Kommentar zu Genesis 1
von Torsten Schwanke
Einleitung
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Genesis ist das erste Buch Moses, Exodus das zweite, Levitikus das dritte, Numeri das vierte, Deuteronomium das fünfte. In protestantischen Bibeln wird einfach 1 Mose, 2 Mose usw. gesagt, die katholischen Bibeln haben die griechischen Namen Genesis usw. beibehalten. Alle fünf Bücher Mose nennen die Juden die Torah. Das wird auf deutsch meistens mit Gesetz wiedergegeben, aber die Juden sagen, man übersetzt es besser mit Weisung. Auf griechisch heißt die Torah Pentateuch. Wenn ihr im neuen Testament von den Sadduzäern lest, könnt ihr wissen, dass die Sadduzäer vom alten Testament nur die fünf Bücher Moses als Gottes Wort akzeptierten. Die Pharisäer anerkennen auch den Rest der hebräischen Bibel. Ja, der Kanon der hebräischen Bibel ist erst im 6. Jahrhundert nach Christus von den Pharisäern definiert worden, und zwar nach Ausschluss der Christen aus der jüdischen Gemeinde.
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Im Altertum und Mittelalter hielt man den historischen Mose für den Autor der Torah. Auch im Neuen Testament heißt es, auch aus dem Mund Jesu: Mose erlaubte.. oder: Mose gab euch...
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Nun kommen wir ins 17. Jahrhundert nach Amsterdam. Dort lebte ein jüdischer Philosoph namens Baruch Spinoza. Goethe nannte ihn später seinen Lieblingsphilosophen. Spinoza sagte: Gott ist alles, Gott ist die Welt. Er lehnte den jüdischen und christlichen Gott ab, der sich von der Welt unterscheidet. Die jüdische Gemeinde hatte damals den Spinoza verflucht und alle, die ihn studieren, verflucht und aus der Synagoge ausgeschlossen. Die evangelisch-reformierte Kirche verwarf ihn auch. Seine Bücher standen in der katholischen Kirche auf der Liste der verbotenen Bücher (solche Listen gibt es heute nicht mehr). Und dieser Spinoza war der erste, der zu beweisen versuchte, dass die fünf Bücher Moses nicht von Mose geschrieben wurden.
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Im 19. Jahrhundert entstand in Europa die historische Bibelkritik. Deutschland war da wieder federführend. In der Bibelkritik des 19. und 20. Jahrhunderts bildete sich die Ansicht heraus, dass die fünf Bücher Mose von verschiedenen Autoren und Autorengruppen zwischen dem 9. und 6. Jahrhundert vor Christus geschrieben oder nach älteren Quellen zusammengestellt wurden.Man unterscheidet da vier Gruppen: den Elohisten (der den Gottesnamen Elohim verwendet), den Jahwisten (der Jahwe verwendet), den Deuteronomisten und die Priesterschrift.
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Ich hörte allerdings, dass diese Theorie von den vier Quellen in der allerneusten Bibelkritik schon wieder verworfen wird. Es gibt auch evangelikale Theologen, die die Evolution und den Urknall und die Bibelkritik ablehnen, die versuchen, aus der Bibel zu beweisen, dass Moses tatsächlich allein diese fünf Bücher geschrieben hat. Ich kann die Frage nicht entscheiden. Für uns genügt es zu wissen, dass die fünf Bücher Moses im hebräischen und katholischen und protestantischen Kanon überall identisch sind und überall als Gottes Wort und Offenbarung gelten, als vom Heiligen Geist eingegeben. Einig sind sich aber alle, dass der schriftlichen Fixierung der Torah die lange mündliche Überlieferung (die mündliche Torah) vorausgegangen ist.
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Nun wird in der weltlichen Wissenschaft der Schöpfungsbericht aus Genesis 1 gerne lächerlich gemacht, da man meint, er passe nicht mit der modernen naturwissenschaftlichen Theorie der Weltentstehung zusammen. Einige evangelikale Fundamentalisten lehnen darum die Theorien vom Urknall und der Evolution ab. Es gibt aber auch andere Evangelikale. In der katholischen Kirche ist die von einem katholischen Priester entwickelte Theorie vom Urknall vom Papst begeistert begrüßt worden. Der Erfinder musste den Papst sogar bremsen, indem er sagte: Der Urknall oder big bang ist keine göttliche Offenbarung, sondern einfach die heute wahrscheinlichste Theorie, aber die Wissenschaft entwickelt sich ja weiter. - Wenn euch nun die Frage besonders interessiert, wie das Buch Genesis und die Naturwissenschaft zusammen passen, muss ich euch bitten, woanders zu forschen. Ich habe schon im Gymnasium in Biologie, Chemie und Physik immer die allerschlechtesten Noten gehabt.
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Ein Theologe sagte einmal: die Schöpfungsgeschichte und die Paradieserzählung sind so einfach, so naiv dargestellt, dass jedes Kind sie verstehen kann, aber sie haben eine theologische und philosophische Tiefe, dass die klügsten Geister der Welt sich daran zu Tode grübeln können.
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Ich werde nun die Schöpfungsgeschichte und die Paradiesgeschichte vor allem religionsgeschichtlich auslegen, ich erzähle also von jüdischen Überlieferungen und von antiken heidnischen Parallelen und von modernen Auslegungen und so manchem Mythos, der sich um die Urgeschichte der Menschheit rankt. Wenn ich etwas Naturwissenschaftliches erwähne, müsst ihr bedenken, dass ich da nicht eigentlich kompetent bin.
1.Mose 1
Gott erschafft die Welt
1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2 Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes. 3 Da sprach Gott: »Licht soll entstehen!«, und sogleich strahlte Licht auf. 4 Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht von der Dunkelheit 5 und nannte das Licht »Tag« und die Dunkelheit »Nacht«. Es wurde Abend und wieder Morgen: Der erste Tag war vergangen. 6 Und Gott befahl: »Im Wasser soll sich ein Gewölbe bilden, das die Wassermassen voneinander trennt!« 7 So geschah es: Er machte ein Gewölbe und trennte damit das Wasser darüber von dem Wasser, das die Erde bedeckte. 8 Das Gewölbe nannte er »Himmel«. Es wurde Abend und wieder Morgen: Der zweite Tag war vergangen. 9 Dann sprach Gott: »Die Wassermassen auf der Erde sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!« So geschah es. 10 Gott nannte das trockene Land »Erde« und das Wasser »Meer«. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut. 11 Und Gott sprach: »Auf der Erde soll es grünen und blühen: Alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen wachsen und ihre Samen und Früchte tragen!« So geschah es. 12 Die Erde brachte Pflanzen und Bäume in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an, was er geschaffen hatte: Es war gut. 13 Es wurde Abend und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen. 14 Da befahl Gott: »Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann! 15 Sie sollen die Erde erhellen.« Und so geschah es. 16 Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag und den Mond für die Nacht, dazu alle Sterne. 17 Er setzte diese Lichter an den Himmel, um die Erde zu erhellen, 18 Tag und Nacht zu bestimmen und Licht und Finsternis zu unterscheiden. Und Gott sah, dass es gut war. 19 Wieder wurde es Abend und Morgen: Der vierte Tag war vergangen. 20 Dann sprach Gott: »Im Wasser soll es von Leben wimmeln, und Vogelschwärme sollen am Himmel fliegen!« 21 Er schuf die gewaltigen Seetiere und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln, dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln. Gott sah, dass es gut war. 22 Er segnete sie und sagte: »Vermehrt euch und füllt die Meere, und auch ihr Vögel, vermehrt euch auf der Erde!« 23 Es wurde Abend und wieder Morgen: Der fünfte Tag war vergangen. 24 Darauf befahl er: »Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh, wilde Tiere und Kriechtiere!« So geschah es. 25 Gott schuf alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren. Wieder sah er sich alles an, und es war gut. 26 Dann sagte Gott: »Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.« 27 So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. 28 Er segnete sie und sprach: »Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben über alle Tiere: über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere auf der Erde!« 29 Dann sagte er: »Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen, die Samen tragen, und die Früchte, die überall an den Bäumen wachsen; 30 aber die Vögel und Landtiere sollen Gras und Blätter fressen.« Und so geschah es. 31 Schließlich betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Es wurde Abend und wieder Morgen: Der sechste Tag war vergangen.
1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Also die Schöpfungsgeschichte beginnt mit dem ersten Buchstaben A – Am Anfang. Das scheint richtig, dass die Weltentstehung und die ganze Bibel mit dem Buchstaben A beginnt, nicht wahr? Aber nicht so im Hebräischen. Das erste Wort (am Anfang) lautet auf hebräisch Bereshit. Im Hebräischen werden auch die fünf Bücher Moses jeweils nach dem ersten Wort benannt, also unsere Genesis heißt da Bereshit. Nun dachten die Juden darüber nach, warum die Bibel nicht mit dem Buchstaben A (hebräisch aleph, das bedeutet Lamm), sondern mit dem Buchstaben B beginnt (bereshit). Der hebräische Buchstabe B heißt Beth und bedeutet Haus, wie in Beth-Lechem (Haus des Brotes) oder wer es lieber hat, Beth-Eden (Freudenhaus). Warum beginnt also die Bibel mit B? Die Juden sagen: Die schriftliche Bibel als Buch in Menschensprache beginnt mit B, aber es gibt bei Gott die ursprüngliche Bibel, rein geistig, die beginnt mit dem Buchstaben A. Einen ähnlichen Gedanken kennen die Muslime auch, wie ihr wisst, sehen sie den Koran als Wort Gottes an (und zwar nur auf arabisch, Übersetzungen gelten nicht), aber bei Allah gibt es den rein geistigen Koran, das Urbild, das nennen sie „die Mutter des Buches“.
Der Schöpfungsbericht beginnt also mit dem Wort Bereshit, das heißt: am Anfang, oder auch, im Anfang. Die Juden sagen nun, das bedeutet nicht nur einen zeitlichen Anfang. Sondern das bedeutet mehr, das bedeutet: im Ur-Prinzip schuf Gott Himmel und Erde. Und die Juden sagen: dieses Urprinzip ist die Weisheit Gottes (oder auch die Jungfrau Torah). Es heißt an verschiedenen Stellen der Bibel, dass Gott die Welt in seiner Weisheit schuf. Das können wir Christen auch glauben. Denn das erinnert an den Anfang des Johannes-Evangeliums: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Und im Wort ist alles geschaffen.“ Dieses Bereshit also, das ist die Weisheit Gottes oder das Wort Gottes, und das ist Jesus. Ja, in Christus, dem Wort Gottes, hat Gott die Welt geschaffen.
Im Anfang SCHUF Gott… Das hebräische Wort für „schaffen“ wird in der ganzen Bibel nur von Gott ausgesagt. Der Mensch bildet oder macht oder baut oder gestaltet, aber nur Gott SCHAFFT. Im Deutschen verwischen sich die Begriffe. Man spricht zum Beispiel von Leonardo da Vinci als dem Schöpfer der Mona Lisa oder Beethoven, als der die Neunte Symphonie schuf. Im Hebräischen geht das gar nicht. Ein Mensch kann nur schon Vorhandenes neu gestalten, also muss Mona Lisa mit ihrem Lächeln da sein und Leinwand und Pinsel und Farbe, aber Gott ruft aus dem Nichts ins Dasein, das kann nur Gott. In der Spätschrift zum Alten Testament, den Makkabäern, findet sich erstmals der Ausdruck, dass Gott aus dem Nichts schuf. Das nennt man auf lateinisch Creator ex nihilo – Schöpfer aus dem Nichts. Ich entlasse euch mit der Frage eines russischen orthodoxen Philosophen, der fragte: Aber was ist das Nichts? Darüber grübelt bitte vorm Schlafengehen...
Am Anfang schuf GOTT… Das hebräische Wort, das im deutschen mit Gott wiedergegeben wird, heißt Elohim. Das ist ein Wort im Plural. Man müsste also sagen: Gottheiten. Für uns Christen weist der Plural darauf hin, dass Gott nicht nur eine Person, sondern drei Personen ist. Die Einzahl heißt El, das wird in der Bibel auch oft verwandt und auch immer mit Gott übersetzt. Jesus rief am Kreuz: Eli, Eli, lama sabachthani! Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! Jesus nennt also den Vater auch El. El war aber auch der Name des höchsten Gottes bei den Kanaanitern, sein Sohn war der berüchtigte Baal, und seine Gemahlin die Fruchtbarkeitsgöttin Aschera. Im Buch Genesis begegnet dem Abraham der Priester Melchisedek mit Brot und Wein, der war ein heidnischen Priester des El. El wird auch oft zusammengestellt mit anderen Namen, z.B. El Elyon (der Allerhöchste) oder El Shaddai (der Allmächtige). Es taucht aber auch in der Bibel die Form Eloah auf. Eloah war in der pietistischen Poesie des 19. Jahrhunderts ein Name für den Erzengel Michael. Die feministische Theologie sagt aber: Elohim ist Plural – Gottheiten, El ist männlicher Singular – der Gott, und Eloah ist weiblicher Singular – die Göttin. Wenn man allerdings in einem deutschen alten Testament das Wort Göttin ließt (etwa: Salomo baute einen Altar für Astarte, die Göttin von Sidon), dann steht da auch Elohim. Elohim wird also auch für Göttin verwendet. Ein Priester sagte mir, das Hebräische hat einen ganz eigenen Artikel für Gott, sie sagen nicht der Gott und nicht die Gott und nicht das Gott, sondern Gott hat als einziger einen ganz eigenen Artikel, den man im deutschen nicht wiedergeben kann. In der Bibel von Martin Buber wird Gott oft einfach nur ER genannt. Feministinnen stören sich daran und sagen: Als Gott den Mann schuf, übte Sie erst… oder: Trust in God, She will provide! Gott ist jenseits der geschöpflichen Aufspaltung in männlich und weiblich, es sind nur Bilder, wenn wir sagen: Gott ist wie ein fürsorgender Vater oder eine tröstende Mutter. Gott ist kein Mann, er hat keinen Bart und auch keinen Penis. Im Deutschen das Wort GOTT kommt aus der indo-germanischen (oder indo-arischen) Sprache und war ein Name für den höchsten Donnergott der Arier. Meister Eeckart, der Mystiker aus dem Mittelalter, sagte: Das hat Gott von den Menschen, dass er Gott heißt.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Achtung! Mit Himmel ist nicht der Wolkenhimmel oder nicht einmal das Weltall gemeint, und mit Erde nicht unser blauer Planet, sondern, wie es im großen Glaubensbekenntnis heißt: Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren und der sichtbaren Welt. Im Englischen unterscheidet man zwischen sky (der sichtbare Himmel) und heaven (das unsichtbare Reich Gottes). Gott schuf die unsichtbare Welt, das sind die himmlischen Geister, auch Engel genannt, die rein geistig sind, nicht körperlich, geschaffene Wesen, weder männlich noch weiblich. Und Gott schuf die sichtbare Welt, also das ganze materielle Universum, mit allen schwarzen Löchern, dunkler Materie, dunkler Energie, Galaxien und dem Planeten Erde. Materie heißt auf griechisch hyle, das bedeutet Holz. Zu sagen: Ich glaube nur an das, was ich sehen kann, ist dumm, denn nur materielle Dinge kann man sehen, geistige Wirklichkeiten kann man nicht sehen. Den Wind kann man ja auch nicht sehen. Und im hebräischen heißt Geist Ruach, das bedeutet auch Wind oder auch Atem. Und die Liebe deines Ehepartners kannst du auch nicht sehen.
Nur kurz erwähnen möchte ich den syrischen Theologen Dionysius Areopagita aus dem 5. Jahrhundert, man nennt ihn auch den „Vater der abendländischen Mystik“, er hat in seiner Schrift „von der himmlischen Hierarchie“ sehr genau die biblische Offenbarung über die Engel untersucht, das beste Buch über Engel, das es gibt. Er stellt die Engel zu neun „Chören“ zusammen:
Dionysius Areopagita teilte die neun Ordnungen der Engel in drei hierarchische Stufen ein:
Erste (oberste) Hierarchie
Throne
Seraphim
Cherubim
Zweite Hierarchie
Herrschaften
Mächte
Gewalten
Dritte Hierarchie
Fürstentümer
Erzengel
Engel
Die Throne sind Gott so nah, dass man sie fast Götter nennen kann. Die Seraphim und Cherubim werden mit sechs Flügeln dargestellt, Seraphim heißt „die Brennenden“ und sind die Engel der Liebe, Cherubim sind die Engel der Weisheit. Erzengel sind in der Bibel drei namentlich erwähnt: Michael (in Daniel, Offenbarung), Raphael (in Tobit) und Gabriel (in Daniel, Lukas). Die „Engel“ sind die Schutzengel jedes Menschen, aber Schutzengel heißen sie nicht, weil sie uns im Straßenverkehr schützen, sondern weil sie um unser ewiges Seelenheil besorgt sind.
Im 20. Jahrhundert entwickelte ein katholischer Priester, ein Jesuit, die Theorie vom Urknall. Big bang nannte man sie damals verspottend. Denn damals war das Argument gegen den Schöpferglauben der Christen, dass die Welt keinen Anfang habe. Big bang sagte nun: die Welt hat einen Anfang. Papst Pius XII war begeistert. Heute wird die big bang theory gegen den Schöpfer verwandt, indem man sagt: die Natur hat sich selbst erschaffen. Aber das ist dummes Zeug, etwas, das nicht existiert, kann sich nicht selbst erschaffen. Der Urknall muss eine Ursache haben, und die Ursache kann nur ein ewiges Wesen sein, das wir Gott nennen.
Es ist religionsgeschichtlich gar nicht so selbstverständlich, zu glauben, dass die Welt einen Anfang hat. Im Hinduismus gibt es drei höchste Götter: Brahma erschafft die Welt, Vishnu erhält die Welt und Shiva zerstört die Welt. Aber dann beginnt Brahma wieder zu schaffen und immer so weiter, das ist ein ewiger Zyklus, da gibt es eigentlich keinen absoluten Anfang.
Auch der große griechische Philosoph Aristoteles im 3. Jahrhundert vor Christus sagte: Die Materie ist ewig, sie war schon immer da. Später kam die Lehre des Aristoteles nach Arabien und arabische Philosophen behaupteten, die Materie sei ewig, die muslimischen Theologen sagten, das widerspricht dem Koran. Über Arabien kam Aristoteles ins europäische Mittelalter. Die katholische Philosophie des Mittelalters lehnte aber eine ewige Materie ab. Im 16. Jahrhundert behauptete dann wieder Giordano Bruno, die Materie sei ewig. Auf Giordano Bruno beruft sich heute die Giordano-Bruno-Stiftung, da tragen hübsche junge Mädchen T-Shirts, auf denen über den Brüsten steht: Es gibt keinen Gott…
Soweit zum ersten Vers… Nun zum zweiten Vers: 2 Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes.
Luther sagt: Die Erde war wüst und leer. Das heißt auf hebräisch Tohu-wa-bohu. Ihr wisst ja: die Stube des Dichters ist das reinste Tohuwabohu! Man darf es nicht als einen physikalischen Tatsachenbericht verstehen. Die Physik 2000 Jahre vor Christus war eine andere als 2000 Jahre nach Christus, und auch Mose war kein Augenzeuge. Wir würden heute vielleicht vom Chaos sprechen. Ihr kennt ja die Chaostheorie, die besagt, wenn die Hausfrau nicht täglich aufräumt, versinkt das Haus im Chaos. Näheres über die Chaostheorie erfragt bitte bei den Wissenschaftlern. Also: am Anfang war das Chaos.
Das hebräische wort Tohuwabohu leiten die feministischen Theologinnen vom babylonischen Wort Tiamat ab. Tiamat ist ein Begriff aus dem babylonischen Schöpfungsmythos. Die Theologen sagen, dass der biblische Schöpfungsbericht eine jüdische Umarbeitung des babylonischen Schöpfungsberichts ist. Übrigens hatten die Babylonier auch Mythen über das Paradies und die Sintflut. Im babylonischen Schöpfungsgedicht ist Tiamat die Muttergöttin des Urmeeres. Vom Himmel kommt Marduk, der Hauptgott der Babylonier, er war der Sohn des himmlischen Vaters Anu. Marduk durchbohrte mit einer Lanze den Leib der Muttergöttin Tiamat und tötete sie. Aus ihrem toten Leib, den er zerteilte, bildete er das Weltall. Die Augen wurden zu Sternen, die Brüste zu Bergen, die Haare zu Wolken, die Adern zu Flüssen usw. Aus dieser Muttergöttin des Urmeeres Tiamat soll nun also das hebräische Urchaos Tohuwabohu geworden sein. Die Hebräer waren aber Gentlemen: Die Mutter Tohuwabohu wurde nicht von Gott mit einer Lanze durchbohrt, sondern vom Heiligen Geist wie eine Taube ausgebrütet. Übrigens sagen die heidnischen Feministinnen, dass Tiamat ursprünglich die schöpferische Muttergöttin war in einer mutterrechtlichen Steinzeitgesellschaft. Dass sie von Marduk vergewaltigt wurde, weise auf einen gesellschaftlichen Wandel hin von einer mutterrechtlichen zu einer vaterrechtlichen Gesellschaft in Babylonien.
Vom Urchaos sprechen auch die alten Griechen, lange vor Sokrates lebte der Dichter-Philosoph Orpheus, der halb mythologisch und halb philosophisch dachte und die Entstehung des Kosmos aus dem Urchaos ableitete. Die Griechen stellten sich die Schöpfung auch so vor: Am Anfang tanzte die Göttin der Nacht mit dem Wind in Gestalt einer Schlange, und der Wind zeugte mit der Göttin das Welt-Ei. In dem Welt-Ei lebte der Liebesgott Eros. Aus dem Welt-Ei entwickelte sich der Kosmos.
Im 11. Jahrhundert schrieb auch die „deutsche Prophetin“ Hildegard von Bingen, dass Gott am Anfang einen Ur-Keim geschaffen habe, in dem die ganze Schöpfung schon gegenwärtig war, und es war in dem Urkeim auch die Intelligenz Gottes, die genau bestimmte, wann und wo und wie sich die einzelnen Gestalten des Kosmos entwickeln sollten. Mich erinnern das Welt-Ei des Orpheus und der Urkeim der heiligen Hildegard an den big bang, da ja auch ein Ball voller Energie geschaffen wird, in dem die ganze Energie des Universums steckt, die sich dann in Jahrmillionen der Evolution entfaltet. Nun war im Welt-Ei der göttliche Eros, im Urkeim der heiligen Hildegard war die göttliche Intelligenz. Und im zwanzigsten Jahrhundert sagte der Jesuit Pierre Teilhard de Chardin, dass Christus in der Evolution tätig sei, darum nannte er Christus auch den „Evolutionator“.
Die Bibel malt uns am Anfang des alten Testaments das Bild eine chaotischen Urmeeres mit der brütenden Taube des Heiligen Geistes darüber. Im Mittelalter theologisierte man ja in lateinischer Sprache. Und da heißen die „Meere“ auf lateinisch „maria“. Bei dem Bild von Maria und dem befruchtenden Heiligen Geist über ihr dachten die Theologen an die Menschwerdung Jesu. Sie sahen hier schon prophezeit, dass der Heilige Geist Maria überschatten und in ihrem Schoß den Menschen Jesus zeugen wird. Sie sahen im Anfang des Alten Testaments schon den Anfang des Neuen Testaments. Sie sahen in der Schöpfung des Kosmos schon Jesus, den Anbeginn des Gottmenschentums, wie Paulus sagt: Wer in Christus ist, der ist eine Neue Kreatur.
Der Geist Gottes schwebt über dem Wasser. Als Jesus bei seiner Taufe aus dem Wasser des Jordan steigt, schwebt der Geist wie eine Taube auf ihn herab. So können wir uns hier den Geist wie eine Taube vorstellen, die über dem Wasser schwebt, die das Chaos ausbrütet. Wie bekannt ist der heilige Geist im Hebräischen weiblich, die Ruach ha-kadosch. Auch im Syrischen. Es gibt ein apokryphes Evangelium, ich meine, es ist das Hebräer-Evangelium, da Jesus die Ruach seine Mutter nennt. Im Griechischen heißt es das pneuma, im lateinischen der spiritus sanctus, im Deutschen der Heilige Geist. Allerdings versuchen die Frauen des evangelischen Feminismus die Weiblichkeit der Ruach durch Worte wie die heilige Geistkraft oder die heilige Geistin zu erhalten. Ich hörte selbst evangelische Frauen zur heiligen Geistin beten. Selbstverständlich ist der Heilige Geist als Gott weder weiblich noch männlich. Es gibt aber auch keinen Grund für konservative Katholiken auf der Vaterschaft des Heiligen Geistes zu bestehen, da Ruach im Hebräischen nun einmal feminin ist. Der Geist ist eben göttlich, rein geistig, wird in der Bibel mit Wind, Wasser und Feuer verglichen.
Wir sehen also, wie der Heilige Geist über dem Urchaos schwebt als geistiges Wesen und einen geordneten Kosmos hervorbringt. Es ist die geistige Kraft Gottes, die aus dem Chaos der Urmaterie einen schönen Kosmos formt. Das griechische Wort Kosmos für Welt oder Weltall bedeutet Schmuck. Es ist mit dem Wort Kosmetik verwandt. Die Griechen fanden eben das Weltall schön. Dass der Heilige Geist Chaos in Schönheit verwandelt, das kann man auch im spirituellen Leben feststellen. Wo der Heilige Geist in einer Seele wirkt, da wird aus dem Chaos von Gedanken und Gefühlen mehr und mehr die Schönheit eines heiligen Lebens.
Die Griechen dachten sich den Kosmos als einen großen Körper. Der Kosmos war der Makrokosmos und der Mensch war der Mikrokosmos. Und wie im Menschen der Körper durch eine Seele lebendig ist, so dachten die Griechen, dass auch der Kosmos eine belebende Seele habe, die sogenannte Weltseele. Die Kirchenväter im 4. Jahrhundert hielten sehr viel von den griechischen Philosophen, besonders von Platon. Sie sagten: Die Idee einer Weltseele ist ein interessanter Gedanke, aber er findet sich nicht in der Bibel. Einige versuchten, in der Weltseele den Heiligen Geist zu sehen.
Goethe lässt seinen Doktor Faust das suchen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Faust findet es nicht und schließt einen Pakt mit dem Teufel. Die Antwort findet sich aber in einem Kirchenlied aus dem Altertum, darin es heißt: Was die Welt im Innersten zusammenhält, das ist die Liebe Gottes. Es gibt auch eine moderne Variante, die stammte vom Sozialdemokraten Gerhard Schröder, der sagte: was die Welt im Innersten zusammenhält, das ist die westliche Demokratie.
Die Weltseele ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Weltgeist, dem Hauptbegriff der Philosophie des deutschen Philosophen Hegel aus dem 19. Jahrhundert. Er hat in seiner Jugend in Tübingen evangelische Theologie studiert. Er sagte: am Anfang war Gott der absolute Geist. Dann aber ist Gott das Gegenteil geworden, nämlich die Welt. Nun muss Gott aus der Welt erlöst werden und wieder Gott werden, aber auch weiterhin die Welt umfassen. Und Gott und Welt müssen zum vollkommenen Wesen werden, zum Weltgeist. Das geschieht durch den denkenden Menschen, in der Kunst, in der Religion und am besten in der Philosophie. Spötter sagen: Gott und Welt sind zum Weltgeist geworden in dem Kopf des Philosophen Hegel.
Nun, heute sagen viele: Ich finde Gott in der Natur. Und andere sagen: Für mich ist Gott die Welt. Oder: was für dich Gott ist, das ist für mich die Natur. Das bleibt alles innerweltlich. Christen sagen dann gerne, sie glauben an einen überweltlichen Gott, der nicht mit der Wet identisch ist. Innerweltlich nennt man „Immanenz“ und überweltlich nennt man „Transzendenz“. Und viele Christen glauben an einen Gott, der nur Transzendenz ist. Aber Gott ist sowohl über der Welt, als auch in der Welt. Gottes Transzendenz, sagt der katholische Katechismus, ist Gottes Vaterschaft, und Gottes Immanenz, das ist Gottes Mutterschaft. Die heilige Hildegard von Bingen sah im Innern der Natur die göttliche Liebe wirksam.
Nun, wir haben Gottvater als Schöpfer kennengelernt. Wir haben erfahren, dass er durch sein WORT schafft, also Gott-Sohn, und wir sahen den Heiligen Geist wirksam. Vom Neuen Testament erleuchtet, sehen wir in den ersten zwei Versen der Genesis den Schöpfungat der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Der lateinische Hymnus Veni Creator Spiritus, von dem katholischen Mönch Hrabanus Maurus, dem Lehrer Germaniens aus dem 9. Jahrhundert, Deutsch von Luther:
1. Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
besuch das Herz der Menschen dein,
mit Gnaden sie füll, denn du weißt,
daß sie dein Geschöpfe sein.
2. Denn du bist der Tröster genannt,
des Allerhöchsten Gabe teu’r,
ein geistlich Salb an uns gewandt,
ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r.
4. Du bist mit Gaben siebenfalt
der Finger an Gotts rechter Hand;
des Vaters Wort gibst du gar bald
mit Zungen in alle Land.
3. Zünd uns ein Licht an im Verstand,
gib uns ins Herz der Lieb Inbrunst,
das schwach Fleisch in uns, dir bekannt,
erhalt fest dein Kraft und Gunst.
5. Des Feindes List treib von uns fern,
den Fried schaff bei uns deine Gnad,
daß wir deim Leiten folgen gern
und meiden der Seelen Schad.
6. Lehr uns den Vater kennen wohl,
dazu Jesus Christ, seinen Sohn,
daß wir des Glaubens werden voll,
dich, beider Geist, zu verstehn.
7. Gott Vater sei Lob und dem Sohn,
der von den Toten auferstand;
dem Tröster sei dasselb getan
in Ewigkeit alle Stund.
Gesang der Geister über den Wassern
Johann Wolfgang von Goethe
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.
Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
3 Da sprach Gott: »Licht soll entstehen!«, und sogleich strahlte Licht auf. 4 Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht von der Dunkelheit 5 und nannte das Licht »Tag« und die Dunkelheit »Nacht«. Es wurde Abend und wieder Morgen: Der erste Tag war vergangen.
Es werde Licht! Das heißt auf hebräisch: Jhehi Or! Auf Latein heißt es: Fiat lux! Fiat heißt: es werde, fiat ist hier nicht die italienische Automarke. Fiat Lux, das Neue Testament beginnt auch mit einem Fiat: Fiat mihi, sagt Maria zum Engel, mir geschehe, mir geschehe nach deinem Wort. Damit begann die Menschwerdung Gottes in Jesus. In meiner Kindheit pflegten wir zu sagen: Gott sprach, es werde Licht, doch Osram brannte nicht.
Wenn ihr das ganze Kapitel im Kopf hat, seht ihr, das erst das Licht, und Tage später erst Sonne, Mond und Sterne geschaffen wurden. In einem Roman des großen russischen Schriftstellers Dostojewski wundert sich jemand darüber. Ich wunderte mich auch länger darüber. Mir sagte aber ein Doktor der Physik, dass in der Evolution das Licht eher da war als die Planeten und Sterne. Was aber Licht ist, sagte er, kann man nicht genau sagen. Nur wenn man Licht messen will, verhält es sich manchmal wie Wellen und manchmal wie Teilchen. Darüber mögen euch die Wissenschaftler mehr sagen.
Wir sehen hier, wie Gott schafft: er spricht: es werde – und es wird. Er schafft durch Sprache. Er schafft durch sein Wort. Man kann auch sagen: Gott RUFT die Dinge aus dem Nichts ins Sein. Und so auch unsere Seelen sind im Augenblick unserer Empfängnis von Gott aus dem Nichts ins Sin gerufen. Gott hat dich gerufen. Ja, das ist unsere allererste Berufung: zu leben!
Dass Gott durch sein WORT schafft, ist speziell jüdisch und christlich. Es erinnert uns an den Anfang des Johannes-Evangeliums, dem Wort vom Logos, dem Wort Gottes, das ist Christus. Es gab allerdings auch in vorchristlicher Zeit eine Wort-Theologie im alten Ägypten, in Memphis, da man davon sprach, dass der Gott die Welt durch sein Wort geschaffen hat. Vielleicht hat Moses das in Ägypten gelernt, als die Tochter des Pharao ihn großzog.
Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass die Schöpfungsmythen der heidnischen Völker des Altertums von Schöpfung durch Gebären und Zeugen der Götter und Göttinnen reden. In der Zeit, da man in Ägypten an den einzigen Sonnengott glaubte, sprach man davon, dass Amun onanierte, und aus seinem Samenerguss ward die Welt. Aber eine Welt, die aus dem Samen eines Gottes ist oder von einer Göttin geboren wurde, die ist natürlich göttlich. Dagegen in der Bibel die Schöpfung durch einen Willensakt Gottes, da ist die Welt nicht göttlich, sondern Geschöpf, Heutzutage glauben aber wieder immer mehr Menschen an die Göttlichkeit der Welt, sie beten zu Mutter Natur oder Mutter Erde, oder sie beten zur Sonne.
Es entstand im ersten Jahrhundert nach Christus die griechische Philosophie von Plotin, die heutzutage in der Esoterik aufgegriffen wird. Bei Plotin bringt der höchste Gott den Geist hervor, der Geist fließt aus Gott hervor. Das nennt man Emanation, Ausfluss. Der Geist ist Ausfluss Gottes. Dann kommt die Weltseele als Ausfluss des Geistes. Dann kommen die Seelen der Menschen und die Natur als Ausfluss der Weltseele. Und so ist für die Esoteriker alles göttlich, sie beten zum Universum, sie beschwören die kosmische Energie und sie halten ihr Ich für ein Stück von Gott.
In Indien hat der Schöpfergott Brahma die Welt geschaffen, indem er die heilige Ursilbe Om sang. Darum besteht die ganze Welt aus Om. Oder andere sagen: Gott Brahma schuf die Welt, indem er das heilige Saitenspiel, die Vina, spielte. Oder andere sagen, dass der Gott Krishna die Welt schuf, indem er Flöte spielte. Können wir das denken, dass Gott die Welt schuf, indem er sein Amen aussprach? Oder hat Gott vielleicht die Welt geschaffen durch sein Saitenspiel, die Harfe?
Ich kam darauf, als ich etwas über die strings-theory hörte. Mir erklärte ein Doktor der Physik die so: „In höheren Dimensionen als denen, die wir sehen und wahrnehmen können, schwingt etwas mal auf die Art und mal auf jene Art. Das was schwingt, wird Strings genannt (also wie Saiten eines Musikinstrumentes). In neueren Theorien wird das, was schwingt, Membrane genannt (also wie Membrane einer Trommel). Die Auswirkungen der Schwingungen der Membrane oder Saiten in höheren Dimensionen auf unsere wahrnehmbare Welt manifestiert sich in unserem Universum als Masse, Energie, Bewegungen, eben alles was überhaupt existiert. Soweit die Beschreibung für Laien aus naturwissenschaftlicher Sicht. Theologische Schlussfolgerungen überlasse ich nun deiner Phantasie!“
Nun, meine Phantasie stellt sich den Herrn Zebaoth mit einer Harfe vor, der die Saiten zum Schwingen bringt, und diese Schwingungen schwingen in den höheren Dimensionen und werden im materiellen Kosmos zu Materie und Energie.
Wir sehen, dass Gott am Anfang des Alten Testaments sich ausspricht und so die Schöpfung schafft. Am Anfang des Neuen Testaments spricht Gott sich aus und sein Wort wird Mensch in Jesus. Die Schöpfung ist ein Wort Gottes und Jesus ist ein Wort Gottes. Auch die Schöpfung, die Natur und die Menschheit, ist eine Selbstoffenbarung Gottes. Paulus sagt im Römerbrief: In der Schönheit der Schöpfung können wir wie im Spiegel die Schönheit des Schöpfers erkennen. Nun, Priester und Mönche reden dann gerne von den Bergen, dem Meer, dem Sonnenuntergang. Der Dichter erkennt in der Schönheit der Frauen, wie schön erst Gott sein muss. Und die Frau denkt vielleicht an Blumen und Vogelgesang.
Gott schuf am ersten Tag das Licht und machte Tag und Nacht und sah, dass es gut war. Gott arbeitet sechs Tage, am siebten Tag ruhte er. An jedem Tag heißt es: und es war gut. Die Bibel sagt uns, dass die Schöpfung gut ist. Gott ist gut, die Schöpfung ist gut. Der Mensch ist gut.
Fundamentalistische Evangelikale verstehen die sechs Tage der Schöpfung als Tage in unserem Sinn von 24 Stunden. Papst Benedikt deutete die Angabe von sechs Tagen so, dass die Schöpfung in den Dimensionen der Zeit geschah, das können auch Jahrmillionen sein. Wir sind hier am ersten Tag. das ist unser Sonntag. Die Juden geben den Tagen der Woche keine Namen, sondern nummerieren sie einfach nur durch. Achtung, der Sonntag ist nicht der letzte, sondern der erste Tag der Woche. Der Samstag ist der letzte Tag, der Ruhetag, der Sabbat. Nach der Auferstehung Jesu haben die Christen den Sonntag zum Tag des Herrn erklärt, um die Auferstehung Christi zu feiern. In den europäischen Sprachen sind die Tage nach heidnischen Göttern benannt. Sonntag die Sonne, Montag der Mond, Dienstag Tyr (oder Mars in marsdi), Mittwoch Merkur (mercredi), Donnerstag Donar oder Jupiter, Freitag Freyja oder Venus, Samstag Saturn.
Dass die Schöpfung gut geschaffen ist, dass auch der Mensch gut geschaffen ist, dieser Gedanke ist nicht selbstverständlich. Die alten chinesischen Philosophen stritten sich darüber, ob der Mensch von Natur gut oder böse sei. Luther und der Pietismus sagen, dass der Mensch durch die Sünde ganz und gar verdorben sei. Die Katholiken sagen, der Mensch sei gut, habe aber seit dem Sündenfall eine Neigung zur Sünde. Die griechischen Philosophen hielten nur den Geist für göttlich, das Materielle verachteten sie. Platon sagt: der Körper ist nur der Sarg der Seele. Unsterblich ist nur die Seele. Darum spotteten die Athener über Paulus, als er von der leiblichen Auferstehung sprach. Zur Zeit des Urchristentums war ja die Gnosis stark, die lehnten Welt, Materie, Natur, Leib alles ab. Es war die Folge eines himmlischen Sündenfalls, dass so etwas wie Materie und Körper entstanden sei. Sie nannten den Schöpfer, den Gott Israels, einen bösen Gott, ganz verschieden dagegen sei der Vater Jesu. Die Kirche dagegen hielt daran fest, dass der Gott Israels, der Schöpfergott, der Vater Jesu ist und absolut gut ist.
Ich hörte einmal eine Diskussion zwischen zwei Wissenschaftlern, beide Professoren, über Gott und die Schöpfung. Der eine war ein evangelikaler Christ, der andere ein Atheist. Der Christ sagte, die Schönheit, Herrlichkeit und Ordnung des Kosmos sei für ihn nur erklärbar durch einen intelligenten schöpfer. Der Atheist sagte: Die Welt ist durch Zufall entstanden, da brauche es keinen Gott, und wenn man sich schon die Welt ansehe und auf einen Gott schließen möchte, so „verweist das namenlose Tierleiden auf den bösen Gott der Gnosis“.
6 Und Gott befahl: »Im Wasser soll sich ein Gewölbe bilden, das die Wassermassen voneinander trennt!« 7 So geschah es: Er machte ein Gewölbe und trennte damit das Wasser darüber von dem Wasser, das die Erde bedeckte. 8 Das Gewölbe nannte er »Himmel«. Es wurde Abend und wieder Morgen: Der zweite Tag war vergangen.
Wir sind am zweiten Tag der Schöpfung. Gott schafft das Himmelsgewölbe, Luther nennt es eine Feste, es ist das Firmament gemeint. Es ist natürlich keine moderne Astrophysik, sondern antike Kosmologie. Die Erde dachte man sich auf Fundamenten oder Säulen fest gebaut. Die Inder meinten, die Erde ruhe auf dem Panzer einer Riesenschildkröte. Über der Erde war der Himmel wie eine Kuppel aufgehängt, an der die Sterne angebracht waren. Man darf von Moses nicht erwarten, dass er eine Kosmologie wie Stephen Hawkins liefert.
Dass die unteren Wasser das Meer bilden und über dem Firmament sich die oberen Wasser sammeln, das finden wir wieder in der Sintfluterzählung. Dort werden die „Schleusen des Himmels“ geöffnet und die Quellen der Erde aufgetan. Vielleicht sind die Wasser über dem Himmelsgewölbe auch einfach nur Erklärung für den Ursprung des Regens.
Die antike Kosmologie findet man noch im 13. Jahrhundert bei dem großen italienischn Dichter Dante in seiner Göttlichen Komödie. Über der Erde hingen die sieben Sphären der sieben Planeten, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Die Venus-Sphäre des Himmels war bei Dante die Sphäre, wo sich die Liebenden versammelten. Über den sieben Planetensphären hing dann als achte Sphäre der Fixsternhimmel. Über dem Fixsternhimmel bewand sich als neunte und höchste Sphäre das sogenannte Empyreum, das Reich, wo Gott thronte.
Im zweiten Korintherbrief berichtet Paulus, wie er einmal in den „dritten Himmel“ entrückt worden ist, wo sich das Paradies befindet. In dieser Vorstellung ist der blaue oder bewölkte Himmel der erste Himmel, das Sternenall der zweite Himmel, und darüber im dritten Himmel befindet sich das Paradies.
Am Ende der Evangelien wird Jesu „Himmelfahrt“ geschildert. Lukas verwandte ein literarisches Vorbild. Denn in der römischen Antike war ein sehr populärer Geschichtsschreiber, Livius. Der schilderte den Tod des Romulus, des Gründers Roms, genauso, wie später Lukas die Himmelfahrt Jesu. Man stellt sich Jesus vor, wie er von einer Wolke in den Himmel getragen wird. Papst Benedikt sagte einmal, die Himmelfahrt Jesu sei nicht wie der Start einer Rakete zu den Sternen. Die „Wolke“ ist in der Bibel ein Symbol für die unsichtbare Gegenwart Gottes. Jesus ward unsichtbar. Er ging ein in die unsichtbare Allgegenwart Gottes.
Moderne Theologen nennen den „Himmel“ auch gerne mit sehr modernen Worten die „Raum-Zeit-Freiheit“. Der Himmel, wo Gott thront und das Paradies ist, ist eben nicht im Sternenhimmel, überhaupt in keinem Weltraum, er ist überhaupt kein „Raum“, der Himmel ist jenseits von Raum und Zeit. Darum können wir uns den Himmel auch nicht vorstellen, weil unser Denken und unsere Vorstellungskraft an Raum und Zeit gebunden sind. Zeitlosigkeit, Ewigkeit, können wir uns gar nicht vorstellen.
Der Himmel ist die unsichtbare Allgegenwart Gottes. Wo ist der Himmel? Überall, weil Gott überall ist. Und so denke ich mir auch, dass die Toten, die in Gott sind, auch überall sind, und damit eben auch mitten unter uns, nur unsichtbar, körperlos.
So ist der Himmel also kein Ort, sondern eine Person. Der Himmel, das ist Gott. Papst Franziskus sagte: Der Himmel ist kein verwunschener Garten, sondern eine Umarmung Jesu. - - Ein verwunschener Garten ist der Traum der Muslime, und Hand aufs Herz, viele Christen träumen sich auch nur ein muslimisches Paradies. Aber der Himmel, das heißt, in Gott zu sein, und zwar in dem dreieinigen Gott. Im Heiligen Geist werden wir hineingenommen in die Liebe zwischen Gottvater und Gottsohn, und werden, wie Petrus sagt, Anteil haben am Wesen Gottes.
An jedem der sechs Tage der Schöpfung heißt es: Und es war gut. Am sechsten Tag, da der Mensch geschaffen wurde, heißt es sogar: es war sehr gut. Aber wer genau hinschaut, merkt, dass der Satz am zweiten Tag fehlt. Als Gott das Firmament geschaffen hat, heißt es nicht, es war gut. Es heißt auch nicht, dass es schlecht war. Vielleicht ist der Satz einfach vergessen worden. Ein amerikanischer Jesuit, Lehrer des Alten Testaments, sagte: Dass es am Montag nichz heißt, dass es gut war, zeigt, dass der liebe Gott am Montag auch nicht gern zur Arbeit geht…
In Frankreich im zwanzigsten Jahrhundert lebte eine Christin, sie war eine gute Klavierspielerin und tanzte auch gerne, aber dann rief sie Jesus in ein Kloster, wo die Frauen ganz dem Gebet lebten. Ihr Name war: Elisabeth von der Dreifaltigkeit. Sie sagte: Wer Jesus liebt, der hat den Himmel in seinem Herzen. - Du entscheidest also selbst, ob dein Herz dem Himmel oder der Hölle gleicht.
Ein anderer Heiliger sagte: Wer Gott liebt, in dessen Herzen ist immer Frühling.
Ein Philosoph, ich habe aber vergessen ob es Aristoteles oder Immanuel Kant war, sagte: wenn ich an Gott glauben will, dann staune ich den Sternenhimmel an. Das beweist mir die Existenz Gottes: das Firmament und das Gewissen im Menschen.
Dritter Tag:
9 Dann sprach Gott: »Die Wassermassen auf der Erde sollen zusammenfließen, damit das Land zum Vorschein kommt!« So geschah es. 10 Gott nannte das trockene Land »Erde« und das Wasser »Meer«. Was er sah, gefiel ihm, denn es war gut.
Meer heißt auf hebräisch yam und Erde heißt adama. Aus Adama (Erde) wird Adam (Mensch) abgeleitet. Das yam (Meer) findet sich in Mirjam. Mirjam war der Name der Schwester von Mose und Aaron. Mirjam ist auch der ursprüngliche Name der Jungfrau Maria. Maria ist die griechische Form von Mirjam. Die Araber sagen Maryam. Maryam ist die einzige Frau im Koran, die namentlich erwähnt wird. Allerdings ist es etwas dumm im Koran, dass Mohammed Maryam, die Mutter des Messias, auch Schwester Aaarons nennt. Da hat er wohl im Eifer was verwechselt. Mirjam wird gedeutet als erleuchtetes Meer oder als Meerestropfen oder als Meeresstern.
Die Juden waren Hirten und Bauern, keine Seefahrer. Ihnen war das Meer immer fremd und etwas ungeheuer. So steht Meer meistens für Chaos und Nacht. In der Johannes-Offenbarung heißt es: Und es wird kein Meer mehr im Himmel sein. Das heißt, im Himmel gibt es kein Chaos. An der Meeresküste lebten die Philister, die Feinde Israels, die waren Heiden und waren Seefahrer, das machte das Meer für die Juden verdächtig. Die Philister beteten zum fischgestaltigen Meeresgott Dagon. Sie waren es auch, die den Kult der schaumgeborenen Venus nach Griechenland brachten.
In der modernen Psychologie nennt man „ozeanische Seelen“ solche Seelen, die sich sehnen nach dem Großen Ganzen, nach dem All-Einen, die möchten verschmelzen mit der Natur, dem Universum oder Gott. Wenn ihr Leben gelingt, werden sie Mystiker, ansonsten besteht auch die Gefahr, dass sie Alkoholiker werden und sich nach einer Kiste Bier eins mit allem fühlen.
Papst Benedikt in seinem Lehrschreiben über die Hoffnung beschrieb die Ewigkeit als einen Ozean der Liebe. Das gefällt mir sehr. Ich liebe es auch, mir Gott als einen Ozean der Liebe vorzustellen. Aber ich bin ja auch erstens an der Meeresküste geboren und zweitens eine ozeanische Seele.
Gott also schuf das Meer, es gefiel ihm, und es war gut. Und der moderne Mensch in seiner Gottlosigkeit? Er fischt die Meere leer, er rottet die Wale aus und kippt ins Meer sein Plastik und seine giftige Chemie. Eine jüdische Dichterin schrieb: Und das Meer wird es wehklagen Gott!
Ich erzähle euch von den Auffassungen der Heiden des Altertums. Warum? Weil diese Auffassungen heute wiederkommen. Wo sich die Menschen und Völker von Christus abwenden, da kommen die alten Göttter wieder. Aber es ist doch ein Unterschied: dass die Alten an die Götter glaubten, nun, sie wussten es nicht besser. Aber die heutigen Heiden verwerfen die Wahrheit in Christus.
In den meisten heidnischen Kulturen des Altertums glaubten sie an einen Vater Himmel und eine Mutter Erde. Dieses Götterpaar brachte durch ihre Befruchtung (durch den Regen) und Empfängnis die Fruchtbarkeit der Erde hervor. Man nannte es Hieros Gamos, d.h. Heilige Hochzeit. Diese heilige Hochzeit musste beschworen werden durch Sexual-Magie. Darum gab es in den Tempeln die Hierodulen, d.h. die Heiligen Mägde der Götter, die Bibel nennt sie Huren. Die Männer zahlten für sie und schliefen mit ihnen, und dadurch sollte das Götterpaar angeregt werden, sich auch zu vereinigen. Das nennt man Tempelprostitution. Die Propheten wettern viel gegen diese Hurerei. Es gab solche Heiligen Mägde noch im 20. Jahrhundert in Indien.
Vater Himmel und Mutter Erde findet man auch in einem Gedicht des deutschen Romantikers Eichendorf.
Joseph von Eichendorff, "Mondnacht" (1837)
Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Mutter Erde als heidnische Muttergöttin gab es auch bei den Deutschen, besonders an der Ostseeküste, aber auch die Friesen verehrten sie. Der Name der Göttin war Hertha, d.h. Erde. Ihr römischer Name war Nerthus. Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb in seinem Buch Germania über den Kult dieser Göttin, er berichtet über die germanischen Stämme an der Ostseeküste...
"... daß sie gemeinsam die Nerthus - das ist die Mutter Erde - verehren und glauben, sie nehme an dem Leben der Menschen teil und komme zu den Stämmen gefahren. Auf einer Insel im Ozean steht ein heiliger Hain, und in ihm befindet sich, mit einem Tuche zugedeckt, ein geweihter Wagen; nur der Priester darf ihn berühren. Er merkt es, wenn sich die Göttin in dem Heiligtum eingefunden hat, und geleitet sie unter vielen Ehrenbezeugungen, wenn sie - von Kühen gezogen - durch das Land fährt. Dann gibt es Freudentage, und festlich geschmückt sind alle Stätten, die die Göttin ihres Besuches und ihres Aufenthaltes würdigt. Man zieht dann nicht in den Krieg, ergreift die Waffen nicht, sicher verwahrt liegt alles Eisen. Frieden und Ruhe kennt und liebt man freilich nur dann und nur so lange, bis derselbe Priester die Göttin, die des Umgangs mit den Sterblichen müde geworden ist, ihrem heiligen Bezirk wieder zurückgibt. Dann werden Wagen und Decke und, wenn man dem Glauben schenken will, die Gottheit selbst in einem versteckt gelegenen See abgewaschen. Hilfsdienste leisten dabei Sklaven, die alsbald derselbe See verschlingt. Ein geheimer Schauder umgibt daher den Brauch und eine heilige Scheu, zu erkunden, was das wohl sein mag, was nur Todgeweihte zu Gesicht bekommen..."
Tacitus, Germania
Die Griechen nannten die Erde auch eine Muttergöttin, sie nannten sie Gaia, ihr Partner war Uranos, der Vater Himmel. Die Mutter Erde oder Gaia als Göttin anzubeten, das kommt heute in der Esoterik wieder. In allen möglichen heidnischen Ritualen wird Gaia verehrt und angebetet. Man betet zu Gaia als einem lebendigen Organismus. Man glaubt an Mutter Natur. Das gefällt auch der modernen Ökologie-Bewegung gut, wo ja überhaupt die grüne Politik eine intensive Verbindung mit der Esoterik eingeht.
Im (biblischen) Buch der Weisheit, einer griechischen Spätschrift zum Alten Testament, wird über die Anbetung der Natur schon gesprochen:
13, 1 Es waren von Natur alle Menschen nichtig, denen die Gotteserkenntnis fehlte und die an den sichtbaren Gütern den, der da ist, nicht erkennen konnten. Sie haben auch nicht erkannt, wer der Werkmeister ist, obwohl sie seine Werke sahen, 2 sondern sie hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, die Sterne, mächtige Wasser oder die Lichter am Himmel für Götter und Wächter der Welt. 3 Wenn sie aber an ihrer Schönheit sich freuten und sie darum für Götter hielten, hätten sie auch erkennen sollen, um wie viel herrlicher als diese der Herr ist. Denn er, der aller Schönheit Meister ist, hat sie alle geschaffen. 4 Wenn sie aber schon über deren Macht und Kraft staunten, hätten sie merken sollen, um wie viel mächtiger der ist, der das alles bereitet hat. 5 Denn es wird an der Größe und Schönheit der Geschöpfe ihr Schöpfer wie in einem Bild erkannt. 6 Trotzdem sind sie nicht zu sehr zu tadeln; denn sie irren vielleicht und suchen doch Gott und hätten ihn gern gefunden. 7 Denn sie gehen zwar mit seinen Werken um und erforschen sie, aber sie lassen sich durch das, was vor Augen ist, gefangen nehmen, weil so schön ist, was man sieht. 8 Doch sind sie damit nicht entschuldigt. 9 Denn wenn sie so viel zu erkennen vermochten, dass sie die Welt erforschen konnten, warum haben sie dann nicht viel eher den Herrn über das alles gefunden?
Nun muss ich euch aus der aktuellen katholischen Welt berichten. Es geht um Pachamama, das ist die Mutter Erde bei den südamerikanischen Indianern. 2017 versammelte Papst Franziskus Bischöfe der Welt in Rom, sie sollten diskutieren über die Situation im Amazonas-Gebiet. Es kamen auch Indianer nach Rom, nackt bis auf den Lendenschurz, mit Federschmuck. Die Indianer brachten eine Statue der Pachamama mit: eine junge, nackte, schwangere Frau, die Erdgöttin. Sie trafen sich in den Vatikanischen Gärten mit Franziskus, standen im Kreis um die Statue, warfen sich zur Erde nieder und beteten Pachamama an. Die Statue wurden in einer Kirche aufbewahrt. Zwei konservative Katholiken aus den USA raubten das Götzenbild aus der Kirche und warfen es in den Tiber. Anschließend entschuldigte sich Franziskus dafür bei den Indianern. Die Statue kam auf den Papstaltar im Petersdom und stand während der Bischofsversammlung vor dem Papst. Die Papstanhänger sagten: Die christlichen Indianer beten Pachama nicht als Göttin an, sondern verehren Mutter Erde als Gabe Gottes. Die Papstkritiker beschuldigten ihn des Götzendienstes. Der Vatikan gab dann noch eine Gedenkmünze mit dem Bild Pachamamas heraus. Die Italienische Bischofskonferenz gab ein Gebet zu Pachamama heraus.
GEBET AN PACHAMAMA
VON DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ VERÖFFENTLICHT
Pachamama von diesen Orten,
trinke und esse dieses Opfer nach Belieben,
damit diese Erde fruchtbar wird.
Pachamama, gute Mutter, sei günstig! Sei günstig!
Stelle sicher, dass die Ochsen gut laufen
und nicht müde werden.
Stelle sicher, dass der Samen gut sprießt,
dass ihm nichts Schlimmes passiert,
dass die Kälte ihn nicht zerstört,
dass er gutes Essen produziert.
Wir bitten dich darum: Gib uns alles.
Sei günstig! Sei günstig!
Nun, das ist eben der Unterschied, ob man mit Moses glaubt, dass der Herr allein Gott ist und ist der Schöpfer von Himmel, Meer und Erde, oder ob die Erde, die Natur eine Muttergöttin ist. Hier noch als Beispiele zwei griechische Hymnen aus dem 6. Jahrhundert vor Christus, eine an die Meeresgöttin und eine an die Erdgöttin (von mir aus dem Englischen übersetzt):
AN DAS MEER
Zum Opfer von Weihrauch und Manna.
Tethys, die ich anrufe, versteckte sich mit leuchtenden Augen in einem Schleier, der vor den Augen der Menschen verborgen war.
Die Kaiserin des Großen Ozeans, die durch die Tiefe wandert und mit sanften Stürmen die Erde fegt;
Deren gesegnete Wellen in schneller Folge gehen und das felsige Ufer mit endlosem Fluss peitschen:
Freude des Meeres, ruhig zu spielen, Freude an jubelnden Schiffen und auf dem Wasserweg.
Mutter der Venus und der dunklen Wolken, große Amme der Tiere und reine Quelle der Brunnen.
O ehrwürdige Göttin, höre mein Gebet und mache mein Leben schön durch deine Fürsorge.
Sende, gesegnete Königin, eine gute Brise den Schiffen und bringe sie sicher über die stürmische See.
AN DIE ERDE
Zum Opfer von allen Arten von Samen, außer Bohnen und Aromen.
O Göttin Erde, von Göttern und Menschen die Quelle, die mit fruchtbarer, alles zerstörender Kraft ausgestattet ist;
All-Mutter, deren fruchtbare Kräfte einen Vorrat an schönen Früchten und Blumen hervorbringt.
Allmächtige Jungfrau, die starke Basis der ewigen Welt, unsterblich, gesegnet, mit jeder Gnade gekrönt;
Aus deren weitem Mutterleib, wie aus einer endlosen Wurzel, Früchte kommen, vielgestaltige, reife und dankbare Triebe.
Tief im Busen gesegnet mit grasbewachsenen Ebenen, süß von Geruch nach den heftigen Regenfällen.
Blühende Dämonin, Zentrum der Welt, um deine Kugel die schönen Sterne werden mit schnellem Wirbel geschleudert, ewig und göttlich, deren Formen mit unvergleichlichem Geschick und Weisheit leuchten.
Komm, gesegnete Göttin, höre auf mein Gebet und mache die Zunahme der Früchte zu deiner ständigen Sorge.
Mit den fruchtbaren Jahreszeiten in deinem Gefolge nähere dich und mit günstigem Verstand höre deine Bittsteller.
11 Und Gott sprach: »Auf der Erde soll es grünen und blühen: Alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen wachsen und ihre Samen und Früchte tragen!« So geschah es. 12 Die Erde brachte Pflanzen und Bäume in ihrer ganzen Vielfalt hervor. Wieder sah er sich an, was er geschaffen hatte: Es war gut. 13 Es wurde Abend und wieder Morgen: Der dritte Tag war vergangen.
Der deutsche Dichter der Romantik, Novalis, dichtete über das Werden der Natur im Frühling:
Es färbte sich die Wiese grün
Und um die Hecken sah ich blühn,
Tagtäglich sah ich neue Kräuter,
Mild war die Luft, der Himmel heiter.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Und immer dunkler ward der Wald
Auch bunter Sänger Aufenthalt,
Es drang mir bald auf allen Wegen
Ihr Klang in süßen Duft entgegen.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Es quoll und trieb nun überall
Mit Leben, Farben, Duft und Schall,
Sie schienen gern sich zu vereinen,
Dass alles möchte lieblich scheinen.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
So dacht ich: ist ein Geist erwacht,
Der alles so lebendig macht
Und der mit tausend schönen Waren
Und Blüten sich will offenbaren?
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Vielleicht beginnt ein neues Reich
Der lockre Staub wird zum Gesträuch
Der Baum nimmt tierische Gebärden
Das Tier soll gar zum Menschen werden.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Wie ich so stand und bei mir sann,
Ein mächtger Trieb in mir begann.
Ein freundlich Mädchen kam gegangen
Und nahm mir jeden Sinn gefangen.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Sie ging vorbei, ich grüßte sie,
Sie dankte, das vergess ich nie.
Ich musste ihre Hand erfassen
Und Sie schien gern sie mir zu lassen.
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
Uns barg der Wald vor Sonnenschein
Das ist der Frühling fiel mir ein.
Kurzum, ich sah, daß jetzt auf Erden
Die Menschen sollten Götter werden.
Nun wußt ich wohl, wie mir geschah,
Und wie das wurde, was ich sah.
DIE SCHÖPFUNGSKRÄFTE IM GEISTLICHEN LEBEN DES MENSCHEN
Im fünften Kapitel ihres zweiten großen Visionswerkes “Welt und Mensch“ schenkt uns die heilige Hildegard eine bedeutungsvolle Zusammenschau der schöpferischen Kraft Gottes im Sechs-Tage-Werk und dem geistlichen Leben des Glaubenden. Es ist die gleiche Grünkraft, die das All vollendet und die Heilung des Menschen zum Ziel hat. Beides ist aufeinander bezogen und führt zur Heilung, zur Wiederherstellung der gestörten Schöpfungsordnung.
Um die Kraft der Grünkraft ein wenig zu verstehen, könnte man als Vergleich die Photosynthese der Pflanzen anführen. Sie besagt, dass das Blattgrün die „schöpferische“ Fähigkeit besitzt, Sonnenlicht aufzunehmen und es in Energie zu verwandeln, die für den Organismus lebensnotwendig ist. Dieser Stoffwechselvorgang ist einer der wichtigsten physiologischen Prozesse und Voraussetzungen für die Existenz des Lebens. Die Pflanze erhält mittels des Lichtes, einer von außen auf sie treffenden Energie, eine neue Qualität. In Analogie dazu ist festzustellen, dass auch die geistigen Schöpfungskräfte des Menschen im Aufstieg zu Gott in eine höhere Seinsstufe gehoben werden. Dabei verlassen wir den klassischen Weg-Gedanken des geistlichen Lebens: sich Gottes erinnern, zu Ihm rufen, gegen die eigene Schwachheit kämpfen, nach der Niederlage in Reue zu Gott umkehren und geheilt werden, und schließlich das Werk Gottes mit eigenem Tun in Beziehung setzen und damit zur Vollendung der Schöpfung beitragen.
Jetzt umkreisen wir eher das geistliche Leben, so wie auch die Seele mit ihrer Kraft das All umkreist.
Der erste Tag:
„Die Erde ist noch wüst und leer, von Finsternis und Chaos beherrscht. Der Geist Gottes schwebt über diesem Chaos. Und Gott spricht: ‚Es werde Licht!’“
In das Chaos bricht von oben her das Licht ein, hinein in die verworrene Masse. Die erste Kraft des Lichtes ist im Menschen die Zerknirschung des Herzens, ein unerhörter Aufbruch zu Gott hin. Schmerzlich beglückt verlangt der Mensch aus seiner Gebrochenheit heraus nach Gott. Dieses Sehnen kommt vom Himmel her, auch wenn der Mensch der Sünde verhaftet bleibt. Die Uerknirschung ist wie ein unaufhörliches Tagen, das von keiner Finsternis verdeckt wird. Es ist ein bewegender Aufschrei: „Herr, erbarme dich meiner“, so beschreibt ihn Hildegard, „und wenn man alle Wüsten und Meere durchmessen könnte, würde man kaum das Ausmaß der Heilung mit all ihrer Freude und unbeschreiblichen Herrlichkeit bleibenden Lebens ermessen können“.
Uns mahnt sie: „Ihr verbietet eurer Seele dieses Sehnen und nötigt sie, keine Hilfe bei Mir zu suchen. Wer aber kann jemandem antworten, dessen Stimme er nicht hört? Niemand. Ihr richtet ja keinen Ruf um Hilfe an Mich. Welche Gabe soll dem gegeben werden, der gar nichts sucht, sondern vor dem Geschenk flieht? Ihr verlangt nichts mehr von Mir.“
Der zweite Tag:
„ … es scheide sich Wasser von Wasser. Gott machte das Firmament…“
Dieser beständige Prozess der Scheidung und Unterscheidung ist im Menschen die Kraft der weisen Maßhaltung. Sie ist nicht so sehr ein Werk, sie ist vielmehr die Unterstützung, der Halt für alles. Die Kraft der Unterscheidung ist entscheidend, bedeutend bis in die höchsten Stufen der Vollkommenheit. Solche Kraft berücksichtigt und unterscheidet beides: die Sehnsucht nach dem Himmel und die Sorge um das Irdische. Der Leib ist ja, so Hildegard, „im Feuer des Heiligen Geistes gestaltet worden. Er soll weder durch maßlos Auferlegtes Gutes wirken, noch durch negatives Verhalten zugrunde gehen.“ Er sollte im Wechsel von Gebet, Arbeit und Erholung leben.
Die Unterscheidung ist eine Treppe oder Leiter, auf ihr soll die Seele zum Himmel emporsteigen und zur Erde herunterklettern um des irdischen Bedürfnisses willen. Beides ist Gott wohlgefällig.
„So besteht das Gefüge der Tugend in beiden Lebensweisen, indem der Mensch in rechtem Maß die Unterscheidung trifft.“ Die Unterscheidung lenkt Leib und Seele und schafft feste Lebensgewohnheiten. Sie ist sozusagen ein Tugendgesetz, das das konkrete Leben mit einbezieht, die sanfte Rücksicht nimmt und Augenmaß hat.
Der dritte Tag:
… es erscheine das Trockene. … Die Erde bringe Kräuter und Samen hervor.
Die mütterliche Erde erhält die Kraft, Grünes hervorzubringen. Hildegard sieht in der Demut die dritte Schöpfungskraft, d.h. der Mensch erkennt seine Schwachheit in seinem irdischen Leib. Der gefallene Engel Luzifer brach in Gelächter aus, als er den Plan Gottes vernahm, den Menschen in der Hinfälligkeit des Leibes zu schaffen. Er begriff nicht, dass Gott selbst sich zur Erde geneigt und das Gewand des Menschen angezogen hat, den Leib. Gerade in der Schwachheit des Leibes wollte Gott uns erlösen und den Teufel besiegen.
Demut heißt: auf die Niedrigkeit seines Fleisches schauen und bedenken, dass wir aus Lehm sind. „Wie verwehende Asche bin ich vor dir.“ „Nur wer bei der Wurzel mit dem Aufstieg beginnt, kommt nicht so leicht zu Fall. Nur wer die Fühlung mit der Erde behält, kann den Himmel erreichen.“
Hildegard schreibt über die Verkündigung, dass Maria zuerst auf die Erde schaute, aus der sie genommen war, dann seufzte sie auf zum Himmel und sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“.
Hildegard erklärt weiter: „Wenn das Wort einer Zurechtweisung angenommen wird, dann fällt der Same Gottes auf gute Erde und bringt die Frucht der der Kräfte Gottes und der Tugend des Menschen hervor.“
Der vierte Tag:
„Es werden Lichter am Himmelsgewölbe…“
Aus den Gaben des Heiligen Geistes sollen Lichter hervorgehen, damit der Mensch Gott und seinen Nächsten liebe wie sich selbst. Wie soll das geschehen?
„Mit der ganzen Kraft seiner Seele soll der Mensch beharrlich zu Gott flehen und nicht – gleichsam von außen her – glaubenslos, einen anderen Helfer als Gott suchen, sondern kraftvoll, ohne zu wanken auf Gott schauen.“ Es überrascht, dass Hildegard das als einzige Notwendigkeit vermerkt, will man der Liebe Ausdruck geben. Den Nächsten zu lieben, heißt zuerst einmal, nicht würdelos mit ihm umzugehen, als sei er der Untergebene. Immer die Würde des anderen respektieren! „Erde verwirft die Erde nicht, ihr seid eine Erde!“ Dann gilt es, die Bedürfnisse des anderen zu sehen, ihm zu helfen, ihn nicht zu verachten, sondern Gemeinschaft mit ihm zu haben.
Der fünfte Tag:
„Das Wasser bringe Kriechtiere hervor und die Vögel über der Erde unter dem Himmel!“
Hier setzt Hildegard den Abstand, die innere Distanz von der Welt an. Das Herz solle weder an Güter noch an Laster gebunden werden. Nichts festhalten wollen, an nichts kleben und haften, sich selbst beherrschen in Beten, Fasten und Enthaltsamkeit. Gleichsam wie die Vögel zum Himmel fliegen können.
Es folgen bei Hildegard bemerkenswerte Aussagen: „Wer alles um Meines Namens willen verlässt und auf Mich schaut, der wird hundertmal so viel Ruhe, den Frieden des Herzens auf irdische Weise empfangen, gerade weil er die Sorge um das Irdische abgelegt hat und Mir gefolgt ist. - Ein solcher Mensch verlässt die Welt und durchdringt sie zugleich mit dem Tau des Heiligen Geistes. Er zieht Scharen von Menschen an sich, so dass viele in Gott wiedergeboren werden. Ein solcher Mensch ist in allem gelöst und heiter.“
Doch gerade auf der hohen Stufe der Vollkommenheit warnt Hildegard vor der Maßlosigkeit. „In allem aber soll der Mensch sich das rechte Maß auferlegen. Die Unterscheidung allein ist es, die die Distanz von der Welt lenkt, dass sie nicht im Überschwang des Geistes höher steige, als sie getragen werden kann.“
Der sechste Tag:
„Die Erde bringe lebendige Wesen hervor … . Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bilde!“
Der sechste Tag ist dem Gehorsam zugeordnet: jener starken Kraft, die in Gott dem Tod seine Macht nimmt. Alle Geschöpfe sind dem Menschen untertan. Der Mensch kann nach dem Beispiel Christi seinen Eigenwillen aufgeben, den Geboten Gottes und den Weisungen heiliger Lehrer gehorchen. Und er ist auch anderen Menschen im Gehorsam untertan. Darin liegt für Hildegard ein Doppeltes, nämlich ein männliches und ein weibliches Tun. Einmal ist es die große Kraft des Gehorsams, die weder vor sich noch vor einem anderen feige jedweder Ungerechtigkeit ausweicht. Gott selbst ist diese Kraft der Gerechtigkeit im Gehorsam des Menschen. Hildegard schreibt an die Mainzer Prälaten einen Brief, in dem sie für die Gerechtigkeit ungeschminkt eintritt. „Die Gerechtigkeit Gottes ist eine starke Kämpferin gegen die Ungerechtigkeit, bis diese besiegt am Boden liegt.“ Dem Gehorsam wohnt aber noch eine zweite Kraft inne, die Hildegard dem Wirken der Frau zuschreibt: „So wie Gott sich des Elends des Menschen annimmt und in seine Reue das Öl der Barmherzigkeit gießt, so soll sich auch der Mensch des anderen barmherzig annehmen.“ An anderer Stelle lässt die hl. Hildegard dies poetisch anklingen:
„Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter weht,
und wie Tau, der auf die Gräser träufelt
und wie Regenluft, die wachsen macht.
Genauso ströme der Mensch sein Wohlwollen aus
auf alle, die da Sehnsucht tragen!
Ein Wind sei er, indem er den Elenden hilft,
ein Tau, indem er die Verlassenen tröstet
und Regenluft, indem er die Ermatteten aufrichtet
und sie mit der Lehre erfüllt wie Hungernde,
indem er ihnen seine Seele gibt.“
Der siebte Tag:
„Also wurden vollendet Himmel und Erde…“
Am siebten Tag schaut Gott in den Schoß der Jungfrau wie der Adler in die Sonne schaut und bringt alles zur Vollendung in Seinem Sohn. Er ist gewissermaßen die Vollendung, das siebte Werk Gottes. Im Reich der Welt trägt er dann in Maria die Vollendung hinein in die Kirche. Er ist der kostbare Edelstein, mit dem Gott all seine Werke schmückt. Gott ruht aus in seinem Sohn von seinen Werken. Der Sohn fängt an, im Schoße der Jungfrau zu wirken.
Er, der Sohn, ist die innerste, tiefste Segnung, die Heilung. Der Mensch aber vermag an seiner Vollendung mitzuwirken, indem er den göttlichen Sohn nachahmt. Und worin besteht solche Nachahmung vor allem?
So wie Christus uns in die Fülle der Freude gehen lässt, indem er uns jede Schuld vergibt, die wir ehrlich bekennen und bereuen, so ist es die größte Würde und Herrlichkeit des Menschen, wenn er wie Christus jedwedes Unrecht seinem Nächsten vergibt. Auf diese Weise wird dann der Mensch in der Vollendung seines geistlichen Lebens zum Segen, zur Heilung für die Wunden und Unversöhnlichkeiten der ganzen Welt. Im Bekenntnis unserer Schwachheit aber ist es uns jederzeit möglich, das Licht Gottes über unserem Chaos aufleuchten zu lassen. Wer solchermaßen im Glauben offen bleibt für den Heiligen Geist, wird – so Hildegard – bewohnbar nicht nur für Gott, sondern auch für die Mitmenschen. Er kann ihnen bei sich Heimat geben, Gastfreundschaft im tiefsten Sinne gewähren. Wie viel Sehnsucht gibt es heute danach! Darüber hinaus entsteht ein Stück konkret „bewohnbare“ Erde.
In jenem fünften Kapitel ihres Visionswerkes sieht die Prophetin die Erde in bewohnbare und unbewohnbare Bereiche aufgeteilt; nicht im geographischen Sinne, dennoch nicht irreal oder imaginär, sondern wirklich vorstellbar. Man kann auch die Gestalt der Seele oder eines Engels nicht beschreiben, und doch sind diese Unsichtbaren real und sehr stark da. Die Unbewohnbarkeit ist für Hildegard eines der Symptome der zerfallenen Schöpfung. In Jeremia 22,6 heißt es: „Zion, ich mache dich zur unbewohnbaren Stadt.“ Ein solches Wort mag stellvertretend stehen für die vielen Gerichtsworte der Bibel. Auf der anderen Seite hören wir die Heilsverheißungen Gottes an sein Volk: „Ich führe dich zur bewohnten Stadt. Israel soll in Sicherheit wohnen.“
„Der Frühling ist der Glaube Gottes, der jedes Jahr wiederkommt.“ - „Der Frühling ist Gottes Melodie.“ - „Gott hat die Welt im Frühling geschaffen.“ - „Im himmlischen Paradies ist immer Frühling.“
Einer der Hauptgötter der Germanen war Thor, auch Donar genannt, der Donnergott. Ihm waren die Eichen heilig. Als der Apostel der Deutschen, Bonifatius, nach Hessen kam, in die Gegend von Fritzlar, um 730 n. Chr., da glaubten die Chatten an die heilige Eiche des Donar. Bonifatius fällte die Eiche und baute aus ihrem Holz eine Kirche. Heute demonstrieren in Hessen hunderte Neuheiden, beschmieren das Bonifatius-Denkmal, und pflanzen neue heilige Eichen für Thor.
Überhaupt ist es bei den Neuheiden üblich geworden, Bäume zu umarmen, um die Energie des Baumes in sich aufzunehmen. Mir erzählten auch Neuheiden, dass in den Bäumen Baumgeister leben, und wenn man einen Baum fällt, dann rächt sich der Baumgeist und macht den Baumfäller krank.
Wenn aber ein Christ allein im Garten seiner Freundin liegt, dann sieht er Gottes Liebe im saftig-grünen Gras, Gottes Liebe treibt die Schmetterlinge zum Tanz in der Luft und zur Nahrung im Kelch der Krokusse, Gottes Liebe bringt die Bienen zu den Rosen, Gottes Liebe lässt Tauber und Taube in der Eiche und Kastanie gurren und sich im Wipfel der Tanne vereinigen, Gottes Liebe lehrt das Rotkehlchen-Paar, ihr Nest zu bauen, Gottes Liebe zeigt ihre Zärtlichkeit in den Vergissmeinnicht, seine glühende Liebe in den Nelken, den Malven und dem roten Mohn. Und wenn der Christ ein Philosoph ist, dann sieht er in den Blüten des Holunder das Angesicht der Weltseele, ganz wie das Angesicht seiner Geliebten, und er berauscht sich am Duft der Blüten wie am Parfüm der weiblichen Seele der Natur.
14 Da befahl Gott: »Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann! 15 Sie sollen die Erde erhellen.« Und so geschah es. 16 Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag und den Mond für die Nacht, dazu alle Sterne. 17 Er setzte diese Lichter an den Himmel, um die Erde zu erhellen, 18 Tag und Nacht zu bestimmen und Licht und Finsternis zu unterscheiden. Und Gott sah, dass es gut war. 19 Wieder wurde es Abend und Morgen: Der vierte Tag war vergangen.
Vers 16 ist hier schlecht übersetzt. Bei Luther heißt Vers 16 so: 16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.
Was ist der Unterschied? Sonne und Mond werden nicht mit Namen genannt, sondern werden nur großes und kleines Licht genannt. Damit demütigt Mose die Sonne und den Mond, die von den Heiden als Götter verehrt wurden und werden. Moses sagt: sie sind nur ein von Gott geschaffenes großes und kleines Licht.
Wie die Griechen Sonne, Mond und Sterne als Götter verehrt und angebetet haben, kann man sehen an drei Hymnen aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus:
AN DIE SONNE
Zum Opfer von Weihrauch und Manna.
Höre, goldener Titan, dessen ewiges Auge mit breiter Übersicht den ganzen Himmel erleuchtet.
Selbstgeborener, unermüdlich in diffusem Licht und für alle Augen das Wunder der Freude:
Herr der Jahreszeiten, mit deinem feurigen Wagen und springenden Laufbahnen, strahlendes Licht aus der Ferne:
Mit deiner rechten Hand die Quelle des Morgenlichts und mit deiner linken der Vater der Nacht.
Bewegliche und kraftvolle, ehrwürdige Sonne, feurig und hell um den Himmel rennst du.
Feind des Bösen, aber der Führer des Guten, über alle seine Schritte, die du gnädig führst, präsidierst du:
Mit verschiedenen Motiven, mit goldener Leier, gehört es dir, die Welt mit göttlicher Harmonie zu erfüllen.
Vater der Ewigkeit, Führer der wohlhabenden Taten, Befehlshaber der Welt, getragen von klaren Rossen,
Unsterblicher Gott, allsehend, Licht tragend, Quelle der Existenz, reiner und feurig heller
Fruchtträger, allmächtiger Herr der Jahre, agil und warm, den jede Macht verehrt.
Großes Auge der Natur und des Sternenhimmels, mit unsterblichen Flammen zum Untergang verurteilt.
Verzeihende Gerechtigkeit, Liebhaber des Stroms, der große Despot der Welt und über alles der Höchste.
Treuer Verteidiger und das Auge der Rechtgläubigen, der Rosse Herrscher und des Lebens Licht:
Mit der Peitsche führst du vier feurige Rosse, wenn du im Wagen des Tages herrlich fährst.
Gnädig auf diese meine mystische Arbeit scheine und segne deinen Bittsteller mit einem göttlichen Leben.
AN DEN MOND
Zum Opfer von Aromen.
Höre, Göttin Königin, zerstreue silbernes Licht, Kuhhörnige, und zaubere in der Dunkelheit der Nacht.
Mit Sternen umgeben und mit einer kreisförmigen Nachtfackel, die sich ausdehnt durch die Himmel, auf denen du reitest:
Weiblich und männlich mit geliehenen Strahlen, die du leuchtest, und jetzt mit voller Kugel, jetzt tendenziell abnehmend.
Mutter des Zeitalters, Frucht-produzierender Mond, dessen Bernsteinkugel den reflektierten Mittag der Nacht ausmacht:
Liebhaberin von Pferden, großartig, Königin der Nacht, allsehende Macht, die mit sternenklarem Licht geschmückt ist.
Liebhaberin der Wachsamkeit, Feindin des Streits, in Friedensfreude und umsichtigem Leben:
Schöne Lampe der Nacht, ihre Verzierung und ihre Freundin, die den Werken der Natur ihr schicksalhaftes Ende gibt.
Königin der Sterne, Frau Diana, Heil! Bedeckt mit einem anmutigen Gewand und einem leuchtenden Schleier;
Komm, gesegnete Göttin, klug, sternenklar, hell, komm, Mondscheinlampe mit keuschem und herrlichem Licht.
Scheine auf diese heiligen Riten mit wohlhabenden Strahlen und bitte nimm das mystische Lob deines Bittstellers an.
AN DIE STERNE
Zum Opfer von Aromen.
Mit heiliger Stimme rufe ich die Sterne auf hohen, reinen heiligen Lichtern und die Genien des Himmels.
Himmlische Sterne, Nachkommen der Nacht, in wirbelnden Kreisen, die weit euer Licht ausstrahlen,
Strahlende Strahlen um die Himmel, die ihr werft, ewige Feuer, die Quelle aller hier unten.
Mit Flammen, die für das Schicksal von Bedeutung sind, leuchtet ihr und regiert treffend für die Menschen einen göttlichen Weg.
In sieben hellen Zonen rennt ihr mit zauberischen Flammen, und Himmel und Erde bilden euren klaren Rahmen:
Mit natürlichem, unermüdlichem, reinem und feurigem Licht, das für immer durch den Schleier der Nacht scheint.
Gegrüßet seid ihr funkelnde, freudige, immer wache Feuer! Gnädigen Glanz auf alle meine gerechten Wünsche;
Diese heiligen Riten betrachtet mit bewussten Strahlen und vollendet meine Werke, die eurem Lob gewidmet sind.
Ein Gebet zur Sonne schrieb in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann
An die Sonne
Ingeborg Bachmann
Schöner als der beachtliche Mond und sein geadeltes Licht,
Schöner als die Sterne, die berühmten Orden der Nacht,
Viel schöner als der feurige Auftritt eines Kometen
Und zu weit Schönerem berufen als jedes andre Gestirn,
Weil dein und mein Leben jeden Tag an ihr hängt, ist die Sonne.
Schöne Sonne, die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat
Und beendet, am schönsten im Sommer, wenn ein Tag
An den Küsten verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel
Über dein Auge ziehen, bis du müde wirst und das letzte verkürzt.
Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier,
Du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand,
Von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid.
Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar sorgt,
Dass ich wieder sehe und dass ich dich wiedersehe!
Nichts Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein...
Nichts Schöneres als den Stab im Wasser zu sehen und den Vogel oben,
Der seinen Flug überlegt, und unten die Fische im Schwarm,
Gefärbt, geformt, in die Welt gekommen mit einer Sendung von Licht,
Und den Umkreis zu sehen, das Geviert eines Felds, das Tausend-Eck meines Landes
Und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid, glockig und blau!
Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren und sich verneigen,
Blau der Fernen, der Zonen des Glücks mit den Wettern für mein Gefühl,
Blauer Zufall am Horizont! Und meine begeisterten Augen
Weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund.
Schöne Sonne, der vom Staub noch die größte Bewunderung gebührt,
Darum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen und nicht,
Weil die Nacht mit Kometen prahlt und in mir einen Narren sucht,
Sondern deinetwegen und bald endlos und wie um nichts sonst
Klage führen über den unabwendbaren Verlust meiner Augen.
Ein Gebet an den Mond schrieb um 1800 Johann Wolfgang von Goethe:
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Im Jahr 2005 war ich mit einer Freundin und ihrer Familie auf Rügen. Der Vater meiner Freundin war ein Kommunist, ein Alt-68er und Katholiken-Hasser. Durch eine schwere Nervenkrankheit war er zur TCM, zur traditionellen chinesischen Medizin gekommen. Deren Grundbegriff ist das Chi, das ist die kosmische Energie der Esoteriker. Der Mann stand nun mit mir und kleinen Kindern im hellen Mittag auf dem Hof, breitete die Arme zur Sonne aus, nahm die Energie der Sonne auf, breitete seine Arme den Kindern zu und schenkte ihnen die Sonnenenergie. Physikalisch ist das Unsinn. Religiös ist das Götzendienst, Anbetung der Sonne. Gleich darauf brach er einen familiären Streit vom Zaun.
Um 1824 schrieb Goethe in seinem Zweiten Teil des Faust von den „Müttern“ und von der „dreifaltigen Mondgöttin“. Bald darauf schrieb ein Mann namens Bachofen ein Werk über das „Mutterrecht“, dass in der Urzeit die Mütter herrschten und nur eine einzige Erdgöttin verehrten. Marx und Engels waren begeistert. Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb ein englischer Dichter über die „Weiße Göttin“, die dreifaltige Mondgöttin: Als Sichelmond sei sie himmlische Jungfrau, als Vollmond irdische Liebesgöttin und als Neumond die greise Göttin des Schicksals und der Unterwelt. Darüber wuchs im 20. Jahrhundert die Literatur ins Unendliche. Es gibt eine eigene Religion, die Wicca, die nennen sich moderne Hexen und beten die Mondgöttin an. In Scharen laufen evangelische und katholische Feministinnen zum Glauben an die Göttin Diana über. Tausende feiern zur Walpurgisnacht in Berlin das Fest der Naturgöttin, mit Lagerfeuern, Trommeln, Freier Liebe und Naturdrogen (Tollkirsche, Stechapfel, halluzinogenen Pilzen und Marihuana).
Sonne und Mond spielen auch eine Rolle in der Christologie von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, der Christengemeinschaft und der Waldorfschulen. Er nannte Christus den Christus-Sonnengeist. Im Anfang löste sich die Erde von der Sonne. Der Christus-Sonnengeist kam nun bei der Taufe auf den Jesus herab, vergoss sein Blut in die Aura der Erde, damit die Erde sich wieder mit der Sonne vereinige. Auf dem Mond aber lebten Jahwe und die sieben Elohim als Engel des Mondes. Das nennt man Synkretismus: Vermischung von Christentum und Heidentum. Darum findet sich die Christengemeinschaft auch nicht im ökumenischen Arbeitskreis christlicher Kirchen. Sie nennen sich zwar Christengemeinschaft, sind aber eine esoterische Sekte.
Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus, 12. Jahrhundert
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne,
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
Von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
klar und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.
Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn
und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.
In der kirchlichen Liturgie des Kirchenjahres wird die Sonnen-Symbolik auf Christus übertragen. Die Geburt Christi ward auf die Wintersonnenwende gelegt, wenn das Licht der Sonne geboren wird. Johannes des Täufers Geburt, laut Bibel sechs Monate vorher, liegt darum auf der Sommersonnenwende, wie Johannes sagt: Ich muss abnehmen, und er muss zunehmen. Neun Monate vor Weihnachten ist die Empfängnis Jesu, die wird am 25. März, zur Tag-und-Nacht-Gleiche, zum Frühlingsbeginn gefeiert.
Christus als Sonne der Gerechtigkeit wird auch in einem älteren evangelischen Kirchenlied gefeiert:
1) Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm dich, Herr.
2) Weck die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit;
mache deinen Ruhm bekannt
überall im ganzen Land.
Erbarm dich, Herr.
3) Schaue die Zertrennung an,
der kein Mensch sonst wehren kann;
sammle, großer Menschen-Hirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm dich, Herr.
4) Tu der Völker Türen auf;
deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht.
Schaffe Licht in dunkler Nacht.
Erbarm dich, Herr.
5) Gib den Boten Kraft und Mut,
Glaubenshoffnung, Liebesglut,
lass viel Früchte deiner Gnad
folgen ihrer Tränensaat.
Erbarm dich, Herr.
6) Lass uns deine Herrlichkeit
ferner sehn in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft
üben gute Ritterschaft.
Erbarm dich, Herr.
Der Titel stammt aus Maleachi 3,20: "Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln"
Die vielen Bedeutungen der Sterne in der Bibel
Schon auf der ersten Seite berichtet die Heilige Schrift von Sternen. Auch Jesus Christus selbst bekommt einen „Sternen-Titel“.
Die Sterne werden schon auf der ersten Seite der Bibel erwähnt. Gott erschafft im ersten Schöpfungsbericht Himmel und Erde und damit auch Sonne und Mond. Die Sterne werden wie in einem Nachsatz angehängt: „und auch die Sterne“. Sonne, Mond und Sterne sind keine eigenständigen Gottheiten, wie bei den Nachbarvölkern Israels. Sie werden nicht direkt genannt, aber wenn er sie als die „großen Leuchten, die über den Tag und die Nacht herrschen“ bezeichnet, dann klärt der Schöpfungsbericht eindeutig den Vorrang Gottes über die Geschöpfe, die sich am Himmel befinden. Sonne, Mond und Sterne sind ein Teil der guten Schöpfung. Sie haben eine dienende Funktion: die Festzeiten anzuzeigen und Gott zu loben durch ihr Dasein.
Zum Lob Gottes aufgefordert
Die wunderschön leuchtenden Sterne sind da, um in der Nacht Gottes Größe und sein Lob zu verkünden. Im Buch der Weisheit, im Buch Hiob und bei den Propheten treten sie immer wieder auf. Aber vor allem in den Psalmen werden sie zum Lob Gottes aufgefordert. In Psalm 148 nimmt der Beter sie direkt mit hinein in seinen Gesang: „Lobt Gott, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.“
Funktion der Sterne verändert sich
Sterne werden von Gott immer wieder genutzt, um seine Verheißung an Abraham von einem großen Volk zu verdeutlichen. Die Zahl der Sterne ist in einer faszinierend nächtlichen Vision das sprechende Bild seiner künftigen Fruchtbarkeit (Genesis 15). Diese Zusage zieht sich durch die ganze Bibel als Verheißung für das Volk Gottes bis hinein in das Neue Testament im Brief an die Hebräer: Das Versprechen großer Nachkommenschaft („zahlreich wie die Sterne“) hat sich an Abraham und Sarah erfüllt aufgrund ihres Glaubens (Hebräer 11). In den Büchern der Propheten wandelt sich die Sprache der Bibel: Sonne, Mond und Sterne haben eine andere Funktion. Sie verkünden, dass der Tag des Herrn angebrochen ist. Sie zeigen an, dass nun Gott selbst an seinem Volk handelt und für es eintritt gegen seine Bedränger. Der Tag des Herrn bricht an: Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut (Joel 3,4) und die Sterne werden vom Himmel fallen (Markus 13).
Keine Astronomie und Astrologie in der Bibel
In der Bibel werden verschiedene Sternbilder genannt. Sie sind aber aus den umliegenden Völkern und Kulturen nach Israel eingewandert. Am häufigsten werden in der Bibel Orion und das Siebengestirn, die Plejaden, erwähnt. Interessant ist dabei die hebräische Bezeichnung für den Orion, der nicht als Himmelsjäger verstanden wird, sondern als ein „Gefallener“. Die Plejaden werden immer im Zusammenhang mit Orion erwähnt. Ihr hebräischer Name bedeutet so viel wie „Herde“. Darüber hinaus könnten als Sternbilder noch der „Wagen am Himmel“, der Löwe oder der Stier gefunden werden (Hiob 9 und 38). Hinzu kommt eine ganze Gruppe von Sternen, die zur richtigen Zeit aufgehen und mit den Sternbildern des Tierkreises identifiziert werden. Gott fragt Hiob in seiner langen Rede: „Führst du heraus des Tierkreises Sterne zur richtigen Zeit, lenkst du die Löwin samt ihren Jungen?“ (Hiob 38,32). Astronomie oder gar Astrologie gibt es in der Bibel nicht. Vielmehr wird die Verehrung der Sterne durchweg scharf kritisiert und Gottes Missfallen darüber deutlich zum Ausdruck gebracht (2 Chronik, 2 Könige) bis in die neutestamentliche Apostelgeschichte hinein, in der Stephanus vor seinem Martyrium die Untreue und den Dienst an den Sternen anprangert (Apostelgeschichte 7).
Jesus Christus - der leuchtende Morgenstern
Umso bemerkenswerter ist, dass das Matthäusevangelium von den Sterndeutern aus dem Osten berichtet, die den Stern des neugeborenen Königs aufgehen sahen, um ihn zu suchen und ihm zu huldigen. Der entscheidende Hinweis geht allerdings hier nicht von der Wissenschaft über die Stellung der Sterne und ihrer Bedeutung aus! Dieser kommt viel mehr aus der Heiligen Schrift und der Verheißung des Messias. Der Stern, dem die Weisen aus dem Osten gefolgt waren, wird zum Diener des göttlichen Kindes in der Krippe, damit es aufgefunden werden kann.
Jesus Christus – der „leuchtende Morgenstern“.
Sterne finden sich in der Bibel immer wieder als Bilder und als Auszeichnung für gerechte Menschen. Die Gerechten werden leuchten wie die Sterne am Tag des Endgerichts (Daniel 12) und Gott weiß um die „Zahl der Sterne“, die er alle beim Namen ruft (Psalm 147). Die sieben Sterne in der Hand Gottes symbolisieren die sieben Gemeinden mit ihren Engeln in der Offenbarung (Offenbarung 1 und 2). Der Titel des „leuchtenden Morgensterns“ für Jesus Christus (2 Petrus 1, Offenbarung 22) ist keine Übertragung auf einen realen Stern (Planeten Venus). Er ist für die damaligen Hörer und Leser des Evangeliums ein sprechendes Bild gewesen, das sie sehr gut aufnehmen konnten. Der Morgenstern kündet den heraufziehenden Tag des Heils und der Vollendung an. In der Menschwerdung und Auferstehung Jesu ist das Reich Gottes schon angebrochen und für den Glaubenden Realität geworden. Die Symbolik des Morgensterns machte es für die Menschen damals verständlich und in einem sprechenden Bild deutlich. Es ist erstaunlich, wie sich die Sterne von der ersten bis zur letzten Seite in der Bibel finden lassen. Reich an vielerlei Bedeutungen, immer aber im Dienste Gottes, zu seinem Lob und zum Wohl der Menschen.
Kann man Jesus von Nazareth ein Horoskop erstellen? Astrologie gab es schon im heidnischen Altertum, in Babylon, in Persien (die Magier des Morgenlandes), im alten China, in Griechenland, in Rom. Heute finden sich Horoskope in allen Frauenzeitschriften, Tageszeitungen und Fernsehzeitungen, es gibt eigene Fernsehsender zur Befragung der Sterne. Es gibt einen syrischen Kirchenvater aus dem 5. Jahrhundert, der sich schon damit auseinandersetzen musste, ob man Jesu Horoskop erstellen kann. Aber der Schöpfer der Sterne ist nicht den Sternen untertan. Die Astrologie widerspricht der modernen Kosmologie und auch dem christlichen Glauben, da die Astrologie die Willensfreiheit des Menschen leugnet und die persönliche Verantwortung für Schuld und Sünde. Dazu ist der genaue Geburtstag Jesu ja nicht bekannt.
In Psalm 19 wird die Sonne als Bräutigam dargestellt. Im Hebräischen ist die Sonne männlich. Die Sonne wird hier zum Bild des himmlischen Bräutigams Christus.
Psalm 19
1 Ein Lied Davids.
2 Der Himmel verkündet es: Gott ist groß! Das Heer der Sterne bezeugt seine Schöpfermacht.
3 Ein Tag sagt es dem andern, jede Nacht ruft es der nächsten zu.
4 Kein Wort wird gesprochen, kein Laut ist zu hören
5 und doch geht ihr Ruf weit über die Erde bis hin zu ihren äußersten Grenzen. Gott hat der Sonne ein Zelt gebaut.
6 Sie kommt daraus hervor wie der Bräutigam aus dem Brautgemach, wie ein Sieger betritt sie ihre Bahn.
7 Sie geht auf am einen Ende des Himmels und läuft hinüber bis zum anderen Ende. Nichts bleibt ihrem feurigen Auge verborgen.
Am Tag des Herrn, dem Jüngsten Tag, wird die Sonne zu Finsternis, der Mond rot wie Blut, und die Sterne fallen vom Himmel wie Feigen vom Feigenbaum.
Eines Tages wird die Sonne zum Roten Riesen und dann zum Weißen Zwerg und stürzt dann auf die Erde und verbrennt sie. Und die Wissenschaftler sagen: der einzige Ausweg für die Menschheit ist, vorher ein Tor in ein Parallel-Universum zu finden und hinüber zu siedeln. Oder so ähnlich. Ich scherze.
Wenn Christus die männliche Sonne ist, dann ist die Kirche der weibliche Mond, der nur deshalb leuchtet, weil er sein Licht von der Sonne empfängt.
Sonne, Mond und Sterne finden wir auch im 12. Kapitel der Offenbarung bei der Beschreibung der apokalyptischen Frau. Diese Frau wird von den Katholiken Maria genannt, die Evangelischen nennen sie Synagoge oder Kirche:
Offenbarung 12, 1Am Himmel sah man jetzt eine gewaltige Erscheinung: eine Frau, die mit der Sonne bekleidet war und den Mond unter ihren Füßen hatte. Auf dem Kopf trug sie eine Krone aus zwölf Sternen.
20 Dann sprach Gott: »Im Wasser soll es von Leben wimmeln, und Vogelschwärme sollen am Himmel fliegen!« 21 Er schuf die gewaltigen Seetiere und alle anderen Lebewesen, die sich im Wasser tummeln, dazu die vielen verschiedenen Arten von Vögeln. Gott sah, dass es gut war. 22 Er segnete sie und sagte: »Vermehrt euch und füllt die Meere, und auch ihr Vögel, vermehrt euch auf der Erde!« 23 Es wurde Abend und wieder Morgen: Der fünfte Tag war vergangen. 24 Darauf befahl er: »Die Erde soll vielfältiges Leben hervorbringen: Vieh, wilde Tiere und Kriechtiere!« So geschah es. 25 Gott schuf alle Arten von Vieh, wilden Tieren und Kriechtieren. Wieder sah er sich alles an, und es war gut.
Im Wasser entstand das organische Leben, das war ein Qualitätssprung in der Evolution, als durch das wunderbare Eingreifen Gottes in die Schöpfung mitten in einer Welt aus anorganischer Materie das organische Leben entstand in Einzellern im Meere. Desgleichen Qualitätssprung in der Evolution war die Entstehung des denkenden und sprechenden Menschen mitten in einer welt unvernünftiger Lebewesen. Und Papst Benedikt nannte auch die Auferstehung Christi solch einen Qualitätssprung in der Evolution, denn wieder durch ein wunderbares Eingreifen Gottes entstand inmitten der sterblichen Menschheit das unsterbliche Gottmenschentum.
Aus dem Wasser kamen die Tiere an Land. Es entwickelten sich die Arten. Und da entstanden auch die Dinosaurier. Wer kleine Knaben erzogen hat, weiß, wie faszinierend auf Kinder auch im dritten Jahrtausend noch die Welt der Dinosaurier wirkt. Wie viele Geschichten werden da erzählt von Fleischfressern und Pflanzenfressern und Flugsauriern. Vermutlich ist das in der ganzen Menschheit bekannte Symbol des Drachen eine Erinnerung an die Dinosaurier. Drachen gibt es in der Bibel, in allen Märchen und Mythen und noch heute in China und in der christlichen Theorie als Bild für den Satanismus.
Wieder haben die Heiden die Schöpfung vergöttert. In Ägypten gab es Falken-Götter, Stier-Götter, Kuhgöttinnen, Katzengöttinnen, Mistkäfer-Götter, Froschgötter, Löwengöttinnen, Hundegötter. Bei den Feinden Israels, den Philistern, gab es den fischgestaltigen Meeresgott Dagon. Im Hinduismus in Indien wird heute noch geglaubt an den Elefantengott Ganescha und den Affengott Hannuman und die heilige Kuh.
Um das Jahr 1000 n. Chr. wurde unter dem heiligen König Stephan Ungarn christianisiert. Die heidnischen Magyaren waren ein wildes Reitervolk. Der König sprach das prophetische Wort: Wenn es eines Tages keine Priester mehr gibt, dann beginnen die Menschen wieder, Pferde anzubeten.
Und sehen wir nicht heute im post-christlichen Europa einen wachsenden Tierkult? Da werden mehr Gelder den Tierschutzorganisationen gespendet als den karitativen Organisationen der Kirchen. Mir gegenüber sagte eine Esoterikerin: Wenn man Menschen nicht einschläfern darf, dann darf man auch meinen Hund nicht einschläfern. Papst Franziskus, als er noch Bischof von Buenos Aires war, predigte einmal darüber, wie die Menschen ihre Haustiere zu Götzen machen. Die Türken haben viele Kinder, der Deutsche hat seinen Hund. Die Grünen sind eifrig dafür, Fröschen das Leben zu retten, aber es gibt bei den Grünen radikale Feministinnen, die wollen die Freigabe der Abtreibung bis in den neunten Monat.
Die Bibel vergleicht Gott auch mit Tieren. Gott-Vater ist wie ein Adler, der seine Jungen aus dem Nest wirft, damit sie fliegen lernen. Gott ist wie eine Vogelmutter, die ihre Küken beschützt. Jesus ist der Löwe von Juda. Jesus ist das Lamm Gottes. Jesus wird am Kreuz erhöht, wie Moses die Schlange an der Stange anbrachte. Der göttliche Bräutigam im Hohelied Salomos wird mit Pantern und Leoparden verglichen. Im Buch Hiob ist die Rede vom Phönix, der sich selbst verbrennt und aus der Asche aufersteht. Der Heilige Geist kommt wie eine Taube auf Jesus herab. Die frühen Christen wählten den Fisch als Symbol für Christus.
Aber auch der Satan wird mit Tieren verglichen. In der Paradiesgeschichte der Genesis und in der Offenbarung wird er Schlange genannt, er wird in der Offenbarung auch Drache genannt, er wird von den Propheten Basilisk genannt und von Petrus ein brüllender Löwe.
Der Herr befahl den Raben, den Propheten Elias morgens und abends mit Fleisch und Brot zu versorgen. Jesus sagte: seht die Raben an, sie arbeiten und sparen nicht, doch der Vater ernährt sie. Jesus sagte: Kauft man nicht einen Sperling für einen Taler? Und doch fällt keiner vom Himmel, ohne dass der Vater es weiß. Wie viel mehr wert seid ihr als die Sperlinge! Jesus sagte zur Heidin: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und es den Hunden hinzuwerfen. Die Heidin sagte: Aber doch ernähren sich die Hunde von den Krümeln, die vom Tisch fallen. Jesus sagte den Jüngern: Seid klug wie Schlangen und ohne Falsch wie Tauben. Und: Ich sende euch als Schafe mitten unter die Wölfe. Jesus spricht von den Feinden der Christen als Wölfen und von den Christen als Schafen und Lämmern. Im Weltgericht scheidet Jesus die Schafe von den Ziegenböcken, die Barmherzigen von den Unbarmherzigen. Im Mittelalter sprach man vom Einhorn, das nur von einer reinen Jungfrau gefangen werden kann, und wie Sankt Gabriel mit seinen Hunden das Einhorn zur Jungfrau Maria treibe, und das gezähmte Einhorn sein Horn in den Schoß Mariens lege. Im 12. Jahrhundert predigte der heilige Franziskus den Vögeln und redete dem Wolf gut zu, die Schafe nicht mehr zu töten. Der Friesen-Missionar Ludger wurde immer von einer Gans begleitet. Im 19. Jahrhundert in Turin wurde Don Bosco, der sich um Straßenkinder kümmerte, immer von einem Hund begleitet und beschützt, der ihm zugelaufen war.
In einer Kriminalkomödie sagte eine alte Dame zum kriminalisierenden Priester: Pater, warum hat der liebe Gott, der etwas so schönes wie den roten Paradiesvogel geschaffen hat, auch so etwas Ekelerregendes wie die Ratte erschaffen?
Darf man Tiere essen? In der Genesis wird den Menschen und Tieren nur Kraut, Gemüse und Früchte zur Nahrung gegeben. Nach der Sintflut erlaubt Gott den Menschen, auch Fleisch von Tieren zu essen. Petrus sah ein Tuch voller Tiere und hörte eine Stimme vom Himmel: schlachte und iss! Am Anfang unserer Zeit lehrte die esoterische Sekte der Manichäer, dass Gottes Gebot: Du sollst nicht töten, sich auch darauf beziehe, dass man Tiere nicht töten dürfe. Du sollst nicht töten – das hebräische Wort für töten heißt eindeutig morden, für den Tod durch Todesstrafe oder im Krieg oder das Töten von Tieren haben die Hebräer andere Vokabeln. Der heilige Augustinus sagte: Wenn man Tiere nicht töten und essen darf, dann darf man auch Pflanzen nicht töten und essen, sie sind auch Lebewesen. (Ich persönlich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, Obst und Gemüse zu essen.)
Hat Jesus Tiere gegessen? Oder war Jesus Veganer? Jesus hatte regelmäßig am jüdische Passamahl teilgenommen, dazu gehörte kultisch der Verzehr von Lamm. Jesus spricht in einem Gleichnis von der Hochzeit, zu der er einlädt, und sagt: Das Mastvieh ist schon geschlachtet. Das würde ein Veganer nicht sagen. Jesus hat noch als Auferstandener für seine Apostel Fisch gebraten und mit ihnen gegessen.
26 Dann sagte Gott: »Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.« 27 So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. 28 Er segnete sie und sprach: »Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz! Ihr sollt Macht haben über alle Tiere: über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere auf der Erde!« 29 Dann sagte er: »Seht, als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen, die Samen tragen, und die Früchte, die überall an den Bäumen wachsen; 30 aber die Vögel und Landtiere sollen Gras und Blätter fressen.« Und so geschah es. 31 Schließlich betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Es wurde Abend und wieder Morgen: Der sechste Tag war vergangen.
Gott spricht von sich selbst in Wir-Form. Manche meinen, dass sei der Plural Majestatis, wie früher die Päpste und Kaiser von sich in Wir-Form redeten. Übrigens redet im Koran Allah auch von sich in Wir-Form. Die Kirchenväter der alten Kirche sahen aber in diesem Wir Gottes einen Hinweis auf die Dreifaltigkeit Gottes.
Der Mensch wird geschaffen als Bild und Gleichnis Gottes. Das wird im ganzen Schöpfungswerk nur vom Menschen ausgesagt. Der Mensch ist darum die Krone der Schöpfung. Der Mensch allein ist das Ebenbild Gottes. In der heutigen Ökologiebewegung wird oft die Tierwelt gegen den Menschen ausgespielt, der Mensch wird als Ursache des Bösen angesehen, die Natur wäre ohne Menschen glücklicher. „Und meinen Hund hab ich auch viel lieber als die Menschen.“
Was heißt das, Ebenbild Gottes zu sein? Gott ist ein Wir, der drei-einige Gott ist in sich Liebe und Gemeinschaft. Und der Mensch wird als Mann und Frau geschaffen, das heißt, der Mensch soll leben in einer Gemeinschaft der Liebe. Der Mensch ist ein soziales Wesen, oder, wie Aristoteles sagte: der Mensch ist ein politisches Tier. Darum schließt Gott seinen Bund auch mit dem Gottesvolk und nicht mit dem einzelnen Individuum. Darum glaubt der Christ auch in der Gemeinschaft der Kirche. Die Haltung: nur mein Gott und ich, das ist ungesund. Man kann darum auch die Familie als Ebenbild Gottes sehen: der Vater liebt den Sohn und der Sohn liebt den Vater und beider Liebe ist der Heilige Geist – so liebt der Mann die Frau und die Frau liebt den Mann und beider Liebe ist das Kind. Gott ist ein Wir: Gott ist kein Single in einem Single-Haushalt, Gott ist in sich Gemeinschaft der Liebe.
Aber nicht nur als Gemeinschaftswesen ist der Mensch Gottes Bild. Nach dem heiligen Augustinus (4. Jahrhundert) ist auch die menschliche Seele des Einzelnen Gottes Bild. Denn Gott ist ein Gott in drei Personen. Die Seele ist eine einzige, aber sie umfasst drei Kräfte, nämlich den freien Willen, die Vernunft und das Gedächtnis. So ist die Seele auch eine und dreifaltig.
Gott ist eine Person und der Mensch ist eine Person. Gott ist keine menschliche Person, sondern eine göttliche Person. Gott hat keinen Menschenkörper, keinen männlichen und keinen weiblichen. Gott ist eine Person, weil er „Ich“ denken und sagen kann. Sein Name ist ja gerade ICH BIN. Gott ist eine Person, weil er einen Willen und eine Vernunft hat. Gottes Wille, das ist seine Liebe, und Gottes Vernunft, das ist seine Weisheit. Der Mensch nun, im Unterschied zu den Tieren, ist auch eine Person, er hat ein Ich-Bewusstsein, einen freien Willen und eine Vernunft.
Der Mensch ist ein Bild Christi. Denn Christus ist das WORT Gottes und der Mensch hat als einiges Lebewesen eine SPRACHE. Die Gabe der Sprache wird missbraucht, wenn sie zu Lästerungen, Lügen und leerem Geschwätz benutzt wird. Die höchste Vollendung erlangt die Sprache, wenn sie GEBET wird, wenn sie ein Dialog wird: Das Wort Gottes und die menschliche Sprache sprechen miteinander.
Die menschliche Seele ist geschaffen als ein Bild Christi. Darum sagten die Kirchenväter: „Die Seele ist von Natur aus christlich.“ Das ist den einen bewusst und den anderen nicht.
Gott sagt zu den Menschen: Macht euch die Erde untertan. - Das wird von den Grünen immer missverstanden, als ob Gott sagen würde: Beutet die Erde aus, zerstört die Natur. Nein, Gott setzt den Menschen als seinen Stellvertreter ein. Der Mensch ist der Kleine Gott auf Erden. Nun ist Gott aber kein Tyrann, kein Unterdrücker und Ausbeuter, sondern Gott ist ein Gärtner, der seine Blumen liebt, Gott ist ein Hirte, der seine Schafe liebt, Gott ist ein guter Vater, der seine Kinder liebt. Der Mensch soll sich um die Natur kümmern und für sie sorgen.
Nun sagen die christlichen Philosophen: alle Lebewesen sind für den Menschen geschaffen, nur der Mensch ist um seiner selbst willen da. Ist tatsächlich die ganze farbenreiche Welt auf dem Meeresgrund nur für den Menschen da? Ist wirklich die Schar der Millionen Sterne nur für den Menschen da? Oder sind auch sie für Gott da, dass Gott sich an ihnen erfreut? Gott scheint fruchtbar und verschwenderisch zu sein, sehr phantasievoll und reich an Ideen.
Gott schafft den Menschen als Mann und Frau. Das ist das Gegenargument gegen die Gender-Ideologie. Gott schafft nicht einen Zwitter. Gott schafft nicht zwei Lesben, Gott schafft nicht zwei Schwule, Gott schafft nicht zwei Bisexuelle. Gott schafft einen Mann mit männlichem Körper und männlicher Sexualität und eine Frau mit weiblichem Körper und weiblicher Sexualität. Sigmund Freud sagte: Nicht mehr zu wissen, ob man Mann oder Frau ist, ist der Gipfel des Schwachsinns. Mann und Frau sind von Gott geschaffen, unterschiedlich, aber gleichwertig, damit sie einander ergänzen. Ein russischer Philosoph sagte: die Frau offenbart dem Mann die andere Hälfte des Universums. Der Mann ist Ebenbild Gottes, die Frau ist Ebenbild Gottes.
Seid fruchtbar und mehrt euch! Wir sehen hier Gottes Erfindung der Sexualität. Sexualität ist eine Erfindung Gottes und keineswegs Schweinekram. Gott stiftet die Ehe zwischen Mann und Frau, keinesfalls die Homo-Ehe. Mann und Frau sollen sich nach dem Gebot Gottes vereinigen, um 1. ihre Liebe zueinander auch körperlich auszudrücken, und 2. um Kinder zu zeugen. Dass Gott die Sexualität erfunden hat, um so für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen, wird heute meist vergessen. Heute ist der Sex mehr Sport und Spaß, nichts als persönlicher Lustgewinn. Dass Sexualität mit Verantwortung verbunden ist, wird vergessen. Kinder sind da oft nur ein GAU, ein größter anzunehmender Unfall.
Wie wir schon gesehen haben, dass die Sünder Sonne und Mond, Tiere und Bäume anbeten, so gibt es auch eine sehr moderne Anbetung des Menschen. Ob nun die Frau ihren Mann einen „Alleskönner“ nennt, ob ein Mann seine Geliebte eine Göttin nennt, ob ein Popstar Sexgott genannt wird, ob eine Sängerin Gottmutter der Musik genannt wird, ob man an Fußballgötter glaubt oder einen Sozialisten für den Messias hält, ob der Mensch sich zum Herrn über Leben und Tod erklärt in Abtreibung und Euthanasie, ob sich der Mensch durch künstliche Befruchtung und Genmanipulation für einen Schöpfergott hält, oder ob einer sagt: Gottes Wille interessiert mich nicht, ich tue, was ich will, und sich so zu seinem eigenen Herrn und Gott macht, oder ob die Esoterikerin sagt: Ich bin ein Stück von Gott – alles das ist Anbetung des Menschen, alles das ist Götzendienst.
Gott hat sein Sechstagewerk der Schöpfung vollendet mit der Schöpfung des Menschen. An allen fünf Tagen sagte Gott zu seinen Geschöpfen: Sie sind gut. Am sechsten Tag sagt er über den Menschen: Sehr gut! Goethe sagte: Der Gipfel der Evolution ist DIE SCHÖNE FRAU. Der Mensch ist am Freitag geschaffen und am Freitag hat Christus durch sein Kreuz den Menschen erlöst.
Ich meine, dass die moderne Wissenschaft von einem gemeinsamen Ursprung der Menschheit redet. Es sei sowohl der Homo erectus an der Nordostküste Afrikas entstanden als auch später der Homo sapiens am selben Ort, deshalb man auch von der SCHWARZEN EVA als Stamm-Mutter der Menschheit spricht.
1.Mose 2
1 So waren nun Himmel und Erde erschaffen mit allem, was dazugehört. 2-3 Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet und ruhte von seiner Arbeit. Darum segnete er den siebten Tag und sagte: »Dies ist ein ganz besonderer, heiliger Tag! Er gehört mir.«
Der siebte Tag ist in der jüdisch-christlichen Zeitrechnung der Samstag. Samstag kommt von Sabbat-Tag. Auf englisch saturday nennt ihn nach dem Gott und Planeten Saturn. Die Bezeichnung Sonnabend bedeutet: Der Samstagabend ist der Vorabend zum Sonntag. In der jüdisch-christlichen Zeitrechnung beginnt ein Tag immer am Abend des vorigen Tages. So feiern wir Christi Geburt am 1. Weihnachtstag, aber gehen am Heilig Abend in die Christmette. So gelten Vorabendgottesdienste am Samstagabend schon als Sonntagsgottesdienste.
Die Heiligung des Sabbat war im Alten Testament ungeheuer wichtig. Es ist das dritte der zehn Gebote: Du sollst den Sabbat heiligen. Mose und die Propheten kämpften immer für die Sabbatheiligung. Die Entheiligung des Sabbat wird von Gott schwer bestraft.
Um auf keinen Fall den Sabbat zu entheiligen, hatten die Pharisäer noch zusätzliche Gebote erfunden, die penibel genau beschreiben, was ein Jude am Sabbat tun oder nicht tun darf. Jesus kritisiert diese Verengung der Pharisäer. Er sagt: Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat. Und der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat. Jesus heilte am Sabbat.
Nach der Auferstehung Christi heiligte die Kirche der Apostel den 1. Tag der Woche, an dem Jesus von den Toten auferstanden war, also den Sonntag. Im Neuen Testament wird der Sonntag „Tag des Herrn“ genannt.
Für Christen bedeutet das dritte der zehn Gebote Gottes, dass sie den Sonntag als Tag des Herrn heiligen sollen. Schöpferische Tätigkeiten, die dem Menschen Freude machen, sind erlaubt. Aber sogenannte „knechtische Arbeit“ ist verboten. Das wichtigste ist aber der sonntägliche Gottesdienst. Der Sonntag ist nicht zum Ausschlafen und Faulenzen gemacht, sondern als heilige Zeit, da man Gott anbetet, Gottesdienst feiert, in der Familie betet, die Bibel liest.
Die moderne post-christliche Gesellschaft kennt keine Sonntagsheiligung. Man ist bestrebt, möglichst auch Sonntags den Konsumbetrieb aufrecht zu erhalten. Jugendliche feiern Samstags abends in der Disco mit Alkohol und Drogen und der Sonntag ist zum chillen da. In der russischen Oktoberrevolution führte Lenin die Sonntagsarbeit ein. In China gibt es keinen freien Sonntag, da wird 30 Tage im Monat gearbeitet. In arabischen Ländern gibt es auch keinen freien Sonntag, die Muslime halten den Freitag heilig, so dass sich arabische Christen oft am Freitag zum Gebet versammeln.
Besonders im Pietismus des 19. Jahrhunderts sprach man vom Ewigen Sabbat – allgemein am Jüngsten Tag, wenn der neue Himmel und die neue Erde vollendet sind, wird der ewige Sabbat von Gott und allen Heiligen gefeiert, aber auch der persönliche Tod des Christen führt ihn in die Ewige Sabbatruhe. So beten Katholiken für ihre Toten: Nimm sie auf in die Ewige Ruhe und das Ewige Licht leuchte ihnen!