ARIADNES APOTHEOSE

Nonnos, Dionysaca, 47. und 48. Gesang


DEUTSCH VON TORSTEN SCHWANKE


ERSTER GESANG


Wir kommen zum Liebes-Gesang,

In dem Perseus und der Tod des Icarios

Und Ariadna in ihrem reichen Gewand vorkommen.


Schon huschte das Gerücht in der Stadt auf und ab

Und verkündete von sich aus,

Dass der Dionysos der Trauben gekommen sei,

Um Attika zu besuchen;

Und das fruchtbare Athen

Brach in wilde Tänze aus,

Um Lyaios zu beunruhigen.

Laut ertönte der Jubel;

Scharen von Bürgern mit Wäldern

Von flatternden Händen schmückten

Die Straßen mit bunten Tüchern,

Und Weinblätter, die Bacchus wachsen ließ,

Umrankten ganz Athen.

Die Frauen hängten sich mystische Eisenplatten

Über die Brüste und banden sie sich um den Leib;

Die Mägde tanzten und krönten ihre Stirn mit Blumen

Von Efeu ins attische Haar geflochten.

Der Ilissos ließ lebendiges Wasser um die Stadt rollen,

Um Dionysos zu verherrlichen;

Die Ufer des Kephisos ließen

Die evische Melodie zum universellen Tanz erklingen.

Die Pflanze schoss aus dem Schoß der Erde empor,

Von selbst gewachsene Trauben

Mit süßen, reifenden Früchten

Färbten die Olivenhaine von Marathon.

Die Bäume flüsterten,

Die Wiesen brachten zur rechten Zeit

Zweifarbige Rosen mit sich öffnenden Blütenblättern hervor,

Die Hügel gebaren die von selbst gewachsene Lilie.

Athenas Pfeifen antworteten

Auf die phrygischen Pfeifen,

Das acharnische Schilfrohr, von den Fingern gepresst,

Spielte sein doppeltes Liedchen.

Die einheimische Bacchantin lehnte ihren Arm

An die junge paktolische Braut

Und ließ eine doppelte Harmonie

Mit tiefem Ton erklingen,

Die dem mygdonischen Mädchen antwortete,

Oder sie hielt die tanzende nächtliche Flamme

Der doppelten Fackeln hoch,

Für den vor langer Zeit geborenen Zagreus

Und den jüngst geborenen Dionysos.

Die melodiöse Nachtigall von Attika

Sang ihre vielfältigen Töne im Chor

Und erinnerte an Itylos und Philomela,

Die am Webstuhl arbeiteten;

Und der schnatternde Vogel von Zephyros

Zwitscherte unter dem Dachvorsprung

Und warf alle Erinnerungen an Tereus in den Wind.


Keiner in der Stadt tanzte nicht.

Dann ging Bacchus fröhlich zum Haus des Icarios,

Der die anderen Landbewohner

Im Pflanzen neuer Baumsorten übertraf.

Der alte Gärtner tanzte auf seinen närrischen Füßen,

Als er Dionysos als seinen Besucher sah,

Und bewirtete den Herrn der edlen Gartenreben

An seiner spärlichen Tafel.

Erigone ging, um die Milch der Ziegen zu schöpfen

Und zu mischen, aber

Bacchus hielt sie zurück

Und reichte dem gütigen alten Mann Felle,

Die voll mit Heilbranntwein waren.

Er nahm in seine rechte Hand und reichte Icarios

Einen Becher mit süßem duftendem Wein,

Während er ihn mit freundlichen Worten begrüßte.


Das Bauernmädchen hält eine Ähre;

Denn sie wollte nicht die roten Trauben tragen,

Die ihres Vaters Tod gewesen waren.

Und Zeus ließ den alten Icarios

In den sternenübersäten Himmel steigen,

Damit er sich neben seiner Tochter bewege,

Und nannte ihn Bootes, den Pflüger,

Der hell leuchtet und die Wage

Des arkadischen Bären berührt.

Den Hund machte er auch zu einem feurigen Sternbild,

Das den Hasen jagt, in dem Teil,

Wo das Sternenbild der seefahrenden Argo

Den Kreis des Olympos umrundet.


Das ist die Fiktion der achaischen Geschichte,

Die wie üblich Überredung und Lüge vermischt;

Aber die Wahrheit ist: Zeus, unser Herr in der Höhe,

Verband die Seele der Erigone

Mit dem Stern der himmlischen Jungfrau,

Die eine Ähre hält, und in der Nähe

Des himmlischen Hundes platzierte er einen Hund,

Der ihm in seiner Gestalt gleicht, Sirius des Herbstes,

Wie sie ihn nennen, und die Seele des Ikarios

Verband er mit Bootes im Himmel.

Dies sind die Geschenke des Kronion

An die Weinberge von Attika,

Die Pallas und Dionysos gemeinsam ehren.


Nun verließ Bacchus die honigsprudelnden Ströme

Von Ilissos und begab sich in köstlichem Taumel

Iin den weinumrankten Bezirk von Naxos.

Um ihn herum schlug der kühne Eros mit seinen Flügeln,

Und Kythereia führte ihn an,

Bevor der Bräutigam Lyaios kam.

Denn Theseus war soeben weg gesegelt

Und hatte die verbannte Jungfrau

Ohne Mitleid am Ufer schlafend zurückgelassen

Und seine Versprechen in alle Winde verstreut.

Als Dionysos die verlassene Ariadna schlafend erblickte,

Mischte er Liebe zu ihr mit Verwunderung

Und sprach seine Bewunderung behutsam

Zu den tanzenden Bacchantinnen aus:

Bassariden, schüttelt nicht eure Tamburine,

Lasst keinen Klang von Pfeifen oder Füßen hören.

Lasst Kypris ruhen!


Aber sie hat nicht den Kestos,

Der die Kypris kennzeichnet.

Ich glaube, es ist die Gnade,

Die Hypnos heiratete,

Schlaues Geschöpf!

Doch da die Morgendämmerung hell ist

Und der Morgen naht,

Wecke die schlafende Pasithea.

Doch wer hat der nackten Gnade in Naxos

Ein Kleid gegeben, wer?

Ist es Hebe?

Doch wem hat sie den Kelch der Seligen überlassen?

Kann das Selene sein,

Die helle Viehtreiberin, die am Meeresstrand liegt?

Wie kann sie dann getrennt von ihrem

Unzertrennlichen Endymion schlafen?

Ist es die silberfüßige Thetis, die ich am Strande sehe?

Nein, sie ist nicht nackt, diese rosige Gestalt.

Wenn ich es wagen darf zu sagen,

So ist es die Bogenschützin,

Die sich hier in Naxos

Von ihren Mühen der Jagd ausruht,

Nachdem sie den Schweiß der Jagd

Und des Erlegens im Meer abgewischt hat.

Denn harte Arbeit bringt immer süßen Schlaf.

Doch wer hat Artemis im Wald

In langen Gewändern gesehen?

Bleibt stehen, Bacchantinnen -

Steh still, Marion -

Tanz nicht so, hör auf zu singen,

Lieber Pan, damit du nicht den Morgenschlaf

Der Athene störst.

Nein - bei wem hat Pallas ihren Speer gelassen?

Und wer trägt den bronzenen Helm

Oder die Aegis der Tritogeneia?

So rief Bacchus - der Schlaf flog davon,

Das arme liebeskranke Mädchen

Zerstreute den Schlaf, erwachte

Und erhob sich aus dem Sand,

Und sie sah keine Flotte, keinen Gatten - den Betrüger!

Doch das cydonische Mädchen klagte

Mit den Eisvögeln und schritt

Das schwere rauschende Ufer ab,

Das alles war, was die Eroten ihr gegeben hatten.

Sie rief den Namen des jungen Mannes,

Suchte wütend sein Schiff am Ufer,

Schimpfte über den neidischen Schlaf,

Tadelte noch mehr die Mutter von Paphos, das Meer;

Sie betete zu Boreas und beschwor den Wind,

Beschwor Oreithyia, den Jungen

Ans Land von Naxos zurückzubringen

Und sie das süße Schiff wiedersehen zu lassen.

Sie flehte den hartherzigen Aiolos noch mehr an;

Er erhörte ihr Gebet und gehorchte,

Indem er einen Gegenwind wehen ließ,

Aber Boreas, selbst liebeskrank,

Kümmerte sich nicht um die von Sehnsucht geplagte Jungfrau -

Ja, sogar die Winde selbst müssen einen Groll

Gegen die Jungfrau gehabt haben,

Als sie das Schiff zum athenischen Land trugen.

Eros selbst bewunderte die Jungfrau

Und glaubte, Aphrodite in Naxos,

Wo alles Freude ist, wehklagen zu sehen.

Sie war noch strahlender in ihrem Kummer,

Und der Schmerz war eine Gnade für die Trauernde.

Vergleicht man die beiden,

So muss die sanft lächelnde

Und lachende Aphrodite

Der trauernden Ariadna Platz machen,

Müssen die köstlichen Augen der Peitho

Oder der Grazien oder Eros selbst

Den Tränen des Mädchens weichen.

Endlich fand sie in ihren Tränen die Stimme,

Um so zu sprechen:


Süßer Schlaf kam zu mir,

Als der süße Theseus mich verließ.

Wäre ich doch noch glücklich gewesen,

Als er mich verließ!

Aber im Schlaf sah ich das Land des Cecrops;

Im Palast des Theseus war eine prächtige Hochzeit

Und ein Tanz mit Liedern für Ariadna,

Und meine glückliche Hand schmückte

Den blühenden Altar der Liebenden

Mit üppigen Frühlingsblumen.

Und ich trug einen Brautkranz;

Theseus war neben mir im Hochzeitsgewand

Und opferte der Aphrodite.

Ach, was für einen süßen Traum sah ich!

Doch nun ist er vergangen,

Und ich bin hier noch jungfräulich.

Verzeih mir, Peitho!

All dieser Brautpomp, die neblige Finsternis,

Die für mich aufmarschiert ist,

All das hat die neidische Morgendämmerung

Des Tages von mir weggerissen -

Und als ich erwachte, fand ich nicht

Den Wunsch meines Herzens!

Sind die Bilder der Liebe

Und der erwiderten Liebe eifersüchtig auf mich?

Denn ich sah eine entzückende Vision der Ehe

In einem trügerischen Traum vollendet,

Und der schöne Theseus war fort.


Für mich ist selbst der gütige Schlaf grausam.

Sagt mir, ihr Felsen, sagt der unglücklich Liebenden -

Wer stahl den Mann von Athen?

Sollte es Boreas sein, der bläst,

So appelliere ich an Oreithyia:

Doch Oreithyia hasst mich,

Denn auch sie hat das Blut von Marathon,

Woher der geliebte Theseus kam.

Wenn Zephyros mich quält, so sage Iris,

Der Braut des Zephyros und Mutter der Sehnsucht,

Dass sie Ariadna misshandelt sieht.

Ist es Notos, ist es der kühne Euro,

So appelliere ich an Eos

Und mache der Mutter der stürmischen Winde,

Die selbst Liebeskummer hat, Vorwürfe.


Gib mir wieder, Schlaf, deine leere Gabe,

So angenehm; schick mir noch so einen köstlichen Traum,

Damit ich das süße Bett der Liebe

In einem trügerischen Traum erkenne!

Verweile nur auf meinen Augen,

Damit ich die unwirkliche Leidenschaft

Der ehelichen Liebe im Traum erkenne!

O Theseus, mein verräterischer Bräutigam,

Wenn die räuberischen Winde deinen Kurs

Von Naxos nach Athen getragen haben,

So sage es mir jetzt, und ich werde sofort

Zu Aiolos gehen und die eifersüchtigen

Uund bösen Winde tadeln.

Wenn aber ein grausamer Seemann

Mich ohne dein Wissen in der Wüste

Vn Naxos ausgesetzt hat und davon segelte,

So hat er sich gegen Theseus,

Themis und Ariadna versündigt.

Möge dieser Seemann niemals einen günstigen Wind sehen;

Wenn er den tobenden Sturm reitet,

Möge Melicertes niemals gnädig auf ihn blicken

Oder ihm ein ruhiges Meer bringen;

Aber möge Notos wehen, wenn er Boreas braucht,

Möge er Euros sehen, wenn er Zephyros braucht;

Wenn die Winde des Frühlings über alle Seefahrer wehen,

Möge er allein auf ein winterliches Meer treffen.


Jener gesetzlose Seemann sündigte;

Doch ich selbst war geblendet,

Als ich den Landsmann der keuschen Athene begehrte.

Hätte ich ihn doch nicht begehrt, ich Liebeskranke!

Denn Theseus ist so wild,

Wie er in der Liebe reizend ist.

Das ist nicht, was er zu mir sagte,

Während er noch meinen Faden anfasste,

Das ist nicht, was er in unserem Labyrinth sagte!

Dass der grausame Stier ihn getötet hätte!

Schweig, meine Stimme, keine Torheit mehr,

Tte den reizenden Knaben nicht!

Weh mir, Liebster! Theseus ist allein

Nnach Athen gesegelt, zu seiner glücklichen Mutter.

Ich weiß, warum er mich verließ -

Zweifellos aus Liebe zu einer der Jungfrauen,

Die mit ihm segelten,

Und nun hält er für die andere

Den Hochzeitstanz in Marathon,

Während ich noch in Naxos wandle.

Mein Brautgemach war Naxos,

O Theseus, mein verräterischer Bräutigam!

Ich habe Vater und Bräutigam verloren:

Ach, meine Liebe!

Ich sehe nicht Minos, ich erblicke nicht Theseus;

Ich habe mein eigenes Knossos verlassen,

Aber dein Athen habe ich nicht gesehen;

Vater und Vaterland sind verloren.

O ich Unglückliche!

Deine Gabe für meine Liebe

Ist das Wasser des Salzes.

Wer kann meine Zuflucht sein?

Welcher Gott wird mich auffangen

Und nach Marathon Ariadna bringen,

Ddamit sie ihr Recht vor Kypris

Und Theseus einfordern kann?

Wer nimmt mich und trägt mich über die Flut?

Könnte ich doch selbst einen anderen Faden sehen,

Der auch meinen Weg leitet!

Solch einen Faden will ich für mich selbst,

Um der aigäischen Flut zu entkommen

Und nach Marathon zu gelangen,

Damit ich dich umarmen kann,

Auch wenn du Ariadna hasst,

Ddamit ich dich umarmen kann,

Mein geschworener Ehemann.

Nimm mich für deine Kammerzofe, wenn du willst,

Und ich werde in deinem Bett liegen

Und deine Ariadna in Marathon sein, statt in Kreta,

Wie ein gefangenes Mädchen.

Ich werde es ertragen,

Deiner glücklichsten Braut zu dienen;

Ich werde den klappernden Webstuhl bedienen

Und einen Krug auf neidische Schultern heben,

Eine ungewohnte Aufgabe,

Und nach dem Abendessen Handwäsche

Für den süßen Theseus bringen -

Nur lass mich Theseus sehen!

Auch meine Mutter war einst

Das Dienstmädchen eines Bauern

Und beugte ihren Hals für einen Hirten

Und schwatzte einem stummen Stier

Auf der Weide von Liebe

Und brachte dem Stier ein Kalb.

Sie hörte nicht so sehr auf den Hirten,

Der auf seiner Pfeife musizierte,

Als auf den brüllenden Stier.

Ich werde die Krücke nicht anrühren,

Ich werde nicht im Stall stehen;

Aber ich werde an der Seite meiner Königin bereit sein,

Die Stimme des Theseus zu hören,

Nicht das Brüllen eines Stiers.

Ich werde ein schönes Lied für deine Hochzeit singen

Und meine Eifersucht

Auf deine frisch vermählte Braut verbergen.


Halte deine Fahrt durch den Sand von Naxos an, Seemann,

Halte dein Schiff für mich an!

Was - bist du auch wütend?

Du kommst also auch aus Marathon?

Wenn du nach deinem schönen Land fährst,

Wo die Heimat der Liebe ist,

Nimm dieses unglückliche Mädchen an Bord,

Damit ich die Stadt Cecrops sehen kann.

Wenn du mich verlassen musst, Mitleidloser,

Und deine Reise fortsetzen,

Erzähle deinem Theseus von der trauernden Ariadna,

Wie sie den verräterischen Schwur

Der unerfüllten Liebe tadelt.

Ich weiß, warum der zornige Eros

Das Versprechen des Betrügers

Theseus unerfüllt gelassen hat.

Er schwor seinen Eheschwur nicht bei Hera,

Die sie die Hochzeitsgöttin nennen,

Sondern bei der Unbefleckten Athene,

Der Göttin, die nichts von der Ehe weiß.

Er schwor bei Pallas -

Und was hat Pallas mit Cythereia zu tun?


Er bemerkte Cecropia

Und kannte den Namen des Theseus

Und die betrügerische Reise von Kreta.

Vor dem Mädchen erschien er

In seiner strahlenden Gottheit;

Eros bewegte sich schnell umher

Und peitschte das Mädchen

Mit einem stechenden Kestos

Zu einer edleren Liebe,

Damit er die Tochter des Minos dazu bringe,

Sich freiwillig mit seinem Bruder Dionysos zu vereinen.

Dann tröstete Bacchus die liebeskranke

Und klagende Ariadna mit diesen Worten

In seiner bezaubernden Stimme:


Jungfrau, warum trauerst du

Um den betrügerischen Mann von Athen?

Lass die Erinnerung an Theseus vorübergehen;

Du hast Dionysos als deinen Geliebten,

Einen unbestechlichen Gatten

Für den Gatten eines Tages!

Wenn du mit dem sterblichen Körper

Eines jugendlichen Jünglings zufrieden bist,

Kann Theseus den Dionysos niemals

An Manneskraft und Anmut herausfordern.

Du aber wirst sagen: Er hat das Blut

Des Halbbullen vergossen,

Dessen Höhle das erdgegrabene Labyrinth war!

Aber du weißt, dass dein Faden sein Retter war,

Denn der Mann aus Athen mit seiner Keule

Hätte in diesem Kampf niemals den Sieg errungen,

Wenn ihm nicht ein rosiges Mädchen

Zu Hilfe gekommen wäre.

Ich brauche dir nicht von Eros, Paphia

Und dem Spinnrocken der Ariadna zu erzählen.

Du wirst nicht sagen, dass Athen größer ist

Als der Himmel.

Minos, dein Vater, war dem allmächtigen

Zeus nicht ebenbürtig,

Knossos ist nicht wie Olympos.

Nicht umsonst segelte die Flotte von meinem Naxos,

Sondern der Wunsch bewahrte dich

Für einen edleren Bräutigam.

Glückseliges Mädchen,

Dass du das arme Bett des Theseus verlässt,

Um auf die Liege des Dionysos,

Des Begehrenden, zu blicken!

Was könntest du Höheres erflehen als das?

Du hast beides, den Himmel für dein Heim

Und Kronion für deinen guten Vater.

Kassiopeia wird dir wegen des olympischen Ruhmes

Ihrer Tochter nicht ebenbürtig sein;

Denn Perseus hat Andromeda

Ihre himmlischen Ketten sogar in den Sternen gelassen,

Aber für dich will ich eine Sternenkrone machen,

Damit du die glänzendste Bettgenossin

Des kronenliebenden Dionysos genannt werden kannst.

So tröstete er sie;

Das Mädchen pochte vor Freude

Und warf alle Erinnerungen an Theseus ins Meer,

Als sie von ihrem himmlischen Verehrer

Das Eheversprechen erhielt.

Da schmückte Eros ein Brautgemach für Bacchus,

Der Hochzeitstanz erklang,

Um das Brautbett wuchsen alle Blumen;

Die Tänzerinnen des Orchomenos

Umgaben Naxos mit Frühlingslaub,

Die Hamadryade besang die Hochzeit,

Die Nymphe Naiadne an den Brunnen

Pries unbeschuht die Vereinigung

Von Ariadna mit dem Weingott:

Ortygia schrie laut im Triumph

Und sang ein Brautlied für Lyaios,

Den Bruder des Phöbus-Statthalters,

Sie hüpfte im Tanz,

Dieser unerschütterliche Fels.

Der feurige Eros machte eine runde Blumengirlande

Aus roten Rosen und flocht einen Kranz,

Der wie die Sterne gefärbt war,

Als Prophet und Herold der himmlischen Krone;

Und um die naxische Braut

Tanzte ein Schwarm der Eroten,

Die die Ehe begleiten.


Der Goldene Vater betrat das Gemach

Der ehelichen Liebe

Und säte die Saat für viele Kinder.

Dann rollte er den langen Kreis der hehren Zeit,

Erinnerte sich an Rhea, seine fruchtbare Mutter,

Und verließ das makellose Naxos,

Das noch immer voller Gnaden war,

Und besuchte alle Städte von Hellas.

Er kam in die Nähe des pferdezüchtenden Argos,

Obwohl Hera über Inachos herrschte.

Aber das Volk wollte ihn nicht empfangen;

Sie verjagten die tanzenden Frauen und die Satyrn;

Sie lehnten den Thyrsos ab,

Damit Hera nicht eifersüchtig werde

Und ihren pelasgischen Sitz zerstöre,

Sonst sollte ihr schwerer Zorn auf Lyaios drücken;

Sie prüften die alten Silenen.

Da schickte Dionysos, zornig,

Wahnsinn über alle Frauen von Achaia.

Die Frauen von Achaia brüllten laut;

Sie griffen diejenigen an,

Die sie an den Kreuzwegen trafen;

Die armen Kreaturen wetzten die Messer

Für ihre eigenen Neugeborenen -

Eine Mutter zog das Schwert und erschlug ihren Sohn,

Eine andere zerstörte ihr dreijähriges Kind,

Wieder eine schleuderte ihren kleinen Jungen in die Luft,

Der noch nach der willkommenen Milch suchte.

Inachos war befleckt mit dem Tod

Von verendenden Neugeborenen;

Eine Mutter tötete ihren Sohn,

Vermisste ihn nicht an der Brust,

Dachte nie an die Wehen.

Asterion, wo die jungen Männer so oft

Die Blüte ihrer entblößten Brauen als Erstlingsfrucht

Des heranwachsenden Alters schnitten,

Empfing nun die Kinder selbst

Und keine Haarsträhnen mehr.


Als Lyaios herankam,

Rief ein Mann aus dem pelasgischen Land

Einem der Diener des Gottes zu:


Du da mit den Trauben, du Mischling!

Argos hat ihren Perseus, der der Hera würdig ist,

Und braucht keinen Dionysos.

Ich habe einen anderen Sohn des Zeus,

Und ich will keinen Bacchus.

Dionysos tritt die Weinlese mit tanzenden Füßen;

Mein Landsmann zerschneidet die Luft

Mit hochfliegenden Schritten.


Haltet Efeu nicht für so gut wie die Sichel,

Denn Perseus mit seiner Sichel

Ist besser als Bacchus mit seinem Efeu;

Wenn Bacchus das indische Heer vernichtet hat,

Werde ich Perseus als Gorgonentöter

Und Dionysos als Indertöter ausrufen.

Wenn Bacchus einmal in der westlichen Region

Des rollenden Meeres ein tyrrhenisches Schiff

In Stein verwandelte und es festmachte im Meer,

Verwandelte mein Perseus

Ein ganzes riesiges Ungeheuer der Tiefe in Stein.

Wenn dein Dionysos Ariadna rettete,

Die auf dem Sand am leeren Meer schlief,

Löste Perseus auf den Flügeln

Die Ketten von Andromeda

Und bot das steinerne Seeungeheuer

Als würdiges Brautgeschenk an.

Nicht um Paphias willen,

Nicht während sie sich nach Theseus sehnte,

Rettete Perseus Andromeda, um seine Braut zu sein;

Eine keusche Hochzeit war seine.

Keine feurigen Blitze verbrannten Danae zu Asche,

Wie Semele; aber der Vater des Perseus

Kam zu seiner Hochzeit

Als goldener Liebesregen vom Himmel,

Nicht als flammender Bettgenosse.


Ich bewundere diesen Helden überhaupt nicht.

Denn was für einen lüsternen Kriegsspeer

Hält er in der Hand?

Bleib, Perseus, bekämpfe nicht den Efeu des Weibes

Mit deiner Gorgonentöter-Sichel,

Besudle nicht deine Hand

Mit den Büscheln eines Weibes,

Schüttle nicht die Kappe des Hades auf deiner Stirn

Gegen einen Kranz von Weinblättern -

Sondern wenn du willst, bewaffne Andromeda

Gegen den unbewaffneten Dionysos.

Fort mit dir, Dionysos, sage ich dir;

Verlasse Argos und seine Pferde

Und mache noch einmal die Frauen von Theben verrückt.

Finde einen anderen Pentheus zum Töten -

Was hat Perseus mit Dionysos zu tun?

Lass den reißenden Strom von Inachos sein,

Und lass den langsamen Fluss

Des aonischen Thebens dich aufnehmen.

Ich brauche dich nicht an das schwere Knie

Des Asopos zu erinnern,

Das noch immer von dem Donnerkeil kocht.

So sprach der Mann und verhöhnte Dionysos.

Währenddessen rüstete die pelasgische Hera

Ihr argives Heer aus;

Sie nahm die Gestalt des Sehers Melampus an

Und rief Perseus mit martialischen Worten,

Zornig rief sie zum Gorgonenschlächter:


Perseus mit dem Blitzhelm,

Spross des himmlischen Geschlechts!

Hebe deine Sichel,

Und lass nicht schwache Frauen

Verwüsten dein Argos mit einem unkriegerischen Thyrsus.

Zittere nicht vor nur einer Schlange,

Die sich in die Haare gewickelt hat,

Wenn deine Ungeheuer-tötende Sichel

Eine solche Ernte einbrachte

Wie die Vipern der Medusa!

Greife das Heer der Bassariden an;

Erinnere dich an das eherne Gewölbe,

Das Danaes Gemach war,

Wo der regenreiche Zeus einen Schauer

Von bräutlichem Gold in ihren Schoß goss -

Lass Danaes nach jenem Bett,

Nach der goldenen Hochzeit,

Nicht ein sklavisches Knie

Vor dem Niemand Dionysos beugen.

Zeige, dass du das wahre Blut des Kronion in dir trägst,

Zeige, dass du die goldene Brut bist,

Verkünde das Bett, das diesen Schneesturm

Himmlischer Reichtümer empfing.

Führe auch gegen die Satyrn Krieg:

Wende dem kämpfenden Lyaios

Das tödliche Auge der schlangenhaarigen Medusa zu,

Und lass mich einen neuen Polydectes sehen,

Der nach dem hasserfüllten König

Des wellenumtosten Seriphos

Zu Stein geworden ist.

An deiner Seite ist die Argiverin Hera in Waffen,

Die Stiefmutter des Bromios, die alles bezwingt.

Verteidige Mykene, hebe deine Sichel,

Um unsere Stadt zu retten,

Damit ich Ariadna als Gefangene

Deines Speers sehen kann, die Perseus folgt.

Töte die Schar der stierhörnigen Satyrn,

Verwandle mit dem Auge der Gorgone

Die menschlichen Antlitze der Bassariden

In selbst geschaffene Bilder;

Mit der Schönheit der steinernen Kopien

Schmücke deine Straßen,

Und mache Statuen wie ein Künstler

Für die Marktplätze von Inachia.

Warum zittert ihr vor Dionysos,

Der nicht aus dem Bett des Zeus stammt?

Sag mir, was könnte er dir antun?

Wann soll ein Fußgänger auf dem Boden

Einen geflügelten Reisenden der Lüfte fangen?

So ermutigte sie ihn,

Und Perseus flog in den Kampf.

Die pelasgische Trompete schmetterte

Und rief die Menschen. Sie kamen,

Einer hob den Speer des Speerkämpfers Lynkeus,

Einer den noch älteren Speer des Phoroneus,

Einer den des Pelasgos,

Einer trug auf seinem Arm die Ochsenhaut des Abas

Und die Asche des Proitos,

Ein anderer den Köcher des Akrisios;

Dieser kühne Mann erhob sich zum Kampf

Mit dem Schwert des Danaos,

Das er einst nackt erhoben hatte,

Als er seine Töchter

Gegen die Ehe-mordenden Bräute bewaffnete;

Ein anderer wiederum ergriff die große Axt,

Die Inachos in der Hand hielt,

Uum den Stieren die Stirne zu schlagen,

Als er als inspirierter Priester

Der Hera Stadthalter war.

Das kampfeslustige Heer hinter seinen tänzelnden Gespannen

Lief mit Perseus auf das Feld,

Und er stand vor ihnen und rief den Kriegsruf

Mit rauer Stimme, selbst zu Fuß,

Und schüttelte den runden Köcher

Über seine Schulter zurück

Und legte Pfeile in den gebogenen Bogen.

Perseus mit der Sichel war der Meister der Argiver;

Er steckte seine Füße in die fliegenden Schuhe

Ud hob das Haupt der Medusa hoch,

Das kein Auge sehen kann.


Jo-Bacchus aber versammelte seine Frauen

Mit wallenden Locken

Und Satyrn mit Hörnern.

Er war wild auf den Kampf,

Als er den geflügelten Sieger durch die Lüfte fliegen sah.

Den Thyrsus hielt er in der Hand,

Und zum Schutz seines Antlitzes

Trug er einen Diamanten,

Den in den Schauern des Zeus

Zu Stein gewordenen Edelstein,

Der vor dem steinernen Glanz der Medusa schützt,

Damit das unheilvolle Licht

Dieses zerstörerischen Antlitzes

Ihm keinen Schaden zufüge.


Und mit dem Blitzhelm Perseus,

Als er die Reihen der Bassariden

Und die Ausrüstung von Lyaios sah,

Lachte fürchterlich und schrie:

Es ist schön, dich dort zu sehen,

Mit diesem Thyrsus, diesem grünblättrigen Schaft,

Wie du mit deinem elenden Laub bewaffnet

Gegen mich marschierst und Krieg spielst!

Wenn du das Blut des Zeus in dir hast,

Zeige deine Zucht!

Wenn du das Wasser des goldenen Pactol hast,

Habe ich einen goldenen Vater -

Mmein Vater ist der Zeus des Regens.

Sieh die karmesinroten Fundamente

Des Gemachs meiner Mutter,

Die noch immer Relikte jenes Schneesturms

Des Reichtums bewahren!

Geh, flieh jetzt aus dem berühmten Argos,

Denn diese Gebäude gehören

Der unerschütterlichen Hera,

Der Zerstörerin deiner Mutter,

Damit sie dich nicht noch mehr in den Wahnsinn treibt,

Damit ich dich nicht noch einmal

In den Wahnsinn getrieben sehe.

Er sprachs, und schritt zum Kampf.

Die alles besiegende Hera ordnete den Kampf

Und zerstreute die Bacchantinnen

Mit dem Kopf der Medusa;

Sie stürzten sich auf Bacchus wie der Blitz,

Ein göttlich springendes Feuer,

Und schleuderten ihre blitzenden Lanzen auf Bromios.

Doch Dionysos antwortete lachend

Mit wilder Stimme:

Nicht so viel Blitz machst du

Mit deiner eisenlosen Klinge;

Du kannst mich nicht erschrecken,

Auch wenn deine Spitze in Flammen steht!

Selbst die Blitze des Zeus verletzen mich nicht;

Denn als ich noch ein halbgeborenes Kind war,

Badeten mich die Donner

Und verströmten einen Atem,

Der den unverletzten Dionysos nicht verbrannte.

Auch du, Perseus mit der Sichel,

Stolz wie du bist, mach ein Ende!

Dies ist keine Schlacht für eine schwache Gorgone,

Der Preis ist nicht ein einsames Mädchen

In schweren Ketten, Andromeda.

Lyaios ist dein Feind, der Spross des Zeus,

Dem allein vor langer Zeit Rhea

Die lebenspendende Brust bot;

Für den vor langer Zeit die Flamme

Des Eheschließungsblitzes

Eine sanfte Hebamme war;

Die Bewunderung des Ostens und des Westens,

Vor der die Armeen Indiens wichen;

Vor der Deriades zitterte

Und Orontes mit seiner hoch aufragenden Riesengestalt fiel;

Vor dem der kühne Alpos sein Knie beugte,

Jener Sohn der Erde mit seinem riesigen Körper,

Der sich nahe den Wolken erhebt;

Vor dem das arabische Volk niederkniet,

Und der sizilianische Seefahrer singt noch immer

Die sich verändernde Gestalt

Der seefahrenden tyrrhenischen Piraten,

Als ich einst ihre menschlichen Körper verwandelte

Und sie nun statt Menschen Fische sind,

Die im Meer tanzen und springen.


Du hast das Stöhnen

Des siebentorigen Thebens gehört;

Ich brauche dich nicht an Pentheus

Im schrecklichen Wahnsinn

Und an Agaue, die ihr Kind tötete, zu erinnern;

Du brauchst keine Erzählung oder Zeugnis,

Wie dein Argos Lyaios empfunden hat,

Und die Frauen von Achaia selbst

Trauern noch um ihre Kinder.

Nun gut, kämpfe, mein Freund,

Und bald wirst du Bacchus

Mit seinen Waffen aus Blattwerk preisen,

Wenn du siehst, wie die Flügel deiner Schuhe

Meinen unbesiegbaren Busen beugen.

Niemals wirst du meine kämpfenden

Bassariden zerstreuen,

Niemals werde ich aufhören,

Meine Weinflöte zu werfen,

Bis ich Argos zeige, wie ich deine Kehle

Mit meinem Efeuspeer durchbohrt

Und deine Sichel mit meinen Blättern besiegt habe.

Zeus, mein Vater, wird dich nicht retten,

Noch Athene, meine Schwester,

Noch deine eigene Hera,

Wie sehr sie auch den unerschütterlichen Dionysos hasst;

Aber ich werde dich töten,

Und das prahlerische Mykene

Wird den Mann enthauptet sehen,

Der Medusa enthauptet hat.

Oder ich binde dich in eine Truhe mit größeren Fesseln

Und lasse dich wieder auf dem Meer treiben,

Das du so gut kennst;

Du kannst nach und nach wieder in Seriphos landen,

Wenn du willst. Wenn du so stolz

Auf deine goldene Geburt bist,

Kannst du die goldene Aphrodite, diesen Taugenichts,

Zu Hilfe nehmen.


Als er geendet hatte, kämpfte er weiter:

Die Bacchantinnen fielen ihm zu,

Die Satyrn schlossen sich dem Kampf an.

Über dem Haupt des Bromios

Flog Perseus in die Luft

Und schlug mit seinen leichten Flügeln;

Aber Jo-Bacchus hob seinen Körper

Und erhob sich flügellos hoch zum Himmel,

Mit größeren Flügeln über den fliegenden Perseus,

Und brachte seine Hand nahe

An den siebentönigen Himmel

Und berührte den Olympos

Und zermalmte die Wolken:

Perseus bebte vor Furcht,

Als er die rechte Hand des Dionysos

Außer Reichweite sah und die Sonne berührte

Und den Mond ergriff.


So verließ er Dionysos

Und kämpfte mit den verrückten Bacchantinnen.

Er schüttelte in seiner Hand

Das tödliche Gesicht der Medusa

Und verwandelte die bewaffnete Ariadna in Stein.

Bacchus war noch wütender,

Als er seine Braut ganz versteinert sah.

Er hätte Argos geplündert

Und Mykene dem Erdboden gleichgemacht

Und das ganze Heer der Danaer niedergemäht,

Ja sogar die unverwundbare Hera selbst verwundet,

Die unerkannt in der falschen geliehenen Gestalt

Eines Sterblichen, eines Sehers, kämpfte,

Und der Mauersegler Perseus wäre umgekommen,

Schicksal hin oder her, -

Aber Hermes erschien

Mit geflügelten Schuhen hinter ihm

Und zog ihn an seinem goldenen Haar zurück

Und beruhigte ihn mit freundlichen Worten,

Um den Untergang abzuwenden:


Wahrer Sprössling des Zeus,

Wenn auch Bastard für die eifersüchtige Hera!

Du weißt, wie ich dich vor den Feuern,

Die vom Himmel fielen, rettete

Und dich den Nymphen,

Den Töchtern des Flusses Lamos, anvertraute,

Als du noch ein kleines Kind warst;

Wie ich dich wiederum in meinen Armen

In das Haus von Ino, deiner Amme, trug.

Dann zeige Dankbarkeit, mein Bruder,

Gegenüber deinem Retter, dem Sohn der Maia,

Und beende diese Fehde zwischen Brüdern -

Denn Perseus und Dionysos sind beide

Nachkommen des gleichen Vaters.

Mache dem Volk von Argos keinen Vorwurf,

Auch nicht der Sichel des Perseus,

Denn er rüstet nicht freiwillig für diesen Krieg.

Doch Hera hat ihn bewaffnet,

Und sie kämpft offen in Gestalt des Sehers Melampus.

Zieht euch zurück und lasst den Streit,

Oder Hera ist unversöhnlich,

Sie mag dich erneut mit ihrer Macht überwältigen.

Doch du wirst das Schicksal deiner Braut vorantreiben.

Sie ist in der Schlacht gestorben,

Ein glorreiches Schicksal,

Und du solltest Ariadna in ihrem Tod für selig halten,

Weil sie einen so Großen gefunden hat, der sie tötet,

Einen, der dem Himmel entsprungen

Und nicht von sterblichem Geschlecht ist,

Einen, der das Seemonster tötete

Und die Pferde-züchtende Medusa enthauptete.

Die Fäden des Schicksals gehorchen keiner Überredung.

Denn Elektra starb,

Die Bettgenossin des himmlischen Zeus;

Europa selbst verschwand

Nach dem olympischen Bett,

Die Schwester deines Kadmos,

Sie, die mit Zeus vermählt war;

Auch deine Mutter ging zugrunde,

Während sie dich noch in ihrem Schoß trug;

Semele betrat die Tore des Olymps nicht vor dem Tod,

Sondern nachdem sie ihr Schicksal empfangen hatte.

Und deine Braut wird selbst im Tod

Den sternenübersäten Himmel betreten,

Und sie wird neben Maia, meiner Mutter,

Unter den sieben wandernden Plejaden gesehen werden.

Was könnte sich Ariadna mehr wünschen,

Als nach Kreta im Himmel zu leben

Und der Erde Licht zu geben?

Komm nun, leg deinen Thyrsus nieder,

Lass die Winde die Schlacht wegblasen,

Und befestige das selbstgemachte Bild

Der sterblichen Ariadna dort,

Wo das Bild der himmlischen Hera steht.

Plündere nicht die Stadt,

In der das Vieh deiner Eltern verbleibt,

Sondern lass deinen Thyrsus stehen,

Und achte das Land der Kuhhorn-Io.

Du wirst die Frauen von Achaia mit der Zeit preisen,

Wenn sie einen Altar für die stierköpfige Hera

Und deine reizende Braut Ariadna errichten.


So sprach er und verließ Argos, das Land der Pferde,

Und kehrte in den Himmel zurück,

Nachdem er einen Bund der Freundschaft

Zwischen Perseus und Dionysos geschlossen hatte.

Auch die argivische Hera

Blieb nicht lange an diesem Ort,

Sondern legte ihren vermeintlich sterblichen Körper ab

Und nahm ihre göttliche Gestalt an

Und kehrte nach Olympos zurück.

Dann wandte sich der alte Melampus

An das ikarische Heer,

Der Nachkomme des göttlichen pelasgischen Lynkeus,

Des Gründers der Rasse:


Gehorcht eurem Seher

Und schüttelt eure Tamburine

Zu Ehren des Weingesichts Bacchus,

Schüttelt eure bronzenen Tamburine

Und die evischen Zimbeln der Rhea,

Auf dass er nicht das ganze inachische Volk ausrotte,

Auf dass er nicht die jungen Männer

Nach den kleinen Kindern vernichte,

Auf dass er nicht die Frauen

Nach ihren Nachkommen töte.

Kommt, opfert Bacchus und Zeus

Und erfreut das Herz der Götter,

Und tanzt vor Perseus und Dionysos!


Sie taten, was er ihnen befahl.

Das Volk versammelte sich

Und stimmte ein Lied mit nächtlichen Tänzen für Bacchus an

Und vollzog die heiligen Riten:

Im frommen Tanz klapperten die Tamburine,

Die Füße schlugen auf den Boden,

Die Fackeln brannten.

Alle Anwesenden beschmierten ihre Wangen

Mit weißer mystischer Kreide.

Pauken klapperten, der Doppelschlag ertönte,

Als die Bronze geschlagen wurde.

Die Altäre waren rot von geschlachteten Stieren,

Die in Reihen hintereinander geschlachtet wurden,

Eine Vielzahl von Schafen wurde getötet.

Am brennenden Altar schlossen die Männer

Ihren Frieden mit Bacchus,

Die Frauen gewannen seine Gnade.

Die Stimmen der Frauen hallten in der Luft wider

Und ließen abwechselnd das Lied der Erlösung erklingen;

Die Frauen der Inachen

Und die Frauen der Mainaden

Warfen ihre verblendete Wut in den Wind.



ZWEITER GESANG


Ich suche das Blut der Riesen

Und halte Ausschau nach Pallene

Und dem Sohn der schlafenden Aura.


Nun verließ Bacchus den Boden der Pferdezucht

Des antiken Phoroneus

Und ritt in seinem runden Wagen

Hinter dem Gespann der Panther her,

Die ausgelassen über das thrakische Land zogen.

Doch die inachische Hera

Hatte ihren rasenden Zorn auf Argos nicht besänftigt;

Sie erinnerte sich an die Raserei der Achaierinnen

Und machte sich erneut bereit, Bacchus anzugreifen.

Sie richtete ihre trügerischen Gebete

An die Allmutter Erde

Und schrie über die Taten des Zeus

Und die Tapferkeit des Dionysos,

Der diese Wolke von unzähligen

Erdgeborenen Indern vernichtet hatte;

Und als die lebensspendende Mutter hörte,

Dass der Sohn der Semele

Das indische Volk mit schnellem Schicksal

Ausgelöscht hatte, seufzte sie noch mehr

Beim Gedanken an ihre Kinder.

Dann bewaffnete sie rund um Bacchus

Die bergbewohnenden Stämme der Riesen,

Die eigene Brut der Erde,

Und trieb ihre riesigen Söhne zum Kampf an:


Meine Söhne, macht euren Angriff

Mit hoch aufragenden Felsen

Gegen den büschelförmigen Dionysos -

Fangt diesen Indertöter,

Diesen Zerstörer meiner Familie,

Diesen Sohn des Zeus,

Und lasst mich nicht sehen,

Wie er mit Zeus regiert,

Ein Bastardmonarch des Olympos!

Bindet ihn, bindet Bacchus fest,

Damit er in der Kammer anwesend ist,

Wenn ich Hebe dem Porphyrion zur Frau gebe

Und Cythereia dem Chthonios,

Wenn ich Athene als Bettgenossin des Encelados

Und Artemis als Bettgenossin des Alcyoneus besinge.


Bringt Dionysos zu mir,

Damit ich Kronion erzürne,

Wenn er Lyaios als Sklaven und Gefangenen

Meines Speeres sieht. Oder verwundet ihn

Mit schneidendem Stahl

Und tötet ihn für mich wie Zagreus,

Damit man sagen kann, Gott oder Sterblicher,

Dass die Erde in ihrem Zorn

Zweimal ihre Töter gegen die Brut

Der Kroniden bewaffnet hat -

Die älteren Titanen gegen den früheren Dionysos,

Die jüngeren Riesen gegen

Den später geborenen Dionysos.


Mit diesen Worten erregte sie

Das ganze Heer der Giganten,

Und die Bataillone der Erdgeborenen

Zogen in den Krieg,

Einer mit einem Bollwerk von Nysa,

Einer, der mit Stahl die Flanke

Eines wolkenhohen Abgrunds abgeschnitten hatte,

Jeder mit diesen Felsen als Raketen bewaffnet

Gegen Dionysos;

Einer eilte in den Konflikt

Mit dem felsigen Hügel irgendeines Landes,

Dessen Basis in der Salzsee lag,

Ein anderer mit einem Riff,

Das von einer Salzsaum-Bucht gerissen war.

Peloreus nahm Pelion

Mit seinem hoch aufragenden Gipfel als Wurfgeschoss

In seine unzähligen Arme auf,


Als das felsige Dach seiner Höhle abgerissen wurde,

Zitterte und bebte der alte Chiron,

Und die Gestalt eines halben Mannes

Wuchs zu einem Kameradenpferd.

Bacchus aber hielt einen Strauß von Riesenkraut

Und rannte auf Alcyoneus zu,

Den Berg in seinen Händen erhoben:

Er schwang keine wütende Lanze,

Kein tödliches Schwert,

Aber er schlug mit seinem Rankenstrauß zu

Und riss die vielen Hände der Riesen ab;

Die schrecklichen Schwärme von Erdschlangen

Wurden von diesen tippelnden Blättern,

Die Köpfe der Riesen mit ihren Vipernzöpfen

Wurden abgeschlagen, und die abgetrennten Hälse

Tanzten im Staub.

Unzählige Stämme wurden vernichtet;

Aus den erschlagenen Riesen flossen unaufhörlich

Ströme von Blut, karmesinrote Ströme,

Die die Schluchten rot färbten.

Die Schwärme irdischer Schlangen

Rannten wild vor Angst weg vor den

Von Vipern umschlungenen Zöpfen des Dionysos.


Auch das Feuer war eine Waffe des Bacchus.

Er warf eine Fackel in die Luft,

Um seine Widersacher zu vernichten:

Durch die hohen Pfade lief die bacchantische Flamme,

Sprang und kräuselte sich und schoss ätzende Funken

Auf die Glieder der Riesen;

Und da war eine Schlange mit einer Flamme

In ihrem drohenden Maul,

Halb verbrannt und pfeifend

Mit einer feuerverbrannten Kehle,

Die Rauch statt eines Sprühstoßes

Tödlichen Giftes ausspuckte.


Es herrschte unendlicher Tumult.

Bacchus erhob sich

Und hob seine Kampffackel

Über die Köpfe seiner Gegner

Und röstete die Leiber der Riesen

Mit einer großen Feuersbrunst,

Einem Abbild des von Zeus geworfenen Blitzes auf Erden.

Die Fackeln loderten: Das Feuer wälzte sich

Über Encelados' Haupt und erhitzte die Luft,

Aber es besiegte ihn nicht -

Encelados beugte sein Knie

Nicht im Dampf des irdischen Feuers,

Da er für einen Donnerkeil reserviert war.

Der gewaltige Alcyoneus sprang auf Lyaios,

Bewaffnet mit seinen thrakischen Felsen;

Er hob über Bacchus einen wolkenhohen Gipfel

Des winterlichen Haimos -

Nutzlos gegen dieses Ziel,

Dionysos den Unverwundbaren.

Er warf die Klippe, doch als die Felsen

Das Kitzfell des Lyaios berührten,

Konnten sie es nicht zerreißen

Und zersprangen selbst in Splitter.

Typhoeus, der hoch aufragte,

Hatte die Berge von Emathia gestreift

(Ein jüngerer Typhoeus,

Der in allen Teilen dem älteren glich,

Der einst so manchen zerklüfteten Streifen gehoben hatte

Seiner Mutter Erde),

Und warf die felsigen Geschosse auf Dionysos.

Herr Bacchus zog das Schwert

Eines am Boden Keuchenden weg

Und griff die Köpfe der Riesen an,

Indem er den schlangenartigen Schopf

Mit den giftigen Haaren durchtrennte;

Auch ohne Waffe zerstörte er

Die selbstbewaffnete Schar,

Indem er wütend kämpfte

Und den baumkletternden Efeu benutzte,

Um die Riesen zu schlagen.


In der Tat hätte er alle

Mit seinem mannstötenden Thyrsus erschlagen,

Wenn er sich nicht aus eigenem Willen

Aus dem Kampf zurückgezogen und die Feinde

Für seinen Vater am Leben gelassen hätte.


Dann wäre er schnell nach Phrygien gegangen,

Aber eine andere Aufgabe hielt ihn zurück:

Dass er, nachdem so viele gestorben waren,

Eine mörderische Kreatur,

Den todbringenden Vater von Pallene,

Töten könnte. Er hatte einst

Eine unrechtmäßige Leidenschaft für seine Tochter;

Er pflegte ihre Heirat zu vereiteln

Und jede Verbindung zu verhindern.

Unzählige Werber, die sie heiraten wollten, tötete er,

Eine große Ernte von ihnen;

Die Orte des Ringkampfes waren laut von ihren Morden

Und rot von ihrem Blut,

Bis Bacchus als der Sieger der Gerechtigkeit kam.

Da war Pallene, die kurz vor der Hochzeit stand,

Und ihr Vater voll unheiliger Leidenschaft:

Bacchus kam heran und schlug vor,

Sich mit der verruchten Pallene,

Der schrecklichen Tochter zu vermählen,

Und bot ihr allerlei Geschenke an.

Auf diese Bitte des Lyaios

Erklärte der furchtbare Mann,

Wie er die Braut durch Ringen gewinnen müsse.

Er führte ihn an den Ort des Kampfes,

Der für Fremde so unpassend war,

Wo das verwegene Mädchen mit dem Speer in der Hand

Und dem Brautschild auf den Schultern bereitstand.


Dann führte Cypris den Vorsitz über den Ring.

In der Mitte stand Eros nackt

Und reichte Bacchus den Brautkranz.


Das Ringen sollte die Braut gewinnen:

Peitho kleidete ihren zarten Körper

In ein silbernes Gewand,

Das den Sieg von Lyaios' Werben vorhersagte.

Das Mädchen streifte sich die Kleider

Von den muskulösen Gliedern

Und legte den grimmigen Hochzeitsspeer nieder.

Da stand die Tochter Sithons,

Zierlicher geworden, unbeschuht,

Unverschleiert, unbewaffnet, eine Frau,

Aber ein rotes Band umgab

Die Rundung ihrer festen Brüste.

Ihr Körper war unbedeckt,

Bis auf die langen Strähnen des üppigen Haares,

Das lose über den Hals des Mädchens floss.

Ihre Beine waren sichtbar,

Und die Rundung ihrer Oberschenkel war unbedeckt,

Wobei der Teil oberhalb des Knies nackt war,

Aber ein weißes Tuch lag dicht über den Oberschenkeln,

Um ihre Blöße zu bedecken.

Ihre Haut war gut mit fettem Öl eingerieben,

Vor allem ihre Arme,

Damit sie leicht herausschlüpfen konnte,

Wenn ihr Körper in einen Griff gedrückt wurde,

Der zu stark war, um ihn zu lösen.


Sie trat mit rauen drohenden Worten an Lyaios,

Ihren eifrigen Werber, heran

Und warf ihre beiden Arme

Mit einem Schwung um seinen Hals;

Bacchus warf nur seinen Hals

Mit den Fesseln der Frau zurück

Und schüttelte ihn wieder los,

Wobei er die zarten Finger des Mädchens abwarf.

Dann legte er seine beiden Arme

Wie einen Gürtel um ihre Taille

Und schüttelte sie mit seinen Fußbewegungen hin und her.

Er ergriff eine rosige Handfläche

Und fühlte Trost für seine Liebe,

Als er die schneeweiße Hand drückte.

Er wollte der Magd nicht so sehr einen Wurf geben,

Als vielmehr das weiche Fleisch berühren,

Entzückt von seiner reizvollen Aufgabe;

Er setzte seine ganze List ein,

Keuchte mit mühsamem Atem,

Als wäre er ein Sterblicher,

Der den Sieg absichtlich hinauszögert.

Die schöne Pallene versuchte mit einem Trick des Rings,

Den Körper des Lyaios zu heben,

Aber die Arme waren nicht in der Lage,

Dieses große Gewicht zu heben;

Sie wurde müde und ließ die männlichen

Glieder des Dionysos unbeweglich los.

Dann ergriff der Gott das schöne Mädchen,

Legte seine beiden Arme um seine Widersacherin,

Hob sie hoch, als wäre sie sein eigener Zauberstab,

Und warf sie schräg über seine Schulter;

Dann schwang er das kräftige Mädchen

Mit sanfter Hand von sich

Und legte sie in voller Länge ruhig auf den Boden.

Er ließ seinen Blick verstohlen umherschweifen,

Tastete die Glieder des Mädchens ab,

Das mit seiner Haarpracht im Staub lag,

Die üppigen Locken des unordentlichen Kopfes

Mit Schmutz besprenkelt.


Doch das Mädchen sprang wieder aus dem Staub auf

Und stand wieder fest auf ihren Füßen.

Dann setzte Dionysos mit einer geschickten Bewegung

Sein Knie unbarmherzig gegen Pallenes Bauch

Und versuchte, sie mit einem Seitwärtshub

Auf den Boden zu rollen,

Seine Arme zu einem Griff um ihre Taille zu machen,

Seinen Kopf zur Seite zu neigen

Und seine Finger nach hinten

In die Mitte ihres Rückens zu schieben,

Und versuchte, Knöchel oder Schienbein einzuhaken

Oder das Knie zu fangen.

Endlich fiel der Gott von selbst zurück,

Wälzte sich auf dem Boden

Und ließ sich von einer schwachen Hand überwältigen:

Eine reizende Medizin war es für seine Liebe,

Als er schön in jenem glücklichen Staub auf dem Rücken lag

Und auf seinem eigenen Bauch jene liebliche Last trug -

Er lag still und warf das Mädchen nicht ab,

Sondern hielt sie mit seelentröstenden

Fesseln des Verlangens fest.

Sie entzog sich den männlichen Händen

Des liebestollen Dionysos

Und hob sich mit einer schnellen geschmeidigen

Bewegung ihrer Beine auf die Füße;

Aber der Gott rollte sich

Mit einer leichten Anstrengung einfach um

Und legte das rosige Mädchen flach auf den Boden.

So lag das Mädchen auf dem Boden

Und streckte ihre Arme aus,

Und während sie auf dem Boden lag,

Legte er seine Arme geschickt um ihren Hals.


Dann sprang ihr Vater mit schnellen Schritten zwischen sie.

Das Mädchen wollte es noch einmal versuchen,

Aber er hielt sie zurück

Und machte diesem Wettstreit um die Braut ein Ende,

Indem er den Sieg der Liebe dem Dionysos überließ,

Aus Angst, er könnte sie

In diesem unbeweglichen Griff töten.

Nach dem Sieg in diesem Wettstreit

Krönte Eros mit Zustimmung des Zeus

Seinen Bruder mit dem Kranz,

Der eine Hochzeit ankündigt;

Denn er hatte einen köstlichen Hochzeitsring vollendet.

Es war in der Tat ein Wettstreit wie der,

Als Hippomenes einst die fliegende Atalanta eroberte,

Indem er ihr goldene Hochzeitsgeschenke

Vor die Füße rollte.


Doch als Bacchus den Ringkampf

Um seine Braut beendet hatte,

Noch triefend vom Schweiß des Hochzeitskampfes,

Erschlug er Sithon mit einem Stich

Seines scharfen Thyrsus,

Sithon, den Mörder der Werber,

Und als der Vater sich im Staub wälzte,

Gab er seiner Tochter den Thyrsus, der ihn erschlagen hatte,

Als Liebesgeschenk.

Das war eine Hochzeit mit vielen Liedern:

Das Brautgemach war niemals still,

Silenen sangen, Bacchantinnen tanzten,

Betrunkene Satyrn webten eine Hymne der Liebe

Und sangen den Bund,

Dr aus dieser siegreichen Verbindung entstand.

Unter den Ausläufern des benachbarten Isthmus

Umringten Scharen von Nereiden

Dionysos mit Hochzeitstänzen

Und trällerten ihr Lied;

Am thrakischen Meer tanzte der alte Nereus,

Dr einst Bromios zu Gast hatte;

Galateia trippelte über das Hochzeitsmeer

Und sang mit Dionysos zusammen Pallene;

Thetis machte Luftsprünge,

Obwohl sie nichts von Liebe wusste;

Melicertes krönte das Hochzeitsriff der Landenge

Und sang Euoi für Pallenes Bräutigam;

Manche Hamadryade von Athos entzündete

Eine thrakische Fackel für die Braut

Im feurigen Lemnos nahebei.

Und während die Braut um ihren Vater trauerte,

Tröstete der evische Bräutigam sie

Mit zärtlichen Worten des Liebenden:

O Maid, trauere nicht um deinen Vater,

Der so verrucht in seiner Liebe ist!

Maid, trauere nicht um einen,

Der um deine Jungfräulichkeit buhlte!

Welcher Vater hat je seine eigene Tochter gezeugt

Und dann geheiratet?

Lass deine leere Trauer, denn jetzt,

Da Sithon, dein Vater, erschlagen ist,

Tanzt und lacht die Gerechtigkeit

Und zündet mit ihren jungfräulichen Händen

Eine Hochzeitsfackel an;

Sie, die die Ehe nicht kennt,

Singt immer noch deine Ehe,

Während sie einen neuen Oinomaos tot sieht.

Oinomaos starb zwar,

Doch obwohl ihr Vater umgekommen war,

Nahm Hippodameia ihre Freude

Mit ihrem frisch vermählten Gatten.

Dann musst auch du dein Bedauern über deinen Vater

In den Wind schlagen und deine Freude

Mit deinem Weingott vereinen,

Geliebte, jetzt, da du der Schande

Deines Vaters entkommen bist.

Ich brauche dir nicht von Sithons hasserfüllter Liebe

Und deiner verspäteten Heirat zu erzählen;

Wie er eine mörderische Klinge in die Hand nahm,

Um deine Werber zu töten,

Und dich ohne einen Vorgeschmack auf Aphrodite

Alt werden ließ, deine Hoffnungen

Auf einen Ehemann zerstreute

Und dein Bett einsam zurückließ.

Sieh dir die verwesenden Überreste

Der Leichen deiner Prätendenten an,

Die der Paphier schmückte

Und der wütende Rächer erschlug!

Sieh dir die Köpfe an,

Die vor deinen Türen hängen

Wie die Erstlingsfrüchte der Ernte,

Noch immer triefend vom Blut

Jener ungastlichen Brautfeste!

Du bist keine sterbliche Tochter von Sithon.

Ich glaube, ein himmlisches Wesen zeugte dich,

Dein eigener thrakischer Ares.

Ich glaube, Cythereia hat dich zur Welt gebracht,

Uund du trägst die Zeichen beider Eltern,

Das Temperament des Ares

Und den Glanz der Aphrodite.

Oder ich glaube, dein Vater war

Der Herr Hermes des Ringes,

Als er das zarte Bett der Peitho betrat,

Die die Ehe vollzieht,

Und er lehrte dich das Ringen,

Das den Weg zur Liebe weist.


So tröstete er sie mit Worten,

Die ihren Kummer heilten,

Und stillte die schönen Tränen der trauernden Maid.

Und er verweilte noch eine Weile bei seiner Braut

Und freute sich an der Liebe dieser neuen Ehe.


Dann verließ er die Hallen von Pallene

Und dem thrakischen Boreas

Und ging weiter zum Haus von Rhea,

Wo der göttliche Hof der fruchtbaren Cybele

Auf phrygischem Boden stand.

Dort wuchs Aura, die Bergjungfrau von Rhyndacos, auf

Und jagte über die Ausläufer des felsigen Dindymon.

Sie kannte die Liebe noch nicht,

Ene Gefährtin der Bogenschützin.

Sie hielt sich fern von den Vorstellungen

Der unkriegerischen Mägde,

Wie eine jüngere Artemis, diese Tochter des Lelantos;

Denn der Vater dieses sturmfüßigen Mädchens

War der alte Lelantos, der Titan,

Der Periboia, eine Tochter des Ozeanos, heiratete;

Sie war eine männliche Magd,

Die nichts von Aphrodite wusste.

Sie wuchs größer als ihre Altersgenossinnen heran,

Ein liebliches rosarotes Ding,

Immer eine Freundin der Berge.

Oft erlegte sie auf der Jagd den wilden Bären

Und ließ ihre flinke Lanze gegen die Löwin schießen,

Aber sie erschlug keine Grillen und schoss keine Hasen.

Nein, sie trug ihren gelbbraunen Köcher,

Um mit ihren Pfeilen,

Die für die wilden Tiere tödlich waren,

Die Stämme der gefräßigen Löwen

In den Hügeln zu erlegen.

Ihr Name war wie ihre Taten: Aura, die Windjungfrau,

Konnte am schnellsten laufen

Und mit den Winden des Hochlands Schritt halten.


Eines Tages, in der sengenden Zeit der durstigen Hitze,

Schlief die Jungfrau

Und ruhte sich von ihren Mühen der Jagd aus.

Sie streckte ihren Körper auf Cybele's Gras aus

Und lehnte ihren Kopf an einen Strauch

Aus keuschem Lorbeer, schlief am Mittag

Und sah in ihren Träumen eine Vision,

Die eine köstliche Hochzeit voraussagte -

Wie der feurige Gott, der wilde Eros,

Einen Pfeil an einer brennenden Schnur befestigte

Und die Hasen im Wald erschoss,

Die wilden Tiere in einer Reihe

Mit seinen winzigen Pfeilen erschoss;

Wie Kypris lachend kam

Und mit dem jungen Sohn der Myrrha

Auf der Jagd umherwanderte,

Und Aura, die Jungfrau, war dabei

Und trug den Köcher des Jägers Eros auf der Schulter,

Die zuvor an den Bogen der Artemis gewöhnt war.

Eros aber fuhr fort, die Tiere zu erlegen,

Bis er der Bogensehne überdrüssig wurde

Und das grimmige Gesicht eines Panthers

Oder die Schnauze eines Bären traf;

Dann fing er eine Löwin lebendig

Mit dem alles verzaubernden Kestus,

Und er schleppte das Tier fort

Und zeigte es gefesselt seiner fröhlichen Mutter.

Die Jungfrau sah in der Dunkelheit,

Wie der schelmische Eros sie auch selbst neckte,

Als sie ihren Arm auf Cythereia und Adonis stützte,

Während er seine Beute, die stolze Löwin, dazu brachte,

Ein sklavisches Knie vor Aphrodite zu beugen,

Während er laut rief: Girlandenreiche Mutter der Liebenden!

Ich führe zu dir Aura, die Jungfrau,

Die zu sehr in die Jungfräulichkeit vernarrt ist,

Und sie beugt ihren Hals.

Nun, ihr Tänzerinnen des liebestollen Orchomenos,

Krönt diesen Kestus, den Gürtel,

Der auf die Ehe wartet, weil er den widerspenstigen

Willen dieser unbesiegbaren Löwin besiegt hat!

Es war auch nicht vergeblich für die Liebenden,

Denn sie selbst bringen einen Mann ins Netz

Und jagen eine Frau.


Die Jungfrau erwachte,

Wetterte gegen den klugen Lorbeer,

Schimpfte über Eros und Paphia -

Doch den kühnen Schlaf tadelte sie mehr als alle

Und drohte dem Traum:

Sie war zornig auf die Blätter und dachte,

Obwohl sie nicht sprach:


Daphne, warum verfolgst du mich?

Was hat dein Baum mit Kypris zu tun?

Ich war getäuscht,

Als ich unter deinen benachbarten Zweigen schlief,

Weil ich dachte, du seist eine Pflanze der Keuschheit;

Aber ich fand nichts von deinem Ruf

Und meiner Hoffnung.

Und so, Daphne, als du deine Gestalt verändert hast,

Hast du da gefunden, wie du deine Meinung ändern kannst?

Du bist doch nicht die Dienerin

Der ehelichen Aphrodite nach deinem Tod?

Dies ist nicht der Baum eines anständigen Mädchens,

Sondern der einer frisch vermählten Braut.

Man würde solche Träume bei einer Myrte erwarten:

Dieser Traum ist einer Hure würdig.

Hat dich Peitho gepflanzt,

Hat dich dein Lorbeer-Apollo

Mit seiner eigenen Hand gepflanzt?


So sprach sie, zornig auf die Pflanze

Und auf Eros und den Schlaf zusammen.


Und einmal geschah es, dass Artemis,

Die Königin der Jagd über die Hügel jagte,

Und ihre Haut war von der Glut

Der sengenden Hitze geschlagen,

Mitten im glühenden Sommer,

Zur Mittagszeit, als Helios loderte,

Als er den Rücken des Löwen mit dem Feuer

Seiner rauen pfeifenden Peitsche peitschte;

So machte sie ihren Wagen bereit,

Um ihren heißen Körper

Zusammen mit den Najaden-Nymphen

In einem Bad in irgendeinem Hügelbrand zu kühlen.

Jungfrau Aura bestieg den Wagen,

Nahm Zügel und Peitsche

Und trieb das gehörnte Gespann wie ein Sturm an.

Die unverschleierten Töchter

Des ewig fließenden Ozeanos,

Ihre Dienerinnen, beeilten sich,

Die Bogenschützin zu begleiten:

Eine bewegte ihre flinken Knie

Als Vorläuferin ihrer Königin,

Eine andere zog ihre Tunika hoch

Und lief nicht weit entfernt auf gleicher Höhe,

Eine dritte legte eine Hand auf den Korb

Des schnell fahrenden Wagens und lief nebenher.

Die Bogenschützin, deren Antlitz Strahlen verbreitete,

Stand leuchtend über ihren Begleiterinnen,

Wie wenn Selene in ihrem himmlischen Wagen

Die Flamme ihrer immerwährenden Feuer

In einem Schauer wolkenloser Strahlen aussendet

Und sich in vollem Glanz

Zwischen den feuerspeienden Sternen erhebt

Und die ganze himmlische Heerschar

Mit ihrem Antlitz verdunkelt:

Strahlend wie sie durchquerte die Bogenschützin den Wald,

Bis sie den Ort erreichte,

An dem die himmlischen Wasser

Des Sangarios-Flusses

In einem murmelnden Strom strömen.


Dann zügelte Aura ihre schwingende Peitsche

Und brachte den strahlenden Wagen

Ihrer Herrin mit den goldenen Zügeln

Am Ufer des Baches zum Stehen.

Die Göttin sprang aus dem Wagen,

Upis nahm den Bogen von ihren Schultern

Und Hecaerge den Köcher;

Die Töchter des Ozeanos nahmen

Die gut gespannten Jagdnetze ab,

Und eine andere kümmerte sich um die Hunde;

Loxo löste die Stiefel von ihren Füßen.

In der Mittagshitze bewahrte sie im Fluss

Noch immer ihre jungfräuliche Schamhaftigkeit,

Indem sie sich mit vorsichtigem Schritt

Durch das Wasser bewegte

Und ihre Tunika nach und nach

Von den Füßen bis zum Kopf anhob,

Wobei der Rand die Oberfläche berührte,

Die beiden Füße und die Schenkel eng beieinander hielt

Und ihren Körper verbarg,

Während sie nach und nach das Ganze badete.

Aura schaute seitwärts durch das Wasser

Mit dem kühnen Blick ihrer scharfen Augen,

Die sich nicht schämten,

Und musterte die heilige Gestalt der Jungfrau,

Die nicht gesehen werden durfte,

Und prüfte die göttliche Schönheit

Ihrer keuschen Herrin;

Die jungfräuliche Aura streckte ihre Arme und Füße

In voller Länge aus und schwamm

An der Seite der schwimmenden Gottheit.

Nun stand Artemis, die Herrin der Jagd,

Halb sichtbar am Ufer des Flusses

Und wrang das tropfende Wasser aus ihren Haaren;

Aura, die Magd der Jagd, stand an ihrer Seite,

Streichelte ihre Brüste

Und sprach diese gottlosen Worte:

Artemis, du trägst nur den Namen

Einer jungfräulichen Magd,

Weil deine runden Brüste voll und weich sind,

Die Brüste einer Frau wie die der Paphia,

Nicht die eines Mannes wie die der Athene,

Und deine Wangen glänzen rosig!

Nun, da du einen Körper hast

Wie diese begehrenswerte Göttin,

Warum sollst du nicht die Königin der Ehe sein,

Wie Cythereia mit ihrem Reichtum an feinem Haar,

Und einen Bräutigam in deine Kammer aufnehmen?

Wenn es dir gefällt, verlasse Athene

Und schlafe mit Hermes und Ares.

Wenn es dir gefällt, nimm den Bogen und die Pfeile

Der Liebenden, wenn deine Leidenschaft so stark ist

Für einen Köcher voller Pfeile.

Ich bitte um Verzeihung für deine Schönheit,

Aber ich bin viel besser als du.

Siehe, was für einen kräftigen Körper ich habe!

Sieh dir Auras Körper an,

Der wie der eines Jungen aussieht,

Und ihren Schritt, der schneller ist als der von Zephyros!

Sieh dir die Muskeln an meinen Armen an,

Sieh dir meine Brüste an, rund und unreif,

Nicht wie bei einer Frau.

Man könnte fast sagen, dass deine

Mit Milchtropfen anschwellen!

Warum sind deine Arme so zart,

Warum sind deine Brüste nicht rund wie die von Aura,

Um der Welt selbst von der unversehrten

Jungfräulichkeit zu erzählen?


So sprach sie im Scherz,

Und die Göttin hörte mit gesenktem Kopf

Und drohendem Schweigen zu.

Wogen des Zorns schwollen in ihrer Brust an,

Ihre blitzenden Augen hatten den Tod im Blick.

Sie sprang aus dem Bach

Und zog ihre Tunika wieder an

Und legte den Gürtel erneut um ihre reinen Lenden,

Beleidigt. Sie suchte Nemesis auf

Und fand sie auf den Höhen des Tauros in den Wolken,

Wo sie neben dem benachbarten Cydnos

Die hochmütige Prahlerei

Von Typhons Drohungen beendet hatte.


Vor den Füßen der Königin drehte sich ein Rad,

Din Zeichen dafür, dass sie mit dem rächenden

Rad der Gerechtigkeit alle Stolzen

Aus der Höhe zu Boden wälzt,

Sie, die alles besiegende Gottheit,

Die den Weg des Lebens wendet.

Um ihren Thron herum flog

Ein Vogel der Rache, ein Greif, der mit Flügeln fliegt

Oder auf vier Füßen balanciert,

Um unaufgefordert vor die fliegende Göttin zu treten

Und zu zeigen, dass sie selbst die vier

Getrennten Viertel der Welt durchquert:

Hoch aufragende Männer zäumt sie mit ihrem Gebiss,

Das keiner abschütteln kann,

Das ist die Bedeutung des Bildes,

Und sie wälzt einen hochmütigen Kerl

Gleichsam mit der Peitsche des Elends um,

Wie ein sich selbst drehendes Rad.

Als die Göttin nun Artemis mit bleichem Gesicht erblickte,

Wusste sie, dass sie beleidigt

Und voller tödlicher Drohungen war,

Und befragte sie mit freundlichen Worten:


Deine Blicke, Bogenschützin, verkünden deinen Zorn.

Artemis, welcher gottlose Sohn der Erde verfolgt dich?

Welcher zweite Typhoeus ist aus der Erde aufgetaucht?

Ist Tityos wieder auferstanden, ein liebestolles Auge rollend,

Und hat das Gewand deiner unberührbaren Mutter berührt?

Wo ist dein Bogen, Artemis, wo sind die Pfeile des Apollo?

Welcher Orion wendet noch einmal Gewalt gegen dich an?

Der Unglückliche, der dein Kleid berührte,

Liegt noch immer in den Flanken seiner Mutter,

Ein lebloser Leichnam;

Wenn jemand deine Kleider mit lüsternen Händen ergriffen hat,

So züchte einen anderen Skorpion, um deinen Gürtel zu rächen.

Wenn der kühne Otos oder der prahlerische Ephialtes

Wieder deine Liebe so weit außerhalb seiner Reichweite

Gewinnen wollte, dann töte den Anwärter

Auf deine unvermählte Jungfräulichkeit.

Wenn eine fruchtbare Gattin deine Mutter Leto provoziert,

Dann lass sie um ihre Kinder weinen,

Eine andere Niobe aus Stein.

Warum sollte ich nicht einen weiteren Stein

Auf Sipylos werfen? Dein Vater drängt dich, zu heiraten,

Wie er es mit Athene tat?

Hat dich nicht Kronion dem Hermes zur Frau versprochen,

Wie er die reine Athene dem Hephaistos zur Ehe versprochen?

Aber wenn dich eine Frau verfolgt,

Wie man es bei deiner Mutter Leto getan hat,

Werde ich die Rächerin der beleidigten Bogenschützin sein. -

Sie hatte noch nicht geendet,

Als die welpenzüchtende Jungfrau eintrat

Und zu der Göttin, die vor dem Bösen bewahrt, sprach:


Jungfrau, die alles besiegt, Führerin der Schöpfung,

Zeus belästigt mich nicht, noch Niobe, noch der kühne Otos;

Kein Tityos hat an den langen Gewändern meiner Leto gezerrt;

Kein neuer Sohn der Erde wie Orion zwingt mich:

Nein, es ist die saure Jungfrau Aura, die Tochter des Lelantos,

Die mich verspottet und mit scharfen Worten beleidigt.

Aber wie kann ich dir sagen, was sie alles gesagt hat?

Ich schäme mich, ihre Verunglimpfung meines Körpers

Und ihren Missbrauch meiner Brüste zu beschreiben.

Ich habe genauso gelitten wie meine Mutter:

Wir sind uns beide ähnlich -

In Phrygien hat Niobe Leto, die Mutter der Zwillinge, beleidigt,

In Phrygien wiederum hat die gottlose Aura mich beleidigt.

Aber Niobe bezahlte dafür,

Indem sie sich in einen Wechselbalg verwandelte,

Jene Tochter des Tantalos, deren Kinder ihr Leid waren,

Und sie weint immer noch mit steinernen Augen;

Ich allein bin beleidigt und trage meine Schande ohne Rache,

Aber Aura, die Meisterin der Keuschheit,

Hat keinen Stein mit Tränen gewaschen,

Sie hat keinen Brunnen gesehen,

In dem sie die Fehler ihrer unbeherrschten Zunge klärt.

Ich bitte dich, bewahre die Würde meiner Titanengeburt.

Gewähre mir einen Segen wie meiner Mutter,

Dass ich Auras Körper in unbeweglichen Stein verwandelt sehe;

Lass kein Mädchen deines eigenen Geschlechts im Leid,

Dass ich nicht sehe, wie Aura mich wieder verspottet

Und sich nicht verwandeln lässt -

Oder lass deine Sichel aus geschlagener Bronze

Sie in den Wahnsinn treiben!

Sie sprachs, und die Göttin antwortete

Mit ermutigenden Worten: Keusche Tochter des Leto,

Jägerin, Schwester des Phoibos,

Ich werde meine Sichel nicht benutzen,

Um ein Titanenmädchen zu züchtigen,

Ich werde das Mädchen nicht zu einem Stein

In Phrygien machen, denn ich bin selbst

Aus dem alten Titanengeschlecht geboren,

Und ihr Vater Lelantos könnte mich tadeln, wenn er es erfährt:

Aber einen Segen werde ich dir gewähren, Bogenschützin.

Aura, die Jungfrau der Jagd,

Hat deine Jungfräulichkeit geschmäht,

Und sie soll nicht länger Jungfrau sein.

Du sollst sie im Bett eines Gebirgsbaches sehen,

Wie sie wegen ihres Jungfrauengürtels

Fontänen von Tränen weint. -

So tröstete sie sie, und die Jungfrau Artemis

Bestieg ihren Wagen mit dem Gespann von vier Hirschen,

Verließ den Berg und fuhr zurück nach Phrygien.

Mit gleicher Geschwindigkeit verfolgte die Jungfrau Adrasteia

Ihre hartnäckige Feindin Aura.

Sie hatte rasende Greife unter ihr Zaumzeug gespannt;

Schnell durch die Lüfte sauste sie in dem rasanten Wagen,

Bbis sie die geschwungenen Gebisse

Ihrer vierfüßigen Vögel festzog

Und auf dem Gipfel des Sipylos

Vor dem Gesicht der Tochter des Tantalos

Mit Augäpfeln aus Stein auftauchte.

Dann näherte sie sich der hochmütigen Aura.

Sie schlug den stolzen Hals des unglücklichen Mädchens

Mit ihrer schlangenartigen Peitsche und schlug sie

Mit dem runden Rad der Gerechtigkeit,

Und beugte die Törichte unbeugsamen Willens.

Die argivische Adrasteia ließ die Peitsche

Mit ihren Schlangen um den Gürtel des Mädchens kreisen

Und machte Artemis und Dionysos eine Freude,

Während er noch entrüstet war;

Und obwohl sie selbst mit der Liebe nicht vertraut war,

Bereitete sie eine andere Liebe vor,

Nach dem Bett der Pallene,

Nach dem Verlust der Ariadna -

Die eine war im eigenen Land zurückgeblieben,

Die andere war ein Stein in einem fremden Land

Wie die Statue der achaischen Hera -

Und vor allem für den schlechten Erfolg

Mit dem Bett der Beroe.


Nemesis flog nun zurück zum schneebedeckten Tauros,

Bis sie wieder Cydnos erreichte.

Und Eros trieb Dionysos

Mit der köstlichen Wunde seines Pfeils

In den Wahnsinn nach dem Mädchen,

Dann flog er mit leicht gekrümmten Flügeln

Nach dem Olympos.


Und der Gott wanderte über die Hügel,

Die mit einem größeren Feuer gegeißelt waren.

Denn es gab nicht den geringsten Trost für ihn.

Er hatte keine Hoffnung auf die Liebe des Mädchens,

Keine Arznei für seine Leidenschaft;

Aber Eros verbrannte ihn mehr und mehr

Mit dem betörenden Feuer des Geistes,

Um endlich die verrückte verstockte Aura zu gewinnen.

Mit harten Kämpfen hielt er sein Begehren verborgen;

Er benutzte kein Liebesgeflüster

Neben Aura in den Wäldern,

Aus Angst, sie könnte ihn meiden.

Was ist schamloser, als wenn nur Männer begehren,

Und Frauen nicht begehren?

Der wandernde Bacchus fühlte den Pfeil

Der Liebe in seinem Herzen,

Wenn die Jungfrau mit ihrer Hundemeute im Wald jagte;

Wenn er einen Blick auf einen Schenkel erhaschte,

Wenn die liebenden Winde ihre Tunika hoben,

Wurde er weich wie eine Frau.

Endlich, von seinem stürmischen Verlangen

Nach Aura überwältigt,

Schrie er verzweifelt in wütenden Tönen.


Ich bin wie der liebeskranke Pan,

Wenn das Mädchen vor mir flieht,

Schnell wie der Wind, und durch die Wildnis wandert,

Mit Stiefeln, die flinker sind als die,

Die Echo nie gesehen hat!

Du bist glücklich, Pan, viel mehr als Bromios,

Denn auf deiner Suche hast du

In einer betörenden Stimme

Ein Mittel gegen die Liebe gefunden.

Echo folgt deinen Tönen und erwidert sie,

Bewegt sich von Ort zu Ort

Und gibt einen Klang von sich, der wie deine Stimme klingt.

Hätte doch nur die Magd Aura das Gleiche getan

Und ein Wort von ihren Lippen erklingen lassen!

Diese Liebe ist anders als alle anderen,

Denn das Mädchen selbst hat ein Wesen,

Das nicht wie das anderer Mägde ist.

Was gibt es für ein Mittel gegen meinen Schmerz?

Soll ich sie mit dem Nicken und Winken

Der Liebenden bezaubern?

Ach, wann, ach, wann ist Aura

Mit bewegten Augenlidern bezaubert?

Wer könnte durch liebestolle Blicke

Ooder werbendes Geflüster

Das Herz einer Bärin zum Paphier, zu Eros verführen?

Wer redet zu einer Löwin? Wer redet mit einer Eiche?

Wer hat einen leblosen Tannenbaum betört?

Wer hat je einen Kornelbaum überredet

Und einen Felsen zur Frau genommen?

Und welcher Mann könnte den Geist von Aura bezaubern,

Der gegen alle Reize resistent ist?

Welcher Mann könnte sie bezaubern -

Wer wird die Ehe oder den Kestus, der der Liebe hilft,

Gegenüber diesem Mädchen erwähnen,

Das keinen Gürtel an seiner Tunika trägt?

Wer wird den süßen Stachel der Liebe

Oder den Namen der Cyprogeneia erwähnen?

Ich denke, Athene wird eher zuhören;

Und nicht die unerschrockene Artemis

Meidet mich so sehr wie die prüde Aura.

Wenn sie nur so viel mit ihren lieben Lippen

Sagen würde: Bacchus, dein Begehren ist vergeblich;

Suche nicht nach der jungfräulichen Aura.


So sprach er zu der Frühlingsbrise,

Als er über eine blühende Wiese ging.

Neben einer duftenden Myrte

Ließ er seine Füße für eine wohltuende Mittagsruhe ruhen.

Er lehnte sich an einen Baum

Und lauschte dem Flüstern der Westbrise,

Überwältigt von Müdigkeit und Liebe;

Und als er dort saß, lugte eine Hamadryade,

Die in den Büscheln ihres heimatlichen Baumes zu Hause war,

Eine unverschleierte Jungfrau, hervor und sagte,

Wahrhaftig sowohl zu Cypris

Als auch zum liebenden Lyaios:


Bacchus kann Aura niemals in sein Bett führen,

Es sei denn, er bindet sie zuerst in schwere

Schmerzhafte Fesseln und wickelt die Fesseln

Der Cypris um Hände und Füße;

Oder er legt sie im Schlaf unter das Joch der Ehe

Und stiehlt dem Mädchen

Die Jungfräulichkeit ohne Brautpreis.


Nachdem sie gesprochen hatte, verbarg sie sich wieder

In dem Baum ihres Alters und ging wieder

In ihr waldiges Heim; aber Bacchus,

Von liebestrunkenen Träumen beunruhigt,

Machte eine Parade seines Geistes:

Die Seele der toten Ariadna,

Vom Winde getragen, kam

Und stand neben dem schlafenden Dionysos,

Eifersüchtig nach dem Tode,

Und sprach in den Worten eines Traumes:

Dionysos, du hast deine frühere Braut vergessen:

Du sehnst dich nach Aura,

Und Ariadna ist dir gleichgültig.

O mein eigener Theseus,

Den der bittere Wind gestohlen hat!

O mein eigener Theseus,

Den Phaidra zum Gatten bekam!

Ich nehme an, es war Schicksal,

Dass ein betrogener Ehemann immer vor mir fliehen musste,

Wenn der süße Junge mich im Schlaf verließ

Und ich stattdessen mit Lyaios verheiratet wurde,

Einem unbeständigen Liebhaber und Betrüger.

Ach, hätte ich nicht einen sterblichen Gatten,

Der bald sterben würde, dann hätte ich mich

Gegen den liebestollen Dionysos bewaffnen

Und selbst eine der lemnischen Frauen werden können.

Aber nach Theseus muss ich nun auch dich

Einen betrügerischen Bräutigam nennen,

Den Eindringling in viele Ehebetten.

Wenn deine Braut dich um ein Geschenk bittet,

Nimm diesen Spinnrocken aus meinen Händen,

Ein freundschaftliches Geschenk der Liebe,

Damit du deiner bergsteigenden Braut das gibst,

Was deine minoische Frau dir gab;

Dann können die Leute sagen: Sie gab Theseus den Faden

Und Dionysos den Spinnrocken.


Du bist wie Kronion, der von einem Bett

Ins andere wechselt,

Und du hast die Taten deines frauenverrückten

Vaters nachgeahmt, indem du

Eine unersättliche Leidenschaft

Für den Wechsel deiner Lieben hast.

Ich weiß, wie du kürzlich deine sithonische Frau

Pallene geheiratet hast

Und von deiner Hochzeit mit Althaia;

Von der Liebe zu Coronis, aus deren Bett

Die drei unzertrennlichen Grazien hervorgingen,

Will ich nichts sagen. Doch, o Mykenai,

Verkünde mein Schicksal

Und den grausamen Blick der Medusa!

Ufer von Naxos, ruft laut das Los der Ariadna,

Die zu einer hasserfüllten Liebe gezwungen ist,

Und sagt: O Bräutigam Theseus,

Die Tochter des Minos ruft dich

Im Zorn gegen Dionysos!

Doch warum denke ich an Cecropia?

Zu ihr von Paphos trage ich meine Klage gegen sie beide,

Theseus und Dionysos!


Sie sprachs, und ihr Schatten verflog

Wie schattenhafter Rauch.

Der tapfere Bacchus erwachte

Und schüttelte die Flügel des Schlafes ab.

Er beklagte den Kummer der Ariadna

In seinem Traum und suchte

Nach einem geschickten Mittel,

Das alle Bedürfnisse befriedigen

Und ihn zur Liebe führen könnte.

Zuerst erinnerte er sich an das Bett

Der astazidischen Nymphe vor langer Zeit,

Wie er die liebliche Nymphe

Mit einem listigen Trank umworben

Und im Schlaf zur berauschten Braut gemacht hatte.


Während Bacchus eine List für ihr Bett vorbereitete,

Irrte die Tochter des Lelantos umher

Und suchte einen Brunnen,

Denn sie war von großem Durst besessen.

Dionysos bemerkte nicht, wie die durstige Aura

Schnell über die Hügel lief.

Schnell sprang er auf und grub die Erde

Mit seinem Stab in den Grund eines Felsens:

Der Hügel spaltete sich und goss aus sich selbst

Einen purpurnen Strom von Wein

Aus seinem duftenden Schoß.

Die Jahreszeiten, Mägde des Helios,

Um Lyaios Gnade zu erweisen,

Schmückten den Rand des Brunnens mit Blumen,

Und duftende Düfte von der neu wachsenden Wiese

Wehten in die laue Luft.

Da waren die Blütenbüschel, die den Namen

Des schönen Jünglings Narzissos tragen,

Den der gehörnte Bräutigam der Selene,

Endymion, auf dem grünen Latmos zeugte,

Narzissos, der vor langer Zeit sein eigenes,

Im Wasser geformtes Bild betrachtete,

Das stumme Bild eines schönen Betrügers,

Und starb, als er das schattenhafte Phantom

Seiner Gestalt betrachtete;

Da war die lebendige Pflanze der Amyklaischen Iris;

Da sangen die Nachtigallen über den Frühlingsblüten

Und flogen in Scharen über die Blütenbüschel.


Und da kam Aura selbst durstig

Zur Mittagszeit gelaufen und suchte,

Ob sie irgendwo Regentropfen von Zeus

Oder irgendeinen Brunnen

Oder den Strom eines Flusses,

Der von den Hügeln herabfließt, finden könnte;

Und Eros warf einen Nebel über ihre Augenlider;

Aber als sie den trügerischen Brunnen des Bacchus sah,

Vertrieb Peitho die schattenhafte Wolke

Von ihren Augenlidern und rief Aura

Wie ein Verkünder ihrer Hochzeit zu:


Jungfrau, komm hierher!

Nimm in deine Lippen den Strom dieses Hochzeitsbrunnens

Und in deinen Schoß einen Geliebten.


Freudig sah das Mädchen dies

Und warf sich vor dem Brunnen nieder,

Um mit offenen Lippen die Flüssigkeit

Des Bacchus einzusaugen.

Als sie getrunken hatte, rief das Mädchen aus:

O Najaden, was ist das für ein Wunder?

Woher kommt dieses balsamische Wasser?

Wer hat dieses sprudelnde Getränk gemacht?

Welcher himmlische Schoß hat ihn geboren?

Gewiss, nachdem ich dies getrunken habe,

Kann ich nicht mehr laufen.

Nein, meine Füße sind schwer,

Süßer Schlaf betört mich,

Nichts kommt von meinen Lippen

Als ein leiser stammelnder Laut.

Sie sprachs und setzte ihren Weg stolpernd fort.

Sie bewegte sich mit irrenden Bewegungen hin und her,

Ihre Stirn bebte mit pochenden Schläfen,

Ihr Kopf neigte sich und legte sich auf die Schulter,

Sie schlief auf dem Boden

Neben einem hochstämmigen Baum ein

Und vertraute der kahlen Erde

Ihre Jungfräulichkeit unbewacht an.


Als der feurige Eros Aura

Mit schwerem Knie straucheln sah,

Sprang er vom Himmel herab und sprach

Mit friedlichem Gesicht lächelnd

Und voller Mitgefühl zu Dionysos:


Bist du auf der Jagd, Dionysos?

Die Jungfrau Aura wartet auf dich!


Mit diesen Worten eilte er flügelschlagend nach Olympos,

Doch zuvor ließ er auf die Frühlingsblütenblätter schreiben:

Bräutigam, vollende deine Ehe,

Während die Jungfrau noch schläft;

Und lass uns schweigen,

Damit der Schlaf die Jungfrau nicht verlässt.

Da sah Jo-Bacchus sie auf der nackten Erde liegen,

Rupfte die Lethaer Feder des Brautschlafs,

Schlich sich lautlos, unbeschuht,

Auf Zehenspitzen heran und näherte sich Aura,

Wo sie ohne Stimme und Gehör lag.

Mit sanfter Hand nahm er dem Mädchen

Den sauberen Köcher ab und versteckte den Bogen

In einem Loch im Felsen,

Damit sie nicht den Flügel des Schlafes abschütteln

Und ihn erschießen konnte.

Dann band er die Füße des Mädchens

Mit unauflöslichen Fesseln zusammen

Und legte ihr eine Schnur um die Hände,

Damit sie ihm nicht entkam.

Er legte das Mädchen in den Staub,

Ein schlaftrunkenes Opfer für Aphrodite,

Und stahl der schlafenden Aura die Brautfrucht.

Der Ehemann brachte kein Geschenk mit;

Auf dem Boden wurde das unglückliche Mädchen,

Schwer von Wein, unbeweglich,

Mit Dionysos vermählt;

Der Schlaf umarmte den Körper von Aura

Mit schattenspendenden Flügeln,

Und er war Marschall der Hochzeit für Bacchus,

Denn auch er hatte Erfahrung mit der Liebe,

Er ist Jochgefährte des Mondes,

Er ist Begleiter der Eroten in nächtlichen Liebkosungen.

So war die Hochzeit wie ein Traum;

Denn in kapriziösen Tänzen der Berg hüpfte

Und sprang von selbst, die Hamadryade

Schüttelte halb sichtbar ihre Altersgenossin Tanne -

Nur die Jungfrau Echo machte den Bergtanz nicht mit,

Sondern verbarg sich schamhaft unnahbar

Unter den Grundmauern des Felsens,

Damit sie die Hochzeit des frauenverrückten

Dionysos nicht erblicken musste.


Als der Bräutigam seine Hochzeit

Auf dem stillen Bett vollzogen hatte,

Hob er einen vorsichtigen Fuß

Und küsste die lieblichen Lippen der Braut,

Löste die unbeweglichen Füße und Hände,

Holte den Köcher und den Bogen aus dem Felsen

Und legte sie neben seine Braut.

Er überließ das Bett von Aura, die noch schlief, den Winden

Und kehrte zu seinen Satyrn zurück,

Wobei er noch einen Hauch

Des Brautkleides um sich hatte.


Nach diesen Liebkosungen richtete sich die Braut auf;

Sie schüttelte den lähmenden Schlaf ab,

Die Zeugin der unveröffentlichten Hochzeit,

Sah mit Erstaunen ihre vom bescheidenen Mieder

Entblößten Brüste,

Die Spalte ihrer Schenkel unbedeckt,

Ihr Kleid gezeichnet mit den Tropfen des Ehebundes,

Die von einer ohne Brautgabe

Geschändeten Jungfräulichkeit erzählten.

Was sie sah, machte sie wütend.

Sie legte das Mieder wieder um ihre Brust

Und band den Miedergürtel wieder um ihre runde Brust -

Zu spät! Sie schrie in ihrer Verzweiflung

Und hielt sich in den Fängen des Wahnsinns;

Sie jagte die Landleute und erschlug die Hirten

An den grünen Hängen, um zu bestrafen

Den verräterischen Gatten mit rächender Gerechtigkeit -

Noch mehr tötete sie die Ochsenhirten

Mit unerbittlichem Stahl, denn sie wusste

Um den reizenden Tithonos, Bräutigam der Morgenröte,

Den liebeskranken Ochsenhirten, wusste,

Dass auch Selene, die Stiertreiberin,

Ihren Latmier Endymion hatte,

Der sich um die Viehherden kümmerte;

Sie hatte auch von dem phrygischen Hymnos gehört

Und von seiner Liebe, die ihn bereuen ließ,

Dem liebeskranken Hirten,

Den eine andere Jungfrau erschlug:

Noch mehr tötete sie die Ziegenhirten,

Tötete ihre ganzen Ziegenherden,

In Qual des Herzens, weil sie Pan,

Den gefährlichen Liebhaber, mit einem Gesicht

Wie eine zottige Ziege gesehen hatte;

Denn sie fühlte sich ganz sicher,

Dass der von Verlangen nach Echo gequälte Hirte Pan

Sie im Schlaf vergewaltigt hatte;

Noch viel mehr tötete sie die Ackerbauern,

Da auch sie Sklaven der Cypris waren,

Denn ein Mann, der den Boden bearbeitete, Iasion,

War ein Bettgenosse von Demeter, der Mutter der Garben.

Die Jäger tötete sie im Glauben an eine uralte Geschichte;

Denn sie hatte gehört, dass ein Jäger, Kephalos,

Aus dem Land der unmütterlichen Athene,

Der Gatte der rosenkronigen Morgenröte war.

Arbeiter des Bacchus bei der Weinlese tötete sie,

Denn sie sind Diener des Lyaios,

Die den berauschenden Saft seines Schnapses auspressen,

Schwer von Wein, gefährliche Liebhaber.

Denn sie hatte das listige Herz des Dionysos

Und den verführerischen Trank

Der berauschenden Liebe noch nicht kennengelernt,

Aber sie machte die Hütten der Berghirten leer

Und tränkte die Hügel mit rotem Blut.


Noch immer in rasender Aufregung

Und von Wahnvorstellungen geschüttelt,

Kam sie zum Tempel der Cypris.

Sie löste den Gürtel von ihrem neu gesponnenen Gewand,

Dem Feind des Kestos,

Und peitschte den zierlichen Körper

Der unbesiegbaren Göttin aus;

Sie nahm die Statue der heiratswilligen Cythereia,

Ging zum Ufer des Sangarios

Und ließ Aphrodite nackt

Zwischen den nackten Najaden

In den Strom rollen;

Und nachdem die göttliche Statue

Mit der um sie gewundenen Geißel verschwunden war,

Warf sie das zarte Bild der Liebe in den Staub

Und ließ den Tempel der Schaumgeborenen leer.

Dann stürzte sie in den vertrauten Wald,

Irrte unbemerkt umher,

Hntierte mit ihren Netzpfählen,

Erinnerte sich wieder an die Jagd,

Beklagte mit feuchten Augenlidern ihre Jungfräulichkeit

Und rief laut in diesen Worten:

Welcher Gott hat den Gürtel

Meiner Jungfräulichkeit gelockert?

Wenn Zeus‘ Allweisheit ein falsches Aussehen annahm

Und mich auf mein einsames Bett zwang,

Wenn er unsere Nachbarin Rhea nicht respektierte,

Werde ich die wilden Tiere verlassen

Und in den Sternenhimmel schießen!

Wenn Phoibos Apollo an meiner Seite im Schlaf lag,

Werde ich die Steine des weltberühmten Pytho

Ganz dem Erdboden gleichmachen!

Wenn der Kyllener Hermes mein Bett geschändet hat,

Will ich Arkadien mit meinen Pfeilen vernichten

Und das Goldköpfchen Peitho

Zu meiner Dienerin machen!

Wenn Dionysos ungesehen kam

Und meine Jungfräulichkeit

Un der listigen Umwerbung

Eines Traumbräutigams schändete,

Werde ich dorthin gehen, wo Kybeles Halle steht,

Und diesen lüsternen Dionysos

Vvom hochgelegenen Tmolos jagen!

Ich werde meinen Todesköcher auf die Schultern hängen

Und Paphos angreifen,

Ich werde Phrygien angreifen,

Ich werde meinen Bogen auf Cypris

Und Dionysos spannen!

Du, Bogenschützin, hast mich am meisten erzürnt,

Weil du, eine Jungfrau,

Mich nicht im Schlaf als Jungfrau getötet hast,

Ja und mich nicht einmal gegen meinen Bettgenossen

Mit deinen reinen Schäften verteidigt hast!


Sie sprachs und überprüfte dann ihre zitternde,

Von Tränen überwältigte Stimme.

Und Aura, die unglückliche Jungfrau,

Die den fruchtbaren Samen von Bacchus,

Dem Erzeuger, in sich trug,

Hatte eine doppelte Last zu tragen:

Die wahnsinnig gewordene Ehefrau

Verfluchte unkontrolliert die Last des Samens,

Die unglückliche Jungfrau Aura

Beklagte den Verlust ihrer Jungfräulichkeit;

Sie wusste nicht, ob sie von sich selbst

Oder von einem Mann

Oder einem intriganten Gott begattet worden war;

Sie erinnerte sich an die Braut des Zeus,

Den Berecyntier Pluto, der so unglücklich war

Mit dem Sohn Tantalos, den sie gebar.

Sie wollte sich selbst aufreißen,

In ihrer sinnlosen Raserei ihren Schoß aufschneiden,

Damit das halbgeborene Kind vernichtet

Und nie wieder aufgezogen würde.

Sie nahm sogar ein Schwert in die Hand

Und dachte daran, sich die Klinge

Mit erbarmungsloser Hand

Durch die nackte Brust zu treiben.

Oft ging sie zur Höhle einer Löwin

Mit neugeborenen Jungen,

Um in das Netz eines willigen Schicksals zu schlüpfen;

Aber das schreckliche Tier rannte in Todesangst

In die Berge hinaus

Und versteckte sich in einer Felsspalte

Und ließ die Jungen allein in der Höhle.

Oft dachte sie daran, sich freiwillig

Ein Schwert durch den schwellenden Leib zu stoßen

Und sich mit eigener Hand zu erschlagen,

Damit sie selbst erschlagen

Der Schande ihres Leibes

Und dem spöttischen Hohn

Der fröhlichen Artemis entgehen könnte.

Sie sehnte sich danach, ihren Gatten zu erkennen,

Damit sie ihren eigenen Sohn

Ihrem verabscheuenden Gatten,

Dem Kindermörder und Liebhaber, auftischen könnte,

Damit die Menschen sagen könnten:

Aura, die unglückliche Braut, hat ihr Kind getötet

Wie eine andere Procne.

Da sah Artemis sie groß mit neuen Kindern,

Kam lachend heran und neckte das arme Geschöpf,

Indem sie mit unbarmherziger Stimme sprach:

Ich sah den Schlaf, den Kämmerer des Pontifex!

Ich sah den trügerischen Strom des gelben Brunnens

Bei deinem liebenden Bräutigam!

Den Brunnen, wo junge Mädchen

Einen verräterischen Trank bekommen

Und den Gürtel lösen,

Den sie ihr ganzes Leben lang getragen haben,

In einem Traum von der Ehe,

Der ihre Jungfräulichkeit stiehlt.

Ich habe gesehen, ich habe den Abhang gesehen,

Wo eine Frau unerwartet zur Braut gemacht wird,

Im verräterischen Schlaf, neben einem Brautfelsen.

Ich habe den Liebesberg von Cypris gesehen,

Wo die Liebhaber den Frauen

Die Jungfräulichkeit rauben und weglaufen.

Sag mir, du junge Zimperliese,

Warum gehst du heute so langsam?

Einst flink wie der Wind, warum schuftest du so schwer?

Du wurdest unwillig umworben,

Und du kennst deinen Bettgenossen nicht!

Du kannst deine heimliche Brautschaft nicht verbergen,

Denn deine Brüste schwellen mit neuer Milch an

Und kündigen einen Ehemann an.

Sag mir, Langschläferin, Schweinehüterin,

Jungfrau, Braut, wie kommst du zu diesen blassen Wangen,

Die einst rötlich waren?

Wer hat dein Bett entehrt?

Wer stahl deine Jungfräulichkeit?

Blonde Najaden, versteckt nicht Auras Bräutigam!

Erkenne deinen heimlichen Gatten,

Du Frau mit schwerer Last.

Ich habe deine Hochzeit deutlich genug gesehen,

Obwohl du sie verbergen willst.

Ich habe deinen Mann deutlich genug gesehen;

Du lagst im Bett, dein Körper war schwer vom Schlaf,

Du hast dich nicht bewegt,

Als Dionysos sich dir vermählte.

Komm also, verlasse deinen Bogen,

Verzichte auf deinen Köcher,

Diene in den geheimen Riten

Deines frauenverrückten Bacchus,

Trage dein Tamburin und deine tönenden Hornpfeifen.

Ich beschwöre dich, im Namen des Bettes auf dem Boden,

Wo die Ehe vollzogen wurde,

Welche Brautgeschenke

Hat Dionysos, dein Mann, mitgebracht?

Hat er dir ein Kitzfell geschenkt,

Das als Nachricht von deinem Ehebett diente?

Schenkte er dir eherne Rasseln,

Mit denen deine Kinder spielen können?

Ich glaube, er gab dir einen Thyrsus,

Um Löwen zu erschießen;

Vielleicht gab er Zimbeln, die Ammen schütteln,

Um die heulenden Schmerzen der kleinen Kinder zu trösten.

So sprach die Göttin spöttisch und ging fort,

Um wieder ihre wilden Tiere zu schießen,

Und überließ im Zorn

Ihre Sorgen den Winden des Himmels.


Das Mädchen aber ging zwischen die hohen Felsen der Berge.

Als sie dort ungesehen

Die grausamen Geburtswehen spürte,

Brüllte ihre Stimme furchtbar

Wie eine Löwin in den Wehen,

Und die Felsen hallten,

Denn das traurige Echo antwortete

Dem laut kreischenden Mädchen mit einem Brüllen.

Sie hielt ihre Hände über ihren Schoß wie einen Deckel,

Der die Geburt zusammenpresst,

Um die schnelle Geburt ihres reifenden Kindes zu schließen,

Und verzögerte das Kind, das nun vollkommen war.

Denn sie hasste Artemis

Und wollte sie in ihren Schmerzen nicht anrufen;

Sie wollte die Töchter der Hera nicht haben,

Damit sie als Kinder von Bacchus' Stiefmutter

Ihre Entbindung nicht mit noch mehr Schmerzen

Unterdrücken würden.

Schließlich schrie das Mädchen in ihrer Not

Diese verzweifelten Worte,

Durchbohrt von den Schmerzen einer,

Die die harte Not der Geburt noch nicht kannte:


So möge ich die Bogenschützin

Und die wilde Athene sehen,

So möge ich sie beide mit einem großen Kind sehen!

Mach der Artemis in den Wehen Vorwürfe,

O Hebamme der Horen,

Sei Zeugin ihrer Entbindung,

Und sprich zu Tritogeneia:

O Jungfrau Lichtaug, o neue Mutter,

Die keine Mutter hatte!

So möge ich Echo, die die Jungfräulichkeit so sehr liebt,

So leiden sehen wie mich,

Nachdem sie bei Pan gelegen hat,

Oder bei Dionysos, der Ursache meines Unglücks!

Artemis, wenn du gebären könntest,

Wäre es ein Trost für Aura,

Wenn du Frauenmilch aus der Brust

Deines Mannes tröpfeln würdest.

So weinte sie und beklagte

Die schweren Wehen ihrer Mutterschaft.


Daraufhin verzögerte Artemis die Geburt

Und gab der in den Wehen liegenden Braut

Die Schmerzen einer verzögerten Geburt.


Aber Nicaia, die Anführerin der Riten von Lyaios,

Ssah den Schmerz und die Schande der verstörten Aura

Und sprach in heimlichem Mitleid zu ihr:

Aura, ich habe gelitten wie du,

Und auch du beklagst dich über deine Jungfräulichkeit.

Aber da du in deinem Schoß

Die Last der schmerzhaften Geburt trägst,

Ertrage nach dem Bett die Geburtswehen,

Ertrage es, deine Brust dem Säugling zu geben.

Warum hast du auch Wein getrunken,

Der mich meines Gürtels beraubt hat?

Warum hast du auch Wein getrunken, Aura,

Bis du schwanger warst?

Du hast auch gelitten, was ich gelitten habe,

Du Feindin der Ehe;

Dann hast du auch einen trügerischen Schlaf zu verantworten,

Der von den Liebenden geschickt wurde,

Die Freunde der Ehe sind.

Ein Betrug hat uns beiden die Ehe angehängt,

Ein Mann war Auras

Und machte die Jungfrau Nicaia zur Mutter von Kindern.

Nicht mehr habe ich einen tierischen Bogen,

Nicht mehr wie einst spanne ich meine Bogensehne

Und meine Pfeile;

Ich bin eine arme Frau, die am Webstuhl arbeitet,

Und nicht mehr eine wilde Amazone.


Sie sprach mit Mitleid mit Auras Mühen,

Die Geburt zu vollenden, wie eine,

De selbst die Wehen gespürt hatte.

Aber die Tochter des Leto,

Die die lauten Schreie Auras hörte,

Näherte sich der Braut wieder im Triumph,

Verspottete sie in ihrem Leiden

Und sprach mit stechenden Worten:


Jungfrau, wer hat dich zu einer Wöchnerin gemacht?

Du, die nichts von der Ehe wusste,

Woher kommt die Milch in deiner Brust?

Ich habe nie gehört oder gesehen,

Dass eine Jungfrau ein Kind gebiert.

Hat mein Vater die Natur verändert?

Gebären Frauen auch ohne Ehe Kinder?

Denn du, eine Jungfrau, die Freundin der Jungfräulichkeit,

Gebierst junge Kinder,

Auch wenn du Aphrodite hasst.

Rufen denn die Frauen im Kindbett

Unter dem harten Zwang der Geburt

Nicht mehr Artemis an, um sie zu leiten,

Wenn du allein Agrotera, die Dame der Jagd, nicht willst?

Auch sah Eileithyia, die eure Geburt leitet, nicht,

Wie euer Dionysos aus dem Schoß

Seiner Mutter geboren wurde;

Aber Donnerschläge waren seine Hebammen,

Und er wurde nur halb geboren!

Sei nicht zornig, dass du Kinder in den Felsen gebierst,

Wo Rhea, die Königin der Felsen, Kinder geboren hat.

Was schadet es dir, dass du in den Bergen Kinder gebierst,

Du Bergsteigerin, Frau des bergfahrenden Dionysos!


Sie sprachs, und die gebärende Nymphe

War entrüstet und zornig,

Aber sie schämte sich vor Artemis in ihren Schmerzen.

Ach, armes Geschöpf,

Sie wollte eine Jungfrau bleiben,

Und sie war der Geburt nahe.

Denn noch während Artemis das Wort sprach,

Das die Geburt auslöste,

Löste sich der Schoß der Aura,

Und Zwillinge kamen aus sich selbst heraus;

Deshalb wurde der hohe Berg von Rhea

Nach diesen Zwillingen Dindymon genannt.

Als die Göttin sah, wie schön die Kinder waren,

Sprach sie erneut mit veränderter Stimme:

Amme, einsame Waldläuferin, Zwillingsmutter,

Braut eines erzwungenen Bräutigams,

Gib deine ungelehrte Brust deinen Söhnen,

Jungfräuliche Mutter.

Dein Junge ruft Papa und fragt nach seinem Vater;

Sage deinen Kindern den Namen

Deines heimlichen Geliebten.

Artemis weiß nichts von der Ehe,

Sie hat noch keinen Sohn an ihrer Brust gestillt.

Diese Berge waren dein Bett,

Und die gefleckten Felle der Rehkitze

Sind die Windeln für deine Kinder,

Statt des üblichen Gewandes.


Sie sprach, und der Mauersegler stürzte sich

In den schattigen Wald.

Dann rief Dionysos Nicaia,

Seine eigene Kybele-Nymphe,

Und wies lächelnd auf Aura,

Die immer noch ihr Kinderbett beschimpfte;

Stolz auf seine späte Vereinigung

Mit dem einsamen Mädchen, sagte er:

Jetzt endlich, Nicaia, hast du Trost

Für deine Liebe gefunden.

Nun hat Dionysos wieder ein Ehebett gestohlen

Und eine andere Jungfrau geschändet:

Die waldige Aura in den Bergen,

Die einst vor dem Namen der Liebe zurückschreckte,

Hat eine Ehe gesehen, die deiner glich.

Nicht du allein hattest süßen Schlaf

Als Wegweiser zur Liebe,

Nicht du allein trankst trügerischen Wein,

Der deinen jungfräulichen Gürtel stahl;

Aber noch einmal ist eine Quelle bräutlichen Weins

Aus einem neuen, sich öffnenden Felsen

Unerkannt hervorgebrochen, und Aura trank.

Du, die du die Qualen der Geburt in harter Not gelernt hast,

Durch Telete, deine tanzende Tochter,

Ich beschwöre dich, beeile dich,

Meinen Sohn hochzuheben,

Damit meine verzweifelte Aura ihn nicht

Mit waghalsigen Händen zerstört,

Denn ich weiß, dass sie einen der beiden kleinen Jungen

In ihrer unerträglichen Raserei töten wird,

Aber hilf du Iacchos:

Beschütze den besseren Jungen,

Damit deine Telete die Magd

Von Sohn und Vater sein kann.


Mit diesem Aufruf zog Bacchus ab,

Triumphierend und stolz

Auf seine beiden phrygischen Ehen,

Mit der älteren Frau und der jüngeren Braut.

Und in tiefer Verzweiflung neben dem Felsen,

Wo sie geboren worden waren,

Hielt die Mutter im Kindbett

Die beiden Knaben hoch und rief laut:


Vom Himmel kam diese Heirat,

Ich werde meine Nachkommen in den Himmel werfen!

Ich wurde von den Winden umworben,

Und ich sah kein sterbliches Bett.

Die Winde, meine Namensvettern,

Kamen zur Hochzeit der Windjungfrau herab,

Dann sollen die Winde den Nachwuchs

Aus meinem Schoß nehmen.

Fort mit euch, ihr verfluchten Kinder

Eines verräterischen Vaters,

Ihr gehört nicht zu mir.

Was habe ich mit den Sorgen der Frauen zu tun?

Zeigt euch jetzt, ihr Löwen,

Kommt frei zur Futtersuche in die Wälder;

Habt keine Angst, denn Aura ist nicht mehr euer Feind.

Hasen, mit euren rollenden Augen,

Ihr seid besser als Hunde.

Schakale, lasst mich euer Liebling sein;

Ich werde den Panther furchtlos

Neben meinem Bett springen sehen.

Bringt euren Freund, den Bären, ohne Furcht;

Denn nun, da Aura Kinder hat,

Sind ihre Pfeile in bronzener Rüstung weiblich geworden.

Ich schäme mich, den Namen einer Braut zu tragen,

Die einst Jungfrau war;

Damit ich nicht einmal meine starke Brust

Den Säuglingen anbiete,

Damit ich nicht die Bastardmilch

Mit meiner Hand herausdrücke

Oder als zärtliche Mutter in den Wäldern

Bezeichnet werde, wo ich wilde Tiere erschlug!


Sie nahm die Säuglinge und legte sie

In die Höhle einer Löwin zu ihrem Abendessen.

Aber eine Pantherin mit verständnisvollem Verstand

Leckte ihre Leiber mit ihren gefräßigen Lippen

Und säugte die schönen Knaben des Dionysos

Mt intelligenter Brust;

Wundersame Schlangen mit Gift-speienden Mäulern

Umgaben die Geburtsstätte,

Denn Auras Bräutigam hatte sogar

Die gefräßigen Tiere sanft gemacht,

Um seine neugeborenen Kinder zu bewachen.


Da sprang Lelantos' Tochter mit wanderndem Fuß

In der wilden Laune einer zottelhaarigen Löwin auf,

Riss ein Kind aus dem Rachen der wilden Bestie

Und schleuderte es blitzschnell in die stürmische Luft:

Das Neugeborene fiel aus der Luft kopfüber

In den aufgewirbelten Staub auf dem Boden,

Und sie fing es auf und gab ihm ein Grab

In ihrem eigenen Rachen,

Ein Familienessen eben!

Die junge Bogenschützin war entsetzt

Über diese herzlose Mutter

Und ergriff das andere Kind von Aura,

Dann eilte sie durch den Wald davon,

Den Jungen, eine ungewohnte Last,

In ihrem stillenden Arm haltend.


Nach dem Bett des Bromios,

Nach dem Delirium der Geburt,

Wollte die Jägerin Aura

Dem Vorwurf ihrer Hochzeit entgehen,

Denn sie hielt noch immer die Bescheidenheit

Ihres Jungfrauenstandes in Ehren.

So ging sie an die Ufer des Sangarios,

Warf ihren zurückgebogenen Bogen

Und ihren vernachlässigten Köcher ins Wasser

Und sprang kopfüber in den tiefen Strom,

Wobei sie sich aus Scham weigerte,

Das Licht des Tages zu erblicken.

Die Wellen des Flusses bedeckten sie,

Und Kronion verwandelte sie in einen Springbrunnen:

Ihre Brüste wurden zu Wasserspeiern,

Der Fluss war ihr Körper, die Blumen ihr Haar,

Ihr Bogen das Horn des gehörnten Flusses in Stierform,

Die Bogensehne verwandelte sich in eine Binsenschnur

Und die pfeifenden Pfeile in lautes Schilf,

Der Köcher drang in das schlammige Bett des Flusses ein

Und ergoss, in einen hohlen Kanal verwandelt,

Seine klingenden Wasser.


Da besänftigte die Bogenschützin ihren Zorn.

Sie ging im Wald umher und suchte nach Spuren

Von Lyaios in seinen geliebten Bergen,

Während sie Auras neugeborenes Kind hielt

Und die Last einer anderen in ihren Armen trug,

Bis sie den Jungen schamhaft

An ihren Bruder Dionysos übergab.


Der Vater übergab seinen Sohn

Der Nymphe Nicaia als Amme.

Sie nahm ihn auf und nährte ihn,

Indem sie den lebensspendenden Saft

Ihrer stillenden Brüste aus ihrer Zitze presste,

Bis er heranwuchs.

Als der Knabe noch klein war,

Nahm Bacchus diesen Bacchus,

Den Namensvetter seines Vaters,

In seinen Wagen und stellte ihn

Der attischen Athene inmitten ihrer Mysterien vor,

Der Evoi brabbelte.

Die Göttin Pallas in ihrem Tempel

Nahm ihn in ihren jungfräulichen Schoß auf,

Der einen Gott willkommen hieß;

Sie gab dem Knaben jenen Brei,

Den nur Erechtheus gesaugt hatte,

Und ließ die fremde Milch von selbst

Aus ihrer unreifen Brust rieseln.


Die Göttin übergab ihn treuhänderisch

Den Bacchantinnen von Eleusis;

Die Frauen von Marathon, die Efeu trugen,

Scharten sich um den Knaben Iacchos

Und entzündeten die attische Fackel

In den nächtlichen Tänzen der kürzlich geborenen Gottheit.

Sie verehrten ihn als nächsten Gott

Nach dem Sohn der Persephoneia

Und nach dem Sohn der Semele;

Sie richteten Opfer für den spätgeborenen Dionysos

Und den erstgeborenen Dionysos ein,

Und drittens sangen sie eine neue Hymne für Iacchos.

Bei diesen drei Festen feierte Athen große Feste;

Bei dem kürzlich veranstalteten Tanz

Schlugen die Athener den Tanz

Zu Ehren von Zagreus, Bromios und Iacchos zusammen.


Aber Bacchus hatte seine kydonische

Geliebte nicht vergessen, nein,

Er erinnerte sich noch an die Braut,

Die einst ihm gehörte und dann verloren ging,

Und er setzte in Olympos die runde Krone

Der verstorbenen Ariadna auf,

Eine Zeugin seiner Liebe,

Eine ewige Verkünderin der bekränzten Hochzeit.


Dann stieg der Weingott in den Himmel seines Vaters

Und setzte sich mit dem Vater, der ihn geboren hatte,

An einen Tisch; nach den Festmählern der Sterblichen,

Nach dem einst ausgeschenkten Wein,

Trank er himmlischen Nektar aus edleren Kelchen,

Auf einem Thron neben Apollo,

Am Herd neben Majas Sohn, der Sohn des Vaters.