VON TORSTEN SCHWANKE
ERSTES BUCH
ERSTES KAPITEL
Ich fahre zum Palast.
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Schnell! Bring mir den Wagen und bring ihn her. Ich möchte zum Palast fahren.
- Fahre, Meister, fahre! Es wird zu deinem Vorteil sein. Wenn er dich sehen wird, wird der König dir Ehre geben.
- Oh, Sklave: Ich werde nicht zum Palast fahren!
- Fahre nicht, Meister, fahre nicht! Wenn er dich sehen wird, könnte der König dich zu Gott schicken, wohin auch immer. Er lässt dich einen Weg einschlagen, den du nicht kennst. Er wird dich Tag und Nacht leiden lassen.
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Schnell! Hol mir Wasser für meine Hände, ich möchte essen!
- Iss, Meister, iss! Eine gute Mahlzeit entspannt den Geist! Der Fromme isst das Mahl seines Gottes. Zum Händewaschen vergeht die Zeit!
- Oh Sklave, ich werde nicht essen!
- Speise nicht, beherrsche dich, iss nicht! Nur essen soll man, wenn man hungrig ist, nur trinken, wenn man durstig ist, das ist das Beste für den Menschen!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Schnell! Bring mir meinen Wagen. Ich werde jagen!
- Fahre, Meister, fahre! Ein Jäger bekommt seinen Bauch gefüllt! Der Jagdhund wird die Knochen der Beute brechen! Der Rabe, der das Land durchforstet, kann sein Nest füttern! Der flüchtige Nager findet reichhaltige Weiden!
- Oh Sklave, ich werde nicht jagen!
- Geh nicht, Meister, geh nicht! Das Glück des Jägers ändert sich! Die Zähne des Jagdhundes werden gebrochen! Der Rabe, der das Land durchforstet, hat ein Loch in der Wand als Heimat. Der flüchtige Nager hat die Wüste als Stall.
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Ich möchte ein Haus einrichten, ich möchte einen Sohn haben!
- Habe ihn, Meister, habe ihn! Der Mann, der ein Zuhause aufstellt, ist gesegnet. Wie könnte ich ein Zuhause aufbauen? Richte kein Zuhause ein, sonst wirst du deines Vaters Haus zerstören!
- Sklave, ich will vor Gericht gehen.
- Bleib nicht still, Meister, schweige nicht! Wenn du deinen Mund nicht öffnest, hat dein Gegner freie Hand! Die Staatsanwälte werden für dich sein, wenn du sprichst!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Ich möchte eine Revolution durchführen!
- Also führe, Meister, führe! Wenn du keine Revolution anführst, woher kommen deine Kleider? Und wer wird es dir ermöglichen, deinen Bauch zu füllen?
- Oh Sklave, ich will keine Revolution anführen!
- Führe nicht, beherrsche dich, führe keine Revolution an! Der Mann, der eine Revolution anführt, wird entweder getötet oder geschlagen, oder hat seine Augen werden ausgelöscht oder er wird verhaftet und ins Gefängnis geworfen!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Ich möchte eine Frau lieben!
- Liebe machen, Meister, Liebe machen ist schön! Der Mann, der einer Frau Liebe schenkt, vergisst Leid und Angst!
- Oh Sklave, ich möchte keine Frau lieben!
- Mach keine Liebe, Meister, mach keine Liebe! Die Frau ist eine echte Fallgrube, ein Loch, ein Graben, die Frau ist ein scharfer Eisendolch, der einem Mann die Kehle durchschneidet!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Schnell! Hol mir Wasser für meine Hände und gib es mir! Ich möchte meinem Gott opfern!
- Opfere, Meister, opfere! Der Mann, der seinem Gott Opfer bringt, ist im Herzen zufrieden. Er sammelt Lohn über Lohn.
- Oh Sklave, ich möchte nicht meinem Gott opfern!
- Opfere nicht, beherrsche dich, opfere nicht! Du wirst deinem Gott beibringen, dir wie ein Hund nachzulaufen. Ob er von dir Riten oder Orakel oder irgendetwas anderes will!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Ich möchte Silber investieren.
- Investiere, Beherrscher, investiere. Der Mann, der investiert, behält sein Kapital, während sein Interesse enorm ist!
- Oh Sklave, ich möchte kein Silber investieren!
- Investiere nicht, Beherrscher, investiere nicht! Kredite zu geben ist so süß wie das Liebesspiel. Sie werden dein Kapital wegnehmen und dich ununterbrochen verfluchen. Du wirst die Zinsen an die Hauptstadt verlieren!
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Ich möchte für mein Land einen öffentlichen Nutzen bringen!
- Also mach es, Meister, mach es! Der Mann, der einen öffentlichen Nutzen für sein Land bringt, seine Aktionen sind Marduk offenbar!
- Oh Sklave, ich möchte keinen öffentlichen Nutzen für mein Land erbringen!
- Tu es nicht, Meister, tu es nicht! Geh die alten Erzählungen durch und geh herum. Siehst du die gemischten Schädel von Plebejern und Adligen? Welcher ist der Übeltäter und welcher ist der Wohltäter?
- Sklave, hör mir zu!
- Hier bin ich, Meister, hier bin ich!
- Was ist dann gut? Mein Hals und deiner wird gebrochen sein oder in den Fluss geworfen werden, ist das gut?
- Wer ist so groß, um in den Himmel hinaufzusteigen? Wer ist so breit, dass er die ganze Welt umfasst?
- Oh Sklave, ich werde dich töten und dich zuerst in den Tod schicken!
- Ja, aber mein Meister würde mich drei Tage sicher nicht überleben!
ZWEITES KAPITEL
Sie kann Wehklagen für dich machen, mein Dumuzi, das Wehklagen für dich, das Wehklagen, das Wehklagen, das die Wüste erreicht, sie kann es schaffen, das Haus Arali zu erreichen; sie kann es erreichen, dass sie Bad-tibira erreicht; sie kann Dul-Cuba erreichen; sie kann es schaffen, das Hirtenland zu erreichen, den Schafstall von Dumuzi.
Sie brütet darüber:
Oh Dumuzi des schönen Mundes, der immer gütigen Augen, schluchzt sie weinerlich, o du des schönen Mundes, der immer gütigen Augen, schluchzt sie weinend. Bursche, Ehemann, Herr, süß wie die Dattel! Oh Dumuzi! sie schluchzt, sie schluchzt weinend.
Die Heilige Inanna, die Göttin, die Jungfrau Inanna, sie ging in der Kammer ihrer Mutter auf und ab, die sie im Gebet war, während sie respektvoll bei ihr wartete:
O meine Mutter, mit deiner Erlaubnis lass mich in den Schafstall gehen! O meine Mutter Ningal, mit deiner Erlaubnis lass mich in den Schafstall gehen! Mein Vater hat für mich geleuchtet auf herrliche Art und Weise, Suen hat für mich auf herrliche Weise gestrahlt.
Wie ein Kind, das von seiner eigenen Mutter mit einem Auftrag geschickt wurde, ging sie aus der Kammer; wie eine, die von Mutter Ningal mit einem Auftrag beauftragt wurde, ging sie aus der Kammer. Meine Frau war sachkundig, und auch war sie trefflich, die sachkundige heilige Inanna, und sie war auch passend. Bier ward gelagert in abgelegenen Tagen, in langen vergangenen Tagen.
Und nun aus dem Schafstall zum Haus der alten Frau Bilulu! Dort hat der Hirte den Kopf eingeschlagen, Dumuzi, den Kopf eingeschlagen, Ama-ucumgal-ana, den Kopf eingeschlagen.
Die Schafe meines Herrn aus Dumuzi in der Wüste! Inanna, ein Mann, der nicht der Hirte war, kehrte neben den Schafen meines Herrn zurück!
Die Dame schuf ein Lied für ihren jungen Mann, schuf ein Lied für ihn, die heilige Inanna schuf ein Lied für Dumuzi, schuf ein Lied für ihn:
O du Ruhender, Hirte, Ruhender, du hast eine Wache über sie aufgestellt! Dumuzi, du Ruhender, du hast eine Wache über sie aufgestellt! Ama-ucumgal-Ana, du Ruhender, du hieltest Wache über ihnen! Mit der Sonne auferstanden, standest du Wache über meinen Schafen, nur nachts liegend, du standest Wache über meinen Schafen!
Der Sohn der alten Frau Bilulu, die Matriarchin und ihr eigener Geliebter, Jirjire, ein alleinstehender Mann, passend für die Felder und ein sachkundiger Mann, füllte mit seinem gefangenen Vieh Quelle und Feld und stapelte seine Stapel und Kornhaufen. Er blieb auf den Feldern verstreut, der seine Opfer mit der Keule niedergeschlagen hatte. Sirru von Edin-lila, niemandes Kind und keines Menschen Freund, saß vor ihm und unterhielt sich mit ihm.
An diesem Tag, wie war das Herz der Dame? Was war im heiligen Inanna-Herzen? Die alte Frau zu töten, Bilulu, war in ihrem Herzen! Den Ruheplatz für ihren geliebten jungen Ehemann, für Dumuzi, für Ama-ucumgal-ana, zu schaffen, das war in ihrem Herzen! Meine Frau ging nach Bilulu in Edin-lila. Ihr Sohn Jirjire tat wie der Wind dort, Sirru von Edin-lila , niemandes Kind und keines Menschen Freund.
Die heilige Inanna betrat das Bierhaus, trat auf einen Stuhl und begann das Schicksal zu bestimmen: Beginne! Ich habe dich getötet; so ist es in der Tat, und mit dir zerstöre ich auch deinen Namen: Mögest du die Wasserhaut für kaltes Wasser werden, das wird in der Wüste gebraucht! Möge dein Sohn Jirjire zusammen mit dir der Schutzgott der Wüste und sie die Schutzgöttin der Wüste werden! Möge Sirru von Edin-lila, niemandes Kind und keines Menschen Freund, in die Wüste gehen und bleiben zur Zählung des Mehls, und wenn Wasser getrübt wird und Mehl für den in der Wüste wandernden Jungen verstreut wird, dann lass den Schutzgott der Wüste und die Schutzgöttin der Wüste rufen: Gieße aus! rufen sie: Besprenkle! Und dass er an dem Ort anwesend ist, von dem er verschwand, in der Wüste! Lass die alte Frau Bilulu sein Herz erquicken!
Und sofort wurde es unter der Sonne dieses Tages wahr. Sie wurde die Wasserhaut für kaltes Wasser, das in der Wüste verwendet wird. Ihr Sohn Jirjire wurde der Schutzgott der Wüste und sie die Schutzgöttin der Wüste. Sirru von Edin-lila, niemandes Kind und keines Menschen Freund, geht in die Wüste und zählt das Mehl, und wenn Wasser getrunken wird und Mehl für den in der Wüste wandernden Jungen verstreut, dem schützenden Gott der Wüste und der schützenden Göttin der Wüste ausgeschüttet wird, rufen sie: Gieße aus! rufen sie: Besprenkle! Und sie veranlassen ihn, an dem Ort anwesend zu sein, von dem er verschwindet, in der Wüste. Die alte Frau Bilulu ermutigt sein Herz. Inanna streckte die Hand nach dem Jungen aus, streckte die Hand nach Dumuzi aus, seine Hände waren vom Tod gefesselt.
Der Falke, der Falke kam zum Geburtsort von Dumuzi. Wie eine Taube auf dem Fenstersims beriet sie sich mit sich selbst; der Falke in seinem Nest nahm ihren Rat ein. Nur seine Mutter Durtur kann meinen Herrn erfreuen! Nur seine Mutter Durtur kann Dumuzi erfreuen! Meine in Kuara geborene Göttin, die Jungfrau, die die Krone aller Geschöpfe ist, die Bewunderung und Anerkennung der Schwarzhaarigen, die Verspielte, die auch Klagen und Schreie äußert, die vor dem König interveniert, Jectin-Ana, die Dame!
Das Mädchen der Bewunderung. Jectin-ana, die Heilige, Inanna, hielt sie in ihrer Hand. Zusammen waren sie. Inanna antwortete:
Lass mich die Klage für dich aussprechen, die Klage für dich, die Klage! Bruder, lass mich die Klage für dich aussprechen, die Klage! Lass mich die Klage für dich klagen, die Klage! Lass mich die Klage über dich aussprechen, die Klage im Haus Arali! Lass mich die Klage über dich aussprechen, die Klage in Dul-Cuba! Lass mich die Klage über dich aussprechen, die Klage in Bad-tibira! Lass mich die Klage klagen für dich, die Klage im Hirtenland!
Wie wirklich erwies sich die Göttin ihrem Verlobten als gleichwertig, wie wahrlich die heilige Inanna dem Hirten Dumuzi gleichwertig war! Es wurde Inanna gewährt, seine Ruhestätte wieder herzustellen, es wurde der Göttin gewährt, ihn zu rächen!
Lass mich die Klage für dich aussprechen, die Klage für dich, die Klage! Lass mich die Klage für dich aussprechen, die Klage für dich, die Klage! An deinem Geburtsort lass mich die Klage für dich klagen, die Klage klagen! In der Wüste, oh Dumuzi, lass mich das Wehklagen für dich aussprechen, das Wehklagen! Im Haus Arali lasse ich das Wehklagen für dich erklingen, das Wehklagen! In Dul-Cuba lasse ich das Wehklagen für dich erklingen, das Wehklagen! In Bad-tibira lass mich das Wehklagen für dich aussprechen, das Wehklagen! Im Hirtenland lass mich das Wehklagen für dich ausdrücken, das Wehklagen!
Wie sehr erwies sie sich als Dumuzi gleichwertig und rächte ihn; Inanna erwies sich als gleichwertig, indem sie Bilulu tötete!
DRITTES KAPITEL
O Heilige Inanna! O Held, jugendlicher Utu! O Nacht! O Eana! O Inanna! O großer Himmel!
Eana kam aus dem Himmel hervor, die Herrin des Himmels hat sich vorgenommen, die großen Himmel einzufangen, Inanna hat sich darauf konzentriert, die großen Himmel einzufangen. Sie hat ihren Geist auf die Eroberung der großen Himmel gerichtet, der Himmel, o jugendlicher Utu, sie legte sie sich auf die Eroberung der großen Himmel.
Die Heilige Inanna sprach mit ihrem Bruder, dem jugendlichen Helden Utu: Mein Bruder, ich möchte dir etwas sagen, achte auf meine Rede. Utu, mein Zwilling, ich möchte dir etwas sagen, achte auf meine Rede.
Ihr Bruder, der Held, der junge Utu, antwortete der heiligen Inanna: Meine Schwester, ich schwöre beim Leben des Himmels, ich schwöre beim Leben des Regenbogens des Himmels, meines Hauses, ich schwöre beim Leben meines Thrones, bei meiner Majestät: Ich werde dem folgen, was meine Schwester zu mir sagt, ich werde dem folgen, was die heilige Inanna zu mir sagt.
Die Jungfrau Inanna antwortete ihrem Bruder, dem Helden, dem jungen Utu: Mein Ehepartner hat mit mir Liebe gemacht, hat mich geküsst. Ich wollte alles für ihn, aber es ward ihm nicht gegeben. Ich habe mit ihm gehechelt... aber der majestätische Anu wollte ihm nicht Eana geben. Der Himmel gehört uns, die Erde gehört uns: Eana sollte von Anu gefangen genommen werden. Nachdem du sie genommen hast, höre zu, was ich dir sage. Prüfe meine Worte, für mich musst du diesen Anweisungen folgen: des Bösen Wind, der Nordwind ist gegen mich.
Adagbir spricht: Ein tolles Netz wirft in die Flut der Fischer.
Die heilige Inanna begab sich auf die Gondel. Das Seil ward gelöst. Der Nordwind, dieser Nordwind, stand auf. Des Bösen Wind, dieser böse Wind stieg auf. In den fernen Himmeln war Hienhi-sag Der Fischer sah im Schilfdickicht das hochwachsende Schilf.
Inanna sprach mit Adagbir: Jugendlicher Utu! Der Lastkahn muss fahren.
Inanna spricht: Ich bin der Weg.
Adagbir antwortete der heiligen Inanna: Meine Frau, du kannst nicht deine Göttlichkeit entblößen! Der Fischer spricht mit dem Nordwind, meine Dame, wenn du mit dem Boot fahren willst. - Sprachs und wirft den Nordwind auf, diesen Nordwind, und er wirft des Bösen Wind auf, diesen bösen Wind, Lastkähne und kleine Boote werden in den Sümpfen versinken!
Wann immer er sich mit seinem großen Netz näherte, als er aus der Flut kam, das anschwellende Meer, er das Wasser prügelte und ein Übel bereitete.
Die heilige Inanna antwortete dem Fischer: Wenn du Eana finden solltest, und ich werde bewundert an diesem Ort, zeige mir die enge Passage.
Adagbir antwortete der heiligen Inanna: Durch das Schilfdickicht und das hochwachsende Schilfrohr musst du. Für dich finde Eana, die aus dem Himmel hervorgegangen ist.
Adagbir, von Enlil unterwiesen, führte sie durch das Schilfdickicht und das hochwachsende Schilfrohr. Sie sah bewundernd auf Eana, die aus dem Himmel gekommen war.
Cul-a-zida, der Hirte von Anu, ergriff die kosmische Fessel mit seinen Händen. Nachdem er die Geister vom Himmel heraufgebracht hatte, überwand er die Schutzgottheiten. Er hielt die Götter unter dem Horizont.
Nachdem Inanna Reinigungswasser aus dem Fluss Ulaya getrunken hatte, stampfte sie auf den Skorpion und schnitt ihm den Schwanz ab. Wie ein Löwe brüllte er in einem wütenden Gebrüll, aber seine Schreie verstummten. Sie hat das Seil über ihn geworfen und hat ihn gefangen.
Nachdem sie seine Schreie gehört hatte, schüttete sie den Ton der Schöpfung aus und legte ihn in den Kot.
Die große Himmelsdame hat Anu diese Worte gebracht.
Nachdem er diese Worte gehört hatte, schlug Anu seine Oberschenkel, seine Stimme war erfüllt von Trauern: Was hat mein Kind getan? Sie ist größer als ich! Was hat Inanna getan? Sie ist geworden größer als ich! Von jetzt an wird die normale Länge des Tageslichts kürzer, und das Tageslicht wird in Nachtzeit umgewandelt. Ab heute, wenn die Tagesuhr drei Einheiten lang ist, ist das Tageslicht gleich der Nachtzeit. - Und jetzt, als der Tag anfing, war es tatsächlich so.
Anu, der Götter und Menschen schuf, starrte die heilige Inanna an und wandte sich an die Lieblingsfrau, die an seiner Seite reist, die diese Arroganz nicht beschreiben konnte, diese Arroganz, Anu konnte sie nicht beschreiben, diese Arroganz, diese Arroganz: Mein Kind, du hast es mir nicht gesagt, du konntest Eana festnehmen! Inanna, du hast es mir nicht gesagt, du konntest Eana einfangen! Eana sollte so fest wie der Himmel sein, sie sollte nicht gestürzt werden, ihre Anziehungskraft sollte niemals erschöpft sein. Ihr Name sollte die Siedlung des Landes sein. Sie sollte keine Rivalin haben. Die Menschheit, alle Menschen, sollten sich zu ihren Füßen niederwerfen. - Und jetzt, unter dieser Sonne und an diesem Tag, war es tatsächlich so.
Sie hatte Eana von Anu gefangen! Sie sicherte sie. Nun spricht Inanna von Eana als dem Haus, in dem sich die Dame befindet. Die Göttin, die ihre triumphale Position erreicht hat, Inanna, die ihre triumphale Position erreicht hat, erklärt an der richtigen Stelle: Ich habe Eana von Anu erobert.
Da du unter den Großen Fürsten unübertroffen bist, ist die Jungfrau Inanna großartig, du bist hoch zu preisen!
VIERTES KAPITEL
Wie ein großer Bulle setzte Enlil seinen Fuß auf die Erde, um den guten Tag in Fülle zu gedeihen, um die schönen Nächte in Luxus zu blühen, die Pflanzen groß werden zu lassen, die Körner zu verbreiten, den Sommer dazu zu bringen, den Himmel zurückzudrängen, um im Winter das Wasser des Überlaufs am Kai zurückzuhalten.
Enlil, der König aller Länder, hat sich entschieden. Er steckte seinen Penis in die Großen Berge, gab dem Hochland einen Anteil, den Samen von Sommer und Winter, den fruchtbaren Überfluss des Landes, den er in ihren Mutterleib ergoss. Wo Enlil seinen Penis hinein stoßen wollte, brüllte er wie ein wilder Stier. Dort am Berg verbrachte er den Tag, erholte sich nachts glücklich, und der Berg gab Sommer und Winter wie reiche Sahne ab und fütterte sie wie große wilde Stiere, das saubere Gras auf den Gebirgsterrassen, ließ sie fett werden in den Bergwiesen.
Der Winter ließ das Mutterschaf das Lamm gebären, die Ziege gebar das Kitz, die Kuh das Kalb, um sich zu vermehren, Sahne und Milch, um sich zu vermehren. In der Ebene freute er sich im Herzen der wilden Ziegen, Schafe und Esel. Die Vögel des Himmels, in der weiten Erde ließ er sie ihre Nester aufstellen. Der Fisch des Meeres, in der Bucht ließ er sie ihre Eier legen. Im Palmenhain und im Weinberg hat er reichlich Honig und Wein gemacht. Die Bäume, wo immer sie gepflanzt wurden, brachten Früchte. Die Gärten, die er im Grünen schmückte, machten die Pflanzen üppig und ließen Getreide in den Furchen wachsen. Wie Aschnan, die Getreidegöttin, das freundliche Mädchen, ließ er es kräftig hervortreten.
Emesh brachte die Bäume und Felder in die Welt, machte die Ställe und die Schafherden breit, in den Farmen produzierte er mehrfach, schmückte die Erde, verursachte die reiche Ernte, die in die Häuser gebracht wurde, die Getreidespeicher hoch, Städte und Häuser, Siedlungen zu gründen, Häuser im Land zu bauen, Tempel, die sich bergauf erheben.
Ihre Mission ar erfüllt, da beschließen die beiden Brüder, nach Nippur zu gehen, zum Haus des Lebens, zum Tempel von Enlil, ihrem Vater, mit Opfergaben. Emesh bringt verschiedene wilde Tiere und Haustiere, Vögel und Pflanzen als Geschenk mit, während En-ti Edelmetalle und Steine, Bäume und Fische als Opfergaben auswählt. Doch direkt vor der Tür des Hauses des Lebens fängt der eifersüchtige En-ti mit seinem Bruder Streit an. Die Argumente gehen zwischen ihnen hin und her, und schließlich fordert Emesh den Anspruch von En-ti auf die Position eines Bauern der Götter. Und so begeben sie sich zu Enlils Tempel, dem Ekur-Tempel, und jeder erklärt sein Anliegen. En-ti beschwert sich bei Enlil:
Vater Enlil, du hast mir die Kontrolle über die Kanäle gegeben, ich habe das Wasser des Überflusses gebracht, Farmen, die ich zu Bauernhöfen gemacht habe, die Getreidespeicher hochgestapelt. Wie Aschnan, das freundliche Mädchen, komme ich kräftig hervor. Nun Emesh, der für die Felder zuständig ist, hat meinen Arm und meine Schulter gestoßen. Im Palast des Königs stritten wir uns.
Das Leben-erzeugende Wasser aller Länder, En-ti, der Winter, ist für sie zuständig, der Landwirt der Götter, er produziert alles, Emesh, dder Sommer, mein Sohn, wie vergleicht er sich mit seinem Bruder En-ti!
Emesh beugte sich vor En-ti auf das Knie, bot ihm ein Loblied an. In sein Haus brachte er Nektar, Wein und Bier. Sie sättigten sich mit herzzerreißendem Nektar, Wein und Bier. Emesh schenkt En-ti Gold und Lapislazuli und Kameradschaft, sie gießen freudige Trankopfer aus.
Vater Enlil sei Lob!
FÜNFTES KAPITEL
Als auf dem Hügel des Himmels und der Erde Anu die Anuna-Götter hervorbrachte, da er weder mit ihnen Laichen erzeugte noch Korn herstellte, und da er im Land weder das Garn von Uttu, der Webgöttin, herstellte, noch ablegte den Webstuhl für Uttu, ohne dass Schafe auftauchten, gab es keine zahlreichen Lämmer, und ohne Ziegen gab es keine zahlreichen Kitze, die Schafe brachten ihre Zwillingslämmer nicht zur Welt, und die Ziege brachte ihre Drillingskitze nicht zur Welt; die Anuna, die großen Götter, kannten nicht einmal die Namen Ezina-Kusu (Korn) und Schaf.
Es gab kein Schleimkorn für dreißig Tage; es gab kein Schleimkorn für vierzig Tage; es gab kein Schleimkorn für fünfzig Tage; es gab kein kleines Getreide, Getreide von den Bergen oder Getreide aus den heiligen Behausungen. Es gab kein Tuch zum Anziehen; Uttu war nicht geboren, kein königlicher Turban wurde getragen; Herr Nijir-si, der kostbare Herr, war nicht geboren worden; Cakkan, der Gott der wilden Tiere, war nicht in die unfruchtbaren Länder gegangen. Die Leute von damals wussten nicht, wie man Brot isst. Sie wussten nicht, wie sie Kleidung tragen könnten; sie gingen mit nackten Gliedern im Land herum. Wie Schafe aßen sie Gras mit dem Mund und tranken Wasser aus den Gräben.
Zu dieser Zeit schufen sie an der Stelle der Götterbildung, in ihrem eigenen Zuhause, auf dem Heiligen Hügel Schafe und Getreide. Nachdem sie sie in der göttlichen Bankettkammer gesammelt hatten, nahmen die Anuna-Götter des Heiligen Hügels an der Gabe von Schaf und Getreide teil, wurden aber nicht satt; die Anuna-Götter des Heiligen Hügels tranken die süße Milch ihres heiligen Schafstalles, wurden aber nicht satt. Zum eigenen Wohl in der heiligen Schäferei gaben sie sie der Menschheit als Nahrung.
Zu dieser Zeit sprach Enki mit Enlil: Vater Enlil, jetzt sind Schafe und Getreide auf dem Heiligen Hügel geschaffen worden, lass uns sie vom Heiligen Hügel herab schicken. - Nachdem Enki und Enlil ihr heiliges Wort gesprochen hatten, sandten sie Schafe und Körner vom Heiligen Hügel hinab.
Die Schafe werden von ihrem Schafstall eingezäunt und hatten ihr Gras und Kräuter großzügig. Für das Korn machten sie ihr Feld und gaben ihren Pflug, Joch und Gespann. Die Schafe, die in ihrem Schafstall standen, hatten einen Hirten der Schafherden, die vor Charme strotzten. Das Korn, das in seiner Furche stand, war ein schönes Mädchen, das Charme ausstrahlte; sie hob den erhobenen Kopf vom Feld und wurde von der Huld des Himmels erfüllt. Schafe und Getreide hatten ein strahlendes Aussehen.
Sie brachten der Versammlung Wohlstand. Sie brachten dem Land Nahrung. Sie erfüllten die Verordnungen der Götter. Sie füllten die Lagerräume des Landes mit Fülle. Die Scheunen des Landes waren schwer von ihnen. Als sie die Häuser der Armen betraten, die im Staub hockten, brachten sie Wohlstand. Beide haben, wo immer sie ihre Schritte hinlenkten, mit ihrem Gewicht zum Reichtum des Haushalts beigetragen. Wo sie standen, waren sie zufriedenstellend. Wo sie sich niederließen, waren sie schön. Sie freuten sich über das Herz von Anu und das Herz von Enlil.
Sie tranken süßen Wein, sie genossen süßes Bier. Nachdem sie süßen Wein getrunken und süßes Bier genossen hatten, begannen sie einen Streit um die Ackerflächen und begannen eine Debatte im Speisesaal.
Das Korn rief dem Schaf zu: Schwester, ich bin besser als du; ich habe Vorrang vor dir. Ich bin die Herrlichkeit der Lichter des Landes. Ich gebe den Sajursaj, einem Mitglied des kultischen Personals von Inanna, meine Macht. Er füllt den Palast mit Ehrfurcht und die Menschen verbreiten seinen Ruhm in die Landesgrenzen. Ich bin das Geschenk der Anuna-Götter. Ich bin zentral für alle Fürsten. Nachdem ich dem Krieger meine Macht übertragen habe, geht er zum Krieg, kennt er keine Angst, er kennt kein Zögern, ich lasse ihn gehen, als ob er zum Spielfeld ginge.
Ich fördere die Nachbarschaft und Freundlichkeit. Ich kümmere mich um Streitigkeiten zwischen Nachbarn. Wenn ich auf einen gefangenen Jugendlichen stoße und ihm sein Schicksal zuteile, vergisst er sein verzweifeltes Herz, und ich löse seine Fesseln und Ketten. Ich bin Ezina-Kusu, das Korn; ich bin Enlils Tochter. Was kannst du in Schafhütten und Melkställen, die in der Hochebene verstreut sind, gegen mich anstellen?
Darauf antwortete das Schaf dem Korn: Meine Schwester, wie auch immer du sagst! Ein König der Götter ließ mich vom heiligen Ort herabsteigen, meinem kostbarsten Ort. Alle Garne Uttus, der Glanz des Königtums, gehören mir. Cakkan, der König des Berges, prägt die Embleme des Königs und ordnet seine Werkzeuge: Er dreht ein riesiges Seil gegen die großen Gipfel des Rebellenlandes. Er machte die Schlinge, den Köcher und die Langbögen.
Die Wache über die Elitetruppen ist mein. Die Arbeiter auf dem Feld sind mein. Der Wasserschlauch aus kaltem Wasser und die Sandalen gehören mir. Süßes Öl, der Duft der Götter, gemischtes Öl, gepresstes Öl, Aromaöl, Zedernöl für Opfergaben gehören mir.
Im Kleid, meinem Tuch aus weißer Wolle, freut sich der König auf seinem Thron. Mein Körper glänzt von dem Fleisch der großen Götter. Nach den Reinigungspriestern haben sich die Beschwörungspriester und die gebadeten Priester in mich gekleidet. Meine heilige Dienerschaft, ich gehe mit ihnen zu meinem heiligen Mahl. Aber deine Egge, deine Pflugscharen, deine Bindung und deine Riemen sind Werkzeuge, die völlig zerstört werden können. Was kannst du gegen mich anstellen? Antworte mir, was du antworten kannst!
Wieder wandte sich das Korn an das Schaf: Wenn der Bierteig sorgfältig im Ofen zubereitet wurde und der Brei im Ofen gepflegt wurde, mischt Ninkasi, die Göttin des Bieres, sie für mich, während deine großen Ziegenböcke und Widder verschickt werden für meine Bankette: Auf ihren dicken Beinen stehen sie getrennt von meinen Produkten.
Dein Hirte auf den hohen, glatten Auen ist auf mein Produkt neidisch; wenn ich in der Furche auf dem Feld stehe, jagt mein Bauer deinen Hirten mit seinem Knüppel. Selbst wenn sie nach dir Ausschau halten, vom offenen Land in das Land der Verborgene Orte, deine Ängste sind nicht von dir entfernt: Schlangen und Banditen, die Kreaturen der Wüste, wollen dein Leben in der Hochebene.
Jede Nacht wird gezählt und dein Zählstock in den Boden gesteckt, damit dein Hirte den Menschen sagen kann, wie viele Mutterschafe es gibt und wie viele junge Lämmer, wie viele Ziegen und wie viele junge Kitze. Wenn sanfter Wind bläst durch die Stadt und starke Winde umher streunen, sie bauen einen Melkstall für dich, aber wenn sanfte Winde durch die Stadt blasen und starke Winde umher streunen, stehe ich als gleichwertig Ickur, dem Sturmgott, auf. Ich bin das Korn, ich bin für den Krieger geboren, ich gebe nicht auf. Die Abwanderung, der Bottich auf den Beinen, die Verzierungen der Hirten machen deine Eigenschaften aus. Was kannst du gegen mich anstellen? Antworte mir, was du antworten kannst!
Wieder antwortete das Schaf dem Korn: Du liebst, wie die heilige Inanna des Himmels, Pferde. Wenn ein verbannter Feind, ein Sklave aus den Bergen oder ein Arbeiter mit einer armen Frau und kleinen Kindern kommt, gebunden mit seinem Strick von einer Elle an die Tenne oder wird von der Tenne genommen, wenn sein Knüppel in dein Gesicht schlägt, auf deinen Mund wie eine Ohrfeige, deine Ohren gezupft werden, du bist geschlagen durch den Südwind und den Nordwind. Der Mörtel ist hart, als ob er Bimsstein wäre, der macht deinen Körper zu Mehl.
Wenn du den Trog füllst, mischt dich der Bäckerassistent und wirft dich auf den Boden, und das Bäckermädchen macht dich breit. Du wirst in den Ofen gelegt und aus dem Ofen genommen. Wenn du angezogen wirst, kommst du auf den Tisch, da ich mich vor dir befinde, du bist hinter mir, Korn, hüte dich selbst! Auch solltest du, genau wie ich, gegessen werden. Warum sollte ich bei der Untersuchung deiner Essenz an zweiter Stelle stehen? Ist es der Müller? Ist er nicht böse? Was kannst du gegen mich anstellen? Antworte mir, was du antworten kannst!
Das verletzte das Korn in seinem Stolz, und es beeilte sich zum Urteil. Das Korn antwortete dem Schaf: Was dich angeht, Ickur ist dein Herr, Cakkan dein Hirte und das trockene Land dein Bett. Wie Feuer niedergeschlagen in Häusern und Feldern, wie kleine fliegende Vögel, die aus der Tür eines Hauses gejagt wurden, wirst du in die Lahmen und Schwachen des Landes verwandelt. Soll ich vor dir wirklich den Nacken beugen? Du wirst in verschiedene Messcontainer verteilt. Wenn deine Eingeweide von den Leuten auf dem Markt weggenommen werden und wenn sie deinen Hals mit ihrem eigenen Lendentuch umwickeln, ein Mann sagt zu einem anderen: Fülle den Messbehälter mit Getreide für mein Mutterschaf!
Dann sprach Enki zu Enlil: Vater Enlil, Schafe und Körner sollten Schwestern sein! Sie sollten zusammenstehen! Von ihrem dreifachen Metall soll die Gabe nicht aufhören. Aber von den beiden wird Korn die Größere sein. Lass das Schaf auf die Knie fallen, das Korn zu küssen. Lass es ihm die Füße küssen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang möge der Name Korn gelobt werden. Die Menschen sollten sich dem Joch des Korns unterwerfen. Wer Silber hat, wer auch immer Juwelen hat, wer auch immer Vieh hat, wer Schafe hat, soll am Tor desjenigen, der Getreide hat, Platz nehmen und dort seine Zeit verbringen.
Der Streit zwischen Schaf und Korn: Die Schafe werden zurückgelassen und das Korn tritt hervor. Lob sei Vater Enki!
SECHSTES KAPITEL
In jenen alten Tagen, als die guten Schicksale festgelegt worden waren und nachdem Anu und Enlil die göttlichen Regeln von Himmel und Erde aufgestellt hatten, dann der dritte von ihnen, der Herr der breiten Weisheit, Enki, der Meister der Schicksale, versammelte sich und gründete Wohnstätten; er nahm Wasser in die Hand, um gutes Saatgut zu erzeugen und zu schaffen; er legte den Tigris und den Euphrat nebeneinander und ließ sie Wasser aus den Bergen bringen; er suchte die kleineren Bäche aus und positionierte die anderen Wasserläufe. Enki stellte weitläufige Schafställe und Viehställe her und stellte Hirten und Bauern zur Verfügung; Er gründete Städte und Siedlungen auf der ganzen Erde und vermehrte die Schwarzhaarigen. Er stellte ihnen einen König als Hirten zur Verfügung, den er zur Souveränität über sie erhob; der König stieg im Tageslicht über die fremden Länder auf.
Enki strickt die Sümpfe zusammen und lässt junges und altes Schilf dort wachsen; er hat Vögel und Fische in den Teichen und Lagunen zum Träumen gebracht; er gab alle Arten von Lebewesen als Nahrung, beauftragte sie mit dieser Fülle der Götter. Als er Nudimmud, den erhabenen Prinzen, als der Herr der breiten Weisheit ihn gestaltet hatte, füllte er die Schilfflächen und Sümpfe mit Fisch und Vogel, zeigte ihnen ihre Positionen und unterwies sie in seinen göttlichen Regeln.
Dann legte Fisch seine Eier in die Lagunen; Vogel baute sein Nest in einer Lücke in den Schilfflächen. Aber Vogel erschreckte den Fisch der Lagunen in seinem Hochmut. Fisch nahm Stellung und schrie auf. Grandios hat es Feindseligkeiten ausgelöst. Es hat die Straße geweckt, indem auf anstrengende Weise gestritten wurde. Fisch adressierte an Vogel mörderische Worte:
Vogel, es gibt keine Beleidigung wie deine! Krächzen, Geräusche in den Sümpfen, Kreischen! Für immer gierig verschlingst du, während dein Herz vom Bösen tröpfelt! Du kannst in der Ebene hüpfen, bis sie dich verjagen! Die Bauernsöhne legen in den Furchen Leinen und Netze für dich. Der Gärtner richtet in Gärten Netze gegen dich auf und in den Obstgärten: Er kann seinen Arm nicht vor dem Abfeuern der Schlinge ausruhen, er kann sich nicht wegen dir ruhig setzen. Du verursachst Schäden in den Gemüsebeeten, du bist ein Ärgernis. In den feuchten Teilen der Felder befinden sich deine unangenehmen Fußabdrücke. Vogel, du bist schamlos: Du füllst den Innenhof mit deinem Kot. Der Hofkehrerjunge, der das Haus putzt, jagt dir mit Seilen nach. Durch deinen Lärm wird das Haus gestört, dein Lärm vertreibt die Menschen.
Sie bringen dich in den Mastschuppenhof. Sie lassen dich wie Rinder muhen, scheißen wie Schafe. Sie gießen kaltes Wasser in Krüge für dich. Sie schleifen dich für das tägliche Opfer weg. Der Vogelfänger bringt dich mit gebundenen Flügeln. Der Fischer bringt dich in den Palast. Sie binden deine Flügel und deinen Schnabel. Dein Quietschen bringt keinen Gewinn, worüber flatterst du? Mit deiner hässlichen Stimme erschrickst du die Nacht, niemand kann fest schlafen. Vogel, geh aus den Sümpfen! Nimm dieses Geräusch von meinem Rücken! Geh hier raus in ein Loch auf dem Müllhaufen: das passt zu dir!
So beleidigte der Fisch den Vogel an diesem Tag. Aber Vogel, mit buntem Gefieder und buntem Gesicht, war von seiner eigenen Schönheit überzeugt und nahm die Beleidigungen, die Fisch auf ihn gerichtet hatte, sich nicht zu Herzen. Als wäre es ein Kindermädchen, das ein Schlaflied singt, kümmerte es sich nicht um die Rede, obwohl die hässlichen Worte gesprochen wurden. Dann antwortete Vogel dem Fisch:
Wie ist dein Herz so arrogant geworden, während du selbst so niedergeschlagen bist? Dein Mund ist schlaff, aber obwohl dein Mund umhergeht, kannst du nicht hinter dich sehen. Du bist ohne Hüften auch an Armen, Händen und Füßen, versuche, deinen Nacken zu deinen Füßen zu biegen! Dein Geruch ist schrecklich, du bringst Leute dazu, sich aufzuwerfen, sie fletschen die Zähne gegen dich! Kein Trog würde die Art von zubereitetem Essen halten, das du isst. Du wagst es nicht, dass des Menschen Hand deine Haut berührt! In den großen Sümpfen und den weiten Lagunen bin ich der dich verfolgende Dämon. Du kannst die süßen Pflanzen dort nicht essen, da meine Stimme dich belästigt Meine Gewitterwolke verdeckt dich. Wenn du durch die Schilfflächen schlüpfst, bist du immer unter meinen Augen. Einige deiner Kleinen sind dazu bestimmt, mein tägliches Opfer zu sein. Du gibst sie mir, um meinen Hunger zu stillen. Einige deiner Großen sind genauso bestimmt für meinen Festsaal im Schlamm.
Aber ich bin der schöne und kluge Vogel! Feine Kunstfertigkeit ging in meinen Schmuck. Aber deine heilige Formung hat keine Sachkenntnis erfordert! Im Königspalast herumzustolpern ist mein Ruhm; mein Trommeln gilt als Dekoration im Hof. Der Klang, den ich in all seiner Süße produziere, ist eine Freude für die Person von Culgi, dem Sohn von Enlil. Obst und Gemüse von Gärten und Obstplantagen sind das ungeheure tägliche Angebot für mich. Grütze, Mehlmalz, geschälte Gerste und Emmer sind süße Dinge in meinem Mund. Woran erkennt man meine Überlegenheit nicht? Beuge deinen Hals zu Boden!
So beleidigte der Vogel den Fisch bei dieser Gelegenheit. Fisch wurde wütend und vertraute auf seine heroische Stärke und Festigkeit wie eine schwere Regenwolke. Es hat den Streit aufgenommen. Es bedrängten ihn nicht die Beleidigungen, die Vogel gesagt hatte. Es konnte sich nicht dazu bringen, sich zu unterwerfen, sondern sprach ungehemmt. Wieder antwortete der Fisch dem Vogel:
Abgeschnittener Schnabel und Beine, verformte Füße, rissiger Mund, dünne Zunge! Du klappst in deiner Ignoranz, ohne dich zu widersetzen! Unverschämt, missgestaltet, den Hof mit Kot füllend! Der kleine Fegerjunge setzt Netze ein in das Haus und jagt dich mit Seilen, der Bäcker, der Brauer, der Pförtner, alle, die im Haus wohnen, ärgern sich über dich, Vogel, du hast die Frage nach meiner Größe nicht geprüft, du hast meine Natur nicht angemessen berücksichtigt. Du konntest meine Schwäche und meine Stärke nicht verstehen, und doch sprachst du aufrührerische Worte. Wenn du dich wirklich mit meinen Leistungen befasst hast, wirst du sehr gedemütigt sein. Deine Rede enthält schwerwiegende Fehler, du hast sie nicht angemessen berücksichtigt.
Ich bin Fisch. Ich bin verantwortlich dafür, für die reinen Schreine reichlich zur Verfügung zu stellen. Für die großen Opfergaben am glänzenden E-kur stehe ich stolz mit erhobenem Kopf! Genau wie Aknan bin ich hier, um den Hunger des Landes zu stillen. Ich bin ihr Helfer. Deshalb achten die Leute auf mich, und sie behalten mich im Auge. Wie beim Erntedankfest freuen sie sich über mich und kümmern sich um mich. Vogel, was auch immer du für große Taten getan hast, ich werde dir deine Anmaßung beibringen. Ich werde dir in deiner Runde deinen Hochmut und die verlogene Sprache zurückgeben.
Daraufhin entwickelte Fisch eine Verschwörung gegen Vogel. Leise, verstohlen glitt er nebenher. Als Vogel von seinem Nest aufstand, um Nahrung für seine Jungen zu holen, suchte Fisch nach den diskretesten stillen Orten. Er verwandelte sein gut gebautes Bürstenholznest in ein Spukhaus. Es zerstörte sein gut gebautes Haus und riss seinen Lagerraum nieder. Es zerstörte die Eier, die er gelegt hatte, und warf sie ins Meer. So schlug der Fisch den Vogel und floh dann ins Wasser. Dann kam Vogel mit einem Löwengesicht und den Krallen eines Adlers und schlug mit den Flügeln in Richtung Nest. Er blieb mitten im Flug stehen. Wie ein Wirbelsturm, der inmitten des Himmels wirbelte, umkreiste er den Himmel. Vogel, der nach seinem Nest suchte, breitete seine Glieder aus. Er trampelte über die breite Ebene nach seinem gut gebauten Nest aus Reisigholz. Seine Stimme kreischte wie das der Herrin im Inneren des Himmels.
Vogel suchte nach Fisch und durchsuchte die Sümpfe. Vogel spähte in das tiefe Wasser nach Fisch und beobachtete genau. Er streckte seine Krallen aus und schnappte sich gerade aus dem winzigen Fischlaich des Wassers, sammelte sie alle zusammen und stapelte sie zu einem Haufen. So nahm Vogel seine Rache und stillte seines Herzens Zorn. Wieder antwortete der Vogel dem Fisch:
Du Dummkopf! Dummer, durcheinander geworfener Fisch, du bist aus Schlamm! Die Münder derer, die den Kai umkreisen, bekommen nie genug zu essen, und ihr Hunger hält den ganzen Tag an. Schwein, Gauner, dich an deinen eigenen Exkrementen satt fressend, du Freak!
Du bist wie ein Wächter, der an den Wänden lebt! Fisch, du hast Feuer angezündet, Hanf gepflanzt. In deiner Dummheit hast du eine Verwüstung verursacht; du hast deine Hände mit Blut bespritzt. Dein arrogantes Herz wird sich durch seine eigenen Taten zerstören! Aber ich bin ein Vogel, der in den Himmel fliegt und auf der Erde wandelt. Wohin ich auch reise, ich bin da, um meine Freude zu haben, o Fisch, mir von dem Großen Prinzen verliehen. Ich bin erstklassiger Samen, und meine Jungen sind Junggeborene! Ich spaziere mit erhobenem Kopf zum glänzenden E-kur, bis in ferne Tage sagen die zahlreichen Leute Gutes von mir: Wie kannst du meine Vorherrschaft nicht anerkennen? Beuge deinen Hals zum Boden!
Wieder hatte Vogel Beleidigungen gegen Fisch geschleudert. Dann schrie der Fisch den Vogel an und musterte ihn verärgert: Blähe dich nicht auf aus deinem lüegenden Mund! Unser Richter wird dies aufgreifen. Lass uns unseren Fall Enki vorstellen, unserem Richter.
Und als die beiden den bösen Streit anstarrten und fortführten, um die Größe und Vorherrschaft des einen über den anderen festzustellen, wurde der Rechtsstreit in Eridug registriert, und sie brachten ihre Argumentation vor; in der Zeit dazwischen wie ein Stier brummend, schlichen sie vorwärts wie eine Schlange. Sie baten um ein Urteil von König Culgi, dem Sohn von Enlil.
Vogel spricht: Du, Herr der wahren Sprache, achte auf meine Worte! Ich hatte ein Nest und legte dort Eier. Ich hatte Jungen das Leben geschenkt und hatte ihnen Würmer als Nahrung gegeben, aber danach hat Fisch Streit angefangen, zerstörte mein Haus und verwandelte mein Bürstenholznest in ein Spukhaus. Er zerstörte mein Haus und riss meinen Vorratsraum nieder. Er zerschmetterte meine Eier und warf sie ins Meer. Prüfe, was ich gesagt habe. Recherchiere! - Er warf sich zu Boden.
Culgi hat das Wort verkündigt, der erhabene, aus seinem Herzen gesprochen: Deine Worte sind unbeschreibliche Worte, wie das Herz begeistern. Culgi spricht: Wie lange werdet ihr im Streit bestehen? Wie kam das Oberste heraus? Wie beim Hintern! Da stießen sie sich.
Fisch spricht: Lass es für mich günstig sein! Culgi spricht: Ich werde dich in die göttlichen Regeln und gerechten Verordnungen unseres Wohnortes einweisen. Wie Enki, König der Himmel, kann ich erfolgreich Lösungen finden und bin weise in Worten. - Er antwortete Vogel und Fisch:
Sich in E-kur herumzutreiben, ist ein Ruhm für Vogel, da sein Gesang süß ist. An Enlils heiliger Tafel hat Vogel Priorität über dir! Er schreit im Tempel der großen Götter, die Anuna-Götter freuen sich über seine Stimme, er eignet sich für Bankette im großen Speisesaal der Götter und sorgt für guten Beifall im Palast des Königs, mit erhobenem Kopf am Tisch von Culgi, dem Sohn von Enlil. Der König gibt ihm langes Leben.
In der Nähe von Eridug war es, da Vogel und Fisch im Streit waren und Vogel über Fisch siegreich war, so wird Vater Enki gelobt!
SIEBENTES KAPITEL
O die Hacke, die Hacke, die Hacke, mit Riemen zusammengebunden; die Hacke aus Pappelholz mit einem Eschenzahn; die aus Tamariske gefertigte Hacke mit einem Dornenzahn; die Hacke mit zwei Zähnen, vier Zähnen; die Hacke, Kind der Armen, sogar ohne Lendenschurz, die Hacke begann einen Streit mit dem Pflug.
Die Hacke, die sich mit dem Pflug in einen Streit verwickelt hat, wandte sich an den Pflug: Pflug, du ziehst Furchen, was tut deine Furche für mich? Du brichst Klumpen, was macht dein Klumpenbruch für mich aus? Wenn Wasser überläuft, kannst du es nicht stauen. Du kannst Körbe nicht mit Erde füllen. Du kannst keinen Lehm ausbreiten, um Ziegelsteine zu bauen. Du kannst keine Fundamente legen oder ein Haus bauen. Du kannst nicht die Basis einer alten Mauer stärken, das Haus eines guten Mannes. Pflug, du kannst die Plätze der Stadt nicht begradigen. Pflug, du ziehst Furchen, was macht deine Furche für mich? Du machst Klumpen, was macht deine Klumpenherstellung für mich aus?
Der Pflug wandte sich an die Hacke: Ich bin der Pflug, der von großer Kraft geformt und von großen Händen zusammengebaut wird, der mächtige Standesbeamte von Vater Enlil. Ich bin der treue Bauer der Menschheit. Der König schlachtet Vieh und opfert die Schafe, und er gießt Bier in eine Schüssel, der König bietet das Trankopfer an, und die Trommel von Umm und Abb erklingt.
Der König greift nach meinen Griffen und spannt meine Ochsen zum Joch. Alle großen hochrangigen Personen gehen an meiner Seite. Alle Länder blicken mich mit großer Bewunderung an. Die Leute schauen mir voller Freude zu.
Die von mir gezogene Furche schmückt die Ebene. Vor den von mir auf den Feldern aufgestellten Ästen knien die Herden von Cakkan nieder. Bei der Ausführung meiner Arbeit unter der gereiften Gerste, ich mähe mit der mächtigen Sense. Nachdem die Ernte eingebracht und das Getreide gesammelt worden sind, wird die Hirtenkanne verbessert. Wenn sich meine Garben über die Wiesen erstrecken, werden die Schafe von Dumuzi vermehrt.
Meine Dreschböden zwischen den Ebenen sind gelbe Hügel, die Schönheit ausstrahlen. Ich staple Stapel und Hügel für Enlil. Ich sammle Emmer und Weizen für ihn. Ich fülle die Lagerhäuser der Menschheit mit Gerste. Die Waisen, die Witwen und die Mittellosen nehmen ihre Schilfkörbe und lesen meine verstreuten Ähren. Die Leute kommen, um mein Stroh wegzureißen, das auf den Feldern angehäuft ist. Die wilden Herden von Cakkan gedeihen.
Hacke, jämmerlich grabend, jämmerlich mit den Zähnen jätend; Hacke, die im Schlamm wühlt; Brunnen, Gräben grabend, Gräben und Gruben!
Holz der Hand des Armen, nicht geeignet für die Hände hochrangiger Personen, die Hand eines Sklaven eines Mannes ist die einzige Verzierung deines Kopfes. Du lieferst mir tiefe Beleidigungen. Du vergleichst dich mit mir. Wann ich gehe rausgehe in die Ebene, alle schauen auf, aber die Hacke nicht, sie sieht den Pflug nicht, und beleidigend nennst du mich: Pflug, Graber der Furchen.
Dann wandte sich die Hacke an den Pflug: Pflug, was ist mir wichtig, dass ich klein bin, was ist das Erhabene für mich, was ist es für mich, dass ich mächtig bin, an Enlils Stelle habe ich Vorrang vor dir, in Enlils Tempel stehe ich vor dir.
Ich baue Deiche, ich grabe Gräben. Ich fülle alle Wiesen mit Wasser. Wenn ich Wasser in alle Schilfflächen gießen lasse, tragen meine kleinen Körbe es weg. Wenn ein Kanal geschnitten wird oder wenn ein Graben, wenn Wasser aus dem Anschwellen eines mächtigen Flusses herausströmt und Lagunen an allen Seiten schafft, ich, die Hacke, staue sie. Weder der Süd- noch der Nordwind können sie trennen.
Der Vogelfänger sammelt Eier. Der Fischer fängt Fische. Menschen leeren die Vogelfallen. So breitet sich der Überfluss, den ich schaffe, über alle Länder aus.
Nachdem das Wasser von den Wiesen abgelenkt wurde und die Arbeit an den feuchten Bereichen in die Hand genommen wurde, gehe ich vor dir auf die Felder. Ich beginne mit der Öffnung des Feldes für dich, mit Aussparungen des Dammes für dich. Ich entferne das Unkraut auf dem Feld für dich. Ich häufe die Stümpfe und die Wurzeln auf dem Feld für dich. Aber wenn du das Feld bearbeitest, gibt es eine Prozession: Deine Ochsen sind sechs, deine Leute vier, du selbst bist der elfte. Ich tu die Vorarbeit auf dem Feld, und willst dich mit mir vergleichen?
Wenn du nach mir auf das Feld kommst, bringt dir deine einzige Furche Freude. Wenn du deinen Kopf zur Arbeit bringst und dich in Wurzeln und Dornen verhedderst, bricht dein Zahn. Sobald dein Zahn fixiert ist, kannst du nicht mehr festhalten deinen Zahn. Dein Bauer nennt dich: Dieser Pflug ist erledigt. Schreiner müssen für dich wieder gemietet werden, Leute für dich. Eine ganze Werkstatt von Handwerkern umgibt dich. Die Vollbesitzer enthaaren ein Vlies für dich. Sie strecken es für dich über die Ringe. Sie arbeiten an den Riemen für dich. Dann legen sie die unreine Haut auf deinen Kopf.
Deine Arbeit ist gering, aber dein Verhalten ist großartig. Meine Dienstzeit beträgt zwölf Monate, aber deine effektive Zeit beträgt vier Monate und deine Abwesenheit acht Monate, du bist doppelt so lange weg wie du anwesend bist.
Auf deinem Boot baust du eine Hütte. Wenn du an Bord gestellt wirst und deine Hände die Balken ausreißen, muss dein Gesicht wie ein Weinglas aus dem Wasser gezogen werden. Ich habe einen Haufen Holzscheite gemacht, mein Rauch trocknet dich im Haus aus. Was passiert mit deinem Trichter, wenn er einmal fällt? Jeder, der dich fallen lässt, zerschmettert das Ganze und macht es zu einem völlig zerstörten Werkzeug.
Ich bin die Hacke, und ich lebe in der Stadt. Niemand ist mehr geehrt als ich. Ich bin ein Diener, der seinem Herrn folgt. Ich bin einer, der seinem Herrn ein Haus baut. Ich bin derjenige, der dem Vieh verbreitert die Ställe, die den Schafstall erweitert.
Ich breitete Lehm aus und baute Ziegelsteine. Ich lege Fundamente und baue ein Haus. Ich verstärke den Sockel einer alten Mauer. Ich lege einem guten Mann ein Dach. Ich bin die Hacke, ich richte die Plätze der Stadt aus.
Wenn ich durch die Stadt gegangen bin und ihre festen Mauern gebaut habe, habe ich die Tempel der großen Götter prächtig gemacht und sie mit braunem, gelbem und dekorativem Lehm geschmückt, ich baue in der Stadt den Palast, in der Stadt befinden sich Inspektoren und Aufseher.
Wenn der geschwächte Ton aufgebaut ist und der zerbrechliche Ton gestützt ist, erfrischen sie sich, wenn die Zeit in den von mir gebauten Häusern kühl ist. Wenn sie auf ihren Seiten an einem Feuer ruhen, das eine Hacke aufgeweckt hat, kommen sie zu der freudigen Feier. Sie füttern den Arbeiter, geben ihm etwas zu trinken und zahlen ihm seinen Lohn: So habe ich es ihm ermöglicht, seine Frau und seine Kinder zu ernähren.
Ich mache einen Ofen für den Bootsmann und ein Heizfeld für ihn. Indem ich Magur- und Magilum-Boote für ihn baue, befähige ich den Bootsmann, seine Frau und seine Kinder zu ernähren.
Ich pflanze einen Garten für den Hausherrn. Wenn der Garten umgeben ist, umgeben von Lehmmauern und den getroffenen Vereinbarungen, nehmen die Menschen wieder eine Hacke auf. Wenn ein Brunnen gegraben wurde, wurde ein Wasseraufzug gebaut. Ich habe die Parzellen aufgerichtet, ich bin derjenige, der Wasser in die Parzellen gibt. Nachdem ich den Apfelbaum zum Wachsen gebracht habe, bringe ich seine Früchte hervor. Diese Früchte schmücken die Tempel der großen Götter: also ich ermögliche es dem Gärtner, seine Frau und Kinder zu ernähren.
Nachdem ich an dem Wasserlauf und den Schleusen gearbeitet habe, den Weg in Ordnung gebracht habe und dort an seinen Ufern einen Turm gebaut habe, gehen diejenigen, die den Tag auf den Feldern verbringen, und die Feldarbeiter, die ihnen bei Nacht entsprechen, los. Diese Leute erholen sich dort genauso wie in ihrer gut gebauten Stadt. Die Wasserhäute, aus denen ich Wasserschläuche gemacht habe, begießen sie mit Wasser.
Beleidigend nennst du mich: Pflug, der Grabenbagger. Aber wenn ich das frische Wasser für das flache und trockene Land ausgegraben habe, wo kein Wasser ist, erfrischen sich die, die Durst haben, an meinem Brunnen.
Was sagt da einer zum anderen? Was sagt ein anderer im Detail? Der Hirte schmückt die Ebene mit seinen Mutterschafen und Lämmern. Nachdem der Himmel auf den Kopf gestellt worden war, nachdem Sumer mit erbitterter Klage beklagt worden war, nachdem die Häuser von den Flüssen überwältigt worden waren und Enlil mit Wut über das Land zog, hatte Enlil die Ernte überflutet, nachdem Enlil so gewalttätig geworden war, hat er uns nicht im Stich gelassen, die einzahnige Hacke wurde gegen die trockene Erde geschlagen.
Für uns hebst du den Winter wie die Erntezeit auf. Wir nehmen Sommer und Winter die Hand weg. Die Hacke bindet die Garben. Bindend Vogelfallen, sie bindet die Schilfkörbe. Der Einzelarbeiter und die Mittellosen werden unterstützt. Sie nehmen die verstreuten Ähren auf.
Dann sprach der Sturm: Der Mörser liegt still, während der Stößel zerschlägt. Die Leute kämpfen mit Schleifsteinen. Das Sieb streitet mit dem Sieb. Was habt ihr mit den Wütenden getan? Warum verachtet ihr Ezina? Warum? Tauscht die Namen über das gereifte Korn. Warum, Pflug, ist das gereifte Korn in deinem Saattrichter?
Enlil wandte sich an die Hacke: Hacke, fang nicht an, so wütend zu werden! Sei nicht so verächtlich! Ist nicht Nisaba der Inspektor der Hacke? Ist Nisaba nicht sein Aufseher? Der Schreiber wird deine Arbeit registrieren, er wird deine Arbeit registrieren. Hacke, ob er fünf oder zehn Homer in dein Konto einzahlt, Hacke, oder, Hacke, ob er ein Drittel oder ein halbes Manna in dein Konto einzahlt, Hacke, wie ein Dienstmädchen, immer bereit, du wirst es tun und erfüllen deine Aufgabe.
Die Hacke hatte einen Streit mit dem Pflug geführt, die Hacke siegte über den Pflug. Lob sei Nisaba!
ACHTES KAPITEL
Früher, in fernen Jahren, als die Himmel waren traurig und die Erde stöhnte abends, die Götter waren zornig. Von der Menschheit wurden sie besänftigt und gaben ihnen Fülle.
Um das Land zu führen und die Völker zu errichten, ernannten sie einen König, für die Schwarzhaarigen, die vielen Völker zu beherrschen.
Der König pflanzte die Palme in seinem Hof. Er pflanzte die Tamariske. Im Schatten der Tamariske arrangierte er ein Bankett,
Ein Bankett; im Schatten der Palme aber...
Die Tamariske öffnete den Mund und sprach. Sie wandte sich an die Dattelpalme: Mein Körper ist schön wie die Körper der Götter. Du baust deine Früchte an, aber jemand stellt sie vor mich wie eine Magd, die sich ihrer Herrin nähert. Du stellst die Messgefäße nicht zur Verfügung. Du gibst kleine Ernten, aber ich bin reich von Ertrag. Deine Begleiter stehen vor mir.
In ihrer Wut antwortete ihr die Dattelpalme. Sie wandte sich an ihre Schwester, die Tamariske: Du sagst: Wenn Leute mir Dämonen bilden und sie auch verschönern, schwören sie sicher nicht bei den Göttern aus Lehm. - Du magst der Körper der Götter in ihren Schreinen sein, und Menschen mögen mit einem guten Namen die Daunen der Götter rufen, aber es ist das Silber, das sich als Überlagerung der Götter rühmen kann. Beschreibe deine Schönheit!
NEUNTES KAPITEL
Auf seinen Befehl hat mich deine Waffe böse getroffen. Wenn ich die aus meiner Hand gehen lasse, kehre ich zum Vater. Als ich den göttlichen Plan aus meiner Hand gehen ließ, kehrte dieser göttliche Plan zum mir zurück. Diese Schicksalsplatte kehrte zum Vater zurück. Mir wurde sie geraubt.
Ninurta war über diese Worte des Anzu-Kükens verblüfft. Ninmena heulte auf: Und was ist mit mir? Diese ist nicht in meine Hand gefallen. Ich werde ihre Herrschaft nicht ausüben. Ich werde nicht wie er im Schrein leben, im Vater.
Vater Enki wusste, was gesagt worden war.
Das Küken Anzu nahm den Helden Ninurta bei der Hand und zog ihn mit sich zu Enki, dem Vater. Das Küken Anzu brachte Uta-ulu zurück. Der Herr war begeistert von dem Helden, Vater Enki war begeistert von dem Helden Ninurta.
Der Herr Nudimmud ehrte ihn gebührend: O Held, kein Gott unter deinen Brudergöttern hätte so handeln können. Was den Vogel angeht, den deine mächtige Waffe erbeutet, wirst du von jetzt bis in alle Ewigkeit deinen Fuß auf seinen Hals stellen. Mögen die großen Götter deinen heldenhaften Kräften ihre gebührende Kraft geben! Möge dein Vater Enlil tun, was du befiehlst! Möge Ninmena nicht gleichberechtigt sein. Möge niemand so großartig sein wie du und kein Gott erheben eine Hand vor dir. Möge dein Haus monatlich regelmäßig Ehrungen im Schrein erhalten, im Vater. Möge ein Denkmal deinen Namen auf dem Ehrenplatz proklamieren!
Mit diesen Versprechungen war der Held insgeheim nicht zufrieden. Wo er stand, wurde er dunkler und vergilbte wie ein Flutsturm. Er dachte über große Taten nach, und innerlich war er rebellisch. Er sagte ein Wort, das keiner gehört hat. Der Held Ninurta hatte die ganze Welt im Visier. Er erzählte es niemandem.
Der große Herr Enki begriff intuitiv den Inhalt des Plans. Im Heiligtum, am Morgen, erregte er einen dunklen Flutsturm.
Bei dem Haus setzte sich der Minister Isimud gegen Ninurta ein. Der Held Ninurta weigerte sich, herauszukommen, und hob die Hand gegen den Minister Isimud.
Gegen Ninurta schuf Enki aus dem Lehm des Süßwassers eine Schildkröte. Gegen ihn stellte er die Schildkröte an eine Öffnung vor dem Tor des Süßwassers. Enki sprach mit ihm in der Nähe des Hinterhalts und brachte ihn zu der Stelle, wo sich die Schildkröte befand. Die Schildkröte konnte Ninurtas Sehne von hinten ergreifen. Der Held Ninurta konnte die Füße zurückdrehen. Enki sagte verwirrt: Was ist das? Er hat die Schildkröte mit ihren Krallen auf dem Boden kratzen lassen, sie hat eine böse Grube ausheben sollen. Der Held Ninurta fiel mit der Schildkröte hinein. Der Held wusste nicht, wie er herauskommen sollte. Die Schildkröte nagte immer wieder mit ihren Krallen daran.
Der große Herr Enki sagte zu ihm: Von den Göttern stammst du, du, der sich dazu veranlasst hat, mich zu töten, der große Ansprüche erhebt, ich bringe dich weg, ich erhebe mich. Du, der mich so anvisiert hat, wer hat deine Position ergriffen? Wohin ist deine Kraft geflüchtet? Wo ist dein Heldentum? In den großen Bergen hast du die Zerstörung verursacht, aber wie kommst du jetzt raus?
Ninmena erfuhr von dieser Situation. Sie hat die Kleider an ihrem Körper zerrissen und sagte: Du, mein Pflanzenfresser Enki, wen soll ich dir schicken? Männer werden vor Angst den Kopf schütteln. Wen soll ich dir schicken? Dieser Name ist nicht Enki. Dieser Name ist Ugugu-der-sich-nicht-ergießt. Du bist der Tod, der keine Gnade hat, wen soll ich zu dir senden?
ZEHNTES KAPITEL
Ein König der Götter, majestätischer König, o König, Sturm von majestätischer Pracht, unvergleichlicher Ninurta, der überlegene Stärke besitzt; der die Berge ganz allein plündert; Flut, unermüdliche Schlange, die sich in das Land der Rebellen schleudert, der Held strebt in die Schlacht; Herr, dessen mächtiger Arm geeignet ist, die Keule zu tragen, und erntet wie Gerste den Hals des Abgebildeten; Ninurta, König, Sohn, an dessen Stärke sich sein Vater freut; Held, dessen Großartigkeit wie ein Südsturm die Berge bedeckt; Ninurta, der die gute Tiara trägt, den Regenbogen, der blitzt wie ein Blitz; großartig gezeugt von dem, der den Fürstenbart trägt; Drache, der sich selbst anwendet, mit der Stärke eines Löwen, der vor einer Schlange knurrt, brüllender Hurrikan; Ninurta, König, den Enlil über sich erhoben hat; Held, großes Schlachtnetz über den Feind geworfen; Ninurta, mit dem Glanz deines Schattens, der sich über das Land erstreckt; voll Wut auf das Land der Rebellen und ihre Versammlungen überwältigend, Ninurta, König, Sohn, der seinem Vater weithin die Ehre erwiesen hat!
Inspiriert von großer Kraft, hatte er seinen Platz auf dem Thron eingenommen und saß fröhlich bei dem zu seinen Ehren gefeierten Fest, während er mit Anu und Enlil trank, während manche für sich mit Petitionen baten. In einem Gebet für den König, er, Ninurta, Enlils Sohn, übergab Entscheidungen. In diesem Moment blickte der Streitkolben des Herrn in Richtung der Berge, und der Car-ur rief seinem Herrn laut zu:
Herr des erhabenen Standes, in erster Linie einer, der allen Herren des Thron-Podiums vorsitzt, Ninurta, dessen Befehle unveränderlich sind, dessen Entscheidungen treu ausgeführt werden, mein Herr! Der Himmel ist mit der grünen Erde verbunden: Sie ist geboren, er ist ein Krieger, der keine Furcht kennt, Asag, ein Kind, das die Milch saugte, ohne bei einer Amme zu trinken, ein Pflegekind, o mein Herrn, der keinen Vater hat, einen Mörder aus den Bergen, der kennt die Jugend, die aus der Göttin hervorgegangen ist, dessen Gesicht keine Schande kennt, unerschrockenes Auge, ein arroganter Mann, Ninurta, der sich in seiner Größe freut. Mein Held, du magst ein Stier sein, ich werde mich neben dich stellen, mein Herr, der sich mitfühlend seiner eigenen Stadt zuwendet, der die Wünsche seiner Mutter wirksam erfüllt: Er hat Nachkommen in den Bergen gezeugt und seine Samen weit verbreitet. Sie haben ihn einstimmig zum König ernannt, wie ein großer wilder Stier wirft er die Hörner unter sich. Der Sajkal, der Esi, das Usium, der Kagina und die heroischen Nu-Steine, ihre Krieger, bestürmen ständig die Städte. Für sie ist in den Bergen ist ein Haizahn aufgewachsen; er hat die Bäume abgezogen. Vor seiner Macht neigen sich die Götter dieser Städte. Mein Herr, diese Kreatur hat einen Thron errichtet: Sie liegt nicht untätig. Ninurta, Herr, sie entscheidet tatsächlich über die Klagen des Landes, genau wie du. Wer kann die Schreckensherrlichkeit des Asag umgehen? Wer kann der Schwere seines Stirnrunzelns entgegenwirken? Die Menschen sind verängstigt, die Angst lässt das Fleisch kriechen; ihre Augen sind darauf fixiert. Mein Herr, die Berge haben ihr Opfer gebracht.
O Held! Sie haben dich wegen deines Vaters angerufen; Sohn Enlils, Herr, wegen deiner überlegenen Kraft schauen sie hier zu dir. Da du stark bist, mein Meister, fordern sie deine Hilfe. Sie sagen, Ninurta, dass kein einzelner Krieger außer dir zählt! Sie wollten mit dir über Asag beraten. O Held, es gab Konsultationen, um dein Königtum wegzunehmen. Ninurta ist zuversichtlich, dass es möglich ist, mit der Hand auf den Kräften, die du in der Hand hast. Sein Gesicht ist deformiert, seine Position ändert sich ständig; Tag für Tag fügt der Asag seiner Domäne Territorien hinzu.
Aber du wirst ihn in die Fesseln der Götter zwingen. Du, Antilope des Himmels, musst die Berge unter deinen Hufen zertrampeln, Ninurta, Herr, Sohn von Enlil. Wer konnte bisher seinem Angriff widerstehen? Asag zu besiegen, ist jenseits jeglicher Kontrolle, sein Gewicht ist zu schwer, ständig kommen Gerüchte, bevor seine Soldaten gesehen werden. Die Stärke dieses Tiers ist gewaltig, keine Waffe hat es geschafft gegen ihn. Ninurta, weder die Axt noch ein kraftvoller Speer kann sein Fleisch durchdringen, kein Krieger, wie er je erschaffen wurde: Herr, du, der nach den erhabenen göttlichen Kräften strebt, du Pracht, du Juwel der Götter, du Stier mit den Merkmalen eines wilden Bullen, mit einem prominentes Rückgrat, dieser Kerl ist klug! Mein Ninurta, dessen Form Enki mit Gefallen betrachtet, mein Uta-ulu, Herr, Sohn von Enlil, was ist zu tun?
Der Herr rief Ach, so dass der Himmel zitterte und die Erde zu seinen Füßen kauerte und vor seiner Kraft Angst hatte! Enlil wurde verwirrt und ging aus E-kur heraus. Die Berge waren verwüstet. An diesem Tag wurde die Erde dunkel, die Anuna-Götter zitterten. Der Held schlug mit den Fäusten gegen seine Oberschenkel. Die Götter zerstreuten sich; die Anuna verschwand wie Schafe hinter dem Horizont. Der Herr erhob sich und berührte den Himmel. Ninurta ging in die Schlacht, mit einem Schritt legte er eine Meile zurück, war ein alarmierender Sturm und ritt mit den acht Winden in Richtung der Rebellenländer. Seine Arme ergriffen die Lanze. Der Streitkolben knurrte an den Bergen, die Keule begann den ganzen Feind zu verschlingen. Er baute den bösen Wind und den Sirocco auf einer Stange auf und hängte den Köcher an den Haken. Ein gewaltiger Wirbelsturm, unwiderstehlich, ging vor dem Helden voran, rieb den Staub auf, ließ den Staub sich absetzen, hob sich hoch und ging tief und füllte die Löcher. Er verursachte einen Regen aus Kohlen und brennenden Feuern; das Feuer verzehrte Männer. Er stürzte hohe Bäume mit ihren Stämmen um, die Wälder wurden zu Haufen zusammengepresst, die Erde legte ihre Hände auf ihr Herz und weinte erschrocken; der Tigris war trüb, verwirrt, aufgewühlt. Er beeilte sich, auf dem Boot Ma-kar-nunta-eda zu kämpfen; die Leute dort wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten, sie stießen gegen die Mauern. Die Vögel dort versuchten, ihre Köpfe zu heben, um wegzufliegen, aber ihre Flügel folgten nur dem Boden. Der Sturm überschwemmte die Fische dort in den unterirdischen Gewässern, und ihre Münder schnappten nach Luft. Er reduzierte die Tiere des offenen Landes zu Brennholz und röstete sie wie Heuschrecken. Es war eine Sintflut, die die Berge zerstörte.
Der Held Ninurta führte den Marsch durch die Rebellenländer. Er tötete ihre Boten in den Bergen, er zerstörte ihre Städte, schlug ihre Hirten wie flatternde Schmetterlinge auf den Kopf, band ihre Hände mit Gras zusammen, so dass sie ihren Kopf gegen die Wände stießen. Die Lichter der Berge schimmerten nicht mehr in der Ferne. Die Leute schnappten nach Luft; diese Leute waren krank, sie umarmten sich, sie verfluchten die Erde, sie betrachteten den Tag der Geburt des Asag als einen Tag der Katastrophe. Der Herr verursachte, dass breiiges Gift über das Rebellenland lief. Als er der Galle folgte, erfüllte der Zorn sein Herz, und er erhob sich wie ein Fluss in Fluten und verschlang alle Feinde. In seinem Herzen strahlte er seine löwenköpfige Waffe an, die wie ein Vogel aufflog und die Berge für ihn niedertrampelte. Er erhob sich auf den Flügeln, um den Gefangenen den Ungehorsamen wegzunehmen, er drehte sich um den Himmel herum, um herauszufinden, was los war. Jemand aus der Ferne kam ihm entgegen, brachte Neuigkeiten für den Unermüdlichen, den, der niemals ruht, dessen Flügel die Sintflut tragen. Car-ur, was hat er dort gesammelt für den Herrn Ninurta? Er berichtete über die Überlegungen der Berge, erklärte dem Herrn Ninurta ihre Absichten und legte dar, was die Leute über den Asag sagten.
O Held, pass auf! sagte er besorgt. Die Waffe umarmte den, den sie liebte, der Car-ur wandte sich an den Herrn Ninurta:
O Held, Fallstrick, Schlachtfeld, Ninurta, König, Himmelsstreitkolben, unwiderstehlich gegen den Feind, heftiger Sturm, Sturm gegen die Rebellenländer, Welle, die die Ernte eintaucht, König, du hast Schlachten gesehen, du warst in der Mitte von ihnen. Ninurta, nachdem du den Feind in einem Gefechtsnetz gesammelt hast, nachdem du einen großen Schilfaltar errichtet hast, Herr, himmlische Schlange, reinige deine Spitzhacke und deinen Streitkolben! Ninurta, ich werde die Namen der Krieger auflisten, die du bereits getötet hast: Kuli-ana, den Drachen, Gips, den starken Kupfer, den sechsköpfigen Helden, das Magilum-Boot, Herrnn Saman-ana und den Bisonbullen, den Palmen-König , den Anzud-Vogel, die siebenköpfige Schlange, o Ninurta, du hast sie alle in den Bergen erschlagen.
Aber, Herr, wage dich nicht noch einmal zu einer Schlacht, die so schrecklich ist wie diese. Hebe nicht deinen Arm, um Waffen zu schlagen, zum Fest der jungen Männer, zu Inannas Tanz! Herr, geh nicht zu so einer großen Schlacht wie dieser! Beeile dich nicht, lege deine Füße auf den Boden. O Ninurta, der Asag erwartet dich in den Bergen. Der Held, der so schön in seiner Krone ist, der erstgeborene Sohn, den Ninlil mit zahllosen Reizen geschmückt hat, der gute Herr, den eine Prinzessin einem Priester gebar, ein Held, der Hörner trägt wie der Mond, der ein langes Leben für den König des Landes hat, der den Himmel mit großer erhabener Kraft öffnet, Überschwemmung, die die Ufer verschlingt, o Ninurta, Herr, voller Furchtlosigkeit, der sich zu den Bergen beeilt, stolzer Held ohne Gefährten, dieses Mal wirst du nicht gleich dem Asag sein! O Ninurta, bring deine jungen Männer nicht in die Berge!
Der Held, der Sohn, der Stolz seines Vaters, der sehr weise, der aus tiefster Überlegung aufsteht, Ninurta, der Herr, der Sohn von Enlil, der mit breiter Weisheit begabt ist, der Gott, der Herr streckte aus sein Bein, um den Onager zu besteigen, und schloss sich den Bataillonen an. Er breitete sich lange Zeit über die Berge aus, er veranlasste, unter seinen Leuten auszugehen wie der Sieger. Er erreichte das Ziel. Er ging in die Rebellenländer in der Avantgarde der Schlacht. Er gab seiner Lanze Befehle und befestigte sie an der Schnur. Der Herr befahl seiner Keule, und sie ging zu seinem Gürtel. Der Held beeilte sich in der Schlacht, dem Himmel und der Erde gehorsam. Er bereitete den Wurfstock und den Schild vor, die Berge wurden von den Schlachtlegionen von Ninurta geschlagen und zusammen geknickt. Als der Held sich seine Keule umgürtete, wartete die Sonne nicht, der Mond ging hinein; sie wurden vergessen, als er in Richtung der Berge marschierte; der Tag wurde wie Pech.
Der Asag sprang an der Spitze der Schlacht auf. Für eine Keule hat er den Himmel entwurzelt und in die Hand genommen; wie eine Schlange rutschte er mit dem Kopf über den Boden. Er war ein verrückter Hund, der angegriffen hatte, um die Hilflosen zu töten, und an seinen Flanken war Schweiß. Wie eine Mauer fiel Asag auf Ninurta, den Sohn von Enlil. Wie ein verfluchter Sturm heulte er mit rauer Stimme; wie eine gigantische Schlange brüllte er das Land an. Er trocknete das Wasser der Berge aus, riss die Tamarisken weg, riss das Fleisch der Erde auf und bedeckte sie mit schmerzhaften Wunden. Er zündete das Schilf an, badete den Himmel in Blut und drehte ihn nach innen; er zerstreute die Menschen dort. An diesem Tag, an diesem Tag, da wurden die Felder zu schwarzer Pottasche, über den gesamten Horizont, rötlich wie purpurfarbener Farbstoff, wirklich, so war es! Anu war überwältigt, duckte sich, drückte seine Hände gegen seinen Bauch; Enlil stöhnte und versteckte sich in einer Ecke, die Anuna-Götter drückten sich an Wände, das Haus war voller angstvollem Seufzen wie von Tauben. Der Große Berg Enlil rief zu Ninlil:
O meine Frau! Mein Sohn ist nicht mehr hier. Wie kann ich ihn unterstützen? Der Herr, die Autorität des E-kur, der König, der seinem Vater die starke Fessel auferlegt, eine Zeder, die in den Wurzeln verwurzelt ist, eine Krone mit breitem Schatten, mein Sohn, meine Sicherheit, er ist nicht mehr hier: Wer nimmt mich nun bei der Hand?
Die Waffe, die den Herrn liebte, ihrem Herrn gehorsam, die Car-ur für Herrn Ninurta gemacht, wandte sich an seinen Vater in Nibru. Die unglaubliche Pracht hüllte Ninurta wie ein Gewand ein. Der Gürtel hat gebunden ihn: deshalb der Herr war siegreich. Die Waffe sprach mit Enlil.
Ninurta, der Vertrauen in sich selbst hat, er wird stehen; das Wasser wird ausgetrocknet, als ob es durch die Sonne heiß wäre; er wird atmen. Wieder wird er voller Freude stehen, ich werde schreckliche Stürme gegen das Heer des Helden Ninurta aufkommen lassen wie für den, der sich dem widersetzt hat! Ihr Berge, ihr wart erstaunt über seine Stärke. Jetzt werde ich meine Befehle geben, ihr müsst diesen Anweisungen folgen:
Auf den Feldern darf er die Bevölkerung nicht verringern. Lasst ihn keinen Mangel an Nachwelt verursachen. Lasst ihn nicht den Namen aller Arten von Wesen verderben, deren Bestimmung ich, Enlil, festgelegt habe.
Die Waffe, ihr Herz wurde beruhigt: Sie schlug auf die Oberschenkel, der Car-ur begann zu rennen, drang in die Rebellenländer ein und meldete freudig die Nachricht an den Herrn Ninurta:
Mein Meister, für dich hat Enlil geredet: Wie die Sintflut, wie Ninurta, vor dem sich das Gift angesammelt hat, greift er den Feind an, lässt ihn Asag an der Schulter packen, ihn in die Leber stechen, meinen Sohn wird damit in E-kur eintreten. Dann, Ninurta, wird mein Volk bis an die Grenzen der Erde zu Recht deine Macht preisen. Du, Herr, der auf das Wort seines Vaters vertraut, hast keine große Kraft von Enlil. Sturm der Rebellen, der die Berge mahlt wie Mehl, Ninurta, Enlils Siegelträger, geh dorthin! Nicht verweile, mein Meister: Asag hat auf einem Erdwall eine Pfahlwand errichtet, die Festung ist zu hoch und kann nicht erreicht werden. Seine Wildheit nimmt nicht ab. Mein Meister, siege!
Ninurta öffnete den Mund, um mit dem Streitkolben zu sprechen. Er richtete die Lanze auf die Berge. Der Herr streckte einen Arm in Richtung der Wolken aus. Der Tag wurde eine dunkle Nacht. Er schrie wie ein Sturm.
Der Herr hüllte sich in Staubwolken. In seiner Schlacht schlug er die Berge mit einem Knüppel. Der Car-ur ließ den Sturmwind in den Himmel steigen und zerstreute die Menschen; wie ein Tuch zerreißt. Allein sein Gift zerstörte die Bürger. Der zerstörerische Streitkolben zündete die Berge an, die mörderische Waffe zerschmetterte mit ihren schmerzenden Zähnen Schädel, der Schläger, der Eingeweide herausreißt, knirschte mit den Zähnen. Die Lanze steckte im Boden, und die Spalten waren mit Blut gefüllt. In den Rebellenländern leckten Hunde ihn wie Milch auf. Der Feind stand auf und schrie Frau und Kind an: Ihr habt eure Arme nicht im Gebet zum Herrn Ninurta erhoben! Die Waffe bedeckte die Berge mit Staub, rüttelte jedoch nicht das Herz des Asag. Der Car-ur warf seine Arme um den Hals des Herrn:
O Held, ähm, was erwartet dich noch? Mische dich auf keinen Fall mit dem Hurrikan der Berge. Ninurta, Herr, Sohn von Enlil, ich sage dir noch einmal, er ist wie ein Sturm. Er ist eine Blase. Der Geruch ist übel wie der Schleim, der aus der Nase kommt, ist unangenehm, Herr, seine Worte sind abwegig, und er wird dir nicht gehorchen. Mein Herr, er ist gegen dich als Gott geschaffen worden, wer kann dir helfen? O Held, wie ein Wirbelsturm fällt er auf das Land, er schrubbt wie mit dem Salzkraut den Boden, Ninurta, er jagt die Angreifer in den Bergen vor sich her, seine furchterregende Pracht schickt den Staub in die Wolken, es reißt die Potasche in die Erde wie ein Löwe, der mit wilden Zähnen schlägt, niemand kann ihn fangen, nachdem er im Nordwind alles auf Null reduziert hat. Die Schafherden sind von geisterhaften Dämonen eingeschlossen worden und haben das Wasser im Boden ausgetrocknet. Im Wirbelsturm sind die Menschen zuende, sie haben keine Erlösung. Von einem unerbittlichen Feind, großer Held, Herr, wende dich ab, sagte er leise.
Aber der Herr heulte in den Bergen und konnte ein Brüllen nicht zurückhalten. Der Held hat sich nicht an die Rebellenländer gewandt, er hat das Übel, das er getan hat, rückgängig gemacht. Er hat die Köpfe aller Feinde zerschlagen, er hat die Berge zum Weinen gebracht. Der Herr richtete sich in alle Richtungen, wie ein Soldat, der sagte: Ich werde toben. Wie ein Raubvogel sah Asag wütend aus den Bergen auf. Er befahl den Rebellenländern zu schweigen. Ninurta näherte sich dem Feind und drückte ihn wie eine Welle nieder. Die schreckliche Pracht Asags war zurückhaltend, er begann zu verblassen, er begann zu verblassen. Er sah wundersam nach oben. Wie Wasser erregte er ihn, er zerstreute ihn in die Berge, wie Unkraut zog er ihn hoch, wie Rauschen riss er ihn hoch. Ninurtas Pracht bedeckte das Land, er schlug Asag wie geröstete Gerste, er zerschnitt seine Genitalien, er stapelte ihn wie ein Haufen zerbrochener Ziegelsteine, er häufte ihn wie Mehl auf, wie es ein Töpfer es tut mit Kohlen; er stapelte ihn wie gestampfte Erde, deren Schlamm sich bewegt. Der Held hatte seinen Herzenswunsch erfüllt. Ninurta, der Herr, der Sohn von Enlil, begann sich zu beruhigen.
In den Bergen ging der Tag zu Ende. Die Sonne verabschiedete sich. Der Herr nahm seinen Gürtel und tauchte seine Keule in Wasser, er wusch das Blut von seinen Kleidern, der Held wischte sich die Stirn und machte einen Klagegesang über die Leiche. Als er Asag, den er getötet hatte, in den Zustand eines von einer Flutwelle zerstörten Schiffes gebracht hatte, kamen die Götter des Landes zu ihm. Wie erschöpfte wilde Esel warfen sie sich vor ihm nieder, und wegen dieses stolzen Verhaltens von diesem Herrn, von Ninurta, dem Sohn von Enlil, klatschten sie in die Hände. Der Car-ur richtete diese schmeichelhaften Worte laut an seinen Meister, an den Herrn Ninurta:
O Herr, großer Mec-Baum in einem bewässerten Feld, Held, wer ist wie du? Mein Herr, neben dir gibt es keinen anderen, noch kann jemand wie du stehen, noch wird jemand wie du geboren. Ninurta, ab heute wird niemand in den Bergen sich gegen dich erheben. Mein Herr, wenn du nur ein Gebrüll gibst, wie sie dich alle preisen werden!
Herr Ninurta, nachdem er Asag wie ein Unkraut in den Rebellenländern hochgezogen hatte, zerriss er ihn in Eile, Herr Ninurta nahm seine Keule:
Von heute an sagt Asag nichts mehr: Sein Name soll Stein sein. Sein Name soll Zalag-Stein sein, sein Name soll Stein sein. Diese seine Eingeweide sollen in der Unterwelt sein. Seine Tapferkeit soll dem Herrn gehören.
Der Segen der Keule, die in einer Ecke ruhte, war dieser: Die mächtige Schlacht, die das Land reduzierte!
Zu dieser Zeit strömte das gute Wasser, das von der Erde kam, nicht über die Felder. Das kalte Wasser wurde überall aufgestapelt, und an dem Tag, als es begann zu fließen, brachte es Zerstörung in den Bergen, da die Götter des Landes der Knechtschaft unterworfen waren und die Hacke und das Holz tragen mussten den Korb, das war ihre Arbeit, die Leute forderten einen Haushalt für die Rekrutierung von Arbeitern. Der Tigris brachte seine Flut nicht in seiner Fülle zum Vorschein. Die Mündung endete nicht im Meer, er beförderte kein frisches Wasser. Niemand brachte Angebote auf den Markt. Die Hungersnot war hart, da noch nichts geboren war. Noch hat niemand die kleinen Kanäle gereinigt, der Schlamm wurde nicht ausgebaggert. Grabenbau gab es noch nicht. Die Menschen arbeiteten nicht in Furchen, es wurde keine Gerste ausgesät.
Der Herr hat seine große Weisheit darauf angewandt. Ninurta, der Sohn von Enlil, hat es großartig angepackt. Er hat einen Steinhaufen in den Bergen gemacht. Wie eine schwebende Wolke streckte er die Arme aus. Mit einer großen Mauer verbot er die Grenze des Landes. Er installierte eine Schleuse am Horizont. Der Held handelte klug, er steckte alle in den Städten zusammen. Er blockierte die mächtigen Gewässer mit Steinen. Nun wird das Wasser nie mehr von den Bergen in die Erde hinabsteigen. Das, was zerstreut wurde, sammelte er. Wo sich in den Bergen verstreute Seen gebildet hatten, verband er sie alle und führte sie hinunter zum Tigris. Er goss Karpfenwasser über die Felder.
Heute auf der ganzen Welt freuen sich die Könige des Landes weit und breit über Herrn Ninurta. Er versorgte die gesprenkelte Gerste mit Wasser auf den kultivierten Feldern, hob die Ernte der Früchte im Garten und im Obstgarten an. Er häufte die Getreidehaufen wie Hügel auf. Der Herr ließ Handelskolonien aus dem Land von Sumer heraufsteigen. Er begnügte sich mit den Wünschen der Götter. Sie lobten Ninurtas Vater gebührend.
Zu dieser Zeit gewann er auch eine Frau mit barmherzigem Herzen. Ninma war schlaflos, weil sie sich an den Ort erinnerte, an dem sie ihn empfangen hatte. Sie bedeckte sich draußen mit einem Vlies, wie ein ungeschorenes Mutterschaf, sie machte eine große Klage über die jetzt unzugänglichen Berge:
Die Berge konnten die große Kraft des Herrn nicht ertragen. Der große Held, dessen Wut sich niemand nähern kann wie der Himmel selbst, der wilde Sturm, der auf der Erde wandert und Gift in die Brust der Erde ergießt, der Herr, der Lebensatem von Enlil, dessen Kopf der Tiara würdig ist, der weiß nichts davon: Im Triumph eilte er an mir vorbei, mit dem mein Mann mich schwanger gemacht hat. Ich habe ihn für meinen Mann geboren. Er war in der Nähe, aber der Sohn von Enlil kam vorbei und hob seinen Blick nicht zu mir. Denn die gute Jugend, so sagte die gute Frau, als sie zu ihm ging in E-cumeca, seinem auserwählten Ort, ich werde den Knoten lösen. Jetzt werde ich, ja, ich werde zu dem anmaßenden Herrn gehen, um den kostbaren Herrn anzuschauen. Ich werde direkt zu ihm gehen, zu meinem Sohn, Enlils Richter, dem großen Helden, bevorzugt von seinem Vater.
Die Dame spielte das Lied auf heilige Weise. Ninma rezitierte es Herrn Ninurta. Er sah sie mit seinen lebensspendenden Blicken an und sprach mit ihr:
Herrin, seit du in die Berge gekommen bist, Ninma, Große Göttin, seitdem du um meinetwillen in die Rebellenländer eingedrungen bist, da du dich nicht fern von mir gehalten hast, als ich von den Schrecken der Schlacht umgeben war... Der Name des Haufens, den ich, der Held, angehäuft habe, sei Berg, und mögest du seine Frau sein: Das ist das Schicksal, das Ninurta bestimmt hat. Von nun an wird von Ninhursaja gesprochen. Lass die Wiesen Kräuter für dich produzieren, lass die Hänge Honig und Wein für dich produzieren, lass die Hügel Zedern, Zypressen, Wacholder und Schachtelhalm für dich wachsen, mache reife Früchte zum Garten und lass dich vom Berg versorgen reich mit göttlichen Parfüms. Lass es Gold und Silber für dich regnen. Lass Kupfer und Zinn für dich wachsen, ihren Tribut dir zu bringen. Lass die Berge wilde Tiere für dich begeistern. Der Berg erhöhe die Fruchtbarkeit der Vierbeiner für dich. Du, o Königin, wirst Anu in seiner schrecklichen Pracht gleich. Große Göttin, die Verabscheuten rühmen dich, Liebe Frau, Mädchen Ninhursaja, Nintud, nähere dich mir. O Herrin, ich habe dir große Kräfte gegeben. Mögest du erhaben sein.
Während der Herr das Schicksal der Berge festlegte, als er im Heiligtum von Nibru herumging, stand die Liebe Frau, deren Kräfte alle Kräfte übertreffen, Herrin-Schöpferin-des-Schoßes, Aruru, Enlils ältere Schwester, vor ihm:
Großer Held, dessen Wort wie das seines Vaters unveränderlich ist, Herr: Du hast die Schicksale der Krieger, die du getötet hast, noch nicht festgelegt.
Der Herr wandte sich dann an den Stein. Er definierte sein typisches Verhalten. Der Herr sprach im Zorn den Stein im Land an, Ninurta, der Sohn von Enlil, verfluchte ihn:
Du Stein, du Schmirgelstein, seit du gegen mich in den Bergen aufgestanden bist, da du mir den Weg versperrt hast, mich ergriffest, um mich festzuhalten, da du mir geschworen hast, mich zu Tode zu bringen, da hast du mich erschreckt, den Herrn Ninurta, auf meinem großen Thron, du bist mächtig, ein Jüngling von überragender Stärke: Möge deine Größe verringert werden: Ein mächtiger Löwe, der seiner Kraft vertrauen kann, wird dich in Stücke reißen, der starke Mann wird dich hineinwerfen, seine Hand im Kampf gegen dich richten, Junge, Stein, deine Brüder werden dich wie Mehl aufhäufen. Du wirst deine Hand gegen deine Nachkommen erheben, die Zähne in ihre Leichen sinken lassen. Du magst schreien, du wirst enden als Staub. Wie ein großer wilder Stier, den viele Menschen getötet haben, sei in Portionen aufgeteilt. O Stein, du wirst von Schlägern auf dem Schlachtfeld verfolgt, wie ein Hund, der von Hirtenjungen gejagt wird. Weil ich der Herr bin: Da der Edelstein von dir poliert wird, wirst du bei deinem Namen genannt. Und nun, gemäß dem von Ninurta festgelegten Schicksal, von nun an wird der Stein durchbohrt, wenn er den Stein berührt. Lass es so sein.
Der Held wandte sich an die Steine Cu und Gasura. Der Herr hat ihre Eigenschaften aufgezählt. Ninurta, der Sohn von Enlil, fixierte ihr Schicksal:
Cu-Steine, seitdem ihr gegen meine Waffen angegriffen habt; Gasura-Steine , seitdem ihr wie Stiere heftig gegen mich aufgestanden seid, seit ihr eure Hörner wie wilde Stiere in den Staub geworfen habt, seid ihr mir wie Schmetterlinge. Meine schreckliche Pracht wird euch bedecken. Da ihr meiner großen Stärke nicht entkommen könnt, wird der Goldschmied euch mit seinem Atem anblasen und euch mit seinem Atem anblasen lassen als eine Matrix für seine Kreationen. Die Menschen werden die ersten Früchte der Götter zum Zeitpunkt des Neumonds auf euch legen.
Mein König stand vor dem Sajkal-Stein und wandte sich an die Gulgul- und Sajjar-Steine. Ninurta, der Sohn von Enlil, fixierte ihr Schicksal:
Sajkal-Stein, seitdem du gegen mich geflogen bist, Gulgul-Stein, seit du Blitze gegen mich gezündet hast, Sajjar- Stein, seit du deinen Kopf gegen mich geschüttelt hast, seit du geerdet hast deine Zähne bei mir, dem Herrn, Wird der Sajkal-Stein dich zerschmettern, Sajjar-Stein, junger Tapferer, und der Gulgul-Stein wird dich zerstören. Du wirst als verachtenswert und wertlos, verworfen in der Hungersnot des Landes, du sollst von der Wohltätigkeit deiner Stadt genährt werden, du solltest als gewöhnliche Person, als Krieger unter den Sklavinnen angesehen werden. Sie werden zu dir sagen: Geh, beeil dich! So soll dein Name sein. Und jetzt, durch das von Ninurta festgelegte Schicksal, wirst du fortan im Lande ein böses Los genannt. So sei es.
Mein König stand vor dem Esi-Stein. Er sprach in hymnischer Sprache. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Esi, deine Armee im Kampf hat die Seiten getrennt. Du breitetest dich wie dicker Rauch vor mir aus. Du hast deine Hand nicht erhoben. Du hast mich nicht angegriffen. Da du sagtest: Es ist falsch. Der Herr ist allein der Held. Wer kann mit Ninurta, dem Sohn von Enlil, wetteifern? Sie sollen dich aus dem Hochland ziehen. Sie werden dich aus dem Land Magan bringen. Sie sollen starkes Kupfer formen, und dann sollst du perfekt angepasst für meinen heroischen Arm sein, für mich, den Herrn. Wenn ein König, der seinen Ruf für die Ewigkeit erlangt, seine Statuen für alle Zeiten geformt hat, wirst du an die Stelle der Trankopfer gestellt, und es wird dir gut passen, in meinem Tempel E-Ninnu, dem Haus voller Gnade.
Mein König wandte sich an den Na-Stein. Er war der Körper aus dem Na-Stein. Ninurta, der Sohn von Enlil, verfluchte ihn:
Stein, da du gesagt hast: Wenn es nur ich gewesen wäre, Na-Stein, seit du meine Kräfte verzaubert hast, leg dich da hin, um wie ein Schwein bearbeitet zu werden. Verwerfe dich, verwende das Nichts, am Ende wirst du zu winzigen Bruchstücken reduziert. Ich weiß, dass du dich zu Flüssigkeit reduzieren wirst.
Mein König wandte sich an den Elel-Stein. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Elel, du hast auf intelligente Weise den Schrecken über mich herabgestürzt auf die Berge, auf denen Zwietracht ausgebrochen war. In den Rebellenländern hast du meinen Namen unter meinen Leuten verkündet, die sich zusammengetan hatten. Nichts von deiner Ganzheit soll gemindert werden. Es wird schwierig sein, deine Masse auf kleine Stücke zu reduzieren. Meine göttlichen Verordnungen werden in geraden Linien an deinem Körper angeordnet. Du wirst sehr gut für den Kampf der Waffen geeignet sein, wenn ich Helden habe, die du töten kannst. Das Land wird dich bewundern, die fremden Länder sollen dein Lob aussprechen und erheben dich.
Der Held wandte sich an den Kagina-Stein, er sprach ihn wegen seiner Härte an. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Ein ehrwürdiger junger Mann, dessen Oberfläche das Licht reflektiert, Kagina, als die Forderungen der Rebellenländer dich erreichten, habe ich dich nicht erobert. Ich habe dich unter den Feindseligen nicht bemerkt. Ich werde dir im Land Platz machen, die göttlichen Riten von Utu werden zu deinen Mächten, du wirst als Richter in den fremden Ländern eingesetzt werden, und der Handwerker, der in allem ein Fachmann ist, wird dich wie Gold wertschätzen, einen jungen Mann, den ich habe in Besitz genommen, werde ich wegen dir nicht schlafen lassen, bis du lebendig geworden bist. Und nun, nach dem von Ninurta festgelegten Schicksal, wird fortan Kagina leben! So soll es sein.
Der Held stand vor dem Jicnugal-Stein, dem Alabaster. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Jicnugal, dessen Körper wie das Tageslicht glänzt! Reines Silber, Jugend für den Palast, da du mir allein die Hände reichst und dich vor mir in deinen Bergen niederwirfst, habe ich dich nicht geschlagen mit der Keule, und ich habe meine Kraft nicht gegen dich gewendet. Held, du hast dich fest an mich gehalten, als ich aufgeschrien habe. Dein Name soll Wohlwollen heißen. Die Schatzkammer des Landes soll deiner Hand unterworfen sein, du sollst ihr Siegelhüter sein.
Mein König wandte sich an den Algamec-Stein und runzelte die Stirn. Der Herr sprach wütend mit ihm im Land. Ninurta, der Sohn von Enlil, verfluchte ihn:
Welche Vorkehrungen hast du getroffen, um meinen Fortschritt zu unterstützen? Sei der Erste, der meine Schmiede betritt. Algamec, du wirst das regelmäßige Opfer sein, das täglich von den Schmieden angeboten wird.
Mein König wandte sich an den Ducia-Stein. Er richtete sich an den Nir, an den Gug und an den Zagin, den Amac- Paed, den Caba, den Hurizum, den Gug-Gazi und den Marhali, den Egi-zaga, den Girin-hiliba, den Anzugulme und den Nir-mucjir-Stein. Der Herr Ninurta, der Sohn von Enlil, hat ihr Schicksal für den Wasserschlauch festgelegt:
Wie ihr auf meine Seite gekommen seid, männlich und weiblich in Form und auf eure eigene Art! Ihr habt kein Verschulden begangen, und ihr habt mich mit Kraft gestützt. Ihr habt mich in der Öffentlichkeit erhoben. Jetzt werde ich euch in meiner Überlegung erhöhen. Da ihr euch zum General der Versammlung gemacht habt, werdet ihr, Nir-Steine, für Sirup und Wein ausgewählt, und ihr werdet alle mit Edelmetall geschmückte Nasen zum Boden richten.
Mein König wandte sich an den Jir-to-Jal und runzelte die Stirn. Der Herr sprach wütend mit ihm im Land. Ninurta, der Sohn von Enlil, verfluchte ihn:
Ah, verdächtiger Jir-to-Jal, was denn? Du wirst deine Hörner, wilder Stier, in deinen Bergen spalten. Lege dich vor dem Berg nieder. Du warst mir nicht gleichgestellt, der dich unterstützt hat. Ich werde dich wie einen Sack zerreißen, und die Leute werden dich in winzige Stücke zertrümmern. Der Metallarbeiter wird mit dir umgehen, er wird seinen Meißel gegen dich verwenden. Junger Mann, massiver Hassträger: Der Schreiner sagt: Ich möchte ihn kaufen für meine Arbeit, der soll dich mit Wasser benetzen und dich wie Malz zerquetschen.
Mein König wandte sich an die Iman-Steine, er richtete sich an die Alliga-Steine. Ninurta, der Sohn von Enlil, fixierte ihr Schicksal:
Iman-Steine, in den Bergen habt ihr gegen mich geschrien. Ihr habt heftig Kriegsschreie ausgesprochen. Ich werde euch entflammen wie Feuer. Wie ein Sturm werde ich euch umwerfen. Ich werde euch in Eile abstreifen. Ich werde euch ausreißen wie Unkraut. Wer wird euch dann helfen? Iman-Stein: deine Schreie werden nicht wertgeschätzt, es wird ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt. Iman-Stein, Alliga-Stein: dein Weg wird nicht zum Palast führen.
Mein König wandte sich an den Macda-Stein. Er richtete sich an die Dubban- und Urutum-Steine. Ninurta, der Sohn von Enlil, definierte ihr charakteristisches Verhalten:
Macda-Stein, Dubban-Stein, loderndes Feuer; Urutum-Stein, dem nichts widerstehen kann; als der Gasura-Stein und ihr in Flammen gesetzt wurdet, verbranntet ihr in den Rebellenlanden wie ein Kohlenbecken. Seitdem ihr alle standet mir im Lande Saba gegenüber: Macda-Stein, sie werden dich wie ein Schaf schlachten, Dubban-Stein, sie werden dich zum Zerkleinern zermalmen, Urutum-Stein, sie werden dich für die Kampfstreitkolben schärfen, mit Bronze die Pfeilspitzen der Götter, sie werden dich mit der Axt zertrümmern und mit scharfen Schwertern stechen.
Mein König wandte sich an den Cagara-Stein. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Cagara-Stein, der deinen Kopf gegen jemanden zerschmettert, der alleine in der Wüste unterwegs ist, in den Bergen, als meine Arme besetzt waren, hast du versucht, mich mit Füßen zu treten. Da du dich in der Schlacht stemmst, soll der Schilfarbeiter das Schilf mit dir springen lassen, du wirst auf deine Couch geworfen, die Erscheinung deiner Mutter und deines Vaters, die dich geboren, wird vergessen werden. Niemand soll zu dir sagen: Steh auf! Niemand soll sagen: Ich habe das Gefühl, dass ich dich vermisse! Die Leute werden sich nicht über deinen Verlust beschweren. Um die ewig geschaffenen Kräfte in Ninhursajas Ruhestätte zu würdigen, wirst du auf dem Podium dort abgelehnt von den Schafen; du sollst dich mit einer Portion verstreutem Mehl begnügen. Dies wird die Erklärung für dich sein.
Mein König wandte sich an den Marhuca-Stein, Ninurta, der Sohn von Enlil, erklärte sein Schicksal.
Marhuca, es tönt die Saite an meiner Stelle, du wurdest genommen, da du nicht an den Verbrechen deiner Stadt teilgenommen hast; du sollst sein in der Schüssel, unter dem Filterkännchen, da wird das Wasser in dich hineingehen. Marhusa, du sollst für Einlegearbeiten verwendet werden, du sollst die perfekte Verzierung für heilige Broschen sein. Marhuca, du wirst gebührend gelobt in den Tempeln der Götter.
Der Held wandte sich an den Hactum-Stein und runzelte die Stirn. Im Land sprach der Herr ihn wütend an; Ninurta, der Sohn von Enlil, erklärte sein Schicksal:
Hactum-Stein, du hast in den Bergen gegen mich geschrien. Du hast heftig mit wilden Schlachtrufen gebrüllt. Mit deinem Geschrei hast du einen lila Dämon in den Bergen befestigt. Junger Mann, wegen deinem Graben, soll Graben dein Name sein. Und nun, nach dem Schicksal Ninurtas, werden sie dich fortan Hactum nennen. So sei es.
Mein König wandte sich an den Durul-Stein. Ninurta, der Sohn von Enlil, regelte sein Schicksal:
Durul-Stein, heiliges Gewand der Trauer, blinder Jugendlicher, den die Leute schnitzen, in den Bergen warfst du dich vor mir nieder. Da du zu mir sagtest: Wenn ich nur gewesen wäre, hätte ich die Gitterstäbe gebrochen, wenn auch nur ich vor ihm gewesen wäre, vor meinem König, Herrn Ninurta; darum wird dein Name von selbst hervorgehoben, wo immer er erwähnt wird. Wie der Kenner von Edelmetall sagt: Ich werde ihn kaufen; so sind die fremden Nationen wie Musiker das Blasrohr spielen, sie sollen dich verfolgen.
Mein König wandte sich dem Cigcig-Stein zu und wandte sich an die Enzin- und Ezinum-Steine, an den Ug-gun, den Madanum, den Sajgirmud und die Mursuh-Steine, für sie bestimmte Ninurta, der Sohn von Enlil, ihr Schicksal:
Stein, mit eingezogenen Rippen, balancierend auf den Hüften, das Herz ist begeistert, die Beine sind wie ein Bär gebeugt: Ich werde zu dir kommen; nun, da du ein Verbündeter bist, kommst du vor allen nach vorne; die Hand zu ihnen ausstreckend. Du warst die Keule, du standest offen als Tür. Im Land soll der Sieger immer mit Vorliebe nach dir ausschauen.
Der Held wandte sich an den Kurgaranum-Stein. Er wandte sich an den Bal-Stein; der Herr Ninurta, der Sohn von Enlil, bestimmte das Schicksal des gelb gefärbten Cimbi:
Da du gesagt hast: Ich werde das Volk hervorbringen, bist du, als ob der junge Mann für dich Ruhm erlangt hat. Der junge Handwerker soll dein Lob singen. Du wirst für das Fest der Totengeister bevorzugt; am neunten Tag des Monats, beim Neumond, werden die jungen Männer singen für dich. - Er ordnete den Ninhursaja-Kult an.
Der Held hatte die Berge erobert. Als er sich durch die Wüste bewegte, ging er durch die Menge hindurch und trat majestätisch aus ihren Akklamationen hervor. Ninurta ging freudig zu seinem geliebten Schiff, der Herr setzte einen Fuß ins Boot Ma-Kar-Nunta-Eda. Die Bootsleute sangen ein angenehmes Lied, für den Herrn sangen sie sein Lob. Sie richteten einen ewigen Gruß an Ninurta, den Sohn von Enlil :
Gott, der die Helden übertrifft, Herr Ninurta, der König der Anuna- Götter, hält einen bärtigen Knüppel in der rechten Hand, und er fällt als Sturzflut über alle Feinde; wer kann sich mit deinen großen Werken messen? Held, Flut, die Enki- und die Ninki-Gottheiten wagen es nicht, dir zu widerstehen: Held, der die Städte plündert, der die Berge unterwirft, Sohn von Enlil, wer erhebt sich gegen dich? Ninurta, Herr, Sohn von Enlil, Held, wer ist wie du?
Mein König: Es gibt einen Helden, der dir und deinen Opfern ergeben ist. Er ist genauso wie sein Ruf. Er geht auf deinen Wegen. Da er alles, was dir in deinem Tempel recht ist, glänzend vollbracht hat, da er deinen Schrein für dich aus dem Staub aufsteigen ließ, lass ihn für dein Fest prächtig alles tun, und lass ihn deine heiligen Riten perfekt ausführen. Er hat ein Gelübde für sein Leben formuliert. Möge er dich im Land preisen.
Möge ein Herz für den Herrn besänftigt werden, möge die göttliche Mädchenmutter wie das Tageslicht für Ninurta scheinen, Enlils Stärke.
Sie sangen im zeremoniellen Boot dem Herrn. Das Boot schwebte aus eigenem Antrieb mit Reichtum. Das Boot Ma-kar-nunta-eda ging glänzend weiter. Um den Helden durch das Schlagen von Waffen zu begrüßen, kamen die Anuna ihm entgegen. Sie drückten die Nase auf den Boden und legten die Hände auf die Brust. Sie richteten ein Gebet und eine Bitte an den Herrn: Möge deine Wut besänftigt sein, Ninurta, König, Utu-ulu, hebe deinen Kopf in den Himmel!
Sein Vater segnete ihn:
Sohn, vorrangig mit deinem großen Namen, du hast deine Wohnung aufgebaut, passend dem Helden, König der Schlacht, der stellte den Sturm vom Himmel für den Einsatz gegen die Rebellenländer bereit. O Held des Himmels und der Erde, ich habe dir den Verein vorgestellt, die Sintflut, die die Berge in Brand setzt. König, vor deinem Sturm war der Weg eng. Aber, Ninurta, ich hatte Vertrauen auf deinen Marsch in die Berge, wie ein Wolf befreit, um seine Beute zu ergreifen, bist du in deinem Sturm in die Rebellenländer von oben herabgestiegen, und der Berg, den du übergeben hast, soll nicht wiederhergestellt werden, sondern zählen zu den Ruinenhügeln. Deine mächtigen Herrscher haben vor dir den Atem verloren. Ein himmlischer Streitkolben, eine wohlhabende und unveränderliche Herrschaft, das ewige Leben, die gute Gunst von Enlil, o König, und die Stärke von Anu: diese werden deine Belohnung sein.
Da der Held den Asag getötet hatte, da der Herr diesen Steinhaufen gemacht hatte, seit er den Befehl „Lasst ihn Stein heißen!" gegeben hat, seit er getötet den brüllenden Drachen hatte, seit dem der Held hatte den Weg des Wassers von oben nach unten verfolgt, seit er es auf die fruchtbaren Felder gebracht hatte, seit er den Pflug des Überflusses berühmt gemacht hatte, da der Herr ihn in regelmäßigen Furchen aufgestellt hatte, der Sohn von Enlil hatte Getreidespeicher und Scheunen aufgeschüttet, Ninurta, der Sohn von Enlil, übertrug die Bewahrung der Dame, die die göttlichen Kräfte besitzt, die aus sich selbst besteht und die es wert ist zu loben, Nisaba, die liebe Frau, sehr weise, in den Ländern herausragend, ist sie die Haupttafel mit den Verpflichtungen von En und Lugal, die von Enki auf dem Heiligen Hügel mit einer großen Intelligenz ausgestattet wurde.
An die Dame, den Himmelsstern, prächtig schön gemacht durch den Prinzen im Süßwasser, an die Dame des Wissens, die die Herzen erfreut, die allein die Gabe des Regierens besitzt, die mit Klugheit ausgestattet ist, der die Schwarzhaarigen regiert, die besitzt die Tafel mit allen Namen, aus deren schwebenden Netzen die gefangenen Vögel nicht fliehen, deren jede geleistete Arbeit vollen Erfolg hat, zu ihr kommt, was nicht enträtselt ist, für die, für die die Tage nach den Mondphasen gezählt werden, für die, die unangreifbar ist wie eine Kupferfestung, die in Ratschlägen klug und weise ist in allen möglichen Dingen, die kümmert sich um die Schwarzhaarigen, die regiert die Leute gerecht, den Menschen, die Nachbildung von Enlil, sie, die strahlend schöne liebe Frau, die sich mit Anu berät. Nisaba sei mein Lobgesang.
Enlils mächtiger Herr, Ninurta , großer Sohn der E-kur , heldenhafter Vater des Vaters, der ihn geboren hat: Es ist gut, dich zu preisen.
Dies ist ein Lied von Ninurta.
ELFTES KAPITEL
Geschaffen wie Anu, oh Sohn von Enlil, Ninurta, erschaffen wie Enlil, geboren von Nintud, dem mächtigsten der Anuna-Götter, der aus der Gebirgsgruppe hervorgegangen ist und von schrecklichen Ehrfurcht erfüllt ist, Sohn von Enlil, zuversichtlich in seine Kraft, mein Herrscher, du bist großartig, lass deine Herrlichkeit deshalb gepriesen werden. Ninurta, du bist großartig, lass deine Pracht daher gelobt werden.
Herrscher aller Länder, in deiner gewaltigen Macht, Krieger von Enlil, in deiner großen Macht, wilder Krieger, du hast die göttlichen Kräfte aufgenommen, die wie der Himmel sind, Sohn von Enlil, du hast die göttlichen Kräfte aufgenommen, die wie die Erde sind, du hast die göttlichen Kräfte der Berge aufgenommen, die schwer wie der Himmel sind, du hast die göttlichen Kräfte von Eridug aufgenommen, die so groß sind wie die Erde.
Du hast die Götter vor dir niedergeschlagen. Sie haben den Anuna-Gruß dir gegeben. Ninurta, du bist komplett durch heroische Stärke.
Die Äußerung des Souveräns ist ein Sturm. Das Wort des Herrn Ninurta ist ein Sturm.
Zu den feindlichen Bergen! Zur Festung des rebellischen Landes!
O Herr, erschreckend heftig, heftig im Himmel und auf der Erde!
Seine wütende Äußerung machte eine Leiche aus den Bergen. Sein wildes Antlitz wütete.
Gehörnter wilder Stier! Wilder Widder und Hirsch! Der große wilde Stier der Berge! Er legte seine Stärke im Kampf in seinen Gürtel.
Der Herrscher Ninurta, Sohn Enlils, brachte mit seinen heldenhaften Armen in seiner großen Macht den sechsköpfigen, wilden Widder aus dem glänzenden, hohen Haus hervor. Er brachte den Kriegsdrachen aus der großen Festung der Berge. Er brachte das Magilum-Boot aus dem Süßwasser heraus. Er brachte den Bison aus seinem Kampfstaub heraus. Er brachte die Meerjungfrau aus den Grenzen des Himmels und der Erde heraus. Er brachte die weiße Substanz aus dem Boden des Gebirges heraus. Er brachte das starke Kupfer aus dem zerstörten Gebirgszug hervor. Er brachte den Anzud-Vogel aus dem Halub-Haran- Baum hervor. Er brachte die siebenköpfige Schlange aus den Bergen der Berge hervor.
Er brachte sie alle vor sich. Er sprach. Er war unglücklich. Er sprach. Er ergriff die Axt. Er nahm seine Keule.
Der Krieger machte aus den Bergen eine Leiche. Herr Ninurta , der zerstört die Feinde, hat eine Leiche aus den Bergen gemacht. Er hat sich angehäuft seine Schätze. Der Herrscher brachte mit seiner heroischen Kraft seine Rache herbei. Der Krieger Ninurta brachte mit seiner heldenhaften Stärke seine Rache herbei.
An seinem glänzenden Wagen, der furchtbare Ehrfurcht auslöst, hängte er seine gefangenen wilden Bullen an die Achse und hängte seine gefangenen Kühe an die Stange des Jochs.
Er hängte den sechsköpfigen Wildbock an den Staubwächter. Er hängte den Kriegs-Drachen auf den Sitz. Er hängte das Magilum-Boot an das Ufer. Er hängte die Meerjungfrau an das Fußbrett. Er hängte die weiße Substanz an den vorderen Teil des Jochs. Er hängte den starken Kupfer an den inneren Polstift. Er hängte den Anzud-Vogel an die Frontgarde. Er hängte die siebenköpfige Schlange an den glänzenden Pfahl.
Herr Ninurta trat in seinen kampfwürdigen Wagen. Ud-ane, der alles sehende Gott, und Lugal-anbara, der bärtige Herr, gingen vor ihm her, und der Ehrfürchtige der Berge, Lugal-kur-dub, der ging voran, und Herr Ninurta folgte ihm.
Der Löwe, der kam von dem Süßwasser, dem Löwen von Anus Furchtbarkeit und Ausstrahlung, kam mit den Anuna, den großen Göttern.
Als der Herrscher wie die Sintflut weiter fegte, während Ninurta, der Sturm des rebellischen Landes, wie die Sintflut vorrückte, rumpelte er wie ein Sturm am Horizont.
Als er auf Befehl Enlils den Weg nach E-kur ging, richtete der Krieger der Götter das Land ein; und bevor er sich der Stadt Nibru noch aus der Ferne näherte, kam Nuska, der Kanzler von Enlil, aus E-kur heraus, um ihn zu treffen.
Er begrüßte Herrn Ninurta: Mein Herrscher, perfekter Krieger, gib acht auf dich. Ninurta, perfekter Krieger, Gott beachtet dich.
Dein Glanz hat Enlils Tempel wie ein Mantel bedeckt. Wenn du in deinen Wagen steigst, dessen Knarren ein angenehmes Geräusch ist, zittern Himmel und Erde. Wenn du dein Arm erhebst, bebt das Meer.
Die Anuna, die großen Götter, fürchten dich. Erschrecke nicht deinen Vater in seinem Wohnsitz. Erschrecke nicht Enlil in seinem Wohnsitz. Möge dein Vater dir wegen deiner heldenhaften Kraft Geschenke geben. Möge Enlil dir geben Geschenke wegen deiner heroischen Stärke.
Oh Herrscher, Fessel von Anu, erster unter den Göttern, Siegelträger von Enlil, inspiriert von E-kur, oh Krieger, weil du die Berge gestürzt hast, die dein Vater braucht, außer dir gab es keinen anderen Gott auszusenden. Ninurta, weil du die Berge gestürzt hast, musste Enlil keinen anderen Gott außer dir aussenden.
Während diese Worte noch in Nuskas Mund waren, nahm Ninurta die Peitsche und steckte sie in die Schachtel. Er lehnte seinen Streitkolben, die Stärke im Kampf, gegen die Kiste und trat in den Tempel von Enlil ein.
Er führte seine gefangenen wilden Stiere in den Tempel. Er führte seine gefangenen Kühe wie die wilden Stiere in den Tempel. Er legte die Beute seiner geplünderten Städte aus. Die Anuna waren verblüfft. Enlil, der Große Berg, erwies ihm Respekt, und Acimbabbar betete zu ihm.
Die Große Mutter Ninlil aus ihrem Ki-ur-Tempel sprach Herrn Ninurta bewundernd an: Oh wilder Stier, mit heftigen Hörnern, Sohn von Enlil, du hast Schläge in den Bergen geschlagen. Krieger, Herr Ninurta, du hast das rebellische Land unterworfen.
Herr Ninurta antwortete ihr: Meine Mutter! Kann ich alleine nicht mit dir sein, Ninil, ich alleine, mit dir allein? Es ist ein Kampf wie im Himmel, niemand kann mit mir rivalisieren, wie die Sintflut die Berge zertrümmert wie Schilfhütten.
Mein Kampf floss wie eine stürmische Flut in die Berge. Mit dem Körper eines Löwen und den Muskeln des Löwen stieg er im rebellischen Land auf. Die Götter sind besorgt und fliehen in die Gebirgszüge. Du schlägst deine Flügel wie eine Herde kleiner Vögel, die sich wie wilde Stiere im Gras verstecken. Niemand kann sich meinem strahlenden Himmel entgegen stellen.
Weil ich der Herr der terrassierten Bergketten bin, in alle Richtungen, weil ich diese Bergketten aus Alabaster und Lapislazuli unterworfen habe, verstecken sich die Anuna wie Ratten.
Jetzt habe ich meine heldenhafte Kraft in den Bergen wiederhergestellt. Zu meiner Rechten trage ich meine Mähdrescher-Myriaden. Zu meiner Linken trage ich meine Heuschrecken-Myriaden. Ich trage meinen Fünfzigzähne- Sturm, meinen himmlischen Streitkolben, ich trage den Helden, der von den großen Bergen herabkommt, meinen Keinen-Widerstand-duldet-dieser-Sturm, ich trage die Waffe, die Leichen wie einen Drachen verschlingt, meine Agasilig-Axt. Ich trage meine bärtige Keule.
Ich trage das Alkadennetz des aufständischen Landes, mein Alkadennetz. Ich trage das, wovor die Berge nicht entkommen können, mein Kucgale-Netz. Ich trage die siebenmündige Mukmah-Natter, die Jägerin, meine Spitze , ich trage das, was die Berge zermalmt, das Schwert, meinen himmlischen Dolch.
Ich trage die Sintflut der Schlacht, meinen fünfzigköpfigen Streitkolben. Ich trage den Sturm, der Menschen angreift, meinen Bogen und Köcher. Ich trage diejenigen, die die Tempel des rebellischen Landes wegreißen, meinen Wurfstock und mein Schild. Ich trage den Helfer der Menschen, meinen Speer, ich trage das, was wie der Tag das Licht hervorbringt, meinen Vernichter der Berge, ich trage den Unterhalter des Volkes im Himmel und auf der Erde, vor mein Feind nicht fliehen kann.
Ich trage das, dessen wunderbare Ausstrahlung das Land abdeckt, das sich hervorragend für meine rechte Hand eignet und aus Gold und Lapislazuli besteht, dessen Präsenz erstaunlich ist, mein Objekt des Vertrauens. Ich trage die perfekte Waffe, die überragend großartig ist. Ich bin vertrauenswürdig in der Schlacht und habe kein gleichwertiges Instrument, das für mein Handgelenk auf dem Schlachtfeld geeignet ist. Mein fünfzigköpfiger Streitkolben ist in meiner Hand. Ich trage die Waffe, die das rebellische Land wie Feuer verbrennt, meine fünfzigköpfige Keule.
Lass meinen Vater deshalb meine Kampftrophäen und Waffen für mich einführen. Lass Enlil meine heroischen Arme baden. Er soll heiliges Wasser auf die heftigen Arme gießen, die meine Waffen tragen. Er soll ein heiliges Podium im Thronsaal einrichten. Lass ihn meinen himmlischen Wagen auf ein Podest setzen, er soll meine gefangenen Krieger dort wie stoßende Stiere festbinden, und er möge meine gefangenen Könige dort wegen des Himmelslichtes zur Ehrerbietung bringen.
Ich bin der Starke, ohne Widerspruch in den Bergen, ich bin Ninurta. Lass sie sich bei meinem Namen niederwerfen. Ich bin der überaus mächtige Löwenköpfige von Enlil, den er in seiner Kraft hervorgebracht hat. Ich bin im Himmel, Fessel der Götter, ich bin derjenige, denAnu in seiner großen Macht erwählt hat.
Ich bin die Kreatur von Inanna. Ich bin der Krieger, der mit Enki dazu bestimmt ist, für die furchterregenden göttlichen Kräfte geeignet zu sein. Möge mein Königtum bis zu den Enden von Himmel und Erde offenbar sein. Ich Ich bin unter den Göttern am fähigsten. Lasst mich mit großer Ehrfurcht durchdringen.
Meine geliebte Stadt, das Heiligtum Nibru, hebe seinen Kopf so hoch wie der Himmel. Lass meine Stadt unter den Städten meiner Brüder überragend sein. Lass meinen Tempel als den höchsten steigen unter den Tempeln meiner Brüder, lass das Territorium meiner Stadt der Süßwasserbrunnen von Sumer sein, lass die Anuna, die Götter meiner Brüder, sich dort unten verneigen, lass ihre fliegenden Vögel Nester in meiner Stadt bauen, lass ihre Flüchtlinge sich erfrischen in meinem Schatten.
Als Ninurta aus dem Tempel von Enlil hinausgegangen war, trat Ninkarnuna, der die wohlwollende Erklärung von Ninurta gehört hatte, vor Herrn Ninurta und betete zu ihm:
Mein Souverän, mögest du deiner geliebten Stadt wohlgesonnen sein. Herr Ninurta, mögest du deiner geliebten Stadt wohlwollend sein. Mögest du dem heiligen Nibru, deiner geliebten Stadt, wohlwollend gegenüberstehen. Wenn du eintreten wirst in E-cumeca, deinen geliebten Tempel, allein, sage deiner Frau, der jungen Dame Nin-nibru, was in deinem Herzen ist, sage ihr, was in deinem Kopf ist. Gib dem König eine für sie dauerhafte positive Äußerung.
Der Inhalt dieses Gebets der Nachkommenschaft eines Prinzen, Ninkarnuna, sein Ninurta-Herz besprühend mit einem köstlichen Wasseropfer, und die Frage des Wohlstands, über die er sprach, gefiel Ninurtas Herz, als er in einer Prozession zu ihm ging, um die ewigen göttlichen Kräfte zu manifestieren. Herr Ninurta sah Ninkarnuna zustimmend an.
Als Ninurta in E-cumeca, seinen geliebten Tempel, eintrat, sagte er seiner Frau, der jungen Frau Nin-nibru, allein, was in seinem Herzen steckte, er erzählte ihr, was in seinem Kopf war, und es machte ihr eine anhaltend positive Äußerung der König.
Der Krieger, dessen Heldentum sich manifestiert, Ninurta, Sohn von Enlil, hat seine Größe fest in Enlils Heiligtum begründet.
Der Herr, der die Berge zerstört hat, der keinen Rivalen hat, der sich in dieser großartigen Schlacht verärgert stößt, ein großer Krieger, der in seinem Stolz herrscht, ein mächtiger, mächtiger Krieger von Enlil, Ninurta, ein großartiges Kind von E-kur, voll Stolz auf den Vater, der ihn hervorgebracht hat, es ist schön, dich zu preisen.
Ende des Liedes von Ninurta.
ZWÖLFTES KAPITEL
Der tosende Sturm bedeckte es wie ein Mantel, der sich wie ein Laken darüber ausbreitete. Es bedeckte Eridug wie einen Mantel, als würde wie ein Laken darüber gestreut. In der Stadt ertönte der wütende Sturm. In Eridug ertönte der wütende Sturm. Seine Stimme war von Stille wie von einem Sandsturm erstickt. Seine Leute waren stumm. Eridug wurde von Stille wie von einem Sandsturm erstickt. Seine Leute waren stumm.
Der König blieb außerhalb seiner Stadt wie eine außerirdische Stadt. Er weinte bittere Tränen. Vater Enki blieb außerhalb seiner Stadt wie eine außerirdische Stadt. Er weinte bittere Tränen. Um seiner geschädigten Stadt willen weinte er bittere Tränen. Die Dame verließ wie ein fliegender Vogel ihre Stadt. Die Mutter von E-mah, die heilige Damgalnuna, verließ ihre Stadt. Die göttlichen Mächte der Stadt, die heiligsten göttlichen Mächte wurden aufgehoben. Die göttlichen Kräfte der Riten der größten göttlichen Kräfte wurden verändert. In Eridug wurde alles ruiniert, verwirrt.
Der böswillige Sturm ging aus der Stadt hinaus. Es fegte durch das Land ein Sturm, der weder Freundlichkeit noch Bosheit besitzt, unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse. Subir kam wie Regen nieder. Es schlug hart zu. In der Stadt, in der früher helles Tageslicht schien, verdunkelte sich der Tag. In Eridug, wo früher helles Tageslicht schien, verdunkelte sich der Tag. Als wäre die Sonne unter dem Horizont untergegangen, verwandelte sie sich in die Dämmerung. Als hätte Anu die Stadt verflucht, allein zerstörte er sie. Als hätte Enlil es missbilligt, verneigte sich Eridug.
Es rief bitter: O Zerstörung der Stadt! Zerstörung des Hauses!
Ein zweites Mal zerstörte der Sturm die Stadt, das Lied klagte. Der Mensch wurde verletzt. Der Sturm verstärkte die Klage. Er schnitt das Schloss vom Haupttor ab. Der Sturm löste seine Tür aus. Er hat die Leute in Haufen gestapelt. Die Stadt alleine zerstört er. Es wurde alles gebadet in Tränen. Die Gassen waren besudelt.
Er verzerrte sein Aussehen. Er verzerrte sein Aussehen. Es umkreiste seine Mauern der Wind. Es stürzten seine Fundamente. In seiner ganzen Stadt, dem reinen, strahlenden Ort, waren die Fundamente mit Staub gefüllt. Es wirft seinen Zikkurat, den Schrein, der bis zum Himmel reicht, auf einen Schutthaufen. Die Erhabenheit seiner ehrfürchtigen Türverzierung, die einem Haus entspricht, brach zusammen. Er schnitt das Tor ab, seinen großen Zikkurat des Himmels und der Erde, die mit Schrecklichem bedeckt ist, seine glänzende Tür, und er brach durch den Riegel. Es riss den Türrahmen heraus. Das Haus wurde unkenntlich gemacht.
Die Zerstörung von Eridug! Ihre Zerstörung war schmerzlich.
An seinem Löwentor, dem Ort, an dem das Schicksal bestimmt ist, verstümmelte er das Wäldchen, das den Architrav des Hauses bildet. Ka-Hejala und Igi-Hejala, die Türhüter des Hauses, haben es vorzeitig völlig zerstört. Sie haben sich komplett verändert. Am Tor des Mastschuppens die Tiermast zeigt die großen Opfergaben. Seine Vögel und Fische wurden dort vernachlässigt. Zerstörung im ganzen Haus, strahlend, in Silber und Lapislazuli, Tränen strömen.
Der Angestellte und der Gouverneur feiern die Feste großartig. Heilige Lieder, Lieder aller Art ertönen zur Trommel und Pauke. Die großen göttlichen Kräfte, alle göttlichen Kräfte seufzen. Der Ort der Götter des Himmels und der Erde ist verwüstet. Der Hof des Königs, das heilige Zepter an seiner rechten Seite isz zerbrochen. Die Inanna-Priesterin, die Liebes-Priesterin und die Hochzeits-Priesterin sind tot.
Der Minister Isimud steht allein. Fremde herrschen im Haus an seine Statt. Eridug, Ec-abzu, alles ist still. Der Feind besudelt das gereinigte Gewand. Ein Mann verführt die Leute, zusammen mit den Flüssigkeiten, die ihm aus dem Bauch sprudelten, strömte sein Blut. Die Dirnen, die wie der azurblaue Himmel für immer verschönert wurden, erfasste Todesfurcht.
Die Frauen sind verzweifelt und besorgt wie eine Taube.
Die Vögel der zerstörten Stadt verlassen das Nest. Der Ukuku-Vogel, der Vogel der Trauer des Herzens, heult, verlassen ist der Ort. Schmerzen überall. Die Gegend verfing sich in wilden Dornbüschen. Es wucherten wilde Dornbüsche. Die Cimackier und Elamiter, die Zerstörer, sahen sich die heiligen Kessel an, die niemand betrachten darf. Im E-jektug-Nisaba, dem Haus der Weisheit, wird das Gotteszeichen verhüllt. Die göttlichen Mächte, die das abzuwägen, sind zornig. Wenn die heiligen Schätze in der Schatzkammer aufbewahrt wurden, wurden sie nun in den Staub gelegt, wie ein Nebel, der schwer auf der Erde lag, wie kleine Vögel, die aus ihren Verstecken gescheucht wurden, gingen die Götter fort.
Vater Enki äußerte eine Klage über sich selbst.
Peinlich klagte Vater Enki eine Klage über sich.
Aus diesem Grund blieb Enki, der König der Weisen, außerhalb seiner Stadt wie eine außerirdische Stadt. Sie neigte den Hals zum Boden. Eridus Frau, die heilige Damgalnuna, die treue Kuh, die barmherzige Kuh, die sich an die Brust schlug, kratzte sich die Augen aus. Sie stieß einen rasenden Schrei aus. Sie hielt einen Dolch und ein Schwert in ihren beiden Händen, die stießen zusammen.
Sie riss ihr Haar wie Binsen aus und stieß eine bittere Klage aus: Du, meine Stadt, deren Frau nicht dort wohnt, deren Charme sie nicht befriedigt, wo ist eine Klage, die für dich bitter ausgesprochen wird? Eridug! Du, meine Stadt, deren Frau nicht dort wohnt, deren Charme sie nicht befriedigt, wo werden Tränen für dich geweint? Ich falle wie ein Stier in deiner Höhe fällt, ich bin traurig. Mein Herz ist das Herz einer Königin der Schmerzen!
Der Friede ist weit weg, geflohen sind die großen Götter. Der Herr Enlil, König der Länder, sah Sumer boshaft an. Er hat es abgerissen. Er zerstörte Ki-ur, den großen Ort. Mit der Spitzhacke hat er das ganze glänzende E-kur abgetragen. Er zerstörte es, gab es aber nicht auf. Während des Mittagessens in seinem großen Speisesaal nennen sie ihn bei seinem Namen.
Aruru, die Schwester von Enlil, zerstörte ihre Stadt Irisajrig. In Kec, dem Schöpfungsort des Landes, sah das Volk in nichts seinem heiligen Heiligtum, wo das Tageslicht unbekannt war. Sie zerstörte es, gab es aber nicht auf. Beim Mittagessen, in ihrem großen Speisesaal, nennen sie sie bei ihrem Namen. Der Herr Nanna, der Herr Acimbabbar, zerstörte seine Stadt Urim. Er dezimierte das Land mit Hunger. Er hat ein Sakrileg gegen E-kic-nu-jal begangen. Er schlug sein Herz. Er zerstörte es, gab es aber nicht auf. Während des Mittagessens in seinem großen Speisesaal nennen sie ihn bei seinem Namen.
Inanna, die Königin des Himmels und der Erde, zerstörte ihre Stadt Unug. Auf der Flucht vor E-Ana, dem Haus mit sieben Ecken und sieben Feuern, zerstörte sie es, gab es aber nicht auf. Beim Mittagessen, in ihrem großen Speisesaal, nennen sie sie bei ihrem Namen.
Damgalnuna spricht: Mein Geliebter, hast du jemals solch eine Zerstörung gesehen wie die deiner Stadt Eridug?
Herr Enki, hast du jemals solch eine Zerstörung wie die deiner Stadt Eridug gesehen? Wer hat jemals ein solches Unglück gesehen wie das deines Hauses Ec-abzu? Niemand geht zu seiner Opferterrasse. Beim Mittagessen in seinem großen Speisesaal nennen sie ihn bei seinem Namen nicht. Enki, der König der Süßwasser, fühlte sich verzweifelt, er war besorgt. Nach den Worten seines Gatten begann er selbst zu jammern. Er legte sich hin und fastete.
Mein König, du darfst nicht verzweifelt sein, du darfst nicht ängstlich sein. Vater Enki, du darfst nicht verzweifelt sein, du darfst nicht ängstlich sein. Sohn von Anu, kehre dein Herz zu deinem Ki-ur und deine Aufmerksamkeit zu deiner Stadt zurück. In einer fremden Stadt zu leben, ist miserabel, lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Stadt. In einem fremden Haus zu wohnen, ist miserabel, lenke deine Aufmerksamkeit wieder auf dein Haus. Was kann man mit dieser Stadt vergleichen? Wende deine Aufmerksamkeit auf deine Stadt zurück. Was kann man mit diesem Haus vergleichen? Bringe deine Aufmerksamkeit wieder in dein Haus. Der Tag von Eridug ist lang. Die Nacht ist vorbei.
Möge dein Thron dir sagen: Setz dich. Möge dein Bett dir sagen: Leg dich hin. Möge dein Haus zu dir sagen: Sei ausgeruht. Möge auch dein heiliges Podium freudig zu dir sagen: Setz dich. Möge dein Vater Anu, der König der Götter, dein Herz befriedigen. Eine Person, ein bescheidener Mann, bringt dir Klagen über das treue Haus deiner Frau. Wenn er es vor dir singt, möge diese Person dein Herz beruhigen. Wenn er ein Gebet rezitiert, schaue freundlich auf ihn.
Es ward dein Tempel zerstört und dein Haus geschlagen.
Und möge man es für dich wiederherstellen.
Versteck dich nicht wie ein Verbrecher.
DREIZEHNTES KAPITEL
Haus der Fürstenmächte, in mächtigem Wasser stehend, die Gewässer sind davon zurückgegangen. Man kann in seinem weiten Sumpf laufen. In ihm wachsen wilde Dornbüsche. Das entzückende Boot „Antilope“ der Süßwasser, das Wasser ist von ihm zurückgetreten; sein Schafstall ist leer, der Kai ist verlassen. Du warst Sirsir, die Schutzgottheit und der Mann, der das Boot reitet. Am Bug wurde das Wasser vor ihnen nieder geschleudert. Übeltäter zerstörten das Haus, und die Riten wurden gestört.
Am Giguna-Schrein, dem heiligen Haus, Übeltäter freveln. Das E-Unir, der Schrein hebt seinen Kopf so hoch wie der Himmel. Sein Schatten ist bleich.
Am großen Tor, dem Löwentor, dem Ort, an dem das Schicksal bestimmt wird, sündigen Übeltäter. Sie stecken ihre Tür in Brand. Ka-hejala und Igi-hejala, die Türhüter des Hauses, freveln. Enki, am heiligen Ort, verlässt seine Leute. Öde liegt der zerstörte Ort, aufgegeben die Kräfte der Anuna-Götter.
Eridug, Stadt im Schilf, Eridug, Stier und Kuh begatten sich nicht mehr. Ohne ein Sumpfschwein zu sein, Eridug brüllt wie ein Stier. Die Dame der Stadt rief: Meine Stadt!
Vater Enki! O dein Haus, deine Stadt, dein Volk, die Berge!
VIERZEHNTES KAPITEL
Nachdem der Viehstall für die vordersten göttlichen Mächte gebaut worden war, wie wurde er zu einem verwunschenen Ort? Wann wird er wiederhergestellt? Wo war der Ziegel des Schicksals gelegt? Wer zerstreute seine göttlichen Kräfte? Das Wehklagen wird wiederholt: Wie wurde der Vorratsraum von Nibru, der Schrein Dur-an-ki, zu einem verwunschenen Ort? Wann wird er wiederhergestellt? Nachdem Ki-ur, das Heiligtum, gebaut worden war, nachdem das Mauerwerk von E-kur gebaut worden war, nachdem Ubcu-unkena gebaut worden war, nachdem der Schrein Egal-mah gebaut worden war, wie wurden sie verfolgt? Wann werden sie wiederhergestellt?
Wie wurde die wahre Stadt leer? Seine kostbaren Entwürfe wurden verunreinigt! Wie wurden die Feste der Stadt vernachlässigt? Ihre großartigen Riten sind in Unordnung geraten! Im Herzen von Nibru, wo die göttlichen Mächte zugeteilt wurden und sich die Schwarzhaarigen vermehrten, verriet das Herz der Stadt keine Anzeichen von Intelligenz mehr, dort, wo die Anuna Ratschläge erteilten! In Ubcu-unkena, dem Ort, an dem große Urteile gefällt werden, vermitteln sie keine Entscheidungen oder Gerechtigkeit mehr!
Wo ihre Götter ihre Wohnungen errichtet hatten, wo ihre täglichen Rationen angeboten wurden, ihre Dämme aufgestellt wurden, wo das heilige königliche Opfer und das Abendmahl in ihrem großen Bankettsaal dazu bestimmt waren, Bier und Sirup auszuschenken, Nibru, die Stadt, in der sich die schwarzhaarigen Leute in ihrem Schatten kühlten, in ihren Wohnungen fiel Enlil auf sie herab, als wären sie Verbrecher. Er war derjenige, der sie wie eine Viehherde zerstreute. Wie lange würde ihre Dame, die Göttin Ninlil, nach der Innenstadt fragen, deren bittere Tränen überwältigend waren?
Als wäre es ein leeres Ödland, betritt niemand diesen großen Tempel, dessen geschäftiges Treiben berühmt war. Was die großen Machthaber angeht, die den Reichtum der Stadt Nibru erhöht haben, warum sind sie verschwunden? Wie lange würde Enlil das Land vernachlässigen, wo die Schwarzhaarigen wie Schafe reiches Gras fraßen? Tränen, Wehklagen, Depressionen und Verzweiflung! Wie lange würde sein Geist brennen und sein Herz nicht beschwichtigt werden? Warum haben diejenigen, die einst Trommeln und Pauken spielten, ihre Zeit mit bitterem Wehklagen verbracht? Warum saßen die Klagelieder in ihren Backsteingebäuden? Sie beklagten die Not, die sie bedrängte.
Die Männer, deren Frauen gefallen waren, deren Kinder gefallen waren, sangen: Oh, unsere zerstörte Stadt! Ihre Stadt war weg, ihre Häuser verlassen, als diejenigen, die für die Backsteingebäude der guten Stadt sangen, als Wehklagende der Wehklagen, wie die Pflegekinder eines ekstatischen Mannes, der ihre eigene Intelligenz nicht mehr kennt, waren die Leute verrückt, ihre Gedanken in Unordnung geraten. Der wahre Tempel jammerte bitter.
Wer hat den Tempel gebaut, Ninlil?
Der wahre Tempel gab dir nur Tränen und Wehklagen, er singt ein bitteres Lied der richtigen Reinigungsriten, die vergessen werden! Das Mauerwerk von E-kur gab dir nur Tränen und Wehklagen, es singt ein bitteres Lied der richtigen Reinigungsriten, die vergessen werden! Es weint bittere Tränen über die großartigen Riten und die kostbarsten Pläne, die entweiht werden, seine heiligsten Essensrationen werden vernachlässigt und im Totenopfer schreit es "Hélas!" Der Tempel verzweifelt an seinen göttlichen Kräften, vollkommen gereinigt, rein und heilig, die jetzt unrein sind! Im wahren Tempel, den man bitter betreten kann, vergeht die Zeit mit Tränen.
Da die Versiegelungen der reichlich vorhandenen Materialien im Tempel aufgerissen wurden, haben sie die Lasten auf den Boden gelegt. Da das Anwesen in seinen gepflegten Lagerhäusern zurückgeschickt wurde, heißt es: Was werden sie jetzt für mich tun? Weil die Feinde, die das Gute vom Bösen nicht kennen, alle guten Dinge abgeschnitten haben, singt es einen bitteren Groll; weil sie dort wie Tiere ihre Bevölkerung beendet haben, ruft es: Oh! mein Land! Weil sie die jungen Frauen, jungen Männer und ihre kleinen Kinder wie Kornhaufen aufgestapelt haben, ruft es "Wehe!" Weil sie ihr Blut wie ein Regensturm auf den Boden gespritzt haben, gibt es keine Zurückhaltung mehr beim Weinen.
Der Tempel stöhnt bitterlich wie eine Kuh, deren Kalb abgeschnitten ist; es ist von Trauer erfüllt, und die lieblich klagenden Wehklagen, wie Kindermädchen, die ein Schlaflied singen, antworten mit ihrem Namen. In Angst beklagen sie die Tatsache, dass der Herr der Stadt dort Köpfe zerschlagen hat, dass er von dort weg und in Richtung eines fremden Landes blickt. Der wahre Tempel aller Länder, die vor ihm aufgekommen waren, was haben die Schwarzhaarigen, die einen wahren Weg eingeschlagen hatten, getan, was haben sie aufgegeben, dass ihr Herr mit ihnen wütend geworden ist und in Wut weggeht?
Es drückt bittere Schreie aus, weil er die großen göttlichen Kräfte aus ihm herausgenommen hat.
Wie lange wird sich der Herr der Stadt, der wütend geworden ist, nicht danach umdrehen, nicht "Wehe!" rufen? Warum hat er die Straße zum Mauerwerk unterbrochen? Er ließ die lauten Tauben von ihren Fenstern weg fliegen. Warum veränderte er das Aussehen des Tempels, der schöne Stimmen kannte, wo sie die Tage im süßen Spiel der Trommeln in den Backsteingebäuden verbrachten? Der Tempel, einst ein Ort, an dem man in der Demut Begrüßungen anbot, ist jetzt so totenstill wie ein Tempel, den niemand verehrt!
Als ob die Ausrüstung des Reinigungspriesters nicht absolut heilig wäre, als ob seine Reinigungsriten nicht in allen Ländern zur Ruhe kamen, hat er sie aufgegeben, seine Brust von ihnen abgewandt, zwischen Niedergeschlagenheit und Wehklagen hat er sie zu einem Sakrileg gemacht. Wie lange würde sein Gesicht nach seinem Schicksalsschlag von Tränen bedeckt sein? Er lehnte es also ab, als wäre es eine Gotteslästerung! Warum hat die Freude ihr Mauerwerk verlassen? Tag und Nacht hat er sein Herz mit Tränen gefüllt! Sogar jetzt hat er es fremd gemacht und einen Frevel begangen!
Sein Herr, der es wie ein böser Wind geraubt hat, hat diese Stadt und ihre Tempel zerstört! Er hat ihre Fundamente ausgerissen, sie mit der Axt getroffen, Frauen und ihre Kinder darin getötet, er hat aus dieser Stadt eine verlassene Stadt gemacht. Wann würde er sein uraltes Eigentum wiederherstellen? Ihre Besitztümer wurden vom Wind mitgerissen! Enlil machte aus der Stadt, die dort war, keine Stadt mehr!
Er hat seinen Verstand gewandelt! Er warf seine Intelligenz in Unordnung und machte es zum Spuk! Er nahm das Essen und das Wasser weg! Er hat die Tage der Vertrautheit mit Milch und Bier beendet! Der Tempel, den er geopfert hat, drückt bittere Wehklagen aus; er hat seine Augen mit Tränen verwischt. Die Klagelieder, die die Klagen ausführen, reagieren darauf traurig. Niemand berührt den Arm des Stadtherrn, der seine göttlichen Kräfte entfernt hat! Niemand interveniert!
Wie ließ Enlil all seine größten göttlichen Kräfte weg fliegen! Niemand berührt jemals seinen Arm! Niemand interveniert jemals!
Ich gehe runter zu meiner düsteren Sängerin des bitteren Schicksals, und ich werde weinend vor ihm weinen. Sogar jetzt klagen die Klagenden, die sich mit Liedern auskennen, über mich! Nun klagen meine Leute, die von der Notstimme überwältigt sind, nach und nach für mich! Schon jetzt sind mir die Zufluchtsorte meines Volkes bekannt geworden, dessen Herzen in dunkler Not brennen. Meine Leute, deren Herzen auf bittere Art und Weise gebrochen wurden, führen mir die Tränen der Schlaflieder meiner Jungen vor!
Die gut gebauten Häuser, Frauenhäuser, wurden falsch gegründet und vom Wind erodiert! Sie klagen für mich ein Wehklagen, wie der Feind mein Land verlassen hat! Sie sprechen die Schreie meines Herzens aus, überwältigt von Bitterkeit, um es zu beruhigen! Sie beginnen ihre Wehklagen über meinen Herrn Enlil! Er wird Erbarmen und Mitleid mit mir haben, Enlil, Vater der schwarzhaarigen Leute, der den Befehl geben wird, mich wiederherzustellen!
Mein Herz ist dunkel, ich bin zerstört, ich bin im Chaos, ich bin am Boden zerstört!
In den vordersten Backsteingebäuden singen sie, dass dein Schicksal bitter ist! Auch zu Enlil, der deine Tränen für dich annehmen wird und von sich aus bittere Tränen weint, sprich mit deinem Herrn selbst über das, was er dir angetan hat, bezüglich dieses Schicksals! Sage zu ihm: Mein Herr, wie lange? Schau mich mit Gnade an, mein Herr! Sag: Warum? Sprich: Möge dein Herz für mich beruhigt sein. Verwirf dieses Sakrileg zu deinem Besten! Der Tag ist dunkel! Sprich: Trete für mich wieder in meine dunklen Schreine ein! Sag: Wie einen hellen, gereinigten, heiligen Tag, gib deine Gnade zu deinem eigenen Besten! Sag: Dein Unglück ist groß, wer wird es wieder aufbauen?
Vielleicht kann ich ihm dadurch Mitleid und Erbarmen bringen. Die Depression hat dein Herz geschwächt, aber ich bin derjenige, der dir guten Beifall gebracht hat. Er wird es für immer als dein Los festlegen, dass du deinen Kopf hoch heben wirst, er wird die Feindseligkeiten wieder gut machen, die er gegen dich gerichtet.
In der Stadt, die keine Freiheit kennt, schlug er sie nieder.
Sogar jetzt hat dein Herr die feindliche Wut für dich geschlagen! Er hat Gnade mit dir gehabt und dein Schicksal bestimmt! Er hat "Genug!" gesagt, damit er die Klagen von deinen Backsteingebäuden entfernt hat! Gut gelaunt und mit freudigem Herzen ist er wieder für dich da! Ninurta, der mächtige Kommissar, hat sich um die Dinge gekümmert! Er stand dort vor dem Helden, seinem Versorger Dagon, und gab ihm den Befehl, E-kur, den wertvollsten Schrein, komplett neu aufzubauen! Er hat sein uraltes Eigentum restauriert! Enlil hat Dagon befohlen, seinen Zikkurat-Tempel wiederherzustellen, um ihn wie den Tag zum Leuchten zu bringen und das Podium auf seiner Plattform anzubringen!
Er hat die Riten, die der Feind gestört und entweiht hat, zusammen mit den zerstreuten göttlichen Kräften an ihre Stelle gesetzt! Er hat ihm seine heilige, unveränderliche Entscheidung gegeben, dass sie die Reinigungsriten, die der Feind gestoppt hatte, wieder heiligen und reinigen sollten! Er hat Dagon, seinem geliebten Hirten, gesagt, dass temperamentvolle Stiere und temperamentvolle Böcke geschlachtet werden sollten! Wenn das Schicksal des heiligen königlichen Opferplatzes bestimmt wird, wird er Begrüßungen anbieten und täglich dort in Flehen und Gebet stehen.
Wie lange dauert es, bis du dich ausruhen wirst?
Wie lange wird das Mauerwerk seine Augen in Tränen und Wehklagen nach oben strecken? Selbst jetzt, dein Herr, der Große Berg Enlil, der im Universum die höchste Rolle spielt, hat das Klagen von deinen Backsteingebäuden entfernt und deinen guten Humor gefördert.
Nun, Stadt, dein Herr, der Mitleid und Erbarmen mit dir hatte, Vater Enlil, Herr aller Länder, der befohlen hat, dass du wiederhergestellt wirst, und die Große Mutter Ninlil, die ihn dort zum Gebet bat, und das Mauerwerk selbst, das zu ihm sagte: Beständig sei das Zittern von Nibru! und sagte zu ihm: Erneuere mein Frauenquartier für mich! Stell meine Schläfen für mich wieder her! - derjenige, der über die Sache nachgedacht hat, damit er zu einer Entscheidung über sie kam, Enlil, der die Beförderung wahrer Worte als angenehm befand, der wohltätig den wahren Tempel betrat, der die Zerstörung erlitten hatte, er selbst entfernte, worauf er sich einlässt, die Not.
So wie er dich zum Schweigen gebracht hat, hat er, als er wieder freudig eintrat, als Schicksal das Geräusch von ausgesuchtem Bier und Sirup bis zum Überlaufen festgelegt. Genug! Es ist Zeit, die Klage zu unterdrücken, sagte er zu dir. Weil du in einem Zustand der Vernachlässigung gelebt hast, hat Enlil, der dein Schicksal bestimmt hat, gesagt: Meine Stadt, du hast mein heiliges Herz zu dir besänftigt! Er ist zu dir zurückgekehrt! Nibru, du hast mein heiliges Herz zu dir gebracht! Er ist zu dir zurückgekehrt! Echte Stadt, er hat dein großes Schicksal bestimmt und deine Herrschaft lang dauernd gemacht! Nibru, er hat dein großes Schicksal bestimmt und deine Herrschaft lang dauernd gemacht!
Enlil selbst hat Dagon geboten, dass E-kur wie der Tag scheinen sollte! Gleichmäßiges Sonnenlicht scheint in Ki-ur; er hat dir wieder Tageslicht gebracht! Ninlil hat dein Schicksal in Jajiccua bestimmt! Enlil und Ninlil gründeten gemeinsam E-kur! Sie speisten dort und genossen das erlesene Bier! Sie überlegten, wie sie die Schwarzhaarigen in ihren Wohnungen sichern können! Sie haben die Leute zurückgebracht, die völlig am Boden zerstört waren! Sie haben die Kinder wieder zusammengeführt, die sie von ihren Müttern abgewandt hatten! Die Bevölkerung begleitet dich in ihren sicheren Hochburgen! Schrein Nibru, der große Berg Enlil ist zu dir zurückgekehrt!
Wie leidest du? Wie die Depression dich erschöpft!
Sogar jetzt befehlen sie Dagon, dass Sumer und Akkad zu deinen Füßen wiederhergestellt werden sollten und dass ihre zerstreuten Leute in ihre Nester zurückgebracht werden sollten! Sie haben die Nachricht gebracht, dass die großartigen Riten von Eridug nicht vergessen werden sollten, und ihr Herz sandte Weisheit aus, so dass der gesunde Menschenverstand verteilt werden sollte! Die Anuna, die Herren, die das Schicksal bestimmen, befehlen, Adab wieder aufzubauen, die Stadt, deren Dame alle Lebewesen gestaltet und die Geburt fördert!
Anu und Enlil haben geraten, Urim wiederherzustellen, auf einer Weide zu gründen, deren göttliche Kräfte sich von den übrigen unterscheiden! Sie befehlen dem Prinzen der Stadt Larsa, dem Herold des Universums, dem Richter der zahlreichen Menschen, seine Grundlagen zu sichern, um den richtigen Weg zu gehen! Sie haben eine Entscheidung bezüglich Unug-Kulaba, der heiligen Stadt, der Handlung der Götter, getroffen und sie wiederhergestellt. Sie haben die Nachricht von der Entfernung aller Feinde und Gegner aus der Region von Zabalam gebracht, der Stadt, in der die Himmelsherrin ihre Streitkräfte konzentrierte.
Anu und Enlil haben mit ihrem wohltätigen Blick Lagac, den Liegeplatz des Himmels, und den vor langer Zeit errichteten Schrein Jirsu angesehen. Sie haben das verräterische Tidnum aus diesem Tempel in Umma, Sig-kur-caga, entfernt, der misshandelt worden war! Es sind die großen Götter, die befohlen haben, das Fundament von Kic am Rande von Sumer und Akkad zu sichern, dessen Herrschaft die Superlative ist! Marad, die Stadt, in der das Flusswasser fließt, in deren Feldern feines Getreide ist, die Anuna, die diese Dinge weggenommen haben, haben sie wieder dorthin gebracht!
Isin, der Versorger der Anuna, ist seit jeher beeindruckend. Anu, Enlil, Enki und Ninmah haben ihre Herrschaft lange dauern lassen! Auf ihren Befehl haben sie es übergeben und ihre Zustimmung ausgesprochen! Sie haben es Ninurta anvertraut, dem Champion, dem starken Helden! Sie haben Ninisina, dem erhabenen Kind von Anu, dem Priester der Beschwörungsformel des Landes, befohlen, ruhig in ihrer heiligen Wohnung zu ruhen, Egal-mah! Sie haben Damu, dem Cheffriseur von Nunamnir, dem Heiler der Lebenden, angewiesen, die fremden Länder zu Füßen seines Vaters und seiner Mutter zu beugen!
Anu, Enlil, Enki und Ninmah haben ihre Befehle erteilt!
Jetzt ist es zu sehen! Enlil hat einen guten Tag im Land festgelegt! Er hat sogar den Tag für Nibru befohlen, seinen Hals zum Himmel zu erheben! Er hat selbst einen guten Tag für E-kur zur Verfügung gestellt! Er selbst hat den Tag für die großartige Manifestation von Ki-ur aufgeweckt! Er selbst hat den Tag für Sumer und Akkad wiederhergestellt! Er selbst hat den Tag für die Errichtung von Häusern und Abstellräumen reserviert! Er hat selbst den Tag hervorgebracht, damit Samen keimen und lebendige Dinge geboren werden können! Er hat den Tag für den Bau von Viehställen und die Gründung von Schafställen herausgebracht!
Die Mutterschafe, die Lämmer trugen, haben die Ställe gefüllt! Mutterschafe haben in den Hürden geboren, ihre Lämmer haben die Ställe gefüllt! Die Ziegen, die Kitze gebären, haben die Hürden gefüllt! Die Mutterschafe, die mit ihren Lämmern überströmten, haben den Schafstall geschwollen! Die Ziegen, die mit ihren Kitzen überströmten, haben zu einer Verbreiterung der Ställe geführt! Er selbst hat den Tag festgesetzt, um die Zerstörung zum Guten zu wenden! Er hat den Tag verflucht als böse! Er hat Dagon als Hilfe für den Tag zur Verfügung gestellt, um Gerechtigkeit im Land zu etablieren!
Obwohl Sumer und Akkad vom Feind entweiht worden waren, wurden die Herzen danach beruhigt, die Geister beruhigt! Alle großen Götter hatten also Mitleid! Sie sahen die Erschöpften an und brachten sie heraus! Sie haben deine Stadt wiederhergestellt, die in Trümmern lag! Enlil, der König aller Länder, stellte sein zerstörtes Eigentum wieder her! Dort, wo die Bevölkerung nach dem Bau ihrer Nester in der Kühle ruhte, in Nibru, auf dem Berg der größten göttlichen Mächte, von wo aus sie einen ungewohnten Weg eingeschlagen hatten, befahl den Anuna, genau diesen Herren, die das Schicksal bestimmen, das Wort zu reden. Die Tempel, die sie verlassen hatten, und die Juwelen, die vor langer Zeit dort hingelegt und vom Wind weggetragen worden waren, sollten alle wiederhergestellt werden!
Er hat sich dort niedergelassen, um in Freude zu essen! Enlil hat den Befehl an Dagon, seinen freudigen, ehrfurchtsvollen Sakralbeamten, gegeben, der täglich dient, seine Nahrung zu heiligen, sein Wasser zu reinigen! Er hat ihm befohlen, seine verunreinigten göttlichen Kräfte zu reinigen! Er hat seine ungeordneten und zerstreuten Riten in Ordnung gebracht, er hat die heiligsten Dinge an ihre Stelle gesetzt, einst vernachlässigt und verunreinigt. Als Schicksal bestimmt er das Opfer von Tagesrationen und das Mahlen von feinem Mehl. Er hat beschlossen, reichlich Brot auf dem Tisch zu legen, Brote zahlreich zu machen!
Vater Enlil, der Herr, dessen Befehl nicht geändert werden kann, Fürst aller Länder, hat unter den schwarzhaarigen Leuten festgelegt und zu ihrem Nutzen befohlen eine Zeit, zu der niemand einem anderen feindliche Worte sagen soll, wenn es ein Sohn ist, seinen Vater zu respektieren, eine Zeit, um Demut im Land aufzubauen, damit der Minderwertige genauso wichtig ist wie der Mächtige, eine Zeit, in der der jüngere Bruder, der seinen großen Bruder fürchtet, Demut zeigen soll, eine Zeit, in der das ältere Kind ist aufgerufen, das jüngere Kind vernünftig zu behandeln und auf seine Worte zu achten, eine Zeit, um weder Schwache noch Starke in die Gefangenschaft zu ziehen, sondern mit guten Taten zu dienen, eine Zeit, um die unordentlichen Straßen zu bereisen, um böses Wachstum zu beseitigen, eine Zeit wenn irgendjemand gehen soll, wo er will, keine Beleidigungen gegen seinen Gefährten schleudern soll, eine Zeit, wenn jemand dorthin gehen soll, wo er will, sich demütig in der Ebene zu verhalten, kein Sakrileg zu üben, eine Zeit, in der niemand feindliche Worte zu einer anderen Person spricht, wo keine Sakrilege ausgeführt werden, eine Zeit, um von der eigenen Stadt in eine fremde Stadt zu gehen, keine Angst in der Ebene zu haben, keine Sünden zu vollbringen, eine Zeit, um die Bitterkeit aus dem Land zu entfernen, darin Licht zu schaffen, eine Zeit, in der es dunkel wird, soll im Land gehoben werden, damit sich die Lebewesen freuen können.
Jetzt ist es zu sehen! Nach dieser Zeit wird Enlil, der Prinz, der voller Mitleid ist, seinem Helden, der den Ziegelstein gelegt hatte, wohltätig sein! Er ordnet ihm erneut die göttlichen Kräfte an, die der Feind entweiht hatte! Er hat die verunreinigten Riten für ihn wieder geheiligt! Er reinigt seinen Zikkurat-Tempel und machte ihn für ihn strahlend! In ihm gab es reichlich Fülle, er füllte ihn mit auserlesenem Bier und Sirup! Dort hat er damals die Befriedigung der Herzen, die Besänftigung der Geister, die Verbesserung der Stimmungen festgelegt!
Dagon selbst stand im Gebet vor Enlil und bot Begrüßungen an! Als er die Klage angefangen und das Flehen ausgesprochen hatte, behandelte der Prinz aller Länder seinen Körper mit reichlich Öl, als wäre es der süßeste Sirup! Und sein Gebet wurde gehört. Enlil sah ihn mit Gunst an, Dagon, dessen Worte Enlil Freude bereiten! Enlils ständiger Begleiter, mit dessen Gedanken er einverstanden ist! Denn der Demütige hat sich in seinen Andachten niedergeworfen und dort gedient, weil er ihn zum Flehen auffordern und ihm Ehrfurcht erweisen wird, weil er das königliche Opfer vollenden und ehren wird und zurückkehren wird, weil er auf alles aufpasst und nicht nachlässig ist, Enlil hat Dagon seine Herrschaft über lange Jahre versprochen!
Er hat ihm versprochen, dass er ein Mann von herausragendem Königtum sein wird! Er hat ihm versprochen, dass er ein König sein wird, dessen Herrschaft gut ist! Er hat ihm versprochen, dass die Menschen in sicheren Wohnungen wohnen werden! Enlil stimmte darin überein, was er den zahlreichen Leuten gesagt hatte! An dem Tag, an dem das Schicksal erlassen werden soll, wird jeder Teil von Sumer und Akkad unter den wie Schafe strömenden Menschen unter den gut gepflegten Menschen für immer die Majestät des Großen Berges Nunamnir, der Enkara-Waffe des Universums, preisen! Es ist seine ehrfurchtgebietende Art!
FÜNFZEHNTES KAPITEL
Die Göttin von Ur, Ningal, erzählt, wie sie unter ihrem Gefühl des kommenden Untergangs gelitten hat.
Als ich um diesen Tag des Sturms trauerte, dieser für mich bestimmte Sturmtag lag auf mir, voller Tränen, dieser für mich bestimmte Sturmtag legte sich mit Tränen auf mich, die Königin.
Obwohl ich an diesem Tag des Sturms zitterte, dieser Sturm war für mich bestimmt. Ich konnte nicht vor dem Tod dieses Tages fliehen. Und plötzlich sah ich keine glücklichen Tage in meiner Regierung, keine glücklichen Tage in meiner Regierung.
Obwohl ich für diese Nacht zittern würde, in dieser Nacht grausamen Weins, für mich bestimmt, ich konnte nicht vor dem Tod dieser Nacht fliehen. Die Angst vor der Überschwemmung des Sturms lastete auf mir.
Und plötzlich auf meiner Couch nachts, auf meiner Couch nachts wurden mir keine Träume gewährt. Und plötzlich in meiner Couchvergessenheit wurde mir meine Couchvergessenheit nicht gewährt.
Weil diese bittere Qual für mein Land bestimmt war, als Kuh zum verwundeten Kalb, selbst war ich gekommen, um auf dem Boden zu helfen, ich hätte meine Leute nicht aus dem Sumpf ziehen können.
Weil dieser bittere Schmerz für meine Stadt bestimmt war, selbst wenn ich, vogelartig, meine Flügel ausgestreckt hatte, und wie ein Vogel in meine Stadt geflogen bin, doch meine Stadt wäre auf ihrem Fundament zerstört worden, doch wäre Ur umgekommen, wo es lag.
Weil dieser Tag des Sturms seine Hand erhoben hatte, und ich hatte sogar laut geschrien und geweint: Kehre um, o Tag des Sturms, wende dich zu deiner Wüste! Die Brust dieses Sturms wäre nicht von mir genommen worden.
Dann wahrlich zur Versammlung, wo die Menge noch nicht aufgestanden war. Während die Anunnaki sich selbst banden, um die Entscheidung aufrechtzuerhalten, ich zog meine Füße an und streckte meine Arme aus, wahrlich, ich habe vor Anu die Tränen vergossen. Wahrlich, ich selbst trauerte vor Enlil:
Möge meine Stadt nicht zerstört werden! Ich sagte dies zu ihnen. Möge Ur nicht zerstört werden! Ich sagte dies zu ihnen. Und möge sein Volk nicht getötet werden! Ich sagte dies zu ihnen. Aber nie neigten sie sich zu diesen Worten, und Enlil niemals mit einem "Es ist angenehm, also sei es!" beruhigte mein Herz.
Siehe, sie gaben die Anweisung, die Stadt zu zerstören, siehe, sie gaben die Anweisung, Ur zu vernichten, und sein Schicksal befahl, dass seine Bewohner getötet werden.
Enlil rief den Sturm an. Die Leute trauern. Winde des Überflusses nahm er aus dem Land. Die Leute trauern. Starke Winde nahm er von Sumer weg. Die Leute trauern. Böse Winde hat er eingesetzt. Die Leute trauern. Er vertraute sie Kingaluda an, zärtlichen Stürmen.
Er hat den Sturm gerufen, der das Land vernichtet. Die Leute trauern. Er rief katastrophale Winde. Die Leute trauern. Enlil wählte Gibil als seinen Helfer und rief den großen Hurrikan des Himmels. Die Leute trauern. Der blendende Hurrikan, der über den Himmel heult, die Menschen trauern, der Sturm unersetzlich wie Brüche durch Deiche, schlägt alles nieder, verschlingt die Stadtschiffe, all diese versammelte er am Fuß des Himmels. Die Leute trauern.
Große Feuer, die er entzündete, die den Sturm ankündigten. Die Leute trauern. Und auf beiden Seiten der wütenden Winde die brennende Hitze der Wüste erleuchtet.
Wie die brennende Hitze des Mittagessens versengte dieses Feuer.
Der Sturm, den Enlil im Hass befahl, der Sturm, der das Land wegträgt, bedeckte Ur wie ein Tuch und verhüllte es wie ein Leinentuch.
An diesem Tag verließ der Sturm die Stadt; diese Stadt war eine Ruine. O Vater Nanna, diese Stadt war eine Ruine. Die Leute trauern. An diesem Tag verließ der Sturm das Land. Die Leute trauern. Seine Leute, Leichen, keine Pottasche, verpatzten die Ansätze. Die Wände klafften, die hohen Tore, die Straßen wurden mit Toten gestapelt. In den breiten Straßen, in denen sich einst die Menschenmassen versammelten, lagen sie durcheinander. In allen Straßen und Wegen lagen Körper. In offenen Feldern, die sich früher mit Tänzern füllten, die Leute lagen in Haufen.
Das Blut des Landes füllte nun seine Löcher, wie Metall in einer Form; Körper lösten sich auf wie Butter in der Sonne.
Nannar, Mondgott und Gatte von Ningal, appelliert an seinen Vater Enlil: O mein Vater, der mich hervorgebracht hat! Was hat meine Stadt mit dir gemacht? Warum hast du dich davon abgewandt? O Enlil! Was hat meine Stadt mit dir gemacht? Warum hast du dich davon abgewandt? Das Schiff der ersten Früchte bringt dem produzierenden Vater keine ersten Früchte mehr. Nun geht nicht mehr Enlil in Nippur mit seinen Brot- und Essensportionen ein! O mein Vater, der mich hervorgebracht hat! Berge meine Stadt noch einmal von ihrer Einsamkeit in deinen Armen! O Enlil! Berge wieder mein Ur in deinen Armen von seiner Einsamkeit! Berge meinen Tempel Ekishnugal wieder in deinen Armen aus seiner Einsamkeit! Lass dich in Ur bekannt machen! Lass die Leute für dich expandieren: lass die Wege von Sumer, die zerstört wurden, seien für dich wiederhergestellt!
Enlil antwortete seinem Sohn Suen: Das Herz der vergeudeten Stadt weint, Schilf für Flöten der Klage wächst darin, sein Herz weint, Schilf für Flöten der Klage wächst darin, seine Leute verbringen den Tag im Weinen. Oh edler Nanna, sei besorgt um dich, welchen Wagen hast du voll von Tränen? Es gibt keinen Widerruf eines Urteils, kein Erlass der Versammlung, es ist nicht bekannt, dass ein Befehl von Anu und Enlil geändert wurde. Ur wurde wahrlich ein Königtum gewährt, eine dauerhafte Frist wurde ihm nicht gewährt. Von den Tagen an, als das Land zum ersten Mal besiedelt wurde, bis zu dem Tage es jetzt weitergegangen ist, wer hat jemals eine Amtszeit zu Ende gesehen? Sein Königtum, seine Amtszeit, wurde entwurzelt. Es muss sich Sorgen machen. Du, mein Nanna, mach dir keine Sorgen! Verlasse deine Stadt!
SECHZEHNTES KAPITEL
Um die festgesetzten Zeiten zu stürzen und die göttlichen Pläne zu verwischen, versammeln sich die Stürme wie eine Flut.
Anu, Enlil, Enki und Ninhursaja und Ninmah haben ihr Schicksal beschlossen, die göttlichen Kräfte von Sumer zu stürzen, die gnädige Herrschaft in ihrer Heimat einzusperren, die Vernichtung der Stadt, um das Haus zu zerstören, den Viehstall zu zerstören, den Schafstall zu nivellieren, dass das Vieh nicht im Stall stehen sollte, dass sich die Schafe nicht in der Hürde vermehren sollten, dass die Wasserläufe Brackwasser tragen sollten, dass Unkraut auf den fruchtbaren Feldern wachsen sollte, dass Trauerpflanzen im Freiland wachsen sollten, dass die Mutter ihr Kind nicht suchen sollte, dass der Vater nicht sagen sollte "O meine liebe Frau!", dass die junge Frau sich in seiner Umarmung keine Freude machen sollte, dass das junge Kind nicht kräftig wachsen sollte, dass die Amme keine Schlaflieder singen sollte; den Ort des Königtums zu ändern, die Suche nach Orakeln zu verhöhnen, das Land dem König zu nehmen, den Sturm auf das ganze Land zu richten, die göttlichen Pläne auf Befehl von Anu und Enlil zu verwischen.
Nachdem Anil das feindliche Land günstig angesehen hatte, nachdem Anil die von ihr geschaffenen Kreaturen zerstreut hatte, nachdem Enkihad den Lauf des Tigris und des Euphrat geändert hatte, nachdem Utuhad seinen Fluch auf das Land geworfen hatte und auf Straßen und Alleen; um die göttlichen Kräfte von Sumer auszuradieren, seine vorherbestimmten Pläne zu ändern, die göttlichen Kräfte der Herrschaft des Königs von Urim zu entfremden, den fürstlichen Sohn in seinem Haus E-kic-nu-jal zu demütigen, um zu trennen die Einheit des Volkes von Nanna, so zahlreich wie Mutterschafe; die Nahrungsangebote von Urim zu ändern, den Schrein der großartigen Nahrungsangebote; dass seine Leute nicht länger in ihren Quartieren wohnen sollten, dass sie einem feindlichen Ort überlassen werden sollten; dass Cimacki und Elam, der Feind, an ihrer Stelle wohnen sollten; dass sein Hirte in seinem eigenen Palast vom Feind gefangen werden sollte, dass Suen in Fesseln ins Land Elam gebracht werden sollte, das vom Berg Zabu am Rande des Meeres bis zu den Grenzen von Ancan wie ein Schluck aus seinem Haus geflogen ist, so sollte er niemals in seine Stadt zurückkehren; dass an den beiden Ufern des Tigris und des Euphrats Unkraut wachsen sollte, dass sich niemand auf der Straße aufmachen sollte, dass niemand die Hochstraße aufsuchen sollte, dass die Stadt und ihre besiedelte Umgebung ruiniert werden sollten; dass seine zahlreichen Schwarzköpfe geschlachtet werden sollten; dass die Hacke nicht die fruchtbaren Felder ergreifen sollte, dass kein Saatgut in den Boden gepflanzt werden sollte, dass die Melodie der Hirtenlieder im Freiland nicht erklingen sollte und dass Butter und Käse nicht im Viehstall gemacht werden sollten, der Mist sollte nicht auf dem Boden gestapelt werden, damit der Hirte den heiligen Schafstall nicht mit einem Zaun umschließt, damit das Lied der Butter nicht im Schafstall erklingt; um die Tiere des offenen Landes zu dezimieren, um alle Lebewesen zu erledigen, dass die vierbeinigen Kreaturen von Cakkan keinen Mist mehr auf den Boden legen sollten, dass die Sümpfe so trocken sein sollten, dass sie voller Risse sind und haben keine neuen Samen, dass kränkliches Schilf im Schilfdickicht wachsen sollte, dass sie mit einem stinkenden Morast bedeckt sein sollten, dass in den Obstgärten kein neuer Zuwachs entstehen sollte, dass alles von selbst zusammenbricht, so schnell Urim wie einen gefangenen Ochse zu unterwerfen, den Hals zu Boden zu beugen: der große, wilde Bulle, der sich seiner eigenen Kraft zuversichtlich bewusst ist, die auf heiligem Boden errichtete Urstadt der Herrschaft und des Königtums.
Ihr Schicksal kann nicht geändert werden. Wer kann sie stürzen? Es ist das Kommando von Anu und Enlil. Wer kann sich dagegen wehren?
Eine Angst vor den Wohnungen von Sumer hatte das Volk. Es erleuchtet ein böser Sturm die Stille in der Stadt. Nintud verriegelte die Tür der Lagerhäuser des Landes. Enki blockierte das Wasser im Tigris und im Euphrat. Nehmt die Aussage von Gleichheit und Gerechtigkeit weg. Inannahanded freut sich über den Sieg im Kampf und Krieg um ein rebellisches Land. Ninjirsu schenkte den Hunden von Sumer Milch ein. Unruhe stürzte über das Land, etwas, das niemand je gekannt hatte, etwas Unsichtbares, das keinen Namen hatte, etwas, das nicht ergründet werden konnte. Die Länder waren in ihrer Angst verwirrt. Der Gott der Stadt wandte sich ab, sein Hirte verschwand.
Die Menschen atmeten in ihrer Angst nur schwer. Der Sturm machte sie ruhig, der Sturm ließ sie nicht zurückkehren. Es gab keine Rückkehr für sie, die Zeit der Gefangenschaft ging nicht vorüber. Was tat Enlil, der Hirte der Schwarzhaarigen? Um die treuen Haushalte zu vernichten, die treuen Männer zu dezimieren, die Söhne der treuen Männer mit bösen Augen zu betrachten, schickte Enlil den Erstgeborenen, Gutium, aus den Bergen. Ihr Vormarsch war wie die Flut von Enlil, dem nicht standgehalten werden kann. Der große Wind der Landschaft füllte die Landschaft, sie ging vor ihnen auf. Die ausgedehnte Landschaft wurde zerstört, niemand bewegte sich dort.
Die dunkle Zeit wurde von Hagelkörnern und Flammen gebraten. Die helle Zeit wurde von einem Schatten ausgelöscht. An diesem blutigen Tag wurden die Münder zertreten, die Köpfe zerschmettert. Der Sturm war eine Egge, die von oben kam, die Stadt wurde von einer Hacke getroffen. An diesem Tag rumpelte der Himmel, die Erde zitterte, der Sturm funktionierte ohne Pause. Der Himmel war dunkel, er war von einem Schatten bedeckt; die Berge brüllten. Utu legte sich am Horizont nieder, Staub zog über die Berge. Nanna lag im Zenit, die Leute hatten Angst. Die Stadt trat nach draußen. Die Ausländer in der Stadt haben sogar ihre Toten vertrieben. Große Bäume wurden entwurzelt, der Wald wurde ausgerissen. Die Obstgärten wurden von ihren Früchten befreit, sie wurden von ihren Ablegern gereinigt. Die Ernte ertrank, während sie noch auf dem Halm stand, der Ertrag des Getreides verringerte sich.
Sie stapelten Leichen wie Korn in Haufen, sie breiten sich aus wie Garben. Im Euphrat schwammen Leichen, auf den Straßen streiften Brigaden. Der Vater wandte sich von seiner Frau ab, ohne zu sagen: "O meine Frau!" Die Mutter wandte sich von ihrem Kind ab, ohne zu sagen: "O mein Kind!" Wer ein produktives Gut hatte, vernachlässigte sein Landgut, ohne zu sagen: "O mein Landgut!" Der reiche Mann nahm einen ungewohnten Weg von seinem Besitz weg. In diesen Tagen war das Königtum des Landes besudelt. Die Tiara und die Krone, die sich auf dem Kopf des Königs befunden hatten, waren beide verdorben. Die Länder, die demselben Weg gefolgt waren, wurden in Uneinigkeit aufgeteilt. Die Speiseopfer von Urim, der Schrein der großartigen Speiseopfer, wurden zum Schlechten verändert. Nanna tauschte sein Volk aus, so zahlreich wie Mutterschafe.
Sein König saß völlig allein im Palast. Suen saß völlig allein im Palast. In E-namtila, seinem Ort der Freude, weinte er bitter. Die verheerende Flut machte alles zum Nebel. Wie ein großer Sturm brüllte es über die Erde, wer konnte der Flucht entkommen? die Stadt zu zerstören, das Haus zu zerstören, so dass Verräter auf treuen Männern lagen und das Blut der Verräter auf treue Männer fließt.
Das Haus von Kic, Hursaj-Kalama, wurde zerstört. Zababa ging einen ungewohnten Weg von seiner geliebten Wohnung weg. Mutter Bau klagte bitter in ihrem E-Iri-kug. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
Kazallu, die Stadt der wimmelnden Menge, geriet in Verwirrung. Numuc machte sich einen ungewohnten Weg von der Stadt weg, seiner geliebten Wohnung. Seine Frau Namrat, die schöne Frau, klagte bitterlich. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Das Flussbett war leer, es floss kein Wasser. Wie ein Fluss, der von Enki verflucht wurde, war sein Öffnungskanal aufgestaut. Auf den Feldern wuchs kein feines Getreide mehr, die Leute hatten nichts zu essen. Die Obstgärten waren versengt wie ein Ofen, das offene Land war zerstreut. Die vierbeinigen Wildtiere liefen nicht herum. Die vierbeinigen Kreaturen von Cakkan konnten keine Ruhe finden.
Lugal-Marda trat vor seine Stadt. Ninzuana nahm einen ungewohnten Weg von ihrer geliebten Wohnung weg. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Isin, der Schrein, der kein Kai war, wurde von rauschendem Wasser gespalten. Nininsina, die Mutter des Landes, weinte bittere Tränen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Enlil schlug Dur-an-ki mit einer Keule. Enlil machte Wehklagen in seiner Stadt, dem Schrein Nibru. Mutter Ninlil, die Dame des Ki-ur-Schreins, weinte bittere Tränen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
Kec, ganz alleine auf dem hohen offenen Land gebaut, wurde verfolgt. Adab, die Siedlung, die sich entlang des Flusses erstreckt, wurde als rebellisches Land behandelt und wurde des Wassers beraubt. Die Schlange der Berge machte ihren Unterschlupf dort, es wurde ein rebellisches Land. Die Gutianer brüteten dort aus und gaben ihren Samen heraus. Nintud winte bittere Tränen über ihre Kreaturen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. In Zabalam wurden die heiligen Giguna verfolgt. Inanna verließ Unugand in feindliches Gebiet ein. In E-Ana hat der Feind den heiligen Jipar-Schrein erblickt. Der heilige Jipar-Schrein des Schiffes wurde befleckt. Sein Priester wurde aus dem Jipar-Tempel entführt und in feindliches Gebiet verschleppt. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
Ein heftiger Sturm wehte über Umma, Mauerwerk mitten im Hochland. Cara nahm einen ungewohnten Weg vom E-Mah, seiner geliebten Wohnung. Ninmul weinte bittere Tränen über ihre zerstörte Stadt. Oh meine Stadt, deren Charme mich nicht mehr zufriedenstellen kann, rief sie bitter. Jirsu, die Stadt der Helden, wurde von einem Gewitter geplagt. Ninjirsu nahm einen ungewohnten Weg vom E-Ninnu weg. Mutter Bau weinte bittere Tränen in E-Iri-Kug. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
An diesem Tag war das Wort von Enlil ein Angriffsturm. Wer könnte es ergründen? Das Wort von Enlil war rechts Zerstörung, war Zerstörung links. Was hat Enlil getan, um das Schicksal der Menschheit zu bestimmen? Enlil hat die Elamiten, den Feind, aus dem Hochland gestürzt. Nance, die edle Tochter, ließ sich außerhalb der Stadt nieder. Feuer näherte sich Ninmarki im Schrein Gu-aba. Große Boote trugen Silber und Lapislazuli. Die Dame, die heilige Ninmarki, war wegen ihrer verlorenen Waren mutlos. Dann kam der Tag, brennend wie Feuer. Die Provinz Lagac wurde an Elam übergeben. Und dann war auch die Königin am Ende ihrer Zeit.
Auch Mutter Bau war, als wäre sie ein Mensch, am Ende ihrer Zeit: Wehe mir! Enlil hat die Stadt dem Sturm übergeben. Er hat sie dem Sturm übergeben, der Städte zerstört. Er hat sie übergeben dem Sturm, der Häuser zerstört. Dumuzi-abzu war im Haus von Kinirca voller Angst. Kinirca, der Stadt der edlen Jugend, wurde befohlen, geplündert zu werden. Die Stadt von Nance, Nijin, wurde den Ausländern übergeben. Sirara, ihre geliebte Wohnung, wurde den Bösen übergeben. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Der heilige Jipar-Schrein vom Schiff wurde verunreinigt. Sein Priester wurde aus dem Jipar-Tempel entführt und in feindliches Gebiet verschleppt.
Gegen die Ufer des Idnuna-Nanna-Kanals wurde mächtige Stärke eingesetzt. Die Siedlungen der E-danna von Nanna wurden wie bedeutende Viehställe zerstört. Ihre Flüchtlinge wurden wie Hühner von Hunden gejagt. Sie zerstörten Gaec wie Milch, die für Hunde ausgegossen wurde, und zerstörten seine fein geformten Statuen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Der heilige Jipar-Schrein vom Schiff wurde verunreinigt. Sein Priester wurde aus dem Jipar-Tempel entführt und in feindliches Gebiet verschleppt.
Auf dem Podium, das sich zum Himmel erstreckt, wurde eine Klage erhoben. Sein himmlischer Thron war nicht aufgestellt, er konnte nicht gekrönt werden. Er wurde wie eine Dattelpalme geschnitten und zusammengebunden. Accu, die Siedlung, die sich entlang des Flusses erstreckt, wurde des Wassers beraubt. An der Stelle von Nanna, wo das Böse nie gegangen war, ging der Feind. Wie wurde das Haus so behandelt? E-Puhruma wurde geleert. Ki-abrig, das früher mit zahlreichen Kühen und zahlreichen Kälbern gefüllt war, wurde wie ein mächtiger Viehstall zerstört. Ningubalag nahm einen ungewohnten Weg vom Ja-bur. Niniagar weinte bittere Tränen allein. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Der heilige Jipar-Schrein vom Schiff wurde verunreinigt. Sein Priester wurde aus dem Jipar-Tempel entführt und in feindliches Gebiet verschleppt.
Ninazu legte seine Waffe in einer Ecke von E-Gida ab. Ein böser Sturm überschwemmte Ninhursaja bei E-Nutura. Wie eine Taube flog sie aus dem Fenster, sie stand auf freiem Feld. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. In Jicbanda, dem Haus, das von Wehklagen erfüllt war, wuchsen Wehklagen. Ninjiczida nahm einen unbekannten Weg von Jicbanda weg. Azimua, die Königin der Stadt, weinte bittere Tränen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
An diesem Tag zwang der Sturm die Menschen, in der Dunkelheit zu leben. Um Kuara zu zerstören, zwang er die Menschen, in der Dunkelheit zu leben. In ihrer Angst weinte Ninehama bittere Tränen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Asarluhi zog eilig seine Robe an, und Lugalbanda nahm einen ungewohnten Weg von seiner geliebten Wohnung weg. Ninsun weinte. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter.
Eridug, auf großen Gewässern treibend, wurde von Anu das Trinkwasser entzogen. In seiner äußeren Umgebung, die sich in verwunschene Ebenen verwandelt hatte, lebte der treue Mann an einem Ort des Verrats. Ka-hejala und Igi-hejala waren treulos.
Ich, ein junger Mann, den der Sturm nicht zerstört hat, ich bin nicht durch den Sturm zerstört worden, meine Attraktivität hat kein Ende. Wir sind getroffen worden. Wir sind wie schöne Buchsbäume niedergeschlagen worden. Wir wurden niedergeschlagen wie ein Pfau mit farbigen Augen. Wir wurden niedergeschlagen wie Statuen, in Formen gegossen. Die Gutianer, die Vandalen, tilgen uns aus. Wir wenden uns an Vater Enki in Eridug. Was können wir sagen, was können wir noch hinzufügen? Was können wir sagen, was können wir noch hinzufügen?
Wir wurden aus Eridug vertrieben. Wir, die während des Tages verantwortlich waren, werden von Schatten verdunkelt. Wir, die verantwortlich waren für alles, während der Nacht sind wir verstört worden durch den Sturm. Wie können wir denjenigen, der tagsüber verantwortlich war, unter unseren Müden empfangen? Wie können wir den, der in der Nacht verantwortlich war, unter unseren Schlaflosen irren lassen? Enki, deine Stadt ist verflucht worden, sie wurde einem feindlichen Land gegeben. Warum rechnen sie uns zu denen, die aus Eridug vertrieben wurden? Warum zerstören sie uns wie Palmen, wir, die nicht gewalttätig waren? Warum? Sie brechen uns auf, wie ein neues Boot.
Nachdem Enki ein fremdes Land gesehen hatte, sind die Kräfte aufgestanden, haben ihre Kohorten angerufen. Enki nahm einen unbekannten Weg von Eridug weg. Damgalnuna, die Mutter des E-Mah, weinte bittere Tränen. Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Der heilige Jipar-Schrein vom Schiff wurde verunreinigt. Sein Priester wurde aus dem Jipar-Tempel entführt und in feindliches Gebiet verschleppt.
In Urim ging niemand, um Nahrung zu holen, niemand ging, um Wasser zu holen. Diejenigen, die Essen holten, gingen vom Essen weg und werden nicht zurückkehren. Diejenigen, die Wasser holten, gingen vom Wasser weg und werden nicht zurückkehren. Im Süden traten die Elamiten ein und schlachteten Fleisch in den Hochebenen, den Vandalen, dem Feind. Tidnum schnallte den Streitkolben an ihre Lenden. Im Süden waren die Elamiten wie eine aufkommende Welle, im Hochland, wie Spreu im Wind, über dem offenen Land. Wie ein großer wilder Stier stieß Urim den Hals zu Boden.
Was tat Enlil, der entscheidet über das Schicksal? Wieder sandte er die Elamiten, den Feind, von den Bergen herab. Das vorderste Haus, fest gegründet, ward verwüstet, um Kisiga zu vernichten, zehn Männer, sogar fünf Männer. Drei Tage und drei Nächte vergingen nicht, die Stadt wurde von einer Hacke geharkt. Dumuzi verließ Kisigalike als Kriegsgefangener, seine Hände waren gefesselt.
Sie ritt von ihrem Besitz weg, sie ging in die Berge. Sie sang laut über diese hell erleuchteten Berge ein Klagelied: Ich bin Königin, aber ich werde mich von meinen Besitztümern entfernen müssen, und jetzt werde ich eine Sklavin in diesen Gegenden sein. Ich muss von meinem Silber und Lapislazuli wegreiten, und jetzt werde ich eine Sklavin in diesen Teilen sein, dort, in Sklaverei die Leute, wer kann es tragen, dort, in Sklaverei Elam, wer kann es tragen? Ach, die zerstörte Stadt, mein zerstörtes Haus, rief sie bitter. Meine Königin, obwohl nicht der Feind, ging ins feindliche Land.
Enlil öffnete die Tür des großen Tors zum Wind. In Urimno holte man Essen, niemand holte Wasser. Seine Leute rannten wie Wasser aus einem Brunnen. Ihre Kraft ließ nach, sie konnten nicht einmal weitergehen. Enlil hat die Stadt mit einer bösen Hungersnot geplagt. Er hat die Stadt mit dem geplagt, was Städte zerstört, das, was Häuser zerstört. Er hat die Stadt mit dem geplagt, was mit Waffen nicht zu überstehen ist. Er hat die Stadt mit Unzufriedenheit und Verrat geplagt. In Urim, das wie ein einsames Schilf war, gab es nicht einmal Angst. Die Menschen, die wie Fische in einem Teich gepackt wurden, suchten zu fliehen. Es war jung und alt, und niemand konnte sich erheben.
Am königlichen Hof gab es kein Essen auf der Plattform. Der König, der wundervolle Nahrung zu sich nahm, griff nach einer einfachen Ration. Als der Tag dunkel wurde, verdunkelte sich das Auge der Sonne, die Menschen hatten Hunger. Es gab kein Bier in der Bierhalle, es gab kein Malz mehr dafür. Es gab kein Essen für ihn in seinem Palast, es war ungeeignet, um darin zu leben. Getreide füllte sein hohes Lagerhaus nicht, er konnte sein Leben nicht retten. Die Getreidespeicher von Nanna enthielt kein Getreide. Das Abendessen im großen Speisesaal der Götter war besudelt. Wein und Sirup flossen im großen Speisesaal nicht mehr. Das Fleischermesser, das früher Ochsen und Schafe tötete, lag hungrig im Gras. Sein mächtiger Ofen kochte keine Ochsen und Schafe mehr, er strahlte nicht mehr das Aroma von Bratfleisch aus. Die Geräusche des Gebäudes, des reinen, von Nanna, waren verstummt. Das Haus, das wie ein Bulle brüllte, wurde zum Schweigen gebracht. Seine heiligen Lieferungen wurden nicht mehr erfüllt, ihre Leute waren einander entfremdet. Der Mörser und der Schleifstein lagen untätig; niemand beugte sich über sie.
Der leuchtende Kai von Nanna wurde verschlammt. Das Geräusch des Wassers gegen den Bug des Bootes hörte auf, es gab keine Freude. Staub sammelte sich in Unuribanda von Nanna. Die Binsen wuchsen, die Binsen wuchsen, das Trauerrohr wuchs. Das Anlegen von Booten und Lastkähnen am leuchtenden Kai wurde eingestellt. An deinem Wasserlauf, der für Binnenschiffe geeignet war, bewegte sich nichts. Die Pläne der Feste am Ort der göttlichen Rituale wurden geändert. Das Boot mit Opfergaben der ersten Früchte des Vaters, der Nanna zeugte, brachte keine Opfergaben mehr. Seine Nahrungsangebote konnten nicht zu Enlil nach Nibru gebracht werden. Der Wasserlauf war leer, die Schiffe konnten nicht fahren.
An beiden Ufern gab es keine Wege, dort wuchs langes Gras. Der Schilfzaun des gut sortierten Viehstalles von Nanna wurde aufgespalten. Die Schilfhütten wurden überrannt, ihre Wände wurden durchbrochen. Die Kühe und ihre Kälber wurden gefangen genommen und in feindliches Gebiet abgeführt. Die grasgefütterten Kühe gingen in einem offenen Land, das sie nicht kannten, einen ungewohnten Weg. Gayau, der Kühe liebt, ließ seine Waffe in den Mist fallen. Cuni-dug, der Butter und Käse lagert, lagerte keine Butter und Käse. Diejenigen, die mit Butter nicht vertraut sind, haben die Butter aufgewühlt. Diejenigen, die mit Milch nicht vertraut sind, haben die Milch gerinnen lassen. Das Geräusch des aufgewühlten Bottichs ertönte nicht im Viehstall. Wie ein mächtiges Feuer, das einst verbrannt wurde, erlischt sein Rauch. Der große Speisesaal von Nanna war leer.
Suen rief zu seinem Vater Enlil: Oh Vater, der mich gezeugt hat, warum hast du dich von meiner Stadt abgewandt, die für dich gebaut wurde? Oh Enlil, warum hast du dich von meinem gebauten Urim abgewandt? Das Boot mit Opfern der ersten Früchte bringt dem Vater, der ihn gezeugt hat, keine Opfer mehr, deine Speiseopfer können nicht mehr zu Enlil nach Nibru gebracht werden. Die Priester des Landes und der Stadt wurden mitgenommen wie Phantome: Urim ist wie eine von einer Hacke gehauene Stadt, als Ruinenhügel zu betrachten: Ki-ur, Enlils Ruhestätte, ist zu einem verwunschenen Schrein geworden: O Enlil, blicke auf deine Stadt, eine leere Wüste. Blicke auf deine Stadt Nibru, ein leeres Ödland.
Die Hunde von Urim schnuppern nicht mehr am Fuß der Stadtmauer. Der Mann, der früher große Brunnen gebohrt hat, kratzt den Boden auf dem Markt auf. Mein Vater, der mich gezeugt hat, schließt meine Stadt ein, die alles ist für Enlil, kehre zu deiner Umarmung zurück, mein Urim, das ganz allein ist. Umhülle in deiner Umarmung mein E-kic-nu-jal, das ganz allein ist. Mögest du Nachkommen in Urim hervorbringen, mögest du seine Menschen mehrmals machen wie göttliche Kräfte von Sumer, die vergessen wurden.
O gutes Haus, gutes Haus! O seine Leute, seine Leute!
Enlil antwortete dann seinem Sohn Suen: Es gibt Wehklagen in der verwunschenen Stadt, dort wachsen Trauerschilfe. In seiner Mitte wehklagt Trauer, dort wächst Schilf in der Trauerschlucht. In seiner Mitte die Leute verbringen ihre Tage seufzend. Mein Sohn, der edle Sohn, warum beschäftigst du dich mit dem Weinen? Oh Nanna, der edle Sohn! Warum beschäftigst du dich mit dem Weinen? Das Urteil der Versammlung kann nicht rückgängig gemacht werden. Das Wort von Anu und Enlil kennt keine Umkehr. Urim wurde zwar das Königtum verliehen, aber keine ewige Herrschaft, seit undenklichen Zeiten, seit das Land wurde gegründet, bis sich die Menschen vervielfachten, die je ein Königreich der Könige erlebt hatten, das für immer Vorrang hatte. Das Reich seines Königtums war in der Tat lang dauernd gewesen, musste sich jedoch erschöpfen. Oh mein Nanna, gib nicht umsonst die Stadt auf.
Da wurde mein König, der edle Sohn, verstört. Herr Acimbabbar, der edle Sohn, ist traurig. Nanna, der seine Stadt liebt, hat seine Stadt verlassen. Suen nahm einen ungewohnten Weg von seinem geliebten Urim weg. Um aus ihrer Stadt ins Exil zu gelangen, zog sich Ningal rasch an und verließ die Stadt. Die Anuna trat aus Urim heraus.
Gott näherte sich Urim. Die Bäume von Urim waren krank, ihr Schilf war krank. Überall an der Stadtmauer ertönten Lamentationen. Täglich gab es eine Schlachtung davor. Große Äxte wurden vor Urim geschärft. Die Speere, die Waffen der Schlacht, waren vorbereitet. Die großen Bögen, der Speer und der Schild sammelten sich, um zu schlagen. Die mit Widerhaken versehenen Pfeile bedeckten seine Außenseite wie eine Regenwolke. Große Steine fielen einer nach dem anderen mit großen Schlägen. Täglich kehrte der böse Wind in der Stadt zurück. Urim, das sich seiner eigenen Stärke sicher war, stand für die Mörder bereit. Sein vom Feind unterdrücktes Volk konnte ihren Waffen nicht widerstehen.
In der Stadt erlagen diejenigen, die nicht mit Waffen gefällt worden waren, dem Hunger. Der Hunger erfüllte die Stadt wie Wasser, er wollte nicht aufhören. Dieser Hunger verzerrte die Gesichter der Menschen und verdrehte ihre Muskeln. Ihre Leute waren wie in einem Teich ertrunken, sie schnappten nach Luft. Sein König atmete schwer allein in seinem Palast. Ihre Leute ließen ihre Waffen fallen, ihre Waffen schlugen auf den Boden. Sie schlugen sich mit den Händen an den Hals und weinten. Sie suchten miteinander Rat, suchten nach Klarheit: Ach, was können wir darüber sagen? Was können wir noch hinzufügen? Wie lange dauert es, bis wir diese Katastrophe beendet haben? In Urim gibt es den Tod, da ist der Tod. Damit sollen wir durch Hungersnöte besiegt werden. Draußen werden wir durch elamitische Waffen erledigt. In Urim unterdrückt uns der Feind, oh, wir sind am Ende.
Die Leute nahmen hinter der Stadtmauer Zuflucht. Sie waren in Angst vereint. Der Palast wurde durch rauschendes Wasser zerstört, er wurde verschmutzt, seine Türklingel wurde herausgerissen. Wie eine schwellende Flutwelle verließ Elam nur die Geister leben. In Urim wurden die Menschen wie Tontöpfe zerschlagen. Die Flüchtlinge konnten nicht fliehen, sie waren in den Mauern eingeschlossen. Wie Fische, die in einem Teich leben, versuchten sie zu flüchten. Der Feind ergriff E-kic-nu-jal von Nanna. Sie rissen sein Schwerstes heraus. Die Statuen waren in der Schatzkammer abgeholzt. Die große Magd Niniagar rannte vom Lagerhaus weg. Ihr Thron wurde davor niedergeworfen, sie warf sich in den Staub.
Ihre mächtigen Kühe mit glänzenden Hörnern wurden gefangen, ihre Hörner wurden abgeschnitten. Ihre makellosen Ochsen und mit Gras gefütterten Schafe wurden geschlachtet. Sie wurden als Dattelpalmen abgeholzt und wurden zusammengebunden. Die Palmen, stark wie mächtiges Kupfer, die heroische Kraft, wurden wie Binsen herausgerissen, wurden wie Binsen herausgerissen, ihre Stämme wurden gewendet seitwärts. Ihre Spitzen lagen im Staub, es gab niemanden, der sie aufhob. Die Zweige ihrer Palmwedel wurden abgeschnitten und ihre Oberteile abgebrannt. Ihre Dattelschalen, die früher auf den Brunnen fielen, wurden herausgerissen. Das fruchtbare Schilf, das im heiligen Sumpf gewachsen war, wurde befleckt. Der große Tribut, den sie gesammelt hatten, wurde in die Berge getragen.
Die große Türverzierung des Hauses fiel herunter, die Brüstung wurde zerstört. Die wilden Tiere, die links und rechts miteinander verflochten waren, lagen davor wie Helden, die von Helden geschlagen wurden. Seine klaffenden Drachen und ihre ehrfürchtigen Löwen wurden mit Seilen wie eroberte wilde Stiere niedergerissen und in feindliches Gebiet verschleppt. Der Duft des heiligen Sitzes von Nanna, früher wie ein duftender Zedernhain, wurde zerstört. Ihr Architrav wurde eingerissen, geraubt Gold und Lapislazuli. Die Herrlichkeit des Hauses, dessen Herrlichkeit einst so schön war, wurde gelöscht. Wie ein Sturm, der alle Länder erfüllt, wurde er dort wie die Dämmerung am Himmel errichtet; seine Türen mit den himmlischen Sternen geschmückt, seine großen Bronzeriegel wurden herausgerissen. Seine Scharniere brachen zusammen mit seinen Türbeschlägen. Da weinte er bitterlich wie ein Flüchtling. Der Riegel, das heilige Schloss und die große Tür wurden dafür nicht befestigt. Das Geräusch der zu schließenden Tür hatte aufgehört; es war niemand da, um es zu befestigen. Die Statue wurde auf dem Platz ausgesetzt.
Das Speiseangebot seines königlichen Essens wurde geändert. An ihrem heiligen Ort erklangen die Instrumente Tigi, Cem und Ala nicht mehr. Sein mächtiger Tigi hat sein heiliges Lied nicht aufgeführt. Am Dubla-mah, dem Ort, an dem Eide abgelegt wurden, gab es keine Urteile. Der Thron wurde nicht an seinem Ort des Gerichts aufgestellt, die Gerechtigkeit wurde nicht verwaltet. Alamuc warf sein Zepter mit zitternden Händen nieder. Im heiligen Schlafgemach von Nanna spielten die Musiker keine Trommel mehr. Die heilige Kiste, die niemand gesehen hatte, wurde vom Feind gesehen. Das göttliche Bett war nicht aufgestellt, es wurde kein sauberes Heu ausgebreitet. Die Statuen, die sich in der Schatzkammer befanden, wurden abgeschnitten. Der Koch, der Traumdolmetscher und der Siegelhüter führten die Zeremonien nicht ordnungsgemäß durch. Sie standen unterwürfig daneben und wurden von den Ausländern mitgerissen. Die heiligen Priester der heiligen Lüster, die in Leinen gekleideten Priester, verließen die göttlichen Pläne und die heiligen göttlichen Mächte und gingen in eine fremde Stadt.
In seiner Trauer näherte sich Suen seinem Vater. Er ging vor Enlil, dem Vater, der ihn gezeugt hatte, auf die Knie: Oh Vater, der mich gezeugt hat, wie lange wird das gegnerische Auge auf meine Rechnung geworfen werden, wie lange? Die Herrschaft und das Königtum hast du geschenkt, Vater Enlil, du bist derjenige, der mit gerechten Worten die weisen Worte des Landes berät, dein feindseliges Urteil nimm zurück, schau in dein dunkles Herz, erschreckend wie Wellen. Oh Vater Enlil, das Schicksal, das du bestimmt hast, kann nicht erklärt werden, das Zepter der Herrschaft, mein Schmuck. Und er zog er ein Trauergewand an.
Enlil gab daraufhin eine positive Antwort an seinen Sohn Suen: Mein Sohn, die Stadt, die mit Freude und Wohlstand gebaut wurde, wurde dir zur Regierung gegeben. Die zerstörte Stadt, die große Mauer, die Mauern mit gebrochenen Zinnen: alle, auch dies ist Teil dieser Herrschaft, die schwarzen, schwarzen Tage der Herrschaft, die dir sehr viel ausgemacht hat. Als Wohnsitz bei dir zu Hause, in E-Temen-ni-Guru, das richtig gebaut wurde, in der Tat wird Urim in Pracht wieder aufgebaut, das Volk wird sich vor dir verneigen, an seiner Basis soll Kopfsteinpflaster sein, dort soll Getreide sein, an seiner Spitze soll Pracht sein, dort wird sich die Sonne freuen, Getreide wird umarmen seinen Tisch. Möge Urim, die Stadt, deren Schicksal von Anu ausgesprochen wurde, für dich wiederhergestellt werden. Nachdem er seinen Segen ausgesprochen hatte, hob Enlil den Kopf in Richtung Himmel: Möge das Land, Süden und Hochland, für Nanna organisiert sein. Mögen die Straßen der Berge für Suen in Ordnung gebracht werden. Wie eine Wolke, die die Erde umarmt, werden sie sich ihm ergeben. Auf Befehl von Anu und Enlil wird es verliehen.
Vater Nanna stand mit erhobenem Kopf in seiner Stadt Urim. Der Jugendliche Suen konnte wieder in E-Kic-Nu-Jal eintreten. Ningal erneuerte sich in ihren heiligen Wohnräumen. In Urimshe könnte sie wieder in ihr E-Kic-Nu-Jal eintreten.
In der verwunschenen Stadt gibt es Wehklagen, dort wuchs Trauerrohr. In seiner Mitte gibt es Wehklagen, dort wuchs Trauerrohr. Seine Leute verbringen ihre Tage mit Stöhnen.
O bitterer Sturm, ziehe dich zurück, o Sturm, der Sturm kehrt nach Hause zurück. O Sturm, der Städte zerstört, kehre zurück, Sturm, kehre zu dir nach Hause zurück. O Sturm, der Häuser zerstört, kehre um, Sturm, kehre um zu dir nach Hause. Der Sturm, der in Sumer wehte, wehte auch in den fremden Ländern. In der Tat wehte der Sturm, der über das Land wehte, über das fremde Land. Er hat über Tidnum geweht, er hat über fremden Ländern geweht. Er hat auf Gutium geblasen, er hat auf das fremde Land geblasen. Er hat Ancan angeblasen, er hat fremde Länder angeblasen. Er hob Ancan wie ein böser Wind. Die Hungersnot hat den Übeltäter überwältigt; diese Leute müssen sich unterwerfen.
Mögen die göttlichen Kräfte des Himmels nicht ändern die göttlichen Pläne, die Menschen mit Gerechtigkeit zu behandeln. Möge man die Entscheidungen und Urteile nicht ändern, um die Menschen richtig zu führen. Auf den Straßen des Landes zu reisen: möge man es nicht ändern. Mögen Anu und Enlil es nicht ändern, möge Anu es nicht ändern. Mögen Enki und Ninmah es nicht ändern, möge Anu es nicht ändern. Dass der Tigris und der Euphrat wieder Wasser tragen sollten: Möge man es nicht ändern! Dass es am Himmel regnen sollte und auf der Erde gesprenkelte Gerste wächst: Möge man es nicht ändern. Dass es Wasserläufe mit Wasser und Felder mit Getreide geben sollte: Möge man es nicht ändern. Dass die Sümpfe Fische und Geflügel stützen sollten: Möge man es nicht ändern. Das alte Schilf und das frische Schilf sollten im Schilfsumpf wachsen, es möge nicht geändert werden. Mögen Anu und Enlil es nicht ändern. Mögen Enki und Ninmah es nicht ändern.
Dass die Obstgärten Sirup und Trauben tragen sollten, dass die Hochebene den Macgurum-Baum tragen sollte, dass im Palast ein langes Leben herrschen sollte, dass das Meer jeden Überfluss hervorbringen sollte: Möge man es nicht ändern. Das Land, das von Süden bis zum Hochland dicht besiedelt ist, möge man es nicht ändern. Mögen Anu und Enlil es nicht ändern, möge Anu es nicht ändern. Mögen Enki und Ninmah es nicht ändern, möge Anu es nicht ändern. Dass Städte umgebaut werden sollten, dass die Menschen zahlreich sein sollten, dass im ganzen Universum die Menschen gepflegt werden sollten; o Nanna, dein Königtum ist süß, kehre zu deinem Platz zurück. Möge eine gute Herrschaft in Urim von Dauer sein. Lasst seine Leute auf sicheren Weiden liegen, lasst sie sich vermehren. Oh Menschheit, die Prinzessin wird überwältigt von Wehklagen und Weinen! O Nanna! O deine Stadt! O dein Haus! O deine Leute!
SIEBZEHNTES KAPITEL
Die Stadt, die sich entwickelt hatte, ihr Abbau sollte durchgeführt werden. Die Kräfte des Himmels und der Erde bringen ihre göttlichen Kräfte in den Schlaf.
Der sterbliche Mensch vervielfachte sich, um so zahlreich wie die Götter zu werden. Als zusammen eine bedeutsame Entscheidung getroffen wurde, die Versammlung der Götter Enki und Ninki bestimmten den Konsens als wertlos. Enul und Ninul wiesen das Schicksal an.
Als Anu und Enlil es gemeinsam erschaffen hatten, ähnelte es einem Affen. Als Ninlil ihm Eigenschaften verliehen hatte, war das für einen Affen geeignet. Als Aruru, Suen und Enki zusammen gearbeitet hatten seine Glieder, die pechschwarz wurden, wie in der Nacht, auf halbem Weg durch die Wache, alle großen Götter wurden blass in ihrer Unermesslichkeit und der Mensch wurde hervorgerufen. Wie ein großer wilder Bulle, der mächtig brüllt, erfüllte dieser die Welt mit seinem Gebrüll.
Als seine gigantischen Hörner zum Himmel reichten, wer zitterte in seinem Innersten? Als er sich wie ein Schlachtnetz über die Berge stapelte, wer wandte sich ab? Wer hat in diesen Straßen Wehklagen und Jammer verursacht? Wie ein treuer Bürger in Schrecken rief Uruk den Alarm aus und rief: "Erhebt euch!". Warum ergriff seine Hand Uruk? Warum schaute das gütige Auge weg? Wer hat solche Sorgen und Wehklagen hervorgerufen?
Der kam näher. Dieser hat sich auf dem Boden niedergelassen. Warum sollte er sich zurückziehen? Wer hat Uruks guten Verstand verzerrt und seinen guten Rat verwirrt? Wer hat seine gute urukische Gottheit zerschlagen? Wer hat auch seine gute Lama-Gottheit getroffen? Wer entweihte den furchterregenden Glanz, der ihn gekrönt hat? Wer hat in Uruk Pöbelpanik ausgelöst? Wer auch brachte die Krankheit? Zusammen mit der Stadt, den fremden Ländern, wer frevelte im Tempel von Uruk?
Wer hat das Unheil gemacht? Warum wurde das Land erweitert? Wer hat die Schwarzköpfe so zahlreich gemacht? Wer hat gestürzt den König? Uruk wurde zerstört, wer restauriert es? Wer hat konfrontiert die Feinde? Das Land ist zermalmt.
Utu, der in menschlicher Form vor dem Gericht des Himmels urteilt, setzt sich und steht nicht mehr auf. Der Mensch trug eine schwere Last der Sünde. Die Leute veränderten die Urteile des Herrn Nunamnir. Wer kann die Feinde schlagen? Die Feinde nähern sich. Enlil macht Schluss mit den Uruk.
Jeder und jede frevelte. Ihre Wege waren gottlos. Uruk erlitt seine Zerstörung und Abriss, die Versammlung der Götter schenkte Aufmerksamkeit. Wer vernachlässigte die Riten? Die Stadt beobachtete, wie sich der böse Geist näherte. Der Mensch hauchte schmerzlich, er weinte bitter. Es nickte der Kopf nicht.
Er tröstete sich mit Tränen und Wehklagen, die Stadt bebte. Eine besudelte Hand schlug auf ihn und drückte seinen Schädel nieder, die Stadt brach zusammen. Die furchterregende Ausstrahlung überwältigte jeden Beobachter. Die Hauptstadt, der Kanalinspektor für alle Länder, wurde wie eine, die Chaos verbreitet. Die treuen Kuhherden selbst stürzten jeden einzelnen Viehstall um. Die ersten Hirten verbrannten jeden Schafstall. Sie bauten sie wie Kornhaufen auf, breiteten sie aus wie Kornhaufen, sie drückten sie flach. Sie tränkten die Felder mit Wasser und machten die Stadt zu einem Sumpf. Sie haben das alles gemacht. Wie Schilf in einer Einöde konnte das Leben nicht wiederbelebt werden. Sie brachten den Untergang. Böse Dinge bedrohten die Stadt. Ein Schweigen legte sich wie ein Mantel über die ehrfürchtigen Herzen seiner Leute.
Seine guten urukischen Gottheiten gingen weg, ihre Lama-Gottheiten liefen fort. Seine Lama-Gottheit sagte zu ihnen: "Versteckt euch auf dem offenen Land", und sie nahmen fremde Wege. Der Schutzgott der Stadt wandte sich gegen sie und sein Hirte gab es auf. Sein Schutzgeist, obwohl kein Feind, wurde an einen fremden Ort verbannt. So evakuierten alle ihre wichtigsten Götter Uruk, sie hielten sich davon fern. Sie versteckten sich in den Hügeln und wanderten in den verwunschenen Ebenen umher. In der auf Frieden gebauten Stadt wurden Speisen und Getränke wie ein Saman-Schiff umgestürzt. In den Weidelanden entstand ein turbulentes Geräusch, die Esel und Schafe wurden vertrieben. Ältere Menschen und Babys, die sich ausruhen, sie sahen den Tod und wurden geschlachtet.
Er öffnete seine geballte Faust. Er streckte seine Hand aus. Das Volk von Sumer, der Stadt, deren König in ein feindliches Land übergegangen ist, um zu überleben, er schlug es mit der Kraft seiner Waffe. Er verwandelte den Ort in Staub. Er stapelte die Leute zu Haufen. Wann werden ihre Reize wiederhergestellt?
Das Licht des Himmels strahlte und das Volk floh bis an die Grenzen des Himmels.
Er streckte seine Hand aus und löste Schrecken im Land aus. Enlil schlug alle mit großer Wildheit nieder. Er verkündete: Eine verheerende Sintflut soll heraufbeschworen werden. An seinem vorderen Krieg soll eine Axt sein, an ihrer Rückseite soll es eine Lanze sein. Seine Waage soll eine Egge sein, seine Rückseite soll Flammen sein, sein Antlitz wird ein bösartiger Sturm sein, der Himmel und Erde umhüllt, und das Glitzern seiner Augen wird ein Blitz sein, der mit dem Anzud-Vogel weit aufblitzt, sein Mund wird grotesk sein, eine Flamme, die sich bis in die untere Welt erstreckt. Seine Zunge soll ein Inferno sein, das Glut regnet, das das Land trennt, und seine Arme sind der majestätische Anzud-Vogel, dem nichts entgehen kann, wenn er seine Krallen weit ausbreitet.
Seine Rippen sollen Brecheisen sein, die das Licht wie die Sonnenstrahlen hereinlassen. An beiden Hüften verknotet sind die Stadt-zerstörenden Schleudersteine. Seine großen Hüften sind tropfende Messer, die mit Blut bedeckt sind und das Blut zum Fließen bringen. Es werden Sägen sein, deren Füße die eines Adlers sind, die den Tigris und den Euphrat zum Schwanken bringen werden, die Berge zum Grollen bringen, bei ihrem Nachhall werden die Hügel entwurzelt, das Volk wie Seilscheiben, Sumer und Akkad. Sie werden zittern, sie werden wie eine Ernte überflutet. Die Dummen werden sich freuen, sie werden rufen: Lasst es kommen, wir werden Krieg und Kampf in der Stadt sehen, wie der heilige Bezirk zerstört wird, wie die Mauern werden niedergeschlagen, wie der Frieden der Stadt gestört wird, wie sich unter den treuen Familien ehrliche Männer in Verräter verwandeln.
Aber die Vernünftigen werden ihre Brüste schlagen und ihre Köpfe hängen lassen. Um Mitternacht werden sie sich weinend umwerfen und an Schlaflosigkeit leiden. Im Bett können sie unter den Decken nicht fest schlafen, sie werden umherwandern. Sie sollen ihre Hände ringen, ihr Mut wird ausgehen: Mögen unsere in Kriegszeiten dienenden Verbündeten ihre Streitkräfte für den Frieden mobilisieren. Möge das Wort von Enlil zurückgeschickt werden, möge es den Schwanz wenden. Möge das Gift von Nunamnirs Zorn erschöpft sein. Mögen diese bösartigen Männer, die E-kur ergriffen haben, bestraft werden. Mögen diejenigen, die Nibru gesehen haben, mitgerissen werden.
O Sumer! Ach dein Geist! Ach deine Struktur! Ach deine Leute! Das Wort von Anu, das seinen Platz erhalten hat, hat den heiligen Bezirk zerstört. Die Verlautbarung von Enlil, in Bewegung gesetzt, brachte die verheerende Sintflut. Der Große und Wilde, der Herr Nergal, Nergal kommt mit dem Tod.
Krieg bringen feindliche Länder, Schreie hallten wider. Wie Pfeile in einem Köcher waren die Übeltäter in Sumer. Gutium, der Feind, hatte umgeworfen Sumer, in einer Falle gefangen. Seine Menschen wurden in Aufruhr versetzt. Die mächtigen Helden von Sumer hatten das Herz eines Wirbelsturms. Sie marschierten wie die Truppen vor die Mauern. Als wären sie alle zermalmt worden, jeder von ihnen floh. Ihre Kriegsveteranen gaben auf, ihr Gehirn war durcheinander. Die Truppenführer, die herausragendsten Männer, wurden bösartig niedergeschlagen. Gutium, der Feind, erhob die Waffen. Sich nicht gegenseitig anschauend, wie eine anschwellende Flut, wie Sturm, strömte Subir in Sumer ein.
Wie Ziegen stampfend, zerrissen sie die Leichen der Bevölkerung. Sie verstümmelten Sumer und Akkad, sie zerstäubten sie wie mit einer Worfschaufel. Sie zerstörten ihre Siedlungen und Wohnungen, zerstörten sie und zerstörten Hügel. Das Beste von Sumer, das sie wie Staub zerstreuten, sie stapelten es wie Korn. Sie massakrierten die Bevölkerung und machten Jung und Alt gleichermaßen fertig. Sie zerstörten die Stadt der Anuna-Götter, sie entzündeten sie. Sie streckten beide Augen aus und entwurzelten ihre jungen Triebe. Sie wanderten durch die Trinkhäuser der Anuna-Götter. Und selbst Kulaba, die Urstadt, wurde zu einem Ort des Mordes.
Ungeschoren! Sie ergriffen deinen Kai und deine Grenzen. Bei Uruk ertönten Schreie, Schreie hallten, die gefangenen Männer schrien. Der Lärm reichte nach Süden. Der Süden wurde zerstört. Der Einschlag drängte sich in das Hochland. Das Hochland wurde getroffen. Rechts und links bewegten sich keine Menschen, es wurden keine Wohnungen gebaut. Es gab keine Verteidiger, und die Mobilisierung von Truppen fand nicht statt. Der Rauch stieg in den Himmel auf. Der Himmel ging unter, und seine Stärke war nicht auf der Erde. Die Erde war verstreut, und nichts Gutes geschah. Alle Siedlungen waren zerstreut, Uruk stand alleine da. Es war ein Bulle, es war ein Held, es war immens vor Stolz, aber es griff zu den Waffen. Die ganze Nacht und sogar bis zum Mittag wurde gekämpft und danach nicht mehr.
Rammböcke und Schilde wurden aufgestellt, sie durchbohrten die Wände. Sie durchbrachen seine Strebepfeiler, sie hauten die Stadt mit Äxten um. Sie zünden ihre Stationen an, sie leerten die Wohnungen der Stadt. Sie haben es zerstört, es wurde abgerissen. Ungeschlagen war der gute Ort, bedeckt mit Staub. Wie ein großer wilder Stier, der von einem Pfeil verwundet ist, wie eine wilde Kuh, die mit einem Speer durchbohrt wurde. Der Mächtige stürzte mit seinen Waffen und Kriegsgeräten herbei. Subir, das sich wie eine schwellende Flutwelle erhebt, sie trampelten durch die Straßen und Gassen. Sie ließen das Blut der Menschen fließen wie das einer Opferkuh, rissen aus alles was gebaut wurde.
Die Bürger von Uruk warfen sie nieder. Sie machten Schluss. Sie haben sie gepackt. Sie haben sie geschlagen. Sie haben die Stadt zerstört. Sie haben zerstört. Sie haben abgerissen. Sie haben sich eingerichtet. Sie haben sich aufgetürmt. Sie haben ein Ende gemacht und haben sich nicht zurückgezogen. Subir ist eingetreten in Sumer.
Gott rief: "Der Mensch wurde geschaffen" und er schmierte Staub.
Herrin Inanna, deren Größe größer ist als die Berge, schwebte wie Anu, war von Erhabenheit geprägt wie Enlil, wie ihr Vater, perfekt in der Nacht und in der Hitze des Tages, wie Utu, die an Kraft überragend war und in all dem einzigartig erhaben war. Vier Regionen, lass Dagon sich daran erfreuen, in deinem Tempel sich zu entspannen, lass ihn in deinem Tempel murren, lass ihn seinen Kopf in deinem Tempel E-Ana erheben.
Lass Dagon dir als dein Knecht dienen. Lass ihn großartige Stiere für dich vorbereiten. Lass ihn dir große Opfer bringen. Lass ihn das Bier, Fett und Öl reichlich für dich herstellen. Lass ihn Sirup und Wein fließen lassen, wie aus Steingläsern. Lass Dagon, den Sohn von Enlil, auf dem Sockel des Königs vor dir huldigen. Möge er die Trommeln und Pauken großartig für dich erklingen lassen. Möge der Tigi für dich süß klingen, und möge der Zamzam für dich spielen. Mögen sie auf dem Tigi für dich spielen und ihre Gebete und Bitten vor dir ausdrücken.
Wenn man alles hervorbringt, das gibt es in deinem E-Jipar in Urug, wie ein demütiger Mann, der deine Füße ergriffen hat, wie ein frommer Mensch, der deine Erhabenheit erlebt hat, hat er gebracht Wehklage als Opfer. Was alles geschah, was Sumer und Akkad widerfuhr, was er in Uruk, dem angeschlagenen Ort, erlebt hat, mögen die besten Sänger dort in Liedern wiedergeben.
Wenn die Anuna-Götter unter Tränen auftauchen, sollen sie uns versprechen, dass, wie es war, als Himmel und Erde zustande kamen, nichts an dieser Zeit geändert wird. Wenn Anu den Menschen und die gut gebaute Stadt, den Ort der Bestimmung des Schicksals, freundlich ansieht, verkünde du: Mensch und Stadt! Leben und Wohlbefinden! für ihn. Lass das Lob läuten. Lass ihn vor allem rechts oder links alle übertreffen. Unermüdliche Lama-Gottheit, ergreife seinen Kopf, verkünde sein Schicksal in gemeinnützigen Worten. Auf Befehl von Anu und Enlil wird es lange Zeit unverändert bleiben.
ZWEITES BUCH
ERSTES KAPITEL
Vor einer unbekannten Zeit begannen die Leute, die am Fluss des Vergessens vorbeifuhren, mich den „Stein von den drei Lebenszeiten“ zu benennen. Danach gingen an mir vorüber ein paar Leute, einige gingen Hand in Hand und führten mir ihre Romanzen aus der Vergangenheit vor, und es waren die auch, die vor mir standen.
Der Fluss des Vergessens heißt Wangchuan in der chinesischen Mythologie. Er ist ähnlich dem Lethe in der griechischen Mythologie.
Sie heißt Sansheng-Stein, da Sansheng "drei Lebenszeiten" bedeutet. "Drei Lebenszeiten" bedeutet im buddhistischen Kontext das vergangene Leben, das gegenwärtige Leben und das zukünftige Leben.
Und doch war ich nur ein Stein am Wangchuan-Ufer. Ich hatte weder Freude noch Leid.
Ich saß treu auf diese Weise am Wangchuan für tausend Jahre, bis ich endlich eines Tages eine Seele bildete.
Alle Lebewesen sollten dem Schicksal unterworfen sein, aber ich setzte es fort, dort harmlos bis zu einem anderen Jahrhundert zu sitzen...
Meine Liebe kam.
Die Entzifferung meines Glücks war ein weißbärtiger Priester, der an dem Wangchuan vorbeikam. Er prophezeite meinen kommenden Prozeß mit wissendem Nicken seines Kopfes.
Ich dachte, er hat gerade meditiert.
Ich war ein aus dem Sansheng-Stein geborener Geist; meine Seele war die von einem Stein und mein Herz war das von einem Stein. Mein Herz war längst in Kälte durch die ewige Dunkelheit am Wanchuan-Fluss geschmiedet worden.
Es gab keinen Schmerz, wo es keine Liebe gab. Wenn mein Herz noch niemals aufgeregt war, woher könnte dieser Liebesprozess kommen?
So dachte ich.
Aber alles hat immer seine Überraschungen.
An einem düsteren Nachmittag in der Unterwelt kehrte ich wie gewöhnlich zu dem ewig unveränderlichen Wangchuan zurück. Ich habe nachgeschlagen. In diesem zufälligen Augenblick war es, als ob das Sonnenlicht aus dem Land der Lebendigen durch die dicken Nebelschichten gebrochen wäre, da glänzten die Blütentrauben der Amaryllis, deren gelben Blätter plötzlich strahlten.
Ein Mann kam anmutig hervor.
Ich erinnerte mich plötzlich an die Worte, die eine menschliche Frau, die an mir vorbeikam, schon einmal vor vielen Jahren geflüstert hatte: "Was für ein gelehrter Gentleman, so poliert, so verfeinert!"
Ein Sprichwort, das bedeutet, dass eines Gentlemans Kultivierung des Charakters ist wie die Verfeinerung der Jade, genommen aus dem Buch der Lieder, den Oden von Wei.
Nach tausend Jahren überfiel mein steiniges Herz ein seltenes, subtiles Zittern.
Er näherte sich langsam, natürlich nicht, um mich zu sehen, sondern weil hinter mir die Naihe-Brücke, die muss man kreuzen, um in die Unterwelt einzutreten. Es war nicht leicht, zu einer so schönen Person zu laufen, also dachte ich, ich möchte ein schönes Treffen mit ihm haben.
Ich trat vorwärts und rief ihm leise zu: „Sir!“ Ich dachte, ihn zu knacken, wie die gut gezüchteten Damen in menschlichen Büchern. Aber die Bücher sagten nur „knackig“. Sie haben mir nie beschrieben, welche spezifischen Haltungen und Bewegungen dazu gehörten.
Ich dachte einen Augenblick nach, dann nachahmte ich die Gespenster zu sehen, die sich vor Yanwang, dem Herrscher der Unterwelt, beklagten und mit einem Schlag auf die Knie fallen ließen, da schlug ich meinen Kopf auf den Boden in drei Kotaus und sagte zu ihm: „Wie ist dein schöner Name, mein Herr?“
Sie fragt nach seinem „schönen Namen“, wie ein Mann eine Frau fragen könnte.
Die Geister in der Nähe saugten in zwei tiefen Atemzügen die kalte Luft. Er stand mit einer Überraschung in den Augen da. Zur Zeit antwortete er mir nicht.
Jede Bemühung muß mit Aufrichtigkeit angegangen werden, denn die Schwarzen und Weißen Wächter der Vergänglichkeit sprachen das Sprichwort: „Aufrichtigkeit ist gleich Erfolg.“ So konnten sie die sterblichen Seelen immer wieder verlocken, ihnen fügsam zu folgen.
Ich hörte keine Antwort von ihm, ich fragte mich kurz, ob ich vielleicht meinen Kopf nicht laut genug auf den Boden geklopft hatte und deshalb nicht genug Aufrichtigkeit gezeigt hatte. Ich kroch vorwärts auf meinen Knien und, ohne irgendwelche Anstrengung dieses Mal, klopfte hart meinen Kopf auf den Boden drei weitere Male.
Es schien mir so hart zu sein, dass ich drei Wellen des Schocks durch den Boden schickte. Die Geister in der Nähe schimmerten in offensichtlichem Schrecken.
Ich hob den Kopf und sah ihn mit einem blutigen Gesicht an. „Wie ist dein schöner Name, mein Herr?“
Vielleicht hatte das Elend meines verdammten Gesichtes ihn erschrocken. Er schwieg.
Ich habe mein Gesicht eilig abgewischt und dabei entdeckt, dass meine beiden Hände feucht waren. Ich hatte nicht gewusst, dass ich so blutete. Ich erkannte plötzlich, warum er in solch einem Staunen war.
Ich geriet in Panik. Während ich mich rieb, um mich zu trocknen, habe ich meinen ganzen Körper mit Blut verschmiert.
Ich sah ihn hilflos an.
In seinen schönen Augen war der Abdruck meiner Reflexion. Dann wölbten sich seine Augen in ein blendendes Lächeln.
Obwohl ich nicht wusste, über was er sich freute, sah ich ihn glücklich, und ich bot ihm auch ein freundliches Lächeln mit zwei Reihen von funkelnden weißen Zähnen an, ohne zu bemerken, dass dies zu dem schrecklichen Blick einer blutigen Person gehörte.
Der neben mir, Jia, lehnte sich nervös an mich und zog mich hoch. Ich wollte nicht aufstehen. Er hielt seinen Atem an und flüsterte mir zu: „Meine liebe Frau Sansheng! Wen versuchst du mit diesem erschreckenden Gesicht zu erschrecken? Weißt du, wer er ist?“
Unter den geistigen Wesen in der Unterwelt war meine Magie nicht besonders stark. Aber wegen meines Dienstalters waren alle Geister respektvoll zu mir. Sie sprachen selten zu mir in solch einem Ton. Ich runzelte die Stirn und sagte spöttisch: „Natürlich weiß ich nicht, wer er ist. Ich frage ihn ja, nicht wahr?“
Der kleine Yi sah aus, als würde er jetzt jeden Augenblick Blut verspritzen. „Meine liebe Frau! Das ist der Himmel...“ Er war noch nicht fertig, als ihn eine sanfte Stimme unterbrach.
„Mein Name ist Moxi.“
Er streckte seine Hand aus, in die ich mich leicht hineinstellte. Er drehte die Hand um und umklammerte mein Handgelenk.
Mein Handgelenk war mein wichtigstes Portal. In diesem Augenblick brauchte er nur die geringste Anstrengung, um mich in einen sehr schrecklichen Tod zu schicken. Des kleinen Jias und des kleinen Yis unansehnliche Gesichter wurden immer grässlicher. Jia plädierte schnell: „Mylord! Mylord! Fräulein Sansheng hat hier am Wangchuan-Fluss ihr ganzes Leben gelebt. Die Unterwelt ist nur ein bescheidener Ort; die junge Dame kennt die Etikette nicht. Ich bitte dich, ihr zu verzeihen.“
„Sansheng? Das ist ein seltsamer Name, wenn auch etwas interessant.“
Ich sah ihn immer noch an. Ich hatte keine Angst, da es keine mörderische Absicht in seinen Augen gab.
Er studierte mich sorgfältig für eine Weile, loslassend mein Handgelenk, und stattdessen zog er mich an meinem Arm. „Wie bemerkenswert für einen Stein aus der Unterwelt, eine Seele entwickelt zu haben. Du wusstest nicht, wer ich war, warum hast du mir denn so eine große Ehrerbietung erwiesen?“
Ich habe plötzlich verstanden. Es stellte sich heraus, dass es nicht so war, dass meine Aufrichtigkeit fehlte, aber sie war zu reichlich. Ich sagte ihm ehrlich: „Du bist so schön...“ Unzeitgemäß hatte mein Vokabular versagt. In meiner Panik habe ich zufällig ein Wort erfasst, das ich seit dem Zeitpunkt, als ich in mein Gehirn gegangen war, nicht kannte: „Ich wollte dich verführen!“
Der kleine Jia warf mir einen hoffnungslosen Blick zu.
Er gluckste. „Was für eine unkomplizierte Kreatur!“
Ich war begeistert und dachte, es sei ein Kompliment. „Dann kann ich dich also verführen?“ fragte ich ihn eilig.
Er sagte mit Überlegung: „Ich bin für meinen Prozeß gekommen, also werde ich nicht in der Unterwelt bleiben.“
Was er meinte, war Nein. Ich senkte meinen Blick, ein wenig enttäuscht.
„Hast du schon immer am Wangchuan-Ufer gesessen?“ fragte er plötzlich.
Ich nickte.
„Würdest du gern nach draußen gehen?“
Meine Augen leuchteten auf; ich nickte kräftig.
Er lächelte leise und klopfte mir den Kopf. „Wenn ich bedenke, dass ich mehrere blutige Kotaus von dir empfangen habe, kann ich dich nicht umsonst schlagen. Da du die Unterwelt verlassen willst, werde ich dir drei Lebenszeiten versprechen. Die drei Leben, die ich durch meine Prüfung gehe, sind auch die drei Lebenszeiten, in denen du deine Freiheit hast. Wenn ich von meinem Prozeß zurückkomme, wirst du auch gehorsam zum Wangchuan-Ufer zurückkehren. Wie klingt das?“
Es gab nichts Nachteiliges an seinem Vorschlag. Ich nickte Ja.
Er warf ein goldenes Siegel um mein Handgelenk. „Als geistiges Wesen musst du lernen, klüger zu sein. Hiermit kümmere dich darum, dein vitales Portal zu schützen.“ Er fügte hinzu: „Wer stärker ist, wird nicht immer so gütig sein wie ich.“
Die beiden Geister, Jia und Yi, verzerrten ihre Gesichter, als sie ihn hinweg begleiteten. Ich berührte das goldene Siegel an meinem Handgelenk.
„Moxi“, rief ich ihm nach.
Er stand vor der Naihe-Brücke und hielt das Wasser des Vergessens in der Hand und wandte sich mir zu.
„Kann ich in die menschliche Welt kommen, um dich zu verführen?“
Meine Frage war so ernst, dass es einen Ausbruch des unheimlichen Lachens von der Alten Meng, die ihre Amnesie-Suppe kochte, veranlasste.
Seine Lippen wandten sich auch in ein Lächeln. „Wenn du mich finden kannst, dann geh weiter.“ Bei seinem letzten Wort trank er die Suppe in einem Schluck.
Ohne sich umzudrehen, trat er tief in die Unterwelt ein. Ich beobachtete ihn, und er blieb unwillig, meine Augen abzulenken, auch nachdem er aus den Augen verschwunden war. Der kleine Yi kam von der Naihe-Brücke zurück und winkte mit seinen kadaverartigen Händen vor mir und rief: „Fräulein Sansheng!“
„Heh?“
„Fräulein Sansheng, hättest du nicht ein paar Gefühle entwickeln können?“
Ich wandte mich schließlich um zu Yi und fragte ernsthaft: „Was bedeutet es, Gefühle zu entwickeln?“
Yi neigte den Kopf in Gedanken. „Aber die Männer und Frauen sind in den Büchern beschrieben, die du immer liest, das ist es aber, was entwickelnde Gefühle sein sollten.“
Ich dachte einen Augenblick nach. In jenen Büchern, die ich häufig lese, würde der Gentleman die Dame treffen, die Dame würde dann geknackt, die beiden unterhielten sich mit ein oder zwei Worten, und dann würden sie anfangen, eine Anzahl von Ohs und Ahs zu stöhnen, die sie sich nicht anders helfen konnten. Ich habe nie gedacht, Oh und Ah mit Moxi zu wechseln, also habe ich wirklich nicht gedacht, dass ich Gefühle für ihn entwickelte.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Gefühle entwickelt.“
Yi gab einen langen Seufzer von sich und murmelte vor sich hin: „Das ist wahr, wie kann ein Stein Gefühle entwickeln? Ich habe zu viel nachgedacht.“ Fast sofort starrte er mich an und sagte: „Der Punkt ist der, es ist am besten, solange du keine Gefühle für ihn entwickelst! In dieser Welt gibt es nichts quälenderes als das Wort Liebe. Das ist nicht auszusagen, dass Fräulein Sansheng niemals jemanden mögen könnte. Es ist nur, weil Herr Moxi wirklich jemand ist, dem keine Dame verfallen sollte.“
„Warum das? Er ist die am besten aussehende und gentlemanlike Person, die ich jemals getroffen habe.“ Ich hielt inne und fügte dann hinzu: „Und er hat die erfreulichste Stimme für die Ohren.“
„Gerade weil alles an ihm so perfekt ist, solltest du niemals ihm verfallen! Herr Moxi ist der Gott des Krieges aus dem Himmel. Obwohl in dieser Welt nichts unmöglich ist, kümmert er sich nur um das Wohlergehen der Welt. Wenn sein Herz von dem gemeinen Volk eingenommen ist, wird es keinen Platz für die Liebe geben.“
Ob Moxi irgendeinen Platz für die Liebe in seinem Herzen hatte, war mir nicht wichtig, aber die erste Hälfte von Yis Bemerkung gab mir Grund zum Nachdenken. „Wie kann er etwas so Wildes sein wie der Gott des Krieges? Er ist offensichtlich eine sehr nette Person.“
Yi spuckte fast einen Schluck Blut aus. „Aber das glaubst du doch nicht wirklich?“
Als er mein Nicken sah, schüttelte Yi den Kopf und sagte hilflos: „Als der Dämonenclan den Himmel mit einer Armee von 100.000 Starken angriff, führte Herr Moxi 30.000 himmlische Soldaten an und wischte die Dämonen sauber ab. Danach führte er seine Armee in die Dämonen-Hauptstadt und massakrierte den ganzen Dämonenclan; Blut floss da wie Wasser. In den letzten zehn Jahren gab es keinen Ton mehr von den Dämonen. Das ist so, weil jeder Dämon, drei Jahre und älter, ausgerottet wurde.“
Ich hatte gewissen einen Eindruck von diesem Event. Während dieser Zeit wurde die Unterwelt unglaublich überfüllt. Das Klagen riss fast Yanwangs Palast auseinander; die Naihe-Brücke ist fast zusammengebrochen, weil sie zertrampelt wurde. Obwohl diese Dämonen von Moxi getötet worden waren, war der Krieg tatsächlich eine Frage des Tötens und des Überlebens. Moxi als der Gott des Krieges hatte die Pflicht, auf Gewalt zurückzugreifen, um die Rebellen zu unterdrücken. Seine Loyalität galt seinem eigenen Clan. Die entscheidende Rücksichtslosigkeit war im Kampf nur natürlich.
Ich klopfte Yi auf die Schulter. „Danke, dass du mir diese Dinge erzählt hast. Ich gehe zurück zum Stein, um jetzt ein Paket zu machen.“
Yi war verwirrt. „Fräulein, wohin gehst du?“
Ich grinste. „Ich gehe in die menschliche Welt, um ihn zu verführen.“
ZWEITES KAPITEL
Nachdem ich fertig war, verschiedene lose Enden in der Unterwelt zu binden, setzte Yanwang mir persönlich drei Siegel auf den Nacken, die jeweils ein Leben in der menschlichen Welt repräsentierten. Sobald die drei Siegel verschwunden sind, muss ich wieder in die Unterwelt zurückkehren und mich wieder vom Wangchuan bewachen lassen.
Unter den neidischen Augen anderer geistiger Wesen zog ich ein weißes Baumwollkleid an und ging in die menschliche Welt hinüber.
Die menschliche Welt, die bisher mir nur durch Bücher bekannt war, war viel lebendiger, als ich sie mir vorgestellt hatte, und auch interessanter und auch - gefährlicher.
An meinem dritten Tag auf Erden, auf dem Weg zu Moxi, ging ich an einem Tempel vorbei und entdeckte, dass er dem Ksitigarbha Bodhisattva gewidmet war. Ich ging gern hinein und dachte daran, meine Verehrung darzubringen. Ich war auf die Knie gegangen, um die Verbeugung zu beenden, als ein alter, aber flinker Mönch plötzlich mit einem Rasiermesser in die Hand zu mir trat. Er lächelte freundlich zu mir: „Amitabha. Gebenedeiter, er wünscht, dich vom Unrecht zu erretten, indem du den Buddha suchst uns tust in der Welt eine gute Tat.“
Hä? Ich hatte keine Zeit gehabt, über die Bedeutung hinter seinen Worten nachzudenken, als sein Rasiermesser gerade durch meine Haare gegangen war.
Ich war ein Stein - der Sansheng-Stein. Von Kopf bis Fuß, das wichtigste für mich war es, Haare zu haben. Ich hatte es schon seit tausend Jahren ersehnt, bis es endlich eine kleine Verbesserung gab, doch dieser alte glatte Esel hatte den Nerv, mich zu rasieren! Ich schnaubte und schlug ihn. Doch war dieser Mönch eigentlich ein Kampfkünstler. Er entkam leicht meinem Kick.
Er zog das geniale Lächeln aus dem Gesicht zurück. „Was willst du tun?“
„Ich sollte dir die gleiche Frage stellen“, erwiderte ich zweifelnd.
Er ver höhnte mich: „Dämonin, ich dachte, du wolltest Buddhas Weg folgen, um deine Sünden zu sühnen. Es stellt sich heraus, dass du hierher gekommen bist, um Mühen zu machen.“
„Dämonin? Du irrst dich, ich bin keine Dämonin.“
"Hm, ich habe die Mühe der Dunkelheit entdeckt, die voin dir drei Meilen entfernt lauert. Versuche nicht, deinen Weg aus diesem Tempel zu schleichen!“
Ich schnüffelte nach links und rechts, konnte aber keine Mühe auf meinem Körper spüren. Die Fische im Wangchuan waren viel müder als ich! Dieser Mönch hörte nicht auf meine Erklärung. Sein Rasiermesser kam wieder zu mir. Mein Verlangen, ihn zu töten, begann zu steigen, aber Yanwangs endlose Erinnerungen, dass ich niemals jemandem Schaden zufügen sollte, kamen mir in den Sinn.
Ich zog meinen Angriff zurück, drehte mich um und lief davon.
Der Mönch jagte mir nach, den ganzen Berg, und zwang mich zu laufen, bis ich außer Atem war. Ich wollte nur dem kahlen Esel einen Schlag geben und ihn zum ewigen Schlaf schicken.
Plötzlich fiel ein Duft von Blumen in meine Nase. Ich hatte noch nie einen so wunderbaren Duft in der Unterwelt gerochen. Meine Aufmerksamkeit wurde sofort angelockt. Als ich näher kam, kam ein rotes Blumenblut mir vor die Augen.
Die Menschen nannten diese Jahreszeit Winter, und sie nannten diese die glänzende Substanz, die die roten Blütenblättern bedeckte. Aber ich habe den Namen dieser roten Blumen noch nicht kennengelernt. Als ich durch das Meer der duftenden Äste ging, entdeckte ich einen kleinen Hof, der ruhig auf der anderen Seite stand.
Neugierig öffnete ich das Tor und ging hinein. Nachdem ich kaum in den Hof gegangen war, leuchtete das goldene Siegel, das Moxi an meinem Handgelenk hinterlassen hatte, plötzlich. Mein Herz trommelte, als ich mich dem Haupthaus im Hof näherte. Plötzlich hörte ich eine sanfte weibliche Stimme: „Husch, Baby, auf den Baum, wenn der Wind weht, wird die Wiege schaukeln!“
Ich drückte sanft die Tür auf und spähte leise hinein. Eine junge Frau saß im Bett mit einem Baby in den Armen. Bei genauerer Betrachtung lächelte ich. Das Gesicht, diese Nase und diese Lippen, war das nicht eine Mini-Version von Moxi ?!
Ich brauchte überhaupt keine Anstrengung!
Aber er war derzeit nur ein Fleischbällchen. Er hatte sein vergangenes Leben vergessen und konnte noch keine anderen Menschen erkennen. Wie würde ich ihn verführen können? Oder sollte ich an seiner Seite bleiben und seine Wächterin sein, bis er aufgewachsen ist? Ich konnte definitiv nicht andere Frauen oder Männer wegen dieser Angelegenheit nutzen, während er noch jung war.
Ein brüllender Schrei hinter mir störte plötzlich meinen Gedankengang: „Heidin, wohin willst du rennen?!“
Erschrocken, wechselte ich schnell nach links, schlug eine Tür auf und stürzte in das Haus. Sein Rasiermesser blitzte, als ich eine Handvoll schwarzes Haar sah, das vor meiner Stirn herunterfiel.
Ich fiel plötzlich auf den Boden und lehnte leise auf diese Handvoll dunkle Haare, die nach unten flatterten.
„Ah!“
Der Schrei der Frau klang so weit weg von meinen Ohren, und Yanwangs Erinnerung war noch ferner wie Wolkenstöße am Himmel.
Ich sprang auf, sammelte meine geistigen Kräfte in meiner Handfläche, und mit Wangchuan's tausendjähriger Dunkelheit zielte ich auf den alten Mönch. Dieser Streich hätte sein Gehirn zermalmt, aber meine Vernunft wurde plötzlich durch das Weinen des Babys geweckt.
Mein Handstoß drehte sich zur Seite und schlug den Balken über der Tür und gab der ganzen Hütte drei Wellen Zittern. Ich sauste aus dem Haus. Es schien, als hätte mein Streich den alten Esel verrückt gemacht. Es dauerte eine Sekunde, bevor er sich schließlich sammelte. Er sah mich an, dann sah er die Mini-Version von Moxi an und stand plötzlich vor der entsetzten Frau und sagte ihr: „Der rote Maulwurf auf der Stirn des Sohnes verheißt unheilvolle Dinge. Er zieht schon Böses an, obwohl er nur ein Neugeborener ist. Er wird sicherlich ein Fluch für all jene um ihn sein!“
Die Frau hatte Angst vor diesen Worten. Sie hielt sich an ihr Kind und wusste nicht, was sie tun sollte.
Ich war wütend. „He Glatzkopf, hör auf mit deinem Quatsch!“ Alle Menschen glaubten an die Prophezeiungen dieser Priester und Mönche. Er wollte Moxis ganzes Leben mit seinen Worten ruinieren.
„Hm! Heidin, du hast mich überfallen, während ich unvorbereitet war. Ich lasse dich diesmal eine Lektion lernen!“
Das Rasiermesser in der Hand blitzte wie ein goldenes Licht, als es sich in eine buddhistische Person verwandelte und sie direkt zu mir führte. Dieser Mönch hatte keine hohe Gestalt, aber der Buddha-Nimbus auf seinem Stab verhinderte mich, geradeaus zu schauen. Was wir am meisten in der Unterwelt fürchteten, war der Buddha-Nimbus des westlichen Himmels. Überwältigt war ich gezwungen, mich zurückzuziehen.
Ich dachte nicht, dass der Kampf zwischen dem Mönch und mir lange dauern würde. Ich war ein Stein - Geduld war meine beste Tugend. Ich hatte geglaubt, dass nach unserem Kampf er müde war, da würde er sich schließlich zurückziehen. Dann würde ich zurückkommen, um bei Moxi zu bleiben, bis er aufgewachsen ist. Ich habe nicht erwartet, dass der menschliche Mönch hartnäckiger war, als ich es für möglich hielt. Dämonen-Töten war seine lebenslange Mission, und vielleicht war ich das mächtigste Monster, dem er in seinem Leben begegnete, und er liebte es, mich in der ultimativen Mission seines Lebens zu töten.
Unsere Schlacht fand neun volle Jahre in der menschlichen Welt statt.
Neun Jahre!
Am Ende war es nicht, dass er aufgab, mich zu töten, aber dass meine alten Bekannten, die beiden Brüder, der Schwarze und Weiße Wächter der Vergänglichkeit, ihm seine Seele entrissen.
Ich verbarg mich so elend in den Bergen, als ich wieder zu meinen Bekannten kam. Als ich sah, wie sie die Seele des kahlen Esels wegzogen, umarmte ich ihre langen, hängenden Zungen und weinte vor Freude. Gleichzeitig stellte ich es sicher, ihnen zu sagen, dass sie die Alte Meng bitten sollten, diesem Mönch eine zusätzliche Suppe zu geben, damit er in seiner nächsten Inkarnation eine Witzfigur werde und ein Leben des Elends leben würde.
Nachdem ich den Mönch verlassen hatte, hob ich meine Augen, die in den letzten neun Jahren nicht entblößt worden waren, Dann überquerte ich Tausende von Meilen durch Berge und Bäche, da fand ich den kleinen Hof, auf dem ich Moxi in der Vergangenheit getroffen hatte.
Nach neun Jahren des Lebens in der menschlichen Welt habe ich endlich gelernt, dass die roten duftenden Blumen Pflaumenblüten genannt wurden.
Trotzdem hatte ich keine Ahnung, dass die Zeitspanne von neun Jahren einen so schönen Pflaumenwald in diesen verkehrten Zustand verwandeln konnte.
Ich näherte mich langsam dem kleinen Hof, als das goldene Siegel an meinem Handgelenk wieder flackerte. Ich war noch nicht an dem Tor vorbei, als ich ein schmutziges Kind sah, das einen viel größeren Besen hielt, der den unfruchtbaren Hof fegte. Das Rascheln klang so schrecklich düster.
Das Kind schien zu realisieren, dass jemand hereinkam. Es drehte sich plötzlich um.
Was ich sah, waren ein paar klare Augen und ein roter Maulwurf zwischen den Augenbrauen. Mein Herz kicherte, meine Hände zitterten, und die Süßigkeiten, die ich für Moxi gekauft hatte, fielen zu Boden.
„Wer bist du?“ Er ging zu mir hinauf.
Ich hockte mich hin, um auf seiner Augenhöhe zu sein, und sah meine eigene Reflexion in seinen klaren Augen. Ich rieb den Schmutz von seinem Gesicht mit dem Ärmel und sagte zu ihm: „Mein Name ist Sansheng. Ich bin gekommen, dich zu verführen.“
Er starrte mich an, ohne ein Wort zu sagen, und ließ mich meinen Ärmel benutzen, um sein Gesicht abzuwischen. Ich bemerkte seine zerlumpten Kleider und die Prellungen an Händen und Nacken. Ich schien ihn an seine Mutter zu erinnern, die war keine verarmte Person neun Jahre zuvor. Wie ließ sie Moxi so werden?
„Wo ist deine Mutter?“ fragte ich ihn.
„Tot.“
Seine direkte Antwort überraschte mich. Hatten sich die Sterblichen nicht immer viel um Leben und Tod bekümmert? Er... vielleicht war er noch zu jung, um Leben und Tod zu verstehen. Das war die einzige Erklärung, mit der ich kommen konnte.
„Da deine Mutter verstorben ist, liegt jetzt alles bei dir. Denke daran, heute habe ich dich erfolgreich verführt.“
Er schwieg, während er mich beobachtete. Ich kratzte mir den Kopf. Das Gespräch mit einem Kind erwies sich als eine sehr schwierige Aufgabe. Darüber hinaus war das betreffende Kind etwas zurückhaltend und zog sich zurück. Ich beschloss, eine einfachere Sprache zu benutzen, um ihm alles zu erklären.
„Mit anderen Worten, ich bin deine Frau von nun an. In Übereinstimmung mit den Regeln der Sterblichen bin ich deine Kinds-Braut. Aber das ist nicht wichtig. Was wichtig ist, ist, dass niemand dich jemals wieder schikanieren kann, wenn ich hier bin.“ Seine Augen leuchteten auf. Ich streichelte ihm den Kopf: „Lass mich hören, dass du mich Liebling nennst.“
Er schwieg einen Augenblick. „Sansheng“, wiederholte er meinen Namen.
„Sag Liebling!“
„Sansheng.“
„Liebling!“
„Sansheng.“
„Gut,“ gab ich auf, „nenne mich Sansheng.“
„Sansheng.“
„Ja?“
Ich möchte mich daran erinnern, wie er mich an diesem Tag wieder genannt und mich angerufen hat, bis ich ihm antwortete. Viel später habe ich gelernt, dass es auch eine Zeit gegeben, als er seine Mutter immer wieder ohne Erfolg rief.
Moxi war ursprünglich der Gott des Krieges vom Himmel. Obwohl er nur im sterblichen Reich zu seiner Trübsal war, war er immer noch ein kultivierter und zivilisierter Mann, und so dachte ich, ihn zur Schule zu schicken.
Nicht weit von wo wir lebten, war eine kleine Stadt. Es gab nur eine Akademie in dieser Stadt. Die Lehrer an dieser Akademie wussten von der Prophezeiung des alten Mönchs, dass Moxi aufwachsen würde, um ein Fluch für alle um ihn herum zu sein, und so zögerten sie, ihn in ihrer Schule zu begrüßen.
Ich sagte Moxi, er solle einen Topf Goldmünzen tragen und um die Akademie herumkreuzen. Schließlich nahmen die Lehrer ihn an.
Ich half ihm, seine Haare am ersten Tag zur Schule zu binden. Er sah mich durch die Reflexion im Bronzespiegel an; in seinen Augen war ein Flackern der Besorgnis. Ich sagte ihm sanft: „Du wirst hier für Jahrzehnte in der sterblichen Welt leben. Es ist nicht eine sehr lange Zeit; ich werde dafür sorgen, dass der Frieden dir im Leben folgt. Aber ich hoffe, dass du eine verantwortungsbewusste Person werden und ein brillantes Leben diese Jahrzehnte führen. Alphabetisierung ist ein Muss. Hör auf deinen Lehrer, während du in der Schule bist. Obwohl ich sie nicht als Weise bezeichnen würde, werden sie sich doch vor ihren Schülern mit Anstand verhalten. Studiere hart!“
Moxi nickte.
Als er am Abend zurückkam, hatte er einige Verletzungen im Gesicht. Eine rote Markierung hier, eine blaue Markierung dort. „Wurdest du gemobbt?“ fragte ich.
Er nickte.
„Hast du gekämpft?“
Er schüttelte den Kopf.
Ich sah seine Wunden an und fragte: „Wo wohnt der, der dich gemobbt hat?“
Der fette Wang war der Sohn eines Gutsbesitzers in der Stadt. Seine Familie war so wohlhabend, dass auch ihr Hinterhof enorm groß war. Ich schaute mit völliger Freude. Nachdem ich ein Feuer in der Holzhütte seiner Familie angezündet hatte, blies ein südlicher Wind rechtzeitig und flammte in einem großen Feuer auf. Die Hälfte des Himmels glühte rot.
Ich fühlte, dass die Szene ziemlich spektakulär war, die ich sah, ich führte Moxi zu einem guten Besichtigungsort und zeigte auf die hoch aufragenden Flammen aus des fetten Wang Haus, wo ich ihm sagte: „Lache über alles, wie du willst.“
Moxi sah mich nachdenklich an. „Sansheng, mein Lehrer sagte, wir sollten mit Tugend jedes Missverständnis tragen.“
„Moxi, du solltest lernen zu differenzieren. Dein Lehrer war offensichtlich bei dir. Es ist okay, zuzuhören, aber nimm dir nichts zu Herzen.“
Moxi hörte meinen Worten zu, dann gab er langsam einen „Hahaha“-Klang von sich.
Das Leben in der menschlichen Welt floh im Augenblick. Moxi näherte sich seinem zwanzigjährigen Alter.
Unter meiner sehr sorgfältigen Erziehung war es keine große Überraschung, dass Moxi ein Gentleman wurde, der so sanft wie Jade war. Sein Gesicht und seine Gestalt unterscheiden sich nicht zu sehr von der Zeit, da ich ihn in der Unterwelt traf. Weil seine göttliche Haltung in der menschlichen Welt ungewöhnlich und mit seiner außerordentlichen Intelligenz verbunden war, wurde er bald in dieser kleinen Stadt bekannt.
Doch „Ruhm tötet Menschen, Geschrei tötet Schweine.“ Es musste einen Grund geben, warum dieses Sprichwort so lange im Umlauf blieb.
Es war ein sonniger und milder Morgen, als ich auf dem Diwan lag, um einen neu erschienenen Roman zu lesen. Es war eine Liebesgeschichte über ein Paar, das durch die rauhen Zeiten gegangen war, und es ging mit detaillierten Oh-und-ah-Passagen ab. Ich war gerade beim Höhepunkt der Geschichte, als Moxi von draußen hereinkam. Er nahm den Mantel und die Robe, die ich beiläufig auf den Boden geworfen hatte, und legte sie weg, gab mir eine Tasse Wasser und sagte dann: „Es ist nicht gut, den ganzen Tag nur zu liegen. Du solltest auch nach draußen gehen in die Sonne, Sansheng.“
Ich nahm den Becher von ihm an. Meine Augen verließen das Buch nicht, als ich sagte: „Sonnenlicht ist wie ein Gift für mich. Es bietet mir keinen Nutzen.“
Aber er wollte meine Worte nicht annehmen. „Es hat heute morgen geschneit. Die Pflaumenblüten in unserer Gegend blühen sehr schön. Lass uns einen Spaziergang machen, um sie anzusehen.“ Ich sah ihn an und sah einen glänzenden Strahl der Hoffnung in seinen Augen. Ich legte das Buch, dessen Oh-und-ah-Teil zum Ende kam: „Alles klar, ich komme mit dir auf einen Spaziergang.“
Glücklich lächelte er leise.
Wir hielten die Hände und machten einen Spaziergang um den Pflaumenwald. Er hatte mich nicht angelogen. Die Pflaumen blühten heute ganz schön.
„Moxi, du weißt, ich liebe den Blick auf diese roten Pflaumenblüten und ihren Duft im glitzernden Schnee, aber weißt du auch warum?“
Er dachte eine Weile nach. „Es ist wahrscheinlich, weil dein Temperament sehr ähnlich dieser Pflaume ist.“ Ich hielt im Spaziergang inne und sah in seine Augen, als ich den Kopf schüttelte und wortlos lächelte.
Er hat es nicht wirklich mitbekommen, aber er hat mich mit der Durchsicht seines Gesichts verlassen. Allmählich erschien ein Hauch eines Lächelns: „Sansheng, magst du mich?“
„Ja.“ Ich benutzte meine Hand, um den Abstand zwischen seinem Kopf und meinem zu messen. Er war jetzt einen vollen Kopf größer als ich war. Ich neigte meinen Kopf in Gedanken: „Moxi, lass mich hören, dass du mich Liebling nennst.“
Seine Ohren wurden plötzlich rot.
„Du kommst schnell voran im Alter“, sagte ich. „Ich denke, diese Kinderbraut sollte endlich nach so vielen Jahren gefördert werden. Wähle einfach ein Datum und heirate mich!“
Röte verbreitete sich von den Ohren bis zu den Wangen, der Apfel seines Adams war etwas geschwollen. Nach einer langen Weile tauchte ein Hauch von Leid in den Augen auf. „Sansheng, du bist, du bist immer...“ Er beendete seinen Satz noch nicht, als ich plötzlich jemandes Stimmen von jenseits des Pflaumenwaldes hörte.
Seit Moxi einen kleinen Ruhm erworben hat, gab es immer jemanden, der nach ihm suchte. Ich hatte nie etwas gesagt, aber sie unterbrachen heute unser Ehegespräch. Mein Gesicht erbleichte. Ich war ganz unglücklich
Die Stimmen des Kommenden wurden lauter und lauter. Moxi hatte sie auch schwach aufgefangen. „Sansheng, es scheint, dass jemand zu Besuch kommt, gehen wir zurück zum Haus.“
Ich summte eine Antwort und ging wieder in mein Zimmer und las mein Buch weiter. Moxi ging in die Gästehalle, um seinen Gast zu empfangen.
Als er sich näherte, sah Moxi den Gast und kam dann in mein Zimmer. Er setzte sich, ohne zu sprechen. Ich lehnte mich gegen meinen Stuhl und sprach auch nicht; meine Geduld war immer großartig gewesen. Er konnte endlich nicht gegen mich gewinnen.
„Sansheng.“
„Hm?“
„Es war der Gouverneur, der heute gekommen ist.“
„Oh.“
„Er... er hat mir gesagt, ich solle die Hauptstadt besuchen, um Beamter zu werden.“
„Oh.“
Vielleicht machte meine Gleichgültigkeit Moxi ein wenig unsicher. Er hat mein Gesicht sorgfältig studiert. Es scheint seine Entschlossenheit festgemacht zu haben, so sagte er: „Ich will gehen.“
Ich wandte mich leise an die letzte Seite meines Buches. Die Liebesgeschichte hatte ein glückliches Ende. Ich drehte mich dann um, um Moxi anzusehen. Er beobachtete mich genau. Ich seufzte: „Ein Mann sollte Ambitionen haben. Es ist das Beamten-Amt, dass du anstreben solltest, nicht ein Diebsberuf... obwohl grundsätzlich es nicht viel Unterschied zwischen den beiden gibt. Aber ich werde zugeben, dass der Kaiserhof einer der Orte ist, um deine Ambitionen zu verfolgen. Ich habe immer gehofft, dass du im Leben triumphieren kannst. Jetzt, da du im Besitz von Talent und Chancen bist, solltest du tapfer sein und gehen. Warum schaust du mich an?“
Moxi schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Beamter aus Ehrgeiz.“ Seine Wangen wurden rot. „Wie du gesagt hast, bin ich fast zwanzig. Ich habe, ich habe immer gedacht, ein Gespräch mit dir über unsere Ehe eines Tages zu stiften.“
Ich hielt die Tasse, angefroren auf der Stelle.
Sein Lächeln war völlig hilflos. „Aber Sansheng, du bist immer einen Schritt voraus vor mir.“ Er fügte hinzu: „Ich möchte eine Familie mit dir gründen, aber als Mann kann ich dich nicht für den Rest meines Lebens auf mich aufpassen lassen. Ich will dir Glück mit meiner eigenen Fähigkeit bringen.“
„Sansheng, wirst du zwei Jahre auf mich warten? Nachdem ich Erfolg habe, werde ich wiederkommen, um dich zu heiraten.“
Ich konnte nicht Nein sagen.
In diesem Augenblick wünschte ich, ich wäre ein gewöhnliches Mädchen. Ich wünschte, ich würde darauf warten, dass er nach Hause kommt und „Sansheng“ mir von der Tür zuruft.
Aber er wollte, dass ich zwei Jahre warte. Ich war ursprünglich ein sehr geduldiger Stein, aber ich konnte es einfach nicht ertragen. Nach einer Nacht des Werfens und Drehens, setzte ich mich plötzlich im Bett auf.
„Moxi!“
Ich wusste, dass er nicht da war, aber ich wollte immer noch seinen Namen nennen, als ob er vor mir erscheinen würde, wenn ich ihn nur anrufen würde.
„Moxi!“
Ich rief ihn so dreimal an, aber ich erhielt keine andere Antwort neben dem rauschenden Wind draußen. Ich konnte nicht wieder einschlafen, also bin ich einfach aus dem Bett gerollt, und ohne etwas zu einzupacken, verließ ich das Haus nur in einem weißen Gewand, direkt in die Hauptstadt, um meinen Mann zu finden.
DRITTES KAPITEL
Ich war keine Fremde in der Hauptstadt.
Nachdem ich einmal mehr als drei Monate von dem alten Mönch um die Stadt gejagt worden war, war ich zu allen Orten gegangen, die ich brauchte, um an allen Orten zu sein, wo ich sein musste. Es war nicht eine Sache für mich, neugierig zu sein.
Ich war bemüht, Moxi zu finden, aber da ich nicht wollte, dass er wusste, dass ich so an ihn gebunden war, wagte ich es nicht, ihn im Freien zu sehen. Es war nicht lange her, dass ihm empfohlen wurde, Beamter zu sein. Da er noch am Anfang war, musste er eine harte Zeit mit wenig Ruhm haben. Ich bin auf die Straße gegangen, um zu fragen, aber niemand hatte mir irgendwelche Informationen zu bieten. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, in den Palast zu gehen, um ihn zu finden, aber die kaiserliche Familie war von einer so prächtigen königlichen Aura umgeben, dass sie mich erstickte, und so konnte ich nur die Idee am Ende aufgeben.
Nach dem Debattieren hin und her entschied ich, dass ich während des Tages auf Glück hoffte, dass es mich anlächelte, und dann nachts gehe zu hochrangigen Beamten, um nach Moxis Verbleib zu suchen.
Ich hatte zuerst gedacht, dass die Suche nach Moxi persönlich bessere Chancen haben würde, als zu versuchen, auf das Glück zu warten, aber mein Glück überraschte mich mit seiner bemerkenswerten Glückseligkeit.
An diesem Tag war die Hauptstadt von Sonnenschein erfüllt. Ich ging untätig auf den Straßen umher, währenddessen ich meinen Roman in Händen hielt. Plötzlich hörte ich eine Aufregung, wo Gruppen von Menschen anfingen, sich zu sammeln. In einem Moment der Neugierde warf ich mein Buch weg, warf den Schleier zur Seite und ging hinüber, um die Show einzufangen.
Diese Show erwies sich als sehr interessant. Es war ein sehr dramatisches „das Wasser fließt ohne Rücksicht auf die Gefühle der Blüte“, die sich da entfaltet hat.
Das „gleichgültige Wasser“ war genau mein Mann Moxi, und die „fallende Blume“, wenn ich nicht falsch lag, sollte die geliebte Tochter des Generals, Shi Qianqian, sein.
Woher wusste ich das? Nun, vor allem weil ihre Boudoir-Ornamente nicht zu schäbig waren. Ich hatte in diesen Tagen viel Schmuck verkauft, und sie haben mir viel Geld gebracht.
Shi Qianqian lag niedergeschlagen auf dem Boden. Ihr Knöchel schien verletzt zu sein. Sie sah Moxi mit einem Paar Pfirsichaugen an, die in Tränen überströmten, aber Moxis Blick war gleichgültig an ihr vorbei gegangen, bevor er sich abwandte. Dann stürmte Shi Qianqian vorwärts, um seinen Saum zu fangen. Unglücklicherweise vermied Moxi sie schnell wie ein Blitz, da landete sie auf den Boden und veranlasste so, dass ihr Gesicht mit Schmutz beschmiert wurde.
Die Menge der Zuschauer seufzte mitleidig über Shi Qianqian, die in Peinlichkeit auf dem Boden lag und ihre Lippen mit geröteten Augen hartnäckig biss. Sie sah so zerbrechlich aus, dass sie mir leid tat.
Doch Moxi war völlig unbeweglich. Ohne einen einzigen Blick aus den Augenwinkeln zu senden, ging er schnell weg.
Hm, ich rieb mir das Kinn. Moxi hatte mir noch nie einen solchen Blick geschenkt, seit ich ihn gepflegt habe, seit er neun Jahre alt war. Ich hatte nicht gedacht, dass er so ein kaltherziger Mann von zu Hause sein würde.
Die junge Dame war sehr stur. Nachdem Moxi gegangen war, versuchten die anderen, ihr zu helfen, aber sie ließ sich nicht helfen, sondern entschied sich, selbst aufzustehen. Denkend, dass sie, die Moxi mochte, sicherlich ein gutherziges Mädchen war, das von dem Unrecht wusste, ich zauberte einen kleinen Zauber und behandelte ihren verletzten Knöchel. Ich wünschte wenig Aufmerksamkeit für die Überraschung auf ihrem Gesicht, ich drehte mich um und jagte meinem Moxi nach.
Moxi betrat eine kleine Taverne. Ich hielt unter einer weinenden Weide neben dem Gebäude, unfähig, einen weiteren Schritt zur Taverne zu tun, ich war heute anders geworden. Es bestand die gleiche intensive königliche Luft wie in dem Kaiserpalast. Ich starrte auf die zweite Etage, wo ein Mann, der in Blau gekleidet war, sich ans Fenster gelehnt und mit sich selbst getrunken hatte.
Der Kaiser!
Der Kaiser dieser Welt war ein weiser Herrscher. Frieden und Wohlstand herrschten im Land in dieser guten Zeit. Leider hat sein General so viel Macht gehabt, dass der junge Kaiser schlaflose Nächte hatte, und dachte jetzt an Möglichkeiten, den General seiner militärischen Kontrolle zu berauben.
Es war nicht lange her, seit Moxi in der Hauptstadt angekommen war, aber er konnte den Kaiser schon privat treffen. Es schien, als ob er an einen ausgezeichneten Weg gedacht hätte, um dem Monarchen zu helfen, sein großes Anliegen zu erfüllen.
Während ich schätzte, wie klug Moxi war, tauchte ein Mann, der in eine Taoisten-Robe gekleidet war, plötzlich aus der Gasse neben der Taverne auf.
Der kaiserliche Pfarrer. Das war der mächtigste Priester der Welt, und ich erkannte ihn sofort. In der Vergangenheit hatte der alte Mönch, der mich gejagt hatte, diesen Mann gebeten, ihm zu helfen, mich zu fangen.
Ich konnte schon einen anderen Kampf vorhersehen, dass ich wieder in ihn hinein geriet. Als ich klagte, wie beschissen das Leben war, schoss er unerwartet einen Blick ab, dann drehte er sich um und ging. Während ich in Verwirrung war, hörte ich plötzlich eine weiche Stimme, die aus dem zweiten Stock der Taverne rief: „Sansheng!“
Es war Moxi, der mich aus dem Fenster sah.
Nachdem ich mich nicht versteckt hatte, lächelte ich ihn an. „Ich bin gekommen, weil ich dich jeden zweiten Tag vermisse, und die Nächte sind viel zu lang ohne dich. Lass uns unsere Hochzeit eilig begehen, Moxi.“
Als ich fertig war, lagen die Straßen für eine lange Zeitspanne wie tot da. Moxi errötete in diesem langen Schweigen.
„Hahaha.“ Hinter ihm ertönte das herzliche Lachen des Kaisers. „Was für eine kühne Schönheit! Moxi, du hast Glück!“
Moxi verbeugte sich vor dem Kaiser und eilte ins Erdgeschoss. Ich strahlte ihn an. Moxi ging hinüber und sah aus, als ob er alles täte, was er konnte, um seine Freude zurückzuerobern. Er strich sich die Stirn und fragte „Warum bist du so rasch gekommen? Ich hatte gedacht, ich müsste noch sechs Monate warten. Da bist du ganz allein gekommen. Hattest du eine harte Reise? Hattest du Schwierigkeiten auf dem Weg? Bist du hungrig? Willst du dich ausruhen?“
Ich habe ihn nur mit einem Lächeln angeschaut.
Moxi gab mir einen guten Blick und sagte: „Ich habe Sorgen um nichts. Sansheng würde ich niemals leiden lassen. Wie hast du mich gefunden?“
„Ich habe dich gerade auf der Straße gesehen.“
Moxis lächelndes Gesicht war leicht versteift. Er eilte zu erklären: „Sansheng, das ist...“
„Ich weiß, das ist das Mädchen, das dich mag.“
Er beobachtete mein Gesicht sorgfältig. „Ihr Aussehen ist nicht schlecht“, sagte ich, „aber sie ist ein bisschen klein, also ist sie nichts für dich.“
„Aber natürlich“, lachte Moxi über meine Worte. „Sansheng ist die einzige für mich.“
Ich nickte ihm mit hoher Stimmung zu. „Ich bin froh, dass du das weißt.“
„Ich werde mich von Seiner Majestät verabschieden, und dann werde ich dich zum Ruhelager bringen.“
„In Ordnung.“
Es stellte sich heraus, dass Moxi nicht im Palast wohnte, noch war er in einem Haus des Ministers untergebracht. Stattdessen hatte er eine ruhige Hütte gekauft, deren Gestaltung sehr ähnlich war wie der Pflaumenwald, wo er und ich gelebt hatten.
Nach dem Abendessen zog ich Moxi zu einem Spaziergang im kleinen Garten.
„Die Hauptstadt unterscheidet sich von der kleinen Stadt, in der wir gelebt haben. Du wirst es nicht gewohnt sein, hier zu leben?“
„Es gibt nicht wirklich viel, an das ich mich gewöhnen muss. Aber es war morgens, als ich aufstand und nicht die Teller sah, die du für mich hingelegt hast, oder die Abende, als ich nach Hause kam und nicht das Kerzenlicht sah, das du für mich hinterlassen hast. Als ich daran dachte, dass du ganz allein zu Hause warst, war ich mir nicht sicher, wie du dich selbst versorgen könntest, und es hat mich ein wenig kläglich gemacht.“
Ich kicherte, als mein Herz in Freude ausbrach. Ich hielt seine Hand und blickte zu den Sternen über unseren Köpfen und schwang mich fröhlich, als wir gingen. „Moxi!“
„Ja?“
„Moxi!“
„Ja?“
„Moxi!“
„Was ist denn?“
„Ich möchte nur deinen Namen anrufen“, sagte ich. „Jedes Mal, wenn ich deinen Namen anrufe, bekomme ich deine Antwort zu hören. Ich fühle plötzlich, dass diese Art von Glück nicht sehr leicht zu haben ist.“
Moxi lächelte leicht. Ich fuhr fort: „Es muss schwer sein, in die Hauptstadt zu kommen und Beamter zu sein.“
Moxi schwieg eine Weile, bevor er sagte: „Ich bin in der Lage, meine Macht zu nutzen, um Menschen in Not zu helfen, die sich auf meine eigenen Hände verlassen, um mein Mitgefühl zu empfangen, dass es Leute gibt, die glücklich werden als Ergebnis meiner Handlungen. Auch wenn Palast-Intrigen eher lästig sind, wenn diese Macht, von der ich erzähle, für die Leute benutzt werden kann... Sansheng, verstehst du diese Art von Zufriedenheit?“
Ich konnte nicht umhin zu zittern, als ich ihn ansah. In seinen Augen war unverkennbar ein Schimmer, den ich noch nie gesehen hatte.
In diesem Augenblick schien ich noch einmal den himmlischen Gott des Krieges zu sehen, der in die Unterwelt gekommen war, begleitet von der Strahlung des Lichts.
Das war der wahre Moxi. Ich erinnerte mich plötzlich an die Worte, die Jia mir schon viele Monde zuvor gesagt hatte: „Herr Moxi ist der Gott des Krieges vom Himmel. Obwohl in dieser Welt nichts unmöglich ist, kümmert er sich nur um das Wohlergehen der Welt. Wenn sein Herz von dem gemeinen Volk besessen ist, wird es keinen Platz für die Liebe geben.“
Ich hatte damals wenig bei diesen Worten gedacht, aber als ich den Ausdruck in Moxis Augen heute sah, kam ich zu der Erkenntnis, dass Jia tatsächlich ein Prophet war.
Moxi hatte wirklich ein Herz für das gemeine Volk, egal welche Form er annahm.
Am nächsten Tag ging Moxi zum Palast; und wie üblich, blieb ich zu Hause und las meine Bücher.
Ich war noch nicht auf die zweite Seite gekommen, als ich plötzlich leichte, stetige Schritte vom Hof hörte. Soldaten? Seit ich geistliche Erkenntnis gewonnen habe, war ich ein zurückhaltender Geist. Alles in Ordnung, so war ich von einem Gespenst gefangen gehalten worden, von Yanwang gescholten, von einem Mönch gejagt und von einem Priester angegriffen, aber ich war noch von den Schlägern der Behörde festgenommen worden.
Das war meine erste Erfahrung, ich war unruhig vor Aufregung.
Ich freute mich darauf, dass sie sich hineinstürzen und mich entschuldigen wollten, und wollte sehen, welche Art von Offensive sie organisierten. Aber nachdem ich lange gewartet hatte, kam nur eine ordentliche Reihe von Klopfen an die Tür. Ich war ziemlich enttäuscht. Ich hatte keine andere Wahl, als die Tür zu öffnen, wie es die richtige Etikette verlangte.
Die Soldaten waren wahrscheinlich irgendwo versteckt, denn nur ein hübsches Mädchen stand vor der Tür. Ich sah sie lange an, bevor eine Anerkennung über mich kam. Warum war das nicht das Mädchen, das Moxi schon gestern auf die Straße geworfen hatte - Shi Qianqian?!
Als sie sah, dass ich die Tür öffnete, sah sie plötzlich so aus, als würde sie von einem Blitz getroffen. „Da ist wirklich eine Frau“, murmelte sie vor sich hin. „Er hatte wirklich eine Frau nach Hause gebracht.“
Einen Mann zu lieben, war eine Sache, der einen Ruck in jemandes Haus brachte, war ein anderes. Ich dachte mir, ich könnte nicht zulassen, dass die Gefühle dieses Mädchens vor sich selbst lügen, ich habe meine Arme vor meiner Brust gekreuzt, mich an die Tür gelehnt und gesagt: „Das ist richtig, ich bin seine Frau. Ich habe ein Bett mit ihm geteilt, seit wir Kinder waren. Gibt es etwas, das du gerne sagen würdest?“
Das junge unwissende Mädchen war von meinen Worten erschüttert. Sie stolperte zwei Schritte zurück und fiel fast zu Boden. Ich hob eine Augenbraue auf sie, fühlte mich etwas grausam, aber zur gleichen Zeit bestätigt.
An diesem Punkt sprang eine Frau mittleren Alters plötzlich von der Seite hervor, zeigte auf mich und begann ihre Verurteilung: „Wage es nicht, unsere junge Dame zu belästigen! Lass deine Obszönitäten nicht ihr in die Ohren kommen!“
Ich war völlig unschuldig. „Ich antwortete, weil sie gefragt hat. Jedes Wort, das ich sagte, ist wahr. Warum wäre es irgendwie obszön?“
Shi Qianqians Gesicht ward weißer. Die Frau hat mich geschlagen: „Elende Hure! Wie kannst du es wagen, zu unserer jungen Dame unverschämt zu sein! Männer, nehmt sie weg!“
Ich rieb mir die Stirn frustriert. Sie war eindeutig ärgerlich. Als ich mit ihr reden wollte, sprang plötzlich eine Gruppe von blauuniformierten Soldaten hervor.
„Oh!“ Meine Augen erhellten sich, als ich vor Aufregung nach Luft schnappte. Die Frau schrie: „Sie will ihre verborgenen Geschosse veröffentlichen! Schützt die junge Dame!“
Die scharfen Klänge der Schwerter, die ihre Scheiden verlassen, hoben die Haare auf meinen Armen.
Ich öffnete meinen Mund, aber die Phrase „Lasst uns den Frieden bewahren“ war nicht erklungen, als eine große Klinge gerade über meinen Kopf geschwungen wurde. Durch den Anlass der menschlichen Welt war mein Temperament jetzt viel zurückhaltender, wie als ich zum ersten Mal hierher kam. Trotzdem konnte ich es nicht leiden. Mein Gesichtsausdruck fiel sofort auf, als ich die ersten Soldaten heftig anstarrte, da sie sich auf mich stürzen wollten.
Sterbliche, die niemals Zauberei ausgeübt hatten, würden sofort von einem eisigen Blick von mir versteinert. Sie würden in einem verzweifelten Kotau auf die Knie fallen.
Aber die Leute im Rücken lernten ihre Lektion nicht und flogen um mich wie ein Schwarm.
Ich rezitierte eine Beschwörung, winkte sanft mit meinem Arm, und die Soldaten, die mich belagerten, flohen alle weg. Ich seufzte: „Wenn wir als Menschen leben wollen, dann lasst uns lernen, die Situation zu beobachten und zu beurteilen.“
Shi Qianqian und die andere Frau wurden beide von den Kräften der Dunkelheit von ihren Füßen weggefegt und fielen auf den Boden. Sie sahen mich in Wut an. Ich trat vor und bot die Hand an, die Frau hochzuziehen, aber sie schrie „Monster“ und kletterte weg. Ich hatte keine andere Wahl, als mich umzudrehen und Shi Qianqian zu helfen.
Im Gegensatz dazu ließ sie sich gelegentlich helfen. Ich wischte den Staub von ihrem Gesicht und sagte: „Egal wie sehr du jemanden magst, du solltest noch etwas Selbstachtung haben. Komm nicht zu den Häusern anderer und mache keinen Mucks mehr. Nicht nur wird es deinen Status schmälern, es ist auch wenig nützlich. Oh, Moxis drei Lebenszeiten sind für mich bestimmt! Wenn du ihn wirklich verführen willst, dann komm in drei Stunden zurück.“
Alles, was ich sagte, war die Wahrheit; ich dachte nicht, dass ihre Ohren sie tatsächlich veranlassen würden, etwas anderes zu sein. Ihre Augen waren rot, als sie sich umdrehte und in Tränen davonlief.
Ich gab dem Haus einen guten Schwung, dann ging ich ruhig wieder zu meinem Buch zurück. Ich erinnerte mich, dass ich bei der ersten Begegnung des Paares aufgehört hatte, wo das Mädchen dem Helden einen Kuss gab. Meiner Meinung nach könnte die Szene ein bisschen geschmackvoller sein.
VIERTES KAPITEL
Moxi ist am Abend nach Hause geeilt.
Ich lehnte mich gegen den Diwan, als ich ihm einen Blick gab und mein Buch weiter las. Er stand einen Augenblick in der Tür, bevor er vorsichtig hereinkam. Er setzte sich auf den Rand des Diwans, beriet sich und sagte dann: „Ich hörte, dass Soldaten heute kamen.“
„Ja.“
„Sansheng...“
Ich warf das Buch zur Seite, setzte mich auf und sah ihm in die Augen. „Was willst du mich fragen?“
Er öffnete den Mund, sagte aber kein Wort.
„Ich habe die Soldaten abgeschlagen“, sagte ich zu ihm. „Shi Qianqian wurde auch von mir weggejagt.“
Er sah mich einen Augenblick an und lächelte dann ein ziemlich hilfloses Lächeln.
Ich hob eine Augenbraue und sagte: „Was? Also willst du die Tochter des Generals heiraten? Oh, ich lag damals falsch; ich habe deine Ehe ruiniert. Wenn es dich so traurig macht, werde ich nach dem Mädchen suchen und sie zurückbringen. Sie scheint von dir geschlagen zu sein.“ Ich ging hinaus, als ich mit dem Sprechen fertig war.
Er zog mich zurück, sein Gesicht leicht errötete. „Sansheng, du weißt, das war nicht das, was ich meinte. Ich bin wirklich sehr froh, dass du... dass du so eifersüchtig wegen mir sein würdest. Es ist nur so, dass…“
„Es ist genau was?“
„Die Soldaten sagten, dass du eine Dämonin bist. Sie beabsichtigen, den kaiserlichen Priester hier einzuladen, um den Bösen morgen zu exorzieren.“
„Den kaiserlichen Priester?“ Ich erinnerte mich an das strenge Gesicht gestern in der Gasse.
Moxi nickte stirnrunzelnd. „Sansheng, musst du dich verstecken?“
„Verstecken?“ fragte ich. „Warum sollte ich mich verstecken? Ich bin keine Dämonin.“ Aber als ich Moxis besorgten Ausdruck sah, verstand ich plötzlich. „Moxi, hast du mich immer für eine Dämonin gehalten? Willst du mich verbergen, weil du Angst hast, dass der kaiserliche Priester meine dämonische Identität aufdecken würde?“
Moxi runzelte die Stirn.
Ich nickte mit dem Kopf und murmelte zu mir selbst: „Ich denke, es ist zu erwarten. Ich habe mit dir seit so vielen Jahren gelebt, aber mein Aussehen hat sich nicht verändert. Wenn ich Feuer wollte, machte ich Feuer; wenn ich Wind wollte, machte ich Wind. Es macht Sinn, dass du an mich als Dämonin denkst. Im Moment musst du Angst vor mir haben?“
Nachdem er meinen Worten zugehört hatte, kam ein plötzlicher Wechsel über Moxis Gesicht: eine seltene Spur von Zorn. „Warum sollte ich Angst vor dir haben? Also, wenn du eine Dämonin bist? Ich weiß nur, dass meine Sansheng mir nie geschadet hat. Ich bin keine herzlose Person. Ich weiß genau, wie jeder Mensch in dieser Welt mich behandelt! Nicht zu erwähnen, du bist keine böse Dämonin, und selbst wenn du es wärst, habe ich dich schon geliebt und werde dich für den Rest meines Lebens lieben!“
Das Wort „Liebe“ machte mich glücklich im Inneren. Mein Mund konnte nicht umhin, zu lächeln.
Moxi war immer mild gesonnen gewesen. Unnötig zu sagen: er war besonders sanft zu mir. Ich sah ihn selten so aufgewühlt, dass ich seine Gegenwart ziemlich seltsam fand. „Wovor hast du dann Angst?“
Sein Gesicht versteifte sich. Meine Leichen, die in seine Gedanken kamen, hatten ihn leicht enttäuscht. Er schwieg einen Augenblick, und dann seufzte er. „Sansheng, ich fürchte, du wirst belästigt werden.“
Ich war amüsiert, nachdem ich ihn gehört hatte. „Erinnerst du dich an den Hinterhof des fetten Wang?“
Er sah mich an: „Nicht einmal ein Grashalm war übrig.“
Ich nickte zufrieden. „Es ist gut, gemobbt zu werden, solange ich sie wieder schikanieren kann. Deine Frau kann alles außer Missbrauch verschlingen. Du musst dir keine Sorgen machen.“
Mit meinen Worten zufrieden, sagte Moxi nichts mehr.
Am Abend, als wir uns auszogen, sah ich ein kleines Loch in seinem Ärmel. Da fragte ich überrascht: „Was ist passiert?“
Moxi versteckte seinen Ärmel. „Es ist nichts. Ich hatte gerade einen Streit mit einigen Soldaten heute, und mein Hemd wurde von ihrer Rüstung gefangen, das ist alles.“
Ich reichte ihm meine Hand: „Gib mir das Gewand. Ich werde dir helfen, es zu reparieren.“
Im Kerzenlicht machte ich Stich um Stich. Moxi setzte sich neben mich und nickte mit dem Kopf, um mir zu helfen, ihm zu helfen, seine Kleider zu reparieren. Ein Lächeln verharrte auf seinen Lippen, als ob er in dieser kleinen Sache Glückseligkeit fände.
„Alles vollbracht.“ Ich reichte ihm das Gewand. Als ich die Zufriedenheit auf seinem Gesicht sah, fragte ich ihn: „Ist der gegenwärtige Kaiser ein guter Herrscher?“
Moxi erhielt sein Gewand und antwortete: „Er ist ein sehr weiser Souverän.“
Ich nickte. „Dann ist dieser große General, der alle militärische Macht in seinen Händen hält, auch ein guter General?“
Moxi runzelte die Stirn. „Wenn wir von kommandierenden Truppen im Kampf sprechen, ist er zweifellos talentiert. Allerdings brauchen wir nicht seine Art von Blut-Durst, um das Land im Frieden zu erhalten.“
Ich nickte wieder: „Wenn er weg ist, wird der Lebensunterhalt der Menschen besser sein?“
„Ohne die Kontrolle des Generals wird der Kaiser in der Lage sein, die Reformen frei zu verwirklichen, und der Lebensunterhalt des Volkes wird sich natürlich verbessern.“ Moxi sah mich seltsam an. „Sansheng, seit wann bist du an diesen Dingen interessiert?“
„Wenn es einen Weg gibt, um den General um der Leute willen loszuwerden, wirst du dann glücklich sein?“
Moxis Augen leuchteten auf, aber er senkte sofort den Blick, um ihn in den Augen zu verbergen. „Natürlich würde ich mich freuen.“
Ich nickte wieder. „Es wird spät. Du hast morgen etwas zu tun, also ins Bett!“
Nachdem die Kerze in Moxis Zimmer ausgegangen war, blieb ich im Bett sitzen, die Augen weit offen und blickend zum Mondschein über die Fensterscheiben hinaus.
Warum sollte Moxi mit anderen Menschen ohne Grund streiten? Ich habe alles durchdacht, was heute passiert war, und begann zu verstehen. Er musste jemanden, der mich eine Dämonin nennt, gehört haben, und als er als nächstes hörte, dass der Kaiser-Priester morgen hierher kommen würde, um mich zu exorzieren, konnte er sich vorübergehend nicht mehr zurückhalten und hat sich mit den anderen konfrontiert.
Moxi war immer ein toleranter Mensch gewesen, und er war seit langem kein Beamter. Trotz der Begünstigung des Kaisers gab ihm der Kaiser nicht einmal einen Lohn. Anscheinend war Moxi in einer sehr schwierigen Lage vor Gericht.
Durch den Streit mit den Leuten aus dem Haus hatte ich Moxi in den Sturm geschoben.
Es war wahr, ich war nicht wie andere Leute. Morgen, wenn der Kaiser-Pfarrer kommt, wenn er Dinge wie „Dunkelheit lauert in dir“ oder „du bist nicht eine Lebensform dieser Welt“ sagen wird, dann könnte Moxi nur seine Ideale küssen und alle Kämpfe verabschieden.
Egal was ich zu tun wünschte, ich darf ihn nicht implizieren.
Ich dachte an den Schimmer in Moxis Augen, als er von seinen Idealen sprach. Ich benutzte einen unsichtbaren Zauber und ging in Moxis Zimmer. „Du warst es, der mir meine drei Leben gegeben hat“, sagte ich, als ich sein schlafendes Gesicht beobachtete. „So kommt es, dass ich mein Leben benutzen muss, um dir zu helfen, deine Trübsal abzufangen. Und da ich deine Frau in dieser Existenz bin, muss ich meine volle Unterstützung für alles aufbieten, was mein Mann will.“
Ich saß an seinem Bett, beugte mich vor und legte leise einen Kuss auf seine Lippen. „Moxi, möge der Frieden dir im Leben folgen!“
Am nächsten Morgen rief ein Dekret Moxi dringend in den Palast. Er erinnerte mich immer wieder daran, dass er, wenn der kaiserliche Pfarrer kommen würde, ich ihn abhalten musste, bis er zurückkäme. Ich versprach es ihm.
Kurz nachdem er gegangen war, kam ein Priester, der von erhabener Aura glühte, zum Haus. Dieser kaiserliche Priester sah nach allen äußeren Erscheinungen sehr jung aus.
„Du bist kühn, es wirklich zu wagen, in die Hauptstadt zu kommen, nachdem du Abt Kongchen getötet hast.“
Das erste, was der kaiserliche Pfarrer zu mir sagte, war das. Ich tröstete mich für eine lange Zeit, bevor ich mich an den Abt Kongchen erinnerte, von dem er sprach, das war der Mönch, der versucht hatte, mich in diesen neun Jahren zu jagen. „Das ist nicht wahr. Er starb vor der Zeit; es hat nichts mit mir zu tun. Ich bin keine Dämonin, und ich kann keine Menschen töten.“
Der kaiserliche Pfarrer spottete. „Dunkelheit lauert in dir. Wenn du keine Dämonin bist, dann sag mir, was bist du?“
Wenn ich sagte, dass ich der Geist eines Steins vom Wangchuan-Ufer war, war ich ziemlich sicher, dass er darauf bestehen würde, dass ich ein Geist war. Ich dachte einen Augenblick nach und fragte: „Warum bist du so sicher, dass ich eine Dämonin bin?“
„Wir werden wissen, ob du es bist oder nicht, wenn ich mein Samadhi-Feuer benutzt habe, um die Wahrheit zu bestätigen“
Ich dachte eine Weile nach und nickte dann zustimmend: „In Ordnung, aber du musst es an einem überfüllten Ort machen und mich auf einem Schafott verbrennen. Lass die Leute es sehen. Wenn ich am Ende verbrannt werde, beweist es, dass ich keine Dämonin bin, und du musst deine Ehre als den kaiserlichen Pfarrer benutzen, um der Welt zu verkünden, dass du die falsche Person getötet hast.“
Er war von meinen Worten verblüfft. Endlich sagte er: „Besser gibt es doch keine Tricks für deinen Rock!“
„He, du bist ein Mann von Religion, wie kannst du so unreine Gedanken haben? Alles in Ordnung, ich habe es eilig. Bitte zieh mich schnell weg, um zu verbrennen.“
Ich ging rasch aus der Tür. Auf der anderen Seite blieb er im Haus verwurzelt. Ich runzelte mir fragend die Stirn, ging zurück und zog an seinem Arm: „Warum bist du so weibisch? Du warst nicht so zögernd, als du zuletzt versucht hast, dem alten Mönch zu helfen, mich zu töten.“
Als wir den Eingang des Marktes erreichten, waren schon Soldaten dort, um das Gerüst aufzustellen. Diese wenigen Soldaten sahen mir sehr vertraut aus. Ich vermutete, dass sie auch Leute aus dem Haus waren. Sie wurden kurz betäubt, als sie sahen, dass ich nicht im geringsten geschädigt wurde, sondern dass ich sogar den Kaiserhüter hierher schleppte. Ich drehte mich um und sprang auf das Schafott, mit Eleganz und Grazie, natürlich, die Zuschauer überflutend mit Wunder.
Ich band ein Seil um mich herum, winkte dem Ehrwürdigen zu und rief: „He, alles ist fertig!“
Der kaiserliche Pfarrer machte keine Bewegung und sah mich mit einem finsteren Blick an. Ich habe ihn auch nur noch gesehen.
Plötzlich kam eine Frau von der Seite. Es war die gleiche Frau, die Shi Qianqian den anderen Tag begleitet hatte, um Ärger in unserem Haus zu machen.
Sie schrie, als sie mich sah: „Das ist sie! Sie ist eine Dämonin! Sie hat den Kanzler verhext und hat sogar unsere junge Dame verletzt. Es war so schrecklich, dass unsere junge Dame noch zu erwecken ist. Eminenz, du musst uns helfen, dieses Monster zu beseitigen. Wir müssen den Samen des Bösen ausrotten!“ Sie zog den Hirten des Kaiserlichen Ehrwürden an sich, während sie weinte, und sie weinte so sehr, dass das Publikum mit ihr Tränen vergießen musste. Wenn die Person, auf die sie hinzielte und die sie bewarf, nicht ich gewesen wäre, ich fürchte, ich würde auch denselben Hass mit ihr teilen.
Die Augen der Imperialen Eminenz schauten auf, als er sie von mir wegdrängte und mich kalt fragte: „Hast du zu deiner Verteidigung etwas zu sagen?“
„Ich bin wirklich keine Dämonin“, seufzte ich.
Ein Ei ward an mein Kleid geworfen. Ein kleines Kind in teuer aussehenden Kleidern machte sich aus der Menge los, als er mir ein anderes Ei zuwarf. „Du hast meine Schwester gemobbt! Du bist ein schlechter Mensch! Du hast sogar die Liebe meiner Schwester von ihr gestohlen! Bruder Moxi mag meine Schwester. Das ist alles wegen dir!“
Meine Stirn war unbewusst gefurcht, während ich die zwei zerschlagenen Eier an meinem Kleid ansah. Aber was mich mehr provoziert hatte, waren die Worte, die er sagte. Ich grinste und drohte mit dem Finger und hob den kleinen Bubi in die Luft. „Kiddo, deine Schwester mag ihn, aber der, den er mag, das bin ich.“
Er drückte sich in der Luft herum. Das Heulen der Frau war jetzt noch lauter, als sie weiter schrie: „Geisterfüchsin, du wagst es nicht, unserem jungen Meister Schaden zu bereiten!“ Die umstehende Menge fing auch an zu brummen.
„Schade anderen nicht!“ rief der Kaiserliche Ehrwürdige. Das Seil, das mich beschränkte, zog an, die Kraft verließ meinen Finger, und der kleine Bubi war aus der Luft gefallen, von der Frau aufgefangen.
Zweifellos kam eine brennende Empfindung über mich, als ein Feuer an den Sohlen meiner Füße entzündet wurde.
Das Samadhi-Feuer.
Dieser Sterbliche hatte das Samadhi-Feuer wirklich geübt. Eine schwierige Leistung.
In Wahrheit hatte ich Angst vor Feuer. Es gab nur wenige geistige Wesen in der Unterwelt, die keine Angst vor dem Feuer hatten. Wenn man einen Dämon von einem spirituellen Wesen unterscheiden will, wäre das Feuer eine gute Methode. Ein Dämon würde nach der Verbrennung eine Kugel hinterlassen, aber die Geister und die Menschen würden nichts hinterlassen.
Ich hatte keine Angst vor dem Tod, denn aus irgendeinem Gesichtspunkt hatte ich nie gelebt. Meine Heimatstadt war am Fluss der Vergessenheit in der Unterwelt. Ich war tatsächlich im Land des Todes selbst geboren.
Das brennende Feuer hat mich schmerzhaft gestochen. In meiner Trance sah ich meine alten Bekannten. Sie schwebten in der Luft, als sie beobachteten, dass ich von den Flammen geleckt wurde. Ich wollte ihnen etwas sagen, aber ich war in so vielen Schmerzen, dass ich kaum etwas tun konnte.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Als die brennende Empfindung auf meinem Körper allmählich zurückging, winkten die schwarzen und weißen Wächter der Vergänglichkeit mit ihren Händen und riefen mich an ihre Seite. Ich hatte dieses Licht nicht lange mehr gefühlt.
„Haha!“ lachte der Schwarze Undauerhafte, als er mir auf die Schulter klopfte. „Ich habe so viele Todesarten gesehen, aber die Art, wie du im Feuer geblüht hast, gab uns mehrere Schocks.“
Sein Gesicht war von solcher Freude erfüllt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich legte einfach meine Handflächen zusammen, um sie zu begrüßen und sagte ein paar höfliche Worte, dann drehte ich mich um und sah zu Boden. Die Menge und die Frau waren ekstatisch jubelnd beim Namen des Kaisers-Ehrwürdigen. Der Ehrwürdigen stieg jetzt auf das große Gerüst allein, seine Augen suchten in den Haufen von Asche, während sein Gesicht allmählich erbleichte.
„Lass uns gehen, komm mit deinen großen Brüdern und erzähl uns, wie dein Leben war.“
„Halt an, warte hier auf mich nur eine Sekunde. Ich... ich habe etwas Unvollendetes, das ich noch tun muss.“
Sie sahen sich an. Weiße Unbeständigkeit fragte: „Der Gott des Krieges?“
Ich nickte.
„Komm schnell zurück.“
Die königliche Aura der kaiserlichen Familie war immer noch so überwältigend wie eh und je. Zum Glück war ich jetzt eine geistige Einheit geworden, und es war viel einfacher für mich, den Palast zu betreten.
Als ich Moxi entdeckte, stand er gegenüber dem Schreibtisch des Kaisers.
„Ich hoffe, Eure Majestät kann meine Frau beschützen und nach ihrer Sicherheit sehen“, sagte er mit einer Verbeugung.
Der Kaiser nahm einen Schluck Tee, bevor er ihm antwortete: „Eine Frau wird immer so sein.“
„Eure Majestät, Sansheng ist mein Herz und meine Seele und das Leben selbst.“
Wärme füllte mein Herz. Ich landete in der Nähe von ihm und umarmte ihn von hinten. „Moxi, ich hatte Glück, dich kennengelernt zu haben.“
Moxi war leicht gespannt. Er drehte sich scharf um, sein Blick ging durch mich und landete an einem Ort, von dem ich nicht wusste, wo er war.
Als ob er etwas gespürt hätte, stürzte Moxi plötzlich nach draußen.
„Unverschämtheit!“ Der Eunuch von der Seite des Kaisers schrie. Seine Majestät winkte mit der Hand, um den Eunuch zu stoppen, als Moxi die Halle entlang der Palaststraße verließ.
Ich folgte ihm den ganzen Weg.
Er kehrte zuerst nach Hause zurück. Als er das Haus leer sah, war niemand in Sicht, sein Gesicht ward weiß wie ein Blatt Pergament. Er stand kurz gefroren da und lief dann wieder hinaus. Nachdem er aufgehört hatte, alle auf der Straße zu fragen, stolperte er schließlich auf den Marktplatz.
Zu dieser Zeit stand der kaiserliche Pfarrer auf dem hohen Gerüst und hielt eine Handvoll Asche, wobei er feierlich sagte: „Bei meiner Ehre als Kaiserwächter erkläre ich, dass die Frau Sansheng in der Tat keine Dämonin war.“
Das Geschrei in den Ohren schien alles verblassen zu lassen. Alles, was ich sah, war die Leere in Moxis Augen, als er zwei Schritte rückwärts ging.
Ich habe mich vorwärts gebeugt, um ihn zu halten, aber meine Hände gingen durch seinen Körper hindurch.
Ich seufzte.
„Sansheng...“, flüsterte er meinen Namen mit einem Schmerz über die Worte hinaus.
„Ja“, antwortete ich, aber ich erinnerte mich plötzlich, dass er meine Stimme weder hören noch mich sehen konnte.
„Sansheng“.
„Ich bin da.“
Aber ich war es nicht; ich war nicht mehr den Augen sichtbar.
So wie Sansheng nicht mehr in Moxis Leben war.
FÜNFTES KAPITEL
Mein Nacken brannte leicht, als ich in die Unterwelt trat. Drei Siegel gab mir Yanwang, eines war verschwunden. Dies bedeutete, dass eins der drei Leben, die Moxi mir versprach, auch zu Ende war.
Nachdem ich in die Unterwelt zurückgekehrt war, wollte ich nicht mehr allein auf dem Wangchuan laufen. Was sollte das, wenn ich sowieso allein wäre? Jeden Tag lehnte ich mich gegen den Stein, während ich darauf wartete, dass Moxi noch einmal durch die Tür der Reinkarnation käme, damit ich mit ihm auf die Erde gehen könnte.
Die Zeit flog in der Unterwelt. Es fiel mir nur ein, dass vier Jahrzehnte auf der Erde vergangen waren, als ich zufällig jemanden traf, den ich noch einmal als einen Bekannten betrachtete.
Ich grinste ihn an. Er hat mich auch erkannt und war einige Zeit betäubt. Es dauerte eine ganze Weile, dass er sich erinnerte. „Du?“
„Ehrwürden, es ist schon eine Weile her. Du bist überhaupt nicht gealtert.“
Er legte wenig Aufmerksamkeit auf meine Neckerei und runzelte die Stirn. „Warum bist du nicht reinkarniert?“
„Ich warte auf jemanden.“
Ich sagte, was ich sehr beiläufig gesagt habe, aber es hat ihn überrascht. Er seufzte nach einer Zeit des Schweigens: „Ich war es, der euch zwei zu Einer Welt gemacht hat...“
Ich winkte mit den Händen und wollte sagen, dass es alles die Arbeit des Schicksals gewesen sei, als er weiterging: „Du hast dein ganzes Leben in der Hölle auf ihn gewartet, während er sein ganzes Leben um dich auf der Erde trauert. Ich hatte Unrecht, euch beide eures Glücks beraubt zu haben.“ Er hielt inne, als ob er an etwas dachte und dann erklärte er: „Was da geht, das kommt. Da ich dieses Leben euch beiden verdanke, werde ich beim nächsten Mal nicht zurückkehren.“
„Es gibt dazu keine Notwendigkeit, wirklich“, sagte ich ihm schnell. „Das ist eine Sache zwischen Moxi und mir, und wir wollten keinen Außenseiter hineinziehen.“
Er schlug mit den Ärmeln, schüttelte seufzend den Kopf und ging weiter.
Ich glaubte, es war unvermeidlich für die, die zu lange gelebt haben, um die schlechte Angewohnheit zu haben, ihren eigenen Standpunkt zu benutzen, um zu versuchen, zu spekulieren oder andere zu bestimmen.
Egal, wie vollendet er als Priester in diesem Leben war, eine Schüssel Nudeln Langen Lebens, ein Schritt über die Naihe-Brücke, und man springt in die Reinkarnation und wischt seine bisherige Existenz sauber.
Das nächste Leben würde die letzten Fehler nicht ausgleichen.
Nachdem der kaiserliche Ehrwürden reinkarniert war, fragte ich mich, ob vielleicht auch Moxi in die Unterwelt käme. Jeden Tag blickte ich in den Wangchuan und pochte, bis ich so sauber war, dass ich fast in der traurigen Unterwelt fehl am Platze war. In meiner Freizeit saß ich am Stein, um die Wege der Menschen zu lernen. Ich hob einen Stock auf und verfolgte einige Kreise auf dem Boden und flüsterte: „Moxi, komm schnell herunter, komm schnell herunter.“
Meine Aufrichtigkeit muss endlich den Himmel bewegt haben. An diesem Tag, als ich mich fertig machte und auf den Stein schlug, sah ich, wie Moxi auf die Amaryllis an der gelben Quelle stampfte, als er sich auf den Weg zu mir machte und ziemlich wütend aussah.
Oh, er war wütend.
Ich war immer noch ziemlich verwirrt von der Zeit, als ein Ball der sengenden Flamme meine Füße traf. Erschrocken bin ich schnell weggefegt, um ihm auszuweichen.
Die umliegenden Schelme und Geister, die das beobachtet hatten, verschwelten sofort beim Brand.
Ich wusste nicht, was los war, ich sah zu Moxi hinüber. Er sah genauso aus wie das erste Mal, als ich ihn sah. Seine Gegenwart war himmlisch.
Aber dieses himmlische Geschöpf fing ohne Grund an und gab mir eine gewisse Verwirrung.
Ich fühlte mich etwas verärgert. Ich wartete so lange, zu ihm zu kommen. Wir hatten uns nur getroffen und hatten noch nicht einmal etwas gesagt, bevor er schon angefangen hatte, mich anzugreifen. Das hat mich wirklich verletzt!
Er näherte sich und griff nach meinem Handgelenk. Ich schützte mein Lebenstor und duckte mich zur Seite, ohne seine Schläge zu vermeiden.
Er spottete: „So hast du gelernt, wie man ausweicht und wie man sich fürchtet? Warum lässt du mich nicht fangen? Warum lässt du mich nicht verbrennen? Hast du erkannt, dass dein Leben nicht so leicht kommt, und jetzt kannst du es nicht ertragen, es zu verlieren?“
Ich dachte über die Bedeutung hinter seinen Worten nach. „Moxi, bist du wütend auf mich?“
„Wütend?“ spottete er. „Warum sollte ich wütend sein? Du hast mich beschützt, dein Leben geopfert, um mich zu schützen und meine Trübsal für mich abgefangen. Ich kann dir nie genug danken, wie würde ich es wagen, dich verrückt zu machen?“
Ich öffnete meinen Mund, um zu sagen, dass ich nicht wusste, warum er so wütend war, und dann an seine Fassade zu stoßen, dass seine Worte und Taten nicht aufrecht waren. Aber ich sah die Wut, die zwischen seinen Augenbrauen schaukelte, ich hielt die Klappe und schluckte alles hinunter, das Gefühl der Beschwerde stieg höher.
Als er meinen verletzten Blick und meine nebeligen Augen sah, verhärtete sich sein Gesicht, er sagte starr: „Du musst nicht weinen.“
Ich sah ihn mit wässrigen Augen an.
Die Adern auf der Stirn zuckten. Am Ende ließ er einen schweren Seufzer aus. „Bekümmere dich nicht.“ Seine Augen erweichten sich, und dann klopfte er mir den Kopf und gab mir ein hilfloses Lächeln. „Ich war wirklich der Schuldige.“ Fast sofort verdunkelte sich sein Ausdruck wieder. „Warum ist der Duft der Dunkelheit in dir so viel stärker geworden?“
Ich verbarg mein Gesicht verlegen. „Da ich dachte, du wärst bald hier, habe ich das Wasser im Bach benutzt, um mich jeden Tag zu waschen. Magst du es so, wie ich aussehe?“
Moxi schwieg lange.
„Ich zähle jeden Tag“, sagte ich, „während du darauf aus warst, dass du hierher kommst. Moxi, wann wirst du reinkarnieren, damit ich mit dir gehen kann?“
Er runzelte die Stirn. „Gehst du mit mir?“
„Na sicher.“
Er drehte sein Handgelenk um, und ein goldenes Siegel schlug mich. „Du darfst die Unterwelt für fünfzig Jahre nicht verlassen.“
Enttäuscht fragte ich: „Warum? Hast du nicht gesagt, du würdest mir drei Leben in der menschlichen Welt versprechen?“
„Ja. Alles, was ich sage, ist, dass du in fünfzig Jahren kommst.“
„Aber du hast auch versprochen, mich zu verführen.“
„Du kannst mich in fünfzig Jahren verführen.“
„Aber du wirst ein sterbender alter Mann sein. Wenn ich dich finde, werden wir nicht viel Zeit haben, sie zusammen zu verbringen!“
„Komm nicht, um mich dann zu suchen.“
Als er seine Worte beendete, schritt er zur Naihe-Brücke. Ich war so wütend, dass ich eine Handvoll Schlamm packte und ihm direkt an den Hinterkopf warf.
Er stand mit dem Rücken gegen mich, daher wusste ich nicht, was für ein Ausdruck auf seinem Gesicht war. Ich sah nur, dass der Alte Meng plötzlich niederkniete und tief trat, wo sie plädierten: „Habe Erbarmen, Herr!“
Erst dann erinnere ich mich, dass der Boden in der Unterwelt von unzähligen Geistern und Gespenstern zertrampelt worden war. Es war das Schmutzigste in den drei Reichen. Mein Schlamm an seinem Kopf, für einen Gott aus dem Himmel, war eine schwere Beleidigung.
Er schaute hinüber, seine Stimme stoisch: „Ich will nicht, dass du wieder meine Trübsal wirst.“
Was für eine seltsame Sache, dies zu sagen. Für einen Moment habe ich es nicht verstanden. Ich habe nur beobachtet, wie er die Nudeln des Langen Lebens isst, ohne einmal zurückzuschauen. Dann trat er in die Reinkarnation ein und war weg.
Er muss gedacht haben, dass ich zu gemütlich war und deshalb nicht wollte, dass ich mit ihm gehe. Dieser Gedanke machte mich so traurig, dass ich mich in den Stein hinein bohrte, dass meine Augen rauschten.
Wenn es jemand anderes wäre, der mich gemobbt hatte, hätte ich die Angriffe zehnfach zurückgegeben. Aber es war Moxi, der mich gemobbt hatte... es war Moxi, also konnte ich mich nur schikanieren lassen. Ich konnte nicht nur nicht gegen ihn gewinnen, ich konnte ihn nicht einmal gehen lassen.
Ich wusste nicht, wie lange ich damals geweint hatte, als mich jemand auf dem Stein anrief: „Fräulein Sansheng! Oh nein, meine liebe Frau Sansheng, weine nicht, weine nicht mehr!“
Ich steckte meinen Kopf aus dem Stein und sah meinen Besucher mit geschwollenen Augen an. „Jia, was ist das?“
Jia rieb seine Glieder, dann schüttelte er den Kopf und sagte: „In den letzten Tagen haben die Tränen aus deinem Stein das Wasser in dem Wangchuan ein paar Meter höher gemacht. Es ist erstaunlich, dass ein Stein so viel weint. Die Seelen, die die Naihe-Brücke überqueren, haben alle Angst gehabt. Yanwang bittet mich besonders, an deinen Platz zu kommen, damit wir dir helfen können, die Dinge zu durchdenken.“
Ich nickte, dann folgte ich Jia zu Janwangs Palast in völliger Angst.
Trotz der Schlankheit, war der etablierte Yanwang ein großer Fresser. Als ich ihn sah, wartetw er in der Tat glücklich auf einem Traber.
Ich nickte ihm ein Hallo zu: „Yanwang!“
„Oh, Sansheng ist hier“" Er winkte mit der Hand. Sofort brachte mir der Schelm von seiner Seite einen Schinken. Der war so fettig, dass ich mich ärgerte. Ich winkte mir die Hand und ließ das Fleisch sinken.
Yanwang sah mich an und sagte: „Ich habe gehört, dass du in den vergangenen Tagen einen Herzensbrecher für Herrn Moxi gehabt hast.“
Als ich Moxis Namen hörte, erhob sich meine Nase, und meine Augen begannen wieder aufzuerstehen.
„Nein, nein, nicht!“ spottete er, um mich zu stoppen. „Heute habe ich dich gerufen, damit wir diesen Knoten von dir lösen wollen. Wenn du weiter weinst, fürchte ich, der Wangchuan wird überfluten.“
„Sansheng“, sagte er, als er seinen Mund abwischte, „weißt du, welche drei Drangsale Herr Moxi im unteren Bereich zu erleben hatte?“
Ich schüttelte den Kopf.
DRITTES BUCH
ERSTES KAPITEL
Ich war vielleicht vier Jahre, jedenfalls konnte ich schon Fahrrad fahren, mein erstes kleines Kinderfahrrad. Ich trug eine kurze bayrische Lederhose. Mein Haar war hellblond und kurz geschnitten. Ich fuhr, so schnell es ging, vom Blaufärberweg auf die Auto-Auffahrt, den schmalen Weg zwischen der Garage und Nachbars Bohnenbeeten vorbei, um die Ecke, über den Rasen und - fuhr direkt in den Graben, der unseren Garten von Lenz' Park trennte. Das ist eine meiner frühsten Erinnerungen.
*
Stefan war zwei Jahre älter als ich, aber von Ende August bist Anfang November war er drei Jahre älter. Kindliche Mathematik. Zwischen unserm Garten und Lenz' Park, vor Omas Küchenfenster stand ein Haselnussbaum, in den Stefan kletterte, aber herunterfiel und mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus musste. Ich bin auch einmal in einen Baum geklettert und auch heruntergefallen und zwar direkt in die Brennesseln, mit nackten Armen und Beinen. Nur die Nachbarin Frau Reimer hörte mein Wehgeschrei, kam und verarztete mich in ihrer Küche mit "Onkel Reimers gutem Schnaps".
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In Lenz' Park, vor meinem Zimmerfenster, stand ein schöner alter Kastanienbaum. Stefan und ich hatten ein blaues Schiffstau hineingehängt, so konnten wir gut in den Baum klettern. Auf dem Kastanienbaum sammelten sich die Tauben und gurrten. Hinter Lenz' Park stand die kleine Katholische Kapelle Sankt Wiho, und man sah den schiefen Kirchturm der evangelischen Kirche Sankt Ansgari, Stefans und meiner Taufkirche. So war das das Bild meiner Kindheitsheimat: Kastanienbaum, Taubengegurr und Glockenläuten. Als Papa und Mama mir später in Oldenburg eine Wohnung kaufen wollten, sah ich in einer Wohnung vorm Balkon einen Kastanienbaum, hörte von dort Taubengurren und in der Nähe Kirchenglocken (der Katholischen Kapelle Sankt Christopherus und der evangelischen Kirche Martin Luther). Da wusste ich, hier kann ich Heimat finden.
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Am Ende unseres Gartens hatte Papa einen kleinen Obstgarten angelegt, da wuchs Rhabarber, Stachelbeeren, schwarze und rote Johannesbeeren. Von dem Rhabarber machte meine Mutter leckeren Pudding, mit warmer Vanillesauce serviert. Von den Stachelbeeren machte sie einen leckeren Kuchen, die sauren Stachelbeeren versüßte sie mit Baiser, weißem Zuckerschaum. Aus den Johannesbeeren machte sie Gelee. Wir gingen auch mit den Eltern in den Wald und sammelten wilde Brombeeren und Himbeeren. Mama machte Marmelade darauf. Oder wir gingen auf die Erdbeerplantagen und sammelten Erbeeren für Marmelade und Torte. Wenn Mama Erdbeermarmelade machte, freute ich mich immer über den Erdbeerschaum. Wenn Oma (die nebenan wohnte) Geburtstag hatte, am 2. Juni, durfte ich mir immer einen Kuchen wünschen, dann wünschte ich mir selbstgemachte Erdbeertorte mit Schlagsahne.
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In Lenz' Park, den wir pflegten und nutzen durften, stand ein alter knorriger Apfelbaum. Die Apfelsorte hieß Boskop, die waren groß und recht sauer. Aber ich liebte sie. Als ich das Lesen für mich entdeckt hatte, aß ich beim Lesen immer Boskop-Äpfel. Aber den "Griepsch", das Gehäuse, ließ ich im Zimmer liegen, worüber meine Mutter mit mir schimpfen musste. Neben dem Boskop-Baum standen da auch noch ein Birnbaum, ein Pflaumenbaum, ein Baum mit süßen Kirschen, da war ein Brombeerstrauch, weiter stand da eine fast dreihundertjährige Blutbuche, und zur Osterzeit war der Park bedeckt mit weißen, gelben und violetten Krokusblumen. Von daher kann ich sagen, dass der Krokus eigentlich meine Lieblingsblume ist, den ich später in Oldenburg im Garten meiner Freundin Evi beobachtete, wenn ich unterm Kastanienbaum auf der Wiese lag, dem Taubengurren lauschte, den Schmetterlingen zuschaute und den Hummeln, wie sie die Krokusblüten heimsuchten, das ist die Erotik der Natur.
*
Aber nicht nur süßes Obst liebte ich, sondern auch das künstliche Brausepulver mit Waldmeistergeschmack. Ich feuchtete den Zeigefinger mit Speichel an, steckte ihn in die kleine Papiertüte, das Brausepulber schäumte auf und blieb am Finger haften, den ich dann ableckte. Dazu las ich einen epischen Roman von Michael Ende, indem auch chinesische Mandarinen und die Prinzessin Ping-Pong vorkamen. Auch kaufte ich mir manchmal eine Tüte mit Weingummi am Kiosk. Besonders liebte ich auch die Dänischen Lakritze, die Mama und Papa von Butterfahrten mitbrachte. Mama hatte in der Küche in einem Schrank sehr hoch oben ein großes Glas mit Bonbons, eigentlich unerreichbar und uns nur spärlich zugeteilt. Aber manchmal, wenn ich allein war, kletterte ich auf die Spüle und klaute mir einen Bonbon. Auch hatte Mama in Papas spärlich frequentierter Bar ein Packung mit Schokolade-Minze-Täfelchen, daraus ich mir manchmal den Inhalt raubte, die Packung leer zurückließ, "damit es keiner merkt". Wenn ich mir einmal Kartoffelchips kaufte, sagte mein Vater: So etwas essen nur primitive Leute. - Ich wollte zwar nie zu den primitiven Leuten gehören und war mir auch immer bewusst, nicht einer von denen zu sein, aber heimlich aß ich doch Kartoffelchips. Oma hatte in ihrem Wohnzimmerschrank eine Schale mit Bonbons, und wenn ich zu ihr kam, durfte ich mir öfter einen kleinen Bonbon nehmen.
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Die hochberühmte Nachtigall habe ich nie gehört. In unserm Garten waren vor allem die Amseln unsere täglichen Gäste, das Weibchen in braungrauer Tarnfarbe zum Schutz der Brut, das Männchen im samtschwarzen Frack und goldgelbem Schnabel. Die Amseln nahmen Schneckenhäuschen in den Stabel und zertrümmerte sie auf einem Pflasterstein, um an das leckere Innere, das weiche Fleisch der Schnecke zu kommen. Auch Meisen waren in Lenz' Park, ich glaube Blaumeisen, die schön sind wie schwebende blaue Blumen. Von meinen geliebten Tauben hab ich schon gesprochen. Ich kannte natürlich das Märchen von Aschenputtel mit seinem Ruckediguh. Später, wenn ich eine Taube vom Himmel schweben sah, dachte ich spontan, der Heilige Geist kommt auf mich herab. Aber auch Schwalben bauten ihr Nest an unserer Garage. Wenn ich später in einem alten chinesischen Gedicht übersetzte: Und wie ein Schwalbenpaar bauen wir unser Nest an des Edlen Haus, dann musste ich an die Schwalben meines Elternhauses denken.
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Vor Omas Hintertür, die zur Küche führte, waren unter den Steinplatten immer viele Ameisen. Da Oma nicht wollte, dass die in ihre Küche kamen, übergoss sie den ganzen Palast der Königin mit heißem Wasser. Ich verteidigte das Recht der Ameisen auf Leben. Auch waren in dem kleinen Beet vor unserer Terrasse immer viele Nacktschnecken, die die Nutzpflanzen zerfraßen, und gegen sie wurde gekämpft, indem man Salz auf ihre nacktes Fleisch streute. Ich selbst aber war auch grausam: Im Winter sperrte ich einen Frosch in einen Topf mit Wasser ein und ließ ihn im Eis einfrieren. Da waren auf den Steinen unserer Terrasse kleine winzige Tierchen, wie hellrote Punkte, die, wenn ich sie mit dem Finger zerdrückte, dennoch weiter leben. Auch staunte ich sehr über den Regenwurm, der, wenn ich ihn in der Mitte mit dem Messer durchschnitt, als zwei kleine Regenwürmer weiter lebte.
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Da wir nah an der Nordseeküste wohnten, bekamen wir vom Hafen in Norddeich immer guten Fisch. Mama briet auf der Terrasse den Fisch, damit nicht das ganze Haus danach roch. Besonders liebte ich die panierten Seezungen, aber auch die gebratenen Schollen und den Brathering. Aber Kult war es, wenn Mama einen Beute Krabben mitbrachte. In Ostfriesland gibt es ja Wettbewerbe, wer am schnellsten Krabben puhlen konnte. Mama und ich puhlten die Krabben, und es gab diese dann auf einem kräftigen Schwarzbrot mit Butter, manchmal noch mit einem Spiegelei. Auch kam immer Freitags der Fischwagen an den Blaufärberweg, wohl noch aus Erinnerung an alte christliche Zeiten: Freitags ist Fisch-Tag, da fasten wir und enthalten uns des Fleischgenusses, weil der Herr Jesus am Freitag für uns gekreuzigt worden ist.
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In der Adventszeit backte Mama leckere Kekse, besonders gut waren die Vanillekipferln und die Haferflockenplätzchen. Mama sagte dann: Abendrot, Abendrot, die Englein backen Brot. Zum heiligen Nikolaus stellten wir am Vorabend einen Teller mit Schwarzbrot vor die Haustür, für das Pferd des heiligen Nikolaus. Der gute Bischof ließ uns dafür ein Stiefelchen voll Schokolade da. Abend am heiligen Nikolaustag ritt dann der heilige Bischof auf seinem Pferd durch Hage, warf Bonbons unter die Kinder. Hinter ihm ritt sein schwarzer Knecht Ruprecht mit der Rute für ungezogene Kinder. In der Adventszeit sang Mama mit uns Weihnachtslieder, manchmal spielte ich flöte dazu. Mama konnte sehr schön singen. Stille Nacht, heilige Nacht, einsam wacht nur das hochheilige Paar, Knabe im blonden lockigen Haar, Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem, ihr Kinderlein, kommet, o Tannenbaum, süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit, ich steh an deiner Krippe hier, Maria und Josef, die lagen im Stroh... Mama und Papa schlossen das Wohnzimmer ab, drinnen wurden die Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt, der war erleuchtet von echten Kerzen, nicht etwa von elektrischem Licht, es hieß, Kinder, der Weihnachtsmann ist gerade da. Wir gingen dann erst zu Oma rüber, da war zuerst Bescherung. Meistens bekam ich von Oma einen Schlafanzug, einen Taler und Schokolade. Oma hatte Heringssalat gemacht, das war mit Kartoffeln unser Festessen. Dan gingen wir wieder in unser Haus zur Bescherung. Das schönste Weihnachtsgeschenk war ein Fort mit Yankees, Cowboys und Indianern. Einmal bekam ich einen technischen Baukasten geschenkt, darin war ich aber nicht sehr geschickt. Mitternachts gingen Oma und Mama mit Stefan und mir in die Ansgarikirche zum Wehnachtsgottesdienst. Mama sang: Es ist ein Ros entsprungen, und ich verstand: Es ist ein Ross entsprungen. Da war die Krippe, der Stall von Bethlehem, die schöne Maria mit ihrem Josef, die heiligen drei Könige, die Hirten, das Jesusbaby. Oma hat auch in der Vorweihnachtszeit gebacken, vor allem Christstollen. Wenn sie dann zu Neujahr Neujahrskekse backte, gab sie mir den gebackenen Teig und ich rollte sie an einer hölzernen Wäscheklammer zum Röllchen.
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Sylvester Abend ging Papa mit Stefan und mir hinters Haus und entzündete Feuerwerk, aber keine Raketen, sondern Sonnenräder, die waren wir kreisende, tanzende, Funken sprühende Sonnen. Dann kamen wir Brüder zu Oma und schliefen bei Oma. Mama und Papa gingen dann feiern zu Freunden. Vor Mitternacht weckte uns Oma, wir bekamen Limonade und Salzstangen und guckten uns Sylvesterfeiern im Fernseher an. Um Mitternacht traten Oma, Stefan und ich auf dem Blaufärberweg uns das Feuerwerk über Hage an. In den kommenden Tagen knallte ich noch mit den sogenannten Laubfröschen, die ich in Spielzeugautos steckte und so die Autos in die Luft jagte.
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Sitz nicht so nah vorm Fernseher, sonst kriegst du viereckige Augen! mahnte Mama. Ich erinnere mich an die Winnetou-Filme. Old Shatterhand hätte ich gerne zum Vater gehabt. Mit meinem Freund Andreas Budde spielte ich Cowboy und Indianer, er war schwarzhaarig, also war er Winnetou, ich war blond, ich war Old Shatterhand, und Karin Kunze war schwarzhaarig und war Nscho-Tschi, die Squaw, die ich versuchte zu küssen. Aber ich erinnere mich auch noch an viele Filme mit Marilyn Monroe, die ich nicht als ein Lustobjekt betrachtete, ich war ja noch ein Kind, nein, sie war so etwas wie eine Mutter für mich. Ja, ich war das Kind von Old Shatterhand und Marilyn Monroe! Auch erinnere ich mich an die Aufführungen der Augsburger Puppenkiste, eine Art Marionettentheater für Kinder. Und ich liebte die Sendung mit dem Bücherwurm, das war ein Wurm, der die besten neuen Kinderbücher vorstellte. Aber vor allem kam Musik aus dem Fernseher. Mama liebte ja die Musik. Ich bin mit der Schlagermusik der siebziger Jahre groß geworden. Wir sahen den europäischen Schlagerwettbewerb, hörten allwöchentlich die Schlagerhitparade. Vielleicht hab ich so reimen gelernt und nicht etwa von Rainer Maria Rilke. Aber den stärksten Eindruck hinterließ die schwedische Disco-Gruppe Abba, deren Musik harmonisch und fröhlich war, und die junge blonde Sängerin Agneta war keine Frau, sondern eine schwedische Göttin.
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Meine Eltern hatten sich von Freunden ein Lamm geliehen, das weidete von Frühling bis Herbst in Lenz' Park, bis es zurückgegeben wurde. Es waren mehrer Lämmer mehrere Jahre bei uns. Über ein Schaf schrieb ich ein Gedicht: Fressen, Pissen, Schlafen, so geht sein Leben hin. Einmal hatten wir ein schwarzes Lamm, das nannten wir Petra, das starb aber an einem Bandwurm. Die Schafe standen angepflockt im hohen Gras des Parkes und ersparten die Sense, der Pflock wurde immer wieder versetzt. Aber einmal, als meine Eltern im Urlaub waren und ich bei Oma wohnte, hatte der Regen den Boden aufgeweicht, das Schaf hatte den Pflock herausgezogen und war fortgelaufen. Ich eilte hinterher, es wieder zu bringen. Nachbarn hatten es gefunden und mir wieder übergeben. Ich kam deswegen zu spät zur Schule und sagte dem Lehrer entschuldigend: Ich musste erst unser Schaf einfangen. Und die ganze Klasse lachte.
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Ostern feierten wir eigentlich nicht christlich, sondern heidnisch. Mama legte Eier in Salzwasser ein, die Soleier wurden dann mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer gefüllt gegessen. Mama färbte auch Ostereier, aber nicht mit künstlicher bunter Farbe, sondern mit Zwiebelschalen, was ein schönes Braun ergab. Mit Papa gingen Stefan und ich in den Garten und spielten Boccia mit bunten Ostereiern. Bei Oma gab es bunte Eier, Schokolade und einen Taler in einem grünen Osterhasennest. Zu Ostern kamen aber damals noch christliche Spielfilme im Fernsehen. Ich erinnere mich an einen Jesusfilm, und zwar einzig und allein an die Szene, da Petrus den Jesus dreimal verleugnet hatte, wie Jesus ihn da anschaute, und Petrus bitterlich weinte. Diesen Blick Jesu habe ich tief in der Seele empfunden. Auch sah ich den Film Quo Vadis über die römische Christenverfolgung unter Kaiser Nero. Daher kommt wohl meine große Liebe zu Petrus, der mir persönlich der liebste unter den Aposteln ist. Wenn wir auf einem Spaziergang Angler an einem Wasser sahen, sagte Mama: Petri Heil!
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Sonntags gingen wir zwar nicht in die Kirche, aber es war uns doch ein besonders feierlicher Tag. Am Sonnabend hörten wir abends im Fernseher die kurze Predigt, das Wort zum Sonntag. Meine Indianerfreunde im Wald sagten zu mir: Predige uns nicht schon wieder das Wort zum Sonntag! Am Sonntagmorgen frühstückten wir nicht wie sonst in der Küche, sondern im Wohnzimmer. Es gab statt der gewöhnlichen Margarine gute Butter. Mama machte im Radio klassische Musik an, manchmal gab es im Radio noch eine Sonntagsandacht. Oma zog am Sonntag immer ein besonders schönes Kleid an und trank den Tee aus einem besonders festlichen Geschirr.
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In der Schule hatten wir Religionsunterricht, ich bekam dazu eine bebilderte Kinderbibel. Ich erinnere mich an einen Nachmittag in der blauen Dämmerung, da las ich allein zuhause in meinem Zimmer ain der Kinderbibel. Ich las vom Knaben Samuel, der im Tempel Gottes lebte mit dem alten Priester Eli. Nachts hörte er eine Stimme ihn rufen: Samuel, Samuel! Der Knabe dachte, der alte Priester habe ihn gerufen und ging zu ihm, der aber schickte ihn wieder ins Bett. Da hörte er wieder die Stimme seinen Namen rufen. Er ging wieder zu dem Priester, und der erkannte, dass Gott den Knaben anruft und sagte: Nächstes Mal, wenn du gerufen wirst, sage: Rede, Herr, dein Knecht ruft. So tat der Knabe, als er zum dritten Mal beim Namen gerufen wurde: Rede, Herr, dein Knecht hört. - Als ich das las, sah ich die Szene lebendig vor mir, wie der Knabe Samuel von Gott zum Propheten berufen hatte. Meine erste Berufung war ja meine Taufe am 16. Januar 1966, aber diese Szene war meine zweite Berufung.
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Eines Tages hatte ich ein neues Buch: Germanische Götter und Heldensagen. Da war von Thor die Rede, dem Donnergott. Ich bin ja nach ihm benannt. Torsten heißt: der Steinhammer des Donnergottes! Da war ein prosaische Nacherzählung des Nibelungenliedes. Ich liebte die ersten siebzehn Abenteuer bis zum Tode Siegfrieds. Kriemhilds Rache und König Etzel, den Hunnen, das war mir zu grausam. Da gab es aber auch das schöne Gudrunlied, die christliche Schwester des Nibelungenliedes, das spielte in Dänemark und Friesland und Sturmland - meiner Heimat. Und wenn von Kriemhilde oder Gudrun die Rede war: Und das holde Mägdelein mit seinen langen Zöpfen schaute aus der Kemenate auf den Recken - dann dachte ich an meine blonde Nachbarin Gudrun. Dazu kamen unsere häufigen Sommerferien in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland, bis zum Nordkap. Und so habe ich in meiner Kindheit die germanische Seele tief in mich aufgenommen. Ich war nicht ein Ostfriese aus dem Landkreis Norden, ich war ein Germane, einer vom stolzen alten Volk der Friesen! Eala freya fresena - es lebe das freie Friesland!
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Papa hatte mir verboten, Comics zu lesen. So musste ich mir meine Indianercomics heimlich kaufen. Ich legte sie in eine Schatzkiste und vergrub sie in Lenz' Park, wo ich sie heimlich im Baumschatten las. Mein Onkel Arno las Groschenhefte vom Bahnhof, Cowboygeschichten zweispaltig auf schlechtem Zeitungspapier. Er schenkte mir einige Hefte. Papa verbot mir, so etwas zu lesen. Wütend warf ich meine guten Kinderbücher aus dem Regal und rief: Dann will ich das aber auch nicht mehr lesen. Nachträglich bin ich Papa dankbar dafür. Er hat zwar selbst keine Bücher gelesen, nur sozialdemokratische illustrierte Zeitschriften wie Ster und Spiegel, aber er hatte Acht darauf, dass ich keinen Schund lese. Oma las auch Groschenhefte, Arztromane. Sie hatte in der Küche einen Kalender, auf dem jeden Tag ein neuer Weisheitsspruch stand, den lasen wir immer zusammen. Einmal fragte ich Oma, ob sie in der Schule auch Goethe gelesen. Da lachte sie und sagte: Goethe? Ach mein lieber Junge!
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Mein erstes Kartenspiel, dass ich öfter mit Stefan und Mama spielte, war das einfache Mau-Mau. Dann brachten Papa und Mama uns Rommée und Canasta bei, das spielten wir zu viert. Wenn ich allein war und mir die Zeit vertreiben wollte, legte ich mit Karten Patiencen. Papa war sehr gut im Skat. Ich hab es nie begriffen. Papa traf sich regelmäßig mit Freunden zum Skatspielen, sie saßen dann zu viert im Wohnzimmer, die Ehefrauen spielten mit Mama in der Küche ein anderes Kartenspiel. Papa gewann auch oft bei Skatwetbbewerben große Schinken. Auch spielten Stefan und ich mit Karten, da man Autos oder Schiffe oder Flugzeuge mit ihren Stärken gegeneinander antreten lässt.
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Als Stefan noch klein war, da konnte er das nuckeln nicht lassen. Er nuckelte am Daumen, er nuckelte am Zipfel der Bettdecke. Mama strich Daumen und Zipfel mit einer bitteren Flüssigkeit ein, und Stefan verlor die Lust am Nuckeln.
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Papa hatte mir in seinem Werkzeugkeller ein Gewehr aus Holz gebastelt, damit ich mit meinen Freunden im Wald Indianer spielen konnte. Einmal hat er mir auch Pfeil und Bogen gemacht, damit ich Robin Hood spielen könne. Mein Holzgewehr hat mir der Nachbarsjunge Uwe geklaut, er leugnete es zwar, aber ich sah es bei ihm. Als ich mir aber im Geschäft kleine Soldatenfiguren und kleine Panzer gekauft hatte, hat Papa mir verboten, damit zu spielen. Als ich ihm sagte: Ich bin schon seit drei Tagen im Krieg mit meinen Freunden, da sagte Papa, der zweite Weltkrieg habe sechs Jahre gedauert, da war ich doch sehr erschrocken. Später, als ich mit meiner Freundin Karine ihre Kinder erzog, hatte mein lieber Juri von seinem Zeuger auch Soldaten und Panzer geschenkt bekommen. Karine und ich sahen uns nur an und warfen gemeinsam das Kriegsspielzeug in den Mülleimer.
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Die erste Poesie, die ich kennen lernte, war die Bibel und die Kirchenlieder. Dann kamen in kindlicher Form Edda, Nibelungenlied und Gudrunlied. Dann aber hörte ich in der Vertonung einer deutschen Musikgruppe die ersten Gedichte meines Lebens, von dem deutschen Romantiker Novalis: Wenn die so singen oder küssen / mehr als die Tiefgelehrten wissen. Und: Wer Schmetterlinge lachen hört, / der weiß wie Wolken schmecken. Und eine andere deutsche Musikgruppe zitierte das Gedicht an die Göttin der Morgenröte vom französischen Genie Arthur Rimbaud.
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Die erste Geschichte, die ich schrieb, war eine Festsschrift zum Geburtstag meiner Oma, ein Fest beschreibend, da die Gäste in den Bäumen saßen und Trompeten bliesen und der Pastor kam mit der Bibel. Mit dreizehn Jahren saß ich in meinem Zimmer zur Stunde der blauen Abenddämmerung und schaute auf die Schwarzerle vorm Fenster und auf den Himmel und schrieb meine ersten Verse in ein Schulheft, zeigte es meinen Eltern, die aber nichts dazu sagten. Dann schrieb ich für meinen Vater zum Geburtstag eine Kriminalgeschichte, die von einem kriminalisierenden Pastor handelte und einer mörderischen Giftspinne. Mit meinem Freund Christian machte ich eine kleine Zeitung in einer Auflage von sieben Exemplaren, da ich ein Gedicht veröffentlichte und einen Text über ägyptische Hieroglyphen. Dann kaufte ich mir ein Blankobuch, auf dem Umschlag stand: Notizen eines verkannten Genies, und in dieses leere Buch schrieb ich meine ersten Gedichte, hauptsächlich Liebeslyrik in freien Versen für meine Pubertäts-Geliebte Hedda.
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Papas Bruder Onkel Hartmut hatte vier Töchter, einmal kam meine Cousine Petra zu Besuch, es war Sommer, wir spielten halbnackt im Garten, und Papa spritzte uns mit Wasser aus dem Wasserschlauch ab. Dann war ich mit Petra allein in meinem Zimmer. Wir spielten Wachküssen: Ich legte mich aufs Bett und tat, als ob ich schliefe, Petra kam und küsste mich wach. Das wiederholten wir so oft, bis wir uns genug geküsst hatten. Das war mein erster Kuss.
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Ich lernte in der Musikschule zwei Jahre lang Notenlesen und Flötespielen. Mama sang Weihnachtslieder und ich begleitete sie auf der Flöte. Zu Weihnachten bekam ich einmal eine chromatische Mundharmonika und ich übte O Tannebaum darauf. Dann bekam ich das alte Bahnhofsklavier von Omas Schwester. Ich hatte Herrn Krämer als Musiklehrer, der selbst Saxophon in einer Jazzband spielte. Erst musste ich Fingerübungen machen. Aber eines Tages konnte ich aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach spielen. Herr Krämer kam zu uns nach Hause, und auch Mama erfüllte sich ihren Kindheitswunsch, Klavier zu spielen. Später wollte ich dann keine Klassik mehr spielen, ich spielte stattdessen Blues und Boogie Woogie. Dann aber hörte das auf mit dem Klavierspiel. Ich bekam von Mama ihre akustische Gitarre geschenkt, mit der sie früher in der Baltrumer Gitarrengruppe gespielt hatte. Vorher bastelte Papa mir noch im Werkzeugkeller eine Gitarre ohne Saiten. Und wenn im Radio Eric Clapton von Layla sang, tat ich so, als ob ich die Gitarre spielte. Ich lernte die Blues-Tonleiter spielen. Einmal spielte ich Gitarre, da kam Mama rein und sagte: Na, lässt du sie wieder weinen? Papa kaufte mir dann eine elektrische Gitarre. Im Radio gab es eine Sendung, da wurde mit Bass und Schlagzeug der Blues-Rhythmus gespielt, und ich spielte auf der E-Gitarre mein Solo dazu. Mit einer Schulfreundin machte ich Musik, sie spielte Akkordeon und ich die E-Gitarre, wir spielten Lieder von den Beatles und Bob Dylan. Ich habe auch noch Blues-Mundharmonika gelernt, und noch lange mit Freunden musiziert. Aber eines Tages hörte alles Musizieren auf und ich liebte die Musik nur noch als Zuhörer. Als ich aber einmal meinem Onkel Arno, der in einem Männerchor sang, ein Lied zu Martini vorsang, sagte er: Du kannst nicht singen. Und er hat recht, ich bin nicht im geringsten in der Lage, mit meiner Stimme irgendeinen Ton zu treffen. Doch meine Liebe zur Musik hab ich wohl von Mama geerbt.
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Wenn Stefan und ich im selben Zimmer, ja im selben Bett einschliefen, erzählten wir uns meist schaurige Märchen vom Wolf im Walde. Natürlich kannte ich Grimms Märchen. Einmal kam Mamas Jugendfreundin und Cousine Ursel mit ihrem Mann zu Besuch. Der Mann stand abends im Badezimmer und rasierte sich nass (Papa benutze einen Rasierapparat und das Rasierwasser Tabac), der Mann setzte mir etwas Rasierschaum auf meine neugierige Nase und fragte, ob man mir auch Gutenachtgeschichten erzähle. Und dann erzählte er mir eine Gutenachtgeschichte.
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Ich war evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert. Ich war dreimal mit den katholischen Pfadfindern im Zeltlager. Und ich war in einer evangelikalen Freikirche zur Kinderbibelstunde. Das muss wohl die Vorsehung Gottes so eingerichtet haben, denn auch später im Erwachsenenleben als entschiedener Jünger Jesu hielt ich mich unter Katholiken und Lutheranern und Evangelikalen auf. Aber in meiner Kindheit kannte ich nur ein einziges Gebet, das ich oft wiederholte, mehr eine Art Stoßseufzer: Herr, wirf Hirn vom Himmel!
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Zu meiner Konfirmation kam mein geliebter Vetter Achim und schenkte mir eine Schallplatte von Eric Clapton. Papa hatte gesagt, ich müsse nicht wegen der Geschenke zur Konfirmation gehen, ich würde auch ohne Konfirmation Geschenke bekommen. Ich wollte aber zur Konfirmation. Oma gab mir ihre Bibel, die sie 1927 auf Baltrum vom Pastor zu ihrer Hochzeit geschenkt bekommen hatte, eine Lutherbibel in Frakturschrift (ich habe sie nach Omas Tod von Mama geerbt und hüte sie als kostbare Reliquie) und ihr Gesangbuch: Ein feste Burg ist unser Gott! Im Konfirmationsunterricht lernte ich das Vaterunser auswendig, vor Kerzen dachten wir an die armen Kinder in Afrika, dann sangen wir als Friesen noch den Shanty what shall we do with a drunken sailor! Dann war ich im schwarzen Anzug zum ersten evangelischen Abendmahl eingeladen. Als ich vor dem Kelch kniete bekam ich Nasenbluten. Es musste wohl so sein, denn ich ward berufen, nicht nur das verblutende Herz Jesu anzubeten, sondern selbst ein verblutendes Herz zu haben...
ZWEITES KAPITEL
Ich wohnte bei meinen Eltern und hatte Kontakt zu unserem Nachbarn Uwe, der zwei Jahre älter war als ich, und der eine große Schallplattensammlung mit Krautrock hatte. Bei ihm lernte ich Eloy und Novalis kennen. Eines Tages schenkte er mir einen kleinen Brocken Hasch. Ich wusste nicht, wie damit umgehen. Ich legte es auf einen Teelöffel und erwärmte den Teelöffel mit einem Feuerzeug, dann tat ich das Haschisch in eine Tasse Tee. Ich stellte aber keine Wirkung fest. Aber das war der Anfang.
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Mein Freund Christian hatte zuhause eine kleine selbstgebastelte Wasserpfeife, ein kleiner Pfeifenkopf von der Größe einer Zigarettenspitze, auf einem ordinären Wasserglas. Ich fragte, was das sei. Er log, das sei, um Zigarettenrauch zu kühlen. Dann aber gestand er, es sei, um Haschisch zu rauchen. Nun erlebte ich meinen ersten Rausch. Wir hörten Genesis, the Lamb lies down on Broadway. Ich saß im Sessel, er stand über mir, ließ eine Schere über meinem Oberkörper fallen, fing sie wieder auf, das wiederholte er mehrmals, ich war gequält und geängstigt, aber ich war vom Haschisch so gelähmt, dass ich micht nicht im geringsten bewegen oder wehren konnte. Dennoch hat mich das nicht abgeschreckt, sondern ich war nun süchtig geworden, vielleicht wegen dem intensiven Genuss der psychedelischen Musik.
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Ich hatte mit Christian Haschisch geraucht. Er hatte aus dem Physiklabor der Gymnasiums einen Liebigkühler geklaut und daraus eine Wasserpfeife gemacht. Da rief mich meine Geliebte Hedda bei Christian an, ihr Fahrrad sei kaputt, ob ich kommen könne, es zu reparieren. Ich dachte: Was für ein profanes Alltagsthema! Ich schwebe gerade in goldenen Wolken, auf den Flügeln der Musik, und sie will, dass ich irdische Praxis übe. Ich ging dennoch hin, benahm mich aber beim Versuch, das Fahrrad zu reparieren, dermaßen ungeschickt und weltfremd und psychisch-merkwürdig, dass Hedda fragte: Was hast du, was ist mit dir? Ich sagte ihr nichts von meinem Rausch. Dabei hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihr etwas Wesentliches vorenthielt und Geheimnisse mit ihr hatte.
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Bei meinem Freund Christian drehte sich im Leben alles nur noch ums Haschisch. Er züchtete selber Hanfpflanzen in seinem Zimmer. Er las Carlos Castaneda, was mir nie gefallen hat. Er saß mit drei andren Freaks auf dem Sofa, sie rauchten ein gewaltiges Kawumm-Pfeifenrohr, und saßen dann schweigend und apathisch zusammen. Er las Bücher über Drogen wie Tollkirsche, Stechapfel und Kokain. Ich aber hatte Gorkis Mutter gelesen und über die Friedensbewegung Kontakte zum Marxismus und Leninismus bekommen. Weder der Drogenrausch mit Christian noch die sexuellen Räusche mit Hedda befriedigten meine Seele, ich suchte mehr, die Befreiung der Menschheit, den Weltfrieden, und meinte das im Kommunismus zu finden. Auf meine Reise in den Kommunismus nahm ich aber das Haschisch mit.
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Ich hatte einen Freund kennengelernt, Michael, ein Arbeitersohn, ohne Interesse an der Ideologie, mit ihm rauchte ich Haschisch, wir hörten dann Pink Floyd, die psychedelische Musik und das Haschisch erzeugten Visionen oder Halluzinationen. Eines Abends ging ich berauscht mit Michael zu Christian. Wir kamen an einem Wald vorbei. In meiner Tasche hatte ich meine Blockflöte. Ich nahm den Flötenkopf ab, blies hinein und fächelte mit der Hand vor der Öffnung, so erzeugten Atem und Holz sehr hohe, singende Töne. Da kam aus dem Wald eine Fledermaus und umkreiste mich. Ich hörte auf zu flöten, sie verschwand. Ich flötete wieder, sie kam zurück zu mir. Das muss wohl Orpheus so gegangen sein, als er seine Klagelieder für seine tote Eurydice spielte und die ganze Natur ihm folgte.
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Mit Christian trampte ich durch Deutschland. Und in der Nähe von Frankfurt nahm uns ein Wagen voll junger Leute, Männer und Frauen, mit, die in Partylaune waren und lachten. Eine junge Frau stand aufrecht im Cabriolet. Wir hörten Genesis, lilywhithe Lilith. Der Wagenlenker war der Sohn des berühmten deutschen Schriftstellers Peter Härtling, der einen Roman über Hölderlin geschrieben hat (den ich nie gelesen habe). So kam ich in das Haus von Peter Härtling. Dort habe ich mit seinem Sohn im Wohnzimmer Haschisch geraucht. Die Wände waren voller Bücher, ich erinnere mich an die Gesamtausgabe von Marx und Engels
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Christian hatte Stechapfel gesammelt. Wir hatten uns in meinem Zimmer im elterlichen Haus verabredet, und wollten zusammen Stechapfeltee trinken. In einem Buch stand, dass ein so Berauschter über eine Straße ging, weil keine Autos dort fuhren, dachte er, es fuhren aber sehr viele Autos dort, die er nicht sah und hörte. Christian und ich bekamen plötzlich - Gott sei Dank - Angst und tranken den Stechapfeltee nicht.
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Ich hatte im Umfeld der kommunistischen und Friedens-Bewegung Friedrich und Theda kennen gelernt, die ein Paar waren. Thedas Mutter war eine stadtbekannte Feministin, die Bücher über die Große Göttin schrieb. Friedrich hatte mich zu sich aufs Land eingeladen zum Haschischrauchen. Er hatte extra für mich Brausepulver gekauft, puren Zucker mit künstlichem Fruchtgeschmack, der schäumte im Mund, wenn er sich mit dem Speichel vermischte. Auch Schokolade schmeckte im Haschischrausch süßer. Theda aber bat mich, als sie in Sommerurlaub fahren wollte, solange ihre Marihuana-Pflanzen bei mir zuhause zu pflegen. Wir hatten hinterm eigenen Garten einen verwilderten Park. Da war eine Wiese voll von Brenn-Nesseln. Mitten unter diese stellte ich die Töpfe mit Thedas Marihuana-Pflanzen. Aber wir hatten in dem Park auch ein angepflocktes Schaf, das sich eines Tages losgerissen hatte und Thedas Pflanzen alle aufgefressen. Wie nun Marihuana auf Schafe wirkt, konnte ich nicht beobachten. Theda glaubte mir die Geschichte nicht, sie dachte, ich hätte alles selbst geraucht. Denn es gab unter den Haschischsüchtigen viel Egoismus und Diebstahl und Betrug, wie ich oft erfahren.
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In der Discothek "Meta" an der Nordsee hinterm Deich tanzte ich im Vollrausch von Bier, Wodka und Haschisch auf der highway to hell, unter dem Dröhnen von hell's bells. Ich sagte: ich tanzte, aber es war nur ein ekstatisches Zucken und berauschtes Taumeln. Da sprach mich Sonja an. Wir gingen über den Deich an die Nordsee und küssten uns. Ich verbrachte drei Monate, einen ganzen Winter in ihrem Bett, im Rausch von Alkohol und Rauschgift und im sexuellen Rausch. Aber innerlich fühlte ich mich wie ein einsamer Steppenwolf in der verschneiten russischen Taiga, den kalten Mond um Erbarmen anheulend. Ich hatte die Vision, dass ich in einem Moor immer tiefer versinke, dass meine Freunde am Rande stehen wie Baumstümpfe, mir aber keiner eine helfende Hand reicht. Sonja traf ich dann eines Tages nackt auf dem Schoß meines "besten Freundes" Volker. Das waren die berühmten Orgien des Dionysos.
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In meiner ersten eigenen Wohnung, einem Zimmer im Haus einer Witwe, habe ich den Rausch mit einer Frau erlebt. Ich las Berthold Brecht: Mags, wenn Tugend einen Hintern und ein Hintern Tugend hat. Und in dieser Vereinigung in einer Nacht, berauscht von Alkohol und Hasch, hatte ich in der sexuellen Ekstase Schauungen von himmlischen Erdbeerfeldern. Eines Tages hatte ich ein kleines Stück Haschisch gekauft, und als ich es aus der Aluminiumfolie auswickelte, sah ich, dass es schimmlig geworden war. In großer Angst mich zu vergiften warf ich das Haschisch weg. Später sagte mir ein Kiffer, der Schimmel sei das Beste am Haschisch.
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Ich traf mich mit Friedrich und Theda. Friedrich hatte eine originale orientalische Wasserpfeife. Er legte schweres schwarzes Afghanisches Haschisch auf. Ich wurde davon so schwer und bleiern, ich konnte mich nicht bewegen, nicht erheben. Ich war ganz der Musik und den akustischen und optischen Halluzinationen ausgeliefert. Schließlich schaffte ich es nachts aufs Fahrrad. Mein Weg nach Hause war eine lange einsame Landstraße. Ich fuhr, schien mir, durch einen Tunnel aus Stacheldraht, der sich immer enger zusammenzog. Ich hatte große Angst. Erst als ich vor einem Haus anhielt und von einem Baum einen Apfel pflückte, erlosch der Alptraum. Das habe ich ungefähr drei Nächte nacheinander erlebt. Immer erlöste mich der Apfelbaum.
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Eines Tages stand ich in meines Vaters Werkzeugkeller. Ich war berauscht und hatte vom Haschisch rote Augen. Mein Vater packte mich mit Gewalt und schrie: Sieh mir in die Augen! Nimmst du Drogen? Ich beschimpfte ihn wütend und schlug um mich. Meine Mutter kam dazu und rief verzweifelt: Dass ist nicht mehr mein Sohn! Ich erkenne meinen Sohn nicht wieder!
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Meine schulischen Leistungen hatten natürlich stark nachgelassen aufgrund des Dauerrausches von Wodka, Bier und Haschisch. In der naturwissenschaftlichen Fächern hate ich die schlechtmöglichste Zensur. Es ging noch etwas in Englisch, da wir Shakespeares Macbeth lasen. Ich liebte den Auftritt der Hexen. Aber ich fehlte auch oft im Englischunterricht. Freude machte mir nur der Deutschunterricht. Ich war verliebt in die junge Deutschlehrerin. Wir lasen Schillers Räuber, Thomas Manns Tod in Venedig und Nietzsches Geburt der Tragödie. Da ich in einem schweren Abgrund einer psychischen Krise versunken war, traf sich meine Deutschlehrerin mit mir zu einem seelsorgerlichen Gespräch. Sie riet mir, alles aufzuschreiben. Das tat ich auch. Ich führte meine ganze Jugend über ausführliche Tagebücher, die ich nach meiner Bekehrung zu Christus in der ausbrechenden Psychose alle im heimatlichen Wald verbrannte.
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Ich musste die elfte Klasse des Gymnasiums wiederholen. So lernte ich Erich kennen. Mit ihm zusammen schwänzte ich die Schule. Er hatte eine grüne Ente, mit der fuhren wir durch Ostfriesland und saßen in irgendwelchen Cafés. Ich las Lenin, völlig berauscht las ich seinen Kommentar zu Hegels Dialektik. Erich war Anarchist, er liebte Erich Mühsam, den anarchistischen Dichter. Mein Idol war Lenin, Erichs Idol war Ché Guevarra. Wir rauchten viel zusammen und hörten dann Bob Dylan. Wir machten auch Blues-Musik zusammen mit Gitarre, Blues-Mundharmonika und Gesang. Öfter übernachtete ich auch bei ihm. Eines Nachts fuhren wir in der Ente durch den ostfriesischen Nebel und kamen an eine Pferdeweide. Ich wollte die Pferde füttern und pflückte große Pflanzen und sie aßen sie gerne. Erst am nächsten Morgen merkte ich, dass es Brenn-Nesseln gewesen waren, die mich nun nüchtern brannten, berauscht hatte ich nichts gemerkt.
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Erich und ich waren beide in Maike verliebt. Wir waren zwanzig, sie dreizehn. Sie lebte allein, ihre Mutter war tot und ihr Vater in Brasilien. Wir rauchten zu dritt Haschisch. Erich war mit ihr zusammen. Ich sagte: Immer wenn ich komme, hat ein anderer das Rätsel vor mir schon gelöst. - Sie sagte: Ich bin kein Rätsel, ich bin ein Geheimnis... Jahre später traf ich Maike noch einmal in der Discothek Meta. Ich war akut psychotisch und berauscht von Haschisch und Bier und trug in mir den festen Entschluss, mich umzubringen. Maike und ich nahmen uns in die Arme: Schön, dass du noch lebst, sagte ich. Es war wie die Umarmung von zwei Todgeweihten.
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Erich war auch gut befreundet mit Hedda, meiner ersten Geliebten. Hedda hat ein eigenes Zimmer. Erich und Hedda qualmten mit der Haschischpfeife und hörten the Dark Side of the Moon von Pink Floyd, und ich lag draußen berauscht vor dem Fenster und sehnte mich gequält nach Heddas Leib, ihren Brüsten, ihrem Schoß. Sie ist später in die Szene der Heroin-Süchtigen geraten, hat aber wohl den Absprung geschafft. Nun ist sie Rechtsanwältin mit Ehemann und Kindern.
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Erich war auch mit Matthias befreundet. Der war fünfzehn und hatte lange blonde Haare, war schlank und schön wie ein Mädchen. Wir trafen uns zu dritt in meiner Wohnung. Matthias brachte seine zahme Ratte Mathilde mit. Ich hatte große Angst. Später in der Psychose hatte ich paranoide Wahnvorstellungen von Raten der Hölle. Ich schwärmte für Matthias. Später, in meiner Psychose, sah ich ihn noch einmal wieder. Ich dachte in meinem Wahn, in meinem früheren Leben sei ich ein chinesischer Poet zur Zeit der Tang-Dynastie gewesen. Als Chinese müsste ich natürlich einmal Opium rauchen. Ich traf Matthias wieder, der inzwischen Heroin-süchtig geworden war. Wieder ein Liebesgruß zweier Todgeweihten. Wir wollten Mohnsamen sammeln und selber Opium bereiten. Es kam aber nicht dazu. Gott sei Dank.
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Muse, schweige von Marion! Die russische Weisheit hat ihr Urteil über dieses Phänomen gesprochen. Dostojewski sagte: Und er dichtete so lange an diesem armen blassen Mädchen herum, bis sie zur Jungfrau Maria wurde.... Und Anna Achmatowa schrieb:
Du hast mich ausgedacht. So etwas gibt es nicht,
So etwas kann es auf der ganzen Welt nicht geben.
Das heilt kein Arzt, das lindert kein Gedicht,
Der Schatten dieses Spuks quält dich dein ganzes Leben.
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Ich war verliebt in ein Paar Augen. Die ganze Nacht verbrachte ich im Haschischrausch. Morgens, übernächtigt, überwach, hypersensibel durch Schlafentzug und Haschisch, ging ich zum Haus der Geliebten. Ich kam an einer Wiese vorbei, die in Stille und Morgenröte lag, da weideten Pferde. Da sah ich das Reich des Friedens, das Himmelreich, das Reich der himmlischen Pferde…
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Erich war in ein sehr hübsches Mädchen namens Sonja verliebt. Erich sagte immer, er sei Er und Ich. Offensichtlich war ich in jedes Mädchen verliebt, in das Erich sich verliebt hatte. Erich, Sonja, Marion und ich fuhren zu einem Fest neuheidnischer Naturverehrer. Wir saßen in der Nacht am Lagerfeuer vor einem Bauernhof auf Strohhalmen und trommelten wie die Indianer und zupften die Gedärme der Gitarren wie Baal. Ich schmiegte mich an Sonja. Erich und ich besuchten Sonja einmal zuhause, wir gingen dann aus dem Haus, da man bei ihr nicht rauchen durfte, und rauchten eine Haschischpfeife auf dem Abeneuerspielplatz meiner Kindheit, wo ich als Knabe mich in Nscho-Tschi verliebt hatte, Winnetous Schwester.
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Erich und ich wollten mit seiner Ente durch Europa fahren und uns den Lebensunterhalt mit Straßenmusik verdienen. Matthias wollte vielleicht mitkommen, ich sagte aber zu Erich: Nur ohne die Ratte. Matthias sagte ab. Marion wollte erst mitkommen, sagte dann aber auch ab, lieh mir aber ihr Akkordeon. Erich und ich fuhren - natürlich - zuerst nach Holland, parkten irgendwo in der Natur, rauchten Haschisch, musizierten etwas, stritten uns und fuhren heim.
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Ich arbeitete in einer Gruppe gegen die Arpartheit in Südafrika, wir probten ein Theaterstück, dass ich geschrieben hatte, wir probten im Gemeindehaus der evangelischen Kirche. Da hatte ich mir eine Bibel geklaut. Erich war bei mir, wir rauchten Haschisch, dann nahm er die Bibel in die Hand und las mir theatralisch das Buch der Apokalypse vor. Davon ward ich so wütend, dass ich ihm an den Hals sprang und ihn würgte, bis er aufhörte.
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Nach dem Gymnasium ward ich Schriftsetzer bei einem Zeitungsverlag. Die Ausbildung dauerte drei Jahre. Oft wachte ich morgens auf, zündete eine Kerze an, trank einen Tee, rauchte Haschisch, hörte Beethoven oder Hans Eisler, blieb im Bett liegen, träumte vor mich hin, bis mich die solidarischen Kollegen anriefen, ich sei schon wieder viel zu spät, ich müsse kommen, oder sie könnten es nicht länger geheimhalten. Auch im Betrieb rauchte ich Haschisch auf der Wiese draußen oder in der Dunkelkammer. Ich war ein faulen, schlechter Arbeiter. Die Arbeiter sagten, ich müsse bald studieren, sie hörten schon, wie die Studenten mir zujubelten.
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Nach meiner Lehre und vor dem Beginn des Studiums wohnte ich bei einem jungen Pärchen, die im Sommer 1989 über Prag aus der DDR geflohen waren und nun in Ostfriesland lebten. Er trank jeden Abend eine Flasche Rotwein und sprach von Nietzsche, sie, Birgit, war anmutig wie eine expressionistische Muse, ich wollte sie küssen. Nach dem Fall der Berliner Mauer bekamen sie Besuch von drei Freundinnen aus dem Osten. Deren erster Wunsch in der neugewonnenen Freiheit war es, Haschisch zu probieren. Der Mann bat mich, ihnen etwas zu besorgen. Das tat ich auch, gab es ihnen, sie freuten sich wie Kinder über Schokolade.
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Ich war nach Oldenburg zum Studium der Germanistik und Geschichte gezogen. Mein Bruder lebte noch alleine und gab mir ein Zimmer ab. Eines Abends war ich in der Oldenburger Innenstadt in einer Discothek. Vor der Tür sprach mich ein Freak an. Ich nahm ihn mit in mein Zimmer, wir rauchten Haschisch zusammen. Mein Bruder war nicht da. Am nächsten Tag war ich in der Universität. Ich las gerade Wielands Agathon und sah in den tausenden jungen schönen Studentinnen lauter griechische Nymphen. Berauscht vom Haschisch und von der Frauenschönheit kam ich nach Hause. Der Freak hatte einen angebrannten Löffel und ein Band zum Abbinden da gelassen. Mein Bruder dachte, ich sei heroinsüchtig geworden und hatte meine Eltern alarmiert, die waren sofort gekommen. Mein Vater, meine Mutter und mein Bruder saßen über mich zu Gericht, ich stand da als Angeklagter. Mein Vater schrie mich an: Zeig uns deine Arme! - ob ich Einstiche hätte. Ich zeigte ihm wütend meine Arme. Er sagte: Wir geben dir Geld, dass du studieren kannst, und nicht, dass du Drogen nimmst! Ich schrie ihn an: Leck mich doch am Arsch mit deinem Geld!
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Ein Bekannter hatte mir ein kleines Stück Papier, getränkt mit LSD geschenkt. Ich legte es auf die Zunge und sah sofort eine Nebelwelt mit giftgelben Spinnen. Sofort spuckte ich das LSD wieder aus. Ich wusste, hinter dieser Tür wartet ein gigantischer Alptraum auf mich. Bei allem Haschisch- und Alkohol-Konsum bin ich Gott doch dankbar, dass er mich vor LSD und Heroin, Stechapfel und Opium bewahrt hat.
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Ich hatte mich auf den ersten Blick in Karine verliebt. Sie hatte einen göttlichen Glanz um sich, den Glanz der Aphrodite. Aber ich trug auch noch Marion im Herzen, von der ich oft träumte. Karine hatte Eine Seele in ihren zwei Brüsten, aber ich hatte zwei Seelen in meiner Mannesbrust: die eine Seele, die Karine-Seele, wollte alle irdische Lust, die andere Seele, die Marion-Seele, wollte hinauf ins Reich der Götter und Geister. So war ich di-psychos, wie die Bibel es nennt. Ich las Anna Achamatowas Poem ohne Held. Angetan von diesem Geisterspuk, gequält von meiner inneren Zerrissenheit und berauscht vom Haschisch stieg ich in der Sylvesternacht 1991 in Osternburg in Oldenburg über die Mauer auf den jüdischen Friedhof, setzte mich vor die Kapelle und sah zu den Sternen. Da erschien mir eine geheimnisvolle Frau. Sie hatte keinen irdischen Leib, sondern war nur Astralleib oder Aura oder reiner Äther. Dennoch war sie eine Frau, in ein rotes Kleid gekleidet und einen blauen Mantel, mit kastanienbraunen Haaren. Sie sah mich freundlich ernst an aus Augen, die wie Sterne waren, sagte aber nichts.
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Ich war mit Karine in ein kleines Zimmer gezogen. In der Nähe war ein Wäldchen und ein verschwiegener Teich, menschenleer. Ich las viel Marina Zwetajewa. Sie hatte Anfang des 20. Jahrhunderts ein Liebesgedicht geschrieben an den, der sie in hundert Jahren lieben wird. Das war ich. Sie hatte mir ein Liebesgedicht geschrieben. Ich ahnte, Marina im Jenseits, sie liebt mich. Mit dieser heimlichen Liebe im Herzen und berauscht vom Haschisch ging ich an den stillen See. Da setzte ich mich nieder. Beten konnte ich noch nicht, aber Gedanken ins Jenseits senden. Da sah ich auf der anderen Seite des Sees wieder diese geheimnisvolle Frau. Sie trug ein langes violettes Kleid. Sie und ihr Kleid waren nur aus Licht. Sie schwebte über dem Gras. Sie sah zu mir herüber wie eine Freundin oder Schwester. Aber wieder schwieg die geheimnisvolle Frau. Ihr Gesichtsausdruck war wieder freundlich-ernst, aber auch gewissermaßen liebevoll-mahnend, mein Leben in Ordnung zu bringen.
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Das THC hatte sich an meinen Synapsen festgesetzt, so hatte ich auch Halluzinationen, Visionen, ohne unmittelbar vorher Haschisch geraucht zu haben. Es war die langsam heranschleichende Psychose. Mit Karine fuhr ich nach Darmstadt zu unsrer Freundin Evi (Kleopatra-Isis). Ich fuhr eigentlich in den Odenwald an die Quelle, da Siegfried hinterrücks ermordet wurde. Unterwegs hatte ich ein Gesicht: Ich sah am Himmel eine Frau in einem langen goldenen Mantel, auf dem Haupt eine goldene Krone. Ihre Gestalt war umgeben von einer hellroten, mandelförmigen Mandorla als ihrem Heiligenschein (heilig nicht nur um das Haupt, sondern um die ganze Gestalt). Ich sah ihr Herz, es war aus loderndem Feuer. Ich wusste, es war das Feuer der göttlichen Liebe. Zu ihrer rechten Seite sah ich einen Engel ohne Flügel, kleiner als sie, ein Jüngling, der hielt eine goldene Harfe in dem Arm. Da hatte ich den Gedanken: Das bin ja ich!
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Mit Karine war ich in Südfrankreich, in der Provence, an einem Seitenarm der Rhone, der Ardeche, in einem Weinbergtal. Ich hatte Tagträume von Karine als sumerischer Muttergöttin und von antiken Dionysosprozessionen. Ich suchte die mythologischen Götter. Ich hatte einen Kanister voll Rotwein und trank. Eines Abends gingen Karine und ich schweigend an die Ardeche. Am anderen Ufer stieg eine Felsenwand auf. Da hatte ich wieder eine Halluzination. Ich sah auf den Felsen fließendes grün-weißes Licht. Dann sah ich eine Hütte, die war aus geistigem Licht. Und in der Hütte stand eine Frau (ganz Geist, ganz Licht). Sie war schlank und groß, gekleidet in ein langes weißes Kleid. Um die Stirn trug sie ein weißes Stirnband. Sie erschien mir wie eine heilige antike Hohepriesterin. Ohne laut zu sprechen, sprach ich sie in meinem Inneren an: Gibt es die Götter? Und im Inneren meiner Seele hörte ich eine zärtlich-sanfte Frauenstimme: Das Göttliche ist in dir!
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Mit Karine fuhr ich ins französische Baskenland. In den Pyrenäen lebten wir auf dem Pic du Midi in einer einsamen Hirtenhütte. Nur ein alter baskischer Hirte war noch da, der nur baskisch sprach, der hütete seine Schafherde mit einem dreibeinigen Hund. Karine und ich ernährten uns nur von Reis mit Salz und Butter und klarem Wasser aus der Quelle. Aber auch hier hatte ich wieder eine Halluzination. Ich stand im Wohnraum der Hirtenhütte. Auf dem Kaminsims stand eine Kerze in der Form einer Madonna. Eine Holztreppe führte in das obere Stockwerk, wo Karines und mein Schlafzimmer war. Am oberen Ende der Treppe erschien mir wieder die Königin meiner Halluzinationen. Sie trug ein ganz reines weißes Kleid, das reichte bis zu den Füßen. Um die Brust trug sie einen goldenen Gürtel. Ihr Haupt war von Licht umgeben. In den Armen hielt sie eine goldene antike Lyra.
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Karine bekam Besuch von Babette aus Berlin. Babette las in meinem Buch mit Gedichten von Karoline von Günderode und vertonte ein Lied von ihr und sang es. Babette wohnte in einer kleinen verfallenen Hütte vor Emden, wo ich sie besuchte. Wir rauchten Haschisch zusammen. Sie las im Alten Testament. Ich ging in der Abenddämmerung vor der Hütte spazieren. Die Luft war dunkel, grauschwarz, die Natur war schattig, vor mir floss ein kleiner Graben, das war wohl der Fluss Lethe aus dem Jenseits, der Fluss des Vergessens. Auf der anderen Seite kam ein Schatten auf mich zu, ein Mann im schwarzen Anzug, einen schwarzen dreieckigen Hut auf dem Kopf, den er vor mir zog und mich schweigend grüßte. Ich dachte: Das ist Hölderlins Geist, ein Schatte aus den elysischen Feldern. (Ich studierte nämlich in der wissenschaftlichen Gesamtausgabe Hölderlins jedes Detail seiner Poesie.)
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Karine besuchte einen jungen Mann in Berlin. Ich war rasend eifersüchtig, dachte, sie werde mit untreu und mit dem Typen intim. Ich las eine Ode von Horaz an Lydia, da er seine verzehrende Eifersucht zum Ausdruck bringt. In der Abenddämmerung ging ich berauscht durch Osternburg und sah am Himmel den Abendstern, das ist der Planet Venus oder die Göttin Venus. Und ich betete zur Göttin Venus, sie möge Karine zu mir zurückbringen. Der Abendstern funkelte grünweiß auf, als sei mein Gebet erhört. Karine kam zurück und bekannte, sie habe an jenem Abend schon im Bett des Typen gelegen, habe plötzlich aber Gewissensbisse bekommen, sei aufgestanden und zu mir zurück gekommen.
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Ich mag von der zweijährigen akuten Psychose nicht schreiben. Ich hatte eine blühende Phantasie eines Wahnsinnigen. Ich war im Himmel und sah Christi Angesicht, ich sah und hörte meinen Schutzengel Mahanajim, ich sah Sankt Michael mit seinem Schwert, aber ich sah auch mein voriges Leben und meine Geburt in China im achten Jahrhundert, ich sah die Immaculata Maria als chinesische Göttin der Barmherzigkeit Guan Yin, ich sah die Ratten der Hölle, ich roch den Schwefelgestank der Hölle, ich ward versucht vom Satan mit einem Bibelwort, mir selbst das Leben zu nehmen, ich sah im Augenblick des Verblutens Christi Auferstehung, Christus am Abendmahlstisch, Maria Magdalena gehüllt in lange goldene Haare und die Madonna mit dem Jesuskind auf dem Arm. Meine Mutter fand mich halb tot und blutüberströmt vor ihrem Haus und rief: Mein Sohn, ach mein Sohn! Anschließend kam ich in die Psychiatrie, wo ich ein Jahr blieb und keine Halluzinationen mehr hatte und kein Haschisch mehr rauchte.
DRITTES KAPITEL
Mein erster Protest richtete sich gegen meine Großmutter, die eigentliche elterliche Autorität in meiner Kindheit. Ich sollte mit dem Rasenmäher ihren Rasen mähen und auch die Gänseblümchen mit abmähen. Da protestierte ich im Namen der Lebensrechte der Gänseblümchen. Dann plagten die Nacktschnecken meine Oma, weil sie ihre Erdbeerpflanzen ruinierten, und meine Oma streute den Nacktschnecken Salz auf die nackte Haut. Und vor der Tür zu ihrer Küche plagte sie das fleißige Volk der Ameisen, die ins Haus kamen. Da übergoss sie den Staat der Königin der Ameisen mit kochendem Wasser. Ich rebellierte, ich protestierte im Namen der fleißigen Ameisen-Arbeiter und der Nacktschnecken der freien Liebe gegen die göttliche Autorität meiner Großmutter. So wurde ich zum Rebellen.
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Bevor ich meine ersten Liebesgedichte schrieb, schrieb ich "philosophische Meditationen", ich erinnere mich an einen Dialog zwischen mir und "Herrn Mark Engel". Dieser Herr Mark Engel verkündete die Anarchie. Ich kannte nicht die Theoretiker weder der Anarchie noch des Marxismus, ich dachte nur, Marxismus und Anarchismus sind die Lehren der Herrschaftslosigkeit, einer Gesellschaft ohne Unterdrückung, einer Welt der Freiheit. Und Freiheit wollte ich, vor allem erst einmal Freiheit von Vater und Mutter und Freiheit von den Lehrern der Schule. Jugend begeistert sich immer für Freiheit! Die Frage ist nur, welche Lehre bringt Freiheit? Und zwar, wie Nietzsche sagt, nicht nur Freiheit VON etwas, sondern Freiheit FÜR etwas. Aber ich wollte nur heraus aus dem Elternhaus und frei sein wie die Vögel. Aber das war meine erste "Begegnung" mit Marx und Engels.
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Ich saß im Elternhaus und hörte Radio, da kam die Nachricht, dass zur Unterdrückung der freien Arbeitergewerkschaft Solidarnosc in Polen das Militär die Macht übernommen, der General Jaruselski das Kriegsrecht über Polen verhängt hatte. Im Polen ward in Gdansk (Danzig) die erste freie Gewerkschaft unter Führung von Lech Walesa gegründet worden. Nach dem Besuch des polnischen Papstes Johannes Paul II in seiner Heimat, da er auf einer Massenkundgebung von Solidarität (Solidarosc) und von der Herabkunft des Heiligen Geistes auf Polen gesprochen, hatte sich Solidarnosch massiv ausgebreitet in Polen. Das alles hörte ich nicht im Radio, das wusste ich auch nicht. Ich sah sozusagen nur ein weltgeschichtliches Drama von Gut und Böse. Die Guten, das waren die freiheitsdurstigen Arbeiter der Untergrundgewerkschaft, die Bösen, das war der General, das Militär mit dem Kriegsrecht. Das allein lernte ich. Das das Militär Kommunistisch war und die Arbeiter katholisch, das war mir nicht im geringsten bewusst. Ich solidarisierte mich im Herzen mit dem Kampf der Arbeiter gegen das Militär.
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In der Schule hatte ich einen neuen Gemeinschaftskunde-Lehrer bekommen, frisch von der Universität, mit Vollbart und langen Haaren. Ich schrieb einen Schulaufsatz und malte unter den Aufsatz das A im Kreis, das Zeichen der Anarchie. Der Lehrer beurteilte die Arbeit und schrieb zum Anarchie-Zeichen: Wenn Sie wissen wollen, was Anarchie ist, lesen Sie das Buch "der kurze Sommer der Anarchie" von Hans-Magnus Enzenberger. - Ich las das Buch, eines berühmten zeitgenössischen Schriftstellers Lobpreis der Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg. - Im Spanischen Bürgerkrieg hatten sich die Kommunisten in Stalinisten und Trotzkisten gespalten. Stalin unterstützte die stalinistische Kommunistische Partei mit Mitarbeitern des sowjetischen Geheimdienstes, die die Gegner der Kommunisten folterten. Die Kommunisten und die Anarchisten stritten miteinander. Einig war sich die Front der Linken nur darin, ob Stalinisten, Trotzkisten oder Anarchisten, dass die Christen in Spanien blutig zu verfolgen seien. Die Spanische Kirche hat im Spanischen Bürgerkrieg 40 000 Märtyrer hervorgebracht. Manche sagen, der Spanische Bürgerkrieg war der eigentliche Anfang des Zweiten Weltkrieges. Die Internationalen Brigaden aus militanten Kommunisten aller europäischen Länder kämpfte unter Stalins Einfluss gegen den Diktator Franco, der von Hitler und Mussolini unterstützt wurde. Mit diesem Buch über die Anarchie endete aber auch meine "anarchistische Phase", und wie ich zum Anhänger des Sowjetkommunismus wurde, erzähle ich das nächste Mal.
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Im Haus meiner Jugendgeliebten im Kult der Freien Liebe fand ich unter den Büchern ihrer Mutter ein Buch: Die Mutter, von dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki. Mich interessierte der Titel. Es war ein Roman über die Kommunistische Partei in Russland. Hier war meine Erste Liebe zum Mysterium Russland. Die Jugend liebt Verwegenheit, Rebellen, Störtebecker, Robin Hood, Lenin, Ché Guevara, Kämpfer für die Rechte der Armen, Kämpfer für die Gerechtigkeit, Helden. Es war eine romantische Verklärung der russischen kommunistischen Bewegung. Berthold Brecht hat aus dem Roman ein Theaterstück gemacht, das von Hanns Eisler vertont wurde. Maxim Gorki war der Begründer des "sozialistischen Realismus", einer ganz und gar unpoetischen Literatur-Schule. Sie war eigentlich die Erfindung von Stalin. Stalin nannte den Schriftsteller "Ingenieur der Seele". Übrigens stellte meine Freundin mich ihrer Mutter vor und sagte: Er schwärmt für Lenin! - Warum? fragte mich die Mutter. Ich sagte: Weil er den Zaren gestürzt hat. - Sie fragte: Was war denn so schlecht am Zaren? - Da war ich perplex und stumm. Das hatte ich noch nie gehört, dass irgendein vernünftiger Mensch auch nur Ein gutes Haar an einem Zaren oder Kaiser finden könne. Inzwischen hat die russisch-orthodoxe Kirche den von den Bolschewiki ermordeten Zaren Nikolaus II als Märtyrer für den christlichen Glauben mit vielen tausenden anderen Märtyrern heilig gesprochen. Aber so kam ich über die Dichtkunst zum russischen Kommunismus.
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Vor mir stand die Frage, ob ich in einigen Jahren zur Bundeswehr gehe oder den Wehrdienst verweigere, mich der Gewissensprüfung vorm Staat unterziehe und Zivildienst leiste. Ich schrieb einen satirischen Dialog: Gewissensprüfung eines Kriegsdienstanwärters. Dort musste einer peinlich genau beweisen, wie er es mit seinem Gewissen vereinbaren könne, im Militär zu dienen. Mit diesem Text ging ich privat zu meinem Politiklehrer, der mir das Buch über die spanischen Anarchisten empfohlen hatte. Er las meine satire, fand sie gut und verwies mich an eine Monatszeitung, die von einem sozialdemokratischen Gymnasiallehrer herausgegeben wurde. Dort wurde meine Satire veröffentlicht. Nach einer kurzen Phase, da ich ein Buch mit Liebesgedichten (in freien Versen) vollgeschrieben hatte und zwanzig Seiten lange Liebesbriefe, wandte ich mein Schreibertalent nun ganz allein dem politischen Journalismus zu. Ich schrieb Flugblätter, Pamphlete, politische Aufsätze. Meine Beredsamkeit (die meine Kindheitsfreunde die Beredsamkeit eines Predigers nannten) strömte sich aus in den Reden eines Agitatoren, eines Propagandisten.
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Ich kam, ich weiß nicht mehr wie, in ein Haus eines Arztes. Seine Frau war Christin. In ihre Tochter Ursula verliebte ich mich, sie war wunderschön, ihre Schwester Anne war wohl in mich verliebt. Aber ihr Bruder war Marxist und gab mir zwei Bücher: Das Kommunistische Manifest von Marx und Engels und ein Buch von Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Das Manifest verstand ich recht gut, es war einfach geschrieben, aber doch von sprachlicher Schönheit: Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Nur die Beurteilung des vormarxistischen, französischen, utopischen Sozialismus konnte ich nicht verstehen, dazu fehlte mir das Wissen. Lenin dagegen, nun, ich verstand kein Wort, es war ein Tanz von Zahlen und ökonomischen Fachbegriffen, trocken und unpoetisch. Aber es machte den Eindruck einer tief sachlichen Wissenschaftlichkeit, was immer leicht den Eindruck von objektiver Wahrheit macht. Der junge Marxist erklärte mir, im atomaren Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion sei Amerika der Agressor und die Sowjetmacht nur defensiv, sei eigentlich die größte Friedensbewegung der Welt. Wir lebten alle in großer Angst vor einem dritten atomaren Weltkrieg. Der junge Marxist wies mich daraufhin, dass eine Gruppe eines sozialistischen Jugendverbandes gegründet werden solle und lud mich dazu ein. Ich ging auch tatsächlich hin.
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Ich nahm teil an der Gründung der Ortsgruppe Norden der Sozialistischen Deutschen Arbeiter-Jugend (SDAJ), der Jugendorganisation der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Anwesend waren ein Funktionär der SDAJ aus Bremen, die Parteivorsitzende der DKP Norderney (ein alte schreckliche Hexe), und einige Gymnasiasten, keineswegs Arbeiter, nämlich neben mir Volker, Folkert, Thomas, Werner, später kamen Sonja und Karin hinzu. Nur Werner war der Sohn eines Arbeiters. Die Monatszeitschrift der SDAJ war das Magazin "elan", das wir auf der Straße verkaufen sollten. Wir bekamen ein Parteibuch, in das wir monatliche Marken zu kleben hatten, die unsere Mitgliedsbeiträge waren. Ein Schein, denn DKP und SDAJ wurden mit Millionenbeiträgen aus der DDR finanziert. Wir wurden alle gleich zu Funktionären: Volker wurde Gruppenvorsitzender, ich schrieb die Sitzungsprotokolle, Werner war Kassierer. Unser Hauptaugenmerk wurde auf die Mitarbeit an der Friedensbewegung der BRD gerichtet, die protestierte gegen die Aufstellung US-amerikanischer Atomraketen auf dem Boden der BRD, allerdings kaum oder gar nicht gegen die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf dem Boden der DDR (die zuerst erfolgt war).
VIERTES KAPITEL
Als der Gott der Schönen Liebe mich in den Schoß meiner Mutter gelegt hatte, machte ich meine erste Erfahrung mit der Frauenliebe. Meine Tante Petheda erzählte mir: Ich wollte deine Mutter besuchen, da traf ich deinen Vater, der besorgt aussah und sagte: Doris ist krank. Ich ging zu deiner Mutter, sie lag im Bett und sagte unglücklich: Ach, ich bin wieder schwanger. - Dieses Unglück meiner Mutter legte sich auf meine Seele als ein schwarzer Schleier der Traurigkeit, des Gefühls, nicht gewollt und nicht geliebt zu sein auf Erden. Dieser Fluch wird mich bis an mein Lebensende plagen. Als ich geboren wurde, öffnete meine Großmutter ihr Herz für mich und nahm mich als ihren Liebling an. In meiner Kindheit war meine Großmutter, eine Witwe, also eine Jungfrau, die Stellvertretung der Gottesliebe an, davon ich mir das Gottesbild angeeignet habe, dass Gott eine Große Mutter ist. Darum ward ich auch psychotisch, als meine Großmutter starb, darum in der Stunde des Todes meiner Großmutter begann ich, GOTT anzubeten.
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Meine Eltern hatten gebaut ein Haus für sich und ihre zwei Söhne und gleich daneben ein Haus für die Großmutter. Auch der kleine Blaufärberweg in Hage bestand erst aus Sand. Gegenüber war das Haus von Familie Athen, die auch neugebaut hatten. Meine Mutter und Frau Athen feierten das Richtfest des Athener Hauses mit einem kleinen Umtrunk geistiger klarer Getränke. Ich lag im Kinderwagen, war ein kleines hilfloses Baby. Die Tochter Athen war zwei oder drei Jahre alt. Die Tochter Athen neigte sich mit ihrem blonden Kopf über mich im Kinderwagen und schaute mich mit großen neugierigen Augen an. Vielleicht kommt daher meine heidnische Verehrung der blauäugigen Jungfrau Athene, der Tochter Zeus, die ich immer lese als eine heidnische Prophezeiung auf die göttliche Frau Weisheit.
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Die Nachbarstadt meines Geburtsortes Hage (Garten) hieß Norden, benannt nach Njörd, dem germanischen Meeresgott. In Norden dienten die friesischen Priester dem Gott der Friesen, Forsete, auf einem heiligen Hügel. Dort baute der heilige Ludger eine Kirche. Der heilige Ludger wurde immer begleitet von einem weißen Schwan. In Norden heißt die lutherische Kirche Ludgeri-Kirche und die katholische Kirche Sankt Ludger. Ludger segelte nach Helgoland, der Insel, wo sich das Hauptheiligtum der Friesen befand, damals hieß die Insel Forsete-Land. Da gab es einen heiligen Hain mit heiligen Pferden, aus deren Bewegung die friesischen Priester weissagten. Ludger begegnete dem Barden Bernlef, der blind war. Auf die Fürbitte Ludgers hin gab Jesus dem Bernlef das Augenlicht wieder. Bernlef ward Christ und dichtete die Psalmen Davids als Barde in friesischer Sprache nach. In Norden weissagten die Priester nicht aus Pferden, sondern aus weißen Schwänen, die im heiligen Schwanenteich lebten. Und dort stand ich vierjähriger Knabe mit der vierjährigen Marita M. von Hannover, der Tochter von Freunden meiner Eltern. Marita hatte ein weißes Hemd an und einen schwarz-rot-karierten Rock. Zusammen fütterten wir die Enten, Gänse und Schwäne des heiligen Schwanenteiches. Auch waren dort Taubenhäuser, Käfige mit Fasanen und Pfauen, Gehege mit Wellensittichen und Nymphensittichen und ein Gehege mit Ziegen und Zicklein. Ich war wahrlich das hässliche Entlein des Märchens, ich lebte unter Entenküken, von einer Entenmutter und einem Erpelvater erzogen, und bin doch in Wahrheit ein wunderschöner Singschwan, der singt voll Jubel, wenn er den Heiland Tod nahen kommen weiß. Ich bin der Singschwan des friesischen Heiligtums, und Marita meine erste Muse.
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Meine Eltern gingen mit ihren Freunden aus Hannover im Lütetsburger Park spazieren. Marita und ich spazierten mit. Da lag eine ostfriesische Häuptlingsburg, ein Wasserschloss, in einem großen englisch-chinesischen Park mit vielen Kanälen und weißen Brücken. Da gab es den goldenen Pavillon der Freundschaft und da gab es die Insel der Seligen. Auf der Insel der Seligen gab es eine Ruhebank mit der Inschrift: Hier ruhe dich aus, du vielgeprüfter Pilgrim nach der Insel der Seligen. Und dort saßen Marita und ich Seite an Seite, Hand in Hand.
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Meine Mutter war immer noch befreundet mit ihrer Jugendfreundin. Deren Ehemann gab meinem Vater immer Stern und Spiegel, was andres las mein Vater nicht. Die beiden hatten zwei Töchter: Bärbel war so alt wie mein Bruder, Doris, die jüngere, war so alt wie ich. Mein Bruder Stefan konnte die Bärbel haben, die war größer und dicker und hatte dunklere Haare. Mein Schatz war Doris, die war schlank und hatte lange helle Locken. Wir spielten Ping-Pong. Ich als wiedergeborener Chinese war in keiner Sportart gut als im Ping-Pong. Unsre beiden Familien machten auch zusammen Urlaub auf der Insel Langeland in der Ostsee. Da wuchs viel Mohn (Poppie). Ich badete mit Doris in der Ostsee. In der griechischen Mythologie ist Doris eine Nymphe, eine Tochter des Meeresgottes. Meine Mutter fragte mich: Ob ich lieber kleine oder große Brüste möge? Denn ihre Freundin Wilhelmine hatte große Brüste. Peinlich, Mama, du bist peinlich! An eine Antwort kann ich mich nicht erinnern. Später, ich war etwa vierzig Jahre alt, besuchte ich aus Oldenburg meine Eltern in Hage. Um nicht den Abend mit ihnen verbringen zu müssen, fuhr ich mit dem Rad von Hage nach Norden, ging ins Hotel zur Post, der ostfriesischen Intellektuellen-Kneipe. Da saß Doris am Nachbartisch. Sie war Meisterin des Ping Pong. Sie war sportlich-dynamisch-schlank, aber kein muskulöses Mannsweib, hatte lange braune Locken und ein wunderschönes Gedicht. Ich lieh mir von der Wirtin einen Schreibblock und einen Kugelschreiber, schrieb ein Liebesgedicht für Doris, gab es ihr, sie lächelte mich an und bedankte sich freundlich.
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Mein Vater arbeitete in der Sparkasse und meine Mutter vormittags als Sekretärin im Büro eines Bauunternehmers. Manchmal nahm sie mich mit ins Büro, dann zeichnete ich auf der großen Zeichenplatte. Der Bauunternehmer hatte zwei Töchter, der Name der Älteren war, meine ich, Elke, und die jüngere, etwas jünger als ich, hieß Dörte. Dörte wurde meine Spielfreundin. Wir spielten, was ihr gefiel, mit ihren Püppchen und ihrem Miniatur-Kaufmannsladen. Zuhause versuchte ich im Sandkasten, mit Steinen und Schlamm statt Zement Mauern zu bauen. Mit Dörte spielte ich auch Ping Pong im Garten. Sie hatte kurze blonde Locken, hellblaue Augen wie Sommerhimmel und Sommersprossen auf der süßen Nase. Einmal war ich mit Dörte und ihrem Vater mit dessen Segelboot auf dem Ewigen Meer in Ostfriesland segeln, das Segelboot lag schief im Wind und das vom Wind aufgepeitschte Wasser spritzte ins Boot. Später, als ich etwa zwanzig war, hörte ich, dass eine junge Frau, in die ich gerade verliebt war, bei Dörte auf deren Geburtstagsfeier war. Dörte wohnte nahe an meinem Elternhaus. Ich nahm mir eine Kasperle-Puppe, verfasste ein Gedicht, mit dem ich um Einlass zur Geburtstagsfeier bat, ließ den Kasper das Gedicht vortragen, Dörte lächelte und ließ mich ein in das Haus der Liebe.
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Mein Freund Andreas war Katholik, ich war Lutheraner, aber das kümmerte uns nicht, wir spielten Zusammen Indianer im Wald und auf dem Abenteuerschauplatz. Ich hatte die gesammelten Werke von Karl May gelesen und die Winnetou-Filme im Fernsehen gesehen. Old Shatterhand hätte ich gerne zum Vater gehabt. Da ich blond und nordisch war, spielte ich den Old Shatterhand, Andreas, da er schwarzhaarig war, spielte Winnetou. Die Dritte im Bunde war Karin, sie hatte kurze schwarze Locken und ein hübsches Gesicht. Sie spielte Winnetous Schwester, die Tochter Inntschutschunas, die Squaw Nscho-Tschi (Schöner Tag). Und wie allgemein bekannt, liebten sich Old Shatterhand und Nscho Tschi. Die Häuptlingstochter war ja auch die Fürsprecherin für den Deutschen beim Apachen-Häuptling. Und da Karin einen so süßen Mund ("sweet lips! sweet upper lip", sagt Byron), darum begehrte ich Nscho Tschi zu küssen, und tatsächlich, sie küsste mich. Das war das Erste Mal! Die Erste, die ich geküsst, war eine Indianerin. (Sie tat mir auch etwas leid, denn ihr Vater war trockener Alkoholiker und durfte nicht einmal eine Likör-Praline essen.)
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In naher Nachbarschaft wohnte Sonja. An ihre Eltern kann ich mich gar nicht erinnern. Meine geliebte Oma hatte in ihrem Garten einen Schmetterlingsflieder, der lila blühte, auf den Blütendolden saßen immer viele bunte Schmetterlinge, vor allem der Monarch! Dann der Admiral! Aber auch in Massen der gemeine Kohlweißling! Ich wollte sie fangen und sammeln. Meine weise Großmutter sagte: Die schönen farbigen Schmetterlinge darfst du nicht berühren, denn dann verlieren sie ihr Puder, ihre Schminke, dann sehen sie aus wie graue Motten und sterben. - So, dachte ich, ist es mit den Mädchen: Wenn man sie nur anschaut, sind sie wie Monarchinnen schön, wenn man sie aber berührt, werden sie zu gemeinen Motten und sterben. - Sonja teilte meine Leidenschaft für die Schmetterlinge. Das griechische Wort für Schmetterlinge und für Seele ist das selbe: Psyche. Und wo Psyche ist, da ist nach den Neuplatonikern der Eros nicht fern... Sonja hatte auch einen Schmetterlingsflieder im Garten, und wir sammelten Schmetterlinge zusammen. Einmal durfte ich auch in ihr Mädchenzimmer. Wir saßen auf dem Bett nebeneinander und sprachen. Da ward mir so anders zumute, es war so schwül, irgendwie halb magnetisch und halb elektrisch, und Sonja hatte so ein schönes weißes lachendes Vollmondgesicht und kurze schwarze Locken. Das war wohl das Frühlingserwachen des vorpubertären Eros. Der Gott kam zärtlich wie ein Schmetterling zu mir…
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So ist das mit der menschlichen Liebe, der irdischen Liebe, die die Griechen in Aphrodite vergöttert haben, sie ist eine Mischung aus Hass und Liebe. Der vorpubertäre Eros machte mit dem Hormonstoß von Testesteron meine Seele unruhig und orientierungslos. Ich beschimpfte meine Mutter als Hure. Mein Vater sagte, ob ich überhaupt wisse, was eine Hure sei? Nein, sagte ich. Das, erklärte er mir, sind Mädchen, die in den Häfen auf die Seemänner warten. Eigentlich liebte ich Karin, nicht die Indianerin, sondern Karin die Zweite, Karin die Große. Aber weil ich sie liebte, hasste ich sie auch. In der Schule plagte ich sie so sehr ich konnte, um nur ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Öfters nahm ich ihr den Mantel weg und warf ihn in den Abfalleimer. Eines Tages kam ihr Vater zu uns und beschwerte sich bei meiner Mutter über mich. Meine Mutter fragte mich, ob ich Karin in der Schule quäle. Nein, log ich. Da sagte meine Mutter (ich habe das Sprichwort nie vergessen können): „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er doch die Wahrheit spricht.“
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Ich war mit der sechsten Klasse aufs Gymnasium gekommen. Unsere Schule war das Ulrichs-Gymnasium in Norden, das war im Mittelalter ein Kloster Unserer Lieben Frau Maria gewesen. In meiner Klasse ware viele Schüler aus Norderney. Norderney wurde von Heinrich Heine besungen und von Wladimir Majakowski besucht. Eine Mitschülerin aus Norderney hieß Kerstin. Sie wurde von allen Kissi genant, ein passender Name. O what a bliss / to die from a kiss, sagt der englische Dichter. Kissi hatte kurze Haare, lockig und wirklich strahlend goldenblond. Sie war schlank, durch ihre leichte weiße Sommerbluse schimmerten ihre Brüste. Sie war die Schönste der Klasse und ich schwärmte für sie. Aber "sie sah mich einfach nicht", wie es in einem Pop-song heißt. Sie hatte einen Liebhaber, älter als sie, gut aussehend, männlich, Motorradfahrer mit Lederjacke. Mit dem stand sie auf dem Flur vor dem Klassenzimmer, und sie küssten sich. Das sah unser Lateinlehrer, ich sah es auch, und ich hörte den alten Lateinlehrer sagen: "Küssen in der Öffentlichkeit ist unsittlich." Kissi lachte und zeigte dabei ihre schönen Grübchen. 'Ihre beste Freundin war Helga, nicht so strahlend schön wie Kissi, aber mit einem schwesterlich-freundlichen Herzen, mehr von innere schönheit der Seele. Eines Tages, es war gerade die erste Schallplatte von Dire Straits erschienen, ich hörte das Lied "waters of love", da rief ich mit dem Telefon Helga auf Norderney an, ob sie mit mir gehen wolle. Sie sagte freundlich Nein, und damit war die Sache für mich erledigt.
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Ich war in die Pubertät gekommen mit einem Hormonstoß von Testosteron. Im Schulbus fiel mir morgens meine Mitschülerin Hedda auf, sie war groß, hatte lange blonde Haare und "eine interessante Figur" (wie Hölderlin sagt). Ich durfte sie besuchen. Ich verliebte mich in sie und warb um sie mit Gedichten und endlos langen Liebesbriefen. Sie war aber etwas größer als ich und wollte einen Freund, der größer war als sie. Ich schrieb: Ihr Frauen wollt einen Mann, der größer ist als ihr; ihr wollt also einen Mann, der auf euch herabschaut? - Ich habe immer zu den Frauen aufgeschaut. Es gelang mir aber, Heddas Herz zu erobern. Ich erinnere mich an den ersten Kuss, es war von ihr aus ein Zungenkuss, was ich nicht kannte. Die feierliche Entjungferung zelebrierten wir in Greetsiel im leerstehenden Haus einer Tasse nach einer Flasche Wein. In der Schule schickten wir uns durch die Bänke kleine Zettelchen mit Liebesbotschaften zu. "Ich liebe dich immer sehr" kürzten wir ab zu ILTIS. Da wir intim waren und Freude am Beischlaf hatten, schrieb ich ihr, sie sei eine Hure. Immer habe ich Frauen, die sich mir körperlich hingaben, für Huren gehalten. Als Kind hatte ich schon meine Mutter eine Hure genannt. Nach dem Motto: Wer sich mir hingibt, ist meiner nicht wert... Wir hatten ein gemeinsames Liebesnest in ihrem Haus auf dem Dachboden. Wir verbrachten die meiste Zeit mit Schmusen und Beischlaf. Bald reichte mir das nicht, diese "Lampe des Privaten" (wie Marx den Epikuräismus nannte). Ich ward politisiert durch die Friedensbewegung, die politisch kämpfte gegen das atomare Wettrüsten. Hedda blieb unpolitisch. So löste ich mich von ihr. Das war aber schmerzlich für beide. Wir waren ein halbes Jahr zusammen "selig im Himmelsbett" und ein halbes Jahr quälten wir uns gegenseitig mit einem "Scheidungsprozess".
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Ich war zu einem Treffen der Friedensbewegung gegangen, die demonstrierte gegen einen atomaren dritten Weltkrieg. Da ward ich eingeladen in das Haus eines Arztes, seine Frau war eine Christin und wollte eine internationale Politik nach dem Gesetz der Bergpredigt. Der Sohn war Marxist und schenkte mir das Kommunistische Manifest. Dann waren da noch zwei Töchter, Ursula und Anne. Ursula war makellos schön, ein rundliches Gesicht, sehr weiß, mit großen braunen Augen, besonders schöne lange schwarze Haare, glatt und in der Mitte gescheitelt, und hatte schöne ebenmäßige weiße Zähne. Ich verliebte mich in ihre makellose Schönheit. Für sie legte ich die Halskette mit dem Medaillon ab, auf dem Heddas Name stand. Ursels Mutter merkte das. Ursels Schwester Anne, die jüngere, war nicht sehr schön, aber auch nicht hässlich, nur irgendwie gewöhnlich. Ich glaube, sie hatte mich sehr gern. Ursel dagegen blieb irgendwie unnahbar, ohne mich aktiv zurückzuweisen, wandte sie mir doch nicht ihr Herz zu. Es war, als säße ich vor einem Bild der makellosen Schönheit, das man nur mit interesseloser, begierdeloser Bewunderung anbeten kann, das einem aber keine Liebe zuwendet, ein wenig wie der Gott des Aristoteles, den man wohl lieben kann, der aber selbst nicht liebt. Ursels Familie hatte ein Herz für Flüchtlinge aus dem kommunistischen Vietnam, später hat Ursula einen Vietnamesen geheiratet.
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In Norddeich am Meer, gleich hinter dem Deich, gab es eine Diskothek namens Meta. Später, wenn ich von Klopstock und seiner Meta las oder von Aristoteles und seiner Meta-Physik, musste ich an diesen Tanzschuppen an der Nordsee denken. Da sah ich ein junges Mädchen sehr anständig und ruhig tanzen zu zärtlicher Musik (nicht wie ich bacchantisch taumelnd) und ich verliebte mich in ihre Anmut. Sie war klein und von knabenhafter Figur, hatte schöne schlanke Beine, kurze schwarze Haare, jungenmäßig geschnitten, und ein sehr feines Gesicht. Ich sah sie auch im Gymnasium und mit ihrer Freundesclique in der Schülerkneipe Borke. Tatsächlich gelang es mir, sie anzusprechen, und, o Wunder, ich durfte sie besuchen. Sie wohnte in Norddeich bei ihren Eltern, ich etwa zehn Kilometer entfernt in Hage bei meinen Eltern. Wir saßen in ihrem Zimmer und erzählten aus unserem Leben. Sie hieß eigentlich Annabella - Anna nach ihrer Großmutter - aber sie wollte nur Bella (die Schöne) genannt werden. Ich erzählte von der kommunistischen Ideologie und sie von ihrem Christentum - so kamen wir nicht zusammen. Dennoch lud ich sie auf meinen 17. Geburtstag ein. Ich feierte mit meinen kommunistischen Freunden und Freundinnen im Party-Keller meines Elternhauses. Ich hörte das Lied: Love is a burning ring of fire - und hatte nur Bella im Sinn. Tatsächlich klingelte es und Bella stand vor der Tür. Ich war sehr aufgewühlt. In der kommenden Zeit, einige Monate lang, sprach ich sie öfter im Gymnasium an, um mich wieder mit ihr zu verabreden, aber sie fand immer neue Ausreden, bis ich - mich in jemand anderes verliebte.
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Ich hatte einen Freund, der war in ein dreizehnjähriges Mädchen verliebt. Und ich verliebte mich auch immer in die Mädchen, die er liebte. Maike war also 13, ich 18. Sie hatte ihre Mutter verloren und ihr Vater lebte in Brasilien. Sie wohnte in der Rosenallee bei einem älteren Ehepaar, der Mann war Kunstmaler. Als ich Maike mit meinem Freund besuchte, trank der Künstler gerade warmes Bier mit Kandiszucker. Wir waren zu dritt in Maikes Zimmer, auf dem Tisch lag ein Kreuzworträtsel. Ich sagte: Immer, wenn ich komme, hat schon jemand anderes das Rätsel gelöst. Maike verstand und sagte: Ich bin kein Rätsel, ich bin ein Geheimnis... Sie war klein und hatte lange rote Haare. Sie war sehr reif und selbständig für ihr Alter. So wie ich und mein Freund Erich (Er und Ich) war sie Haschischraucherin. Sie wurde davon aber nicht lethargisch wie ich, sondern quicklebendig und agil. Ich verlor sie aus den Augen, aber sie blieb verborgen in meinem Herzen. Fünfzehn Jahre später war ich wieder nach Norden gezogen, in den Schwanenpfad am Schwanenteich. Da war ich akut psychotisch und plante meinen Selbstmord. So ging ich in die Diskothek Meta und da traf ich Maike wieder. Sie schien mir immer noch 13 zu sein. Irgendwie umgab sie eine Aura von Lebensgefahr, vielleicht hatte sie eine Heroin-Sucht. Jedenfalls strahlten wir uns an und nahmen uns in die Arme (ich hatte fast väterliche Gefühle für sie) - Ave Cäsar, die Todgeweihten grüßen dich!
FÜNFTES KAPITEL
Am 12. 11. 2000 feierte ich meinen 35. Geburtstag nach. Karine war hochschwanger bei mir, und am nächsten Tag hat sie Juri geboren. Sie musste im Krankenhaus bleiben. Ich schenkte ihr ein Ikone der Gottesmutter.
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Als Juri klein war und sich Nuni nannte, sagte Karine zu mir: „Wenn du kommst, schaut Juri uns nicht mehr mit dem Arsch an.“
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Im Frühling 2003 sagte Karine mir am Telefon: „Toto, ich bin schwanger! Hilfst du mir?“
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In der Schwangerschaft lag Milan nah am Fruchtkuchen und aß sich satt. Simon war etwas im Hintergrund und unterernährt. Ich legte meine Hände auf Karines Bauch und segnete die Kinder in ihrem Bauch und sagte: Herzlich willkommen auf Erden, Zwillinge!
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Karine musste dann mit einem Kaiserschnitt geöffnet werden, so wurden die Zwillinge geholt. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wurde Simon zuerst ans Tageslicht gehoben. Ich besuchte Karine im Krankenhaus. Die Zwillinge lagen als Frühgeburten in einem Brutkasten. Karine legte mir Simon in die Arme, er sah mich aus großen Augen an, er war sehr klein und dünn. Dann legte Karine mir Milan in die Arme, er war recht gut ausgebildet und lag mit geschlossenen Augen entspannt in meinen Armen, an meinem Herzen. Ihr Geburtstag war der 20. Oktober 2003.
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Einen Monat und einen Tag früher hatte Karines beste Freundin Evi ihren zweiten Sohn Tom geboren, am 19. 9. 2003. Die Zwillinge und Tom wurden später die besten Freunde.
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Ich hatte für Karine ein Bild auf eine Holzplatte gemalt: Karine mit Juri im Arm, und unten am Bildrand die Seelen der Zwillinge wie kleine Engel. Karine sagte: „Das bin ja nicht ich, sondern das ist Maria.“ Ich sagte: „Aber ich habe es nach einem Foto von dir mit Juri gemalt.“ Karine verehrte ich von nun an als meine kleine Gottesmutter auf Erden.
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Karine lebte nun mit ihrem Freund Detlef und Juri und Milan und Simon und der weißen Katze im Hasenweg in Oldenburg-Osternburg, am Ende der Stadt, schön in der Natur, in einem bäuerlichen Haus mit sehr großem Garten, ringsumher Weiden mit vielen Tieren und einem Spazierweg zum Kanal mit dem Deich voller Schafe und einem kleinen Wäldchen.
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Im Winter hatte mich Karine zum Kinderhüten eingestellt. Da sie ja oft nachts wach sein musste, brauchte sie ihren Mittagsschlaf. Der Weg zu Karine von mir dauerte mit dem Fahrrad etwa 40 Minuten, ich betete auf dem Weg immer das Rosenkranz-Gebet. Mittags teilte ich mir dann mit Detlef die Betreuung der Zwillinge. Detlef hielt meistens Simon in den Armen und ich Milan. Ich wiegte ihn hin und her in meinen Armen, murmelte immer „Ave Maria“ und gab ihm sein Fläschchen mit Milch, wenn er Hunger und Durst hatte. Da hätte ich so gerne eine Mutterbrust wie eine Frau gehabt, da hätte ich ihn so gerne gestillt. Aber Gott hat nur Karine als Frau und Mutter geschaffen und mich als Mann.
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Nachdem ich das so drei Monate gemacht, sagte ich zu Karine: Ich helfe dir weiter, aber ich nehme kein Geld mehr dafür. Ich will nicht dein Angestellter, sondern dein Freund sein. Ich tue es nicht um Geld, sondern aus Liebe.
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Milan war kräftig, er konnte an Karines Mutterbrust die Muttermilch saugen, die er brauchte. Aber Simon war schwach, er konnte nicht stark genug saugen. Karine wollte ihm aber keine künstliche Milch geben. So besorgte sie sich ein Gerät, eine Art Pumpe, mit der pumpte sie Muttermilch für Simon in ein kleines Fläschchen und gab ihm so die Milch. Da lag sie in ihrem Schlafzimmer mit der Pumpe an ihrer nackten Brust, und Karine und ich unterhielten uns dabei ganz entspannt, als es mich plötzlich überkam und ich sagte: „Karine, ich möchte auch von dir gestillt werden!“
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Im Winter waren Karine und ich im Wohnzimmer. Da war ein Sofa, das man ausziehen konnte und es so in ein Bett verwandeln. Da war ein Bücherregal, ein Fernseher, eine Musikanlage. An der Wand hing das Bild eines antiken Frauenkopfes aus Marmor, von Efeu überwuchert, vom Friedhof aus Paris. Dies Bild hatte ich Karine in unserer gemeinsamen Jugend geschenkt. Die Zwillinge standen auf der Fensterbank,ich hielt sie fest, wir schauten aus dem Fenster auf eine große Weide. Vom Himmel fiel Schnee. Die ganze Natur war weiß. Und da sang ich:
Schneeflöckchen,
Weißröckchen,
Wann kommst du geschneit?
Du kommst aus den Wolken,
Dein Weg ist so weit.
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Wenn Detlef Milan wickelte, sah er ihn an und sagte: „Du bist Dumpfi.“ Ich war empört. Nein, Milan ist nicht dumpf! Er sieht aus wie ein Pfirsich, und seine Lippen sind wie Karines Lippen so schön, dass ich sie immer küssen möchte: „Du sollst Knutschi heißen!“ („Knutschen“ nannte Karine das Küssen.)
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Waren an Milan die Lippen so appetitlich für einen Menschenfresser wie mich, so waren an Simon besonders seine Ohrläppchen appetitlich: „Du sollst Öhrchen heißen!“ Und ich versuchte immer, in Simons Ohrläppchen zu beißen. Aber er hörte sich gar nicht so gerne Öhrchen genannt. „So sollst du Püppchen heißen!“ Aber nein, Püppchen hörte er auch nicht gerne.
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Karine lernte das afrikanische Trommeln auf ihrer Djembe-Trommel in einer Trommelgruppe im Jugendzentrum Alhambra von einem Afrikaner. Während sie trommelte, schob ich die Zwillinge im Doppel-Kinderwagen durch die Gegend, und während sie schliefen, betete ich den Rosenkranz und sang Marienlieder. Manchmal kam ich eher zurück ins Jugendzentrum, und Milan und Simon hörten Karine beim Trommeln zu.
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Wenn Karine mal abends feiern gehen wollte mit ihren Freundinnen, nahm Karines Mutter Maite die Zwillinge, Juri schlief dann bei mir zuhause, das war immer ungeheuer schön für mich. Ich las Juri vor, wir sahen Zeichentrickfilme von Bibel-Helden und malten Bilder, Juri malte am liebsten riesige Drachen mit sehr kleinem Drachentöter, wobei immer Blut floss. Auch malte ich für Juri Labyrinthe, er musste dann den Weg finden. Morgens gingen wir mit Apfelsaft und Brötchen auf den Spielplatz, mittags aß Juri mit mir im Imbiss, er Milchreis mit Zimt und Zucker, ich ein halbes Hähnchen mit Pommes frites.
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Maite wollte nicht Oma genannt werden, sondern Amani. Sie war vom stolzen Volk der Basken, und in der baskischen Sprache heißt Großmutter: Amani. Amani las den Zwillingen vor, fütterte sie, ließ sie mit Spielzeug spielen, sie schliefen dann bei ihr im Bett.
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Amani nannte Simon immer in ihrem gebrochenen Deutsch mit starkem französischen Akzent „Schimòn,“ mit Betonung auf der zweiten Silbe und das -on französisch durch die Nase gesprochen. Ich nannte die Zwillinge inzwischen auch „Schimi und Mimi“.
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Karine benutzte immer noch die Milchpumpe an ihrem Busen. Aber die war zu kräftig, so dass sich mit der Muttermilch Blut mischte. Karine war wie eine Pelikan-Mutter, von der man erzählt, dass sie mit ihrem Schnabel ihren Busen aufreißt, um ihre Küken mit ihrem eigenen Blut zu ernähren. Und so ist ja auch Jesus diese Pelikan-Mutter, der sein Herz aufreißt, um uns mit seinem Blut vom Tod zu erlösen.
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Wir fuhren alle in den Urlaub auf die ostfriesische Insel Baltrum. Am Bahnhof in Norden begrüßten uns meine Eltern. Karine schlief mit den Zwillingen in einem Bett, Evi schlief mit Tom und Quentin in einem Zimmer, und ich schlief mit Juri und Detlef in einem Doppelbett. Frühmorgens lagen dann da drei Säuglinge, Milan und Simon und Tom, und wurden von Karine und Evi gewickelt. Mittags machten alle Mittagsschlaf, ich führte dann den dreijährigen Juri im Bollerwagen durch das Naturschutzgebiet spazieren, er schlief dann im Frieden der Natur ein. Juri mochte gerne die frischen Fischbrötchen, aber Quentin war Vegetarier und stritt sich mit uns, es sei böse, Tiere zu essen. Ich sagte: „Tiere essen auch Tiere.“ Da sagte Quentin: „Dann ist die Natur auch böse.“ Ich ließ die streitende Gruppe allein und ging spazieren, da kam ich zur katholischen Kirche von Baltrum, der Altar hatte die Form einer riesigen Muschel, es begann gerade der Gottesdienst, der Priester bat mich, aus der Bibel vorzulesen. Nach dem Gottesdienst ging ich mit himmlischem Frieden im Herzen zu den Meinen zurück. Abends sprach ich mit Evi und Karine. Ich hatte ein Buch über die Jungfrau der göttlichen Weisheit gelesen. Die kann nur von Ehelosen gefunden werden, Mönchen oder Nonnen, nicht aber von Müttern, die nur an ihre Kinderstube denken. „Oh, dann können Evi und ich sie ja nicht finden“, sagte Karine.
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Karine wollte ihr Studium der Slawistik und Politik beenden und brachte darum vormittags Milan und Simon in eine Kinderkrippe. Dort lernten „die Kleinen“ (wie wir sie immer nannten) Mozarts Zauberflöte kennen. Milan war begeistert von Papageno, dem lustigen Vogelfänger. Ich schenkte den Kindern einen Film, eine Aufzeichnung der Zauberflöte für Kinder, von Marionetten gespielt. Auch machte ich selbst ein kleines buntes Kinderbuch über Papageno. Da malte ich die Königin der Nacht wie die Himmelskönigin Maria, auf einer Mondsichel stehend. Die Zwillinge wunderten sich und waren irritiert, denn die Königin der Nacht in der Zauberflöte ist eine böse Hexe, aber die Himmelskönigin Maria ist die gütige Mutter aller Kinder. Weil Milan von dem Vogelfänger so begeistert war, wollte ich ihm einen Singvogel im Käfig schenken, aber Karine sagte: „Tiere im Käfig, das gibt es bei mir nicht.“
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Einmal holten Karine und ich die Kleinen mit dem Auto von der Kinderkrippe ab. Da zitierte ich Karine einen Weisheitsspruch aus der Bibel: „Eine ständig redende Frau ist für einen stillen Weisen wie für einen alten gebrechlichen Mann ein Sandhügel, den er hinaufsteigen muss.“ Da sagte Karine: „Oh Toto, das ist frech!“
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Eines Abends rief mich Karine mit dem Telefon an: Milan hatte Fieber, ich solle kommen. Ich fuhr mit dem Bus zu ihnen. Im Wohnzimmer hatte Karine das Sofa in ein Bett verwandelt. Ich nahm Milan in die Arme und sprach beruhigend auf ihn ein, während ihm Karine ein Fieberzäpfchen in den Popo schob. Milans Augen waren vom Fieber ganz groß geworden, glänzend, fast glühend. Ich sah in seine Augen und sah in seinen Augen den leidenden Jesus. Ich blieb dann über Nacht und schlief mit Milan auf dem Schlafsofa. Ich trank noch eine Flasche Wein, sah in die Nacht hinaus in den Sternenhimmel und bat Maria, mich und Milan mit ihrem Sternenmantel zuzudecken. Es war Adventszeit, und als ich mich neben Milan legte und sein Händchen hielt, kam es mir vor, als sei Weihnachten und ich sei in Bethlehem im Stall und schlief mit dem göttlichen Jesuskind in einer Krippe.
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Einmal erklärte mir Karine, wie man Kinder in Windeln wickelt. Im Kinderzmmer neben den beiden Gitterbettchen stand eine Wickelkommode. Nun wickelte ich das erste Mal im Leben ein Kind. Ich sah eine Vision: Die Mutter Maria wickelte das Jesuskind, dann bat sie den heiligen Josef, das Jesuskind zu wickeln. Maria wusch die Leinenwindeln selbst. Und als die Heiligen Drei Könige kamen, das Kind anzubeten, gab Maria ihnen einee saubere Windel mit als Reliquie.
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In der Vorweihnachtszeit saßen Karine und ich mit den drei Kindern im Wohnzimmer. Karine hatte ein Buch mit Weihnachtsliedern, die sie uns vorsang. Sie konnte wirklich sehr schön singen.
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An eine Weihnachtsfeier bei mir zuhause kann ich mich noch erinnern. Ich hatte Kerzen anzeündet und das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach angemacht. Karine wartete mit den Kindern im Schlafzimmer. Da klingelte es an der Tür, das Christkind brachte die Bescherung. Die Kinder kamen ins Wohnzimmer und packten die Geschenke aus. Der Tisch war voll Süßigkeiten und Nüssen und Kuchen. Juri bekam eine Musikanlage und eine Geschichte von Narnia als Hörbuch. Simon sagte: „Oh, Juri hat viel zu viel bekommen.“ Und dann machten wir es uns auf den Sofas gemütlich und hörten das Narnia-Buch. Und auch die Kleinen waren fasziniert. In der Folge bekamen sie alle drei alle Narnia-Bücher als Hörbücher. Drei Narnia-Bücher waren auch verfilmt, die sahen wir uns an. Die Kinder waren wirklich begeistert von Narnia. C.S. Lewis, das hast du gut gemacht.
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Pünktlich zum Heiligen Abend fuhr Karine mit allen Kindern und mit Amani nach Hamburg zu Opa Konrad und seiner Frau Christel.
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Karine hatte eine junge Frau, eine Studentin angestellt, die die Wohnung saubermachte. Sie hieß Kathrin und war wirklich wunderschön. Ich sagte zu ihr: „Wenn ich Maler wäre, würde ich dich malen.“ Sie war auch sehr lieb zu den Kindern. Ich übernachtete öfters im Wohnzimmer und betreute dann morgens alle drei Kinder, wenn Karine noch schlief. Manchmal kam auch Detlef vorbei und war bei den Kindern. Einmal sagte Kathrin zu mir: „Wenn ich morgens komme, weiß ich immer, wer da ist, du oder Detlef. Wenn Detlef da ist, schweigen alle oder sitzen vor dem Fernseher, wenn du da bist, hört man fröhliche Kinderstimmen mit dir scherzen.“
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Wenn ich die Kleinen abends ins Bett brachte, jeden in sein Gitterbettchen, las ich ihnen vor. Ich musste immer ganz gleichmäßig vorlesen, nicht pathetisch wie im Theater, auch durfte ich den Text nicht vorsingen wie in der Kirche. Dann machte ich ein Kreuz an die Bettchen. Ich hatte immer ein kleines Fläschchen Weihwasser bei mir, damit segnete ich die Kinder. Ich hielt dann ihre Händchen, bis sie eingeschlafen waren. Ich betete noch mit ihnen:
Maria, breit den Mantel aus,
Mach Schirm und Schild für uns daraus,
Lass uns darunter sicher stehn,
Bis alle Stürm‘ vorüber gehen.
O Mutter voller Güte,
Uns allezeit behüte!
Oder:
Schlaf selig und süß,
Schau im Traum‘s Paradies!
Oder:
Zwei Engel stehen zu deiner Rechten,
Zwei Engel stehen zu deiner Linken,
Zwei Engel stehen an deinem Kopf,
Zwei Engel stehen an deinen Füßen,
Zwei Engel schweben über dir
Und zeigen dir den Weg ins Paradies.
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Im Winter gingen Karine und ich mit den Kindern in die verschneite Natur. Das war vielleicht eine Aufregung, bis alle winterfest angezogen waren. Karine und ich zogen die Kinder mit dem Schlitten über die verschneiten Wege. Natürlich machten wir auch eine Schneeballschlacht und bauten einen Schneemann. Ein Weg auf unserm Spaziergang hieß „zu den sieben Bösen“, das war ordentlich schaurig! Wer waren wohl diese sieben Bösen? Aber wenn man den Weg ging, kam man zu gar nichts Bösem, sondern zu einem Pferd. Und Karine hatte immer einen Apfel dabei, dass die Kinder das Pferd füttern konnten.
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In der Natur umher waren viele Tiere zu sehen. Auf den Wiesen war manchmal ein scheuer Hase zu sehen oder ein scheues Reh, auf den Weiden standen Pferde, einmal sah ich ein Rebhuhn, auf den Weiden standen Kühe und auf dem Deich am Kanal weideten Schafe. Einmal ging ich mit den Kindern spazieren, da stellte sich uns ein Ziegenbock in den Weg.
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Über die Vorfahren: Karine ist in Paris geboren, also eigentlich eine Französin, sie lebte aber vom vierten Lebensjahr in Deutschland, studierte später in Berlin und Paris. Karines Mutter Maite (eigentlich Marie-Therese) ist baskischer Abstammung (aus dem französischen Baskenland). Karines Vater Konrad stammte aus Ostpreußen, Königsberg, heute Russland, war aber Weltbürger, lebte in Paris und Brüssel und Amerika, zuletzt in Hamburg.
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Im Garten hielt Karines Nachbarin Steffi einen Han und eine Schar Hennen. Das war sehr interessant zu beobachten. Der Hahn hieß Manni und war nicht gerade zärtlich, wenn er eine seiner Hennen bestieg. Die Hennen mit ihren Küken waren ausgebrochen liebevoll. Ich sagte einmal zu Karine: „Ich habe nicht das Herz eines Vaters, sondern das Herz einer Großmutter.“ Da lächelte Karine und sagte: „Du bist keine Großmutter, sondern eine Glucke.“
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Einmal kam auch Luise, die Großmutter väterlicherseits. Sie gab uns allen Brathähnchen aus. Sie sagte zu Karine: „Da Detlef sich so wenig um die Kinder kümmert, aber Toto so viel, scheint mir, dass Toto der Vater ist und du, Karine, hast die Kinder nur Detlef untergeschoben.“ Das erzählte mir Karine amüsiert. Karine und ich wussten ganz genau, dass ich nicht der leibliche Vater war, da wir nicht miteinander geschlafen hatten.
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Öfter, wenn ich bei Karine im Wohnzimmer geschlafen, mussten wir nachts mit den Kleinen ins Kinderkrankenhaus, denn sie hatten öfter Bronchialkatarrh oder Fieber. Das war anstrengend, schweißte uns aber noch mehr zusammen. Ich ging auch mit Karine und allen drei Kindern zur Kinderärztin. Karine sagte: „Das ist unser Hausfreund.“ Milan hatte ein kleines Loch im Herzen. Die Ärztin untersuchte das Herz mit einem Ultraschallgerät, und auf dem Computerbildschirm konnte ich wie in einem Film das Innere des Herzens Milans sehen. Was für eine wunderbare Schöpfung Gottes!
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Im Sommer fuhren wir alle in die Ferien nach Rügen: Konrad, Maite, Karine, Detlef, Juri, Milan und Simon und ich. Alle hatten ihre Zimmer in der Ferienwohnung, ich aber schlief allein im Wohnwagen. Einmal schlief Juri bei mir im Wohnwagen, da war nachts ein Sturm und Regen und Donner und Blitz, das war sehr majestätisch. Ich las in einem alten philosophischen Epos aus Indien: Dem Weisen ist Gold nicht mehr wert als ein Kieselstein. Das stimmt, denn auch Karines Kinder waren an Kieselsteinen mehr interessiert als an Geldmünzen. Die Vermieter der Ferienwohnung hatten einen Hund, einen Rottweiler. Aber Opa Konrad ging mit Milan und Simon zu dem Rottweiler. Das fand ich sehr gefährlich. Einmal erzählte mir Konrad: „Die Zwillinge spielten vorm Haus Ball, der Ball rollte auf die Straße, die Kinder hinterher, Detlef sah zu und rührte sich nicht. Da war der Typ für mich gestorben.“ Ich hatte neue Kosenamen: Simon nannte ich Chou-Chou (schlaf schön) und Milan nannte ich Mignon (niedlich). Aber Maite fand das gar nicht lustig. Wir sind jeden Tag an den Strand gegangen. Abends hab ich immer meinen Rotwein getrunken und in meinem philosophischen Buch aus Indien gelesen. Eines Tages machten wir einen Ausflug zum Kap Arkona. Da war ein Leuchtturm und ein Saal, wo traditionell Hochzeit gefeiert wurde. Karine sagte zu mir: „Toto, sollen wir hier heiraten?“ Ich: „Aber Karine, ich bin doch ein eheloser Mönch.“ Abends sagte ich zu Karine: „Oder wollen wir doch heiraten?“ Ich wollte nämlich gerne Papa für die Kinder sein. Karine: „Ach, wir sollten das doch lassen. Ich liebe dich wie einen Bruder und noch mehr.“ Und so blieb ich Mönch. Ich ging zum Strand und sah den Sonnenuntergang, der Horizont und das Meer war ganz golden, da verlobte ich mich mit der Weisheit Gottes.
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Was ich fast vergessen hätte: Karine war im Meer baden, ich war mit Konrad und den Kindern in einem Strandcafé, Konrad und ich tranken Bier. Konrad ließ Milan und Simon den Schaum auf dem Bier probieren, aber es schmeckte ihnen nicht. Mit zwei Jahren das erste Bier!
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Karine begann, chinesische Atem-Meditationen zu machen. Um das zu lernen, fuhr sie Nach Berlin zu einer Verwandten, die in einer chinesischen Meditationsgruppe war. Karine nahm Milan und mich mit. Milan war zwei Jahre alt. Juri blieb bei Detlef, Simon bei Amani. Vormittags war Karine dann in Berlin im Tiergarten meditieren, ich ging mit Milan im Kinderwagen spazieren. Wir waren an einem Ententeich, da sang ich ihm Alle meine Entchen vor. Dann waren wir in einer katholischen Kirche, ich zeigte ihm die Statue der Mutter Gottes. Über dem Taufbecken war eine steinerne Taube. Milan sagte: „Piep“. Dann waren wir bei einem Bauernhof und sahen uns die Pferde und die Schweine an. Auf einer Wiese ließen Leute Drachen steigen. Da war eine Frau mit einem kleinen Schoßhund. Milan hatte eigentlich Angst vor Hunden, aber diesen Schoßhund hat er gestreichelt. Nachmittags spielten wir, er spielte gerne mit Bauklötzen, da baute er einen Turm und setzte den letzten Stein drauf und zeigte mir sein Kunstwerk. Er sagte „Mama“ zu mir. Ich dachte: Die Weisheit Gottes ist ein göttliches Kind und es spielt vor Gott Vaer. Am Anfang der Welt hat das göttliche Kind mit den Bausteinen von Elementen und Atomen den Kosmos gebaut, und als es fertig war, hat es den Kosmos dem Vater im Himmel gezeigt, und der hat den Sohn Gottes für seine Arbeit gelobt. Mit Karine waren wir auch im Zoo. Da sahen wir Affenmütter mit Kinderaffen auf dem Rücken, gefährlich aussehende Gorilla-Männchen, ein Elefantenbaby, einen Tiger, Kamele und Dromedare und Lamas, und im Streichelzoo streichelte Milan kleinen Ziegen. Das war mein Berlin, die Hauptstadt Deutschlands.
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Als Tom drei Jahre alt war, bat Evi mich, dass ich mich auch um Tom kümmere. So hab ich noch einen Pflegesohn bekommen. Wenn Evi und ich mit Tom und Quentin zu Karine und ihren Kindern fuhren, dann schwatzten Karine und Evi miteinander, Juri spielte mit Quentin, Tom spielte mit Milan und Simon, und ich saß im Garten und rauchte und langweilte mich. Wenn Karine mit ihren Kindern zu Evi kam, dann saßen wir in Evis schönem Garten, die Kleinen spielten im Garten, schaukelten, kletterten in die Bäume, Juri verschwand in Quentins Zimmer, Karine sprach mit Evi, ich saß auf der Gartenbank und fühlte mich wie ein alter Patriarch aus dem Alten Testament, der sah auf seine Frauen und vielen Kinder, die alle fröhlich waren, und dankte seinem Gott.
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Nach den Hörbüchern mit den Narnia-Romanen schleppte ich weitere Hörbücher an: Die Märchen der Gebrüder Grimm, Die Märchen aus Tausend und Einer Nacht, Griechische Heldensagen. Die Kinder hörten sehr gerne Hörbücher.
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Auch alle meine Asterix-Comics hatte ich Karines Kindern geschenkt. Sie liebten Asterix und Obelix. Und Karine las sie auch sehr gerne vor und amüsierte sich immer sehr über Obelix, das gab dann viel Gelächter beim Lesen. Es gab auch Zeichentrickfilme über Asterix, die sahen wir uns auch an.
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Ich liebte das Versepos Reinecke Fuchs von Goethe. Und ich schrieb auch ein mittelalterliches Gedicht Reinecke Fuchs in ein hochdeutsches Gedicht um, das las ich Juri vor und er sagte: „Dafür, dass das von Toto ist, ist es nicht schlecht.“ Ich musste Simon und Milan immer Geschichten von Reinecke Fuchs erzählen. Nur Tom mochte Reinecke Fuchs nicht, weil er Tiere tot biss, und Tom liebte kleine Tiere.
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Wenn ich vor Karines Haus saß und rauchte, dann kamen Milan und Simon und standen um mich. Milan sagte: „Hör auf zu rauchen!“ Und Simon sagte: „Erzähl uns eine Geschichte!“ Simon hatte auch sehr viel Phantasie und erfand lange Geschichten.
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Ich erzählte Simon und Milan von Odysseus und Salomo. Odysseus hatte ein großes Holzpferd gebaut und im Bauch des Pferdes griechische Krieger versteckt und sann das Pferd den Feinden geschenkt, die es in ihre Burg Troja holten, da kamen nachts die Krieger aus dem Pferd und besiegten die Feinde. Das hatte Athene, die Göttin der Weisheit, dem schlauen Odysseus eingegeben. Und Salomo, der weise König von Israel, hatte die Königin von Saba aus dem Süden eingeladen. Da wollte er wissen, ob sie schöne oder behaarte Beine habe. Also bedeckte er den Boden seines Saales mit blauen Edelsteinen. Die Königin von Saba hielt es für Wasser und hob ihren Rock, dass er nicht nass wird. So konnte der weise Salomo ihre Beine sehen. Da fragte mich Simon: Wer ist klüger, Odysseus oder Salomo? Diese Frage erzählte ich meinem Prieester, und er war schwer beeindruckt von dieser intelligenten Frage.
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Ich hatte auch zuhause ein Hörbuch mit Gedichten für Kinder. Da hörten Milan und Simon den „Knaben im Moor“ von Anette von Droste-Hülshoff besonders gerne, das war so unheimlich schaurig. Aber auch wenn Goethes „Rattenfänger von Hameln“ vorgesungen wurde, freuten sich die beiden Knaben.
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Einmal saßen Karine und ich mit den Kindern beim Mittagessen. Ich betete: „Komm Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns gegeben hast.“ Karine sagte: „Ja, wenn Toto da ist, wird bei uns gebetet. Aber das Gebet heißt: Komm Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast.“ Karine hatte ein Ritual, das ihr soviel wie ein Segnen der Mahlzeit war. Beim Kochen verwendete sie wenig Salz, und wenn dann der Teller mit Essen vor jedem stand, dann streute sie mit der rechten Hand jedem eine gute Prise Salz auf die Mahlzeit. Das war ihre Segensgebärde.
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Die Kinder mochten gerne Spinat mit Spiegelei und Kartoffelpüree, Spinatpizzaa, Milchreis mit Zimt und Zucker, Crepes mit Marmelade, Reibekuchen oder Kartoffelpuffer, Kräuterbutter-Baguette und Salatgurken mit Kräutersalz, selbstgemachte Gemüsepizza und Spaghetti mit Tomattensauce und Zwiebeln und Schafskäse.
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Es gab natürlich auch fröhliche Kindergeburtstage. Da war das Haus dann voll Kinderfreunden aus dem Kindergarten. Es gab eine Schatzsuche, da Karine eine Kiste mit Süßigkeiten und Spielzeug irgendwo in der freien Natur versteckt hatte und rote Bänder in die Bäume gehängt, so mussten die Kinder die Schatzkiste suchen. Es gab genügend Kuchen. Juri liebte vor allem den Bienenstichkuchen. Abends bereitete ich für alle Kinder einen Backofen voll Pommes frites und Pfannen voll Bratwürstchen.
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Einmal machten wir in meinem Geburtsort Hage Urlaub. Meine Eltern hatten uns eine Ferienwohnung in Berumbur gemietet, wir waren jeden Tag am See baden. Morgens schlief Karine länger, dann ging ich mit den Kindern zum Spielplatz, wo wir frische Croissants und Apfelschorle frühstückten. Mittags machten alle Mittagsschlaf, ich ruhte mich im Gebet aus. Einmal war ich mit Milan allein im See, da dachte ich: Ich will Milan heimlich taufen. Ich goss ihm also dreimal mit der hohlen Hand etwas Wasser über sein blondes Köpfchen und sagte: Hiermit taufe ich dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und in deinem Namen widersage ich dem Bösen und folge Jesus nach. Das erzählte ich später meinem Beichtvater, er sagte, das sei keine gültige Taufe. Wir waren auch einen Nachmittag bei meinen Eltern. Meine Mutter machte Reibekuchen für alle. Sie stellte dazu den Zuckertopf auf den Tisch. Karine gab mir einen Wink mit den Augen, ich solle heimlich den Zuckertopf wegstellen. Ich spielte dann mit den Kindern Fußball im Garten meiner Eltern. Mein Vater sagte zu den Kindern: „Toto ist eine Flasche, was den Fußball betrifft.“ Das fand ich sehr verletzend. Zum Abschieed schenkten meine Eltern jedem Kind eine Stoffpuppe von den Figuren der japanischen Karten, die sie sammelten.
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Wir spielten auch in Karines Garten Fußball. Da gab es sogar ein richtiges Fußballtor. Nur wenn ich den Ball trat, flog er irgendwohin, ich konnte wirklich nicht zielen. Aber wir hatten Spaß. Wir spielten auch Verstecken im Haus und im Freien. Besonders im großen Garten gab es gute Verstecke. Sonst tobten wir gerne im Wohnzimmer auf dem Schlafsofa, dann griffen mich alle drei Knaben an und wir rangen und kämpften unter viel Gelächter. Im Garten gab es auch eine Rutsche, und im Sommer ein Planschbecken. Besonders gerne rutschten die Kinder die Rutsche hinunter direkt in das Planschbecken.
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Ich kaufte allen drei Kindern Ritterschwerter aus Holz. Es gab Frauen, die meinten, ich solle doch kein Kriegsspielzeug verschenken. Aber die Knaben spieltern gerne Ritter. Sie kämpften besonders gerne gegen die Brennesseln im Garten und hieben den Feinden die Köpfe ab. Juri hatte von Detlef allerdings kleine Soldaten und Panzer geschenkt bekommen, und Karine und ich waren uns einig und warfen die Panzer weg.
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Ostern kam ich am Sonntagvormittag. Karine hatte Schokoladenostereier und andere Süßigkeiten (Juri mochte keine Schokolade) im Garten versteckt. Da suchten die Kinder, und wer suchet, der findet, wir saßen dann im Ostergarten, Karine und ich tranken Kaffee, und die Kinder vernaschten ihre Süßigkeiten.
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Einmal waren wir spazieren, wir drangen durch ein Dickicht von Gestrüpp, da fragten die Kinder nach der Bedeutungen ihrer Namen. „Milan heißt: der Liebe. Simon heißt: der von Gott Erbetene. Juri heißt: der Landmann.“ Juri war enttäuscht. Aber Juris Namensheiliger war Sankt Juri (Sankt Georg), der Schutzpatron der Ritter und Drachentöter. Simons Namensheiliger war der heilige Simon Stock, dem die Mutter Gottes Maria erschienen und ihm ein Stück ihres Schutzmantels geschenkt. Milans Namensheiliger war der heilige Maximilian Kolbe, der im KZ Auschwitz sich den Nazis angeboten, sie sollten doch ihn töten anstelle des jüdischen Familienvaters. „Karine heißt: die Geliebte. Torsten heißt: der Donnerhammer Gottes.“
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Zu einem Kindergeburtstag machte ich eine Einladungskarte mit dem Bild von Botticelli, Athene, die Göttin der Weisheit, mit einem Zentauren darstellend, eine Ikone des florentinischen Neuplatonismus. Simon sah sich Athene an und urteilte mit Kennerblick: „Das muss wohl eine Hamadryade sein.“ Apropos Botticelli. Sein Gemälde Primavera oder der Frühling war Juris Lieblingsbild, die Göttin des Frühlings war sein Schönheits-Ideal.
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‚Karine machte eine Kur auf der nordfriesischen Insel Sylt. Für drei Tage besuchte ich sie mit Juri. Juri und ich schliefen in der Jugendherberge. Wir lasen Prinz Eisenherz zusammen. Tags waren wir mit Karine am Strand. Mittags schlief Karine mit Juri in der Jugendherberge, ich saß draußen und betete: Die Toten sind in Gott, und Gott ist allgegenwärtig, also sind die Toten auch allgegenwärtig, sie sind mitten unter uns, nur unsichtbar. - Die Zwillinge waren in der Zeit bei ihrer Großmutter. Anschließend reiste ich mit Milan und Simon nach Sylt, Juri blieb bei der Großmutter (sie fand ihn anbetungswürdig). Ich reiste mit den Zwillingen zuerst zu Konrad, ihrem Opa, nach Hamburg. Dort ging ich mit Milan und Simon in die Kirche des heiligen Josef mit dem Pflegekind Jesus und empfahl ihm unsere Reise. Mit Konrad fuhren wir zu Karine nach Sylt, die Kinder schliefen bei Karine im Kurheim, ich und Konrad in einer Ferienwohnung, er erzählte mir abends beim Wein aus seinem Leben. Eines Mittags saß ich allein am Strand und sah auf das Meer, da schwebte die Jungfrau Maria über dem Meer, es war ein Meer der Liebe, ich dachte an die Weisheit Gottes, das Hätschelkind von Gottvater, die Weisheit Gottes war mir wie ein kleiner blonder vierjähriger Knabe. Ich sprach zu Karine von der „platonischen Knabenliebe“. Eines Mittags kam ich vom Meer, ging zu Karine und den Zwillingen ins Kurheim und machte Karine kniend und mit einem Blume in der Hand einen Heiratsantrag – den dritten in meinem Leben, keiner anderen Frau hab ich je einen Heiratsantrag gemacht, aber Karine sagte: „Aber du liebst doch Evi!“ Es war Ostern, Karine hatte Schokoladeneier versteckt, mitten im Brombeerendorngestrüpp, Konrad humpelte hinter uns her, die Kinder freuten sich. Wir waren auch im Schwimmbad, Die Kinder konnten noch nicht schwimmen, ich hielt sie, dass sie auf meinen Armen im Wasser sich bewegen konnten. Konrad sagte: „Bei mir haben sie Angst, aber bei dir sind sie ganz ruhig.“ Karine war wunder-wunderschön im Bikini.
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In Oldenburg waren wir auch öfters schwimmen, zum einen im Schwimmbad, da machte Juri seinen Schwimmkurs, Karine schwamm ihre Bahnen, ich spielte mit den Kleinen im Kleinkinderplanschbecken. Das Wasser war lauwarm. Juri sagte: „Das Wasser ist so warm, weil die kleinen Kinder immer ins Wasser pinkeln.“ Wir waren auch am Oldenburger Tilly-See baden, Karine schwamm, ich spielte mit den drei Kindern halb am Strand, halb im Wasser. Karine war so schön, wie eine Najade.
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Milan und Simon übernachteten oft bei mir. Sie schliefen in meinem Schlafzimmer, ich schlief im Wohnzimmer auf dem Sofa. Morgens schauten die Kinder biblische Zeichentrickfilme, ich betete in der Zeit mein Morgengebet auf dem Balkon. Dann gingen wir zum Bäcker, kauften Croissants und Apfelsaft und gingen zum Spielplatz, frühstückten dort, die Kinder spielten, ich sah ihnen zu. Mittags gingen wir in den Imbiss und aßen Pommes frites. Dann holte Karine sie wieder ab.
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Einmal übernachteten Milan und Simon und ihr bester Freund Tom bei mir. Der Bibelfilm morgens zeigte, wie Abraham dachte, er müsse seinen Sohn opfern. Milan und Simon hatten etwas Angst, aber Tom sagte: „Das geht aber gut aus!“ Tatsächlich sagte Gott zu Abraham: Opfere deinen Sohn nicht. Ich saß auf dem Balkon, die drei Knaben drängelten sich um meine Knie, ich spielte Menschenfresser und wollte Simon in sein appetitliches Öhrchen beißen. Tom verstand den Spaß nicht, wollte seinen Freund Simon verteidigen und biss mir ins Ohr, er biss mein Ohr blutig. Nachdem wir im Wäldchen auf dem Spielplatz gewesen, spielten die drei Knaben friedlich in meiner Wohnung mit dem Spielzeug. Dann kamen Evi und Karine, ihre Söhne abzuholen. Karine sah den Frieden unter den Kindern und sagte zu Evi: „Toto hats drauf mit der Kindererziehung.“
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Ich hatte noch von meiner Wallfahrt ins Marien-Heiligtum Lourdes in Südfrankreich ein kleines Fläschchen in Form der Jungfrau Maria, gefüllt mit Lourdes-Wasser. Ich gab den Kindern immer einen kleinen Schluck, bis einer der Zwillinge sie eines Tages ganz leer trank. Karine sagte: „Was ist denn da drin?“ Ich sagte: „Das ist allerreinstes Quellwasser.“
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Milan schenkte ich einen Trinkbecher mit den beiden Engelskindern zu Füßen der Sixtinischen Madonna. Aus Gerechtigkeit kaufte Karine noch zwei solcher Trinkbecher für Juri und Simon.
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Einmal gab es Streit zuhause, Karine schimpfte mit den Kindern und verteilte Ohrfeigen. Da rief Milan: „Ich zieh hier aus! Ich zieh zu Toto!“ Einmal sagte Milan: „Die Welt sollte nur aus Torstens bestehen.“
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Karine wollte, dass die Kinder Musikunterricht bekommen. Wir brachten Juri zur musikalischen Früherziehung. Im Auto fiel mir plötzlich ein Lied ein von Charlie Chaplin aus dem Film „der große Diktator“, und ich sang: „Wir Arier, wir Arier, wir kämpfen gegen Volk und Vegetarier.“ Die Kinder sangen alle drei kräftig mit. Karine lachte, hoffte aber, dass die Kinder das nicht in der Öffentlichkeit singen. Als Milan und Simon zur musikalischen Früherziehung kamen, saß ich mit den Zwillingen vor dem Unterrichtsraum und wartete auf den Unterrichtsbeginn, und erzählte den Kindern von Frau Weisheit. Da sagte Milan strahlend: „Ich weiß, wer Frau Weisheit ist – Maria!“ Da kam eine Musiklehrerin aus einem Raum und sagte zu mir: „Sie haben ja eine sehr schöne Bass-Stimme, aber bitte reden Sie etwas leiser, sonst kann meine Schülerin nicht Geige lernen.“
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Bei mir zuhause sagte Milan einmal: „Du sollst mal Gott malen! Gott und Jesus und die Taube und Maria!“ Ich zeichnete also Gottvater mit langem Bart auf seinem Thron, rechts von ihm Jesus stehen und ein Kreuz in den Armen, zwischen ihnen die Taube und unter der Taube Maria auf einer Mondsichel, alles nur in Umrissen mit einem schwarzen Stift. Milan malte das Bild dann in den lustigsten Farben aus, ich glaube, Gottes Gesicht sah aus wie ein Regenbogen.
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Ich hatte zuhause auch ein kleines Bild von Amor, dem kleinen Liebesgott der alten Römer. Amor war ein sechsjähriger nackter Knabe mit Flügeln an den Schultern und Pfeil und Bogen in den Händen. Ich sagte: „Wen Amors Pfeil trifft, der beginnt zu lieben.“ Da spielte Milan Amor, schoss mir einen Pfeil ins Herz, ich stöhnte auf und sagte: „Oh ich liebe dich!“ Da lachte der kleine Amor vor Freude und wiederholte das Spiel noch mehrmals.
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Milan und Simon und vorher Juri auch waren im Naturkindergarten. Eine ihrer Kindergärtnerinnen war die blonde Bärbel, die mit mir in Ostfriesland aufs Gymnasium gegangen war und in die ich als Lehrling einmal etwas verliebt war. Einmal brachte ich mit Karine die Zwillinge in den Kindergarten, auf dem Rückweg gab ich Karine einen Kuss auf ihren schönen Mund. „Oh, nun gibst du mir auch noch einen Kuss auf den Mund“, sagte sie lächelnd. Besonders schön fand ich immer im November das Laufen mit den Laternen, wenn der ganze Kindergarten und alle Eltern durch die Natur zogen und die Kinder sangen: „Dort oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir“ Da ging ich sehr gerne mit.
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Karine machte eine Kur in einem anthroposophischen Kurhaus, Maite und ich blieben bei den Kindern. Juri ging schon zur Schule. Ich brachte die Zwillinge mit dem Fahrradanhänger zum Kindergarten und holte sie mittags ab. Ich kaufte ein, Maite kochte, sie als Französin konnte lecker kochen. Nachmittags spielten wir. Abends brachte ich Juri in Karines Schlafzimmer ins Bett, ich las ihm Erich Kästner vor, wir plauderten noch etwas, bis er einschlief. Maite brachte die Zwillinge ins Bett, aber die standen wieder auf und kamen zu Juri und mir, und warteten, bis ich sie auch ins Bett gebracht hatte: „Schlafe selig und süß, schau im Traum das Paradies“… Dann setzte ich mich in den Garten, trank eine Flasche Rotwein, las in der Bibel, betete und schrieb Gedichte. Karine rief dann an und sprach mit Maite, wie es den Kindern gehe. Am Ende der zwei Wochen fragte ich Milan: “Wie hat es dir gefallen mit Amani und Toto?“ Und Milan sagte: „Nicht gut, wir mussten jeden Tag Zähne putzen...“
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Als ich mit Maite die Kinder hütete, ging ich eines Vormittags auf dem Hasenweg zum Deich und zu den Schafen spazieren, da war heiterer klar blauer Oktoberhimmel, die „liebe Sonne“ (wie Juri sie immer nannte) schien mild, aber kräftig, da sah ich die Sonnenstrahlen wie eine goldene Straße des Lichts, die von der Erde zum Himmel führte, und am Ende der goldenen Straße des Lichts war der Himmel offen, da saß auf dem weißen Thron Gottes die Schöne Liebe!
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Karine wollte, dass Milan und Simon getauft werden und dass ich ihr Pate werde. Ich sprach auch schon mit einer evangelischen Pastorin darüber. Leider kam es nicht mehr dazu.
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Ich nahm Juri einmal an einem Sonntag morgen mit in die Heilige Messe. Juri fragte mich: „Glaubst du an Gott?“ Ich sagte: „Ja.“ Er sagte: „Und ich glaube noch viel mehr an Gott als du!“ In der Heiligen Messe rief der Priester alle Kinder an den Altar, Juri stand da mit einem Haufen Kinder, sie beteten: „Vater unser, der du bist im Himmel!“ An einem Dienstag Nachmittag nahm ich einmal Milan und Simon ins Gemeindehaus mit, wo Heilige Messe gefeiert wurde. Der Priester gab den Kindern Kinderbilderbücher, in denen sie während der Messe blätterten. Als der Priester mir den Leib Christi reichte, machte er ein Kreuzzeichen auf die Stirn bei Milan und Simon und sagte: „Jesus ist euer bester Freund!“ Dann sah Simon das kleine Stück Brot, das der Priester in Jesus verwandelte hatte, und sagte: „Aha, das ist also Jesus?“ Ich sagte: „Ja.“
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Es war im Advent des Jahres 2009. Wir machten am Nachmittag einen Spaziergang. Alle drei Kinder rannten voraus, wir verloren sie aus dem Blick. Karine humpelte. Der Hasenweg war gefroren und spiegelglatt. Karine hakte sich bei mir ein und so gingen wir langsam und vorsichtig Arm in Arm weiter. Da sagte Karine: „Wir sind wie ein altes Ehepaar, Totolino. Wenn du bei mir bist, hab ich keine Angst vorm Tod.“ Überall lag Schnee, auf dem Weg, auf den Wiesen zu beiden Seiten, auf den kahlen Bäumen, die silberweißen Birken waren noch weißer geworden vom Schnee, es war ein weißer Nebel in der Luft. So war wirklich alles um uns ein mildes weißes Licht. Ich sagte: „Mir ist, als ob wir gerade in den Himmel spazieren.“ Und so war es auch, eine weiße Wolke nahm uns auf.
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Dieses schrieb der arme Torsten Schwanke. Gott verzeih ihm seine Sünden alle.
VIERTES BUCH
ABBILD
Das Abbild verweist auf das Urbild. Lao Tse spricht von den ewigen Urbildern. Platon nennt sie Ideen, die konkreten Dinge in der irdischen Wirklichkeit nennt er Schatten. Der platonisch Liebende, wie Ficino in seinem Gastmahl lehrt, sieht im Abbild das Urbild, die Idee der Geliebten. Das Abbild der Geliebten ist übergossen vom Glanz des göttlichen Urbilds, der göttlichen Schönheit. Paulus sagt im Römerbrief, an der Schönheit der Schöpfung kann die Schönheit des Schöpfers erkannt werden. Dionysius Areopagita spricht vom Aufstieg von der sinnlichen Schönheit zur Urschönheit oder Urgottheit. Diotima spricht in Platons Symposium zu Sokrates vom Aufstieg von der sinnlichen Schönheit zur seelischen Schönheit, zur Schönheit der Tugend, und letztlich zur göttlichen Schönheit, Aphrodite Urania. Mir sagte ein Priester in Lourdes: Wenn schon die Frauen so schön sind, wie schön ist dann erst Gott. Ludwig Maria Grignion von Montfort nennt die göttliche Weisheit auch Idee der Schönheit. In der ehelichen Liebe bindet sich der Mann an das Abbild, in der zölibateren Liebe bindet sich der Mann an das Urbild. Der Poet und Mythenforscher Robert Ranke-Graves sagte, der Poet als Musenpriester singe immer das Urbild der Göttin, die in wechselnden Abbildern von Frauen sich offenbare, einmal für sieben Jahre und einmal nur für einen Tag. Ich stimme allerdings nicht der Lehre zu, dass die Frau das Abbild des Mannes sei. Ich stimme nicht einmal der Lehre zu, der Mann sei Abbild Christi und die Frau Abbild der Madonna. Nein, die Frau ist Abbild Gottes, ebenso wie der Mann. In Gottes Geist ist die Idee der Frau. Ein Kardinal sagte einmal den schönen Satz: Das Abbild sehnt sich nach seinem Urbild.
Jeder Mensch ist ein einzigartiges Abbild Gottes, in jeder Seele wohnt ein einzigartiges Gottesbild. Christus ist, wie Paulus sagt, das Abbild Gottes, die Hagia Sophia ist, wie Salomo sagt, der Abglanz der göttlichen Herrlichkeit.
ABSOLUT
Im Absolutismus ist der Kaiser oder König von keiner menschlichen Bedingung bedingt. Er ist der Staat, er ist das Gesetz, er ist frei, er ist keinem anderen Menschen rechenschaftspflichtig. Der Absolutismus lebt heute nur noch im Papsttum, in der Unfehlbarkeit des Papstes. Gott ist der Absolute. Gott ist vollkommen frei. Gott muss sich vor keinem Geschöpf rechtfertigen. Gott wirkt, was er will, und was er will, ist das Gute. Man könnte einwenden, Gott sei kein Alleinherrscher, sondern die Allerheiligste Dreifaltigkeit sei ein Triumphirat. Aber Gottvater, aus dem der Sohn und der Heilige Geist hervorgeht, ist doch, wie die Schrift ihn nennt, der Allerhöchste. Gottvater ist der absolute Alleinherrscher, der vollkommen frei ist. Der Mensch erlangt, wie Fichte lehrte, wenn ich es richtig verstanden habe, erst in der Bindung der Freiheit des Ichs an die absolute Freiheit Gottes seine wahre Freiheit. Und so gibt es auch den Ausdruck: Ich bin verliebt in das Absolute, das Unbedingte, alles Bedingende, den Allerhöchsten in göttlicher Freiheit.
AFFEKTE
Die Affekte oder Gefühle sind ein Aspekt der Seele. Auch Tiere haben Affekte. Viele Menschen lassen sich wie die Tiere leiten von ihren Affekten, von Unlust und Lust. Wie unsichere Wegführer sind doch die Gefühle! Scheint im Winter die Sonne nicht, fühlt sich der Mensch von Gott verlassen. Hat er des Nachts zuviel Wein getrunken, fühlt er sich am nächsten Tag freudlos. Ist er nicht satt geworden, regt sich das Gefühl des Ärgers. Die Liebe zu einer Geliebten auf die Affekte zu gründen, ist kein Rezept für das Gelingen einer unauflöslichen Ehe, denn die Affekte kommen und gehen, sie sind launisch wie die Launen Lunas oder die Launen einer Frau, deren Stimmung oft einfach von der Monatsblutung abhängig ist. Auch die Liebe zu Gott kann man nicht auf die Affekte aufbauen, denn Gott will nicht nur im Sonnenschein des Glücks geliebt sein, sondern auch beim Tragen des Kreuzes, in der Anfechtung, sogar im Martyrium. Die Affekte sind sozusagen Teil der Leibseele und müssen von der Geistseele regiert werden, wenn ich diese Unterscheidung machen darf. So sagt Johannes vom Kreuz, dass es in der dunklen Nacht der Seele das Gefühl der Gottverlassenheit gebe, dass dieser Zustand aber oft der einer besonders intimen Vereinigung mit Gott sei.
AGAPE
Es gibt im Griechischen verschiedene Worte für Liebe. Eros ist die begehrende Liebe zwischen Mann und Frau. Philia ist die Liebe zwischen Freunden. Sorge ist die Elternliebe zu ihren Kindern. Agape, ein Ausdruck des Neuen Testaments, ist die göttliche Liebe, die selbstlos schenkende Liebe. Johannes liebt den Begriff und Paulus singt im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes das Hohelied der göttlichen Agape. Der lateinische Begriff ist Caritas. Hildegard von Bingen sah in Visionen die göttliche Caritas in weiblicher Gestalt, sie sah sie im Ehebett Gottes, sie sah sie auch als junge Frau mit dem Gottessohn auf dem Arm. Mutter Teresa von Kalkutta gründete den Orden der Missionarinnen der Caritas. Sie ernährten Hungernde, erzogen Kinder, pflegten Kranke und betreuten Sterbende. Papst Benedikt XVI schrieb die Enzyklika Deus Caritas est. Die Sozialorganisation der katholischen Kirche ist der Caritas-Verband. Gott hat uns den Höhepunkt seiner Agape geschenkt, als er für uns am Kreuz gestorben ist, um uns das ewige Leben schenken zu können. Ein Priester sagte mir: Wenn Sie schwärmen für Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit, dann verehren sie Gott den Herrn als Gottheit mit dem Namen du Schöne Liebe. Die Jungfrau Maria erschien in Italien unter dem Namen der Königin der Liebe. Jesus Sirach nennt die Hagia Sophia auch Mutter der schönen Liebe. Die göttliche Agape ist eine Hypostase Gottes, die bei Johannes die Stelle einnimmt, die bei Paulus die göttliche Charis einnimmt. Ein anderer, verwandter Ausdruck ist die göttliche Barmherzigkeit, die im Hebräischen vom Mutterschoß Gottes abgeleitet wird.
AKADEMIE
Die platonische Akademie, an der Platon Lehrer und Aristoteles sein Schüler war, war der Höhepunkt der griechischen Philosophie. Dem aufkommenden Christentum in Europa war sie eine Konkurrenz, denn der Neiplatonismus versuchte eine philosophische Begründung des griechisch-jeidnischen Polytheismus. Die Kirche schloss die Platonische Akademie. Das kulturelle Wissen wurde von den Benediktinern aufbewahrt. Später wurden Akademien der Wissenschaften in verschiedenen Ländern gegründet. Diogenes, der Philosoph, der in einer Amphore lebte, sprach von der Platonischen Akademie als von einer Kakademie.
ALETHEIA
Aletheia heißt auf griechisch die Wahrheit. Sie wurde von den Griechen als Göttin verehrt. Auf lateinisch heißt sie Veritas, und Horaz pries in einer Ode die Veritas Nuda, die nackte Wahrheit. In den gnostischen Spekulationen wird sie als eine Hypostase oder ein Äon verehrt. Botticelli hat die Wahrheit gemalt. Die Medici-Fürstin Simonetta war Botticellis Modell für seine Venus auf der Muschel, für seine Madonna mit dem Granatapfel und für seine Wahrheit, eine nackte Göttin. Schiller besang sie in seiner Ballade von der verschleierten Göttin Isis von Sais, der verschleierten Wahrheit, deren Schleier keiner heben durfte. Es gibt einen alten ägyptischen Spruch: Ich bin Isis, und meinen Schleier kann kein Sterblicher heben. In Schillers Ballade hebt der Schüler doch den Schleier, trotz dem Verbot, und versinkt in Schweigen und Gram. Schiller hatte bei Kant gelernt, dass die Wahrheit der Wirklichkeit, das Ding an sich, unerkennbar ist, das Subjekt kann immer nur erkennen, wie sich die Wirklichkeit im Subjekt abspiegelt. Die Wahrheit ist also immer verschleiert und ist eben nicht die nackte Wahrheit. Heute leben wir, wie Papst Benedikt XVI sagte, in einer Diktatur des Relativismus. Es wird die Existenz einer absoluten und objektiven Wahrheit geleugnet. Man spricht davon, dass es viele Wahrheiten gibt und jeder Mensch seine eigene Wahrheit habe. Solche Menschen sind, wie Platon im Staat sagt, nicht Philosophen, Liebhaber der Weisheit, sondern Philodoxa, Liebhaber von Meinungen. Im Johannes-Evangelium heißt es, Moses hat das Gesetz (die Tora) gebracht, Jesus hat die Wahrheit (Aletheia) und Gnade (Charis) gebracht. Und Jesus sagte von sich selbst: Ich bin die Aletheia und die Zoe (das Leben). Jesus ist die Veritas Nuda, die offenbarte Wahrheit, und er hat diese von Gott geoffenbarte Wahrheit der von Christus gegründeten heiligen, apostolischen, katholischen Kirche anvertraut.
ALTERTUM
Enheduannas Hymnen an Inanna, Inannas und Dumuzis Hoheslied, Inannas Abstieg in die Unterwelt, die babylonische Genesis, Gilgamesh, das ägyptische Totenbuch, Hymnen an Isis und Osiris, altägyptische Weisheitsliteratur, altägyptische Liebeslieder, das Alte Testament, der Rig Veda, das Mahabarata mit der Bhagavad Gita, die Upanishaden, das I Ging, das chinesische Buch der Lieder, Konfuzius, Lao Tse, Tschuang Tse, Homer, Hesiod, Pindar, Sappho, griechische Lyriker, Heraklit, Empedokles, Pythagoras, Parmenides, Platon und Sokrates, Aristoteles, Epikur, Epiktet, Mark Aurel, Plotin, Nonnos, Lukrez, Catull, Tibull, Properz, Ovid, Horaz, Virgil. - Goethe sagte, es sei sinnlos für einen Autoren, nur in der Gegenwart zu leben, man müsse vielmehr sich von dreitausend Jahren Geistesgeschichte Rechenschaft geben können. Ja, wenn die Literatur unserer Zeit auch nur annähernd so interessant wäre, wie die Dichter und Denker des Altertums. Aber Goethe sagt auch: Altertum und Kunst, Kunst und Altertum, das eine hat die Gunst, das andre hat den Ruhm. Die Masse der heutigen Narren hat doch vom goldenen Altertum nicht den mindesten Schimmer.
ANFANG
Am Anfang – Bereshit – schuf Gott Himmel und Erde, unsichtbare und sichtbare Welt. Dieses Bereshit, der Anfang, wird von den jüdischen Mystikern als Prinzip gedeutet: Im Ur-Prinzip schuf Gott. Und dieses Urprinzip setzen die jüdischen Mystiker mit der Weisheit gleich: In der Weisheit schuf Gott. Damit beginnt das Alte Testament. Im Neuen Testament beginnt Johannes so: Am Anfang (en arche) war der Logos, und der Logos war bei Gott, und der Logos war Gott. In ihm ist alles erschaffen. Das Wort oder der Logos und die Weisheit oder Sophia sind eins. Benedikt XVI sagte: Die göttliche Vernunft hat die Welt erschaffen. Gott schafft die Natur so, dass sie sich selbst erschafft. Die Natur ist Mitschöpferin mit dem Schöpfer. Gott gibt das Gesetz der Entfaltung der Urmaterie. Gottes Geist lenkt die Entelechie oder Evolution. Die Evolution ist eine theistisch-gelenkte Evolution. Gott schafft immerwährend. Der Schöpfer schuf nicht nur am Anfang ein mechanistisches Universum und zog sich dann zurück, wie die Deisten der Aufklärung meinten, sondern Jesus sagt: Mein Vater schafft auch heute. Die Atheisten meinen, am Anfang war ein Urkeim von Materie, der sich in einer Explosion zu entfalten begann. War der Urkeim von Ewigkeit oder wer hat ihn geschaffen? Was veranlasste den big bang, den Urknall, wer oder was löste ihn aus? Aristoteles und die alten Inder und Giordano Bruno dachten, die Materie habe keinen Anfang, sondern sei von Ewigkeit. Die Offenbarung spricht aber vom Creator ex nihilo. Gott schuf Zeit und Raum und ließ die Natur, den Kosmos, sich in Zeit und Raum entwickeln. In allem, wie die Stoiker und Heraklit sagten, ist der göttliche Logos immanent, der Sinn, die Allvernunft. Die Chinesen übersetzen den Logos der Bibel mit Tao oder Sinn, Wort, Weg, Vernunft, Weisheit, Gott, und Lao Tse nennt Tao die Mutter der zehntausend Wesen.
ANGEBORENE IDEEN
Nach Platons Vorstellung, sah die menschliche Seele vor ihrer Empfängnis im Mutterschoß als präexistente Seele in den himmlischen Welten die Ideen der Wahrheit, Gutheit und Schönheit, sah Gott und die Ideen in einer Prozession, sah die Ideen im Tanz. Als dann die Seele in die Materie fiel, in den Kerker ihres Körpers, trug sie das Wissen um die himmlischen Ideen in sich, aber sie musste von der Lethe trinken, dem Wasser des Vergessens. Nur Künstler und Philosophen tranken nur einen Tropfen Lethe und können sich darum recht gut an die Ideen erinnern. Alle menschliche Erkenntnis ist darum Wieder-Erinnerung an die Ideen. Wenn ein Mensch ein Pferd als Pferd erkennt, erinnert er sich an die Idee der Pferdheit. Besonders die Liebe zu einem schönen Menschen erweckt in der Seele die Erinnerung an die göttlichen Ideen. Nach christlicher Auffassung ist die Seele nicht präexistent, sondern wird im Augenblick der Empfängnis von Gott aus dem Nichts geschaffen und dem Keim des Körpers, der befruchteten Eizelle, von Gott eingehaucht oder in einem Kuss mitgeteilt. Diese Seele ist die geistige Form des materiellen Körpers. Und die geistige Form der Geistseele ist der Logos oder der präexistente Christus, die Form der Formen. Darum trägt jede menschliche Seele ein Abbild Christi in sich. Darum nennen die Kirchenväter jede menschliche Seele von Natur aus christlich. So ist denn Christus die angeborene Idee. Der alte Goethe sagte zu Doktor Eckermann, er habe ein Ideal in seiner Seele, jung und weiblich, ja, er sähe das Göttliche immer in junger weiblicher Erscheinung, er wisse aber nicht, ob diese Idee angeboren sei oder wie sie sich sonst in seiner Seele ausgeprägt habe. Ein evangelischer Psychologe erzählte von einem Mann, der im Laufe seines Lebens unterschiedlichste Frauen geliebt habe, die sehr verschieden waren, so dass man nicht auf ein zugrunde liegendes Ideal schließen konnte, bis dem Mann bewusst wurde, dass alle seine Geliebten Grübchen hatten und dass seine Amme ebensolche Grübchen gehabt hatte. Ob also in einem Mann die Idee der Frauheit angeboren ist oder von Kindheitserfahrungen erst gebildet wird, wage ich nicht zu entscheiden.
ANGST
Die alten Griechen sprachen von dem Horror Vakui, der schrecklichen Angst vor der Leere, vor der unendlichen Leere des finsteren und kalten Weltraums, vor dem Nichts, vor dem Tode. Kierkegaard sprach von der Angst als einer existentiellen Erfahrung des Menschen. Heidegger griff das auf und sprach von der Angst vor dem Nichts, vor dem vernichtenden Tod, als einer Grundbefindlichkeit des Menschen. Edith Stein entgegnete auf dieses Argument Heideggers: Wenn es vernünftig sein soll, Angst vor dem Nichts zu haben, ist es dann nicht auch vernünftig, wenn ein Kindlein auf den Armen der Mutter eben keine Angst hat, von der Mutter fallen gelassen zu werden? Diese Mutter ist das Sein, die seiende Gottheit, die das Kindlein, die vertrauende Seele, nicht ins Nichts fallen lässt, sondern durch das Tor des Todes hindurch trägt in das ewige Leben. In diesem Sinne sagt Johannes: Vollkommene Liebe treibt die Angst aus. Und doch ist die Todesangst des Menschen natürlich, so dass selbst Jesus von Nazareth im Garten Gethsemane Todesangst gehabt hat, sie aber überwand durch sein Gebet und seine Ergebung in den Willen seines Vaters. Es gibt allerdings in der Religionsgeschichte auch die Angst vor Gott. Und auch darauf bezieht sich der zitierte Satz des Johannes. Die heidnischen Götter und Göttinnen waren immer unberechenbar, sie hatten göttliche und dämonische Züge, waren gut und böse zugleich. Die Muttergöttin war schöne Liebesgöttin, aber auch schreckliche Kriegsgöttin. Selbst der monotheistische Allah in seiner Willkür, der rettet, wen er will, und verdammt, wen er will, der allein die Unterwerfung des Sklaven fordert, hebt diese Furcht vor Gott nicht auf. Erst der Gott der biblischen Offenbarung, der sich offenbart in dem Wort: Gott ist die Liebe, hebt die Furcht vor Gott auf, indem er durch seine Liebe zum Menschen die menschliche Liebesantwort erregt und so gilt: Die Liebe treibt die Furcht aus. Es gibt allerdings auch die psychologische Krankheit der übertriebenen Angst, die psychiatrische Paranoia. Im dritten Lebensjahr eines Kindes gibt es ein Zeitfenster, da das Kind natürlichen Ekel vor Ratten, Spinnen und Schlangen entwickelt, Wird diese Phase nicht gesund durchstanden, entwickeln sich Phobien. Ein stets bellender Vater kann Hundephobien auslösen. Deutsche Frauen, die im zweiten Weltkrieg von Rotarmisten der Sowjetunion vergewaltigt wurden, entwickelten Rattenphobien, denn die Ratte steht für den Penis. Solche Phobien können verhaltenstherapeutisch geheilt oder gemildert werden. Die psychiatrische Krankheit der Paranoia wird hauptsächlich durch Psychopharmaka geheilt oder gemildert.
ANSCHAUUNG
Platon dachte sich, dass die menschliche Seele vor ihrer Inkarnation im Mutterschoß bereits in der himmlischen Ideenwelt in der seligen Anschauung der Götter und Göttinnen oder der ewigen Ideen lebte. Aristoteles spricht in seiner Nikomachischen Ethik über das Gut der Lust und sagte, die reinste Form des Gutes der Lust sei die intellektuelle Anschauung des Philosophen. Die christliche Theologie diskutierte das Verhältnis von aktivem und kontemplativen Leben, dem Leben der Beschauung oder Theoria, was Gottes-Anschauung bedeutet. Die Christen wie die Juden im Talmud gaben unterschiedliche Auffassungen wieder, ob das Handeln oder die Anschauung von höherem Wert sei. Wer die Kontemplation bevorzugte, berief sich auf die beiden Frauen Israels, Rahel mit den schönen Augen als die Kontemplation und Lea mit dem fruchtbaren Schoß als das aktive Leben, wobei Rahel Jakobs Lieblingsfrau war, oder berief sich auf die beiden Freundinnen Jesu, die geschäftige Martha und die auf Jesus hörende Maria, wobei Jesus sagte: Maria hat das bessere Teil erwählt. Meister Eckard sprach von Maria und Martha so, dass Maria eine unfruchtbare Jungfrau geblieben sei, aber Martha ein fruchtbares Weib geworden, denn alles komme darauf an, die Anschauung in das Handeln zu überführen. Thomas von Aquin bezeichnete die Anschauung als die Seinsform im Himmel, the beatific vision, nach der Dantes Beatrice ihren Namen hat. Die christliche Vision des ewigen Lebens im Himmel ist die des Schauens Gottes von Angesicht zu Angesicht. Kierkegaard spricht von dieser Idee kritisch als der Vorstellung eines Zyklopen mit Einem riesigen Auge, das Gott anstarrt. Augustinus spricht von der Anschauung Gottes als von einem Genießen der Schönheit Gottes.
ANTHROPOLOGIE
Im Buche Genesis heißt es, Gott schuf den Menschen, als Ebenbild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. Gott ist ein personaler Gott, im freien Besitz seiner Selbst, sein Wille ist Liebe und seine Vernunft ist Weisheit, und er ist frei, und der Mensch, als Ebenbild Gottes, ist auch Person, mit Vernunft, Denken, Sprache, mit einem freien Willen, im Besitz seiner Selbst. Mann und Frau sind zwei Inkarnationen des einen Wesens Mensch, komplementär auf einander bezogen, und so die soziale Natur des Menschen und seine Berufung zur Liebe ausdrückend. Ernesto Cardenal sagte: Gott ist Liebe und der Mensch als Ebenbild Gottes ist auch Liebe. Buddha leugnet, dass der Mensch ein Selbst hat, ein substanzielles Ich. Für den größten aller Pessimisten ist gerade das Ich-Sein, das Person-Sein, die Individualität das größte Unheil, und die Erlösung des Menschen besteht in seinem Verlöschen, in seiner Vernichtung, in seiner Auflösung im Ungewordenen. Nach der Auffassung der Bhagavad Gita ist der Mensch eine unsterbliche Seele, die in der Metempsychose viele verschiedene Körper wie Kleider anzieht und auszieht. Darum sagt Krishna zu Arjuna: Töte deine Feinde, selbst wenn sie deine Verwandten sind, denn nur ihre Körper kannst du töten, die Seele ist unsterblich. Buddhas und Krishnas Auffassungen sind im Grunde menschenverachtend. Platon sah im Menschen ein Lebewesen auf zwei Beinen, ohne Flügel und Federn. Der Kyniker Diogenes karikierte diesen Begriff, indem er einem Huhn die Federn ausrupfte und die Flügel abschnitt und sagte: Siehe, Platons Mensch! Aristoteles definierte den Menschen als ein rationales Tier, auch als ein politisches Tier. Der Darwinismus spricht heute davon, dass der Mensch nur ein besonders hoch entwickelter Affe sei. Marx und Engels lehrten, der Mensch sei aus dem Affen hervorgegangen, als der Affe begonnen habe, Produktionsmittel zu benutzen, die Arbeit, sagte Engels, habe den Affen zum Menschen gemacht. Das ist dann nicht der homo sapiens, der wissende Mensch, sondern der homo faber, der arbeitende Mensch. Nietzsche steht auch in der Tradition des Darwinismus und sagt, der Mensch müsse auch noch überwunden werden und der Übermensch müsse kommen. All diese darwinistischen Definitionen des Menschen sehen nur einen quantitativen Unterschied zwischen Tier und Mensch. Der qualitative Unterschied geht aus der biblischen Offenbarung hervor, dass der Mensch Person ist. Das Tier ist keine Person, es kann nicht frei über sich selbst verfügen. Nur der Mensch kann, wie Max Scheler sagt, sein Leben opfern um Gottes Willen. Der Märtyrer ist der ganz freie Mensch. So distanziert sich Dietrich von Hildebrandt von der Definition des Aristoteles vom Menschen als rationalem Tier und sagt, der Mensch sei eine Person, im Leib inkarniert. Im Unterschied zu der indischen und platonischen Idee, der Mensch sei allein Seele, lehrt Thomas von Aquin, der Mensch sei eine Leib-Seele-Einheit. Darum glaubt der christliche Glaube nicht allein die Unsterblichkeit der Seele, sondern auch die Auferstehung des Fleisches. Johannes Paul II sagte, der Mensch habe nicht einen Leib, sondern sei Leib. Der Leib, im Unterschied zum physikalischen Körper, ist immer schon beseelter Leib. Wladimir Solowjew setzte sich mit Nietzsches Übermenschen auseinander, erwartete aber nicht einen brutalen und unmoralischen Übermenschen, sondern Solowjew meinte, die Aufgabe der christlichen Religion sei die Bildung von Gottmenschen. Er greift damit die Idee der Theosis aus der orthodoxen Kirche auf, dass nämlich Gott Mensch geworden ist, damit der Mensch Gott werde. Gott ist Gott von Natur, der Mensch wird Gott aus Gnade. So sagte Johannes vom Kreuz, die Menschen im Himmel sind Götter und Göttinnen.
ANTHROPOMORPHISMUS
Ein griechischer Philosoph sagte: Die Menschen bilden die Götter nach ihrem Ebenbild. Die Thraker glauben an blonde, blauäugige Götter, die Äthiopier glauben an schwarze Götter, und wenn die Pferde an Götter glauben, glauben sie an Pferdegötter. Ein jüdischer Satiriker sagte: Ich habe Angst, dass die Ägypter recht haben und dass, wenn ich in den Himmel komme, mich dort ein Hundegott erwartet. Das Alte Testament spricht von Gott oft in anthropomorphen Bildern. Da ist vom Auge, vom Angesicht, vom Munde, von der Rechten und vom Finger Gottes die Rede. Daniel beschreibt den Alten der Tage als einen Greis mit weißem Haar und weißem Bart. Salomo im Hohenlied stellt Gott den Bräutigam als jungen, schönen und starken Mann mit schwarzem Haar dar. Die Juden sagen, das weiße Haar des Greises stellt Gott als den Allweisen, den wunderbaren Ratgeber dar, und das schwarze Haar des jungen Mannes stellt Gott als starken Befreier und als schönen Bräutigam dar. Den Juden waren aber Bilder und Statuen, die Gott darstellten, verboten. Das ist das Bilderverbot. Aber Gott gibt selbst ein Gottesbild, nämlich Gott schuf den Menschen als Bild Gottes (und als Mann und Frau schuf er sie). Die anthropomorphe Rede von Gott weist darauf hin, dass der Mensch Bild Gottes ist. Ich denke, es ist sogar als Prophezeiung zu lesen, dass Gott Mensch wird. Gott wurde nicht ein Tier, Gott wurde aber auch kein Engel, sondern Gott ward ein Mensch in Jesus von Nazareth, dem Bild des unsichtbaren Gottes. Gott ist eine Person, aber keine menschliche Person, sondern Gott ist Geist. Gott ist nicht wie der Mensch Mann oder Frau. Darum ist zwar vom Vater im Himmel die Rede, aber auch von der Mutterliebe Gottes. Gott ist der ewige Vater, aber Gottes Weisheit ist eine junge Braut und eine Mutter. Die allzu menschliche Rede von Gott muss wieder aufgelöst werden in den Sinngehalt. Das Antlitz redet davon, dass Gott Person ist, das Auge redet von seiner Allwissenheit und Vorsehung, der Mund redet vom Wort Gottes, die Hand redet vom befreienden Handeln Gottes in Schöpfung und Heilsgeschichte. So suchte der jüdische Philosoph Maimonides, ein Interpret des Aristoteles, den Anthropomorphismus philosophisch zu deuten und auf eine rein geistige Gottheit, das Wesen der Wesen, auszulegen. Um diesem höchsten Geist, der in unzugänglichem Licht verborgen ist, sich nähern zu können, sagte Maimonides, braucht es einen Mittler, und als Mittler bezeichnete er die Hypostasen Gottes, seine Weisheit, seine Barmherzigkeit und so weiter. So wird Gott zum Gott der Philosophen, ein reiner Geist, das ewige Sein, das Absolute, der Eine. Blaise Pascal aber trug in seinem Mantel eingenäht den Satz, der ihn an seine mystische Begegnung mit Gott erinnern sollte, nämlich: Gott, nicht der Gott der Philosophen, sondern der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs.
APATHIE
Die Lehre Buddhas war, dass die Erlösung des Menschen im Erlöschen der Werdelust liege. Alle leidenschaftliche Lebenslust sollte einschlafen, bis der Mensch im ewigen Schlaf erloschen sei. Auch die Stoiker priesen die Leidenschaftslosigkeit als Voraussetzung zu einem Leben in der Tugend. Die Konsequenz war, dass die Stoiker den freiwilligen Selbstmord verherrlichten, den Seneca auch durchführte. Die französische Existentialistin Simone Weil sprach von der Decreation, dem Freiwerden von den Passionen, um so frei zu werden für die Aufmerksamkeit auf Gott, das Warten auf Gottes Gnade. Wer auf krankhafte Weise dem depressiven Nihilismus anhängt, der Verneinung seines Daseins, der Verneinung der Schöpfung, wird von den Psychiatern mit Opiaten in eine lethargische Apathie versetzt. Dagegen sagte Schopenhauer, dass die Kraft des Philosophierens groß ist, wenn auch die Wollust groß ist. Kunst, sagte Wladimir Solowjew, ist sublimierte geschlechtliche Brunst. Ein katholischer Priester sagte: Ihr könnt die Leidenschaften im Schrank verstecken, sie treten doch immer wieder zutage. Ein katholischer Charismatiker sagte: Das glühende Rot der menschlichen Liebesleidenschaft wird nicht durch das Violett der Buße überwunden, sondern durch das Weiß der Weißglut der Liebe zu Gott allein. So sprechen Charismatiker von der passion for Jesus. Gott stellt sich selbst in den Propheten vor als einen leidenschaftlichen Bräutigam, als einen eifersüchtigen Liebhaber. So ist die Apathie Ausdruck einer Lebensverneinung, und das Gegenteil ist die leidenschaftliche Liebe zum leidenschaftlichen Gott: the passion of Christ.
APOLLINISCH
Goethe und die Weimarer Klassik betrachtete sich als appolinische Kunst, Kunst des Tages, des Lichts, der Sonne, der menschlichen Vernunft, der Naturwissenschaft und des Idealismus. Die Romantik war dann schon wieder dionysische Nachtpoesie, Poesie des Unterbewussten, des Wahnsinns, der Geister, deswegen Goethe sie als krank blehnte. In einem Gedicht beschreibt Goethe die maßvollen apollinischen Kunstjünger und dann das Eindringen der orgiastischen, dionysischen Kunstjünger als Frevler auf dem Parnass. Auch Bachofen unterscheidet zwischen dem dionysischen und der apollinischen Prinzip. Das apollinische Prinzip ist das patriarchalische System, das System der göttlichen Vernunft, des absoluten Seins, der himmlischen Geistigkeit, das System des Vaters im Himmel. In der römischen Religion kurz vor Entstehung des Christentums wurde Apollo als der Sohn des Vaters bezeichnet. Nietzsche in seiner Ablehnung des sokratisch-platonischen und christlichen Denkens lehnt dann das apollinische Denken wieder ab, sieht im dionysischen das Prinzip des Lebens, der Musik und der Tragödie, und endet selbst im Wahnsinn, da er sich unterschreibt mit: der gekreuzigte Dionysos.
APOTHEOSE
Im biblischen Buch der Weisheit wird die Entstehung der Götzenbilder beschrieben: Man malte ein Bild von einem in der Ferne lebenden König, um ihn so verehren zu können, und hielt ihn dann bald für einen Gott. Ein Vater, dem die Tochter jung verstorben war, ließ ein Bild seiner Tochter malen, und verführt von der Schönheit des Bildes, hielt man die junge Frau bald für eine Liebesgöttin. Das ist die heidnische Apotheose durch die Kunst. Die Mythendichter schildern auch die Aufnahme des Dionysos und des Herakles in den Kreis der olympischen Götter. Ovid schildert die Himmelfahrt und Vergöttlichung des Cäsar. Livius schildert die Himmelfahrt des Romulus. Der Evangelist Lukas schildert die Himmelfahrt Christi ganz entsprechend der Himmelfahrt des Romulus bei Livius. Dante erhebt seine Jugendgeliebte nach deren frühen Tod in den höchsten Himmel zu den Chören der Seligen und Heiligen und verklärt sie zu einer Art Göttin der Weisheit und der Theologie. Der Dichter Ben Jonson schrieb eine Apotheose seiner Muse nach deren Tod und erklärte sie zu einer Seligen, seine poetische Apotheose war eine Art Seligsprechung. Papst Pius XII definierte im zwanzigsten Jahrhundert das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel mit Leib und Seele. Diese vom Kirchenvolk Maria Himmelfahrt genannte Wahrheit wurde von Tizian in einem schönen Gemälde dargestellt. Die orthodoxen Kirchenväter schrieben von dem Prinzip der Theosis: Durch die Kenosis des Logos wird die Theosis der gläubigen Menschheit bewirkt, Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde. So nennt Johannes vom Kreuz die Heiligen im Himmel auch Götter und Göttinnen. Maria in ihrer Himmelfahrt oder Auferstehung ist bereits solch eine menschliche Göttin geworden.
ARETE
Bei Homer bezeichnet Arete das Gutsein und die Tüchtigkeit von Dingen und Menschen. Bei den Menschen ist die Tüchtigkeit vor allem das Heldentum der vornehmen Männer. Es gibt auch eine Arete der Frauen, sie ist von der Arete der Männer verschieden. Arete ist bei Homer auch der Name der Königin der Phäaken. Bei Hesiod gibt es auch eine Arete der Bauern, das ist ihr Fleiß. Die griechischen Lyriker priesen die Arete der Männer als Leistungsfähigkeit, Pindar besonders als sportliche Leistungsfähigkeit. Bei Sokrates entsteht der philosophische Begriff der Arete als moralische Tugend. Aus dem Tugendwissen entsteht wie von selbst das Tugendhandeln. Allerdings gestand Sokrates zu, dass er nicht wisse, was die Arete im Wesentlichen sei. Er meinte aber, Tugend sei erlernbar und auch lehrbar. Das Ziel des Menschen, insbesondere des Philosophen sei das Tugendleben, das Gutsein. Platon greift diese Lehre des Sokrates auf, entwickelt sie aber in seiner Ideenlehre weiter. Die Himmelsleiter der Diotima führt vom sinnlich Schönen zum seelisch Schönen und von dort zum göttlich Schönen. Wer diese Aphrodite Urania oder göttliche Urschönheit in einer Schau erkennt, berührt die göttliche Wahrheit und so empfängt er die Arete, kann sie gebären und nähren. Aristoteles sprach von der Arete des Messers, dass es gut schneide, von der Arete des Auges, dass es gut sehe, also der Arete als der Verwirklichung des Wesens. Das Wesen des Mensch ist es, eine vernünftige Geistseele zu besitzen. Die Arete des Menschen ist demnach ein vernünftiges Leben. Diese Arete führt zur Eudämoie, zur Glückseligkeit. Diese Glückseligkeit ist ein objektiver Zustand, kein Gefühl. Nach den Alten ist zur Eudämonie der Seele etwas wie Erfolg oder Gesundheit unwesenlich. Plotin griff die platonische Konzeption auf und sprach wie Platon von den vier Kardinaltugenden Weisheit, Besonnenheit, Mut und Gerechtigkeit. Nach Plotin gibt es die Arete nur bei den Menschen, nicht bei Gott, da Gott als ein absolut vollkommenes Wesen der Arete nicht bedarf. Im Neuen Testament mahnen Paulus und Petrus die Christen zu einem Leben in Tugend. Die Kirche entwickelte die Tugendlehre der Antike weiter und sprach von den vier menschlichen oder Kardinal-Tugenden Klugheit, Maßhalten, Mut und Gerechtigkeit, wie sie im Buch der Weisheit als Gaben der göttlichen Weisheit aufgezählt und von Platon im Staat dargestellt werden. Darüber hinaus spricht das Christentum von den drei theologischen oder göttlichen Tugenden Glaube und Hoffnung und Liebe (Agape oder Caritas), von denen die göttliche Liebe oder Caritas die größte ist und die in Ewigkeit bleibende. Dionysius Areopagita spricht in seiner Lehre von der himmlischen Hierarchie von den Engelschören der Virtutes oder Tugendkräfte. Personifiziert wurde die Arete von Ben Jonson in seiner satirischen Komödie „die Quelle der Selbstliebe“, da unter einer Masse von selbstverliebten Narren und Närrinnen in lobenswürdiger Liebe wandeln der Mann Agaton, der Gute, und die Frau Arete, die Tugend, die sich schließlich vermählen unter dem Segen der göttlichen Jungfrau Diana.
ARISTOTELES
Platon war achtzig Jahre alt und lehrte in der Akademie und Aristoteles war zwanzig Jahre alt und war Platons Schüler. Einmal versammelte Platon seine Schüler um sich, da war Aristoteles nicht gegenwärtig, da sagte Platon: Heute ist der Geist nicht unter uns. Aristoteles sagte aber: Platon ist ein guter Freund, aber eine bessere Freundin ist die Wahrheit. So kritisierte er die Ideenlehre Platons, indem er sagte: Gibt es denn auch eine Idee der Scheiße? Aristoteles arbeitete dann als Pädagoge und erzog den Prinzen Alexander, der später als Alexander der Große den ganzen Orient eroberte und ein hellenistisches Weltreich begründete. Der Legende nach soll Aristoteles bezaubert gewesen sein von der Hetäre Phryne, dann kroch der Philosoph auf allen Vieren und ließ Phryne auf seinem Rücken reiten. Er liebte das Lesen und las bis tief in die Nacht, dabei hielt er eine Metallkugel in der Hand und hatte neben dem Bett eine Metallschale stehen, und wenn er beim Lesen einschlief, fiel die Kugel in die Schale, und von dem Lärm wachte Aristoteles auf und las weiter. Aristoteles schloss logisch, dass jede Bewegung eine Ursache habe, ein Bewegendes, und das aller Bewegung ein Erstbewegendes voranging, diesen Erstbeweger nannte er Gott, die Erstursache. Dieser Gott ist die Ursache aller Bewegung, selbst aber unbewegt. So wird dieser Gott von den Menschen geliebt, selbst liebt er aber nicht. Aber dieser Gott legt in alle Bewegung auch das Streben nach dem Ziel der Vollendung, nach dem telos, und dieses Ziel alles Seienden ist die Vollendung in Gott. So ist Gott Ursache und Ziel der Natur oder, wie die Bibel sagt, Alpha und Omega. Aristoteles dachte sich die Materie als anfangslos. Das übernahm später Giordano Bruno. Alle Materie wird von einem geistigen Prinzip gestaltet, das nannte Aristoteles die Form. Die geistige Seele ist das Formprinzip des menschlichen Leibes. Die Pflanzen haben auch ein Lebensprinzip, die Pflanzenseele. Die Tiere haben eine animalische Seele, die die Pflanzenseele in sich enthält, aber darüber hinausgeht. Die vernünftige Geistseele des Menschen enthält die Pflanzenseele und die Tierseele, geht aber darüber hinaus. Das Wesen des Menschen ist es, ein vernünftiges Wesen zu sein oder, wie Aristoteles sagt, ein rationales 'Tier. Er nennt den Menschen auch ein politisches oder soziales Tier. Diese Position kritisierte der Phänomenologe Dietrich von Hildebrandt und nannte den Menschen eine inkarnierte Person. Die geistige Form führt die Materie zur Gestaltung und zur Vollendung, und dieses Entwicklungsprinzip nannte Aristoteles die Entelechie. Der alte Goethe nannte die unsterbliche Seele des Doktor Faust auch seine Entelechie. Goethe sagte zu Eckermann über den Tod, er gehe davon aus, dass die Entelechie seines Geistes oder seiner Ur-Monade im ewigen Leben sich schöpferisch weiter betätige. Da Aristoteles den Menschen als vernünftiges Tier ansah, verwirklichte sich für ihn das Wesen des Menschen in einem vernünftigen Leben, in der Verwirklichung der menschlichen Tugenden Klugheit, Besonnenheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit. Dieses vernünftige und tugendhafte Leben führe zur Eudämonie, zum guten Leben, zur Glückseligkeit. Die Glückseligkeit sah Aristoteles als das Höchste Gut des Menschen an. Darin folgte ihm Boethius in seinem Trost der Philosophie. Im Unterschied zu Platon, dachte sich Aristoteles keine Unsterblichkeit der Seele, weil er die Seele als Form des Leibes ansah und sich keine Trennung der beiden Prinzipien denken konnte. Unsterblich war für ihn allein der göttliche Geist. Das setzte der heilige Thomas von Aquin fort, der von der Leib-Seele-Einheit sprach und neben der Unsterblichkeit der Seele auch von der Auferstehung des Fleisches sprach. Die Lehre des Aristoteles hat eine unabsehliche Folge. Im Islam haben die arabischen Philosophen Avicenna und Averrhoes versucht, die Lehren des Aristoteles mit der Lehre des Koran zu harmonisieren. Im Judentum hat Rabbi Moyses oder Maimonides versucht, die Philosophie mit der Torah zu harmonisieren. Mit diesen orientalischen Philosophen haben sich Albertus Magnus und Thomas von Aquin auseinander gesetzt. Thomas nannte Aristoteles einfach: den Philosophen. Die Philosophie des Aristoteles begründete die klassische christliche Philosophie des Mittelalters, die Scholastik, deren Gipfel die Philosophie des heiligen Thomas ist. Luther dagegen protestierte und sagte, die Priester kennen ihren Aristoteles besser als die Bibel. Luther sprach von der Vernunft als einer Hure: Fraw klüglin ist ein hur! Im zwanzigsten Jahrhundert haben Philosophen wie die heilige Edith Stein und der heilige Karol Wojtyla den Aristoteles-Thomas mit der Philosophie der Phäomenologie und des Personalismus zusammen gedacht.
ÄSTHETIK
Im fünften Jahrhundert vor Christus gab es in China schon eine lange Tradition hochstehender Kunstwerke, als Konfuzius die Dichtkunst und die klassische Musik pries zur Erziehung des Menschen zur Menschlichkeit. Der urkommunistische Philosoph Mo Ti lehnte die Kunst ab, weil sie nur dem Adel zugänglich sei und nicht dem einfachen Volk.
In Indien prägte man in der Ästhetik den Begriff des Rasa, des Zustandes des Künstlers, Begeisterung, Inspiration, Manie, Rausch, Ekstase, aus dem das wahre Kunstwerk entsteht. In Griechenland sprach Homer von Schönheit und Harmonie, Hesiod von Inspiration durch die Musen, Pindar von der Sophia des Dichters. Heraklit sprach von Kunst als Nachahmung der Natur, Demokrit vom Wesen der Schönheit als Symmetrie und Harmonie, Pythagoras sprach von einer kosmischen Ordnung der Harmonie nach mathematischen Gesetzen, Sokrates identifizierte das Schöne mit dem Guten. Platon ist der eigentliche Philosoph der Schönheit. Diotima beschreibt im Symposium den Aufstieg vom sinnlich Schönen des Körpers zum seelisch Schönen der Tugend, bis zum göttlich Schönen der Aphrodite Urania. Alles sichtbar Schöne ist Abbild der Idee der Schönheit. Allerdings verbannte Platon die Dichter und Künstler aus seinem idealen Staat. Aristoteles untersuchte die griechischen Künste. Nachahmung der Natur, aber nicht des Zufälligen, sondern des Wesentlichen und Gesetzmäßigen, sei Kunst. Dem sinnlich Schönen wohnt Proportion, Ordnung und Bestimmtheit inne. Plotin sprach von einer stufenweisen Emanation aus dem göttlichen Einen, da immer das Vollkommenere das Geringere zeugt, das Geringste ist die sinnliche Schönheit der Materie. Der Mensch muss stufenweise von niederer zu höherer Schönheit aufsteigen, um schließlich in Ekstase die göttliche Urschönheit zu schauen. Er bestätigte Platon, dass alles sinnlich Schöne und Kunstschöne schön sei durch abbildliche Anteilhabe an der göttlichen Urschönheit. Seneca meinte, alle Schönheit sei Wirkung der göttlichen Vernunft. Für Augustinus war Schönheit ein Name Gottes. Er betete zur Schönheit: O Schönheit, spät erst hab ich dich geliebt. Ich suchte dich immer im Äußeren, bis ich erkannte, dass du in mir wohnst. Dionysius Areopagita nannte die Urgottheit auch Urschönheit, die Quelle aller Schönheit. Es gibt eine Analogie zwischen göttlicher und irdischer Schönheit. Es gibt aber auch einen stufenweisen Abfall vom göttlich Schönen. Je näher Gott, desto schöner. Die irdische Schönheit ist unähnlich-ähnlich der göttlichen Schönheit. Die Schönheit wird für die eucharistische Kultfeier gefordert, für Zeremonie, Kleidung, Gebäude, Kultgegenstände, Bilder. Die Analogie der Schönheit der Schöpfung zur göttlichen Schönheit bedeutet, dass der Künstler die Schönheit nicht schafft, sondern nur die objektiv seiende Schönheit aufzeigt oder offenbart. Bernhard von Clairveaux pries ein Schönheitsideal der Liebesmystik, eine ruhige, lichtvolle, heilige und keusche Schönheit. Thomas von Aquin nannte Schönheit den Glanz der Ordnung. Schönheit sei geprägt von Klarheit, Proportion und Perfektion. Bonaventura sprach von einer Kontemplation der irdischen Schönheit, die zur Schau der göttlichen Schönheit führt. In der Renaissance sprachen Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Pico della Mirandola und Ficino von der Nachahmung des Naturschönen, der Darstellung des Gesetzmäßig-Schönen, von der inneren Welt der Bilder in der Seele des Schaffenden, vom Aufstieg zur intelligiblen Schönheit. Marsillio Ficino und Nikolaus Cusano sprachen von der Schönheit als einem Triumph über die Natur und dass die Kunst um so schöner sei, je näher sie der intelligiblen Schönheit komme. Ficino sprach von der Melancholie als Gemütszustand des Künstlers, Voraussetzung für die Schöpfung schöner und weiser Werke.
Im deutschen Idealismus sagte Hegel, der dialektisch-werdende Gott inkarniere in der Welt und komme durch das Bewusstsein des Menschen zu sich selbst in drei Stufen: durch den Künstler, durch den Gläubigen und durch den Philosophen. Also wird Gott durch die Schönheit der Kunst zum vollendeten Gott. Schiller unterschied die ideale Schönheit und die reale Schönheit, also die Schönheit der Erfahrung. Die reale Schönheit teilte er in schmelzende und energische Schönheit. Die schmelzende Schönheit ist die eigentliche Schönheit, eine Mischung aus Sinnlichkeit und Vernunft. Die energische Schönheit ist die Schönheit des Erhabenen und Kraftvollen. Die ideale Schönheit ist nicht an die Realität gebunden. Sie ist die wahre Kunst, die nur durch das ästhetische Spiel erreicht wird. Sie versetzt den Menschen in einen ästhetischen Idealzustand der wahren Freiheit. Der Mensch muss prüfen, ob die Kunst ihn in den ästhetischen Idealzustand versetzt. Allerdings muss der Mensch auch empfänglich sein für die Idealschönheit. Kierkegaard sprach von dem ästhetischen Leben als einem Leben nach den Prinzipien des Schönen, Angenehmen, Lustvollen. Höher stellte er das ethische Leben nach den Prinzipien der Tugend, des Guten, der Nächstenliebe. Am höchsten steht das religiöse Leben als eine radikale Imitation des gekreuzigten Christus. Wladimir Solowjew entwickelte eine Ästhetik des Naturschönen und des Kunstschönen und sah das Prinzip des Schönen vor allem im Prinzip der Durchdringung und Aufklärung der Materie durch den Geist. Darum ist der Mensch die Krone der Schöpfung. Wie Goethe in seiner klassischen Walpurgisnacht die ganze Genesis in Galathea münden ließ, wie Moses in seiner Genesis das Sechstagewerk der Schöpfung mit der Schöpfung Evas krönte, sah auch Wladimir Solowjew die schöne Frau als Krone der Schöpfung an. Die vollkommen schöne Frau, die ganz von Geist und Licht durchdrungen ist, ist die makellose Jungfrau Maria, die tota pulchra perfectissima.
AUGUSTINUS
Augustinus wurde in Nordafrika als Sohn eines Heiden und einer Christin, der heiligen Monica, geboren. Er wandte sich bald von seiner christlichen Erziehung ab und vertiefte sich in Rhetorik, heidnische Dichtkunst und Philosophie. Er lebte mit einer Konkubine zusammen und ward durch sie Vater seines Sohnes Adeodatus, der nach der Bekehrung des Augustinus auch Christ wurde. Die Bibel lehnte Augustinus als unphilosophisches Buch ab. Er wandte sich dem Manichäismus zu, einer persischen Religion, die vom Dualismus eines guten und eines bösen Gottes ausging. Augustinus studierte dann auch den Platonismus und Neuplatonismus, vor allem Plotin. Er arbeitete als Rhetoriker und kam nach Mailand, wo er um der schönen Sprache willen die Predigten des heiligen Ambrosius hörte. Diese erschlossen ihm den tiefen geistigen Sinn der Bibel, der ihm vorher verschlossen war. Er bekehrte sich zu Christus und ließ sich taufen. Seine Mutter, die heilige Monica, hatte viele Jahre unter Tränen um seine Bekehrung gebetet. Die Schriften Ciceros hatten ihn bewogen, sich der Weisheit zu widmen. Nach seiner Bekehrung wurde er Priester und später Bischof in Nordafrika. Sein literarisches Schaffen entfaltete sich erst nach seiner Bekehrung. Zuerst schrieb er Dialoge im klassischen Stil. Berühmt ist sein Selbstdialog, da sein Ich mit seiner Vernunft diskutiert. Er setzte sich mit dem spätantiken Skeptizismus auseinander. Er schätzte den Zweifel, aber bei allem Zweifeln zweifelt doch der Zweifelnde nicht an der Existenz seines Ich. Da sein Ich existiert, gibt es also ein Seiendes. Von diesem Seienden kann auf das absolute, ewige Sein geschlossen werden, das wir Gott nennen. Augustinus entwickelte eine christliche Philosophie, indem er die göttliche Offenbarung mit den Mitteln der neuplatonischen und stoischen Philosophie durchdachte. Berühmt geworden ist Augustinus durch sein literarisches Alterswerk: die Bekenntnisse, das Buch über die Dreifaltigkeit Gottes, das Buch über den Gottesstaat. Der Mensch ist gut geschaffen und mit einem freien Willen. Aber im Sündenfall gebrauchten Adam und Eva ihren freien Willen zur Abkehr von Gott. Diese Sünde wird als Erbsünde der natürliche Zustand aller nachfolgenden Menschen sein. Nur mit Hilfe der göttlichen Gnade können die sündigen Menschen zu Gott heimkehren. Das Zusammenspiel von göttlicher Gnade und freiem Willen bei der Rettung des Menschen konnte von der christlichen Theologie bisher nicht exakt beschrieben werden. Luther, der Augustinermönch, lehnte den freien Willen ab. Die Rettung komme allein durch Gnade – oder eben nicht. Das führte bei Calvin zur Prädestinationslehre, der Mensch sei von Gott vorherbestimmt entweder zur Rettung oder zur Verdammnis. Diese reformatorischen Lehren stimmen aber nicht mit Augustinus überein. In den Bekenntnissen schildert Augustinus die Flüchtigkeit der zeitlichen Dinge, da die Zukunft noch nicht sei, die Vergangenheit nicht mehr sei, die Gegenwart ein bloßer Punkt ist, da Zukunft in Vergangenheit übergeht. Es gelte also, sich den ewigen Dingen zuzuwenden. Die Seele mit den drei Seelenvermögen Wille oder Liebe und Verstand oder Weisheit und Gedächtnis sei Abbild der Dreifaltigkeit Gottes. Gott wohne in der Seele. Gott ist dem Menschen innerlicher als sein eigenes Ich. Christus ist der innere Lehrer. Die göttliche Schönheit ist im Inneren zu suchen. Das irdische Leben ist ein Pilgerweg zu Gott. Dieser Pilgerweg ist ein beständiger Kampf zwischen Gott und dem Teufel, Gut und Böse, Licht und Finsternis. Das Reich Christi oder der Gottesstaat ist nicht von dieser Welt, aber das Himmelreich ist keimhaft schon in der Geschichte gegenwärtig, aber im Kampf mit dem Fürsten dieser Welt. Der Sieg des Gottesstaates am Ende der Zeit ist gewiss. Das Heil beschreibt Augustinus nicht nur als ein Schauen Gottes, sondern als ein Genießen Gottes: Wir werden von der Gottheit befriedigt, aber nicht so, dass wir ihrer überdrüssig werden, wir werden schmachten nach dem Genuss der Gottheit, aber nicht so, dass wir unglücklich werden. In einem ewigen Spiel von Schmachten und Befriedigung genießen wir die Vereinigung mit der Gottheit.
AUTORITÄT
Die allerhöchste Autorität ist Gott Vater. Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Es ist für die Ordnung der Menschheit, ja der ganzen Schöpfung, absolut heilsnotwendig, diese uneingeschränkte Herrschaft des Herrn anzuerkennen. Diese Autorität des Vaters ist keine Willkürherrschaft, sondern ergibt sich aus der bedingungslosen Liebe des Schöpfers zu allen seinen Geschöpfen. Dieser Vater im Himmel ist der Vater aller Vaterschaft, der Herr der Herren und König der Könige. Durch Gottes Weisheit regieren die Könige, heißt es in der Schrift. Die staatliche Obrigkeit ist von Gott den Menschen verordnet. Den Bürgern des Staates ist der Obrigkeit gegenüber Gehorsam befohlen. Die Grenze dieses Gehorsams ist nicht der Wunsch des Menschen, sondern der höhere Gehorsam Gott gegenüber. Die Obrigkeit soll den Geboten Gottes untertan sein. Das war das Konzept des Kaisertums von Gottes Gnaden im heiligen römischen Reich deutscher Nation und in der Habsburger Monarchie. Platon preist vor allen Regierungsformen die Monarchie. Wenn sie entartet, wird sie zur Tyrannei. Dann folgt die Aristokratie, wenn diese entartet, wird sie zur Oligarchie. Dann folgt die Demokratie, die, wenn sie entartet, zur Anarchie wird, der chaotischen Pöbelherrschaft. Konfuzius sagte: Wenn der Vater Himmel über dem Himmelssohn steht, wenn der Kaiser über den Fürsten steht, wenn die Fürsten über den Familienvätern stehen, wenn der Vater über der Mutter steht und der ältere Sohn über dem jüngeren Sohn und der ältere Freund über dem jüngeren Freund, dann ist das ganze Reich in Ordnung, in himmlischer Harmonie, in einer geordneten Hierarchie. Die himmlische Hierarchie ist nach Dionysius Areopagita geordnet in den Chören der Engel und setzt sich auf Erden in der Hierarchie der Kirche fort. An der Spitze der kirchlichen Hierarchie steht der Papst, der den Vorsitz in der Liebe hat. Die Gläubigen sind aufgefordert, in der kirchlichen Hierarchie dem apostolischen Lehramt zu gehorchen. Die Orthodoxen und Protestanten haben sich selbst aus der kirchlichen Hierarchie ausgeschlossen, die von Christus eingesetzt worden ist. In der Familie soll der Mann das Haupt sein und seine Frau lieben, wie Christus seine Kirche liebt. Die Frau soll ihren Mann ehren, wie die Kirche den Herrn ehrt. Der Vater soll seine Kinder nicht zum Zorn reizen, sondern ein Abbild des liebenden Vaters im Himmel sein. Goethe sagte: Man könnte erzogene Kinder gebären, wenn die Eltern nur auch erzogen wären. Die Eltern können nur liebevolle und starke Autorität ausstrahlen, wenn sie sich selbst der Autorität Gottes unterordnen. Anarchistische Eltern, wie unsere Zeiten zeigen, bringen anarchistische Kinder hervor. Hölderlin sagte: Die Kinder sind wie Reben, die wild am Boden herum irren und keine Früchte bringen, wenn sie nicht an einer starken Ulme angebunden in die Höhe wachsen.
BÖSES
Im Buddhismus heißt der Böse Mara, er verführte den unterm Ficus religiosus meditierenden Buddha in Gestalt eines nackten Mädchens zur Anhänglichkeit ans Leben. Ein buddhistischer Mönch hatte schon sechs Erleuchtungen erfahren, da begehrte er die letzte, siebente Erleuchtung. Darum wollte er Selbstmord begehen, um ins Nirwana einzugehen. Da kam der Böse und sagte: Bring dich nicht um, sondern liebe das Leben! Da rief der Mönch Buddha um Hilfe, und Buddha kam und half dem Mönch zum Selbstmord. In der Religion des Zoroaster, wie er griechisch heißt, oder Zarathustra, wie er persisch heißt, gibt es den guten Gott Ahura Mazda und den bösen Gott Ahriman, die ewig im Kampf miteinander liegen, und der Mensch ist in diesen Kampf mitten hineingestellt. In der Gnosis machte man einen Unterschied zwischen dem Gott Israels als dem Schöpfer und dem lieben Vater Jesu Christi. Den Schöpfer sah man als einen bösen Gott an, der die böse Materie geschaffen hatte. Leiblichkeit des Menschen und Sexualität waren böse. Diese Lehre nahmen später die Katharer in Südfrankreich wieder auf. Der Islam erzählt, dass Allah alle Engel aufgefordert hatte, Adam anzubeten. Alle Engel beteten Adam an außer Iblis, der Diabolo, der Teufel. Er sagte sich: Ich bin ein Engel und stehe über dem Menschen. So ist Shaitan oder Iblis von Anfang an ein Rebell gegen Allah. Ein Moslem wird auf seiner Pilgerfahrt zur Kaaba von Mekka den Shaitan steinigen und verfluchen. Die christlichen Kirchenväter spekulierten über den in der Bibel berichteten Fall der Engel am Anfang der Zeit. Gott zeigte den Engeln am Anbeginn der Zeit, dass Gottes Sohn ein Mensch werden wird, von einer Frau geboren, die zur Königin der Engel erhoben wird. Luzifer, der ein Cherub war, sagte sich: Das ist unerträglich, dass Gottes Sohn nicht ein Engel wird, sondern ein Mensch, und dass eine Frau Königin der Engel werden soll. Daraufhin rebellierte Luzifer gegen den Plan Gottes. Ein Drittel der Engel folgte ihm, und sie wurden von Christus und Sankt Michael in die Hölle gestoßen. Darum ist es das Kennzeichen der heiligen Engel, die Jungfrau Maria als ihre Königin zu grüßen, wie Sankt Gabriel tat und die Jungfrau in Nazareth grüßte: Heil Maria, Gnadenvolle! Darum ist das Gebet des Ave Maria die sicherste Absage an Satan und seine gefallenen Engel. John Milton hat den Sturz Satans in seinem Epos „das verlorene Paradies“ besungen. In der jüdischen Esoterik der Kabbala entsteht das Böse aus dem Zorn Gottes. Dort ist Luzifer vermählt mit der Sie-Teufelin Lilith. Lilith ist das Böse in weiblicher Gestalt und verursacht vor allem Ehebruch, Unzucht und Kindermord. Wir leben in unseren prostituierten Zeiten mit der billionenfachen Abtreibung in einem Zeitalter der Lilith. Vom feministischen Satanismus wird Lilith als Göttin der Frauen angebetet. Augustinus und auch Boethius in seinem Trost der Philosophie sagen, dass das Böse kein wesentliches Sein besitzt, sondern nur in einem Mangel des Guten besteht, also wesentlich Nichts ist. Hölderlin sagte: Das Böse ist nichts, das soll mir einer begreifen wie der Adler den Raub. Luther sagte: Gott verstockte das Herz des Pharao, um dann Gottes Macht am Pharao zu beweisen durch die Befreiung der Kinder Israels. Gott tue also Böses, um das Böse durch das größere Gute zu überwinden, und sich so zu verherrlichen. Gott sei also ein dialektischer Gott, der sein eigenes Böses durch sein eigenes Gutes überwinde. Hegel als Student der evangelischen Theologie nahm Luthers Gedanken von dialektisch-werdenden Gott auf und sprach darum von Luzifer als der vierten Person Gottes. Papst Johannes Paul der Große sprach von den beiden großen satanischen Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts, dem Nationalsozialismus, und dem Kommunismus mit ihren Hunderten Millionen Opfern. Das einzige Gegenmittel sah der Heilige in der Barmherzigkeit Gottes, die aus dem Bösen noch Gutes entstehen lassen kann.
CHILIASMUS
Die Lehre vom Tausendjährigen Reich oder dem Friedensreich des Messias auf Erden beruht auf einer wörtlichen Auslegung der Apokalypse des Johannes. Die Lehre wurde von einigen frühen Kirchenvätern vertreten, von anderen abgelehnt. Im Laufe der Zeit entschloss sich die Kirche, den Chiliasmus zu verwerfen. Nach Augustinus bezeichnet das Tausendjährige Reich die Zeit zwischen der Himmelfahrt Jesu und der Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit am Ende der Zeiten. In dieser Zeit herrscht der Messias mit den Heiligen im Himmel. Einen besonderen Chiliasmus vertrat Joachim di Fiore. Er sagte: Das Reich des Vaters war das Reich des Gesetzes und reichte bis zur Geburt Christi. Dann kam das Reich des Sohnes als das Reich der Gnade und der hierarchischen Kirche. Darauf erwartete Joachim das Reich des Geistes als das Reich der Freiheit und der charismatischen Geistmenschen. Die Franziskaner-Spiritualen sahen das Zeitalter des Geistes mit dem Kommen des heiligen Franziskus gekommen. In der Zeit der Reformation vertraten die radikal-protestantischen Wiedertäufer die wörtliche Lehre vom Tausendjährigen Reich. In Abgrenzung zu den Wiedertäufern lehnte die Augsburgische Konfession der evangelischen Kirche den Chiliasmus ab. Die Lutherische Kirche wie die Katholische Kirche lehnen diese Vorstellung bis heute ab. Im Gefolge der Wiedertäufer lebt die Idee aber fort bei den radikalen Pietisten, den evangelikalen Freikirchen und den Pfingstlern. Die Evangelikalen erwarten die Wiederkunft Christi, die damit verbundene Entrückung der Gemeinde, und dann das Tausendjährige Reich des Messias, bis das Weltgericht kommt. Kardinal Ratzinger, unter Papst Johannes Paul dem Großen Präfekt der Glaubenskongregation, sagte, es gäbe keine Stellungnahme der Kirche, ob die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit das selbe sei wie die Wiederkunft zum Weltgericht oder ob das zwei verschiedene Ereignisse seien. Als die polnische Mystikerin Schwester Faustyna um 1920 Offenbarungen Jesu empfing, war darin die Rede davon, dass vor dem Kommen Christi als Richter ein Kommen Christi als der barmherzige Jesus sich ereigne. Die verschiedenen Privatoffenbarungen der Jungfrau Maria sprechen von der gegenwärtigen Zeit als der Zeit der großen Drangsal und des großen Glaubensabfalls und verheißen eine gewaltige Christus-Erscheinung auf Erden und ein darauf folgendes Friedensreich auf Erden. Die Prophezeiungen der Päpste sprechen wie die Charismatiker von einem Neuen Pfingsten, einem neuen Frühling der Kirche, einem neuen Menschheitsfrühling, oder wie Papst Johannes Paul II von einer Zivilisation der Liebe. Aber weil der Teufel, wie Luther sagte, der Affe Gottes ist und alles auf schlechte Art nachäfft, gibt es auch den antichristlichen Chiliasmus der marxistischen Heilserwartung eines Arbeiter-und-Bauern-Paradieses auf Erden und der nationalsozialistischen Ideologie vom Tausendjährigen Reich der Herrschaft des arischen Herrenmenschen, sowie in unserer Zeit den Chiliasmus des New Age, der eine Universale Weltharmonie durch die Welteinheitsreligion des esoterischen Synkretismus verheißt.
COGITO ERGO SUM
Rene Descartes schrieb in seinem Werk „Meditationes de prima philosophia“: „Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“ In dem „Discours de la méthode“ schrieb Descartes: „Nun hatte ich beobachtet, dass in dem Satz: Ich denke, also bin ich (Je pense, donc je suis) überhaupt nur dies mir die Gewißheit gibt, die Wahrheit zu sagen, dass ich klar einsehe, dass man, um zu denken, sein muss.“ In seinen Meditationen über die Grundlagen der Philosophie schrieb Descartes über einen möglichen bösartigen Dämon, durch den Sinne und Wahrnehmung getäuscht werden könnten: „Nun, wenn er mich auch täuscht, so ist es also unzweifelhaft, dass ich bin. Er täusche mich, so viel er kann, niemals wird er jedoch fertigbringen, dass ich nichts bin, so lange ich denke, dass ich etwas sei. Und so komme ich, nachdem ich nun alles mehr als genug hin und her erwogen habe, schließlich zu der Feststellung, dass dieser Satz: Ich bin, ich existiere, so oft ich ihn ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist.“ Später fasst Descartes seine Erkenntnis in den Prinzipien der Philosophie mit der lateinischen Formulierung „ego cogito, ergo sum“ zusammen. „Indem wir so alles nur irgend Zweifelhafte zurückweisen und für falsch gelten lassen, können wir leicht annehmen, dass es keinen Gott, keinen Himmel, keinen Körper gibt; dass wir selbst weder Hände noch Füße, überhaupt keinen Körper haben; aber wir können nicht annehmen, dass wir, die wir solches denken, nichts sind; denn es ist ein Widerspruch, dass das, was denkt, in dem Zeitpunkt, wo es denkt, nicht bestehe. Deshalb ist die Erkenntnis: Ich denke, also bin ich, von allen die erste und gewisseste, welche bei einem ordnungsmäßigen Philosophieren hervortritt.“ Vor Descartes hatte bereits Augustinus in seinem Gottesstaat mit der unmittelbaren Selbstgegebenheit des Denkenden argumentiert: „Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen. Und demnach bin ich, wenn ich mich täusche. Weil ich also bin, wenn ich mich täusche, wie sollte ich mich über mein Sein täuschen, da es doch gewiss ist, dass ich bin, gerade wenn ich mich täusche?“ Augustinus schloss von der unzweifelhaften Existenz des Zweifelnden auf die unzweifelhafte Existenz des Seins, des Seienden überhaupt, und kam so zu dem Glauben an den Gott des Seins, den Seienden, der sagte: Ich bin, der ich bin. Nietzsche kritisierte, dass die Metaphysiker immer von ihrem eigenen Ich auf das Ich Gottes schlossen. In der modernen Esoterik wird das Ich, die Person des Menschen aufgelöst: Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? So fragen zeitgenössische Modephilosophen. Da sich in der esoterischen Anthropologie die Person des Menschen in innere Dämonen und Energien auflöst, wird auch geleugnet, dass Gott Person ist. Es wird nicht an den Gott Ich-Bin geglaubt, sondern an eine unpersönliche kosmische Energie, welche magisch beschworen wird. Einen anderen Kommentar zur Evidenz des Ich gibt der taoistische Philosoph Dschuang Dse: „Wenn Dschuang Dse träumt, dass er ein Schmetterling ist, ist es dann Dschuang Dse, der träumt, dass er ein Schmetterling sei, oder ist es ein Schmetterling, der träumt, dass er Dschuang Dse sei.“
COINCIDENTIA OPPOSITORUM
Der Ineinsfall der Gegensätze ist ein Begriff der Philosophie des Nikolais von Kues oder Cusano. Schon der alte Grieche Anaximander nahm diese Koinzidenz an für die Urmaterie, die das größte und das kleinste zugleich sei. Cusanus distanzierte sich von der aristotelischen Scholastik, die den Satz des Widerspruchs aufstellte, etwas könne nicht zugleich seiend und nichtseiend gedacht werden oder zugleich böse und gut, da das Böse die Negation des Guten ist. Cusanus war Neuplatoniker und hatte von Plotin gelernt, das Gott das Eine ist, die All-Einheit, wie Hölderlin sagt. Gott ist unaussprechlich und undenkbar und steht über dem Widerspruch von Sein und Nichts. Diese Lehre von Plotin nahm Dionysius Areopagita auf und sprach von der über-seienden Gottheit, von der wir nur sagen können, was sie nicht ist, sie ist un-endlich, un-sichtbar, un-beschreiblich, un-denkbar. Angeregt von Meister Eckart und Raimondus Lullus entwickelte Cusanus seine Lehre. Er unterschied zwischen dem Verstand oder Ratio und Vernunft oder Intellekt. Der Verstand richte sich auf die quantitative Ordnung des sinnlich Gegebenen. In dieser materiell endlichen Welt gilt der Satz vom Widerspruch, dass Gegensätze nicht identisch sein können. Die Vernunfterkenntnis steht höher als die Verstandestätigkeit. Mit der Vernunft kann man sich den Zusammenfall der Gegensätze denken. Der Vernunft ist Gott das Größte, was gedacht werden kann, da der transzendente Gott alle Universen an Größe übertrifft, und zugleich ist Gott das Allerkleinste, da Gott in allen Dingen immanent innewohnt. Platonisch im mathematischen Gleichnis gesprochen, ist die Linie zugleich ein Dreieck, dessen Grundlinie unendlich breit ist und dessen Höhe gleich Null ist, und zugleich ist die Linie ein Kreis mit einem unendlichen Umfang. Diese Erkenntnismethode Gottes, Gott zugleich zu denken als Sein und als Nichts, oder genauer gesagt, über dem Widerspruch von Sein und Nichts existierende über-seiende einfache Einheit, nennt Cusanus die docta ignorantia, die gelehrte Unwissenheit. Sie ist mehr eine Methode der Meditation, um zur Vision von Gott zu gelangen, als eine philosophische Lehre. Gott wohnt nicht in dem Zusammenfall der Gegensätze, sondern jenseits davon. So kann die Lehre vom Ineinsfall der Gegensätze nach Cusanus auch zu einer Mauer zwischen Gott und dem Gottsucher werden. Die Lehre des Cusanus wurde von Giordano Bruno pantheistisch interpretiert, der Gott und Welt in eins zusammen fallen ließ. Von Bruno führt die Tradition zu Hegel, der in Gott ein dialektisches Prinzip annahm: Gott ist die These, die Inkarnation Gottes in der Welt ist die Antithese, der im Bewusstsein des philosophierenden Menschen zum Weltgeist gewordene Gott ist die Synthese. Der Ineinsfall der Gegensätze wird auch in der christlich-feministischen Theologie verwandt, um zu sagen, dass Gott der Ineinsfall von Väterlichkeit und Mütterlichkeit ist.
CREDO UT INTELLIGAM
Der Satz stammt vom heiligen Anselm von Canterbury, einem Benediktiner, und bedeutet: Ich glaube, um verstehen zu können. Nach Anselm ist der Glaube die Antwort auf die göttliche Offenbarung in Christus, wie er der heiligen Kirche anvertraut wurde. Dieser Glaube ist ein höheres Wissen, das nicht aus dem Denken des 'Menschen stammt, sondern aus der Offenbarung Gottes. Dieser Glaube erleuchtet das Wissen. Die Offenbarung schenkt ein höheres Wissen. Darum ist der Glaube nicht, wie heute gesagt wird, ein Nicht-Wissen, sondern ein höheres Wissen. Aber diesen Glauben, im bedingungslosen Glaubensgehorsam von der Kirche empfangen, wollte Anselm mit den Mitteln des menschlichen Wissens, des Denkens, des Philosophierens besser ergründen. Zu der Erkenntnis, dass Gott existiert, ist der Mensch durch sein Philosophieren gelangt. Aber dass Gott dreifaltig-einer ist, weiß der Mensch nur aus der Selbstoffenbarung Christi. Aber ein Glaube, der nicht von der Vernunft durchdrungen wird, kann leicht zum Aberglauben, Irrglauben oder Fanatismus werden. Dagegen eine Philosophie, die die höhere Erleuchtung durch die göttliche Offenbarung ablehnt, tappt im Finsteren, und es ist dann bloßer Zufall, wenn Körnchen der Wahrheit vorhanden sind. Glaube und Vernunft sind die beiden Flügel, auf denen der Mensch sich zu Gott erhebt. Es ist eine besondere Zierde des katholischen Christentums, dass es mehr als andere christliche Konfessionen große Philosophen hervorgebracht hat. Zur Zeit der Scholastik bezeichnete man in Anlehnung an Anselm die Philosophie die Magd der Theologie. Der große Denker Abälard, der Liebhaber der Héloise, der Entmannte, kehrte den Satz des Anselm um, indem er sagte: Ich will verstehen, um glauben zu können. Der heilige Bernhard von Clairveaux, der Mystiker der göttlichen Liebe, stellte den Satz auf, dass man nur erkennen kann, was man liebt.
DASEIN
Bei Hegel ist das Dasein ein Etwas, ein Moment des Werdens, gemischt aus Sein und Nichts, der Vergänglichkeit unterworfen, es ist endlich. Es hat eine quantitative Grenze und auch eine qualitative Grenze. Die qualitative Grenze grenzt das konkrete Etwas in seinem So-sein vom Anderen ab, das qualitativ anders ist. Das Andere ist die Negation des Etwas. Heidegger unterscheidet Dasein vom Vorhandenen. Vorhandenes sind die Dinge der Welt. Dasein ist bewusstes Sein, ist Existenz des Menschen. Dasein ist bewusst und nimmt Stellung zu sich selbst und zu der Welt. Dasein ist voller Möglichkeiten. Ein Mensch entscheidet sich, was er werden will. Aber Dasein ist auch eine Geworfenheit, das heißt, in das Dasein des Menschen kommt auch etwas vor ihm oder außer ihm liegendes. Daran knüpft Edith Stein an und sagt, das das Dasein des Menschen ja nicht vom Menschen selbst kommt, sondern seinen Ursprung im absoluten Sein oder Gott hat. Auch ist die Existenz oder das Dasein des Menschen keine rein individuelle Erscheinung, sondern empfängt Wesentliches von anderen Subjekten und von der Welt schon, bevor es Ich denkt. So empfängt der Mensch sein Menschenbild von den Eltern, wächst in einer bestimmten Natur und Kultur und Sprache heran, das alles prägt ihn wesentlich, bevor er seine Individualität entdeckt. So grenzt das isolierte Dasein oder die einsame Existenz an das Dasein der anderen Subjekte, an das Dasein der Welt und letztlich an das Dasein Gottes.
DEISMUS
Der Deismus entstand im siebzehnten Jahrhundert in England. Seine Vorläufer waren die Antitrinitaristen. Die Deisten verkündeten einen Gott in einer Person, der die Ursache der Welt ist. Leibnitz nannte Gott einen Uhrmacher, der am Anfang die Welt als eine perfekte Uhr hergestellt hat, die dann von selbst funktioniere. Das Eingreifen Gottes in die Welt wird geleugnet. Wunder und Prophezeiungen werden geleugnet oder rationaliastisch umgedeutet. Von Gott wird nur das behauptet, was dem Verstand des Menschen einsichtig ist. Es wird die strikte Trennung von Gott und Welt behauptet. Man wollte ein Christentum ohne Offenbarung, ein Christentum als moralische Instanz zur Besserung des abergläubischen Pöbels. Göttliche Offenbarung ward als Schwindel der Priester abgetan. In Frankreich vertrat im Zusammenhang mit den Freimaurern Voltaire den Vernunftglauben. Rousseau hatte religiöse Empfindungen, sah sich aber einem unverständlichen Gott gegenüber. In Deutschland war der Deismus nicht sehr weit verbreitet. Hier mischte er sich mit der historischen Bibelkritik und stritt sich in der Person Lessings mit der protestantischen Orthodoxie. Im zwanzigsten Jahrhundert vertrat Albert Einstein einen Pan-Deismus, indem er sagte, der Alte würfele nicht, aber Einstein glaube auch nicht an einen persönlichen Gott, sondern bewundere nur die Ordnung des Kosmos.
DEKADENZ
Der Begriff wurde von Montesquieu geprägt und angewandt auf den Untergang des römischen Reiches. In der Geschichtsphilosophie stellte man sich vor, dass Kulturepochen wachsen, reif werden und verfallen. Der Verfall oder die Dekadenz bezeichnet sozusagen den Alterszustand der Kultur, die Vitalität neigt sich dem Tode zu, aber die Seele ist verfeinert. Rousseau nannte die Kulturstufe oder Zivilisation der Menschheit an sich schon dekadent und stellte ihr das Ideal des ursprünglichen Naturzustands entgegen. Nietzsche wandte den Begriff der Dekadenz auf die griechische Demokratie und besonders auf den hässlichen Sokrates an. Den Gipfel der Dekadenz sah Nietzsche im Christentum. Dekadenz bedeutete für ihn Leibfeindlichkeit, Lebensfeindlichkeit, Spiritismus und Jenseitsgläubigkeit. In seinen späteren Jahren bezeichnete er auch die Musik Wagners als dekadent. Dekadenz war für ihn gleichbedeutend mit Krankheit. Dem entgegen stellte er das Ideal des orgiastisch-vitalen Dionysoskultes der archaischen Zeit. In der Kunst bezeichnet die Dekadenz Dichter wie Baudelaire und Verlaine. Hier ist Dekadenz antibürgerliche Boheme-Kultur, geprägt von Sinnlichkeit und Exotik, Huldigung von Eros und Thanatos. In Deutschlands Dichterwelt bezeichnet die Dekadenz als lebensunfähige, aber seelisch verfeinerte Dichter Rilke, den jungen Hofmannsthal und Thomas Mann. Die kommunistische Ideologie nannte die spätbürgerliche Kultur dekadent. Die nationalsozialistische Ideologie nannte das Judentum dekadent oder entartet. In unserer Zeit bezeichnet der islamische Fundamentalismus das westliche Abendland als dekadent. In ihren Augen sind das Christentum, die säkulare Demokratie und die Marktwirtschaft Ausdruck der Dekadenz. Dem setzen sie die Rückkehr zum Islam der Anfangszeit entgegen. Die katholische Kirche sieht in der sexualkommunistischen Kulturrevolution einen Ausdruck der Dekadenz.
DEKALOG
Das moralische Sittengesetz ist Bestandteil des Naturrechts. Es kann vom Menschen durch die Vernunft und das Gewissen entdeckt werden. Es ist von Gott allen Menschen ins Gewissen gelegt worden. So haben Buddha, Sokrates und Mohammed moralische Gesetze aufgestellt, die dem Dekalog, den zehn Geboten, ähnlich sind. Da aber durch die Sünde das Gewissen des Menschen verfinstert ist, gab Gott der Herr der ganzen Menschheit das moralische Sittengesetz in einer göttlichen Offenbarung an den Propheten Mose. Das Zehn-Wort stand auf zwei Tafeln, die erste Tafel enthielt die ersten drei Gebote der rechten Gottesverehrung, die andere Tafel enthielt die sieben Worte über das rechte Verhältnis zum Nächsten. Die Einhaltung der zehn Gebote ist eine Art Läuterung für den Menschen, die zu einer Erleuchtung führt, die den positiven Sinn des Gesetzes entdeckt. Wer aus Gehorsam das Wort „Du sollst nicht lügen“ einhält, wird mit der Zeit einen Instinkt für die Wahrheit bekommen. Wer das Gebot „Du sollst nicht Ehe brechen“ einhält, bekommt mit der Zeit einen Sinn für die Schönheit menschlicher Liebe, die Schönheit des menschlichen Körpers und die Heiligkeit der Sexualität. Wer das Gebot „Du sollst nicht töten“ einhält, bekommt ein Gespür für die Heiligkeit des Lebens und wird auch die ungeborenen Kinder lieben. Jesus bestätigte die Gültigkeit des Dekalogs auch im neuen Bund und fasste die Gebote zusammen in dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Nietzsche sah in Kant einen Quasi-Mose aus Königsberg, der mit seinem kategorischen Imperativ und dem Gebot: Du sollst gut sein, in der Tradition des Dekalogs stehe. Nietzsche dagegen wollte die Tafeln des moralischen Sittengesetzes zerbrechen. Wir erleben in unserer gottlosen Zeit den Triumph dieser nihilistischen Barbarei. Im einundzwanzigsten Jahrhundert fordert die Jungfrau Maria in ihren Erscheinungen die Kirche auf, wieder die heiligen zehn Gebote zu lehren.
DEMIURG
In den Zeiten Homers wurden Handwerker und Ärzte Demiurgen genannt. In Attika wurden dann die Handwerker Banausen genannt, dafür wurden die Künstler Demiurgen genannt. Poesie heißt ja Handwerk. Sokrates verglich Gott den Schöpfer mit einem weisen und freundlichen Werkmeister. Platon entfaltete die Theologie des Demiurgen. In seinem Dialog Timäus beschreibt Platon Gott den Schöpfer als Demiurgen, der die Materie in chaotischer Unform vorfindet, auf die ewigen geistigen Ideen schaut und nach dem Urbild der Ideen den materiellen Kosmos als wohlgestaltetes Schmuckstück bildet. Dabei nimmt die vom Demiurgen geschaffene Weltseele eine Mittlerrolle ein. Platon sah den Demiurgen als lebendige göttliche Person, die sich an ihrem Werk freute. Plotin sah Gott als den Einen absolut transzendent und in keiner unmittelbaren Beziehung zur Schöpfung. Allerdings werden von ihm der Geist und die Weltseele als Demiurgen bezeichnet. Im Alten Testament wird um Buch der Sprüche die göttliche Weisheit Architektin oder Werkmeisterin des Kosmos genannt. Im Neuen Testament wird im Hebräerbrief Gott der Schöpfer Demiurg genannt. Philo von Alexandrien nannte den Logos Demiurg. Origenes und verschiedene katholische Kirchenväter griffen die platonische Ideenwelt auf und nannten sowohl Gott Vater als auch Gott Sohn Demiurg. Gott Vater habe den Logos eingesetzt, als Demiurg die Welt zu schaffen. Allerdings ist es in der christlichen Theologie eine Schöpfung aus dem Nichts. Aristoteles sah die Materie als anfangslos und ewig an. In der christlichen Auffassung ist die Materie geschaffen. Der Logos schaute auf die ewigen Ideen im Geist des Vaters und schuf nach dem Vorbild der Ideen die Schöpfung. Eine dem entgegengesetzte Vorstellung hatten die Gnostiker und der Häretiker Marcion. Sie setzten den Demiurg mit dem Gott Israels gleich und nannten ihn einen bösen Schöpfer einer bösen materiellen Welt und unterschieden ihn von dem guten Gott oder Vater Jesu Christi, der kein Schöpfer sei.
DENKEN
Das Denken ist die Tätigkeit des Verstandes, um Erkenntnisse zu erlangen. Für Platon war das Denken eine Erinnerung der Seele an ihre Präexistenz und ihre vorgeburtliche Schau der Ideen im Ideenhimmel. Für Aristoteles war das Denken das Spezifische des Menschen, er nannte den Menschen geradezu ein denkendes Tier. Plotin sprach vom Denken Gottes: Gott ist der Denker und das Gedachte und das Denken. Augustinus bezeichnete das Denken neben dem Willen und dem Gedächtnis als Vermögen der menschlichen Geistseele, die immateriell und unsterblich ist. Auch in Gott ist Wille und Vernunft. Gottes Wille ist Liebe und sein Denken ist Weisheit. In der klassisch-christlichen Philosophie des Mittelalters war das Denken ein wahrhaftiges Erkennen der objektiven Wirklichkeit. Descartes sagte mit seinem Satz: Ich denke, also bin ich, dass das Denken des Ichs dem Ich die Gewissheit seiner objektiven Existenz gibt. Für ihn wie für Spinoza war das Denken umso reiner, je unabhängiger es von den Sinneseindrücken ist. Für Locke und Hobbes war das Denken nur eine Reaktion auf die sinnlichen Eindrücke. Kant sagte, das Denken verarbeite Sinneseindrücke und gäbe ein Urteil über sie ab. Der menschliche Verstand könne aber nicht die objektive Wirklichkeit, das Ding an sich, erkennen, sondern nur, wie die Welt seinem denkenden Ich erscheine. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt sagte, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sei man zu Heidegger gegangen, weil man dort das Denken lernen könne. In unserer Zeit fragen Philosophen, ob das Denken ein Akt eines rein geistigen Bewusstseins sei oder eine Tätigkeit des Nervensystems im Gehirn. Wenn allerdings die denkende Seele, wie Augustinus sie nennt, das Lebensprinzip des Leibes ist, wie Sokrates sagt, oder die Form des Leibes, wie Aristoteles sagt, und der Mensch eine Leib-Seele-Einheit ist, wie Thomas sagt, dann ist es die Synthese, dass das Denken im rein geistigen Bewusstsein oder der Geistseele vollzogen wird und zugleich im Nervensystem der Psyche oder dem Gehirn. Im übrigen sagte Goethe: Ich habe nie über das Denken gedacht.
DEUS ABSCONDITUS
Fürwahr, du Herr bist ein verborgener Gott, heißt es beim Propheten Jesaja. In der jüdischen Mystik ist Gott offenbar in zehn Hypostasen, in seiner Weisheit und Vernunft, in seiner Liebe, seiner Herrlichkeit, seiner Barmherzigkeit und so weiter. Das alles sind Hypostasen Gottes, in denen Gott sich offenbart, aber über allen diesen Qualitäten schwebt die Gottheit als En-Soph, das ist die verborgene Gottheit, die von geschaffenen Geistern nicht erkannt werden kann. Wir erkennen den deus revelatus, aber nicht den deus absconditus. In der Mystik des heiligen Dionysius Areopagita ist die Rede von dem Schlaf Gottes. Der Schlaf Gottes ist ein sinnliches Bild für den verborgenen Gott, die Unerkennbarkeit Gottes. Gott ist so groß, dass er alles Begreifen geschaffener Geister unendlich übersteigt. Johannes vom Kreuz nennt die göttliche Weisheit einen unendlichen Dschungel. Je tiefer man in diesen Dschungel eindringt, desto mehr wird man erkennen, aber man kommt an kein Ende des Erkennens. Die Erkenntnis Gottes ist ein unendlicher Fortschritt. Auch in der Ewigkeit wird von den Himmlischen die göttliche Weisheit nicht vollkommen erkannt. Die göttliche Weisheit bleibt auch in der Ewigkeit ein ewig unausforschliches Mysterium. Nikolaus von Kues empfahl zur Meditation über Gott das Denken über den Zusammenfall der Gegensätze. Aber Gott sei nicht in dem Zusammenfall der Gegensätze, sondern jenseits davon. Es gibt eine Annäherung an Gott, aber Gott wird immer unsere Erkenntnis übersteigen. Wenn ein Mann eine Frau liebt, so ist sie ihm geheimnisvoll. Sobald er sagt: Jetzt habe ich dich ganz durchschaut, ist es keine Liebe mehr. So ist es mit Gott. Frau Weisheit, die die Philosophen lieben, ist ein ewiges Geheimnis. Sie ist kein Rätsel, das man eines Tages lösen kann, sondern bleibt ewig die geheimnisvolle Frau. Luther hat sich auch mit dem deus absconditus beschäftigt. Gott sah er verborgen in der Schöpfung. Gott ist in der Welt, aber Gott ist nicht die Welt. Die Welt offenbart zugleich und verbirgt zugleich Gott. Goethe sagte, die Gott-Natur ist ein offenbares Geheimnis. In der Schönheit der Schöpfung kann die Schönheit des Schöpfers erkannt werden, wie Paulus sagt. Aber die Schönheit des Schöpfers ist in der Schönheit der Schöpfung geheimnisvoll verborgen. Der platonisch Liebende sieht in der schönen Frau die göttliche Schönheit wie im Spiegel, aber die schöne Frau ist nicht die göttliche Schönheit. Die göttliche Schönheit ist verschleiert. Luther sah den deus absconditus auch in den Phänomenen von Leid, Tod und Gottverlassenheit. Im Gekreuzigten ist die Liebe Gottes verborgen, geheimnisvoll gegenwärtig. In Leid und dunkler Nacht der Seele und der mystischen Erfahrung der Gottverlassenheit ist Gott ein verborgener und unbegreiflicher Gott. Luther als Tröster empfiehlt, sich in den Zeiten der Gottverlassenheit an den deus revelatus zu wenden, an den Gott, der sich als rettende Liebe offenbart hat.
DEUTSCHER IDEALISMUS
Die Epoche des deutschen Idealismus beginnt 1781 mit Kants Kritik der reinen Vernunft und endet 1831 mit dem Tod Hegels. Die Hauptvertreter sind Kant, Fichte, Schelling und Hegel. Auch die Weimarer Klassik, vor allem Schiller, und die Romantik, vor allem Novalis, zählen dazu. Man vergleicht diese Epoche mit der Epoche der griechischen Philosophie. Kant lehrte, dass der Mensch die objektive Wirklichkeit, das Ding an sich, nicht erkennen könne, sondern nur die im Subjekt erscheinende Wirklichkeit, die der Mensch mit Hilfe von Verstandesdenken und Vernunftideen wie Willensfreiheit, Unsterblichkeit der Seele und Existenz Gottes ordne und beurteile. Der Mensch findet keine objektiven Naturgesetze, sondern lege die Gesetze in die Natur hinein. Kant grenzt sich damit kritisch von der klassisch-christlichen Metaphysik ab, die gesagt hatte, Wahrheit sei die Identität von objektiver Realität und subjektiver Erkenntnis. Man nennt diese Kritik Kants eine kopernikanische Wende, da nun nicht mehr die objektive Realität, sondern das subjektiv erkennende Ich im Mittelpunkt stand. Fichte setzte dieses subjektive Ich absolut und grenzte alles andere von ihm als bloßes Nicht-Ich ab. Goethe sagte, so haben die Egoisten schon immer gedacht. Heine nennt Fichte darum den Napoleon des deutschen Idealismus, das absolute Ich. Schelling sprach von einer Identität des Geistes und der Natur. Geist und Natur seien Offenbarungen des Absoluten, also Gottes, der eine absolute Identität darstelle. Hegel verneinte diese Identität des Absoluten oder die Einheit Gottes und projizierte stattdessen die Dialektik von These, Antithese und Synthese in Gott. Gott sei die These, die Welt die Antithese und der Philosoph die Synthese. Gott verwandle sich in seinen Gegensatz, in die Natur, und komme dann im menschlichen Bewusstsein erst wahrhaft zu seiner Ganzheit als Weltgeist. So, wie Heine sagt, wird der Mensch zum Erlöser Gottes, der Mensch als Glaubender, als Künstler und vor allem als Philosoph (das ist Hegel also selbst) ist der zu sich selbst gekommene Gott. Schiller dachte Kant weiter und suchte in der künstlerischen Schönheit die Harmonie von Natur und menschlicher Freiheit. Novalis sah die Philosophie von der Poesie übertroffen und forderte, die Philosophie müsse Poesie werden. Aus der Vereinigung von Philosophie und Poesie weissagen die Musen. Der alte Heine nannte den deutschen Idealismus eine gottlose Philosophie.
DIALEKTIK
Die Dialektik ist in der Antike die Kunst der Gesprächsführung. Sie wird unterschieden vom rhetorischen Monolog. Sokrates verwandte die Dialektik, um die unhaltbaren Thesen seiner Gegner zu widerlegen, ohne aber eigene Synthesen zu entwickeln. Platon nannte den Philosophen Dialektiker, der Meinungen abwog und diskutierte, um zur Erkenntnis von Wahrheiten zu kommen. Er nannte auch den Metaphysiker einen Dialektiker, der zum Urgrund der Wesen vordringt und zur Schau der Idee der Güte führt. Aristoteles verwandte die Dialektik oder auch Logik, um Theorien aufzustellen, die in sich nicht widersprüchlich sind, da die Wahrheit sich nicht selbst widersprechen könne. Von Aristoteles und Platon kam die Dialektik über Cicero und Augustin us zu Boethius, der sie als Mittel zur Wahrheitsfindung anwandte. Die mittelalterliche Dialektik wurde von Abälard entwickelt. Man nennt sie pro und contra. So wurden die Disputationen geführt und die theologischen Summen gezogen. Thomas von Aquin verwandte in seiner theologischen Summe die Dialektik. Mit der Aufklärung und Neuzeit bekam die Dialektik ein anderes Aussehen. Kant verwandte sie, um die mittelalterlichen Gottesbeweise zu widerlegen: Ein Gott, der nur gedacht werden kann, sei unerkennbar. Hegel verlegt die Dialektik in das innere Wesen Gottes und dachte sich Gott als einen dialektisch werdenden Gott, nicht mehr als das ewig identische absolute Sein, sondern einen Gott, der in sich widersprüchlich ist. Marx und Engels griffen die Dialektik Hegels auf und, wie Lenin sagte, stellten sie vom Kopf auf die Füße, verwandelten Hegels idealistische Dialektik in die materialistische Dialektik der kommunistischen Philosophie. Nun war es die Geschichte der Menschheit, die nach dialektischen Prinzip mit historischer Notwendigkeit sich zum Kommunismus entwickeln sollte.
DIALEKTISCHER MATERIALISMUS
Der dialektische Materialismus ist die Philosophie von Marx und Engels. Sie stellten den dialektischen Idealismus Hegels vom Kopf auf die Füße, wie Lenin sagte. Sie nahmen die Dialektik Hegels, lösten sie von seinem Idealismus und verbanden sie mit dem Materialismus Feuerbachs. Bei Hegel ist die Dialektik eine Entwicklung aus Widersprüchen. Gott werde sein Gegenteil, nämlich die Welt, und werde durch den Menschen in dessen Bewusstsein zum Weltgeist. Gott ist die These, die Welt die Antithese, der Weltgeist die Synthese. An die Stelle der absoluten Idee oder Gottes tritt bei Marx und Engels die ewige Materie. Nach Marx bringt nicht der Geist die Materie hervor, sondern die Materie bringe den Geist hervor. Die Materie entfaltet sich vom Niederen zum Höheren durch die ihr innewohnenden Gegensätze, die sich in dramatischen Konflikten bekämpfen. Das alles bestimmende Moment ist bei Marx die Arbeit. In einem primitiven Urkommunismus waren die Produktivkräfte gering, die Produktionsverhältnisse waren kommunistisch. Mit der Entwicklung der Produktivkräfte wurde die These des Urkommunismus abgelöst von der Antithese der Klassengesellschaften. Diese sind die Sklavenhaltergesellschaft, der Feudalismus und der Kapitalismus. Im Laufe der Klassengesellschaften entwickelten sich die Produktivkräfte weiter und lösten verschiedene Revolutionen aus, die neue Klassen an die Macht brachten. Zuletzt wird die Geschichte mit historischer Notwendigkeit die Synthese bilden, nämlich die klassenlose Gesellschaft des Kommunismus, welche den Urkommunismus auf höherem Niveau wiederholt bei höchster Entfaltung der Produktivkräfte. Der Sprung in den Kommunismus wird durch eine gewaltsame Revolution der Arbeiterklasse eingeleitet. Dies sahen die Marxisten in der bolschewistischen Oktoberrevolution in Russland verwirklicht. Und so wurde unter dem tyrannischen Massenmörder Stalin die gottlose Philosophie zur Staatsideologie.
DIALOG
Der Dialog war das Prinzip der griechischen Dialektik, die eine Kunst des Gesprächs über philosophische Fragen war. So sehen wir Sokrates in den Platonischen Dialogen im Gespräch mit anderen Denkern. Auf diese Weise entwickelte Platon seine Philosophie. Der Sokratische Dialog ist geprägt von einem aufrichtigen Suchen nach der Wahrheit auf der Grundlage der menschlichen Vernunft. Über Cicero kam der Dialog zu Augustinus, der ihn ins Innere verlegte, indem er selbst mit seiner eigenen Vernunft in den Dialog trat. Schon der Dichter David trat in den Dialog mit seiner Seele, als er dichtete: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Auch christliche Mönche aus der Schule der Tiefenpsychologie empfehlen dem Mann, mit seiner Anima oder inneren Frau in Dialog zu treten. Im Personalismus ist der Dialog wesentlich. Denn eine Person allein für sich existiert nicht, sondern eine Person ist immer hingeordnet auf eine andere Person. Für das wahre Person-Sein des Menschen ist darum der Dialog mit anderen Personen wesentlich. Der Dialog fand dann auch Eingang in das Zweite Vatikanische Konzil, da die Katholische Kirche alle anderen christlichen Konfessionen und alle anderen Religionen zu einem ehrlichen Dialog einlud. Der Dialog soll an die Stelle der Religionskriege treten. So werden ökumenische und interreligiöse Dialoge gesucht. Auch das Gebet kann als ein Dialog betrachtet werden, als ein liebevolles Zwiegespräch zwischen Gott, dem Bräutigam, und der Seele, der Braut. Gott spricht durch seine Heilige Schrift, durch die Kirche, durch die Armen, Kleinen und Kranken, durch die Zeichen der Zeit und durch Natur und Kunst zu dem Menschen, der Mensch gibt im Gebet und im Leben seine Ant-Wort auf das Wort Gottes. Da der Dialog mit einer anderen Person für die Person wesentlich ist, oder wie Martin Buber sagte: Am Du gewinnt sich das Ich, - kann Gott auch nicht allein Eine Person sein, sondern das Ich des Vaters spricht zum Du des Sohnes, das Du des Sohnes antwortet dem Ich des Vaters, und ihr Dialog ist das Wir, der Heilige Geist.
DIONYSISCH
Bei den alten Griechen waren die Kultfeiern des Dionysos Zeiten des Ausnahmezustands. Im Laufe des Jahres lebten die Griechen im Alltag, bemühten sich, sittlich und selbstbeherrscht zu leben und ihre Pflichten zu erfüllen. In den Tagen der Dionysien konnten sie für eine begrenzte Zeit fessellos sein, orgiastisch und ekstatisch. Die selbe Funktion hatten die römischen Saturnalien und hat heute der katholische Karneval. Dionysos war also der Gott der Entfesselung, der Orgiastik. Unter Zuhilfename von Wein und Rauschgiften konnte der Mensch alle seine Triebe frei ausleben, die sonst von der Tugend beherrscht wurden. Den beständigen Rausch besingt Nonnos in seinem Epos über Dionysos. Dionysos wird immer mit Indien in Verbindung gebracht. So gibt es eine innere Verbindung mit dem indischen Gott Shiva. Im shivaitischen Tantrismus wird auch das, was eigentlich den Asketen verboten war, im kultischen Zusammenhang zum Sakrament: Das Fleischessen, das Weintrinken, die sexuelle Vereinigung. Diesen Dionysos verehrte Nietzsche als den Gegen-Messias. Nietzsche warf Jesus von Nazareth und dem Christentum vor, lebens- und leibfeindlich zu sein. Darum proklamierte Nietzsche anstatt Christus den alten oder neuen Gott Dionysos, den Gott der Lebensbejahung, der Lust am Leiblichen und am Diesseits. Bachofen in seiner Beschreibung des Matriarchats oder der Gynäkokratie sagt, das der Dionysuskult besonders die Frauen angesprochen habe. Er bringt den Dionysoskult in Verbindung mit dem Hetärismus der Aphrodite-Religion. Wenn man Bachofens Beschreibung des aphroditischen Hetärismus liest, sieht man unsere Gegenwart. Wir leben seit der sexual-kommunistischen Kulturrevolution in einer Kultur des aphroditischen Hetärismus und einer dionysischen Dauerorgie. Ich meine Unzucht, Ehebruch, Ehescheidung, Kindesmissbrauch, Prostitution, Pornographie, Körperkult und absolute Diesseitigkeit unserer gegenwärtigen Kultur. Das ist die Kultur der Venus Porné und des nihilistischen Dionysos.
DOCTA IGNORANTIA
Schon Sokrates sagte: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Damit meinte er nicht den Verzicht auf Erkenntnis, sondern eine realistische Einschätzung der eigenen Unwissenheit als Ausgangspunkt für das Erkenntnisstreben. Wer seine Unwissenheit erkannt hat, kann Belehrung empfangen. Den Ausdruck „docta ignorantia“ verwendete als erster Augustinus: „Es gibt, um mich so auszudrücken, in uns ein belehrtes Nichtwissen, aber belehrt durch den Geist Gottes, welcher unserer Schwachheit beisteht.“ Damit bezog er sich auf die Unmöglichkeit einer umfassenden Erkenntnis Gottes; möglich sei jedoch ein durch die göttliche Gnade belehrtes Nichtwissen. Das „belehrte Nichtwissen“ gehört somit zur negativen Theologie, die auf die Unzulänglichkeit aller positiven Aussagen über Gott hinweist und sich auf Aussagen darüber, was Gott nicht ist, beschränkt. Der prominenteste Vertreter dieser Richtung war Dionysius Areopagita. Er meinte, dass der Mensch, indem er sich ohne Wissen über sich selbst hinaus erhebe, in gewissem Maße zu einer Gotteserfahrung gelangen könne. Im 13. Jahrhundert griff Bonaventura den Gedanken auf. Er verstand unter belehrtem Nichtwissen die Erhebung des Geistes, der sich von allem losgelöst und alle Vorstellungen verneint hat, die Erhebung des Geistes in die lichte Finsternis, was für die Vereinigung mit Gott erforderlich sei. Dabei berief sich Bonaventura auf Dionysius. Seine maßgebliche Ausprägung erhielt der Ausdruck docta ignorantia von Nikolaus von Kues (Cusanus), der ihm in seiner Philosophie eine zentrale Rolle zuwies und das erste seiner philosophisch-theologischen Hauptwerke so betitelte. Nikolaus knüpfte an die negative Theologie des Dionysius an. In „De docta ignorantia“ verwarf Nikolaus im Sinne der negativen Theologie alle positiven Aussagen über Gott als unangemessen und irreführend. Wie Bonaventura wendete er sich Gott nicht zu, indem er den Anspruch erhob, Wissen über ihn zu besitzen oder erreichen zu können, sondern indem er Wissen über sein eigenes Nichtwissen erlangte und damit eine über sich selbst „belehrte Unwissenheit“. Im Unterschied zu Augustinus und Bonaventura schilderte er jedoch die Belehrung, welche der Unwissende empfängt, nicht nur als reine Gnade Gottes, sondern auch als Frucht von Bemühungen des menschlichen Geistes, der sich auf der Suche nach Weisheit selbst transzendiert. Die von Cusanus entwickelte „Regel der belehrten Unwissenheit“ besagt, dass man nie durch Betrachtung von etwas, was quantitativ oder qualitativ vermehrt oder vermindert werden kann, zur Erkenntnis des absoluten Maximums gelangen kann. Der menschliche Verstand (die Rationalität) kann sich jedoch seiner Natur nach nur mit relativen Objekten befassen, da seine Tätigkeit ein Vergleichen von Bekanntem mit Unbekanntem ist. Im Zuständigkeitsbereich des Verstandes, unter den steigerungsfähigen konkreten Gegenständen, gibt es nur Grade der Annäherung, keine absolute Gleichheit und keine Genauigkeit. Gott als das Absolute und Unendliche ist dem Verstand somit prinzipiell unzugänglich. Höher als der Verstand steht nach Cusanus’ Überzeugung die Vernunft (der Intellekt), da sie in der Lage ist, die Grenzen der Verstandestätigkeit zu erkennen. Doch auch sie ist endlich und kann daher ebenfalls nicht zu wirklicher Gotteserkenntnis vordringen. Den paradoxen Zusammenfall der Gegensätze in Gott, die coincidentia oppositorum, erfasst die Vernunft nicht ganz. Da die Vernunft aber „etwas Göttliches“ ist, kann sie dennoch die göttliche Weisheit quasi „sehen“ und „berühren“...
DOGMA
In der katholischen Kirche sind Dogmen Lehrdefinitionen des Lehramts, die von den Katholiken zu glauben sind, also Definitionen der göttlichen Wahrheit. Es gibt bisher vier Dogmen über die Jungfrau Maria. Das erste Dogma definiert die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens. Maria war vor und während und nach der Geburt Jesu Jungfrau. Der Häretiker Helvetius meinte, die Jungfrau habe nach der Geburt Christi mit Josef die Ehe geschlechtlich vollzogen und weitere Kinder geboren. Hieronymus widerlegte das mit der Bibel. Er verglich Helvetius mit dem Taugenichts, der Ruhm erlangen wollte, indem er einen Brand legte im Tempel der Jungfrau Diana von Ephesos. Im übrigen auch Luther verurteilte diese Irrlehre, und auch Calvin und Zwingli glaubten noch an die immerwährende Jungfrau. Unsere heutigen Protestanten folgen aber der Irrlehre des Helvetius. Bei ihrer Erscheinung in Mexiko im sechzehnten Jahrhundert sagte Maria: Ich bin die immerwährende Jungfrau. Das zweite Dogma ist das Dogma der göttlichen Mutterschaft. Maria ist die Theotokos, die Gottesgebärerin, die Muttergottes. Damit wird die Gottheit Jesu definiert. Maria hat die eine Person geboren, die wahrer Gott und wahrer Mensch ist. In Mexiko stellte Maria sich weiter so vor: Ich bin die Mutter des wahren Gottes. Die heutigen Protestanten verweigern Maria den Ehrentitel Mutter Gottes, obwohl auch sie die Gottheit Jesu bekennen. Die Orthodoxen aber lieben Maria besonders unter dem Titel Theotokos. Das dritte Dogma über Maria ist Mitte des neunzehnten Jahrhunderts verkündet worden, nämlich dass Maria ohne den Makel der Erbsünde empfangen worden ist. Maria ist die Kecharitomene, wie Gabriel sie grüßt, das heißt die, die schon immer voll der Gnade war. Maria ist die Unbefleckte Empfängnis, damit der Sohn Gottes in einer ganz reinen Frau zur Welt kommen kann. Die meisten Menschen verwechseln die Unbefleckte Empfängnis Mariens mit der jungfräulichen Geburt Jesu. Bei ihrer Erscheinung in Lourdes sagte Maria: Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Das vierte Marien-Dogma wurde 1950 von Pius XII verkündet und besagt, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Darüber spotten die Protestanten, die nicht verstehen, dass Christus an seiner Mutter schon vollendet hat, was allen Christen verheißen ist. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts erschien Maria in Amsterdam und forderte die Kirche auf, in einem fünften Dogma Maria zu definieren als Fürsprecherin, Mittlerin aller Gnaden und Miterlöserin. Fürsprecherin wird Maria mindestens seit dem zweiten Jahrhundert genannt. Mittlerin aller Gnaden wird sie von der Kirche seit altersher genannt. Der Titel Miterlöserin ist unter den Theologen noch umstritten. Die Päpste sprechen von Marias Mitwirkung bei der Erlösung. In der Mystik, besonders des Karmel, sind die Glieder des Leibes Christi zu Miterlösern berufen, besonders durch die Vereinigung ihrer Leiden mit den Leiden Christi. Dies gilt in herausragender Weise für Maria, die ihren Sohn dem Vater aufopferte und sich in ihrer com-passio mit dem Sohn selbst auch aufopferte.
DOXA
Doxa, griechisch, kavod, hebräisch, Herrlichkeit, deutsch. Im Alten Testament erscheint die Herrlichkeit des Herrn in Gestalt einer lichten Wolke. So lässt sie sich nieder auf dem Offenbarungszelt des Moses, auf dem Tempel Salomos. Im Neuen Testament überschattet der Heilige Geist die Jungfrau Maria. Maria ist das Offenbarungszelt und der Tempel, und die Überschattung des Heiligen Geistes ist die Herabkunft der Wolke der Herrlichkeit. In der Kabbala ist die Herrlichkeit ein Sephirot, eine Hypostase Gottes. Diese Herrlichkeit ist weiblich. Die Hypostase Jehova ist männlich. Jehova und die Herrlichkeit sind Braut und Bräutigam. Das Hohelied Salomo ist der Gesang dieser innergöttlichen Hochzeit. Wie die kabbalistische Herrlichkeit weiblich ist und wie die neutestamentliche Herrlichkeit die Jungfrau Maria überglänzt und sich an ihr offenbart, so sieht der Philosoph als Liebender in der Art und Weise der platonischen Liebe seine Geliebte umflossen von einem göttlichen Glanz. Die Geliebte ist umglüht von einer goldenen Wolke, alles an ihr ist Glanz und Gloria, sie erscheint als der Spiegel der Herrlichkeit Gottes, als Abglanz der göttlichen Schönheit. Nur in diesem Sinn, in dieser Schau ist sie liebenswert und liebenswürdig, als feminine Offenbarung Gottes. Dies ist im biblischen Buch der Weisheit die göttliche Hagia Sophia, Abglanz der Herrlichkeit des Herrn. So kann man die Herrlichkeit des Herrn auch mit absoluter, höchster und göttlicher Schönheit übersetzen.
ECCE HOMO
Jesus wurde auf seinem Kreuzweg vor den Römer Pilatus geführt, Pilatus sagte: Ecce homo, siehe, der Mensch! Jesus ist ja wahrer Gott und wahrer Mensch. Als wahrer Mensch, das heißt, unentstellt von der Sünde, ein reiner Mensch nach dem Herzen Gottes, offenbart Jesus das wahre Menschsein, wie Gott sich den Menschen gedacht hat. Das zweite vatikanische Konzil und Papst Johannes Paul II. sprachen von Jesus, der das Geheimnis des Menschen offenbart. Das ist christlicher Humanismus. Jesus war uns Menschen in allem gleich, außer der Sünde. Auch die alten chinesischen Philosophen dachten über den Menschen nach. Sowohl Konfuzius als auch Lao Tse sprachen vom wahren oder edlen oder heiligen Menschen. Konfuzius betonte des wahren Menschen harmonische Einordnung in Familie und Gesellschaft, Lao Tse betonte des wahren Menschen Übereinstimmung mit der Seele der Natur. Nietzsche schrieb das Buch Ecce Homo, in dem er seinen eigenen philosophischen und schriftstellerischen Werdegang darstellte. Nietzsche präsentierte sich als den wahren Menschen oder auch Übermenschen. Wladimir Solowjew sagte, Nietzsche habe nicht den Übermenschen kreiert, sondern nur den Überphilologen, einen Menschen mit schwacher, kranker Seele und einem Übermaß von Bücherwissen. Puschkin brachte eine Alternative zum ecce homo, indem er in einem Brief über seine Muse Anna Kern schrieb: ecce femina! Er nannte Anna Kern femina divina. Hier erscheint das Ideal der wahren Frau, die Idee der Frau, die Frau nach dem Herzen Gottes. In der katholischen Theologie ist das Maria, die makellose Konzeption, die Frau der Offenbarung. Der Schriftsteller Stefan Schütz wurde befragt, ob er in seinem Roman Medusa, inspiriert von Robert Ranke Graves und dessen weißer Göttin, in seiner Hauptfigur Marie Flaam parallel zu Nietzsches Übermenschen hier das Überweib habe gestalten wollen, und er bejahte das. Nietzsche sagte, das Wesen des Menschen bestehe darin, dass der Mensch etwas größeres als den Menschen suchte. Das ist wohl wahr. Aber Nietzsche meinte, das Ziel des Menschen sei der Übermensch, ein amoralisches Wesen mit dem Willen zur Macht. Wladimir Solowjew setzte dagegen das Konzept des Gottmenschentums. Jesus, ecce homo, ist der Gottmensch und will eine neue Menschheit hervorbringen als eine Gottmenschheit. Das nenne ich transzendentalen Humanismus.
EGOISMUS
Fichte führte den Begriff des absoluten Ich ein, des transzendentalen Ich. Heine verglich dieses absolute Ich mit dem politischen Phänomen Napoleon, über den Puschkin sagte, Napoleon halte sich für die 1 und alle anderen Menschen für die Nullen hinter ihm. In einer persönlichen Beobachtung des Rangstreites und Machtringens zwischen zwei verwandten Egoisten musste ich denken an den Krieg zwischen Hitler und Stalin. Sind diese denn die von Nietzsche geträumten Übermenschen, amoralisch und mit dem Willen zur Macht ausgestattet, Herrenmenschen ohne jüdisch-christliche Sklavenmoral und Hunde-Demut? Hier erschienen auf der Bühne der Geschichte zwei Super-Egos. Jeder von ihnen sagte: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Der Satanist Aleister Crowley wollte dem Menschen Gott zeigen. Er stellte den Menschen vor einen verschleierten Spiegel, sagte: Jetzt zeige ich dir Gott, zog den Schleier vom Spiegel, der Mensch sah sich selbst, und der Satanist sagte: Du bist Gott. Das Gebot des Ego als seines eigenes Gottes ist: Tu, wozu du Lust hast! Hier offenbart sich der satanische Ursprung des Egoismus. Nun lernte ich auch die Philosophie des New-Age kennen und durchschaute sie als einen subtilen Egoismus. Statt des Christus-Gebotes: Liebe Gott mit ganzer Seele und deinen Nächsten wie dich selbst, setzt die Esoterik das eine Gebot: Liebe dich selbst! Pseudo-mystisch wird geredet von der Abtötung des Ego, aber an die Stelle des Ego wird nicht Gott gesetzt, sondern das Wahre Selbst des Menschen. Das Ego müsse sterben, damit das Wahre Selbst auferstehe. Dieses Wahre Selbst ist der innere Buddha oder kosmische Jesus (Jesus nicht als der Gekreuzigte, sondern als kosmische Energie und als Symbol des Wahren Selbst). So bleibt der Esoteriker in seinem Selbst gefangen. Das nennt Augustinus Selbstverkrümmung, so definiert er Sünde. Augustinus sprach von zwei Formen der Liebe: Entweder Liebe zum Selbst bis hin zur Verachtung Gottes oder Liebe zu Gott bis hin zur Selbstverachtung. Der Esoteriker aber ist besessen von seinem Selbst, so dass er behauptet, es sei eine Analogie zwischen dem absoluten Ich und dem Nicht-Ich der realen Außenwelt, dergestalt, dass alle äußeren Ereignisse nur Gestalten des eigenen Inneren seien. Was innen ist, das ist außen, sagt der Esoteriker, und so bläht sich sein Ich auf und wird zur Welt, zur Welt als Spiegel seines Ich. So wird des Esoterikers Selbst zur Weltseele. Dieser feinsinnige Mystizismus ist nichts als subtiler Egoismus, den wir ja schon als Satanismus entlarvt haben. Wladimir Solowjew nennt in seiner Philosophie der Liebe den Egoismus den natürlichen Zustand des sündigen Menschen. Nur die Liebe überwindet den Egoismus, und das ist auch ihr Sinn. Aber nicht die Elternliebe überwindet den Egoismus, da in der Regel die Eltern ihr Kind als Teil ihres Ego sehen, und so gibt es einen Mutter-Kind-Egoismus. Erst die erotische Liebe, die Geschlechtsliebe zwischen Mann und Frau überwindet den Egoismus. Hier sieht das Ich des Mannes in dem verschiedenen Ich der geliebten Frau ein anderes Ich mit einer Bedeutung, mit einem absoluten Wert. Erst, wenn der Mann die Frau als ein von ihm verschiedenes Ich, ein anderes und in sich selbständiges Ich, mehr als sich selbst liebt, ist der Egoismus besiegt. Jesus sagte: Wer sein Leben bewahren will, wird es verlieren, wer sein Leben aber um Gottes Willen hingibt, wird es gewinnen. Die Esoterik hat zum Ziel die Selbstverwirklichung des Menschen und fördert so den Ego-Trip des Esoterikers. Papst Johannes Paul sagte im Anschluss an das Jesus-Wort, dass der Mensch sich nur in der Hingabe verwirklichen kann. Erst in der Hingabe an ein menschliches oder göttliches Du wird der Mensch sein wahres Selbst finden, seine Gottesebenbildlichkeit. Ernesto Cardenal sagte: Gott ist Liebe, und der Mensch als Ebenbild Gottes ist auch Liebe. Erst in der Liebe wird der Egoismus überwunden, sei es nun die erotische Liebe des Mannes zur Frau oder die Liebe der Seele zu Gott.
EINES
Zu Moses sagte Gott: Höre, o Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott. Gott offenbart sich also als der Eine. Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine andern Götter neben mir haben. Mohammed und der Koran bekennen auch die Einheit Gottes. Aus diesem Grund lehnte Mohammed die Gottessohnschaft Jesu ab, denn er dachte, dies führe zu einem Bekenntnis von zwei, drei Göttern. Plotin sah das Höchste Wesen, den Ursprung von allem, als das Eine. Über dieses Eine ist positiv nichts zu wissen und zu sagen. Es ist bei Plotin auch nicht identisch mit dem Sein, sondern steht jenseits der Dualität von Sein und Nichtsein und kann nur Über-Sein genannt werden. Ist dieses Eine nun unpersönlich, einpersönlich oder dreipersönlich? An einen unpersönlichen Gott der Energie glaubt die postmoderne Esoterik. Nach dem Motto der Modephilosophen: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? erfährt sich der Esoteriker nicht als eine einige Person, sondern als eine Vielzahl von Seelen, Geistern und Leben, und so kann der Esoteriker nicht an die Einheit eines personalen Gottes glauben. Der persönliche Gott des Alten Testaments, der eine und einige Herr, und der Eine Gott des Islam scheint ein einsamer Gott zu sein. Er hat weder eine göttliche Gefährtin noch einen göttlichen Sohn. Aber auch Jesus bestätigt, dass Gott Einer ist, der einige Herr. Im Gegensatz zum Verständnis Mohammeds ist das Christentum sehr wohl ein strenger Monotheismus. Hölderlin nannte die Fülle der göttlichen Mächte das Ein und Alles, er nannte dieses Eine die göttliche Natur. Und hierin stimmt ihm das Christentum zu: Das Eine ist die göttliche Natur. Wladimir Solowjew nannte es die All-Einheit. Nur offenbarte Christus, dass diese Eine Göttliche Natur ihrem Wesen nach Liebe ist, nämlich der Liebende und der Geliebte und die sie vereinigende Liebe. Somit ist Gott kein einsamer, einpersonaler Gott, sondern die dreipersonale Liebe. Gott bleibt aber der einige Gott des Mose. Den höchsten Gott umschrieb Plotin auch dreifach als den Denker, das Gedachte und das Denken. Augustinus spricht von den drei Personen der Einen Gottheit als der Sophia des Vaters, der Sophia des Sohnes und der Sophia des Heiligen Geistes. Vater und Sohn und Heiliger Geist heißen die drei Personen in der Gottheit, aber die Eine Göttliche Natur heißt Sophia. So spekulierte ein Mariologe, ob die Jungfrau Maria auch das Abbild der Jungfräulichkeit der Gottheit sei. Der Mariologe wagte diesen Gedanken aber nicht weiter zu denken. Dass die Gottheit Eine Gottheit ist und keine anderen Gottheiten neben ihr sind, das ist gewissermaßen die Jungfräulichkeit der Einen Göttlichen Natur, deren Wesen nach Augustinus die dreifaltige Sophia ist, also, wie Jakob Böhme sie nennt, die göttliche Jungfrau Sophia.
EMANATION
Plotin sprach vom Höchsten Wesen als dem Einen, der unerkennbar und unbeschreiblich ist. In einer Emanation ist aus dem Einen der göttliche Geist hervorgekommen. Der Geist ist dreifaltig, er ist der Denker, das Gedachte und das Denken. In einer Emanation ist aus dem Geist die Weltseele hervorgekommen. In Emanationen sind aus der Weltseele die Einzelseelen und die materielle Natur hervorgekommen. Je weiter die Emanation fortschreitet, desto mehr nimmt das Göttliche und Gute in den Wesen ab. Die moderne Gnosis des New Age spricht auch von Emanation: Aus dem unpersönlichen Gott kommt in einer Emanation das Universum hervor mit allen seinen kosmischen Energien. Auch der Mensch ist eine Emanation des unpersönlichen Gottes des Universums. Darum ist der Mensch und ist das Universum göttlich. Der Mensch muss nur seine eigene Göttlichkeit in sich selbst erkennen und in Harmonie leben mit der Energie des göttlichen Universum, dann ist er frei und hat sich selbst erlöst. Im babylonischen Schöpfungsmythos war am Anfang die Muttergöttin Tiamat, die das Chaos der Urmaterie personifizierte. Sie wurde von dem himmlischen Schöpfergott Marduk mit einem Soeer ermordet. Aus ihrem Körper formte Marduk dann das Weltall, aus ihren Haaren die Wolken, aus ihren Augen die Sterne, aus ihren Knochen die Berge und so weiter. So ist das Weltall aus dem Leib der Muttergöttin geworden. Damit ist das Weltall auch göttlich. Papst Benedikt XVI fragt in seinem Buch über Jesus von Nazareth, warum das Christentum Gott Vater und nicht Mutter nennt, und sagt, dass in den heidnischen Religionen, in denen Muttergöttinnen verehrt wurden, diese Muttergöttin das Weltall geboren habe, so dass das Weltall eine Emanation aus der Göttin und damit göttlich sei, während im Judentum und Christentum Gott der Vater die Schöpfung aus dem Nichts allein durch seinen Willen, durch sein Wort in die Existenz gerufen habe. In der göttlichen Offenbarung der Bibel gibt es also keine Emanation der Welt aus Gott, sondern Gott ist Creator ex nihilo, der schuf durch sein Wort. Die Schöpfung ist nicht göttlich. Es gibt einen unendlichen Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung.
ENERGIE
Energie oder Energeia heißt wörtlich Inneres Wirken. Es war im griechischen Altertum ein rein philosophischer Begriff, der die lebendige Wirksamkeit einer Kraft bezeichnete. Mit der europäischen Aufklärung ist der Begriff zu einem Begriff der Naturwissenschaften Physik, Biologie, Chemie und Technik geworden. In der physikalischen Bedeutung definierte Albert Einstein Energie als gleich der Masse mal der Geschwindigkeit des Lichtes zum Quadrat. Es liegt eine Äquivalenz von Masse und Energie vor. Das bedeutet, dass Masse und Energie ineinander umgewandelt werden können. Jede Änderung der Masse bedeutet eine Änderung der Energie und umgekehrt. Der Begriff der Energie ist in der New-Age-Spiritualität der wesentliche Begriff. Der unpersönliche Gott ist ein Gott der Energie. Er ist identisch mit dem göttlichen Universum. Dies ist voll kosmischer Energien, die der Mensch sich durch Magie nutzbar machen kann. Alles Lebewesen und auch die anorganischen Stoffe wie Edelsteine sind voller Energien. Der Mensch hat innere Energien, die durch die Chakren wandern. Heilung soll entstehen durch die Aufnahme und Entfaltung positiver Energien. Geistheiler, Schamanen und Medien vermitteln kosmische Energien. Wenn in einer spirituellen Bewegung der Begriff Energie zentral ist, kann man sich sicher sein, dass es sich um Gedankengut des Neognostizismus handeln. In der göttlichen Offenbarung des Neuen Testaments kommt das Wort Energie auch vor. Es bezeichnet die Energien oder Kraftwirkungen des Heiligen Geistes. Die Energien des Geistes sind seine Gnadenvermittlung in den sieben Sakramenten, die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die Charismen (Weisheit, Lehrbegabung, Prophetie usw.) und die Früchte des Heiligen Geistes. Die Energien des Heiligen Geistes sind keine halb physikalischen, halb spiritistischen kosmischen Energien, sondern Wirkungen der göttlichen Person des Heiligen Geistes, lebendige Kraftwirkungen der dreifaltigen Gottheit. Sie werden in der Kirche und für die Kirche empfangen.
ENTELECHIE
Der Begriff der Entelechie wurde von Aristoteles entwichelt. Wörtlich bedeutet Entelechie: Das Ziel in sich haben. Jedes Lebewesen ist aus Materie und innewohnender geistiger Form. Bestandteil der Form ist die Entelechie. Diese führt das Ding zu seinem Ziel, seiner wesensgemäßen Vollkommenheit. Entelechie ist also die Kraft der Selbstverwirklichung. Die Entelechie des Hauses ist es, ein geschützter Wohnraum zu sein. Die Entelechie des Pferdes ist es, ein gutes und schönes Pferd zu sein. Die Entelechie des Menschen ist es, die Eudämonie oder Glückseligkeit zu erreichen, das heißt für Aristoteles, ein Mensch zu sein, der die Tugenden verwirklicht. Die Entelechie der Raupe ist der Schmetterling. Die Entelechie des Schmetterlings ist es, zu fliegen. Die Entelechie des Staates ist ein gerechtes soziales Gefüge zum organisierten Zusammenleben der Menschen, die politische Tiere sind. Die Entelechie der Natur, ihr Streben nach Vollkommenheit, macht ihre Schönheit aus. Entelechie als Begriff taucht überall dort auf, wo teleologisch gedacht wird. Nach Aristoteles ist Gott die Erstursache und der Erstbeweger der Lebewesen, aber auch ihr Ziel. Nach christlicher Auffassung ist das Ziel der Entelechie des Menschen Gott, das heißt, die ewige Glückseligkeit bei Gott, die ewige Vollendung in Gott. Auch Goethe nahm die Idee der Entelechie an. Er sprach von der Triebkraft der Seele, die voll strebender Sehnsucht nach Selbstverwirklichung sei. In der Entelechie sah er die Kraftquelle seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Kreativität. Den Tod des Doktor Faust beschrieb er ursprünglich so, dass das Kleid des Körpers liegen blieb, aber die englischen Knaben auf Befehl der Gottesmutter führten „Faustens Entelechie“ in die himmlischen Sphären. Für das ewige Leben erwartete Goethe nicht die ewige Muße der Kontemplation der göttlichen Schönheit, sondern eine auf höherer Ebene fortgesetzte Kreativität seiner Entelechie oder der Hauptmonade seines unsterblichen Geistes. So sprach auch Therese von Lisieux davon, dass sie ihren Himmel damit verbringen werde, Gutes auf Erden zu tun.
EPIPHANIE
In der griechischen Antike bezeichnete die Epiphanie die Erscheinung eines göttlichen Wesens. In der Ilias beschreibt Homer die Erscheinung von Hera, Aphrodite und Athene vor dem Hirten Paris auf dem Berge Ida. Aphrodite erschien als die Schönste aller Göttinnen. In der homerischen Hymne an Aphrodite wird die Epiphanie der Göttin vor Anchises beschrieben. In der Änäis beschreibt Vergil die Erscheinung der Venus vor Äneas in Karthago. Im Neuen Testament ist von der Epiphanie Jesu Christi die Rede. Die Liturgie der Kirche spricht am Fest Epiphania am 6. Januar von drei Epiphanien der Göttlichkeit Jesu: Erstens die Anbetung der Magier vom Orient, zweitens die Taufe im Jordan, drittens das erste Wunder Jesu, die Wandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit von Kana. Papst Johannes Paul II schrieb in seinem Brief an die Künstler: So wie alle Menschen zur Verehrung der Wahrheit berufen sind, so sind die geborenen Künstler zur Verehrung der Schönheit berufen. Die Künstler sind auch heute auf der Suche nach einer „neuen Epiphanie der Schönheit“.
ERKENNTNIS
In der Bibel hat das Wort Erkenntnis einen doppelten Sinn. Und Adam erkannte seine Frau Eva… Und Josef erkannte Maria nicht… Erkenntnis ist ein tiefes Verstehen des Du, aber auch die liebende Vereinigung. Erkenntnis Gottes ist die Einsicht in das Wesen Gottes und zugleich liebende Vereinigung mit Gott. Die Erkenntnis ist eine der sieben Gaben des Heiligen Geistes. Bei Platon ist Erkenntnis Wiedererinnerung. Die präexistente Seele sah vor ihrer Inkarnation die himmlischen Ideen im Ideenhimmel. Nach ihrer Inkarnation ist jede Erkenntnis eine Wiedererinnerung an die Schau der Ideen. Besonders in der Liebe, vor allem in der nicht-sexuellen Knabenliebe, schenkt der Mittler Eros der Psyche Flügel und sie erinnert sich wieder an die Idee der Schönheit, Aphrodite Urania. Bei ihrer Inkarnation in der Empfängnis trinkt die Seele von der Lethe, dem Fluss des Vergessens, so vergisst sie die himmlischen Ideen . Nur Künstler und Philosophen benetzen sich kaum die Lippen der Seele mit dem Trank des Vergessens, darum der Geist der Künstler und Philosophen noch voll Erinnerung an den Ideenhimmel ist. In der Gnosis und im Manichäismus ist die Erkenntnis, griechisch Gnosis, das Mittel zur Erlösung. Die Seele ist himmlischen Ursprungs. Durch einen Sündenfall im Lichtreich ist die Seele in die böse Materie der Welt und des Körpers gefallen. Ihre Erlösung besteht in der Erkenntnis ihres himmlischen und rein geistigen Ursprungs, im Abstreifen alles Weltlichen und Leiblichen, so kehrt die leiblose Seele in ihren himmlischen Ursprung zurück. Auch im Hinduismus ist die Erkenntnis das Mittel zur Erlösung. Wenn der menschliche Geist die Verblendung durch Maya, die Welt der Vielheit, überwindet und erkennt, dass der menschliche und der göttliche Geist eins sind, dann ist der Erkennende von dem Fluch der Wiedergeburt erlöst. Dann erkennt der Mensch Gott: Ich bin du und du bist ich. In der klassischen christlichen Philosophie herrscht der Realismus vor. Es gibt die objektive Realität, sowohl der rein-geistigen Wesen als auch der natürlich-sinnlichen Wesen. Wahre Erkenntnis besteht darin, dass die subjektive Anschauung mit der objektiven Realität übereinstimmt. Der Franziskaner Bonaventura sprach von einer Himmelsleiter der Erkenntnis Gottes. Gottes Schönheit offenbart sich dem Denker in der Schönheit der Schöpfung. Der innerliche Mensch erkennt Gott im Tiefsten seiner Seele. Der Denker erkennt Gott als das Gute, Wahre und Schöne. Er gelangt zu der Idee Gottes als dem Absoluten, Ewigen. Auf diesem Gipfel der menschlichen Erkenntnis muss ihm die göttliche Liebe begegnen und ihn in Ekstase und Verzückung hinreißen zur höchsten Erkenntnis Gottes. William von Ockham war ein Franziskaner, der wegen seiner Irrlehren aus der katholischen Kirche ausgeschlossen wurde. Luther studierte die Schriften Williams von Ockham. Er lehrte, dass menschliche Erkenntnis nur das Natürlich-Sinnliche erkennen kann. Er leugnete die Erkenntnis metaphysischer Ideen. Metaphysische Begriffe waren für ihn Schall und Rauch, bloße Namen, lateinisch nomen, daher wird seine Lehre Nominalismus genannt. Eine wahre Erkenntnis Gottes wird im Nominalismus geleugnet. Luther war Nominalist. Gewissermaßen war der Idealismus von Immanuel Kant eine Fortsetzung des Nominalismus. Kant leugnete die Möglichkeit der Erkenntnis von Freiheit, Unsterblichkeit und Gott. Er versuchte die Gottesbeweise der klassischen christlichen Philosophie zu widerlegen. Nur um des moralischen Lebens willen, solle der Mensch so tun, als ob es so etwas wie Freiheit, Unsterblichkeit und Gott gäbe. Selbst die Welt kann der Mensch nicht erkennen, wie sie an sich ist, sondern nur, wie sie im subjektiven Bewusstsein des Erkennenden erscheint. Raum und Zeit, Kausalität und die Grünheit des Grases existieren nur insofern, wie sich der Mensch diese Dinge denkt. Über dieses ausweglose Gefangensein im Subjekt war der sensible Dichter Kleist dermaßen verzweifelt, dass er sich das Leben nahm. Ohne Wahrheit lohnt es sich nicht zu leben, dachte er. Kant ist der Mörder von Kleist. Eine Gegenposition zum Idealismus nahmen Marx und Engels ein, die Begründer des dialektischen Materialismus. Da sie im Gefolge des Darwinismus meinten, die Arbeit habe den Affen zum Menschen gemacht, sahen sie in den gesellschaftlichen Arbeitsverhältnissen den Ursprung des ideologischen Überbaus. Das materielle Sein bestimmt das geistige Bewusstsein. Die Materie bringt den Geist hervor, lehrten sie in Verkehrung der Wahrheit. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand als Antwort auf Kant die Phänomenologie. Edmund Husserl sagte: Wenn wir nach Kant die Welt-an-sich nicht erkennen können, so lasst uns doch die uns erscheinenden Phänomene mit höchstmöglicher Exaktheit beschreiben, und zwar ohne irgendwelche ideologischen Scheuklappen. Die Husserl-Schülerin Edith Stein wandte sich folgerichtig wieder der klassischen katholischen Philosophie des Realismus zu, vor allem der Lehre des heiligen Thomas von Aquin, und verband die neuzeitliche Phänomenologie mit dem katholischen Realismus des Thomismus.
EROS
Im orphischen Schöpfungsmythos war am Anfang die Göttin der Nacht. Sie tanzte. Dabei wurde sie von dem Wind oder Geist in Gestalt einer Schlange befruchtet. Da gebar die Göttin das Welt-Ei, den kosmischen Urkeim. In diesem Urkeim lebte der göttliche Eros. Eros nun wurde zum Weltenschöpfer, indem er den Urkeim zum Kosmos entfaltete. Für die große Liebende Sappho war Eros der Inbegriff der menschlichen Liebesleidenschaft. Sie nannte ihn ein heilloses Vieh und verglich ihn einem Sturm, der Bäume zerbricht. Auch für Anakreon war Eros der Inbegriff der menschlichen Liebe, aber er sah Eros mehr als kleinen launischen Knaben, mit dem der alte Dichter scherzte und kokettierte. Platon (nach Diotimas Lehre) sah in Eros einen guten Dämon, den Mittler zwischen dem liebenden Menschen und der göttlichen Schönheit. Eros ist die Liebe zur Schönheit. Eros beginnt bei der Liebe zum schönen Körper, führt zur Liebe zur schönen Seele, führt dann zur Liebe zur Tugend an sich und schließlich zur Liebe zur Schönheit Gottes. Wenn ein Philosoph mit platonischer Liebe einen Knaben liebt, erweckt Eros die Seele des Liebenden und gibt ihr Flügel, dass die Seele des Liebenden sich aufschwingt zur ekstatischen Schau der himmlischen Idee der Schönheit. In dem neuplatonischen Märchen Eros und Psyche von Apuleius ist Eros der göttliche Bräutigam und Psyche die menschliche Braut. Nach verschiedenen Prüfungen führt die Mutter des Eros die bräutliche Psyche zur mystischen Hochzeit mit dem göttlichen Bräutigam Eros im Himmel. Dabei wird die menschliche Braut Psyche vom göttlichen Bräutigam Eros vergöttlicht. Der christliche Neuplatoniker und große Mystiker Dionysios Areopagita sagte: Jesus ist unser Eros. Nur weil Eros zum Abgott der Knabenschänder und Aphrodite zur Göttin der Huren geworden war, mieden die Väter den Namen des Eros für Jesus und wählten das Wort Agape, Caritas. Die Eingeweihten und Mystiker wussten aber, dass Jesus der göttliche Eros und mystische Bräutigam der Braut Psyche ist. So legte Origenes als Erster das Hohelied Salomos als Lied der mystischen Hochzeit zwischen Jesus und der Seele aus. So riefen die Mystiker am Karfreitag: Eros ist gekreuzigt! Und am Ostersonntag: Eros ist auferstanden! Und sie wehklagten: Weh uns, Eros wird nicht geliebt! Jesus selbst stellt sich im Neuen Testament als Bräutigam vor. Seine Braut ist die Kirche, aber auch jede menschliche Seele. Schon im Alten Testament sprachen die Propheten von Jehova als dem erotischen Bräutigam. Jeremia sprach von Jehova, der zwei Bräute hatte, Juda und Israel, beide waren aber Huren und brünstige Kamelstuten. Hesekiel sprach von Jehova als Bräutigam zweier Bräute, Jerusalem und Samaria, beide waren aber Huren und ließen sich von Ägyptern und Babyloniern die Zitzen betatschen und spreizten jedem Heiden die Beine. Jehova wählte Jerusalem zu seiner Braut. Ihre Brüste und ihr Schamhaar waren gewachsen, da wählte er sie zur Braut, sie aber brach die Ehe und hurte mit den Heiden und zahlte selbst den Hurenlohn für ihre Hurerei. Der Prophet Hosea heiratete im Auftrag Jehovas eine Hure. Diese Ehe symbolisierte die Ehe Jehovas mit Israel, wobei Israel eine Hure war. Mit einem Wort: Jehova ist der göttliche Eros. Die Kabbalisten sprachen von den offenbaren Qualitäten des unergründlichen Absoluten. Die offenbare Qualität namens Jehova ist der Bräutigam und die offenbare Qualität namens Schechinah (oder Immanenz Gottes) ist die Braut. Das Hohelied Salomos deuteten die Kabbalisten als innergöttlichen Hochzeitsgesang von Jehova und Schechinah. Als Christ möchte ich im Anschluss an die Kabbalisten sagen, dass Jehova der erotische Bräutigam ist und Ischa Chochmah (Frau Weisheit oder Hagia Sophia) die erotische Braut und Ruach ha kadosch (der Heilige Geist) die erotische Vereinigung. Damit wären wir beim dreifaltigen Eros, oder wie Johannes sagt: Gott ist Liebe, Dieu est Amour!
ESOTERIK
Die Esoterik behauptet von sich, die innerliche, mystische Seite aller Religionen in sich zu vereinen. Sie behauptet, wie die Freimaurer, alle Religionen seien sich gleich. Ausgeschlossen von ihrer mystizistischen Welteinheitsreligion wird nur die römisch-katholische Kirche. Die Esoterik ist die moderne Form des antiken Gnostizismus. Sie mischt synkretistisch Elemente aller heidnischen Religionen. Grunddogmen der Esoterik sind die Vorstellung eines nicht personhaften Gottes, der mit dem Universum und der kosmischen Energie gleichgesetzt wird, die Vorstellung der Göttlichkeit der Seele, die Idee der Selbsterlösung, die Lehre der Reinkarnation, die Praxis der Magie, der Relativismus in der Lehre über die Wahrheit. In unendlich vielen magischen Praktiken versuchen die Esoteriker, die kosmische Energie sich nutzbar zu machen. Die Esoterik glaubt an die Selbsterlösung durch Reinkarnation und Gottwerdung durch Aufnahme kosmischer Energien. Darum kennt sie nicht den gekreuzigten Erlöser Jesus Christus. Sie definiert den kosmischen Christus als ein Bild für das Höhere Selbst des Menschen, das man aber auch Buddha oder Krishna nennen könne. Sie kennen auch nicht den allmächtigen Vater als Schöpfer, sondern nehmen an, das aus der unpersönlichen Gottheit der göttliche Kosmos in einer Emanation hervorgegangen sei. Sie unterscheiden nicht zwischen Schöpfer und Geschöpf, sondern Natur und Seele sind göttlich. Sie kennen auch nicht den Heiligen Geist, sondern nur das Chi, die kosmische Energie. Sie verwerfen die Jungfrau Maria und verehren stattdessen die Göttin Isis als Verkörperung altägyptischer Mysterienweisheit und der sogenannten Philosophia Perennis. Sie verehren auch nicht die Heiligen der Kirche, sondern rufen aufgestiegene Meister, okkulte Dämonen und Elementarkräfte an. Sie glauben, dass das Zeitalter des Christentums vorbei ist, und dass nun das Zeitalter Luzifers gekommen sei. Daher ist Esoterik im Grunde genommen Satanismus.
EUDÄMONIE
Eudämonie oder das glückliche Leben war das angestrebte Ziel der griechischen Philosophen. Aristoteles sagte, glücklich sei der Mensch und lebe ein gutes Leben, wenn er die Tugenden verwirkliche. Auch wenn ihm Schicksalsschläge Gefühle der Traurigkeit bescherten, sei er doch objektiv glücklich, wenn er ein Gerechter und ein Freund der Wahrheit sei. Epikur sah das glückliche Leben im Genuss der diesseitigen Freuden, in maßvollem Genuss und der Pflege der Freundschaft. Aristipp sah auch das Glück im Genuss, in maßvoller Sinnlichkeit. Darum auch besuchte er eine Hetäre, achtete aber darauf, dass sie ihn nicht beherrsche. Die Hedone oder Lust zum höchsten Prinzip und zur Garantin des Glücks zu erklären, ist die Idee der heutigen Spaßgesellschaft, die von der Unterhaltungsindustrie, dem Konsum und der freien Liebe gekennzeichnet ist. Dabei wird das Maßvolle des antiken Hedonismus abgelöst durch maßlose Begierden. Das antike Rom kannte zwei Glücksgöttinnen: die Glücksgöttin Fortuna verwaltete den Zufall und den Anteil der irdischen Glücksgüter, hier ging es um das Haben des Glücks; die Glücksgöttin Felicitas war für das Glücklich-Sein zuständig und für die Seligkeit der Seele. Diese Seligkeit der Seele als das Glücklich-Sein meinte Jesus in den acht Seligpreisungen. Glücklich sind die Menschen, die arm sind vor Gott, auf keine Verdienste vor Gott rechnen, sondern ganz allein auf die göttliche Barmherzigkeit vertrauen. Glücklich sind die Menschen, die trauern über die Bosheit der gottlosen Welt. Glücklich sind die Friedfertigen und die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Glücklich sind die Barmherzigen. Glücklich sind die Menschenkinder mit einem reinen Herzen. Ja, glücklich sind die Menschen, die von den Gottlosen gehasst werden, weil sie an Jesus glauben. Diese Seligkeit, die Jesus verheißt, besteht nicht immer in Glücksgefühlen. Jesus verheißt die innere Freude, von Gott geliebt zu sein, die auch in Gefühlen der Traurigkeit lebendig ist. Die Heiligen nennen sie die Freude auf dem Seelengipfel, ein geistliches Lied nennt sie die Freude in allem Leide. Die Unbefleckte Empfängnis Maria sagte bei ihrer Erscheinung in Lourdes Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zu dem vierzehnjährigen Mädchen Bernardette: Ich kann Ihnen nicht versprechen, Sie in dieser Welt glücklich zu machen, aber in der kommenden Welt! So ist im Christentum die Glückseligkeit das Höchste Gut, für das wir geschaffen sind, und zwar die ewige Glückseligkeit der Liebesvereinigung mit der Gottheit. Diese ewige Bestimmung des Menschen ist der wahre Trost, der hilft, die irdische Trübsal geduldig zu tragen. Und immer wieder fällt ein Sonnenstrahl der himmlischen Seligkeit auch schon auf Erden in die gottliebende Seele.
EVOLUTION
Die Mikro-Evolution, die Entwicklungen innerhalb ein und desselben Art-Typus, sagt man, ist bewiesen. Die Makro-Evolution, die Entwicklung einer Art aus einer anderen Art ist umstritten, man sagt aber, sie sei höchst wahrscheinlich. Dies ist eine naturwissenschaftliche Frage. Die Philosophie sucht nach einer Deutung. Inwiefern gibt es eine evolutionistische Philosophie? Die einen Philosophen sehen die Evolution allein in der Natur, andere in der Weltseele und die dritten gar in der Gottheit selbst. Marx und Engels nannten die Evolution der Natur den dialektischen Materialismus. Ohne eine Gottheit entwickle sich die Materie zum Menschen und durch die Entwicklung der materiellen Lebensgrundlagen des homo faber zum kommunistischen Paradies auf Erden. Eine andere Spielart des Materialismus und Naturalismus ist der nihilistische Sozialdarwinismus, der behauptet, das Prinzip der Natur-Evolution (the fittest will survive) bestätige in der menschlichen Gesellschaft das Recht des Stärkeren. Diese Lehre heißt bei Nietzsche Wille zur Macht und Übermensch und im Nationalsozialismus das alleinige Lebensrecht der arischen Herrenrasse. Das ist der evoluitionäre Materialismus. Dem gegenüber steht der evolutionäre Idealismus. Diesen finden wir bei Luther, Hegel und Rilke. Hier wird Gott oder der göttliche Geist nicht mehr als das reine Sein betrachtet, sondern als eine werdende Gottheit. Luther sah die Dialektik in Gott, wenn Gott des Pharao Herz verstocke, um dann die Machttaten des Exodus Israels zu vollbringen, kurz, Gott wirke das Böse, um ein größeres Gutes daraus hervorgehen zu lassen. Hegel, Student der evangelischen Theologie, sah die Dialektik in Gott, wenn Gott als ein werdender Gott sich in sein Gegenteil verwandle, nämlich in die Weltschöpfung, um dann in der Krone der Weltschöpfung, dem Menschen, zu sich selbst zurückzukehren und, bereichert mit der Welt, zum wahrhaft göttlichen Welt-Geist werde. Gott kehre aus der Natur zum Welt-Geist zurück durch den künstlerischen, den religiösen und vor allem den philosophierenden Menschen. So wird, wie Heine sagt, der Mensch zum Erlöser Gottes. Oder wie der Satiriker sagt: Ich, Hegel, bin der Weltgeist. Rilke in seinem Stundenbuch spricht von seinem Gott als einem werdenden Gott. In betörend-schönen Versen besingt er diesen dunklen, werdenden, Zukunfts-Gott. Eine christliche Philosophie, die an dem absoluten und ewigen Sein Gottes festhält und doch eine relative idealistische Evolution anerkennt, ist die Spekulation von Wladimir Solowjew, der den Moment der Evolution nicht in Gott, aber in der geistigen Weltseele verwirklicht sieht, deren Ziel des Gottmenschentum ist.
EWIGKEIT
Die Ewigkeit ist nicht eine unendlich lange Zeit (limes gegen unendlich), sondern, wie Meister Eckart sagt, ein ewiges Nun. Priester, die vom ewigen Leben im Himmel als von Milliarden Jahren sprechen, passen sich nur dem Fassungsvermögen der Herde an. Was sie wirklich meinen, sagen sie, wenn sie die Ewigkeit eine Raum- und Zeit-Freiheit nennen. Die Ewigkeit ist die Existenzweise Gottes, Gottes Allgegenwart. In diese Allgegenwart Gottes einzutreten, ist den Erlösten verheißen. Diese Allgegenwart Gottes als ein glückseliges ewiges Nun ist die Fülle des Lebens der lebendigen Gottheit. Die verewigten Toten sind in der Ewigkeit nicht wie eine ägyptische Mumie zu Stein erstarrt oder wie Lots Frau zu einer Salzsäule, sondern leben das ewige Leben Gottes. Der Schriftsteller Tschingis Aitmatow sagte 1992 auf einer Dichterlesung in Oldenburg: Man kann im Glück der erfüllten Liebesvereinigung von Mann und Frau im sexuellen Akt einen Moment der Ewigkeit erfahren, ein seliges Nun in der Fülle lebendiger Liebe, einen Abglanz der Ewigkeit.
FEMINISMUS
Der Feminismus begann Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Welt zu bewegen. Nach dem Ersten Weltkrieg eroberten die Frauen das Frauenwahlrecht. Feminismus heißt, für die Würde und Freiheit der Frauen einzutreten. Es gibt aber alle möglichen Spielarten des Feminismus. Der satanische Feminismus beruft sich auf den Satanismus der Hexen, auf Luzifer als den alten, vor-patriarchalischen Gott, den Gehörnter als Sohn-Geliebten der Mondgöttin, und auf Lilith, die wilde Frau, den Sie-Teufel der Kabbala, die Braut Samiels. Der neuheidnische Feminismus projiziert in die Jungsteinzeit das Goldene Zeitalter des Matriarchats, da die Große Mutter monotheistisch verehrt worden sein soll, so werden alle antiken Fruchtbarkeitsgöttinnen wieder verehrt, dagegen werden Judentum und Christentum als patriarchale Religionen und die Bibel als hoministisches Buch abgelehnt. Der politische, meistens sozialistische Feminismus sieht in der politischen Vorherrschaft der Männer die Ursache für Krieg, Armut, Umweltzerstörung. Stattdessen wird versucht, dass Frauen an die Schaltzentren der Macht gelangen. Es soll der Bundeswehr eine Frau als Verteidigungsministerin vorstehen. Dieser sozialistische Feminismus versucht, die Frauen zu vermännlichen und die Männer zu verweiblichen. Es werden Ehe und Familie als patriarchalische Unterdrückungssysteme abgelehnt, der Kindermord der Abtreibung wird zum Menschenrecht der Frauen umdefiniert. Fortsetzung dieser Spielart des Feminismus ist die auf einer Weltfrauenkonferenz in Peking aus der Retorte geborene Gender-Ideologie. Hier wird eine Natur der Frau und eine Natur des Mannes geleugnet, es gibt keine geschlechtlichen Unterschiede mehr, jedes Individuum könne sein Geschlecht selbst wählen und jederzeit ändern. Es werden alle möglichen sexuellen Perversionen propagiert, die Homosexuellen-Ehe gefördert und die Abtreibung forciert. Aber auch in den Weltreligionen gibt es feministische Bewegungen. Der hindustische Feminismus spricht von Gott als Mutter, wie Ramakrishna. Der islamische Feminismus, wie bei französischen Muslimen, versucht, Mohammed als großen Liebhaber der Frauen und Liebhaber der körperlichen Liebe zu propagieren. Der jüdische Feminismus beruft sich auf die Schechinah als weibliche Immanenz Gottes, oder auch auf Lilith, die erste Frau Adams. Der evangelische Feminismus meditiert über Jesu Umgang mit den Frauen, versucht sich in feministischer Bibelübersetzung, spricht von Maria als geheimer Göttin des Christentums, sieht in Magdalena das Frauenpriestertum verkörpert, meditiert über weibliche Gottesbilder in der Bibel. Der orthodoxe Feminismus meditiert über die ewige Weisheit als Frau und führt in Alexandrien das geweihte Frauen-Diakonat ein. Der katholische Feminismus greift auf die Tradition zurück und meditiert über weibliche Gottesbilder bei Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Juliana von Norwich und Heinrich Seuse. Im zwanzigsten Jahrhundert meditierte Edith Stein über das Wesen der Frau, schrieb Gertrud von LeFort über die Ewige Frau, schrieb Papst Johannes Paul II. über die Würde und den Genius der Frau. Papst Franziskus ruft zu einer Theologie der Frau auf, verleiht Magdalena den liturgischen Rang einer Apostelin und lässt das geweihte Frauen-Diakonat in der Urkirche untersuchen. Der katholische Feminismus ist ein marianischer Feminismus, in dem Maria als Frau der Offenbarung, ja, als „Die Frau“ betrachtet wird.
FORM
Platon dachte, die himmlischen rein-geistigen Ideen oder Urbilder seien wahrhaft seiend, aber die irdisch-konkrete Wirklichkeit nur ein flüchtiger Schatten der Ideen. Aber gibt es denn auch für einen Haufen Kot eine himmlische Idee? Aristoteles setzte an die Stelle der transzendenten Ideen den Begriff der geistigen Form, die an und in der Materie diese gestalte. Da gibt es keine Materie ohne Form und keine Form ohne Materie. Darum konnte Aristoteles sich auch keine persönliche Unsterblichkeit der leiblosen Seele denken. Das Christentum löste das Problem mit dem Konzept der Auferstehung des Fleisches. Die Seele ist nach Sokrates das Leben des Leibes. Aristoteles nennt die Geistseele dir Form des Leibes. Das Christentum nennt den göttlichen Christus die Form der Geistseelen, darum ist jede Seele von Natur aus christlich. Woher kommt nun die Geistseele als Form des menschlichen Leibes? Der menschliche Leib entsteht ja durch die Vereinigung von männlicher Samenzelle und weiblichem Ei. Aber entsteht die Geistseele des Kindes durch die Vereinigung der Geistseelen der Eltern? Nein, das Christentum lehrt, dass jede persönliche Geistseele im Augenblick der Empfängnis des Leibes von Gott aus dem Nichts geschaffen wird im Gleichnis Christi und vom Heiligen Geist dem Kinde eingehaucht. So ist vom Augenblick der Empfängnis ein beseelter Leib da, eine inkarnierte Geistseele, eine menschliche Person. Darum ist Abtreibung Mord und damit eine Todsünde. Wenn aber die Geistseele die Form des Leibes ist, aber nun der Leib des Mannes verschieden ist vom Leib der Frau, wie evident, ist dann die Geistseele des Frauenleibes eine weibliche Seele und verschieden von der männlichen Seele? Ist dann die Jungfrau Maria als die Unbefleckte Empfängnis das reine Urbild einer femininen Seele?
FREIHEIT
Martin Luther behauptete in seiner Schrift vom unfreien Willen, es gäbe keine menschliche Willensfreiheit, der Mensch werde entweder unfreiwillig vom Satan geritten oder unfreiwillig von der Gnade Gottes (sola gratia) gerettet. Erasmus von Rotterdam schrieb gegen Luther seine Schrift vom freien Willen und stellte die katholische Lehre von der menschlichen Willensfreiheit gegen Luthers Unfreiheit. In seiner Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen dagegen pries Luther die Freiheit, meinte aber die Freiheit des einzelnen Gläubigen, der nicht an die Lehre der Konzilien und des Papstes gebunden sei. Warum dann aber der einzelne Gläubige an die Lehre der Kirche der Apostel (das Neue Testament) noch gebunden sei, war die Frage, die zurückblieb. In der französischen Revolution ging durch Europa ein Freiheitspathos, dass alle Dichter Hymnen an die Göttin der Freiheit sangen. Aber diese Freiheit war vor allem die Freiheit von Thron und Altar, von jeder göttlichen Hierarchie und Ordnung. Die Freiheit des Menschen wandte sich gegen Gott. Klopstock besang auch die göttliche Freiheit, aber für ihn waren Robespierre und die Jakobiner die schrecklichsten Feinde der Freiheit. So wird auf allen gegensätzlichen politischen Seiten die Freiheit postuliert. So priesen die Kommunisten die Freiheit und wollten sie mit revolutionärer Gewalt erstreiten, meinten mit der Freiheit die Abschaffung des Privateigentums und führten das Staatseigentum und die Diktatur des sozialistischen Staates ein. Dagegen priesen auch ihre politischen Gegner der bürgerlichen Demokratie die Freiheit und meinten die Freiheit der Menschenrechte und die Freiheit des Marktes. In der neomarxistischen Kulturrevolution priesen sie auch die Freiheit, vor allem die freie Liebe als Liebe ohne Bindung und Verantwortung. So wird im Namen einer schrankenlosen Freiheit Anarchie und Chaos geschaffen und eine Rebellion gegen jede göttliche Ordnung, ja, sogar gegen die Natur des Menschen. In der postmodernen Gender-Ideologie ist der Mensch angeblich sogar frei, sein Geschlecht zu wählen. Da erhebt sich die menschliche Freiheit nicht allein gegen Gott, sondern auch gegen die Schöpfung, gegen die Ökologie des Menschen. Die liberale Marktfreiheit des Kapitalismus scheint nur noch die Freiheit weniger zu sein, Profit zu erwirtschaften, auf dem Rücken der armen Völker und der Umwelt. Diese Freiheit des Geldes richtet sich gegen Gott, die Armen und die Natur. Fichte sprach von der Freiheit des Absoluten Ich. Jeder Mensch sei ein aufgeblasenes Ego, ein Napoleon des Größenwahns, und so als Absolutistischer Weltmonarch und als Schöpfer der Umwelt sein eigener Gott. Diese Freiheit als Rebellion gegen das Gesetz Gottes liegt allen Freiheits-Häresien zugrunde. Das absolute Ich ist einsam. Aber eine Person ist immer nur Person im Hinblick auf eine andere Person. Der Mensch ist ein soziales Wesen oder nach Aristoteles ein politisches Tier. Darum kann es keine schrankenlose Freiheit des Ego geben, sondern das Individuum muss sich einfügen in seine Familie, sein Volk, die Kirche. Nur so kann sich der Mensch als Person und als soziales Wesen entfalten. Aller Egoismus ist destruktiv und zerstört selbst den Egoisten. Dies lehrte der katholische Theosoph Franz von Baader. Das absolute Ich Fichtes muss sich letztlich binden an die absolute Freiheit Gottes, nur so wird der Mensch frei. So sagt Jesus: Die Wahrheit wird euch freimachen, und: Ich bin die Wahrheit. So entsteht der christliche Freiheitsbegriff, der paradox ist: Erst in der Bindung der menschlichen Freiheit an die absolute Freiheit Gottes wird der Mensch wahrhaft frei. Nur der Knecht Gottes und die Magd des Herrn sind freie Menschen. So lehrte ein charismatischer Prediger: Erst wenn sich ein Mensch allein vom Urteil Gottes abhängig macht, wird er frei von den Urteilen der Menschen über ihn. Allein die Gottesfurcht befreit von der Menschenfurcht. Die christliche Freiheit ist nicht Freiheit von allen Bindungen, sondern totale Bindung an Gott. So sagt die christliche Freiheit nicht nur, wovon der Mensch zu befreien ist, sondern wofür die Freiheit gebraucht werden will. Seiner sozialen Natur als Person gemäß und seiner Ebenbildlichkeit mit der dreipersonalen Gottheit gemäß besteht die Vollendung der Person des Menschen in Hingabe an ein Du, ein göttliches Du und ein mitmenschliches Du, in Gottesliebe und Nächstenliebe. Die Freiheit, zu der der Heilige Geist befreien will, ist die Freiheit, zu lieben und sich hinzugeben und dadurch seine Natur zu vollenden.
FUNDAMENTALISMUS
Der Fundamentalismus ist ein Phänomen der Religionen. Hinduistischer Fundamentalismus erkennt nur die Veden, die Upanischaden und die Bhagavad-Gita als göttliche Offenbarung an und verfolgt Menschen anderen Glaubens. Der muslimische Fundamentalismus erkennt nur den arabischen Koran als Gottes Wort an und verfolgt mit Hass und Gewalt Juden und Christen und andere Gläubige. Jüdischer Fundamentalismus erkennt nur die Tora und den Talmud als Weisung des wahren Gottes an und lehnt die Christen ab und erkennt die muslimischen Bürger des Heiligen Landes nicht an. Evangelikaler Fundamentalismus erkennt nur die protestantische Bibel als Gottes Wort an und verurteilt alle Philosophie als Torheit und alle anderen Religionen als Lügenwerk und Götzendienst. So gesehen ist der Fundamentalismus eine intolerante, engstirnige und aggressive Form moderner Religiosität. Sie ist der Gegenpol zum Relativismus, dieser Welteinheitsreligion der Freimaurer, die aus einem Synkretismus aller Religionen besteht, aber keine absolute Wahrheit anerkennt. Papst Benedikt XVI. sprach sogar von der Diktatur des Relativismus. Wenn nun ein Gläubiger überzeugt ist von einer göttlichen Offenbarung und absoluten Wahrheit, wird er von den Relativisten als Fundamentalist beschimpft. In diesem polemischen Sinne ist es eine Ehre, ein Fundamentalist zu sein, nämlich einen fundierten Glauben zu haben. Was aber ist das wahre Fundament, was ist die absolute Wahrheit, was ist die wahre Offenbarung? Der Hindu sagt: Die Gita. Der Moslem sagt: Der Koran. Der Jude sagt: Die Tora. Der Protestant sagt: Die Bibel. Der Katholik sagt: Die Bibel und die Lehre der Kirche. Josef Kardinal Ratzinger schrieb unter Papst Johannes Paul II. das Schreiben Dominus Jesus. Darin heißt es im ersten Teil: Jesus ist allein der Herr, der einzige Erlöser des Menschengeschlechts, und im zweiten Teil: und die römisch-katholische Kirche ist die einzige wahre Kirche Gottes, die von Jesus Christus selbst gestiftet wurde. Und so sagte die Jungfrau Maria in Medjugorje: Es gibt nur Einen wahren Gott und Einen wahren Glauben. - Und dieser marianische Fundamentalismus ist das feste Bollwerk gegen die Diktatur des Relativismus.
GEBOT
Dem Propheten Mose wurden auf dem Berg Sinai von Gott die zehn Gebote offenbart. Die zehn Gebote sind auch schon in das Gewissen des Menschen eingeschrieben und durch das Licht der natürlichen Vernunft erkennbar. Darum finden sich ähnliche Sittengebote bei Sokrates, Buddha und Mohammed. Da aber das Gewissen des Menschen und das Licht der natürlichen Vernunft durch die Sünde verdunkelt sind, hat Gott die zehn Gebote offenbart und sie zum Gesetzbuch des auserwählten Volkes Israel gemacht. Esus hat die zehn Gebote bestätigt und sie zum Gesetz der ganzen Menschheit gemacht. Jesus fasst die Gebote zusammen in dem Doppel-Gebot der Liebe: Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben und den Nächsten wie dich selbst. Ja, Jesus gibt ein neues Gebot, den Nächsten nicht nur wie sich selbst zu lieben, sondern, so wie Jesus mich liebt, so soll ich den Nächsten lieben. Augustinus fasst das Liebesgebot Jesu so zusammen: Liebe, und dann tu, was du willst. Mohammed verkündet die Geote Allahs, die der Moslem als Sklave Allahs einhalten muss, der seinem Herrn gehorsam sein muss. Diese Gebote des Koran sind zum Beispiel das Gebet, die Wallfahrt nach Mekka, die Almosensteuer, das Fasten. Der Koran kennt aber kein Liebesgebot. Die mosaische Gesetzgebung schimmert noch im preußischen Philosophen Kant durch. Das zehnfache Du sollst der Gebote Gottes wird hier zum moralischen Sittengesetz, das dem Gewissen des freien Menschen gebietet, gut zu sein und die Wahrheit zu suchen. An das Gewissen ergeht der kategorische Imperativ: Du sollst gut sein. Das Gesetz ist bei Kant noch da, nicht aber mehr der Gesetzgeber. Nietzsche verwarf Kant ebenso wie Moses, ihm roch der kategorische Imperativ noch zu sehr nach dem Sinai. Nietzsche erkannte die Tafel der Gebote Gottes, aber er wollte geradezu prometheisch die Tafel der Gebote Gottes zerschlagen und eine neue Tafel der Gebote des Übermenschen schreiben, was er in einem Zarathustra versuchte. Das Gesetz des Übermenschen sei allein das darwinistische Recht des Stärkeren oder der Wille zur Macht. Damit bereitete Nietzsche den Abfall vom Gott Israels vor und bereitete den Weg zur nationalsozialistischen Ideologie vom arischen Herrenmenschen und dem jüdischen Untermenschen. Die Jungfrau Maria ruft deswegen in heutigen prophetischen Botschaft zur Umkehr auf, zur Umkehr zu den Geboten des Gottes Israels.
GEGENWART
Augustinus in seiner Konfession denkt über die Zeit nach. Was ist Zeit? Er spricht von den drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Gegenwart ist nur der Punkt, da die Zukunft in die Vergangenheit übergeht. Wenn man das Wort Gegenwart ausspricht, ist das G schon Vergangenheit, wenn man beim W angekommen ist, und das T ist noch Zukunft. O Augenblick, du bist so schön! sagt Faust, und schon ist der Augenblick dahin. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, es ist nutzlos, ihre Sünden, Fehler und Irrtümer zu bereuen, wir können sie nur ins Meer der Barmherzigkeit Gottes versenken. Die Zukunft liegt nicht in unserer Hand. Es ist dem Menschen nicht gegeben, den Schleier der Zukunft zu heben, sosehr sich auch die abergläubische Sterndeuterei und Wahrsagerei darum bemüht, nein, wir können die Zukunft nur der gütigen Vorsehung Gottes anvertrauen. Uns ist gegeben, in der Gegenwart zu leben. Dazu kann es hilfreich sein, von der buddhistischen Philosophie den Gedanken zu übernehmen, ganz im Hier und Jetzt zu leben und mit konzentrierter Achtsamkeit des Geistes und der Sonne die Gegenwart wahrzunehmen. Die Kirchenlehrerin Therese von Lisieux schrie in einem Gedicht: Dich zu lieben, Gott, habe ich nur den heutigen Tag. Ich kann Gott weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft lieben, sondern leben und lieben kann ich nur im Heute, im Jetzt. So ist christliche Prophetie auch nicht im Wesentlichen eine Wahrsaagung für die Zukunft, sondern ein Reden Gottes von den Zeichen der Zeit, ein Reden Gottes in die Gegenwart hinein. Die prophetischen otschaften der Jungfrau Maria sind keine Wahrsagekunst, sondern sie wenden das Evangelium auf die Gegenwart an, und so sagt der Geist der Kirche, was heute ihre Aufgabe ist. Jesus sagt: Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Gott will uns heute begegnen. So beschreiben die Mystiker auch die raum- und zeit-freie Ewigkeit als ein ewiges Nun in der Gegenwart Gottes. Das kommt auch im heutigen Messopfer zum Ausdruck. Das ewige Nun Gottes kommt in die Zeit, in den heutigen Tag, und so kann ich heute durch die sakramentale Realpräsenz Christi in der Zeit in der Gegenwart Gottes leben.
GEIST
Aristoteles nannte den Menschen ein rationales Tier. Er sei eine Zweiheit aus menschlicher Materie und göttlichem Geist, der Form. Die platonische individuelle Unsterblichkeit der Seele lehnte Aristoteles ab, unsterblich sei allein der allgemeine göttliche Geist. Die Stoa verehrte den Geist (nous) als göttlich und setzte ihn mit Zeus oder dem Logos gleich, und meinte damit die Immanenz Gottes in der Natur. Plotin nannte die höchste Gottheit unbeschreiblich, aber aus ihr ginge der Geist hervor. Dieser göttliche Geist ist die Dreifaltigkeit des Denkenden, des Gedachten und des Denkens. Zur Erkenntnis des göttlichen Geistes sei die menschliche Vernunft nicht ausreichend, es brauche eine Ekstase, ein mystisches Hingerissenwerden vom göttlichen Geist. Jesus sagt im Johannes-Evangelium zu einer Frau: Gott ist Geist und muss im Geist und in der Wahrheit angebetet werden. Die Kirchenväter und besonders Basileus der Große proklamierten den Heiligen Geist, den Geist des Vaters und des Sohnes, als Gott und Herrn. Der aus der evangelischen Theologie kommende Philosoph Hegel entwarf die Idee des vollkommenen göttlichen Wesens als Weltgeist. Die ursprüngliche absolute Idee Gottes verwandle sich in ihre Antithese, die Welt, und kehre durch den künstlerischen, religiösen und philosophierenden Menschen mit der Welt bereichert zur Gottheit zurück und werde so in der Synthese erst die vollkommene Gottheit, der Weltgeist. Dem deutschen Idealismus entgegen stellte sich der Materialismus, eine Mischung aus Darwin, Feuerbach und Marx. So sehr die politische Ökonomie des Kommunismus und des Kapitalismus als Antagonismen erscheinen, sind sie doch eins in ihrem philosophischen Materialismus. In der kommunistischen Gesellschaft war die Materie alles, ewiger Ursprung, Motor der Geschichte, der Mensch nur das Produkt seiner materiellen Verhältnisse. Der Geist wurde als bloßer ideologischer Überbau als aus den materiellen Verhältnissen hervorgehend bezeichnet. Dagegen der Materialismus des Kapitalismus und der bürgerlichen Demokratie vertritt den praktischen Atheismus, dass der Mensch umd des Profits willen da sei und dass das Glück des Menschen im Sensualismus und Konsumismus bestehe, in dem Genuss der Materie. Die Philosophie des heutigen bürgerlichen Kapitalismus des Westens ist der Atomismus und Hedonismus der epikuräischen Säue.
GEMEINWOHL
Schon Platon hat in seiner Polis eine Gesellschaft des Gemeinwohls erfunden. Die Ständegesellschaft aus Lehrstand, Wehrstand und Näjrstand sollte geführt werden von dem weisen Monarchen und so die Tugenden verwirklichen. Daran knüpft Thomas Morus in seiner Utopia an, dem Traum einer glücklichen und gerechten Gesellschaft. Im neunzehnten Jahrhundert begann dann das Gespenst des Kommunismus in Europa umzugehen. Mit der Industrialisierung war das Proletariat entstanden. Die Kirche antwortete auf diese Herausforderungen mit der katholischen Soziallehre Leos XIII. Hier wird der marktliberale Kapitalismus kritisiert, der Raubtier-Kapitalismus, da der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Man versucht, den liberalen Kapitalismus zur sozialen Marktwirtschaft abzumildern, da das Gemeinwohl vor den Profit geht. Die Kommunisten hatten nur das Wohl der arbeitenden Klasse im Sinn, die Liberalen hatten nur das Wohl der Besitzenden im Sinn. Die katholische Lehre hat das Gemeinwohl, das Wohl von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Sinn. Statt des revolutionären Hasses und des ewigen Klassenkampfs der Kommunisten sucht die Kirche den sozialen Frieden. Die Kirche sorgt sich um die Rechte der Armen und der Arbeiter und lehrt, dass Eigentum verpflichtet, verkündet aber auch das Recht auf Privateigentum als Bestandteil des Naturrerchts. Die katholische Soziallehre kämpft zur Linken gegen den Kollektivismus der Kommunisten und betont die Menschenwürde des Einzelnen, und kämpft zur Rechten gegen den kapitalistischen Individualismus, indem sie das Gemeinwohl dem Individuum als Ideal vor Augen stellt. Gegen Kollektivismus und Individualismus lehrt die Kirche die Rechte und Pflichten der Individuen als Glieder der Gemeinschaft.
GERECHTIGKEIT
Im Buch der Weisheit in der Bibel werden als Gaben der göttlichen Weisheit die vier Kardinaltugenden genannt, Gerechtigkeit, Mut, Mäßigung und Klugheit. Sokrates in Platons Polis wendet diese Tugenden auf den Menschen so an: die Klugheit ist die Tugend des Gehirns, der Mut die Tugend des Herzens, die Mäßigung die Tugend des Leibes, und wenn der Mensch diese drei Tugenden lebt, dann ist die Gerechtigkeit die Tugend des ganzen Menschen. Dieses Modell überträgt Sokrates auf die Polis: Der Lehrstand verwirkliche die Klugheit, der Wehrstand den Mut, der Nährstand die Mäßigung, dann verwirklicht der ganze Staat die Gerechtigkeit, verkörpert im Philosophen-Monarchen. Die antike Mythologie stellte die Gerechtigkeit als Göttin Justitia dar, eine erhabene Dame mit verbundenen Augen, da sie ohne Ansehen der Person richtet, und mit einer Waage in der Hand, mit der sie Schuld und Sühne abwägt. Der Gerechte, der Zaddik, war das Idealbild der jüdischen Kabbala für den Weisen oder Rabbi. Der heilige Josef wird in der Heiligen Schrift als ein Gerechter bezeichnet, das heißt, er war ein Frommer, der nach dem Gesetz Gottes lebte. In der antiken Philosophie ist die Norm für weltliche Gerechtigkeit oder positives Recht das gottgegebene Naturrecht. Diese Vorstellung hat die katholische Theologie übernommen. So muss das positive Recht eines Staates immer daran gemessen werden, ob es der Gerechtigkeit des Naturrechts entspricht. Zum Beispiel kann ein Staat beschließen, es sei legal, ein Kind im Mutterschoß zu töten, aber diese Tat wird immer der Gerechtigkeit Gottes und des Naturrechts widerprechen. Die Ideale von Freiheit und Brüderlichkeit und Gerechtigkeit gehen, wie die Jungfrau Maria sagt, aus dem Sauerteig des Christentums hervor. In der französischen Revolution haben die Ideologen allerdings die Gerechtigkeit durch Gleichheit ersetzt. Es ist dies die Vorstellung von Kindern, dass es nur dann gerecht zugehe, wenn alle Kinder genau das Gleiche bekommen. Der Gedanke der Gleichheit ist aber nicht der Gedanke der Gerechtigkeit. Nietzsche verwarf die Gleichheit ganz und betonte den Unterschied von aristokratischen und von sklavischen Menschen. Den christlichen Gedanken der Gerechtigkeit verdächtigte Nietzsche aber auch, er meinte, die Vorstellung einer himmlischen Gerechtigkeit als einer Vergeltung im Jenseits klinge mehr nach der Rache der Armen, der Sklaven, des Pöbel, die gerecht mit gerächt verwechselten. So erscheint in dem Roman der Graf von Monte Christo die Gerechtigkeit des Menschen als eine von Hass erfüllte Rache, die von sich behauptet, der heilige Zorn Gottes und die himmlische Gerechtigkeit zu sein. In der modernen katholischen Theologie gibt es aufgrund der Bevorzugung der göttlichen Barmherzigkeit oft das Negativbild der göttlichen Gerechtigkeit als der unbarmherzigen Strafe Gottes, gewissermaßen erscheint die göttliche Gerechtigkeit als die Feindin des Menschen, die den Sünder nur zu verdammen weiß. Die evangelische Theologie spricht in ihrem lutherischen Rechtfertigungsdogma von der Gerechtigkeit aus Gnade durch Glauben, dem Sünder wird durch den Glauben die Gerechtigkeit Christi zugesprochen, und so wird der Sünder gerechtfertigt. Die wahre Gerechtigkeit gibt nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine. So kann es der Gerechtigkeit Gottes durchaus entsprechen, dass die Armen und Kleinen die bevorzugten Lieblinge Gottes sind. Wer kann zum Beispiel den 60 Millionen Opfern des Nationalen Sozialismus und den 100 Millionen Opfern des Kommunismus noch Gerechtigkeit verschaffen? Das kann allein die Gerechtigkeit Gottes, das Weltgericht, die Vergeltung im Jenseits. Was die irdische Gerechtigkeit betrifft, so betonten die Päpste immer, dass es ohne Gerechtigkeit im globalen Maßstab keinen Weltfrieden geben wird. So preist Goethe Gott als den Gerechten, wenn er dichtet:
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hochgelobet. Amen.
GESCHICHTE
Edith Stein sagte, Geschichte ist immer Heilsgeschichte. Sie lobte die mittelalterlichen Chronisten, die in der Beschreibung geschichtlicher Epochen beim Paradies des Garten Edens begannen und beim Weltgericht und dem Paradies der himmlischen Jerusalem endeten. Die Inkarnation Gottes in Christus, geboren von Maria, ist kein geschichtsloser Mythos, sondern das Eintreten Gottes in die Geschichte der Menschheit zur Zeit, als Pontius Pilatus Gouverneur Roms in Judäa war. Hölderlin sah in Jesus den letzten der griechischen Götter, Halbgötter und Heroen, der das himmlische Fest der Antike schloss und sein Abendmahl zurückließ, aber Christus und die anderen Göttermenschen werden einst wiederkommen und die himmlische Friedensfeier, das Brautfest der Götter und Menschen, wird in Germanien, dem neuen Griechenland, gefeiert werden. Schiller sah die Weltgeschichte als Weltgericht. Karl Marx entwarf den historischen Materialismus und sah die Geschichte als Höherentwicklung vom primitiven Urkommunismus über die verschiedenen Klassengesellschaft bis zur kommunistischen Gesellschaft. Motor dieser Geschichte sind die Produktivkräfte und Produktionsmittel. Die dialektische Höherentwicklung setzt sich mittels der Klassenkämpfe durch. Am Ende der Geschichte steht das Gemeineigentum der Produktionsmittel, das irdische Paradies der Arbeiter und Bauern. Diese Geschichtskonstruktion wurde von der lebendigen Geschichte in der Form des real existierenden Sozialismus als einer Diktatur widerlegt. Die Feministinnen lieben das Wortspiel, history sei his story. Die Geschichte sei eine Geschichte des Patriarchats. Sie entwerfen die Utopie des Gartens Eden oder des Goldenen Zeitalters oder des Urkommunismus als die schöne Zeit des Matriarchats, da monotheistisch die Muttergöttin verehrt wurde. Dieses Friedensreich der Mutter sei ungefähr im zweiten Jahrtausend vor Christus durch patriarchalische Kriegerhorden der Arier in Zentralasien zerstört worden. Feministische Denker wie Otfried Ebertz kündeten die Wiederkunft des Matriarchats an. Die Frage ist: Wer macht Geschichte? Berthold Brecht sagte, nicht Kaiser Shi Huangdi habe die Chinesische Mauer gebaut, sondern es waren die zehntausende Bauern. Machen Massen oder Klassen Geschichte? Ist die Geschichte die Geschichte des revolutionären Volkes? Oder ist die Geschichte das Werk großer Männer und Frauen? Reinhold Schneider sah in seinen jungen Jahren die Geschichte als Tragödie, später sah er die Geschichte unter dem Zeichen des Kreuzes, und schilderte in seiner Geschichte vor allem der Monarchie den Widerspruch von Macht und Gnade als das Kreuz des Königs von Gottes Gnaden.
GESETZ
Das Gesetz Moses ist das Gesetz Gottes. Ihre Zusammenfassung sind die zehn Gebote, die von ewiger Gültigkeit sind. Das griechische nomos und das deutsche Gesetz sind Übersetzungen des hebräischen Thora. Die Juden aber sagen, Gesetz sei nicht die rechte Übersetzung, und übersetzen es mit Weisung. So haben die Rabbinen und Kabbalisten des Judentums eine große Liebe zur Thora und beschreiben sie als eine immerwährende Jungfrau und Tochter Gottes und himmlische Prinzessin und Braut des Schriftgelehrten. Im Christentum stellen viele dem Gesetz des Alten Testaments die Gnade des Neuen Testaments entgegen und berufen sich wie Luther auf des heiligen Paulus Römerbrief. Die evangelischen Christen verwerfen alles, was Gesetz und gute Werke heißt, und glauben, sie seien „allein aus Gnade durch Glauben“ gerechtfertigt. Dabei übersehen sie, dass Christus das Gesetz erfüllt hat und selbst zum Gesetz oder zur Thora geworden ist. Christus hat auf dem Berg der Seligpreisungen als neuer Mose das neue Gesetz, die neue Thora verkündigt. Das neue Gesetz ist nicht ein: Du sollst nicht – sondern ein: Selig ist, wer – Das neue Gesetz ist die Person Jesu selbst. Das Sinai-Ereignis der Gabe des Gesetzes wird im jüdischen Wochenfest gefeiert, das ist Pfingsten. So ist die Gabe des Heiligen Geistes der Gabe des Gesetzes gleichgesetzt, denn das neue Gesetz ist keine „Antithese“ zum Gesetz Mose, sondern dessen Verinnerlichung und dessen Erfüllbarkeit durch den innewohnenden Heiligen Geist. Christus fasst das Gesetz zusammen in dem Doppelgebot der Gottesliebe und Nächstenliebe, und Paulus nennt die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Ohne aber das Gesetz Christi zu erfüllen, gibt es keine Erlösung. Was nun das menschliche Gesetz, das positive Recht, betrifft, muss dieses sich messen lassen an dem von den antiken Griechen und der katholischen Kirche vertretenen Naturrecht, das göttlichen Ursprungs ist, in den Gewissen der Menschen wohnt und durch die natürliche Vernunft erkannt werden kann. Dies Naturrecht ist das moralische Sittengesetz. Das Gesetz der materiellen Welt sind die Naturgesetze, die von der Naturwissenschaft erkannt werden können. Die staunenswerte Rationalität und Intelligenz der Naturgesetze verweisen als „intelligent design“ auf den Gesetzgeber als die göttliche Intelligenz. Da diese göttliche Intelligenz als Gesetzgeberin der Naturgesetze über den Naturgesetzen steht, ist es denkbar, dass die göttliche Intelligenz in Ausnahmefällen die Naturgesetze aufhebt und im Wunder ihre Allmacht offenbart.
GEWISSEN
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen, sagt der Vollmund. Wie Ge-birge eine Sammlung von Bergen, so ist Ge-wissen die Sammlung des Wissens der Person. Sigmund Freud nannte das Gewissen Über-Ich. Das Über-Ich ist eine Sammlung von angeeigneten moralischen Sätzen, die von den Eltern, Lehrern, Pfarrern, Regierenden übernommen wird und wesentlich zur Unterdrückung des Ich dient. Kant sah in dem menschlichen Gewissen die Instanz, die der menschlichen Person ein quasi-göttliches Du sollst zurufe. Du sollst gut sein, du sollst moralisch handeln, du sollst so handeln, dass dein persönliches Tun auch das Gesetz für die Menschheit sein kann. Es ist die preußische Pflicht des Menschen, auf die Gebote des Gewissens zu hören und ihm zu gehorchen. Allerdings muss man unterscheiden zwischen einem feinen, geschärften Gewissen und einem irregeleiteten, abgestumpften Gewissen. Durch Aneignung falscher moralischer Gebote durch Ideologien und Häresien und durch beharrliches Sündigen wird das Gewissen irregeleitet. Ein feines Gewissen ist an der Autorität der Gebote Gottes und der Kirche orientiert. So kann der Mensch in der Stimme seines Gewissens die innere Stimme Gottes erkennen. Diese innere Stimme eines feinen Gewissens führte John Henry Newman von der Häresie des anglikanischen Protestantismus zur vollen Wahrheit der römisch-katholischen Kirche. Darum sagte der selige Kardinal Newman auch: Wenn ich einen Toast ausbringen sollte, so als erstes auf das Gewissen und als zweites auf den Papst. Er meinte damit nicht, dass ein feines Gewissen eine andere Lehrautorität sei als die Lehrautorität der Hierarchie der Kirche Gottes, sondern dass es die innere Stimme Gottes zuerst war, die ihn zur Anerkennung des Papstes als der Stimme Christi auf Erden führte. Ich denke, so wie es nach Platon einen Weltkörper und eine Weltseele gibt, nach Hegel und den Stoikern einen Weltgeist, nach Heidegger eine Weltnacht, so will ich sagen, dass es ein Weltgewissen gibt, dass sich im Stellvertreter Christi auf dem Thron Petri ausspricht.
GLAUBE
Der christliche Glaube hat zwei Dimensionen, eine objektive und eine subjektive. Die objektive Dimension ist der Glaubensgehorsam: Ich nehme alles an, was Gott von sich selbst offenbart und der Kirche anvertraut hat. Die subjektive Dimension ist die persönliche Begegnung mit Jesus: Jesus, ich vertraue auf dich. Luthers Irrlehre war das sola fides, der Glaube allein rettet. So schrieb Luther an Melanchthon angesichts der Bauernkriege: „Sündige tapfer! Aber glaube tapferer!“ Dagegen spricht Jesus im Gleichnis vom Weltgericht, dass die Menschen nach ihren Werken der Liebe gerettet werden. Im Jakobusbrief, den Luther gern aus dem Kanon entfernt hätte, steht, dass Glaube ohne Werke tot ist. So lehrt die katholische Kirche, dass Glaube und Liebeswerke notwendig sind zur Erlangung des Heils. Bei der Marienerscheinung von Fatima 1917 lehrte der Engel von Portugal das Gebet: Mein Gott, ich glaube an dich, und ich bitte dich um Verzeihung für alle, die nicht an dich glauben. So treten die Glaubenden vor Gott für die Nichtglaubenden ein. Im Kult der göttlichen Barmherzigkeit nach der heiligen Faustyna wird dies Stoßgebet empfohlen: Jesus, ich vertraue auf dich! Glaube ist also Vertrauen. Credo, der Glaube, und credere, glauben, kommt von cor, das Herz. Glaube heißt: das Herz hingeben. So sagt Frau Weisheit zu Salomo im Buch der Sprüche: Gib mir dein Herz, mein Sohn. Martin Luther sprach vom Glauben allein auch in Abgrenzung zur Vernunft. Er lehnte die christliche Philosophie ab und nannte „Fraw klüglin eyne hur“. Die katholische Theologie und besonders die von Benedikt XVI betont das Zusammenwirken von Glaube und Vernunft, fides et ratio. Der Glaube ohne Vernunft wird zum Fundamentalismus (wie im evangelikalen Biblizismus und Fideismus) oder gar zum Fanatismus (wie im radikalen Islam). Die Vernunft aber ohne Glaube bleibt beschränkt und unerleuchtet (wie bei la déesse raison der französischen Freimaurer und im postmodernen Atheismus). Die Jungfrau Maria sagte in Medogorje: Es gibt nur einen wahren Gott, einen wahren Glauben und eine wahre Kirche. Der eine wahre Gott ist die Allerheiligste Dreifaltigkeit, der eine wahre Glaube ist die christkatholische Religion, die eine wahre Kirche ist die römisch-katholische Kirche. Die Habsburger wie Kaiser Karl V und Kaiserin Maria Theresia wollten das Konzept verwirklichen: Ein Reich, ein Glaube. Mit der Kirchenspaltung der Orthodoxie und der Glaubensspaltung des Protestantismus verlor das Abendland seine Glaubens-Einheit. Die gegenwärtige Welt Anfang des Dritten Jahrtausends ist, wie die Gottesmutter sagt, voller Ketzereien. Der kleine Haufen der Recht-Gläubigen ist umgeben von Unglauben (Agnostizismus und Atheismus), Irrglauben (einer Unzahl häretisch-christlicher Sekten) und Aberglauben (Esoterik und Neuheidentum).
GLÜCKSELIGKEIT
Eudämonie, Glückseligkeit oder das wahrhaft glückliche Leben, wars, was die Griechen suchten. Epikur hielt die Welt für zufällig aus Atomen entstanden, die Götter kümmerten sich nicht um die Menschen, und vorm Tode brauche man sich nicht zu fürchten, denn dann sei man ja nicht mehr. Das rein zeitlich-irdische Glück sah er im maßvollen Genuss und Wohlleben und in den Freuden der Freundschaft. Dies scheint die Philosophie unserer heutigen Zeit zu sein. Die Kirchenväter nannten solche Leute epikuräische Säue. Aristoteles sah die Eudämonie in dem Tugendleben. Wer Gerechtigkeit, Klugheit, Mäßigung und Starkmut habe, sei glücklich. Ja, selbst wer aufgrund seiner Tugend zu leiden habe, sei glücklich. Irdischgesinnte halten dieses Paradox für Torheit, aber sagt nicht auch Jesus so in den Seligpreisungen: Wenn sie euch verfolgen um Christi willen, dann jubelt!? Die Tugendlehre des Aristoteles als wahrer Weg zur Eudämonie übernahmen die Stoiker: Ein moralisches Leben, ein vernünftiges Leben ist ein gutes, glückliches Leben. Jesus, die Weisheit Gottes, Jesus, der Philosoph, stellt sein Konzept von Eudämonie in den acht Seligpreisungen vor: Selig ist, wer wie Jesus denkt und leidet und lebt, denn ihm gehört das Himmelreich und er wird Gott schauen. Hier erstmals geht es um transzendente Eudämonie. Boethius beschreibt in seinem Trost der Philosophie, wie ihn im Kerker eine schöne Frau besucht, das ist die Philosophie, die ihm verkündet, alle Menschen seien für die Glückseligkeit geschaffen, alle Menschen erstreben sie, aber sie sei allein in Gott zu finden. Ein italienischer Renaissance-Philosoph, dessen Namen ich vergessen habe, meinte, die christliche Philosophie verbinde Epikur und die Stoa, denn sie lehre erstens die Tugenden, nämlich die vier Kardinaltugenden und die drei göttlichen Tugenden, und verspreche am Ende dieses Weges ein transzendent-epikuräisches Paradies mit schönstem Genießen Gottes und der vollkommenen Freundschaft mit Gott. Dieser himmlisch-epikuräische Garten erinnert an den Glückseligkeits-Traum Mohammeds, der einem Haschisch-Traum der Assassinen ähnelt, nämlich dem Garten Eden mit den ewig-jungfräulichen Huris, bereit zum Beischlaf, den Knaben, die besten Wein bringen und gebratenes Geflügel, nur Allah ist nicht gegenwärtig. Dagegen die christliche Hoffnung geht über diese himmlische Immanenz der Mohammedaner hinaus. Paulus nennt Gott den glückseligen Gott. Die Glückseligkeit der Christen besteht in der Vereinigung mit dem glückseligen Gott und der Vergöttlichung, so dass die Erlösten wie Götter und Göttinnen in Ewigkeit das Leben des glückseligen Gottes leben.
GNOSIS
Die Gnostiker lasen die Bibel, aber gegen den Strich. Ihre Tradition begründeten sie auf die Schlange in Eden, auf Kain, auf Judas Iskarioth. Freischwebende Spekulation waren ihre Ideen von himmlischen Wesenheiten oder Hypostasen oder Pleromen oder Äonen, die Hochzeiten eingingen und neue Wesenheiten zeugten. Dem Ewigen Vater gesellten sie die Mutter des Schweigens, den Äon Christus vermählten sie mit Sophia. So sind die Himmel bevölkert mit vielen göttlichen Wesen, so dass man von einem spiritistischen Polytheismus sprechen kann. Sophia war ihnen nicht die göttliche Weisheit, sondern ein himmlisches Wesen, dass im Himmel einen Sündenfall beging und zur Strafe in die dunkle Materie kam, woraus sie der himmlische Christus erlösen muss, dass sie wieder unberührt von Materie in ihren himmlischen Sitz zurückkehrt. Der Gott des Alten Bundes, der Schöpfer, der Gott Israels, Sabaoth war für sie ein niedriger böser Gott, der eine böse materielle Welt geschaffen hat, und der nicht identisch sei mit dem guten Vater Jesu, der in überhimmlischer Ferne als reiner Geist lebe. Diesen reinen Geist erkennen nur die gnostischen Geistmenschen, Pneumatiker, die die Schöpfung absolut verachten und darum auch, ohne ihren Geist zu beflecken, auf Erden Vielweiberei und Unzucht und Hurerei treiben konnten. Diese Pneumatiker erlösen sich selbst durch Erkenntnis des himmlischen Ursprungs ihrer Seele. Dagegen die Sinnesmenschen oder Somatiker, die Kirchenchristen, durch den Glauben erlöst werden möchten, aber Unwissende sind. Eine große Strömung der Gnosis, vermischt mit altpersischem Dualismus eines guten und eines bösen Gottes, war der Manichäismus, dem Augustinus in seiner Jugend anhing, den er später in seinen Bekenntnissen entlarvte. Im Mittelalter erstand die Gnosis wieder in den Katharern oder Albigensern, die den Dualismus von Licht und Finsternis, Geist und Materie lehrten. Diesen traten vor allem die dominikanischen Predigerbrüder entgegen, mit dem Rosenkranz als Waffe in der Hand. Im zwanzigsten Jahrhundert lebte die Gnosis wieder auf in Theosophie und Anthroposophie und feiert in der postmodernen Esoterik des New Age fröhlich ihren Triumph. Die Gnosis war schon den Aposteln bekannt. Paulus sagte: Hütet euch vor der Gnosis! Johannes nennt sie Antichristen.
GOTT
Im indischen Veda (Wissen) ist der Hauptgott Indra, der als Himmelsgott und als Wettergott präsentiert wird, dem das Soma geopfert wird, damit er seinen Anbetern irdische Segnungen schenke. In den Upanishaden ist das Brahman die Gottheit, die ganz Geist ist, der alles ist. Des Menschen Geist oder Athman (Atem) wird erlöst durch die Erkenntnis, dass er eins ist mit Gott: Ich bin du. Im chinesischen Altertum wurde Shang Di verehrt, der Kaiser des Himmels, eine Apotheose des chinesischen Kaisers. Später wurde der Himmel (Tien) als unpersönlicher Gott oder als persönlicher Gott verehrt. Das Tao der alten Chinesen ist dem Logos der griechischen und johanneischen Philosophie verwandt. Im alten Ägypten wurde im Wesentlichen die Sonne als Gott verehrt, die meisten der verschiedenen Götter sind nur verschiedene Stationen der Sonne. Bei den alten Afrikanern und bei den alten Indianern gab es die Idee eines höchsten und guten Gottes des Himmels und Schöpfers, der viele Götter und Geister und Dämonen unter sich hatte, selbst aber wenig bekannt war und durch die Verehrung der Götter mittelbar verehrt wurde. Platon sah Gott als das Höchste Gute, die Wahrheit und Schönheit. Für Aristoteles war Gott die Erstursache und das Ziel aller Wesen, der unbewegte Beweger, der geliebt werden kann, aber selbst nicht liebt. Die Stoa sah Gott, den sie Zeus oder Nous oder Logos nannten, als die immanente Gottheit, das Innere der Natur und menschlichen Vernunft. Plotin nannte Gott den Einen, der über Sein und Nichtsein steht, unbeschreiblich ist und nur durch mystische Ekstase erkannt werden kann. Im alten Rom wurde der römische Kaiser durch eine Apotheose zum Gott. Im Alten Testament ist Gott in der Thora der Schöpfer, der Befreier, der Gott, der einen Bund mit seinem auserwählten Volk Israel schloss. Bei den Propheten ist Jahwe der Bräutigam der Jungfrau Israel. Im Neuen Testament ist Jesus der menschgewordene Gott, der das Wesen der Gottheit als Dreifaltigkeit von Vater und Sohn und Heiligem Geist offenbart. Der Apostel Johannes fasst die biblische Offenbarung zusammen in dem Satz: Gott ist Liebe! Diesen Gott sprach Augustinus in seinen Bekenntnissen als Herrn an, den Geliebten und Vertrauten seiner Seele. Dionysios Areopagita nennt Gott die Urgottheit oder Urschönheit. Mohammed im Koran verkündet Gott als allbarmherzig, allmächtig und allweise, leugnet aber die Dreieinigkeit und Menschwerdung Gottes. In der Scholastik schuf Thomas von Aquin in seiner Summe der Theologie eine umfassende katholische Gotteslehre. Bonaventura schilderte die Himmelsleiter der natürlichen Erkenntnis Gottes, so dass der Mensch die Einheit und Gutheit Gottes erkennen kann, aber erst durch das Eingreifen der göttlichen Liebe in der Ekstase erkennt der Mensch die Wahrheit Gottes. In der jüdischen Kabbala des 13. Jahrhunderts offenbart sich der an sich unerkennbare Gott (en-soph) in seinen zehn Hypostasen (Sephirot). Martin Luther glaubte, dass Gott, der Gute, das Böse tue, um Besseres zu bewirken. So muss Gott erst noch zum Teufel werden. Hegel sagte darum, Luzifer sei die vierte Person der Gottheit. Calvin sah Gott als gut und böse, der als guter Gott manche Menschen fürs Paradies vorherbestimme und als böser Gott manche Menschen zur ewigen Hölle vorherbestimme. Der vom Judentum abgefallene Spinoza sagte, Gott sei die Substanz von allem, Gott sei alles. Goethe nannte das Gott-Natur. Kant leugnete die Möglichkeit einer Gotteserkenntnis, empfahl aber, so zu tun, als ob es Gott gäbe, um tugendhaft zu leben. Hegel sagte, Gott müsse erst Welt werden und dann im Menschen, im Philosophen sich seiner selbst bewusst werden als Weltgeist. Heine sagte, so werde der Mensch zum Erlöser Gottes. Feuerbach nannte Gott nur eine Projektion des Menschen, einen schönen Wunschtraum. Hegels Dialektik und Feuerbachs Materialismus vermischt, ergab die kommunistische Philosophie: den militanten Atheismus. Nietzsche verkündete: Gott ist tot und wir haben ihn umgebracht! In der Folge von kommunistischer und nihilistischer Philosophie wurden im zwanzigsten Jahrhundert Tyrannen und Massenmörder wie Stalin, Hitler und Mao zu Göttern erklärt. Adorno sagte, nach Auschwitz könne man nicht mehr über Gott sprechen. Die religiöse Sehnsucht des postmodernen Menschen schuf sich neue Götter, in der Esoterik des New Age wird Gott als das Universum und als die kosmische Energie magisch beschworen, und im Neuheidentum werden wieder die vorchristlichen Gestirn- und Naturgötter angerufen.
GUTES
Die Lehre von Yin und Yang als die Lehre von der Komplementarität von Licht und Dunkel, Geist und Natur, Mann und Frau wird heute so verstanden, als seien Gut und Böse auch nur zwei Seiten einer Medaille, als ergänzen sie einander. So wird in der Christologie des New Age Satan der Bruder von Jesus genannt. So bezeichnete C.G. Jung Luzifer als vierte Person der Dreifaltigkeit. Platon aber sah das Höchste Wesen als die Dreifaltigkeit von Gutheit, Wahrheit und Schönheit. Ihm war die Gottheit identisch mit der Gutheit. Dagegen die pseudochristliche Gnosis sprach von dem Gott Israels, dem Schöpfer, dem Herrn Sabaoth als dem bösen Gott, dem Schöpfer einer bösen materiellen Welt und des fleischlichen Menschen, und unterschied den bösen Schöpfergott von dem Vater Jesu. In der Genesis des heiligen Mose dagegen schuf Gott die Welt und sah, dass sie gut war, und schuf die Menschen als Mann und Frau und sah, dass dies sehr gut war. Der biblische Gott ist also der gute Schöpfer einer guten Schöpfung und einer sehr guten Menschheit. Ein Jüngling nannte den Herrn Jesus einmal guter Meister, und Jesus sagte: Warum nennst du mich gut? Nur Einer ist gut, nämlich Gott. Gott ist also nach Platon, nach Moses und nach Jesus der Gute. Boethius dachte in seinem Trost der Jungfrau Philosophia über das Böse nach und sagte, es habe eigentlich kein Wesen, keine Substanz, sondern sei nur der Mangel des Guten. Hölderlin sagte: Dass das Böse Nichts ist, das befreiefe mir einer wie der Adler den Raub. Die Kabbala dagegen sprach von dem Bösen in der Welt als der Frucht des Zornes Gottes. Der mystische Urmensch Adam Kadmon trage in sich die zehn Sephirot oder Hypostasen Gottes als Selbstoffenbarungen der unergründlichen Gottheit, und zwar in seiner einen Seite die guten Aspekte Gottes, die aus seiner Liebe fließen, und auf der anderen Seite die bösen Aspekte Gottes, die aus seinem Zorn fließen. Auch Luther sah das Böse in Gott: Gott tue das Böse, um in dessen Überwindung das Gute triumphieren zu lassen. Luthers werdender Gott muss erst zum Teufel werden, um wahrhaft Gott zu werden. Hegel als Student der evangelischen Theologie nannte darum Luzifer die vierte Person der Dreifaltigkeit. Die Heidengötter und Göttinnen waren immer sowohl gut als auch schrecklich und böse. Dieses heidnische Konzept des guten und bösen Gottes ist in die Kabbala und die protestantische Theologie eingeflossen, es bleibt aber Heidentum. Der Gott der Bibel dagegen ist der gute Schöpfer einer guten Welt, der gute Vater Jesu, reines Licht, in dem keine Finsternis ist, Gott ist das Höchste Gut, das Gute an sich. Jesus sagte in seiner Rede vom Weltgericht, dass der Mensch im Gericht nach seinen guten oder bösen Werken gerichtet wird. Böse Werke sind dabei auch einfach die Unterlassung guter Werke. Kant übernahm von Moses und Jesus in seiner praktischen Vernunft den kategorischen Imperativ: Die spekulativ angenommene Gottheit spricht im Gewissen der menschlichen Vernunft den kategorischen Imperativ und die moralische Pflicht aus: Sei gut! Nietzsche sah in Kants Verpflichtung zum Gutsein den Gott des Moses verborgen, den er ablehnte. Nietzsche verkehrte die Werte von Gut und Böse, wie sie vom Platonismus und der jüdisch-christlichen Ethik aufgestellt worden waren, und nannte seinen eigenen moralischen Imperativ nicht: Sei gut, sondern: Sei mächtig und lebenstüchtig. Diese nihilistische Verkehrung von Gut und Böse führte im zwanzigsten Jahrhundert zum Triumph satanischer Ideologien und des atheistischen und neuheidnischen Totalitarismus. In der heutigen neuheidnischen Philosophie des New Age wird weiterhin gut und böse, süß und bitter, Licht und Finsternis vertauscht. Das Zeitalter des Christentums wird ein Zeitalter der Kriege genannt, dagegen das neue Zeitalter des Lichtbringers Luzifer ein Zeitalter universaler Liebe und Friedens. So spottet der Zeitgeist: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin. Aber der absolut gute Gott lässt sich nicht spotten, sondern wird Gute und Böse richten.
HAGIA SOPHIA
Sophia oder Weisheit ist das, was die Chinesen suchen, sie nennen es Tao, und Lao Tse nennt Tao die Mutter der zehntausend Wesen, das Geheimnis des Weiblichen, das unaussprechliche Geheimnis, das Urbild aller Bilder. In der chinesischen Bibel ist der Logos des Johannesprologs mit Tao übersetzt. Konfuzius, Menzius, Mo Ti, Lao Tse, Tschuang Tse und Liä Dsi waren allesamt Diener des Tao. Das griechische Wort für Weisheit, Sophia, bezeichnet ursprünglich die Geschicklichkeit des Zimmermannes. Das ist interessant, denn Jesus, die menschgewordene Weisheit Gottes, war Zimmermann. Pindar, der Poet und Prophet, spricht von der Sophia des Künstlers, sie ist seine Muse, seine Inspiration, die ihn zum Propheten macht. Denn Pindar war nicht ein einfacher Poet, der mit Versmaß und Reim spielte, sondern ein Poet und Seher, wie später Dante, John Milton, Klopstock und Hölderlin. Das ist die Sophia der Poeten. Die größte Verehrung findet Sophia in der Heiligen Schrift, vor allem in den Weisheitsschriften des Alten Testaments. Wenn die Bibel mit dem Wort Bereshit, en arche, im Anfang beginnt, sagen die Rabbinen, dieses Bereshit ist das Urprinz aller Schöpfung, in Bereshit ist alles geschaffen, und dies ist in Sophia. Die wichtigsten Stellen über Sophia sind die ersten neun Kapitel der Sprüche Salomos, vor allem das achte Kapitel, das siebente bis zehnte Kapitel des Buches der Weisheit, das vierundzwanzigste und einundfünfzigste Kapitel des Jesus Sirach, das dritte Kapitel des Baruch und das achtundzwanzigste Kapitel des Hiob.. Hier wird Sophia mit Jahwe identifiziert, denn wie Jahwe ist sie die Retterin Israels im Exodus. Sie wird als die Schöpferin bezeichnet, aber auch als die Erstgeborene der Schöpfung, die vor aller Schöpfung war. Sie wird Throngenossin Gottes, Liebling Gottes, Hätschelkind Gottes genannt. Sie ist die Werkmeisterin oder Architektin des Universums. Ihre Wonne ist es, bei den Menschensöhnen zu sein. Sie war bei Adam, dem ersten Menschen, in seiner Einsamkeit. Sie war bei Abraham, der seinen Sohn hingeben musste. Sie war bei Jakob, der vierzehn Jahre um eine Frau diente. Sie war bei Josef, der prophetische Träume hatte. Sie war bei Moses, der Israel aus Ägypten führte. Salomo gewann ihre Schönheit lieb und wollte sie als Braut heimführen. Er erbat sie von Gott. Mit ihr kommen zu Salomo alle Gaben der Naturerkenntnis und alle Tugenden und Künste und irdische Wohlfahrt. Die Ehe mit ihr bringt keinen Verdruss und keinen Liebeskummer, sondern lauter Wonnen. Sie prüft den Menschen, ob er ihrer würdig ist. Und wenn er ihre Prüfungen besteht, offenbart sie ihm ihre Geheimnisse. Sie kommt zu dem Schriftgelehrten wie eine liebende Mutter und eine junge Braut. Dem Schriftgelehrten ist sie die Ehefrau, das Weib seiner Jugend, einzig an ihren Brüsten soll er sich berauschen. Sie, die aus dem Munde Gottes kommt, die von Gott gezeugt ist, suchte eine Wohnstatt in allen Völkern, fand schließlich ihre Wohnstatt in Israel und diente im heiligen Zelt und war Liturgin im Salomonischen Tempel. Aber ihre Macht erstreckt sich von einem Ende des Alls zum anderen, sie ist ein Ausfluss des Lichtes Gottes, eine Emanation der Kraft Gottes, ein Spiegel der Herrlichkeit des Herrn, und sie ist unbefleckt, makellos, rein, pur und heilig und geht in Seelen ein und macht sie zu Freunden der Gottheit und zu Propheten. Sie ist die himmlische Sophia, die Sophia von oben, die friedlich ist, wie Jakobus sie nennt. Paulus sagt: Christus ist die Sophia Gottes. Ihre Gegenspielerin ist Frau Torheit. There is a war between Lady Wisdom and Dame Folly. Die Gegenspielerin Sophias ist Moria. Das ist in etwa die biblische Vision von Sophia. Sophia wird identifiziert mit Jahwe und mit Jesus. Anders ist die gnostische Idee von Sophia, denn hier ist sie nicht die Throngenossin Gottes, sondern ein im himmlischen Sündenfall aus der Gnade gefallenes himmlisches Wesen, das zur Strafe für ihre undefinierte Stünde in die Materie fiel und dort als Sünderin und Hure herum irrte, mehrmals inkarnierte, etwa als Helena von Sparta, bis Simon Magus, der von den Aposteln verfluchte, in Tyrus in einem Bordell Sophia als die Hure Helena fand, die heilige Hochzeit mit ihr zelebrierte und sie so erlöste. Manchmal wartet Sophia, die Hure, auch auf den himmlischen Äon Christus als ihren Bräutigam und Erlöser. Natürlich ist dieser gnostische Christus nicht der gekreuzigte Jesus von Nazareth, sondern ein anderer Christus. Im Grunde ist diese Gnosis eine Blasphemie, die Gottheit Sophia wird hier zur Sünderin, zur Hure erniedrigt. Der Kirchenvater Augustinus dagegen suchte, inspiriert von Cicero, die Weisheit von Jugend an, suchte sie erst im Manichäismus, fand sie in der katholischen Kirche und nannte sie die Sophia des Vaters, die Sophia des Sohnes, die Sophia des Heiligen Geistes. Boethius in seinem Buch vom Trost der Philosophie beschreibt, wie er im Gefängnis eine Vision der himmlischen Jungfrau Sophia hatte, die ihn belehrte über das Nichtwesen des Bösen und das Höchste Gut der Glückseligkeit. Im Talmud der jüdischen Rabbinen wird die Frau Weisheit der Bibel mit der Jungfrau Torah identifiziert. Sie ist die Tochter Gottes, die himmlische Prinzessin. Der ewige König Gott sucht einen Bräutigam für seine Tochter und offenbart dem Schriftgelehrten die Jungfrau Torah, mit der er die mystische Ehe eingeht und so zum Baal-Shem wird, zum Ehemann des Namens. Die Jungfrau Torah ist eine Ehefrau, die immer jugendlich und immer frisch und reizvoll ist. Die Rabbinen identifizieren Frau Weisheit aber auch mit der Schechinah, der Einwohnung Gottes in der Schöpfung. Die Schechinah war Braut Adams im Paradies, sie wurde von Jakob auf der Himmelstreppe gesehen, sie begleitete Josef nach Ägypten und war die mystische Braut des Moses und führte die Kinder Israel ins Gelobte Land. Auch die Kabbala des dreizehnten Jahrhunderts spricht von der Schechinah. Die unergründliche Gottheit En-Soph offenbart sich in zehn Sephirot oder Hypostasen, deren zehnte ist Schechinah, die Einwohnung Gottes in der Schöpfung oder das Königreich der Himmel, Malkuth. Diese wird Prinzessin und Matrone genannt und führt die Kinder Israel dem Messias entgegen. Die obersten Sephirot des En-Soph sind nach der Kether das Paar Chokmah (Weisheit) und Bina (Vernunft). Hier wird die Weisheit allerdings dem väterlichen und die Vernunft dem mütterlichen Prinzip zugeordnet. Die Frage ist, ob der Begriff En-Soph etymologisch mit Sophia und mit der indoarischen Ursilbe Sopht verbunden ist, was der göttliche Gedanke vor der Schöpfung ist. Zur selben Zeit wie die Kabbala dichtete Dante seine göttliche Komödie. Wie dem Boethius die himmlische Philosophia als Lehrerin erscheint, so erscheint dem Dante die himmlische Geliebte Beatrice als Lehrerin der Wahrheit, eigentlich als eine poetische Personifikation der Weisheit der Kirche. Auch Hildegard von Bingen, die deutsche Prophetin, sah in himmlischen Visionen Sophia, lateinisch Sapientia, als ein göttlich-weibliches Wesen. Diese Sapientia Divina sprach durch Johannes den Täufer, durch Jesus, und spricht durch die Kirche. Die Weisheit der Kirche ist die Heilige Schrift, die Tradition und der apostolische Lehrstuhl. Zum Studium der Weisheit der Kirche gehört neben dem Studium der Bibel das Studium der Kirchenväter, der Päpste, der Heiligen, der Kirchenlehrer und der Mystiker und der Frömmigkeit des Volkes. Der selige Heinrich Seuse hatte eine Vision der Frau Weisheit, als im Kloster aus den Salomonischen Büchern der Bibel vorgelesen wurde. Frau Weisheit erschien dem jungen Mönch als wunderschöne Minnedame, er wurde ihr Minne-Mönch, der ihr in geistlicher Minne diente, sie verlobte sich mit ihm und sagte, er habe nur Schmerzen in irdischer Minne gefunden, weil sie ihn für die Hochzeit mit sich selbst bereitet hat. Später verwandelte sie sich in den gekreuzigten Christus und unterwies ihn in katholischer Leidensmystik. Jakob Böhme, der teutonische Philosoph, der als Mystiker von der lutherischen Amtskirche verketzert wurde, hatte Visionen von der himmlischen Jungfrau Sophia. Seine Theologie ist nicht ganz deutlich. Einerseits spricht er von dem Zeugen von Vater und Sohn und Heiligem Geist und dass sich dann die Dreifaltigkeit im Spiegel der himmlischen Sophia beschaute. Andererseits identifiziert er Sophia mit Christus. Er spekulierte über den androgynen Urmenschen Adam, der mit Sophia vermählt war, aber sich von ihr abwandte und sich Eva zuwandte. Da war Adam kein androgyner Urmensch mehr, sondern ein Mann und Eva seine Frau. Die Sehnsucht des Menschen geht aber wieder zur androgynen Ganzheit, darum die irdische Frau Eva sich mit dem himmlischen Jesus vermählt und der irdische Mann Adam sich mit der himmlischen Jungfrau Sophia vermählt. Sophia verlobte sich mit Jakob Böhme und versprach ihm, im himmlischen Paradies die Ehe zu vollziehen und ihm ihre Perle hinzugeben. Der katholische Heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort, ein Franzose der Barockzeit, schrieb über die Ewige Weisheit und identifizierte sie mit der zweiten Person der göttlichen Dreifaltigkeit, also dem Logos oder Christus, und nannte Jesus die menschgewordene Ewige Weisheit, nannte die Ewige Weisheit aber auch Himmelskönigin und Idee der Schönheit. Der Schwerpunkt seiner Mystik lag aber auf der totalen Hingabe an die Jungfrau Maria. Diese marianische Mystik prägte später Papst Johannes Paul II. Der Pietist Gottfried Arnold beschrieb die göttliche Sophia nach den Zeugnissen der Heiligen Schrift und in umfassender Kenntnis des Zeugnisses der Kirchenväter. Er beschrieb sein Verhältnis zu Sophia als ein erstes Grüßen, einen ersten Kuss, eine erste Umarmung, ein Verlöbnis und eine geistliche Ehe und mystische Vereinigung. Er allein sah die mystische Bedeutung des Hohen Liedes Salomo in der mystischen Ehe von göttlicher Sophia-Sulamith mit dem irdischen Menschen-Salomo. Darüber schrieb er auch Liebesgedichte. In der Zeit des deutschen Idealismus, Kant, Fichte, Hegel und Schelling, war der katholische Naturphilosoph Franz von Baader ein Verehrer der Sophia. In seiner erotischen Philosophie geht es wie bei Jakob Böhme um die Wiederherstellung der androgynen Menschheit. Inspiriert von Jakob Böhme und Schelling entwickelte das junge Genie Novalis seine Naturmystik, und da seine tote Geliebte Sophie hieß, diente er Christus und Sophie. Der französische Mystiker Saint Martin war ein weiterer Verehrer der Sophia. Ende des 19. Jahrhunderts hatte der russisch-orthodoxe Religionsphilosoph Wladimir Solowjew drei Visionen der himmlischen Sophia, die er seine geheime Freundin nannte. Er identifizierte sie aber nicht eigentlich mit der Dreifaltigkeit oder Christus im Speziellen, auch nicht mit der Jungfrau Maria, sondern sah sie als verklärte Weltseele und Idee des von ihm entwickelten Gottmenschentums (in Abgrenzung zu Nietzsches Übermenschentum als Prinzip des Antichrist). Solowjew als eigenständiger christlicher Denker hat Elemente des Gnostizismus, wie das der gefallenen Weltseele, in sein Denken aufgenommen. Der russische Lyriker Alexander Blok hat Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Sophia von Solowjew in seine Schöne Dame verwandelt, deren Minnesänger er war. Im zwanzigsten Jahrhundert entwickelte der Denker Otfried Ebertz in seinem Buch Logos und Sophia eine eigenwillige neuheidnische oder mythologische Sophiologie. Wie in den mythischen Paaren von Inanna und Dumuzi, Isis und Osiris, Kybele und Atthis, Aphrodite und Adonis sah er das Paar von Logos und Sophia als Gott und Göttin. Dabei ist das feminine Prinzip das vorherrschende. Der Logos ist der Bundesgott der Männer, die Sophia die Bundesgöttin der Frauen. Die Göttin Sophia kann aber nicht von Hausmüttern in der Kinderstube erkannt werden, aber die Göttin hat Priesterinnen, die ihr als Jungfrauen im Nonnenkloster dienen und die Lehren der Göttin studieren. Otfried Ebertz wahrsagte die Wiederkehr der Göttin und ihres Geliebten und die Rückkehr des Matriarchats als das Reich der Göttin Sophia (die streng anti-jahwistisch ist). Rudolf Steiner in seiner synkretistischen Anthroposophie, einer Mischung aus Gnostizismus und heidnischen Mysterien, nannte Sophia die verschleierte Isis, die die Partnerin des himmlischen Christus-Sonnengeistes ist, welcher wiederum nicht der gekreuzigte Jesus von Nazareth des Christentums ist. Vater Sergej Bulgakow, ein russisch-orthodoxer Priester, der vor dem militanten Atheismus der Bolschewiki nach Paris fliehen musste, aber von der Orthodoxie der russischen Kirche ebenso verketzert wurde wie einst Jakob Böhme von der lutherischen Nationalkirche, entwickelte eine Sophiologie, da er den Gedanken von Augustinus aufgriff und von der Sophia des Vaters und Schöpfers und der Sophia des Sohnes und Erlösers und der Sophia des Heiligen Geistes und Parakleten sprach, indem er das kirchliche Dogma von der Einen Natur der Gottheit in den drei Personen dahin deutete, dass der Vater und der Sohn und der Heilige Geist die drei Personen, aber Sophia die Eine göttliche Natur der Gottheit bezeichnet. Somit ist Sophia, genannt the divine feminine, die Eine Gottheit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. In der esoterischen Bewegung des New Age wird im Wesentlichen nur die alte gnostische Sophia, besonders anhand der Nag-Hammadi-Schriften, gefeiert, in Abgrenzung zur biblischen Sophia. Der Dichter Torsten Schwanke alias Peter Torstein Schwanke alias Josef Maria Mayer alias Josef Maria von der Ewigen Weisheit hat als philosophierender Dichter im 21. Jahrhundert die göttliche Sophia in Poesie und Prosa verherrlicht.
HEDONISMUS
Epikur hatte eine materialistische Naturphilosophie (die Lukrez in seinem Epos Von der Natur der Dinge darstellt), er übernahm den Atomismus des Demokrit, den Evolutionismus des Altertums, der Mensch habe sich nicht zu bekümmern um die Götter und die Unsterblichkeit der Seele, sondern das Höchste Gut des Menschen ist der maßvolle Genuss. Aristipp, der Sokratesschüler, nannte die Lust (Hedoné) das Höchste Gut. Der Philosoph solle darum nicht heiraten, sondern lieber zu einer Hetäre gehen, wie Aristipp zu Lais ging, aber sich nicht von einer Frau beherrschen lassen. Seine Tochter setzte seine hedonistische Philosophie fort. Wieland hat in seinem Briefroman Aristipp und seine Zeitgenossen diese Philosophie der Lust entwickelt. In der römischen Antike war Ovid am meisten von der Lust-Philosophie geprägt. Der schon erwähnte Wieland verwandelte sich vom seraphischen Platoniker zum Sensualisten und Hedoniker. Der junge Puschkin nannte sich auch einen Jünger Epikurs und Aristipps. Byron nannte die Philosophie des englischen Sensualismus den Höhepunkt der Philosophie, eines großen Mannes große Dummheit. Wenn man in Bachofens Mutterrecht von der Hetärenkultur liest, dem Sumpf der Sinnlichkeit, da Aphrodite und Dionysos herrschen, die Göttin des Sex und der Gott des Rauschgifts, erinnert man sich an die neomarxistische Kulturrevolution von 1968 mit ihrem Sexualkommunismus, der Freien Liebe, der Pornographie und der Verherrlichung der Drogen. In den alten Kulten des Dionysos war die Orgie eine kulturelle Ausnahme. Die Sexualkommunisten aber wollen eine immerwährende Orgie von sex and drugs and rock‘n‘roll. Das ist Luther: Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang. Die Frauenmode des Hedonismus schuf erst die langen Kleider ab und setzte die blue jeans an deren Stelle, ersetzte dann die Frauenhosen durch den Minirock, bis die Sängerinnen und Tänzerinnen öffentlich in Spitzenunterwäsche auftraten und jede amerikanische Filmschauspielerin ihre Nacktfotos öffentlich macht. Das ist die vollkommen hedonistische Kultur, eine Kultur des Untergangs. Die sogenannte Spaßgesellschaft bringt die ganze dekadente Torheit des Hedonismus zum Ausdruck.
HERAKLIT
Heraklit, der dunkle, widmete seine Philosophie der Muttergöttin Artemis von Ephesos, deren Tempel in der Antike als ein Weltwunder galt. Er entwickelte die Naturphilosophie des Werdens. In der Natur ist ein ewiges Werden und Vergehen. Alles fließt. Nichts bleibt. Der Krieg (die Auflösung der Elemente) ist der Vater aller Dinge. Sein Gegenspieler war Parmenides, der die Philosophie des Seins entwickelte. Es gibt nicht Werden und Vergehen, es gibt nicht das Viele, sondern nur das Eine, das absolute Sein. Heidegger nannte Parmenides den ersten Philosophen des Seins. Aber Heraklit war von großer Nachwirkung auf Philosophie und protestantische Theologie. Von Heraklits Philosophie des Werdens stammt die Idee vom werdenden Gott, die Luther entwickelte: Gott muss erst zum Teufel werden, um wahrhaft Gott zu werden. Der Aristotelismus und die Scholastik standen dagegen unter dem Einfluss der Philosophie des Seins. Der hebräische Gottesname JHWH – ICH BIN - wurde als das ewige Sein gedeutet. In der Folge von Luther entwickelte Hegel die Philosophie des werdenden Gottes weiter: Gott muss erst zur Welt werden, um dann zum wahrhaft göttlichen Weltgeist zu werden. Auch Nietzsche lehnte die Idee des Seins ab und stellte sich ganz auf die Seite des Werdens: Keine ewige Geistwelt der Idee, sondern Leben in seiner Vielheit, mit Trieben, Instinkten, Leidenschaften, das werdende Leben und dessen werdender Gott Dionysos. Auch Rilke in seinem Stundenbuch besang den werdenden Gott, nicht den Vater, sondern den Sohn, denn Er wird erst noch, ja, Gott ist nicht ewig seiend, sondern wird vom religiösen Menschen erst entwickelt, vom Dichter gebaut. Auch der Evolutionismus steht in der Nachfolge Heraklits. Wladimir Solowjew bejahte die Evolution, eine sich entwickelnde Weltseele, aber lehnte es ab, das Werden in die Gottheit zu projizieren, sondern die Gottheit sei das Ewigseiende. Aber Heraklit sah auch in all dem Vielen der Natur immanent ein Ewiges, in all dem Werden und Vergehen ein Göttlichseiendes, das er Logos nannte. In dem Werden und Vergehen ist immanent gegenwärtig der göttliche Logos. Der göttliche Logos wohnt auch tief im Innern der Seele des Menschen. Diese Philosophie des Logos wurde von der Stoa weiterentwickelt, die den Logos den der Natur innewohnenden Zeus oder Geist nannten, die Allvernunft. Diese Philosophie des Logos wurde im Prolog des Johannes-Evangeliums in der göttlichen Offenbarung in höchster Reinheit dargestellt, und Jesus Christus als der menschgewordene Logos gefeiert.
HÖCHSTES GUT
Platon nannte das Höchste Gut das Gute, das die höchste Gottheit des Philosophen war. Die drei Höchsten Güter waren Wahrheit, Schönheit und Gutheit, aber die Gutheit war die größte von ihnen. Agathon ist das Gute. Aristipp dagegen nannte das Höchste Gut die Lust. Hedone ist die Lust. Dem folgt unsere übersexualisierte Gesellschaft. Aristoteles nannte das Höchste Gut die Glückseligkeit. Das ist die Eudämonie. Es ist der Zustand eines glücklichen, guten, gelungenen Lebens. Man erreicht diese Glückseligkeit, wenn man in seinem Leben die Kardinaltugenden, Gerechtigkeit, Klugheit, Mut und Mäßigung, erfüllt. Selbst wenn der Mensch Gefühle des Unglücks hat, kann er nach Aristoteles dennoch in dem Zustand der Glückseligkeit sein. Boethius folgte Aristoteles und nannte das Höchste Gut gleichfalls die Glückseligkeit. Allerdings der Heide sprach von irdischer Glückseligkeit, der Christ von himmlischer ewiger Glückseligkeit. Wir sind von Gott zu dem einen Ziel erschaffen, nämlich, wie Petrus sagt, zum Ziel des Glaubens, zur Seligkeit der Seele. In der heutigen westeuropäischen Gesellschaft gilt als das Höchste Gut die Gesundheit. Das ist die Göttin Hygeneia. Vor allem Gesundheit! Das ist heute der allgemeine Segensspruch. Dieser Göttin der Gesundheit wird in den Tempeln der Krankenhäuser gedient. Ihre Hohepriesterschaft sind die Professoren, ihre Ministranten und Nonnen die Krankenschwestern, ihre Wallfahrten die Fernreisen zu berühmten Ärzten, ihr Fasten die Diät, ihre Mystik die esoterische Heilkunst, ihre Verheißung das ewige Leben auf Erden. Max Scheler sprach von der Wertepyramide der Güter. Das erste Gut ist das leibliche Leben, Speis und Trank, Schlaf, Sex und Gesundheit. Das nächste Gut ist das Bedürfnis nach Geselligkeit, Freundschaft und Ehe. Dann kommt das Gut der Ästhetik, Schönheit, Kunstgenuss, Kreativität. Dann kommt das Gut der Erkenntnis. Dessen Ideal ist die Weltweisheit. Zuletzt kommt das Bedürfnis nach Transzendenz, das ist Religion, Kirche, Heiligkeit, Vereinigung mit Gott. Wir sehen, dass heute die allermeisten Menschen auf der untersten Stufe stehen bleiben und im guten Essen, in der Gesundheit und im Sexgenuss ihre höchsten Werte sehen. In der katholischen Liturgie wird der Leib Christi das Höchste Gut genannt, wird besungen, angebetet und empfangen zur mystischen Vereinigung.
HOFFNUNG
Die Hoffnung wird im Christentum eine theologische oder göttliche Tugend genannt. Paulus sagt, man hofft nicht auf etwas Sichtbares, Vergängliches, sondern auf etwas Unsichtbares, Ewiges. Im Hohenlied der Liebe nennt er diese drei Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Legende nach gab es eine frühchristliche Märtyrerin namens Sophia, die drei Töchter hatte: Fides, Spes et Caritas, die alle drei das Martyrium erlitten. Der große katholische Dichter Charles Péguy schrieb ein Poem: das Geheimnis zum Tor der Hoffnung. Darin besang er drei Frauen. Fides und Caritas waren reife Frauen, leicht zugänglich. Denn wie soll man nicht glauben, da Gott so offenbar ist? Und wie soll man nicht lieben, da die Liebe von selbst kommt? Aber Spes ist ein junges Mädchen, schwer zu gewinnen. Das junge Mädchen Hoffnung kann einem wirklich nur durch eine besondere Gnade zuteil werden. Papst Benedikt XVI schrieb in seiner Amtszeit drei Enzykliken über die göttlichen Tugenden: Gott ist Liebe, das Licht des Glaubens und Gerettet durch Hoffnung. In dieser Hoffnungsenzyklika beschreibt er als das Ziel der Hoffnung die Ewigkeit als den Ozean der göttlichen Liebe. Die göttliche Tugend der Hoffnung hat nichts mit Optimismus zu tun. Der Optimist sagt: Das Glas ist halbvoll mit Wasser, der Pessimist sagt: das Glas ist halb leer. Leibnitz in seinem Optimismus nannte die Welt die beste aller möglichen Welten. Der Pessimist sagt: Ich fürchte, das ist wahr. Über Leibnitz und seinen Optimismus spottete Voltaire in seinem Candid. Schopenhauer war der Philosoph des Pessimismus. In seiner Jugend sagte er: Ich kann nicht glauben, dass dieses Jammertal von einem gütigen Gott geschaffen ist, eher von einem gequälten Teufel. Angesichts der entsetzlichen Leiden des zwanzigsten Jahrhunderts mit Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und Arbeitslagern der Kommunismus, angesichts des Ersten und Zweiten Weltkriegs und der ständigen Bedrohung durch einen atomaren Dritten Weltkrieg, schöpfen die Katholiken Hoffnung durch das 1917 in Portugal gesprochene Wort der Gottesmutter: Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!
HÖHLENGLEICHNIS
Platon schreibt in seiner Polis: Die Menschen leben angebunden in einer Höhle. Hinter ihnen flackert ein Feuer. Die Menschen sehen an der hinteren Wand die Schatten tanzen. Das halten sie für die Wirklichkeit. Einer aber konnte sich befreien. Er trat aus der Höhle und sah die Sonne am Himmel. Das ist der Philosoph. Er wird wieder zu den gefangenen Menschen in der dunklen Höhle gesandt, um ihnen vom wahren Licht zu erzählen. Siddartha war ein reicher verwöhnter Prinz, der in seinem Elternhaus im Luxus lebte. Als er einmal den Hof verließ, sah er vier Gestalten: einen Armen, einen Kranken, einen Alten und einen Toten. Er begann, nach der Ursache des Leidens zu fragen. Lange, lange Jahre saß er meditierend unter einem Feigenbaum, dem ficus religiosus, bis er eine philosophische Idee gewann: die Ursache des menschlichen Leidens sei die Existenz als individuelle Person, und die Erlösung vom Leid sei das Verlöschen der Person, die Auflösung im Ungewordenen. Nach seiner sogenannten Erleuchtung zog der Buddha als Bettelmönch herum und predigte seine Lehre und sammelte eine Gemeinde von buddhistischen Mönchen. Moses zog sich stets in die Stiftshütte, das Offenbarungszelt zurück, um allein mit der Herrlichkeit des Herrn zu reden. Dann aber trat er heraus aus dem Offenbarungszelt und brachte dem Volk die Weisung Gottes und wurde ihr Führer durch die Wüste. Mohammed war ein wohlhabender Kaufmann, verheiratet mit einer älteren Frau, Chadischa, einer Christin. Es zog ihn in eine Höhle, da er nach muslimischer Überlieferung vom Engel Gabriel die Suren des Koran diktiert bekam. Danach gründete er eine muslimische Gemeinde und wurde ihr Heerführer, der begann mit dem militärischen Siegeszug des Islam. Jesus lebte dreißig Jahre das Leben in Familie und Arbeit, bis er mit seiner dreijährigen Lehrtätigkeit begann. Nach der Taufe Jesu mit dem Heiligen Geist zog sich Jesus vierzig Tage in die Wüste zurück und betete und fastete, bis ihn der Satan versuchte. Jesus als der neue Adam hat die Versuchung der Schlange siegreich überwunden, ging und berief seine zwölf Apostel.
HORROR VACUI
Die Angst vor dem Tod und dem Nichts war bei den Griechen groß. Die mythologischen Götter boten nur ein trauriges Schattendasein im Hades an. Epikur versuchte sich dialektisch zu retten: Wenn ich bin, ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, bin ich nicht. Aber der Epikurismus und Hedonismus bot auch nur das Nichts an. Goethe sagte: Zeus und sein ganzes Geschlecht fürchtet den Tod. Das ist und bleibt die Antwort des Materialismus. Der Marxismus bot nur die Mumifizierung ihrer Tyrannen an. Der evolutionistische Atheismus sagt: Ich bin nur ein Staubkorn im unermesslichen Universum, ein Produkt des Zufalls, mein Leben ist absurd, und es wartet auf mich die Vernichtung. Heidegger sagte: Das Dasein ist erfüllt von der existentiellen Angst vor dem Nichts. Edith Stein antwortete Heidegger: Das Sein trägt den Menschen. Ist es klug von einem Kind auf dem Arm seiner Mutter, Angst zu haben, von ihr fallen gelassen zu werden? Edith Stein setzt also der Angst vor dem Nichts das Vertrauen in die göttliche Mutter entgegen, die das Sein ist, JHWH, ego sum.
HUMANISMUS
Der Ursprung des Humanismus ist die griechische Antike. Die olympischen Götter waren menschlich-allzumenschlich und sagten: Nichts menschöiches ist mir fremd. In der bildenden Kunst wurde in Apollon das Bild des schönen Mannes, in Aphrodite das Bild der schönen Frau gestaltet. In der Poesie wurden die schönen und edlen Menschen gefeiert, Helden und Weise bei Homer, Sportler bei Oindar, Mädchen bei Sappho. In der Philosophie erhob Sokrates die Vernunft des Menschen auf den Thron. Der Humanismus der Römer führte zur Vergötterung des Menschen. Der Mensch ward Gott. Cäsar war der Herr und Gott. Das Christentum brachte den Humanismus, dass jeder Mensch Bild Gottes ist. Die Benediktiner pflegten den Humanismus der Antike, indem sie die Schriften der Alten abschrieben. Es gibt (entgegen den Lügen der Reformation und der Aufklärung) auch einen mittelalterlichen Humanismus, nämlich die Aristoteles-Rezeption der christlichen, arabischen und jüdischen Scholastiker. Thomas von Aquin mit seiner Synthese zwischen antikem und christlichem Humanismus, wie soll man ihn sonst nennen als einen großen Humanisten. In der Renaissance, vor allem in Florenz, wurde die griechische Schönheit und die römische Kraft neu entdeckt. Es war die Blütezeit des florentinischen Humanismus als eines christlichen Neuplatonismus. Die Bewegung der Humanisten bemühte sich um die Ursprachen der Bibel und exakte Übersetzungen. Dagegen war die lutherische Reformation dem antiken Humanismus abhold. Luther lehnte den blinden Heiden Aristoteles ab und sagte: fraw klüglin ist eyn hur. Nach der Kirchenspaltung erhob sich die Aufklärung, die sich Humanismus nannte und im Namen des Humanen gegen den offenbarten Gott kämpfte. Hier wurde der Humanismus atheistisch. Dieser atheistische Humanismus beruft sich auf Giordano Bruno, Voltaire und Rousseau und la déesse raison. Auch Nietzsche als Altphilologe verehrte den Menschen oder besser gesagt den Übermenschen. Dieser Übermensch ist gottlos, antichristlich, diesseitig, triebgesteuert. Dem stellte Wladimir Solowjew die Vision des Gottmenschentums entgegen, die Vereinigung der Menschheit als einer Familie von Gottmenschen im Reich der Theokratie der universalen christlichen Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil und die darauf folgenden heiligen Päpste sprachen von der Notwendigkeit eines christlichen Humanismus im dritten Jahrtausend. Ecce homo, siehe, der Mensch! In Jesus Christus wird der wahre Mensch sichtbar.
HYLE
Hyle ist griechisch und heißt Holz und bezeichnet den Stoff, die Materie der Welt. Aristoteles und mit ihm Giordano Bruno hielten die Materie für ewig. Die Lehre der Brahmanen spricht von einem ewigen Zyklus von Werden und Vergehen und wieder Werden und Vergehen der Welt. Die materielle Welt wird Maya genannt, die Göttin der Welt, die verschleiert und unergründlich ist, wie Kants Ding-an-sich. Die Babylonier nannten die Urmaterie Tiamat, die Muttergöttin des Urmeers, die vom Himmelsgott Marduk getötet wurde, Marduk nahm dann den Leichnam der Tiamat und baute aus ihm den Kosmos und die Erde. Tiamat heißt auf hebräisch Tohuwabohu, das Urchaos, über dem der Heilige Geist schwebte. Die Urmeere heißen auf lateinisch Maria, die Urmaterie. Der biblische Schöpfungsbericht spricht von einem Schöpferakt Gottes, der aus dem Nichts die Schöpfung schuf, Raum und Zeit, materielle und geistige Geschöpfe, sichtbare und unsichtbare Welt. Das Urchaos wird gestaltet vom Heiligen Geist zum Kosmos, zur geordneten Schöpfung. Platon sprach von der Physis des Kosmos, dass er belebt sei von der Psyche des Kosmos, der geistigen Weltseele. Diese ist nach Plotin eine Emanation des Geistes Gottes und bringt die materielle Natur hervor. Ein katholischer Priester und Jesuit stellte die moderne Theorie des Urknalls auf, the big-bang-theory, die zu ihrer Zeit von den Atheisten heftig bekämpft wurde, da sie von einem Anfang der Welt spricht. Die Ursache des Urknalls ist den Naturwissenschaftlern ein Rätsel. Papst Benedikt XVI sprach vom Logos als der Göttlichen Vernunft, die sowohl die Ursache des Urknalls ist, als auch der materiellen Natur immanent ist, denn die materielle Natur ist, trotz gewisser chaotischer Elemente, von einer großen Rationalität geprägt und auch dadurch nur der Ratio der Naturwissenschaft zugänglich. Nun ist die sichtbare Materie des Kosmos nur ein geringer Anteil der ganzen materiellen Wirklichkeit. 80 % der Materie ist die unsichtbare Dunkle Materie. Materie wird im modernen Sinn als verdichtete kosmische Energie verstanden. Die kosmische Energie oder das Universum ist der Götze des New Age. Das Geschöpf wird zum Gott erklärt. Trotz des grenzenlosen Spiritismus und Okkultismus des New Age entlarvt sich die Religion als ein subtiler Materialismus. Papst Franziskus sprach von der Materia als Matrix als Mater als Maria. Die Schwarze Materie wäre dann personifiziert in der Schwarzen Madonna.
ICH
Für Buddha war das Ich, das Prinzip der Individuation, wie für Schopenhauer, die Ursache der Leiden, die Erlösung bestehe im Erlöschen des Ich, in der Auflösung im Ungewordenen. Anders ist die christliche Auffassung: Im Herzen des Menschen soll nicht mehr das Ego auf dem Thron sitzen, sondern Christus. Das Ich als bewusste Person mit einem freien Willen ist aber ein Bild des ICH BIN, ego sum, das ist JHWH-Gott. Nur vollendet sich das Ich nicht in egoistischer Selbstverwirklichung, sondern in der Liebe, in der Hingabe an Gott und den Nächsten. Jesus sagt: Wer sein Leben behalten will, wird es verlieren, wer es hingibt, wird es finden. Das menschliche Ich ist Ebenbild des göttlichen Ich, denn Gott ist eine göttliche Person mit Bewusstsein und Willen. Das Bewusstsein des göttlichen Ich ist die göttliche Weisheit und der Wille des göttlichen Ich ist die göttliche Liebe. In der jüdischen Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber und Fritz Rosenzweig wird Jahwe, der Herr, einfach ICH oder DU genannt. In einem altägyptischen Text spricht die Göttin Isis: Ich bin die, die war und ist und sein wird. Rudolf Steiner schrieb das Wort Ich als J-Ch, das heißt Jesus Christus. Der Benediktinerpater Anselm Grün sprach von Jesus Christus als dem Höheren Selbst des Menschen. C. G. Jung sprach vom bewussten Ich als der Spitze des Eisbergs, darunter eine gewaltige Masse Unbewusstes liegt. Die Vereinigung von Ich und Unbewusstem bringt das Höhere oder Wahre Selbst hervor. Freud unterschied zwischen dem Ich des Verstandes, dem Über-Ich (Gewissen) als von der Gesellschaft aufoktroyierten Normen, und vom Es, dem Liebestrieb und Todestrieb. Die Esoterik nimmt die Jung‘sche Rede vom Höheren Selbst auf. Sie redet mit den Buddhisten und Hinduisten und christlichen Mystikern vom Absterben des Ich, aber nur um aufzuerstehen als Wahres und Höheres Selbst. Dieses Höhere Selbst sagt: Ich bin Gott. Da ist es egal, ob es sich als Buddha oder als kosmischer Christus symbolisiert, es ist das Höhere Selbst des Menschen und als solches göttlicher Natur. Damit offenbart sich die Esoterik, trotz allen Geredes vom Absterben des Ego, als ein sublimer Egoismus, und das Selbst des Menschen ist sein Götze.
FÜNFTES BUCH
ERSTES KAPITEL
Ich kann mir nicht vorstellen, was deinen Brief verursacht hat. Ich bitte dich, mir das Vergnügen zu geben, zu glauben, dass niemand deine Freundschaft so sehr wünscht, wie ich, und wäre mehr bereit, etwas zu tun, um es zu beweisen. Wenn ich das erlaubt hätte, hätte ich selbst meinen Brief zu dir getragen.
*
Ich wache voll von dir auf. Deine Porträts und die Erinnerung an den berauschenden Abend gestern haben mir keine Ruhe gelassen. Süße und unvergleichliche Josephine, was für einen bizarren Effekt hast du auf mein Herz gemacht! Bist du aufgeregt? Siehst du mich traurig? Machst du dir Sorgen? Meine Seele ist vom Kummer gebrochen, und es gibt keine Ruhe für deinen Freund, aber ist es noch mehr für mich, wenn ich mich dem tiefen Gefühl, das mich kontrolliert, aufgebe, ziehe ich Kraft aus deinen Lippen, deinem Herzen, eine Flamme, die mich verbrennt. Ah! Es war in dieser Nacht, dass ich erkannte, dass dein Porträt nicht du bist! Du gehst mittags, ich sehe dich in drei Stunden. Inzwischen, mio dolce amore, sei tausendmal geküsst; aber gib mir nichts, denn es verbrennt mein Blut.
*
Ich schrieb dir von Chatillon aus, und ich schickte dir eine Vollmacht für dich, um verschiedene Summen zu berühren, die zu mir zurückkommen... Jeder Moment nimmt mich weg von dir, anbetungswürdige Freundin, und jeden Moment finde ich weniger Kraft, es zu ertragen, weg von dir zu sein.
Du bist der ewige Gegenstand meines Denkens; meine Phantasie erschöpft sich bei der Suche nach dem, was du tust. Wenn ich dich traurig sehe, zerreißt es mein Herz, und mein Schmerz wächst; wenn du heiter bist, Sport treibst mit deinen Freunden, so mache ich dir Vorwürfe, dass ich die schmerzliche Trennung von drei Tagen vergessen habe. Du bist dann leichtfertig, und deshalb bist du nicht von einem tiefen Gefühl betroffen.
Wie du siehst, bin ich nicht leichtfertig, mich zu begnügen; aber, meine gute Freundin, es ist ganz anders, wenn ich befürchte, dass deine Gesundheit verändert werden kann, oder dass du Grund hast, dass ich es nicht bereuen muss. Dann bereue ich die Geschwindigkeit, mit der ich von meinem Herzen weggenommen werde. Ich habe wirklich das Gefühl, dass deine natürliche Güte nicht mehr für mich existiert, und dass es nur sicher ist, dass mir nichts Unangenehmes passiert, dass ich zufrieden sein kann. Wenn ich gefragt werde, ob ich gut geschlafen habe, fühle ich das, bevor ich antworte, ich müsste einen Kurier bekommen, der mir versicherte, dass du gut ausgeruht bist. Krankheiten oder die Wut der Menschen beeinflussen mich nur durch die Idee, dass sie dich schlagen könnten, meine gute Freundin.
Möge mein Genie, das mich immer inmitten der größten Gefahren bewacht hat, dich umgeben, dich bedecken und mich offenbaren. Ah, sei nicht lustig, aber ein wenig melancholisch, und vor allem, dass deine Seele frei von Leid ist, wie dein schöner Körper von der Krankheit: Du weißt, was unser guter Ossian darüber sagt.
Schreibe mir, meine zärtliche Freundin, und sehr lange, und erhalte tausend und einen Kuss der zärtlichsten und wahrsten Liebe.
*
Ich habe keinen Tag verbracht, ohne dich zu lieben. Ich habe keine Nacht verbracht, ohne dich zu umarmen. Ich habe nicht eine Tasse Tee genommen, ohne den Ruhm und den Ehrgeiz zu verfluchen, der mich von der Seele meines Lebens befreit. In der Mitte des Geschäfts, an der Spitze der Truppen, als ich durch das Lager ging, war meine anbetungswürdige Josephine allein in meinem Herzen, beschäftigte mich, nahm meine Gedanken ein. Wenn ich von dir mit der Geschwindigkeit des Stromes der Rhone weggehe, dann solltest du mich früher sehen. Wenn ich mitten in der Nacht zur Arbeit gehe, ist es, weil es die Ankunft meiner süßen Freundin um ein paar Tage näher bringen kann, und doch in deinem Brief vom 23. bis zum 26. konntest du mich schlecht behandeln.
Du selbst! Ah! Schlechte! Wie könntest du diesen Brief schreiben! Wie kalt ist er! Und dann, vom 23. bis zum 26., bleiben vier Tage; was hast du getan, seit du deinem Mann nicht geschrieben hast? Ah! meine Freundin, du und diese vier Tage machst mich bereuen meine alte Gleichgültigkeit. Wehe der Sache! Mögest du, für all den Schmerz und Qual, erleben, was die Überzeugung und die Beweise, die dein Freund bringt, mich erleben lassen! Die Hölle hat keine Strafen mehr! Weder die Furien, noch die Schlangen! Du! Du! Ah! Was wird es in vierzehn Tagen sein?
Meine Seele ist traurig; mein Herz ist ein Sklave, und meine Phantasie erschreckt mich, du liebst mich weniger; du wirst getröstet werden. Eines Tages wirst du mich nicht mehr lieben; sag mir Adieu, Frau, Qual, Glück, Hoffnung und Seele meines Lebens, die ich liebe, die ich fürchte, die mich mit den zärtlichen Gefühlen begeistert, die mich zur Natur ruft und stürmische Bewegungen wie vulkanische Donner auslöst. Ich frage weder nach ewiger Liebe noch nach Treue, sondern nur... Wahrheit, unbegrenzte Offenheit. Der Tag, an dem du sagst: "Ich liebe dich weniger" wird der letzte meines Lebens sein. Wenn mein Herz hart genug wäre, ohne Erwiderung zu lieben, würde ich es mit meinen Zähnen zerhacken.
Josephine, Josephine! Erinnere dich, was ich dir manchmal gesagt habe: Die Natur hat mich stark und entschlossen gemacht. Sie hat dir die Spitze und die Gaze gewoben. Hast du aufgehört, mich zu lieben? Verzeihung, Seele meines Lebens, meine Seele ist auf weite Kombinationen gespannt. Mein Herz, ganz von dir besetzt, hat Ängste, die mich unglücklich machen... Ich bin genervt, dich nicht bei deinem Namen anzurufen. Ich warte auf dich, um mir zu schreiben. Auf Wiedersehen! Ah! Wenn du mich weniger liebst, wirst du mich nie geliebt haben. Ich wäre dann sehr zu bemitleiden.
PS: Der Krieg in diesem Jahr ist nicht mehr erkennbar. Ich hatte Fleisch, Brot und Futter gegeben; meine bewaffnete Kavallerie wird bald marschieren. Meine Soldaten bezeigen mir ein Vertrauen, das nicht auszudrücken ist. Du allein trägst mich; du allein, das Vergnügen und die Qual meines Lebens. Ein Kuss an deine Kinder, von denen du nicht sprichst! Danke, es würde deine Briefe halbieren. Die Besucher, um zehn Uhr morgens, hätten nicht das Vergnügen, dich zu sehen. Frau!!!
*
Ich bekomme einen Brief, den du unterbrichst, um zu gehen, du sagst aufs Land; und danach stellst du dich dem Ton der Eifersucht an mich, der von Geschäften und Müdigkeit überwältigt ist. Ah meine gute Freundin!
Es stimmt, dass ich mich irre. Im Frühjahr ist das Land schön; und dann war der 19-jährige Liebhaber wohl dort. Die Mittel, um einen Augenblick zu verlieren, um dem zu schreiben, der 300 Ligen von dir entfernt lebt, lebt und genießt, existiert nur für dein Gedächtnis, der deine Briefe liest, wie man sie verschlingt, nach sechs Stunden Jagd auf Gerichte, wie wir sie lieben.
Ich bin nicht glücklich. Dein letzter Brief ist so kalt wie Männer-Freundschaft. Ich habe das Feuer nicht gefunden, das deine Augen entfacht und das ich manchmal gesehen habe. Aber was ist das, meine Bizarre!
Ich fand, dass deine früheren Briefe meine Seele zu sehr unterdrückten; die Revolution, die sie produzierte, griff meine Ruhe an und versklavte meine Sinne.
Ich wollte Briefe kälter; aber diese geben mir die eisige Kälte des Todes. Die Angst, von Josephine nicht geliebt zu werden, die Idee, sie unbeständig zu sehen... Aber ich mache mir selbst Schmerzen. Es gibt so viele echte Briefe! Sollten wir sie noch schreiben! Du kannst mich nicht mit grenzenloser Liebe inspirieren, ohne mit mir zu teilen; und mit deiner Seele, deinem Verstand und deiner Vernunft kannst du nicht, im Gegenzug für Verlassenheit und Hingabe, im Tausch den Tod geben.
Ich habe den Brief von Madame de Chateaurenaud erhalten. Ich schrieb dem Minister. Werde ich morgen bei der ersten Stunde schreiben? An die, denen du Komplimente machen wirst? Wahre Freundschaft für Madame Tallien und Barras.
Du erzählst mir nichts von deinem hässlichen Magen; ich hasse ihn. Adieu, bis morgen, mio dolce amore. Eine Erinnerung an meine einzige Frau und ein Sieg des Schicksals: das sind meine Wünsche. Ein einzigartiges, integrales Gedächtnis, würdig dem, der an dich in jedem Moment denkt.
Mein Bruder ist hier; er heiratete mit Vergnügen; er brennt mit dem Wunsch, dich kennen zu lernen. Ich versuche, ihn zu bewegen, nach Paris zu kommen. Seine Frau ist ausgeliefert; sie hat ein Mädchen geboren. Er schickt dir eine Schachtel Genueser Süßigkeiten. Du erhältst Orangen, Parfüm und Wasser von Orangenblüten, die ich dir schicke.
Junot und Murat erweisen dir ihren Respekt.
Ein Kuss tiefer, tiefer als die Brüste!
*
Ich weiß nicht, warum ich heute morgen zufriedener bin. Ich habe eine Ahnung, dass du auf diese Idee gekommen bist, die hat mich mit Freude erfüllt. Nun warte, dass du durch Piemont gehst, der Weg ist viel besser und kürzer. Du kommst nach Mailand, wo du dieses Land sehr schön finden wirst. Für mich wird es mich so glücklich machen, dass ich verrückt werde! Ich sterbe, um zu sehen, wie du die Kinder trägst! Es muss dir ein kleines, majestätisches und respektables Gefühl geben, das mir sehr angenehm erscheint. Werde nicht krank! Nicht wahr, meine gute Freundin, wenn du hierher kommst, wirst du es sehr gut machen, du wirst ein kleines Kind wie seine Mutter gebären dem, der dich liebt wie des Kindes Vater, und wenn du ganz alt werden möchtest, dass du 100 Jahre lang lebst, wird es dein Trost und dein Glück sein, aber von dieser Zeit an halte dich davon zurück, sie zu lieben, wie mich, ich fange schon an, eifersüchtig auf sie zu werden. Addio, mio dolce amore, addio, Geliebte, komm, um die gute Musik zu erleben und das schöne Italien zu sehen. Er vermisst nur deinen Anblick, du wirst mich in meinen Augen verwandeln, wenigstens weißt du, wann meine Josephine irgendwo ist, die ich nicht mehr sehe.
*
Josephine, wo bekommst du diesen Brief? Wenn es in Paris ist, ist mein Unglück sicher, du liebst mich nicht mehr! Ich will nur sterben! Könnte es möglich sein? Alle Schlangen der Furien sind in meinem Busen, und ich existiere schon nur auf halbem Weg zum Tod. Meine Tränen fließen. Keine Ruhe mehr oder Hoffnung. Ich respektiere den Willen und das unveränderliche Gesetz des Schicksals. Es überwältigt mich mit Ruhm, damit ich mein Unglück mit mehr Bitterkeit fühle. Ich werde mich an alles in diesem neuen Zustand der Dinge gewöhnen; aber ich kann mich nicht daran gewöhnen, dich nicht mehr zu schätzen; das nicht! Das ist nicht möglich! Meine Josephine ist auf dem Weg; sie liebt mich wenigstens ein wenig; so viel versprochene Liebe kann nicht in zwei Monaten ohnmächtig werden.
Ich hasse Paris, die Frauen und die Liebe... Dieser Zustand ist schrecklich... und dein Verhalten... aber soll ich dich beschuldigen? Nein. Dein Verhalten ist das deines Schicksals. So liebenswürdig, so schön, so süß, bist du das Instrument meiner Verzweiflung?
Der Herzog von Serbelloni, der größte Herr dieses Landes, der nach Paris geht, um seine Huldigung der Regierung zu präsentieren, wird diesen Brief erhalten.
Lebe wohl, Josephine, an dich zu denken, macht mich glücklich; alles hat sich geändert. Umarme deine liebenswerten Kinder. Sie schreiben mir charmante Briefe. Da ich dich nicht mehr liebe, liebe ich sie um so mehr. Trotz Schicksal und Ehre werde ich dich mein ganzes Leben lang lieben. Ich lese, heute Abend, alle deine Briefe, auch die mit deinem Blut geschriebenen. Welche Gefühle haben sie mir gegeben!
*
Josephine, du solltest am 5. aus Paris fahren; du musst es bis zum 11. verlassen haben, du warst nicht am 12. gehen, meine Seele war für die Freude geöffnet; sie ist nun voller Schmerzen. Alle Briefe kommen, ohne mir Briefe zu bringen.
Wenn du mir schreibst - die wenigen Worte - der Stil ist niemals voll eines tiefen Gefühls. Du hast mich mit einer leichten Laune geliebt; du fühlst schon, wie lächerlich es wäre, dein Herz anzuhalten. Es scheint mir, dass du deine Wahl getroffen hast und dass du weißt, wen du ansprichst, um mich zu ersetzen. Ich wünsche dir Glück, wenn deine Unbeständigkeit sich erhalten kann; ich sage nicht Perfidität... Du hast das nie gemocht...
Ich hatte meine Operationen unterdrückt; ich habe am 13. in Mailand berechnet, und du bist immer noch in Paris. Ich gehe zu meiner Seele zurück; ich ersticke ein unwürdiges Gefühl in mir; und wenn Ruhm nicht genug ist für mein Glück, so bietet es das Element des Todes und der Unsterblichkeit...
Wie für dich, lass mich nicht in Erinnerung an dich leben. Mein Unglück ist es, dich sehr wenig zu kennen, deines, dass du mich wie die Männer beurteilt hast, die dich umgeben.
Mein Herz fühlte sich nie wie etwas Mittelmäßiges, er hatte sich vor der Liebe verteidigt; du hast es mit grenzenloser Leidenschaft inspiriert, einem Rausch, der es verschlechterte. Dein Gedenken war in meiner Seele vor dem der ganzen Natur; deine Laune war für mich ein heiliges Gesetz; dich zu sehen, war mein souveränes Glück; du bist wunderschön, anmutig; deine süße und himmlische Seele ist auf dein Gesicht gemalt. Ich liebte alles in dir; naiver, jünger, ich hätte dich weniger geliebt.
Alles erfreute mich, bis zur Erinnerung an deine Fehler, und die schreckliche Szene, die unserer Ehe um vierzehn Tage vorausging; Tugend war für mich, was du tatst, Ehre, was dir gefiel; der Ruhm hatte Anziehungskraft in meinem Herzen nur, weil er dir gefällt und schmeichelte deiner Selbstliebe. Dein Porträt war immer in meinem Herzen; niemals ein Gedanke, ohne es zu sehen und mit Küssen zu bedecken.
Du hast mein Porträt für sechs Monate verlassen, ohne es mitzunehmen; nichts entkam mir. Wenn ich fort führe, würde ich dich allein lieben, und von allen Rollen ist das die einzige, die ich nicht adoptieren kann. Josephine, du hättest das Glück eines Mannes weniger bizarr gemacht. Du hast mein Unglück gemacht, ich warne dich. Ich fühlte es, als meine Seele verlobt war, als du ein grenzenloses Reich jeden Tag verdientest und alle meine Sinne versklavtest. Grausame!!!
Warum hab ich Hoffnung auf ein Gefühl, dass du dich nicht gefühlt hast? Aber der Vorwurf ist mir nichts wert. Ich habe nie an das Glück geglaubt. Jeden Tag hängt der Tod um mich herum... Das Leben lohnt nicht so viel Lärm!
Lebe wohl, Josephine, bleib in Paris, schreibe mir nicht mehr, und respektiere mein Asyl. Tausend Dolche zerreißen mein Herz; schiebe sie nicht tiefer. Adieu, mein Glück, mein Leben, alles, was für mich auf Erden existiert.
*
Für den letzten Monat habe ich von meiner guten Freundin nur zwei Notizen von je drei Zeilen erhalten. Hat sie ein Geschäft? Ist nicht die Notwendigkeit, an ihren guten Freund zu schreiben? Von nun an, um daran zu denken, ohne an Josephine zu denken, wäre es für deinen Freund, tot zu sein und nicht mehr zu existieren. Dein Bild verschönert meine Gedanken und belebt das finstere und schwarze Bild der Melancholie und der Schmerzen...
Eines Tages kann ich kommen, wenn ich dich sehen werde. Denn ich habe keinen Zweifel daran, dass du noch in Paris bist. He! Nun, an diesem Tag zeige ich dir meine Taschen voller Briefe, die ich dir nicht geschickt habe, weil sie zu dumm waren - das ist das Wort. Guter Gott! Sag mir, du, die weiß, wie man andere so liebevoll liebt, würdest du wissen, wie man die Liebe heilt? Ich werde für dieses sehr liebe Heilmittel bezahlen. Du solltest auf dem 5. abreisen; ich wartete am 13. auf dich, als ob eine hübsche Frau ihre Gewohnheiten, ihre Freunde, Madame Tallien und ein Abendessen bei Baras und eine Darstellung eines neuen Stückes und des Glücks aufgeben könnte. Glückliche!
Du liebst alles mehr als deinen Mann; du hast für ihn nur ein wenig Wertschätzung und einen Teil dieses Wohlwollens, mit dem das Herz reich ist. Jeden Tag rekapituliere ich deine Fehler, deine Schwächen, ich kämpfe gegen die Flanken, um dich nicht mehr zu lieben, Pah! Es ist nicht so, dass ich dich mehr liebe. Endlich, meine unvergleichliche kleine Mutter, ich erzähle dir mein Geheimnis: mache dich über mich lustig, bleib in Paris, habe Liebhaber, die jeder kennt, schreib nicht! Ich werde dich zehnmal mehr lieben.
Wenn es nicht Wahnsinn, Fieber, Delirium ist! Und ich werde mich nicht davon erholen (oh, und wenn, werde ich mich heilen); aber sag mir nicht, dass du krank bist, versuch nicht, dich zu rechtfertigen. Guter Gott! Du bist vergeben; ich liebe dich wütend, und niemals wird mein armes Herz seine Liebe aufgeben. Wenn du mich nicht liebst, wäre mein Schicksal sehr seltsam. Du hast mir nicht geschrieben, du warst krank, du bist nicht gekommen. Das Schicksal wollte es nicht, nach deiner Krankheit, und dann dieses kleine Kind, das so sich sehr rührte, dass es dir weh tat! Aber du bist eine Löwin, du sollst am 10. in Turin sein; am 12. in Mailand, wo du mich erwarten wirst. Du wirst in Italien sein, und ich werde noch weit von dir weg sein. Adieu, meine Geliebte, einen Kuss auf den Mund; eine anderen auf dein Herz, und einen anderen deinem kleinen Abwesenden.
Wir haben Frieden mit Rom gemacht, was uns Geld gibt. Wir werden morgen in Livorno sein, und, sobald ich kann, in deinen Armen, zu deinen Füßen, auf deinen Brüsten!
*
Ich schlug den Feind. Kilmaine schickt dir die Kopie des Vertrages. Ich bin vor Müdigkeit gestorben. Ich bitte dich, sofort nach Verona zu gehen. Ich brauche dich, denn ich sehe, dass ich sehr krank werde. Ich gebe dir tausend Küsse. Ich bin im Bett.
*
Ich schreibe dir, meine gute Freundin, sehr oft, und du nur wenig. Du bist ein böser und hässlicher Dämon, hässlich, so viel wie du Licht bist. Das ist Eifersucht, um einen armen Mann zu täuschen, einen zärtlichen Liebhaber! Sollte er seine Rechte verlieren, weil er weit weg ist, mit Arbeit, Müdigkeit und Schmerz beladen? Ohne seine Josephine, ohne die Versicherung ihrer Liebe, was bleibt ihm auf Erden? Was soll er tun?
Gestern hatten wir eine sehr verdammte Angelegenheit; der Feind hat eine Menge Leute verloren und war völlig geschlagen. Wir nahmen den Vorort von Mantua.
Adieu, anbetungswürdige Josephine; eine dieser Nächte, die Türen öffnen sich mit Unglück: wie ein eifersüchtiger Mann, und hier bin ich in deinen Armen.
Tausend Küsse in Liebe!
*
Ich geh zu Bett, meine kleine Josephine, mit einem Herzen voll deines entzückenden Bildes, und es tut mir leid, so weit weg von dir zu bleiben; aber ich hoffe, dass ich in ein paar Tagen glücklicher sein werde, und dass ich dir die Beweise meiner brennenden Liebe geben kann, die du in mir inspiriert hast. Du schreibst mir nicht mehr; du denkst nicht mehr an deinen guten Freund, grausame Frau! Weißt du nicht, ohne dich, ohne dein Herz, ohne deine Liebe, gibt es für deinen Mann weder Glück noch Leben. Guter Gott! Dass ich mich freuen sollte, wenn ich an der liebenswürdigen kleinen Schulter anwesend sein könnte, eine kleine weiße Brust, elastisch, fest; darüber hinaus, ein kleiner Schoß mit dem Taschentuch in Kreolisch, zum Kosen. Du weißt sehr gut, dass ich die kleinen Besuche nicht vergesse; du weißt - der kleine schwarze Wald - ich gebe ihm tausend Küsse, und ich freue mich auf den Moment, dort zu sein. Alles ist dein, das Leben, das Glück, das Vergnügen sind nur das, was du tust.
In Josephine zu leben, ist im Elysium zu leben. Kuss auf Mund, Augen, Schultern, Brüste, überall, überall!
*
Ich liebe dich überhaupt nicht; im Gegenteil, ich hasse dich! Du bist eine ungezogene, sehr linke, sehr dumme Aschenputtel. Du schreibst mir überhaupt nicht, du liebst deinen Mann nicht; du kennst die Freude, die deine Briefe ihm geben, und du schreibst ihm nicht sechs Zeilen, die zufällig hingeworfen werden!
Was machst du den ganzen Tag, Madame? Was für eine wichtige Angelegenheit nimmt die Zeit ein, um an deinen guten Liebhaber zu schreiben? Welche Zuneigung erstickt die Liebe, die zärtliche und ständige Liebe, die du ihm versprochen hast? Wer kann dieser Wunderbare sein, dieser neue Liebhaber, der alle deine Momente aufnimmt, tyrannisiert deine Tage und hindert dich daran, dich um deinen Mann zu kümmern? Josephine, pass auf, eine schöne Nacht, die Türen aufgebrochen, und hier bin ich.
In Wahrheit bin ich besorgt, meine gute Freundin, nicht von dir zu hören; schreib mir schnell vier Seiten, und von jenen liebenswürdigen Sachen, die mein Herz mit Gefühl und Freude erfüllen.
Ich hoffe, dass ich dich lange in den Armen halten werde, und ich werde dich mit einer Million brennenden Küssen heiß wie unter dem Äquator bedecken.
*
Ich hoffe bald, meine süße Freundin, in deinen Armen zu sein. Ich liebe dich wütend. Ich schreibe mit diesem Kurier nach Paris. Alles ist gut. Wurmser wurde gestern unter Mantua geschlagen. Dein Mann braucht nur Josephines Liebe, um glücklich zu sein.
ZWEITES KAPITEL
Ich erhielt deinen Brief, gute kleine Josephine. Ich sehe mit Mühe, dass du unter der Straße gelitten hast. Aber ein paar Tage Ruhe machen alles gut. Ich bin ziemlich gut gestimmt. Ich war gestern auf Marly und habe gejagt, und ich verwundete mich sehr leicht an einem Finger, indem ich ein Wildschwein griff.
Hortense geht es gut. Dein großer Sohn war ein bisschen krank, aber er wird besser. Ich denke, heute Abend spielen diese Damen den Barbier von Sevilla. Das Wetter ist sehr schön. Ich bitte dich zu glauben, dass nichts wahrer ist als die Gefühle, die ich für meine kleine Josephine habe.
Ganz dein!
*
Ich wollte wissen, wie wir in Martinique waren. Ich höre nicht oft von dir. Du vergisst deine Freunde; das ist nicht gut. Ich wusste nicht, dass das Wasser der Plombieres die Tugend des Flusses Lethe hatte.
Es scheint mir, dass du durch das Trinken des Wassers der Plombieres gesagt hast: Ah! Bonaparte, wenn ich sterbe, wer wird dich lieben? - Es ist ein langer Weg, dahin zu gehen, nicht wahr? Alles endet, Schönheit, Geist, Gefühl, die Sonne selbst; aber was niemals enden wird, ist das Gute, das ich will, das Glück, das ich genossen, und die Freundlichkeit meiner Josephine. Ich werde nicht zarter sein, wenn du dich lächerlich machst.
Adieu, meine Freundin, ich habe gestern die englische Flotte angegriffen; alles war gut.
*
Große Kaiserin! Kein Brief von dir seit deiner Abreise aus Straßburg. Du bist nach Baden gefahren, nach Stuttgart, nach München, ohne mir ein Wort zu schreiben. Es ist nicht sehr liebenswürdig, auch nicht sehr zart! Ich bin noch in Brunn. Die Russen sind weg; ich habe einen Waffenstillstand. In ein paar Tagen werde ich sehen, was ich tun werde. Komm herab von der Höhe deiner Größe, um dich ein wenig mit deinem Sklaven zu beschäftigen!
*
Ich bin heute bei Gera, meine gute Freundin; mein Geschäft läuft sehr gut und genauso, wie ich hoffen konnte. Mit der Hilfe Gottes wird es in ein paar Tagen einen sehr schrecklichen Charakter annehmen, denke ich, für den armen König von Preußen, den ich persönlich bemitleide, weil er gut ist. Die Königin ist in Erfurt, mit dem König. Wenn sie eine Schlacht sehen will, wird sie diese grausame Freude haben.
Mir geht es sehr gut; ich habe mich seit meiner Abreise gemästet; doch mache ich zwanzig oder fünfundzwanzig Meilen pro Tag, auf meinem Pferd, in meinem Wagen, in jeder Hinsicht. Ich gehe um acht Uhr zu Bett und stehe um Mitternacht auf; ich denke manchmal, dass du noch nicht im Bett bist.
Ganz dein!
*
Heute ist das Jahrestag von Austerlitz.
Ich war bei einem Ball in der Stadt. Es regnet. Mir geht es gut. Ich liebe dich und begehre dich!
Meine Truppen sind in Warschau. Es ist noch nicht kalt. Alle diese Polen sind französisch; aber da ist nur eine Frau für mich. Möchtest du sie kennen? Ich würde dir ihr Porträt zeigen, aber es wäre nötig, ihr zu schmeicheln, damit du dich selbst erkennen würdest. Aber um die Wahrheit zu sagen, mein Herz hätte nur gute Dinge zu sagen. Diese Nächte sind lang, ganz allein.
Ganz dein!
*
Ich erhalte deinen Brief vom 27. November, da ich sehe, dass dein kleiner Kopf aufgestanden ist. Ich erinnerte mich an diesen Vers:
Die Sehnsucht einer Frau ist Feuer, das verzehrt!
Aber du musst dich beruhigen. Ich schrieb dir, dass ich in Polen war, dass, wenn die Winterquartiere fertig sind, du kommen könntest; es ist also notwendig, ein paar Tage zu warten. Je größer man ist, desto weniger muss man haben; es hängt von den Ereignissen und den Umständen ab. Du kannst nach Frankfurt und Darmstadt fahren. Ich hoffe, in ein paar Tagen, dich anzurufen; aber es ist notwendig, dass die Ereignisse mir gefallen. Die Wärme deines Briefes zeigt mir, dass du wie alle hübschen Frauen keine Barrieren kennst. Was du willst, muss sein; aber ich erkläre mich als den Sklaven der Menschen: Mein Herr hat keine Eingeweide, und dieser Meister ist die Natur der Dinge.
Adieu, meine Freundin; werde gut! Die Person, von der ich zu dir geredet habe, ist Madame L, von der jeder sehr schlecht spricht. Mir ward versichert, dass sie mehr preußisch als französisch war. Das glaube ich nicht, aber ich denke, sie ist eine Närrin, die nichts als Dummheiten sagt.
*
Ein Offizier bringt mir einen Teppich von dir; er ist ein wenig kurz und schmal; ich danke dir nicht weniger. Mir geht es gut gut. Das Wetter ist sehr variabel. Mein Geschäft ist ziemlich gut. Ich liebe dich und begehre dich sehr!
Adieu, meine Freundin; ich werde dir schreiben, um wenigstens so viel Freude zu haben, wie wenn du kommen würdest.
Ganz dein!
Einen Kuss an Hortense, Stephanie und Napoleon.
*
Ich habe gelacht, deine letzten Briefe zu empfangen. Du machst dir von den Schönheiten von Großpolen eine Idee, die sie nicht verdienen. Ich hatte zwei oder drei Tage das Vergnügen, Paër und zwei Sänger zu hören, die für mich sehr gute Musik gemacht haben. Ich erhielt deinen Brief in einer schlechten Scheune, mit Schlamm, Wind und Stroh für jedes Bett. Ich werde morgen in Warschau sein. Ich denke, es ist alles vorbei für dieses Jahr. Die Armee wird in die Winterquartiere gehen. Ich zuckte mit den Schultern über Madame de L.'s Dummheit; du solltest wütend sein und ihr raten, nicht so töricht zu sein. Das bricht durch die Öffentlichkeit und ist unwürdig vor vielen Menschen.
Für mich verachte ich die Undankbarkeit als den hässlichsten Defekt des Herzens. Ich weiß, dass du dich nicht tröstet kannst.
Adieu, meine Freundin; mir geht es gut. Ich glaube nicht, dass du nach Kassel gehen musst. Das ist nicht gut geeignet. Du kannst nach Darmstadt gehen.
(Am nächsten Tag, dem 1. Januar 1807, traf Napoleon Marie Walewska).
*
Meine Freundin, ich empfange deinen Brief; ich lachte über deine Angst vor dem Feuer. Ich bin verzweifelt über den Ton deiner Briefe und über das, was mir gehört, ich verbiete dir zu weinen, traurig und ängstlich zu sein; ich möchte, dass du fröhlich, freundlich und glücklich bist.
*
Dein Brief vom 11. Mai hat mich zum Lachen gebracht.
Ich bin jetzt vierzig Ligen aus Warschau fort; das Wetter ist kalt, aber schön.
Adieu, meine Freundin; sei glücklich, habe einen guten Charakter.
*
Meine Freundin, dein Brief vom 20. Januar hat mich gereut; er ist zu traurig. Das ist das Böse, nicht ein wenig fromm zu sein! Du sagst mir, dass dein Glück deine Herrlichkeit macht: es ist nicht großzügig; es muss gesagt werden: das Glück der anderen macht meine Herrlichkeit; es ist nicht ehelich; es muss gesagt werden: das Glück meines Mannes macht meine Herrlichkeit; es ist nicht mütterlich; es wäre nötig zu sagen: das Glück meiner Kinder macht meine Herrlichkeit. Nun, da die Leute, dein Mann, deine Kinder, nur mit einem kleinen Ruhm glücklich sein können, dürfen wir es nicht so sehr ignorieren! Josephine, dein Herz ist ausgezeichnet und dein Grund schwach; du fühlst dich wunderbar, aber dein Grund ist weniger gut.
Das ist genug des Streites. Ich möchte, dass du fröhlich bist, mit deinem Schicksal zufrieden bist und gehorchst, nicht durch Murren und Weinen, sondern durch Heiterkeit des Herzens und mit ein wenig Glück.
Adieu, meine Freundin; ich verlasse diese Nacht, um durch meine Vorposten zu gehen.
*
Meine Freundin, ich bin immer noch in Eylau. Dieses Land ist mit Toten und Verwundeten bedeckt. Das ist nicht der schönste Teil des Krieges; wir leiden, und die Seele wird unterdrückt, so viele Opfer zu sehen. Mir geht es gut. Ich tat, was ich wollte, und ich habe den Feind zurückgewiesen und seine Pläne besiegt.
Du musst dir Sorgen machen, und dieser Gedanke belästigt mich. Trotzdem sei ruhig, meine Freundin, und sei fröhlich.
Ganz dein!
*
Ich schreibe dir zwei Worte, meine Freundin, damit du nicht ängstlich sein musst. Meine Gesundheit ist sehr gut, und mein Geschäft geht gut.
Ich übergab meine Armee in Cantonment.
Die Jahreszeit ist bizarr; es friert und taut auf; es ist feucht und unbeständig.
Adieu, meine Freundin.
Ganz dein!
*
Meine Freundin, mir geht es sehr gut. Der Frühling beginnt hier; doch ist noch nichts in der Vegetation zu sehen. Ich möchte, dass du fröhlich und zufrieden bist und niemals an meinen Gefühlen zweifelst. Hier ist alles gut.
*
Ich begreife all die Trauer, die der Tod des armen Napoleons dir verursachen muß; du kannst den Schmerz verstehen, den ich fühle. Ich wäre gern in deiner Nähe, dass du mäßig und weise in deinem Leid sein könntest. Du hast das Glück, niemals Kinder zu verlieren; aber es ist eine der Bedingungen und Strafen, die unserem menschlichen Elend beigefügt sind. Darf ich erfahren, dass du vernünftig warst und dass es dir gut geht? Möchtest du meinen Schmerz erhöhen?
Adieu, meine Freundin.
*
Ich bekomme deinen Brief von Lacken. Ich sehe mit Leid, dass deine Trauer noch groß ist, und dass Hortense noch nicht angekommen ist: sie ist nicht vernünftig und verdient es nicht, geliebt zu werden, da sie nur ihre eigenen Kinder liebte.
Versuche dich zu beruhigen, und tu mir nicht weh. Für alles Böse ohne Abhilfe müssen wir Trost finden.
Adieu, meine Freundin.
Ganz dein!
*
Meine Freund, ich schreibe dir nur ein Wort, denn ich bin sehr müde; ich habe viele Tage lang gelebt. Meine Kinder haben das Jubiläum der Schlacht von Marengo würdig gefeiert.
Die Schlacht von Friedland wird auch berühmt und ist auch herrlich für meine Leute. Alle russischen Armeen sind besiegt, 80 Kanonen, 30000 Mann gefangen genommen oder getötet; 25 russische Generäle getötet, verwundet oder gefangen genommen; der russische Wächter zerquetscht: Es ist eine würdige Schwester von Marengo, Austerlitz, Jena. Das Bulletin wird dir den Rest erzählen. Mein Verlust ist nicht beträchtlich; ich habe den Feind erfolgreich manövriert.
Sei ruhig und zufrieden.
Adieu, meine Freundin; ich reite zu Pferd.
Diese Nachricht kann als Notiz gegeben werden, wenn sie vor dem Bulletin angekommen ist. Du kannst auch die Kanone abfeuern. Cambaceres wird die Ankündigung geben.
*
Meine Freundin, ich habe gerade den Kaiser Alexander gesehen; ich war sehr zufrieden mit ihm; er ist ein hübscher, guter und junger Kaiser; er hat mehr Witz als man gewöhnlich denkt. Er kommt morgen nach Tilsit in die Stadt.
Adieu, meine Freundin; ich wünsche dir Gutes, und sei zufrieden. Meine Gesundheit ist sehr gut.
*
Ich habe deinen Brief vom 25. Juni erhalten. Ich sah mit Leid, dass du egoistisch bist, und dass der Erfolg meiner Arme für dich unattraktiv war. Die schöne Königin von Preußen wird heute kommen und mit mir essen. Mir geht es gut, und ich will dich wiedersehen, wenn das Schicksal es vorhergezeichnet hat. Allerdings ist es möglich, dass dies nicht verzögern wird.
Adieu, meine Freundin; tausend liebenswürdige Dinge!
*
Meine Liebe, die Königin von Preußen hat gestern mit mir gegessen. Ich musste mich verteidigen, da sie mich verpflichten wollte, ihrem Mann ein paar Zugeständnisse zu machen; aber ich war galant und stand bei meiner Politik. Sie ist sehr liebenswürdig. Ich gebe dir Details, die es mir unmöglich machen würden, sie dir zu geben, ohne sehr weitschweifig zu sein. Wenn du diesen Brief lesen wirst, wird der Frieden mit Preußen und Rußland geschlossen sein, und Jerome wird als König von Westfalen mit drei Millionen Einwohnern anerkannt. Diese Nachricht ist für dich allein.
Adieu, meine Freundin; ich liebe dich und will dich glücklich und fröhlich sehen.
*
Meine Freundin, ich bin gestern um fünf Uhr am Abend in Dresden angekommen, sehr gut, obwohl ich hundert Stunden im Wagen blieb, ohne zu gehen. Ich bin hier mit dem König von Sachsen, mit dem ich sehr zufrieden bin. Ich bin also näher als die Hälfte des Weges.
Es kann sein, dass eine dieser schönen Nächte, die ich in Saint-Cloud hatte, wie ein eifersüchtiger Fall fallen; ich warne dich!
Adieu, meine Freundin; ich werde mich freuen, dich wiederzusehen.
Ganz der Deine.
*
Meine Freundin, ich schreibe dir wenig; ich bin sehr beschäftigt. Gespräche die ganzen Tage, das hilft meiner Kälte nicht. Allerdings ist alles gut. Ich bin mit Alexander zufrieden. Es muss so sein: wenn er eine Frau wäre, denke ich, ich würde ihn zu meiner Liebhaberin machen.
Ich werde in kurzer Zeit bei dir zu Hause sein; sei gut, und ich werde dich fett und frisch finden.
Adieu, meine Freundin.
*
Ich erhielt deinen Brief vom 26. Ich schrieb dir, dass du nach Plombieres gehen könntest. Es ist mir egal, ob du nach Baden gehst, wir dürfen Frankreich nicht verlassen. Ich befahl den beiden Fürsten, nach Frankreich zurückzukehren.
Der Verlust des Herzogs von Montebello, der heute Morgen gestorben ist, hat mich sehr geplagt. So endet alles!
Adieu, meine Freundin; wenn du helfen kannst, den armen Marschall zu trösten, tu es.
Ganz der Deine.
*t
Ich empfange deinen Brief von Malmaison. Mir wurde gesagt, dass du fett, frisch und sehr gesund seist. Ich versichere dir, dass Wien keine lustige Stadt ist. Ich wünschte, ich wäre schon in Paris.
Adieu, meine Freundin. Ich höre die Jester zweimal pro Woche; sie sind eher mittelmäßig; es amüsiert abends. Es gibt fünfzig oder sechzig Frauen aus Wien, aber auf dem Boden, da nicht präsentiert worden ist.
*
Ich bin seit gestern hier! Ich werde morgen nicht abreisen. Ich werde eines Tages in Stuttgart ankommen. Du wirst vierundzwanzig Stunden vor meiner Ankunft in Fontainebleau informiert. Ich habe ein Fest vor mir, dich wiederzusehen, und ich erwarte diesen Moment mit Ungeduld. Ich umarme dich!
Ganz dein!
DRITTES KAPITEL
Ich bin gestern zu Bett gegangen, nachdem du weg warst, meine Freundin. Ich gehe nach Paris. Ich möchte dich fröhlich kennenlernen. Ich werde dich in der Woche besuchen.
Ich habe deine Briefe erhalten, die ich im Wagen lese.
*
Hortense, die ich heute Nachmittag gesehen habe, gab mir, meine Freundin, die Nachricht von dir. Ich hoffe, dass du deine Pflanzen heute gesehen hast, der Tag war schön. Ich ging nur einen Augenblick aus, um drei Uhr, um einige Hasen zu töten.
Adieu, meine Freundin; schlaf gut!
*
Meine Freundin, d'Oudenarde, den ich euch heute morgen geschickt habe, sagt mir, dass du keinen Mut hast, seit du in Malmaison bist. Dieser Ort ist aber voll von unseren Gefühlen, die sich nicht ändern können und dürfen, zumindest auf meiner Seite.
Ich will dich sehen, aber ich muss sicher sein, dass du stark bist, nicht schwach; ich bin es auch ein bisschen, und es tut mir weh.
Adieu, Josephine; gute Nacht! Wenn an mir gezweifelt hättest, würdest du sehr undankbar sein.
*
Ich höre, du bist traurig, das ist nicht gut. Du bist ohne Vertrauen in mich, und alle Gerüchte, die verbreitet worden sind, schlagen dich; du verstehst mich nicht, Josephine. Ich bin wütend auf dich, und wenn ich nicht höre, dass du fröhlich und zufrieden bist, werde ich dich sehr schelten.
Adieu, meine Freundin.
*
Meine Freundin, ich empfange Ihren Brief vom 19. April; er ist von einem schlechten Stil. Ich bin immer gleich, meine Stipendiaten ändern sich nie. Ich weiß nicht, wie Eugen in der Lage war, dir solches zu sagen. Ich habe dir nicht geschrieben, weil du es nicht getan hast, und ich habe alles gewünscht, was dir gefallen kann.
Ich sehe mit Vergnügen, dass du nach Malmaison gehst und dass du zufrieden bist. Ich werde sie von dir empfangen und dir meine geben. Ich sage dir nicht mehr, bis du diesen Brief mit deinem verglichen hast. Und danach hinterlasse ich dir einen Richter, der besser und freundlicher zu dir oder mir ist.
Adieu, meine Freundin; betrage dich gut und lebe nur für dich und für mich.
*
Meine Freundin, ich bekomme deinen Brief. Eugen gibt dir die Nachricht von meiner Reise und von der Kaiserin. Ich stimme zu, dass du in die Gewässer gehst. Ich hoffe, dass sie dir gut tun werden.
Ich will dich sehen! Wenn du am Ende des Monats in Malmaison bist, werde ich dich besuchen. Ich beabsichtige, am 30. des Monats in Saint-Cloud zu sein.
Meine Gesundheit ist sehr gut; ich vermisse dich, dich glücklich und gut zu wissen. Lass mich den Namen kennen, den du auf dem Weg dir machen möchtest. Bezweifle niemals die ganze Wahrheit meiner Gefühle für dich; sie werden so lange dauern wie ich; du wärst sehr ungerecht, wenn du es bezweifeln könntest.
*
Meine Freund, ich bekomme deinen Brief vom 9. September. Ich bin froh zu wissen, dass es dir gut geht. Die Kaiserin ist seit vier Monaten schwanger; sie ist gut und stark an mich gebunden. Die kleinen Prinzen Napoleon sind sehr gut; sie sind im Pavillon von Italien, im Park von Saint-Cloud.
Meine Gesundheit ist ziemlich gut. Ich möchte dich glücklich und zufrieden wissen. Es wird gesagt, dass eine Person in deinem Haus ihr Bein gebrochen hat, indem du zum Kühler gingst.
Adieu, meine Freundin; zweifle nicht an dem Interesse, das ich an dir habe, und den Gefühlen, die ich für dich habe.
*
Meine Freundin, ich habe deinen Brief erhalten; ich danke dir. Mein Sohn ist fett und sehr gut. Ich hoffe, es wird geschehen. Er hat meine Brust, meinen Mund und meine Augen. Ich hoffe, er wird sein Schicksal erfüllen.
Ich bin immer sehr glücklich mit Eugen; er hat mir niemals Leid angetan.
*
Ich möchte wissen, wie es dir geht, denn Hortense hat mir gesagt, dass du gestern im Bett warst. Ich war wütend auf dich wegen deiner Schulden; ich will nicht, dass du irgendwelche hast. Im Gegenteil, ich hoffe, dass du jedes Jahr eine Million beiseite legst, um deinen Enkelinnen etwas zu geben, wenn sie heiraten. Jedoch zweifle nie an meiner Freundschaft für dich, und trauere dich nicht über dich!
Adieu, meine Freundin; man verkündet mir, dass es dir gut geht, und sagt, du mästest dich wie ein guter Bauer aus der Normandie.
SECHSTES BUCH
ERSTES KAPITEL
Von allen Dieben und Straßenräubern, die je gelebt haben, war Robin Hood mit Abstand der höflichste. Er unterhielt gern diejenigen, die er als Gäste in seinem eigenen Haus beraubt hatte. Obwohl sein Zuhause ein raues Lager in Greenwood war, das sich im dicksten und dunkelsten Teil des Sherwood-Waldes befand. Sein Tisch war immer voll mit reichhaltigem Essen und Wein. Er war sehr wählerisch in Bezug auf diejenigen, die er zu seinem Versteck einlud. Er mochte es nur, die besten Leute auszurauben; Adlige, Ritter, Barone und führende Persönlichkeiten der Kirche. Er behandelte seine Opfer mit so großer Höflichkeit und Gastfreundschaft, dass einige von ihnen später sagten, es sei ein Privileg gewesen, von Robin Hood ausgeraubt worden zu sein.
Eines Tages hatten Robin und seine Männer im Wald des Königs geschossen. Es war diese Angewohnheit, die sie zu Verbrechern gemacht hatte - denn der Bruder des Königs, John, hatte erklärt, dass alle Wälder ihm gehörten - und jeder, der ohne seine Erlaubnis dort jagte, würde einer strengen Bestrafung ausgesetzt sein. König Richard selbst hätte den Förstern nicht das Essen genommen, aber er war unterwegs, um Kriege in Übersee zu führen. Während seiner Abwesenheit regierte sein Bruder John England mit Grausamkeit und Ungerechtigkeit.
An diesem Tag war die Jagd gut gewesen, und Robin Hood und seine Männer freuten sich auf ein gutes Abendessen.
"Aber lasst uns nicht gierig sein und all das gute Essen für uns behalten", sagte Robin. „Ich werde nicht essen, bis ich einen würdigen Gast an meinem Tisch habe. Little John, such mir einen passenden Gast und lade ihn ein, mit uns zu essen.“
Little John hieß mit bürgerlichem Namen John Little, aber alle nannten ihn Little John, weil er so groß war. Er war sechs Fuß fünf Zoll groß und so breit wie ein Baum. Er war Robins verlässlichster Partner in Sachen Kriminalität und fürchtete nichts und niemanden - nicht einmal Robin. Obwohl er hungrig war, erklärte er sich bereit, einen Gast zu suchen. Er nahm zwei der besten Männer mit - Will Scarlet und Much, den Sohn des Müllers. Sie gingen zur Hochstraße, um auf einen passenden Gast zu warten.
Die Straße war ruhig und sie warteten eine Stunde oder länger auf ein geeignetes Opfer. Endlich kam ein Ritter die Straße herunter geritten. Als er näher kam, sahen sie, dass er in Gedanken versunken war und ein Ausdruck großer Traurigkeit auf seinem Gesicht lag. Die drei Männer sprangen heraus und richteten ihre Pfeile auf seine Brust. Ihre langen Bögen waren so mächtig, dass sie leicht durch jede gepanzerte Brustplatte oder Kettenhemd passen konnten.
"Munter dich auf, Sir Ritter", rief Little John. "Du bist heute Abend zum Abendessen an den Tisch meines Herrn eingeladen."
Der Ritter erschrak und erwiderte: "Aber ich habe vor, heute Abend in Barnslydale zu essen, denn morgen muss ich mich in dringenden Angelegenheiten an den Abt wenden."
"Es ist schade", sagte Little John und zielte immer noch mit seinem Pfeil auf die Brust des Ritters, "denn mein Meister wird es als große Beleidigung ansehen, wenn du seine freundliche Einladung ablehnst."
"Und wer könnte dein Herr sein?" fragte der Ritter.
"Sein Name sollte allen bekannt sein, die an Sherwood Forest vorbeikommen, denn es ist Robin Hood."
"Dann komme ich", sagte der Ritter, "denn ich habe viel von ihm gehört."
Will Scarlet legte dem Ritter eine Augenbinde über die Augen und sie führten ihn durch den Wald zum Versteck. Robin begrüßte den Ritter mit großer Höflichkeit.
„Willkommen in Greenwood, lieber Sir Ritter, all das unsere gehört dir.“ Sie wuschen sich im Bach die Hände, dann aßen sie Fasan, Forelle, Wildbret und Gerstenbrot und tranken viel Rotwein darauf.
"Ich habe in den letzten drei Monaten kein solches Abendessen gegessen", erklärte der Ritter, "und wenn du meine Burg besuchst, werde ich dir im Gegenzug ein schönes Fest machen."
"Ah", sagte Robin, "ich würde bevorzugen, gütiger Herr, dass du zahltst, bevor du gehst - weil es die Gewohnheit in Greenwood ist, dass der Sohn eines Bauern, wie ich, für einen Ritter nicht bezahlen sollte."
Der traurige Ausdruck kehrte in das Gesicht des Ritters zurück.
"Ich habe nur zehn Schilling", sagte er.
Robin hatte noch nie zuvor einen so armen Gast an seinem Tisch unterhalten.
„Wenn das, was du sagst, wahr ist“, sagte er, „werde ich dir keinen Cent abziehen. Tatsächlich werde ich dir Geld aus meinen eigenen Kassen leihen. "
Robin schickte Little John, um die Habseligkeiten des Ritters zu durchsuchen. Als er sie überprüft hatte, sagte er: "Unser sanfter Ritter ist in der Tat ein Armer."
"Wieso so arm?" fragte Robin.
Der traurige Ritter erzählte seine Geschichte: Er hatte einen Sohn, der ein feiner, starker, aber hitziger junger Mann war. Er spielte gern und hatte bei einem Wettstreit den Sohn eines Barons getötet. Der Baron verlangte vierhundert Pfund Blutgeld, und wenn es nicht bezahlt würde, würde der Sohn des Ritters wegen Mordes vor Gericht gestellt und hingerichtet. Damals waren 400 Pfund eine Menge Geld, und obwohl der Ritter ein festes Einkommen aus seinem Land hatte, hatte er keine solche Summe bereit zu geben. Er wurde gezwungen, Kredite von einem wohlhabenden Kirchenmann, dem Abt des Klosters St. Maria, aufzunehmen. Der Abt gab dem Ritter nur drei Monate, um das Darlehen zurückzuzahlen, und wenn er das Geld in dieser Zeit nicht zurückzahlen könnte, müsste der Ritter dem Abt stattdessen sein gesamtes Land geben. Die Zeit für die Ausleihe war fast abgelaufen, und der Ritter reiste zum Abt, um mehr Zeit für die Auszahlung zu bitten.
"Aber der Abt ist nicht reich geworden, indem er Gnade gezeigt hat", sagte der Ritter, "und deshalb erwarte ich voll und ganz, dass ich morgen Abend wirklich ein landloser Armer sein werde. Ich habe vor, ein Schiff zu nehmen und mich König Richard Löwenherz anzuschließen, der im Heiligen Land kämpft. “
"Zu viele gute Ritter sind in Übersee", sagte Robin, "weshalb es zu Hause so viel Ungerechtigkeit gibt. Nein, bei der heiligen Jungfrau Maria, die mir sehr lieb ist, werde ich dir ein Darlehen von vierhundert Pfund gewähren, und Du wirst es zurückzahlen dem Abt. "
Am nächsten Tag sprach ein Mönch im Kloster der Heiligen Maria mit dem Abt:
"Eure Gnaden, heute muss der Ritter sein Darlehen zurückzahlen oder sein Land verlieren."
"Er wird mit Sicherheit verfallen", erwiderte der Abt, "denn ich glaube nicht, dass er in so kurzer Zeit vierhundert Pfund finden wird."
Als der Ritter und Little John vor dem Kloster ankamen, zogen sie sich schlecht an, bevor sie eintraten und nach dem Abt fragten.
Der Portier am Tor sagte: "Das ist mit Sicherheit der schäbigste und traurigste Ritter, den ich je gesehen habe."
In der Haupthalle kniete der Ritter vor dem Abt nieder. Der Abt begrüßte ihn nicht, sondern sagte direkt: "Hast du mein Geld mitgebracht?"
"Keinen Cent", erwiderte der Ritter.
Der Mönch sagte: "Warum bist du dann gekommen, um die Zeit Seiner Gnaden so zu verschwenden? Dein Land ist verloren. Geh weg!"
"Ich bin gekommen", sagte der Ritter, "um um Gnade und mehr Zeit zu bitten."
"Du wirst keine Minute mehr haben," sagte der Abt. „Dein Land gehört mir. Es ist aus."
"Wenn du mir mehr Zeit gibst, werde ich dir treu dienen", sagte der Ritter. "Zeige Gnade, denn es ist gut, jemandem zu helfen, der es braucht."
Da schwor der Abt einen großen Eid und verfluchte ihn rundheraus.
„Raus mit dem falschen Ritter! Raus aus meiner Halle!“ rief er.
"Ich bin kein falscher Ritter", antwortete der Schuldner. Damit öffnete er seine Tasche und leerte das Gold auf den Boden. „Wenn du Gnade gezeigt hättest, hätte ich alle deine Schulden bezahlt und dir treu gedient, aber so wie es ist, ist hier dein Geld. Nun die Papiere für mein Land, Euer Gnaden, bitte. "
Der Abt hatte keine andere Wahl, als die Akten übers Land des Ritters zurückzugeben - obwohl es ihm leid tat, denn es war viel mehr als vierhundert Pfund Gold wert.
Zwei Tage später kehrte der Ritter mit seinem traurigen Gesichtsausdruck in sein Schloss zurück. "Sind wir arme Leute?" fragte seine Frau. "Nein", sagte er aufhellend, "wir sind gerettet. Gott segne Robin Hood!"
Ein Jahr verging, und der Ritter sammelte vierhundert Pfund, um seine Schulden bei Robin Hood zurückzuzahlen. Er machte auch 100 Pfeile und ließ sie mit Pfauenfedern als Geschenk plombieren, um seine Dankbarkeit zu zeigen.
Ein guter Bruder arrangierte ein Treffen mit Robin Hood unter einer großen Eiche in Greenwood. Unterwegs hielt der Ritter an, um einen Ringkampf zwischen dem Sohn eines Adligen und einem Bauern zu sehen. Die beiden Männer drückten, griffen, hielten den Arm fest, stolperten und warfen sich gegenseitig um, aber der Bauer war der Stärkere, und er hielt den Sohn des Adligen bald am Boden fest und machte ihn unfähig, sich zu bewegen. Er forderte seinen Preis - ein Pfund in Gold -, aber die Freunde des Adligen wollten nicht bezahlen. Stattdessen zog der Kampfrichter sein Schwert und wollte den Bauern für seine Unverschämtheit töten.
Als der Ritter das sah, ritt er los und erklärte: „Der Mann, der dem Sieger dieses Kampfes schadet, muss sich mit mir anlegen!“ Die Freunde des Adligen wollten es mit keinem Ritter aufnehmen und ließen den Bauern frei.
"Folge mir", sagte der Ritter, "und ich bringe dich zu Robin Hood und seinen Männern."
Der Bauer stimmte zu, denn er wusste, dass die Adligen ihn später holen würden, wenn er es nicht tat.
Der Ritter kam zu spät zu seinem Treffen mit Robin Hood, und als er erklärte, was ihn auf dem Weg aufgehalten hatte, sagte Robin Hood: „Lieber Sir Ritter, betrachte die vierhundert Pfund als Geschenk, denn ich werde keinen Cent von einem Mann annehmen, der einsteht für die Gerechtigkeit."
„Dann nimm dieses“, sagte der Ritter und zeigte Robin Hood die 100 Pfeile, die mit Pfauenfedern geschmückt waren.
An diesem Abend war der sanfte Ritter ein zweites Mal zu Gast an Robin Hoods Tisch, und sie aßen, bis sie nichts mehr essen konnten, und tranken, bis sie nichts mehr trinken konnten.
ZWEITES KAPITEL
Robin Hood lud gern Gäste ein, mit ihm an seinem Tisch im Sherwood Forest zu speisen. Wenn seine Gäste reich und mächtig wären, würde er sie bitten, ihr Abendessen mit Gold oder Juwelen zu bezahlen. Wenn sie jedoch arm wären oder kein Glück hätten, würde er ihnen mit Geld aus seinen eigenen Kassen helfen. In dieser Geschichte erzähle ich dir, wie Robin Hood den Sheriff von Nottingham unterhielt, der in der Tat sehr reich und mächtig war.
Robin Hoods vertrauenswürdigster Geächteter war Little John. Tatsächlich war überhaupt nichts an ihm - er war riesig. Wenn es eine Sache gab, die er wirklich liebte, dann war es das Essen. Insbesondere aß er gern Wildbret - das Fleisch der Hirsche. Es gab viele Hirsche im Sherwood Forest, aber es war verboten bei Todesstrafe, sie zu erschießen. Das Gesetz hat Little John nicht aufgehalten, weil er nichts und niemanden fürchtete.
Manchmal kam er mit einem Beutel voller Hasen, Rebhühner und Fasane zu Robin Hood und sagte zu Robin: „Komm, mein Freund, lass uns ein gutes Feuer machen. Ich werde diese bald zum Braten fertig haben und was für ein feines Abendessen wir haben werden."
Aber Robin Hood ließ Little John nicht selten auf sein Abendessen warten, bis ein reicher und respektabler Gast zu ihnen gekommen war. Zu dieser Zeit, als Little John hungrig war, wurde er in der Tat sehr gereizt und schlecht gelaunt. Alle anderen Räuber, die mit Robin Hood zusammenlebten, gingen ihm aus dem Weg, denn niemand wollte mit einem so großen und starken Mann wie Little John in einen Streit geraten.
Eines Tages bat Robin Hood Little John, in die Stadt Nottingham zu fahren, um zu sehen, ob er Neuigkeiten oder Klatsch mitnehmen könne. So kam es, dass am selben Tag ein Schießwettbewerb auf dem Markt stattfand. Little John konnte nicht widerstehen, seine Geschicklichkeit mit Pfeil und Bogen unter Beweis zu stellen, und er bezahlte die Gebühr von einem Cent, um an dem Wettbewerb teilzunehmen.
Jeder Bogenschütze musste einen Pfeil in einen Pfosten schießen. Diejenigen, die ihn verpasst hatten, schieden aus und diejenigen, die es geschafft hatten, gingen in die nächste Runde, da die Pfosten weiter nach hinten verschoben wurden. Little John spaltete mit seinen Pfeilen sechs Pfosten in der Mitte. Niemand sonst konnte mit ihm mithalten.
Der Sheriff von Nottingham gab ihm den ersten Preis und erklärte: „Dieser Mann ist der beste Bogenschütze, den ich je gesehen habe. Sag jetzt, mein herzlicher junger Mann, wie heißt du und wo wurdest du geboren? “
"Ich wurde in Yorkshire geboren", antwortete Little John, "und mein Name ist Reinhold Grenelef."
„Na dann, Reinhold Grenelef“, sagte der Sheriff, „komm und arbeite für mich. Ich zahle dir 20 Mark pro Jahr und gebe dir Nahrung und Unterkunft. “
Wenn er gewusst hätte, wer Little John wirklich war, hätte er ihn nicht zu sich nach Hause, sondern ins Gefängnis gebracht - denn der Sheriff war das Gesetz in diesen Landesteilen, und das Gesetz hatte keine größeren Feinde als Robin Hood und Little John.
Zuerst versuchte Little John, sich eine freche Antwort auf das Angebot des Sheriffs auszudenken, und dann dachte er bei sich: „Gott hilf mir. Ich werde der schlechteste Diener sein, den er jemals hatte. “
Und er sagte laut: „Ich danke Eurer Lordschaft. Ich werde heute Abend zu dir nach Hause kommen und meinen Dienst für dich beginnen. Ich verspreche dir, dass du niemals einen anderen Diener wie Reinhold Grenelef haben wirst.“
An diesem Abend ließ sich Little John in seinem neuen Zuhause in der Villa des Sheriffs von Nottingham nieder. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen und rief dem Steward, der für den Speisesaal zuständig war, zu: "Guter Steward, ich bitte, wann wird das Abendessen sein?"
Worauf der Steward antwortete: "Es wird kein Abendessen für dich geben, bis der Herr zurückkommt."
"Und wann wird das sein?" fragte Little John.
"Erst nächste Woche, denn er ist mit dem Abt auf die Jagd gegangen."
Da hob Little John den Steward auf und begann ihn zu schütteln. "Was? Eine ganze Woche ohne Essen? Das wird schlimm für mein Temperament und für deinen Kopf, denn ich schwöre, ich nehme eine Brechstange und schlage dich damit. “
Der Butler hörte den Streit und kam, um dem neuen Diener einen Schlag um die Ohren zu geben, doch als er die Größe von Little John sah, hielt er sich zurück. Little John schob sich an ihm vorbei und trat die Tür auf.
In der Küche fand er ein Fass Wein, das er aufbrach und anfing, davon zu saufen. Dann nahm er eine Lammkeule aus der Speisekammer und fing an, mit den Zähnen Fleischstücke davon abzureißen.
Der Koch hatte Little John noch nie zuvor gesehen und war erstaunt, dass ein Fremder es wagen sollte, in seine Küche einzudringen und sich beim Essen und Trinken selbst zu helfen. Er kam auf Little John zu und schlug ihm drei gute Schläge in den Bauch.
Little John blickte auf und sagte: „Gib mir mehr davon. Ich mochte sie sehr."
Da zog der Koch sein Schwert, da zog Little John seines. Da sich keiner von beiden zurückziehen wollte, gingen sie mit ihren Klingen aneinander vorbei.
Draußen auf der Straße kämpften sie und auf dem Grün. Ihr zusammenstoßender Stahl machte so viel Lärm, dass ihr vielleicht gedacht hättet, dass zwei ganze Armeen im Kampf waren. Ihre Schwerter waren dick und stark, um Rüstungen aufzubrechen. Keiner der beiden Männer wurde müde, als sie ihre schweren Waffen über eine Stunde lang trugen.
„Ich schwöre bei meinem wahren Leben“, sagte Little John, „dass du der beste Schwertkämpfer bist, den ich je gesehen habe. Wenn du nur auch mit einem Bogen schießen kannst, solltest du mit mir nach Greenwood kommen und dich der Bande von Robin Hood anschließen. Du hast dann drei neue Kleidungsstücke pro Jahr und 20 Mark für deinen Geldbeutel.“
Und der Koch antwortete: „Lege dein Schwert nieder, und wir werden Freunde sein.“
Da sie beide nach dem Kampf hungrig waren, gingen sie zurück zum Haus des Sheriffs und stopften sich mit Fleisch aus der Speisekammer voll. Danach sammelten sie alle kostbaren Dinge, die sie rund um das Haus finden konnten. Sie nahmen Becher und Teller, Tabletts und Schatullen mit. Sie vergaßen auch nicht die silbernen Löffel. Sie fanden eine Brechstange und brachen in den Safe ein, wo sie viel Geld in Goldmünzen fanden. All das steckten sie in eine Truhe und ritten damit zum Greenwood und zu Robin Hood.
Robin Hood war sehr amüsiert von Little Johns Geschichte über seine Zeit im Dienste des Sheriffs, und er freute sich in der Tat über die Truhe voller Beute - aber er sagte: „Ich kann nicht vom Teller des Sheriffs essen, es sei denn, seine Lordschaft schließt sich uns hier in Greenwood an zum Abendessen."
Als Little John darüber nachdachte, sagte er: "Dann lass mich den Sheriff zu dir holen."
Er ritt durch den Wald zum Jagdschloss des Sheriffs und wartete darauf, dass er mit seinen Hunden von der Jagd des Tages zurückkam. Als der Sheriff seinen neuen Diener sah, sagte er: „Also schau, wer es ist - Reinhold Grenelef. Was bringt dich hierher, mein Mann?"
Little John kniete vor ihm und sagte: „Guter Herr! Fünf Meilen von hier ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten, die ich je gesehen habe: Zarte junge Hasen und eine Herde von sechzig oder mehr Hirschen. Ich habe es nicht gewagt, aus Angst vor dem Gesetz, mit meinen Pfeilen zu zielen, aber ich dachte, ich komme und erzähle dir, was ich gesehen habe.“
Der Sheriff erwiderte, dass es eine Freude wäre, Little John dabei zuzusehen, wie er mit Pfeil und Bogen seine Jagdfähigkeiten unter Beweis stellte, und fügte hinzu:
"Fürchte dich nicht vor dem Gesetz, denn ich bin das Gesetz hier und würde diesen Sport gerne sehen."
Dann führte Little John den Sheriff durch den Wald, aber nicht in die Jagdgebiete, denn er brachte ihn stattdessen in das Lager von Robin Hood und seiner Bande von Gesetzlosen.
Als der Sheriff sah, dass er von Räubern umgeben war, rief er aus: „Reinhold Grenelef, du hast mich betrogen!"
Little John antwortete mit: "Herr, ich schwöre, es war nicht meine Schuld, denn dein Steward und dein Butler wollten mir kein Abendessen geben."
Dann ließ Little John den Sheriff seine feinen Kleider ausziehen und gab sie seinem Koch, der sie anzog.
Robin Hood lud den Sheriff mit Hemd und Hose ein, sich an seinen Tisch zu setzen, auf der einen Seite mit seinem Koch und auf der anderen Seite mit seinem Diener Little John. Er stellte seinen eigenen Silberteller vor ihn hin und füllte seinen eigenen Kelch mit Wein. Das Fest war gut, aber der Sheriff hatte den Appetit verloren. Er glaubte nicht, dass er den Wald lebend verlassen würde.
"Muntere den Herrn Sheriff auf", sagte Robin Hood, "denn ich gebe dir dein Leben. Du kannst ein Jahr hier bei mir leben und ich werde dich lehren, ein Gesetzloser zu sein.“
Der Sheriff antwortete: "Besser, du hast mir am Morgen den Kopf abgeschnitten."
Also sagte Robin Hood: "Besser am Morgen, dass du frei gehen solltest, aber zuerst musst du einen Eid bei St. Maria schwören, dass du mir und meinen Männern niemals Schaden zufügen wirst."
Der Sheriff war zu stolz, um einem solchen Versprechen sofort zuzustimmen, aber am Morgen, nach einer Nacht als Gast von Robin Hood, überlegte er es sich besser und stimmte zu, den Eid zu schwören:
„Solange ich lebe, werde ich Robin Hoods bester Freund sein, und wenn ich Tag oder Nacht, zu Wasser oder zu Lande, Robin Hood oder einen seiner Männer jemals finden werde, werde ich ihnen auf jede erdenkliche Weise helfen."
Als er seinen Eid geschworen hatte, ritt der Sheriff mit Hemd und Hose auf einem Maultier nach Hause.
DRITTES KAPITEL
Vor mehr als 800 Jahren fuhren eine Kutsche und Pferde durch den Sherwood Forest. Die Passagiere in der Kutsche waren eine reiche und wichtige Familie, und sie wurde von vier Soldaten bewacht, die auf Pferden reiten, zwei vorne und zwei hinten. Trotzdem wurde der Vater nervös, als sie zu dem Teil des Waldes kamen, der als Greenwood bekannt war, weil er wusste, dass er voller Diebe und Banditen war. Seine Frau bemerkte, dass sein Finger auf sein Knie klopfte, und legte ihre Hand auf seine, um seine Nerven zu beruhigen. Seine wunderschöne Tochter, die Marian hieß, schloss die Augen und schaffte es, beim Schaukeln der Kutsche einzuschlafen.
"Wenn die Banditen angreifen", dachte der Vater, "werde ich mein Gold aufgeben. Aber ich bete nur, dass sie nicht ein Haar auf dem Kopf meiner lieben Marian berühren!"
Dann geschah, was er befürchtet hatte. Zunächst bemerkte die Familie nicht einmal, dass sie angegriffen wurde. Die Räuber sprangen von den Bäumen herab und zogen die Soldaten von ihren Pferden auf den Boden. Es war alles so geschickt geplant, dass die Wachen in weniger als einer Minute überwältigt waren. Der Kutscher versuchte, die Pferde aufzupeitschen, damit sie vorwärts flogen - und das alarmierte die Familie -, aber es war nutzlos, denn ein Baum lag auf der anderen Straßenseite, und er musste sie mit einem Ruck scharf nach oben ziehen. Sie wurden in einer Falle gefangen.
Der Vater erwartete, den uralten Schrei der Straßenmänner zu hören, der bedeutete, dass sie aus dem Wagen steigen und ihre Wertsachen abgeben sollten. Stattdessen klopfte es höflich an die Wagentür und eine Stimme sagte: "Sehr geehrter Herr, seien Sie so freundlich, nach draußen zu treten."
"Ah, sie verspotten mich", sagte er zu seiner Frau.
Als er den Fuß auf die Straße setzte, bemerkte er, dass sein Knie wackelte. Er sah sich einem jungen Mann in grüner Kleidung gegenüber. Hinter ihm standen sechs Männer in der gleichen Farbe und mit Schwertern und Langbögen bewaffnet.
"Hier", sagte der Vater, "nimm diesen Beutel mit Gold. Nur ich bitte dich, rühr meine Frau und Tochter nicht an. Ich schwöre bei Sankt Maria und allem was heilig ist, dass sie keine Juwelen oder Wertsachen auf ihrer Person haben.“
Tatsächlich stimmte das nicht. In diesem Moment war seine Frau damit beschäftigt, ihre Juwelen unter die Vorderseite ihres Kleides zu stopfen.
"Ach du meine Güte!" sagte der Anführer der Banditen. "Für wen hältst du mich? Ich würde einer Dame keinen Schaden zufügen!“
In diesem Moment sprang Maid Marian aus dem Wagen.
"Was tust du?" rief der Vater. "Komm zurück, Schatz. In diesem Moment."
Aber Maid Marian war eine junge Frau mit feurigem Temperament. Sie ging zu dem Banditenführer und schlug ihm ins Gesicht.
„Nimm das, du Feigling“, sagte sie. "Gib mir ein Schwert und ich zeige dir einen Kampf."
Der Vater war entsetzt, denn er hatte keine Ahnung, dass seine Tochter mit ihren Brüdern Fechten übte und war mit einem Schwert geschickter als irgendeiner von ihnen. Sie war auch kein gemeiner Schütze mit Pfeil und Bogen - aber er hatte auch davon keine Ahnung.
Der Räuber berührte die Seite seines Gesichts, an der sie ihn geohrfeigt hatte. "Ich wollte, dass es ein Kuss wäre", sagte er, "aber deine Hand sticht trotzdem süß. Jetzt, meine schöne Amazone, verschone dein Temperament. Als Gegenleistung für das Gold, das dein Vater mir gerade gegeben hat - und für das ich aufrichtig dankbar bin – werden meine Männer hinter eurer Kutsche zum Waldrand fahren und dafür sorgen, dass euch keine Kriminellen angreifen - denn ich muss leider sagen, dass dieser Wald voll von den schlimmsten Menschen ist."
Maid Marian schlug ihn erneut ins Gesicht und stieg dann mit heißen Tränen in den Augen wieder in die Kutsche. Aber die Banditen hielten Wort und gaben der Familie ihren Schutz bis an den Waldrand. Bevor sie sich trennten, klopfte der Anführer der Räuber noch einmal an die Wagentür. Er wünschte seinen Opfern eine gute Reise nach Hause.
„Und meine Dame“, sagte er zu Maid Marian, „ich möchte so gerne wieder dich schauen. Bitte, sag mir deinen Namen."
Zuerst wollte sie nicht antworten, aber dann sagte sie leise: "Marian."
Der Räuber sagte: »Nun, liebe Marian. An diesem Abend in Greenwood hast du das Herz von Robin Hood gewonnen.“ Damit sprang er auf sein Pferd und raste davon.
"Die Ohrfeige wars!" sagte die Mutter. Aber der Vater war fast erleichtert, weil Banditen den Reisenden oft weitaus mehr Schaden zufügten, als sie erhalten hatten.
Zwei Monate vergingen, und Marians Vater und Mutter beschlossen, dass es Zeit für sie war, zu heiraten. Sie begannen Gespräche mit einem reichen Lord, dessen ältester Sohn gut aussah, aber äußerst arrogant war. Als sie Marian sagten, dass sie ihn heiraten muss, war sie wütend.
"Habe ich in der Sache nichts zu sagen?" sagte sie.
"Meine Liebe", sagte ihr Vater, "du bist jung und weißt nicht, was für dich am besten ist."
Aber Marians Charakter war nicht der Typ, der gezwungen werden konnte, irgendetwas zu tun, wenn sie es nicht selbst wollte. Sie beschloss wegzulaufen. Sie wusste, dass viele der einheimischen Jungen aus armen Familien nach Sherwood Forest gegangen waren, um Geächtete zu werden. Einige waren Räuber, andere lebten von der gesetzwidrigen Jagd auf die Rehe des Königs. Sie schnitt sich die Haare, kleidete sich als Page, bewaffnete sich mit Schwert und Langbogen und ritt auf dem schnellsten Pferd aus dem Stall ihres Vaters davon.
Niemand wusste besser als sie, dass es gefährlich war, allein durch den Wald zu reiten, aber es war ihr egal, weil sie so wütend darüber war, einen Mann heiraten zu sollen, in den sie nicht verliebt war oder den sie gar liebte.
"Wenn ich Räubern begegne, werde ich sie bekämpfen", sagte sie zu sich selbst, "und wenn sie mich töten, wird mein Leben für mich ein geringer Verlust sein, denn ich bin so unglücklich in meinem Herzen."
Sie ritt tief in den Wald hinein. Schließlich fand sie eine Lichtung, auf der sich ein altes Blockhaus befand. Es war halb heruntergekommen, aber sie dachte, dass sie es reparieren und dort leben würde. Sie würde überleben, indem sie jagte und fischte. Da sie hungrig war, setzte sie sich, um das Brot und den Käse zu essen, die sie mitgebracht hatte. Währenddessen hörte sie Schritte und sprang mit dem Schwert in der Hand auf. Ein grün gekleideter Mann erschien, und sie erkannte ihn sofort als Robin Hood, der ihre Familie angegriffen hatte.
„Halt dich zurück", rief sie und zeigte mit dem Schwert auf ihn. „Wenn du versuchst, mich auszurauben, wird es dich dein Leben kosten."
Robin Hood war überrascht, diesen temperamentvollen Knaben ohne Anzeichen von Borsten am Kinn zu finden.
„Kleiner Junge“, sagte er, „leg dein Schwert zurück, denn ich meine, du weißt, wie schlimm es ist. Ich bin nur ein unschuldiger Förster, und ich bin hergekommen, um meine Hütte zu reparieren.“
„Nein, bist du nicht“, sagte Marian, „du bist Robin Hood, der berüchtigte Gesetzlose. Geh einen Schritt näher, und ich werde dich durchbohren."
In Wahrheit war Marian so wütend, dass er sie nicht erkannt hatte. „Soviel zu seinen süßen Worten, wie ich sein Herz erobert habe“, sagte sie sich. „Es war alles sinnlose heiße Luft. Ich werde es ihm zeigen."
Robin Hood sah, wie das Schwert gefährlich auf ihn zu kam, und zog sein eigenes Schwert, um Marian zur Seite zu schieben, doch sie sah, was vor sich ging und schob ihr Schwert vorwärts. Es gelang ihm gerade noch, ihr Schwert davon abzuhalten, ihn das Ohr abzuschneiden.
Und dann haben sie gekämpft. Sie prallten aufeinander, sie stießen vor, sie parierten, sie wirbelten herum. Marian zog Blut aus Robin Hoods Wange, und das entfachte seinen Zorn. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber sie war flink und geschickt; trotzdem schnitt sie sich über den Augen. Jetzt war sie von ihrem eigenen Blut geblendet, und sie schlug mit ihrem Schwert wild um sich herum. Robin Hood schaffte es, sich hinter sie zu setzen und sie zu Boden zu ringen.
"Sanft, sanft", sagte er. „Beruhige dich jetzt. Zeit, aufzuhören zu kämpfen und Freunde zu sein. Ich könnte einen Jungen wie dich in meiner Gruppe von Anhängern gebrauchen.“
Er erlaubte Marian, sich umzudrehen, und jetzt sah er in ihr Gesicht.
"Du treuloser Mann", sagte sie, "du kennst mich nicht."
Aber er tat es und küsste sie auf die Lippen.
Und das ist die Geschichte, wie Maid Marian zu Robin Hood und seinen Männern nach Sherwood Forest kam.
VIERTES KAPITEL
Ich habe euch schon im zweiten Kapitel erzählt, wie Robin Hood den Sheriff von Nottingham dazu gebracht hat, mit ihm in Greenwood zu Abend zu essen. Am Ende des Abendessens zwang Robin den Sheriff, einen Eid zu leisten, um Robin Hood und seinen Männern keinen Schaden zuzufügen. In dieser Geschichte werden wir hören, ob der Sheriff seinem Wort treu war.
Der Sheriff von Nottingham vergaß nicht, wie Robin Hood ihn zum Abendessen unter den Bäumen von Greenwood eingeladen hatte. Einige Zeit nach diesem denkwürdigen Abendessen trank der Sheriff mit seinem Freund, dem Abt, Bier.
"Lasse niemanden sagen, dass ich ein unanständiger Mann bin", überlegte er. „Ein Gefallen verdient einen anderen. Es ist Zeit für mich, Robin Hood eine Einladung zukommen zu lassen und seine Gastfreundschaft in Form von Sachleistungen zurückzuzahlen.“
Der Abt schüttelte den Kopf. „Der Verbrecher ist nicht so lange auf freiem Fuß geblieben, weil er ein Einfältiger war. Ich glaube nicht, dass er so leicht in deine gastfreundliche Falle geraten wird.“
Der Sheriff lächelte über seinen Krug mit schaumigem braunem Ale und der Abt bemerkte durch die selbstzufriedene Locke der Oberlippe seines Freundes, dass der Sheriff von seinem Plan überzeugt war.
„Mein lieber Abt“, sagte der Sheriff, „du hast Recht zu sagen, dass wir keinem direkten Bösewicht gegenüberstehen. Ich habe keine höfliche Nachricht an Robin Hood in seinem Räuberlager in Greenwood. Ich habe einen subtileren Plan. Aber er wird meiner Einladung zum Galgen nicht widerstehen können - umso mehr, als ich sie indirekt schicken werde.“
Der Plan des Sheriffs kam ihm ganz natürlich vor. Wie die meisten Männer liebte er es, einen guten Sportwettkampf zu sehen. Zu dieser Zeit war Bogenschießen die beliebteste Sportart in England. Jeder wusste, dass der Titel für den besten Bogenschützen im gesamten Norden Englands zu Recht Robin Hood gehörte. Der Sheriff beschloss, dem Outlaw die Chance zu geben, seinen Titel zu verteidigen. Er ordnete an, dass an einem bestimmten Tag außerhalb der Stadtmauern ein Bogenschießen-Wettbewerb auf dem Spielfeld stattfinden sollte. Die Trophäe sollte ein Pfeil sein, wie man ihn in England noch nicht gesehen hatte. Sein Schaft bestand aus Weißgold, und er war gespitzt und mit Gelbgold gefiedert.
Als Robin Hood von dem Wettbewerb erfuhr, dachte er, wie schön es wäre, den Preis von der Hand des Sheriffs selbst zu fordern. Die bloße Idee ließ ihn schmunzeln, denn alle Leute in Nottingham würden sehen, wie ihr oberster Gesetzeshüter machtlos war, den berüchtigtsten Gesetzlosen des Landkreises zu verhaften.
Robin Hood blies das Horn, um seine Anhänger anzurufen und sich um die älteste Eibe in Greenwood zu treffen. Er sprach mit seinen treuen Gesetzlosen wie folgt:
"Männer! In einer Woche werden wir nach Nottingham fahren und am Schießwettbewerb des Sheriffs teilnehmen, denn ich möchte den goldenen Pfeil nach Greenwood zurückbringen.“
Die Geächteten waren alles andere als glücklich, diesen Plan zu hören, denn in ihren Herzen hielten sie ihn für etwas zu gewagt.
"Habt keine Angst", sagte Robin, "denn der Sheriff stand unter dieser Eibe und schwor einen Eid bei der heiligen Jungfrau Maria, dass er uns niemals Schaden zufügen würde."
Little John fügte hinzu: "Ja, das hat er getan, und in einer Woche werden wir herausfinden, ob der Sheriff ein Mann seines Wortes ist."
Am Tag des Wettbewerbs versammelten sich Robin Hood und über 100 seiner Männer auf dem Feld des Wettbewerbs. Robin Hood befahl, dass nur er und die fünf besten Schüsse seiner Bande am Match teilnehmen würden. Die anderen sollten sich um sie scharen, damit Robin Hood nicht erkannt würde, bis er vorwärts ging, um auf das Ziel zu zielen. Zur besseren Tarnung trug er eine Kapuze über dem Kopf.
Little John, Much des Müllers Sohn und Will Scarlet traten nacheinander vor, um mit ihren Langbögen zu zielen. Ihre Ziele waren gut und wahr. Dann war Robin Hood an der Reihe. Der Sheriff beobachtete ihn von seinem Stuhl aus, und er erkannte den Bösewicht sofort, nicht an seinem Gesicht, das er nicht sehen konnte, sondern an der Art und Weise, wie er ging. Er sagte sich: "Bald wird Robin Hood seinen Preis entgegennehmen, und ich werde meinen haben."
Pfosten, die in einen Erdhaufen gefahren wurden, dienten als Ziele, und Robin Hood spaltete den am weitesten entfernten Pfosten mit seinem Pfeil. Niemand sonst konnte aus so großer Entfernung richtig treffen.
Am Ende des Wettbewerbs wandte sich Robin Hood an den Sheriff, um seinen Preis zu fordern. Er nahm den goldenen Pfeil an und hielt ihn über den Kopf. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Sieger der berüchtigtste Geächtete im Norden Englands war. Einige Leute in der Menge jubelten, andere spotteten und schwiegen noch mehr, weil sie es nicht wagten, ihre Unterstützung oder Opposition für den tödlichsten Feind des Sheriffs zu zeigen.
Während Robin Hood den Preis noch hochhielt, ertönte ein Horn, und die Männer des Sheriffs begannen, gegen Robin Hood anzustürmen. Die Verbrecher von Greenwood waren bereit für Verrat wie diesen und hielten ihre Langbögen gebeugt und bereit zu schießen. Sie schossen mit ihren Pfeilen auf die Männer des Sheriffs und viele von ihnen fielen tot um. Dann begannen die Pfeile in beide Richtungen und in die Menge zu fliegen.
Sehr viele Pfeile wurden losgelassen, sehr viele Tuniken wurden gespalten, und sehr viele Männer erhielten Wunden. Ein Pfeil traf Little John im Knie und er konnte nicht stehen bleiben.
"Robin", rief er. „Wenn ich dir gut und wahr gedient habe, lass mich nicht in die Hände des Sheriffs fallen, während ich noch atme. Nimm mein breites Schwert und schlag mir auf den Kopf. Schneide mich tief und breit, bis kein Leben mehr in mir ist.“
Aber Robin antwortete: "Ich würde nicht zulassen, dass du für all das Gold in England erschlagen wirst, selbst wenn es vor mir ausgelegt wäre."
Much fügte hinzu, der Sohn des Müllers: „Gott bewahre, dass wir getrennt werden“. Er nahm Little John auf den Rücken und ging eine Meile mit ihm, obwohl er ihn hin und wieder hinlegte, um ein paar Pfeile von seinem Bogen zu verlieren. Alle Männer von Robin Hood zogen sich jetzt zurück. Sie kämpften sich zum Schloss des guten Ritters durch, dem Robin geholfen hatte, als er sein Glück verloren hatte. Es war ein starkes Gebäude mit einem Doppelgraben und hohen Mauern. Sobald die ganze Bande von Gesetzlosen drinnen war, befahl der Ritter seinen Wachen, die Zugbrücke zu erheben und alle Tore zu schließen.
Die Männer des Sheriffs umstellten das Schloss, aber sie waren nicht stark genug, um einzudringen, und der Ritter begrüßte seinen alten Freund.
„Lieber Robin Hood! Von allen Männern der Welt liebe ich dich am meisten. Du sollst in meinem Schloss in Sicherheit sein und den Sheriff uns belagern lassen, wenn er es wünscht. Wir haben genug zu essen und zu trinken, um nicht nur 40 Tage zu überleben, sondern auch zu schlemmen.“
Nach einer Weile kam der Sheriff selbst mit der weißen Waffenstillstands-Fahne zum Tor, weil er verhandeln wollte. Der Ritter stand an den Wänden, um zu hören, was er zu sagen hatte.
„Guter Ritter“, rief er, „möchtest du ein Verräter deines Königs sein? Denn du schützt seinen Feind vor dem Gesetz.“
Der Ritter antwortete: "Ich schwöre bei allen meinen Ländern, dass ich Robin Hood in der Tat beschütze und ihn niemals verraten werde, denn er ist mein bester Freund."
Als der Sheriff das hörte, rief er ihm zu, dass er nach London reisen würde, um mit dem König selbst zu sprechen. In diesem Fall hielt er sein Wort, direkt nach London zu fahren. Als er den Hof erreichte, wurde ihm eine Audienz bei König Richard gewährt, der gerade von den Kriegen im Heiligen Land zurückgekehrt war. Der König hörte die Geschichte, wie die berüchtigten Verbrecher von einem seiner eigenen Ritter beschützt wurden, und sagte zu dem Sheriff:
„Geh nach Hause, stolzer Sheriff, und sammle die besten Bogenschützen, die du finden kannst. Ich werde in zwei Wochen in Nottingham sein, und dann werde ich diesen fehlerhaften Ritter nehmen, denn er ist ein Verräter sowohl seines Königs als auch des Gesetzes des Landes. Und was Robin Hood angeht - ich habe noch nie von einem so populären Verbrecher gehört. Ich bin gespannt, wie ein Mann in einem einzigen Leben so viele Gesetze brechen kann. Es ist meine königliche Absicht, diesem außergewöhnlichen Verbrecher in die Augen zu schauen, bevor er seinen gerechten Richter trifft.“
Und das ist die Geschichte von Robin Hood und dem goldenen Pfeil - und Schwanke sagt, dass wir im fünften Kapitel erfahren werden, wie Robin Hood König Richard Löwenherz kennengelernt hat.
FÜNFTES KAPITEL
Nachdem der Sheriff gegangen war, war es sicher, das Schloss zu verlassen, und Robin kehrte Hood mit seinen Männern, von denen viele verwundet worden waren, nach Greenwood zurück. Ein oder zwei Tage später ging der Ritter mit seinen Falken auf die Jagd entlang des Flusses.
Der Sheriff wartete auf ihn. Seine Bogenschützen erwischten den Ritter an einer Flussbiegung, und es gab kein Entrinnen. Der Sheriff brachte ihn gefesselt an Händen und Füßen nach Nottingham zurück. Als die Frau des Ritters die schrecklichen Neuigkeiten hörte, ritt sie nach Greenwood, um Robin Hood zu finden und ihn um Hilfe zu bitten.
„Lieber Robin Hood“, sagte sie, „gib mir deinen Segen, um Unserer Lieben Frau willen. Lass meinen verheirateten Herrn niemals schändlich wie einen gewöhnlichen Verbrecher getötet werden.“
Robin Hood, der selbst kein gewöhnlicher Verbrecher war, wollte seinen Freund nicht einem solchen Schicksal überlassen. Er wählte zwanzig seiner besten Bogenschützen aus und sie ritten direkt in die Stadt Nottingham hinein, ohne sich die Mühe zu machen, Verkleidungen zu tragen.
Sie fanden den Sheriff und seine Leibwächter auf den Stufen des Gerichts.
"Guter Herr, welche Nachricht vom König?" rief Robin aus. Er wartete nicht auf eine Antwort und schoss mit seinem Pfeil direkt auf seinen Feind, den Sheriff, und schlug ihn tot. Dann griffen seine Männer die Wachen mit ihren Schwertern an und die flüchteten. Sie eilten ins Gericht und zu den Zellen, wo sie ihren Freund fanden.
"Guter Herr Ritter", rief Robin Hood, "komm mit mir nach Greenwood durch das Moos, den Sumpf und das Moor." Der Ritter war zu glücklich, mit Robin Hood in den Wald und in die Freiheit zu reiten.
Die Nachricht von dieser Gesetzlosigkeit erreichte bald den König in London und er beschloss, keine Zeit mehr zu verschwenden, um nach Nottingham zu kommen, um die Ordnung wiederherzustellen.
Als der König Richard die Stadt erreichte, berief er alle Ältesten und örtlichen Würdenträger in einen Rat.
"Dies ist mein Dekret", sagte der König: "Wer mir das Haupt des irrenden Ritters bringen wird, wird sein Schloss und sein ganzes Land erhalten."
Viele am Tisch murmelten ihre Zustimmung, und nur ein weiser alter Ritter wagte es, eine gegenteilige Ansicht zu vertreten.
„Mein Herr König! Es gibt keine lebende Seele in diesem Land, die das Land meines Mitritters genießen könnte, während Robin Hood mit einem Bogen in den Händen frei reitet.“
Alle mussten zustimmen, dass der weise alte Ritter nur die Wahrheit sagte.
"Hat jemand einen besseren Plan?" fragte König Richard. Aber niemand um den Tisch konnte an einen besseren Plan denken.
An diesem Abend bat ein Förster um Erlaubnis, mit dem König sprechen zu dürfen. Er wurde vor seine Majestät gebracht und sprach wie folgt:
"Vater! Wenn du dich mit Robin Hood treffen willst, solltest du fünf deiner besten Ritter mitnehmen und mit ihnen zur Abtei reiten. Zieh dort einen Mönchshabit an und mache dich dann auf den Weg nach Greenwood. Du wirst dich bald mit Robin Hood treffen. “
Der König sah die List dieses Plans, denn sicherlich würde auch der gesetzlose Robin Hood nicht mit seinen Pfeilen auf eine Gruppe reisender Mönche schießen.
Später in dieser Nacht ritten der König und seine fünf besten Ritter zur Abtei, um sich Kleider auszuleihen. Der König wählte einen breiten Hut, den er über seiner Krone trug, damit er wie der Abt aussah. Seine Ritter zogen die Habite der Mönche über ihre gepanzerten Brustpanzer.
Der König musste nicht lange durch Sherwood Forest reisen, bis er Robins Männer traf. Natürlich glaubten die Gesetzlosen, er sei der Abt - der berühmt für seinen hohen Lebensunterhalt und seine Gier war. Sie brachten ihn zusammen mit den fünf als Mönche gekleideten Rittern zu ihrem Anführer unter dem Greenwood-Baum.
Robin Hood erklärte, der Abt müsse eine Weile in Greenwood bleiben und einen Teil seines Goldes für wohltätige Zwecke abgeben.
Der verkleidete König entgegnete, er trage nur 40 Pfund bei sich und fügte hinzu: "Ich war in der vergangenen Woche in Nottingham und habe viel Gold ausgegeben, um den König zu unterhalten."
Robin Hood teilte die 40 Pfund, die Hälfte für die Familien seiner Männer, die kürzlich getötet oder verwundet worden waren, und die andere Hälfte gab er dem Mann zurück, der als Abt verkleidet war, und sagte:
„Behalte das für deine Ausgaben. Wir werden uns an einem anderen Tag treffen.“
Der König antwortete mit einer Einladung an Robin Hood, mit ihm in Nottingham zu essen. Robin Hood bewunderte seinen Geist und antwortete: „Das werde ich. Aber jetzt, Sir Abt, bleibe eine Weile und iss mit mir unter der Eibe.“
Robin Hood blies das Horn und sieben Männer kamen und knieten vor ihm. Er befahl ihnen aufzustehen und ihre Bögen zu ziehen. Der König dachte, dass sie ihn töten wollten, aber glücklicherweise irrte er sich. Robin Hood erklärte, dass es ein Schießspiel geben würde und wer das Ziel verfehlen würde, sollte einen Schlag erhalten. Will Scarlet, Little John und Gilbert trafen alle richtig, aber Robin Hood verfehlte sein Ziel um drei Fingerbreiten.
Gilbert sagte: „Meister! Du musst bezahlen."
„In der Tat, muss ich“, sagte Robin Hood und wandte sich an den Abt. „Mein geehrter Gast, tu mir den Dienst eines Schlags.“
Der König protestierte, dass er einem guten Waldbewohner keinen Schaden zufügen würde, aber Robin sagte: „Lieber Abt, du hast mich mit meiner vollen Erlaubnis geschlagen. Tatsächlich bestehe ich darauf."
Dann krempelte König Richard Löwenherz den Ärmel hoch und versetzte Robin einen solchen Schlag, dass er ihn auf den Boden legte. Es dauerte fast eine Minute, bis Robin Hood die Augen öffnete und sich aufsetzen konnte. Er wollte seinem Gast zur Stärke seines Armes gratulieren, als der König seinen Hut abwarf und seine Krone enthüllte. Robin Hood und der Ritter erkannten sofort ihren König und knieten vor ihm nieder. Kurz darauf taten es auch alle seine Männer.
"Guter Vater", sagte Robin schließlich, "wenn ich dir Gastfreundschaft gezeigt habe, gewähre mir diesen Segen. Verzeihe mir und allen meinen Männern unsere Verbrechen.“
Der König gewährte Robin Hood gern seine königliche Begnadigung.
SIEBENTES BUCH
ERSTES KAPITEL
Katharina die Große, Kaiserin von Russland, regierte von 1762 bis 1796 länger als jedes andere russische Staatsoberhaupt. Aber wer war diese Frau wirklich hinter all den Geschichten und falschen Gerüchten? Den Legenden lag möglicherweise eine noch interessantere Frau zugrunde, die ihre eigenen Regeln für ihr öffentliches und privates Leben entwarf und ausführte.
Was wissen wir über Katharina die Große, im 18. Jahrhundert Kaiserin von Russland? Ist es möglich, dass das, was wir zu wissen glauben, im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Leben und ihren Leistungen dürftig ist? Oder schlimmer noch, könnte ein Großteil unserer Wahrnehmung durch jahrhundertealte Gerüchte und Lügen beeinflusst werden, die ihre Statur in der Geschichte schmälern?
So wie Katharina nicht immer „groß“ war, war sie nicht einmal immer „Katharina“. Katharina wurde 1729 im Königreich Preußen geboren und nach ihrem Onkel, König Friedrich II. von Preußen, Friederike genannt, der zu seinen Lebzeiten bekannt war und als „Friedrich der Große“ in bester Erinnerung blieb. Von ihrer Familie und ihren engen Verwandten wurde sie "Figchen" genannt, ein Begriff der Zärtlichkeit. Ihr offizieller Name war viel größer: Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg.
Obwohl ihre Abstammung beeindruckend war (sie hatte auch Cousins in der herrschenden Familie von Schweden), war Katharinas Familienvermögen viel geringer. Obwohl sie nicht mittellos war, wurde sie definitiv nicht in Reichtum hineingeboren.
Aufgrund ihrer finanziellen Situation war Katharinas Familie ziemlich entschlossen, sie gut zu verheiraten. So verstand sie schon früh, dass sie mit jemandem in der Nachfolge verlobt werden würde, um Kaiserin von Russland zu werden. Wie sich herausstellte, war diese Person ihr nicht fremd; Tatsächlich kannten sie sich als Kinder. Er war Katharinas zweiter Cousin, Peter Fedorovich, ein Mitglied der regierenden Familie Romanov und Thronfolger, der damals von seiner Tante, der Kaiserin Elisabeth, besetzt wurde.
Katharinas Schwiegermutter (und entfernte Tante) Elisabeth war eine hoch verehrte, „aufgeklärte“ Herrscherin Russlands. Sie war jedoch keine Heilige.
Katharinas Mentorin und Vorgängerin, Kaiserin Elisabeth von Russland wurde während ihrer Regierungszeit verehrt. Als Kaiserin war sie eine renommierte Förderin der Künste und der Bildung und wurde dafür respektiert, dass sie während ihrer Thronbesteigung keinen Russen hingerichtet hatte. Sie konnte jedoch mit eiserner Faust regieren. Diejenigen, die ihre Missbilligung erlitten hatten, wurden oft hart bestraft, mit Strafen wie Exil, Inhaftierung, Folter oder der Erklärung als „Un-Personen“ und bis zu ihrem Tod in ein Leben ohne praktische Existenz im Gefängnis verbannt.
Darüber hinaus war Elisabeth auf internationaler Ebene für heftige Militärkampagnen berüchtigt, um die Grenzen Russlands zu erweitern und die Kassen des Landes mit Schätzen zu füllen. Der bemerkenswerteste dieser Konflikte war der Österreichische Erbfolgekrieg und folglich der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1753.
Während des Siebenjährigen Krieges trat Russland, ausgerichtet auf Frankreich, zunächst gegen Preußen an, das mit dem anderen Hauptkämpfer des Krieges, Großbritannien, verbündet war. Um die Sache zu verkomplizieren, wechselte Russland im letzten Kriegsjahr (nach Elisabeths Tod und dem Aufstieg ihres Neffen Peter auf den Thron) die Seite und schloss sich Preußen und Österreich an.
Ein dominierendes Thema in Elisabeths Regierungszeit war ihr Bemühen, eine starke Nachfolge für Russlands nächsten Herrscher vorzubereiten. Da sie keine Kinder gebären konnte, musste der Nachfolgeplan praktisch aus ganzem Stoff erstellt werden. Sie beseitigte einige Anwärter auf den Thron durch Verschwinden und Inhaftierung und wählte Peter als ihren mutmaßlichen Erben. Um den Plan zu vervollständigen, wählte sie auch eine Frau für Peter - Jekaterina, die zukünftige Katharina die Große. (In der russischen Transliteration heißt Katharina Jekaterina.)
Während der Ehe ließen Peter und Katharina zu wünschen übrig. Jedenfalls kümmerten sie sich nicht umeinander, teilten keine Interessen und befanden sich oft am anderen Ende der entscheidenden Streitparteien vor dem russischen Gericht. Katharina zum Beispiel konvertierte zur orthodoxen Kirche und wurde eine Anhängerin der Kirche und ihrer Dogmen; während Peter, der ebenfalls konvertiert war, ein viel weniger hingebungsvoller Anhänger war und tatsächlich zugunsten des Luthertums auf die östliche Orthodoxie verzichtete, wenn es ihm passte.
Sie lebten ihr Privatleben auch ganz getrennt. Geschichten über ihre gegenseitigen Untreuen besitzen, obwohl sie im Laufe der Zeit großartig verschönert wurden, mehr als ein Körnchen Wahrheit. Trotz der Geburt von vier Kindern (darunter ein Sohn, Paul, der schließlich Katharinas Thronfolger wurde) glaubten viele, dass die königliche Ehe zwischen Peter und Katharina nie vollzogen wurde und ihre Kinder daher unehelich waren.
Natürlich wissen wir nicht, was in den Schlafkammern des königlichen Paares passiert ist oder nicht. Das Problem war jedoch eindeutig nicht die Unfruchtbarkeit, und die Identität des leiblichen Vaters (oder der leiblichen Väter) von Katharinas Kindern bleibt eine Frage der Vermutung.
Man muss nur Katharinas Memoiren lesen, um ihren Bericht über Pauls wahre Abstammung zu finden.
Zu behaupten, dass die Regierungszeit von Peter III umstritten war, würde das Risiko eingehen, die Fakten zu unterschätzen. In nur sechs Monaten der Herrschaft weichen seine Richtlinien und Erlasse stark von denen von Elisabeth ab und sorgen vor Gericht für große Bestürzung. Er war es, der im Siebenjährigen Krieg die Seite wechselte, seine Militärführer empörte und die diplomatischen Beziehungen Russlands komplizierte.
Peter störte ebenso die Innenpolitik. Er proklamierte die Religionsfreiheit innerhalb Russlands und bekämpfte die orthodoxe Kirche weiter, indem er das Eigentum der Kirche säkularisierte und den Status von Leibeigenen erhöhte, die auf dem Land der Kirche arbeiteten. Dekrete über die Rechte von Leibeigenen entfremdeten auch einen Großteil des Landadels, der zuvor die totale Autorität über Leben und Tod über die Bauern ausgeübt hatte. Zu den von ihm eingeleiteten Reformen gehörte die Bestimmung, dass Adelige, die absichtlich Leibeigene töteten, wegen Mordes angeklagt werden konnten. Heute könnten wir diese Reformen als aufgeklärt betrachten; Zu dieser Zeit war Peter jedoch nicht in der Lage, die Unterstützung der russischen Eliten zu gewinnen, wodurch sein Hof ins Chaos geriet.
Und als hätte er sich nicht schon genug Feinde gemacht, brachte Peters Abschaffung der russischen Geheimpolizei die Feindschaft aller ein, die von ihren Diensten profitierten, und beseitigte gleichzeitig ein Instrument zur Kontrolle von Meinungsverschiedenheiten und eröffnete zweifellos versehentlich einen Weg für den Aufstieg Katharinas.
Es sollte nicht überraschen, dass der Machtverlust von Peter III. zu Gerüchten über Katharinas Mitschuld an seinem Schicksal führte. Immerhin folgte seiner Thronbesteigung in kurzer Zeit ihre Krönung als Kaiserin und schließlich sein Tod. Hatte Katharina eine Rolle bei seinem Tod gespielt?
Es besteht kein Zweifel, dass Katharina Peters kopflosen Ansturm missbilligte, den Leibeigenen auf Kosten der Macht und des Privilegs, die die Kirche und der Adel traditionell genießen, mehr Freiheit zu gewähren. Katharina war gekommen, um die Perspektive des königlichen Hofes und seine verborgene, hierarchische Sicht auf die russische Kultur und Gesellschaft anzunehmen, und sie schwieg nicht in ihrer Kritik an den Handlungen ihres Mannes.
Katharinas Rolle im endgültigen Schicksal ihres Mannes Peter III. bleibt eines der großen Unbekannten der russischen Geschichte.
Vorwürfe des Verrats gegen Peter wurden laut, und obwohl Katharina ihn nicht selbst als Verräter bezeichnete, war sie mit Fraktionen innerhalb des kaiserlichen Hofes und des Militärs, die sich seiner Politik widersetzten, einverstanden. Ob der Aufstieg Katharinas zur Kaiserin durch eigene Machenschaften gegen ihren Ehemann unterstützt wurde, ist ungewiss. Es ist in der Tat eines der großen Unbekannten der russischen Geschichte, obwohl es von vielen Seiten an Theorien und Vermutungen zu diesem Thema nicht mangelt.
Was wir wissen ist, dass Peter III. In Gewahrsam genommen und eingesperrt wurde, Kaiserin Katharina II. von Russland auf den Thron stieg und Peters Datum mit dem Tod ziemlich schnell eintraf. Haben Kräfte, die mit Katharina sympathisierten, ihn ermordet, wie einige behaupteten, oder ist er versehentlich in einer betrunkenen Schlägerei mit Kräften gestorben, die ihn tatsächlich unterstützten?
Ein starker Verdacht ist, dass Peter von einem Militäroffizier, Alexei Orlov, ermordet wurde. Er war der Bruder von Grigori Orlov, Katharinas großer Liebe zur Zeit und ein sehr glaubwürdiger Kandidat dafür, der Vater ihres erstgeborenen Sohnes Paul gewesen zu sein. Unbestreitbare Tatsachen über die mögliche Verbindung der Orlows mit Peters Tod sind jedoch schwer zu finden, und mehrere andere Theorien sind ebenso plausibel.
Zu den weniger glaubwürdigen Geschichten gehörte das Gerücht, dass Peter überhaupt nicht gestorben war. Es ist wahr, dass jemand, der behauptet, Peter zu sein, tatsächlich versucht hat, eine Rebellion gegen die Kaiserin zu führen, und so weit gegangen ist, ein Gebiet zu gewinnen, einschließlich der Stadt Kasan. Aber als Katharina den Aufstand endlich ernst genug nahm, um mit Gewalt zu reagieren, wurde der Prätendent als Sympathisant des abgesetzten Herrschers entlarvt. Katharina, die selbst keine Unbekannte für grausame Behandlung war, stellte sicher, dass seine Hinrichtung öffentlich war, um die Gerüchteküche „Peter lebt“ zu unterdrücken.
Nachdem Katharina an die Macht gekommen war, baute sie ein Erbe auf, das weit über ihre Mentorin, Kaiserin Elisabeth, hinausging. Ihre Heldentaten in auswärtigen Angelegenheiten, ihre Beherrschung der Kriegskunst und ihre tiefe Hingabe an Kunst und Kultur führten zu ihrer späteren Anerkennung als Katharina die Große.
Keine Waffe im Arsenal von Katharinas Antagonisten war verheerender als unverschämt laszive Gerüchte.
Aber als sich ihre Leistungen häuften, nahmen auch Neid, Intrigen und konzertierte Bemühungen zu, um ihre Autorität und ihre Vision für Mutter Russland zu untergraben. Vielleicht war keine Waffe im Arsenal ihrer Antagonisten für Katharina im Leben und nach ihrem Tod verheerender als die Verbreitung von unverschämt lasziven Gerüchten. In Kombination mit grandiosen Legenden und überaus verschönerten Geschichten über Katharinas Regierungszeit haben die Anspielungen und böswillig wiederholten Mythen das Sortieren von Fakten und Fiktionen, gelinde gesagt, zu einer Herausforderung gemacht.
ZWEITES KAPITEL
Während und nach der Regierungszeit der extravaganten und mächtigen Kaiserin Katharina II. von Russland, deren lange Herrschaft zur Modernisierung des Russischen Reiches führte, entstanden viele urbane Legenden, einige falsch und andere aufgrund wahrer Ereignisse, in Bezug auf ihr sexuelles Verhalten.
Katharina hatte zeitlebens 22 männliche Liebhaber, von denen einige politische Vorteile aus ihrer Beziehung zu ihr ziehen wollten, und viele von ihnen waren jünger als sie. Zusätzlich zu ihren sexuellen Beziehungen führten ihre vielfältigen illegalen Beziehungen zu russischen Adligen und unbegründete Gerüchte, dass sie gerne erotische Möbel sammelte, und eine Atmosphäre der Palastintrigen, die von ihrem Sohn Paul I. von Russland gepflegt wurde, zu negativen Darstellungen von Katharina.
Einige nannten sie die "Messalina der Newa", andere nannten sie eine „Nymphomanin“. Die Gerüchte erstreckten sich sogar auf die Umstände ihres Todes, wobei eine Geschichte behauptete, sie sei gestorben, während sie sexuelle Beziehungen zu einem Pferd hatte, als sie tatsächlich an einem Schlaganfall starb.
Gerüchte über Katharinas Privatleben hatten eine große Grundlage darin, dass sie auch im Alter viele junge Liebhaber mitnahm. (Lord Byrons Don Juan, im Alter von zweiundzwanzig, wird ihr Liebhaber nach der Belagerung von Ismail (1790), in einer Fiktion geschrieben nur etwa 25 Jahre nach dem Tod Katharinas 1796.) Diese Praxis war nach den damaligen Hofstandards nicht ungewöhnlich, und es war auch nicht ungewöhnlich, Gerüchte und Anspielungen auf sexuelle Exzesse politisch zu verwenden. Einer ihrer frühen Liebhaber, Stanisław August Poniatowski, wurde später von ihr unterstützt, um König von Polen zu werden.
Ein ungünstiges Gerücht war, dass Alexander Dmitriev-Mamonov und ihre späteren Liebhaber von Prinz Potemkin selbst ausgewählt wurden, nach dem Ende der langen Beziehung, die Katharina mit Potemkin hatte, wo er vielleicht ihr organisatorischer Ehemann war. Nachdem Mamonov mit einer 16-jährigen Trauzeugin der 60-jährigen Kaiserin entkommen war und sie geheiratet hatte, rächte sich die verbitterte Katharina angeblich an ihrem Rivalen, "indem sie heimlich als Frauen getarnte Polizisten schickte, um sie in Gegenwart ihres Mannes zu peitschen". Ein anderer Bericht behauptet jedoch, dass diese Geschichte keine Wahrheit enthält.
Nach Angaben einiger Zeitgenossen, die Katharina nahe stehen, wurde Gräfin Praskovya Bruce von ihr als "L'éprouveuse" oder "Testerin männlicher Fähigkeiten" ausgezeichnet. Jeder potenzielle Liebhaber sollte eine Nacht mit Gräfin Bruce verbringen, bevor er in Katharinas persönliche Wohnungen aufgenommen wurde. Ihre Freundschaft wurde unterbrochen, als Bruce "in einem Auftrag" mit Katharinas jugendlichem Liebhaber Rimsky-Korsakov, dem Vorfahren des Komponisten, gefunden wurde; beide zogen sich später vom kaiserlichen Hof nach Moskau zurück.
Das Schlafzimmer von Katharina II. im sogenannten Zubov- Flügel des Katharinenpalastes in Zarskoje Selo wurde zwischen 1781 und 1783 erbaut und mit dünnen Platten aus milchig weiß poliertem Glas geschmückt. In seinen Memoiren schrieb Charles François Philibert Masson (1762-1807), dass Katharina "zwei Leidenschaften hatte, die sie nur mit ihrem letzten Atemzug verließen: die Liebe zum Mann, die in Zügellosigkeit ausartete, und die Liebe zur Herrlichkeit, die in Eitelkeit versank. Bei der ersten dieser Leidenschaften wurde sie nie so weit regiert, dass sie eine Messalina wurde, aber sie blamierte oft sowohl ihren Rang als auch ihr Geschlecht: Bei der zweiten wurde sie dazu gebracht, viele lobenswerte Projekte durchzuführen, die selten abgeschlossen wurden, und sich auf ungerechte Kriege einzulassen, aus denen sie zumindest den Ruhm ableitet, der den Erfolg immer wieder begleitet".
Mehrere Geschichten über die Umstände ihres Todes im Alter von 67 Jahren im Jahr 1796 entstanden in den Jahren nach ihrem Tod. Eine urbane Legende behauptet, sie sei an den Folgen ihres versuchten Geschlechtsverkehrs mit einem Hengst gestorben, die Geschichte besagt, dass das Geschirr, das das Pferd über sich hielt, gebrochen war und sie niedergeschlagen wurde. Der Ursprung dieser falschen Darstellung ihres Todes ist unbekannt. Es begann jedoch höchstwahrscheinlich aufgrund unbegründeter Geschichten. Die Tatsache, dass diese besondere städtische Legende erst einige Jahrzehnte nach ihrem Tod auftauchte und dass die Legende keine klare Quelle hat, sollte klar machen, dass dies nicht mehr als eine städtische Legende ist, die es geschafft hat, an Popularität zu gewinnen.
Ein andere Geschichte behauptet, dass sie auf der Toilette gestorben, als ihr Sitz unter ihrem Hintern brach, das gilt nur in kleinem Teil; sie brach nach einem Schlaganfall in einem Badezimmer zusammen, aber danach starb sie, während sie in ihrem Bett gepflegt wurde. Diese Geschichte war weit verbreitet und wurde von Alexander Puschkin in einem seiner Gedichte ohne Titel sogar scherzhaft erwähnt ("Ordnete die Befehle an, verbrannte die Flotten / Und starb an Bord eines Schiffes", die letzte Zeile kann auch übersetzt werden als "Und starb im Sitzen auf der Toilette.") Es gab auch eine Version über mutmaßliche Ermordung durch Dolche, die in einem Toilettensitz versteckt waren.
Eine städtische Legende besagt, dass ein erotischer Schrank von Katharina der Großen bestellt wurde und sich neben ihrer Zimmerreihe in Gatchina befand. Nach der besagten städtischen Legende waren die Möbel sehr exzentrisch mit Tischen, die große Penisse für die Beine hatten. Penisse und Vulven wurden in die Möbel geschnitzt, die Wände waren mit erotischer Kunst bedeckt, Statuen eines nackten Mannes und einer nackten Frau im Inneren, und einige Versionen der Legende besagen, dass einige erotische Artefakte aus Pompeji sogar nach Russland gebracht wurden, um diese Sammlung zu erweitern.
Es gibt unbestätigte Berichte über Fotos dieses Kabinetts. Die Räume und Möbel wurden angeblich 1940 von zwei Wehrmachtsoffizieren während der Nazi-Invasion in der Sowjetunion gesehen, aber selbst wenn das wahr wäre, scheinen die Räume und Möbel seitdem verschwunden zu sein. Dieses Thema ist „vertrackt“, „lückenhaft“ und „zweifelhaft“. Dem Bericht zufolge haben die Wehrmachtsoffiziere einen Bericht eingereicht, aber es wurde nie ein Bericht gefunden, und es gibt auch keine anderen Aufzeichnungen von Personen vor, während oder nach dem Zweiten Weltkrieg, andere als die oben genannte Legende. Der Bericht besagt auch, dass die Räume und Möbel 1940 während der Nazi-Invasion in der Sowjetunion gesehen wurden, aber die Invasion der Nazi-Deutschland in die Sowjetunion begann nicht 1940, sondern am 22. Juni 1941. Aus diesem Grund stellen historische Experten die Richtigkeit solcher Behauptungen in Frage. Da all diese Geschichten erst einige Jahre nach dem Tod von Katharina der Großen entstanden sind, hat das Kabinett höchstwahrscheinlich nie existiert, und die ganze Geschichte wurde einfach als eine weitere krasse Geschichte erfunden.
Eine lange überlebende Geschichte über die Potemkin-Dörfer war falsch, obwohl sie gleichnamig wurde. Es besagt, dass Potemkin gefälschte Siedlungen mit hohlen Fassaden gebaut bei ihrem Besuch Kaiserin Katharina II zu täuschen an der Krim und in Neu-Russland, die Gebiete Russlands unter ihrer Eroberung regiert. Moderne Historiker betrachten dieses Szenario jedoch bestenfalls als Übertreibung und möglicherweise einfach als böswilliges Gerücht, das von Potemkins Gegnern verbreitet wird. Unter Katharina gewährte Kazan den Muslimen das Recht Moscheen zu bauen, der Stadt Christliche Führung hatte protestiert, dass Moscheen auch gebaut wurden, wenn sie höher als Kirchen waren. Sie schickten eine Petition an Katharina und baten sie, den Bau hoher Minarette zu verbieten. Der Legende nach antwortete Katharina, dass sie die Zarin des russischen Landes sei und dass der Himmel außerhalb ihrer Gerichtsbarkeit liege. Der polnisch-jüdische Religionsführer Jakob Frank verbreitete das Gerücht, seine Tochter Eva Frank sei Katharinas uneheliche Tochter.
DRITTES KAPITEL
Von Nymphomanie über Bestialität bis hin zu Voyeurismus gab es nur wenige Themen sexueller Abweichung, die nicht über die Kaiserin von Russland erfunden wurden.
Sie regierte mehr als drei Jahrzehnte lang ganz Russland, erweiterte seine Grenzen und machte es zu einem der mächtigsten Akteure der Weltpolitik. Aber diese Macht hat Katharina die Große seitdem zum Opfer berüchtigter frauenfeindlicher Mythen gemacht. Nymphomanie, Bestialität, Voyeurismus, sogar die Liebe zu erotischen Möbeln, es gab nur wenige Themen sexueller Abweichung, die nicht über die Kaiserin von Russland erfunden wurden.
Historiker beschreiben Katharina als "viele Liebhaber nehmend". Von 1752 bis 1796, einer Zeitspanne von 44 Jahren, war Katharina jedoch in 12 romantische Beziehungen verwickelt, von denen die meisten jeweils mehr als zwei Jahre dauerten. Dies sind kaum die Zahlen, die man von einer wütenden Sex-Wahnsinnigen erwarten kann. Wie Englands Königin Elisabeth I. erkannte Katharina, dass Heiraten bedeutet, ihre Macht aufzugeben, und wählte stattdessen Partner, mit denen sie normalerweise eine gute Arbeitsbeziehung pflegte.
Die erste Ehe von Katharina der Großen war ein Missverhältnis.
Ihre arrangierte Ehe mit ihrem Ehemann, dem zukünftigen Zaren Peter III., war von Anfang an ein Missverhältnis. Bis 1752, neun Jahre nach ihrer Heirat, hatte Katharina bereits einen alternativen Liebhaber gefunden, Sergei Saltykov. Kurz darauf lernte sie Stanislaus Poniatowski kennen, mit dem sie eine Tochter hatte und den sie später als König von Polen einsetzen sollte, um so die Position Russlands in Europa mit einem loyalen Vasallen zu stärken. Nachdem Katharina im Juli 1762 ihren Ehemann Peter III. bei einem Staatsstreich gestürzt hatte, wurde sie zur Kaiserin von Russland gekrönt. Sie würde nie wieder heiraten, stattdessen Liebhaber nehmen, die sie in Schlüsselpositionen in der russischen Regierung beförderte.
Eine Schlüsselfigur im Putsch war Grigori Orlov, mit der sie einen Sohn haben würde, während sie noch verheiratet war. Als Orlow im August 1772 den Hof verließ, nahm Katharina einen weiteren Liebhaber, Alexander Vasilchikov. Diese Beziehung hielt jedoch nicht lange an: Wassilchikow wurde 1774 durch Grigori Potemkin ersetzt, der de facto zu Katharinas langfristigem Gemahl wurde. Über diesen Partnerwechsel schrieb Katharina an eine Freundin: "Warum machen Sie mir Vorwürfe, weil ich einen wohlmeinenden, aber äußerst langweiligen Bourgeois zugunsten einer der größten, komischsten und amüsantesten Figuren dieses eisernen Jahrhunderts ablehne?" Auch nach dem Ende ihrer Beziehung um 1776 blieb Potemkin ihr Lieblingsminister und erhielt den Titel „Fürst des Heiligen Römischen Reiches“.
In den nächsten 20 Jahren würde Katharina weitere sieben romantische Beziehungen haben. Obwohl diese normalerweise mit viel jüngeren Männern waren, gibt es wenig Anhaltspunkte für einen unersättlichen sexuellen Appetit. Woher kommen also die Legenden über Katharina?
Kleopatra und Anne Boleyn waren ebenfalls betroffen.
Es muss verstanden werden, dass allen Frauen, die politische Macht ausgeübt haben, Vorwürfe sexueller Abweichung oder Unersättlichkeit gemacht wurden. Kleopatra soll Männern eine Nacht des Liebesspiels mit ihr auf Kosten ihres Lebens angeboten haben. Anne Boleyn wurde fälschlicherweise beschuldigt, mit fünf verschiedenen Männern Vverkehr gehabt zu haben, einschließlich eines Inzests mit ihrem Bruder. Katharina de Medici wurde als die hinterhältige Madame eines Harems verführerischer wartender Damen dargestellt, denen sie befahl, Adlige zu verführen, und wurde beschuldigt, Prostituierte für ihre jungen Söhne gesichert zu haben. Um diese Art von Spekulation zu vermeiden, musste sich Elisabeth I. als ähnlich unplausible „Virgin Queen“ präsentieren.
Diese Frauen, die nicht der reduzierenden Vision einer unterwürfigen Frau zweiter Klasse gegenüber einem mächtigeren Mann entsprachen, wurden wiederholt verleumdet, immer aufgrund erfundener Anschuldigungen wegen sexueller Unersättlichkeit.
Zu jedem Zeitpunkt entstehen diese Geschichten in den Köpfen ihrer größten Feinde. Berichte über Kleopatras Leben stammen zum Beispiel alle von Römern, die das Römische Reich und seinen Gründer Octavius Augustus, der Kleopatras Rivale gewesen war, verherrlichen wollten.
In Frankreich, wo Katharinas mangelnde Unterstützung für die jüngste Revolution dazu führte, dass sie eine verleumdete Vertreterin des Ancien Régime geworden war, waren die gleichen pornografischen Verleumdungen, die gegen Marie Antoinette angewendet worden waren, bereit, gegen sie eingesetzt zu werden. Revolutionäre Pressen schütteten glücklich dieselbe polemische Prosa aus, die Katharina als Beute ihres unersättlichen sexuellen Appetits darstellte. Britische Pressen machten dasselbe mit obszönen politischen Cartoons.
Zu diesen Darstellungen gehörte der berüchtigtste Mythos von allen: Es wurde behauptet, dass Katharina während einer Orgie der Bestialität starb, als das Geschirr, das einen Hengst über ihr aufhängte, zerbrach und sie vom Pferd zerquetscht wurde. (In Wirklichkeit starb sie an einem Schlaganfall.) Die Verwendung von Reiten als sexuelle Metapher hatte eine lange Geschichte in verleumderischen Angriffen auf höfische Frauen. Reiten war eng mit Vorstellungen von Adel verbunden, und diese Geschichte war auch eine perfekte Umkehrung von Katharinas bekannten Reitfähigkeiten.
Wenn man die Frauenfeindlichkeit im Herzen der negativen Legenden über sie bezweifelt, muss man nur die Gedanken ihrer mächtigen Zeitgenossen konsultieren. Katharinas großer Rivale während ihrer Regierungszeit, Friedrich der Große, Herrscher von Preußen, sagte über sie: „Eine Frau ist immer eine Frau, und in der weiblichen Regierung hat die Fotze mehr Einfluss als eine feste Politik, die sich an der Vernunft orientiert.“ Saure Trauben in der Tat von jemandem, der ihre enorme Kraft niemals überwinden konnte.
Sogar ihr eigener Sohn, Kaiser Paul I., dem sie zu verhindern versucht hatte, die Krone zu erben, erließ ein Edikt, das jeder Frau untersagte, künftig auf den russischen Thron zu steigen. Und diese frauenfeindlichen Ansichten würden sich bis ins neue Jahrhundert fortsetzen: Russlands berühmtester Dichter Alexander Puschkin würde Katharina nichts weiter als "einen Tartuffe in Röcken" nennen.
Als Frau, die mehr Macht ausübte als fast jeder andere männliche Zeitgenosse, musste Katharina die schlimmsten Arten von frauenfeindlicher Erfindung der sexuellen Verderbtheit erleiden.
VIERTES KAPITEL
Die apokryphe historische Legende besagt, dass die russische Kaiserin Katharina die Große beim Versuch, mit einem Pferd Geschlechtsverkehr zu führen, gestorben ist.
Der Legende nach starb die russische Kaiserin Katharina die Große beim Versuch, mit einem Pferd Geschlechtsverkehr zu führen. Das Band, das ihre Pferdefigur hielt, brach und zerschmetterte Katharina unter dem armen Tier zu Tode.
Katharina die Große ist tatsächlich allein und aus natürlichen Gründen verschieden. Am Morgen des 5. November 1796 stand Katharina auf, trank Kaffee und setzte sich zum Schreiben nieder. Ungefähr drei Stunden später fand ihr Kammerherr, der neugierig war, dass er nicht wie üblich gerufen worden war, sie kaum bei Bewusstsein auf dem Boden eines Schranks neben ihrem Schlafzimmer. Als ihre Dienerin Hilfe rief, wurde Katharina bewusstlos, woraus sie nie erwachte und am nächsten Tag um 21.45 Uhr starb. Eine am nächsten Tag durchgeführte Autopsie ergab, dass die Todesursache eine Gehirnblutung war.
Pornografische Poesie und Klatsch über Katharinas übermäßigen Appetit auf Sex, insbesondere ihre angebliche Vorliebe für die Hengste, verbreiteten sich zu Katharinas Lebzeiten in Russland (und in ganz Europa). Wann und wo genau die Geschichte über Katharinas Tod durch ein Pferd entstanden ist, ist unbekannt.
Wie eine ihrer Biographen schrieb, zielen die "Implikationen der Pferdegeschichte darauf ab, Katharinas Anspruch auf Größe zu untergraben, indem sie aggressiv behaupten, dass ihre Hauptmotivation ungezügelter Sex war, dessen Exzesse zu ihrem monströsen Tod führten."
Die Geschichte betrachtet Katharina als eine mächtige Herrscherin, die Russland vor einer fast sicheren Invasion und Annexion durch seine stärkeren Nachbarn rettete. Unter ihr gedieh das Land, Schulen wurden gegründet, Gesetze erlassen, Kriege geführt und gewonnen. Doch um all dies zu tun, musste die ehemalige deutsche Prinzessin ihrem wahnsinnigen Ehemann zuerst die Kontrolle entreißen, was sie tat, indem sie einen Putsch inszenierte und sich zur Kaiserin erklärte.
Während ihr Erfolg als Monarchin im Zentrum der verschiedenen Bestialitätsgerüchte steht, die über sie kursierten, gilt dies auch für ihren Sturz ihres Mannes, da beide in ihrem Leben und darüber hinaus als unnatürlich angesehen wurden, Frauen dieser Zeit galten als biologisch minderwertig und somit unfähig, Nationen mit Erfolg zu führen, und Frauen wurden auf diese Erde gebracht, um den Ehemännern unterwürfig zu sein und sie nicht zu entthronen. (Denken Sie daran, Frauen jener Zeit, die ihre Ehemänner getötet haben, waren nicht des Mordes, sondern des zierlichen Verrats schuldig, ein juristischer Begriff, der deutlich macht, wie die richtige Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau aussehen sollte.)
Weit verbreitete Gerüchte über Katharina, die sich auf abweichende sexuelle Praktiken einlässt, wurden zu einer Art zu sagen, dass Katharina selbst eine Verirrung, ein Freak der Natur war und dass ihr Erfolg als Herrscherin und ihr Verrat in der Ehe nicht ihrem Geschlecht entsprachen. Anstatt die bestehende Prämisse in Frage zu stellen, dass Frauen Männern völlig unterlegen sind, hätte die gewöhnliche menschliche Natur diejenigen beider Geschlechter veranlasst, nach Erklärungen für das offensichtliche Rätsel zu suchen, um eine zu finden, die Katharina die Große erklärt.
FÜNFTES KAPITEL
Die seltsame Geschichte über Katharina die Große und ihrem Pferd: Einige Gerüchte besagen, dass Katharina die Große von Russland in einem Verkehr mit einem Pferd gestorben wäre. Aber ist das wahr oder Mythos?
Ein Thier ist eine bekannte Legende rund um Kaiserin Katharina der Großen von Russland, und es handelt sich um ein Pferd. Der Mythos besagt, dass Katharina von einem Pferd zu Tode zerquetscht wurde, als sie versuchte, Sex mit ihm zu haben. Normalerweise wird der Zusammenbruch eines Gurtzeugs oder Hebemechanismus verantwortlich gemacht. Das wäre schon schlimm genug, aber es gibt einen zweiten Mythos, der oft hinzugefügt wird, wenn der erste entlarvt wird. Der zweite Mythos ist, dass Katharina auf der Toilette starb.
Aber was ist die Wahrheit? Die Wahrheit scheint zu sein, dass Katharina im Bett der Krankheit starb. Es waren keine Pferde beteiligt, und eine Katharina mit Pferdezusammenhang wurde nie bewiesen. Katharina wurde mehrere Jahrhunderte lang verleumdet.
Katharina die Große war Zarin von Russland, eine der mächtigsten Frauen in der europäischen Geschichte: Wie wurde die Idee, dass sie starb, als sie eine ungewöhnliche Praxis mit einem Pferd versuchte, zu einem der virulentesten Mythen in der modernen Geschichte, die durch Flüstern auf Schulspielplätzen in der westlichen Welt übertragen wurden?
Es ist bedauerlich, dass eine der interessantesten Frauen der Geschichte den meisten Menschen als Tier bekannt ist, aber die Kombination aus perverser Unhöflichkeit und der relativen Fremdheit ihres Themas macht dies zu einer perfekten Verleumdung. Die Leute lieben es, von sexueller Abweichung zu hören, und sie können es von einer ausländischen Person glauben, von der sie nicht viel wissen.
Also, wenn Katharina nicht gestorben ist, als sie versucht hat, Sex mit einem Pferd zu haben (und um es noch einmal zu wiederholen, hat sie es zu 100% nicht getan), wie ist der Mythos entstanden? Woher kam der feuerlose Rauch? In den vergangenen Jahrhunderten war Sex der einfachste Weg für Männer, ihre weiblichen Feinde zu beleidigen und verbal anzugreifen.
Marie Antoinette, die verhasste Königin von Frankreich, war gedruckten Mythen ausgesetzt, die so abweichend und obszön waren, dass moderne Pornographen rot würden und die hier sicherlich nicht reproduziert werden können.
Katharina die Große würde immer Gerüchte über ihr Sexualleben anziehen, aber ihr sexueller Appetit, obwohl er nach modernen Maßstäben bescheiden war, bedeutete, dass die Gerüchte noch wilder sein mussten, um den Boden wieder gut zu machen.
Historiker glauben, dass der Pferdemythos kurz nach Katharinas Tod in Frankreich unter den französischen Oberschichten entstanden ist, um ihre Legende zu beschädigen. Frankreich und Russland waren Rivalen, und das würde noch lange so sein (besonders dank Napoleon), also beschuldigten beide die Bürger des anderen.
Katharina II. war von 1762 bis 1796 die Kaiserin von Russland. 1745 konvertierte sie zur russischen Orthodoxie und heiratete Großherzog Peter von Russland. Als Kaiserin wurde sie als Katharina die Große bekannt und erweiterte und modernisierte in ihrer Rolle das russische Reich. Katharina die Große wurde als Sophie von Anhalt-Zerbst als Tochter eines insolventen preußischen Prinzen geboren.
Sie änderte ihren Namen in Jekaterina (Katharina), als sie unmittelbar vor ihrer Heirat zur russischen Orthodoxie konvertierte. Katharinas Mutter hatte starke Blutlinien, und das gab ihr gute Aussichten auf eine Ehe. Als sie 15 war, bekam ihre Mutter eine Einladung, die Kaiserin Elisabeth zu treffen, die nach einer Braut für ihren Neffen und Erben Peter suchte.
Aufgewachsen war Katharina unter Tutoren und in den Fächern Religion, Geschichte und Sprachen unterrichtet. Sie lernte Deutsch, Französisch und später Russisch, was sich als nützlich erwies, als sie den russischen Großherzog Peter traf. Katharina verbrachte einen Großteil ihres frühen Ehelebens auf ihrem Pferd. Sie weigerte sich, im Seitensattel zu reiten und schrieb: "Je gewalttätiger die Übung, desto mehr hat es mir Spaß gemacht."
Während ihrer Regierungszeit war Katharina mehr als einem Dutzend Aufständen ausgesetzt. Der gefährlichste Aufstand war 1773, als eine Gruppe bewaffneter Kosaken und Bauern, angeführt von Emelyan Pugachev, rebellierte. Pugatschow behauptete, er sei tatsächlich ein zurückgekehrter (und noch lebender) Peter III. und damit der Erbe des rechtmäßigen Throns. Katharina reagierte mit massiver Gewalt, und er wurde 1775 öffentlich hingerichtet.
Katharina betrachtete sich als eine der aufgeklärtesten Herrscherinnen Europas. Sie schrieb mehrere Bücher, Broschüren und Lehrmaterialien zur Verbesserung des russischen Bildungssystems und war eine große Verfechterin der Künste. Sie schuf eine der weltweit bedeutendsten Kunstsammlungen im Winterpalast (heute Eremitage) in St. Petersburg.
Nachdem sie sich zur souveränen Herrscherin des Russischen Reiches erklärt hatte, führte Katharina Russland erfolgreich gegen das Osmanische Reich und sicherte den Status Russlands als eines der dominantesten Länder Europas. Sie besiegte auch das polnisch-litauische Commonwealth, was zur Teilung Polens und zur Aufteilung seines Territoriums zwischen Russland, Preußen und Österreich führte. Bis zum Ende ihrer Regierungszeit hatte sich das russische Reich sowohl durch Eroberung als auch durch Diplomatie erweitert und sein Territorium um etwa 200.000 Quadratmeilen erweitert.
Katharinas Beziehung zu ihrem ältesten Sohn Paul war schwierig. Er wurde ihr als Kind weggenommen und von Kaiserin Elisabeth aufgezogen, und als Erwachsener wurde er von Staatsangelegenheiten ferngehalten. Katharina zog Pauls Sohn Alexander auf und betrachtete ihn als einen geeigneteren Erben als seinen Vater.
Sie starb, bevor sie es offiziell machen konnte, und Paul folgte Katharina auf den Thron. Pauls Politik war unpopulär, und er wurde fünf Jahre nach seiner Regierungszeit ermordet. Alexander folgte ihm nach und regierte bis zu seinem Tod 1825.
1785 erließ Katharina ein Edikt, das als Charta für den Adel bekannt war und die Macht des Adels und der Oberschicht erheblich erhöhte und einen Großteil der Bevölkerung zur Leibeigenschaft zwang.
Dabei förderte sie versehentlich den Unwillen zwischen der alten Aristokratie (Titel, die über Familienlinien erhalten wurden) und dem neuen Adel (diejenigen, denen ihr Status als Belohnung für den Dienst am Staat verliehen wurde). Katharina war ihren Liebhabern gegenüber äußerst großzügig. Sie schenkte ihnen Titel, Ländereien, Paläste und sogar Menschen und gab einem Liebhaber einmal 1.000 Leibeigene. Aber ein Liebhaber von Katharina der Großen zu werden, war keine leichte Aufgabe.
Nach mehreren historischen Aufzeichnungen gab es eine intime Prüfung, um ein Liebhaber von Katharina der Großen zu werden. Bevor sie in Katharinas Bett aufgenommen wurden, mussten potenzielle Bewerber zunächst Katharinas wartende Dame (persönliche Assistentin), Gräfin Praskovya Aleksandrovna Bruce, befriedigen. Es ist unklar, wie viel Wahrheit in dieser Geschichte steckt, weil Katharinas Feinde viele Gerüchte über sie post mortem verbreiten. Diese Behauptung ist jedoch in mehreren historischen Manuskripten dokumentiert.
Es wird weithin berichtet, dass die Beziehung zwischen Katharina und Gräfin Praskovya Aleksandrovna Bruce nicht gut endete. 1779 führte ein Berater Katharina in einen Raum, in dem Katharinas jüngster Liebhaber, Ivan Rimsky-Korsakov, mit Bruce Verkehr hatte. Der Liebhaber wurde ins Exil geschickt, und Bruce folgte ihm. Bruce wurde kurz darauf von ihren Pflichten als wartende Dame entbunden.
Es gibt genauso viele Fehlinformationen (oder unbeweisbare Behauptungen) wie Informationen über Katharina II. Einige saftige Beispiele, dass sie ihren Friseur in einem Käfig aufbewahrte, um ihre Perücke geheim zu halten, und dass sie sich dafür einsetzte, mindestens sechs Mal am Tag Sex zu haben, und behauptete, dies habe ihr geholfen, ihre Schlaflosigkeit zu lindern. Keine dieser Behauptungen wurde durch historische Aufzeichnungen bestätigt.
SECHSTES KAPITEL
Die wahre Geschichte hinter dem mythologischen Sexualleben von Katharina der Großen. Vor der Serie sortieren wir die Legende und die Wahrheit der farbenfrohen romantischen Neigungen der russischen Führerin.
Über Katharina die Große gibt es viele Legenden, gute und schlechte. In der guten Kolumne verwandelte die am längsten regierende Kaiserin Russlands ihr Reich in eine der großen und dauerhaften Mächte Europas. Sie annektierte über 200.000 Meilen Land, baute über 100 neue Städte und förderte ein goldenes Zeitalter der Entwicklung für die Künste und Wissenschaften. Katharina war jedoch nicht nur eine große Erobererin, sie war auch eine aufgeklärte Intellektuelle und eine zukunftsorientierte Vorreiterin, eine Frau, die sich für Impfungen einsetzte, Künstlerinnen emporhob, Briefe mit führenden Philosophen wie Voltaire austauschte, Memoiren schrieb und die ersten Werke verfasste der in Russland veröffentlichten Kinderliteratur.
Wieder andere Legenden sind weniger schmackhaft (und weniger sachlich), nämlich die Legenden über Katharinas berüchtigtes Leben zwischen den Betten. Schon zu Lebzeiten war Katharina für ihre Reihe männlicher Liebhaber bekannt, von denen viele bedeutend jünger waren als sie und von denen einige politische und finanzielle Vorteile aus ihrem Arrangement zogen. Doch dank Frauenfeindlichkeit, Eifersucht und einer giftigen Hofkultur wurde Katharina praktisch jede Form sexueller Abweichung vorgeworfen, die man sich vorstellen kann, wie Bestialität, Nyphomanie und Voyeurismus, um nur einige zu nennen.
Da die Geschichte der Monarchin in Katharina tder Großen im Fernsehen zu sehen war, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Fakten von Fiktionen zu trennen, wenn es um ihr persönliches Leben geht. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Katharina gelebt und geliebt hat.
Kaiserin Katharina II von Russland wurde geboren als Prinzessin Sophie von Preußen (heute Polen). 1745, im Alter von 16 Jahren, heiratete sie durch eine dynastische Vereinbarung ihren zweiten Cousin, dem zukünftigen Zaren Peter von Holstein-Gottorp. Bei ihrer Bekehrung zur russischen Orthodoxie nahm sie den Namen Jekaterina (Katharina) an.
Die arrangierte Ehe war ein völliges Missverhältnis, hauptsächlich aufgrund von Peters persönlichem Versagen, Peter war neurotisch, stur und ein Alkoholiker. Verzweifelt unglücklich begann Katharina, Liebhaber aufzunehmen. Obwohl Katharina drei Kinder zur Welt brachte, die bis zum Erwachsenenalter überlebten, glauben einige Historiker, dass Peter keines von ihnen gezeugt hat, wahrscheinlich aufgrund von Impotenz oder Unfruchtbarkeit.
Hat Katharina ihren Ehemann umgebracht? Wahrscheinlich nicht, obwohl die öffentliche Meinung sie für seine Ermordung verantwortlich machte. Katharina kam durch einen politischen Putsch gegen ihren Ehemann an die Macht, der tödlich wurde. Als Peter den Thron erbte, beendete er schnell den russischen Krieg mit Preußen (da er dem preußischen König Friedrich II. fanatisch verfallen war) und versuchte, das Leben der arbeitenden Armen durch innerstaatliche Reformen zu verbessern, indem er sowohl die Militärklasse als auch den Adel entfremdete. Sechs Monate nach seiner Regierungszeit, als Peter Sankt Petersburg im Urlaub verließ, traf sich Katharina mit dem Militär, das sie anflehte, sie vor ihrem Ehemann zu schützen.
Nach seiner Rückkehr befahl Katharina Peters Verhaftung und zwang ihn, ein Abdankungsdokument zu unterschreiben. Als einziger offensichtlicher Erbe war da der Kronprinz Paul, damals ein kleines Kind, Katharina bestieg den Thron. Acht Tage später starb Peter in den Händen von Alexei Orlov, dem jüngeren Bruder von Katharinas damaligem Liebhaber Grigori Orlov. Es gibt keine Beweise für Katharinas Mitschuld an dem Attentat, doch die russische Öffentlichkeit zog sie im Großen und Ganzen zur Rechenschaft und warf so einen Schatten auf ihre Regierungszeit. Obwohl Katharinas Kritiker argumentierten, dass Paul bei Volljährigkeit den Thron besteigen sollte, unterdrückte Katharina Dutzende von Aufständen, um über drei Jahrzehnte bis zu ihrem Tod zu regieren.
Während einige Historiker argumentieren, dass Katharina 22 männliche Liebhaber nahm, behaupten andere, dass sie nur 12 romantische Beziehungen hatte. Katharina liebte es, verliebt zu sein und schrieb: „Das Problem ist, dass mein Herz es ablehnt, auch nur eine Stunde ohne Liebe zu bleiben.“
Obwohl die Anzahl der Liebhaber von Katharina umstritten ist, ist es die Art dieser Beziehungen nicht. Katharina richtete sich auf Generäle, Admirale und reiche Adlige aus und bildete Beziehungen, die als politisch belohnt wurden, wenn sie angenehm waren.
Katharina war ihren gegenwärtigen und ehemaligen Liebhabern stets großzügig gegenüber und schickte sie am Ende ihrer gemeinsamen Zeit oft mit Abschiedsgeschenken weiter. Zu diesen Geschenken gehörten Ländereien, Titel, Paläste und sogar Menschen, ein ehemaliger Liebhaber wurde mit 1.000 Dienern entsandt. Der wohl schönste von Katharinas Liebhabern war Stanislaw Poniatowski, den sie später als König von Polen einsetzte, um Polen als loyalen Vasallen zu erhalten.
Grigori Potemkin, dessen romantische und politische Beziehung zu Katharina im Mittelpunkt der neuen Serie steht, wurde größtenteils als die große Liebe in Katharinas Leben angesehen. Potemkin war ein minderjähriger Adliger, der sich durch den Militärdienst im russisch-türkischen Krieg auszeichnete. Danach begann er eine sexuelle Beziehung mit Katharina und wurde der mächtigste Mann in Russland. In Potemkin fand Katharina einen ihr gleich, einen intellektuellen und ehrgeizigen Mann, mit dem sie sowohl Macht als auch Romantik teilen konnte. Gemeinsam leiteten sie die Kolonisierung Südrusslands, annektierten die Krim und gründeten die russische Schwarzmeerflotte, die zu einer der mächtigsten Seestreitkräfte in Europa wurde.
Potemkin soll laut einer Biographie über Katharina "elefantinische Sexualausrüstung" besessen haben. Katharina hatte angeblich seine „glorreiche Waffe“ in Porzellan gegossen, um Kameradschaft zu haben, während Potemkin weg war, obwohl das Artefakt noch nicht gefunden wurde, was Zweifel an der Geschichte aufkommen lässt. Katharina nannte Potemkin "Goldener Fasan" und "Zwillingsseele" und schrieb ihm: "Ich liebe dich die ganze Zeit mit meiner ganzen Seele."
Auch nach dem Ende ihrer Beziehung blieb Potemkin ein Favorit von Katharina und erhielt den Titel "Fürst des Heiligen Römischen Reiches". Als Potemkin mit nur 52 Jahren an Fieber starb, war Katharina verstört und schrieb an einen Freund: „Ein schrecklicher Todesstoß ist mir gerade auf den Kopf gefallen… mein Schüler, mein Freund, fast mein Idol, Fürst Potemkin von Taurida, ist gestorben… das kannst du nicht dir vorstellen, wie kaputt ich bin.“ Nach Potemkins Tod fand Katharina nie wieder eine große Liebe, sondern wählte gutaussehende, junge und politisch unbedeutende Männer als ihre Liebhaber, von denen einer sich mit einem „gehaltenen Mädchen“ verglich.
Wie ist Katharina die Große gestorben? Sie ist nicht gestorben, als sie ein Pferd gefickt hat, das ist sicher. Der berüchtigtste sexuelle Mythos über Katharina ist, dass sie von dem Pferd, mit dem sie Sex hatte, zu Tode zerquetscht wurde. Andere Gerüchte behaupten, Katharina sei auf der Toilette gestorben. Die Realität ist, dass Katharina im Alter von 67 Jahren einen Schlaganfall erlitt und am nächsten Tag friedlich im Bett starb.
Es gibt zahlreiche Geschichten über Katharinas sexuelle Neigungen. Einige haben argumentiert, dass sie erotische Möbel gesammelt hat, dass sie eine Nyphomanin war, dass sie eine vertrauenswürdige Gräfin angestellt hat, um potenzielle Liebhaber zu untersuchen, indem diese zuerst mit ihnen geschlafen hat. Obwohl Katharina eine Reihe von Liebhabern nahm, gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass sie abweichende sexuelle Neigungen hatte. Katharina war berühmt für ihre sexuelle Unabhängigkeit, aber sie war auch das Opfer einer Verleumdungskampagne ihrer neidischen und frauenfeindlichen männlichen Feinde, einschließlich ihres Sohnes Paul, der den Thron begehrte und versuchte, den Hof gegen sie zu vergiften.
Progressive Historiker argumentieren, dass viele der grellen Geschichten über Katharina bösartiger Klatsch sind, der von ihren Feinden verbreitet wird und sich inzwischen zu urbanen Legenden entwickelt hat. Immerhin folgten ähnliche Gerüchte über sexuelle Verderbtheit anderen mächtigen weiblichen Führerinnen wie Kleopatra, Marie Antoinette und Elisabeth I. Was auch immer Katharina wollte, sie war eine einzigartig moderne Frau und eine beeindruckende Herrscherin. Russland, wie wir es kennen, würde ohne sie nicht existieren.
SIEBENTES KAPITEL
Ist Katharina die Große wirklich gestorben, nachdem sie Sex mit einem Pferd hatte?
Der Film Katharina die Große ist ein verschwenderischer Blick auf das Leben (und die Liebhaber) der berühmten russischen Kaiserin. Helen Mirren spielt die fragliche Dame, eine betörende Figur in der Weltgeschichte, die es geschafft hat, ein fremdes Reich nur mit ihrem Verstand, ihrem Charme und der Hilfe ihrer wilden und gut verbundenen Parameter zu übernehmen. Katharina die Große zeigt nicht Katharinas Aufstieg von der preußischen Prinzessin zum russischen Führer, sondern untersucht ihre späteren Jahre und ihre Liebesbeziehung mit dem sozialen Aufsteiger Grigori Potemkin (Jason Clarke).
Katharina die Große betont auch den sexuellen Appetit der Monarchin. Sie lässt ihre beste Freundin die sexuellen Fähigkeiten potenzieller Liebhaber testen und flirtet mit Hingabe. Sie kreiert sogar eine geschlechtsspezifische Party, bei der sich ihre Lords wie pingelige Damen kleiden müssen und sie den Gentleman spielen darf. Da jedoch Katharinas die Große edel ist, wird nie die berüchtigtste Sexlegende von Katharina der Großen aller Zeiten angesprochen: Hatte Katharina die Große jemals Sex mit einem Pferd? Oder genauer gesagt: Ist Katharina die Große beim Sex mit einem Pferd gestorben?
Es gibt eine Legende, dass Katharina die Große so mächtig war, dass niemand sie zähmen konnte. Also wandte sie sich an einen Hengst, um ihre Steine abzunehmen. Die Legende besagt, dass das Ledergeschirr, das das Pferd über sich hielt, dank der geselligen Liebesspiele zwischen den Arten zerbrach und Katharina zu Tode zerquetscht wurde.
Also ist es passiert?
Hatte Katharina der Große Sex mit einem Pferd?
Hier ist die Sache mit mächtigen weiblichen Monarchinnen… Im Laufe der Geschichte wäre es für ihre eifersüchtigen Feinde am einfachsten, sie zu verleumden, indem sie falsche Behauptungen über ihre Sexualität aufstellen. Katharina die Große war sehr mächtig und sehr offen für Sex. Und ja, als sie älter wurde, nahm sie jüngere Liebhaber wie Potemkin. Dies machte es ihren Feinden allzu leicht, ihre Heldentaten zu übertreiben und sie in etwas viel Ekelhafteres zu verwandeln.
Historiker wissen, dass Katharina die Große beim Sex mit einem Pferd nicht gestorben ist.
Erstens tauchte das Gerücht erst Jahrzehnte nach ihrem Tod auf, was darauf hindeutete, dass es vollständig erfunden war. Zweitens wissen wir, dass sie an einem Schlaganfall gestorben ist. Genau das, ein normaler Schlaganfall. Die Pferde waren unschuldig.
Ich werde hier auf die Beine gehen und nein sagen. Während - um den Moderator zu zitieren - „Ich bin kein Historiker“ und ich habe die jahrzehntelangen Recherchen zu Aufzeichnungen über Katharinas Privatleben nicht durchgeführt, um sicher zu sein, schätze ich, dass die Gerüchte nur miteinander verbunden sind zu dieser grellen Legende. Es gab jedoch auch Gerüchte, dass Katharina gern in den königlichen Ställen herumhing. So sehr, dass ihre Dienstmädchen flüsterten. Für mich bedeutet das jedoch nicht so sehr Bestialität, als dass Katharina die Große ein Pferdemädchen war, und das ist gesund und rein.
Die Zeit wird zeigen, ob Katharina die Große den Mut hat, einen Pferdewitz zu machen.
ACHTES KAPITEL
Katharina II. stirbt an einem Herzinfarkt, nachdem sie vom Penis eines Pferdes durchdrungen wurde.
Ja, für einen Moment zögern wir und glauben, dass diese Überschrift von den Seiten einer Boulevardzeitung gerissen worden sein könnte, aber dieses schockierende Bild wurde zum Zeitpunkt ihres Todes geflüstert und in den dunklen Ecken des russischen Hofes heftig diskutiert. Katharina die Große wurde 1796 in St. Petersburg beigesetzt und seitdem kursieren Gerüchte um ihren Tod. Viele glauben, sie sei gestorben, weil sie mit dem Phallus eines der Pferde, die sie liebte, nicht umgehen konnte.
Die Kaiserin und ihr mysteriöser Tod würden zur Legende werden, und Katharina würde für immer als die Frau in Erinnerung bleiben, die in ihrem Wunsch, den Petite Mort zu erreichen, die Freude in ihren tödlichsten Formen fand.
Im Juni 1762 wurde Katharina II. zur Kaiserin ernannt und von diesem Tag an leitete sie Russland in eine goldene Ära ein, die 34 Jahre dauern würde. In dieser Zeit erwies sie sich als eine Frau, die Kultur und bildende Kunst genoss. Historiker sind sich einig, dass es ihre Ausbildung war, die auf den Prinzipien der Aufklärung und der Unterstützung ihrer Lehrer beruhte, die diese Wertschätzung förderte. Diese russische Führerin war berühmt für ihre Kunst- und Literatursammlung, die sie im Laufe der Jahre angehäuft hatte.
In ihrer Freizeit wollte die Kaiserin gerne Gedichte, Theaterstücke und Opern schreiben, aber nichts erregte sie mehr als sexuelles Vergnügen. Das Vergnügen war so groß, dass sie einen geheimen Raum in ihrem Palast errichten ließ, in dem sie mehrere Begegnungen mit ihren Liebhabern genießen konnte. Der Raum war mit Möbeln, Gemälden und Skulpturen dekoriert, die mehrere erotische Szenen und sogar Anspielungen auf den Marquis de Sade zeigten.
Fotografische Beweise bleiben dank einer Gruppe sowjetischer Soldaten während des Zweiten Weltkriegs erhalten. Sie dokumentierten den geheimen Sexraum von Katharina II. im Palast von Zarskoje Selo. Dort lagerte sie alle Arten von Sexspielzeug, die ein Licht auf ihre unkonventionellen sexuellen Praktiken und Fetische werfen. In dieser riesigen Sammlung können wir Vulven und Penisse bewundern, die in das Holz geschnitzt sind, und die Möbel, die auf einige erotische Szenen anspielen.
Das Leben der Souveränin drehte sich nicht nur um Sex, ihr Liebesleben ist gut dokumentiert, insbesondere das, das sie mit ihrem Ehemann, dem Kaiser Peter III., teilte. Die Ehe würde 16 Jahre dauern und durch eine Unreife gekennzeichnet sein, die das Paar teilt. Die Ohnmacht von Peter würde Katharina ermutigen, sich mit mehreren Liebenden zu vergnügen, von denen einige edle Höflinge waren. Nach dem Tod ihres Mannes suchte sie weiterhin nach einem Weg, um ihre bodenlose Libido zu stillen, was zu dieser Zeit für Frauen in ihrer Position ungewöhnlich war. Ihr promiskuitiver Lebensstil wurde in ganz Europa heftig diskutiert und ohne Sorge in der Welt sammelte sie weiterhin Namen in ihrer Liste der Liebenden, von denen einige 40 Jahre jünger waren als sie.
Leider reichten die Kraft und die Jugend ihrer Liebhaber nicht aus, um sie zu befriedigen, und zwangen sie, sich der Bestialität zuzuwenden. Von diesem Punkt an würde sie ihre Anziehungskraft auf Pferde fördern, was sie letztendlich zu der Annahme führte, dass der einzige Weg, um die himmlischen Orgasmen zu erreichen, die sie immer anstrebte, nur der Phallus eines Pferdes sein würde.
Alles begann in den königlichen Ställen, wo sie einen Hengst von beeindruckender Muskulatur mit einer beeindruckenden Erektion in eine Stute eindringen sah.
Als Katharina den Paarungstanz zwischen diesen beiden Tieren erlebte, wurde sie von der Fantasie geplagt, sich mit einem Hengst zu paaren, um ihren sexuellen Drang zu lindern. So orchestrierte Katharina die Begegnung mit dem Tier, das sie sich wünschte, und als ihre Erregung zunahm, vergaß sie schnell die Auswirkungen des Eindringens eines Tierorgans, das für jede menschliche Höhle zu groß ist. Ihre Vulva und Organe waren auseinandergerissen und der Schmerz war so groß, dass er einen tödlichen Herzinfarkt hervorrief. Dies ist die Legende, die sich um einen der berüchtigtsten Vergnügungssuchenden der Geschichte verbreitete. Ihr Tod am 17. November 1796 würde das Ende einer Ära markieren. Als aufgeklärte Despotin würde ihre Regierungszeit von einer Reihe von Reformen geprägt sein, die die Schaffung von Schulen und Akademien für edle Frauen fördern würden. Historiker malen eine Herrscherin, die leidenschaftlich war,
Katharina die Große würde als Herrscherin in die Geschichte eingehen, die die Ankunft der goldenen Ära im imperialistischen Russland ankündigte, und ihr Tod im Alter von 67 Jahren würde mit empörenden Legenden und Mythen gemalt werden, über die bis heute gesprochen wird.
NEUNTES KAPITEL
SEX-MANIE. Hier ist der Grund, warum Katharina die Große die versauteste Königin aller Zeiten ist, da Helen Mirren die russische Kaiserin in einem neuen Drama porträtieren wird. Wir schauen uns den sexuellen Appetit von Katharina der Großen an, die sechsmal am Tag auftritt, ihre Vorliebe für sehr große Ausrüstung und was genau sie mit diesem Pferd gemacht hat.
Als Katharina die Große 1796 starb, verließ sie die Welt als saftigsten Klatsch in der königlichen Geschichte.
Europa war bald begeistert von den Nachrichten: Die berühmt-sexbesessene russische Kaiserin war zu Tode zerquetscht worden, als sie versuchte, sich mit einem Pferd zu vergnügen.
Die Geschichte ging dahin, dass der Hengst von Höflingen auf ihren Körper gesenkt wurde, als die Gurte brachen und die 67-Jährige darunter feststeckte.
Zum Glück für Lady Helen Mirren, die die Hauptrolle in einer neuen Serie spielt, wird es keine solche Szene geben, da Historiker die Geschichte jetzt als Mythos abtun, der von Katharinas Feinden verbreitet wurde.
Trotzdem wird es in dem Drama keinen Mangel an Dampf geben, selbst nach den Maßstäben von Lady Helen, die sich 1979 im Film Caligula nackt auszog.
Katharina liebte Sex und Sexspielzeug und extrem unhöfische Möbel.
Sie mochte die „elefantinische Sexualausrüstung“ eines Liebhabers, des Armeekommandanten Grigori Potemkin, so sehr, dass sie sie in Porzellan gießen ließ, damit sie sich „trösten“ konnte, wenn er auf Militärkampagnen war.
Und der Legende nach hatte sie Stühle und Tische mit sehr grafischen Verzierungen, wie z. B. Beinen in Form männlicher Glieder.
Ihr dienstältester Favorit war Potemkin, gespielt in der vierteiligen Serie von Jason Clarke. Er war zehn Jahre jünger als Katharina, die ihn ihren „Tiger“ nannte.
Als er weg war, schrieb sie ihm mehrmals am Tag Liebesbriefe und vertraute ihm einmal an, dass sie aus gesundheitlichen Gründen männliche junge Männer in ihrem Bett brauchte.
Tatsächlich sagte sie, Sex sei für ihr Wohlbefinden so notwendig, dass sie ohne ihn nicht richtig regieren könne.
Es überrascht nicht, dass Potemkin (der möglicherweise heimlich mit Katharina verheiratet war) sie nicht alleine zufrieden stellen konnte.
Berichten zufolge musste sie ihre Wünsche sechsmal am Tag stillen, also wählte der nachdenkliche Adlige junge Männer aus, die er für die Aufgabe für geeignet hielt.
Ihr Geschmack an Offizieren führte dazu, dass sie sich im Alter von 58 Jahren in den 21-jährigen Offizier Prinz Platon Zubov verliebte.
Sie war überzeugt, dass er auch von ihr besessen war, und schrieb Potemkin, dass Zubov „weint, wenn ihm der Zutritt zu meinem Zimmer verweigert wird“.
Es gibt Debatten über die Anzahl der Männer, die unter ihre Bettdecke gerutscht sind. Einige sagen, es waren bis zu 300, andere schlagen eine weitaus bescheidenere 12 vor.
Graf Grigorij Grigorjewitsch Orlow war der Favorit der Kaiserin Katharina der Großen von Russland.
Aber mindestens einer von ihnen, Alexander Lanskoi, soll künstliche Stimulanzien gebraucht haben, um mit ihr Schritt zu halten.
Diese Aphrodisiaka haben möglicherweise zu der Schwäche und Diphtherie geführt, die 1784 seinen Tod im Alter von 25 Jahren verursachten.
Katharina traf vernünftigerweise Vorkehrungen, um ihre eigene Gesundheit zu schützen.
Bevor sie einen neuen Liebhaber annahm, ließ sie ihn von ihrem schottischen Arzt gründlich untersuchen.
Sie ließ sie auch von ihrer engsten Freundin, der aufwartenden Gräfin Praskovya Bruce, testen, die in der Serie von Gina McKee gespielt wird.
Bruce' Rolle war die einer „Testerin der männlichen Leistungsfähigkeit“, was bedeutete, dass sie zuerst mit ihnen schlief, um sicherzustellen, dass sie dem Job gewachsen waren und über Katharinas Vorlieben informiert waren.
Dazu gehörten ein Fetisch zum Fußkitzeln und ein Durst nach selbstbewussten Liebhabern. Sie hatte auch eine unerschrockene Faszination sowohl für männliche als auch für weibliche private Bereiche, wie Berichten zufolge auf ihren berüchtigten Möbeln zu sehen ist.
Die auffällige Sammlung, zu der auch ein Stuhl gehörte, der offenbar so gestaltet war, dass die Kaiserin ungewöhnliche sexuelle Stellungen einnehmen konnte, soll im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten fotografiert worden sein.
Die Echtheit der Fotos wurde jedoch in Frage gestellt, und die Möbel selbst sind nie aufgetaucht, obwohl sie kürzlich von einem französischen Möbelhersteller nachgebaut wurden (der Tisch mit kunstvoll geschnitztem mündlichem Vergnügen und anderem expliziten Toben könnte Ihnen für teures Geld gehören).
Das ist die Art von Geld, die Katharina gerne ausgeben würde, oft für ihre Liebhaber. Sie würde riesige Summen im Bett lassen, nachdem sie die Tat getan hatte. Einige der Männer fühlten sich wie Prostituierte, obwohl sie die Belohnungen nie abgelehnt hatten.
Der junge Offizier Alexander Vasilchikov beklagte sich: „Ich war nichts weiter für sie als eine Art männliche Kokotte und wurde als solche behandelt. Wenn ich eine Anfrage für mich oder irgendjemanden anderen machte, antwortete sie nicht, aber am nächsten Tag fand ich eine Banknote über mehrere tausend Rubel in meiner Tasche."
Alle Hauptmänner in ihrem Leben erhielten große Güter.
Eine von ihnen, Stanisław Poniatowski, wurde dank ihrer finanziellen und militärischen Unterstützung König von Polen.
Erstaunlicherweise leistete Katharina unter all diesen romantischen Eskapaden einen triumphalen Job bei der Herrschaft über Russland und verwandelte es in eine der anerkannten Großmächte Europas. Ihre Herrschaft von 1762 bis 1796 gilt immer noch als das goldene Zeitalter Russlands.
Das ist die Seite von Katharina, die Helen Mirren interessiert, deren Vater Vasily Mironoff Russe war.
Sie sagte über die Serie: „Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, eine Frau aus der Geschichte zu verkörpern, die große Macht ergriffen und dann ausgeübt hat. Sie hat die Regierungsregeln einer Frau umgeschrieben und es geschafft, das Wort Groß mit ihrem Namen zu verbinden."
Katharinas Leistungen waren besonders erstaunlich, da sie nie für den Thron bestimmt war.
Ihr Vater hatte sie 1729 als Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst gezeugt und war ein verarmter und obskurer preußischer Prinz im heutigen Polen.
Sie war nur mit dem Erben der russischen Krone, Großherzog Peter, verheiratet, weil russische Powerbroker nach Wegen suchten, um ein militärisches Bündnis mit ihrem Land zu stärken.
Sie war erst 16, aber versiert. Sie konvertierte zur russisch-orthodoxen Religion und nahm den russischen Namen Katharina an.
Dann machte sie sich daran, sich bei den mächtigsten Leuten des Hofes einen Namen zu machen. Aber Ehemann Peter, Enkel von Peter dem Großen, war keiner von ihnen.
Ein Jahr älter als sie, war er völlig uninteressiert an seiner Braut, und die Ehe war sieben Jahre lang nicht vollzogen. In dieser Zeit begann sie, Liebhaber aufzunehmen.
Sie war 32, als Peter Zar wurde, aber er war sehr unbeliebt und nach nur sechs Monaten wurde er durch einen Putsch verdrängt, der von einem ihrer Liebhaber, Graf Grigori Orlov, angeführt wurde. Der 34-jährige Peter starb Tage später unter mysteriösen Umständen.
Es ist unklar, welche Rolle Katharina bei all dem spielte, obwohl sie keine Zeit damit verschwendete, die Macht zu übernehmen.
Anfangs war sie offiziell nur Regentin für ihren kleinen Sohn, der vielleicht Peters Kind war oder nicht, aber sie war so beeindruckend wie die Kaiserin, dass sie die Rolle fürs Leben innehatte. Sie erweiterte nicht nur das russische Reich, eroberte die Krim, Weißrussland, Litauen und einen Teil Polens, sondern verwandelte auch das Land selbst.
Sie ordnete die Impfung der Bevölkerung gegen Pocken an, nachdem sie sich und ihren Sohn zunächst geimpft hatte, um die Befürchtungen über das Verfahren zu zerstreuen.
Sie vereinfachte auch die Gesetze der Nation, gründete die große Kunstsammlung der Eremitage, verlieh den Muslimen größere Rechte und baute Schulen und Krankenhäuser.
ACHTES BUCH
Wer sich bewusst ist, in welcher Hinsicht diese Mittel und Berufe benötigt werden und was wirklich von ihnen beabsichtigt ist, darf sich nicht auf eine Berufung, einen Beruf oder eine Arbeit einlassen, bis er vollständig über deren Bedeutung informiert ist, welchen Anteil er an ihnen hat und was auf sein Los von ihnen fällt. Lassen Sie ihn wissen, dass der ultimative Zweck, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, darin besteht, seinen Körper mit Nahrung und Kleidung zu versorgen, damit er nicht untergeht. Denn wenn er in dieser Angelegenheit den Weg der Mäßigung beschreitet, werden seine Beschäftigungen vertrieben, sein Herz wird durch die Erinnerung an den Wohnsitz des Jenseits geklärt und überwunden und seine Konzentration wird auf die Vorbereitung darauf gerichtet. Aber wenn er die Grenzen der Notwendigkeit überschreitet, werden sich seine Beschäftigungen vervielfachen und ihn von einer Beschäftigung zur nächsten führen, und die Angelegenheit wird endlos sein. Dann werden sich seine Sorgen verzweigen, und einer, dessen Sorgen sich in den Tälern dieser Welt verzweigt haben, selbst Gott wird es egal sein, in welchem dieser Täler er zugrunde gehen wird. Dies ist die Situation derer, die sich in die Besitzungen dieser Welt vertiefen.
Einige Leute hatten dies bemerkt und sich von der Welt ganz abgewandt. Satan beneidete diese Menschen und überließ sie nicht sich selbst und führte sie sogar in die Irre, indem er sie von der Welt abwies. Dann teilten sie sich in Gruppen auf. Die eine Gruppe stellte sich vor, dass die Welt ein Ort der Bedrängnis und der Not ist und dass das Jenseits der Ort der Freude für jeden ist, der zu ihm kommt, unabhängig davon, ob er den Dienst Gottes tut oder nicht. Daher hielten sie es für angemessen, sich umzubringen, um vor der Prüfung des Lebens zu fliehen. Zu dieser Schlussfolgerung kamen einige Sekten unter den Bewohnern Indiens, die sich ins Feuer stürzen und sich umbringen, während sie dachten, dass dies für sie eine Befreiung von den Qualen des Lebens wäre. Eine andere Gruppe glaubte, dass das Töten des Körpers allein nicht zur Befreiung führt und dass es zunächst notwendig ist, die menschlichen Eigenschaften zu vernichten und sie von der Seele ganz abzutrennen, da sie glaubten, dass das Glück in der Unterdrückung von Verlangen und Wut besteht. So begannen sie mit dem Kampf gegen das Selbst und überbelasteten sich so sehr, dass einige von ihnen aus Maßlosigkeit bei der Ausübung der Arbeit umkamen. Einige verletzten ihren Geist oder wurden wahnsinnig oder krank, so dass ihnen der Weg der Anbetung versperrt war. Einige versäumten es, ihre Instinkte vollständig zu unterdrücken, und dachten, dass das, was das Gesetz vorgeschrieben hatte, unhaltbar sei und dass das Gesetz ein grundloser Betrug sei, und folglich wurden sie zu Ketzern.
Und hinter all dem stehen viele falsche Doktrinen und enorme Unwahrheiten, deren Erwähnung lange dauern kann und deren Zahl sich auf siebzig und einige Sekten beläuft. Von all diesen Sekten wird nur eine einzige gerettet werden, und das ist die eine Sekte, die dem Weg folgt, den der Prophet (Gott segne ihn und gewähre ihm die Rettung) und seine Gefährten gegangen sind. Diesem Weg zu folgen bedeutet, dass man die Welt nicht ganz verlassen und seine Wünsche völlig unterdrücken sollte. Man sollte von der Welt alles nehmen, was ihm Nahrung bietet, und alles unterdrücken, was ihn von der Einhaltung des Gesetzes und der Vernunft ablenkt. Man sollte nicht allen Wünschen nachgehen und sich nicht von allen Wünschen enthalten. Aber man sollte das richtige Maß beachten und nicht alles der Welt verlassen und nicht alles der Welt suchen, und wissen, zu welchem Zweck die Dinge in der Welt geschaffen wurden, und jedes Ding gemäß dem Zweck, zu dessen Zweck es geschaffen wurde, beobachten.
Die Erinnerung an den Tod und das Leben nach dem Tod. Über den Tod des Abgesandten Gottes (möge Gott ihn segnen und ihm Frieden gewähren) und der rechtmäßig geführten Kalifen nach ihm.
Und Aisha sagte (möge Gott mit ihr zufrieden sein): „Als der Tag des Todes des Abgesandten Gottes kam (möge Gott ihn segnen und ihm Frieden gewähren), sahen die Menschen zu Beginn des Tages eine Verbesserung an ihm, und die Männer gingen fröhlich von ihm getrennt zu ihren Häusern und Aufgaben und ließen ihn bei den Frauen zurück. Während wir dort waren, befanden wir uns in einem Zustand der Hoffnung und Freude, wie wir ihn nie gekannt hatten. Und dann sagte der Prophet Gottes: Geht hinaus, weg von mir; dieser Engel sucht Erlaubnis, einzutreten. Dabei verließen alle außer mir das Haus. Sein Kopf war in meinem Schoß gewesen, aber jetzt setzte er sich auf und ich zog mich auf eine Seite des Raumes zurück. Er kommunizierte lange mit dem Engel, rief mich dann und legte seinen Kopf wieder auf meinen Schoß, um die Frauen hereinzubitten. Ich spürte nicht, dass das Gabriel war, Friede sei mit ihm, sagte ich. In der Tat, Aisha, antwortete er. Das war der Todesengel, der zu mir kam und sagte: Ich bin von Gott gesandt (groß und herrlich ist Er!), der mir befohlen hat, dein Haus nicht ohne deine Zustimmung zu betreten. Wenn du sie mir also vorenthalten solltest, werde ich zurückgehen, aber wenn du sie mir gibst, werde ich eintreten. Und Er hat mir befohlen, deinen Geist nicht zu nehmen, bis du mich so unterweist; wie lauten dann deine Anweisungen? - Halte dich von mir fern, sagte ich, bis Gabriel zu mir gekommen ist, denn dies ist seine Stunde.“
Und Aisha fuhr fort und sagte (möge Gott mit ihr zufrieden sein): „So kamen wir in die Gegenwart einer Angelegenheit, für die wir weder eine Antwort noch eine Meinung hatten. Wir waren niedergeschlagen; es war, als ob wir von einem Unglück getroffen worden wären, gegen das wir nichts tun konnten. Kein einziger der Hausbewohner sprach aus Ehrfurcht vor dieser Angelegenheit und aus einer Angst, die unsere Tiefen erfüllte. Zu seiner Stunde kam Gabriel (ich spürte seine Anwesenheit) und gab seinen Gruß ab. Das Volk des Hauses ging weg, und er trat ein und sagte: Gott (groß und herrlich ist Er!) grüßt dich und fragt, wie es dir geht, obwohl er deinen Zustand besser kennt als du; dennoch möchte er dich in Würde und Ehre vermehren und deine Würde und Ehre größer machen als die aller Geschöpfe, damit dies ein Präzedenzfall für dein Volk sein kann. - Ich habe Schmerzen, sagte er. Und der Engel antwortete: Freue dich, denn Gott (erhaben ist Er!) hat den Willen, dich zu dem zu bringen, was er für dich vorbereitet hat. - O Gabriel, sagte er. Der Todesengel bat um Erlaubnis, eintreten zu dürfen, - und er erzählte ihm, was geschehen war. Und Gabriel sagte: O Muhammad! Dein Herr sehnt sich nach dir! Hat Er dir nicht gegeben, seine Bestimmung für dich zu erkennen? Nein, bei Gott, nie hat der Todesengel bei jemandem um Erlaubnis gebeten, genauso wenig wie er jederzeit um seine Erlaubnis gebeten werden kann. Es ist nur so, dass dein Herr deine Ehre vollendet, während Er sich nach dir sehnt. - Dann geh nicht, bevor er kommt, sagte er.“
„Dann ließ er die Frauen eintreten und sagte: Fatima, komm näher. Sie beugte sich über ihn, und er flüsterte ihr ins Ohr. Als sie den Kopf wieder hob, weinte sie und konnte das Sprechen nicht ertragen. Dann sagte er wieder: Bring deinen Kopf nahe heran; und sie beugte sich über ihn, während er ihr etwas zuflüsterte. Dann hob sie den Kopf und lächelte, konnte aber nicht sprechen. Was wir in ihr sahen, war etwas höchst Erstaunliches. Danach befragten wir sie über das, was passiert war, und sie sagte: Er sagte mir: Heute werde ich sterben; also weinte ich; dann sagte er: Ich habe zu Gott gebetet, dass du die erste meiner Familie sein darfst, die sich mir anschließt, und dass er dich zu mir bringt; also lächelte ich.“
„Dann brachte sie ihre beiden Söhne in seine Nähe. Er sog ihren Duft ein. Da kam der Todesengel, begrüßte ihn und bat um Erlaubnis, einzutreten. Er gewährte sie ihm, und der Engel sagte: Wie lauten deine Anweisungen, oh Mohammed? - Bring mich jetzt zu meinem Herrn, sagte er. Ja, in der Tat, antwortete der Engel, an diesem deinen Tag. Dein Herr sehnt sich wahrhaftig nach dir. Er hat bei keinem Menschen so lange innegehalten wie bei dir, noch hat er mir jemals verboten, ohne Erlaubnis auf andere Menschen einzugehen. Aber jetzt ist deine Stunde gekommen. Und er ging hinaus. Dann kam Gabriel, der sagte: Friede sei mit dir, oh Abgesandter Gottes! Dies ist die letzte Zeit, in der ich jemals zur Erde herabsteigen werde. Die Offenbarung ist zusammengefaltet, die Welt ist zusammengefaltet, und ich hatte auf der Erde nichts anderes zu tun als mit dir. Jetzt habe ich keinen anderen Zweck, als bei dir zu sein, und danach werde ich an deiner Stelle bleiben. Nein! Bei dem, der Mohammed mit der Wahrheit gesandt hat, gibt es niemanden in diesem Haus, der auch nur ein Wort von dem ändern kann, was ich gesagt habe. Er wird nie wieder gesandt werden, trotz der Größe der Rede, die über ihn gehalten werden soll, und trotz unserer Zuneigung und Sympathie.“
„So würde ich zu ihm sagen, wenn er vorbeikam: Mögen mein Vater und meine Mutter dein Lösegeld sein, und ich und meine ganze Familie! Wie deine Stirn schwitzt! Und er sagte: O Aisha, die Seele des Gläubigen geht mit seinem Schweiß, während die Seele des Ungläubigen durch seinen Rachen wie den des Esels geht. Dabei hatten wir Angst und schickten nach unseren Familien.“
„Der erste Mann, der ihn nicht gesehen hatte, war mein Bruder, den mein Vater geschickt hatte. Aber der Abgesandte Gottes (möge Gott ihn segnen und ihm Frieden gewähren) starb vor der Ankunft von irgendjemandem.“
Yala ibn al-Walid sagte: Ich ging eines Tages mit Abul-Darda spazieren und fragte ihn: "Was geschieht mit denen, die Sie mögen?" - „Der Tod“, antwortete er. „Aber wenn man noch nicht gestorben ist?“ fragte ich, und er antwortete: „Dass seine Nachkommen und sein Reichtum spärlich sind. Ich empfinde eine Vorliebe für den Tod, weil er nur dem Gläubigen gefällt, den er aus seiner Gefangenschaft befreit. Und ich mag es, dass seine Nachkommen und sein Reichtum spärlich sind, weil diese Dinge eine Prüfung sind und dazu führen können, dass man sich mit der Welt vertraut macht, und die Vertrautheit mit dem, was eines Tages zurückgelassen werden muss, ist das äußerste Extrem der Trauer. Alles andere als Gott, sein Gedenken und die Vertrautheit mit ihm, muss nach dem Tod aufgegeben werden.“
Aus diesem Grund sagte Abd Allah ibn Amr: „Wenn seine Seele oder sein Geist auftaucht, ist der Gläubige wie ein Mann, der in einem Gefängnis war, aus dem er entlassen wurde und umherreiste und sich an der Welt erfreute.“
Diese soeben erwähnte Erzählung bezieht sich auf den Zustand des Mannes, der sich von der Welt zurückzog, von ihr ermüdet war und an ihr keine Freude fand, außer dem, was die Erinnerung an Gott ist (Er ist erhaben!), und der durch die Ablenkungen der Welt von seinem Geliebten zurückgehalten und durch die Wechselfälle seiner Wünsche verletzt wurde. Im Tod fand er die Befreiung von allem Schädlichen und gewann die uneingeschränkte Einsamkeit mit seinem Geliebten, der immer eine Quelle des Trostes war. Wie richtig ist es, dass dies der Gipfel der Glückseligkeit und Seligkeit ist!
Die vollkommenste aller Freuden ist das Los der Märtyrer, die auf dem Weg Gottes erschlagen werden. Denn wenn sie in die Schlacht ziehen, schneiden sie sich in ihrer Sehnsucht, Gott zu begegnen, von jeglicher Sorge um die Anhänglichkeiten der Welt ab, glücklich darüber, um Seiner Freude willen getötet zu werden. Wenn ein solcher Mensch an die Welt denkt, so weiß er, dass er sie bereitwillig für das Jenseits verkauft hat, und das Herz des Verkäufers neigt nie zu dem, was verkauft wurde. Und wenn er an das Jenseits denkt, weiß er, dass er sich danach gesehnt hat und es nun gekauft hat. Wie groß ist also seine Freude über das, was er gekauft hat, wenn er es zu sehen bekommt, und wie gering ist sein Interesse an dem, was er verkauft hat, wenn er sich davon verabschiedet!
Sprach Kab: „Im Himmel gibt es einen weinenden Mann, der auf die Frage: Warum weinst du, obwohl du im Himmel bist? antwortet: Ich weine, weil ich um Gottes willen nicht mehr als einmal getötet wurde. Ich sehne mich danach zurückzukehren, dass ich viele Male getötet werde.“
Als ich mich dem Ende meiner Ansprache nähere, machten Sie, Marcellina, einen guten Vorschlag, meine heilige Schwester, ich solle etwas über die Verdienste derer sagen, die sich aus großer Höhe gestürzt oder ertrunken sind und sich in einem Fluss befinden, damit sie nicht in die Hände von Verfolgern fallen und sehen, dass die Heilige Schrift einem Christen verbietet, an sich selbst die Hand zu legen. Und zwar in Bezug auf Jungfrauen, die in die Notwendigkeit versetzt wurden, ihre Reinheit zu bewahren, haben wir eine klare Antwort, da ein Fall von Martyrium existiert.
Die heilige Pelagia lebte früher in Antiochia, war ungefähr fünfzehn Jahre alt, eine Schwester von Jungfrauen und selbst Jungfrau. Sie schloss sich zu Hause ein, als es zum ersten Mal zu Verfolgung kam, und sah sich von denen umgeben, die ihr in Abwesenheit ihrer Mutter und Schwestern ihren Glauben und ihre Reinheit rauben wollten, ohne sich zu verteidigen, aber umso mehr erfüllt von Gott. „Was sollen wir tun, wenn du, eine Gefangene der Jungfräulichkeit, nicht nachdenklich bist?“ - „Ich möchte und fürchte zu sterben, denn ich treffe nicht den Tod, sondern suche ihn. Lasst uns sterben, wenn es uns erlaubt ist, oder wenn sie es nicht erlauben, lasst uns trotzdem sterben. Gott ist nicht beleidigt von einem Heilmittel gegen das Böse, und der Glaube erlaubt die Tat. In Wahrheit, wenn wir an die wahre Bedeutung des Wortes denken, wie kann das, was freiwillig ist, Gewalt sein? Es ist eher Gewalt, sterben zu wollen und nicht zu können. Und wir fürchten keine Schwierigkeiten. Denn wer ist da, der sterben will und nicht kann, wenn es so viele einfache Wege zum Tod gibt? Denn ich kann jetzt auf die Opferaltäre stürzen und sie stürzen und mit meinem Blut die entfachten Feuer löschen. Ich habe keine Angst, dass meine rechte Hand den Schlag nicht ausführen kann oder dass meine Brust vor Schmerzen zurückschreckt. Ich werde keine Sünde meinem Fleisch überlassen. Ich fürchte nicht, dass ein Schwert fehlen wird. Ich kann durch meine eigenen Waffen sterben, ich kann ohne die Hilfe eines Henkers am Busen meiner Mutter sterben.“
Sie soll ihren Kopf geschmückt und ein Brautkleid angezogen haben, so dass man sagen könnte, sie würde zu einem Bräutigam gehen, nicht zum Tode. Aber als die hasserfüllten Verfolger sahen, dass sie die Beute ihrer Keuschheit verloren hatten, begannen sie, ihre Mutter und ihre Schwestern zu suchen. Aber sie hatten auf einer spirituellen Flucht bereits das Feld der Keuschheit inne, als sie wie auf der einen Seite plötzlich von Verfolgern bedroht wurden und auf der anderen Seite die Flucht von einem ungestümen Fluss abgeschottet wurde. „Was fürchten wir? Sehen Sie das Wasser? Was hindert uns daran, getauft zu werden? Und dies ist die Taufe, bei der Sünden vergeben und das Königreich gesucht wird. Dies ist eine Taufe, nach der niemand sündigt. Lassen Sie das Wasser uns empfangen, das nicht zu regenerieren ist. Lass das Wasser uns empfangen, das Jungfrauen macht. Lass das Wasser uns empfangen, das den Himmel öffnet, die Schwachen beschützt, den Tod verbirgt, Märtyrer macht. Wir bitten dich, Gott, Schöpfer aller Dinge, lass das Wasser nicht unsere Körper zerstreuen, ohne den Atem des Lebens zu sein. Lass nicht den Tod unsere Glieder trennen, deren Lebenslust immer verbunden war. Aber unsere Beständigkeit sei eine, unser Tod einer und unser Begräbnis auch eines.“
Nachdem sie diese Worte gesagt hatten und die Brust ihres Kleides leicht umgürtet hatten, um ihre Bescheidenheit zu verschleiern, ohne ihre Schritte zu behindern, gingen sie in die Mitte des Flussbetts, um ihre Schritte dorthin zu lenken Der Strom war heftiger und die Tiefe abrupter. Niemand zog sich zurück, niemand hörte auf weiterzumachen, niemand versuchte, ihre Schritte zu platzieren, sie waren nur dann besorgt, wenn sie den Boden fühlten, betrübt, wenn das Wasser flach war, und froh, wenn es tief war. Man konnte sehen, wie die fromme Mutter ihren Griff festigte und sich über ihre Zusagen freute, aus Angst vor einer Sturzprobe, selbst wenn der Strom ihre Töchter von ihr wegtrug. „Diese Opfer, o Christus“, sagte sie, „biete ich dem Führer der Keuschheit, den Führer auf meiner Reise und dem Gefährten meiner Leiden an."
Aber wer hätte sich fragen müssen, ob sie zu Lebzeiten eine solche Beständigkeit besaßen, denn selbst wenn sie tot waren, behielten sie die Position ihrer Körper unbewegt bei? Das Wasser legte ihre Leichen nicht frei, und der rasche Lauf des Flusses rollte sie nicht hinweg. Darüber hinaus behielt die heilige Mutter, wenn auch ohne Empfindung, ihren liebevollen Griff bei und hielt den heiligen Knoten, den sie gebunden hatte, und löste nicht ihren Halt im Tod, damit sie, die ihre Schuld gegenüber der Religion bezahlt hatte, sterben und ihre Frömmigkeit als ihr Erbe zurücklassen könnte. Für diejenigen, die sie sich zum Martyrium zusammengeschlossen hatte, beanspruchte sie sogar das Grab.
Aber warum sollten Sie, meine Schwester, Beispiele von Menschen einer anderen Rasse heranziehen, die die Inspiration der erblichen Keuschheit durch die Abstammung von einem gemarterten Vorfahren erfahren haben? Woher haben Sie erfahren, wer auf dem Land ohne jungfräulichen Begleiter, wer von keinem Lehrer unterrichtet wurde, niemanden hatte, von dem man lernen konnte? Sie haben dann nicht die Rolle eines Schülers gespielt, denn dies kann nicht ohne Unterweisung geschehen, außer von einem Erben der Tugend.
Denn wie konnte es passieren, dass der heilige Sotheris nicht der Urheber Ihrer Absicht gewesen sein sollte, wer ist ein Vorfahre Ihrer Rasse? Wer in einer Zeit der Verfolgung, die durch die Beleidigungen von Sklaven auf die Höhe des Leidens getrieben wurde, dem Henker sogar sein Gesicht schenkte, das gewöhnlich frei von Verletzungen ist, wenn der ganze Körper gefoltert wird, und lieber Qualen erleidet; so mutig und geduldig, dass der Henker, als er seine zarten Wangen zur Bestrafung sah, nicht zuschlug, bevor der Märtyrer unter den Verletzungen nachgab. Er bewegte sein Gesicht nicht, er wandte sein Gesicht nicht ab, er stieß kein Stöhnen oder eine Träne aus. Schließlich, als er andere Arten der Bestrafung überwunden hatte, fand er das Schwert, das er wünschte.
Gesegneter Gott und Vater meines Herrn Jesus Christus, der uns in all unseren Trübsal tröstet! Wahrlich, du hast geredet, mich zu trösten, eine Sünderin in großer Trübsal. Denn während meiner Bekehrung und nach der Erleuchtung, die mir auf wundersame Weise zuteil wurde, als ich das Paternoster wiederholte, fühlte ich auf diese Weise großen Trost und große Süße. Ich war inspiriert und hingezogen in der Betrachtung der gesegneten Vereinigung von Göttlichkeit und Menschlichkeit Christi, und bei dieser Betrachtung fühlte ich eine überaus große Freude, die größer war als jede andere, die ich jemals zuvor gefühlt hatte. Aus diesem Grund blieb ich einen großen Teil des Tages in der Zelle sitzen, in der ich betete, eingesperrt und allein war. Mein Herz war ganz in diese Freude gehüllt, und ich wurde wie ein Idiot und verlor meine Sprache. Warum kam es vor, dass meine Begleiterin glaubte, ich würde gleich sterben? Aber sie ermüdete mich nur und war ein Hindernis für mich.
Einmal, bevor ich den Armen alles gegeben hatte, was ich besessen hatte (wenn auch nur wenig, dann blieb mir etwas zu geben), als ich in diesen Dingen beharrlich war, kam es vor, dass ich eines Abends, als ich im Gebet war, überhaupt nichts fühlte von Gott. Darum habe ich geklagt und zu Gott gebetet und gesagt:
„Herr, was ich tue, das tue ich nur, damit ich dich finde; darum gewähre mir, wie du es getan hast, die Gnade, dich zu finden.“
Und viele andere ähnliche Dinge habe ich in meinem Gebet gesagt, und diese Antwort wurde mir bewiesen: "Was wünschst du?"
Da sagte ich: „Ich wünsche weder Gold noch Silber; ja, wenn du mir die ganze Welt geben würdest, würde ich es nicht akzeptieren, da ich nur dich begehre.“
Da sagte er zu mir: „Strebe fleißig und mache dich bereit, denn wenn du das vollbracht hast, was du jetzt tust, wird die ganze Dreifaltigkeit zu dir herabsteigen.“
Mir wurden auch viele andere Dinge versprochen, die mich von meiner Trübsal befreiten und mich mit göttlicher Süße erfüllten. Und von dieser Stunde an habe ich darauf gewartet, dass das, was mir gesagt worden war, sofort erfüllt wird.
Danach ging ich zur Kirche des Heiligen Franziskus in der Nähe von Assisi, und das Versprechen wurde übrigens erfüllt, als ich dorthin ging. Trotzdem war ich noch nicht fertig damit, den Armen alles zu geben, aber es war nur noch wenig übrig.
Als ich zu Franziskus ging, betete ich übrigens. Und unter anderen Gebeten bat ich den heiligen Franziskus, dass er Gott für mich anflehen möge, dass ich seinem Orden, dem ich kürzlich meine Gelübde erneuert hatte, gut dienen und dass er für mich die Gnade erlangen möge, dass ich fühlen könnte etwas von Christus, aber vor allem, dass er mich arm machen und meine Tage in Armut beenden würde. Aus diesem Grund (nämlich um die Freiheit der Armut zu haben) war ich nach Rom gereist, um den seligen Petrus zu beten, dass er für mich die Gnade der wahren Armut erlangen möge. Und so wurde mir durch die Verdienste des seligen Petrus und des seligen Franziskus die Gabe der wahren Armut durch göttliche Barmherzigkeit gewährt, während ich auf meinem Weg im Gebet um sie bat.
Als ich nun an den Ort kam, der zwischen Spello und der schmalen Straße liegt, die nach Assisi hinaufführt und jenseits von Spello liegt, wurde mir gesagt:
„Du hast zu meinem Diener Franziskus gebetet, und ich habe nicht gewollt, dir einen anderen Boten zu schicken. Ich bin der Heilige Geist, der zu dir gekommen ist, um dir einen Trost zu bringen, wie du ihn noch nie zuvor gekostet hast. Und ich werde mit dir auch zum heiligen Franziskus gehen lassen; ich werde in dir sein, und nur wenige von denen, die bei dir sind, werden es wahrnehmen. Ich werde dich begleiten und den ganzen Weg mit dir sprechen. Ich werde mein Sprechen nicht beenden und du wirst nicht in der Lage sein, dich vor mir zu retten, denn ich habe dich gebunden und werde dich nicht verlassen, bis du zum zweiten Mal zum heiligen Franziskus kommst. Dann werde ich in Bezug auf diesen gegenwärtigen Trost von dir weichen, aber auf keine andere Weise werde ich dich jemals verlassen, und du wirst mich lieben.“
Dann fing er an, mir die folgenden Worte zu sagen, die mich dazu überredeten, auf diese Weise zu lieben:
„Meine Tochter, die Mir süß ist, meine Tochter, die Mein Tempel ist; Meine geliebte Tochter, liebst du mich? Denn ich liebe dich sehr und viel mehr als du mich liebst.“ Und sehr oft sagte er zu mir: „Braut und Tochter, süß bist du mir, ich liebe dich besser als alle anderen, die im Tal von Spolero sind. Weil ich in dir ruhte und ruhte, ruhst du dich auch aus und ruhst in mir. Ich war bei den Aposteln, die mich mit ihren körperlichen Augen sahen, aber sie fühlten mich nicht so, wie du mich fühlst. Wenn du in dein Haus kommst, wirst du eine andere Süße spüren, wie du sie noch nie erlebt hast. Ich werde nicht zu dir sprechen, wie ich jetzt spreche, aber du wirst Mich nur fühlen. Du hast zu meinem Diener Franziskus gebetet und mit ihm und durch ihn gehofft, die Dinge zu erhalten, die du wünschst, Als mein Diener Franziskus mich sehr geliebt hat, habe ich viele Dinge für ihn getan. Wenn es heute jemanden gäbe, der mich mehr liebt, würde ich viel mehr für ihn tun.“
Dann sagte er zu mir, dass es heutzutage nur wenige gute Menschen und wenig Glauben gibt, weshalb er klagte und sagte: „So groß ist die Liebe der Seele, die mich ohne Sünde liebt, wenn es jemanden gäbe, der mich vollkommen geliebt hat, dem würde ich größere Barmherzigkeit erweisen als jemals zuvor, und du weißt, dass viele große Dinge aufgezeichnet wurden, die ich in der Vergangenheit verschiedenen Menschen angetan habe.“
Niemand kann sich dafür entschuldigen, dass er diese Liebe nicht hat, denn es ist allen Menschen möglich, Gott zu lieben, und er bittet nichts, außer dass die Seele ihn liebt und sucht. Er ist die Liebe der Seele. Aber das sind tiefe Sprüche.
In der Zwischenzeit hatte ich mich an alle meine Sünden erinnert, und auf meiner Seite sah ich nichts als Sünden und Unrecht, so dass ich eine größere Demut empfand als jemals zuvor. Dann erzählte er mir, dass ich geliebt war, dass der Sohn Gottes und die Jungfrau Maria sich zu mir geneigt hatten und gekommen waren, um mit mir zu sprechen. Darum sagte Christus zu mir:
„Wenn nun die ganze Welt zu dir käme, könntest du nicht mit anderen reden; denn wenn ich zu dir komme, kommt mehr als die ganze Welt.“ Aber um meine Zweifel zu beruhigen, sagte er: „Ich bin der, der für dich gekreuzigt wurde, und um deinetwillen habe ich Hunger und Durst ertragen und so sehr habe ich dich geliebt, dass ich mein Blut für dich vergossen habe!“ Und er erklärte mir sein ganzes Leiden und sprach: „Bitte um Barmherzigkeit für dich selbst und deine Gefährten und für alle, die du magst, denn ich bin viel mehr bereit zu geben als du bist zu empfangen."
Da schrie meine Seele laut und sagte: „Ich werde nicht fragen, denn ich bin nicht würdig und ich erinnere mich an alle meine Sünden!“ Und ich sagte weiter: „Wenn du, der du von Anfang an mit mir gesprochen hast, wirklich der Heilige Geist bist, du hättest mir nicht so große Dinge erzählt; und wenn du wahrhaftig in mir wärst, dann wäre meine Freude so groß, dass ich es nicht ertragen und leben könnte.“
Ich kann niemals die Freude und Süße beschreiben, die ich empfand, besonders wenn Er sagte: „Ich bin der Heilige Geist, der in dich eintritt.“ Aber, kurz gesagt, groß war die Süße, die ich bei jedem seiner Worte erhielt.
Auf diese Weise kam ich also zum heiligen Franziskus, wie er es vorausgesagt hatte. Und er entfernte sich nicht von mir, sondern blieb bei mir, auch wenn ich mich zum Essen setzte, bis ich zum zweiten Mal zu Franziskus ging.
Als ich meine Knie beugte, als ich durch die Tür der Kirche eintrat, sah ich sofort ein Bild des Heiligen Franziskus, der an der Brust Christi lag. Da sprach Christus zu mir:
„So eng werde ich dich halten und so viel näher, dass die Augen des Körpers es weder wahrnehmen noch begreifen können. Aber jetzt, meine geliebte Tochter und Tempel Meiner Freude, ist die Stunde gekommen, in der ich dich mit Meinem Geist erfüllen und dich verlassen muss. Ich habe dir gesagt, dass ich dich wegen dieses Trostes verlassen muss. Doch wenn du mich liebst, werde ich dich nicht verlassen.“
Obwohl die Worte bitter waren, waren sie doch voller Freude. Dann schaute ich, dass ich mit den Augen von Körper und Geist sehen könnte. Und ich sah; und wenn du wissen willst, was ich gesehen habe, kann ich wirklich nur sagen, dass es eine Sache voller großer Majestät war; und mehr als das kann ich nicht sagen, es sei denn, es schien mir voller Güte zu sein. Dann reiste er mit großer Sanftmut ab; nicht plötzlich, sondern langsam und allmählich. Von den Worten, die Er mir sagte, sind die größten diese:
„O meine Tochter, die mir süßer ist als ich dir, Tempel meiner Freude, du besitzt den Ring meiner Liebe und bist mir verlobt, so dass du mich von nun an nie mehr verlassen wirst. Der Segen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sei auf dir und deinem Verstand.“
Da schrie meine Seele: "Wenn du mich nur nicht verlässt, werde ich keine Todsünde begehen!"
Und er antwortete mir: „Das sage ich dir nicht.“ Als er dann ging, bat ich meinen Begleiter um einen Segen, und er antwortete: „Wollte ich dir noch einen Segen geben.“ So ging er. Und bei seiner Abreise wollte er nicht, dass ich mich vor ihm niederwerfe, sondern dass ich auf meinen Füßen stehe. Aber nachdem Er gegangen war, ließ ich mich auf einen Sitz fallen und begann mit lauter Stimme zu weinen, ohne Scham zu rufen und diese Worte auszusprechen: „O Liebe, bisher habe ich dich nie gekannt, warum hast du mich auf diese Weise verlassen?“ Und mehr als das konnte ich nicht sagen, denn meine Stimme war so erstickt vom Weinen, dass ich selbst dies kaum aussprechen konnte, weshalb es von den Personen um mich herum nicht gehört wurde.
Dieses Geschrei und Weinen traf mich, als ich durch die Tür die Kirche des Heiligen Franziskus betrat. Hier war ich wieder überwältigt und fing an, in Gegenwart aller Leute einen Lärm zu machen und laut zu rufen, dass diejenigen, die mit mir kamen und mich kannten, fern standen und sich schämten, weil sie glaubten, dass ich es aus einem anderen Grund tat. So war ich mit der Gewissheit verlassen, dass es Gott war, der mit mir gesprochen hatte; und wegen seiner Süße und der Trauer seiner Abreise weinte ich laut und wünschte zu sterben. Und als ich sah, dass ich nicht starb, war die Trauer, von Ihm getrennt zu sein, so groß, dass alle Gelenke meiner Gliedmaßen auseinanderfielen.
Als ich zurückkam, blieb ich im Haus und fühlte eine Süße, die so friedlich, ruhig und großartig war, dass ich nicht wusste, wie ich sie beschreiben sollte. Darum sehnte ich mich nach dem Tod, und wegen des vorgenannten Friedens und der süßen Freude war das Leben für mich ein größerer Kummer, als ich sagen kann. Ich sehnte mich nach dem Tod, um zu jener Freude zu gelangen, die ich jetzt empfand, und wollte deshalb von dieser Welt abscheiden. Das Leben war für mich ein größerer Kummer als der Tod meiner Mutter und meiner Kinder, schwerer als jeder andere Kummer, an den ich mich erinnern kann.
So blieb ich acht Tage im Haus, ganz schwach. Und ich rief: „Herr, erbarme dich meiner und gib mir, dass ich nicht mehr auf dieser Welt bleibe!“ Von nun an war ich mir oft unbeschreiblicher Gerüche bewusst. aber diese und andere Dinge kann ich nicht erklären, so groß war die Süße und Freude, die ich in ihnen fühlte. Die Stimme sprach zu mir viele andere Male, aber niemals in größerer Länge, noch mit so viel Süße oder tiefer Bedeutung.
Bei einer anderen Gelegenheit, während ich im Gebet war, wurden überaus angenehme Worte zu mir gesprochen:
„O meine Tochter, die ist viel süßer für mich als ich für dich; du bist der Tempel Meines Entzückens, und das Herz des allmächtigen Gottes ruht auf deinem Herzen.“
Zusammen mit diesen Worten überkam mich ein Gefühl äußerster Freude, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte, insofern alle Glieder meines Körpers es fühlten. Und als ich mich bei diesen Worten niederwarf, wurde mir weiter gesagt:
„Der allmächtige Gott liebt dich mehr als jede andere Frau dieser Stadt. Er freut sich über dich und deinen Gefährten. Ihr beide bemüht euch darum, dass euer Leben ein Licht für alle ist, die eurem Beispiel folgen wollen. Aber für diejenigen, die dir nicht folgen, wird dein Leben ein strenges und hartes Urteil sein.“
Obwohl ich große Freude an dieser Sache hatte, erinnerte ich mich dennoch an meine Sünden und schätzte, dass weder jetzt noch zu irgendeinem Zeitpunkt in mir etwas Gutes gewesen war, das Gott gefallen könnte. Darum begann ich zu zweifeln, als ich sah, dass große Dinge zu mir gesprochen worden waren; und ich sagte:
„Wenn du, der du zu mir sprichst, der Sohn des allmächtigen Gottes wärst, würde meine Seele eine höhere und größere Freude empfinden, und ich sollte es nicht ertragen können, das Gefühl zu haben, dass du in mir wärst, die so unwürdig ist.“
Dann bat ich Ihn, dass Er mir ein greifbares Zeichen geben würde, etwas, das ich sehen könnte; zum Beispiel eine Kerze in meine Hand zu legen oder einen Edelstein oder etwas anderes, oder mir ein Zeichen zu geben, das ihm gefällt, und versprach ihm, dass ich es niemandem zeigen würde, außer wem er es wünschen sollte. Da antwortete er:
„Dieses Zeichen, das du suchst, ist eines, das dir nur dann große Freude bereiten würde, wenn du es gesehen oder berührt hast, aber es würde dich nicht von Zweifeln befreien, und du könntest durch dieses Zeichen getäuscht werden. Darum werde ich dir ein anderes Zeichen geben, besser als das, das du suchst, und das für immer bei dir sein wird, und in deiner Seele wirst du es immer spüren. Das Zeichen soll dies sein: Du sollst immer inbrünstig in Liebe sein, und die Liebe und die erleuchtete Erkenntnis Gottes wird immer bei dir und in dir sein. Dies soll dir ein sicheres Zeichen sein, dass Ich er bin, denn niemand außer mir kann dies tun. Und dies ist ein Zeichen, das ich in deiner Seele hinterlassen werde, das für dich besser ist als das, was du von mir verlangt hast. Meine Liebe lasse ich in dir, damit du für die Liebe zu mir Trübsal erträgst, und wenn jemand mit dir redet oder dir Böses tut, wirst du dankbar sein, dich für unwürdig zu erklären. Das ist die Liebe, die ich euch allen gebar, um deren willen ich geduldig und demütig alles ertragen habe. So sollst du wissen, ob ich in dir bin oder nicht, wenn jemand dir etwas Böses antun oder sagen sollte, du nicht nur geduldig bist, sondern sogar den Wunsch hast, dass sie dich verletzen, und ihnen dankbar sein. Und dies ist ein gewisses Zeichen der Gnade Gottes. Und siehe, ich salbe dich jetzt mit einer Salbe, mit der ein Heiliger namens Siricus und viele andere Heilige gesalbt wurden.“
Dann spürte ich sofort diese Salbe, und sie war so süß, dass ich mich nach dem Tod sehnte und mit allen möglichen körperlichen Qualen sterben wollte. Die Qualen der Märtyrer, die für Christus gestorben waren, schätzte ich als nichts, und ich wünschte, dass meine Qualen aus Liebe zu ihm schrecklicher sein sollten als ihre, und dass die Welt mich mit Beleidigungen und Beschimpfungen anschreien möge.
Außerdem freute ich mich sehr darüber, für diejenigen zu beten, die mir diese Übel antun könnten, und ich wunderte mich nicht über die Heiligen, die für ihre Mörder und Staatsanwälte beteten; denn wir sollten nicht nur zu Gott für sie beten, sondern ihn bitten, ihnen besondere Gnade zu gewähren. Deshalb war ich bereit, für diejenigen zu beten, die mir Böses angetan haben, sie mit großer Liebe zu lieben und Mitleid mit ihnen zu haben. In dieser Salbung fühlte ich eine solche Süße, sowohl innerlich als auch äußerlich, wie ich sie noch nie zuvor empfunden hatte, und ich habe keine Worte, mit denen ich den geringsten Teil davon anzeigen kann.
Dieser Trost war anders und von anderer Natur als die anderen. Denn in den anderen hatte ich sofort gewünscht, diese Welt zu verlassen, aber in diesem Sinne war mein Wunsch, dass mein Tod mit allen Arten von Qualen schmerzhaft und langwierig sein und dass meine Glieder alle Qualen der Welt erleiden sollten. Doch all dies schien mir nur eine kleine Sache zu sein, denn meine Seele wusste genau, dass jede Qual im Vergleich zu den im ewigen Leben verheißenen Segnungen nur eine kleine Sache war. Meine Seele wusste mit Sicherheit, dass es so war, und wenn alle Weisen der Welt mir das Gegenteil gesagt hätten, hätte ich ihnen nicht glauben wollen. Und wenn ich schwören sollte, dass alle, die auf diesem Weg gegangen sind, gerettet werden, sollte ich glauben, dass ich die Wahrheit ausgesprochen habe.
Dieses Zeichen ließ Gott so fest in meine Seele eingepflanzt, mit so hellem und klarem Licht, dass ich dachte, ich könnte jedes Martyrium ertragen. Dieses Zeichen führt überdies beständig auf den geraden Weg der Erlösung, das heißt, es führt zur Liebe und zum Verlangen, für die Liebe Gottes zu leiden.
Es scheint, dass man sich selbst töten darf. Mord ist insofern ein Verbrechen, als es gegen die Gerechtigkeit verstößt, aber wie von Aristoteles in der Ethik, Buch V, bewiesen ist, kann niemand sich selbst Unrecht antun; deshalb sündigt niemand, indem er sich selbst tötet.
Überdies ist es den Behörden gestattet, Kriminelle zu töten. aber manchmal ist einer mit öffentlicher Autorität selbst ein Verbrecher, und so darf er sich selbst töten.
Darüber hinaus ist es zulässig, sich freiwillig einer geringeren Gefahr auszusetzen, um eine größere zu vermeiden, da man ein infiziertes Glied amputieren kann, um den ganzen Körper zu retten. Manchmal kann man, indem man sich selbst tötet, ein größeres Übel vermeiden, wie ein elendes Leben oder eine Verderbnis durch eine Sünde; daher ist es zulässig, dass jemand sich selbst tötet.
Darüber hinaus tötete sich Simson (Richter 16), aber er zählt zu den Heiligen, wie aus Hebräer 11 hervorgeht. Daher ist es zulässig, dass jemand sich selbst tötet.
Darüber hinaus heißt es in 2. Makkabäer 14, dass ein bestimmter Razis sich selbst getötet hat, „indem er sich dazu entschlossen hat, edel zu sterben, anstatt sich Sündern und Verletzungen auszusetzen, die seiner Geburt nicht würdig sind.“ Daher ist es nicht rechtswidrig, sich selbst zu töten.
Im Gegenteil! Augustinus sagt in Buch I der Stadt Gottes: „Wir verstehen das Gebot, du sollst nicht töten, wenn es um den Menschen geht. Töte keinen anderen Mann noch dich selbst; denn wer sich selbst tötet, tötet einen anderen Mann.“
Ich antworte damit, dass es aus drei Gründen völlig rechtswidrig ist, sich selbst zu töten. Erstens, weil jedes Ding sich selbst liebt, ist es angemessen, dass sich jedes Ding selbst im Sein erhält und dem Verfall widersteht, so weit es kann. Sich selbst zu töten widerspricht daher der natürlichen Neigung und der Nächstenliebe, nach der jeder sich selbst lieben sollte. Selbsttötung ist daher immer eine Todsünde, insofern sie dem Naturgesetz und der Nächstenliebe widerspricht.
Zweitens, weil alles, was ein Teil ist, zu einem Ganzen gehört, ist jeder Mensch Teil einer Gemeinschaft und als solcher Teil der Gemeinschaft. Daher verletzt derjenige, der sich selbst tötet, die Gemeinschaft, wie der Philosoph in seiner Ethik, Buch V, belegt.
Drittens, weil das Leben ein Geschenk ist, das dem Menschen von Gott gegeben wurde und der Kraft dessen unterliegt, der „tötet und leben lässt“. Deshalb begeht der, der sich des Lebens beraubt, Sünde gegen Gott, so wie der, der den Sklaven eines anderen tötet, gegen den Sklavenmeister sündigt, und wie der Sünden begeht, der sich die Macht über etwas anmaßt, das ihm nicht anvertraut ist. Gott allein hat die Macht über Tod und Leben, so Deuteronomium 32: „ICH töte und lasse leben.“
Zum ersten Argument, dass Selbstmord zulässig ist, kann beanstandet werden, dass Mord nicht nur eine Sünde gegen die Gerechtigkeit ist, sondern auch eine Sünde gegen die Wohltätigkeit, die jeder für sich selbst haben sollte; aus diesem Grund ist Selbstmord eine Sünde in Bezug auf sich selbst. Und in Bezug auf die Gemeinschaft und auf Gott ist er eine Sünde, weil er sich der Gerechtigkeit widersetzt.
Zum anderen kann beanstandet werden, dass ein öffentlich Bediensteter einen Straftäter töten darf, weil er befugt ist, ihn zu verurteilen. Aber niemand darf der Richter über sich selbst sein, und deshalb darf sich einer mit öffentlicher Autorität nicht wegen einer Sünde umbringen, obwohl er sich dem Urteil eines anderen unterwerfen darf.
Gegen den dritten Punkt kann Einspruch erhoben werden, dass der Mensch durch seinen freien Willen in der Tat Herr über sich selbst ist und sich so rechtmäßig über sich selbst verfügen kann, was dieses Leben betrifft; so viel regiert der freie Wille des Menschen. Aber der Übergang von diesem Leben zum anderen, glücklicheren, unterliegt nicht dem freien Willen des Menschen, sondern der göttlichen Macht. Daher ist es einem Menschen nicht gestattet, sich umzubringen, um in ein glücklicheres Leben überzugehen. Auch nicht, um das Elend des gegenwärtigen Lebens zu vermeiden; das "ultimative" Übel dieses Lebens und das "schrecklichste" ist der Tod, wie der Philosoph in der Ethik zeigt, Buch III, und sich selbst zu töten, um den anderen Leiden des Lebens auszuweichen, bedeutet, ein größeres Übel anzunehmen, um ein geringeres zu vermeiden. Man darf sich auch nicht wegen einer begangenen Sünde umbringen; in diesem Fall schadet man sich selbst so sehr wie nur möglich, indem man die notwendige Zeit für die Buße verhindert. Außerdem ist das Töten eines Verbrechers nur durch das Urteil der öffentlichen Hand gestattet. Ebenso darf sich eine Frau nicht umbringen, um zu verhindern, dass ein anderer sie verletzt. sie sollte nicht die maximale Sünde gegen sich selbst begehen, die darin besteht, sich selbst zu töten, um eine andere, kleinere Sünde zu vermeiden (denn es ist kein Verbrechen für eine Frau, ohne ihr Einverständnis gewaltsam verletzt zu werden, weil „der Körper ohne die die Zustimmung des Geistes zur Sünde nicht korrumpiert wird“, sagte Lucia. Und es ist sicher, dass Unzucht und Ehebruch geringere Sünden sind als Mord, insbesondere Selbstmord, der die schwerste Sünde von allen ist, weil er das Selbst verletzt, dem die größte Liebe zu bescheren ist. Und er ist auch die gefährlichste Sünde, denn es bleibt keine Zeit, die Sünde durch Buße zu sühnen. Ebenso darf man sich auch nicht aus Angst töten, der Sünde zuzustimmen, denn „wir dürfen nichts Böses tun, damit das Gute daraus wird“ (Römer 3, 8), oder um Übel zu vermeiden, insbesondere kleinere und weniger bestimmte, denn es ist nicht unvermeidlich, dass man in Zukunft der Sünde zustimmen wird; Gott ist in der Lage, den Menschen, wann immer eine Versuchung aufkommt, von der Sünde zu befreien.
Zum vierten Punkt kann beanstandet werden, dass, wie Augustinus in der Stadt Gottes, Buch I, sagt : „Auch Simson darf nicht anders entschuldigt werden, weil er sich mit seinen Feinden im Fall des Hauses zermalmt hat, außer dass der Heilige Geist innerlich dies geboten hat, um ein Wunder durch ihn zu vollbringen“; und er gibt den gleichen Grund für bestimmte heilige Frauen an, die sich in der Zeit der Verfolgung umgebracht haben und deren Erinnerung die Kirche feiert.
Zum fünften Punkt kann man einwenden, dass es Stärke ist, wenn man nicht davor zurückscheut, den Tod einer anderen Person zu erleiden, im Interesse der Tugend und der Vermeidung der Sünde; aber wenn man sich tötet, um schlechte Bestrafungen zu vermeiden, hat es einen gewissen Anschein von Standhaftigkeit, aufgrund dessen bestimmte Selbstmörder mutig gehandelt haben sollen, darunter auch Razis. Aber dies ist keine wirkliche Stärke, sondern eine Schwäche in einer Seele, die nicht stark genug ist, um Schwierigkeiten zu ertragen, wie der Philosoph in der Ethik, Buch III, und Augustinus in der Stadt Gottes, Buch I, zeigen.
Es ist für ein edles Ziel, das der tapfere Mann aushält und das er mutig weiter geht
Der Feigling ist eine verzweifelte Art von Person; denn er fürchtet alles. Der tapfere Mann dagegen hat die gegenteilige Einstellung; denn Vertrauen ist das Zeichen einer hoffnungsvollen Gesinnung. Der Feigling, der überstürzte Mann und der tapfere Mann befassen sich dann mit den gleichen Gegenständen, sind aber ihnen gegenüber unterschiedlich eingestellt; denn die ersten zwei überschreiten und unterschreiten, während der dritte die mittlere, die rechte, Position einhält; und unbesonnene Männer sind niedergeschlagen und wünschen sich vorher Gefahren, ziehen sich aber zurück, wenn sie in ihnen sind, während tapfere Männer im Moment des Handelns scharf sind, aber vorher still.
Wie wir gesagt haben, ist Mut ein Mittel in Bezug auf Dinge, die unter den angegebenen Umständen Vertrauen oder Angst hervorrufen. Und er wählt oder erträgt Dinge, weil es edel ist, dies zu tun, oder weil es gemein ist, dies nicht zu tun. Aber zu sterben, um vor Armut oder Liebe oder irgendetwas Schmerzhaftem zu fliehen, ist nicht das Zeichen eines tapferen Mannes, sondern eines Feiglings; denn es ist weich, vor dem zu fliehen, was ärgerlich ist, und ein solcher Mann erträgt den Tod nicht, weil er edel ist, sondern um vor dem Bösen zu fliehen.
Ob ein Mann sich ungerecht behandeln kann oder nicht, geht aus dem Gesagten hervor. Denn eine Klasse gerechter Handlungen sind solche Handlungen, die einer gesetzlich vorgeschriebenen Tugend entsprechen; zum Beispiel, das Gesetz erlaubt nicht ausdrücklich den Selbstmord, und was es nicht ausdrücklich erlaubt, verbietet es. Wiederum, wenn ein Mann, der gegen das Gesetz verstößt, einem anderen (anders als bei Vergeltungsmaßnahmen) freiwillig Schaden zufügt, handelt er ungerecht, und ein freiwilliger Täter ist einer, der sowohl die Person kennt, die er durch seine Handlung beeinflusst, als auch das Instrument, das er benutzt. Und wer sich durch Zorn freiwillig ersticht, tut dies entgegen der richtigen Lebensregel, und das erlaubt das Gesetz nicht; deshalb handelt er ungerecht. Aber wem gegenüber? Sicher gegenüber dem Staat, nicht gegenüber sich selbst. Denn er leidet freiwillig, aber niemand wird freiwillig ungerecht behandelt. Dies ist auch der Grund, warum der Staat bestraft; ein gewisser Verlust an Bürgerrechten hängt mit dem Mann zusammen, der sich selbst zerstört, weil er den Staat ungerecht behandelt.
Selbstmord aus Angst vor Bestrafung oder Schande begangen: Und folglich, selbst wenn einige dieser Jungfrauen sich selbst töteten, um eine solche Schande zu vermeiden, wer ein menschliches Gefühl hat, würde der es ablehnen, ihnen zu vergeben? Und was diejenigen betrifft, die ihrem Leben kein Ende setzen würden, damit sie nicht durch eine eigene Sünde dem Verbrechen eines anderen zu entkommen scheinen, ist derjenige, der dies als eine große Bosheit beschuldigt, selbst nicht schuldlos an der Torheit. Denn wenn es nicht erlaubt ist, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen und sogar einen Schuldigen zu töten, dessen Tod keine öffentliche Strafe gerechtfertigt hat, dann ist derjenige, der sich selbst tötet, mit Sicherheit ein Mörder und so sehr der Schuldige seines eigenen Todes. da er unschuldig an dieser Straftat war, für die er sich selbst zum Sterben verurteilt hatte. Führen wir die Tat des Judas gerecht aus, und spricht die Wahrheit selbst davon, dass er durch Erhängen die Schuld an diesem schändlichsten Verrat eher verschärft als gelindert hat, da er durch Verzweiflung der Barmherzigkeit Gottes nicht vertraute in seinem Kummer, der den Tod herbeigeführt hat, und sich selbst keinen Platz für eine heilende Buße gelassen hat. Um wie viel mehr sollte er sich enthalten, gewalttätig Hand an sich zu legen, der nichts getan hat, was einer solchen Bestrafung würdig wäre! Denn Judas, als er sich tötete, tötete er einen bösen Mann; aber er schied aus diesem Leben, das nicht nur mit dem Tod Christi, sondern auch mit seinem eigenen in Verbindung gebracht wurde. Denn obwohl er sich wegen seines Verbrechens umgebracht hatte, war sein Selbstmord ein weiteres Verbrechen. Warum sollte dann ein Mann, der kein Übel begangen hat, sich selbst übel tun und den Unschuldigen töten, um der Schuld eines anderen zu entgehen, und gegen sich selbst eine eigene Sünde begehen, damit die Sünde eines anderen an ihm nicht begangen wird?
Von der Gewalt, die die Lust eines anderen auf den Körper ausübt, während der Geist unantastbar bleibt: Aber besteht die Befürchtung, dass sogar die Begierde eines anderen die Verletzten verunreinigen könnte? Sie verschmutzt nicht, wenn sie die eines anderen ist: Wenn sie verschmutzt, ist sie nicht die eines anderen, sondern wird auch von den Verschmutzten geteilt. Aber da Reinheit eine Tugend der Seele ist und als Begleiter die Tugend hat, die Stärke, die eher alle Übel erträgt als dem Bösen zuzustimmen; und da niemand, so großmütig und rein er auch sein mag, immer über seinen eigenen Körper verfügt, sondern nur die Zustimmung und Ablehnung seines Willens kontrollieren kann, was der vernünftige Mensch annehmen kann, wenn sein Körper ergriffen und zwangsweise zur Befriedigung ausgenutzt wird von der Lust eines anderen, verliert er dadurch seine Reinheit? Denn wenn Reinheit auf diese Weise zerstört werden kann, dann ist Reinheit gewiss keine Tugend der Seele; sie kann auch nicht zu jenen guten Dingen gezählt werden, durch die das Leben gut gemacht wird, sondern zu den guten Dingen des Körpers in derselben Kategorie wie Stärke, Schönheit und ungebrochene Gesundheit, und kurz gesagt, all solche guten Dinge, die gemindert werden können, ohne die Güte und Rechtschaffenheit unseres Lebens zu beeinträchtigen. Aber wenn Reinheit nichts Besseres ist als diese, warum sollte der Körper gefährdet sein, damit er erhalten bleibt? Wenn sie andererseits der Seele gehört, geht sie nicht einmal verloren, wenn der Körper verletzt wird. Mehr noch, die Tugend der heiligen Enthaltsamkeit, wenn sie der Unreinheit der fleischlichen Lust widersteht, heiligt sogar den Körper, und wenn diese Enthaltsamkeit unberührt bleibt, bleibt sogar die Heiligkeit des Körpers erhalten, weil der Wille ist, sie heilig zu gebrauchen, und soweit im Körper liegt auch die Kraft.
Denn die Heiligkeit des Leibes besteht nicht in der Unversehrtheit seiner Glieder oder in ihrer Befreiung von jeglicher Berührung; denn sie sind verschiedenen Unfällen ausgesetzt, die Gewalt an ihnen ausüben und sie verletzen, und die Chirurgen, die Erleichterungen leisten, führen oft Operationen durch, die den Zuschauer krank machen. Angenommen, eine Hebamme hat (ob böswillig oder versehentlich oder durch Ungeschicklichkeit) die Jungfräulichkeit eines Mädchens zerstört, während sie sich bemühte, diese festzustellen: Ich nehme an, niemand ist so dumm zu glauben, dass durch diese Zerstörung der Unversehrtheit eines Organs die Jungfrau etwas von ihrer körperlichen Heiligkeit verloren hat. Und so lange die Seele diese Entschlossenheit beibehält, die sogar den Körper heiligt, macht die von der Begierde eines anderen ausgeübte Gewalt keinen Eindruck auf diese körperliche Heiligkeit, die durch die eigene beständige Enthaltsamkeit intakt erhalten bleibt. Angenommen, eine Jungfrau verletzt den Eid, den sie Gott geschworen hat, und geht ihrem Verführer entgegen, um ihm nachzugeben: Sollen wir sagen, dass sie selbst körperliche Heiligkeit besitzt, wenn sie diese Heiligkeit bereits verloren und zerstört hat der Seele, die den Körper heiligt? Es liegt uns fern, so missbräuchliche Worte zu verwenden. Ziehen wir lieber die Schlussfolgerung, dass die Heiligkeit der Seele auch dann erhalten bleibt, wenn der Körper verletzt wird, die Heiligkeit des Körpers jedoch nicht verloren geht, und dass in gleicher Weise die Heiligkeit des Körpers verloren geht, wenn die Heiligkeit der Seele verletzt wird, obwohl der Körper selbst intakt bleibt. Und deshalb hat eine Frau, die durch die Sünde eines anderen verletzt worden ist, ohne ihre eigene Zustimmung, keinen Grund, sich selbst zu töten; viel weniger hat sie Anlass zum Selbstmord, um eine solche Verletzung zu vermeiden,
Von Lucretia, die ihrem Leben wegen der Vergewaltigung, die an ihr begangen wurde, ein Ende gesetzt hat: Dies ist also unsere Position, und sie scheint hinreichend klar zu sein. Wir behaupten, wenn eine Frau verletzt wird, während ihre Seele der Missetat nicht zustimmt, aber unantastbar keusch bleibt, ist die Sünde nicht ihre, sondern seine, der sie verletzt. Aber wagen jene, gegen die wir nicht nur die Seelen, sondern auch die heiligen Körper dieser geschändeten christlichen Gefangenen verteidigen müssen, vielleicht, unsere Position zu bestreiten? Aber alle wissen, wie laut sie die Reinheit von Lucretia preisen, dieser edlen Matrone des alten Roms. Als König Tarquins Sohn ihren Körper verletzt hatte, machte sie ihrem Ehemann Collatinus und ihrem Verwandten Brutus die Bosheit dieses jungen Frevlers bekannt, Männer von hohem Rang und voller Mut, und band sie durch einen Eid, sie zu rächen. Dann, herzkrank und unfähig, die Schande zu ertragen, machte sie ihrem Leben ein Ende. Wie sollen wir sie nennen? Eine Ehebrecherin oder keusch? Keine Frage, was sie war. Nicht glücklicher als aufrichtig sagte ein Entscheider über dieses traurige Ereignis: „Hier war ein Wunder: Es gab zwei und nur einen begangenen Ehebruch.“ Am kräftigsten und aufrichtigsten gesprochen. Für diesen Ausschluss, in der Vereinigung der beiden Körper die üble Begierde des einen und den keuschen Willen der anderen zu sehen und nicht auf den Kontakt der körperlichen Glieder zu achten, sondern auf die große Vielfalt ihrer Seelen, sagt man: „Es gab zwei, aber der Ehebruch wurde nur von einem begangen."
Aber wie kommt es, dass sie, die keine Partnerin des Verbrechens war, die schwerere Bestrafung der beiden erträgt? Denn der Ehebrecher wurde nur zusammen mit seinem Vater verbannt; sie erlitt die extreme Strafe. Wenn das nicht Unreinheit war, von der sie unfreiwillig verhext wurde, dann ist dies keine Gerechtigkeit, mit der sie als Keusche bestraft wird. Ich appelliere an euch, ihr Gesetze und Richter von Rom. Selbst nach der Tötung großer Ungeheuer lässt man den Verbrecher nicht unbemerkt töten. Wenn man dann diesen Fall zu eurer Grenze bringen und euch beweisen würde, dass eine Frau, die nicht nur unerprobt, sondern auch keusch und unschuldig war, getötet wurde, würdet ihr den Mörder nicht mit einer angemessen strengen Bestrafung heimsuchen? Dieses Verbrechen wurde von Lucretia begangen; dass Lucretia so gefeiert und gelobt wird, hat die unschuldige, keusche, geschändete Lucretia erschlagen. Ihr sollt das Urteil aussprechen. Aber wenn ihr nicht könnt, weil es niemanden gibt, den du bestrafen kannst, warum rühmst du sie, die eine unschuldige und keusche Frau getötet hat, mit solch maßloser Laudatio? Sicherlich werden Sie es unmöglich finden, sie vor den Richtern der Reiche drunten zu verteidigen, wenn sie so sind, wie Ihre Dichter sie gern vertreten; denn sie gehört dahin:
„Die schuldlos sich geschickt ins Verhängnis,
Und das alles für den Ruhm des Tages,
Im Wahnsinn warf ihr Leben weg!“
Und wenn sie mit den anderen Wünschen zurückkehren will:
„Das Schicksal versperrt den Weg: ihren Aufenthalt
Ist das langsame unliebliche Wasser,
Und das wird sie mit neunfacher Kette binden.“
(Virgil, Äneide, VI 434)
Oder ist sie nicht da, weil sie sich der Schuld bewusst ward, nicht der Unschuld? Sie selbst kennt ihren Grund; aber was wäre, wenn sie durch das Vergnügen der Tat betrogen würde und Sextus eine Einwilligung erteilte, obwohl er sie so gewaltsam missbrauchte, und sie dann so von Reue betroffen war, dass sie dachte, der Tod allein könnte ihre Sünde sühnen? Obwohl dies der Fall war, hätte sie ihre Hand immer noch vor dem Selbstmord bewahren müssen, wenn sie mit ihren falschen Göttern eine fruchtbare Reue hätte vollbringen können. Wenn dies jedoch der Fall wäre und wenn es falsch wäre, dass es zwei Menschen, aber nur einen Ehebruch gäbe; wenn die Wahrheit wäre, dass beide daran beteiligt waren, einer durch offenen Angriff, die andere durch geheime Zustimmung, dann hat sie keine unschuldige Frau getötet; und deshalb können ihre gelehrten Verteidiger behaupten, dass sie nicht zu der Klasse der Bewohner gehört, die sich schuldlos in den Untergang geschickt haben. Wenn Sie sie des Ehebruchs freisprechen, wird die Anklage wegen Mordes schwerer. Und es gibt keinen Ausweg aus dem Dilemma, wenn man fragt: Wenn sie ehebrecherisch war, warum sie preisen? Wenn keusch, warum sich töten?
Um jedoch diejenigen zu widerlegen, die nicht verstehen können, was wahre Heiligkeit ist, und die deshalb unsere geschändeten christlichen Frauen beleidigen, ist es ausreichend, dass im Fall dieser edlen römischen Matrone in ihrem Lob gesagt wurde: „Es gab zwei, aber der Ehebruch war das Verbrechen von nur einem. “Für Lucretia wurde zuversichtlich geglaubt, der Verunreinigung jedes zustimmenden Gedankens zum Ehebruch überlegen zu sein. Und dementsprechend ist es offensichtlich, dass diese Handlung von ihr nicht durch die Liebe zur Reinheit, sondern durch die überwältigende Bürde ihrer Schande ausgelöst wurde, da sie sich selbst getötet hat, weil sie einer Schändung ausgesetzt war, an der sie sich nicht schuldig gemacht hatte. Sie schämte sich, dass ein so übles Verbrechen an ihr begangen worden war, wenn auch ohne sie; und diese Matrone, mit der römischen Liebe zum Ruhm in ihren Adern, wurde von einer stolzen Furcht ergriffen, dass, wenn sie weiter lebte, würde es angenommen, dass sie bereitwillig nicht das Unrecht übel nahm, das ihr angetan worden war. Sie konnte Männern ihr Gewissen nicht zeigen, aber sie urteilte, dass ihre selbst verhängte Strafe ihren Geisteszustand bezeugen würde; und sie brannte vor Scham bei dem Gedanken, dass ihre geduldige Ausdauer des üblen Affronts, den ein anderer ihr angetan hatte, als Mitschuld an ihm ausgelegt werden sollte. Nicht so war die Entscheidung der Christinnen, die so gelitten haben und dennoch überlebt haben. Sie lehnten es ab, die Schuld anderer an sich selbst zu rächen, und fügten daher zu den Verbrechen, an denen sie keinen Anteil hatten, keine eigenen Verbrechen hinzu. Dafür hätten sie es getan, wenn ihre Schande sie zum Mord getrieben hätte, wie die Begierde ihrer Feinde sie zum Ehebruch getrieben hätte. In ihrer eigenen Seele genießen sie im Zeugnis ihres eigenen Gewissens die Herrlichkeit der Keuschheit. Auch vor Gott werden sie als rein angesehen, und das befriedigt sie; sie fragen nicht mehr: es genügt ihnen, die Gelegenheit zu haben, Gutes zu tun, und sie weigern sich, dem menschlichen Misstrauen zu entgehen, damit sie nicht vom göttlichen Gesetz abweichen.
Dass Christen unter keinen Umständen die Autorität haben, Selbstmord zu begehen: Es ist nicht ohne Bedeutung, dass es in keinem Abschnitt der heiligen kanonischen Bücher eine göttliche Vorschrift oder Erlaubnis gibt, unser eigenes Leben wegzunehmen, sei es, um in den Genuss der Unsterblichkeit einzutreten, uns zu meiden oder uns selbst zu befreien von irgendetwas was auch immer. Nein, das Gesetz, richtig ausgelegt, verbietet sogar Selbstmord, wo es sagt: "Du sollst nicht töten." Dies wird besonders durch das Weglassen der Wörter "deinen Nächsten" bewiesen, die eingefügt werden, wenn falsches Zeugnis verboten ist: "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.“ Noch sollte jemand davon ausgehen, dass er dieses Gebot nicht gebrochen hat, wenn er nur gegen sich selbst falsches Zeugnis abgelegt hat. Denn die Liebe unseres Nächsten wird durch die Liebe zu uns selbst geregelt, wie geschrieben steht: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wer falsche Aussagen über sich macht, ist nicht weniger schuldig, falsches Zeugnis abgelegt zu haben, als wenn er sie zur Verletzung seines Nächsten gemacht hätte; obwohl in dem Gebot, falsches Zeugnis zu verbieten, nur sein Nächster erwähnt wird, und von Personen, die sich keine Mühe geben, es zu verstehen, könnte angenommen werden, dass ein Mann ein falscher Zeuge zu seinem eigenen Leidwesen sein dürfte; um wie viel mehr müssen wir verstehen, dass ein Mensch sich nicht selbst töten darf, da im Gebot „Du sollst nicht töten“ weder eine Einschränkung hinzugefügt noch eine Ausnahme zugunsten von jemandem gemacht wird, und am allerwenigsten zugunsten von dem, an den der Befehl ergeht! Und so versuchen manche, dieses Gebot auch auf Bestien und Vieh auszuweiten, als ob es uns verboten wäre, einem Lebewesen das Leben zu nehmen. Aber wenn ja, warum nicht auch auf die Pflanzen, und alles, was von der Erde verwurzelt und genährt wird? Denn obwohl diese Klasse von Kreaturen keine Empfindung hat, wird ihnen auch nachgesagt, dass sie leben und folglich sterben können; und deshalb, wenn Gewalt gegen sie ausgeübt wird, können sie getötet werden. Auch der Apostel sagt, wenn er von den Samen solcher Dinge spricht: "Das, was du säst, wird nicht belebt, es sei denn, es stirbt." Und im Psalm heißt es: "Er tötete ihre Reben mit Hagel." Müssen wir es daher als Verstoß gegen dieses Gebot betrachten: "Du sollst nicht töten", eine Blume zu pflücken? Sollen wir also den törichten Irrtum der Manichäer wahnsinnig ertragen? Wenn wir also diese Schwärmereien beiseite legen, wenn wir sagen, du sollst nicht töten, dann verstehen wir dies nicht für die Pflanzen, da sie kein Gefühl haben, noch für die irrationalen Tiere, die fliegen, schwimmen, gehen oder kriechen, da sie sich aus Mangel an Vernunft von uns distanzieren und daher durch die gerechte Ernennung des Schöpfers dazu verpflichtet sind, uns zu töten oder uns für unsere eigenen Zwecke am Leben zu erhalten; wenn ja, dann bleibt es, dass wir dieses Gebot einfach von Menschen verstehen. Das Gebot lautet: "Du sollst den Menschen nicht töten", daher weder einen anderen noch dich selbst, denn wer sich selbst tötet, tötet immer noch nichts anderes als den Menschen.
Von den Fällen, in denen wir Menschen töten können, ohne die Schuld des Mordes zu begehen: Es gibt jedoch einige Ausnahmen, die die göttliche Autorität zu ihrem eigenen Gesetz gemacht hat, dass Menschen nicht getötet werden dürfen. Es gibt zwei Arten von Ausnahmen, die entweder durch ein allgemeines Gesetz oder durch eine Sonderkommission gerechtfertigt sind, die für eine bestimmte Zeit einem Einzelnen gewährt wird. Und in diesem letzteren Fall ist derjenige, an den die Autorität delegiert ist und der nur das Schwert in der Hand desjenigen ist, der es benutzt, nicht selbst für die Tötung verantwortlich, die er begeht. Und dementsprechend haben diejenigen, die im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Befehl oder in Übereinstimmung mit Seinen Gesetzen Krieg geführt haben, in ihrer Person die öffentliche Gerechtigkeit oder die Weisheit der Regierung vertreten und in dieser Eigenschaft böse Männer töten; solche Personen haben das Gebot „Du sollst nicht töten“ in keiner Weise verletzt. Abraham wurde in der Tat nicht nur als schuldlos der Grausamkeit angesehen, sondern wurde sogar für seine Frömmigkeit beklatscht. weil er bereit war, seinen Sohn im Gehorsam gegenüber Gott zu töten, nicht gegenüber seiner eigenen Leidenschaft. Und es ist vernünftigerweise eine Frage gestellt worden, ob wir zu schätzen wissen, dass Jefta seine Tochter getötet hat, weil sie ihn kennengelernt hatte, als er sich geschworen hatte, dass er Gott alles opfern würde, was ihm zuerst begegnet, wenn er siegreich aus der Schlacht zurückkehrt. Auch Samson, der das Haus gemeinsam auf sich und seine Feinde niedergerissen hat, ist nur aus diesem Grund gerechtfertigt, dass der Geist, der durch ihn Wunder gewirkt hat, ihm geheime Anweisungen gegeben hat, dies zu tun. Mit Ausnahme dieser beiden Klassen von Fällen, die entweder durch ein gerechtes Gesetz, das allgemein gilt, oder durch eine besondere Andeutung von Gott selbst, der Quelle aller Gerechtigkeit, gerechtfertigt sind, wer auch immer einen Menschen tötet, entweder sich selbst oder einen anderen. ist in die Schuld des Mordes verwickelt.
Dieser Selbstmord kann niemals durch Großmut hervorgerufen werden: Aber diejenigen, die gewalttätige Hände an sich gelegt haben, sind vielleicht für ihre Größe der Seele zu bewundern, obwohl sie für die Richtigkeit ihres Urteils nicht beklatscht werden können. Wenn Sie sich die Angelegenheit jedoch genauer ansehen, werden Sie sie kaum als Größe der Seele bezeichnen, die einen Menschen dazu veranlasst, sich selbst zu töten, anstatt sich gegen einige Notlagen oder Sünden, an denen er nicht beteiligt ist, zu behaupten. Ist es nicht eher ein Beweis für einen schwachen Verstand, weder die Schmerzen der leiblichen Knechtschaft noch die dumme Meinung der Vulgären ertragen zu können? Und ist das nicht auszudrücken der größere Verstand, der den Übeln des Lebens eher gegenübersteht als flieht, und der im Vergleich zu dem Licht und der Reinheit des Gewissens das Urteil der Menschen und insbesondere der Vulgären in geringem Maße schätzt? ist Und deshalb, wenn Selbstmord als großmütige Tat angesehen werden soll, kann niemand einen höheren Rang für Großmütigkeit einnehmen als der Cleombrotus, der (wie die Geschichte sagt), als er Platons Buch gelesen hatte, in dem er von der Unsterblichkeit der Seele spricht, ging von diesem Leben zu dem über, von dem er glaubte, dass es besser sei. Denn er wurde weder durch Unglück noch durch falsche oder wahre Anschuldigungen hart getroffen, die er nicht sehr gut hätte aushalten können; Kurz gesagt, es gab kein Motiv, sondern nur Großmut, der ihn dazu drängte, den Tod zu suchen und sich von der süßen Haft dieses Lebens zu lösen. Und doch, dass dies eher eine großmütige als eine gerechtfertigte Handlung war, hätte ihm Platon selbst, den er gelesen hatte, gesagt; denn er wäre sicherlich bereit gewesen, Selbstmord zu begehen oder zumindest zu empfehlen, hätte nicht der gleiche hellen Verstand, der sah, dass die Seele unsterblich war, davon abgeraten.
Wieder heißt es, viele hätten sich selbst getötet, um einen Feind daran zu hindern. Wir fragen aber nicht, ob es getan wurde, sondern ob es hätte getan werden sollen. Eine vernünftige Beurteilung ist sogar Beispielen vorzuziehen, und tatsächlich harmonieren Beispiele mit der Stimme der Vernunft. aber nicht alle Beispiele, sondern nur diejenigen, die sich durch Frömmigkeit auszeichnen und anteilsmäßig nachgeahmt werden müssen. Für Selbstmord können wir nicht das Beispiel von Patriarchen, Propheten oder Aposteln anführen, obwohl unser Herr Jesus Christus, als er sie ermahnte, von Stadt zu Stadt zu fliehen, wenn sie verfolgt würden, diese Gelegenheit sehr wohl genutzt haben könnte, um ihnen zu raten, gewaltsame Hände an sich selbst zu legen und so ihren Verfolgern zu entkommen. Aber man sieht, dass er dies weder tat, noch vorschlug, dieses Leben zu verlassen.
Was wir über das Beispiel von Cato denken sollen, der sich selbst erschlug, weil er Cäsars Sieg nicht ertragen konnte: Abgesehen von Lucretia, von der bereits genug gesagt wurde, haben unsere Selbstmordanwälte einige Schwierigkeiten, ein anderes Beispiel zu finden, es sei denn, Cato hat sich in Utica umgebracht. An sein Beispiel wird appelliert, nicht weil er der einzige war, der dies tat, sondern weil er als gelehrter und hervorragender Mann so geschätzt wurde, dass plausibel behauptet werden konnte, dass das, was er tat, eine gute Sache war und ist. Aber was kann ich von seiner Tat anderes sagen, als dass seine eigenen Freunde, erleuchtete Männer wie er, ihn abschreckten und daher seine Tat eher als eine schwache als als eine starke Handlung beurteilten und nicht durch ehrenhaftes Vorbeugungsgefühl diktierten Schaden, aber durch die Schwäche von Nöten eingegeben? In der Tat verurteilt sich Cato selbst durch den Rat, den er seinem geliebten Sohn gab. Denn wenn es eine Schande war, unter Cäsars Herrschaft zu leben, warum drängte der Vater den Sohn zu dieser Schande, indem er ihn ermutigte, sich Cäsars Großzügigkeit absolut anzuvertrauen? Warum überredete er ihn nicht, mit ihm selbst zu sterben? Wenn Torquatus applaudiert wurde, weil er seinen Sohn getötet hatte, warum hat der eroberte Cato seinen eroberten Sohn verschont, obwohl er sich selbst nicht verschont hat? War es schändlicher, ein Sieger zu sein, der gegen Befehle verstößt, als sich einem Sieger zu unterwerfen, der gegen die empfangenen Ehrenvorstellungen verstößt? Cato kann es also nicht als beschämend empfunden haben, unter Cäsars Herrschaft zu leben; denn hätte er es getan, hätte das Schwert des Vaters seinen Sohn aus dieser Schande befreit. Die Wahrheit ist, dass sein Sohn, für den er sowohl hoffte als auch wünschte, dass er von Cäsar verschont würde, wurde von ihm nicht mehr geliebt, als Cäsar um die Ehre beneidet wurde, ihn zu begnadigen (wie tatsächlich Cäsar selbst gesagt haben soll); oder wenn Neid ein zu starkes Wort ist, lassen Sie uns sagen, dass er sich schämte. Ich glaube nicht, dass dieser Ruhm sein sein sollte.
Dass in dieser Tugend, in der Regulus den Cato übertrifft, die Christen überragend ausgezeichnet sind: Unsere Gegner sind beleidigt darüber, dass wir dem Cato den heiligen Hiob vorziehen, der schreckliche Übel in seinem Körper ertragen musste, anstatt sich durch den selbstverschuldeten Tod von allen Qualen zu befreien, oder andere Heilige, von denen in unseren maßgeblichen und vertrauenswürdigen Büchern vermerkt ist, dass sie Gefangenschaft und die Unterdrückung ihrer Feinde trugen, anstatt Selbstmord zu begehen. Aber ihre eigenen Bücher erlauben es uns, dem Marcus Cato den Marcus Regulus vorzuziehen. Denn den Cato hatte Cäsar nie erobert; und als er von ihm erobert wurde, verachtete er es, sich ihm zu unterwerfen, und dass er dieser Unterwerfung entgehen könnte, brachte er sich selbst zu Tode. Regulus hatte im Gegenteil früher die Karthager erobert und unter dem Kommando der römischen Armee einen Sieg für die römische Republik errungen, den kein Bürger beklagen konnten und den der Feind selbst bewundern musste. Doch danach, als er seinerseits von ihnen besiegt wurde, zog er es vor, dass sie ihn gefangen hielten, anstatt sich durch Selbstmord ihrer Reichweite zu entziehen. Geduldig unter der Herrschaft der Karthager und beständig in seiner Liebe zu den Römern, beraubte er weder den einen seines eroberten Körpers noch den anderen seines nicht eroberten Geistes. Es war auch nicht die Liebe zum Leben, die ihn daran hinderte, sich umzubringen. Dies zeigte sich deutlich genug darin, dass er aufgrund seiner Verheißung und seines Eides zögernd zu denselben Feinden zurückkehrte, die er durch seine Worte im Senat schärfer herausgefordert hatte als sogar durch seine Waffen im Kampf. Da er eine solche Verachtung des Lebens hatte und es vorzog, es durch die Qualen, die erregte Feinde erfanden, zu beenden, anstatt es mit eigener Hand zu beenden, hätte er nicht deutlicher erklären können, wie groß ein Verbrechen war, für das er den Selbstmord hielt. Unter all ihren berühmten und bemerkenswerten Bürgern haben die Römer keinen besseren Mann zu rühmen als diesen, der auch nicht durch Wohlstand korrumpiert wurde, denn er blieb ein sehr armer Mann, nachdem er solche Siege errungen hatte; noch durch Widrigkeiten gebrochen, denn er kehrte unerschrocken zum elenden Ende zurück. Aber wenn die tapfersten und berühmtesten Helden, die nur ein irdisches Land zu verteidigen hatten, und die, obwohl sie nur falsche Götter hatten, sie dennoch zu einer wahren Anbetung machten und sorgfältig ihren Eid für sie hielten; wenn diese Männer, die nach der Sitte und dem Recht des Krieges eroberte Feinde dem Schwert übergaben, sich dennoch zurückhielten, ihr eigenes Leben zu beenden, selbst wenn sie von ihren Feinden erobert wurden; wenn sie, obwohl sie überhaupt keine Angst vor dem Tod hatten, doch lieber Sklaverei als Selbstmord erleiden wollten, wie viel lieber müssen Christen, die Anbeter des wahren Gottes, die Anwärter auf eine himmlische Staatsbürgerschaft, schrecken vor dieser Tat zurück, wenn sie in Gottes Vorsehung für eine Jahreszeit in die Hände ihrer Feinde gegeben wurden, um sie zu prüfen oder zu korrigieren! Und mit Sicherheit werden Christen, die diesem demütigenden Zustand ausgesetzt sind, nicht vom Höchsten verlassen werden, der sich um ihrer selbst willen demütigte. Sie sollten auch nicht vergessen, dass sie weder an Kriegsgesetze noch an militärische Anordnungen gebunden sind, um selbst einen eroberten Feind dem Schwert zu überliefern.
Dass wir uns nicht durch Sünde bemühen sollten, Sünde zu verhindern: Uns wird jedoch gesagt, dass Grund zur Befürchtung besteht, dass, wenn der Körper der Lust des Feindes ausgesetzt ist, die heimtückische Sinnesfreude die Seele dazu verleiten könnte, der Sünde zuzustimmen, und dass Schritte unternommen werden müssen, um ein derart katastrophales Ergebnis zu verhindern. Und ist Selbstmord nicht die richtige Methode, um nicht nur die Sünde des Feindes, sondern auch die Sünde des so verlockten Christen zu verhindern? Nun, in erster Linie wird die Seele, die von Gott und Seiner Weisheit geleitet wird, und nicht von körperlicher Konkupiszenz, niemals dem Wunsch zustimmen, der durch die Begierde eines anderen in seinem eigenen Fleisch geweckt wird. Und auf jeden Fall, wenn es wahr ist, wie die Wahrheit klar erklärt, dass Selbstmord eine verabscheuungswürdige und verdammte Bosheit ist, wer wird so dumm sein zu sagen: Lasst uns jetzt sündigen, damit wir eine mögliche zukünftige Sünde vermeiden können; lassen Sie uns jetzt Mord begehen, sollen wir vielleicht danach Ehebruch begehen? Wenn wir so von Ungerechtigkeiten beherrscht werden, dass Unschuld ausgeschlossen ist und wir bestenfalls eine Wahl der Sünden treffen können, ist ein zukünftiger und ungewisser Ehebruch einem gegenwärtigen und einem bestimmten Mord nicht vorzuziehen? Ist es nicht besser, eine Bosheit zu begehen, die Buße heilen kann, als ein Verbrechen, das keinen Platz für die Heilung durch Reue lässt? Ich sage dies um der Männer oder Frauen willen, die befürchten, sie könnten dazu verleitet werden, der Begierde ihres Vergewaltigers zuzustimmen, und denken, sie sollten gewaltsame Hände an sich selbst legen und so verhindern, dass nicht jemand anderes sündigt, sondern ihre eigene Hand. Aber das sei fern von den Gedanken eines Christen, der sich Gott anvertraut und in der Hoffnung auf seine Hilfe ruht; ich sage, er ist weit davon entfernt, eine beschämende Zustimmung zu den Freuden des Fleisches zu geben, wie auch immer sie dargeboten werden.
Dass in bestimmten besonderen Fällen die Beispiele der Heiligen nicht befolgt werden dürfen: In der Zeit der Verfolgung entkamen einige heilige Frauen denjenigen, die sie mit Vergewaltigung bedrohten, indem sie sich in Flüsse stürzten, von denen sie wussten, dass sie sie ertränken würden. Und nachdem sie auf diese Weise gestorben sind, werden sie in der katholischen Kirche als Märtyrer verehrt. Von solchen Personen spreche ich nicht vorschnell. Ich kann nicht sagen, ob der Kirche eine göttliche Autorität gewährt wurde, der durch vertrauenswürdige Beweise bewiesen wurde, dass sie ihr Gedächtnis so verehrt haben: Es kann sein, dass es so ist. Möglicherweise wurden sie nicht durch menschliches Urteil getäuscht, sondern durch göttliche Weisheit zu ihrem Akt der Selbstzerstörung veranlasst. Wir wissen, dass dies bei Samson der Fall war. Und wenn Gott eine Handlung befiehlt und durch eindeutige Beweise andeutet, dass er sie befohlen hat, wer wird den Gehorsam als kriminell bezeichnen? Wer wird so eine religiöse Unterwerfung beschuldigen? Aber dann ist es nicht gerechtfertigt, dass jeder seinen Sohn Gott opfert, weil Abraham dies lobenswert fand. Der Soldat, der einen Mann im Gehorsam gegenüber der Behörde, unter der er gesetzlich beauftragt ist, getötet hat, wird von keinem Gesetz seines Staates des Mordes beschuldigt; nein, wenn er ihn nicht getötet hat, wird er des Verrats am Staat und der Verachtung des Gesetzes beschuldigt. Aber wenn er aus eigener Kraft und nach eigenem Ermessen gehandelt hat, hat er in diesem Fall das Verbrechen des Blutvergießens begangen. Wenn die Gebote eines Generals einen so großen Unterschied machen, werden dann die Gebote Gottes keinen Unterschied machen? Wer also weiß, dass es gesetzwidrig ist, sich umzubringen, kann es dennoch tun, wenn er von Ihm befohlen wird, dessen Befehle wir nicht vernachlässigen dürfen. Lassen Sie ihn nur sehr sicher sein, dass der göttliche Befehl gegeben wurde. Wir können nur insoweit in die Geheimnisse des Gewissens eingeweiht werden, als diese uns offenbart werden, und wir urteilen bisher nur: „Niemand kennt die Dinge eines Menschen, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist."
Aber dies bekräftigen wir, dies behaupten wir, dies sagen wir auf jede Weise, um richtig zu sein, dass niemand sich den freiwilligen Tod zufügen sollte, um so den Übeln der Zeit entgehen, indem er in jene der Ewigkeit eintaucht; dass niemand dies wegen der Sünden eines anderen tun sollte, denn dies will einer Schuld entgehen, die ihn nicht verschmutzen konnte, indem er selbst eine große Schuld auf sich nahm; dass niemand dies wegen seiner eigenen früheren Sünden tun sollte, denn er braucht dieses Leben umso mehr, dass diese Sünden durch Umkehr geheilt werden können; dass niemand diesem Leben ein Ende setzen sollte, um das bessere Leben zu erlangen, das wir nach dem Tod suchen, denn diejenigen, die durch ihre eigene Hand sterben, haben kein besseres Leben nach dem Tod.
Ob freiwilliger Tod gesucht werden sollte, um Sünde zu vermeiden: Es gibt noch einen Grund für den Selbstmord, den ich bereits erwähnt habe, und der als vernünftig erachtet wird, nämlich, um zu verhindern, dass man entweder durch verführerische Freuden oder durch die Gewalt des Schmerzes in die Sünde fällt. Wenn dieser Grund ein guter wäre, dann sollten wir gezwungen werden, die Menschen sofort zu ermahnen, sich selbst zu zerstören, sobald sie in der Zeit der Wiedergeburt gewaschen und die Vergebung aller Sünden erhalten haben. Dann ist die Zeit gekommen, allen zukünftigen Sünden zu entkommen, wenn alle vergangenen Sünden ausgelöscht sind. Und wenn diese Flucht rechtmäßig durch Selbstmord gesichert ist, warum dann nicht besonders? Warum hält eine getaufte Person ihre Hand davon ab, sich das Leben zu nehmen? Warum setzt sich jemand, der von den Gefahren dieses Lebens befreit ist, ihnen wieder aus, wenn er die Macht hat, sich so leicht von ihnen allen zu befreien, und wenn geschrieben steht, "Wer die Gefahr liebt, wird hineinfallen?" Warum liebt oder begegnet er so vielen ernsten Gefahren, indem er in diesem Leben bleibt, von dem er rechtmäßig abweichen darf? Aber ist jemand so blind und verdreht in seiner moralischen Natur und so weit von der Wahrheit entfernt, dass er denkt, dass ein Mensch sich aus Angst, durch die Unterdrückung eines Menschen in die Sünde geführt zu werden, seiner selbst entledigen sollte? Er sollte noch leben und sich so den stündlichen Versuchungen dieser Welt aussetzen, sowohl all jenen Übeln, die die Unterdrückung eines Meisters mit sich bringt, als auch unzähligen anderen Leiden, in die uns dieses Leben unvermeidlich verwickelt? Welchen Grund gibt es also für unsere verzehrende Zeit in jenen Ermahnungen, mit denen wir versuchen, die Getauften entweder zur jungfräulichen Keuschheit oder zur verwitweten Enthaltsamkeit oder zur ehelichen Treue zu animieren? Wenn wir so viel einfacher und verständlicher eine Methode zur Befreiung von der Sünde haben, indem wir diejenigen, die frisch von der Taufe sind, überreden, ihrem Leben ein Ende zu setzen und sie so ihrem Herrn rein und gut konditioniert zu übergeben? Wenn jemand denkt, dass eine solche Überredung versucht werden sollte, sage ich, dass er nicht dumm, sondern verrückt ist. Mit welchem Gesicht kann er dann zu irgendeinem Mann sagen: Töte dich selbst, damit du nicht zu deinen kleinen Sünden eine abscheuliche Sünde hinzufügst, während du unter einem unkeuschen Meister lebst, dessen Verhalten das eines Barbaren ist?" Wie kann er das sagen? Wenn er nicht ohne Bosheit sagen kann: „Töte dich, jetzt wo du von all deinen Sünden gewaschen bist, damit du nicht wieder in ähnliche oder sogar erschwerte Sünden fällst, während du in einer Welt lebst, die die Kraft hat, durch ihre unreinen Freuden zu verführen, durch ihre schrecklichen Grausamkeiten zu quälen, durch ihre Fehler und Schrecken zu überwinden?“ Es ist böse, dies zu sagen; es ist daher böse, sich selbst zu töten. Denn wenn es irgendeinen Grund zum Selbstmord geben könnte, dann wäre dies der Fall. Und da dies nicht einmal so ist, gibt es auch keinen.
Jemand könnte sagen: „Ich würde lieber gar nicht existieren, als unglücklich zu sein.“ Ich würde antworten: „Du lügst. Du bist jetzt unglücklich, und der einzige Grund, warum du nicht sterben willst, ist, weiter zu existieren. Du willst nicht unglücklich sein, aber du willst existieren. Danken Sie deshalb für das, was Sie gerne sind, damit das, was Sie gegen Ihren Willen sind, weggenommen wird; denn du existierst gerne, aber du bist unglücklich gegen deinen Willen. Wenn Sie undankbar sind für das, was Sie sein werden, sind Sie zu Recht gezwungen, das zu sein, was Sie nicht wollen. Also preise ich die Güte deines Schöpfers, denn obwohl du undankbar bist, hast du, was du willst; und ich preise die Gerechtigkeit deines Gesetzgebers, denn weil du undankbar bist, leidest du, was du nicht willst. “
Aber dann könnte er sagen: "Nicht, weil ich lieber unglücklich wäre, als gar nicht zu existieren, bin ich nicht bereit zu sterben, sondern weil ich Angst habe, dass ich nach dem Tod noch unglücklicher sein könnte.“ Ich würde antworten: "Wenn es ungerecht ist, dass Sie noch unglücklicher sind, werden Sie nicht unglücklich sein; aber wenn es gerecht ist, lasst uns denjenigen loben, nach dessen Gesetzen Sie so sein werden.“
Als nächstes könnte er fragen: "Warum sollte ich annehmen, dass ich nicht unglücklicher sein werde, wenn es ungerecht ist?“ Ich würde antworten: "Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt in Ihrer eigenen Macht stehen, werden Sie entweder nicht unglücklich sein oder Sie werden sich ungerecht regieren, in diesem Fall werden Sie Ihr Unglück verdienen. Aber nehmen wir stattdessen an, dass Sie sich selbst gerecht regieren wollen, aber nicht können. Das bedeutet, dass Sie nicht in Ihrer eigenen Macht sind, also hat entweder jemand anderes Macht über Sie, oder niemand hat sie. Wenn niemand Macht über Sie hat, werden Sie entweder freiwillig oder unfreiwillig handeln. Es kann nicht widerwillig sein, denn es geschieht nichts widerwillig mit Ihnen, wenn Sie nicht von irgendeiner Kraft überwunden werden, und Sie können von keiner Kraft überwunden werden, wenn niemand Macht über Sie hat. Und wenn es freiwillig ist, dann sind Sie tatsächlich in Ihrer eigenen Macht, und es gilt das frühere Argument: entweder Sie verdienen Ihr Unglück, weil Sie sich ungerecht regieren, oder, da Sie haben, was immer Sie wollen, haben Sie Grund, für die Güte Ihres Schöpfers zu danken.“
"Wenn Sie also nicht in Ihrer eigenen Macht stehen, muss etwas anderes die Kontrolle über Sie haben. Dieses Ding ist entweder stärker oder schwächer als du. Wenn es schwächer ist als du, ist deine Knechtschaft deine eigene Schuld, und dein Unglück ist gerecht, denn du könntest dieses Wesen überwältigen, wenn du es wolltest. Und wenn ein stärkeres Wesen die Kontrolle über dich hat, dann ist seine Kontrolle in Übereinstimmung mit der richtigen Ordnung, und du kannst nicht zu Recht denken, dass eine so richtige Ordnung ungerecht ist. Ich habe daher ganz richtig gesagt: Wenn es ungerecht ist, dass du noch unglücklicher bist, dann wirst du nicht unglücklich sein; wenn es aber gerecht ist, lasst uns denjenigen loben, nach dessen Gesetzen du so sein wirst.“
Dann könnte er sagen: "Der einzige Grund dafür, dass ich unglücklich sein werde, anstatt überhaupt nicht zu existieren, ist, dass ich bereits existiere; wenn ich irgendwie zu dieser Frage hätte konsultiert werden können, bevor es mich gab, hätte ich mich dafür entschieden, nicht zu existieren, anstatt unglücklich zu sein. Die Tatsache, dass ich jetzt Angst habe, nicht zu existieren, obwohl ich unglücklich bin, ist selbst ein Teil dieses Unglücklichseins, aufgrund dessen ich nicht das will, was ich tun sollte. Denn ich sollte eher den Willen haben, nicht zu existieren, als unglücklich zu sein. Und doch gebe ich zu, dass ich eigentlich lieber unglücklich wäre, als nicht zu sein. Aber je unglücklicher ich bin, desto törichter bin ich, dies zu wollen; und je wahrhaftiger ich sehe, dass ich dies nicht wollen sollte, desto unglücklicher bin ich.“
Ich würde antworten: "Seien Sie vorsichtig, dass Sie sich nicht irren, wenn Sie glauben, die Wahrheit zu sehen. Denn wenn Sie glücklich wären, würden Sie sicherlich die Existenz der Nichtexistenz vorziehen. Auch wenn Sie unglücklich sind und nicht unglücklich sein wollen, würden Sie lieber existieren und unglücklich sein, als gar nicht zu existieren. Überlegen Sie sich also, so gut Sie können, wie groß das Gut der Existenz ist, das die Glücklichen und die Unglücklichen gleichermaßen wollen. Wenn Sie es gut überlegen, werden Sie drei Dinge erkennen. Erstens: Sie sind in dem Maße unglücklich, wie Sie von demjenigen, der im höchsten Grad existiert, weit entfernt sind. Zweitens: Je mehr Sie glauben, dass es für jemanden besser ist, nicht zu existieren, als unglücklich zu sein, desto weniger werden Sie denjenigen sehen, der im höchsten Grad existiert. Und schließlich werden Sie dennoch existieren, weil Sie von demjenigen stammen, der im höchsten Grad existiert.“
„Wenn Sie also dem Unglück entfliehen wollen, müssen Sie Ihren Existenzwillen hegen. Denn wenn du mehr und mehr existieren willst, wirst du dich demjenigen nähern, der in höchstem Maße existiert. Und danke, dass du jetzt existierst, denn obwohl du denen, die glücklich sind, unterlegen bist, bist du Dingen überlegen, die nicht einmal den Willen zum Glücklichsein haben. Und viele solcher Dinge werden sogar von denen gelobt, die unglücklich sind. Nichtsdestotrotz verdienen alle Dinge, die es gibt, Lob allein aufgrund der Tatsache, dass es sie gibt, denn sie sind gut, allein aufgrund der Tatsache, dass es sie gibt.“
„Je mehr Sie die Existenz lieben, desto mehr werden Sie sich nach dem ewigen Leben sehnen, und so werden Sie sich danach sehnen, so umgestaltet zu werden, dass Ihre Zuneigung nicht mehr zeitgebunden ist, gebrandmarkt durch die Liebe zu zeitlichen Dingen, die nichts sind, bevor sie existieren, und dann, wenn sie einmal existieren, vor der Existenz fliehen, bis sie nicht mehr existieren. Wenn ihre Existenz also noch bevorsteht, existieren sie noch nicht; und wenn ihre Existenz vorbei ist, existieren sie nicht mehr. Wie kann man erwarten, dass solche Dinge Bestand haben, wenn sie zu existieren beginnen, sich auf den Weg zur Nichtexistenz begeben?“
„Jemand, der die Existenz liebt, billigt solche Dinge, soweit sie existieren, und liebt das, was immer existiert. Wenn er früher in der Liebe zu den zeitlichen Dingen schwankte, so wird er jetzt in der Liebe zum Ewigen fest. Einst schwelgte er in der Liebe zu den vergänglichen Dingen, aber er wird in der Liebe zu dem, was dauerhaft ist, standhaft bleiben. Dann wird er genau die Existenz erlangen, die er wollte, als er Angst hatte, nicht zu existieren, aber nicht aufrecht stehen konnte, weil er in der Liebe zu den vergänglichen Dingen verstrickt war.“
„Trauern Sie deshalb nicht darüber, dass Sie lieber existieren und unglücklich sein möchten, als nicht zu existieren und überhaupt nicht zu sein. Freuen Sie sich stattdessen sehr, denn Ihr Wille zu existieren ist wie ein erster Schritt. Wenn Sie von dort aus immer mehr auf die Existenz setzen, werden Sie sich zu dem erheben, der im höchsten Grad existiert. So wirst du dich vor der Art von Fall bewahren, in dem das, was im niedrigsten Grad existiert, aufhört zu existieren und dadurch denjenigen vernichtet, der es liebt. Daher hat jemand, der es vorzieht, nicht zu existieren, anstatt unglücklich zu sein, keine andere Wahl, als unglücklich zu sein, da er nicht anders kann, als zu existieren; aber jemand, der die Existenz mehr liebt, als er es hasst, unglücklich zu sein, kann das, was er hasst, verbannen, indem er sich immer mehr an das klammert, was er liebt. Denn jemand, der in den Genuss einer Existenz gekommen ist, die perfekt für eine Sache seiner Art ist, kann nicht unglücklich sein.“
„Beachten Sie, wie absurd und unlogisch es wäre, zu sagen: Ich würde lieber nicht existieren, als unglücklich zu sein. Denn wer sagt: Ich möchte lieber dies als das, der wählt etwas. Aber nicht zu existieren ist nicht etwas, sondern nichts. Deshalb kann man es nicht richtig wählen, da das, was man wählt, nicht existiert.“
„Vielleicht werden Sie sagen, dass Sie tatsächlich den Willen zu existieren haben, auch wenn Sie unglücklich sind, aber dass Sie nicht existieren wollen. Was sollten Sie dann wollen? Nicht zu existieren, sagen Sie. Nun, wenn es das ist, was du wollen solltest, muss es besser sein; aber das, was nicht existiert, kann nicht besser sein. Deshalb solltest du nicht wollen, nicht zu existieren, und die Geisteshaltung, die dich davon abhält, es zu wollen, ist der Wahrheit näher als deine Überzeugung, dass du es wollen solltest.“
„Außerdem muss es, wenn jemand mit seiner Entscheidung, etwas zu verfolgen, richtig liegt, der Fall sein, dass er besser wird, wenn er es erreicht hat. Aber wer nicht existiert, kann nicht besser sein, und so kann niemand Recht haben, wenn er sich dafür entscheidet, nicht zu existieren. Wir sollten uns nicht von dem Urteil derjenigen beeinflussen lassen, deren Unglück sie in den Selbstmord getrieben hat. Entweder dachten sie, dass sie nach dem Tod besser dran wären, dann taten sie nichts gegen unser Argument (ob sie nun Recht hatten oder nicht); oder sie dachten, dass sie nach dem Tod nichts sein würden, dann haben wir noch weniger Grund, uns mit ihnen zu beschäftigen, da sie sich fälschlicherweise für nichts entschieden haben. Denn wie soll ich der Wahl von jemandem zustimmen, der, wenn ich ihn frage, was er gewählt hat, das Nichts sagen würde? Und jemand, der sich dafür entscheidet, nicht zu existieren, wählt eindeutig nichts, auch wenn er es nicht zugeben will.“
„Um Ihnen ganz offen zu sagen, was ich über dieses ganze Thema denke, scheint mir, dass jemand, der sich umbringt oder auf irgendeine Weise sterben will, das Gefühl hat, dass er nach dem Tod nicht mehr existieren wird, was auch immer seine bewusste Meinung sein mag. Die Meinung, ob wahr oder falsch, hat mit der Vernunft oder dem Glauben zu tun; aber das Gefühl bezieht seine Kraft entweder aus der Gewohnheit oder aus der Natur. Es kann vorkommen, dass die Meinung in eine Richtung führt und das Gefühl in eine andere. Das ist leicht zu erkennen, wenn wir glauben, dass wir eine Sache tun sollten, aber gerne das Gegenteil tun. Und manchmal ist das Gefühl näher an der Wahrheit als die Meinung, wie wenn die Meinung im Irrtum ist und das Gefühl von der Natur kommt. Ein kranker Mann zum Beispiel trinkt oft gerne kaltes Wasser, was gut für ihn ist, auch wenn er glaubt, dass es ihn töten wird. Aber manchmal ist die Meinung näher an der Wahrheit als das Gefühl, wie wenn jemandem sein Wissen über die Medizin sagt, dass kaltes Wasser schädlich wäre, obwohl es in Wirklichkeit schädlich wäre, obwohl es angenehm zu trinken wäre. Manchmal haben beide Recht, wie wenn man zu Recht glaubt, dass etwas nützlich ist und es auch angenehm findet. Manchmal sind beide falsch, wie wenn man glaubt, dass etwas nützlich ist, obwohl es eigentlich schädlich ist, und man auch froh ist, es nicht aufzugeben.“
„Es kommt oft vor, dass die richtige Meinung perverse Gewohnheiten korrigiert und dass die perverse Meinung eine aufrechte Natur verzerrt, so groß ist die Macht der Herrschaft der Vernunft. Deshalb wird jemand, der glaubt, dass er nach dem Tod nicht mehr existieren wird, durch seine unerträglichen Schwierigkeiten dazu getrieben, den Tod von ganzem Herzen zu wünschen; er wählt den Tod und nimmt ihn in Besitz. Seine Meinung ist völlig falsch, aber sein Gefühl ist einfach ein natürlicher Wunsch nach Frieden. Und etwas, das Frieden hat, ist nicht nichts; es ist sogar größer als etwas, das unruhig ist. Denn die Unruhe erzeugt eine widersprüchliche Leidenschaft nach dem anderen, während der Frieden die Beständigkeit hat, die die auffälligste Eigenschaft des Seins ist.“
„Das Verlangen des Willens nach Tod ist also kein Verlangen nach Nichtexistenz, sondern ein Verlangen nach Frieden. Wenn jemand fälschlicherweise glaubt, dass er nicht existieren wird, möchte er von Natur aus in Frieden sein, das heißt, er möchte in höherem Maße existieren. Genauso wie niemand wünschen kann, nicht zu existieren, sollte niemand der Güte des Schöpfers für die Tatsache, dass er existiert, undankbar sein.“
Es gibt eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Tanaim, denn einige sagen, dass eine Person sich nicht selbst verletzen darf, während andere sagen, dass es erlaubt ist. Welche Tana sagt, dass ein Mann sich nicht selbst verletzen darf?
Ist es die Tana, die lehrte: „Aber dein Blut von dir selbst werde ich bestrafen (Genesis 9, 5)"? Rabbi Elazar sagt, von dir selbst werde ich die Strafe für dein Blut verlangen. Vielleicht ist Selbstmord anders.
Es ist die Tana, die lehrte: Rabbi Elazar Hakfar sagte: „Was lernen wir aus dem Vers über den Nasiräer, der sagt: Es wird ihn von der Sünde erlösen, die er in sich selbst gesündigt hat? Was ist seine Sünde? Er verweigerte sich den Wein. Wir können argumentieren: Wenn diese Person, die sich gerade selbst den Wein verweigert hat, als Sünder betrachtet wird, dann wird die Person, die sich selbst mehr geschadet hat, mit Sicherheit als Sünder betrachtet.
Sie nahmen Chanina ben Traydon mit, wickelten eine Schriftrolle des Gesetzes um ihn und legten Bündel von Zweigen um ihn, die sie in Brand steckten. Sie brachten mit Wasser getränkte Wolle und legten sie auf sein Herz, damit er nicht schnell sterben konnte. Seine Schüler sagten zu ihm: „Öffne deinen Mund und lass die Flamme eintreten, damit du sterben wirst.“ Er sagte zu ihnen: „Es ist besser, dass das Leben von dem genommen wird, der es gegeben hat, und ein Mensch sollte sich nicht selbst verletzen.“ Der Henker sagte zu ihm: „Rabbi, wenn ich das Feuer erhöhe und die Wolle von deinem Herzen nehme, bringst du mich in die kommende Welt?“ Er sagte: „Ja.“ - „Schwöre mir das.“ Er tat es. Sofort erhöhte er die Flamme und nahm die Wolle von seinem Herzen, und er starb. Der Henker sprang ins Feuer. Eine himmlische Stimme sagte: „Rabbi Chanina!“
Es kam vor, dass 400 Jungen und Mädchen gefangen genommen wurden, um als Prostituierte verwendet zu werden. Sie erkannten, was sie wollten. Sie fragten: „Wenn wir im Meer ertrinken, werden wir in die kommende Welt eintreten?“ Der Älteste lehrte: „Ich werde euch aus den Tiefen des Meeres holen (Psalm 68, 22). Das sind diejenigen, die im Meer ertrinken.“ Als die Mädchen das hörten, sprangen sie alle ins Meer. Die Jungen stritten sich erst recht um sich. „Wenn diese, für die die beabsichtigte sexuelle Handlung natürlich ist, dies getan haben, sollten wir, für die die beabsichtigte sexuelle Handlung nicht natürlich ist, dies auf jeden Fall tun." Sie sprangen auch ins Meer.
Die Mutter der sieben Märtyrer sprach zu ihnen: „Gib ihn mir, damit ich ihn ein wenig küsse.“ Sie sprach zu ihm: „Mein Sohn, geh und sprich zu deinem Vater Abraham, du hast auf einem Altar geopfert, und ich habe auf sieben Altären geopfert.“ Sie stieg auf das Dach und fiel und starb. Eine himmlische Stimme kam und sagte: „Die Mutter der Söhne freut sich.“
Wenn jemand Selbstmord begeht, üben wir keine Riten über ihn aus. Rabbi Yishmael sagt: „Wir sagen über ihn: Weh! Er hat sich das Leben genommen.“ Rabbi Akiva sagt:„Lass ihn in Ruhe. Weder ihn ehren noch ihn verfluchen. Wir ziehen ihm keine Kleider aus, ziehen ihm keine Schuhe aus und loben ihn nicht. Aber wir stellen uns für die Trauernden auf und wir segnen sie, weil dies die Lebenden ehrt. Die Regel lautet: Wir tun, was auch immer die Lebenden ehrt.“
Was ist jemand, der sich selbst getötet hat? Es ist nicht die Person, die auf den Baum gestiegen und gefallen ist, oder die Person, die auf das Dach gestiegen und gefallen ist. Es ist die Person, die sagt: „Ich werde auf das Dach oder die Spitze des Baumes gehen und mich hinunterwerfen und mich selbst töten.“ Und wir sehen, wie er genau das tut. Dies ist die Person, von der wir annehmen, dass sie Selbstmord begangen hat.
Das körperliche Leben, das wir ohne unser Zutun erhalten, trägt das Recht auf seine eigene Bewahrung in sich. Dies ist kein Recht, das wir uns zu Recht oder zu Unrecht zu eigen gemacht haben, sondern es ist im strengsten Sinne ein angeborenes Recht, das wir passiv erhalten haben und das unseren Willen vorbesteht, ein Recht, das auf der Natur der Dinge beruht, wie sie sind. Da es Gottes Wille ist, dass es menschliches Leben auf Erden nur in Form von körperlichem Leben gibt, folgt daraus, dass der Körper das Recht hat, für den ganzen Menschen erhalten zu werden. Und da beim Tod alle Rechte erlöschen, ist die Erhaltung des Leibes ausnahmslos die Grundlage aller Naturrechte und wird daher mit besonderer Bedeutung investiert. Das Grundrecht des natürlichen Lebens ist der Schutz der Natur vor vorsätzlicher Verletzung, Schändung und Tötung. Das mag sehr jung und unheldenhaft klingen. Aber der Körper existiert nicht in erster Linie, um geopfert zu werden, sondern um erhalten zu werden. Unterschiedliche und erhabenere Überlegungen können das Recht oder die Pflicht zur Opferung des Körpers begründen, aber dies an sich setzt das zugrunde liegende Recht auf Erhaltung des körperlichen Lebens voraus.
Aber lassen Sie uns nun den Fall betrachten, in dem ein unheilbar kranker Mensch, der seine Sinne voll und ganz besitzt, der Beendigung seines Lebens zustimmt und tatsächlich danach fragt. Kann ein solcher Wunsch eine berechtigte Forderung nach Anwendung der Sterbehilfe mit sich bringen? Zweifellos kann man nicht von einer gültigen Forderung sprechen, solange das Leben des Patienten noch Forderungen auf eigene Rechnung erhebt, das heißt, solange der Arzt nicht nur dem Willen, sondern auch dem tatsächlichen Leben des Patienten verpflichtet ist. Die Frage, das Leben eines anderen zu zerstören, wird nun durch die Frage ersetzt, ob es zulässig ist, das eigene Leben bei einer äußerst schweren Krankheit zu beenden oder dabei mitzuwirken. Wir werden diese Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Selbstmordproblem diskutieren.
Unsere Schlussfolgerung muss daher sein, dass die Rücksichtnahme auf die Gesundheit auch kein Recht auf die absichtliche Zerstörung unschuldigen Lebens begründet, und daraus folgt, dass die Frage nach der Sterbehilfe zu verneinen ist. Die Bibel fasst dieses Urteil in dem Satz zusammen: "Die Unschuldigen töte du nicht!" (Exodus 23, 7).
Im Gegensatz zu den Tieren trägt der Mensch sein Leben nicht als Zwang, den er nicht ablegen kann. Es steht ihm frei, sein Leben anzunehmen oder es zu zerstören. Im Gegensatz zu den Tieren kann sich der Mensch freiwillig selbst töten. Ein Tier ist eins mit dem Leben seines Körpers, aber der Mensch kann sich vom Leben seines Körpers trennen. Die Freiheit, in der der Mensch sein Leibesleben besitzt, erfordert, dass er dieses Leben frei annimmt, und gleichzeitig lenkt sie seine Aufmerksamkeit auf das, was jenseits dieses Leibeslebens liegt, und veranlasst ihn, das Leben seines Körpers als ein Geschenk zu betrachten, das zu erhalten oder als Opfer darzubringen ist. Nur weil es einem Menschen freigestellt ist, den Tod zu wählen, kann er das Leben seines Körpers zum Wohle eines höheren Gutes niederlegen. Ohne die Freiheit, sein Leben im Tod zu opfern, kann es keine Freiheit gegenüber Gott geben, es kann kein menschliches Leben geben.
Beim Menschen muss das Recht auf Leben durch Freiheit gewahrt werden. Es ist also kein absolutes Recht, sondern ein Recht, das von der Freiheit abhängig ist. Das Recht zu leben hat die Freiheit, sein Leben opfern und opfern zu können. Im Sinne des Opfers besitzt der Mensch also die Freiheit und das Recht auf Tod, aber nur solange sein Ziel, sein Leben zu riskieren und aufzugeben, nicht die Zerstörung seines Lebens ist, sondern das Gute, um dessen willen er dieses Opfer darbringt.
In seiner Freiheit zu sterben erhält der Mensch eine einzigartige Macht, die leicht zum Missbrauch führen kann. Der Mensch kann tatsächlich auf seine Weise zum Meister seines irdischen Schicksals werden, denn er kann durch seine eigene freie Entscheidung den Tod suchen, um eine Niederlage zu vermeiden, und er kann so das Schicksal seines Sieges berauben. Senecas Tot war die Verkündigung der Freiheit des Menschen in Bezug auf das Leben. Wenn ein Mann im Kampf mit dem Schicksal seine Ehre, sein Werk und den einzigen Menschen, den er liebt, verloren hat, und in diesem Sinne sein Leben zerstört wird, wird es schwierig sein, ihn davon zu überzeugen, diese Fluchtmöglichkeit nicht zu nutzen. vorausgesetzt, er hat noch genug Mut, um auf diese Weise seine Freiheit und seinen Sieg zu sichern. Und in der Tat kann nicht bestritten werden, dass ein Mann durch diese Tat erneut seine Männlichkeit geltend macht, auch wenn er möglicherweise ihre Bedeutung missversteht, und dass er sie der blinden unmenschlichen Kraft des Schicksals wirksam entgegenstellt. Selbstmord ist eine spezifisch menschliche Handlung, und es ist nicht verwunderlich, wenn er aus diesem Grund wiederholt von edlen menschlichen Köpfen beklatscht und gerechtfertigt wurde. Wenn diese Handlung in Freiheit ausgeführt wird, wird sie über jeden geringfügigen moralisierenden Vorwurf der Feigheit und Schwäche erhoben. Selbstmord ist die äußerste Rechtfertigung des Menschen als Mensch, und es ist daher vom rein menschlichen Standpunkt aus in gewissem Sinne sogar die selbst vollendete Sühne für ein Leben, das gescheitert ist. Diese Tat findet normalerweise in einem Zustand der Verzweiflung statt, doch nicht die Verzweiflung selbst ist der eigentliche Urheber des Selbstmords, sondern die Freiheit des Menschen, seinen höchsten Akt der Selbstgerechtigkeit selbst inmitten dieser Verzweiflung auszuführen. Wenn ein Mann sich nicht in seinem Glück und seinem Erfolg rechtfertigen kann, kann er sich immer noch in seiner Verzweiflung rechtfertigen. Wenn er sein Recht auf ein menschliches Leben im Leben seines Körpers nicht wieder gutmachen kann, kann er dies dennoch tun, indem er seinen Körper zerstört. Wenn er die Welt nicht dazu zwingen kann, sein Recht anzuerkennen, dennoch kann er dieses Recht in seiner letzten Einsamkeit selbst geltend machen. Selbstmord ist der Versuch eines Mannes, einem Leben, das menschlich bedeutungslos geworden ist, einen endgültigen menschlichen Sinn zu verleihen. Das unfreiwillige Gefühl des Grauens, das uns erfasst, wenn wir mit der Tatsache eines Selbstmords konfrontiert werden, ist nicht auf die Missetat einer solchen Tat zurückzuführen, sondern auf die schreckliche Einsamkeit und Freiheit, in der diese Tat ausgeführt wird, eine Tat, in der das Positive geschieht. Das Lebensgefühl spiegelt sich nur in der Zerstörung des Lebens wider.
Wenn der Selbstmord dennoch für rechtswidrig erklärt werden muss, muss er nicht vor dem Forum der Sterblichkeit oder der Menschen, sondern ausschließlich vor dem Forum Gottes verhandelt werden. Ein Mann, der sich das Leben nimmt, ist allein vor Gott, dem Schöpfer und Meister seines Lebens, schuldig. Es ist so, weil es einen lebendigen Gott gibt, dass Selbstmord als Sünde des Mangels an Glauben missbräuchlich ist. Der Mangel an Glauben ist kein moralischer Fehler, da er sowohl mit edlen als auch mit einfachen Motiven und Handlungen vereinbar ist, aber sowohl im Guten als auch im Bösen berücksichtigt der Mangel an Glauben den lebendigen Gott nicht. Das ist die Sünde. Durch mangelnden Glauben sucht ein Mann seine eigene Rechtfertigung und greift auf den Selbstmord als letztmögliches Mittel seiner eigenen Rechtfertigung zurück, weil er nicht an eine göttliche Rechtfertigung glaubt. Der Mangel an Glauben ist insofern katastrophal, als er einem Menschen die Tatsache verbirgt, dass auch der Selbstmord ihn nicht aus der Hand Gottes befreien kann, der sein Schicksal für ihn vorbereitet hat. Mangelnder Glaube nimmt den Schöpfer und Herrn, der allein das Recht hat, über seine Schöpfung zu verfügen, über die Gabe des körperlichen Lebens hinaus nicht wahr. Und hier sind wir konfrontiert mit der Tatsache, dass das natürliche Leben nicht an sich, sondern nur in Gott sein Recht besitzt. Die Freiheit zu sterben, die dem menschlichen Leben im natürlichen Leben gegeben ist, wird missbraucht, wenn sie anders als im Glauben an Gott verwendet wird.
Gott hat sich das Recht vorbehalten, das Ende des Lebens zu bestimmen, weil er allein das Ziel kennt, zu dem es sein Wille ist, es zu führen. Es ist für Ihn allein gemäß, ein Leben zu rechtfertigen oder es wegzuwerfen. Vor Gott ist Selbstgerechtigkeit ganz einfach Sünde, und Selbstmord ist daher auch Sünde. Es gibt keinen anderen zwingenden Grund für die Unrechtmäßigkeit des Selbstmords, sondern nur die Tatsache, dass es über Menschen einen Gott gibt. Selbstmord impliziert die Ablehnung dieser Tatsache.
Es ist nicht die Gemeinheit des Motivs, die den Selbstmord zum Unrecht macht. Man kann für gemeine Motive am Leben bleiben, und man kann sein Leben für edle Motive aufgeben. Es ist nicht das körperliche Leben selbst, das ein letztes Recht über den Menschen besitzt. Der Mensch ist frei in Bezug auf sein leibliches Leben, und, wie Schiller sagt, „das Leben ist nicht der höchste Besitz“. Ebenso wenig kann die menschliche Gesellschaft, wie Aristoteles annimmt, ein endgültiges Recht auf das körperliche Leben des Einzelnen begründen. Denn ein solches Recht wird durch das letztendliche Verfügungsrecht, das einem Menschen von Natur aus übertragen wird, negiert. Die Gemeinde kann Selbstmordstrafen verhängen, aber sie kann den Täter nicht selbst davon überzeugen, dass er ein gültiges Recht für sein Leben besitzt. Auch unzureichend ist das in der christlichen Kirche weit verbreitete Argument dafür, dass Selbstmord die Möglichkeit der Umkehr und damit auch der Vergebung ausschließt. Viele Christen sind plötzlich gestorben, ohne all ihre Sünden bereut zu haben. Dies setzt zu viel Wert auf den letzten Moment des Lebens. Alle Argumente, die wir bisher erwähnt haben, sind unvollständig; sie sind bis zu einem gewissen Punkt korrekt, geben jedoch nicht den entscheidenden Grund an und sind daher nicht zwingend.
Gott, der Schöpfer und Herr des Lebens, übt selbst das Recht über das Leben aus. Der Mensch muss nicht die Hände an sich legen, um sein Leben zu rechtfertigen. Und weil er dies nicht tun muss, folgt daraus, dass es ihm nicht recht ist, dies zu tun. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass die Bibel Selbstmord nirgends ausdrücklich verbietet, aber dieser Selbstmord tritt dort sehr oft (wenn auch nicht immer) als Folge einer äußerst schweren Sünde auf, so zum Beispiel bei den Verrätern Ahitophel und Judas. Der Grund dafür ist nicht, dass die Bibel Selbstmord sanktioniert, dass sie ihn nicht verbietet, sondern die Verzweifelten zur Umkehr und zur Barmherzigkeit aufruft. Ein Mann, der kurz vor dem Selbstmord steht, hat keine Ohren mehr für Befehle oder Verbote. Alles, was er jetzt hören kann, ist Gottes barmherzige Aufforderung zum Glauben, zur Befreiung und zur Bekehrung. Ein Mann, der verzweifelt ist, kann nicht durch ein Gesetz gerettet werden, das seine eigene Stärke anspricht; ein solches Gesetz wird ihn nur zu noch mehr hoffnungsloser Verzweiflung treiben. Demjenigen, der am Leben verzweifelt, kann nur durch die Rettung eines anderen geholfen werden, das Angebot eines neuen Lebens, das nicht durch seine eigene Kraft, sondern durch die Gnade Gottes gelebt werden soll. Einem Mann, der nicht mehr leben kann, hilft kein Gebot, dass er leben soll, sondern nur ein neuer Geist.
Gott behält das Recht auf Leben, auch gegen den Mann, der seines Lebens müde geworden ist. Er gibt dem Menschen die Freiheit, sein Leben für etwas Größeres zu verpfänden, aber es ist nicht Sein Wille, dass der Mensch diese Freiheit willkürlich gegen sein eigenes Leben richtet. Der Mensch darf keine Hände an sich legen, obwohl er sein Leben für andere opfern muss. Auch wenn sein irdisches Leben für ihn zur Qual geworden ist, muss er es unversehrt in die Hand Gottes legen, aus der es stammt, und er darf nicht versuchen, sich durch seine eigenen Anstrengungen zu befreien, denn im Sterben fällt er wieder in die Hand Gottes, die er zu streng fand, während er lebte.
Weitaus schwieriger als die Festlegung dieses allgemeinen Prinzips ist die Beurteilung von Einzelfällen. Da Selbstmord ein Akt der Einsamkeit ist, bleiben die entscheidenden Motive fast immer verborgen. Sogar wenn eine äußere Katastrophe im Leben vorhergegangen ist, ist der tiefste innere Grund für die Tat immer noch vor dem Auge des Fremden verborgen. Das menschliche Auge kann die Grenze zwischen der Freiheit des Opfers des Lebens und dem Missbrauch seiner Freiheit zum Zwecke des Selbstmordes oft kaum erkennen, und in solchen Fällen gibt es keine Grundlage für eine Urteilsbildung. Natürlich ist das Nehmen des eigenen Lebens eine andere Sache als das Risiko des eigenen Lebens bei einem notwendigen Unterfangen. Aber es wäre sehr kurzsichtig, einfach jede Form von Selbstmord mit Mord gleichzusetzen. Zum Beispiel, in Fällen, in denen ein Mann, der sich selbst tötet, absichtlich sein Leben für andere Männer opfert, muss das Urteil zumindest ausgesetzt werden, weil wir hier an die Grenzen des menschlichen Wissens gestoßen sind. Nur wenn die Handlung ausschließlich und bewusst aus Rücksicht auf die eigene Person erfolgt, wird Selbstmord zum Selbst-Mord. Aber wer würde es wagen, den Grad des Bewusstseins und der Exklusivität eines solchen Motivs mit Sicherheit zu bewerten? Nimmt sich ein Gefangener das Leben, weil er befürchtet, unter Folter sein Land, seine Familie oder seinen Freund zu verraten, oder wenn der Feind Repressalien androht, es sei denn, ein bestimmter Staatsmann wird sich ihnen ergeben, und dieser Staatsmann kann nur durch seinen eigenen freien Tod verschonen sein Land vor schwerem Schaden, dann unterliegt die Selbsttötung so stark dem Motiv des Opfers an, dass es unmöglich ist, die Tat zu verurteilen. Wenn ein an einer unheilbaren Krankheit leidender Mensch nicht übersehen kann, dass seine Fürsorge den materiellen und psychischen Untergang seiner Familie herbeiführen muss, und er sie daher nach eigenem Ermessen von dieser Last befreit, dann gibt es zweifellos viele Einwände gegen eine solche unbefugteAktion, und doch wird auch hier eine Verurteilung unmöglich sein. Angesichts solcher Fälle kann das Selbstmordverbot kaum unter Ausschluss der Freiheit, sein Leben zu opfern, verabsolutiert werden. Sogar die frühen Kirchenväter waren der Ansicht, dass unter bestimmten Umständen Selbstzerstörung für Christen zulässig ist, zum Beispiel wenn die Keuschheit mit Gewalt bedroht wurde. Obwohl sicherlich schon der heilige Augustinus dies bestritt und das absolute Selbstmordverbot geltend machte. Es scheint jedoch kaum möglich zu sein, eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen den gerade betrachteten Fällen und der unbestrittenen Pflicht des Christen zu treffen, die es zum Beispiel erfordert, dass ein Schiff, wenn es sinkt, den letzten Platz im Rettungsboot einem anderen im Meer überlässt bei vollem Bewusstsein, dass er dadurch in den Tod geht, oder dass ein Freund mit seinem eigenen Körper den Körper seines Freundes vor der Kugel schützen muss. Die eigene Entscheidung des Menschen wird hier zur Todesursache, auch wenn man noch zwischen direkter Selbstzerstörung und dieser Übergabe des Lebens in die Hand Gottes unterscheiden kann. Offensichtlich ist der Fall anders, wenn Selbstmord durch rein persönliche Angelegenheiten wie verwundete Ehre, erotische Leidenschaft, finanziellen Ruin motiviert ist, Spielschulden oder schwerwiegende persönliche Fehler, mit anderen Worten, wenn ein Mann sich selbst tötet, nicht um das Leben anderer zu schützen, sondern nur, um sein eigenes Leben zu rechtfertigen. Auch hier wird zwar in konkreten Fällen der Gedanke des Opfers nicht ganz fehlen, doch werden alle anderen Motive durch den Wunsch, die eigene Person vor Scham und Verzweiflung zu retten, aufgewogen, und der endgültige Grund des Glaubens für das Handeln wird daher fehlen. Solch ein Mann glaubt nicht, dass Gott einem zerstörten Leben wieder einen Sinn und ein Recht geben kann, oder in der Tat, dass es genau durch Zerstörung sein kann, dass ein Leben zu seiner wahren Erfüllung gelangt. Weil er dies nicht glaubt, bleibt ihm die Beendigung seines Lebens als einzig mögliches Mittel, um seinem Leben selbst einen Sinn und ein Recht zu verleihen. obwohl es erst im Moment seiner Zerstörung sein wird. Auch hier wird ganz klar, dass ein rein moralisches Urteil über Selbstmord unmöglich ist und dass Selbstmord von einer atheistischen Ethik nicht zu fürchten ist. Das Recht auf Selbstmord wird nur vom lebendigen Gott aufgehoben.
Aber ganz abgesehen von allen äußeren Motivationen gibt es eine Versuchung zum Selbstmord, der der Gläubige besonders ausgesetzt ist, eine Versuchung, die von Gott gegebene Freiheit zu missbrauchen, indem er sie gegen sein eigenes Leben wendet. Hass auf die Unvollkommenheit seines eigenen Lebens, die Erfahrung des eigenwilligen Widerstandes, den das irdische Leben im allgemeinen gegen seine eigene Erfüllung durch Gott leidet, der daraus entstehende Kummer und der Zweifel, ob das Leben überhaupt einen Sinn hat, können dazu führen ihn in große Gefahr. Luther konnte aus eigener Erfahrung viel dazu sagen. In solchen Stunden der Prüfung kann kein menschliches oder göttliches Gesetz die Tat verhindern. Hilfe kann nur aus dem Trost der Gnade und aus der Kraft des brüderlichen Gebets kommen. Es ist nicht das Recht auf Leben, das diese Versuchung zum Selbstmord überwinden kann, sondern nur die Gnade, die es einem Menschen erlaubt, in der Erkenntnis der Vergebung Gottes weiterzuleben. Aber wer würde es wagen zu sagen, dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit nicht einmal das Versagen eines Menschen, dieser härtesten aller Versuchungen zu widerstehen, akzeptieren und aufrechterhalten kann?
Ich sehe, dass Sie hohe Ziele haben und dass Sie ein himmlischer Pilger sein möchten. Ich hoffe, dass dies unser Los sein wird. Aber nehmen wir an, wie diese Denker behaupten, dass die Seelen nach dem Tod nicht überleben: Ich sehe, dass wir in dem Fall der Hoffnung auf ein glücklicheres Leben beraubt sind. Aber was für ein Übel impliziert eine solche Sichtweise? Angenommen, die Seele geht zugrunde wie der Körper. Gibt es dann überhaupt ein bestimmtes Gefühl von Schmerz oder Empfindung im Körper nach dem Tod? Es gibt niemanden, der das sagt, obwohl Epikur dem Demokrit dies vorwirft, aber die Anhänger des Demokrit leugnen es. Und so ist auch in der Seele kein Gefühl, denn die Seele ist nirgends. Wo ist dann das Böse, da es kein drittes gibt? Liegt es daran, dass der eigentliche Abgang der Seele vom Körper nicht ohne Schmerzempfinden erfolgt? Obwohl ich das so glauben sollte, wie kleinlich ist es doch! Aber ich halte es für falsch, und die Tatsache ist, dass die Abreise ohne Empfindung, manchmal sogar mit einem Gefühl des Vergnügens stattfindet; und das Ganze ist trivial, was auch immer die Wahrheit sein mag, denn die Abreise erfolgt in einem Moment der Zeit. Was Angst oder eher Qual verursacht, ist die Abkehr von all den Dingen, die im Leben gut sind. Passen Sie auf, es kann nicht mehr wirklich gesagt werden, von allen seinen Übeln! Warum sollte ich jetzt beklagen das Leben des Menschen? Ich könnte das mit Wahrheit und Gerechtigkeit tun. Aber was braucht es, wenn mein Ziel ist, den Gedanken zu vermeiden, dass wir nach dem Tod elend werden, das Leben durch Klage noch elender zu machen? Wir haben dies in dem Buch getan, in dem wir unser Möglichstes getan haben, um uns zu trösten. Der Tod zieht uns dann vom Bösen zurück, nicht vom Guten, wenn die Wahrheit unser Objekt ist. Tatsächlich wird dieser Gedanke von Hegesias dem Kyrenäer mit einer solchen Fülle von Illustrationen diskutiert, dass die Geschichte besagt, dass er von König Ptolemäus daran gehindert wurde, zu diesem Thema zu referieren, weil einige seiner Zuhörer später Selbstmord begangen haben. Es gibt ein Epigramm von Callimachus über Cleombrotus von Ambracia, der sich, ohne auf ein Unglück gestoßen zu sein, von der Stadtmauer ins Meer geworfen hat, nachdem er Platons Buch gelesen hatte. Nun erscheint in dem von mir erwähnten Buch dem Hegesias der Apokerteron, ein Mann, der aus Hunger aus dem Leben verschwindet und von seinen Freunden zurückgerufen wird, und der auf ihre Vorwürfe hin die Unannehmlichkeiten des menschlichen Lebens ausführlich schildert. Ich könnte das Gleiche tun, aber ich sollte nicht so weit gehen, wie er es für keinen Vorteil hält zu leben. Andere Fälle, bei denen ich zur Seite winke: Ist das noch ein Vorteil für mich? Ich bin des Trostes des Familienlebens und der Unterscheidung einer öffentlichen Karriere beraubt worden, und wenn wir gestorben wären, bevor dies geschah, hätte uns der Tod sicherlich das Böse geraubt, nicht das Gute.
Gewähre dann die Existenz eines Menschen, der sich dadurch auszeichnet, dass er kein Übel erleidet und keinen Schlag aus der Hand des Glücks erhält. Der berühmte Metellus hatte vier Söhne, die zu Würdenträgern des Staates wurden, aber Priamos hatte fünfzig und siebzehn, die in rechtmäßiger Ehe geboren wurden. In beiden Fällen hatte das Glück die gleiche Kontrollmacht, übte sie jedoch in einer aus. Für eine Truppe von Söhnen, Töchtern, Enkeln und Enkelinnen, die Metellus auf den Scheiterhaufen legte, wurde Priamos seiner zahlreichen Familien beraubt und von der Hand seines Feindes erschlagen, nachdem er auf der Flucht zum Altar war. War er mit seinen Söhnen gestorben, so war sein Thron gesichert:
Sein barbarischer Reichtum zur Hand
Und die reich gestickten Decken.
Wäre er vom Guten oder vom Bösen abgewichen? Zu diesem Zeitpunkt wäre er sicher vom Guten abgewichen. Sicher wäre es ein besseres Schicksal gewesen, und so melancholische Lieder wären nicht gesungen worden:
Durch die Flammen sah ich, wie alles verschlungen wurde,
Priamos Leben durch Gewalt verkürzt wurde,
Jupiters Altar durch Blutvergießen verschmutzt.
Als ob in solch einer Szene der Gewalt in dieser Stunde etwas Besseres für ihn geschehen wäre! Aber wenn er vorher gestorben wäre, wäre er einem so traurigen Ende gänzlich entkommen: Aber indem er im Moment starb, entkam er dem Gefühl des Bösen um sich herum. Unserem lieben Freund Pompeius ging es anlässlich seiner schweren Krankheit in Neapel besser. Die Neapolitaner setzten sich Girlanden auf den Kopf; so taten es auch die Bewohner von Puteoli. Öffentliche Glückwünsche strömten immer wieder aus den Städten: zweifelsohne albernes Benehmen und nach griechischem Geschmack, aber es mag trotzdem ein Beweis für das Glück sein. Wäre sein Leben dann zu Ende gegangen, hätte er eine Szene des Guten oder eine Szene des Bösen verlassen? Mit Sicherheit wäre er entkommen dem Elend. Er wäre nicht mit seinem Schwiegervater in den Krieg gezogen, er wäre nicht von zu Hause weggegangen, er hätte nicht unvorbereitet die Waffen ergriffen, er wäre nicht von zu Hause weggegangen, er wäre nicht aus Italien geflohen, hätte es nicht getan, nicht verloren seine Armee und wäre nicht gefallen ungeschützt in die Hände bewaffneter Sklaven; seine armen Kinder, sein Reichtum wären nicht in die Gewalt seiner Eroberer übergegangen. Wäre er in Neapel gestorben, wäre er auf dem Höhepunkt seines Wohlstands gefallen, während er durch die Verlängerung seines Lebens immer wieder bittere Entwürfe einer unvorstellbaren Katastrophe verlor! Solche Dinge werden durch den Tod umgangen, denn obwohl sie nicht stattgefunden haben, können sie doch stattfinden; aber die Menschen halten es nicht für möglich, dass sie sich selbst etwas antun: Jeder hofft auf das Glück des Metellus, als ob mehr Menschen Glück als Pech hätten.
Wenn ein Mensch das Übergewicht der Dinge in Übereinstimmung mit der Natur hat, ist es seine eigentliche Aufgabe, am Leben zu bleiben; wenn er ein Übergewicht ihrer Gegensätze hat oder voraussieht, ist es seine eigentliche Aufgabe, vom Leben abzuscheiden. Dies zeigt deutlich, dass es manchmal eine angemessene Funktion ist, wenn der Weise vom Leben abscheidet, obwohl er glücklich ist, und wenn ein Narr am Leben bleibt, obwohl er elend ist. Denn das Wahre, Gute und Schöne entsteht, wie schon oft gesagt, später. Aber die primären natürlichen Dinge, ob günstig oder negativ, fallen unter die Entscheidung und Wahl des Weisen und bilden sozusagen das Material der Weisheit. Daher ist der Grund, im Leben zu bleiben und davon abzuscheiden, an diesen Dingen zu messen. Denn es ist weder die Tugend, die den Weisen im Leben erhält, noch sind es die Tugendlosen, die gezwungen sind, den Tod zu suchen.
Ein Schauspieler muss nicht den ganzen Weg durch ein Stück mitmachen, um Gunst zu finden. Er braucht sich nur in einem Akt zu beweisen, in der er erscheinen mag; ebenso muss der weise und gute Mann nicht weitermachen, bis der Vorhang fällt. Eine kurze Zeitspanne von Jahren ist ziemlich lang genug, um ein gutes und ehrenhaftes Leben zu führen. Und wenn diese Zeitspanne verlängert werden soll, dürfen wir nicht mehr darüber weinen und jammern, als die Bauern im kommenden Sommer und Herbst weinen und jammern, nachdem der süße Frühling vorüber ist. Der Frühling symbolisiert die Jugend und zeigt sozusagen die Früchte, die kommen werden. Das restliche Alter ist für das Ernten und Sammeln der Früchte vorgesehen.
Jetzt gibt es keinen festen Punkt, an dem das Alter enden muss, und wir können richtig weiterleben, solange wir unsere Verpflichtungen aufrechterhalten und erfüllen können, und den Tod leicht machen; das Ergebnis ist, dass das Alter vielleicht noch temperamentvoller ist als die Jugend und auch mutiger. Dies ist die Bedeutung von Solons Antwort an Pisistratus, der ihn gefragt hatte, was ihm den Mut gab, sich ihm so kühn zu widersetzen; Solon, so wird uns gesagt, antwortete: „Meine Jahre.“ Aber das Leben findet sein bestes Ende, wenn die Natur selbst mit ungehindertem Verstand und intakten Sinnen den Stoff aufbricht, dem sie zuerst Form und Befehl gegeben hat. In jedem Fall ist es schwierig, frisch zusammengestellte Dinge auseinander zu ziehen. Dinge, die alt geworden sind, zerfallen mühelos.
Daraus folgt, dass die Alten nach diesen letzten Lebensjahren weder gierig greifen noch ohne Grund in ihnen herumgehen dürfen. Pythagoras hat gesagt, dass wir unseren Posten und unsere Stellung im Leben nur auf Befehl unseres befehlshabenden Offiziers, das heißt Gottes, verlassen dürfen. Es gibt auch das Epitaph von Solon dem Weisen, in dem er erklärt, dass sein Tod von seinen Freunden nicht unbeeindruckt und ohne Ehre vergehen soll. Ich nehme an, er möchte, dass sie zeigen, dass sie ihn liebten; aber ich denke eher, dass Ennius es besser ausgedrückt hat:
"Lass niemanden Tränen vergießen, um mir Respekt zu
erweisen oder über meine Folgen zu jammern."
Er fand es unangebracht, über den Tod zu weinen und zu heulen, da der Tod unser Eintritt in das ewige Leben ist.
Was den Akt des Sterbens angeht, mögen wir dort einige Empfindungen haben, aber es wird nicht mehr als vorübergehend sein, besonders für die Alten. Nach dem Tod wird es entweder eine angenehme oder gar keine Empfindung geben. Auf jeden Fall müssen wir uns in unseren jüngsten Jahren darauf vorbereiten, dem Tod ein Licht zu geben, denn der Mann, der sich nicht so ausbildet, kann niemals Seelenfrieden haben. Denn wir müssen, soweit wir wissen, noch heute sterben. Jede Minute jeder Stunde hängt der Tod über uns; wie können wir unsere geistige Gesundheit bewahren, wenn wir in Angst davor leben?
Es scheint unnötig zu sein, die Angelegenheit so ausführlich zu diskutieren, wenn ich mich an Lucius Brutus erinnere, wie er starb, als er sein Land befreit hat, oder an die zwei Decii, die ihre Pferde zu einem Tod anspornten, den sie frei wählten, oder an Marcus Atilius, der in die Folterkammer marschierte, um das Versprechen zu halten, das er einem Feind gegeben hatte, oder die beiden Scipios, die mit eigenen Körpern versuchten, den Vormarsch der Karthager zu blockieren, oder deinen Großvater Lucius Paulus, der starb, um zu büßen die Torheit seines Kollegen in der Schlacht von Cannae, oder Marcus Marcellus, dessen Tod selbst der blutrünstigste der Feinde nicht ohne Eitelkeit durch Bestattung passieren lassen wollte. Wenn ich auch an unsere Legionäre denke, die, wie ich in meinen Ursprüngen schrieb, marschierten oft zügig und mit hoch erhobenem Kopf in Positionen, von denen sie nie erwartet hatten, dass sie zurückkehren würden. Hier haben also junge Männer Licht gemacht, und junge Männer, die nicht nur ungebildet, sondern geradezu Analphabeten waren: Sind alte Männer, die alle Vorteile der Bildung hatten, berechtigt, um so etwas zu fürchten?
Allgemeiner betrachtet scheint es mir, dass wir, sobald wir alle Dinge satt haben, die unser Interesse geweckt haben, unser Leben selbst satt haben. Es gibt Interessen, die der Kindheit eigen sind: Bedauert ein erwachsener Mann ihren Verlust? Es gibt Interessen, die zur frühen Männlichkeit gehören: Wenn wir die volle Reife erreicht haben, das heißt „Mittelalter“, blicken wir mit Sehnsucht auf sie zurück? Das Mittelalter selbst hat seine besonderen Sorgen; auch diese haben ihre Anziehungskraft für die Alten verloren. Schließlich gibt es altersspezifische Interessen; diese fallen ebenso weg wie jene der früheren Jahre. Wenn dies geschehen ist, sagt uns ein Gefühl der Fülle des Lebens, dass es Zeit ist zu sterben.
Aus diesen Gründen, Scipio, weil Sie mir gesagt haben, dass Sie und Laelius mich für immer bewundern, ist das Alter für mich leicht zu ertragen und nicht nur schmerzhaft, sondern auch eine Freude. Und wenn ich getäuscht bin zu glauben, dass die Seele des Menschen unsterblich ist, dann bin ich froh, getäuscht zu werden, und ich hoffe, dass niemand, solange ich lebe, jemals diese Täuschung von mir nehmen wird. Wenn andererseits, wie einige kleine Philosophen behauptet haben, ich kein Gefühl haben werde, wenn ich tot bin, dann brauche ich keine Angst zu haben, dass verstorbene Philosophen sich über diese Täuschung von mir lustig machen werden. Und selbst wenn wir nicht dazu bestimmt sind, für immer zu leben, ist es mehr als richtig, dass ein Mann sterben sollte, wenn seine Zeit gekommen ist. Denn die Natur hat dem Leben wie allen anderen Dingen eine angemessene Grenze gesetzt. Ja, das Alter ist sozusagen die letzte Szene im Stück.
Die Märtyrer: Woher, wie vernünftigerweise, der Gnostiker, wenn er gerufen wird, leicht gehorcht und seinen Körper dem übergibt, der fragt; und sich vorher von den Neigungen dieses Schlachtkörpers zu trennen, den Versucher nicht zu beleidigen, sondern ihn meiner Meinung nach zu trainieren und ihn zu überzeugen sucht,
„Aus welcher Ehre und welchem Ausmaß an Reichtum sind sie gefallen“,
Wie Empedokles sagt, geht er hier für die Zukunft mit Sterblichen umher. In Wahrheit bezeugt er sich selbst, dass er Gott treu ist; und dem Versucher, dass er ihn vergebens beneidete, der durch Liebe treu ist; und dem Herrn von der inspirierten Überzeugung in Bezug auf seine Lehre, von der er nicht aus Angst vor dem Tod abweichen wird; ferner bestätigt er auch die Wahrheit des Predigens durch seine Tat und zeigt, dass Gott, dem er sich anvertraut, mächtig ist. Sie werden sich über seine Liebe wundern, die er auffallend dankbar zeigt, indem er mit dem verbunden ist, was mit ihm verbündet ist, und außerdem durch sein kostbares Blut die Ungläubigen beschämt. Er vermeidet es dann, Christus aus Angst aufgrund des Befehls zu verleugnen. Auch verkauft er seinen Glauben nicht in der Hoffnung auf die bereitgestellten Gaben, sondern in der Liebe zum Herrn wird er am liebsten von diesem Leben abscheiden. Vielleicht dankt er sowohl dem, der die Verschwörung gegen ihn verübt hat, weil er einen ehrbaren Grund erhalten hat, den er selbst nicht geliefert hat, weil er durch seine Geduld gezeigt hat, was er ist, als auch dem Herrn in der Liebe, durch den er schon vor seiner Geburt wurde dem Herrn offenbart, der die Wahl des Märtyrers kannte. Mit gutem Mut geht er dann zu dem Herrn, seinem Freund, für den er freiwillig seinen Körper und, wie seine Richter gehofft hatten, seine Seele hingab, als er von unserem Erlöser die Worte der Poesie „Lieber Bruder“ hörte in der Ähnlichkeit seines Lebens. Wir nennen das Martyrium Perfektion, nicht weil der Mann wie andere ans Ende seines Lebens kommt, sondern weil er das perfekte Werk der Liebe ausgestellt hat. Und die Alten loben den Tod derjenigen unter den Griechen, die im Krieg gestorben sind, nicht, dass sie den Menschen geraten hätten, einen gewaltsamen Tod zu sterben, sondern weil derjenige, der sein Leben im Krieg beendet, ohne Angst vor dem Sterben befreit wird, vom Körper getrennt wird, ohne vorheriges Leiden zu erfahren oder in seiner Seele geschwächt zu sein, wie die Menschen, die an Krankheiten leiden. Denn sie gehen in einem Zustand der Weiblichkeit und des Wunsches, zu leben; und deshalb geben sie die Seele nicht rein auf, sondern tragen damit ihre Begierden wie Bleigewichte; alle außer denen, die in der Tugend aufgefallen sind. Einige sterben im Kampf mit ihren Begierden, und diese unterscheiden sich in keiner Hinsicht von dem, was sie gewesen wären, wenn sie durch Krankheit verzehrt worden wären.
Wenn das Bekenntnis zu Gott Märtyrertum ist, ist jede Seele, die nur in der Erkenntnis Gottes gelebt hat, die die Gebote befolgt hat, ein Zeuge sowohl durch das Leben als auch durch das Wort, auf welche Weise auch immer er vom Körper befreit werden mag, den Glauben als vergießend Blut während seines ganzen Lebens bis zu seinem Abgang. Zum Beispiel sagt der Herr im Evangelium: "Wer Vater oder Mutter oder Brüder verlässt" und so weiter, "um des Evangeliums und meines Namens willen", ist gesegnet. Das will nicht auf einfaches Martyrium hinweisen, sondern auf das gnostische Martyrium des Mannes, der sich nach der Regel des Evangeliums in Liebe zum Herrn verhalten hat (denn die Kenntnis des Namens und das Verständnis des Evangeliums weisen auf die Gnosis hin, aber nicht die bloße Bezeichnung), um seine weltliche Verwandtschaft, seinen Reichtum und jeden Besitz zu verlassen, um ein Leben frei von Leidenschaft zu führen. "Mutter" bedeutet im übertragenen Sinne Land und Nahrung; "Väter" sind die Gesetze der bürgerlichen Ordnung: Sie müssen dankbar vom hochbeseelten Gerechten verurteilt werden, um Gottes Freund zu sein und die rechte Hand am heiligen Ort zu erlangen, wie es die Apostel getan haben.
Dann sagt Heraklit: "Gott und die Menschen ehren die im Kampf Getöteten" und Platon im fünften Buch der Republik, schreibt: „Von denen, die im Militärdienst sterben, wer auch immer stirbt, nachdem er Ansehen erlangt hat, sollen wir nicht sagen, dass er der Anführer der goldenen Rasse ist? Am sichersten.“ Aber die goldene Rasse ist bei den Göttern, die im Himmel sind, in der festen Sphäre, die hauptsächlich das Kommando in der Vorsehung ausüben, die gegenüber den Menschen ausgeübt wird. Nun haben einige der Ketzer, die den Herrn missverstanden haben, sofort eine gottlose und feige Liebe zum Leben; zu sagen, dass das wahre Martyrium die Erkenntnis des einzigen wahren Gottes ist (was wir auch zugeben), und dass der Mann ein Selbstmörder ist, der durch den Tod ein Bekenntnis ablegt; und fügen andere ähnliche Sophismen der Feigheit hinzu. Auf diese werden wir zu gegebener Zeit antworten. denn sie unterscheiden sich bei uns in Bezug auf erste Grundsätze. Jetzt sagen auch wir, dass diejenigen, die sich auf den Tod gestürzt haben, denn es gibt einige, die nicht zu uns gehören, sondern nur den Namen teilen, die es eilig haben, sich aufzugeben, die armen Kerle sterben durch Hass auf den Schöpfer, wir sagen, diese verbannen sich, ohne Märtyrer zu sein, obwohl sie öffentlich bestraft werden. Denn sie bewahren nicht das charakteristische Kennzeichen des glaubenden Martyriums, da sie nicht den einzigen wahren Gott gekannt haben, sondern geben sich einem vergeblichen Tod hin, wie die Gymnosophen der Inder einem nutzlosen Feuer.
Da diese fälschlicherweise sogenannten Gnostiker] den Körper verleumden, sollten sie lernen, dass der harmonische Mechanismus des Körpers zum Verständnis beiträgt, das zur Güte der Natur führt. Deshalb im dritten Buch der Republik Platon, an den sie sich lautstark als eine die Generation herabsetzende Autorität wenden, sagt: "Um der Harmonie der Seele willen muss der Körper gepflegt werden", womit derjenige, der die Verkündigung der Wahrheit verkündet, es findet möglich, zu leben und gut zu leben. Denn auf dem Weg des Lebens und der Gesundheit lernen wir die Gnosis. Aber kann jemand, der nicht in die Höhe vordringen kann, ohne sich mit den notwendigen Dingen zu beschäftigen und durch sie das zu tun, was zum Wissen neigt, sich nicht dafür zu entscheiden, gut zu leben? Ich lebe, dann ist das Leben gut gesichert. Und wer sich im Körper einem guten Leben verschrieben hat, wird in den Zustand der Unsterblichkeit versetzt.
Wenn Jesus erneut sagt: „Wenn sie dich in dieser Stadt verfolgen, flieh zu den anderen.“ Er rät nicht zur Flucht, als wäre die Verfolgung eine böse Sache. Er fordert sie auch nicht auf der Flucht auf, um dem Tod zu entgehen, wie in Furcht davor, sondern möchte, dass wir weder für uns selbst noch für den Verfolger und Mörder die Urheber oder Anstifter irgendeines Übels sind. In gewisser Weise bittet er uns, auf uns selbst aufzupassen. Aber wer ungehorsam ist, ist unbesonnen und tollkühn. Wenn derjenige, der einen Mann Gottes tötet, gegen Gott sündigt, wird auch derjenige, der sich vor dem Richterstuhl präsentiert, seines Todes schuldig. Und so ist es auch mit dem, der Verfolgung nicht vermeidet, sondern sich aus Wagemut zur Gefangennahme anbietet. Solch einer wird, soweit es ihn betrifft, zum Komplizen des Verbrechens des Verfolgers. Und wenn er auch Provokation benutzt, ist er völlig schuldig, forderte er doch das wilde Biest heraus. Und in ähnlicher Weise gibt er Anlass zur Verfolgung, wenn er Anlass zu Konflikten, Bestrafung, Vergeltung oder Feindseligkeit gibt. Deshalb sind wir gezwungen, uns an nichts zu klammern, was zu diesem Leben gehört; aber "dem, der unseren Mantel nimmt, unseren Mantel zu geben", nicht nur, dass wir der übermäßigen Zuneigung wegen weiterhin mittellos sind, sondern dass wir nicht durch Vergeltung unsere Verfolger gegen uns selbst wild werden lassen und sie aufrühren, um den Namen Jesu zu lästern.
Zengzi lag im Sterben und rief seine Schüler herbei: „Decken Sie meine Füße auf! Enthüllen sie meine Hände! Das Buch der Oden sagt:
„Zitternd und vorsichtig;
Als würde man einen tiefen Abgrund übersehen;
Als trete ich auf dünnes Eis.“
Aber was auch immer kommen mag, ich weiß, dass ich der Verstümmelung entkommen bin, meine Jungen.“
Der Meister Konfuzius sagte: „Sei aufrichtig vertrauenswürdig und lerne gern und verteidige den ausgezeichneten Weg bis zum Tod. Kommen Sie nicht in einen gefährdeten Zustand. Verweilen Sie nicht in einem ungeordneten Zustand. Wenn das Imperium den Weg besitzt, dann lass dich sehen. Wenn ihm der Weg fehlt, dann bleib verborgen. Wenn ein Staat den Weg besitzt, wenn einer dann arm und demütig ist, ist das beschämend. Wenn einem Staat der Weg fehlt, dann ist das beschämend, wenn man reich und geehrt ist.“
Zilu fragte, was unter einer "vollkommenen Person" zu verstehen sei. Der Meister sagte: „Einer, der so weise ist wie Zang Wuzhong, wie Gongchuo, wenn er nicht begierig ist, der so tapfer ist wie Zhangzi von Bian, der so künstlerisch talentiert ist wie Ran Qiu, und der diese Eigenschaften durch Rituale verfeinert und durch Musik, eine solche Person könnte man eine vollkommene Person 'nennen.“
Er fuhr fort: „Aber ist es in der heutigen Zeit notwendig, dass eine vollkommene Person all diese Eigenschaften besitzt? Wenn man eine Gewinnchance sieht, darüber nachdenkt, was richtig ist, wenn man die Gefahr sieht, bereit ist, sein Leben aufzugeben, wenn man ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen nicht für sein ganzes Leben vergisst, dann kann man gerufen werden eine vollkommene Person."
Zilu sagte: „Als Herzog Huan seinen Bruder Prinz Jiu tötete, starb Prinz Jius Berater Shao Hu für den Prinzen Jiu, sein anderer Berater Guan Zhong jedoch nicht.“ Er fuhr fort: "Fehlte es Guan Zhong nicht an Güte?"
Der Meister antwortete: „Der Grund, warum Herzog Huan die Feudalherren mehrmals vereinen konnte, ohne auf Kriegswagen zurückzugreifen, lag an der Stärke von Guan Zhong. Aber in Bezug auf seine Güte, in Bezug auf seine Güte…"
Zigong sagte: „Guan Zhong hatte keine Güte, oder? Als Herzog Huan seinen Bruder Prinz Jiu tötete, war Guan Zhong nicht in der Lage, für Prinz Jiu zu sterben, und diente außerdem als Ministerpräsident von Herzog Huan.“
Der Meister sagte: „Als Guan Zhong als Ministerpräsident von Herzog Huan fungierte, machte ihn der Herzog zum Hegemonen über die Feudalherren und vereinigte das Reich. Davon profitieren die Menschen auch heute noch. Ohne Guan Zhong könnten wir alle unsere Haare locker tragen und die Vorderseite unserer Kleidung links befestigen, wie es Barbaren tun. Wie können wir von ihm die unbedeutende Aufrichtigkeit eines gewöhnlichen Mannes oder einer gewöhnlichen Frau erwarten, sich in einer Schlucht oder einem Graben aufzuhängen, ohne dass jemand etwas davon weiß?“
Der Meister sagte: „Unter denen, die gute Absichten haben und denen, die voll Güte sind, wird niemand das Leben auf Kosten der Verletzung der Güte suchen, und es gibt diejenigen, die für ihre Person den Tod verursachen, um das zu erreichen, was eine Vereinbarung mit der Güte ist."
Einmal, als Konfuzius zu Hause ruhte, besuchte ihn Zengzi. Der Meister sagte: „Die ehemaligen Könige benutzten die ultimative Tugend und die entscheidende Methode, um das Reich dazu zu bringen, sich ihrer Autorität zu unterwerfen. Aus diesem Grund waren die Menschen harmonisch und friedlich und es gab keinen Groll zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Weißt du, was es war?"
Zengzi erhob sich respektvoll von seiner Matte und antwortete: „Ich bin nicht scharfsinnig; wie könnte ich das wissen können?“
Der Meister sagte: „Es war kindliche Frömmigkeit, die Wurzel der Tugend und die, aus der alle Lehre stammt. Setzen Sie sich wieder und ich werde es Ihnen erklären. Unser Körper, unsere Gliedmaßen, unsere Haare und unsere Haut werden von unseren Eltern empfangen, und so wagen wir es nicht, sie zu verletzen oder ihnen Schaden zuzufügen. Dies ist der Beginn der kindlichen Frömmigkeit. Wenn wir uns etablieren und den Weg praktizieren, um künftigen Generationen unseren Namen bekannt zu machen und damit unseren Eltern Ruhm zu verleihen, ist dies die Vollendung der kindlichen Frömmigkeit. Die kindliche Frömmigkeit beginnt im Dienst an unseren Eltern, setzt sich im Dienst an unserem Herrn fort und wird vollendet, indem wir unseren Platz in der Welt und damit den Ruf unserer Eltern festigen.
Ein Abschnitt des Buches der Oden sagt:
Vergiss niemals deine Vorfahren;
Kultiviere deine Tugend.<2
Um uns auf das richtige Verständnis und die richtige Anwendung dieser Worte der Schrift vorzubereiten, müssen wir eine Weile über die Natur und die Grade und Wirkungen der Nächstenliebe, die Mutter und Form aller Tugend, nachdenken, die uns nicht nur zum Himmel führen wird, denn der Glaube öffnet uns die Tür, wird aber mit uns weitergehen, wenn wir dort sind, wenn sowohl Glaube als auch Hoffnung verzehrt und nutzlos sind.
Wir werden nirgends ein besseres Porträt der Nächstenliebe finden als das, das der heilige Augustinus gezeichnet hat: „Sie liebt nicht das, was nicht geliebt werden sollte, sie vernachlässigt nicht das, was geliebt werden sollte, sie schenkt nicht mehr Liebe für das, was weniger verdient, noch liebt sie mehr und weniger Würdigkeit, und bei gleicher Würdigkeit schenkt sie mehr und weniger Liebe.“ Dieser Wohltätigkeit hat derselbe glückliche und gesegnete Vater Anteil an diesem Wachstum gegeben: Vermehrt, gewachsen und vervollkommnet, und das Letzte ist, sagt er, wenn in Bezug darauf wir dieses Leben verurteilen. Und doch erkennt er eine höhere Nächstenliebe als diese an; weil nach Peter Lombard die Nächstenliebe dieses Wachstum ermöglicht, zitiert er den heiligen Augustinus, der diese vollkommene Nächstenliebe dazu beruft, bereit zu sein, füreinander zu sterben. Denn wie man Gott von ganzem Herzen lieben kann, und doch kann er in dieser Liebe wachsen und Gott von ganzem Herzen mehr lieben, denn das erste wurde im Gesetz geboten, und dennoch wurde dem, der das sagte, ein Rat der Vollkommenheit gegeben Er hatte das erste Gebot erfüllt, und so, wie der heilige Augustinus einen Grad über jener Wohltätigkeit fand, die einen Menschen zur paratum ponere machte, der cupere ist, so gibt es einen Grad über dem, der es tun soll.
Dies ist die Tugend, durch die das Martyrium, das nicht für sich selbst ist, zu einem Akt höchster Vollkommenheit wird. Und dies ist jene Tugend, die jedes Leiden, das daraus hervorgeht, unfehlbar mit der Gnade Gottes einhergehen lässt. Lassen Sie uns daher mit Gewissheit und Zeugnis eines bereinigten Gewissens, das einen wohltätigen Zweck verfolgt, überlegen, inwieweit wir in dieser Angelegenheit, die wir in der Hand haben, auf die Autorität der Schrift zurückgreifen können.
Erstens, durch den Rahmen und das Wirken der Argumentation des heiligen Paulus an die Korinther, „obwohl ich meinem Körper gebe, dass ich verbrannt werde und keine Liebe habe, nützt es nichts“, erscheinen diese beiden Dinge offensichtlich; erstens, dass es nach allgemeiner Auffassung und allgemeinem Ruf als ein hohes Maß an Perfektion angesehen wurde, so zu sterben und daher nicht gegen das Naturgesetz zu verstoßen. Und zweitens scheint es durch diese Ausnahme ohne Wohltätigkeit so zu sein, dass es mit Wohltätigkeit gut und gewinnbringend gemacht werden könnte.
Zum einen, wenn jemand denkt, dass der Apostel hier ein Beispiel für eine unmögliche Sache nimmt, wie wenn gesagt wird: "Wenn ein Engel vom Himmel eine andere Lehre lehrt", wird er sich, denke ich, korrigieren, wenn er die früheren Verse und den Fortschritt des Apostels in seiner Argumentation bedenkt, wonach er alle anderen Gaben, die dort ehrgeizig betroffen waren, unterbewertet, um die Nächstenliebe so gut wie möglich zu würdigen. Für die Beredsamkeit, sagt er, ist es nichts, alle Sprachen zu haben, nein, nicht von Engeln, was nicht wörtlich gesagt wird, denn sie haben keine, sondern ein hohes Maß an Beredsamkeit zum Ausdruck zu bringen, wie Calvin hier sagt; oder, wie Lyra sagt, mit der Sprache der Engel ist der Wunsch gemeint, unsere Vorstellungen miteinander zu teilen. Und dann heißt es, dass das Wissen über Geheimnisse und Prophezeiungen auch nichts ist, was auch sehr betroffen war. Und für einen wunderbaren Glauben ist es auch nichts. Denn das erste dieser Geschenke macht keinen Menschen besser, denn Bileams Esel konnte sprechen und war immer noch ein Esel; und den zweiten hatten Judas und die Pharisäer; und der dritte ist so klein, dass ein Senfkorn ausreicht, um Berge zu entfernen. All dies war also machbar und wurde manchmal getan. So präsentiert er, nachdem er die Gaben des Wissens und die Gaben der Äußerung durchlaufen hatte, die Gaben des Arbeitens auf die gleiche Weise; und deshalb, wie er sagt, "wenn ich die Armen mit all meinen Gütern füttere", was er als eine härtere Sache darstellt als eine der anderen (denn in der anderen gibt mir Gott, aber hier gebe ich anderen), die noch möglich ist zu tun, so präsentiert er die letzte, "wenn ich meinen Körper gebe", als die schwerste von allen, und doch, wie alle anderen, manchmal zu tun.
Was ich beobachtet habe, zweitens sollte aus diesem Argument hervorgehen, dass ein solcher Tod mit Nächstenliebe akzeptabel sein könnte. Und obwohl ich weiß, dass die Donatisten diese Worte benutzt haben sollen, weil sie die Absicht und das Ende jede Handlung bedingen und das Gift oder die Nahrung, die sie daraus ziehen, hineingießen, und wir wissen, dass die Donatisten rigoros und streng sind, tyrannisch zerrüttet und so sehr von diesem Ort entfernt, dass sie sich anderen unzüchtig zur Tötung präsentieren könnten, und wenn sich das für sie verbietet, könnten sie sich selbst und diejenigen, die es ablehnen, töten, aber ich sage, ich bezweifle nicht, dass es viel ist. Daraus ergibt sich natürlich, dass durch dieses Wort "wenn ich meinen Körper gebe" etwas mehr unterstellt wird als eine sofortige und willensmäßige Nachgiebigkeit, wenn ich vom verfolgenden Richter dazu gezwungen werde; und dass diese Worte die Tatsache rechtfertigen werden, dass der Märtyrer Nicephorus dann in vollkommener Nächstenliebe war, dessen Fall war, dass er eine gewisse Feindschaft mit Sapritius hatte, der an den Ort gebracht wurde, an dem er die blutige Krone des Märtyrertums erhalten sollte, und fiel nach Sapritius und bat ihn dann um Verzeihung aller früheren Bitterkeiten; aber Sapritius, begeistert von der Herrlichkeit des Martyriums, lehnte ihn ab, wurde aber sofort bestraft, weil sein Glaube abkühlte, und er widerrief und lebte. Und Nicephorus, der daneben stand, trat in sein Zimmer und rief: "Ich bin auch ein Christ!" und veranlasste den Richter, ihn hinzurichten, damit die Ursache nicht durch die Ohnmacht von Sapritius eine Wunde oder eine Verachtung bekommen könnte. Und das nehme ich als "Geben seines Körpers" an.
Davon, wie es für die Bestätigung von schwächeren Christen so notwendig sein mag, dass ein Mann dazu verpflichtet sein kann, wie es in diesem Fall sehr wahrscheinlich ist, kann es Fälle geben, bei Männern sehr vorbildlich, und bei List subtile Beförderung des Verfolgers, wie man seinen Körper nicht auf andere Weise zum Zeugnis der Wahrheit Gottes geben kann, an die er dann gebunden sein kann, sondern indem er es selbst tut.
So wie es die Menschen natürlich und gewöhnlich für gut hielten, so zu sterben und einen solchen Tod mit Liebe hinzunehmen, sagt Christus im Allgemeinen: „Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe“. Dies ist eine Rechtfertigung und Bestätigung unserer Neigung dazu, denn zu sagen, dass der Gute es tut, bedeutet zu sagen, dass die, die es tun, gut sind. Und da wir alle Schafe einer Herde sind, sind wir in vielen Fällen alle Hirten einander und schulden einander die Pflicht, unser zeitliches Leben für den geistigen Vorteil eines anderen zu geben, ja für seinen zeitlichen. Dafür kann ich mich enthalten, mich zu reinigen, wenn das Verbrechen eines anderen mir zugerechnet wird. Dies beruht auf einem anderen Text wie diesem, in dem es heißt, die größte Liebe sei, sein Leben für seine Freunde zu schenken.
Daraufhin, weil der Eifer des heiligen Petrus so groß war und ihn so hoch trug, dass er für den Hirten sterben wollte, sagt er: „Ich werde mein Leben für dich niederlegen“, und dies war, wie alle Sprecher sagen, der Fall bloß und rein aus natürlicher Zuneigung, ohne Prüfung seiner eigenen Kraft, um es auszuführen, aber augenblicklich und rund trug die Natur ihn zu diesem Versprechen. Und nach einer gezielteren und geordneten Lösung bezeugt der heilige Paulus von sich selbst eine solche Bereitschaft, für seine Brüder zu sterben: „Ich werde gerne für eure Seelen gespendet.“
Eine christliche Natur ruht nicht, so viel zu wissen, dass wir es schaffen können, das macht Wohltätigkeit gut, dass die es gut tun, und wir müssen immer versprechen, das heißt, die Neigung, es zu tun und zu tun etwas gegen sich, aber das wird die vollkommene Fülle haben, es in der Entschlossenheit und Lehre und nach dem Beispiel unseres gesegneten Erlösers zu tun, der de facto sagt: "Ich lege mein Leben für meine Schafe nieder." Und, spricht Musculus, er gebraucht das gegenwärtige Wort, weil er dazu bereit war, und wie man sagt, haben Paulus und Barnabas, noch lebende Menschen, ihr Leben für Christus niedergelegt. Aber ich denke eher, dass Christus dies jetzt sagt, weil seine Passion begonnen hatte, denn all seine Gespräche hier waren Grad der Prüfung.
Um die reichliche und überfließende Nächstenliebe unseres Erlösers auszudrücken, sind alle Worte mangelhaft, denn wenn wir alles ausdrücken könnten, was Er tat, wäre das nicht in der Nähe dessen, was Er tun würde, wenn es nötig wäre. Es wird von einem beobachtet, (ich gebe zu, ein zu leichtgläubiger Autor, aber dennoch einer, der gute und gesunde Anstöße zur Hingabe gibt), dass Christus, der nach Emmaus ging, so leicht von seiner Passion sprach, als hätte er in drei Tagen alles vergessen, was er gelitten hatte für uns, und dass Christus in einer Erscheinung vor dem heiligen Karl sagt, dass er zufrieden wäre, wieder zu sterben, wenn es nötig wäre; ja, zu St. Bridget sagte er, dass er für jede einzelne Seele in jedem Glied so viel leiden würde, wie er für die ganze Welt in seinem ganzen Körper gelitten hatte. Und dies ist bekannt für ein extrem hohes Maß an Nächstenliebe, nach Anselm, wie Seine selige Mutter sagte, anstatt dass Er nicht gekreuzigt werden sollte.
Und deshalb, wie er selbst sagte: "Niemand kann meine Seele wegnehmen", und "ich habe die Macht, sie niederzulegen..." Ohne Zweifel hat also niemand sie weggenommen, und es gab keinen anderen als seinen Willen als die Ursache von seinem Sterben zu dieser Zeit. Viele Märtyrer gab es, die viele Tage am Leben an Kreuzen gehangen haben; und die Diebe waren noch am Leben, und deshalb wunderte sich Pilatus zu hören, dass Christus tot war. Seine Seele, sagte der heilige Augustinus, ließ seinen Körper nicht zurück, sondern „weil er wollte und wann er wollte und wie er wollte“; davon bringt der heilige Thomas das Symptom hervor, dass er die Natur seines Körpers noch in ihrer vollen Kraft war, weil er im letzten Moment mit lauter Stimme schreien konnte; und Marlorate sammelt es darauf, dass, während unsere Köpfe nach unserem Tod durch die Schlaffheit der Sehnen und Muskeln sinken, Christus zuerst von sich selbst sein Haupt beugte und dann den Geist aufgab. Also, obwohl es wirklich gesagt wird, nachdem sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, aber es wird gesagt, weil sie ihm böswillig und absichtlich die Schmerzen zugefügt haben, die ihn mit der Zeit getötet hätten, aber noch nichts, was sie getan hatten, hatte so bald Seinen Tod verursacht.
Und daher der heilige Thomas, ein Mann, der weder unheilige Gedanken noch kühne oder irreligiöse oder skandalöse Redewendungen oder Sprichwörter an den Tag legt (und dennoch nicht so weit in seinem Namen abschweift, wie Sylvester es tut, dass es unmöglich ist, dass er etwas gegen den Glauben oder das Gute hätte sagen sollen), verbietet nicht zu sagen, dass "Christus so sehr die Ursache seines Todes war, als es von seiner Benetzung ist, die das Fenster löschen könnte und würde, wenn der Regen hereinschlägt."
Diese tatsächliche Emission Seiner Seele, die der Tod ist und die Seine eigene Tat war, und vor Seiner natürlichen Zeit (die Sein bester geliebter Apostel nachahmen konnte, der auch starb, als er wollte und in sein Grab ging, und dort den Geist aufgab und begrub sich, was nur von sehr wenigen anderen und von nicht sehr glaubwürdigen Autoren berichtet wird), wir finden ihn so gefeiert: das ist ein tapferer Tod, der uneingeschränkt akzeptiert wird, und dass es ein heldenhafter Akt der Standhaftigkeit ist, wenn ein Mann, wenn ein eine dringende Gelegenheit wird geboten, sich einem bestimmten und gesicherten Tod auszusetzen, wie er es tat; und es wird dort gesagt, dass Christus so tat wie Saul, der es für übel und unehrenhaft hielt, durch die Hand eines Feindes zu sterben; und dass Apollonia und andere, die die Wut der Henker verhinderten und sich ins Feuer warfen, darin diesen Akt unseres Erlösers imitierten, Seine Seele aufzugeben, bevor er dazu gezwungen wurde. Wenn also die Tat unseres gesegneten Erlösers, bei der nicht mehr für den Tod erforderlich war, sondern dass Er will, dass Seine Seele erlischt, die gleiche wäre, wie bei Saul und diesen Märtyrern, die ohne diese Tat nicht sterben könnten, dann wird uns beigebracht, dass all diese Orte, an denen wir unseren Körper dem Tod preisgeben und die Seele niederlegen, mehr bedeuten als nur dem Tod nachzugeben, wenn es darum geht.
Und nach meinem Verständnis gibt es ein weiteres Maß an Bereitwilligkeit und Neigung zu einem solchen Tod, ausgedrückt in dem Satz von Johannes: "Wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es für immer bewahren" und in dem von Lukas "außer er hasst sein eigenes Leben, er kann nicht mein Jünger sein.“ Eine solche Abneigung zu leben ist die, von der in den Hebräern gesprochen wird:„ Einige wurden niedergeschlagen und wurden nicht befreit, damit sie eine bessere Auferstehung erhalten.“ Diesen Ort Calvin interpretiert die Bereitschaft zu sterben und drückt sie elegant aus: unser Leben in unseren Händen zu tragen und es Gott als Opfer darzubringen. Und das reichen die Jesuiten in ihrer Herrschaft so weit, das lässt sie alle denken, dass dies direkt zu ihnen gesagt wurde: Hassen Sie Ihr Leben. Und diejenigen, die in der anderen Sprache den Satz „Niemand hasst sein eigenes Fleisch“ akzeptieren, um auf jeden Fall ein Argument gegen den Selbstmord zu liefern, müssen auch zulassen, dass der gleiche Hass, der hier befohlen wird, diese Handlung in einigen Fällen autorisiert. Und der heilige Augustinus, der die Stärke dieses Ortes einschätzt, bestreitet, dass die Donatisten aufgrund ihrer Autorität ihren Selbstmord rechtfertigen können, wenn sie sich zum Sterben bereit erklären. Doch in den Fällen, die von seinen Regeln ausgenommen sind, kann dieser Ort einen Menschen ermutigen, die Ehre Gottes nur aus diesem Grund nicht zu vernachlässigen, damit niemand anderes sein Leben nimmt.
Und deshalb geht der Heilige Geist im ersten Johannesbrief direkter vor und zeigt uns eine notwendige Pflicht: „Weil er sein Leben für uns niedergelegt hat, sollten wir unser Leben für unsere Brüder niederlegen.“ Alle diese Orte bringen uns zu einem wahren Verständnis der Nächstenliebe und zu einer Verachtung dieses Lebens in Bezug darauf. Und wie diese uns darüber informieren, wie bereit wir sein müssen, so zeigen all jene Orte, die uns durch das Beispiel Christi anweisen, es so zu tun, wie er es getan hat, dass wir in Fällen, in denen unser Leben gegeben werden muss, niemals an der äußeren Kraft von anderen teilnehmen müssen. Aber wie Er es in vollkommener Nächstenliebe getan hat, so müssen wir in solchen Graden, zu denen dieses Leben und unsere Natur fähig sind, durch unseren eigenen Willen sterben, anstatt dass Seine Herrlichkeit vernachlässigt wird, wann immer Paulus sagt, dass Christus sein mag verherrlicht in unseren Körpern.
Zu welcher Bereitschaft, für seine Brüder zu sterben, hatte sich der heilige Paulus so gewöhnt und es zu seiner Natur gemacht, dass er, ohne seine allgemeine Entschlossenheit, das zu tun, was ihr Glück fördern sollte, kaum von sich selbst die Erlaubnis zum Leben erhalten hätte. Denn zunächst, sagt er, wisse er nicht, was er wünschen sollte, Leben oder Tod (und daher sind sie im Allgemeinen, ohne einen Umstand zu haben, der Natur gleich); dann, nach viel Ratlosigkeit, wurde er aufgelöst, und die wünschte frei zu sein, und mit Christus (also ein heiliger Mann kann es sein wollen), aber dennoch korrigierte er das noch einmal, weil er sagt, "im Fleisch zu bleiben, ist für euch notwendiger." Und deshalb muss die Nächstenliebe die Regel unserer Wünsche und Handlungen in diesem Punkt sein.
Es gibt einen anderen Ort für die Galater, der zwar nicht bis zum Tod reicht, aber dennoch beweist, dass heilige Männer gewaltsam bereit sind, sich gegenseitig ihre Liebe auszudrücken, denn er sagt: „Wenn es möglich gewesen wäre, würdest du es tun und deine eigenen Augen ausgerissen und mir gegeben haben“; und Calvin spricht, dies war mehr als vitam profundere. Und diese Bereitschaft tadelt der heilige Paulus nicht in ihnen.
Das höchste Maß an barmherziger Nächstenliebe für andere ist jedoch die des Apostels bei der Betrachtung des Verfalls der Juden: „Ich möchte, dass ich für meine Brüder von Christus getrennt werde.“ Die Bitterkeit, deren Anathema uns lehrt, zu verstehen, wenn er an einem anderen Ort dasselbe denen wünscht, die Jesus Christus nicht lieben. Und dieser ängstliche Wunsch, den die Wohltätigkeit in ihm entschuldigte, war eine völlige Verdammnis, wie alle Exponenten sagen. Und obwohl ich bei Calvin glaube, dass er sich zu dieser Zeit in eifriger Wut nicht absichtlich an seine eigene Wahl erinnert hat und daher in dieser Hinsicht nicht gesagt werden kann, dass er dem Willen Gottes widerstanden hat, bleibt es uns dennoch ein Argument für diese Nächstenliebe, zu belohnen und zu rechtfertigen viele Exzesse, die unnatürlich und unregelmäßig erscheinen und enorme Bewegungen.
Wie bei diesem Heidenapostel, so wirkte auch bei dem Gesetzgeber der Juden das gleiche Mitleid gleich und mehr; denn Mose ruhte nicht darin, zu wünschen, sondern argumentierte von Angesicht zu Angesicht mit Gott: „Wenn du ihnen verzeihst, wird deine Barmherzigkeit erscheinen, aber wenn du nicht willst, bitte ich dich, tilge meinen Namen aus dem Buch, das du geschrieben hast.“ Ich weiß, dass viele aus einer vernünftigen Sammlung, aus der hervorgegangen ist, dass es Moses geworden ist, in seinem Gespräch mit Gott zur Ruhe zu kommen und leidenschaftslos zu werden, der Meinung sind, dass er in diesem Wunsch und in dieser Verachtung nicht weiter verirrt ist, als damit zufrieden zu sein, dass sein Name sollte aus der Schrift gestrichen werden und so die Ehre verlieren, der Nachwelt für ein bemerkenswertes Instrument der Kraft und Barmherzigkeit Gottes bekannt zu sein. Aber eine natürliche Krankheit so viel auf Christus wirken konnte, bei dem keine Ungewöhnlichkeit der Zuneigung vermutet werden kann.
Denn wie sicherlich der eine ohne Sünde war, so könnte es der andere sein, aus der Gewohnheit heraus, seine Erlösung zu sichern. Wie PauIinus zu Amandus sagt, kannst du es wagen, zu Gott zu beten, dass ich sage: „Vergib ihm oder lösche mich aus“, denn du kannst nicht ausgelöscht werden. Und wenn wir immer daran denken, dass unser Beispiel Christus ist und dass Er ungezwungen gestorben ist, wird es ausreichen, an diesen Orten zu erfahren, dass Menschen in der Liebe so sterben können und es getan haben und tun sollten.
Wie wir aus der Lehre unserer Beziehung zu Gott ihre Konsequenzen ableiten sollen: Ich denke, Ihr alter Lehrer sollte nicht arbeiten müssen, um Sie davon abzuhalten, zu gemein oder unhöflich über sich selbst zu denken oder zu sprechen, sondern sollte sich vielmehr darum bemühen, junge geistige Männer zu hüten, die ihre Affinität zu den Göttern kennen und wissen, wie es uns geht, sozusagen gefesselt durch den Körper und seine Besitztümer und durch die vielen anderen Dinge, die für das tägliche Leben notwendig sind, von dem Entschluss, sie alle als mühsam und ärgerlich und nutzlos abzustoßen und zu ihrer göttlichen Freundschaft zu gehen.
Dies ist die Arbeit, die Ihren Meister und Lehrer beschäftigen sollte, wenn Sie einen hatten. Sie würden zu ihm kommen und sagen: „Epiktet, wir können es nicht länger ertragen, an diese schlechte Körperernährung gebunden zu sein, uns auszuruhen und sie zu reinigen, und mit so vielen niedrigen Sorgen belästigt zu sein. Sind diese Dinge nicht gleichgültig und nichts für uns und der Tod nichts Böses? Sind wir nicht mit Gott verwandt? Und sind wir nicht von ihm gekommen? Lassen Sie uns zurückgehen, woher wir kamen. Lass uns endlich von diesen Fesseln befreit werden, die uns binden und beschweren. Hier beanspruchen Diebe und Räuber, Gerichte und Tyrannen die Macht über uns, durch den Körper und seinen Besitz. Lassen Sie uns ihnen zeigen, dass sie keine Macht haben.“
In diesem Fall wäre es meine Aufgabe zu antworten: „Freund, warte auf Gott, bis er das Signal gibt und dich von diesem Dienst entlässt; dann geh zu ihm. Bleibe bis auf weiteres auf diesem Posten, auf den er dich gesetzt hat. Die Zeit, in der du hier wohnst, ist für Männer wie dich kurz und einfach. Denn welche Tyrannen, welcher Dieb oder welches Gericht können denejenigen, die den Körper und seine Besitztümer als nichts betrachten, schrecklich sein? Warte, gehe nicht dumm weg."
Jetzt ist Ihre Zeit für Fieber. Ertrage es gut Für Durst; ertrage es gut. Für Hunger; ertrage es gut. Liegt es nicht in deiner Macht? Wer soll dich zurückhalten? Ein Arzt kann Sie vom Trinken abhalten, aber er kann Sie nicht davon abhalten, Ihren Durst gut zu stillen. Er kann dich vom Essen abhalten, aber er kann dich nicht davon abhalten, Hunger gut zu ertragen. „Aber ich kann meinem Studium nicht folgen.“ Und wozu folgst du ihnen, Sklave? Ist es nicht so, dass du in Übereinstimmung mit der Natur denkst und handelst? Was hält Sie davon ab, als dass Sie bei Fieber Ihre Vernunft im Einklang mit der Natur halten können?
Hier ist der Test der Sache. Hier ist der Prozess gegen den Philosophen: Fieber ist ein Teil des Lebens, ebenso wie ein Spaziergang, eine Reise oder ein Urlaub. Liest du, wenn du gehst? Nein, auch nicht im Fieber. Aber wenn Sie gut gehen, kümmern Sie sich um das, was einem Wanderer gehört. Wenn Sie also gut Fieber haben, haben Sie alles, was zu einem Fieber gehört. Was ist es, ein Fieber gut zu ertragen? Weder Gott noch den Menschen zu beschuldigen, sich nicht von dem, was geschieht, belästigen zu lassen, mutig auf den Tod zu warten und das zu tun, was zu tun ist. Wenn der Arzt eintritt, nicht zu fürchten, was er sagen könnte; auch nicht, wenn er dir sagen sollte, dass es dir gut geht, um dich sehr zu erfreuen; wofür hat er es dir gesagt? Was hat es dir getan, als du gesund warst? Nicht niedergeschlagen zu sein, wenn er dir sagt, dass du sehr krank bist; denn was ist es, sehr krank zu sein? Der Trennung von Seele und Körper nahe sein. Was schadet das denn? Wenn Sie jetzt nicht in der Nähe sind, werden Sie danach nicht in der Nähe sein? Was, wird die Welt ziemlich umgestürzt sein, wenn du stirbst? Warum schmeicheln Sie Ihrem Arzt dann? Warum sagen Sie: "Wenn Sie bitte helfen, Herr, ich werde es gut machen"? Warum gibst du ihm Gelegenheit, zu gehen? Warum geben Sie ihm nicht, was ihm gebührt (in Bezug auf einen unbedeutenden Körper, der nicht Ihnen gehört, sondern von Natur aus sterblich ist), wenn Sie einen Schuhmacher wegen Ihres Fußes oder einen Schreiner wegen eines Hauses brauchen? Es ist die Jahreszeit für diese Dinge, für jemanden im Fieber. Wenn er diese erfüllt, hat er, was ihm gehört. Denn es ist nicht die Aufgabe eines Philosophen, sich um diese Äußerlichkeiten zu kümmern, um seinen Wein, sein Öl oder seinen Körper, sondern um seine Vernunft. Und wie in Bezug auf Äußerlichkeiten? Sich nicht rücksichtslos zu verhalten.
Welche Gelegenheit gibt es dann aus Angst? Welcher Anlass für Wut, für Begierde, über Dinge, die anderen gehören oder keinen Wert haben? Für zwei Regeln sollten wir immer bereit sein: dass es nichts Gutes oder Böses außer im Testament gibt; und dass wir Ereignisse nicht leiten, sondern ihnen folgen sollen.
Sokrates hat nicht einmal darüber nachgedacht; obwohl er wusste, dass er vielleicht dafür sterben würde. Aber was bedeutete das für ihn? Denn es war etwas anderes, das er bewahren wollte, nicht sein Fleisch; aber seine Treue, seine Ehre, frei von Angriff oder Unterwerfung. Und danach, als er sein Leben verteidigen sollte, benimmt er sich wie einer, der Kinder hat, oder wie eine Frau? Nein, aber wie ein Mann allein auf der Welt. Und wie verhält er sich, wenn er das Gift trinken muss? Wenn er fliehen könnte und Kriton ihn wegen seiner Kinder aus dem Gefängnis fliehen lassen wollte, was hat er gesagt? Hält er es für eine Glückschance? Wie soll er? Aber er denkt darüber nach, was wird, und sieht und betrachtet nichts anderes. „Denn ich bin nicht bestrebt, diesen erbärmlichen Körper zu bewahren“, sagt er, „aber den Teil, der durch Gerechtigkeit verbessert und bewahrt wird, und durch Ungerechtigkeit beeinträchtigt und zerstört.“ Sokrates ist nicht grundsätzlich zu bewahren. Wer sich weigerte, für das zu stimmen, was die Athener geboten hatten; wer die dreißig Tyrannen verachtete; wer solche Diskurse über Tugend und sterbliche Schönheit hielt, ein solcher Mann soll nicht durch eine niedere Handlung erhalten werden, sondern durch Sterben, anstatt wegzulaufen. Denn ein guter Schauspieler ist gerettet, wenn er aufhört, wenn er aufhören soll, anstatt über seine Zeit hinaus zu handeln.
"Was wird dann aus Ihren Kindern werden?" - "Wenn ich nach Thessalien gegangen wäre, hättest du dich um sie gekümmert; und wird es niemanden geben, der sich um sie kümmert, wenn ich in den Hades zurückkehre?" Du siehst, wie er den Tod verspottet und mit ihm spielt. Aber wenn Sie oder ich gewesen wären, hätten wir jetzt mit philosophischen Argumenten beweisen müssen, dass diejenigen, die ungerecht handeln, auf ihre eigene Weise zu entschädigen sind; und wir hätten hinzufügen müssen: "Wenn ich fliehe, werde ich vielen von Nutzen sein; wenn ich sterbe, keinem. Nein, wenn es nötig gewesen wäre, hätten wir uns durch ein Mauseloch geschlichen, um zu entkommen. Aber wie hätten wir jemandem von Nutzen sein können? Wo könnten wir von Nutzen sein? Wenn wir lebendig nützlich wären, sollten wir der Menschheit dann nicht noch nützlicher sein, indem wir sterben, wenn wir sollten und wie wir sollten? Und nun ist die Erinnerung an den Tod des Sokrates nicht weniger, sondern noch nützlicher für die Welt als die Erinnerung an die Dinge, die er zu Lebzeiten getan und gesagt hat.“
Studieren Sie diese Punkte, diese Prinzipien, diese Reden; betrachten Sie diese Beispiele, wenn Sie frei wären, wenn Sie die Sache im Verhältnis zu ihrem Wert wünschen. Und wo ist das Wunder, dass Sie eine so gute Sache zum Preis anderer Dinge kaufen sollten, seien sie nie so viele und so groß? Einige erhängen sich, andere brechen sich das Genick, und manchmal sind sogar ganze Städte für das zerstört worden, was als Freiheit gilt; und werden Sie nicht um der wahren und sicheren und unantastbaren Freiheit willen Gott das, was er gegeben hat, zurückzahlen, wenn er es verlangt? Werden Sie nicht nur, wie Platon sagt, studieren, wie man stirbt, sondern auch, wie man gefoltert, verbannt und gegeißelt wird, und, kurz gesagt, wie man all das aufgibt, was anderen gehört?
Wenn nicht, wirst du ein Sklave unter Sklaven sein, obwohl du zehntausendmal Konsul wärst. Und obwohl du dich zum Palast erheben solltest, wirst du trotzdem ein Sklave sein.
Viele andere gibt es, sowohl Männer als auch Frauen, die auf verschiedene Weise gelitten haben.
Warum müssen wir den Rest beim Namen oder bei der Anzahl der Männer erwähnen oder uns die verschiedenen Leiden der bewundernswerten Märtyrer Christi vorstellen? Einige von ihnen wurden mit der Axt getötet, wie in Arabien. Die Glieder einiger waren gebrochen, wie in Kappadokien. Einige, die mit gesenktem Kopf von den Füßen aufgerichtet wurden und unter ihnen ein leichtes Feuer brannte, wurden vom Rauch erstickt, der aus dem brennenden Holz entstand, wie es in Mesopotamien geschehen war. Andere wurden verstümmelt, indem sie ihnen Nasen, Ohren und Hände abschnitten und die anderen Glieder und Körperteile, wie in Alexandria, in Stücke schnitten.
Warum müssen wir die Erinnerung an diejenigen in Antiochia wiederbeleben, die auf dem Rost geröstet wurden, um sie nicht zu töten, sondern um sie einer bleibenden Bestrafung zu unterziehen? Oder von anderen, die es vorzogen, die rechte Hand ins Feuer zu stecken, anstatt das gottlose Opfer zu berühren? Einige, die sich vor dem Prozess zurückzogen, anstatt genommen zu werden und in die Hände ihrer Feinde zu fallen, stürzten sich aus hohen Häusern und hielten den Tod für vorzuziehen gegenüber der Grausamkeit der Gottlosen.
Eine bestimmte heilige Person, eine Frau, deren Seele für ihre Tugend bewundernswert ist, die in Antiochien über alle Maßen für Reichtum, Familie und Ansehen berühmt war, hatte ihre beiden Töchter, die sich eben in der Frische befanden, in den Grundsätzen der Religion erzogen und in der Blüte des Lebens. Da ihr großer Neid erregt war, wurden alle Mittel eingesetzt, um sie in ihrer Verschleierung zu finden; und als festgestellt wurde, dass sie fort waren, wurden sie betrügerisch nach Antiochia gerufen. So wurden sie in den Netzen der Soldaten gefangen. Als die Frau sich und ihre Töchter so hilflos sah und wusste, dass die schrecklichen Dinge, von denen die Männer sprechen würden, ihnen schaden würden, und das unerträglichste aller schrecklichen Dinge, die drohende Verletzung ihrer Keuschheit, ermahnte sie sich selbst und die Mädchen, dass sie sich nicht einmal unterwerfen sollten, um davon zu hören. Denn sie sagte: dass es schlimmer war als alle Todesfälle und Zerstörungen, ihre Seelen der Sklaverei der Dämonen zu überlassen; und sie stellte ihnen die einzige Befreiung von all diesen Dingen vor: Flucht zu Christus.
Sie hörten auf ihren Rat. Und nachdem sie ihre Kleider in geeigneter Weise arrangiert hatten, gingen sie von der Mitte der Straße weg, nachdem sie von den Wachen etwas Zeit für die Ruhe verlangt hatten, und warfen sich in einen Fluss, der vorbeifloss.
So haben sie sich selbst zerstört. Aber es gab zwei andere Jungfrauen in der gleichen Stadt Antiochia, die Gott in allen Dingen dienten und wahre Schwestern waren, die in der Familie berühmt und im Leben ausgezeichnet waren, jung und blühend, ernst im Sinn, verhaltend sich fromm und waren bewundernswert für ihren Eifer. Als könnte die Erde solche Vorzüglichkeit nicht ertragen, befahlen die Dämonenanbeter, sie ins Meer zu werfen. Und das wurde ihnen angetan.
Im Pontus erlitten andere schreckliche Leiden. Ihre Finger wurden mit scharfem Schilf unter den Nägeln durchbohrt. Geschmolzenes Blei, das vor Hitze sprudelte und kochte, wurde auf den Rücken anderer gegossen, und sie wurden an den empfindlichsten Stellen des Körpers geröstet.
Andere ertrugen beschämende und unmenschliche und nicht zu erwähnende Qualen in ihren Eingeweiden und im Innern, die die edlen und gesetzestreuen Richter erfanden, um ihre Strenge als ehrenhaftere Manifestationen der Weisheit zu zeigen. Und ständig wurden neue Foltermethoden erfunden, als wollten sie sich gegenseitig übertreffen, um bei einem Wettbewerb Preise zu gewinnen.
Aber am Ende dieser Katastrophen, als sie endlich keine größeren Grausamkeiten erfinden konnten und sie es leid waren, getötet zu werden, und mit dem vergossenen Blut gefüllt und gesättigt waren, wandten sie sich dem zu, was sie als barmherzig und menschlich betrachteten, so dass sie keine schrecklichen Dinge mehr gegen uns zu entwickeln schienen.
Denn sie sagten, es sei nicht angebracht, die Städte mit dem Blut ihres eigenen Volkes zu verschmutzen oder die Regierung ihrer Herrscher, die freundlich und mild gegenüber allen war, durch übermäßige Grausamkeit zu diffamieren; sondern dass die Wohltat der menschlichen und königlichen Autorität auf alle ausgedehnt und wir nicht länger getötet werden sollten. Denn die Verhängung dieser Strafe auf uns sollte aufgrund der Menschlichkeit der Herrscher gestoppt werden.
Daher wurde befohlen, dass unser Augenlicht gelöscht und wir in einem unserer Glieder verstümmelt werden sollten. Denn solche Dinge waren menschlich in ihren Augen und die leichteste Strafe für uns. So war es jetzt wegen dieser gütigen Behandlung durch die Gottlosen unmöglich, die unkalkulierbare Anzahl derer zu sagen, deren rechte Augen zuerst mit dem Schwert herausgeschnitten und dann mit Feuer geätzt worden waren; oder die am linken Fuß durch das Verbrennen der Gelenke behindert und anschließend zu den Kupferminen der Provinz verurteilt worden waren, weniger wegen Dienstes als vielmehr wegen Not und Qual. Abgesehen von all dem sind andere auf andere Prüfungen gestoßen, von denen es unmöglich ist zu erzählen; denn ihre männliche Ausdauer übertrifft jede Beschreibung.
In diesen Konflikten leuchteten die edlen Märtyrer Christi auf der ganzen Welt und überraschten überall diejenigen, die ihre Männlichkeit sahen; und die Beweise für die wahrhaft göttliche und unaussprechliche Kraft unseres Erlösers wurden durch sie offenbart. Jeden namentlich zu erwähnen, wäre eine lange Aufgabe, wenn nicht sogar unmöglich.
Glauben Sie mir, lieber Wilhelm, ich habe nicht auf Sie angespielt, als ich so streng von denen sprach, die dem unvermeidlichen Schicksal den Rücktritt nahe legen. Ich hielt es nicht für möglich, dass Sie sich einem solchen Gefühl hingeben. Aber in Wirklichkeit hast du recht. Ich schlage nur einen Einwand vor. In dieser Welt wird man selten so reduziert, um eine Auswahl zwischen zwei Alternativen zu treffen. Es gibt so viele Verhaltens- und Meinungsverschiedenheiten wie es Wendungen zwischen einer Adlernase und einer Stupsnase gibt.
Sie werden mir daher erlauben, Ihre gesamte Argumentation zuzulassen und dennoch Mittel zu finden, um Ihrem Dilemma zu entkommen.
Ihre Position ist folgende, ich höre Sie sagen: „Entweder haben Sie Hoffnungen, Charlotte zu bekommen, oder Sie haben keine. Nun, im ersten Fall setzen Sie Ihren Kurs und setzen Sie die Erfüllung Ihrer Wünsche fort. Im zweiten Fall sei ein Mann und schüttle eine elende Leidenschaft ab, die dich erniedrigen und zerstören wird.“ Mein lieber Freund, das ist gut und leicht gesagt.
Aber würden Sie ein elendes Wesen verurteilen, dessen Leben unter einer anhaltenden Krankheit langsam vergeht, sich sofort mit einem Dolchschlag abzusenden? Beraubt ihn nicht gerade die Unordnung, die seine Kraft verzehrt, des Mutes, seine Befreiung herbeizuführen?
Wenn Sie möchten, können Sie mir mit einer ähnlichen Analogie antworten: "Wer würde es nicht vorziehen, wenn ein Arm durch Zweifel und Zögern amputiert wird, wenn das Leben gefährdet wird?"
Genug! Es gibt Momente, Wilhelm, in denen ich aufstehen und alles abschütteln könnte, und wenn ich nur wüsste, wohin ich gehen könnte, würde ich von hier fliehen.
Albert ist mit Sicherheit der beste Kerl der Welt. Ich hatte gestern eine seltsame Szene mit ihm. Ich ging, um mich von ihm zu verabschieden; denn ich nahm es mir in den Sinn, ein paar Tage in diesen Bergen zu verbringen, von wo ich dir jetzt schreibe. Als ich in seinem Zimmer auf und ab ging, fiel mein Blick auf seine Pistolen. "Leihen Sie mir diese Pistolen", sagte ich, "für meine Reise." - "Auf jeden Fall", antwortete er, "wenn Sie sich die Mühe machen, sie zu laden; denn sie hängen nur zur Form da.“ Ich nahm eine von ihnen herab; und er fuhr fort: „Seit ich beinahe unter meiner äußersten Vorsicht gelitten habe, will ich nichts mit solchen Dingen zu tun haben.“ Ich war neugierig, die Geschichte zu hören. "Ich habe bei einem Freund auf dem Land gewohnt", sagte er. „Ich hatte eine Pistolenhülle mit, die entladen war. Und ich habe ohne Angst geschlafen. An einem regnerischen Nachmittag saß ich alleine und tat nichts, als es mir in den Sinn kam, ich weiß nicht wie, dass das Haus angegriffen werden könnte, dass wir die Pistolen benötigen könnten, dass wir, kurz gesagt, Sie wissen, wie wir weiter phantasieren, wenn wir nichts Besseres zu tun haben. Ich gab dem Diener die Pistolen zum Reinigen und Laden.“
„Er spielte mit der Magd und versuchte sie zu erschrecken, als die Pistole losging, Gott weiß wie! Der Ladestock war im Lauf; und es ging direkt durch ihre rechte Hand und zerschmetterte den Daumen. Ich musste die ganze Klage ertragen und die Rechnung des Chirurgen bezahlen; seitdem habe ich alle meine Waffen ungeladen gelassen. Aber, mein lieber Freund, was nützt Klugheit? Wir können niemals auf der Hut sein vor allen möglichen Gefahren. Jedoch...“ Jetzt müssen Sie wissen, dass ich alle Menschen tolerieren kann, bis sie zum Jedoch kommen; denn es ist selbstverständlich, dass jede universelle Regel ihre Ausnahmen haben muss. Aber er ist so überaus genau, dass er, wenn er nur glaubt, ein Wort zu präzis oder zu allgemein oder nur zur Hälfte wahr gesagt zu haben, nie aufhört, sich zu qualifizieren, zu modifizieren und zu verringern, bis er es schließlich nichts zu sagen scheint. Bei dieser Gelegenheit war Albert tief in sein Thema vertieft. Ich hörte auf, ihm zuzuhören, und verlor mich in Träumereien. Mit einer plötzlichen Bewegung richtete ich den Pistolenmund über das rechte Auge auf meine Stirn. "Was meinst du?" schrie Albert und drehte die Pistole zurück. "Sie ist nicht geladen", sagte ich. "Und auch wenn nicht", antwortete er mit Ungeduld, "was können Sie meinen? Ich kann nicht verstehen, wie ein Mann so verrückt sein kann, sich selbst zu erschießen, und die bloße Vorstellung davon schockiert mich.“
"Aber warum sollte jemand", sagte ich, "es wagen, von einer Handlung zu sprechen, sie für verrückt oder weise oder gut oder schlecht zu erklären? Was bedeutet das alles? Haben Sie die geheimen Motive unseres Handelns sorgfältig studiert? Verstehst du? Kannst du die Ursachen erklären, aus denen sie stammen, und sie unvermeidlich machen? Wenn du kannst, wirst du mit deiner Entscheidung weniger hastig sein.“
"Aber Sie werden erlauben," sagte Albert, "dass einige Handlungen kriminell sind, lassen Sie sie von irgendwelchen Motiven entspringen, wie sie können." Ich gewährte es, und zuckte meine Schultern.
„Aber trotzdem, mein guter Freund“, fuhr ich fort, „gibt es auch hier einige Ausnahmen. Diebstahl ist ein Verbrechen; aber der Mann, der ihn aus extremer Armut begeht, ohne böse Absicht, nur um seine Familie vor dem Untergang zu retten, ist er ein Objekt des Mitleids oder der Bestrafung? Wer wird den ersten Stein auf einen Ehemann werfen, der in der Hitze gerechten Grolls seine treulose Frau und ihren perfiden Verführer opfert? Oder bei der jungen Jungfrau, die sich in ihrer schwachen Stunde der Entrückung in den ungestümen Liebesfreuden vergisst? Sogar unsere Gesetze, kalt und grausam wie sie sind, geben in solchen Fällen nach und halten ihre Strafe zurück.“
"Das ist eine ganz andere Sache", sagte Albert; "weil ein Mann unter dem Einfluss gewalttätiger Leidenschaft jede Reflexionskraft verliert und als berauscht oder verrückt angesehen wird."
"Oh! Ihr Menschen mit gesundem Verständnis", erwiderte ich lächelnd, "ihr seid immer bereit, Extravaganz und Wahnsinn und Rausch zu sagen! Ihr moralischen Männer seid so ruhig und so niedergeschlagen! Sie verabscheuen den Betrunkenen und verabscheuen den Extravaganten; du gehst vorbei wie der Levit und dankst Gott wie der Pharisäer, dass du nicht wie einer von ihnen bist. Ich war mehr als einmal betrunken, meine Leidenschaften waren immer nur extravagant: Ich schäme mich nicht, es zu gestehen; denn ich habe aus eigener Erfahrung erfahren, dass alle außergewöhnlichen Männer, die große und erstaunliche Taten vollbracht haben, immer von der Welt als betrunken oder verrückt eingestuft wurden. Und ist es auch im privaten Bereich nicht unerträglich, dass niemand eine edle oder großzügige Tat vollziehen kann, ohne den Ausruf zu erwecken, der Handelnde sei betrunken oder verrückt? Schande über euch, ihr Weltweisen!"
"Dies ist ein weiterer von Ihrem extravaganten Humor", sagte Albert, "Sie übertreiben immer einen Fall, und in dieser Angelegenheit liegen Sie zweifellos falsch; denn wir sprachen vom Selbstmord, den Sie mit großen Taten vergleichen, wenn es doch unmöglich ist, ihn als etwas anderes als eine Schwäche zu betrachten. Es ist viel einfacher zu sterben, als mit Standhaftigkeit ein Leben im Elend zu führen.“
Ich war im Begriff, das Gespräch abzubrechen, denn nichts bringt mich so sehr aus der Geduld, als die Äußerung eines elenden Alltagsmenschen, wenn ich von ganzem Herzen spreche. Ich nahm mich jedoch zusammen, weil ich dieselbe Beobachtung oft genug ärgerlich gehört hatte; und ich antwortete ihm daher mit wenig Wärme: „Du nennst das eine Schwäche? Hüte dich davor, von den Erscheinungen in die Irre geführt zu werden. Wenn eine Nation, die lange unter dem unerträglichen Joch eines Tyrannen gestöhnt hat, sich endlich erhebt und ihre Ketten abwirft, nennt man das Schwäche? Der Mann, der sein Haus vor den Flammen retten will, findet seine körperliche Kraft verdoppelt, so dass er mühelos Lasten hebt, die er ohne Aufregung kaum bewegen könnte; wer unter der Wut einer Beleidigung eine halbe Truppe seiner Feinde angreift und in die Flucht schlägt, sollen solche Personen schwach genannt werden? Mein guter Freund, wenn Widerstand Stärke ist, wie kann der höchste Grad an Widerstand eine Schwäche sein?“
Albert sah mich standhaft an und sagte: »Bitte, vergib mir, aber ich sehe nicht, dass die Beispiele, die du angeführt hast, in irgendeiner Beziehung zu der Frage stehen.“ - „Sehr wahrscheinlich“, antwortete ich. „Denn mir wurde oft gesagt, dass mein Illustrationsstil ein wenig absurd ist. Aber lassen Sie uns sehen, ob wir die Angelegenheit nicht in einen anderen Blickwinkel versetzen können, indem wir nach dem Geisteszustand eines Menschen fragen, der beschließt, sich von der Bürde des Lebens zu befreien, einer Bürde, die oft so angenehm zu tragen ist, denn wir können ansonsten nicht vernünftig über das Thema reden.“
"Die menschliche Natur", fuhr ich fort, "hat ihre Grenzen. Sie ist in der Lage, ein gewisses Maß an Freude, Trauer und Schmerz zu ertragen, wird jedoch vernichtet, sobald dieses Maß überschritten wird. Die Frage ist daher nicht, ob ein Mann stark oder schwach ist, sondern ob er das Maß seiner Leiden ertragen kann. Das Leiden kann moralisch oder physisch sein; und meiner Meinung nach ist es genauso unangebracht, einen Mann einen Feigling zu nennen, der sich selbst zerstört, wie einen Mann einen Feigling zu nennen, der an bösartigem Fieber stirbt.“
"Paradox, alles paradox!" rief Albert aus. "Nicht so paradox, wie Sie sich vorstellen", antwortete ich. „Sie gestatten, dass wir eine Krankheit als tödlich bezeichnen, wenn die Natur so stark angegriffen und ihre Kraft so erschöpft ist, dass sie ihren früheren Zustand möglicherweise nicht wiederherstellen kann, wenn sich etwas ändert.“
„Nun, mein guter Freund, wende dies auf den Verstand an. Beobachten Sie einen Mann in seinem natürlichen, isolierten Zustand. Überlegen Sie, wie Ideen wirken und wie Eindrücke auf ihn einwirken, bis ihn schließlich eine heftige Leidenschaft erfasst, die alle seine Kräfte des ruhigen Nachdenkens zerstört und ihn völlig ruiniert.“
„Es ist vergebens, dass ein Mann mit gesundem Verstand und kühlem Temperament den Zustand eines solchen elenden Wesens versteht, vergebens, dass er ihn berät. Er kann ihm seine eigene Weisheit nicht mehr mitteilen, als ein gesunder Mann dem Invaliden, an dessen Bett er sitzt, seine Kraft einflößen kann.“
Albert fand das zu allgemein. Ich erinnerte ihn an ein Mädchen, das sich kurz zuvor ertränkt hatte, und erzählte ihre Geschichte.
„Sie war eine gute Kreatur, die in der engen Sphäre der Haushaltsindustrie und der wöchentlich ernannten Arbeit aufgewachsen war, eine, die kein Vergnügen kannte, als sonntags spazieren zu gehen, in ihrer besten Kleidung, begleitet von ihren Freunden, auf einem Festival hin und wieder zu tanzen und in ihrer Freizeit mit einer Nachbarin zu plaudern und über den Skandal zu diskutieren oder die Streitereien des Dorfes, Kleinigkeiten, die ausreichen, um ihr Herz zu beschäftigen. Schließlich wird die Wärme ihrer Natur von bestimmten neuen und unbekannten Wünschen beeinflusst. Von den Schmeicheleien der Männer entzündet, werden ihre früheren Freuden allmählich fade, bis sie schließlich einem Jugendlichen begegnet, zu dem sie von einem unbeschreiblichen Gefühl hingezogen wird; auf ihm ruhen jetzt alle ihre Hoffnungen; sie vergisst die Welt um sich herum; sie sieht, hört, wünscht nichts als ihn und nur immer ihn. Er allein beschäftigt alle ihre Gedanken. Sie hofft, unbeschadet des müßigen Genusses einer leeren Eitelkeit, deren Zuneigung sich stetig ihrem Gegenstand nähert, sein zu werden und in einer immerwährenden Vereinigung mit ihm all das Glück zu verwirklichen, das sie suchte, all das Glück, nach dem sie sich sehnte. Seine wiederholten Versprechungen bestätigen ihre Hoffnungen: Umarmungen und Liebkosungen, die die Begeisterung ihrer Begierden erhöhen, beherrschen ihre Seele. Sie schwebt in einer trüben, trügerischen Erwartung ihres Glücks; und ihre Gefühle werden zu ihrer äußersten Spannung aufgeregt. Sie streckt endlich die Arme aus, um den Gegenstand all ihrer Wünsche zu umarmen, und ihr Geliebter verlässt sie! Betäubt und verwirrt steht sie an einem Abgrund. Alles ist Dunkelheit um sie herum. Keine Aussicht, keine Hoffnung, kein Trost! Aufgegeben von dem, auf den sich ihre Existenz konzentrierte! Sie sieht nichts von der weiten Welt vor sich, denkt nicht an die vielen Individuen, die die Leere in ihrem Herzen versorgen könnten; sie fühlt sich verlassen und von der Welt verraten. Und, geblendet und getrieben von der Qual, die ihre Seele umringt, stürzt sie sich in die Tiefe, um ihre Leiden in der weiten Umarmung des Todes zu beenden. Sehen Sie hier, Albert, die Geschichte von Tausenden; und sag mir, ist das nicht ein Fall von körperlicher Gebrechlichkeit? Die Natur hat keine Möglichkeit, dem Labyrinth zu entkommen: Ihre Kräfte sind erschöpft: Sie kann nicht länger kämpfen, und die arme Seele muss sterben.“
„Schande über den, der ruhig zuschauen und rufen kann: Das dumme Mädchen! Sie hätte warten sollen; sie hätte Zeit haben sollen, um den Eindruck abzunutzen; ihre Verzweiflung wäre gelindert worden, und sie hätte einen anderen Liebhaber gefunden, der sie tröstet. - Man könnte genauso gut sagen: Der Dummkopf, an Fieber zu sterben! Warum wartete er nicht, bis seine Kraft wiederhergestellt war, bis sein Blut ruhig wurde? Dann wäre alles gut gegangen, und er wäre jetzt am Leben.“
Albert, der die Gerechtigkeit des Vergleichs nicht erkennen konnte, brachte einige weitere Einwände vor und drängte unter anderem darauf, dass ich den Fall eines bloßen ignoranten Mädchens angenommen habe. Aber wie man einen Menschen mit mehr Verstand und Erfahrung entschuldigen könnte, konnte er nicht nachvollziehen. „Mein Freund!“ rief ich aus, „der Mensch ist nur Mensch; und wie groß sein logisches Denken auch sein mag, es nützt nichts, wenn die Leidenschaft in ihm wütet, und er fühlt sich an die engen Grenzen der Natur gebunden.“ Sagte ich und holte meinen Hut. Ach! Mein Herz war voll; und wir trennten uns ohne Überzeugung auf beiden Seiten. Wie selten würden sich Männer dabei verstehen!
Es ist, als wäre ein Vorhang vor meine Augen gezogen worden, und anstelle der Aussicht auf ewiges Leben gähnte der Abgrund eines immer offenen Grabes vor mir. Können wir von irgendetwas sagen, was existiert, wenn alles vergeht, wenn die Zeit mit der Geschwindigkeit eines Sturms alle Dinge weiterbringt und unser vorübergehendes Dasein, das vom Strom vorangetrieben wird, entweder von den Wellen verschluckt oder zerschmettert wird gegen die Felsen? Es gibt keinen Moment außer dir und für alles um dich herum, keinen Moment, in dem du nicht selbst zum Zerstörer wirst. Der unschuldigste Spaziergang beraubt Tausende armer Insekten des Lebens: Ein Schritt zerstört das Gewebe der fleißigen Ameise und verwandelt eine kleine Welt in Chaos. Nein, es sind nicht die großen und seltenen Katastrophen der Welt, die Überschwemmungen, die ganze Dörfer hinwegfegen, die Erdbeben, die unsere Städte verschlingen, die mich betreffen. Mein Herz ist verzehrt von dem Gedanken an diese zerstörerische Kraft, die in jedem Teil der universellen Natur verborgen liegt. Die Natur hat nichts geformt, was sich und jedes Objekt in seiner Nähe nicht aufzehrt. Umgeben von Erde und Luft und all den aktiven Kräften wandere ich mit schmerzendem Herzen auf meinem Weg. und das Universum ist für mich ein ängstliches Monster, das immer seine eigenen Nachkommen verschlingt.
Ich konnte mich kaum zurückhalten und war bereit, mich zu ihren Füßen zu werfen. "Erkläre dich!" rief ich. Tränen liefen über ihre Wangen. Ich wurde ziemlich hektisch. Sie wischte sie weg, ohne zu versuchen, sie zu verbergen. „Du kennst meine Tante“, fuhr sie fort. „Sie war anwesend: und in welchem Licht betrachtet sie die Angelegenheit! Letzte Nacht, und heute morgen, Werther, war ich gezwungen, einen Vortrag über meine Bekanntschaft mit Ihnen zu hören. Ich war gezwungen zu hören, wie Sie verurteilt und entwertet wurden. und ich konnte nicht, ich wagte es nicht, viel zu Ihrer Verteidigung sagen."
Jedes Wort, das sie aussprach, war ein Dolch in meinem Herzen. Sie fühlte nicht, was für eine Gnade es gewesen wäre, alles vor mir zu verbergen. Sie erzählte mir außerdem die ganze Zumutung, die weiter verbreitet werden würde, und wie die Böswilligen triumphieren würden; wie freuten sie sich über die Bestrafung meines Stolzes, über meine Demütigung für den Mangel an Wertschätzung für andere, der mir oft vorgeworfen worden war. Um das alles zu hören, Wilhelm, von ihr mit aufrichtigster Anteilnahme ausgesprochen, erweckte alle meine Leidenschaften; und ich bin immer noch in einem Zustand extremer Aufregung. Ich wünschte, ich könnte einen Mann finden, der mich über dieses Ereignis verhöhnt. Ich würde ihn meinem Groll opfern. Der Anblick seines Blutes könnte möglicherweise eine Erleichterung für meine Wut sein. Hundertmal habe ich einen Dolch ergriffen, um diesem unterdrückten Herzen Erleichterung zu verschaffen. Naturforscher berichten von einer edlen Rasse von Pferden, die instinktiv mit den Zähnen eine Ader öffnen, wenn sie über einen langen Zeitraum erhitzt und erschöpft sind, um freier zu atmen. Ich bin oft versucht, eine Ader zu öffnen, um mir ewige Freiheit zu verschaffen.
Ossian hat Homer in meinem Herzen abgelöst. Zu was für einer Welt trägt mich der berühmte Barde! Über pfadlose Wildnis zu wandern, umgeben von ungestümen Wirbeln, wo wir im schwachen Licht des Mondes die Geister unserer Vorfahren sehen; von den Berggipfeln zu hören, inmitten des Brüllens der Ströme, ihre klagenden Geräusche, die aus tiefen Höhlen kommen, und das traurige Wehklagen einer Jungfrau, die auf dem moosigen Grab des Kriegers seufzt, von dem sie verehrt wurde. Ich treffe diesen Barden mit den silbernen Haaren; er wandert ins Tal; er sucht die Fußstapfen seiner Väter, und leider! er findet nur ihre Gräber. Wenn sie dann den blassen Mond betrachtet, der unter den Wellen des rollenden Meeres versinkt, fällt dem Helden die Erinnerung an vergangene Tage ein, Tage, an denen er sich der Gefahr näherte, belebten den Mutigen, und der Mond schien auf seine mit Beute beladene Barke. Und triumphierend wird er zurückkehren. Wenn ich in seinem Antlitz tiefe Trauer lese, wenn ich sehe, dass sein sterbender Ruhm erschöpft im Grab versinkt, wenn er neue und herzzerreißende Freude von seiner bevorstehenden Vereinigung mit seiner Geliebten einatmet und einen Blick auf die kalte Erde und das Gras wirft, das ihn bald bedecken wird, und ruft dann aus: "Der Reisende wird kommen, der wird kommen, der meine Schönheit gesehen hat, und er wird fragen: Wo ist der Barde, wo ist der berühmte Sohn von Fingal? Er wird über mein Grab gehen und mich vergeblich suchen!“ Dann, oh mein Freund, könnte ich augenblicklich wie ein echter und edler Ritter mein Schwert ziehen und meinen Prinzen von der langen und schmerzhaften Trägheit eines lebendigen Todes befreien und entlassen meine eigene Seele, um dem Halbgott zu folgen, den meine Hand befreit hatte!
Zeuge, Himmel, wie oft ich mich mit dem Wunsch und sogar der Hoffnung in mein Bett lege, dass ich nie wieder aufwache. Und am Morgen, wenn ich meine Augen öffne, sehe ich noch einmal die Sonne und bin elend. Wenn ich skurril wäre, könnte ich das Wetter oder einen Bekannten oder eine persönliche Enttäuschung für meinen unzufriedenen Verstand verantwortlich machen; und dann würde diese unerträgliche Last der Schwierigkeiten nicht ganz auf mir selbst ruhen. Aber leider! Ich fühle es zu traurig. Ich bin allein die Ursache meines eigenen Leids, nicht wahr? Wahrlich, mein eigener Busen enthält die Quelle all meines Leidens, wie er früher die Quelle all meines Vergnügens war. Bin ich nicht dasselbe Wesen, das einst ein Übermaß an Glück hatte, das auf Schritt und Tritt das Paradies offen vor sich sah und dessen Herz sich immer nach der ganzen Welt ausbreitete? Und dieses Herz ist jetzt tot, kein Gefühl kann es wiederbeleben; meine Augen sind trocken; und meine Sinne, nicht mehr erfrischt durch den Einfluss weicher Tränen, die mein Gehirn verdorren und verzehren, leiden sehr, denn ich habe den einzigen Reiz des Lebens verloren: diese aktive, heilige Kraft, die Welten um mich herum erschuf, sie ist nicht mehr. Wenn ich von meinem Fenster aus auf die fernen Hügel schaue und die Morgensonne sehe, die durch die Nebel bricht und das Land erleuchtet, das immer noch in Stille gehüllt ist, während sich der sanfte Strom sanft durch die Weiden windet, die ihre Blätter vergossen haben; wenn die herrliche Natur all ihre Schönheiten vor mir zeigt und ihre wundersamen Aussichten nicht ausreichen, um eine Träne der Freude aus meinem verdorrten Herzen zu ziehen, fühle ich, dass ich in einem solchen Moment wie ein Verworfener vor dem Himmel stehe, verhärtet, unempfindlich und ungerührt. Oft beuge ich dann mein Knie zur Erde und flehe Gott um den Segen der Tränen an!
Aber ich habe das Gefühl, dass Gott unseren wichtigsten Bitten weder Sonnenschein noch Regen gewährt. Und oh, diese vergangenen Tage, deren Erinnerung mich jetzt quält! Warum hatten sie so viel Glück? Weil ich da mit Geduld auf den Segen des Ewigen wartete und seine Gaben mit den dankbaren Gefühlen eines dankbaren Herzens empfing.
Was ist das Schicksal des Menschen, als das Maß seiner Leiden aufzufüllen und seinen zugeteilten Becher Bitterkeit zu trinken? Und wenn sich derselbe Kelch für den Gott des Himmels in menschlicher Gestalt als bitter herausstellte, warum sollte ich dann einen törichten Stolz berühren und ihn süß nennen? Warum sollte ich mich schämen, in diesem ängstlichen Moment zu vergehen, wenn mein ganzes Wesen zwischen Existenz und Vernichtung zittern wird, wenn eine Erinnerung an die Vergangenheit wie ein Blitz den dunklen Abgrund der Zukunft erleuchten wird, wenn sich alles um mich herum auflösen wird und die ganze Welt verschwindet? Ist dies nicht die Stimme einer Kreatur, die jenseits aller Ressourcen unterdrückt ist, sich selbst überfordert sieht, in unvermeidliche Zerstörung zu stürzen und tief in ihrer unzureichenden Stärke zu stöhnen: „Mein Gott! mein Gott! Warum hast du mich verlassen?“ Und sollte ich mich schämen, denselben Ausdruck zu äußern? Sollte ich nicht schaudern über eine Aussicht, die ihre Ängste hatte, selbst für den, der den Himmel wie ein Gewand zusammenklappt?
Sie fühlt nicht, sie weiß nicht, dass sie ein Gift vorbereitet, das uns beide zerstören wird; und ich trinke tief von dem Trank, der meine Zerstörung beweisen soll. Was bedeuten diese freundlichen Blicke, mit denen sie oft - oft? nein, nicht oft, aber manchmal betrachtet sie mich mit jener Selbstzufriedenheit, mit der sie die unfreiwilligen Gefühle hört, die mir häufig entgehen, und das zarte Mitleid mit meinen Leiden, das in ihrem Antlitz auftaucht?
Wir müssen also nur gewissenhaft über die Tatsachen berichten, die uns unsere fleißige Arbeit ermöglicht hat, die Briefe des Verstorbenen zu sammeln, und insbesondere auf das kleinste Fragment aus seiner Feder zu achten, zumal es so schwer ist, zu entdecken die wahren und richtigen Motive von Männern, die nicht der allgemeinen Ordnung angehören.
Trauer und Unzufriedenheit hatten in Werthers Seele tiefe Wurzeln geschlagen und seinem ganzen Wesen allmählich ihren Charakter verliehen. Die Harmonie seines Geistes wurde völlig gestört; eine fortwährende Erregung und geistige Verärgerung, die seine natürlichen Kräfte schwächte, die traurigsten Auswirkungen auf ihn hatte und ihn schließlich zum Opfer einer Erschöpfung machte, gegen die er mit noch schmerzhafteren Anstrengungen kämpfte, als er sich gezeigt hatte, selbst im Kampf gegen seine anderen Unglücke. Seine mentale Angst schwächte seine verschiedenen guten Eigenschaften; und er wurde bald zu einem düsteren Gefährten, immer unglücklich und ungerecht in seinen Ideen, desto elender er wurde.
Der vergebliche Versuch, den unglücklichen Mörder zu retten, war der letzte schwache Schimmer einer Flamme, die kurz vor dem Erlöschen stand. Er versank fast unmittelbar danach in einen Zustand der Finsternis und Untätigkeit, bis er endlich zur vollkommenen Ablenkung gebracht wurde, indem er erfuhr, dass er als Zeuge gegen den Gefangenen geladen werden sollte, der seine völlige Unschuld geltend machte.
Sein Geist wurde jetzt von der Erinnerung an jedes Unglück seines vergangenen Lebens unterdrückt. Die Demütigung, die er beim Botschafter erlitten hatte, und seine nachfolgenden Probleme wurden in seiner Erinnerung wiederbelebt. Er wurde völlig untätig. Da er keine Energie mehr hatte, war er von allen Beschäftigungen und Tätigkeiten ausgeschlossen, aus denen sich das Geschäft des gemeinsamen Lebens zusammensetzte. Und er wurde ein Opfer seiner eigenen Anfälligkeit und seiner unruhigen Leidenschaft für die liebenswürdigste und geliebteste Frau, deren Frieden er zerstörte. In dieser unveränderlichen Eintönigkeit des Daseins wurden seine Tage verzehrt; und seine Kräfte waren ohne Ziel und Absicht erschöpft, bis sie ihn zu einem traurigen Ende brachten.
Ein paar Briefe, die er zurückgelassen hat und denen wir uns hier anschließen, sind der beste Beweis für seine Sorgen und die Tiefe seiner Leidenschaft, für seine Zweifel und Kämpfe und für seine Lebensmüdigkeit.
Lieber Wilhelm, ich bin auf den Zustand jener unglücklichen Menschen reduziert, die glauben, von einem bösen Geist verfolgt zu werden. Manchmal werde ich nicht durch Besorgnis oder Angst unterdrückt, sondern durch ein unaussprechliches inneres Gefühl, das mein Herz belastet und meinen Atem behindert! Dann wandere ich nachts, auch in dieser stürmischen Jahreszeit, und habe Freude daran, die schrecklichen Szenen um mich herum zu betrachten.
Gestern Abend bin ich ausgegangen. Plötzlich setzte ein rasches Auftauen ein: Mir war mitgeteilt worden, dass der Fluss gestiegen war, dass alle Bäche über ihre Ufer getreten waren und dass das ganze Walheimer Tal unter Wasser stand. Um zwölf Uhr eilte ich weiter. Ich sah einen ängstlichen Anblick. Die schäumenden Ströme, die im Mondlicht aus den Bergen rollten, Felder und Wiesen, Bäume und Hecken, waren verwirrt, und das ganze Tal wurde in einen tiefen See verwandelt, der vom tosenden Wind aufgewühlt wurde. Und als der Mond aufging und die schwarzen Wolken mit Silber färbte und der ungestüme Strom zu meinen Füßen schäumte und mit schrecklichem und großem Ungestüm hallte, überkam mich ein vermischtes Gefühl der Besorgnis und Freude. Mit ausgestreckten Armen schaute ich in den gähnenden Abgrund hinunter und rief: „Tauche ein!“ Für einen Moment verließen mich meine Sinne, in der intensiven Freude, meine Sorgen und Leiden durch einen Sprung in diesen Golf zu beenden! Und dann fühlte ich mich, als wäre ich auf der Erde verwurzelt und unfähig, mein Leid zu beenden! Aber meine Stunde ist noch nicht gekommen: ich fühle es noch nicht. Oh Wilhelm, wie gerne möchte ich meine Existenz aufgeben, um den Wirbelwind zu reiten oder den Strom zu umarmen! Und ist dann vielleicht nicht die Entrückung der Teil dieser befreiten Seele?
Ich wandte meinen traurigen Blick einem Lieblingsplatz zu, an dem ich es gewohnt war, nach einem anstrengenden Spaziergang mit Charlotte unter einer Weide zu sitzen. Ach! Sie war mit Wasser bedeckt, und mit Mühe fand ich sogar die Wiese. Und die Felder um das Jagdschloss, dachte ich, ist unsere Liebeslaube durch diesen erbärmlichen Sturm zerstört worden? Und ein Strahl vergangenen Glücks strömte über mich, wie der Geist eines Gefangenen von Träumen von Herden und Vieh und vergangenen Freuden der Heimat erleuchtet wird! Aber ich bin frei von Schuld. Ich habe Mut, zu sterben! Vielleicht habe ich ihn, aber ich sitze immer noch hier wie ein elender Bettler, der Almosen sammelt und sein Brot von Tür zu Tür bittet, damit er ein elendes Dasein, das er zu kündigen bereit ist, für ein paar Tage verlängert.
Was ist los mit mir, lieber Wilhelm? Ich habe Angst vor mir selbst! Ist meine Liebe zu ihr nicht reinster, heiligster und brüderlichster Natur? Wurde meine Seele jemals von einem eigensinnigen Verlangen besudelt? Aber ich werde keine Proteste erheben. Und nun, ihr nächtlichen Visionen, wie sehr haben diese Sterblichen euch verstanden, die eure verschiedenen widersprüchlichen Wirkungen einer unbesiegbaren Macht zuschreiben! Diese Nacht, ich zittere bei dem Bekenntnis, hielt ich sie in meinen Armen umschlungen: Ich drückte sie an meine Brust und bedeckte diese lieben Lippen mit unzähligen Küssen, die als Antwort sanfte Liebesbekundungen murmelten. Mein Blick wurde durch den köstlichen Rausch ihrer Augen verwirrt. O Himmel! Ist es sündig, wieder in solchem Glück zu schwelgen, diese entzückenden Momente mit intensiver Freude noch einmal in Erinnerung zu rufen? Charlotte! Charlotte! Ich bin verloren! Meine Sinne sind verwirrt, meine Erinnerung ist verwirrt, meine Augen sind in Tränen gebadet, ich bin krank; und doch geht es mir gut, ich wünsche mir nichts, ich habe keine Wünsche, es wäre besser, ich wäre gegangen.
Unter den oben genannten Umständen hatte die Entschlossenheit, diese Welt zu verlassen, Werthers Seele fest in Besitz genommen. Seit Charlottes Rückkehr war dieser Gedanke der letzte Gegenstand all seiner Hoffnungen und Wünsche gewesen; aber er hatte beschlossen, dass ein solcher Schritt nicht mit niedergeschlagenem Gemüt unternommen werden sollte, sondern mit Ruhe und Gelassenheit und mit vollkommener Überlegung.
Seine Schwierigkeiten und inneren Kämpfe können aus dem folgenden Fragment verstanden werden, das ohne Datum in seinen Papieren gefunden wurde und den Beginn eines Briefes an Wilhelm zu bilden scheint.
Ihre Anwesenheit, ihr Schicksal, ihr Mitgefühl für mich haben immer noch die Kraft, Tränen aus meinem verdorrten Gehirn zu extrahieren.
Einer hebt den Vorhang hoch und geht auf die andere Seite, das ist alles! Und warum all diese Zweifel und Verzögerungen? Weil wir nicht wissen, was dahinter steckt, weil es kein Zurück gibt und weil unser Verstand schlussfolgert, dass alles Dunkelheit und Verwirrung ist, wo wir nichts als Unsicherheit haben.
Sein Aussehen wurde durch die Wirkung seiner melancholischen Gedanken ziemlich verändert; und sein Entschluss wurde nun endgültig und unwiderruflich gefasst, wovon der folgende mehrdeutige Brief, den er an seinen Freund richtete, einen Beweis zu liefern scheint.
Am Montagmorgen, die 21. Dezember, schrieb er Charlotte den folgenden Brief, der in seinem Büro nach seinem Tod gefunden wurde, verschlossen, und wurde ihr gegeben. Ich werde ihn in Fragmenten einfügen; wie es aus mehreren Gründen scheint, dass er auf diese Weise geschrieben wurde.
Es ist alles vorbei, Charlotte. Ich bin entschlossen zu sterben! Ich gebe diese Erklärung absichtlich und gelassen, ohne romantische Leidenschaft, an diesem Morgen des Tages ab, an dem ich Sie zum letzten Mal sehen werde. In dem Moment, in dem du diese Zeilen liest, o beste Frau, wird das kalte Grab die leblosen Überreste dieses unruhigen und unglücklichen Wesens enthalten, das in den letzten Augenblicken seiner Existenz kein Vergnügen kannte, das so groß war wie das, mit dir zu sprechen! Ich habe eine schreckliche Nacht verbracht, oder besser gesagt, eine günstige; denn sie hat mich entschlossen gemacht, sie hat mein Ziel festgelegt. Ich bin entschlossen zu sterben. Als ich mich gestern von dir losriss, waren meine Sinne in Aufruhr und Unordnung; mein Herz war bedrückt, Hoffnung und Vergnügen waren für immer vor mir geflohen, und eine versteinernde Erkältung hatte mein elendes Wesen erfasst. Ich konnte mein Zimmer kaum erreichen. Ich warf mich auf die Knie. Und der Himmel, zum letzten Mal gab er mir den Trost, Tränen zu vergießen. In meiner Seele entstanden tausend Ideen, tausend Pläne; bis endlich ein letzter, fester, endgültiger Gedanke mein Herz ergriff. Es war der, zu sterben. Ich legte mich hin, um mich auszuruhen. Und am Morgen, in der stillen Stunde des Erwachens, war die gleiche Entschlossenheit bei mir. Sterben! Es ist keine Verzweiflung: Es ist die Überzeugung, dass ich das Maß meiner Leiden erfüllt habe, dass ich meine festgelegte Frist erreicht habe und mich für dich opfern muss. Ja, Charlotte, warum sollte ich es nicht bekennen? Einer von uns drei muss sterben: Es soll Werther sein. Oh geliebte Charlotte! Dieses von Wut und Zorn erregte Herz hat sich oft die schreckliche Idee ausgedacht, Ihren Ehemann, Sie selbst zu ermorden! Das Los ist ausführlich bestimmt. Und in den hellen, ruhigen Abenden des Sommers, wenn Sie manchmal in die Berge wandern, lassen Sie Ihre Gedanken sich dann zu mir wenden: Erinnern Sie sich, wie oft Sie gesehen haben, wie ich Sie in dem Tal getroffen habe; dann beugen Sie den Blick auf den Kirchhof, der mein Grab enthält, und markieren Sie im Licht der untergehenden Sonne, wie die Abendbrise das hohe Gras umweht, das über meinem Grab wächst. Ich war ruhig, als ich diesen Brief begann, aber die Erinnerung an diese Szenen bringt mich zum Weinen wie ein Kind.
Er zitterte; sein Herz war bereit zu platzen. Dann nahm er das Buch wieder auf und begann wieder zu lesen, mit einer vom Schluchzen gebrochenen Stimme.
Warum weckst du mich, o Frühling? Deine Stimme umwirbt mich und ruft aus: Ich erquicke dich mit himmlischem Tau! Aber die Zeit meines Verfalls rückt näher, der Sturm ist nahe, der meine Blätter verdorren lässt. Morgen wird der Reisende kommen. Er wird kommen, der mich in Schönheit erblickt hat. Sein Auge wird mich auf dem Feld suchen, aber er wird mich nicht finden.
Zum letzten, letzten Mal öffne ich diese Augen. Ach, sie werden die Sonne nicht mehr sehen. Ich bin von einer dichten, undurchdringlichen Wolke bedeckt. Ja, Natur! trauern Sie! Ihr Kind, Ihr Freund, Ihr Geliebter nähert sich seinem Ende! Dieser Gedanke, Charlotte, ist ohne Parallele; und doch scheint es wie ein mysteriöser Traum, wenn ich wiederhole: das ist mein letzter Tag! Der letzte! Charlotte, kein Wort kann diesen Gedanken angemessen ausdrücken. Der letzte! Heute stehe ich mit aller Kraft auf, morgen, kalt und steif, werde ich ausgestreckt auf dem Boden liegen. Sterben! Was ist der Tod? Wir träumen nur in unserem Diskurs darüber. Ich habe viele Menschen sterben sehen; aber so angespannt unsere schwache Natur ist, wir haben keine klare Vorstellung von dem Anfang oder dem Ende unserer Existenz. In diesem Moment bin ich mein eigen, oder vielmehr ich bin dein, dein, meine Geliebte! Und das nächste Mal sind wir getrennt, getrennt, vielleicht für immer! Nein, Charlotte, nein! Wie kann ich, wie kannst du vernichtet werden? Wir existieren. Was ist Vernichtung? Ein bloßes Wort, ein unbedeutender Laut, der keinen Eindruck auf den Verstand macht. Tot, Charlotte! In die kalte Erde gelegt, in das dunkle und schmale Grab! Ich hatte einmal eine Freundin, die mir in früher Jugend alles bedeutete. Sie starb. Ich folgte ihrem Leichenwagen; ich stand an ihrem Grab, als der Sarg gesenkt wurde; und als ich das Knarren der Seile hörte, als sie gelöst und gezogen wurden, als die erste Schaufel Erde hineingeworfen wurde und der Sarg ein hohles Geräusch von sich gab, das schwächer und schwächer wurde, bis alles vollständig bedeckt war, warf ich mich hin auf dem Boden; mein Herz war geschlagen, betrübt, zerschmettert, zerrissen, aber ich wusste weder, was passiert war, noch was mit mir geschehen sollte. Tod! das Grab! Ich verstehe die Worte nicht. Vergib, oh, vergib mir! Gestern, ah, dieser Tag hätte der letzte meines Lebens sein sollen! Du Engel! Zum ersten Mal in meiner Existenz fühlte ich, wie Verzückung in meiner innersten Seele glühte. Sie liebt, sie liebt mich! Es brennt immer noch auf meinen Lippen das heilige Feuer, das sie von dir erhalten haben. Neue Freudenströme überwältigen meine Seele. Vergib mir, oh, vergib!
Siehst du, Charlotte, ich schaudere nicht, den kalten und tödlichen Becher zu nehmen, aus dem ich den Tiefgang des Todes trinken werde. Deine Hand gibt ihn mir, und ich zittere nicht. Alles, alles ist nun erledigt: Die Wünsche und Hoffnungen meines Daseins werden erfüllt. Mit kalter, unerschütterlicher Hand klopfe ich an die dunklen Portale des Todes.
Oh, wie ich es genossen hätte, für dich zu sterben! Wie gerne hätte ich mich für dich geopfert, Charlotte! Und könnte ich Ihrem Busen nur Frieden und Freude zurückgeben, mit welcher Entschlossenheit, mit welcher Freude würde ich meinem Schicksal nicht begegnen! Aber es ist das Los von nur wenigen Auserwählten, die ihr Blut für ihre Freunde vergießen und durch ihren Tod das Glück derer, von denen sie geliebt werden, tausendmal steigern.
Ich wünsche mir, Charlotte, in dem Kleid begraben zu sein, das ich gerade trage. Es wurde durch Ihre Berührung geheiligt. Ich habe deinen Vater um diesen Gefallen gebeten. Mein Geist erhebt sich über meinem Grab. Ich möchte nicht, dass meine Taschen durchsucht werden. Der Knoten aus rosa Schleifen, den du an deinem Busen trugst, als ich dich zum ersten Mal sah, umgeben von den Kindern. Oh, küss sie tausendmal für mich und erzähle ihnen das Schicksal ihres unglücklichen Freundes! Ich glaube, ich sehe sie um mich herum spielen. Die lieben Kinder! Wie herzlich war ich dir verbunden, Charlotte! Seit der ersten Stunde, da ich dich gesehen, wie unmöglich habe ich es gefunden, dich zu verlassen. Dieses Band muss mit mir begraben werden: es war ein Geschenk von dir an meinem Geburtstag. Wie verwirrt das alles erscheint! Wenig habe ich gedacht, dass ich diese Straße fahren sollte. Aber Frieden! Ich bitte dich, Frieden!
Die Pistole ist geladen, die Uhr schlägt zwölf, ich sage Amen. Charlotte, Charlotte! Adieu! Adieu!
Wie nahe solch ein mentaler Dialog einer schriftlichen Korrespondenz kommt, ist klar genug; nur in letzterem sieht man das Vertrauen, das man geschenkt hat, zurückkommen, während man sich in ersterem ein Vertrauen schafft, das neu, sich ständig verändert und nicht zurückkehrt. Als er deshalb jenen Ekel beschreiben musste, den manche Menschen, ohne von der Notwendigkeit getrieben zu sein, für das Leben empfinden, traf der Autor notwendigerweise sofort auf den Plan, seine Gefühle in Briefen zu äußern; denn aller Trübsinn ist eine Geburt, ein Schüler der Einsamkeit. Und was ist dagegen eine fröhliche Gesellschaft? Die Freude am Leben, die andere empfinden, ist für ihn ein schmerzlicher Vorwurf; und so wird er durch das, was ihn aus sich heraus bezaubern sollte, zurück zu seiner innersten Seele gelenkt. Wenn er sich in dieser Sache überhaupt ausdrückt, wird es durch Briefe sein; denn niemand fühlt sofort etwas gegen einen schriftlichen Erguss, ob er freudig oder düster ist, während eine Antwort, die entgegengesetzte Gründe enthält, dem Einsamen die Gelegenheit gibt, sich in seinen Launen zu bestätigen, eine Gelegenheit, noch stumpfer zu werden. Die Briefe von Werther, die in diesem Sinne geschrieben sind, haben einen so unterschiedlichen Reiz, gerade weil ihre unterschiedlichen Inhalte zunächst in so idealen Dialogen mit mehreren Personen besprochen wurden, während sie sich später an die Komposition selbst zu richten schienen, einen Freund und Sympathisanten. Mehr über die Behandlung eines kleinen Buches zu sagen, über das so viel diskutiert wurde, wäre kaum ratsam, aber inhaltlich könnte noch etwas hinzugefügt werden.
Dieser Ekel am Leben hat seine körperlichen und seine moralischen Ursachen; erstere überlassen wir der Untersuchung des Arztes, letztere der Untersuchung des Moralisten und betrachten in einer so oft erörterten Angelegenheit nur den Hauptpunkt, an dem sich das Phänomen am deutlichsten äußert. Jeder Trost im Leben basiert auf einer regelmäßigen Wiederholung äußerer Dinge. Der Wechsel von Tag und Nacht, von Jahreszeiten, von Blumen und Früchten und was auch immer uns sonst von Epoche zu Epoche begegnet, damit wir ihn genießen können und sollten, das sind die richtigen Quellen des irdischen Lebens. Je offener wir für diese Genüsse sind, desto glücklicher fühlen wir uns; aber wenn die Veränderungen in diesen Phänomenen vor uns auf und ab rollen, ohne dass wir uns dafür interessieren, wenn wir für solch schöne Angebote unempfindlich sind, dann kommt das größte Übel auf, die schwerste Krankheit, wir betrachten das Leben als ekelhafte Last. Von einem Engländer wird gesagt, er habe sich erhängt, um sich nicht mehr jeden Tag an- und ausziehen zu müssen. Ich kannte einen würdigen Gärtner, den Superintendenten für die Anlage eines großen Parks, der einmal ärgerlich schrie: "Soll ich immer diese Wolken von Ost nach West ziehen sehen?" der verärgert das wiederkehrende Grün des Frühlings sah, und wünschte, dass es zur Abwechslung einmal rot erscheinen möchte. Dies sind zu Recht die Symptome einer Lebensmüdigkeit, die nicht selten zum Selbstmord führt, und die bei denkenden Männern, die in sich versunken waren, häufiger auftrat, als man sich vorstellen kann.
Nichts verursacht diese Müdigkeit mehr als die Rückkehr der Liebe. Die erste Liebe ist, wie man zu Recht sagt, die einzige, denn in der zweiten und in der dritten ist der höchste Sinn für Liebe bereits verloren. Die Vorstellung vom Ewigen und Unendlichen, die sie erhebt und stützt, wird zerstört, und sie erscheint vergänglich wie alles andere, was wiederkehrt. Die Trennung des Sinnlichen von der Moral, die in der komplizierten, kultivierten Welt die Gefühle der Liebe und des Begehrens trennt, erzeugt hier auch eine Übertreibung, die zu nichts Gutes führen kann.
Darüber hinaus nimmt ein junger Mann in anderen, wenn nicht in sich selbst, bald wahr, dass sich die moralischen Epochen ebenso ändern wie die Jahreszeiten. Die Gnade der Großen, die Gunst der Starken, die Ermutigung der Aktiven, die Bindung der Menge, die Liebe der Individuen, all dies ändert sich auf und ab, und wir können es nicht mehr festhalten als die Sonne, den Mond und die Sterne. Und doch sind diese Dinge keine natürlichen Ereignisse; sie entkommen uns entweder aus eigener oder fremder Schuld; aber sie ändern sich, und wir sind nie vor ihnen sicher.
Aber das, was einem sensiblen Jugendlichen am meisten schmerzt, ist die unaufhörliche Rückkehr unserer Fehler; denn wie spät lernen wir zu sehen, dass wir, während wir unsere Tugenden kultivieren, gleichzeitig unsere Fehler aufbessern. Die ersteren hängen von den letzteren als von ihrer Wurzel ab, und die letzteren senden geheime Verzweigungen aus, die so stark und verschieden sind wie diejenigen, die die ersteren im offenen Licht aussenden. Da wir unsere Tugenden jetzt im Allgemeinen mit Willen und Bewusstsein üben, aber unbewusst von unseren Fehlern überrascht sind, bereiten uns die ersteren selten Vergnügen, während die letzteren uns ständig Ärger und Schmerzen bereiten. Hier liegt der schwierigste Punkt in der Selbsterkenntnis, der sie fast unmöglich macht. Wenn wir uns zusätzlich zu all dem ein junges, kochendes Blut vorstellen, eine Vorstellung, die leicht von einzelnen Objekten gelähmt werden kann, und darüber hinaus die unsicheren Bewegungen des Tages...
Solche düsteren Überlegungen, die denjenigen, der sich mit ihnen abgefunden hat, ins Unendliche führen, konnten sich in den Köpfen der deutschen Jugendlichen jedoch nicht so entschieden entwickelt haben, hatten keinen äußerlichen Anlass hervorgerufen und sie in diesem düsteren Geschäft befördert. Dies wurde durch die englische Literatur verursacht, insbesondere durch den poetischen Teil, dessen große Schönheiten von einer ernsthaften Melancholie begleitet sind, die sie jedem mitteilt, der sich damit beschäftigt. Der intellektuelle Brite sieht sich seit seiner Jugend von einer bedeutenden Welt umgeben, die alle seine Kräfte anregt. Er merkt früher oder später, dass er sein ganzes Verständnis sammeln muss, um sich damit abzufinden. Wie viele ihrer Dichter haben in ihrer Jugend ein lockeres und aufrührerisches Leben geführt, und fanden sich bald berechtigt, sich über die Eitelkeit der irdischen Dinge zu beklagen? Wie viele von ihnen haben ihr Glück in weltlichen Berufen versucht, haben im Parlament, vor Gericht, im Ministerium, in Situationen mit der Botschaft Direktoren oder Untergebene übernommen, haben ihre aktive Mitarbeit in den inneren Schwierigkeiten und Zustandsänderungen gezeigt und in der Regierung, und wenn nicht an sich, jedenfalls in ihren Freunden und Gönnern machten sie häufig traurige und angenehme Erfahrungen. Wie viele wurden in Bezug auf ihr Eigentum verbannt, eingesperrt oder verletzt!
Selbst der Umstand, Zuschauer solcher großen Ereignisse zu sein, ruft den Menschen zum Ernst auf; und wohin kann Ernsthaftigkeit weiter führen als zu einer Betrachtung der vergänglichen Natur und Wertlosigkeit aller irdischen Dinge? Der Deutsche meint es auch ernst, und so war ihm die englische Poesie außerordentlich gelegen und, weil sie von einem höheren Stand der Dinge ausging, sogar imponierend. Man findet darin bei einem großen, treffenden Verständnisses, das in der Welt gut geübt ist, ein tiefes, zartes Herz, einen ausgezeichneten Willen, eine leidenschaftliche Handlung, die edelsten Eigenschaften, die in einem intellektuellen und kultivierten Mann gepriesen werden können; aber alles zusammen macht noch keinen Dichter. Wahre Poesie kündigt sich so an, dass sie uns als weltliches Evangelium durch innere Heiterkeit und äußeren Trost von den irdischen Belastungen befreien kann, die auf uns drücken. Wie ein Luftballon hebt sie uns zusammen mit dem Ballast, der an uns hängt, in höhere Regionen und lässt die verwirrten Labyrinthe der Erde wie aus der Vogelperspektive vor uns liegen. Die lebhaftesten wie auch die ernstesten Werke haben das gleiche Ziel, Vergnügen und Schmerz durch eine gelungene intellektuelle Form zu mildern. Lassen Sie uns nur in diesem Sinne die Mehrheit der englischen Gedichte betrachten, hauptsächlich die moralisch didaktischen, und im Durchschnitt werden sie uns nur eine düstere Müdigkeit des Lebens zeigen. Nicht nur die von Youngs Nachtgedanken, in denen dieses Thema überragend ausgearbeitet ist, aber selbst die anderen kontemplativen Gedichte, bevor man sich dessen bewusst wird, in diese trostlose Region abwandern, in der das Verständnis mit einem Problem konfrontiert wird, das es nicht lösen kann, da selbst die Religion vieles, was sie immer für sich selbst bauen kann, im Stich lässt. Es könnten ganze Bände zusammengestellt werden, die als Kommentar zu diesem schrecklichen Text dienen könnten:
Dann Alter und Erfahrung, Hand in Hand,
Führen ihn in den Tod und lassen ihn verstehen,
Nach einer Suche, die so schmerzhaft und so lang ist,
Dass er sein ganzes Leben lang im Unrecht war.
Was die englischen Dichter ferner dazu bringt, Misanthropen zu werden und über ihre Schriften das unangenehme Gefühl der Abneigung gegen alles zu verbreiten, ist die Tatsache, dass sich alle wegen der verschiedenen Spaltungen ihres Gemeinwesens zum größten Teil widmen müssen, wenn nicht für ihr ganzes Leben, der einen oder anderen Partei. Denn jetzt kann ein Schriftsteller dieser Art weder die Partei, der er angehört, noch die Sache, der er angehört, loben und rühmen, da er sonst nur Neid und Feindseligkeit erregen würde und sein Talent ausübt, schlecht zu sprechen so weit wie möglich von denen auf der anderen Seite, und zu schärfen, nein, die satirischen Waffen so weit wie möglich zu vergiften! Wenn dies von beiden Parteien getan wird, wird die Welt, die dazwischen liegt, zerstört und vollständig vernichtet, so dass in einer großen Masse vernünftig aktiver Menschen man entdecken kann, um die mildesten Ausdrücke zu gebrauchen, nichts als Torheit und Wahnsinn. Sogar ihre zarten Gedichte beschäftigen sich mit traurigen Themen. Hier stirbt ein verlassenes Mädchen, dort ertrinkt ein treuer Liebhaber oder wird von einem Hai gefressen, bevor er durch sein hastiges Schwimmen seine Geliebte erreicht; und wenn sich ein Dichter wie Gray auf einen Kirchhof legt und wieder diese bekannten Melodien beginnt, kann er auch um sich versammeln eine Anzahl von Freunden, um melancholisch zu werden. Miltons Allegro muss in heftigen Versen Finsternis vertreiben, bevor er ein sehr gemäßigtes Vergnügen erreichen kann; und selbst der fröhliche Goldsmith verliert sich in elegischen Gefühlen, als sein verlassenes Dorf uns auf ebenso reizvolle wie traurige Weise ein verlorenes Paradies zeigt, das sein Reisender auf der ganzen Erde sucht.
Ich bezweifle nicht, dass lebhafte Werke, fröhliche Gedichte, vorgebracht und dem entgegengesetzt werden können, was ich gesagt habe, aber die größte Anzahl und die besten von ihnen gehören mit Sicherheit der älteren Epoche an; und die neueren Werke, die in der Klasse niedergelegt werden können, sind ebenfalls von satirischer Tendenz, bitter und behandeln Frauen besonders mit Verachtung.
Genug: diese ernsten Gedichte, die die menschliche Natur untergraben und die allgemein oben erwähnt wurden, waren die Favoriten, die wir vor allen anderen suchten, wobei einer nach seiner Disposition die leichtere elegische Melancholie suchte, ein anderer die schwere bedrückende Verzweiflung, die alles aufgibt. Seltsamerweise verstärkte unser Vater und Meister Shakespeare, der es so gut wusste, eine reine Fröhlichkeit zu verbreiten, unser Gefühl der Unzufriedenheit. Hamlet und seine Monologe waren Gespenster, die alle jungen Köpfe verfolgten. Die wichtigsten Passagen kannte jeder auswendig und rezitierte sie gern, und jeder glaubte, er habe das Recht, genauso melancholisch zu sein wie der Prinz von Dänemark, obwohl er keinen Geist gesehen und keinen königlichen Vater zu rächen gehabt hatte.
Aber dass zu all dieser Melancholie ein perfekt geeigneter Ort nicht fehlen könnte, hatte Ossian uns sogar bis zur Ultima Thule verzaubert, wo wir auf einer grauen, grenzenlosen Heide, die zwischen markanten moosbedeckten Grabsteinen wandelte, wir das Gras um uns herum bewegt sahen von einem schrecklichen Wind, und einem stark bewölkten Himmel über uns. Erst im Mondlicht wurde die kaledonische Nacht zum Tag. Verstorbene Helden, verblasste Mädchen, schwebten um uns herum, bis wir endlich wirklich dachten, wir hätten den Geist von Loda in ihrer bangen Gestalt gesehen.
In einem solchen Element, mit solchen umgebenden Einflüssen, mit Geschmäcken und Studien dieser Art, die von unbefriedigten Leidenschaften gequält werden, keineswegs erregt von außen zu wichtigen Handlungen, mit der einzigen Aussicht, dass wir uns an ein langweiliges, geistloses, bürgerliches Leben halten müssen, wir hingen in düsterer Laune an dem Gedanken, wir könnten jedenfalls das Leben zum eignen Vergnügen beenden, wenn es uns nicht mehr passe, und halfen uns so jämmerlich genug durch den Ekel und die Müdigkeit der Tage. Dieses Gefühl war so allgemein, dass Werther seine große Wirkung gerade deshalb entfaltet, weil er überall einen Akkord anschlug und offen und verständlich die innere Natur einer krankhaften jugendlichen Täuschung zeigte. Wie genau die Engländer mit dieser Art von Elend vertraut waren, zeigen die wenigen bedeutenden Zeilen, die vor dem Erscheinen von Werther geschrieben wurden:
Für Trauer kongenial anfällig,
Mehr Wunden kannte er, als die Natur gab,
Während die Form des Elends seine Phantasie
In dunkle ideale Farben und ein Grauen zog,
Das nicht sein eigenes war.
Selbstmord ist ein Ereignis menschlicher Natur, das, was auch immer in Bezug darauf gesagt und getan werden mag, das Mitgefühl jedes Menschen erfordert und in jeder Epoche neu diskutiert werden muss. Montesquieu gewährt seinen Helden und großen Männern das Recht, sich nach eigenem Ermessen umzubringen, da er sagt, es müsse jedem freigestellt sein, den fünften Akt seiner Tragödie nach Belieben zu beenden. Aber hier geht es nicht um jene Personen, die ein aktives und wichtiges Leben geführt haben, die ihre Tage für ein großes Reich oder für die Sache der Freiheit geopfert haben und denen man nicht die Schuld geben kann, wenn sie der Idee in einer anderen Welt zu folgen glauben, die sie inspiriert, sobald sie von der Erde verschwunden ist. Wir haben es hier mit denen zu tun, deren Leben von einem Mangel an Handlung inmitten der friedlichsten Umstände der Welt verbittert ist durch übertriebene Anforderungen an sich selbst. Da ich selbst in dieser Notlage war und den Schmerz, den ich dadurch erlitt, und die Anstrengung, die es mich kostete, mich zu befreien, am besten kannte, werde ich die Überlegungen, die ich mit viel Überlegung über die verschiedenen Arten des Todes anstellte, nicht verbergen.
Es ist so unnatürlich, dass sich ein Mann von sich selbst losreißt, nicht nur verletzt, sondern auch zerstört, dass er meistens mechanische Mittel einsetzt, um seinen Plan zur Ausführung zu bringen. Wenn Ajax in sein Schwert fällt, ist es das Gewicht seines Körpers, das ihm den letzten Dienst leistet. Wenn der Krieger seinen Schildträger verpflichtet, ihn nicht in die Hände des Feindes fallen zu lassen, ist es immer noch eine äußere Kraft, die er sichert, nur eine moralische statt eine physische. Frauen suchen im Wasser eine Abkühlung für ihre Verzweiflung, und die extrem mechanischen Mittel der Feuerwaffen sorgen für ein schnelles Handeln mit der geringsten Anstrengung. Hängen möchte man nicht erwähnen, weil es ein unedler Tod ist. In England mag man es zuerst finden, weil man dort von Jugend auf so viele Erhängte sieht, ohne dass die Bestrafung geradezu unehrenhaft ist. Durch Gift, durch das Öffnen der Venen besteht die einzige Absicht darin, langsam vom Leben abzuweichen. Und der raffinierteste, schnellste und schmerzloseste Tod war einer Königin würdig, die ihr Leben mit Vergnügen und Brillanz verbracht hatte. Aber all dies sind äußere Hilfen, Feinde, mit denen der Mensch sich verbündet.
Als ich nun über all diese Mittel nachdachte und mich in der Geschichte weiter umsah, fand ich unter all jenen, die sich selbst töteten, niemanden, der diese Tat mit solcher Größe und Freiheit tat, wie den Kaiser Otho. Er hat das Schlimmste als General getan, war aber keineswegs auf das Äußerste reduziert, und beschließt, die Welt zum Wohle des Reiches zu verlassen, das in gewissem Maße bereits ihm gehörte, und um es zu schonen für viele Tausende. Er hielt ein fröhliches Abendessen mit seinen Freunden, und am nächsten Morgen wird festgestellt, dass er einen scharfen Dolch in sein Herz gestoßen hat. Allein diese Tat schien mir nachahmungswürdig; und ich war überzeugt, dass jeder, der nicht so handeln konnte wie Otho, kein Recht hatte, freiwillig aus der Welt zu gehen. Durch diese Überzeugungen befreite ich mich weniger von der Gefahr als vielmehr von der Laune des Selbstmords. In jenen herrlichen Friedenszeiten und mit einer trägen Jugend hatte der Gedanke es geschafft, sich einzuschleichen. Unter einer beträchtlichen Sammlung von Waffen besaß ich einen hübschen, gut polierten Dolch. Diesen legte ich jede Nacht neben mein Bett, und bevor ich die Kerze löschte, versuchte ich, die scharfe Spitze ein paar Zentimeter tief in mein Herz zu tauchen. Da mir das nie gelingen konnte, lachte ich mich endlich aus der Vorstellung heraus, warf alle hypochondrischen Phantasien ab und entschloss mich zu leben. Aber um dies mit Heiterkeit tun zu können, musste ich ein poetisches Problem lösen, durch das alles, was ich in diesem wichtigen Punkt gefühlt, gedacht und eingebildet hatte, auf Worte reduziert werden sollte. Zu diesem Zweck sammelte ich die Elemente, die einige Jahre lang in mir gewirkt hatten; ich stellte mir die Fälle vor, die mich am meisten geplagt und gequält hatten. Aber nichts wollte zu einer bestimmten Form kommen; mir fehlte ein Ereignis, eine Fabel, in der alles übersehen werden konnte.
Auf einmal hörte ich die Nachricht von Jerusalems Tod und unmittelbar nach dem allgemeinen Bericht die genaueste und umständlichste Beschreibung des Ereignisses, und in diesem Moment bildete sich der Plan von Werther, und das Ganze schoss von allen Seiten zusammen und wurde eine feste Masse, genau wie Wasser in einem Gefäß, das sich auf dem Gefrierpunkt befindet, durch sanftes Schütteln sich in hartes Eis umgewandelt. Diesen einzigartigen Preis festzuhalten, mir selbst präsent zu machen und in all seinen Teilen eine Arbeit von so wichtigem und verschiedenem Inhalt zu vollbringen, war für mich umso materieller, als ich wieder in eine schmerzhafte Situation geraten war, die mich mir selbst überließ mit weniger Hoffnung als diejenigen, die ihr vorausgegangen waren, und ahnten nur Traurigkeit, wenn nicht Gram.
Der Heilige Prophet sagte: „Wer sich mit einem Ding umbringt, wird am Tag der Auferstehung damit bestraft.“ Auch aus den Traditionen dieses Abschnitts geht hervor, dass die Sünde des Selbstmords nicht geringer ist als die des Mordes. Er wird für immer in der Hölle wohnen, wenn er eine Seele getötet hat, die sich an Allah erinnert oder die sich, wenn sie lebt, an Ihn erinnert hätte. Selbstmord ist das Ergebnis von Schmerzen und überwältigenden Ängsten, die wiederum so viele Gründe haben, einen Menschen ins Paradies zu führen.
Abu Hurairah berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: „Wer sich von einem Berg hinunterstürzt und sich so tötet, wird in der Hölle sein und sich dort niederwerfen, dort bleiben und für immer darin untergebracht sein; wer Gift nimmt und sich damit umbringt, der wird sein Gift in der Hand haben; er wird es in der Hölle kosten, immer darin bleiben und für immer darin untergebracht sein; und wer sich mit einer Waffe tötet, der wird seine Waffe in der Hand haben; er wird sich damit in seinen Bauch in der Hölle schießen, darin bleiben und für immer darin untergebracht sein.“
Seed berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: „Wer sich zu Tode erwürgt, wird sich in der Hölle erwürgen; und wer sich erschießt, wird sich in der Hölle erschießen.“
Jundub-ben-Abdullah berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: „Es gab einen Mann unter denen, die vor euch waren, und der eine Wunde erhielt. Es wurde unerträglich. Dann nahm er ein Messer und schnitt damit seine Hand ab. Daraufhin quoll so viel Blut heraus, dass er starb. Der allmächtige Allah sagte: Mein Diener beeilte sich zu mir, und so machte ich das Paradies für ihn zugänglich.“
Jaber berichtete, dass Tofail-ben-Amer und al-Dausi zum Gesandten Allahs gewandert waren, als er nach Medina gewandert war. Ein Mann seines Stammes wanderte ebenfalls mit ihm aus. Dann erkrankte er und wurde verärgert. Er nahm eine Schere und schnitt damit seine Handgelenke ab. Seine Hände bluteten, bis er starb. Tofail-ben-Amer sah ihn in seinem Traum. Er sah gut aus, fand ihn aber mit bedeckten Händen. Er fragte ihn: „Was hat dein Herr mit dir gemacht?“ Er sagte: „Er hat mir vergeben, weil ich zu seinem Propheten gewandert bin.“ Er fragte: „Was ist mit mir, dass ich deine Hände bedeckt sehe?“ Er sagte: „Es wurde mir gesagt: Was du selbst zerstört hast, wird nicht für dich geheilt.“ Tofail erzählte es dem Gesandten Allahs, der sagte: „Oh Allah, vergib seinen beiden Händen!“
Der Prophet sagte: „Wer absichtlich fälschlicherweise bei einer anderen Religion als dem Islam schwört, der ist das, was er gesagt hat, z. B. wenn er sagt: Wenn so etwas nicht wahr ist, dann bin ich Jude, er ist dann wirklich ein Jude. Und wer mit einem Stück Eisen Selbstmord begeht, wird mit demselben Stück Eisen im Höllenfeuer bestraft.“ Der Prophet Jundab sagte: „Einem Mann wurden Wunden zugefügt, und er hat Selbstmord begangen, und so sagte Allah: Mein Sklave hat verursacht den Tod an sich selbst, er beeilte sich, also verbiete ich ihm das Paradies."
Der Prophet sagte: "Wer Selbstmord begeht, indem er sich erdrosselt, wird sich selbst im Höllenfeuer für immer erdrosseln, und wer Selbstmord begeht, indem er sich selbst ersticht, wird sich selbst im Höllenfeuer erstechen."
Wir waren in Begleitung von Allahs Apostel in einem Ghazwa, und er bemerkte etwas über einen Mann, der behauptete, ein Muslim zu sein, und sagte: "Dieser stammt vom Volk des Höllen-Feuers." Der Mann kämpfte heftig, bis er verwundet wurde. Jemand sagte: „O Allahs Apostel! Der Mann, von dem du beschrieben hast, dass er vom Volk des Höllen-Feuers ist, hat heute heftig gekämpft und ist gestorben.“ Der Prophet sagte: „Er wird zum Höllen-Feuer gehen.“ Einige Menschen waren im Begriff, die Wahrheit zu bezweifeln von dem, was der Prophet gesagt hatte, als sie in diesem Zustand waren, sagte plötzlich jemand, dass er noch lebte, aber schwer verwundet war. Als die Nacht hereinbrach, verlor er die Geduld und beging Selbstmord. Der Prophet wurde darüber informiert und sagte: „Allah ist größer! Ich gebe Zeugnis, dass ich Allahs Sklave und sein Apostel bin.“
Allahs Apostel und seine Armee begegneten den Heiden, und die beiden Armeen kämpften, und dann kehrte Allahs Apostel in seine Armeelager zurück, und die anderen kehrten in ihre Armeelager zurück. Unter den Gefährten des Propheten befand sich ein Mann, der nicht anders konnte, als einen einzelnen isolierten Heiden zu verfolgen, um ihn mit seinem Schwert zu erschlagen. Jemand sagte: „Keiner hat den Muslimen heute mehr genützt als der eine oder andere.“ Dazu sagte Allahs Apostel: „Er stammt mit Sicherheit aus dem Volk des Höllenfeuers.“ Ein Mann unter den Menschen sagte: "Ich werde ihn begleiten, um die Tatsache genau zu wissen." Also ging er mit ihm, und wann immer er aufhörte, hörte er mit ihm auf, und wann immer er sich beeilte, beeilte er sich mit ihm. Der tapfere Mann wurde schwer verwundet und wollte sofort sterben. Er steckte sein Schwert in den Boden und legte die Spitze zwischen die Brüste an seine Brust, warf sich darauf und beging Selbstmord. Daraufhin kam die Person, die den Verstorbenen die ganze Zeit begleitete, zu Allahs Apostel und sagte: „Ich bezeuge, dass du der Apostel Allahs bist.“ Der Prophet sagte: „Warum ist das so?“ Er sagte: „Es geht um den Mann, den du bereits als einen der Bewohner des Höllenfeuers erwähnt hast. Die Leute waren von deiner Aussage überrascht, und ich sagte zu ihnen: Ich werde versuchen, die Wahrheit über ihn für euch herauszufinden. Also ging ich hinter ihm her, und er wurde mit einer schweren Wunde verletzt, und deswegen er beeilte sich, den Tod über sich selbst zu bringen, indem er den Griff seines Schwertes in den Boden steckte und seine Spitze zwischen seinen Brüsten auf seine Brust richtete.“
Wir haben die Schlacht von Khaibar miterlebt. Allahs Apostel sagte über einen von denen, die bei ihm waren, der behauptete, ein Muslim zu sein: „Dieser stammt von den Bewohnern des Höllenfeuers.“ Als der Kampf begann, kämpfte dieser Gefährte so heftig und mutig, dass er erhielt viele Wunden. Einige der Leute wollten zweifeln an der Aussage des Propheten, aber der Mann, der den Schmerz seiner Wunden spürte, steckte seine Hand in seinen Köcher und nahm einige Pfeile heraus, mit denen er sich selbst schlachtete und so Selbstmord beging. Dann kamen einige Männer unter den Muslimen hastig und sagten: „O Allahs Apostel! Allah hat deine Aussage wahr gemacht, und er hat Selbstmord begangen.“ Der Prophet sagte: „Oh, so-und-so! Steh auf und mache eine Ankündigung, dass niemand außer einem Gläubigen das Paradies betreten wird und dass Allah die Religion mit einem unkeuschen Mann unterstützen kann.“
Während eines seiner Ghazawat traf der Prophet auf die Heiden, und die beiden Armeen kämpften, und dann kehrte jeder von ihnen in seine Armeelager zurück. Unter den Moslems befand sich ein Mann, der jedem von der Armee getrennten Heiden folgte und ihn mit seinem Schwert erschlug. Es wurde gesagt: „O Allahs Apostel! Keiner hat so zufriedenstellend gekämpft wie der eine oder andere, nämlich der tapfere Muslim.“ Der Prophet sagte: „Er ist von den Bewohnern des Höllenfeuers.“ Das Volk sagte:„Wer unter uns wird von den Bewohnern sein des Paradieses, wenn dieser Mann von den Bewohnern des Höllenfeuers ist?“ Dann sagte ein Mann aus der Mitte des Volkes: „Ich werde ihm folgen und ihn in seinen schnellen und langsamen Bewegungen begleiten.“ Der tapfere Mann wurde verwundet und wollte sofort sterben, legte den Griff seines Schwertes auf den Boden und die Spitze zwischen seine Brüste und warf sich darüber und beging Selbstmord. Dann kehrte der Mann, der den Verstorbenen beobachtet hatte, zum Propheten zurück und sagte: „Ich bezeuge, dass du Apostel Allahs bist.“ Der Prophet sagte: „Was ist das?“ Der Mann erzählte ihm die ganze Geschichte. Der Prophet sagte: „Ein Mann kann tun, was dem Volk als die Taten der Bewohner des Paradieses erscheinen mag, aber er ist einer der Bewohner des Höllenfeuers, und ein Mann kann tun, was dem Volk als die Taten von erscheinen mag der Bewohner des Höllenfeuers, aber er ist von den Bewohnern des Paradieses.“
Wer war einer der Gefährten, die dem Propheten unter dem Baum Al-Hudaibiya die Treue geschworen haben? Allahs Apostel sagte: „Wer auch immer bei einer anderen Religion als dem Islam schwört, das heißt wenn jemand schwört, er sei ein Nichtmuslim, z. B. ein Jude oder ein Christ, ist er es wirklich, wenn sein Eid falsch ist, und eine Person ist nicht verpflichtet, ein Gelübde zu erfüllen mit dem, was er nicht besitzt. Und wenn jemand auf dieser Welt Selbstmord begeht, wird er am Tag der Auferstehung damit gefoltert. und wenn jemand einen Gläubigen verflucht, dann wird seine Sünde so sein, als hätte er ihn ermordet; und wer einen Gläubigen wegen Unglaubens beschuldigt, der hat ihn getötet.“
Der Prophet sagte: „Wer auch immer von einer anderen Religion als dem Islam schwört, wenn er schwört, dass er ein Nichtmuslim ist, falls er eine Lüge erzählt, ist er so, wie er sagt, wenn sein Eid falsch ist, und wer mit etwas Selbstmord begeht, wird im Höllen-Feuer mit demselben bestraft, und einen Gläubigen zu verfluchen ist wie ihn zu ermorden, und wer einen Gläubigen des Unglaubens beschuldigt, dann ist es, als hätte er ihn getötet."
Der Prophet sah einen Mann an, der gegen die Heiden kämpfte, und er war einer der kompetentesten Personen, die für die Muslime kämpften. Der Prophet sagte: „Wer einen Mann von den Bewohnern des Höllen-Feuers anschauen will, der sehe sich diesen an.“ Ein anderer Mann folgte ihm und folgte ihm weiter, bis der Kämpfer verletzt wurde, und auf der Suche nach einem schnellen Tod legte er die Klingenspitze seines Schwertes zwischen seine Brüste und beugte sich darüber, bis es durch seine Schultern fuhr und er Selbstmord beging. Der Prophet fügte hinzu: „Eine Person kann Taten tun, die dem Volk als die Taten des Paradiesvolkes erscheinen, während sie tatsächlich von den Bewohnern des Höllen-Feuers stammt. Ebenso kann eine Person Taten tun, die erscheinen den Menschen wie die Taten der Menschen des Höllen-Feuers, während er tatsächlich von den Bewohnern des Paradieses ist.“
Wir haben zusammen mit Allahs Apostel den Feldzug miterlebt. Allahs Apostel erzählte seinen Gefährten von einem Mann, der behauptete, ein Muslim zu sein: „Dieser Mann ist vom Volk des Feuers.“ Als der Kampf begann, kämpfte der Mann sehr tapfer und erhielt eine große Anzahl von Wunden und wurde verkrüppelt. Daraufhin kam ein Mann unter den Gefährten des Propheten und sagte: „O Allahs Apostel! Weißt du, was der Mann, den du als das Volk des Feuers beschrieben hast, getan hat? Er hat sehr tapfer für Allahs Sache gekämpft und er hat viele Wunden erhalten.“ Der Prophet sagte: „Aber er ist in der Tat einer der Menschen des Feuers.“ Einige der Muslime hatten Zweifel an dieser Aussage. Während der Mann in diesem Zustand war, beunruhigte ihn der durch die Wunden verursachte Schmerz so sehr, dass er seine Hand in seinen Köcher steckte und einen Pfeil herausholte und damit Selbstmord beging. Einige Männer von den Muslimen gingen zu Allahs Apostel und sagten: „O Allahs Apostel! Allah hat deine Aussage wahr gemacht. So-und-so hat Selbstmord begangen.“ Allahs Apostel sagte: „Oh Bilal! Steh auf und kündige öffentlich an: Niemand wird ins Paradies kommen, außer einem Gläubigen, und Allah kann diese Religion mit einem unkeuschen Mann unterstützen.“
In Begleitung des Propheten gab es einen Mann, der im Namen der Muslime in einer Schlacht am tapfersten gegen alle Muslime gekämpft hat. Der Prophet sah ihn an und sagte: „Wenn jemand einen Mann vom Volk des Feuers sehen möchte, dann lass ihn diesen tapferen Mann anschauen.“ Daraufhin folgte ihm ein Mann vom Volk der Muslime, und er war in diesem Zustand, er kämpfte heftig gegen die Heiden, bis er verwundet wurde, und beeilte sich dann, sein Leben zu beenden, indem er sein Schwert zwischen seine Brüste legte und es mit großer Kraft drückte, bis es zwischen seinen Schultern hervorkam. Dann ging der Mann, der diese Person beobachtete, schnell zum Propheten und sagte: „Ich bezeuge, dass du Allahs Apostel bist!“ Der Prophet fragte ihn: „Warum sagst du das?“ Er sagte: „Du sagtest über so-und-so: Wenn jemand einen Mann vom Volk des Feuers sehen möchte, sollte er ihn ansehen.„ Er hat im Namen der Muslime am tapfersten für uns gekämpft, und ich wusste, dass er nicht als Muslim und Märtyrer sterben würde. Als er verwundet wurde, beeilte er sich zu sterben und beging Selbstmord.“ Daraufhin sagte der Prophet: „Ein Mann kann die Taten des Volkes des Feuers tun, während er tatsächlich einer der Leute des Paradieses ist, und er kann die Taten der Menschen im Paradies tun, während er tatsächlich dem Volk des Feuers angehört, und wahrlich, die Belohnungen der Taten werden durch die letzten Taten bestimmt.“
Der Prophet sagte: „Wer auch immer bei einer anderen Religion als dem Islam schwört, ist, wie er sagt; und wer mit etwas Selbstmord begeht, wird im Höllen-Feuer mit demselben bestraft; und einen Gläubigen zu verfluchen ist wie ihn zu ermorden; und wer einen Gläubigen des Unglaubens beschuldigt, dann ist es, als hätte er ihn getötet.“
Achilles antwortete: „Mein Leben bedeutet mir mehr als der ganze Reichtum von Ilion, während es noch in Frieden war, bevor die Achäer dorthin gingen, oder als der ganze Schatz, der auf dem Steinboden von Apollos Tempel unter den Klippen von Pytho liegt. Rinder und Schafe sind zum Bedrängen da, und ein Mann kann sowohl Statuen als auch Pferde kaufen, wenn er will, aber wenn sein Leben ihn einmal verlassen hat, kann es weder gekauft noch zurückgeholt werden.“
„Meine Mutter Thetis sagt mir, dass es zwei Möglichkeiten gibt, wie ich mein Ziel erreichen kann. Wenn ich hierbleibe und kämpfe, verliere ich meine sichere Heimkehr, aber ich werde einen unverwüstlichen Ruhm haben. Wenn ich nach Hause gehe, wird mein Ruhm sterben, aber es wird lange dauern, bis der Ausgang des Todes mich treffen wird. Da sage ich zu euch: Geht nach Hause, denn ihr werdet Ilion nicht einnehmen. Zeus hat seine Hand über sie gehalten, um sie zu beschützen, und ihre Leute haben sich getraut. So geht nun, wie es Pflicht ist, und sagt den Fürsten der Achäer die Botschaft, die ich ihnen gesandt habe; sagt ihnen, sie sollen einen anderen Plan für die Rettung ihrer Schiffe und Menschen finden, solange mein Unmut andauert, auf den sie jetzt gestoßen sind. Was Phoenix betrifft, lasst ihn hier schlafen, damit er morgen früh mit mir fortsegeln kann."
Achilles' Mutter ging auf ihn zu, als er stöhnend lag; sie legte ihm die Hand auf den Kopf und sprach mitleidig: „Mein Sohn, warum weinst du so? Welche Trauer hat dich jetzt getroffen? Sag es mir; verstecke es nicht vor mir. Sicherlich hat Zeus dir das Gebet gewährt, das du ihm entgegengebracht hast, als du deine Hände erhoben und ihn anflehtest, dass die Achäer alle an ihren Schiffen aufgestaut werden und es bitter bereuen, dass du nicht mehr bei ihnen warst.“
Achilles stöhnte und antwortete: „Mutter, der olympische Zeus hat mir zwar die Erfüllung meines Gebetes zugesichert, aber was ist das für ein Segen für mich, als ich sah, dass mein lieber Kamerad Patroklos gefallen ist, den ich mehr schätzte als alle anderen und so sehr liebte wie mein eigenes Leben? Ich habe ihn verloren. Ja, und Hektor, als er ihn getötet hatte, zog die wundersame Rüstung aus, die die Götter dem Peleus schenkten, als sie ihn auf die Couch eines sterblichen Mannes legten. Würdest du dich noch unter den unsterblichen Meeresnymphen aufhalten, da Peleus eine sterbliche Braut zu sich genommen hätte? Denn jetzt wirst du unendlich viel Kummer haben, weil dieser Sohn gestorben ist, den du niemals zu Hause willkommen heißen wirst. Nein, ich werde nicht unter den Menschen leben oder umhergehen, wenn Hektor nicht durch meinen Speer fällt und ich ihn dafür bezahlen lasse, dass er Patroklos‘ Sohn ermordet hat, den Menoetius."
Thetis weinte und antwortete: „Dann, mein Sohn, ist dein Ende in greifbarer Nähe, denn dein eigener Tod erwartet dich bald nach dem von Hektor.“
Da sagte Achilles in seinem großen Kummer: „Ich würde hier und jetzt sterben, indem ich meinen Kameraden nicht retten könnte. Er ist weit weg von zu Hause gefallen, und in seiner Stunde der Not war meine Hand nicht da, um ihm zu helfen. Was ist für mich da noch zu leben? Ich werde nicht in mein eigenes Land zurückkehren, und ich habe weder Patroklos noch meine anderen Kameraden, von denen so viele von dem mächtigen Hektor erschlagen wurden, Errettung gebracht. Ich bleibe hier mit meinen Schiffen eine Bürde auf der Erde, ich, der im Kampf keinen Gleichen unter den Achäern habe, obwohl es im Rat bessere gibt als mich.“
„Darum geht der Streit unter Göttern und Menschen zugrunde, und Zorn, wobei sogar ein Gerechter sein Herz verhärten wird, der in der Seele eines Mannes aufsteigt wie Rauch, und dessen Geschmack süßer ist als Tropfen von Honig. Trotzdem hat Agamemnon mich verärgert. Und doch, so sei es, denn es ist vorbei; ich werde meine Seele zwingen, mich zu unterwerfen, wie ich es brauche. Ich werde gehen; ich werde Hektor verfolgen, der ihn erschlagen hat, den ich so sehr geliebt habe, und dann mein Schicksal empfangen, wenn es Zeus und den anderen Göttern gefällt, es zu senden. Sogar Herakles, der beste Geliebte von Zeus, selbst er konnte der Hand des Todes nicht entkommen, aber das Schicksal und Heras heftiger Zorn haben ihn niedergeschlagen, so wie auch ich liegen werde, wenn ich tot bin, wenn ein ähnliches Schicksal auf mich wartet. Bis dahin werde ich Berühmtheit erlangen und Trojaner- und Dardaner-Frauen dazu bringen, mit beiden Händen Tränen von ihren zarten Wangen zu reißen. So sollen sie wissen, dass der, der sich so lange ferngehalten hat, sich nicht länger fernhalten wird. Halte mich daher nicht zurück mit der Liebe, die du mir entgegenbringst, denn du wirst mich nicht bewegen.“
Priamos stieß einen Schrei aus und schlug sich mit den Händen auf den Kopf, als er sie hochhob und zu seinem lieben Sohn rief und ihn aufforderte, zurückzukehren. Aber Hektor blieb noch vor den Toren, weil sein Herz darauf gerichtet war, Kampf mit Achilles zu führen. Der alte Mann streckte die Arme nach ihm aus und bat ihn um Mitleid, in die Mauern zu kommen. „Hektor“, rief er, „mein Sohn, bleib nicht allein und ohne Unterstützung diesem Mann gegenüber, sonst wirst du dem Tod durch den Sohn des Peleus begegnen, denn er ist mächtiger als du. Monster, das er ist; wäre es wahr, dass die Götter ihn nicht besser geliebt hätten als ich, so würden Hunde und Geier ihn bald verschlingen, wenn er auf der Erde liegt, und eine Last von Trauer würde von meinem Herzen genommen werden, denn so manchen mutigen Sohn hat er verstoßen von mir, entweder indem er sie tötete oder auf die Inseln, die jenseits des Meeres liegen, verkaufte: Sogar jetzt vermisse ich zwei Söhne unter den Trojanern, die sich in der Stadt angesiedelt haben, Lycaon und Polydoros, die Laothoe, die unter den Frauen ihresgleichen sucht, mir gebar. Sollten sie noch am Leben sein und in den Händen der Achäer, werden wir sie mit Gold und Bronze, von denen wir Vorräte haben, freikaufen, denn der alte Mann und Vater hat seine Tochter reich ausgestattet; wenn sie aber schon tot und im Hause des Hades sind, wird es uns beiden Leid tun, die ihre Eltern waren. Wenn auch die Trauer anderer nur von kurzer Dauer ist, wenn du nicht auch durch Achilles umkommst. So komm, mein Sohn, in die Stadt, um der Hüter der trojanischen Männer und der trojanischen Frauen zu sein, oder du verlierst dein Leben und gibst dem Sohn des Peleus einen mächtigen Triumph. Erbarme dich auch deines unglücklichen Vaters, solange ihm das Leben noch bleibt, den der Sohn von Kronos durch ein schreckliches Schicksal an der Schwelle des Alters vernichten wird, nachdem ich meine Söhne erschlagen sehe und meine Töchter als Gefangene fortgeschleppt, meine Brautgemächer geplündert, kleine Kinder mitten im Kampf auf die Erde geschleudert, und die Frauen meiner Söhne wurden von den grausamen Händen der Achäer fortgeschleppt. Am Ende werden mich wilde Hunde an meinen eigenen Toren in Stücke reißen, nachdem jemand mein Leben mit Schwertern oder Speeren aus meinem Körper geschlagen hat, die ich selbst aufgezogen und an meinem eigenen Tisch gefüttert habe, um meine Tore zu bewachen, aber wer wird es noch tun? Ich vergieße mein Blut, und dann liegen alle verstört an meinen Türen. Wenn ein junger Mann im Kampf durch das Schwert fällt, kann er liegen, wo er ist, und es gibt nichts Ungewöhnliches. Lass sehen, was zu sehen sein wird, alles ist ehrenhaft im Tod.“
Der alte Mann riss sich beim Sprechen die grauen Haare, bewegte aber nicht das Herz von Hektor. Seine Mutter weinte und stöhnte laut, als sie ihren schönen Busen entblößte und auf die Brüste zeigte, die ihn gesäugt hatten. „Hektor“, rief sie und weinte bitter, „Hektor, mein Sohn, verschmähe nicht diese Brust, aber habe Mitleid mit mir: wenn ich dir jemals Trost von meinem eigenen Busen gegeben habe, denke jetzt darüber nach, lieber Sohn, und komm hinter die Mauer, um uns vor diesem Mann zu beschützen; stehe nicht da, ohne ihn zu treffen. Sollte der Elende dich töten, werden weder ich noch deine reich gestorbene Frau jemals weinen, lieber Sprössling von mir, über das Bett, auf dem du liegst, denn Hunde werden dich auf den Schiffen der Achäer verschlingen.“
So flehten die beiden mit vielen Tränen ihren Sohn an, aber sie bewegten nicht das Herz von Hektor, und er blieb stehen und wartete auf den riesigen Achilles, als er näher kam. Wie eine Schlange in ihrer Höhle auf den Bergen voller tödlicher Gifte wartet auf das Herannahen des Menschen, sie ist voller Wut und ihre Augen funkeln schrecklich, während sie sich um ihre Höhle krümmt, obwohl Hektor seinen Schild an einen Turm gelehnt hat, der ragte aus der Mauer, und stand unerschrocken da, wo er war.
"Ach," sagte er zu sich selbst in der Schwere seines Herzens, "wenn ich in die Tore gehe, wird Polydamas der erste sein, der mir Vorwürfe macht, denn er war es, der mich drängte, die Trojaner zurück in die Stadt zu führen diese schreckliche Nacht, als Achilles wieder gegen uns herauskam. Ich würde nicht zuhören, aber es wäre in der Tat besser gewesen, wenn ich das getan hätte. Jetzt, da meine Torheit das Heer zerstört hat, darf ich Trojanern und Trojanerinnen nicht ins Gesicht sehen, damit ein schlechterer Mann nicht sagt: Hektor hat uns durch sein Selbstvertrauen ruiniert. Sicherlich wäre es besser für mich, nach dem Kampf gegen Achilles zurückzukehren und ihn zu töten oder hier vor der Stadt herrlich zu sterben. Was wäre, wenn ich Schild und Helm ablegen, meinen Speer an die Wand lehnen und geradewegs zum edlen Achilles gehen würde? Was wäre, wenn ich versprechen würde, Helena aufzugeben, die die Quelle all dieses Krieges war, und all den Schatz, den Alexandros in seinen Schiffen nach Troja mitgebracht hatte, und um die Achäer die Hälfte von allem, was die Stadt enthält, unter sich aufteilen zu lassen? Ich könnte die Trojaner durch den Mund ihrer Fürsten dazu bringen, einen feierlichen Eid abzulegen, dass sie nichts verbergen würden, sondern alles, was sich in der Stadt befindet, in zwei Teile aufteilen würden, aber warum auf diese Weise mit mir selbst streiten? Wenn ich auf ihn zugehen würde, würde er mir keine Gnade erweisen; er würde mich da und dort so leicht töten, als wäre ich eine Frau, wenn ich meine Rüstung abgelegt hätte. Es gibt keinen Grund, mit ihm von einem Felsen oder einer Eiche aus zu plaudern, wie junge Männer und Mädchen miteinander plappern. Ich bekämpfe ihn lieber sofort und erfahre, wem von uns Zeus den Sieg garantieren wird.“
Dann sagte Hektor, als der Lebensatem aus ihm verging: „Ich bitte dich bei deinem Leben und deinen Knien und bei deinen Eltern, lass mich nicht von Hunden auf den Schiffen der Achäer verschlungen werden, sondern nimm den reichen Schatz an Gold und Bronze an, den mein Vater und meine Mutter dir anbieten, und schicke meinen Körper nach Hause, damit die Trojaner und ihre Frauen mir meine Feueropfer geben, wenn ich tot bin.“
Achilles starrte ihn wütend an und antwortete: „Hund, rede nicht mit mir, weder von Knien noch von Eltern; wäre es mir möglich, dein Fleisch so sicher in Stücke zu schneiden und roh zu essen, denn die Kranken haben es mir angetan, wie ich bin, dass dich nicht vor den Hunden retten werde, es wird nicht so sein, obwohl sie zehnfach oder mehr bringen, das zwanzigfache Lösegeld, und wiegen es für mich an Ort und Stelle ab, mit dem Versprechen, noch mehr nachher zu bringen. Auch wenn Priamos, der Sohn des Dardanus, mich bitten sollte, mir dein Gewicht in Gold anzubieten, so wird deine Mutter dich niemals beerdigen und über den Sohn klagen, den sie geboren hat, aber Hunde und Geier werden dich völlig auffressen.“
Da sagte Hektor mit sterbendem Atem: „Ich kenne dich, was du bist, und war mir sicher, dass ich dich nicht bewegen sollte, denn dein Herz ist hart wie Eisen. Schau, dass ich nicht den Zorn des Himmels auf dich bringe an dem Tag, an dem Paris und Phoebus Apollo, so tapfer du auch bist, dich vor dem skäischen Tor töten werden.“
Als er dies gesagt hatte, hüllten ihn die Leichentücher des Todes ein, woraufhin seine Seele von ihm ausging und zum Haus des Hades flog und sein trauriges Schicksal beklagte, dass er nicht länger Jugend und Stärke genießen sollte. Aber Achilles sprach zu der Leiche: „Stirb! Ich für meinen Teil werde mein Schicksal akzeptieren, wann immer es Zeus und die anderen Götter für angebracht halten, es zu senden.“
Ignatius, der auch Theophorus genannt wird, an die Kirche, die durch die Majestät des Höchsten Vaters und Jesu Christi, seines eingeborenen Sohnes, Barmherzigkeit erlangt hat; die Kirche, die geliebt und erleuchtet ist durch den Willen dessen, der alles will, was der Liebe Jesu Christi, unseres Gottes, entspricht, die auch an der Stelle des Berichts der Römer den Vorsitz führt, Gottes würdig, der Ehre würdig und erhaben ist, von der höchsten Glückseligkeit, wie sie es verdient, gelobt zu werden, die es verdient, jedes Verlangen von ihr zu erhalten, die es verdient, als heilig angesehen zu werden, und die der Liebe vorsteht, wird sie von Christus und vom Vater genannt wird, die ich auch im Namen Jesu Christi, des Herrn, grüße, dem Sohn des Vaters: zu denen, die nach Fleisch und Geist mit jedem seiner Gebote vereinigt sind; die untrennbar mit der Gnade Gottes erfüllt sind und von jedem seltsamen Makel gereinigt werden.
Durch das Gebet zu Gott habe ich das Privileg erhalten, eure wertvollsten Gesichter zu sehen, und mir wurde sogar mehr gewährt, als ich verlangt hatte. Denn ich hoffe, dass ich als Gefangener in Christus Jesus euch grüße, wenn es wirklich der Wille Gottes ist, dass ich für würdig gehalten werde, zum Ende zu gelangen. Denn der Anfang ist gut befohlen, wenn ich die Gnade erhalte, mich ungehindert ans Ende zu klammern. Denn ich habe Angst vor eurer Liebe, damit sie mir nicht wehtut. Denn es fällt euch leicht, das zu erreichen, was ihr wollt; aber es fällt mir schwer, zu Gott zu gelangen, wenn ihr mich verschont.
Denn es ist nicht mein Wunsch, euch gegenüber als Menschenliebhaber zu handeln, sondern als Gottes Liebhaber, auch wenn ihr Ihm gefallen wollt. Denn ich werde niemals eine solche Gelegenheit haben, zu Gott zu gelangen, noch werdet ihr, wenn ihr jetzt schweigt, jemals Anspruch auf die Ehre eines besseren Werkes haben. Denn wenn ihr über mich schweigt, werde ich Gottes werden; aber wenn ihr mir eure Liebe zeigt, werde ich wieder meine Rasse führen müssen. Betet also, versucht nicht, mir eine größere Gunst zu verleihen, als dass ich Gott geopfert werde, während der Altar schon vorbereitet ist, damit ihr, wenn ihr in Liebe versammelt seid, dem Vater durch Christus Jesus ein Loblied singt, dass Gott mich, den Bischof von Syrien, für würdig erachtet hat, von Osten nach Westen gesandt zu werden. Es ist gut, mich von der Welt zu Gott zu erheben, dass ich mich wieder zu Ihm erhebe.
Ihr habt noch nie jemanden beneidet. Ihr habt andere gelehrt. Nun wünsche ich mir, dass diese Dinge durch euer Verhalten bestätigt werden, die ihr anderen in euren Anweisungen auferlegt. Bittet in meinem Namen nur um innere und äußere Stärke, dass ich nicht nur spreche, sondern wirklich will; und dass ich nicht nur ein Christ genannt werde, sondern wirklich als einer befunden werde. Denn wenn ich wirklich gefunden werde, kann ich auch einer genannt werden und dann als treu betrachtet werden, wenn ich der Welt nicht mehr erscheinen werde. Nichts Sichtbares ist ewig. „Denn die Dinge, die gesehen werden, sind zeitlich begrenzt, aber die Dinge, die nicht gesehen werden, sind ewig.“ Denn unser Gott ist Jesus Christus, jetzt, wo er mit dem Vater zusammen ist, umso mehr in seiner Herrlichkeit offenbart. Das Christentum ist nicht nur eine Sache der Stille, sondern auch der offensichtlichen Größe.
Ich schreibe an die Kirchen und beeindrucke sie alle, dass ich bereitwillig für Gott sterben werde, es sei denn, ihr hindert mich daran. Ich bitte euch, mir gegenüber keinen unangemessenen guten Willen zu zeigen. Lasst mich Nahrung für die wilden Tiere werden, durch deren Hilfsmittel es mir gewährt wird, zu Gott zu gelangen. Ich bin der Weizen Gottes und lasse mich von den Zähnen der wilden Tiere zermahlen, damit ich das reine Brot Christi werde. Lockt lieber die wilden Tiere an, dass sie mein Grab werden und nichts von meinem Körper übrig lassen; damit ich, wenn ich eingeschlafen bin, niemandem Ärger bereite. Dann werde ich wirklich ein Jünger Christi sein, wenn die Welt nicht so viel sehen wird wie meinen Körper. Bittet Christus für mich, dass ich durch diese Instrumente ein Opfer für Gott werde. Ich gebe euch keine anderen Gebote als Petrus und Paulus. Sie waren Apostel; ich bin nur ein verurteilter Mann: Sie waren frei, während ich bis jetzt ein Diener bin. Wenn ich aber leide, werde ich der Befreite Jesu sein und mich emanzipiert in Ihm wieder erheben. Und jetzt lerne ich als Gefangener, nichts Weltliches oder Eitles zu begehren.
Von Syrien bis nach Rom kämpfe ich mit Tieren, sowohl zu Lande als auch zu Wasser, sowohl bei Nacht als auch bei Tag. Da ich an zehn Leoparden gebunden bin, ich meine eine Gruppe von Soldaten, die sich, selbst wenn sie Vorteile erhalten, umso schlimmer zeigen. Aber ich werde mehr durch ihre Verletzungen angewiesen, als Jünger Christi zu handeln; "doch bin ich nicht damit gerechtfertigt." Möge ich die wilden Tiere genießen, die für mich bereit sind; und ich bete, dass sie eifrig gefunden werden, sich auf mich zu stürzen, was sie verleiten werde, mich schnell zu verschlingen, und nicht mit mir wie mit einigen umzugehen, die sie aus Angst nicht berührt haben. Aber wenn sie nicht bereit sind, mich anzugreifen, werde ich sie dazu zwingen. Verzeiht mir: Ich weiß, was zu meinem Vorteil ist. Jetzt fange ich an, ein Schüler zu sein. Und niemand soll mich wegen sichtbaren oder unsichtbaren Dingen beneiden, dass ich zu Jesus Christus komme. Lasst Feuer und Kreuz; lasst die Menge der wilden Tiere; lasst Risse, Brüche und Versetzungen von Knochen; Glieder abschneiden lasst; lasst den ganzen Körper zersplittern; und last alle schrecklichen Qualen des Teufels über mich kommen: lasst mich nur zu Jesus Christus gelangen.
Alle Freuden der Welt und alle Königreiche dieser Erde werden mir nichts nützen. Es ist besser für mich, für Jesus Christus zu sterben, als über alle Enden der Erde zu regieren. „Wovon kann ein Mensch profitieren, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine eigene Seele verliert?“ Ich suche den, der für uns gestorben ist. Ich wünsche den, der für uns wieder auferstanden ist. Das ist der Gewinn, der für mich vorgesehen ist. Verzeiht mir, Brüder, hindert mich nicht am Leben, wollt mich nicht in einem Zustand des Todes halten; und während ich zu Gott gehören will, gebt mich nicht der Welt. Lasst mich reines Licht erlangen. Wenn ich dorthin gegangen bin, werde ich tatsächlich ein Mann Gottes sein. Erlaubt mir, ein Nachahmer der Passion meines Gottes zu sein. Wenn jemand Ihn in sich hat, lasst ihn überlegen, was ich wünsche, und lasst ihn Mitgefühl mit mir haben, wissend, wie ich eingeengt bin.
Der Fürst dieser Welt würde mich gern wegtragen und meine Neigung zu Gott verderben. Darum soll niemand von euch, die in Rom sind, ihm helfen; seid lieber auf meiner Seite, das heißt auf der Seite Gottes. Sprecht nicht von Jesus Christus und setzt doch eure Wünsche auf die Welt. Lasst keinen Neid einen Wohnort unter euch finden; noch sollte ich, wenn ich bei euch bin, euch dazu ermahnen, auf mich zu hören, sondern den Dingen Ehre machen, die ich euch jetzt schreibe. Denn obwohl ich am Leben bin, während ich euch schreibe, bin ich eifrig zu sterben. Meine Liebe ist gekreuzigt worden, und es gibt kein Feuer in mir, das danach strebt, gefüttert zu werden. Aber in mir ist ein Wasser, das lebt und redet und innerlich zu mir spricht: Komm zum Vater! Ich habe keine Freude an verderblichem Essen, noch an den Freuden dieses Lebens. Ich wünsche das Brot Gottes, das himmlische Brot, das Brot des Lebens, das ist das Fleisch Jesu Christi, des Sohnes Gottes, der aus dem Samen Davids und Abrahams wurde. Und ich wünsche das Getränk Gottes, nämlich sein Blut, das unbestechliche Liebe und ewiges Leben ist.
Ich möchte nicht länger nach der Art der Menschen leben, und mein Wunsch wird erfüllt, wenn ihr zustimmt. Seid also bereit, meine Wünsche zu erfüllen. Ich bitte euch in diesem kurzen Brief; gebt ihr mir Ehre? Jesus Christus wird euch diese Dinge offenbaren, damit ihr wisst, dass ich wirklich spreche. Er ist der Mund, der völlig frei von Falschheit ist, durch den der Vater wirklich gesprochen hat. Betet für mich, dass ich das Ziel meiner Begierde erreiche. Ich habe euch nicht nach dem Fleisch geschrieben, sondern nach dem Willen Gottes. Wenn ich leiden soll, habt ihr es mir gewünscht; aber wenn ich abgelehnt werde, habt ihr mich gehasst.
Erinnert euch in euren Gebeten an die Kirche in Syrien, die jetzt anstelle von mir Gott als Hirten hat. Jesus Christus allein wird sie überwachen und eure Liebe wird sie auch betrachten. Aber ich schäme mich, einer von ihnen zu sein; denn in der Tat bin ich es nicht wert, der allerletzte von ihnen zu sein und einer, der unzeitgemäß geboren wurde. Aber ich habe die Barmherzigkeit erlangt, jemand zu sein, wenn ich zu Gott komme. Mein Geist grüßt euch und die Lieben der Kirchen, die mich im Namen Jesu Christi empfangen haben, und nicht nur als Passanten. Denn auch jene Kirchen, die mir nicht im Wege standen, ich meine nach dem Fleisch, sind Stadt für Stadt vor mir her gegangen, um mir zu begegnen.
Nun schreibe ich euch diese Dinge aus Smyrna von den Ephesern, die zu Recht am glücklichsten sind. Es gibt auch bei mir, zusammen mit vielen anderen, Krokus, einen von mir Geliebten. Was diejenigen betrifft, die vor mir von Syrien nach Rom gegangen sind, um Gott Ehre zu erweisen, so glaube ich, dass ihr mit ihnen vertraut seid. Wem sollt ihr dann mitteilen, dass ich zur Hand bin? Denn sie sind alle würdig, sowohl bei Gott als auch bei euch. Und es wird immer mehr, dass ihr sie in allen Dingen erfrischt. Ich habe euch diese Dinge am Tag am dreiundzwanzigsten August geschrieben. Gehe es euch gut bis zum Ende, in der Geduld Jesu Christi. Amen.
Sehr geehrter Herr! Unter elterlicher Gewalt wird üblicherweise der Einfluss verstanden, den eine Person in der Autorität ausübt. Wenn dieser Einfluss in der Kindheit und in ungerechtfertigter Weise auftritt, wie es in Ihrem Fall der Fall war, kann er sich im Unbewussten festsetzen. Auch wenn der Einfluss äußerlich nachlässt, wirkt er im Unterbewusstsein weiter, und dann behandelt man sich so schlecht, wie man zuvor behandelt wurde. Wenn Ihre Arbeit Ihnen jetzt Freude und Befriedigung bereitet, müssen Sie sie pflegen, genauso wie Sie alles pflegen sollten, was Ihnen Freude am Leben bereitet. Die Vorstellung von Selbstmord, so verständlich sie auch ist, scheint mir nicht zu loben. Wir leben, um ein Höchstmaß an spiritueller Entwicklung und Selbsterkenntnis zu erreichen. Solange das Leben möglich ist, sollten Sie daran festhalten, um es zum Zwecke der bewussten Entwicklung aufzugreifen. Das Leben vor seiner Zeit zu unterbrechen, bedeutet, ein Experiment zum Stillstand zu bringen, das wir nicht durchgeführt haben. Wir sind mittendrin und müssen es bis zum Ende durchziehen. Dass es für Sie mit Ihrem Blutdruck von 80 außerordentlich schwierig ist, ist durchaus verständlich, aber ich glaube, Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie sich auch nur an ein solches Leben klammern. Wenn Sie, abgesehen von Ihrer Arbeit, ein gutes Buch lesen, wie man die Bibel liest, kann dies für Sie zu einer Brücke werden, die nach innen führt und auf der Ihnen Gutes zufließen kann, wie Sie es sich vielleicht nicht vorstellen können. Sie brauchen sich keine Gedanken über die Gebührenfrage zu machen. Mit besten Grüßen!
Sehr geehrte Frau! Ich verbringe gerade eine angenehme Zeit der Ruhe in meinem Turm und genieße das Segeln als die einzige Sportart, die mir noch zur Verfügung steht. Ich habe gerade zwei Vorträge für das Eros-Treffen dieses Sommers beendet. Es geht um das allgemeine Problem der Psychologie des Unbewussten und ihre philosophischen Implikationen.
Und jetzt habe ich endlich Ruhe und Frieden genug, um Ihre früheren Briefe lesen und beantworten zu können. Ich hätte Ihnen für Ihre sorgfältigen Berichte über die Krankheit und den Tod von K. M. vor langer Zeit danken sollen, aber ich habe nie genug Zeit dafür gefunden. Es gab so viele dringende Dinge zu tun, dass meine ganze Zeit aufgebraucht war und ich nicht mehr so schnell arbeiten kann wie früher.
Es ist wirklich eine Frage, ob eine Person, die von solch einer schrecklichen Krankheit betroffen ist, ihr Leben beenden sollte oder könnte. In solchen Fällen ist es meine Einstellung, mich nicht einzumischen. Ich würde die Dinge geschehen lassen, wenn sie so wären, weil ich überzeugt bin, dass, wenn jemand es in sich hat, Selbstmord zu begehen, praktisch sein ganzes Wesen in diese Richtung geht. Ich habe Fälle gesehen, in denen es etwas Kriminelles gewesen wäre, die Menschen zu behindern, weil es nach allen Regeln in Übereinstimmung mit der Tendenz ihres Unbewussten und damit der Grundsache war. Ich denke also, nichts wird wirklich gewonnen, wenn man sich in ein solches Problem einmischt. Vermutlich ist es der freien Wahl des Einzelnen zu überlassen. Alles, was uns falsch erscheint, kann unter bestimmten Umständen richtig sein, über die wir keine Kontrolle haben und deren Ende wir nicht verstehen. Wenn K. M. unter dem Stress unerträglicher Schmerzen Selbstmord begangen hätte, hätte ich gedacht, dass dies das Richtige ist. Da dies nicht der Fall war, glaube ich, dass es in ihren Sternen lag, sich aus Gründen, die unserem Verständnis entgehen, solch einer grausamen Qual zu unterziehen. Unser Leben ist nicht ganz von uns selbst gemacht. Der größte Teil davon wird aus Quellen ins Leben gerufen, die uns verborgen bleiben. Sogar Komplexe können ein Jahrhundert oder länger vor der Geburt eines Menschen beginnen. Es gibt so etwas wie Karma.
K‘s Erfahrung, die Sie erwähnen, ist wirklich transzendent. Wenn es die Wirkung von Morphium wäre, würde es regelmäßig auftreten, aber das tut es nicht. Andererseits trägt es alle Merkmale einer Ekstase. So etwas ist nur möglich, wenn sich die Seele vom Körper löst. Wenn dies geschieht und der Patient weiterlebt, kann man fast mit Sicherheit eine gewisse Verschlechterung des Charakters erwarten, da der überlegene und wesentlichste Teil der Seele bereits gegangen ist. Eine solche Erfahrung bedeutet einen teilweisen Tod. Es ist natürlich eine äußerst erschwerende Erfahrung für die Umwelt, denn eine Person, deren Persönlichkeit so bekannt ist, scheint sie so vollständig zu verlieren und zeigt nichts weiter als Demoralisierung oder die unangenehmen Symptome eines Drogenabhängigen. Aber es ist der niedere Mensch, der weiter mit dem Körper lebt und der nichts anderes ist als das Leben des Körpers. Bei alten oder schwer kranken Menschen kommt es häufig vor, dass sie besondere Rückzugs- oder Abwesenheitszustände haben, die sie selbst nicht erklären können, aber welche vermutlich Bedingungen sind, unter denen die Ablösung stattfindet. Es ist manchmal ein Prozess, der sehr lange dauert. Was unter solchen Bedingungen passiert, hat man selten die Chance zu erforschen, aber es scheint mir, als ob solche Bedingungen ein inneres Bewusstsein hätten, das so weit von unserem sachlichen Bewusstsein entfernt ist, dass es fast unmöglich ist, es erneut zu übersetzen, diese Inhalte, in die Begriffe unseres tatsächlichen Bewusstseins. Ich muss sagen, dass ich einige Erfahrungen in dieser Richtung gemacht habe. Sie haben mir eine ganz andere Vorstellung davon gegeben, was Tod bedeutet.
Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich Ihre früheren Briefe so spät beantworte. Wie gesagt, es gab so viel dazwischen, dass ich eine friedliche Zeit brauchte, in der ich riskieren könnte, in den Inhalt Ihres Briefes einzutreten.
Meine besten Wünsche!
Sehr geehrte Frau! Es ist nicht leicht oder einfach, Ihre Frage zu beantworten, da vieles von Ihrer Fähigkeit zum Verständnis abhängt. Ihr Verständnis hingegen hängt von der Entwicklung und Reife Ihres persönlichen Charakters ab.
Es ist nicht möglich, einen Teil Ihres "Selbst" zu töten, es sei denn, Sie töten sich zuerst. Wenn Sie Ihre bewusste Persönlichkeit, die sogenannte Ich-Persönlichkeit, ruinieren, berauben Sie das Selbst seines eigentlichen Ziels, nämlich sich selbst zu verwirklichen. Das Ziel des Lebens ist die Verwirklichung des Selbst. Wenn Sie sich selbst töten, heben Sie den Willen des Selbst auf, der Sie durch das Leben zu diesem letztendlichen Ziel führt. Ein Selbstmordversuch beeinträchtigt nicht die Absicht des Selbst, real zu werden, kann jedoch Ihre persönliche Entwicklung hemmen, da dies nicht erklärt wird. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Selbstmord Mord ist, denn nach dem Selbstmord bleibt eine Leiche wie bei jedem gewöhnlichen Mord. Nur Ihr Selbst wurde getötet. Das ist der Grund, warum das Gesetz einen Menschen bestraft, der versucht, Selbstmord zu begehen, und das ist auch psychologisch richtig.
Solange Sie die Natur dieses sehr gefährlichen Impulses nicht erkennen, versperren Sie den Weg zur weiteren Entwicklung, genau wie ein Mann, der einen Diebstahl begehen will, ohne zu wissen, was er vorhat und ohne die ethische Bedeutung einer solchen Tat zu erkennen, kann er sich nicht weiterentwickeln, wenn er nicht berücksichtigt, dass er eine kriminelle Tendenz hat. Solche Tendenzen sind sehr häufig, nur gelingen sie nicht immer, und es gibt kaum jemanden, der auf diese oder andere Weise nicht erkennen kann, dass ihm ein dunkler Schatten folgt. Das ist das menschliche Los. Wenn es nicht so wäre, könnten wir eines Tages perfekt werden, was auch ziemlich schrecklich sein könnte. Wir sollten nicht naiv zu uns selbst sein, und um dies nicht zu tun, müssen wir auf ein bescheideneres Maß an Selbstachtung hinabsteigen.
In der Hoffnung, ich habe Ihre Frage beantwortet, ich verbleibe mit freundlichen Grüßen. Vielen Dank für die Gebühr. Mehr wird nicht benötigt.
Sehr geehrte Frau! Ich freue mich, dass Sie die Schwierigkeit Ihrer Anfrage verstehen. Wie kann man erwarten, dass jemand kompetent genug ist, solche Ratschläge zu erteilen? Ich fühle mich absolut inkompetent, aber ich kann die Rechtfertigung Ihres Wunsches nicht leugnen, und ich habe kein Herz, ihn abzulehnen. Wenn Ihr Fall mein eigener wäre, weiß ich nicht, was mit mir passieren könnte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keinen Selbstmord im Voraus planen würde. Ich sollte lieber so lange durchhalten, wie ich mein Schicksal ertragen kann oder bis pure Verzweiflung meine Hand zwingt. Der Grund für solch eine „unvernünftige“ Einstellung bei mir ist, dass ich überhaupt nicht sicher bin, was mit mir nach dem Tod passieren wird. Ich habe gute Gründe anzunehmen, dass die Dinge nicht mit dem Tod zu Ende sind. Das Leben scheint ein Zwischenspiel in einer langen Geschichte zu sein. Es ist lange her, bevor ich war, und es wird höchstwahrscheinlich nach dem bewussten Intervall in einem dreidimensionalen Dasein weitergehen: Post-Mortem-Ereignisse.
Daher kann ich Ihnen nicht raten, sich aus so genannten vernünftigen Gründen umzubringen. Es ist Mord und eine Leiche bleibt zurück, egal wer wen getötet hat. Zu Recht bestraft das englische Gesetz den Täter der Tat. Seien Sie sich zuerst sicher, ob es wirklich Gottes Wille ist, dass Sie sich selbst töten oder nur Ihre Vernunft. Letzteres ist definitiv nicht gut genug. Wenn es der Akt der Verzweiflung sein sollte, wird es nicht gegen Sie zählen, aber ein absichtlich geplanter Akt könnte Sie schwer belasten.
Das ist meine inkompetente Meinung. Ich habe mit dem „Perversen“ Vorsicht gelernt. Ich unterschätze Ihre wirklich schreckliche Tortur nicht. In tiefster Sympathie, mit freundlichen Grüßen.
Damit niemand zu uns sagt: Ihr alle, geht, tötet euch und geht daher sofort zu Gott und erspart uns die Mühe! Ich werde erklären, warum wir das nicht tun und warum wir es, wenn wir verhört werden, mutig bekennen unseren Glauben. Uns wurde gelehrt, dass Gott die Welt nicht ohne einen Zweck erschaffen hat, sondern dass er dies zum Wohle der Menschheit getan hat, denn wir haben zuvor gesagt, dass Gott mit denen zufrieden ist, die seine Vollkommenheiten imitieren, aber nicht mit denen, die sich für das Böse entscheiden, sei es in Wort oder Tat. Wenn wir uns dann alle umbringen sollten, wären wir die Ursache dafür, dass niemand geboren und in den göttlichen Lehren unterwiesen wird oder dass die Menschheit aufhört zu existieren. Wenn wir so handeln, werden wir uns dem Willen Gottes widersetzen.
Eines Tages, als ich, Porphyrius, darüber nachdachte, mir das Leben zu nehmen, ahnte Plotin meine Absicht. Er unterbrach mich und sagte, dass ein solcher Plan nicht von einem gesunden Verstand ausgehen könne, sondern auf eine melancholische Unzufriedenheit zurückzuführen sei und dass ich einen Luftwechsel haben müsse.
Der gleiche Vorfall wird im Leben von Plotin von Eunapius erzählt, der hinzufügt, dass Plotin das Gespräch, das er zu diesem Thema mit Porphyrius führte, in einem Buch aufzeichnete.
Plotin. Weißt du, Porphyrius, wie aufrichtig ich dein Freund bin? Du wirst dich deshalb nicht wundern, dass ich über dich unruhig bin. Seit einiger Zeit habe ich bemerkt, wie traurig und nachdenklich du bist; dein Gesichtsausdruck ist ungewöhnlich, und du hast bestimmte Worte fallen lassen, die mich ängstlich machen. Kurz gesagt, ich befürchte, dass du über einen bösen Plan nachdenkst.
Porphyrius. Wie! Was meinst du?
Plotin. Ich denke, Sie beabsichtigen, sich selbst zu verletzen. Es war ein schlechtes Omen, der Tat ihren Namen zu geben. Hören Sie mir zu, lieber Porphyrius, und verbergen Sie nicht die Wahrheit. Tadeln Sie nicht die Freundschaft, die so lange zwischen uns bestand. Ich weiß, dass meine Worte Ihnen Unmut bereiten werden, und ich kann leicht verstehen, dass Sie Ihren Plan lieber versteckt hätten. Aber ich konnte in einer solchen Angelegenheit nicht schweigen, und Sie sollten es nicht ablehnen, sich einem anzuvertrauen, der Sie so sehr liebt wie ich. Lassen Sie uns dann ruhig reden und unsere Worte abwägen. Öffne dein Herz für mich. Erzählen Sie mir Ihre Probleme und lassen Sie mich Hörer Ihrer Wehklagen sein. Ich habe dein Vertrauen verdient. Ich verspreche meinerseits, mich der Durchführung Ihrer Entschließung nicht zu widersetzen, wenn wir uns einig sind, dass dies nützlich und vernünftig ist.
Porphyrius. Ich habe niemals eine Bitte von Ihnen abgelehnt, lieber Plotin. Ich werde Ihnen daher gestehen, was ich lieber für mich behalten möchte. Nichts auf der Welt würde mich dazu bringen, es jemand anderem zu erzählen. Sie haben Recht mit Ihrer Interpretation meiner Gedanken. Wenn Sie das Thema diskutieren möchten, werde ich es trotz meiner Abneigung nicht ablehnen; denn bei solchen Gelegenheiten zieht es der Geist vor, sich mit einer hohen Stille zu umgeben und in Einsamkeit zu meditieren und sich für die Zeit einem Zustand völliger Selbstaufgabe hinzugeben. Trotzdem bin ich bereit, zu tun, was Ihnen gefällt.
Erstens kann ich sagen, dass mein Entwurf nicht die Folge eines besonderen Unglücks ist. Es ist einfach das Ergebnis einer völligen Müdigkeit des Lebens und einer ununterbrochenen Langeweile, die mich seit langem wie einen Schmerz besessen hat. Hinzu kommt ein Gefühl der Eitelkeit und des Nichts aller Dinge, das mich in Körper und Seele durchdringt. Sagen Sie nicht, dass diese Einstellung des Geistes unvernünftig ist, obwohl ich zulassen werde, dass dies zum Teil auf physische Ursachen zurückzuführen ist. Es ist an sich vollkommen vernünftig und unterscheidet sich darin von all unseren anderen Dispositionen; denn alles, was uns veranlasst, dem Leben und den menschlichen Dingen einen gewissen Wert beizumessen, erweist sich bei der Analyse als unvernünftig und geht von einer Illusion oder Falschheit aus. Nichts ist rationaler als Langeweile. Vergnügen sind alle unwirklich. Der Schmerz selbst, zumindest der mentale Schmerz, ist ebenso falsch, denn bei der Prüfung wird festgestellt, dass er kaum oder gar keine Grundlage hat. Das gleiche gilt für Angst und Hoffnung. Langeweile allein, geboren aus der Eitelkeit der Dinge, ist echt und täuscht niemals. Wenn dann alles andere eitel ist, wird die Realität des Lebens in Langeweile zusammengefasst.
Plotins. Es kann so sein. Ich werde Ihnen diesbezüglich nicht widersprechen. Aber wir müssen jetzt die Art Ihres Projekts berücksichtigen. Sie wissen, dass Platon es abgelehnt hat, zuzulassen, dass der Mensch frei ist, wie ein flüchtiger Sklave aus der Gefangenschaft, in die er durch den Willen der Götter versetzt wird, zu fliehen, indem er sich des Lebens beraubt.
Porphyrius. Ich bitte Sie, lieber Plotin, Platon mit seinen Lehren und Träumen jetzt in Ruhe zu lassen. Es ist eine Sache, bestimmte Theorien in den Schulen und Büchern zu loben, zu erklären und zu vertreten, aber eine ganz andere, sie praktisch zu veranschaulichen. Schulunterricht und Bücher zwingen uns dazu, Platon zu bewundern und ihm zu entsprechen, weil dies heutzutage der Brauch ist. Aber im wirklichen Leben wird er nicht bewundert, sondern sogar verabscheut. Es ist wahr, dass Platon durch seine Schriften den Begriff eines zukünftigen Lebens im Ausland verbreitet haben soll, wodurch die Menschen in Zweifel über ihr Schicksal nach dem Tod geraten und einen guten Zweck haben, um die Menschen in diesem Leben durch Angst vor Bestrafung im kommenden Leben vom Bösen abzuhalten. Wenn ich mir Platon als Erfinder dieser Ideen und Überzeugungen vorstellen würde, würde ich so zu ihm sprechen:
„Du beobachtest, o Platon, wie feindlich für unsere Rasse die Macht war, die die Welt regiert, das Wetter, das als Natur, Schicksal oder Parze bekannt ist. Viele Gründe widersprechen der Annahme, der Mensch habe in der Schöpfungsordnung den hohen Rang, den wir uns gerne vorstellen; aber ohne Grund kann er der Eigenschaft beraubt werden, die Homer ihm zuschreibt, der des Leidens. Die Natur hat uns jedoch ein Heilmittel für alle Übel gegeben. Es ist der Tod, den diejenigen, die nicht ganz intelligent sind, und alle anderen, die es wünschen, wenig fürchten.
„Aber du hast uns diesen liebsten Trost unseres Lebens genommen, voller Leiden, wie es ist. Die von Ihnen aufgeworfenen Zweifel haben uns diesen Trost genommen und den Gedanken an den Tod zum bittersten aller Gedanken gemacht. Dank dir haben unglückliche Sterbliche jetzt weniger Angst vor dem Sturm als vor dem Hafen. Von ihrem einen Ort der Ruhe vertrieben und des einzigen Heilmittels beraubt, nach dem sie suchen konnten, geben sie sich den Leiden und Schwierigkeiten des Lebens hin. Sie waren uns gegenüber grausamer als das Schicksal, die Natur oder die Parze. Und da dieser Zweifel, einmal begriffen, niemals beseitigt werden kann, liegt es an Ihnen, dass Ihre Mitmenschen den Tod für schrecklicher halten als das Leben. Sie sind schuld daran, dass Ruhe und Frieden für immer aus den letzten Augenblicken des Menschen verbannt sind, während alle anderen Tiere in vollkommener Furchtlosigkeit sterben.“
„Deine Absicht war gut. Aber sie hat ihren Zweck verfehlt. Gewalt und Ungerechtigkeit werden nicht verhaftet, denn Übeltäter erkennen die Schrecken des Todes nur in ihren letzten Augenblicken, wenn sie völlig machtlos sind, um mehr Schaden anzurichten. Ihre Zweifel stören nur die Guten, die eher bereit sind, ihren Mitmenschen zu nützen als sie zu verletzen, und die Schwachen und Schüchternen, die weder von Natur aus geneigt sind noch die Neigung haben, jemanden zu unterdrücken. Kühne und starke Männer, die kaum Vorstellungskraft besitzen, und solche, die eine andere Zurückhaltung als das Gesetz fordern, betrachten diese Ängste als chimärisch und lassen sich von bösen Machenschaften nicht abschrecken. Wir sehen täglich Beispiele dafür, und die Erfahrung aller Jahrhunderte, von Ihrer Zeit bis zur Gegenwart, bestätigt es. Gute Gesetze, noch mehr, gute Bildung und mentale und soziale Kultur, das sind die Dinge, die Gerechtigkeit und Milde unter Menschen bewahren. Die Zivilisation und die Verwendung von Reflexion und Vernunft lassen die Menschen fast immer hassen, miteinander zu kämpfen und gegenseitig das Blut zu vergießen, und machen sie abgeneigt, sich zu streiten und zu gefährden ihr Leben durch Gesetzlosigkeit. Solche guten Ergebnisse sind jedoch niemals auf bedrohliche Phantasien und die bittere Erwartung schrecklicher Züchtigung zurückzuführen. Diese dienen ebenso wie die Vielzahl und Grausamkeit der in bestimmten Staaten angewandten Strafen nur dazu, die Niedrigkeit und Wildheit der Menschen zu erhöhen, und sind daher gegen das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft.“
„Vielleicht werden Sie jedoch antworten, dass Sie in Zukunft eine Belohnung für das Gute versprochen haben. Was ist dann diese Belohnung? Ein Lebenszustand, der voller Langeweile zu sein scheint, noch weniger erträglich als unsere gegenwärtige Existenz! Die Bitterkeit deiner Strafen ist unverkennbar; aber die Süße deiner Belohnungen ist verborgen und geheim und für uns unverständlich. Wie kann dann gesagt werden, dass Ordnung und Tugend durch Ihre Lehre gefördert werden? Ich wage zu sagen, dass, wenn nur wenige Menschen durch die Angst vor Ihrem schrecklichen Tartarus vom Bösen abgeschreckt wurden, kein guter Mann auf Wunsch Ihres Elysiums zu einer einzigen lobenswerten Handlung veranlasst wurde. Ein solches Paradies zieht uns überhaupt nicht an. Aber abgesehen von der Tatsache, dass Ihr Himmel kaum ein einladender Ort ist, wer unter den Besten von uns kann hoffen, dass er es verdient? Welcher Mann kann Ihre unerbittlichen Richter befriedigen, Minos, Eacus, und Rhadamanthus, die werden nicht einen einzigen Fehler übersehen, wie trivial er auch sein mag? Und wer kann schon sagen, dass er Ihren Reinheitsgrad erreicht hat? Kurz gesagt, wir können nicht nach Glück in der kommenden Welt suchen. und wie rein das Gewissen eines Mannes auch oder wie aufrecht sein Leben sein mag, in seiner letzten Stunde wird er die Zukunft mit ihrer schrecklichen Ungewissheit fürchten. Es liegt an Ihrer Lehre, dass Angst einen viel stärkeren Einfluss als Hoffnung hat und die Menschheit dominiert.“
„Dies ist dann das Ergebnis Ihrer Lehren. Der Mensch, dessen Leben auf Erden äußerst elend ist; antizipiert den Tod nicht als ein Ende aller seiner Leiden, sondern als den Beginn eines noch elenderen Zustands. So übertreffen Sie an Grausamkeit nicht nur Natur und Schicksal, sondern auch den gnadenlosesten Tyrannen und blutrünstigsten Henker, den die Welt jemals gekannt hat. Aber welche Grausamkeit kann die Ihres Gesetzes übertreffen und es dem Menschen verbieten, seinen Leiden und Qualen ein Ende zu setzen, indem er sich freiwillig das Leben nimmt und damit über die Schrecken des Todes triumphiert? Andere Tiere wollen ihrem Leben kein Ende setzen, weil ihr Unglück geringer ist als unseres; sie hätten nicht einmal den Mut, sich einem freiwilligen Tod zu stellen. Aber wenn sie sterben wollten, was sollte sie davon abhalten, ihren Wunsch zu erfüllen? Sie sind von keinem Verbot betroffen, noch von der Angst vor der Zukunft. Auch hier machen Sie uns den brutalen Tieren unterlegen. Die Freiheit, die sie besitzen, nutzen sie nicht; die Freiheit, die uns auch von der Natur gewährt wird, die in ihren Geschenken so geizig ist, nimmst du weg. Somit haben die einzigen Kreaturen, die fähig sind, den Tod zu begehren, das Recht abgelehnt zu sterben. Natur, Schicksal und Glück überwältigen uns mit grausamen Schlägen, die uns furchtbar leiden lassen; Sie tragen zu unserem Leiden bei, indem Sie uns die Arme binden und die Füße festbinden, damit wir uns weder verteidigen noch unseren Verfolgern entkommen können.“
„Wahrlich, wenn ich über das große Elend der Menschheit nachdenke, scheint es mir, dass Ihre Lehren, o Platon, vor allem daran schuld sind, dass die Menschen sich wohl mehr über Sie als über die Natur beklagen mögen. Letztere hat uns, indem sie für uns eine Existenz voller Unglücksgefühle bestimmt hat, die Mittel gelassen, ihr zu entkommen, wann immer wir wollen. Tatsächlich kann man das Unglück nicht als extrem bezeichnen, wenn wir die Macht haben, es nach Belieben zu verkürzen. Außerdem ist der bloße Gedanke, das Leben nach Belieben beenden und dem Elend der Welt entfliehen zu können, eine so große Erleichterung unseres Schicksals, dass es an sich ausreicht, um das Dasein ertragbar zu machen. Folglich kann es keinen Zweifel geben, dass unser größtes Unglück von der Angst herrührt, dass wir, wenn wir unser Leben verkürzen, in einen Zustand größeren Elends als in der Gegenwart geraten könnten.“
„Du hast leicht, o Platon, diese Frage der Unsterblichkeit aufgeworfen; aber die menschliche Spezies wird ausgestorben sein, bevor sie sich niedergelassen hat. Dein Genie ist das tödlichste, was die Menschheit jemals getroffen hat, und nichts kann in seinen Auswirkungen katastrophaler sein. “
Das würde ich Platon sagen, wenn er die Doktrin erfunden hätte, über die wir diskutieren. aber mir ist klar, dass er sie nicht geschaffen hat. Es wurde jedoch genug gesagt. Lassen Sie uns bitte das Thema fallen lassen.
Plotin. Porphyrius, Sie wissen, wie ich Platon verehre; wenn ich jedoch bei einer solchen Gelegenheit mit Ihnen spreche, werde ich Ihnen meine eigene Meinung mitteilen und seine Autorität missachten. Die wenigen Worte von ihm, die ich gesprochen habe, waren eher eine Einführung als alles andere. Zurück zu meinem ersten Argument, ich behaupte, dass nicht nur Platon und jeder andere Philosoph, sondern auch die Natur uns lehrt, dass es unangebracht ist, unser eigenes Leben wegzunehmen. Ich werde in diesem Punkt nicht viel sagen, denn wenn Sie ein wenig darüber nachdenken, werden Sie mir mit Sicherheit zustimmen, dass der Selbstmord unnatürlich ist. Es ist in der Tat eine Handlung, die der Natur am meisten widerspricht. Die ganze Ordnung der Dinge würde untergraben, wenn die Wesen der Welt sich selbst zerstören würden. Und es ist widerlich und absurd anzunehmen, dass das Leben nur gegeben ist, um von seinem Besitzer weggenommen zu werden, und dass Wesen nur existieren sollten, um nicht-existent zu werden. Das Gesetz der Selbsterhaltung ist dem Menschen und allen Geschöpfen des Universums auf jede erdenkliche Weise vorgeschrieben. Und fürchten, hassen und meiden wir nicht instinktiv den Tod? Da der Selbstmord unserer Natur so sehr zuwiderläuft, kann ich nicht glauben, dass er zulässig ist.
Porphyrius. Ich habe über das Thema bereits aus allen Blickwinkeln meditiert; denn der Verstand konnte einen solchen Schritt nicht ohne gebührende Überlegung entwerfen. Mir scheint, dass alle Ihre Argumente mit genau so viel Gegenargumenten beantwortet werden können. Aber ich werde mich kurz fassen.
Sie bezweifeln, dass es zulässig ist, ohne Notwendigkeit zu sterben. Ich frage Sie, ob es erlaubt ist, unglücklich zu sein? Die Natur, sagen Sie, verbietet den Selbstmord. Es ist seltsam, dass sie die Kraft haben sollte, mich zum Leben zu zwingen, da sie mich entweder nicht glücklich machen kann oder nicht will oder mich nicht von meinem Unglück befreien kann. Wenn die Natur uns eine Liebe zum Leben und einen Hass auf den Tod gegeben hat, hat sie uns auch eine Liebe zum Glück und einen Hass auf das Leiden gegeben; und die letzteren Instinkte sind viel mächtiger als die ersteren, weil das Glück das oberste Ziel all unserer Handlungen und der Gefühle der Liebe oder des Hasses ist. Denn zu welchem Zweck meiden wir den Tod oder wünschen uns das Leben, außer um unser Wohlergehen zu fördern und aus Angst vor dem Gegenteil?
Wie kann es dann unnatürlich sein, dem Leiden auf die einzige Weise zu entfliehen, die dem Menschen offen steht, das heißt durch Sterben; wie kann man es im Leben niemals vermeiden? Wie auch kann es wahr sein, dass die Natur mir verbietet, mich dem Tod zu widmen, was zweifellos gut ist, und das Leben abzulehnen, was zweifellos böse und schädlich ist, da es mir eine Quelle von nichts als Leiden ist?
Plotin. Diese Dinge überzeugen mich nicht, dass der Selbstmord nicht unnatürlich ist. Haben wir nicht einen starken instinktiven Schrecken vor dem Tod? Außerdem sehen wir niemals rohe Tiere, die unweigerlich den Instinkten ihrer Natur folgen (wenn sie nicht vom Menschen widersprüchlich trainiert werden), entweder Selbstmord begehen oder den Tod als alles andere als eine Bedingung ansehen, gegen die man kämpfen muss, selbst in ihren Momenten größten Leidens. Kurz gesagt, alle Menschen, die diese verzweifelte Tat begehen, haben nicht aus Konformität mit der Natur gelebt. Sie im Gegenteil, die natürlich leben, würden ausnahmslos den Selbstmord ablehnen, wenn sich ihnen sogar der Gedanke anbietet.
Porphyrus. Wenn Sie möchten, gebe ich zu, dass die Aktion der Natur zuwiderläuft. Aber was hat das damit zu tun, wenn wir uns nicht der Natur anpassen? Das heißt, sind wir keine Wilden mehr? Vergleichen wir uns zum Beispiel mit den Bewohnern Indiens oder Äthiopiens, die ihre primitive Art und ihre wilden Gewohnheiten beibehalten haben. Sie würden kaum denken, dass diese Leute von der gleichen Art wie wir wären. Diese Veränderung des Lebens und die Änderung der Sitten und Gebräuche durch die Zivilisation ging meiner Meinung nach mit einer unermesslichen Zunahme des Leidens einher. Wilde wollen niemals Selbstmord begehen, und ihre Phantasie veranlasst sie auch nicht, den Tod als eine wünschenswerte Sache anzusehen, wohingegen wir, die zivilisiert sind, es wünschen und es manchmal freiwillig suchen.
Nun, wenn es dem Menschen erlaubt ist, unnatürlich zu leben und folglich unglücklich zu sein, warum kann er dann nicht auch unnatürlich sterben? Denn der Tod ist in der Tat der einzige Weg, auf dem er sich von dem Unglück erretten kann, das aus der Zivilisation resultiert. Oder warum nicht zu unserem primitiven Zustand und Naturzustand zurückkehren? Ah, wir sollten es fast unmöglich finden, wenn es nur um äußere Umstände geht, und in den wichtigeren Angelegenheiten des Geistes ganz unmöglich. Was ist weniger natürlich als Medizin? Damit meine ich die Operation und den Gebrauch von Drogen. Beide werden gewöhnlich ausdrücklich zur Bekämpfung der Natur verwendet und sind brutalen Tieren und Wilden völlig unbekannt. Da die Krankheiten, die sie heilen, unnatürlich sind und nur in zivilisierten Ländern auftreten, in denen die Menschen aus ihrem natürlichen Zustand gefallen sind, sind diese Künste auch unnatürlich, sind aber sehr geschätzt und sogar unverzichtbar. Ebenso darf der Selbstmord, der ein radikales Heilmittel für die Krankheit der Verzweiflung ist, eines der Ergebnisse der Zivilisation, nicht verantwortlich gemacht werden, weil er unnatürlich ist, denn unnatürliche Übel erfordern unnatürliche Heilmittel. Es wäre in der Tat hart und ungerecht, wenn dieser Grund, der unser Elend verstärkt, indem er uns dazu zwingt, der Natur zu widersprechen, sich in dieser Angelegenheit mit der Natur verbünden und uns unsere einzige verbleibende Hoffnung und Zuflucht und die einzige Ressource nehmen würde, die mit sich selbst in Einklang steht, und sollte uns zwingen, in unserem Elend weiterzumachen.
Die Wahrheit ist dies, Plotin. Unsere primitive Natur ist für immer von uns abgewichen. Gewohnheit und Vernunft haben uns eine neue Natur gegeben anstelle der alten, zu der wir niemals zurückkehren werden. Früher war es für Menschen unnatürlich, Selbstmord zu begehen oder den Tod zu begehren. In der heutigen Zeit sind beide natürlich. Sie passen sich unserer neuen Natur an, die uns jedoch wie die alte dazu zwingt, unser Glück zu suchen. Und da der Tod unser größtes Gut ist, ist es bemerkenswert, dass Menschen ihn freiwillig suchen sollten? Aus unserer Vernunft wissen wir, dass der Tod kein Übel ist, sondern als Heilmittel für alle Übel das Wünschenswerteste ist.
Sagen Sie mir jetzt: Werden alle anderen Handlungen von zivilisierten Menschen durch den Standard ihrer primitiven Natur reguliert? Wenn ja, gib mir eine einzelne Instanz. Nein, es ist unsere Gegenwart und nicht unsere primitive Natur, die unser Handeln interpretiert. Mit anderen Worten, es ist unser Verstand. Warum sollte dann der Selbstmord allein unter dem Gesichtspunkt unserer primitiven Natur als unvernünftig beurteilt werden? Warum sollte dieser letztere, der keinen Einfluss auf unser Leben hat, unseren Tod kontrollieren, der unser Leben regiert? Es ist eine Tatsache, ob aufgrund der Vernunft oder unseres Unglücks, dass bei vielen Menschen, insbesondere bei denen, die unglücklich und geplagt sind, der primitive Hass auf den Tod erloschen ist und sich sogar in Verlangen und Liebe verwandelt, wie ich bereits sagte. Solch eine Liebe, obwohl unvereinbar mit unserer frühen Natur, ist heutzutage Realität. Wir sind auch notwendigerweise unglücklich, weil wir unnatürlich leben. Es war daher offensichtlich unvernünftig zu behaupten, dass das Verbot, das den Selbstmord im primitiven Zustand verbot, Bestand haben sollte. Dies scheint mir eine hinreichende Rechtfertigung für die Tat zu sein. Es bleibt zu prüfen, ob es sinnvoll ist oder nicht.
Plotin. Macht nichts, mein lieber Porphyrius, denn wenn die Tat zulässig ist, habe ich keinen Zweifel an ihrer äußersten Nützlichkeit. Aber ich werde niemals zugeben, dass eine verbotene und unzulässige Handlung nützlich sein kann. Die Sache löst sich wirklich darin auf: Was ist das Bessere, zu leiden oder nicht zu leiden? Es ist sicher, dass die meisten Menschen Leiden mit Vergnügen vermischt vorziehen würden, so leidenschaftlich wünschen und dürsten wir nach Freude. Aber das steht außer Frage, denn Genuss und Vergnügen sind eigentlich so unmöglich wie Leiden unvermeidlich. Ich meine ein Leiden, das so andauernd ist wie unser nie befriedigtes Verlangen nach Vergnügen und Glück und ganz abgesehen von dem eigentümlichen und zufälligen Leiden, das selbst der glücklichste Mensch unfehlbar erfahren muss. In Wahrheit, wären wir sicher, dass wir, wenn wir weiterleben, weiterhin leiden sollten, wir sollten Grund genug haben, den Tod dem Leben vorzuziehen; denn das Dasein enthält kein einziges echtes Vergnügen, dieses Leiden auszugleichen, selbst wenn dies möglich wäre.
Porphyrius. Es scheint mir, dass Langeweile allein und die Tatsache, dass wir nicht auf ein verbessertes Dasein hoffen können, hinreichend schlüssige Gründe sind, um den Wunsch nach dem Tod auszulösen, obwohl unser Zustand von Wohlstand geprägt ist. Und es überrascht mich oft, dass wir keine Aufzeichnungen darüber haben, dass Prinzen Selbstmord begangen haben, weil sie so langweilig und so müde waren wie andere Männer in niedrigeren Lebensständen. Wir lesen, wie Hegesias der Kyrenäer so eloquent über das Elend des Lebens argumentierte, dass seine Prüfer sofort gingen und Selbstmord begingen; aus diesem Grund wurde er der „Todesüberreder“ genannt, und Ptolemaios untersagte ihm ausführlich, weitere Diskussionen zu diesem Thema zu führen. Es ist wahr, dass einige Fürsten Selbstmorde begangen haben, unter anderem Mithridates, Cleopatra und Otho. Aber diese alle machten sich selbst ein Ende, um einigen eigentümlichen Übeln zu entgehen oder aus Angst vor einer Zunahme des Unglücks. Ich stelle mir vor, dass Prinzen eher als andere Männer dazu neigen, Hass auf ihren Zustand zu empfinden und den Selbstmord zu befürworten. Denn haben sie nicht den Gipfel des sogenannten menschlichen Glücks erreicht? Sie haben nichts zu hoffen, denn sie haben alles, was zu den sogenannten guten Dingen dieses Lebens gehört. Sie können morgen keine größere Freude erwarten, als sie heute genossen haben. Sie sind also unglücklicher aufgestellt als alle weniger erhabenen Menschen. Denn die Gegenwart ist immer traurig und unbefriedigend; allein die Zukunft bereitet Freude.
Aber sei es so oder so. Wir sehen, dass nichts Menschen davon abhält, freiwillig das Leben zu verlassen und den Tod zu bevorzugen, außer der Angst vor einer anderen Welt. Alle anderen Gründe sind wahrscheinlich unbegründet. Sie beruhen auf einer falschen Einschätzung, wenn sie die Vor- und Nachteile des Daseins vergleichen; und wer zu irgendeinem Zeitpunkt eine starke Bindung an das Leben verspürt oder in einem Zustand der Zufriedenheit lebt, tut dies unter einem Fehler, entweder des Urteils, des Willens oder sogar der Tatsache.
Plotin. Das ist wahr, lieber Porphyrius. Aber lassen Sie mich dennoch raten, nicht bitten, auf die Ratschläge der Natur zu hören, anstatt auf die Vernunft. Folgen Sie den Instinkten dieser primitiven Natur, der Mutter von uns allen, die, obwohl sie keine Zuneigung zu unserem Unglück gezeigt hat, eine weniger bittere und grausame Feindin ist als unsere eigene Vernunft mit ihrer grenzenlosen Neugierde, Spekulation, ihrem Geschnatter, Traum, Ideen und elendem Lernen. Außerdem hat die Natur versucht, unser Unglück zu mindern, indem sie es so weit wie möglich verbirgt oder vor uns verschleiert. Und obwohl wir stark verändert sind und die Kraft der Natur in uns stark abnimmt, sind wir nicht so verändert, sondern der größte Teil unserer früheren Männlichkeit bleibt erhalten, und unsere primitive Natur ist in uns nicht ganz unterdrückt. Trotz all unserer Torheit wird es niemals anders sein. Die falsche Sicht auf das Leben, die Sie erwähnen, wird sich weiterhin durchsetzen, obwohl ich zugebe, dass sie in Wirklichkeit offensichtlich falsch ist. Sie wird nicht nur von Idioten und Halbgewitzten festgehalten, sondern auch von klugen, weisen und gelehrten Männern, und wird es immer sein, es sei denn, die Natur, die uns, und nicht der Mensch oder seine Vernunft, selbst dazu gebracht hat, es zu beenden. Und ich versichere Ihnen, dass weder Ekel noch Verzweiflung noch ein Sinn für die Ungültigkeit der Dinge, die Eitelkeit aller Ängste und die Bedeutungslosigkeit des Menschen noch der Hass auf die Welt und sich selbst von langer Dauer sind, obwohl solche Geisteshaltungen durchaus vernünftig sind. Denn unsere körperliche Verfassung ändert sich momentan mehr oder weniger stark; und oft ohne besonderen Grund erstrahlt das Leben wieder in uns, und neue Hoffnungen erleuchten die menschlichen Dinge, die wiederum einige Aufmerksamkeit verdienen, und zwar nicht nach unserem Verständnis, sondern nach dem, was man als die höheren Sinne des Intellekts bezeichnen kann. Dies ist der Grund, warum jeder von uns, obwohl er sich der Wahrheit vollkommen bewusst ist, trotz der Vernunft weiterlebt und sich dem Verhalten anderer anpasst; denn unser Leben wird von diesen Sinnen gesteuert und nicht vom Verstand.
Ob der Selbstmord vernünftig sei oder unser Kompromiss mit dem Leben unvernünftig? Ersteres ist sicherlich eine schreckliche und unmenschliche Handlung. Es wäre besser, der Natur zu folgen und ein Mensch zu bleiben, als sich wie ein Monster zu verhalten, wenn man der Vernunft folgt. Sollen wir auch nicht über die Freunde, Verwandten, Bekannten und Menschen nachdenken, mit denen wir gewohnt sind zu leben und von denen wir uns so für immer trennen sollten? Und wenn der Gedanke an eine solche Trennung uns nichts bedeutet, sollten wir ihr Gefühl nicht berücksichtigen? Sie verlieren jemanden, den sie geliebt und respektiert haben; und die Grausamkeit seines Todes verstärkt ihren Kummer. Ich weiß, dass der Weise nicht leicht zu bewegen ist und auch nicht in besorgniserregendem Maße Mitleid und Wehklagen erleidet. Er erniedrigt sich nicht zu Boden, vergießt nicht Tränen maßlos, noch tut er andere ähnliche Dinge, die jemandem unwürdig sind, der den Zustand der Menschheit klar versteht. Aber eine solche Seelenstärke sollte für schwerwiegende Umstände reserviert sein, die sich aus der Natur ergeben oder unvermeidlich sind; es ist ein Missbrauch der Standhaftigkeit, uns für immer der Gesellschaft und des Gesprächs derer zu berauben, die uns lieb sind. Er ist ein Barbar und kein weiser Mann, der die Trauer seiner Freunde, Verwandten und Bekannten nicht berücksichtigt. Wer sich kaum um den Kummer kümmert, den sein Tod seinen Freunden und seiner Familie bereiten würde, ist egoistisch; er kümmert sich wenig um andere und will alles für sich. Und wahrhaftig, der Selbstmord denkt nur an sich. Er wünscht sich nur sein persönliches Wohlergehen und wirft alle Gedanken an den Rest der Welt weg. Kurz gesagt, Selbstmord ist eine Handlung des unqualifiziertesten und schmutzigsten Egoismus.
Schließlich, mein lieber Porphyrius, sind die Sorgen und Nöte des Lebens, obwohl viele und unvermeidlich, wenn sie, wie in Ihrem Fall, nicht von schwerem Unglück oder körperlicher Gebrechlichkeit begleitet sind, immerhin leicht zu ertragen, besonders von einem weisen und starken Mann wie Ihnen. Und in der Tat ist das Leben selbst von so geringer Bedeutung, dass der Mensch sich nicht viel Mühe geben sollte, es zu behalten oder aufzugeben. Und ohne viel darüber nachzudenken, sollten wir dem ersteren Instinkt den Vorrang vor dem letzteren einräumen.
Wenn dich ein Freund darum gebeten hat, warum solltest du ihn nicht befriedigen?
Nun bitte ich Sie, lieber Porphyrius, diese Idee in Erinnerung an unsere lange Freundschaft zu verwerfen. Trauere um deine Freunde, die dich mit so herzlicher Zuneigung lieben, und deinen Plotin, der keinen besseren Freund auf der Welt hat. Helfen Sie uns, die Last des Lebens zu tragen, anstatt uns ohne Gedanken zu lassen. Lass uns leben, lieber Porphyrius, und uns trösten. Verweigern wir nicht unseren Anteil am Leiden der Menschheit, das uns das Schicksal zuweist. Lassen Sie uns gegenseitig ermutigt aneinander festhalten und uns Hand in Hand stärken, um die Probleme des Lebens besser zu ertragen. Unsere Zeit wird immerhin kurz sein; und wenn der Tod kommt, werden wir uns nicht beklagen. In der letzten Stunde werden uns unsere Freunde und Gefährten trösten, und wir werden uns freuen über den Gedanken, dass wir nach dem Tod noch in ihrer Erinnerung leben und von ihnen geliebt werden.
NEUNTES BUCH
CHAPITRE I
C'était au début de la création. Rien n'avait été créé à part le ciel et l'eau, et l'Esprit de Dieu planait seul dans l'espace vide et sombre au-dessus des eaux.
La terre n'était pas encore là, il n'y avait pas d'étoiles et pas d'êtres vivants.
Alors la voix puissante du Seigneur retentit au milieu des ténèbres infinies de la solitude:
„Satan, descends dans les profondeurs de la mer et apporte-moi une poignée de sable.“ Puis le mauvais esprit, plein de curiosité, a demandé:
„Pourquoi devrais-je le faire?“
„Ne demandez pas“, résonnait encore la voix du Créateur, „mais faites ce que je vous ordonne.“
Alors les eaux ont moussé et sifflé, comme si on y avait jeté un flambeau ardent, quand Satan, furieux de ne pas pouvoir voir à travers le mystère de Dieu, s'est jeté dans les eaux.
Mais malgré Dieu, il est remonté et a demandé une nouvelle fois:
„Pourquoi voulez-vous le sable?“
„Faites ce que je vous ai commandé“, répondit le Seigneur, plus sévère que le premier.
Puis le mauvais esprit plongea à nouveau dans la mer comme une avalanche, mais il n'exécuta toujours pas le commandement de Dieu, mais, en proie à une curiosité brûlante, il remonta à la surface de la mer et répéta la question.
Puis Dieu dans sa bonté a ressenti quelque chose comme de la compassion pour le diable et a parlé:
„Voici que du sable je vais faire la terre, puis je vais créer l'homme et lui donner la terre pour demeure. Maintenant, vous savez à quoi sert le sable. Hâte-toi et fais-le sortir de l'abîme.“
Les yeux de Satan étincelaient de tromperie lorsqu'il redescendit, et alors qu'il s'enfonçait de plus en plus dans les ténèbres éternelles, la pensée suivante lui vint à l'esprit:
„Je te séduirai, Seigneur, car je me ferai aussi une terre. Une partie du sable que je vais cacher derrière mes dents et dans ma griffe. Je t'en donnerai une poignée, mais je garderai le reste pour moi.“
Et c'est ce qu'il a fait.
Et lorsqu'il remonta à la surface de la mer, il ferma la bouche, car il craignait que le sable ne tombe et ne trahisse son intention. Il était rempli d'une joie malicieuse parce qu'il croyait avoir trahi Dieu et qu'il aurait maintenant son propre monde, sa propre terre, son propre peuple.
Mais le Seigneur Dieu prit le sable en ses mains saintes, le bénit et le répandit à la surface de l'eau. Puis les grains et les mottes de terre ont commencé à s'étendre avec puissance, à se rassembler, et bientôt une terre solide s'est formée dans la mer.
Mais même dans la bouche de Satan le sable a commencé à s'étendre et à croître au point de l'étouffer. C'est pourquoi, toussant et se raclant la gorge, il a dû la donner à nouveau de toutes ses forces. Et là, où il avait craché sur la mer et l'océan, des îles désertes et solitaires se sont formées, où le méchant homme préfère encore habiter aujourd'hui.
Lorsque le ciel et la terre ont été créés, Dieu a créé les anges. Mais ils se sont élevés dans leur orgueil et se sont amincis comme des dieux. En guise de punition, le Seigneur les a plongés dans les profondeurs de l'enfer, dans lequel ils sont tombés pendant quarante jours et quarante nuits sans interruption, hurlant de terribles colères et malheurs.
Ce n'est qu'après la chute des anges que Dieu a créé le premier homme au paradis, Adam. C'était un puissant géant, si fort qu'il lui était facile de tirer les plus hauts arbres avec leurs racines comme de pauvres brins d'herbe.
Les animaux les plus grands et les plus sauvages l'évitaient par peur; ils n'osaient pas lui faire de mal, car il était plus fort qu'eux et sa peau était invulnérable.
Mais l'homme n'était pas bien, il se sentait seul, même au paradis.
Puis le Seigneur a décidé de lui donner un compagnon. Et il souffla sur les fleurs du paradis, et comme un lys blanc, comme le doux parfum du printemps, glorieux en prestige, se tenait devant lui la figure de la première femme. Elle a été créée à partir de ce qu'il y a de plus beau, de plus pur et de plus joli à trouver au paradis.
Cette vierge a conduit Dieu à Adam.
Et là, elle devint encore plus brillante que d'habitude au paradis, en passant, car les étoiles sortaient dans le ciel en plein jour pour la voir, et le parfum était encore plus fort qu'avant, car la terre respirait de joie avec tous les parfums.
Et tout ce qui bougeait et était doué d'une seule voix, des moustiques bourdonnants au-dessus des eaux aux chanteurs à plumes dans l'air, tous chantaient les louanges du Créateur et la gloire de la Vierge.
Seul Adam restait indifférent et maussade, car la Vierge semblait trop faible, trop légère pour sa force et sa grandeur, et il ne savait que faire d'une telle compagne. Il était comme ciselé dans une roche, mais elle semblait être née des filaments des fleurs.
Puis Dieu a reconnu qu'une telle femme n'était pas une compagne convenable pour la nature grossière d'Adam, et qu'il n'était pas du tout digne d'elle. Il reprit donc la vierge, et créa pour Adam une autre femme, qui lui était une compagne à part entière, comme lui, de forme et de position similaires, jambe de sa jambe. Ève a été créée à partir de la côte d'Adam.
Et là, Adam a souri quand il l'a vue pour la première fois. Il se réjouit à l'idée que désormais il ne sera plus seul et solitaire, qu'il aura à ses côtés un être semblable à lui avec lequel il pourra partager le paradis toute sa vie.
Dieu, cependant, a reçu la Vierge née des fleurs dans sa beauté et sa pureté sans tache et lui a ensuite assigné une autre tâche: il l'a désignée une Mère de son Fils.
Elle, la belle et pure, devait rester au paradis jusqu'au moment où la race humaine, accablée par le péché d'Adam, condamnée à travailler, à la peste et à la mort, aurait besoin de se racheter, et alors le Fils de Dieu naîtrait de la Vierge et marcherait sur terre, soutenant l'humanité déchue avec le bois de la croix.
Par la faute d'Ève, le serpent du mal a suivi l'homme du paradis dans le monde, et par la faute de Marie, la tête du serpent a été piétinée dans la poussière.
De la côte d'Adam a été créée la mère de la race humaine, des fleurs du paradis est née la Mère de l'Homme-Dieu. Et comme un parfum de fleurs, l'esprit de renaissance est sorti d'elle à travers le monde, sur les âmes fatiguées de l'humanité qui étaient tombées dans la mort.
CHAPITRE II
Alors qu'Adam vivait heureux avec Ève au paradis, de puissants événements se produisaient dans le ciel.
Avec une haine toujours plus grande, le prince des ténèbres regardait les œuvres du Seigneur de la lumière, de la beauté et de la bonté. Mais il était particulièrement furieux à la vue de la compagne d'Adam. Pendant longtemps, il s'est demandé comment il pourrait détruire la première femme et, avec elle, toute la race humaine dont elle allait devenir la mère.
Puis le Seigneur a parlé à Satan:
„J'ai créé non seulement Ève, mais aussi une seconde épouse, devant laquelle la terre et les cieux s'inclineront, car elle portera l'Homme-Dieu, mon fils.“
A ces mots, le prince des ténèbres trembla de haine et d'indignation; dans un sombre orgueil, il éleva la voix:
„Devant une femme faible, je me prosternerai et la reconnaîtrai comme la porteuse de Dieu? Jamais! Je suis plus fort dans mon obscurité nocturne que vous ne l'êtes dans votre lumière, et ce que vous faites, je le détruis. Je suis le pouvoir, je suis la destruction.“
Et il appela tous les anges de la gauche à ses côtés et déclara la guerre à Dieu.
Les hôtes ailés étaient dirigés par l'archange Michel d'un côté et Lucifer de l'autre.
Puis, pour la première fois, le ciel a retenti d'un terrible cri de guerre.
La lumière et les ténèbres s'affrontaient, deux forces étaient en guerre l'une contre l'autre, deux capitaines d'armée se précipitaient à la rencontre l'un de l'autre avec leurs épées, et de leur scintillement un reflet flamboyant tombait sur tout le ciel, et de leurs affrontements la terre entière était secouée comme par le tonnerre.
Pendant longtemps, la décision a oscillé.
Quand l‘archange Michel a vu qu'il ne pouvait pas vaincre son terrible adversaire, il s'est exclamé:
„O Seigneur, au secours, je ne peux pas l'emporter sur lui!“
Et Dieu lui répondit:
„Ne vous découragez pas, je suis avec vous.“
L'archange a alors levé son épée avec un courage renouvelé. Et voici que d'un seul coup, il a coupé les deux ailes de Lucifer. Et il a plongé des hauteurs du ciel dans l'abîme. Et derrière lui, dans une terrible confusion, les armées d'esprits noirs se sont enfuies dans les profondeurs incommensurables.
Et dans les hauteurs, dans la gloire de l'aube, des étoiles scintillantes et du soleil levant, se tenait triomphant le Seigneur du ciel et de la terre. Il avait vaincu les ennemis de la lumière et de la Vierge pure, qui avait été choisie pour être la Mère de l'Homme-Dieu.
Et le ciel et la terre, les étoiles et les armées d'esprits célestes élevèrent en harmonieux accords un grand chant de joie, car désormais la lumière devait régner à jamais sur les ténèbres.
CHAPITRE III
L'heure était venue où le Seigneur a envoyé la Vierge du Paradis sur la terre, afin que sa promesse de racheter la race humaine pécheresse soit maintenant accomplie.
De la lignée royale de David, une Vierge s'est épanouie, comme un lys, auquel un ange a annoncé qu'elle mettrait au monde le Sauveur, le Fils de Dieu.
Et la Vierge inclinait la tête avec une pieuse humilité et chuchotait:
„Voici, je suis la Servante du Seigneur, qu'il me soit fait selon ta parole.“
Et la volonté du Seigneur s'est accomplie. Béni soit son nom pour toujours et à jamais!
La Vierge que le Seigneur avait créée à partir des fleurs du paradis, Marie, la deuxième Ève de l'humanité, est venue au monde pour effacer le péché de sa mère ancestrale. Elle est devenue la Mère du Rédempteur de l'humanité repentie, afin qu'elle puisse renaître de ses péchés et trouver le chemin du paradis perdu.
CHAPITRE IV.
La Sainte Vierge marchait autrefois sur la terre ferme. Puis elle est aussi venue à la cabane d'un pauvre fermier et lui a demandé de l'héberger, car elle ne savait pas où passer la nuit.
Les chiens sauvages du village ne lui ont pas fait de mal en passant, mais ont remué la queue de joie. La créature déraisonnable l'a donc bien reconnue, mais le fermier n'avait aucune idée du genre d'invité qui se tenait à son seuil. Il a commencé à s'excuser en disant qu'il ne pouvait pas lui donner un endroit pour dormir, car sa hutte était exiguë, et il avait beaucoup d'enfants, et il n'y avait pas de place pour quelqu'un d'autre.
„Belle femme“, dit-il en dernier, „allez enfin dans mon étable, vous pourrez y passer la nuit sans problème; dans la hutte, je ne peux pas vous donner un abri avec la meilleure volonté du monde.“
Dans la deuxième heure qui a suivi minuit, une lumière soudaine a réveillé le fermier. Il regarda par la fenêtre de sa ferme et vit avec étonnement une étoile très brillante se dresser au-dessus de son écurie, et d'innombrables anges aux ailes dorées flotter sur le toit de chaume de celle-ci. Comme un troupeau de colombes, les anges tournaient autour de l'étable, chantant avec joie que la Vierge avait donné naissance au Fils de Dieu. Et il comprit clairement les paroles de l'hymne: „Gloire à Dieu dans les lieux très hauts, et paix à tous les hommes de bonne volonté sur la terre.“
Puis le pauvre fermier a été terrifié et a commencé à se plaindre:
„Je préférerais me coucher avec mes enfants sur le seuil et te laisser toute la hutte, ô Vierge, si seulement j'avais su qui tu étais. Oh, si j'avais su avant!“
Mais dans l'étable, le nouveau-né frissonnait de froid, et la Mère a retiré son voile de sa tête et a fait une couche pour son enfant. Elle le couvrit de paille pour qu'il ne gèle pas et le berça en chantant pour l'endormir:
„Dors, mon petit Jésus, dors!“ Elle a rejeté l'aide des anges et a eu son doux enfant toute seule, car même un ange ne peut remplacer la Mère.
La nouvelle de la naissance du Seigneur se répandit même rapidement; elle parvint d'abord aux pauvres et aux simples, aux bergers des champs. Ils ont été réveillés de leur sommeil et on leur a dit de se dépêcher et de saluer le Seigneur du monde. Il était couché sur le foin dans une mangeoire, dans une grande pauvreté et humble comme une fleur des champs, bien que le monde entier lui soit soumis.
Avec le chant des anges et la berceuse de la Mère, les voix des bergers se sont maintenant mêlées. Ils jouaient leurs plus belles chansons pour le petit Enfant sur la cornemuse, et ils avaient aussi toutes sortes d'amusements, pour que l'Enfant divin puisse en profiter. Avec un cœur simple, ils lui ont offert leurs humbles cadeaux et lui ont demandé de ne pas les rejeter. L'Enfant Jésus dans la crèche a vu tout cela et a même souri avec reconnaissance et leur a tendu les mains comme pour les bénir.
Pendant ce temps, la Sainte Mère travaillait avec empressement dans l'étable, qui était remplie de splendeur céleste et de bruits terrestres. Gentille et amicale, elle a encouragé les bergers à se réjouir. Et en effet, il y avait un tel fourmillement et une telle gaieté à la crèche de l'Enfant Jésus, comme si la béatitude éternelle du ciel était déjà descendue sur la terre.
Mais le fermier qui avait hébergé le Sauveur dans son étable, il était le forgeron du village, fut récompensé par un grand miracle pour la nuit d'hébergement qu'il avait accordée à Marie. Car il avait une fille, une enfant très chère, mais elle était infirme, car elle était née sans mains. Le pauvre enfant s'est alors glissé vers la crèche parmi les anges et les bergers et a regardé l'Enfant avec ses grands yeux bleus. Il se tenait là, humblement, et était très surpris de ce qu'il voyait. Lorsque Marie a remarqué la petite fille infirme du forgeron, elle lui a parlé avec compassion:
„Passez-moi mon Enfant de la crèche.“
Puis des larmes sont venues aux yeux de la jeune fille, elle s'est approchée et a pleuré:
„Comment te donnerai-je l'Enfant, car je n'ai pas de mains?“
„Allez-y“, répondit gracieusement la Sainte Vierge. Et l'enfant a essayé, et, miracle des miracles, tout d'un coup elle a eu des mains et a pu donner à Marie l'Enfant Jésus. Plein de bonheur, elle a maintenant levé les bras et les a déplacés avec joie, comme un bouleau déplace ses branches au printemps. Elle a ri et pleuré de bonheur et a dit: „Maintenant, j'ai des mains, maintenant je peux aussi prier et travailler avec elles.“
CHAPITRE V
La sainte famille a dû se cacher des bourreaux du roi Hérode et a donc fui en Égypte. Ils erraient à travers la forêt sombre et dense, et les gémissements des enfants innocents assassinés les hantaient comme une complainte contre le tyran sanguinaire et comme un appel à la vengeance. Le cœur de la Vierge Marie tremblait de peur, ses joues pâlissaient comme la lune, et elle serrait son Enfant contre elle pour que même la nuit noire ne puisse pas le regarder dans les yeux.
Mais l'Enfant avait faim, alors il a pleuré et demandé de la nourriture, et dans les vastes bois, ses pleurs amers ont commencé.
Les grands arbres se sont inclinés devant lui comme par pitié et comme s'ils voulaient lui murmurer: „Tais-toi, Saint Enfant!“
Et la fougère sur le sol s'accrocha à la robe de la Vierge Marie et demanda d'une voix humble:
„Laissez-moi rafraîchir votre Enfant, Sainte Mère de Dieu!“
„Comment allez-vous faire cela?“ a demandé Marie.
„Oh, j'ai des racines par lesquelles je tire ma propre vie de la terre.“
Marie a été touchée par cet humble sacrifice et l'a accepté avec gratitude, car il lui a permis de nourrir son Enfant affamé.
En retour, le Sauveur a béni la plante miséricordieuse et lui a ôté le goût amer qu'elle avait auparavant. Et si une personne se perd dans la forêt et meurt presque de faim, elle peut y trouver sa nourriture et se sauver de la famine jusqu'à ce que Dieu la sauve de la solitude.
A l'aube, la sainte famille repart pour échapper aux bourreaux du roi Hérode.
Avec le temps, la Vierge Marie s'est mise en colère à l'idée d'emporter son Enfant, mais elle ne voulait pas s'en séparer avant qu'ils ne soient arrivés dans un endroit sûr.
Elle voulait se reposer et se cacher sous un tremble pendant un ferme instant, mais l'arbre maléfique ne lui offrait aucun abri.
„J'ai peur“, dit le tremble, „tremblant de peur, car le roi Hérode me laissera m'enfuir si je vous cache. J'ai peur de la vengeance du roi Hérode. Par conséquent, vous feriez mieux de partir.“
Et le tremble tremblait avec ses branches, ses feuilles devenant toutes blanches et regardant vers le haut comme les cheveux sur la tête d'un homme en proie à la peur et à l'effroi. La Vierge Marie s'est donc levée, a quitté l'arbre inhospitalier et s'est cachée sous un buisson de noisetiers.
„N'avez-vous pas peur d'Hérode?“ lui demanda-t-elle avant de s'installer. Mais le noisetier ne dit rien, mais la couvrit complètement de ses branches, l'enveloppa de son manteau de petites feuilles et retint son souffle.
Le roi Hérode aurait dû couper ses branches avec son épée avant de voir la Sainte Mère et son Enfant sous le noisetier. Il les avait si bien cachés.
Le cruel roi Hérode est passé et n'a rien vu. Il n'a même pas remarqué le tremble, qui tremblait de peur, et qui avait été saisi d'une telle terreur qu'il n'aurait même pas pu répondre à la question concernant la Femme et son Enfant.
Mais dans le buisson de noisetiers, il y avait un coucou. C'était un mauvais traître et il voulait mettre Hérode à l'aise. C'est pourquoi il s'est mis à crier: „Coucou! Coucou!“ Il voulait donc attirer l'attention du roi et trahir Marie.
Pour cette mauvaise action, le coucou est maudit; c'est un oiseau qui n'a pas de nid pour abriter ses petits. Le tremble, qui avait peur de donner un abri à la Vierge, vit depuis lors dans une peur éternelle, tremblant et frémissant avec ses feuilles, même par les temps les plus calmes et les plus beaux.
Mais ce n'est pas tout, elle a également été victime d'un grand déshonneur, car Judas s'est pendu à elle par la suite. En guise de punition pour ne pas avoir permis à l'Enfant Jésus d'avoir une ombre, elle a dû porter le plus grand traître et le plus méchant de la terre.
Mais le noisetier est devenu un arbre béni en guise de récompense. Depuis lors, la foudre ne l'a jamais frappée et les gens peuvent s'abriter sous elle lors d'un violent orage sans soucis, car elle est depuis lors en grâce et en faveur de la Vierge Marie.
CHAPITRE VI
Dans la forêt dense vivait un méchant voleur, qui attaquait les gens dans les rues et les assassinait et les volait. Il vivait à l'époque où la sainte famille était en route pour l'Égypte.
La forêt sombre avec ses nombreuses cachettes était sinistre et effrayante. Deux chemins le traversaient, l'un à droite, l'autre à gauche. Le chemin de droite passait à proximité de l'habitation du voleur, celui de gauche traversait un sous-bois presque impénétrable dans lequel il était très facile de se perdre.
Mais Saint Josèph, la Vierge Marie et l'Enfant Jésus ont fait confiance à la volonté de Dieu, ont pris leur courage à deux mains et se sont frayé un chemin dans les sous-bois.
Il commençait déjà à faire nuit dans la forêt, et un brouillard épais et humide s'élevait du sol. L'Enfant Jésus était très froid, et il pleurait amèrement aux seins de sa Mère.
Marie s'est donc assise sous un arbre pour donner de la nourriture à son Enfant. Ce faisant, quelques gouttes de lait sont tombées sur un chardon qui poussait à ses pieds. Depuis, la plante a conservé les taches blanches sur ses feuilles, et on l'appelle désormais chardon-marie.
Il faisait de plus en plus sombre et de plus en plus sinistre, et il fallait se souvenir de trouver un endroit pour dormir dans la forêt.
Le voleur, qui comme d'habitude se tapit le long du chemin, entendit soudain des voix humaines dans les sous-bois et se rapprocha d'un prédateur. Il pensait qu'il pouvait tuer et voler quelqu'un.
Mais il sentit alors que la massue qu'il portait sur son épaule, toute rouge à cause du sang versé, devenait de plus en plus lourde, de sorte qu'il ne pouvait plus la porter.
Soudain, il vit une lumière vive au-dessus de l'endroit d'où il avait entendu les voix, et il vit trois lunes brillantes se dresser dans le ciel. C'était l'endroit où la sainte famille se reposait.
Alors que le voleur s'approchait encore plus près, il vit enfin la Sainte Vierge avec son Enfant et Saint Josèph. Ils étaient épuisés par le froid et trempés par la pluie.
Le voleur voulait leur demander d'où ils venaient et ce qu'ils faisaient ici, mais il ne pouvait pas prononcer un mot à cause d'une étrange agitation, alors il s'est arrêté et n'a pas osé s'approcher.
Il estimait qu'il ne devait pas faire de mal à la Femme, à l'Enfant et à l'homme vénérable, car une puissance invisible les protégeait, et les trois lunes brillantes lui disaient que ce n'étaient pas des gens ordinaires, qu'il pouvait vaincre avec son bâton.
Sa cruauté ordinaire l'a laissé, bien qu'il ait toujours l'air sombre, comme s'il n'était pas disposé à accepter sa propre faiblesse.
„Par un temps pareil, vous voulez passer la nuit dans la forêt?“ leur demanda-t-il enfin d'une voix rauque et grave. „Venez avec moi! Ma maison est là, sur le chemin, vous pouvez y passer la nuit.“
La sainte famille est donc entrée dans la maison du voleur, où sa femme les a accueillis avec un choc et ne leur a pas refusé l'entrée.
La vue de l'Enfant Jésus aux seins de la Sainte Mère les a même remplis de compassion, car elle était elle-même une mère. Elle pensait que son mari avait délibérément attiré les trois voyageurs dans la maison, pour ensuite les assassiner et les voler. C'est pourquoi elle a parlé à Marie en secret:
„Dépêchez-vous de partir d'ici, chers amis, ne passez pas la nuit dans cette maison! Je suis la femme du brigand qui vous tuera comme il le jugera bon.“
Mais la Sainte Vierge les a rassurés et leur a dit qu'ils n'avaient pas à s'inquiéter, car ils étaient tous entre les mains de Dieu. Avant qu'ils ne se reposent tous, Marie a préparé un bain pour l'Enfant Jésus dans une baignoire qui se trouvait près du poêle. Et quand elle a vu que la femme du voleur regardait son propre Enfant dans le berceau comme si elle était triste, elle lui a dit qu'elle devait elle aussi baigner son enfant dans la baignoire.
„Comment puis-je faire cela“, répondit la femme, „alors que mon fils est couvert sur tout le corps d'une lèpre maligne? Il ne doit pas être baigné avec un enfant en bonne santé.“ Mais la Mère de Dieu lui a ordonné d'amener l'enfant malade et de ses propres mains, elle l'a plongé dans le bain à côté de l'Enfant Jésus. Mais dès que l'eau a touché le corps lépreux de l'enfant, l'horrible lèpre a disparu et l'enfant est devenu sain.
Le voleur et sa femme ont réalisé qu'un miracle s'était produit. Avec de l'or et de l'argent, le voleur voulait maintenant montrer sa gratitude pour la guérison de son fils, mais il a vite compris que tous les trésors du monde ne valaient rien et qu'il n'y avait pas d'autre moyen de remercier Dieu que de libérer son cœur du péché et de le sacrifier à l'Enfant qui est venu au monde pour délivrer l'humanité de la lèpre du péché. Le voleur s'en est rendu compte, et il a décidé de vivre désormais une vie de repentance.
Mais l'Enfant Jésus dans les bras de la Vierge Marie a parlé au fils du voleur:
„Nous nous sommes baignés ensemble, et un jour nous mourrons ensemble.“
Et c'est ce qui s'est passé. Car le fils du voleur n'a pas suivi l'exemple de son père, mais quand il a grandi, il est devenu aussi méchant que son père l'avait été avant lui.
Pour ses iniquités, il a été capturé en même temps que le Christ et crucifié sur le Golgotha.
Et alors qu'il était pendu à la croix, il a prononcé ces mots: „Cet Homme n'a rien fait de mal.“ Ce à quoi le Christ lui répondit: „En vérité, je te le dis, aujourd'hui tu seras avec moi au paradis...“
Mais à propos de l'eau dans laquelle l'Enfant Jésus et le fils du brigand se baignaient ensemble, et qui dégageait une odeur encore plus agréable, on raconte ce qui suit:
Lorsque la femme du voleur l'a versé dans le jardin le lendemain, une herbe parfumée a poussé à cet endroit. Plus tard, les trois Maries ont préparé la pommade à partir de cette herbe, avec laquelle elles ont embaumé le corps du Sauveur avant de le placer dans la tombe.
CHAPITRE VII
La sainte famille avait réussi à s'échapper de la forêt, échappant à tous les dangers sans être blessée. Ils sont donc d'abord venus dans un champ fraîchement labouré et où même les semences d'hiver n'avaient pas levé.
Comment pouvaient-ils se cacher ici, et où pouvaient-ils fuir les bourreaux qui poursuivaient la Vierge et son Enfant?
Aussi vite qu'ils le pouvaient, ils traversaient le champ et trébuchaient souvent sur les sillons, mais ils n'hésitaient pas un instant, ils se dépêchaient encore et encore. Leur souffle s'épuisait à force de marcher vite, mais ils ne pouvaient pas se reposer, car la destruction était derrière eux: le roi Hérode et ses serviteurs.
Ils sont donc arrivés dans une zone frontalière, et derrière elle, un petit fermier a semé son blé.
„Que Dieu te vienne en aide, cher paysan“, s'écria la Sainte Vierge.
„Que Dieu te bénisse, Belle Femme“, répondit le semeur.
„Aujourd'hui tu sèmes ton blé et demain tu le faucheras“, dit encore Marie, et il répondit: „Tu seras béni si je peux faucher le blé demain.“
Puis la Vierge Saint Josèph tendit son enfant, lui fit porter sa robe et marcha à travers le champ, le long des sillons labourés. De sa main, elle dispersa les grains, et partout où elle lança une poignée de graines, soudain les épis de maïs sortirent du sol en abondance et se mirent à onduler, et le champ se dressa comme une forêt. Elle a semé tout le champ jusqu'à la frontière, puis elle est revenue.
„Vous voyez, vous pouvez encore faucher aujourd'hui“, dit-elle à l'agriculteur en souriant, elle prit de nouveau son Enfant dans ses bras et tous trois se rendirent au village en chemin. Le fermier ne savait pas ce qui lui était arrivé. Il regardait tantôt le beau grain, tantôt les trois auxquels la terre obéissait plus que le soleil, tantôt le ciel pour voir si un troupeau d'anges allait descendre. Il ne pouvait pas comprendre si c'était un rêve ou la réalité.
Enfin, les écailles tombèrent de ses yeux, il se mit à genoux et balbutia avec émotion ces mots: „O, sois béni! O, béni sois-tu!“
Maintenant, il fauchait son grain le jour même que la Vierge lui avait prédit. Et quand il était sur le point de ramasser son blé avec le râteau, les pilleurs du roi arrivèrent de la forêt en poussant de grands cris.
„Hé, paysan“, lui criaient-ils de façon menaçante, „une femme n'est-elle pas passée avec un enfant et un vieil homme?“
„Oui“, répondit l'agriculteur.
„Quand était-ce?“ demandèrent-ils encore.
„C'est à ce moment-là que j'ai semé mon blé.“
„Cela devait être il y a longtemps“, disaient-ils, „car maintenant vous l'avez déjà fauchée. Il n'y a donc aucune raison de poursuivre plus loin.“
Et avec ces mots, les agents du roi ont fait demi-tour, car ils ont maintenant abandonné tout espoir de rattraper les réfugiés. Pendant ce temps, la sainte famille était loin et en sécurité. Dieu les avait sauvés de tout danger.
CHAPITRE VIII
Lorsque le Christ est né, le monde a pris une apparence plus belle qu'auparavant. Tous les jardins étaient couverts de fleurs blanches, toutes les prairies étaient parfumées de joie et d'allégresse, toute la nature rajeunissait, et l'espoir et l'amour fleurissaient dans le cœur des gens.
La Mère de Dieu a beaucoup marché avec son Fils sur la terre. Elle le conduisit par la main jusqu'aux splendides prairies et cueillit des fleurs pour lui, autant qu'il les appréciait. Mais elle est aussi allée avec lui dans les maisons des gens, a regardé dans les huttes du village et lui a montré ce que font les gens, comment ils vivent, comment ils travaillent. Elle l'accompagnait également à l'église pour la messe du matin et le dimanche pour la grand-messe, et lui apprenait à se croiser les mains et à prier le Notre-Père.
Lorsqu'ils arrivaient à l'église, les portes s'ouvraient d'elles-mêmes en leur honneur, les cloches se mettaient à sonner d'elles-mêmes et les lumières de l'autel s'allumaient d'elles-mêmes. Car ils ont reconnu dans le petit Enfant, le Fils de Dieu.
Avec d'autres enfants du même âge, l'Enfant Jésus s'adonnait à des jeux joyeux. Ensemble, ils ont formé de petits oiseaux en argile et les ont lancés haut dans les airs. Et voici que les oiseaux d'argile de l'Enfant Jésus s'animèrent, voltigeant et chantant un chant joyeux. Mais les oiseaux formés par les autres enfants sont restés de l'argile sans vie.
Ainsi, de ses mains s'envolèrent le rossignol, la mésange et aussi la chouette, qui peut avoir des ailes comme un oiseau, mais qui a une tête comme un chat. La chouette avait formé les camarades de jeu, et Jésus les avait animés à leur demande. Elle était si drôle, et ils devraient avoir de quoi rire.
Quand Jésus a grandi, sa Mère l'a empêché de travailler pour qu'il ne perde pas de temps dans l'oisiveté.
On pouvait alors voir Jésus marcher dans le champ derrière la charrue. Mais c'était une charrue en or, et quatre chevaux étaient attelés devant elle, et sur l'un d'eux se trouvait une selle, et sur celle-ci Jésus s'asseyait souvent pour labourer le champ comme un fermier ordinaire.
À midi, la Mère emmenait la nourriture de son Fils fatigué dans le champ, et quand il se reposait, elle essuyait la sueur de son front chauffé et lui parlait comme une ménagère attentive de ceci et de cela, par exemple: „Qu'allons-nous semer dans ce champ?“ Mais après la récolte, trois cents gerbes de grains se trouvaient dans les champs, afin que les hommes de bien ne manquent pas sur le pain, puisque le Seigneur lui-même travaillait pour eux à la sueur de son front.
Mais les gens sont ingrats, ils n'ont que peu de considération pour le pain, parce qu'ils en ont assez. Ils ont même commencé à fabriquer des balais avec les épis de maïs, gaspillant ainsi les dons de Dieu. Puis la terre a cessé d'être fertile pour eux, et cela s'est produit après que ces choses se soient produites:
Marie et Jésus marchaient dans la rue par une journée de chaleur torride. Ils avaient tellement soif et faim qu'ils pouvaient à peine le supporter. Puis ils sont passés devant la hutte d'un fermier. Alors Jésus dit à sa Mère: „Mère, allons dans la hutte et demandons du pain et de l'eau.“ La Mère a répondu: „Eh bien, mon Fils, nous allons voir s'il y a des gens bons et gentils qui vivent là.“
Ils sont donc entrés dans la hutte et là, ils ont rencontré une femme malfaisante qui se plaignait bruyamment et était en colère contre son enfant parce qu'il pleurait. Elle faisait du pain, et dans sa colère, elle a arraché du four un pain fraîchement cuit et l'a jeté sur l'enfant.
„Il n'y a pas de pain ici pour les mendiants. Sortez d'ici! Vous êtes seulement sur mon chemin.“
La Mère de Dieu s'est alors attristée de la méchanceté de la femme, mais son Fils était très en colère et a décidé que désormais le grain ne devait plus porter autant d'épis qu'auparavant. A partir de ce moment, les oreilles ont considérablement rétréci, et cela s'est produit à cause de la dureté de cœur d'une femme malfaisante.
CHAPITRE IX
Dans les temps gris de l'antiquité, quand une race de géants vivait encore sur terre, et qu'il arrivait parfois qu'un fermier donne sa hache à un autre fermier et que rien ne vous arrive d'une montagne à l'autre, tous les arbres et les plantes étaient bien sûr beaucoup plus grands qu'aujourd'hui. Même les champs de céréales étaient épais et hauts comme une forêt, et les épis étaient pleins de grains du sol jusqu'au sommet.
Mais les gens sont devenus mauvais et ont abusé de la bonté de Dieu. Ils ont péché sans mesure et sans arrêt et sont devenus si exubérants que le bon Dieu ne pouvait plus rester inactif.
Dieu a regardé le monde et les gens et a attendu jusqu'à ce que, finalement, sa patience s'épuise. Il a décidé de détruire toute la race humaine qui valait si peu pour sa grâce.
Dans sa colère, il prit un nuage et le lança sur la terre, de sorte qu'une grande pluie en sortit, qui tomba continuellement et sans interruption pendant quarante jours et quarante nuits.
Mais c'était au moment de la récolte et dans les champs le grain était très fertile. Du haut des cieux, elle se déversait en torrents, les rivières montaient de leurs rives, les barrages se brisaient, et l'eau se déversait partout, sur les prés, sur les champs, noyant le pain pour les gens et le fourrage pour le bétail. Et une grande terreur s'abattit sur tout ce qui y vivait. Les consciences des gens étaient agitées et ils étaient terrifiés, car ils se rendaient compte que seuls leurs péchés et leurs iniquités avaient amené un tel désastre sur la terre. Mais le Seigneur Dieu a regardé du ciel avec un visage menaçant et a regardé pour voir si les eaux couvraient tout au loin et en largeur, de sorte que toute la fertilité du sol inondé périsse et qu'il ne reste pas un grain à semer. Et le monde aurait vraiment été perdu à cette époque sans salut, et les gens seraient morts comme des moustiques sous la pluie, mais du ciel, la Sainte Vierge a regardé le côté de Dieu, et son cœur était rempli de tristesse en voyant que tout sur terre était en train de périr. Elle a commencé à demander à Dieu le Père, d'abord timidement, puis de plus en plus instamment, qu'il diminue le châtiment de l'humanité pécheresse et qu'il ait pitié de sa misère.
Après avoir ainsi demandé à Dieu le Seigneur, elle est descendue sur terre dans les champs inondés, sur lesquels grondaient des vagues d'écume. Et là, elle a vu les extrémités des épis pleins sortir de l'eau, se balancer de tous côtés, comme s'ils voulaient s'arracher du sol avec leurs racines.
Alors la Mère de Dieu s'est emparée d'un tel épi et a levé les yeux vers Dieu, a-t-elle dit:
„Ne leur laissez pas plus que ça, ô Seigneur!“
Et Dieu, qui ne pouvait rien refuser à la Mère de son Fils, leva sa main en signe de bénédiction, et aussitôt les nuages du ciel se fermèrent, la pluie cessa, le ciel devint clair, et les eaux se mirent à couler. Et hors de l'eau, les tiges de céréales ébouriffées et cassées s'élevèrent à nouveau vers le soleil, mais au lieu des épis pleins qui entouraient la tige depuis le sol, il ne restait plus qu'un tout petit épi au sommet. Et avec le peu qui lui reste par l'intercession de la Mère de Dieu, l'homme doit maintenant se nourrir pour les temps éternels; cela doit suffire pour son pain et sa semence. Mais en souvenir du fait qu'il doit sa vie et son pain à Marie, dans chaque grain de blé, nous voyons encore une minuscule image de la Vierge; elle est comme le sceau de la Sainte Mère.
CHAPITRE X
Mais l'histoire suivante est également racontée à propos des épis :
Autrefois, il n'y avait pas de misère ni de difficultés dans le monde. Les femmes n'avaient pas à se soucier de ce qu'elles devaient mettre dans la bouche de leurs enfants affamés, même s'il y avait suffisamment de petits hurleurs dans les villages. Tout comme aujourd'hui. Mais, comme je l'ai dit, il n'y avait pas de misère et de malheur sur terre. Les gens vivaient dans l'abondance comme au paradis.
Dans les bois, il y avait beaucoup de gibier, et dans les champs, le grain était abondant et lourd. Les agriculteurs n'ont même pas eu à tout faucher pour la récolte, il y en avait tellement. Ils ont laissé ce qu'ils ne pouvaient pas utiliser eux-mêmes pour les plus pauvres.
Si quelqu'un voulait un rôti, il allait simplement dans les bois et se tuait un morceau de gibier; s'il voulait un gâteau ou du bon pain, les champs étaient pleins de grains.
Mais à cette époque, le grain était très différent de ce qu'il est aujourd'hui. Les épis ne poussaient pas au sommet, comme c'est le cas aujourd'hui, mais entouraient les tiges depuis le sol.
Mais le peuple des hommes n'était pas digne de cette bonté du Père céleste. Au lieu d'être pieux et de craindre Dieu, de ne pas se disputer entre eux, de traiter les femmes et les filles avec respect, ils vivaient simplement dans la bouffée et le souffle. Ils étaient paresseux et ne travaillaient pratiquement pas parce que la terre produisait tout en abondance, ils étaient en désaccord les uns avec les autres et ils ne respectaient pas les filles et les femmes. En bref, c'était terrible.
Il était une fois, le Sauveur est venu dans un village si impie avec la Mère de Dieu. Ils ont quitté la forêt en empruntant un chemin de terre et, une fois arrivés au village, ils sont d'abord allés à l'église.
C'était un dimanche et le prêtre célébrait la grand-messe. Mais l'église était complètement vide, seuls quelques vieux fermiers et quelques vieilles femmes étaient agenouillés et priaient très pieusement. Car quand les gens vieillissent, comme nous le savons, ils aiment renoncer aux vanités de ce monde. Ils savent alors que la mort ne tardera pas à venir, et ils se repentent de leurs péchés.
Le Sauveur et la Mère de Dieu ont prié avec dévotion, et lorsque la grand-messe fut terminée, ils ont quitté l'église.
Ils se promenaient maintenant dans les prés et les champs, et tout autour d'eux, ils voyaient une grande fertilité. Le seigle, le blé et l'orge se tenaient loin. Il y avait de la fumée des cheminées des fermes, car c'était l'heure du déjeuner. Les enfants jouaient dans les rues, et il était évident qu'ils étaient nourris en abondance, car leurs joues semblaient avoir du lait et du sang. Des jeunes filles et des jeunes garçons se tenaient là, s'amusant de manière exubérante. Les filles ont ri et écouté avec plaisir les discours en vrac.
Personne n'a arrêté les deux saints vagabonds pour leur demander: „Quel genre de personnes êtes-vous? D'où venez-vous?“ Personne ne leur a dit: „Venez dans le salon, mangez, buvez et reposez-vous du long voyage, car il fait une chaleur insupportable sur la route de campagne.“ Non, personne n'y prêtait attention, mais tout se déroulait comme avant, dans la bonne humeur et l'amusement.
Le Seigneur et sa Sainte Mère sont passés et les ont salués avec la pieuse formule „Loué soit Jésus-Christ“, mais presque personne ne leur a répondu; la plupart n'ont rien dit du tout.
En marchant un peu plus loin, ils ont vu un fermier qui se tenait droit devant sa maison et fumait sa pipe. Il était évident qu'il se portait très bien, car il avait l'air bien nourri comme une grosse dinde et regardait fièrement les deux passants.
Quand le Sauveur a voulu le saluer et a dit: „Loué“. Mais le fermier ne l'a pas laissé finir, mais il a ri en se moquant et a dit: „Qui sera loué? Mais seulement mon estomac? Regardez comme il est rond et gros, vous qui êtes affamés!“
Le Seigneur se tut et quitta le village avec sa Mère.
Au bout d'un moment, ils se sont arrêtés dans le champ. Ici, le Sauveur, le visage en colère, a saisi une tige au fond du champ et, en déplaçant ses doigts vers le haut, a dispersé ses nombreux grains.
„Que fais-tu, mon fils bien-aimé?“ demande la Mère de Dieu.
„Ma Sainte Mère“, répondit le Sauveur, „j'ai vu la grande méchanceté des hommes. Ils ne vont pas à l'église, ils vivent dans le péché et la gloutonnerie, et ils souillent mon nom. C'est pourquoi j'ai arraché du sol les grains des épis fertiles qui poussent ici, et demain il ne restera plus un seul grain dans un champ lointain et large, seulement de la paille pure. Puisque les hommes ne connaissent pas de limites à leur détresse, ils mourront de faim.“
A ces mots, il tenait le bout de la tige dans sa main, et il ne restait que quelques grains dans l'oreille. Mais la Mère de Dieu l'a arrêté et lui a dit:
„Mon fils, tu as pardonné au voleur et au pécheur public, pardonne-leur aussi. Laissez le petit épi de maïs se dresser encore au sommet. Ne punissez pas les gens avec la faim. Ils ne sont pas dignes de ta grâce, mais pense aux petits que tu as tant aimés sur terre.“
Puis le Sauveur prit sa main de l'épi de maïs, et son saint visage redevint doux et bon, dès qu'il entendit parler des enfants.
A partir de ce moment, les épis ne poussent plus que sur le dessus; parfois ils sont tout petits et parfois ils sont sourds. C'est pourquoi les gens ont souvent faim aujourd'hui, car lorsqu'ils étaient en abondance, ils sont devenus impie et dévergondés.
CHAPITRE XI
C'était dans l'antiquité grise; les gens vivaient encore dans des huttes basses en terre, sans cheminée et sans fenêtres. À cette époque, il n'y avait pas de villes et l'argent était inconnu. Chacun vivait de ce qu'il pouvait tirer de son travail. Et s'il y avait eu une mauvaise année, il y a eu une grande famine, de sorte que les gens sont morts comme des mouches en automne.
Une fois autour de Saint Jean, les besoins étaient donc à nouveau terriblement grands, car pour échapper à la faim, les gens ne se nourrissaient que d'herbe, d'écorce d'arbre et de racines.
Parmi beaucoup d'autres, un pauvre fermier est mort, laissant derrière lui une veuve avec deux enfants, un garçon de quatre ans et une fille de trois ans. Mais la femme de l'agriculteur, qui se tenait maintenant toute seule, n'a pas perdu courage, mais elle pensait qu'elle et ses enfants allaient bien et mal gagner leur vie. Chaque matin à l'aube, elle allait travailler dans les champs, et le soir, le fermier pour lequel elle travaillait lui donnait du grain et quelques pommes de terre. C'était très peu, mais la pauvre femme en était heureuse, car cela donnait à manger à ses petits. Elle n'a jamais pensé à elle et à sa faim. Voilà à quoi ressemble le cœur d'une mère! Mais à la fin, elle est devenue si faible à cause du travail et de la faim qu'elle ne pouvait plus aller aux champs, mais devait rester à la maison. Elle était assise dans sa hutte et ne savait pas quoi faire, et elle séchait ses larmes, car elle devait pleurer tout le temps, quand elle regardait ses pauvres enfants, qui la regardaient toujours tristement et lui disaient: „Maman, donne-nous quelque chose à manger!“ Et une fois, quand elle a pensé qu'elle ne pouvait plus supporter cette misère, elle a eu la pensée suivante: „Je ne peux plus regarder“, s'est-elle dit, „comment mes pauvres enfants meurent de faim, et l'aide arrive de nulle part. Je veux aller avec eux dans la forêt, il y a un lac profond, là je veux me noyer avec mes enfants. Alors, la faim cessera.“
C'est ce qu'elle a fait maintenant. Elle a appelé ses enfants, et ensemble ils ont marché dans la forêt. En chemin, ils ont rencontré une prairie, où se tenait une grande cigogne qui regardait attentivement dans l'herbe haute. Soudain, elle s'est penché, l'a attrapé avec son bec et s'est envolé. Mais dans son bec, elle portait une grosse grenouille. „Oh, chère cigogne“, elle dit la pauvre femme en soupirant, „tu as de la chance, tu peux apporter de la nourriture à tes petits, mais je dois aller dans l'eau avec les miens.“ Et c'est avec une grande douleur qu'elle a regardé ses enfants, qui avaient l'air si maigres et affamés et qui pouvaient à peine marcher avec elle.
Lorsqu'ils arrivaient dans la forêt, une fraîcheur bienveillante les enveloppait, les sapins sentaient si bon, et les petits oiseaux chantaient même joyeusement, car ils ne souffraient pas de la faim. La femme s'est assise sous un arbre, et les petits se sont blottis contre leur mère. Puis la petite fille a dit: „Maman, il fait déjà nuit? Mes yeux deviennent de plus en plus noirs. Je ne peux pas te voir du tout, mère.“ Très faible et fatiguée, la petite fille a posé sa tête sur le sein de sa mère. „Oh, mon Sauveur“, dit-elle, „mon enfant est affamé.“ Et dans la crainte de son cœur, elle se mit à prier: „Mon Sauveur, aie pitié de mes petits innocents! Ne les laissez pas mourir si misérablement! Tu ne laisseras pas le moindre ver mourir par ta sainte volonté.“
Puis elle a senti son garçon lui rentrer dedans et a crié: „Regarde, maman, là-bas dans la forêt, il fait très clair, comme si quelqu'un portait une torche. Regarde comme il est lumineux, maman!“
La mère a regardé, et vraiment, le garçon avait vu juste. Une lumière brillante brillait entre les troncs et s'approchait de plus en plus près et augmentait en intensité. Une étrange peur s'empara de la femme, car soudain quelque chose de merveilleux se produisit. Tout d'un coup, il est devenu assez silencieux dans la forêt, comme la transformation de l'église. Les oiseaux se sont tus, les arbres ont cessé de bruisser et on n'entendait plus le bourdonnement des moustiques.
Soudain, la lumière mystérieuse disparut et, devant eux, se dressait, comme si elle avait poussé du sol, la haute silhouette d'une belle femme. Elle était vêtue d'un manteau chatoyant et portait une couronne d'étoiles sur la tête. Elle avait un visage aimable et amical et des yeux comme le ciel.
„C'est dans une grande détresse que tu as appelé mon fils, le Sauveur, pauvre mère“, a dit l'apparition, „et c'est pourquoi je suis venu avec son consentement pour t'aider, toi et tes enfants. Voici que je vais maintenant faire pousser dans la forêt une telle abondance de fraises sucrées que vous n'aurez pas besoin d'avoir faim.“
Elle a donc parlé et est retournée lentement dans la forêt. Et en partant de là, elle a semé de la main droite loin et lentement, elle a disparu sur elle.
Déjà le soleil s'était couché rouge sang, et sous les arbres il devenait progressivement gris et sombre, et la femme se remit de sa joyeuse consternation et regarda autour d'elle. Et voici que, sous les arbres, partout où il n'y avait qu'une parcelle de terre à voir, elle brillait toute rouge de beaucoup, beaucoup de fraises, ce qui n'avait jamais été vu auparavant. Elle en nourrissait ses petits, se rafraîchissait avec eux et en emportait une grande quantité pour pouvoir à peine les traîner jusqu'à sa hutte.
C'est ainsi que les fraises ont été créées. La Mère de Dieu les a semés elle-même pour que les pauvres orphelins n'aient pas à mourir de faim dans les moments difficiles.
CHAPITRE XII
Dans les temps anciens, les serpents ne rampaient pas sur le sol dans la poussière, mais avaient des pattes et pouvaient marcher comme les autres animaux. Le mauvais esprit a souvent pris leur forme lorsqu'il s'agissait de préparer quelque chose de mauvais contre les gens.
Un jour, alors que la Sainte Vierge errait dans la forêt en pensant à son fils, un serpent a soudain sauté de l'arbre et l'a effrayée. Marie était furieuse et l'appela:
„Créature dégoûtante, parce que tu m'as fait si peur, tu ramperas désormais sur le sol.“
Aussitôt, les pieds du serpent se sont détachés, et il a désormais rampé dans la poussière. Depuis lors, elle a un immense respect pour la Sainte Vierge, et elle espère toujours retrouver ses pieds.
Ainsi, chaque année, en la fête de la Nativité de Marie, pendant que le prêtre monte sur la chaire pendant la grande messe pour prêcher l'homélie, les serpents rampent dans les arbres et écoutent si la bonne nouvelle ne leur est pas annoncée. Puis ils redescendent tristement sur terre et cherchent leurs cachettes dans leurs camps d'hiver. Seuls les serpents qui ont mordu une personne en un an doivent ramper jusqu'à ce que quelqu'un les faire. Mais le serpent qui a séduit Ève au paradis et a versé le poison du péché dans l'âme des géniteurs, la Sainte Vierge elle-même a écrasé la tête avec son propre talon.
CHAPITRE XIII
Dieu le Père envoya à la Sainte Vierge un rêve, un rêve terrible et prophétique, dans lequel il lui racontait à l'avance tous les tourments de son Fils unique, depuis la nuit de souffrance sur le Mont des Oliviers jusqu'à la crucifixion sur le Golgotha.
Elle a vu comment il a été trahi et capturé, comment il a été attaché avec des cordes et traîné devant les juges, comment il a été couronné d'épines et finalement condamné à mort. Et puis, la Mère douloureuse a vu ce qu'elle devait elle-même endurer.
Dans son rêve, elle a vu son fils unique mourir sur la croix, et avec une lance, on lui a ouvert le côté d'où s'écoulaient du sang et de l'eau en signe de mort terrestre. Puis le corps saint fut descendu de la croix, elle le toucha de ses propres mains et le tint à nouveau sur ses genoux, comme lorsque Jésus était un petit, cher enfant.
La Mère de Dieu a vu tout cela en rêve et a soupiré bruyamment dans ses craintes. Puis elle a entendu une voix douce et compatissante au-dessus d'elle:
„Maman, tu dors?“
Le rêve a disparu, et avant que Marie ne se présente devant son fils pour lui demander ce dont elle avait tant rêvé.
„De ta souffrance et de ta mort, mon enfant“, a-t-elle répondu.
„Mère, voici ce que les prophètes ont prédit depuis longtemps, et il est écrit dans les Écritures que tout s'accomplira pour le témoignage de Dieu et de la Vérité, ma Mère bien-aimée.“
Et en effet, tout s'est réalisé comme prévu. Par le sang innocent de l'Agneau de Dieu, les péchés du monde ont été lavés.
Mais sur le Golgotha, sous la Croix, la Mère triste se tenait debout, se tordant les mains et regardant vers le ciel, où son Fils était suspendu entre le ciel et la terre. Elle n'a vu que sa tête inclinée et saignante avec sa couronne d'épines, ses yeux brisés et sa bouche pâle qui murmurait des prières pour ses bourreaux:
„Père, pardonne-leur, car ils ne savent pas ce qu'ils font.“
Mais elle ne pouvait pas voir ce qui, invisible pour tout œil humain, se passait là aussi.
Car lorsque le Seigneur a poussé son dernier soupir, toute une armée de démons s'est précipitée hors de l'enfer et a fait le tour de la croix comme un nuage pour prendre possession de l'âme divine sur l'ordre de Lucifer et la traîner devant lui comme un prisonnier de guerre pour être pris en esclavage.
Les diables volaient autour de la croix, attendant le dernier souffle du Christ. Mais leur audace a été punie par Dieu avec la cécité. Comme des chauves-souris qui ne peuvent pas voir à la lumière du soleil, les émissaires de l'enfer erraient dans l'air avec désespoir et rage; ils étaient devenus aveugles et ne pouvaient pas voir l'âme du Sauveur.
Ils se sont cognés la tête sur les poutres de la croix, puis, comme des papillons de nuit brûlés par la flamme, ils se sont précipités dans les profondeurs de l'enfer, où ils ont hurlé en se pressant autour du trône de Lucifer.
„Seigneur, nous ne les avons pas vus, nous ne pouvons plus voir, car il nous a aveuglés.“
Puis Lucifer, terrible dans sa colère et sa fureur, déploya ses ailes pour s'envoler vers le Golgotha et, tel un faucon à la recherche d'une colombe, s'installa au-dessus de la croix.
Il tremblait de rage et de haine diabolique et brûlait du désir de s'emparer de l'âme du Rédempteur.
Mais Jésus a levé les yeux pour la dernière fois, a soupiré et a appelé Dieu:
„Père, entre tes mains je remets mon esprit.“
Puis Lucifer, qui a été frappé par le regard mourant du Rédempteur, a été frappé de cécité, tout comme ses émissaires. Une nuit noire l'entoura comme l'enfer ne se cache même pas dans ses plus profondes profondeurs, et une grande et terrible peur s'empara de lui. Il lâcha la croix et, tâtonnant dans les ténèbres, il ne put que saisir l'âme du voleur à la gauche du Christ et l'âme de Judas, le traître, et replongea, furieux de rage impuissante et de honte, dans l'abîme de l'enfer.
Pendant ce temps, la Mère de Dieu se tenait sur la croix avec le disciple le plus aimé de son Fils, Jean, et avec Marie-Madeleine, pleurant amèrement.
Puis une volée d'hirondelles s'est approchée comme un nuage et a commencé à battre des ailes et à gazouiller tristement comme les pleureuses à un enterrement: „Il est mort, il est mort, il est mort!“
Et de l'autre côté, un énorme essaim de moineaux bruyants a volé, criant au mépris des autres: „Il vit, il vit, il vit!“
Lorsque les Juifs entendirent cela, ils prirent une lance et perçaient le côté du Seigneur et, comme Marie l'avait rêvé, du sang et de l'eau s'écoulèrent de la blessure. Mais la tête du Sauveur crucifié fut ballottée par les hirondelles compatissantes comme dans une couronne, mais les moineaux maléfiques s'envolèrent terrifiés.
Depuis lors, le jour des saints apôtres Simon et Judas, le diable saisit les moineaux en tas lumineux et les déverse immédiatement en enfer par le sac reconnaissant.
CHAPITRE XIV
Mais je peux vous parler des chères hirondelles:
Autour de la fête de l'Annonciation, lorsque la glace se brise sur les lacs et les rivières, et que la neige commence à fondre, le jeune printemps se lève de son lieu de repos et se décore la tête de fleurs fraîches et se met même à rire joyeusement dans le monde. Tout à coup, par une belle matinée d'avril, les hirondelles sont de retour et volent joyeusement dans les airs. Ils commencent à construire leurs nids sous le toit de chaume des huttes et chantent en toute confidentialité aux gens: „Bienvenue, nous sommes de retour.“
Il y a très, très longtemps, les Tartares envahissaient souvent le pays et pillaient les villes et les villages. Ils ont assassiné, volé et emmené les gens en captivité là où ils sont venus, il y a eu la mort, la misère et la dévastation.
Une fois, une horde de Tartares sauvages est également venue dans un petit village tranquille et a capturé une douce et belle jeune fille pour la vendre plus tard comme esclave. Tout le village a été dévasté, les cadavres des paysans assassinés gisaient dans les champs, et la fumée s'élevait des huttes en feu, fumant vers le ciel. Mais la jeune fille a entraîné la horde au loin avec elle.
Loin des leurs, loin de chez elle, la pauvre fille devait vivre, et elle pleurait amèrement son malheur. Toute la nuit, elle s'est mise à genoux et a supplié la Mère de Dieu dans des prières ferventes pour obtenir de l'aide et le salut. Une fois de plus, elle voulait voir son village et ses vieux parents, puis elle a voulu mourir de plaisir.
La Mère de Dieu a eu pitié d'elle et a demandé à son fils d'aider la pauvre fille. Et le Sauveur a répondu à la demande de sa chère Mère et a transformé la fille en petit oiseau. L'oiseau s'est levé en gazouillant dans l'air; c'était un petit oiseau très délicat.
Elle a pris l'avion pour rentrer dans son village et a construit un nid sous le toit de chaume de ses parents. Elle y a vécu tout l'été, et son père et sa mère ne savaient pas que sa petite fille gazouillait si joyeusement à sa fenêtre tous les jours.
Mais dans la hutte de ses parents, la prospérité est revenue. Les coffres et les chambres se sont remplis, même une nouvelle grange a dû être construite par son père, c'est ainsi qu'il était devenu riche. L'hirondelle venait d'apporter la bénédiction de Dieu.
Les voisins ont été surpris par ce merveilleux changement et ont demandé au bon Dieu de leur envoyer beaucoup, beaucoup d'hirondelles, car elles apporteraient bonheur et bénédiction dans la maison.
Depuis lors, l'hirondelle a été si bien accueillie par la population, et personne n'en est désolé.
Mais la jeune fille que le Sauveur avait transformée en hirondelle à la demande de sa Sainte Mère, devait retourner au pays de sa captivité à l'automne, car même là, où elle avait dû endurer et souffrir tant, elle devait se rendre utile. Mais chaque printemps, elle était autorisée à rentrer chez les parents.
CHAPITRE XV
La Mère de Dieu est restée seule sur terre avec ses douleurs et ses larmes. Elle n'avait connu que deux moments de joie dans sa vie: la naissance de son Fils unique, puis sa résurrection des morts et son apparition le troisième jour après la crucifixion.
Pendant quatorze autres années, Marie a vécu dans le silence et la solitude dans la maison de Saint Jean. Son pèlerinage terrestre s'est déroulé dans la prière, dans le souvenir du passé et dans la nostalgie de la patrie céleste où son Fils résidait désormais.
Mais même si son cœur avait été transpercé par sept épées, elle n'avait aucune rancune envers le peuple. Au contraire, elle est restée, son amie, sa protectrice, sa bienfaitrice jusqu'à la fin de sa vie et le restera pour l'éternité. Bien que le ciel l'attende avec sa gloire de reine, par pitié elle préfère rester avec le peuple et, cachant sa propre douleur, elle est leur aide et leur consolation. Elle voulait connaître toute la misère, toute la misère sur terre, afin de pouvoir plus tard être une Mère-au-ciel pour l'humanité.
Maintenant qu'elle avait accompli le temps de son pèlerinage terrestre et que son âme fatiguée voulait enfin se reposer, Marie s'est éteinte dans le cercle des apôtres, doucement, sans douleur et sans lamentation. Lorsque son corps fut déposé dans le tombeau, la terre frémit de joie, mais le ciel lui refusa ce précieux trésor. Des anges sont descendus du ciel et ont porté le corps délicat de Marie jusqu'à Dieu et sa gloire. Et à la porte du ciel se tenait son Fils, lui tendant amoureusement ses mains percées, la prenant doucement dans ses bras et la conduisant vers Dieu le Père.
Mais le tombeau vide de Marie était rempli d'un doux parfum et d'une splendeur rayonnante; au lieu du corps, il était rempli de lys.
Le tombeau était tout blanc. Des anges de lumière se sont agenouillés devant elle en prière, et toute la créature a chanté des louanges:
„Je vous salue, Vierge Marie, pleine de grâce.“
CHAPITRE XVI
Après une vie tranquille, modeste et misérable, Marie a quitté la terre et habite maintenant dans la lumière éternelle. Ici sur terre, elle a partagé le sort des labeurs et des fardeaux, là elle est une reine dans une majesté glorieuse, avec le ciel entier à ses pieds, émerveillé.
Ici, elle n'a même pas trouvé assez de place dans une hutte de campagne lorsqu'elle devait donner naissance à son Enfant divin, là, les espaces incommensurables et étoilés du ciel pour elle sont largement ouverts.
Dans l'étable de Bethléem, elle n'avait rien pour couvrir son Enfant, qui était couché sur du foin. Là, elle trône avec une couronne d'étoiles à la main droite de son fils, et les innombrables troupeaux d'anges la regardent et attendent son appel.
Sur terre, de simples bergers jouaient leurs airs de campagne à leur Enfant à la cornemuse, là résonnent les hymnes des séraphins et des chérubins, et les étoiles résonnent dans une harmonie éternelle. Ici, Marie a dû se cacher des sbires du cruel roi Hérode, là, les puissances de l'enfer lui-même blanchissent devant un rayon de l'épée des archanges célestes.
Sur terre, Marie verse des larmes de tristesse et de douleur, là le ciel brille de joie à son sourire, et de son regard lumineux et amical, une lumière tombe comme d'un arc-en-ciel sur les vastes espaces du ciel.
Sur terre, elle marchait seule, abandonnée et douloureusement courbée dans la vie, là des anges ailés l'accompagnent, chantant des chants de louange à sa gloire:
„Tu es plus rayonnante que le ciel, Marie, tu es plus lumineuse que le soleil, ô Reine, tu es plus lumineuse que la lune et les étoiles d'argent, ô Vierge, pleine de grâce. Tu es plus belle que l'aube, et tu surpasses la lumière de la mer dans son éclat, ô Vierge Marie.“
„Comme un lys du jardin du paradis, vous fleurirez pour l'éternité, vous ne vous fanerez jamais, et le ciel est rempli de votre parfum et des mondes célestes.“
„Tu es bénie entre toutes les femmes, car tu as été la Mère du Sauveur sur terre et tu as été Reine dans le royaume du Seigneur.“
CHAPITRE XVII
L'âme d'un homme doit parcourir un long chemin avant d'atteindre la limite du ciel. Une fois qu'il a quitté le purgatoire, il entre d'abord dans la route du paradis, où il atteint finalement l'une des sept portes qui mènent à l'intérieur du palais du ciel.
A partir des joyaux les plus précieux, le Seigneur Dieu a construit le palais céleste du monde. Ses briques sont faites de rubis et de diamants, et en tant que mortier, elles relient les perles les plus brillantes. Sa taille est immense. Il est long de milliers de kilomètres, large de milliers de kilomètres. Ses murs rayonnent d'une lumière si brillante que le soleil, la lune et les étoiles à côté sont tous pâles.
L'homme n'a pas le droit de voir cette lumière, car son œil doit être aveuglé par son éclat. C'est pourquoi Dieu a également suspendu un rideau de nuages devant elle.
Des sept portes qui mènent au ciel, la plus importante est la porte d'Abraham. Avec lui est assis Saint Pierre, avec Saint Paul comme gardien.
Au milieu du palais, sept marches s'élèvent l'une au-dessus de l'autre, sur lesquelles sont assis les dignitaires du ciel.
Sur la première, en bas, vous pouvez voir les pieux prélats et moines qui ont été béatifiés par l'Église déjà sur terre. Le deuxième, plus élevé, est celui des fondateurs des ordres spirituels, le troisième celui des papes et des évêques avec leurs diadèmes d'or, et le quatrième celui des ermites qui ont reconnu le néant du monde déjà sur terre et ont vécu une vie de pauvreté volontaire. Au cinquième niveau, il y a des rangées de vierges bénies et de jeunes hommes en robe blanche, et derrière eux des troupeaux de martyrs qui ont donné leur vie pour leur foi. La septième marche a été donnée par Dieu principalement aux apôtres du Christ, et ici aussi se trouve saint Pierre avec ses clés d'or, qui administre le bureau du gardien du ciel.
Les quatre évangélistes, les écrits à la main, se tiennent au pied du trône, tout comme on les voit se tenir au maître-autel dans les églises.
Les têtes des saints sont entourées d'une gloire, tout comme le soleil doré est entouré de rayons brillants, et de ces gloires des cascades de rayons se déversent sans cesse sur toutes les marches, les enveloppant dans une mer de lumière.
Au sommet de cette pyramide des saints du Seigneur, elle est entièrement remplie d'anges blancs, et ces anges, tels des piliers sculptés dans l'albâtre, portent sur leurs ailes le magnifique trône de Dieu, sur lequel le Monarque du monde, le Seigneur et Créateur du ciel et de la terre, Dieu le Père, est intronisé avec un sceptre à la main, dans toute la puissance de sa majesté.
A ses côtés, son Fils, couvert des signes sanglants de sa souffrance, est assis, adossé à une croix et avec un agneau sur les genoux. Avec un visage plein d'amour et de tristesse, il regarde dans les profondeurs, là où la petite terre flotte dans l'espace infini.
La Sainte Vierge Marie, la Mère de Dieu, se blottit contre Dieu le Père comme un enfant favori. Et comme un père tient sa fille bien-aimée, il la tient avec une tendresse paternelle, afin que tous les cieux voient qu'elle est sa plus grande faveur et qu'elle est la plus proche de son cœur. La Sainte Vierge, la Reine du Ciel, a plié les mains comme pour prier, et ce faisant, elle baisse les yeux.
A la tête de la sainte famille, une colombe blanche, le Saint-Esprit, flotte si brillamment que même les anges ne peuvent pas supporter cet éclat à long terme.
Les chœurs des séraphins et des chérubins entonnent des chants joyeux à la gloire de Dieu, et les sphères célestes lui résonnent comme des orgues et des cloches d'argent.
Et leur hymne résonne pour l'éternité :
„Sanctus, sanctus, sanctus!“
CHAPITRE XVIII
Une fois que l'âme humaine s'est libérée de ses liens terrestres et a quitté le corps avec un dernier soupir, elle doit d'abord rendre compte de tous ses actes à son ange gardien. Puis il marche sur des sentiers étroits et épineux entre des rochers escarpés et des abîmes jusqu'au lieu de son destin.
Il est rare qu'une âme ait la chance de pouvoir prendre un chemin droit de la terre au paradis sans avoir d'abord passé un temps de pénitence. Il doit d'abord secouer la poussière de la terre et se purifier de ses défauts comme l'or dans le four du purgatoire avant de pouvoir atteindre la pleine félicité.
Dans une vallée entourée de rochers escarpés et hauts comme le ciel, se trouve un immense et vaste champ désolé, auquel on peut accéder par trois portes de pierre.
Tout comme le désert, desséché par la chaleur éternelle du soleil, la terrible et désolée vallée de la purification se trouve là, dans une triste et désolée désolation. À perte de vue, on ne voit que du sable, et c'est comme si tout ce qui s'y trouve se reposait dans un sommeil de plomb et n'osait même pas respirer. Ici, les âmes doivent s'attarder jusqu'à ce que le temps de leur torture et de leur tourment soit terminé.
La chaleur étouffante, la sécheresse désolante et le reflet insupportable des roches chauffées rendent le séjour horrible. Sans arrêt, sans pitié, le soleil envoie ses rayons incandescents dans la vallée et fait tout bouillir.
Mais bien que tout ici brûle, rien ne peut s'enflammer, rien ne se transforme en charbon et en cendres, rien ne fond ni ne se transforme en vapeur.
Dans un tel flamboiement éternel vivent les âmes qui sont condamnées au purgatoire.
Mais une fois par an, ils sont libérés de leur torture pendant une journée. Le jour de la Toussaint, ils sont autorisés à revoir la terre, à visiter leurs anciennes maisons et leurs tombes et à tenir un mystérieux service dans les églises à minuit. Mais à l'aube, ils doivent revenir pour effectuer leur purification jusqu'à la fin, telle que déterminée par le jugement de Dieu.
Entre le purgatoire et le paradis coule un fleuve qui forme la frontière. Ses vagues sont des braises liquides, et de ses eaux noires et troubles, des flammes vacillantes frappent les deux rives. Au milieu de ces flammes, comme des bûches de bois qui crépitent, nagent les âmes des damnés.
Un pont oscillant mène à travers la rivière, si étroite qu'à peine un pied est assez large pour la traverser. Des deux côtés du pont, il y a des gardiens des esprits de l'enfer avec des fourches acérées qui plongent infailliblement toute âmes qui ose entrer sur le pont pour atteindre la porte du paradis.
Les âmes retombent alors dans le torrent ardent qui s'enroule comme un ver monstrueux de feu éternel, et ses vagues roulent silencieusement et sont d'autant plus terribles dans leur épouvante silencieuse.
On n'entend que les cris désespérés des damnés et leurs soupirs douloureux et profonds sur les rives de ce fleuve ardent.
Chaque mercredi et chaque samedi, la Sainte Vierge, accompagnée de nombreux saints et d'un garde du corps composé d'anges, descend des hauteurs du ciel et s'approche de ce pont.
Elle traverse ensuite la rivière en feu et derrière elle, habillés de lumière et de rayons, les saints marchent en longue file. Sur l'autre rive, à l'une des portes de pierre, une légion d'anges avec des tablettes dans les mains, sur lesquelles est inscrite la durée de la pénitence de chaque âme, accueille les hauts invités avec humilité et les accompagne jusqu'à l'entrée du purgatoire.
Lorsque la Sainte Vierge s'en approche, c'est comme si une brise fraîche se mettait à souffler sur la terre desséchée par un jour de sécheresse insupportablement chaud, et comme si un nuage jetait son ombre sur le sable brûlé par la chaleur du soleil.
Il fait plus frais dans le terrible désert du purgatoire, les âmes pénitentes ressentent un soulagement dans leur torture et saluent la Sainte Vierge avec d'humbles chuchotements, en disant: „Heureuse la rosée du ciel!“
Et ce chuchotement ressemble au bruissement des branches de la forêt flétrie par la chaleur du soleil lorsqu'un souffle de vent les réveille de leur torpeur.
À la demande des saints et des anges gardiens, la Sainte Vierge libère alors une âme des souffrances du purgatoire. Cette âme la conduit ensuite elle-même vers la porte de pierre.
Et derrière elle, les saints marchent à nouveau en longue file, en priant des litanies, et ainsi ils arrivent à la rivière en feu. Les mauvais esprits qui gardent habituellement le pont leur font place, tremblants, et la Sainte Vierge conduit l'âme rachetée à travers le pont jusqu'à l'autre rive, dans les jardins du paradis.
Mais les ailes de la porte de pierre se ferment en rugissant, et le soleil couve à nouveau comme avant sur le désert désolé, où les âmes des condamnés au purgatoire attendent l'heure de leur rédemption.
CHAPITRE XIX
Dans le Jardin du Paradis, tout respire une joie et un bonheur que la terre ne pourra jamais connaître. Un éternel printemps et un éternel été règnent ici en même temps, et tout ici continue de croître et de s'épanouir en un seul et porte des fruits sans arrêt. Des ruisseaux silencieux et argentés coulent en murmurant, et des sources ondulantes donnent leur eau cristalline, qui donne une jeunesse et une fraîcheur éternelles.
Les fleurs se balancent sur des tiges dorées comme des pots d'encens aux parfums délicieux, et des papillons aux couleurs vives volent autour, leurs ailes aussi belles que si elles étaient ornées des pierres les plus précieuses. Des roches d'ambre brillant et des fleurs de corail éclatantes se dressent sur des prairies d'émeraude.
Ici, rien ne s'efface jamais, et rien ne s'enveloppe jamais d'une robe d'automne.
Partout où vous regardez, il y a des fleurs, des fleurs, et encore des fleurs.
Lorsqu'une brise passe à travers les arbres et les buissons ou glisse dans l'herbe des prés, c'est comme si la corde sonore d'une harpe sonnait harmonieusement.
On voit aussi de petites fleurs bourgeonnantes se dresser en grand nombre; les fleurs qui ne fleurissent qu'au paradis sont les âmes innocentes d'enfants morts.
Ils sont petits, et leur petite tête les soulève jusqu'aux saints et aux anges blancs qui marchent sur les chemins du paradis, les regardant avec tendresse. Puis les petites fleurs bougent joyeusement leurs petites feuilles et tremblent comme des papillons qui s'élèvent de la terre pour voler.
Aussi souvent qu'une brise du ciel passe sur eux, ils inclinent pieusement leurs petites têtes et leurs voix résonnent comme des cloches d'argent:
„Je vous salue, Marie, pleine de grâce.“
Du paradis, de nombreux chemins et sentiers mènent aux portes du paradis. Sur eux, les processions des saints du Seigneur marchent avec une telle splendeur et une telle gloire que l'œil d'un homme devrait devenir aveugle s'il essayait de regarder cette splendeur et ce faste.
Sur l'ordre de Dieu, les saints et les anges ont des rapports affectueux avec les âmes du paradis; ils marchent avec elles et ont de pieuses conversations avec elles, et après la procession, ils s'assoient avec elles à des tables magnifiquement préparées.
Du paradis, vous pouvez voir clairement le palais du ciel et tous ceux qui y entrent et en sortent. Par les fenêtres et les portes ouvertes, la lumière brillante de la lumière céleste brille, et on entend le son des harmonies célestes, des hymnes et des chants, et la trompette des archanges sonnant à la gloire de Dieu et des saints.
Lorsque la Mère de Dieu descend avec sa suite et revient avec l'âme rachetée, tout le paradis sent si merveilleusement le lys pendant trois jours, et une telle béatitude, une telle joie et une telle paix s'emparent des bienheureux qu'ils perdent tout calcul de temps et que les siècles leur paraissent des moments! Et l'éternité s'écoule alors comme une eau calme d'une profondeur insondable, que l'on croit immobile.
CHAPITRE XX
Comme un reflet de la lumière divine, des milliards d'étoiles brillent dans le ciel, éparpillées comme des perles et des diamants au firmament. De même que la lumière du soleil se reflète dans les gouttes de rosée le matin, de même la nuit, elles reflètent la luminosité du ciel. Mais au milieu des étoiles, la Sainte Vierge a accroché le soleil brillant et la lune argentée sur la voûte du ciel. Sur les étoiles tombe maintenant une lueur de splendeur céleste et la lumière des yeux de la Mère de Dieu à travers une petite porte, que les saints laissent toujours ouverte.
Si Dieu le Père voulait fermer cette porte, il faudrait que le soleil s'éteigne comme une bougie allumée et qu'une grande et dense obscurité tombe sur la terre. Mais de cette façon, par la grâce de la Sainte Vierge, le soleil reçoit sa lumière de l'éclat du ciel et des rayons de ses yeux, et a son existence comme toutes les autres choses que Dieu a créées. Il marche haut au-dessus de la terre, au-dessus des rivages de la mer, et illumine tout. Partout, il porte l'éclat des yeux de la Mère de Dieu, bénissant la terre entière et réjouissant le cœur de tous les peuples. Il s'enfonce dans les profondeurs de la mer, mais son feu ne s'éteint pas, mais il brûle comme ce buisson de Moïse dont le Seigneur a parlé, et il ne pourra jamais, jamais brûler. Il répand la lumière et la chaleur sur la terre et fait pousser chaque grain que le vent ou la main de l'homme a semé. Il orne la terre de couleurs qu'aucun peintre ne peut inventer de plus belles.
Car sans le soleil, la terre aurait une apparence brune et sale, comme si du sang avait coulé, tout comme ce fut le cas lorsque Caïn tua Abel et commit le premier meurtre.
Car en ce temps-là, la terre était pure, blanche et transparente comme du cristal. Maintenant, quand Caïn a enterré le corps d'Abel avec les mains ensanglantées, il pouvait voir le mort partout dans la terre transparente, et il lui était impossible de le cacher. C'est pourquoi il a maudit la terre, car cela rendait son crime si évident, et par cette malédiction la terre est devenue noire.
Et il en serait ainsi jusqu'à notre époque, si Dieu dans sa bonté n'avait pas ordonné au soleil de couvrir de couleurs vives toutes les prairies, les champs, les montagnes et les forêts.
Les saints aiment se promener dans les grands espaces du ciel. Ainsi, ils cherchent souvent le soleil et à leur retour, ils viennent aussi sur la lune, où Saint-Georges a vécu depuis des temps immémoriaux. La façon dont ce célèbre chevalier est arrivé là s'est déroulée de la manière suivante.
Il était une fois sur terre un grand magicien, ennemi acharné de la sainte foi, qui ne voulait rien savoir de Dieu. Il avait un enfant unique, une jeune fille, qui était une vierge très pieuse et chaste. Elle a prié en secret à la Mère de Dieu et a recommandé son âme dans une chaude supplication. Lorsque le père cruel s'en est rendu compte, il a voulu tuer son propre enfant par haine. Il a fait naître un affreux dragon et lui a livré sa fille. Mais Dieu est intervenu, et Saint Georges, un chevalier très connu, a tué la bête féroce sur place en lui transperçant le cou avec sa lance. Ainsi, la jeune fille a échappé à la mort ignominieuse. Mais la Sainte Vierge, qui avait vu cet acte courageux du chevalier George, le laissa venir à elle et lui parla:
„Pour avoir si vaillamment protégé la vie de cette innocente jeune fille, tu seras désormais mon chevalier. Tu resteras toujours près de moi, et je te donnerai ma lune pour foyer.“
Depuis lors, le courageux chevalier de la Vierge Marie habite le corne de la lune. Il est assis là dans son armure d'argent et regarde le ciel et la terre et joue les plus beaux chants à la gloire de Dieu sur son luth.
A la pleine lune, dans une nuit calme et lumineuse, on peut le voir clairement, et lorsque les gens sont déjà dans un sommeil profond, les anges écoutent le joueur de luth céleste.
Chaque personne a sa propre étoile, qui brille autant que sa vie. Lorsque la vie d'une personne sur terre s'éteint, alors l'étoile là-haut s'éteint aussi et s'enfonce dans les profondeurs comme une étincelle qui a été soufflée, alors elle ne reste qu'une tache sombre là où elle brillait auparavant. C'est pourquoi, lorsque des personnes pieuses voient une étoile tomber du ciel, elles aiment à dire un „Ave Maria“ pieux pour l'âme qui monte au ciel pour apparaître devant le tribunal de Dieu.
Chacun des saints a aussi une étoile, mais ces étoiles ne peuvent jamais s'éteindre et briller le plus clairement possible, tout comme les étoiles de ces personnes qui ont servi Dieu fidèlement et diligemment toute leur vie. Ces étoiles ne poussent jamais les anges du ciel à descendre du ciel.
Mais pour la Sainte Mère de Dieu, pour la Reine du Ciel, les étoiles les plus rayonnantes du ciel s'enroulent en couronne. L'étoile du soir avec son éclat argenté, l'étoile du matin qui brille plus que l'or, et l'étoile polaire brillante ornent la couronne de la Mère de Dieu de sa splendeur.
Chaque dimanche matin, lorsque la cloche sonne pour la messe du matin et que l'aube illumine le ciel, la Sainte Vierge et l'Enfant Jésus marchent dans le ciel, où elle conduit son fils par la main comme elle le faisait lorsqu'ils étaient encore sur terre. Mais la nuit, lorsque la voie lactée scintille dans sa splendeur, tous ceux qui sont dignes de cette grâce peuvent voir Marie marcher seule et immergée dans les sens sacrés avec son Enfant dans les bras, bénissant la terre des rêves.
Et puis il y a une telle paix dans les hauteurs célestes, comme si les anges eux-mêmes retenaient leur souffle pour ne pas la déranger dans ses rêves, et le monde entier se tut avec ravissement.
CHAPITRE XXI
Lorsque la fraîcheur de l'automne commence à colorer la terre et que les feuilles fanées commencent à tomber des arbres, la Mère de Dieu s'avance à grands pas dans les hauteurs célestes dans sa robe à rayons. Et le rayonnement qui émane d'elle semble couvrir les prés et les bois d'un chatoiement doré.
La Sainte Vierge s'assied alors pour travailler et prend un fuseau. Mais elle le fait pour la raison suivante.
Peu avant que l'hiver blanc et froid ne vienne sur terre, les pauvres petites âmes des enfants qui ont quitté ce monde sans le saint baptême, tremblant de froid à l'entrée du jardin du paradis, regardent avec nostalgie et voudraient s'y introduire si seulement elles le pouvaient. Mais l'entrée du paradis leur est fermée car ils sont souillés par le péché originel.
Pour ces âmes, Marie, la gentille, file un fil fin et fin, et de celui-ci les anges tissent de douces petites jupes et les accrochent dans le ciel, tout comme on étend la toile blanche sur la prairie, afin que les âmes des pauvres enfants au moins n'aient pas à geler. Ainsi, les jours d'automne, la bonne Mère de Dieu est assise sur la toile d'araignée, et les petites âmes reçoivent une robe chaude pour l'hiver.
Dans son travail zélé, Marie regarde parfois la terre et voit ensuite à quel point les gens sont indifférents et impitoyables envers les besoins de leur prochain. Cela lui fait très mal, alors elle arrache une poignée de fils de sa toile et les jette en bas. Le vent transporte alors les fils blancs dans l'air et les conduit ici et là, comme pour exhorter le peuple à avoir pitié de tous les pauvres orphelins.
Mais le mince fil que la Mère de Dieu elle-même avait entre les mains, et qui relie pour ainsi dire le ciel à la terre, signifie aussi un talisman de bonheur pour l'homme. Celui qui s'accroche à un fil, même infime, de la fine toile est en grande grâce avec la Sainte Vierge et cultive en ce jour un esprit plus heureux et plus joyeux que d'habitude. Au milieu de l'automne, les fils blancs qui descendent du ciel rappellent à l'esprit de l'homme les jours ensoleillés du printemps passé.
L'hideuse araignée seule ne se réjouit pas à la vue des fils blancs de Marie, mais les regarde avec envie et ressentiment. Pour une fois, lorsqu'elle s'est vantée dans son orgueil de pouvoir filer des fils beaucoup plus fins que la Mère de Dieu, elle a été punie par Dieu pour cette arrogance. Depuis, elle doit ouvrir sa maison dans des coins et des trous sales, et son filet est une toile tellement misérable que le vent peut la déchirer au moindre souffle.
Marie pense toujours aux enfants humains sur terre lorsqu'elle est au travail. Lorsqu'au début de l'automne, elle laisse ainsi tomber de longs fils de son fuseau, elle veut aussi rappeler aux femmes que bientôt les heures de travail assidu sur la toile d'araignée vont commencer, car les longues soirées d'hiver approchent, et dès que les premières neiges recouvrent les champs, un joyeux feu brûle dans les cabanes du poêle. Et lorsque les bûches de bois résineux craquent dans le feu et que des étincelles s'en échappent, les filles s'assoient en cercle, racontent des histoires et chantent des chansons joyeuses tout en travaillant. Ils racontent les vieilles histoires familières de la fille du roi enchanté, des trois frères partis au combat et de bien d'autres encore. Mais quand, avec le temps, ils sont à court de matériel, l'un d'eux prend la parole et dit: „Maintenant, je vais vous raconter une belle histoire vraie de la Sainte Vierge, comment elle a appris aux hommes à préparer la toile. Alors, soyez attentifs!“
Il y a longtemps, dans un village, tout près de la forêt, il y avait une hutte et près de la hutte, il y avait un jardin et un champ. Dans le jardin, il y avait des arbres fruitiers et beaucoup de légumes, et dans le champ, il y avait du grain fertile. Dans la hutte vivait un fermier avec sa femme et sa fille. Comme tous les trois étaient diligents et travailleurs, Dieu a béni leur travail et ils ont toujours eu de quoi vivre.
Mais le fermier est tombé gravement malade et a dû s'allonger. Il ne pouvait plus aller dans le champ et labourer, et il était en jachère et stérile. Et c'est ainsi que la misère et l'inquiétude se sont emparées de la maison du fermier. La misère était grande, mais la fille n'a pas laissé son courage s'enfoncer. Elle priait jour et nuit Dieu et la Sainte Mère pour qu'ils ne laissent pas leurs parents vieillissants et leur donnent leur pain quotidien.
Une fois la fille s'est endormie au chevet de son père malade, où elle a veillé toute la nuit. Dans un rêve, elle a soudain vu la Sainte Vierge entrer dans le salon et elle a dit: „Ne vous affligez plus, car voici que je vous apporte réconfort et aide. Regardez cette fleur à la floraison bleue que je tiens ici dans ma main. Demain matin, vous en trouverez une grande multitude dans votre domaine. Cueillez autant de ces fleurs que vous le pouvez et vous verrez qu'elles vous seront utiles.“ La jeune fille était très étonnée, mais par humilité, elle n'osa pas demander à la Mère de Dieu quelle utilité pouvait avoir pour elle la petite fleur à la fleur bleue sur la longue tige.
Tôt le lendemain matin, elle se rendit directement dans le champ, et elle ne put en croire ses yeux quand elle vit la multitude de fleurs, dont l'une avait été vue en rêve dans la main de la Mère de Dieu. Mais les fleurs baissaient la tête et semblaient lui dire: „Cueille-nous, comme la Sainte Vierge te l'a ordonné.“
Mais la jeune fille ne savait pas quoi faire de toutes les fleurs. Assez perplexe, elle a dit: „Mon Dieu, qui peut m'aider? Je ne sais pas quoi faire pour que ces fleurs me soient utiles.“ Triste et réfléchie, elle se promenait toute la journée, mais ne trouvait aucun conseil.
La nuit, elle s'était endormie dans sa chambre sur le banc, et là, elle a vu, tantôt en rêve, tantôt éveillée, un petit ange ouvrir la porte et entrer tranquillement. Et derrière lui, un deuxième, un troisième et un quatrième, et enfin un si grand nombre que toute la salle en était remplie. Les anges ont apporté des dispositifs étranges, comme la jeune fille n'en avait jamais vu auparavant, des petites roues et des chaises, des bobines, des fils et des broches et autres, et ont commencé à assembler et à mettre en place ces dispositifs.
Quand ils eurent fini, la porte s'ouvrit à nouveau, et la Sainte Vierge elle-même entra et dit: „Loué soit Jésus-Christ.“ A quoi les anges répondirent: „Pour toujours et à jamais, amen.“
Maintenant, Marie ordonne à la fille du fermier, qui reste là, stupéfaite, de faire attention et dit: „Regarde bien, afin d'apprendre comment on fabrique un long fil à partir de ces fils et comment on fabrique la toile.“ Puis elle noua les fils, laissa le navire du tisserand courir et tissa une grande quantité du plus beau lin.
Ainsi, la jeune fille a appris de la Mère de Dieu comment préparer la plante à la fleur bleue, appelée lin, comment en extraire le fil et tisser un beau lin.
Marie est restée dans la hutte toute la nuit, et ce n'est que lorsque les coqs se sont mis à chanter qu'elle a disparu avec tous les anges qui l'avaient accompagnée.
Mais la jeune fille avait compris tout ce que la Mère de Dieu lui avait montré, et dès le premier lin qu'elle a tissé, elle a cousu de belles chemises pour ses parents.
Depuis ce temps, grâce à la bonté de Marie, ils n'ont plus eu besoin de souffrir.
CHAPITRE XXII
Quand Adam, le père de la race humaine, a dû cultiver la terre dure après son expulsion du paradis et travailler dur, il était extrêmement triste et déprimé, car il s'est toujours souvenu qu'il avait perdu le paradis à cause de son péché.
Les mottes de terre étaient dures comme des rochers et il pouvait à peine les briser, le soleil le brûlait de ses rayons impitoyables, et il se sentait même seul et abandonné dans le monde. Même les animaux l'évitaient par peur. Il avait perdu le paradis et portait maintenant l'enfer dans son âme. Un jour, le Seigneur Dieu est venu voir Adam, qui labourait son champ à la sueur de son front, et l'a regardé travailler. Adam était si absorbé et regardait le sol dur avec des yeux tristes comme un ennemi muet et implacable qu'il ne remarquait même pas Dieu le Seigneur dans ses pensées.
Mais Dieu lui a demandé: „Comment vas-tu, Adam?“ Il s'est réveillé de ses sens et a répondu: „Mal, Seigneur, car je porte un lourd fardeau de ton châtiment. Je suis si seul dans mon travail, je n'ai personne pour me remonter le moral, je suis seul et abandonné.“ Et il soupira si tristement que Dieu fut ému par la pitié.
Le Seigneur prit alors une motte de terre dans sa main et la lança en l'air. Mais la motte de terre s'est transformée en un petit oiseau gris qui bat joyeusement des ailes, s'est élancé dans les airs et a même commencé à chanter gracieusement sur la tête d'Adam.
Depuis lors, l'alouette salue Adam tous les matins alors qu'il vaque à ses occupations, lui rappelant l'amour et la miséricorde de Dieu par son chant joyeux. Adam n'était donc plus triste parce qu'il avait quelqu'un pour lui remonter le moral au travail.
À l'époque où Jésus marchait sur terre, enseignant aux gens et faisant des miracles, l'alouette volait chaque jour à Nazareth vers la hutte de la Mère de Dieu et lui racontait comment son Fils divin se portait et ce qu'il faisait, afin que le cœur de la Mère de Dieu soit rassuré.
Lorsque Marie était assise seule dans sa chambre et pleurait en silence en pensant aux souffrances à venir de son Enfant bien-aimé, l'alouette cherchait à la réconforter dans le jardin avec ses chants joyeux. Et lorsque le Sauveur rentrait chez lui le soir, l'alouette le précédait et annonçait à la mère l'arrivée du fils. „Sainte Vierge“, s'écria-t-elle, „ne pleure pas, car ton fils est proche.“
Lorsque le Christ fut pendu sur la croix du Golgotha et que la terre trembla d'horreur à l'idée que le Fils de Dieu devait mourir, un petit oiseau s'envola et essaya avec un effort acharné et toute sa force de tirer les épines du front saignant du Sauveur. Il a volé avec excitation autour de la croix et a chanté une chanson encore plus triste du gentil Sauveur qui donne sa vie pour l'humanité. Mais le pitoyable petit oiseau était l'alouette.
La Sainte Vierge n'a pas oublié cet amour fidèle de l'alouette pour son Fils, car elle a emmené le petit oiseau avec elle au ciel. Et au pied de son trône, sous son manteau d'étoiles brillantes, un endroit chaud est également préparé pour la petite alouette, et depuis lors, elle est appelée la chanteuse de la Mère de Dieu.
Marie soigne son chanteur avec fidélité, et quiconque fait du mal à son protégé ou même détruit son nid sera sévèrement puni, car il doit devenir aveugle.
Aux pieds de la Sainte Vierge, le petit oiseau gris est maintenant assis et chante chaque soir et chaque matin aux Angelus avec joie et gratitude: „Je vous salue, Marie!“
Et la Mère de Dieu écoute avec joie et réconfort son chanteur.
CHAPITRE XXIII
Non seulement les gens, mais aussi tout ce qui vit sur terre est sous la protection de la Mère de Dieu. Elle prend soin dans sa bonté de chaque créature, du moustique dans l'air, du petit poisson dans l'eau, du petit oiseau et de ses petits garçons, même du scarabée qui rampe hors de la terre au réveil du printemps. Elle est la Mère la plus bienveillante du monde.
Le bétail la protège du danger, et même les loups voraces l'éloignent des huttes des hommes pendant les nuits d'hiver avec sa main de bouclier.
Sinon, Saint Nicolas garde les loups dans un état de reproduction et d'ordre strict, surtout quand la neige tombe et qu'un hiver froid arrive dans le pays. En fait, chacun d'entre eux doit se rendre dans des quartiers spéciaux sous les ordres du Saint Nicolas, loin des gens et pas trop près de ses camarades. Et il leur est strictement interdit de s'approcher des habitations humaines en tas.
Mais le jour de la fête de la Purification de Marie, la Mère de Dieu accorde une attention particulière aux loups. Ils sortent des bois, se rassemblent comme des voleurs dans les champs et sortent pour voler. Surtout quand la faim les torture, ils sont à craindre, car alors ils veulent se déchirer.
Mais la Sainte Vierge, une bougie consacrée allumée à la main, leur tient tête au milieu du pire blizzard et protège le petit village tranquille. Puis les animaux sauvages se retirent timidement et dans la peur à la vue de la lumière. Leurs yeux verts brillent de rage, mais ils rentrent à leur campement en trottinant dans la neige, la tête baissée.
Quand, par une telle nuit, les gens qui dorment dans leurs huttes sont surpris par les hurlements des loups affamés, ils prient en silence et avec confiance: „Prends-nous en charge, Marie!“ Et ils peuvent dormir paisiblement, car la sainte vierge veillera fidèlement sur le paisible village enneigé.
CHAPITE XXIV.
Dans le jardin du paradis, il y a de vastes champs et des prairies où l'on peut se promener aussi confortablement que sur un tapis. Non loin de là, il y a une forêt de lys. Sur les sentiers ombragés de cette forêt de lys, la Sainte Vierge se promène tous les jours, et les lys courbent leur tête blanche devant elle et lui insufflent de doux parfums.
Sur les prairies fleuries du paradis, paissent des agneaux blancs comme la neige; ce sont les âmes innocentes des hommes de bien, que la Mère de Dieu protège maintenant. Lorsqu'elle les regarde avec amour et qu'elle étend sa main de bénédiction sur eux, la couleur de ses toisons blanches devient encore plus vive et plus lumineuse, comme par fierté.
Mais dans ce troupeau, la Mère de Dieu, comme je l'ai dit, ne reçoit que des âmes très choisies.
Lorsqu'une telle âme entre pour la première fois dans le chemin de l'éternité et ne sait pas où se tourner, et qu'elle se tient là humblement et terrifiée, car les portes du ciel sont encore fermées devant elle, mais qu'au fond elle voit l'enfer grand ouvert, alors elle s'écrie avec des larmes: „Où me tournerai-je, pauvre chose? Où est le chemin qui me mène au bon objectif?“
Puis soudain, la Mère de Dieu se tient devant elle, la guidant sur le chemin de l'éternité, et lui parlant avec gentillesse et amour: „Ne pleure pas, chère âme, et ne crains pas l'enfer, car je te conduis au paradis, où tu paîtras comme un agneau blanc dans un pré fleuri pour l'éternité.“
Mais la Sainte Vierge ne vient pas au secours de toutes les âmes. Beaucoup sont perdus, errant ici et là, ne sachant pas quoi faire.
Parfois, ils vont au cimetière et disent: „Cher cimetière, emmenez-nous dans vos tombes, où nous pourrons attendre le jour du jugement en paix.“ Et le cimetière répond: „Je ne peux pas vous accueillir, car vous êtes mort sans confession.“
Ensuite, les âmes vont à l'église et appellent: „Église, ouvre ta porte et laisse-nous entrer! Nous habiterons en toi et nous nous agenouillerons devant l'autel jusqu'à la fin des temps.“ Mais l'Église leur donne la réponse: „Je ne peux pas vous laisser entrer, je ne peux pas le faire.“
Puis les âmes vont dans la forêt et demandent: „Chère forêt, prends-nous dans ton ombre et laisse-nous nous cacher dans ton fourré. Voici que nous n'avons eu que des problèmes et des fléaux dans la vie, et maintenant nous nous voyons pour la paix et la tranquillité.“ Et la forêt se précipite pour répondre: „Je ne peux pas.“
Les âmes fatiguées errent et viennent enfin au feu, auquel elles demandent: „O feu, aie pitié de nous, saisis-nous par tes flammes et réchauffe-nous, car nous avons souffert beaucoup de froid dans la vie.“ Mais même le feu dit non et siffle en réponse: „Je ne peux pas, je ne peux pas.“
Maintenant, les âmes découragées continuent et viennent à l'eau: „Ô eau“, disent-ils, „reçois-nous dans tes eaux cristallines, car nous sommes fatigués et assoiffés, car la vie nous a rendus si desséchés.“ Mais l'eau murmure en réponse: „Je ne peux pas, je ne peux pas.“
Maintenant, les âmes sont complètement désolées et, dans leur désespoir, elles s'égarent finalement vers la porte de l'enfer, où, en se tordant les mains, elles s'écrient: „O enfer, si tout nous rejette, alors tu nous accueilles! Dieu ne veut rien de nous, le cimetière nous refuse la paix, l'église ne nous donne aucun abri, la forêt, le feu, l'eau aucun refuge. Par conséquent, tu nous acceptes, ô enfer, pour toujours.“
Et les portes de l'enfer s'ouvrent avec un grand bruit, et un feu puissant crépite contre elles, et des flammes résonne une voix terrible: „Entrez!“
Mais alors une peur terrible, terrible, s'empare des âmes errantes. Ils tremblent à la vue du pilier de l'enfer, ils se rendent compte du terrible destin qui les y attend, et dans la peur et le désespoir, ils se mettent à crier: „Sainte Vierge, sauve-nous, toi notre Mère, toi notre avocate!“
Et Marie leur vient vraiment en aide. Dans son manteau léger et avec la couronne d'étoiles sur la tête, elle descend des hauteurs du ciel, fait le signe de la croix sur elles, et avant que le feu de l'enfer ne puisse encore s'emparer d'elle, elle les recouvre soigneusement de son manteau. Puis, comme une bonne et fidèle bergère, elle conduit les pauvres âmes désespérées sur le droit chemin du ciel.
Mais la Sainte Vierge ne peut pas toujours être aussi gentille et serviable. Pour certaines âmes, bien qu'elles soient encore couvertes d'une grande culpabilité lorsqu'elles quittent ce monde, se recommandent à ses bons soins. Elle purifie elle-même ces âmes de leurs défauts terrestres, les guidant sur des chemins épineux et pierreux à travers de nombreuses épreuves et difficultés. Et puis elle demande sincèrement à son Fils d'accorder l'entrée aux pauvres âmes qui se tiennent debout en pleurant aux portes du ciel. Et le Sauveur répond à la demande de sa Mère.
Marie, dans sa bonté, fait toujours attention aux endroits où elle peut aider. Lorsqu'elle entend la lamentation d'une âme qui ne peut s'élever au ciel par ses propres forces et qui veut s'effondrer dans sa peur, elle envoie à sa rencontre un ange qui la protège comme une fleur délicate et la porte sur ses bras jusqu'au trône de la Vierge.
Elle a elle-même versé tant de larmes sur terre et enduré tant de douleurs amères, qu'en tant que Mère aimante et gentille, elle appelle toujours les gens: „Aucune larme ne sera versée en vain sur terre.“
CHAPITRE XXV
Dans la fosse à feu de l'enfer, il y a un rugissement terrible et incessant. Des nuages chauds de soufre comme des dragons se serrent les uns contre les autres, et de puissantes flammes vacillent comme des serpents géants. La malchance bout dans de grands chaudrons et remplit l'air d'une puanteur si âcre que même les démons sont en proie à une toux et à un étouffement éternels.
Toute la pièce est remplie de hurlements, de cris et de gémissements, et le grincement de dents ne s'arrête jamais ici. Mais ce qui est particulièrement terrible, c'est le cliquetis de la chaîne avec laquelle Lucifer est enchaîné à un pilier au milieu de l'enfer, et qu'il continue de tirer et de secouer dans sa fureur.
C'est la même chaîne que le prince des mauvais esprits s'est forgée pendant des siècles après la création du monde, afin d'y lier plus tard le Rédempteur de l'humanité. Et maintenant, il doit porter sa propre chaîne. Le Sauveur lui-même l'a fait mettre par l'Archange Michel lorsqu'il est descendu en enfer après son enterrement.
Les diables sont remplis d'une haine infâme et d'une grande méchanceté envers leur seigneur et maître Lucifer, car par lui ils ont perdu le ciel et sont inférieurs dans la bataille avec Dieu. Et par sa faute, ils doivent maintenant endurer les plus terribles tortures et tourments dans les flammes de l'enfer jusqu'au jour du jugement.
Mais la chaîne incandescente à laquelle Lucifer est attaché brûle de plus en plus chaque année et finira par se briser. Alors le prince de l'enfer libéré rassemblera ses troupeaux autour de lui et prendra à nouveau d'assaut le ciel. Mais cette terrible bataille aura lieu le jour du Jugement dernier, à la fin du monde.
Lorsque la horde de démons se précipitera alors vers les portes du ciel, Dieu les affrontera avec une terrible majesté, et un seul regard involontaire de ses yeux confondra les esprits infernaux et les rejettera dans l'insondable abîme de l'enfer. Et aucune trace ne sera laissée d'eux.
Mais avant que cette terrible défaite ne s'abatte sur eux, l'enfer tremblera encore de ses hurlements et de ses cris.
Les âmes condamnées aux tourments éternels pour leurs péchés dans le cloaque de l'enfer s'y tordent dans d'horribles tortures sans soulagement, sans fin, et le feu qui les brûle devient de plus en plus chaud, de plus en plus terrible, de plus en plus insupportable. Chaque péché grave, chaque crime, chaque insulte à Dieu trouve ici son expiation appropriée. De même que l'épi se développe à partir du grain de maïs, de même la semence du péché que l'homme a semée dans sa vie, après la mort le fruit du châtiment monte.
Mais le plus terrible ajout au tourment des damnés, comparable à une épine dans une blessure qui saigne, est le terrible désespoir et la conscience que leur tourment ne finira jamais, que leur châtiment ne finira jamais, qu'il doit durer pour l'éternité.
Près de la porte de l'enfer est accroché à un crochet le vil traître Judas. Dans sa main, il tient encore la pochette avec les pièces d'argent. Ses yeux injectés de sang se sont répandus et fixent l'enfer avec horreur, et il tremble de peur comme une feuille dans la crainte éternelle de la mort. Le diable resserre toujours le noeud coulant dans lequel il est pendu, et ainsi le traître ne peut jamais mourir et pourtant il meurt à tout moment.
Au fond de l'enfer, on voit des forêts noires et sombres, où les arbres poussent comme des monstres géants, et dans les marais sales, qui exhalent l'odeur des cadavres, des centaines d'horribles serpents et dragons se roulent. D'énormes oiseaux d'apparence horrible volent au-dessus de ces marécages, poussant un cri horrible et perçant. Le vent qu'ils provoquent dans leur vol fait que même les arbres de la forêt tombent au sol.
Le chemin du péché mène maintenant à travers ces marais et marécages. Il est très large et confortable, et on y marche aussi doucement que sur du velours. Ainsi, celui qui y pénètre est tenté d'aller toujours plus loin, et l'âme est attirée dans l'embuscade de l'enfer.
Mais même ici, dans ce lieu de damnation, dans ce lieu de péché et de crime, dans le sombre royaume du prince Lucifer, où jamais un rayon de soleil ne tombe, où seuls demeurent la peur, l'horreur et le désespoir, même ici la vénération pour la Sainte Vierge n'a pas cessé.
Au seuil de l'enfer se trouve un chevalier qui a autrefois mené une vie joyeuse et frénétique et vendu son âme au diable. Il est maintenant assis devant l'enfer et bat sa poitrine pécheresse et baisse la tête dans la repentance et l'humilité, et des larmes coulent de sa barbe sur son visage sillonné. Il plie les mains à chaque instant, et en soupirant de chagrin et de désespoir, il chante d'un air secoué les moments de la journée à la Sainte Vierge Marie.
Le diable, bien qu'il ait eu la prescription de son âme entre les mains, avait dû le laisser tomber dans sa fuite vers l'enfer, le laissant près du seuil, car il se mit à chanter à haute voix une chanson pieuse et recommanda son âme indigne à la Mère de Dieu.
CHAPITRE XXVI
Lorsque la chaîne incandescente à laquelle Lucifer est forgé se consumera une fois et que le prince des ténèbres pourra se libérer du pilier auquel il est lié, alors malheur au monde, alors le Jour du Jugement aura commencé.
Des signes terribles apparaîtront sur la terre et les hommes marcheront avec des visages déformés par la peur, abandonneront leur travail, courront dans les champs et fixeront les cieux sombres avec horreur. Au sein de la terre, un grondement de tonnerre se fera entendre, et une grande et terrible crainte d'un événement incroyablement terrible s'emparera de tout ce qui y vit.
Une lourde stupeur sera imposée aux âmes des hommes, et ils perdront leur participation à tout ce qui leur a rendu la vie belle et agréable, tout ce qu'ils désiraient et espéraient. Tout cela va tomber d'eux comme une feuille séchée d'une fleur fanée, et il ne restera qu'une chose: la peur.
Et à l'heure du crépuscule de ce jour-là, dans toutes les maisons de la terre, on entendra un doux cliquetis, et une voix mystérieuse demandera: „Dormez-vous?“ Et quand les gens à moitié endormis répondent: „Oui, nous dormons“, la voix répond: „Alors, dormez d'un sommeil éternel!“ Mais si la réponse est: „Nous sommes réveillés“, la voix dira: „Vous vivrez donc éternellement.“
Dans chaque maison du monde, cette voix qui appelle à la vigilance sera entendue. Mais c'est la voix de la Sainte Vierge qui descend sur terre pour préparer les hommes à la fin du monde et au Jugement dernier.
Alors la terre se fendra et donnera naissance à un monstre terrible, un fils de Lucifer, l'Antéchrist; il circulera sur un char de feu et parlera ainsi aux hommes:
„Venez tous à moi, car je vous donnerai une nouvelle vie, une nouvelle foi, un nouvel enseignement et de nouveaux commandements. Tombez loin de Dieu, car Dieu n'est plus. Je suis ton Dieu, ton Seigneur et ton Rédempteur, et tu me suivras.“
Et quiconque se laisse séduire par lui à travers ses paroles orgueilleuses, il s'approchera de lui et dessinera une croix noire sur son front pour confirmer qu'il veut être soumis à l'enfer du corps et de l'âme.
Mais alors le ciel s'ouvrira, et un ange du Seigneur descendra, qui arrachera sa proie au diable. Il essuiera la croix noire du front de l'homme trompé avec de l'huile sainte. Le prince des ténèbres en sera furieux et enverra une légion de mauvais esprits sur la terre.
La terre s'ouvre et le feu de l'enfer en jaillit. Les montagnes chancellent jusqu'à leurs fondations, des tempêtes sauvages rugissent dans l'air, et la mer émerge de ses rivages écumante. Tout ce qui vit sur terre est maintenant saisi par une terrible folie et se déchire. Les rivières deviennent rouge sang, car tout le sang qui a été versé et qui a pénétré dans le sol remonte maintenant à la surface et se déverse dans la mer par torrents.
Et Lucifer déclare la guerre à Dieu pour la deuxième fois.
Au-dessus du terrible chaos qui est sur le point d'engloutir le monde entier, l'armée des anges et l'armée des mauvais esprits se précipitent ensemble dans l'air, comme deux nuages. Une terrible et violente bataille s'ensuit. Les diables volent en hurlant dans les airs et veulent conquérir le ciel. Mais leur chef émet soudain un cri si puissant que les troupeaux noirs des esprits de l'enfer tremblent de peur et d'horreur, car soudain une grande croix brillante apparaît dans le ciel.
Les diables abandonnent leur seigneur et maître, un grand cri de peur émane d'eux. „Miséricorde, Seigneur, miséricorde!“ résonne de leurs lèvres. Mais le temps de la pitié est révolu.
Le Seigneur Dieu émerge du palais du ciel, et l'archange Michel sonne de sa trompette dans les quatre directions du monde, et délivre les vivants et les morts à la vallée de Josaphat pour le Jugement dernier.
Au fond, cependant, la terre est complètement en feu.
Lorsqu'il sera brûlé, il redeviendra aussi transparent et blanc qu'il l'était après la création du monde, avant que Caïn ne tue son frère Abel.
Et au son d'une seconde trompette, les morts sortiront de leurs tombes et se hâteront en foule, comme un ruisseau qui se gonfle de plus en plus, dans la large vallée de Josaphat, qui est proche du lieu du purgatoire. Jeunes et vieux, toutes les générations, tous les peuples de la terre répondent à l'appel.
Maintenant, le Christ apparaît dans le cercle des archanges et prend place sur son siège de jugement. Saint Michel sonne la trompette pour la troisième fois comme un signe que le jour du Jugement dernier est sur le point de commencer.
Et il y aura un grand silence, et aucun son ne sera entendu dans le monde.
Mais le Christ lève la main, et d'une voix aussi forte que toutes les cloches de la terre, il se fait entendre:
„Que la paix soit avec vous tous, qui avez vécu dans la justice et la piété. Que la paix soit avec vous qui avez enduré avec moi et ne m'avez pas renié. Pour cela, tu resteras avec moi pour toujours. Entre, juste, dans la maison céleste qui t'attend.“
Le Seigneur y fait asseoir les justes à sa droite. Puis il s'adresse aux autres avec une voix de colère, qui résonne comme un tonnerre dans les chambres du ciel: „Mais vous vous détournez de moi pour l'éternité, parce que vous n'avez pas cru en moi et que vous m'avez renié. Je ne vous connais pas, et il n'y a pas de place préparée pour vous dans le ciel. C'est pourquoi l'enfer vous accueillera.“
Et du côté gauche du Seigneur, il y a une horreur aveugle, et les damnés se tordent en silence dans la peur et le désespoir.
Dans la majesté divine, entouré d'une splendeur céleste, le Christ se tient là, saisit la croix et bénit le monde avec elle.
Le terrible jour du jugement est passé.