der Frau: "Ja, deine Sünden sind dir vergeben!" 49 Die anderen Gäste fragten sich: "Für wen hält der sich eigentlich, dass er auch Sünden vergibt?" 50 Doch Jesus sagte zu der Frau: "Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!"


Eine Pfingstlerin hieß Magdalena. Ein Pietist sagte: Was für ein Name – der Name einer Hure!… Hier haben wir im Evangelium die Hure, aber sie wird nicht Magdalena genannt. Wie kommt das, dass man Magdalena in der Kirchengeschichte überwiegend mit dieser Hure identifiziert? Das kommt von einer Predigt von Papst Gregor dem Großen aus dem vierten Jahrhundert. Unser Pietist hat sich also nicht aufs Evangelium, sondern auf den Papst berufen. Gregor der Große verschmolz die namenlose Hure und die Jüngerin Magdalena und die Maria von Bethanien, die Schwester von Martha und Lazarus, zu einer Person. So wurde Magdalena im Christentum zum Symbol der reuigen Sünderin (und zur Schutzpatronin der Prostituierten). Man muss aber unterscheiden zwischen Maria von Bethanien, Maria Magdalena und der namenlosen Sünderin.


Ein Wort zu Gregor dem Großen und ein kleiner Ausflug in die Kirchengeschichte. Nach dem Ende der dreihundert Jahre Christenverfolgung kam das Zeitalter der sogenannten Kirchenväter, das waren Theologen von großem Format, deren Schriften das Christentum viele Jahrhunderte lang prägten. Man nennt nun in der westlichen, lateinischen Kirche vier große Kirchenväter, und in der östlichen, griechischen Kirche auch vier große Kirchenväter, die ich euch kurz vorstellen möchte. Zuerst die vier lateinischen großen Kirchenväter: 1. Hieronymus. Er lebte in seiner Jugend ein lüsternes Leben, bekehrte sich, ging nach Bethlehem und übersetzte dort die Bibel ins Lateinische. Wenn ihm die römischen Tänzerinnen in den Sinn kamen, lenkte er sich ab, indem er Hebräisch studierte. 2. Ambrosius, Bischof von Mailand. Er dichtete viele Hymnen (ambrosischer Lobgesang), die heute noch gesungen werden, unter anderem das Großer Gott wir loben dich. Er erklärte dem Esoteriker Augustinus, dass die Bibel kein Märchenbuch für alte Weiber ist, sondern ein Buch voll der göttlichen Weisheit. 3. Augustinus. Er lebte in seiner Jugend mit einer Geliebten in wilder Ehe und hatte einen unehelichen Sohn, wollte nicht Christ werden, denn dann hätte er seine Geliebte entweder heiraten oder wegschicken müssen, heiraten fand er eines Philosophen unwürdig, aber ein leeres Bett wollte eer auch nicht. Er bekehrte sich aber und wurde ein Bischof in Nordafrika und ein gewaltiger Theologe, man nennt ihn Lehrer der Gnade. Luther war Augustinermönch und schätzte den Augustinus sehr. 4. Gregor der Große war Bischof von Rom, von ihm weiß ich nur, dass der Mythos der Hure Magdalena von ihm stammt. Nun zu den vier großen griechischen Kirchenvätern: 1. Athanasius war Bischof in Alexandrien in Ägypten. Bei ihm findet sich zum ersten Mal die Liste aller Bücher, die wir auch heute im Neuen Tetament haben. 2. und 3. Gregor von Nyssa und Basilius der Große waren Freunde und verteidigten besonders die Göttlichkeit des Heiligen Geistes, die damals noch umstritten war. 4. Gregor von Nazianz war ein Diakon, das Volk wollte ihn zum Priester machen, aber er rannte weg. Er war ein Dichter und ist der Schutzheilige aller Dichter, mir darum sehr sympathich.


Zurück zum Text. Wir sehen, dass Jesus dem Pharisäer sagt: Du hast mir keinen Kuss gegeben, aber die Hure hat meine Füße geküsst. Jesus scheint es zu mögen, geküsst zu werden. Mit einem Vaterunser kann man Jesus küssen. Bei Paulus heißt es immer: Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Die Christen scheinen einander geküsst zu haben. In der alten Kirche gab es im Gottesdienst einen Moment für den Friedenskuss. Das wurde aber bald abgeschafft, weil die Brüder die Schwestern immer zweimal küssen wollten... Heute gibt man sich die Hand. Im gnostischen, apokryphen Philippus-Evangelium heißt es, dass Jesus die Magdalena allen anderen Jüngern und Jüngerinnen vorzog und sie allein auf den Mund küsste. Jesus küsste also gern und ließ sich auch gern von der Hure küssen, umso schmerzlicher war es für ihn, dass ihn sein „bester Freund“ Judas mit einem Kuss verriet. Es gibt Menschen, die sagen: Wie ist unsere Seele in unseren Leib gekommen im Augenblick unserer Empfängnis im Schoß unserer Mutter? Durch einen Kuss des Heiligen Geistes!


Wir sehen, dass die Hure Jesus mit Salböl die Füße salbt. Das war Brauch in Israel, die Leute trugen Sandalen, es war heiß, die Wege waren staubig, man ging zu Fuß, so, wenn man zu Gast war, wurden einem die Füße erfrischt mit Wasser und duftendem Salböl. Der Pharisäer hat Jesus nicht die Füße gesalbt, ihm keine Liebe erwiesen, die Hure tat dies. Im Johannes-Evangelium wird die Szene berichtet, wie eine Maria Jesus überschüttet mit einem Parfüm im Wert des Jahresgehaltes eines Arbeiters. Jesus sagt, das habe sie für sein Begräbnis im Voraus getan. Und auch den Leichnam Jesu wollen die Frauen salben, Magdalena und andere Marien (und nach griechischer Überlieferung auch Susanne). Jesus wird also in allen Evangelien immer wieder von Frauen gesalbt. Christus oder Messias heißt ja: Gesalbter. Die Salbung war ein Zeichen, dass einer mit dem Heiligen Geist ausgestattet wird, um Priester oder König oder Prophet zu sein. Die Theologen sagen: Jesus ist der Gesalbte, weil bei der Taufe der Heilige Geist auf ihn herabgekommen ist. Eine Feministin aus der lutherischen Kirche schrieb ein Buch: Jesus, der Gesalbte der Frauen… Irgendwie, kann man vielleicht sagen, haben der Heilige Geist und die Frauen dasselbe getan.


Zu dem Pharisäer. Wir sehen hier und an vielen Stellen in den Evangelien, dass die Pharisäer schlecht wegkommen. Eine jüdische Theologin verteidigte die Pharisäer und sagte: der strahlen de Held Jesus brauche eigentlich keinen finsteren Hintergrund wie die Pharisäer, um so strahlen zu können. Vom Judentum haben weder die Sadduzäer, noch die Essener überlebt, nur die Pharisäer. Das Judentum nach Christus ist ein Judentum der Pharisäer. Die Pharisäer legten auch im 6. Jahrhundert n. Chr. den Kanon des Alten Testaments fest, den Kanon, den später die Protestanten übernahmen. Ich bin aber der Ansicht, dass im Neuen Testament von den Pharisäer nicht so viel die Rede ist, um die Juden zu diffamieren, sondern um die Christen davo zu warnen, Pharisäer zu sein. Wer waren denn die Pharisäer? Das waren die „Stillen im Lande“ (Pietisten), die „Bibeltreuen“ (Evangelikale), die „päpstlicher als der Papst waren“ (Ultra-Katholiken). Wir müssen uns selbst an die eigene Nase fassen und nicht dem Juden an die Nase fassen! Wo sind wir „scheinheilig, heuchlerisch, selbstgerecht und hochnäsig“?


Jesus sagt: Wem viel vergeben worden ist, der liebt auch sehr. Menschen, die in ihrer Jugend große Sünder waren und dann eine radikale Bekehrung erlebt haben, sind oft sehr leidenschaftlich in ihrem Glauben. Das sehen wir an Paulus, der erst ein Christenverfolger war und dann zum Völkerapostel wurde, das sehen wir an Magdalena, die erst von Dämonen Besessene war und dann zur großen (keuschen) Geliebten Jesu wurde, das sehen wir an Augustinus, der erst in Sachen Esoterik und freier Liebe unterwegs war und später zum größten der Kirchenväter wurde. Aber es kann auch sein, dass ein Mensch, der von der Mutterbrust an Christ war, Gott sehr dankbar ist für all die Sünden, vor denen ihn Gottes Gnade bewahrt hat. Es gibt allerdings auch gute Christen, die beneiden Augustinus nicht wegen seiner Weisheit, sondern wegen seiner Jugendsünden…


Jesus sagte einmal zu den Schriftgelehrten: Die Huren kommen eher ins Himmelreich als ihr! Warum? Der Schriftgelehrte hält sich schon für heilig. Was hab ich schon für Sünden zu bekennen? Er braucht Jesu Barmherzigkeit nicht. Die Hure weiß, dass sie am Ende ist, und dass sie Erbarmen von Gott braucht. Und man kann eben nicht durch eigene Verdienste in den Himmel kommen, sondern nur durch die Barmherzigkeit Gottes.


Wir sehen auch, dass Jesus keine Berührungsängste hatte, er hat Leprakranke umarmt und mit Sünderinnen gegessen und getrunken. Und wir Christen? Igeln wir uns nicht gerne in unserer Kirche oder Gebetsgruppe ein? Haben wir noch Kontakt zu den Sündern? Sprechen wir überhaupt noch wie normale Leute oder reden wir nur noch „christliches Fachchinesisch“? Und wir Christen unterschiedlicher Kirchen und Gemeinden, haben wir überhaupt noch eine gemeinsame Sprache? Die Pietistin sagt: „Ich knechte mich unters Wort!“ Wie bitte? Der Evangelikale sagt: „Ich lege ein Gideons-Vlies aus.“ Wie bitte? Der Katholik sagt: „Ich lege dein Anliegen auf die Patene.“ Wie bitte? Der Pfingstler treibt es besonders toll: er redet in Zungen. Wer, bitte schön, soll uns verstehen?


Schließlich: Es ist eine erotische Szene: Jesus liegt auf dem Sofa, die Hure kniet und salbt seine Füße und trocknet sie mit ihren langen Haaren. Jesus offenbart sich hier als ein leidenschaftlicher Liebhaber von Sünderinnen! (Scherz am Rande: Goethe sagte: Von den Heiligen heißt es, dass sie besonders den Sünderinnen wohlgesonnen seien – mir geht es ebenso…) Jesus liebt jede Seele mit leidenschaftlicher Liebe, denn wir alle sind Sünderinnen und Sünder. Ja, die Hure in diesem Evangelium ist ein Bild für die Kirche. Die Kirchenväter nannten die Kirche eine „casa meretrix“, auf lateinisch klingt das sehr vornehm, auf deutsch heißt das: Die Gemeinde ist ein Hurenhaus, ein Versammlungsort von (reuigen) Huren und Hurenböcken, und Jesus ist der Bräutigam.



LUKAS 8


Jüngerinnen


1 In der folgenden Zeit zog Jesus durch viele Städte und Dörfer und verkündigte überall die Freudenbotschaft vom Reich Gottes. Begleitet wurde er von den zwölf Jüngern 2 und von einigen Frauen, die er von bösen Geistern befreit und von Krankheiten geheilt hatte. Es waren Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, 3 Johanna, die Frau Chuzas, eines hohen Beamten von Herodes Antipas, Susanne und viele andere. All diese Frauen dienten Jesus und seinen Jüngern mit ihrem Besitz.


Ihr habt viel gehört von den zwölf Aposteln, besonders von Petrus, und von Paulus wird besonders viel gepredigt. Aber kennt ihr auch diese drei Jüngerinnen? Maria Magdalena war von sieben Dämonen besessen. Johanna, heißt es, war die Ehefrau des Kinderpflegers des Herodes. Susanne wird keinem Mann zugeordnet, ihr Name, Lilie, steht symbolisch für Jungfräulichkeit und Keuschheit, sie war vielleicht eine Jungfrau. So haben wir in der Gefolgschaft Jesu Frauen, die okkult belastet waren oder psychische Probleme hatten, Ehefrauen und Jungfrauen. Über Maria Magdalena wird auch recht viel gesprochen, bis in die billigste Unterhaltungsliteratur hinein. Dan Brown, der Maria Magdalena zur Ehefrau Jesu gemacht hat, hat den größten Unsinn geschrieben! Ich will jetzt aber einmal mit euch über Susanne meditieren.


Susanne stammte aus Galiläa und wird nur im Lukas-Evangelium (dem Evangelium der Frauen) und dort auch nur einmal erwähnt. Sie war eine Jüngerin Jesu. Sie diente ihm. In dem griechischen Wort für Dienen steckt das Wort Diakonin. Sie diente ihm „mit ihrem Besitz“. Vielleicht hat sie Jesus und seine Freunde finanziell unterstützt. Aber das griechische Wort für Besitz bedeutet: Substanz oder Wesen. Sie gab nicht nur Geld. Ich würde so übersetzen: „Susanne diente Jesus als Diakonin mit ihrem ganzen Wesen.“ Als Jesus gekreuzigt wurde, sahen von ferne zu „die Frauen aus Galiläa“, also unter anderem Susanne. In der römischen Kirche wird sie nicht verehrt, aber in der griechischen Kirche. Dort verehrt man sie als „Myrrhe-Trägerin“. Das heißt, sie war eine der Frauen, die am Ostermorgen Jesu Leichnam salben wollten, und so begegnete der Auferstandene auch unserer heiligen Susanne. Nach der Himmelfahrt Jesu die neun Tage bis Pfingsten waren im Abendmahlssaal versammelt die Apostel, die Verwandten des Herrn, die Mutter Gottes und „die Frauen“, also auch unsere heilige Susanne, auf die also auch zu Pfingsten der heilige Geist herabkam. Nach der Überlieferung des römischen Kirche ist Maria Magdalena nach Südfrankreich gesegelt, um dort Jesus zu verkünden. Nach der Überlieferung der griechischen Kirche begleitete Susanne ihre Freundin Magdalena nach Südfrankreich.


Was bedeutet der Name Susanne? Auf hebräisch heißt der Name Schoschannah (Mehrzahl Schoschannim). Luther übersetze im Original mit Rose. Ein jüdischer Bibelübersetzer übersetzte mit Blumenblätter oder Blumenzwiebel. In dem griechischen Alten Testament wird Schoschannah mit Kimon übersetzt, das heißt Lilie. Diese Übersetzung findet sich auch in fast allen deutschen Bibeln und in jedem Namenslexikon. Genauere Nachforschungen ergeben, dass Susanne aus dem Ägyptischen kommt, wo es S-s-n heißt und bedeutet Lotusblume. Die Lilie ist in der abendländischen Symbolwelt zum Symbol der Keuschheit und Jungfräulichkeit geworden. Auf christlichen Gemälden überreicht der Erzengel Gabriel oft der Jungfrau Maria eine Lilie, und auch Sankt Josef wird oft mit einer Lilie in der Hand dargestellt. Die Lotosblume ist die wichtigste Blume in der indischen Poesie der Liebe und Mystik. Die Lotusblume erhebt sich aus dem Schlamm (der Welt) und entfaltet in der reinen Luft ihre Blüte, sie ist ein Symbol der spirituellen Reinheit.


Im Alten Testament (nur in der griechischen Version) gibt es auch eine Susanne, und zwar im 13. Kapitel des Buches Daniel. Das ist die in der Kunstgeschichte weltberühmte „Susanne im Bade“, ein Lieblingsmotiv für Maler der italienischen Renaissance (16. Jahrhundert). Sie konnten so nackte Frauen malen und doch christlich-fromm sein. Aber lesen wir den Text im Original.


DAS BUCH DANIEL


Susanne und Daniel: 13,1–64


13, 1 In Babylon wohnte ein Mann mit Namen Jojakim. 2 Er hatte Susanne, die Tochter Hilkijas, zur Frau; sie war sehr schön und gottesfürchtig. 3 Und ihre Eltern waren gerecht und hatten ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose unterwiesen. 4 Jojakim war sehr reich; er besaß einen Garten nahe bei seinem Haus. Die Juden pflegten bei ihm zusammenzukommen, weil er der Angesehenste von allen war. 5 Als Richter amtierten in jenem Jahr zwei Älteste aus dem Volk, von denen galt, was der Herr gesagt hat: Ungerechtigkeit ging von Babylon aus, von den Ältesten, von den Richtern, die als Leiter des Volkes galten. 6 Sie hielten sich regelmäßig im Haus Jojakims auf und alle, die eine Rechtssache hatten, kamen zu ihnen. 7 Hatten sich nun die Leute um die Mittagszeit wieder entfernt, dann kam Susanne und ging im Garten ihres Mannes spazieren. 8 Die beiden Ältesten sahen sie täglich kommen und umhergehen; da regte sich in ihnen die Begierde nach ihr. 9 Ihre Gedanken gerieten auf Abwege und sie wandten ihre Augen davon ab, zum Himmel zu schauen und an die gerechten Strafen zu denken. 10 Beide hatten wegen Susanne Liebeskummer; doch keiner sagte dem anderen etwas von seinem Schmerz. 11 Denn sie schämten sich darüber, dass sie so begierig waren, mit ihr zusammen zu sein. 12 Ungeduldig warteten sie jeden Tag darauf, sie zu sehen. 13 Und sie sagten einer zum andern: Gehen wir nach Hause, es ist Zeit zum Essen. Sie trennten sich also und gingen weg. 14 Dann aber kehrte jeder um und sie trafen wieder zusammen. Sie fragten einander nach der Ursache und gestanden sich ihre Leidenschaft. Daraufhin verabredeten sie eine Zeit, zu der es ihnen möglich sein sollte, Susanne allein anzutreffen. 15 Während sie auf einen günstigen Tag warteten, kam Susanne eines Tages wie gewöhnlich in den Garten, nur von zwei Mädchen begleitet, und wollte baden; denn es war heiß. 16 Niemand war dort außer den beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und ihr auflauerten. 17 Sie sagte zu den Mädchen: Holt mir Öl und Salben und verriegelt das Gartentor, damit ich baden kann! 18 Die Mädchen taten, wie ihnen befohlen war. Sie verriegelten das Tor und verließen den Garten durch die Seitenpforte, um zu holen, was ihnen aufgetragen war. Von den Ältesten bemerkten sie nichts, denn diese hatten sich versteckt. 19 Als die Mädchen weg waren, standen die beiden Ältesten auf, liefen zu Susanne hin 20 und sagten: Das Gartentor ist verschlossen und niemand sieht uns; wir sind voll Begierde nach dir: Sei uns zu Willen und gib dich uns hin! 21 Weigerst du dich, dann bezeugen wir gegen dich, dass ein junger Mann bei dir war und dass du deshalb die Mädchen weggeschickt hast. 22 Da seufzte Susanne und sagte: Ich bin bedrängt von allen Seiten: Wenn ich es tue, so droht mir der Tod; tue ich es aber nicht, so werde ich euch nicht entrinnen. 23 Es ist besser für mich, es nicht zu tun und euch in die Hände zu fallen, als gegen den HERRN zu sündigen. 24 Da schrie Susanne mit lauter Stimme auf. Aber zugleich mit ihr schrien auch die beiden Ältesten 25 und einer von ihnen lief zum Gartentor und öffnete es. 26 Als die Leute im Haus das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Seitentür herbei, um zu sehen, was ihr zugestoßen sei. 27 Als die Ältesten ihre Erklärung gaben, schämten sich die Diener sehr; denn noch nie war so etwas über Susanne gesagt worden.

28 Als am nächsten Morgen das Volk bei Jojakim, ihrem Mann, zusammenkam, erschienen auch die beiden Ältesten. Sie kamen mit der verbrecherischen Absicht, gegen Susanne die Todesstrafe zu erwirken. Sie sagten vor dem Volk: 29 Schickt nach Susanne, der Tochter Hilkijas, der Frau Jojakims! Man schickte nach ihr. 30 Und sie kam, begleitet von ihren Eltern, ihren Kindern und allen Verwandten. 31 Susanne war aber sehr zart und schön von Aussehen. 32 Sie war aber verschleiert. Um sich an ihrer Schönheit zu weiden, befahlen die Gewissenlosen, sie zu entschleiern. 33 Ihre Angehörigen aber und alle, die sie erblickten, weinten. 34 Die beiden Ältesten aber standen auf inmitten des Volkes und legten ihre Hände auf den Kopf Susannes. 35 Sie aber blickte weinend zum Himmel auf; denn ihr Herz vertraute dem HERRN. 36 Die Ältesten sagten: Während wir allein im Garten spazieren gingen, kam diese Frau mit zwei Mägden herein. Sie ließ das Gartentor verriegeln und schickte die Mägde fort. 37 Dann kam ein junger Mann zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr. 38 Wir waren gerade in einer abgelegenen Ecke des Gartens; als wir aber die Sünde sahen, eilten wir zu ihnen hin 39 und sahen, wie sie zusammen waren. Den Mann konnten wir nicht festhalten; denn er war stärker als wir; er öffnete das Tor und entkam. 40 Aber diese da hielten wir fest und fragten sie, wer der junge Mann war. 41 Sie wollte es uns aber nicht verraten. Das alles können wir bezeugen. Die versammelte Gemeinde glaubte ihnen, weil sie Älteste des Volkes und Richter waren, und verurteilte Susanne zum Tod. 42 Susanne aber schrie auf mit lauter Stimme und sagte: Ewiger Gott, du kennst auch das Verborgene; du weißt alles, noch bevor es geschieht. 43 Du weißt auch, dass sie eine falsche Aussage gegen mich gemacht haben. Darum muss ich jetzt sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese Menschen mir vorwerfen.

44 Der HERR erhörte ihr Rufen. 45 Als man sie zur Hinrichtung führte, erweckte Gott den heiligen Geist in einem jungen Mann namens Daniel. 46 Dieser schrie mit lauter Stimme: Ich bin unschuldig am Blut dieser Frau. 47 Da wandten sich alle Leute nach ihm um und fragten ihn: Was soll das heißen, was du da gesagt hast? 48 Er trat mitten unter sie und sagte: Seid ihr so töricht, ihr Söhne Israels? Ohne Verhör und ohne Prüfung der Beweise habt ihr eine Tochter Israels verurteilt. 49 Kehrt zurück zum Ort des Gerichts! Denn diese Ältesten haben eine falsche Aussage gegen Susanne gemacht. 50 Eilig kehrten alle Leute wieder um und die Ältesten sagten zu Daniel: Setz dich hier mitten unter uns und sag uns, was du zu sagen hast! Denn dir hat Gott den Vorsitz verliehen. 51 Daniel sagte zu ihnen: Trennt diese beiden Männer, bringt sie weit auseinander! Ich will sie verhören. 52 Als man sie voneinander getrennt hatte, rief er den einen von ihnen her und sagte zu ihm: In Schlechtigkeit bist du alt geworden; doch jetzt kommt die Strafe für die Sünden, die du bisher begangen hast. 53 Ungerechte Urteile hast du gefällt, Schuldlose verurteilt, aber Schuldige freigesprochen; und doch hat der HERR gesagt: Einen Schuldlosen und Gerechten sollst du nicht töten. 54 Wenn du also diese Frau wirklich gesehen hast, sage: Unter welchem Baum hast du sie miteinander verkehren sehen? Er aber sagte: Unter einem Mastixbaum. 55 Da sagte Daniel: Mit deiner Lüge hast du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wird dich zerspalten; schon hat er von Gott den Befehl dazu erhalten. 56 Dann ließ er ihn wegbringen und befahl, den andern vorzuführen. Zu ihm sagte er: Du Sohn Kanaans, nicht Judas, dich hat die Schönheit verführt, die Leidenschaft hat dein Herz verdorben. 57 So tatet ihr an den Töchtern Israels und jene verkehrten mit euch, weil sie sich fürchteten; aber eine Tochter Judas duldete eure Gesetzlosigkeit nicht. 58 Nun sag mir: Unter welchem Baum hast du sie ertappt, während sie miteinander verkehrten? Er sagte: Unter einer Eiche. 59 Da sagte Daniel zu ihm: Mit deiner Lüge hast auch du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wartet schon mit dem Schwert in der Hand, um dich mitten entzweizuhauen. So wird er euch beide vernichten.

60 Da schrie die ganze Gemeinde laut auf und pries Gott, der alle rettet, die auf ihn hoffen. 61 Dann erhoben sie sich gegen die beiden Ältesten, die Daniel durch ihre eigenen Worte als falsche Zeugen entlarvt hatte. Das Böse, das sie ihrem Nächsten hatten antun wollen, tat man 62 nach dem Gesetz des Mose ihnen an: Man tötete sie. So wurde an jenem Tag unschuldiges Blut gerettet. 63 Hilkija und seine Frau priesen Gott wegen ihrer Tochter Susanne, ebenso ihr Mann Jojakim und alle Verwandten, weil sich zeigte, dass sie nichts Schändliches getan hatte. 64 Daniel aber gewann seit jenem Tag und auch weiterhin beim Volk großes Ansehen.


Um nun den Kreis der Meditation über die heilige Susanne abzuschließen, kommen wir zuletzt zu Susanne von Rom, einer in Rom sehr verehrten Heiligen, die dort eine eigene Kirche hat und als Heilige gegen Unglück angerufen wird.


Die Legende über das Leben der Heiligen Susanne verweist auf ihre Verwandtschaft zu Papst Cajus, gestorben 296 n. Chr. Im Frühjahr 293 sollte Susanne den Kaiser Diocletian heiraten. Susanne lehnte ab, so dass ihre ganze Familie in den Verdacht geriet, Christen zu sein. Sie hatte bereits einige Zeit zuvor für sich das Gelübde der christlichen Jungfräulichkeit abgelegt. Diokletian wollte sie zwingen, ihn zu heiraten und ihrem Glauben abzuschwören, indem sie öffentlich dem Gott Jupiter huldigen sollte. Als sie sowohl den Heiratsantrag als auch den Götzendienst ablehnte, war Diokletian wütend und ordnete ihre Hinrichtung an. Sie wurde in ihrem Elternhaus geköpft, ihr Vater wurde gefangen genommen und verhungerte im Gefängnis. Nur ihr Onkel Papst Cajus überlebte versteckt in den Katakomben Roms. In den folgenden Jahren begann eine große Welle der Christenverfolgungen. Im Jahr 330 entstand eine Basilika über dem Elternhaus Susannes. Ab 590 unter Papst Gregor dem Großen wurde die Basilika im Andenken an die Heilige Susanne umbenannt und existiert bis heute unter dem Namen Santa Susanna.



Jesu Familie


19 Einmal kamen seine Mutter und seine Brüder. Doch wegen der Menschenmenge konnten sie nicht zu ihm durchkommen. 20 Da sagte man ihm: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen." 21 Doch Jesus erwiderte: "Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und befolgen."


Seine Brüder… Im biblischen Sprachgebrauch meint Brüder (griechisch adelphos) nicht nur leibliche Brüder in unserem Sinn. So nennt Abraham seinen Neffen Loth auch Bruder. So nennt Jakob seinen Onkel Laban auch Bruder. Die Brüder Jesu werden im Evangelium auch mit Namen genannt: Joses, Jakobus, Judas und Simon. Auch Schwestern hatte Jesus. Deren Namen werden nicht genannt. Ich denke mir gerne ihre Namen aus. In den Mosesbüchern gibt es einen Mann, der nur Töchter hatte, deren Namen nehme ich einfach mal für Jesu Schwestern. Sie hießen Machlah (Schmuck), Noa (Bewegliche), Hogla (Rebhuhn), Milka (Königin) und Tirzha (Schönheit). Wie wurden die Brüder in der Geschichte des Christentums verstanden? Hieronymus, der römischen Kirchenvater aus dem 4. Jahrhundert, der die Bibel gut kannte, legte dar, dass die Brüder nicht Kinder von Maria und Josef waren. Im neunten Jahrhundert dichtete ein altsächsischer Dichter das Leben Jesu in Versen, das Buch Heliand (Heiland), darin werden die Brüder Jesu seine „Vettern“ genannt. Im Johannesevangelium steht unter dem Kreuz neben Maria der Mutter Jesu und Magdalena auch die „Schwester“ Mariens, Maria, die Ehefrau des Kleophas, die Mutter von Jakobus und Joses ist, den „Herrenbrüdern“. Im 16. Jahrhundert sagte Luther, dass er wie die Alte Kirche glaube, dass Maria keine weiteren Kinder geboren hat, sondern Jungfrau geblieben sei. Auch Zwingli und Calvin glaubten, dass Maria „reine Magd“ (das heißt Jungfrau) geblieben sei. Im 20. Jahrhundert bestehen vor allem die evangelikalen Freikirchen darauf, dass die Brüder Jesu leibliche Brüder Jesu und Kinder von Josef und Maria waren. Die Brüder werden im Evangelium zuerst als ungläubig beschrieben, aber später ist der Herrenbruder Jakobus eine Säule der Kirche in Jerusalem war und von Jakobus und Judas sind je ein Brief im Neuen Testament erhalten.


Nun ein Wort zu Maria. Oberflächlich betrachtet, schickt Jesus seine Mutter Maria „in die Wüste“ (und die Pietisten freuen sich). Jesus sagt: Wer ist meine Mutter? Wer den Willen meines Vaters tut, ist mir Mutter… Und das hat Maria ja immer getan, sie hat immer Ja zu Gottes Willen getan, wie man im Evangelium deutlich lesen kann. Doch Jesus will Maria etwas lehren: Ihre Beziehung zu ihm soll nicht geprägt sein von ihrer biologischen Mutterschaft, sondern vom Glauben, sie soll seine Jüngerin sein. Ddas musste Maria noch lernen, aber sie hat es auch gelernt und war eine an den Sohn Gottes Gläubige. So ruft im Lukas-Evangelium einmal eine Frau Jesus zu: „Selig der Schoß, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich gestillt haben!“ Und Jesus sagt: „Mehr noch: Selig sind die, die das Wort Gottes hören und tun!“ Und auch an dieser Stelle preist Jesus die Jungfrau Maria nicht wegen ihrer biologischen Mutterschaft, sondern wegen ihres Glaubens, und preist auch alle anderen selig, die – wie Maria – Gottes Wot hören UND tun.


Wir alle sind für Jesus Brüder und Schwestern. Die Kirche wird dargestellt als „Familie Gottes“. Wir alle haben Gott zum Vater und Jesus zum Bruder und die meisten Christen ehren Maria auch als ihre Mutter (bei Pietisten, Evangelikalen und Pfingstlern nicht üblich). Die Christen und Christinnen sind Brüder und Schwestern. Die älteren Christen sollen als Väter geehrt werden, die älteren Christinnen als Mütter, die jüngeren Christen als Brüder und die jüngeren Christinnen als Schwestern („in allem Anstand“, sagt Paulus). Die Erfahrung ist möglich, dass die leibliche Herkunftsfamilie ungläubig ist, dagegen die Kirche oder Gemeinde dann als wahre Familie empfunden wird. Allerdings will ich nicht verschweigen, dass es in der Familie der Christenheit auch wie in jeder Familie Probleme geben kann, da kann es (……. folgt viel Gestrichenes…..) geben. Also alles, was in der Herkunftsfamilie schon genervt hat. Aber schlimmer noch ist es, wenn in der Familie der Kirche plötzlich „böse Onkels“ auftreten, die Kinder sexuell missbrauchen. Man soll die Kirche nicht mit „idealistischen“ Augen betrachten, sondern mit „realistischen“, wir sind eben alle Sünder.


Dennoch hat Jesus die Kirche (aus allen Völkern) als Familie Gottes gewollt. Und die Eine Familie Gottes aus allen Völkern soll inmitten der Menschheit der Sauerteig sein, der die Menschheit dazu führen soll, sich als „Menschheitsfamilie“ zu betrachten, den Gott ist der Vater aller Menschen, unabhängig von Rasse, Geschlecht, Nation oder Religion. Und somit ist die Familie Gottes die Antwort Jesu auf die „Globalisierung“.




Jesus heilt, weil Menschen glauben


40 Als Jesus ans andere Ufer zurückkam, empfing ihn eine große Menschenmenge, denn sie hatten auf ihn gewartet. 41 Da drängte sich ein Mann namens Jaïrus, der Vorsteher der Synagoge, nach vorn. Er warf sich vor Jesus nieder und bat ihn, in sein Haus zu kommen, 42 weil seine einzige Tochter, ein Mädchen von zwölf Jahren, im Sterben lag. Auf dem Weg dorthin drängte sich die Menge um Jesus. 43 Darunter war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt. Ihr ganzes Vermögen hatte sie für die Ärzte aufgewendet, doch niemand hatte sie heilen können. 44 Sie kam von hinten heran und berührte die Quaste seines Obergewands. Sofort hörte die Blutung auf. 45 "Wer hat mich berührt?", fragte Jesus. Doch niemand wollte es gewesen sein. Petrus sagte: "Rabbi, die Menge drängt und drückt dich von allen Seiten!" 46 Doch Jesus bestand darauf: "Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist." 47 Als die Frau sah, dass sie nicht verborgen bleiben konnte, fiel sie zitternd vor Jesus nieder. Vor allen Leuten erklärte sie, warum sie ihn berührt hatte und dass sie im selben Augenblick geheilt worden war. 48 "Meine Tochter", sagte Jesus da zu ihr, "dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!" 49 Während Jesus noch mit ihr sprach, kam jemand aus dem Haus des Synagogenvorstehers und sagte zu Jaïrus: "Deine Tochter ist gestorben. Du brauchst den Rabbi nicht weiter zu bemühen." 50 Jesus hörte es und sagte zu dem Vorsteher: "Hab keine Angst! Vertrau mir, dann wird sie gerettet werden!" 51 Er ging in das Haus, erlaubte aber niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus, Johannes und Jakobus und den Eltern des Kindes. 52 Das ganze Haus war voller Menschen, die laut weinten und das Mädchen beklagten. "Hört auf zu weinen!", sagte Jesus zu ihnen. "Das Kind ist nicht tot, es schläft nur." 53 Da lachten sie ihn aus, denn sie wussten, dass es gestorben war. 54 Doch Jesus fasste es bei der Hand und rief: "Kind, steh auf!" 55 Da kehrte Leben in das Mädchen zurück und es stand gleich auf. Jesus ordnete an, ihr etwas zu essen zu geben. 56 Die Eltern konnten kaum fassen, was da geschehen war, aber Jesus verbot ihnen, anderen davon zu erzählen.


Wir sehen in dieem Evangelium zwei FRAUEN. Die Frauen stehen im Evangelium immer symbolisch für die Kirche. Die eine Frau war 12 Jahre krank. Die andere Frau ist mit 12 Jahren gestorben. Jesus, der BRÄUTIGAM, tut zwei Wunder: DIE KRANKENHEILUNG und die TOTENAUFERWECKUNG.


Lasst uns also über diese beiden Werke Jesu meditieren.


JESUS ALS HEILER VON KRANKEN


Bei einem Festival junger charismatischer Katholiken hatte eine Person einen Unfall. Die begeisterten Charismatiker hoben die Arme gen Himmel, sangen Lobpreis und riefen den Heiligen Geist an. Ein Kardinal sagte: Lasst uns lieber den Notarzt rufen. - Denn bei aller Begeisterung für Wunderheilungen, normalerweise heilt Gott durch die Ärzte. Heilung durch Ärzte ist die Regel, Wunderheilungen sind die Ausnahmen. Eine evangelikale Christin litt an Depressionen, weigerte sich aber, zum Psychiater zu gehen, sondern betete nur: Herr, erbarme dich. - Das nennt man „Fideismus“ (von fides, Glaube), wenn man alles NUR vom Glauben erwartet, und den gesunden Menschenverstand und die Wissenschaft ablehnt. Es gibt im Weisheitsbuch Jesus Sirach ein sehr schönes Kapitel über die Ärzte. Das habe ich einmal meiner Hausärztin zu lesen gegeben. Lasst uns das einmal lesen:


Jesus Sirach, Kapitel 38


LOB DES ARZTES


1 Gib dem Arzt die gebührende Ehre; denn du brauchst ihn und der Herr hat seinen Berufsstand eingesetzt. 2 Gott, der Höchste, gibt dem Arzt das Wissen und der König belohnt ihn mit Geschenken. 3 Sein Können gibt ihm großes Ansehen, sogar mächtige Leute bewundern ihn. 4 Der Herr bringt auch die Heilmittel aus der Erde hervor. Ein vernünftiger Mensch wird deshalb nicht zögern, sie zu gebrauchen. 5 Hat nicht ein Stück Holz einmal bitteres Wasser trinkbar gemacht und dadurch Gottes Macht erwiesen? 6 Gott hat den Menschen das Wissen um diese Heilmittel gegeben, damit sie ihn für seine Wunder preisen. 7 Durch sie heilt er die Menschen und lindert ihre Schmerzen; der Apotheker bereitet eine Mischung daraus. 8 Gottes Schaffen ist nicht zu Ende; von ihm kommen Gesundheit und Wohlbefinden für die Menschen auf der ganzen Erde. 9 Mein Sohn, wenn du krank wirst, nimm es nicht auf die leichte Schulter! Bete zum Herrn, er wird dich wieder gesund machen. 10 Hör auf, Unrecht zu tun; tu, was recht ist; entferne jede Art von Sünde aus deinem Herzen! 11 Bring dem Herrn ein Brandopfer, das ihm Freude macht, und auch den Teil des Speiseopfers, der für ihn verbrannt wird! Gib reichlich Öl dazu, mehr als üblich ist! 12 Dann lass den Arzt kommen; denn der Herr hat ihn eingesetzt. Er soll an deiner Seite bleiben, du brauchst ihn! 13 Es gibt Augenblicke, in denen deine Wiederherstellung von seiner Kunst abhängt. 14 Auch er betet zum Herrn, dass der es ihm gelingen lässt, Schmerzen zu lindern und das Leben zu erhalten. 15 Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, verdient es, den Arzt nötig zu haben!


Den letzten Vers habe ich für mich so umgedichtet: „Wem der Herr zornig ist, den lässt er in die Hände der Ärzte fallen!“ (Scherz.)


Wir sehen also, dass die Kunst der Ärzte und Apotheker und Pharmazeuten eine Gabe Gottes ist. Es ist also töricht, Ärzte und Medizin abzulehnen und auf eine wunderbare Heilung durch den Geist zu hoffen. Ja, ich denke, das heißt, Gott zu versuchen.


Die westliche, wissenschaftliche Medizin hat dazu geführt, dass viele Seuchen und Krankheiten im Abendland ausgerottet sind, die in andern Gegenden wie Afrika oder dem Fernen Asien noch existieren. Außerdem hat die Schulmedizin dazu geführt, dass die Lebenserwartung des Abendländers enorm in die Höhe gegangen ist.


Nun wird aber im entchristlichten und postmodernen Abendland auch immer mehr gegen die westliche Schulmedizin polemisiert. Man wünscht sich eine „ganzheitliche“ Medizin. Ein katholischer Psychiater agte dagegen: Wenn der Chirurg am Abend vor der Operation noch einmal den Patienten besuchte und sagte: Für mich sind Sie nicht nur Patient 258, sondern ein Mensch, mit Leib und Seele, und ich möchte jetzt mit Ihnen über Ihre Ängste und Ihre Todesangst sprechen – oder so ähnlich, dann fürchtete der katholische Psychiater, dass der Chirurg am nächsten Morgen „vor lauter Ergriffenheit“ das Organ gar nicht treffe, an dem zu operieren sei. Nein, für den Chirurgen sei er gerne „die Leber von Bett 258“. Soviel zur „Ganzheitlichkeit“. Ganzheitliche Heilung von „Geist und Seele und Körper“, ein umfassendes Heil des Menschen, das ist ein RELIGIÖSES Anliegen, das kann nur GOTT gewährleisten. Man macht aus dem Professor einen Gott in Weiß. Man macht aus der Gesundheit eine Religion. Da gibt es Gurus, da gibt es Prozessionen (Nordic walking im Wald), da gibt es Fasten (nur noch Müsli essen), da gibt es eine heilige Sprache (das Fachchinesisch der Ärzte), da gibt es Tempel (Wellness-Hotels und ganzheitliche Kliniken) und da gibt es eine Mystik (die esoterische, alternative Medizin). Bei jedem 70. Geburtstag sagen alle: „Ich wünsche dir VOR ALLEM Gesundheit!“ Früher war das Seelenheil das Höchste Gut, nun ist es die Gesundheit. Aber auch wer mit 96 gesund stirbt, ist definitiv tot.


Also: Wissenschaftliche Medizin ist eine Gabe Gottes, aber man darf den Arzt nicht als Gott anbeten und von ihm sein „ganzheitliches Heil“ erwarten.


Ein Wort zu den Tierversuchen in der Pharmazeutik. Papst Benedikt sagte einmal: Man sollte Tiere nicht unnötig quälen. Die artungerechte Massentierhaltung ist sicher zu kritisieren. Allerdings darf man auch nicht in einen heidnischen Tierkult verfallen. Tierversuche zur Entwicklung besserer Medizin für Menschen hält die Katholische Kirche für gerechtfertigt. (Ich persönlich finde, Tierversuche zur Herstellung von kosmetischen Mitteln für die Schönheit der Frauen sind eigentlich nicht zu rechtfertigen.)


Der von Gott gewollte Weg ist also der: Wenn man krank ist, zum Arzt zu gehen, für den Arzt zu beten, um Heilung zu beten, für Heilung zu danken, für die Medikamente zu danken.


Kommen wir nun zur Esoterik, zur sogenannten alternativen Medizin. Es gibt zwei Hauptkennzeichen esoterischer Medizin: 1. Es geht immer um ENERGIE. 2. Es kostet immer Unsummen Geld. - Wen ihr im Zusammenhang mit Heilmethoden das Wort „Energie“ hört, dann wisst ihr, es ist Esoterik. Und Esoterik ist Aberglauben und Neuheidentum.


Der Markt ist uferlos: Chinesische Atemübungen (Qi Gong), Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Reiki-Heiler, Yoga, Bachblüten, Homöopathie, Schamanistische Geitheiler, vom Dalai Lama gesegnete Wunderpillen, sibirische Schamanen-Heilpilze, Phantasiereisen, esoterische Psychotherapie und ich weiß nicht was alles.


Über den Weg der Medizin dringt das Neuheidentum der Esoterik in die deutsche Gesellschaft ein. Kein Tag ohne Werbung mit Yga-treibenden Frauen… Esoterik ist eine westliche Mischung aus Buddhismus, Hinduismus, chinesischem Taoismus, Schamanismus (aus Sibirien, aus Afrika, der Indianer) und ist mit dem Christentum nicht vereinbar.


Was hast du gegen Geistheiler? Jesus hat doch auch geheilt durch Handauflegung.“ Jesus hat geheilt in der Kraft des Heiligen Geistes, der Gott ist. Aber Esoteriker heilen durch die Macht okkulter Dämonen, gefallener Engel.


Hilft esoterische Geistheilung? - Erst einmal ja, es treten oft überraschende Heilerfolge ein. Der Patient ist überzeugt und widmet sich noch mehr dem Okkultismus. Dann lässt die Spontanheilung nach, und nach einer Zeit sind die Beschwerden schlimmer als früher. Dazu geht einiges im Haus kaputt oder es gibt Ärger in der Familie oder am Arbeitsplatz usw.


Ein Wort zur „Hildegard-Medizin“. Hildegard von Bingen lebte im 11. Jahrhundert. Man nennt sie „deutsche Prophetin“, sie hatte prophetische Visionen über die gesamte Heilsgeschichte und eine sehr tiefe Einsicht in die Bibel. Ihre medizinischen Schriften sind allerdings keine göttliche Offenbarung, sondern sie hatte einfach das medizinische Wissen ihrer Zeit gesammelt. Hildegard-Medizin ist also keine „aus dem Licht offenbarte Medizin“. Dazu behaupten die Esoteriker, dass Hildegard an die Heilkraft von Edelsteinen glaubte. Das Buch über die Heiledelsteine ist aber eine Fälschung, die von irgendeinem mittelalterlichen Autor unter Hildegards Namen veröffentlicht wurde. Hildegard wurde wegen ihrer Prophetien über die Heilsgeschichte von Papst Benedikt XVI zur Kirchenlehrerin ernannt. Die Esoteriker missbrauchen sie.


Nun zu Christus als Wunderheiler: In der Tat heilt Christus auch heute noch (und nicht selten) durch Wunder-Heilungen. Das muss sogar von atheistischen Ärzten anerkannt werden.


Hilft das Gebet um Heilung? - Ja, es wird IMMER erhört – aber auf drei verschiedene Weisen: 1. eine vollständige Heilung (natürlich oder wunderbar) oder 2. eine Linderung der Beschwerden oder 3. der Kranke bekommt die besondere Kraft und Einsicht, seine Leiden mit den Leiden Christi zu verbinden, so dass es Christus ist, der in dem Kranken leidet (auch solche Menschen braucht Christus).



Und nun zum zweiten Wunder Christi, der TOTENAUFERWECKUNG


Lesen wir noch einmal das Evangelium:


49 Während Jesus noch mit ihr sprach, kam jemand aus dem Haus des Synagogenvorstehers und sagte zu Jaïrus: "Deine Tochter ist gestorben. Du brauchst den Rabbi nicht weiter zu bemühen." 50 Jesus hörte es und sagte zu dem Vorsteher: "Hab keine Angst! Vertrau mir, dann wird sie gerettet werden!" 51 Er ging in das Haus, erlaubte aber niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus, Johannes und Jakobus und den Eltern des Kindes. 52 Das ganze Haus war voller Menschen, die laut weinten und das Mädchen beklagten. "Hört auf zu weinen!", sagte Jesus zu ihnen. "Das Kind ist nicht tot, es schläft nur." 53 Da lachten sie ihn aus, denn sie wussten, dass es gestorben war. 54 Doch Jesus fasste es bei der Hand und rief: "Kind, steh auf!" 55 Da kehrte Leben in das Mädchen zurück und es stand gleich auf. Jesus ordnete an, ihr etwas zu essen zu geben. 56 Die Eltern konnten kaum fassen, was da geschehen war, aber Jesus verbot ihnen, anderen davon zu erzählen.


Dieses Evangelium wird am Gedenktag von Maria Goretti gelesen. Hier finden wir im Ökumenischen Heiligen-Lexikon die Geschichte von Maria Goretti:


Maria war das dritte von sechs Kindern einer italienischen Bauernfamilie. Die Familie zog, weil sie dort neues Land gepachtet hatte, 1897 in das Dorf Le Ferriere bei Nettuno um, als Maria neun Jahre alt war. Dort betrieben sie zusammen mit der Familie Serenelli eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Nach einem Jahr starb Marias Vater an Malaria, sie versorgte nun zusammen mit der Mutter ihre Familie. Als Maria sich - wenige Wochen nach der Erstkommunion - den sexuellen Annäherungsversuchen des Sohnes der Partnerfamilie, Alessandro, mehrfach widersetzte, verletzte der sie - gekränkt und wütend durch die mehrfache Zurückweisung - durch vierzehn Messerstiche. Nach einer erfolglosen Notoperation im Krankenhaus in Nettuno starb sie am folgenden Tag. Sterbend verzieh sie ihrem Mörder: „Ich verzeihe ihm; ich will ihn bei mir im Himmel haben!“ Alessandro wurde zu dreißig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Man berichtet, dass er durch Visionen, in denen sein Opfer ihm erschien und ihm Blumen schenkte, reumütig wurde; er wurde an Weihnachten 1928 wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen, bat Marias Mutter um Vergebung, die sie ihm gewährte, und trat bald darauf in einen Mönchsorden ein. Er war auf dem Petersplatz anwesend, als Papst Pius XII Maria Goretti als „Märtyrerin der Reinheit“ heiligsprach.


Die Eltern des toten Mädchens sagten: Sie ist tot. Jesus sagte: Sie schläft nur. Frage: Ist der Tod ein Schlaf? Im Pietismus gibt es diese Vorstellung: Die Toten schlafen in ihren Gräbern bis zum Jüngsten Tag und der Auferstehung der Toten. Die katholische Lehre dagegen sagt, dass die Seelen nach dem Tod und dem persönlichen Gericht nicht schlafen, sondern entweder im Himmel oder in der Hölle sind.


Schlaf und Tod… Die alten Griechen nannten Schlaf und Tod Zwillingsbrüder. Der Schlaf ist der schöne Jüngling Morpheus, der ein Mohnhorn trägt, aus dem der Mohnsaft tropft, der uns schön schlafen läst. Seine Zwillingsbruder, der Tod, ist der Jüngling Thanatos, auch ein schöner Jüngling, der erscheint mit einer gesenkten Fackel.


Auf diesen Mythos geht Goethe ein, wenn er über Schlaf und Tod dichtet:


Schlummer und Schlaf, zwei Brüder, zum Dienste der Götter berufen, / bat sich Prometheus herab, seinem Geschlechte zum Trost. / Aber, den Göttern so leicht, doch schwer zu ertragen den Menschen, / ward nun ihr Schlummer uns Schlaf, ward nun ihr Schlaf uns zum Tod.


Der christliche Dichter Reinhold Schneider kämpfte als Dichter gegen Hitler. Noch im Frühling 1945 erließ Hitler sein Todesurteil. Aber Hitler erhängte sich, und Reinhold Schneider lebte noch bis 1956. Er litt an übergroßer Melancholie, an tiefer Schwermut. Kurz vor seinem Tod besuchte er in Wien das Naturhistorische Museum und erforschte die Dinosaurier. Angesichts all der Leiden der Kreatur in der Natur und in der Menschheit war er so erschüttert, dass er sagte: „Ich kann Gott nicht mehr Vater nennen.“ Und er hatte in einem solch schrecklichen Sinn seine Lebensfreude verloren, dass er sagte: „Ich freue mich gar nicht auf die Auferstehung und das ewige Leben. Begrabt mich nur unter einem Kreuz. Ich will nur noch schlafen.“


Lazarus. Wesentlich bekannter als die Totenauferweckung unseres kleines Mädchens ist die Totenauferweckung von Lazarus. Lazarus war der Bruder von Maria und Martha. Die drei waren Freunde Jesu. Lazarus war gestorben und lag schon vier Tage im Grab. Martha sagte: Herr, er stinkt schon. Das könnt ihr auf meinen Grabstein schreiben. Jesus hat ihn aber dennoch von den Toten auferweckt und zurückgeholt ins irdische Leben. Der große anglikanische Denker C.S. Lewis nannte Lazarus darum den eigentlichen ersten Märtyrer: Er war schon tot und musste zurück in die Welt… - Die eigentliche Totenauferweckung, die Jesus wirklich allen, allen zuteil werden lässt, ist nicht die Rückkehr ins irdische Leben, sondern alle werden in die Ewigkeit auferstehen: Die einen zur Verdammnis, die andern zur ewigen Glückseligkeit.


Talita kum. Markus berichtet das selbe Evangelium wie Lukas, aber Markus überliefert das aramäische Wort, das Jesus zu dem toten Mädchen sagte: Talita kum! Das heißt: Mädchen, ich sage dir, stehe auf! - Das merkt euch: Talita kum! Und wenn ihr Eltern von pubertierenden Mädchen seid oder wenn ihr als Pädagogen oder Pfadfinder mit pubertierenden Mädchen (und Jungens!) zu tun habt, dann bittet Jesus recht oft, dass er zu den Mädchen sagt: Talita kum! Mädchen, stehe auf von deinem Unglauben, stehe auf von deiner sinnlosen Vergnügungssucht, stehe auf von deiner Rebellion, stehe auf von deiner Vergötzung deiner Hobbies, stehe auf und lebe fortan ein Leben des Glaubens, der Gottesliebe und Nächstenliebe, lebe mit Jesus, finde in Gottes Liebe den Sinn deines Lebens! Talita kum!




LUKAS 9


Jesus ist der Messias


18 Einmal hatte Jesus sich zum Gebet zurückgezogen, und nur seine Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: "Für wen halten mich die Leute?" 19 "Einige halten dich für Johannes den Täufer", antworteten sie, "andere für Elija, und wieder andere denken, es sei einer der alten Propheten auferstanden." 20 "Und ihr", fragte er weiter, "für wen haltet ihr mich?" – "Du bist der von Gott gesandte Messias", erwiderte Petrus. 21 Aber Jesus schärfte ihnen nachdrücklich ein, mit niemand darüber zu reden: 22 "Denn der Menschensohn wird vieles erleiden müssen", sagte er. "Die Ratsältesten, die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer werden ihn verurteilen und töten. Aber am dritten Tag wird Gott ihn wieder zum Leben erwecken.“ 23 Und zu allen sagte er: "Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss täglich sein Kreuz aufnehmen und mir folgen. 24 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben meinetwegen verliert, der wird es retten. 25 Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert oder unheilbaren Schaden nimmt? 26 Denn wer nicht zu mir und meiner Botschaft steht, zu dem wird auch der Menschensohn nicht stehen, wenn er – begleitet von den heiligen Engeln – in seiner und des Vaters strahlender Herrlichkeit kommt." 27 Dann fügte er noch hinzu: "Aber es ist auch wahr: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie die Gottesherrschaft gesehen haben."


Für wen halten heute die Leute Jesus?


Nietzsche: Jesus war der einzige Christ, der je gelebt hat, er wollte eine buddhistische Friedensbewegung gründen und starb am Kreuz. Gott ist tot – und wir haben ihn umgebracht!


Hinduist: Ich sah Jesus, er ist in mich eingegangen, dann hab ich wieder die göttliche Mutter Kali angebetet.


Mahatma Ghandi: Ich lebe die Bergpredigt. Ich würde sogar Christ werden, wenn nicht die Christen in Europa den Satan anbeten würden.


Rudolf Steiner: Es waren zwei Jesusknaben, der eine war die Wiedergeburt von Buddha, der andere die Wiedergeburt von Zarathustra. Christus ist der Christus-Sonnengeist, der sein Blut in die Aura der Erde gegossen hat, um die Erde wieder mit der Sonne zu vereinigen.


Esoteriker: Der Christus ist neunundneunzig mal inkarniert auf Erden. Seine hundertste Inkarnation war Jesus von Nazareth. Heute ist Christus ein indischer Guru in Amerika. Der Christus ist ein spiritueller Meister, aber nicht der Höchste. Der höchste spirituelle Meister ist ein französischer Freimaurer und Alchemist aus dem 17. Jahrhundert.


Moslem: Die Propheten hatten eine außerordentliche Manneskraft. Jesus, der Sohn der Maria, aber nicht der Sohn Gottes, hatte die vierzigfache Manneskraft der Propheten. Aber Mohammed hat die vierzigfache Manneskraft von Jesus.


Jude: Jesus war ein Jude. Er war ein Rabbi wie andere Rabbis auch. Er ist nicht der Sohn Gottes.


Bestseller-Autor: Jesus war verheiratet mit Maria Magdalena, zeugte Kinder mit ihr, diese Kinder begründeten die französische Merowinger-Dynastie.


Dalai Lhama: Jesus war ein Spiritueller Meister, von dem wir Achtsamkeit und Mitgefühl lernen können.


Marxist: Jesus war ein Revolutionär, der den Aufstand der Armen organisieren wollte und von Thron und Altar umgebracht wurde. Das Himmelreich auf Erden ist der Kommunismus.


Moderner Theologe: Jesus ist nicht der Sohn einer Jungfrau, er hat keine Wunder getan, er ist nicht leibhaftig auferstanden.


Zeugen Jehovas: Jesus ist das höchste Geschaffene Wesen, der Erzengel Michael, er ist nicht der Sohn Gottes, er ist nicht am Kreuz gestorben, sondern an einem Pfahl.


Feministin: Jesus ist der Gesalbte der Frauen, in Maria Magdalena hat er eine Frauenkirche der Liebe begründen wollen, die aber von Petrus und der Amtskirche unterdrückt worden ist.


Neuheide: Jesus ist ein Halbgott, der Sohn-Geliebte der großen Mondgöttin Maria.


*


Manche in Israel hielten Jesus für eine Wiedergeburt von Jeremia oder Johannes dem Täufer. Das wird von den Esoterikern gerne zitiert, um zu beweisen, dass der Glaube an die Wiedergeburt (Reinkarnation) biblisch sei. Aber natürlich später von der bösen katholischen Kirche aus der Bibel herauszensiert wurde. Glauben Juden an Wiedergeburt? Und ist die Wiedergeburt mit dem Christentum vereinbar? Im ganzen Alten und Neuen Testament findet sich der Gedanke der Wiedergeburt nirgends. Paulus sagt: „Wir sind bestimmt, Einmal (!) zu sterben, und dann kommt das Gericht.“ Im Judentum findet sich der Gedanke der Wiedergeburt nur in der mittelalterlichen Mystik der Kabbala, sie ist aber aus dem Platonismus hineingekommen. Platon meinte, die Bösen kommen in die Hölle (den Hades), die Guten ins Paradies (Elysium) und die Normalen werden wiedergeboren. Er übernahm den Gedanken vom Philosophen Pythagoras („der Satz des Pythagoras“), die Pythagoräer aßen zum Beispiel keine Bohnen, denn die Bohnen könnten ja ihre wiedergeborenen Großmütter sein. Die eigentliche Heimat des Wiedergeburtsglaubens ist Indien. Sowohl im Hinduismus wie im Buddhismus ist aber die Wiedergeburt eine Strafe! Das Bestreben ist, zur Erleuchtung zu kommen, um dadurch erlöst NICHT mehr wiedergeboren zu werden. Im modernen westlichen Pseudobuddhismus dagegen ist die Wiedergeburt ein Traum der Wohlstandsbürger: Das Leben auf Erden ist so schön, das will ich noch ganz oft leben. Das ist das genaue Gegenteil zu Buddhismus und Hinduismus. Nun sagen die Esoteriker zwei Sätze: Erstens, der Kirchenvater Origenes (um 150 n. Chr.) glaubte an die Wiedergeburt. Zweitens, Jesus lehrte im Evangelium die Wiedergeburt, aber diese Stellen wurden von einem katholischen Konzil vernichtet. Zu erstens: Origenes glaubte zwar mit Platon, die Seele existiere auch schon vor der Empfängnis im Himmel (was die Kirche verwarf), aber er lehrte nirgends die Wiedergeburt. Zweitens, auf absolut keinem Evangelienfragment ist je ein Wort Jesu zur Wiedergeburt gefunden worden. Und die Texte aller frühen Konzile der Kirche sind dokumentiert, auf keinem der Konzile wurde über die Wiedergeburt diskutiert. - - Nun möchte der Pietist gerne anmerken: Aber ich bin doch ein wiedergeborener Christ! Jesus spricht mit Nikodemus darüber, wer ins Reich Gottes kommen wolle, müsse „von neuem oder von oben“ geboren werden „durch Wasser und Geist“. Darunter verstehen Pietisten und Freikirchler die Bekehrung, die katholische Kirche nennt dagegen die sakramentale Taufe „das Bad der Wiedergeburt“. Uneins ist man sich also in der Frage: Wie wird man neu geboren als „Kind Gottes“, durch die Bekehrung oder durch die Taufe?


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Das Petrus-Bekenntnis: „Du bist der Christus!“ Bei Markus sagt Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus sagt darauf: „Selig bist du, Petrus, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Der christliche Glaube kann in diesem einen Satz zusammengefasst werden: JESUS IST GOTT. Wenn ihr das glaubt und bekennt, dann wisst, dass euch das nicht Menschen aufgeschwatzt haben, sondern dass der Vater im Himmel euch das offenbart hat. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Wichtiger als menschliche Überredungskunst ist es also, für Ungläubige zu beten, dass Gott ihnen den Glauben schenkt. Christen sind verpflichtet, zu beten für die, die Gott ihnen anvertraut hat, dass sie zum Glauben finden. - - Nun, was heißt eigentlich „Christus“? Ist das der Nachname von Jesus? So wie ich Torsten Schwanke heiße, so heißt er eben Jesus Christus? Nein, Jesus ist sein Name (und bedeutet: Jahwe rettet) und Christus ist sein Hoheitstitel. „Christos“ ist die griechische Übersetzung des hebräischen „Messias“. Messias heißt „Gesalbter“. Gesalbt wurden im Judentum Könige, Priester und Propheten. Die Salbung mit Öl war ein Zeichen für die Ausstattung mit dem Heiligen Geist. Jesus ist bei seiner Taufe mit Heiligem Geist gesalbt worden. Er ist unser König, der Prophet und der Hohepriester. Im Alten Testament erwarteten die Juden den Messias als kommenden Retter Israels. Im Evangelium bezeichnet sich Jesus als Messias. Aber er sagt den Leuten, sie sollen es nicht weitersagen, bis er von den Toten auferstanden ist. Denn er wollte nicht missverstanden werden. Die Juden und auch seine Jünger erwarteten vom Messias, dass er die Römer hinauswerfe und wieder das Königreich Israel herstelle. Erst nach seiner Auferstehung werden die Jünger verstehen, dass er Messias und Retter ist, weil er uns vom ewigen Tod rettet. - - Wie stehen die Juden heute zum „Messias“? Anfang des 20. Jahrhunderts bekehrte sich die Philosophin Edith Sein vom Judentum zum Christentum. Sie sagte: „Bei den heutigen Juden ist die Messias-Erwartung fast ganz erloschen.“ Anfang des 21. Jahrhunderts sagte eine jüdische Theologin: „Jesus hat sich nicht Messias genannt. Und es wird im Neuen Testament auch von anderen berichtet, die von sich behaupteten, der Messias zu sein. Aber der Messias ist nicht eine Person, sondern der Messias – das sind wir alle.“ - - Auch im Koran taucht das Wort Messias auf. Es heißt dort: Jesus, der Sohn Marias, der Messias. Ich habe vergessen, was die Moslems unter Messias verstehen, aber nicht den Erlöser der Menschheit. Sie glauben ja nicht, dass Jesus gekreuzigt worden ist. Sie glauben, dass Gott den Messias vorher in den Himmel entrückt habe. Ob Jesus mit Seele und Leib in den Himmel entrückt sei oder nur mit der Seele und es irgendwo noch ein Grab mit Jesu Gebeinen gibt, ist bei den Moslems umstritten. Allerdings erwarten die Moslems die „Wiederkunft des Messias Jesus“ (und nicht etwa Mohammeds), der Messias wird wiederkommen und sich an die Spitze der islamischen Armeen stellen und Krieg führen gegen die Ungläubigen und auf Erden „das Haus des Friedens“ (das Haus des Islam) errichten. - - Und auch in der Politik gibt es den Messiasbegriff. Allerdings ist der politische Messias wie der jüdische und islamische ein politischer Herrscher. Zum Beispiel wurde der gut aussehende und gut gekleidete Barack Obama wie ein Messias begrüßt, der allerdings die Abtreibung forcierte, die Religionsfreiheit in Amerika einschränkte, Kriege führte und abdankte. In Deutschland wurde der Sozialdemokrat Martin Schulz wie ein Messias gefeiert, er kam aus Brüssel, peitschte die Homo-Ehe durch, erlitt eine beschämende Niederlage und verschwand wieder in Brüssel. - - Nein, unser Messias ist Jesus allein!


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Und wer ist Jesus für dich?


Ist er der Junior-Chef für dich? Ist er dein persönlicher Retter und Erlöser? Ist er dein Vorbild? Ist er der gute Mensch, der lehrt, zu allen lieb und nett zu sein? Ist er der leidende, gekreuzigte Gottesknecht für dich, der mit dir leidet? Ist er dein bester Freund, der nie versagt? Ist er dein Geliebter, dein Bräutigam für dich? Ist er für dich die fleischgewordene Weisheit?


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Wer mir nachfolgen will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich, sagt Jesus. Nachfolge Jesu, Jüngerschaft, das heißt, sein Kreuz zu tragen. Jesus hat uns kein Bett voller Rosen versprochen. Jüngerschaft ist kein Sonntagsspaziergang. Jeder muss, wie Jesus, sein Kreuz tragen. Was ist dein Kreuz? Psychische Leiden? Körperliche Schmerzen? Rebellische Kinder? Stress im beruflichen Alltag? Finanzielle Sorgen? Sorgen um Alte und Kranke? Sorgen um das Heil ungläubiger Familienmitglieder? Stress im Autoverkehr? Schlechtes Wetter? Die politische Großwetterlage? Umarme dein Kreuz! Jedem gibt Jesus das Kreuz, das zu ihm passt. Denk nicht, ich hätte gern das Kreuz meines Nächsten, der hat es leichter. Nein, wenn du sein Kreuz tragen müsstest, du würdest vom Glauben abfallen. „Jesus, was ist dir das liebste?“ - „Das geduldige Annehmen der alltäglichen Widerwärtigkeiten.“


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Jesus sagt, wer seine Seele bewahren will, der wird sie verlieren, wer aber seine Seele um Jesu willen hingibt, der wird sie retten. In modernen deutschen Bibeln wird aber meistens statt „Seele“ „Leben“ übersetzt. Denn die Zeitgenossen scheinen mit dem Wort Seele nichts mehr anfangen zu können. Im Original steht aber nicht „bios“ (natürliches Leben) oder „zoe“ (geistiges Leben), sondern „psyché“ (Seele). Die moderne Hirnforschung sagt aber: Alles ist nur Gehirn-Mechanik, Seele gibt es nicht. Was meint denn nun der altertümliche Begriff „Seele“?


Was meinte der weltberühmte griechische Philosoph Sokrates zu dieser Frage? Die Seele ist das Leben des Körpers. Der Körper ist ja nur Materie, Wasser und Kohlenstoff. Die Seele macht den Körper zu einem lebendigen Leib. Da die Seele das Leben ist, ist sie logischerweise unsterblich. Wenn die Seele sich vom Körper trennt, im Tod, zerfällt der materielle Körper zu Staub, die Seele aber ist unsterblich und geht ein in ihr ewiges Schicksal.


Etwas genauer geht der große griechische Philosoph Aristoteles und mit ihm die katholische mittelalterliche Philosophie auf die Frage ein. Da ist die Seele ein geistiges Prinzip, dass der toten Materie seine lebendige Form und Gestalt gibt. Die Pflanzen haben eine Pflanzen-Seele (nicht eine menschliche und nicht eine göttliche). Die Pflanzenseele bleibt an ihrem Ort, lenkt aber das Wachstum, Blühen und Fruchtbringen.. Die Tiere haben eine Tier-Seele (keine menschliche). Die Tierseele ist schon beweglich und regiert das Tier durch Triebe und Instinkte. Das, was das Tier will (wie manche Menschen...) ist Fraß und Koitus. Die Menschen haben sowohl eine Pflanzenseele, als auch eine Tierseele in sich, vor allem aber eine Menschenseele. In der Menschenseele sind der Wille und die Vernunft und die Erinnerung. Die Menschenseele lehrt zu sprechen und zu denken. Die Menschenseele ist unsterblich.


Seele, das heißt auf griechisch „psyche“. Psyche heißt auch Schmetterling. Aber heute muss man unterscheiden zwischen Seele und Psyche. Da meint heute Psyche mehr die Gehirn-Nerven. Wenn einer psychisch krank ist, muss er zum Psychiater. Der gibt ihm Medikamente, um seine kranken Nerven zu heilen. Wer aber psychisch krank ist, kann sehr wohl eine gesunde Seele haben, nämlich eine unsterbliche Geistseele voller Liebe zu Gott.


Haben Frauen eine Seele?“…


In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte in Deutschland die Philosophin Edith Stein. Geborene Jüdin, war sie in ihrer Jugend Atheisten, bekehrte sich zu Christus, wurde Nonne und erlitt in Auschwitz ihr Martyrium. Sie sagte es so: Die Seele ist das geistige Lebensprinzip des Körpers. Da aber der biologische Körper bei Mann und Frau sehr unterschiedlich ist, muss auch die Seele von Mann und Frau unterschiedlich sein. Zwar haben beide Geschlechter eine menschliche Seele, die vernünftig ist, einen freien Willen hat, die unsterblich ist und ein Abbild Gottes. Aber die spezifisch weibliche Seele ist anders als die spezifisch männliche Seele. Sie sind unterschiedlich, aber gleichwertig. Die männliche Seele ist mehr an toten Dingen interessiert (Autos, Computer) und liebt mehr Sachthemen (Politik, Ideologie, Theoretische Theologie). Die weibliche Seele ist das Leben eines weiblichen Körpers, der gebären kann, also Leben schenken. Darum ist die weibliche Seele mehr am Leben und am Menschlichen interessiert. Typisch weibliche Berufe sind welche, wo das Leben und das Menschliche gefördert wird, wie Krankenschwestern, Altenbetreuerinnen, Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Tierärztinnen usw. In Gesprächen kreisen Frauen weniger um Sachthemen oder abstrakte Theorien, sondern mehr um das Mitmenschliche. Beide, männliche Seele und weibliche Seele, sind von Gott gewollt und geschaffen. Und die Geschlechter sollen nicht Krieg miteinander führen, sondern sich in Liebe ergänzen.


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Sind Tiere unsterblich? Gibt es einen Hunde-Himmel?“


Darüber sagt die Bibel – nichts! Die Bibel ist für Menschen geschrieben, um ihnen zu sagen, wie die Menschen in den Himmel kommen. Ob eure Hunde in den Himmel kommen, müssen wir dem lieben Gott überlassen. 50 % der Christen meinen, Tiere kommen in den Himmel, und 50 % der Christen meinen, Tiere kommen nicht in den Himmel. Ein kleines Mädchen fragte einmal einen Bischof: Kommt mein Schoßhund in den Himmel? Der Bischof sagte weise: Wenn du in den Himmel kommst und den lieben Gott siehst, wenn du dann noch meinst, dass zu deinem vollkommenen Glück jetzt noch dein Schoßhund fehlt, dann wird der liebe Gott ihn dir geben.


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Wer seine Seele bewahren will, der wird sie verlieren, wer aber seine Seele um Jesu willen hingibt, der wird sie retten. - Das kann man auch verstehen als eine Lebensweisheit, als einen Rat Jesu, wie man zu einem sinnvollen Leben findet. Es bedeutet: Selbsthingabe statt Selbstverwirklichung! Heute sind viele auf Selbstverwirklichung aus. Sie wollen „ihr Ding“ machen. Entweder kapitalistisch wollen sie Karriere machen und viel Geld verdienen. Oder esoterisch wollen sie ihr „höheres Selbst finden“. Beides ist egoistisch. Materialistischer Egoismus oder spiritistischer Egoismus. Jesus dagegen lehrt den Weg der liebenden Hingabe an das Du. Ob das du nun ein geliebter Mensch ist oder das Du Gottes – erst in der Hingabe, in der Liebe, wird der Mensch zu dem Menschen, wie Gott ihn sich gedacht hat.


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Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben hingibt für Jesus und sein Evangelium, der wird es retten. Das heißt auch: Wenn die Feinde Gottes dich zwingen wollen, Jesus zu lästern oder zu sterben, dann musst du bereit sein zu sterben. Jesus sagt: Fürchtet nicht die, die den Körper töten können, aber nicht die Seele! Wer sich zu mir bekennt, zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater bekennen, und wer mich verleugnet, den werde ich auch vor meinem Vater verleugnen. - Ein Beispiel: Im 16. Jahrhundert kamen katholische Missionare nach Japan und es entstand eine kleine japanische Kirche. Der Kaiser Japans aber ließ in jedem Dorf Bilder von Jesus und Maria auf den Boden legen und befahl allen Japanern, die Bilder Jesu und Mariens mit Füßen zu treten. Die japanischen Katholiken weigerten sich. Sie wurden gekreuzigt. Aber so haben sie ihr ewiges Leben gerettet.



LUKAS 10


Das Liebesgebot


25 Ein Gesetzeslehrer wollte Jesus auf die Probe stellen. "Rabbi", fragte er, "was muss ich getan haben, um das ewige Leben zu bekommen?" 26 Jesus fragte zurück: "Was steht denn im Gesetz? Was liest du dort?" 27 Er erwiderte: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst." 28 "Du hast richtig geantwortet", sagte Jesus. "Tu das, dann wirst du leben!" 29 Doch der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen. Deshalb fragte er Jesus: "Und wer ist mein Nächster?" 30 Jesus nahm die Frage auf und erzählte die folgende Geschichte: "Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinunter. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie nahmen ihm alles weg, schlugen ihn zusammen und ließen ihn halbtot liegen. 31 Zufällig ging ein Priester den gleichen Weg hinab. Er sah den Mann liegen und machte einen Bogen um ihn. 32 Genauso verhielt sich ein Levit. Auch er machte einen großen Bogen um den Überfallenen. 33 Schließlich näherte sich ein Samaritaner. Als er den Mann sah, empfand er tiefes Mitleid. 34 Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und versorgte ihn dort. 35 Am nächsten Morgen zog er zwei Denare aus seinem Geldbeutel, gab sie dem Wirt und sagte: 'Kümmere dich um ihn! Wenn du noch mehr brauchst, will ich es dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.'" – 36 "Was meinst du?", fragte Jesus den Gesetzeslehrer. "Wer von den dreien hat als Nächster an dem Überfallenen gehandelt?" 37 "Der, der barmherzig war und ihm geholfen hat", erwiderte er. "Dann geh und mach es genauso!", sagte Jesus.


Jesus lehrt hier das Gebot der Liebe: 1. Liebe Gott! 2. Liebe deinen Nächsten – 3. wie dich selbst.


1. Liebe zu Gott. Liebe kann man eigentlich nicht befehlen. Liebe zu Gott kann nur entstehen, wenn der Mensch begreift, wie sehr Gott ihn liebt! Gott ist dein Schöpfer, darum liebt er dich. Jesus ist für dich gestorben, so sehr liebt er dich. Der Heilige Geist ist die Liebe, die in deinem Herzen wohnt. In Jeremia sagt Gott: Ich habe dich mit ewiger Liebe geliebt, darum hab ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. In Maleachi spricht Gott: Ich hab euch lieb!In Jesaja spricht Gott: Wie sich ein Bräutigam an seiner Braut erfreut, so freue ich mich an dir! Jesus sagt: Der Vater liebt euch! Johannes sagt: Gott ist Liebe! In heutigen prophetischen Botschaften stellt sich Jesus vor als „der Geliebte, der nicht geliebt wird“. Das gibt es nicht im Buddhismus – da gibt es gar keinen Gott. Das gibt es nicht im Hinduismus – da sind die Götter schrecklich. Das gibt es nicht im Koran – da ist Gott ein Tyrann. Im Koran gibt es nicht einen einzigen Vers, der von Gottes Liebe spricht. Das gibt es nur im Christentum.


Hausaufgabe: In der kommenden Woche bete jeden Morgen (oder Abend): „Gott, ich liebe dich!“


2. Liebe deinen Nächsten. Wer ist der Nächste? Jeder! Jesus sagt: Was du den Menschen Gutes tust, das tust du MIR! Es gibt heutigen Tages nicht wenige Menschen, die sagen: „Ich bin kein Christ, aber ich lebe das Christentum.“ Sie meinen, das Christentum zu leben heiße, zu allen Menschen nett und freundlich und immer hilfsbereit zu sein. Das ist ja auch schön. Aber vergessen wir nicht: Das Erste Gebot ist die Liebe zu Gott! Andererseits kann man auch nicht sagen: Ich liebe Gott, aber hasse den und jenen Menschen! Zum Beispiel: Ich liebe Jesus, aber ich hasse die Moslems, ich hasse Donald Trump! Johannes sagt: Wie kannst du sagen, du liebst Gott, den du nicht siehst, und den Mitmenschen, den du siehst, den hasst du? Es geht eben nicht nach dem Motto Störtebeckers: Gottes Freund und aller Welt Feind! Die Nächstenliebe gibt es auch in keiner anderen Religion: Im Hinduismus überlässt man die Leidenden ihrem Schicksal (Karma), das müssen sie selbst abbüßen. Im Koran gibt es zwar das Gebot, Almosen zu geben, nämlich den Moslems, aber ansonsten gibt es den Aufruf zum heiligen Krieg. Da alles Schicksal ist, von Allah willkürlich festgelegt, hat sich der Mensch nicht in die Leiden anderer Menschen einzumischen. Die Nächstenliebe (auch organisiert) gibt es nur im Christentum. Die Christen bauen Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser auf der ganzen Welt. Die christlichen Kirchen haben Caritas und Diakonie.


Aber nun eine Szene aus einem christlichen Gebetskreis: Eine ältere Frau sagt: Die Bettler sollen gefälligst arbeiten gehen! Eine junge Frau sagt: Ich gebe Notleidenden wohl Geld, aber ansonsten sollen sie mich mit ihren Problemen in Ruhe lassen! Ein älterer Mann sagt: Ich halte mir die Leiden anderer Menschen vom Halse, damit ich nicht mitleiden muss.


3. Liebe, wie du dich selbst liebst. Jesus geht einfach davon aus, dass jeder Mensch sich selbt liebt. Und genauso soll er eben seinen Nächsten lieben. Aber was machen die Esoteriker und Psychologen daraus? Sie streichen die Gottesliebe, sie streichen die Nächstenliebe, und sagen: Jesus hat gesagt: Liebe dich selbst! Wenn du dich selbst liebst, dann kommt alles in Ordnung. Ein katholischer Psychotherapeut aus Wien sagte, dass wir am Anfang des 21. Jahrhunderts in Österreich und Wien eine Gesellschaft von Narzissten geworden sind. Narzissten sind Menschen mit einer krankhaften Selbstverliebtheit. Ein Narziss schmückt sich zu Hause vorm Spiegel, guckt vor dem aus-dem-Hausgehen noch einmal in den Spiegel, spiegelt sich in jeder Schaufensterscheibe und sagt jedes Mal bewundernd: Ich bin der Schönste, der Größte, der Beste!


Der Begriff Narzisst für so einen selbstverliebten Mensch kommt aus der antiken Sagenwelt. Da gab es einen schönen Jüngling namens Narziss, der beschautte sich im Spiegel eines Flusses und verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild. Da diese Liebe nun nicht wirklich befriedigend war, magerte er ab und wurde von den Göttern in einem Blume verwandelt, die Narzisse oder Osterglocke.


Zuerst sagte Jesus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Später sagte Johannes, Jesus gibt uns ein neues Gebot: Liebe deinen Nächsten, wie ich dich geliebt habe!


Jesus lehrt uns eine Liebe, die eine selbstlos schenkende Liebe ist, wie Gott uns liebt. Dagegen in der Welt wird von der Liebe so gesungen: „Ich habe Hunger nach deiner Liebe!“ (Rolling Stones) oder „Ich will dich!“ (Bob Dylan). In der Welt geht es bei der Liebe darum, dass MEIN Liebesbedürfnis befriedigt wird. Es ist also emotionale Selbstbefriedigung. In der christlichen Liebe geht es darum, dass das DU geliebt wird! Auch die esoterische Pseudo-Religion mit dem Motto: „Liebe dich selbst, verwirkliche dich selbst, suche dein Höheres Ich“ - das ist nichts als spirituelle Selbstbefriedigung. Dagegen sagte der große Philosoph Platon: „Der Liebende ist Gott ähnlicher als der Geliebte“.


Jesus ist der barmherzige Samariter… So legten des die Kirchenväter der Alten Kirche aus. Der Mann, der unter die Räuber gefallen ist, das ist Adam, der Mensch, der von der Sünde verletzt ist. Priester und Levit, die vorbei gehen, das ist der Alte Bund, der dem Menschen nicht wirklich helfen konnte. Dann kommt Jesus, der barmherzige Samariter. Er wendet sich dem verletzten und verlassenen Menschen zu. Er heilt seine Wunden mit Wein (dem Blut des Erlösers) und mit Öl (dem Heiligen Geist), und er bringt ihn in die Herberge, in die Kirche, das Haus der Familie Gottes.


Und wenn du das verstanden hast, dass Jesus barmherzig zu allen Sündern ist, dann verhalte dich wie Jesus und sei auch barmherzig (mitfühlend und hilfsbereit).


*


Martha und Maria


38 Auf ihrer Weiterreise kam Jesus in ein Dorf, wo ihn eine Frau mit Namen Martha in ihr Haus einlud. 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte ihm zu. 40 Martha dagegen war sehr mit der Vorbereitung des Essens beschäftigt. Schließlich stellte sie sich vor Jesus hin. "Herr", sagte sie, "findest du es richtig, dass meine Schwester mich die ganze Arbeit allein tun lässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!" 41 "Aber Martha", entgegnete ihr Jesus, "Martha, du bist beunruhigt und machst dir Sorgen um so viele Dinge! 42 Notwendig ist aber vor allem eins. Maria hat das bessere Teil davon gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden."


Wir sehen Jesus hierbei einer befreundeten Familie: Lazarus und Maria und Martha waren Geschwister und waren persönliche Freunde Jesu. Sie wohnten in Bethanien, nahe Jerusalem, also im Süden israels. Diese Maria von Bethanien ist nicht zu verwecheln mit Maria von Magdala, die Jesus von sieben Dämonen befreite. Sie stammte aus Magdala, das lag in Galiläa am See Genezareth, im Norden Israels. Der Name Maria ist ein Allerweltsname damals gewesen, und es gibt im Neuen Testament so viele Marien, dass sie leicht zu verwechseln sind. So haben die Katholiken jahrhundertelang Maria von Magdala mit Maria von Bethanien verwechselt. So verwechseln moderne Protestanten Maria, die Mutter Jesu, mit Maria, der Mutter von Jakobus und Joses, den Herrnbrüdern. Was Lazarus betrifft, ist er der, im Johannes-Evangelium, den Jesus von den Toten auferweckt. Aber er ist nicht der „arme Lazarus“ aus einem Gleichnis Jesu, der von einem Reichen verachtet wurde, aber von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde, das heißt, in den Himmel.


Wenn dieses Evangelium in der Kirche gelesen wird und der Prediger seine Predigt beginnt, stelle ich immer wieder fest, welchen Eiertanz der Prediger vor der Gemeinde aufführt. Das Problem ist dies: Jesus rügt Martha, weil sie nur in der Küche mit den Tellern klappert, und lobt Maria, weil sie im hörenden Gebet seiner Weisheit lauscht. Nun weiß aber der Prediger, dass die Kirche randvoll ist mit lauter Marthas. Und damit die sich von Jesus nicht beleidigt fühlen, muss der Prediger so lang am Evangelium herum doktoren, bis er bei der Heiligsprechung Marthas landet. (Das muss ich nun also auch versuchen.)


Papst Franziskus warnte einmal vor „Marthismus“. Das klingt wie eine Warnung vor Marxismus. Denn auch im Marxismus ist die Arbeit alles, das Gebet nichts. Also hütet euch vor dem Marthismus!


Wir sehen in Martha das Prinzip der Arbeit verkörpert und in Maria das Prinzip des Gebets. Im fünften Jahrhundert begründete Benedikt von Nursia in Italien den Benediktinerorden, dessen Wahlspruch lautet: „Ora et labora (bete und arbeite)“. Der protestantische China-Missionar Hudson Taylor sagte einmal: „Bete, als ob alles von deinem Gebet abhinge, und dann arbeite, als ob alles von der Arbeit abhinge.“


Wie der Marxismus zu dem Bete-und-arbeite steht, zeigt diese marxistische Hymne aus den Gründungstagen der SPD:


BET UND ARBEIT RUFT DIE WELT


Bet und arbeit ruft die Welt

bete kurz! denn Zeit ist Geld

An die Türe pocht die Not

bete kurz! denn Zeit ist Brot


Mann der Arbeit, aufgewacht

Und erkenne deine Macht

Alle Räder stehen still

wenn dein starker Arm es will


Mutter Teresa von Kalkutta ist ja weltberühmt geworden für ihre praktische Tätigkeit der Nächstenliebe. Sie war wirklich rastlos und unermüdlich tätig, sich um die Ärmsten der Armen zu kümmern. Aber bevor sie morgens mit ihren Schwestern aus dem Haus gingen, haben sie vorher eine Stunde lang in der Kapelle Jesus angebetet. Da trat eine junge Schwester zu Mutter Teresa und sagte: Es gibt so viel zu tun! Wir sollten noch einmal über die eine Stunde Anbetung nachdenken. Mutter Teresa sagte: Ich werde darüber nachdenken. Am nächsten Tag sagte sie: Ich habe darüber nachgedacht. Es ist wahr, es gibt unglaublich viel zu tun, darum werden wir in Zukunft in der Morgenstunde Jesus ZWEI Stunden lang anbeten!


Martha und Maria deutete man im Mittelalter als zwei verschiedene Lebensweisen. Auf Latein sagt man: vita activa (tätiges Leben) und vita contemplative (meditatives Gebetsleben). Und man diskutierte hin und her, welcher Lebensweise der Vorzug zu geben sei. Jesus sagt ja: Maria hat das BESSERE Teil erwählt… Aber die meisten Lehrer sagen: Es muss aussgewogen sein. Ein evangelikaler Text sagte: Gebet ohne Taten ist Scheinheiligkeit, Taten ohne Gebet sind nutzlos. Es hat allerdings in der Geschichte des Christentums immer solche und solche gegeben, also die, die ungeher viel TUN wollten für Jesus und die, die ungeheuer gerne mit Jesus IM GEBET vereinigt sein wollten. Man sagte dann: Es ist eine Frage der Berufung. Das eine oder andere ist eine Frage der Berufung. Ich z.B. sehe mich zum Gebetsleben berufen. Meine spirituelle Meisterin sagte mir: Bete vier Stunden am Tag.Ich fragte: Wie kann man so vielbeten? Sie sagte: Viel? Es ist doch gerade nur ein Sechstel deines Tages.


Man hat die tätige und die besinnliche Lebensweise auch verkörpert gesehen in den beiden Ehefrauen des Patriarchen Jakob: Lea war sehr fruchtbar und gebar ihm viele Söhne, sie steht für das tätige Leben. Rahel war nicht fruchtbar, aber sie hatte schöne „Augen“, sie steht für das „beschauliche“ Leben. Und wieder: Rahel war Jakobs Lieblingsfrau.


Auch bei Mose fand man die beiden Arten: Zuerst ging er in die „Stiftshütte“ („das Offenbarungszelt“) und war vertrautmit der Herrlichkeit des Herrn IM GEBET. Und dann trat er aus demZelt und sorgte für das Volk IN DER ARBEIT.


Der deutsche Mystiker Meister Eckart aber drehte den Spieß einmal um.In einer Predigt über unser heutiges Evangelium sagte er: Maria hört nur zu, sie ist eine Jungfrau, dienichts hervorbringt. Aber Martha ist eine fruchtbare Frau, die gute Früchte hervorbringt, nämlich gute Werke der Gastfreundschaft und der Barmherzigkeit. (So habe ich den Bogen hinbekommen und bin bei der Heiligsprechung Marthas angekommen...


Übrigens wird Martha im Johannes-Evangelium äußert gelobt. Denn als ihr Bruder Lazarus gestorben war, da kam Jesus und sagte zu Martha: Er wird auferstehen. Und Martha sagte: Ja, bei der Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag. Und Jesus sagte: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Und Martha sagte: Ich glaube, du bist der Messias Gottes!


Ich muss euch aber ganz persönlich sagen: Ihr alle (außer Sabine) betet zu wenig…


Vielleicht interessiert die eine oder andere, was Martha wohl in der Küche für Jesus zubereitet hat? Nun, sicher kein Wiener Schnitzel. Aber sehr wohl auch Fleisch, Lamm, Zicken, Rinder, Hühner. Viele Salate. Käse und Milchspeisen. Viele Fische. Feigen, Datteln, Weintrauben, Nüsse, Eier. Feigenkuchen und Rosinenkuchen. Honig, Butter, Gerstenbrot, Weizenbrot, Fladenbrot. Usw. - Heute ist es unter Esoterikern und manchen Christen chic geworden zu sagen: Jesus war Vegetarier, oder: Jesus war Veganer. Im ersten Schöpfungsbericht Genesis 1 werden den Menschen in der Tat nur Pflanzen als Nahrung zugewiesen. Nachdem Noah mit der Arche gelandet ist, wird dem Menschen fleischliche Nahrung erlaubt. Zum Pessach der Juden, das auch Jesus gefeiert hatte, gehörte Lammbraten. Jesus vergleicht das Reich Gottes mit einem Hochzeitsmahl und sagt: Der Mastochse ist bereits geschlachtet. Der Auferstandene isst am See Genezareth mit seinen Jüngern von ihm selbst gegrillten Fisch. Petrus sieht in der Apostelgeschichte ein Tuch mit unreinen Tieren vom Himmel kommen und hört: Schlachte und iss! Im Gegensatz zum Judentum und Islam gibt es im Christentum keine Speisevorschriften. Allerdings gibt es natürlich auch kein Gebot, Fleisch zu essen. Wer sich vegetarisch oder vegan ernähren möchte, kann das natürlich tun. Er sollte sich nur damit nicht für einen besseren Menschen halten. In der Tat glaube ich, dass dem Schöpfer die industrielle Massentierhaltung nicht gefällt. Wer allerdings aus seinem Veganismus eine neue Religion macht, der macht eine Ideologie, dem würde ich mit Paulus sagen: Ihr Gott ist ihr Bauch!




LUKAS 13


Jesus trauert über Jerusalem


31 Da kamen einige Pharisäer zu Jesus und warnten ihn: "Verlass die Gegend, Herodes Antipas will dich töten!" 32 Jesus erwiderte: "Geht und sagt diesem Fuchs: 'Heute treibe ich Dämonen aus und morgen heile ich Kranke und am dritten Tag bin ich am Ziel.' 33 Ja, heute und morgen und auch am folgenden Tag noch muss ich meinen Weg gehen. Denn es kann ja nicht sein, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkommt. 34 Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die Gott dir schickt. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie die Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Aber ihr habt nicht gewollt. 35 Seht, euer Haus wird verlassen sein! Und ich sage euch: Ihr werdet mich erst wiedersehen, wenn ihr rufen werdet: 'Gepriesen sei er, der kommt im Namen des Herrn!'"


Ich habe mich sechs Jahre lang regelmäßig bei meiner Freundin Karine (selig) und ihren Kindern aufgehalten. Sie lebten in einem Bauernhaus mit großem Garten. Und da konnte ich immer den Hahn und die Hennen und die Küken beobachten. Der Hahn, er hieß auch noch zu Recht „Manni“, war ein aufgeblasener Patriarch, der sich viel auf seinen großen Harem von Hennen einbildete. Aber Achtung! Jesus vergleicht sich nicht mit dem Hahn, wenn es auch den Herren Theologen so besser gefiele. Der Hahn schrie manchmal seine Hennen zusammen. Sie kamen dann von allen Himmelsrichtungen mit ihren Küken gelassen heran spaziert. Manni packte sich die eine oder andere Henne, hackte in ihren Nacken, besprang sie von hinten und besorgte es ihr tüchtig, und nicht gerade zärtlich. Nein, Jesus vergleicht sich mit einer Henne. Die Henne ging spazieren, in ihrem Gefolge immer die kleinen Küken. Eines Tages saß ich mit Karine im Garten. Ich sagte zu ihr: Für deine kleinen Kinder fühle ich eigentlich nicht wie ein Vater, ich bin da eher wie eine Großmutter. Und Karine lächelte und sagte: Nein, Toto, du bist keine Großmutter, du bist eine Glucke! - Welche Ehre! Denn Jesus sagt: ICH BIN eine Glucke!


In der Bibel werden die drei Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit mit Tieren verglichen. Der Vater vergleicht sich einem Adler, der über seinen Adlerjungen schwebt. Der Heilige Geist wird verglichen mit einer Taube, dem Vogel der Liebe und Treue. Der Sohn wird meistens verglichen mit einem Lamm, aber auch mit einem Löwen. In vielen liturgischen Gebeten und Lobpreisliedern wird Jesus als das Lamm Gottes angebetet. Aber hier nun vergleicht sich Jesus selbst mit einer Henne, mit einer Glucke! Das haben die Herren Theologen lieber übersehen.


Gebet zu Jesus, der Glucke Gottes:


Lieber Jesus, alle verehren dich als das Lamm Gottes, aber du selbst vergleichst dich mit einer Glucke. Darum wenden wir uns heute an dich, Jesus, an die Glucke Gottes! Nimm uns, deine Söhne und Töchter, als deine Küken unter deine Flügel! Beschütze uns vor den Füchsen und Ratten und Raubvögeln des Teufels! Lass uns in diesen apokalyptischen Zeiten sicher geborgen sein unter deinen Flügeln, lass uns bei dir geborgen sein, Jesus, lass uns dir vertrauen, wie Kinder ihrer Mutter vertrauen und wie Küken ihrer Glucke vertrauen! Amen.


Hat Jesus etwa Ähnlichkeit mit einer Mutter? Ist Jesus nicht ein wahrer Mann? Der Mystiker Bernhard von Clairvaux aus dem 12. Jahrhundert (von Luther sehr geschätzt) hielt nicht so viel von der „Frau Weisheit“ als weiblichem Gottesbild, da „Weisheit“ oft aufgebläht und stolz macht. Er glaubte mehr an die Liebe, und er verglich die Liebe Jesu mit der Liebe einer Mutter. Von ihm stammte auch der Satz: „Gott der HERR ist die wahre Große Mutter (Magna Mater)!“ die Psychologen sagen, es gehört zu einer reifen männlichen Persönlichkeit, dass sie auch das weibliche und mütterliche integriert. Das geschieht manchmal erst in der Midlife-Crisis. Männer, die bis dahin reine Verstandesmenschen waren, entdecken plötzliche ihre musischen Seiten und werden langsam zu liebevollen Vätern und Großvätern. Ja, Jesus war ein wahrer Mann, aber kein Chauvinist und kein Macho. Er konnte sehr wohl zu Kindern sehr zärtlich sein und sich in die Psyche von Frauen einfühlen.


Einen ähnlichen vollkommenen Charakter finden wir auch bei Paulus. Seine Schüler bezeichnet er als seine Kinder. Er sagt: Ihr habt viele Lehrer in Christus, aber nur Einen Vater, denn ich habe euch als meine Kinder gezeugt durch mein Evangelium. Und – ich bin für euch wie eine stillende Mutter geworden...


Wenn ich mir vorstelle, dass Jesus vor zweitausend Jahren auf der Mauer von Jerusalem stand und über die Juden weinte, weil sie nicht zu ihm kommen wollten, dann entsteht in meiner Seele eine geistige Vision, wie Jesus HEUTE auf dem Brandenburger Tor steht und über die Männer und Frauen Deutschlands weint: „Deutschland, Deutschland, du tötest die Propheten und vergast die, die Gott dir schickt. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie die Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Aber ihr habt nicht gewollt.“


Jesus sagt zur ganzen Menschheit: Euer ganzes gemeinsames Haus, die Mutter Erde, wird euch wüst und leer gelassen, bis ihr vereint betet: Hochgelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn! - Und das tun die Katholiken jeden Tag in der Heiligen Messe mit diesem Gebet:


Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten,

Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.

Hosanna in der Höhe!

Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn,

Hosanna in der Höhe!


(… ich höre immer: Susanna in der Höhe…)


Und das gleiche tun die Protestanten, wenn sie singen, beten und schreiben: Maranatha! Unser Herr, komme! Unser Herr kommt!



LUKAS 16


Der arme Lazarus


19 Da war ein reicher Mann, der teure Kleidung trug und jeden Tag im Luxus lebte. 20 Vor dem Tor seines Hauses lag ein Armer namens Lazarus. Sein Körper war voller Geschwüre. 21 Gern hätte er seinen Hunger mit den Küchenabfällen gestillt, doch nur die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. 22 Der Arme starb und wurde von den Engeln zu Abraham gebracht. Er erhielt dort den Ehrenplatz an seiner Seite. Auch der Reiche starb und wurde begraben. 23 Als er in der Hölle wieder zu sich kam und Folterqualen litt, sah er in weiter Ferne Abraham und Lazarus an seiner Seite. 24 Da rief er: 'Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Schick mir doch Lazarus! Lass ihn seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge kühlen, denn ich werde in der Glut dieser Flammen sehr gequält.' 25 Doch Abraham erwiderte: 'Mein Kind, denk daran, dass du schon in deinem Leben alles Gute bekommen hast, Lazarus aber nur das Schlechte. Jetzt wird er dafür hier getröstet, und du hast zu leiden. 26 Außerdem liegt zwischen uns und euch ein so tiefer Abgrund, dass niemand von uns zu euch hinüberkommen kann, selbst wenn er es wollte; und auch von euch kann niemand zu uns herüberkommen.' 27 ,Vater Abraham', bat der Reiche, 'dann schick ihn doch wenigstens in das Haus meines Vaters! 28 Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen.' 29 Doch Abraham sagte: 'Sie haben die Worte von Mose und den Propheten, auf die sollen sie hören.' 30 ,Nein, Vater Abraham', wandte er ein, 'es müsste einer von den Toten zu ihnen kommen, dann würden sie ihre Einstellung ändern.‘ 31 Darauf sagte Abraham zu ihm: 'Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.'"


Der jüdisch-deutsche Dichter Heinrich Heine lebte im 19. Jahrhundert. Jüdisch geboren, ließ er sich evangelisch taufen als junger Erwachsener, um in der deutschen Gesellschaft eine Rolle spielen zu können. Er kam über den Philosophen Hegel zum Frühsozialismus, in Paris traf er Karl Marx. Sein Meisterwerk „Deutschland, ein Wintermärchen“ wurde in der marcxistischen Zeitung Vorwärts veröffentlicht. Er lebte in Paris. Er, der immer unglücklich verliebt gewesen, fand in Pariss seine Ehefrau. Der Dichter wurde dann sehr krank und lebte in Paris in seiner „Matratzen-Gruft“ und konnte nur noch im Liegen schreiben, er sagte, er sei nur noch „im horizontalen Gewerbe tätig“. Das Leiden ließ ihn zu Gott finden. Seine Altersschriften sind jüdisch-christlich motiviert. Er identifizierte sich mit dem Armen Lazarus des Evangeliums. Er, der sich selbst „Gottes größten Humoristen“ nannte, musste nun unter Schmerzen Gott sein Leid klagen. Hier eines seiner Gedichte aus dem Lazarus-Zyklus. „Parabolen“ sind Gleichnisse Jesu, und „Hypothesen“ sind theologische Lehrsätze.


Laß die heilgen Parabolen,

Laß die frommen Hypothesen -

Suche die verdammten Fragen

Ohne Umschweif uns zu lösen.


Warum schleppt sich blutend, elend,

Unter Kreuzlast der Gerechte,

Während glücklich als ein Sieger

Trabt auf hohem Roß der Schlechte?


Woran liegt die Schuld? Ist etwa

Unser Herr nicht ganz allmächtig?

Oder treibt er selbst den Unfug?

Ach, das wäre niederträchtig.


Also fragen wir beständig,

Bis man uns mit einer Handvoll

Erde endlich stopft die Mäuler -

Aber ist das eine Antwort?


Jesus spricht von dem unbarmherzigen Reichen und dem von Gott geliebten Armen. Es gibt nicht nur persönliche Sünden, sondern auch „soziale Sünden“, das heißt, politische der gesellschaftliche oder kulturelle Strukturen, die den Gesetzen Gottes widersprechen. So ist das kapitalistische Profitsystem des westlich-nördlichen Abendlands aufgebaut auf der Ausbeutung der Dritten Welt (und der Schöpfung). Dr unbarmherzige Reiche, das ist dann die Weltbank, der Internationale Währungsfond usw. und der Arme Lazarus, das sind die afrikanischen Kinder usw. Aber Gott in seiner ewigen Gerechtigkeit wird in seinem Gericht den Unterdrückten Gerechtigkeit verschaffen! Man sagt, wenn alle Völker auf einem materiell so hohen Niveau leben wollten, wie wir Deutschen, dann bräuchte die Menschheir drei Erden, um sie ausbeuten zu können.


Der Arme Lazarus wird hier mit Namen genannt, der Reiche bleibt namenlos. Das bedeutet: Gott kennt und liebt den Armen ganz persönlich, er spricht ihn bei seinem Namen an. Der Reiche dagegen ist vor Gott wie ein Fremder. Wenn der unbarmherzige Reiche zu Jesus ins persönliche Gericht kommt, sagt Jesus zu ihm: „Ich kenne dich nicht!“


Der Reiche, sagen wir mal, der deutsche Wohlstandsbürger, ist in der Hölle und wünsht sich, dass seine noch lebenden Mitbürger vor der Hölle gewarnt werden. Ein Wunder soll geschehen, ein Toter soll wiederkommen. Aber Abraham, der „Vater des Glaubens“ sagt: Die Deutschen haben ja alle eine Bibel zuhause im Regal. Die hat ihnen der Pastor zur Hochzeit geschenkt, und nun verstaubt sie im Regal. Die Deutschen lesen ja lieber Kochrezepte und Kriminalromane als die Bibel.


Und würden die Deutschen glauben, wenn sie ein Wunder erlebten? Wenn einer von den Toten ihnen erscheinen würde? Wenn einer von den Toten auferstehen würde? „Erst wenn ich ein Wunder selbst sehe, würde ich glauben...“ Aber das Wunder ist ja schon geschehen: Jesus ist von den Toten auferstanden! Sein Grab ist leer! Augenzeugen berichten, wie sie den Auferstandenen gesehen haben! Aber glauben die Deutschen deswegen etwa? Nein! Sogar die deutschen Kirchen basteln sich eine eigene deutsche Theologie: „Das Grab ist nicht leer! Die leibliche Auferstehung ist ein Mythos der frühen Christen! Die Visionen vom Auferstandenen sind Halluzinationen und Selbstbetrug der Jünger, die über den Tod Jesu traurig waren! Jesus ist nur auferstanden in unseren Herzen, in unserm Glauben!“


Ich gebe euch jetzt mal eine sehr persönliche und private Interpretation dieses Evangeliums. Ihr könnt so sehen, dass man das Evangelium auch immer ganz persönlich auf sein Leben anwenden kann. Ich schreibe euch also das Evangelium, wie ich es schreiben würde:


1 Es war ein reicher Vater, der seinen armen Sohn verachtete. 2 Der reiche Vater war Atheist. 3 Der Sohn war krank, er fühlte sich elend und hatte am ganzen Körper Eiterbeulen. 4 Nur die Hunde der Freundin des armen Sohnes hatten ihn lieb. 5 Der reiche Vater starb und kam ins Fegefeuer. 6 Der Sohn, der nicht im Schoß Abrahams ruhte, sondern an einem besseren Ort, im Schoß Mariens, sah, wie sein Vater ihm aus dem Fegefeuer erschien. 7 Die arme Seele des reichen Vaters sagte: Geh zu deinem Bruder, der genauso geldliebend und gottlos ist wie ich, und warne ihn! 8 Aber der arme Sohn sagte: Ich habe meinem Bruder ja eine Bibel geschenkt, soll er sie lesen! 9 Mir wird er nicht glauben, selbst wenn ich sage: Papa ist mir aus dem Fegefeuer erschienen.“ (Evangelium nach Schwanke)


Das die Hunde die Eiterbeulen des Armen Lazarus leckten, kann man so deuten, dass Lazarus so elend war, dass er auch noch das Opfer von wilden Straßenkötern wurde. Ein Bischof, der einen Hund hatte, deutete die Stelle einmal anders: Die Reichen hatten kein Erbarmen mit Lazarus, aber die Hunde, die schon! Die versuchten, seinen Schmerz zu lindern, indem sie seine Wunden leckten! - Habt ihr auch schon einmal, wie ich, die Erfahrung gemacht, dass ihr bei den Menschen keine Liebe gefunden habt – aber bei den Hunden der Menschen?


Das bringt mich zu dem Thema:


Hunde in der Bibel


(Diesen Abschnitt widme ich Awa und Emmy, Oskar und Sokrates)


Der Hund heißt hebräisch käläv und griechisch kyon. Käläv ist ein lautmalerisches Wort, das auf das „Kläffen“ der Tiere anspielt. Das hebräische Wort, das Luther mit „wilder Hund“ übersetzt in Jeremia 50,39; Jessaja 13,22; Jesaja 34,14 bezieht sich dagegen auf den Schakal.


Hunde gehören zu den ältesten Haustieren. Wahrscheinlich wurden sie seit dem 8. Jahrtausend v. Chr. in Palästina domestiziert. Schon früh unterschied man verschiedene Rassen. Beliebt waren in Ägypten schlanke Jagdhunde (Salukis).


Das Bild des Hundes, das die biblischen Schriften entwerfen, ist ambivalent. Einerseits gab es – wie in Mesopotamien – Wachhunde (Jesaja 56,10) und Schäferhunde (Hiob 30,1). Und in Tobias 6,1 und Tobias 11,9 wird ein Hund als Reisebegleiter erwähnt. Jagdhunde sind in den biblischen Schriften dagegen nicht erwähnt, anders als in Assyrien, wo speziell abgerichtete Jagdhunde vorkamen, die die bereits vom Jäger getroffenen Tiere stellen und niederreißen sollten.


Andererseits werden vor allem die halbwilden Paria-Hunde, deren abendliches Heulen Furcht erregte (Psalm 59,7.15), als äußerst verachtenswert angesehen. Unbelästigt von ihnen eine Stadt oder ein Gebiet zu passieren, war kaum möglich (Exodus 11,17; Judith 11,19). Da sie schlecht gefüttert wurden, stürzten sie sich gierig (Jesaja 56,11) auf alles Essbare, ja sie kehrten sogar zu dem von ihnen Ausgespieenen zurück, um daran zu riechen oder davon zu essen (Sprüche 26,11; 2 Petrus 2,22). Sie leckten das Blut von Verwundeten oder Erschlagenen auf (1Könige 21,19; 1 Könige 22,38; Psalm 68,24), scheuten vor Leichen (1 Könige 21,23f; 2 Könige 9,36) und Aas (2 Samuel 22,30) nicht zurück und galten daher als unrein. Man mied diese häufig in Rudeln lebenden Tiere, die sich zum Teil mit Hyänen und Wildhunden um die Beute stritten (Sirach 13,18), und hielt sie sich durch das Werfen von Erdbrocken oder mithilfe eines Stockes (1 Samuel 17,43) vom Leibe. Andererseits hatte das Verhalten der Hunde auch eine positive Seite, da sie für die Reinhaltung der Siedlungen unentbehrlich waren.


Schlimmer noch als die Bestrafung mit dem Tod war es, wenn einem Menschen in einem Drohwort angekündigt wird, seine Leiche werde von Hunden fortgeschleift und geschändet (1 Könige 14,11; 1 Könige 16,4; 1 Könige 21,23f; 2 Könige 9,10.35f); denn in solchen Fällen war eine Bestattung nicht mehr möglich.


Hundeopfer sind in verschiedenen Kulten belegt, nicht aber in Israel. Wenn Jesaja 66,3 das Opfern von Schafen damit gleichsetzt, dass man einem Hund das Genick bricht, so zeigt sich hierin eine grundsätzliche Kritik an Opfern aller Art. Als „Hundegeld“ (5 Mose 23,19) wird der Lohn für männliche Prostituierte bezeichnet, die man vermutlich „Hunde“ nannte (Apokalypse 22,15).


Mehrfach werden Hunde in Bildworten genannt. So werden die Feinde des Beters mit Hunden verglichen, die diesen umringen (Psalm 22,17.21; Psalm 59,7.15f), ein Bild, das die unheimliche, aggressive, chaotische Mächtigkeit der Feinde aufzeigt, der der Beter hilflos ausgeliefert ist und angesichts derer er nur noch zu Gott um Hilfe flehen kann. Und wenn Hunde die Wunden des kranken Lazarus lecken (Lukas 16,21), ohne dass er sich ihrer erwehren könnte, dann unterstreicht das seinen abstoßenden und elenden Zustand. Stummen, zugleich aber gierigen, nimmersatten Wachhunden gleicht andererseits die Führerschaft des Volkes in der Zeit nach der babylonischen Verbannung, die sich zwar um den Zustand des Volkes sorgen sollte, letztlich aber nur am eigenen Wohl interessiert ist (Jesaja 56,10f).


Auch Sprichwörter gehen aus vom beobachtbaren Verhalten oder der üblichen negativen Wertung der Hunde: Wer sich in einen fremden Streit einmischt, gleicht einem Menschen, der einen fremden oder wilden Hund an den Ohren packt: Er läuft Gefahr, gebissen zu werden (Sprüche 26,17). Und der Narr, der seine dumme Rede wiederholt, gleicht dem Hund, der sein Erbrochenes wieder frisst (Sprüche 26,11). Das Sprichwort „ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe“ (Prediger 9,4) setzt den verachteten Hund in Gegensatz zum Löwen, dem stolzesten Vertreter der Tierwelt, zeigt aber gleichzeitig den fragwürdigen Vorteil des Lebendigseins auf.


Das Wasserlecken wie ein Hund dagegen meint eine ungewöhnliche Art des Trinkens, die in Richter 7,5 dazu dient, eine Auswahl unter den wehrfähigen Männern zu treffen. Die Reduzierung der Kämpfer auf 300 soll zeigen, dass Gott auch mit einer so kleinen Truppe das Midianiterheer schlagen kann.


Wie in Briefen aus der Umwelt des Alten Testaments mehrfach belegt, konnten sich Untergebene gegenüber Höhergestellten als Hunde bezeichnen (2 Könige 8,13). Diese Bezeichnung, die sich aus dem Verhalten des Tieres erklärt, das vor seinem Herrn kriecht, ging ein in die Sprache des Zeremonielles am königlichen Hofe, wo sie ebenso wie „Sklave“ oder „Knecht“ die Abhängigkeit des Untergebenen vom König und das Angewiesensein auf Gnade ausdrückte (2 Samuel 9,8). Eine Steigerung dieser Selbstbezeichnung stellt der Ausdruck „toter Hund“ dar (1 Samuel 24,15; 2 Samuel 16,9).


Die Warnung in Matthäus 7,6 gilt, das Heilige nicht den Hunden zu geben. In Matthäus 15,26f bezeichnet die kanaanäische Frau mit dem griechischen kynarion den geschätzten Haushund, den man – anders als die herumstreunenden Hunde – selbstverständlich mit Tischabfällen fütterte. Dagegen nennt Paulus in Philipper 3,2 Gegner der Gemeinde in Philippi abschätzig „Hunde“.




LUKAS 20


27 Dann kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese religiöse Gruppe behauptete, es gäbe keine Auferstehung nach dem Tod. Sie fragten: 28 "Rabbi, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. 29 Nun waren da sieben Brüder. Der älteste von ihnen heiratete und starb kinderlos. 30 Daraufhin nahm der zweite Bruder die Witwe zur Frau. Doch auch er starb bald und hinterließ keine Kinder. 31 Nach ihm der dritte und so alle sieben. Sie heirateten die Frau, hinterließen keine Kinder und starben. 32 Zuletzt starb auch die Frau. 33 Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren ja mit ihr verheiratet." 34 Jesus sagte zu ihnen: "Heiraten ist eine Sache für die gegenwärtige Welt. 35 Aber die Menschen, die für würdig gehalten werden, in der kommenden Welt leben zu dürfen und von den Toten aufzuerstehen, werden nicht mehr heiraten. 36 Sie können dann auch nicht mehr sterben, sondern sind den Engeln gleich. Als Menschen der Auferstehung sind sie dann Söhne und Töchter Gottes. 37 Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose deutlich werden lassen, als er vor dem brennenden Dornbusch den Herrn als den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs bezeichnet. 38 Er ist also nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig." 39 Da sagten einige von den Gesetzeslehrern: "Rabbi, das war eine gute Antwort!" 40 Denn sie wagten es nicht mehr, ihn über irgendetwas zu befragen.


Es gab verschiedene Richtungen im Judentum zu Jesu Zeiten. 1. Die Sadduzäer. Sie erkannten nur die fünf Bücher Moses als Bibel an. Sie glaubten nicht an die Auferstehung der Toten, nicht an Engel und Geister. Aus dieser Gruppe stammten die Hohenpriester. 2. Die Pharisäer. Das waren die Frommen im Lande, die hundertprozentig Bibeltreuen. Sie erkannten das ganze Alte Testament an und glaubten an die Auferstehung und an Engel. Um ja kein Gesetz der Gesetze Gottes zu übersehen, verschärften sie die Gesetze noch und fügten eigene hinzu. Paulus war ursprünglich ein Pharisäer. 3. Die Zeloten. Das waren die Rebellen, die Revolutionäre, die einen bewaffneten Aufstand gegen die Römer planten. Man vermutet, das Judas Iskarioth dieser Gruppe angehörte. 4. Die Essener. Die sind heute sehr berühmt durch die Schriftrollenfunde von Qumran am Toten Meer. Sie lebten klösterlich und oft auch zölibatär und erwarteten den nahen Messias. Sie werden im Neuen Testament nicht namentlich erwähnt, es wird aber auf sie angespielt. Man vermutet, dass Johannes der Täufer sich eine Zeit lang bei ihnen aufhielt.


Da die Sadduzäer nur die fünf Bücher Moses als Gottes Wort anerkannten, geht Jesus auf sie ein und erklärt ihnen, wie in den fünf Büchern Moses die Auferstehung prophezeit ist. - Wenn man mit Menschen über den Glauben spricht, muss man sie da abholen, wo sie stehen. Es nützt nichts, ihnen Bibelzitate um die Ohren zu schlagen, wenn die Bibel für sie gar keine Autorität ist. So knüpfte Paulus bei den Athenern an ihrem Unbekannten Gott an. So sprechen christliche Missionare mit Muslimen über den Jesus im Koran und beweisen aus dem Koran, dass Jesus größer ist als Mohammed.


Nun fragen die Sadduzäer nach einer Frau, die siebenmal verheiratet war, und fragen, mit wem wird sie dann im Himmel verheiratet sein? Das gibt es ja auch unter Christen, dass sie dreimal oder viermal verheiratet waren. Jesus spricht ja auch einmal mit einer Frau in Samarien am Brunnen und fragt sie nach ihrem Mann. Ich habe keinen Mann, sagte sie. Richtig, sagte Jesus, fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Ehemann. Ein Pastor der Pfingstler nannte diese Frau die „Dorf-Matratze“… Wer wird mit ihr im Himmel zusammen sein?


Jesus sagt: Im Himmel wird nicht geheiratet, sondern sie sind wie die Engel. Auf Erden gibt es körperliche Bedürfnisse, Essen, Trinken, guten Sex. Aber im Himmel gibt es diese Dinge nicht mehr. Es gibt im Himmel KEINEN Rotwein, es gibt im Himmel KEIN gutes Frühstück, es gibt im Himmel KEINEN Sex.


Ein konservativer Evangelikaler sagte im Alter von dreißig Jahren: „Im Himmel werden sie nicht heiraten, denn da gibt es Gruppensex wie in einer Kommune.“ Mit fünfzig Jahren sagte er dann: „Ach, man hat im Himmel kein Interesse am Sex mehr.“


Jesus sagt: Auf Erden heiratet ihr. Ja, die Ehe zwischen EINEM MANN UND EINER FRAU (und nicht mehreren Frauen nacheinander oder gleichzeitig und auch nicht zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau) – also die christliche Ehe hat zwei Funktionen: 1. sollen die Eheleute einander die Liebe Gottes spürbar machen und einander in den Himmel helfen, und 2. soll der Sex zur Fortpflanzung der Menschheit dienen. - Im Himmel wird uns die Liebe Gottes UNMITTELBAR geschenkt! Und Fortpflanzung der Menschheit ist im Himmel nicht notwendig, da die Menschen im Himmel, wie Jesus sagt, unsterblich und wie Engel sind.


Sind die Eheleute nun enttäuscht, dass sie im Himmel nicht mehr verheiratet sind? Im Himmel gibt es nicht nur die Vereinigung mit der göttlichen Liebe der Dreifaltigen Gottheit, sondern auch eine erlöste Gemeinschaft aller Heiligen untereinander. Und man sagt, dass uns im Himmel besonders jene Menschen nahe stehen werden, die uns auf Erden geholfen haben, an die Liebe Gottes zu glauben. Wenn ihr also eine geheiligte christliche Ehe geführt habt, werdet ihr euch als Heilige im Himmel, wie Engel, nahe stehen.


Und was ist mit der schönen Lust beim Sex? Ist der Himmel etwa lustlos, öde und fade wie ein Gottesdienst von neunzigjährigen Deutschen?… Ein Theologe der Sexualität sagte einmal: Die Lust, die Mann und Frau beim ehelichen Sex empfinden ist ein Abbild der großen Lust, die Gott empfindet, wenn er einen Menschen schafft. Gott ist der Erfinder der Sexualität, Gott der Schöpfer ist der göttliche Ursprung der sexuellen Lust. Also keine Sorge, im Himmel ist es nicht lustlos, sondern es gibt ein überfließendes Maß an Lebenslust und Liebesglück und Wonne und Seligkeit! Da wird keiner etwas vermissen… da wird jeder positiv überrascht sein...


Es gibt ein Gebet: Gott, du hast uns zu der ewigen Gemeinschaft mit und in dir berufen, zu einem ewigen Leben, das alle unsere Wünsche und Erwartungen übertrifft! Amen. Ja, stellt euch den Himmel ruhig vor, aber der glaube sagt euch, dass das, was euch dann erwartet, Zehntausendmal schöner sein wird. Denkt doch nicht so klein vom Himmel! Es geht doch nicht um ein gutes Frühstück – es geht darum, EINS ZU WERDEN MIT GOTT!


Der islamische Himmel ist ja berühmt-berüchtigt. Das ist also ein verwunschener Garten (wie ihn sich Monika wünscht), da gibt es perlengleiche Knaben (wie sie Sabine erfreuen), da gibt es Geflügelbraten und Limonade (wie Susanne es liebt), da gibt es berauschende Getränke, die keinen Kopfschmerz verursachen (was Heinz gefällt), da gibt es ewige Jungfrauen zum Beischlaf (wie Marco sie erhofft), aber da gibt es keinen ALLAH (worüber Torsten sich herzlich betrübt).


Es gab im neunzehnten Jahrhundert einen französischen Heiligen, der in Marokko die Muslime zu Jesus führen wollte. Als guter Heiliger hatte er natürlich in der Jugend tüchtig gesündigt. Als echter Franzose ist er von Bett zu Bett gehüpft und hat den Rotwein und das gute Essen in vollen Zügen genossen. Er war aber innerlich leer! Es erfüllte ihn nicht, es machte ihn nicht glücklich! Erst die Begegnung mit GOTT hat ihm ein erfülltes Herz gegeben. Von daher konnte er sagen: Euren muslimischen Himmel hab ich schon auf Erden gehabt, guten Rotwein, guten Braten, Sex mit jungen Mädchen, aber das war NICHT DAS WAHRE PARADIES! DAS WAHRE PARADIES IST ERST DIE VEREINIGUNG MIT GOTTES LIEBE.


Schon beim ProphetenHeskiel im3.Kapitel ist die Auferstehung der Toten prophezeit:


1 Einmal wurde ich vom HERRN ergriffen und hatte eine Vision. Darin hob mich Gottes Geist empor und brachte mich in ein weites Tal, das mit Totengebeinen übersät war. 2 Dann führte er mich durch die ganze Ebene, und ich sah dort unzählige Knochen verstreut liegen. Sie waren völlig vertrocknet. 3 Gott fragte mich: »Du Mensch, können diese Gebeine je wieder lebendig werden?« Ich antwortete: »HERR, mein Gott, das weißt du allein!« 4 Da sagte er zu mir: »Sprich zu diesen dürren Knochen und fordere sie auf: Hört, was der HERR euch sagt: 5 Ich bringe Geist in euch zurück und mache euch wieder lebendig! Ja, das verspreche ich, Gott, der HERR.6 Ich lasse Sehnen und Fleisch um euch wachsen und überziehe euch mit Haut. Meinen Atem hauche ich euch ein, damit ihr wieder lebendig werdet. Daran sollt ihr erkennen, dass ich der HERR bin.« 7 Ich tat, was Gott mir befohlen hatte. Noch während ich seine Botschaft verkündete, hörte ich ein lautes Geräusch und sah, wie die Knochen zusammenrückten, jeder an seine Stelle. 8 Vor meinen Augen wuchsen Sehnen und Fleisch um sie herum, und darüber bildete sich Haut. Aber noch war kein Leben in den Körpern. 9 Da sprach Gott zu mir: »Du Mensch, ruf den Lebensgeist und befiehl ihm in meinem Namen: Komm, Lebensgeist, aus den vier Himmelsrichtungen und hauche diese toten Menschen an, damit sie wieder zum Leben erwachen!« 10 Ich tat, was Gott mir befohlen hatte. Da erfüllte der Lebensgeist die toten Körper, sie wurden lebendig und standen auf. Sie waren so zahlreich wie ein unüberschaubares Heer. 11 Da sprach Gott zu mir: »Du Mensch, die Israeliten gleichen diesen verdorrten Gebeinen. Du weißt, wie sie klagen: ›Wir sind völlig ausgezehrt und haben keine Hoffnung mehr, uns bleibt nur der Tod!‹ 12 Darum richte ihnen diese Botschaft von mir aus: Ich, Gott, der HERR, öffne eure Gräber und hole euch heraus, denn ihr seid doch mein Volk! Ich bringe euch heim ins Land Israel. 13 Wenn ich euch wieder lebendig mache, werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. 14 Ich erfülle euch mit meinem Geist, schenke euch noch einmal das Leben und lasse euch wieder in eurem Land wohnen. Ihr werdet sehen, dass ich meine Versprechen halte. Mein Wort gilt!«


Wenn ihr einmal etwas von zeitgenössischer Prophetie hören wollt, zitiere ich euch einen Text eine südamerikanischen Seher aus dem 21. Jahrhundert. Das istkein Bibeltext, und kein Christ ist verpflichtet, an solche Prophetien zu glauben, aber ich persönlich findein diesen Worten meinen Glauben sehr schön ausgedrückt. Hört also einfach zu und macht es wie Paulus: Prüft alles und behaltet das Beste.


3. März 2013, 15.30 Uhr – Dringender Ruf von Gott Vater an die Menschheit.


Mein Erbe, Mein Volk, Friede sei mit euch. Diese Welt wird, wie ihr wisst, schon bald in eine Neue Schöpfung umgewandelt werden. Alles wird sich von einem Augenblick auf den anderen ändern, nichts wird bleiben wie es ist. Alles wird erneuert und neu geschaffen durch Meinen Göttlichen Willen und Meine Barmherzigkeit. In Meiner Neuen Schöpfung werdet ihr Neue Geschöpfe sein, ihr werdet geistige Wesen sein und mit Gott und für Gott leben. Ihr werdet nicht altern, da ihr nicht der Zeit unterworfen sein werdet, sondern dem Willen Gottes, der Liebe, Leben und Fülle ist.


Mein Himmlisches Jerusalem ist das Paradies, das Ich für Meine Kinder reserviert habe, die Mir treu bleiben in der Prüfung der Läuterung. In Meinen Neuen Himmeln und in Meiner Neuen Erde wird die Herrlichkeit Gottes mit euch sein. Meine Kinder, entdeckt die geistliche Welt, wo alles möglich ist. Alles werde Ich euch geben wenn ihr nur daran denkt. Ihr werdet nicht Sklaven des Fleisches sein, denn der Geist wird über die Materie herrschen. Ihr werdet geistliche Wesen in einer geistlichen Welt sein. Mein Heiliger Geist wird in Gemeinschaft mit euch und mit der Schöpfung sein und ein einziges Dasein der Liebe, der Freude und der Harmonie bilden.“


LUKAS 24


Das leere Grab


1 Am ersten Tag der neuen Woche, ganz in der Frühe, nahmen die Frauen die wohlriechenden Öle, die sie zubereitet hatten, und gingen zur Felsengruft. 2 Da sahen sie, dass der Stein, der den Eingang verschlossen hatte, weggewälzt war. 3 So gingen sie in die Grabhöhle hinein, fanden den Leib von Jesus, ihrem Herrn, aber nicht. 4 Während sie noch ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer zu ihnen, die in strahlend helle Gewänder gekleidet waren. 5 Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Doch die beiden Männer sagten zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? 6 Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Erinnert ihr euch nicht an das, was er euch in Galiläa sagte, 7 dass der Menschensohn in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden muss und dass er am dritten Tag auferstehen würde?" 8 Da erinnerten sie sich an seine Worte. 9 Sie verließen die Felsengruft und berichteten alles den elf Aposteln und den übrigen Jüngern. 10 Es waren Maria aus Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und noch einige andere. Sie erzählten den Aposteln, was sie erlebt hatten. 11 Doch die hielten das für leeres Geschwätz und glaubten ihnen nicht.


Wir sehen den Auferstandenen den Frauen von Galiläa erscheinen, die gekommen waren, seinen Leichnam einzubalsamieren. Die Apostel sind ja allen bekannt. Wer kennt nicht Petrus und Johannes? Paulus ist in aller Herren Munde! Aber Lukas erzählt uns nun von Jesu Jüngerinnen.


Da ist zum einen Maria, die die Mutter Jesu, sondern deren Verwandte (Maria war ein Allerweltsname), die Mutter der Herrenbrüder (Jakobus und Judas, Simon und Josef).


Dann war da Salome, die Frau des Zebedäus und Mutter von Johannes und Jakobus, den Fischern.


Dann war da Johanna, die Ehefrau des Chuza, des Kinderhüters des Herodes.

Dann war da Maria Magdalena – die ist nicht die Maria von Bethanien und nicht die öffentliche Sünderin (die Hure), die Jesus die Füße mit ihren Tränen wusch und mit ihren Haaren trocknete. Maria von Bethanien stammte aus der Gegend nahe bei Jerusalem, und Maria Magdalena stammte aus Magdala, einem Dorf am See Genezareth in Galiläa im Norden Israels.


Maria Magdalena ist nach dem Johannes-Evangelium die Erste, der der Auferstandene erscheint. Sie hatte auch mit Maria der Mutter Jesu und Maria der Mutter der Herrenbrüder unter dem Kreuz gestaanden, als alle Herren Apostel feige geflohen waren. Im gonstischen Philippus-Evangelium ist Magdalena die Einzige, die Jesus auf den Mund geküsst hat. Die frühe Kirche nannte sie „die Apostelin der Apostel“, denn Apostel heißt Gesandter, und Jesus hat Magdalena zu den Aposteln gesandt, ihnen von der Auferstehung Jesu zu erzählen. Papst Franziskus hat vor kurzem Maria Magdalena in den liturgischen Rang eines Apostels erhoben.


Bitte! Erzählt in Zukunft niemandem mehr, Magdalena sei eine Hure gewesen!


Zuletzt wollen wir nicht die liebe heilige Susanne vergessen, die von der griechisch-orthodoxen Kirche „Myrrhe-Trägerin“ genannt wird, weil sie unter den Frauen von Galiläa war, die Jesu Leichnam mit Myrrhe salben wollten. Die heilige Susanne war dann im sogenannten Zönakel, dem Obergemach des Abendmahlsaales, mit den Aposteln und der Mutter Jesu zum Gebet versammelt, von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten, um die Herabkunft des Heiligen Geistes zu erbitten, beim Pfingstereignis war Susanne auch da und wurde wie auch die Mutter Jesu mit dem Heiligen Geist erfüllt. Vom Heiligen Geist wurde Susanne dann mit Maria Magdalena ausgesandt als Missionarin nach Südfrankreich.


Und die Mission der Jüngerinnen Jesu geht durch die ganze Christen-Geschichte weiter. Im dritten Jahrhundert erlitt die heilige Sabina das Martyrium für Jesus. Im vierten Jahrhundert führte die heilige Monika ihren Sohn zu Jesus. Im neunzehnten Jahrhundert vermählte sich die heilige Dina mit Jesus.