DAS HERMANNS-LIED


VON TORSTEN SCHWANKE


ERSTER TEIL

HERMANN UND THUSNELDA


So hat Thusnelda

Hermann noch niemals geliebt.“

(Klopstock)



ERSTER AKT


ERSTE SZENE


(Heiligenkirchen im Teutoburger Wald. Hermann und Klopstock.)


HERMANN

Ich ruf euch, alte Götter der Teutonen,

Dich, Bragi, dass du meine Telyn stimmst,

Iduna, dich, dass du mich inspirierst,

Iduna, makellose Jugendgöttin

Mit deinen Äpfeln der Unsterblichkeit,

Laß mich hinein in deinen Apfelgarten,

Ins Apfelgartenparadies des Himmels!

Dich ruf ich auch, du immerschöne Nanna,

Du jugendliche sanfte Wanengöttin,

Die du dem Baldur ewig Treue schworst

Und bist gefolgt ihm in den Feuertod,

Doch nach der großen Götterdämmerung,

Wenn alle Asengötter der Germanen

Den Tod gestorben sind und sind dahin,

Dann werden auf des Himmels Idafeld

Zwei Throne stehen, Baldurs Thron und Nannas.

Dich ruf ich auch, du Freundschaftsgöttin Hlyn,

Laß mich dein Freund sein, Freundschaftsgöttin Hlyn,

Du sanfte Freundin Unsrer Lieben Frouwe!

KLOPSTOCK

Heil, Hermann von Walhalla, Friede, Friede!

Ich weihe deine Seele, mein Teutone,

Der Lieben Frouwe, Unsrer Lieben Frouwe!

Komm, Unsre Liebe Frouwe, komm von Folkwang!

Die Barden nennen diese Externsteine

Dein Folkwang, Unsre Liebe Süße Frouwe!

Ich kniete in dem Teutoburger Walde

Am Quell des Jordanstroms, trank von der Quelle,

Der Quell entsprungen von des Rosses Hufschlag,

Ich trink und singe in Begeisterung:

Mein Deutschland, ein Jahrhundert war des Krieges,

Da herrschte nur das Schwertrecht. Krieg ist Gräuel!

O Deutschland, spricht die Stimme der Vernunft,

Dann höre auf die Stimme der Vernunft!

Als Barde Deutschlands stimm ich die Telyn

Und weih mein Vaterland der Göttin Freyheit!

O Freyheit, erstgeborne Tochter Gottes,

Komm du mit deinen beiden Himmelsschwestern,

Der Göttin Freude und der Göttin Friede!

O Göttin Freude, Tochter aus Walhalla,

Wir treten liebestrunken in dein Folkwang!

O Göttin Friede, segne unser Deutschland,

O Göttin Friede, und die ganze Welt!



ZWEITE SZENE


(Im Teutoburger Wald. Mai. Hermann liegt auf einer grünen Aue und schläft. Er erwacht, als ein Hirsch röhrt. Zwei Rehkitzzwillinge stehen neben ihm.)


HERMANN

Ich hör die makellose Göttin Frouwe,

Wie süß tönt ihre Stimme in der Luft:

Entfliehe, Liebling, vielgeliebter Freund,

Sei wie ein edler Hirsch auf Scheidebergen!

O Frouwe, makellose Liebesgöttin,

Jetzt bin ich auferwacht vom Schlaf, vom Röhren

Des Hirsches bin ich auferwacht vom Schlaf

Und sehe, siehe, was ich sehe, ist

Ein Rehkitzzwillingspaar, das lustig hüpft

Und weidet in der weißen Lilienaue.

O Frouwe, makellose Liebesgöttin,

So hüpfen deine makellosen Brüste!

Sie hüpfen wie ein Rehkitzzwillingspaar

In weißen Lilien deines weißen Leibes!


(Aus dem Wald tritt der Hirsch mit einem großen Geweih. Er nähert sich Hermann. Im Geweih ist ein strahlendes Kreuz und an dem strahlenden Kreuz ein blutüberströmter Christus.)


CHRISTUS

Mein lieber Sohn, ich sterbe deinen Tod,

Auf dass du lebst mein Leben als ein Gottmensch!

HERMANN

Mein Heliand, Allvaters Heldensohn,

Mein Heliand, du bist mein großer Gottheld,

Mein Ewigvater und mein Friedefürst!

Ich bitte dich fürs ganze große Deutschland,

Erbarme du dich aller Kinder Manas,

Teuts Kinder weih ich dir, die Bajowaren,

Sueven, Alemannen und Teutonen,

Die freien Friesen und die wilden Sachsen,

Die Preußen und die Deutschen in dem Osten,

Sei du der Heliand des deutschen Volkes,

O Ewigvater, Gottheld, Friedefürst!

CHRISTUS

Soll ich der König sein des deutschen Volkes,

So will ich auch, dass meine Jungfraumutter

Die Königin des deutschen Volkes sei!


(Der Hirsch verschwindet wieder im Teutoburger Wald.)



DRITTE SZENE


(Zwischen Herford und Heiligenkirchen. Ein Hügel, unten weiße Rosen, eine steile Treppe. Hermann steigt hinan.)


HERMANN

Aus einem weißen Meer von weißen Rosen

Der Keuschheit und Jungfräulichkeit erhebt

Sich eine Himmelstreppe in den Himmel.

Ich will den Himmel nach dem Wege fragen,

Doch bin ich nicht bewandert im Gebet,

Ich war zu lang ein Heide und ich weiß

Orakel der Magie allein zu fragen.

Wen seh ich doch auf dieser Treppe kämpfen?


(Faust erscheint, im Todeskampf befindlich.)


FAUST

Die letzte Stunde, meine Todesstunde

Hört meine Stimme: Reine Jugendliebe,

Erbarme dich und bitt für meine Seele!

O bei den weißen Margariten drunten

Beschwör ich dich, geliebtes Margarethchen,

Und bei den goldnen Flechten deiner Zöpfe,

Erbarm dich über meine arme Seele

Und salbe mich in meiner Todesstunde

Mit Myrrhe, mit dem Öl zerriebner Myrrhe,

Mit Aspalath und Tragakant, vor allem

Mit Onych, das ich über alles liebe!

HERMANN

O Faust, wen siehst du in der Todesstunde?

FAUST

Ich seh fürwahr Maria Magdalena,

Doch nicht als Büßerin am Fuß des Kreuzes,

Ich sehe sie in goldner Lockenflut,

Die ihren bloßen weißen Leib verschleiert,

Im Paradies auf einem Himmelsbette

Als eine Buhlerin und Vielgeliebte,

Die in dem Paradiese auf mich wartet!

Auch die ägyptische Maria wartet,

Mit nichts bekleidet als mit schwarzer Haarflut!

Sankt Thais wartet in dem Paradies,

Mich in dem Garten Eden zu beglücken!

HERMANN

Du Schlangenbrut, wie willst denn du entgehen

Der ewigen Verdammnis im Gericht?

FAUST

Ich rufe an in meiner Todesstunde

Maria als die Königin der Hölle!

HERMANN

Schau ich vom Gipfel auf die Erde nieder,

So sehe ich auf Erden eine Hochzeit.

Die weißen Pferde ziehen eine Kutsche,

Die Braut im weißen Kleid und weißen Schleier

Verheißt auch mir Erfüllung meiner Wünsche.

Ich nehme das Orakel Gottes an.



VIERTE SZENE


(Heiligenkirchen im Teutoburger Wald. Nacht. Thusnelda im langen weißen Kleid. Lange kastanienbraune Locken fallen ihr auf die Schultern. Über ihrem Haupt wie ein Heiligenschein der Vollmond. Hermann steht vor ihr, vor Liebe zitternd.)


THUSNELDA

Was willst du hier im Teutoburger Walde?

HERMANN

Ich will noch Einmal deine Augen sehen!

Vor sieben Jahren sah ich deine Augen,

Da deine Augen sahen in die meinen,

Da meinte ich, am hohen Himmel leuchten

Zwei Monde, eine Doppelgalaxie.

Da haben deine Augen mich gebannt

Mit ihrer weißen Milch der Galaxie,

Daß ich von jenem Augenblicke an

In alle Ewigkeit dein Sklave bin.

Ich brauche deine Liebe, o Thusnelda,

Und wer gebraucht wird, der ist nicht mehr frei.

THUSNELDA

Ich freue mich an deiner treuen Liebe.

Wenn du dein Herz gehängt an einen Menschen,

Dann ist dein Herz auch treu in weiter Ferne

Und über viele lange Jahre hin.

Das finde ich bewundernswürdig, Freund.

HERMANN

Wo warst du nur so lange, o Thusnelda?

THUSNELDA

Ich war in Rom beim großen Cäsar Roms.

HERMANN

Doch nun bist du im Teutoburger Wald,

Nun sehe ich in dir die Seele Deutschlands.

Ich träumte all die Jahre stets von dir

Und immer schienst du mir in meinen Träumen

Die reinste Himmelskönigin zu sein,

Die makellose Jungfrau der Teutonen.

THUSNELDA

Ich glaube, du liebst nicht Thusnelda wirklich,

Thusnelda von dem Teutoburger Walde,

Du liebst die Traumfrau nur, von der du träumst,

Die makellose Himmelskönigin!

HERMANN

Doch eben diese steht ja jetzt vor mir!

So bitt ich dich, o Himmelskönigin,

Du Heilige vom Teutoburger Walde,

Umarme mich und drück mich an dein Herz!


(Thusnelda umarmt Hermann, sie ruhen einen seligen Augenblick in dieser Liebe, Herz an Herz, wie verschmolzen.)


THUSNELDA

So? Morgen sehen wir uns wieder, Lieber.



FÜNFTE SZENE


(Herford im Teutoburger Walde. Ein Bettler.)


BETTLER

Wir alle sind doch Bettler vor dem Herrn,

Wir betteln alle um das Brot des Tages,

Wenn wir lateinisch Paternoster beten.

Wir alle sind doch Bettler um die Liebe!

Die Menschenseelen aber, hart und steinern,

Sie lassen uns verhungern ohne Liebe!


(Ein junges wunderschönes Mädchen im langen weißen Gewand erscheint. Kastanienbraune Locken quillen aus ihrem weißen Schleier. Ihr Antlitz ist süß und voller Glanz und ihr lächeln überaus charmant.)


Wer bist du, o du wunderschönes Mädchen?

MARIA

Die heilige Maria von dem Walde!

BETTLER

O heilige Maria von dem Walde,

Bist du vielleicht die Himmelskönigin?

MARIA

Ich bins! Mein vielgeliebter Bettler Thorstein,

Du brauchst nicht länger mehr um Liebe betteln,

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit

Strömt ihre Schöne Liebe in dein Herz!

BETTLER

Das glaubt mir keiner, dass du mir erscheinst!

MARIA

Stell du an diesem Ort ein Holzkreuz auf.

Denn über jenen schreckenvollen Sund,

Der Gottes Land vom Menschenlande trennt,

Hat unser Herr das Kreuz gelegt als Brücke,

Das Kreuz geworden ist der Weg zu Gott.

Geliebter Thorstein, trag auch du dein Kreuz

Und geh mit Jesus Christus deinen Kreuzweg!

Sag allen Schwestern auch, die beten wollen,

Daß ich von ihnen wahre Umkehr will,

Die Abkehr von dem Wege ohne Gott,

Die Umkehr zu dem Leben mit dem Herrn.

Sie sollen meditieren, sollen beten.

BETTLER

O heilige Maria von dem Walde,

Ob meine Schwestern mir das glauben werden,

Daß du durch mich zu ihnen sprechen willst?

MARIA

Wenn du das Kreuz erhöhst an dieser Stelle,

Wird überm Kreuz erscheinen eine Taube,

Die Taube wird es sein der Schönen Liebe!

Bald, o mein Liebling, wirst du bei mir sein.


(Die Erscheinung verschwindet.)


BETTLER

O heilige Maria von dem Walde,

Ich schrei zu dir aus diesem Jammertal!

Wie lange noch, mein Lieb, wie lange noch?



SECHSTE SZENE


(Die Externsteine im Teutoburger Wald. Das Hauptheiligtum der Teutonen. Christus hängt tot am Kreuz. Maria Magdalena und Josef von Arimathäa nehmen den Leichnam Christi vom Kreuz.)


MARIA MAGDALENA

O tot ist Jesus, tot ist Jesus Christus!

JOSEF VON ARIMATHÄA

Der Gott in der Gestalt des Menschen tot!

MARIA

Zuende litt er an dem Marterkreuz!

Wir wollen seinen Leib vom Kreuze nehmen!

JOSEF

Ich bat Pilatus um den Leichnam Jesu,

Ich hab für ihn auch eine Grabeshöhle,

Die meine eigne Grabeshöhle ist,

Sie soll jetzt seine Grabeshöhle sein.

MARIA

Beweinen will ich den geliebten Jesus,

Ich war ja seine mystische Geliebte!

Nun lässt der Herr als Witwe mich zurück,

Ach, jetzt ist all mein Lebensglück dahin!

JOSEF

Wir glaubten doch, er wäre der Messias,

Messiaskönig auf dem Throne Davids,

Wir glaubten doch, er wär der Menschensohn,

Der Weltenrichter auf dem Throne Gottes,

Wir glaubten doch, er wär die Weisheit Gottes,

Zu uns herabgekommen von dem Himmel

Und wieder heimgekehrt in ihren Himmel!

MARIA

Ich glaubte auch an diese Weisheit Gottes,

Ich habe als Maria Magdalena

Der Hagia Sophia Mund geküsst

Wie nicht Johanna und wie nicht Susanna.

Jetzt bin ich an der Weisheit doch gescheitert!

JOSEF

Gescheitert sind wir an der Weisheit Gottes!

MARIA

Gescheitert ist im Leben Jesus Christus!

JOSEF

Gescheitert meine Hoffnung, mein Vertrauen!

MARIA

Gescheitert meine Liebe zum Geliebten!

JOSEF

Jetzt legen wir ihn in die Grabeshöhle.

MARIA

Todtraurig ist, todtraurig meine Seele!



SIEBENTE SZENE


(Die Externsteine. Das Grab Christi. Davor Johannes und Petrus.)


JOHANNES

Du hörtest von Maria Magdalena,

Daß leer die Grabeshöhle Christi sei.

PETRUS

Da rief ich dich, wir rannten um die Wette.

JOHANNES

Ich war der Jüngere, der Schnellere,

War ich der Lieblingsjünger doch des Herrn,

Ich kam als Erste an bei Christi Grab.

PETRUS

Wer ging denn immer an des Meisters Seite?

Wir waren doch der engste Freundeskreis,

Johannes und Jakobus Zebedäus

Und Simon, den der Meister Petrus nannte.

Mich machte er zum Felsenfundament

Der unbesiegbar starken Kirche Christi,

Er machte mich zum Haupte der Apostel.

JOHANNES

Der Jünger, den der Herr besonders liebte,

Der bin doch ich, Johannes Zebedäus.

PETRUS

Doch ich bin Petrus, bin der Fels der Kirche.

Ich bin gewandelt auf dem See mit Christus,

Ich sah ihn auf dem Berge der Verklärung,

Ich sagte: Du bist Christus, Gottes Sohn,

Er sagte: Du bist Petrus, Fels der Kirche,

Dir gebe ich des Himmelreiches Schlüssel.

JOHANNES

Ich anerkenne den Apostelfürsten.

PETRUS

So tret ich jetzt als Erster in die Höhle.

Ja, diese Grabeshöhle, sie ist leer,

Nur liegen hier zwei Tücher noch, das eine

Zeigt wundersam den Körper meines Herrn,

Das andre Muschelseidentuch das Antlitz.

Der Herr ist auferstanden! Jesus lebt!

STIMME AUS DEM TEUTOBURGER WALDE

O Kefa, Kefa, weide meine Schäfchen!

O Kefa, Kefa, weide meine Lämmlein!



ACHTE SZENE


(Bei den Externsteinen, am nahen See, auf dem schwimmen zwei weiße heilige Schwäne. Der Druide am See weissagt aus der Bewegung der Schwäne.)


DRUIDE

Du weiße Schwanin bist so majestätisch

Wie eine lichte Himmelskönigin,

Doch unter deinem weißen Schwanenbusen

Verborgen ist ein marmorhartes Herz.

Ich sehe diesen adeligen Schwan

Zerbrechen an dem marmorharten Herzen.

Sein Herz von Fleisch und Blut wird ausgerissen,

Zum Fressen wirft man es den Ratten vor!

Prophetisch naht der Schwan sich seinem Tode,

Schon schwimmt er auf dem Phlegeton des Hades

Zum Acherusischen Gestade, dort

Gepeinigt wird sein Herz von Höllenängsten,

Ich meine nicht von Ängsten vor der Hölle,

Ich meine von den Ängsten in der Hölle,

Dem Ekel vor den Monstern in der Hölle,

Dem Ekel vor dem Pest- und Schwefelstank.

Dann schwimmt der Schwan ins Purgatorium

Und badet in der Lethe des Vergessens

Die Sünden ab, die seine Brust beflecken,

Er badet ab die Sünde seines Todes

Und wäscht sich in der Glut der Reinigung

Die großen Schwanenflügel wieder weiß.

Gereinigt in dem Feuerfluß der Buße

Der Schwan fliegt in den Garten Eden, dort

In Pischon, Gihon, Phrat und Hiddekel

Er badet seine weißen Leibesglieder

Wollüstiger Ergötzungen im Bad

Und träumt von Schwaninnen im Garten Eden,

Die liebevoll wie Turteltauben sind

Und weise und erotisch sind wie Schlangen.

Dann steigt er auf zum Himmelsfirmament,

Milchstraßen oder Sternenströme er

Durchschwimmt und badet in der Milch des Mondes

Und badet in der Milch der Galaxie,

Entströmt der Brust der Himmelskönigin,

Bis er zuletzt als der astrale Schwan

Beim Schwestersternbild Lyra himmlisch wohnt.

Im Himmel weissagt der astrale Schwan

Zu der astralen Lyra sieben Saiten

In Hymnen für die Himmelskönigin.



NEUNTE SZENE


(Hermann und Thusnelda auf der Spitze der Externsteine.)


THUSNELDA

Ich träumte einen Traum in dieser Nacht,

Da sah ich deine Seele, meine Seele,

Und meine Seele kannte deine Seele

Seit ewigen Äonen, kannte sie

Seit Sternmilliarden, Lichtjahr über Lichtjahr.

HERMANN

So raunten mir Druiden in das Ohr,

Die Seelen füreinander sind geschaffen,

Die eine Seele ist die Urfrau Embla,

Die andre Seele ist der Urmann Esk.

Doch vor der Schöpfung dieses Universums

Allvater schaute diese Seelen schon

Und diese Seelen schauten schon Allvater

Und waren vor dem Angesicht Allvaters

Berufen zur Verschmelzung ihrer Seelen.

THUSNELDA

Und meinst du, deine Seele sei der meinen

Bestimmt vom ewigen Gesetz Allvaters?

HERMANN

Druiden raunten oft mir in das Ohr,

Daß Seelen zwar geschaffen füreinander,

Doch dass das ist verborgen unserm Wissen.

Es gibt für jede Seele eines Mannes

Die Seele einer Frau, die zu ihm passt.

Doch mancher Mann erkennt erst in dem Tode,

Wer seine feminine Partnerin.

THUSNELDA

Du aber meinst zu wissen, meine Seele

Sei deiner Seele Himmelspartnerin?

HERMANN

Der größte Barde der Teutonen liebte

In seiner Jugend eine Jugendliebe

Und sprach von ewiger Vereinigung

Im Himmelsleben in der Ewigkeit,

Sie aber liebte diesen Barden nicht.

Gott aber gab ihm eine Ehefrau,

Die mehr er liebte als man Frauen liebt,

Daß er am Abend seines eignen Lebens

Erwartete das Wiedersehn im Himmel

Mit der verklärten Ehefrau des Barden.

Gott weiß allein, wie ihm im Himmel wird

Die Partnerin der Seele zugesellt.

THUSNELDA

So zweifelst du daran, dass du mich liebst?

HERMANN

Ich werd dich bis zu meinem Tode leben

Und will dich noch nach meinem Tode lieben.



ZEHNTE SZENE


(Heiligenkirchen im Teutoburger Walde. Hermann mit Wanderstab wandert einen Weg. Thusnelda kommt auf einem weißen Pferd geritten.)


THUSNELDA

Du gehst, mein Hermann, fort aus meinem Walde?

Du hebst das Schwert nicht gegen die Franzosen?

HERMANN

In wandre aber nicht in Frankreichs Süden,

Zu forschen, was dort unterm Höschen sei.

THUSNELDA

Wo wanderst du denn hin, mein lieber Freund?

HERMANN

Ein Häuptling von den freien Friesen will

Heiraten eine Häuptlingstochter Sachsens.

THUSNELDA

So gehst du zu der freien Frisia?

Kehrst du zurück zum Teutoburger Walde?

Ja, du wirst wiederkommen, lieber Hermann,

Wir werden sicherlich uns wieder sehn,

Ich weiß es sicher, denn ich habs geträumt.

Und so versprech ich dir ein Wiedersehn.

Jetzt aber lass dich küssen auf den Mund!


(Thusnelda neigt sich vom Schimmel und küsst Hermann.)


Und wenn du wiederkommst, dann sage mir:

Wie ist des wahren Gottes wahrer Name?


(Thusnelda reitet fort.)


HERMANN

Von diesem Kusse leb ich jetzt ein Jahr lang,

Ernähre mich von nichts als von dem Kuss

Und trinke nichts als dieses Kusses Tau.

Wenn ich erwache, denk ich an den Kuss,

Leg ich mich schlafen, denk ich an den Kuss.

Im Traum ich küsse diesen Kuss erneut,

Und wenn ich singe, sing ich von dem Kuss.

Wenn Frieslands Häuptling Sachsens Tochter nimmt,

Verkünde ich den Segen eines Kusses.

Wenn Cäsar kommt zu dem totalen Krieg,

Dann kämpf ich mit der Waffe dieses Kusses.

Denn meine Fahne ist die Göttin Liebe,

Ich werde diese Fahne mir erobern,

Ach, oder sterben für der Liebe Fahne!



ZWEITER AKT


ERSTE SZENE


(Irgendwo in der freien Frisia. Hermann auf einem heiligen Hügel kniet auf einem Opferstein und betet.)


HERMANN

Allvater, jetzt ist schon ein Jahr vergangen,

Seit ich Thusnelda sah zum letzten Mal.

Nun will ich wandern wieder zur Geliebten,

Ihr einmal noch in ihre Augen sehen.

Allvater, meine Seele schenkt ich ihr,

Ich gab ihr meine Seele hin vollkommen,

Ich hab jetzt keine eigne Seele mehr,

Gestorben ist mir meine eigne Seele,

Allvater, gib zurück mir meine Seele,

Ich möchte von Thusnelda sie empfangen,

Verklärt von ihrer Liebe meine Seele

Zurückempfangen von der Liebsten Herz.

Wenn sie nur meine Seele nicht gestorben,

Begraben lässet sein im Marmorherzen!

O möge meine Seele auferstehen

Aus einem offnen Herzen der Geliebten

Und wieder kehren ein in meine Brust,

Vermehrt mit schöner Liebe der Geliebten.

Allvater, überströmt von Trauertränen

Ertrage ich den Dauerregen nicht,

Mir ist, als ob der Himmel mit mir trauert,

Als ob ich selber traure mit dem Himmel.

Allvater, laß die Sonne wieder scheinen,

Wenn ich Thusnelda wiederseh, Allvater,

Laß heiter einen lichten Himmel lächeln!

So weiche, Nebel, nun von Avalon,

So scheine, Sonne, über Avalon,

Sei strahlend, Mondschein, über Avalon!


(Ein Engel erscheint, gekleidet wie ein Wanderer, mit Wanderstab. An seiner Seite ein Fuchs.)


ENGEL

So wandre, Hermann, wandre zu Thusnelda,

Ich wandre mit dir, denn ich bin dein Engel.

HERMANN

Wer bist du, Engel, schön wie eine Frau?

ENGEL

Ich bin ein Engel aus dem Doppellager

Mahanajim vom Wildbachtale Jabbok.



ZWEITE SZENE


(Am Eingang zum Teutoburger Walde begegnet der Teutone Hermann dem Sachsen Luther.)


HERMANN

Hilf beten mir zu Gott, du deutscher Christ.

LUTHER

Willst beten du, so bet mit Gottes Wort.

HERMANN

Zeig mir, wie betet man mit Gottes Wort.

LUTHER

Psalm Dauids / von den Rosen / vor zu singen.

GOTT hilff mir / Denn das Wasser gehet mir

Bis an die Seele. Jch versinck im Schlamm /

Da ist kein grund. / Jch bin im tieffen Wasser /

Die Flut will mich erseuffen. Ach! Jch habe

Mich müd geschrieen. Heiser ist mein Hals

Und das Gesicht vergeht mir. Das jch doch

So lange harren mus auff meinen Gott.

Die mich on ursach hassen / Der ist mehr /

Denn hare ich auff meinem heubte habe.

Umb deinen willen trage jch die schmach /

Mein Angesicht ist voller scham und schande.

Frembd worden bin jch meinen brüdern und

Frembd worden bin jch meiner eignen Mutter.

Jch weine und jch faste bitterlich /

Man spottet aber dennoch über mich.

Errette mich, o Gott, aus disem kot /

Das jch nicht in dem schlamm und kot versincke /

Das jch errettet werd von meinen Hassern /

Errettet werde aus dem tieffen Wasser.

Das mich die Wasserfluten nicht erseuffen /

Das mich der tieffe Abgrund nicht verschlinge /

Das loch der grube über mir sich schliest.

Die schmach bricht mir mein Hertz und krencket mich /

Jch warte ob es jemand jammerte /

Doch da ist niemand / Wart auf einen Tröster /

Doch find ich wirklich nirgend einen Tröster.

Sie geben bittre galle mir zu essen /

Sie geben sauren Essig mir zu trincken

In meinem grossen Durste nach dem Troste.

Jch aber bin ein Elend / mir ist wehe.

GOTT deine hilfe helfe mir o HERR.

HERMANN

Dies ist auch mein Gebet in meinen Leiden.

LUTHER

Und wenn die Welt zugrunde ginge morgen,

Ich pflanzte heut noch einen Apfelbaum.



DRITTE SZENE


(Detmold beim Denkmal des Deutschen. Straße. Nacht, Regen und Gewitter. Hermann am Pilgerstab.)


HERMANN

In welcher dichten tiefen Mitternacht

Geh ich die Straße nun des Liebeslebens!

Ich dachte, Liebe sollte heiter sein,

Das Leben ein Genuss und eine Freude,

Da Liebe lacht und da das Leben jubelt,

Da Mann und Frau sich in die Arme nehmen.

Ich sah ja schon die Leibesfrucht der Liebe,

Ich sah sie schon herab vom Himmel kommen,

Ich rief die Tochter schon mit Namen: Eske!

Ich gab ihr schon vom Süßholz in den Mund

Und sagte: Dieses Süßholz ist für Hermann

Und dieses Süßholz ist für die Thusnelda

Und dieses Süßholz für die Tochter Eske.

Jetzt aber stürzen alle Wetter Gottes

Und Gottes Blitz und Donner auf mein Haupt

Und schrecklich schwer belastet meine Seele

Die Finsternis mit tausend Trauertränen!

Ah weh mir, meine Liebe ist ein Leiden,

Das Leben auf der Erde ist ein Leiden!

Ich leide an dem Vaterland, den Menschen,

Ich leide an der Heiden harten Herzen,

Ich leide an den Blitzen, an den Donnern,

Die Regentropfen peitschen meine Straße,

Mein Herz ist wie ein trüber Seufzernebel,

Die Seele wird durchspickt von tausend Nadeln,

Die Nadelstiche quälen meine Seele,

Als ob der Feind mit tausend Nadelstichen

Durchbohre eine Puppe meiner Psyche!

Jetzt aber donnert Gott im Wetterhimmel

Und in dem Donner hör ich Gottes Stimme,

Jetzt aber blitzt der Herr im Wetterhimmel

Und in den Blitzen seh ich den Messias!

MESSIAS

Die Stimme Gottes donnert über Wassern,

Die Stimme Gottes macht die Wälder kahl,

Die Stimme Gottes lässt die Eichen wirbeln,

Die Stimme Gottes lässt die Hügel hüpfen,

Die Stimme Gottes macht die Hirschkuh kreißen!

HERMANN

Messias in dem Blitz, erbarm dich meiner!

MESSIAS

Ein Engel Gottes hat mit dir geredet.

Du aber bist mein vielgeliebter Sohn,

An dir hab Wonne ich und Wohlgefallen!



VIERTE SZENE


(Ein Elfenbeinturm, von Weißdorn überwuchert. Draußen steht die schöne Fee Viviane, drinnen sitzt gefangen der alte Druide Merlin.)


VIVIANE

Nun bist du in dem Turm von Elfenbein

Und bist für immer mein Gefangener!

Ich bitte dich, Prophete, weiszusagen!

Sprich, Merlin, von der Götterdämmerung

Und zeige uns den schmalen Pfad der Rettung,

Wie können wir, die Elfen und die Feen,

Die Götterdämmerung doch überleben?

Prophete, wann erscheint der Fenrirswolf,

Die Göttin in der Sonne zu verschlingen?

MERLIN

Gefangen in dem Turm von Elfenbein

Studiere ich die Schriften der Propheten.

Ein Rätsel habe ich zu lösen noch.

VIVIANE

Mein Weiser, lös die Rätsel in der Schrift.

MERLIN

Der Friedefürst und Bräutigam der Weisheit

Bekam in jedem Jahre soviel Geld,

Sechshundertsechsundsechzig goldne Münzen.

Das böse Biest jedoch, der Gegenretter,

Hat einen Namen, dessen Namenszahl

Sechshundertsechsundsechzig wird genannt.

VIVIANE

Schweig mir von Rom, du bärtiger Prophet!

MERLIN

Gefangen in dem Turm von Elfenbein

Seh ich den deutschen Hermann im Gefecht.

Ich sehe ihn gestärkt von Doktor Luther.

Teutone Hermann und der Sachse Luther,

Sie heben ihre Schwerter gegen Rom.

Von England seh ich kommen Bonifazius!

Doch Bonifazius grämt sich über Deutschland:

Teutone Hermann, führtest du nicht Krieg

Und hieltest Rom von Deutschlands Grenze fern,

So wäre Christus unser Herr gekommen

Nach Deutschland viele hundert Jahre früher.

VIVIANE

Und kommt ein Reich, das tausend Jahre währt?

MERLIN

Das sagt das Biest und meint totalen Krieg!

VIVIANE

So kommt kein Reich, das tausend Jahre währt?

MERLIN

Ich hörte Unsre Fraue in der Sonne

Als Königin von Frieden und Versöhnung:

Das Reich, das tausend Jahre währt, ist nah!

Die Menschheit wird zum Reich des Friedefürsten!



FÜNFTE SZENE


(Morgendämmerung im Teutoburger Walde. Eine kleine Französin, ausgesprochen reizend, tanzt vor Hermann.)


KLEINE FRANZÖSIN

Ah, voulez-vous coucher avec moi?

HERMANN

Bewundern muß ich deine vollen Brüste.

KLEINE FRANZÖSIN

Mon cher, isch bin die Göttin Aphrodite!

HERMANN

Dein Röckchen reicht bis auf die Oberschenkel.

Ein Dichter Deutschlands dichtet ein Gedicht:

Ihr werdet reisen in den Süden Frankreichs,

Schaut nicht die Kathedrale an von Chartres,

Schaut in Paris nicht Notre Dame euch an,

Ihr küsst nicht die Reliquien Magdalenas

Und schaut nicht der Zigeuner Wallfahrtsort

Der Schwarzen Sara, Magdalenas Magd,

Ihr badet in der Quelle nicht von Lourdes

Und steigt nicht auf den Gipfel eines Berges,

Den Vater Augustinus dort zu lesen.

KLEINE FRANZÖSIN

Ah mon ami, wie göttlich ist La France!

Wir wollen Liebe machen, mon trésor!

HERMANN

Der Dichter Deutschlands dichtet ein Gedicht:

Ihr werdet reisen in den Süden Frankreichs,

Zu schauen, was dort unterm Höschen sei.

KLEINE FRANZÖSIN

Schreib lieber ein Gedicht vom Venusdelta!

La grande déesse Vénus, sie liebt disch doch!

HERMANN

Und hat das Weib den Jüngling erst im Sack,

Versklavt sie ihn als ihren Domestiken!

Erst eine junge Hure, reich an Reizen,

Dann wird sie zur Mätresse, kaiserlich

Diktiert sie ihrem Domestiken: Diene!

Doch fordre keine Liebe von dem Weib!

Nein, putz den Kot aus ihrer Toilette!

KLEINE FRANZÖSIN

Ihr schrecklichen Germanen, ihr Barbaren!

Was weißt du, mon filou, von Liebemachen?

Die schönste Nebensache von die Welt!

Ist die Französin nicht viel schöner als

Thusnelda mit der scharfen Adlernase?

Adieu, mon cher, bleib du in Deutschland hocken!



SECHSTE SZENE


(Heiligenkirchen. Karfreitag. Regengüsse. Hermann. Thusnelda erscheint mit dem Franken.)


THUSNELDA

Was willst du denn schon wieder hier, Herrmännchen?

HERMANN

Du hast vor einem Jahr zu mir gesagt,

Daß wir uns sicher wiedersehen werden

Und dass ich dir dann sagen soll den Namen

Des wahren Gottes: Jesus Christus heißt er!

THUSNELDA

Ich aber sage dir: Du bist ein Bock,

Der Bock, den ich jetzt in die Wüste schicke!

HERMANN

Ich aber liebe dich so sehr, Thusnelda!

DER FRANKE

Barbar! Hast du Thusnelda nicht gehört?

Verschwinde, sonst zerschlag ich dein Gebein!

THUSNELDA

Geliebter Franke, schlag dich nicht mit ihm,

Ihm solls genügen, dass ich ihn verachte!


(Der Franke drängt dennoch Hermann an eine Eiche und drückt ihn gegen den Baum. Da erscheint Hermanns Schutzengel mit dem Fuchs. Der Franke und Thusnelda fliehen erschrocken. Der Fuchs beginnt mit menschlicher Stimme zu reden.)


FUCHS

Ob dir die Feinde deiner Seele fluchen,

Geliebter Hermann, Jesus segnet dich!

O Hermann, Jesus segnet die Teutonen,

O Hermann, Jesus segnet Friesen, Sachsen,

Die Allemannen und die Bajowaren,

Sueven und in Ost und West die Preußen.

O Hermann, deiner Seele schwere Leiden

Sind Anteilhabe an den Leiden Jesu,

Du leidest für dein deutsches Vaterland,

Du leidest für den Häuptlingssohn der Friesen,

Du leidest für die sächsische Prinzessin.

Vereine deine mit den Leiden Jesu,

So wirst du Miterlöser sein für Deutschland.

Hab Mut, o Hermann! Wer mit Jesus leidet,

Wird auch mit Jesus einst im Himmel herrschen

Und Könige und Heidenvölker richten.


(Der Engel und der Fuchs werden wieder unsichtbar)


HERMANN

Zum Heulen ist zumute meiner Seele!

Ich muss zum Kreuze bei den Externsteinen!



SIEBENTE SZENE


(Externsteine. Hermann kniet vor dem Kreuz. Hagel stürzt vom Himmel.)


HERMANN

Eli, Eli, lama asabthani?

Was hast du mich verlassen, o mein Gott?

Eli, Eli, lama asabthani?

Wie schrecklich ist die Gottverlassenheit!

Eli, Eli, lama asabthani?

Wie zittert meine Seele in der Hölle!

Eli, Eli, lama asabthani?

Wie bohrt sich eine Lanze durch mein Herz!

Eli, Eli, lama asabthani?

Wie undurchdringlich tief die Finsternis!

Eli, Eli, lama asabthani?

Auf meiner Seele lasten tausend Tode!

Eli, Eli, lama asabthani?

Ich schrei der ganzen Menschheit Schrei zu Gott!

Eli, Eli, lama asabthani?

Ich leide als des kalten Hasses Opfer!

Eli, Eli, lama asabthani?

Ich hoffe in der finstersten Verzweiflung

Auf meinen Retter Jesus, der da schrie:

Eli, Eli, lama asabthani?


(Vom Gipfel der Externsteine ertönt eine Frauenstimme)


STIMME

O mamma mia, mamma, mamma mia!

HERMANN

Ja, mamma mia, Große Gottesmutter,

Ich opfre meiner Seele Kreuzigung

Dem Unbefleckten Herzen Unsrer Fraue!


(Maria erscheint auf dem Gipfel der Externsteine)


MARIA

Maria, makellose Mutter Gottes,

So ist mein Name. Mein geliebter Hermann,

Der Herr nahm an das Opfer deiner Leiden!

So komm du nun zu meinem Herzen, Liebling,

Denn meine herzliche Barmherzigkeit

Wird deiner Seele Durst nach Liebe stillen!

HERMANN

Ich bin ganz dein, o Große Gottesmutter!

Ich weihe dir mein Vaterland, Maria!


(Der Hagel hört auf. Eine lichte Ostersonntagssonne lacht vom Himmel.)





ZWEITER TEIL

HERMANN DER CHERUSKER



I


Hermann, der herrliche / Held

Der Teutonen, / und Thumeliko

Zogen durchs deutsche Detmold, / die Degen,

Zur Ruhe des Reichs / gegen die Römer,

Freiten die Frau / Freiheit,

Vater und Fant, / beste Freunde,

Stolz der Starken, / Städtewanderer,

Mit gewaltigem Wagen / ohne die Weiber,

Auf der Ahnen / altem Acker,

Mit Mut die Germanen / unter dem Mond,

An den Externsteinen anbetend / Allvater!

Hermann unter dem Himmel / und Hermanns Sohn

Feierten Freiheit / und Frieden

Und segneten des Bundes Brüder / beim Becher.



II


Endlich Aufbruch / zu neuen Ufern,

Zu Thusbelda und Thumeliko / von Teutoburg,

Die Denker und Dichter / des blonden Deutschland

Zu weihen dem göttlichen Weib / auf Wallfahrt,

Unserer Frau des Friedens / und der Freiheit,

Dass sie der Kirche Kristi, / des Königs,

Schenke zurück den rechten, / redlichen Glauben

An das Buch des Gebets, / die heilige Bibel.

Hermann und Hermanns Sohn / unter dem Himmel

Auf der Ahnen Acker / anbeten

Und bitten für die Brüder / des Bundes,

Bei dem Becher / der Bruderliebe

Und dem weißen Weizen / der göttlichen Weisheit.

Aber der Barde, der Bruder / singt sein Gebet

In den frommen Versen / deutscher Volkskunst.



III


Im Volksahnen- und Familien- / Fimmel

Hermann und Hermanns Sohn / pilgern nach Herford.

Nicht Blut und Boden und andres Erbrochenes

Dichte ich den Deutschen, / sondern Roms Deus Dominus,

Denn ob ich Thorstein getauft, / bet ich doch nicht zu Thor.

Ich bin aus dem Reich des Riesen / Radbod,

Der freien Frisia / mit den blonden Frauen,

Ich sang als Kind von Siegfried / und dem Schatz

Und liebte die gütige Gudrun / in Nachbars Garten.

Aber beim Blut des Bonifatius / und dem Becher des Altars

Schwöre ich auf Jesus und Josef / und die Jungfrau.



IV


Im deutschen Detmold / ein Denkmal:

Die schöne Mutter der Schmerzen / schaut

Auf den seligen Sohn, / die untergegangene Sonne.

An den Externsteinen / angebracht

Von der Kirche die Kreuzabnahme / Kristi,

Von Maria Magdalena / der Mutter in den Schoß gelegt.

Im priesterlichen Paderborn / regiert Petrus,

Und die betenden Bauern / lesen die Bibel.

Wo ist Hermann und Hermanns Sohn / heute?

Im Haus der heiligen Kirche / in Heiligenkirchen?

Und Tusnelda, die nette, / die niedliche,

Ist sie im Reich von Rom, / Opfer der Rache?

Und Thumeliko, glaubt er an Teut, / Mana oder Thor?

Betet er Allvater an, / den Vater des Alls?

Trommeln Heiden auf der Heide / des heiligen Paderborn?

Oder kommen die Kristen / der Kirche zurück?

Des schönen Deutschland Schicksal / steht in den Sternen,

Siegt der teutonische Thor, / der alte Teufel,

Oder der Priester Petrus, / der Pontifex?

Ich aber bete beim Blut / des Bundes,

Dass in der kommenden Kirche / Kristus triumphiert!



V


Herrlicher Hermann / im heiligen Hain,

Siehst du das süße / gottselige

Minden, die Mutter / der Minnesängerin?

Gertrud, die Große, / die Göttliche,

Hat mich gegrüßt im Grund / der großen Dichter,

Mit der weißen Novizin, / der Tochter der Weisheit,

Die ich fröhlich gefreit / mit frohem Mut,

Doch die Weiße Dame / erschien mir in Deutschland,

Mehr als die Nonne in der Nacht / des Nichts,

Eine himmlische Herrin / voll Heiligkeit,

Die ich singen soll / wie Seraphim,

Die kluge Königin / des Kosmos!

Also vom Minden der Minne / sing ich zur Minnedame,

Zur deutschen Dirne / im Reiche des wahren Donar.



VI


Im heiligen römischen Reich / der riesigen deutschen Nation

Der Kaiser ward gekrönt / von Kristi Stellvertreter.

Komm, mein Kaiser, / ich kränze dich mit Lorbeer

Oder mit inländischem / Eichenkranz.

Schon träume ich vom Thron / des treuen Kaisers,

Da die Häuptlinge heute / sich alle hassen

Und zanken um den Zankapfel / wie Zicken.

Aber die deutschen Bischöfe denken / wie Dummköpfe,

Dass es die Kirche Kristi / gäbe ohne Kreuz.

Aber auch im Reich von Rom / herrscht nicht das Recht

Und der Pontifex und Papst, / Petri Nachfolger,

Er wird enden / in seinem Irrtum.

Deutsche Dichter / und christliche Denker

Beten jetzt schon zu Jesus, / Jahwes Sohn,

Für den kommenden Papst und Pontifex, / Sankt Petrus

Erbitte im Gebet / nach dem Wort der Bibel

Uns den rechten Richter / und Retter,

Dass Donars Deutschland sich bekehre / zum Dominus Deus.

Aber ob ichs noch erlebe, / dass Allvater herrsche

Und sich bekehrt die Kirche / wieder zu Kristus?

Ich bin der Träumer, der träumt / von Tropfen Blut im Schnee,

Bin die scheue Schwalbe / vor dem schönen Frühling.



VII


Großartig ist die große / Pilgerfahrt zum Grabe

Kristi, des Königs / der deutschen Kirche.

In mystischem mildem Nebel / seh ich den Mann des Herrn

Wie einen riesigen Recken / ragen in den Himmel,

Ganz in Gold, / wie ein junger Gott,

Erhebt der Starke das Schwert / zum Schutz der Heimat.

Hier grüße ich die weißen Weiber / von Welschland

Und die zärtlichen zarten / Französinnen,

Weiber der Wonne, / Töchter der Weisheit.

Und in der Nacht starken Sturmes / steh ich als Mann

Im heiligen Hain / unter dem Himmel

Zwischen ehernen Eichen / und eisernen Fichten

Und seh den milden Mond / über Germanien,

O die goldene große / Göttin der Liebe!

Morgen aber in Minne / fahr ich zur Magd Maria,

Der heiligen Herrin / von Herford.

Das aber gibt dem deutschen / Dichter dann

Ganz andere Minnelieder der makellosen / Mutter!



VIII


Die germanischen Mächte / mag ich nicht,

Allein die Einzige, / meine Eine,

Freyja, die Liebe Frau, / das Freudenmädchen,

Blond ist die Blume / mit blauen Augen,

Zart trägt die Zärtliche / ihren Zopf,

Und ihr heiliger Halsschmuck / ist herrlich.

Der Freitag ist heilig Freyja, / der Frau und Göttin,

Und Katzen mit klaren Augen / klammern sich an sie.

Folkwang ist der freie Himmel / der Lieben Frau,

Nicht wie in Walhalla die Helden / sich hauen

Und dann bechern nach dem Blut / mit Met und Bier.

Nein, im Folkwang der Frau / die Freier und Freudenmädchen

Wie im Mond des Maien / feiern die Minne.

Himmelsköniginnen die Konkubinen, / die Walkyren,

Schöne Schwanenmädchen / tauchen aus dem Schaum.

Einst fand ich eine, / die Schönste von allen,

Die badete nackt des Nachts / im See den niedlichen Leib.

Ihr schönes Schwanengefieder / lag in der Stille

Am anderen Ufer / der heiligen Insel.

Ich raubte im rosigen Morgen, / da Rehe mich ansahn,

Der Königin Kleid, / und nackt die Konkubine

Lag in meinen Armen in Minne, / die Magd der Götter.



IX


Teurer Thumeliko, / echter Teutone,

Wir ehren unsere edlen / Ahnen.

Deine Mutter Thusnelda, die niedliche, / nette,

Ist Tochter des grauen Segestes, / des grausamen,

Der zählt die freien Vorfahren, / die Kinder Freyjas,

Bis zu den ersten Ahnen / der alten Deutschen,

Den ersten Menschen der Germanen, / Mann und Frau,

Ask und Embla, / aus Esche und Ulme

Geschnitzte Stammeltern, / stolze Kinder Gottes,

Die Wotan gewollt, / die Wotan gemacht,

Die Heiligen leben heute / alle vereint in Walhalla,

Wo sie reiten, die Recken, / auf riesigen Pferden,

Wo sie bechern beim Bier / mit Baldur und Nanna,

Mit schönen Schwanenmädchen, / weiß wie Schaum.

Aber ich sehe, Sohn, / auch die Seligen,

Die noch kommen, die Kinder / deiner Kindeskinder,

Dein Enkel und Ursohn, / im Bistum Sankt Ansgars

Werden sie Kristen sein der Kirche / des Königs Kristus.



X


Thusnelda nimmt weißes Weizenmehl / und Wasser

Und von der Mutterkuh Milch / und macht Butter

Und von himmlischen Honigbienen / holt sie Honig,

Und sie backt braunes / Brot

Mit Salz und edlem Öl / vom einfachen Raps

Und backt es alles im Ofen / in der offenen Hütte

Und lädt Hermann und Hermanns Sohn / ins Heim

Und von getöpferten Tellern / essen die Teutonen

Und danken Donar, / dem Gott der deutschen Bauern,

Und trinken Bier aus mildem Malz / oder Milch der Ziege.

Gott segne die Seligen / mit Süßigkeit des Lebens!




DRITTER TEIL

DIE HERMANNSSCHLACHT



ERSTE SZENE


(Siegmar. Horst.)


HORST

Ja, Siegmar, dieser Felsen hier ist flach,

Ruinen des verfallenen Altars

Sind hier zu sehn, wie du zu mir gesagt.

SIEGMAR

(noch nicht sichtbar)

Das Tal, ists breiter als die andern Täler?

HORST

Viel weiter, Siegmar. Ah, dort unten nun

Die ganze Schlacht vollkommen wird entschieden.

SIEGMAR

Dein Arm, o Jüngling, zieht mich aus den Büschen.

HORST

Zu deiner Linken, wo der Weg ist besser,

Da siehst du Felsen, die wir sonst vermissten.

SIEGMAR

(auftauchend)

Mein altes Auge reicht nicht mehr so weit.

Blick ich hinab, stürzt dort ein Quell ins Tal?

HORST

Die Quelle schäumend taucht dort in den Golf ein.

SIEGMAR

Es ist das Tal, o Hort. Nun, Odin, Hertha,

An dieser Quelle werden schließlich sie

Abwaschen unten dort mein letztes Blut!

Der Römer Blut, o Jüngling, und mein eignes!

Hier ist der Ort des Opfers. Ruf den Priester

Und ruf den Barden. Hier will ich sie führen.

HORST

(ruft zur Seite, von der er kam)

Hauptmänner aus dem Teutoburger Wald!

Wer kennt genau den Steilhang und wer schneidet

Den Strauch am schnellsten, grade durch die Halle,

Der führt heraus die Priester und die Sänger!

Hier, hier ist der geweihte Opferfelsen!

EINE ENTFERNTE STIMME

Horst, Siegmar sag, drei Kapitäne gehen

Mit einer angehobnen Axt den weg!

SIEGMAR

So achte auf des Tales Ende! Siehst du

Standarten der Kohorten? Einen Adler?

HORST

Fünf Reiter sprengen luftig durch das Tal!

Der Sanfte mit dem Kissen auf dem Pferd!

Sie schauen überall sich ängstlich um.

Und einer fällt vom Spieße aus dem Busch,

Ein zweiter und ein dritter noch, o Siegmar!

SIEGMAR

Der Wurf, kam er von uns, kam er von ihnen?

HORST

Der Wurf, er kam von dort, kam von den Unsern.

SIEGMAR

Die guten Katzen! Das sind Katzen drüben.

Hast du gesehen, dass die Spucke fehlt?

HORST

Vermisst ward nicht ein Einziger von uns.

SIEGMAR

Nun, wir Cherusker wollen da nicht fehlen,

Wenn wir da unten sind. Was denkst du, Horst?

HORST

Wie immer, o Cherusker-Fürst: ein Wurf

Und dann der Tod! Das ist es, was ich meine.

Nur Varus kann nach dieser Lanze suchen.

Sie ist sehr scharf, die Barthild schärfte sie

Am roten Hang des Felsen, als sie mir

Nach meinem Schlaf den Sohn mit großen Augen

Zum liebevollen Abschiedskuss gebracht.

Und diese Lanze kann nur Varus treffen.

Denn wer uns diesen stolzen Richter schickte

Mit Stab und Beil, der denkt, dass es gewiss ist,

Dass er im Kapitol das Opfer darbringt

Für die Legionen, die er hierher führte.

SIEGMAR

Siehst du noch keine Lanze? Hörst die Schlacht nicht?

So lege deine Ohren an den Felsen.

Der Waffenlärm des Untergangs, der Klang

Der Pferdehufe tönt von Mutter Erde.

HORST

Ich höre ein Geräusch, ein dumpf gedämpftes,

Ich höre keinen Kampf noch in der Ferne.

SIEGMAR

Kannst du nichts hören, was vom Lehme kommt?

Mein Sohn schreit in dem Kampfe schon sehr laut!

HORST

Ich aber höre Hermanns Stimme nicht.

SIEGMAR

Die Römer können stehen irgendwo,

Sonst würde man den Kampf wohl lauter hören.

Die kühnste Jugend ist es, die ich führe.

Was sprachen sie vom Kampf, als du gegangen?

HORST

Sie sagten: Siegmars Silberhaare leuchten

Mehr als die Mähnen auf den Römer-Helmen.

Doch vorne, vorne solltest du nicht sein.

Sie wollen vorne sein, sich umzusehen

Nach deinem Blick, wenn sie mit starken Armen

Die Römer-Mähnen werfen hin ins Blut!

SIEGMAR

Cherusker, oh ihr Freuden meines Herzens!

Auch vorne wollte Siegmar bei euch sein!

HORST

Das sollst du nicht, du sollst noch älter werden!

Wenn deiner Augen Beifall sie entflammt,

Die jungen Männer, ist mehr Römer-Tod

Darin, als wenn du mit den Armen winktest.

SIEGMAR

Du Enkel meiner Brüder, spricht nicht mehr

Von meines Armes Schwere! Wenn mein Auge

Den Blick mir gegenüber sieht, dann fehlen

Die Arme nicht, den Herzen gegenüber.

O Rache diesem Kampf, o Rache mit

Der Unerbittlichkeit der Hand, o Schlacht

Von Artovist! Ich werde ihre Blume

Zerbrechen! Hermann wird mich noch beneiden!

Und wo das Tal am breitesten und wo

Die römischen Legionen seufzen werden

Vor Odin, der den Donnerhammer hält,

Der auf der Römer Kapitol regiert,

Dort, junger Mann, dort ändert sich die Schlacht

Durch mich! Bisher war Tod auf beiden Seiten,

Der Feind wird mit dem Tod nun konfrontiert!

HORST

Mit Ehrfurcht lern ich, Siegmar, wie man stirbt!

SIEGMAR

Dann ists ja gut! Wenn ich die Adler unten

Nicht in den Händen meines Sohnes sehe,

Dann seh ich oben sie bei Mondschein-Wolken,

Den Göttern näher und den Göttinnen!

HORST

Ach, Vater, das durchbohrt die Seele mir,

Singst du schon mit den Barden in Walhalla?

O Gott, dem er so nah sein will, erfülle

Du nicht die Prophezeiung seines Todes!

SIEGMAR

Wenn ich nach unten schaue, leuchtet mir

Augustus mit der Adler-Fahnen heller,

Das Römer-Blut an meines Sohnes Lanze

Wird immer röter mir. Mein Odin, Hertha!

Ich habe prophezeit, den Sieg geweissagt!

Ob ich nun lebe oder ob ich sterbe,

Das ist doch keine Prophezeiung wert.

HORST

Ich möchte mehr noch von dir lernen, Alter.

Dein Hermann ist jetzt mitten in dem Kampf.

Denkst du an seinen Tod, an Hermanns Tod?

SIEGMAR

Auf diese Freude muss ich auch verzichten,

An meines Sohnes Opfertod zu denken.

Ich werde nicht mehr lange leben, Horst,

Dann werde ich für immer bei ihm sein.

Und mit dem letzten Adler, den wir stürzen,

Kann stürzen auch mein Sohn. Doch lieber nicht!

Vom Ort, an dem die Schlacht begann, bis zu

Dem Hügel seines Grabes alle Täler

Dort sollen weiß von bleichen Knochen sein.

Wenn aber Hermann untergehen soll,

Er wird gewiss dann als der Letzte sterben.

HORST

An dieses Grab, wo dann das letzte Heer liegt,

Ich werde jeden Frühling meines Lebens

Mit frischen Blumen gehn, es zu bestreuen,

Und mit den Freunden, die den Sohn gekannt,

Den Sohn und seinen Vater, und im Licht

Des leuchtenden Gewölkes unterm Monde

Ich sing das beste Lied des besten Barden!

SIEGMAR

O junger Freund, wie bist du mir so lieb!

Du speisest ein alten Mann, o Jüngling!

Es war wie in der Schlacht Ariovists,

Wir glaubten, gegen Cäsar zu gewinnen,

Ich habe mit dem Helm des Römers, den

Ich tötete, vom klaren Quell geschöpft.

Ich suchte eines Fabianers Herz,

Den ich getroffen bei der süßen Frische.

Ach wär es der Diktator selbst gewesen!

Zu sehen, wie das Blut ihm floss, das war

Dem hoch erhabnen Manne vorbehalten.

Wie war sein Name? Das ist Alters-Leiden,

Dass man die Namen allesamt vergisst.

Du nenne mir den ehrenwerten Mann,

Der wert es wäre, Sohn von Teut zu sein.

HORST

Der Name dieses edlen Sohns war Brutus.

SIEGMAR

Du sprachest einen großen Namen aus.

HORST

O edler Zeuge Gottes, o mein Siegmar!

Ich nenne einen weitren großen Namen.

SIEGMAR

Kannst du die Schlacht denn nicht schon näher hören?

HORST

Ich kann nur das Geräusch stets lauter hören.

SIEGMAR

Was siehst du da mit deines Geistes Augen?

HORST

Die Flüchtlinge, die von dem Hügel fallen.

SIEGMAR

Nein das sind keine Flüchtlinge, das sind

Gesandte, um zu untersuchen, wo

Nun die Legionen gehen hin, sie bringen

Die Botschaft zu dem Totenrichter Minos!

Wie schrecklich ist des ernsten Gottes Urteil,

Wenn er euch sagt, dass euer Krieg ein Krieg

Der Machtgier war, nicht der Gerechtigkeit.

HORST

Ach, können die Legionen denn nicht auch

Zurück uns kehren? Welch ein Schmerz für dich,

O Vater, und im Wald die jungen Männer!

SIEGMAR

Zurück ins Tal, wo Tode auf sie warten?

Sie wollen und sie müssen weitermachen.

Doch keine Sorge, Horst, sie müssen folgen.

Hier unten an dem Felsen täuscht sie hier

Zum letzten Mal die Hoffnung. Hier sie breiten

Sich aus und fechten mit der ganzen Kampfkunst,

Um dem zu opfern, dem Allvater flucht!


(Bardenmusik ist aus der Ferne zu hören.)


HORST

Hör, die Druiden kommen, Odins Priester.

SIEGMAR

Hat Hermann deutsche Barden mitgenommen?

HORST

Nur wenige und nur die besten Barden.

SIEGMAR

Wir müssen viele Barden bei uns haben,

Die bald zum Opferlied die Stimme heben

Und zur Ermutigung der jungen Krieger

Cherusker in dem Teutoburger Wald,

Dort, wo die Schlacht wird blutig sein und tödlich,

Und zur Ermutigung des ganzen Heeres.

Wenn die Legionen sich im Tal ausbreiten,

Dann tönt Gesang der Barden in die Schlacht.



ZWEITE SZENE


(Bewaffnete Opferjünglinge.)


SIEGMAR

(an den ältesten Jüngling gewandt)

Wer ist dein Vater, o mein lieber Sohn?

DER JÜNGLING

Des Bardenchores Führer, Werdomar.

Bist du nicht Siegmar, unsres Hermanns Vater?

SIEGMAR

So kennst du mich bereit, du treuer Jüngling?

DER JÜNGLING

O Hermanns Vater! Streite du wie Odin,

O Hermanns Vater! Unsres Volkes Ruhm!


(An die anderen Opferjünglinge gewandt)


Bleibt bei der Tänzerin gerechten Krieges!

ZWEI BARDEN

(Einer spielt, der andere singt. Die Jünglinge tanzen.)

So trocknet nun der Wunden Streitigkeiten!

Saugt, Mütter, saugt das schöne Blut des Kampfes!

Zupf, Mädchen, zupf das Laub des Eichenhains

Zum Kranze für den Tempel des Triumphs!

Die Bräute warteten: Er ist da, der Tag!

Nun windet, Bräute, Blumen jetzt zu Kränzen

In eure Haare, in die blonden Zöpfe.

Die Lanze des Geliebten kündet Sieg!

BRENNO

Ist dies der Ort des Opfers, weiser Siegmar?

SIEGMAR

Der Ort zum Opfer und zum Siegeslied.

Da unten ist das Tal, von dem ich sprach,

Ihr hier inmitten der Cherusker geht.

Die letzte Nacht warst du den Römern näher,

Da haben sie der Barden Burg gebaut,

Und du erinnerst dich, dass ich gesagt,

Was heut sie in dem Kampf zu leiden haben!

BRENNO

Was sagst du da, du weiser alter Mann?

Sag, werden wir im Kampfe triumphieren,

Der jetzt den dritten Mittag schon im Gange?

SIEGMAR

Wenn Gott ist mit uns und mit unsern Söhnen!

BRENNO

Es ist ein ernster Tag von hoher Würde.

SIEGMAR

Wenn Sunna sinkt, dann ist der Kampf entschieden.

Wenn nicht, dann kenn ich meinen Hermann nicht.

BRENNO

So heute Sieg auch oder Sklaverei!

SIEGMAR

Sieg oder Tod! Das wolltest du wohl sagen.

BRENNO

Bringt Steine, baut den Altar wieder auf!


(Einige Druiden kommen.)


EIN DRUIDE

Und welches Opfer willst du bringen, Brenno?

BRENNO

Wer hat den schärfsten Blick, den schnellsten Pfeil?

EIN BARDE

Schau, wie er blinkt. Der schneller als der Sturm.

BRENNO

Ein Adler mit der Flamme ist in Sicht.


(Der Barde geht.)


SIEGMAR

(an Horst gewandt)

Den Felsen steigt hinab. Es ragt ein Hang,

Von dem man auf die Wälder schauen kann.

Und siehst du die Kohorte, die nicht fliet,

Die schreitet kriegerisch voran in Reihen,

Komm wieder hoch und melde, was du siehst.


(Horst geht.)


BRENNO

(zu Siegmar)

Ein Adler soll heut Odins Opfer sein.

SIEGMAR

Und Hermann, denke ich, er opfert auch

Den Adler am Altar, dass Odin möge

Mir und den Deutschen ihren Sieg gewähren.

BRENNO

Willst du denn, Siegmar, in die Schlacht auch ziehen?

SIEGMAR

Frag, warum ich noch nicht im Kriege war,

Ich geb dir Antwort, oder aber schweige.

BRENNO

Ich seh, du hast dich aufgespart zum Krieg,

Dich und die jungen Männer für die Stunde

Der blutigen Entscheidung. Alter Mann,

Ehrwürdiger, es reicht, schickst du die Jugend.

SIEGMAR

Die Weisung, die dem Tode nahe ist,

Die wird befolgt vom Wurf der langen Lanze,

Die fordert mehr Gehorsam als das Alter.

BRENNO

Trifft denn dein Arm noch Feinde mit dem Speer?

SIEGMAR

Mein Arm ist nah daran, den Feind zu treffen.

BRENNO

Wenn Hermann fällt, wer wird dann unser Führer?

SIEGMAR

Er, der den Mut hat, Hermann gleich zu sein.

Mein Sohn - ich möchte nicht den Namen sagen,

Den ich ihm gab, noch auch den Namen, den

Sie ihm gegeben - er ist unter Römern.

BRENNO

Den Flavius, den meinst du wohl damit?

SIEGMAR

Warum an diesem großen Tag des Kampfes

Den Namen des Verräters ausgesprochen?

BRENNO

Du musst nicht ziehen in die Schlacht, o Siegmar.

SIEGMAR

Und opfere du dich nicht selber, Brenno.

BRENNO

So bist du ganz entschlossen zu dem Kampf?

SIEGMAR

Bei Vater Odin! Frag du mich nicht mehr.


(Die zurückkehrenden Druiden beginnen mit dem Bau des Altares.)


BRENNO

Wenn du gefallen bist, und Hermann auch,

Was sollen wir dann weiter tun, o Siegmar?

SIEGMAR

Dann flieht und rettet so das Leben euch.

BRENNO

Du stolzer Mann! Wir können kämpfen nicht

Wie du, wir aber können tapfer sterben.

Ich will den Römern meine Flüche singen

Mit meinen Barden vom Altare Odins

Und werde singen, werde singend sterben!

SIEGMAR

Die Römer kämpfen nicht mit Gottes Priestern.

BRENNO

Wir haben Schwerter auch! Soll ich der erste

Druide sein des unterworfnen Volkes?

SIEGMAR

Nicht unterjocht, denn sie gewinnen schlecht,

Wenn sie gewinnen. Werden sie gewinnen?

Nein, lasst sie sterben! Denn Ariovist

Und seine Beile rufen laut den Tod!

BRENNO

Du bist sehr mutig, Hermanns alter Vater!

Und ich beneide dich, du Ehrenwerter!

SIEGMAR

Gott sei der Dank, dass Hermann mutiger!

Die Römer kannten diesen Jüngling nicht:

Jetzt lernen sie den Heldenjüngling kennen;

In diesem Augenblick, wenn ich ihn nenne,

O Brenno, lernen sie ihn besser kennen!

BRENNO

Und du, was willst du tun, o Vater Siegmar?

SIEGMAR

Man sagt nicht, was man tun will, sondern tut es!

BRENNO

Du weißt, wie sehr ich dich verehre, Siegmar.

So sprich mit mir darüber, was du tun willst.

SIEGMAR

Du bist kein Krieger, ich kann nichts dir sagen.

BRENNO

Du führst die Kühnsten im Cheruskerwald.

Und du willst sterben, ehrenwerter Mann!

SIEGMAR

Wenn Gott es will, dann will ich es genauso.

Ich werde wie in meiner Jugend streiten,

So wie bisher, nicht mehr, nicht weniger.

BRENNO

Du wirfst die Lanze nicht mehr wie bisher.

SIEGMAR

Ja, spielen denn die jugendlichen Männer,

Die meine Kampfgenossen, mit den Lanzen?

BRENNO

Ich weiß, ich muss den bittern Abschied nehmen,

O Siegmar, wenn du in den harten Kampf ziehst.

SIEGMAR

Der Abschied ist für Stunden oder Jahre,

Das ist uns doch, so denke ich, dasselbe.

BRENNO

Bringst du das Opfer schon dem Vater dar?

DER BARDE

Schön, wie er von dem Pfeil fiel aus der Luft,

Jetzt ist hinweg sein Flammenblick, mit dem

Er suchte nach der Römer kalten Leichen.

BRENNO

Werft den Altar auf, Priester und Druiden!

SIEGMAR

Gib mir den Adler, Barde. - Nun, mein Odin,

Lass uns das Blut der Kindermörder trinken!


(Ein Druide nimmt den Adler von Siegmar und legt ihn auf den Altar.)


BRENNO

Druiden, Barden, heute ist ein Festtag.

Ich bin schon alt geworden und noch nie

Hab solchen Festtag ich erlebt. Wir müssen

Mit großem Ernst ein Opfer bringen Gott.

Dem Odin opfern wir viel Römer-Blut,

Dem Jove opfert man viel deutsches Blut.

EIN DRUIDE

O Brenno, der Altar ist aufgebaut!

BRENNO

Den Adler breitet aus zum Opfer Gottes!

Nun weiht die Flammen, bringt die Opferschale!

So opfert würdig, heilige Druiden!

Und ihr, o Barden, gebt euch hin dem Amt!

Denn unsre Väter, unsre Brüder bluten!

Nun stärkt den Kampf mit euren Liedern, Barden!

Erobrerblut muss strömen durch die Lieder!


(Die Druiden setzten die Schale mit dem Feuer vor dem Adler ab. Auf beiden Seiten des Altars stehen die Druiden, und an den Felseingängen die Barden. Brenno tritt vor den Altar.)


Beginnt nun mit dem Chorgesang, ihr Chöre!


(Beim Hören der Musik der Instrumente nehmen zwei Druiden die Schale mit dem Feuer und zwei weitere den Adler auf; die Opferknaben tanzen vor ihnen. Sie und die anderen Druiden gehen zweimal um den Altar herum, Brenno zuletzt. Sobald sie still stehen, wird der Adler ins Feuer geworfen.)


ALLE BARDEN

(singen)


Odin in dem Hain des Dunkels,

Weiße Pferde Sieg verkünden,

Tausend Jahre alt die Eichen

Mit den Wurzeln und den Kronen,

Klang, für den Erobrer schrecklich!


Ruf im Echo-Felsgebirge

Durch das Grau der Nacht im Haine,

Dass dem Kämpfer von der Tiber

Dröhnt es wie Gewitter-Donner!


Winke auf dem Bild den Adlern,

Bildern auf den hohen Lanzen,

Glutblick, Durst nach Blut der Feinde,

Leichen werden bleiche Knochen!


Räderschwung an Odins Wagen

Rauschend wie der Strom von Bergen,

Es erdröhnt der Huf des Pferdes,

Wie die Mähne weht im Sturmwind!


Adler-Heere schweben vorwärts,

Schauen nieder auf Legionen,

Wie sie schlagen, wie sie schreien:

Odin dürstet es nach Leichen!


Odin ward von uns beleidigt,

Nun, sie griffen den Altar an,

Doch wir greifen nicht den Herrn an,

Sie erheben ihre Äxte

Gegen Gottes freie Völker!


Weg vom Schild! Es dröhnt der Kampfruf

Wie der Ozean am Felsstrand!

Und in Schrecken schwebt dein Adler,

Schreit nach Blut, um Blut zu trinken!

Und das Tal des Hains der Hertha

Nun bedecken weiße Knochen!


SIEGMAR

Der Lobgesang hat mir mein Herz erfrischt.

Es ist das erste Mal seit langer Zeit,

Dass ich von einer Römerschlacht gehört.

In unsern Kämpfen blutet jetzt mein Herz,

Ich mag die Bardenlieder nicht mehr hören.

O schneide ab mir diesen Eichenzweig,

Ich will mein Haupt mit dieser Eiche krönen.


(Ein Druide ab.)


BRENNO

Die Barden waren in dem Römerlager

Mit Hermann und bei uns zum Opfermahl,

Wo Hermann schwor den großen Eid auf Gott,

Da schrieben Lieder sie des Vaterlandes.

Ich höre das Geräusch von ihren Hörnern,

Da sie das Lied einander vorgesungen.

SIEGMAR

So singt das Lied des Vaterlandes, Barden!

WERDOMAR

Wir müssen erst den Kranz auf deinem Haupt sehn.


(er ruft in den Wald.)


Kommt, kommt, beeilt euch, schneidet ab den Zweig!


(Der Druide kommt zurück und kränzt Siegmars Kopf.)


Dein Silberhaar schmückt nun der Kranz, o Siegmar.

SIEGMAR

Mach mich nicht auf mein Alter stolz, mein Freund.

Nun denn, ich werde heute voller Stolz sein,

Augustus aber wird nicht voller Stolz sein,

Wenn er von diesem Freiheitskriege hört.

Doch tut es nicht der Eichenkranz, mein Freund,

Sag, schmückt dann Blut das Haupt des alten Mannes?

Doch euer Lied beginnt, ihr deutschen Barden!

ZWEI CHÖRE


In dem Hain gehörst du Odin,

Der im Tal dich wählt als Opfer,

Opferflammen, Schlangenzischen,

Und es dampft das Blut im Talgrund!


Tod, o du gehörst dem Jove,

Tausend Männer nimmt sein Donner,

Und er schickt dich in den Abgrund,

Wo der König Minos richtet!


DREI STIMMEN


O du alte fette Furie!

Fackeln schwingend, Äxte schwenkend,

Und in dem du spielst den Donner,

Schickst du sie zum Totenrichter!


Flammen fallen aus der Urne,

O du tolle Macht des Hades,

Und es klingt des Richters Urteil,

Klingt der Spruch der Totengötter!


ALLE


Hierher, hierher, es ruft hierher,

Blut von Müttern, Blut von Babys!

Jeder hört den Schrei des Blutes!

Wer entkommt der Rache Gottes?


ZWEI CHÖRE


Aber in der Ewgen Roma

Lebt sein Leben der Tyrann noch.

Um die Hügel brüllen Massen,

Fall und Aufstieg des Tyrannen!


ZWEI BARDEN


Die Druiden werfen Lose

An dem Hochaltar von Mana,

Und sie fluchen ihre Flüche,

Singt, ihr Barden, singt die Flüche!


ZWEI CHÖRE


Romulus, degenerierter,

Der du deine Lust am Tier hast,

Deine Lanze ward geworfen,

Tod, man nennt dich einen Bruder!


Feire deine heitern Götter,

Welch ein Schwindel auf der Feier,

Hinterm Weinberg die Ruine,

Korruption im Hain der Myrten!


(Auftritt ein Hauptmann.)


DREI STIMMUNGEN


Kriecht nur zu dem Mann Augustus,

Wählt ihn euch zum Sohne Gottes,

Räuchert Weihrauch am Altare,

Eurem Heiland, Friedefürsten!


Ohne Scipio ist Roma!

Und kein Cato ist geboren!

Cäsar, Cäsar ward ermordet!

Flieht nun vor dem Mörder Brutus!


ALLE


Lauschen wir Walhallas Barden,

Sitzend, und gekränzt mit Eiche,

Stürmisch singen sie zur Harfe

Deutsche Flüche für die Römer!


SIEGMAR

Wer bist du, Hauptmann, und von welchem Stamm?

HAUPTMANN

Ein Katte bin ich und ein deutscher Hauptmann.

(zu Benno)

Mein Fürst schickt mich zu dir, den Dank zu bringen,

Dass du hier opferst am Altar und singst.

Gesehen haben wir die hohen Flammen,

Das Lied gehört im Echo von der Felswand.

Du hast die Jünglinge so sehr entflammt,

Gefallen wären sie aus allen Büschen,

Wär unser Fürst nicht sicher aufgetreten.

Ich ging direkt zu den Cheruskern, Siegmar.

Sie schlagen ihren Schild und schreien lautstark

Mit wilder Freude, fest wie eine Eiche.

Cherusker sind noch stärker als die Katten,

Sie können besser ihren Durst ertragen,

Das heiße Dürsten nach dem Freiheitskrieg!

SIEGMAR

Und hast du noch den Ring von Blut, o Hauptmann?

HAUPTMANN

Der fünfte ists. Aus Rom sind meine Toten.

SIEGMAR

Dein Fürst, ließ er sich lang die Haare wachsen

Zu der Befreiung des geeinten Deutschland?

HAUPTMANN

Du weißt, mit welchen Blicken er geschwiegen,

Da Hermann unserm deutschen Odin fluchte!

Seitdem ist sein Gesicht wie eine Wolke,

Er will sich nur noch Adlern offenbaren.

SIEGMAR

Ich wusste nicht heraus aus tiefer Stille,

Das so viel Blut des Feindes in ihm fließt.

Weh den Kohorten denn auf eurer Seite!

Hör, Hauptmann, sage meinen jungen Männern,

Dass heute ist ein hoher Tag des Festes!

Du wirst noch mehr Gesang der Barden hören.

Und von den Taten prophezei ich euch,

Ihr werdet nicht geringe Taten tun,

Bevor der Mond aufgeht zur blauen Stunde.


(Hauptmann ab.)


Singt für die jungen Männer, deutsche Barden!

ZWEI BARDEN


Im Wald Thusnelda hält den Wagen,

Noch von der Jagd die Pferde zittern.

Pferde, jung und schlank und bräunlich,

Vor dem Wagen Erde stampfend.


ZWEI ANDRE


Hinter euch geht Berecennis

Mit dem ruhevollen Antlitz,

Ihr Cherusker, schützt die Frauen,

Hermanns Frau und Hermanns Mutter!


CHOR


Singt! Versteckt euch nicht vor Knaben!

Gerne hört des Gottes Botschaft!

Abendliche Schattenquellen

Sieht man schließlich in den Spalten.


ALLE


O ihr Söhne unsrer Alten!

Tragt mit Stolz des Krieges Narben

In dem Teutoburger Walde,

Auserwählt, geführt von Siegmar!


Ihr, ihr werdet in dem Tal sein,

Schreitend gegen Legionen,

Werft den Speer ins Römer-Antlitz,

Schlagt den hohlen Schild von Erzen!


Grad ins Herz, geführt von Siegmar,

Um zu rächen, Frühlingstänze,

Braut und Knabe flehn um Hilfe,

Alte sterben. Siegmar führt uns!


SIEGMAR

Die Legionen reihen sich schon lange,

Als da ich euer Lied im Tal gehört.

Dort, denk ich, sollte es noch besser klingen,

Wenn klingt es durch den Teutoburger Wald.

WERDOMAR

Der Wald verschluckt den Ruf des Horns nur wenig.

Ich höre deinen Namen von dem Echo.

SIEGMAR

Macht weiter, Barden, lasst den Namen klingen

Des Welttyrannen und auch unsre Namen

Von allen Felsen, wo das Echo lebt.

Ihr helft uns zu gewinnen, junge Männer!

Mag der Gesang den Flug der Lanze fliegen!

EIN HAUPTMANN

O Siegmar, Hermann schickt dir diesen Helm,

Es ist der Helm des Helden Eggius.

Er bittet dich, nicht aufzubrechen mit

Den Jugendlichen, bis die Legion

Ist an der großen Quelle in dem Wald.

Er schreibt auch an die Katten und die Marsen.

Er hofft, dass ihre Fürsten nichts erschüttert,

Bevor die Legion zur Quelle kommt.

Er stellte einen von den Unsern auf

Den Fels, von dem man sieht ins ganze Tal.

Sobald du angreifst, will er die Kohorten

Im hintern Teil der Römer-Legionen

Verteidigen durch einen neuen Angriff.

Und die Kohorten, das sind Veteranen,

Und haben unter sich nur wenig Tote.

Und Hermann ruht sich aus nun an dem Festtag

Und leckt sich wie ein Rehbock seine Wunden.

SIEGMAR

Ist Eggius denn etwa bei den Toten?

DER HAUPTMANN

Auch Hermann hat zu Händen seine Lanze.

SIEGMAR

Das wohl verdiene ich für meinen Sohn,

Dass er mir schickt des Sieges Erstgeburt.

Weil ich ihn liebe, liebe ihn von Herzen!

Ah, Brenno, das ist eine reiche Beute,

Wie sie der Römer Abgott Jove bringt.

Auch reiche Beute möge haben Hertha!


(Er legt den Helm auf den Altar.)



DRITTE SZENE


HORST

Sie kommen, Siegmar, die Kohorte kommt.


(Er und Hermanns Hauptmann geben sich die Hand.)


Wie geht es unserer Partei im Kampf?

HAUPTMANN

Wie schlecht ergangen ist es einst den Persern?

SIEGMAR

(zum Hauptmann)

Ja, Jüngling, auf zur Quelle in dem Wald!

Sie kommen endlich, die Kohorten kommen!

Sie sind sehr mutig, hast du‘s nicht gesagt?

Und taumeln sie denn nicht an ihren Flanken?

HORST

Die Flanken schwanken, viele Helme sinken

Im Blut, die Lebenden sind nicht mehr da

Und nur die Toten sind noch unter uns.

SIEGMAR

Bald werden sie noch mehr nach vorne sehen!

Der Bettler Stunde ist gekommen, Gott.

O Jüngling, sing mir ein Walhalla-Lied!

Sie kommen! Lebe wohl, mein alter Freund.

BRENNO

So muss ich bitter meinen Abschied nehmen.

SIEGMAR

Mach keine schlechten Witze, alter Mann.

Lebwohl? Ein alter Mann vom alten Mann?

Lass Abschied nehmen mich von einem Jungen!

Sag, wird es mehr Kohorten geben, Horst?

HORST

Ein andrer kommt sehr blutig und sehr langsam.

SIEGMAR

O Brenno, Knaben lass mit Lanzen tanzen!

Ich muss den Knabentanz noch einmal sehen!

Es könnte sein, ich seh ihn nie mehr wieder.

DER ÄLTESTE KNABE

Ist keiner da, der Lanzen werfen kann.

SIEGMAR

Tanzt mit den Lanzen, ohne sie zu werfen!


(Sie haben die Schilde und Lanzen weggelegt.)


EIN BARDE.

Du machst ihnen keine Angst, o Lanze!

Väter lächeln, Knaben tanzen schneller!

Seht die Knaben an, o stolze Väter,

Wie sie tanzen an der Front des Kampfes!

SIEGMAR

Genug, o Brenno. Sag du meinem Hermann,

Dass Odin mich geehrt hat mit dem Kampf.

BRENNO

Soll ich das sagen deinem Sohne Hermann?

SIEGMAR

Vielleicht sag ich es selber meinem Sohn.

Nun, wird es mehr Kohorten geben, Horst?

HORST

Die zwei Kohorten halten an und lenken

Heerscharen in den Teutoburger Wald.

SIEGMAR

Stehst du schon auf dem Adler Jupiters?

HORST

Ich sehe ihn noch nicht, den Adler Jovis.

SIEGMAR

O Brenno, du erlebst die schönste Nacht!

BRENNO

Erlebe sie, du Bruder meiner Jugend

Und Bruder meines Alters! Siehe, Siegmar,

Wie schwebt vor mir doch eine dunkle Ahnung,

Ich glaub, ich werde dich nicht wieder sehen.

SIEGMAR

Ich denk, dass du mich wieder sehen wirst.

BRENNO

Auf Wiedersehen, aber nicht für lange!

Wo soll ich dich begraben, lieber Freund?

SIEGMAR

Drei Gräber wären es, die ich mir denke.

BRENNO

Was lächelst du denn so die Lanze an?

SIEGMAR

Weil sie bald blutig aussehn wird, ja bald!

Ich denk an Varus‘ Tod, nicht an den meinen.

Drei Gräber wären mir in Deutschland lieb,

Ich kann mich zwischen ihnen nicht entscheiden.

Hier am Altar von Hertha; oder wo

Ein Adler stürzt vor den Cheruskern; oder

Auf jenem Fels, wo meine Berecennis

Zur Welt gebracht mir meinen Knaben Hermann.

BRENNO

Wo hat sie dir den edlen Sohn geboren?

SIEGMAR

Hoch auf dem Berg Cheruskas quillt

Ein Bach, er rieselt nieder durch den Bergwald,

Der zweite Fels des Tals, wo dieser Bach fließt,

Ist der Geburtsstein meines Sohnes Hermann.

HORST

Hör, drei Kohorten kommen schneller vorwärts!

SIEGMAR

Siehst du den Adler Jupiters noch nicht?

HORST

O Siegmar, Siegmar, ja, ich sehe ihn einfach!

SIEGMAR

Ich hatte dich sehr gern, mein alter Freund!

Der Adler Jovis an dem Himmel schwebt!


(Sie geben sich die Hand. Siegmar ab.)


BRENNO

Mein Bruder Siegmar! Ach, nun ist er fort!

Jetzt aber ist die Stunde der Entscheidung!

Sagt, kommen schon die Katten aus dem Wald?

EIN BARDE

Sie ziehen weiter, wie ein dichter Nebel,

Sie ziehen langsam an die Vorder-Front.

Ihr kühner Fürst ist vorn. Ich sehe, wie er ruft!

BRENNO

Verdammt, verdammt! Es wird entschieden! Kedmon,

In Bardenburg bist du den Heeren näher.

Geh runter, o und bringe mir die Botschaft,

Wie Vater Odin unsre Kämpfe leitet.


(Kedmon ab.)


Ihr Barden, tretet bitte nun zur Seite,

Nah an den Rand des Felsens, dass das Kriegslied

Erklingen kann im Tale lauten Schalles.

Doch wartet noch und kränzt euch mit der Eiche,

Bevor ihr anfangt mit dem lauten Lied.

Nun, unsre Krieger werden euch beim Aufblick

Verhüllt erblicken. Los, Druiden, schneidet

Die Zweige ab. Mein Herz schlägt mir vor Freude,

Druiden! Einen Tag, wie diesen hier,

Erlebt man einmal nur. Mein alter Freund,

O Siegmar! Ich vernehme oft ihn reden

Von Ariovist und seiner deutschen Schlacht.

Er konnte nicht vergessen je das Blut

Der Jünglinge, mit denen er getanzt

Den Tanz des Lanzenspiels. Ihr habt gehört,

Mit welcher Rache er es rächen will.


(Die Druiden und Barden kommen wieder.)


O wenn er uns nur nicht erzählen möchte

Von jenen Kämpfen in Walhalla heute!

Ich werde bald ihn wieder reden hören.

Und das ist recht, direkt am Rand des Felsens.

Von dorther rufen laut ins Tal die Hörner.

O Schlacht, o blutig schöne Todesschlacht!

Wie ungestüm mein Herz schlägt! Barden, singt!


(Die Barden krönen sich selbst, ihr Gesang beginnt.)


ZWEI CHÖRE


Nun beginnt die Schlacht mit Spielen.

Wenig Wolken sind da, einsam,

Doch der ganze hohe Himmel

Ist bedeckt von seinem Wetter.


Donner fällt von allen Seiten!

Ach, du hattest keine Ahnung,

Keine Ahnung von der Ankunft!

Wie dich täuschte doch der Hochmut!


EIN CHOR


Hast geschlummert auf den Blumen,

Die wir unter dir verstreuten,

Streuten sie mit heißem Wüten,

Flammen des gerechten Zornes!


ANDERER CHOR


Jetzt betrachtest du dich richtig,

O du Heldenvolk von Hertha!

Sie ist wütend auf den Lanzen,

Flammend im gerechten Zorne!


ZWEI CHÖRE


Lasst die Botschaft leben, Fürsten!

Dass sie klingt im Kapitole,

In dem Wald wie an dem Rheine,

Flamme des gerechten Zornes!


ZWEI BARDEN


Fürstentöchter, brecht die Zweige

Für das Fest im tiefsten Haine!

Jetzt tragt ihr nicht mehr die Ketten

Vor der Römer Siegeswagen!


EIN BARDE


Tochter Siegmars, komm, erscheine,

Komm, o Hermanns Braut, Thusnelda!

Jetzt trägst du nicht mehr die Ketten

Vor der Römer Siegeswagen!


ALLE


Matte Laute in den Nächten,

Varus‘ Todeswagen rasselt,

O Walhalla! Er wird stürzen

Zu dem Bache des Kozythus!


BRENNO

Wo setzt nun Kedmon ein? Kann keiner sehen,

Wie sich der große Freiheitskrieg entwickelt?

ZWEI BARDEN

Verdammnis überall! Und Blut, nur Blut!

Nicht ist entschieden schon die Todesschlacht!

BRENNO

Du musst sie warnen, treuer Werdomar!

ZWEI CHÖRE


Stolz seid auf des Heeres Weisheit,

Ruft euch zu dir Bardenlieder,

Haltet es nicht für den Sieg schon,

Kreist sie ein mit Wald und Wasser.


Lasst die Legionen lauern,

Kommt mit ausgestreckten Armen,

Oder das verfluchte Schwanken,

Streitet dort mit hundert Heeren!


Wie des Jünglings erste Waffen,

Schnell, mit Schlägen voller Inhalt,

wählerisch, gemessen springend,

Kalt, voll Mut, im Kranz der Eiche!


DREI STIMMEN


Lasst die Schande vor euch schweben

Und den Thron des weisen Siegmar,

Den ihr liebtet und verfluchtet,

Drusus, ach, ist euch entkommen!


In dem Tal, vom Tritt umgeben,

Standen stolze Römer-Heere,

Mit dem Stolze, der verachtet,

Schlug man zu und ist entkommen.


O der Römer-Schande Denkmal,

Das der Wandrer sieht von Gallien,

Bei den Flüssen steht Aliso,

Eiche, wie am Rhein die Tannen.


ALLE


Dann erst hast du Sieg errungen,

Wenn in Stille ruhn die Täler.

Roms Armee, der Riese, zuckt noch,

Mond verdunkelt seinen Schatten.


BRENNO

Ach, Kedmon ist noch immer nicht zurück!

O Werdomar, jetzt sing der Väter Taten!

EIN CHOR


Höret die vergangnen Taten!

Doch ihr müsst euch selbst entzünden,

Klingen sie in eure Ohren,

Wie der Schrei des wunden Hirsches!


ZWEI CHÖRE


Erde bebt von Römer-Pferden!

Fünfzig waren es von hundert,

Doch wir waren acht von hundert,

Hört den öden Ton des Todes!


Laut erklang der Schlag des Hufes,

Plötzlich dröhnte unser Kriegsschrei!

Darum sind wir auch geflogen

Gegen Tausende von Feinden!


Mähnen weinten! Staub sich trübte!

Wie das Heer des Felsens schäumte!

Die sich übern Bach geschwungen,

Hörten Schilfgeräusch am Ufer.


Sah man keinen Römer-Rücken,

Die noch gegen uns gedonnert,

Tödlich schlugen zu die Lanzen,

Und die Deutschen sanken blutend.


DREI CHÖRE


Sprangen wir vom Pferd herunter,

Geier tauchten aus der Höhe!

Einmal haben wir gewütet,

Schwarzes Blut die Pferde tropften.


Und die stolzen Türme flohen!

Nach uns flatterten die Mähnen!

Nach uns trübte sich die Erde.

O die stolzen Türme flohen!


Waren wir beim Heer des Waldes,

Haben uns hinauf geschwungen!

Trieben vor uns her die Bangen,

Auf den Feldern, durch die Büsche.


In der Nähe Legionen,

Wo der Adler Flügel schatten,

Nahe an erstaunten Blicken,

Romulus und seine Söhne!


EIN BARDE

Wir helfen zu gewinnen! Ja, ich seh es!

ANDERER BARDE

Mit Odin und mit Braga siegen wir!

EIN CHOR


Höret die vergangnen Taten

Dass sie euern Geist entflammen!

Klingen sie in eure Ohren

Wie die Eiche in der Mondnacht.


ZWEI CHÖRE


Mit dem Frühlingssturm des Rheines

Kommt die Wehr des deutschen Bundes,

Auf den Pferden, auf den Booten,

Nach dem aktuellen Strande!


Legionen, welche flüchten,

Ha, nicht schnell genug, zu langsam,

Kamen wir an ihren Rücken,

Sie zerstreuend und sie tötend!


Er die Eile hat des Windes,

Schnell der Wind, der Adlerträger!

Lanzen stürzen ihn nach unten,

Adler schweben in der Nachtluft!


Kamen Römer-Kommandanten

Gegen uns, die hohen Türme!

Nirgends wieherten die Pferde,

Dass die Last getragen wurde.


Still der Hinterhalt des Heeres,

Still wie Espen an den Gräbern.

So war nicht der Schrei des Krieges,

Da man stürzte auf die Türme!


Ward der Sand umher gerötet,

Wenig Römer sind entkommen!

Furchtlos sahen wir ihr Lager,

War der Kommandant entkommen!


EIN CHOR


Höret die vergangnen Taten,

Dass sie euern Geist entflammen!

Klingen sie in eure Ohren

Wie die Braut, die bringt dir Blumen.


ALLE


Ah des Kapitoles Donner

In Pharsalien erdröhnte,

Kühn und schrecklich zu besiegeln

Cäsars und Pompejus‘ Schicksal.


DREI STIMMEN


Des Pompejus Ritter saßen,

Wind durch Epheu blies und Myrten,

Saßen, triumphierten, tranken

Gift aus dem Falerner-Becher!


Die Posaune rief zum Kampfe,

Ritter schwangen sich auf Pferde,

Zogen zu den Legionen

Wie die Teutoburger Waldnacht.


Sucht der Blick nach einer Lösung.

Kommt ein künftiger Diktator?

Blumenschilde tragen Heere,

Leicht mit Lanzen tanzen Heere.


Folgen wir im frohen Tanze,

Denn wir sahen seine Größe,

Sechs Kohorten Deutschlands tanzen,

Sie erheben gegen Rom sich!


Ritter nahn, Pharsalien schallte,

Wir sind in den Wald gefallen!

Gar nicht sparsam! Gar nicht sparsam!

O sie starben oder flohen!


ALLE


Ah des Kapitoles Donner

In Pharsalien erdröhnte,

Kühn und schrecklich zu besiegeln

Cäsars und Pompejus‘ Schicksal.


Stritten sich die Söhne Romas,

Kamen an die Söhne Herthas,

Überlegen! An der Waage

Des Gerichts sank Cäsars Schale!



VIERTE SZENE


SEGEST

Ehrwürden, Priester Gottes, glaubte ich,

Zu einem Opfermahl zu kommen, denn

Der Sieg hat sich den Römern zugewandt.

BRENNO

Ist Siegmar denn noch bei den jungen Männern,

Die er geführt hat zu dem Heer der Römer?

SEGEST

Er ist bei ihnen, aber trotzdem schien es,

Als suchten jene, sich zurückzuziehen.

BRENNO

Die Männer scheinen sich zurückzuziehen,

Nur um mit mehr des Tods zurückzukehren,

Nicht wahr? Willst du sie segnen mit dem Opfer

Und es nicht sehn von unten aus dem Kampf?

SEGEST

Ich habe nicht viel Anteil an der Schlacht.

Das Los hat meine kühnsten jungen Männer

Gebracht zu Siegmar, Todeskandidten.

BRENNO

Nur wenige von deiner Hundertschaft?

SEGEST

Es sind zu viele Alte unter ihnen.

BRENNO

Ich kenne die vernarbten alten Leute.

Sie lieben sehr den Krieg! Du liebst sie nicht.

SEGEST

Die Weisheit sagt, ich sollt im Busche bleiben.

BRENNO

Segest! gehört dein Herz dem Vaterland?

SEGEST

Vielleicht in meinem Herzen ist enthalten

Mehr Liebe zu der Heimat, als du denkst,

Obwohl ich mir doch immer sehr gewünscht,

Dass wir Genossen jener Römer würden.

BRENNO

Genossen? Trügst du einen alten Mann

Und Gottes Priester mit dem Wort Genosse?

In dem Verlangen ist zu viel der Weichheit

Und allzu heißer Lebenslust zu viel.

SEGEST

Ja, du bist alt und denkst wie junge Fürsten!

BRENNO

Weh über mich, wenn ich nicht denken würde

Wie alle Deutschen, Jugend oder Alter!

SEGEST

Wenn du so weitermachst, hab ich zu schweigen.

BRENNO

So habe wenig nur mit mir zu reden.

KEDMON

Gott ist mit uns. Die Römer nur vergeblich

Versuchen, siegreich bei uns einzudringen!

BRENNO

Geh du zurück und stell dich an die Front.

SEGEST

O Brenno, kenntest du die Römer so,

Wie ich sie kenne, würdest du den Frieden

Mehr lieben als den ungewissen Krieg.

BRENNO

Dein Volk will Freiheit, du die Sklaverei!

Ich will nicht Hartes reden gegen dich.

SEGEST

Was willst du wüten? Überreden ließ

Ich mich und nahm am Kriege Anteil.

BRENNO

Ein Fürst, und hast dich selbst nicht überzeugt!

Ja, es war niemand da, der das gebraucht.

Was bist du nicht im Kampf? Jetzt, wo der Sieg

Sich wendet, wie du glaubst? Ich sehe, du

Vertraust der Antwort nicht, die du mir gibst.

Ich möchte meine Frage noch verkürzen

Und dir die Antwort leichter machen oder

Auch schwieriger. Bist du gar ein Verräter!?

SEGEST

Wie kannst du jetzt so wankelmütig reden,

Wo du doch sonst so fest entschlossen bist?

BRENNO

Ach mag ich bleiben, wer ich bin, ich sehe

Da einen Fürsten der Cherusker vor mir,

Der zu dem Zeitpunkt der Entscheidung nicht

Im Kampfe steht und ach, in dessen Herzen

Es von des Kampfs Entscheidung abhängt nur,

Um zu den Römern gar sich zu begeben,

Gerade jetzt vor mir hier kocht und schäumt?

Geh hin und tu es, dass wir wissen bald,

Was du für unsre freien Deutschen bist.

SEGEST

Du nennst mich gar Verräter! Waren denn

Die andern Fürsten nicht so schmeichelhaft

Den Römern gegenüber als wie ich?

Hab ich nicht Durst, die Römer einzuschläfern?

BRENNO

Hilf auch, das Blut der Welt-Tyrannen zu

Vergießen, und ich werde es bereuen,

Dass ich dich ungerecht hab angeklagt.

SEGEST

Wie kann man den Tyrannen nennen, der

Belohnt die Freunde, und der nicht ein Freund ist,

Mit Weisheit und mit Sanftheit dominiert?



YYY


VIERTER TEIL

ARMINIUS


Gesprächspartner: Arminius, Minos, Merkur, Alexander, Scipio, Hannibal, Cornelius Tacitus


Arminius


Das ist endlich, o Minos, ein ungerechtes Urteil, falls es jemals ein anderes von euch gegeben hat.


Minos


Gute Worte, ich bitte dich, Arminius: denn welche neue Verleumdung hat für Minos etwas höchst Rechtes als Unrecht bestimmt? Aber was ist das für ein Urteil? Sag mir, komm schon.


Arminius


Sie werden mir diese Verzeihung erst gewähren, wenn Sie meine Redefreiheit beleidigt haben. Es ist den Deutschen eigentümlich, so weniger blond zu sprechen, wenn sie frei und ernsthaft sprechen: aber es passt zu mir, mich zu beklagen, wenn Sie die Ehre haben und den Kaisern als Belohnung angeben, wer überall der Beste war, Sie gehe an mir vorbei, als ob ich nicht gelebt hätte. Vor langer Zeit, als Sie gewählt haben, wurde Alexander von Makedonien zum ersten der Kaiser auf dem Lotos der Elysischen Ebene und der Gesegneten in dieser Region erklärt. Ich allein wurde in keiner Zahl gezählt, und doch, wenn ich jemals daran gedacht hätte, mit ihnen zu streiten, hätte ich zweifellos in Zweifel gezogen, außer dass ich, laut Richter, eine führende Position erhalten hätte.


Minos


Du hast eine Ausrede, Deutscher. Aber als sie diesen Kampf mit mir begannen, warum hast du mich nicht auch an dich selbst erinnert?


Arminius


Weil ich nicht dachte, dass es für irgendjemanden erlaubt ist, hier herumzugehen, noch je daran gezweifelt habe, dass jemand im Leben gutes oder schlechtes verdient hat, habe ich allen durch dich die höchste Gerechtigkeit zuteil werden lassen.


Minos


Dies geschieht nicht sorgfältig, sondern wir urteilen nach dem, was hier allgemein bekannt ist; die anderen Dinge übergehen wir leicht, wenn wir beschäftigt sind, besonders diejenigen, die dem Ehrgeiz dienen, außer denen, die in den Anforderungen nachlässig sind. Wenn ich mich jedoch daran erinnert hätte, was Sie jetzt in meine Erinnerung zurückbringen, hätte ich Sie gerufen und mit anderen angehört.


Arminius


Und du wirst jetzt nicht hören, wenn du hierher zurückrufst, über wen du kürzlich geurteilt hast?


Minos


Was, wenn ich nicht zuhöre? Bringen Sie uns hier die Kaiser, Merkur, herein, die vor einigen Tagen um ihre Überlegenheit in militärischen Angelegenheiten gestritten hatten.


Merkur


Diese Kerle? Denken Sie daran. Siehe, sie sind hier.


Minos


Er ist der Beste, Arminius, der alte Herzog der Germanen, der einst mit den Römern um die Freiheit gekämpft und gesiegt hat, er glaubt zu zeigen, dass niemand mehr Recht hat, diese Palme zu erreichen.


Alexander


Also lass ihn reden.


Scipio


Sie sind sehr gut.


Hannibal


Es ist mir egal.


Minos


Sprich, Arminius.


Arminius


Zunächst möchte ich hier einen gewissen Tacitus aus Italien vorstellen, damit er mir sagen kann, was er mir an Geschichte gegeben hat.


Minos


Rufen Sie ihn auch, Merkur.


Merkur


Komm schweigend hierher zu mir, her zu mir, damit du lange sprichst! Hier ist der Mann.


Arminius


Es lohnt sich, o Italiener, dieses mein Gedicht zu rezitieren, das in deinen Geschichten hier ist.


Tacitus


An jener Stelle, wo auch ich deinen Tod erwähnt habe?


Arminius


Schon dadurch.


Tacitus


Aber Arminius, nachdem die Römer sich zurückgezogen und nach der Niederlage von Marobodus die Freiheit der Landsleute anstrebten, vertrat eine entgegengesetzte Ansicht: unsicher in Schlachten, nicht besiegt im Krieg. Er hat siebenunddreißig Jahre seines Lebens und zwölf Heere vollendet, und es wird immer noch von den barbarischen Heiden gesungen, unbekannt in den Annalen der Griechen, die von ihrem eigenen Volk so sehr bewundert werden, nicht so berühmt wie die Römer, während wir das Alte preisen und der Vergangenheit gleichgültig gegenüberstehen.


Arminius


War das, Minos, im Leben irgendjemandes Glauben und war er ein guter Mensch?


Minos


Sicherlich war er das. Aber du weißt es besser, Merkur, wie er lebte, denn er verehrte dich auf besondere Weise.


Merkur


In der Tat ein Heiliger. Denn er war in erster Linie aufrichtig und es war niemand sonst, der aufrichtiger Geschichte schrieb und weniger auf seine Zuneigung zurückführte. Aber er hatte auch Deutschland gesehen und die Manieren dieser Nation beschrieben und war sehr interessiert an den Errungenschaften dort.


Arminius


Da er ein solcher Mann war und meine Umstände nicht kannte, hat er es über mich geschrieben, so dass ich danach schweigen werde.


Es kann keinen Zweifel geben, dass dieses Zeugnis für mich zu Recht von dem Feind von größter Bedeutung hätte sein müssen. Am Anfang ruft er den Befreier von Deutschland an, was, wie ich glaube, etwas ist, das die Provinz mit Gewalt und Waffen gerettet hat, wie sie damals waren; dann, wie es den Größten zu Recht geschieht, nahm mich dieses Reich nicht auf, als es ziemlich jung und gewachsen war, wie andere Könige, Generäle, ich nehme an, Pyrrhus, Antiochus und dieser Hannibal, die sie durch Provokation mit Waffen angegriffen hatten; Darum hält er auch den Würdigsten, den die Annalen der Griechen und Latiner beide feiern. Ging einstimmig nicht größer die Macht der Römer, nicht mehr seit Reichsgründung, und diese eroberte ich, während sie blühten und sehr blühten, mit Recht der oberste Kaiser, und ich halte mich für überragend in allen Kriegssachen; ich nichts Geringeres wünschte, als anderen ihren Ruhm zu nehmen oder das Ansehen ihrer Leistungen bei diesen Männern zu unterdrücken. Denn ich werde immer mit dem größten Gleichmut ertragen, so groß wie jeder ist, so viel für alle zu haben ist. Ich kümmerte mich nicht viel um Ruhm, da ich dachte, dass mein Gewissen ausreicht; noch ist diese Arroganz jetzt, dass ich andere Führer mehr verachten werde als mich; noch nehme ich es mir selbst, dass ich behaupten möchte, dass ich nicht überlegen bin; vielmehr, wenn es welche gibt, ich halte es für gerecht, dass hier auch von ihm berichtet wird: aber ich bin der Verzeihung würdig, wenn ich von denen, die sich noch um dieses Lob bemüht haben, aus meinem Gewissen leugnen werde, dass es jemandem zuteil werden sollte von mir. Und das werde ich zeigen, dass ich mir dessen nicht vorschnell bewusst bin, wenn diese zuhören werden, wie sie es versprechen, ich denke aus gutem Grund.


Minos


Sie werden zuhören, das verspreche ich für sie.


Arminius


Da sie dich am ehesten zuordnen werden, Hannibal, weil du von kleinen Anfängen zu sehr großen Fortschritten im Prozess bist, will ich dich vor allem lehren, wenn dies der Ruhm ist, wie viel mehr es mir zusteht als dir oder irgendjemandem. Denn keiner von denen, die bemerkenswerte Leistungen erbracht, sich durch größere Schwierigkeiten bemüht oder die ernsteren Hindernisse auf allen Seiten überwunden hatten. Welche Macht könnte es tatsächlich geben in so verlorenen und hoffnungslosen Dingen? Aber Autorität, die es sein könnte, ließ das Alter selbst nicht zu. Daher war Alexander nicht der einzige, der in jungen Jahren Fortschritte in der Führung der Geschäfte machte. Denn obwohl ich im vierundzwanzigsten Jahr noch nicht abgereist war, als ich zuvor viele Dinge mit großer Kraft getan hatte, begann ich, ein Führer einer Armee zu sein, die ich noch nicht hatte und der ich noch nicht beigetreten war. Für das Geld habe ich keine Angst, damit niemand meinen Einfluss vermuten sollte, der damals auf die Deutschen keinen Einfluss hatte. Dementsprechend habe ich mir in der größten Mangel an Eigentum und Menschen, in erbärmlicher Armut, von allen verlassen und von allen Seiten behindert, einen Weg gefestigt, um die Freiheit wiederzugewinnen. Und ohne jeglichen Beistand, begabt und gestützt durch diesen Geistesgrund, suchte ich den Anfang meiner eigenen Angelegenheiten und verfolgte einen sehr gefährlichen Krieg, der noch nicht begonnen hatte, aber an dem alle verzweifelten, weil ich ihn für würdig hielt, nichts fürs Glück bestimmt, viel für mich bestimmt, mich lieber eilig bewegen als ängstlich warten wollte.


Denn wie Sie gehört haben, bin ich trotz des Hausverrats von Segestis und Iguiomeri und mit Bruder Flavius und mit Soda mit großer Gewalt gegen den Feind in den Krieg eingetreten und habe ihm den Krieg erklärt, dass es nicht ausreichte, die Herstellung von Raketen zu tragen. Aber ich habe all diese Dinge mit dem Geist, dem Plan und dem Eifer korrigiert und repariert. Und als meine Verachtung sehr groß war, verwandelte ich ihn in ein Unglück für den Feind und stürmte mit solcher Geschwindigkeit hinein, dass ich die Schlacht zuvor gekämpft hatte und die Männer glaubten, dass ich es wagte, Krieg zu führen, bevor das Gemetzel begann, bevor die Armee gebildet worden war.


Ich habe auch nicht mit den geringsten Momenten einer solchen Aufgabe begonnen. Gleich beim ersten Angriff drei Legionen, darunter Marser, mit allen ihren Hilfstruppen ein sehr starkes Heer, bei dem damals bei den Römern keine andere Disziplin als die Erfahrung in militärischen Angelegenheiten an Stärke und Tapferkeit unter den Soldaten vorherrschte. Zu dieser Zeit lag die Sicherheit meines Landes in einer Person. Dass Scipio nicht sagen sollte, dass er so bestürzt darüber war, dass er den römischen Staat wiederhergestellt hatte und dass er so zerbrochen war, dass ich, völlig zertreten und zerrissen, bald wieder nach Deutschland zurückkehren würde. Wenn ich auch nicht die Größe der Sache selbst in Worte zu fassen suche, so sprechen doch die alten Römer selbst täglich hier, welch ein Unheil war ich ihnen damals gewesen, wie elend der mächtigste Staat und das blühendste Reich war, wenn es seinen Staat in einen besseren Zustand verwandelt hatte, hatte er große Spiele gelobt; so beriet er in kurzer Zeit über die wichtigsten Angelegenheiten und pflegte, in äußerster Not zu tun. Denn dies war eine äußerst schwere Niederlage für die Römer und fast tödlich für die Römer.


Und dies wurde von mir begonnen und vollendet, in einem knappen und zersplitterten und gründlich entlassenen Staat Deutschland. Dann habe ich mich und die anderen ständig zu Hause kontrolliert. Ich habe mich an alle Urheber der Revolte auf allen Seiten gewandt und einige mit Zustimmung ihrer Landsleute bestraft, andere aber um Verzeihung gebeten. Diejenigen, die dazu übergegangen sind, sind kritisiert worden. Ich habe diejenigen zurückgeholt, die sich unterworfen hatten. Ich habe alle Skandale aufgeklärt. Ich wollte auch nicht, dass die Deutschen Ausländern Steuern zahlen oder sich unter anderen Bedingungen haftbar machen lassen. Und ich rief das größte Verbrechen aus, weil einst Ruten und Äxte gesehen wurden zwischen Elbe und Rhein, und diese römische Toga war einst gesehen worden.


Dort dann, in den Köpfen der Landbevölkerung wieder aufgewühlt, um die Freiheit zu sichern, versprach ich, wenig später, damit wenigstens noch Reste der Römer in Deutschland überleben würden, die Erinnerung fast abgeschafft würde. Und ich tat dies nicht lange danach, obwohl sie sich bemühten, alles mit nicht weniger Energie gegen den Feind zu tun. Denn wie ihm der kräftigste Mann und die erste Hoffnung in der Jugend Roms anvertraut wurde, so wurde ihm der deutsche Krieg anvertraut mit dem Wunsch, die Niederlage des Varus zu rächen. Der Mann Tiberius Nero, der ausgesandt wurde, um im Krieg nicht verachtet zu werden und mit seinem Bruder unter den wenigen zu rechnen, Drusus, ein Mann mit glänzendem Herzen, und andere, kämpfte so mit mir, dass er nach Rom zurückgekehrt war, sie triumphierten tatsächlich; Damals hatte der germanische General, der noch in Bereitschaft war und reich an dem langen Dienst dieser Botschaft, Caecinna, mit tausend Kriegsschiffen gekämpft.


In der Zwischenzeit wurde durch die Erfindung seines Bruders Flavius Iguiomerus zu Hause ein schändlicher Übergang von Segeste vollzogen. Dieser schändliche Verräter verschonte nicht einmal seine Tochter, meine Frau, und ihre schwangere Frau, sondern führte sie und einige andere edle Frauen mit ihm in beschämende Gefangenschaft und Triumph in Rom. Ebenso flohen Segimerus und sein Sohn zum Feind. Viele meiner Insassen, korrumpiert durch Geld, haben einen Hinterhalt für mein Leben gebaut. Sie erfanden alle feindseligen Akte gegen keinen ihrer Landsleute. Adgandestriis Cattus verlangte zunächst nichts, so dass er damals ein beispielloses Verbrechen gegen Deutschland forderte, das Gift, mit dem er mich zum Römer machte. Aber ich selbst hatte keine Bewegung, ich war der Standhafteste im Unternehmen, und ich besaß nichts, bevor es die rechte Ehre meines Vaterlandes und meines angestammten Deutschlands war. Und dann war da noch das wirksamste Motiv, um die Seelen der Deutschen zu bewegen: Wenn seine Frau unter den Feinden gehalten würde, würden die Menschen die Gefangenschaft unter keinem anderen Namen mehr fürchten, und ich würde sie aufs Inbrünstigste lieben und einander durch ihren überragenden Glauben lieben; meine Liebe verringern. Als er jedoch seine Wut in Schmerz verwandelte, zwang er ihn, alles mit größerer Kraft zu versuchen, als ich es zuvor versucht hatte. Wo auch die Hölle meine Zeugin sein sollte, welch große Schar der Römer ich täglich durch das gewalttätige und mannigfaltige Abschlachten der Verräter in ihr Land herübergetragen habe und einen tödlichen und wilden Krieg mit ihren Widersachern umherführe. Ich habe den Römern dort mit großer Scham deutlich gezeigt, dass ich kein Verräter bin und keine Affäre mit schwangeren Frauen führe, sondern offen bewaffnete Männer für mich verlange, auf die ich die Stacheln würdiger Rache gerichtet habe. Dieser Umstand war schnell erreicht, dass Deutschland die Römer vollständig vertrieben hatte. Von dieser Zeit an, glaube ich, gab es dort bis heute keine Regierung.


Es blieb der Suebe Marabodus, der, da er mir durch den Vertrag, den er selbst mit den Römern hatte, entgegenstand, von mir mit dem ganzen Kampf des Krieges angegriffen wurde. Es gab einen sehr schmerzlichen und äußerst schwierigen Kampf mit einem sehr mächtigen und in allen militärischen Angelegenheiten äußerst geschickten König, dem kriegerischen Volk der Sachsen, einer großen Streitmacht der Alliierten und ungeheuren Hilfstruppen, die ihm nachzogen; Das Glück, das auf verschiedene Weise und somit auf beiden Seiten durch den Willen der Götter versucht wurde, sich schließlich einer günstigeren Sache zuzuwenden, nachdem sie in einer wilden Schlacht besiegt worden waren, trieb sie in den Rücken der hercynischen Rückzüge. Von dort floh er kurz darauf, sich vor weiterer Gefahr schützend, nach Italien, und dort, nach einer guten Zeit, die Römer betrügend, die alles großzügig versprochen hatten, und durch seine Hoffnung enttäuscht, ohne Ruhm alt geworden.


Ich habe Deutschland vereint und einmütig gemacht und habe vor langer Zeit begonnen, mich des guten Wunsches der Freiheit zu erfreuen, und habe ihn endlich erreicht. Er muss mehr für diejenigen getan haben, die dachten, dass ich der zweite sein sollte oder dass ich nicht zum ersten Preis kommen sollte. Da aber noch etwas Geschick in militärischen Dingen und Kenntnisse im Befehlen und Fleiß im Führen einer Armee vorhanden sind, zieht sich dort jemand mir vor und leugnet, dass diese Dinge demjenigen geholfen haben, der so etwas gegen den Feind geführt hatte, solche Schwierigkeiten, und hielt sie, unbesiegbar im Krieg, bis an sein Lebensende zurück. Ich bin nicht neidisch auf den Ruhm eines anderen, aber diese haben, weit davon entfernt, von Neid gesagt zu werden, eine mäßige Macht und ein widerspenstiges Verhalten, da sie ihre Stärke sehr angegriffen haben. Ich bin die Regierung der Welt, und das war, wie gesagt, die mächtigste zu dieser Zeit, so viele Mächte waren zu einer Nation zusammengezogen worden, und der Krieg wurde aus allen Katastrophen wiedergeboren und die längste Zeit, ohne aufzuhören, einander abzuwechseln, habe ich freiwillig und gewagt, gegen mich aufzuhetzen. Auch erlaubte dies, Richter, keinen Grund, Alexander davon zu überzeugen, dass, als der Krieg so leicht war oder dass die Römer zu dieser Zeit hart waren oder dass die Völker Asiens verweichlicht waren, ich die Nationen Indiens gesehen, erobert oder unbewaffnet hätte, die er, der mit Kriegen nicht vertraut war, nachdem er mit einer Armee von Trunkenbolden und Nachtschwärmern gespeist hatte, ihn zwang, zu fliehen und sich ihnen zu ergeben, soweit er sich ihnen nähern konnte. Denn er sah nur die Skythen, die er vergrößert. 


Außerdem gab es immer mein größtes Verlangen nach Tugend, keinen Durst nach Ruhm oder Habgier. Denn ich habe nicht so sehr meine Trophäen erhoben, als ich die Römer niedergeschlagen oder für Reichtum oder Reich gekämpft habe. Aber das Ziel für mich, auf das ich alles richtete, war die gewaltsame Wiederherstellung der Freiheit unseres Landes. Und ich tat mein ganzes Alter unter den größten Tugenden, bis ich unter dem Druck des häuslichen Neids und des Betrugs, der durch den Betrug meiner Verwandten begangen wurde, frei und hierher der Überwinder aller war, vom Gewissen der besten Verdienste in mein Land, und mein Leben hat sie alle gut gelebt. Betrachten Sie nun den, Minos, den Sie mir vorziehen würden, der entweder durch seine Tapferkeit in einem so großen Ausmaß aus einer schwereren Not hervorgegangen ist oder größere Kriege geführt oder die militärischen Angelegenheiten geschickter behandelt oder das Reich reibungsloser verwaltet hat oder ergriff die Waffen für eine bessere Sache; er zerschmetterte die größeren Mächte, entweder gab er seinen Begierden im Leben weniger nach oder beharrte beständiger auf dem Guten. Kurz gesagt, wer ist derjenige von allen, der sich in diesen Lobpreisungen hervorgetan hat, dem Sie zu Recht den ersten Platz unter den Besten geben?


Minos


Sicherlich war diese Rede eines Edelmanns würdig, und nicht nur eines obersten Kaisers, sondern auch eines guten Mannes. Und es war so, dass er ihnen alles erzählte, und ich weiß, dass er nichts angebracht hatte. Ich für meinen Teil erinnere mich, dass ich über diese barbarische Industrie dieser Art erstaunt war. Weshalb, da dieses Unterfangen eine sehr gute Sache für sich hatte und so viel Mut und Geschick im Kriege hatte und sonst nicht zum Vorteil unseres Landes gefährdet wurde und die geringsten seiner Laster zugab, sehe ich nicht ein, von Jupiter, der mit Recht als das Oberhaupt der Kaiser angesehen werden sollte. Und es besteht kein Zweifel, wenn er, o Alexander, zuerst hier mit dir gekämpft hätte, hätte ich ihm freiwillig die Palme angehängt. Nun, nun, da dieses Gesetz es verbietet, etwas aufzuheben, was einmal entschieden wurde, und es nicht erlaubt ist, ein Urteil vor die Anordnung zu stellen, ist es angemessen, dass du, Arminius, genug hast, dass dies in meinen Gedanken ist, die ich auch in Worten ausgesprochen hätte, wenn Sie diesen Männern gegenüber egoistisch sein wollten. Aber da Sie der Befreier Deutschlands waren und einen Freiheitskrieg geführt haben, bekennen sie sich alle unbesiegbar. Aber ich übertrage diese Sache Merkur, damit er auf dem Forum, den Straßen, im Zirkus, auf den Landstraßen und überall, wo Menschen und Götter sich aufhalten, dem Cherusker Arminius, dem Freiesten, Unbesiegbarsten, Bericht erstattet am deutschesten. Und dies muss ein Dekret und ein Gesetz sein; oder wenn er in der Öffentlichkeit einen Vorteil erlangt hat, ist es angenehm, sich in erster Linie unter Verfechter der Freiheit ihres Landes zu stellen. 


Alexander


Aber einmal hier gedient. Ich war immer König, ich war immer frei.


Arminius


Aber ich war noch nie jemandem zu Dank verpflichtet. Denn ich werde immer an die Freiheit denken, da ich an nichts anderes dachte, als wie ich meinem Land helfen könnte, wenn sich eine Gelegenheit bot, und in dieser Geduld der Volkssklaverei, bis ich es mir nicht mehr leisten konnte, verbarg ich auch meinem Rat, und die Sorge um die Freiheit war in mir eingeschlossen.


Alexander


So sagen sie, dass es dir nicht erlaubt war, dich von denen abzulehnen, deren Joch du einst empfangen hattest.


Arminius


Und das ist, was ich im Gegenteil erwidere, dass ich weder das Joch empfangen, noch in meiner Meinung der Sklaverei zugestimmt hatte. Auch wenn ich mich aus ungünstigen Gründen bis zu diesem Zeitpunkt daran gehindert hätte, wäre es nicht erlaubt gewesen, wann immer er sie ihnen gegeben hätte, von dort wieder beschleunigt zu werden. Denn welches Recht kann der haben, der einem anderen die Gunst der Natur vorenthält? Oder was für ein Schaden ist es, das eigene Wesen wiederzuerlangen, das ihm durch eine gleiche Kraft gewaltsam weggenommen wurde?


Alexander


Aber du hast ihr Ehre gemacht.


Arminius


Dass ich etwas Unwürdiges erleiden könnte, hatte ich nicht gegeben. Ich könnte jedoch ehrlich und großzügig gehorchen, wenn sie bereit gewesen wären, bescheiden und bürgerlich zu regieren. Aber damit ich eine abgerungene Kraft und Schaden hätte geben können, hat dieses gemeinsame Leben sanktioniert, dass es keinen Glauben gibt, den Vergewaltiger von denen verlangen, die, gezwungen durch Not, bereitwillig Dinge zugeben, auf die sie nicht verzichten sollten, noch zu gebrauchen, die sie wegnehmen. Außerdem, wer einem anderen ein Joch auflegt, hat er ihn nicht, soweit er sich mit Gewalt haftbar machen kann? Es ist nicht erlaubt, sich der Waffen zu entziehen oder sich zu verletzen die Gelegenheit, Waffen zu bergen. Ich glaube auch nicht, dass dies der Glaube ist, durch den wir geben, was wir geben sollten, da es gegen die Natur verstößt, ein Sklave der Freiheit zu sein, gegen die Gesetze zu verstoßen, auf das Geschenk der Natur zu blicken. Aber komm, wer sollte so viel Schaden erleiden, dass die Römer dann das taten, was sie in Deutschland taten am gierigsten und am ungerechtsten? Als er Syrien umkreist hatte, bevor er es verwüstete, hatte er beschlossen, die Deutschen vollständig zu vernichten, indem er es tötete. Und da war dieser Stolz und diese Ohnmacht des Geistes, dass er sich vorstellte, dass die Deutschen Bestien seien und dass Tiere aus Mangel an Vernunft keine Menschen seien, noch gab es eine solche Unwürdigkeit, von der es angebracht wäre, dass wir uns davon abwenden, oder uns ihnen zu widersetzen. Deshalb milderte er nichts von seinem Wahnsinn, er wagte sich an jedes Verbrechen und jede Schandtat. Deshalb habe ich, wenn ich mir dieses Verbrechens bewusst bin, den Glauben gegenüber rechtmäßigen Herren nicht getäuscht, sondern das Recht unseres Landes und das Gewohnheitsrecht gegen die ungerechtesten Tyrannen erlangt. 


Minos


Der Fall wurde offen gesagt geschützt, und daher denke ich, dass niemand so sehr an den Frieden eines anderen gebunden war, dass er nicht von solchen Gründen getroffen wurde, um das Recht auf Änderung zu haben.


Scipio


Und doch werfen ihm unsere Männer Verrat vor, und er scheint den Sieg zu grausam für Varus ausgeführt zu haben.


Arminius


Aus dem gleichen Grund, Scipio, waren sie alle überall perfide wegen des tyrannischen Systems und die Verfechter der Freiheit ihres Landes; besonders eurer, der die Tarquinier vertrieben und Cäsar erschlagen hat und dafür unter euch das größte Lob und den größten Ruhm erlangt hat. Schließlich ist es der Verrat derer, die auf die Bewegungen des Glücks blicken und diesen einen wandelbaren Glauben entgegenbringen. Die Billigkeit der Sache, wie auch gegen das Unglück, hat mich zum Kampf gezwungen. Aber lass ihn sagen, Minos, eine solche Brutalität von Quintilius war so unvernünftig, oder war es mir nicht erlaubt, da die Götter eine Gelegenheit gegeben hatten, einander mit einer anderen Brutalität zu bestrafen?


Minos


Ich denke, es könnte.


Hannibal


Aber siehe, ihr, die ihr euch rühmt, dass euch nichts so notwendig erschien, als dass der Eifer eures Landes euch überwältigt hat, und doch sollt ihr ein Königreich besessen haben; und ihr, die ihr euch rühmt, das Joch eines anderen von euren Landsleuten abgerissen zu haben, versuchtet es selbst machen.


Arminius


Sie sind es aus diesem Grund überhaupt nicht, wenn Minos jemals hier bei ihm sein will. Denn der Wunsch, dem Königreich zu dienen, kam mir nie in den Sinn. Aber da war dieser Neid seiner Feinde, der diesen Verdacht auf die Menschen warf. Wir alle verstehen jedoch, dass es so menschlich verglichen wird, dass die Tugenden, von denen es viele gibt, dem Neid ebenbürtig sind. Denn sie beneiden nicht nur diejenigen, deren Tugend nicht auffällt. Sie fordert das meiste von denen, die sie sehr hoch erzogen hat. Es muss aber viel Gemeinsames haben können, dem das Größte beigemessen werden muss. Wie leicht wäre die öffentliche Freiheit in ihren Untergang zurückgekehrt, wenn ich die schlechte Meinung aller Menschen von mir aus der Kraft, mit der er sie verteidigte, abgetan hätte.


Zu diesem Zweck, während ich die Macht behielt und sie den Guten dankbar machte, fiel ich in die Verleumdung der Bösen unter den von der Tyrannei Betroffenen. Aber wenn sie das Königreich in Besitz genommen hätten, wem wäre es angemessener gewesen, als dem, der sie aus der äußeren Sklaverei erlöst hatte, die er unter sein angestammtes Königreich sammeln sollte? Er hätte mir noch nicht die gleiche Gunst mit seinem Vaterland erwiesen, wenn er freiwillig das Königreich im Gegenzug für die ihm wiedererlangte Freiheit gewährt hätte, und dass er fast vor dem Untergang gerettet worden wäre. Als sie jedoch nach einiger Zeit krank wurde und sich an die erhaltene Leistung erinnerte, wurde sie zuerst von Verleumdungen und dann von Verbrechen angegriffen. Was mir, glaube ich, weder zuerst noch zuletzt passiert ist. Denn waren die Karthager dankbar für deine guten Taten? Oder war es nicht das, was dich bedrückte, ja was dich endlich bedrückte durch den Einfall deiner Feinde in der Heimat?


Hannibal


Ich gebe zu, es war so.


Arminius


Denn Scipio trat, glaube ich, an die Stelle seines Vaterlandes, in dem er von ihm am vollsten geschmückt wurde, und nachdem so viele glänzende Taten veröffentlicht worden waren, durfte er nicht einmal sterben. Sicherlich war Alexanders Tod von häuslichem Neid bestimmt.


Minos


Auch dafür hat er es sich leicht gemacht. Denn es ist so. Niemand war jemals berühmt, dem er nicht zu irgendeiner Zeit seine Tugend geraubt. Aber wer Arminius kennt, muss ihn wegen seines hervorragenden Charakters unbedingt sehr lieben. Dementsprechend ist es angemessen, dass Sie, Germane, an Ehre gewonnen haben, und es ist auch nicht richtig, dass wir Ihre Tugenden jemals vergessen sollten. Aber jetzt Merkur befiehlt dir, ihm zu folgen, und erledige seine Befehle bald. Sie kehren nach Hause zurück.


Merkur


Folge mir!