VON TORSTEN SCHWANKE
„Denn gegen die obskuren Kutten,
Die mir zu schaden sich verquälen,
Auch mir kann es an Ulrich Hutten,
An Franz von Sickingen nicht fehlen.“
Goethe
I
Exzellentester Herr! Da wir schon oft
solche frivolen Streiche
miteinander gespielt haben,
und es dir nichts ausmacht,
wenn jemand einen schlechten Scherz
gegen dich loslässt,
wie ich es jetzt vorhabe:
so fürchte ich nicht,
dass du es schlecht aufnimmst,
dass ich jetzt einen Scherz berichte,
da du auch solche Dinge getan hast;
und ich weiß, dass du lachen wirst,
weil es ein wunderbares Geschäft ist.
Und so haben wir dich sogar besser,
als dein bester Freund es dir wünschen konnte.
II
Da es, wie Aristoteles sagt,
im Einzelfall nicht unnütz ist,
dem Zweifel Raum zu geben,
und wie der Prediger sagt:
Ich habe mir in meinem Herzen
vorgenommen, zu forschen
und nach allem zu fragen,
was unter der Sonne ist:
so habe ich mir eine Frage gestellt,
über die ich Zweifel habe,
um Eure Herrlichkeit zu erregen.
Vor allem aber nehme ich den heiligen Gott
zum Zeugen, dass ich weder deine Ehre
noch deine Ehrfurcht auf die Probe stellen will,
sondern wünsche nur von Herzen,
dass du mich über meine Zweifel
aufklären mögest.
Da es im Evangelium heißt:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen,
und wie Salomo sagt:
Alle Weisheit ist von Gott,
du aber hast mir alles Wissen geschenkt,
das ich besitze, und alles gute Wissen
ist der Urquell der Weisheit:
Du bist sozusagen mein Gott,
weil du mir den Anfang der Weisheit gegeben hast,
um es poetisch zu sagen.
Aber meine Frage wurde
durch folgenden Umstand ausgelöst.
Vor langer Zeit fand hier
ein aristotelisches Fest statt.
Doktoren, Lizentiaten und Magister
waren äußerst heiter,
und auch wir nahmen zuerst
drei Schlucke Malvasier,
dann legten wir frisch gebackene Brötchen
für den ersten Gang aus
und bereiteten eine Suppe;
danach gab es sechs Schüsseln Fleisch,
Hühner und Kapaunen,
und eine von Fisch;
und während wir von einer Schüssel
zur anderen gingen,
tranken wir Kotzberger und Rheinwein,
sowie Einbecker, Torgauer und Naumburger Bier.
Die Magister waren recht amüsiert und sagten:
Die frischgebackenen Magister
hätten sich gut und sehr ehrenhaft verhalten.
Darauf begannen die bejubelten Magister,
sich kunstvoll über wichtige Fragen zu unterhalten,
und einer warf die Frage auf:
soll man "magister nostrandus" sagen?
oder "noster magistrandus",
um eine Person zu bezeichnen,
die fähig ist, Doktor der Theologie zu werden,
wie neulich in Köln Pater Theodorich von Ganda,
der Honigmund,
würdigster Legat der segenspendenden
Universität Köln,
fürsorglicher Kenner der freien Künste,
Philosoph, Meister der Argumentation
und vornehmster Theologe.
Mein Landsmann, Magister Warmsemmel,
war sofort mit einer Antwort zur Stelle,
der Mann ist ein sehr scharfsinniger Schotte,
ist seit achtzehn Jahren Magister,
wurde beim Magisterstudium zweimal abgelehnt,
dreimal gab es Hindernisse,
aber er hat trotzdem durchgehalten,
bis er zur Ehre der Universität promoviert hat.
Er kennt sich gut aus,
hat viele Studenten, große und kleine,
alte und junge; seine Rede
zeugte von hoher geistiger Reife,
und er meinte, man solle "noster magistrandus" sagen:
das war ein einziger Begriff,
denn magistrare bedeutete,
einen Meister zu machen,
so wie baccalauriare einen Junggesellen
und doctorare einen Doktor machte,
und daher jene künstlerischen Ausdrücke:
magistrandus, baccalauriandus und doctorandus.
Aber weil die Doktoren der Theologie
nicht Doktoren heißen,
sondern aus Demut und Heiligkeit
und zur Unterscheidung
"unsere Magister" genannt werden;
Da sie nach dem katholischen Glauben
an der Stelle unseres Herrn Jesus Christus stehen,
der die Quelle des Lebens ist,
Christus aber unser aller Meister war:
deshalb werden auch sie "unsere Meister" genannt,
denn sie haben uns auf dem Weg
zur Wahrheit zu lehren,
und Gott ist die Wahrheit.
Deshalb werden sie mit Recht
"unsere Meister" genannt,
weil wir alle als Christen verpflichtet sind,
ihre Predigt zu hören,
und niemand darf ihnen widersprechen,
weil sie unser aller Meister sind.
Dagegen ist "nostro", "tra", "trare"
nicht gebräuchlich und steht
weder im Wörterbuch "Ex quo",
noch im "Cailiolicon",
noch im "Breviloquium",
noch im "Gemma Gemmarum",
das eine Menge künstlerischer Ausdrücke enthält:
man muss also sagen: "noster magistrandus"
und nicht "magister nostrandus".
Dann Magister Andreas Delitzsch
äußerst scharfsinnig, teils als Dichter,
teils als Kenner der schönen Künste,
Doktor und Jurist,
der schon öffentliche Vorlesungen
über Ovids Metamorphosen hält
und alle Fabeln allegorisch und wörtlich erklärt,
dessen Schüler ich auch bin,
weil seine Erklärung sehr gründlich ist,
und der auch ein Privatissimo
über den Quinktilian und Juvenkus liest:
er kontert M. Warmsemmel mit den Worten:
man müsse sagen: "magister nostrandus";
denn wie es einen Unterschied
zwischen magister noster und noster magister gibt,
so gibt es auch einen Unterschied
zwischen magister nostrandus
und noster magistrandus;
nämlich magister noster ist der Name,
den man einem Doktor der Theologie gibt,
und das ist eine einzige Bezeichnung,
während noster magister zwei Bezeichnungen sind,
unter die man jeden Meister
in irgendeiner freien Kunst fasst,
ob diese in manueller oder geistiger Arbeit besteht.
Das sei auch kein Grund,
warum "nostro", "tras", "trare"
nicht gebräuchlich seien,
da man neue Wörter bilden könne;
und um dies zu beweisen,
zitierte er Horaz.
Daraufhin bewunderten die Meister
seinen Einfallsreichtum,
und einer von ihnen brachte ihm
eine Kanne Naumburger Bier;
aber er sagte: Ich will noch ein wenig warten,
bei allem Respekt,
ergriff sein Barett,
lachte fröhlich und brachte es
M. Warmsemmel mit den Worten:
Hier, Herr Magister!
Sie dürfen mich nicht für Ihren Feind halten,
und trank in einem Atemzug;
aber M. Warmsemmel antwortete ihm tapfer,
zu Ehren der Schlesier.
Die Herren waren alle sehr lustig,
und dann wurde die Glocke
zur Vesper geläutet.
Darum bitte ich Eure Exzellenz,
Ihr wollt mir Euren Standpunkt darlegen,
weil Ihr so tief gelehrt seid.
Ich sagte seinerzeit:
M. Ortuin sollte mir wohl die Wahrheit schreiben,
denn er war mein Lehrer in Deventer,
als ich im dritten Jahr war.
Johannes Reuchlin steht da,
denn ich habe gehört, dass dieser Schlingel -
obwohl er Arzt und Rechtsgelehrter ist -
seine Worte noch nicht zurücknehmen will.
Und schickt mir bitte das Buch
unseres Meisters Arnold von Tongeren,
das er unter dem Titel
"Articuli (et Propositiones)" geschrieben hat;
es ist sehr scharf geschrieben
und behandelt viele tiefe Fragen der Theologie.
Leben Sie wohl und vermuten Sie nicht,
dass ich Ihnen in einem so vertraulichen Ton schreibe;
Sie haben mir schon gesagt, dass Sie mich
wie einen Bruder lieben
und mir in allem helfen wollen,
auch wenn Sie mir viel Geld geben müssten.
III
Herzliche Grüße
und uneingeschränkte Dienstbereitschaft,
verehrter Magister!
Weil es, wie Aristoteles
in den Kategorien sagt,
nicht ohne Nutzen ist,
im Einzelfall dem Zweifel Raum zu geben,
habe auch ich einen Umstand,
der schwer auf meinem Gewissen lastet.
Kürzlich war ich auf der Frankfurter Messe
und ging mit einem Bakalaureus
durch eine Straße zum Markt,
als wir zwei Männern begegneten,
die recht ansehnlich aussahen:
Sie trugen schwarze Gewänder
und hatten große Kapuzen mit spitzen Enden.
Gott ist mein Zeuge,
dass ich sie für zwei unserer Magister hielt,
und so erwies ich ihnen meine Ehre.
Da stieß mich der Junggeselle und sagte:
Bei der Liebe Gottes, was tust du da?
Das sind Juden,
und du ziehst vor ihnen dein Barett!
Da überkam mich ein solcher Schrecken,
als ob ich einen Teufel gesehen hätte,
und ich antwortete: Herr,
Gott sei mir gnädig;
ich habe es aus Unwissenheit getan;
aber - was meinen Sie -
ist das eine schwere Sünde?
Und nun sagte er erstens:
Seiner Meinung nach sei es eine Todsünde,
weil es unter den Begriff des Götzendienstes falle.
Denn wenn jemand einem Juden
oder einem Nichtjuden eine Ehre erweist,
was einen Christen betrifft,
so handelt er gegen das Christentum
und gibt sich als Jude oder Heide aus,
und dann sagen die Juden und Heiden:
Du da, wir sind auf dem besseren Weg,
weil die Christen uns ehren;
denn wenn wir nicht auf dem besseren Weg wären,
würden sie uns nicht ehren;
und so werden sie in ihrem Glauben gestärkt,
verachten den christlichen Glauben
und lassen sich nicht taufen.
Darauf erwiderte ich: Das ist wahr,
wenn man es wissentlich tut,
aber ich habe es unwissentlich getan,
und Unwissenheit entschuldigt die Sünde;
denn wenn ich gewusst hätte,
dass sie Juden sind,
und ihnen dennoch meine Achtung gezeigt hätte,
hätte ich den Scheiterhaufen verdient,
denn das wäre Ketzerei gewesen.
Aber weder durch Wort noch durch Tat -
weiß Gott - habe ich es gewusst,
denn ich glaubte,
sie seien von unseren Magistern.
Dann antwortete er:
Es ist trotzdem eine Sünde,
und erzählte mir folgendes:
Auch ich bin einmal durch eine Kirche gegangen,
wo ein Jude aus Holz
mit einem Hammer in der Hand
vor dem Heiland stand;
aber ich glaubte, es sei der heilige Petrus,
und dass er den Schlüssel in der Hand habe,
und ich beugte meine Knie
und nahm vor ihm das Barett ab.
Danach sah ich, dass es ein Jude war,
und bereute und bereute.
Aber bei der Beichte,
die ich im Predigerkloster ablegte,
sagte mir mein Beichtvater,
dass dies eine Todsünde sei,
weil man sich vor allem in Acht nehmen müsse;
er könne mich nicht freisprechen,
wenn er keine bischöfliche Vollmacht habe,
weil dies ein bischöflicher Fall sei;
er fügte auch hinzu,
dass es ein päpstlicher Fall sei,
wenn ich es absichtlich
und nicht unwissentlich getan hätte.
Ich wurde also freigesprochen,
weil er bischöfliche Autorität hatte.
Und bei Gott, ich glaube,
dass Sie, wenn Sie Ihr Gewissen bewahren wollen,
vor dem Konsistorialbeamten beichten müssen.
Unwissenheit kann deine Sünde nicht entschuldigen,
denn du hättest vorsichtig sein müssen.
Die Juden haben immer einen gelben Ring
an der Vorderseite ihres Mantels,
den du hättest sehen müssen,
so wie ich ihn gesehen habe.
So sagte jener Junggeselle damals zu mir.
Da Sie aber ein sehr gelehrter Theologe sind,
bitte ich Sie demütig
und in aller Bescheidenheit,
die oben aufgeworfene Frage zu lösen
und mir zu schreiben,
ob es sich um eine Todsünde
oder eine lässliche Sünde handelt,
ob es sich um einen einfachen Fall
oder um einen bischöflichen
oder päpstlichen Fall handelt.
Schreiben Sie mir auch,
ob die Frankfurter Bürger Ihrer Meinung nach
das Richtige tun, wenn sie den Juden erlauben,
in der Tracht unserer Magister herumzulaufen.
Es scheint mir nicht recht zu sein
und verursacht großes Ärgernis,
dass zwischen den Juden
und unseren Magistern
kein Unterschied besteht;
es ist auch eine Verhöhnung
der heiligen Lehren Gottes,
und der erhabenste Kaiser und Herr
sollte nicht dulden, dass ein Jude,
der nur so etwas wie ein Hund
und ein Feind Christi ist,
wie ein Doktor der heiligen Lehren Gottes
herumlaufen darf.
Ich sende Ihnen auch einen Aufsatz
von M. Bernhard Plumilegus,
vulgo Federleser,
den er mir aus Wittenberg geschickt hat;
Sie kennen ihn, er war einst
Ihr Mitschüler in Deventer.
Er sagte mir, dass Sie mit ihm
eine gute Kameradschaft gepflegt haben;
er ist immer ein guter Kerl
und kann Sie nicht genug loben.
Also lebe wohl im Namen des Herrn!
IV
Es ist schlecht für eine kleine Maus,
nur Ein Loch zu kennen.
Auch ich kann das von mir sagen,
mit Wohlwollen,
ehrwürdiger Mann,
denn ich wäre ein armer Schlucker,
wenn ich nur einen Freund hätte
und, wenn er mich aufgäbe, keinen anderen,
der mich mit Freundschaft behandelte.
So ist zum Beispiel zur Zeit
ein gewisser Dichter
namens Georg Sibutus hier:
er gehört zu den weltlichen Dichtern,
hält öffentliche Vorträge über Poesie
und ist auch sonst ein guter Kerl.
Aber - wie Sie wissen - diese Dichter,
wenn sie nicht auch Theologen sind wie Sie,
wollen immer andere tadeln
und die Theologen gering schätzen.
Einmal, bei einem Trinkgelage
in seinem Haus,
wo wir Torgauer Bier getrunken haben,
bis drei Uhr gesessen haben
und ich ein bisschen betrunken war -
weil dieses Bier in den Kopf geht -
dass da auch jemand dabei war,
der sowieso nicht gut auf mich zu sprechen war:
Ich trank einen halben Krug vor ihm aus,
er nahm es an, wollte es mir aber danach nicht sagen.
Ich habe ihn dreimal gefragt,
aber er hat sich geweigert, mir zuzutrinken,
sondern saß still da und hat nichts gesagt.
Da dachte ich: Ha, er verachtet dich auch,
macht den Stolzen und will dich entehren.
Mein Zorn war geweckt,
ich nahm den Krug
und schlug ihm auf den Kopf.
Der besagte Dichter war wütend auf mich
und sagte, dass ich einen Skandal
in seinem Haus verursacht hätte
und dass ich in des Teufels Namen gehen sollte.
Ich antwortete ihm: Was macht es schon,
wenn du mein Feind bist?
Ich hatte schon mehr so schlimme Feinde wie Sie,
und doch bin ich bei ihnen geblieben;
was macht es schon,
dass Sie ein Dichter sind?
Ich werde auf deine Poesie scheißen!
Was denkst du denn?
hältst du mich für einen Narren,
oder bin ich am Baum gewachsen wie die Frucht?
Da nannte er mich einen Esel und sagte:
Ich habe noch nie einen Dichter gesehen.
Ich aber erwiderte:
Du selbst bist ein Esel mit Haut und Haaren;
ich habe wohl mehr Dichter gesehen als du -
und stellte dich
und unsern Magister von Zütphen
in den Kneck-Burs, den Verfasser
der bekannten Glosse,
und den Lizentiaten der Theologie,
Rutger, in den Burs unter 16 Häuser,
und damit verließ ich sein Haus,
und wir sind noch immer Feinde.
Aus diesem Grunde bitte ich Sie aufrichtig,
etwas für mich zu schreiben:
Ich werde es dann diesem Dichter
und den andern zeigen
und mit Ruhm berichten,
dass Sie mein Freund sind
und wohl ein besserer Dichter als er.
Vor allem aber schreiben Sie mir,
was Herr Pfefferkorn macht,
ob er noch lebt,
und ob Sie ihn noch immer verteidigen wie früher.
Lass mich auch einige Nachrichten haben.
Lebe wohl in Christus!
V
Seien Sie gegrüßt,
verehrter Magister!
Da wir schon oft solche leichtsinnigen
Streiche miteinander getrieben haben,
und es Euch nichts ausmacht,
wenn jemand einen schlechten Scherz
gegen Euch loslässt,
wie ich es jetzt vorhabe,
so fürchte ich nicht,
dass Ihr es übel nehmen werdet,
wenn ich Euch jetzt einen Scherz berichte,
denn Ihr macht auch solche Dinge;
und ich weiß, dass Ihr lachen werdet,
denn es ist ein wunderbares Gewerbe.
Neulich war hier ein Mann
vom Predigerorden,
ein gelehrter Theologe
und spekulativer Denker,
der auch viele Gönner hatte.
Man nennt ihn Herrn Georg;
zuerst war er in Halle,
dann kam er hierher
und predigte etwa ein halbes Jahr lang
und tadelte in seinen Vorlesungen
die ganze Welt,
sogar den Fürsten und seine Lehnsleute;
aber beim Trinken war er gesellig
und guter Dinge und trank
mit der Gesellschaft
auf die Hälfte und das Ganze;
aber immer, wenn er abends
mit uns getrunken hatte,
predigte er morgens über uns wie folgt:
So sitzen die Magister an dieser Universität
die ganze Nacht mit ihren Kameraden
beim Becher und schwelgen in Belanglosigkeiten;
und während sie solche Dinge
bei anderen tadeln sollten,
gehen sie selbst darin voran.
Er erregte oft meinen Unmut;
ich wurde wütend auf ihn
und dachte darüber nach,
wie ich mich rächen könnte,
aber ich konnte nie herausfinden,
wie ich es tun sollte.
Dann erfuhr ich von jemandem,
dass der Prediger nachts zu einer Frau ging,
sie misshandelte und mit ihr schlief.
Als ich das hörte, nahm ich einige gute Freunde,
Kollegen von mir, mit,
und wir gingen gegen 10 Uhr
zu diesem Haus
und drangen mit Gewalt ein.
Der Mönch wollte sich aus dem Staub machen,
aber er hatte keine Zeit, sich anzuziehen,
und sprang nackt aus dem Fenster.
Ich musste so lachen,
dass ich mich auf der Stelle hätte vollpissen können
und schrie: Prediger, nimm deine Hose mit!
Meine Kameraden draußen warfen ihn jedoch
in den Schlamm und ins Wasser.
Aber ich habe sie beschwichtigt
und ihnen gesagt, sie sollen sich erbarmen!
Aber dann habe ich ihnen eine Gemeinheit angetan
und wir haben alle die Frau genommen.
So rächte ich mich an diesem Priester,
und von da an predigte er nicht mehr über mich.
Aber das darfst du nicht weitersagen,
denn die Predigerbrüder (Dominikaner)
sind jetzt für dich gegen Dr. Reuchlin
und verteidigen die Kirche
und den katholischen Glauben
gegen diese weltlichen Dichter.
Ich wünschte, dieser Mönch wäre
von einem anderen Orden gewesen,
denn dieser Orden übertrifft
die anderen noch an Wundern.
Gib mir etwas zum Lachen
und sei mir nicht böse.
VI
Die besten Wünsche
und so viele gute Nächte,
wie es Sterne am Himmel
und Fische im Meer gibt.
Ihr sollt auch wissen,
dass ich gesund bin,
ebenso wie meine Mutter,
und dass ich dasselbe von Euch hören möchte,
da ich mindestens einmal am Tag
an Eure Herrlichkeit denke.
Nun aber höre mit Erlaubnis
etwas höchst Erstaunliches,
was ein gewisser Edelmann
(Ulrich von Hutten) hier getan hat -
möge der Teufel ihn
ins ewige Verderben stürzen,
weil er unseren Herrn Peter Meyer
in Gegenwart vieler Herren und Edelleute
bei Tisch so schändlich behandelt
und auch kein bisschen Respekt gezeigt,
sondern sich so anmaßend benommen hat,
dass ich mich nur wundern muss!
Er sagte: Seht her, der Dr. Reuchlin
ist gelehrter als ihr,
und dabei schnippte er ihn weg.
Daraufhin erwiderte unser Magister Peter:
Ich will mir den Hals abschneiden lassen,
wenn das wahr ist.
Heilige Maria!
Dr. Reuchlin ist nur ein Knabe
in der Theologie,
und selbst ein Knabe weiß mehr
in der Theologie als Dr. Reuchlin.
Heilige Maria!
Du kannst mir glauben,
denn ich habe Erfahrung,
er weiß auch nichts über
das 'Libri Sententarium'.
Heilige Maria!
Das ist eine Materie voller Scharfsinn,
und die Menschen können sie nicht begreifen,
wie sie Grammatik
und Poetik begreifen können.
Wenn ich wollte, könnte ich Dichter sein,
und ich wüsste, wie man dichtet,
denn ich habe Sulpicius in Leipzig
über Silbenmaße (Metrik) sprechen hören.
Aber wozu?
Er sollte mir nur eine Frage
in der Theologie vorlegen,
sollte sich auf eine Disputation einlassen.
Und nun bewies er mit vielen Gründen,
dass niemand vollkommenes Wissen
in der Theologie habe außer
durch den Heiligen Geist.
Es ist der Heilige Geist, sagte er,
der uns diese Fähigkeit einflößt;
aber die Poetik ist die Nahrung des Teufels,
wie Hieronymus in seinen Briefen sagt.
Darauf erwiderte die Kröte:
Das ist nicht wahr,
Dr. Reuchlin hat auch den Heiligen Geist
und Wissen genug in der Theologie;
er hat ein ganz theologisches Buch geschrieben -
ich weiß nicht, wie es heißt -
und er nannte unseren Magister Petrus
ein Ungeheuer;
ebenso nannte er unseren Magister Hoogstraten
einen Käsebruder.
Alle, die am Tisch saßen, lachten,
aber ich sagte, es sei ein Skandal,
dass ein einfacher Geselle
so wenig Respekt
vor einem unserer Magister habe.
Auch Dr. Peter war so erzürnt,
dass er vom Tisch aufstand
und das Evangelium zitierte,
in dem es heißt: Du bist ein Samariter
und hast den Teufel.
Aber ich sagte: Nimm das für dich selbst,
und freute mich sehr,
dass er diesen Windbeutel so gründlich
ausgeschaltet hatte.
Du sollst deine Arbeit fortsetzen
und die Theologie verteidigen wie bisher
und auf niemanden Rücksicht nehmen,
weder auf einen Adligen
noch auf einen Bauern,
denn du bist Manns genug, das zu tun.
Wenn ich so gut dichten könnte wie du,
würde ich mich nicht einmal
um einen Fürsten kümmern,
wenn er mich umbringen wollte.
Aber ich bin auch ein Feind der Juristen,
weil sie in roten Stiefeln
und Marderfellen herumlaufen
und den Richtern, auch unseren Richtern,
nicht die gebührende Ehrerbietung erweisen.
Ich bitte Sie auch demütig und aufrichtig,
mir mitzuteilen, wie es in Paris
mit dem "Augenspiegel" steht,
Gott gebe, dass die segnende Mutter,
die Universität von Paris,
es auf sich nimmt,
dieses ketzerische Buch zu verbrennen,
das so viele ärgerliche Dinge enthält,
wie unser Magister von Tongern schreibt.
Ich habe gehört, dass unser Magister von Zütphen
im Kneck-Burs, der die bekannte Glosse
über die vier Bücher Alexanders geschrieben hat,
gestorben ist. Ich hoffe aber,
dass es nicht wahr ist,
denn er war ein so ausgezeichneter Mann
und gründlicher Grammatiker,
und wahrscheinlich besser
als die neuen poetischen Grammatiker.
Bitte grüßen Sie auch Magister Remigius,
der früher mein Klassenlehrer war
und mich oft mit den Worten
auf die Schippe nahm:
Du bist wie eine Gans
und willst nicht studieren,
um eines Tages ein großer Exeget zu werden.
Ich antwortete: Nun gut, Meister,
ich werde mich in Zukunft bessern.
Manchmal ließ er mich gehen,
aber ein anderes Mal gab er mir
eine heilsame Disziplin (Prügel),
und dann war ich so fügsam,
dass ich das Heilmittel
für meine Nachlässigkeit gerne annahm.
Aber jetzt habe ich dir nichts mehr zu schreiben,
außer dass du noch hundert Jahre leben mögest.
Lebe wohl und in Frieden und Ruhe!
VII
Viele Grüße,
verbunden mit großem Respekt
vor Eurer Hochwürden,
wie es meine Pflicht
in einem Brief an Eure Magistratur ist.
Verehrter Magister,
Ihr sollt wissen,
dass es sich um eine sehr bemerkenswerte Frage handelt,
über die ich von Eurer Magistratur Auskunft
wünsche und erbitte.
Es gibt hier einen Griechen,
der Urbans Grammatik durchgeht
und, wenn er Griechisch schreibt,
immer Akzente oben drauf setzt.
Deshalb habe ich neulich gesagt:
Magister Ortuin aus Deventer
hat auch griechische Grammatik studiert
und versteht genauso viel wie er,
und hat nie solche Akzente geschrieben,
und ich glaube, er weiß genauso gut wie er,
was er zu tun hat,
und könnte das Griechische noch verbessern.
Aber die anderen wollten es nicht glauben,
und meine Kameraden und Kollegen bitten mich,
an Ihre Lordschaft zu schreiben,
damit Sie mir mitteilen, wie es ist,
ob man Akzente hinzufügen muss oder nicht.
Wenn es nicht sein soll,
so lasst uns dem Griechen zu bedenken geben,
dass er es gewiss spüren wird,
und lasst ihn nur wenige Zuhörer haben.
Ich habe bei Ihnen in Köln,
im Haus von Heinrich Quentel,
wo Sie Korrektor waren
und das Griechische korrigieren mussten,
gesehen, dass Sie damals alle Akzente,
die über den Buchstaben standen,
mit den Worten durchgestrichen haben:
Was soll dieser Blödsinn?
Und da habe ich mir schon gedacht,
dass du einen Grund hattest,
sonst hättest du es nicht getan.
Du bist ein wunderbarer Mensch,
und Gott hat dir die große Gnade gegeben,
von allem, was man wissen kann, etwas zu wissen.
Deshalb musst du auch den Herrgott,
die selige Jungfrau
und alle Heiligen Gottes
in deiner Dichtung preisen.
Aber nimm es mir nicht übel,
dass ich solche Fragen
zu deiner Ehre beschwerlich mache,
denn ich tue es zu meiner eigenen Belehrung.
Lebe wohl!
VIII
Sei gegrüßt ohne Zahl,
verehrter Magister!
Hätte ich Geld
und eine wichtige Stellung,
so würde ich dir ein herrliches Geschenk machen -
du darfst mir fest glauben -
damit du die Frage, die ich dir gestellt habe,
lösen könntest.
Da ich aber vorläufig keine
Schafe und Rinder
und alle Tiere des Feldes habe,
sondern arm bin,
kann ich Ihnen keine Belohnung
für Ihre Belehrung geben;
andererseits verspreche ich Ihnen,
dass ich Ihnen eine besondere Ehre erweisen werde,
sobald ich im Besitz einer Pfründe bin -
denn ich habe mich bereits
um ein Vikariat beworben.
Schreiben Sie mir auch,
ob es für die ewige Seligkeit notwendig ist,
dass die Schüler die Grammatik
von weltlichen Schriftstellern
wie Virgil, Tullius, Plinius und anderen lernen.
Das scheint mir keine Methode des Studiums zu sein,
denn, wie Aristoteles
im ersten Buch der Metaphysik schreibt,
lügen die Dichter viel,
aber wer lügt, begeht eine Sünde,
und wer sein Studium auf Lügen gründet,
gründet es auf Sünden,
aber alles, was auf Sünden beruht,
ist nicht gut,
sondern gegen Gott,
denn Gott ist ein Feind der Sünden.
In der Poesie aber gibt es Lügen;
darum können auch die,
die ihre Lehre mit Poesie beginnen,
nicht im Guten fortschreiten,
denn eine schlechte Wurzel hat auch
ein schlechtes Kraut an sich,
und ein schlechter Baum
trägt schlechte Früchte,
wie der Heiland sagt:
Es ist kein guter Baum,
der schlechte Früchte trägt.
Ich erinnere mich auch noch
an die Belehrung,
die mir unser Magister Valentin von Geltersheim
einmal in den Bursen unter 16 Häusern gab,
als ich sein Schüler war
und den Sallust hören wollte.
Er sagte: Warum willst du den Sallust hören,
du ruppiger Bursche?
Worauf ich antwortete:
Weil Magister Johannes von Breslau gesagt hat,
dass man von solchen Schriftstellern
gute Aufsätze lernt.
Darauf entgegnete er:
Das ist überspanntes Zeug,
aber Sie müssen Ihre Aufmerksamkeit
auf die Bücher Alexanders
und die Briefe Karls lenken,
die in den Klassenzimmern
der Grammatiker besprochen werden;
ich habe nie Sallust gehört,
und doch weiß ich, wie man Aufsätze
in gebundener und ungebundener Rede schreibt.
Und so hat unser Magister Valentin dafür gesorgt,
dass ich nie Poetik studiert habe.
Nun aber quälen mich jene Humanisten
mit ihrem neuen Latein
und halten jene alten Bücher für nichts:
einen Alexander, Remigius,
Johannes von Garlandia, Cornutus,
die Composita verborum,
die Epistolare des Magister Paulus Schneevogel,
und lügen so schlecht,
dass ich ein Kreuz vor mir mache,
wenn ich sie nur höre.
Zum Beispiel sagte kürzlich jemand,
dass es in einer bestimmten Region
ein Gewässer gibt,
das goldenen Sand enthält und Tejo heißt.
Ich habe heimlich gepfiffen,
weil das unmöglich ist.
Ich weiß, dass du auch ein Dichter bist,
aber ich weiß nicht, woher du diese Kunst hast.
Man sagt, dass man in einer Stunde
mehrere Gedichte schreiben kann,
wenn man will; aber ich glaube,
dass dein Geist durch die Gnade
des Heiligen Geistes von oben
so erleuchtet ist,
dass du das und mehr kannst,
da Ihr immer ein guter Theologe gewesen seid
und diese Heiden zurechtweist.
Ich würde dir gerne etwas Neues schreiben,
wenn ich etwas wüsste,
aber ich habe nichts anderes gehört,
als dass die Brüder und Herren
des Predigerordens
hier im Besitz großer Ablässe sind
und von Schuld und Strafe freisprechen,
wenn jemand gebeichtet und bereut
und gelitten hat.
Sie besitzen auch päpstliche Briefe (breves).
Schreibe auch mir etwas,
denn ich bin gewissermaßen dein Famulus.
Lebe wohl!
IX
Seid gegrüßt,
dass tausend Talente ihr Gewicht
nicht aufwiegen können.
Ehrwürdiger Magister,
ich will Euch wissen lassen,
dass hier viel von Euch geredet wird
und die Theologen Euch
außerordentlich loben,
weil Ihr zur Verteidigung des Glaubens
gegen Dr. Reuchlin
ohne Ansehen der Person geschrieben habt.
Einige Burschen dagegen,
die keine Einsicht haben,
wie auch die Juristen,
die nicht vom christlichen Glauben erleuchtet sind,
verunglimpfen Sie
und reden viel gegen Sie;
sie können sich aber nicht erheben,
da die theologische Fakultät
auf Ihrer Seite steht.
Als diese Bücher, die den Titel
"Acta Parisiensium" tragen,
vor kurzem hierher kamen,
haben fast alle Magister sie gekauft
und waren begeistert;
auch ich habe sie damals gekauft
und nach Heidelberg zur Einsicht geschickt.
Und ich glaube, dass die Heidelberger,
nachdem sie sie gesehen hatten,
es bedauerten,
dass sie nicht gemeinsam
mit der segenspendenden Universität Köln
eine Entscheidung
gegen Dr. Reuchlin getroffen hatten.
Deshalb hat die Universität Köln -
wie ich gehört habe - beschlossen,
dass sie niemals jemandem
einen Doktortitel verleihen wird,
der alle Voraussetzungen für den Bachelor-
oder Masterabschluss
in Heidelberg erfüllt hat.
Und das ist auch gut so,
denn so müssen sie lernen,
was es mit der Universität Köln auf sich hat,
und müssen es ein anderes Mal mit ihr aushalten.
Ich hätte mir gewünscht,
dass die anderen das auch tun würden;
aber ich glaube, dass die anderen
Universitäten davon nichts wussten,
und ertrage sie deshalb
wegen ihrer Unwissenheit.
Ein guter Freund hat mir auch
schöne Gedichte gegeben,
die Sie an der Universität zu Köln
bekannt machen sollten;
ich habe sie den Lehrern
und unseren Meistern gezeigt,
bei denen sie viel Beifall gefunden haben.
Ich habe sie zu Eurer Ehre
in viele Städte gesandt,
denn ich will, dass es Euch gut geht.
Hier sind sie, damit ihr wisst, was ich meine:
Wer gern auf die bösen Taten der Ketzer vertraut
und dabei gut Latein lernen will,
der soll die Acta der Pariser kaufen,
sowie die Schriften, die über das handeln,
was sich kürzlich in Paris ereignet hat:
wie Reuchlin vom rechten Glauben abgewichen ist,
was Arnold von Tongern gelehrt hat.
Über dieses Thema wird Magister Ortuin
an dieser Universität referieren;
er wird den Text an allen Stellen auslegen
und markiert besonders, was bemerkenswert ist.
Er geht auch auf Beweise für und wider ein,
wie die Theologen von Paris uns den Weg wiesen,
als sie den "Augenspiegel" untersuchten
und Reuchlin, den Autor, nach dem Befund verurteilten:
Dies ist den Karmelitenbrüdern wohlbekannt,
wie auch den anderen, die Jakobiten genannt werden.
Ich frage mich, wie Sie sich
solche Dinge ausdenken können.
Sie sind sehr kunstvoll in Ihren Schriften
und besitzen viel Angenehmes,
so dass ich immer mit Vergnügen lache,
wenn ich etwas lese,
was Sie geschrieben haben,
und immer wünsche, dass Sie lange leben mögen,
damit Ihr Ruhm weiter wächst,
da Ihre Schriften von so großem Nutzen sind.
Möge Gott dich in immer frischer Kraft erhalten
und dich nicht in die Hände deiner Feinde geben;
und wie der Psalmist sagt:
Der Herr gebe dir, was dein Herz begehrt,
und erfülle alle deine Pläne.
Schreibe mir auch über deine Aktivitäten,
denn ich höre und sehe gerne,
was du tust und machst.
Und so lebe wohl!
X
Da es im Prediger heißt:
Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend,
bin ich jetzt in einer solchen
freudigen Stimmung
und will dich wissen lassen,
dass es mir in der Liebe gut geht
und ich viel Befriedigung habe,
nach dem Spruch des Hesekiel:
Nun treibt er die Unzucht weiter und weiter.
Und warum sollte ich nicht ab und zu
meine Nieren reinigen?
Denn ich bin kein Engel,
sondern ein Mensch,
und jeder Mensch irrt.
Auch du, obwohl du ein göttlicher Gelehrter bist,
legst dir ab und zu etwas unter,
denn du kannst nicht immer allein schlafen,
nach dem bekannten Spruch
aus dem Prediger:
Wenn zwei zusammen schlafen,
wärmen sie sich gegenseitig;
wie kann ein einzelner Mensch warm werden?
Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit,
was Ihre Geliebte tut.
Neulich hat mir jemand erzählt,
du hättest dich mit ihr gestritten,
als er in Köln war,
und hättest sie geschlagen,
weil sie vielleicht nicht deinem Kopf gefolgt sei.
Ich muss mich wundern,
wie man eine so schöne Frau schlagen kann;
ich müsste weinen,
wenn ich so etwas sehen würde!
Du solltest lieber sagen:
Sie soll das nicht mehr tun,
dann würde sie sich von selbst bessern
und in der Nacht nett zu dir sein.
Als du uns über Ovid belehrt hast,
hast du uns gesagt, dass Frauen
unter keinen Umständen geschlagen werden dürfen,
und du hast dafür sogar
die Heilige Schrift angeführt.
Ich bin zufrieden,
wenn meine Freundin fröhlich ist
und nicht an mir herumnörgelt,
wenn ich zu ihr komme;
dann tue ich dasselbe:
wir sind fröhlich
und trinken Bier und Wein,
denn Wein erfreut das Herz des Menschen,
aber Traurigkeit trocknet die Knochen aus.
Ab und zu bin ich auch böse auf sie,
dann gibt sie mir einen Kuss,
es wird Frieden, und dann sagt sie:
Herr Magister, seien Sie nur guten Mutes!
Neulich wollte ich zu ihr gehen,
da sah ich einen jungen Kaufmann
mit offener Hose
und Schweiß auf der Stirn herauskommen;
ich dachte, er hätte sie entführt
und wollte mich ärgern.
Aber sie schwor, dass der Händler
sie nicht angefasst habe,
sondern nur ihre Leinwand verkaufen wollte.
Da sagte ich: Das ist gut;
aber wann gibst du mir auch ein Hemd?
Da bat sie mich um zwei Gulden,
um die Leinwand zu bezahlen,
und dann würde sie mir auch ein Hemd geben.
Aber ich hatte damals kein Geld,
also bat ich einen guten Freund darum,
von dem ich es auch erhielt, und gab es ihr.
Ich lobe es, wenn jemand fröhlich ist;
und sogar die Ärzte sagen, dass es gesund ist,
fröhlich zu sein.
Einer unserer Gemeinderäte
ist immer mürrisch und nie fröhlich,
deshalb ist er auch immer krank.
Er tadelt mich ständig und sagt,
ich solle die Frauen nicht lieben,
denn sie seien Teufel
und verderben die Menschen,
sie seien unrein
und es gäbe keine reine Frau,
und wenn jemand mit einer Frau zusammen sei,
sei es so gut, als sei er mit dem Teufel zusammen,
denn sie gäben keinen Frieden.
Ich erwiderte: Verzeiht mir, Meister,
Eure Mutter war auch eine Frau, und ging.
Neulich hat er auch gepredigt,
dass Priester auf keinen Fall
Konkubinen haben dürfen,
und er sagte, dass die Bischöfe
eine Todsünde begehen,
wenn sie den Milchzehnten nehmen
und den Priestern erlauben,
mit Mägden zu leben;
sie sollten sie ganz vertreiben.
Aber wie dem auch sei,
wir müssen ab und zu fröhlich sein
und dürfen durchaus mit Frauen schlafen,
wenn es niemand sieht;
schließlich beichten wir hinterher;
Gott ist barmherzig
und wir können auf Vergebung hoffen.
Ich sende Ihnen anbei einige Schriften
zur Verteidigung des alten
und soliden Grammatikers Alexander Gallus,
obwohl die modernen Dichter
ihn nicht akzeptieren wollen;
aber sie wissen nicht, wovon sie reden,
denn Alexander ist der Beste,
wie Sie mir einmal während unseres Aufenthalts
in Deventer sagten.
Ein hiesiger Magister gab es mir,
aber woher er es hatte, weiß ich nicht.
Ich möchte, dass Sie es drucken lassen,
denn damit würden Sie diese Dichter
ziemlich erzürnen,
denn der Autor ist eine Nervensäge.
Das Ganze ist aber so poetisch geschrieben,
dass ich es nicht verstehe,
denn der Verfasser ist auch ein guter Dichter;
aber er ist auch ein Theologe,
und hält es nicht mit den weltlichen Dichtern,
wie Reuchlin, Busch usw.
Als mir diese Schriften in die Hände fielen,
habe ich sofort gesagt,
dass ich sie Ihnen zum Lesen schicken möchte.
Wenn Sie etwas Neues haben,
schicken Sie es mir auch.
Lebe wohl in ungeheuchelter Liebe!
XI
Weil man immer etwas Neues haben will,
wie Aristoteles sagt:
Alle Menschen sind von Natur aus neugierig:
deshalb schicke ich, Johannes Arnoldi,
Euer Schüler und demütiger Diener,
Eurer Lordschaft oder Hochwürden ein Büchlein,
das ein Lotterbube geschrieben hat,
der Johannes Pfefferkorn in Köln
an den Pranger gestellt hat,
einen Mann, der zweifelsohne untadelig ist.
Ich war darüber sehr entrüstet,
konnte ihn aber nicht hindern,
es drucken zu lassen,
denn dieser Geselle hat hier viele Gönner,
auch Adlige, und die ziehen
mit langen Schwertern bewaffnet
durch die Straßen, wie aufgeblasene Kröten.
Aber ich sagte, es sei nicht recht;
denn Ihr müsst bedenken,
dass diese weltlichen Dichter mit ihren Dichtungen
noch viel mehr Unruhe stiften werden,
wenn unsere Magister nicht gut aufpassen
und sie nicht durch Magister Jacob von Hoogstraten
vor die römische Kurie zitieren.
Und ich fürchte, es wird große Verwirrung
im katholischen Glauben geben.
Deshalb bitte ich Sie, ein Buch
gegen diesen Tyrannen zu schreiben
und mit ihm hart ins Gericht zu gehen.
Dann wird er in Zukunft nicht mehr so frech sein,
unsere Magister seinen Stachel spüren zu lassen,
denn er ist ein bloßer Geselle
und hat weder einen Doktortitel
noch ein Examen in Jurisprudenz
oder den freien Künsten,
obwohl er in Bologna gewohnt hat,
wo es auch viele weltliche Dichter gibt,
die keinen Eifer haben
und im Glauben nicht aufgeklärt sind.
Vor nicht allzu langer Zeit,
als er bei Tisch saß, sagte er:
Unsere Meister in Köln und Paris
tun Dr. Reuchlin Unrecht,
aber ich habe ihm widersprochen.
Dann quälte er mich mit vielen bösen,
ärgerlichen Reden,
die mich so wütend machten,
dass ich vom Tisch aufstand,
gegen diese Beleidigungen
vor allen protestierte
und keinen Bissen mehr essen konnte.
Nun sollen Sie mir in der oben erwähnten Angelegenheit
einen Rat geben,
denn Sie sind ja auch teilweise Jurist.
Ich habe einige Strophen zusammengestellt,
die ich dir schicke,
Choriambische, Sapphische, Iambische,
Asclepiadische, Elegische:
Wer gut katholisch ist, der soll sich daran halten,
was in Paris gelehrt wird, denn der Ort der Bildung
ist die Mutter aller Universitäten.
Dann kommt zuerst das heilige Köln: es steht so hoch
im christlichen Glauben, dass niemand ihm widerspricht,
der nicht die wohlverdiente Strafe erleiden will,
wie Doktor Reuchlin, der den "Augenspiegel" schrieb,
dem unser Herr von Tongern bewies,
dass er ein Ketzer war, auch Jacob Hoogstraten,
der seine Schrift dem Feuer übergab.
Hätte ich Beweise, würde ich
gegen diesen Windbeutel schreiben
und zeigen, dass er tatsächlich exkommuniziert ist.
Ich habe keine Zeit mehr zu schreiben,
denn ich muss zur Vorlesung gehen,
wo ein Meister sehr scharfsinnig
über die alte Kunst doziert,
die ich mir anhöre, um mich vollständig zu bilden.
Lebt wohl, Ihr, dene ich über alle
meine Kameraden und Freunde stelle,
die ich hier und überall
und an allen ehrenwerten Orten habe.
XII
So viele Grüße,
wie es Sterne am Himmel
und Sandkörner im Meer gibt,
verehrter Magister!
Ich habe hier viele Streitigkeiten
und Auseinandersetzungen
mit schlechten Menschen,
die sich anmaßen, Gelehrte zu sein
und doch nichts von der Logik verstehen,
die die Wissenschaft der Wissenschaften ist.
Kürzlich habe ich mit den Predigern eine Messe
"de spiritu sancto" gelesen,
auf dass Gott mir seine Gnade
und ein gutes Gedächtnis
für meine Schlussfolgerungen gebe,
wenn ich mit Leuten streite,
die sich nur in Latein auszudrücken
und Aufsätze zu schreiben verstehen.
In dieser Messe habe ich auch eine Kollekte
für unsern Magister Jacob von Hoogstraten
und unsern Magister Arnold von Tongern,
Hauptrektor des Laurentius-Burs, gemacht,
damit es ihnen bei der theologischen
Disputation gelingen möge,
einen gewissen Doktor der Rechte
namens Johannes Reuchlin
bis auf den letzten Punkt zu widerlegen:
der auch so ein weltlicher Dichter
und anmaßender Mann ist,
gegen vier Universitäten
für die Juden Feindschaft hält
und ärgerliche und fromme
ohrenbeleidigende Sätze aufstellt,
wie Johannes Pfefferkorn
und unser Magister von Tongern bewiesen haben.
Aber er hat keine gründliche Kenntnis
der spekulativen Theologie,
noch ist er in Aristoteles
oder Petrus Hispanus bewandert.
Deshalb haben unsere Magister in Paris
ihn zur Entlassung oder zum Widerruf verurteilt.
Ich habe den Brief und das Siegel
des Dekans der heiligsten theologischen
Fakultät von Paris gesehen.
Einer unserer Magister,
tief gelehrt in der heiligen Theologie
und erleuchtet im Glauben,
der Mitglied von vier Universitäten ist
und mehr als hundert Schriften über die
"Libri sententiarum" von Petrus Lombardusi besitzt,
auf die er sich stützt, hat offen erklärt,
dass der oben genannte Dr. Johannes Reuchlin
könne sich nicht aus der Schlinge ziehen,
und selbst der Papst wage es nicht,
gegen eine so hochgelobte Universität
eine Stellungnahme abzugeben,
weil er kein Theologe sei
und den seligen Thomas
"Gegen die Heiden" nicht verstehe,
obwohl er sich Gelehrter nennt -
freilich nur in der Poetik.
Unser Magister Zehenderl,
der Laienpriester zu St. Martin ist,
hat mir einen Brief gezeigt,
in dem diese Universität ihrer Schwester,
der Universität Köln,
in sehr freundlichen Worten
tatkräftige Hilfe
bei gewissem Erfolg verspricht.
Und doch maßen sich diese Latinisten an,
sich zu widersetzen.
Kürzlich saß ich in Mainz im Gasthaus zur Krone,
wo mich zwei solche Windbeutel
in höchst aufdringlicher Weise ansprachen
und unsere Meister von Paris und Köln
als dumme Jungen und Narren bezeichneten.
Sie sagten, ihre Schriften über
die "Sententiae" seien Unsinn;
ebenso nannten sie die "Processus",
"Copulata", "Reparationes"
aller Burses unnützes Zeug.
Ich war darüber so erzürnt,
dass ich gar nichts erwidern konnte.
Zugleich hänselten sie mich,
weil ich nach Trier gepilgert war,
um den heiligen Rock zu sehen,
und sagten, dass es wohl nicht
der Rock des Herrn sei,
und bewiesen dies durch einen Trugschluss wie folgt:
Alles, was zerrissen ist,
darf nicht als der Rock des Herrn gezeigt werden;
nun ist er aber in diesem Zustande, folglich usw.
Nun ließ ich den oberen Satz zu,
aber nicht den unteren;
worauf sie folgenden Beweis vorbrachten:
Der selige Hieronymus sagt:
Seit alten Zeiten hat der Orient,
durch seine Blindheit in Parteien gespalten,
den ungesäumten und ganz gewebten Rock
des Herrn in Stücke gerissen.
Darauf erwiderte ich,
dass der heilige Hieronymus
nicht die Art und Weise hatte,
das Evangelium zu schreiben,
noch nicht einmal die der Apostel durchgehend,
und damit stand ich vom Tisch auf
und verließ diese Windbeutel.
Ihr müsst wissen, dass sie so unehrenhaft
über unsere Magister und Doktoren,
die im Glauben erleuchtet sind, gesprochen haben,
dass sie sicherlich und wahrhaftig
vom Papst exkommuniziert werden könnten.
Wenn die Herren,
die mit dem römischen Hof verbunden sind,
dies wüssten, würden sie sie selbst
vor die römische Kurie laden
und sich ihrer Pfründe bemächtigen
oder sie wenigstens mit Kosten schikanieren.
Wer hat je gehört, dass bloße Gesellen,
die nie einen Doktortitel
in irgendeiner Fakultät erhalten
und nie ein Examen abgelegt haben,
sich über so ausgezeichnete Männer,
die unbestreitbar die gründlichsten Kenntnisse
in allen Wissenszweigen besitzen,
wie unsere Magister,
lustig machen sollen?
Aber sie sind stolz auf ihre poetischen Werke.
Auch ich kann Gedichte
und Aufsätze schreiben,
denn auch ich habe das "Novum latinum idioma"
unseres Meisters Lorenz Rabe
und Kohlburgers Grammatik
und Valerius Maximus
und andere Humanisten gelesen.
Neulich habe ich bei einem Spaziergang
einen metrischen Aufsatz
gegen diese Leute geschrieben.
Hier ist er:
In Mainz, in dem Gasthaus, das den Schild der Krone trägt,
in dem ich selbst neulich logierte,
ein paar unverschämte Burschen sind da:
Unverschämte Schurken, wenn es um unsere Lehrer geht.
Sie wagen es sogar, die Theologen zu beschimpfen,
obwohl sie nicht einmal in Philosophie
zum Doktortitel gekommen sind, und geradezu
streiten, und einen Schluss bilden
aus einer Schlussfolgerung,
wie Thomas von Aquin fein und weise lehrte.
Wer ihn verachtet, ist ein Mensch ohne Wert -
wie in den "Quodlibeta" Schlussfolgerungen formuliert
der Doktor, der nie widerlegt werden kann,
der in den Wissenschaften jeden Kampf besteht.
Doktor Seraphicus ist ihnen unbekannt,
obwohl ohne ihn niemand die Physik verstehen kann,
auch der heilige Doktor, der so wahrhaftig schreibt,
so groß in Aristoteles und Porphyrius,
dass er allein die fünf "Universalia"
richtig gedeutet, auch "Praedicabilia" genannt:
Wie prägnant, wie kohärent er darlegt
die Bücher über die Prädikate,
und von Aristoteles' Sittenlehre
gibt er uns eine knappe Zusammenfassung.
Von all dem verstehen die Dichter nichts,
darum reden sie auch so unverschämtes Geschwätz,
wie die beiden Windbeutel der Frechheit,
die unsere Magister Hasser nennen.
Doch soll unser Meister Hoogstrat sie einmal rufen.
Ruft sie nur einmal herbei,
und sie werden bald die Lust verlieren,
solche erleuchteten Männer weiter anzugreifen.
Lebe wohl und grüße mich,
mit dem Zeugnis meiner hohen Verehrung,
meine Herren, unser Meister Arnold von Tongern,
unser Meister Remigius,
unser Meister Valentin von Geltersheim,
der Herr Jakob von Ganda,
der klügste Dichter des Predigerordens,
und die anderen.
XIII
Liebster geliebter Herr Ortuin!
Ich kann keinen delikaten Brief
nach den Regeln
der Briefschreiber schreiben,
weil es mir die Zeit nicht erlaubt,
aber ich muss kurz und gleich sagen,
worum es geht,
denn ich habe etwas mit Ihnen zu tun,
das erstaunlich ist.
Ihr sollt erfahren, dass hier
ein furchtbares Gerücht im Umlauf ist,
und dass es allgemein heißt,
die Sache unserer Magister stehe
bei der römischen Kurie schlecht,
nämlich dass der Papst
die im vorigen Jahr in Speyer
zugunsten von Dr. Reuchlin getroffene
Verlautbarung bestätigen wolle.
Als ich dies hörte, war ich so erschrocken,
dass ich kein Wort sagen konnte,
ich war sprachlos
und konnte zwei Nächte lang nicht schlafen.
Reuchlins Freunde sind voller Freude
und verbreiten dieses Gerücht überall,
wo sie hinkommen;
ich würde es nicht glauben,
wenn ich nicht einen Brief
von einem unserer Magister
des Predigerordens gesehen hätte,
in dem er mit großer Traurigkeit
über diese Nachricht schreibt.
Er schreibt auch, dass der "Augenspiegel"
von der römischen Kurie gedruckt wird,
dass die Händler ihn verkaufen
und dass jeder ihn lesen darf.
Auch unser Magister Hoogstraten
wollte den römischen Hof verlassen
und das Armutsgelübde ablegen,
aber die Richter ließen ihn nicht gehen,
sondern sagten, er müsse das Ende abwarten,
und er könne das Armutsgelübde nicht ablegen,
weil er mit drei Pferden
in die Stadt Rom gekommen sei,
am römischen Hof Gäste zu Tisch gehabt,
viel Geld ausgegeben
und den Kardinälen, Bischöfen
und Zuhörern des Konsistoriums
große Geschenke gemacht habe:
deshalb könne er das Armutsgelübde nicht ablegen.
O heilige Maria,
was sollen wir jetzt tun,
wo die Theologie so verachtet wird,
dass ein Jurist mehr zählt als alle Theologen?
Ich glaube, dass der Papst kein guter Christ ist;
wenn er ein guter Christ wäre,
wäre es ihm unmöglich,
nicht mit den Theologen zu verkehren.
Aber selbst wenn der Papst
eine Entscheidung gegen die Theologen trifft,
glaube ich, dass ein Appell
an das Konzil gerichtet werden muss,
denn das Konzil steht über dem Papst,
und im Konzil haben die Theologen
die Oberhand über die anderen Fakultäten.
Dann, so hoffe ich, wird der Herr
Gnade gewähren
und auf seine Diener, die Theologen, schauen;
und nicht zugeben, dass unser Feind
sich über uns freut,
und er wird uns die Gnade
des Heiligen Geistes gewähren,
damit wir die Tücke dieser Ketzer
überwinden können.
Ein gewisser Advokat sagte neulich,
es sei geweissagt worden,
dass der Predigerorden untergehen müsse,
und dass von diesem Orden
die größten Ärgernisse
in den christlichen Glauben kommen würden,
wie man sie noch nie gehört habe;
er sagte auch, wo er diese Weissagung gelesen habe.
Aber es sei weit davon entfernt,
wahr zu sein, denn dieser Orden sei nützlich,
und wenn es diesen Orden nicht gäbe,
wüsste ich nicht,
wie es um die Theologie bestellt wäre,
denn die Prediger sind gründlichere Theologen
als die Minoriten oder Augustiner
und wandeln auf dem Weg
ihres heiligen Lehrers,
der niemals irrte.
Sie hatten auch viele Heilige
in ihrem Orden
und zeigten viel Mut
in der Auseinandersetzung
mit den Häretikern.
Es wundert mich,
dass unser Magister Jacob von Hoogstraten
nicht das Gelübde der Armut ablegen kann,
da er aus einem Bettelorden stammt
und diese offensichtlich arm sind.
Wenn ich keine Angst
vor der Exkommunikation hätte,
wäre ich geneigt zu sagen, dass der Papst
sich in diesem Punkt irrt.
Ich glaube auch nicht, dass es wahr ist,
dass er so viel Geld ausgegeben
und so viele Geschenke gemacht hat,
denn er ist ein sehr eifriger Mann des Glaubens;
aber ich glaube, dass jene Juristen
und andere dies nur erfinden,
und dass Dr. Reuchlin ihnen
auf diese Weise zu schmeicheln weiß;
denn ich habe auch gehört,
dass viele Städte und viele Fürsten und Herren
für ihn geschrieben haben.
Der Grund dafür ist, dass sie
in der Theologie nicht bewandert sind
und die Tatsachen nicht kennen,
sonst würden sie zugeben,
dass dieser Ketzer den Teufel hat,
weil er gegen den Glauben ist,
auch wenn die ganze Welt
das Gegenteil behauptet.
Ihr müsst dies unverzüglich
unseren Magistraten in Köln
zur Kenntnis bringen,
damit sie wissen,
welche Entscheidung sie zu treffen haben.
Schreiben Sie mir auch,
was Sie zu tun gedenken,
und leben Sie wohl in Christus!
XIV
Da du mir geschrieben hast,
dass du dich nicht mehr um diese
Frivolitäten kümmerst
und die Frauen nicht mehr liebst
und nur ein- oder zweimal im Monat
eine haben willst,
kann ich mich nur wundern,
dass du so etwas schreibst.
Aber ich weiß das Gegenteil.
Es ist ein Geselle hier,
der vor kurzem aus Köln gekommen ist
und der Ihnen gut bekannt ist
und der dort immer in Ihrer Nähe war.
Er sagt, dass Sie mit der Frau
von Johannes Pfefferkorn verkehren;
er hat es mir als Wahrheit
und mit einem Eid versichert,
und darum glaube ich es.
Du bist so freundlich
und weißt Gutes zu sagen,
und außerdem kennst du die Kunst
der Liebe von Ovid her vollkommen.
Ein gewisser Kaufmann hat mir auch erzählt,
dass man in Köln sagt, unser Magister Arnold von Tongern benutze sie auch als Unterlage kriegt;
aber das ist nicht wahr,
denn ich weiß wahrlich,
dass er noch keusch ist
und noch nie eine Frau berührt hat.
Aber selbst wenn er es getan hätte oder tun würde -
was ich nicht glaube -
wäre er nicht so schlimm,
denn irren ist menschlich.
Ihr schreibt mir viel über diese Sünde,
dass es keine größere Sünde auf der Welt gibt,
und zitiert viele Bibelstellen.
Ich weiß wohl, dass es nicht richtig ist,
aber wir finden auch in der Heiligen Schrift,
dass einige auf diese Weise gesündigt haben
und dennoch gerettet wurden.
So Samson, der mit einer Hure schlief,
und doch kam der Geist des Herrn danach auf ihn.
Den Gegenbeweis gegen Sie
kann ich auch wie folgt antreten:
Jeder, der nicht böse ist,
empfängt den Heiligen Geist;
aber Simson ist nicht böse,
folglich empfängt er den Heiligen Geist.
Ich halte den oberen Satz für wahr,
denn es steht geschrieben:
In eine böse Seele kommt nicht
der Geist der Weisheit;
aber der heilige Geist ist der Geist der Weisheit,
folglich usw. Der Nebensatz ist klar;
denn wenn die Sünde der Unzucht
so schlimm gewesen wäre,
wäre der Geist des Herrn
nicht auf Simson gekommen,
wie es im Buch der Richter
deutlich geschrieben steht.
Auch von Salomo lesen wir,
dass er dreihundert Königinnen hatte
und Konkubinen ohne Zahl.
Bis zu seinem Tod war er der größte Hurenbock,
und doch kommen die Doktoren
alle zu dem Schluss, dass er gesegnet war.
Wie sieht es nun für dich aus?
Ich bin nicht stärker als Samson,
und ich bin nicht weiser als Salomo,
und deshalb muss ich mich ab und zu amüsieren,
denn das ist, wie die Ärzte sagen,
wirksam gegen Melancholie.
Ach, was redet ihr von diesen griesgrämigen Vätern!
Der Prediger sagt: Es gibt nichts Besseres,
als dass ein Mensch in seiner Arbeit glücklich ist.
Darum sage ich mit Salomo zu meiner Seele:
Du hast mein Herz verwundet,
meine Schwester, meine Braut;
du hast mein Herz verwundet
mit einem deiner Augen
und mit einer deiner Halsketten.
Wie schön sind deine Brüste,
meine Schwester, meine Braut;
deine Brüste sind lieblicher als Wein usw.
Bei Gott, es ist angenehm,
Frauen zu lieben,
wie es in dem Gedicht des Dichters Samuel heißt:
Lerne, lieber Kleriker, schöne Mädchen zu küssen,
die es verstehen, uns mit süßen Küssen zu belohnen,
deine jugendliche Blüte wirst du zu früh verpassen.
Liebe ist Liebe, und Gott ist Liebe,
also ist Liebe nichts Schlechtes:
Lösen Sie diesen Satz für mich auf.
Salomo sagt auch:
Wenn ein Mann alles, was sein Haus enthält,
für die Liebe gäbe, wäre alles nichts wert.
Aber lassen wir das
und kommen wir zu etwas anderem.
Du hast mich gebeten,
dir etwas Neues zu erzählen:
Du sollst also wissen,
dass auch während der Fastenzeit
hier große Feste gefeiert wurden.
Es gab ein Turnier,
und der Fürst selbst erschien
zu Pferd auf dem Platz;
er ritt ein schönes Tier,
das eine Schabracke über sich hatte,
auf der ein Bild einer Frau
in prächtigem Schmuck gestickt war,
und daneben saß ein Jüngling mit krausem Haar,
der auf einer Orgel spielte,
wie der Psalmist sagt:
Jünglinge und Jungfrauen,
Alte und Junge sollen
den Namen des Herrn preisen.
Und als der Fürst in die Stadt kam,
führte ihn die Universität
in einem großen Zug zum Thron;
die Bürger hatten reichlich Bier gebraut,
köstliche Speisen aufgetischt
und den Fürsten und das ganze Hofgefolge
aufs Beste bewirtet;
dann wurde ein Ball veranstaltet,
und ich stand auf einem Gerüst,
von dem aus ich zusehen konnte.
Ich weiß nicht mehr,
als Ihnen alles Gute zu wünschen.
Lebe wohl im Namen des Herrn!
XV
Nachdem ich zwei Jahre
mit Eurer Exzellenz in Köln zusammen war,
und Ihr mir gesagt habt,
ich solle Euch immer schreiben,
wo ich auch sei,
teile ich Euch nun mit, dass ich die Nachricht
vom Tode eines ausgezeichneten Theologen erhalten habe -
man nennt ihn unseren Magister Heckmann aus Franken -
er war einer der ersten Männer
und zu meiner Zeit Rektor dort,
ein tief gelehrter Forscher
auf dem Wege des Scotus,
ein Feind aller weltlichen Dichter,
ein Mann, der für den Glauben eifert
und gerne Messen feiert.
Als er das Rektorat in Wien innehatte,
hielt er seine Untergebenen äußerst streng
und erntete Lob.
Einmal, als ich in Wien war,
kam ein Geselle aus Mähren,
der angeblich ein Dichter war
und auch Gedichte schrieb;
er wollte Vorlesungen über Poetik halten,
war aber noch nicht immatrikuliert.
Unser Magister Heckmann verbot es ihm,
aber er war so anmaßend,
dass er sich nicht um das Verbot kümmern wollte.
Nun verbot der Rektor den Studenten,
seine Vorlesungen zu besuchen.
Der Schlingel ging daraufhin zum Rektor,
hielt viele arrogante Reden
und beleidigte ihn sogar.
Der Rektor ließ daraufhin
die Universitätsbeamten rufen
und wollte ihn einsperren lassen,
da es sehr ärgerlich sei,
dass ein einfacher Geselle
einen Rektor der Universität,
der einer unserer Meister sei, verleumde.
Bei dieser Gelegenheit hörte ich auch,
dass dieser Geselle weder Junggeselle,
noch Meister, noch in irgendeiner Weise
qualifiziert oder graduiert war,
sondern wie ein Soldat hereinkam,
oder wie einer, der in den Krieg ziehen will:
er trug auch eine Sturmhaube
und hatte ein langes Messer bei sich.
Aber bei Gott,
er wäre auch in den Kerker gekommen,
wenn er keine Bekannten
unter den Bürgern gehabt hätte.
Es schmerzt mich zutiefst,
wenn es wahr werden sollte,
dass dieser Mann gestorben ist,
denn er hat mir während meines Aufenthaltes in Wien
sehr viel Gutes getan,
und deshalb habe ich für ihn
folgendes Epitaph angefertigt:
Er, der hier in seinem Grab ruht, war ein Feind der Dichter:
Er wollte sie loswerden, als sie das Verlangen packte,
hier ihr Werk zu vollbringen. So gab es kürzlich
einen aus Mähren, ohne jeden Titel, der erschien hier,
er wollte ihn in den Kerker stecken,
weil er in seinen Reden immer das "Du" benutzt.
Doch nun, da er tot ist und in Wien begraben,
sagt zwei oder drei Vaterunser für ihn.
Es war ein Bote hier,
der hat Nachrichten gebracht,
die, wenn sie wahr sind, so schlecht sind,
dass Eure Sache
bei der römischen Kurie nicht gut steht;
aber ich glaube es nicht,
denn solche Boten sagen auch viele Lügen.
Die Humanisten murmeln hier
alles Mögliche gegen dich und sagen,
sie wollen Dr. Reuchlin
und seine Gedichte verteidigen;
da du aber auch ein Dichter bist,
wenn du nur willst, so glaube ich,
dass du ihnen widerstehen wirst.
Aber Sie müssen mir schreiben,
wie die Sache steht.
Wenn ich Ihnen dann helfen kann,
so haben Sie in mir einen treuen
Kameraden und Helfer.
Lebe wohl!
XVI
Ich wundere mich sehr,
verehrter Mann,
warum Sie mir nicht schreiben:
und doch schreiben Sie anderen,
die Ihnen nicht so oft schreiben wie ich.
Wenn Sie mein Feind sind
und mir nicht mehr schreiben wollen,
dann schreiben Sie mir wenigstens,
warum Sie mir nicht mehr schreiben wollen,
damit ich weiß,
warum Sie mir nicht schreiben,
denn ich schreibe Ihnen immer,
so wie ich Ihnen jetzt schreibe,
obwohl ich weiß, dass Sie
meinen Brief nicht beantworten werden.
Trotzdem bitte ich dich
von ganzem Herzen,
mir zu schreiben,
und wenn du mir einmal geschrieben hast,
werde ich dir zehnmal schreiben,
denn ich schreibe gerne an meine Freunde,
und ich möchte das Schreiben üben,
damit ich feine Aufsätze
und Briefe schreiben kann.
Ich kann mir nicht vorstellen,
was der Grund dafür ist,
dass du mir nicht schreibst.
Ich habe mich auch kürzlich beschwert,
als einige Leute aus Köln hier waren und fragten:
Was macht Magister Ortuin,
dass er mir nicht schreibt?
Er hat mir seit zwei Jahren nicht mehr geschrieben;
sagen Sie ihm, dass er mir schreibt,
denn ich lese lieber Briefe von ihm
als Honig zu essen,
und er war einmal mein bester Freund.
Ich fragte auch, wie es Ihnen
in dem Streit mit Dr. Reuchlin ergangen sei?
Sie sagten, dass der Jurist
Sie mit seinen Tricks zu täuschen wusste.
Daraufhin habe ich den Wunsch geäußert,
dass der Herr Ihnen seine Gnade schenken möge,
damit Sie siegreich sind.
Wenn Sie mir schreiben wollen,
müssen Sie mir auch darüber schreiben,
denn ich möchte es gerne wissen.
Diese Anwälte rennen hier herum und sagen:
Das Geschäft des Dr. Reuchlin ist gut,
und die Theologen in Köln
haben ihm Unrecht getan.
Und bei Gott, ich fürchte,
dass die Kirche
in ärgerliche Schwierigkeiten geraten könnte,
wenn dieses Buch, das "Augenspiegel" heißt,
nicht verbrannt wird,
weil es Schmähungen enthält
und gegen den katholischen Glauben ist.
Und wenn dieser Jurist nicht
zum Widerruf gezwungen wird,
werden auch andere versuchen,
auf diese Weise in der Theologie zu schreiben,
obwohl sie sie nicht verstehen
und keine Studien auf dem Weg
eines Thomas oder eines Albertus
und Scotus gemacht haben
und auch nicht durch die Gnade
des Heiligen Geistes
im Glauben erleuchtet sind.
Jeder muss bei seinem Handwerk bleiben
und darf nicht mit der Sichel
in die Ernte eines anderen stechen:
der Schuster ist ein Schuster,
der Schneider ist ein Schneider,
der Schmied ist ein Schmied.
Es wäre auch nicht gut,
wenn der Schneider Schuhe
oder Pantoffeln herstellen würde.
Ihr müsst euch und die Theologie
mutig verteidigen,
und auch ich werde Gott für euch bitten,
dass er euch seine Gnade schenkt
und euren Verstand erleuchtet,
wie er es bei den alten Vätern tat,
damit der Teufel mit seinen Dienern
nicht die Oberhand
über die Gerechtigkeit gewinnt.
Aber schreibe mir, bei Gott, wie es mit dir steht;
du erschreckst mich sehr
und hast doch keine Not.
Vorerst aber empfehle ich dich dem Herrn Gott.
Lebe wohl in Christus!
XVII
Da ich immer ein Verfechter
deines Ruhmes gewesen bin
und mich immer um deine besten
Interessen gekümmert habe,
werde ich dich auch jetzt ermahnen,
in deinen Widrigkeiten vorsichtig zu sein,
dich in deinem Glück zu freuen
und in deinem Unglück zu trauern.
Du bist mein Freund,
und mit Freunden muss man glücklich sein,
wenn sie glücklich sind,
und traurig, wenn sie traurig sind,
wie Tullius schreibt, obwohl er
ein weltlicher Schriftsteller ist.
Deshalb offenbare ich dir,
dass du hier einen sehr böswilligen
Feind haben wirst,
der viele Lästerungen
gegen deine Ehre ausstößt;
er setzt vieles voraus, erhebt sich
in seiner Überheblichkeit
und sagt vor den Alten, dass du ein Bastard,
deine Mutter eine Hure
und dein Vater ein Priester ist.
Da bin ich für dich aufgestanden
und habe gesagt: Herr Bakkalaureus
oder welchen Titel du auch immer tragen magst,
du bist noch ein junger Mann
und solltest den Herren keine Vorwürfe machen,
denn im Evangelium steht geschrieben:
Der Schüler steht nicht über dem Meister.
Aber du bist noch ein Schüler,
und Herr Ortuin ist seit acht oder zehn Jahren
ein Meister; daher bist du noch zu klein,
um einem Meister oder einem Mann,
der in solcher Würde steht,
Vorwürfe zu machen,
sonst wirst du auch einen finden,
der an dir Anstoß nimmt,
so stolz du auch sein magst.
Du musst bescheiden sein
und darfst so etwas nicht tun.
Darauf erwiderte er: Ich spreche die Wahrheit,
weiß meine Worte zu beweisen
und habe keine Lust, mich um dich zu bekümmern,
denn Ortuin ist ein Bastard,
ein Landsmann von ihm hat es mir gesagt,
es ist wahr, denn er kennt seine Eltern,
und ich werde es auch dem Dr. Reuchlin schreiben,
denn er weiß es noch nicht.
Aber warum wollen Sie mir Vorwürfe machen?
Sie wissen nichts von mir.
Darauf sagte ich: Seht her,
meine Herren und Freunde,
dieser verpasst es, ein Heiliger zu sein,
indem er sagt, dass man ihm nichts vorwerfen kann
und dass er nichts Unrechtes getan hat,
wie jener Pharisäer, der sagte,
er faste zweimal in der Woche.
Da wurde er zornig und sagte:
Ich sage nicht, dass ich nie gesündigt habe,
denn das wäre gegen den Psalmisten, der sagt:
alle Menschen sind Lügner
(was er durch die Glosse
also sind sie Sünder erklärte);
nur habe ich gesagt: Ihr dürft
oder könnt mir keinen Vorwurf machen
wegen meiner Abstammung von Vater und Mutter;
Ortuin dagegen ist ein Bastard
und nicht in rechtmäßiger Ehe gezeugt,
daher ist er dem Vorwurf ausgesetzt,
und ich werde ihm in alle Ewigkeit
Vorwürfe machen.
Da antwortete ich: Tu das nicht,
denn Herr Ortuin ist ein ausgezeichneter Mann
und kann sich verteidigen.
Aber er sagte noch andere Dinge
über deine Mutter, wie zum Beispiel,
dass Priester und Mönche, Reiter und Bauern
mit ihr auf dem Feld und in den Ställen
Unzucht getrieben hätten.
Das hat meinen Unmut so sehr erregt,
dass du es nicht glauben kannst.
Aber ich kann dich nicht verteidigen,
denn ich habe weder deinen Vater
noch deine Mutter gesehen,
obwohl ich fest davon überzeugt bin,
dass sie ehrenhafte und rechtschaffene Menschen sind.
Deshalb schreibe mir, wie es ist,
und ich werde dein Lob hier verbreiten.
Ich sagte auch zu ihm: Du brauchst nicht so zu reden,
denn selbst wenn Magister Ortuin ein Bastard wäre,
könnte er doch für rechtmäßig erklärt werden,
und wenn er für rechtmäßig erklärt wird,
ist er kein Bastard mehr,
denn das Oberhaupt der Kirche
hat die Macht zu binden und zu lösen
und kann ein Bastard legitimieren und umgekehrt.
Andererseits will ich aus dem Evangelium beweisen,
dass Ihr Vorwürfe verdient,
denn es steht geschrieben:
Mit welchem Maß ihr messt,
mit demselben werdet ihr auch gemessen werden;
Ihr aber messt mit dem Maß der Vorwürfe,
folglich werdet ihr auch auf dieselbe Weise gemessen werden.
Ich beweise es auch durch etwas anderes.
Unser Herr Jesus Christus sagt:
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet;
Ihr aber richtet andere
und macht ihnen Vorwürfe,
also müsst ihr auch gerichtet werden
und Vorwürfe empfangen.
Darauf erwiderte er, meine Beweise seien Possen
und ohne Wirkung,
und zeigte sich so widerspenstig,
dass er sagte, selbst wenn der Papst
einen unehelichen Sohn gezeugt
und ihn danach legitimiert hätte,
wäre dieser vor Gott nicht legitim,
und dennoch wäre er bereit,
ihn als Bastard zu betrachten.
Ich glaube, dass der Teufel
in diesen Lotterbuben sitzt,
die dir solche Vorwürfe machen.
Schreiben Sie mir also,
damit ich Ihre Ehre verteidigen kann,
denn es wäre ein großes Ärgernis,
wenn Dr. Reuchlin von Ihnen wüsste,
dass Sie ein Bastard sind.
Wenn Ihr aber einer seid,
kann er es nicht hinreichend beweisen,
und wenn es Euch gut erscheint,
werden wir ihn vor die römische Kurie laden
und ihn zum Widerruf zwingen,
wie es die Juristen
in ihren Schlussfolgerungen zu tun wissen;
wir können ihm auch seine Würden nehmen
und einen anderen an seine Stelle schicken
und, nachdem er in Ungnade gefallen ist,
seine Pfründe aneignen,
denn er hat hier in Mainz ein Kanonikat
und anderswo eine Pfarrei.
Nehmt es mir nicht übel,
dass ich Euch geschrieben habe,
was ich gehört habe,
denn ich meine es recht gut.
Lebe wohl in Gott, dem Herrn,
der alle Eure Wege behüten wird!
XVIII
Freut euch im Herrn und seid fröhlich,
ihr Gerechten, und rühmt euch alle,
die ihr gottesfürchtig seid.
Damit ihr aber nicht missmutig sagt:
Was will er mit seiner gekleideten Schrift?
müsst ihr eine frohe Nachricht lesen,
die Eure Herrlichkeit wunderbar erheitern wird,
und die ich euch kurz schreiben will.
Es gab hier einen Dichter namens Johannes Sommerfeld,
er war höchst hochmütig,
schaute oft verächtlich
auf die Meister der Künste herab
und gab ihnen in seinen Vorlesungen keine Ehre,
sagte auch, dass sie nicht genug wüssten,
dass ein einziger Dichter zehn Meister übertreffe,
und dass die Dichter Anspruch auf Vorrang
vor den Meistern und den Lizentiaten
in Prozessionen hätten.
Er las auch Plinius und andere Schriftsteller
und behauptete, die Meister der Künste
seien nicht Meister in den sieben freien Künsten,
sondern in den sieben Todsünden;
sie seien nicht auf gutem Boden,
weil sie keine Poetik gelernt hätten,
sondern nur Petrus Hispanus
und die "Parva logicalia" kannten.
Er hatte auch viele Zuhörer
und edle Bursianer, und sagte,
dass es nichts mit den Scotisten und Tomisten sei,
und äußerte Beschimpfungen
gegen den heiligen Lehrer.
Die Magister warteten auf den richtigen Zeitpunkt,
um sich mit Gottes Hilfe zu rächen,
und es war Gottes Wille,
dass er einmal eine Rede hielt,
in der er die Magister, Doktoren,
Lizentiaten und Baccalaureaten schmähte,
seinen Untertan lobte
und die heilige Theologie tadelte.
Dies löste bei den Herren der Fakultät
große Empörung aus.
Die Meister und Doktoren
versammelten einen Rat und sagten:
Was sollen wir tun?
Dieser Mann begeht viele anstößige Dinge;
wenn wir ihn so laufen lassen,
wird alle Welt glauben,
dass er gelehrter ist als wir.
Lasst die Neuen nicht kommen und sagen,
dass sie auf einem besseren Weg sind als die Alten,
und dann wird unsere Universität entehrt
und lächerlich gemacht.
Da sagte Magister Andreas Delitzsch,
der auch ein guter Dichter ist,
dass er den Eindruck habe,
dass Sommerfeld so etwas
wie ein fünftes Rad an der Universität sei,
weil er die anderen Fakultäten daran hindere,
Akademikern die Möglichkeit zu geben,
sich auf ihre Promotion vorzubereiten.
Auch die anderen Magister schworen,
dass es so sei,
und als gemeinsames Ergebnis wurde beschlossen,
diesen Dichter zu relegieren oder zu vertreiben,
auch wenn das bedeutete,
sich für immer seine Feindschaft zuzuziehen.
Sie luden ihn vor den Rektor
und schlugen die Vorladung an die Kirchentüren;
er erschien, hatte einen Anwalt bei sich
und verlangte, sich zu verteidigen,
und hatte auch andere Freunde,
die ihm beistanden.
Die Magistrate verlangten,
dass diese gehen sollten,
weil sie sonst einen Meineid leisten würden,
wenn sie sich gegen die Universität stellten.
Auch die Richter erwiesen sich
in dem Streit als mutig;
sie blieben standhaft und schworen,
um der Gerechtigkeit willen
niemanden zu verschonen;
aber einige Anwälte und Höflinge
plädierten für ihn.
Da sagten die Richter, das sei nicht möglich,
sie hätten Statuten, und nach den Statuten
müsse er entlassen werden.
Und seltsam ist, dass sogar der Fürst für ihn bat;
aber es nützte nichts,
denn sie sagten dem Herzog,
er müsse die Statuten der Universität
in Ordnung halten,
denn die Statuten seien für die Universität,
was der Einband für ein Buch sei,
und wenn die Statuten nicht wären,
gäbe es keine Ordnung in der Universität,
es würde Zwietracht
unter den Mitgliedern herrschen
und völliges Chaos entstehen:
deshalb müsse er für das Beste
der Universität besorgt sein,
so wie es sein Vater getan habe.
Daraufhin ließ sich der Fürst überreden
und erklärte, dass er nicht gegen die Universität
handeln könne und dass es besser sei,
wenn eine Person ausgeschlossen werde,
als dass die ganze Universität
Schande und Schmach erleide.
Da freuten sich die Herren und sagten:
Herzog, Gott sei Dank
für die gute Gerechtigkeit.
Und der Rektor ließ an den Kirchentüren aushängen,
dass Sommerfeld auf zehn Jahre entlassen sei;
seine Zuhörer aber waren
voll vieler Bemerkungen darüber
und sagten, die Herren vom Rat
hätten Sommerfeld ein Unrecht getan,
während die Herren ihrerseits sagten,
sie würden keinen Pfennig dafür geben.
Einige Bursianer sagten, Sommerfeld
wolle sich für die Beleidigung rächen
und die Universität vor die römische Kurie zitieren.
Da lachten die Magister und sagten:
Haha, was wollte der Schlingel denn machen?
Und nun wisst, dass an der Universität
große Harmonie herrscht
und dass Magister Delitzsch
über Humaniora doziert;
ebenso der Magister von Rothenburg,
der ein Buch geschrieben hat,
das dreimal so groß ist wie Virgils Gesamtwerk.
Er hat auch viel Gutes
in dieses Buch aufgenommen:
zur Verteidigung der heiligen Mutter Kirche,
zum Lob der Heiligen,
und besonders hat er unsere Universität
und die heilige Theologie
und die humanistische Fakultät empfohlen,
und tadelt jene weltlichen und heidnischen Dichter.
Die Magister sagen auch,
dass seine Gedichte so gut sind
wie die von Virgil und keine Fehler haben,
denn er versteht die Kunst, Verse zu machen,
perfekt und war schon vor zwanzig Jahren
ein guter Verseschmied.
Deshalb haben die Herren des Rates ihm erlaubt,
anstelle von Terenz öffentliche Vorträge
über dieses Buch zu halten,
da es notwendiger ist als Terenz,
ein gutes Christentum enthält
und nicht von Huren und Possenreißern handelt,
wie Terenz.
Sie müssen diese Nachricht
an Ihrer Universität bekannt machen,
dann wird es Busch vielleicht so gut ergehen
wie Sommerfeld.
Wann werden Sie mir Ihr Buch
gegen Reuchlin schicken?
Sie sprechen viel davon,
und doch ist es nichts.
Sie haben mir auch geschrieben,
dass Sie es mir wirklich schicken wollten,
und doch tun Sie es nicht.
Gott vergebe dir,
dass du mich nicht so liebst, wie ich dich liebe,
denn du bist für mich wie mein eigenes Herz.
Aber sende es mir doch, denn
ich habe von Herzen gewünscht,
dieses Osterlamm mit dir zu essen,
das heißt, dieses Buch zu lesen.
Schreibe mir auch Nachrichten,
und verfeinere einmal einen Aufsatz
oder einige Verse über mich, wenn ich es wert bin.
Nun lebe wohl in Christus, unserem Herrn und Gott,
für immer und ewig!