FRAU WEISHEIT


VON TORSTEN SCHWANKE



ERSTER GESANG


Wir werden uns nun mit den ersten neun Kapiteln 

des Buches der Sprüche Salomos beschäftigen. 

Darin ist von der Weisheit Gottes die Rede. 

Gott hat verschiedene Wesenszüge, Gott ist Liebe, 


Wahrheit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Güte, Friede, 

Schönheit usw. Und Gott ist eben auch Weisheit. 

Nun geht es also besonders um die Weisheit Gottes.

Aber keine Angst! Um über die Weisheit Gottes 


im biblischen Sinn zu reden, muss man nicht 

Philosophie studiert haben. Wir werden nicht 

über Platon, Aristoteles, Kant, Nietzsche 

und Konsorten reden. Die biblische Weisheit 


kann man unabhängig von Intelligenzquotienten 

oder Schuldbildung erlangen. Der Weise in der Bibel 

ist der, der Gott ehrt und liebt durch ein heiliges Leben, 

der Narr ist der Gottlose. Sprüche Salomos, 


des Sohnes Davids, das wirkt zunächst wie eine Überschrift 

über das ganze Buch. Es folgen jedoch im Buch 

weitere Überschriften mit teilweise anderen Zuschreibungen 

(„Worte Agurs“). Die Verbindung des größten Teils 


des Buches mit Salomo knüpft an dessen traditionelle

Wertschätzung als weisen König an und lässt sich nicht 

als historische Angabe auswerten. So präsentiert sich 

das Buch als eine Sammlung von Sammlungen.


Im Text des vorliegenden Buches wirkt Sprüche 1 

als kunstvolles Vorwort für das ganze Buch. Es formuliert 

Ziel und Zweck und nennt die Adressaten. Weisheit 

wird als Lebensorientierung und Verständnis präsentiert, 


die untrennbar mit der biblischen Gerechtigkeit 

verbunden ist. Die Adressaten umfassen sowohl 

unerfahrene als auch bereits weise Menschen. 

Sprüche 1 setzt programmatisch Gottesfurcht 


und Weisheit in Beziehung zueinander.

Von den drei Salomo zugeschriebenen Teilen 

hebt sich der erste hervor. Während Sprüche 10-22 

und Sprüche 25-29 Einzelspruch-Sammlungen sind, 


enthält Sprüche 1-9 längere zusammenhängende Texte: 

Im Kernbestand sind das zehn Lehrreden 

sowie drei Reden der Frau Weisheit. Das Auftreten 

der Frau Weisheit, die Entfaltung ihrer vielfältigen Beziehungen


zu Welt, Menschen und Gott lassen Sprüche 1-9 

als theologisch reflektierte und pädagogische Einleitung 

in das Buch erscheinen. Innerhalb von Sprüche 31 

lässt sich ein Gedicht erkennen (das Lob der starken Frau), 


dessen Zeilenanfänge dem hebräischen Alphabet folgen.

Die Entstehungsgeschichte des Buches umfasst 

nach gängiger Auffassung einen langen Zeitraum. 

Sie dürfte von der Königszeit („Männer des Hiskia“) 


bis mindestens in die späte Perserzeit reichen, 

vermutlich noch darüber hinaus. Einige Autoren 

rechnen mit früh-hellenistischen Bestandteilen, 

besonders in der Zeichnung der Frau Weisheit. 


Sprüche 1-9. Relative Einigkeit herrscht noch 

bei Sprüche 1-9, das zumindest in seinem Kernbestand 

meist in die Perserzeit datiert wird. Sprüche 31. 

Die in Sprüche 31 erkennbaren Teile gelten dann 


meist als jünger, doch werden auch hierfür immer wieder 

Zweifel angemeldet, da Entstehungszeit und Aufnahme 

in das Buch (als „Anhang“) nicht zusammenfallen müssen.

Es gibt im Alten Testament einige Texte, die sich 


mit der Weisheit Gottes beschäftigen. Das nennt man 

die Weisheitstheologie des Alten Testaments. 

Es gibt auch Weisheitstexte im Neuen Testament. 

Jesus, Paulus und Jakobus reden von der Weisheit. 


Nun gibt es Unterschieden in den Alten Testamenten 

von Protestantischen und Orthodox-Katholischen Bibeln. 

Die erste Übersetzung des Alten Testaments 

ins Griechische wurde vor Christi Geburt 


von 70 jüdischen Gelehrten gemacht. Diese griechische

Übersetzung wird meistens im Neuen Testament zitiert. 

Im 6. Jahrhundert nach Christus haben die jüdischen 

Pharisäer definiert, was im Alten Testament stehen soll. 


Nun unterscheidet sich das griechische Alte Testament 

von dem Alten Testament der Pharisäer. 

Die Kirchen der Reformation übernahmen 

das Alte Testament der Pharisäer. Die katholische Kirche 


und andere sehr alte Kirchen hatten von Anfang an 

das griechische Alte Testament angenommen. 

Der Unterschied besteht darin, dass im katholischen 

Alten Testament einige Schriften mehr sind 


als im protestantischen. Es handelt sich da um Schriften 

wie die Weisheit Salomos, die Weisheit Jesus Sirach, 

die Weisheit des Propheten Baruch. Luther 

hat diese Schriften auch übersetzt und sagte: 


Sie sind der Bibel nicht gleich, aber es ist nützlich, sie zu lesen. 

In diesen Schriften wird nun die Weisheitstheologie 

weiter entfaltet, darum werde ich sie zitieren. 

Sie werden von den Protestanten Apokryphen genannt, 


sind in vielen Lutherbibeln mit abgedruckt, 

in freikirchlichen Bibeln werden sie weggelassen.

Vielleicht habt ihr noch nie etwas von der Weisheits-

Theologie gehört, oder davon, dass die Weisheit Gottes 


in der Bibel als eine Frau dargestellt wird. Vielleicht 

denkt ihr: Nun erzählt uns der Torsten irgendeinen 

katholischen Unsinn... Aber die Frau Weisheit 

ist wirklich ökumenisch. Der katholische Bischof Augustinus 


hat sie geliebt, er nannte sie die Weisheit des Vaters, 

die Weisheit des Sohnes und die Weisheit 

des Heiligen Geistes. Das war im vierten Jahrhundert. 

Im neunten Jahrhundert hatte der Theologe Boethius, 


der gefangen war, eine Vision der Frau Weisheit, 

die ihn im Kerker besuchte und unterrichtete. 

Im elften Jahrhundert hatte die deutsche Prophetin 

Hildegard von Bingen Visionen der Frau Weisheit. 


Im zwölften Jahrhundert verliebte sich der Mönch 

Heinrich Seuse in die Frau Weisheit und verehrte sie 

als seine Minnedame, es war die Zeit der Minnesänger. 

Im 16. Jahrhundert hatte der evangelische Philosoph 


Jakob Böhme Visionen der Jungfrau Weisheit, 

er wurde aber von seinem lutherischen Pastor 

als Ketzer verfolgt. Jakob Böhme wurde Anfang 

des 19. Jahrhunderts von den deutschen Dichtern 


wieder entdeckt. Im 18. Jahrhundert gab es 

einen deutschen Pietisten, Gottfried Arnold, 

der von der Liebe der Frau Weisheit schrieb. 

Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte der russisch-orthodoxe


Religionsphilosoph Wladimir Solowjew Visionen 

der Frau Weisheit, er nannte sie seine geheime Freundin. 

Anfang des 20. Jahrhundert war ein russischer Priester, 

Sergej Bulgakow, von den Kommunisten aus Russland vertrieben,


ein Verehrer der göttlichen Weisheit als Frau. 

Kurz: Es gibt die Frau Weisheit bei den Katholiken, 

den Orthodoxen, den Lutheranern und den Pietisten.

Auf hebräisch heißt Weisheit Chokma, auf griechisch 


heißt sie Sophia. Vielleicht habt ihr schon einmal 

von der Hagia Sophia in Istanbul gehört, das war 

eine sehr alte Kirche, der heiligen Weisheit gewidmet, 

man nannte sie die Mutter der Kirchen des Orients. 


Die Osmanen hatten sie in eine Moschee verwandelt. 

Wir werden also an den folgenden Abenden 

uns sozusagen versammeln in der Kirche der Hagia Sophia.

Dieses Buch enthält in Sprüche gefasste Ratschläge 


fürs Leben von Salomo, dem Sohn Davids und König von Israel.

Sie zeigen uns, was Weisheit und echte Bildung ist, 

damit wir merken können, wo mit Einsicht 

über etwas geredet wird. Mit ihrer Hilfe kommen wir 


zu einer guten Bildung und lernen, wie wir unser Leben 

richtig führen und immer auf dem geraden Weg bleiben.

So können wir auch junge und unerfahrene Menschen 

zu Klugheit und Besonnenheit führen. Sie werden dann 


verstehen, was weise Lehrer sagen: ihre Sprüche, 

Bilder, Gleichnisse und Rätsel. Auch Erfahrene lernen 

aus diesem Buch noch dazu und machen Fortschritte 

in der Kunst, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen.


Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis. 

Wer ihn missachtet, verachtet auch Weisheit und Klugheit.

Mein Sohn, höre auf deinen Vater und deine Mutter 

und folge ihrem Rat! Das schmückt dich 


wie ein prächtiger Kranz auf dem Kopf oder 

wie eine Halskette. Lass dich nicht von gewissenlosen 

Menschen verführen, die zu dir sagen: Komm, geh mit uns! 

Wir legen uns auf die Lauer! Wenn Leute vorbeikommen,


schlagen wir sie tot, einfach so! Wir machen es wie der Tod: 

Wir reißen sie mitten aus dem Leben heraus und befördern sie, 

so wie sie sind, ins Grab. Ihr Hab und Gut nehmen wir 

und füllen unsere Häuser damit. Die Beute teilen wir 


miteinander. Komm, mach mit! Mein Sohn, 

mach nicht gemeinsame Sache mit diesen Verbrechern, 

denn auf Schritt und Tritt haben sie nichts als Bosheit 

und Mord im Sinn! Die Vögel beachten das ausgespannte Netz


nicht und fliegen hinein. Genauso machen es 

diese Verbrecher: Sie lauern sich selbst auf 

und stellen dem eigenen Leben nach. Alle, die 

auf krummen Wegen reich werden wollen, nehmen 


ein solches Ende: Dem Räuber raubt sein Raub das Leben!

Die Weisheit ruft auf den Straßen, auf den Plätzen 

erschallt ihre Stimme; wo die Leute sich treffen, hört man sie, 

am Stadttor trägt sie ihre Rede vor: Wann werdet ihr 


endlich reif und erwachsen, unreife Grünschnäbel, 

die ihr seid? Ihr unverbesserlichen Schwätzer, 

wie lange wollt ihr euch nicht bessern? Wann kommt ihr 

endlich zur Einsicht, ihr alle, die ihr mich missachtet?


Nehmt euch doch meine Mahnung zu Herzen! 

Dann öffne ich euch den Schatz meines Wissens 

und gebe euch davon, so viel ihr wollt. Ich habe immer wieder

geredet, doch ihr habt gar nicht zugehört. 


Mit erhobener Hand habe ich gerufen und niemand 

hat darauf geachtet. Ihr habt euch nicht zurechtweisen lassen 

und jeden Rat in den Wind geschlagen. Wartet ab, 

das Unglück kommt bestimmt! Dann werde ich es sein, 


die lacht! Dann ist die Reihe an mir, zu spotten,

wenn Angst und Schrecken über euch kommen 

wie ein fürchterlicher Gewittersturm. Dann schreit ihr 

nach mir, doch ich antworte nicht, ihr werdet mich suchen 


und nirgends finden. Wenn ihr euch jeder Einsicht verschließt 

und euch weigert, den Herrn ernst zu nehmen, 

wenn ihr meine Ratschläge von euch weist 

und auf keine von meinen Warnungen hört, 


dann müsst ihr die Folgen tragen und auslöffeln, 

was ihr euch eingebrockt habt. Alle, die sich 

nichts sagen lassen, gehen an ihrer Halsstarrigkeit 

zugrunde, und die Sorglosen und Selbstsicheren 


bringt ihr Eigensinn ums Leben. Doch alle, 

die auf mich hören, haben nichts zu befürchten, 

Not und Unglück bleiben ihnen erspart.

Sprichwörter Salomos, des Sohnes Davids, 


des Königs von Israel: um Weisheit und Erziehung

kennenzulernen, um kundige Rede zu verstehen,

um Erziehung zur Einsicht zu erlangen: 

Gerechtigkeit, Rechtssinn und Redlichkeit,


um Unerfahrenen Klugheit zu verleihen, 

der Jugend Kenntnis und Umsicht.

Der Weise höre und vermehre sein Wissen, 

der Verständige lerne kluge Führung,


um Sprichwort und Gleichnis zu verstehen, 

die Worte von Weisen und ihre Rätsel.

Die Furcht des Herrn ist Anfang der Erkenntnis, 

nur Toren verachten Weisheit und Erziehung.


An wen richtet sich dieser Text? An die Unerfahrenen, 

an die Jugend, an die Verständigen, an die Weisen.

Wozu würdet ihr euch rechnen? Seid ihr im Verstehen 

der Bibel wie die unmündigen Kinder, denen man, 


wie Paulus sagt, noch Milch geben muss? 

Oder könnt ihr schon Schwarzbrot kauen? Die Bibel 

ist ein Buch für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Greise. 

Wie hat sich euer Bibelverständnis, euer Glaube, 


mit den Jahren verändert? Habt ihr Fortschritte 

in der Gotteserkenntnis gemacht? Bemüht ihr euch 

überhaupt, in der Kenntnis des Glaubens 

euch weiter zu entwickeln? Wie habt ihr es erlebt, 


das Verlassen des Kinderglaubens, habt ihr 

einen Jugendglauben gehabt? Wozu ist 

das Buch geschrieben, was will es lehren?

Weisheit, gute Erziehung, Verständnis der Schriften, 


Einsicht in das Wesen Gottes, ein Leben in Gerechtigkeit,

Heiligkeit und Tugend, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit.

Goethe sagt: Wenn Gott so wäre wie unsere Nachbarn, 

ginge es uns schlecht, aber Gott lässt jeden, wie er ist.


Ich glaube aber, Gott will uns verändern. 

Gott will uns erziehen, wie es die Eltern 

und die Pädagogen tun. Er will, dass wir Gott erkennen, 

dass wir gerecht und heilig leben. Könnt ihr 


in eurem Leben die Erziehung Gottes erkennen? 

Wie erzieht uns Gott? Was will er uns für Tugenden 

beibringen? Seid ihr zufrieden mit der Auffassung: 

Ich bin und bleibe ein Sünder, aber ich werde 


durch meinen Glauben gerettet? Oder denkt ihr, 

wie Paulus sagt: Jagt der Heiligung nach?

Was für Tugenden fehlen euch, und wie wollt ihr 

sie erlangen? Was sind überhaupt christliche Tugenden, 


die wir anstreben sollen? Dieser Text will Verständnis 

der heiligen Schriften, Einsicht in das Wesen Gottes, 

Verstehen der Gleichnisse Jesu lehren. 

Wie gelangt man dazu, das Wort Gottes immer besser 


zu verstehen? Seht ihr bei euch Fortschritte? Interessiert 

ihr euch dafür, selbst in der Bibel zu lesen? 

Lest ihr christliche Bücher über den Glauben?

Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. 


Furcht des Herrn heißt Ehrfurcht vor der Heiligkeit Gottes 

zu haben und ihn nicht durch Sünde verletzen zu wollen. 

Ohne Glaube an Gott gibt es keine Weisheit im biblischen Sinn.

Nur Toren, das heißt, Gottlose und Sünder, verachten Weisheit 


und Erziehung. Wollen wir von nun an die Weisheit 

Gottes schätzen und nach ihr streben? Wollen wir uns fortan 

von dem weisen und liebenden Vater erziehen lassen? 

Wollen wir uns vornehmen, nach Gottesweisheit zu streben?


Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters 

und die Unterweisung deiner Mutter verwirf nicht!

Sie sind ein schöner Kranz auf deinem Haupt 

und eine Kette für deinen Hals. Mein Sohn, 


wenn dich Sünder locken, dann folge ihnen nicht,

wenn sie sagen: Geh mit uns, wir wollen auf Blut lauern, 

dem Arglosen ohne Grund nachstellen; wie die Unterwelt 

wollen wir sie lebendig verschlingen, Menschen in ihrer Kraft, 


als wären sie dem Grab verfallen. Manch kostbares Stück 

werden wir finden, mit Beute unsere Häuser füllen.

Wirf dein Los in unserm Kreis, gemeinsam 

sei uns der Beutel! Mein Sohn, geh nicht mit ihnen, 


halte deinen Fuß fern von ihrem Pfad! Denn ihre Füße 

laufen dem Bösen nach, sie eilen, Blut zu vergießen.

Umsonst wird das Netz ausgespannt vor den Augen der Vögel;

sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, sie stellen 


ihrem eigenen Leben nach. So sind die Wege all derer, 

die unrechten Gewinn machen wollen: Er nimmt 

seinen Besitzern das Leben. An welche Art Räuberbande 

denkt ihr dabei? Faszinierte euch je der Mythos vom 

guten Räuber wie Robin Hood oder Klaus Störtebecker? 

Woher kommt es, dass Räuber vom Volk so verehrt werden?

Ich kenne einen Mann, der evangelisch getauft ward, 


in der evangelikalen Kinderbibelstunde vom Moseskind hörte, 

von Josef und seinen Brüdern, von David und Goliath 

und der sich mit diesen Knaben identifizierte, 

der aus der Kinderbibel hörte, wie der Herr ihn berief, 


wie der Herr den Knaben Samuel zum Propheten berief, 

der bei den katholischen Pfadfindern vom heiligen 

Christopherus hörte, der dem stärksten Mann der Welt 

dienen wollte und dem Jesuskind begegnete und ihm diente, 


der evangelisch konfirmiert wurde und blutete 

bei seinem ersten Abendmahl. Dieser Mann lernte dann 

eine kommunistische Gruppe kennen, die sagten: 

Wir wollen die Abschaffung von Privateigentum 


und bürgerlicher Ehe, wir wollen Staatseigentum 

und Sexualkommunismus und freie Liebe, 

wir wollen die Reichen enteignen und an den Laternen 

aufhängen. Und so verlor der Mann seinen Kinderglauben 


und folgte diesen bösen Buben, vor denen 

die göttliche Weisheit hier warnt. Die Weisheit ruft laut 

auf der Straße, auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme.

Im größten Lärm ruft sie, an den Stadttoren 


hält sie ihre Reden: Wie lang noch, ihr Törichten, 

liebt ihr Betörung, gefällt den Zuchtlosen 

ihr dreistes Gerede, hassen die Toren Erkenntnis?

Wendet euch meiner Mahnung zu! Dann will ich 


auf euch meinen Geist ausgießen und meine Worte 

euch kundtun. Als ich rief, habt ihr euch geweigert, 

meine drohende Hand hat keiner beachtet;

jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen, 


meine Mahnung gefiel euch nicht. Darum werde auch ich 

lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten, 

wenn Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken 

euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm 


euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal 

euch überfallen. Dann werden sie nach mir rufen, 

doch ich antworte nicht; sie werden mich suchen, 

aber nicht finden. Weil sie die Einsicht hassten 


und nicht die Furcht des Herrn wählten, meinen Rat 

nicht wollten, meine ganze Mahnung missachteten,

sollen sie nun essen von der Frucht ihres Weges 

und von ihren Plänen sich sättigen.


Denn die Abtrünnigkeit der Törichten ist ihr Tod, 

die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben.

Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit, 

ihn stört kein böser Schrecken. Die Weisheit tritt auf 


als Predigerin auf den Straßen und Märkten 

und ruft zur Buße auf. Buße heißt auf griechisch 

Metanoia. Das heißt Änderung des Denkens, Umkehr 

von den falschen Wegen, Bekehrung zu Gott.


Solch eine Bußpredigt hat Johannes der Täufer gehalten. 

Er sagte: Ihr Otternbrut, wer hat euch gewiss gemacht, 

dass ihr dem kommenden Zorn entrinnt? Stellt euch vor, 

das riefe heute euer Pfarrer von der Kanzel der Gemeinde zu.


Eine Bußpredigt hat auch Jesus gehalten. Als er begann, 

in der Öffentlichkeit aufzutreten, da sagte er: Tut Buße, 

kehrt um, glaubt an das Evangelium, denn die Herrschaft 

Gottes ist nahe gekommen. Auch Propheten in unseren Tagen


geben Botschaften des Himmels wieder. Was will der Himmel 

von der Menschheit heute? Man kann das zusammenfassen 

in den Worten: Buße! Betet, betet, betet!

Ist Buße und Umkehr nur etwas für Ungläubige? 


Genügt es für Christen, einmal ein Bekehrungserlebnis 

gehabt zu haben? Ist es richtig zu sagen: Jesus 

hat mir alle Sünden am Kreuz vergeben, nun bin ich gerecht, 

rein und heilig? Oder müssen wir uns jeden Morgen neu


bekehren? Wie können wir Buße tun? Bekennen wir 

unsre Sünden noch vor Jesus, oder denken wir: 

Ich bin ja gläubig und damit ist alles gut?

Was denkt ihr: Jesus sendet seine Jünger und Jüngerinnen 


in die Welt, das Evangelium zu verkünden. 

Muss man auch zur Umkehr von den Sünden aufrufen, 

oder sollte man nur von der bedingungslosen Liebe 

Gottes reden, von des zärtlichen Vaters Barmherzigkeit?




ZWEITER GESANG


Mein Sohn, nimm meine Worte in dich auf! Verwahre sie 

wie einen Schatz. Verschließ die Ohren nicht für die Lehren 

der Weisheit und bemühe dich, alles zu verstehen! 

Rufe Verstand und Einsicht zu Hilfe! Suche nach der Weisheit 


wie nach Silber, wie nach vergrabenen Schätzen. 

Wenn du das alles tust, wirst du auch lernen, 

den Herrn zu erkennen und ihn ernst zu nehmen. 

Der Herr ist es, der Weisheit gibt, von ihm kommen 


Wissen und Verständnis. Menschen, die ihm mit redlichem 

Herzen folgen, finden bei ihm Schutz und Hilfe. 

Er bewahrt alle, die auf dem rechten Weg bleiben 

und ihm die Treue halten. Wenn du auf mich hörst, 


wirst du erkennen, was vor Gott recht und gut 

und geradlinig ist. Dann wirst du ein Leben führen können, 

das er gutheißt. Du erlangst Weisheit und Erfahrung 

und hast deine Freude daran. Einsicht 


und Besonnenheit beschützen dich, sie bewahren dich davor,

etwas Falsches zu tun. Sie halten dich fern von denen, 

die die Wahrheit verdrehen, die den geraden Weg 

verlassen haben und auf finsteren Abwegen sind.


Es macht ihnen Spaß, Unrecht zu tun, über 

die schlimmsten Verirrungen anderer freuen sie sich.

Unzuverlässige Menschen sind sie, denen niemand 

trauen kann. Einsicht und Besonnenheit helfen dir auch, 


der fremden Frau zu widerstehen, die dich 

mit ihren schmeichelnden Worten verführen will.

Ihren eigenen Mann hat sie verlassen und damit auch 

Gott die Treue gebrochen. Wer zu ihr geht, 


der geht in den Tod; denn von ihrem Haus 

führt der Weg steil hinunter in die Totenwelt.

Wer sie aufsucht, kommt nicht mehr zurück; 

denn von ihrem Haus führt kein Weg zum Leben.


In jeder Hinsicht helfen dir Einsicht und Besonnenheit, 

dein Leben so zu führen, wie Menschen es tun, 

die Gott die Treue halten. Redliche, rechtschaffene 

Menschen dürfen im Land bleiben und darin wohnen.

Die Treulosen aber werden weggefegt und ausgerottet.


Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst 

und meine Gebote beherzigst, der Weisheit Gehör schenkst, 

dein Herz der Einsicht zuneigst, wenn du nach Erkenntnis rufst,

mit lauter Stimme um Einsicht bittest, wenn du sie suchst 


wie Silber, nach ihr forschst wie nach Schätzen, 

dann wirst du die Furcht des Herrn begreifen 

und Gotteserkenntnis finden. Mein Sohn, meine Tochter, 

mein Kind... Die Weisheit Gottes ist wie Vater und Mutter. 


Sie bringt ihren Kindern das Laufen bei, das Sprechen, 

das Danken. Jesus sagt: Das Geheimnis Gottes 

ist den Klugen dieser Welt verborgen, aber den Unmündigen

offenbart. Was heißt das? Ist das ein Lob der Dummheit? 


Nein, die Klugen dieser Welt meinen, sich selbst 

die Wahrheit ausdenken zu können und keine 

göttliche Offenbarung zu brauchen. Die Unmündigen 

sind die Kinder Gottes, die sich von Gott belehren lassen. 


Diese Kinder empfangen von Gott eine göttliche Weisheit. 

Glaube heißt, mehr zu wissen als was der Verstand erkennt,

alles anzunehmen was Jesus über Gott offenbart hat.

Dass du meine Gebote befolgst! Im Buch der Weisheit heißt es:


Die Weisheit wohnt nicht in einem Leib, 

der der Sünde unterworfen ist. Um Weisheit zu erlangen, 

muss man nach den zehn Geboten leben 

und nach dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. 


Und nun: Wie lauten die zehn Gebote? Wenn du 

der Weisheit Gehör schenkst... Was meint ihr, 

wo redet die Weisheit? In der Heiligen Schrift, 

in guten Predigten, in gelehrten Gläubigen. Ich persönlich, 


wenn ich Papst Benedikt lehren hörte, rief immer 

begeistert: die unbefleckte Weisheit hat gesprochen! 

Kennt ihr weise Menschen, wo ihr die Weisheit reden hört?

Wenn du Erkenntnis suchst, mit lauter Stimme 


nach Einsicht rufst, sie mehr als materielle Schätze begehrst…

Nach der Weisheit muss man also ein Verlangen haben, 

sonst wird sie einem nicht geschenkt. Man muss 

nach ihr rufen, das heißt, um sie bitten im Gebet. 


Jesaja nennt die Weisheit eine Gnadengabe 

des Heiligen Geistes. Habt ihr schon mal um Weisheit 

für euch oder andere (Ärzte, Politiker, Kirchenführer) gebetet? 

Im Buch der Weisheit heißt es, die Weisheit ist wertvoller 


als Gold, Silber, Perlen und Edelsteine. Das sagt auch 

das Lied der Weisheit im Buch Hiob. Heute lieben alle 

am meisten das Geld. Ist die Weisheit wertvoller als Geld?

Der Her gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen 


Erkenntnis und Einsicht. Für die Redlichen 

hält er Hilfe bereit, den Rechtschaffenen ist er ein Schild.

Er hütet die Pfade des Rechts und bewacht den Weg 

seiner Frommen. Dann wirst du Recht und Gerechtigkeit


begreifen, Redlichkeit und jede gute Bahn; 

denn Weisheit zieht ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt 

deine Seele. Besonnenheit wacht über dir 

und Einsicht behütet dich. Der Herr, also Jahwe, 


schenkt Weisheit. Paulus nennt Gott den allein-weisen Gott. 

(Der Koran nennt Gott den Allweisen, den Allwissenden.) 

Im achten Kapitel wird die Weisheit das Kind Gottes genannt.


Paulus nennt Jesus die Weisheit Gottes. In Jesus 

sind alle Schätze der Weisheit, sagt Paulus. Jesaja 

nennt die Weisheit eine Gabe des Heiligen Geistes. 

Es gibt also die Weisheit des Vaters, die Weisheit des Sohnes 


und die Weisheit des Heiligen Geistes. Salomo 

bat um Weisheit, mehr als um langes Leben, Reichtum 

und den Tod seiner Feinde. Diese Bitte gefiel Gott, 

und er schenkte Salomo mehr Weisheit als die Weisen 


Ägyptens und des Orient hatten. Was sind die Gaben 

der Weisheit? Hilfe für die Ehrlichen, Schutz 

für die Gerechten, Gerechtigkeit und Bewahrung 

für die Frommen. Man sieht, dass die Gaben 


der Weisheit, wie Hilfe, Schutz, Gerechtigkeit und Bewahrung, 

an ein tugendhaftes Leben gebunden sind, denn sie werden 

nur denen zuteil, die ehrlich, gerecht und fromm sind. 

Wie es im Buch der Weisheit heißt: Weisheit 


wohnt nicht in einem Leib, der der Sünde ergeben ist.

Weisheit zieht in dein Herz ein. Es geht nicht 

um den Intelligenzquotienten, sondern um die Weisheit 

des Herzens, das heißt ein Herz zu haben so weit 


wie der Sand am Strand des Meeres, sagt die Bibel. 

Erkenntnis beglückt deine Seele. Vor allem 

die Gotteserkenntnis. Zwar werden wir Gott 

nie ganz verstehen, sein Geheimnis ist unendlich groß, 


aber die Weisheit führt uns immer tiefer ein, 

das Herz Gottes immer besser zu verstehen. 

Die Weisheit hilft uns auch, das Wort Gottes 

immer besser zu verstehen. Gott zu erkennen, 


habt ihr das schon einmal als Glück für die Seele gesehen? 

Ist es für euch beglückend, zu wissen, dass, 

wie Johannes sagt, Gott die Liebe ist? Besonnenheit 

und Einsicht werden uns schützen, bewachen und behüten.


Besonnenheit galt auch schon dem Sokrates 

als eine Tugend des Weisen. Es heißt, nicht aufgeregt 

durch die Gegend zu rennen wie die kopflosen Hühner. 

Wenn einen etwas aufregt und man wütend wird, 


kann man den Verstand verlieren und sich sehr dumm 

und ungerecht verhalten. Dann braucht man Besonnenheit.

Einsicht in das innere Wesen Gottes und in die Wege 

der Heiligkeit behüten uns vor den Fallen des Teufels.


Sie bewahrt dich vor dem Weg des Bösen, vor Männern, 

die Verkehrtes reden, die den rechten Weg verlassen, 

um auf dunklen Pfaden zu gehen, die sich freuen 

am bösen Tun und jubeln über die Verkehrtheit 


des Schlechten, deren Pfade krumm verlaufen 

und deren Bahnen in die Irre führen.

Die Weisheit schützt uns vor dem Bösen, vor Satan, 

dem Teufel. Satan ist sehr listig, und es braucht Weisheit, 


um zu erkennen, wo und wie er uns den Glauben 

rauben will. Weisheit bewahrt vor Männern 

und Frauen, die Verkehrtes reden. Wenn Nietzsche sagt: 

Gott ist tot, dann weiß der Weise, er redet dummes Zeug. 


Wenn Schopenhauer sagt: Die Schöpfung ist 

von einem bösen Teufel geschaffen, weiß der Weise, 

das ist dummes Zeug. Wenn Hegel sagt: Der Mensch 

muss Gott erlösen, dann weiß der Weise, das ist dummes Zeug.


Die Weisheit gibt uns eine getaufte Nase, so dass wir 

riechen können, was nach Weihrauch und was 

nach Schwefel riecht. Die Weisheit warnt uns 

vor der Verführung zu Irrwegen. Sie schützt uns 


vor falschen Religionen und vor gottlosen Ideologien. 

Sie bewahrt uns davor, vom Christentum abzuweichen 

und Buddhist oder Moslem zu werden, sie bewahrt uns davor, 

die deutsche Rasse oder die Arbeiterklasse 


als Erlöser zu verehren. Sie bewahrt uns davor, 

das Geld anzubeten und unser Glück im Konsum zu suchen. 

Die Weisheit bewahrt uns vor bösen Taten, 

vor solchen Todsünden wie Glaubensabfall, Mord 


und Ehebruch. Sie bewahrt uns vor Habgier, 

Untreue, Lüge, Diebstahl und allen anderen Sünden, 

die Gott beleidigen und den Menschen verderben.

Sie bewahrt dich vor der fremden Frau, vor der Fremden, 


die verführerisch redet, die den Gefährten ihrer Jugend 

verlässt und den Bund ihres Gottes vergisst; 

ihr Haus sinkt hinunter zur Totenwelt, ihre Bahnen 

führen zu den Totengeistern hinab. Wer zu ihr geht, 


kehrt nie zurück, findet nie wieder die Pfade des Lebens.

Dieser Text hat eine doppelte Bedeutung, eine vordergründige 

und eine tiefergründige Bedeutung. Vordergründig 

geht es um Ehe und Ehebruch. Luther nannte zwar die Ehe 


nur ein weltliches Ding, das nichts mit dem Glauben 

zu tun hat, aber Paulus nennt die Ehe ein Mysterium, 

ein Geheimnis. Die Ehe von Mann und Frau 

ist ein Abbild der Ehe zwischen Christus und seiner Kirche. 


Die Familie von Mann und Frau und Kind 

ist ein Abbild der Dreifaltigkeit Gottes. Darum 

ist die Ehe heilig. Die Treue zum Ehepartner 

ist ein Abbild der Treue Gottes zu seinem Volk. 


Die Weisheit bewahrt nun vor Ehebruch, vor der Verführerin, 

vor dem Verführer. Die tiefere Bedeutung ist dies: 

Der Bund zwischen Gott und seinem Volk wird in der Bibel 

mit einer Ehe verglichen. Jesus nennt sich oft Bräutigam, 


die Kirche ist seine Braut. Aber auch jedes Glied der Kirche, 

jede christliche Seele ist eine Braut Jesu. 

In der Weisheitstheologie tritt die Weisheit als Braut auf. 

Salomo hat eine geistliche Ehe mit ihr geschlossen. 


Die Juden sagen, der Schriftgelehrte ist der Bräutigam 

und die göttliche Weisheit ist die Braut. Der deutsche 

Philosoph Jakob Böhme sagte: Die Christin wählt sich 

Jesus zum göttlichen Bräutigam, der Christ wählt sich 


die göttliche Weisheit zur göttlichen Braut. Frau Weisheit 

ist also die Braut des Christen. Die „fremde Frau“ 

verführt den Christen zum Ehebruch. Er soll 

die Weisheit Gottes verlassen und eine andere Frau wählen, 


das heißt, eine andere Religion, eine andere Ideologie, 

eine heidnische Gottheit. Das wäre dann geistlicher Ehebruch. 

Ist Jesus Gott und Bräutigam, dann wäre 

der geistliche Ehebruch, Jesus zu verlassen 


und statt dessen Buddha oder Krishna oder Mohammed 

zum Bräutigam zu wählen. So kannst du auf dem Weg 

der Guten gehen, dich an die Pfade der Gerechten halten;

denn die Redlichen werden das Land bewohnen, 


wer rechtschaffen ist, wird darin bleiben. Die Frevler aber 

werden aus dem Land verstoßen, die Verräter 

aus ihm weggerissen. Die Weisheit führt auf den Weg 

der Guten. Gott ist gut, und wir sollen gut sein. 


Gott ist gütig, und wir sollen gütig sein. Die Weisheit führt 

auf den Pfad des Gerechten. Gott ist Gerechtigkeit, 

und wir sollen gerecht sein. Gerecht zu sein heißt, 

die Gebote Gottes zu halten und jedem das zu geben, 


was er braucht. Die Redlichen werden das Land bewohnen. 

Jesus sagt in seinen Seligpreisungen: Die Sanftmütigen 

werden das Land erhalten. Das Land ist das Land 

des ewigen Lebens. Die Sanftmütigen werden 


das Paradies erben, nicht die, deren Herzen voller Zorn 

und Hass sind. Die Frevler und Verräter werden 

aus dem Land des ewigen Lebens ausgestoßen. 

Wer die Weisheit Gottes verrät (wie Judas), der wird 


nicht in den Himmel kommen. Wer als Frevler eine Sünde 

auf die andere häuft und nicht bereut, wird nicht 

in den Himmel kommen. Es gibt also auch 

in der Weisheitstheologie die schreckliche Möglichkeit, 


das Ziel des Himmels zu verfehlen 

und in die Hölle zu kommen. Davor bewahre uns

das innig verehrte makellose Herz Marias

und das durchbohrte und brennende Herz Jesu.


DRITTER GESANG


Mein Sohn, vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe; 

behalte meine Anweisungen im Gedächtnis! Dadurch 

sicherst du dir ein langes, erfülltes Leben. An Liebe 

und Treue zu anderen soll es bei dir niemals fehlen. 


Schmücke dich damit wie mit einer Halskette! 

So findest du Beifall und Anerkennung bei Gott 

und den Menschen. Verlass dich nicht auf deinen Verstand,

sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn! 


Denk an ihn bei allem, was du tust; er wird dir 

den richtigen Weg zeigen. Halte dich nicht selbst für klug 

und erfahren, sondern nimm den Herrn ernst 

und bleib allem Unrecht fern! Das ist eine Medizin, 


die dich rundum gesund erhält und deinen Körper erfrischt.

Ehre den Herrn mit deinen Opfergaben; bringe ihm 

das Beste vom Ertrag deiner Arbeit. Dann werden deine

Kornspeicher sich füllen und deine Weinfässer überlaufen.


Mein Sohn, wehre dich nicht, wenn der Herr 

dich hart anfasst; werde nicht unwillig, wenn er dich ermahnt.

Denn wenn der Herr jemand liebt, dann erzieht er ihn 

mit Strenge, genauso wie ein Vater seinen Sohn.


Wie glücklich ist ein Mensch, der die Weisheit gefunden 

und Erkenntnis erlangt hat! Weisheit besitzen ist besser 

als Silber, wertvoller als das reinste Gold. Sie ist kostbarer 

als Edelsteine; nichts, was man sich wünschen könnte, 


ist mit ihr vergleichbar. Mit der rechten Hand bietet sie dir 

langes Leben und mit der linken Wohlstand und Ansehen.

Sie erfüllt dein Leben mit Glück und Sicherheit.

Sie ist der wahre Baum des Lebens; wer sie erlangt 


und festhält, kann sich glücklich preisen! Mit Weisheit 

hat der Herr die Erde gegründet, mit Verstand 

das Himmelsgewölbe gebaut. Sein Können ließ 

Flüsse aus der Tiefe quellen und Regen aus den Wolken rieseln.


Mein Sohn, lass dich stets von der Weisheit leiten, 

trenne dich nie von Besonnenheit und Klugheit!

Sie geben dir ein glückliches Leben und schmücken dich 

wie eine Halskette. Durch sie gehst du deinen Weg 


in Sicherheit und stolperst über kein Hindernis. Abends 

legst du dich ohne Angst zu Bett und schläfst 

die ganze Nacht hindurch fest und ruhig. Katastrophen 

brauchst du nicht zu fürchten, wie sie plötzlich 


über Menschen kommen, die Gott missachten. 

Denn der Herr ist dein sicherer Schutz, er lässt dich 

nicht in eine Falle laufen. Wenn ein Mitmensch 

Hilfe braucht und du ihm helfen kannst, 


dann weigere dich nicht, es zu tun. Und wenn du ihm 

sofort helfen kannst, dann sage nicht, er soll morgen

wiederkommen. Schmiede keine bösen Pläne 

gegen deinen Nachbarn, der dir vertraut. Streite dich nicht


grundlos mit jemand, der dir gar nichts getan hat.

Beneide keinen gewalttätigen Menschen um seine Erfolge 

und nimm ihn nicht zum Vorbild! Denn der Herr 

verabscheut alle, die krumme Wege gehen; 


aber die Rechtschaffenen macht er zu seinen Vertrauten.

Auf dem Haus der Unheilstifter liegt der Fluch des Herrn; 

aber sein Segen kommt über die Wohnstätte der Menschen, 

die ihm die Treue halten. Die überheblichen Spötter 


trifft sein Spott; aber denen, die gering von sich denken, 

wendet er seine Liebe zu. Weise kommen zu Ehren, 

aber Narren ernten nichts als Schande. Mein Sohn, 

vergiss meine Unterweisung nicht, bewahre meine Gebote 


in deinem Herzen! Denn sie vermehren die Tage und Jahre 

deines Lebens und bringen dir Wohlergehen. Nie sollen 

Liebe und Treue dich verlassen; binde sie dir um den Hals, 

schreib sie auf die Tafel deines Herzens! Dann erlangst du 


Gunst und Beifall bei Gott und den Menschen.

Die Unterweisung der göttlichen Weisheit ist 

die ganze Bibel und die christliche Lehre. Die Gebote 

der Weisheit sind zum einen die Zehn Gebote, zum andern 


Jesu Gebot der Gottesliebe und Nächstenliebe. 

Die sollen wir in unserem Herzen tragen, so dass wir 

allezeit danach handeln können. Es bringt Segen, 

die Gebote Gottes zu halten und danach zu handeln, 


zum einen wahre innere Freude und zum andern 

das ewige Leben. Liebe und Treue zu Gott 

sollen uns nie verlassen. Die Beziehung zwischen Gott 

und der Seele wird oft mit einer Ehe verglichen. 


Wie in einer Ehe Liebe und Treue notwendig sind, 

so auch in der Beziehung zu Gott. Lieben kann man Gott, 

indem man seine Gebote hält, indem man dem Nächsten dient,

und indem man Gott anbetet. Sagt doch einmal: 


Gott, ich liebe dich! Schreibe Gottes Gebote 

auf die Tafel deines Herzens, dass heißt, wir sollen 

Gottes Wort mit unserm Herzen kennen. Die Bibel 

muss in unserm Herzen geschrieben stehen. 


Das lernt man, indem man die Bibel immer wieder liest 

und im Gebet darüber nachdenkt, Hauptstellen 

auswendig weiß. Es sollte so sein, dass, 

wenn uns die Bibel weggenommen wird, 


sie in unserm Herzen geschrieben steht. Dann finden wir 

Gnade bei Gott und den Menschen. Gott freut sich über uns, 

wenn wir auf seinen Wegen gehen. Und ein Mensch Gottes, 

der Nächstenliebe übt, der friedlich und freundlich 


zu seinen Mitmenschen ist und hilfsbereit, 

der wird auch von vielen Menschen geliebt.

Mit ganzem Herzen vertraue auf den Herrn, baue 

nicht auf eigene Klugheit; suche ihn zu erkennen 


auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade!

Halte dich nicht selbst für weise, fürchte den Herrn 

und meide das Böse! Das ist heilsam für deine Gesundheit 

und erfrischt deine Glieder. Halte dich nicht selbst für weise!


Diese Mahnung wiederholt sich durch die ganze Bibel. 

Die Weisheit, die Gott uns schenken will, fordert, 

dass wir wie Kinder von Gott lernen und uns nicht selbst 

für schlauer als Gott halten. Kennt ihr das, dass Menschen sagen:


Gott sagt in der Bibel dies und das, aber ich persönlich 

sehe das anders? Oder: Die Kirche sagt, wir sollen 

die Zehn Gebote halten, aber ich folge nur dem, 

was mein Herz mir sagt? Oder: Die Bibel nennt Jesus 


den einzigen Sohn Gottes, aber ich finde das intolerant, 

ich glaube, Buddha und Krishna und Mohammed 

sind auch Gottessöhne? Oder welche Beispiele 


fallen euch noch ein, wo Kinder der Welt meinen, 


weiser als Gott zu sein? Mein Sohn, verachte nicht 

die Erziehung des Herrn und werde seiner Zurechtweisung 

nicht überdrüssig. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, 

wie ein Vater seinen Sohn erzieht, den er liebt.


Die Erziehung Gottes, seine Zurechtweisung 

und seine Züchtigung, was ist das? Gott ist 

kein wütender Vater, der seine Kinder windelweich prügelt! 

Gott ist ein weiser und gütiger Vater, ein liebevoller Vater,


Gott ist ein zärtlicher Vater. Gott ist der beste Pädagoge.

Lasst ihr euch von Gott belehren? Oder meint ihr, 

es besser zu wissen als Gott? Lasst ihr euch von Gott 

auch in Fragen der Moral erziehen, oder folgt ihr lieber 


euren Trieben und Begierden? Habt ihr das schon einmal 

erlebt, dass Gott euch ermahnt hat und euch 

ein Zeichen gegeben hat: In dieser oder jener Frage 

liegst du falsch und musst du umkehren?


Was kann ein erziehender Vater, eine erziehende Mutter 

oder ein Pädagoge von dem großen Pädagogen Gott lernen? 

Das Neue Testament nennt Gott den Vater aller Vaterschaft, 

ich würde sagen, er ist auch die Mutter aller Mutterschaft. 


Wie kann man in der Erziehung Gott zum Vorbild nehmen?

Selig der Mensch, der Weisheit gefunden, der Mensch, 

der Einsicht gewonnen hat. Denn sie zu erwerben 

ist besser als Silber, sie zu gewinnen ist besser als Gold.


Sie übertrifft die Perlen an Wert, keine deiner Kostbarkeiten

kommt ihr gleich. Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, 

in ihrer Linken Reichtum und Ehre; ihre Wege sind 

schöne Wege, all ihre Pfade führen zum Glück.


Ein Lebensbaum ist sie denen, die nach ihr greifen, 

wer sie festhält, ist wahrhaft glücklich zu preisen.

Wir können uns glücklich schätzen, dass wir an Gott 

und seine Liebe glauben. Ein Gott, der mit uns weint, 


wenn wir weinen, der mit uns sich freut, wenn wir uns freuen, 

der beste Freund, der vollkommene Liebhaber ist mit uns! 

Aber wir dürfen die nicht verachten, die nicht 

an Jesus glauben wollen, wir dürfen die Andersgläubigen 


und Ungläubigen nicht hassen! Es soll kein Hass 

in unserm Herzen wohnen, sondern die Liebe Gottes! 

Wir sollen die Ungläubigen nicht verurteilen, sondern 

Mitleid mit ihnen haben und für ihre Bekehrung beten.


Die Weisheit ist besser als Geld, als ein Sportwagen, 

als ein Caravan, als der modernste Computer. 

Es ist besser, Gottes Weisheit zu suchen, als materielle Güter. 

Man kann nicht der göttlichen Weisheit dienen 


und gleichzeitig den modernen Götzen 

wie Konsumismus, Materialismus, Mammonismus, 

Sexismus, Atheismus. Was meint ihr, was macht 

die Weisheit so kostbar? Welchen Gewinn bringt es uns, 


die Weisheit von Gott zu erlangen? Und was ist für euch 

der höchste vorstellbare Wert, das Höchste Gut, 

das wertvoller ist als alles? Die Weisheit bringt 


langes Leben, Reichtum, ihr Weg ist schön 

und führt zum Glück. Jesus bringt Ewiges Leben. 

Der Vater im Himmel gibt uns, wenn wir darum bitten, 

unser tägliches Brot und sorgt für Speise und Trank, 


Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Der Glaube 

an Gott ist schön, Gott selbst ist die Quelle aller Schönheit. 

Und macht Gott glücklich? Bringt Gott eine tiefe Freude 

an seiner Liebe in unser Herz, dass wir uns an Gott freuen, 


selbst wenn wir manchmal leiden müssen? Stimmt das?

Was ist für euch das Schönste, was Gott euch geschenkt hat?

Die Weisheit ist ein Lebensbaum. Glücklich ist, 

wer an ihr festhält. Was bedeutet Lebensbaum?


Der Lebensbaum stand im Garten Eden. 

Als aber unsere Stammeltern sündigten, wurde ihnen 

der Zugang zum Baum des Lebens verwehrt. 

Das steht am Anfang der Bibel. Am Ende der Bibel steht: 


Der Lebensbaum ist für alle Erlösten frei zugänglich 

im Paradies des Himmels. Die Frucht vom Baum 

des Lebens ist das ewige Leben. Das Holz des Kreuzes 

ist der wahre Lebensbaum, und die Frucht, 


die am Lebensbaum hängt, das ist der Leib 

und das Blut Christi, der uns das ewige Leben 

durch seinen Tod schenkt. Du göttliche Dreieinigkeit! 

Du bist die Allmacht des Vaters und die Weisheit des Sohnes 


und die Liebe des Heiligen Geistes! Wir danken dir, 

wir lobsingen dir, wir beten dich an und wir lieben dich! 

Und wir bitten dich um Verzeihung für alle Mitmenschen, 

die dir nicht danken, die dir nicht lobsingen, 


dich nicht anbeten und dich nicht lieben! Amen.

Du göttliche Weisheit, du bist die zweite Person 

der göttlichen Dreieinigkeit und bist in Jesus 

ein Mensch geworden. Wir bitten dich: Offenbare dich uns,


entschleiere uns dein heiliges Antlitz und dringe 

in unsere Seele ein, in unsern Willen und in unsere Vernunft! 

Wir wollen auf Erden auf dem Weg deiner Gebote gehen 

und mit dir im Himmel ewig vereinigt leben! Amen.


Jesus, du bist die Ewige Weisheit in Person. 

Du bist unser göttlicher Philosoph, und dein Evangelium 

ist unsere Lebensphilosophie. Wir bitten dich 

um die Gaben deiner Weisheit: Wir bitten dich 


um die Erkenntnis Gottes und die immer wachsende Liebe 

zu Gott! Wir bitten dich um eine tiefe innere Freude, 

die auch in Momenten des Leidens nicht vergeht!

Wir bitten dich um offene Augen des Glaubens, 


dass wir in der Schönheit der Natur und in der Schönheit 

des Menschen wie im Spiegel die vollkommene 

Schönheit Gottes erkennen! Wir bitten dich, 

uns durch den Heiligen Geist in die Wahrheit einzuführen, 


Tag für Tag, und dass du uns behütest vor Unglauben,

Aberglauben und Irrglauben! Wir bitten dich, 

dass du uns Tag für Tag deinen Willen offenbarst 

und dass du uns die Gnade schenkst, dass unser Wille 


ganz eins wird mit deinem Willen, und gib uns die Kraft, 

zu tun, was du gebietest, und dann gebiete, was du willst!

Wir bitten dich, bewahre uns vor dem Denken der Welt, 

mache uns immun gegen den Zeitgeist, bewahre uns 


vor aller Pseudo-Weisheit, behüte uns vor den Lehren 

des Teufels, bewahre uns vor einem Irrglauben, 

der aus Hass auf Andersgläubige besteht, und bewahre uns 

vor allen Rachegelüsten, sondern mache uns heilig 


in der Weisheit der Liebe! Wir bitten dich, schenke uns 

die Gnade, dir bis zum Tode treu zu bleiben, 

was immer es kostet, und gib uns die Frucht vom Baum 

des Lebens, das ewige Leben in Vereinigung mit Gott!




VIERTER GESANG


Ihr jungen Leute, hört auf das, was ich wie ein Vater 

zu euch sage. Achtet darauf, damit ihr verständig werdet!

Es ist etwas Gutes, was ich euch beibringen will; 

deshalb schiebt es nicht von euch weg! Als ich noch 


ein kleiner Junge war, zärtlich geliebt von meiner Mutter 

wie ein einziges Kind, da hat mein Vater mich 

schon unterwiesen. Er sagte zu mir: Präge dir 

meine Worte ein, vergiss sie nicht! Wenn du tust, 


was ich dir sage, wirst du leben. Erwirb Weisheit und Einsicht!

Vergiss meine Worte nicht, sondern richte dich nach ihnen!

Trenne dich nie von der Weisheit, sie wird dich beschützen. 

Liebe sie, dann lebst du in Sicherheit. Weisheit 


ist das Allerwichtigste; darum gib notfalls alles hin, 

um sie zu erwerben. Halte sie in Ehren, dann wird sie 

dich zu Ehren bringen. Wende ihr deine Liebe zu, 

und sie wird dir Ansehen verschaffen. Sie wird ein Schmuck 


für dich sein, genauso wie ein prächtiger Kranz 

auf deinem Kopf. Mein Sohn, achte genau auf das, 

was ich dir sage. Dadurch verlängerst du dein Leben.

Ich will dich auf den Weg der Weisheit 


und Lebensklugheit bringen; es ist ein gerader Weg.

Wenn du diesen Weg gehst, wird kein Hindernis 

deinen Schritt hemmen; selbst wenn du läufst, 

wirst du nicht stolpern. Bleibe bei dem, 


was du gelernt hast, verleugne es nicht! Halte an den Lehren 

der Weisheit fest, dein Leben hängt davon ab!

Richte dich nicht nach dem Vorbild gewissenloser Menschen,

folge nicht dem Beispiel der Unheilstifter! 


Hab nichts mit ihnen zu tun, geh nicht auf ihren Wegen! 

Wende dich vom Unrecht ab, lass dich nicht darauf ein!

Schlechte Menschen können nicht einschlafen, 

wenn sie nicht vorher etwas angestellt haben. 


Sie finden erst Ruhe, wenn sie jemand zu Schaden 

gebracht haben. Unrecht ist ihr tägliches Brot 

und Gewalttätigkeit der Wein, an dem sie sich berauschen.

Das Leben der Menschen, die auf Gott hören, 


gleicht dem Sonnenaufgang: Es wird heller und heller, 

bis es völlig Tag geworden ist. Aber das Leben derer, 

die Gott missachten, ist wie die finstere Nacht: Sie kommen 

zu Fall und wissen nicht, worüber sie gestolpert sind.


Mein Sohn, hör mir gut zu, achte auf meine Worte!

Präge sie dir ein, damit du sie in Herz und Sinn behältst 

und nie verlierst. Sie erhalten den Menschen, 

der sie befolgt, bei Leben und Gesundheit. 


Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken, 

denn sie entscheiden über dein Leben. Lass deinen Mund 

keine Unwahrheit aussprechen; über deine Lippen 

soll keine Verleumdung oder Täuschung kommen.


Lass deine Augen geradeaus schauen, richte deine Blicke 

genau auf deinen Weg! Überlege, was du tun willst, 

und dann tu es entschlossen! Lass dich von der richtigen

Entscheidung nicht abbringen, damit deine Füße 


nicht auf Abwege geraten. Ihr Söhne, hört auf die Mahnung 

des Vaters, merkt auf, damit ihr Einsicht lernt; 

denn gute Lehre gebe ich euch. Lasst nicht ab 

von meiner Unterweisung! Hier wird der Familienvater gezeigt,


der seine Söhne im Glauben unterweist. Das kann 

genauso die Mutter sein, die ihr Töchter 

im Glauben unterweist. Und sind es nicht oft eher die Frauen, 

die Mütter und Großmütter, die ihre Kinder unterweisen?


Wie kann man seine Kinder im christlichen Glauben 

erziehen? Und wie verhält man sich, wenn die Kinder 

oder Jugendlichen dann doch nichts 

vom Glauben wissen wollen? Der Vater, der seine Söhne 


und Töchter im Glauben unterweist, ist aber auch 

der Vater im Himmel. Wir sollten lebenslang Schüler bleiben, 

um von Gott zu lernen. Bemüht ihr euch, den Glauben 

besser kennen zu lernen? Wie belehrt Gott, wo 


kann man seine Belehrung erfahren? Lest ihr Bücher 

über den Glauben? Als ich noch ein Knabe war 

bei meinem Vater, das zarte und einzige Kind meiner Mutter, 

da lehrte er mich und sagte zu mir: Nimm dir meine Worte 


zu Herzen, bewahre meine Gebote und du wirst leben.

Hier spricht Salomo und erinnert sich 

an die Glaubensunterweisung in seiner Kindheit 

durch Vater und Mutter. Was sind eure Erfahrungen: 


Wurde euch in eurer Kindheit von Gott erzählt 

und hat das euren Glauben fürs ganze Leben geprägt?

Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht, vergiss sie nicht, 

weiche nicht ab von meinen Worten! Lass nicht von ihr 


und sie wird dich behüten, liebe sie und sie wird dich 

beschützen. Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit, 

erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen! 

Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen; 


sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst. 

Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt, 

eine prächtige Krone wird sie dir schenken.

Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht! Wie macht man das?


Zum einen sind Weisheit und Einsicht (nach Jesaja) 

Gaben des Heiligen Geistes. Habt ihr schon einmal 

um Weisheit und Einsicht gebetet? Wenn ihr Zweifel habt 

oder bestimmte Glaubenswahrheiten nicht versteht, 


habt ihr dann schon einmal um Erkenntnisse 

und Antworten zu Gott gebetet? Habt ihr erlebt, 

dass Gott eure Fragen an den Glauben beantwortet? 

Zum andern gehört zum Erwerben von Weisheit und Einsicht 


auch das eigene Bemühen. Dazu gehört, dass man gerne

Predigten, Lehrveranstaltungen hört, gerne Bücher 

über Gott liest. Wie geht es euch damit, strebt ihr 

nach Unterweisung und Belehrung über Gott? 


Oder ist es euch wichtiger, dass der Kommissar 

den Kriminalfall löst und den Mörder findet?

Lass nicht von ihr und sie wird dich behüten, 

liebe sie und sie wird dich beschützen. Die Weisheit Gottes 


will uns behüten und beschützen. Bergen wir uns 

unter dem Schutzmantel der Weisheit Gottes. 

Lieben wir sie und gehorchen ihr! Die Weisheit Gottes 


ist zum einen das Wort Gottes in der Bibel, 

zum andern ist Christus selbst die Weisheit Gottes. 

Christus will uns behüten und beschützen. 

Er will uns vor allem vor dem Teufel beschützen, 


dass wir nicht Opfer des Teufels werden und vom Feind 

in die Hölle geführt werden. Lieben wir Christus 

und gehorchen ihm. Sein Gebot ist die Gottes- 

und Nächstenliebe. Wir können wir Christus lieben? 


Habt ihr Christus schon einmal im Gebet gesagt: 

Ich liebe dich!? Ich glaube, er hört das gerne.

Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit, 

erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen! 


Was ist der Anfang der Weisheit? Die Ehrfurcht 

vor der Heiligkeit Gottes (Gottesfurcht) ist der Anfang 

der Weisheit, sagt Jesus Sirach. Der griechische Philosoph 

Platon sagte: Staunen ist der Anfang der Weisheit. 


Kinder können staunen. Könnt ihr auch noch staunen 

über Gott? Staunen über die Größe des Weltalls, Staunen 

über die Schönheit der Schöpfung, Staunen, wie gut 

Gott euch kennt, Staunen, dass er euch dennoch liebt?


Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen; 

sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst. 

Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt, 

eine prächtige Krone wird sie dir schenken.


Ehre Jesus, und er wird dich ehren. Liebe Jesus, 

und er wird dich lieben. Bekenne dich öffentlich zu Jesus, 

und er wird sich vor dem Vater zu dir bekennen, 

öffne Jesus die Tür deines Herzens, und er wird kommen 


und in dir wohnen. Wisst ihr, dass Jesus in euch lebt? 

Umarme die Weisheit Gottes! Kann man Gott umarmen? 

Habt ihr schon einmal in den Armen Gottes geruht? 

Fühlt ihr euch in Gottes Liebe geborgen? 


Habt ihr schon einmal (wie Johannes beim letzten Abendmahl) 

am Herzen Jesu geruht? Und was ist das für ein Kranz, 

was für eine Krone, die Gott euch schenken möchte? 

Die Krone ist die Krone eines Königskindes. 


Wir sind Königskinder. Der Kranz ist der Siegerkranz. 

Wer bis zum Tod Jesus treu bleibt, der bekommt von Jesus 

den Siegerkranz, den Kranz des ewigen Lebens.

Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, 


dann mehren sich die Jahre deines Lebens! 

Den Weg der Weisheit zeige ich dir, ich leite dich 

auf ebener Bahn. Wenn du gehst, ist dein Schritt 

nicht beengt, wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.


Halte fest an der Erziehung und lass davon nicht ab, 

bewahre sie; denn sie ist dein Leben! Betritt nicht 

den Pfad der Frevler, beschreite nicht den Weg der Bösen!

Nimm die Worte Gottes an, das heißt, die Worte der Bibel, 


das heißt Jesus, das Wort Gottes, und du wirst 

das ewige Leben erlangen. Gott zeigt uns den Weg, 

den wir gehen sollen, nämlich den Weg der Nachfolge 

Christi, oder besser gesagt, den Weg der Imitation Christi. 


What would Jesus do? Das ist eine gute Frage an uns selbst, 

wenn wir uns fragen, welchen Weg wir gehen sollen. 

Halte fest an der Erziehung durch Gott, denn das 


ist dein Leben. Was heißt das? Wie erzieht uns Gott? 

Gott ist zu uns, seinen Kindern, wie Vater und Mutter 

und erzieht uns mit Autorität und Liebe, Jesus 

ist unser Lehrer, wir sind Jesu Schüler. Jesus 


bringt uns alles bei, was der wahre Glaube ist 

und die wahre christliche Moral. Wie tut er das?

Betritt nicht den Pfad der Frevler, beschreite nicht 

den Weg der Bösen! Meide ihn, geh nicht auf ihm, 


kehr dich von ihm ab und geh vorbei! Denn sie schlafen nicht, 

ehe sie nicht Böses getan haben; der Schlaf flieht sie, 

wenn sie nicht straucheln. Sie essen das Brot des Unrechts 

und trinken den berauschenden Wein der Gewalttat.


Frevler sind die, die schuldig werden an Gott 

und den Menschen, sie brechen die Gebote der Liebe, 

die Gott der Menschheit gab. Die Bösen sind die Anhänger 

des Erzbösewichts, des Satan. Wo seht ihr heute Frevler 


und Böse am Werk, was sind ihre Wege? Ist es der Atheismus? 

Ist es der Kommunismus? Ist es der islamistische Terrorismus?

Wir sollen uns von ihnen unterscheiden. Wir sollen nicht 

wie die Atheisten Gott und seine Gebote vergessen. 


Wir sollen nicht wie die Kommunisten die Herrschenden 

und die Reichen hassen. Wir sollen nicht wie die Terroristen

unsere Feinde hassen, wir sollen nicht Menschen 

anderer Religionen hassen, das ist eines Christen unwürdig.


Doch der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen; 

es wird immer heller bis zum vollen Tag. Der Weg 

der Frevler ist wie dunkle Nacht; sie merken nicht, 

worüber sie fallen. Christus ist unser Licht. 


Im Psalm heißt es: Gott, dein Wort ist eine Leuchte 

auf meinem Weg. Christus zeigt uns den Weg 

in das himmlische Licht, in dem Gott wohnt. 

Die Bösen aber sind in der Finsternis, sie wissen nicht, 


dass sie auf dem Weg in die Hölle sind. Aber das Licht 

Christi können wir nicht immer sehen in unserer Seele. 

Manchmal ist es in unserer Seele dunkle Nacht, 

eine Nacht ohne Mond und Sterne, da ist der Himmel verhüllt 


von einer dichten schwarzen Wolkendecke, 

so fühlen wir uns manchmal, aber selbst dann 

sagt uns der Glaube, dass über den Wolken 

die Sonne scheint. Manchmal kann man 


die Wahrheit Gottes nicht fühlen, dann muss man glauben 

ohne Gefühle. Mein Sohn, achte auf meine Worte, 

neige dein Ohr meiner Rede zu! Lass sie nicht 

aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen!


Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, 

und Gesundheit seinem ganzen Leib. Mehr als alles 

hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.

Vermeide alle Falschheit des Mundes 


und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern!

Deine Augen sollen geradeaus schauen und deine Blicke 

richte nach vorn! Ebne die Straße für deinen Fuß 

und alle deine Wege seien geordnet. Bieg nicht ab, 


weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück!

Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr 

meiner Rede zu! Wir sollen die Stimme Gottes hören, 

in der Bibel, in der Predigt, in der Glaubensunterweisung, 


in den Worten der Brüder und Schwestern 

und in der leisen Stimme des Gewissens im Herzen.

Lass sie nicht aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen!

Lass die Bibel nicht aus den Augen. Suche dir ein Jesusbild, 


dass dich anspricht. Denn wie ein Ehemann gerne 

das Foto seiner Frau und seiner Kinder 

in seinem Portemonnaie bei sich hat, so, 

wenn wir Jesus lieben, sollten wir auch sein Bild lieben. 


Bewahre die Worte Gottes tief in deinem Herzen. 

Lerne deine Lieblingsstellen aus der Bibel auswendig. 

Lerne das Vaterunser und Psalm 23 auswendig. 

Es sollte dem Heiligen Geist möglich sein, 


uns jederzeit in unserem Gedächtnis 

an ein Bibelwort zu erinnern. Denn Leben bringen sie dem, 

der sie findet, und Gesundheit seinem ganzen Leib.

Das Wort Gottes bringt uns ewiges Leben, 


die Fülle des Lebens, und führt uns in den Zustand des Heils, 

da es keine Krankheit, keine Schmerzen und keinen 

Tod mehr gibt. Mehr als alles hüte dein Herz; 

denn von ihm geht das Leben aus. Jesus sagt: Selig sind die, 


die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen. 

Hüte dein Herz, dass keine sündigen Begierden eindringen, 

dass keine Verbitterung eindringt, dass kein Hass 

und keine Feindschaft eindringt. In deinem Herzen 


soll Jesus allein wohnen, das heißt, die Liebe. 

Alles andere musst du Gott bekennen und ihn bitten, 

dein Herz zu reinigen. Vermeide alle Falschheit des Mundes 

und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern!


Deine Augen sollen geradeaus schauen und deine Blicke 

richte nach vorn! Ebne die Straße für deinen Fuß 

und alle deine Wege seien geordnet. Bieg nicht ab, 

weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück!


Goethe sagte: Gott hat die Geradheit an sein Herz genommen, 

auf geradem Wege ist noch keiner umgekommen. 

Vermeide Betrug, Hinterlist, üble Nachrede, sinnloses Geschwätz,

schmutzige Witze. Schau als Ehemann gerade 


auf deine Ehefrau und nicht rechts und links 

noch auf dieses oder jenes Mädchen. Halte den Blick 

immer auf Christus gerichtet. Weiche nicht nach rechts ab, 

das heißt, zu einem fanatischen Fundamentalismus, 


und weiche nicht nach links ab, das heißt 

zu einem liberalen verwässerten Evangelium.

Den Blick immer direkt auf Gott gerichtet

und du findest den Weg zur ewigen Ruhe.



FÜNFTER GESANG


Mein Sohn, hör mir zu und beherzige, was ich dir als Weisheit 

und Einsicht weitergebe. Dann wirst du gescheit und redest, 

was Hand und Fuß hat. Die fremde Frau lockt dich 

mit honigsüßen Worten, glatt wie Öl fließen sie von ihren Lippen.


Doch am Ende ist sie bitter wie Galle und tödlich 

wie ein beidseitig geschliffenes Schwert. Sie reißt dich mit 

in den Tod, ihre Schritte führen geradewegs ins Grab.

Damit du den Weg zum Leben nicht siehst, lenkt sie dich ab, 


ohne dass du es merkst. Hört mir jetzt gut zu, 

ihr jungen Männer, und schlagt meine Warnungen 

nicht in den Wind! Geh dieser Frau aus dem Weg! 

Komm der Tür ihres Hauses nicht zu nahe! Sonst bist du 


deine Ehre los und ein erbarmungsloser Rächer 

bringt dich um alles, was du in langen Jahren erworben hast.

Dann leben Fremde von deinem Vermögen und der Ertrag 

deiner Mühe kommt einem Unbekannten zugute.


Wenn du schließlich bis auf die Knochen abgemagert bist, 

dann stöhnst du und jammerst: Hätte ich mir nur 

etwas sagen lassen! Warum habe ich mich 

gegen jede Ermahnung gesträubt? Hätte ich doch 


besser aufgepasst und auf meine Lehrer gehört!

Um ein Haar wäre ich in aller Öffentlichkeit 

bloßgestellt worden! Du hast doch deinen eigenen Brunnen, 

deine Quelle, die klares Wasser sprudelt. Trink aus dieser Quelle!


Willst du, dass ihr Wasser auf die Straße fließt?

Willst du es etwa mit anderen teilen? Für dich allein 

soll es sprudeln! Freue dich an der Frau, 

die du jung geheiratet hast. Sie soll dir viele Kinder schenken!


Anmutig wie eine Gazelle ist sie. Ihre Brüste 

sollen dich immer berauschen, in ihren Armen 

kannst du dich selbst vergessen! Mein Sohn, 

willst du wirklich dein Glück bei einer anderen suchen 


und dich an den Brüsten einer Fremden berauschen?

Bedenke: Der Herr sieht alles, was du tust, 

und prüft alle deine Wege. Deine Untaten werden 

dich einholen; deine Sünde wird dir zur Schlinge, 


in der du dich selber fängst. Wer keine Selbstbeherrschung hat,

kommt um. Seine bodenlose Dummheit bringt ihn ins Grab.

Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige meiner Einsicht 

dein Ohr zu, damit du Besonnenheit bewahrst 


und deine Lippen auf Klugheit achten! Mein Sohn, 

meine Tochter, höre immer auf die Weisheit im Wort Gottes 

und in der Lehre des Christentums! Neige dein Ohr 

zu der Einsicht in die Liebe Gottes, die dir vermittelt wird 


von den Helden des Glaubens in der Geschichte des Christentums.

Besonnenheit – griechisch Sophrosyne – ist eine antike Tugend,

die schon Sokrates verehrt hat. Zu Paulus wurde gesagt: 

Paulus, du bist verrückt, das viele Studieren 


hat dich wahnsinnig gemacht! Aber Paulus sagte: 

Nein, sondern ich rede in Vernunft (Logos) 

und Besonnenheit (Sophrosyyne). Das Gegenteil 

von Besonnenheit ist es, wenn die Leute herumrennen 


wie kopflose Hühner, umhergetrieben 

von unbeherrschten Leidenschaften wie Stolz, Zorn 

oder Begierde. Besonnenheit hat mit Selbstbeherrschung 

zu tun. Wenn man sein Herz vom Herrn beherrschen lässt, 


dann findet man zu Selbstbeherrschung. Eltern, 

die nicht besonnen und selbstbeherrscht sind, 

bringen auch chaotische Kinder hervor.

Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, 


glatter als Öl ist ihr Gaumen. Doch zuletzt ist sie bitter 

wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.

Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte 

gehen der Unterwelt zu. Den Pfad zum Leben verfehlt sie, 


ihre Wege schwanken und sie merkt es nicht. Nun denn, 

ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten, 

die mein Mund spricht! Halte deinen Weg von ihr fern, 

komm ihrer Haustür nicht nahe! Sonst schenkst du 


anderen deinen Glanz, deine Jahre einem Rücksichtslosen;

sonst sättigen sich Fremde an deinem Vermögen, 

die Frucht deiner Arbeit kommt in das Haus eines andern

und am Ende wirst du stöhnen, wenn dein Leib 


und dein Fleisch dahinsiechen. Dann wirst du sagen: 

Ach, ich habe die Erziehung gehasst, mein Herz 

hat die Zurechtweisung verschmäht; ich habe nicht 

auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr 


nicht meinen Lehrern zugeneigt. Fast hätte mich 

alles Unheil getroffen in der Versammlung der Gemeinde.

Dieser Text hat eine doppelte Bedeutung: Erstens 

geht es um die Heiligkeit der ehelichen Treue, 


zweitens geht es um die Treue zu Gott. In der Ehe 

zwischen Mann und Frau kann es Versuchungen geben. 

Es kann im Laufe der Jahre die Verliebtheit nachlassen, 

dann kann eine neue romantische Verliebtheit 


zu einem anderen Menschen aufkommen. Oder 

die sexuelle Attraktivität lässt nach mit den Jahren, 

da kann dann eine erotische Versuchung kommen. 

Oder die Ehe nutzt sich ab in alltäglichen Zänkereien, 


und da kommt dann ein anderer Mensch mit Verehrung 

und macht den Hof und bringt mehr Wertschätzung 

zum Ausdruck als der Ehepartner. Oder die Kirschen 

in Nachbars Garten sind immer leckerer. 


Was gibt es für Versuchungen zum Ehebruch? 

Wie können sich Ehepaare vor der Versuchung schützen? 

Steht es in der Macht der Menschen, die eheliche Treue 

zu bewahren? Es hat sich in unserer Zeit 


die Mode eingeschlichen, mindestens vier Ehepartner 

im Leben gehabt zu haben. Ist das christliche Konzept veraltet, 

das da heißt: Ein Mann und eine Frau für immer verheiratet 

und offen für Kinder? Einige Propheten meinen, 


dass der Satan besonders die Ehe und Familie angreift. 

Ehe und Familie sind kleine Hauskirchen, gesunde Zellen 

einer gesunden Gesellschaft. Um das Christentum 

im Abendland auszurotten, wählte der Satan den Weg, 


die Familie zu zerstören. Statt Ehe und Familie 

wurde Freie Liebe propagiert, Sexualkommunismus, 

das Single-Leben, One-night-stands, Ehescheidung, 

Abtreibung, Sterilisation, künstliche Befruchtung, 


Retortenbabys, genmanipuliere Kinderzeugung, Homo-Ehe, 

ja, man leugnet die Bedeutung von Vater und Mutter 

und spricht nur noch von Elternteil 1 und Elternteil 2. 

Die weibliche Natur der Frau und die männliche Natur 


des Mannes wird geleugnet. Luther sagte: Die Ehe 

ist ein weltlich Ding. Die katholische Kirche sagt: 

Die Ehe ist ein Sakrament, da Mann und Frau einander 

die Gnade Gottes spenden. Paulus nennt die Ehe 


zwischen Mann und Frau ein Mysterium, das hinweist 

auf die Ehe zwischen Christus und seiner Braut-Kirche 

oder die Ehe zwischen Gott und der Seele. 

Und wie der Bund Gottes mit dem Gottesvolk treu 


und voller Hingabe ist, so soll die Ehe auch sein. 

Die Gottesehe ist das Urbild, die Ehe ist das Abbild. 

Es ist beides Ausdruck des Doppelgebotes der Liebe: 

Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und den Nächsten 


wie dich selbst. Ehe und Familie ist auch ein Abbild 

der Dreieinigkeit Gottes. Die erste Person 

der Gottheit (der Vater) liebt die zweite Person 

der Gottheit (das Wort), und die zweite Person liebt 


die erste Person, und aus der Liebe der zwei Personen 

geht die dritte Person der Gottheit hervor (der Geist), 

die dritte Person ist das Band der Liebe zwischen 

den zwei Personen. So liebt der Mann die Frau, 


die Frau liebt den Mann, und aus der Liebe der beiden 

kommt die dritte Person hervor, das Kind. 

Ehe und Familie ist ein Gemeinschaft der Liebe, 

und der Gott des Christentums ist auch eine Gemeinschaft 


der Liebe in sich. Ehemann und Ehefrau sind sozusagen 

Mit-Schöpfer mit Gott dem Schöpfer. In der ehelichen

Vereinigung, da das Kind gezeugt und empfangen wird, 

liegt sozusagen der Heilige Geist mit im Bett 


und wird schöpferisch tätig. Die Lust und Wonne, 

die ein Ehepaar in der ehelichen Vereinigung 

zur Zeugung eines Kindes empfindet, ist ein Abbild 

der Lust und Wonne, die Gott der Schöpfer 


an der Erschaffung eines Menschen hat.

Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, 

glatter als Öl ist ihr Gaumen. Doch zuletzt ist sie bitter 

wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.


Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte 

gehen der Unterwelt zu. Den Pfad zum Leben verfehlt sie, 

ihre Wege schwanken und sie merkt es nicht. Nun denn, 

ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten, 


die mein Mund spricht! Halte deinen Weg von ihr fern, 

komm ihrer Haustür nicht nahe! Sonst schenkst du 

anderen deinen Glanz, deine Jahre einem Rücksichtslosen;

sonst sättigen sich Fremde an deinem Vermögen, 


die Frucht deiner Arbeit kommt in das Haus eines andern

und am Ende wirst du stöhnen, wenn dein Leib 

und dein Fleisch dahinsiechen. Dann wirst du sagen: 

Ach, ich habe die Erziehung gehasst, mein Herz 


hat die Zurechtweisung verschmäht; ich habe nicht 

auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr 

nicht meinen Lehrern zugeneigt. Fast hätte mich 

alles Unheil getroffen in der Versammlung der Gemeinde.


Es gibt zwei Wege, sich mit der Liebe Gottes zu verbinden. 

Der natürliche Weg ist Ehe und Familie, da die Partner 

und Kinder einander wechselseitig etwas von der Liebe 

Gottes sozusagen sinnlich spürbar machen. 


Der zweite Weg ist übernatürlich, eine besondere Berufung, 

ein Charisma, die Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen, 

der Weg der geistlichen Ehe mit Gott. Jesus hat so gelebt, 

er lebte nicht in einer Ehe und Familie, sondern 


in einer ständigen Liebesbeziehung mit Gottvater. 

Paulus hat auch so gelebt. Jesus sagt: Da meinten 

seine Jünger: Wenn es so um die Ehe steht, 

dann ist es am besten, gar nicht zu heiraten! -

Nicht jeder kann begreifen, was ich jetzt sage, 


antwortete Jesus. Gott aber kann den Menschen hierfür 

das rechte Verständnis geben. Manche sind von Geburt an

zeugungsunfähig; andere werden es durch menschlichen Eingriff.

Und es gibt Menschen, die verzichten auf die Ehe, 

um Gott besser dienen zu können. Wer es versteht, 


der richte sich danach! Salomo beschreibt nun im Buch 

der Sprüche seine geistliche Ehe mit der Weisheit Gottes, 

die er Frau Weisheit nennt. Sie ist seine geistliche Ehefrau, 

ihr allein will er treu sein. Die fremde Frau 


ist nun die Gegenspielerin der Frau Weisheit. 

Sie ist eine Heidin. Es ist eine andere Frau, 

nicht die Weisheit der jüdisch-christlichen Gottesoffenbarung,

sondern die Weisheit heidnischer Religionen. 


Um der Weisheit Christi treu zu bleiben, braucht es 

Wachsamkeit, dass man nicht die Weisheit Christi 

vermischt mit oder austauscht gegen die Weisheit Buddhas, 

die Weisheit Krishnas, die Weisheit Mohammeds, 


die Weisheit der Naturgöttin, die Weisheit des New Age, 

die Weisheit des Atheismus und Materialismus, 

sei es nun die Weisheit des Marxismus 

oder die Weisheit des Geldgötzen. Bleibe allein 


der Weisheit Christi treu! Ich bin der Herr, dein Gott, 

du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

Synkretismus nennt man Vermischung 

von verschiedenen Religionen. Wo seht ihr heute 


Tendenzen zur Vermischung der Religionen?

Es gibt Christen die yoga praktizieren. Die Mantras, 

über die im Yoga meditiert wird, sind Anrufungen 

indischer Götter. Wenn der Yoga eine bloße Körper- 


und Atemübung ist, begegnet man in dieser Meditation 

nur der eigenen Seele, nicht Christus. Christliche Meditation 

ist eine Meditation über das Evangelium, ein Ruhen 

im Heiligen Geist, da braucht es keinen yoga.


Es gibt Christen, die lassen sich zu spirituellen Meistern 

des Zen-Buddhismus einweihen und meinen so 

eine christliche Mystik entwickeln zu können. Aber Ziel 

des Buddhismus ist die innere Leere, das Erlöschen 


des Individuums. Ziel der christlichen Mystik 

ist das Einswerden mit Gott durch Jesus.

Es gibt christliche Erwachsenenbildungsstätten, 

die bieten chinesische und japanische Meditation an, 


wie Chi Gong und Reiki, da geht es um das Empfang 

von kosmischer Energie, es ist aber in Wahrheit 

eine Öffnung des Geistes für den Einfluss 

dämonischer Mächte. Im New Age sagt man, 


wie es auch die Freimaurer lehren: Alle Religionen 

sind gleich. Ob man Gott nun l‘eau oder water 

oder Wasser nennt, ob man Gott nun Krishna oder Buddha 

oder Allah oder Jesus nennt, es ist alles ein und das selbe.


Die heutigen Propheten sagen: Der Plan Satans 

und des Antichrist ist es, eine synkretistische 

Einheitsreligion zu schaffen. Eine Religion, 

die die ganze Menschheit vereinigt, verspricht 


das Ende der Religionskriege und ein Zeitalter 

des Friedens auf Erden und der brüderlichen Liebe 

der ganzen Menschheit. Diese Welteinheitsreligion 

mischt dann buddhistische Meditation und Wiedergeburtslehre 


mit hinduistischem Yoga und hinduistischen Göttern, 

dazu kommt muslimische Mystik und jüdische Kabbala 

und ein wenig Pseudo-Christentum, das heißt, 

Nächstenliebe und Gutmenschentum. Die entschiedene 


Nachfolge Christi wird dabei ausgeschlossen. Jesus sagt: 

Ich bin der Weg und die Wahrheit, keiner kommt 

zum Vater außer durch mich. Paulus sagt: 

Es gibt keinen anderen Namen als den Namen Jesus, 


durch den wir gerettet werden, ihm werden sich 

alle Knie beugen müssen. Diese beiden Sätze 

sind Gift für die Welteinheitsreligion.

Ein altes Sprichwort sagt: Jede Wahrheit 


hat zwei Irrlehren zur Seite. Christus sagt: 

Ich bin die einzige und absolute Wahrheit. 

Die Irrlehre auf der linken Seite sagt: Alle Religionen 

sind gleich. Die Irrlehre aber zur rechten Seite sagt: 


Alle anderen Religionen außer der christlichen 

sind nichts als Irrtum und Lüge und sind nur vom Teufel. 

Warum ist das eine Irrlehre? Als das Christentum 

nach Griechenland kam, lasen die Christen 


die griechischen Philosophen und sagten: Da gibt es 

bei den Heiden „Samenkörner der Wahrheit 

(logos spermatikos)“. Wenn der Koran sagt: 

Gott ist nur einer, er ist der Schöpfer, der Barmherzige, 


der Allwissende, der Richter der Lebenden und Toten, 

es gibt ein Jüngstes Gericht und eine Auferstehung 

der Toten, dann sind das Samenkörner der Wahrheit. 

Wenn aber der Koran leugnet, dass Jesus Gottes Sohn ist, 


den Maria vom Heiligen Geist empfangen hat, 

wenn der Koran sagt, im Paradies ist Gott nicht, 

aber dafür gibt es Beischlaf mit den Huris, 

dann entspricht das nicht der Wahrheit, die Christus ist. 


Da muss man unterscheiden. Alle Andersgläubigen in Bausch 

und Bogen zu verdammen, ist eben auch nicht christlich.

Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, Wasser, 

das aus deinem Brunnen quillt! Sollen deine Quellen 


auf die Straße fließen, auf die freien Plätze deine Bäche?

Dir allein sollen sie gehören, keine Fremden 

sollen teilen mit dir. Dein Brunnen sei gesegnet; 

freue dich der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hindin, 


der anmutigen Gazelle! Ihre Brüste sollen dich 

immer berauschen und ihre Liebe dich allezeit betören!

Warum solltest du dich an einer Fremden berauschen, 

den Busen einer andern umfangen? Doppelte Bedeutung: 


Erstens: Genießt eure eheliche Liebe mit allen Wonnen 

auch der Sexualität! Freut euch an der Schönheit 

eures Partners! Liebt einen Partner allein, aber diesen einen 

auch mit ganzer Hingabe, geistig, seelisch und körperlich. 


Gott ist auch der Schöpfer und Erfinder dieser 

unglaublich dynamischen und energiereichen Naturkraft 

namens Sexualität! Gottes Liebe will auch durch die Lust 

der sexuellen Vereinigung sinnlich erfahrbar werden 


im Leben der Eheleute, gleichzeitig ist die Sexualität 

ein Mitwirken am Schöpferakt Gottes!

Zweite Bedeutung: Salomos eheliche Liebe 

zu Frau Weisheit. Er soll sich an den Brüsten 


der Weisheit Gottes berauschen. Freuet euch mit Jerusalem 

und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! 

Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.

Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken 


an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr 

reichlich trinken und euch erfreuen an dem Reichtum 

ihrer Mutterbrüste. Denn so spricht der Herr: Siehe, 

ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom 


und den Reichtum der Völker wie einen strömenden Bach. 

Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden, 

und auf den Knien wird man sie liebkosen. 

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; 


ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.

Die mittelalterlichen Mystiker sagten, die beiden Brüste 

der Weisheit sind das Alte und Neue Testament. 

Die eine Brust gibt die Weisheit, die andere Brust 


die Liebe Gottes. Die eine Brust gibt die Milchnahrung 

für die geistlichen Kinder, die andere Brust den Wein 

für die geistlich Reifen. Die jüdischen Rabbinen 

schrieben im Talmud, die Weisheit sei eine Hirschkuh, 


weil ihr Muttermund eng ist. Verzeihung, liebe Damen, 

dies ist männliche Theologie. Die Weisheit, 

sagen die Rabbinen, ist eine immer enge Jungfrau, 

sie ist die Ehefrau des Schriftgelehrten und als solche 


die immerwährende Jungfrau. Das heißt: 

Wenn sich der Schriftgelehrte mit der Bibel beschäftigt, 

wird die Byblia immer jung und frisch sein, 

sie wird nie langweilig, in ihr zu lesen ist immer beglückend 


wie die erste Liebe. Die jüdischen Mystiker 

nannten die Bibel auch die Ehefrau des Schriftgelehrten. 

Zuerst verliebt er sich in ihre Kleider und ihren Schmuck. 

Das heißt, er denkt an den historischen Sinn 


und die buchstäbliche Bedeutung der Bibel. Dann 

verliebt er sich in ihren nackten Körper. Das heißt, 

er dringt vor zu dem tieferen Sinn der Bibel, zur tiefen 

geistlichen Bedeutung. Und dann verliebt er sich 


in die Seele der Bibel. Das heißt, er erkennt in der Bibel 

überall die Offenbarung des Wesens Gottes.

Gott, lass mich erkennen dein Mysterium

tief in der Seele der bräutlichen Weisheit!



SECHSTER GESANG


Mein Sohn, hast du für einen anderen Bürgschaft 

übernommen? Hast du dich durch Handschlag verpflichtet, 

für seine Schulden aufzukommen? Sind deine eigenen Worte 

dir zur Schlinge geworden? Bist du durch deine Versprechungen


in eine Falle geraten? Dann hat der andere dich 

in seiner Gewalt, mein Sohn, und dir bleibt nur noch 

ein Ausweg: Geh zu ihm, bestürme ihn mit Bitten, 

lass nicht nach, damit er dich freigibt. Gönne dir 


keine Ruhe, gönne deinen Augen keinen Schlaf, 

bis du ihm entronnen bist wie eine Gazelle 

aus der Hand des Fallenstellers oder ein Vogel 

aus dem Netz. Sieh dir die Ameise an, du Faulpelz! 


Nimm dir ein Beispiel an ihr, damit du weise wirst! 

Sie hat keinen Aufseher und keinen Antreiber. 

Und doch sorgt sie im Sommer für ihre Nahrung 

und sammelt zur Erntezeit ihre Vorräte. Wie lange willst du 


noch liegen bleiben, du Faulpelz? Wann geruhst du 

endlich aufzustehen? Nur ein kurzes Nickerchen, sagst du, 

nur einen Moment die Augen zumachen und die Hände 

in den Schoß legen. Und während du das tust, 


kommt die Armut zu dir wie ein Landstreicher 

und die Not überfällt dich wie ein Einbrecher.

Nichtsnutzige, heimtückische Menschen laufen umher 

und verbreiten Lügen. Sie zwinkern mit den Augen, 


um andere zu täuschen, und geben Zeichen mit den Händen 

oder Füßen. Ihr Herz ist falsch; immerzu schmieden sie 

böse Pläne und zetteln Streitereien an. Darum nehmen sie 

ein schreckliches Ende. Unerwartet wird das Verderben 


sie treffen und nichts wird es abwenden können.

Sechs Dinge verabscheut der Herr und das siebte 

kann er erst recht nicht ausstehen: überhebliche Augen, 

eine lügnerische Zunge, Hände, die schuldlose 


Menschen töten, einen Kopf, der böse Pläne ausheckt, 

Füße, die auf verbrecherischen Wegen laufen, 

einen Zeugen, der nicht die Wahrheit sagt, 

und einen Menschen, der Brüder gegeneinander aufhetzt.


Ehebruch bleibt nicht ohne Folgen. Mein Sohn, 

halte dich an die Weisungen deines Vaters! Vergiss nicht, 

was deine Mutter dich gelehrt hat! Lass dir die Worte 

deiner Eltern am Herzen liegen, so nahe 


wie das Schmuckstück, das du an einer Schnur 

um den Hals trägst. Diese Worte werden dich 

bei deiner Arbeit leiten, dich beschützen, 

während du schläfst, und dich beraten, sobald du 


wieder aufgewacht bist. Was Vater und Mutter 

dir beibringen, ist wie eine helle Lampe für deinen Weg. 

Wenn sie dich ermahnen und zurechtweisen, 

leiten sie dich an zu einem erfüllten Leben. 


Sie schützen dich vor der schlechten Frau, vor der Frau 

eines anderen, die dich mit Schmeichelworten lockt.

Lass dich nicht von ihren Reizen verführen, 

und wenn sie dir schöne Augen macht, 


fallE nicht darauf herein! Für eine Prostituierte 

zahlst du nicht mehr als für einen Laib Brot, 

aber für die Frau eines anderen musst du 

mit deinem Leben bezahlen. Kann man Feuer 


in der Tasche seines Gewandes tragen, ohne das Gewand 

in Brand zu setzen? Kann man über glühende Kohlen 

laufen, ohne sich die Füße zu verbrennen? Ebenso wenig 

kann man mit der Frau eines anderen schlafen, 


ohne die Strafe dafür zu bekommen. Einen Dieb 

verachtet man, auch wenn er nur stiehlt, weil der Hunger 

ihn treibt. Wird er ertappt, so muss er es siebenfach bezahlen 

und schlimmstenfalls alles hergeben, was er besitzt.


Aber wer mit der Frau eines anderen Ehebruch begeht, 

muss den Verstand verloren haben. So etwas tut nur einer, 

der sein Leben leid ist! Schläge bekommt er 

und dazu Schmach und Schande, die er nie wieder loswird.


Eifersucht steigert die Wut eines Ehemannes 

bis zum Äußersten; und wenn die Gelegenheit sich bietet, 

wird er sich rächen ohne jedes Mitleid. Mit Sühnegeld 

lässt er sich nicht besänftigen. Du magst ihm 


noch so viele Geschenke anbieten, er bleibt hart.

Gönne dir keine Ruhe, gönne deinen Augen 

keinen Schlaf, bis du ihm entronnen bist 

wie eine Gazelle aus der Hand des Fallenstellers 


oder ein Vogel aus dem Netz. Sieh dir die Ameise an, 

du Faulpelz! Nimm dir ein Beispiel an ihr, 

damit du weise wirst! Sie hat keinen Aufseher 

und keinen Antreiber. Und doch sorgt sie im Sommer 


für ihre Nahrung und sammelt zur Erntezeit 

ihre Vorräte. wie lange willst du noch liegen bleiben, 

du Faulpelz? Wann geruhst du endlich aufzustehen? 

Nur ein kurzes Nickerchen, sagst du, nur einen Moment 


die Augen zumachen und die Hände in den Schoß legen.

Und während du das tust, kommt die Armut zu dir 

wie ein Landstreicher und die Not überfällt dich 

wie ein Einbrecher. Wie steht das Christentum zur Arbeit?


Der Hinduismus sagt: Gott hat die Welt geträumt, 

oder im Tanz erschaffen. Aber das Alte Testament 

stellt Gott als einen Arbeiter da mit Sechs-Tage-Woche 

Arbeit und dann einem Tag Feierabend. Gott ist ein Arbeiter. 


Da er die göttliche Intelligenz ist, die die Gesetze 

des Universums errechnet hat, ist Gott ein Physiker 

oder Informatiker. Da Gott das Universum gebaut hat, 

ist er ein Handwerker oder Baumeister. 


Da er den Menschen geformt hat, ist er 

eine gebärende Mutter oder eine Hebamme. 

Da er die Welt durch sein Wort geschaffen hat, 

ist er ein Poet und die Schöpfung ist sein Poem. 


Da Gott seine ersten Kinder in einen Garten gesetzt hat,

ist er ein Kindergärtner. Die alten Griechen sagten: 

Arbeit ist ein Fluch, das ist was für die Sklaven, 

und die Sklaven haben keine Menschenwürde. 


Der wahre freie Mensch ist der, der philosophierend 

über den Markt spaziert oder im Garten 

mit den Freundinnen sitzt. Die Arbeit ist 

eine Mitarbeit mit der schöpferischen Arbeit Gottes, 


egal, ob körperliche oder geistige Arbeit. 

Es gibt ein Menschenrecht auf Arbeit. Gott 

hat kein Gefallen daran, dass heute in Spanien 

50 % der Jugendlichen arbeitslos ist.


Aber es gibt auch etwas an der Arbeit, das eine Last 

und Mühe ist. Immer morgens früh aufstehen zu müssen; 

eine Arbeit tun, die einem manchmal sinnlos vorkommt; 

sich mühen, ohne Anerkennung dafür sie bekommen; 


Ärger mit Kunden oder Untergebenen oder Vorgesetzten; 

Arbeit, die den Arbeiter körperlich kaputt macht; 

die ewige Sisyphos-Arbeit des Haushalts; 

die Demütigung, dass eine Maschine einen überflüssig macht. 


Wie gehen Christen mit diesen Lasten um? 

Sie nehmen es als ihr tägliches Kreuz an. Jesus 

verspricht kein Schlaraffenleben, kein Bett aus Rosen, 

sondern das tägliche Kreuz. Jesus war auch ein Arbeiter. 


Er hat etwa 15 Jahre als Zimmermann, Tischler, 

Baumeister, Architekt gearbeitet. Er hat nicht 

zehn Millionen Jahre unter einem Feigenbaum meditiert 

und immer Om gemurmelt, nein, er hat in einer Familie 


mit Maria und Josef gelebt und seine Arbeit 

in der Werkstatt getan. Und wen hat er zu Aposteln 

berufen? Keine Träumer, Philosophen, Theologen, 

Dichter, Müßiggänger, Einsiedler, sondern Fischer, 


Männer der Arbeit. Der Marxismus lobt die Arbeit: 

Die Arbeit habe den Affen zum Menschen gemacht. 

Der Friede wird auf der ganzen Welt herrschen, 

wenn überall das Prinzip der Arbeit herrsche. 


Die Arbeiterklasse werde durch ihren revolutionären 

Klassenhass das Arbeiter-und-Bauern-Paradies 

auf Erden errichten. Arbeitgeber sind die natürlichen Feinde 

der Arbeiter, sind Blutsauger, Schweine, 


die man umbringen muss. Was meint ihr, ist der Sozialismus 

mit dem Christentum zu vereinbaren? Paulus sagt: 

Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. 

Was heißt das? Was heißt das für Arbeitslose, 


Berufsunfähige, Rentner, Obdachlose, Bettler? 

Gibt es ein Recht auf Arbeit? Gibt es auch eine Pflicht 

zur Arbeit? Wendet Paulus sich hier gegen 

Sozialstaat-Schmarotzer? Nichtsnutzige, 


heimtückische Menschen laufen umher und verbreiten 

Lügen. Sie zwinkern mit den Augen, um andere 

zu täuschen, und geben Zeichen mit den Händen 

oder Füßen. Ihr Herz ist falsch; immerzu schmieden sie 


böse Pläne und zetteln Streitereien an. Darum nehmen sie 

ein schreckliches Ende. Unerwartet wird das Verderben 

sie treffen und nichts wird es abwenden können.

Nichtsnutzige Menschen, wer kann das sein? Menschen, 


die vom Staat gerne auch mit Betrug Geld empfangen, 

aber nichts tun wollen für das Gemeinwohl, sondern 

egoistisch in ihrer Faulheit versumpfen?

Heimtückische Menschen, wer kann das sein? Menschen, 


die lügen, um Vorteile zu erlangen, die eine freundliche 

Maske tragen, aber im Herzen voller Hass sind.

Eine Nonne erzählte: In Amerika traf ein Mann 

einen andern Mann, sie gingen zusammen 


in einer fremden Stadt Whisky trinken. Am nächsten Morgen

wachte der Mann in der Badewanne seines Hotelzimmers auf, 

auf dem Tisch lag ein Zettel: Wenn Sie erwachen, 

gehen Sie zum Arzt, wir haben Ihnen heute Nacht 


eine Niere entnommen. Menschen, die Lügen verbreiten,

wer kann das sein? Propagandaminister; Zeitungen; 

Verbreiter von Fake-News; Lästermäuer, 

die über andere Menschen Lügen erzählen.


Menschen, die mit den Augen zwinkern, wer kann das sein?

Vielleicht, wenn ein Mann auf Dienstreise ist 

und abends in einer Kneipe sitzt, wenn dann 

eine lüsterne Frau kommt und ihm verführerische 


Blicke zuwirft, um ihn abzuschleppen?

Menschen, die Zeichen mit den Händen geben, ist das 

der Nazi mit dem Hitlergruß? Der Kommunist 

mit der geballten Rotfront-Faust? Der Freimaurer 


mit seinen geheimen Handzeichen? Menschen 

mit falschem Herzen… Man kann an dem schönen Aussehen 

einer Frau nicht erkennen, ob sie auch eine schöne Seele 

und ein gutes Herz hat. Wie kann man das Herz erkennen? 


Seid ihr schon Menschen begegnet, von denen ihr sagtet: 

Das ist ein falscher Hund, eine kalte Schlange? 

Wie geht man mit solchen Menschen als Christ um?

Menschen, die böse Pläne schmieden, sind das 


die Parteikonferenzen bestimmter Parteien? 

Sind das die geheimen Klubs von Politikern 

und Wirtschaftsbossen? Sind das geheime Verschwörer 

wie die Freimaurer? Sind das die Untergrundzirkel 


revolutionärer Zellen, die den nächsten Terroranschlag 

planen? Sind das die Strategen der Isis, die planen 

ein neues Attentat in Paris? Menschen, 

die Streitigkeiten anzetteln. Das sind die Agitatoren, 


die Klassenhass oder Rassenhass verbreiten, 

die ausländerfeindliche Propaganda betreiben, 

religiöse Fanatiker, die zum Hass und Mord 

an Andersgläubigen aufrufen, Militärs, die Kriege anstiften, 


oder auch Menschen, die in der Familie immer zanken 

und Unfrieden stiften. Summa Summarum: 

Alle diese nehmen ein schreckliches Ende, nämlich, 

wenn sie sich nicht bekehren, kommen sie in die Hölle.


Ehebruch bleibt nicht ohne Folgen. Mein Sohn, halte dich 

an die Weisungen deines Vaters! Vergiss nicht, 

was deine Mutter dich gelehrt hat! Lass dir die Worte 

deiner Eltern am Herzen liegen, so nahe 


wie das Schmuckstück, das du an einer Schnur 

um den Hals trägst. Diese Worte werden dich 

bei deiner Arbeit leiten, dich beschützen, während du 

schläfst, und dich beraten, sobald du aufgewacht bist.


Was Vater und Mutter dir beibringen, ist 

wie eine helle Lampe für deinen Weg. Wenn sie dich 

ermahnen und zurechtweisen, leiten sie dich an 

zu einem erfüllten Leben. Sie schützen dich 


vor der schlechten Frau, vor der Frau eines anderen, 

die dich mit Schmeichelworten lockt. Lass dich nicht 

von ihren Reizen verführen, und wenn sie dir 

schöne Augen macht, falle nicht darauf herein!


Für eine Prostituierte zahlst du nicht mehr 

als für einen Laib Brot, aber für die Frau eines anderen 

musst du mit deinem Leben bezahlen. Kann man Feuer 

in der Tasche seines Gewandes tragen, ohne das Gewand 


in Brand zu setzen? Kann man über glühende Kohlen laufen, 

ohne sich die Füße zu verbrennen? Ebenso wenig 

kann man mit der Frau eines anderen schlafen, 

ohne die Strafe dafür zu bekommen. Einen Dieb 


verachtet man, auch wenn er nur stiehlt, weil 

der Hunger ihn treibt. Wird er ertappt, so muss er 

es siebenfach bezahlen und schlimmstenfalls 

alles hergeben, was er besitzt. Aber wer mit der Frau 


eines anderen Ehebruch begeht, muss den Verstand 

verloren haben. So etwas tut nur einer, der 

sein Leben leid ist! Schläge bekommt er und dazu Schmach 

und Schande, die er nie wieder loswird. Eifersucht 


steigert die Wut eines Ehemannes bis zum Äußersten; 

und wenn die Gelegenheit sich bietet, wird er sich rächen 

ohne jedes Mitleid. Mit Sühnegeld lässt er sich nicht besänftigen.

Du magst ihm noch so viele Geschenke anbieten, er bleibt hart.


Was sagt zum Ehebruch das Propagandainstrument 

des Atheismus, ich meine den Fernseher, 

der auf dem Hausaltar steht? Die alte Hippiemutter 

lehrt ihre Tochter, dass es eine Sünde gegen die Liebe ist,


katholisch zu heiraten. In der Flut der deutschen Serienkrimis 

ist das Hauptmotiv für den Mord der Ehebruch, 

der als alltägliche Normalität dargestellt wird. 

Mann und Frau erklären dem Kommissar, sie führen 


eine moderne Ehe, da darf jeder nebenher 

noch einen anderen Sexpartner haben. Die Lehre 

wird verkündigt, dass ein Seitensprung die verstaube 

Ehe belebt und erfrischt. In Seifenopern werden Jugendliche, 


die mit dem Sex bis zur Ehe warten wollen, 

als völlig unnormal und krankhaft prüde 

und mittelalterliche Menschen dargestellt. 

In der Liebeskomödie heißt es: Ehemann ist fremd gegangen, 


nun hat die Ehefrau auch einen Seitensprung gut. 

In den Liebeskomödien fallen die Leute 

bei der ersten Begegnung miteinander ins Bett, 

am nächsten Morgen stellen sie sich vor 


und bieten einander das Du an. Das ist die alltägliche Berieselung

des deutschen Volkes mit einer ungöttlichen Sexualmoral.

Was sagt die Bibel zum Ehebruch? Fassen wir mal 

die Geschichte zusammen, wie David Ehebruch beging.


Es war eine schwüle Sommernacht. David 

trat auf seine Dachterrasse, um sich ein wenig abzukühlen. 

Im Nachbarhaus war ein Fenster erleuchtet, 

er schaute hin und sah, wie die gut gebaute Bathseba 


(Tochter der Fülle) aus der Badewanne stieg. 

Es war Begierde auf den ersten Blick. König David 

ließ sie zu sich rufen. Sie war verheiratet 

mit einem Krieger, dem Heiden Uria. 


Aber was schert das den Mann, wenn er in Begierde 

entbrannt ist! David schlief mit Bathseba. 

Drei Monate später sagte sie zu ihm: David, 

ich bin schwanger von dir. David dachte: 


Den Bastard schieben wir dem heidnischen 

Ehemann unter. Der Krieger kam aus dem Krieg, 

David ließ ihn rufen und sagte scheißfreundlich: 

Mein lieber Freund, verbringe deinen Heimaturlaub 


von der Front im warmen Bett deiner Ehefrau. 

Der Krieger berief sich auf seine soldatische Disziplin 

und wollte in den Soldaten-Zelten übernachten. 

David machte einen neuen Plan. Der Obersten Heeresleitung


befahl er, den Gatten Bathsebas an die vorderste Front 

zu stellen, so dass er möglichst falle. Süß 

und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben… 

So geschah es, wie der Teufel es wollte, der Mann 


fiel im Krieg. David holte Bathseba in sein Haus 

und sie gebar ein Kind. Aber nun tritt Gott 

auf den Plan! Bathsebas Kind ward todkrank. 

David fastete und betete, aber das Kind starb. 


Bathseba wurde ein zweites Mal schwanger 

und gebar Salomo. Aber von Davids Familie 

wich das Unglück nicht mehr. Einer seiner Söhne 

vergewaltigte eine seiner Töchter. Darauf 


ward der Vergewaltiger von einem andern Davidssohn

umgebracht. Der Mörder wurde von David verbannt. 

Der Verbannte machte eine Palastrevolution 

gegen seinen Vater und nahm dessen Thron ein. 


Vater und Sohn führten Krieg miteinander, 

der Sohn wurde umgebracht, David war untröstlich 

über den Tod seines Sohnes. Als David alt war, 

wollte er, dass Salomo nach ihm König werde. 


Aber ein Bruder Salomos ließ sich zum König krönen. 

David ließ Salomo krönen und befahl ihm 

auf dem Sterbebett, die Feinde seines Vaters 

nach dessen Tod in die Hölle zu schicken. 


Erst nach anfänglichen Unruhen kam das Reich 

unter Salomo wieder zum Frieden. Das war 

Gottes Strafe für Davids Ehebruch, 

eine nationale Tragödie! Herr, erbarme dich!



SIEBENTER GESANG


Mein Sohn, denk an meine Worte! Hüte meine Anweisungen 

wie einen Schatz! Wenn du leben willst, dann gib auf sie Acht 

wie auf dein eigenes Auge. Behalte meine Weisungen 

immer bei dir, wie einen Ring an deinem Finger, 


schreibe sie dir tief ins Herz! Betrachte die Weisheit 

als deine Schwester und die Einsicht als deine beste Freundin.

Sie werden dich fern halten von der Frau eines anderen, 

von der Fremden, die so schmeichelhaft reden kann. 


Eines Tages stand ich am Fenster meines Hauses 

und schaute hinaus. Auf der Straße sah ich 

viele junge, noch unerfahrene Leute. Unter ihnen 

fiel mir ein Bursche auf, der gänzlich ohne Verstand war. 


Er ging die Gasse entlang, an deren Ecke 

eine gewisse Frau wohnte, und näherte sich ihrem Haus.

Der Abend war schon der Nacht gewichen, 

es war dunkel geworden. Da sah ich sie, 


sie ging auf ihn zu, gekleidet wie eine Prostituierte. 

Sie wusste genau, was sie wollte. Sie war so waghalsig 

und hemmungslos, dass es sie nicht im Hause hielt.

Mal sah man sie auf dem Marktplatz, mal auf den Straßen, 


dann wieder stand sie an irgendeiner Ecke und wartete.

Sie ging also auf den jungen Mann zu, legte ihm 

die Arme um den Hals, küsste ihn, blickte ihm 

herausfordernd in die Augen und sagte: 


Ich musste Gott heute ein Dankopfer bringen, 

das ich ihm versprochen hatte; das Fleisch 

für das Opfermahl habe ich mit nach Hause gebracht.

Deshalb bin ich herausgekommen. Ich wollte dich 


immer schon kennen lernen. Da bist du nun! 

Ich habe mein Bett mit weichen, bunten Tüchern 

aus Ägypten bezogen, mit Essenzen von Myrrhe, 

Aloë und Zimt habe ich es besprengt. Komm mit! 


Wir lieben uns die ganze Nacht bis morgen früh, 

wir wollen einander genießen! Der Mann ist nicht zu Hause, 

er macht gerade eine lange Reise. Er hat genug Geld

mitgenommen und kommt erst in vierzehn Tagen wieder. 


Mit solchen Worten redet sie auf ihn ein und schließlich 

hat sie ihn überredet. Er folgt ihr, wie ein Ochse, 

der zum Schlachtplatz geführt wird. Mit Ketten an den Füßen 

geht er seiner Strafe entgegen, dieser unverbesserliche Narr!


Er weiß nicht, dass es um sein Leben geht, bis ein Pfeil 

ihm die Leber durchbohrt, bis er gefangen im Netz hängt 

wie ein Vogel. Deshalb hört mir jetzt zu, 

ihr jungen Männer! Merkt euch, was ich euch sage:


Lasst euch nicht von einer solchen Frau 

den Kopf verdrehen, folgt ihr nicht auf ihren 

schlimmen Wegen! Sie hat schon viele Männer ruiniert 

und nicht wenige sind ihretwegen ums Leben gekommen.


Ihr Haus ist ein Zugang zur Totenwelt. Wer zu ihr geht, 

betritt den kürzesten Weg ins Grab. Lass dich 

nicht verführen. Deine Ehefrau ist die Weisheit Gottes, 

die in Jesus Mensch geworden ist. Aber es gibt 


viele heidnische Frauen, die wollen dich 

zum Ehebruch verführen. Hören wir einmal 

die verführerischen Reden, mit denen viele 

falsche Religionen, Wissenschaften und Ideologien 


versuchen, den Christen von der absoluten Wahrheit, 

die Christus ist, abzubringen. Der Hindu: Ihr habt 

nur einen Gott, aber wir haben Millionen Götter. 

Es ist doch besser, Millionen Götter zu haben, 


als nur einen einzigen Gott. Und wenn ihr Jesus liebt, 

nun, der ist auch einer der hinduistischen Götter 

und ist gleich göttlich wie Indra, Brahma, Vischnu, 

Schiva, Krishna und Hare Rama 


und der Elefantengott Ganescha. Und wenn ihr Maria liebt, 

die ist auch eine der vielen hinduistischen Muttergöttinnen 

und ist genauso verehrungswürdig wie die schwarze 

Göttin Kali, die einen Rosenkranz aus Totenschädeln 


um den Hals trägt, und der wir Menschenopfer 

dargebracht haben. Euren Gott nennt ihr Vater, 

aber wir haben auch Millionen Muttergöttinnen. 

Ihr seid intolerant, ihr sagt, Jesus ist der einzige Weg zu Gott. 


Aber wir sind tolerant, uns ist es egal, ob man das Wasser 

Wasser nennt oder water oder l‘eau, es ist immer dasselbe. 

Uns ist es egal, ob man Gott Brahma nennt oder Allah 

oder Jehova oder Vater im Himmel oder Manitou, 


das ist alles eins. Der Buddhist: Eure Geschichte 

des Christentums ist eine Geschichte von Religionskriegen, 

von Kreuzzügen und dreißigjährigem Krieg 

und dem Ersten Weltkrieg der christlichen Monarchien. 


Wir Buddhisten töten nicht, wir sind friedlich, 

ja, wir verschlucken noch nicht einmal eine Mücke. 

Ihr tötet Tiere, um sie zu fressen, wir aber sind tierlieb 

und Vegetarier. Ihr liebt das Leben, aber wir wissen, 


dass das Leben Leiden ist und dass es die wahre 

Erlösung ist, aufzuhören zu leben. Ihr wollt 

im Himmel euer kleines Ich bewahrt sehen, 

aber wir wollen uns wie ein Tropfen im Meer auflösen. 


Ihr betet mit dem Kopf und plappert das Vaterunser 

wie die Heiden, aber wir haben hohe Künste 

der Meditation entwickelt. Selbst euer Europa 

ist des Christentums überdrüssig und interessiert sich jetzt 


viel mehr für die Lehre Buddhas. Eure Kreuze 

nehmt ihr ab und stellt unsern Buddha überall auf. 

Denn Jesus ist zweitausend Jahre alt, aber 

Buddha ist Millionen Jahre alt. Euer Jesus 


ist ein Jammerbild am Kreuz, aber unser Buddha 

ist der Lächelnde. Der Moslem: Ihr sagt: Jesus ist Gott. 

Gott ist doch allwissend, nicht wahr? Aber Jesus sagt 

in eurem Evangelium: Die Stunde des Jüngsten Tages 


weiß der Sohn nicht, nur der Vater. Also ist Jesus 

nicht allwissend. Ihr habt in Europa eine christliche 

Zivilisation. Aber eure Kirche sind leer 

und eure Bordelle sind voll. Eure Frauen zeigen sich 


mehr nackt als bekleidet. Eure Ehen lasst ihr scheiden. 

Eure christlichen Jugendlichen beten nicht, 

aber unsere Jugendlichen beten. Unsre Frauen 

gehen züchtig verschleiert. Ihr zeigt auf euren Bildern 


Gott als einen alten Mann, Jesus ein Jammerbild am Kreuz, 

den Geist als eine Taube. Das soll Gott sein? 

Unser Gott ist allmächtig, allweise und allbarmherzig, 

wir werfen uns fünfmal am Tag vor unserm Herrn 


in den Staub. Ihr zeigt zu Weihnachten euer Jesuskind nackt. 

Wir würden nie unsre Kinder nackt zeigen. 

Eure Kreuzritter und eure christliche USA 

haben immer gegen uns Krieg geführt, aber wir wollen, 


dass die ganze Welt zum Haus des Friedens, 

zum Haus des Islam wird. Wir werden eurem 

dekadenten Europa die wahre Religion bringen.

Der Jude: Ihr sprecht von Jesus Christus. 


Aber Christus ist doch nicht sein Nachname. 

Christus ist das griechische Wort für unsern jüdischen 

Messias. Wenn der Messias kommt, wird Friede 

auf Erde sein. Ist etwa mit Jesus der Friede gekommen? 


Nein, es gab viele christliche Kriege und zwei Weltkriege. 

Die Jungfrau wird einen Sohn gebären, und sie wird ihn 

Immanuel nennen. Ja, Immanuel, nicht Jesus. 

Ihr sagt, Jesus sei in Bethlehem, der Stadt Davids geboren, 


Aber die Stadt Davids ist Zion, nicht Bethlehem. 

Ihr sagt, das Gesetz sei abgeschafft, jetzt gilt die Gnade. 

Aber das Gesetz ist kein Gesetz, sondern die ewige Weisung 

des Herrn. Ihr sagt, im Alten Testament 


gibt es nur Zorn und Rache, im Neuen Testament 

nur Liebe und Barmherzigkeit. Nein, unsre Tora 

und die Psalmen und Propheten sind voll von Gnade 

und Barmherzigkeit. Ihr redet von Nächstenliebe 


und sagt, wir würden unsre Feinde hassen. 

Nein, der Gott Israels ist für alle Völker. 

Und wo ist denn eure Feindesliebe? 

Schon im 2. Jahrhundert schüttete euer Kirchenlehrer 


Origines einen Eimer voll Beschimpfungen 

über die Juden aus. Ihr habt uns den Broterwerb 

verboten. Ihr habt die Ghettos gebaut. 

Ihr habt gelogen, wir würden eure Hostien schänden 


und christliche Kinder töten. Martin Luther 

hat den heiligen Namen des Gottes Israel 

als Furz einer jüdischen Sau bezeichnet. 

Ihr habt mit eurem christlichen Antisemitismus 


den Holocaust vorbereitet. Der Esoteriker:

Ihr glaubt an Jesus von Nazareth, aber wir 

an den kosmischen Christus, und der ist größer. 

Unser Christus war schon neunundneunzigmal 


auf Erden erschienen, bis er dann als Jesus 

von Nazareth geboren worden ist. Das war vor 2000 Jahren, 

zur Zeit des platonischen Sternenjahres der Fische, 

das 2000 Jahre lang herrschte. Darum ist euer Zeichen 


der Fisch. Aber das Sternbild der Fische 

zeigt zwei Fische, so ist die Geschichte des Christentums 

die Geschichte des Dualismus gewesen. Da gab es 

die Herrschaft des Geistes über den Leib, 


die Herrschaft des Mannes über die Frau, 

den Krieg des Christentums gegen den Islam, 

den Krieg der Protestanten und der Katholiken, 

den ersten und zweiten Weltkrieg. Kaiser Wilhelm 


war ja ein gläubiger Protestant und Hitler ein Katholik. 

Aber das Sternenjahr der beiden Fische ist abgelaufen,

1968 begann das Sternenjahr des Wassermanns. 

Das ist das Neue Zeitalter, das New Age. Nun ist alles eins, 


Geist und Natur, Leib und Geist, Mann und Frau, 

esoterisches Christentum und die Weltreligionen. 

Die Kirchenchristen sterben aus. Die spirituellen 

Menschen erwachen. Die entdecken den Gott in sich, 


sie erkennen, dass ihre Seele göttlich ist. 

Durch Empfang kosmischer Energien entwickeln sie 

ihr göttliches Selbst. Eure Zeit ist einfach vorbei. 

Wir begründen die Welteinheitsreligion, 


da sind eins yin und yang, Mann und Frau, 

Nacht und Tag, Gut und Böse, Hass und Liebe, 

und Luzifer ist der Zwillingsbruder des Christus, 

sie sind nur zwei Seiten einer Medaille. So bringen wir 


das Zeitalter der Universellen Harmonie, 

des Friedens und der Liebe, während ihr 

nur Kriege geführt habt. Die neuheidnische Feministin:

In der Jungsteinzeit wurde auf der ganzen Erde 


die große Göttin des Matriarchats angebetet. 

Aber patriarchalische Kriegerhoden vernichteten 

das Paradies der Matriarchats und inthronisierten 

ihren Kriegergott, ob er nun Indra, Zeus oder Jehova heißt. 


Euer biblischer Gott ist ein grausamer Vater. 

Seine Propheten schlugen immer drein, 

wenn die Kinder Israel wieder die Göttin 

der Kanaaniter und Phönizer verehrten, unsre große 


Aschera oder Astarte. Und im neuen Testament 

gibt es neben dem Vater noch den Herren Sohn 

und den Heiligen Geist, den Vater der Armen, 

ein Gott, aber drei Männer. Eure Maria ist ja keine Göttin, 


sondern nur ein Mensch. Der Heilige Geist 

hat ja Maria vergewaltigt. Und wer ist der Teufel? 

Wenn ein neuer Gott die Macht übernimmt, 

wird der alte Gott verteufelt. Luzifer ist der alte Gott 


des Matriarchats, der Sohn-Geliebte der großen Göttin. 

Diese Göttin ist Mondgöttin. Als Mädchengöttin 

ist sie der Neumond, als Liebesgöttin der Vollmond, 

und als alte weise Todesgöttin der Neumond. 


Diese Göttin wurde von den Hexen verehrt, die ihr, 

Protestanten und Katholiken, ausgerottet habt. 

Der Katholizismus kennt wenigstens noch Maria 

und die weiblichen Heiligen, der Protestantismus 


kennt gar nichts Himmlisch-Weibliches mehr. 

Eure Kirche ist eine Männerkirche, die Frauen 

dürfen nur das Gemeindeklo putzen. Aber es gibt 

wieder Hexen. Es wird wiederkommen 


das Matriarchat, es wird wiederkommen 

das alte Paradies der großen Göttin.

Der Nihilist: Gott ist tot. Wir haben ihn umgebracht.

Jesus war ja ganz irdisch gesinnt, er wollte 


eine buddhistische Friedensbewegung stiften. 

Aber am Kreuz ist der einzige Christ gestorben. 

Dann kam die Kirche und der Pharisäer Paulus 

und sprach, man solle an Jesus glauben, 


er sei auferstanden, und er komme zum Jüngsten Gericht.

Da rächte sich die Kirche an den Mördern ihres Herrn. 

Das paulinische Christentum wandte sich vor allem 

an Weiber und Sklaven, den ganzen Pöbel 


des römischen Reiches. Ihre Gerechtigkeit 

ist Rache an den vornehmen Römern. Es ist die Moral 

von Sklaven, die sich an den Edelmännern rächen wollen. 

Wir aber wollen eine Moral von Herrenmenschen, 


vornehmen Römern oder arischen Indern. 

Wir wollen eine Herrenrasse züchten. Deren Moral 

ist nicht mehr die Hundedemut der Juden und Christen, 

sondern die Moral des Übermenschen, 


des Antichrist, es ist der Wille zur Macht. 

Im Evangelium steht nur ein einziges gutes Wort: 

Pilatus fragte: Was ist Wahrheit? Denn wir fragen nicht 

nach Wahrheit, sondern gut ist, was unserer Lebenskraft nutzt,


unserm Lebensgenuss. Wir lieben nämlich das Leben 

und den Leib und die Erde! Ihr aber seid Prediger 

des Todes, ihr verachtet den Leib und das Leben 

und die Erde und verkündet das Seelenheil 


und den Geist und das Jenseits. Der Atheist:

Die Naturwissenschaft hat ja bewiesen, dass 

das Universum von selbst entstanden ist. Es braucht 

keinen Schöpergott mehr, wir haben ja die Urknalltheorie. 


Jesus hat auch keine Wunder getan. Das ist unmöglich, 

dass er von einer Jungfrau geboren worden ist. 

Das geht nicht, wie jeder Biologe weiß. Man kann auch nicht 

auf Wasser laufen. Eure Bibel ist ein Märchenbuch 


für alte Weibchen und kleine Kinder. Gott ist ja 

ein Geschöpf des Menschen. Der Mensch hat Hunger 

und träumt von einer Sahnetorte. Das beweist aber nicht, 

dass es die Sahnetorte gibt. Der Mensch 


spannt eine große Leinwand am Himmel auf 

und projiziert alle seine Sehnsüchte darauf 

und nennt das dann Gott und Himmel. Wir haben 

den Leichnam des Menschen seziert 


und keine Seele gefunden. Wir sind ins Weltall 

geflogen und haben keinen Vater im Himmel gesehen. 

Wir glauben nur, was wir sehen. Gute Mädchen 

kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin. 


Paulus und Mohammed und Dostojewski 

waren Epileptiker, die Religion ist eine Erfindung 

von Wahnsinnigen. Unsere Bewegung ist die Bewegung 

des Menschen. Der Mensch wird Schöpfer. 


Schon können wir im Reagenzglas Kinder schaffen. 

Unsere Mädchen verkünden einen fröhlichen Atheismus, 

sie tragen blue jeans und ein weißes T-Shirt 

und auf ihrer rechten Brust steht: Es gibt – 


und auf ihrer linken Brust steht: – keinen Gott.

Der Kommunist: Die Kirche hat immer Thron 

und Altar der Herrschenden verteidigt. Die Jesuiten 

haben die Monarchen gestützt. Luther 


war ein Fürstenknecht und hat zum Mord 

an den Bauern aufgerufen. Aber Jesus war 

ein Revolutionär, er hat gegen Thron und Altar gekämpft 

und eine Bewegung von Armen gegründet. 


Aber den Himmel, den lassen wir den Spatzen 

und den Engeln. Wir wollen auf Erden 

das Himmelreich gründen. Betet und arbeitet, ruft ihr, 

aber wir sagen: Es macht uns ein Geschwätz nicht satt! 


Erst kommt das Fressen, und dann kommt die Moral. 

Ihr gebt den Armen Almosen und den Bettlern 

ein Käsebrötchen, aber wir wollen die Armut 

mit Stumpf und Stiel ausrotten! Wir bewaffnen die Armen, 


dass sie die Schweine, die Ausbeuter, umbringen. 

Dann wird die Arbeiterklasse das Paradies 

auf Erden errichten. Ihr säuselt viel von Nächstenliebe, 

aber wir verkünden den revolutionären Klassenhass! 


Wir schaffen den neuen Menschen, den Menschen 

der Arbeit! Ihr nennt Jesus einen Friedefürsten, 

aber Jesus hat keinen Frieden gebracht. Wir, 

wir werden die Militaristen vom Thron stürzen, 


und dann wird in allen Völkern Friede sein, 

weil die Proletarier aller Länder sich vereinigen 

und überall nur ein Prinzip herrscht: die Arbeit! 

Die wahre Kommunion der Völker ist Kommunismus! 


Der Sozialismus ist das wahre Christentum, 

nur vom Kopf auf die Füße gestellt!

Der Mammons-Diener: Ihr glaubt an den lieben Gott 

im Himmel. Ich glaube an die Deutsche Bank, 


denn die zahlt aus in bar. Ihr sagt: der Vater im Himmel 

wird uns versorgen, aber Hand aufs Herz, heimlich 

vertraut ihr doch auf Papas Portemonnaie! 

Ihr sagt: Der Mensch denkt, aber Gott lenkt. 


Wir sagen: Mercedes denkt, und der Mensch lenkt. 

Ihr sagt: Gott sprach, es werde Licht, aber wir sprechen: 

Und Osram brannte nicht. Ihr wollt den Bettlern 

Käsebrote geben, aber wir wollen Häuser sammeln 


und Autos. Ihr sagt, Gott ist der Herr. Wir sagen: 

Das Geld regiert die Welt. Ihr sagt: Man kann nicht Gott 

und dem Mammon dienen. Nun gut, ich glaube 

an keinen Gott, ich will dem Mammon dienen. 


Es gibt vielleicht einen Gott im Himmel, 

aber ganz gewiss gibt es einen Gott auf Erden: 

Mammon. Und dieser Mammon ist der Herr

Der ganzen Erde und der wahre Antichrist.



ACHTER GESANG


Hört doch, die Weisheit ruft, die Einsicht 

lässt ihre Stimme erschallen! Erhöht und weithin sichtbar 

steht sie an den Straßen und da, wo sich Wege kreuzen.

Sie stellt sich an die Tore der Stadt, an den Toreingängen 


ruft sie aus: Leute, ich habe euch etwas zu sagen! 

An alle Menschen wende ich mich. Ihr Grünschnäbel, 

lernt reif zu werden! Ihr Unverständigen, werdet klug!

Hört zu, ich gebe euch wertvollen Rat! Ihr könnt euch 


auf meine Worte verlassen. Aus meinem Mund hört ihr 

die Wahrheit; Böses auszusprechen, ist mir verhasst.

Meine Worte sind alle wahr und ehrlich, 

es ist keine Falschheit und Hinterlist darin.


Sie sind klar und eindeutig für alle, die Einsicht haben 

und ihren Verstand gebrauchen. Sucht meine Unterweisung, 

nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis 

statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch: 


Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts vergleichbar, 

was ein Mensch sich wünschen könnte! Ich bin die Weisheit. 

Ich bin vertraut mit der Klugheit und weiß umsichtig 

zu überlegen. Dem Herrn gehorchen heißt: das Böse hassen. 


Ich verabscheue Überheblichkeit und Hochmut, 

unrechtes Tun und lügnerisches Reden. Ich mache Pläne 

und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht 

und auch die Macht. Mit meiner Hilfe regieren 


die Könige und treffen die Herrscher 

gerechte Entscheidungen. Mit meiner Hilfe 

regieren die Mächtigen, die Großen, 

die für das Recht zu sorgen haben. 


Alle, die mich lieben, die liebe ich auch. 

Wer mich sucht, wird mich finden. Reichtum und Ehre 

habe ich zu bieten, bleibenden Besitz und gerechten Lohn.

Was ihr von mir bekommt, ist besser als das feinste Gold,


wertvoller als das reinste Silber. Wo Menschen 

nach Gottes Willen fragen und einander gerecht behandeln, 

dort bin ich mit Sicherheit zu finden, um denen, die mich 

lieben, Besitz zu geben und ihre Häuser mit Schätzen zu füllen.


Am Anfang hat der Herr mich geschaffen, 

ich war sein erstes Werk vor allen anderen.

In grauer Vorzeit hat er mich gemacht, am Anfang, 

vor Beginn der Welt. Als ich geboren wurde, 


gab es noch kein Meer und keine Quelle 

brach aus der Tiefe hervor. Der Grund der Berge 

war noch nicht gelegt, die Hügel waren noch nicht 

entstanden. Gott hatte noch nicht die Erde gemacht, 


vom festen Land und seinen Feldern war noch nicht 

das Geringste zu sehen. Ich war dabei, als er 

den Himmel wölbte und den Kreis des Horizonts festlegte 

über den Tiefen des Ozeans, als er die Wolken 


hoch oben zusammenzog und die Quellen aus der Tiefe 

sprudeln ließ, als er dem Meer die Grenze bestimmte, 

die seine Fluten nicht überschreiten dürfen, 

als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als Kind 


an seiner Seite, ich freute mich an jedem Tag 

und spielte unter seinen Augen. Ich spielte 

auf dem weiten Rund der Erde und hatte meine Freude 

an den Menschen. Deshalb, ihr jungen Leute, hört auf mich! 


Wie glücklich sind alle, die mir folgen! 

Schlagt meine Unterweisung nicht in den Wind, 

hört darauf und werdet klug! Wie glücklich sind alle, 

die mir zuhören, die jeden Tag vor meinem Haus stehen 

und an meinem Tor auf mich warten. Alle, die mich finden, 


finden das Leben, und der Herr hat Freude an ihnen.

Doch wer mich verfehlt, schadet sich selbst. Alle, 

die mich hassen, lieben den Tod. Hier redet 

die Weisheit Gottes also selbst. Es gibt noch ein anderes Kapitel 


in der Bibel, wo die Weisheit selbst redet. Das ist 

das 24. Kapitel des Buches Jesus Sirach:

Die Weisheit preist sich selbst; inmitten Israels, 

ihres eigenen Volkes, besingt sie ihren Ruhm.


In der Gemeinde Gottes, des Höchsten, 

und vor seinen mächtigen Engeln singt sie ihr Lied: 

Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor 

und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde. Im hohen Himmel 


war meine Wohnung, auf einer Wolkensäule 

stand mein Thron. Allein umschritt ich den Kreis 

des Himmels und ging umher in den Tiefen 

des Abgrunds. Ich herrschte über das wogende Meer, 


über alle Länder und alle Völker und suchte überall 

nach einem Ruheort. Wo war das Land, 

in dem ich bleiben konnte? Da gab der Schöpfer 

der ganzen Welt mir Weisung, er, der auch mich 


geschaffen hat, befahl: In Israel nimm deinen festen Wohnsitz, 

die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören! Am Anfang 

schuf er mich, vor aller Zeit, und bis in Ewigkeit 

werde ich nicht vergehen. Ich diente ihm 


in seinem heiligen Zelt, dann wurde der Zion 

mein fester Platz. In Jerusalem, der geliebten Stadt, 

ließ er mich ein Zuhause finden, dort übe ich jetzt 

meine Herrschaft aus. Ich schlug Wurzeln 


bei dem viel gerühmten Volk, das der Herr sich 

zum Eigentum erwählt hat. Wie die Libanonzeder 

wuchs ich empor, wie eine Zypresse hoch 

auf dem Hermon; ich wuchs wie die Palmen 


in En-Gedi, wie Oleanderbüsche in Jericho, 

wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land, 

wie eine Platane wuchs ich empor. Der lieblichste Duft 

ging von mir aus, wie Duft von Zimt, Gewürzrohr 


und Myrrhe, wie der von Galbanum, Onyx und Stakte, 

von den Weihrauchwolken im Heiligen Zelt. 

Ich breitete mich aus wie eine Eiche 

mit stattlichen, wunderschönen Zweigen.


Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken, 

aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht.

Kommt alle her, die ihr mich haben wollt! 

Kommt, esst euch satt an meinen Früchten! 


Schon allein an mich zu denken ist köstlicher 

als jede Leckerei, und mich für immer zu besitzen 

erfreut mehr als der süßeste Honig. Esst mich, 

dann habt ihr Hunger nach mehr; trinkt mich, 


dann habt ihr Durst auf mehr! Gehorcht mir, 

dann werdet ihr nicht enttäuscht! Tut, was ich sage, 

und ihr bleibt frei von Schuld! Alles, was hier 

von der Weisheit gesagt ist, gilt zugleich 


vom Buch des Bundes, den Gott, der Höchste, 

mit uns geschlossen hat. Es gilt von dem Gesetz, 

das Mose uns verkündet hat und das die Nachkommen 

Jakobs in ihren Synagogengemeinden 


als ewigen Besitz hüten. Dieses Gesetz 

ist voll von Weisheit, randvoll wie der Pischon, 

wie der Tigris zur Zeit der ersten Früchte. 

Es ist voll von Erkenntnis, überfließend wie der Euphrat, 


wie der Jordan zur Zeit der Ernte. Es strömt über 

von Unterweisung wie der Nil, wie der Gihon 

zur Zeit der Weinlese. Der erste Mensch, 

der diese Weisheit erforschen wollte, ist nie 


damit fertig geworden, und auch der letzte 

wird sie nicht ausschöpfen. Denn ihre Gedanken 

reichen weiter als das Meer und ihre Einsicht 

ist tiefer als der tiefste Abgrund. Ich selbst


wollte wie ein Kanal das Wasser der Weisheit 

in meinen Garten leiten. Ich sagte: Ich will 

meinen Garten bewässern und meine Beete tränken!

Aber der Kanal schwoll an zum Strom und der Strom 


wurde zum Meer. Nun will ich weitergeben, 

was ich in Erfahrung gebracht habe; es soll hinaus strahlen 

und weithin leuchten wie die Morgenröte. Wie ein Prophet 

will ich Belehrung von mir geben und sie 


den kommenden Generationen hinterlassen. 

Ihr werdet sehen: Nicht nur für mich selbst habe ich 

mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle, 

die nach der Weisheit fragen. O-Antiphonen!


Die Anrufungen beginnen mit „O“ und greifen 

sieben verschiedene Hoffnungsvorstellungen 

aus dem Alten Testament auf, mit denen die Juden 

ihre Erwartung der Wiederkunft des Messias 


zum Ausdruck bringen. Die Christen sehen diese Hoffnung 

in Jesus erfüllt; die O-Antiphonen drücken die Erwartung 

der Geburt Christi an Weihnachten und die Sehnsucht 

auf endgültige Erlösung am Jüngsten Tag ergreifend aus.


O Weisheit, Du bist aus dem Munde des Allerhöchsten

hervorgegangen, umfassest alles von einem Ende zum andern 

und ordnest es machtvoll und sanft. Komm, 

uns den Weg der Weisheit und Einsicht zu lehren.


Im Anfang war die Weisheit, und die Weisheit war bei Gott, 

und Gott war die Weisheit. Diese war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch Sie gemacht, und ohne Sie 

ist nichts gemacht, was gemacht ist. Hört doch, 


die Weisheit ruft, die Einsicht lässt ihre Stimme 

erschallen! Erhöht und weithin sichtbar steht sie 

an den Straßen und da, wo sich Wege kreuzen. Sie stellt sich 

an die Tore der Stadt, an den Toreingängen ruft sie aus:


Wir sehen hier Jesus auf den öffentlichen Straßen predigen. 

Wo und wie kann heute die Weisheit in der Öffentlichkeit 

predigen und zur Umkehr aufrufen? Welchen Anteil 

können wir daran haben? Leute, ich habe euch etwas zu sagen! 


An alle Menschen wende ich mich. Ihr Grünschnäbel, 

lernt reif zu werden! Ihr Unverständigen, werdet klug!

Hört zu, ich gebe euch wertvollen Rat! Ihr könnt euch 

auf meine Worte verlassen. Aus meinem Mund hört ihr 


die Wahrheit; Böses auszusprechen, ist mir verhasst.

Meine Worte sind alle wahr und ehrlich, es ist 

keine Falschheit und Hinterlist darin. Sie sind klar 

und eindeutig für alle, die Einsicht haben 


und ihren Verstand gebrauchen. Die Weisheit lehrt 

die Wahrheit. Pilatus fragt Jesus: Was ist Wahrheit? 

Heute sagt die Welt, jeder hat seine eigene Wahrheit. 

Aber der griechische Philosoph Platon unterscheidet 


zwischen der Liebe zur Wahrheit und der Liebe 

zu Meinungen. Gibt es eine absolute Wahrheit? 

Jesus sagt: Ich bin die Wahrheit. Haben wir Christen 

die Wahrheit erkannt? Gibt es auch Wahrheiten 


in andern Religionen? Sucht meine Unterweisung, 

nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis 

statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch: 

Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts 


vergleichbar, was ein Mensch sich wünschen könnte!

Ihr Frauen, schön ist Silberschmuck, schön 

sind goldene Ringe, schön sind Diamanten 

(Diamanten sind des Mädchens bester Freund), 


aber schöner ist die Weisheit. Achten wir 

auf äußere Vorzüge, Ansehen bei den Menschen, 

Wertschätzung der Welt, ein schönes Haus, 

ein schnelles Auto, oder ist unser höchstes Streben, 


Gott zu erkennen? Streben wir so eifrig und leidenschaftlich 

nach Gotteserkenntnis, wie weltliche Frauen 

nach Goldschmuck streben? Ich bin die Weisheit. 

Ich bin vertraut mit der Klugheit und weiß umsichtig 


zu überlegen. Dem Herrn gehorchen heißt: das Böse hassen. 

Ich verabscheue Überheblichkeit und Hochmut, 

unrechtes Tun und lügnerisches Reden. Ich mache Pläne 

und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht und Macht.


Das sind alles Gaben Gottes: Weisheit 

(ein tiefes Wissen über Gott und ein heiliges Leben), 

Klugheit (die Gabe des Verstandes, der Vernunft, des Denkens, 

der Rationalität), Umsicht (Durchblick zu haben, 


nicht geistig verworren zu sein, den Überblick zu behalten), 

Hass auf das Böse oder den Bösen (das heißt die Liebe 

zu allem Guten, Wahren und Schönen und die ernste 

Anstrengung, Sünden zu vermeiden), Demut 


(kein Hochmut eines Übermenschen, kein Stolz Luzifers, 

der nicht dienen will, keine Besserwisserei 

Jesus gegenüber, Demut ist die Bereitschaft zu dienen), 

die Wahrheit (hier: die Wahrheit reden, nicht lügen, 


nicht falsch sein, nicht scheinheilig, kein Heuchler, 

kein Intrigant) und richtiges Tun (gute Werke 

der praktischen Nächstenliebe). Ich mache Pläne 

und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht und Macht.


Mit meiner Hilfe regieren die Könige und treffen 

die Herrscher gerechte Entscheidungen. Mit meiner Hilfe 

regieren die Mächtigen, die Großen, die für das Recht 

zu sorgen haben. Das ist kein Automatismus, 


dass die Regierenden im Geist der göttlichen Weisheit 

regieren. Tyrannen wie Hitler, Stalin und Mao 

herrschten da wohl eher im Geist des Antichrist. 

Aber wir sollten auch einmal daran denken, 


dass wir für unsere Regierenden und die der ganzen Welt 

um die Gabe der göttlichen Weisheit beten. 

Jakobus sagt in seinem Brief: Die Weisheit von oben 

ist friedlich. So lasst uns mehr dafür beten, 


dass die Verantwortlichen in der Politik 

für den Frieden sich engagieren. Frau Weisheit sagt:

Alle, die mich lieben, die liebe ich auch. 

Wer mich sucht, wird mich finden.


Heinrich Heine, der jüdische Dichter sagte: 

Ich liebe Frau Weisheit, aber ach, es ist unerwiderte Liebe!

Ist das nicht tröstlich, dass Gott uns, die wir ihn lieben, 

liebt? In einer Kriminalkomödie sagte 


ein kriminalisierende Pfarrer zu seinem jungen Messdiener, 

der immer wieder Liebeskummer hatte: Das ist das Schöne 

an der Liebe Gottes, da gibt es keinen Liebeskummer!

Am Anfang hat der Herr mich geschaffen, ich war 


sein erstes Werk vor allen anderen. In grauer Vorzeit 

hat er mich gemacht, am Anfang, vor Beginn der Welt.

Im Großen Glaubensbekenntnis des Christentums 

aus dem vierten Jahrhundert heißt es: Wir glauben 


an den Einen Gott, den Vater, den Allmächtigen,

der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,

die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes 


eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren 

vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht,

wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, 

nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;


durch ihn ist alles geschaffen. Jesus, die ewige Weisheit, 

ist nicht das erste Geschöpf der Schöpfung, 

sondern ist von Ewigkeit der Sohn des Vaters, 

das ewige Wort. Heute aber glauben nicht nur 


die Zeugen Jehovas, dass Jesus ein Geschöpf war, 

ein Engel, aber nicht Gott, sondern auch die Juden 

und Muslime leugnen die Gottheit Jesu. Aber auch 

in der modernen liberalen Theologie vieler Universitäten 


wird oft gelehrt, dass Jesus nur ein guter Mensch war. 

Für viele ist er ein guter Mensch, ein Religionsstifter 

wie Mohammed und Buddha, oder das innere Selbst 

des Menschen wie in der Esoterik, oder ein Sozialrevolutionär 


wie im Sozialismus. Aber das ganze christliche

Glaubensbekenntnis kann man zusammenfassen 

in dem Wort: Jesus Christus ist Gott!

Als ich geboren wurde, gab es noch kein Meer 


und keine Quelle brach aus der Tiefe hervor.

Der Grund der Berge war noch nicht gelegt, 

die Hügel waren noch nicht entstanden. Gott 

hatte noch nicht die Erde gemacht, vom festen Land 


und seinen Feldern war noch nicht das Geringste 

zu sehen. Ich war dabei, als er den Himmel wölbte 

und den Kreis des Horizonts festlegte über den Tiefen 

des Ozeans, als er die Wolken hoch oben zusammenzog 


und die Quellen aus der Tiefe sprudeln ließ, 

als er dem Meer die Grenze bestimmte, die seine Fluten 

nicht überschreiten dürfen, als er die Fundamente 

der Erde abmaß. Die Weisheit oder Christus 


war vor der Schöpfung und Gott hat durch sein Wort 

oder in seiner Weisheit das All und den Menschen geschaffen. 

Der Urknall ist aus der göttlichen Vernunft 

oder Intelligenz hervorgegangen. Die Juden sagen: 


Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, 

im Anfang heißt: Im Prinzip, in der Weisheit. 

Johannes sagt: Alles ist geschaffen durch den Logos.

Da war ich als Kind an seiner Seite, ich freute mich 


an jedem Tag und spielte unter seinen Augen. 

Ich spielte auf dem weiten Rund der Erde 

und hatte meine Freude an den Menschen.

Da war ich als Kind an seiner Seite. Luther übersetzt: 


Da war ich als Werkmeister an seiner Seite. 

Das hebräische Wort kann auch bedeuten: Da war ich 

als sein Hätschelkind an seiner Seite. Oder: 

Da war ich als seine Architektin an seiner Seite. 


Kind oder Hätschelkind weist auf Jesus 

als Sohn Gottes hin. Werkmeisterin oder Architektin 

nennt die Weisheit als Mitschöpferin Gottes des Schöpfers, 

als die göttliche Intelligenz, die das intelligente Design 


des Universums und der Menschheit geschaffen hat.

Alle, die mich finden, finden das Leben, und der Herr 

hat Freude an ihnen. Doch wer mich verfehlt, schadet 

sich selbst. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.


Wer Jesus gefunden hat, der hat das ewige Leben gefunden, 

der wird leben, auch wenn er stirbt. Wer aber Jesus hasst, 

der liebt den ewigen Tod, den zweiten Tod, 

wie ihn die Apokalypse nennt, das ist die ewige 


Gottesferne. An Jesus allein und unserer Stellung zu ihm

entscheidet sich unser ewiges Schicksal: 

Hölle und ewige Verdammnis oder 

Himmel und ewige Seligkeit im Paradies.



NEUNTER GESANG


Frau Weisheit hat sich ein Haus gebaut mit sieben 

prächtigen Säulen. Zum Fest hat sie Rinder schlachten lassen, 

den Wein mit feinen Gewürzen vermischt und ihren Tisch 

für das Mahl gedeckt. Nun schickt sie ihre Dienerinnen; 


sie gehen auf den Marktplatz der Stadt und rufen 

in ihrem Auftrag aus: Wer unerfahren ist, 

soll zu mir kommen! Wer etwas lernen will, 

ist eingeladen! Kommt in mein Haus, esst und trinkt, 


was ich für euch zubereitet habe! Wer unwissend bleiben will, 

den lasst stehen! Kommt, betretet den Weg zur Einsicht! 

Der Lohn dafür ist ein erfülltes Leben. 

Wer einen Eingebildeten belehren will, macht sich lächerlich. 


Und wer einen Unheilstifter zurechtweist, tut es 

zu seinem eigenen Schaden. Tadle keinen Eingebildeten, 

er wird dich hassen. Zeige dem Gebildeten seine Fehler 

und er wird dich dafür lieben. Belehre den Klugen, 


dann wird er noch klüger. Unterweise den, der das Rechte tut, 

und er lernt noch dazu. Den Herrn ernst nehmen 

ist der Anfang aller Weisheit. Gott, den Heiligen, kennen 

ist Einsicht. Durch die Weisheit wird dein Leben verlängert.


Wenn du weise bist, hast du selber den Nutzen davon.

Wenn du aber ein eingebildeter Spötter bist, 

musst du selber die Folgen tragen. Frau Torheit 

ist eine schamlose Dirne, eine vorlaute, aufdringliche Schwätzerin.


Vor ihrem Haus am Marktplatz der Stadt sitzt sie 

an der Tür auf hohem Stuhl. Sie sagt zu jedem, 

der vorübergeht und einen geraden Weg verfolgt:

Wer unerfahren ist, komme zu mir! Wer etwas lernen will, 


ist eingeladen! Verbotenes Wasser ist süß! 

Heimlich gegessenes Brot schmeckt am allerbesten!

Doch wer ihrer Einladung Folge leistet, weiß nicht, 

dass drinnen an ihrem Tisch die Geister der Toten sitzen. 


Wer die Schwelle ihres Hauses überschreitet, 

betritt damit schon die Totenwelt.

In unserm irdischen Leben stehen wir mitten 

in einem Drama zwischen Gut und Böse. 


Die beiden Mächte, die da miteinander um uns kämpfen 

und auch oft in uns streiten, werden in der Bibel 

unterschiedlich genannt. Einmal Christus 

und der Antichrist, die himmlische Jerusalem 


und die Hure Babel, Gott und der Satan, 

oder hier: Frau Weisheit und Frau Torheit. 

Papst Johannes Paul II sprach auch vom Kampf 

zwischen Liebe und Anti-Liebe. Wie wir schon öfters 


gesehen haben, hat die Torheit in der Bibel nichts 

mit mangelnder Schulbildung oder geringem 

Intelligenzquotienten zu tun, sondern mehr 

mit der Leugnung Gottes: Es gibt keinen Gott, spricht der Tor.


Schauen wir uns an, wie die beiden Frauen 

hier dargestellt werden und versuchen wir, 

einen Blick in unsere Welt zu tun. Wie würdet ihr 

den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht 


und Finsternis in dieser Welt beschreiben?

Frau Weisheit hat sich ein Haus gebaut mit sieben 

prächtigen Säulen. Christus hat sich mit seiner Gnade 

eine Mutter bereitet, die reich an Gnade und Reinheit war, 


in der er Mensch werden konnte. Christus ist die Weisheit 

und in seiner Menschwerdung ist seine Mutter 

das Haus der Weisheit. Ist die Kirche ein Haus der Weisheit,

oder ein Haus leeren Geschwätzes? Das Haus der Weisheit 


ist die universale christliche Kirche, in der Jesus 

lebendig gegenwärtig ist, und Jesus, das Haupt, schreitet 

durch die Kirche, seinen Leib, durch die Geschichte. 

Die Glieder der Kirche sind Glieder am Leib Christi, 


durch uns will Jesus den Menschen begegnen. 

Wir sollen die Hände Christi in unserer Zeit sein.

Wenn wir Werkzeuge Christi sein wollen, 

was sollen und können wir dann Gutes tun?


Die sieben prächtigen Säulen des Hauses der Weisheit, 

der Kirche, sind für Katholiken die sieben Sakramente,

Sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes.

Zum Fest hat sie Rinder schlachten lassen, den Wein 


mit feinen Gewürzen vermischt und ihren Tisch 

für das Mahl gedeckt. Jesus lädt zu seinem Hochzeitsmahl ein 

und sagt: Die Ochsen sind schon geschlachtet. 


Die Weisheit lädt ein zum Hochzeitsfest. Das heißt einmal, 

es ist das Fest der Liebe und der Vereinigung 

zwischen Gott und der Seele, zum andern ist es ein Fest 

der Gemeinschaft. Wir werden nicht nur als Ich erlöst, 


sondern in die Gemeinschaft des Gottesvolkes 

hineingerufen, Jesus erlöst ein Wir, die Gemeinschaft 

der Gläubigen. Genügt euch die Frömmigkeit: 

Ich und mein Gott allein? Oder seht ihr euch gerufen 


in die Kirche, die Familie Gottes? Das Mahl der Hochzeit 

ist auch die Eucharistie. Die Weisheit lädt 

zu Brot und Wein ein. Für die Katholiken und Orthodoxen 

sind das Leib und Blut Christi in Realpräsenz.


Auch der Himmel wird als Hochzeitsfest, 

als Hochzeitsmahl beschrieben. Da ist Jesus der Bräutigam 

und die himmlische Kirche die Braut, es ist ein Fest 

aller Erlösten in einer freudigen Gemeinschaft mit Jesus.


Was hat der Himmel mit einem Hochzeitsfest zu tun?

Nun schickt sie ihre Dienerinnen; sie gehen 

auf den Marktplatz der Stadt und rufen in ihrem Auftrag aus:

Wer unerfahren ist, soll zu mir kommen! 


Wer etwas lernen will, ist eingeladen! Kommt in mein Haus, 

esst und trinkt, was ich für euch zubereitet habe! 

Wer unwissend bleiben will, den lasst stehen! Kommt, 

betretet den Weg zur Einsicht! Der Lohn ist ein erfülltes Leben.


Die Weisheit schickt ihre Mägde aus. Jesus 

schickt seine Diener aus. Das sollen wir sein, 

Knechte Jesu und Mägde der Weisheit, 

und sollen alle einladen. Die Weisheit lädt die ein, 


die unerfahren sind und etwas lernen wollen. 

Die Weisheit unterrichtet in der Bibellehre 

und in der christlichen Lehre. Wer aber unwissend ist, 

den lasst stehen. Die Weisheit drängt sich nicht auf. 


Jesus zwingt niemanden, zu ihm zu kommen. 

Wir sollen auch nicht aufdringlich sein 

und keinen psychischen Druck ausüben. Der Lohn dafür, 

sich von der Weisheit belehren zu lassen, 


ist ein erfülltes Leben. Die Bibel ist das Buch 

der Weisheit, die Kirche ist das Haus der Weisheit, 

Christi Schüler zu sein bringt ein erfülltes Leben, 

das Gegenteil von Oberflächlichkeit und Stumpfsinn.


Habt ihr schon einmal die Versuchung gespürt, 

andere mit psychischem Zwang, mit emotionalem Druck 

zu Jesus bekehren zu wollen? Wer einen Eingebildeten 

belehren will, macht sich lächerlich. Und wer 


einen Unheilstifter zurechtweist, tut es 

zu seinem eigenen Schaden. Tadle keinen Eingebildeten, 

er wird dich hassen. Die Weisheit – die Lehre Christi – 

brauchen wir nur denen zu bringen, die ein gewisses Maß 


an Offenheit haben. Wer aber arrogant und aggressiv 

gegen Christus und die Kirche wütet, die können wir 

oft nur im Gebet Gott empfehlen. Auch Jesus sagt: 

Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft die Perlen 


nicht vor die Schweine. Kennt ihr Menschen, 

die voller Hass auf Gott und Jesus und die Kirche sind? 

Wie geht ihr damit um? Zeige dem Gebildeten seine Fehler 

und er wird dich dafür lieben. Belehre den Klugen, 


dann wird er noch klüger. Unterweise den, 

der das Rechte tut, und er lernt noch dazu.

Jesus sagt: Wer hat, dem wird noch dazu gegeben, 

und wer nicht hat, dem wird auch noch das genommen, 


was er zu haben meint. Wenn man sich darum bemüht, 

immer mehr den christlichen Glauben kennen zu lernen, 

dann werden einem von der Weisheit Christi 

immer neue Erkenntnisse geschenkt. Es ist sinnlos, 


die belehren zu wollen, die nichts lernen wollen. 

Wenn Jesus aber sieht, dass Christen ihn immer tiefer 

verstehen wollen, dann führt er sie immer tiefer ein 

in seine Geheimnisse. Es gibt aber unter vielen lauen 


Christen einen religiösen Analphabetismus, 

man interessiert sich mehr für die Weisheit dieser Welt 

als für die Weisheit Gottes. Das betrübt den Herrn.

Ist Jesus für euch ein Lehrer, und seid ihr 


seine wissbegierigen Schüler? Den Herrn ernst nehmen 

ist der Anfang aller Weisheit. Gott, den Heiligen, kennen 

ist Einsicht. Durch die Weisheit wird dein Leben verlängert.

Wenn du weise bist, hast du selber den Nutzen davon.


Den Herrn ernst nehmen, das nannte man früher, 

gottesfürchtig sein, ist der Anfang der Weisheit. 

Wer nicht Gott Gott sein lässt, der wird auch keinen Zugang 

zur Weisheit Gottes bekommen. Wer sich selbst für Gott hält 


oder wer die Welt für Gott hält, der wird die Weisheit 

nicht kennen lernen. Der griechische Philosoph 

Platon sagte: Staunen ist der Anfang der Weisheit. 

Kinder können staunen über Gott und die Schöpfung. 


Und Jesus sagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…

Könnt ihr noch staunen über Gottes Schönheit 

in der Schöpfung? Könnt ihr noch staunen 

über die Menschwerdung Gottes im Schoß Mariens?


Frau Torheit ist eine schamlose Dirne, eine vorlaute, 

aufdringliche Schwätzerin. Vor ihrem Haus am Marktplatz 

der Stadt sitzt sie an der Tür auf hohem Stuhl.

Kennt ihr den Narren Till Eulenspiegel? Im 16. Jahrhundert 


gab es einen satirischen Schriftsteller, der nannte 

sein Jahrhundert ein Eulenspiegel-Jahrhundert. 

Um wie viel mehr ist das 21. Jahrhundert 

ein Eulenspiegel-Jahrhundert! Die Welt ist ein Irrenhaus


geworden, und die Narrenwächter sind, wie Goethe sagt, 

selber Narren. Die Psychiater unterscheiden sich von den Irren 

nur dadurch, dass sie auf der anderen Seite des Tisches sitzen.

Es herrscht in der Welt nicht die Weisheit Gottes, 


sondern die Torheit einer gottlosen Menschheit. 

Frau Torheit ist schamlos. Schamlos ist die Mode 

junger Mädchen, schamlos tanzen die Sängerinnen 

in den Musik-Videos, schamlos ist Deutschland 


zum Bordell Nr. 1 in Europa geworden, schamlos 

wird das Internet mit Pornographie überflutet. 

Ein Drittel aller Suchanfragen bei Google sind Suche 

nach Pornographie. Schamlos werden Kinder 


von Familienvätern und Onkeln und sogar 

von christlichen Geistlichen sexuell missbraucht. 

Schamlos gibt es in Indien oder im Jugoslawienkrieg

Massenvergewaltigungen von Frauen.


Frau Torheit ist eine Dirne. Das Wort Dirne 

stammt aus dem altgermanischen und bezeichnet ursprünglich

eine Jungfrau. Een söte deern, das ist ein süßes Mädchen. 

Aber später wurde es zum Wort für die Huren. 


Luther sagt Hure, die Einheitsübersetzung sagt Dirne, 

Luther verwendet das Wort Dirne für ein junges Mädchen. 

Nun, Frau Torheit ist also eine Hure. Das sagt nicht nur, 

dass ihre Kultur eine Kultur sexueller Unreinheit ist, 


sondern das sagt im biblischen Sprachgebrauch, 

dass sie keine treue Ehefrau Gottes ist. Die Kirche 

ist die jungfräuliche Braut Christi, aber die Welt 

der Frau Torheit will vom Bräutigam Christus nichts wissen,


sondern treibt Hurerei mit ihren Sexgöttinnen, 

ihrem Geldgott, ihren Idolen, ihren heidnischen Göttern.

Vor ihrem Haus am Marktplatz der Stadt sitzt sie 

an der Tür auf hohem Stuhl. Sie sagt zu jedem, 


der vorübergeht und einen geraden Weg verfolgt:

Wer unerfahren ist, komme zu mir! Wer etwas lernen will, 

ist eingeladen! Wir haben gehört, dass die Frau Weisheit 

öffentlich predigt und zur Umkehr, zur Bekehrung aufruft. 


So begann Jesus sein öffentliches Wirken mit den Worten: 

Kehrt um und glaubt an das Evangelium, 

denn das Himmelreich ist nahe. Nun ist aber Frau Torheit 

auch eine Predigerin. Sie verkündet ihr leeres Geschwätz. 


Sie tut das in der Unterhaltungsindustrie, 

in der ständigen Berieselung der Menschen 

mit dem weltlichen Musiklärm, durch ihre blasphemischen

Comedy-Shows, durch ihre Fehlinformationen 


über den Glauben in ihren weltlichen Dokumentationen. 

Sie predigt im Fernsehen, im Radio, im Internet, 

in den Zeitungen, in den trivialen Unterhaltungsromanen. 

Ihre Predigt lässt sich in einem Wort zusammenfassen, 


wie der Psalmist sagt: Es gibt keinen Gott, spricht der Narr.

Frau Torheit spricht: Verbotenes Wasser ist süß! 

Heimlich gegessenes Brot schmeckt am allerbesten!

So sagte schon die teuflische Schlange zu Eva: 


Sollte Gott euch verboten haben, diese Frucht 

vom Baum der Erkenntnis zu essen? Aber wenn 

ihr sie esst, werdet ihr erkennen und Gott gleich sein. 

Und Eva aß und gab dem Adam, und er aß auch. 


Davon haben noch heute die Männer 

den Adamsapfel in der Kehle. Alles, was Gott verbietet: 

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben, 

du sollst nicht lügen, nicht stehlen, nicht die Ehe brechen, 


nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut, alles das, 

was verboten ist, ist süß, sagt Frau Torheit. 

Andere Götter als der Vater im Himmel bringen 

mehr Befreiung. Die Wahrheit wird ersetzt 


durch die vielen beliebigen Meinungen. Gestohlen 

wird von den verarmten Chaoten und von den Managern 

der Banken. Ehebruch wird in den Liebeskomödien 

und Kriminalromanen als belebendes Stimulans 


für eine gute Ehe gefeiert. Das Hab und Gut ganzer Völker 

wird von den imperialistischen Großmächten 

des Kapitals ausgebeutet. Afrikas Bodenschätze 

werden ausgebeutet. Es wird Krieg um Öl geführt. 


Und bald wird Krieg um Wasser geführt werden.

Doch wer ihrer Einladung Folge leistet, weiß nicht, 

dass drinnen an ihrem Tisch die Geister der Toten sitzen. 

Wer die Schwelle ihres Hauses überschreitet, 


betritt damit schon die Totenwelt. Johannes Paul II 

nannte unsere gegenwärtige Kultur eine Kultur des Todes. 

Da wird Abtreibung als Frauenrecht propagiert. 

Da wird Euthanasie als Erlösung eingeführt. 


Da wird das Leben der Natur durch die Ideologie 

des Fortschritts vernichtet. Da werden Selbstmordattentate 

im Namen Gottes verübt. Da werden überall auf Erden 

Kriege geführt. Das ist die Kultur des Todes. 


Das ist die Kultur der Frau Torheit, ihre Wege 

sind Wege zum Totenreich, ihre gottlosen Wege 

sind die breiten Straßen zur Hölle. Und leider

Sind es Massen, die auf dieser Straße wandeln.




ZEHNTER GESANG


Den Schluss des Buches der Sprichwörter bildet das Lob 

der tüchtigen Frau. Die katholische Kirche liest diesen Text 

an den Feiertagen heiliger Frauen. Früher 

hat man in der „tüchtigen Frau“ vor allem 


eine „fleißige Hausfrau“ gesehen. Aber „tüchtige Frau“ 

kann man auch übersetzen mit „starke Frau“ 

oder gar „mächtige Dame“. Die sehr Konservativen 

sehen die Frau vor allem als Mutter und Hausfrau. 


Es gibt ja die drei K: Kinder, Küche, Kirche. 

Die modernen Weltmenschen wollen die Frau 

vor allem am Arbeitsplatz sehen. Dazu 

wird die Kleinkindbetreuung in Kinderkrippen verstaatlicht 


oder es werden befruchtete Eizellen eingefroren, 

um nach der aktiven Arbeitszeit ausgetragen zu werden.

Wie steht ihr zu „Hausfrauen“? Wie seht ihr 

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?


Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel, 

das einer finden kann. Ihr Mann kann sich auf sie verlassen, 

sie bewahrt und mehrt seinen Besitz. Ihr ganzes Leben lang 

macht sie ihm Freude und enttäuscht ihn nie.


Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat; 

sie spinnt und webt mit fleißigen Händen. Sie schafft 

von überall her Nahrung herbei wie ein Handelsschiff 

aus fernen Ländern. Sie steht schon auf, 


wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor 

und weist den Mägden die Arbeit zu. Sie schaut sich 

nach einem Stück Land um, kauft es mit dem Geld, 

das sie selber verdient hat, und bepflanzt es mit Reben.


Sie packt ihre Aufgaben energisch an und scheut 

keine Mühe. Sie merkt, dass ihre Mühe etwas einbringt; 

darum arbeitet sie beim Schein der Lampe 

bis spät in die Nacht. In jeder freien Minute 


nimmt sie die Spindel zur Hand. Den Armen 

und Notleidenden gibt sie reichlich und gern. 

Schnee und Frost bereiten ihr keine Sorgen, 

weil sie für alle im Haus warme Kleidung bereithält.


Sie macht sich schöne Decken; ihre Kleider 

sind aus feinem Leinen und purpurroter Wolle.

Sie hat einen Mann, der von allen geachtet wird; 

sein Wort gilt etwas im Rat der Gemeinde.


Sie fertigt Tücher und Gürtel an und verkauft sie an Händler.

Als wohlhabende und angesehene Frau blickt sie 

ohne Sorgen in die Zukunft. Was sie redet, 

zeugt von Weisheit; mit freundlichen Worten 


gibt sie Anweisungen und Ratschläge. Alles, 

was im Haus geschieht, behält sie im Auge; 

Müßiggang ist ihr unbekannt. Ihre Kinder sind stolz auf sie 

und ihr Mann lobt sie. Es gibt viele tüchtige Frauen, sagt er; 


aber du bist die allerbeste! Anmut und Schönheit 

sind vergänglich und kein Grund, eine Frau zu rühmen; 

aber wenn sie den Herrn ernst nimmt, dann verdient sie Lob.

Ihre Mühe darf nicht unbelohnt bleiben: Für das, 


was sie leistet, soll die ganze Stadt sie ehren.

Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel, 

das einer finden kann. Wie gesagt, eine tüchtige Frau 

ist nicht nur die fleißige Hausfrau. Das Wort „tüchtig“ 


kommt von dem Hauptwort „Tucht“, ein altdeutsches Wort 

für „Tugend“, aber Tugend nicht im moralischen Sinn, 

sondern im Sinne von „begabt mit viel Kraft“. 

Tugend heißt lateinisch Virtutes, da steckt das Wort Vir drin, 


das heißt Männlichkeit, Kraft eines Mannes. Es geht also 

um eine starke Frau. Was macht für euch eine starke Frau aus?

Müssen Frauen, um feminin zu sein, schwach 

und empfindlich sein? Sind starke Frauen vermännlichte Weiber?


Oder gibt es eine besondere weibliche Art der Stärke?

Die „mächtige Dame“ ist schwer zu finden, 

aber sie ist mehr wert als Perlen. In diesem Wort 

sehen wir in der Gestalt der starken Frau ein Abbild 


der göttlichen Frau Weisheit, die auch schwer zu finden ist 

und deren Wert auch Gold und Perlen und Juwelen übertrifft. 

So wie der Christ ein Abbild des Vaters im Himmel ist, 

so ist die Christin ein Abbild der mütterlichen Gottesweisheit.


Ihr Mann kann sich auf sie verlassen, sie bewahrt 

und mehrt seinen Besitz. Ihr ganzes Leben lang 

macht sie ihm Freude und enttäuscht ihn nie.

Die starke Frau ist eine zuverlässige Frau ihres Ehemannes, 


sie ist treu. Heute, in einer Zeit des Bäumchenwechseldich, 

der Onenightstands und Ehescheidungen braucht eine Frau 

(und ein Mann ebenso) besondere Charakterstärke und Gnade 

von Gott, um eine dauerhaft treue Ehe führen zu können.


Wie können christliche Eheleute ihre lebenslange Treue 

inmitten vieler Versuchungen bewahren? 

Und wie kann der Glaube, wie kann Gott dabei helfen? 

Empfohlen wird den frommen Eheleuten, gemeinsam zu beten.


Habt ihr das schon einmal getan? Die zuverlässig-treue Frau 

ist aber auch die göttliche Weisheit, und ein Mann 

wie Salomo ist ihr geistlicher Ehemann. Die göttliche Weisheit 

ist treu, verlässt ihren Mann nicht, und bereitet ihm viel Freude.


So kann ein eheloser Christ leben. Eine ehelose Christin 

sieht das gleiche in Jesus, ihrem göttlichen Bräutigam, 

seine Liebe ist treu und er ist die Quelle tiefer Freude.

Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat; 


sie spinnt und webt mit fleißigen Händen. Sie schafft 

von überall her Nahrung herbei wie ein Handelsschiff 

aus fernen Ländern. Sie steht schon auf, 

wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor 


und weist den Mägden die Arbeit zu. Die Frau sorgt 

in der Regel dafür, dass die Kinder etwas Heiles 

und Sauberes und Schönes anzuziehen haben, 

ja, oft sorgt die Frau auch für die Kleidung des Mannes. 


Ist ein Mann ordentlich und geschmackvoll gekleidet, 

denke ich oft: Der hat eine Frau. Geht aber ein Mann 

in unordentlichen schmuddeligen Klamotten, denk ich: 

Der lebt alleine. Die Frau beschafft auch in der Regel 


die Nahrung. Wenn eine Frau mit dem Auto 

zum Supermarkt fährt und für eine Woche 

für die ganze Familie Nahrung kauft, dann sieht das Gott 

und freut sich. Die Frau imitiert damit den Vater 


im Himmel, der für das tägliche Brot 

für alle seine Kinder sorgt. Die Frau, 

besonders wenn sie Kleinkinder oder Schulkinder hat, 

steht schon im Dunkeln auf. Mütter mit Babys 


müssen sogar oft in der Nacht wachen. Die Frau 

macht den Schulkindern ihr Pausenbrot. 

Sie sorgt für das Frühstück ihres Mannes. 

Und wenn sie – wie Gott – für alle gesorgt hat, 


dann geht auch sie aus dem Haus zur Arbeit.

Könnt ihr in solcherlei „weltlichen“ Aufgaben 

euren wohlgefälligen Gottesdienst sehen, euren Anteil 

an der Fürsorge Gottes, der wie Vater und Mutter ist?


Sie schafft von überall her Nahrung herbei 

wie ein Handelsschiff aus fernen Ländern.

Darin sehen wir auch die Weisheit Gottes, 

die die Regierenden einsetzt und den Welthandel organisiert, 


eine globale Königin. Aber wenn die Regierenden 

dem Geldgott dienen und nicht der Weisheit Gottes, 

wenn der globale Weltmarkt nur nach dem Prinzip 

des Profits für die reichen Nationen geordnet wird, 


dann gerät die Welt in Unordnung, nicht nur 

die Gesellschaft verelendet, sondern auch die Natur.

Sie steht schon auf, wenn es noch dunkel ist, bereitet 

die Mahlzeiten vor und weist den Mägden die Arbeit zu.


Die Weisheit Gottes gibt morgens – in der notwendigen 

stillen Zeit – ihren Mägden und Knechten ihre Aufgabe. 

Morgens frage Jesus: Herr, was willst du heute von mir? 

Zeig mir, wie ich dir heute dienen kann!


Fragt ihr täglich nach dem Willen Gottes für euer Leben, 

das tägliche Leben? Versucht ihr, jeden Tag 

eures täglichen Lebens inmitten eurer weltlichen Aufgaben 

Gott zu dienen, so dass die Arbeit zum Gottesdienst wird?


Sie schaut sich nach einem Stück Land um, kauft es 

mit dem Geld, das sie selber verdient hat, und bepflanzt es 

mit Reben. Sie packt ihre Aufgaben energisch an 

und scheut keine Mühe. Sie merkt, dass ihre Mühe 


etwas einbringt; darum arbeitet sie beim Schein der Lampe 

bis spät in die Nacht. In jeder freien Minute nimmt sie 

die Spindel zur Hand. Sie schaut sich nach einem Stück 

Land um, kauft es mit dem Geld, das sie selber verdient hat, 


und bepflanzt es mit Reben. Hier sehen wir, 

dass die starke Frau kein unmündiges Hausmütterchen 

unter dem Pantoffel eines Patriarchen ist. Denn erstens 

kauft sie selbständig ein Grundstück oder Ländereien, 


zweitens tut sie dies von ihrem selbst verdienten Geld, 

und drittens baut sie einen Weinberg an. 

Sie ist also Landeigentümerin. Sie packt ihre Aufgaben 

energisch an und scheut keine Mühe. Die starke Frau 


ist keine Müßiggängerin. Sie arbeitet energisch. 

Der Heilige Geist ist die Kraft (dynamis) Gottes 

mit vielen Kraftwirkungen (Energien). Die starke Frau 

wirkt also in der Kraft des Heiligen Geistes. 


Und sie scheut keine Mühe. Sie erträgt die täglichen 

kleinen oder großen Kreuze, die Gott ihr schickt, 

geduldig und mutig. Weil Frauen die Wehenschmerzen 

gewohnt sind, sind sie meistens leidensfähiger 


als Männer, begegnen tapferer den Schmerzen. 

Männer wimmern ja schon bei einer Grippe nach Mama! 

Frauen leiden tapfer, wenn ihre Kinder zur Welt 

kommen wollen, leiden tapfer an der Schlaflosigkeit 


bei der Babybetreuung, leiden tapfer 

bei den Kinderkrankheiten. Die starke Frau trägt auch 

geduldig die täglichen Mühen der Hausarbeit, 

oder erträgt geduldiger bei der Berufsarbeit 


absurde Chefs, Kunden und Patienten oder Mitarbeiter.

Sie merkt, dass ihre Mühe etwas einbringt.

Die starke Frau merkt, dass ihre Berufsarbeit Sinn macht. 

Nicht nur, dass sie selbst Geld verdient 


und sich nicht von ihrem Mann aushalten lässt, 

sondern sie kann auch im Beruf ihre ihr von Gott 

geschenkten Talente, Begabungen und Fähigkeiten 

entfalten. Sie kann an ihrem Arbeitsplatz 


Gutes für andere Menschen tun. Ob sie nun Alte betreut 

oder Lehrerin ist oder Ärztin oder was auch immer, 

sie kann mit ihrer Menschlichkeit im Beruf 

anderen Menschen helfen. Was ist das anders 


als praktisch gelebte Nächstenliebe? Und Nächstenliebe 

ist ein Ausdruck unserer Gottesliebe. Nächstenliebe 

ist Dienst an Gott, so wird auch die Berufsarbeit 

der starken Frau zum wohlgefälligen Gottesdienst.


Den Armen und Notleidenden gibt sie reichlich und gern.

Schnee und Frost bereiten ihr keine Sorgen, 

weil sie für alle im Haus warme Kleidung bereithält.

Sie macht sich schöne Decken; ihre Kleider 


sind aus feinem Leinen und purpurroter Wolle.

Die starke Frau imitiert auch in der Barmherzigkeit 

ihren Gott, sie hilft den Armen, den Bettlern, 

den Kranken, den Kindern, den Sterbenden. 


Sie sorgt für die Zukunft ihrer Kinder. Sie sorgt 

für das leibliche Wohl ihrer Kinder, 

für ihre geistige Bildung (Vorlesen von Büchern,

Hausaufgabenhilfe) und sie sorgt für die christliche Erziehung


ihrer Kinder (Taufe, Kinderbibel, Kindergottesdienste,

Firmung, Tischgebete, christliche Weihnachten). 

Die starke Frau trägt schöne Kleider, nicht purpurne Wolle, 

wie es hier heißt, sondern Byssus, das ist 


ein in der Antike unendlich kostbarer Stoff 

aus Muschelseide. Man könnte sagen, sie trägt Kleider 

aus Samt und Seide. Sie erfreut ihrer Mann, 

wenn sie sich schön kleidet. Und sie entfaltet 


in schöner Kleidung ihren künstlerischen, ästhetischen Sinn, 

ihren Sinn für Schönheit. Dabei achtet die christliche Frau 

auf eine Mode, die nicht dem „Evas-Kostüm“, 

der „nackten Mode“ des Zeitgeistes entspricht. 


Also weder wie die bigotten Frömmler kleidet sie sich 

in graues Sacktuch, noch wie die Weltkinder in Kleider, 

die mehr der Mangel an Kleidung sind- Was meint ihr, 

wie sollten Frauen sich kleiden, dass sie Jesus gefallen? 


Wie steht Jesus zum Minirock? Darf eine christliche Frau 

sich schminken und schmücken? Oder ist das Jesus 

alles ganz egal? Sie hat einen Mann, 

der von allen geachtet wird; sein Wort gilt etwas 


im Rat der Gemeinde. Die starke Frau wählt sich 

einen angesehen Mann, keinen Faulpelz, keinen Dummkopf. 

Die christliche Frau mag gerne einen Mann, 

der ihren Glauben teilt. Ob ein Mann eine gute Frau hat, 


das sieht man ihm am Gesicht an. Ihr Mann ist klug, 

sein Wort gilt etwas in der Gemeinde, ihr Mann ist freundlich 

und hilfsbereit, er wird von den Menschen geschätzt.

Aber hier sehen wir auch die göttliche Weisheit. 


Ihr Mann ist wie Salomo ein weiser Mann. 

Seine Kenntnis in Bibelwissenschaft, Theologie 

und Philosophie wird in der Kirche geschätzt, 

und da er von seiner Herrin, Frau Weisheit, erzogen wird 


zu einem tugendhaften Leben, so wird er als freundlich 

und hilfsbereit vom Volk geschätzt. Was sie redet, 

zeugt von Weisheit; mit freundlichen Worten 

gibt sie Anweisungen und Ratschläge.


Hier ist wieder die starke Frau kein dummes Weibchen. 

Nichts von „das Weib schweige in der Gemeinde“... 

Nein, die starke Frau spricht Worte der Weisheit. 

Das heißt, sie kennt die Bibel, sie hat Einsicht 


in das Herz Gottes, sie bemühte sich um Bildung, 

sie strebt nach Erkenntnis, sie kann (nicht nur 

ihre Kinder) lehren. Ihre Worte sind freundlich. 

Das heißt, sie kennt die Wahrheit Gottes (Christus), 


aber sie gibt diese Erkenntnis in Liebe weiter. 

Sie knüppelt niemanden mit Bibelversen nieder. 

Sie zwingt niemandem ihren Glauben auf. 

Bevor sie ein Glaubenszeugnis ablegt, liebt sie 


den Menschen, dem sie Zeugnis ablegen will. 

Sie gibt gute Ratschläge, das kann sie, weil sie 

die Gaben des Heiligen Geistes hat, die Gabe 

der Klugheit, der Frömmigkeit, der Einsicht 


und des guten Rates. Ja, sie gibt sogar Anweisungen, 

das heißt Befehle. Die starke Frau ist nicht ein Weibchen, 

das nur Befehle von Ehemann und Pfarrer empfängt, 

sondern sie selbst hat Autorität und kann gebieten.


Ihre Kinder sind stolz auf sie und ihr Mann lobt sie.

Ich hoffe, ihr Mann lobt sie und nimmt die Gottesgnade, 

solch eine Frau zu haben, nicht für Selbstverständlichkeit 

oder gar sein eigenes Verdienst- Ihre Kinder sind stolz auf sie, 


und dies ist ein Stolz, der Gott gefällt. Auch die Kinder 

der Weisheit sind stolz auf sie. Wir Christen dürfen 

stolz auf einen solchen Gott sein! Und der Mann der Weisheit 

lobt sie, indem er Predigten schreibt oder Bibelkommentare


oder Psalmen und Hymnen und Lieder auf sie singt 

und ihr im Gebet Worte der Anbetung schenkt.

Es gibt viele tüchtige Frauen, sagt er; 

aber du bist die allerbeste! Ein Wort über Maria, 


die Mutter Jesu. Im Lukas-Evangelium sagt 

ihre Cousine Elisabeth: Du bist mehr gesegnet 

als alle anderen Frauen! Das ist Gottes Wort! 

Gesegnet nannte man früher gebenedeit. Du bist 


gebenedeit unter den Frauen, beten die Katholiken.

Aber auch der Ehemann sagt zu seiner Ehefrau: 

Es gibt auch andere Frauen, die begnadet sind mit Klugheit 

und Schönheit, aber du, du bist mir die Liebste von allen!


Im Hohelied Salomos heißt es: Salomo hatte 

dreihundert Königinnen und siebenhundert Konkubinen 

und schöne Mädchen ohne Zahl, aber Eine 

ist die Meine, die Reine, die Feine!


Anmut und Schönheit sind vergänglich und kein Grund, 

eine Frau zu rühmen; aber wenn sie den Herrn ernst nimmt, 

dann verdient sie Lob. Ihre Mühe darf nicht unbelohnt bleiben:

Für das, was sie leistet, soll die ganze Stadt sie ehren.


Schönheit kein Grund eine Frau zu rühmen? 

Verzeih mir, Salomo, dass ich, der Dichter, dir widerspreche.

Aber ich verstehe schon: Es gibt Frauen, 

die äußerlich schön erscheinen, aber ein böses Herz haben. 


Einen zehnjährigen Knaben fragte ich: 

Willst du lieber eine schöne Frau oder eine Frau 

mit gutem Herzen haben? – Eine schöne Frau! – 

Und wenn sie eines Tages nicht mehr schön ist? – 


Dann such ich mir eine neue!... Ihre Mühe 

darf nicht unbelohnt bleiben: Für das, was sie leistet, 

soll die ganze Stadt sie ehren. Die ganze Stadt soll sie ehren. 

Nun, wir wollen sie zumindest in der Gemeinde ehren.