von Torsten Schwanke
„Weh mir! Apoll ist zum Gott der Zeitungsschreiber geworden,
Ihm ist der delphische Gott, wer ihm das Faktum erzählt.“
— Hölderlin
ERSTER GESANG
Nach dem Siege über die Mörder des göttlichen Cäsar
Einigen sich der Antonius und der Octavianus
Über die Machtverteilung, der Lepidus wurde entmachtet,
Schwächster der Triumvirn. Nun Octavianus im Westen
Herrschte über das Reich, Antonius herrschte im Osten
Und befahl ein Treffen mit Herrin Kleopatra, Isis‘
Inkarnation, in der Hafenstadt Tarsus. Am Borde
Eines prächtigen Staatsschiffs empfing die irdische Göttin,
Nur mit Krone bekleidet und dem Tanga voll Perlen,
Einen vierzigjährigen Militär und geschickten,
Klugen Politiker, der ihr sofort in Liebe verfallen.
Jahre folgten der Leidenschaft, besessen vom Eros!
Und drei Kinder kamen zur Welt. Und unter dem Einfluss
Dieser irdischen Isis Kleopatra hatte der Gatte
Der Octavia, Schwester des Octavianus, mit der er
War vermählt, sich mehr und mehr entfremdet der keuschen
Römischen Lebensweise. Er präsentierte sich selber
Als hellenischen Gottherrscher. Große Teile des eignen
Einflussgebietes, wie Armenien, hatte er ganz der
Isis Kleopatra unterstellt. Und sie ließ sich feiern
Als die Königin aller Könige, Herrin der Herren,
Und als Universale Göttin, die Isis des Himmels.
Ptolemäus Kaisar, der Sohn des göttlichen Cäsar,
War der Mitregent mit der Königin über Ägypten.
Zwischen Octavianus und Antonius kam es
Mehr und mehr zu Spannungen, es entbrannte ein Machtkampf.
Octavianus wusste wohl, dass der einstige Kriegsheld
Marcus Antonius sich in Rom der Beliebtheit erfreute,
Aber er startete eine mediale Kampagne,
Die sich gezielt gerichtet gegen Kleopatra Isis.
Diese Königin ward als gefährliche Gegnerin Romas
Dargestellt, als Nymphomanin, Verführerin, Hure,
Die den braven Soldaten Antonius einfach verhexte.
Aber Octavianus war im Gegenteil voller
Keuscher Tugend, die römische Propaganda bezeichnet
Ihn als Bewahrer des römischen Wesens, als Heros der Tugend,
Einen Mann, der sich nicht verführen lässt und verhexen,
Einen Bruder, der tröstet seine verlassene Schwester.
Mit der Dämonisierung der Göttin Kleopatra Isis
Ward die öffentliche Meinung im Westen des Reiches
Stark beeinflusst und ein bei den Römern unpopulärer
Streit zwischen zwei Rivalen erklärt zum Schicksalskampf gegen
Jene staatsgefährdende Aphrodite Ägyptens.
Als das Testament des Antonius weithin bekannt ward,
Dass er neben Kleopatra wollte werden beerdigt
Im ägyptischen Alexandria, da war für viele
Römer das Maß zu voll. Und Octavianus erklärte
Nun den Krieg der göttlichen Königin über Ägypten.
Marcus Antonius, er verhielt sich defensiv, ruhig.
Schließlich kam es nahe der nordwest-griechischen Küste
Zu der Seeschlacht von Actium. Auch Kleopatra nahm mit
Einer kleineren Flotte selber teil an der Seeschlacht.
Aber die schwerfällig großen Schiffe Antonius‘ wurden
Von dem Admirale Agrippa ausmanövriert und
Schließlich besiegt. Kleopatra aber konnte durchbrechen
Noch die feindlichen Linien und floh auf das offene Meer, und
Marcus Antonius folgte seiner Geliebten und Göttin,
Endgültig ruinierend seinen Ruf als ein Kriegsheld,
Er galt nun als Befehlshaber, der die Mannschaft im Stich ließ.
Marcus Antonius und Kleopatra eilten zur Heimat
Alexandria, um vor der Ankunft der bitteren Nachricht
Ihrer Niederlage an Land zu gehn im ägyptischen Hafen.
Zwar Kleopatra konfiszierte Tempelbesitztum,
Um die Streitkräfte wieder aufzurüsten, doch nahmen
Desertationen zu, und ganze Teile der Truppen
Wechselten zu dem Gegner. Octavianus verhielt sich
Vorsichtig ruhig und ließ sich Zeit mit dem römischen Vormarsch.
Da blieb Ein Jahr nur für die beiden Liebenden übrig,
Zuzusehn, wie ihr Reich entgegentaumelt dem Ende,
Aber sie feierten, um den nahenden Tod zu verdrängen.
Schließlich drangen die Truppen des Herrschers Octavianus
Ein in Alexandrien. Marcus Antonius, müde
Seines Lebens, brach ab den Kampf, sich selber ermordend.
Aber Octavianus gestattete aufwendig eine
Große Begräbnisfeier für Antonius. Aber
Nur aus Angst um ihre eigenen Kinder die Göttin
Schrak zurück vor dem Selbstmord. Sie ward vom Sieger empfangen.
Zwar sie setzte auf ihren Sex-appeal, doch bei Cäsars
Großneffen biss sie auf Granit, bei dem Helden der Tugend.
In den Weltherrschafts-Phantasien des römischen Herrschers
Hatte die Ägypterin keinen Platz, denn er sah sie
Nur als Beute, als Höhepunkt seines Triumphzugs in Roma.
Einmal besuchte sie noch das Grab des Antonius, weinend,
Dann beging sie Selbstmord. Dass sie die Kobra gebissen,
War des Octavianus Propaganda in Roma.
Denn die Uräus-Schlange war des Pharao Schutzgott,
Der sich wendete gegen Kleopatra, der sie getötet.
Prolemais Kaisar musste ebenfalls sterben.
Octavianus ließ keinen Zweifel aufkommen daran,
Dass er allein der Erbe sei des göttlichen Cäsar.
Also feierte er Triumph und stellte sich selbst dar
Als den Wiederhersteller römischer Republik und
Führte unter dem Deckmantel seines republikanisch
Autorisierten Prinzipats die monarchische Ordnung
In der Ewigen Roma ein. Das alte Ägypten
Ward zur Provinz und wurde ausgeplündert von Römern.
ZWEITER GESANG
Siehe, zwei Männer nahmen die Verfolgung der Mörder
Cäsars auf, sein Adoptivsohn Octavianus,
Zierlich und intelligent, und der selbstbewusste, beliebte
Heerführer Marcus Antonius, die gemeinsam mit einem
Unbedeutenden Marcus Aemilius Lepidus bilden
Das beherrschende Triumvirat, die Herrschaft zu Dreien.
Octavianus war verantwortlich nur für den Westen,
Marcus Antonius aber für des Imperiums Osten,
Also auch für die Beziehungen zu dem Lande Ägypten.
Neunundzwanzig Jahre alt war Kleopatra, als der
Herrscher Antonius diese Königin zu sich zitierte.
Dieser hatte versammelt die Flotte in Ephesos, welches
In Kleinasien lag, ließ sich als Dionysos feiern,
Gott der Lebensfreude, der freien Liebe, des Rausches.
Aber Kleopatra folgte seinem Wunsch nicht in Demut,
Sondern mit dem Stolz einer Herrscherin über Ägypten.
Wenn er sie sehen wolle, so ließ sie den Heerführer wissen,
Müsse er sie auf ihrem eigenen Schiffe besuchen.
Sie empfing ihn in Tarsus, hingegossen als Göttin
Isis. Diese Szene lässt nicht ruhn die Poeten.
Eines war allen Erscheinungen diese himmlischen Göttin
Isis gemeinsam, nämlich der Himmelskönigin Nacktheit.
Auf dem Schiffe umstanden junge Knaben-Eroten
Ihre Herrin der Liebe. Sie war die Göttin der Liebe,
Daher war für sie sinnliche Liebe der Sinn ihres Lebens,
Sex gehörte zur Religion der göttlichen Kypris,
Sex und Religion zur Politik ihres Amtes.
Diese Bündnispolitikerin Kleopatra, siehe,
Sie trug nichts als ihre ägyptische goldene Krone
Und ein Perlencollier, vielleicht einen Slip auch mit Perlen.
Welch ein Wunder, dass Marcus Antonius schwach ward vor Wollust!
Bald darauf war Kleopatra schwanger. Sie schlief nicht mit Männern,
Mit den mächtigsten Männern der Zeit, weil sie eine Hure
Wäre gewesen, sondern um Kinder von ihnen zu kriegen.
Mittel dynastischer Politik war sinnliche Liebe.
Marcus Antonius weilte vierzig Jahre auf Erden,
Als er mit Kleopatra sich vereinigte liebend.
Sie schenkte ihm drei Kinder als die gebärende Göttin
Isis in Menschengestalt, die große Mutter der Götter.
Aber in ihrem Machtkalkül darf keine Rivalin
Sich ihr an die Seite stellen. Arsinoe nämlich,
Ihre sechzehnjährige Schwester, auch wird gefeiert
Als die Inkarnation der Göttin der Liebe und Schönheit,
Darum musste Arsinoe sterben, Kleopatras Schwester,
Marcus Antonius ließ sie von einem Mörder ermorden.
Und Antonius machte Kleopatra große Geschenke,
Schenkte ihr Phönizien und Kilikien, schenkte
Ihr Arabien und die wertvollen Balsamdistrikte
Von Judäa. Und Marcus Antonius ließ sich auch scheiden
Von Octavia, von der Schwester des Octavianus,
Wenn auch Octavia hatte ihm zwei schöne Töchter geboren.
Bei den Römern zu Hause stieß dieser Zirkus der Liebe
Auf entschiedene Ablehnung. Nämlich Octavianus,
Der Rivale des Marcus Antonius, hatte gewonnen
Großen Einfluss. Er brachte die Römer auf gegen den Gegner.
Als die Römer erfuhren, was Marcus Antonius hatte
In seinem Testament verfügt, das im Tempel des Vesta
Hinterlegt ward, aber Octavianus befahl den
Keuschen Vestalinnen, dies ihm auszuhändigen, wenn auch
Dies ein Verstoß war gegen heilige römische Rechte,
Da erfuhren die Römer, dass Marcus Antonius wollte
Neben Kleopatra werden in Alexandria kommen
Zu der ewigen Ruhe. Sollte die Stadt in Ägypten
Etwa zur neuen Hauptstadt werden des römischen Reiches?
Sollte Rom die Kontrolle über das Weltreich verlieren
An Ägypten. Da wendete sich die Stimmung der Römer
Gegen Marcus Antonius. Rom erklärte den Krieg der
Herrin Kleopatra und ihr Geliebten Antonius gleichfalls.
Der nahm die Herausfrordung an und stellte ein Heer auf,
Das aus Römern und Ägyptern und anderen Völkern,
Ihm verbündet, bestand. Und elf verbündete Fürsten
Nahmen am Feldzug teil. In einem logistischen Kraftakt
Wurden Hunderttausend Fußsoldaten, dazu auch
Zwölftausend Reiter und mehrere tausend Pferde verladen
Auf die fünfhundert Kriegsschiffe. Diese Armada Ägyptens
Segelte über die Ägäis zur griechischen Hauptstadt,
Nach Athen, wo die Griechen auf der Akropolis droben
Huldigten einer Statue der Kleopatra Isis,
Priesen die Königin als die Aphrodite im Fleische.
Mark Anton schlägt sein Winterquartier auf im Westen
An der griechischen Küste, bereit zum Sprung nach Italien.
Mark Anton fühlt sich stark, er hat die stärkeren Heere,
Dazu die größeren Schiffe fast wie schwimmende Burgen,
Die dem Feinde eigentlich überlegen sein müssten.
Aber er steht gegenüber einem erfahrnen Strategen,
Nämlich Agrippa, einem militärischen Genius, dienend
Octavian. Agrippa greift schon früh an, erobert
Mit den kleinen wendigen Schiffen die Städte und Häfen
Rund um das Lager des Markus Anton in Actiums Gegend.
Und die Nachschubwegen sind abgeschnitten, und Hunger
Breitet sich aus und Krankheit. Mark Antonius sucht nun
Die Entscheidung auf See. Die Schlacht von Actium in dem
Jahre einunddreißig vor Christus im Monat September
Wird zu einem Lehrstück der Kriegskunst, zum ewigen Thema
Aller großen Militärtheoretiker in den
Kommenden zwei Jahrtausenden. Und die Flotte Agrippas
Kesselt die dicken Schiffe von Marcus Antonius ein dort.
Ungünstig weht der Wind, doch gut von Agrippa berechnet,
Reißt der Wind auseinander die Front des feindlichen Heeres.
Seine schnellen Schiffe greifen von jeglicher Seite
All die großen Schiffe an der feindlichen Flotte,
Reißen sie, zerstören die Ruder. Die Mannschaften werfen
Flammentöpfe, setzen in Brand Antonius‘ Flotte.
Siehe, Kleopatra sieht das Flaggschiff ihres Geliebten
Brennen. Marcus Antonius nun gewahrt mit Entsetzen,
Wie Kleopatra nun die Flucht ergreift auf dem Schiffe.
Mark Anton steigt um auf einen kleineren Segler,
Er flieht ebenfalls, hinter her der Königin Isis.
Also ging die Schlacht von Actium schändlich verloren.
Es ist für beide Liebenden nur der Anfang vom Ende.
Aber Kleopatra weigert sich, ehrlich anzuerkennen
Ihre Niederlage. Als sie in den Hafen nun einläuft
Alexandrias, lässt sie setzen Zeichen des Sieges,
Und es jubelt ihr zu das Volk, der törichte Pöbel.
Als aber wenig später ans Licht kam die schreckliche Wahrheit,
Zieht Kleopatra sich zurück in die Kammern des Hauses,
Feiert ein Fest nach dem anderen, so als wär nicht geschehen.
Mark Anton verschwindet in seinem eigenen Hause
Und sucht seinen Trost im Rausch des bacchantischen Weines.
Aber Oktavian, er lässt sich Zeit. Ein Jahr später
Rückt er ein in Ägypten. Markus Antonius‘ Truppen
Laufen über zu Oktavian. Ihr Feldheer verloren
Hat sein Charisma. Und sein Gegenspieler verspricht viel,
Straffreiheit, höheren Sold und besseres Essen, wenn sie nur
Wechseln die Seiten. Es ergibt sich kampflos die Haupstadt.
Nun beginnt der letzte Akt der Tragödie. Isis‘
Tochter Kleopatra zieht sich zurück in den Tempel der Isis,
Lässt den Eingang verrammeln. Markus Antonius stürzt sich
In sein eigenes Schwert. Mit starken Seilen gehievt wird
Markus Antonius in den Tempel der heiligen Isis,
Wo er selig stirbt in der liebsten Kleopatra Armen.
Bald aber trifft sich Kleopatra, sie, die Herrin Ägyptens,
Mit dem Römer Oktavian. Sie möchte den Thronsitz
Von Ägypten retten für ihren Sohn, ihren Sprössling.
So trat sie als verführerische Schönheit auf, Kypris‘
Inkarnation, und bringt auch Briefe von Julius Cäsar
Mit und spekuliert auf Oktavianus‘ Erbarmen,
Aufgelöst in Tränen, die schönen Brüste zerkratzend.
Aber abblitzen lässt sie der Römer. Der Heerführer, merkt sie,
Wird nicht schwach vor den Reizen der herrlichen Göttin der Schönheit.
Ach, die Aussicht, als Kriegsbeute nun in Ketten durch Roma
Im Triumphzug geführt zu werden, treibt in den Tod sie.
Vierzig Jahre war sie jung. Sie lässt eine Kobra
Heimlich in einem Korb voll Feigen vorbeischmuggeln an den
Römischen Wachen, um durch ihr Gift aus dem Leben zu scheiden.
Vorher schreibt sie noch an Oktavianus, sie möchte
Neben Markus Antonius werden begraben. Der Römer
Aber ahnt Böses und lässt die Tür zum Tempel der Isis
Aufbrechen, wo sie fanden die schöne Kleopatra tot schon
Liegen im königlichen Schmuck im Bette des Todes.
Aber die tödliche Kobra hat die Hausdame Eiras
Und die Hausdame Charmion gleichfalls getötet. Doch andre
Zweifeln an dem tödlichen Biss der giftigen Kobra
Und behaupten, dass Oktavianus die schöne
Herrin Kleopatra umbringen ließ und vortäuschte Selbstmord,
Um keinen Aufstand zu riskieren im Lande Ägypten.
DRITTER GESANG
An dem ersten Sexitilis in dem Jahr dreißig vor Christus,
Diesen Monat nannte man später den Monat Augustus,
Da besiegelte Oktavian durch den siegreichen Einzug
In der Hauptstadt Alexandria seinen Triumph und
Sieg über Marcus Antonius. Diesen letzten Rivalen
Um die Alleinherrschaft hatte er in Actiums Gegend
Schon vernichtend geschlagen. Der Entscheidungsschlacht war ein
Dreizehnjähriger Bürgerkrieg gegangen voraus, der
Nicht nur Cicero und die Mörder von Julius Cäsar
Und sehr viele Bewohner des Reichs das Leben gekostet,
Sondern die römische Republik beendete letztlich.
Nach der Niederlage zog sich Antonius einsam
Auf eine Insel vor Alexandrias Küste zurück, aus
Trauer über den Verlust seiner Streitkraft und Ärger darüber,
Dass so viele Freunde ihn hatten verlassen, die Falschen.
Resigniert er kehrte zurück in die Hauptstadt Ägyptens
Alexandria, zu der geliebten Kleopatra, seiner
Göttlichen Braut, die die letzte Königin war von Ägypten.
Aber Oktavian war schon vor den Toren der Hauptstadt,
Da veranstaltet Mark Anton eine prunkvolle Feier,
Während Kleopatra vorbereitet das Grab für die beiden.
Ach, das Ende des Paares erinnert an Romeo Shakespeares
Und an Shakespeares Julie. Marcus Antonius hörte
Eben die falsche Nachricht von Kleopatras Tode,
Und so stürzte er sich in sein Schwert. Er starb in den Armen,
An den schönen Brüsten Kleopatras, seiner Geliebten.
Und Kleopatras Selbstmord durch den Schlangenbiss wurde
Eine der berühmtesten Weltgeschichts-Episoden.
Mit dem Tod kam die Herrin dem Oktavianus zuvor, der
Gerne sie hätte geführt im Triumph durch die Ewige Roma.
Aber der Sieger Oktavian erreichte sein Ziel auch
Ohne diese Trophäe der Kleopatra-Isis.
VIERTER GESANG
Nach dem Sieg im Bürgerkrieg zog der Oktavianus
In dem Jahre dreißig vor Christus ein in Ägypten,
Ein in Alexandria. Noch einmal spielte die schöne
Königin-Göttin Kleopatra-Isis jeglichen Reiz aus.
Rom hatte andere Pläne. Doch die Göttin war schneller.
Ach, die ägyptische Königin-Göttin Kleopatra-Isis,
Sie beging am zwölften Augustus, dreißig vor Christus,
Selbstmord! Wenige Tage zuvor war der römische Feldherr
Octavian als Sieger in die Stadt eingezogen,
Und er machte ihr ein Angebot, welches sie hätte
Kaum wohl ablehnen können in ihrem weiblichen Starrsinn.
Mit dem jüngeren Bruder Ptolemäos gemeinsam
Hatte Kleopatra angetreten die Nachfolge ihres
Vaters Ptolemäos. Der dynastische Stammvater namens
Ptolemäus, Soldat bei Alexander dem Großen,
Machte Ägypten zum Zentrum eines mächtigen Reiches.
Aber inzwischen hatten die Römer in der Levante
Auch das Sagen. Als der Feldherr Julius Cäsar
Auf der Jagd nach seinem Gegenspieler Pompejus
Kam nach Alexandria, ließ die gebildete Göttin
All ihre Reize spielen, verführte Julius Cäsar,
Einen Mann von fünfzig Jahren, und hatte entschieden
Mit des Geliebten Hilfe den Machtkampf gegen den Bruder.
Mit dem gemeinsamen Sohn, Kaisarion trug er als Namen,
Folgt die Königin Julius Cäsar nach seinem Siege
In dem Bürgerkriege nach Roma, deren Elite
Sie mit schwülem Sex und ungewöhnlichem Luxus
Allen die Köpfe verdreht. Und dann nach Cäsars Ermordung
an den Iden des März, da flieht sie heim nach Ägypten.
Nun, nachdem die großen Führer der Cäsarianer,
Marcus Antonius und Lepidus und Octavianus,
Cäsars Mörder besiegt, zum Triumvirat sich vereinigt,
Konnte Kleopatra auch den neuen Herren des Ostens
Mark Anton mit Sex-Appeal überwältigen. Marcus
Ward ihr Sklave, als wäre er ein törichter Jüngling,
Aber er lebte doch schon vierzig Jahre auf Erden.
Marcus Antonius trennte sich von seiner Gemahlin,
Von der Schwester Octavians, und eröffnete einen
Feldzug mit hohen Verlusten gegen die Parther der Wüste.
Vor dem Volk von Alexandria schließlich erhebt er
Mutter Kleopatra und den Sohn Kaisarion herrlich
In den Stand der Königin aller Könige, schenkt ihr
Medien und Armenien und noch weitere Länder,
Die er noch zu erobern gedachte, India, China.
Göttin Kleopatra-Isis scheint am Ziel ihrer Wünsche,
Ihrer Dynastie die Herrschaft über das Nilland
Und auch weit darüber hinaus die Herrschaft zu sichern.
Aber obwohl die Ressourcen, über die Markus und seine
Frau verfügen, die der westlichen Reichshälfte Romas
Weit übersteigen, erweist sich Oktavian als der bessre
Machtpolitiker, der das Herrschaftsgebiet von Lepidus
Eben sich angeeignet hat, und eröffnete einen
Propagandafeldzug gegen die Göttin Ägyptens,
Die er als große Hure und alte Hexe beschimpfte,
Die auf dem besten Weg sei, Romas Stellung im Osten
Zu zerstören. Da erklärte der Rumpfsenat Romas,
Der von Octavian kontrolliert ward, der Göttin Ägyptens
Offen den Krieg, der in Wirklichkeit Bürgerkrieg gegen
Marcus Antonius war um die Herrschaft der Ewigen Roma.
Nun bei Actium wars im Westen Griechenlands, Hellas,
Da Antonius und Kleopatra Truppen und Schiffe
Konzentrierten. Doch die Blockade durch Octavianus‘
Feldherrn Agrippa erwies sich als wirksam. So blieb nur den beiden
Übrig der Ausbruch nach Ägypten. Am zweiten September
Einunddreißig wird ihre Flotte von Schiffen Agrippas
Weitgehend aufgerieben. Aber Kleopatras Flotte
Und Geschwader gelingt die Flucht, Antonius schließt sich
Seiner Geliebten an und seine hungernden Krieger
Laufen über zu seinem Feinde Octavianus.
Ein Jahr später erreiche Augustus Octavianus
Auf dem Landweg Alexandria. Aber die Göttin
Sich verschanzte im Mausoleum ihrer Familie,
Und Antonius tritt allein zum verzweifelten Kampf an
Vor der Stadt. Auf die falsche Nachricht, Kleopatra habe
Selbstmord begangen, stürzte Antonius selbst in sein Schwert sich,
Also ist er gestorben in dem Arm der Geliebten.
Aber Kleopatra setzt noch einmal die Ausstrahlung ein und
So versucht sie, den zweiunddreißigjährigen Sieger
Zu umgarnen, durch ihre Erotik und ihren Jammer,
Octavianus erwies sich als resistent ihren Reizen.
Ihm gings nur darum, die Fiktion des ägyptischen Krieges
Aufrechtzuerhalten. Kleopatra wurde zur Beute,
Sollte vorgeführt werden als Beute in Romas Triumphzug,
Unter Hausarrest darum stellte Octavian sie.
Unangetastet blieb ihr Sohn mit Julius Cäsar,
Aber keinerlei Illusionen machte die Frau sich,
Welches Schicksal der Adoptivsohn von Julius Cäsar
Einem leiblichen Nachkommen des Diktators erdacht hat.
Tatsächlich ließ der Sieger bald Kaisarion töten.
Um die Bewacher zu täuschen, verfällt Kleopatra listig
Auf die beste Idee. Mit aufgeräumtem Gemüte
Sie bereitet sich vor auf die Abreise, Kleinode legend
Zu Geschenken zurecht, auf dass kein anderer glaube,
Dass sie sich umbringen würde, so schrieb Cassius Dio.
Einige leichte Stiche im Arm, sie lassen vermuten,
Dass es der Biss einer Schlange war. Die Schlange, verborgen
Heimlich im Obstkorb, ist gelangt in ihre Gemächer,
Brachte den ersehnten Tod der Frau und den Mägden.
Andere Schriftsteller denken an eine vergiftete Salbe
Oder an eine Haarnadel als das Werkzeug des Todes.
Dass Octavianus bei seinem Triumphe in Roma
Präsentierte ein Bild der Göttin mit giftigen Schlangen,
Zeigt die offizielle Version der Geschichte des Todes.
Er nimmt sich Ägypten als persönliche Beute
Und begründet die Kaiser-Herrschaft des Ersten der Männer
Und erhält vom Senat den Titel Erhabner Augustus.
Und vom dritten Jahrhundert vor der Geburt des Messias
Bis zum sechsten Jahrhundert nach Jesus Christus umspannte
Das Imperium Romanum das Mittelmeer völlig,
War damit das dauerhafteste Reich der Geschichte.